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  • 1 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Terminologie

    terminus (lat.) = Ende, Grenze, klar umrissener Begriff, logos (gr.) = Wort, Lehre

    Termini - Fachbegriffe, deren Bedeutung verbindlich festgelegt ist (Wort Konzept)

    Terminologie - Gesamtbestand der angewandten Fachausdrcke einer wissenschaftlichen Disziplin

    Medizinische Terminologie Medizinische Fachsprache Gesamtheit aller medizinischen Fachausdrcke

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Terminologie:

    Prinzipien Das grundlegende Prinzip der Terminologie ist

    Monosemie jeder Begriff hat eine 1-1-deutige Bezeichnung

    Diese Bezeichnungen nennt man Terme Terme knnen sein:

    Wort Mehrwortausdruck Acronym/Initiale Symbol Formel

  • 2 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Monolinguale Terminologie Das Entwickeln von Termen um fremdsprachige

    Terme zu ersetzen Das Entwickeln neuer Terme um neu

    entstandene Begriffe beschreiben zu knnen Monolinguale Terminologie kann auch effiziente

    Kommunikation zwischen unterschiedlichen Bereichen/Wissenschaften untersttzen, indem prferierte Terme festgelegt werden.

    Untersttzung von Schritten zur Standardisierung einer Terminologie.

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Komparative Terminologie Zwischen 2 oder mehr Sprachen; die Begriffsanalyse

    muss in jeder der beteiligten Sprachen durchgefhrt werden. Begriffssysteme sind nicht unbedingt zwischen Sprachen bertragbar. Der Terminologe muss nach Mglichkeit die Begriffe zusammenfhren, bzw. quivalente Terme identifizieren.

    Der Vergleich der Begriffssysteme in Kombination mit der Identifikation der Terme kann helfen, Lcken im System der beteiligten Sprachen zu entdecken. Das Bilden quivalenter Terme kann notwendig werden, um Wissenstransfer und Kommunikation zwischen den Sprechern zu ermglichen.

    Neue Terme mssen die Kriterien der Wortbildung in der Sprache beachten und sich harmonisch in die bestehende Terminologie einfgen.

  • 3 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Nomenklatur

    Nomenclatura Namensverzeichnis wissenschaftliches Beziehungssystem Sammlung von Namen, die nach

    bestimmten Regeln gebildet wurden dient dazu, eine grere Zahl gleichartiger

    Dinge zu ordnen Es gibt eine eindeutige Bezeichnung fr

    jedes eigenstndige Objekt

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Nomenklaturen Stellen eine kompakte klinische Terminologie fr Krankheiten,

    Diagnosen und Prozeduren zur Verfgung Erlauben es, klinische Daten zu indizieren, abzulegen, darauf

    zuzugreifen und sie zu aggregieren. Einheitliche Terminologie ber die verschiedenen Teilbereiche der

    Medizin und die verschiedenen Stellen/Orte der Krankenbetreuung Untersttzen die Strukturierung und Computerisierung

    medizinischer Berichte durch Reduktion der Variabilitt bei Erfassung, Codierung und Verwendung

    Nomenklaturen fr die Bereiche der Anatomie (nomina anatomica) Histologie Embryologie

  • 4 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie:

    Umfang Insgesamt gibt es heute etwa 170.000

    medizinische Termini 80.000 Namen fr Medikamente 10.000 Namen zur Bezeichnung von Krperteilen,

    Organen, Organteilen 20.000 Namen zur Bezeichnung von Organfunktionen 60.000 Namen fr Krankheitsbezeichnungen,

    Untersuchungsverfahren, Operationsmethoden aktiver Wortschatz eines Mediziners:

    mindestens 6.000 - 8.000 Termini

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie:

    Anwendungsbereiche bermittlung und Dokumentation von

    medizinischen Sachverhalten rztliche Praxis

    berweisungen Arztberichte Arzt-Patienten-Gesprche

    Medizinische Wissenschaft Publikationen Vortrge, Prsentationen

    Medizinstudium Lehrveranstaltungen Praktika Lehrbcher

  • 5 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Trivialbezeichnungen Nicht genormte, vereinfachte, gemischt

    lateinisch-griechisch-deutsche Bezeichnungen, oft eingedeutschte Fremdwrter.

    Sie stehen zwischen den TERMINI und den volkstmlichen deutschen Bezeichnungen.

    Beispiel: Blinddarmentzndung Pltzlich auftretende Entzndung des Wurmfortsatzes

    ( fachlich korrekte deutsche Bezeichnung) Appendicitis acuta ( lateinischer Terminus) akute Appendizitis ( eingedeutschter Terminus) Appendizitis ( Trivialbezeichnung)

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie

    Die medizinische Fachsprache ruht auf zwei Sulen: 80% lateinische Nomina Anatomica 20% griechische Krankheitsbezeichnungen

    Daraus werden nach bestimmten Regeln die medizinischen Termini gebildet: Einworttermini

    z.B. Cor, Femur, Gastritis

    Mehrworttermini z.B. Fossa cranii anterior

  • 6 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Festlegung der Terminologie International Anatomical Nomenclature Committee

    (IANC ) bisherige Anatomische Nomenklaturen und

    Kongresse 1895 BNA (Basler Nomina Anatomica)1935 JNA (Jenenser Nomina Anatomica)1955 PNA (Pariser Nomina Anatomica)

    Basis fr heutige Terminologie1960 New York

    Modifikation der PNA1965 Wiesbaden

    Modifikation der PNA

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Wesentliche Grundzge der PNA Jedes Organ soll nur durch genau einen Ausdruck

    bezeichnet werden. Bezeichnungen sollen mglichst dem Lateinischen

    entstammen. Ausdrcke sollen mglichst kurz sein. Organe mit topographisch engem Bezug sollen hnliche

    Namen haben (z.B. vena femoralis und arteriafemoralis).

    Unterschiedliche Attribute sollen sich gegenstzlich verhalten (z.B. major und minor).

    Smtliche Eponyme sind zu vermeiden. Ausdrcke sollen einprgsam, belehrend und

    beschreibend sein.

  • 7 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie:

    Bildung medizinischer Termini Einworttermini bestehen aus einem Wortstamm sowie

    (optionalen) Prfix(en) und Suffix(en)

    -itishepatBeispiel-aldigitinter-Beispiel-iemHyper-BeispielSuffixStammPrfix

    Hypermie - vermehrte Blutflle in einem Kreislauf interdigital - zwischen 2 Fingern, bzw. Zehen (liegend) Hepatitis - Leberentzndung

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie:

    Bildung medizinischer Termini (2) aus Wortstmmen,

    z.B. aus Adjektiv und Substantiv: Leuko-zyten aus Prfixen und Wortstmmen,

    z.B.: Endo-kard, Hypo-glyk-mie aus Wortstmmen und Suffixen,

    z.B.: Arteri-ole, Gastr-itis aus Prfixen, Wortstmmen und Suffixen,

    z.B.: sub-lingu-al-is

  • 8 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie:

    Bildung medizinischer Termini (3) Mehrworttermini entstehen durch Verwendung

    folgender Arten von Attributen: adjektivische Attribute

    (Bsp.: Nervus vagus)

    Genitivattribute (Bsp.: Arcus aortae)

    Apposition (Bsp.: Morbus Addison)

    prpositionales Attribut (Bsp.: Aditus ad antrum)

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie:

    Beispiel: Anatomische BezeichnungenAnatomische Bezeichnungen bestehen aus: Krperteil

    bezeichnet die Art (z.B. Os Knochen) oder die Form (z.B Sulcus Rinne) der Struktur

    Nhere Beschreibung Angabe von Form, Lage, Lnge, Farbe, Zugehrigkeit

    zu Organ Bei Bedarf weitere Orts- (z.B. anterior vorderer),

    Gren- (z.B. maximus grter) oder Zahlenangaben (z.B. secundus zweiter)

  • 9 Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Wichtige Abkrzungen

    Lochforaminesforr.foramenfor.Bandligamentaligg.ligamentumlig.Muskelmusculimm.musculusm.Nervnervinn.nervusn.Astramirr.ramusr.Venevenaevv.venav.

    Gelenkarticulationesartt.articulatioart.Arteriearteriaeaa.arteriaa.

    PluralSingular

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Richtungs- und Lagebezeichnungen

    LageebenenSagittalebene/Sagittalachse Horizontalebene/

    Transversalachse

    Frontalebene/ Longitudinalachse

  • 10

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Richtungs- und LagebezeichnungenGegensatzpaare

    medialis, zur Mitte hin gelegen

    proximalis, rumpfnah [an Extremitten]

    superior [cranialis] - der obere

    anterior [ventralis] - der vordere

    lateralis, seitlich gelegen

    distalis, rumpffern [an Extremitten]

    inferior [caudalis] - der untere

    posterior [dorsalis] der hintere

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie:

    Beispiele komplexer Verknpfungen

    Musculus extensor carpi radialis longus Tendo

    musculi extensoris carpi radialis longi Vagina

    tendinis musculi extensoris carpiradialis longi

  • 11

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Musculus extensor carpiradialis longus

    Tendo musculiextensoriscarpi radialislongi

    Medizinische Terminologie:

    Beispiel

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Lateinische vs. griechische Terminologie

    Fr die meisten anatomischen Grundbegriffe sind auch griechische Wrter berliefert, deren Wortstmme in der klinisch-pathologischen Fachsprache Verwendung finden. Beispiele:

    musculus (Muskel) - Myositis (Muskelentzndung)

    vertebra (Wirbel)- Spondylitis (Wirbelentzndung)

  • 12

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Medizinische Terminologie:

    Die hufigsten Suffixe

    Krankheitszustand im Sinne von voll von etwas sein, etwas beherbergend: Cholelithiasis

    -iasis-iasis(gr.)Geschwulst: Carzinom (Karzinom)-om-oma(gr.)

    Chronisches Leiden nicht nher bezeichneter Art: Nephropathie

    -pathie-pathia(gr.)

    Krankhafter Zustand nicht nher bezeichneter Art: Polyurie

    -ie-ia(gr.)

    Chronische Krankheit; lnger (ber Monate oder Jahre) anhaltender krankhafter Zustand: Arthrose

    -ose-osis(gr.)Entzndung: Colitis-itis-itis(gr.)Bedeutung und BeispieleingedeutschtWortanhang

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Erhebung des Befundes

    Abhren von Schallphnomenen, die im Krper entstehen

    AUSKULTATION

    Abklopfen der Krperoberflche zur Erzeugung von Schallphnomenen zur Bestimmung z.B. der Lungengrenzen

    PERKUSSION

    Befhlen der Krperoberflche, Fahnden nach Resistenzen in der Tiefe, Befhlen der Krperffnungen und der zugnglichen Krperhhlen

    PALPATION

    Besichtigung der Krperoberflche und der zugnglichen Krperhhlen, z.B. der Mundhhle

    INSPEKTION

    Bedeutung und BeispielUntersuchungs-methode

  • 13

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Suffixe fr Zusatzuntersuchungen

    Amniozentese Punktion des Amnion(Fruchtwasserpunktion)

    Stechen-zentese

    Laparaskopie/Laparoskop -Bauchspiegelung

    Sphen (mit Instr.)

    -skopie/ -skop

    Autopsie = selbst sehen -Leichensektion

    Sehen (ohne Instr.)

    -opsie

    Thermometrie/Thermometer Messung von Wrme (Temperatur)

    Messen-metrie/ -meter

    Sonographie/Sonograph/ Sonogramm Aufzeichnung der (Ultra)schallwellen

    Schreiben-graphie/ -graph/ -gramm

    BeispielBedeutungSuffix

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Termini in der Diagnose Symptom

    Krankheitszeichen Syndrom

    Komplex vereint auftretender Symptome Symptomatik - Gesamtheit der Symptome Symptomatologie

    1. Lehre von den Krankheitszeichen2. Typische Krankheitszeichen einer bestimmten Krankheit

    Differentialdiagnose Diskussion aller Diagnosen, die bei den vorhandenen

    Symptomen in Frage kommen

  • 14

    Harald Trost VO: Taxonomie und Ontologie WS 2011/2012

    Allgemeine med.-statistischeBegriffe

    1. Morbiditt = Der Krankheitszustand einer Bevlkerung. Es handelt sich dabei um das Verhltnis der erkrankten

    Individuen zur Gesamtbevlkerung in einer bestimmten Zeit.Anzahl der Erkrankungen * 100.000

    Anzahl der Bevlkerung2. Mortalitt = Die Sterblichkeit.

    Es handelt sich dabei um die Anzahl der Todesflle in der Gesamtbevlkerung in einer bestimmten Zeit.

    Anzahl der Sterbeflle * 100.000Anzahl der Bevlkerung

    3. Letalitt = Die Sterblichkeit, die Tdlichkeit. Es handelt sich dabei um die Anzahl der Todesflle, die bei

    einer bestimmten Erkrankung eingetreten ist.Anzahl der Sterbeflle im Zeitraum T * 100Anzahl der Erkrankungen im Zeitraum T