Halt und Sicherheit nehmen haben und bei Überschreitung die€¦ · Eltern sollen ihre Kinder...

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24 G renzen sollen nicht beherrschen, vielmehr leiten, führen, unterstüt- zen, anregen und Halt geben. Eng gesteckte Grenzen entmutigen, sie lassen keinen Raum für Eigenverantwortung. Dann ist der Begriff der „Grenze“ nega- tiv besetzt im Sinn von Einen- gung, Bevormundung, Macht und Willkür. Zu weit gezoge- ne Grenzen führen da- gegen zu Orientierungslosigkeit. Grenzen sind keine sturen Markierungen, sondern Eltern verändern sie in Abhängigkeit der Entwicklungsphasen ihrer Kinder. Wozu ist das Grenzen-Setzen gut? Die Kinder haben ein Bedürfnis danach, eine starke Mutter und einen starken Vater zu erleben, die fähig sind, klare Gren- zen zu setzen. Erst wenn das Kind diese gro- ßen, starken Eltern erlebt, fühlt es sich ge- borgen und sicher. Kinder brauchen keine Watte-Mama und keinen Softie-Papa – sie wollen das Gefühl haben, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können. Grenzen zei- gen Kindern an, dass sie für die Folgen ihres Handelns die Verantwortung zu über- nehmen haben und bei Überschreitung die Konsequenzen aushalten müssen. Was erschwert Eltern das Setzen von Grenzen? Wer Grenzen setzt, macht sich vorüber- gehend bei seinen Kindern unbeliebt. Wir dürfen nicht erwarten, dass sie voller Zu- stimmung sagen: „Ja, du hast recht, liebe Mama, ich hör’ sofort auf damit!“ Eltern riskieren vielmehr Wut, Zorn, vielleicht Schreien oder Tränen ihrer Lieblinge. Viel- leicht befürchten sie auch, dass ihre Kinder sie dann nicht mehr lieben, wenn sie Be- schränkungen verhängt haben. Wer Grenzen setzt, muss über Konse- quenzen bei Regelverstößen nachdenken. Es ist manchmal anstrengend, die geeignete Konsequenz zu finden. Womit müssen Eltern beim Grenzen-Setzen rechnen? Kinder testen ihre Eltern – ob sie es mit der aufgestellten Regel ernst meinen oder ob sie nur aus einer Laune heraus aufge- stellt worden sind. Das Gebiet jenseits des Weidezaunes lockt! Es ist das Gebiet des Unbekannten und Verbotenen. Wird die Grenze überschritten, muss die Kon- sequenz erfolgen. Denn Inkonsequenz be- deutet aus der Sicht der Kinder, sich nicht auf die Eltern verlassen zu können. Was müssen Eltern beim Festlegen von Konsequenzen unbedingt beachten? Eltern sollen die Konsequenz vor der Grenzüberschreitung klar ankündigen. Das Kind hat die Freiheit, die ge- troffene Absprache einzuhalten. So- mit ist es in seiner Verantwortung und es weiß im Falle des Über- schreitens um die Folgen seiner Handlung. Die Konsequen- zen müssen lebbar sein, so dass weder Eltern noch Kinder damit überfordert sind. Wichtig ist immer die Frage: „Mit welcher Gren- ze und Konse- quenz geht es mir gut?“ Wenn das nicht der Fall ist, Grenzen sind feste Linien, die wir um das Verhalten eines Kindes herum set- zen, ähnlich wie ein Zaun eine Weide begrenzt. Bildhaft könnte man sagen, dass sich Fohlen auf einer umzäunten Weide am wohlsten fühlen – in der gro- ßen Prärie wären sie völlig orientierungslos und vielen Gefahren ausgesetzt. Sie brauchen die Sicherheit der umzäunten Weide! KINDERGARTEN/VORSCHULE 0-6 Jahre Grenzen und Konsequenzen Halt und Sicherheit Foto: Robert Domina

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Grenzen sollen nicht beherrschen, vielmehr leiten, führen, unterstüt-zen, anregen und Halt geben. Eng

gesteckte Grenzen entmutigen, sie lassen keinen Raum für Eigenverantwortung. Dann ist der Begriff der „Grenze“ nega- t i v besetzt im Sinn von Einen-gung, Bevormundung, Macht und Willkür. Zu weit gezoge-ne Grenzen f ü h r e n d a -

gegen zu Orientierungslosigkeit. Grenzen sind keine sturen Markierungen, sondern Eltern verändern sie in Abhängigkeit der Entwicklungsphasen ihrer Kinder.

Wozu ist das Grenzen-Setzen gut?

Die Kinder haben ein Bedürfnis danach, eine starke Mutter

und einen starken Vater zu erleben, die fähig

sind, klare Gren-zen zu setzen. Erst wenn das Kind diese gro-

ßen, starken Eltern erlebt, fühlt es sich ge-borgen und sicher. Kinder brauchen keine Watte-Mama und keinen Softie-Papa – sie wollen das Gefühl haben, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können. Grenzen zei-gen Kindern an, dass sie für die Folgen ihres Handelns die Verantwortung zu über-nehmen haben und bei Überschreitung die Konsequenzen aushalten müssen.

Was erschwert Eltern das Setzen von Grenzen?

Wer Grenzen setzt, macht sich vorüber-gehend bei seinen Kindern unbeliebt. Wir dürfen nicht erwarten, dass sie voller Zu-stimmung sagen: „Ja, du hast recht, liebe Mama, ich hör’ sofort auf damit!“ Eltern riskieren vielmehr Wut, Zorn, vielleicht Schreien oder Tränen ihrer Lieblinge. Viel-leicht befürchten sie auch, dass ihre Kinder sie dann nicht mehr lieben, wenn sie Be-schränkungen verhängt haben.

Wer Grenzen setzt, muss über Konse-quenzen bei Regelverstößen nachdenken. Es ist manchmal anstrengend, die geeignete Konsequenz zu fi nden.

Womit müssen Eltern beim Grenzen-Setzen rechnen?

Kinder testen ihre Eltern – ob sie es mit der aufgestellten Regel ernst meinen oder ob sie nur aus einer Laune heraus aufge-stellt worden sind. Das Gebiet jenseits des Weidezaunes lockt! Es ist das Gebiet des Unbekannten und Verbotenen. Wird die Grenze überschritten, muss die Kon-sequenz erfolgen. Denn Inkonsequenz be-deutet aus der Sicht der Kinder, sich nicht auf die Eltern verlassen zu können.

Was müssen Eltern beim Festlegen von Konsequenzen unbedingt beachten?

Eltern sollen die Konsequenz vor der Grenzüberschreitung klar ankündigen. Das Kind hat die Freiheit, die ge-troffene Absprache einzuhalten. So-mit ist es in seiner Verantwortung

und es weiß im Falle des Über-schreitens um die Folgen seiner

Handlung. Die Konsequen-zen müssen lebbar sein,

so dass weder Eltern noch Kinder damit

überfordert sind. Wichtig ist

immer die Frage: „Mit

w e l c h e r G r e n -ze und Konse-q u e n z

geht es mir gut?“

Wenn das nicht der Fall ist,

Grenzen sind feste Linien, die wir um das Verhalten eines Kindes herum set-

zen, ähnlich wie ein Zaun eine Weide begrenzt. Bildhaft könnte man sagen,

dass sich Fohlen auf einer umzäunten Weide am wohlsten fühlen – in der gro-

ßen Prärie wären sie völlig orientierungslos und vielen Gefahren ausgesetzt.

Sie brauchen die Sicherheit der umzäunten Weide!

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0-6 Jahre

Grenzen und Konsequenzen

Halt und Sicherheit

gesteckte Grenzen entmutigen, sie lassen keinen Raum für Eigenverantwortung. Dann ist der Begriff der „Grenze“ nega- t i v

Entwicklungsphasen ihrer Kinder.

Wozu ist das Grenzen-Setzen gut?

Grenzen-Setzen rechnen?

Kinder testen ihre Eltern – ob sie es mit der aufgestellten Regel ernst meinen oder ob sie nur aus einer Laune heraus aufge-stellt worden sind. Das Gebiet jenseits des Weidezaunes lockt! Es ist das Gebiet des Unbekannten und Verbotenen. Wird die Grenze überschritten, muss die Kon-sequenz erfolgen. Denn Inkonsequenz be-deutet aus der Sicht der Kinder, sich nicht auf die Eltern verlassen zu können.

Was müssen Eltern beim Festlegen von Konsequenzen

Eltern sollen die Konsequenz vor der Grenzüberschreitung klar ankündigen. Das Kind hat die Freiheit, die ge-troffene Absprache einzuhalten. So-mit ist es in seiner Verantwortung

und es weiß im Falle des Über-schreitens um die Folgen seiner

Handlung. Die Konsequen-zen müssen lebbar sein,

so dass weder Eltern noch Kinder damit

überfordert sind. Wichtig ist

immer die Frage: „Mit

w e l c h e r G r e n -ze und Konse-q u e n z

geht es mir gut?“

Wenn das nicht der Fall ist,

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besetzt im Sinn von Einen-gung, Bevormundung, Macht und Willkür. Zu weit gezoge-ne Grenzen f ü h r e n d a -

Wozu ist das Grenzen-Setzen gut?

Die Kinder haben ein Bedürfnis danach, eine starke Mutter

und einen starken Vater zu erleben, die fähig

sind, klare Gren-zen zu setzen. Erst wenn das Kind diese gro-

der aufgestellten Regel ernst meinen oder ob sie nur aus einer Laune heraus aufge-stellt worden sind. Das Gebiet jenseits des Weidezaunes lockt! Es ist das Gebiet des Unbekannten und Verbotenen. Wird die Grenze überschritten, muss die Kon-sequenz erfolgen. Denn Inkonsequenz be-deutet aus der Sicht der Kinder, sich nicht auf die Eltern verlassen zu können.

Was müssen Eltern beim Festlegen von Konsequenzen unbedingt beachten?

Eltern sollen die Konsequenz vor der Grenzüberschreitung klar ankündigen. Das Kind hat die Freiheit, die ge-troffene Absprache einzuhalten. So-mit ist es in seiner Verantwortung

und es weiß im Falle des Über-schreitens um die Folgen seiner

Handlung. Die Konsequen-zen müssen lebbar sein,

so dass weder Eltern noch Kinder damit

überfordert sind. Wichtig ist

nicht der Fall ist,

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steigt das Risiko, dass die Eltern inkonse-quent handeln. Häufi g fragen sich die El-tern, ob die Konsequenz wirklich fair ist. Das kommt meist daher, weil viele die Er-fahrung in der Kindheit gemacht haben, un-gerecht bestraft worden zu sein. Deshalb müssen sich Eltern über ihre eigenen Ge-fühle zu Strafen und über die Art, wie man selbst als Kind bestraft worden ist, im Kla-ren sein.

Eltern sollen ihre Kinder respektvoll be-handeln, auch wenn sie Konsequenzen aus-führen, d.h. sie sollen die Kinder in einem ruhigen, klaren Ton ansprechen und nicht anschreien. Vor allem sollen Eltern beach-ten, dass sie das Fehlverhalten des Kin-des missbilligen und nicht das Kind selbst. Sie sollen dem Kind die Botschaft geben: „Dein momentanes Verhalten ist nicht in Ordnung, du selbst bist in Ordnung!“

Eltern sollen…

sich versichern, dass ihre Konsequenzen gerecht und angemessen sind,

die angekündigte Konsequenz immer ausführen,

die Konsequenz so schnell wie möglich folgen lassen,

deutlich machen, wie lang die Konse-quenz dauern soll,

das Kind spüren lassen, dass es geliebt wird, selbst wenn sie das, was es tut, nicht schätzen,

das Kind respektvoll behandeln, auch wenn sie Konsequenzen ausführen,

das Kind nie vor anderen bloßstellen, ihre Erwartungen auf einem angemes-

senen Niveau halten, d.h. sich vergewis-sern, ob das Kind aufgrund seines Alters überhaupt in der Lage ist, den Wün-schen zu entsprechen,

von sich selbst nicht Unmögliches verlan-gen. Auch Eltern dürfen Fehler machen!

Rita Breu-KutkaSozialpädagogin und FamilientherapeutinErziehungs- und Familienberatungsstelle Eichstätt

KINDERGARTEN/VORSCHULE

0-6 Jahre

Erziehungs- und Familienberatung

Unser Angebot:Klärung, Beratung und Therapie bei Erziehungsfragen Verhaltensauffälligkeiten Schul- und Leistungsproblemen Gewalt und Missbrauch sozialen und emotionalen Problemen Krisen in Familie und Partnerschaft Trennung/Scheidung Schwierigkeiten von Jugendlichen und jun-

gen Erwachsenen

Unsere ArbeitsweiseMit jedem Ratsuchenden klären wir im Erst-gespräch Bedingungen und Hintergründe des Problems; wenn angebracht, führen wir test-psychologische Untersuchungen durch. Dar-auf baut das weitere Vorgehen auf: Gespräche und psychotherapeutische Un-

terstützung von Kindern, Jugendlichen, El-tern und Familien

Therapeutische Gruppenangebote für Kin-der, z. B. für Scheidungskinder

Themenorientierte Gesprächsgruppen für Eltern, z. B. zu ADS oder Schulanfang; El-ternkurs

bei Bedarf Zusammenarbeit mit Erziehern, Lehrern, Ärzten und anderen Fachstellen

Wer kann sich an uns wenden? Familien, Mütter, Väter Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Erzieher/-innen und andere pädagogische

Fachkräfte aus dem Landkreis Eichstätt

Unsere Grundsätze Sie kommen freiwillig. Es entstehen Ihnen keine Kosten. Sie können sich auf unsere Schweigepfl icht

verlassen.

Unsere Teams Diplom-Psychologen/-innen Diplom-Sozialpädagogen/-innen (FH)Alle Berater/-innen haben eine therapeutische Zusatzausbildung.

EichstättErziehungs- und FamilienberatungOstenstraße 31a (altes Krankenhaus)85072 EichstättTelefon 0 84 21/85 65Telefax 0 84 21/90 63 42E-Mail: [email protected]: www.caritas-eichstaett.de

IngolstadtErziehungs- und FamilienberatungGabelsbergerstraße 46 (im Pius-Viertel)85057 IngolstadtTelefon 08 41/490 38 30Telefax 08 41/490 38 31E-Mail: [email protected]: www.caritas-eichstaett.de

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Die Lebenssituation junger Familien ist so vielfältig, dass es nicht einfach ist, in Kürze etwas Allgemeingülti-

ges zum Thema Familie und Beruf zu sagen: Die Kombinationen von Wohnort, Kinder-zahl, berufl icher Ausbildung und Einkom-men sind ebenso unterschiedlich wie die Wert- und Zielvorstellungen junger Eltern.

Vielleicht können ein paar Vorüberlegun-gen jungen Eltern bei der Einschätzung ih-rer neuen Lebensphase behilfl ich sein:

1. Die Erfahrung zeigt: Familie und Beruf schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich. Denn Fir-men schätzen seit langem den familiär ge-bundenen und ausgewogenen männlichen Arbeitnehmer; und sie schätzen zuneh-mend die mit allen Familienkompetenzen (Stressresistenz, Organisationstalent, Em-pathie, Sparsamkeit, Frustrationstoleranz..) gesegnete Mitarbeiterin. In den skandinavi-schen Ländern legen Betriebe (z.B. Volvo) bereits Wert darauf, dass ihre männlichen Mitarbeiter ihre soziale Kompetenz durch eine längere Erziehungszeit verbessern, in-dem sie ihnen das volle Gehalt in dieser Phase weiterzahlen.

Was können wir daraus schließen? Dar-aus folgt einerseits, dass die Anerkennung der „Familienarbeit“ allmählich wieder steigt und dass andererseits Paare heu-te fl exibler ihre Studien- Berufs- und Fa-milienzeit miteinander aushandeln sollten. Wert legen sollten wir auf eine gute Be-rufsausbildung, regelmäßige Weiterbildung und die Gelassenheit, dass ein berufl icher Einstieg zum rechten Zeitpunkt gelingen wird. Und, dass Paare sich ansonsten ge-genseitig stützen und absichern.

2.Wer für eine kleine Familie sorgt, spürt, dass das nicht einfach ein klei-ner Job ist, der nebenher läuft, wäh-rend die „echte Arbeit“ irgendwo als Lohnarbeit seine oder ihre Zeit,

Nerven und Aufmerksamkeit bean-spruchen kann. Sowohl die Ehe als auch die Erziehung und Betreuung von Kindern verlangen zeitweise unsere ganze Auf-merksamkeit und Zuwendung. Hier wer-den das Vertrauen und die Persönlichkeit für ein ganzes Menschenleben zugrunde gelegt. Die Natur hat das so vorgesehen, dass Menschen in der Regel nur ein Kind auf einmal bekommen, damit Eltern sich der Entfaltung dieses besonderen Indivi-duums zuwenden können. Diese Aufgabe können öffentliche Einrichtungen nur be-grenzt übernehmen.

3. Nicht selten leiden Ehen unter dem Doppelstress von Familie und Beruf. Sie haben keine Zeit für Gespräche, entfremden und verletzen sich gegenseitig. Auch die Pfl ege einer Partnerschaft ist wie die Erziehung kein automatisch ablaufen-der Prozess, sondern eine ständig zu ver-feinernde Kunst. Sich in dieser Kunst üben bringt hohe Erträge für den Einzelnen, die Familie und die Gesellschaft. Die wertvolle volkswirtschaftliche Leistung einer funkti-onierenden Familie wird auch der Gesell-schaft zunehmend bewusst – nicht nur wegen der dramatisch sinkenden Kinder-zahlen.

Es lohnt sich also in jedem Fall für junge Familien, ihre berufl ichen, erzieherischen und kommunikativen Fähigkeiten bestän-dig zu pfl egen und zu erweitern. Wenn die Familie auf diese Weise zu einer Einheit zu-sammenwächst, ist sie nicht nur glücklich und leistungsfähig, sondern auch wider-standsfähig gegen alle möglichen Arten von Krisen. Die Eltern werden dann selbst den richtigen Zeitpunkt und auch die passende Form fi nden, um sukzessive Familie und Be-ruf zu verbinden.

Consuelo G. Ballestrem Diplom Psychologin - Familientherapeutin

Familie und Beruf

Ist das zuschaffen?

KINDERGARTEN/VORSCHULE

0-6 Jahre

Familie und Beruf bedeuten doppelten Stress, schließen sich aber nicht

gegenseitig aus, sondern ergänzen sich. Junge Familien, die ihre berufl ichen

und erzieherischen Fähigkeiten pfl egen, wachsen zu einer glücklichen und

leistungsfähigen Einheit zusammen.

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Freiheit in GrenzenEine CD zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen

Erziehungskompetenz für Eltern per Mausklick? Ja, warum nicht? Der PC ist heute in vielen Be-reichen zum unverzichtbaren Helfer gewor-den: Mit dem Computer werden viele komple-xe Fragen bearbeitet und gelöst. Warum sollte es dann nicht möglich sein, mit dem PC einiges über Erziehung zu lernen? Der überzeugende Beweis ist die CD: „Freiheit in Grenzen. Eine in-teraktive CD-ROM zur Stär-kung elterlicher Erziehungs-kompetenzen für Eltern mit Kindern zwischen 6 und 12 Jahren“. (Anmerkung der ARGE elfe: Die Erziehungs-informationen der CD sind auch für Eltern jüngerer Kinder geeignet). Das Produkt wurde von einer Projektgruppe un-ter Leitung von Professor Dr. Schneewind erar-beitet. Finanzielle Förderung erfolgte durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und So-zialordnung, Familie und Frauen.

Der Familienalltag in vielen Schattierungen Am Beispiel einer „ganz normalen“ Familie – bestehend aus Mutter, Vater und den beiden Geschwistern Katharina und Thomas – wer-den fünf typische Erziehungssituationen gezeigt, nämlich Nach Hause kommen oder „Wo warst du

so lange?“ Aufräumen oder „So ein Saustall!“ Geschwisterstreit oder „Das ist meins!“ Supermarkt oder „Kann ich das haben?“ Hausaufgaben oder „Ich kann das nicht!“ In allen fünf Fällen gibt es eine fi lmisch darge-stellte Ausgangssituation, auf die die Eltern in unterschiedlicher Weise reagieren. Jeweils drei dieser Möglichkeiten werden – wiederum als Film – gezeigt und dann im Einzelnen erläutert. Abschließend folgt für jede der Lösungsvarian-ten noch ein Fazit, in dem zusammen-gefasst wird, wie sich die Eltern verhalten und was die Kinder dabei lernen. Darüber hinaus gibt es noch einen „roten Fa-den“, der deutlich macht, zu welchen Konse-quenzen es führt, wenn Eltern sich immer wie-der in einer bestimmten Weise verhalten und zwölf hilfreiche Erziehungstipps, um im Erzie-hungsalltag gut über die Runden zu kommen. Schließlich gehört zu der CD-ROM noch eine umfangreiche Begleitbroschüre.

Weitere Informationen Schneewind, Klaus, A.: „Freiheit in Grenzen“ – Begründung eines integrativen Medienkonzepts zur Stärkung elterlicher Erziehungskompeten-zen. Die CD ist erhältlich beim Lehrstuhl von Professor Dr. Schneewind (80802 München, Le-opoldstr.13) und übers Internet: www.freiheit-in-grenzen.org. Sie kostet 6 Euro.

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Geben Sie Ihrem Kind positive Un-terstützung und bereiten Sie sich und Ihr Kind auf diesen wichtigen

Schritt vor, z. B. indem Sie gemeinsam eine Brotzeittasche, Turnsachen, Hausschuhe kaufen oder ein Bilderbuch zum Thema anschauen.

Diese Veränderung bedeutet, dass ihr Kind eine große Herausforderung bewäl-tigen muss. Das Kind ist nun für längere Zeit auf sich allein gestellt, es muss die Erwachsenen, die Kinder kennen lernen, Kontakte knüpfen und sich in die Grup-pe einfügen.

Der Übergang vom Elternhaus zum Kin-dergarten dauert je nach Charakter und Entwicklung bis zu 5 Monate. Die Einglie-derungsphase wird in 3 Bereiche gegliedert. Am Anfang sind die Kinder Zuschauer und können noch keine Regeln einhalten. Im fa-

miliären Umfeld verändert sich das Verhalten der Kinder: Sie sind sehr erschöpft, wollen wenig Kontakt und gehen zeitig ins Bett. Da-nach spielen sie nebeneinander, haben aber noch keine festen Freunde. Die Gruppenre-geln halten sie ein. Im Lauf der Zeit sind die Kinder nicht mehr so zurückgezogen, son-dern erzählen vom Kindergarten. Sie sind aber noch unausgeglichen und eventuell trau-rig. Im Kindergarten wächst ihre Kompetenz, sie lernen sich und andere besser kennen, lernen Situationen einschätzen, lernen Situa-tionen ihres Lebensalltages selbständiger und erfolgreicher bewältigen, sprachliche Fähig-keiten werden vertieft, sprachliche Kommu-nikation mit anderen Kindern wird gesteigert und sie lernen Probleme und Gefühle vor ei-ner Gruppe zu äußern.

Dieser Kompetenzzuwachs verändert Ihr Kind und somit auch Ihr Familienle-

Erste Zeit der Fremdbetreuung

Start in den KindergartenFür viele Eltern und Kinder beginnt zwischen 3 und 4 Jahren ein neuer

Lebensabschnitt. Eltern melden ihr Kind in den Kindergarten an. Mit diesem

Schritt gehen viele Veränderungen einher, sowohl für die Familie, als auch

für das Kind.

ben. Das Kind wird selbständiger, neue Erfahrungen, neue Erwachsene, neue Er-ziehungsformen lernt es kennen und dadurch erweitert sich das Verhaltensre-pertoire. Außerdem wachsen sie in eine neue Rolle – in die des Kindergartenkin-des – hinein. Kinder pendeln zwischen zwei Lebensbereichen, in denen sie ver-schiedene Rollen einnehmen: Zu Hause die der großen Schwester, des großen Bru-ders, im Kindergarten sind sie die Neuen, die noch nicht alles wissen und noch vieles falsch machen.

Kinder brauchen Rituale

Um diese Herausforderung gut bewälti-gen zu können, brauchen Kinder Rituale, an denen sie sich orientieren: Wie sie in den Kindergarten gebracht werden, Verab-schiedung von den Eltern, Einführung in die Gruppe, eigener Platz.

Sie sehen, dass für Ihr Kind jede Menge neuer Dinge hinzukommen, die es bewälti-gen muss. Daher ist es unerlässlich, dass El-tern und Kindergartenteam Hand in Hand arbeiten. Beide Seiten sind interessiert, dass das Kind einen guten Start erhält.

Meist ist der Eintritt in den Kindergarten die erste Fremdbetreuung, die Ihr Kind er-fährt, aber bedenken Sie, dass Ihr Kind noch viele Übergänge meistern muss, z. B. vom Kindergarten in die Schule, von Schule zu Schule, … . Deswegen ist es enorm wichtig, den ersten Übergang so zu gestalten, dass Ihr Kind ihn problemlos meistert. Denn was beim ersten Mal klappt, können die Kinder bei den nächsten Malen wieder anwenden.

Claudia WittmannErzieherin

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Bildung und Erziehung im Vorschulalter – eine gemeinsame Basis, aber unterschiedliche Wege der UmsetzungFür die pädagogische Arbeit in Kindertage-seinrichtungen, die Kinder bis zu deren Ein-schulung betreuen – beispielsweise Kinder-krippen, Kindergärten und altersgemischte Einrichtungen –, sind die Vorgaben des Bil-dungs- und Erziehungsplans verbindlich; die Tageseinrichtungen entwickeln auf diesen Grundlagen eine Konzeption für ihre pädago-gische Arbeit und veröffentlichen sie in geeig-neter Form - durch Auslage von Infobroschü-ren in der Einrichtung oder durch Einstellen ins Internet. Damit soll sichergestellt werden, dass Sie als Eltern noch besser als bisher dar-über Bescheid wissen, welche pädagogischen Konzepte die Kindertageseinrichtungen in Ih-rer Gemeinde in ihrer täglichen pädagogi-schen Arbeit umsetzen. Sie können sich darü-ber auch direkt vor Ort selbst informieren.Zentrale Ziele des Plans sind die Stärkung der kindlichen Autonomie der sozialen Mitverantwortung des kompetenten Umgangs mit Veränderun-

gen und Belastungen der lernmethodischen Kompetenz

Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan gibt zwar die Ziele der Bildungs- und Erzie-hungsarbeit vor, nimmt aber wenig Einfluss auf die Art der Umsetzung. Es werden bewusst ver-schiedene pädagogische Ansätze zugelassen. Ne-ben den überwiegend verbreiteten Kindergar-tenkonzepten erfreuen sich zunehmend auch andere Methoden und Ansätze einer starken Nachfrage.www.stmas.bayern.de/kinderbetreuung/bep

Montessori-Pädagogik„Hilf mir, es selbst zu tun“! Und meint damit: „Zeig mir, wie es geht, aber tue es nicht für mich!“. Das Kind soll sich in einer „vorberei-teten“, kindgemäßen Umgebung optimal ent-wickeln können - mit kleinen Möbeln, nied-rigen Waschbecken, tief reichenden Fenstern und offenen Regalen, in denen die von Ma-ria Montessori entwickelten Materialien lie-gen, die zum lebenspraktischen Lernen anre-gen. Dabei wird bei den Kindern auf die ver-schiedenen entwicklungsbedingten „Sensiblen Phasen“ geachtet, um sowohl eine Überforde-

rung als auch eine Unterforderung der Kinder zu vermeiden. Informationen zu Konzepten und Adressen unter www.montessori-deutschland.de

Waldorf-PädagogikRudolf Steiner, Anthroposoph und Begründer der Waldorfpädagogik, sieht die Entwicklung des Kindes in einem engen Zusammenhang zur ge-samten Menschheits- und Weltentwicklung, die sich in Siebenjahresschritten vollzieht, dem Jahr-siebt. Entsprechend lautet das pädagogische Prin-zip für die ersten sieben Jahre des Kindes: Vor-bild und Nachahmung. Im Alter von sieben bis vierzehn Jahren braucht das Kind eine Autori-tät, den Lehrer, bei dem es Lebensrhythmen und Gewohnheiten entwickeln kann. Erst mit der Pu-bertät entwickelt der junge Mensch ein eigen-ständiges Denken, das auf Lernen und Erfahrung gründet.Informationen zu Konzepten und Adressen unter www.waldorfkindergarten.org

WaldpädagogikDie Idee der Waldkindergärten entstand in Skandinavien, als in den 50 er Jahren eine Mut-ter mit Gleichgesinnten eine Initiative ins Le-ben rief, die zur Gründung des ersten Waldkin-dergartens führte. In Deutschland gibt es inzwi-schen ca. 80.200 Waldkindergarteninitiativen, die meist selbstverwaltet und selbstfinanziert sind. Das Grundkonzept eines Waldkindergartens be-steht darin, dass etwa 15 Kinder mit zwei Be-treuerinnen täglich bei jedem Wetter mehre-re Stunden in der freien Natur verbringen, wo auch die pädagogische „Arbeit“ stattfindet. Die Kinder suchen sich im Wald ihr Spielmaterial selbst, z.B. Zapfen, Blätter und Steine und bauen sich Lagerplätze aus Zweigen und Moos. Für ex-trem schlechtes Wetter steht meist ein beheiz-barer Bauwagen oder eine andere Unterkunft zum Aufwärmen und Umziehen bereit. Das ge-meinsame „Picknick“ an einem selbst gewählten Platz ohne Geschirr und Sitzordnung stärkt den Gruppenzusammenhalt, der auch, oder gerade im Freien von verbindlichen Regeln und Zeitvor-gaben geprägt ist.Informationen zu Konzepten und Adressen unter: www.es-info.de/waldkindergarten/db-start.htm.

Zunehmendes Interesse an verschie-densten Konzepten für ganzheitli-ches Lernen im Vorschulalter hat

eine Vielfalt von Angeboten zur musikali-schen Früherziehung hervorgebracht.

Das Musiklernen im Vorschulalter, der so-genannte musikalische Elementarbereich, teilt sich in musikalischen Beginn: erste Lautäußerungen, Nachahmung und

Ansätze von Fachunterricht und musikalische Früherziehung als Elemen-

tarunterricht an den Musikschulen

Orffs Schulwerk für die Altersgrup-pe von drei bis sechs Jahren beinhaltet ein eigens für diese Kinder entwickeltes In-strumentarium und hat auf die gesamte Mu-sikpädagogik nachhaltigen Einfluss ausgeübt.

Die Yamaha-Kindermusikschulen entwickelten für Kinder von 4 bis 6 Jahren ein ständig verbessertes Konzept zur Ver-mittlung einer umfassenden musikalischen Grundbildung. Hier steht das Prinzip von „learning by doing“(Lernen durch aktives Ausüben) im Mittelpunkt der wöchentlichen Gruppenstunden unter Anleitung speziell geschulter Lehrkräfte.

Das Modellprogramm deutscher Musikschulen (VdM) sieht eine zweijäh-rige Ausbildung in Singen, Instrumentalspiel, Hörerziehung und Musiklehre vor, wobei auch Bewegungsübungen, Zeichnen und Sprachentwicklungsübungen auf dem Lehr-plan stehen.

Musik und Tanz für Kinder ist ein weiteres vielversprechendes Angebot für Kinder im Vorschulalter als kindgerechte Aktionsform für musikalisches Lernen. Be-wegung und Tanz stehen im Mittelpunkt des zweijährigen musikalischen Unterrichtes. Es werden vielfältige Sinneserfahrungen und Experimentierfreude gefördert, um schließ-lich bei den geformten Bewegungen des Tan-zes anzulangen.

Farbnotensysteme befähigen nach ei-nem Konzept von Gertrud Fischer bereits Kinder ab 3 Jahren zum spielerischen Musi-zieren nach bunten Notenmännlein.

Klangexperimente sollen nach dem Konzept von Margit Küntzel-Hansen Vor-schulkinder spielerisch in die Klangwelt der

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Musikalische Früherziehung

Flötentönemodernen Musik einführen.

Diese vielseitigen Konzepte erfordern vor allem von den Lehrkräften eine kritische und fortwährende Auseinandersetzung mit ihren Unterrichtsmethoden und den Zielen der musikalischen Früherziehung.

Schon Platon ahnte vor 2400 Jahren, dass die frühe Beschäftigung mit Musik positi-ve Auswirkungen auf die Persönlichkeits-entwicklung haben muss und moderne Erkenntnisse auf den Gebieten der Gehirn-forschung, der Verhaltensforschung und der Entwicklungspsychologie haben diese Ver-mutungen bestätigt.

In Eichstätt bietet die Musikschule Kurse für Kleinkinder an – den sogenannten „Mu-sikgarten“

Genauere Informationen gibt es unter www.musikschule-eichstaett.de

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