GLAS – DER WERKSTOFF FÜR TAUSEND ANWENDUNGEN · 2017. 9. 25. · Gemisch aus Mineralien. Seit...

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WIRTSCHAFT UMWELT KONSUM TECHNOLOGIE FORSCHUNG KULTUR Das Magazin des ARA Systems Nummer 1/ 2008 GLAS – DER WERKSTOFF FÜR TAUSEND ANWENDUNGEN

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  • WIRTSCHAFTUMWELTKONSUM

    TECHNOLOGIEFORSCHUNG

    KULTUR

    Das Magazin des ARA Systems Nummer 1/ 2008

    GLAS – DER WERKSTOFF FÜR TAUSEND ANWENDUNGEN

  • Editorial

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    Liebe Leserinnen und Leser,

    Glas: Verpackungen, Trinkgläser, Fenster, Schmuck, die Einsatzgebiete des flexiblenWerkstoffs sind vielfältig. Der aktuelle TRENNT bietet den gläsernen Durchblick undwidmet sich diesem Material der abertausend Anwendungen.

    Im Mittelalter noch ein wahres Luxusgut, hat sich Glas dank technologischem Fort-schritt zu einem geschätzten Massenprodukt entwickelt. Glas des Mittelalters ist mitunserem modernen Glas nicht zu vergleichen: Formlose Becher aus dickwandigemGlas oder wenig transparente Glasfenster sind für diese Zeit charakteristisch. Heuteist das freilich anders. So können Glasverpackungen in nahezu jeder Form produziertwerden, und auch die Farben werden immer vielfältiger, vom klassischen Grün undBraun bis zu ausgefallenem Blau und Türkis. Bei der Farbgebung geht es aber nichtnur darum, besonders aufzufallen, im Vordergrund steht vielfach der Produktschutz,denn dunkle Glasverpackungen schützen lichtempfindliche Produkte vor Lichtein-flüssen und liefern damit einen wichtigen Beitrag zur Qualität des Inhalts. Nicht zuletztdurch all diese positiven Eigenschaften nutzen Verpackungsdesigner den WerkstoffGlas, um Produkten ihre ganz spezielle Identität zu geben.

    Auch beim Gewicht hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Glasverpackungenwerden immer leichter. Das bedeutet zum einen eine Material- und damit Energie-einsparung in Produktion und Transport und freut zum anderen die KonsumentInnen,die nicht mehr schwer tragen müssen.

    Nachdem Glas seine Aufgabe als Verpackung erfüllt hat, landet es in der Altglas-sammlung. Und dann? Dann beginnt alles wieder von vorne: Die Glasverpackungenwerden eingeschmolzen, und neue Flaschen, Konservengläser, Parfumflakons etc. entstehen. Ein geschlossener Kreislauf, der unendlich wiederholt werden kann, dennGlasverpackungen büßen beim Recycling nichts von ihrer Qualität ein.

    Doch wozu ist Glasrecycling eigentlich gut, fragen Kritiker. Beim HauptbestanteilQuarzsand wird es wohl kaum zu einer Ressourcenknappheit kommen. Da haben sie zwar Recht, aber Glasrecycling macht dennoch Sinn – es spart Energie: Altglasschmilzt bei niedrigeren Temperaturen als Primärrohstoffe, und außerdem wird Deponievolumen eingespart.

    Christian MayerARA System Kommunikation

  • I M P R E S S U M

    HERAUSGEBERARA Altstoff Recycling Austria AG

    CHEFREDAKTIONSimone de Raaij, Tel. +43 (0)1/599 97-310, Fax: +43 (0)1/599 97-399

    CHEFIN VOM DIENSTBarbara Puhr, Ecker & Partner Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying GmbH

    ANSCHRIFT DES HERAUSGEBERS UND DER REDAKTIONARA Altstoff Recycling Austria AGMariahilfer Straße 123; 1060 Wien Tel. +43 (0)1/599 97-0, Fax: +43 (0)1/595 35 35www.ara.at

    PRODUKTION UND DESIGNR+K Kowanz

    HERSTELLUNG UND DRUCKGrasl Druck & Neue Medien, Bad Vöslau

    OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZMedieninhaber: ARA Altstoff Recycling Austria AG Sitz: Mariahilfer Straße 123; 1060 Wien

    OFFENLEGUNG DER BLATTLINIE GEMÄSS § 25 ABS. 4 MEDIENGESETZErklärung über die grundlegende Richtung: Die Publikation dient der Information aller Bezugsgruppen des ARA Systems und verpflichtet sich, einen umfassenden und umfangreichen Überblick über aktuelle Entwick lungen,Trends und Ereignisse zu liefern, die von besonderer Relevanz für Kunden undARA System sind.

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    ALTER STOFF FÜR TAUSENDANWENDUNGEN

    Topic

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    WISSENSWERTES UND KURIOSES RUND UM GLAS

    Facts & Figures

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    PERLEN IM GLAS

    Portrait

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    ABFALL VERMEIDEN ZAHLT SICH AUS

    ARA System Inside

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    ÖSTERREICHER SIND WELTMEISTER BEI DER MÜLLTRENNUNG

    ARA System Inside

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    HEUSCHRECKENFREIE ZONE

    ARA System Inside

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    KUNDEN SCHÄTZEN ARA

    ARA System Inside

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    PRODUKTGESICHT MIT DURCHBLICK

    Lab

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    GLAS WIRD ZU GLAS WIRD ZUGLAS …

    Ambience

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    GLAS-BAU-STEINE

    Zone

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    WERKSTATT FÜR GLAS

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    NEUE VERPACKUNGSEINSTUFUNG VON BLUMENTÖPFEN

    TERMINE

    Characters Extras

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    HART WIE STAHL UND DOCH ZERBRECHLICH. Glas vereintdie widersprüchlichsten Eigenschaften in sich. Es kann härterals Stahl sein und dennoch verschleißen. Es kann Gebäudetragen und trotzdem dünn wie Papier und biegsam wie einGrashalm sein. Ein feines Stück Glas, das in monatelangerArbeit geschaffen wurde, kann in Bruchteilen von Sekundenzerbrechen, ein anderes Stück dagegen schützt Raumfähren,wenn sie wieder in die Erdatmosphäre eintreten. „Es gibtGlasprodukte und -anwendungen aus allen Bereichen zwi-schen Kunst und hoch technisierter Industrie“, meint etwader Verpackungs- und Produktdesigner Chris Lefteri. „Nurunsere Phantasie setzt der Formbarkeit von Glas Grenzen“,ist sich der Autor des Buchs „Glas“ sicher. Und der im 19. Jahr -hundert lebende Schriftsteller Theodor Fontane drückt es soaus: „Ich war immer schon der Ansicht, dass es Wichtigeresgibt als Gold. Glas zum Beispiel halte ich für nützlicher.“

    UNTERKÜHLTE FLÜSSIGKEIT. Dabei sind Grundlagen undHerstellung des einmal durchsichtigen, einmal opaken Mate-rials relativ simpel. Wenn man Quarzsand mit einem Fluss-mittel (Soda, Pottasche) und Kalk als Stabilisator auf etwa1.400 Grad Celsius erhitzt, entsteht eine weiß-gelb leuchtendeSchmelze. Wird diese schnell abgekühlt und werden die obenerwähnten Zusätze beigegeben, dann entsteht eine Art unter-kühlte Flüssigkeit, eine amorphe Struktur – das Glas. In derNatur entsteht Glas bei Vulkanausbrüchen in Form von tief-schwarzem Obsidian.

    Der Mensch hat lange vor unserer Zeit gelernt, dieserSchmelze während des Abkühlungsprozesses eine von ihmbeeinflusste Form zu geben. Das Besondere an Glas ist näm-lich, dass es keinen fixen Schmelzpunkt, sondern einen Tem-peraturbereich (etwa 700 bis 1200 Grad Celsius) hat, in demes sich formen lässt. „Die Konsistenz am oberen Ende diesesIntervalls lässt sich am ehesten mit Honig vergleichen“, er-klärt der Geschäftsführer der renommierten GlasmanufakturLobmeyer Leonid Rath. „Wie man sich vorstellen kann,braucht es viel Geschick und Übung, die weiche und glühendeMasse zu formen.“

    Neben den Grundmaterialien der Schmelze wurde derMensch nicht müde, immer neue eigenschaftsverändernde

    Zusatzstoffe, etwa Blei oder Bariumoxid, zu finden. So ge-schieht das Färben von Glas durch Beimischung von Metall-oxiden: Eisenoxid, mit viel Sauerstoff geschmolzen zum Bei-spiel, färbt gelbgrün, mit wenig Sauerstoff blaugrün. Kupfer-oxide färben grün und rot, Kobaltoxid wiederum ergibt dasberühmte tiefe Kobaltblau.

    GLÄSERNE BÄCHE. „Der Blick in die Vergangenheit hilft dasWunder des Glases neu zu begreifen, wenn es uns heute allzuselbstverständlich erscheint“, meint Rath. Wenn man diesesMaterial näher kennen lernen wolle, sei es spannend, sich mitder Geschichte seiner Herstellung zu befassen. Der römischeGelehrte Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.) etwa berichtetin seiner „Naturalis Historia“ von einer Sage, derzufolge einSchiff, beladen mit Natron, an einem Sandstrand Phönikiens(Syrien) gelandet sein soll. Die Mannschaft hätte sich, „umihre Mahlzeit zu bereiten, an der Küste verteilt; da sie aberkeine Steine fanden, um ihre Kessel darauf zu stellen, hättensie aus dem Schiff Stücke von Natron geholt und diese unter-gelegt; als sie erhitzt wurden und sich dabei mit dem Ufer-sand vermischten, seien durchscheinende Bäche einer neuenFlüssigkeit davon geflossen, und dies sei der Ursprung desGlases gewesen ...“

    ALTER STOFF FÜR TAUSEND ANWENDUNGEN

    Sand, Asche, Kalk. Das sind im Wesentlichen die simplen Grundzutaten eines der außergewöhnlichsten Materialien, das die Menschheit kennt: Glas. Kein anderer Werkstoff ist anpassungsfähiger als dieses Gemisch aus Mineralien. Seit Jahrtausenden in Gebrauch, kommt Glas bis heute bei technisch modernstenAnwendungen zum Einsatz. Es ist allgegenwärtig und spielt in fast jeder Branche eine Rolle: von Transport-über Verpackungswesen bis hin zu Mode und Dekoration. Nicht zuletzt ist der Packstoff zu hundert Prozentstofflich wieder verwertbar.

    Rot glühendes Glas wird in Form gepresst und langsam abgekühlt.

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    abgelegenen Waldgebieten angelegt. Noch heute erinnernmanche Ortsnamen, wie z.B. die deutschen Orte Glashüttenund Glashagen, an die große Bedeutung dieser Produktions -stätten von Gebrauchsglas. „Das Mittelalter brachte zwarwenig Luxusglas hervor, jedoch bildeten sich zu dieser Zeitwichtige Grundformen des europäischen Gebrauchsglasesheraus“, fasst Leonid Rath die Errungenschaften dieser Periodezusammen.

    ... SCHNITTGLAS. Luxusglas fand sich an anderer Stelle. Denvenezianischen Alchemisten war es nämlich gelungen, ausden feinen Sanden des Po-Deltas und der sodahaltigen Aschevon Sumpfpflanzen der Lagune und aus importierten Roh-stoffen der Levante ein besonders klares und reines Glas herzustellen – das „cristallo“. Die Venezianer wachten eifer-süchtig über diesen Schatz und verbaten den Glasmachern,„ihre“ Insel, Murano, zu verlassen. Dennoch lief ab dem 18. Jahrhundert barockes Schnittglas, vor allem aus Böhmen,Schlesien, Nürnberg, Brandenburg oder Sachsen, dem vene-zianischen Glas den Rang ab: Die Venezianer beherrschtendie Kunst des Glasschnitts und -schliffs nicht. In Böhmen

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    Glasherstellung im 12. Jahrhundert

    ORIENTALISCHE WURZELN. Es lässt sich allerdings nicht mitletzter Gewissheit sagen, ob die Glasherstellung in Mesopota-mien, in Ägypten oder an der Levanteküste erfunden wurde.Im Vorderen Orient hat man tatsächlich Grabbeigaben gefun-den, die in das 4. Jahrtausend vor Christus datiert werdenkönnen. Es sind hauptsächlich Perlen und Amulette, seltentransparent und eng mit der Keramik verwandt. „Das Glaswurde zu Beginn meist als Edelsteinersatz verwendet“, hältRath fest. Die ältesten regelmäßig auftretenden Glasfundestammen aus Mesopotamien. Es waren auch Bruchstückehohler Glasgefäße darunter, deren Herstellung sich nochdeutlich von den heutigen Methoden unterschied. Rath: „Eslässt sich ein langsames Herantasten an den neuen WerkstoffGlas nachvollziehen.“ In Ägypten wurde es seit etwa 1400vor Christus zu Gefäßen verarbeitet.

    Die erste bekannte Rezeptur ist aus der Bibliothek des assyri-schen Königs Assurbanibal überliefert, die auf rund 650 vorChristus datiert wird: „Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Ascheaus Meerespflanzen und fünf Teile Kreide, und du erhältstGlas.“ Zu dieser Zeit wurde schon wesentlich mehr Glas verarbeitet. Zur Römerzeit wurde Glas mit Flusssand undNatron aus Ägypten geschmolzen. Plinius berichtet von Glassandlagern in Italien, Hispanien und Gallien, aber keinedieser Stätten entwickelte eine so bedeutende Glasherstellungwie an der palästinensischen Küste zwischen Akkon undTyros und den ägyptischen Glashütten rund um den WadiNatrun bei Alexandria.

    DIE PFEIFE DER REVOLUTION. Um Christi Geburt – wahr-scheinlich unter den Phöniziern – kam es zu einer techni-schen Revolution, die auch heute die Glastechnologie nochwesentlich bestimmt: Die Erfindung der Glasmacherpfeifeund damit die Technik des Glasblasens. Damit begann derAufstieg des Materials zum Gebrauchsgegenstand. Bisher nurfür Luxusartikel zugänglich, verbreitete sich das Gebrauchs-glas aufgrund dieser Vereinfachung und der damit einher-gehenden Verbilligung rasant. Tiegel, längliche Salbengefäße,Schalen, Aschenurnen, viereckige und bauchige Flaschen inallen Größen sowie in neuartige Modeln (Reliefformen) ein-geblasene Behälter entstanden. Glashütten tauchten im Laufedes ersten und zweiten Jahrhunderts in ganz Europa auf. Behälter und Trinkgefäße aus Glas hatten (und haben) denVorteil, dass sie, im Gegensatz zu den damals üblichen Ton-,Holz-, Metall- oder Lederbehältnissen, geschmacksneutralsind. Eine Eigenschaft, die bis in unsere Tage hoch geschätztwird.

    WALDGLAS UND ... Die Klöster des Mittelalters bewahrtendas Wissen des Altertums. So beschrieb der Benediktiner-mönch Theophilus Presbyter am Anfang des 12. Jahrhundertsdie Glasherstellung, das Blasen von Flachglas und Hohlglassowie die Ofentechnologie. Gut möglich, dass dieser Text dieGrundlage für die prächtigen Kirchenfenster der Gotik undauch für das so genannte Waldglas darstellte. Um die enormeMenge an Holz, die für die Befeuerung der Öfen und mehrnoch für die Aschegewinnung – statt des antiken Soda wurdeAsche (Kaliumkarbonat) benutzt – nötig war, nicht überlange Wege befördern zu müssen, wurden Glashütten in

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    etwa begann man der Schmelze Kalk in Form von Kreide beizumengen. Es entstand ein besonderes reines und glänzen-des Glas, das hervorragend für den Glasschnitt geeignet ist –das böhmische Kristallglas. Die böhmische Glastradition lebtja bis heute weiter: Der Ursprung der Tiroler KristalldynastieSwarovski lag beispielsweise im heutigen Tschechien.

    LICHT REIN, KÄLTE RAUS. Insbesondere im nördlichen TeilEuropas schritten die Entwicklungen auf dem Gebiet derGlas technologie – vor allem in der Herstellung von farblosemwie farbigem Fensterscheibenglas – rasch voran. Die Histori-ker und Anthropologen Alan Macfarlane und Gerry Martindeuten diese Errungenschaft in ihrem Buch „Eine Welt ausGlas“, worin sie die Kulturgeschichte des Glases beleuchten,folgender maßen: „Das hatte unter anderem eine praktischeAuswirkung auf die Arbeitsbedingungen. Abgeschirmt vonden Natur gewalten, konnte man in der kalten und dunklenNordhälfte Europas fortan länger und mit größerer Genauig-keit arbeiten. Licht strömte in die Räume ein, die Kälte aber blieb außen vor.“ Und weiter: „Wie es scheint, hat die Verwendung von Fenster glas die Beziehung zwischenMensch und Umwelt verändert, und zwar in einer Weise, die wir heute nur sehr schwer nachvollziehen können.“ KeinWunder auch, erklären die Autoren, dass die Optik zum zen-tralen Forschungsbereich der mittel-alterlichen Wissenschaftim westlichen Europa geworden sei.

    EINSATZ DER MASCHINEN. Im frühen 19. Jahrhundert wurden neue mechanische Hilfsmittel zum Blasen der Gläserbenutzt. Vor allem in den ersten Industrienationen England,Amerika und Frankreich wurde das Pressglasverfahren per-fektioniert. Auf dem Gebiet der Glasblasemaschinen gelangdem Amerikaner Michael J. Owens 1898 eine der frühestenund praktikabelsten Erfindungen. Nun konnten auch obengeschlossene Formen, wie die Flasche, maschinell hergestelltwerden. Erst mit der Erfindung des so genannten Tropfen-speisers und der von Ingle und Smith 1925 in den USA gebauten IS-Maschine, ließen sich erstmals in sehr kurzer Zeitgleichmäßig starke, leichte Flaschen herstellen. Das Prinzipdieser Technologie wird bis in die Gegenwart angewandt.

    PRESSEN UND BLASEN. Hier geht es um wahre Massen-produktion. Im Werk stoßen Maschinen glühende, geschmol-zene Glasposten aus, die wie Lichtpfeile aussehen, wenn siein die Vorformen fallen. „Bei diesem Verfahren fehlt daskünstlerische und handwerkliche Element der Kleinserienferti-gung“, schreibt Chris Lefteri. Die lauten, dampfenden undmit viel Öl laufenden Automatikmaschinen können täglich je-doch zigtausend Kleinflaschen herstellen. Der Glaspostenwird bei der Fertigung nicht geblasen, sondern zunächst umeine Form herum gepresst. Der Produktionskreislauf wird da-durch beschleunigt und erlaubt wegen der besser beherrsch-baren Glasverteilung die Herstellung dünnwandiger Gefäße.Die Flaschen werden nach dem Formen langsam auf Raum-temperatur abgekühlt, um Spannungen im Glas abzubauen.Beim Press-Blas-Verfahren lassen sich mit den rund um dieUhr laufenden Maschinen pro Tag 400.000 Stücke von derGröße eines Marmeladenglases herstellen, bei Kleingefäßen(z.B. Arzneifläschchen) sogar bis zu 900.000.

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    Heute selbstverständlich, war die Entwicklung des Fenster-scheibenglases eine revolutionäre Errungenschaft.

    Glas ist unverzichtbarer Allrounder mit endlosen Anwendungsgebieten.

    Industrielle Massenproduktion von Einweg-Pressgläsern

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    Das Blas-Blas-Verfahren wird üblicherweise bei schmalhalsigenFlaschen eingesetzt, z.B. für die meisten Getränkeflaschen.Bei den Blas-Blas- und Press-Blas-Verfahren erfolgt die Fertigung mit den gleichen Maschinen, allerdings mit unter-schiedlichen Formen. In beiden Prozessen wird normalesKalknatronglas verwendet, so dass die fertige Flasche zu etwa 70 Prozent aus Sand besteht. Die Vorteile von Glas alsVerpackungsmaterial: Es ist chemisch inaktiv, geschmacks-neutral, hat eine gute Stoßfestigkeit, ist sterilisierbar und zuguter Letzt wieder verwertbar.

    RECYCLING-MEISTER. Seit Mitte der 70er Jahre werden hierzulande Glasverpackungen gesammelt. Betrug 1978 dieJahressammelmenge noch 29.000 Tonnen, waren es 1989schon über 100.000 Tonnen und 2007 bereits 221.000 Tonnen– das Siebenfache gegenüber 1978. Verantwortlich für dieSammlung und Verwertung von Altglas ist im ARA Systemdie Non-Profit-Gesellschaft Austria Glas Recycling GmbH(AGR), die mit rund 84.000 Sammelbehältern ein optimalesSammelnetz betreibt. Die Recyclingquote liegt mit über 80Prozent deutlich über dem europäischen Schnitt von rund 65 Prozent.

    Den heimischen Sammelerfolg führt die AGR auf ein perfek-tes Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurück. Neben„ver lässlichen und motivierten Bürgern“ und dem dichtenSammelnetz funktioniere auch die Kooperation von ARA System, Entsor gungswirtschaft, Kommunen und Glasindus -trie sehr gut. Zudem seien die Umweltgesetze „weitsichtig gestaltet“.

    Glas ist zu hundert Prozent stofflich wieder verwertbar. Altglas wird vor allem bei der Herstellung von neuem Glasverwendet, wodurch große Mengen Energie und Rohstoffeeingespart werden. Dafür ist es notwendig, dass das Glas sortenrein vorliegt. Dies geschieht durch getrenntes Sammeln(Weiß- und Buntglas) in Glascontainern und eine umfangrei-che Sortierung. Glasrecycling ist ein geschlossener Kreislauf.

    Denn jährlich verwertet die Glasindustrie rund 200.000 Tonnen gebrauchte Glasverpackungen. Dieser so genannteSekundärrohstoff wird gemeinsam mit den PrimärrohstoffenQuarzsand, Kalk, Dolomit und Soda eingeschmolzen. Es ent-stehen wieder neue Glasverpackungen. Glasrecycling bringteine beachtliche Energieeinsparung, die dem Verbrauch einerKleinstadt mit etwa 30.000 Einwohnern entspricht.

    GLAS MIT BLÄHUNGEN. Zunehmend finden sich auch andere Anwendungsmöglichkeiten von recyceltem Glas. ZumBeispiel als Dämmstoff etwa beim Hausbau: Zur Herstellungwird das gesammelte Glasmaterial zu Glasmehl vermahlenund zusammen mit einem natürlichen Blähmittel – ähnlicheinem Kuchenteig – aufgebacken. Bei der anschließendenschnellen Abkühlung zerbricht das Material in etwa fünf Zentimeter große Stücke. Dieses Glasschaum-Granulat vereint die physikalischen Eigenschaften von Glas und Luft. Der Aufbau der geschlossenen Zellen und die Konsistenz des Materials bewirken die Beständigkeit gegen Alterungsprozesseund Frost sowie gegen chemische und biologische Einflüsse.Die Dämmwirkung des federleichten Materials entstehtschließlich durch die vielen entstandenen Hohlräume und die darin eingeschlossene Luft.

    AM GLAS-STRAND FLORIDAS. Seltsam mutet im Gegensatzdazu die Idee an, Glas als Sandersatz zu nutzen. Angesichtsder andauernden Erosion an den Stränden Floridas willman im Broward County jetzt recyceltes Glas nutzen, umdamit abgetragene Sandstrände aufzufüllen. Nein, manbringt keine Glassscherben auf den Stränden aus: Das Glaswird dafür zu Granulat verarbeitet und mit gewöhnlichemSand gemischt. Außerhalb der USA – beispielsweise in Neuseeland und auf der Karibikinsel Curacao – wurde recyceltes Glas bereits an den Stränden genutzt. Wieso nicht, sagen Befürworter wie der Recycling-Beauftragte vonBoward County, Phil Bresee: „Im Grunde nehmen wir dasMaterial und bringen es dahin zurück, wo es hingehört.“Sand zu Sand sozusagen.

    Österreich betreibt das dichteste Sammelnetz Europas

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  • Facts & Figures

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    In Österreich werden jährlich rund

    700 MillionenGlasverpackungen

    gesammelt, die aneinander-gereiht 4 Mal den Äquator

    umrunden könnten.

    Glas ist zu 100 Prozentrecycelbar.

    Die kleinste Bierflasche derWelt enthält 10 ml Guinness-Bier. Die größte Bierflaschehatte bei einem Umfang von

    2,17 m eine Höhe von 2,54 m.

    Die älteste bekannteFlaschenpost

    verbrachte 92 Jahreund 229 Tage

    auf See.

    Bereits eine grüneFlasche reicht aus,

    um 500 kg farblosesGlas grünlich ein-

    zufärben.

    Jede/r ÖsterreicherInsammelte 2007 im

    Durchschnitt 24,3 kg Altglas.

    Glasfaserkabelwerden auch

    Lichtwellenleiter genanntund bestehen aus

    Mineralglas, in demLicht geleitet wird.

    Weltweit werden jährlich rund 125 Mio.Tonnen Glasprodukte

    produziert.

    Das kleinste Buddelschiff derWelt steckt in einer Flasche

    von 23,5 mm Länge und 11 mm Durchmesser; der Flaschenhals hat einen inneren Durchmesser

    von 5 mm.

    Die berühmteste Flasche

    der Welt wurde 1915 designt.Die Konturflasche ersetztedie damals übliche, glatte

    Flasche und verlieh Coca-Cola damit sein

    unverwechselbares Erscheinungsbild.

    Durch Glasrecycling wird inÖsterreich Energie gespart.

    Die jährlichen Gas- und Strom-einsparungen entsprechen dem

    Jahresverbrauch von etwa30.000 Haushalten.

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    FACTS & FIGURES

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    PERLEN IM GLAS

    Ein tiefes Gewölbe im 19. Wiener Gemeindebezirkist der Ort, an dem das Prickeln entsteht. Tausende Flaschen mit güldener Füllung schlummernkopfüber in Holzpulten und werden nur durch fachmännisches Rütteln geweckt.

    Die Geschichte der Sektkellerei Schlumberger beginnt 1842,als Robert Schlumberger der Liebe wegen nach Österreichzieht, nachdem er sich im französischen Reims den Postendes Produktionsleiters einer der ältesten Champagner-Kellereien erarbeitete. In Österreich stellt er streng nach derChampagner-Methode edle Schaumweine her. Der Sekt wirddabei in der einzelnen Flasche vergoren und durch händischesRütteln wieder von der Hefe getrennt. Das perlende Ergebnisstößt damals wie heute auf Anklang. Auch wenn sich am traditionellen Herstellungsverfahren im Laufe der Jahre nichtviel geändert hat, ging das Unternehmen Schlumberger dennoch ständig neue Wege, um den Herausforderungen desMarktes gewachsen zu sein. Das hat sich bezahlt gemacht: ImGeschäftsjahr 2006/2007 erzielte die UnternehmensgruppeSchlumberger einen Umsatz von 192,4 Millionen Euro (+2,2Prozent). Das Unternehmen beschäftigt rund 220 Mitarbeiterund vertreibt neben den Marken Schlumberger, Goldeck,Rossbacher und Gurktaler mit den Vertriebstöchtern Top Spiritund P.M. Mounier, eine Vielzahl von führenden Premium-spirituosen sowie internationale Spitzenweine.

    TRENNT sprach im Interview mit Mag. Benedikt Zacherl,Kommunikationschef der Schlumberger AG, über neueTrends im Schaumwein-Geschäft, Nachhaltigkeit und innovative Verpackungsideen mit Premiumcharakter.

    TRENNT: Die Konkurrenz am internationalen Markt ist groß.Wie können Sie sich gegen Prosecco aus der Dose und Co.durchsetzen?

    Benedikt Zacherl: Wir beobachten in den letzten 1–2 Jahreneinen klaren Trend zu Premium-Produkten. So wächst beispiels -weise der Markt für Premium-Sekt und Champagner deutlichstärker als der Prosecco-Markt. Wir von Schlumberger versu-chen jeden Tag aufs Neue ganz nah an unseren Konsumentenund am Markt zu sein. Daher haben wir auch für die neueLifestyle-Generation und deren Geschmack im letzten Jahrdas ideale Produkt gelauncht: White Secco von Schlumberger.Ein leicht-prickelnder, fruchtig-frischer Genuss auf Premium-Niveau im stylischen unverwechselbaren Flaschen-Design hatspeziell in der weiblichen, modernen Generation den Nagelauf den Kopf getroffen. Durch die hochwertige Herstellungnach der „Méthode Traditionnelle“ – früher als „klassische

    Champagnermethode“ bezeichnet – ist White Secco wie auch die prickelnden Klassiker von Schlumberger besondershistaminarm und bekömmlich.

    TRENNT: Schlumberger-Produkte fallen schon optisch positivauf. Welchen Stellenwert rechnen Sie Verpackungslösungenam Markt zu?

    Benedikt Zacherl: Premium-Produkte wie Schlumbergermüssen neben der höchsten Produktqualität, die wir unteranderem über die aus der Champagne kommende „MéthodeTraditionnelle“ gewährleisten, den Premiumanspruch natürlichauch über die Verpackung kommunizieren und bekräftigen.Daher legen wir bei allen unseren Produkten auch großenWert auf Design und Funktionalität der Verpackung.

    TRENNT: Könnten Sie sich eine Alternative zum PackstoffGlas in Ihrem Unternehmen vorstellen?

    Benedikt Zacherl: Nein, da es für Sekt, speziell auch bei derHerstellung nach der traditionellen Methode (Flaschengärung)nicht möglich ist, diesen in anderen Gebinden zu erzeugen.

    TRENNT: Sie produzieren Premium-Produkte und setzendabei auf hochwertige Verpackung. Ist dabei auch Nach-haltigkeit, im speziellen Abfallvermeidung, ein Thema?

    Benedikt Zacherl: Nachhaltigkeit spielt bei uns selbstver-ständlich eine große Rolle. Ein Großteil unserer Verpackungs -bestandteile Glas und Karton/Papier sind komplett recyclebar.Außerdem optimieren wir im Zuge unserer professionellenLogistik sowohl bei der Palettierung als auch bei unserenTransporten den jeweils verfügbaren Platz zur Senkung dernotwendigen Transporte.

    TRENNT: Haben sich Schlumberger-Flaschen über die Jahreverändert?

    Benedikt Zacherl: Schlumberger war in der ersten Hälfte der1970er Jahre das erste Unternehmen, das seinen hochwertigenSchaumwein in weiße Glasflaschen abfüllte. Seit damals zähltdiese Flasche mit zur Markenerkennung. Im Laufe der letztenJahre gab es geringfügige Formveränderungen und Moderni-

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    sierungen. Dies ist nicht zuletzt auch an dem im letzten Jahrneu gestalteten, zweigeteilten Vorder-Etikett von SchlumbergerSparkling deutlich zu erkennen.

    TRENNT: Gibt es den typischen Schlumberger-Konsumenten?

    Benedikt Zacherl: Selbstverständlich gibt es im Marketingund in der Werbung eine exakt definierte Kernzielgruppe, andie sich unsere Aktivitäten und unsere Kommunikation in ersterLinie richten. Wir wissen aber, dass die genussorientiertenSchlumberger-Konsumenten insgesamt viel breiter gestreutsind und sich in beinahe allen Altersschichten finden. So bietenwir auch für die unterschiedlichen Geschmacksvorlieben jeweils unterschiedliche Produkte. Das jüngste Schlumberger-Familienmitglied, White Secco, beispielsweise deckt mit seinemfruchtig-leichten, prickelnden Geschmack gezielt das junge,weibliche Segment 25+ ab. Aufgrund einer freiwilligen Selbst-verpflichtung richtet sich unsere Produktkommunikationgrundsätzlich nicht an Jugendliche unter 18 Jahren.

    TRENNT: In der Vergangenheit wurde Sekt in erster Linie zubesonderen Anlässen getrunken. Hat sich Sekt mittlerweileals „Alltagsgetränk" etabliert?

    Benedikt Zacherl: Das Genussprodukt Schaumwein hat ähnlich dem Wein das Potenzial, ein täglicher Begleiter vongutem Essen und geselligen Runden zu sein. Gerade mitWhite Secco, aber beispielsweise auch mit dem Erfolg desSchlumberger Rosé konnten wir hier in den letzten Jahrenbereits die richtigen Schritte setzen. Diese Ausweitung desKonsumanlasses für Schlumberger ist eines der Ziele für dienahe Zukunft.

    TRENNT: Die Euro 2008 steht vor der Tür. Fußball wird inerster Linie mit Bier in Verbindung gebracht. Wird Schlum-berger trotzdem auch einen Euro-2008-Schwerpunkt setzen?

    Benedikt Zacherl: Ja, Schlumberger wird ein eigenes, limi-tiertes Produkt auf den Markt bringen. Denn obwohl nur einTeam den EM-Titel gewinnen kann, sind sich die Experteneinig, dass es bei dieser sportlichen Großveranstaltung viele Sieger geben wird. Und die feiern mit einer exklusiven,limitierten Auflage des Schlumberger Champion Cuvée. Gemeinsam mit unseren Partnern im Handel und der Gastro-nomie werden wir die Euro 2008 auch im Premiumschaum-wein-Segment zu einem Umsatzerfolg machen. Aktivi täten bei zielgruppenspezifischen Veranstaltungen während des Großereignisses sowie eine umfassende Ge-mein schaftspromotion von Top Spirit über acht internatio-nale Premium-Spirituosen wie Rossbacher, Asbach, Avernaoder Metaxa ergänzen unser Euro-Programm.

    TRENNT: Auf welche Innovationen aus dem Hause Schlum-berger dürfen sich die KonsumentInnen in nächster Zeitfreuen?

    Benedikt Zacherl: Mit White Secco von Schlumberger habenwir im letzten Jahr die Innovation des Jahres im Wein-, Sekt-und Champagnerbereich auf den Markt gebracht. Dies wird

    von vielen unabhängigen Quellen aus dem Handel und derGastronomie bestätigt. Der Erfolg ist auch richtungweisendfür das Geschäftsjahr 2008/2009, in dem für die Konsumentenund unsere Kunden bereits weitere Erfolg versprechende Innovationen in der Pipeline warten. Höchste Qualität und innovatives Design gepaart mit einzigartigem, edlem Geschmack sind dabei Eckpfeiler unserer geplanten Produkt-neuheiten.

    TRENNT: Danke für das Gespräch!

    Mit White Secco sprichtSchlumberger eine junge, weibliche Zielgruppe an.

    Zur Euro 2008 bringt Schlumberger eine exklusive, limitierte Auflage des Schlumberger Champion Cuvéeauf den Markt.

    Mag. Benedikt Zacherl, Kommunikationschef Schlumberger AG

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    „In den drei Jahren des Bestehens unserer FörderungsinitiativeAbfallvermeidung hat sich gezeigt, dass es viele gute Ideengibt, das vorhandene Vermeidungspotenzial auszuschöpfen“,freut sich ARA Vorstand Dkfm. Christian Stiglitz über denErfolg der Initiative des ARA Systems, der Stadt Wien, desLandes Niederösterreich und der Wirtschaftskammer Öster-reich. Insgesamt 21 Projekte wurden 2007 unterstützt.

    KLEIN- UND MITTELBETRIEBE PROFITIEREN. So wurdezum Beispiel das Projekt einer Wellpappenfabrik zur Verwer-tung von Materialresten gefördert. Mit einer neuen Maschine,dem so genannter Boxmaker, werden aus dem Seitenabfall,der bislang als Altpapier entsorgt werden musste, Faltkartonsund Fachwerke produziert. Die Abfallmenge an Papier wirdsomit jährlich von 460.749 kg auf 356.033 kg reduziert.Hinzu kommt eine Energieeinsparung von 17.600 kWh/Jahrauf Grund des geringeren Einsatzes eines Shredders, welcherfür die Herstellung der Altpapierballen benötigt wird.Mit einer Förderung unterstützt wurde auch ein Transportbe-ton werk: Das Absetzbecken, in dem Betonschlamm zwischen -gelagert und anschließend deponiert wird, wird durch eineRestbetonrecyclinganlage ersetzt. Dadurch können sowohldas anfallende Wasser-Zement-Gemisch wie auch die enthal-tenen Zuschlagstoffe wieder für die Transportbetonherstellungverwendet werden. Mit dieser Maßnahme werden neben Rest -schlamm und Restbeton als Abfall (in Summe ca. 1245 t/Jahr)auch die Transportwege zur Deponie eingespart. „Von derFörderungsinitiative profitiert aber nicht nur die Umwelt, siebietet auch den Unternehmen wirtschaftliche Einsparungspo-tenziale, wie diese beiden Beispiele zeigen“, berichtet Stiglitzüber den doppelt positiven Effekt der Förderungsinitiativen.

    Und auch in Schulen setzt man verstärkt auf Abfallvermeidung,wie die zahlreichen Einreichungen im letzten Jahr illustrieren:

    Vom Umwelt-Kasperl, der Volksschulkindern die Abfallver -meidung spielerisch näher bringt, über die Installation einesTrinkwasserbrunnens und Mehrwegtrinkbecher für dieSchülerInnen bis hin zur Kampagne, die Eltern über den öko-logischen Einkauf von abfallarmen, gesunden und sicherenSchul artikeln informiert, reichten die breit gefächerten Projekte.

    FÖRDERTOPF MIT 300.000 EURO FÜR 2008. „Im Jahr 2008stellen wir im Rahmen unserer Förderungsinitiative gemein-sam mit der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich300.000 Euro zur Umsetzung Abfall vermeidender Maßnahmenzur Verfügung“, hat ARA Vorstand Dkfm. Christian Stiglitzgute Nachrichten für Klein- und Mittelbetriebe, kommunaleDienststellen und Betriebe sowie Bildungs- und Gesundheits-einrichtungen.

    PROJEKTE ZUR DAUERHAFTEN ABFALLVERMEIDUNG.Gefördert werden in Österreich umgesetzte Maßnahmen zurVermeidung von gefährlichen und nicht gefährlichen Abfällen,Es können Projekte eingereicht werden, mit denen zwischen29. 9. 2007 und 31. 12. 2008 mit der Umsetzung begonnenwurde bzw. wird und die innerhalb eines Jahres abgeschlossenwerden. Unterstützt werden dabei in erster Linie Projekte, die zu einer dauerhaften Abfallvermeidung beitragen. Dazuzählen Maßnahmen zur Vermeidung von Einsatzstoffen undBetriebsmitteln, die sich auf die Abfallqualität des Produktsoder all fälliger Nebenprodukte auswirken oder zur Reduktionvon Produktionsabfällen bzw. Verpackungsabfällen führen.Darüber hinaus werden Initiativen gefördert, die durch dieOptimierung der Logistik zur Abfallvermeidung beitragen,aber auch Maßnahmen, die durch Bewusstseinsbildung, Weiterbildungsmaßnahmen bzw. durch den Aufbau von geeigneten Netzwerken Abfallvermeidung bewirken. Nichtgefördert werden Maßnahmen, die ausschließlich der Abfall-trennung bzw. -verwertung dienen, wie z. B. Sammelbehälteroder die Zerlegung oder Aufbereitung von Altgeräten.

    FÖRDERUNG VON 30 % DER KOSTEN. Die Projekte werdenvon einem Beirat ausgewählt, der sich an einem Kriterien-katalog orientiert. Bevorzugt werden dabei innovative kosten -effiziente Ansätze, die zu messbaren Vermeidungsergebnissenführen. Die im Rahmen der Initiative eingereichten und ausge -wählten Projekte erhalten eine Förderung von max. 30 Prozentder nachgewiesenen abfallrelevanten Kosten, mindestens jedoch 2.000 Euro und maximal 30.000 Euro, als einmaligen,nicht rückzahlbaren Zuschuss. Die Einreichfrist endet am 31. Juli 2008.

    Nähere Informationen zur Förderungsinitiative finden Interes-sierte auf www.arasystem.at.

    Die vom ARA System initiierte Förderungsinitiative Abfallvermeidung hat sich in den letzten Jahren etabliert.2008 wird das Projekt fortgesetzt, und damit werden wieder Maßnahmen zur Abfallvermeidung unterstützt.

    Schon die Kleinsten lernen imRahmen der FörderungsinitiativeAbfall zu vermeiden.

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    ABFALL VERMEIDEN ZAHLT SICH AUS

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    ÖSTERREICHER SIND WELTMEISTERBEI DER MÜLLTRENNUNG

    Die ÖsterreicherInnen nehmen die Schonung der natürlichenRessourcen ernst: Bei einer repräsentativen Umfrage der KarmasinMarktforschung (1.000 Befragte) im Auftrag des ARA Systemsbezeichneten 90 Prozent der Befragten die Sammlung wiederverwertbarer Stoffe als sinnvoll.

    95 PROZENT SAMMELN VERPACKUNGEN GETRENNT VOMRESTMÜLL. Ist das nur ein Lippenbekenntnis? Die Kontroll-frage zeigt, dass die Österreicher das Recycling von Wertstoffenund ihren persönlichen Beitrag dazu sehr ernst nehmen: 95 Pro-zent (regelmäßig: 73 Prozent, ab und zu: 22 Prozent) sammelnzu Hause Verpackungen getrennt vom sonstigen Rest müllund tragen Dosen, Kunststoffflaschen, Papierverpackungenund Glas zu den dafür österreichweit aufgestellten Sammel-behältern. Und sechs von zehn ÖsterreicherInnen sehen darinim Alltag nicht einmal mehr einen zusätzlichen Zeitaufwand.

    GETRENNTE SAMMLUNG IST FÜR 76 PROZENT EIN „MUST“.Denn die Österreicher haben sich an die getrennte Wertstoff-sammlung längst als Teil ihres täglichen Lebens gewöhnt: 76Prozent könnten sich laut Umfrage nicht einmal mehr vorstel-len, auf die getrennte Sammlung zu verzichten. Glas, Dosenoder Altpapier achtlos in den Restmüll zu werfen ist also „out“.

    GRÜNDE FÜR HOHE SAMMELBEREITSCHAFT: AUSREI-CHENDE VERFÜGBARKEIT VON SAMMELBEHÄLTERN UNDRESSOURCENBEWUSSTSEIN DER ÖSTERREICHER.Zwei Gründe für die hohe Sammelbereitschaft sind die flächen -deckende Verfügbarkeit von Sammelbehältern sowie das hoheWissen um den Wert dieser wieder verwertbaren Materialienfür die Schonung der natürlichen Lebensressourcen: Acht vonzehn Befragten betonen, dass eine saubere Entsorgung vonWertstoffen auch für den Tourismus und die Verschönerungdes Orts- oder Stadtbilds wichtig sei.

    GUTE ZUSAMMENARBEIT VON KOMMUNEN, ENTSORGERNUND ARA SYSTEM SICHERN DEN ERFOLG.ARA-Vorstand Dkfm. Christian Stiglitz nennt die Gründe fürdiesen Erfolg: „Die hohe Zustimmung der Österreicher zumARA System und die im europaweiten Vergleich besondershohe Sammelmoral sind Ergebnis der gemeinsamen Arbeit vonKommunen, Wirtschaft und ARA System. Besonders wichtigwar uns stets, den BürgerInnen nicht nur zu erklären, wie gesammelt werden muss, sondern auch warum. Denn wer denSinn der getrennten Sammlung erkennt, ist viel eher bereit, seinen Beitrag zu leisten. Die Ergebnisse dieser Umfrage sowiedie jährlich steigenden Sammelmengen geben uns recht.“

    Eine ARA-Umfrage zur getrennten Sammlung von Verpackungen bestätigt: Nachhaltigkeit wird in Öster-reichs Haushalten täglich gelebt. 95 Prozent sammeln Verpackungen aus Papier, Glas, Kunststoff und Metall getrennt vom Restmüll.

    95 Prozent der ÖsterreicherInnen tragenDosen, Kunststoffflaschen, Papierver-packun gen und Glas zu den dafür aufge-stellten Sammelbehältern.

    Neun von zehn ÖsterreicherInnen haltendie getrennte Sammlung von wiederver-wertbaren Stoffen für sinnvoll.

    Drei Viertel der ÖsterreicherInnen könnensich nicht mehr vorstellen, Glas, Dosen,Kunststoffflaschen oder Altpapier in denRestmüll zu werfen.

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    „Die erfolgreiche und korrekte Geschäftsgebarung der ARAAltstoff Recycling Austria AG steht außer Zweifel“, hält ARA-Vorstand Dkfm. Christian Stiglitz angesichts der Medien be-richte der letzten Monate fest: „Die anonyme Anzeige wegenBetrugs und Veruntreuung löst nicht nur bei uns Kopfschüttelnaus, denn das Thema ist ja bereits ein ‚alter Hut‘. Wir wurdenin den 15 Jahren unseres Bestehens x-mal von anonymerSeite angezeigt. Und in jedem einzelnen Fall erwiesen sichdie Vorwürfe als haltlos. Das spricht für sich.“

    ORDNUNGSGEMÄSSE TARIFKALKULATION BESTÄTIGT.Die ARA AG gehört zu den meistgeprüften UnternehmenÖsterreichs. „Dies bedeutet viel zusätzlichen Aufwand, istaber gerade angesichts solcher Vorwürfe von großem Vorteil.Die bislang umfangreichste und gründlichste Prüfung durchein gesetzlich einberufenes Expertengremium bescheinigteder ARA nach ca. 1½ Jahren Prüfdauer eine effiziente Be-triebsführung sowie eine ordnungsgemäße Tarifkalkulationund bestätigt, dass keine Quersubventionen existieren“, soStiglitz.

    Die ARA als Unternehmen der Wirtschaft, das dem Non-Profit-Prinzip verpflichtet ist, führt etwaige Überschüsse nicht als

    Gewinne an internationale Eigentümer – oftmals die viel zitierten Heuschrecken – ab, sondern gibt sie seit jeher übergesenkte Tarife bis zum letzten Cent wiederum an die Wirt-schaft und die KonsumentInnen zurück. „Das scheint so man-chem ein Dorn im Auge zu sein“, erklärt Stiglitz und verweistauf ein Schreiben der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).Darin konfrontiert die BWB die Gesellschaften des ARA Systems mit dem von dritter Seite zugetragenen Vorwurf, in denJahren vor 2003 durch eine bewusst falsche Schätzung der zuerwartenden Lizenzmengen Überschüsse erzielt zu haben, diein den Folgejahren tarifmindernd abgebaut wurden. Dadurchseien die Preise, die den ARA Lizenzpartnern seit 2004 verrechnet wurden, zu niedrig gewesen, mit dem Ziel, Mit-bewerb vom Markt fernzuhalten. „Das Vorhandensein vonMitbewerbern war und ist nie ein Kriterium für unsere Tarif-kalkulation. Dass wir keine missbräuchlichen ,Kampfpreise‘,also Preise unter den variablen Kosten, verrechnen, zeigtschon der Vergleich mit dem Mitbewerb“, erklärt Stiglitz. Mit-bewerber gibt es im gewerblichen Bereich seit dem Jahr 1996.In diesen Jahren lagen die Tarife der ARA-Mitbewerber stetsunter denen der ARA, allerdings begleitet von einem wesent-lich geringeren Leistungsumfang. Es scheint so, dass Mitbe-werber keine eigene Tarifkalkulation vornehmen, sondernsich einfach an den Tarifen der ARA orientieren.

    JEDER PACKSTOFFTARIF WIRD EIGENSTÄNDIG KALKU-LIERT. Um eine ordnungsgemäße Kalkulation sicherzustellenund zu überprüfen, existieren zahlreiche Kontrollinstanzen,sowohl durch die betroffene Wirtschaft als Eigentümer wieauch durch die Aufsichtsbehörde, das Bundesministerium fürLand- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.Sämtliche Kosten und Tarife werden ausschließlich aufGrundlage der von der Aufsichtsbehörde genehmigten Kalku-lationsrichtlinien berechnet. Dabei wird jeder Packstofftarifeigenständig kalkuliert. „Es gibt demnach weder Quersubven-tionen zwischen den einzelnen Packstoffen noch zwischendem Haushalts- und dem Gewerbebereich“, weist Stiglitz dieAnschuldigungen zurück. „Wir werden die erhobenen Vor-würfe in dem dafür vorgesehenen Verfahren und in weiterhinoffener Zusammenarbeit mit der BWB entkräften und die zu-grunde liegenden Fragen vollständig und nachhaltig aufklären.“

    PROGNOSE DER LIZENZMENGEN ÄUSSERST SCHWIERIG.Die Tarifkalkulation und die zugrunde liegende Prognose derzu erwartenden Lizenzmengen der nächsten Perioden werdenim ARA System mit höchster Sorgfalt und Genauigkeitdurch geführt. Die für die Tarifberechnung erforderlichen Prognosen der lizenzierten Verpackungsmengen und derErlös aus dem Verkauf der gesammelten und sortierten Alt-

    HEUSCHRECKENFREIE ZONE

    Zum wiederholten Male wird von anonymer Seite versucht, das ARA System zu denunzieren. Die Kritik amARA System argumentiert mit altbekannten Anschuldigungen, von „vorsätzlich falsch kalkulierten Tarifen“ über„Quersubventionen“ bis hin zur „Veruntreuung“.

    Als Non-Profit-Unternehmen führt die ARA etwaige Über-schüsse nicht als Gewinne an internationale Eigentümer –oftmals die viel zitierten Heuschrecken – ab, sondern gibt sieüber gesenkte Tarife an die Wirtschaft und die Konsumentenzurück.

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    Im Auftrag der ARA AG befragte das Österreichische GallupInstitut 300 Unternehmen. Das Ergebnis zeigt, dass die Dienst -leistungen der ARA AG geschätzt werden. Der Großteil derARA-Kunden ist sehr zufrieden oder zufrieden, wobei sichdie Durchschnittsnote auf der 5-teiligen Schulnotenskala von1,97 im Jahr 2005 auf 1,7 verbesserte.

    PREIS-LEISTUNGS-VERHÄLTNIS WIRD POSITIV BEWERTET.Die Kunden anerkennen auch, dass die ARA AG große An-strengungen unternimmt, um als serviceorientiertes Dienst -leistungsunternehmen allen Anforderungen gerecht zu werden.Mit dem Meldewesen zeigen sich 89 % der Unternehmensehr zufrieden bzw. zufrieden.Der bei Kundenbefragungen kritische Wert zum Preis-Leis -

    tungs-Verhältnis fällt erfreulich aus: 56 % der Befragten sind (sehr) zufrieden. Nur 10 % sind definitiv unzufrieden.Insgesamt wir die ARA AG als „seriös“, „kompetent“, „sym-pathisch“, „sinnvoll“ und „leistungsfähig“ eingestuft. Außer-dem „zeige die ARA AG hohe Umweltkompetenz“ und „helfeihren Lizenzpartnern die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen“.

    ARA ALS UNVERZICHTBARE LÖSUNG. Für 73 % der Lizenz-partner bedeutet die ARA AG eine absolute Erleichterung bei der Umsetzung der Verpackungsverordnung. Jener Teilder Befragten, der die ARA AG nicht oder nur teilweise alsErleichterung empfindet, gibt dafür Bürokratie als Grund an.Diese Unternehmen geben an, dass es trotz ARA viel Arbeitsei, die entsprechenden Nachweise zu erbringen.

    Verpackungen müssen bis zu sechzehn Monate im Voraus undüber alle Branchen, Unternehmen und Materialien erfolgen.Unter diesen besonderen Planungsvoraussetzungen könnenunvorhersehbare Entwicklungen, wie z. B. Wetterphänomeneoder dynamische Entwicklungen auf den Rohstoff- (z. B. Rohöl,Stahl) und Sekundärrohstoff-Märkten (z. B. Alt-Kunst stoffe,Schrott), naturgemäß nicht berücksichtigt werden. „Damit istdas Auftreten ungeplanter Überschüsse oder Fehlbeträgeauch bei sorgfältigster Vorgehensweise unvermeidbar“, erläu-tert Stiglitz die schwierige Prognose. „Nebenabsprachen oder,inoffizielle Mengenschätzungen‘, wie jetzt der Vorwurf lautet,gab und gibt es nicht.“

    „Derartige Beschuldigungen des ARA Systems treffen aberauch große Teile der österreichischen Wirtschaft, die als Eigentümer das Tarifsystem mitbestimmen und das Systemebenfalls laufend kontrollieren. Gleichzeitig müssen sich Millionen Bürgerinnen und Bürger, die mit der getrenntenSammlung des ARA Systems bewiesenermaßen höchst zufrie-den sind, sowie die österreichischen Kommunen als Partnerder ersten Stunde über solche Querschüsse von anonymerSeite wundern, die ein bewährtes System denunzieren wollen.Wir werden alle Vorwürfe voll widerlegen und diesen Verun-sicherungsversuchen mit klaren Daten und Fakten entgegen-treten.“

    KUNDEN SCHÄTZEN ARAEine aktuelle Umfrage bestätigt: Die österreichische Wirtschaft ist mit den Leistungen der ARA AG mehr alszufrieden.

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    Die Kunden stellen denService- und Beratungs-leistungen bzw. dem Informationsangebot der ARA AG ein gutesZeugnis aus.

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    Glasverpackungen sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Sie begegnen uns in unter schied lichsten Einsatzgebieten: Lebensmittel, Getränke, Parfum, Medizin sind nur einige davon. Glasverpackungen sichern zum einen die Qualität des Inhalts, zum anderen verleihen sie dem Produkt seineeinzigartige Identität.

    PRODUKTGESICHT MIT DURCHBLICK

    Glas hat nach Ansicht des deutschen Design-Spezialisten Michael Erlhoff für die meisten Menschen einen ganz beson-deren Wert, der mit keinem anderen Verpackungsmaterialvergleichbar ist. Ein Beleg dafür sei, dass es bei allen Verbrau-chern die Neigung gebe, Glas-Behälter „aufzubewahren undmerkwürdigerweise anders zu nutzen“, sagte der Professor für Designtheorie und -geschichte. Auch in der so genanntenWegwerfgesellschaft gebe es Vorbehalte, Glas einfach als Müllzu betrachten. Darum sei es geradezu üblich, Senfgläser späterals Trinkgefäße zu nutzen oder in Marmeladengläsern Kräuteraufzubewahren.

    Diese Zweckentfremdung sei schlicht ein Ausdruck der „speziellen Wertigkeit“ von Glas-Behältern, betont Erlhoff.Selbst das häufig zwiespältig betrachtete Gewicht von Glassei tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil seines besonderenMaterialwerts. Es störe die Verbraucher zwar, schwere Flaschentragen zu müssen, doch der insgesamt positiven Beurteilungtue das keinen Abbruch. „Gewicht verheißt eben auch Rele-vanz, verheißt Wichtigkeit. Das, was nicht schwer wiegt, istnichts, das ist leichtgewichtig, das ist wegschmeißbar“, erklärtder Design-Professor die nachhaltige Nutzung von Glasver-packungen. So werden etwa Parfumflakons vielfach zum Accessoire im Badezimmer, auch wenn sie längst leer sind.

    FASZINATION DER DÜFTE.Jährlich kommen weltweit rund 400Düfte auf den Markt und werben um dieGunst der KonsumentInnen. Viele Neu-heiten sind nur kurz am Markt, 97 %aller neuen Parfums erleben das dritteJahr nicht mehr. Mit Kosten von 15 bis 35 MillionenEuro ist die Entwicklung eines Parfumseine kostspielige Sache. Dabei folgt dasParfüm geschäft eigenwilligen Gesetzen:Am Anfang steht der Name, dann kom-men Flakon und Verpackung und erstdann die Komposition des Dufts. Der Glasdesigner Serge Mansau zählt zu den weltweit gefragtesten Flakon-designerInnen, zu seinen Kunden zählenetwa Kenzo, Valentino oder Guerlain.

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    Glas hat in der Parfumbranche eine langeTradition. Es eignet sich besonders gut, um einem Parfum seine „visuelle Identität“zu geben.

    Gefärbte Glasverpackungen schützenden Inhalt vor Lichtwellen.

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    Nach eigenen Angaben versteht er nichts von Düften. SeineHerausforderung sieht er darin, ein schönes Behältnis füreine flüchtige Substanz zu schaffen. Glas ist das Lieblings-material der Flakondesigner. Es eignet sich besonders gut, um einem Parfum seine „visuelle Identität“ zu geben, wie der Designer Lutz Herrmann bestätigt, der unter anderemFlakons für Boss, Gucci, Joop oder Valentino entworfen hat.„Glas hat in der Parfumbranche eine lange Tradition, ist ein-fach besonders wertig und daher das perfekte Material, umeinen Duft zur Geltung zu bringen. Der Verbraucher möchteeinfach sehen können, was er sich auf die Haut sprüht“, er-klärt Herrmann in einem Interview mit Glasklar, dem Journaldes deutschen Aktionsforum Glasverpackung. „Glas ist abernicht nur ein extrem formbares Material, es erfüllt darüberhinaus einen ganz praktischen Nutzen. Parfum enthält Alkohol,und nicht jedes Material ist dazu geeignet, einen Duft überlange Zeit zu konservieren.“

    FARBE SCHÜTZT DEN INHALT. Die konservierende Wirkungvon Glas wird auch im Lebensmittelbereich geschätzt. Glas-verpackungen sind völlig undurchlässig, ein Eindringen vonFremdstoffen in das Nahrungsmittel ist daher unmöglich. Sie gehen keinerlei Verbindung mit dem Inhalt ein und sind vollkommen geruchlos und geschmacksneutral.Bei Glasverpackungen ist die Farbe mehr als ein Verkaufs-aspekt, sie dient auch dem Produktschutz. Denn Licht kannbei Lebensmitteln und Getränken unter anderem zu Farb-veränderung, Vitaminverlust oder der Verringerung der Haltbarkeit führen. Die Farbe des Glases entscheidet, welcheLichtwellen zum Produkt durchdringen. Eine weiße Flascheschützt den Inhalt kaum vor Licht. Deshalb werden empfind-liche Produkte wie Medikamente oder Olivenöl in gefärbtemGlas verpackt, wobei die Glasfarbe Braun den besten Licht-schutz bietet, gefolgt von Grün.

    SYMBOL FÜR MARKENKULTUR. Eine Glasflasche ist abernicht bloß ein Behälter für Getränke. Das beweist die legen-däre Coca-Cola-Konturflasche, die seit über 90 Jahren einhoch geschätztes Markenzeichen ist und längst Symbolstatuserreicht hat. Für den Londoner Design-Experte Stephen Bayley ist sie „die perfekteste Verbrauchsgüterverpackung derWelt“. Als bahnbrechendes Vorbild für Markenbildung ist dieKonturflasche eine der wenigen Verpackungen, welche vomUS-Patentamt eigenen Markenstatus zuerkannt bekommenhat. Dies hat dazu beigetragen, dass Coca-Cola heute als eineder wertvollsten Marken der Welt gilt.Eingeführt wurde die kleine und unverkennbare Coca-Cola-Flasche mit der geschwungenen Gestalt im Jahr 1915. DerEntwurf der Flasche mit dem Hüftschwung ist ein Meilensteinmodernen Verpackungsdesigns und wird zum unverwechsel-baren Kennzeichen des Unternehmens. Bis dahin wurde dervon John S. Pemberton 1886 erfundene Sirup, vermischt mitSodawasser, in Bars, Drugstores und Gemischtwarenlädenausgeschenkt. Jeder benutzte eine andere Flaschen form. „Wir brauchen eine Flasche, die jeder erkennt, selbst wennman sie im Dunkeln fühlt“, lautete der Auftrag an die RootsGlass Company. Um das einzigartige Produkt auch in derVerpackung unverwechselbar zu gestalten, entwickelte dieRoot Glass Company in Phildelphia damals den ersten Proto-

    typ der berühmten Flasche mit dem unverkennbaren Hüft-schwung.Bis heute hat die Konturflasche ihre Form und Aufmachungkaum verändert. Die 0,2-Liter-Konturflasche lässt sich auf andere Größen mühelos übertragen. Wechselnde Konsumge-wohnheiten erforderten Variationen in Material (PET) undFüllmenge. So ist heute die Flasche auch in 0,5 l, 1 l, 1,5 l und 2,0 l Ein- und Mehrweg erhältlich.

    INNOVATIVE GASTROFLASCHE. Auf außergewöhnliches Design setzt auch Römerquelle mit seiner Gastronomieflasche,die einen starken Bruch mit der bisherigen Flaschenform darstellt und dem Unternehmeneine Nominierung für den Staats -preis Vorbildliche Verpackung2006 einbrachte. Das Design büroLabvert kreierte eine elegante,an eine Karaffe erinnernde Fla-sche. Mit ihrer Arbeit wollten sie Klarheit schaffen, sagen dieDesigner. Die hellgrüne Flaschemacht das Wasser sichtbar. Glas-technisch umgesetzt wurde diesemoderne Flasche von VetropackAustria, produziert wird sie vonVetropack Straza, denn dasWerk in Kroatien kann Glas-verpackungen in kundenspezifi-schen Farbtönen herstellen –also ganz genau so, wie es denDesignern vorschwebt. „Die Gastronomen erkennen auch diefunktionalen Vorzüge“, verweistMag. Monika Fiala, MarketingManager der Römerquelle dar-auf, die die Römerquelle-Flaschenicht allein durch das Design in der ansprechen den Karaffen-form überzeugt. „Dazu gehören in erster Linie der praktischeund leicht zu öffnende Drehverschluss sowie die große Flaschenöffnung. Letztere ermöglicht bequemes Ausschenkenohne Verschütten und fördert somit den Konsum“, erläutertFiala.

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    Die Coca-Coca-Konturflasche ist seit über 90 Jahren ein geschätztes Markenzeichen.

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  • In Österreich werden jährlich rund 700 Millionen Glasver-packungen getrennt gesammelt und verwertet. „Der Großteil– rund 90 % – wird von den Bürgerinnen und Bürgern gesammelt. Der Rest stammt aus Gewerbe und Industrie“, beschreibt Dr. Gerald Hirss-Werdisheim, Geschäftsführer derAustria Glas Recycling (AGR), die im ARA System dieSammlung und Verwertung der Glasverpackungen organisiert,den ungebrochenen Sammeleifer der Österreicherinnen undÖsterreicher. „Im Durchschnitt sammelt jede/r die beachtlicheMenge von rund 25 kg Altglas pro Jahr.“

    UMFANGREICHE SORTIERUNG VOR DER WEITERVER-ARBEITUNG. Für die Produktion von Glasverpackungen wirdin Österreich in erster Linie das von der AGR gesammelteAltglas eingesetzt. Am Anfang der Produktionskette stehen inden Glashütten umfangreiche Sortierprozesse. „Denn leiderlandet in der Sammlung auch einiges, das nicht in die Sammel -behälter gehört. Jede Verunreinigung erschwert den Recycling -prozess oder macht ihn im schlimmsten Fall gar unmöglich“,erläutert Hirss-Werdisheim den Stellenwert der Sortierung fürdie Glasqualität. So verursacht etwa Keramik Einschlüsse, dieGlas brüchig machen. Und auch die getrennte Sammlung vonWeiß- und Buntglas macht Sinn. Denn bereits eine grüne Flasche reicht aus, um 500 kg farbloses Glas grünlich einzu-färben und damit unbrauchbar zu machen.

    In einem ersten Schritt wird das Altglas händisch vorsortiert,bevor Magnetabscheider und Siebe eine weitere Sortierungvornehmen. Danach kommt das Altglas in den Schmelzofen,wo es gemeinsam mit den Glasrohstoffen – Quarzsand, Kalk,Dolomit und Soda – bei 1.580 Grad Celsius geschmolzenwird. Dabei beträgt der Altglasanteil bei Grünglas bis zu 100Prozent, bei Weißglas bis zu 60 Prozent.

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    Schenkt man dem Sprichwort mit den Scherben Glauben, dann müssen die MitarbeiterInnen der österrei-chischen Glashütten vom Glück verwöhnt sein. Denn jährlich werden bei Vetropack und Stölzle Oberglasmehr als 200.000 Tonnen Altglas verwertet und zu neuen Glasverpackungen verarbeitet.

    Altglas wird in den Glashütten händisch vorsortiert, dennVerunreinigungen erschweren den Recyclingprozess oder machen ihn gar unmöglich.

    GLAS WIRD ZU GLAS WIRD ZU GLAS …

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    Altglas schmilzt bei niedrigeren Temperaturen als Primär-roh stoffe. „Das spart teure Heizenergie für unsere Öfen, dieschließlich sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr laufen“,erklärt Vetropack-Generaldirektor DI Rudolf Schraml. „Aufje zehn Prozent Gewichtsanteile Altglas sparen wir zwei Prozent Energie.“ Die Fertigungsprozesse sind zeitaufwändig.Bis aus den Scherben neue Glasverpackun gen werden, dauertes mehr als 24 Stunden, wobei der Schmelzvorgang die mei-ste Zeit in Anspruch nimmt: 20 Stunden braucht die Glas-masse in der Schmelzwanne, damit sie homogen genug zumFormen ist.

    STRENGE QUALITÄTSKONTROLLE FÜR GLASVER-PACKUNGEN. Von der Glasschmelze werden glühende Glastropfen abgeschnitten, die in Form gepresst und mittelsDruck luft in die gewünschte Gestalt geblasen werden. Dienoch rot glühenden Glasverpackungen werden im so genanntenKühlofen langsam auf Raumtemperatur abgekühlt. „Kühlt manGlas zu schnell ab, wird es spröde und brüchig und damit unbrauch bar“, weiß Schraml. Danach erfolgt eine strengeQualitätskontrolle: Jede einzelne Glasverpackung wird optisch,mechanisch und elektronisch geprüft. „Im Durchschnitt werdensechs bis acht Prozent der Verpackungen ausgeschieden. Beikomplizierten Artikeln, wie zum Beispiel rechteckigen Flaschen,kann die Ausschussrate auch einmal höher liegen“, erklärtSchraml. Doch das ist kein Problem, denn die fehlerhaften Glas -verpackungen kommen einfach wieder zurück in den Schmelz- ofen. Hier zeigt sich auch der große Vorteil von Glas, denn dieGlasverpackungen können unendlich oft recycelt werden. Glasverpackungen aus Recyclingglas haben die gleichen Eigen -schaften wie Glasbehälter, die aus Primärrohstoffen herge-stellt werden. Beim Glasrecycling bleibt die ursprünglicheQualität des Glases in vollem Umfang erhalten.

    VERWERTEN IST BILLIGER UND UMWELTSCHONENDERALS DEPONIEREN. Bereits Mitte der 1970er Jahre begann dieBehälterglasindustrie in Österreich mit dem Recycling vonGlasverpackungen. Mit der Zeit wurde klar, dass Glasrecyclingnicht nur wirtschaftliche Vorteile hat, sondern auch der Um-welt nachhaltig nutzt. „Gäbe es in Österreich kein Glasrecy-cling, wäre pro Jahr ein Deponievolumen von 195.000 m3

    nötig. Das entspricht in etwa einem Fußballfeld, das 100Meter hoch mit Altglas gefüllt ist“, erklärt Hirss-Werdisheim.Und auch die Energieeinsparungen sind beachtlich: „Diejährlichen Gas- und Stromeinsparungen entsprechen demEnergieverbrauch von 30.000 Haushalten.“

    GLASRECYCLING BEREITS IM ANTIKEN ROM. Glasrecyclingist aber keine Erfindung unserer industrialisierten Zeit: BereitsAnfang des 15. Jahrhunderts wurden in Murano, dem Zentrumfür Glasmacherkunst im Norden Venedigs, Altglasscherbenzur Produktion der weltweit berühmten Glaskunstwerke ver-wendet. Wissenschafter gehen davon aus, dass auch schon im antiken Rom Glas recycelt wurde. Taucher fanden vor dersüdtürkischen Küste ein altes Schiffswrack, das Archäologenauf das Jahr 1025 datierten. Das Überraschende war die Ladung, die aus mehreren Tonnen Altglas bestand. Darauslässt sich schließen, dass bereits zu dieser Zeit altes Glas zuneuem eingeschmolzen wurde.

    CONVENIENCE FÜR KONSUMENTINNEN. Um den Gewichts-anteil von Glasverpackungen im Vergleich zu anderen Pack-stoffen zu verringern, entwickelt die österreichische Glas-industrie dünnwandigere und damit leichtere Glasbehälter.Durch Innovationen der Verpackungsglasindustrie konntenin den letzten Jahren markante Gewichtseinsparungen vonbis zu 30 Prozent erzielt werden, ohne Reduktion der physi-schen Belastbarkeit der Verpackung. Das kommt einerseitsden KonsumentInnen zugute und bedeutet andererseits eineMaterial- und damit Energieeinsparung in Produktion undTransport.

    „Auch die getrennte Sammlung von gebrauchten Glasver-packungen wird ständig optimiert, um sie einerseits noch attraktiver für die KonsumentInnen zu machen und anderer-seits den Sortieraufwand in den Glashütten zu verringern“,erläutert Hirss-Werdisheim. „Gemeinsam mit einem Behälter-produzenten und einem Entsorger haben wir einen Doppel-kammerbehälter entwickelt.“ Weiß- und Buntglas werdendabei in einem Behälter und dennoch getrennt gesammelt.Bei der Entleerung ist nur mehr ein Hebevorgang für beideFraktionen notwendig: Der Behälter wird über das Sammel-fahrzeug gehoben, die Bodenklappen werden geöffnet, undder Inhalt wird in die entsprechende Kammer des Lkw ge -schüttet – Weißglas zu Weißglas und Buntglas zu Buntglas.Der Doppelkammerbehälter ist außerdem mit Lärmdämmungausgestattet, was ihn besonders für städtische Umgebungnoch attraktiver macht. Mittlerweile stehen in ganz Österreichrund 7.000 dieser modernen Doppelkammerbehälter zur Ver-fügung. Der Sammelbehälter hat besondere Einwurföffnungen,in die ausschließlich Glasverpackungen eingeworfen werdenkönnen, nicht jedoch Fensterglas, Autoscheiben etc. „DennGlas ist nicht gleich Glas. Aufgrund unterschiedlicher Anfor-derungen ist die chemische Zusammensetzung unterschiedlichund führt zu Problemen beim Glasrecycling“, appelliert Hirss-Werdisheim an die KonsumentInnen, nur Verpackungsglas indie Sammelbehälter zu werfen.

    In Österreich stehen den KonsumentInnen von den insgesamt84.000 Sammelbehältern bereits rund 7.000 moderne Doppel-kammerbehälter zur Sammlung ihrer Glasverpackung zurVerfügung. Der Sammelbehälter hat besondere Einwurf-öffnungen ausschließlich für Glasverpackungen.

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  • ein Geheimnis ist, das genauso geschützt wird wie einst inMurano.

    Den bunten Steinchen wird seit kurzem wieder ein chicesImage zugeschrieben – kein Wunder, wurde doch in den ver-gangenen Jahren von Seiten Bisazzas vor allem in Design investiert. Man holte etwa den italienischen Designer und Ar-chitekten Alessandro Mendini als Artdirector, der Mosaike inGeschäfte, Hotels und Restaurants sowie U-Bahn-Stationenin Wien, Neapel oder London brachte. Die Steine hatten Auf-tritte in Mailand, New York und Berlin. Manche glänzen gol-den ob der Beimischung von 24-Karat-Blattgold. Der Desi-gner Marcel Wanders präsentierte auf der Mailänder Möbel-messe seine „coffee tables“, rundum verkleidet mit Mosaiken.Zuletzt wurde sogar ein BMW Mini mit rund 37.000 Stein-chen verkleidet.

    BÖHMISCHE GLASTRADITION REVISITED. Mit neuartigemGlasdesign macht auch die tschechische Architektengruppemit dem seltsam klingenden Namen Olgoj Chorchoj, der defacto keinerlei Bedeutung hat, auf sich aufmerksam. In ersterLinie riesig sind die Glasprojekte, die Olgoj Chorchoj realisiert.„Als hätte man ihre Form von einer gewölbten Fernsehröhreabgegossen“, schreibt Thomas Edelmann, „wirkt die großeGlasschale von 1997, die daher umgehend ,Sony Bowl‘ genannt wird“. Der Weg zum Glas jedenfalls ist in Böhmenbekanntlich nicht weit, man denke nur an die dortige Glas-machertradition. Und nur in den dortigen Manufakturen wares möglich, solch massive Objekte überhaupt herzustellen.Ihre Vasen, Leuchten und Gläser finden sich bereits in New York, London und auch Tokio sowie in den noblenBoutiquen der Prager Innenstadt, die sie selbst gestalteten.Die Tschechen haben mittlerweile ein breites Betätigungsfeld.Hatten sie sich anfangs nur mit dem Design von Glasobjektenbeschäftigt, so reicht es nun „vom modern-sachlichen Innen-

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    Im Zusammenhang mit Glaskunst führt kein Weg an einerkleinen Insel in der Lagune von Venedig vorbei: Murano, dereinstigen Welthauptstadt des Glases. Weltberühmt gewordendurch seine kunstvollen Glasprodukte aus dem in der Renais-sance entwickelten farblosen „cristallo“. Venezianisches Glaswar von sehr hoher Qualität, zeichnete sich durch Farben-und Formenreichtum aus und war ein begehrtes und teuresLuxusobjekt, das nach und nach in die ganze Welt exportiertwurde.

    Bekannt sind dünnwandige Flügelgläser, Faden- und Netzgläser(„reticella“). Venezianische Glasgefäße der 50er und 60erJahre sind von Farbe und Dekor her am Expressionismus orien- tiert. Knallbunte Streifen- und geometrische Op-Art-Dekore(von Optical Art) in Vetro-Pezzato-Technik wiederum sind typisch für die Entwürfe von Paolo Venini, Fulvio Bianconiund Ercole Barovier. Murano ist es, mit mittlerweile tausend-jähriger Glastradition gelungen, die Charakteristiken des manuell verarbeiteten Glases auf höchstes Niveau zu bringen,und zwar sowohl was die Verarbeitung, Reinheit der Struktur,Stabilität wie auch den Glanz sowie die Transparenz der Far-ben angeht.

    BUNTE STEINE IN ALLE WELT. An einem anderen italieni-schen Ort dreht sich alles um kleine, quadratische Steinchenaus Quarzsand und Emaille: In Alte, einer Kleinstadt naheVicenza, hat die Firma Bisazza eine ihrer insgesamt vier Pro-duktionsstätten von Glas-Mosaiksteinchen. Sie ist Marktführervon hochwertigen Mosaiken und verhalf mit modernem Design dieser uralten Technik zu neuer Blüte. 1956 gründeteRenato Bisazza die Firma. Er war ein Fan der venezianischenGlaskunst und versuchte diese mit moderner Technologie zuverbinden. Bis heute stellt die Firma den Avventurina („kleinesAbenteuer“) her, einen Halbedelstein, dessen Rezept aus demVenedig des 17. Jahrhunderts stammt – und dessen Herstellung

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    Seitdem der Mensch über die Fertigkeit verfügt, Sand zu schmelzen und zu durchsichtigen oder gefärbtenStücken zu formen, kann er nicht davon ablassen, immer wieder neue Arten der Bearbeitung zu erlernen.Beispiele, wie vielseitig man Glas einsetzen kann – zumal in Design und Kunst –, gibt es viele.

    GLAS-BAU-STEINE

  • aus bau großer, offener Wohnräume über die Einrichtung desneuesten Prada-Stores bis zu komplexen Architektur-Projek-ten“, schildert Edelmann.

    LEUCHTENDE TISCHE, HEISSE WÄNDE. Um einen Meilen-stein des schon in pharaonischen Tagen begonnenen, langenWeges eines reizvollen, seit jeher der Technik verpflichtetenMaterials handelt es sich beim LED-Table des deutschenLeuchten-Designers Ingo Maurer, der sozusagen dem Werk-stoff mit Hilfe von Leuchtdioden neue Akzente gab. Der gläserne Couchtisch ließ sich damit illuminieren. Man kanndiesen Gedanken weiterspinnen und überlegen, etwa das Verbundglas von Fassaden mit Leuchtdioden aufzupeppen.Interessanter ist jedoch eine andere Weiterentwicklung: elek-trisch leitfähiges Glas. Gebräuchlich ist dieses Hightechpro-dukt bereits bei beschlagfreien Labor-Sichtfenstern. Neu istjedoch dessen Anwendung im Alltag, etwa im Badezimmer.Dort wird es sozusagen als „Glasheizung“ eingesetzt: Dabeiwird eine Innenseite von transparentem Verbundglas mitebenso durchsichtigem Indium-Zinnoxid beschichtet. Mannutzt den elektrischen Widerstand dieser Schicht, um soStrahlungswärme zu erzeugen.

    BAUSTOFF ALS DESIGNSTOFF. Es kommt häufiger vor, dassMaterialien von ihrem normalen Umfeld in einen anderenRahmen übertragen werden. Die Designerin Jhan Stanleyschöpft ihre Ideen aus gefundenen und ausrangierten Alltags-gegenständen. So entwarf sie beispielsweise eine Schüssel ausDrahtglas, einem Schichtwerkstoff (Glas mit Maschendraht),der eigentlich vor allem bei Verglasungen zum Einsatzkommt, wo Festigkeit und Sicherheit von großer Bedeutungsind. Es bleibt bei Bruch in einem Stück erhalten und wirdbesonders für Dächer benutzt, damit fallende Gegenständekeinen Glassplitterregen verursachen.

    Apropos Bau und Architektur: Doppelverglasung zum Beispielwird hauptsächlich bei folgenden drei Kategorien gebraucht:massenproduzierte, vielseitig nutzbare Fenster für Privat- undBürogebäude, Architekturglas mit Sonderbeschichtungen undhochspezifische Anwendungen wie zum Beispiel gebogenesGlas oder Platten mit Zwischenhohlräumen. Das Glas imgroßen Hof des British Museum gehört zur zweiten Gruppe.„Das Glasdach sticht beim Betreten des luxuriösen Raums sofort ins Auge und löst mit seinem feinen, organischenStahl gitter Bewunderung aus“, erklärt Chris Lefteri in seinemBuch „Glas“.

    SCHÖNER TRINKEN. Selbst wenn die PET-Flasche noch sopraktisch zu sein scheint, kein gehobenes Restaurant wird es sich nehmen lassen, sein Tafelwasser in Glasflaschen zukredenzen. Denn einmal abgefüllt ist Wasser nicht mehr nurDurstlöscher, sondern vor allem auch Marke. In einer anderenKategorie hat es Coca-Cola mit seiner „Hüftschwung“-Flaschevorgemacht, die ist auch unverwechselbar.

    Immer mehr Wasserabfüller beschäftigen zwecks Formfindungechte Top-Designer, schließlich eignet sich Glas als Verpackunghervorragend für kreative Ideen. Die 1969 von Günter Kupetzgestaltete Perlenflasche gilt mittlerweile sogar als Denkmaldeutschen Designs. Für den Entwurf der Umhüllung des kor-sischen Edelmineralwassers St. George ließ sich sogar Design-Hans-Dampf-in-allen-Gassen Philippe Starck gewinnen. „Bei so viel Design wird Wassertrinken letztendlich doch wieder zur Geschmackssache“, meinte da die JournalistinTina Preschitz. Und die Autoren des Buches „Eine Welt ausGlas“, Alan Macfarlane und Gerry Martin, schreiben: „Glaswar wahrscheinlich nie ein absolut notwendiger Stoff für die Menschheit – aber kaum ein anderes Material hat die Geschichte der Menschheit mehr geprägt.“

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    „coffee tables“ verkleidet mit Glas-Mosaiken Die „Perlenflasche“ – ein Denkmal des Designs

  • Characters

    Alois Hechl sieht in seiner Arbeit die Verbindung zweier Welten: „Es ist die Idee, das Neue mit dem Alten zu verbinden.“Althergebrachtes Handwerk trifft in seiner Villacher „werk-statt für glas“ auf moderne Formen. Hechl ist selbstständigerMeister der Glasbläserei.

    „In den 70ern nahm mich eine liebe Freundin der Familie mitin die Glasfachschule – damit war die heiße Liebe geweckt,die noch bis heute brennt“, erinnert sich Hechl an seine erstenErfahrungen mit dem zerbrechlichen Werkstoff. Die TirolerGlasfachschule Kramsach feiert heuer 60-jähriges Bestehenund bietet eine berufsorientierte Ausbildung am WerkstoffGlas. Diese genoss auch Alois Hechl vier Jahre lang und wurdedort zum technischen Glasbläser ausgebildet. Anschließendwar er zehn Jahre bei Infineon München und Villach alsGlasbläser tätig. Parallel entwickelte er sich auch im künstle-rischen Bereich der Glasbläserei weiter.

    Generell unterscheidet man in der Bläserei zwischen techni-scher und künstlerisch kreativer Glasbläserei, wobei bei erstererplangenaue Geräte und hauptsächlich Sonderanfertigungenaus Quarz- und Borsilikatglas gefertigt werden. Die Produkt-palette umfasst alles von Injektoren und Wafer-Trays bis hinzu speziellen Quarzteilen für Forschung, Industrie, Institute,chemische Labors und Schulen. Auch defekte Glasgerätewerden fachgerecht repariert. Im Gegensatz dazu steht diekreative Variante des Glasblasens, bei der das Hauptaugen-merk auf das künstlerische Potenzial gelegt wird.

    In Hechls Glasbläserei wird sowohl für den technischen Bereichals auch kreativ gearbeitet. In seiner Werkstatt in Seebach beiVillach entstehen kunstvolle Kleinserien von Trinkgläsern,Karaffen, Dekantern, Kerzenleuchtern, Vasen und Schmuck.

    Dabei handelt es sich um gläserne Unikate, in die der Künstlerviel Herzblut steckt: „Die handgeblasenen Baumkugeln bringenPoesie in jeden Garten – seifenblasenähnlich im Sommer,Raureif überdeckt im Winter.“ Lieblingskreation des Künst-lers ist allerdings der Rotwein-Dekanter, der an einen Dra-chen erinnert und dem Wein mit seinem „Ventilierschnabel“einen zusätzlichen Zug Luft ermöglicht.

    Großes Anliegen ist Alois Hechl der Fortbestand der altenGlasbläsertradition. In Stockenboi, unweit des Weißensees,waren die Kärntner Wurzeln des Glasbläsergewerbes, womeisterliches Waldglas erzeugt wurde. „Dabei handelt es sich umeine verlorene Tradition, der damals mehr als 400 Menschen inStockenboi nachgingen“, erzählt Hechl, der mit der Glasserie„Staboier“ an diese Vergangenheit anknüpft. Ausgestellt undverkauft werden die gläsernen Kostbarkeiten, mit modernemDesign und traditionellem Staboier Fadendekor, ebenfalls inseinem Stadtgeschäft in Villach, in dem Besucher manchmaldas Glück haben, dem Meister beim Glasblasen über dieSchulter schauen zu können. Wer selbst Hand anlegenmöchte, hat bei eigenen Kursen die Möglichkeit, den Werk-stoff Glas in Theorie und Praxis kennen zu lernen. An zehnAbenden lehrt Hechl eigene Glaskunstwerke zu kreieren.

    Außerdem veranstalten der Glasbläser und seine Frau UschiKreuter jedes zweite Jahr im Juni das „Fest der Sinne“. Kunsthandwerker, Künstler, Akrobaten, Märchenerzählerund Musiker schaffen unter freiem Himmel in Seebach einbesonderes Ambiente für alle Interessierten.

    Tipp: Fest der Sinne 20. und 21. Juni 2008Seebach bei Villach in Kärnten

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    Das Handwerk des Glasblasens hat jahrhunderte-alte Tradition. Die alte Kunst inspiriert indessen zumodernsten Kunstwerken – die Arbeiten des KärntnerGlasbläsers Alois Hechl belegen dies eindrucksvoll.

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    Poesie im Garten: Hechls handgeblasene Baumkugeln

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  • Extras

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    TERMINE6. Mai 2008Preisverleihung Printissimo/EmballissimoStudio 44, WienInfo: www.austropapier.at

    15. Mai 2008Kommunalkredit Austria AG, WienVerleihung des Abfallwirtschaftspreises Phönix – Einfall statt Abfall 2008Info: www.oewav.at

    5. Juni 2008WeltumwelttagInfo: www.weltumwelttag.at

    Blumentöpfe, in denen die Pflanzen während ihrer Lebenszeitverbleiben, gelten nicht als Verpackung. Blumen- und Pflanzen -töpfe für Freilandpflanzen bzw. für Pflanzen, die üblicherweisenach dem Kauf umgesetzt bzw. ausgesetzt werden, gelten alsVerpackung. Als Abgrenzungskriterium kann die Topfgröße herangezogenwerden: Pflanzentöpfe und -container mit einer Größe vonbis zu 10 cm Durchmesser bzw. Kantenlänge gelten als Ver-packungen, größere Pflanzentöpfe und -container sind keineVerpackungen.

    Pflanzenmultipacks, also zusammenhängende Topfreihe, undKunststoff-Transportbeutel für (Baumschul-)Pflanzen geltenjedenfalls als Verpackung.

    Nähere Informationen: www.lebensministerium.at

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    NEUE VERPACKUNGSEINSTUFUNGVON BLUMENTÖPFENDas Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,Umwelt und Wasserwirtschaft hat die Verpackungs-einstufung von Blumen- und Pflanzentöpfen mit 1. Jänner 2008 neu geregelt.

    Blumentöpfe für Pflanzen, die üblicherweise nach dem Kaufumgesetzt werden, gelten als Verpackung.

  • P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien, GZ 02Z032145 M

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