GRUNDLA GEN E X-SCHUTZ PH YSIK ALISCH...

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GRUNDLAGEN EX-SCHUTZ PHYSIKALISCH-TECHNISCHE GRUNDLAGEN GRUNDLAGEN

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GrundlaGen ex-SchutzPhYSIKalISch-technISche GrundlaGen

GrundlaGen

PEPPERL+FUCHS

Ein zuverlässiger Partner

Pepperl+Fuchs ist ein führender Entwickler und Hersteller elektronischer Sensoren und Komponenten für den weltweiten Automatisierungsmarkt. Unser Geschäfts-bereich Prozessautomation gehört zu den Marktführern im Bereich des eigensicheren Explosionsschutzes. Seitmehr als 60 Jahren sind wir durch unsere kontinuierlichen Innovationen, qualitativ hochwertige Produkte und ständiges Wachstum Ihr zuverlässiger Partner in der Prozessindustrie.

Lebenslanges Lernen

Wer in der Automation tätig ist, wird ständig mit neuen Technologien und Entwicklungen konfrontiert. Nur durch regelmäßige Weiterbildung und lebenslanges Lernen können wir mit diesen Entwicklungen Schritt halten. Unsere Schulungen vermitteln nicht nur theoretische Grundlagen, sondern zeigen auch anschaulich die praktische Anwendung des Erlernten. Die vorliegende Broschüre „Grundlagen Ex-Schutz“ soll den Betreibern die Übersicht erleichtern.

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InhaltsverzeIchnIsPEPPERL+FUCHS

Ein zuverlässiger Partner

Pepperl+Fuchs ist ein führender Entwickler und Hersteller elektronischer Sensoren und Komponenten für den weltweiten Automatisierungsmarkt. Unser Geschäfts-bereich Prozessautomation gehört zu den Marktführern im Bereich des eigensicheren Explosionsschutzes. Seitmehr als 60 Jahren sind wir durch unsere kontinuierlichen Innovationen, qualitativ hochwertige Produkte und ständiges Wachstum Ihr zuverlässiger Partner in der Prozessindustrie.

Lebenslanges Lernen

Wer in der Automation tätig ist, wird ständig mit neuen Technologien und Entwicklungen konfrontiert. Nur durch regelmäßige Weiterbildung und lebenslanges Lernen können wir mit diesen Entwicklungen Schritt halten. Unsere Schulungen vermitteln nicht nur theoretische Grundlagen, sondern zeigen auch anschaulich die praktische Anwendung des Erlernten. Die vorliegende Broschüre „Grundlagen Ex-Schutz“ soll den Betreibern die Übersicht erleichtern.

entWIcKlunG deS exPlOSIOnSSchutzeS S. 04 Einführung BrÄnde und exPlOSIOnen S. 06Verbrennungsvorgänge Verbrennungsgeschwindigkeit

zÜndQuellen S. 08 Zündquellen in Ex-Bereichen verhindern Potenzielle Zündquellen und deren Ursachen

BeurteIlunG der exPlOSIOnSGeFahren S. 10

SIcherheItStechnISche KennGrÖSSen S. 11 BrennBarer GaSe und FlÜSSIGKeItenFlammpunkt brennbarer FlüssigkeitenExplosionsgrenzenSauerstoffgrenzkonzentrationMindestzündtemperaturen und TemperaturklassenMindestzündenergie /oder ExplosionsgruppeMaximaler ExplosionsüberdruckMaximaler zeitlicher Druckanstieg

SIcherheItStechnISche KennGrÖSSen BrennBarer StÄuBe S. 19 Abweichendes Explosionsverhalten von Staub gegenüber GasKorngrößeGlimmtemperaturMindestzündtemperaturSelbstentzündungstemperaturExplosionsgrenzenSauerstoffgrenzkonzentrationMindestzündenergieMaximaler ExplosionsdruckMaximaler zeitlicher Druckanstieg

Quellen und reFerenzen S. 23

Ihr traInerteam S. 24

GrundlaGenBrOSchÜren VOn PePPerl+FuchS S. 25

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entWIcKlunG des eXPlOsIOnsschutzes

einführung

Explosionen sind oft mit Personen- und Sachschäden verbunden. In explosions-gefährdeten Anlagen sind daher grundsätzlich Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Diese beruhen auf der Kenntnis der verwendeten Substanzen und deren sicher-heitsrelevanten Eigenschaften.

historische entwicklung

Dampfmaschine, Kohlegewinnung und Stahlerzeugung legten Mitte des 19-ten Jahrhunderts den Grundstein der Industrialisierung. Um die ständig steigende Zahl der Dampfmaschinen zu befeuern, reichte das Holz der europäischen Wälder nicht mehr aus. Steinkohle war der ideale „neue“ Energie träger und wurde an-fangs im Tagebau gewonnen. Später waren dann tiefe Schächte notwendig, um den Lagerstätten zu folgen. Explosionsgefahren durch entzündbare Methan-Luftgemische (schlagende Wetter) waren im Tagebau unbekannt. In den Kohleschächten „unter Tage“ konnte der Methangehalt der Atemluft jedoch gefährliche Explosionsgrenzen erreichten. Explosionen, ausgelöst durch Werkzeuge oder Lichtquellen – und oftmals ver-stärkt durch Folgezündungen des aufgewirbelten Kohlestaubes – forderten unzählige Menschenleben. Der Kohlebergbau war daher gezwungen mit den Explosionsgefahren umzugehen. Erste Sicherheitslampen, welche die Methan- atmosphären nicht entzündeten, wurden entwickelt.

Um 1880 erfogte durch den Einzug der Elektrifizierung in die Bergwerke erneut ein massiver Anstieg der Explosionsunfälle. Erst nachdem funktionierende Schutz-maßnahmen zum Vermeiden elektrisch generierter Zündquellen eingeführt wur-den, war ein weiterer technischer Fortschritt überhaupt erst möglich. Damals ent-standen die Zündschutzarten „Druckfeste Kapselung“, „Erhöhte Sicherheit“ und „Eigensicherheit“.

Im Laufe der Zeit wurde der Werkstoff Stahl immer wichtiger. Hochöfen konnten bislang aber nur mit Holzkohle betrieben werden, da Steinkohle für die Stahl- erzeugung ungeeignet ist. Erst durch die Umwandlung der Kohle in Koks war Stahl als Massenprodukt verfügbar. Als Nebenprodukt der Kokereien entstand ein brennbares Gas. Dieses Gemisch aus Wasserstoff, Methan und Kohlenmonoxid wurde anfänglich zu Beleuchtungszwecken und zum Beheizen von Dampfkesseln verwendet. Schon bald gab es erste Explosionen durch Kokereigase. Die bisherigen, auf Methan ausgerichteten Zündschutzarten, mussten jetzt an die Eigenschaften von Wasserstoff und Kohlenmon oxid angepasst werden. Zusätzlich sind eine Vielzahl brennbarer Stoffe durch den Einsatz von Mineralölbestandteilen und die sich entwickelnde chemische Industrie hinzugekommen.

methangas- und Kohlestaub-explosionen forderten unzählige menschenleben

erste zündschutzarten verhindern die zündung von methangas

Wasserstoff und Kohlen­monoxid sind zündwilliger als methan

explosionsrisiken für jeden Stoff beurteilen

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entWIcKlunG des eXPlOsIOnsschutzes

heutige Vorgehensweise

Um mögliche Explosionsrisiken zu beurteilen, werden das chemisch-physikalische Verhalten und die sicherheitsrelevanten Eigenschaften der jeweiligen Stoffe herangezogen. Diese Eigenschaften werden in den sicherheits technischen Kenn-zahlen brennbarer Gase und Flüssigkeiten und in den sicherheitstechnischen Kennzahlen brennbarer Stäube beschrieben.

Verbrennungsvorgänge

Aus physikalischer Sicht sind Verbrennung und Explosion exotherme Reaktionen mit unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeiten. Es gibt instabile Substanzen, die ohne externen Energieeintrag spontan explo dieren können. Weiterhin gibt es Explosivstoffe, bei denen das Oxidationsmittel in gebundener Form an den brenn-baren Stoff angelagert ist. Diese Stoffe fallen unter die Sprengstoffverordnung und werden hier nicht behandelt. Diese Broschüre beschäftigt sich mit brennbaren Stoffen, die im Gemisch mit Luft unter atmosphärischen Bedingungen durch Zündung zur Explosion gebracht werden können.

unterteilung in die Gruppen I, II und III

In der europäischen Union werden die Explosionsgefahren im Bergbau (Untertage) und die Explosionsgefahren außerhalb des Bergbaues (Übertage) getrennt be-trachtet (Richtlinie 94/9; ATEX).

Zur Unterscheidung verwendet die europäische Richtlinie die Gruppenein teilung „I“ (Bergbau) und „II“ (restliche Bereiche außer Bergbau).

Die Richtlinie 94/9 unterteilt die Gruppe II weiter in die Gruppen IIG (Gase) und IID (Stäube). Außerdem wurde der Geltungsbereich der Richtlinie auf „Atmosphäri-sche Bedingungen festgelegt. Dies entspricht der Situation, dass brennbare Stoffe in der Atemluft freigesetzt werden und dadurch die Arbeitnehmer gefährden.

Da die technische Umsetzung im Rahmen der internationalen Gerätenormierung mittlerweile über die IEC (International Electrotechnical Commission) erfolgt, kommt es zu Abweichungen bei Kennzeichnungen von Stäuben - denn sie hat das Kennzeichnungssystem für die elektrischen Betriebsmittel weiter verzweigt. Jetzt wird die technische Kennzeichnung mit Gruppe II ausschließlich für Geräte verwendet, die in Verbindung mit Gasen eingesetzt werden. Mit Einführung der Gruppe III werden Geräte gekennzeichnet, die zum Einsatz in Verbindung mit Stäuben vorgesehen sind. Diese Verzweigung ermöglicht eine weitere Unterteilung der Gruppe III in Fasern und Flusen (IIIA), nicht leitfähige Stäube (IIIB) und leitfähi-ge Stäube (IIIC).

atmosphärische Bedingungen: temperaturbereich: -20 bis +60 °c druckbereich: 0,8 bis 1,1 bar Sauerstoffkonzentration: ≤ 21 Vol.%

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BrÄnde und eXPlOsIOnen

VORA

USSE

TZUNGEN FÜR EINE EXPLOSION

Voraussetzungen für eine explosion

Damit eine Explosion stattfinden kann, müssen drei Komponenten gleichzeitig vorhanden sein:

n Brennbarer Stoff: – Entflammbare Gase – Nebel oder Dämpfe aus brennbaren Flüssigkeiten – brennbare Stäube, Fasern oder Schwebeteilchen

n Oxidationsmittel: – Sauerstoff, normalerweise Luft (Sauerstoffgehalt 21 %)

n Zündenergie:– Ein elektrischer oder thermischer Energieeintrag, der den Verbrennungs-

vorgang auslöst. Hierzu wird eine Mindestzündenergie benötigt, deren Höhe von den Reaktionspartnern und bestimmten physikalischen Umständen abhängig ist.

Alle Methoden des Explosionsschutzes basieren auf der Eliminierung mindestens eines Teils dieses sogenannten Zünddreiecks, um das Risiko einer Explosion aus-zuschließen.

Brennbarer stoff

zündquelleluft (sauerstoff)

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Verbrennungsgeschwindigkeit

Nach der Entzündung setzt sich die Verbrennung mit einer spezifischen Verbren-nungsgeschwindigkeit in das unverbrannte Gemisch hinein fort. Dieser Prozess ist abhängig vom Mischungsverhältnis des Brennstoffes mit der Luft und dem Vertei-lungsgrad. Die sich ausbreitenden Verbrennungsgase treiben eine Flammenfront vor sich her, die eine Geschwindigkeit bis zu mehreren km/s erreichen kann.

Entsprechend der Verbrennungsgeschwindigkeit spricht man von einer Verpuffung (wenige m/s, Druck steigerung bis 1 bar), von einer Explosion (bis mehrere 100 m/s, Drucksteigerung bis 10 bar) oder von einer Detonation (bis mehrere km/s, Stoß-wellen bis über 20 bar).

Brände und explosionen unterscheiden sich in den Geschwindig keiten der energiefreisetzung

lockheed Sr-71 ≈970 m/s

≈50 % Todesopfer in Gebäuden

≈100 % Todesopfer (lungenschäden)

detonation ≈20 bar

einsturz von Stahlträgerbauten

bis ≈3000 m/s

600 mbar

2000 mbar

Ferrari 599 GtO ≈93 m/s

Grenzwert für trommelfellriss

Deflagration Gas ≈10 bar, Staub ≈14 bar

einsturz von Wänden und dächern

bis ≈330 m/s

500 mbar

Sprinter ≈10 m/s

Personen werden zu Boden geworfen

„Verpuffung“ geringer Druckaufbau

Bruch von Fensterscheiben

häuser werden unbewohnbar

cm/s bis wenige m/s

30 mbar

70 mbar

100 mbar

140 mbar

explosionsdrücke und ausbreitungsgeschwindigkeiten der druckwellen

auswirkungen der explosionsdrücke auf Gebäude und menschen

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zÜndQuellen

zündquellen in ex-Bereichen verhindern

Ein ungewollter Energieeintrag in Ex-Bereichen erfolgt durch Zündquellen. Um Zündungen auszuschließen werden diese potenziellen Quellen entweder generell vermieden oder, falls dies nicht möglich ist, Sicherheitsabstände zu den Grenz-werten der Zündgefahren festgelegt. Diese Grenzen ergeben sich aus den Eigen-schaften und dem Umgang mit den brennbaren Stoffen.

Ein Beispiel ist die Eigensicherheit. Hier wird durch eine Energiebegrenzung sichergestellt, dass die Zündquelle „elektrischer Strom“ nicht wirksam werden kann. Das heißt, es wird ein Sicherheitsabstand zwischen der maximal möglichen Energiemenge des eigensicheren Kreises und der minimal notwendigen Zünd- energie des Brennstoff-Luft-Gemisches eingehalten. Um Sicherheitsabstände festlegen zu können, müssen Zündenergie und -temperatur dieses Gemisches bekannt sein.

Potenzielle zündquellen und deren ursachen

zündquelle Beispiel für die ursacheFunke Elektrischer Funke,

mechanisch erzeugter Funke durch Abtragvorgänge (Schleifen), Reibung, Schlag (insbes. Rost/Leichtmetalle). Fremdkörper in bewegten Teilen (Mühlen)

Entladungsfunke Statische Elektrizität (z. B. durch Reibung isolierender Werk-stoffe), Entladung aufgeladener Perso-nen, Stoffe, Bauteile etc.

Lichtbogen Kurzschluss, SchaltvorgangHeiße Oberfläche Strom in elektrischen Anlagen,

Heizkörper, spanabhebende Bearbeitung, Reibungswärme (Bremsen, mangelnde Lagerschmierung)

Flammen und heiße Gase Durch Verbrennungsreaktionen, Funkenflug bei Schweißarbeiten

Elektrische Anlagen Öffnen/Schließen von Kontakten, Wackelkontakt. Auch Schutzklein-spannungen (U < 50 V) können noch genügend Energie erzeugen um eine explosionsfähige Atmosphäre zu zün-den.

Elektrische Ausgleichsströme Rückströme von Generatoren, Körper-/Erdschluss bei Fehlern, Induktion, kathodischer Korrosionsschutz

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zündquelle Beispiel für die ursacheElektromagnetische Wellen im Bereich 3 ⋅ 1011 bis 3 ⋅ 1015 Hz

Laserstrahl zur Entfernungsmessung, Foto-Blitz, Laser-Schweißen

Hochfrequenz 3 ⋅ 104 bis 3 ⋅ 1012 Hz

Funksignale, industrielle Hoch-frequenzgeneratoren für Erwärmung, Trocknung

Blitzschlag Atmosphärische WetterstörungenIonisierende Strahlung Röntgengerät, radioaktive Stoffe,

Energieabsorption führt zu ErwärmungUltraschall Energieabsorption in festen /flüssigen

Stoffen führt zu ErwärmungAdiabate Kompression Schlagartiges Öffnen von Ventilen,

StoßwellenExotherme Reaktion Chemische Reaktion mit Wärme-

freisetzung

zündgefahr

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BeurteIlunG der eXPlOsIOnsGeFahren

Um mögliche Explosionsgefahren beurteilen zu können, wird das Zünd- und Explo-sionsverhalten in Abhängigkeit von der Art der Freisetzung, in Verbindung mit den sicherheitsrelevanten Eigenschaften der beteiligten Stoffe, herangezogen. In der Praxis werden daher zum sicheren Betrieb verfahrenstechnischer Anlagen sicherheitstechnische Kenngrößen (StK) zugrundegelegt. Sie dienen der Charak-terisierung gefährlicher Eigenschaften brennbarer Stoffe und Stoffgemische sowie der Ableitung von Betriebsparametern und konstruktiven Auslegung von Schutz-maßnahmen zum Brand- und Explosionsschutz.

Diese Kenngrößen dienen der Beschreibung des physikalisch-chemischen Verhal-tens der Stoffe, mit dem Ziel ihre potenziellen Explosionsgefahren bewerten zu können. Neben diesen Kenndaten sind auch verfahrenstechnische Parameter in die Beurteilung mit einzubeziehen. Zum Beispiel können Explosionsgefahren sowohl beim Verdampfen einer Flüssigkeit als auch beim Versprühen von Flüssig-keiten unter hohem Druck (Vernebeln) entstehen. Wichtig für die Beurteilung einer Explosionsgefahr ist auch die Kenntnis darüber, ob atmosphärische Bedingungen oder Abweichungen hiervon (Druck, Temperatur, Sauerstoffgehalt) vorhanden sind.

Sicherheitstechnische Kenngrößen (STK) sind keine Konstanten, sondern Bewer-tungsmaßstäbe auf der Basis experimenteller Messverfahren. Die Untersuchung der Stoffe folgte der historischen Entwicklung des Explosionsschutzes. Die ersten STK bezogen sich auf Methan und Kohlenstaub. Nachfolgende Kenngrößen wur-den in Relation zu den bereits bekannten skaliert. Heute ist das relative Verhalten aller in der Technik verwendeten Gase und vieler Stäube bekannt.

Sicherheitstechnische Kenngrößen liefern nur Vergleichswerte

20 l-apparatur zur ermittlung des zeitlichen druckanstieges Quelle: Kühne aG

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen

Um Kennzahlen vergleichen zu können, werden normierte Messmethoden einge-setzt, die auf unterschiedlichen Rand bedingungen basieren. Deshalb können die Kennzahlen einer Methode im Vergleich zu den einer anderen Methode abweichen.

n Beispiel: die ermittlung des maximalen zeitlichen druckanstiegs Die Messung des zeitlichen Druckanstiegs in Abhängigkeit von der Methode liefert zwar abweichende, aber immer reproduzierbare Druckanstiegsgeschwin-digkeiten. Grund für diese Abweichungen ist die Tatsache, dass der maximale zeitliche Druckanstieg volumenabhängig ist und die verwendeten Behälter je nach Methode als 20-l-Kugel oder 1 m3-Behälter ausgeführt sind (DIN EN 14034-2 2011-04 für Stäube und DIN EN 15967 2011-10 für Gase).

die Bildung explosionsfähiger Gas-luftgemische kann vermieden werden durch: – Unterschreiten der unteren Explosionsgrenze – Unterschreiten der Sauerstoffgrenzkonzentration – Überschreiten der oberen Explosionsgrenze.

die zündung explosionsfähiger Gas-luftgemische kann vermieden werden durch: – Unterschreiten der Zündtemperatur und der Mindestzündenergie.

die auswirkungen einer explosion können beeinflusst werden durch: – Anpassen der entsprechenden Schutzmaßnahmen an den maximalen Explosionsdruck und den maximalen zeitlichen Druckanstieg.

In der Regel erfolgt dies durch das Festlegen und Überwachen eines ausreichen-den Sicherheitsabstandes zum jeweiligen Grenzwert. Zur Beurteilung der Gefähr-dungen durch brennbare Gase, Dämpfe- und Nebel sind daher folgende sicherheitstechnische Kenngrößen zu bewerten:

n Flammpunkt bei Flüssigkeiten

n untere und obere Explosionsgrenze

n Sauerstoffgrenzkonzentration

n Zündtemperatur

n Mindestzündenergie /oder Explosionsgruppe

n maximaler Explosionsüberdruck

n maximaler zeitlicher Druckanstieg

Für Stäube siehe Kapitel „brennbare Stäube“

die Bestimmung der Kennzahlen ist von der messmethode abhängig

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer Gase und FlÜssIGKeIten

Besonderheiten von Gasen

Als Gase bezeichnet man Stoffe, die eine Temperatur oberhalb ihres Siedepunktes aufweisen. Auf atmosphärische Bedingungen bezogen sind daher alle Stoffe gas-förmig, deren Siedepunkt unterhalb der Umgebungstemperatur liegt.

Wird in einem Raum, der mit Luft gefüllt ist, ein brennbares Gas freigesetzt, beginnt aufgrund der regellosen Bewegung der Gasmoleküle eine freiwillige und stetige Durchmischung. Durch diesen Vorgang verteilt sich das brennbare Gas im Raum. Eine Entmischung findet nicht mehr statt. Je wärmer und leichter die Gase sind, umso schneller werden sie sich mischen und die Konzentrations- unterschiede innerhalb des Raumes ausgleichen.

Besonderheiten von Flüssigkeiten

Bei einer Temperatur unterhalb des Siedepunktes handelt es sich nicht um Gase, sondern um Dämpfe. Diese stehen immer in Wechselwirkung mit ihrer flüssigen Phase. In Abhängigkeit von der Temperatur stellt sich ein Gleichgewicht beim Phasenübergang ein - zwischen flüssig und gasförmig beziehungsweise zwischen kondensieren und verdampfen.

Die Dämpfe über einer Flüssigkeitsoberfläche sind Flüssigkeitsmoleküle, die auf-grund ihre Bewegungsenergie die Oberflächenspannung überwinden konnten und sich nun innerhalb der Luftmoleküle bewegen. Jede Flüssigkeit besitzt einen charakteristischen Dampfdruck, der nur von der Temperatur abhängt. Dieser Dampfdruck entspricht ab einer bestimmten Temperatur dem Druck der um-gebenden Atmosphäre. Die Folge ist, dass die Flüssigkeit ab dieser Temperatur siedet.

Brennbare Flüssigkeiten werden nach ihrem Flammpunkt eingeteilt

Gase durchmischen sich von selbst – bis hin zum maxi-malen dispersionsgrad

die dampfbildung erfolgt unterhalb des Siedepunktes

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer Gase und FlÜssIGKeIten

Flammpunkt brennbarer Flüssigkeiten

Um die Brand- und Explosionsgefahr einer Flüssigkeit beurteilen zu können, wird der Flamm punkt verwendet. Er gibt den niedrigsten Temperaturwert an, bei dem die Flüssigkeit unter normalen Umgebungsbedingungen an ihrer Oberfläche eine aus reichende Menge brennbarer Dämpfe abgibt und bei Kontakt mit einer wirksa-men Zündquelle sofort eine Flamme entsteht.

Brennbare Gase liegen (da der Siedepunkt überschritten ist) bereits in gasförmiger Form vor und besitzen deshalb keinen Flammpunkt.

Flammpunkt und zündtemperatur ausgewählter Flüssigkeiten

Versprühen brennbarer Flüssigkeiten

Wird eine Flüssigkeit fein verteilt, in der Luft versprüht oder in Form von Aerosolen freigesetzt (Spritzlackieren, Benutzung von Spraydosen, Nebelbildung durch Leckagen druckführender Rohrleitungen etc.), kann sie auch unterhalb ihres Flammpunktes zur Zündung gebracht werden. Dies ist abhängig vom Mischungsverhältnis zwischen Flüssigkeitströpfchen und Luftsauerstoff.

Stoff Flammpunkt [°c] zündtemperatur [°c]Ottokraftstoff -40 320Aceton < -20 535Hexan < -20 230Kohlendisulfid < -20 95Acetaldehyd < -20 155Methanol 9 440Ethanol 12 400Essigsäure 38 485Heizöl EL > 55 220Dieselkraftstoff > 55 220

Quelle: GESTIS

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer Gase und FlÜssIGKeIten

dampfdruckkurve ethanol

Solange die untere explosions-grenze dauerhaft unter-schritten ist, kann auch bei gleichzeitiger anwesenheit einer wirksamen zündquelle keine Explosion stattfinden.

explosionsgrenzen

Sind brennbare Gase und Dämpfe mit Luft gemischt, kann eine selbstständige Verbrennung und somit eine Explosion nach erfolgter Entzündung nur dann statt-finden, wenn die Mischungsbestandteile innerhalb eines stoffspezifischen Konzentra tionsbereiches liegen. Die Grenzkonzentrationen, bei denen dies gerade nicht mehr möglich ist, werden als untere Explosionsgrenze (UEG) und obere Ex-plosionsgrenze (OEG) bezeichnet.

Innerhalb der Explosionsgrenzen (blauer Bereich B des Bildes) ist die Atmosphäre explosionsfähig. Im grünen Bereich A (unterhalb der UEG) ist das Gemisch nicht zündfähig, da es zu „mager“ ist. In diesem Bereich ist das Gemisch auch nicht brennbar, jedoch brandunterstützend. Auch im braunen Bereich C ist das Gemisch nicht zündfähig, da es dort zu „fett“ ist. Das heißt, für eine Explosion ist der Sauer-stoffgehalt zu gering.

Der untere Explosionspunkt (UEP) ist die Temperatur, bei der die Konzentration des gesättigten Dampfes in Luft gleich der unteren Explosionsgrenze ist. Obwohl Explosionspunkte und -grenzen mit bestimmten Stoff eigenschaften verknüpft

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20

18

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00 20 30 40 50

°C10

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200

150

hPa

untere Explosionsgrenze

FlammpunktuntererExplosionspunkt

obererExplosionspunkt

Dam

pfko

nzen

tratio

n C

Dampfdruck

kurve

Parti

aldr

uck

P

obere Explosionsgrenze

brennbaresGemisch(brennbar

unter Luftzufuhr)

nicht brennbaresGemisch (weder brennbar noch

explosibel)

explosiblesGemisch

(Verbrennungmit Flammen-

überschlag= Explosion)

C zu fett

B explosibel

A zu mager

Vol %

Bereich D

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer Gase und FlÜssIGKeIten

explosions grenzen ausge- wählter Gase und dämpfe

erdgas 5,0 ... 15 Vol%

Wasserstoff 4,0 ... 77 Vol%

Ottokraftstoff 0,6 ... 7,6 Vol%

Schwefel- kohlenstoff 1,0 ... 60 Vol%

hexan 1,0 ... 8,9 Vol%

sind, wird zur Beurteilung der Explosionsgefahr im Allgemeinen der von der Be-stimmungsmethode abhängige Flammpunkt als sicherheitstechnische Kennzahl herangezogen. Dabei ist zu beachten, dass der Flammpunkt je nach Methode (ge-schlossener oder offener Tiegel) unterschiedliche Werte besitzt. So liegt der im ge-schlossenen Tiegel bestimmte Flammpunkt beispielsweise ca. 3 K über dem UEP.

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer Gase und FlÜssIGKeIten

Sauerstoffgrenzkonzentration

Zündfähigkeit und Brandverhalten hängen vom Sauerstoffgehalt ab. Unterhalb eines spezifischen Grenzwertes (Sauerstoffgrenzkonzentration) kann eine Explosi-on nicht mehr stattfinden. Der Grenzwert wird ermittelt, indem Inertgas (im allge-meinen Stickstoff) in das Gemisch eingebracht und der natürliche Sauerstoffanteil der Luft von 20,8 Vol % durch Verdünnen soweit herabgesetzt wird, dass unter den festgelegten Versuchsbedingungen gerade keine Explosion mehr möglich ist. Die meisten Gase können bei einem Sauerstoffgehalt unterhalb von 8 % nicht mehr zur Explosion gebracht werden.

Kenntnisse über die Sauerstoffgrenzkonzentration sind zwingend erforderlich, falls Inertisierungsmaßnahmen im Innern von Behältern durchzu führen sind. So kann z. B. Kohlenmonoxid schon bei einem Sauerstoffgehalt von nur 4 % zur Explo-sion gebracht werden. Als gasförmige Inertstoffe werden in der Regel Stickstoff, Kohlendioxid, Edelgase, Verbrennungsabgase und Wasserdampf verwendet.

mindestzündtemperaturen und temperaturklassen

Die Zündtemperatur eines brennbaren Stoffes ist die niedrigste Temperatur, bei der das zündwilligste Gemisch eines Stoffes in Form von Gas, Dampf, Nebel oder aufgewirbelter Staub mit Luft unter festgelegten Bedingungen gerade noch zur Explosion gebracht werden kann. In Abhängigkeit von ihrer Entzündbarkeit unter-teilt man brennbare Gase und Dämpfe in Temperaturklassen, denen festgelegte Zündtemperatur-Bereiche zugeordnet sind. Die maximale Oberflächentemperatur einer potenziellen Zündquelle (z. B. eines elek trischen Betriebsmittels) muss stets kleiner sein als die Zündtemperatur des Gas- bzw. Dampf-Luftgemisches, in dem es eingesetzt werden soll.

Kohlenmonoxid kann noch bei einem Sauerstoffgehalt von nur 4 % explodieren

Überschreitet eine heiße Oberfläche die Zündtemperatur kann es zur zündung des brennbaren Stoffes kommen

einordnung verschiedener Gase und dämpfe in die jeweilige temperaturklasse

t1 (> 450 ° c)

t2 (> 300 ° c)

t3 (> 200 ° c)

t4 (> 135 ° c)

t5 (> 100 ° c)

t6 (> 85 ° c)

Aceton Ethanol Hexan Acetaldehyd Kohlen- disulfid

Essigsäure Otto-kraftstoff

Diesel-kraftstoff

Methan Methanol HeizölPropan Ethen Schwefel-

wasserstoff

Ammoniak ButanBenzolToluolCyan- wasserstoff

Wasserstoff Quelle: GESTIS

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer Gase und FlÜssIGKeIten

Für brennbare Stäube wird eine Einteilung nach Temperaturklassen nicht vorge-nommen. Stattdessen wird die Mindestzündtemperatur der aufgewirbelten Staub-Luft-Wolke mit der maximal möglichen Oberflächentemperatur einer potenziellen Zündquelle verglichen. Dabei müssen festgelegte Sicherheitsabstände eingehal-ten werden. --> siehe Kapitel Brennbare Stäube

Mindestzündenergie /oder Explosionsgruppe

Die Mindestzündenergie ist die kleinste in einem Kondensator gespeicherte elekt-rische Energie, die unter vorgeschriebenen Versuchsbedingungen ermittelt wird und bei einer Entladung ausreicht, um das zündwillige Gemisch einer explosions-fähigen Atmosphäre zu entzünden.

Gase und Dämpfe der Gruppe II werden entsprechend ihrer Mindestzündenergie in drei Untergruppen IIA, IIB und IIC unterteilt:

n IIA: hohe Zündenergie

n IIB: mittlere Zündenergie

n IIC: niedrige Zündenergie

Die Gefährdung nimmt von IIA nach IIC zu. Stoffe der Explosionsgruppe IIC benöti-gen die geringsten Zündenergien – können also relativ leicht gezündet werden. Da es bei einigen Zündschutzarten und bei möglichen elektrostatischen Entladun-gen zu einer Energiefreisetzung kommen kann, werden die Betriebsmittel mit ent-sprechenden Untergruppen gekennzeichnet. Zündschutzarten mit Energiefreiset-zung sind z. B. die Eigensicherheit (Energiefreisetzung durch Funken) und die druckfeste Kapselung (Energiefreisetzung durch das Design der Gehäusespalte). Hier benennt die jeweilige Untergruppe die stoffspezifische Grenzspaltweite des Betriebsmittels bei der ein Flammendurchschlag nicht stattfindet (Maximale Weite eines Spaltes ohne Flammendurchschlag).

Für brennbare Stäube wird eine einteilung nach temperatur-klassen nicht vorgenommen

Gase und dämpfe werden entsprechend ihrer mindestzündenergie in die unter gruppen IIa, IIB und IIc eingeteilt

Substanz mindestzündenergie [mJ]Methan 0,29Butan 0,25Propan 0,24Benzol 0,20Ammoniak 0,14Ethen 0,082Wasserstoff 0,019Kohlendisulfid 0,009

Quelle: GESTIS

mindestzündenergie verschiedener Gase und dämpfe

17Quelle: Busch

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maximaler explosionsüberdruck

Der maximal auftretende Explosionsüberdruck pmax der meisten organischen Gase und Dämpfe in einem Gemisch mit Luft bei atmosphärischen Anfangs bedingungen liegt bei etwa 8 bis 10 bar. Im Gegensatz zum maximalen zeitlichen Druckanstieg ist der maximale Explosionsüberdruck nicht volumenabhängig.

maximaler zeitlicher druckanstieg

Der maximale zeitliche Druckanstieg eines Stoffes gibt an, wie schnell sich der Explosionsüberdruck in einem Referenzbehälter aufbauen kann. Da dieser Wert volumenabhängig ist, gilt das kubische Gesetz, nach dem das Produkt aus dem maximalen zeitlichen Druckanstieg und der dritten Wurzel des betreffenden Volu-mens konstant ist.

(dp/dt )max · V⅓ = konst. = KG

Der KG-Wert ist der auf ein Volumen (z.B. 1 m³ oder 20 Liter) bezogene maximale zeitliche Druckanstieg. Eine Übertragung des KG-Wertes auf andere Behälter ist streng genommen nur bei ähnlicher Geometrie möglich.

Der maximale Explosionsüberdruck und der maximal zeitliche Druckanstieg werden zur Auslegung der konstruktiven Schutzmaßnahmen „Explosionsfeste Bauweise“, „Explosionsdruckentlastung“ und „Explosionsunterdrückung“ verwendet.

explosionsgruppe und temperaturklasse als auswahlkriterium für Betriebsmittel in Verbindung mit Gas-ex Bereichen

explosionsüberdruck und der zeitliche druckanstieg beschreiben die auswirkungen einer explosion

der K G-Wert ist der maximale zeitliche druckanstieg in einem mit Gas/ Luft Gemisch gefüllten Behälter

temperaturklasseExplosions-gruppe

t1 (> 450 ° c)

t2 (> 300 ° c)

t3 (> 200 ° c)

t4 (> 145 ° c)

t5 (> 100 ° c)

t6 (> 85 ° c)

IIA Aceton Otto-kraftstoff

Hexan Acetaldehyd

Essigsäure Methanol Diesel-kraftstoff

Methan Butan HeizölPropanAmmoniakBenzolToluol

IIB Cyan- wasserstoff

Ethanol Ethen

Schwefel-wasserstoff

IIC Wasserstoff Kohlen- disulfid

Quelle: GESTIS

Zünd

ener

gie

Warum Staubexplosionen soviel Schaden anrichten können

Staubpartikel können eine explosionsfähige atmosphäre bilden

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer stÄuBe

Für brennbare feste Stoffe gilt: Je größer die Oberfläche des Brennstoffes pro Gewichtseinheit, umso leichter erfolgt eine Reaktion mit dem Luftsauerstoff. Etwa 80% aller industriell verarbeiten Stäube sind brennbar und können – abhängig von der Korngröße – in der Luft explosionsfähige Gemische bilden. Um eine Staubexplosion zu ermöglichen, muss der Staub in der Atmosphäre fein verteilt sein (aufgewirbelt) und innerhalb bestimmter Konzentrationsgrenzen vorliegen.

abweichendes explosionsverhalten von Staub und Gas

Kommt es zur Zündung einer Gaswolke, sorgt der entstehende Explosionsdruck für eine rasche Ausbreitung der Verbrennungsgase und somit auch für eine Verdün-nung des noch nicht verbrannten Gas-Luft-Gemisches. Wird durch diese Verdün-nung die UEG unterschritten, kommt die Explosion zum Stillstand.

Kommt es zur Zündung einer Staubwolke, sorgt der entstehende Explosionsdruck für das Aufwirbeln weiterer, bisher noch ruhender Staubschichten. Diese neuen Staubwolken können sich bis in benachbarte Gebäude und Anlagenteile ausdeh-nen. Gleichzeitig generiert die erste Explosion brennenden Staub, der eine „lang-lebige“ Zündquelle darstellt und Folgeexplosionen auslöst. In ungünstigen Fällen kann sich dieser Vorgang mehrfach wiederholen.

n die Bildung explosionsfähiger Staub-luft-Gemische kann durch Unterschreiten der unteren Explosionsgrenze und Unterschreiten der Sauerstoffgrenzkonzen-tration vermieden werden.

Bei Stäuben werden keine temperaturklassen verwendet

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer stÄuBe

n die zündung explosionsfähiger Staub-luft-Gemische kann durch das Unter-schreiten der Zündtemperatur und der Mindestzündenergie der aufgewirbelten Staubwolke vermieden werden. Gleichzeitig muss sichergestellt sein, dass die Glimmtemperatur des abgelagerten Staubanteils nicht erreicht wird.

n die auswirkungen einer explosion werden beeinflusst durch das Anpassen der entsprechenden Schutzmaßnahmen an den maximalen Explosionsdruck und den maximalen zeitlichen Druckanstieg.

Besonders bei Stäuben ist das Einhalten eines ausreichenden Sicherheits-abstandes zum jeweiligen Grenzwert durch den Betreiber zu beachten. Nur er kann die Grenzwerte unter Berücksichtigung seiner speziellen Situation (z. B. in Abhängigkeit von der Korngröße und der möglichen Schichtdicke des abgela-gerten Staubes) bestimmen und einhalten. Aufgrund dieser Variablen können bei Stäuben – im Gegensatz zu Gasen – keine starren Temperaturklassen verwendet werden. Zur Beurteilung der Gefährdungen bei Stäuben werden u. a. die folgenden sicherheitstechnischen Kenngrößen für abgelagerte Stäube oder aufgewirbelte Stäube zugrundegelegt:

Korngröße

Die Angabe der Korngröße erfolgt häufig über den Medianwert, der sich auf die mittlere Korngröße bezieht. Das heißt, 50 Gewichts % des Staubes sind gröber und 50 Gewichts % sind feiner als der angegebene Medianwert. Im Allgemeinen

der medianwert ist ein statistischer mittelwert der Korngröße

Bei der Verarbeitung und beim Transport von groben Feststoffen können Staub anteile freigesetzt werden

Beispiel für medianwert, zünd- und Glimmtemperatur verschiedener Stäube

die obere explosionsgrenze wird bei Stäuben nicht verwendet

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das Glimmrisiko steigt mit der Schichtdicke

wird Staub mit einer Korngröße oberhalb 400 μm als nicht zündfähig eingestuft. Trotzdem haben sich z. B. beim Befüllen von Getreidespeichern Explosionen ereig-net. Grund hierfür ist ein Anteil mit kleiner Partikel größe, der auf Abrieb beim Transport oder Beimengungen in Form von Pollen oder Grannen zurückzuführen ist. Da sich Grobanteile rasch absetzen, Feinanteile jedoch lange in der Schwebe bleiben, kann sich beim Füllen eines Getreide speichers eine explosionsfähige Staubwolke abspalten.

Glimmtemperatur

Die Glimmtemperatur von Staubablagerungen ist die niedrigste Temperatur einer erhitzten freiliegenden Oberfläche, bei der sich eine 5mm dicke Schicht abgelagerter Staub entzündet. Bei größeren Schichtdicken nimmt die Glimm-temperatur ab.

mindestzündtemperatur

Die Mindestzündtemperatur bezieht sich auf eine Staubwolke. Sie ist die unter vorgeschriebenen Versuchsbedingungen ermittelte niedrigste Temperatur einer heißen Oberfläche, bei der sich das zündwillige Gemisch des Staubes mit Luft im Ofen entzündet. Für brennbare Stäube wird die Mindestzündtemperatur der aufge-wirbelten Staub-/Luft-Wolke mit der maximal möglichen Oberflächentemperatur einer potenziellen Zündquelle verglichen. Dabei müssen festgelegte Sicherheits-faktoren berücksichtigt werden.

Selbstentzündungstemperatur

Die Selbstentzündungstemperatur bezieht sich auf eine abgelagerte Staubschicht, die sich bei allseitiger Wärmeeinwirkung unter Anwesenheit von Luft ohne weitere Zündquelle entzündet. Zu dieser Selbstentzündung kommt es, wenn die Wärmeproduktionsrate der Oxidations- oder Zersetzungsreaktion größer ist als die Wärmeverlustrate der Staubschicht. Die entstehende Reaktionswärme kann aber auch ein Schwelgas verursachen, das in der Lage ist, ein explosionsfähiges Gas-Luft-Gemisch zu bilden.

explosionsgrenzen

Analog zu Gasen besteht auch bei Stäuben die Explosionsfähigkeit nur innerhalb bestimmter Grenzkonzentrationen. Je nach Material und Korngröße liegt die Staubmenge für die untere Explosionsgrenze bei ca. 20 bis 60 g/m³ Luft und für die obere Explosionsgrenze bei ca. 2 bis 6 kg/m³ Luft.

Substanz Medianwert [μm] zündtemperatur Wolke

Glimmtemperatur Schicht

Braunkohle 50 410 250Aktivkohle 22 670 335Milchpulver 63 440 340Carboxymethyl-cellulose

24 350 310

KSt-Wert [bar·m·s-1] Staubexplosionsklasse… < 200 St 1

200 ≤ … < 300 St 2300 ≤ … St 3

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sIcherheItstechnIsche KennGrÖssen BrennBarer stÄuBe

Ein dauerhaftes Überschreiten der oberen Explosionsgrenze würde zwar eine Staubexplosion verhindern, jedoch nur solange der aufgewirbelte Staub sich nicht beruhigt und absetzt. Dies ist aber nicht praktikabel, da die Staubkonzent-ration innerhalb einer Wolke nicht homogen ist. Die obere Staubexplosionsgren-ze ist daher bei sicherheitstechnischen Betrachtungen von geringer Bedeutung. Sauerstoffgrenzkonzentration

→ Siehe auch Brennbare Gase und Flüssigkeiten

Neben der Zugabe von Inertgasen (üblicherweise Stickstoff) können zur Senkung des Explosionsrisikos auch staubförmige Inertstoffe wie Calciumsulfat, Ammoniumphosphat, Natriumhydrogencarbonat, Steinmehl oder ähnliche nicht brennbre Substanzen verwendet werdent. Wichtig ist, dass der oder die Inertstof-fe mit dem Brennstoff keine Reaktion eingehen können.

mindestzündenergie

In der Regel ist die Mindestzündenergie (MZE) brennbarer Stäube deutlich höher als die für Gase und Dämpfe. Die MZE des Staubes ist abhängig von der Korngrö-ße, der Ober flächenbeschaffenheit und der Materialfeuchte.

maximaler explosionsüberdruck

→ Siehe auch brennbare Gase und Flüssigkeiten

Der maximale Explosionsüberdruck pmax in geschlossenen Behältern kann bei Stäuben bis zu 14 bar betragen.

maximaler zeitlicher druckanstieg

→ Siehe auch Brennbare Gase und Flüssigkeiten, KG

Bei Stäuben wird die Konstante für den maximalen zeitlichen Anstieg mit KSt be-zeichnet (Produkt aus dem maximalen zeitlichen Druckanstieg und der dritten Wurzel des betreffenden Raumvolumens). Nach diesem KSt-Wert werden brennbare Stäube drei abgestuften Staub explosionsklassen St1, St2 und St3 zugeordnet.

Die Staubexplosionsklassen liefern Hinweise zur Auswahl geeigneter Schutz-konzepte im Zusammenhang mit Staubexplosionen bzw. in welcher Weise Schutz-maßnahmen des konstruktiven Explosionsschutzes auszulegen sind. Typische Schutzmaßnahmen des konstruktiven Explosionsschutzes sind explosionsfeste Bauweise, Explosionsdruckentlastung und Explosionsunterdrückung.

explosionsüberdruck und zeitlicher druckanstieg sind ein maß für die auswirkungen einer explosion

der KSt-Wert ist der maximale zeitliche druckanstieg in einem mit Staub/Luft­Gemisch gefüllten Behälter

GeStIS-StOFFdatenBanK

PhYSIKalISch-technISche BundeSanStalt (PtB)

KÜhner aG (SchWeIz)

dIn en 1127-1 2011-10Explosionsfähige Atmosphären – Explosionsschutz – Teil 1: Grundlagen und Methodik

dIn en 14522 2005-12 Bestimmung der Zündtemperatur von Gasen und Dämpfen

dIn en 1839 2010-01Bestimmung der Explosionsgrenzen von Gasen und Dämpfen

dIn en 15967 2011-10 Verfahren zur Bestimmung des maximalen Explosionsdruckes und des maximalen zeitlichen Druckanstieges für Gase und Dämpfe

dIn en 13821 2003-03 Explosionsfähige Atmosphären – Explosionsschutz – Bestimmung der Mindestzündenergie von Staub/Luft-Gemischen

dIn en 14034-1 2011-04 Bestimmung der Explosionskenngrößen von Staub/Luft-Gemischen – Teil 1: Bestimmung des maximalen Explosionsdruckes

dIn en 14034-2 2011-04 Bestimmung der Explosionskenngrößen von Staub/Luft-Gemischen – Teil 2: Bestimmung des maximalen zeitlichen Druckanstiegs

dIn en 14034-3 2011-04 Bestimmung der Explosionskenngrößen von Staub/Luft-Gemischen – Teil 3: Bestimmung der unteren Explosionsgrenze UEG von Staub/Luft-Gemischen

dIn en 14034-4 2011-04 Bestimmung der Explosionskenngrößen von Staub/Luft-Gemischen – Teil 4: Bestimmung der Sauerstoffgrenzkonzentration SGK von Staub/Luft-Gemischen

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Quellen und reFerenzen

IHRE TRAINERTEAM

Dr. Andreas HildebrandtTÜV Functional Safety Engineer im Bereich Safety Instrumented Systems gemäß des TÜV Functional Safety Program und damit Ihr Spezialist für alle Themen rund um SIL sowie vom staatlichen französischen Institut INERIS geprüfter Trainer für Explosionsschutz

Gerhard JungIhr Trainer für alle Themen rund um den Explosionsschutz sowie die funk-tionale Sicherheit sowie vom staatli-chen französischen Institut INERIS geprüfter Trainer für Explosionsschutz

Patrick LereverendTÜV Functional Safety Engineer im Bereich Safety Instrumented Systems gemäß des TÜV Functional Safety Program sowie vom staatlichen französischen Institut INERIS geprüfter Trainer für Explosionsschutz

Michael WenglorzIhr Trainer für alle Themen zum Explo-sionsschutz sowie der funktionalen Sicherheit sowie vom staatlichen fran-zösischen Institut INERIS geprüfter Trainer für Explosionsschutz

Thomas WestersIhr Trainer für die Themen Feldbus, Remote I/O, WirelessHART® und Explosionsschutz sowie vom staatlichen französischen Institut INERIS geprüfter Trainer für Explosionsschutz

Weitere Informationen zu unseren Schulungen und Terminen finden Sie unter: www.pepperl-fuchs.de/trainings

Ralf KnittIhr Trainer für alle Themen rund um den Explosionsschutz sowie die funktionale Sicherheit sowie vom staatlichen franzö-sischen Institut INERIS geprüfter Trainer für Explosionsschutz

Unsere international erfahrenen Referenten halten Schulungen in deutscher, englischer und französischer Sprache.

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Dr. Andreas HildebrandtTÜV Functional Safety Engineer im Bereich Safety Instrumented Systems gemäß des TÜV Functional Safety Program und damit Ihr Spezialist für alle Themen rund um SIL sowie vom staatlichen französischen Institut INERIS geprüfter Trainer für Explosionsschutz

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GRUNDLAGENBROSCHÜREN VON PEPPERL+FUCHS

NICHT-ELEKTRISCHER EXPLOSIONSSCHUTZ Besonderheiten nicht-elektrischer Geräte, Zündgefahrbewertung, Zündschutzarten, Kennzeichnung

PHYSIKALISCH-TECHNISCHE GRUNDLAGEN Begriff sbestimmungen, Explosionen, Beispiele, Voraussetzungen, brennbare Stoff e und Kennwerte, Zündquellen

SCHUTZMASSNAHMENMaßnahmen zum primären, sekundären und konstruktiven Explosionsschutz

RICHTLINIE 1999/92/EG Europäische Mindestvorschriften zum Arbeitnehmerschutz in explosions gefährdeten Bereichen

RICHTLINIE 94/9/EGEuropäische Vorschriften zum Inverkehrbringen von explosionsgeschützten Betriebsmitteln

ZÜNDSCHUTZARTEN FÜR ELEKTRISCHE BETRIEBSMITTELZündschutzarten für Gas-Ex-Bereiche, Funktionsprinzip, Kennzeichnung, Besonderheiten bei der Anwendung

PRÜFUNG UND INSTANDHALTUNGPrüfung und Instandhaltung gemäß IEC/EN 60079-17

REPARATUR EXPLOSIONSGESCHÜTZTER BETRIEBSMITTELReparatur gemäß IEC/EN 60079-19

ZÜNDSCHUTZART EIGENSICHERHEITNachweis der Eigensicherheit und Installationsanforderungen

In Vorbereitung

BETRIEBSSICHERHEITSVERORDNUNG Nationale Umsetzung der Richtlinie 1999/92/EG; Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen

INSTALLATION IN EXPLOSIONSGEFÄHRDETEN BEREICHEN DIN EN 60079-14 (VDE 0165-1): Errichtung elektrischer Anlagen (Gas-Ex-Bereich)

STAUBEXPLOSIONSSCHUTZ Zündschutzarten für Staub-Ex-Bereiche, Besonderheiten brennbarer Stäube, Funktionsprinzip, Kennzeichnung, Besonderheiten bei der Anwendung

FELDBUSSE IN EXPLOSIONSGEFÄHRDETEN BEREICHENNachweis der Eigensicherheit, FISCO

ELEKTROSTATIKVermeidung von Zündgefahren infolge elektrostatischer Aufl adung

VERANTWORTUNG FÜR DEN EXPLOSIONSSCHUTZDer Inhalt der Handbücher wurde vom Herausgeber sorgfältig und unter Beachtung der zum Herausgabezeitpunkt geltenden gesetz-lichen Regelungen und bewährten technischen Maßnahmen zusammen gestellt. Dennoch können Lücken oder unrichtige oder miss verständliche Aussagen in den Handbüchern nicht ausgeschlos-sen werden. Die Handbücher sind Grundlagenbroschüren und ent-halten allgemeine Informationen zum Explosionsschutz und die darin enthaltenen Aussagen können nicht zur Beurteilung der Gefah-renlage einer spezifi schen Anlage herangezogen werden.Alle Maßnahmen des Explosionsschutzes sind in den nationalen Ge-setzen unter anderem in Arbeitsschutzgesetzen und nationalen und internationalen Normen und Standards verankert. Das Einhalten dieser Regelungen und insbesondere der Arbeitsschutzgesetze sind grundsätzliche Pfl ichten des jeweiligen Anlagenerstellers und

-betreibers sowie des Arbeitgebers. Die Regelungen zum Explosions-schutz unterliegen gesetzlichen Regelungen und können sich länder-spezifi sch unterscheiden. Zusätzlich unterscheiden sich industrielle Anlagen in ihrem Design, den verwendeten Materialien und in ihren Betriebsweisen stark untereinander. Die Grundlagenbroschüren dieser Serie sollen den Betreibern einen Überblick ermöglichen. Die technischen und organisatorischen Maß-nahmen zum Explosionsschutz können in diesem Rahmen allerdings nur allgemein und somit zwangsläufi g nur unvollständig aufgeführt werden. Jeder Betreiber muss seine speziellen Anforderungen und Vorgehensweisen auf der Basis einer individuellen Gefährdungs-beurteilung konkret ermitteln und diese nachweisbar im Einklang mit den nationalen Regelungen umsetzen und dokumentieren. Fragen Sie uns, wir helfen Ihnen!

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