Gesund in Schaumburg

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Seite 34 Sonnabend, 19. Mai 2012 G ESUND IN S CHAUMBURG Hubert Koch (*) hat mit sei- nem Sportverein den Aufstieg geschafft. Heute ist die Saison- abschlussfeier: Es gibt ein def- tiges Essen und auch ein wenig Weißwein. Hubert Koch freut sich zwar auf die Geselligkeit und das gute Essen, fürchtet aber auch gleichzeitig, dass das in letzter Zeit immer häufigere Brennen hinter dem Brustbein spätestens dann einsetzt, wenn er schlafen geht. Auch früher hat er die- ses Gefühl hin und wieder schon mal bemerkt. Dann hat en kennen das auch aus der Schwangerschaft. Bei den al- lermeisten ist jedoch der kom- plizierte Schließapparat der Speiseröhre nicht mehr rich- tig in Takt. Zu einem festen Verschluss der Speiseröhre gegen den Magen brauchen wir einen kompetenten Speiseröhren- Schließmuskel – am besten in einer Ebene mit dem Zwerch- fell, das den Bauch- vom Brustraum trennt. Oftmals ist die Speiseröhre jedoch in der Richtung des Brustraums lu- xiert. Man spricht von einer Hernie oder einem Zwerch- fellbruch. Ein solcher Bruch begünstigt dann den sauren Rückfluss, da beide Muskeln nicht mehr gemeinsam die Speisröhre verschließen. „Eigentlich wäre das aber nicht weiter schlimm, wenn sich die Speiseröhre nicht durch die Säure oftmals ent- zünden würde“, sagt Dr. Mi- chael Hecht, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie. Hierbei kann es zu Blutungen kommen, die sogar zur Blut- armut führen können. Auch Engstellen, die von Speisen nicht mehr gut passiert wer- den können, können die Fol- ge sein. Die Schleimhaut der Spei- seröhre setzt sich gegen die Säure zur Wehr, indem sie sich in Dünndarmschleimhaut um- wandelt. Hierbei entsteht der sogenannte Barretto-Esopha- gus. „Dieser sollte in jedem Fall diagnostiziert werden, da er Zellveränderungen enthal- ten kann, die sich im Laufe der Zeit zum Krebs weiterentwi- ckeln können“, sagt Hecht. „Bei solchen Veränderun- gen sind regelmäßige Kont- rolluntersuchungen (Magen- spiegelungen) notwendig, um Frühformen zu erkennen, die dann endoskopisch abgetra- gen werden können, bevor sie als bösartiger Tumor operativ entfernt werden müssen. Zwar sind diese Tumoren relativ sel- ten, aber die Häufigkeit nimmt im Gegensatz zu den anderen Krebserkrankungen deutlich zu.“ Schon mein Vater hatte immer wieder Sodbrennen, jetzt leide ich auch darunter. Bisher hatte ich das für eine harmlose Beschwerde gehalten, jetzt höre ich immer wieder von einem erhöhten Krebsrisiko. Was ist dran ? Grundsätzlich stimmt, dass Patien- ten mit Sodbrennen eine Hochrisi- kogruppe für Krebs des Übergan- ges zwischen Speiseröhre und Magen darstellen, weswegen in jedem Fall einmal eine hochauflösende Magen- spiegelung durchgeführt werden soll- te. Danach sollten mit einem Spezi- alisten weitere Überwachungsstrate- gien festgelegt werden. Insgesamt ist das Krebsrisiko jedoch gering. Haben die zur Behandlung empfohlenen Säureblocker Nebenwirkungen? Es handelt sich bei sog. Säureblokern mit um die meistverschriebenen Me- dikamente überhaupt. Die Anzahl un- erwünschter Arzneimttelnebenwir- kungen sind gering. In seltenen Fäl- len können die Leberwerte ansteigen. Durch die Anhebung des Magen-pH- Wertes soll allerdings das Kalzium schlechter aus dem Essen aufgenom- men werden. Dies gilt allerdings für alle Präperate und auch für das alt- bekannte Natron. Frauen mit einem hohen Risiko für Osteoporose soll- ten deshalb vielleicht kritisch beden- ken, ob eine Medikation wirklich not- wendig ist. Was kann ich selbst gegen das Sodbrennen tun ? Es gibt sog. Lifestylemassnahmen: Übergewicht reduzieren (senkt den Druck im Bauch), Nichtrauchen, Alkohol meiden (Nikotin und Alko- hol senken den Druck des Schließ- muskels). Also leben Sie einfach mög- lichst gesund. Das tue ich bereits. Trotzdem brennt es vor allem nachts. Was jetzt? Meiden Sie große Mahlzeiten abends, bewegen Sie Sich noch nach der letz- ten Mahlzeit und meiden Sie abends Süßigkeiten und das gerne empfoh- lenen Gläschen Rotwein. Wenn das nicht hilft, versuchen Sie das Kopf- teil Ihres Bettes höherzustellen. Die preiswerteste Maßnahme ist der Backstein unter den oberen Bettpfos- ten, so dass das Bett ganz leicht zum Fußende geneigt ist. Dann kommt aber schon die medikamentöse The- rapie. Jede Woche eine Gesundheitsseite in den SN: Neben aktuellen Themen zu Gesundheit und Krankheitsbildern stellen wir Ihnen die passenden Therapiemethoden vor und machen Ursache oder Verlauf einer Erkrankung verständlich. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit zu den behandelten Themen Ihre Fragen an uns zu stellen! Schreiben Sie einfach per Email [email protected] VORTRAGSHINWEIS: 10.7. Sodbrennen Kreiskrankenhaus Stadthagen, Referent: Dr. Michael Hecht, Leitender Arzt der Gastroenterologie BEGINN 17 UHR. Ursachen und Folgen von Sodbrennen Einfach ätzend Wenn die Magensäure in die Speiseröhre gelangt Krebs als mögliche Folge Erste Symptome Dr. Michael Hecht Leitender Arzt der Gastroenterologie, KKH Stadthagen Sodbrennen lässt sich heute jedoch sehr zuverlässig mittels Medikamenten behandeln. So- genannte Protonenpumpen- hemmer heben den pH-wert der Magensäure an und be- kämpfen das Symptom zuver- lässig. In niedrigen Dosierun- gen sind sie rezeptfrei in den Apotheken erhältlich. Nichts- destotrotz sollte im Lauf der Beschwerden eine Magenspie- gelung zum Ausschluss von Komplikationen durchgeführt werden, empfiehlt Hecht. Als Alternative zur Tablet- tentherapie kann der untere Verschlussapparat der Speise- röhre auch durch eine Opera- tion wiederhergestellt werden. Hierbei wird der obere Ma- genanteil als Manschette um den Mageneingang gelegt und mit Nähten fixiert. „Diese so- genannte Fundoplicatio wird heute ohne großen Bauch- schnitt durchgeführt und stellt eine komplikationsarme Alter- native zur dauerhaften Tablet- tentherapie dar“. Lästige Symptome sind gefährlich Rund 30 Prozent al- ler Deutschen leiden zumin- dest gelegentlich unter dieser Krankheit. In Schaumburg ist folglich mit etwa 50.000 Be- troffenen zu rechnen. Damit ist Sodbrennen so etwas wie eine Volkskrankheit. Wer daran leidet, braucht über den Begriff Sodbren- nen hinaus meist keine we- sentliche Beschreibung. Blu- miger formuliert kann man auch von Drücken hinterm Brustbein, Ätzen im Hals oder Lodern im Schlund sprechen. Diese Symp- tome sind äußerst lästig. Das ständige Brennen je nach Patient überwiegend tagsüber oder überwiegend nachts – macht den Betroffe- nen das Leben teilweise zur Hölle. In Lebensqualitätun- tersuchungen zeigen sich bei regelmäßig Geplagten ähn- lich schlechte Werte wie bei Krebskranken mit Tumor- schmerzen. Behandlungsmöglichkeiten Verträgliche Medikamente rezeptfrei Ihre Fragen zu den angekündigten Themen schicken Sie als Email bitte einfach an: [email protected] THEMENÜBERSICHT Persönlich erstellt für:

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Sodbrennen - 19. Mai 2012

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Seite 34 Sonnabend, 19. Mai 2012GESUND IN SCHAUMBURG

Hubert Koch (*) hat mit sei-nem Sportverein den Aufstieg geschafft. Heute ist die Saison-abschlussfeier: Es gibt ein def-tiges Essen und auch ein wenig Weißwein. Hubert Koch freut sich zwar auf die Geselligkeit und das gute Essen, fürchtet aber auch gleichzeitig, dass das in letzter Zeit immer häufigere Brennen hinter dem Brustbein spätestens dann einsetzt, wenn er schlafen geht.

Auch früher hat er die-ses Gefühl hin und wieder schon mal bemerkt. Dann hat

en kennen das auch aus der Schwangerschaft. Bei den al-lermeisten ist jedoch der kom-plizierte Schließapparat der Speiseröhre nicht mehr rich-tig in Takt.

Zu einem festen Verschluss der Speiseröhre gegen den Magen brauchen wir einen kompetenten Speiseröhren-Schließmuskel – am besten in einer Ebene mit dem Zwerch-fell, das den Bauch- vom Brustraum trennt. Oftmals ist die Speiseröhre jedoch in der Richtung des Brustraums lu-xiert. Man spricht von einer

Hernie oder einem Zwerch-fellbruch. Ein solcher Bruch begünstigt dann den sauren Rückfluss, da beide Muskeln nicht mehr gemeinsam die Speisröhre verschließen.

„Eigentlich wäre das aber nicht weiter schlimm, wenn sich die Speiseröhre nicht durch die Säure oftmals ent-zünden würde“, sagt Dr. Mi-chael Hecht, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie.Hierbei kann es zu Blutungen kommen, die sogar zur Blut-armut führen können. Auch Engstellen, die von Speisen

nicht mehr gut passiert wer-den können, können die Fol-ge sein.

Die Schleimhaut der Spei-seröhre setzt sich gegen die Säure zur Wehr, indem sie sich in Dünndarmschleimhaut um-wandelt. Hierbei entsteht der sogenannte Barretto-Esopha-gus. „Dieser sollte in jedem Fall diagnostiziert werden, da er Zellveränderungen enthal-

ten kann, die sich im Laufe der Zeit zum Krebs weiterentwi-ckeln können“, sagt Hecht.

„Bei solchen Veränderun-gen sind regelmäßige Kont-rolluntersuchungen (Magen-spiegelungen) notwendig, um Frühformen zu erkennen, die dann endoskopisch abgetra-gen werden können, bevor sie als bösartiger Tumor operativ entfernt werden müssen. Zwar sind diese Tumoren relativ sel-ten, aber die Häufigkeit nimmt im Gegensatz zu den anderen Krebserkrankungen deutlich zu.“

Schon mein Vater hatte immer wieder Sodbrennen, jetzt leide ich auch darunter. Bisher hatte ich das für eine harmlose Beschwerde gehalten, jetzt höre ich immer wieder von einem erhöhten Krebsrisiko. Was ist dran ?

Grundsätzlich stimmt, dass Patien-ten mit Sodbrennen eine Hochrisi-kogruppe für Krebs des Übergan-ges zwischen Speiseröhre und Magen darstellen, weswegen in jedem Fall einmal eine hochauflösende Magen-spiegelung durchgeführt werden soll-te. Danach sollten mit einem Spezi-alisten weitere Überwachungsstrate-gien festgelegt werden. Insgesamt ist das Krebsrisiko jedoch gering.

Haben die zur Behandlung empfohlenen Säureblocker Nebenwirkungen?

Es handelt sich bei sog. Säureblokern mit um die meistverschriebenen Me-dikamente überhaupt. Die Anzahl un-erwünschter Arzneimttelnebenwir-kungen sind gering. In seltenen Fäl-len können die Leberwerte ansteigen.Durch die Anhebung des Magen-pH-Wertes soll allerdings das Kalzium schlechter aus dem Essen aufgenom-men werden. Dies gilt allerdings für alle Präperate und auch für das alt-bekannte Natron. Frauen mit einem hohen Risiko für Osteoporose soll-ten deshalb vielleicht kritisch beden-ken, ob eine Medikation wirklich not-wendig ist.

Was kann ich selbst gegen das Sodbrennen tun ?

Es gibt sog. Lifestylemassnahmen: Übergewicht reduzieren (senkt den Druck im Bauch), Nichtrauchen,

Alkohol meiden (Nikotin und Alko-hol senken den Druck des Schließ-muskels). Also leben Sie einfach mög-lichst gesund.

Das tue ich bereits.Trotzdem brennt es vor allem nachts. Was jetzt?

Meiden Sie große Mahlzeiten abends,bewegen Sie Sich noch nach der letz-ten Mahlzeit und meiden Sie abends Süßigkeiten und das gerne empfoh-lenen Gläschen Rotwein. Wenn das nicht hilft, versuchen Sie das Kopf-teil Ihres Bettes höherzustellen. Die preiswerteste Maßnahme ist der Backstein unter den oberen Bettpfos-ten, so dass das Bett ganz leicht zum Fußende geneigt ist. Dann kommt aber schon die medikamentöse The-rapie.

Jede Woche eine Gesundheitsseite in den SN: Neben aktuellen Themen zu Gesundheit und Krankheitsbildern stellen wir Ihnen die passenden Therapiemethoden vor und machen Ursache oder Verlauf einer Erkrankung verständlich. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit zu den behandelten Themen Ihre Fragen an uns zu stellen!Schreiben Sie einfach per Email [email protected]

VORTRAGSHINWEIS:

10.7. SodbrennenKreiskrankenhaus Stadthagen,Referent: Dr. Michael Hecht,Leitender Arzt der Gastroenterologie

BEGINN 17 UHR.

Ursachen und Folgen von Sodbrennen

Einfach ätzendWenn die Magensäure in die Speiseröhre gelangt

Krebs als mögliche Folge

Erste Symptome

Dr. Michael HechtLeitender Arzt der Gastroenterologie,KKH Stadthagen

Sodbrennen lässt sich heute jedoch sehr zuverlässig mittels Medikamenten behandeln. So-genannte Protonenpumpen-hemmer heben den pH-wert der Magensäure an und be-kämpfen das Symptom zuver-lässig. In niedrigen Dosierun-gen sind sie rezeptfrei in den Apotheken erhältlich. Nichts-destotrotz sollte im Lauf der Beschwerden eine Magenspie-gelung zum Ausschluss von Komplikationen durchgeführt werden, empfiehlt Hecht.

Als Alternative zur Tablet-tentherapie kann der untere Verschlussapparat der Speise-röhre auch durch eine Opera-tion wiederhergestellt werden.Hierbei wird der obere Ma-genanteil als Manschette um den Mageneingang gelegt und mit Nähten fixiert. „Diese so-genannte Fundoplicatio wird heute ohne großen Bauch-schnitt durchgeführt und stellt eine komplikationsarme Alter-native zur dauerhaften Tablet-tentherapie dar“.

Lästige Symptomesind gefährlich

Rund 30 Prozent al-ler Deutschen leiden zumin-dest gelegentlich unter dieser Krankheit. In Schaumburg ist folglich mit etwa 50.000 Be-troffenen zu rechnen. Damit ist Sodbrennen so etwas wie eine Volkskrankheit.

Wer daran leidet, braucht über den Begriff Sodbren-nen hinaus meist keine we-sentliche Beschreibung. Blu-miger formuliert kann man

auch von Drücken hinterm Brustbein, Ätzen im Hals oder Lodern im Schlund sprechen. Diese Symp-tome sind äußerst lästig.

Das ständige Brennen – je nach Patient überwiegend tagsüber oder überwiegend nachts – macht den Betroffe-nen das Leben teilweise zur Hölle. In Lebensqualitätun-tersuchungen zeigen sich bei regelmäßig Geplagten ähn-lich schlechte Werte wie bei Krebskranken mit Tumor-schmerzen.

BehandlungsmöglichkeitenVerträgliche Medikamente rezeptfrei

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