Grundhaltungen einer lebensdienlichen Zeitkultur · Dr. Verena Begemann, Dipl. Sozialp...

Dr. Verena Begemann, Dipl. SozialpDr. Verena Begemann, Dipl. Sozialpääd./d./--arbeiterin (FH)arbeiterin (FH)

Grundhaltungen einer Grundhaltungen einer

lebensdienlichen Zeitkulturlebensdienlichen Zeitkultur

Das Dilemma zwischen Beschleunigung Das Dilemma zwischen Beschleunigung und und EntschleunigungEntschleunigung


Ars Ars moriendimoriendi –– Ars Ars vivendivivendi

�� Was lehrt der Tod den Menschen fWas lehrt der Tod den Menschen füür den r den Umgang mit Lebenszeit?Umgang mit Lebenszeit?

�� Welche Haltungen fWelche Haltungen füühren zu einem klugen hren zu einem klugen Umgang mit der begrenzten Zeit?Umgang mit der begrenzten Zeit?

�� Wie passen die Wie passen die „„langsamelangsame““ Zeit in der Zeit in der Sterbebegleitung und die Sterbebegleitung und die „„schnelle Zeitschnelle Zeit““ in in der Gesellschaft zusammen? der Gesellschaft zusammen?


Qualitative SozialforschungQualitative Sozialforschung

Welche VerWelche Veräänderungen entdecken Sie an nderungen entdecken Sie an sich, wenn Sie an die Anfsich, wenn Sie an die Anfäänge Ihrer nge Ihrer TTäätigkeit denken und die aktuelle tigkeit denken und die aktuelle Gegenwart sehen?Gegenwart sehen?

→→ Bewusstes, gegenwBewusstes, gegenwäärtiges Leben frtiges Leben füührenhren



Der Tod ist die Grenze unseres diesseitigen Der Tod ist die Grenze unseres diesseitigen Lebens. Was lLebens. Was lööst dies Bewusstsein in Ihnen st dies Bewusstsein in Ihnen aus?aus?

→→ Verantwortung fVerantwortung füür die begrenzte Lebenszeit r die begrenzte Lebenszeit üübernehmenbernehmen



Wir leben in einer Zeit, die von einer tiefgreifenden Wir leben in einer Zeit, die von einer tiefgreifenden Beschleunigung in vielen Lebensbereichen erfasst ist. Beschleunigung in vielen Lebensbereichen erfasst ist. Sterben, Tod und Trauer sind eher von Langsamkeit Sterben, Tod und Trauer sind eher von Langsamkeit geprgepräägt. Wie geht es Ihnen mit den unterschiedlichen gt. Wie geht es Ihnen mit den unterschiedlichen Zeitformen?Zeitformen?

→→ Sterbebegleitung wird als Zeit der Ruhe und Sterbebegleitung wird als Zeit der Ruhe und Langsamkeit empfundenLangsamkeit empfunden

→→ Erforderlichkeit von verschiedenen Zeitrhythmen Erforderlichkeit von verschiedenen Zeitrhythmen →→ Leben ist durch hohe Geschwindigkeit und EffektivitLeben ist durch hohe Geschwindigkeit und Effektivitäät t geprgepräägtgt


Haltung der Haltung der

PrioritPrioritäätensetzung tensetzung

�� „„Ich bin Haushalter Ich bin Haushalter üüber diesen Tagber diesen Tag““ --Selbstverantwortung fSelbstverantwortung füür die Zeitr die Zeit

�� Sensible Zeitwahrnehmung Sensible Zeitwahrnehmung –– Ruf des Ruf des „„ZeitgewissensZeitgewissens““

�� Zu einem klugen Zeitgebrauch gehZu einem klugen Zeitgebrauch gehöört das rt das FFüüllen llen undund Freilassen von ZeitFreilassen von Zeit

�� PrioritPrioritäätensetzung ist die gute Mitte und tensetzung ist die gute Mitte und liegt zwischen starrer Zeiteinteilung und liegt zwischen starrer Zeiteinteilung und DesorganisationDesorganisation


Beschleunigte Gesellschaft Beschleunigte Gesellschaft ––

beschleunigtes Individuumbeschleunigtes Individuum

�� ÖÖkonomisierung der Zeit konomisierung der Zeit ––zweckrationale Lebensfzweckrationale Lebensfüührunghrung

�� Leben im Spannungsfeld zwischen Leben im Spannungsfeld zwischen KKüürze des Lebens und unendlichen rze des Lebens und unendlichen MMööglichkeitenglichkeiten

�� „„Angst vor BetriebsamkeitAngst vor Betriebsamkeit““

�� „„Auf Geschwindigkeit getrimmtAuf Geschwindigkeit getrimmt““


Sterbebegleitung Sterbebegleitung –– Zeit der Zeit der

EntschleunigungEntschleunigung? ?

�� „„Kann gut mit Sterbenden Kann gut mit Sterbenden zurzurüückblickenckblicken““

�� Sterbebegleitung als erfSterbebegleitung als erfüüllte Zeitllte Zeit

�� Raum und Zeit spielen am Sterbebett Raum und Zeit spielen am Sterbebett manchmal keine Rollemanchmal keine Rolle

�� „„Da fDa fäällt die Zeit von mirllt die Zeit von mir““


Haltung der BesonnenheitHaltung der Besonnenheit

�� Besonnenheit bedeutet Innehalten Besonnenheit bedeutet Innehalten und und FortschrittFortschritt

�� sophrosynesophrosyne –– Element der Klugheit in Element der Klugheit in Platons Dialog Platons Dialog „„CharmidesCharmides““

�� Besonnenheit fBesonnenheit füührt in die Zeitenvielfalthrt in die Zeitenvielfalt

�� Zeitwohlstand ist Ausdruck eines Zeitwohlstand ist Ausdruck eines glglüücklichen Lebens cklichen Lebens


Augenblick der Augenblick der

ZeitenfZeitenfüülle lle -- kairoskairos

�� Guter, richtiger, kostbarer AugenblickGuter, richtiger, kostbarer Augenblick�� GlGlüückliches Sein im Hier und Jetzt ckliches Sein im Hier und Jetzt �� Kairos hat einen transzendentalen Bezug Kairos hat einen transzendentalen Bezug ––„„Hereinbrechen der EwigkeitHereinbrechen der Ewigkeit““

�� Reine Dauer Reine Dauer –– ohne Anfang und Ende ohne Anfang und Ende

„„Wenn ich aus einem Sterbezimmer raus Wenn ich aus einem Sterbezimmer raus gehe an einem Morgen und atme gehe an einem Morgen und atme Morgenluft, dann geht alles Tod und Leben Morgenluft, dann geht alles Tod und Leben in einander.in einander.““


Grundhaltungen einer Grundhaltungen einer

lebensdienlichen Zeitkulturlebensdienlichen Zeitkultur

�� PrioritPrioritäätensetzungtensetzung

�� BesonnenheitBesonnenheit

Augenblicke (Jorge Luis Borges zugeschrieben, 1899-1986)

Wenn ich mein Leben noch einmal leben dürfte,

würde ich versuchen mehr Fehler zu machen.

Ich würde nicht so perfekt sein wollen - ich würde mich mehr entspannen.

Ich wäre ein bisschen verrückter als ich es gewesen bin,

ich wüsste nur wenige Dinge, die ich wirklich sehr ernst nehmen würde.

Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen,

Ich würde mehr Berge besteigen und mehr Sonnenuntergänge betrachten.

Ich würde mehr Eis und weniger Salat essen.

Ich war einer dieser klugen Menschen,

die jede Minute ihres Lebens vorausschauend und vernünftig leben,

Stunde um Stunde, Tag für Tag.

Oh ja, es gab schöne und glückliche Momente, aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,

würde ich versuchen, nur mehr guten Augenblicke zu haben.

Falls Du es noch nicht weißt,

aus diesen besteht nämlich das Leben;

nur aus Augenblicken, vergiss nicht den Jetzigen!

Wenn ich noch einmal leben könnte,

würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.

Ich würde vieles einfach schwänzen,

ich würde öfter in der Sonne liegen.

Aber sehen Sie ... ich bin 85 Jahre als und weiß, dass ich bald sterben werde.


Zum Weiterlesen Zum Weiterlesen

�� Begemann, Verena: Hospiz Begemann, Verena: Hospiz ––LehrLehr-- und und LernortLernortdes Lebens. Kohlhammer Verlag 2006des Lebens. Kohlhammer Verlag 2006

�� GeiGeißßler, Karlheinz: Vom Tempo der Welt ler, Karlheinz: Vom Tempo der Welt –– und und wie man es wie man es üüberlebt. Herder Verlag berlebt. Herder Verlag

�� RinderspacherRinderspacher, J, Jüürgen: Schrgen: Schööne Zeiten. 45 ne Zeiten. 45 Betrachtungen Betrachtungen üüber den Umgang mit der Zeit. ber den Umgang mit der Zeit. Dietz Verlag 2006Dietz Verlag 2006

�� Tausch, Daniela: Jeder Tag ist kostbar. Tausch, Daniela: Jeder Tag ist kostbar. Endlichkeit erfahren Endlichkeit erfahren –– intensiver leben. Herder intensiver leben. Herder Verlag 2000Verlag 2000

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