GREGOR VII. UND DIE RÖMISCHE LITURGIE

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ESTRA7T0 da: ý1ý9 I: R2 OJJÄ PER LA STORIA DELLA «LIBERTAS ECCLESIAE» A cura di ALFONS M. STICKLER OVIDIO CAPITANI - HORST FUHRMANN - MICHELE MACCARRONE RUDOLF SCHIEFFER - RAFFAELLO VOLPINI XIII LA RIFORMA GREGORIANA E L'EUROPA Congresso Internazionale Salerno, 20-25 maggio 1985 LAS - ROMA

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ESTRA7T0 da:

ý1ý9

I: R2 OJJÄN1 PER LA STORIA DELLA «LIBERTAS ECCLESIAE»

A cura di ALFONS M. STICKLER

OVIDIO CAPITANI -

HORST FUHRMANN -

MICHELE MACCARRONE

RUDOLF SCHIEFFER -

RAFFAELLO VOLPINI

XIII

LA RIFORMA GREGORIANA E L'EUROPA

Congresso Internazionale

Salerno, 20-25 maggio 1985

LAS - ROMA

INDICE DEL VOLUME

Presentazione ........................................... pag. - VII

ALFONS M. STICKLER, I presupposti storico giuridici della riforma gre- goriana e dell'azione personale di Gregorio VII ............ 1

CARL GEROLD FORST, Gregorio VII, cardinali e amministrazione pon- tificia ............................................... 17

1. Gli antefatti .................................... » 17 1. I cardinali .................................... » 17 2. L'amministrazione pontificia ................... » 24

II. Gregorio VII ................................... 25

1. I cardinali .................................... » 25 2. L'amministrazione pontificia ................... 30

III. Conclusione .................................... 31 ROBERT SOMERVILLE, The councils of Gregory VII ............. » 33 MICHELE MACCARRONE, Ifondamenti `petrini" del primato roma-

no in Gregorio VII .................................... 55

1. I precedenti ..................................... » 55 2. La devozione a San Pietro e la basilica vaticana ..... » 72 3. La terminologia petrina .......................... 96

HORST FUHRMANN, Papst Gregor VII. und das Kirchenrecht. Zum Problem des Dictatus Papae .............................. » 123

GIORGIO PICASSO, Gregorio VII e la disciplina canonica: clero e vita monastica ............................................ » 151

WERNER GOEZ, Riforma ecclesiastica - Riforma gregoriana ..... 167

REINHARD ELZE, Gregor VII. und die römische Liturgie ....... » 179

RUDOLF SCHIEFFER, Gregor VII. und die Könige Europas ...... » 189

JEAN GAUDEMET, Gregoire VII et la France ................... » 213

I. Le respect de la hierarchie ........................ » 218

II. L'arbitrage des conflits ........................... » 227 III. Le peril laic

.................................... » 236

REINHARD ELZE

GREGOR VII. UND DIE RÖMISCHE LITURGIE

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a

«Von Gregor VII. (1073-1085) an nehmen die Päpste die Führung auf dem Gebiet der römischen Liturgie... wieder fest in die eigene Hand». 1 Es ist be- kannt, dass die aus Rom erbetenen liturgischen Bücher im Frankenreich er- gänzt, erweitert und verändert wurden, und dass im 10. Jahrhundert das Rhein- land die führende Rolle bei der weiteren Ausarbeitung der römischen Litur- gie übernommen hatte. Jedoch spätestens seit Gregor VII. hat «Rom» wieder die Initiative ergriffen, und auf ihn wurde die Reform der Liturgie zurückge- führt, bis schliesslich in ihm «das tridentinische Zeitalter offensichtlich den entscheidenden Exponenten und Verfechter der altrömischen Tradition an der Schwelle der zentralistischen Periode der abendländischen Liturgie gese- hen hat» 2 Papst Pius V. hat ihn im Einführungsdekret zum tridentinischen. Breviarium Romanum (Quod a nobis postulat vom 9. Juli 1568) als Reformer des Stundengebets gerühmt?

' TH. Kt. nusax, Kleine Abendländische Liturgiegeschichte (Bonn 1965) S. 97. Vgl. auch I. H. DAtatnts in: G. MnxnatoRT (Hg. ), L'eglise en priere. Introduction .i la Liturgie 1, M. nouvelle (1983) S. 70. Grundlegend ist nach wie vor TH. Kt. nusEa, Die liturgischen Austauschbeziehun- gei: zwischen der römischen und der fränkisch-deutschen Kirche vom achten bis zum elften Jahr- hundert, Hist. Jabrb 53 (1933) S. 169-189, jetzt in: TH. Kt.., GesammelteArbeiten zurLiturgiege- sdüd te, Kirchengesd idite und christlichen Archäologie, Jahrb f. Antike und Christentum, Erginzungs-Band 3,1974, S. 139-154. Für Rat und Hilfe danke ich Martin Bertram, Detlev Jasper und Herbert Schneider.

2 KUUSER, Liturgiegeschidite S. 127. s Quae divini ofcii formula pie oliv: ac sapienter a summis pontificibus, praesertim Gelasio

ac Gregorio primis constituta, a Gregorio autein septimo reformata. Bald nach der Veröffentli- chung dieses Breviers begann man, Gregor als Heiligen zu verehren. Zu dieser Verehrung vgl. PR. GUFxu; Gut, Institution Liuergiques 2,1841, S. 450 ff. (abgedruckt bei MIGNE, PL 148,233-290) und G. Miccou in: Bibliotheca Sanetonan 7,1966, Sp. 367-371.

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In erster Linie verdankt Gregor VII. den Ruhm, der Urheber der Reform der römischen Liturgie zu sein, 4 einem kurz nach seinem Tode verfassten li- turgischen Traktat, dem Micrologiis de ecclesiasticis observationibus des Bernold von Konstanz, Mönch in St. Blasien, der den Historikern wohl bekannt ist als leidenschaftlicher Anhänger Gregors VII. und als Verfasser einer Chro- nik sowie mehrerer Libelli de lite, s weniger aber als ausgezeichneter Kenner der Liturgie. V. L. Kennedy, der eine kritische Ausgabe dieses wichtigen Tex- tes plante, nannte ihn, ohne zu übertreiben, «probably the best of the many medieval commentaries on the liturgy». 6 Dieses Opusculum, das in den mei- sten älteren Handschriften einen anderen Titel trägt: Ordo romanus secun- dum consuetudinem romanam oder so ähnlich,? ist in 46 Handschriften erhal- ten, also ein Text, der von seiten der Historiker sehr viel mehr Aufmerksam- keit verdiente als ihm bisher zuteil wurde. Von diesen Handschriften sind 26 in deutschen und österreichischen, 6 in englischen, je 4 in französischen und italienischen Bibliotheken zu finden, ferner 3 in Belgien, 2 in der Schweiz und 1 in Ungarn. '

Wer sich für Gregor VII. und die römische Liturgie interessiert, muss den Micrologus und den Aufsatz von Kennedy über diesen Text jedenfalls lesen. Denn hier hat der Gregorianer Bernold den Ruhm Gregors VII. als Refor- mators der Liturgie begründet. Wenn man die Päpste zählt, deren Namen und Massnahmen er erwähnt, dann findet man an erster Stelle Gregor den Grossen, der mehr als fünfzehnmal vorkommt. Es folgen Leo I. und Gregor VII. (jeder achtmal), dann Gelasius I. (siebenmal), Alexander I. (viermal) und so weiter. Als einziger Papst (ausser Gregor VII. ) aus dem 9: 11. Jahrhundert wird Alexander II., Gregors Vorgänger, wenigstens zweimal genannt. Die weite Verbreitung und wirksame Formulierung des Micrologus sind Ursache und Anlass aller späteren Äusserungen, bis in die jüngste Zeit, 9 über Gregor VII.

* Auf die Frage, ob und wie schon der Archidiakon Hildebrand die liturgischen Bestre- bungen der Päpste Nikolaus II. und Alexander II. beinflusst oder bestimmt hat, ist hier nicht einzugehen, da sie von der Liturgiegeschichte her nicht beantwortet werden kann. Vgl. UTA- RENATE BLUMENTHAL, Art. Gregor VII. Papst (1073-1085), in: 715eologische Realenzyklopädie 14 (1985) S. 145-152 mit reicher Bibliographie..

5 Vgl. Repertorium fontiom historiae medii aevi 2, Romae 1967, Sp. 518-519; W. HARTMANN, Lexikon des Mittelalters 1,1980, S. 2007 f.

6 V. L. KENNEDY, For a new edition of the Micrologus of Bernold of Constance, in: Melanges en l'honneur de Mgr. M. Andrieu, Strasbourg 1956, S. 229-241, das Zitat S. 229. S. auch J. A. JUNGMANN, Missarom Sollemnia 1, Freiburg 1952, S. 136.

KENNEDY S. 236 Anm. 13. 8 KENNEDY S. 234- 9 Vgl. G. SCHREIBER, Gemeinschaften (wie Anm. 16) S. 316-318 (ZRGKan 34,1947, S. 84-87).

Gregor VII. und die römische Liturgie 181

als Reformator der Liturgie. Tatsächlich kann diese seine Rolle heute kaum noch überzeugend nachgewiesen werden, wenn es sie denn wirklich gegeben hat. Denn «alle Anhaltspunkte deuten darauf hin, dass Gregors Reform sich auf Kleinigkeiten wie die Zahl der Psalmen und Lesungen beschränken muss- te. Die Liturgie war nicht mehr auf den altrömischen Brauch zurückzuschrau- ben

... ». 10 Die Wiederherstellung der alten römischen Ordnung war das Ziel, die «Kleinigkeiten» das Ergebnis dieser Reform. Ganz klein sind freilich nicht alle diese Kleinigkeiten, und deshalb seien sie hier zusammengestellt.

Begonnen sei mit einem Selbstzeugnis Gregors VII. Von einer römischen Synode (1074? ) gibt es ein Dekret über die Zahl der Psalmen und Lektionen im Stundengebet während der Zeit von Ostern bis Pfingsten. In ihm hat Gregor VII. seine Bemühungen geschildert: Nos autem et ordinem Romanrum investi-

gantes et antiquum morem nostrae ecclesiae imitantes antiquospatres, statuimus fieri skut superius praenotavimus. 11 Dazu Bernold von Konstanz in seinem Micrologus: nam et illi sedi nostro tempore talem Dens gubernatorem reveren- dae, inquam, memor ae Gregorium papam imposuit, qui sub decem suis anteces- soribus a puero Romae Hutritus et eruditus, omnes apostolicas traditiones dili-

gentissime investigavit, et investigata studiosissime in actum referre arravit. 12 Von keinem anderen Papst dieser Zeit wird ebenso ausdrücklich berichtet, dass er sich um die alte römische Tradition und die Liturgie bemüht hat. Und er selbst hat wohl den negativen deutschen Einfluss in liturgischen Fragen kritisiert: Romani vero diverso modo agere coeperunt maxime a tempore quo Teutonicis concessum est regnum nostrae ecclesiae. Dieser Satz geht dem eben zitierten Nos autem ... unmittelbar voraus. 13 Es gibt mehrere Möglichkeiten, diesen Satz zu interpretieren. Man kann an die Zeit der Kaiserkrönung Ottos 1. denken oder and den ersten deutschen Papst Gregor V. (996-999) oder an die einander folgenden deutschen Päpste von Leo IX. an. Jedenfalls zeugt das

Kt usut, Liturgiegesdiidite S. 97. Decretum Gratiani De cons. D. 5. c. 15 cd. FRIEDBERG Sp. 1416. Dieses Dekret ist mehr-

mals zusammen mit der irrtümlich Gregor VII. zugeschriebenen Kanonikerregel überliefert, als deren erster Teil es bezeichnet wurde seit der Edition von G. MORIN, Reglements inedits du pape Saint Gregoire VII pour les d anoines reguliers, in RB 18 (1909) S. 179. Klarheit darüber, dass Dekret und Regel nicht zusammengehören, hat geschaffen Cli. DE-REINE, La pretendtte re- gle de Gregoire VII pour les dianoines regttliers, in RB 71(1961) S. 108-118. - Nur die dispositi-

ven Teile des Textes sind zitiert im Micrologus cap. 54, MIGNE, PL 151,1016D - 1017A. In Bernbardi Ordo ojciortun ecclesiae Lateranensis, hg. L. FISCHER, München u. Freising 1916, steht der vollständige Text S. 77 Nr. 171, und jeweils nur ein Teil des Textes S. 109 Nr. 217 und S. 114 Nr. 21-4. - Zur kanonistischen Überlieferung s. den Exkurs, S. 187-188.

12 Micrologtts cap. 14, MIGNE, PL 151,986B. 11 S. den Exkurs, S. 187-188.

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Synodaldekret Gregors VII. davon, dass er die römische Liturgie von allem befreien wollte, was nicht ursprünglich römisch war.

Andere bezeugte «Kleinigkeiten» sind: bei der Messfeier die Zahl der Kreuz- zeichen, die der Priester über den Opfergaben'; und dem Kelch15 bildet. In einem Canon der Herbstsynode von 1078,16 der in kürzerer Fassung auch im Register überliefert ist, " betont Gregor erneut die Pflicht der Gläubigen, bei der Messe Opfergaben darzubringen. Irrig ist die Annahme, er habe die Station für die dritte Weihnachtsmesse von St. Peter nach S. Maria Maggiore verlegt. 18 Zu erwähnen sind noch einige Antiphonen, die der Papst in das Stundengebet am Sonntag Sexagesima eingeführt hat. 19

Es ist nicht leicht, im 11. Jahrhundert die Bereiche von Kirchenrecht und Liturgie so reinlich zu scheiden, wie wir das heute tun. So konnte ein Ge- lehrter unserer Zeit von der «Verschwisterung von Liturgie und Recht»20 spre- chen und das gibt Anlass, hier auch die Wiederherstellung der Disziplin und Abschaffung von Missbräuchen in der Peterskirche anzudeuten. Das Gebot, am Altar der Apostelfürsten nicht vor Tagesanbruch, bzw. nicht vor der dritten

14 Micrologus cap. 14, MIGNE, PL 151,986B, vgl. dazu EISENHOFER, Handbuch (zit. Anm. 18) 2,1933, S. 171 f. und J. A. JUNGMANN, Alissarwn Solleinnia 2, Freiburg 1952, S. 180 Anm. 30, ferner M. ANDRIEU, Les ordines Romani 2, Louvain 1948, S. 290 Anm. 4.

15 Micrologus cap. 17, MIGNE, PL 151,988B, vgl. EISENHoFER (wie Anm. 18) 2, S. 171 f. Bernold schreibt: Sed reverendae memoriae Gregorius papa fecit, tit praedixintus, quod beatus Anselmus Lucensis episcopus ita ab eo se didicisse testatus est. Vgl. dazu den Passus aus der Vita B. Anselmi über A. s Bemühungen, quatenus prnnum magistr un suum papant Gregorium intita- retur in omnibus, MIGNE, PL 148,1920.

11 Deer. Grat. de cons. D. 1. c. 69, FRIEDBERG Sp. 1312 f., Vgl. JUNGMANN, Missaren: Sol- lemnia 2,29 mit Anm. 116 f. G. SCHREIBER, Gemeinschaften des Mittelalters, Münster 1948 S. 318 ff., 330 ff., 369 (ZRGKan 34,1947 S. 87 ff., 169 Q. E. CArrANEO, La liturgia nella rifor- ma Gregoriana, in: Chiesa eRiforma nella spiritualit. i del sec. XI(Convegni del centro di Studi sulla spiritualita' medioevale 6), Todi 1968, S. 189.

17 Das Register Gregors VII., hg. E. CASPAR, MGH Ep. sel. 2 (1920/23, künftig zitier Reg. mit Seitenzahl oder Buch, Briefnummer und Datum), S. 402- und 406.

18 L. EISENHOFER, Handbuch der Liturgik 1, Freiburg 1932, S. 574 und nicht wenige Auto- ren nach ihm haben J. P. KIRSCH, Die Stationskirchen des Alissale Romanum, Freiburg 1926, S. 328 nicht beachtet, wo nachgewiesen wird, dass diese Änderung wahrscheinlich erst zur Zeit Innozenz' II. erfolgt ist.

19 BERNHARD, Ordo Lateran. (wie Anm. 11) S. 25 Nr. 68 (De dominica Sexagesima). In nta- tutinalibus laudibus Antiphon, ) Seaindum ntagnant misericordiam et relique. Quas instituit Gre- gorius papa VII ipso die canendas. Im Corpus Antiphonalium officii, ed. R. A. HESBERT, Vol. 1 (1963) und 2 (1965) kommen diese Antiphonen nicht zu diesem Sonntag vor. S. aber das Ordi- narium Innozeni III. hg. v. S. J. P. VAN DIJS - J. I-IAZELDEN WALKER (Spicilegium Friburgense 22,1975), S. 173

20 SCHREIBER, Gemeinschaften, S. XII.

IN

Gregor Vii. und die römische Liturgie 183

Stunde, die Messe zu lesen, sei ausdrücklich erwähnt. 21 Wie die Grenzen zwi- schen Liturgie und Recht, so sind auch die Grenzen zwischen Liturgie und Politik im Mittelalter nicht immer leicht zu definieren. Das gilt besonders im Bereich der Herrschaftssymbolik. Gregor VII. ist der erste Papst, für den eine Festkrönung bezeugt ist (1075); 22 und vielleicht war er als Archidiakon verantwortlich für die Einführung einer byzantinischen Zeremonie: das Ver- brennen der Wergbüschel bei der Papstkrönung als Symbol der Vergänglich- keit der Herrschaft. 2-1

Die Festlegung der Quatembertage war wohl für Bernold von Konstanz besonders wichtig, da Gregor hierbei bewusst von einem Beschluss der 1023 abgehaltenen Synode von Seligenstadt abwich. Das Frühjahrsfasten sollte in der ersten Woche der Quadragesima, 24 das Sommerfasten in der Woche nach Pfingsten stattfinden 25 Diese Termine gelten noch heute. Auf der Herbstsy- node von 1078 wurde eindringlich auf das Gebot, am Samstag zu fasten, hin- gewiesen26 So weit einiges von dem, was Klauser etwas abschätzig als «Klei- nigkeiten» bezeichnet hat, was aber doch «Allerlei» ist. Und es muss noch mehr erwähnt werden.

Der 23. Satz des Dictates papae besagt: Qiod Romanus pontifex, si canoni- ce firerit ordinates, meritis beati Petri indubitanter efficitur sanctes... 27 So hat das nur Gregor VII. behauptet, und er hat es später stark eingeschränkt, wenn

21 Bonizonis ep. Sutrini Liberad amicum lib. VII, MGHLib, de lite 1, S. 603. Bonizo zitiert nicht das Verbot des Papstes Telesphorus, die Messe vor der dritten Stunde zu feiern (Liber Pontiflcalis, ed. DUCHESNE, Bd. 1 S. 129, vgl. Ps. Telesphorus c. 2, Decretales Pseudo-Isidorianna'e, ed. HINSCHIUS, S. 110 f. ), aber Gregor wird das gewusst haben, s. oben bei Anm. 11 und 12.

22 H. W. KLEwrtz, Die Krönung des Papstes, in: ZRGKan 30 (1941), S. 99 f. Vgl. R. ELZE, Das Sacrum Palatiunt Lateranense» int 10. und 11. Jahrhundert, in: SGreg 4 (1952), S. 49 f.

21 R. ELZE, Sic transit gloria mundi, in: DA 34 (1978), S. 18 mit Anm. 63/64. - Der Voll-

ständigkeit wegen sei die Abschaffung der Landes Connomannie durch Gregor VII. erwähnt, die aber nur wenig mit der Liturgie zu tun hatten, s. P. FABRE - L. DUCHESNE (ed. ), Le Liber Censuum 2, S. 171 und Introduction S. 107 f.

24 Micrologus cap. 24,25,50, MIGNE, PL 151,995C, 999B, 1013D/1014A. Vgl. MGH SS. 5,458. Diesen Text machte S. LtiwEN Ew, Ein Aktenstück aus-der Ostersynode von 1078, in: IUl 14 (1889) S. 618-622 bekannt, mit Hinweis auf die Vita Meinwerci ep. Patherbrunnen., jetzt MGH SS. rer. gennn. c. 179, S. 102. - BERNHARD, Ordo Lat. (zit. Anm. 11) S. 34 Nr. 93 und 111 f. Nr 221 hat den Text gekürzt, bietet aber z. T. bessere Lesarten, welche die meisten Kor-

rekturen, bzw. Konjekturen in der Ausgabe von 1889 bestätigen. Vgl. Chronica minor minori- tae Etph. saec. XIII� in:. lfonumenta Erphesfurtensia, MHG SS. rer. gern. S. 634. Zur Sache vgl. M. ANDRIEU, Ord. Rom. 4 (1956) S. 213 ff.

23 , Uicrologus, cap. 25, MIGNE, PL 151,997B, MGH SS. 5,458. 26 De Ions. D. 5 c. 31, FRIEDBERG Sp. 1420; Reg. S. 401.405. Nr. 8; E. CATTANEO, La liturgia

(zit. Anm. 16) S. 179. 21 Reg. S. 207. Vgl. H. FUHRMANN, Über die Heiligkeit des Papstes, in: Jahrb.. d. Akad, d.

W im in Göttingen 1980 S. 28-43.

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er - immer noch übertreibend - schrieb, dass «etwa hundert» (ferme cen- tum) Päpste als Heilige verehrt werden 28 Es hatte damals bereits mehr als 150 Päpste gegeben, von denen er also ein Drittel als nicht heilig angesehen haben müsste. E. Caspar nennt das aber immer noch eine augenscheinliche «rhetorische Übertreibung», da es damals nicht mehr als 77 heilige Päpste ge- geben habe. 29 Die römische Herbstsynode von 1078 fasste auch einen Beschluss Defestivitatibus pontificum Romanorum celebrandis, den Bernold so wieder- gibt: ut sanctorum omnium Romanorum pontificum et martyrum festivitates solemniter ubique cum pleno officio celebrentur. Das hat ein thüringischer Chro- nist des späten 13. Jahrhunderts fast wörtlich übernommen: constituit, tut omnium sanctorum martirum et sanctorum Romanorum pontificum sollemni- tates ubique annuatim cum pleno officio celebrentur. 30 Angesichts der trotz aller Vereinheitlichungsbestrebungen grossen Unterschiedlichkeit der liturgi- schen Bücher wäre diese Vorschrift ein sehr wirksames Mittel gewesen, Römi- sches in die Kirchen aller Welt einzubringen, wenn sie hätte durchgesetzt werden können. 31 Aber sie ist nicht einmal in St. Peter und in anderen rö- mischen Kirchen streng befolgt worden. 32

Wirksamer als in Rom waren Gregors Bemühungen im Westen. Er hat sich sehr entschieden eingesetzt dafür, dass die römische Liturgie in den spa- nischen Reichen, besonders in Kastilien-Leon und Navarra die «spanische» Liturgie ersetzen sollte. Nicht nur hier, auch z. B. -in Aragon, wo diese «Re-

II Reg. VIII, 21 S. 560. 29 Reg. S. 560 Anm. 1. Vgl. auch FurnuaANN (zit. Anm. 27) S. 34. 70 Reg. S. 401. Dazu Mlicrologus cap. 43, MtcNE, PL 151,101OA, von Caspar (zit. vorige

Anm. ) zitiert, der auch auf die Erfurter Chronik (wie Anm. 24) hinweist. Vgl. P. JOUNEL, Le culte des saints dans les basiliques du Latran et du Vatican an douzieme siecle (Collection de 1'E- cole Francaise de Rome 26), Rome 1977, S. 180 f. Vgl. FUHRb1ANN (zit. Anm. 27) S. 34. Jounel behandelt die Feste der heiligen Päpste auf S. 169 ff. Er kann in römischen Kalendern bis zum Ende des 12. Jh. 60 heilige Päpste nachweisen, ebda. S. 172.

" Vgl. Micrologus cap. 43, MicNE, PL 151,1010AB: Aam cum quaelibet ecclesia sui patsvni, etiamsi confessor fiuerit, festum solemniter obseruet, quanto magis eorum qui totius Ecclesiae non tam patroni quam patres exstiterunt, quarr etiam usque ad nnartyrium verbis et exemplis institue- re non destiterunt? Vgl. BERNHARD, Ordo Lat. (zit. Anm. 11) S. 119 Nr. 242 und S. 124 Nr. 143. Urban II. hat Gregors VII. Vorschrift offenbar wiederholt, s. F. J. GOSSZ. tAN, Pope Urban II and Canon Law, in: 71ie Catholic University of. 4merica Canon Law Studies, No. 403,1960, S. 66 f. Vgl. auch die von BERARDI (zit. im. Exkurs- Anm. 13) S. 343 nach Mansi abgedruckte Nachricht über Gregor VII., Urban H. und die Verehrung der heiligen Päpste, welche in ver- kürzter Form, ohne Herkunftsnachweis, zuletzt zu finden ist bei M. Bocci, Desancti Hugonis actis liturgicis, Documenti della Chiesa Volterrana 1, Firenze 1984, S. 221. Nr. 262.

32 Vgl. JOUNEL (zit. Anm. 30) der S. 181 versehentlich darauf hinweist, dass Bernhard im Lateranordo zwar sechsmal ausdrücklich Gregor VII. zitiert, dieses Synodaldekret aber nicht erwähnt habe. Vgl. auch S. J. P. VAN Dig - J. HAZELDEN WALKER, The origins of the modern Roman Liturgy, Westminster-London 1959, S. 75 m. A. 1. S. auch unten Anm. 37.

Gregor 1/11 und die römische Liturgie 185

.4

form» schon unter Alexander II. einsetzte, hat sich römische Liturgie schliess- lich durchgesetzt. Das muss ich hier nicht im Einzelnen beschreiben, da ich

auf die Arbeit von J. M. Soto Rabanos verweisen kann. 33 Anders als für die spanischen Königreiche gibt es für andere Länder nur

vereinzelte Zeugnisse für Gregors Bemühungen um die Einheit der Liturgie, so für Dänemark34 und Schweden, 35 Armenien36 und Schottland 37 Dem Her- zog WNWratislav von Böhmen, der um die Erlaubnis gebeten hatte, den Gottes- dienst in slawischer Sprache abzuhalten, schlug der Papst diese Bitte entschieden ab3s Und den Richter Orzogor von Cagliari forderte er auf, dafür zu sorgen, dass alle Priester, die entgegen dem allgemeinen Brauch einem Bart trügen, diesen- scheren sollten 39

Und das ist das Ende der Aufzählung aller Nachrichten über Gregor VII. und die römische Liturgie, welche die verschiedenen Quellen uns überliefert haben. «Kleinigkeiten» (Klauser), ja, aber nicht nur Kleinigkeiten. Nur wenn man für die Vorgänger (bes. Nikolaus H. und Alexander II. ) und die Nachfol- ger Gregors (bes. Urban H. und Paschalis II. ) ähnliche Zusammenstellungen machen würde, könnte man Gregors Wirksamkeit gerecht beurteilen. Die Geschichte der Liturgie ist heute weitgehend Geschichte der liturgischen Bü-

cher, und jeder weiss, dass das Sacramentarium Gelasianum nicht von Gela- sius I. verfasst oder in Auftrag gegeben worden ist - und das Sacramenta- rium Gregorianum nicht von Gregor I. In der Praxis des 11. Jahrhunderts ging es nicht so sehr um Einzelheiten der Liturgie als um das, was der 26. Satz des Dictates papae brutal zum Ausdruck bringt: Quod catholicus non ha- beatur, qui non concordat Romanae ecclesiae. 40

11 Als . Comunicazione" für den Kongress verfasst wurde: J. M. SOTO RÄBANOS, Introduc-

tion del rito romano en los reinos de Espana. Argumentos del papa Gregorio VII. Dem Verf. bin ich für die Überlassung einer Kopie des Manuskripts zu Dank verpflichtet. Vgl. auch R. E. REYNOLDS, The ordination Rite in. lfedieval Spain: Hispanic, Rotpan and Hybrid, in: B. F. REiL-

LY, Santiago, Saint-Denis, and Saint Peter. The Reception of the Roman Liturgy in Leon-Castile in 1080, New York 1985, S. 131-155, bes. S. 144 f. Noch immer lesenswert der Abschnitt Das

Reformpapsttum und Spanien von P. E. SCHRAMM in der Besprechung der ersten vier Bände der

Studi Gregoriani, in: Götting. Gelehrte Anzeiger 207 (1953) S. 99-101. " Reg. VII, 5, vom 15.10.1079. 33 Reg. VIII, 11, vom 4.10.1080. 36 Reg. VIII, 1, vom 6.6.1080. 37 Vgl. S. J. P. VAN DIJK - J. HAZELDEN WALKER, The origins of the modern: Roman Liturgy,

London 1960, S. 74. " Reg. VII, 11, vom 2.1.1080. 39 Reg. VIII, 10, vom 5.10.1080. Dazu vgl. G. CONSTABLE, Introduction on beards in the

Middle Ages, in: Corpus Cristianonrm Continuatio mediaevalis 62, Turnholt 1985, S. 112. 43 Vgl. H. FUHRMANN, "Quod eatholiau non habeatur, qui non concordat Romane eccle-

siae». Randnotizen awn Dictanu papae, Festschrift f. H. BEUMIANN, Konstanz 1977, S. 263-287

ohne Erwähnung der . concordaa» in der Liturgie.

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Dementsprechend betonem Gregor und nach ihm Bernold die Bedeutung der «römischen» Liturgie für die Einheit der Kirche. Aber gab es wirklich damals «die» römische Liturgie? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: in Rom gab es im 11. Jahrhundert so wenig wie im B. oder 9. Jahrhundert nur «eine» einheitliche Liturgie für alle Kirchen und Klöster. Das war auch im 12. Jahrhundert noch nicht anders. 41 Wenn Papst Gregor VII. an der römi- schen Liturgie so interessiert war, wie Bernold berichtet - und warum soll- ten wir daran zweifeln? - dann wusste er besser als wir, dass es in Rom in den Basiliken, den Stationskirchen, den einfachen Pfarrkirchen und den Klö- stern keine einheitliche Liturgie gab. Und doch brauchte man die «römische» Liturgie, wie schon im B. und im 9. Jahrhundert. «Das frühe Mittelalter als eine Epoche ohne grosse Theologie gibt dem Ritus ein besonderes Gewicht, sodass dessen Form sogar als heilsentscheidend angesehen wird». 42 Das er- klärt vielleicht, warum es bei der Kirchenreform des 11. Jahrhunderts auch um die Wiederherstellung der römischen Liturgie gehen musste, obwohl nach wie vor dem 11. Jahrhundert «the "Roman" liturgy remained, for all that, essentially the "Roman-Franco-Germanic" liturgy». 43

Nach alledem ist wahrscheinlich, dass es eine «Gregorianische Reform» der Liturgie nicht gegeben hat, dass also der seit Mitte des 11. Jahrhunderts nachweisbare Wandel in der römischen Liturgie nicht allein auf die Initiati- ven Gregors VII. zurückgeführt werden kann. Auch die für lange Zeit ver- bindliche vom Konzil von Trient angeregte offizielle Redaktion der liturgi- schen Bücher der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist so wenig das Werk eines einzigen Papstes gewesen, wie die in unserem Jahrhundert erfolgte Li- turgiereform. So gilt auch für Papst Gregor VII. und die römische Liturgie der Satz «Das eben ist das Geheimnis seiner Wirksamkeit: dass mancher Wandel

41 Für das Frühmittelalter vgl. A. CHAvAssE, Le Sacramentaire Gelasien (Vat. Regin. 316), sacramentaire presbyterial en usage Bans les litres romains au V11, siecle, Paris etc. 1958, und da- zu DA 16 (1960) 576. - Für das 11. und 12. Jahrhundert vgl. z. B. P. SALMON, L'ofce divin

au moyen age. Histoire de la formation du Breviaire du IX' au XVII' siecle (Lex orandi 43, Paris 1967), bes S. 126 f., wo der Verf. den berühmten Brief Abälards (ep. 10, M1GNE, PL 178,340 BC) zitiert: Antiquam certe Romane sedis consuetudinem nec ipsa civitas tenet, sed sola Ecclesia Lateranensis, quae mater est omnium, antiquum tenet officium, nulla fliaruun suutrtrm in hoc eam sequente, nec ipsa etiam Romani palatii basilica. Vgl. P. ZERBt, in: Aevunn 56 (1982) S. 217-220.

- Zum Problem der «römischen» Liturgie der Zeit Gregors VII. vgl etwa noch (ausser vielen älteren Arbeiten, die ich hier übergehe) C. \XTADDELL, The Reform of the Liturgy frort: a Renais- sance Perspective, in: L. R. BENSON - G. CONSTABLE (Hg. ), Renaissance and renewal in the twelfth Century, Cambridge Mass. 1982, S. 92-94.

42 A. ANGENENDT, Bonifacius und das Sacramentum initiationis in: RoeQS 72 (1977) 5.133-183, das Zitat S. 182, zur Sache bes. S. 169-183.

43 C. WADDELL (wie Anm. 41) S. 94.

Gregor Vll. und die römische Liturgie 187

I

mit Gregors Namen verbunden ist, ohne dass sein Anteil äusserlich und nu- merisch immer deutlich wird». 44 Insoweit ist also die eingangs zitierte Äusse-

rung Papst Pius' V. nicht ganz wörtlich zu nehmen. Sicher aber ist, dass Gre- gor VII. wie seine unmittelbaren Vorgänger und Nachfolger ganz aktiv be- teiligt war an den heute oft gregorianisch genannten liturgischen Reformmass- nahmen. Und angesichts der Tatsache, dass von einer für die gesamte Kirche gültigen Einheitlichkeit der Liturgie weder für die Zeit Gregors VII. noch für die späteren Jahrhunderte gesprochen werden kann, sollte vielleicht noch betont werden, dass die buchstäbliche Gleichheit der Riten und Texte, wie sie nicht einmal nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil angestrebt wurde, jedenfalls auch im 11. Jahrhundert nicht das Ziel der Reformer war.

Gregor VII. dachte vielleicht über die gesamte Liturgie so ähnlich, wie es sein Parteigänger Bonizo von Gregor dem Grossen und dem Kirchenge-

sang berichtet: cognoscens quia in unitate cantos tantum non est regnum Dei,

sed in oboedientia et pace. 45 Die Feier der «römischen» Liturgie galt als Ausdruck des Gehorsams ge-

genüber der römischen Kirche und dem Papst. Und sicher ist es kein Zufall, dass in den Schreiben Gregors VII. der folgende Ausspruch seines grossen Na- menspatrons fehlt: in una fide nil ofcit ecclesiae consuetudo diversa. 46

Exkurs (=Anm. 13)

Es ist nicht ganz sicher, ob der Satz Romani etc. zum ursprünglichen Text gehört oder nachträglich interpoliert wurde. Die Correctores Romani haben ihn als ursprüng- lich in den Text des Decretum Gratiani aufgenommen, Friedberg (wie Anm. 11) hat ihn als Zusatz behandelt. Die Begründung, mit der S. BÄUMER, Hist. du Breviaire (trad. R. Biron 2, Paris 1905) S. 13 Anm. 1 den Satz Romani etc. für authentisch er- klärte, überzeugt nicht. - Auf die Frage nach dem «echten» Gratiantext kann ich

nicht eingehen. Der Versuch, mit Hilfe der vorgratianischen Überlieferung des De- krets (In die resirrrectionis) weiterzukommen, hat Folgendes ergeben: A) Die Correc-

tores Romani geben an: Anselm von Lucca 6,211 und Polykarp III, 18. In der Aus-

11 H. FUHRMANN, Gregor VIL, . Gregorianische Reform» und Investiturstreit, in: M. GRE-

SCHAT (Hg. ), Das Papsttum I (Gestalten der Kirchengeschichte 11), Stuttgart etc. 1985, S. 165. /S Bohizo (wie Anm. 21) lib. VI, S. 591. 16 Gregorii papae ep. 1,43 MGH, Epistolae 1, S. 57. Vgl. dazu A. ANGENENDT (wie Anm.

42) S. 170 f.

Iiorrektuntaditrag: Ich habe Mons. Maccarrone sehr zu danken für den freundlichen Hin-

weis auf M. Bocci, De sancti Hugonis actis liturgicis, Documenti della Chiesa Volterrana 1, Firenze 1984. Dieser un 1161 entstandene Ordo oJciorunm von Volterra erwähnt Gregor VII.

siebenmal (S. 79,84,129,149,151,153,221), vgl. Anm. 31.

188 Reinhard Elze

gabe der Collectio canonum Ansebns von Lucca von F. THANER hat das 6. Buch nur 190 Kapitel; als Kapitel 211 des 6. Buches habe ich den Text nur im Cod. Vat. lat. 3531 f. 204r gefunden (zu dieser Hs. der Gruppe Bb ST. KtrrrNER, Some Roman MSS. of Canonical Collections III. A nselm of Lucca: the MSS. of the Correctores Romani and ofAntonio Agustin, in: Bull. Med. Can. Law 1,1971, S. 13-23, hier S. 15). In von Kutt- ner a. a. O. angeführten Hss. der Gruppen A (Vat. lat. 1363), B (Vat. lat. 6381) und C (Vat. lat. 4983) finde ich das Dekret nicht. Im Polykarp (Vat. lat. 1354 f. 23r-v) steht es 1.111,18,1. Also enthalten Anselm Bb und Polykarp den Text; beide haben auch den Satz Romani etc. - B) Dereine (wie Anm. 11) S. 111 zählt acht Kanones- sammlungen auf, die den Canon In die enthalten, darunter die Collectio II librorum (Vat. lat. 3832 f. 125r. mit Roman), die Coll. V librorum (Vat. lat. 1348 f. 40v mit Romani), den Liber Tarraconensis (Vat. lat. 6093 f. 40r-v ohne Romani) und den Po- lykarp (s. o. ). Die übrigen vier sind mir nicht zur Hand. J. T. GILCHRIST, The Recep- tion of pope Gregory VII. into the Canon Law (1073-1141), ZRGKan 59 (1973) S. 35-82 und 66 (1980) S. 192-229 hat das Vorkommen von In die vierzehnmal nachgewiesen, natürlich ohne Angaben zum Vorhandensein oder Fehlen von Romani etc. Dereine S. 111 f. gibt auch vier liturgische, bzw. literarische Texte an, doch ist davon der Micrologus hier ebenso unwichtig wie die Briefe an die Kanoniker von Chaumouzey, da sie den Kanon gekürzt haben. Der Liber ordinaries von St. Nikola in Passau ent- hält den Satz Romani, die Hs. Paris BN. n. a. lat. 1963 habe ich nicht eingesehen. Hierher gehört auch der Ordo Lateranensis (wie Anm. 11), der den Kanon In die mit dem Satz Romani auf S. 77 hat. - C) Von den im Vorstehenden genannten vorgra- tianichen Quellen sind der Zeit Gregors VII. am nächsten die Coil. Vlibrorum («mit» Romani, Toskana 1080/85), die Coll. lllibrorum («mit», Rom um 1085) und die Coll. Tarracononsis («ohne», Südwestfrankreich 1085/90). Die Streichung oder Zufügung des Satzes Romani etc. muss also schon während des Pontifikats Gregors VII. erfolgt sein. Ich kann deshalb nicht entscheiden, ob der Satz Romani etc. zum ursprüngli- chen Text gehört. Aber ich nehme das an, bis das Gegenteil bewiesen wird.. - Un- klar bleibt die Datierung des Synodaldekrets. Die Correctores Romani geben kein Datum für die Synode an. Pithoeus (1687) setzt hinter die Rubrik «(forte an. 1078 Romae)» und ähnlich Boehmer (1747). C. S. BERARDI, Gratiani canones genutini 2,2, Ven. 1783, S. 341 ff. verweist auf zwei Briefe Gregors VII. von 1074 und 1076 (Reg. 1,64; 3,18). RICHTER (1839) verweist nur auf den ersten dieser Briefe, indem er schreibt: «Videtur habita fuisse A. 1074 (cf. GREG. VII. ep. 64 1.1)». FRIEDBERG (1879) hat die Vermutung Richters als sichere Angabe übernommen... Vgl. HEFELE-LECLERQ, Histoire des Conciles V, 1, Paris 1912, S. 94 f. - ohne Entscheidung, auf welcher Sy- node das Dekret erlassen wurde.