Grundrechte und Kirche - epub.ub.uni-muenchen.de · Roman Bleistein: Experiment einer...

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STIMMEN DeRzerr 204. BAND 1986 VERLAG HERDER FREIBURG

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STIMMEN DeRzerr

204. B A N D

1986

V E R L A G H E R D E R F R E I B U R G

S T I M M E N D E R Z E I T

Herausgeber und Chefredakteur: Wolfgang Seibel SJ. Mitglieder der Redaktion: Roman Bleistein SJ, Herbert Schade SJ, Zuccalistraßc 16,

8000 München 19, Telefon (089) 17900913. Zuschriften, Manuskripte, Besprechungsstücke, Tauschexemplare sind nur an die

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Studentenabonnement: Einzelheft 7,50 D M . Bestell-Nr. 00022.

I N H A L T DES 204. B A N D S

Biser, Eugen: Religiöse Spurensuche. Christentum in postsäkularistischer Zeit 609 - Eine unvergessene Stimme. Zu Friedrich Georg Friedmanns Würdigung von Hannah

Arendt* 858 Bleistein, Roman: Der Bund Neudeutschland im Dritten Reich* 207 - Dialog zwischen den Generationen 505 - Disput um die Jugendpastoral 793 - Experiment einer Diözesansynode 1 - Freizeit-und Tourismuspastoral in der Bundesrepublik Deutschland 75 - Lothar König. Ein Jesuit im Widerstand gegen den Nationalsozialismus 313 - Zur Biographie Hitlers: Das „Hitler-Mutterl"* 427 - Zur Lebenssituation junger Menschen 463 Böckenförde, Ernst-Wolfgang: Die Bedeutung der Konzilserklärung über die Religionsfreiheit.

Überlegungen 20 Jahre danach 303 Böckle, Franz: Normen und Gewissen 291 Bosshard, Stefan Nikiaus: Evolutionismus und Kreationismus. Anmerkungen zu einer aktuel­

len Kontroverse 232 Bujo, Bénézet: Gefahren der Bürgerlichkeit in der afrikanischen Theologie"" 425 Bürkle, Horst: Die neuen Religionen als Thema der Theologie 327 Busch-Lüty, Christiane: Kibbutzim in Israel. Wandel und Kontinuität einer alternativen

Lebens-und Wirtschaftsform 689 Claver, Francisco F.: Kirche und Revolution: Die philippinische Lösung 507 Conzemius, Victor: Kirchliche Zeitgeschichte*1" 65 Degenhardt, Johannes Joachim: Traditonskrise des Glaubens 651 Dziadek, Rosemarie: 25 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr in katholischer Trägerschaft* 637 Elsässer, Antonellus: Lassen sich Tierversuche ethisch rechtfertigen ? 723 Emeis, Dieter: Rat - Hilfe aus dem Glauben 129 Fornet-Betancourt, Raul: „Hören auf das Volk" - Theologische Methode oder ideologisches

Programm ? Überlegungen zur Denkstruktur der lateinamerikanischen Befreiungstheologie . 169 Frielingsdorf, Karl: Zehn Jahre Positano. Bericht über ein Modell therapeutischer Seelsorge . . . 417 Fries, Heinrich: Katholische Missionswissenschaft in neuer Gestalt 755 Frohnhofen, Herbert: Weibliche Diakone in der frühen Kirche 269 Fuchs josef: Christlicher Glaube und Verfügung über menschliches Leben 663 - Sittlichkeit-Person und Tat 473 - Zur Menschwerdung Gottes in einer humanen Moral 241 Garcia-Mateo, Rogelio: Die Methode der Theologie der Befreiung. Zur Überwindung des

Erfahrungsdefizits in der Theologie 386 Grom, Bernhard: Esoterik heute 363 - Politisches Profil der Christen 289 Gutierrez, Gustavo: Theologie der Befreiung 829 Hackel, Renate: Katholische Presse in Jugoslawien 1945 —1985* 62 Henrix, Hans Hermann: Hauptsache, daß noch Bewährung vor uns liegt. Zum 100. Geburtstag

von Franz Rosenzweig 803 Hoefnagels, Harry: Christliche Verantwortung für die Schöpfung. Die Haltung des Menschen

gegenüber der Natur 547

Hoffmann, Fernand: Heiterkeit aus Trauer, Mut und christliche Hoffnung. Zum Schaffen des Dichters Wolf von Aichelburg* 639

Hoffmann, M. Norberta: Spurensuche. Zur deutschen Lyrik der 80er Jahre 53 Hoppe, Thomas: SDI - ein Weg zur Uberwindung der Abschreckung? Politische, strategische

und ethische Aspekte 111 Kasper, Helmut: Privatschulfreiheit contra staatliche Schulhoheit?* 279 Keller, Albert: Inkompetent, aber nicht ratlos 145 Kerber, Walter: Frieden und Gerechtigkeit* 784 Kern, Walter: Ethische Normen für die Zukunftsgestaltung 594 Köhler, Oskar: Gegen das schlechte Vergessen. Zu einer Biographie Otto Karrers (SJ)

1888-1876* 138 - Gott in die Karten schauen - oder ihm glauben? Schwierigkeiten nicht nur der Kirchenhistori­

ker 834 - Wer oder was ist konservativ? 533 Kremer, Jacob: „Gibt es keine Auferstehung der Toten?" 815 Krywalski, Diether: Das Mittelalter aus heutiger Sicht. Versuch über die Schwierigkeit, die

Vergangenheit zu verstehen 676 Leder, Gottfried: Die Laien in der Kirche 158 Lermen, Birgit: „Hand in Hand mit der Sprache". Die Lyrikerin Hilde Domin 120 Lötz, Johannes B.: Mythos und Wahrheit 408 - Zur Frage nach Gott in der Seinsphilosophie nach Martin Heidegger 744 Mennekes, Friedhelm: Jugendarbeit zwischen Sozialstudien und Alltagspraxis 193 Merken, Rainald: Der neue Ruf nach Medienforschung 847 Motte, Magda: „Nur ein Gott kann uns retten." Spuren religiöser Sehnsucht in moderner

Literatur 253 - Theologie und Literatur. Zum Stand des Dialogs* 781 Müller, Johannes: Entwicklungshilfe in der Kritik 361 Müller, Josef: Anpassung oder Eigenintiativen. TV-Medien erneut im Für und Wider kirchli­

cher Interessen 84 Neufeld, Karl H : Fundamentaltheologie* 209 - Rettung vor der Geschichte* 353 Nell-Breuning, Oswald von: Gesinnungswandel oder institutionelle Reform ?* 498 - Die optische Täuschung in der Rentendiskussion 737 - „Streik und Aussperrung sind nicht gleichzusetzen"* 855 - Subsidiarität in der Kirche 147 Neuner, Josef: Theologie in Indien nach dem Konzil 3 Niedermayer, Franz: Spaniens Madame Bovary ?* 349 Peters, Tiemo Rainer: Kirche - Wagnis für andere. Impulse für die Ekklesiologie im Werk

Dietrich Bonhoeffers 485 Pohl, Karl-Heinz: Chinesische Literatur der achtziger Jahre. Zeugnisse einer „Glaubenskrise"

derjugend 397 Reiter johannes: Die Probe aufs Humanum. Menschenwürde als Prinzip der Gentechnologie. . 435 Roth, Paul: Die „Neue Weltinformationsordnung" und die Krise der U N E S C O 704 - Ökumenische Gruppen in der Sowjetunion. Ihre Bemühungen und ihre Verfolgung* 568 Schatz, Klaus: Das Papsttum des 20. Jahrhunderts aus sowjetischer Perspektive 765 Schiwy, Günther: Teilhard de Chardin und das New Age 339 Schmitz, Philipp: Neue Akzente der Abtreibungsdebatte 795 Schormann, Sabine: Unterwegs im Denken. Zum Werk Martin Heideggers* 715 Schühly, Günther: Dialog statt Konfrontation. Zur Lage der Kirche in Kuba* 785

Schwager, Raymund: Religion als Quelle des Unfriedens? Zivilreligion - Politische Theologie-Evolutionslogik 41

Schwan, Alexander: Von der Pluralismusdiskussion zur Debatte über die Grundwerte. Kirchliche Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Problemen und Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland 559

Seihel, Wolfgang: Bekräftigung des Konzils 73 - Dissens in der Kirche 649 - Die Laien in der Kirche 433 - Politisches Engagement der Kirche 577 - Die Stellung der Frau in der Kirche 217 Splettjörg: Resignation und Zukünftigkeit. Rahmengedanken zu einem Technik-Ethos heute . 29 Stelzmann, Rainulf Α.: Was dürfen wir hoffen? Mark Helprins „ Winter's Tale" 625 Sutor, Bernhard: Macht und Friede. Sozialphilosophische und politiktheoretische Vorausset­

zungen des Friedens 219 Uhi, Bernd: Strategische Verteidigungsinitiative (SDI). Versuch einer vorläufigen ethischen

Beurteilung 185 Vogler, Gereon: Autobahnkirchen* 570 Vries, Wilhelm de: Bedingungen der Autorität ökumenischer Konzilien 16 Waldenfels, Hans: Die europäische Theologie - herausgefordert durch außereuropäische

Kulturen 91 - Universalität und Partikularität der Kirche: Fallbeispiel China 579 Weger, Karl-Heinz: Neue Situation der Glaubensverkündigung 721 - Sinn und Bedeutung einer christlichen Schule heute 522 Weimer, Ludwig: Gaben die Christen Ernst Bloch eine Antwort? 102 Zacher, Hans F.: Grundrechte und Kirche 454 - Kategorien zum Nachdenken über Grundrechte 375

Umschaubeiträge sind durch * gekennzeichnet.

Ü B E R S I C H T

I. K I R C H E

Eugen Biser: Religiöse Spurensuche. Christentum in postsäkularistischer Zeit 609 Roman Bleistein: Experiment einer Diözesansynode 1 - Freizeit-und Tourismuspastoral in der Bundesrepublik Deutschland 75 Ernst-Wolf gang Böckenförde: Die Bedeutung der Konzilserklärung über die Religionsfreiheit.

Überlegungen 20 Jahre danach 303 Johannes Joachim Degenhardt: Traditionskrise des Glaubens 651 Dieter Emeis: Rat-Hilfe aus dem Glauben 129 Karl Frielingsdorf: Zehn Jahre Positano. Bericht über ein Modell therapeutischer Seelsorge . . . 417 Bernhard Grom: Politisches Profil der Christen 289 Gottfried Leder: Die Laien in der Kirche 158 Oswald von Nell-Breuning: Subsidiarität in der Kirche 147 Alexander Schwan: Von der Pluralismusdiskussion zur Debatte über die Grundwerte. Kirchli­

che Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Problemen und Entwicklungen in der Bundesrepu­blik Deutschland 559

Wolfgang Seibel: Bekräftigung des Konzils 73 - Dissens in der Kirche 649 - Die Laien in der Kirche 433 - Politisches Engagement der Kirche 577 - Die Stellung der Frau in der Kirche 217 Gereon Vogler: Autobahnkirchen* 570 Wilhelm de Vries: Bedingungen der Autorität ökumenischer Konzilien 16

II. T H E O L O G I E

Stefan Nikiaus Bosshard: Evolutionismus und Kreationismus. Anmerkungen zu einer aktuellen Kontroverse 232

Jacob Kremer: „Gibt es keine Auferstehung der Toten?" 815 Karl H. Neufeld: Fundamentaltheologie* 209 Tiemo Rainer Peters: Kirche - Wagnis für andere. Impulse für die Ekklesiologie im Werk

Dietrich Bonhoeffers 485 Günther Schiwy: Teilhard de Chardin und das New Age 339 Raymund Schwager: Religion als Quelle des Unfriedens? Zivilreligion - Politische Theologie -

Evolutionslogik 41 Karl-Heinz Weger: Neue Situation der Glaubensverkündigung 721

III. T H E O L O G I E D E R B E F R E I U N G

Raul Fornet-Betancourt: „Hören auf das Volk" - Theologische Methode oder ideologisches Programm? Überlegungen zur Denkstruktur der lateinamerikanischen Befreiungstheologie . 169

Rogelio Garcia-Mateo: Die Methode der Theologie der Befreiung. Zur Überwindung des Erfahrungsdefizits in der Theologie 386

Gustavo Gutierrez: Theologie der Befreiung 829

IV. E T H I K

Franz Böckle: Normen und Gewissen 291 Antonellus Elsässer: Lassen sich Tierversuche ethisch rechtfertigen ? 723 Josef Fuchs: Christlicher Glaube und Verfügung über menschliches Leben 663 - Sittlichkeit-Person und Tat 473 - Zur Menschwerdung Gottes in einer humanen Moral 241 Walter Kern: Ethische Normen für die Zukunftsgestaltung 594 Johannes Reiter: Die Probe aufs Humanum. Menschenwürde als Prinzip der Gentechnologie . . 435 Philipp Schmitz: Neue Akzente der Abtreibungsdebatte 795 Jörg Splett: Resignation und Zukünftigkeit. Rahmengedanken zu einem Technik-Ethos heute. . 29

V . F R I E D E N S P O L I T I K

Thomas Hoppe: SDI - ein Weg zur Überwindung der Abschreckung? Politische, strategische und ethische Aspekte 111

Walter Kerber: Frieden und Gerechtigkeit* 784 Bernhard Sutor: Macht und Friede. Sozialphilosophische und politiktheoretische Vorrausset­

zungen des Friedens 219 Bernd Uhi: Strategische Verteidigungsinitiative (SDI). Versuch einer vorläufigen ethischen

Beurteilung 185

V I . K I R C H E U N D D R I T T E W E L T

Bénézet Bujo: Gefahren der Bürgerlichkeit in der afrikanischen Theologie* 425 Horst Bürkle: Die neuen Religionen als Thema der Theologie 327 Francisco F. Claver: Kirche und Revolution : Die philippinische Lösung 507 Heinrich Fries: Katholische Missionswissenschaft in neuer Gestalt 755 Josef Neuner: Theologie in Indien nach dem Konzil 3 Günther Schuhly: Dialog statt Konfrontation. Zur Lage der Kirche in Kuba* 785 Hans Waidenfels: Die europäische Theologie - herausgefordert durch außereuropäische

Kulturen 91 - Universalität und Partikularität der Kirche: Fallbeispiel China 579

VII. P H I L O S O P H I E

Eugen Biser: Eine unvergessene Stimme. Zu Friedrich Georg Friedmanns Würdigung von Hannah Arendt* 858

Hans Hermann Henrix: Hauptsache, daß noch Bewährung vor uns liegt. Zum 100. Geburtstag von Franz Rosenzweig 803

Johannes B. Lötz: Mythos und Wahrheit 408 - Zur Frage nach Gott in der Seinsphilosophie nach Martin Heidegger 744 Sabine Schormann: Unterwegs im Denken. Zum Werk Martin Heideggers* 715 Ludwig Weimer: Gaben die Christen Ernst Bloch eine Antwort? 102

VIII. G E S E L L S C H A F T , S T A A T , W I R T S C H A F T

Rosemarie Dziadek: 25 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr in katholischer Trägerschaft* 637 Bernhard Grom: Esoterik heute 363 Harry Hoefnagels: Christliche Verantwortung für die Schöpfung. Die Haltung des Menschen

gegenüber der Natur 547 Albert Keller: Inkompetent, aber nicht ratlos 145 Johannes Müller: Entwicklungshilfe in der Kritik 361 Oswald von Nell-Breuning: Gesinnungswandel oder institutionelle Reform?* 498 - Die optische Täuschung in der Rentendiskussion 737 - „Streik und Aussperrung sind nicht gleichzusetzen"* 855 Hans F. Zacher: Grundrechte und Kirche 454 - Kategorien zum Nachdenken über Grundrechte 375

IX. J U G E N D U N D B I L D U N G

Roman Bleistein: Dialog zwischen den Generationen 505 - Disput um die Jugendpastoral 793 - Zur Lebenssituation junger Menschen 463 Helmut Kaspar: Privatschulfreiheit contra staatliche Schulhoheit?* 279 Friedhelm Mennekes: Jugendarbeit zwischen Sozialstudien und Alltagspraxis 193 Karl-Heinz Weger: Sinn und Bedeutung einer christlichen Schule heute 522

X. G E S C H I C H T E

Herbert Frohnhofen: Weibliche Diakone in der frühen Kirche 269 Oskar Köhler: Gott in die Karten schauen - oder ihm glauben? Schwierigkeiten nicht nur der

Kirchenhistoriker 834 - Wer oder was ist konservativ? 533 Diether Krywalski: Das Mittelalter aus heutiger Sicht. Versuch über die Schwierigkeit, die

Vergangenheit zu verstehen 676 Karl H. Neufeld: Rettung vor der Geschichte* 353

XI . Z E I T G E S C H I C H T E

Roman Bleistein: Der Bund Neudeutschland im Dritten Reich* 207 - Lothar König. Ein Jesuit im Widerstand gegen den Nationalsozialismus 313 - Zur Biographie Hitlers: Das „Hitler-Mutterl"* 427 Busch-Lütyy Christiane: Kibbutzim in Israel. Wandel und Kontinuität einer alternativen

Lebens- und Wirtschaftsform 689 Victor Co«zer77i«5: Kirchliche Zeitgeschiche* 65 Oskar Köhler.Gegen das schlechte Vergessen. Zu einer Biographie Otto Karrers (SJ)

1888-1976* 138 Paul Äoi/?:Ökumenische Gruppen in der Sowjetunion. Ihre Bemühungen und ihre Verfolgung* 568 KlausScbatz.Dzs Papsttum des 20. Jahrhunderts aus sowjetischer Perspektive 765

XII. L I T E R A T U R

Fernand Hoffmann: Heiterkeit aus Trauer, Mut und christliche Hoffnung. Zum Schaffen des Dichters Wolf von Aichelburg* 639

Norberta M. Hoffmann: Spurensuche. Zur deutschen Lyrik der 80er Jahre 53 Birgit Lermen: „Hand in Hand mit der Sprache." Die Lyrikerin Hilde Domin 120 Magda Motte: „Nur ein Gott kann uns retten." Spuren religiöser Sehnsucht in moderner

Literatur 253 - Theologie und Literatur. Zum Stand des Dialogs* 781 Franz Niedermayer: Spaniens Madame Bovary?* 349 Karl-Heinz Pohl: Chinesische Literatur der achtziger Jahre. Zeugnisse einer „Glaubenskrise"

derjugend 397 Rainulf A. Stelzmann: Was dürfen wir hoffen? Mark Helprins „Winter's Tale" 625

XIII. M E D I E N

Renate Hackel: Katholische Presse in Jugoslawien 1945-1985* 62 Rainald Merkert: Der neue Ruf nach Medienforschung 847 Josef Müller: Anpassung oder Eigeninitiativen. TV-Medien erneut im Für und Wider kirchli­

cher Interessen 84 Paul Roth: Die „Neue Weltinformationsordnung" und die Krise der U N E S C O 704

Umschaubeiträge sind mit * gekennzeichnet

B U C H B E S P R E C H U N G S G R U P P E N

Marxismus 646

Z U D I E S E M FIEFT

72, 144, 216, 288, 360, 432, 504, 576, 648, 720, 792, 864

V E R Z E I C H N I S D E R B E S P R O C H E N E N S C H R I F T E N

Backt, Heinrich: Die Tragödie einer Freund­schaft. 790

Jakob Bidermanns ,Utopia(. Bd. 1—2. Hrsg. v. Margit Schuster. 790

Blum, Wilhelm: Wirklichkeit des Lebens. 645

Böhnisch, Lothar - Schefold, Werner: Lebensbe­wältigung. 359

Buchhart, Helmut - Bolz, Martin: Kontroversle­xikon Christentum - Marxismus-Leninis­mus. 647

Bühlmann, Walbert: Von der Kirche träu­men. 718

Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft. Eingel. und erarb. v. Oskar Köhler. 353

Clarin: Die Präsidentin. 349

Damit die Erde menschlich bleibt. Hrsg. v. Wil­helm Breuning und Hanspeter Heinz. 644

Döbertin, Winfried: Adolf von Harnack. 862

Dorn, Luitpold Α.: Johannes XXIII. 501

Drewermann, Eugen - Neuhaus, Ingritt: Voller Erbarmen rettet er uns. 71

Dumeige, Gervais: Nizäa II: 430

Ein dritter Weg zwischen den Blöcken? Hrsg. v. H . Gärtner u. G . Trautmann. 647

Emeis, Dieter: Jesus Christus - Lehrer des Le­bens. 70

Emeis, Dieter - Schmitt, Karl Heinz: Handbuch der Gemeindekatechese. 718

Eva. Gottes Meisterwerk. Hrsg. v. Elisabeth Gössmann. 215

Fischer, Klaus P.: Gotteserfahrung. 789

Frau - Partnerin in der Kirche. Hrsg. v. Helmut Erharter und Rudolf Schwarzenberger. 863

Friedmann, Friedrich Georg: Hannah Arendt. 858

Fries, Heinrich: Fundamentaltheologie. 142

Fuchs, Ottmar: Prophetische Kraft der Ju­gend? 860

Grigulevic, J. R.: Die Päpste des 20. Jahrhun­derts. 765

Grinten, Franz Joseph van der-Mennekes, Fried­helm: Menschenbild - Christusbild. 71

Das große Lexikon des Dritten Reiches. Hrsg. v. Christian Zentner und Friedemann Be­dürftig. 285

Gutheinz, Luis: China im Wandel. 574

Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesell­schaftspolitik. 30. Jahr. Hrsg. v. A. Gutowski und B. Molitor. 213

Hamman, Adalbert: Die ersten Christen. 431

Handbuch der Fundamentaltheologie. Band 1: Traktat Religion. Bd. 2: Traktat Offenba­rung. 209

Helprin, Mark: Winter's Tale. 625

Hentig, Hartmut von: Wie frei sind Freie Schulen? 279

Höfer, Liselotte: Otto Karrer 1888-1976. 138

Ignatow, Assen: Psychologie des Kommunis­mus. 286.

Immer diese Jugend1. Hrsg. v. Deutschen Jugend­institut. 68

Kaufmann, Arthur: Gerechtigkeit-Der vergesse­ne Weg zum Frieden. 784

Kirchliche Jugendarbeit in Grundbegriffen. Hrsg. v. Martin Affolderbach und Hermann Stein­kamp. 860

Knobloch, Stefan: Missionarische Gemeindebil­dung. 719

Kommunikation im Wandel der Gesellschaft. Hrsg. v. Erhard Schreiber u. a. 214

König, Franz Kardinal: Der Weg der Kirche. 717

Kremer, Jacob: Lazarus. 502

Lampert, Heinz: Lehrbuch der Sozialpolitik. 68

Langer, Michael: Katholische Sexualpädagogik im 20. Jahrhundert. 861

Lexikon des Sozialismus. Hrsg. v. Thomas Meyer u. a. 573

Lexikon für Theologie und Kirche. 14 Bände. 789

Löscht den Geist nicht aus. Hrsg. v. Rolf Ei­lers. 207

Löwenthal, Max: Doppeladler und Haken­kreuz. 69

Meissner, Boris: Partei, Staat und Nation in der Sowjetunion 791

Der Mensch und seine Gefühle. Hrsg. v. Venanz Schubert. 287

Nürnberger, Helmut: Johannes XXIII. in Selbst­zeugnissen und Bilddokumenten. 502

Oeter, Ferdinand: Die Zukunft der Familie. 644

Ordo. Bd. 36. Hrsg. v. Hans Otto Lenel u. a. 213

Das Papstamt. Von Vasilios von Aristi u. a. 575

Raffelt, Albert: Proseminar Theologie. 286

Ringel, Erwin - Kirchmayr, Alfred: Religionsver­lust durch religiöse Erziehung. 358

Schlund, Robert: In dieser Zeit Christ sein. 501

Schnackenburg, Rudolf: Ihr werdet mich sehen. 142

Schütte, Heinz: Ziel: Kirchengemeinschaft. 575

Segbers, Franz: Streik und Aussperrung sind nicht gleichzusetzen. 855

Snela, Bogdan: Das Menschliche im Christli­chen. 863

Spieker, Manfred: Legitimationsprobleme des Sozialstaats. 357

Theologie und Literatur. Hrsg. v. Walter Jens, Hans Küng, Karl-Josef Kuschel. 781

Theologien der Befreiung. Hrsg. v. Jürgen Em

und Michael Spangenberger. 498

Der verdrängte Aufbruch. Hrsg. v. Theodor

Schneider. 143

Vranicki, Predrag: Marxismus und Sozialis­mus. 646

Waidenfels, Hans: Kontextuelle Fundamental­theologie. 209

Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Hrsg. v. Jürgen Schmädecke und Peter Stein­bach. 284

Witschke, August: Junge Rebellen. 358

Zukunft aus der Kraft des Konzils. Mit einem Kommentar von Walter Kapser. 717

N A M E N - U N D S A C H V E R Z E I C H N I S

AbäJard, Peter 474 Abschreckungspolitik 111 Abtreibung 795 Afrikanische Theologie 425 Aichelburg, Wolf von 639 Allegorie 682 Anthroposophie 365 Arendt, Hannah 858 Auferstehung 815 Aussperrung 855 Autobahnkirche 570

Benedikt XV. 768 Beratung 129 Berchmanskolleg 314 Bernhard von Clairvaux 475 Bischofssynode 1985 73, 152 Bloch, Ernst 102 Bonhoeffer, Dietrich 485

Capra, Fritjof 342 Cardijn, Joseph 386 China 579 Chinesische Literatur 397 Club of Rome 547 Codex Iuris Canonici 1983 460 Curran, Charles E. 649

Diakonat der Frau 269 Dialog 505 Diözesansynode Rottenburg 1 Dissens in der Kirche 649 Dogmengeschichte 838 Domin, Hilde 120

Entwicklungshilfe 361 Esoterik 363 Ethik 594 Evolution 551 Evolutionismus 232 Evolutionslogik 46 Extrakorporale Befruchtung 796

Fernsehen 84 Frau in der Kirche 217 Freiheit 594 Freizeitpastoral 75

Friede 784 Fundamentaltheologie 209

Gentechnologie 435 Gerechtigkeit 784 Geschichte 353 Gewalt 195 Gewissen 291 Glaubensverkündigung 721 Glaubensvermittlung 651 Gralsmythos 686 Grundrechte 375 Grundrechte und Kirche 455 Grundwerte 559

Häresie 23 Heidegger, Martin 715, 744 Hein, Christoph 262 Helprin, Mark 625 Hitler, Adolf 427 Hoffmann, Hermine 427 Hofmann, Gert 257

Indien 3 Inkulturation 759 Israel 689

Jin, Aloysius Luxian 579 Johannes XXIII. 772 Judentum 807 Jugend 463 Jugendarbeit 193 Jugendpastoral 793 Jugoslawien 62

Kant, Immanuel 596 Karrer, Otto 138 Kaschnitz, Marie-Luise 255 Katholische Presse 62 Kibbutzim 689 Kirche in Kuba 785 Kirche und Politik 577 Kirche und Revolution 507 Kirchengeschichte 834 Kollegialität 586 König, Lothar 313 Konservativismus 533

Konzilien 16 Kreationismus 232 Krechel, Ursula 262 Kreisauer Kreis 321 Kuba 785 Kundera, Milan 256 Kunert, Günter 254 Kurseelsorge 79

Laien 158, 433 Lebensrecht 663 Lehramt 482 Lessing, Gotthold Ephraim 803 Literatur, moderne 253 Lübbe, Hermann 42 Lyrik 53, 120

Macht 48, 219 Meckel, Christoph 257 Medienforschung 847 Menschenwürde 436 Metz, Johann Baptist 44 Mission 755 Mittelalter 676 Moltke, Helmuth, J. v. 32: Moral 241 Mythos 408

Nationalsozialismus 313 Natur 547 Naturrecht 385 Neudeutschland 207 New Age 339, 368 Normen 291

Ökumene 763 Ökumene in der UdSSR 568

Papsttum 765 Person und Tat 473 Petrus Lombardus 475 Philippinen 507 Pius X. 767 Pius XI. 770 Pius XII. 149, 775 Pluralismus 559 Politische Theologie 293

Positano 417 Pränatale Medizin 798 Privatschule 279

Strauß, Botho 265 Streik 855 Subsidiaritätsprinzip 147

UCIP 711 U N 707 U N E S C O 705

Religion und Politik 41 Religionen, neu 327 Religionsfreiheit 303 Rentendiskussion 737 Rosenzweig, Franz 803

Säkularismus 611 Schöpfung 547 Schule, christliche 522 SDI 111, 185 Selbsttötung 663 Sittlichkeit 473 Sowjetunion 568 Soziales Jahr 637

Technik-Ethos 29 Theologie der Befreiung 169,

386, 499, 829 Theologie, europ. 91 Theologie in Indien 3 Theologie und Literatur 781 Theosophie 365 Therapeutische Seelsorge 417 Tierversuche 723 Tod 663 Tourismuspastoral 75 Transpersonale Psychologie 366 Tümpel, Astrid 255

Volk 169

Wahrheit 408

Weltinformationsordnung 705 Wertwandel 466

Zeichen der Zeit 389 Zeitgeschichte, kirchl. 65 Zivilreligion 41 Zukunft 594 Zweites Vatikanisches Konzil 3,

73, 242, 303, 388, 584, 721, 755

Hans F. Zacher

Grundrechte und Kirche

W e n n hier v o n der K i r c h e die Rede ist, so ist damit die katholische Kirche gemeint. Es ist schwier ig , v o n allen christ l ichen K i r c h e n zugleich z u reden. Ihr Verhältnis z u m Recht u n d z u m A n l i e g e n der Grundrechte ist nach innen und außen unterschiedl ich. W e n n aber exemplarisch v o n einer K i r c h e gesprochen werden so l l , so bietet s ich die katholische K i r c h e dafür i n besonderer Weise an. Ihr Verhältnis z u den G r u n d r e c h t e n hat die w o h l dramatischste E n t w i c k l u n g genom­men. N a c h Jahrhunderten der Fremdhei t gegenüber den Menschenrechten, ja der Gegnerschaft - einer Fremdhei t u n d einer Gegnerschaft, welche die Verdienste der kathol ischen K i r c h e u m die Menschenwürde u n d ihre V e r w i r k l i c h u n g i n dieser W e l t , die es g l e i c h w o h l gibt, w e i t h i n verdrängt haben - , vol lz ieht sich seit der zwei ten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Prozeß der Aussöhnung und A n e i g n u n g , der unter Johannes P a u l II. z u der fast schon selbstverständlichen Selbstbenennung der K i r c h e als „Anwalt der Menschenrechte" , aber auch zur A u f n a h m e v o n G r u n d r e c h t e n u n d G r u n d p f l i c h t e n i n den C o d e x Iuris C a n o n i c i v o n 1983 führte. D i e katholische K i r c h e bietet sich ferner deshalb an, w e i l sie sich in besonderer Weise als E r k e n n e r i n u n d V e r w a l t e r i n des Naturrechts sieht, während die E n t ­w i c k l u n g der Menschenrechte sich weitgehend als Erkenntnis v o n Naturrecht u n d B e r u f u n g auf N a t u r r e c h t v o l l z o g . D i e katholische K i r c h e ist endlich w o h l mehr als jede andere christl iche K i r c h e Rechtskirche, ihr kanonisches Recht differenzierter entwickel t u n d für die k i rchl iche Gemeinschaft und Organisat ion bedeutsamer als in w o h l jeder anderen K i r c h e .

W a s die folgenden St ichworte für andere christliche K i r c h e n als organisierte, „sichtbare" Gemeinschaften oder gar für die „unsichtbare" K i r c h e aller Gläubigen bedeuten, k a n n nicht weiter untersucht werden. Gemeinsamkeiten u n d U n t e r ­schiede z u folgern oder nachzutragen muß dem Leser überlassen bleiben.

Desgleichen kann hier nicht gefragt werden, inwiewei t dies alles auch für nichtchrist l iche Re l ig ionen - für alle oder einzelne v o n ihnen - gilt. A u c h hier s ind Gemeinsamkei ten u n d Unterschiede ein weites F e l d .

K i r c h e - Menschenrechte - Grundrechte

D i e K i r c h e spricht heute zumeist v o n Menschenrechten, nicht von G r u n d r e c h ­ten. Das hat viele Gründe : die A u f n a h m e des weltweit wirksamen Sprachge-

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brauchs; die B e r u f u n g weniger auf das positive Recht als auf Naturrecht , auf A n f o r d e r u n g e n an das posit ive Recht u n d somit auch auf vorposit ive „Rechtstitel" gegen das R e c h t ; viel leicht auch die Vernachlässigung der ins t i tut ionel l -prozedura-len K o m p o n e n t e i n der Rede der K i r c h e v o n den Menschenrechten.

G l e i c h w o h l sei hier auch i n bezug auf die K i r c h e nicht v o n den Menschenrech­ten, sondern v o n G r u n d r e c h t e n die Rede. Was dazu früher gesagt w u r d e (vgl. diese Zeitschrif t 204, 1986, 375-385) , gilt i m A n s a t z auch hier. N u r f re i l i ch : Was eben gesagt w u r d e , darf nicht vergessen werden.

K i r c h e u n d G r u n d r e c h t e : D i m e n s i o n e n

W e n n die K i r c h e v o n G r u n d r e c h t e n spricht und wenn in bezug auf die K i r c h e v o n G r u n d r e c h t e n gesprochen w i r d , geschieht das auf sehr verschiedenen S inn­ebenen, die nicht i m m e r klar auseinandergehalten werden u n d auch nicht immer klar voneinander geschieden werden können. E ine solche Di f ferenz ierung mag gesehen werden i n der Polarität zwischen dem originär eigenen Eintreten der K i r c h e für die v o n ihr selbst (aus der Geschöpflichkeit des Menschen , aus der Nächstenliebe, aus dem W o r t der Schrift , aus der Schöpfungsordnung u n d also dem N a t u r r e c h t oder ähnlichem) erkannten Grundrechte u n d dem Eintreten für jene G r u n d r e c h t e , welche die „Welt" in der langen Geschichte der Grundrechte „gemacht" hat. D a ß zwischen diesen Po len breite Z o n e n des Ineinanderfließens liegen, bedarf keiner Dars te l lung .

E ine andere D i f f e r e n z i e r u n g mag mi t der Polarität zwischen der Inanspruchnah­me der G r u n d r e c h t e für den Menschen an sich und der Inanspruchnahme der G r u n d r e c h t e für den Christen (oder spezifisch den Kathol iken) u n d seine k i r c h l i ­che Gemeinschaft (spezifisch die katholische Kirche) art ikuliert werden. W i e sehr etwa der N u t z e n der Rel igionsfreiheit für die bedrängten C h r i s t e n u n d die K i r c h e selbst das k irchl iche Bekenntnis z u m Grundrecht der Religionsfreiheit für alle M e n s c h e n befördert hat, ist offensichtl ich.

E i n e wieder andere Di f fe renz ierung ist die zwischen der Forderung v o n G r u n d r e c h t e n gegenüber dem Staat u n d der Gewährung v o n Grundrechten in der kirchlichen Rechtsordnung selbst. W i e sehr sich die D i n g e u n d Begriffe überschnei­den, zeigt s ich etwa dar in , daß die Polarität zwischen der „vorpositiven" (natur­rechtl ichen, rechtspolitischen) Rede v o n den Grundrechten u n d der „positivrecht­l i c h e n " B e r u f u n g auf G r u n d r e c h t e , wie sie eben i m Zusammenhang gerade mit der V o r l i e b e der K i r c h e für den A u s d r u c k „Menschenrechte" angesprochen w u r d e , den sk izz ier ten Al ternat iven hinzugedacht werden kann.

A l l d e m voraus aber liegt, daß die christliche Botschaft selbst das Ausgeliefertsein der M e n s c h e n an die M e n s c h e n letzt l ich aufhebt u n d so auf ihre Weise den M e n s c h e n den Ver le tzungen u n d Bedrohungen der menschlichen Würde z u

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entziehen vermag. Sie besagt u n d bezeugt, was das Recht nur postulieren k a n n : „Die Würde des M e n s c h e n ist unantastbar" ( A r t . 1 A b s . 1 S. 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepubl ik Deutschland) . M i t diesem Gedanken w i r d eine wesentl ich andere kategoriale Ebene betreten als mit aller k i rchl ichen Rede v o n den G r u n d ­rechten i n der W e l t . Beides hat seinen eigenen Wer t . Keines kann das andere ersetzen. A b e r jene existentielle St i f tung u n d Bewahrung der Menschenwürde ist d o c h i n absoluter Weise ein P r o p r i u m der christ l ichen Botschaft u n d ein P r o p r i u m des C h r i s t e n , während es die kirchl iche Rede v o n den Grundrechten i n der W e l t nur auf relative Weise ist. I m folgenden können nur einige Aspekte vertieft werden .

D i e Botschaft als Christenrecht

Zunächst n o c h einige W o r t e z u der existentiellen Bewahrung der Menschenwür­de d u r c h die christl iche Botschaft selbst. A l s Geschöpf Gottes u n d nicht der M e n s c h e n , als K i n d Gottes , als Erlöster, als ewig Lebender ist der M e n s c h le tzt l ich all den Ern iedr igungen u n d Grausamkei ten entzogen, die der M e n s c h i h m antun k a n n . Solange der M e n s c h auch i n tiefster Q u a l u n d Verachtung an der aus Geschöpfl ichkeit , Gotteskindschaf t u n d Erlösung erwachsenden Selbstachtung festzuhalten vermag, ist auch seine Menschenwürde gegenwärtig. In diesem S inn hat die christ l iche Botschaft die Menschenwürde längst vor aller Grundrechtsge­schichte u n d unendl ich oft auch nach der E r f i n d u n g v o n Grundrechten bewahrt u n d gerettet - bis z u m heutigen T a g . U n d sie w i r d es tun bis z u m E n d e der W e l t .

Diese Bedeutung der christ l ichen Botschaft hat sich v o r allem dort bewiesen, w o C h r i s t e n ohne den Schutz „irdischer", „weltlicher" Grundrechte leben mußten. Deshalb s ind sich die verschiedenen K i r c h e n dieser Bedeutung auch unterschied­l i c h bewußt. D i e O r t h o d o x i e - erfahren i m Leben unter dem Islam u n d i m L e b e n unter dem K o m m u n i s m u s - ist sich vielleicht am stärksten dieser Bedeutung der Botschaft bewußt.

G a n z offensicht l ich wäre es falsch, diese Bedeutung der K i r c h e selbst z u z u w e i s e n . Ihre Stel lung hier ist zwiespältig. A u f der einen Seite ist sie die unersetzliche B e w a h r e r i n u n d V e r m i t t l e r i n der christ l ichen Botschaft u n d also auch die Bewahre -r i n u n d V e r m i t t l e r i n jenes „Ur-Grundrechts " , welches die Botschaft ist. A u f der anderen Seite ist sie menschliche Gemeinschaft u n d menschliche O r g a n i s a t i o n . In ihr s ind M e n s c h e n i n der Lage, M a c h t auszuüben, den einzelnen z u bedrängen, seine Menschenwürde z u verletzen u n d z u bedrohen. A u c h die Menschen , die für die „Lehrerin der Menschen u n d V ö l k e r " sprechen, s ind nicht außer der Gefahr , daß sie die M e n s c h e n u n d die Völker etwas lehren, was selbst Grundrechte verletzt . A l s Verwal te r der Sakramente u n d Inhaber der Schlüssel z u m ewigen H e i l können M e n s c h e n i n ihr endl ich t u n , was keiner sonst tun k a n n : das U r - G r u n d r e c h t , die H o f f n u n g auf das H e i l , auf die Vergel tung Gottes , gefährden, verletzen, entziehen.

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D e r A u f t r a g der K i r c h e u n d ihre Rede v o n den G r u n d r e c h t e n

Wesent l ich anderes also ist, was die K i r c h e dazu beiträgt, daß der M e n s c h hier u n d jetzt - i n „dieser W e l t " also - d u r c h Grundrechte geschützt w i r d . E r i n n e r n w i r uns dazu n o c h e inmal der oben angedeuteten D i m e n s i o n e n dieses W i r k e n s . Vernachlässigen w i r das P r o b l e m der Inanspruchnahme der Grundrechte speziell für die K i r c h e u n d ihre G l i e d e r . K l a m m e r n w i r die Gewährung v o n Grundrechten i n der K i r c h e aus, u m darauf gesondert zurückzukommen, so bleibt hier zunächst einiges mehr z u sagen über die kirchl iche Rede über die Grundrechte für die M e n s c h e n an sich u n d gegenüber den Staaten. U n d so erscheinen dafür z w e i der oben skizz ier ten Al te rna t iven v o n besonderer Bedeutung: die Polarität zwischen der originären k i r c h l i c h e n Lehre v o n den richtigen Grundrechten i n der „Welt" u n d der B e r u f u n g auf die Grundrechte , welche die „Welt " entwickelt u n d bereitgestellt hat; die Polarität zwischen der „vorpositiven" F o r d e r u n g u n d der B e r u f u n g auf „positives" Recht . D ies kann nicht alles in gleicher Weise Sache der K i r c h e sein. V i e l m e h r ist es notwendig , zwischen z w e i verschiedenen „Legitima­t ionsgrundlagen" z u unterscheiden.

D i e eine ist der prophetische A u f t r a g , der W e l t die Wahrhei t z u sagen. Ihr entspricht die prophetische Rede der K i r c h e v o n den Grundrechten . D a sagt die K i r c h e der W e l t , wie G o t t sie haben w i l l . Sie zeigt ihr die Sünde, die sie begeht, w e n n sie die Würde des M e n s c h e n , wie G o t t sie verliehen hat, verletzt. U n d sie zeigt i h r die Sünde, die sie begeht, w e n n sie versäumt, die Grundrechte als das Instrument, die Würde des M e n s c h e n z u schützen, auch z u verwenden. Das ist die Rede v o n der N o t w e n d i g k e i t v o n Grundrechten u n d den richtigen Grundrechten . Das ist die originäre, eigene Rede der K i r c h e v o n den Grundrechten . U n d es geht u m „vorpositive" Forderungen . Ihre Legitimität hängt in nichts davon ab, was die „Wel t " an G r u n d r e c h t e n entwickel t u n d posit iviert hat - so hi l f re ich u n d so verführerisch es i m m e r sein mag, dies aufzunehmen.

D i e andere Legit imationsgrundlage ist, der W e l t die Liebe z u tun . Ihr entspricht die brüderliche Rede der K i r c h e v o n den Grundrechten . D a steht sie dem M e n s c h e n bei . U n d sie bedient sich dabei eines der gewichtigsten A r g u m e n t e , das die W e l t in dieser Zei t bereithält: des Arguments der Grundrechte . Diese Rede hängt nicht v o n dem Beweis ab, daß die Rechte r ichtig s ind. D e r Ausgangspunkt dieser Rede ist die Nächstenliebe. U n d die Grundrechte s ind ihr W e r k z e u g . Diese Rede k a n n , ja muß sich der Grundrechte der „Welt" bedienen. U n d sie ist u m so w i r k u n g s v o l l e r , je „positiver" diese s ind.

Diese Untersche idung ist nicht üblich. A b e r sie ist w i c h t i g . Sie ist deshalb w i c h t i g , w e i l die mögliche prophetische Aussage der K i r c h e nur einen schmalen K e r n umfaßt. G e h e n w i r zurück auf den geschichtlichen Charakter der G r u n d ­rechte, auf ihre konkret -polemische Entstehung aus der E r f a h r u n g erlebter V e r l e t z u n g oder Gefährdung der Menschenwürde u n d der E r w a r t u n g , daß

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Grundrechte davor schützen können. Gehen w i r zurück auf den permanenten A u f t r a g des Gemeinwesens, die Summe grundrechtl icher Aussagen z u selektieren u n d z u formul ieren . W o ist da w i r k l i c h der R a u m für das E w i g e ? G e w i ß : die kategoriale A n e r k e n n u n g der Grundrechte . Gewiß auch: einige wenige elementare Aussagen über die Freiheit u n d Gleichheit der Menschen . A b e r mehr? D e n k e n w i r auch an die historische Last der K i r c h e , die ihrer Glaubwürdigkeit u n d i h r e m Geltungsanspruch entgegensteht. W a r u m sollte sie heute die Wahrhe i t über die Fol ter wissen, die sie Jahrhunderte nicht gewußt hat? A b e r denken w i r auch daran, daß die Grundrechte der „Welt" aus jenem Spiel v o n N o t u n d M a c h t entstehen, das die allergrößten N ö t e k a u m je aufnimmt, w e i l die M a c h t fehlt, sie z u art ikul ieren. Welche Gefahr geht die K i r c h e demgegenüber ein, w e n n sie sich z u sehr mit d e m identi f iz iert , w e n n sie das „heiligspricht", was die W e l t als G r u n d r e c h t e a r t i k u ­liert? Sollte nicht e inmal mehr das Entscheidende i m E v a n g e l i u m v o n den A r b e i t e r n i m W e i n b e r g stehen : daß der Prophet die W e l t darauf stoßen muß, daß es vielleicht n o c h eine andere Gerechtigkeit gibt als die, die sie schon kennt?

A n d e r s dagegen die brüderliche Rede der K i r c h e . H i e r legt sie sich nicht darauf fest, was für i m m e r r icht ig u n d falsch ist. H i e r kann ihr nicht entgegengehalten werden , was sie gestern selbst gefehlt hat. H i e r k o m m t es darauf an, daß hier u n d jetzt N o t nach H i l f e u n d Ungerechtigkeit nach Gerecht igkei t schreit, u n d daß hier u n d jetzt Grundrechte einen T i t e l abgeben, u m H i l f e z u bringen u n d Gerecht igkei t z u b e w i r k e n . H i e r kann die K i r c h e teilhaben an dem polemischen Geschäft , N ö t e z u benennen u n d Grundrechte z u ihrer A b h i l f e z u art ikul ieren. Sie kann der W e l t Anstöße geben, ihrer V e r a n t w o r t u n g gerecht z u werden. A b e r sie muß u n d darf nicht das letzte W o r t i n A n s p r u c h nehmen, was r icht ig ist u n d was falsch.

Würde diese Untersche idung wahrgenommen, so könnte sie die k irchl iche Rede v o n den G r u n d r e c h t e n wesentl ich entspannen. D i e brüderliche Inanspruchnahme wäre freigestellt v o n den Maßstäben des E w i g e n u n d der historischen Glaubwür­digkeit . D i e Autorität der prophetischen Inanspruchnahme wäre nicht beeinträch­tigt v o n der Viel fa l t u n d dem gewiß nicht seltenen I r r t u m der brüderlichen Inanspruchnahme. Solange diese Unterscheidung aber nicht gesehen w i r d , belastet die brüderliche Rede v o n den Grundrechten die prophetische u n d die prophetische Rede v o n den Grundrechten hemmt die brüderliche.

E i n wesentlicher G r u n d dafür, daß diese Spannung nicht aufgehoben w i r d , liegt dar in , daß die K i r c h e sich als Hüterin u n d V e r m i t t l e r i n des Naturrechts versteht -des W i l l e n s Gottes , der sich in der N a t u r des M e n s c h e n ausdrückt. Diese G r u n d h a l t u n g übergreift prophetische u n d brüderliche Rede . Für beide ist das Naturrecht wesentliches argumentatorisches A r s e n a l . Für beide ist der E w i g k e i t s ­anspruch des Naturrechts Z i e l . Beide geraten damit i n V e r s u c h u n g , anderes z u sagen als das christ l ich Wesentl iche. U n d beide geraten i n K o n f l i k t m i t der Geschicht l ichkei t der Grundrechte .

Das naturrechtliche D e n k e n bewirkt aber auch die Vernachlässigung des

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ins t i tut ionel l -prozeduralen Elements i m Grundrechtsdenken der K i r c h e . D i e Sachnorm - das „materielle R e c h t " - erscheint als das Wesentl iche. D i e U m s e t z u n g i n die konkrete Entsche idung erscheint sekundär. U n d daß diese konkrete Entsche idung M e c h a n i s m e n der Auseinandersetzung mit dem Betroffenen u n d der Vergewisserung seiner Stellung braucht, w i r d vernachlässigt. I m Gegente i l : Diese M e c h a n i s m e n erscheinen als Gefahr für die Realisierung der richtigen N o r m . Naturrechtsdenken u n d autoritäre Strukturen gehen hier H a n d in H a n d .

E ine k i rch l i che Rede v o n den Grundrechten , die nicht genug zwischen dem scheidet, was die K i r c h e prophet isch verkünden u n d brüderlich tun kann , verdrängt nicht n u r die geschichtliche, konkret-polemische N a t u r der G r u n d r e c h ­te, sondern überhaupt ihre Kontextualität. Sie ist nicht nur i n Gefahr , die Möglichkeit einheit l icher Grundrechtsordnungen über die W e l t h i n z u überschät­zen , sondern auch die Einhei t l i chkei t ihrer Voraussetzungen. E ine einheitliche Rede v o n den Menschenrechten, die sich an die ganze Wel t , an Staaten unterschied­lichsten Entwicklungsstandes , an totalitäre Systeme u n d freiheitliche Verfassungs­staaten, an gesellschaftliche Mächte, an Herrschende u n d Unterdrückte, an Freie u n d U n f r e i e , an Satte u n d H u n g e r n d e , an individual is t isch u n d an kol lekt iv is t i sch D e n k e n d e , an M e n s c h e n der verschiedensten Er fahrung der V e r l e t z u n g u n d B e d r o h u n g der Menschenwürde, an Menschen der verschiedensten M a c h t , ih r d u r c h die F o r m u l i e r u n g der Menschenrechte oder auch der Berufung auf sie entgegenzuwirken, richtet, ist i n Gefahr , ihr Z i e l z u verfehlen. Sie ist entweder z u allgemein oder z u spezif isch. U n d wenn sie allgemein ist, w i r d sie d o c h als spezif isch mißverstanden.

Wären die besonderen Weisen der brüderlichen u n d der prophetischen Inan­spruchnahme besser als derzeit bewußt, könnte u n d müßte das Besondere v o m A l l g e m e i n e n , das Part ikulare v o m Wel twei ten , das A k t u e l l e v o m Dauernden , das K o n k r e t e v o m A b s t r a k t e n besser geschieden werden.

Grundrechte in der K i r c h e

E n d l i c h ist z u fragen, wie die K i r c h e in sich - als menschliche Gemeinschaft , als O r g a n i s a t i o n u n d v o r allem als Träger einer Rechtsordnung - z u den G r u n d r e c h t e n steht. D i e Frage stellt sich nicht weniger drängend u m der Konsequenz w i l l e n . W i e w i l l die K i r c h e Grundrechte für sich in A n s p r u c h nehmen, wie w i l l sie sie der W e l t lehren, w e n n sie selbst sich nicht auf sie einläßt? D i e Frage stellt sich hintergründig e n d l i c h wegen der M e n s c h e n in der K i r c h e selbst.

G r u n d r e c h t e i n der K i r c h e - das ist ein konfl iktreiches T h e m a . Das eine E x t r e m des D i s p u t s vernachlässigt, daß die K i r c h e nicht v o n dieser W e l t ist, daß d e m G e m e i n w e s e n K i r c h e eine unverfügbare Wahrhei t vorausliegt, daß dieses G e m e i n ­wesen K i r c h e deshalb seinen W i l l e n nicht mit jener Beliebigkeit b i lden kann , die

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staatlichem Gemeinwesen eigen ist. Das andere E x t r e m des D i s p u t s aber vernach­lässigt, daß diese Wahrhe i t d o c h durch Menschen i n Inst i tut ionen u n d Verfahren z u r konkreten Entscheidung gemacht w i r d , auch daß diese Entscheidungen, die v o n M e n s c h e n gegen Menschen i n Institutionen u n d Verfahren getroffen werden, der zentralen Wahrhe i t recht unterschiedlich nah oder ferne stehen können. D e r eine Flügel, der überlaut u n d ohne Rücksicht auf das Andersse in der K i r c h e Grundrechte i n der K i r c h e fordert , hält entweder nichts v o m H e i l i g e n Geist oder meint , dieser halte sich streng an die Regeln der D e m o k r a t i e u n d des Rechtsstaats. D e r andere Flügel, der sich v o n Grundrechten i n der K i r c h e mi t G r a u e n wendet, ist zutiefst überzeugt, der H e i l i g e Geis t realisiere sich le tzt l ich d o c h nur i n der einsamen Entsche idung einzelner Amtsträger, also i n autoritären Strukturen. So schwier ig es deshalb ist, so w i c h t i g bleibt es, das Sachgerechte z u f inden.

Diese Überlegungen könnten zunächst v o n folgender Frage ausgehen: Brauchte die K i r c h e auch dann Grundrechte , wenn sie nur eine Gemeinschaft der Gläubigen wäre, die s ich selbst des Ordnungsinstruments Recht nicht bedient? M a n w i r d das in d e m Maß bejahen müssen, i n dem die K i r c h e i n sich Organisa t ion ist, M a c h t ermöglicht, K o n f l i k t e entscheidet. Grundrechte s ind auch i n der W e l t als A b w e h r v o n M a c h t , als H i l f e n für den einzelnen i m K o n f l i k t mi t d e m Gemeinwesen u n d den dar in Mächtigen entstanden. Gewiß gehören Grundrechte in ein K o n z e p t v o n Recht . A b e r sie setzen nicht einen bestimmten Stand des Rechts voraus. Sobald u n d soweit also K i r c h e Organisa t ion ist, M a c h t ermöglicht u n d K o n f l i k t e entscheidet, werden Grundrechte i n ihr s i n n v o l l . U n d damit w i r d auch Kirchenrecht s i n n v o l l u n d n o t w e n d i g . Grundrechte also als M i n i m a l p r o g r a m m des Kirchenrechts ! In der Tat ist Kirchenrecht ja nicht nur als Organisat ion u n d Befestigung der O b r i g k e i t , sondern auch als Gewähr individuel ler Rechte u n d Ermöglichung u n d Lösung v o n K o n f l i k t e n entstanden.

So w i c h t i g dieser A n s a t z ist, so wenig kann er allein stehenbleiben. D i e K i r c h e ist nicht rechtsfrei geblieben. I m Gegente i l : Sie ist ausgeprägt Rechtskirche geworden. D i e R e f o r m des kanonischen Rechts gehörte z u den Zie len selbst Johannes ' X X I I I . , als dieser das K o n z i l einberief. U n d dieses Z i e l w u r d e - mi t welchem E r f o l g ist eine andere Sache - mi t der Verkündung des C o d e x Iuris C a n o n i c i v o n 1983 auch erreicht.

Grundrechte u n d C o d e x Iuris C a n o n i c i 1983

Dies alles macht auf seine Weise die Frage nach G r u n d r e c h t e n i n der K i r c h e unausweichl ich . In der Tat ist ihr der C o d e x Iuris C a n o n i c i v o n 1983 auch nicht ausgewichen. I m T i t e l I des Z w e i t e n Buchs (can. 208 ff.) formul ier t er die P f l i ch ten u n d Rechte aller Christgläubigen. I m T i t e l II desselben Buchs (can. 224 ff.) w e r d e n die besonderen Pf l i chten u n d Rechte der L a i e n , i m dritten A b s c h n i t t v o n T i t e l III

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(can. 273 ff.) schließlich die besonderen Pf l ichten u n d Rechte der K l e r i k e r f o r m u ­liert . A b e r ist hier w i r k l i c h getroffen, was Grundrechte i n einem Rechtsdokument leisten können u n d müssen? D i e Probleme lassen sich v o r allem an folgendem aufzeigen.

D i e Pflichten s ind den Rechten nicht nur der äußeren A n o r d n u n g nach vorangestellt. Sie überwiegen auch quantitativ die Rechte. Z u d e m ist der k i r c h l i ­chen O b r i g k e i t vorbehalten, die Ausübung der Rechte einzuschränken.

U n t e r den Rechten dominieren die sozialen Rechte (wie etwa das Recht der Geis t l ichen auf U n t e r h a l t u n d U r l a u b ) oder was dem kirchl ich-geis t l i ch entspre­chen mag (wie v o r al lem das Recht aller Christgläubigen, v o n ihren H i r t e n die geistlichen Güter , v o r al lem das W o r t Gottes u n d die Sakramente z u empfangen). H i n z u tritt ein eigentümlicher T y p u s v o n Rechten, der den Zugang zu kirchlichen Ämtern ebenso eröffnet wie begrenzt (wie z . B . die Übertragung gewisser l i turgischer F u n k t i o n e n auf männliche Laien).

D i e Gleichheit aller „quoad dignitatem et ac t ionem" ist das A n l i e g e n eines einzigen, f re i l i ch d u r c h seine Stellung stark herausgehobenen Canons (208).

U n d die Freiheit? E in ige begrenzte und relative Aussagen über die Vereinigungs­freiheit, den Schutz des guten Rufs und der Intimsphäre, die freie W a h l des Lebensstandes, das Recht , den k i r c h l i c h approbierten Ri tus z u feiern u n d der eigenen, m i t der Lehre der K i r c h e übereinstimmenden F o r m des geistlichen Lebens z u folgen, das Recht auf rechtmäßige freie theologische Forschung u n d auf kluge Veröffentlichung ihrer Ergebnisse unter W a h r u n g des dem Lehramt geschuldeten Gehorsams.

M i t d e m Recht aller Christgläubigen, der k i rchl ichen O b r i g k e i t Wünsche vorzutragen u n d M e i n u n g e n z u kirchl ichen Angelegenheiten z u unterbreiten, ist die G r e n z e z u den Mitwirkungs- und Verfahrensrechten erreicht. Das wichtigste ist das Recht aller Christgläubigen, ihre Rechte z u verteidigen. A b e r jenseits der besonderen Prozeßarten bleibt es letzt l ich bei der Beschwerde an den „hierarchi­schen Vorgese tz ten" (can. 1737). L e d i g l i c h der - mögliche, nicht gebotene -diözesane Vermit t lungsrat (can. 1733) ist der V e r s u c h einer inst i tutionellen D i f f e r e n z i e r u n g .

A l l e s i n al lem ein D o k u m e n t des guten Wi l lens u n d der Bereitschaft z u N e u e m , v o r al lem der Öffnung für die Idee der Grundrechte . A l l e s i n allem aber auch ein D o k u m e n t der Ängstlichkeit u n d der Fremdheit gegenüber den G r u n d r e c h t e n , v o r allem gegenüber ihrer F u n k t i o n i n einem Rechtsinstrument wie dem C o d e x Iuris C a n o n i c i .

W o l l t e m a n diese Abschni t te des C o d e x Iuris C a n o n i c i rhetorisch verstehen, so könnte man darüber streiten, ob sie die Stellung des einzelnen i n dem G e m e i n w e ­sen K i r c h e r icht ig oder falsch, besser oder schlechter beschreiben. A b e r i m C o d e x Iuris C a n o n i c i stehen sie i m K o n t e x t posit iven Rechts. U n d i n diesem K o n t e x t s ind sie falsch gestaltet. Sie verfehlen die primäre Aufgabe v o n G r u n d r e c h t e n : dem

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Hans F. Zacher

einzelnen eine wirksame V e r m u t u n g gegen die M a c h t u n d die Zuständigkeit des Gemeinwesens z u geben. U n d sie wagen nicht das inst i tut ionel l -prozedurale M i n i m u m , ohne das Grundrechte diese Aufgabe nicht erfüllen können: das allgemeine Gesetz u n d den unabhängigen Richter . D e r C o d e x Iuris C a n o n i c i 1983 verkennt nicht , daß das Recht eine K o n f l i k t o r d n u n g ist, daß es gerade für den F a l l da z u sein hat, daß ein K o n f l i k t aufkommt. A b e r er schlägt sich für diesen F a l l auf die Seite der O b r i g k e i t . D i e Chancen des einzelnen, sich i m K o n f l i k t z u r G e l t u n g z u br ingen, s ind verbessert, letzt l ich aber marginal geblieben.

A b e r war es überhaupt s innvol l , Grundrechte in einem „einfachen Gese tz" , wie es der C o d e x Iuris C a n o n i c i trotz seines kodi f ikator ischen A n s p r u c h s darstellt, unterzubringen? Gehören sie nicht in ein Verfassungsgesetz? E ine L e x fundamen-talis des kathol ischen Kirchenrechts war in der D i s k u s s i o n . O b sie das P r o b l e m besser gelöst hätte, muß hier offenbleiben.

Widersprüche?

D i e K i r c h e pflegt so einen sehr vielsinnigen U m g a n g mit den G r u n d r e c h t e n : K o n z e n t r a t i o n auf das Kategoriale ; Konzent ra t io n auf bestimmte Inhalte; Verkün­digung aus der O f f e n b a r u n g u n d dem A m t der K i r c h e ; Inanspruchnahme dessen, was die W e l t rhetorisch vorhält; Inanspruchnahme dessen, was die W e l t rechtl ich vorhält - bis h i n z u r Ausschöpfung auch der Mechanismen der Real isat ion; u n d d o c h auch wieder V o r s i c h t gegenüber Rechten, gegenüber Freihei ten, gegenüber M e c h a n i s m e n ; D e n k e n i n Pf l ichten, D e n k e n in Rechten ; D e n k e n i n Freiheiten, D e n k e n i n Tei lhabe ; geschichtlich und ungeschichtl ich; geistlich u n d w e l t l i c h ; an die W e l t u n d für die K i r c h e . D i e unterschiedlichen Zusammenhänge, i n denen die K i r c h e auf Grundrechte trifft , die Forderung nach G r u n d r e c h t e n erhebt, ihre D u r c h s e t z u n g geltend macht, die Forderung von G r u n d r e c h t e n gegen sich gerich­tet sieht, erklären v ie l . D e r elementare polemische Charakter v o n G r u n d r e c h t e n zeigt sich gerade auch hier. Ja er zeigt sich w o h l nirgends so dramatisch wie i n der Rede der K i r c h e v o n den Grundrechten .

G l e i c h w o h l erhebt sich auch der Verdacht der Inkonsequenz. G l e i c h w o h l besteht die Gefahr , daß die Inkonsequenz der Glaubwürdigkeit schadet. G r u n d ­rechte u n d K i r c h e also: ein T h e m a , über das noch offener, ehrlicher, intensiver u n d v o r allem systematischer nachgedacht werden muß.

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