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Organ des Zentral- verbandes der Arzte für Naturheilverfahren e V <eft7 jli 1991 2. Jahrgang H 7775 E Ärztezeitschrift für NaturheilYerfahren HYPERFORAT Depressionen, psychische und nervöse Störungen, Wetterfühligkeit, Migräne. Vegetativ stabilisierend, gut verträglich. Zusammensetzung: Hyperforat-Tropfen 100 g enthalten Extr fl Herb Hypenci perf 100 g, stand auf 0,2 mg Hypencin* pro ml Enth 50 Vol-°/o Alkohol Hyperforat-Dragees 1 Dragee a 0,5 g enthalt Extr sicc Herb Hypenci perf 40 mg, stand auf 0,05 mg Hypencin* Vit B-Komplex 1 mg "und verwandte Verbindungen berechnet auf Hypencin Anwendungsgebiete: Depressionen, auch im Klimakterium, nervöse Unruhe und Erschöp- fung, Wetterfuhligkeit, Migräne, vegetative Dystonie Tropfen in der Kinderpraxis Enuresis, Stottern, psychische Hemmungen, Reizuberflu- tungssyndrom Gegenanzeigen: Keine Nebenwirkungen: Photosensibihsierung ist möglich, insbesondere bei hellhäutigen Personen Dosierung: Hyperforat-Tropfen 2 - 3 x taglich 20-30 Tropfen vor dem Essen in etwas Flüssigkeit einnehmen Hyperforat-Dragees 2-3 x taglich 1-2 Dragees vor dem Essen einnehmen Zur Beachtung Bei Kindern entsprechend geringer dosieren Die letzte tagliche Einnahme möglichst vor dem Abend Häufig ist eine einschleichende Dosie- rung besonders wirksam Handelsformen und Preise: Hyperforat-Tropfen: 30 ml DM 9,27; 50 ml DM14,47; 100 ml DM24,46. -Dragees: 30 St. DM 7,48; 100 St. DM 18,96. Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 7615Zell-Harmersbach/Schwarzwald Arbeiten dieses Heftes: G. Hildebrandt Chronobiologische Aspekte der Natur- heilverfahren C. Kirschner Die Kur — ein komplexes natürliches Heilverfahren H. A. Fahrner Die Fastenkur E. Hessein Die Schroth-Kur K. Ch. Schimmel Naturheilverfahren und die Notwendig- keit ihrer Qualitätssicherung und Inte- gration in die Gesamtmedizin W. Schmitz-Harbauer Die privaten Krankenversicherungen zwischen Pragmatik und Ideologie J. Hackethal Wissenschaftlich allgemein anerkannt? D. Gebauer Die Mayr-Kur P. Schweitzer Geopathie — ein chronischer Bela- stungsfaktor H. Lötzerich et al. Ausdauersport als natürliches Immunsti- mulans in der Krebsnachsorge ISSN 0720-6003 VERLAG MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBH Postfach 1151/1152 • D-3110 Uelzen 1

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Organ des Zentral-verbandes der Arzte fürNaturheilverfahren e V

<eft7jli 19912. Jahrgang

H 7775 E

Ärztezeitschrift fürNaturheilYerfahren

HYPERFORATDepressionen, psychische und nervöse Störungen,Wetterfühligkeit, Migräne.

Vegetativ stabilisierend, gut verträglich.

Zusammensetzung: Hyperforat-Tropfen 100 g enthalten Extr fl Herb Hypenci perf 100 g,stand auf 0,2 mg Hypencin* pro ml Enth 50 Vol-°/o Alkohol Hyperforat-Dragees 1 Drageea 0,5 g enthalt Extr sicc Herb Hypenci perf 40 mg, stand auf 0,05 mg Hypencin* VitB-Komplex 1 mg "und verwandte Verbindungen berechnet auf HypencinAnwendungsgebiete: Depressionen, auch im Klimakterium, nervöse Unruhe und Erschöp-fung, Wetterfuhligkeit, Migräne, vegetative DystonieTropfen in der Kinderpraxis Enuresis, Stottern, psychische Hemmungen, Reizuberflu-tungssyndromGegenanzeigen: KeineNebenwirkungen: Photosensibihsierung ist möglich, insbesondere bei hellhäutigenPersonenDosierung: Hyperforat-Tropfen 2-3 x taglich 20-30 Tropfen vor dem Essen in etwasFlüssigkeit einnehmen Hyperforat-Dragees 2-3 x taglich 1-2 Dragees vor dem Esseneinnehmen Zur Beachtung Bei Kindern entsprechend geringer dosieren Die letztetagliche Einnahme möglichst vor dem Abend Häufig ist eine einschleichende Dosie-rung besonders wirksamHandelsformen und Preise:Hyperforat-Tropfen: 30 ml DM 9,27; 50 ml DM14,47; 100 ml DM24,46.

-Dragees: 30 St. DM 7,48; 100 St. DM 18,96.

Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung,7615Zell-Harmersbach/Schwarzwald

Arbeiten dieses Heftes:

G. HildebrandtChronobiologische Aspekte der Natur-heilverfahren

C. KirschnerDie Kur — ein komplexes natürlichesHeilverfahren

H. A. FahrnerDie Fastenkur

E. HesseinDie Schroth-Kur

K. Ch. SchimmelNaturheilverfahren und die Notwendig-keit ihrer Qualitätssicherung und Inte-gration in die Gesamtmedizin

W. Schmitz-HarbauerDie privaten Krankenversicherungen —zwischen Pragmatik und Ideologie

J. HackethalWissenschaftlich allgemein anerkannt?

D. GebauerDie Mayr-Kur

P. SchweitzerGeopathie — ein chronischer Bela-stungsfaktor

H. Lötzerich et al.Ausdauersport als natürliches Immunsti-mulans in der Krebsnachsorge

ISSN 0720-6003

VERLAG

MEDIZINISCH LITERARISCHEVERLAGSGESELLSCHAFT MBHPostfach 1151/1152 • D-3110 Uelzen 1

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Inhaltsverzeichnis

Aus dem Zentralverband 505

Rudolf-Fritz-Weiß-Preis 1991 507

Neues aus der Medizin 508

G. HildebrandtChronobiologische Aspekte der Naturheilverfahren 511

C. KirschnerDie Kur — ein komplexes natürliches Heilverfahren 537

H. A. FahrnerDie Fastenkur 543

E. HesseinDie Schroth-Kur 549

K. Ch. SchimmelNaturheilverfahren und die Notwendigkeit ihrerQualitätssicherung und Integration in die Gesamt-medizin I

W. Schmitz-HarbauerDie privaten Krankenversicherungen — zwischenPragmatik und Ideologie IM

J. HackethalWissenschaftlich allgemein anerkannt? VI

Leserbrief VII

Prof. Dr. med. Rudolf Fritz Weiß zum 96. Geburts-tag VIII

D. Gebauer fDie Mayr-Kur 559

P. SchweitzerGeopathie — ein chronischer Belastungsfaktor . . . 562

H. Lötzerich et al.Ausdauersport als natürliches Immunstimulans inder Krebsnachsorge 571

Kongreßberichte 577

Persönliches 582

Monographie-Entwürfe 583

Vermittlung von Ärzten, Praxen und Sanatorien . . . 585

Verkäufe 586

Industrie-Informationen 587

Mehr Sauerstofffür Herz und Hirn!

verbessert die Sauerstoff auf-nähme des Herzmuskelsfördert die Hirndurchblutungerhöht die Konzentrations- undMerkfähigkeitmobilisiert die körpereigeneAbwehrsteigert die Leistungjsfähigkeiteignet sich auch zur- Behandlungder Migräne

fördert die Entgiftuncgsvorgönge

OYO aktiviert den Sauerstoff-umsatz in der Zelle

Zusammensetzung 1 Dragee enthält 40 mg Pangamsäure-Natnumsaiz Anwendungsgebiete:Förderung der Herzdurchblutung und Verbesserung der Sauerstoffaufnahme des HerzmuskelsBei Altersherz und nach Angina Pectons Bei Durchblutungsstörungen des Gehirns infolge Apo-plexie und Cerebralsklerose Bei Vergeßlichkeit, Schwindelgefühi, Müdigkeit, vorzeitiger Er-schöpfung, Wetterfühligkeit und Leistungsschwäche Aufbau und Stärkung der AbwehrkräfteGegen Einwirkung von Umweltgiften Bei chronischen Leberschaden(z B durch Alkoholmißbrauch) Zur Behandlung der Migräne Gegenanzeigen Bisher nicht bekannt Nebenwirkungen:BishernichtbekanntHandelsformen Dragees zum Einnehmen, eine Packung enthält 50 Dra- D L J A D f i f lgees DM 19,90, Khmkpackung Polypharm GmbH, Darmstadt 1 n / - 4 l v l I I

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. 503

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Aus dem Zentralverband

7. bis 15. September 1991 in Freudenstadt:81. Ärztlicher Fortbildungskongreß für Naturheil-verfahren

Sonnabend, den 7.9. 1991Geriatrie und NaturheilverfahrenGemeinschaftstagung mit der Deutschen Ärztegesell-schaft für Akupunktur e.V.

Sonntag, den 8.9. 1991Akute und chronische Schmerzen in der PraxisGemeinschaftstagung mit der Deutschen Ärztegesell-schaft für Akupunktur e.V.

Montag, den 9.9. 1991Gemeinschaftstagung mit der Internationalen Medizini-schen Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e.V.,gegr. 1958Gründung des Arbeitskreises SchmerztherapieMineralstoffe in der täglichen Praxis

Dienstag, den 10.9. 1991Tagung des Arbeitskreises HeilfastenSexualstörungenWarum Apparate in den Naturhellverfahren?Tagung der Deutschen Gesellschaft für Thermographiee.V.

Mittwoch, den 11.9. 1991Tag der PräventionMotivation zur GesundheitSeminar für Homotoxikologie und antihomotoxische The-rapie

Donnerstag, den 12.9. 1991ImmunsystemGründung des Arbeitskreises PädiatrieErnährungsstörungen im Kindesalter

Freitag, den 13.9. 1991Tagung des Arbeltskreises HNOSinusitis/ImmunologiePharmazeutentag im Rahmen der Naturheilverfahren

Kurse für ÄrzteAkupunktur Grundkurs 1Akupunktur Grundkurs 2Akupunktur Grundkurs 3Akupunktur Grundkurs 4Ohrakupunktur-Grundlagen — Grundkurs 6Ohrakupunktur-Praktikum — Grundkurs 7Traditionelle chinesische Medizin (TCM) in Diagnostik undTherapie — Kurs 10Sogenannte Wundermeridiane und die Behandlung vege-tativer Störungen — Grundkurs 12Laser-Akupunktur, Elektrostimulation (TENS) u.a. aku-punkturbezogene Therapie — Kurs 14Kombination von Akupunktur und manueller Therapie —Kurs 28Schmerztherapie mittels syndromorientierter Akupunktur— Kurs 30

Bifidum-Präparate,naturnahe Möglichkeit derDarmflora-Regulierung:

Eugulan-Töpfer enthält in einer schonend getrock-neten Milchgrundlage das entwicklungsfähige Bitido-bacterium und seine Stoffwechselprodukte. Es stelltsomit für die Behandlung der Dysbiose ein normaler-weise vorhandenes Darmbacterium zur Verfügung,das nicht nur zur Ausbildung der natürlichen Darm-flora führt, sondern auch eine erwiesene Wirkunggegen darmfremde, gasbildende oder eiweißzerset-zende Keime besitzt.Anwendungsgebiete:Sanierung und Regeneration der Darmflora, vorMagen- und Darmoperationen, Verdauungsförderungauch während der Schwangerschaft und im Wochen-bett.

Acidobif-Töpfer enthält in einer pflanzlichen Ernäh-rungsgrundlage Reinkulturen der wichtigsten phy-siologischen Darmkeime Lactobacillus acidophilusund Bifidobacterium in Vitalform. Diese bilden diefür eine regelmäßige Darmtätigkeit erwünschterechtsdrehende Milchsäure und unterdrücken dieAusbreitung gasbildender und fäulniserregenderBakterien.

Acidobif, mit hohem Anteil dieser milchsäurebilden-den Keime, fördert auf natürliche Weise die Korrek-tur einer von der eubiotischen Norm abweichendenDarmflora und stellt das Gleichgewicht der Darm-flora, auch nach Antibiotika-Therapie, wieder her.Acidobif ist glutenfrei, frei von Saccharosezusatzund ist besonders bei dem Personenkreis ange-zeigt, der eine Unverträglichkeit von Milcheiweißbesitzt.

Töpfer GmbH, Postfach 1180,8969 Dietmannsried/Allgäu

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Psychosomatik auf der Grundlage der Akupunktur —Kurs 67Repetitionskurs — nur für zugelassene PrüflingeAkupunktur und Naturheilverfahren im KindesalterApplied Kinesiology IApplied Kinesiology — Manuelle Techniken IIApplied Kinesiology —Allergie, Medikamententest, Herd-testungAtemmassage für AnfängerAus- und ableitende HeilverfahrenAutogenes TrainingAutogenes Training für FortgeschritteneTechnik der HypnoseTechnik der Hypnose für FortgeschritteneBiomolekulare vitOrgan-Therapie, Allergostop und Tu-morvakzineDer Arztberuf: Quelle von Erfüllung und Möglichkeit derVerdrängungDer unklare Fall — der ProblempatientElektroakupunktur nach Voll — EinführungTherapeutische Strategien der EAV unter besonderer Be-rücksichtigung der HomöotherapieElektroneuraltherapie und Elektroneural-DiagnostikErnährungsverordnungen in der ärztlichen PraxisFeldenkrais-MethodeGelopunktur für AnfängerGelopunktur für FortgeschritteneGrundlagen der GeopathieHämatogene Oxydationstherapie (HOT/UVB)Homöopathie für Zahnärzte IV

Kneippsche Anwendungen — Hydrotherapie — Allgem.BalneotherapieKontrollierte Therapie von chronischen Erkrankungendurch Kopfherde, Material- und Amalgamunverträglich-keit im Team zwischen Arzt, HNO- und Zahnarzt mit Ab-rechnungshinweisenLymphgefäßsystem und VegetativumManuelle MedizinMikrobiologische Therapie 71. KursMöglichkeiten der Psychotherapie in der AllgemeinpraxisNeuraltherapie für AnfängerNeuraltherapie für FortgeschritteneOzonkurs — EinführungProgressive MuskelodaxationQigongkurs MQigongkurs A

Qigongkurs für FortgeschritteneRegulationsthermographie (Kontaktverfahren nachA. Rost) für ZahnärzteRegulationsthermographie (Kontaktverfahren nachA. Rost)SauerstofftherapieSeminar für Niederlassung und PraxisorganisationSystematische biologische Medizin aus der Praxis für diePraxisThermoregulationsdiagnostik mit Infrarot-Hautthermome-trie nach SchwammUmweltvergiftungen — Diagnose und TherapieWirbelsäulenfunktionsdiagnostik

SOLIDAGORENnormalisiert die Kapillarpermeabilität, erhöht die Kapillar-resistenz, fördert Diurese und Ödemausschwemmung,hemmt Entzündungen und Spasmen der Harnwege.

Zusammensetzung: 100 g Solidagoren enthalten: Extr. fl. ausHerb. Solidag. virg. 50 g (stand, auf 1 mg Quereitrin pro ml),Herb. Potentill. anserin. 17 g, Rad. Rub. tinct. 15 g, Herb.Equiset. arv. 12 g, Fruct. Petrosel 5 g. Enth. 45 Vol.-% Alkohol.Anwendungsgebiete: Glomeruläre Nephropathien, renaleHypertonie und Ödeme, Entzündungen und Spasmen derHarnwege, Schwangerschaftsnephropathien, ungenügendeDiurese, Proteinurie.Dosierung: 3 x täglich 20-30 Tropfen in etwas Flüssigkeiteinnehmen.Handelsformen und Preise:20 ml DM 7,48; 50 ml DM 14,95; 100 ml DM 25,43

Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung,7615 Zell-Harmersbach/Schwarzwald

506 Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

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Kurse tür medizinisches AssistenzpersonalAtemmassage für AnfängerAus- und ableitende HeilverfahrenAutogenes TrainingKneippsche Anwendungen — Hydrotherapie — Allgem.BalneotherapieQigongkurs MQigongkurs AQigongkurs für Fortgeschrittene

Weiterbildungskurs I vom 7. bis 13. September 1991— Hydro-Thermotherapie— Bewegungstherapie— Massagetherapie— Manuelle Diagnostik— Physikalische Therapie— Ernährungstherapie— Phytotherapie— Ordnungstherapie— Mikrobiologische Therapie— Ausleitende Verfahren— Thalsso-, Balneo-, Klima- und Licht-Therapie— Elektrotherapie— Therapiepläne dazu Kolloquien— andere Therapieprinzipien

Weiterbildungswoche II vom 9. bis 15. September1991— Hydro-Thermotherapie— Bewegungstherapie— Massagetherapie— Ernährungstherapie— Phytotherapie— Ordnungstherapie— Neuraltherapie— Elektrotherapie— Therapiepläne— Elektrobiometrische Verfahren

Anfragen richten Sie bitte an:Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e.V. —Geschäftsstelle —, Bismarckstr. 3, 7290 Freudenstadt,Tel. (07441)2151.

Rudolf-Fritz-Weiß-Preis 1991

Die Gesellschaft für Phytotherapie e.V. schreibt den vonder Fa. Biononca, Nürnberg, gestifteten und mit 10000DM dotierten Preis aus für experimentelle und klinischeArbeiten auf dem Gebiet der Phytotherapie. Darum be-werben können sich in Klinik und Praxis tätige approbierteÄrzte sowie auf medizinischem Gebiet tatige Wissen-schaftler und Arbeitsgruppen. Die Bewerbungsarbeit soll-te entweder noch nicht veröffentlicht worden oder im Ein-reich ungsjahr erschienen sein. In deutscher oder engli-scher Sprache abgefaßte Arbeiten sind bis zum 1. Sep-tember 1991 in 5facher Ausfertigung einzureichen an dieGesellschaft für Phytotherapie, z. Hd. Prof. Dr. H. D. Reu-ter, Siebengebirgsallee 24, D-5000 Köln 41.

Dragees

Zusammensetzung:1 Dragee enthalt Magnesium-L-hydrogenaspartat200 mg (entspr 13,5 mg Mg**), Kalium-L-hydrogen-aspartat 65 mg (entspr 13,5 mg K+), Extr Crataegioxyacanth spir sicc (6,5 1) 50 mg, Etofyllm 50 mgIndikationen: Störungen der Koronardurchblutungund des Myokardstoffwechsels, Belastungsinsuffi-zienz, Myodegeneratio cordis, Kardiosklerose, Herz-rhytfimusstorungen, Altersherz, Kombinafionsbe-handlung mit HerzglykosidenKontraindikationen: Ausscheidungshemmung vonElektrolyten bei schwerer Niereninsuffizienz, Anurie,Exsikkose

Handelsformen und Preise: 30 Dragees DM 6,79,50 Dragees DM 10,99, 100 Dragees DM 18,46

Verla-Pharm, 8132 Tutzing

Ärztezeitschr. f. Naturheilveri. 7/91, 32. Jahrg. 507

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GYNÄKOLOGIE

Mammographie immer noch amerfolgreichsten

Nur regelmäßige Mammographienkönnen das Problem der Mamma-karzinom-Früherkennung lösen.Weder die Selbstuntersuchung derBrust noch die ärztliche Mamma-palpation sind diagnostisch auchnur ähnlich effizient. Nach Ein-führung eines Mammographie-Screenings an einer großen chirur-gischen Klinik stieg die Quoteschon frühzeitig erkannter Mam-makarzinome im Tumorstadium Ivon 16 auf 41 Prozent.Das US-National Cancer Instituteund die American Cancer Societyempfehlen eine Basismammogra-phie im Alter zwischen 35 bis 40Jahren mit anschließenden zwei-jährigen Mammographiekontrollenbis zum 50. Lebensjahr. Danachsollen jährliche Kontrollmammo-graphien folgen. Bei anamnesti-scher oder familiärer Belastung set-zen die Basis-sowie jährlichenMammographien entsprechendfrüher ein.

Am Brooke Army Medical CenterFort Sam Houston im US-StaatTexas hat Dr. Frank M. Robertsondie Verläufe von 165 Mammakar-zinomen, die 1977 bis 1979 dia-gnostiziert worden waren —Gruppe I — mit denjenigen von181 Mammakarzinomen vergli-chen, welche an dieser Klinik 1985bis 1987 behandelt worden waren— Gruppe II —, nachdem dasScreening-Programm eingeführtworden war.In der Gruppe I hatten noch 84Prozent der Patientinnen ihr Kar-zinom zunächst selbst getastet, nur16 Prozent aller Tumoren warenzu diesem Zeitpuinkt noch im Tu-morstadium I. Nfur sechs Prozentder Malignome waren mammogra-phisch entdeckt worden: 55 Pro-

zent waren bereits im Stadium II.In der Gruppe II wurden nurnoch 46 Prozent der Tumoren zu-erst von der Patientin getastet. 41Prozent waren bei der Diagnosenoch im Tumorstadium I, 31 Pro-zent im Stadium II, und die Dia-gnose war in 47 Prozent mammo-graphisch gestellt worden. Die Be-deutung des ärztlichen Tastbefun-des war in beiden Gruppen be-scheiden: Palpiert wurde das Mam-makarzinom vom Arzt bei derErstdiagnose nur bei neun und beifünf Prozent, war zu erfahren.

CHIRURGIE

ORTHOPÄDIE

Keramik verwächst gut mit Kno-chen

Eine neuartige Biokeramik alsKnochenersatz hat Professor Wer-ner Vogel vom Schott-Institut derUniversität Jena auf der Jahresta-gung für Kristallographie in Gie-ßen vorgestellt. Wie er sagte, ver-wächst — im Gegensatz zu bisherbekannten Keramikarten — dasneue Material direkt mit demKnochen, in den es eingepflanztwird. Es soll dabei auch nichtmehr von Kollagen, das der Kör-per bildet, überzogen werden.Vogel berichtete von einer Wirbel-säulenoperation an der OstberlinerCharite, bei der einem an Kno-chenkrebs erkrankten Patientendrei Rückenwirbel durch die neueKeramik erfolgreich ersetzt wor-den seien. Das neue Material kön-ne auch zum Einpflanzen vonZahnersatz und für die Erneue-rung der Innenohrknochen ge-nutzt werden, so der Jenaer Wis-senschaftler vor den rund 280 Teil-nehmern der Internationalen Ta-gung.

Blinddarmdiagnose durch Sono-graphie

Die sonographische Untersuchungmit abgestufter Kompression desrechten Unterbauches durch denSchallkopf ist die Methode derWahl, wenn Zweifel bestehen, obein operatives Vorgehen bei Ap-pendizitisverdacht indiziert ist.Dieses Fazit zog Dr. /. B. C. M.Puylaert von der RadiologischenAbteilung des Westeinde Hospitalin Den Haag auf Grund einer Stu-die bei 60 Patienten mit Verdachtauf Appendizitis.Bei 25 von 28 Patienten mit chir-urgisch bestätigter Appendizitis seider Blinddarm sonographischsichtbar gewesen. Bei den 32 Pa-tienten ohne Appendizitis, von de-nen 13 operiert wurden, war inkeinem Fall eine Darstellung derAppendix im Ultraschall gelungen.Sieben Patienten seien wegen dessonographisch geäußerten Ver-dachtes auf eine Perforation früheroperiert worden als vorgesehen,und bei sechs dieser Patienten ha-be sich diese Vermutung bestätigt.

TOXIKOLOGIE

Wenig Benzol im bleifreienBenzin

Bleifreies Benzin enthält keinenaußergewöhnlichen Anteil an Ben-zol und belastet Umwelt und Ge-sundheit deshalb insgesamt nurwenig. Das unterstrich das Um-weltbundesamt (UBA) in Berlinbei der Veröffentlichung eines re-präsentativen Benzol-Meßpro-gramms.

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ArAI *MWirkstoff: Natrium selenosum D 4Homöopathisches Arzneimittel Zusammensetzung Flussige Verdünnung zum Einnehmen1 g enth Natrium selenosum D4 dilut Vorschrift 5a HAB 1 1 g Hinweis j,Enthalt 18,5 Vol -% Alkohol «

Handelsformen und Preise Tropfen 50 ml (DM 19 90) 100 ml (DM 34 80)Stand 1/91 Celak AraiBimittBl 0-8988 Kempien

Hintergründe erläuterte UBA-Pressesprecher Karl Tietmann:„Es gibt Untersuchungen undDarstellungen, wonach Benzol einspezielles Merkmal für bleifreiesBenzin sein soll, mit bis zu dop-pelt so hohen Anteilen wie beiverbleitem Treibstoff. Dies ent-behrt jeder Grundlage."160 Benzinproben wurden von Be-auftragten des ADAC bei Tank-stellen genommen und von derUniversität Clausthal im Auftragdes UBA analysiert. „Die weitaushöchsten Benzolwerte wurden beiProben des verbleiten Benzins ge-funden: Bei Blei-Super bis zu9,04% (Bleifrei-Super 4,2), bei Blei-Normal 4,39% (Bleifrei-Normal2,47)", erläuterte das Umweltbun-desamt.

KARDIOLOGIE

Wenig Herzinfarkte amWochenende

Die meisten Patienten mit akutemHerzinfarkt wurden montags undfreitags zwischen zehn und vier-zehn Uhr ins Krankenhaus einge-liefert. Durch diese Statistik sehenCoburger Kardiologen die Erfah-rung bestätigt, daß bei einem My-okardinfarkt gewöhnlich fünf bissieben Stunden bis zur stationärenAufnahme vergehen und der zirka-

diane Gipfel der Infarktmanife-station zwischen ein Uhr nachtsund neun Uhr morgens liegt.Daß Herzinfarkte gehäuft in denMorgenstunden auftreten, wirdvon Herzspezialisten mit der früh-morgendlich vermehrten endoge-nen Freisetzung von Streßhormo-nen erklärt. Nach dem Berichtvon Privatdozent Dr. H. J. Medauund seinen Mitarbeitern am Land-krankenhaus Coburg sind nur 97von 1951 Infarktpatienten an ihrerKlinik zwischen Mitternacht undacht Uhr morgens eingeliefertworden. Auch Samstags und Sonn-tags gab es nur vergleichsweise we-nig Aufnahmen wegen Myokard-infarktes. Aus der hohen Zahl an„Montags- und Freitagsinfarkten"schließen die Kardiologen aufStreßgipfel, sowohl am Wochenbe-ginn als auch am letzten Arbeits-tag, sagte Medau.

INNERE MEDIZIN

Leukämie durch Nikotin?

Raucher haben, in Abhängigkeitvon der Höhe des täglichen Niko-tinkonsums, ein bis zum Zweifa-chen erhöhtes Risiko, an Leukä-mie zu sterben.Dies zeigt eine epidemiologischeStudie bei 248000 US-amerikani-

schen Männern, über die Dr. L. ].Kinlen, Krebsepidemiologe ausEdinburgh und Dr. E, Rogot, Epi-demiologe von den National Insti-tutes of Health in Bethesda berich-ten. Von den erfaßten Männern,die zwischen 1954 und 1955 zu ih-ren Rauchgewohnheiten befragtworden waren, starben zwischen1954 und 1967 723. Bei den Rau-chern wurde, alle Leukämie-7ypenzusammengenommen, ein mittle-rer Anstieg des Leukämie-Risikosauf das l,5fache festgestellt.Zusätzlich zeigte sich eine eindeu-tige Dosis-Wirkungsbeziehung.Die engste Beziehung zwischenNikotin und Leukämie bestandfür die Monoz yten-Leukämie undfür die chronissch myeloische Leu-kämie.

Hier ließ sich ifür Männer, diemehr als 20 Ziigaretten täglichrauchten, ein ainnähernd doppeltesLeukämie-Risiko berechnen. Auchbei Männern, die sich das Rauchenabgewöhnt hat ten, war die Gefahr,an Leukämie z u erkranken, immernoch signifikamt erhöht, so dieForscher.Damit könnte sich das Rauchenals einer der wichtigsten Risiko-faktoren für die Entwicklung einerLeukämie erweisen und müßte da-her in epidemiologische Studienmiteinbezogen werden. Vielleichtließe sich dadurch sogar, so dieWissenschaftler, die zunehmendeHäufigkeit der Leukämie erklären.

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Organ des ZentralVerbandes der Arzte fürNaturheilverfahren e V

Heft 7Juli 199132. Jahrgang

Ärztezeitschrift fürNaturheilverfahren

Redaktionssekre tana t ,J\rztezeitschnft"Schloßplatz 8, 7758 Meersburg/Bodensee

Schnftleitung

Dr med K Ch Schimmel, Meersburg/Bodensee(Hauptschriftleiter)

Dr med H Anemueller, Bernau (Ernährung)Dr med L Fodor, Freyung (apparative Medizin)Dr med H Huneke, Dusseldorf (Regulationstherapie)Dr med H -P Legal, München (Pressereferent)Prof Dr med P A Maurer, München (Psychotherapie)Prof Dr H Schilcher, Berlin (Phytotherapie)Dr med R Wilhelm, Berlin (Physiotherapie)

Wissenschaftlicher Beirat

K Albrecht (Undenheim) — M v Ardenne (Dresden) — J Brand(Konigstein) — N Breidenbach (Salem-Beuren) — W Bringmann(Berlin) — F W Dittmar (Starnberg) — J Doerfler (Hamburg) — PDosch (Schwendt) — F W Douwes (Nußdorf) — G Draczynski (Köln)—W Gawhk(BadTolz) — H Giesenbauer(Bremen-Lesum) —J Gle-ditsch (München) —R Hansel (München) — H Harmsen (Hamburg)— V Harth (Bamberg) — J Huneke (Bad Memberg) — J Kaiser (Aa-chen) - H Kleinsorge (Neustadt-Haardt) - H Kolb (Wetzlar) - HKrauß (Berlin) — H Mensen (Bad Rothenfelde) — H D Neumann(Buhl) —A Rost(Rottach-Egem) — I Ruf (Augsburg) — 0 Schuma-cher-Wandersleb (Bad Munstereifel) — H L Walb(Homberg, Kr Als-feld) —H Werkmeister (Oberhausen)—W Zimmermann (München)

G. Hildebrandt Chronobiologische Aspekte der Naturheilverfahren

Zusammenfassung

Wenn man es als entscheidendes Merkmal derNaturheilverfahren ansieht, daß sie im Sinne ei-ner „natürlichen Therapie" die natürlichen Fä-higkeiten des Organismus zu Reaktion, Regula-tion, Kompensation und Adaptation anregenund therapeutisch nutzen wollen, sind Kenntnis-se über die autonomen Potenzen des Lebensvon besonderer Bedeutung. Der Organismus hatnicht nur die Fähigkeit zur morphologischenRaumgestaltbildung, sondern auch zur Entwick-lung und Unterhaltung komplizierter zeitlicherStrukturen, die durch rhythmische Wechsel zwi-schen ergotropen und trophotropen Funktions-tendenzen gekennzeichnet sind.Das Spektrum der rhythmischen Funktionen desMenschen umfaßt verschiedene Bereiche mitunterschiedlichen Eigenschaften, in denen un-terschiedliche Gesichtspunkte für die praktische

Nutzung berücksichtigt werdem müssen. So er-fordern die langwelligen umweltsynchronisier-ten Rhythmen wegen ihrer umfassenden Kom-plexität die Entwicklung einer therapeutischenZeitordnung (Chronotherapie), durch welcheWirkung und Wirksamkeit therapeutischer Ap-plikationen verbessert werden können. Auchmüssen die Behandlungsintervalle der Zeit-struktur der therapeutisch ausgelösten Reaktio-nen angepaßt werden.

Weiterhin besteht die Notwendigkeit, Im Sinneeiner zeitordnenden Therapie' einerseits diekrankhaft gestörte Umwelteinordnung der rhyth-mischen Funktionen zu verbessern, anderer-seits die endogene rhythmische Frequenz- undPhasenordnung der kürzerwelligen rhythmi-schen Funktionen zur Verbesserung der regula-torischen Leistungen zu steigern, was die Anre-gung von Selbstordnungskraften voraussetzt.

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G. Hildebrandt, Naturheilverfahren Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

Schließlich stellt sich die Aufgabe, eine Chrono-hygiene im Sinne eines richtigen zeitordnendenVerhaltens auszugestalten, was sowohl von prä-ventiver als auch von rehabiiitativer Bedeutungsein kann.

r

Schlüsselwörter: Chronobiologie, Atemrhyth-mik, Kreislaufrhythmik, Regulationsphysiologie,Zeitordnungstherapie

Summary

If one deems it a significant characteristic featu-re of the procedures of natural treatment thatthey want to stimulate the natural capacities ofthe organism to response, regulation, compen-sation and adaption in the sense of a "naturaltherapy" and to use these therapeutically forsuch purposes the knowledge about the autono-mous potencles of life is especially important.The organism does not only have the capacity ofmorphological space-shape-formation but alsoof developing and mainraining complicated tem-poral structures characterized by rhythmic alter-nation between ergotropic and trophotropicfunctional tendencies.

The array of the rhythmic functions in man com-prises various fields with different propertiesand in which different aspects for the practicaluse must be considered. So, due to their com-prehensive complexity the long-wave environ-ment-synchronized rhythms require the deve-lopment of a therapeutical temporal order (chro-notherapy) through which the effect and effica-cy of therapeutical applications may be impro-ved. Also the intervals of the treatment must beadapted to the temporal structure of the thera-peutically initiated reactions.Further, there is the necessity in the sense of atime regulating therapy on the one hand improvethe pathologically disturbed adaption of rhyth-mic functions to the environment and on theother hand to increase the endogenous orderwith regard to rhythmic frequencies and phasesof the shorter-wave rhythmic functions in orderto improve the regulatory capacities. A prerequi-site for this is the Stimulation of the self-regula-tion forces.

Finally, there is the task to develop a chronohy-giene in the sense of a correct time-regulatingbehaviour which may be both of preventive andalso rehabilitative significance.

Key words: chronobiology, breathing rhythm,circulatory rhythm, regulatory physiology, timeorder therapy

Resume

Si l'on considere comme caracteristique decisi-ve des methodes physiotherapeutiques, le faitqu'elles consistent, dans le cadre d'une »thera-pie naturelle«, ä stimuler les capacites naturellesde l'organisme ä la reaction, la regulation, lacompensation et l'adaptation et ä les utiliser defacon therapeutique, des connaissances sur lespuissances autonomes de l'organisme sont detoute premiere importance. L'organisme n'estpas uniquement doue d'une capacite de forma-tion spatiale morphologique mais peut aussidevelopper et entretenir des structures tempo-relles complexes qui sont caracterisees par destendances fonctionnelles ergotropes et tropho-tropes.

Le spectre des fonctions rythmiques de l'hom-me comprend divers domaines dotes de proprie-tes differentes, dans lesquels il faut tenir comp-te de points de vue differents pour l'utilisationpratique. Ainsi, en raison de leur vaste comple-xite, les rythmes ä ondes longues synchronisesnecessitent la mise au point d'une Chronologietherapeutique (chronotherapie) dont l'action etPefficacite permettent d'ameliorer les applica-tions therapeutiques. II faut egalement adapterla frequence de traitement ä la structure tempo-relle des reactions therapeutiques declenchees.Dans le cadre d'une therapeutique chrono-ordonnatrice, il est egalement necessaire d'unepart d'ameliorer l'integration troublee pathologi-quement des fonctions rythmiques ä l'environ-nement et d'autre part d'augmenter l'ordre dephase et de frequence endogene rythmique desfonctions rythmiques ä ondes plus courtes pourameliorer les Performances regulatoires, ce quipresuppose la Stimulation des forces auto-ordonnatrices.

II convlent ensuite de developper une chronohy-giene dans le sens d'un veritable comportementchrono-ordonnateur, ce qui peut avoir une im-portance tant d'un point de vue de preventionque de rehabilitation.

Mots des: chronobiologie, rythmicite respira-toire, rythmicite circulatoire, Physiologie de laregulation, therapeutique chrono-ordonnatrice

Einleitung

Wenn man es als entscheidendes Merkmal der Naturheil-verfahren ansieht, daß sie im Sinne einer „natürlichenTherapie" (Hildebrandt, 1977a, 1985; Jungmann, 1985)

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die natürlichen Potenzen des Organismus zu Reaktion,Regulation, Kompensation und Adaptation fördern, anre-gen und therapeutisch nutzen wollen, müssen Kenntnisseüber die autonomen Fähigkeiten des Lebens von beson-derer Bedeutung sein. Der Organismus hat nicht nur dieFähigkeit zur morphologischen Raumgestaltbildung, son-dern auch zur Entwicklung und Unterhaltung komplizier-ter zeitlicher Strukturen. Diese sind durch rhythmischeWechsel zwischen ergotropen und trophotropen Funk-tionstendenzen gekennzeichnet, wobei je nach der Perio-dendauer ganz unterschiedliche Prozesse alternierenkönnen.

Die Berücksichtigung zeitlicher Organisationsstrukturensetzt daher eine umfassende Kenntnis des gesamtenSpektrums rhythmischer Vorgänge voraus, wie sie beson-ders während der letzten Jahrzehnte von der biologisch-medizinischen Rhythmusforschung (Chronobiologie) erar-,beitet worden sind. Dabei zeigt sich, daß sich aus denunterschiedlichen Eigenschaften der biologischen Rhyth-men ganz verschiedene Fragestellungen im Hinblick aufdie Therapie ergeben.

Spektrum der rhythmischen Funktionen beimMenschen

Abb. 1 zeigt ein Spektrum der Haupttypen rhythmischerFunktionen, geordnet nach der logarithmisch aufgetrage-nen Periodendauer. Betrachtet man zunächst die Reiheder aufgeführten Funktionsbeispiele, so wird eine hierar-chische Gliederung deutlich. Mit zunehmender Perioden-dauer nimmt die Komplexität der rhythmischen Vorgängezu. Immer mehr Teilfunktionen werden zu gemeinsamerKoaktion zusammengeschlossen. Im langwelligen Be-reich des Spektrums (z. B. Tagesrhythmus, Jahresrhyth-mus) ist daher damit zu rechnen, daß sich die Eigenschaf-ten des Organismus im Ablauf der rhythmischen Umstel-lungen vollständig verändern und damit auch die Voraus-setzungen für Diagnose und Therapie. Dies erfordert eineentsprechende diagnostische und therapeutische Zeitord-nung.

Wichtig ist weiterhin eine Zweiteilung des Gesamtspek-trums (vgl. den horizontalen Doppelstrich in Abb. 1): Imlangwelligen (sog. infradianen) Bereich finden sich für dierhythmischen Funktionen im Tages-, Wochen-, Monats-und Jahresrhythmus korrespondierende rhythmische Vor-gänge in der Umwelt, wenn auch diese ganz unterschied-licher Natur sind. Der Organismus ist diesen Umwelt-rhythmen auch keineswegs passiv unterworfen, sie steu-ern nicht einfach von außen her seine Funktionen. Viel-mehr hat er diese Ordnung mehr oder weniger stark verin-nerlicht und ist in der Lage, diese selbst — wenn auch mitgewissen Abweichungen — hervorzubringen. Dies hatsich bei Versuchen mit vollständiger Umweltisolierung inBunkern und Höhlen eindeutig nachweisen lassen. Dieäußeren Umweltrhythmen haben aber einen synchronisie-renden, d.h. phasenregulierenden Einfluß und sichern aufdiese Weise die geophysikalisch bzw. kosmisch geordne-

te Basis für die Zeitstrukturen des Organismus und seinerichtige Umwelteinordnung. Dies gilt speziell für Tages-und Jahresrhythmus, während Wochen- und Monats-rhythmus sich bereits weitgehend verselbständigt haben,offenbar im Zuge einer allgemein fortschreitenden zeitli-chen Emanzipation des zivilisierten Menschen aus dennaturgegebenen Ordnungen.Für den Bereich der infradianen langwelligen Rhythmenist demnach neben der Komplexität der Umstellungenauch die Frage von therapeutischer Bedeutung, inwieweitStörungen der richtigen Umwelteinordnung (Synchronisa-tionsstörungen) am Krankheitsgeschehen beteiligt sindund behandelt werden müssen. Dabei müssen sich dieMethoden einer solchen zeitordnenden Therapie aus derKenntnis der Synchronisationsmechanismen ableiten las-sen.Die kürzerwelligen Rhythmen des Spektrums (unterhalbdes horizontalen Doppelstriches in Abb. 1) stellen dage-gen rein endogene autonome Funktionsschwankungendar, die in keinem unmittelbaren Bezug zu den Rhythmender Umwelt stehen. Stattdessen zeigt sich in diesem Be-reich ein besonderes Organisationsprinzip: So findet mandie höchstfrequenten rhythmischen Aktionen im Bereichdes Nervensystems. Sie dienen hier dem Informations-wechsel, d.h. der Aufnahme, dem Transport und der Ver-arbeitung von Informationen, die zu rhythmischen Signa-len verschlüsselt werden. Die langsamen Rhythmen desautonomen Bereichs dienen dagegen dem Stoffwechselund seinen Funktionsbereichen: der Stoffaufnahme und-ausscheidung, Verdauung, Sekretion und Energiespei-cherung. Die Informationsrhythmen sind streng an höchst

Periodendauer(log)

1 Jahr

II

c ai°E•a-c

1 Monat

1 Woche

1 = 1 Tag

1Std

1 min

1 sec

10"1 sec

W"3sec

Wachstums-InvolutionUmweltempassung

Reproduktion

Regeneration- Heilung

-Schlafen-WachenSpeicherung AusscheidungStoffwechselaktiviiat

Glatter Muskeltonus

Sekretion

Penstaltik-Kreislauf

Atmung

Motonk

Herzschlag

FlimmerepithelQehimtatigkeit

Nervenaktion

Stoffwechsel-

RhythmischeTransport-

u. Verteitungs-systeme

Informations-system

Periodendauer(log)

Abb. 1: Spektrumbeim Menschen.

der Periodendauer rhythmischer Funktionen

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Millisekunden1 10 XX)

Sekunden Mnuten Stunden

60 60 24

ERHOLUNGERNAHRUNGVERDAUUNG

ATMUNGKREISLAUF

NERVEN-SYSTEM

FrequenzVwtMtnss«

5 25 X 250 500» WO 1Millisekunden

I U 75 6 30 p 3J 75 IS X 15 3 6 B60 60 :

Sekunden Minuten Stunden

Abb 2 Frequenzverhalten derendogen-autonomen rhythmi-schen Funktionen in den dreiFunktionsbereichen des Spek-trums Vertikale Striche bezeich-nen die bevorzugten Frequenz-banden horizontal schraffierteFelder zeigen den Bereich derFrequenzmodulationen an Dadie Abszisse dual-loganthmischgeteilt ist, gelten die angegebe-nen Frequenzverhaltnisse in al-len Bereichen des SpektrumsNähere Erläuterungen im Text

differenzierte raumliche Strukturen des Nervensystemsgebunden, die Stoffwechselrhythmen betreffen dagegenmehr oder weniger alle Gewebe und sind räumlich vielweniger spezifiziertDen Übergang zwischen diesen beiden so gegensätzli-chen Bereichen bildet das System der rhythmischenTransport- und Verteilungsfunktionen, insbesondere mitden Rhythmen von Kreislauf und Atmung Daß es sichhier um einen zentralen Bereich der zeitlichen Organisa-tion handelt, geht zudem daraus hervor, daß sich in die-sem Frequenzbereich auch die motorischen Aktionsrhyth-men abspielen (z B Gehen, Klopfen, Ruhren), und daßwir in diesem Bereich auch unmittelbar rhythmisch emp-finden können, weshalb hier die musikalischen Rhythmenangesiedelt sind (vgl Hildebrandt, 1989)Diese funktionelle Dreighederung des endogen-autono-men Systems zeigt sich auch an einem unterschiedlichenLeistungsverhalten der einzelnen rhythmischen Vorgange(s Abb 2) So äußern sich die Leistungen des Informa-tionssystems in den gleitenden Frequenzanderungen dernervalen Aktionsrhythmik, wobei die jeweilige Frequenz inenger Korrelation zum Erregungszustand der nervösenElemente und damit zur Intensität der sie treffenden spe-zifischen Umwelteinwirkungen steht Nur unter Ruhe-bedingungen und vor allem im Schlaf werden in Abhän-gigkeit von der Schlaftiefe die nervösen Elemente zuGewebsrhythmen mit bevorzugten Frequenzbanden syn-chronisiert (vgl die EEG-Kntenen der Schlafstadien)Demgegenüber sind die Rhythmen des Stoffwechselsy-stems in ihrer Frequenz nicht oder nur noch wenig modu-herbar, vielmehr verfugt jeder Funktionsbereich über eineReihe von verschiedenen praformierten Frequenzban-den, die je nach Leistungsbeanspruchung sprunghaftwechselnd genutzt werden Alle diese Frequenzbandenstehen aber untereinander in einfachen ganzzahligen Fre-quenzbeziehungien, unterliegen also einer harmonisch-musikalischen Ordnung So steht z B der Rhythmus derMagenpenstaltik. zum 1-min-Grundrhythmus der Fundus-muskulatur des Magens im Frequenzverhaltnis 3 1, derDuodenalrhythmius zur Magenpenstaltik im Verhältnis

4 1 Schon ein isoliertes Stuck glatter Muskulatur zeigtspontan-rhythmische Kontraktionen, deren Periodendau-ern standig in ganzzahhgen Sprüngen wechseln (Golen-hofen und von Loh, 1970) (Abb 3)Im mittleren Bereich der Atmungs- und Kreislaufrhythmentreffen demnach zwei ganz verschiedene Funktionsprmzi-pien aufeinander und müssen ausgeglichen werden EineZeitstruktur, die von den einfließenden Informationenstandig frequenzmoduhert wird, und eine andere, derenRhythmen streng an eine vorgebildete harmonisch-musi-kalische Ordnung gebunden sind, die ihrerseits durch denAnschluß an die umweltsynchromsierten langwelligenRhythmen stabilisiert wird

Die rhythmischen Funktionen des mittleren Bereichesvereinen beides, indem sie einerseits eine relativ großeVariationsbreite ihrer Frequenz aufweisen und aufLeistungsanforderungen mit Frequenzmodulationen ant-worten, andererseits aber — besonders unter Ruhebedin-

33

n

30

25

20

15

10

5

0

i - i

r

-

T

n=286

l l ' l L In Ih rTTlnn n n1 2 3 4 5 6 7 8 9

PERIODENDAUER (35°C)lOminii

Abb 3 Häufigkeitsverteilungen der Periodendauer spontanerKontraktionen glatter Muskulatur (Taema coli vom Meerschwein-chen) (nach Golenhofen und von Loh 1970)

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gungen — Vorzugsfrequenzen und Frequenznormen auf-suchen, die wiederum in einfachen ganzzahligen Fre-quenzbeziehungen zueinander stehen und die zugrunde-liegende harmonische Zeitstruktur hervortreten lassen.Diese Ordnung ist daher gegenüber Leistungsanforderun-gen sehr labil und muß in Ruhe und Erholung immer wie-der regeneriert werden. Dies geschieht am stärksten imNachtschlaf. Abb. 4 zeigt z.B. individuelle Tagesgängedes Frequenzverhältnisses von Puls- und Atemrhythmusbei gesunden Personen unter gleichmäßigen Ruhebedin-gungen. Das normale ganzzahlige Verhältnis von 4:1 wirdnur von wenigen Personen den ganzen Tag über einge-halten, bei den meisten kommen große Abweichungennach beiden Seiten hin vor. Während der Nacht aber,nach einigen Stunden Schlaf, konvergieren alle Kurvenauf einen sehr engen Bereich um die ganzzahlige Norm4:1 (sogenannte nächtliche Normalisierung).Untersuchungen der Kreislauf- und Atmungsrhythmen mitspektralanalytischer Auswertung der sogenannten Mo-mentanherzfrequenz zeigen (Abb. 5), daß außer demPuls-Atem-Verhältnis auch die Frequenzverhältnisse zuBlutdruck- und Minutenrhythmus der peripheren Durch-blutung recht exakt auf den ganzzahligen Quotienten 4:1eingestellt werden, wenn im Nachtschlaf die regenerie-renden Funktionen des Stoffwechselsystems überwiegen(Raschke u. Mitarb., 1977).

Neben der harmonischen Frequenzordnung werden imNachtschlaf auch die Phasenbeziehungen der rhythmi-schen Funktionen strenger geordnet. Zum Beispielkonzentrieren sich nach einigen Stunden Schlaf die Inspi-rationsbeginne auf ganz bestimmte Abschnitte der Herz-periode (Storch, 1967). Entsprechende Beobachtungenliegen auch für die Phasenbeziehung von Herzrhythmusund arterieller Grundschwingung {Hlldebrandt u. Klein,1969) sowie für die Phasenkoaktion zwischen Atmungund Blutdruckrhythmus vor (Golenhofen u. Hildebrandt,1958; Goldmann, 1980).

Die am Tage auftretenden individuellen Abweichungenvon der strengen zentralen Ordnung kennzeichnen unter-

10

59 857 7

618

1Sh MOZ

Abb. 4: Individuelle Tagesgänge des Puls-Atem-Frequenzverhält-nisses (QP/A) unter gleichmäßigen Ruhebedingungen bei Perso-nen mit unterschiedlichem Pulsfrequenzniveau (24-Std.-Mittel)(nach Hildebrandt, 1962).

schiedliche Gleichgewichtseinstellungen zwischen denrhythmischen Funktionen des autonomen Systems. Siehaben konstitutionellen Rang, zumal sie in der Regel imEinzelfall nur nach einer Richtung hin auftreten. Schondie alten chinesischen und indischen Ärzte achtetendaher zum Beispiel auf das Puls-Atem-Frequenzverhält-nis und die sich daran anzeigenden Krankheitsneigungenund Reaktionsweisen.

Abb. 5: Häufigkeitsverteilung derspektralanalytisch im Schlafver-lauf der Momentanherzfrequenzvon 17 Probanden in 47 Nacht-schlafuntersuchungen aufge-deckten Vorzugsfrequenzen vonHerzrhythmus, Atemrhythmus,Blutdruckrhythmus und Minu-tenrhythmus (nach Raschke u.Mitarb., 1977).

Puls Atmung Blutdruck (Durchblutung

TtMC]

f[1/min]

Periodendauer bzw. Frequenz

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+ 30-

20-

min nach Belastungl 2. 3. 4 5. l 2. 3. 4. 5. V 2. 3. 4. 5.

0

-10- QP/A=1,92(9)

Q P/A=4,08(29)

QP/A=13.42(9)

Abb. 6: Mittlerer Verlauf derHerzfrequenz während der er-sten fünf Minuten nach gleichdo-sierter Arbeitsbelastung durchStufensteigen in drei Personen-gruppen mit unterschiedlichenRuhewerten des Puls-Atem-Quo-tienten (QP/A). Die Ordinate gibtdie Abweichungen der Herzfre-quenz vom Ruhewert an, die ein-geklammerten Zahlen geben dieGruppenhäufigkeit an (nach Hil-debrandt, 1962).

1.5

1.3

1,1

0,9

0.7

- #

p

I

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i i

— i

b=-0.0758c= 1,375n=32p<0.01

2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0

Puls-Atem-Quotient (im Liegen]

Abb. 7: Beziehungen zwischen dem Puls-Atem-Quotienten im Lie-gen und dem Orthostase-Quotienten (nach Weckenmann, 1981)bei orthostatisch stabilen und labilen Probanden. Werte desOrthostase-Quotienten unter 1,0 zeigen Labilität an (nach unveröf-fentlichten Daten von Gutenbrunner, 1984).

- 2

11 10 9 6 5 4 3 2 1 0Krankheitstage

Abb. 8: Individuelle Verläufe des täglich gemessenen Puls-Atem-Quotienten bei Grip/pepatienten, die bis zum Abschluß der Be-handlung kontrolliertt wurden. Die Werte sind über dem letzten Un-tersuchungstag synchronisiert (nach Müller, 1971).

Moderne regulationsphysiologische Untersuchungen zei-gen, daß die individuelle Regulationsdynamik maßgeblichvon der Größe des Puls-Atem-Quotienten abhängig ist,und zwar sowohl bei Arbeits- und orthostatischer Bela-stung als auch bei Langzeitreaktionen von adaptivemCharakter. Abb. 6 zeigt z. B. die Regelflächen der Pulsfre-quenzregulation nach kurzer gleichdosierter Arbeitsbela-stung in drei Gruppen von Versuchspersonen, die sich inder Größe des Puls-Atem-Quotienten in Ruhe vor der Be-lastung unterschieden. Bei stark erniedrigtem Quotient-wert erfolgt die Rückstellung der Herzfrequenz zumRuhewert nach der Belastung sehr verzögert, mit zu ho-her Dämpfung der Regelung. Bei erhöhtem Quotientwertdagegen verläuft die Herzfrequenz nach der Belastung la-bil unterschwingend mit zu geringer Dämpfung der Rege-lung, während die mittlere Gruppe mit einem normalenAusgangsquotienten von 4:1 vor der Belastung dieschnellste und zielstrebigste Rückstellung mit kleinsterRegelfläche (schraffierte Fläche) bietet.Abb. 7 zeigt, daß der Orthostase-Quotient (n. Wecken-mann, 1981) als Indikator der orthostatischen Regula-tionsfähigkeit (Werte unter 1,0 zeigen orthostatische Labi-lität an) mit dem Puls-Atem-Quotienten in Ruhe korreliert(Gutenbrunner, 1984). Orthostatisch Labile haben schonim Liegen ein erhöhtes Puls-Atem-Frequenzverhältnis.In Abb. 8 sind Befunde über das Verhalten des Puls-Atem-Quotienten im Verlauf von Grippeerkrankungendargestellt, die bei täglicher Kontrolle durch einen prakti-zierenden Arzt erhoben wurden (Müller, 1971). Dabeizeigt sich insgesamt im Heilungsverlauf eine Tendenz zurNormalisierung der Quotientwerte. Erhöhte Ausgangsla-gen erfahren aber eine schnellere Rückstellung zur Norm,während die träger regulierenden Patienten mit Auslen-kungen des Quotienten nach unten eine Neigung zu chro-nischem Verlauf erkennen lassen.Der Ruhezustand der zentralen rhythmischen Funktions-ordnung ist demnach ein wichtiges diagnostisches Kriteri-

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um zur Beurteilung des individuellen Zustandes der Zeit-struktur und der Regulationsdynamik. An ihren Verände-rungen lassen sich auch therapeutische Effekte kontrol-lieren. Mit entsprechender apparativer Technik könnenaußer den Frequenzverhältnissen auch die Phasenkoppe-lungen zwischen den verschiedenen Rhythmen darge-stellt werden.

Therapeutische Zeitordnungen

Die Belege dafür, daß die komplexen langwelligen Um-stellungen des Organismus die Voraussetzungen für dieTherapie verändern und daher im Sinne einer therapeuti-schen Zeitordnung (Chronotherapie) berücksichtigt wer-den müssen, sind inzwischen so zahlreich, daß nur einigefür Naturheilverfahren wichtige Beispiele angeführt wer-den können (Literaturübersicht s. Hildebrandt, 1986).Der biologische Jahresrhythmus geht mit beträchtlichenSchwankungen von Belastbarkeit, Resistenz und Lei-stungsfähigkeit einher. Dies ist z.B. aus dem Phänomender sogenannten Saisonkrankheiten (De Rudder, 1952)seit langem bekannt. Zugleich verändern sich aber auchdie therapeutischen Wirkungsmöglichkeiten, deren Jah-resschwankungen besonders im Rahmen von Kurbe-handlungen gut untersucht sind.Wie die Beispiele in Abb. 9 zeigen, ist z.B. die Steilheitder Befindensbesserung im 4wöchigen Kurverlauf nachKurtagebucherhebungen während des Sommers größerals im Winter. Ebenso unterliegt die Intensität der Norma-lisierungseffekte des Puls-Atem-Quotienten dem Jahres-rhythmus. Auch der trainierende Effekt einer aktivieren-den Kurbehandlung auf die körperliche Leistungsfähigkeitzeigt jahresrhythmische Schwankungen von großer Am-plitude, und schließlich unterliegen auch die im Kurverlauferzielten Körpergewichtsanstiege bei Klimakuren im Kin-desalter jahreszeitlichen Variationen, die sich in umge-kehrtem Sinne auch bei der Reduktion des Körperge-wichts von Erwachsenen auswirken (Klinker u. Landmann,1970)

Aus solchen Befunden darf aber nicht ohne werteres ge-schlossen werden, daß bestimmte Jahreszeiten für dieKurortbehandlung günstiger sind. Vielmehr hat sich einer-seits gezeigt, daß bei einer Kurverlängerung über 6 Wo-chen die Jahresschwankungen weitgehend ausgeglichenwerden, und andererseits ist aus der Adaptationsphysio-logie bekannt, daß langsamer aufgebaute Adaptations-fortschritte stabiler sind.Auch der Menstruationsrhythmus geht mit umfassendenvegetativen Umstellungen einher, die Leistungsfähigkeitund Reaktionsweise modifizieren. Im Einzelfall ist derenPhasenlage in bezug auf den Menstruationstermin vonder individuellen Zyklusdauer mitbestimmt {Hildebrandt u.Witzenrath, 1969). Für Kurbehandlungen bei Frauen giltseit langem die Erfahrungsregel, nach der eine Kur unmit-telbar nach Ablauf einer Regelblutung beginnen soll, da-mit die Kurreaktion nicht durch die verstärkt ergotrope

Phase des Prämenstruums akzentuiert wird (Baatz,1986). Auch objektive Prüfungen haben gezeigt, daßdiese Erfahrung zu Recht besteht. Frauen, die eine akti-vierende Kneippkurbehandlung in der ersten postmen-struellen Woche begannen, zeigten den steilsten und amwenigsten gestörten Anstieg der körperlichen Leistungs-fähigkeit (PWC 130) (Hoffmann, 1985).Der Einfluß des biologischen Tagesrhythmus auf die Wir-kung von Medikamenten und anderen therapeutischenApplikationen ist heute in großem Umfange bekannt (Lite-raturübersicht Hildebrandt, 1986, 1987; Lemmer, 1983;Reinberg u. Smolensky, 1983). Von den Verfahren der na-türlichen Therapie wurden vor allem physikalische undbalneologische Anwendungen frühzeitig unter chronothe-rapeutischen Gesichtspunkten untersucht. Wie die Zu-sammenstellung der Abb. 10 zeigt, muß zum Beispiel beider Anwendung kalter und warmer Reize mit tagesrhyth-mischen Schwankungen der thermischen Reizempfind-lichkeit gerechnet werden. Während der tagesrhythmi-schen Aufheizungsphase der Thermoregulation mit an-steigender Körperkerntemperatur durchläuft die Kaltreiz-empfindlichkeit im Bereich von 9.00 Uhr ein Maximum.Hier ist sowohl die Blutdruckreaktion als auch die vaso-konstriktorische Reaktion auf Kaltreize am stärksten, undzwar nicht nur bei systematischer Prüfung unter Laborato-riumsbedingungen, sondern auch bei intermittierenderApplikation unter ambulanten Bedingungen. Die Warm-reizantworten sind dagegen während der tagesrhythmi-schen Entwärmungsphase mit abfallender Körpertempe-ratur im Bereich von 21.00 Uhr maximal, wie die Kurven

•- Anstieg der körperlichenLeistungsfähigkeit

J F M A M J J A S O N D

MONATE

Abb. 9: Jahresrhythmische Schwankungen verschiedener Kur-effekte, zusammengestellt nach Befunden der Literatur (nach Hil-debrandt, 1980).

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Cold-Pressure- ReaktionImtl

(nach STREMPEL 19761

Mittlere okroleWiedererwormungsieitnach kaltem Hondbod

I nach HILDE BRANDT 19S7)

Halbwertszeit der gkrnlenWiedererwormunonoch koltem Obergull

(noch WEH 1973)

* Durchbkjiunonach 30 minWormepockung

(noch HELLER 1961)

\ Schwitzreoktion derStirnhoutntx.lt Wormreiz

(noch HILDEBRANDT u M4arb 195(1

21 3 h

Abb. 10: Mittlerer Tagesgang verschiedenerParameter der thermischen Reagibilität desMenschen. Die Klammern bezeichnen den Be-reich des mittleren Fehlers der Mittelwerte(nach Hildebrandt, 1986).

der thermisch bedingten Durchblutungssteigerung inHaut und Muskel sowie der Schwitzbereitschaft erkennenlassen. Unter Ausnutzung dieser Verhältnisse läßt sichz. B. die Reizstärke einer Kältebehandlung dadurch stei-

15.min Saunabad

Kern temperatur- Anstieg (rektau

O.58(iO.O3)°C

=573(£i1IP/min

,- =290.51*8.8)9

0 3 6 9 tr 15 Iß 21 0 3 6 9 12 15 18 21 0 hJa g e s z e 11

gern, daß man die Reize anfangs am Nachmittag appli-ziert und dann auf den Vormittag verlegt. Andererseits be-steht die Erfahrung, daß überwärmende Maßnahmen amNachmittag schlechter verträglich sind als am Vormittag(Lampen, 1949). Auch bei der Saunabehandlung wirkensich die tagesrhythmischen Umstellungen auf Körpertem-peraturanstieg und Schweißverlust aus (Engel u. Henze,1989) (Abb. 11).Weiterhin schwankt die Ansprechbarkeit des Stoffwech-sels tagesrhythmisch, wobei die spezifisch-dynamischeWirkung einer Testmahlzeit am Vormittag im Bereich von9.00 Uhr maximal ist. Experimentelle Untersuchungenhaben gezeigt, daß vormittägliche Nahrungsaufnahmeden Gewichtsverlust fördert, nachmittägliche Nahrung-saufnahme dagegen den Gewichtsansatz steigert (Abb.12). Bei Heilwasser-Trinkkuren hat die am Morgen aufge-nommene Trinkmenge eine verstärkte Reizwirkung aufdas vegetative System (Gutenbrunner, 1990a).

Abb. 11: Tagesgang der Saunawirkung (prozentuale Zunahmevon rektaler Kerntemperatur und Pulsfrequenz nach 15 minSaunabad sowie Gewichtsverlust) von acht weiblichen Personenbei Untersuchungen zu acht verschiedenen Tageszeiten unterstandardisierten Bedingungen. Saunaklima in Kopfhöhe 90 ° C,5% rel. Feuchte. Klammern = Standardfehler der Mittelwerte.

(Nach Engel und Henze 1989).

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nurmorgens

nurabends

2000 Cal. pro Tagn = 6(Hirsch u. Mitarb. 1975)

Wunschkostn = 12(Jacobs u. Mitarb. 1975)

Abb. 12: Mittlere Körpergewichtsänderungen gesunder Versuchs-personen, die Nahrung von 2000 Cal pro Tag oder Wunschkostüber drei Wochen nur morgens oder abends zu sich nahmen(nach Hirsch u. Mitarb., 1975; Jacobs u. Mitarb., 1975),

Im Hinblick auf eine mögliche Mitwirkung von Plazeboef-fekten bei natürlichen Heilmethoden ist es von Interesse,daß auch die Plazeboeffekte tagesrhythmischen Verände-rungen unterliegen. Wie Abb. 13 zeigt, ist die analgeti-sche Wirkung einer Plazebogabe, dargestellt an derAnhebung der Zahnschmerzschwelle, am Tage gegenMittag maximal, in der Nacht dagegen minimal. Berech-nungen ergaben, daß an der Gesamtwirkung eines be-stimmten Analgetikums am Tage der Plazeboeffekt zu et-wa 40 bis 50% beteiligt ist, während der Anteil in derNacht unter 10% liegt (Pöllmann u. Hildebrandt, 1979).

-Von Interesse ist auch der Nachweis, daß im Einzelfall deranalgetische Plazeboeffekt um so größer ausfällt, je hö-her die Amplitude der tagesrhythmischen Schwankungder Schmerzschwelle ist. Dies muß als Hinweis darauf ge-wertet werden, daß der Plazeboeffekt von der individuel-len Spannweite vegetativer Umstellungen abhängt.Bedeutsamer als solche tagesrhythmischen Schwankun-gen immediater Wirkungen ist im Hinblick auf die meistlängerfristig wiederholten Anwendungen der natürlichenTherapie die Tatsache, daß auch die umstimmendenadaptiven Langzeitreaktionen auf therapeutische Reize

KALTREIZ-NUTZZEIT

t PLAZEBO

21 0 3UHRZEIT (MEZ)

Abb. 13: Mittlerer Verlauf der Kaltreiznutzzeit für die Schmerz-schwelle gesunder Frontzähne bei 22 männlichen Versuchsper-sonen nach Gabe eines Scheinanalgetikums zu sechs verschie-denen Tageszeiten (Pfeile). Die jeweiligen Ausgangswerte dereinzelnen Untersuchungstermine sind zur Verdeutlichung desspontanen tagsrhythmischen Verlaufs der Schmerzschwelle mit-einander verbunden. Die Klammern bezeichnen den Bereich desmittleren Fehlers der Mittelwerte (nach Pöllmann u. Hildebrandt,1979).

von der Tageszeit der Applikationen abhängig sind. Sokonnte zum Beispiel nachgewiesen werden, daß muskulä-res Krafttraining am Abend maximale Erfolge erbringt,während morgendliches Training minimale Effekte hat (Li-teraturübersicht s. Gutenbrunner, 1990b). Abb. 14 zeigt,daß auch die Effekte eines 4wöchigen Ausdauerleistung-strainings auf dem Laufbandergometer tageszeitlich ver-schieden ausfallen. Während am Morgen nur geringeSteigerungen der Leistungsfähigkeit erzielt werden, sinddiese bei Training am Mittag und besonders am Nachmit-tag wesentlich größer (Baier u. Rcompel, 1977). NeuereUntersuchungen von Hoffmann (1 990) haben bestätigt,daß dieser tagesrhythmische Einfluß auch beim körperli-chen Training im Rahmen der Infarkt-Rehabilitation signi-fikante Unterschiede zwischen vormittags und nachmit-

Abb. 14: Mittlerer Verlauf der körper-lichen Leistungsfähigkeit (W 130)von drei Personengruppen, die beigleichen raumklimatischen Bedin-gungen zu drei verschiedenen Ta-geszeiten über vier Wochen auf demLaufbandergometer trainiert wur-den. Am rechten Bildrand sind diemittleren Ausgangswerte der körper-lichen Leistungsfähigkeit angege-ben. Die Klammern bezeichnen denBereich des mittleren Fehlers derMittelwerte (nach Baier u. Rompel,1977).

woo AusgangswrttAMndtrannQ«"-I^hn-13

MittaQstraining

11" - U30 hn>B

6»-9»hn>19

82721

8533

t 49,8 kpm/min

147,7 kpm/min

± 30,2 kpm/min

1 2 3 4 5 6 7 8 9 » 11 »2 Ttnrin*7 U 21 28 lag*

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tags trainierten Patientengruppen verursacht. Auch Un-tersuchungen über die Wirkung von Sauerstoffmangel-bzw. Höhenexpositionen zu verschiedenen Tageszeitenhaben ergeben, daß die Reaktion des erythropoetischenSystems bei nachmittäglicher Exposition am stärksten ist(Heckmann u. Mitarb., 1979).

Chronobiologische Untersuchungen über die sog. Organ-Uhr, wie sie in der tradierten chinesischen Medizin einebedeutende Rolle spielt, liegen bisher nicht vor. Auch diezahlreichen Hinweise auf die Bedeutung der Tageszeit fürdie homöopathische Diagnose und Therapie sind bishernicht hinreichend in vergleichenden Untersuchungenüberprüft worden.

Zeitordnende Therapie

Einen wesentlichen Bestandteil vieler Formen naturheil-kundlicher Behandlung stellen Maßnahmen zur Verbes-

10

(71- erste 3 Tage

gjChronisch Kranke

Kranke

n . U

9 12 15 18 21 2L

Tageszeit der AkrophasenKörpertemperatur. Pulsfrequenz. Atemfrequenz.

QP/A

Abb. 15: Tageszeit/liehe Häufigkeitsverteilungen der tagesrhyth-mischen Maxima verschiedener vegetativer Funktionsgrößen beieiner Patientengruppe während der ersten drei Tage nach Klinik-aufnahme im Vergleich zu den letzten drei Tagen vor der Klinik-entlassung (nach Rifppert, 1983).

serung der tageszeitlichen Ordnung der Lebensweisedar. In der Kne/pp-Therapie gilt z. B. die sogenannte Ord-nungstherapie als einer der fünf Hauptbestandteile. Ne-ben psychotherapeutischen Zielsetzungen einer seeli-schen Neuordnung zielen zeitordnende Maßnahmen fürdas Verhalten und die sinnvolle Einordnung therapeuti-scher Anwendungen in den Tageslauf auf eine Verbesse-rung oder Wiederherstellung normaler Beziehungen desOrganismus zu der ihn umgebenden rhythmischen Um-weltordnung.

Eine solche Zielsetzung ist berechtigt, weil zahlreicheHinweise darauf bestehen, daß Störungen der Umweltein-ordnung pathogenetische Bedeutung haben bzw. Krank-heiten mit solchen Störungen einhergehen können.Abb. 15 zeigt z. B. die tageszeitliche Verteilung der tages-rhythmischen Maxima verschiedener vegetativer Funk-tionsgrößen bei einer Patientengruppe während der er-sten 3 Tage nach Klinikaufnahme im Vergleich zu dendrei letzten Tagen vor der Klinikentlassung. Die Zunahmeder tagesrhythmischen Ordnung der gemessenen Funk-tionen ist deutlich abzulesen. Vor allem Kurbehandlungenbieten eine günstige Gelegenheit zu einer umfassendenNeuordnung der rhythmischen Funktionen. Bisher liegenallerdings nur wenige Untersuchungen über solche Effek-te vor (Günther u. Mitarb., 1974; Markt! u. Mitarb., 1988;Agishi u. Hildebrandt, 1989).

Dagegen sind die ordnenden Wirkungen verschiedenerkurmäßiger Behandlungsformen auf die autonomen kür-zerwelligen Rhythmen und deren Zusammenspiel viel-fach untersucht. Abb. 16 zeigt als Beispiel die Wiederein-stellung des normalen Puls-Atem-Quotienten von 4:1 imLaufe verschiedener Behandlungsformen, wobei dieStreuungsabnahme in den untersuchten Gruppen für denumfassenden Normalisierungsprozeß charakteristisch ist.Analoge Befunde liegen auch für die normale ganzzahligeAbstimmung des Herzrhythmus auf die Eigenschwingungdes arteriellen Windkessels vor, wodurch die Ökonomieder Herzarbeit beträchtlich gesteigert wird (vgl. Hilde-brandt, 1970).

Die Synchronisation der langwelligen Rhythmen des Men-schen durch periodische Umweltreize ist einerseits eineFrage der Regelmäßigkeit und Intensität solcher Zeitge-berwirkungen. Sie hängt aber andererseits auch vom Re-aktionsvermögen des Organismus auf solche Reize ab,und dieses wiederum im Zusammenhang mit Kriterien derinneren autonomen Zeitordnung.Für den bedeutendsten Zeitgeber Licht wie auch für vieleandere in Betractit kommende Reizqualitäten ist der Or-ganismus morgens maximal empfindlich, während diesel-ben Reize am Nachmittag und Abend schwächere odergar keine Zeitgeberwirkung entfalten können. Dadurchwird die Phasenbeziehung der biologischen Tagesrhyth-mik zur Umweltzeitordnung wesentlich stabilisiert. Weiterläßt sich schließen, daß eine therapeutische Zeitgeber-ordnung über längere Zeit mit absoluter Strenge durchge-führt werden muß, daß also z. B. das sogenannte Kurregi-me eine wichtige Komponente zeitordnender Therapiedarstellt.

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. G. Hildebrandt, Naturheilverfahren

70

60

50

3L0

1 4.6

o 4,4

| 4.2M

3.8

Hochgetxrgsklimakur

fflflÜrmTm™—

• II1 1n>15

• • • ' ' i i — i — i — i — t —

tu1 • '

1 4 7 10 13 16 19Kurtage

CO2 - Boderkur

-4 -2 0Tbgevor.

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22Tage nach Trainingsbeginn

Abb. 16: Mittlerer Verlauf und Streuungs- bzw. Fehlerbereich desPuls-Atem-Quotienten von 15 Probanden während Hochgebirgs-klimakuren (oben: nach Raas u. Halhuber, 1965), von 20 Patien-ten während CO2-Bäderkuren (Mitte: nach Fechner, 1980) undvon 32 Probanden während eines dreiwöchigen Ergometertrai-nings (unten: nach Sasse, 1985).

Dabei kommt es keineswegs nur auf die Exposition ge-genüber dem Licht-Dunkel-Wechsel an, vielmehr könnenandere Reizqualitäten den Lichtzeitgeber weitgehend er-setzen. Dies geht aus neueren Untersuchungen an Voll-blinden hervor, nach denen es gelingt, deren Tagesrhyth-mik durch regelmäßig über längere Zeit applizierte mor-gendliche Reizbelastungen (Kaltreize, Bewegungsreize,eiweißreiche Mahlzeit u. a.) besser zu synchronisierenund die häufigen Schlafstörungen zu bessern (Moog u.Mitarb., 1989; Hildebrandt u. Mitarb., 1990).Die Mitwirkung der individuellen Reaktionsbereitschaft ander Synchronisation der biologischen Tagesrhythmikmacht es verständlich, daß auch unter gleichen Umwelt-bedingungen unterschiedliche Phasenlagen des biologi-schen Tägesrhythmus resultieren können. Wie Abb. 17zeigt, haben Probanden mit einem höheren Tagesmitteldes Puls-Atem-Quotienten im Tagesgang dieses Parame-ters ein frühes Minimum und zugleich eine steilere Reak-

tion auf die morgendliche Aktivierung als solche miterniedrigten Quotientwerten, die neben dem späteren Mi-nimum auch kein Ansprechen auf die morgendliche Akti-vierung erkennen lassen. Daneben ist durch Tierversuchebelegt, daß die charakteristischen Phasenunterschiededer Tagesrhythmik im Sinne von Morgen- und Abendty-pen auch durch Unterschiede in der Eigenfrequenz deszirkadianen Systems mitbestimmt werden (Aschoff,1965).

Es ist heute gut bekannt, daß die individuelle tagesrhyth-mische Phasenlage von ausschlaggebender Bedeutungfür die adaptiven Fähigkeiten ist, z. B. bei der Anpassungan Nacht- und Schichtarbeit. Der tagesrhythmische Pha-sentyp hat daher auch besonderes Interesse für die Reak-tionsprognostik bei seriellen therapeutischen Reizbela-stungen gewonnen. Lampert (1954) hatte bereits einenEinfluß auf die individuelle Reaktionsweise vermutet. Esfehlt aber noch an schlüssigen weiterführenden Untersu-chungen.Von praktischem Interesse ist aber die bereits vorhande-ne Kenntnis darüber, wie Morgen- und Abendtypen aufVeränderungen ihrer Lebensweise reagieren. Läßt manProbanden mit ausgeprägt morgen- und abendtypischerPhasenlage ihrer Körperfunktionen zu verschiedenenAbend- und Nachtzeiten zu Bett gehen, so zeigen dieAbendtypen mit früherem Zubettgehen längere Einschlaf-latenzen, erreichen aber stets normale spontane Schlaf-dauern. Bei Morgentypen verkürzen sich die Schlafdau-ern um so mehr, je später sie zu Bett gehen. Am folgen-den Tage lassen sich daher bei den Morgentypen bereitsverminderte Vigilanzwerte als Folge des Erholungsdefizits

soo

QP/A

450

400

3.50

PULS-ATEMQUOTIENT

»4,50ln.il

4,00-450(n.SI

<4,00( n . l l

Abb. 17: Mittlerer Tagesgang des Puls-Atem-Quotienten in dreiGruppen gesunder Versuchspersonen mit unterschiedlichem Ni-veau des Puls-Atem-Quotienten. Die eingezeichneten Geradensind das Ergebnis einer einmaligen Glättung der Stundenmittel-werte mit übergreifender Dreiermittelung (nach Hildebrandt u. Mit-arb., 1977).

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G. Hildebrandt, Naturheilverfahren Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.ei

l

^^Q)O

co

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

Reaktionsbereitschaft o •Leistungswille

Energiepotential-

-i i j

a •

Abendtypenn=3

r~—°v\~^x—d

Morgentypenn=3

1 t

21 23 1

Zeit des Zubettgehens

Abb. 18 Mittleres Niveau von drei Komponenten der subjektiv ge-schätzten Vigilanz von Morgen- und Abendtypen am Tage nachzu verschiedenen Zeiten begonnenem Nachtschlaf (aus Hilde-brandt u Mitarb, 1977)

feststellen, während die Vigilanzwerte der Abendtypenvom Zeitpunkt des Zubettgehens unabhängig sind(Abb. 18). Diese Verhaltnisse werden auch bei mehrfa-cher Wiederholung nicht durch Adaptation geändert, sodaß die Sicherstellung rechtzeitiger Nachtruhe besondersbei Morgentypen eine wichtige Voraussetzung für eineverstärkt trophotrope Einstellung des vegetativen Sy-stems im Behandlungsverlauf darstellt.

die wiederum in einfachen ganzzahligen Beziehungen zuden Spontanrhythmen stehen. Sie sind damit Perioden-submultiple der Tagesrhythmik, der Monats- oder Jahres-rhythmik (Abb. 19).Auch die periodischen Reaktionen nehmen mit der Perio-dendauer an Umfang und Komplexität zu. Der Charakterder Reaktionen, die mit ihrer Zeitstruktur als vorüberge-hende zeitliche „Notordnung" zur Steigerung der Kom-pensationsleistungen auftreten, zeigt jeweils Verwandt-schaft mit dem des übergeordneten Spontanrhythmus(Hildebrandt, 1982). Dadurch wird eine Hierarchie der Re-aktionen begründet. Entscheidend für ihre Funktionen istdabei die zunehmende Dauer der trophotrop-histiotropenPhasen der Periodik. Die mehrstündigen Perioden derSubmultiplen des Tagesrhythmus lassen z. B. nur funktio-nelle Erholungsprozesse zu. Bei den Submultiplen desMonatsrhythmus sind zunehmend hormonal vermittelteLangzeitreaktionen peripherer Gewebe an den Funktions-kreisen beteiligt, so daß kompensatorische und regenera-torische Vorgänge von adaptivem Charakter möglich wer-den. Noch längere Reaktionsperioden ermöglichenschließlich morphologisch fixierte spezifische Adaptatio-nen von noch größerem trophotropem Zeitbedarf.Bei der Reizbeantwortung einzelner therapeutischer Ap-plikationen ist in der Regel mit periodischen Reaktionenvon mehrstündiger Periodendauer zu rechnen, wobei dieAmplituden bereits in der folgenden Nacht abklingen. Un-ter permanenter oder serieller iterativer Reizbelastung bil-den sich jedoch periodische Zeitstrukturen aus, deren Pe-riodendauern Submultiple des Monatsrhythmus darstel-len. Vor allem dominiert dabei eine etwa 7tägige (Zirka-septan)Periodik.

Spontanrhythmen Reaktive Perioden

Zeitstrukturen des Behandlungsverlaufs (reakti-ve Periodik)

Obwohl es im Prinzip seit langem bekannt war, daß biolo-gische Reaktionen phasisch-periodisch gegliedert verlau-fen, ist erst in jüngerer Zeit stärker beachtet worden, daßauch die therapeutisch ausgelösten Reaktionen, wie siein vielen Bereichen der Naturheilverfahren von entschei-dender Bedeutung sind, periodische Zeitstrukturen auf-weisen.Diese stehen in sehr differenzierten Beziehungen zumSpektrum der spontanrhythmischen Funktionen (vgl.Abb. 1). Besonders im langerwelligen Bereich des Spek-trums tritt der Befund deutlich hervor, daß die Periodikder Reaktionen nicht identisch mit den Spontanrhythmenist. Vielmehr Neigen die Periodendauern der Reaktionenjeweils zwischem denen der Spontanrhythmen; sie bevor-zugen aber auclh hier ganz bestimmte Frequenzbanden,

Jahresrhythmus

6,<, 3,1'/2 MonateSpezifische^rophisch-plastische Adaptation

(Chronifaierung/'uberschiessende Erholung")

I Monatsrhythmus

21,14, 9-10,7 TageAllgemeine/unktionelte Adaptation

(Selbstheilung, Langzert -Erholun g)

Tagesrhythmus

12,8,6,4110 StundenZentral koordinierte Erholung

{Vegetative Gesamtumschattungen)

StundenrhythmLS

z B 2MmutenLokale Erholung

(Nutritionsreflexe)

Minutenrhythmus 1

Abb 19 Die Eingliederung der reaktiven Perioden in die hierarchi-sche Ordnung der Spontanrhythmen des Menschen und ihre funk-tionelle Bedeutung (nach Hildebrandt, 1977b)

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BlutneubildungnachSauerstoffmangel

KompensatonschesNierenwachstum(Zellteitungsrate)

Abb 20 Beispiele für die zirkaseptan-penodische Gliederung vonHeilungs-, Abwehr-, Adaptations- und KompensationsprozessenEinzelheiten im Text Zusammenstellung nach Daten der Literatur(nach Hildebrandt, 1982)

Umfangreiche Untersuchungen haben inzwischen belegt,daß reaktive Perioden dieser Größenordnung charakteri-stisch für alle Kompensations-, Adaptations- und Selbst-heilungsprozesse sind. Abb. 20 zeigt einige Beispiele. Dieoberste Kurve stellt den Verlauf der Gewebeschwellungwährend der Wundheilung nach Kieferoperationen dar.Man erkennt, wie es jeweils nach etwa sieben Tagen zuvorübergehendem Wiederanschwellen des Gewebeskommt. Die zweite Kurve zeigt den mittleren Fieberverlaufbei scharlachkranken Kindern, die ohne antibiotische Be-handlung einen komplikationslosen Heilungsverlauf hat-ten. Hier sieht man deutlich das gedämpfte Ausklingender Zirkaseptanpenodik. Die dritte Kurve zeigt den Ver-lauf der erythropoetischen Aktivität, gemessen an der Re-tikulozytenzahl, nach Sauerstoffmangelexposition gesun-der Probanden in der Unterdruckkammer. Auch hier do-miniert die zirkaseptan-penodische Zeitstruktur. Die un-terste Kurve gibt schließlich den Verlauf der Zellteilungs-rate beim kompensatonschen Wachstum der Niere nachoperativer Entfernung der anderen Niere im Tierversuchnach den Untersuchungen von Hübner (1969) wieder.Hier wächst die verbliebene Niere in zirkaseptan-perio-disch synchronisierten Schüben auf das Doppelte ihresGewichtes an. Hübner (1969) konnte zudem zeigen, daßnach Ausschaltung der Hypophyse oder der Nebennierenkeine Zirkaseptanpenodik mehr auftritt, so daß die Annah-me berechtigt ist, daß diese Zeitstruktur ein charakteristi-sches Merkmal des allgemeinen Adaptationssyndroms(Selye, 1953) darstellt. Die enge Verknüpfung mit den

Abb 21 Obere 4 Kurven Periodische Kurverlaufe verschiedenerMeßgrößen wahrend unterschiedlicher Formen der Kurbehand-lung (Zusammenstellung nach Ergebnissen der Literatur) Untere4 Kurven Kurverlauf der Häufigkeit von Schlafstörungen, der Akti-vierung rheumatischer Prozesse (nach Schmidt u Mitarb, unver-öffentlicht), des Beginns eitriger Zahn&rkrankungen (nach Poll-mann u Mitarb, 1985) sowie Verlauf der Sterbehaufigkeit vonKurpatienten an einem Kurort (nach Hildebrandt, 1963)

phasischen Aktionen des Immunsystems ist heute am be-sten dadurch bekannt, daß auch d le Abstoßungsreaktio-nen nach Organtransplantationen im zirkaseptan-penodi-schen Schüben auftreten (Kreis u. IMitarb., 1978; de Vec-chi u. Mitarb., 1978).

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Der reaktions- und regulationstherapeutisch handelndeArzt muß diese Zeitstruktur kennen, weil er sie selbstdurch seine therapeutischen Reizbelastungen auslösenkann, die angeregten Kompensationsleistungen wiederabklingen lassen und zudem überstarke Reaktionen mitaufschwingenden Amplituden wegen ihrer Komplikations-gefährdung vermeiden muß. Schon die antiken und mit-telalterlichen Ärzte kannten diese Zeitstruktur und be-rechneten danach die kritischen und prognostisch ungün-stigen Krankheitstage (Hildebrandt u. Bandt-Reges, 1988;Hildebrandt, 1990).

Am besten untersucht sind bisher solche zirkaseptan-periodischen Zeitstrukturen im Laufe von Kurbehandlun-gen. Abb. 21 gibt eine Zusammenstellung von mittlerenKurverläufen verschiedener Meßgrößen, die bei unter-schiedlichen Formen von Kurbehandlung gewonnen wur-den. Die Kurven des unteren Abbildungsteils belegen,daß auch das Auftreten von Kurreaktionen und Kurkrisenmit Aktivierung chronisch-entzündlicher Herde sowie vonKomplikationen den Phasen der Zirkaseptanperiodik zu-geordnet werden kann. Daß die verschiedensten Funk-tionsgrößen am periodischen Reaktionsverlauf teilneh-men, läßt darauf schließen, daß es sich bei den Phasender zirkaseptan-periodischen Reaktionen um umfassendevegetative Umschaltungen handelt. Dabei können die er-gotropen Extremauslenkungen im Bereich des 7., 14. und21. Tages zu kritischen Phasen im Sinne von Kurreaktio-nen werden. Da sich die vegetativen Gesamtumschaltun-gen auch in subjektiven Befindensänderungen äußern,läßt sich die individuelle Reaktionsdynamik in einfacherWeise durch Tagebucherhebungen mit täglichen Eintra-gungen über Schlafqualität, Allgemeinbefinden, Sym-

ptomhäufigkeit etc. verfolgen (Literaturübersicht s. Hilde-brandt, 1985).Auch die durch eine Reiz- und Regulationstherapie einge-leiteten Normalisierungsvorgänge sind von den Phasender Reaktionsperiodik abhängig. Während der trophotro-pen Phasen der vegetativen Gesamtumschaltungen fin-den sich Normalisierungsschübe, die während der ergo-tropen Phasen unterbrochen oder gar rückläufig werden(vgl. dazu Abb. 16).

Vergleichende Untersuchungen an Patienten und unbe-handelten Kontrollpersonen haben eindeutig belegt, daßdie zirkaseptane Reaktionsperiodik nicht von der äußerenWoche, sondern vom Behandlungsbeginn ausgelöst wird.Zwischen Patientengruppen, deren Behandlung an ver-schiedenen Wochentagen begonnen wurde, fanden sichim Behandlungsverlauf keinerlei Phasenverschiebungen(Abb. 22, Hildebrandt u. Geyer, 1984). Die Auslösung derReaktionsperiodik ist nicht — wie etwa bei Kurbehandlun-gen — an einen Orts-, Klima- und Milieuwechsel gebun-den, vielmehr ist diese auch bei serieller Applikation phy-sikalisch-therapeutischer Maßnahmen im häuslichen Mi-lieu möglich, z. B. auch bei Heilwasser-Haustrinkkuren(Hildebrandt u. Mitarb., 1981; Engel, 1986; Gutenbrunneru. Hildebrandt, 1987).

Die zirkaseptan-periodische Gliederung des Behand-lungsverlaufs ist zwar in der Regel die dominierende Zeit-struktur therapeutisch induzierter Reaktionsprozesse, sieist aber nicht die einzige. Vor allem bei Kurbehandlungenwurden schon vor Jahrhunderten von Kurärzten minde-stens zwei verschiedene Verlaufsformen beschrieben:Eine frühreaktive Form mit besserer Prognose, bei der dieKurkrise bereits am Ende der ersten Kurwoche auftreten

7 U 21

Kurtage

28

Abb. 22: Mittlerer Kurverlauf vonoptischer Reaktonszeit und Flim-merverschmelzungsgrenze indrei Teilgruppen von Kurpatien-ten, die ihre Kur an verschiede-nen Wochentagen begannen.Die Auftragung über den Kurta-gen ergibt keinerlei Phasenver-schiebung (nach Hildebrandt u.Geyer, 1984).

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und sich auch wiederholen kann, und eine spätreaktiveForm mit Neigung zu chronischem Verlauf, bei der dieKurkrise erst am Ende der dritten Woche auftritt. Wie dieBeispiele in Abb. 23 zeigen, gelingt es tatsächlich, zweiverschiedene Reaktionsmuster von Kurverläufen zu tren-nen, bei denen die ergotropen Extremauslenkungen ein-mal in charakteristischer zirkaseptaner Folge auftreten(Abb. 23, oben), während zum anderen Verläufe vorkom-men, bei denen die ergotrope Extremauslenkung erst amEnde der dritten Behandlungswoche im Ablauf eines of-fenbar aufschwingenden Prozesses von längerer Perio-dendauer hervortritt. Die Auftrennung der Kollektive inAbb. 23 erfolgte nach Maßgabe der individuellen vegetati-ven Reaktionslage, gemessen am Puls-Atem-Quotienten.Ergotrop eingestellte Patienten mit über 4 liegendem Qu-otientwert neigen zu der frühreaktiven Verlaufsform, tro-photrop eingestellte mit unter 4 liegenden Quotientenzum spätreaktiven Verlaufsmuster.Entsprechend unterschiedliche Formen des Behand-lungsverlaufs wurden auch bei Patienten mit entzündli-chen und degenerativen rheumatischen Erkrankungenbeobachtet (Inama, 1956). Hinreichend genaue Analysender periodischen Struktur des spätreaktiven Verlaufsmu-sters liegen noch nicht vor. Bei Krankenhauspatienten mitakuten febrilen Krankheitsformen wurden überwiegendzirkaseptan-periodische Zeitstrukturen, bei solchen mitchronischen Erkrankungen sogenannte zirkadekane(etwa 10tägige) Perioden und deren multiple und submul-tiple Periodendauern gefunden (Trageser u. Wecken-mann, 1987). Möglicherweise bestehen für spätreaktiveVerlaufsmuster auch Beziehungen zu einer 6wöchigenPeriodik, wie sie von Kihn (1962, 1963) bei chronischLangzeitkranken gefunden wurde. Dadurch könnten sichBeziehungen zum biologischen Jahresrhythmus ergeben.Charakteristisch für die Zuordnung der beiden Reaktions-muster ist auch die Tatsache, daß bei jüngeren Patientendie frühreaktive zirkaseptan-periodische Verlaufsformüberwiegt, mit zunehmendem Lebensalter aber eine Ver-schiebung zugunsten einer Dominanz des spätreaktivenVerlaufsmusters eintritt. Dies wurde vor allem bei Kurver-läufen sowohl anhand subjektiver Befindensschwankun-gen als auch am zeitlichen Auftreten von entzündlichenKomplikationen nachgewiesen (Abb. 24, Hildebrandt u.Mitarb., 1980; Pöllmann u. Mitarb., 1985).Die praktische Bedeutung einer Differenzierung der indi-viduellen Reaktionsmuster im Behandlungsverlauf liegtvor allem darin, daß sie die Grundlage für eine adäquateBemessung der notwendigen Behandlungsdauer darstel-len kann. Nach Erfahrungen bei Kurbehandlungen sinddie Amplituden des frühreaktiven Verlaufsmusters inner-halb der Regelkurdauer von vier Wochen soweit abge-klungen, daß eine hinreichende Stabilität der vegetativenÄquilibrierung angenommen werden kann. Patienten mitspätreaktiven Verlaufsformen befinden sich dagegen amEnde diese Zeitraums noch auf dem Höhepunkt ihrer ve-getativen Gesamtumschaltungen, so daß eine Expositiongegenüber den alltäglichen Belastungen das Behand-lungsergebnis in Frage stellen kann. Dem entsprechen

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

bei

Mangeldurchblutung

mehr als

nur Ginkgo'

verordnen

Ginkgo*

> Mistel*

p> Weißdorn'

Cefavoraf P"1 , D"

Zusammensetzung: 100g enthalten Ginkgo biloba0 1 3 g , Viscum album 0 2,7 g, iCrataegus 0 7,5 g(Arzneitrager Vmum hquoros ) Enthalt 20 Vol -%Alkohol Anwendungsgebiete: Durchblutungsstö-rungen, Artenosklerose Dosierujngsanleitung: Er-wachsene nehmen 3-4mal taglnch 20-30 Tropfenetn Kinder die Hälfte Hande/sfojrmen und Preise:Tropfer

50 ml 14,50 DM100 ml 20,95 DM200 ml 33,80 DM Kämpfen

* Urtinktur

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Reaktionszeit

Regelflache derPulstrequenzreaelung

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Reaktionszeitn,X

Regelflache derPulsfrequenzregelung

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LeishxigstahiqkeitIPWC130)m16

7 14 21Kuiog«

28

Abb. 23: Mittlere Kurverläufe von je drei Funktionsgrößen wäh-rend verschiedener Formen der Kurortbehandlung bei Patientenmit ergotroper (oben) und frophotroper ReaMionslage (unten) zuKurbeginn. Die Kurven des oberen Abbildungsteils zeigen diefrühreaktive Verlaufsform, die des unteren die spätreaktive Ver-laufsform. Die Kurven wurden aus den Zusammenstellungen vonHildebrandt (1975, 1977a) entnommen.

auch die Ergebnisse katamnestischer Untersuchungen(Literaturübersicht s. Hildebrandt, 1985).Zu den langwelligen reaktiven Perioden müßten auch diesogenannten Biorhythmen (23-, 28- und 33tägige Perio-den) gezählt werden, da sie der Theorie von Fliess (1925)entsprechend vom Geburtszeitpunkt angestoßen werdenund offenbar ungedämpft während des ganzen Lebensmiteinander interferierend weiterlaufen sollen. Ist esschon theoretisch unwahrscheinlich, daß solche langwel-ligen reaktiven Perioden ohne weitere Zeitgebereinwir-kung in ihrer Periodendauer so konstant bleiben können,sind bisher auch keine ernst zu nehmenden Belege für ih-re Existenz und biologisch-biographische Wirksamkeit er-bracht worden. Die Biorhythmenlehre kann daher nichtals Teilgebiet der wissenschaftlichen Chronobiologie an-gesehen werden..

Beginn eitnger Zahnerkrankungen

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30 32343638U)42U464BTage

Abb. 24: Aufgliederung der zeitlichen Häufigkeitsverteilung desAuftretens von entzündlichen Zahnkomplikationen im Kurverlaufgemäß Abb. 21 nach Altersklassen der Kurpatienten (nach Pöll-mann u. Mitarb., 1985).

Ausblick

Insgesamt bietet die Kenntnis und weitere Erforschungder chronobiologischen Grundlagen der Naturheilverfah-ren ebenso vielseitige wie praktisch nutzbare Aspekte, dieeiner funktionell-ganzheitlichen Betrachtungsweise undden besonderen Wirkprinzipien dieser Therapieformenadäquat sind. Chronobiologie beschränkt sich nicht nurauf ein Wissen davon, daß „alles schwankt", vielmehrbietet sie Einblicke in eine differenzierte zeitliche Organi-sation, die sowohl die Umweltbeziehungen der Lebens-vorgänge als auch die autonomen Zeitstrukturen und diefür sie maßgeblichen Ordnungsprinzipien betrifft. Sieschafft damit nicht nur Ansatzpunkte für eine therapeuti-sche Zeitordnung (Chronotherapie), sondern auch Grund-lagen für eine zeitordnende Behandlung, die sowohl dieEinordnung der organismischen Zeitstrukturen in die Zei-tordnungen der Umwelt verbessern als auch die harmoni-sche Ordnung der autonomen Rhythmen intensivierenkann. Überdies kann auf dieser Basis einer zügellos fort-schreitenden Emanzipation des Menschen aus den natür-lichen Umweltordnungen durch Verhaltensregelungen imSinne einer Chronohygiene {Hildebrandt, 1976) entgegen-gewirkt werden.

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Arztezeitschr f Naturheilverf 7/91, 32. Jahrg G Hildebrandt, IMaturheilverfahren

Von besonderer Bedeutung für das Verständnis reak-tions- und regulationstherapeutischer Behandlungsmog-lichkeiten und deren Wirksamkeitsnachweis (vgl Hilde-brandt, 1977b) ist die weitere Aufklärung und Beachtungder reaktiv-periodischen Zeitstrukturen, die als vegetativeGesamtumschaltungen die Grundlage für die therapeu-tisch angezielten Kompensationsprozesse und Normali-sierungsvorgänge darstellen. Die Differenzierung der ver-schiedenen Reaktionsmuster des Behandlungsverlaufsund deren Abhängigkeit von der individuellen vegetativenAusgangssituation ist eine wesentliche Voraussetzung fürdie rationale Behandlungsführung und die richtige Be-messung der erforderlichen Behandlungsdauer. Geradeauf diesem Gebiet werden die Naturheilverfahren von derchronobiologischen Grundlagenforschung am meistenprofitieren können.

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Anschrift des VerfassersUniv -Prof Dr med G Hildebrandt, Institut für Arbeitsphysiolo-gie und Rehabilitationsforschung, Phihpps-Universitat, Robert-Koch-Str 7a, D-3550 Marburg

IMeukönigsförder Mineraltablettenin Apotheken

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c. Kirschner Die Kur — ein komplexes natürliches Heilverfahren

Zusammenfassung

Die Kurortmedizin bietet ein breites Spektrumbalneophysikalischer Maßnahmen, kombiniertmit Verfahren der Bewegungstherapie, der Kran-kengymnastik, des Gesundheitssportes, derDiätetik mit Entspannungstherapien, der Ge-sundheitserziehung und des Gesundheitstrai-nings in einem strukturierten Therapiesysteman. Der Schwerpunkt liegt auf naturgemäßenHeilmethoden. Die Summe der Reize durch „An-wendungen" muß verstanden werden als einkomplexes und systemisches Regulationstrai-ning bzw. als komplexe Adaptationstherapie. ImArtikel wird dieses therapeutische System imeinzelnen dargestellt. Das Therapiesystem istangepaßt an ein systemisches Gesundheitsver-ständnis. Nach diesem dynamischen Gesund-heitsverständnis ist Gesundheit eine Art ge-glückte Lebensbalance, in der die psychosoma-tische ökologische Potenz im Gleichgewicht istmit der ökologischen Valenz der Anforderungenin Umwelt und Mitwelt.

Schlüsselwörter: Kur, Naturheilverfahren, Che-motherapie, Ganzheitsmedizin

Summary

The medicine at health resorts offers a widearray of balneophysical measures combinedwith procedures of the kinesitherapy, thephysiotherapy (remedial gymnastics), sports forhealth purposes, dietetics with relaxation thera-pies, health education and health training in astructured therapy system. The centre are natu-ral medical methods. The sum of the stimula-tions through "applications" must be under-stood as a complex and systemic regulation trai-ning or as complex adaption therapy, respecti-vely. This therapeutical System is in detail de-scribed in this article. The therapy System isadapted to a systemic health understanding. Ac-cording to this dynamic health understandinghealth is a kind of life balance that turned outwell and in which the psychosomatic ecologicalpotency is in equilibrium with the ecological va-lency of the requirements in the environmentand in the world one lives in and shares withfei Iow-creatu res.

Key words: regimen, natural healing method,chemotherapy, holistic medicine

Resume

La medecine thermale offre un large eventail demesures balneophysiques combinees aux me-thodes de kinesitherapie, de reeducation fonc-tionnelle, de sport de sante, de dietetique avecdes therapies de relaxation, de l'education ä lasante et de l'entrafnement ä la sante au seind'un Systeme therapeutique structure. La priori-te est accordee aux methodes de traitement na-turelles. La somme des stimulations par »utilisa-tions« doit etre comprise comme unentratnement de regulation complexe et syste-mique et comme therapie adaptative complexe.Cet article presente ce Systeme therapeutiquedans le detail. Le Systeme therapeutique estadapte ä une comprehension systemique de lasante. Selon cette comprehension systemiquede la sante, la sante est une sorte d'equilibre vi-tal reussi, dans lequel la puissance psychoso-matique et ecologique est en equilibre avec lavalence ecologique des exigences de l'environ-nement et des contemporains.

Mots des: eure, methodes physiotherapeuti-ques, chimiotherapie, medecine globale

Die Indikation für die Durchführung von Kuren und Heil-verfahren ist im Bewußtsein der Öffentlichkeit unscharf.Therapie- und Heilungserwartungem mischen sich eigen-tümlich mit Urlaubssehnsüchten. Auch sehen viele Men-schen heute bei hohen Sozialabgatben in der Sozialversi-cherung in Kuren und Heilverfahrem ein soziales Gratifika-tionssystem.Doch stellt das Behandlungssystem der Kurortmedizindas dritte kurative Versorgungssystem in unseremGesundheitswesen dar neben der lhausärztlichen Versor-gung und der in den Akutkrankenrhäusern mit einer Bet-tenkapazität für die Aufgaben der Prävention und Rehabi-litation, die zahlenmäßig fast d<er akutmedizinischenVersorgung in den regionalen Kranikenhäusern vergleich-bar ist.

Kurindikationen

Die Kurindikationen gewinnen an Schärfe, wenn wir

1. den Gesundheitsbegriff, mit dem die Kurortmedizinarbeitet, reflektieren,

2. die besonderen Behandlungsprinzipien der Kurort-medizin betrachten, auf denen die verschiedenen The-rapiemethoden beruhen und

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C. Kirschner, Kur Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

3. die Vernetzung der verschiedenen Methoden zu einemkomplexen therapeutischen System berücksichtigen.

Die Kurortmedizin geht von einem dynamischen Gesund-heitsverständnis aus; sie versteht Gesundheit als ein labi-les, stets gefährdetes Gleichgewicht zwischen der körper-lich-seelischen Leistungsfähigket und den äußeren Anfor-derungen des Lebens im prozeßhaften Verlauf der Le-bensgeschichte. So ist auch das Ziel der Rehabilitationnicht primär die Wiederherstellung der Intaktheit des Or-ganismus, sondern sie zielt auf ein funktionelles Gleich-gewicht an Leistungsfähigkeit in bestimmten sichwandelnden Lebensphasen. So ist auch ein Patient reha-bilitiert, wenn die ökologische Potenz — als Summe derLeistungsfähigkeit des Organismus und der Person —wieder im Gleichgewicht ist mit der ökologischen Valenzder Anforderungen in Umwelt, Mitwelt und Alltagswelt.Die Medizin kann nur Hilfen und Voraussetzungen füreine bessere Lebensbalance bieten; die Herstellung desGleichgewichtes selbst bleibt immer eine individuelle Lei-stung des Patienten. Aus diesem Grunde kann es auchkein Recht auf Gesundheit geben, sondern nur ein Rechtauf gleiche Behandlungschancen im Gesundheitssystem.Die komplexen Aufgaben und die Behandlungsmethodender Kurortmedizin ergeben sich also aus einem System-

individueUe Normation Kollektive soziale\ Sollwerte /

Oleichgewicht6

Abb 1 Möglichkeiten therapeutischer Eingriffe bei Krankheit indas,,System Gesundheit" durch Medizin und Gesundheitspolitik

1 Heiltechmk am Krankheitsherd2 Eingriffe in die regulative Kapazität übergeordneter Regelsyste-

me durch naturgemäße Heilmethoden3 Therapeutische Steuerung verhaltensabhangiger Außenbezie-

hungen4 Änderung der Reizqualitat der Umwelt und Mitwelt5 Änderung der Sollwerte der Außenbeziehungen6 Änderung der Relation der Ausgeglichenheit in den physiologi-

schen Innenvorgangen zu den in den sozialen Außenbeziehun-gen (Verhältnis von körperlichem Wohlbefinden zu sozialemWohlbefinden)

Verständnis von Gesundheit. In diesem System Gesund-heit können wir grundsätzlich 6 Felder möglicher Störun-gen und damit auch 6 verschiedene Ansatzpunkte derTherapie trotz der Fülle der in der Medizin vorhandenenBehandlungsverfahren erkennen (s. Abb. 1).

Kur als Ordnungstherapie

1. Medizinische Heiltechnik greift vorwiegend am Krank-heitsherd, am morphologisch zu klassifizierendenKrankheitsprozeß an durch Medikamente, Operatio-nen, Bestrahlungen usw. Dieser Angriffspunkt ist dieDomäne der heute hochdifferenzierten medizinischenHeiltechnik. Hier liegt der Schwerpunkt der Maßnah-men der Akutmedizin.

2. Ausschlaggebend ist aber bei jedem Krankheitsprozeßim Hinblick auf den Krankheitsverlauf, die Chronizitätdes Prozesses und die Heilungschancen, das Ausmaßder sogenannten Restgesundheit oder anders ausge-drückt, das Ausmaß der regulativen Kapazität undPotenz übergeordneter Regelsysteme.In der Ethnomedizm spricht man allgemein von derStärke der Lebenskraft. Begriffe, wie Abhärtung, kör-perliche Fitneß, Streßtoleranz u.a., umschreiben dengleichen Sachverhalt in unterschiedlichen Regula-tionssystemen.

Gerade die Forschungsergebnisse der Immunologie ein-schließlich der Psychoimmunologie weisen auf die Wich-tigkeit der Potenz übergeordneter Regelsysteme bei derEntstehung und Heilung von Krankheiten hin. Denken wirauch an die systemischen Effekte von körperlichem Trai-ning im Gesamtorganismus, die uns die Sportmedizindeutlich gemacht hat.So müssen wir auch in den Risikofaktoren des Stoffwech-sels ein Versagen übergeordneter komplexer Regula-tionssysteme des Organismus und der Person in derVerhaltenssteuerung sehen.Nach diesem Paradigma, daß chronische Krankheiten pri-mär auf dem Versagen übergeordneter Regulationssyste-me beruhen und die diagnostizierbare Organkrankheiterst eine sekundäre Folge eines solchen Versagens dar-stellt, sieht die Kurortmedizin es als ihre Aufgabe an,dieses Regulationssystem durch naturgemäße Heil-methoden anzutrainieren im Bereich der Vorsorge, derKuration und der Rehabilitation.Naturgemäß nennt man diese Methoden, weil sie durcheine Reiz-Reaktionstherapie sich an in der Natur desMenschen vorgegebene physiologische Regulationsme-chanismen wenden. Da sich in den Entwicklungsschrittenvon Jahrmillionen die Innenvorgange des Menschen andie Außenbedingungen unseres Planeten angepaßt ha-ben, sind über die therapeutische Stilisierung dieserLebensreize von Kalte, Wärme, Wasser, Sonne, Licht,Klima, Bewegung und Ernährung in der balneophysika-hsch-diätetischen Therapie übergeordnete Steuerungs-

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. C. Kirschner, Kur

Vorgänge des Organismus zu stimulieren, zu regulierenund zu adaptieren.So stilisiert die Kurortmedizin diese elementaren Lebens-reize therapeutisch zu einer systematisierten Allgemein-therapie auf hohem technischen Niveau.Diese komplexen Therapiemethoden im Rahmen der sy-stematisierten Allgemeintherapie lassen sich in einemSchichtenmodell der komplexen Adaptationstherapie derHeilbäder und Kurorte gliedern (siehe Tab. I).In diesem Schichtenmodell können wir generell zwei Ebe-nen unterscheiden:

1. eine biologische Funktionsebene,

2. eine anthropologische Situationsebene.

In der biologischen Funktionsebene agiert die Kurortme-dizin in einer

1.1 animalisch biologischen Schicht reflexhafter Vorgän-ge; in der Reizkonstellation dieser Schicht kommuniziertder Mensch mit seiner Umwelt, z. B. durch die Verarbei-tung von Kälte- und Wärmereizen, von Druckbelastungenund Lichteinwirkungen und auf die chemische Zusam-mensetzung der Luft, d.h., er reagiert auf chemisch-physikalische Reize mit seinen Innenvorgängen wie auchdas Tier. Diese Therapieebene wird strukturiert durch Bal-neotherapie, Hydrotherapie, ergänzende physikalischeTherapie mit Massagen und Elektrotherapie und durchdie Klimatherapie.

1.2 Eine humane biologische Schicht verhaltensabhängi-ger Interaktionsformen Mensch-Umwelt ist dadurch cha-rakterisiert, daß zwar auch die Wirkungen auf der biologi-schen Funktionsebene reflexhaft erfolgen, die Reize abermodifiziert werden durch die bewußtseinsabhängige Artder Lebensstruktur und der Lebenstechnik, durch eine ty-pisch humane Form des In-der-Welt-Seins (Abb. 1, Feld 3,von Therapie im Systemverständnis von Gesundheit).

Der Mensch kommuniziert mit seiner Umwelt durch Be-wegung, die Therapieform heißt: Bewegungstherapie.Der Mensch kommuniziert mit der Umwelt durch Ernäh-rung, die Therapieform lautet: Diät und gesunde Ernäh-rung.Der Mensch kommuniziert mit seiner Umwelt schon aufder physischen Ebene in rhythmisch schwankenden Zeit-strukturen, die Therapieform heißt: Chronotherapie.Eine besondere Art der rhythmischen Interaktion liegtdarin, daß das umweltbezogene biologische SystemMensch teilweise zu einem relativ geschlossenen Systemim Wechsel von Wachen und Schlafen werden kann. Dertherapeutische Ansatz lautet: Entspannungstherapie, umabschalten zu können.

Chronotherapie erfordert weiter die Adaptation der Le-bensvorgänge durch Übung an biologische Zeitstruktu-ren. Sie ist ein wesentliches therapeutisches Element inder Kur, um den Menschen wieder durch Ordnung desTagesrhythmus, durch Abstimmung der Anwendungszei-ten an Tagesrhythmen und durch Abstimmung von Kur-dauer und Schonzeit an biologische Zeitstrukturen in

Tab. I: Schichtenmodell der Kurbehandiung als Adaptationsthe-rapie im Entwicklungsprozeß.

1. Biologische Funktionsebene

1.1 Animalische biologische Schichtreflexartiger Vorgänge1.1.1 Balneotherapie1.1.2 Hydrotherapie1.1.3 Ergänzende physikalische Therapie1.1.4 Klimatherapie

1.2 Humane biologische Schichtverhaltensabhängiger Interaktionsformen Mensch/Umwelt1.2.1 Bewegungstherapie1.2.2 Ernährung/Diät1.2.3 Entspannungstherapie1.2.4 Chronotherapie

1.2.4.1 Ordnung des Tagesrhythmus1.2.4.2 Abstimmung der Anwendungszeiten an Ta-

gesrhythmen1.2,4.3 Abstimmung von Kurdauer und Schonzeit an

biologischen Zeitstrukturen

2. Anthropologische Situationsebene

2.1 Pragmatische Schichtder Lebenspraxis2.1.1 Verhaltensmodifikation auf der Erfahrungsebene

durch Wissen und Übung2.1.2 Gesundheitserziehung und Training2.1.3 Kleine Psychotherapie

2.2 Kulturelle Schichtgesellschaftliche Prozesse2.2.1 Verhaltensmodifikation durch Bildung2.2.2 „Selbstverwirktichung" durch kreatives Gestalten2.2.3 Kommunikationstraining/Gruppendynamik

2.3 Ethische Schicht2.3.1 Verhaltensmodifikation durch Klärung ethischer

Werte/Kurseelsorge u. a.2.3.2 Verhaltensmodifikation durrch Klärung von Sinnfra-

gen Logotherapie/Kurseelssorge

einem günstigen, alternativen Milieu zu adaptieren, d. h.wieder ins Gleichgewicht bringen.Biologische Systeme sind Regelsysteme, die auf Sollwer-te hin ausgelegt sind, wie wir diese als Normwerte vonBlutdruck, Körpertemperatur, den IHormonspiegeln, Fett-stoffwechselwerten usw. in den Sulbsystemen kennen. Inden biologischen Innenvorgängem sind die Sollwertedurch erbbiologische Vorgänge festgelegt und program-miert.

Hier wirken die medizinischen Therapieformen bei Men-schen nicht anders als beim Tier.Bei den Umweltbeziehungen durch Bewegung, Ernäh-rung, Entspannung und in verschiedenen Formen derChronotherapie wirken die Interaktionsformen ebenfallsdirekt und reflexhaft; die Interaktionsformen selbst sindaber verhaltensabhängig und nicht allein durch biologi-

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C. Kirschner, Kur Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

sehe Sollwerte determiniert, sondern vom Wissen, Ein-stellungen und dem individuellen Wertsystem im Vollzugabhängig.Besonderes bei den verhaltensabhängigen Zivilisations-krankheiten spielen die therapeutischen Eingriffe in dasSystem Gesundheit durch therapeutische Stilisierung derLebensformen eine große Rolle.

Kommen wir zu dem vierten Feld der Therapie im System-verständnis. Kritiker deuten oft die unbestreitbaren Erfol-ge von Kuren und Heilverfahren als reine Milieu- undEntlastungseffekte. Nach dem Modell von Gesundheit alsSystem ist es logisch, daß Entlastung und Milieueffekteoft spontan — wenn auch oft nur vorübergehend — dasGleichgewicht Gesundheit verbessern können. Eine de-kompensierte Lebenssituation kann spontan in die Kom-pensation in einer Phase der Entlastung zurückspringen.Ein Milieu ist aber mehr als eine bestimmte Umwelt. Jenach Lebenserfahrung und Einstellung bedeuten gleicheUmwelten für verschiedene Menschen verschiedene Si-tuationen und damit unterschiedliche Milieueffekte. T. vonUexkyll spricht von unterschiedlichen Situationskreisender Interaktion Mensch-Umwelt. So müssen wir auch imTherapiespektrum der Kur nach dem Systemverständnisvon Gesundheit, ergänzend zu der biologischen Funkti-onsebene eine anthropologische Situationsebene mit un-terschiedlich wirksamen Kurfaktoren erkennen.

Die Innenwelt des Menschen mit den Überzeugungen,dem Wissen, den Einstellungen des Patienten usw. ist einentscheidendes Feld der Therapie (Feld 5) für die Steue-rung verhaltensabhängiger Außenbeziehungen. DieseSteuerung durch Gesundheitserziehung und Gesund-heitstraining und andere Kurfaktoren ist bei den verhal-tensabhängigen, chronischen Krankheiten besonderswichtig.Auch erkennen wir bei chronischen Krankheiten, z.B. inder Diabetologie, wie Wissensdefizite des Patienten dievolle Anwendung des heute zur Verfügung stehendenmedizinisch-therapeutischen Potentials bei der Behand-lung der chronischen Krankheiten verhindern oder er-schweren. In diesem Therapiefeld des systemischen Ge-sundheitsverständnisses können wir unterschiedlicheEinzelfaktoren der anthropologischen Situationsebene inder Kur unterscheiden.

Sie greifen an den individuellen und kollektiv bzw. gesell-schaftlich geprägten Sollwerten der Gestaltung der Le-benssituation an.

Wir unterscheiden eine pragmatische Schicht der Le-benspraxis. Sie wird strukturiert durch die Verhaltensmo-difikation auf der Erfahrungsebene durch Wissen undÜbung, Gesundheitserziehung und Training und durchergänzende kleine Psychotherapie bzw. individuellePsychagogik.

Auch macht der Patient in der Kur zwischen Mitpatientenoft mit gleichen oder ähnlichen Krankheiten schon spon-tan Erfahrungen! und unterliegt gruppendynamischen Ef-fekten, die es iihm erleichtern, mit seiner chronischenKrankheit zu leb)en.

Das Programm „leben lernen"

Das Programm „leben lernen" mit einer chronischenErkrankung ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil derKurorttherpaie, zum Beispiel für Diabetiker, Asthmatiker,Hypertoniker, Rheumatiker usw.Auch wissen wir, daß der Krankenstand schichtenabhän-gig und damit auch abhängig von Bildung ist. Ein gewis-ses kulturelles Angebot gehört seit jeher zur Tradition derHeilbäder und Kurorte. Da heute Gesundheitsverhaltenvorwiegend Freizeitverhalten ist, muß der Patient auchdurch besondere Angebote, zum Beispiel an Sport oderan Möglichkeiten zum kreativen Gestalten zu größererFreizeitmündigkeit angeregt werden.Krankheit läßt sich wertfrei definieren, Gesundheit abernicht, da das Leben in der Gesellschaft, in der Kommuni-kation mit Umwelt-Mitwelt immer eine ethische Dimensionbeinhaltet. Aus diesem Grunde steht der Deutsche Bäder-verband in enger Kooperation mit den Kirchen, damitauch in der Kurseelsorge u.a. durch Klärung von Sinnfra-gen als Ordnungsprinzip in der Vielfalt des Lebens zumGleichgewicht beigetragen werden kann. Auch Logothe-rapie greift hier an.

Das 6. Feld der Therapie begegnet weniger dem Arzt alsAufgabe als dem Gesundheitspolitiker. Es bezieht sichauf das Verhältnis des Gleichgewichtes in den biologi-schen Innenvorgängen zu dem sozialen Gleichgewicht imLeben unter den gesellschaftlichen Bedingungen desKranken- und Versicherungssystems u. a.Dem Problemfeld begegnen wir Ärzte auch am Kurort oftunter negativem Vorzeichen. Ist das Lebensgleichgewichtsubjektiv z. B. über eine Rente besser zu stabilisieren alsdurch Therapie einer Krankheit, ist die Krankheit vor derRentengewährung therapieresistent.Auch als Ärzte sollten wir uns immer wieder vor Augenführen, daß der Mensch nicht in erster Linie Gesundheitsucht, sondern ein relativ unlustarmes bzw. relativschmerzfreies Lebensgleichgewicht. Dieses ist der Soll-wert im System und nicht ein abstrakter Wert biologischerGesundheit, sonst wäre das so verbreitete gesundheitli-che Fehlverhalten nicht verständlich.

Nach dem Systemverständnis von Gesundheit konzen-trieren sich die Kurmaßnahmen schwerpunktmäßig alsoauf drei therapeutische Felder und Angriffspunkte imSystem.

1. In den Entlastungseffekten und in dem Milieuwechseleiner Kur sieht die Kurortmedizin eine wirkungsträchti-ge Chance zur aktiven, individuellen Reorganisationvon Lebensgleichgewichten und für die Therapie desallgemeinen Krankseins als Folge einer individuellenDekompensation durch Krankheit, Alter, Überforderun-gen und Disstreß.Zum Beispiel sind die psychovegetativen Syndrome imallgemeinen erste Symptomkomplexe einer Balance-störung im Leben.

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. C. Kirschner, Kur

2. Durch die Reiz-Reaktionstherapie wird individuell einRegulationstraining verschiedener Organsystemeauch bei sehr unterschiedlichen Krankheiten durchverschiedene Methoden individuell durchgeführt.

3. Durch Gesundheitserziehung und Training sollen dasWissen und die Bedingungen von Gesundheit als bio-logisches, psychisches und soziales Gleichgewichtvermittelt werden und gesundheitliches Verhaltengeübt werden.

Für das Verständnis der Kurortmedizin, der Kureffekteund Kurerfolge ist wichtig, daß man in den einzelnen Kur-maßnahmen nicht eine Summe von Einzelmaßnahmensieht, die additiv, linear-kausal den Kureffekt bedingen,sondern daß es sich bei der komplexen Form der Kurort-medizin um ein in sich geschlossenes System handelt,bei dem sich Einzelkomponenten des Regulationstrai-nings zu einem Ganzen ergänzen. Der bekannte Balneo-loge aus der ehemaligen DDR, Jordan, sagte: „Heilenheißt ein Ganzes machen".Die Entlastungs- und Milieueffekte der Kur mit Verwöhnt-sein und den Möglichkeiten zur Regression müssen gese-

hen werden als Chance zur Neuorientierung im Leben,also zur Progression auf ein verbessertes Lebensgleich-gewicht hin.

So dienen die verschiedenen Entspannungstherapienund auch die somatopsychischen Wirkungen von Bädernu.a. nicht der Erschlaffung, dem trophotropen Durchhän-gen, sondern der Spannungsregulierung. Ruhe und Akti-vität gehören zusammen. Aktive Bewegungstherapie inverschiedenen Formen ist die sinnvolle, systemischeErgänzung zur Entspannung.

Die vielfachen Auflagen in der Kur, temporäre Verzichteauf zu viel Essen, zu viel Alltagsdrogen, zu viel Bequem-lichkeit — oft als Einschränkung persönlicher Freiheitempfunden — sind zu verstehen als Training, durch säku-larisierte Askese den Freiheitsspielraum des einzelnen imGenießen und Verzichten übend zu erweitern.

Heraustreten aus Abhängigkeiten erfordert die Entwick-lung neuer positiver Möglichkeiten. So müssen Entspan-nung — Muße — Kreativität und individuelle Neuordnun-gen des Lebens prozeßhaft zusammen gesehen werden.Vergangenheitsbewältigung bei Krankheiten, in Konflik-

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NATURGEMÄSSE HEILMETHODEN = GESUNDHEITS-ZENTRIERTE MEDIZIN „GESUNDHEITSMEDIZIN"

MEDIZINISCHE HEILTECHNIK = KRANKHEITSZENTRIERTEMEDIZIN IM „GESUNDHEITSWESEN"

REIZ REIZ

KRANKER ANTEIL

- REIZ

Abb. 2

ten und in krankmachenden Gewohnheiten bedeutet Zu-kunftssicherung im Hier und Jetzt.Kneippscbe Kältereize dienen nicht der Abkühlung undWärmereize nicht der Erwärmung, sondern es sind beidesTemperaturreize zur systemischen Ökonomisierung derWärme-Kälteadaptation.Das Herz-Kreislauftraining verbessert auch die pulmokar-diale Leistungsfähigkeit. Unter dem Stichwort der Kreuz-adaptation subsumieren wir zahlreiche übergreifendeSystemeffekte.Die Kur bietet so einen äußeren Rahmen sich ergänzen-der Methoden der balneophysikalischen Therapie in derForm einer Stilisierung von naturgemäßen Lebensreizenin einem Therapiesystem und ist gleichzeitig eine Chancefür einen inneren Weg zur Reorganisation individuellerLebensgleichgewichte als aktive Leistung des Patientenin der Form von Gesundungsarbeit.Das Konzept der Kur geht also von einer Einheit aus,einem Ganzen, in dem sich die Teile ergänzen. Ganz-heitsmedizin ist im allgemeinen ein sehr verschwomme-ner Begriff und schillert heute wie ein ideologisch über-höhtes Schlagwort. Die geforderte Ganzheitsmedizin wirdgewohnheitsgermäß verstanden als Forderung nach Er-gänzung verschiiedener Methoden spezialisierter medizi-nischer Fächer der Organmedizin durch eine psychoso-matische Betrachtungsweise und durch Psychotherapie

und Psychiatrie usw., ohne daß verstanden wird, daß„Ganzheit" nicht in erster Linie die Summe der Teile dar-stellt, sondern daß Ganzheit in der Systemhierarchie fürdas in sich aktive übergeordnete, erbbiologisch begrün-dete Regulationsprinzip der Einheit der Naturvorgängesteht.Ganzheit wird damit zu einem Integrator der Teile undSubsysteme in produktiver Vernetzung. C. G. Jung ver-steht das „Selbst" als einen solchen Integrator vonBewußtsein, Unterbewußtsein und biologischen Determi-nanten. Die Neurophysiologie hat solche Integrationspro-zesse und -Zentren zwischen Kortex und Zwischenhirnund vegetativ endokrinem System hirnphysiologisch loka-lisiert.Der Zielwert dieser regulativen Ganzheit in der System-hierarchie, von der die Kurortmedizin mit ihren verschie-denen Methoden ausgeht, ist Gesundheit verstanden alssystemisches Gleichgewicht. Der Sollwert in dieser Spitzedes Systems kann auch als die maximale Überlebens-chance des Menschen bei aller Bedingtheit durch Alter,Krankheit oder durch andere parasitäre Einseitigkeit desLebens verstanden werden.Die Adaptationstherapie der Heilbäder und Kurorte zieltnach ihrem eigenen Paradigma von der Stärkung derübergeordneten Regulationssysteme auf die Integrationvon Krankheit, von Alter, von konstitutionellen, somati-schen und psychischen Varianten in ein besseres ge-sundheitliches Gleichgewicht hin.In die Maßnahmen der Rehabilitation nach Krankheit istdie Prohabilitation trotz Krankheit und anderer Minusva-rianten des Lebens eingebunden. So sehr die Kurortmedi-zin das Allgemeine betont und sich als systematisierteAllgemeintherapie auch durch spezielle Methoden ver-steht, so ist durch die hohe Spezialisierung auch im Gefol-ge der Spezialisierung der Heilbäder durch ihre traditio-nellen Indikationen mit dieser systematisierten Allge-meintherapie auch in der Regel eine hochspezialisierteOrganmedizin, zum Beispiel in den Fach- und Kurklini-ken, verbunden. Bei dieser Spezialisierung darf aber dieeigentliche Aufgabe der Kurortmedizin, die ich Ihnen zuvermitteln suchte, nicht vernachlässigt werden, ohne dieGefahr einer Verarmung auch einer kulturellen Mitgift derTradition.

Auch steht die Kurortmedizin auf der anderen Seite in derGefahr, daß der allgemeine und unspezifische Charakterder meisten Therapiemethoden z j einer verschwomme-nen Kurindikation führt.Der Medizinhistoriker Schipperges weist darauf hin, daßwir in der kulturellen Entwicklung der Medizin wieder in ei-nem Paradigmawandel zu einer anthropologischen Medi-zin stehen.Mit ihrem vertieften Systemverständnis von Gesundheitist die Kurortmedizin mit ihrem Angebot hochaktuell.

Anschrift des Verfassers:Dr. med. C. Kirschner, Kurklinik, D-5483 Bad Neuenahr.

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H. A. Fahrner Die Fastenkur

Zusammenfassung

Fasten ist der stärkste Appell an die natürlichenSelbstheilungskräfte des Menschen — leiblichwie seelisch gesehen — und verlangt die aktiveMitarbeit des Patienten. Seine Wirksamkeit be-ruht auf einer „neurovegetativen Umschaltungauf innere Ernährung und Verdauung". Am be-sten bewährt hat sich mir das 3wöchige Fastennach Buchinger im Rahmen einer 4wöchigenBehandlung bzw. Kurdauer. Fasten setzt dieexakte Diagnostik und Betreuung voraus undläßt sich sinngemäß mit anderen Naturheilver-fahren sowie unerläßlicher Pharmakotherapiekombinieren. Jeder praktische Arzt sollte eigeneFastenerfahrungen haben, um Fastengruppen— auch ambulant — betreuen zu können.

Schlüsselwörter: Fasten, Fastenkrise, Buchin-ger-Methode, Mayr-Kur

Summary

Fasting is the strongest appeal to the naturalself-healing forces of man — both physically andmentally — and it requires the active co-operation of the patient. Its efficacy is due to a"neurovegetative change towards infernal nutri-tion and digestion". For me, 3 weeks' fastingaccording to Buchinger within the frame of a 4weeks' treatment or eure has proven best. Fa-sting requires an exaet diagnosis and care andcan purposefully be combined with other naturaltreatments as well as indispensable pharmaco-therapy. Every practitioner should himself haveexperienced fasting in order to be able to takecare of fasting groups that are not in-patients.

Key words: fasting, fasting crisis, Buchingermethod, Mayr's regimen

Resume

Le jeüne est iappel le plus fort qui puisse etreadresse aux forces autocuratives naturelles del'homme — tant d'un point de vue physique qued'un point de vue psychique — et il exige unepartieipation active du patient. Son efficaciterepose sur un »passage neuro-vegetatif ä unealimentation et une digestion internes«. A monsens, les meilleurs resultats ont ete obtenusavec le jeüne de trois semaines selon Buchinger1

dans le cadre d'un traitement ou d'une eure dequatre semaines. Les conditions d'un jeünereussi sont un diagnostic et un suivi exaets; le

jeüne peut, selon les cas, etre combine ä d'au-tres methodes physiotherapeutiques ainsi qu'äune pharmacotherapie indispensable. Tous lesmedecins generalistes devraient avoir fait eux-memes l'experience du jeüne pour pouvoirassurer un suivi ambulatoire des groupes dejeüne.

Mots des: jeüne, crise due au jeüne, methodeBuchinger, eure Mayr

Ob wir das Fasten prophylaktisch zur Anregung der Rege-neration oder im Erkrankungsfall therapeutisch oder zurWiederherstellung der Arbeitsfähigkeit in der Rehabilita-tion oder auch „nur" zur Gewichtsabnahme einsetzen,der physiologische Ablauf der Umstellung auf „Innere Er-nährung und Verdauung" bleibt immer derselbe (Tab. ().Diese Umstellung bedeutet immer einen tiefen Eingriff indie gesamten Stoffwechselvorgänge wie die dafür erfor-derlichen vaskulären neurohormonalen Regulationen. DieIntensität dieses Eingriffs ist direkt abhängig von der Dau-er des Fastens wie von dem Grad seiner Kalorienbe-schränkung. So bestehen nicht geringe Unterschiede zwi-schen einem Null-Kalorien-Fasten (nur mit Wasser) unddem Buchinger-Fasten mit ca. 200 bis 250 kcal oder einerMilch-Brötchen-Kur nach F. X. Mayr mit ca. 800 kcal.Ebenso direkt sind die Auswirkungen des Fastens abhän-gig von der persönlichen Gesamttsituation des Fasters,seinem Alter, seiner Konstitution, sseinem Gesundheitszu-stand, seiner psychischen Verfasssung. Vor jedem thera-peutischen Fasten ist deshalb eime sorgfältige ärztlicheUntersuchung erforderlich und imi übrigen auch für alleanderen Faster wünschenswert. Es gilt, mit einer mög-lichst exakten Diagnostik, die Gegenindikationen (Tab. III)von dem an sich recht breiten Indilkationsbereich (Tab. II)abzugrenzen und im Einzelfall die Fastendauer wieFastenintensität und notwendige Zusatzmaßnahmen ausdem gesamten physiotherapeutisschen, gymnastischen,balneologischen, pharmakologisclhen und nicht zuletztpsychologischen Bereich individuell zu verordnen.Für den Anfänger bedeutet das Fasten ja zumeist eineHerausforderung besonderer Art. IFür ihn ist es nicht nurder geforderte Verzicht, sondern aiuch die Angst vor demUnbekannten. Diese können in ihrm eine solche Unsicher-heit auslösen, als ob er unvorbereitet in ein Examen ge-schickt würde und nicht weiß, ob und wie er es bestehenkann. Erstfasten ist also vergleichbar mit den therapeu-tisch genutzten Mutproben, wie z. B. mit den Sturzflügenund Loopings im Flugzeug. Das Erlebnis solch unge-wohnter Risiken bringt zuerst einmal alle physiologischenStreßreaktionen voll in Gang und leitet damit die Bereit-stellung aller vitalen Kräfte des Körpers und der Seele ein,

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Tab. 1: Effekte der Umschaltung auf innere Ernährung und Verdauung beim Fasten.

1. Entleerung des ganzen Magen-Darmtraktes

2. Verringerung des irttra- und extravasalen Flüssigkeitsvolumens

3. Beeinflussung der Gerinnungs-Faktoren

4. Abbau der im Blut zirkulierenden und oberflächlichabgelagerten Fette

5. Hydrostatische Druckentlastung der unteren Körperhälfte

6. Statische Entlastung der tragenden großen Gelenke

7. Abbau des hohen Blutzuckers

8. Gewichtsabnahme

Ruhigstellung der sekretorischen Drüsen

Primäre Entlastung des Herzens und des BlutdrucksVerbesserung der Gewebsdiffusion

Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutesantithrombotischer Effekt

Verbesserung der Gefäß-Diffusion, Entlastung der Transportka-pazität des Blutes'

Entlastung der venösen Hypostase: Varizen, Hämorrhoiden

Verminderung des Kompressionsdrucks auf Gelenkknorpel undBandscheiben

Normalisierung des Hyperinsulinismus

Atemerleichterung, Erhöhung der Vitalkapazität

Tab. II: Indikationen des Fastens.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Stoffwechsel-Krankheiten

Verdauungs-Krankheiten

Nieren-Erkrankungen

Atemwegs-Erkrankungen

Erkrankungen des Bewegungsapparates

Hauterkrankungen

Frauenleiden

Psychische Erkrankungen

Arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz K-H-K, Infarktprophylaxe, periphere Durchblu-tungsstörungen, arteriell und venöse Migräne, Glaucoma Simplex

Diabetes mellitus II, Hyperfipidämien, Artheromatose, Hyperurikämie, Gicht, Adipositasaller Grade

Gastroduodenopathien, Dyspepsien, Hepatopathien, Dyskinesie im Gatle-Pankreas-Be-reich, Enteritis Crohn, Colitis ulcerosa, Dysbakterie

Chronische nichtinfektiöse Nephropathie

Asthma bronchiale, asthmatoide Bronchitis, chronische Rhinitis, chronische Sinubron-chitis, chronische Laryngitis

Degenerative Gelenkserkrankungen, chronisch-rheumatische Arthritis, Polyarthritis pso-riatica, M. Reiter, Sjögren-Syndrom, Polytendomyopathie

Allergosen, Psoriasis vulgaris, endogenes Ekzem

Regelstörungen, Konzeptionsschwierigkeiten, klimakterisches Syndrom

Reaktive- und Invoiutionsdepression, Suchtverhalten (Nikotin, Alkohol, Pharmaka)

Tab. IIJ: Gegenindikationen des Fastens.

Irreversible katabole Prozesse

Zerebrovaskuläre Insuffizienz

Dystrophie

Psychische Erkrankungen

Aktiv-progressive Tuberkulose, Hyperthyreose, Thyreotoxikose, expansiv konsumieren-de Malignome

Progressive Gefäß-Sklerose, degenerative Hirnerkrankungen, M. Alzheimer

Im hohen Alter, nach Fehl- und Unterernährung, progrediente indurierende Hepatopa-thie nach Darmoperation

Schizoide und paranoide Psychosen, Anorexia — Bulirexia nervosa, fehlendes Ver-ständnis

das heißt jene psychovegetative Gesamtumstimmung,welche zur Überwindung körperlicher Krankheitssympto-me, wie seelischer Unausgeglichenheit und Erschöpfung,aus eigenen Kräften erforderlich ist.In dem Maße, wie sich der Faster der Lage mehr undmehr gewachsen! fühlt, sich seine Symptome bessern,

fängt er an, seine ganz existentielle Situation in einemanderen Licht zu sehen.

Meist schrumpfen die Probleme, die so riesengroßerschienen waren, im äußeren und vor allem innerenAbstand von zu Hause, manchmal bis zu einer Banalität,über die man sich hinterher nur noch wundern kann. Viele

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. H. A. Fahrner, Fastenkur

berichten, daß ihnen die Lösung ihrer Schwierigkeitenplötzlich eingefallen sei, etwa während einer Schlafpausenach Mitternacht.Manchmal kommt es aber auch im Fasten zu einer klare-ren Bewußtwerdung bestehender Engpässe und Unerfüll-barkeit mancher Wünsche. „Oft wächst mit dem Sichtbar-werden der Gefahr im Fasten das Rettende auch", so daßdie Talsohle des psychischen „Down" durchschritten undder erlösende Aufstieg begonnen werden kann.

Die Methode

Als Standardempfehlung eines kurgemäßen Fastens hatsich die stationäre SucWnger-Methode mit 4wöchiger Ge-samtdauer in Jahrzehnten bestens bewährt. Danach wirdmit 1 bis 2 Obst- bzw. Reis-Obst- oder Rohkost-Tagen be-gonnen und danach das Fasten mit der Darmreinigungbegonnen. In der Regel wird 0,5 g/kg Körpergewicht Glau-bersalz, im Durchschnitt ca. 40 g, mit 3A I lauwarmenWasser gleich früh am Morgen verabreicht, dazu etwasHimbeersirup um den herben Geschmack zu überspielen.Statt dessen kann auch ein Abführtee (z. B. Fol. Sennae)oder ein Einlauf mit V* bis 1 I Kamillentee verabfolgt wer-den.

Es folgen 20 weitere Fastentage, so daß die gesamte Fa-stendauer gerade 3 Wochen beträgt. Dabei werden mor-gens 2 Tassen Kräuter- oder Schwarztee, mittags einehefe-(gering)meersalz-gewürzte Gemüsebrühe, nachmit-tags 2 Tassen Kräutertee mit 2 Kaffeelöffeln Honig undabends Vt I Obstsaft verabfolgt. Dazwischen soll minde-stens noch 1 I mineralarmes Quellwasser zusätzlichgetrunken werden. Der letzte Fastentag ist zugleich der„Fastenbrechtag". Es gibt dabei nachmittags noch 2 mit-telgroße Äpfel oder entsprechende Mengen an Apfelkom-pott, abends anstelle des Obstsaftes eine sämige Kartof-felsuppe, die „Fastenbrechsuppe".Dieses Fastenbrechen ist nach einer 3wöchigen Nah-rungslosigkeit ein besonderes Ereignis. Diese Suppeschmeckt so gut, wie sonst selten eine und wird entspre-chend löffelweise genossen und gekaut. Am darauffol-genden Tag beginnt der diätetische Aufbau, beginnendmit ca. 800 kcal einer laktovegetarischen Vollwertkost, diein den weiteren 4 bis 6 Aufbautagen über 1000 kcal, 1200kcal langsam auf 1600 bis 2000 kcal angehoben wird. DieDauer der gesamten Fastenkur beträgt somit 4 Wochen,ein für eine Gesamterholung optimaler Zeitraum. Die Fa-stenwirkung kann nach Bedarf modifiziert werden, etwadurch Zugabe von 2mal täglich 1/8 bis Vt I Buttermilch.Auch zeitliche Varianten sind möglich. So kann zu Beginnzur langsamen Eingewöhnung erst für 7 bis 10 Tage Roh-kost bzw. die F. X. Mayr-Diät verordnet werden, umdanach erst ein 10- bis 16tägiges Fasten mit 4 bis 6 Nach-fastentagen folgen zu lassen.

Für die Verlaufskontrolle und die Nachsorge sind einigeSchwerpunkte zu beachten (Tab. IV).

Tab. IV: Die Verlaufskontrolle im Fasten,'.

1. Die exakte Überwachung, Reduzierung evtt. Ergänzung einermitgebrachten Pharmakotherapie sowie Kontrolle der Niko-tin- bzw. Alkohoientwöhnung.

2. Die Sorge für regelmäßige Stuhlentleerung und Darmreini-gung. Besonders wichtig ist der erste Stuhlgang nach demFasten brechen,

3. Nach anfänglich 1 bis 2 Ruhetagen Anregung des Fasters zuindividuell dosierter Körperschulung und Physiotherapie,Wandern und/oder Schwimmen.

4. Die Einhaltung der reichhaltigen Flüssigkeitszufuhr von min-destens 2 I täglich, bei Saunabesuch 1 i mehr.

5. Die Beachtung der Schlaf quäl ität und der Träume, evt. Kom-bination mit psychologisch vertiefter Gesprächsführung, ein-zeln oder in Gruppen.

6. Die Beachtung und Therapie der Fastenkrisen (z. B. Kopf-weg, Wadenkrämpfe, Hungergefühle) sowie Vermeidung vonFastenkompiikationen durch regelmäßige Sprechzeiten (Arzt,Schwester, Fastenletter) (z. B. Nierensteine, Kreislauf-Hypotonie).

7. Die systematische Information des Fasters über Fastenwir-kungen, Diätetik, Körperkultur, Entspannungsübungen, ge-sunde Lebensführung.

8. Einleitung der Nachsorge durch detaillierte Vorprogrammie-rung eines häuslichen Verhaltensmusters in der Ernährung,im Konditionstraining, in der seelischen Entspannung. BeiÜbergewichtigen und Süchtigen Empfehlung, sich einerGruppe z. B. Weight watcher, anonyme Alkoholiker etc.) an-zuschließen.Am wichtigsten ist die Übernahme der Kontrollfunktiondurch den Hausarzt, um den Langzeiterfolg zu sichern.

Fastenkrisen

In den meisten Fällen verläuft daas Fasten ohne großeSchwierigkeiten. Vorübergehende Störungen, wie z. B.Kopfweh beim Eintasten, später unruhige Beine oderHerzklopfen, zeitweise Einschlafstcörungen, stellen keinewesentliche Beeinträchtigung des Fastenverlaufs dar. DieGesamtstimmung ist eher gehobein bis euphorisch. DieFurcht vor Hungergefühlen bei „Amfängern" verliert sichschnell, da solche nur selten auftretten. Meist steckt dannentweder eine ungenügende Darmientleerung oder unbe-wältigte, verdrängte Probleme dahinter — ein rechtbemerkenswertes Zusammentreffein.Die häufigsten Fastenkrisen sind im Tab. V zusammenge-stellt.

Die Behandlungserfolge

In aller Kürze läßt sich sagen, daß sich die überhöhtenBlutdruck-, Blutfett- und Blutzuckerwerte mit schöner Re-gelmäßigkeit normalisieren. Auch die Hyperurikämie folgt

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Tab. V: Häufigste Ursachen von Fastenkrisen,

1. Ungenügende Darmreinigung

2. Ungenügende Flüssigkeitszufuhr

3. Mineralmängel durch Diuretika,Laxantia, Fehlernährung

4. Vitaminmängel, besondersVitamin C, K, B,, Bg, B12

5. Ungenügende Körperbewegung

6. Unzureichende Glukoneogenese(Leber- und/oder Nierenschäden,Insuiinismus bei Adipösen)

7. Blutdruckabfall

Anfängliche Hungergefühle, Kopfschmerzen

Trockenheit im Mund, Stuhlverhärtung, vasomotorische Kopfschmerzen, Migräneanfall,unruhige Beine (Restless legs)

Muskel- und Wadenkrämpfe, Tachykardien, Arrhythmien, Adynamie, Atemnot, Schlafstö-rungen, Haarausfall

Blutungsneigung besonders am Zahnfleisch, Hypermenorrhö, Hämmorrhoidalblutung,grippale Infektanfälligkeit, Adynamie

Frost- und Kältegefühl, allgemeine Unlust, Muskelschwäche und -kater

Hypoglykämie mit späten Hungergefühlen, Kopfschmerzen, Adynamie

Kollapsneigung, Schwindelgefühl, Stenokardie, Konzentrationsschwäche

nach einem anfänglichen Zwischenhoch diesem Beispiel,und die Übergewichtigkeit zeigt erfreuliche Normalisie-rungstendenzen. Bei chronischen Leiden stellt eine meistmit Buttermilch und Sonnenblumenöl substituierte Fa-stenkur eine erfolgversprechende Basistherapie dar. Dieverminderte Zahl der Diagnosen der Übergewichtigen wieder verordneten Medikamente nach der Fastenkur gibteinen pauschalen, aber eindeutigen Hinweis für das brei-te Wirkungsspektrum des Fastens.Fast immer ist der Erfolg einer Fastenkur so überzeu-gend, daß sie gern in angemessenem Zeitabstand wieder-holt wird. Besonders erfreulich ist die erhöhte Ansprech-barkeit auf Anregungen zur Änderung pathogenerLebensgewohnheiten im besonderen Hinblick auf die Eß-gewohnheiten und den Konsum von Genußgiften.In Langzeit-Beobachtungsstudien hat sich jedoch gezeigt,daß für jede Form der Verhaltensänderung eine rein ver-bale oder schriftliche Information zu einem dem Aufwandangemessenen Langzeiterfolg nicht ausreicht. Informa-tion ist gut und richtig, praktische Erfahrung, z. B. in Lehr-küchen, besser und die regelmäßige Kontrolle unentbehr-lich.Diese Kontrollfunktion sollte sowohl in der Einzelberatung

wie in Gruppenveranstaltungen vom Hausarzt übernom-men werden.Eigentlich sollte jeder praktisch tätige Arzt das Fastenebenso wie gewisse Diätformen an sich selbst kennenge-lernt haben und mit gewisser Regelmäßigkeit wiederho-len.Nur aus dieser Selbsterfahrung heraus kann er seinefastenden und diätbedürftigen Patienten überzeugendberaten und motivieren.

Literatur

Anemueller, H.: Das Grund-Diät-System. Hippokrates Verlag,Stuttgart, 2. Auflage 1983.

Buchinger, O.: Das Heilfasten. Hippokrates Verlag, Stuttgart.Fahrner, H. A : Fasten als Therapie. Hippokrates Verlag, Stutt-

gart, 1985.Leitzmann, G : Ernährungs-Ekologie. Vegetarier 3 (1990).Lützner, H.: Intensivdiätetik als interdisziplinäres Heilverfahren.

Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 9 (1988).

Anschrift des Verfassers:Dr. med. H. A. Fahrner, Ärztl. Direktor a. D. Klinik Buchinger,Kleine Steinstraße 2, D-7770 Überlingen.

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Art der Anwendung:Soweit nicht anders verordnet nehmen Erwachsenevor dem Essen 3 x tägl. 20 - 30 Tropfen mit etwasWasser, in akuten Fällen stündlich 15Tropfen. Kinderbis 10 Jahre 3 x tägl. 10 Tropfen.Trübungen und Ausflockungen beeinträchtigen dieWirkung nicht.Enthält 30 Vol. % Alkohol-Packungsbeilage beachten.Gegenanzeige:Suizidgefahr und schwere endogene DepressionenPackungsgrößen:50 ml DM21,45 • 250 ml DM66,70

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EKF-LABOR der Marienapotheke Dr. Reuther • 8210 Friert • Telefon (0 80 51) 10 37

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E. Hessein Die Schroth-Kur

Zusammenfassung

Die Schroth-Kur — benannt nach ihrem Begrün-der Johann Schroth (1798 bis 1856) in Niederlin-dewiese und seit 1949 in Oberstaufen eingeführt— setzt sich aus zwei Komponenten zusammen,der Kurdiät und der Kurpackung. Die Diät istkohlenhydratbetont und unterkalorisch (ca. 500kcal/Tag) und besteht aus Gemüsesuppen, Kur-gebäck und Frischkost. Der traditionelle Kur-wein wird heute vielfach durch Tee und Frucht-säfte ersetzt, je nach Flüssigkeitsmenge werdenTrocken- oder Trinktage unterschieden. Die Diätwird ergänzt durch feucht-kalte Ganzpackun-gen, in denen der Kurgast zum Schwitzen ge-bracht wird. Die wesentliche Wirkung derSchroth-Kur ist Stoffwechselaktivierung, Ge-wichtsreduktion, Entgiftung und Entschlackung.Wichtigste Heilanzeigen sind Erkrankungen desStoffwechsels: Adipositas, Diabetes, Gicht,Fettstoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Er-krankungen, Hypertonie, koronare Herzkrank-heiten, chronisch entzündliche Erkrankungen,Erkrankungen des rheumatischen Formenkrei-ses, Allergien und Hautkrankheiten.

Schlüsselwörter: Schroth-Kur, Schroth-Kur-Packung, Schroth-Kur-Diät

Summary

The Schroth eure — named after its founder Jo-hann Schroth (1798-1856) at Niederlindewieseand since 1949 at Oberstaufen — consists of twocomponents, the eure diet and the eure pack. Inthe diet carbohydrates are prevailent and it isIow in calories (about 500 kcal/day) and compri-ses vegetable soups, Special baker's wäre andfresh food. Today the traditional eure wine is of-ten replaced by tea and fruit Juices. Dependingon the amount of liquid one distinguishes drydays and drinking days. In addition to the dietthere are applied moist-cold füll packs in whichthe patient is made to perspire. The major effectof the Schroth eure is an activation of the meta-bolism, reduetion of the weight; detoxication ofthe organism and removal of residues from thebody. The most important indications are dis-eases of the metabolism; adipositas, diabetesmellitus, gout, metabolic disorders, cardiac andcirculatory diseases, hypertension, coronaryheart diseases, chronically inflammatory dis-eases, rheumatic diseases, allergies and disea-ses of the skin.

Key words: whole-grain regimen, whole-grainregimen package, whole-grain regimen diet

Resume

La eure Schroth — qui porte le nom de son fon-dateur Johann Schroth (1798-1856) de Nieder-lindewiese et fut introduite en 1949 ä Oberstau-fen — est composee de deux elements: le regi-me et le cataplasme. Le regime est riche en hy-drates de carbone et pauvre en calories (env.500 kcal/jour) et est compose de potages de le-gumes, de petits gäteaux de regime et d'ali-ments frais. Le vin de eure traditionnel est au-jourd'hui frequemment remplace par du the oudes jus de fruits; en fonetion des quantites de li-quide absorbees, on distingue les jours sansboisson et les jours avec boisson. Le regime estcomplete par des cataplasmes totaux humides-froids destines ä faire transpirer le curiste. L'ef-fet prineipal de la eure Schroth est une activa-tion du metabolisme, une reduetion de poids,une detoxication et un decrassage. Les indica-tions les plus importantes sont les affections dumetabolisme: l'adiposite, le diabete, la goutte,les troubles du lipometabolisme, les affectionscardio-vasculaires, l'hypertonie, les maladiescardiaques coronariennes, les affections infec-tieuses chroniques, les affections du cercle deforme rhumatismal, les allergies et les dermato-ses.

Mots des: eure Schroth, caitaplasme de eureSchroth, regime de eure Schrroth

Die geschichtliche Entwicklurng der Schroth-Kur

Die Schroth-Kur ist benannt naern ihrem Begründer Jo-hann Schroth, der in der ersten Hdälfte des 19. Jahrhun-derts in Niederlindewiese in der heuutigen Tschechoslowa-kei gelebt hat. Auf dem Lande grodß geworden, zeichnetesich Johann Schroth durch eine iäußerst gute Naturbe-obachtungsgabe aus. Dabei bemerrkte er, daß kranke Tie-re die Nahrung verweigerten und aiuch wenig tranken. An-geregt durch seinen Landsmann PPrießnitz, hatte er durchSelbsterfahrung die wohltuende tund heilende Wirkungfeuchtkalter Packungen festgestellt. Bei der Behandlungseiner Patienten wandte er späterr feuchtkalte Ganzkör-perpackungen an, in denen der Paitient mehrere Stundenlang schwitzen mußte. Der in diesser Packung entwickel-ten feuchten Wärme maß er eine besondere Heilwirkungzu. Dieser nach ihm benannten ISchrothschen Kurpak-kung ordnete er noch eine reizlose Heildiät zu, die ausverschiedenen Getreidebreien, altbackenen Semmelnund Trockenobst bestand. Als Getränk verwandte ereinen leichten Landwein. An einzelnen Tagen ließ er sei-ne Patienten auch dursten.

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E. Hessein, Schroth-Kur Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

Abb. 1: Johann Schrothgeb. 1798, gest. 1856

Der Grundgedanke dieses von Schroth entwickelten Heil-verfahrens war, daß durch seine Kurmaßnahmen eineReinigung und Entschlackung des kranken Menschen be-wirkt werden sollte, daß seine Heilkräfte angeregt würdenund daß der Organismus so besser mit Krankheiten — vorallen Dingen mit einem chronischen Krankheitsgesche-hen — fertig werden konnte. Nach dieser Methode behan-delte Schroth seine Patienten oft mehrere Wochen bis zuzwei Monaten. Durch seine Behandlungserfolge suchtenmehr und mehr Patienten bei ihm Heilung, und er gründe-te schließlich eine eigene Kuranstalt. Nach seinem Todeentwickelte sich Niederlindewiese zu einem bekanntenKurort in der damaligen Donaumonarchie.Im Jahre 1949 wurde die Schroth-Kur durch den Nieder-lindewiesener Kurarzt Hermann Brosig in Oberstaufenneu begründet. In den vergangenen 40 Jahren hat Ober-staufen als Kurort einen enormen Aufschwung genom-men und verfügt derzeit über ca. 100 Kurbetriebe; imvergangenen Jahr wurden hier knapp 30 000 Schroth-Kur-gäste gezählt. Diese Entwicklung hat dazu geführt, daßdieser Ort, der bisher den Kneippkurorten zugeordnetwar, laut Gesetzentwurf der bayerischen Staatsregierungvom 8. Februar 1991 das Prädikat „Schroth-Kurort" und„Schroth-Heilbad" erhalten soll. In den letzten Jahren hatsich die Schrothkur auch über die Grenzen Oberstaufenshinaus auf 30 Kurorte mit insgesamt 70 Kurbetrieben inganz Deutschland ausgeweitet. Um eine möglichst ein-heitliche Durchführung der Schroth-Kur zu gewährleisten,wurde der Schroth-Verband gegründet. Es wurden inzwi-schen Richtlinien zur Durchführung von Schroth-Kurenherausgegeben, und es werden Kurse angeboten, in de-nen die Kurbetriebe die Möglichkeit haben, ihr Personal inder Zubereitung der Kurdiät schulen zu lassen, auchwerden Packer in der fachgerechten Anwendung von Kur-packungen ausgebildet.

Nach diesem kuirzen geschichtlichen Rückblick vom Ur-sprung der Schroth-Kur und ihrer Entwicklung bis zumheutigen Tag solll nunmehr auf die Methodik der Schroth-Kur und ihre Wirlkung auf den menschlichen Organismuseingegangen weirden:Die Schroth-Kur setzt sich — wie bereits erwähnt — zu-sammen aus zwesi Komponenten: einem hydrotherapeuti-

schen — der Schrothscben Kurpackung — und einemdiätetischen Teil.

Die Schrothsche Kurpackung

Sie ist eine Ganzkörperpackung, bei der der Patient in einfeuchtkaltes Laken eingewickelt wird, darum werden zweiWolldecken geschlungen, zuletzt wird er mit einem Pack-bett zugedeckt, das von einigen Bändern umschnürt wird.Zur besseren Erwärmung werden einige Wärmflaschenhinzugefügt. Vor der Packung erhält der Patient einenheißen Hagebutten- oder Lindenblüten-Tee. Nach einerkurzen Erwärmungsphase kommt es schließlich zumSchweißausbruch. Die Schwitzperiode sollte etwa eineStunde andauern. Nach Ablauf von ca. 2 Stunden wird diePackung beendet. Der Patient wird ausgepackt und mußeine halbe bis eine Stunde danach noch Bettruhe einhal-ten und nachdünsten. Die Packung wird in der Regeltäglich außer sonntags in den frühen Morgenstunden ver-abreicht (Abb. 2).

Welche Wirkung hat die Schrothsche Kurpak-kung nun auf den menschlichen Organismus?

Nach anfänglicher Vasokonstriktion als Antwort auf denKaltreiz kommt es in der Erwärmungsphase zu Vasodila-tation mit verstärkter Durchblutung der peripheren Gefä-ße. Die Haut rötet sich, die Körpertemperatur erhöht sichum ca. 1 bis 2 Grad. Dieser Prozeß läßt sich gut mit einemHeilfieber vergleichen, das sowohl zur Stimulierung desImmunsystems beiträgt, als auch zum verstärkten Kata-bolismus mit Abbau von Schlacken und Fettdepots führt.In der Schwitzphase werden außerdem Giftstoffe über dieHaut ausgeleitet und hiermit die Entgiftungsorgane Leberund Niere entlastet. Die Schwitzprozeduren tragen auchwesentlich zum Entwässerungsprozeß bei und bewirkeneine Funktionsverbesserung der Haut, was sich bei vielenHauterkrankungen positiv bemerkbar macht

Abb. 2

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. E. Hessein, Schroth-Kur

Tab. I: Die schweißtreibende Ganzpackung und ihre Wirkungs-weise auf den Organismus.

Tab. II: Diätplan der Schrothkur.

Wirkungsweise:1. Phase

= sympathikoton(ca. 10 - 20 Min,)

2. Phase= vagoton(ca. Vz - 1 Std.)

3. Phase= sympathikoton(ca. 1/4 -1/2 - 1 Std.)

Gesamtwirkung:

KaltreizVasokonstriktionRR-An stiegErfrischungAbhärtung

VasodilatationRR-SenkungWärmebildungNervenberuhigungMusketentspan n ung

TachykardieRR-AnstiegDurchblutungssteigerungTemperaturanstiegStoffwechsel SteigerungSchweißausbrifchSteigerung der Motorik

HautfunktionsverbesserndAbleitung über die HautEntgiftungEntschlackung

Die Schrothsche Kurdiät

Die Schrothsche Kurdiät ist eine kohlenhydratbetonte Re-duktionskost ohne tierisches Eiweiß, ohne Fett und ohneKochsalzzugabe. Der durchschnittliche Kaloriengehaltbeträgt pro Tag einschließlich der Kurgetränke ca. 600 bis700 kcal. Ein weiteres wesentliches Merkmal der Kurdiätist der Wechsel von Trocken- oder Dursttagen mit Trinkta-gen. Bei den Trinktagen unterscheiden wir je nach Mengeder verabfolgten Getränke große Trinktage und kleineTrinktage. Ein weiteres Charakteristikum der Schroth-Kurist, daß als Kurgetränk Weine verwendet werden. Kurwei-ne sind ausgegorene trockene Weine mit einem geringenGehalt an Alkohol und Restsüße. Der Kurwein sollschluckweise und über mehrere Stunden verteilt getrun-ken werden.

Aufgrund der umfangreichen Erfahrungen, die Kurärztemit der Schroth-Kur bei ihren Patienten gemacht haben,aber auch aufgrund moderner ernährungsphysiologischerErkenntnisse hat die Schroth-Kur seit ihrer Begründungdurch Johann Schroth vor 170 Jahren in ihrer Ausübungeine deutliche Wandlung erfahren. Die Getreidebreie wur-den mit Gemüse angereichert, die altbackenen Semmelndurch hochwertige Vollkornprodukte ersetzt. Auch Frisch-kost in Form von Frischpreßsäften aus Zitrusfrüchten undRohkostbeilagen sorgen für ausreichende Vitaminzufuhrwährend der Schroth-Kur. Der Kurwein wird nicht mehrwie früher obligatorisch verordnet, teilweise werden auchFruchtsäfte, Mineralwässer und Tees als Getränk verab-reicht. Bei erhöhtem Flüssigkeitsbedarf kann auch dieGesamttrinkmenge erhöht werden.

Der erste Kurtag . . .ist grundsatzlich immer ein kleiner Trinlktag. Der Einstieg erfolgtmit einer Suppe aus getrockneten Pflaumen, angereichert mitetwas Zitronensaft. Die Pflaumensuppe ist notwendig, um denDarm zu entlasten.

SONNTAG (Großer Trinktag)früh: 1 Glas Kräutertee mit Kurgebäck

mittags: Gemüsesuppe, Reis mit Weinschaum oder Reisgarniert.

nachmittags: Zwischen 15 und 22 Uhr bis zu 1 Liter verordneteKurgetränke (z. B, Tee, Heilwasser oder Frucht-säfte, Kurwein nur mit ärztlicher Genehmigung)

abends: Kurgebäck (Vollkornprodukte, z.B. getoastetesLeinsamenbrot oder Knäckebrot), belegt mit Pe-tersilie oder Schnittlauch, Kresse, geraspeltenMöhren.

MONTAG (Trockentag, Ruhetag)

früh; 1 Glas Kräutertee mit Kurgebäckmittags: Pflaumen eingeweicht mit Kurgebäckabends: 1 Glas Saft aus 2 Orangen mit 1 Zitrone oder Gra-

pefruit (aus frischen Früchten gepreßt) mit Kur-gebäck, belegt mit Petersilie (oder Schnittlauch,Kresse, geraspelten Möhren). 1 bis 2 Kurdrinks.

DIENSTAG (Kleiner Trinktag)

früh: 1 Glas Kräutertee mit Kurgebäck

mittags: Reissuppe mit Gemüsenachmittags: Zwischen 15 und 22 Uhr bis zu Vi Liter verordne-

te Kurgetränkeabends: Kurgebäck, belegt mit Petersilie (oder Schnitt-

lauch, Kresse, geraspelten Möhren).

MITTWOCH (Trockentag, Ruhetag)

früh: 1 Glas Kräutertee mit Kurgebäck

mittags: Aprikosen eingeweicht mit Kurgebäckabends: 1 Glas Saft aus 2 Oramgen und 1 Zitrone oder

Grapefruit (aus frischem Früchten gepreßt) mitKurgebäck, belegt mit Petersilie (oder Schnitt-lauch, Kresse, geraspeltten Möhren). 1 bis 2 Kur-drinks.

DONNERSTAG (Großer Trinktag)

früh: 1 Glas Kräutertee mit Kiurgebäckmittags: Gemüsesuppe und Grie»8schlag mit Fruchtsaft.nachmittags: Zwischen 15 und 22 Uhrr bis zu 1 Liter verordnete

Kurgetränkeabends: Kurgebäck, belegt mit Petersilie (oder Schnitt-

lauch, Kresse, geraspehlten Möhren).

FREITAG (Trockentag, Ruhetag)früh: 1 Glas Kräutertee mit KCurgebäck

mittags: Pflaumen eingeweicht rmit Kurgebäck, eventuellSauerkraut.

abends: 1 Glas Saft aus 2 Oramgen und 1 Zitrone oderGrapefruit (aus frischern Früchten gepreßt) mitKurgebäck, belegt mit Petersilie (oder Schnitt-lauch, Kresse, geraspellten Möhren). 1 bis 2 Kur-drinks.

SAMSTAG (Kleiner Trinktag)

früh: 1 Glas Kräutertee mit Kiurgebäck

mittags: Haferschleimsuppe undl Kompott mit Kurgebäck.

nachmittags: Zwischen 15 und 22 Uhir bis zu 1/i Liter verordne-te Kurgetränke

abends: Kurgebäck, belegt mit Petersilie (oder Schnitt-lauch, Kresse, geraspelten Möhren).

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E. Hessein, Schroth-Kur Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

Der Wochen-Kurplan für eine Schroth-Kur

Die Trocken- und Trinktage sind bestimmten Wochenta-gen zugeordnet, sonntags ist ein großer Trinktag, derMontag ein Trocken- oder Dursttag, der Dienstag ein klei-ner Trinktag, der Mittwoch wieder ein Trockentag, derDonnerstag ein großer Trinktag. An den Trockentagenwird mittags ein Kompott von eingeweichten Pflaumenoder Aprikosen, aber auch Weinkraut, gegeben. An denTrinktagen erhält der Kurgast eine warme Gemüsesuppemit Reis oder Haferflocken, abends wird täglich Kurge-bäck mit Frischkostbeilagen gereicht, an Getränken gibtes an den großen Trinktagen bis zu einem Liter, an klei-nen Trinktagen einen halben Liter Wein oder andere Ge-tränke und an den Trockentagen ein Glas Frischpreßsaftaus Zitrusfrüchten. Dieser Wochenkurplan stellt einenStandard-Kurplan für die Verordnung von Schroth-Kurendar, der aber je nach Konstitution und Krankheitszustanddes Patienten individuell vom Kurarzt abgewandelt wer-den kann.

Die Wirkung der Schroth-Kur auf den menschli-chen Organismus

Wie das Heilfasten ist die Schroth-Kur eine Heilkur — einNaturheilverfahren, das nach den Vorstellungen JohannSchroths eine Reinigung des Organismus bewirkt, ihn vonGiftstoffen und Stoffwechselschlacken befreit und dieSelbstheilungskräfte des Körpers anregt. Verbunden mitdieser Kurmaßnahme ist eine mehr oder weniger großeGewichtsabnahme durch Entwässerung und Abbau vonFettgewebe, so daß die Schroth-Kur als Entfettungskur inunserer derzeitigen Ära des Wohlstandes und der Überer-nährung neben der Fastenkur und anderen Diätkurenmehr und mehr an Bedeutung gewonnen hat.Was speziell die Verordnung von Wein als Kurgetränk be-trifft, so ist der Wein nicht als Genußmittel, sondern alsMedizin zu betrachten, die, in wohldosierter Form ange-wendet, durchaus einen positiven Einfluß auf den Orga-

1500 ml

1000

1500 ml

Kur-wein

1500 ml

1000 ml

625 H500 rnl-l—o

3 7 5 | Suppe260 -|

625 ml

Saft

Kur-wein

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Saft

Kur-wein

Suppe

Flussigkeitsmengen

1000 ml

625 ml

Saft

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Kur-wein

Suppe

Sonntag Montaig Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag

Abb. 3: Modifikation bei erhöhtem Flüssigkeitsbedarf.

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nismus und auch auf den Ablauf der Kur ausübt. Zu nen-nen sind hier nur die kreislaufanregende, die belebendeund stimulierende Wirkung auf die Psyche, die Stoff-wechselaktivierung und die Anregung der Nieren zu ver-mehrter Diurese. Außerdem wird das Verhältnis des kar-dioprotektiven HDL-Cholesterins zum LDL-Cholesterinzugunsten des HDL-Cholesterins verschoben, was durchmehrere klinische Studien u. a. von Gordon und Mitarbei-tern und durch eigene Beobachtungen bestätigt werdenkonnte. Bei Lebererkrankungen oder Krankheiten, bei de-nen eine Verabreichung alkoholhaltiger Getränke kon-traindiziert ist, werden — wie oben bereits ausgeführt —selbstverständlich nur alkoholfreie Getränke verabreicht.Ein weiteres Charakteristikum der Schroth-Kur ist derWechsel von Durst- und Trinktagen. Bei Nierenerkrankun-gen und bei erhöhtem Flüssigkeitsbedarf muß die Ge-samttrinkmenge durch Zusatzverordnung von Mineral-wässern oder Tees erhöht werden (Abb. 3).Die Auswirkungen auf den Organismus wurden vergli-chen mit der Reinigung eines schmutzigen Schwammes,den man so lange in sauberes Wasser taucht und ausw-ringt, bis er sauber ist. Vor allem das Bindegewebe, vonAnemueller trefflich als „Mülldeponie" unseres Körpersbezeichnet, wird durch diesen Prozeß ausgewaschen undgereinigt. Man spricht hierbei auch von „Gewebswä-sche".

Wie bei Fastenkuren stellen wir auch während der Schroth-Kur einen Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut fest. DerHöhepunkt des Harnsäureanstieges ist meistens in der2. Kurwoche erreicht, danach fällt er wieder ab (Abb. 4).Ein wesentlicher Teil der im Blut gelösten Harnsäurestammt sicherlich aus den Bindegewebsdepots, wenn Hy-perurikämien bereits vorliegen oder schon eine manifesteGicht besteht. Eine 2. Quelle ist krankes oder abgestorbe-nes körpereigenes Zellmaterial, das während der Kur ab-gebaut wird. Wir kennen diese Vorgänge alle unter demBegriff der „Zellmauserung". Während der Schroth-Kurwird die Harnsäure in vermehrtem Maße durch die Nierenausgeschieden und fällt teilweise im Urin als Ziegelsedi-ment aus. Mit dem Absinken des Harnsäurespiegels inder zweiten Kurhälfte lassen auch die Ausscheidungennach, der Urin wird wieder klar und hell. Am 9. oder 10.Kurtag, wenn der Entschlackungsprozeß auf dem Höhe-punkt ist, kann es — wie wir das auch bei anderen Kurensehen — zu einer Kurkrise kommen, die sich in Abge-schlagenheit, Kopfschmerzen, erhöhter Reizbarkeit,Schlafstörungen, Aktivierung chronisch entzündlicher Er-krankungen und Verstärkung rheumatischer Beschwer-den äußern kann. Diese Beschwerden klingen meistrasch ab und sind im positiven Sinne als Heilkrisen zuwerten. Als äußere Zeichen dieses Entschlackungs- undSelbstreinigungsprozesses beobachten wir — ähnlich wiebeim Heilfasten — starke, teils übelriechende Ausschei-dungen und einen dicken grauweißen Zungenbelag sowieeinen Foetor ex ore. Nach Überstehen der Krisenzeit er-lebt der Patient eine spürbare Verbesserung seines Befin-dens. Erst nach einer 3wöchigen Kurzeit — und solangesollte eine Schroth-Kur dauern — ist der Entschlackungs-prozeß in der Regel beendet, und es stellt sich eine Phaseder Regeneration und Revitalisierung ein, von deren posi-tiven Auswirkungen für seine Gesundheit der Patient

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nach Ablauf der Schroth-Kur noch viele Monate —manchmal auch Jahre — zehren kann. Die Dauer desKurerfolges wird dabei im wesentlichen von der Diät unddem Essensverhalten des Patienten mitbestimmt. Bei un-seren Empfehlungen richten wir uns weitgehend nachden Richtlinien für eine biologisch hochwertige Ernäh-rung, wie sie in den Diätplänen für eine Grunddiät mitihren Varianten für verschiedene Stoffwechsel- und Or-ganerkrankungen von Anemueller erarbeitet worden sind.Das subjektive Befinden des Patienten zeichnet sich nacherfolgreich absolvierter Schroth-Kur aus durch ein gesun-des Lebensgefühl, Körperfrische, erhöhte körperliche undgeistige Leistungsfähigkeit sowie eine bessere psychi-sche Belastbarkeit. Chronisch entzündliche Erkrankun-gen können häufig zur Ausheilung gebracht werden,durch Stimulierung des Immunsystems läßt die Infektan-fälligkeit nach, und chronisch rheumatische Erkrankun-gen können in ihrer Schmerzhaftigkeit wesentlich gelin-dert werden. Auch werden die Risikofaktoren für die Ent-stehung der heute sehr verbreiteten Herz- und Kreislau-ferkrankungen, wie Übergewicht, Hypercholesterinämie,Hyperlipämie und Hypertonie, weitgehend abgebaut oderbeseitigt.

In diesem Zusammenhang sei auf eine wissenschaftlicheStudie des bekannten Ulmer ErnährungswissenschaftlersDitschuneit verwiesen, die 1984 im Heft 2 der Zeitschrift„Aktuelle Ernährungsmedizin" erschienen ist. Bei einemdurchschnittlichen Gewichtsverlust von ca. 10% währendeiner dreiwöchigen Schroth-Kur kommen Ditschuneit undMitarbeiter zu dem Resultat: „Durch signifikante Sen-kung des Blutdrucks, Abfall des Gesamtcholesterins, An-stieg des HDL- und Senkung des LDL-Cholesterins kanndie Schroth-Kur zu einer bedeutenden Senkung des arte-riosklerotischen Risikos führen. Sie rechtfertigt damit ihreStellung neben anderen Therapiemöglichkeiten und stellt

unter ärztlicher Kontrolle eine Bereicherung im Spektrumder Adipositastherapie dar."Die folgenden Abbildungen zeigen die Wirkung derSchroth-Kur auf Patienten mit Adipositas und Hypertonie(Abb. 5), sowie die günstige Beeinflussung von Hyper-cholesterinämien (Abb. 6) und Fettlebern durch Senkungdes erhöhten ^-GT's (Abb. 7).

Indikationen für eine Schroth-Kur

Die Indikationen für eine Schroth-Kur lassen sich in sechsverschiedene Gruppen einteilen:An erster Stelle müssen die Erkrankungen des Stoffwech-sels genannt werden, und hier sind es wiederum dieweitverbreiteten Fettstoffwechselstörungen mit Hyper-cholesterinämie und Hyperlipoproteinämie, Adipositas,Fettleber, Diabetes mellitus Typ II, Hyperurikämie mitGicht sowie Nierensteinleiden.Das zweite wichtige Indikationsgebiet sind die Herz- undGefäßerkrankungen, die häufig verbunden sind mit Fett-stoffwechselstörungen, Arteriosklerose, koronarer Herz-erkrankung und Hypertonie.Die dritte Gruppe betrifft chronisch entzündliche Erkran-kungen im Bereich der Stirnhöhlen, des Nasen-Rachen-Raumes, der Bronchien und im Bereich der Urogenitalsy-stems. Hier beobachten wir manchmal eine Aktivierungder entzündlichen Erscheinungen als Zeichen dafür, daßsich der Körper noch einmal mit dem chronischen Krank-heitsgeschehen auseinandersetzt, worauf dann häufigeine endgültige Abheilung erfolgt.Ein wichtiger Indikationsbereich ist die große Gruppe derErkrankungen des rheumatischen Formenkreises sowieder degenerativen Gelenkerkrankuingen.

Harnsaure

an40 Patienten

Anfang I.Woche 2. Woche 3 V ( o c h e 4 W o c h e S-

Abb. 4: Das Verhalten der Harnsäurewerte im Serum — hier de-monstriert an 40 Patienten — ist gekennzeichnet durch einendeutlichen Anstieg in der 2. Kurwoche und einen Abfall in der 3.und 4. Kurwoche.

Gr 155 cm Frau Hedwig K 59 Jahre 1975

KgRR24 9 22 23 24 25 26 ?7 28 29 30 110 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Datum

_ ^ ^ „ „ j — - j-^p-n sr» (^ j—-j -• T

Abb. 5: 59jährige Patientin steht seit Jahren wegen Hypertonie inärztlicher Behandlung. Körpergröße 155 cm, Gewicht 78,7 kg,Gewichtsabnahme in 23 Kurtagen 7,8 kg. Das sind ebenfalls 10Prozent des Körpergewichtes. Die Gewichtskurve ist durch einenzunächst verstärkten Abfall in der ersten Entwässerungsphaseund in der 2. und 3. Woche durch einen relativ gradlinigen Abfallgekennzeichnet. Deutlich erkennbar ist ein Abfall der systolischenund der diastolischen Blutdruckwerte, bereits in der Mitte der Kursind normale Werte erreicht, die sich auch bis zum Ende der Kur-behandlung halten.

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100

150

200

250

300

Choiestenn

Anfangswert

223 Patienten

iO 300 350 400 450 500 mg%

mg%

Abb 6 zeigt den signifikanten Abfall der Cholestennwerte durchdie Schroth-Kur, wobei stark überhöhte Anfangswerte, die auf derOrdinate eingetragen sind, besonders deutlich abfallen und teil-weise den Normalbereich erreichen

: 20

Normalf^bereid

20,

40

100

120

140

160

100 120 140 160 180 200 uTT* A n t a n 9 s w e r l

an205 Patienten

Abb 7 zeigt die gunstige Beeinflussung derß-GT-Werte durch dieSchrothkur mit alkoholfreien Getranken

Weitere Indikationen sind Erkrankungen der Haut, chro-nisch allergische Erkrankungen, Ekzeme aller Art, Furun-kulose, Psonasis und AkneSchließlich gehören aufgrund der entgiftenden Funktionder Schroth-Kur chronische Vergiftungen wie Folgen vonchronischer Obstipation und Dysbaktene, Nikotinabususund Zustande nach Infektionskrankheiten ebenfalls in denIndikationsbereich der Schroth-KurGegenanzeigen für Schroth-Kuren sind Leberzirrhose,Tuberkulose, bösartige Geschwulste, Psychosen, Alkoho-lismus und andere Suchtkrankheiten, Hyperthyreosen,schwere Erschöpfungszustände und SchwangerschaftZum Schluß soll noch darauf verwiesen werden, daß dieSchroth-Kur auch prophylaktisch durchgeführt werdenkann, sie ist ein wirksames Mittel aktiver Gesundheitspfle-ge Dies zeigt die Vielzahl von Kurwiederholern, die nichtnur diese Kur aus Gründen der Gewichtsabnahme durch-fuhren Ihre Zahl betragt für Oberstaufen ca 30 bis 40%In der Mehrzahl sind dies Patienten, für die das Hauptmo-tiv für Wiederholungskuren die Entschlackung und Reini-gung ihres Korpers ist und die die Regeneration und Revi-tahsierung in Form eines besseren und gesunderen Le-bensgefuhls bereits am eigenen Leibe erfahren haben Essind Menschen, für die die Gesundheit als Grundlage fürSchaffenskraft, Kreativität und Lebensfreude einen hohenStellenwert besitzt

Literatur

Allgemeine Deutsche Biographie „Schroth Johannes' Band 54,Nachtrage bis 1899 auf Veranlassung Seiner Majestät des Kö-nigs von Bayern, herausgegeben durch die historische Kom-mission bei der Königlichen Akademie der WissenschaftenNeudruck der 1 Auflage von 1908, Duncker und HumboldtBerlin (1971) 217

Anemueller, H Das Grunddiat-System Leitfaden der Ernäh-rungstherapie mit Vollwertnahrung Hippokrates Verlag, Stutt-gart, 3 Auflage 1987

Gordon, T, M C Castelli, H Hprtland, W B Kännel, T R Daw-ber High densitity lipoprotem as a protective factor againstcoronary heart diisease, theframmgham study Am J Med 62(1977) 707

Gordon, T Alcohol and blood lipids The Lancet, Saturday,23rd Juli 1977

Handbuch zur Durchfuhrung der Ongmal-Schrothkur HrsgSchrothverein Oberstaufen, 1990

Hessein, E Die Schrothkur und ihre klinische Bedeutung Physi-kalische Medizin und Rehabilitation, 18 Jahrgang, S 359ff

Hessein, E Schrothkur und Sauna Physikalische Therapie undRehabilitation, 21 Jahrgang, S 443ff

Hessein, E Der Wem als Kurgetrank Sonderdrucke beim Ver-fasser

Hessein, E 150 Jahre nach Johann Schroth Sonderdruckebeim Verfasser, Weißachstraße 10, D-8974 Oberstaufen

Hessein, E Die Behandlung der Fettstoffwechselstorung durchdie Schrothkur Physikalische Medizin und Rehabilitation, 21Jahrgang, S 136ff

Jurgensen, T Über das Schrothsche Heilverfahren Dt Archkhn Med (1866) 196

Lutzner, H Entschlackung durch Fasten Physikalische Medizinund Rehabilitation, 21 Jahrgang, S 362ff

Menden, E, J Elmadfa, W Aign, S Lammle Durchfuhrung einerReduktionsdiat mit hohem Brot-Anteil Forts Med 94 (1976)972

Schaper, P, E Schulz Zur Pathogenese der Hyperunkamiebim strengen Fasten (sogenannte Nulldiat) Verh dt inn MedBergmann, München 82 (1976) 882

Thornton, J, C Symnes, K Heaton Moderate alcohol intake re-duces bile cholesterol Saturation and raises HDL CholesterolLancet 11 (1983) 819

Wechsler, J G, H Wenzel, P Malferheiner, H Ditschuneit Tota-les und modifiziertes Fasten im Vergleich Therapiewoche 31(1981) 782

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Wendt, L Die Eiweißspeicher-Krankheiten Karl F Haug Verlag,Heidelberg, 1984

Wenzel, H, J G Wechsler, H Hutt, H Ditschuneit Ergebnisseeiner klinisch kontrollierten Studie mit einer relativ kohlenhy-dratreichen, eiweiß- und fettarmen Reduktionskost AktErnähr 9 (1984) 51-56

Zimmermann, W Die Schrothkur Stoffwechselumstimmung undGewichtsreduktion in einem Kurverwaltung Oberstaufen, In-formationsschnften

Anschrift des VerfassersDr med E Hessein, Landhaus Dr Hessein, Sanatorium für bio-logische Heilweisen, Weißachstraße 10, D-8974 Oberstaufen

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K. ch. Schimmel Naturheilverfahren und die Notwendigkeit ihrer Qualitäts-sicherung und Integration in die Gesamtmedizin

Die Entwicklung unserer Medizin in die Zukunft wird,gerade unter dem Eindruck des Gesundheits-Reformge-setzes, von allen Gremien unseres Berufsstandes disku-tiert. Nach einer Phase nahezu unbegrenzter Entwick-lung sind wir offenbar an „Grenzen des Machbaren"gestoßen. Medizin ist in allen ihren Möglichkeiten nichtmehr machbar, da nicht mehr bezahlbar.

— Der Fortschritt technischer, aber auch pharmazeuti-scher Prinzipien einer Diagnostik und Therapie hatden geldlichen Aufwand in eine nicht vorhersehbareHöhe getrieben.

— Die Bevölkerungsstruktur hat sich dahingehend ver-ändert, daß durch die Erfolge der Medizin sich dasLebensalter erhöhte, der Nachwuchs stagnierte undsich somit das Verhältnis der Beitragszahler zugun-sten der Versicherungsnehmer veränderte;

— daß der geldliche Aufwand für den Betrieb von Pra-xen, Kliniken und Krankenhäusern sich in personel-ler und technischer Struktur änderte und verteuerte;

— daß Krankenkassen zusätzliche Bereiche einer Ver-sorgung, die nicht mehr ihren unmittelbaren Aufga-benbereich betrafen, auferlegt bekamen;

— daß die Medizin sich durch fortschreitende Speziali-sierung in Gebiete und Bereiche aufteilte und somitkomplizierte.

Sinn medizinischen Handelns sollte eine möglichst ge-naue Diagnose und eine, der jeweiligen Schwere undEigenart des Krankheitsgeschehens entsprechende, sinn-volle Behandlung sein.Hierbei spielt der Qualitätsbegriff, wie auch in anderenBereichen unseres modernen Lebens, eine große Rolle.Qualitätssicherung ärztlichen Handelns ist zentralesProblem eines optimalen Gesundheitssystems.Der 93. und 94. Deutsche Ärztetag in Hamburg undBerlin befaßte sich mit dieser Problematik. In Fachver-bänden, wie dem Deutscher Allgemeinärzte (FDA),dem „Berufsverband der praktischen Ärzte und Ärztefür Allgemeinmedizin Deutschlands" (BPA), dem „Ver-band der niedergelassenen Ärzte Deutschlands" (NAV),dem „Hartmannbund" (HB) und der „Liste Demokrati-scher Ärztinnen und Ärzte" (LDÄÄ), diskutierten Kol-legen Leitlinien einer Neuregelung der Weiterbildung inder Allgemeinmedizin in Nordrhein-Westfalen. Lehrbe-auftragte für Allgemeinmedizin und der „MarburgerBund" sehen dringenden Handlungsbedarf, sich über ei-ne zukunftsorientierte Neustrukturierung — zum Woh-le des Patienten — ernsthafte Gedanken zu machen. Das„Wissenschaftliche Institut der Ärzte Deutschlands"(WIAD) entwickelte ein Diskussionspapier zur Quali-tätssicherung ärztlichen Handelns, das sich bei aller An-erkennung auf wissenschaftlichen Fortschritt der Medi-zin auch auf alte und erfahrene ärztliche Traditionen

stützt. Die Sicherung der Qualität ärztlicher Leistungenist eine Aufgabe, der die Ärzteschaft seit der Entstehungihrer Berufsgruppe verpflichtet ist. Anfänge dieser Be-strebungen lassen sich bis in altägyptische und assyri-sche Zeiten zurückverfolgen (Kreuter). Im Eid des Hip-pokrates ist die Qualitätssicherung impliziert festge-schrieben.Als Grundlage einer Qualitätssicherung wird zunächsteinmal die Aus-, Weiter- und Fortbildung des Arztes ge-sehen, die neben wissenschaftlichem und technischemVerständnis auch ganzheitliche Prinzipien eines Arzt-Patienten-Bezugs erfordert, soll der Arzt nicht zumTechniker, der Patient zum Objekt, zum „Werkstück",werden. Dazu wird für die insgesamt auf hohem Stan-dard stehende ärztliche Fortbildung, insbesondere hin-sichtlich Prävention und Gesundheitsförderung, Ge-sprächsführung, qualitätsorientierte Selbstbeurteilungund Selbstkontrolle gefordert. Ein Umdenken in Rich-tung funktioneller Zusammenhänge beim krankenMenschen und ganzheitlicher Betrachtung sind hier un-übersehbar, wobei als gangbare Wege zur Schaffung vonQualitätsstandards die qualitativ orientierte Zweit- oderGruppenbetrachtung (Konsilium, Peer Review, Self-Auditing, Balint-Gruppe, Qualitätszirkel) gilt.Zum anderen ist es die EDV-Erfassung und deren stati-stische Auswertung, die als Kriterium einer Qualitätssi-cherung herangezogen werden kann.Dieser Ansatz zu einer Beurteilung ärztlicher Leistun-gen durch Zweite oder die Berufsgruppe hat sich imRahmen der Naturheilverfahren, der Homöopathieoder der anthroposophischen Medizin in den Arznei-mittelkommissionen am Bundesgesundheitsamt längstbewährt.

Auch die EDV-Erfassung ermöglicht eine statistischeBeurteilung auch subjektiver Daten im Sinne von Wirk-samkeiten, wie sie sich bei der Phytotherapie bereits be-währt.Controlling-Verfahren, wie sie in Langzeitbeobachtun-gen möglich sind, bieten als „Produit final" keine quasiidentischen Behandlungsergebnisse, sondern durch dieIndividualität des Patienten und des Arztes geprägte Lei-stungsergebnisse einer Behandlung. Statistische Erhe-bungen und gemessene Kontrollen können dabei alleinenie ein Weg sein, das sensible Feld einer Qualitätssiche-rung ärztlicher Leistungen nichtaipparativer Art aufzu-bereiten. Qualitätssicherung im ärztlichen Bereich mußsich am Wohle des Patienten orientieren {Kreuter), wo-bei Wohl und Wohlbefinden nicht immer mit dem Be-fund, oft genug aber mit dem Befinden korrelieren.Moderne Medizin umspannt einen weiten Bogen vonder Prävention über die Diagnostik und Therapie vonKrankheiten hin zu ihrer Rehabilitation, aber auch vonakut lebensbedrohlichen Krankheitszuständen über

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K. Ch. Schimmel, Naturheilverfahren Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

chronisch verlaufende bis hin zu Funktions- und Befin-densstörungen, die einer Beeinflussung, also Behandlung,bedürfen. Dabei können — und das wird oft übersehen —Befindensstörungen einen ebenso großen Verlust an Le-bensqualität und Leistungsfähigkeit bedeuten wie kli-nisch relevante Krankheiten. Sie alle sollten mit dem ih-rer Schwere und Eigenart entsprechenden Heilprinziptherapiert werden, das wirksam und — soweit irgendmöglich — unbedenklich in der Anwendung sein muß.In diesem weiten Bereich moderner Medizin haben auchdie Naturheilverfahren mit ihrer Jahrtausende währen-den Tradition und ärztlichen Erfahrung ihren Platz.In dieser langen Zeit wurden Erkenntnisse gesammelt,die auch moderner Medizin und damit den Menschenunserer Zeit erhalten werden müssen. Aus diesen Erfah-rungen vieler Generationen erwächst uns aber auch dieVerantwortung, diese Heilverfahren mit unserem Wis-sen weiterzuentwickeln, kritisch zu beurteilen und unsfortlaufend um ihre Qualitätssicherung zu bemühen.Viele dieser Heilverfahren, wie die Atemtherapie, Elek-trotherapie, Entspannungstherapie, Ernährungsbehand-lung, Hydrotherapie, Massagetherapie, Manuelle Thera-pie, Mikrobiologische Therapie, Neuraltherapie undPhytotherapie haben in den letzten Jahren und Jahr-zehnten ihre Anerkennung im Rahmen unserer Weiter-bildungsordnung gefunden, werden an Hochschulen ge-lehrt und sind fester Bestandteil medizinischer Aus-,Weiter- und Fortbildung — eine Entwicklung, die vornoch nicht langer Zeit nicht abzusehen war. Zunehmen-des Verständnis für eine auch ganzheitliche Betrachtungmedizinischer Probleme bahnte hierfür den Weg. Auchdie Akupunktur erfährt indessen in den verschiedenenLändern Europas eine unterschiedliche Bewertung. In-nerhalb der klinischen und universitären Schmerz-therapie wird sie als additive Disziplin — nun auch inDeutschland — seit vielen Jahren genutzt. In vielenNachbarländern ist sie hinsichtlich bestimmter Indika-tionen längst auch offiziell integriert und stellt einenTeil der „postgraduaten Ausbildung" dar (Gleditsch).Der „Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfah-ren" war und ist bestrebt, Naturheilverfahren, die derDefinition entsprechen, auf Fachkongressen in derWeiter- und Fortbildung der Ärzte, in Seminaren undseiner Fachzeitschrift die Möglichkeit zur Darstellungzu bringen.

Der Zentralverband stellt sich dieser Aufgabe seit 1951und erlebte in dieser Zeit eine zunehmende Akzeptanzvieler dieser Naturheilverfahren bis in die offiziellenGremien unserer Gesellschaft. Seit 1956 wurden Natur-heilverfahren durch Empfehlung des Deutschen Ärzte-tages erstmals von den Landesärztekammern der Bun-desrepublik Deutschland in die ärztliche Weiterbildungaufgenommen. Seither ist Freudenstadt und seine Fach-kongresse in diese Weiterbildung integriert. Darüberhinaus sehen wir uns aber auch in der Aufgabe, Natur-heilverfahren nach modernen Gesichtspunkten weiter-zuentwickeln umd Heilverfahren zu begleiten, die dieVoraussetzung ihirer Definition erfüllen:

Definition Naturheilverfahren

Naturheilverfahren als Teil der Gesamtmedizin ver-wenden ganzheitliche diagnostische und therapeuti-sche Methoden in Prävention, Therapie und Rehabi-litation.Ziel der Naturheilverfahren ist die Anregung der in-dividuellen körpereigenen Ordnungs- und Heilkräf-te. Sie fordern die Mitarbeit des Patienten an seinerLebensgestaltung. Sie fördern die Gesundheit des ein-zelnen und des Volkes.Diesen Zielen dienen heute die „klassischen" sowiedie durch Erfahrung und Forschung eingeführtentherapeutischen und diagnostischen Verfahren.

Therapeutische Verfahren

AkupunkturAtemtherapieAus- und ableitende HeilverfahrenBalneo- und Klimatherapie •BewegungstherapieElektroakupunkturElektroneuraltherapieElektrotherapieEntspannungstherapieErnährungstherapieHydro- und BalneotherapieMassagetherapieManuelle TherapieMikrobiologische TherapieNeuraltherapiePhytotherapieSauerstofftherapieUltraviolettbestrahlung des Blutes / Hämatogene Oxi-dationstherapie

Diagnostische Verfahren

Herd- und StörfelddiagnostikKonstitutionsdiagnostikManuelle DiagnostikSytemdiagnostiketc.

Anschrift des Verfassers:Dr. med. K. Ch. Schimmel, Schloßplatz 8, D-7758 Meers-burg/Bodensee.

II

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w. Schmitz-Harbauer Die privaten Krankenversicherungen — zwischen Pragmatikund Ideologie

Die Diskussion zwischen einem Versicherungsmedizi-ner und einem Juristen über die Frage privatärztlicherAbrechnungen der Homöopathie bietet dem aufmerksa-men Leser ganz unverhoffte Aspekte des eigenen Stan-des {Ostendorf, Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren4/90, Seite 310-312; Stebner, 1/91, Seite I, Stellungnahmedes Autors 8).Der Versicherungsmediziner Ostendorf hält es für äu-ßerst gefährlich, wenn „außerschulmedizinische Thera-pieformen" nach ihrer eigenen Systematik und Gesetz-mäßigkeit als wissenschaftliche Methoden anzusehensind. Dies würde zu einem Auseinanderfallen der Medi-zin führen und letztlich nicht im Interesse der Patientenliegen, da doch dann verschiedene medizinische Wissen-schaften nebeneinander beständen, die sich teilweise wi-dersprächen.In erster emotionaler Regung fühlt man sich an die Zeitder Glaubenskriege erinnert oder auch aus eigener An-schauung an radikale Kanzelworte, daß nur ein Glaubezur Seligkeit führt, Mischehen des Teufels sind usw.Was hat Lessing falsch gemacht, daß Nathan der Weiseauf so wenig fruchtbaren Boden gefallen ist?Was haben die Universitäten falsch gemacht, die unsSchulmediziner so ausgebildet haben, daß wir unserWissen und unsere Erfahrung durch zusätzliche Metho-den, wie Homöopathie und Akupunktur, erweitert ha-ben?Hier sind die Soziologen und die Philosophen den Me-dizinern noch eine Antwort schuldig!Betrachtet man die Sachlage jedoch aus einem ganz prag-matischen Aspekt, so zeigt sich doch für Patient, Arzt,Juristen und Versicherer die gleiche Situation:Arzte wenden auf allen Fachgebieten unterschiedlicheMethoden der Diagnostik und Therapie an, um dieVerordnungen zum Nutzen der Kranken nach bestemVermögen und Urteil zu treffen und Schädigungen undUnrecht von dem Patienten fernzuhalten (Inhalt deshippokratischen Eides).Auf der Basis des erlernten Wissens und Handelns in-nerhalb der Universitäten und ihrer angeschlossenenKrankenanstalten begegnen dem Arzt Probleme undProblemfälle, bei denen das bisher erlangte Wissen unddie bisher gemachte Erfahrung einen Erfolg versagen.Diese Situation ist insbesondere bei den häufig vorkom-menden Befindlichkeitsstörungen und den chronischenKrankheiten jedem Arzt gut vorstellbar.In solchen Schlüsselsituationen kann der Arzt die Wei-chen stellen, den Patienten weiter überweisen oder sichselber in Methoden weiterbilden, die Aussicht auf eineerweiterte Diagnostik oder therapeutische Möglichkeitermöglichen. Besteht bis hierher sozialer Konsens, darfes über die Erstattungsfähigkeit von Maßnahmen im Be-reich anerkannter Zusatzbezeichnungen, wie Homöo-

pathie oder Naturheilverfahren, keinerlei Diskussiongeben.Wer jedoch hier schon eine Einschränkung der ärztli-chen Handlungsfreiheit zuungunsten des Patienten for-dert, stellt das ärztliche Selbstverständnis auf der Basisdes hippokratischen Eides selbst in Frage. Wer das Ar-gument der Wissenschaftlichkeit zum Anlaß nimmt, dieHilfe für den Nächsten einzuschränken, vermischt dieArgumentationsebenen und findet sich schnell in einemGlaubenskrieg wieder.Einen Ausweg bietet dann nur noch das Überdenkendes eigenen Begriffs von Wissenschaft und Wissenschaft-lichkeit, mit der Einsicht, daß der jeweils eigene theore-tische Verständnishorizont nicht zwingend deckungs-gleich mit dem Verständnishorizont anderer sein muß— mit der Erkenntnis, daß weiterhin auf pragmatischerEbene die Anwendung besonderer Methoden und Mit-tel als sinnvoll und nützlich eingeschätzt wird, auchwenn ihre Funktionszusammenhänge wissenschaftlichnoch nicht aufgeklärt sind.Der Versichertengemeinschaft ist sicher nicht primärdaran gelegen, die Risiko-/Nutzen-/Kosten-Relation fürden Patienten durch paradigmatisch aufgestellte Gren-zen zu verschlechtern.Die Ablehnung von komplexeren und zudem noch ne-benwirkungsärmeren diagnostischen und therapeuti-schen Methoden der biologischem Medizin, wie zumBeispiel Akupunktur, Elektroakuipunktur, Homöopa-thie, führt zur vermehrten Anwendung risikoreichererMethoden und Arzneimittel mit oftmals höherenPrimär- und Folgekosten. Betrachtet man den Nutz-effekt, also die Zufriedenheit des Patienten mit den Er-gebnissen von sogenannten „außerschulischen Maßnah-men", so stellt man eine vergleichsweise verblüffendeAkzeptanz fest.Wenn trotz gravierender Eigenbeteiligung der Patientenan den Kosten die Zahl der Anmeldungen zum Beispielfür Akupunktur, Elektroakupunktur und Homöopa-thie ständig steigt, liegt marktwirtschaftlich gesehen ein-deutig ein beachtenswerter Bedarf für diese ärztlichenLeistungen vor.Aufgrund des berufsspezifischen Werbeverbots kanndieser Bedarf auch nicht künstlich geweckt werden.Die Nachfrage nach diesen Leistumgen ist vielmehr einedirekte Folge der Unzufriedenheit mit einem paradig-matisch eingegrenzten Angebot der Versicherer undgründet auf der Mund-zu-Mund-P'ropaganda der erfolg-reich behandelten Patienten.Ausländische Versicherungsgruppen haben dies erkanntund lassen die Sachlage im Hinblick auf den gemeinsa-men Markt ab 1. 1. 1993 soziologisch abklären, um einmöglichst praxisnahes Versicherungsangebot zu bieten.Für die Mehrzahl der deutschen Privatversicherer bleibt

ill

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W. Schmitz-Harbauer, Private Krankenversicherungen Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

zu hoffen, daß sie die Tatsache einer zeitlichen, indivi-duellen und kulturellen Variationsbreite des Begriffesvon „Wissenschaftlichkeit" akzeptieren.Das Gebot der Stunde lautet: ideologischen Ballast aufein Minimum reduzieren und die allgemeinen Versiche-

rungsbedingungen sowie die speziellen Versicherungs-bedingungen der Einzelversicherer den Erfordernissender Praxis anzupassen.

Dr. med. W. Schmitz-HarbauerBismarckstr. 114, D-4150 Krefeld

Fünf Ärzteverbände in Nordrhein-Westfalen stellen ein Konsenspapier zur Weiterbildung in der Allgemeinmedizin zurDiskussion

Praxisnahe Lehre in der Allgemeinmedizin ist dringend auszubauen *

Nach einer zweiten Fachtagung zum Thema „Inhalteund Organisationsformen der Weiterbildung in der All-gemeinmedizin" hatten Vertreter mehrerer Verbändeaus Westfalen-Lippe vereinbart, eine „Arbeitsgemein-schaft Allgemeinmedizin" zu gründen. Sie wollten da-mit der Behauptung entgegentreten, die Ärzteverbändekönnten sich untereinander nicht über Anforderungenan die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin einigen.Die Arbeitsgemeinschaft steht weiteren Gruppen undVerbänden offen. Jetzt liegt ein Diskussionsvorschlagfür ein Konsenspapier vor, das den Beteiligten öffentli-che Aktivitäten auf der Basis eines gemeinsamen Ver-ständnisses ermöglichen soll.An den Fachtagungen beteiligten sich Mitglieder des„Fachverbandes Deutscher Allgemeinärzte" (FDA), des„Berufsverbandes der Praktischen Arzte und Arzte fürAllgemeinmedizin Deutschlands" (BPA), des „Verban-des der niedergelassenen Arzte Deutschlands" (VAV),des „Hartmannbundes" (HB), der „Liste Demokrati-scher Ärztinnen und Ärzte" (LDÄÄ) sowie Lehrbeauf-tragte für Allgemeinmedizin. Auch der „MarburgerBund" (MB) akzeptiert die Notwendigkeit, die Weiter-bildung im vorgeschlagenen Sinne neu zu regeln, sagtDr. Eberhard Göpel, einer der Initiatoren der Arbeitsge-meinschaft. Der MB wolle sich für die tarifrechtlicheAbsicherung der Weiterbildungsassistenten im ambu-lanten Bereich stark machen.Die ,Ärztezeitung' dokumentiert den Diskussionsvor-schlag für das Konsenspapier, das über die Landesgren-zen von Nordrhein-Westfalen hinaus Impulse für dieReform der Allgemeinarzt-Weiterbildung geben kann.Die Diskussion dürfte auch deshalb neu belebt werden,weil sich der 93. Deutsche Ärztetag in Hamburg mitentsprechenden Anträgen befaßt hat und zur weiterenBeratung an den Vorstand der Bundesärztekammer ver-wiesen hat.

„Leitlinien für die Neuregelung der Weiterbildung inder Allgemeinmedizin in Nordrhein-Westfalen :

1. Die fachliche Aufsplittung der klinischen Medizinin den medizinischen Fakultäten hat zum Verlust einer

* aus: Ärzte Zeituing Nr. 94 v. 23. Mai 1991

ganzheitlichen Sichtweise von menschlichen Erkran-kungen geführt. Zumindest für die primärmedizinischeVersorgung der Bevölkerung ist aber eine patienten-orientierte Ausrichtung ärztlichen Handelns auf derBasis einer qualifizierten Weiterbildung in der Allge-meinmedizin unverzichtbar,Die allgemeinmedizinische Weiterbildung soll dazu be-fähigen, im Rahmen der ambulanten Versorgung eine„hausärztliche" Funktion wahrzunehmen. Hausärzt-lich meint in diesem Zusammenhang die Fähigkeit undBereitschaft, als Vertrauensperson für erkrankte odervon Krankheit bedrohte Menschen deren Gesundungs-bemühungen mit allen verfügbaren Mitteln zu unter-stützen. Dies setzt

— ein bio-psychosoziales Krankheitsverständnis,— ein problemorientiertes Diagnose- und Therapiekon-

zept,— eine enge Zusammenarbeit mit ergänzenden Dien-

sten und Unterstützungsmöglichkeiten sowie— eine persönliche Kenntnis der Lebenswelt der Pa-

tientinnen voraus.

Hinzu kommt die Fähigkeit, im Sinne eines rationellenPraxismanagementes eine derartige Hilfeleistung für ei-ne größere Zahl von Patientinnen wirksam mit sparsa-mem Ressourceneinsatz zu organisieren.Die Vorstellung einer hausärztlichen Tätigkeit orien-tiert sich an den Vorschlägen der Weltgesundheitsorga-nisation (WHO) zur Organisation der medizinischenPrimärversorgung der Bevölkerung (Alma Ata-Erklä-rung zur „Primary Health Care" von 1978).Auf sie kann sich die Ausfüllung des Paragraphen 73 desGesundheits-Reformgesetzes beziehen, der eine Gliede-rung der kassenärztlichen Versorgung in eine hausärzt-liche und eine fachärztliche vorsieht.

2. Die angestrebte Orientierungs-, Steuerungs- undBetreuungsfunktion allgemeinmedizinisch qualifizierterHausärzte im Kontext ergänzender ambulanter Dienst-leistungen hat für die künftige Entwicklung des ambu-lanten Bereichs eine herausragende Bedeutung. Die zen-trale ärztliche Steuerungsfunktion in diesem Bereichkann legitimerweise nur dann reklamiert werden, wenn

IV

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. Konsenspapier zur Weiterbildung

eine entsprechend umfassende Betreuungs-, Beratungs-und Behandlungskompetenz gegenüber der Bevölke-rung auch erkennbar nachgewiesen werden kann.Die systematische wissenschaftlich-theoretische undpraktische Beschäftigung mit der Frage, wie die Er-kenntnisse der klinischen Medizin in angemessenerWeise mit komplementären Methoden der Erfahrungs-heilkunde, pflegerischer Unterstützung und Selbsthilfe-Aktivitäten, psychologischen, sozialen und ökologi-schen Erkenntnissen und Dienstleistungen verbundenund für die konkrete Lebensrealität der jeweiligen Pa-tientinnen verfügbar gemacht werden kann, ist daherAufgabe der Allgemeinmedizin.Die Vermittlung dieser Erkenntnisse und praktischenKompetenzen ist die Aufgabe der allgemeinmedizini-schen Fort- und Weiterbildung, die allen Ärztinnen zu-gänglich gemacht werden soll, die eine entsprechendeQualifikation anstreben.

3. Angesichts der bisherigen Vernachlässigung dieseszentralen ärztlichen Arbeitsfeldes durch die wissen-schaftliche Forschung der medizinischen Fakultätenund des großen Bedarfs an entsprechenden Qualifika-tionsmöglichkeiten im Bereich der ärztlichen Fort- undWeiterbildung sind umfangreiche strukturelle Maßnah-men notwendig, um diesen Rückstand zu beseitigen.Die notwendigen Strukturmaßnahmen richten sich auf

— einen Ausbau praxisorientierter Forschungs- undEntwicklungseinrichtungen für die Allgemeinmedi-zin, die zugleich als regionale Stützpunkte für dieFort- und Weiterbildung in der Allgemeinmedizinfungieren können;

— die Förderung von allgemeinmedizinischen Gemein-schaftspraxen, die als Weiterbildungs- und Lehrpra-xen Assistentinnen in Anlehnung an die Arbeitsbe-dingungen in Krankenhäusern für die Dauer der Wei-terbildung beschäftigen können;

Pflichtweiterbildung allein führt nicht zum Er-folg

— eine ausreichende Reservierung von Weiterbildungs-stellen an Krankenhäusern der Regelversorgung fürdie klinischen Weiterbildungsabschnitte der Allge-meinmedizin in Form von Rotationsstellen.

Diese strukturellen Voraussetzungen sind notwendigeBedingungen, um zu einer tragfähigen und zumutbarenGestaltung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizinzu gelangen. Eine „Pflichtweiterbildung" ohne die ge-nannten strukturellen Voraussetzungen und eine hinrei-chende Zahl von WeiteVbildungsstellen verschärft ledig-lich die gegenwärtige Misere.

4. Die notwendigen Regelungen und Investitionen be-rühren die Zuständigkeit unterschiedlicher Gremienund Organisationen und sind daher nur im Rahmen ei-

ner kooperativen gesundheitspolitischen Anstrengungauf Landesebene zu realisieren.

Ziel ist die soziale Akzeptanz der ärztlichenTätigkeit

Zu den Beteiligten zählen die KammerversammlungenWestfalen-Lippe und Nordrhein, die KassenärztlichenVereinigungen, die Ministerien Arbeit, Gesundheit undSoziales sowie Wissenschaft Nordrhein-Westfalens, dieKrankenhausgesellschaft und die Krankenkassen-Ver-bände des Landes sowie der Düsseldorfer Landtag.Mit den vorgeschlagenen Strukturen der Weiterbildungfür die Allgemeinmedizin sollen zunächst einmal dieVoraussetzungen geschaffen werden, um in den näch-sten Jahren im Rahmen einer kooperativen Anstren-gung zur Neubestimmung angemessener Formen haus-ärztlicher Tätigkeit in Deutschland zu gelangen undeine patientenorientierte Form primärmedizinischerVersorgung zu entwickeln.Für die soziale Akzeptanz der ärztlichen Tätigkeit imambulanten Bereich ist ein Erfolg dieser Bemühungenvon herausragender Bedeutung. Auf diesem Hinter-grund sind alle Akteure, die an der Realisierung derskizzierten Vorstellungen mitzuwirken haben, zu einerkooperativen Anstrengung aufgefordert."

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Offener Brief

Beitrag zur Diskussion der Wissenschaftlichkeit in der Medizin

Dem Leserbrief von Rechtsanwalt Stebner in der „Ärz-tezeitschrift für Naturheilverfahren", Heft 1/91, S. I,entnehme ich, daß der Streit um das Prädikat „wissen-schaftlich allgemein anerkannt" kein Ende findet. Dem,was Stebner schreibt, kann man in der Schlußfolgerungnur zustimmen. Mich stört aber, daß darin nur dieSchulmedizin als „naturwissenschaftlich orientiert" ein-geordnet wird, nicht aber „außerschulmedizinischeTherapieformen". Beide unterscheiden sich doch nichtgrundsätzlich durch ihren Naturbezug, sondern alleindurch andersartige Glaubensinhalte und Glaubensbe-kenntnisse für bestimmte Teile der Gesundheitshilfe,und zwar völlig unabhängig von der Natürlichkeit oder

Künstlichkeit. Der wichtigste Unterschied ist meinesErachtens die Tatsache, daß Teile der Gesundheitshilfevon der Schulmedizin als Dogmen verkündet und alssolche sogar staatlich anerkannt werden, Teile der Ge-sundheitshilfe der Nicht-Schulmedizin aber nicht.Ich habe vor ein paar Monaten einen Aufsatz verfaßt,den ich Ihnen zur Veröffentlichung anbieten möchte.Wenn Sie es wünschen, könnte ich ihn auch noch ergän-zen. Dabei denke ich vor allem um Gedanken zu demBegriff „Schulmedizin", der ja unterschiedlich, ja gera-dezu wild interpretiert wird.Mit freundlichen Grüßen und allen guten Wünschenbin ich

Ihr Julius Hackethal

j . Hackethal Wissenschaftlich allgemein anerkannt?Diskussionsbeitrag für eine neue Begriffswertung

Kaum ein medizinrechtlicher Begriff hat in der Vergan-genheit bei Ärzten, Krankenversicherern, Rechtsanwäl-ten und Richtern so viele patientenbezogene Wertungs-probleme ausgelöst wie das Prädikat „wissenschaftlichallgemein anerkannt" und das Verdikt mit dem Zusatz„nicht".Es gibt bis heute keine Begriffswertung, die aus demDickicht der Bewertungsvielfalt, die bis an die Grenzeder Bewertungswillkür geht, herausführen kann.Am bekanntesten ist die Begriffserläutervmg des OLGStuttgart vom 13. 10. 1988, nach der eine Behandlungs-methode dann allgemeine wissenschaftliche Anerken-nung gefunden hat, wenn sie sich in Schulmedizin undPraxis so durchgesetzt hat, daß in der überwiegendenZahl der Fälle nach statistischer Wahrscheinlichkeit einbeliebig reproduzierbarer therapeutischer Erfolg erzieltwerden könne.Die Auslegung macht Probleme. Was heißt „überwie-gende Zahl der Fälle"? Mindestens wohl 51%, wahr-scheinlich aber weit mehr. Denn sonst hätte es ja ge-nügt, die „Mehrzahl der Fälle" zum Maßstab zu neh-men. Wie problematisch es ist, solche Wertung an Pro-zentzahlen anzuhängen, mag folgendes Beispiel deutlichmachen. Die erforderliche Wiederbelebung Ertrunke-ner mit Herzstillstand gelingt — bezogen auf alle Fälle— nur in einem sehr kleinen Prozentsatz. Trotzdem istwissenschaftlich allgemein anerkannt, daß immer derVersuch gemachtt werden muß.

Was heißt: „therapeutischer Erfolg"? Nur Heilung?Oder auch Besserung? Wenn ja: für wie lange und inwelchem Grad? Wer entscheidet: der Patient, der be-handelnde Arzt oder ein Gutachter?Eigentlich dürfte nur der Patient entscheiden, denn erist der Auftraggeber für sich selbst. Und seine Erfolgsbe-wertung — gemessen am Patient-Arzt-Vertrag — ist amwichtigsten, wie es ja auch sonst bei Verträgen gilt. Aberwie weit darf man dem Patienten trauen, wenn anderebezahlen?Fragen über Fragen. Die Problematik der Begriffswer-tung wird durch das Bemühen des OLG Stuttgart kaumgemildert. Außerdem bezieht sie sich nur auf die Thera-pie, aber nicht auf die Diagnostik.Mir scheint es in dieser Situation am zweckmäßigsten,die (letztlich höchstrichterliche) Kunstfehler-Rechtspre-chung nach dem jeweiligen neuesten Stand zum Maß-stab zu nehmen.Folgende Begriffswertung möchte ich zur Diskussionstellen:Wissenschaftlich allgemein anerkannt sind jene Gesund-heitshilfen, deren Durchführung oder Unterlassungnach der ständigen Rechtsprechung im Bereich der Me-dizin nicht als Kunstfehler, d. h. schuldhafter Arztfeh-ler, bewertet wird.Falls sich dies durchsetzt, fallen in Zukunft fast alle Ge-sundheitshilfen bei chronischen Krankheiten durch dasgroße „Kunstfehler-Sieb". Fast keine schulmedizinische

VI

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91,32. Jahrg. J. Hackethal, Diskussionsbeitrag

Gesundheitshilfe bei Krebs könnte so eingeordnet wer-den.Man braucht aber dann aus wissenschaftlicher Sicht ei-nen anderen Begriff für die Bewertung von nicht allge-mein anerkannten Gesundheitshilfen. Hier schlage ichden Wertbegriff „wissenschaftlich begründet" vor.„Wissenschaftlich begründet" ist eine Gesundheitshilfe,deren positive Wirksamkeit für eine bestimmte Indika-tion — also bezogen auf eine spezielle Gesundheitsstö-rung oder Krankheit — an Patienten —• aber nicht imReagenzglas oder im Tierversuch — bewiesen und beweis-bar ist, wobei das Nutzen-Schaden-Verhältnis eindeutigpositiv, d. h., der Verhältnismäßigkeits-Grundsatz ge-wahrt sein muß. Hierbei ist aber nicht nur die Allein-Wirksamkeit, sondern auch die Verbund-Wirksamkeitzusammen mit anderen Gesundheitshilfen in die Bewer-tung einzubeziehen.

Dabei kann nur eine „subjektiv-objektive Beweisführung"beweiskräftig genug sein, das heißt, die Verbundwir-kung der subjektiven Erfolgsbewertung des Patientenund der objektiven Meßdaten des Arztes. „KlinischeStudien", bei denen dies nicht gewährleistet ist, reichenfür das Prädikat „wissenschaftlich begründet" nicht aus.In Ausnahmefällen genügt ein einziger ausreichend do-kumentierter „Großerfolg", das heißt eine starke Besse-rung im engen zeitlichen und (auch deshalb) höchst-wahrscheinlich ursächlichen Zusammenhang. In derRegel und ganz besonders bei nur „Kleinerfolgen" mußder positive Wirksamkeitsnachweis an mehreren bisvielen Patienten geführt werden.Es ist inzwischen die Überzeugung vieler Wissenschaft-ler, daß die wissenschaftliche Beweisführung mit aus-führlich beschriebenen, (durch Patientenbefragung)kontrollierten Einzelfällen als Beweis, durch Kasuistik-Beweis also, sicherer ist, als die Beweisführung an vielenunbekannten Patienten, d. h. durch Kollektiv-Beweis,

Die sogenannten klinischen Stuidien mit Kollektiv-Beweis sind stark „fehlurteilbelasCet", sowohl irrtums-wie betrugsbedingt!Auch Wissenschaftsbetrug aus geschäftlichem und Kar-riere-Interesse ist nicht selten genug, um den Kollektiv-Beweis wegen der großen Patientenzahl — im Gegensatzzu einer weitverbreiteten Auffassung — dem Kasuistik-Beweis rangmäßig überzuordnen.Die ungeheure Zahl von Medikamenten, die in der Neu-zeitmedizin aufgrund von klinischen Studien mit un-kontrollierbarer Kollektiv-Beweisführung „wissen-schaftlich anerkannt" wurden, später dann aber wegenschwerer Nebenwirkungen zurückgezogen werdenmußten, sollte endlich zu einer Änderung der offiziellenAnforderungen an positive Wirksamkeitsbeweise füh-ren.

Alles in allem: Wissenschaft als Wirksamkeitsnachweisfür eine Gesundheitshilfe muß „Erfahrungs-Wissen-schaft" sein, sich auf die dokumentierte Erfahrung vonÄrzten mit Patienten stützen können. Wissenschafts-theorien, Hypothesen also, die nur auf logischem Den-ken oder irgendwelchen Versuchen beruhen, aber nichtauf Erfahrung mit Patienten, reichen für das Werturteil„wissenschaftlich begründet" nicht aus.Je größer die Erfahrung nach Dauer und Patientenzahl,um so größer der wissenschaftliche Qualifikationsgradeiner Gesundheitshilfe. Hier haben die naturgemäßenund psychischen Gesundheitshilfen — im Gegensatz zuden Bewertungen von Wissenschaftlern der Schulmedi-zin — einen riesigen Vorsprung vor den neuzeit-tech-nischen, auch wegen des Gesundheits-Gebots „Vorallem nicht schaden".

Anschrift des Verfassers:Prof. Dr. med. J. Hackethal, Eubios-Zentrum im Gut Spreng,D-8201 Riedering-Spreng.

Zuschrift zum Leserbriefvon Rechtsanwalt Frank A. Stebner, Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 1/91, 32. Jahrg., Seite I

In seinem Leserbrief zitiert mich Rechtsanwalt Stebner,legt jedoch meine Ausführungen dann in unzutreffenderWeise aus, so daß eine Richtigstellung erforderlich ist.Zwar wurde das von mir aufgeführte Zitat, in dem ichmich auf Siebert beziehe, richtig wiedergegeben. Danachwird Schulmedizin als eine Richtung in der Medizin de-finiert, die von führenden Wissenschaftlern erprobt ist,in Fachzeitschriften und Kongressen vertreten wird undkeinen grundsätzlichen sozialethischen Bedenken ausge-setzt ist.Daraus kann jedoch nicht der Schluß gezogen werden,daß andere Richtungen gleichwertig sind, die einer Er-

probung durch führende Wissenschaftler nicht standge-halten haben oder deren Erprobumg wegen bereits auf-gefallener unangemessener Risiken gar nicht verantwor-tet werden kann, so daß sie soziaüethischen Bedenkenausgesetzt sind.Auch bei den „besonderen Theraapierichtungen" Ho-möopathie, anthroposophische Medizin und Phytothe-rapie darf die Nutzen-/Risiko-R.elation nicht außerAcht gelassen werden.

Prof. Dr. med. Irmgard OepenInstitut für Rechtsmedizin der UniversitätBahnhofstr. 7, D-3550 Marburg

VII

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Prof. Dr. med.Rudolf Fritz Weißder Nestor der wissenschaftlich anerkannten

Phytotherapie, feierte am 28. Juli 1991 in

Memmingen seinen

96. Geburtstag

Zu Ehren des Wissenschaftlers Weiß und als

Dank für die treue Verbundenheit des Jubilars

zum Zentralverband der Ärzte für Naturheil-

verfahren — Prof. Weiß ist seit 1954 Mitglied

des ZÄN und war von 1959 bis 1961 dessen

Vorsitzender — wird das Oktoberheft der Ärz-

tezeitschrift für Naturheilverfahren, mit vor-

wiegend phytotherapeutischen Beiträgen,

Herrn Weiß gewidmet werden.

Lieber Herr Weiß, der Vorstand des Zentral-

verbandes der Ärzte für Naturheilverfahren

möchte sich noch zusätzlich zu unseren bereits

erfolgten Wünschen zum 96. Geburtstag auf

diese Art und Weise für Ihre über 30jährige

Tätigkeit in verschiedenen Gremien des ZÄN

sehr herzlich bedanken und wir rufen Ihnen

zu: „Vivat, crescat, floreat in aeternum" und

hoffentlich „Ad multos annos."

Für den Vorstand des ZÄN

Univ.-Prof. Dr. Heinz Schilcher

2. Vorsitzender des ZÄN

VIII Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

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D. Gebauer t Die Mayr-Kur

Zusammenfassung

Die Mayr-Kur gehört zu den Heilfasten-Metho-den. Die Besonderheit besteht in der Gabe desreizlosesten und bestverträglichsten Vollwert-nahrungsmittels Milch in Kombination mit derKursemmel als Kautransmitter. Initial wird in derRegel vor die Phase des kalorienreduzierten An-gebotes über einige Tage eine Tee-Fasten-Phase vorgeschaltet. Das Ziel ist über eine Säu-berung, Schonung und Schulung (zu regelmäßi-ger Darmtätigkeit) des Darmsystems eine Ent-schlackung und Entgiftung des Gesamtorganis-mus zu erzielen. Insbesondere chronischeErkrankungen können dabei erheblich gebes-sert oder gehellt werden. Als häufig erwünsch-ter Nebeneffekt tritt in der Regel eine Gewichts-reduktion ein. Die Kurdauer ist 3 bis 4 Wochen.Eine während dieser Zeit regelmäßig durchge-führte spezielle Bauchbehandlung unterstütztden therapeutischen Effekt. Hauptindikationensind Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes,des rheumatischen Formenkreises und weiterechronische Erkrankungen sowie auch dieTumor-Nachsorge, da die Sanierung besondersdes Dünndarmes zu einer Stimulierung desAbwehr-(lmmun-)Systems führt. Gegenanzeigensind akute Erkrankungen.

Schlüsselwörter: Mayr-Kur, Bauchbehandlung,Atemtherapie, Ableitungsdiät

Summary

The Mayr eure belongs to the methods of reme-dial fasting. Its peculiarity is the administrationof the best tolerated füll food-stuff milk whichcauses the least irritation and which is given incombination with the eure roll as chewing trans-mitter. Initially, the phase during which food re-duced in calories is offered is generally prece-ded by a phase of tea-fasting for several days.The objeetive ist to achieve a removal of resi-dues as well as a detoxication of the whole orga-nism through cleansing (purgation), care andtraining (for regulär intestinal activity) of the in-testinal System. Especially chronic diseases canconsiderably be improved or healed with thisprocedure. A reduetion in weight usually oecursas an often desired side-effect. The period of ti-me for the eure is 3 to 4 weeks. A regularly per-formed Special treatment of the abdomen duringthe eure supports the therapeutic effect. Themajor indications are diseases of the digestive

tract (stomach, intestines), rheumatic diseasesand other chronic diseases as well as also thetumour after-care since the restoration of healt-hy conditions, especially of the small gut, re-sults in a Stimulation of the defense (immune)System. Contra-indications are acute diseases.

Key words: Mayr's regimen, abdominal treat-ment, breathing therapy, revulsant diet

Resume

La eure Mayr fait partie des methodes de jeünecuratif. Sa particularite reside dans le fait quellerepose sur l'absorption de l'aliment de pleinevaleur le moins irritant et le plus supportable, lelait, avec le petit pain de eure comme support demastication. On fait en regle generale precederla phase d'alimentation reduite en calories dequelques jours de jeüne au the. Ceci a pourobjeetif d'obtenir, par l'intermediaire d'unnettoyage, d'un menagement et d'unentraTnement (avec une activite intestinale regu-liere) du Systeme intestinal, un decrassage etune detoxication de l'ensemble de l'organisme.Les affections chroniques peuvent tout particu-lierement etre soulagees ou gueries de faconnotable. L'effet secondaire frequemment vouluest une reduetion de poids. La eure dure de troisä quatre semaines. Un traitement abdominalSpecial applique regulierement pendant cetteperiode favorise l'effet therapeutique. Les indi-cations principales sont les affections des voiesgastro-intestinales, du cercle de forme rhuma-tismal et d'autres affections chroniques ainsique le suivi des tumeurs, etant donne que l'as-sainissement de l'intestin grele entraine une Sti-mulation du Systeme de defense (immunitaire).Les contre-indications sont les maladies aigues.

Mots des: eure Mayr, traite>ment abdominal,anapnotherapie, regime deriv<atif

Die Mayr-Kur, benannt nach dem arm 28. Nov. 1875 in derSteiermark geborenen Dr. Franz-Xaaver Mayr hat mit ihrerzunehmenden Anwendung einen gewissen Berüchtigt-heitsgrad erreicht.

Mayr-Kur — keine „Alte-Sernimel-Kur"!

Der hervorragende Kardiologe Prof.. Heinecker aus Kasselumschrieb sie auf der internistischen Fortbildungstagung

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D. Gebauer t , Mayr-Kur Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

in Puerto de la Cruz/Teneriffa mit folgenden Worten: „Nuralte Semmeln kauen, das dürfte wohl eine etwas einseiti-ge Diät sein". Damit ist zwar ein wesentlicher Grundkernder Mayr-Kur angesprochen: Hier liegt eine kalorienredu-zierte Diät zugrunde. Das Medium wird aber — und dasgeschieht in diesem Zusammenhang öfter — falsch wie-dergegeben. Die sogenannte „Kursemmel", eine über et-wa 3 bis 5 Tage abgelagerte Semmel von dann etwas zäh-weicher Konsistenz, hat nur die Aufgabe, einen Prozeßwieder zu erlernen, der in unserer ,,Fast-food"-Zeit beimVerdauungsprozeß verloren gegangen ist, nämlich dassorgfältige Kauen. Dieses Kauen dient nicht nur der me-chanischen Zerkleinerung, sondern im Sinne eines Paw-lovschen Reflexes besonders der Auslösung der Verdau-ungsdrüsensekretion. Das kalorienreduzierte Nahrungs-mittelangebot in der Mayr-Kur ist die gleichzeitig angebo-tene Milch, die bekanntermaßen neben den Grundnah-rungsmitteln Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße, auch Minera-lien, Spurenelemente und Vitamine enthält. So ist dieMilch-Semmel-Diät die Ernährungsgrundlage der Mayr-Kur. Diese Nahrungsmittelkombination wird möglichstmonoton, d. h. ständig gleiche Milchsorte, also entwederFrischmilch oder Dickmilch oder auch Joghurt oder auchSauermilch zu 2 Mahlzeiten am Tage und zwar früh undmittags angeboten. Auf die Abendmahlzeit wird verzich-tet, es gibt nur Tee.

Der Sinn dieser ohne Frage spartanischen Ernährungs-form liegt darin, den Magen-Darm-Trakt von aufwendigenVerdauungsprozessen zu entlasten, zu schonen. Er-krankte Darmabschnitte — nach Ansicht der Mayr-Ärztehäufiger als geglaubt Ursache von Sekundärerkrankun-gen — sollen durch diese Schonung zum Ausheilengebracht werden.

Technik der Mayr-Kur

Eingeleitet wird ein „Mayr-Tag" durch eine Gabe von Bit-terwasser unmittelbar nach dem Aufstehen auf nüchter-nen Magen. Bei dem verwendeten Bittersalz handelt essich um Magnesiumsulfat, das auf den Darminhalt einerein osmotische Wirkung ausübt und die Säuberung derinneren Darmoberfläche von Nahrungsmittelresten,Schleimauflagerungen, teilweise auch Kotsteinen be-wirkt. Über diesen zunehmend sich säubernden Darmkommt es dann — so stellen es sich die Mayr-krzXe vor —auch zu einer Säuberung des Gesamtorganismus voneingelagerten Stoffwechselzwischenprodukten im Volks-mund „Schlacken" genannt, die ihrerseits als auslösendeKrankheitsursache wirken können. Das Bittersalz — hierhat Mayr sicher eine gedankliche Anleihe beim Karlsba-der Salz genommen — Karlsbad war über Jahrzehnte derWirkungsort Mayrs — bewirkt außerdem eine Schulungdes Darmes auf eine geregelte Entleerung hin, in der Re-gel kommt es näimlich bald nach der Einnahme des Bitter-wassers zu einer Entleerung dünnen Stuhles. Und sohaben wir die dreei großen „S " vor uns, die das Grundge-

rüst der Mayr-Kur ausmachen, nämlich Schonung, Säu-berung und Schulung.

„Bauchbehandlung" nach Mayr

Unterstützend kommt als „vierte Säule" die Bauchbe-handlung hinzu. Hier lag eine Zufallsbeobachtung Mayrszugrunde. Als junger Arzt war er beauftragt, in einem Gra-zer Sanatorium an obstipierten Bäuchen eine Art Kolon-massage durchzuführen, in der Hoffnung stuhlanregendwirken zu können. Dabei traf er auf eine magere Försters-gattin, die 16 Kinder geboren hatte und deren generelleEnteroptose Mayr durch die dünnen und schlaffen Bauch-decken hindurch wie in einer Röntgendarstellung sehenkonnte. Interessiert griff der junge Mayr nach dem am Ein-gang zum kleinen Becken liegenden Dünndarmkonvolutund konnte mit einsetzender Manipulation beobachten,wie Dünn- und Dickdarm wie durch einen ausgelösten Re-flex sich strafften, an die normale Position zurückrücktenund sofort mit einer kräftigen Peristaltik begannen,gefolgt von einer kräftigen Stuhlentleerung. Dieses Ver-fahren ließ sich reproduzieren, und so war die Bauch-behandlung nach Mayr entstanden. Ihre Aufgabe ist:

1. die Motilitätsanregung des Darmes,2. durch rhythmische Erhöhung des Druckes im Abdomi-

nalraum eine Verbesserung des arteriellen Zuflussesund gleichzeitig des venösen Abflusses sowie desLymphabflusses,

3. eine mechanische Reposition enteroptotischer Darm-anteile,

4. durch gezielte manuelle Therapie die Lösung lokalerSpasmen,

5. eine Verbesserung der Atemtiefe, da mit der atem-rhythmischen Druckbehandlung auf den Bauchinhaltbei der Ausatmung die Bewegungsebenen desZwerchfelles vergrößert werden.

Die Grunddiätform ist, wie ausgeführt, die Milch-Semmel-Diät. Bei besonders stark Verschlackten ist eine reineTeefastenphase vorgeschaltet. Bei reduziertem Allge-meinzustand wird die von Rauch entwickelte milde Ablei-tungsdiät angewandt, die im Angebot einer schonendzubereiteten, hochwertigen Mischkost aus vorwiegendbiologischem Anbau besteht. Über den Einsatz der jewei-ligen Grunddiät entscheidet der Arzt bei der Aufnahmeun-tersuchung und im Kurverlauf, der in der Regel 3 bis 4Wochen dauern sollte.

An unterstützenden Maßnahmen kommen zur Anwen-dung: heilgymnastische Übungen, Massagen verschie-denster Art je nach Notwendigkeit und Indikationsstel-lung, Reflexzonentherapie, Bäder mit medikamentösenZusätzen, Öldispersionsbäder, autogenes Training, Yoga-Übungen und zur Anregung des EnergiestoffwechselsKörperbewegung, wie möglichst ausgedehnte Wanderun-gen; auch gegen eine aktive Sportausübung während derMayr-Kur ist nichts einzuwenden, ebensowenig gegen

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. D. Gebauer f, Mayr-Kur

Sauna oder Dampfbäder. Der Kontakt zwischen Patientund Arzt findet mindestens 4mal in der Woche währendder jeweils Vi-stündigen Bauchbehandlung statt, die lau-fende Befundkontrolle ermöglicht es, die Therapiebeiga-ben möglichst individuell zu gestalten.Ein wichtiger Faktor für einen gelungenen Kurablauf sindregelmäßige Vorträge des oder der behandelnden Ärzte,um dem Kurenden den Sinn des Unternehmens verständ-lich zu machen und damit eine möglichste Langzeitwir-kung erzielen zu können. Das ist besonders wichtig für dieZeit der sogenannten Kurausleitung und der Überleitungin die Zeit nach der Kur, von der wir uns erhoffen, daß sieeine gründliche Lebens- und Ernährungsumstellung beimPatienten mit sich bringt. Wie bei häufigen Kurwiederho-lern zu beobachten, gelingt dieses Vorhaben in einemrelativ hohen Prozentsatz. Die Mayr-Kur fügt sich damit indie zunehmend an Bedeutung gewinnenden Verfahrender medizinischen Prophylaxe und Gesundheitsfür- und-Vorsorge ein.

Indikationen — Kontraindikationen

Als Indikation gelten in erster Linie Erkrankungen des Ma-gen-Darm-Traktes, erfahrungsgemäß werden besondersgute Erfolge erzielt bei Erkrankungen des Skelettsystems(WS-Syndrom, Arthrosen), chronische dermatologischeErkrankungen, wie Neurodermitis und Psoriasis, Erkran-kungen des arteriosklerotischen Symptomenkomplexes,einschließlich koronarer Herzkrankheit und periphererVerschlußkrankheit, sowie besonders Vorstufen von Er-krankungen (noch nicht richtig krank, aber auch nichtmehr richtig gesund) und als besonderes Feld die Risiko-faktoren Übergewichtigkeit, Bluthochdruck, Hyperlipid-und Hypercholesterinämie. Besonders bei Suchtgefähr-deten konnten beachtliche Erfolge erzielt werden, d. h.bei Alkohol- und Nikotinmißbrauch; bei Drogenabhängi-gen waren die Erfahrungen eher schlecht.Kontraindikationen gegen die Durchführung einer Mayr-Kur sind Akuterkrankungen, nicht vorbehandelte Maligno-me, ein zu hohes biologisches Alter, höhergradige Psy-chosen, die besonders während der Kureinleitung zur De-kompensation neigen können und Debilität, wenn dasGrundverständnis für die durchzuführenden Maßnahmennicht angebracht werden kann.

Als Ausdruck dafür, daß während der Kurdurchführungam und- im Körper etwas geschieht, kommt es häufig zusogenannten Kurreaktionen, die vorwiegend in der An-fangsphase der Kur auftreten und sich in Adynamie, Verti-gines, Vomitus, kardialen Sensationen, peripheren Par-ästhesien äußern können.

Es kann auch zur Exazerbation bisher überdeckterErkrankungen kommen, z. B. Auftreten einer akutenLumbago bei chronischem WS-Syndrom, verstärkten Ge-lenkschmerzen bei bestehender chronischer Polyarthroseund besonders Zephalgien bei Migränepatienten. DieHäufigkeit dieser „Kurkrisen" ist besonders um den 3. bis

5. Kurtag konzentriert, im weiterem Kurverlauf tritt über-wiegend ein allgemeines Wohlgefühl ein, manche spre-chen von einer „Fasteneuphorie". Wie häufig berichtet,wird der beste Erfolgsstatus etwa 6 bis 8 Wochen nachKurende erreicht.Ohne Ergebnisvorweisung ist die Darstellung einer Me-thodik nichts wert. Ich könnte jetzt auf meinen Berichtüber 1000 stationär durchgeführte Mayr-Kuren vom No-vembervorigen Jahres in Baden-Baden verweisen, in die-ser Statistik waren aber Iwöchige Kurzkuren mit einbezo-gen, der /Wayr-Senior Dr. Kojer aus Wien hatte mit Rechtdarauf hingewiesen, daß solche kurze Heilverfahren nichtmehr als ein Kennenlernen des Verfahrens bringen. SeitAnfang dieses Jahres bekommen Patienten, die 4 Wo-chen Kurdauer absolvieren, vor Kurbeginn und nachAbschluß je einen Fragebogen, hier nur die vorläufige Mit-teilung von 14 Patienten: 10 gaben den Kurerfolg mit„sehr gut" an, 3 mit „gut", 1 Patient fühlte sich allgemeingebessert, die Krankheit, die Kurveranlassung war (Urti-karia), blieb unverändert, 13 Patienten beantworteten dieFrage: „Würden Sie eine Mayr-Kur wiederholen?" mit„ ja" , eine Patientin mit „vielleicht". Eine Verschlechte-rung des Zustandes unter der Kur registrierte keiner derbefragten Probanden.

Abschließend sei mitgeteilt, daß es auch eine Diagnostiknach F. X. Mayr gibt, die sich besonders auf die klassi-schen Kriterien Aspektion, Perkussion und Auskultation inVerbindung mit einer gründlichen Anamneseerhebungbesinnt. Natürlich wird bei Zweifelsfällen die Labor- undGerätediagnostik gezielt ergänzt. Die Mayr-Diagnostik er-weist sich damit als kostengünstige Screening-Methode,die der erforderlichen Kostendämpfung im Gesundheits-wesen sehr entgegenkommt. Zusammenfassend sei ge-sagt, die Mayr-Kur will nicht die Fastenmethodik schlecht-hin sein, sie fügt sich aber bei Respektierung und Sich-tung individueller Gegebenheiten sehr gut in die Palettediätetischer Kurverfahren.

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p. Schweitzer Geopathie — ein chronischer Belastungsfaktor

Zusammenfassung

Der Artikel beschreibt Resultate eines Projektszur Erforschung der medizinischen Wirkung derErdstrahlen. Die Untersuchungen wurden mitden Methoden der physikalischen Radiästhesiedurchgeführt. Aus den Ergebnissen kann manschließen, daß die Erdstrahlenwirkung einwesentlicher Faktor bei der Entstehung chroni-scher Krankheiten ist, aber auch bei vielenanderen Beschwerden, wie Schlafstörungen,Depressionen usw., ursächlich beteiligt seinkann.Die medizinische Erdstrahlenwirkung hat eineunspezifische und eine spezifische Komponen-te. Die unspezifische Wirkung manifestiert sichals sogenannte geopathische Belastung mit denSymptomen Immunschwäche, Regelungsstarreund Therapieresistenz. Bei der spezifischen Wir-kung verursachen die in den pathogen wirken-den Stellen der Erdstrahlenfelder vorkommen-den rechts- oder linkszirkular polarisiertenWellenlängen spezifische medizinische Effekte.Da die Erdstrahlen schwache Mikrowellenfeldersind, müssen diese Effekte im Rahmen dernichtthermischen Wirkung von Mikrowellen er-klärt werden.

Schlüsselwörter: Geopathie, Radiästhesie, Um-weltmedizin

Summary

The article describes results of a project for theinvestigation o1 the medical effect of the earthrays. The investigations were performed usingthe methods of the physical radiesthesia. It canbei concluded from the results that the effect ofthe earth rays is a major factor in the develop-ment of chronic diseases, but may also be invol-ved in the cause of many other complaints likedisorders in sleep, depressions etc.The medicai effect of the earth rays has an un-specific and a specific component. The unspeci-fic effect manifests itself as so-called geopathieaffection with the Symptoms immunodeficiency,regulatory rigidity and therapy resistance. Incase of the specific effect the right- and left-circularly polarized wave-lengths found at theSites of the earth ray fields which exhibit a pa-thogenic effect cause medica) effects.Since the earth rays are weak fields of micro-waves the effects must be explained within theframe of the non-thermic effect of micro-waves.

Key words: geopathy, radioasthesia, environ-mental mediieine

Resume

L'article decrit les resultats d'un projet de re-cherche sur l'action medicale des radiations ter-restres. Les analyses ont ete conduites selon lesmethodes de la radiesthesie physique. On peutdeduire des resultats que l'action des radiationsterrestres est un facteur essentiel dans l'appari-tion de maladies chroniques mais quelle peutaussi etre ä l'origine de nombreux autres troub-les tels que les troubles du sommeil, les depres-sions, etc.L'action medicale des radiations terrestres aune composante non speeifique et une compo-sante speeifique. L'action non speeifique semanifeste sous la forme de ce que Ton appelleune Charge geopathique, qui est ä l'origine dessymptömes de deficience immunitaire, de rigidi-te de regulation et de resistance therapeutique.Dans le cas de l'action speeifique, les lon-gueursd'ondes polarisees circulairement ä droiteou ä gauche presentes aux endroits pathogenesdes champs de radiations terrestres ont deseffets medicaux speeifiques.Etant donne que les radiations terrestres sontdes champs de micro-ondes faibles, il faut expli-quer ces effets dans le cadre de l'action nonthermique des micro-ondes.

Mots des: geopathie, radiesthesie, medecineenvironnementale

Einleitung

Zahlreiche Ärzte, die die Wohnorte ihrer Patienten über-blicken, kommen zu der Vermutung, daß das Krebsvor-kommen mit dem Standort der Patienten zusammen-hängt. Schon ausgangs des letzten Jahrhunderts hat derLondoner Arzt Haviland versucht, einen Zusammenhangzwischen geologischen Faktoren des Untergrunds unddem Krebsvorkommen statistisch nachzuweisen. Derarti-ge Untersuchungen waren bis zum Beginn des zweitenWeltkrieges ein wesentlicher Bestandteil der wissen-schaftlichen Krebsforschung. Eine zusammenlassendeDarstellung dieser Arbeiten findet man in dem unter (1) zi-tierten Buch.

In einer 1927 in der Zeitschrift „Cancer" in New Yorkerschienenen Arbeit (2) wurde erstmals die Vermutungausgesprochen, daß die Krebsentstehung mit der vonWasseradern ausgehenden Wirkung (Erdstrahlen) zu-sammenhängen könnte. Statistische Erhebungen und

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P. Schweitzer, Geopathie Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

zahlreiche mit den Methoden der Radiästhesie erarbeite-te Studien, die in den letzten sechzig Jahren durchgeführtwurden, unterstützen diese Vermutung. In dem unter (3)zitierten Buch ist der Problemkreis der pathogenen Wir-kungen der Erdstrahlen (Geopathie) ausführlich darge-stellt.

Der folgende Artikel ist eine kurze Zusammenfassung derErgebnisse von Untersuchungen, die der Verfasser mit ei-nigen Mitarbeitern in den letzten Jahren erarbeitet hat.Die Ergebnisse beruhen auf zahlreichen Untersuchungenund Beobachtungen einzelner Fälle sowie systemati-schen Untersuchungen. Dabei wurde eine Reihe von Kri-terien bezüglich Wellenlänge und Polarisation, die füreine bestimmte Krankheit typisch sind, bei gleichartigenFällen auf Widerspruch geprüft.Untersuchungen von wissenschaftlichen Institutionen zurGeopathie liegen nicht vor. Die Beobachtung, daß manmit nichtthermisch wirkenden, also sehr schwachen tech-nischen Mikrowellen das Wachstum von Zellen frequenz-abhängig beschleunigen oder verzögern kann (4), istjedoch eine starke Stütze für die Behauptung, daß dieErdstrahlenfelder pathogene Wirkung haben können. Dadie Erdstrahlen extrem schwache elektromagnetische Mi-krowellenfelder sind, muß ihre biologische Wirkung wohlim Rahmen dieser nichtthermischen Wirkung verstandenwerden.

Neuerdings wurde von Bergsmann (5) über Untersuchun-gen berichtet, bei denen versucht wurde, die Wirkung derErdstrahlen über die Anomalie von medizinischen Größenwie Hautwiderstand, Kreislaufwerte u.a. nachzuweisen.Jede Untersuchung über die medizinische Wirkung derErdstahlen setzt die Lokalisierung der pathogen wirken-den Stellen oder Bereiche der Erdstrahlenfelder voraus.Das ist bis jetzt und sicher auch in naher Zukunft nur mitden Methoden der Radiästhesie möglich. Zum Verständ-nis der Geopathie ist es deshalb unumgänglich, dieseMeßmethoden und die wesentlichen Merkmale der Erd-strahlenfelder kurz zu beschreiben.

Physikalische Grundlagen und Meßtechnik derRadiästhesie

Die geeignete Meßtechnik zum Studium der Erdstrahlen-phänomene ist die von Schneider (6) begründete physika-lische Radiästhesie. Sie beruht auf der durch umfangrei-che experimentelle Erfahrung gestützten Erkenntnis, daßdie Erdstrahlen elektromagnetische Felder sind, derenWellenlängen zwischen 5 und 30 cm, also im Mikrowel-lenbereich, liegen.Personen mit entsprechenden Kenntnissen in Physikoder Hochfrequenztechnik, die in physikalischer Radi-ästhesie ausgebildet sind und sie praktizieren, kommenzwangsläufig zu diesem Ergebnis. Dabei zeigt sich je-doch, daß die Erdstrahlenfelder besondere Eigenschaftenhaben, die man bei technischen Mikrowellen bisher nichtbeobachtet hat. Diese scheinbaren Widersprüche sind

einerseits auf die Kohärenz der Erdstrahlen, andererseitsauf bisher nicht verstandene Vorgänge bei der Entste-hung der radiästhetischen Reaktion zurückzuführen, beider das zu messende Feld, das Eigenfeld der Radiästhe-sisten sowie äußere Störfelder zusammenwirken.

Als Geräte benutzt die physikalische Radiästhesie eine V-Antenne und die Lecherantenne. Bei den Grifflängen derV-Antenne muß der Verkürzungsfaktor berücksichtigtwerden. Die Lecherantenne muß angepaßt sein, d.h., diegeometrischen Dimensionen müssen so ausgelegt wer-den, daß kein Korrekturfaktor für die Schiebereinstellungnötig ist. Kritiker der physikalischen Radiästhesie benut-zen in der Regel nicht angepaßte Lecherantennen oderarbeiten damit mental.Die meisten Personen ohne geopathische Belastung be-kommen mit der V-Antenne bei entsprechender Anleitungsehr schnell eine radiästhetische Reaktion. Nur ganz we-nige sind davon möglicherweise prinzipiell ausgenom-men. Man braucht also zur Radiästhesie keine besondereBegabung, sondern die richtige Anleitung und viel prakti-sche Erfahrung. Physikalische Radiästhesie ist ein reinnaturwissenschaftliches Phänomen und vollkommen freivon mentalen Elementen. Schulung und Training zurHandhabung der Antennen besteht vorwiegend aus An-wendungen der Gesetze der Hochfrequenz- und Anten-nentechnik. Die nötige Sicherheit beim Grundexperiment,d.h., bei der Beantwortung der Frage, ob mit einerbestimmten Grifflänge oder einer bestimmten Lecheran-tenneneinstellung an einer bestimmten Stelle eine Reak-tion auftritt, erreicht man jedoch erst nach beträchtlichemTrainingsaufwand.

Hat man diese Sicherheit erreicht, so stellt man fest, daßdie radiästhetische Reaktion keine sicheren Schlüsse zu-läßt. Diese Reaktion ist das Ergebnis der Wechselwirkun-gen des Eigenfeldes des Radiästhesisten mit dem zumessenden Feld und zahlreichen Störfeldern, die vontechnischen Sendern, Personen, Pflanzen, Kristallen undvielen anderen Quellen kommen können. So kann derFall eintreten, daß an Stellen, an denen die Erdstrahlenbiologisch wirken, keine Reaktion auftritt und umgekehrt,daß an Stellen, an denen keine biologische Wirkungherrscht, eine Reaktion gemessen wird. Wenn man dieFehlerquellen nicht kennt, erlaubt die radiästhetische Re-aktion keine sichere Aussage darüber, ob an einer be-'stimmten Stelle biologisch wirksame Strahlung ist.

Ohne Kenntnis und Ausschaltung der Störquellen sindradiästhetische Messungen deshalb weder reproduzier-bar noch intersubjektiv und liefern bei Blindversuchen Zu-fallsergebnisse. Ausnahmen gibt es bei der Lösung vonSpezialaufgaben, wie der Erschließung von Wasser. Da-bei werden jedoch in der Regel mentale Techniken ange-wandt.

Die prinzipielle Unsicherheit der Messung (methodischeFehler) und die im Abschnitt 3 diskutierte Instabilität derErdstrahlenfelder sind unter anderem für die unbefriedi-genden Ergebnisse bei geobiologischen Untersuchungenund Veränderungen der Schlafplätze verantwortlich. Der-

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artige Maßnahmen bieten keine Gewähr dafür, daß einegeopathische Belastung verschwindet.Unsere Aktivitäten der letzten Jahre hatten zum Ziel, dieradiästhetische Messung beim Biofeldtest von den Stör-einflüssen zu befreien und sie zu einer sicheren undreproduzierbaren Messung zu machen. Nur wenn dasgelingt, können radiästhetische Messungen Grundlagevon medizinischen Maßnahmen sein.Leider werden Wünschelruten und Pendel (in Einzelfällensogar mit Erfolg) als Hilfsmittel für parapsychische Prakti-ken verwendet. Aus diesem Grund wird die Radiästhesiein den Medien ständig in Zusammenhang mit Parapsy-chologie und anderen mentalen Disziplinen diskutiert.Radiästhesisten mit naturwissenschaftlichen Kenntnissenund Erfahrung in physikalischer Radiästhesie wird schnellklar, daß die meisten der sich häufig widersprechendenAusführungen in der pseudowissenschaftlichen Literaturzur Radiästhesie Spekulationen sind ohne experimentel-len oder theoretischen Hintergrund. Falsch ist insbeson-dere die ständig wiederholte Behauptung, die radiästheti-sche Reaktion beruhe auf neuromuskulären Vorgängen.Einfache Experimente zeigen, daß das Drehmoment, dasdiese Reaktion verursacht, physikalische Ursachenhaben muß.

Die Entstehung der Erdstrahlenfelder und ihreInstabilität in Gebäuden

Während die Entstehung des Drehmoments an den An-tennen, das die radiästhetische Reaktion darstellt, bishernicht verstanden ist, konnten wir die Entstehung der Erd-strahlenfelder wenigstens phänomenologisch aufklären.Die einzigen im technischen Sinne realen Strahlungs-zonen der Erdstrahlenfelder werden von Wasseradernproduziert. Wenn ein Wassergerinne linear verläuft undparallele Begrenzungen hat, entsteht längs des Verlaufseine Strahlungszone mit der Wellenlänge 12,3 cm. Dasgilt für unter- und oberirdische Wasserläufe. Es gilt auchfür die Blutadern von Menschen und Säugetieren, in de-nen etwa 50% Wasser fließt. Daneben gibt es ammenschlichen Körper sieben punktförmige Strahlungs-quellen, die mit den Organen Keimdrüsen, Milz, Magen,Herz, Schilddrüse, Hypophyse und Epiphyse zusammen-hängen.

Verhindert man die Wirkung dieser punktförmigen Quel-len mit einer Substanz (Suppressor), die wir in den letztenJahren entwickelt haben, so entfallen die zunächst wider-sprüchlich scheinenden Phänomene, die mit dem Verhal-ten von technischen Mikrowellen nicht übereinstimmenund die für die Unsicherheit der radiästhetischen Messun-gen verantwortlich sind.In geschlossenen Räumen, in denen weder Menschennoch Säugetiere sind, gibt es außer der schwachen Strah-lung von Wasseradern keine Erdstrahlen. Die vielfältigenStrukturen und Wellenlängen der Strahlungsfelder, dienormalerweise von Wasseradern, Verwerfungen, Spalten

und der Elektroinstallation erzeugt werden, entstehendurch die Wirkung, die von den sieben oben genanntenStellen des Körpers der Menschen und Säugetiere aus-geht. Die so erzeugten Erdstrahlenfelder nennen wir indu-zierte Felder mit induzierten Wellenlängen. Sie sind un-mittelbar an die Wirkung von Menschen oder Säugetierengekoppelt. Der Begriff Erdstrahlen trifft deshalb nicht denKern des Phänomens und müßte revidiert werden.Die induzierten Felder der Erdstrahlen sind also nichttechnischen Ursprungs und lassen sich deshalb mit tech-nischen Vorrichtungen wohl verändern, aber nicht ab-schirmen oder „entstören". Mit nichtmetallischen Gittern,deren Gitterabstände auf die Wellenlängen der induzier-ten Felder abgestimmt sind, kann man jedoch erreichen,daß sie sich über diesem Gitter nicht ausbilden können.Technische Mikrowellen werden von derartigen Gitternnicht abgeschirmt. Der Versuch von Busscher (7), die Un-wirksamkeit dieser Gitter gegen Erdstrahlen mit derDurchlässigkeit für technische Mikrowellen nachzuwei-sen, ist deshalb unsinnig.

Die Beschreibung der Struktur und der Eigenschaften derErdstrahlenfelder ist im Rahmen dieses Artikels nichtmöglich. Interessenten werden auf das unter (3) zitierteBuch verwiesen. Die in den letzten Jahren aufgetreteneInstabilität muß aber diskutiert werden, weil sie für die üb-lichen Standortveränderungen zum Schutz vor den patho-genen Erdstrahlenwirkungen einschneidende Bedeutunghat.Im Freien und in Gebäuden ohne Installation des 220-Volt-Wechselstromnetzes sind die Erdstrahlenfelder sta-bil, d.h., sie verändern sich nicht. Als Folge technischerEinrichtungen sind in Deutschland und anderen europäi-schen Ländern die Erdstrahlenfehder in Gebäuden, indenen das 220-V-Wechselstromneitz installiert ist, starkinstabil geworden. Dabei können in (einem Raum bis zu 10verschiedene Feldkonfigurationen auftreten und zeitwei-lig stabil sein. Welche Konfiguratijon wirksam ist, kannabhängen von der Zahl der Personesn im Raum, von tech-nischen Sendern, von der Stellung (der Schalter von elek-trischen Geräten, vom Ort, an dem Pflanzen stehen oderSubstanzen, insbesondere homöojpathische Präparate,liegen und von vielen anderen Gegebenheiten. Die Ortepathogen wirkender Stellen und Bereiche verändern sichdeshalb. Das Festlegen eines zu eiinem bestimmten Zeit-punkt von pathogenen Wirkungen fireien Schlafplatzes istdeshalb keine Gewähr mehr dafür, daß eine geopathischeBelastung verschwindet oder gar niicht entstehen kann.

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P Schweitzer, Geopathie Arztezeitschr f Naturheilverf 7/91, 32 Jahrg

Die pathogene Wirkung der Erdstrahlen

Die geopathische Belastung, eine unspezifische Erdstrah-lenwirkung

Die geopathische Belastung ist eine medizinisch nach-weisbare, gesundheitliche Beeinträchtigung durch patho-gen wirkende Stellen der Erdstrahlenfelder DieseWirkung wird verursacht von Kreuzungen der Strahlungs-zonen von Wasseradern, Verwerfungen und Spalten, voninduzierten Kreuzungen oder von den schachbrettartigenMustern dieser Kreuzungen, die von den Strahlungsfel-dern der Wasseradern und Verwerfungen sowie von denelektromstallationsbedingten Feldern unter bestimmtenBedingungen gebildet werden

In der überwiegenden Mehrzahl der Falle entsteht diegeopathische Belastung am Schlafplatz, in Einzelfallenjedoch auch an Platzen, an denen man sich tagsüber län-gere Zeit aufhaltDie geopathische Belastung ist eine Vorstufe und Begleit-erscheinung fast aller chronischen Krankheiten und Be-schwerden Alle schwer chronisch Kranken sindausnahmslos geopathisch belastet, sofern sie ihrenSchlafplatz nicht gewechselt haben Daraus kann manvermuten, daß die Geopathie ein ursächlicher Faktor beider Entstehung chronischer Krankheiten istOb ein Standort mit pathogener Erdstrahlenwirkung beieinem Menschen eine geopathische Belastung verur-sacht, hangt vom Grad der Wirksamkeit und von der Ge-genwirkung des Betroffenen, also von der Effizienz seinesAbwehrsystems, ab Junge Menschen sind erfahrungsge-mäß weniger anfällig für Geopathie als altereDie geopathische Belastung verursacht im Anfangssta-dium oft keine Beschwerden Spater entstehen Be-schwerden mit den Symptomen Immunschwache, Rege-lungsstarre und Therapieresistenz Dabei ergibt sich beiden klinischen Standardtests oft kein Befund Deshalbwird die geopathische Belastung gelegentlich als vegeta-tive Dystonie deklariert

Eliminiert man die pathogene Erdstrahlenwirkung durcheinen Ortswechsel des Schlafplatzes oder durch dasoben erwähnte Abschirmprodukt, so verschwindet diegeopathische Belastung spätestens nach einigen TagenOft bessern sich dadurch Beschwerden oder verschwin-den manchmal vollständig ohne therapeutische Maßnah-men Patienten ohne Erdstrahlenbelastung sprechen auftherapeutische Maßnahmen wesentlich besser an DieBeseitigung der geopathischen Belastung ist eine wirksa-me kausale Maßnahme zur Therapie chronischer Krank-heiten Sie gewährleistet schnelleren therapeutischen Er-folg und tragt dazu bei, Ruckschlage zu vermeidenZur Diagnose der geopathischen Belastung dient derGeopathietest Er kann mit den Methoden der Elektroaku-punktur oder mit dem von uns entwickelten Biofeldtest (8)durchgeführt werden Als Testsubstanz dient SiliceaD 60 Erhalt mani mit dieser Testsubstanz die Information„Befund", also Abweichung von der Norm, so liegt eine

geopathische Belastung vor Aus dem Ergebnis des Geo-pathietests laßt sich grundsätzlich nicht bestimmen, wel-che speziellen Erdstrahlenzonen die Belastung verur-sacht habenMit dem Geopathietest können Maßnahmen zum Schutzvor pathogenen Erdstrahlenwirkungen kontrolliert wer-den Wenn solche Maßnahmen wirksam sind, muß einegeopathische Belastung nach spätestens einigen TagenverschwindenWenn die schwachen Mikrowellenfelder der Erdstrahlenpathogene Wirkungen haben, so muß man sich fragen,warum die schwachen Felder der zahlreichen techni-schen Mikrowellensender, denen alle Menschen in denentwickelten Landern standig ausgesetzt sind, offensicht-lich keine nennenswerten pathogenen Wirkungen verur-sachen Der Grund für diese scheinbare Diskrepanz liegtin den unterschiedlichen Eigenschaften Im Gegensatz zuden Feldern technischer Sender sind die Erdstrahlenfel-der stark strukturiert und gebündelt In ihren pathogenwirkenden Stellen treten viele Wellenlangen vorwiegendmit Zirkularpolansation auf, wahrend die Felder techni-scher Sender eine einzige Wellenlange, weder strukturiertnoch gebündelt emittieren, die, von Satelhtensendern ab-gesehen, linear polarisiert ist Diese drastischen Unter-schiede, insbesondere das umfangreiche Wellenlangen-spektrum und die Zirkularpolansation bedingen die starkenichtthermische Wirkung der Erdstrahlenfelder Thermi-sche Wirkungen hoher Mikrowellenintensitaten, wie siebeim Trocknen, Kochen oder bei der Diathermie verwen-det werden, spielen bei den biologischen Wirkungen derErdstrahlen keine Rolle

Zur spezifischen pathogenen Wirkung der Erdstrahlen

Bei Infektionskrankheiten bestimmen Viren und Bakterienden spezifischen Charakter der Krankheit Dagegen istdie Krankheitsursache und das spezifische Geschehenbei chronischen Krankheiten weitgehend unbekannt EineHypothese über die Ursache der chronischen Krankhei-ten muß deshalb vor allem die Frage beantworten, warumein Patient ein Karzinom, ein anderer ein Myom oder einePolyarthntis entwickelt Die Beobachtung, daß trotz derVielzahl der chronischen Krankheiten ein Patient mei-stens nur eine einzige chronische Krankheit bekommt, istein Hinweis für das spezifische Geschehen Es ist z B all-gemein bekannt, daß die Krebsrate bei Patienten mitmultipler Sklerose extrem klein ist Unsere Untersu-chungsergebnisse über die pathogene Wirkung der Erd-strahlen liefern viele Hinweise, daß pathogen wirkendeStellen am Schlafplatz ein spezifisch wirkender Faktor beider Entstehung chronischer Krankheiten sindBeim Studium dieser Korrelationen geht man so vor, daßman zunächst aus den Nosodenpraparaten die für eineKrankheit charakteristischen Merkmale ermittelt Dazubestimmt man mittels Abstimmtechnik* das Emissions-

*Die Abstimmtechnik (radiasthetische Spektroskopie) ist einespezielle Technik der physikalischen Radiasthesie, die in unseren Trainingskursen gelehrt wird

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Spektrum der Nosode, d.h. die von ihr ausgestrahltenWellenlängen und ihre Polarisation.Die Nosode Carcinominum emittiert z.B. sieben für dieStrahlungszonen der Wasseradern charakteristische Wel-lenlängen, alle mit linkszirkularer Polarisation. AndereNosoden emittieren die sieben charakteristischen Wellen-längen der Strahlungszonen von Verwerfungen oderSpalten. Wieder andere wie z.B. die Nosoden Rheumaund Polyarthritis emittieren wesentlich mehr als siebenandere Wellenlängen.

Die bisherigen Untersuchungen haben sich auf Korrela-tionen bei Karzinomen und einigen anderen Krankheitenkonzentriert. Dabei zeigt sich, daß die aus der NosodeCarcinominum ermittelten Wellenlängen mit derselbenPolarisation in den Kreuzungen der Strahlungszonen auf-treten, die am Schlafplatz mit der Stelle, an der das Karzi-nom entstanden ist, korreliert. In diesen sog. Karzinom-stellen treten also stets die aus der Nosode ermitteltenWellenlängen mit der gleichen Zirkularpolarisation auf.Vier von diesen Wellenlängen erscheinen über Wasser-adern nur wenn das Fließverhalten laminar und nicht tur-bulent ist.

Die beiden sogenannten Standardwellenlängen 15,4 cmund 8,7 cm, die in jeder Wasserader auftreten, sind oftbeide linkszirkular polarisiert. In vielen Fällen, besondersin Heilwässern, sind beide jedoch rechtszirkular polari-siert. Die gemischte Polarisation oder der Fall, daß beideWellenlängen beide Modi der Zirkularpolarisation aufwei-sen, kommt seltener vor. Beide Fälle sind jedoch typischfür ganz bestimmte Krankheiten.In den Nosoden Lymphogranulomatose und M. Crohn istz. B. die Wellenlänge 8,7 cm rechtszirkular, die Wellenlän-ge 15,4 cm jedoch linkszirkular polarisiert. Bei der Noso-de Leberzirrhose ist es umgekehrt. Diese Besonderheitentreten in den Erdstrahlenkonfigurationen an den Schlaf-plätzen entsprechender Patienten stets ebenfalls auf.Den Fall, daß die beiden Standardwellenlängen beideMöglichkeiten der Zirkularpolarisation aufweisen, beob-achtet man stets in Verbindung mit der Entstehung gutar-tiger Geschwülste, wie Myome oder Zysten der Mastopa-thie.

Die Entstehung einer bestimmten chronischen Krankheitin Verbindung mit einer dafür spezifisch wirkenden Stelleder Erdstrählenfelder ist keine Notwendigkeit. Viele Per-sonen schlafen jahrzehntelang auf Karzinomstellen ohnejemals ein Karzinom zu entwickeln. Die pathogen wirken-den Erdstrahlenstellen sind deshalb wohl nur eine not-wendige aber nicht hinreichende Bedingung für bestimm-te spezifische medizinische Vorgänge. Daneben müssenandere Faktoren wirken, die ja in der Medizin diskutiertwerden. Dabei spielen die Fokaltoxikosen eine besondereRolle. Auch darüber liefert die physikalische Radiästhesie

*Die neuerdings von einer vorwiegend aus Naturwissenschaft-lern, Ingenieuren und Ärzten bestehenden Personengruppengegründete „Gesellschaft für physikalische und medizinischangewandte Radiästhesie" will der wissenschaftlichen Bearbei-tung der medizinischen Aspekte der Erdstrahlen und der Geo-pathie mehr Nachdruck verleihen.

in Verbindung mit dem Biofeldttest aufschlußreicheInformationen*.Unter dem Eindruck der hier diskutierten pathogenen Wir-kungen darf man nicht vergessen, daß es in den Erdstrah-lenfeldern auch Stellen mit positiven biologischen Wirkun-gen gibt.

Danksagung:Ich danke Herrn Diplomphysiker Helmut Fegert und Frau MargotKraft für ihre Mitarbeit und ihre Beiträge zu den Untersuchungen,deren Ergebnisse hier beschrieben wurden.

Literatur

1. Diehl, I. C, S. W. Tromp: Probleme der geographischen undgeologischen Häufigkeitsverteilung der Krebssterblichkeit.Ulm, 1955.

2. Winzer, H. T., W. Melzer: Cancer (1927) 9-25.3. Schweitzer, P., M. Kraft: Grundlagen der Geopathie. 3. erwei-

terte Auflage, Heidelberg, 1988.4. Keilmann, F.: Physik in unserer Zeit 2 (1985) 33-39.5. Bergsmann, O.: Risikofaktor Standort. Wien, 1990.6. Schneider, Ft.: Leitfaden und Lehrkurs der Ruten- und Pendel-

kunst, Teil I. 2. Aufl., Wertheim, 1980.7. Busscher, W.: Messungen an IMUNA- und anderen Ab-

schirmdecken gegen Erdstrahlen. Erfahrungsheilkunde 11(1989)790-794.

8. Schweitzer, P., M. Kraft: Der Reaktionsabstandstest (RA-Test). Erfahrungsheilkunde 5 (1989) 277-284.

Anschrift des Verfassers:Dr. rer. nat. P. Schweitzer, Hermann-Löns-Str. 31, D-7032 Sin-delfingen.

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Aus dem Institut für Immunbiologie der Universität Köln1 und dem Institut für Experimentelles Morphologie derDeutschen Sporthochschule Köln2, in Kooperation mit dem SSV Hürth3

H. Lötzerich2, C. Peters2,1. Ledvina3, H. J. Appell2 und G. Uhlenbruck1

Ausdauersport als natürliches Immunstimulans in der Kretbsnachsorge

Zusammenfassung

Im Rahmen der Rehabilitation spielt gezieltesportliche Betätigung eine immer größere Rolle.Dies wird deutlich an der steigenden Anzahl vonspezifischen Sportgruppen (Herz-Kreislauf, Dia-betiker, Krebs und AIDS). Hinweise auf eine im-munstimulierende Wirkung liefern Tierversuche,bei denen das Wachstumsverhalten und die Me-tastasierung von Tumoren durch körperlichesTraining beeinflußt werden kann, wobei die Be-lastungsdauer, -intensität und der Zeitpunkt(Prätraining) von Bedeutung sind. Da beim Men-schen durch sportliche Aktivität auch die Psy-che (Eustreß) beeinflußt wird, kann das Immun-system über psychoneurologische Bahnen sta-bilisiert werden. Daher sprechen viele Befundeaus psychoneuroimmunologischer Sicht für denEinsatz einer gezielten sportlichen Betätigungim Rahmen der Rehabilitation von Krebskran-ken.

Schlüsselwörter: Sport, Bewegungstherapie,Krebs, Immunsystem

Summary

Within the frame of the rehabilitation a purpose-ful activity in sports plays a more and more in-creasing role. This becomes evident by the in-creaslng number of specific sports groups (heart-and circulation, diabetics, cancer and AIDS). Evi-dences of an immune stimulating effect provideanimal experiments in which the behaviour oftumours with respect to growth and formation ofmetastases can be influenced by physical train-ing. The period of time as well as the intensity ofthe exercise and the time at which it is per-formed (pre-training) being important. Since inman the psyche is influenced by activity insports (eustress) the immune System can be sta-bil ized through psychoneurological pathways.Therefore, many findings Support from the psy-choneuroimmunological point of view the use ofa purposeful activity in sports within the frameof the rehabilitation of cancer patients.

Key words: sports, kinesitherapy, cancer, im-mune System

Resume

L'activite sportive bien choisie joue un röle deplus en plus important dans la rehabilitation.C'est ce qu'indique clairement l'augmentationdu nombre de groupes sportifs specifiques (ma-ladies cardio-vasculaires, diabetiques, cancer etSIDA). L'action de Stimulation immunitaire a etemontree par des experiences sur des animaux,au cours desquelles il a ete possible d'influencerla croissance et la formation de metastases detumeurs par un entrafnement physique, la dureeet l'intensite de l'effort et le moment (pre-entramement) ayant une importance. Etant don-ne que chez l'homme l'activite sportive influen-ce aussi la psyche (eustress), le Systeme immu-nitaire peut etre stabilise par l'intermediaire desvoies psychoneurologiques. D'un point de vuepsycho-neuro-immunologique, de nombreuxresultats parlent en faveur de l'utilisation d'uneactivite sportive bien choisie dans le cadre de larehabilitation de malades du cancer.

Mots des: sport, kinesitherapie, cancer, Syste-me immunitaire

In den letzten Jahrzehnten wurde im Rahmen medizini-scher Maßnahmen der Sport verstärkt in vielen Bereichender Prävention, der Therapie und cder Rehabilitation ein-gesetzt. Eine gezielte sportliche Be?tätigung spielt bei derBehandlung mehrerer Krankheitem eine immer größereRolle. Heute gibt es spezifische Spportgruppen für Herz-Kreislauf-Erkrankte, Diabetiker, Kreebskranke und sogarPilotprojekte für HIV-Positive. Insbbesondere bei Krebs-und AIDS-Patienten ist der Einfluß vvon Sport auf die Psy-che und auf das Immunsystem voon besonderer Bedeu-tung.

Sport und Immunsystem

In vielen Publikationen wird dem Hoochleistungssport eineimmunsuppressive Wirkung zugesschrieben {Fitzgerald,1988; Stang-Voss, 1987; Peter, 19836; Weiss et al., 1985;Hedfors et al., 1983,1976; Jokl, 197f4; Maidorn, 1974), diesich in einer erhöhten Infektanfälliglkeit vieler Athleten vorwichtigen Wettkämpfen, wie Olymipiaden oder Weltmei-sterschaften, äußert. In diesen Phasen kommen zu den

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H. Lötzerich et al., Ausdauersport Ärztezeitschr. 1. Naturheilveii. 7/91,32. Jahrg.

starken physischen Belastungen im Training oft hohe psy-chische Beanspruchungen. Dies ist von besonderer Be-deutung, da die Psyche auch das Abwehrsystem beein-flußt. Im Gegensatz zu dieser immunsuppressiven Wir-kung weisen viele Befunde auf einen stimulierenden Ef-fekt von Belastungen mittlerer Intensität auf das Immun-system hin (Fehr et al., 1989, 1988; Uhlenbruck und Or-der, 1987; Schmidt, 1986; Hanson und Flaherty, 1981).

Krebs und Immunsystem

Bevor jedoch der gezielte Einsatz einer sportlichen Bela-stung bei Tumorkranken diskutiert wird, muß man sichdarüber bewußt werden, in welcher Verfassung die Ab-wehrlage des Patienten angetroffen wird. Der Krebskran-ke durchläuft vier aufeinanderfolgende immunologischwichtige Stadien. In der ersten Phase der Tumorentste-hung proliferiert eine maligne Zelle. Die Möglichkeit einerbösartigen Mutation ist bei ca. 350 Milliarden Zellteilun-gen pro Tag beim Erwachsenen durchaus vorstellbar.Normalerweise eliminiert jedoch eine intakte Immunab-wehr ständig alle prospektiven Krebszellen. Erst eingeschwächtes oder defektes Immunsystem läßt eine ma-ligne Zelle durch die Maschen ihrer Abwehr schlüpfen(sneaking through), so daß sich ein Tumor etablierenkann. Diese Phase wird vom Betroffenen nicht bewußtwahrgenommen. In der zweiten Phase führen Beschwer-den, Routine- oder Vorsorgeuntersuchungen zu der Ver-dachtsdiagnose Krebs (s. Abb. 1). Dabei findet eine psy-choneuroimmunologische, durch die Diagnose bedingteSchwächung vieler Abwehrsysteme statt, was bisher vonder psychologischen Seite zu wenig beachtet worden ist.

Die ausgelösten Ängste oder Depressionen führen zu ei-ner Verschlechterung der Immunfunktionen auf zellulärerEbene von Makrophagen {Baum et al., 1987), NK-Zellen(Shavit und Martin, 1987; Glaser und Kiecolt-Glaser,1986), T-Lymphozyten (Baum et al., 1987; Plaut, 1987;Feiten et al., 1985) und T-Helferzellen (Krueger et al.,1984; Stites et al., 1982). Weiterhin wird das Verhältnisvon T-Helfer-zu T-Suppressor-Zellen ungünstig beeinflußt(Teshima et al., 1987). In diesem Zusammenhang stelltsich auch die Frage, inwieweit die Bekanntgabe der ge-nauen Diagnose überhaupt sinnvoll ist (Bundesärztekam-mer, Bekanntmachung 1990; Sass und Viefhues, 1988).„Der Arzt muß wissen, was er sagt; aber nicht allessagen, was er weiß." (Uhlenbruck, 1990)Diese Immunsuppression kann von entscheidender Be-deutung sein für die dritte Phase, in der bei therapeuti-schen Maßnahmen eine weitere Belastung des Immunsy-stems durch Operation, Chemo- und Strahlentherapieerfolgt (s. Abb. 2). Hierdurch wird eine Absiedlung vonMetastasen evtl. sogar begünstigt, z. B. durch eine Beein-trächtigung der NK-Zellen und der Makrophagen. In dervierten, postoperativen Phase stellt sich somit die Aufga-be, das Immunsystem zu regenerieren, indem versuchtwird, das Abwehrsystem im Sinne einer Stimulation posi-tiv zu beeinflussen (s. Abb. 3).

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die moderate körperli-che Belastung in Form von Ausdauersport. Hierdurchwird auch über die Psyche eine Restabilisierung des Im-munsystems erreicht. So führt ein aerobes Training zueinem gesteigerten Selbstbewußtsein (Morgan, 1982), ei-ner Reduktion der Angst (Morgan, 1984) und einer erhöh-ten Streßresistenz (Kobasa et al., 1985), was insgesamtzu einer psychischen Stabilisierung des Sporttreibendenbeiträgt.

VERDACHTSDIACNOSE: KREBS

IHHUNSYSTEH HORKOKSrSTEM

VERSCHLECHTERUNG DER ZELLULÄREN IMMUNITÄT

MAKROPHAGEN T-LYHPHOZYTEN T-HELFERZELLEN T-HELFER-/T-SUPPRESSORZELLEN HK-ZELLEN

BEKANNTGABE DER GENAUEN DIAGNOSE

( MALIGNER TUHOR ) SINNVOLL''

Abb. 1: Einfluß auf das Immunsy-stem durch die Krebsdiagnose(Lötzerich und Uhlenbruck1990).

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THERAPIE

OPERATION

AKUTE-PHASE-REAKTIONSTRAHLENTHERAPIE CHEMOTHERAPIE

IMHUNSYSTEH

Abb. 2: Einfluß auf das Immun Sy-stem durch die Krebsdiagnose(Lötzerich und Uhlenbruck1990).

HAKROPHAGEN ,

BEGÜNSTIGUNG: ABSIEDLUNG

VON METASTASEN

Psyche und Immunsystem

Die besondere Bedeutung der Psyche auf das Immunsy-stem bei Kranken darf nicht unterschätzt werden. Ausdem Bereich der Psychoneuroimmunologie gibt es bereitseinige bemerkenswerte Hinweise auf diese Zusammen-hänge von Psyche und Immunsystem (s.o.). Daher sind

auch jüngste Ergebnisse aus dem Bereich der AIDS-Forschung zu beachten. Denn der AIDS-Kranke befindetsich in einer ähnlichen psychischen Situation wie derKrebspatient, weil beide Krankheiten noch immer miteiner gewissen Hoffnungslosigkeit verbunden sind. Inner-halb der „Miami Exercise Intervention Study" mit HIV-Ge-fährdeten konnte ein positiver Effekt eines aeroben Trai-nings auf psychoneuroimmunologische Paramater nach-gewiesen werden (Laperriere et al., 1989). Die sportliche

Abb. 3: Einfluß von Ausdauer-sport auf psychoneuroimmuno-logische Parameter (Lötzerichund Uhlenbruck 1990).

SELBSTBEWUSSTSEIN LEISTUNGSFÄHIGKEIT

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H. Lötzerich et al., Ausdauersport Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

Aktivität übt in diesem Fall eine Pufferwirkung bei Depres-sionen und Ängsten aus. Darüber hinaus konnte derAbfall von T.»-Helferzellen und NK-Zellen verlangsamtwerden. Die Ergebnisse eines deutschen Pilotprojektesunterstützen die positive Wirkung von Sport auf der psy-chologischen Ebene (Schlenzig et ai., 1990).

Experimentelle Beweisführung für den Zusam-menhang zwischen Sport und Abwehrsteige-rung

Weitere Studien zum Einfluß von sportlicher Betätigungauf das Immunsystem konnten eine Aktivierung der Ab-wehr sowohl im Tierversuch als auch am Menschen nach-weisen. Von besonderer Bedeutung für die Krebskrankenist die gesteigerte Mobilisierung und Aktivität von NK-Zellen (Pedersen et al., 1989, 1988; Deuster et al., 1988;Edwards et al., 1984; Nguyen et al., 1984; Hirsen undMalham, 1983; Hanson und Flaherty, 1981; Targan et al.,1981), die mitverantwortlich sind für die Erkennung undZerstörung der ersten neoplastischen Zellen. Darüber hin-aus wurde nach verschiedenen Ausdauerbelastungeneine Stimulierung des Monozyten-Makrophagensystemsbeobachtet (Fehret al., 1989,1988; K/e/ßetal., 1981;S/e-ger, 1980). Schon eine einmalige Laufbelastung von 45Minuten Dauer und ein dreiwöchiges Ausdauertrainingführten beim Menschen und im Tierversuch zu einer Akti-vierung der Makrophagen, die sich in einem erhöhtenEnergiestoffwechsel, in einer vermehrten Produktion vonhydrolytischen lysosomalen Enzymen und einer gestei-gerten Phagozytoserate äußerte.Im Tierversuch konnte der Trainingseinfluß auf die Phago-zytoseaktivität auch an tumortragenden Mäusen bestätigtwerden (Jäpe/et al., 1990). Die Tiere wurden drei Wochenvor und drei Wochen nach der Tumorinokulation einerAusdauerlaufbelastung unterzogen. Diesen Befundenkommt eine besondere Bedeutung zu, weil die Makropha-gen sowohl im afferenten als auch im efferenten Schenkeldes Immunsystems eine bedeutende Rolle spielen.Neben ihrer Funktion als antigenpräsentierende Zelleerfüllen sie eine wichtige Aufgabe als direkte Effektorzellebei der Tumorabwehr. Weitere im Tiermodell erhobeneBefunde weisen darauf hin, daß körperliche Belastungneben einer allgemeinen unspezifischen Aktivierung derMakrophagen auch deren Tumortoxizität steigert (Lötze-rich et al., 1990).

Insgesamt weisen die dargestellten Ergebnisse und wei-tere Befunde auf eine Aktivierung bestimmter Effektorzel-len hin, wodurch die Tumorabwehr gestärkt wird (Goodund Fernandes, 1981). Diese Tatsache unterstützt denEinsatz von moderater sportlicher Betätigung in derRehabilitation von Krebskranken. Es stellen sich jedochzwei wichtige Fragen:

1. Ist ein sportlich trainierter Organismus gegenüberKrebserkrankiungen besser geschützt?

2. Kann eine gezielte sportliche Betätigung den krebs-operierten Patienten gegenüber einem Rezidiv odervor Metastasen schützen?

Schon vor mehreren Jahren war sich der bekannte Arztvan Aaken sicher, daß ein negativer Zusammenhang zwi-schen sportlicher Aktivität, speziell Langlauf, und Krebs-erkrankungen besteht. Er versuchte, die präventive Wir-kung von Ausdauersport gegenüber Tumorerkrankungenstatistisch zu belegen (van Aaken, 1969, 1971, 1982).Wenn auch seine Argumentation nicht unmittelbar nach-vollziehbar ist, da sich das befragte Läuferkollektiv auchdurch eine beispielhaft gesunde Lebensführung aus-zeichnete, sind seine Ansätze positiv zu bewerten. DieFaktoren der Lebensweise und genetisch bedingte Ein-flüsse können im Tiermodell ausgeschlossen werden. Indiesem Bereich deuten aktuelle Befunde auf eine präven-tive Wirkung eines Ausdauertrainings hin. Die Sterberatevon Mäusen wurde nach subkutaner Tumorinjektiondurch ein tägliches Lauf- oder Schwimmtraining um21,5% bzw. 22,9% reduziert (Schmidt, 1986). Uhlenbruckund Order (1987) untersuchten in einem anderen Ver-suchsansatz den Einfluß eines Ausdauertrainings auf dasTumorwachstum. Dazu wurden Mäusen solid wachsendeFibrosarkomzellen subkutan inokuliert. Danach absolvier-ten die Mäuse über einen Zeitraum von zwei Wochen einLauftraining (Laufband: 0,3 bis 0,4 m/sec; Steigung 4°)mit unterschiedlichem Umfang. Die tägliche Laufstreckebetrug je nach Gruppe 200 m bis 700 m. Das Wachstums-verhalten der Fibrosarkomzellen wurde nach dem Ver-suchszeitraum anhand des Tumorvolumens und -gewichtsquantifiziert. Die Ergebnisse zeigten, daß das mittlereTumorgewicht in der 200 m Gruppe signifikant niedri-ger lag als in allen anderen Gruppen. Im Vergleich zuden Kontrollen war das Gewicht um 44% geringer. Al-lerdings konnte in den übrigen Gruppen ein höheres Tu-morvolumen und -gewicht beobachtet werden. In einemweiteren Versuchsansatz wurden die Mäuse vier Wochenvor der Tumorinokulation einem Lauftraining unterzogen,das dann noch zwei Wochen mit gleicher Intensität weiter-geführt wurde, um zu überprüfen, ob ein trainierter Orga-nismus besser gegen die Tumorzellen geschützt ist. Ne-ben den verschiedenen Laufgruppen wurden unter-schiedliche Konzentrationen von Tumorzellen verab-reicht. Die stärkste suppressive Wirkung auf das Prolifera-tionsverhalten der Fibrosarkomzellen übte wiederum das200 m-Training aus. Der Einfluß wurde am deutlichstenbei der niedrigsten Zahl der inokulierten Tumorzellen.Dort konnte ein hochsignifikant geringeres mittleres Tu-morgewicht im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestelltwerden. Mit weiteren Versuchsansätzen versuchten Uh-lenbruck und Order der Frage nachzugehen, inwieweitdas Ausdauertraining einen Einfluß auf die Metastasenab-siedlung hat. Das vorher bereits verwendete Fibrosarkomwächst bei subkutaner Inokulation als solider Tumorkno-ten, führt jedoch bei intravenöser Applikation ausschließ-lich zu Lungenmetastasen. Während bei einer Kontroll-gruppe nach 2 Wochen bei allen Tieren Lungenmetasta-

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sen zu beobachten waren, konnte die Zahl der Tiere ohneTumorbefund durch eine vorherige Laufbelastung (200 mtäglich) erhöht werden Nach einem Training von 14 Ta-gen vor der Tumorzellgabe blieben 2 Mause von 12 Tie-ren ohne Tumorbefund. Dagegen verringerte sich dieZahl der tumortragenden Tiere nach einem vierwochigenTraining auf 4 Mause Immerhin blieben 8 Tiere von Lun-genmetastasen verschont In einem weiteren Versuchs-ansatz sollte die Frage beantwortet werden, ob ein trai-nierter Organismus nach einer Krebsdiagnose weitertrai-nieren darf, oder ob dadurch die Metastasierung gefordertwird Dazu wurden mehrere Versuchsgruppen vier Wo-chen vor der Tumorapphkation mit unterschiedlichen Um-fangen trainiert Danach beendeten einige Gruppen (A)das Training und die anderen Gruppen (B) setzten esnoch zwei Wochen fort Am Versuchsende erfolgte eineQuantifizierung der Lungenmetastasen Wahrend bei71 % der Tiere der Kontrollgruppe mehr als 100 Lungentu-moren gezahlt wurden, lagen alle Trainingsgruppen unterdieser Zahl Allerdings hatte bei diesem Versuchsansatzdas 200 m-Training nicht den größten Einfluß im Sinne ei-ner Tumorsuppression, denn nach diesem Training besa-ßen alle Tiere zwischen 50 und 100 Lungentumoren Beieinem Training über 750 m hatten 50% der Tiere wenigerals 50 Lungentumoren Die Tumorabwehr konnte bei denMausen erheblich durch die Fortfuhrung des Trainings(Gruppe B) verbessert werden Der größte Einfluß ging indiesem Fall von einem 800 m-Training aus, wodurch dieLungentumorzahl bei allen Tieren unter 50 blieb Diese imTiermodell erhobenen Befunde unterstutzen die Vermu-tung, daß eine gezielte körperliche Belastung, in Abhän-gigkeit von Dauer und Intensität, das Tumorwachstumsund die Metastasenbildung hemmen können Der letzteAspekt ist von besonderer Bedeutung, denn die meistenMenschen sterben nicht an ihrem Primartumor, sondernan den Folgen der Metastasierung Unklar ist zur Zeitnoch, welche Mechanismen der verstärkten Tumorab-wehr des trainierten Organismus zugrunde liegen Hin-weise dafür liefern die bereits dargestellten Untersuchun-gen, bei denen eine erhöhte Aktivität und Tumortoxizitatvon NK-Zellen und Makrophagen beschrieben wurden,für die ein Anstieg von Interleukmen und Interferon wah-rend der Belastung verantwortlich sein konnte (vgl Peder-sen et al , 1990) Weiterhin werden bei Ausdauerbela-stung vermehrt Neuropeptide freigesetzt werden, die imlimbischen System unsere Gefühle beeinflussen Die da-zu gehörenden Beta-Endorphine verbessern nicht nur un-sere Stimmungslage, sondern erhohen auch die Aktivitätvon NK-Zellen (Mathews et al , 1983, Colt et al , 1981)Diese Tatsache weist nochmals auf die Verflechtung vonPsyche und Immunabwehr hm

Sport als Krebsprophylaktikum

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsa-che, daß auf der einen Seite nach einer körperlichen Be-

tätigung immunologische Merkmale einer Infektion nach-gewiesen werden können und auf der anderen Seite inder Anamnese von Tumorpatientien selten Infektionenvorkommen (Remy et al , 1983) Es stellt sich damit dieFrage, ob das Immunsystem durch sportliche Betätigungoder körperliche Aktivität trainierbar ist Nachdem 1985die „American Cancer Society" in Betracht gezogen hat,daß Sport eine schutzende Wirkung gegenüber Krebs ha-ben kann (Eichner, 1987), wurde in den USA mehrfachder Versuch unternommen, einen epidemiologischenNachweis zum Zusammenhang von körperlicher Aktivitätund Krebs zu erbringen In großen Firmen oder Betriebenwurden die körperlich hart Arbeitenden mit Buroangestell-ten bezuglich ihrer Krebshaufigkeit verglichen Nur in we-nigen Fallen korreherte eine hohe körperliche Aktivität miteinem Schutz vor Krebserkrankungen Dieses auf den er-sten Blick enttauschende Ergebnis war aber eigentlich zuerwarten, denn solche Untersuchungen unterliegen derProblematik, daß hohe körperliche Anstrengungen im Be-ruf oft mit einem niedrigeren sozialen Rang verbundensind Andererseits herrscht bei sozial Schwächeren häu-fig eine ungesunde Lebensweise, verbunden mit Alkohol-und Nikotingenuß, vor, so daß positive Effekte durchkörperliche Aktivitäten durch andere negative Einflüsseneutralisiert werden (Übersicht bei Kohl et al , 1988) Wei-terhin bleiben noch einige kritische Fragen offen Zeigtein tumorbefallener Organismus bei körperlicher Bela-stung eine gleiche Reaktion wie ein gesunder (Rist,1986)1?, und Inwieweit wirken sich altersabhangiqe Dys-funktionen des Immunsystems aus (Facchim et al ,1986)?

Selbst bei unveränderter Abwehrlage kann durch Sporteine psychische Stabilisierung erreicht werden, indemden Kranken das Gefühl der Fitneß vermittelt wird, wasauf jeden Fall zur Verbesserung der Lebensqualität bei-tragt Daher sprechen insgesamt viele der dargestelltenBefunde aus psychoneuroimmunologischer Sicht für denEinsatz einer gezielten sportlichen Betätigung in derKrebstherapie und -nachsorge

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Anschrift für die VerfasserDr sportwiss H Lotzerich, Deutsche Sporthochschule Köln,Institut für Experimentelle Morphologie, Carl-Diem-Weg 6, D-5000 Köln 41

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57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Herz- und Kreislaufforschung4. bis 7. April 1991 in Mannheim

Auf der Tagung war zu erfahren, daß

— trotz ständiger Ausweitung der Indikationen für eineperkutane transluminale koronare Angioplastie (PTCA)die Raten für den Akuterfolg in den letzten Jahren bei95% (pro behandelte Stenose) liegen, die Quote der not-fallmäßigen Bypass-Operationen und der Todesfälle istunter 1 % gesunken. Rezidive treten nach Dilatation vonStenosen in nativen Gefäßen in 20 bis 30% auf, fast aus-schließlich innerhalb von 3 bis 6 Monaten. Bei Patientenmit instabiler Angina pectoris, wenn Gefäßverschlüsse er-öffnet oder Rezidivstenosen erneut dilatiert werden müs-sen, sind in 30 bis 60% Rezidive zu erwarten.

Wenn sich innerhalb von 6 bis 12 Monate nach einerPTCA kein Rezidiv entwickelt, wird der weitere Verlaufdurch die Progression der Grunderkrankungen in ande-ren Gefäßsegmenten bestimmt. Neue wirksame Steno-sen treten bei 7% der Patienten pro Jahr auf, sie lassensich in einem hohen Prozentsatz erneut angioplastischbehandeln. Patienten mit Ein- und Mehrgefäßerkrankung,mit Zustand nach Non-Q-Infarkt oder mit Gefäßverschlüs-sen weisen nach 2 bis 11 Jahren eine deutlich gebesserteklinische Symptomatik, eine geringere Infarktrate und ei-ne bessere Überlebensrate auf im Vergleich zu den nichterfolgreich angioplastierten Patienten, bei denen vielfacheine Bypass-Operation erforderlich wird. (G. Kober,Frankfurt/M.)

— bei einer peripheren stenosierenden Atherosklerose ineiner Extremitätenarterie in absehbarer Zeit mit ähnlichenVeränderungen auf der Gegenseite zu rechnen ist. Diesgilt besonders für die häufigste Lokalisation, den Ver-schluß der A. femoralis, der nur selten einseitig bleibt. Oftfindet man an der noch durchgängigen Femoralarterie be-reits klinische Symptome stenosierender Veränderungen,aus denen sich die Tendenz zur vollständigen Obliterationabschätzen läßt.

Bei einer über 5 Jahre laufenden prospektiven Studie, inwelche 300 Patienten mit einseitigem Femoralisverschlußeinbezogen wurden, ergab sich, daß bei denen, die weiterrauchten (erwartungsgemäß), mehr Verschlüsse auftratenals bei den Nichtrauchern. Allerdings blieb auch ein Teilder Ex-Raucher nicht verschont. Hypertoniker hatten eineetwas geringere Verschlußrate als Nicht-Hypertoniker,doch war diese Differenz nicht signifikant. Unter den 65Patienten, die weiterrauchten, bestand zwischen Hyperto-nikern und Nicht-Hypertonikern kein Unterschied. Entge-gen den Erwartungen traten in der Gruppe mit niedrigenCholesterinwerten mehr Verschlüsse auf. Dies spricht da-für, daß ein Risikofaktor, der die Entstehung einer peri-pheren Atherosklerose fördert, nicht auch die Obliterationder Arterie begünstigen muß.

Die Neuerkrankung einer anderen Arterienetage findetfast immer proximal der schon bestehenden Obliterationstatt. Klinisch bedeutsam ist die Entwicklung von lliaca-Obliterationen oberhalb eines Femoralisverschlusses.Hier handelt es sich nur ausnahmsweise um eine Verlän-gerung des Femoralisverschlusses durch einen Apposi-tionsthrombus, sondern fast immer um eine unabhängigeNeuerkrankung eines anderen Arterienabschnittes. BeiPatienten mit peripherer obliterierender Atherosklerosekommen neben Stillstand und Progression auch spontaneRückbildungen vor, die offenbar durch eine Reduktionthrombotischer Auflagerungen zustande kommen.Der Spontanverlauf der peripheren arteriellen Verschluß-krankheit kann durch Katheter-Interventionen auf ver-schiedenen Weise beeinflußt werden. Hierbei ergibt sichdie Frage, ob durch die Dilatation einer Stenose die Ver-schlußtendenz reduziert werden kann, d.h. ob eine pro-phylaktische Stenosedehnung sinnvoll ist. Die gutenLangzeitergebnisse nach Dehnunig einer lliaca- bzw.einer Femoralis-Stenose sprechem dafür. KontrollierteStudien, bei denen der Verlauf nacrh Dehnung mit demje-

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Kongreßberichte Ärztezeitschr, f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

nigen unter medikamentöser Prophylaxe verglichen wird,liegen aber noch nicht vor. (W. Schoop, Freiburg)

— zur Beendigung von Kammerflimmern und -flatterneine mechanische Stimulation des Herzens mit präkordia-len Faustschlägen empfohlen wird. Um den therapeuti-schen Wert einer solchen Maßnahme zu überprüfen,erhielten 26 Patienten, bei denen es während elektrophy-siologischer Untersuchungen zu Kammerflimmern oderKammerflattern gekommen war, innerhalb von 15 secmindestens 3 singuläre präkordiale Faustschläge. In kei-nem Fall konnten auf diese Weise das Kammerflimmernbzw. -flattern terminiert werden. Die Beendigung der Ar-rhythmie erfolgte schließlich 30 sec nach ihrer Initiierungmit Hilfe eines Gleichstrom-Defibrillators. Die relativ klei-ne Zahl der Patienten und mögliche Besonderheiten einerartifiziell induzierten Kammerarrhythmie erlauben nochkeine endgültigen Therapieempfehlungen. (H. Volkmannet al-, Jena)

— das Antianginosum Molsidomin ähnliche hämodynami-sche Wirkungen aufweist wie Nitroglyzerin, ohne eineToleranz zu entwickeln. 13 Patienten mit schwerer chroni-scher Herzinsuffizienz der Stadien III-IV entwickeltenunter einer Nitroglyzerininfusion von 10 mg/h hämodyna-misch eine Nitrat-Toleranz. Sie erhielten unter Beibehal-tung der Nitratinfusion eine Molsidomin-Kurzinfusion von10 mg über 15 Min., was bei 9 der 13 Patienten zu signifi-kanten Veränderungen führte: Der Druck im rechten Vor-hof ging von durchschnittlich 16 auf 9 mm Hg zurück, derpulmonalarterielle Druck nahm von durchschnittlich 37auf 24 mm Hg ab, das Herzminutenvolumen stieg von 4,1auf 5,2 1/Min. an. Dieser Molsidomin-Effekt hielt fast 21/2Std. an, innerhalb von 6 Std. kehrten die hämodynami-schen Parameter zu den während der Nitrattoleranz ge-messenen Werten zurück. (T. Bodemann, Berlin)

— in einer Doppelblindstudie bei 14 Patienten mit Hyperli-pidämie der Typen Ha und llb der Einfluß einer 4wöchigenBehandlung mit dem CSE- (Cholesterin-Synthese-Enzym)

Hemmer Pravastatin auf Gerinnung, Fibrinolyse undRheologie untersucht und mit einer Plazebogruppe vergli-chen wurde. In der Verumgruppe kam es zu einer deutli-chen Senkung von Gesamtcholesterin und LDL-Choleste-rin. Triglyzeride nahmen geringfügig ab, während HDL-Cholesterin leicht anstieg. Die Untersuchung der Plasma-viskosität, der Erythrozytenaggregation sowie von Plasmi-nogen, Fibrinogen, Faktor VIII, v. Willebrand-Faktor undProtein-C ergab, daß die durch den CSE-Hemmer erzielteBesserung der Dyslipoproteinämie zu keinen klinisch rele-vanten Veränderungen der Blutrheologie sowie desGerinnungs- oder Fibrinolysestatus führte. (H. R. Arntz etal., Berlin)

— den ACE-Hemmern neben einer günstigen Beeinflus-sung der Hämodynamik in neueren Untersuchungenauch eine anti-ischämische Wirkung zugeschrieben wird.Um dies zu überprüfen, wurden 16 Patienten mit angio-graphisch dokumentierter KHK und positiver Ischämie-reaktion im Belastungs-EKG untersucht. Sie erhielten ineiner doppelblinden und randomisierten Studie 2 Wochenlang 2mal täglich 10 mg Quinapril oder Plazebo; Quinaprilist ein neuer ACE-Hemmer, der sich durch eine beson-ders starke Bindung an das Converting-Enzym und durcheine lange Wirkungsdauer auszeichnet. Als Parameterdiente die Summe der ST-Streckensenkungen unter Bela-stung, die an der Kletterstuie durchgeführt wurde. Quina-pril reduzierte die Summe der ST-Streckensenkung in derAkutphase von 10,6 auf 7,4 mm und nach 14 Tagen auf7,2 mm; in der Plazebogruppe traten keine signifikantenÄnderungen auf. Die Herzfrequenz änderte sich in derVerumgruppe nicht, der Blutdruck der meist normotensi-ven Patienten wurde nur mäßig gesenkt. Unter der Mono-therapie mit dem ACE-Hemmer kam es zu einer Reduk-tion der Belastungsischämie um etwa 30%, die anti-anginöse Wirkung des ACE-Hemmers war jedoch deut-lich schwächer ausgeprägt als dies unter Nitraten zu be-obachten ist. (B. R. Winkelmann, Frankfurt)

— mpl —

Seminar zum Thema „Wirkungsweise von Viscum album in der Krebstherapie"17. April 1991 in Nürnberg

Die gutbesuchte Veranstaltung zeugte vom regen Interes-se an der naturheilkundlichen Medizin.Das Einleitungsreferat hielt Prof. Dr. med. H. Heine (Her-decke). Er sagte u. a.:Jede Zelle im Organismus ist Grundsubstanz als regulier-bares Molekuliarsieb aus Zuckerbiopolymeren vorge-schaltet. Diese (Grundregulation entscheidet über Ver-undEntsorgung eirner Zelle. Deren genetisch gesteuerte

Funktionsmöglichkeiten werden daher über den von au-ßen kommenden Informationsfluß aktiviert, wobei die Zel-len, soweit es sich nicht um Antigene handelt, nicht zwi-schen „Gut und Böse" unterscheiden.Die Regelung der Grundsubstanz erfolgt rhythmisch, wo-bei ein ausgeprägter Zirkadianrhythmus zu beobachtenist: Die nächtlich vagotone Phase zeigt einen vom sym-pathikotonen Tagesprofil völlig verschiedenen Hybridisie-

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Kongreßberichte

rungsgrad der Zuckerbiopolymere. Entsprechend rhyth-misch verhält sich das humorale und zytologische Ab-wehrsystem. Dieser Dynamik sind auch die endokrinenDrüsen sowie das Zentralnervensystem im Schlaf-Wach-rhythmus angeschlossen.

Bei allen chronischen Krankheiten und Tumoren sind die-se Rhythmen abhängig von der Exposition und Disposi-tion eines Individuums gestört. Dadurch wird die Transit-strecke zwischen Endostrombahn und Zelle verändert,damit auch die Zellreaktionen. Das Krankheitsgeschehenwird immer mehr in einen Circulus vitiosus getrieben. Andessen Ende steht bei fortschreitender Krankheit einestarre, d. h. nicht mehr regulierbare Grundsubstanz. Wieunsere Befunde an einem breiten Spektrum von Tumor-patienten zeigen, kann nach chirurgischer und radiologi-scher Tumorverkleinerung durch Misteltherapie mit Isorelder Biorhythmus wieder angestoßen werden. Die Wir-kungsweise läuft dabei über die physiologische Leukozy-tolyse. Dabei werden die Mistelinhaltsstoffe die Zahl derLeukozyten, vor allem der Neutrophilen vermehrt. Durcheine gesteigerte Freisetzungsreaktion hochaktiver Boten-stoffe, wie Lymphokokine, Zytokine, Leukotriene, Prosta-glandine usw. noch regulierbarer Grundsubstanz akti-viert. Dies ist wiederum Voraussetzung zur Erholung derBiorhythmen. Mit der Misteltherapie werden daher Tumo-ren vom gesunden Gewebe aus bekämpft, was einen ent-sprechenden frühen Einsatz verlangt, erwähnte der Refe-rent.

Über „Experimentelle und klinische Erfahrungen mit Iso-rel" (neue Untersuchungsergebnisse) referierte in Nürn-berg Dr. med. D. Klssel (Niefern). Er führte u.a. aus:In zahlreichen experimentellen Modellen wurde der tu-morhemmende und immunstimulierende Effekt des Vis-cum-album-Frischpflanzenextraktes Isorel in vitro und invivo untersucht und nachgewiesen. Überzeugend warendabei vor allem Immunmodulation bei tumortragendenTieren und Metastaseninhibition.

Durch kombinierte Tumorbehandlungsstrategien, d.h.eine lokale Bestrahlung des Tumors und eine prä- undpostradiäre Misteltherapie konnte die Überlebenszeit tu-morkranker Tiere signifikant verlängert werden. Mehr alszwei Drittel der so behandelten Tiere wurden geheilt, d.h.,wurden tumorfrei und überlebten mehr als 120 Tage, waseiner 5-Jahres-Heilung vergleichbar wäre. Alleinige Ra-diatio ergab nur eine Heilungsrate von 22%, sagte Kissel.Diese experimentellen Ergebnisse entsprechen klini-schen Erfahrungen. Auch hier zeigt sich vor allem die her-vorstechende Eigenschaft der Mistel in der adjuvantenTumortherapie: die Verhinderung von Metastasen inLymphknoten, Leber, Lunge und Skelettsystem.

Dies gilt nicht nur für die erweiterte Anwendungsform derMistelinfusionstherapie, allein es wird in diesem Therapie-modell besonders deutlich. Bei bereits aufgegebenen„austherapierten" Krebspatienten erfährt man Besse-rung des subjektiven Befindens und objektiver Untersu-chungsparameter. Komplette und partielle Remissionwerden erreichbar.

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. 579

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Kongreßberichte Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

Eine laufende prospektive Studie zur adjuvanten Tumor-therapie beim kolorektalen Karzinom bestätigt den Werteiner kombinierten Tumortherapie mit Isorel in der typi-schen subkutanen Applikation. Dies zeigte sich sowohl fürÜberlebenszeit, Lebensqualität als auch für die Metasta-seninhibition.

Experimentelle und klinische Untersuchungen liefern soweitere Mosaiksteinchen im Bild von der Mistel, d.h., daßeine aufgeklärte, moderne Tumortherapie die adjuvanteMistelbehandlung in ihre Konzepte miteinschließt, endeteder Referent.

— hpl —

MEDICA '9021. bis 24. November 1990 in Düsseldorf

Es war zu erfahren, daß

— europäische Touristen in der Dritten Welt — je nachReiseziel — in 20 bis 50% von Durchfallerkrankungen be-helligt werden. Da diese das Reisevergnügen empfindlichstören können, wird immer wieder nach den Möglichkei-ten einer medikamentösen Prophylaxe gefragt. Von selte-nen Ausnahmen abgesehen (z. B. wenn die Magensäure-barriere nicht mehr intakt ist) sollten derartige Maßnah-men unterlassen werden. Auf eine Prophylaxe der Reise-diarrhö kann auch deshalb verzichtet werden, weil nachneueren Untersuchungen durch die motilitätshemmendeSubstanz Loperamid in Kombination mit dem antimikro-biell wirksamen Co-Trimoxazol die Durchfallsneigungmeist innerhalb 1 Stunde gestoppt werden kann. Diesgeht aus einer kürzlich veröffentlichten Studie einer ame-rikanischen Arbeitsgruppe aus Houston/Texas hervor.Nach wie vor gilt jedoch der Grundsatz, daß bei einer dys-enterischen Form, d. h., bei einer Diarrhö, die durch Fie-ber und/oder Blutbeimengung zum Stuhl gekennzeichnetist, Motilitätshemmer nicht eingesetzt werden dürfen; hiersind allenfalls antimikrobielle Substanzen allein indiziert.Die Suche nach einem einzigen, für sämtliche Reisediarr-höen geeigneten Präparat sind bislang ohne Erfolg ge-blieben. (R. Steffen, Zürich)

— bakterielle Infektionen der Atemwege, Otitis media, so-wie einige nicht-bakterielle Infektionen (Chlamydien, My-koplasmen, Legionellen) zum Indikationsbereich der Ma-krolid-Antibiotika gehören. Sie können auch zur Behand-lung der nicht-gonorrhoischen Urethritis, zur Pertussis-Prophylaxe und als Alternative beim Vorliegen einer Peni-cillin-Allergie eingesetzt werden. Neben Erythromycinund Josamycin steht seit November 1990 mit Roxithromy-cin ein neues Makrolid-Antibiotikum zur Verfügung, wel-ches in der Bundesrepublik als Rulid eingeführt wurde.Weitere Vertreter dieser Substanzklasse (Azithromycin,Clarythromycin u. a.) befinden sich in klinischer Erpro-bung bzw. bereits im Zulassungsverfahren. Roxithromy-cin weist eine antibakterielle Aktivität auf, die mit Erythro-mycin vergleichbar ist. Es zeichnet sich jedoch durch einedeutlich bessere Bioverfügbarkeit aus, es ist im Gegen-satz zu Erythrormycin säurestabil, man erreicht damit ho-he Plasmakonzentrationen, die Halbwertszeit ist mit etwa12 Stunden deuitlich länger.

Nachdem nunmehr eine verbesserte Nachfolgeform desErythromycins zur Verfügung steht — demnächst werdenes mehrere sein — werden Makrolid-Antibiotika auch inDeutschland zunehmende Bedeutung erlangen. Sie wer-den die Tetrazykline zumindest teilweise verdrängen, wasvor dem Hintergrund zu sehen ist, daß hierzulande beiPneumokokken-lnfektionen mit 15 bis 20% Resistenzengegenüber Tetrazyklinen gerechnet werden muß, in ande-ren Ländern, beispielsweise in Spanien, sind es sogar30%. (R. Stahlmann, Berlin, und H. Lode, Berlin)

— die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ein dia-gnostisches Verfahren darstellt, mit dem typische meta-bolische Veränderungen der primär degenerativen De-menzen und auch der Untergruppen der Demenz vomAlzheimer-Typ erfaßt werden können. Das typische Stoff-wechselmuster der Alzheimer-Demenz (AD) weist Minde-rungen des Glukosestoffwechsels in den ontogenetischjungen Assoziationsfeldern des temperoparietalen undfrontalen Kortex auf, während der Stoffwechsel der primärsensomotorischen und visuellen Felder sowie der Basal-ganglien und des Kleinhirns erhalten ist.Es gibt verschiedene Therapieansätze zur Verbesserungder kognitiven Defekte bei der AD, die vorwiegend auf ei-ne Verbesserung der mnestischen Funktionen aber auchauf eine Steigerung des Antriebs und auf eine Verbesse-rung der Stimmung abzielen. Cholinerge Medikamente,wie z. B. Prostigmin, beeinflussen die Erregungsübertra-gung, Nootropika vom Typ des Piracetam bewirken eineallgemeine Stoffwechselaktivierung, Phosphatidylserin (inklinischer Prüfung) führt zu einer Membranstabilisierung.Mittels PET können regionale und globale Stoffwechsel-veränderungen als Ausdruck therapeutischer Effektenachgewiesen werden. Am Max-Planck-Institut für neuro-logische Forschung in Köln wurden bei 16 Patienten mitDemenz die Auswirkungen von Piracetam (Normabrain,Nootrop u. a.) auf den regionalen Glukosestoffwechselgeprüft. 9 dieser Patienten hatten wahrscheinlich eineAD, bei 7 lag eine vaskuläre Demenz oder eine Mischformvor. Die Patienten erhielten 14 Tage lang 2mal täglich In-fusionen von je 6,0 g Piracetam in 250 ml Lävulose. Beiden Patienten mit AD konnte mittels PET eine Steigerungdes Gehirnstoffwechsels um 8 bis 10% nachgewiesenwerden. Bei den Patienten mit vaskulären bzw. gemisch-

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Kongreßberichte

ten Demenzformen waren die Ergebnisse unterschied-lich, teilweise kam es zu einer Verschlechterung des Ge-hirnstoffwechsels. Wegen der kurzen Beobachtungszeitkann eine solche Untersuchung über die klinische Wirk-samkeit einer nootropen Medikation nur wenig aussagen.Ziel derartiger Studien ist es, therapeutische Prinzipien zuerkennen, mit denen der neuronale Stoffwechsel verbes-sert werden kann. (R. Mielke, Köln)

— nur etwa 40 bis 50% der Notfallpatienten mit der vomArzt durchgeführten Analgesie zufrieden sind, was im we-sentlichen drei Ursachen hat: Nicht selten wird ein fal-scher Applikationsweg gewählt — der ausschließliche Zu-gangsweg zur Analgesie beim Erwachsenen ist die intra-venöse Applikation. Ein zweiter Fehler besteht darin, daßder individuelle Analgetika-Bedarf nicht entsprechendaustariert wird. Der dritte Fehler ist die falsche Auswahldes Analgetikums für die jeweilige Notfallsituation.

Als Mittel der ersten Wahl ist nach wie vor Morphin zu be-trachten, welches u. a. den Vorteil aufweist, daß das Ma-ximum der Atemdepression bereits nach 7 Minuten er-reicht wird, zu einem Zeitpunkt, wo der Notarzt gewöhn-lich noch beim Patienten ist. Hinzu kommt noch, daß Mor-phin zu keiner oder nur zu einer geringfügigen Beeinflus-sung der Hämodynamik führt und daß es bei Kindern undErwachsenen und auch bei alten Patienten zum Einsatzkommen kann.Wenn im Notfalldienst das der BtM-Verschreibung unter-liegende Morphin nicht verfügbar ist, kommt als Alternati-ve das nicht BtM-pflichtige Tramadol in Frage.Das i. v. Narkotikum Ketamin kann bei entsprechend ge-ringerer Dosis in der Notfallmedizin auch als Analgetikumund Sedativum eingesetzt werden, es hat sich z. B. beieingeklemmten Patienten als besonders hilfreich erwie-sen. Ketamin weist sympathikomimetische Eigenschaftenauf, es führt zu einer Blutdrucksteigerung im großen undauch im kleinen Kreislauf, weshalb es für kardiologischvorgeschädigte Patienten nicht geeignet ist. Die Frage ei-nes Anstiegs des intrakraniellen Drucks wird unterschied-lich diskutiert. In Notfallsituationen dürfte dies jedoch nurvon sekundärer Bedeutung sein. (D. Blumenberg, Würz-burg)

— bei ak}iv, progressiv und destruierend verlaufendenFormen der chronischen Polyarthritis krankheitsmodifizie-rende Pharmaka, auch als Basistherapeutika bezeichnet,indiziert sind, für deren Einsatz von einigen Rheumatolo-gen ein Stufenschema entwickelt wurde: Orales Gold (Au-ranofin), Sulfsalazin (Azulfidine RA) und Chloroquin gehö-ren zur Stufe 1, parenterales Gold (Aureotan, Auro-Deto-xin u. a.) und ultraniedrig dosiertes Methotrexat (5 bis 10mg pro Woche) repräsentieren die Stufe 2, D-Penicillaminwird in die 3. Azathioprin in die 4. und Alkylantien in die 5.Stufe eingereiht. Die Toxizität steigt mit jeder Stufe an,Substanzen auf gleicher Stufe sind etwa vergleichbar to-xisch. Wenn Methotrexat in einer Dosierung über 10 mgpro Woche gegeben wird, gehört es in Stufe 3, bei einerDosierung von mehr als 50 g sogar in Stufe 5, weil danndie schweren, teilweise tödlichen Leberveränderungen

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg. 581

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Kongreßberichte Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

auftreten können, wie sie von Dermatologen beschriebenwurden.Im Gegensatz zu den meisten Basistherapeutika ist beiSulfasalazin aus bisher unbekannten Gründen schonnach etwa 4 bis 8 Wochen eine Wirkung zu erwarten. Daswichtigste Ausschlußkriterium für eine solche Medikationist eine Sulfonamidallergie wegen der Gefahr eines bullö-

sen Exanthems. Bei diesem Basistherapeutikum tritt nichtnur die Wirkung frühzeitig auf, auch Nebenwirkungen(Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Azoospermie) wer-den fast ausschließlich schon innerhalb der ersten dreiBehandlungsmonate erkennbar, was als Vorteil zu bewer-ten ist. (/. Stroehmann, Bonn).

— mpl —

Persönliches

Verleihung der Sertürner Gedenkmünze an Prof. Dr. Heinz Schilcher, Berlin

Anläßlich einer Gedenkfeier zum 150. Todestag von Fried-rich Wilhelm Sertürner wurde im Rahmen einer Festveran-staltung in Einbeck Herrn Prof. Dr. Heinz Schilcher vonder Freien Universität Berlin die Sertürner Gedenkmünzevon Herrn Rechtsanwalt Hahndorf überreicht. ProfessorSchilcher wurde damit für seine Verdienste um eine wis-senschaftlich fundierte Phytotherapie geehrt. In seinerFestrede mit dem Titel: „Interdisziplinäre Aspekte derPhytotherapie" erläuterte Prof. Schilcher ausführlich,weshalb es ständig zu kontroversen Diskussionen überden Stellenwert der Phytotherapie in der naturwissen-schaftlich oriemtierten Schulmedizin kommt, und er plä-dierte für eine mehr tolerante interdisziplinäre Zusam-menarbeit der werschiedenen Wissenschaftszweige.

Sertürner

Trtff« itt Sertirner Apotheker

Prof. Dr. Heinz Schilcher anläßlich der Übergabe der SertürnerGedenkmünze.

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Monographie-Entwürfe

Das Bundesgesundheitsamt hat nach § 25 Abs. 7 Arznei-mittelgesetz (AMG) wissenschaftliches Erkenntnismate-rial für die Arzneimittel, die nicht der automatischen Ver-schreibungspflicht nach § 49 AMG unterliegen, durchKommissionen aufbereiten zu lassen und die Ergebnissebekanntzumachen. Diese Aufbereitung bezieht sich aufdie nach § 22 Abs. 3 AMG erforderlichen Angaben zurWirksamkeit und Unbedenklichkeit.Die anliegenden Monographien wurden von der Kommis-sion für den humanmedizinischen Bereich, Phytothera-peutische Therapierichtung und Stoffgruppe (Kommis-sion E), erarbeitet:

Monographien (Kommission E)

Basilici aetheroleum (Basilikumöl)Basilici herba (Basilienkraut)Cardui mariae herba (Mariendistelkraut)Cinnamomi flos (Zimtblüten)Taraxaci herba (Löwenzahn kraut)Fixe Kombinationen aus Süßholzwurzel, Pfefferminzblät-tem und KamillenblütenFixe Kombinationen aus Süßholzwurzel, Primelwurzel, Ei-bischwurzel und AnisFixe Kombinationen aus Primelwurzel, Eibischwurzel undAnis

Bevor das Bundesgesundheitsamt bei zukünftigen Zulas-sungsanträgen auf der Grundlage dieser Ergebnisse ent-scheiden wird, legt es die Monographie-Entwürfe derFachöffentlichkeit vor und stellt sie zur Diskussion.Die jeweiligen Monographie-Entwürfe können beim Bun-desgesundheitsamt (GZS 13.05) angefordert werden.Es wird gebeten, Stellungnahmen bis zum 31. Juli 1991an das Bundesgesundheitsamt, Institut für Arzneimittel (GVII), Seestraße 10, 1000 Berlin 65, einzusenden.

Das Bundesgesundheitsamt (BGA) hat nach § 25 Abs. 7Arzneimittelgesetz 1976 (AMG) wissenschaftliches Er-kenntnismaterial für die Arzneimittel, die nicht der auto-matischen Verschreibungspflicht nach § 49 AMG unterlie-gen, durch Kommissionen aufbereiten zu lassen.Diese Aufbereitung bezieht sich auf die nach § 22 (3)AMG erforderlichen Angaben zur Wirksamkeit und Unbe-denklichkeit.Die nachstehend aufgeführten Monographie-Entwürfewurden von der Kommission D für den humanmedizini-schen Bereich erarbeitet.Bevor das Bundesgesundheitsamt bei zukünftigen Zulas-sungsanträgen auf der Grundlage dieser Ergebnisse ent-scheiden wird, legt es die Monographie-Entwürfe derFachöffentlichkeit vor und stellt diese zur Diskussion.

Die jeweiligen Monographie-Entwürfe können beim Bun-desgesundheitsamt (GZS 13.05) angefordert werden. Eswird gebeten, Stellungnahmen bis zum 31. Juli 1991 andas Institut für Arzneimittel des Bundesgesundheitsam-tes, Seestraße 10-11, 1000 Berlin 65, einzusenden.

Monographie-Entwürfe der Kommission D

Senecia nemorensis (Senecio fuchsii)Serie XXV

Entwürfe zur Neufassung von Monographien

Acidum acetylosalicylicumAnemone nemorosaBuxus sempervirensCartilagoCartilago articularisChininum ferro-citricumChromium oxydatumCola (Kola)Discus intervertebralis cervicalisDiscus intervertebralis lumbalisDiscus intervertebralis thoracalisHarungana madagascariensis (Haronga)InsulinumKalium aceticumLecithinumPulmonaria officinalis (Pulmonaria vulgaris)Sisymbrium officinale (Erysimum officinale)Urea

Das Bundesgesundheitsamt (BGA) hat nach § 25 Abs. 7Arzneimittelgesetz 1976 (AMG) wissenschaftliches Er-kenntnismaterial für die Arzneimittel, die nicht der auto-matischen Verschreibungspflicht nach § 49 AMG unterlie-gen, durch Kommissionen aufbereiten zu lassen.Diese Aufbereitung bezieht sich aiuf die nach § 22 (3)AMG erforderlichen Angaben zur Wfirksamkeit und Unbe-denklichkeit.Die nachstehend aufgeführten M/Ionographie-Entwürfewurden von der Kommission C fürr den humanmedizini-schen Bereich erarbeitet:

Monographien der Kommission CSerie 19

Apis/LevisticumAquilinum comp.

Berberis/Prostata comp.Bleiglanz/Secale comp.

Carduus marianus/Viscum Mali cormp.Cartilago comp.Cuprum/Renes

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/91, 32. Jahrg.

Gentiana comp.

Glandulae suprarenales comp.

Lycopodium comp.

Magnesit/Mamma comp.

Nicotianacomp.

Organum quadruplex

Periodontium/Silicea comp.Periodontium/Stannum comp.

Rhus toxicodendron comp.Robinia comp.

Silicea comp.

Monographie-Entwürfe der Kommission CSerie 20

Aconitum napellus Plumbo cultumAgaricus muscariusApis cum LevisticoArgentum-Corpus vitreumArnica-Cerebrum

Betonica/RosmarinusBismutum/StibiumBryonia/Gelsemium comp.

Carduus benedictus/Paeonia officinalisCorpus vitreum/SuccinumCorpus vitreum- StannumCuprum-Ren-Glandula suprarenalisEquisetum arvense Silicea cultumEquisetum arvense/Formica

Flores Tritici comp.Formica comp.

Ruta graveolens

Tartarus stibiatus comp.

Verbascum comp.

Monographien Kommission CSerie 21

Apis/BryoniaArgentum/PancreasArgentum/QuarzArnica, Planta tota/FormicaAurum/EquisetumAurum/Prunus

Berberis/Uterus comp.Bryophyllum Mercurio cultum

Cactus grandiflorusCactus/CrataegusCepaChamomillaChrysolithCobaltum metallicumCochlearia armoraciaConvallaria/Primula comp.

Dioptas

EpiphysisEpiphysis comp.

Ferrum/Pulmo

Hepar sulfurisHypophysisHypophysis comp.Hypophysis/Stannum

Kieserit

Malachit

Tabacum Cupro cultumThuja occidentalis Argento culta

Monographie-Entwürfe der Kommission CSerie 22

Barium citricumCapsella bursa-pastorisChalkosinChelidoniumEquisetum/PancreasEquisetum/StannumEquisetum/ViscumKalium carbonicumMagneseitMagnesium phosphoricumMagnesium phosphoricum acidumMel

Bevor das Bundesgesundheitsamt bei zukünftigen Zulas-sungsantvägen auf der Grundlage dieser Ergebnisse ent-scheiden wird, legt es die Monographie-Entwürfe derFachöffentlichkeit vor und stellt diese zur Diskussion.Die jeweiligen Monographie-Entwürfe können beim Bun-desgesundheitsamt (GZS 13.05) angefordert werden.Es wird gebeten, Stellungnahmen bis zum 30. September1991 an das Institut für Arzneimittel des Bundesgesund-heitsamtes, Seestraße 10-11, D-1000 Berlin 65, einzusen-den.

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Reizstromtherapie — Hilfe ohne Nebenwirkungr

Alternative Behandlungsmethoden erfreuen sich bei uns einerimmer größeren Beliebtheit Der Grund hierfür hegt insbesonderein der schonenden Behandlung und der Tatsache, daß dieseTherapieform keine Nebenwirkungen hervorruftDiesen entscheidenden Vorteil bietet auch die Reizstromthera-pie, die eine sinnvolle Ergänzung wenn nicht sogar Alternativezur medikamentösen Therapie bestimmter Krankheitsbilder dar-stelltUnter dem Begriff Reizstromtherapie — auch Niederfrequenz-Therapie genannt — versteht man medizinisch eine große An-zahl an elektrotherapeutischen Verfahren, die sich sowohl hin-sichtlich der angewandten Strome als auch in der therapeuti-schen Zielsetzung unterscheidenIm Mittelpunkt steht dabei der Strom, dessen heilende Wirkungman sich hier zu Nutze macht Über zwei oder mehrere Metall-elektroden oder plastische Elektroden mit angefeuchteter Unter-lage, wird dieser durch die Haut dem Korper des Patientenzugeführt

Bisher war für die Reizstromtherapie ein sehr hoher personellerund apparativer Einsatz notwendig, der zudem viel Zeit in An-spruch nahm Die metromc electronic GmbH hat mit der Pn-medic-Kompaktemheit eine wirksame Reizstromtherapie ent-wickelt, die nur wenig Zeit und Personal beansprucht und sehreinfach zu bedienen istVon Muskelspannungen, Neuralgien bis hm zu Erkrankungendes Bewegungsapparates schafft die Reizstromtherapie wirksa-me und „gesunde" AbhilfeReizstrom wirkt in erster Linie durchblutungsfordernd, was dieHautrötung unter den Elektroden sichtbar macht Noch für Stun-den und auch Tage nach der Behandlung bleibt die erhöhte Reiz-barkeit der Blutgefäße bestehenDer vergrößerte Blutstrom versorgt das Gewebe mit mehr Nähr-stoffen, Abwehrstoffen und Sauerstoff und fordert gleichzeitigden Abtransport von Schlackstoffen und SchadstoffenDurch die gesteigerte Durchblutung wird der gesamte Stoffwech-sel angeregt Die verbesserte Ernährung, Funktion und Regene-ration des Gewebes sind die positiven FolgenDer Reizstrom lost Muskelaktionen aus, die neben der Mehr-durchblutung auch das zentrale Nervensystem, die inneren Or-gane und die Psyche positiv beeinflussen Daruberhinaus wirktReizstrom auch schmerzlinderndBei der Reizstromtherapie werden, je nach Krankheitsbild, ver-schiedene Stromarten eingesetztGleichstrom fordert vor allem eine verbesserte Durchblutung,wahrend bei stumpfen Verletzungen und Algien die diadynami-schen Strome zum Einsatz kommen Lahmungen wiederum wer-den mit Exponential-(Dreieck)Stromen therapiertDie Behandlungszelten richten sich nach der Dauer der Krank-heit Zu Beginn wählt man meist kürzere Behandlungszelten undsteigert diese allmählichIm Gegensatz zu Krankheiten mit chrornischem Verlauf werdenakute Falle mit geringeren Intensitäten, Ikurzeren Therapiezeitenund Abstanden behandeltAllerdings ist die Frage der richtigen [Dosierung bei der Reiz-stromtherapie eine sehr individuelle AngelegenheitDie optimale Ergänzung zur Reizstromtmerapie bietet die metro-nic electronic GmbH mit dem Ultraschall-Gerat Pnmedic SonoDieses Gerat laßt sich sowohl als Einzelitherapie als auch in Ver-bindung mit Reizstrom einsetzen Gerade die Kombination mitReizstrom fuhrt zu entsprechend positiven Ergebnissen, dasowohl Schall als auch elektrische Strome wirken Und beideTherapien sind frei von schädlichen Nebenwirkungen

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Seit November 1990 hat Muller Goppingen sein Sortiment pflanz-licher Arzneimittel um Kavosporal® Forte erweitert Dieser Phyto-Tranquilizer enthalt als einzigen Wirkstoff einen hochdosiertenExtrakt aus der Kava-Kava-Wurzel (Pipens methystici rhizoma)In verschiedenen klinischen Studien wurden schneller Wirkungs-eintritt, einfache Dosierung und gute Verträglichkeit festgestelltEingesetzt zur oralen Pramedikation vor Operationen bewirkteKavosporal® Forte eine rasche Anxiolyse Bei der Behandlungdes khmaktenschen Syndroms wurde mit 2mal 1 Kapsel taglichbereits nach 4 Wochen eine hochsignifikante Besserung des ge-samten psychovegetativen Beschwerdebildes mit Herzsensatio-nen, Schweißausbruchen, erhöhtem Muskeltonus, innerer Unru-

Arztezeitschr f Naturheilverf 7/91, 32 Jahrg 587

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Serum-Therapie — Ein biologisches Behandlungskonzept

Das 20 Jahrhundert wird als ein .Jahrhundert der Alten" zuendegehen Im Jahre 2000 werden voraussichtlich über 10 Mio Men-schen allein in der BRD alter als 65 Jahre sein Die Umkehrungder Alterspyramide — sinkende Geburtenraten bei steigenderLebenserwartung — bedingen es, daß der alte Mensch und seineKrankheiten ganz in den Mittelpunkt des medizinischen Interes-ses geruckt sind Auch die Frage nach den Alterungsprozessenan sich hat wieder an Aktualität gewonnen Man ist heute derMeinung, daß eine Verminderung des Zellstoffwechsels und derSauerstoffsattigung im Blut, das Nachlassen der Abwehrkrafteund Regenerationsfahigkeit — nur um einige Faktoren zu nen-nen — natürliche Alterungsprozesse darstellen Diese Vorgangesind nicht mit einer Krankheit gleichzusetzen, aber sie stellengunstige Voraussetzungen für das Auftreten von Krankheiten imAlter dar

In der Behandlung der typischen Alterskrankheiten — Arterio-sklerose, Osteoporose, etc — stehen der Medizin eine Vielzahlvon Mitteln zur Verfugung, die meisten wirken jedoch rein sym-ptomatisch, d h sie beeinflussen die Folgen der Erkrankungnicht die Krankheit selbst Anders die Serum-Therapie Sie gibtdem Arzt ein Mittel in die Hand, das an den Ursachen der Befind-lichkeitsstorungen ansetzt Die Serum-Therapie ist eine Reiz-undUmstimmungstherapie mit organ-spezifischen AntikörpernDurch eine Behandlung mit Organ-Seren wird der Korper bzwwerden die krankhaft veränderten Organe zur Selbstheilung an-gestoßen Noch genauer Gerade die altersbedingten Verschleiß-erscheinungen beruhen oftmals auf einer Störung des innerenGleichgewichts, alle physiologischen Prozesse im Korper sindaufeinander abgestimmt und befinden sich, ohne daß wir etwasdavon spuren, unter standiger Kontrolle Umwelteinflusse stelleneine Herausforderung für den Organismus dar, der er jedoch mitHilfe hochwirksamer Reparaturmechanismen in jungen Jahrennormalerweise gewachsen ist Im Alter ermüden die Selbsthei-lungskrafte und eingespielte Regelkreise geraten aus dem TaktDas erste Gebot in der Behandlung altersbedingter Krankheitenwäre demnach, das gestörte Gleichgewicht wiederherzustellen,die körpereigenen Heilungskrafte zu stabilisierenDr F Wiedemann war der erste Arzt in Deutschland, der ein1939 von dem russischen Biologen Prof Bogomoletz entwickelteBindegewebsserum in die Therapie einführte Dieses Bmdege-websserum wird ähnlich wie ein Impfserum, aus den Abwehrstof-fen von Kaninchen gewonnen Dieses, ursprünglich als Krebs-mittel von Bogomoletz konzipierte Präparat, kam im 2 Weltkriegbei sog verzweifelten Fallen zur Anwendung Schwere, nichtheilende Wunden und Knochenbruche bei Soldaten zeigten oft-mals überraschenden Heilverlauf Außer einem allgemein rege-nerierenden Effekt und beschleunigter Wund- und Knochenhei-lung, zeigte das Präparat jedoch keine ausreichende Wirkung beigeschwächten oder geschadigten Organen Dr Wiedemann gabdeshalb den Anstoß, nach der gleichen Methode spezifisch wir-kende Organ-Seren zu entwickeln Schon 1953 gelang es in Tier-versuchen, die bereits eingetretene Menopause durch Organ-Serum Ovar wieder rückgängig zu machen Im Laufe der letzten

Jahre wurden Seren für nahezu alle Organe entwickelt Die Pa-lette der Wiedemann-Seren enthalt heute Speziaiseren für Ge-lenke, Haut, Herz, Hirn, Leber, Lunge, Nebenniere, Niere, Ovar,Pankreas, Prostata, Testes und ThymusDieses biologische Konzept einer echten Krankheitsvorsorgebzw einer gezielten Therapie von chronischen Erkrankungen istdurch die jahrzehntelange Erfahrung in den Sanatorien und ärzt-lichen Praxen immer wieder bestätigt worden Es wurde zu weitfuhren, an dieser Stelle alle Anwendungsmoghchkeiten derSerum-Therapie darzustellen Anhand einiger Beispiele soll dieWirksamkeit von Organ-Seren veranschaulicht werdenDie Artenosklerose — die Alterskrankheit schlechthin — wirddurch Sauerstoffmangel, Bewegungsmangel, falsche Ernährungund demzufolge Elastizitatsverlust der Gefäße und die verzöger-te Reparatur der schadhaften Gefaßwand erheblich begünstigtDurch den Einsatz von Organ-Serum Herz, möglicherweise inKombination mit Organ-Serum Leber und dem SpasmolytikumLachemistol, kann den Durchblutungsstörungen der arteriellenGefäße vorgebeugt werden Auch im Krankheitsfall ist schonnach wenigen Injektionen eine erhebliche Verbesserung derDurchblutung zu beobachten

Die degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates —die Arthrosen und die Entminerahsierung des Knochens, dieOsteoporose — sind ebenfalls als typische Alterskrankheiten zubezeichnen Abgesehen von der Schmerzhaftigkeit der Gelenk-prozesse kommt es zu einer Deformation der Gelenke und derWirbelsaule und einer Verminderung der Körpergröße Organ-Serum Gelenk (bei Frauen zusätzlich Organ-Serum Ovar) hathier nachweislich zu einer Besserung der Beschwerden und zueiner Verzögerung der Knochendegeneration gefuhrtDer Symptomenkomplex der Vitahtatsschwache ist klinischschwer zu objektivieren Störungen des hormonellen Gleichge-wichts sowie der Stoffwechselaktivitat von Zellen und Organenkönnen, über Jahre unerkannt, plötzlich zu dem gefurchtetenLeistungsknick fuhren Jetzt hat eine Studie ergeben, daß eineBehandlung von 51 Mannern und Frauen mit Organ-Combi-Serum I zu einer meßbaren Verbesserung der Leistungsfähigkeitfuhrt

Erkrankungen der Leber wie beispielsweise chronische Hepato-pathien können mit Organ-Serum Leber therapiert werden EineUntersuchung an über 100 Patienten führte zu dem Ergebnis,daß das organspezifische Serum die Leber-Blut-Werte nachhal-tig verbessertProstatahyperplasie, die gutartige Wucherung der Prostata beiMannern in der zweiten Lebenshalfte, bringt sehr unangenehmeBeschwerden mit sich, die nach der Auffassung einiger Arzte nuroperativ behoben werden können Daß dies nicht in jedem Fallzutreffend ist, konnte in einer klinischen Studie an 49 Patientenmit Prostatavergroßerungen in den Anfangsstadien belegt wer-denDer Katalog der möglichen Alterskrankheiten ist erschreckend —dennoch besteht kein Grund zur Resignation Schon C W vonHufeland, einer der ersten Altersforscher, hat in seinem Buch„Makrobiotik — oder die Kunst Leben zu verlangern" geschrie-ben „Laß keine Krankheiten aufkommen und die, etwa sich wel-che einstellen, eruieren, dies ist der einzige Weg zum langen Le-ben "Als ein wirksames und gut vertragliches Mittel zur Vorbeuge undTherapie von chronischen Erkrankungen und Verschleißerschei-nungen findet die Serum-Therapie in einigen Sanatorien und inca 4000 Arztpraxen in der BRD und im Ausland ihre Anwen-dung

Weitere Informationen und Prospekte können bei der Gesell-schaft für Serum-Therapie, 8193 Munsmg-Ambach angefordertwerden

588 Arztezeitschr f Naturheilverf 7/91, 32 Jahrg.

Page 74: H 7775 E Ärztezeitschrift für Organ des Zentral ...zaen.gruen.net/archiv/pdf/1991/1991-07.pdf · flora, auch nach Antibiotika-Therapie, wieder her. Acidobif ist glutenfrei, frei

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