Hamburg Center for Health Economics

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Hamburg Center for Health Economics Jonas Schreyo ¨gg, Mitglieder des Hamburg Center for Health Economics Die Universita ¨t Hamburg und das Uni- versita ¨tsklinikum Hamburg-Eppen- dorf (UKE) gru ¨ ndeten 2010 das Ham- burg Center for Health Economics (HCHE). Das Zentrum besteht aus sechs gesundheitso ¨konomischen Lehrstu ¨hlen, zwei Juniorprofessuren und zwei Nachwuchsgruppen. Fu ¨r den weiteren Ausbau erha ¨lt das HCHE als eines von vier gesundheits- o ¨konomischen Zentren in Deutsch- land von 2/2012 bis 1/2016 eine Fo ¨r- derung des Bundesministeriums fu ¨r Bildung und Forschung (BMBF). Die Fo ¨ rderung umfasst die zwei Nach- wuchsgruppen sowie zwei weitere Forschungsprojekte. Die Fo ¨rderung durch das BMBF spielt fu ¨r das Zent- rum und seine Entwicklung eine her- ausragende Rolle. Sie hat nicht nur die bestehenden Ressourcen deutlich er- ho ¨ht, sondern auch einen Multiplika- toreffekt entfaltet, d.h. die Bereitschaft der beteiligten Forschungsinstitutio- nen zur Investition in das Zentrum erho ¨ht. Insgesamt arbeiten derzeit ca. 55 Wissenschaftler am HCHE. Aufbauend auf den bereits bestehen- den sechs Lehrstu ¨hlen treibt das HCHE die Integration der verschiedenen For- schungseinheiten voran und schafft die Rahmenbedingungen fu ¨r interdiszipli- na ¨re Forschung an der Schnittstelle zwischen Medizin und Okonomie. Zentrale Intention ist die Anwendung und Weiterentwicklung von empiri- schen und theoretischen Methoden der Gesundheitso ¨konomie, um wissen- schaftlich fundierte Empfehlungen fu ¨r die Gesundheitspolitik und Praxis des Gesundheitswesens geben zu ko ¨nnen. Die enge Kooperation zwischen Wirtschafts-, Sozialwissenschaften und Medizin verbessert zudem die ge- sundheitso ¨konomische Ausbildung von Bachelor- und Masterstudierenden in Okonomie- und Medizinstudienga ¨n- gen sowie der Doktoranden. Neben regelma ¨ßigen Forschungsseminaren finden verschiedene andere Aktivita ¨ten statt, die die Zusammenarbeit der Wis- senschaftler im Zentrum befo ¨rdern. Das HCHE hat fu ¨nf Forschungs- schwerpunkte definiert: 1. Finanzierung des Gesundheitswe- sens: Im Zentrum dieses For- schungsschwerpunktes stehen drei Themenkomplexe: Optimale Kran- kenversicherungsvertra ¨ge, Finan- zierung und Gestaltung sozialer Krankenversicherungssysteme und Nachfrage nach Pflegeversicherung. 2. Krankenha ¨user und A ¨ rzte: In die- sem Schwerpunkt werden die fol- genden drei Fragestellungen unter- sucht: Unterschiede und Ursachen fu ¨r die Performanz von A ¨ rzten und Krankenha ¨usern, Anreize von Ver- gu ¨tungssystemen fu ¨r das Handeln und die Wirkungen von Manage- mentinterventionen in den jeweili- gen Institutionen. 3. Ma ¨rkte fu ¨ r Arzneimittel: Es werden die Wirkungen verschiedener For- men der Regulierung – insbeson- dere der Preisregulierung im Arzneimittelmarkt auf Wettbe- werb, Versorgungsqualita ¨t, aber auch auf das Handeln von Institu- tionen untersucht. Ziel ist es, dass Entscheidungen zur Regulierung des Arzneimittelmarktes auf Basis von empirischer Evidenz erfolgen ko ¨nnen. 4. Gesundheitso ¨konomische Evalua- tion: Es werden Interventionen eva- luiert, die die Organisation der Ver- sorgung von Patienten im Gesund- heitssystem vera ¨ndern. Dies betrifft sowohl Programme der integrierten Versorgung wie z.B. Disease Ma- nagement Programme als auch Pro- duktinnovationen fu ¨r die Versor- gung von Patienten. Hierfu ¨r ver- wenden wir Kosten-Effektivita ¨ts- Analysen, Kosten-Nutzwert-Ana- lysen und Kosten-Nutzen- Analysen. 5. Bevo ¨lkerungsgesundheit: Ziel die- ses Schwerpunktes ist die Erfas- sung der Inanspruchnahme und der Kosten ambulanter und statio- na ¨rer Gesundheitsleistungen von Patienten mit chronischen, insbe- sondere auch psychischen Erkran- kungen. Hierbei werden Krank- heitskosten fu ¨r diese Patienten- gruppen quantifiziert sowie die Kosten-Effektivita ¨t der Vielzahl an vorhandenen pra ¨ventiven und therapeutischen Interventionen u ¨ber lange Zeitra ¨ume hinweg analysiert. Vor allem die letzten drei Forschungs- schwerpunkte wurden durch die Zent- renfo ¨ rderung des BMBF entscheidend gesta ¨rkt. Das u ¨bergreifende Thema der BMBF Fo ¨rderung lautet: ,, Okonomische Evaluation von chro- nischen und psychischen Erkrankun- gen‘‘. Die gefo ¨rderten Nachwuchs- gruppen und Projekte seien im Fol- genden kurz skizziert. Nachwuchsgruppe ,,Economics of mental and long-term care intensive diseases‘‘: In diesem Projekt sollen Methoden der Kostenmessung in em- pirischen Studien weiterentwickelt werden. Insbesondere sollen je ein Fragebogen zur Messung der Inan- spruchnahme von allgemeinen Ge- sundheitsleistungen (core module) und der Inanspruchnahme von Public Health Forum 21 Heft 81 (2013) http://journals.elsevier.de/pubhef 26.e1

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Hamburg Center for Health Economics

Jonas Schreyogg, Mitglieder des Hamburg Center for Health Economics

Die Universitat Hamburg und das Uni-

versitatsklinikum Hamburg-Eppen-

dorf (UKE) grundeten 2010 das Ham-

burg Center for Health Economics

(HCHE). Das Zentrum besteht aus

sechs gesundheitsokonomischen

Lehrstuhlen, zwei Juniorprofessuren

und zwei Nachwuchsgruppen. Fur

den weiteren Ausbau erhalt das

HCHE als eines von vier gesundheits-

okonomischen Zentren in Deutsch-

land von 2/2012 bis 1/2016 eine For-

derung des Bundesministeriums fur

Bildung und Forschung (BMBF).

Die Forderung umfasst die zwei Nach-

wuchsgruppen sowie zwei weitere

Forschungsprojekte. Die Forderung

durch das BMBF spielt fur das Zent-

rum und seine Entwicklung eine her-

ausragende Rolle. Sie hat nicht nur die

bestehenden Ressourcen deutlich er-

hoht, sondern auch einen Multiplika-

toreffekt entfaltet, d.h. die Bereitschaft

der beteiligten Forschungsinstitutio-

nen zur Investition in das Zentrum

erhoht. Insgesamt arbeiten derzeit ca.

55 Wissenschaftler am HCHE.

Aufbauend auf den bereits bestehen-

den sechs Lehrstuhlen treibt dasHCHE

die Integration der verschiedenen For-

schungseinheiten voran und schafft die

Rahmenbedingungen fur interdiszipli-

nare Forschung an der Schnittstelle

zwischen Medizin und €Okonomie.

Zentrale Intention ist die Anwendung

und Weiterentwicklung von empiri-

schen und theoretischen Methoden

der Gesundheitsokonomie, umwissen-

schaftlich fundierte Empfehlungen fur

die Gesundheitspolitik und Praxis des

Gesundheitswesens geben zu konnen.

Die enge Kooperation zwischen

Wirtschafts-, Sozialwissenschaften

und Medizin verbessert zudem die ge-

sundheitsokonomische Ausbildung

von Bachelor- undMasterstudierenden

in €Okonomie- undMedizinstudiengan-

gen sowie der Doktoranden. Neben

regelmaßigen Forschungsseminaren

finden verschiedene andere Aktivitaten

statt, die die Zusammenarbeit der Wis-

senschaftler im Zentrum befordern.

Das HCHE hat funf Forschungs-

schwerpunkte definiert:

1.

Finanzierung des Gesundheitswe-

sens: Im Zentrum dieses For-

schungsschwerpunktes stehen drei

Themenkomplexe: Optimale Kran-

kenversicherungsvertrage, Finan-

zierung und Gestaltung sozialer

Krankenversicherungssysteme und

Nachfrage nach Pflegeversicherung.

2.

Krankenhauser und Arzte: In die-

sem Schwerpunkt werden die fol-

genden drei Fragestellungen unter-

sucht: Unterschiede und Ursachen

fur die Performanz von Arzten und

Krankenhausern, Anreize von Ver-

gutungssystemen fur das Handeln

und die Wirkungen von Manage-

mentinterventionen in den jeweili-

gen Institutionen.

3.

Markte fur Arzneimittel: Es werden

die Wirkungen verschiedener For-

men der Regulierung – insbeson-

dere der Preisregulierung – im

Arzneimittelmarkt auf Wettbe-

werb, Versorgungsqualitat, aber

auch auf das Handeln von Institu-

tionen untersucht. Ziel ist es, dass

Entscheidungen zur Regulierung

des Arzneimittelmarktes auf Basis

von empirischer Evidenz erfolgen

konnen.

4.

Gesundheitsokonomische Evalua-

tion: Es werden Interventionen eva-

luiert, die die Organisation der Ver-

sorgung von Patienten im Gesund-

heitssystem verandern. Dies betrifft

sowohl Programme der integrierten

Versorgung wie z.B. Disease Ma-

nagement Programme als auch Pro-

duktinnovationen fur die Versor-

gung von Patienten. Hierfur ver-

wenden wir Kosten-Effektivitats-

Analysen, Kosten-Nutzwert-Ana-

lysen und Kosten-Nutzen-

Analysen.

5.

Bevolkerungsgesundheit: Ziel die-

ses Schwerpunktes ist die Erfas-

sung der Inanspruchnahme und

der Kosten ambulanter und statio-

narer Gesundheitsleistungen von

Patienten mit chronischen, insbe-

sondere auch psychischen Erkran-

kungen. Hierbei werden Krank-

heitskosten fur diese Patienten-

gruppen quantifiziert sowie die

Kosten-Effektivitat der Vielzahl

an vorhandenen praventiven und

therapeutischen Interventionen

uber lange Zeitraume hinweg

analysiert.

Vor allem die letzten drei Forschungs-

schwerpunkte wurden durch die Zent-

renforderung des BMBF entscheidend

gestarkt. Das ubergreifende Thema

der BMBF Forderung lautet:

,,€Okonomische Evaluation von chro-

nischen und psychischen Erkrankun-

gen‘‘. Die geforderten Nachwuchs-

gruppen und Projekte seien im Fol-

genden kurz skizziert.

Nachwuchsgruppe ,,Economics of

mental and long-term care intensive

diseases‘‘: In diesem Projekt sollen

Methoden der Kostenmessung in em-

pirischen Studien weiterentwickelt

werden. Insbesondere sollen je ein

Fragebogen zur Messung der Inan-

spruchnahme von allgemeinen Ge-

sundheitsleistungen (core module)

und der Inanspruchnahme von

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spezifischen Gesundheitsleistungen

bei psychiatrischen Patienten (men-

tal module) entwickelt und validiert

werden. Mit Hilfe von zu entwi-

ckelnden Allgemeinbevolkerungs-

normwerten sollen aus bereits beste-

henden Datensatzen excess-costs

psychiatrischer Erkrankungen ermit-

telt werden.

Nachwuchsgruppe ,,Pharmacoecono-

mics‘‘: Ziel der Projekte der Nach-

wuchsgruppe ist es, die Auswirkungen

von Politikmaßnahmen im Arzneimit-

telmarkt, auf das Versorgungsmanage-

ment der Krankenkassen und die Ver-

sorgung von Patienten zu analysieren.

Dabei werden drei Themenschwer-

punkte bearbeitet. Bei Teilprojekt I

stehen das Abgabe- und das Kaufver-

halten am deutschen Apothekenmarkt

im Mittelpunkt der Analyse. Teilpro-

jekt II beschaftigt sich mit den bisher

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im deutschen Arzneimittelmarkt nur

unzureichend analysierten Arzneimit-

telrichtgroßen. Im Teilprojekt III soll

die Wirkung von Rabattvertragen si-

muliert werden.

Projekt ,,Long-term care preferences

in the German general population: A

discrete choice analysis‘‘: In diesem

Projekt sollen Praferenzen fur Lang-

zeitpflege in der Allgemeinbevolke-

rung ermittelt werden. Die Praferen-

zen uber die Ausgestaltung von Lang-

zeitpflege in der deutschen

Bevolkerung sind bis heute weitge-

hend unbekannt und sollen in diesem

Projekt mit Hilfe einer Discrete-

Choice-Analyse eingehend untersucht

werden.

Projekt ,,Validation and development of

the PBI 2.0‘‘: Die Mehrdimensionalitat

patientenrelevanter Behandlungsergeb-

nisse stellt ein besonderes Problem

beim Treffen von Allokationsent-

scheidungen. Ziel des Projekts ist

es, aufbauend auf der Version 1.0

des ,,Patient Benefit Index‘‘ ein In-

strument zu entwickeln, welches die

Zusammenfassung von patientenrele-

vanten Behandlungsergebnissen zu

einem Index ermoglicht.

Umfassende Informationen uber das HCHEfinden sich im Internet unter www.hche.de.

Der korrespondierende Autor erklart, dasskein Interessenkonflikt vorliegt.

http://dx.doi.org/10.1016/j.phf.2013.09.022

Prof. Dr. Jonas SchreyoggHamburg Center for Health Economics(HCHE)Universitat HamburgEsplanade 3620354 [email protected]

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Einleitung

Die Universitat Hamburg und das Universitatsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) grundeten 2010 das Hamburg Center

for Health Economics (HCHE). Ziel ist die Anwendung und Weiterentwicklung von empirischen und theoretischen

Methoden der Gesundheitsokonomie. Das Zentrum besteht aus sechs gesundheitsokonomischen Lehrstuhlen, zwei

Juniorprofessuren und zwei Nachwuchsgruppen. Fur den weiteren Ausbau erhalt das HCHE als eines von vier ge-

sundheitsokonomischen Zentren in Deutschland eine Forderung des Bundesministeriums fur Bildung und Forschung

(BMBF).

Summary

The Universitat Hamburg und the Medical Center Hamburg-Eppendorf (UKE) have founded the Hamburg Center for

Health Economics (HCHE) in 2010. Principal aim is the application and development of empirical and theoretical methods

in health economics. The center consists of six chairs in health economics, two assistant professor positions and two junior

research groups. For the purpose of further development the center – as well as three other centers - receives funding by the

Federal Ministry of Education and Research (BMBF).

Schlusselworter:

Forschungszentrum = Research Center, Gesundheitsokonomie = Health Economics, Hamburg Center for Health

Economics = Hamburg Center for Health Economics, HCHE = HCHE, Bundesministerium fur Bildung und Forschung

= Federal Ministry of Education and Research

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