Gruppenarbeit Flexion

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Grammatisches Propädeutikum WS 2012/13 Flexion Definitionen 1 Flexion ist die Veränderung von Wörtern nach bestimmten grammatischen Kategorien; sie umfasst (im Deutschen) Konjugation, Deklination und Komparation. Konjugation ist die Veränderung nach Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus Verbi und tritt nur beim Verb auf. Deklination ist die Veränderung nach Genus, Numerus und Kasus und tritt bei Substantiv, Adjektiv, Artikel und Pronomen auf. Komparation ist die Steigerung und tritt bei (manchen) Adjektiven und einigen wenigen Adverbien auf.“ (Duden [2009]: Fit für das Bachelorstudium. Grundwissen Grammatik. Mannheim u.a.: Dudenverl., 12.) Flexion: „Markierung grammatischer Kategorien mithilfe unterschiedlicher Formen; führt nicht zur Bedeutungsänderung des betroffenen Wortes“ (Duden-Grammatik [2007]: Glossar.) Flexion: „Markierung veränderlicher grammatischer Informationen an nominalen und verbalen Elementen ( Deklination und Konjugation). Abgrenzung zur Wortbildung: Veränderung der lexikalischen Bedeutung [= Wortbedeutung] des Ausgangswortes durch Wortbildungsprozesse Flexion tritt zusätzlich zur Wortbildung hinzu“ (aus: Markus Hundt: Vorlesung Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft. Sommersemester 2012.) Flexion: „Prozess, bei dem aus abstrakten, lexikalischen Wörtern konkrete, syntaktische Wörter entstehen, welche sich aufeinander und auf außersprachliche Sachverhalte beziehen.“ (Albert Busch/Oliver Stenschke [2008]: Germanistische Linguistik. Eine Einführung. 2., durchges. und korr. Aufl. Tübingen: Narr, 111.)

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Grammatisches Propädeutikum WS 2012/13

Flexion

Definitionen

1

„Flexion ist die Veränderung von Wörtern nach bestimmten grammatischen Kategorien; sie umfasst

(im Deutschen) Konjugation, Deklination und Komparation. Konjugation ist die Veränderung nach

Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus Verbi und tritt nur beim Verb auf. Deklination ist die

Veränderung nach Genus, Numerus und Kasus und tritt bei Substantiv, Adjektiv, Artikel und

Pronomen auf. Komparation ist die Steigerung und tritt bei (manchen) Adjektiven und einigen

wenigen Adverbien auf.“(Duden [2009]: Fit für das Bachelorstudium. Grundwissen Grammatik. Mannheim u.a.: Dudenverl., 12.)

Flexion: „Markierung grammatischer Kategorien mithilfe unterschiedlicher Formen; führt nicht zur

Bedeutungsänderung des betroffenen Wortes“(Duden-Grammatik [2007]: Glossar.)

Flexion: „Markierung veränderlicher grammatischer Informationen an nominalen und verbalen

Elementen ( Deklination und Konjugation).

Abgrenzung zur Wortbildung:

• Veränderung der lexikalischen Bedeutung [= Wortbedeutung] des Ausgangswortes durch

Wortbildungsprozesse

• Flexion tritt zusätzlich zur Wortbildung hinzu“

(aus: Markus Hundt: Vorlesung Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft. Sommersemester 2012.)

Flexion: „Prozess, bei dem aus abstrakten, lexikalischen Wörtern konkrete, syntaktische Wörter

entstehen, welche sich aufeinander und auf außersprachliche Sachverhalte beziehen.“(Albert Busch/Oliver Stenschke [2008]: Germanistische Linguistik. Eine Einführung. 2., durchges. und korr. Aufl. Tübingen:

Narr, 111.)

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Möglichkeiten der Flexion:

• Additives Flexiv : Anfügung eines unselbstständigen Elements oder mehrerer

unselbstständiger Elemente an den Wortstamm (das Ende des Wortes) (-e in [ich]

sing-e; -e- [Plural] und –n [Dativ] in [den] Schaf-e-n)

• Additives Flexiv: Anfügung eines unselbstständigen Elements an den Anfang an den

Anfang und das Ende eines Wortstammes (Zirkumfix; bilden ein gemeinsames Affix) –

(ge- und –t in ge-sag-t)

• Modifikatorisches Flexiv: Veränderungen des Stammes (innere Abwandlung – wird

oft mit additiven Flexiven kombiniert!)

o Ablaut (bei Verben): singe – sang – gesungen

o Umlaut (bei Substantiven, Verben): Mutter – Mütter; kam – käme

• Inhaltliches Flexiv: keine Änderungen im Erscheinungsbild des Wortes, aber dennoch

Bedeutungsunterschied, z. B. Singular – Plural (dass Flexion vorliegt, erkennt man bei

Substantiven oft am Artikel: das Muster – die Muster)

• Selbstständiges Flexiv: eigenständiges Wort, dass nur grammatische Informationen

transportiert (zu bei um zu antworten)

Aufgaben

1) Bilde je drei Beispiele für jede Art von Flexiv.

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Konjugation

Definition

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Konjugation: Flexion des Verbs hinsichtlich Person, Numerus, Genus verbi, Modus und Tempus. Die

Flexive lassen sich nicht trennen, d. h. ein Flexiv steht meist für alle fünf grammatischen Kategorien.

Verben, die nach diesen fünf Kategorisierungen flektiert wurden, nennt man finit. In einigen Fällen

(Passiv, best. Tempora, Modus) werden dafür auch Hilfsverben verwendet.

Infinite Verbformen sind solche, die im Infinitiv oder Partizip stehen.

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Gruppe 1: Person und Numerus

regelmäßige & unregelmäßige Konjugation

Deklination

• Person (1. bis 3.): ich schreie – du schweigst – sie spricht; wir singen – ihr redet – sie

rufen

o 1. Person: Gesprächsrolle des Sprechers: ICH

o 2. Person: Gesprächsrolle des Hörers: DU

o 3. Person: Restkategorie, Referenzrolle

❧ negativ definiert (nicht Sprecher- oder Hörerrolle)

❧ auf Referenz angewiesen

❧ Kontext-/Situationsinformationen sind zur Bestimmung der

Referenzrolle notwendig

• Numerus (Singular, Plural): er liest – sie lesen

Singular Sprecher-

Hörer-

Referenz-Rolle

ich schreib-e

du schreib-st

er/sie/es schreib-t

Plural Sprecher-

Hörer-

Referenz-Rolle

wir schreib-en

ihr schreib-t

sie schreib-en

Die Kategorien Person und Numerus sind vor allem relevant als Kongruenzkategorien

(Kongruenz, d. h. grammatische Übereinstimmung, mit dem Subjekt eines Satzes).

Die Konjugation der Verben kann regelmäßig sein (sog. schwache Verben) oder unregelmäßig

(sog. starke Verben). Entscheidend dafür sind die so genannten Stammformen, das sind die

Formen im Infinitiv Präsens und im Präteritum sowie das Partizip II (auch Partizip Perfekt).

Die regelmäßigen Verben sind der Normalfall und deshalb ungleich häufiger. Sie werden

gebildet durch die Endung –te– im Präteritum und durch ge– …-t im Partizip II. Außerdem

haben sie die Endung –e in der 3. Person Singular Präteritum und im Imperativ Singular.

Starke Verben verändern sich stark unter der Flexion; sie bilden ihre Präteritumformen und

das Partizip II von verschiedenen Tempusstämmen; die 3. Person Singular Präteritum und der

Imperativ Singular sind endungslos.

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Deklination

Definition

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Deklination: Flexion nominaler Wörter. Die Flexion kann erfolgen hinsichtlich Kasus, Numerus,

Genus und Komparation.

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1) Kasus: Der Kasus hat die Aufgabe, die syntaktische Funktion eines

Wortes im Satz zu kennzeichnen. Im Deutschen gibt es vier Kasus:

Nominativ (Wer oder was?), Genitiv (Wessen?), Dativ (Wem?),

Akkusativ (Wen oder was?)

2) Genus: grammatisches Geschlecht: Maskulinum, Femininum, Neutrum;

die grammatische Kategorie Genus ist nicht deckungsgleich mit dem

natürlichen Geschlecht (= Sexus).

Bsp.: das Mädchen: Genus: neutrum, Sexus: weiblich

3) Komparation: Steigerung von Adjektiven. Es gibt drei

Steigerungsstufen: Positiv (Grundform), Komparativ (1.

Steigerungsstufe), Superlativ (2. Steigerungsstufe)

Es gibt drei verschiedene Formen der Deklination:

a) Deklination der Substantive: hinsichtlich Numerus und Kasus

b) Deklination der Adjektive: hinsichtlich Numerus, Kasus, Genus und Komparation

c) Deklination der Pronomina und Artikelwörter: hinsichtlich Numerus, Kasus

und Genus (teilweise auch hinsichtlich Person)

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Deklination des Substantivs

1) Genus

Substantive sind genusfest, d.h. ein bestimmtes Genus ist ihnen fest und unveränderlich

zugeschrieben. Ein bestimmtes Substantiv ist also entweder maskulin, feminin oder

neutrum; es sind aber auch wenige Ausnahmen möglich (das Mus, der Mus). Am

Substantiv selbst kann man das Genus im Allgemeinen nicht erkennen (bis auf wenige

Ausnahmen, wie etwa Substantive, die auf –e enden; diese sind feminin: Gabe, Bitte), –

sichtbar wird es aber z. B. am Artikel des Substantivs. Teilweise haben Wörter mit

verschiedenem Genus auch eine unterschiedliche Bedeutung (der Erbe vs. das Erbe).

2) Numerus

Substantive können durch die Deklination den Numerus, also Singular und Plural,

ausdrücken. Gekennzeichnet wird dabei im Deutschen nur der Plural, der Singular wird

nicht eigens markiert. Um den Plural zu markieren, gibt es im Deutschen vielfältige

Möglichkeiten: einmal verschiedene Endungen und zum anderen die Möglichkeit, einen

Umlaut zu verwenden. Einige Substantive können keinen Singular bilden (Leute, Ferien),

andere wiederum sind nicht „pluralisierbar“ (Kies, Wasser)

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3) Kasus

Substantive treten im Satz je nach syntaktischer Funktion in verschiedenen Kasus auf. Im

Deutsche gibt es vier Kasus: Nominativ (nach dem mit „wer/was?“ gefragt werden kann;

meist Subjekt eines Satzes, kann aber auch Prädikativ sein), Genitiv („wessen?“), Dativ

(„wem?“, oftmals in der Rolle eines Empfängers oder Nutznießers) und Akkusativ

(„wen/was?“, oftmals Person/Objekt, mit dem etwas geschieht). Bei der Deklination von

Substantiven gibt es im Singular drei Deklinationsklassen, die starke Deklination (mit der

Endung -[e]s), die schwache Deklination (-[e]n) und die endungslose Deklination (ø).

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Deklination des Adjektivs

Eigenschaften

• flektiert hinsichtlich Numerus: Singular und Plural

• flektiert hinsichtlich Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ Akkusativ

• flektiert hinsichtlich Genus: Maskulinum, Femininum, Neutrum

• Adjektive werden nach drei Endungstypen flektiert: stark, schwach und gemischt

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Eine weitere Eigenschaft von Adjektiven ist, dass sie komparierbar (steigerbar) sind.

• Positiv: Normalform des Adjektivs (dick, groß, gut)

• Komparativ: erste Steigerungsstufe; Bildung mittels

o Suffix –er (dick-er)

o Suffix –er und Umlaut des Stammvokals (größ-er)

o Unregelmäßig (besser)

• Superlativ: zweite Steigerungsstufe; Bildung mittels

o Suffix –st/-est (müde-ste, fett-ester)

o Suffix –st/-est und Umlaut des Stammvokals (schwärz-esten)

o Unregelmäßig (gut – besser – beste; viel – mehr – meiste)

o am + Adjektiv + -st/-est + -en (am müdesten, am schnellsten)

Adjektive können auf verschiedene Arten gebildet werden. Neben den „ursprünglichen“

Adjektiven wie rot, lieb gibt es auch Ableitungen zähmbar (vom Adjektiv), häuslich (vom

Substantiv), waschbar (vom Verb), verbittert (Partizip-II-Bildungen). Bei einem Partizip II

entscheidet die syntaktische Stellung (d. h. ob das Wort dekliniert ist oder als Prädikatsteil

dient) über seine Zugehörigkeit zu einer Wortart (der verlassene Freund – verlassen =

Adjektiv, sie hat ihren Freund verlassen – verlassen = Vollverb im Partizip II).

Deklination der Artikelwörter und Pronomina

Darunter fallen Pronomina und Artikelwörter. Der Unterschied ergibt sich aus ihrer

Verwendungsweise: Pronomina (Stellvertreter) stehen allein für eine andere sprachliche

Einheit (i.d.R. ein Substantiv). Artikelwörter bilden zusammen mit einem weiteren Wort

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(meist einem Substantiv) eine Einheit und übernehmen dann oft auch einen Teil der

Flexionsarbeit.

Pronomina können weiter unterteilt werden in folgende (semantische und syntaktische)

Untergruppen:

• Personalpronomen (ich, du, er, wir): Wir arbeiten gerade.

• Reflexivpronomen (sich, mich, einander): Ich verliebe mich.

• Possessivpronomen (meins, deins, euer): Das ist meins.

• Demonstrativpronomen (dies, der, dieser): Ist es dieser?

• Relativpronomen (welches, der, das): Der Mann, der an der Ecke steht, ist alt.

• Interrogativpronomen (was, welcher): Was machst du?

• Indefinitpronomen (man, jemand, irgendeiner): Hat jemand mal ‘nen Euro?

Artikelwörter können weiter unterteilt werden in folgende (semantische/syntaktische)

Untergruppen:

• definiter Artikel (der, die, das): das Haus

• indefiniter Artikel (ein, einer): ein Haus

• possessiver Artikel (eure, ihre): euer Haus

• demonstrativer Artikel (jene, dieser): dieses Haus

• interrogativer Artikel (welches): Welches Haus?

• indefiniter Artikel (irgendwelches): irgendwelche Einwände?

Eigenschaften: Pronomina und Artikelwörter flektieren hinsichtlich

• Person: 1.-3. (nur teilweise: mein, dein, sein; aber nicht: der, die, das)

• Numerus: Singular, Plural (Artikelwörter haben den gleichen Numerus wie ihr

Bezugswort)

• Genus: Maskulinum, Femininum, Neutrum (Artikelwörter haben das gleiche Genus

wie ihr Bezugswort)

• Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ (Artikelwörter haben den gleichen Kasus

wie ihr Bezugswort)

Aufgaben

1) Was ist Kongruenz? Erläutere dieses Phänomen mithilfe eines Satzbeispiels.

2) Recherchiert möglichst viele unregelmäßige Verben. Lassen sich bei den

Stammformen der starken Verben bestimmte Regelmäßigkeiten bzw. Muster

erkennen?

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3) Bereitet Eure Themen so auf, dass Ihr sie verständlich als Experte einer anderen

Gruppe und dem Plenum vorstellen könnt (inkl. anschauliche Beispiele etc.).

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Flexion

Definitionen

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„Flexion ist die Veränderung von Wörtern nach bestimmten grammatischen Kategorien; sie umfasst

(im Deutschen) Konjugation, Deklination und Komparation. Konjugation ist die Veränderung nach

Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus Verbi und tritt nur beim Verb auf. Deklination ist die

Veränderung nach Genus, Numerus und Kasus und tritt bei Substantiv, Adjektiv, Artikel und

Pronomen auf. Komparation ist die Steigerung und tritt bei (manchen) Adjektiven und einigen

wenigen Adverbien auf.“(Duden [2009]: Fit für das Bachelorstudium. Grundwissen Grammatik. Mannheim u.a.: Dudenverl., 12.)

Flexion: „Markierung grammatischer Kategorien mithilfe unterschiedlicher Formen; führt nicht zur

Bedeutungsänderung des betroffenen Wortes“(Duden-Grammatik [2007]: Glossar.)

Flexion: „Markierung veränderlicher grammatischer Informationen an nominalen und verbalen

Elementen ( Deklination und Konjugation).

Abgrenzung zur Wortbildung:

• Veränderung der lexikalischen Bedeutung [= Wortbedeutung] des Ausgangswortes durch

Wortbildungsprozesse

• Flexion tritt zusätzlich zur Wortbildung hinzu“

(aus: Markus Hundt: Vorlesung Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft. Sommersemester 2012.)

Flexion: „Prozess, bei dem aus abstrakten, lexikalischen Wörtern konkrete, syntaktische Wörter

entstehen, welche sich aufeinander und auf außersprachliche Sachverhalte beziehen.“(Albert Busch/Oliver Stenschke [2008]: Germanistische Linguistik. Eine Einführung. 2., durchges. und korr. Aufl. Tübingen:

Narr, 111.)

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Möglichkeiten der Flexion:

• Additives Flexiv : Anfügung eines unselbstständigen Elements oder mehrerer

unselbstständiger Elemente an den Wortstamm (das Ende des Wortes) (-e in [ich]

sing-e; -e- [Plural] und –n [Dativ] in [den] Schaf-e-n)

• Additives Flexiv: Anfügung eines unselbstständigen Elements an den Anfang an den

Anfang und das Ende eines Wortstammes (Zirkumfix; bilden ein gemeinsames Affix) –

(ge- und –t in ge-sag-t)

• Modifikatorisches Flexiv: Veränderungen des Stammes (innere Abwandlung – wird

oft mit additiven Flexiven kombiniert!)

o Ablaut (bei Verben): singe – sang – gesungen

o Umlaut (bei Substantiven, Verben): Mutter – Mütter; kam – käme

• Inhaltliches Flexiv: keine Änderungen im Erscheinungsbild des Wortes, aber dennoch

Bedeutungsunterschied, z. B. Singular – Plural (dass Flexion vorliegt, erkennt man bei

Substantiven oft am Artikel: das Muster – die Muster)

• Selbstständiges Flexiv: eigenständiges Wort, dass nur grammatische Informationen

transportiert (zu bei um zu antworten)

Aufgaben

1) Bilde je drei Beispiele für jede Art von Flexiv.

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Konjugation

Definition

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Konjugation: Flexion des Verbs hinsichtlich Person, Numerus, Genus verbi, Modus und Tempus. Die

Flexive lassen sich nicht trennen, d. h. ein Flexiv steht meist für alle fünf grammatischen Kategorien.

Verben, die nach diesen fünf Kategorisierungen flektiert wurden, nennt man finit. In einigen Fällen

(Passiv, best. Tempora, Modus) werden dafür auch Hilfsverben verwendet.

Infinite Verbformen sind solche, die im Infinitiv oder Partizip stehen.

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Gruppe 2: Tempus I – synthetische Tempora (Präsens, Präteritum)

Verben können durch ihre Tempusformen verschiedene Zeitstufen ausdrücken. Dies ist ein

ganz wesentliches Kriterium von Verben. Manchmal nennt man sie deshalb auch Zeitwörter.

Die grammatischen Tempusformen drücken das Verhältnis dessen, worüber wir sprechen,

zum Zeitpunkt des Sprechens aus, ob wir also über etwas Vergangenes sprechen, etwas

Gegenwärtiges oder etwas Zukünftiges.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Tempus und Zeit?

Nur die Formen im Präsens und Präteritum sind einfache Tempusformen (auch: synthetische

Tempusformen).

Präsens

Das Präsens hat die meisten Anwendungsmöglichkeiten. Sein Anwendungsbereich

überschneidet sich mit dem des Futurs und des Präteritums.

1) Gegenwartsbezug

In seiner charakteristischen Funktion bezieht sich das Präsens auf ein Geschehen, das im

Sprechzeitpunkt abläuft und in diesem Sinne der Gegenwart zuzuordnen ist. Das

Geschehen kann sich nach beiden Seiten – vor und nach dem Jetzt des Sprechers –

hinaus ausdehnen.

a) Es regnet. Ich bin noch krank. Das Faxgerät funktioniert nie.

Geeignete Temporaladverbialien (adverbiale Bestimmungen der Zeit) können den

Gegenwartsbezug unterstützen oder präzisieren oder einen zeitlichen Rahmen setzen.

b) Ich schreibe gerade einen Brief. Peter besucht zurzeit einen

Lehrgang. – Deutschland arbeitet seit 1945 und seit der

Wiedervereinigung noch angestrengter an seiner

„Normalität“. Die Werft bleibt bis zur Jahreswende in Betrieb.

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Der Begriff „Tempus“ bezeichnet die grammatischen Formen des Verbs, die Begriffe „Zeit“ und

„Zeitstufen“ meinen die Konzepte Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. Meist deckt sich die

Tempusform mit der Zeitstufe; Tempusform Präsens bezeichnet also Gegenwart, Tempusform

Perfekt Vergangenheit usw. Aber dies muss nicht so sein. Die Tempusformen des Verbs sind

nämlich nicht alleine ausschlaggebend für die ausgedrückte Zeitstufe. Es gibt also auch andere

Möglichkeiten, bei denen der situative Kontext die Tempusform modifiziert.

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Als Tempus wird das Präsens auch dann verwendet, wenn etwas zeitlos Allgemeingültiges

ausgedrückt werden soll. Diese Verwendung lässt sich als ein Sonderfall des

Gegenwartsbezugs betrachten (unbegrenzte Gegenwart).

c) Uran hat das Atomgewicht 238,03. Elefanten sind Säugetiere.

Ein Wesenszug der Demokratie ist die Freiheit der

Meinungsäußerung. Das hört nie auf.

2) Zukunftsbezug

Bei Handlungsbeschreibungen kann der Sprecher das Präsens benutzen, wenn der

Beschluss, die Handlung auszuführen, im Sprechzeitpunkt gefasst ist oder gefasst wird,

die „eigentliche“ Handlung selbst aber noch nicht eingeleitet ist und insofern in die

Zukunft fällt.

a) Ich schicke dir eine Mail. Die Regierung erhöht die Steuern.

Der Zukunftbezug kann durch eine Temporaladverbiale oder einen weiteren

Zusammenhang angezeigt bzw. verdeutlicht werden.

b) Morgen fahre ich nach Berlin. Die Maschine landet in zwei

Stunden. Im Jahre 2033 weiß man längst, dass mehr Hubraum

und mehr PS nicht auch mehr Recht auf der Straße bedeuten

können.

3) Vergangenheitsbezug: historisches (episches, szenisches) Präsens

Das Präsens kann das Präteritum in dessen charakteristischer vergangenheitsbezogener

Funktion ersetzen. Es wird dann oft als historisches Präsens (c) bezeichnet. Beim

szenischen Präsens (a) wird das vergangene Geschehen dadurch gleichsam in die

Gegenwart transponiert (zwecks Vergegenwärtigung, Verlebendigung).

a) Da liege ich doch gestern auf der Couch und lese, kommt Julia

leise ins Zimmer und gibt mir einen Kuss.

In fiktionalen erzählenden Texten (b) bildet das Präsens als Erzähltempus (episches

Präsens) heute ein so stark konventionalisiertes Stilmittel, dass der

Vergegenwärtigungseffekt abgeschwächt erscheint. In vielen zeitgenössischen Werken

dient das Präsens sogar als das Grundtempus des Erzählens. In noch höherem Ausmaß

trifft das auf das historische Präsens zu, das in Lexikonartikeln, Biografien und ähnlichen

chronologisch berichtenden, unpersönlichen Textsorten begegnet (c).

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b) Pinneberg greift in die Tasche, holt aus dem Etui eine Zigarette

und brennt sie an. Um die Ecke weht Lämmchen, im plissierten

weißen Rock. […]

c) In diese Weimarer Situation wird Christianes Vater am 12.

November 1725 hineingeboren. Ihm ergeht es anders als

Goethes Vater, der, als er zwanzig Jahre alt ist und den Vater

verliert, […] Erbe eines großen Vermögens ist […]. (S. Damm)

Präteritum

Das Präteritum lässt sich als ein auf Vergangenheitsbezug spezialisiertes Tempus

charakterisieren, das das Damals thematisiert, also ein abgeschlossenes vergangenes

Geschehen. In seiner primären Funktion ordnet es das Geschehen einer bestimmten Zeit in

der Vergangenheit zu. Von welcher Zeit die Rede ist, muss aus dem Satz selbst oder dem

weiteren Zusammenhang hervorgehen. Deswegen brauchen Sätze im Präteritum meistens

eine geeignete Temporaladverbiale oder einen Zusammenhang, aus dem sich diese gemeinte

Zeit schließen lässt. Das Präteritum dient in fiktionalen Erzählungen auch als hauptsächlich

verwendetes Tempus und wird daher auch als Erzähltempus bezeichnet.

a) Gestern regnete es. Das Wasser stieg wieder. – Warum hast du

nicht angerufen? Ich war krank.

Aufgaben

1) Erläutert in eigenen Worten den Unterschied zwischen Tempus und Zeit.

2) Was versteht man unter „synthetischen Verbformen“?

3) Findet je zwei Beispielsätze für die verschiedenen Verwendungsweisen des Präsens.

4) Bereitet Eure Themen so auf, dass Ihr sie verständlich als Experte einer anderen

Gruppe und dem Plenum vorstellen könnt (inkl. anschauliche Beispiele etc.).

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Flexion

Definitionen

1

„Flexion ist die Veränderung von Wörtern nach bestimmten grammatischen Kategorien; sie umfasst

(im Deutschen) Konjugation, Deklination und Komparation. Konjugation ist die Veränderung nach

Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus Verbi und tritt nur beim Verb auf. Deklination ist die

Veränderung nach Genus, Numerus und Kasus und tritt bei Substantiv, Adjektiv, Artikel und

Pronomen auf. Komparation ist die Steigerung und tritt bei (manchen) Adjektiven und einigen

wenigen Adverbien auf.“(Duden [2009]: Fit für das Bachelorstudium. Grundwissen Grammatik. Mannheim u.a.: Dudenverl., 12.)

Flexion: „Markierung grammatischer Kategorien mithilfe unterschiedlicher Formen; führt nicht zur

Bedeutungsänderung des betroffenen Wortes“(Duden-Grammatik [2007]: Glossar.)

Flexion: „Markierung veränderlicher grammatischer Informationen an nominalen und verbalen

Elementen ( Deklination und Konjugation).

Abgrenzung zur Wortbildung:

• Veränderung der lexikalischen Bedeutung [= Wortbedeutung] des Ausgangswortes durch

Wortbildungsprozesse

• Flexion tritt zusätzlich zur Wortbildung hinzu“

(aus: Markus Hundt: Vorlesung Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft. Sommersemester 2012.)

Flexion: „Prozess, bei dem aus abstrakten, lexikalischen Wörtern konkrete, syntaktische Wörter

entstehen, welche sich aufeinander und auf außersprachliche Sachverhalte beziehen.“(Albert Busch/Oliver Stenschke [2008]: Germanistische Linguistik. Eine Einführung. 2., durchges. und korr. Aufl. Tübingen:

Narr, 111.)

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Möglichkeiten der Flexion:

• Additives Flexiv : Anfügung eines unselbstständigen Elements oder mehrerer

unselbstständiger Elemente an den Wortstamm (das Ende des Wortes) (-e in [ich]

sing-e; -e- [Plural] und –n [Dativ] in [den] Schaf-e-n)

• Additives Flexiv: Anfügung eines unselbstständigen Elements an den Anfang an den

Anfang und das Ende eines Wortstammes (Zirkumfix; bilden ein gemeinsames Affix) –

(ge- und –t in ge-sag-t)

• Modifikatorisches Flexiv: Veränderungen des Stammes (innere Abwandlung – wird

oft mit additiven Flexiven kombiniert!)

o Ablaut (bei Verben): singe – sang – gesungen

o Umlaut (bei Substantiven, Verben): Mutter – Mütter; kam – käme

• Inhaltliches Flexiv: keine Änderungen im Erscheinungsbild des Wortes, aber dennoch

Bedeutungsunterschied, z. B. Singular – Plural (dass Flexion vorliegt, erkennt man bei

Substantiven oft am Artikel: das Muster – die Muster)

• Selbstständiges Flexiv: eigenständiges Wort, dass nur grammatische Informationen

transportiert (zu bei um zu antworten)

Aufgaben

1) Bilde je drei Beispiele für jede Art von Flexiv.

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Konjugation

Definition

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Konjugation: Flexion des Verbs hinsichtlich Person, Numerus, Genus verbi, Modus und Tempus. Die

Flexive lassen sich nicht trennen, d. h. ein Flexiv steht meist für alle fünf grammatischen Kategorien.

Verben, die nach diesen fünf Kategorisierungen flektiert wurden, nennt man finit. In einigen Fällen

(Passiv, best. Tempora, Modus) werden dafür auch Hilfsverben verwendet.

Infinite Verbformen sind solche, die im Infinitiv oder Partizip stehen.

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Gruppe 3: Tempus II – periphrastische Tempora 1 (Perfekt,

Plusquamperfekt)

Verben können durch ihre Tempusformen verschiedene Zeitstufen ausdrücken. Dies ist ein

ganz wesentliches Kriterium von Verben. Manchmal nennt man sie deshalb auch Zeitwörter.

Die grammatischen Tempusformen drücken das Verhältnis dessen, worüber wir sprechen,

zum Zeitpunkt des Sprechens aus, ob wir also über etwas Vergangenes sprechen, etwas

Gegenwärtiges oder etwas Zukünftiges.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Tempus und Zeit?

Nur die Formen im Präsens und Präteritum sind einfache Tempusformen (auch: synthetische

Tempusformen), alle anderen Tempusformen sind zusammengesetzte Tempusformen (auch:

periphrastische bzw. analytische Tempora), d. h. sie werden mit Hilfsverben gebildet. Das

Perfekt wird mit einem präsentischen Finitum von haben oder sein gebildet, das

Plusquamperfekt mit einem präteritalen Finitum:

Perfekt: Sie hat gelacht. – Plusquamperfekt: Sie hatte gelacht.

Perfekt

Das Perfekt dient als Vorzeitigkeitstempus im Verhältnis zum Präsens und bezeichnet oftmals

ein von der Gegenwart aus gesehen abgeschlossenes Geschehen und ist somit in der

Vergangenheit positioniert. Dies kann eine weit zurückliegende, aber auch eine zeitnahe

Vergangenheit sein. Ein Gegenwartsbezug kann aber insofern erhalten bleiben, als das

Geschehen aufgrund seiner Folgen zum Zeitpunkt des Sprechens (noch) von Belang ist.

Das Perfekt kann ferner auch als Vorzeitigkeitstempus zum (historischen) Präsens dienen.

Schließlich dient das Perfekt im heutigen mündlichen Sprachgebrauch immer mehr als Ersatz

für das Präteritum zur Bezeichnung vergangener, abgeschlossener Sachverhalte

(Präteritumschwund).

Es wird gebildet durch das Präsens des Hilfsverbs haben oder sein und dem Partizip II.

Transitive Verben (= Verben, die ein Akkusativobjekt fordern und i.d.R. ein Passiv bilden

können) bilden ihr Perfekt in der Regel mit haben:

a) Er hat das Buch übersetzt. Er hat den Fisch gegessen.

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Der Begriff „Tempus“ bezeichnet die grammatischen Formen des Verbs, die Begriffe „Zeit“ und

„Zeitstufen“ meinen die Konzepte Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. Meist deckt sich die

Tempusform mit der Zeitstufe; Tempusform Präsens bezeichnet also Gegenwart, Tempusform

Perfekt Vergangenheit usw. Aber dies muss nicht so sein. Die Tempusformen des Verbs sind

nämlich nicht alleine ausschlaggebend für die ausgedrückte Zeitstufe. Es gibt also auch andere

Möglichkeiten, bei denen der situative Kontext die Tempusform modifiziert.

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Intransitive Verben (= Verben, die kein Akkusativobjekt fordern) bilden ihr Perfekt mit haben

oder sein:

b) Die Blume hat geblüht. – Die Blume ist erblüht. – Die Blume

ist verblüht. Er ist eingeschlafen. Er hat geschlafen.

Das Perfekt kann aber auch zukünftiges Geschehen ausdrücken, das man sich unter einem

bestimmten Zeitpunkt als abgeschlossen vorstellt. Diese Verwendungsweise ist jedoch

gebunden an ein obligatorisches Auftreten einer zusätzlichen Adverbialbestimmung

(morgen, bald, bis nächste Woche)

c) Bis zum nächsten Jahr hat er seine Promotion abgeschlossen.

Bis Sonntag hat er das Buch gelesen. Bald hat sie es geschafft.

Sobald ich den Schlüssel gefunden habe, rufe ich dich an.

Plusquamperfekt

Das Plusquamperfekt stellt ein Geschehen als vorzeitig (abgeschlossen) dar mit Bezug auf

eine bestimmte Zeit in der Vergangenheit. In diesem Sinne lässt es sich als typisches

Tempus der Vorvergangenheit bezeichnen. Es erscheint dementsprechend vor allem in

der Umgebung des Präteritums (a) oder im Zusammenhang mit dem Perfekt (b).

Es wird gebildet durch die Präteritumformen von haben oder sein und Partizip II.

a) In diesen aufgeregten Tagen [1961] bat mich Willy

Brandt ins Schöneberger Rathaus, um mit mir das ro-ro-

ro-Bändchen „Die Alternative“ zu besprechen. Er hatte

sich kritische Anmerkungen dazu gemacht.

b) Bei Pruntrut […] ist am Freitag ein 18-jähriger

Automobilist aus Courgenay ums Leben gekommen. Er

war zu schnell gefahren und gegen einen Baum geprallt.

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Grammatisches Propädeutikum WS 2012/13

Aufgaben

1) Erläutert in eigenen Worten den Unterschied zwischen Tempus und Zeit.

2) Was versteht man unter dem sog. „Präteritumschwund“?

3) Findet je zwei Beispielsätze für die Verwendungsweisen des Perfekts und des

Plusquamperfekts.

4) Versucht, die Zeitverhältnisse auf einem Zeitstrahl zu veranschaulichen.

5) anspruchsvolle (freiwillige) Zusatzaufgabe: Lassen sich bei den Perfektformen mit

intransitiven Verben (s. Beispiele) Unterschiede der Verbbedeutung ausmachen, die

die Perfektbildung mit sein und haben begründen könnten?

6) Es gibt auch Zeitformen, die „doppeltes Perfekt“ bzw. „doppeltes Plusquamperfekt“

genannt werden. Was könnte damit gemeint sein?

7) Bereitet Eure Themen so auf, dass Ihr sie verständlich als Experte einer anderen

Gruppe und dem Plenum vorstellen könnt (inkl. anschauliche Beispiele etc.).

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Page 26: Gruppenarbeit Flexion

Grammatisches Propädeutikum WS 2012/13

Flexion

Definitionen

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„Flexion ist die Veränderung von Wörtern nach bestimmten grammatischen Kategorien; sie umfasst

(im Deutschen) Konjugation, Deklination und Komparation. Konjugation ist die Veränderung nach

Person, Numerus, Tempus, Modus, Genus Verbi und tritt nur beim Verb auf. Deklination ist die

Veränderung nach Genus, Numerus und Kasus und tritt bei Substantiv, Adjektiv, Artikel und

Pronomen auf. Komparation ist die Steigerung und tritt bei (manchen) Adjektiven und einigen

wenigen Adverbien auf.“(Duden [2009]: Fit für das Bachelorstudium. Grundwissen Grammatik. Mannheim u.a.: Dudenverl., 12.)

Flexion: „Markierung grammatischer Kategorien mithilfe unterschiedlicher Formen; führt nicht zur

Bedeutungsänderung des betroffenen Wortes“(Duden-Grammatik [2007]: Glossar.)

Flexion: „Markierung veränderlicher grammatischer Informationen an nominalen und verbalen

Elementen ( Deklination und Konjugation).

Abgrenzung zur Wortbildung:

• Veränderung der lexikalischen Bedeutung [= Wortbedeutung] des Ausgangswortes durch

Wortbildungsprozesse

• Flexion tritt zusätzlich zur Wortbildung hinzu“

(aus: Markus Hundt: Vorlesung Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft. Sommersemester 2012.)

Flexion: „Prozess, bei dem aus abstrakten, lexikalischen Wörtern konkrete, syntaktische Wörter

entstehen, welche sich aufeinander und auf außersprachliche Sachverhalte beziehen.“(Albert Busch/Oliver Stenschke [2008]: Germanistische Linguistik. Eine Einführung. 2., durchges. und korr. Aufl. Tübingen:

Narr, 111.)

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Möglichkeiten der Flexion:

• Additives Flexiv : Anfügung eines unselbstständigen Elements oder mehrerer

unselbstständiger Elemente an den Wortstamm (das Ende des Wortes) (-e in [ich]

sing-e; -e- [Plural] und –n [Dativ] in [den] Schaf-e-n)

• Additives Flexiv: Anfügung eines unselbstständigen Elements an den Anfang an den

Anfang und das Ende eines Wortstammes (Zirkumfix; bilden ein gemeinsames Affix) –

(ge- und –t in ge-sag-t)

• Modifikatorisches Flexiv: Veränderungen des Stammes (innere Abwandlung – wird

oft mit additiven Flexiven kombiniert!)

o Ablaut (bei Verben): singe – sang – gesungen

o Umlaut (bei Substantiven, Verben): Mutter – Mütter; kam – käme

• Inhaltliches Flexiv: keine Änderungen im Erscheinungsbild des Wortes, aber dennoch

Bedeutungsunterschied, z. B. Singular – Plural (dass Flexion vorliegt, erkennt man bei

Substantiven oft am Artikel: das Muster – die Muster)

• Selbstständiges Flexiv: eigenständiges Wort, dass nur grammatische Informationen

transportiert (zu bei um zu antworten)

Aufgaben

1) Bilde je drei Beispiele für jede Art von Flexiv. Ihr könnt Eure mitgebrachten Medien

dabei benutzen.

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Grammatisches Propädeutikum WS 2012/13

Konjugation

Definition

3

Konjugation: Flexion des Verbs hinsichtlich Person, Numerus, Genus verbi, Modus und Tempus. Die

Flexive lassen sich nicht trennen, d. h. ein Flexiv steht meist für alle fünf grammatischen Kategorien.

Verben, die nach diesen fünf Kategorisierungen flektiert wurden, nennt man finit. In einigen Fällen

(Passiv, best. Tempora, Modus) werden dafür auch Hilfsverben verwendet.

Infinite Verbformen sind solche, die im Infinitiv oder Partizip stehen.

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Gruppe 4: Tempus III – periphrastische Tempora 2 (Futur I und II)

Verben können durch ihre Tempusformen verschiedene Zeitstufen ausdrücken. Dies ist ein

ganz wesentliches Kriterium von Verben. Manchmal nennt man sie deshalb auch Zeitwörter.

Die grammatischen Tempusformen drücken das Verhältnis dessen, worüber wir sprechen,

zum Zeitpunkt des Sprechens aus, ob wir also über etwas Vergangenes sprechen, etwas

Gegenwärtiges oder etwas Zukünftiges.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Tempus und Zeit?

Nur die Formen im Präsens und Präteritum sind einfache Tempusformen (auch: synthetische

Tempusformen), alle anderen Tempusformen sind zusammengesetzte Tempusformen (auch:

periphrastische bzw. analytische Tempora), d. h. sie werden mit Hilfsverben gebildet. Das

Perfekt wird mit einem präsentischen Finitum von haben oder sein gebildet, das

Plusquamperfekt mit einem präteritalen Finitum:

Perfekt: Sie hat gelacht. – Plusquamperfekt: Sie hatte gelacht.

Futur I

Das Futur I wird mit einer Präsensform des Hilfsverbs werden und dem Infinitiv eines

anderen Verbs gebildet. Das Futur kann in verschiedenen Kontexten gebraucht werden:

1. Zukunftbezug – das Futur als Tempusform

In der überwiegenden Mehrheit der Fälle bezieht sich das Futur I auf Zukünftiges. Die

gemeinte Geschehenszeit lässt sich durch eine Temporaladverbiale genauer situieren.

a) In den Ballungzentren wird es zu einer tief greifenden

Einschränkung des Individualverkehrs kommen. Die Menschen

werden die Steuererhöhung nicht akzeptieren. Der Tunnel wird in

wenigen Monaten fertig sein.

In Fällen wie (a) wird man die zukunftsbezogene Aussage als eine Voraussage des Sprechers

auffassen. Bei einem Subjekt in der 1. oder 2. Person kann die Äußerung jeweils als

Absichtserklärung (Versprechen, Drohung) oder als Aufforderung (Befehl) gemeint sein (b).

4

Der Begriff „Tempus“ bezeichnet die grammatischen Formen des Verbs, die Begriffe „Zeit“ und

„Zeitstufen“ meinen die Konzepte Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. Meist deckt sich die

Tempusform mit der Zeitstufe; Tempusform Präsens bezeichnet also Gegenwart, Tempusform

Perfekt Vergangenheit usw. Aber dies muss nicht so sein. Die Tempusformen des Verbs sind

nämlich nicht alleine ausschlaggebend für die ausgedrückte Zeitstufe. Es gibt also auch andere

Möglichkeiten, bei denen der situative Kontext die Tempusform modifiziert.

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Grammatisches Propädeutikum WS 2012/13

b) Ich werde dich niemals verlassen. Wir werden die Steuern

senken. Du wirst jetzt ins Bette gehen!

2. Gegenwartsbezug – modales Futur

Mit dem Futur I kann sich der Sprecher auch auf Gegenwärtiges beziehen. Er lässt sich dabei

von der Erwartung leiten, dass seine Aussage/Einschätzung (Vermutung) als wahr bestätigt

wird.

c) Er wird wohl gerade in der Mensa essen. Aber ein Kännchen

Milch für ein Kind werdet ihr doch haben, Großvater (B. Brecht).

Die Begründung unserer Ablehnung wird Ihnen bekannt sein. Das

wird schon stimmen.

Futur II

Das Futur II ist eine dreiteilige Tempusform und wird mit einer Präsensform des Hilfsverbs

werden, einem Partizip II eines Vollverbs und einer Infinitivform von haben oder sein

gebildet. Es dient als Vorzeitigkeitstempus zum einfachen Futur (I), d. h. es wird gebraucht,

um ein in der Zukunft abgeschlossenes Geschehen auszudrücken, das vorzeitig zum Futur I

stattfindet.

a) Er wird morgen angekommen sein. Wenn wir uns treffen

werden, wird die entscheidende Sitzung schon stattgefunden

haben.

Außerdem kann durch das Futur II auch – wie beim Futur I – eine Vermutung ausgedrückt

werden. Allerdings wird mit der Verwendung des Futur II vom Sprecher zum Ausdruck

gebracht, dass die von ihm vermutete Handlung bereits als abgeschlossen angenommen

wird.

b) Viel Freude wird Professor Bach an seinem Volontärassistenten

Musil nicht gehabt haben […]. (K. Corino). Sie werden wohl schon

gegessen haben.

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Aufgaben

1) Erläutert in eigenen Worten den Unterschied zwischen Tempus und Zeit.

2) Was versteht man unter „analytischen Verbformen“?

3) Findet je zwei Beispielsätze für die Verwendungsweisen des Futur I und Futur II.

4) Veranschaulicht die Zeitverhältnisse auf einem Zeitstrahl.

5) Was versteht man unter dem „modalen Gebrauch“ des Futur? Was könnte also

„modal“ bedeuten?

6) Bereitet Eure Themen so auf, dass Ihr sie verständlich als Experte einer anderen

Gruppe und dem Plenum vorstellen könnt (inkl. anschauliche Beispiele etc.).

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