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1 Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern Reader zum Studientag Liturgie / Sonntagsgottesdienst 09. Oktober 2009 München Vorbereitung: Bernd Densky, Dr. Bertram Meier, Ioan Moga, Thomas Schmidt (Gottesdienst-Institut der ELKB / Nürnberg), Frank-Christian Schmitt, Gudrun Schneeweiß, Dr.-Ing. Adly B. Wahba, Hubert Kohle (Geschäftsführer) Die Synopse wurde erstellt von T. Schmidt. Statements der Kirchen Seite Alt-Katholische Kirche 2 Anglikanische Episkopalkirche nicht enthalten Apostolische Gemeinschaft 3 Evangelisch-freikirchliche Gemeinden 4 Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern 7 Evangelisch-methodistische Kirche 10 Evangelisch-reformierte Kirche 12 Freie evangelische Gemeinden nicht enthalten Die Heilsarmee 15 (Vereinigung Bayerischer) Mennonitengemeinden 17 Orientalisch Orthodoxe Kirchen Armenisch-apostolische Kirche Koptische Kirche 19 21 Orthodoxe Kirche 22 Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) 24 Römisch-katholische Kirche 26 Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche 29 Synopse der Liturgien 31

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Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern

Reader zum Studientag

Liturgie / Sonntagsgottesdienst09. Oktober 2009

München

Vorbereitung:Bernd Densky, Dr. Bertram Meier, Ioan Moga, Thomas Schmidt (Gottesdienst-Institut der ELKB / Nürnberg),Frank-Christian Schmitt, Gudrun Schneeweiß, Dr.-Ing. Adly B. Wahba, Hubert Kohle (Geschäftsführer)Die Synopse wurde erstellt von T. Schmidt.

Statements der Kirchen Seite

Alt-Katholische Kirche 2

Anglikanische Episkopalkirche nicht enthalten

Apostolische Gemeinschaft 3

Evangelisch-freikirchliche Gemeinden 4

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern 7

Evangelisch-methodistische Kirche 10

Evangelisch-reformierte Kirche 12

Freie evangelische Gemeinden nicht enthalten

Die Heilsarmee 15

(Vereinigung Bayerischer) Mennonitengemeinden 17

Orientalisch Orthodoxe Kirchen• Armenisch-apostolische Kirche• Koptische Kirche

1921

Orthodoxe Kirche 22

Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) 24

Römisch-katholische Kirche 26

Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche 29

Synopse der Liturgien 31

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Alt-Katholische Kirche1. Bedeutung des SonntagsgottesdienstesIn der alt-katholischen Kirche ist der Regelgottesdienst am Sonntag immer die Feier derEucharistie. Die Eucharistie ist die Feier der ganzen Kirche. Wer Sonntag um Sonntag in derHeimatgemeinde Eucharistie feiert, darf wissen: So wird auch in den anderen Gemeindengefeiert. Wir sind verbunden zu einer großen Gemeinde, verbunden im Glauben und imBekenntnis. Wenn im Eucharistiegebet der Name des Bischofs genannt wird, so ist daskeine Fürbitte, sondern das Zeugnis unserer Gemeinschaft über die Ortsgemeinde hinaus.Wir feiern unseren Gottesdienst in Gemeinschaft mit allen Gemeinden in unserem Bistum.

2. Ablauf eines normalen Gottesdienstes:• Raum: Der Gottesdienst findet in der Regel in der Kirche der Ortsgemeinde statt.• Liturg: Der Feier der Eucharistie steht der Bischof bzw. stehen die von ihm

beauftragten Priester und Priesterinnen vor.• Gewandung/liturgische Kleidung: Der Vorsteher/die Vorsteherin trägt in der Regel

Albe und Stola und/oder Casel in den entsprechenden liturgischen Farben.• Rollen/Gemeinde: Grundregel: Alle Beteiligten tun ihren je eigenen Dienst.

Vorsteher/in ist der/die ordinierte Priester/in, das Evangelium wird vom Diakon/in(wenn vorhanden) verkündet, die Lesungen werden von Lektoren/innen vorgetragen,der Psalmgesang vom Kantor/in. In der Regel ist für die Musik im Gottesdienst derOrganist/in zuständig. Daneben gibt es Ministranten/innen und Mesner/innen. Inmanchen Gemeinden gibt es auch Gemeindeglieder, die „Türsteherdienste“verrichten, d.h., die für die Begrüßung am Eingang etc. zuständig sind.

• Sinnlichkeit: Die entfaltete Liturgie kann mit vielerlei Elementen ausgestaltet werden:mit Bewegung (Einzug, verschiedene Orte für Vorsitz, Wortverkündigung undMahlfeier, auch mit liturgischem Tanz), mit entfalteten Zeichen (Kerzen, Weihwasser,Weihrauch), festlicher Schmuck des Raumes

• Gesten: Zu den Elementen leibhaftigen Gottesdienstes gehören auch die Gesten. Dieausgebreiteten Hände beim liturgischen Gruß, das ganz umspannende Kreuzzeichenals Taufgedächtnis, die anbetende Kniebeuge, die Weitergabe des Friedensgrußes.Alle diese Gesten sollen „Ausdrucks-Formen“ sein, also deutlich machen, was unszuinnerst bewegt.

• Sprache: Liturgiesprache ist grundsätzlich die Landessprache.• Musik: In der Regel die Orgel, aber auch andere Instrumente, Chor, je nach Anlass.• Altar: Die Gemeinde versammelt sich um den Altar als zentralen Ort des

Kirchenraumes.• Persönliches Zeugnis: Persönliche Zeugnisse sind im alt-katholischen Gottesdienst

nicht üblich.• Predigt: Die Predigt ist in der Regel Bestandteil der Eucharistiefeier. In besonderen

Gottesdiensten, z.B. Familiengottesdiensten kann es auch andere Formen derVerkündigung geben.

• Verbindlichkeit von Agenden: Das Altarbuch ist das verbindliche liturgische Buch füralle Gemeinden im Bistum.

3. Aktuelle Entwicklungen/BaustellenZurzeit keine.

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Apostolische Gemeinschaft

1. Bedeutung: Mittelpunkt des Gemeindelebens

2. Ablauf:Einzug - Lied - Anfangsgebet - Lied - Textlesung - Predigt - ggf. Mitpredigt - Vaterunser -Freisprache - Abendmahlsgebet - Aussonderung - Austeilen des Abendmahls (ReihenfolgeDienstleiter, weitere ordinierte Ämter und Mitarbeiter, dann die Gemeinde reihenweise) -Schlussgebet - Schlusssegen (i. d. R. Aronitischer S.) - kein Auszug. Im Laufe desGottesdienstes weitere Lieder, entweder als Gemeindegesang oder vom Chor vorgetragen.

Teilweise Gemeindecafé nach Gottesdienst.

Raum: Grundsätzlich sehr schlicht gestaltete Räume. I. d. R. mit Kreuz, aber ohne weitereBildelemente.

Liturg: Ein Priester leitet den Dienst, weitere können assistieren.

Kleidung: Anzug, Hemd, Krawatte – in gedeckten Farben. Keine liturgische Kleidung, auchnicht bei Kasualien.

Beteiligung der Gemeinde: Die Gemeinde singt mit, wiederholt an einigen Stellen das Amen,singt das Schluss-Amen. Sonst keine Wechselgespräche oder Antworten.

Sinnlichkeit: starke Wortorientierung. Abendmahl mit in Rotwein eingetauchter Hostie, örtlichauch Traubensaft

Gesten: kaum Gestik, teilweise Segenszeichen

Sprache: normaler Predigtstil.

Musik: Gemeindegesang mit Orgelbegleitung, falls vorhanden Chor

Altar: Der Altar hat sowohl die Funktion von Ambo als auch Abendmahltisch. Der Dienstleitersteht hinter diesem Altar. Ggf. sitzen weitere Amtsträger daneben oder in der Gemeinde

Persönliches Zeugnis: vor längerer Zeit möglich. Inzwischen kommt das nicht mehr vor.

Predigt: neben Abendmahl gleichgewichtiger Schwerpunkt des Gottesdienstes.

Verbindlichkeit von Agenden: Es gibt eine einheitliche Gottesdienstform für alleGemeindegrößen und alle Sonntage.

3. Entwicklungen

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Schematisierter Ablauf des Sonntagsgottesdienstes inEvangelisch – Freikirchlichen Gemeinden (BEFG –Baptisten)Bernd Densky, Pastor

1. Der Sonntagsgottesdienst genießt in Gemeinden des BEFG einen sehr hohenStellenwert. Er ist die zentrale Gemeindeveranstaltung in der Woche, in der dieganze Gemeinde und der Freundeskreis zusammenkommen, um Gott zu loben, dasWort Gottes zu hören und sich für den Alltag und den Dienst in der Welt zurüsten zulassen.

2. zum schematisierten Ablauf eines Gottesdienstes (Raster – zum Ablauf desGottesdienstes)Der Gottesdienst gliedert sich in drei Phasen, die von Gottesdienst zu Gottesdienstunterschiedlich gewichtet werden können:

A. Ankommen und Lob GottesStilles GebetPräludiumEingangswort / Gebet/ BegrüßungLob und Anbetung Gottes mit neuen und alten Anbetungsliedern (ist inmanchen Gemeinden sehr ausgeprägt) Schriftlesungen, Bibelworten,Gebeten, Zeugnissen(je nach Schwerpunkt des Gottesdienstes kann hier auch eine Zeit der Stille,„das Lasten Ablegen bei Gott“, ein Bußgebet mit Vergebungszuspruch oderähnliches erfolgen)Im Lob und Anbetungsteil sind häufig auch noch die Kinder dabei, um alsganze „Familie Gottes“ Gott zu loben – entsprechend gibt es in manchenGemeinden noch zusätzlich ein „Element besonders für Kinder“;

B. Verkündigung des Wortes Gottesfängt in manchen Gemeinden, in denen die Perikopenordnung der EKD einenLeitfaden durch das Kirchenjahr gibt, mit Epistel und Evangelium desSonntags anLied zur VerkündigungVerkündigung (Auslegung eines Bibeltextes – in manchen Gemeinden in derRegel, der Perikopentext, mehrheitlich aber ein Text nach eigener Wahl desPredigers bzw. der Gemeinde)Antwort der Gemeinde auf die Verkündigung (entweder durch „stilles Gebet“,häufiger in freier Gebetsgemeinschaft oder auch in manchen Gottesdienstendurch Zeugnis)

C. Sendung und SegenHier finden sich gottesdienstliche Elemente wie:Fürbitte – davor evtl. Vorstellung von konkreten (Gebets-) AnliegenKollekte / DankopferBekanntmachungen und Informationenpersönliche Fürbitte- und SegensgebeteSegen häufig der aaronitische Segen

Zum Raum:- Gottesdienste in EFG – Gemeinden benötigen eigentlichen keinen eigenen sakralen

Raum. Sie können überall stattfinden, wo Menschen zusammenkommen, ummiteinander Gottesdienst zu feiern. Die meisten Gemeinden haben allerdings eigeneKirchen?, Gotteshäuser?, Gemeindehäuser?, Gebetshäuser?! In Anlehnung an

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andere „Kirchen“ findet sich in der Regel, ein „leeres“ Kreuz, die Kanzel, derAbendmahlstisch und das Taufbecken in einer abgestimmten Symmetrie zueinander.Freikirchliche „Gotteshäuser“ sind aber auch wesentlich zur Begegnung undKommunikation gebaut. So kann der „gottesdienstliche Raum“ auch fürGemeindefeiern u.ä. umgestaltet werden.

Liturg- ist oft ein Laie, der als „Gottesdienstleiter oder –moderator“ Verantwortung für den

Ablauf des Gottesdienstes hat und den Ablauf in Absprache mit dem „Verkündiger“und allen anderen Beteiligten gestaltet.

Gewandung / liturgische Kleidung- sind unüblich (nur bei Taufe, Beerdigungen etc. in Gebrauch)

Rollen / Gemeinde- die Gemeinde beruft und betraut letztlich den / die Gottesdienstleiter und auch den /

die Verkündiger in / mit ihren Ämtern- wird im Gottesdienst auch häufig zur Mitgestaltung eingeladen ( freie

Gebetsgemeinschaften, Zeugnisteile, auch „Bienenkörbe“; gegenseitige Fürbitte undSegnung, etc)

Sinnlichkeit ( welche Sinne)- hören (Wort Gottes, Zeugnisse)- sehen (durch zunehmenden Einsatz vom Beamer)- berühren / fühlen ( eher in Ausnahmen – Segnung / Salbung mit Öl, Friedensgruß)- riechen ( nur in Ausnahmen – Duftöl bei Salbungen)

Gesten- Segensgeste am Ende des Gottesdienstes- Symbolhandlungen (Schuld ablegen, Licht empfangen – weitergeben, etc.) in

besonderen GottesdienstenSprache

- in der Regel deutsch- in „charismatisch geprägten“ Gemeinden wird auch die Glossolalie ausgeübt

Musik- Orgel / Klaviermusik / Combos mit unterschiedlich instrumentaler Besetzung, Chor,

Anbetungsteam- Lieder – von altem kirchlichem dt. – ev. Liedgut bis hin zur neuesten christlichen

Jugendlied- und Anbetungskultur (je nach Prägung der Gemeinde)Altar

- es gibt in der Regel einen Abendmahlstisch, der beim Abendmahl „eingedeckt“ wird;sonst steht eine aufgeschlagene Bibel auf diesem Tisch, aus der in manchenGemeinden auch die Schriftlesung erfolgt;

- einen Altar im engeren Verständnis des „Opfertisches“ gibt es nichtpersönliches Zeugnis:

- ein durchaus übliches und regelmäßiges, gottesdienstliches ElementPredigt

- in der Regel die Mitte eines jeden Gottesdiensten, Dauer: zwischen 20 – 30 MinutenVerbindlichkeit der Agenden

- eine verbindliche Gottesdienstagende gibt es nicht;- in den örtlichen Gemeinden kristallisiert sich ein für diese Gemeinde „üblicher Stil“

heraus, der allerdings je nach Schwerpunkt des Gottesdienst auch einmal ganzanders aussehen kann;

zu 3.) Entwicklungen, Baustellen, Spannungsfelder, Berührungen mit anderenKonfessionen

- Baustellen und Spannungsfelder ergeben sich häufig in Fragen des „Liedgutes“.Während die ältere Generation die alten Kirchen- und Heilslieder liebt, werden diesehäufig von der Jugend nicht mehr gekannt. Jugendliche lieben und bevorzugen ihreigenes Liedgut. Manche Gemeinden reagieren darauf mit einem „Monatslied“;

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- die Frage, wie Jugendliche zur Teilnahme am Sonntagsgottesdienst motiviert unddann auch bei seiner Gestaltung mit einbezogen werden können bleibtspannungsreich

- in der Betonung der Predigt gibt es sicher eine große Nähe zu den ev. Landeskirchen- Elemente wie „gemeinsam gesprochenes Glaubensbekenntnis“, Vater unser, etc.

sind in den vergangenen Jahren selbstverständlicher geworden- die Osterkerze kommt in Gemeinden zunehmend in Gebrauch- Gottesdienste werden „bildreicher“

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Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern1. Bedeutung des GottesdienstesIn seiner Einweihungspredigt der Schlosskirche in Torgau am 5. 10. 1544 formulierte MartinLuther den Satz: Dieneue Kirche solle so genutzt werden, „dass nichts anderes darin geschehe, als dass unserlieber Herr selbst mit unsrede durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang“(WA 49, 588).

2. Ablauf des Gottesdienstes

Gottesdienst mit Predigt und Abendmahl PredigtgottesdienstMusik zum Eingang Musik zum EingangLiturgischer Gruß Liturgischer GrußBegrüßung in freier Form Begrüßung in freier FormEingangslied EingangsliedVorbereitungsgebetEingangspsalm (Introitus) PsalmKyrieGloriaGebet des Tages Gebet des TagesLesungLiedLesung LesungGlaubensbekenntnis GlaubensbekenntnisLied LiedPredigt Predigt(Musik / Stille) Musik / StillePredigtlied / Einsammeln des Dankopfers PredigtliedBekanntmachungen aus dem Gemeindeleben Bekanntmachungen aus dem GemeindelebenLied als Übergang zum AbendmahlGabenbereitung und GabengebetGroßes Lobgebet und SanctusAbendmahlsgebet (Epiklese – Einsetzungsworte – Anamnese)VaterunserFriedensgrußAgnus DeiKommunionDanksagungDankgebetFürbittengebet Fürbittengebet(Vaterunser, wenn kein Abendmahl) VaterunserSendung SendungSegen SegenMusik zum Ausgang Musik zum Ausgang

3. Form des Gottesdienstes3.1.RaumDer Gottesdienst wird in der Regel in einem Kirchenraum gefeiert, zu besonderen Anlässenauch an anderen Orten,wie z.B. dem Gemeindehaus, einem Festzelt, oder unter freiem Himmel.Der evangelische Kirchenraum ist mit den üblichen Prinzipalien (Altar, Taufstein, Ambo,Kanzel, usw.)ausgestattet. Der Altar ist mit Leuchtern, Blumen und einem Kreuz geschmückt; auf ihm liegtentweder eineaufgeschlagene Bibel und/oder die Agende. Würde der Gottesdienst unter demGesichtspunkt untersucht, anwelchem Ort sich der Liturg am längsten aufhält, dann ist dies der Altar, gefolgt von derKanzel. Diese ist oft auchin unmittelbarer Nähe des Altars angebracht. Dagegen kommt dem Taufstein oft nicht dienötige Aufmerksamkeitzu; er ist oft auch abseits positioniert.

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3.2.RollenAm Gottesdienst sind in der Regel mehrere Personen beteiligt. Neben dem Liturgen alsdem Leiter des Gottesdienstes, der in der Regel auch predigt, gibt es als hervorgehobeneRollen den Organisten bzw. den Kantor und den Lektor, der aus dem Lektionar dieLesungen verliest. Der Lektorendienst wird von Gemeindegliedern wahrgenommen, zumeistvon Angehörigen des Kirchenvorstandes.Natürlich findet jeder Gottesdienst unter Anwesenheit einer Gemeinde statt. Unter demGesichtspunkt der Rolle partizipiert die Gemeinde mittels der ihr durch die Agendezugewiesenen Möglichkeiten, z.B. durch das Gemeindelied oder durch Antwortgesänge.Weitere Rollen können innehaben:• der Mesner, der den Gottesdienstraum bereitet und manchmal auch am Gottesdienstbeteiligt sein kann (z.B. durch das Anzünden von Kerzen für ein Totengedenken, oder durchan dem Säubern der Abendmahlsgeräte).• verschiedene Chöre (Kirchenchor, Posaunenchor), die z.B. den Organisten ersetzen oderdenEingangspsalm intonieren können.• weitere Helfer, z.B. für das Einsammeln des Dankopfers während des Predigtliedes oderfür die Austeilung des Abendmahls bzw. das Reinigen der AbendmahlsgeräteManche Gottesdienste werden komplett von Lektoren (dürfen nur sog. Lesegottesdienstefeiern) oder Prädikanten (dürfen das Abendmahl einsetzen) übernommen.3.3.KleidungDer Liturg trägt in der Regel einen schwarzen Talar mit weißem Beffchen. Einige Pfarrertragen auch Albe mit Stola. Manche Pfarrer kombinieren den Talar mit einer bunten Stola.Taläre können auch der Mesner und der Prädikant tragen.3.4.SpracheDie im Gottesdienst verwendete Sprache ist von vielen Faktoren abhängig: von denVorgaben der Agende (festgelegte traditionelle Texte), des Gesangbuchs (alte und neueLieder), der Textauswahl des Liturgen (alte und neue Gebetstexte), der Liturgie- undPredigtsprache des Liturgen (antiquiert, gewollt modern, unnormal meditativ-andächtig,ungewollt frömmelnd, usw.)3.5.SinnlichkeitEntsprechend der evangelischen Tradition werden zuerst die Ohren angesprochen („derGlaube kommt aus dem Hören!”) und dann erst die Augen, schließlich auch der Geschmack(Abendmahl), am wenigsten die Nase (kein Weihrauch!).3.6.Haltungen und GestenAuf Seiten des Liturgen: Stehen am Altar bei Gebeten mit Rücken zur Gemeinde, Kreuz überden Elementen bei Einsetzungsworten, Kreuz in Richtung der Kommunikanten beiEntlassung vom Abendmahl, erhobene Arme und Kreuz bei Segen.Auf Seiten der Gemeinde: In der Regel Stehen zum Gebet und zur Lesung, Falten derHände, gesenkter Blick, Knicks oder Verbeugung nach Empfang des Abendmahls.

3.7.Wort und MusikWollte man eine Rangordnung angeben, dann zeichnet sich der evangelische Gottesdienstprimär sich durch einen hohen Anteil gesprochener Worte aus; die Predigt gilt vielen als dasHerz des Gottesdienstes (sie dauert zwischen 15 und 25 Minuten). Auf Rang zwei und dreifolgen das gesungene und das gebetete Wort.Der evangelischen Tradition entsprechend kommt der Kirchenmusik (allen voran demOrgelspiel) ein hoher Stellenwert zu.Ein persönliches spontanes Zeugnis ist in der Regel nicht vorgesehen.3.8.VerbindlichkeitZwar ist die Agende ein auch kirchenrechtsverbindliches Dokument für den Liturgen. Da aberder Kirchenvorstand das Recht hat über die vor Ort geltende Gottesdienstordnung zubeschließen und die Verantwortung für die Gestaltung in die Hand des Liturgen gelegt ist,wird oft gravierend von der Agende abgewichen.

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4. BaustellenStichpunktartig tun sich die folgenden Baustellen auf:– Überarbeitung der bisherigen bayerischen Agende hinsichtlich Aufbau desGottesdienstformularsund Formulierung der Texte– Aus- und Fortbildung der Liturgen zum Verständnis der Liturgie, zur Gestaltung einesGottesdienstes und zu seiner „Aufführung” (Stichwort: Liturgische Präsenz)– Verhältnis des traditionellen Gottesdienstes zu alternativen Gottesdienstformen– Revision der Lese- und Predigttextreihen

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Evangelisch-methodistische Kirche (in Deutschland)1. Bedeutung des Sonntagsgottesdienstes

Der Sonntagsgottesdienst der EmK nimmt im Gemeindeleben eine zentrale Stellung ein.Typisch methodistisch ist das Verständnis des Gottesdienstes als Gnadenmittel, durch dasGott suchenden und glaubenden Menschen sein Heil mitteilt. Durch seine Wurzeln in deranglikanischen Kirche und in der Erweckungsbewegung vereinigt der Gottesdienst der Emksowohl hochkirchliche als auch freikirchliche Elemente.

2. Ablauf und Essentials des Gottesdienstes der EmK

2.1 Ablauf (+ = Gemeinde steht; * = Element fällt in den meisten Gottesdiensten weg):

Vorspiel+ Eingangsvotum+ Biblisches Grußwort Gemeindelied Alttestamentliche Schriftlesung Lobpreis Anruf * Lobgesang * Neutestamentliche Schriftlesung Lobpreis+ Gebet+ Glaubensbekenntnis *+ Anbetungslied Bekanntgaben Zeit der Gemeinschaft / Fürbitten Chorlied Predigt+ Gebet+ Vaterunser Sammlung der Opfergaben Gemeindelied+ Segen+ Ausgangsstrophe * Nachspiel

2.2 Raum: Frühere Bauten gleichen eher Gemeindehäusern; heute werden verstärkt auchkirchlich-sakrale Elemente beim Kirchenbau betont.

2.3 Liturg/in: Den Liturgiedienst übernehmen entweder die Pastor/inn/en oder (geschulte)Gemeindeglieder.

2.4 Gewandung/liturgische Kleidung: Es gibt keine einheitliche Vorschrift, meist wird vonden Pastor/inn/en ein Anzug bzw. Kleid getragen; liturgische Gewänder (Talare, Alben,Stolen) sind aber im Kommen, insbesondere bei besonderen Anlässen.

2.5 Rollen/Gemeinde: Es wird Wert auf eine starke Partizipation der Gemeinde gelegt(Liturgiedienste, Gebete, Zeit der Gemeinschaft, Musik).

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2.6 Sinnlichkeit (welche Sinne?): Der Gottesdienst ist traditionellerweise eher schlichtgehalten, aber die Bedeutung der sinnlichen Erfahrung im Gottesdienst nimmt zu (Farben,Symbolhandlungen etc.).

2.7 Gesten: Liturgische Gesten spielen traditionellerweise kaum eine Rolle. Man wünschtemanchen Pastor/inn/en eine liturgische Schulung.

2.8 Sprache: Im Gottesdienst herrscht die freie Sprache vor (auch bei Eingangsgebet undFürbitten), aber liturgisch-gebundene Elemente nehmen vielerorts zu.

2.9 Musik: Starke Betonung des Gemeindegesangs und Chorgesang; in manchenGemeinden gibt es Lobpreisteams; meist spielen ehrenamtliche Organisten.

2.10 Altar: Der Abendmahlstisch ist für gewöhnlich mit einer Bibel, zwei Kerzen und Blumenversehen. Er steht häufig vor einem großen Kreuz an der Wand (ohne Corpus).

2.11 Persönliches Zeugnis: Das Zeugnisgeben spielte früher eine größere Rolle imMethodismus, ist aber auch heute immer wieder zu beobachten.

2.12 Predigt: Die Predigt ist wichtiger Bestandteil des Gottesdienstes; sie ist in der Regelgut vorbereitet und dauert zwischen 20 und 25 Minuten.

2.13 Verbindlichkeit von Agenden: Es besteht keine Verpflichtung zu bestimmtenFormulierungen und Ordnungen, doch begegnet der oben beschriebene „offizielle“ Ablaufsehr häufig.

3. Entwicklungen und Baustellen

Bei vielen Pastor/inn/en herrscht Unsicherheit in Bezug auf den Sonntagsgottesdienst.Manche wollen stärker traditionelle, (alt-)kirchliche Elemente einbeziehen (hochkirchlichesErbe), andere mehr experimentieren (freikirchliches Erbe). Die verschiedenenAbendmahlsordnungen im Gesangbuch bilden diese Polarität ab. An verschiedenen Ortenentwickeln sich zweite Gottesdienstprogramme, z.T. auch in ökumenischer Partnerschaft(z.B. ThomasMesse). Eine theologische Besonderheit im Gottesdienst der EmK ist das sog.„offene Abendmahl“, das durchschnittlich alle 6 bis 8 Wochen gefeiert wird.Der Ausschuss für Gottesdienst und Agende der EmK in Deutschland arbeitet an einerReform des Sonntagsgottesdienstes und veranstaltet in diesem Rahmen im Herbst 2010 einSymposium zum Sonntagsgottesdienst der EmK in Deutschland.

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Evangelisch-reformierte KircheNorbert Müller, Pfr.

1.Überlegungen zur Bedeutung des evangelisch-reformierten Gottesdienstesa.)Gottesdienst als Bundeserneuerungsfest und Dienst Gottes an der Gemeinde:Wenn sich die christliche Gemeinde zum Gottesdienst versammelt, geht es zuerst undzuletzt um Gottesbegegnung: um die Kontaktnahme mit dem lebendigen Gott, demSchöpfer der Welt, dem Grund und Horizont allen Lebens. Der Gottesdienst lebt vonder Erwartung, dass in, mit und unter dem, was die in ihm handelnden Menschen tun,Gott selbst gegenwärtig ist. Im Grunde ist jeder Gottesdienst einBundeserneuerungsfest: Die Zusammengekommenen werden durch Gottes Wort undseinen Geist dessen vergewissert, dass ihr Gott ,“Bund und Treue hält ewiglich“(siehe Psalm 124,8) und deshalb auch heute seiner Gemeinde in Güte begegnet. ImGottesdienst vollzieht sich Gottes Dienst an uns. Gott dient seiner Gemeinde undallen Menschen damit, dass er auf uns hört. Er hört uns an, wenn wir zu ihm beten,wenn wir vor ihm singen, wenn wir uns zu ihm bekennen. Mit unseren Bitten undKlagen und mit Worten der Fürbitte wenden wir uns an den Gott, der uns Menschendienen will. Gott wendet sich in zweifacherweise im Gottesdienst zu, indem er zu unsMenschen spricht und indem er auf uns hört. Beide Weisen seiner Zuwendung sindgleich wichtig.

b.) Liturgie dient der Verkündigung -Die Predigt als die Mitte desGottesdienstes:Der reformierte Gottesdienst ist Wortgottesdienst und geht auf den mittelalterlichenPredigtgottesdienst zurück. Die Predigt steht beherrschend und nicht von liturgischemBeiwerk erdrückt im Mittelpunkt. Die Liturgie hat nichts mit dem römischen Messkanonzu tun und ist nicht wie in anderen Kirchen eine immer wiederkehrende dramatischeVorführung des Heilsgeschehens. Die reformierte Liturgie dient mit den Gebeten undGesängen der Verkündigung und ist der anbetende Lobpreis Gottes, wobei nebendem allgemeinen evangelischen Liedgut der typisch reformierte, auf Genfzurückgehende Reimpsalter mit seinen wuchtigen Melodien zu nennen ist. An Stelleder von der mittelalterlichen Kirche herrührenden Perikopenordnung wird in derreformierten Kirche mancherorts das Durchpredigen ganzer biblischer Bücher(Reihenpredigten) bevorzugt. Weil die Predigt nicht ohne hörende Gemeindegeschieht, darum ruft das verkündigte Wort zur Antwort. Diese Antwort der Gemeindebezeichnet reformierte Kirche als "Liturgie".

c.) Liturgie ist bekennende Antwort der GemeindeDie im gemeinsamen Hören des Wortes Gottes gemeinsam gegebene Antwortgeschieht im Bekenntnis der Gemeinde. Es findet seinen Ausdruck im Apostolischenund anderen Glaubensbekenntnissen und im gemeinsamen Gesang der Gemeinde.Im Danken und im Lobpreis der Lieder und des Bekennens leuchtet GottesHerrlichkeit im Spiegel menschlicher Worte und menschlicher Musik auf. Er lässt unseinstimmen in den Lobgesang, der ihm von allen Geschöpfen der sichtbaren und derunsichtbaren Welt dargebracht wird und der ohne Ende ist.

d.) Die seelsorgerliche Dimension des GottesdienstesTrost, Erkenntnis, Orientierung - wer dies im Gottesdienst bekommt, wird dieGottesbegegnung als für sich relevant erleben. Ideal ist dabei nicht das ausgewogeneMischungsverhältnis; es wird mal das eine, mal das andere im Vordergrund stehen.Aber keine dieser Ebenen kann auf Dauer unterbelichtet sein oder gar fehlen. Dennes geht darum, des Menschen Gemüt (Trost), des Menschen Verstand (Erkenntnisund des Menschen Wille -Orientierung) anzusprechen.

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e.)Aktuelle Entwicklungen/BaustellenVielleicht ist gerade im reformierten Gottesdienst die seelsorgliche Dimension desGottesdienstes weithin verdeckt. Es wird lange gepredigt, Lesungen undAbkündigungen sind ebenfalls Redetexte. Zum wichtigsten im Gottesdienst gehört,dass Menschen sich dort vor Gott aussprechen können. Das wird getan in denLiedern und in den Gebeten. Weitere Elemente wie meditative Musik, Stille Momentesollten gelegentlich mit eingebaut werden, um deutlich zu machen, dass Kirchen nichtnur Predigträume, sondern auch wieder Andachtsräume und Betsaal werden, wo dieSeele sich aussprechen kann.

f. ) Kirchenraum kein sakraler KultraumAllen reformierten Kirchen eignet der Umstand, dass sie keine Altäre, keine Kruzifixeund keine symbolischen und biblischen Darstellungen besitzen. Das Bilderverbot (2.Gebot) wird in dem ungekürzten Dekalog (10 Gebote) in Geltung gehalten. DieReformierten lieben und pflegen ihre Kirchen, aber diese sind ihnen nicht sakraleKulträume. Der Gottesdienst weist die Gemeinde aus der Kirche zum Dienst in dieWelt hinaus. Die in der Christologie begründete reformierte Sakramentenlehre hatfolgende Schwerpunkte: "Taufe und Abendmahl sind Wirkzeichen, d.h. nicht leereSymbole, sondern Handlungen, die das Heilswerk Christi abbilden und zugleich seineFrucht vermitteln.

Ordnung für den evangelisch-reformierten Gottesdienst mit AbendmahlPfarrer/in mit Talar (schwarz) und weißen (geschlossenen) Beffchen

Presbyter/in übernehmen Abkündigungen und SchriftlesungOrganist/in den musikalischen teil, evtl. Chor und Musiker/innen

Organist/in: Orgelvorspiel

Pfarrer/in: Grußwort und Votum: „Unser Anfang und unsere Hilfe ...im Namen desVaters und des..."Unter der Zusage der Begegnung mit dem dreieinigen Gott darf nach Calvin in einerreformierten Gemeinde das Wagnis eines Gottesdienstes unternommen werden. Allein "ImNamen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" darf hier geredet werden.Jede menschliche oder institutionelle Eigenmächtigkeit verdunkelt das Reich Gottes, dasdort mitten unter uns ist, wo zwei oder drei versammelt sind im Namen unseres Herrn JesusChristus.Presbyter/in: Abkündigungenl. Lied: Der Gemeindegesang vor der Predigt wird im Blick auf Predigttext undPredigtaussage ausgesucht. Er kann aber auch im Sinne des Kollektengebetes die Bitteum rechtes Hören des Wortes zum Ausdruck bringen. Gebet: Das Eingangsgebet kanneine ganze Reihe von liturgischen Stücken in sich schließen: Bekenntnisformeln, OffeneSchuld, Bedürftigkeit, Zuspruch der Vergebung. In der Regel ist es das Kollektengebet.Die Offene Schuld hat den Charakter des Bußgebetes und ist zurückzuführen auf dieLitanei der mittelalterlichen Kirche. Sie steht als öffentliches Schuldbekenntnis imGegensatz zum Bußbekenntnis der Privatbeichte. Schriftlesung, evtl. auchBekenntnislesung aus dem Heidelberger Katechismus (Frage 1 - 129)Die Schriftlesung soll im Blick auf den Predigttext und so gewählt werden, dass zentraleSchriftzeugnisse aus dem Testament der Bibel gelesen werden, aus dem der Predigttextnicht entnommen ist. Das Apostolische Glaubensbekenntnis wird stets bei Taufgottesdienstegesprochen.2. LiedPredigt: Zentrale Bedeutung hat die Predigt, weil nach dem Zeugnis der Heiligen Schriftder Glaube aus der Predigt kommt, die Predigt aber aus dem Wort Gottes (vgl. Röm. 10,17: „das Predigen aber durch das Wort Christi"). Da die Predigt nicht ohne hörendeGemeinde geschieht (vgl. Calvins Erweiterung von Augustana VII: „ „... und gehört wird"),darum ruft das Wort zur Antwort. Diese Antwort der Gemeinde bezeichnet reformierte

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Kirche als "Liturgie". Die reformierten Gemeinden wandten sich dem Predigtgottesdienstzu, weil siea) alles ablehnten, was den Lauf des Evangeliums hindern könnte, undb) jeden liturgischen Synkretismus ablehnten, der die Einmaligkeit der Heilstat Gottes inJesus Christus verdunkeln könnte. Sie wollten kein heiliges Drama mit Rede und Gegenredeals Gottesdienst, sondern wussten um die wahre Dramatik eines Ringens Gottes um seineGemeinde und deren Antworten aus dem Geist.

3. Abendmahlslied

- Hinführung (Abendmahlsbesinnung)- Abendmahlsgebet (Lobpreis, Präfation, Epiklese- Einsetzungsworte - Austeilung- Danksagung

Fürbittgebet

Vaterunser: „Unser Vater...."

4. Lied

Segen (Aaronitischer Segen):kommuikative anstelle der distributiven Form: „ Der Herr segne uns...."Die Bitte unterstreicht, dass nicht wir und unser Austeilen, sondern Gott den Segen wirkt.

Orgelnachspiel

Die Reformierten können sich gut in dem wiederfinden, was in derLeuenberger Konkordie als gemeinsames evangelisches Verständnisfestgehalten ist: „Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene JesusChristus in seinem für uns alle dahingegebenen Leib und Blut durchsein verheißendes Wort mit Brot und Wein." Diese Formel berücksichtigt:(1) dass das Mahl Gnadengabe ist, also nicht nur ein Gedächtnismahl; (2)dass Christus selbst seine Gnade schenkt und nicht die Kirche Verwalterinder Heilsmittel ist; (3) dass diese Gabe ein ganzheitliches Geschehen ist,und nicht enggeführt werden kann durch die Betonung der leiblichenGegenwart Die Einsetzungsworte werden im biblischen 0-Ton nach 1 Kor 11,23-26 gesprochen; die Abendmahlsbesinnung unterstreicht das Element derLehre bzw. der Verkündigung (wobei die Gebete vor und nach dem Mahlnicht weniger Gewicht haben als in anderen Liturgien).Was die Austeilung betrifft, galt der biblische Abendmahlsbericht alsGestalt gebend (echtes Brot) wird gebrochen und weitergereicht, ebensoder Kelch.

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Die Heilsarmee in Bayern am Beispiel der Gemeinde(Heilsarmee-Korps) in München (Stefan Müller, Major)

1. Bedeutung des SonntagsgottesdienstesDer Sonntags-Gottesdienst ist der zentrale Punkt in der Gemeinde, hier kommt Lehre,Anbetung und Gemeinschaft zusammen.

2. Ablauf des Gottesdienstes2.1. Ablauf (unterschiedlich, hier kann nur als Beispiel München angeführt werden)• Tageslosung• Gemeindelied• Kurze Wortbetrachtung• Anbetungszeit mit Musik, Gesang und freien Gebeten• Gemeindelied• Möglichkeit zum persönlichen Zeugnis• Ankündigungen• Dankopfer, Gemeindelied• Predigt• Freie Gebetszeit• Segen2.2. RaumDer Gemeinderaum2.3. LiturgDie Leitung des Gottesdienstes wird von einen Offizier (Heilsarmee-Pastor) oder einenbeauftragten Laien wahrgenommen2.4. Gewandung/ liturg.KleidungFür den Offizier die Uniform, für den Laien besteht kein Zwang zur Liturgischen Kleidung2.5. Rollen /GemeindeDie Gemeinde kann in alle Bereiche des Gottesdienstes eingebunden werden, jeder Teil desGottesdienst-Ablaufs kann durch ein Gemeindeglied geübt werden.2.6. Sinnlichkeit (welche Sinne)• Hören (Wortverkündigung, Gesang, Bibellese, Musik, Zeugnis)• Sehen (Filmeinspielungen, Powerpoint-Folien, Bilder)• Fühlen (Gegenstände)2.7. GestenBesondere Gesten sind nicht vorgeschrieben2.8. SpracheVerständliche, Zeitgemäße Sprache2.9. MusikBlasmusik, Gitarre, Flöte, eher Musik ab den 19. Jahrhundert aufwärts (meist aus dereigenen Kirchenfamilie, aber auch geistliche „Volkslieder“)2.10 AltarEinen Altar gibt es nicht2.11.Pers. ZeugnisEs gibt einen festen Platz für das persönliche Zeugnis (siehe Ablauf), die Gemeindegliederwerden dazu ermutigt2.12. PredigtFreie Predigt zum Teil nach der Perikopen-Regel, zum Teil nach Anlass2.13. Verbindlichkeit von AgendenEs gibt Vorschläge, an bestimmten Sonntagen das besondere Augenmerk auf ein Thema zulenken (z.B. Gebet, Mission, Jugend, Armut, Menschenhandel), die Gemeinde bzw. derOffizier ist frei, diese Vorschläge anzunehmen oder nicht.Die Allgemeinen christlichen Feste wie Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten werdenverbindlich gehalten.

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3. Welche Entwicklungen, Baustellen, aber auch Berührungen mit anderen Kirchengibt es?3.1. Entwicklungen:In den letzten Jahren Etablierung eines besonderen Gäste-Gottesdienstes (wird in München„Cappuccino mit Herz“ genannt.). Dieser Gottesdienst wird von einem festen Teamvorbereitet und gestaltet.Durchführung von themenorientierten Gebetwochen, die von einen besonderen Anfangsbzw.Abschluss-Gottesdienst eingerahmt wird.Stärkere Beteiligung der Gemeindeglieder am Gottesdienst. Übertragung vonVerantwortlichkeit für bestimmte Bereiche z.B. den Gebetsteil an ein Anbetungs-Team.3.2. BaustellenZurzeit keine (laut Gemeinde)3.3. Welche Berührungen mit anderen Kirchen gibt es?Teilnahme an der Allianz-Gebetswoche und den jährlichen Allianz-Gottesdienst „OffenerHimmel“, Frauenfrühstücks-TreffAuf Gremienebene Kontakte in der ACK München und Bayern, Ev. Allianz, (christliche)Frauen in Verantwortung (FiV)

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Vereinigung Bayerischer MennonitengemeindenLenemarie Funck-Späth

1. Bedeutung des SonntagsgottesdienstesDie gottesdienstliche Gemeinschaft ist in biblischen Zeugnissen begründet. Im Gottesdienstist Zeit und Raum die Zuwendung Gottes zu erfahren.. Der Gottesdienst stärkt Christen fürihren persönlichen Glaubensweg und ihre Sendung in „die Welt“ und lädt suchendeMenschen in die Gemeinschaft mit Gott und die Gemeinschaft der Gläubigen ein.

2. Ablauf und Agenda

• Gottesdienstorte sind eigene Gemeindehäuser oder gemietete Räume.Kirchengebäude im engeren Sinn gibt es in bayerischen Mennonitengemeinden bisauf eine Kirche, die aus dem 19. Jahrhundert datiert (MG Eichstock) nicht.

• Ausgestaltung des gottesdienstlichen RaumesDie Ausgestaltung des gottesdienstlichen Raumes ist in die Verantwortung der jeweiligenGemeinde gestellt. Ein Kreuz oder eine aufgeschlagene Bibel unterstreichen den Gedankender Sammlung unter Gottes Wort und in der Gegenwart Christi. Auf einem speziell dafürvorgesehenen Tisch gibt es in der Regel Kerzen und Blumenschmuck. Einen gesondertenAltar bzw. Altarraum kennen wir nicht. Nach täufer-theologischer Erkenntnis sindGottesbegegnungen unabhängig von sichtbaren bzw. besonders ausgewählten undgeweihten Orten möglich: „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ichmitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)

• Liturgen/KleidungLiturgen sind von der Ortsgemeinde berufene bzw. gewählte und für ihren Dienst gesegnetehauptamtliche Pastorinnen und Pastoren, in einigen Gemeinden auch ausschließlichehrenamtliche Mitarbeitende. Sie leiten und gestalten Gottesdienste. Dabei werden in derRegel für bestimmte liturgische Aufgaben wie Schriftlesung, Gebete Gemeindegliedereinbezogen. Die Kleidung ist in das Ermessen der Liturgen gestellt.

• Sprache, Musik, GestenGottesdienste finden in deutscher Sprache statt. Verwendet werden unterschiedlicheBibelübersetzungen. Aus dem bundesweit gebräuchlichen "Mennonitischen Gesangbuch"(hrsg. 2004) wird nach Möglichkeit vierstimmig gesungen. Lieder und Texte werden da unddort auch von Folien oder mittels Powerpoint auf Leinwand projiziert. Begleitet wird derGesang durch Orgel, Klavier, Gitarre oder durch kleinem Instrumentalorchester bzw. Band.In einigen Gemeinden gibt es auch projektbezogen Chorgesang. Durch ritualisierte Gestenunterstützte Handlungen im Gottesdienst sind eher eine Ausnahme, da und dort sind Gestenjedoch bei Segenshandlungen üblich.

• AblaufDie Eingangsphase dient der Sammlung. Durch Votum, Begrüßung, Lied und Gebet werdendie Teilnehmenden eingeladen, sich für Gott und die Gemeinschaft zu öffnen. Mitteilungenaus dem Gemeindeleben und Einladungen, auch zu überregionalen Veranstaltungen, dienenneben der gegenseitigen Information, dem Anteilnehmen und Anteilgeben. Eine

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Anbetungsphase kann durch Lieder und Gebete gestaltet werden. Auch persönlicheZeugnisse von Gemeindegliedern oder Gästen finden hier ihren Raum.Schriftlesungen und Predigt dienen der Verkündigung und Ausrichtung auf das Wort Gottes.In der Fürbitte wendet sich die Gemeinde aktuellen persönlichen und/oder gemeindlichenSituationen zu, aber auch dem Volk Gottes und der lokalen, regionalen und globalenLebenswelt. Mit gemeinsam gesprochenen Vaterunser, Segen und Sendung wird dieGemeinde entlassen, um Gott in der Welt zu dienen.Wesentlich sind Austausch und ist Gespräch vor und nach den Gottesdiensten, wo auchAlltagsbeziehungen ihren Platz haben. Teilweise wird Kaffee angeboten, da und dort auchmehrmals im Jahr ein gemeinsames Mittagessen.

• Verbindlichkeit von AgendenIn dem vom Verband der deutschen Mennonitengemeinden 1993 herausgegebenen"Leitfaden" werden Abläufe von Gottesdiensten beschrieben und im BausteinsystemVorschläge unterbreitet. Unsere Agende bietet Anregungen, ist aber für die Gestaltungenvon Gottesdiensten nicht verbindlich. Jede Gemeinde kann auf dem Hintergrund aktuellerGegebenheiten und unter Leitung des Heiligen Geistes über die Gestaltung ihrerGottesdienste entscheiden. Auch Perikopentexte sind nicht bindend, werden aber auch fürLesungen und Predigten verwendet.

3. Berührungspunkte mit anderen KirchenBerührungspunkte mit anderen Kirchen sind Schriftlesung, Gebet und Fürbitte, Predigt,Vaterunser und Segen. Gemeinsam mit anderen Kirchen haben wir viele Lieder."Kanzeltausch" mit der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, sowie mit anderenFreikirchen.

4.. "Baustellen"Das Miteinander von Jung und Alt; das Wahrnehmen unterschiedlicher Lebenssituationenvon Gemeindegliedern; unterschiedliche Frömmigkeitsstile; die in Sprache und Liedauswahlzum Ausdruck kommen.

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DIE LITURGIE DER ARMENISCHEN KIRCHEDiözese der Armenischen Kirche in Deutschland

Im Zentrum der Göttlichen Liturgie der Armenisch- Apostolischen Kirche (armenisch "SurpBadarak" d.h. Heiliges Opfer) steht das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern. Der Liturgietextwird auf den ersten Patriarchen und Katholikos Gregor den Erleuchter zurückgeführt

Bis zur Einführung der armenischen Schrift Anfang des 4. Jahrhunderts waren Syrisch undGriechisch als Gottesdienstsprachen in den verschiedenen Provinzen Armeniens imGebrauch. Je nach vorhandener kultureller Einflusssphäre fanden damals deshalb von Syrienher die Jakobusliturgie aus Jerusalem sowie über Kappadokien die Traditionen der Basilius -und Chrysostomosliturgien in Armenien Eingang; die armenische Liturgie besitzt somit ihrenPlatz innerhalb der großen antiochenischen Liturgiefamilie. Nach Schaffung der armenischenSchrift durch Mesrop Maschtoz im Jahre 406 war es möglich, Gebete und Hymnen inarmenischer Sprache schriftlich zu fixieren; jedoch kommt die Entwicklung der armenischenLiturgie erst im 17. Jahrhundert mit der Einführung von gedruckten Liturgiebüchern zu einemvorläufigen Abschluss.

Im 13. Jahrhundert wird die lateinische Messe von Nerses von Lambron ins Armenischeübersetzt. Infolgedessen wurde der Eingangsteil der lateinischen Messe auch in diearmenische Liturgie aufgenommen. Dieser wird allerdings mit dem von Khatschatur von Tarongeschriebenen herrlichen Hymnus "Khorhurt Khorin" (Tiefes Mysterium) eingeleitet.Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die gegenwärtig gebräuchliche armenischeLiturgie "eine äußerst originelle Synthese“ (Heiser) aus den alten Liturgien der großenSchwesterkirchen und aus eigener, armenischer Tradition bildet .

Die armenische Liturgie besteht aus vier Teilen:

1. Vorbereitungsgottesdienst,armenisch: Badrasdutyun

2. Synaxis d. h. Wortgottesdienstarmenisch: Dschaschuzham

3. Opfergottesdienstarmenisch: Surp Badarak oder Zohaberum

4. Segen und Entlassungarmenisch: Orhnutyun jew Arzagum

1.- Der erste Teil der armenischen Liturgie, der Vorbereitungsgottesdienst, stammt in seinerheutigen Form aus der Zeit des kilikischen Königreiches und besteht aus vierEinzelhandlungen: Das Anlegen der Gewänder, die Handwaschung und dasSündenbekenntnis des Priesters, der Aufstieg zum Altar und schließlich die Vorbereitung vonWein und Brot (Die armenische Kirche nimmt ungesäuertes Brot und Rotwein ohneBeimischung von Wasser).Anders als in verwandten orthodoxen Traditionen gibt es in der armenischen Liturgie keineregelrechte Ikonostase (Bildwand zwischen Gemeinde- und Altarraum), sondern lediglicheinen Vorhang, der vor dem Altarraum auf- und zugezogen wird und der eine ähnlicheFunktion erfüllt.

2.- Den zweiten Hauptteil der armenischen Liturgie bildet der Wortgottesdienst, in dessenMittelpunkt die Verkündigung Jesu steht. In Zeiten vor dem kilikischen Königreich begann deröffentliche Teil der Liturgie erst an dieser Stelle, nämlich mit folgenden Worten des Priesters:„Gesegnet sei das Reich des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt undallezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Sodann begegnen erneut durch die Worte des Diakons

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die Worte vom Liturgieanfang: „Lasst uns abermals den Herrn für Frieden anflehen.“ Friedenist die oberste Voraussetzung für das Gebet.Vor dem kleinen Einzug wird im Trishagion (Surp Asdwadz) die Erbarmung des gekreuzigtenGottessohnes erfleht. Es folgt eine alttestamentliche Lesung (in der Regel prophetischer Text,der das Thema Busse oder Verheißung des Erlösers zum Gegenstand hat) und darananschließend eine neutestamentliche, namentlich entweder aus einem Apostelbrief oder überdas Zeugnis Christi bzw. über die Lehre vom Kreuz. Als krönender Höhepunkt kommt der Herrin der Lesung des Evangeliums selbst zu Wort. Daraufhin bekennt sich die Gemeinde imnizänischen Glaubensbekenntnis armenischer Fassung zu ihrem Glauben. Im Anschlussdaran folgte ursprünglich unmittelbar die Predigt, die aber heute entweder vor oder nach derFeier der Eucharistie gehalten wird.

3.- Im Zentrum des dritten Hauptteils der Liturgie steht das Erlösungs- und VersöhnungswerkChristi. Er wird Opfergottesdienst genannt.Im Großen Einzug hebt der Diakon Wein und Brot hinter dem Altar empor und überreichtbeides dem Priester. Währenddessen singt der Chor den Hymnus.In Bort und Wein ist Christus, der unser Frieden ist, gegenwärtig (Epheser 2, 14). DieserGegenwärtigkeit wird durch den vom Chor eingestimmten Hymnus „Christus ist unter unserschienen“ Ausdruck verliehen. Währenddessen wird er Friedensgruß ausgetauscht. DerDiakon kommt vom Altarraum herunter und wechselt mit einem Gemeindemitglied denFriedensgruß, der von Gemeindemitglied zu Gemeindemitglied weitergegeben wird. DerFriedensgruß wird also anders als im Westen nicht erst vor der Kommunionausteilung,sondern bereits vor der Darbringung des Opfers ausgetauscht.Es beginnt jetzt der zentrale Teil der Liturgie, das eucharistische Hochgebet. Christus selbstbringt sich in der Eucharistie als Opfer dar. Was die Gemeinde darbringt, ist ein Opfer desLobes.Die Einleitung zum Hochgebet bildet eine trinitarische Benediktion. Dem Schöpfergott wirdgedankt für seinen Heilswillen und seine Erbarmung, die durch das Erlösungswerk JesuChristi, seines Sohnes, vollzogen wurde. Es folgt die Anamnese, in der der großen Werke derErlösung, des Leidens, des Todes, der Auferstehung, der Himmelfahrt und Pfingsten gedachtwird. Laut gesungen werden die Einsetzungsworte und die Epiklese, mithin die Herabrufungdes Heiligen Geistes. Mit der Bitte um Verleihung von Liebe, Festigkeit und um Frieden in derganzen Welt beginnt anschließend ein ausführliches Fürbittgebet, in welchem der Heiligen, derLebenden und der Toten der Kirche gedacht wird. Das Gebet endet mit dem „Vater unser“.Zuvor dankt der Priester dafür, dass wir Gott als unseren Vater anrufen dürfen.Beim darauf folgenden Inklinationsgebet beugt sich die Gemeinde in Ehrfurcht zur Erde,während Brot und Wein in der Elevation, d.h. Emporhebung, erhöht werden. Die Haltung derVerehrung und Erhöhung bezieht sich auf alle Elemente der Hl. Dreifaltigkeit. Sodann wird dasBrot in drei Teile gebrochen und in den Wein getaucht. Der gewaltige Tod, der die Sünden derWelt fortgenommen hat, soll hiermit vergegenwärtigt werden. Zunächst kommuniziert derPriester, daraufhin treten die Gemeindemitglieder - die seit dem Vorabend gefastet haben -zum Altar und empfangen das heilige Mahl in beiderlei Gestalt. Bei der Austeilung des HeiligenMahls knien nicht die Gläubigen, sondern vielmehr der Priester.

4.- Im vierten und Schlussteil der Liturgie steigt der Priester nach dem Dankgebet vomAltarraum herunter und liest aus dem 1. Kapitel des Johannes-Evangeliums die Verse 1-14.Anschließend werden die Gläubigen unter den Schutz des Kreuzes befohlen, gesegnet undentlassen.

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Koptisch Orthodoxe KircheRaum, Rollen, Liturgische Kleidung und Sinnlichkeit sind identisch mit den OrthodoxenKirchen.

Gesten:Beim Morgen-Weihrauch umschreitet der Priester und der Diakon das Heiligtum dreimal.

Bei der großen Liturgie steht der Priester mit Rücken zur Gemeinde, er dreht sich mehrmalsum mit dem Kreuzzeichen um die Gemeinde zu segnen. Auf Seiten der Gemeinde in derRegel stehend während der großen Liturgie und betend im Dialog mit dem Priester und denDiakonen. Weitergabe des Friedensgrußes am Anfang der großen Liturgie.

Wort: Die Predigt ist die Mitte der Sonntags-, Feiertags Gottesdienste

Musik: Nur Zimbeln und Triangel werden normalweise verwendet.

Verbindlichkeit: Basilius, Kyril bzw. Markus Liturgie sind verbindlich.

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LITURGIE in der Orthodoxen Kirche. Kurzer ÜberblickDie an jedem Sonn- und Feiertag gefeierte Göttliche Liturgie bildet das Zentrum deskirchlichen Lebens der Orthodoxen Kirche. Als gemeinschaftliche Handlung ist dieEucharistie nicht nur Vergegenwärtigung des gesamten Heilsmysteriums, sondern zugleichein himmlisch-irdisches, ewig-zeitliches Geschehen, in dem die eschatologischeGemeinschaft mit Gott vorwegnehmend erfahren wird.

Aufbau der Göttlichen Liturgie

I. Ordnung der Vorbereitung der Liturgie A. Vorbereitung der Liturgen (Gebete, Ankleiden, Handwaschung) B. Bereitung der Gaben (Proskomidie)

II. Liturgie der KatechumenenA. Einleitungsdoxologie („Gesegnet sei das Reich des Vaters, des Sohnes und des Hl.

Geistes...“)B. Friedensgebete und AntiphonenC. Kleiner EinzugD. DreimalheiligE. Schriftlesungen (Apostel und Evangelium), PredigtF. Ektenie und Entlassung der Katechumenen

III. Liturgie der GläubigenA. Gebete der GläubigenB. Grosser EinzugC. Ektenie und Gebet der DarbringungD. FriedenskussE. Das GlaubensbekenntnisF. Die heilige Anaphora (Einleitungsdialog, Eucharistisches Gebet, Einsetzungsworte,

Anamnese, Epiklese, Fürbitten – Diptychen)G. Vorbereitung auf die Kommunion (Ektenie, Vater Unser, Inklinationsgebet, Erhebung,

Brechung, Einigung, Beigabe des heissen Wassers)H. Kommunion (Kommunion der Liturgen, Kommunion der Gläubigen)I. DanksagungJ. Segen und Entlassung

Raum: geweihter Kirchenraum, gen Osten. Auf dem Altartisch liegt Antimension (Altartuchaus Leinen od. Seide, auf dem die Grablegung Christi abgebildet ist, und in dem Reliquieneingenäht sind).

Liturg: Bischof bzw. Priester als Vorsteher der Liturgie. Diakon als liturgischer „Assistent“.Die Gemeinde ist nicht nur passiv beteiligt, sondern feiert dialogisch den Gottesdienst mit.Die liturgischen Aufforderungen und Ausrufe des Bischofs, Priesters oder Diakons werdenbeantwortet (z. B. Amen, oder „Friede sei mit euch allen“ ... „und mit deinem Geist“). Dasshauptsächlich der Chor oder Kantor den Ausrufen antwortet, hat den praktischen Grund deskunstvollen Gesangs.

Liturgische Kleidung: Priesterkleidung: Sticharion (Untergewand), Epitrachelion(Entsprechung zur westl. Stola), Gürtel, Epimanikien (Armbinden), Phelonion (Entsprechungzur westl. Kasel).

Liturgische Gefässe: Kelch, Diskos (Patene), Asterikos, Lanze, Schwamm, Löffel, Velen(Tücher, zum Bedecken der Gaben)

Rollen: „dialogische“ Feier Liturg – Gemeinde.

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Gesten: Liturg: Kreuzzeichen, Kniebeugung, Ausbreiten der Arme, Erheben der Gaben,Segnen, Beräucherung der Kirche usw. Gemeinde: Kreuzzeichen, Knien.

Wort: Predigt (meistens nach dem Evangelium) durch Priester oder Diakon. AuchLaienpredigt möglich. Fürbitten sind vorgegeben, können aber bei verschiedenen Anlässen(Krankheit, Dürre, bevorstehende Reise etc.) mit speziellen Fürbitten bereichert werden. Esgibt kein persönliches Zeugnis.

Sinnlichkeit: alle Sinne werden angesprochen: Sehen und Tasten (z.B. Ikonenverehrung),Hören (der ganze Gottesdienst), Riechen (z.B. Weihrauch), Schmecken (z.B. Kommunionbzw. Antidoron / gesegnetes Brot)

Sprache: Altgriechisch (Griechisch-Orthodoxe Kirche), Kirchenslawisch (Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche). Volkssprache: z.B. Rumänisch (in derRumänisch-Orthodoxen Kirche), Englisch (in Teilen der amerikanischen Orthodoxie).

Musik: vokale Kirchenmusik (mehrere Musiktraditionen, z. B. byzantinische, mehrstimmigeu.a. Musik)), keine Instrumentalmusik

Verbindlichkeit von „Agenden“: Es sind drei Liturgieordnungen im Gebrauch: die Hl.Liturgie des Hl. Joh. Chrysostomos, die Hl. Liturgie des Hl. Basilius des Grossen (nur 10 malim Jahr gefeiert) und die Liturgie der vorgeweihten Gaben (nur in der Grossen Fastenzeit,unter der Woche). Verbindlichkeit des Typikons.

Literatur: Liturgie. Die Göttliche Liturgie der Orthodoxen Kirche. Deutsch – Griechisch– Kirchenslawisch, herausgegeben und erläutert von Anastasios Kallis, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag 1989.

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Die QuäkerandachtDie stille Andacht, die überall stattfinden kann und allen Menschen offen steht, ist für dieQuäker das zentrale Ereignis ihres Glaubens. Die Freunde kommen zusammen für eineStunde in Stille vor Gott. Im gemeinsamen Schweigen lassen sie sich auf die „innereStimme“ ein und versuchen, sich dem Geist der Liebe und der Wahrheit zu öffnen. EineAndacht kann ganz im Schweigen verlaufen. Diejenigen aber, die sich in der Stille dazugerufen fühlen, das Wort zu ergreifen, stehen auf und verleihen der in ihnen entstandenenBotschaft, als freie Mitteilung, als Gebet, als Lied oder durch eine Lesung aus der Bibel,einen spontanen und unmittelbaren Ausdruck.In einer durch unterschiedliche Arten von Beiträgen durchsetzten Andacht, kann deutlichwerden, warum die Quäker auf gemeinsame äußere Formen, Rituale, Dogmen undBekenntnisse verzichten. Sie vertrauen darauf, dass der gleiche Geist aus der Vielfalt, der inder Stille empfangenen Worte, spricht, und dass das Streben nach wahrhaftiger NachfolgeChristi sie eint und als Gemeinschaft zum Umsetzen ihres Glaubens in ihrem Lebensalltag inder Welt anregt.Der Raum, in dem die Andacht stattfindet, ist in der Regel mit kreisförmig oder viereckigangeordneten Stühlen oder Bänke bestückt, damit sich die Teilnehmer gegenseitig bewusstwahrnehmen können, und spüren, dass sie miteinander verbunden sind. In der Mitte stehtmeist ein kleiner Tisch, auf dem sich eine brennende Kerze oder ein Blumenstrauß und eineBibel befinden.Der Verzicht auf Symbole und andere optische „Anknüpfungspunkte“, als Ausdruck desErnstnehmens des Gebotes: „Du wirst Dir kein Bild von Gott machen“, trägt mit dazu bei,dass die Sinne, ja der Sinn aller Andacht haltenden Freunde ganz auf das „Eigentliche“, undihr Blick (viele Freunde halten in der Andacht die Augen geschlossen) sich ganz nach innen,auf Gott richten kann.Jeder Freund ist, so er sich berufen fühlt, „Sprachrohr Gottes“ in der Andacht. Der soBerufene steht auf und gibt seiner Inspiration den ihm gemäßen Ausdruck. Wenn in einerAndacht mehrere Beiträge zustande kommen, können diese sich auf das gleiche Themabeziehen oder auch nicht. Jeder „vom Wort ergriffene“ Freund bestimmt nach seinemEmpfinden, was stimmig ist, die Art und die Länge seines Beitrages.In größeren Gruppen haben die „Ältesten“ die Aufgabe, darüber zu wachen, dass die Stilleeiner Andacht nicht durch zu viele Beiträge überlastet wird. Sobald ein Ältester aufsteht,weiß derjenige, der gerade sprechen wollte oder dessen Beitrag eine gewisse (empfundene)Länge zu überschreiten droht, oder zu sehr einem Diskussionsbeitrag ähnelt, dass er sichwieder setzen und zur Stille zurückkehren möge. In den kleineren Gruppen kommt dieseAufgabe jedem erfahrenen Mitglied zu.Wenn in einer Andachtsgruppe Unfriede, geistige Leere oder ein einzelner Freund in Not ist,kann zu Beginn der Andacht eine vom Ältesten vorgetragene Lesung aus der Bibel oder ausden zur Besinnung einladenden

„Ratschlägen und Fragen“ die Reflexion, bzw. das Gebet der Freunde inspirieren undbegleiten.Hier sind einige Beispiele daraus:

Rat Nr. 9 „ In der Andacht erfahren wir in Ehrfurcht die Vereinigung mit Gott und folgen den Regungendes Heiligen Geistes. Komm vorbereitet mit Herz und Sinn zum Gottesdienst. Übergebe dichselbst und all deine äußeren Anliegen der Führung Gottes, damit du erfährst, dass das Bösein dir schwächer wird und das Gute wächst. „

Rat Nr. 11.„Sei ehrlich mit dir selbst. Welchen unangenehmen Wahrheiten suchst du vielleichtauszuweichen? Lass dich nicht entmutigen, wenn du deine Fehler erkennst. In gemeinsamer

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Andacht können wir die Gewissheit von Gottes Liebe erfahren und die Kraft finden, miterneutem Mut weiterzumachen.“

Rat Nr. 12„ Bist du in der Andacht abgelenkt und verwirren dich quälende Gedanken, so versuche dichin Ruhe der Gegenwart Gottes in unserer Mitte und in der Welt bewusst zu werden.Empfange die gesprochene Botschaft anderer in mitfühlendem und verständnisvollemGeist…“

Rat Nr. 13„…Wenn du den Ruf zu sprechen vernimmst, so warte geduldig bis du der Führung gewissbist und, dass der richtige Augenblick für die Botschaft da ist; lass dich nicht durch ein Gefühlder Unzulänglichkeit zurückhalten. Bete darum, dass deine Botschaft tiefer Erfahrungentspringt und vertraue darauf, dass dir die richtigen Worte gegeben werden…“

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Römisch-Katholische KircheJohann Tauer, Ökumenebeauftragter im Bistum Regensburg

1. Bedeutung des SonntagsgottesdienstesDer Sonntag ist der Tag schlechthin, an dem die Gläubigen zur liturgischen Versammlungzusammenkommen, ‚um das Wort Gottes zu hören, an der Eucharistiefeier teilzunehmenund so des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit des Herrn Jesus zu gedenkenund Gott dankzusagen’. Die Teilnahme an der heiligen Messe am Sonntag sowie an dengebotenen Feiertagen ist verpflichtend (vgl. II. Vat. Konzil: Sacrosanctum Concilium 106;Katechismus der Katholischen Kirche 1167.2042).

2. Ablauf des GottesdienstesAufbau: Die Sonntagsmesse setzt sich wie jede heilige Messe aus vier Hauptbestandteilenzusammen:1. Eröffnung (Einzug des liturgischen Dienstes, Begrüßung, Bußakt, Kyrie, Gloria und Tages-gebet).2. Wortgottesdienst (alttestamentliche Lesung, Antwortgesang, neutestamentliche Lesung,Ruf vor dem Evangelium/Halleluja/Evangelienprozession, Evangelium, Predigt, Glaubens-bekenntnis, Fürbitten).3. Eucharistiefeier (Gabenbereitung mit Sonntagskollekte, Gabengebet, Präfation, Sanctus,eucharistisches Hochgebet mit der Konsekration der Gaben, Doxologie, Vater unser, Frie-densbitte und –gruß, Agnus Dei, Kommunion, Kommuniondank).4. Abschluß (Schlußgebet, eventuelle Vermeldungen für die Gemeinde, Schlußsegen, Ent-lassungsruf, Auszug des liturgischen Dienstes).Raum: Der normale Gottesdienstraum ist die Kirche der Gemeinde, wo in der „Sakristei“(Sakristan) die für den Gottesdienst notwendigen liturgischen Geräte (Bücher, Gewänder,Kelch und Hostienschale, Wein und Wasser usw.) aufbewahrt werden. Für besondereAnlässe und Feste kann der Gottesdienst auch im Freien, im Zelt usw. stattfinden. Wennkeine Kirche vorhanden ist, kann praktisch jeder Raum, der die Gemeinde faßt, in Fragekommen. Die Raumaufteilung besteht in einem Bereich für die Gemeinde und einen Bereichfür den Vorsteher und seine Assistenz („Altarraum“). In diesem Altarraum befindet sich derAmbo für den Verkündigungsteil, der Altar für den eucharistischen Teil des Sonntagsgottes-dienstes sowie die „Sedilien“ (Sitze) für Vorsteher und Assistenz. Für Orgel, Organist undeventuell den Chor (und Orchester) ist gewöhnlich ein weiterer Bereich reserviert („Orgelem-pore“).Liturge und liturg. Kleidung: Der Vorsteher des Sonntagsgottesdienstes ist der Pfarrer derGemeinde oder in seiner Vertretung ein anderer Priester. Er trägt über Albe und Stola dasMeßgewand (Kasel). Ihm kann ein Diakon assistieren, der über Albe und Stola die „Dalmatik“trägt, das Evangelium vorträgt, eventuell predigt und die Gaben bereitet. Des weiterenfungieren „im Altarraum“ liturgisch gekleidet gewöhnlich „Ministranten“/„Meßdiener“ für dieGabenbereitung und Dienste wie Läuten, Leuchtertragen, Weihrauch, Prozessionen usw.Liturgisch gekleidet (oder auch nicht) nehmen ebenso Lektoren für die Lesungen, Kantorenfür die Leitung des Gesangs sowie Vorsängerpartien sowie Kommunionhelfer an der Feierteil.Rollen/Gemeinde: Die Beteiligung der Gemeinde findet im Gegenüber zwischen Liturge(n)und Gemeinde statt, in Zuspruch- und Antwortformeln, die die gesamte Feier durchziehen, inden gemeinsam oder abwechselnd gesprochenen Gebeten bzw. gesungenen Liedern (womöglich mit Begleitung: z.B. Organist), wobei für festliche Anlässe auch Chor und Orchestermöglich sind. In etlichen Gemeinden besteht ein fester Kirchenchor. Für Lesungen, Fürbittenund bestimmte Gesänge können Lektoren und Kantoren, zur Mithilfe bei derKommunionausteilung Kommunionhelfer beauftragt sein.Sinne: Auge (Blumenschmuck, liturg. Kleidung, Schmuck des Gotteshauses), Ohr (Gebete,Verkündigung, Musik), Nase (Weihrauch), Berührung (Weihwasser, Kreuzzeichen, Friedens-gruß; Stehen, Knien, Sitzen, Gehen), Geschmack.Gesten/Haltung: Liturge: Kreuzzeichen, Ausbreiten der Arme zum Gebet, Ausstrecken derHände zu Epiklese und Segen, Segensgestus, Erheben der Gaben zur Konsekration und vor

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der Kommunion. Gemeinde: Kreuzzeichen, Gebetsfaltung der Hände. Gemeinde und Litur-ge: Stehen zu Beginn bis zum Tagesgebet, zu Halleluja, Evangelium, Glaubensbekenntnis,Fürbitten, Präfation und Sanctus, vom Vater unser bis zum Agnus Dei sowie zu Schlußgebet,Segen und Entlassung; Sitzen zu Lesungen, Antwortgesang, Gabenbereitung/Kollekte;Knien zum eucharistischen Hochgebet, vor und nach dem Kommunionempfang. DieEinheitlichkeit der Körperhaltung soll ein Zeichen der Gemeinschaft und Einheit derGemeinde sein.Sprache: Die liturgische Sprache ist gewöhnlich die in der Gemeinde gesprochene Sprache,also normalerweise Deutsch. Je nach Befähigung und Bereitschaft seitens von Gemeindeund Liturge kann jede heilige Messe auch in lateinischer (oder einer anderen beherrschtenund verstandenen) Sprache gefeiert werden. Entscheidend ist, daß Liturge und Gemeindedas Gesprochene jederzeit auch selbst mühelos mit vollziehen können.Musik: Bestimmte Teile des Sonntagsgottesdienstes können gesungen werden (Kyrie, Glo-ria, Credo, Sanctus, Agnus Dei; Introitus, Responsorium, Alleluia, Offertorium, Communio;Vater unser, bestimmte Standard-Formeln und -Antworten), wobei ein reiches Repertoire anLiedern – vom Gregorianischen Choral (lateinisch) über den traditionellen Gemeindegesangbis zum neuen geistlichen Lied (vgl. Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“) – zur Verfügungsteht, abhängig von den Begleitungsmöglichkeiten (Orgel, Gitarre, Instrumentalistengruppeusw.) bzw. den gesanglichen Fähigkeiten in einer Gemeinde. Auch dem Liturgenvorbehaltene Teile können von diesem gesungen vorgetragen werden, auch dasEvangelium.Altar: Der Altar („Tisch des Brotes“ neben dem Ambo = „Tisch des Wortes“) hat seit der Re-form der römisch-katholischen Liturgie im Zuge des II. Vatik. Konzils seinen Platz zwischendem Liturgen (und seiner Assistenz) und der Gemeinde, so daß beide Gruppen zusammenum den Altar versammelt sind.Persönliches Zeugnis/Predigt: Die „Fürbitten“ können frei und zeugnishaft aus der Ge-meinde formuliert sein, sind jedoch in der Regel vorformuliert und werden von einem dafürbestimmten Mitglied der Gemeinde vorgetragen. Die Predigt im katholischen Gottesdienst istdem Priester bzw. Diakon vorbehalten und am Sonntag verpflichtend. Sie soll im besten Fallimmer vom persönlichen Zeugnis des Predigers unterstützt sein.Verbindlichkeit von Agenden: Die Feier der heiligen Messe auch für den Sonntag ist ver-bindlich in der so genannten „Allgemeinen Einführung ins Römische Meßbuch“ geregelt, woallerdings auch die vielfältigen Wahlmöglichkeiten und Freiräume für Liturgen und Gemeindeangegeben sind. Die für den Wortgottesdienst-Teil des jeweiligen Sonntags vorzusehendenSchrifttexte (amtlicher Text: „Einheitsübersetzung“) sind gemäß einem Dreijahreszykluseingeteilt, das Grundformular der Hauptgebete am jeweiligen Sonntag im Einjahreszyklus.

3. Entwicklungen, Baustellen, aber auch Berührungen mit anderen KirchenDie oben beschriebene Feier des römisch-katholischen Sonntagsgottesdienstes stellt die imGefolge des II. Vatikanischen Konzils eingeführte Gestalt der Sonntagsmesse dar. Seit demMotu Proprio Summorum Pontificum Papst Benedikts XVI. vom 07.07.07, das die Feier derheiligen Messe nach dem römischen Meßbuch in der Fassung von 1962 wieder in einembreiteren Rahmen erlaubte, trägt diese Gestalt des Sonntagsgottesdienstes auch dieBezeichnung „ordentlicher Ritus“ (gegenüber dem „außerordentlichen Ritus“ nach demMeßbuch von 1962).Da für die Feier des Sonntagsgottesdienstes ein Priester notwendig ist, der in Zeiten des sogenannten „Priestermangels“ nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung steht, gab es seitden 90er Jahren in Gemeinden ohne Priester so genannte „Wort-Gottes-Feiern“. Es ist zwarder Eigenwert des priesterlosen Gemeindegebets anerkannt, jedoch auch festgestelltworden, daß der Wortgottesdienstbesuch nicht dem verpflichtenden Gebot der Teilnahmeam römisch-katholischen Sonntagsgottesdienst genügt, der wesentlich aus Wortgottesdienstund Eucharistiefeier besteht.Für das katholische Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“, das eine Reihe von mit denevangelisch-lutherischen Kirchen gemeinsamen Liedern ausweist (mit „ö“ gekennzeichnet),ist eine Revision im Gange, die allerdings nicht vor 2012 erscheinen wird.Ebenso ist eine Revision des amtlichen und im Gottesdienst zu verwendenden Bibeltexts imGange. Bisher ist dieser Text die so genannte „Einheitsübersetzung“, deren Text des Neuen

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Testaments sowie der Psalmen im gemeinsamen Auftrag sowohl der katholischen BischöfeDeutschlands als auch der Evangelischen Kirche in Deutschland herausgegeben ist. DieRevision dieses Texts erfolgt jedoch auf ihren Wunsch hin ohne die Mitwirkung der Evangeli-schen Kirche in Deutschland.Desgleichen ist derzeit eine Überarbeitung der deutschen Ausgabe des Römischen Meß-buchs im Gange, um es an die lateinische Fassung von 2002 anzupassen. Diese Überarbei-tung wird aber erst erscheinen können, wenn der neue amtliche Bibeltext der revidierten„Einheitsübersetzung“ vorliegt.

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Selbständige Ev.-Luth. Kirche (SELK)/“Altlutheraner“Frank-Christian Schmitt Pfarrer, München

1) Bedeutung des SonntagsgottesdienstesDer Sonntagsgottesdienst ist Mittelpunkt des gemeindlichen Lebens in der SELK. AllerGottesdienst gründet in der Auferstehung Jesu Christi. Weil er auferstanden ist, treten wir inseinem Namen und in seiner Mittlerschaft vor den Vater im Himmel. Ein Gottesdienst ist einFest, das wir mit hoher Ehrfurcht begehen; er darf deshalb auch festlichen Glanzausstrahlen. Für den Gottesdienst kann immer nur das Beste gut genug sein: Von denKirchen angefangen bis hin zur Musik, Farben, Gewändern, Gebärden und jeglichemgottesdienstlichen Verhalten.In der SELK wird der sonntägliche Gottesdienst in der Regel und der abendländischenTradition folgend als „Lutherische Messe“ gefeiert.

2) Ablauf des Gottesdienstes (Die Hl. Messe der Ev.-luth. Kirche)Eingangslied/EinzugRüstgebet oder gemeinsame Beichte mit Absolution unter HandauflegungIntroitusKyrie – Gloria – Gruß – Tagesgebet(Alttestl. Lesung – Zwischengesang)Epistel – HallelujaHauptliedEvangeliumCredo - LiedPredigt - LiedFürbittengebet

Lied zur BereitungPräfation – Sanctus – (Epiklese)+ Konsekration + (Geheimnis des Glaubens)(Heilsgedächtnis) – Vaterunser – Friedensgruß+ Kommunion +Nunc dimittis (Der Lobgesang des Simeon)Versikel – Dankgebet – Entlassung – SegenNachspiel/Auszug

Raum/KircheDie SELK versteht ihre Kirchen als geweihte Sakralräume, deshalb sind sie in der Regel diegebotenen Orte der Gottesdienstfeier. Natürlich können aber Gottesdienste überall (z.B. imFreien) zu bestimmten Anlässen gefeiert werden.

LiturgDen vollen Gottesdienst (Wortgottesdienst und Sakramentsfeier) kann in der SELK nur derordinierte Pfarrer leiten.

Gewandung/liturgische KleidungLiturgische Gewandung ist in der SELK vorgeschrieben. Die Gemeinden entscheiden aberwelche Gewandung getragen wird. Vom Talar, über Albe mit Stola bis hin zur vollständigenMessgewandung (Albe, Stola, Kasel) ist alles möglich. Die Stola ist inzwischen fastdurchgängig im Gebrauch und wird zur Ordination übereicht.

Rollen/Gemeinde

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Weitere Dienste können von Lektoren, Kommunionhelfern und Ministranten übernommenwerden. Die Gemeinde wird in die umfangreiche Liturgie durch Wechselgesang und aktiveTeilnahme integriert.

SinnlichkeitIm Gottesdienst sollen alle Sinne angesprochen werden.

GestenWer mit dem Herzen dabei ist, wenn die Gemeinde hört, lobt und anbetet, der passt sichdem auch körperlich an. Zur Sammlung faltet oder öffnet er die Hände. Um seine Ehrfurchtvor Gott auszudrücken, neigt er das Haupt. In Demut kniet er nieder, wenn er die Hl.Kommunion oder die Absolution in der Beichte empfängt. In Aufmerksamkeit erhebt er sichund sinnfällig unterstellt er sich dem Heilshandeln Christi, indem er sich bekreuzigt.Der Pfarrer betet mit erhobenen Armen am Altar, erhebt Christi Leib und Blut nach derKonsekration (Elevation) und beugt die Knie.

MusikDie Kirchenmusik hat in der SELK einen hohen Stellenwert – ebenso der liturgische Gesangdes Pfarrers und der Gemeinde. Fast alle liturgischen Stücke der Messe werden gesungen.

AltarEr steht im Mittelpunkt jeder Kirche. Die Gemeinde betet mit dem Pfarrer zum Altargewendet. Er ist geschmückt mit Kruzifix, Kerzen und Blumen.

Persönliches ZeugnisSpielt in der Tradition lutherisch-sakramental geprägter Frömmigkeit im öffentlichenGottesdienst keine Rolle.

PredigtIn der SELK wird Wert gelegt auf eine Christusbezogene, biblisch fundierte Predigt, die dieFragen der Menschen und Welt von heute berücksichtigt ohne dem Zeitgeist oder politischerAbhängigkeiten zu verfallen. Eine Predigt ist für jeden Gottesdienst verbindlich.

Verbindlichkeit von AgendenDie Kirchenagende, Band I (Der Hauptgottesdienst mit Predigt und Heiligem Abendmahl –Die heilige Messe der evangelisch-lutherischen Kirche, Herder-Verlag 1996) ist für denGottesdienst verbindlich.

3) Entwicklungen, Baustellen, Berührungen mit anderen KirchenIn der SELK sind in den letzten Jahrzehnten viele altkirchliche Elemente der Liturgie wiedereingeführt worden (z.B. Liturgische Gewänder etc.). Durch die Feier des Gottesdienstes inder abendländischen Tradition der Messe verbindet die SELK hier sehr gut katholisches,gemeinsames Erbe und die lutherische Tradition.Konservative und liturgisch geprägte Gottesdienste in den Landeskirchen ähneln der Praxisder SELK (lutherisches Erbe). Aber gerade auch römisch-katholische Christen finden in denGottesdiensten der SELK viele ihnen liebgewordene und – manchmal dort abgeschaffteFormen und Traditionen wieder – so z.B. die Mundkommunion kniend am Altar, Zelebrationdes Pfarrers zum Altar gewandt und häufige Beichte.

(Auszüge aus: Die Selbständige Ev.-Luth. Kirche (SELK), Berlin 1978)

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