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Handbuch für Energiemanagement und Energiedienstleistungen in KMU

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Energiedienstleistungen in KMU

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Handbuch Energiemanagement

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Inhalt

1. EINLEITUNG........................................................................................................................ 3 1.1 Überblick Energiedaten .................................................................................................... 3 1.2 Endenergieeinsparpotenzial in der Industrie bis 2020 ..................................................... 3 1.3 Branchenspezifika ............................................................................................................ 4 1.4 Energiepreisentwicklung .................................................................................................. 6 1.5 Die ersten Schritte ............................................................................................................ 8

2. ENERGIEPOLITIK ................................................................................................................. 9 3. BESTANDSAUFNAHME, GESETZE UND PROGRAMM.............................................................. 12

3.1 Bestandsaufnahme des Energiesystems....................................................................... 12 3.2 Gesetzliche Verpflichtungen........................................................................................... 26 3.3 Energieprogram.................................................................................................................... 28

4. MANAGEMENT, KOMMUNIKATION UND CONTROLLING.......................................................... 37 4.1 Ressourcen, Rollen, Verantwortlichkeiten ........................................................................... 37 4.2 Bewusstseinbildung ............................................................................................................. 40 4.3 Kommunikation..................................................................................................................... 43 4.4 Energiemanagement Handbuch .......................................................................................... 48 4.5 Dokumentenkontrolle ........................................................................................................... 49 4.6 Betriebsüberwachung .......................................................................................................... 49

5 MONITORING UND AUDIT ................................................................................................... 50 5.1 Verbrauchsüberwachung ..................................................................................................... 50 5.2 Überwachungsverfahren ...................................................................................................... 53 5.3 Abweichungen, Korrekturverfahren und Vorsorge............................................................... 54 5.4 Dokumentenkontrolle ........................................................................................................... 55 5.5 Internes Audit ....................................................................................................................... 58 5.6 Überprüfung des Energiemanagementsystems durch die Geschäftsführung ..................... 62

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1. Einleitung Um einen ersten Einstieg in das Thema Energieverbrauch und �effizienz zu bekommen, werden auf den folgenden Seiten Energiekennzahlen für unterschiedliche Bereiche und Branchen vorgestellt. Diese Information sollte helfen, Energieformen, Größenordnungen und Verhältnisse zu erfassen.

1.1 Überblick Energiedaten In der folgenden Tabelle werden typische Verbrauchsdaten für unterschiedliche Bereiche gegenüber gestellt:

Einheit Haushalt KMU Großindustrie Einheit Energieverbrauch 3.000 1.500.000 200.000.000 kWh/a

Max. Elektrische Leistung 6 800 35.000 kW

Preis 20 10 7 � Cent/kWh

Gasverbrauch 20.000 8.000.000 250.000.000 kWh/a

Kesselleistung 20 3.000 50.000 kW

Preis 8 4,5 3,0 � Cent/kWh

Kosten für Elektrizität + Gas 1.500 500.000 25.000.000 �

Gebräuchliche Einheiten

Energieverbrauch 2.500 kWh 1.500 MWh

Leistung 6.000 W 800 kW

1.2 Endenergieeinsparpotenzial in der Industrie bis 2020 Das deutsche Wuppertal Institute hat typische Einsparpotentiale in Industrieanlagen und �prozessen in der folgenden Graphik dargestellt. Quelle: Wuppertal-Institut: Energieeffizienz-Fonds – Hintergrundpapier im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung, 2004

Prozesswärme 58%

Raumwärme & Warmwasser

18%

Bürogeräte & Ventilation/Kühlung

1%

Strom 22%

Beleuchtung1%

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1.3 Branchenspezifika Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über energieintensiven Industrien und deren Ener-giekosten im Verhältnis zu den Gesamtkosten: Bergbau und Gewinnung von Steine und Erden

8,7 %

Metallerzeugung und -bearbeitung

6,2 %

Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steine und Erden

5,6 %

Papiergewerbe

5,1 %

chemische Industrie

2,9 %

Ernährung

1,8 %

verarbeitendes Gewerbe Durchschnitt

1,6 %

Quelle: Statistisches Jahrbuch 2006, hrsg. vom Statistischen Bundesamt, Sept. 2006 Der Energieverbrauch in der Industrie ist höchst unterschiedlich aufgeteilt, in den einzelnen Branchen gibt es aber einheitliche Strukturen. In der folgenden Abbildung wird gezeigt, wel-che Energiesysteme ein hohes Sparpotential aufweisen und daher gezielt betrachtet werden sollten.

Chemische Industrie Wärme für Prozesse und Heizung Strom für div. Antriebe Prozesse, Kälte, Druckluft, Be-leuchtung

Chemische Industrie

Strom 35%

Wärme 45%

Abwasser 8%

Wasser 12%

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Papierindustrie Wärme zur Trocknung (Dampf) Strom für div. Antriebe Prozesse

Ernährungsindustrie Wärme für Prozesse (wenig Heizung) Strom für div. Antriebe Prozesse und Klimatisierung (Kälte und RLT), Druckluft

Kunststoffverarbeitung Strom für Extrusion/Spritzguss Strom für div. Antriebe, Beleuchtung, wenig Wär-me/Brennstoffe (außer bei Lackierprozessen)

Ernährung

Strom48%

Gas 41%

Abwasser 5%

Wasser 6%

Kunststoff

Strom88%

Wärme 10%

Abwasser1%

Wasser 1%

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1.4 Energiepreisentwicklung Energie wird immer mehr zu einem bedeutenden Kostenfaktor. Die folgenden Abbildungen zeigen die Preisanstiege für Strom und Gas während der letzten 7 Jahre in ausgewählten europäischen Ländern. Quelle: EUROSTAT, 2007

Electricity price development 2001-2007 (industrial customers)

0,0000

0,0200

0,0400

0,0600

0,0800

0,1000

0,1200

EU (27) EU (25) EU (15) Germany Italy Austria Sweden UK

Euro

per

kW

h

2001200220032004200520062007

Gas price development 2001-2007 (industrial customers)

0,0000

2,0000

4,0000

6,0000

8,0000

10,0000

12,0000

14,0000

EU (27) EU (25) EU (15) Germany Italy Austria Sweden UK

Euro per GJ

2001200220032004200520062007

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Gründe für die Einführung eines Energiemanagements Unabhängig von der Unternehmensgröße ist eine strukturierte Analyse des eigenen Ener-giesystems wichtig, da Energiesysteme komplex sind und es eine Reihe von Einflussfaktoren gibt: • Es werden mehrere Energieträger wie Elektrizität, Gas und Öl eingesetzt, von verschie-

denen Lieferanten geliefert und in unterschiedlichen Einheiten dargestellt. • Die Energieträger müssen oft umgewandelt werden, bevor sie zum Einsatz kommen, wie

z.B. Dampf, Heisswasser oder Druckluft • Ein direkter Vergleich der Preise von unterschiedlichen Energieträgern ist oft schwer, da

unterschiedliche Einheiten verwendet und deren Energiegehalt und Wirkungsgrad be-rechnet und gemessen werden müssen

• Die Verwendung unterschiedlicher Energieträger stehen of in direktem Zusammenhang. Abwärme, zum Beispiel, beeinflusst wesentlich den Bedarf an Heizenergie.

• Das Energiesystem in einem Unternehmen wird oft über Jahre hinweg aus- und umge-baut, wodurch komplexe Systeme entstehen. Dies ist ein Grund, warum die Analyse von Energiesystemen oft schwierig ist.

Da aber Energie immer teurer wird, werden Verbesserungen des Systems immer wirtschaft-licher. Die nachfolgende Abbildung fast die Ergebnisse einer deutschen Studie zusammen, die Gründe für die Einführung eines Energiemanagementsystems erhebt.

Quelle: KfW-Befragung zu den Hemmnissen und Erfolgsfaktoren von Energieeffizienz in Unternehmen, Dec. 2005

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1.5 Die ersten Schritte Dem Start eines Energiemanagementsystems geht in der Regel eine längere Vorgeschichte voraus. Meist stellt der Bereich Energie einen Problembereich dar, den die Unternehmenslei-tung schon lange Zeit vor sich herschiebt und nicht behandelt. Ab einem gewissen Zeitpunkt lassen sich diese Schwierigkeiten nur mehr schwer mit Einzelmaßnahmen bewältigen und die Geschäftsleitung ist gezwungen, dem Bereich besondere Beachtung zu schenken. Die einzelnen Gründe können sein: • Mangelnder Überblick über das Energiesystem und keine Kostenklarheit • Forderung der Unternehmensleitung nach Energiekostensenkungen • Schlechte Vergleichskennzahlen innerhalb des Konzerns Wenn die Geschäftsleitung die Notwendigkeit eines strukturierten Umgangs mit Energie er-kennt, so wird der Einführung meist nichts mehr im Weg stehen. Der Druck kommt von oben und die Mitarbeiter ziehen mit. Am häufigsten ist jedoch der/die Energieverantwortliche die treibende Kraft hinter der Einfüh-rung. Er sieht die Möglichkeiten und ist täglich mit den Problemen konfrontiert. Er hat jedoch zwei Seiten zu überzeugen � die Geschäftsleitung und die Kollegen aus den Abteilungen. Nur mit einem strukturierten Ansatz wird es möglich sein, Kollegen zu motivieren und not-wendige Mittel von der Geschäftsführung für Investitionen zu bekommen. Auf Grund der hohen Komplexität sind folgende Schritte zum Aufbau eines Energiemanage-mentsystems notwendig.

1. Bestimmung eines Energiemanagers und seines Teams 2. Ziel der Analyse festlegen 3. Systemgrenzen darstellen 4. Datensammlung 5. Input-Output Analyse und Energieflussdiagramm 6. Energieinformationssystem festlegen 7. Rechtsregister 8. Handbuch Energiemanagement 9. Kommunikationsstrategie festlegen 10. Internes Audit durchführen 11. Management review

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2. Energiepolitik Die Entwicklung einer Energiepolitik ist die Grundlage eines effizienten Energiemanage-ments. In der Praxis setzen Unternehmen unregelmäßige und anlassbezogene Maßnahmen, um ihre Energiekosten zu senken. Für eine ständige Verbesserung sollten diese Vorge-hensweisen jedoch auch in einer Energiepolitik verankert werden. Eine Energiepolitik ist einer Unternehmenspolitik ähnlich und legt die Haltung des Unterneh-mens durch die Definition von Leitlinien und Hauptzielen fest. Dabei muss das Energiema-nagement in einer Politik verankert werden, damit es nicht in Konkurrenz mit anderen Unter-nehmenszielen tritt. So wird z.B. der Einkauf versuchen, die Energiekosten zu senken und den Umstieg auf Gas anstreben, während die Energiepolitik die Emissionssenkung und die Importabhängigkeit betrachtet und den Einsatz einer Wärmepumpe prüfen möchte. Darüber hinaus darf die Energiepolitik nicht nur an ein oder zwei Schlüsselpersonen geknüpft sein, sondern muss alle Mitarbeiter und das höhere Management einschließen. Dies verhindert, dass durch einen Personalwechsel der Bereich Energie untergeht. Eine Energiepolitik darf nicht isoliert betrachtet, sondern als ein fester Bestandteil der ge-samten Unternehmenspolitik angesehen werden. Folgende Punkte müssen beachtet wer-den: • Eine Energiepolitik sollte das gesamte Unternehmen betreffen und nicht auf bestimmte

Prozesse oder einzelne Abteilungen beschränkt sein (Eine Abteilungspolitik kann zwar zusätzlich sinnvoll sein, sollte jedoch immer als untergeordnet betrachtet werden).

• Eine Energiepolitik sollte strategisch sein, d.h. die Ziele werden sich auf die Tätigkeit, Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens beziehen.

Die Energiepolitik verfolgt oftmals mehrere Ziele und wird von internen und externen Ein-flussfaktoren bestimmt.

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Externe Bestimmungsfaktoren Die Energiepolitik muss: • Das Engagement des Unternehmens für effizientes Energiemanagement verankern. • Als leitendes Dokument für die Energiemanagementmethoden des Unternehmens dienen

und einen Rahmen für Beständigkeit gewähren Die Entwicklung einer Energiepolitik hängt bis zu einem gewissen Grad von der Organisati-onsstruktur und der Unternehmenskultur ab. In manchen Unternehmen wird die Politik vom höheren Management festgelegt und den Mitarbeitern ohne Mitsprachemöglichkeit aufge-zwungen. Ganz im Gegensatz dazu pflegen andere Unternehmen wiederum eine weitge-hende und zeitintensive Diskussion mit den Mitarbeitern und dem Management, bis eine Kompromisslösung gefunden wird. Daher wird sich eine Energiepolitik in Abhängigkeit von den bereits bestehenden Verfahren und Kommunikationsstrukturen im Unternehmen entwi-ckeln. Wenn die Energiepolitik nach der Entwicklungsphase erfolgreich umgesetzt werden soll, gilt es jedoch einige wesentliche Schritte zu beachten. Ohne Unterstützung seitens des höheren Managements ist die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Energiepolitik äußerst gering. Es ist daher sehr wichtig, bereits in einer frühen Entwicklungsphase für diese Unterstützung zu sorgen. Idealerweise sollte ein Mitglied des Top Managements die Zuweisung von finanziellen Mittel und von Personal für die Einführung eines Energiemanagements übernehmen und die Mitarbeiter über das Engagement des Ma-nagements informieren. Sehr häufig wird eine Politik nicht ungewandt, weil die definierten Ziele nur sehr schwer in die Praxis umgesetzt werden können oder weil den Mitarbeitern der Bezug zur Politik fehlt und nicht verstehen, wie ihre Handlungen mit der Politik verbunden sind. Viele dieser Prob-leme können durch Einbeziehung der Mitarbeiter in die Politikfestlegung ausgeräumt werden. Dies gilt insbesondere für Mitarbeiter, deren tägliche Handlungen eine direkte Auswirkung auf den Energieverbrauch im Unternehmen haben. Dieser Kernbereich versteht am besten, wie bestimmte Prozesse ablaufen, welche Möglichkeiten eine Energiepolitik bietet und wel-che Ergebnisse erzielt werden können. Es ist unbedingt notwendig, dass dieses Schlüssel-personal in der Umsetzungsphase eingebunden ist. Im nächsten Schritt werden die geäußerten Ansichten in eine Politik verpackt. Die Einzelhei-ten einer Energiepolitik werden von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein und unterscheiden sich durch die Art der Tätigkeit. Die folgenden Punkte sollten jedoch enthalten sein: Eine Verpflichtungserklärung � eine weit gefasste Absichtserklärung, die das Unterneh-men zu einem effizienten Energiemanagement verpflichtet. Leitprinzipien � Grundlagen, auf denen die Energiepolitik aufgebaut ist, dazu können z.B. Kosteneffizienz und verbesserte Umweltverträglichkeit zählen. Ziele � Die gesamten Ziele des Unternehmens im Bereich Energiemanagement. Diese kon-kreten und realistischen Ziele sind richtungweisend und beziehen sich auf das Unternehmen und seine Tätigkeit. Ausgehend von diesen Zielen wird das Programm für das Energiemana-gement entwickelt. Ein kurzer Überblick über die Struktur und die Verantwortungsbereiche � Aufgaben, Verantwortungsbereiche und die grundlegende Struktur müssen für den Bereich Energie unbedingt festgelegt werden und in der Energiepolitik verankert sein. Diese Struktur wird unternehmensindividuell festgelegt, muss aber auf folgende Punkte eingehen: ein leitender Angestellter ist für das gesamte Energiemanagement verantwortlich; ein Team ist für die

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Umsetzung der Politik zuständig; der Energiemanager ist für die täglichen Aspekte des Energiemanagements verantwortlich; alle Mitarbeiter sind für ein effizientes Energiemanagement in ihrem Bereich verantwortlich. Außerdem sollte sich die Unternehmensführung für entsprechende Schulungsmaßnahmen einsetzen. Bereitschaft zu kontinuierlicher Verbesserung � Ein effizientes Energiemanagement er-fordert die Bereitschaft zur ständigen Verbesserung und vermeidet einmalige Handlungen. Bereitschaft zur Evaluierung � Energiemanagementsysteme müssen - wie alle anderen Managementsysteme auch � weiterentwickelt werden. Sie werden dem Fortschritt und dem sich verändernden Unternehmensumfeld angepasst. Die Bereitschaft zur Bewertung von Maßnahmen im Bereich Energie sollte in der Energiepolitik verankert sein. Eine Evaluierung sollte jährlich oder alle zwei Jahre durchgeführt werden. Engagement für effiziente Kommunikation � Für ein effizientes Energiemanagement ist es notwendig, alle Beteiligten über die Ergebnisse vergangener Maßnahmen zu informieren. Das Engagement für effiziente Kommunikation sollte in der Politik verankert werden. Zum Beispiel könnte die Erstellung eines jährlichen Fortschrittsberichtes vorgesehen werden. Ebenso sollte festgelegt werden, ob die Berichte veröffentlicht oder nur für den internen Gebrauch erstellt werden. Es sollte auf jeden Fall sichergestellt werden, dass die Energiepolitik mit anderen Bereichen der Unternehmenspolitik vereinbar ist. Verfolgt das Unternehmen zum Beispiel eine Umwelt-politik, sollte es eine Politik für beide Bereiche geben. Darüber hinaus können die Gesund-heits-, Sicherheits- und Finanzpolitik berücksichtigt sein. Die Politik muss durch das Top Management angenommen und unterschrieben werden. Da-nach wird die Politik innerhalb des Unternehmens kommuniziert. Die Ziele und der Handlungsrahmen der Energiepolitik sollte in regelmäßigen Abständen überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

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3. Bestandsaufnahme, Gesetze und Programm

3.1 Bestandsaufnahme des Energiesystems Die erste Bestandsaufnahme ist ein Prozess, der schrittweise ablaufen sollte: 1. Festlegung von Ziel und Zweck 2. Datensammlung und Messung 3. Datenaufbereitung und Kennzahlenbildung 4. Erstellung einer Input-Output Analyse und eines Flussdiagramms 5. Analyse und Auswertung

1. Festlegung von Ziel und Zweck Unternehmen, die sich über ihren Energieverbrauch im Unklaren sind, müssen zuerst mit einer allgemeinen Bestandsaufnahme beginnen. Ziel dieser Bestandsaufnahme ist, die Art und Menge der im Unternehmen verwendeten Energie zu ermitteln. Unternehmen, die ihre Energieverbraucher nicht gut kennen, sollten sich folgende Bereiche genau ansehen: • Energieintensive Bereiche. Es ist sinnvoll sich jene Bereiche anzusehen, die einen ho-

hen Energieverbrauch aufweisen. Die Erfahrung zeigt, dass 20% der Anlagen und Ma-schinen meist für 80% des Energieverbrauchs verantwortlich sind.

• Struktur des Energieverbrauchs. In vielen Bereichen kann der Energieverbrauch nicht klar der Produktion zugeordnet werden. In einigen Bereichen fehlt der Überblick über die Energieverbraucher. Weiters werden Systeme oft von variablen Faktoren wie Außentem-peratur, Tageslicht, Betriebsbedingungen und Auslastung beeinflusst. Dies wird fälschli-cherweise als Argument für geringes Einsparpotential verwendet, dabei sollten Zusam-menhänge und Abhängigkeiten näher betrachtet werden, um die Effizienz zu prüfen.

• Die Wartung der Systeme wird oft als unnötige und kostenintensive Handlung abgetan und nicht durchgeführt. Gerade in diesem Bereich wird es aber möglich, Einsparungen mit geringen oder keinen Investitionen zu erreichen. Daher sollte der Wartung wieder Aufmerksamkeit geschenkt werden.

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Abbildung 1: Stromverbraucher in einem Unternehmen – Konzentration auf Hauptverbrau-cher und Bereiche, in denen es kein Wissen über Verbraucher gibt

Im obigen Beispiel kann über 50% des Stromverbrauchs keinen Bereichen zugeordnet wer-den. Daher ist es wichtig zu analysieren, wohin die Energie geht und wo Kosten entstehen. Neben den technischen Zielen sollte sich der Energiemanager auch die Organisationsstruk-tur und menschliche Faktoren berücksichtigen. Die Organisationsstruktur beeinflusst den Energieverbrauch negativ durch mangelnde Kooperation zwischen Abteilungen und gegen-sätzliche Interessen der Bereiche. Die menschlichen Faktoren werden durch folgende Fakto-ren bestimmt: • Motivation, • Abgeschlossene Aktivitäten, • Möglichkeiten der Weiterbildung für Energieeinsparungsmaßnahmen Es kann daher auch ein Ziel der ersten Bestandsaufnahme sein, verstärkt Humanfaktoren zu berücksichtigen. Als Beispiel kann ein Energiemanager gesehen werden, der gezielt moti-vierte und geschulte Mitarbeiter aus einzelnen Bereichen für Effizienzmaßnahmen heran-zieht. Mit diesem Team wird es möglich, Widerstände in den Bereichen zu überwinden und Effizienzmaßnahmen umzusetzen. Ein weiterer Bereich für Energiemanagement ist der Einkauf. Das Ziel der ersten Be-standsaufnahme kann sein, jene Bereiche im Unternehmen zu erheben, in denen Kriterien zum Einsatz energieeffizienter Geräte und Anlagen eingeführt werden können. Haushaltsge-räte, Lüftungsgeräte, Lichtquellen oder andere Geräte müssen mit dem Europäischen Ener-gielabel ausgezeichnet sein. Dieses Label kategorisiert Geräte von A++ (sehr effizient) bis G (wenig effizient. Die höheren Kosten dieser Geräte wird kurzfristig durch geringere Betriebs-kosten ausgeglichen. Ein weiteres Label, welche energieeffiziente Geräte auszeichnet, ist der �Energy Star�, wel-ches oft auf Büroausstattung zu finden ist. Weiters sollte der Betrieb seine eigenen Stan-

Stromverbrauch

0

400000

800000

1200000

1600000

2000000

Büro

Heizun

g

Kühlun

g

Drucklu

ft

Wasserp

umpe

nan

dere

kWh 2001

20022003

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dards für den Energieverbrauch von Geräten festlegen und diese Kriterien in die Kaufent-scheidung aufnehmen. An diesem Punkt wird das Management wissen wollen, wie viel eine Analyse kostet und wel-chen Nutzen sie bringt. Darauf gibt es leider keine Standardantwort da jede Organisation und jedes Energiesystem einzigartig ist. Für eine erste Abschätzung der Energiekosten und mög-lichen Einsparungen sollte vorhandenes Datenmaterial und die Energierechnungen der Lie-feranten herangezogen werden. Auf Basis dieser Daten ist leicht erkennbar, für welche Be-reiche eine weitere Analyse und Messungen notwendig sind. Die Kosten dieser Detailerhe-bung können abgeschätzt werden, die möglichen Einsparungen werden immer noch unklar bleiben. Es ist jedoch wichtig zu sehen, dass die Bestandsaufnahme oft zum ersten Mal Klarheit über Energieverbraucher und Optimierungen bringt � wenn die Organisation diese Analyse nicht durchführt, werden Verluste nie aufgedeckt.

2. Systemgrenzen festlegen Die Systemgrenzen sind für ein kleines Unternehmen leicht festzulegen. Es werden alle Be-reiche gleichzeitig untersucht und es macht kaum Sinn, die Organisation in mehrere kleine Einheiten zu unterteilen. Die Geschäftsführung ist für alle Bereiche und Energieträger ver-antwortlich. Für größere Organisationen kann die Definition der Systemgrenzen schwieriger werden. Zu Beginn muss abgegrenzt werden, welche Bereiche analysiert und welche Bereiche ausge-schlossen werden. Typische Bereiche einer Analyse ist die Produktion, das Lager, Büros und andere energieintensive Verbraucher. Auszunehmende Bereiche können private Wohnun-gen oder gemeinsam genutzte Flächen sein. Die Firmenfahrzeuge sollten ebenfalls getrennt betrachtet werden. Die Datenlage wird auch von organisatorischen Faktoren beeinflusst. Die vorhandenen Da-ten werden vielfach von der Aufteilung in Abteilungen, Profit Center und Cost Center be-stimmt und können oft nur schwer den tatsächlichen Verbrauchern zugeordnet werden. In diesem Fall ist es ratsam, auf die vorhandenen Datenstrukturen aufzubauen. Bevor Datensammlung, Messungen und Analyse beginnen, sollte das Versorgungsnetz be-kannt und die vorhandenen Dokumentationen aktuell sein. Danach sollten Datenlücken durch Schätzungen und Messungen gefüllt werden, wobei zu Beginn ein Überblick über das Messsystem aufgestellt wird.

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Die nachfolgende Abbildung zeigt ein Überblicksbild:

3. Datensammlung und -messung Die Datenerhebung ist die Grundlage der Analyse. Es sollte soweit wie möglich auf beste-hende Daten zurückgegriffen werden. Mögliche Datenquellen sind:

Trafo 1 30 MW

Trafo 2 35 MW

Druckluft 45kW

Beleuchtung

Bohren

Mechanik

Kühlung

IT

Küche

Büro

Messung Energieversorger

Eigene Messung

temporäre Messung mög-lich

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• Rechnungen • Messungen • Handbücher • Buchhaltung und Controlling • Auditberichte Es ist wichtig festzulegen, welche Daten überhaupt gesammelt und aufgezeichnet werden müssen. Energieversorger:

• Sammlung aller Energierechnungen der vergangenen 2 Jahre – Leistung [kW] – Tag-, Nacht-, Spitzentarif [kWh] – Preise [�/kWh, �/kW·a] – Kosten [�]

• Es ist überaus empfehlenswert, Energieverträge jährlich zu prüfen (und nicht nur au-

tomatisch zu verlängern) und Preisvergleiche durchzuführen

• Interne Kosten für das Energiesystem sollten klar und transparent gehalten werden: – Energietransport und -umwandlung – Personalkosten und Wartung – Kapitalkosten

• Sicherstellen, dass die Referenzzeiträume für alle Energieträger gleich sind.

Infrastruktur Energiesysteme werden oft in Produktionsbereiche (Verbraucher) und Infrastruktur aufgeteilt. Infrastrukturanlagen stellen die notwendige Energie zur Verfügung, damit Prozesse und Pro-duktionsanlagen betrieben werden können. Zu Infrastrukturanlagen zählen üblicherweise Kessel, Druckluftanlagen, Heizung, Lüftung und Beleuchtung. Die folgenden Daten sollten für Infrastrukturanlagen zur Verfügung stehen: • Name der Anlage • Hersteller, Type, Baujahr • Leistung • Standort • Energieträger • Effizienz • Leistung und Betriebsbedingungen (Temperatur, Druck, Feuchtigkeit) • Wartungsintervalle, Wartungsfirma • Zusätzliche Bemerkungen (technischer Zustand etc.) Verbraucher Nach dem deutschen Standard VDI 3922 sollten Energieverbraucher folgendermaßen einge-teilt werden:

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Gebäudetechnische Anlagen Produktionstechnische Anlagen • Raumlufttechnische Anlagen • Klima- und Kälteanlagen • Beleuchtungsanlagen • allg. Infrastruktur wie Aufzüge oder

Küchenbetriebe

• Antriebe • Industrieöfen • thermische Verfahren • Kühleinrichtungen • Produktionslufttechnische Anlagen • Verdichter (z. B. Druckluft)

Weitere Systematisierungskriterien • Gebäudeabschnitt • Produktionsbereich • Kostenstelle Die folgenden Daten sollten für Verbraucher/Maschinen erhoben werden: • Bezeichnung und Typ der Anlage • Hersteller, Baujahr und technischer Zustand • Produktionskapazität • max. Leistungsbedarf • Energieverbrauch • Betriebsweise (Volllast/Teillast) • Betriebszeiten • Lastgang (Eignung für Lastmanagement) • Steuer- und Regelungsmöglichkeiten Emissionen Der Energieverbrauch des Unternehmens trägt zur globalen Klimaerwärmung bei, aus die-sem Grund sollten die Emissionen dargestellt werden. Zu den relevanten Emissionen gehö-ren: • unverbrannte Kohlenwasserstoffe (CnHm) • Staub und Ruß • Kohlendioxid (CO2) • Kohlenmonoxid (CO) • Schwefeldioxid (SO2) • Stickoxide (NOx) Ermittlung der Emissionsmengen durch: • Ablesen aus den gesetzlich vorgeschriebenen Messprotokollen gemäß BImSchG • Berechnung aus den Anlagenverbrauchen an Energieträgern

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CO2-Emissionen können relativ leicht aus dem Energieverbrauch berechnet werden. Die folgende Tabelle enthält die notwendigen Brennwerte:

Brennstoff Brennwert

max. CO2-Emissionen bezogen auf Brennwert [kg/kWh]

Heizöl EL 10,57 kWh/l 0,298

Heizöl S 11,27 kWh/l 0,273

Erdgas N 9,76 kWh/mN3 0,182 Erdgas H 11,42 kWh/mN3 0,182 Stadtgas 5,00 kWh/mN3 0,179 Braunkohle 3,20 kWh/kg 0,343 Strom - 0,514* Quelle: Recknagel, *VDEW Viele Unternehmen verfügen bereits über zahlreiches Informationsmaterial, das häufig nur mehr zusammengetragen und interpretiert werden muss. Alleine durch Sammlung der ent-sprechenden Information nimmt das Bild des Energieverbrauchs und der Kosten zusehends Gestalt an. Wenn Daten aus den Rechnungen kommen sollten folgende Punkte beachtet werden: • Betrachtung der tatsächlichen Energiekosten (ohne Messkosten, Steuern und sonstigen

Zuschlägen) • Verbrauchsperioden tagesgenau darstellen und bei Gegenüberstellung gewichten (z.B.

hat März durch 31 Monatstage höheren Verbrauch als Februar mit 28 Tagen) • Daten werden verfälscht, z.B. durch schlechte Qualität der Kopien oder falsches Übertra-

gen • Verwechslung des Zeitrahmens der Buchhaltung mit dem Zeitpunkt des tatsächlichen

Verbrauchs • Jährliche Abrechnungen mit monatlichen Pauschalzahlungen ermöglichen keine Ver-

brauchsanalyse • Berücksichtigung von Gutschriften (z.B. Bonus wird nur dem Monat gutgeschrieben, in

dem er anfällt) Datenberechnung Wenn die Daten aus Rechnungen kommen werden möglicherweise nicht alle Bereiche ab-gedeckt sein. Um einen besseren Überblick über das Gesamtsystem zu bekommen wird man die Hauptverbraucher schätzen. Wenn also die Anschlussleistung und die Betriebszeit bekannt ist, kann der Verbrauch geschätzt werden. Dazu gibt es folgende Varianten: • Für den Energieverbrauch Beleuchtung können die Beleuchtungskörper gezählt werden

und die Betriebszeiten mit ihrer Watt-Leistung multipliziert werden. • Ein grober Überblick über Maschinen und Kühlanlagen kann durch die Multiplikation von

Anschlussleistung und Betriebszeiten gewonnen werden.

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Messung Um Datenlücken zu schließen werden im Einzelfall Messungen durchgeführt. Dabei ist zu beachten, dass der Messaufwand in einem klaren Verhältnis zum Nutzen steht, da Messun-gen meist mit einem hohen Personalaufwand und Kosten verbunden sind. Bei der Durchführung der Messung sollten folgende Kriterien eingehalten werden: • Der Messpunkt sollte so nah wie möglich beim untersuchten Verbraucher liegen • Ist es notwendig Daten periodisch zu bekommen, sollten Messungen automatisiert und

dauerhaft installiert werden • Die Messungen sollten unter vorher definierten Betriebsbedingungen ausgeführt werden.

Dabei müssen die unterschiedlichen Schichten, Spitzen und saisonale Unterschiede er-hoben werden.

• Für Anlagen mit geringem Verbrauch sollten Datenberechnungen durchgeführt werden. Separate Messungen empfehlen sich, • wenn Schwerpunkte des Energieverbrauchs nur rechnerisch ermittelt wurden • wenn potenzielle Leistungsspitzen identifiziert wurden Die Messung elektrischer Verbraucher kann mit einem Zähler durchgeführt werden, der zwi-schen die Anlage und der Stromanschluss installiert wird. In diesem Fall muss die Anlage abgeschaltet werden. Messung ohne Unterbrechung/Leistungstrennung kann folgendermaßen durchgeführt wer-den: • für Ohmsche Verbraucher (Glühbirne): Stromzange • für Nicht-Ohmsche Verbraucher (Elektromotor): Wirkleistungszange Messung elektrischer Wirkleistung Die elektrische Wirkleistung wird im Gleichstromfall aus dem Produkt von Spannung (Volt) und Stromstärke (Ampere) errechnet: P = U x I P = elektrische Leistung U = Spannung (Volt) I = Stromstärke (Ampere) I Im Fall von Drehstrom (3 Phasen) errechnet sich die elektrische Wirkleistung mit: P = U x I x cos (ψ)x √3 Daher ist für diese Messung ein Stromstärkemessgerät (Amperemeter) notwendig, mit dem die Stromstärke auf jeder der drei Phasen ermittelt werden kann. Die Messung der Spannung zwischen zwei Phasen erfolgt normalerweise bei der Motorsteuerung und am besten zur gleichen Zeit wie die Stromstärke. Elektromotore haben im Allgemeinen eine Leistungsfaktor von 0,7 im Teillastbereich und 0,9 unter Volllast.

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Beispiel: Messung im Volllastzustand Stromverbrauch (kWh) = [U x I x √3 x cos (ψ) x Betriebsstunden x Leistungsfaktor] / 1000 Beispiel: 90 A x 400 V x √3 x 0.85 x 7000 x 0.8 = 296795 kWh Die Messung der Leistungsaufnahme der Antriebsmaschine bei Drehstrom erfolgt, indem man in zwei der drei Phasen mit zwei Wattmetern die jeweilige Teilleistung (so genannte Aronschaltung) bestimmt und die Gesamtleistung aus deren Summe erhält. Viele Motorinstallationen lassen diese Konstellation nicht zu, dafür ist keine Abschätzung des Leistungsfaktors cos(ö) notwendig. Heute gibt es Leistungsmessgeräte, bei denen die Messung von Strom und Spannung sowie die Multiplikation und Mittelwertbildung auf elektronischem Wege erfolgt. (ab 350 EUR). Für den Hausgebrauch angebotene Geräte minderer Qualität zeigen jedoch bei hohen Blindstromanteilen oder nicht sinusförmigem Strom oft ungenaue Werte an. Wie kann ich den Teillastfaktor (Auslastung) bestimmen? LF = (P in / P rated x) η = (V line x I line x PF x √3 ) / (P rated x 1000) x η

LF - Teillastfaktor, Auslastung Pin - aufgewendete elektrische Leistung (kW) Prated - Motornennleistung (kW)

- Wirkungsgrad des Motors bei Volllast (dezimal) Vline - Netzspannung (V) Iline - Stromstärke des Netzes (A) PF - Leistungsfaktor (cos phi, dezimal) Erforderliche Messinstrumente: Wattmeter oder Ampèremeter, Voltmeter oder Instrument zur Messung des Leistungsfaktors (cos phi)

(Quelle: http://promot.cres.gr/promot_plone/motors/overview/sizing)

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Verwendung der Pumpen- bzw. Ventilatorenkurven Eine weitere Methode um den Stromverbrauch für Pumpen und Ventilatoren zu bestimmen, ist die Messung des Volumen- bzw. Förderstroms, z.B. über installierte Zähler, Blenden oder Ultraschallmessung. Damit kann mittels der Pumpen- oder Ventilatorenkennlinie die erforder-liche Leistung für die Pumpe oder den Ventilator abgelesen werden. Theoretisch gilt ähnli-ches nach Bestimmung der Förderhöhe, da jedoch viele Pumpen eine eher flache Kennlinie haben, ist hier die Auswirkung eines kleinen Fehlers in der Abschätzung beträchtlich. Beleuchtungsmessung: • Messung mittels Luxmeter • verschiedene Tageszeiten und Jahreszeiten sind zu berücksichtigen • Richtwerte für Beleuchtungsstärken sind in der Arbeitsstättenrichtlinie angegeben und

orientieren sich an den Ansprüchen an die Sehaufgabe für den jeweiligen Arbeitsplatz Temperaturmessung: • Messung von Raumluft, Luft- und Wasserströmen, Oberflächen • verschiedene Tageszeiten und Jahreszeiten sind zu berücksichtigen • Richtwerte für Raumtemperaturen sind in den Arbeitsstättenrichtlinien angegeben Volumenstrommessung: • Messung möglichst mittels induktiver Durchflussmengenzähler durchführen • Wichtig ist die Erfassung des zeitlichen Verlaufs Messung Druckluftverbrauch: • Messung erfolgt üblicherweise über den Stromverbrauch der Anlagen (z. B. über Wirk-

leistungszange) • Der Energieverbrauch wird im Verhältnis zum erzeugtem Druckluftniveau analysiert • Der Leckageanteil wird ermittelt, indem über 24 Stunden die Verbraucher abgeschaltet

werden aber die Kompressoren eingeschaltet bleiben. Der Kompressor wird sich in die-sem Zeitraum immer wieder einschalten, um die Leckagenverluste auszugleichen.

• Leckagen können auch mittels Ultraschallmikrofon geortet werden Datensammlung und Umgang mit Messdaten Die folgenden Prinzipien sollten bei der Datensammlung berücksichtigt werden: Mindestens zwei Mitarbeiter sollten die Messstellen kennen und in der Lage sein, Messun-gen abzulesen Die Ablesung sollte in den gleichen zeitlichen Abständen erfolgen, wie Messungen für Rech-nungen durchgeführt werden, z.B. am Monatsende Für das Ablesen der Messungen sollte genügend Zeit zur Verfügung stehen Die manuelle Datenablesung erfordert einen Rundgang durch das Werk. Bei dieser Gele-genheit kann auch eine optische Sichtkontrolle der Anlagen durchgeführt werden.

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Datenqualität Da die Daten für zukünftige Vergleiche benötigt werden, müssen sie systematisch gesam-melt werden. Es muss klar sein wer die Daten abliest und in welchen Zeitabständen dies geschieht. Die Erfahrung zeigt, dass es eine verantwortliche Person sein sollte, die für die Datensammlung zuständig ist. Die Analyse des Energiesystems wird nur so gut sein, wie die Daten, auf die sich die Analy-se stützt. Daher sollte der Datenqualität hohes Augenmerk geschenkt werden. Es bringt we-nig, wenn Kennzahlen auf 2 Dezimalen genau berechnet werden, wenn die Messungen falsch sind, nicht korrekt abgelesen werden oder Verbrauche nur geschätzt sind. Es ist wich-tig dass Daten für Kennzahlen immer wieder gleich erhoben werden und auf tatsächlichen Verbrauchen beruhen, nicht auf Schätzungen.

4. Datenaufbereitung In diesem Schritt der Bestandsaufnahme müssen die Daten des Unternehmens so aufberei-tet werden, daß die Leistung des Unternehmens bewertet werden kann. Mit Diagrammen lassen sich die Daten häufig nützlich zusammenfassen. Folgende Punkte sollten bei der Aufbereitung der Daten berücksichtigt werden: • Nur Daten verwenden, die für die Analyse relevant sind • Untergliederung der Daten in kleine Einheiten • Klare Bezeichnung aller Daten • Alle Spalten und Zeilen einer Tabelle müssen eine Überschrift tragen • Angabe der Quellen von Daten, der Grundlage von Schätzungen, der Basis von Rech-

nungen, die während der Erhebung durchgeführt wurden. • Niederschrift des Erhebungsdatums, des Datums der Datenaufbereitung, des Namens

der verantwortlichen Person und des Dateinamens Kennzahlen erstellen Kennzahlen können erstellt werden für: • das gesamte Unternehmen • Abteilungen des Unternehmens • Prozesse Kennzahlen sind ein hilfreiches Instrument, um Prozesse, Maschinen oder Unternehmen zu vergleichen. Einige Beispiele sollen zeigen, wie Kennzahlen verwendet werden können, um: • Maschinen mit unterschiedlichen Kapazitäten vergleichen zu können, • Prozesse, die unterschiedliche Technologien einsetzen, zu vergleichen, • Maschinen, die ähnliche Produkte herstellen, zu vergleichen, • die Effizienz ähnlicher Maschinen zu vergleichen. Kennzahlen werden aufgrund von gemessenen Daten und Referenzeinheiten erstellt. Zum Beispiel der Energieverbrauch des Heizsystems pro beheizte Fläche.

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Es gibt zwei Arten von Kennzahlen: Absolute Kennzahlen: Das Ziel ist eine Senkung des Energieverbrauchs von 80 KWh auf 70 KWh innerhalb der nächsten 12 Monate. Relative Kennzahlen: Das Ziel ist eine Senkung des Energieverbrauchs von 80 kWh/Hose auf 70 kWh/Hose innerhalb der nächsten 12 Monate. Relative Kennzahlen werden häufig eingesetzt, um verschiedene Systeme miteinander zu vergleichen. So können zum Beispiel Angaben zu Schadstoffmengen, dem Energie-verbrauch von Produkten, Mitarbeitern, Abteilungen, anderen Unternehmen etc... gemacht werden. Die folgenden Tabellen zeigen Beispiele absoluter und relativer Kennzahlen.

Spezifischer Energieverbrauch smenge(PM)Produktion

chgieverbrauGesamtener kWh/PQ

Anteil des Energieträgers in Prozent kWhin ch gieverbrauGesamtener

kWhin ger Energieträ %

Energie- intensität kWhin ch gieverbrauGesamtener

kWhin duktsProzeß/Pro eines E rauchnergieverb %

Anteil an erneuerbarer Energie in Prozent kWhin ch gieverbrauGesamtener

kWhin Energiever regenerati Einsatz %

Spezifische Energiekos-ten Euroin gesamt gskosten Herstellun

Euroin gesamt ten Energiekos %

Spezifische Energie-kosten pro Energieträger kWhin ger Energieträ proVerbrauch

Euroin ger Energieträ proKosten € / kWh

Die Referenzeinheit sollte: • eine klare Verbindung zum Energieverbrauch haben. • einfach zu berechnen sein (zum Beispiel Produktionseinheiten, Ressourceneinsatz); • eine Verbindung mit dem Ergebnis des untersuchten Aspekts des Energieverbrauchs

haben. (zum Beispiel für Produktionseinheiten, kg pro Endprodukt).

5. Input Output Analysis Die Entwicklung einer Input-Output Analyse hilft oft ein klares Gesamtbild über das Unter-nehmen zu bekommen. Die Analyse sollte folgende Bereiche enthalten: • Energie als Input • Emissionen und Abwärme als Output. Inputs bestehen aus fossilen Energieträgern wie Öl, Gas oder Strom und aus erneuerbarer Energie wie Holz oder Wärmepumpe. Auf der Ouput Seite stehen Emissionen und Abwärme. Zu den wichtigsten Emissionen zählen Treibhausgase, die einen negativen Effekt auf die Umwelt haben.

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Input Output Kohle Emissionen

Fernwärme Abwärme Strom Erdgas

Öl Holz

Table: Input-Output Analyse Abwärme entsteht bei vielen Industrieprozessen, bei Maschinen und Kompressoren und kann für Raumheizung oder andere Bereiche Verwendung finden. Die Nutzung dieser Ab-wärme ist meist kostenintensiv und meist eine Spezialaufgabe für externe Experten.

6. Flussdiagramm Mit den gesammelten Daten kann das Energiesystem einer Organisation visualisiert werden. Dabei werden alle Energieträger in der gleichen Einheit dargestellt und so die Hauptverbrau-cher klar erkennbar dargestellt.

Abbildung 2: Sankey Diagramm einer Organisation

A simple flow chart can be designed to illustrate energy flows as shown in Figure above. This Die obige Abbildung wurde mit professioneller Software erstellt. Ziel ist es, die Energieströ-me verständlich darzustellen. Die dicke der Energieströme weist auf die Verbrauchsgröße hin.

7. Analyse und Interpretation der Daten Die Datensammlung allein ist nicht ausreichend. Um von einem Energiesystem zu profitieren, müssen Verbrauchdaten analysiert werden. Dabei geht es um das Erkennen von unnötigen Verbrauchsspitzen und Abweichungen vom Normalbetrieb bzw. die Festlegung eines opti-

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malen Verbrauchszustands. Wenn die Daten über den Energieverbrauch und die Kosten erhoben wurden, sollten sie mit Hilfe entsprechender Analysemethoden interpretiert und Lü-cken in den Daten festgestellt werden. Daten können erhoben werden: • täglich • wöchentlich • saisonbezogen

Die weitere Verwendung der Daten hängt von ihrer Bedeutung ab. Eine tägliche oder wö-chentliche Datenerhebung ist sinnvoll, wenn die Daten elektronisch erhoben werden, wenn hohe Kosten auf dem Spiel stehen oder wenn eine sofortige Reaktion möglich ist. Andere Darstelllungsmethoden sind: • Einfache Verbrauchskurven (Beispiel des Fernwärmeverbrauchs für Heizung)

• Kennzahlen (Beispiel für Warmwasserverbrauch in der Industrie)

Gebäude Verbrauch Temperatur

Büro 10 - 40 l/Tag/Person 45°C Handel 10 - 40 l/ Tag/Person 45°C Bäckerei 105 - 150 l/ Tag/Person 45°C - für Reinigung 10 – 15 l/Tag 45°C - für Produktion 40 – 50 l/100 kg Mehl 70°C Friseur 150 – 200 l/ Tag/Person 45°C Wäscherei 250 – 300 l/100 kg Wäsche 45°C Brauerei inclusive Produktion 250 – 300 l/100 l Bier 60°C Schlachtbetrieb ohne Produktion 150 – 200 l/ Tag/Person 45°C Schlchtbetrieb 400 – 500 l/ Tag/Person 45°C

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• Vergleich der Verbrauche über die Jahre (Beispiel für Elektrizitäts- und Gasverbrauch)

2006 2007 2008 Trockenreinigung Menge 2 869 kg 2 960 kg 3 482 kg Gesamter Stromverbrauch 703 MWh 743 MWh 858 MWh Spez. Stromverbrauch 245 kWh/kg 251 kWh/kg 246 kWh/kg Gesamter Gasverbrauch 7.034 MWh 7.932 MWh 8.388 MWh Spez. Gasverbrauch 2.45 kWh/kg 2.68 kWh/kg 2.40 kWh/kg

Der Vergleich der Energiedaten über mehrere Jahre gibt einen guten Blick über die Unter-nehmensentwicklung und ermöglicht den Vergleich mit vergleichbaren Betrieben. Dadurch wird es auch möglich, Sparpotenziale zu erheben und Verbesserungsmaßnahmen zu bewer-ten.

Analyse ausgewählter Bereiche Für bestimmte industrielle Prozesse wird es keine Vergleichszahlen geben. In diesem Fall ist es nur möglich, den theoretischen Energieverbrauch bestimmter Prozesse zu berechnen und diese Verbauche mit tatsächlichen Messwerten zu vergleichen. Bei Abweichungen werden die Gründe erhoben und mögliche Verbesserungspotentiale umgesetzt.

3.2 Gesetzliche Verpflichtungen Die Einhaltung relevanten Rechtsvorschriften und die Zusammenfassung gesetzlicher Ver-pflichtungen in einem Rechtsregister gehören zu den zentralen Punkten bei der Einrichtung eines EMS. Kostenaufwendige Anpassungen von Anlagen und Verfahren zur Einhaltung von Normen können kurzfristig zu hohen Kostenbelastungen führen, wenn Organisationen Ände-rungen dieser Art nicht langfristig vorausplanen. Es ist deshalb notwendig, sich intensiv über die aktuelle und geplante Gesetzeslage zu informieren. Für die Zertifizierung nach der EN 16001 muss ein strukturierter Ansatz zur Einhaltung ge-setzlicher Verpflichtungen gegeben sein. Das Spektrum von Gesetzen, welche mit der Energieversorgung und Arbeitsplatzsicherheit in Verbindung stehen, ist umfangreich. Darüber hinaus wird es aus versicherungstechni-schen Fragen notwendig sein, bestimmte Anlagen kontinuierlich zu warten und deren Funk-tionstüchtigkeit sicher zu stellen. Deshalb wird es einige Zeit benötigen, um festzustellen, welche Gesetzesteile, Verordnungen und Verpflichtungen relevant sind. Diese relevanten Verpflichtungen sollten in ein Rechtsregister aufgenommen werden. Jeder Verstoß gegen die Rechtsvorschriften wird als Versagen des EMS angesehen und die Registrierung verweigert bzw. aufgehoben. Es ist deshalb wichtig, dass ein Rechtsregister nicht nur die Gesetzestexte sondern darüber hinaus eine entsprechende Interpretation ent-hält, und die jeweiligen Anforderungen praxisrelevant darstellt. Neben gesetzlichen Verpflichtungen sollten Verfahrensgenehmigungen, Selbstbeschränkun-gen und Industriestandards, denen die Organisation verpflichtet ist, im Rechtsregister aufge-nommen werden.

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Erstellung des Rechtsregisters Im Unternehmen muss es ein Rechtregister geben bzw. es muss klar sein, wie relevante Verordnungen und Gesetze identifiziert und umgesetzt werden. Änderungen in der Gesetz-gebung ergeben sich schnell, deshalb ist es wichtig, dass es Verfahren gibt, die eine ständi-ge Aktualisierung der Register garantieren. Ein schrittweißes Vorgehen kann bei den Anpas-sungsvorgängen an die Gesetzgebung wie folgt erfolgen:

• Darstellung von verwendeten Energieträgern, Anlagen, Abfällen, Abwässer und Emissio-

nen, die von Verordnungen und Gesetzen betroffen sind. • Festlegung von Maßnahmen zur Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen und klare

Zuständigkeiten definieren • Festlegung, wie das Rechtsregister aktualisiert wird

Da das Register auf die Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen der Organisation an-wendbar sein muss, ist die Betrachtung der Umweltaspekte der Organisation ein nützlicher Ausgangspunkt bei der Erstellung des Rechtsregisters. Diese Aspekte können in 2 verschiedene Bereiche zusammengefasst werden: • Anlagen und Maschinen (z.B.: Richtlinien für Maschinen, Lagerung toxischer Produkte,

Emissionsgrenzwerte, Abfalle, Abwasser,...) • Produkte und Dienstleistungen (z.B.: hinsichtlich ihrer Schädlichkeit in der Verwendung;

toxischer Inhalte,...) Es sollten Überlegungen hinsichtlich der Auswirkungen von Notfallsituationen und Unfällen, aber auch von normalen Betriebsbedingungen angestellt werden. Für alle identifizierten Be-reiche sollten die gesetzlichen Anforderungen bewertet werden. In einigen Bereichen wird sich die Gesetzgebung als sehr umfassend und komplex erweisen. Behörden, Interessen-vertretungen und Handelsvereinigungen sind hilfreiche Quellen für die Einholung von Exper-tenrat. Eine klare Rollenverteilung über Zuständigkeiten und Verantwortungsbereichen garantiert, dass Rechtsbereiche tatsächlich überwacht und legistische Schwachstellen beseitigt werden. Es ist nützlich darzustellen, welche Bereiche innerhalb der Organisation von Gesetzen und Verordnungen betroffen sind, und diese Information an die Mitarbeiter zu kommunizieren Während des Audits wird überprüft, ob die Rechtsvorschriften eingehalten werden. In der Praxis ist es hilfreich, die Vorgangsweisen und Maßnahmen zur Einhaltung von Gesetzen in das Register aufzunehmen und deren praktische Umsetzung zu dokumentieren. Zusätzlich können die Kommunikationswege beschrieben werden, wie Informationen über überarbeitete oder neue Gesetze an die entsprechenden Mitarbeiter weiterzuleiten ist. Im letzten Schritt wird festgelegt, welche Möglichkeiten zur Aktualisierung des Rechtsregister gewählt wurde. Es ist ein Verfahren anzugeben, in welchen Abteilungen, durch welche Per-son und in welchen Zeitabständen das Rechtsregister aktualisiert werden muss. Hinsichtlich des Formates für das Register gibt es keine verbindliche Vorgaben. Die Auflis-tung aller Tätigkeiten der Organisation und der damit zusammenhängenden Rechts- und Verwaltungsvorschriften ist ein möglicher Ausgangspunkt. Im Rechtsregister sollt der derzei-tige Stand und notwendige Schritte dargestellt sein.

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Ein Datum zur nächsten Aktualisierung ist ebenfalls notwendig. Im nachfolgenden eine be-währte Gliederung:

Relevante Energieträger, Anlagen, Aktivitäten, Produkte, Dienstleistungen 1 2 3 In Verbindung stehende Gesetze, Verordnungen, Standards, Verpflichtungen § § § Maßnahme und Kontrolle Zuständige Behörden Verantwortliche Abteilung und Person Notwendige Dokumentation Status quo der Einhaltung Handlungsbedarf

3.3 Energieprogramm Die Energiepolitik alleine bewirkt in keinem Unternehmen eine Veränderung, sie ist lediglich ein Grundgerüst. So können zum Beispiel eine bessere Energieeffizienz und Kosteneinspa-rungen erst erreicht werden, wenn die in der Energiepolitik enthaltenen Prinzipien und Ziel-setzungen in konkrete Ziele gefasst und in die Tat umgesetzt werden. Zusätzlich kann ein Unternehmen nicht alle Probleme gleichzeitig behandeln, es muss Prioritäten setzen. Mit Hilfe von Informationen aus der Bestandsaufnahme werden Prioritäten gesetzt, Handlungen geplant und Kostenvoranschläge aufgestellt. Es kommt häufig vor, dass Unternehmen nur allgemeine Ziele festlegen, wie z.B. die Sen-kung des Energieverbrauchs durch höhere Effizienz. Diesen allgemeinen Angaben müssen konkrete Umsetzungsschritte in Form von konkreten Zielen folgen. Ein konkretes Ziel definiert den Bereich, die Maßnahme, Mengen und Erfüllungszeiten. Ein konkretes Ziel könnte sein: �Senkung des Energieverbrauchs für die Beleuchtung um 10% bis April 2009 durch entsprechende Umrüstung der Beleuchtungskörper�. Die konkreten Zie-le sollten die Prioritäten des Unternehmens im Bereich Energiemanagement widerspiegeln, sie sollten herausfordernd sein, eine sichtbare Verbesserung ergeben und erreichbar sein.

Prioritäten festlegen Für die Umsetzung des Energieprogramms wird das Unternehmen eine Reihe von Prioritä-ten setzen. Diese Prioritäten sollten in einer Liste zusammen gestellt und den Mitarbeitern klar kommuniziert werden, um mögliche Unstimmigkeiten auszuräumen (wie z.B. die Frage,

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warum Investitionen vorrangig in einer Abteilung umgesetzt werden und nicht in einer ande-ren). Mögliche Kriterien sind: • Einhaltung von Rechtsvorschriften • Kostensenkungspotential • Wartungserfordernis und Betriebssicherheit • Industrie- und Qualitätsstandards • Leichtigkeit der Umsetzung

Einhaltung von Rechtsvorschriften Jede Organisation muss der Einhaltung von Rechtsvorschriften Priorität einräumen. Es gibt keine Rechtsvorschriften, die sich direkt auf ein Energiemanagement beziehen. Ge-setze betreffen verwandte Energiethemen und bestehen meist in der Beschränkung von Emissionen (Luftqualität und Abwassertemperatur), der Wartung von Anlagen zur Betriebssi-cherheit, Erfordernissen der Arbeitsplatzsicherheit (Beleuchtung, Belüftung), der Lagerung von Energieträgern (Öl und Gas) und der erforderlichen Ausbildungen für Techniker.

Industriestandards Der sparsame Umgang mit Energie und ein wirksames Energiemanagement beruhen in der Regel weniger auf rechtlichen Bestimmungen als auf einer branchenüblichen Politik. Dies hat in zahlreichen Ländern zur Entwicklung sogenannter �Bewährter Verfahren� und Vergleichs-zahlen geführt. Diese Richtlinien heben die Vorteile eines effizienten Energiemanagements in zahlreichen Industriezweigen hervor. Die Einhaltung von Industriestandards sind beson-ders beim Vergleich mit Betrieben der gleichen Branche interessant.

Leichtigkeit der Umsetzung Es kann oft einige Zeit dauern, bis einzelne Maßnahmen zu Einsparungen oder Verbesse-rungen führen. Außerdem kann es schwierig sein die Geschäftsführung zu längerfristigen Maßnahmen mit einer Amortisationszeit von über einem Jahr zu überzeugen. Aus diesem Grund wird es zu Beginn von Vorteil sein, sich auf Ziele zu konzentrieren, die nur geringe Investitionen erfordern und die zu raschen, wenn auch bescheidenen, Ergebnissen führen.

Kostenvorteil Maßnahmen, die große Einsparungen bringen, sind auf den ersten Blick attraktiv, müssen aber auf der Prioritätenliste nicht immer ganz oben stehen. So sind oft nur Ziele mit kurzen Amortisationszeiten erwünscht. Unternehmen, die nur eine geringe Kapitalausstattung zur Verfügung haben, sollten sich zu Beginn auf Maßnahmen konzentrieren, die mit geringen oder gar keinen Kosten verbunden sind. Später können die erzielten Einsparungen erneut investiert und dadurch kapitalintensivere Projekte durchgeführt werden.

Basis für künftige Maßnahmen. Bei der Aufdeckung von Schwachstellen ist es notwendig, dringende Maßnahmen sofort durchzusetzen, bevor andere Projekte durchgeführt werden. So muss ein Unternehmen zum Beispiel zuerst die minimale Arbeitsplatzbeleuchtung sicherstellen, bevor es Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs für Beleuchtung unternehmen kann.

Verbesserung der Umweltverträglichkeit Viele Maßnahmen im Bereich Energiemanagement sind vielleicht Teil eines übergeordneten

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Umweltprogramms. Aus diesem Grund kann ein Unternehmen energiepolitischen Maßnah-men Priorität einräumen, welche die größten Verbesserungen im Umweltbereich mit sich bringen

Realistische Ziele setzen Um Verbesserungen kontrollieren zu können, müssen Ziele messbar sein. Sie müssen den Grad und den Zeitrahmen der Verbesserung enthalten. Es sollte sich auf keinen Fall um un-realistische oder allgemeine Ziele handeln. Sie müssen mit den finanziellen Einschränkun-gen und anderen begrenzt vorhandenen Ressourcen erreichbar sein. Werden die Ziele nicht erreicht, sind Mitarbeiter häufig demotiviert. Gleichzeitig sollten die Ziele nicht zu einfach sein, da es ihnen sonst an Glaubwürdigkeit fehlt. Bei der Festlegung der konkreten Ziele sollte das Umfeld, in das ein Energiemanagementsystem gebettet ist, berücksichtigt werden. Zu diesen Faktoren zählen: 1. wirtschaftliche Einschränkungen 2. prozeß- und ausrüstungsbezogene Einschränkungen 3. technologische Machbarkeit 4. Verfügbarkeit von Personal 5. Konflikt mit anderen Interessen 1. Wirtschaftliche Einschränkungen Die verfügbaren finanziellen Mittel des Unternehmens bestimmen wesentlich die Zielerreichung. Meist ist der Amortisationszeitraum sehr kurzfristig (<2 Jahre) und die Umrüstung auf energieeffiziente Anlagen erfolgt erst bei notwendigen Anlagenerneuerungen. Diese Strategie führt längerfristig zu einem erhöhten Kapitaleinsatz, der von der Unternehmensleitung oft bewusst in Kauf genommen wird. 2. Prozess- und ausrüstungsbezogene Einschränkungen Bestimmte Prozesse oder Ge-räte mit hohem Energieverbrauch können einen beträchtlichen Einfluss auf den gesamten Energieverbrauch eines Unternehmens haben. Als Faustregel gilt, dass 20% der Anlagen 80% der Energie verbrauchen. Daher sollten für einzelne Prozesse oder Geräte separate Ziele festgelegt werden und Einsparungsziele für das gesamte Werk unterbleiben. 3. Technologische Machbarkeit Viele Einsparungsmaßnahmen können mit neuen Techno-logien erreicht werden, die aber unternehmensintern auf Widerstand und Unverständnis sto-ßen. In diesem Bereich ist es notwendig, die betroffenen Mitarbeiter auf die Technologieum-stellung vorzubereiten und zu schulen, um Skepsis auszuräumen. 4. Verfügbarkeit von Personal Zeit ist ein wesentliches Kriterium zur Zielerreichung. Egal welches Ziel bestimmt wird, es muss sichergestellt werden, dass auch ausreichend Personal zur Verfügung steht und Res-sourcen frei sind. Die Mitarbeiter müssen über die notwendigen Fähigkeiten und das erfor-derliche Know-how zur Umsetzung der Maßnahmen verfügen und es ist oft ratsam, externe Firmen mit der Umsetzung zu beauftragen. Die Unterstützung des oberen Managements spielt dabei eine entscheidende Rolle. 5. Konflikt mit anderen Interessen Ziele im Bereich Energiemanagement können mit Zie-len anderer Bereiche in Konflikt geraten. Beispiele dafür ist die Forderung nach energieeffi-zienten Anlagen und die Vorgabe an den Einkauf zum Kauf der günstigsten Anlage am Markt, die regelmäßige Wartung von Anlagen und die Forderung nach Personaleinsparungen bei Wartungsarbeiten. Deshalb ist es wichtig, einen Überblick über die gesamte Unternehmens-politik zu bewahren und sich vor der Umsetzung der Ziele mit dem verantwortlichen Personal in Verbindung zu setzen. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen allen Interessen zu er-

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reichen. Künftige Anlagenänderungen oder Dienstleistungen können die festgelegten Ziele ebenfalls beeinflussen. Deshalb sind eindeutig definierte Grenzen erforderlich. Dies bedeutet allerdings nicht, dass einmal festgelegte allgemeine oder konkrete Ziele nicht mehr geändert werden dürfen. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Unternehmen alle Ziele, die es sich gesetzt hat, tatsächlich erreicht. Durch den zyklischen Energie-Management-Prozess wird im Audit ermittelt, wie effizient das System bei der Erreichung der Ziele ist, ob die Ziele angemessen sind und welche Maßnahmen für Änderungen getroffen werden müssen. Wenn die Ziele festgelegt sind werden die Wege zur Zielerreichung festgesetzt. Selbst in einem kleinen Unternehmen gibt es oftmals zahlreiche Möglichkeiten, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Energieverbrauch für Beleuchtung könnte zum Beispiel durch Anbringen von Bewegungsmeldern oder durch Sparlampen gesenkt werden. Als ersten Schritt sollten die vorhandenen Möglichkeiten ermitteln werden, um anschließend die geeignetste Methode zu finden. In der Praxis werden meist mehrere Maßnahmen gebündelt, um ein Ziel zu erreichen. Die zuvor beschriebenen finanziellen, technischen und personellen Einschränkungen bei der Festlegung von Zielen gelten auch für die Maßnahmen. Manche Maßnahmen sind, obwohl sie die gewünschte Wirkung haben, möglicherweise nicht durchführbar, weil das erforderli-che Kapital oder Personal nicht vorhanden ist. Für die meisten Maßnahmen ist ein bestimm-tes Budget erforderlich, je nach dem notwendigen Einsatz technologischer und personeller Ressourcen. Die Verfügbarkeit von Kapital und anderen Ressourcen bestimmen, in welchem Zeitrahmen ein Ziel erreicht wird. Nach der Festlegung von Maßnahmen müssen die Verantwortungen für die Umsetzung zu-gewiesen und die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden. All diese Information sollte in einem Energieprogramm zusammengetragen werden. Das Energieprogramm sollte jährlich aktualisiert werden und auf vergangene Ergebnisse aufbauen. Nachfolgend ist ein Beispiel für ein Energieprogramm.

Ziel Maßnahme Zuständigkeit Budget Zeitrahmen

Senkung des Energiever-brauchs bei Beleuchtung um 10%

Darstellung notwendiger Be-leuchtungsstandards für Ar-beitsplätze Einsatz v. Energiesparlampen Einbau v. Bewegungsmeldern in Gemeinschaftsräumen

Abteilungs-leiter bzw. Energie-manager

- �1600 �1400

September 2008 Dezember 2008 März 2009

Senkung Ener-gieeinsatz um 10% für Pro-duktion des Produkts A

Darstellung der Energie-ströme und des -verbrauchs für Produkt A Ausarbeitung von Maßnah-men zur Umsetzung von Ein-sparungen

Produktions-leiter

�1550 August 2008

Tabelle: Beispiel für ein Energieprogramm Ein Energieprogramm alleine führt nicht automatisch zu Verbesserungen. Das Unternehmen muss eine Energie-Management-Struktur aufbauen und sicherstellen, dass Mitarbeiter die ihnen zugewiesenen Aufgaben durchführen können. Neben der entsprechenden Schulung

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bilden Bewusstseinsbildung und Anreizprogramme eine wesentliche Rolle zur Motivation der Mitarbeiter und Zielerreichung. Ziele, die durch geänderte Arbeitsweisen und nicht durch neue Technologien erreicht werden, erfordern schriftliche Verfahrensanweisungen. Weiters sollte der Fortschritt auf dem Weg zur Erreichung der Ziele überwacht werden. Ist das Un-ternehmen nicht in der Lage seine Ziele zu erreichen (z.B. Rahmenbedingung hat sich geän-dert oder Mitarbeiter wurden nicht geschult), so ist der Grund dafür zu nennen und entspre-chende Maßnahmen zu setzen. Vorgehensweise festlegen Schriftlich festgelegte Verfahrensanweisungen können für die Kontrolle eines Energiemana-gementsystems wesentlich sein. Muss eine Aufgabe auf bestimmte Art und Weise durchge-führt werden, hilft die schriftliche Darstellung. Verfahrensanweisungen können auch dazu dienen, den Zulieferfirmen und Auftragnehmern die Anforderungen mitzuteilen. Alle Verfah-rensanweisungen sollten folgende Informationen beinhalten: • Eine Darstellung des Zwecks der Vorgehensweise bzw. Verfahrens • Eine Beschreibung der Aufgaben, Tätigkeiten und deren Umfang • Verantwortungsbereiche • Eine Beschreibung dessen, was getan werden muss Das nachfolgende Beispiel zeigt die Struktur einer Verfahrensanweisung.

Verfahrensanweisung zur................. Datum: wann Verfahrens-anweisung beschlossen wurde

Ref: Referenznummer oder Code Genehmigt von: Funktion und Unterschrift

Zweck: (Geben Sie hier an, was mit diesem Verfahren bzw. diesem vorgehen erreicht werden soll.)

Umfang: (Geben Sie hier die Situationen an, für die diese Vorgehensweise gilt)

Verantwortungsbereiche : (Geben Sie hier die Verantwortungsbereiche aller Personen an, die bei der Anwendung dieser Vorgehensweise mitwirken.)

Vorgehens-weise: (Beschreiben Sie hier, was getan werden sollte, wie und wann es getan werden sollte.)

Verwandte Vorgehens-weise:

(Geben Sie hier die Bezeichnung und die Referenznummer relevanter verwandter Vorgehensweisen an.)

Tabelle: Muster für schriftlich festgelegte Verfahrensanweisung

Verbesserungsvorschläge einholen Während der Phase der Datenaufbereitung und der Datenbearbeitung wird das Energieteam schon auf Schwachstellen im System und mögliche Verbesserungsmaßnahmen aufmerksam. Einige Vorschläge werden sofort, ohne Investitionskosten, umsetzbar sein.

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Andere Probleme werden komplexer sein, eine Detailanalyse durchgeführt und das Kos-ten/Nutzen Verhältnis bestimmt werden. Der erste Schritt bleibt aber das Einholung von Ideen, die in einem Folgeschritt bewertet werden. Für diese Ideensammlung gibt es 2 gute Techniken: • Brainstorming • Verbesserungsvorschlagswesen

Brainstorming Brainstorming ist eine Technik, um spontan Lösungen für ein bestimmtes Problem zu finden. Ein Brainstorming beginnt mit einer Aufwärmrunde und der Erläuterung der Regeln (Ziele, Ablauf, Regeln) durch den Energiemanager. Der Prozess besteht aus 2 Stufen: 1. Ideensammlung 2. Bewertung der Ideen In der ersten kreativen Phase nennen die Teammitglieder alle Möglichkeiten, den Energie-verbrauch zu senken. Der Energiemanager notiert alle Ideen auf ein flip chart. Es ist seine Aufgabe, die Teilnehmer zu motivieren und so viele Vorschläge wie möglich zu bekommen. Wenn ein Vorschlag nicht klar ist, so darf ihn nur der Mitarbeiter erklären, der die Idee einge-bracht hat. Der Hauptvorteil dieser Technik ist, dass auch neue und kreative Möglichkeiten genannt werden, die ein Problem in einem neuen Ansatz lösen.

Verbesserungsvorschläge Ein Energiemanagement braucht die aktive Beteiligung der Mitarbeiter auf allen Unterneh-mensebenen. Dieses Potential wird aber oft vernachlässigt. Mitarbeiter kennen ihre Bereiche, Maschinen und Anlagen oft besser als jemand anderer und haben oft ein klares Verständnis über Verbesserungsmöglichkeiten. Daher müssen diese Vorschläge aus den Abteilungen berücksichtigt und bewertet werden. Eine Möglichkeit ist, diese Vorschläge direkt in den Ab-teilungen zu sammeln. Mitarbeiter müssen Vorschläge einfach einreichen können. Alle Ideen werden in den Abtei-lungen oder gleich direkt bei den Anlagen gesammelt. Regelmäßige Besprechungen können genutzt werden, die Ideen im Detail zu besprechen. Das Mitglied des Energieteams prüft die mögliche Umsetzung auf Basis festgelegter Kriterien und stellt die Idee dem Team vor. Da-bei ist folgendes wichtig • die Schwachstelle im Betrieb zu beschreiben • die Lösung anzugeben • die mögliche Umsetzung anzugeben • immer den Verfasser der Idee zu nennen.

Und vergessen Sie nie, dem Mitarbeiter Rückmeldung über seine Idee und den nächsten Schritten zu geben.

Finanzielle Bewertung Irgendwann wird sich ein Unternehmen entscheiden müssen, ob eine Möglichkeit zur Effi-zienzsteigerung genutzt werden soll oder nicht. In jedem Fall ist eine finanzielle Bewertung notwendig, um die Kosten und finanziellen Vorteile zu ermitteln. Einfach gesagt, je niedriger

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die Investitionskosten und je größer die Einsparungen (Vorteile), desto höher die Wahr-scheinlichkeit, dass eine bestimmte Maßnahme durchgeführt wird. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Rentabilität einer Maßnahme oder eines Projektes fest-zustellen. Die einfachste und am häufigsten von kleinen Unternehmen verwendete und gleichzeitig aber die am wenigsten verlässliche Methode ist die Amortisationsrechnung. Im nachfolgenden Beispiel wird die Problematik aufgezeigt. Andere Methoden sind zwar ver-lässlicher, jedoch komplexer. Dazu gehören die Kapitalwertmethode und die Methode des internen Zinsfuß. Die Erfahrung zeigt, dass kleinere Unternehmen Investitionen mit einer Amortisationszeit von maximal drei Jahren bevorzugen, bei größeren Unternehmen liegt die geforderte Amortisationszeit oftmals bei einem Jahr. Bei der Wahl der geeigneten Berechnungsmethode ist es vorab wichtig, die Prinzipien und die Berechnung des Kapitalwerts zu verstehen. Wenn eine Investition beantragt werden soll, so stehen einer Investition die Vorteile (Einspa-rungen, Einnahmen) über das Jahr verteilt gegenüber, daneben ist noch der Zinssatz wichtig. An erster Stelle steht die Wahl des geeigneten Zinssatzes. Ein guter Ansatz ist nach alterna-tiven Anlagemöglichkeiten Ausschau zu halten. Entweder ist dies ein alternatives Projekt oder die Möglichkeit, das Geld bei der Bank zu veranlagen. Der Zinssatz des eigenen Pro-jekts sollte dann dieser alternativen Veranlagemöglichkeit entsprechen. Das folgende Beispiel zeigt die Entwicklung eines Projekts mit einer Investition von � 10.000 und jährlichen unterschiedlichen Einsparungen über einen Zeitraum von 5 Jahren. Mit einer statischen Investitionsrechnung ist der Gewinn am Ende der 5 Jahre ein Überschuss von � 5000, mit der dynamische Methode (also mit Berücksichtigung des Zinssatzes) erhält man für den gleichen Zeitraum einen weit geringeren Gewinn in der Höhe von � 864. Beispiel 1:

to 1 2 3 4 5

-10000

1000

3000

3000

4100

3900

= -10000 +1000*

1.11

+3000* 21.11

+3000* 31.11

+4100* 41.11

+3900* 51.11

=864

= -10000

+909

+2479,3

+2253,9

+2800,3

+2421

=864

� 1000 nach einem Jahr = 1000 + 0.1*1000 = 1100 Beispiel 2: � 1000 werden für 4 Jahre mit einem Zinssatz von 10% veranlagt.

Jährlich 10% = 10010

= 0.1 = 1000 * 1.1 *1.1 *1.1 *1.1 = 1.14 = 1464 1100 1210 1331 1464 Endbetrag = Anfangsbetrag*qn q = Faktor bei dem Geldmehrwert erzielt wird.

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Handbuch Energiemanagement

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Auf der anderen Seite ist es wichtig zu wissen, wie viel Geldwerte heute wert sind, die in der Zukunft bezahlt werden müssen. Wie viel ist � 1464 heute wert, wenn es in 4 Jahren gezahlt wird. Zinssatz = 10%. In diesem Fall ist es wichtig Rückzurechnen:

1464*41.1

1=1000

nq1

= Abzinsfaktor Das nachfolgende Beispiel zeigt, wie sich Zahlungen über 4 Jahre mit einem Zinssatz von 8% auswirken. Jahr 1 2 3 4 Zahlung 1000 2000 1000 2000 Geld Äquiva-lent B = 1000*

08.11

+ 2000* 208.11

+ 1000* 308.11

+ 2000* 408.11

+ = 4904

925.9 1714 793 1470 4904 1. Statische Investitionsmethoden � berücksichtigen keine Zinssätze. Dies ist für kurze Betrachtungszeiträumen mit kontinu-ierlichen Geldflüssen in Ordnung, bei längeren Investitionszeiträume mit unterschiedlichen Geldflüssen sollte die statische Methode nicht verwendet werden. 2. Dynamische Methoden berücksichtigen einen Zinssatz Statische Methode: Bei einer Investition über 3 Jahre werden die Einsparungen betrachtet: Beispiel: Investition von �10000; Einsparungen von Erstes Jahr: �4000 Zweites Jahr: �2000 Drittes Jahr: �4000 Viertes Jahr: �5000 Jahr Einsparungen Kumulierte Einsparungen 1 4000 4000 2 2000 6000 3 4000 10000 Im Fall einer Investition von �10000 würde sich eine statische Amortisationszeit von 3 Jahren ergeben. Dieses Rechenbeispiel zeigt jedoch nicht, ob die Investition von Vorteil ist, da keine Zinssät-ze berücksichtigt werden. Die Amortisation wird nach 3 Jahren erreicht und es wird weder ein Gewinn noch ein Verlust erzielt. Dynamische Amortisationsmethode:

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Beispiel: Zahlen von vorhin, Zinssatz von 10%: Jahr Einsparungen

t1.11

Verzinste Ein-sparungen

Akkumulierte Einsparungen

1 4000 4000*

1.11

3636 3636

2 2000 2000* 21.1

1

1653 5289

3 4000 4000* 31.1

1

3005 8294

4 5000 5000* 41.1

1

3415 11709

Die Amortisation kann erst nach 3,5 Jahren erzielt werden.

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4. Management, Kommunikation und Controlling 4.1 Ressourcen, Rollen, Verantwortlichkeiten Einen Energiemanager bestimmen Unabhängig von der Unternehmensgröße ist es notwendig, einen eigenen Energiemanager zu bestimmen. Er oder Sie ist verantwortlich für den Aufbau eines Energiemanagementsys-tems. Wenn im Unternehmen keine eigene Person für diese Aufgaben bestimmt wird, so wird sich niemand verantwortlich fühlen und notwendige Maßnahmen werden nur ungenü-gend bis gar nicht umgesetzt. Die Befugnis und die Verantwortung des Energiemanagers muss innerhalb der Organisation klar kommuniziert werden. Er muss aktiv Unterstützung in Bereichen einfordern können, in denen er/sie kein detailliertes know-how hat und auf Unterstützung angewiesen ist. Eine der ersten Aufgaben des Energiemanagers wird die Erhebung des derzeitigen Zustands sein, die Datensammlung und die Analyse vorhandener Information. Neben schriftlichen Auf-zeichnungen liegt ein großer Wissenspool bei den Mitarbeitern. Deshalb ist es wichtig fest-zustellen, wer in energieintensiven Bereichen arbeitet und in welchen Bereichen Mitarbeiter einen wesentlichen Einfluss auf den Energieverbrauch haben. Typische Bereiche sind: • Produktion (Energieintensive Anlagen) • Infrastruktur (Versorgungsanlagen) • Technik/Wartung (Effizienter Betrieb von Anlagen) Die Erfahrung zeigt, dass die erste Bestandsaufnahme in kleinen Unternehmen (<50 Mitar-beiter) eine Woche dauert, zwei Wochen in mittleren Unternehmen (50-250 Mitarbeiter) und etwa ein Monat in großen Organisationen (>500 Mitarbeiter) In mittleren Unternehmen (>250 Mitarbeiter) sollte der Energiemanager ein formelles Ener-gieteam bilden, dass ihn in seinen Aktivitäten unterstützt und als Bindeglied zwischen der Energieabteilung und den anderen Abteilungen fungiert. Das Team sollte Detailwissen über Anlagen und Prozesse mitbringen. Ihr Wissen nützt, den Energieverbrauch in den einzelnen Bereichen zu optimieren und das Gesamtsystem zu unterstützen. Ein Energieteam ist inso-fern wichtig, da die Erfahrung zeigt, dass nicht alle Abteilungen bei Energieoptimierungen kooperieren und sich mit Verweis auf ihre Hauptaufgaben von einer Verantwortung entbin-den. Ein weiteres Hemmnis, das mit einem Energieteam überwunden werden kann, ist Profit Center Denken. Durch diesen Ansatz neigen Mitarbeiter dazu, nur ihren Bereich zu optimie-ren und keine Rücksicht auf die Kosten in anderen Bereichen zu nehmen. In kleineren Un-ternehmen ist der Energiemanager mit den Personen bekannt und kennt die Strukturen, da-her kann er viel mehr auf informeller Ebene erreichen. Externe Experten werden zur Unterstützung herangezogen, wenn dass Unternehmen nicht über das notwendige Know-how verfügt oder personell eingeschränkt ist. Der große Vorteil externer Mitarbeiter ist, das Unternehmen unvoreingenommen analysiert und Erfahrungen von anderen Unternehmen eingebracht werden. Nachteile ergeben sich aus den Kosten, einer möglichen Einarbeitungszeit und aufgrund der Tatsache, dass Mitarbeiter den Vor-schlägen Externer reserviert gegenüber stehen, da Maßnahmen als Eingriff in bisherige Tä-tigkeitsbereiche gesehen werden.

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Neben dem Energiemanager und seinem Team gibt es andere Schlüsselpersonen im Unter-nehmen, die am EMS mitarbeiten müssen um den Erfolg zu sichern.

• Unternehmensleitung – Definition strategischer Leitziele – Festlegung des Projektmanagements – Ressourcenzuteilung

• Mittleres Management (z.B. Abteilungsleiter, Energiemanager) – Organisation der Datensammlung – Planung des Energieverbrauchs – Erstellung des Energieprogramms – Controlling

• Operative Ebene (z.B. Arbeiter, Angestellte) – Durchführung der Datensammlung und Messung – Umsetzung der Maßnahmen

Die Interessenträger eines EMS:

Die Aufgaben eines Energiemanagers und seines Teams: • Die Entwicklung und Unterstützung von Energiemanagement-Strategien • Aufbau und Wartung der Energiebuchhaltung • Interne und Externe Kommunikation zum Thema Energie • Anregung und Unterstützung kontinuierlicher Verbesserung; Erarbeitung von Vorgaben

beim Verbrauch und Entwicklung des Energieprogramms • Einkauf von Energie und Richtlinien für energieeffiziente Geräte • Erstellung des Energiereports • Koordination aller energierelevanten Tätigkeiten am Standort • Anlaufstelle für Fragen und Probleme im Bereich Energie

Top Management �ruhir Ablauf�, finanzielle Zielvorgabe, Gewinner-

wartung

Energieversorgung Sicherstellung der Versorgungskanä-

le, Optimierung der Energiekosten (Mitarbeiter, Brennstoff, etc.)

Extern: allg. Interessenträger Anlagen- und Betriebssicherheit;

geringe CO2 Belastung des Unter-nehmens

Einkauf Gute Einkaufskonditio-nen, Kriterien für ener-

gieeffiziente Geräte anwenden

Produktionsverantwortliche Funktionalität der Anlagen sicher

stellen, Fehler und Ausschuss reduzieren

Extern: Berater Erhebung Verbesserungspotential, Mitarbeiter

Umsetzung von Energieeffizenz-Maßnahmen;

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Organisationsstrukturen Die Aufgabenverteilung in einem Energiemanagementsystem hängt von den Organisations-strukturen, bestehenden Hierarchien und der Organisationskultur ab. Weiters muss die In-formationsweitergabe innerhalb des Unternehmens reibungslos funktionieren, so dass jeder Mitarbeiter die Information erhält, die er zur Wahrnehmung seiner Rolle im Energiemanage-mentsystem benötigt. Deshalb sind eine klare Energiemanagement-Struktur und eine klare Abgrenzung der Verantwortungsbereiche wesentlich.

Abbildung 3: Energiemanager in einer hierarchischen Organisation

Abbildung 4: Energiemanager in einer Matrixorganisation

Energie-manager Top Management

Top Management Top Management Top Management

Produktion

Top Management

Verwaltung

Finanz

Energie

Personal

Technik

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Ressourcen Die Zuteilung von Ressourcen erfordert genaue Planung der Projektfurchführung. Die Res-sourcenplanung kann sehr detailliert durchgeführt werden und hängt von der Unternehmens-kultur ab. Sie ist Teil einer guten Projektorganisation und handelt entweder mit der Zuteilung von Ressourcen oder mit der Ressourcenfindung. Ein ständiger Kostendruck erfordert vom Energiemanager eine strikte Planung und Durchführung. Die Erfahrung zeigt, dass sich eine genaue Planung im Team wesentlich auf die Projekterfüllung auswirkt, es kommt zu geringe-ren Ressourcenüberschreitungen und Zeitverzögerungen. Es ist daher ratsam, mehr Zeit in die Planung zu stecken und im Anschluss erhöhte Verluste durch Doppelgleisigkeiten, Ver-zögerungen und unklare Aufgabenerfüllung zu vermeiden. Die Planung macht üblicherweise 3-5 Prozent der gesamten Projektkosten aus, macht sich aber in der Durchführung bezahlt, da Folgekosten vermieden werden können. Das Ergebnis einer Projektplanung sollte ein Konzept sein, welches die folgenden Punkte enthält: • Zeitlicher Ablauf • Budget • Personal / Qualifikationen • Material / Anlagenbedarf • Externe Unterstützung � spezifische Anforderungen • Projekteckpunkte / Ziele und Ergebnisse

4.2 Bewusstseinbildung Alle beteiligten Gruppen müssen wissen: • Wie Einsparungsmaßnahmen umgesetzt werden, • Welchen Energieverbrauch der Betrieb in ihrem Verantwortungsbereich hat, • Wie hoch Energiekosten sind und welche Möglichkeiten zur Kostensenkung es gibt. Im Bereich Informationsaufbereitung und Motivation geht es für den Energiemanager darum, die relevanten Gruppen zu identifizieren und die Information entsprechend für die Geschäfts-führung, Mitarbeiter und externe Gruppen aufzubereiten. Die unterschiedlichen Zielgruppen brauchen für ihre Bereiche unterschiedlich aufbereitete Information. Ein Grund dafür ist, dass die einzelnen Gruppen eine unterschiedliche Sprache haben und unterschiedlich kommuni-zieren. So werden die Information für die Geschäftsführung in Kerndaten zusammengefasst und komprimiert. Für die Mitarbeiter wird es dagegen hilfreich sein, genaue Arbeitsanwei-sungen zu geben und die Energiedaten und die Entwicklung in den einzelnen Bereichen graphisch aufzubereiten. Neben der Geschäftsführung müssen die Mitarbeiter von Anfang an über ein Energiemana-gement informiert werden, damit auch von dieser Seite Unterstützung kommt. Leider passiert dies in größeren Unternehmen selten, was dazu führen kann, dass die Einführung des Sys-tems auf Grund mangelnder Unterstützung scheitert. Zusätzlich sollte der Energiemanager so früh wie möglich ein System zur kontinuierlichen Information und Bewusstseinsbildung aufbauen. Dieses System ist die Basis, um die Ergebnisse aller Maßnahmen zu kommunizie-ren und damit Unterstützung für weitere Aktivitäten zu erhalten.

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Information für Mitarbeiter sollte einen breiten Bereich abdecken, wie:

1. Information über das Energiemanagementsystem 2. Daten, Kennzahlen und Entwicklung des Verbrauchs 3. Anweisungen zum energiesparenden Umgang mit Anlagen und Geräten 4. Möglichkeiten der Verlustminderung 5. Anregung der Mitarbeiter zu Verbesserungsmöglichkeiten

Erstens muss klar sein, dass Energie ein Kernthema für die Geschäftsführung ist und daher voll unterstützt und überwacht wird. Zweitens wird der Energiemanager spezifizieren, welche Information an Mitarbeiter geht und wie diese aufbereitet wird. Dazu zählt Energiemenge, Kosten und Emissionen, einfach und verständlich mit Bildern und Graphiken aufbereitet. Obwohl sich dieser Punkt leicht anhört ist es eine zeitintensive und kreative Arbeit, langweilige Energiedaten in ein interessantes Bild zu verwandeln, dass Mitarbeiter anzieht, obwohl sie vorher noch nie mit Energiethemen be-schäftigt waren. Zusätzlich sollte Information verbreitet werden, mit welchen Maßnahmen die Effizienz verbessert werden kann. Der dritte Bereich betrifft Bewusstseinsbildung. Diese Information wird vielleicht nicht unmit-telbar mit dem eigenen Energieverbrauch zu tun haben aber dafür verständlich machen, wa-rum Energie ein Thema ist. Dazu zählen Themen wie Umweltprobleme, die mit dem Ener-gieverbrauch verknüpft sind (z.B. Kyoto Protokoll), der Energieverbrauch privater Haushalte im Vergleich mit dem Verbrauch von Anlagen des Unternehmens, die Organisation von Fahr-gemeinschaften zur Reduktion der Benzinkosten für die Mitarbeiter und der Emissionshandel und mögliche Kosten Der vierte Bereich betrifft Dokumentation. Wenn über den Bereich Information gesprochen wird, so bedeutet dass für den Energiemanager, dass er ein System zur Sammlung, Aufbe-wahrung und Analyse aufbauen muss. Dass kann primär mit Hilfe einer Energiebuchhaltung geschehen, die von Anfang an Bestandteil des EMS ist. Zusätzlich ist es sinnvoll, das Sys-tem in einem Handbuch zu dokumentieren. Information über das Energiemanagementsystem selbst sollte auf die verschiedenen Kern-bereiche des Systems eingehen. Neben der allgemeinen Darstellung, wie ein EMS aufge-baut ist, können unternehmensbezogene Informationen dargestellt werden, wie Name und Telefonnummer des Energiemanagers, des Energieteams und ihre Aufgaben und Kompe-tenzen, die Energiepolitik des Unternehmens, die aktuellen Ziele im Energieprogramm, die dazu notwendigen Maßnahmen, den Zeitrahmen für die Umsetzung und Fortschritte, die Ergebnisse des Audits. Daten über den Energieverbrauch werden vorwiegend aus der Energiebuchhaltung kommen. Der Energiemanager muss sich bewusst sein, dass diese Information erst für die einzelnen Gruppen im Unternehmen aufbereitet werden muss und dass nicht alle Daten relevant sein werden. Nachdem die Mitarbeiter ohnehin mit Arbeit überhäuft sind, müssen Daten aussa-gekräftig sein und gut präsentiert werden. Es hat zum Beispiel wenig Sinn, den Mitarbeitern in der Produktion die genauen Wärmeverbrauchsdaten des Verwaltungsgebäudes zu geben. Es ist die Aufgabe des Energiemanagers, Daten für genau definierte Bereiche aufzubereiten, die Ziele abzustimmen und den Fortschritt zu überwachen. Eine gute Möglichkeit ist, die Zielgruppe einzubeziehen und gemeinsam zu entscheiden, welche Information relevant ist und wie sie präsentiert werden sollte. Neben dem Intranet und schriftlichen Berichten könn-ten dafür auch andere Wege gewählt werden, wie Meetings oder email bei Überschreitung eines Wertes. Darüber hinaus ist die Wahl der Einheiten wichtig, nachdem nicht alle Mitar-

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beiter mit kWh und m3 vertraut sind. Eine Möglichkeit ist der Vergleich mit bekannten Grö-ßen wie dem Haushaltsverbrauch oder monetären Einheiten. Ein Beispiel dafür: �Der Ener-gieverbrauch aller PC�S in unserem Untenehmen (40 000 kWh) entspricht dem Jahres-verbrauch von 5 Haushalten!� Korrekte Bedienung von Anlagen: Die Mitarbeiter in den relevanten Bereichen und an den Anlagen müssen im effizienten Umgang mit Energie geschult werden. Das beinhaltet, wie tägliche Handlungen durchgeführt werden, um einen positiven Einfluss auf den Energie-verbrauch zu haben. Generelle Anweisungen sind meist nur für Bürogeräte möglich und soll-ten mit Beispielen für den Verbrauch unterlegt werden. So kann der Energieverbrauch eines Druckers im Dauerbetrieb im Vergleich zum effizienten Betrieb bei Abschaltung während der Nacht und Wochenenden dargestellt werden. Der zwei-te Bereich ist der korrekte und energieeffiziente Umgang mit Anlagen. Dieser Bereich ist vom Know-How des Produktionsleiters und der verantwortlichen Mitarbeiter abhängig. Dabei kann das Problem auftreten, dass Techniker und Mitarbeiter selbst kein genaues Verständnis haben, wie ihre Arbeit den Energieverbrauch beeinflusst und wie sich geänderte Prozesse und Maschinenbelegungen auswirken. Allen Beteiligten ist klar, dass die Qualität von Variablen wie Rohmaterialien, unterschiedli-che Prozesstemperaturen und Produktqualitäten einen Einfluss auf den Energieverbrauch haben, dass diese Variablen aber nie im Detail analysiert werden. Die Praxis zeigt, dass es ein hoch motiviertes Team und einen starken Energiemanager braucht, um den Einfluss ge-änderter Materialinputs, wechselnder Prozessbedingungen und Maschinenbelegungen auf den Energieverbrauch zu starten. Verluste kommen in allen Bereichen vor und sind auch mit unsachgemäßem Handling ver-bunden. Allgemeine Anweisungen können für Heizung und Licht gegeben werden. Typische Beispiele sind das Abdrehen des Lichts, wenn sich niemand im Raum befindet oder das Schließen von Türen zu geheizten Räumen. Verluste in den Produktionsbereichen sind her-ausfordernder. Die Verluste entstehen prozessspezifisch. Beispielsweise treten in einem Druckluftsystem Verluste im Netz und an der Anlage auf. Die Leckagen im Netz sind oft be-kannt, aber niemand führt sich verantwortlich diese Verluste zu beseitigen. Die Verluste an der Anlage müssen prozessspezifisch analysiert werden. Mitarbeiter sollten motiviert werden, selbstständig Verbesserungsmöglichkeiten aufzuspüren. Dabei kann ein System zur Sammlung, Bewertung und Umsetzung von Verbesserungsvor-schlägen helfen, bei dem Mitarbeiter monetär beteiligt werden. Eine andere Möglichkeit ist ein �Info-point�, bei dem Vorschläge diskutiert und behandelt werden. Diese Institution oder ein �rotes Telephon� muss intern publiziert werden und die Ergebnisse bekannt gemacht werden, um das System zu erhalten. In vielen Fällen kann das Büro des Energiemanagers diese Aufgabe übernehmen. Die Vorteile sind, dass Mitarbeiter in ihren Ideen unterstützt werden und die Vorschläge selbst im Detail ausarbeiten, bevor diese Arbeit vom Energie-team durchgeführt werden muss.

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Ein Schlüsselelement für eine Aktion zur Bewusstseinsbildung ist Information. Zuerst wird gezeigt, dass es ein Problem gibt, und dass die Handlungen der Mitarbeiter einen Einfluss haben. Darauf hin werden diese Bereiche diskutiert und Lösungen gesucht. Mögliche Me-thoden sind: • Einen Energie-Newsletter • Poster und Folder • Wettbewerbe und Belohnungssystem • Verbesserungsvorschläge • Informelle Diskussionen in den Pausen • Einbindung von Vertretern der Bereiche in Treffen des Energieteams • Vorträge und Workshops durch externe Experten

4.3 Kommunikation Ein wesentlicher Punkt in einem Energiemanagementsystem ist die Weitergabe von Verbrauchsdaten und Information über Geschäftsentwicklungen. Die interne Kommunikation hilft den Mitarbeitern ihre Tätigkeiten zu bewerten und die Zielerreichung zu überwachen. Wenn Ziele nicht erreicht werden, so sollten die Gründe für die Abweichungen klar gemacht werden und Mitarbeiter darüber informiert werden. Information hilft dabei wesentlich die Mo-tivation zu erhöhen. Information über Unternehmensentwicklungen an Externe stärkt das Vertrauensverhältnis und hilft eigene Dienstleistungen und Produkte ins rechte Licht zu rü-cken. Berichte sollten immer für eine zuvor definierte Zielgruppe erstellt werden. Zu allgemeine Berichte oder zu detaillierte Information sprechen meist keine Gruppe an und finden wenig Beachtung. Daher sollte bei der Erstellung auf folgende Punkte eingegangen werden: • Wer fordert Information an? • Welche Information benötigen diese Interessenten? • Wie soll diese Information zur Verfügung gestellt werden? • Wann soll Information zur Verfügung gestellt werden? In größeren Betrieben werden vor allem 3 Zielgruppen angesprochen werden: • Alle Mitarbeiter und Externe • Mitarbeiter an energierelevanten Anlagen und Geräten • Geschäftsführung Mitarbeiter und Externe Information zum Themenbereich Energie für alle Mitarbeiter und externe Interessengruppen ist sicherlich nicht leicht aufzubereiten. Mitarbeiter werden von Informationen, Papier und Plakaten überhäuft und schenken zusätzlicher Information, die keine direkte Bedeutung für ihren Tätigkeitsbereich hat, kaum Beachtung. Es ist daher die Aufgabe des Energiemana-gers, die Kerndaten und die �Information in prägnanter Weise zu vermitteln. Ziel muss es sein, alle Mitarbeiter zu informieren und zu einem sorgsamen Umgang mit Energie zu moti-vieren.

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Mitarbeiter an energierelevanten Anlagen und Geräten Diese Zielgruppe braucht klare Information über den Energieverbrauch an Anlagen. Es geht darum jenen Energieverbrauch darzustellen, der auch direkt beeinflusst werden kann. Diese Information wird kaum in Jahresberichten vermittelt, sondern muss aktuell verfügbar sein. Als einfaches Mittel gelten Ausdrucke, auf denen die Verbrauche und die Ziele der aktuellen Periode dargestellt sind. Die Abteilungsleiter sollten unbedingt die Möglichkeit haben, über das Intranet auf die Energiebuchhaltung zugreifen zu können und somit online und aktuell Daten zu erhalten.

Geschäftsführung Die Geschäftsführung wird primär an den Kosten, den Erfolgen durchgeführter Maßnahmen und zukünftigen Aktivitäten interessiert sein. Diese Information wird in einem Energiebericht zusammen gestellt und sollte zumindest ein Mal jährlich im Rahmen einer Präsentation vor-gestellt und diskutiert werden.

Kommunikationsmöglichkeiten Die Wahl des richtigen Mediums zur Informationsweiterleitung hängt von der Unternehmens-größe und der Strategie ab. Die Entscheidung wird von der Geschäftsführung getroffen und es stehen umfangreiche Möglichkeiten offen: • Intranet � Diese Option ist für große Unternehmen mit eigenem Netzwerk und Messsys-

tem interessant, da Verbrauchsdaten online und aktuell bereitgestellt werden können. • Pressezusammenfassung (Clippings) aus Zeitungen und Magazinen über energierele-

vante Themen werden für die Mitarbeiter zusammen gestellt, z.B. dem Energieteam oder der Geschäftsführung.

• Briefe gehören in unserer von emails bestimmten Welt zu einer veralterten Kommunikati-onsmöglichkeit, erhöhen damit aber schon wieder die Aufmerksamkeit

• Broschüren helfen die Kernbotschaften prägnant darzustellen und erhalten durch einlei-tende Worte der Geschäftsführung erhöhte Aufmerksamkeit.

• Externe Medien: Artikel in Zeitungen und Broschüren über Energieeffizienzmaßnahmen des Unternehmens verbessern das Image in diesem Bereich essentiell.

• Direkte Kommunikation: Telefon � eine Kontaktnummer zu allen Anliegen für den Ener-giebereich verbessert die Kommunikation zwischen Energieteam und Mitarbeitern

• Vorträge • Falls Druckmaterialien erstellt werden, sollte auf die Form und das Design geachtet wer-

den � es ist bekannt, dass Information auch entsprechend aufbereitet werden muss, um attraktiv zu sein und gelesen zu werden.

Weitere Bereiche sind: • Ein System, bei dem Mitarbeiter Verbesserungsmöglichkeiten einreichen können, hilft

das Bewusstsein auf Energieeffizienz zu legen. Das System braucht die Unterstützung der Geschäftsführung, da gute Ideen auch prämiert werden müssen.

• Public Relation im Bereich Energiemanagement zielt auf externe Gruppen und braucht mehr Zeit und Ressourcen. Eine PR Aktivität verbindet mehrere Maßnahmen wie Pres-semeldung und eine Veranstaltung zum Thema Energiemanagement im Unternehmen.

• Veranstaltungen, Seminare, Workshops können zum Thema Energiemanagement ab-gehalten werden. Unterschiedliche Veranstaltungen unterstreichen die Verantwortung für die einzelnen Mitarbeitergruppen und helfen, Verbesserungsmöglichkeiten aufzudecken.

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• Unternehmensfeiern können entweder mit einem Schwerpunkt Energiemanagement oder eigens auf Grund eines spezifischen Erfolgs im Energiebereich abgehalten werden. Eine Feier ist eine gute Möglichkeit, entspannt auf das Thema Energie zu blicken und in einer angenehmen Atmosphäre zu diskutieren.

Energiebericht Der Energiereport fasst die Maßnahmen und Aktivitäten der vergangenen Periode im Rah-men des Energiemanagementsystems zusammen und sollte jährlich erstellt werden. Nach dem Audit und im Rahmen der Budgetfindung sollte der Energiereport im Rahmen einer ei-genen Veranstaltung mit der Geschäftsführung diskutiert werden. Der Energiebericht stellt nicht nur Schlüsselzahlen zusammenfassend dar, sondern auch geplante und abgeschlossene Maßnahmen. Der Bericht ist eine Entscheidungsgrundlage für die Geschäftsführung bei der Budgeterstellung und Planung von Maßnahmen in der nächs-ten Geschäftsperiode. Umweltberichte werden normalerweise im Rahmen einer EMAS oder einer ISO 14001 erstellt (beides Umweltmanagementsysteme). Der Energiebericht kann da-bei Teil des Umweltberichts sein. Ein Energiebericht sollte folgende Struktur aufweisen:

Energiebericht Zusammenfassung • Motivation für die Erstellung eines Energieberichts • Wesentliche Ergebnisse und Verbesserungsmöglichkeiten 1. Einleitung Unternehmensüberblick: • Adresse • Mitarbeiteranzahl • Produkte und Dienstleistungen • Gebäudefläche geheizt (m2) • Verkaufszahlen, Hauptmärkte • Verantwortlichkeitsbereiche • Energiemanager / Energieteam • Umgesetzte Maßnahmen und Erfolgsgeschichten 2. Energiepreis & Verbrauchsentwicklung Energieversorger und Nettopreise: • Elektrizität (Euro/kWh) • Gas (Euro/kWh) • Öl • Fernwärme • Treibstoff

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• Erneuerbare Energie • Verbrauchsentwicklung der Energiepreise der letzten 5 Jahre und erwartete Preisent-

wicklung • Beschreibung der Energiepreise (z.B. Übertragungskosten, beeinflussbare Kosten,

Messkosten) 3. Energieverbrauch • Kostenstruktur des Unternehmens (Löhne, Energie, Investitionen, Kapital) • Energieverbrauch über die vergangenen 5 Jahre. • Energiekennzahlen (Energieverbrauch/Produkt; Energieverbrauch/m2) • Analyse und Erklärung für Verbrauchsentwicklungen, z.B. Produktionsanstieg, Außen-

temperaturen, Verluste, verbesserte Technologien 4. Energieverbrauch einzelner Unternehmensbereiche Energiebuchhaltung für: Infrastruktur: • Heizung • Kühlung • Druckluft • Beleuchtung • Belüftung • Elektromotoren Produktion: • Elektrizität, Wärme, Kühlung, Wasserverbrauch für Hauptprozesse Beispiel 5: Sankey Diagram zur Darstellung des Energiesystems

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Handbuch Energiemanagement

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5. Verbesserungsmöglichkeiten • Lastmanagement

o Verbesserung der Anlaufzeiten von Motoren und Anlagen • Kesselbetrieb

o Vermeidung unnötiger Heizung und Frostwächter o Anpassung der Raumtemperatur

• Luftrate von Belüftungssystemen o Reduktion der Luftwechselraten

• Druckluft o Leckagenmessung und -vermeidung

• Beleuchtungsänderungen o Wechsel von konventionellen Lampen zu Energiesparlampen o Reduktion der Beleuchtung

• Wechsel zu günstigeren Energietarif o Wechsel zu günstigeren Energieträgern

Beispiel für ein Energieprogramm im Energiebericht:

Maßnahme Amortisations-zeit (Jahre)

To do Einsparun-gen

>5 5>..>3 <3

Neuer Kessel und Umstieg auf Gas

Austausch des Heizkessels während der kommenden 2 Jahre mit einem Brennwert-kessel

20-25% des Wär-meverbrauchs

Wärmerückgewinnung vom Lüftungssystem

Wärmetauscher in Abluftre-gister installieren

Bis zu 50% des Wärmeverbrauchs des Produktions-

prozess �Spritzen�

Thermostatventile bei Radi-atoren im Bürogebäude

Installation von Thermostat-ventilen

3-5% des Wärme-verbrauchs in Bürogebäuden

Neue Energiesparlampen im Produktionsbereichen

Installation neuer Energie-sparlampen mit elektroni-schen Vorschaltgeräten und Reflektorleuchten

1.440 kWh

Optimierung Druckluftsys-tem

Druckverminderung auf 8 bar, Verringerung der Leerlaufzei-ten auf 10 min

10% der Elektrizi-tät für Druckluft-

kompressor

Spitzenlastmanagement Vermeidung von Stromspit-zen durch besseres Lastma-nagement. Anlaufstaffelung großer elektrischer Verbrau-cher

Einsparungen von �x pro KvAr.

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Handbuch Energiemanagement

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4.4 Energiemanagement Handbuch Mit der Einführung eines Energiemanagementsystems (EMS) wird eine umfangreiche Do-kumentation aufgebaut. Dokumente sind wichtig, da sie Ereignisse, Entwicklungen und Fort-schritte des EMS aufzeichnen und die erreichten Ziele und Verbesserungen tatsächlich be-legen. Die Dokumentation von Schulungen zeigt z.B., welche Trainingsprogramme durchge-führt wurden, warum sie ausgeführt wurden und wer wann daran teilgenommen hat. Ein EMS muss in einem Handbuch zusammen gefasst werden.

Das Energiemanagement Handbuch

Der Hauptzweck der Energiemanagementdokumentation ist eine gute Beschreibung des Energiemanagementsystems. Das Energiemanagementhandbuch sollte als ständiger Be-zugspunkt zur Einführung und Erhaltung des Systems darstellen. Die Dokumentation der Politik, Zielsetzungen, Programme, Aufgaben und Verantwortungs-bereich sowie das Zusammenspiel der unterschiedlichen Unternehmensbereiche ist ein wichtiger Teil des Managementhandbuchs. Es sollte Verweise zu Dokumentationen anderer Art enthalten, die genauere Informationen über Teile des Energiemanagementsystems ent-halten, wie: • Verfahrensinformationen • Beschreibungen der Aufgabenbereiche • Interne Standards und Betriebsverfahren • Notfallpläne

Die Art der Dokumentation variiert je nach Größe und Komplexität der Organisation. Das Handbuch sollte Informationen über folgende Bereiche beinhalten: • Beschreibung des Managementsystems und Details über Ausmaß, Zweck und Bezie-

hung zur Energiepolitik und Zielen • Kopie der Energiepolitik • Strategien und Einzelziele des Unternehmens • Beschreibung der Organisationsstruktur des Energiemanagements. Eine Namensliste

der Mitarbeiter • Beurteilungskriterien, wie "wesentliche Energieverbraucher� identifiziert werden • Übersicht der wesentlichen Energieverbraucher • Rechtsregister - Verzeichnis der gesetzlichen Anforderungen und Vorschriften • Liste der energierelevanten Verfahren und Arbeitsanweisungen • Beschreibung der Energieprogramme • Beschreibung, wie Aufzeichnungen über das Energiemanagement durchgeführt werden • Festlegung der Auditabstände, einschließlich Angaben, wo alle Aufzeichnungen zu fin-

den sind • Festlegen der Vorgangsweise bei der ersten Besandsaufnahme

Um eine gute Dokumentenkontrolle zu erreichen, ist es wichtig, dass die Dokumentationen... • mit Datum versehen sind (inklusive der Überprüfungsdaten) • klar identifizierbar sind, z.B. eindeutige Überschrift, klare Bezugsnummern, Autor • ordentlich und leicht verständlich geführt werden, z.B.: durch systematisches Aufstellen

nummerierter Bezugspunkten zu Einzelverfahren, Tabellen usw.

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Handbuch Energiemanagement

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4.5 Dokumentenkontrolle Die mit dem EMS verbundenen Dokumente müssen regelmäßig überprüft, überarbeitet und gebilligt werden, sodass aktualisierte Informationen über Abläufe und Arbeitsbereiche zur Verfügung stehen. Überholte Dokumente, die nicht mehr benötigt werden, sind so schnell als möglich zu entfernen. Die Organisation sollte sicherstellen, dass 1. Dokumente der entsprechenden Abteilung, Funktion, Tätigkeit und/oder Kontaktper-

son zugeordnet werden 2. Dokumente regelmäßig überprüft, überarbeitet und gebilligt werden 3. Aktuelle Versionen jederzeit bei den entsprechenden Stellen verfügbar sind 4. Überholte Dokumente schnellstens beseitigt werden

4.6 Betriebsüberwachung In jeder Organisation gibt es Prozesse und Anlagen, die für den größten Teil des Energie-verbrauchs verantwortlich sind. Als Daumenregel gilt, dass 20% der Energieverbraucher für 80% des Energieverbrauchs verantwortlich sind. Es ist notwendig, dass die Hauptverbrau-cher identifiziert und effizient betrieben werden. Für große Verbraucher müssen Verfahrensbeschreibungen und Betriebsanleitungen verfasst werden (inklusive Anweisungen zum effizienten Umgang mit Energie). Zusätzlich muss ein Wartungsplan verfügbar sein, dessen Befolgen effizienten und sicheren Betrieb gewährleis-tet. Neben dem effizienten Betrieb von Anlagen und Prozessen ist es wichtig, bei der Anschaf-fung auf energieeffiziente Geräte zu achten. Dies ist für Haushaltsgeräte leicht, die mit einem Energielabel der EU ausgezeichnet sind (von A++ als beste Effizienz bis G für höchsten Energieverbrauch). Industrieanlagen werden oft nach eigenen Plänen gefertigt und dabei spielt der Energieverbrauch eine untergeordnete Rolle. In diesen Fällen ist es wichtig, dass der Energiemanager beim Einkauf auf die Erfüllung von Effizienzkriterien für den Energie- und Wasserverbrauch drängt. Ein weiterer Punkt betrifft den Bau und die Sanierung von Gebäuden und Objekten. Dabei muss der zukünftige Energieverbrauch beachtet und in der Planungsphase Anforderungen an optimale Betriebskosten vom Architekten eingefordert werden. Neben niedrigen Investiti-onskosten sind auch Betriebskosten zu beachten. Es ist die Pflicht des Energiemanagers und seines/ihres Teams dass der richtige Betrieb von Anlagen und Prozessen, regelmäßiger Wartungsbedarf, minimale Einkaufsprinzipien und die energieeffiziente Architektur von Gebäuden klar an betroffene Mitarbeiter kommuniziert wird.

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Handbuch Energiemanagement

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5. Monitoring und Audit

5.1 Verbrauchsüberwachung Die Verbrauchsüberwachung beschäftigt sich mit der Sammlung, Aufzeichnung und Ablage von Energiedaten. Die notwendigen Daten werden aus Rechnungen, Messungen und Schät-zungen kommen und überwiegend den Energieverbrauch in den unterschiedlichen Unter-nehmensbereichen betreffen. Es werden aber noch andere Daten wie Produktionszahlen, Außentemperaturen und Preise notwendig sein. Da Energiemanagement ein ständiger Entscheidungsprozeß ist, der den Energieverbrauch und die Energiekosten einschränken und die Effizienz steigern soll, ist es notwendig, ein System zur ständigen Überwachung der Energiedaten einzurichten. Mit Hilfe dieser Daten wird klar, ob die im Energieprogramm festgeschriebenen Verbesserungen tatsächlich er-reicht wurden. Die erste Bestandsaufnahme ist die Grundlage für das weitere Vorgehen, sie bildet den Sta-tus quo. Dadurch können Schwachstellen und Bereiche mit einem Energieeinsparpotential aufgezeigt werden. Diese Möglichkeiten werden bewertet und nach ihrer Bedeutung gereiht. Für vorrangige Anliegen werden konkrete Ziele aufgestellt und deren Verwirklichung ständig kontrolliert. Den Rahmen für diese Vorgangsweise bildet die Energiepolitik, von der aus Ziele in die Praxis umgesetzt werden. Kontrolle und Zielsetzung Eine umfassende Energiekostenüberwachung und die Ausrichtung des Systems wird je nach Unternehmen unterschiedlich sein. Es handelt sich um einen kontinuierlichen Prozess der zu Beginn schrittweise aufgebaut werden sollte: Der erste Schritt besteht in der Ermittlung der Energiekosten und des Energieverbrauchs pro Energieträger und der Aufzeichnung der erhobenen Daten in Tabellen. Die Daten können graphisch dargestellt werden, damit der Energieverbrauch und die Energiekosten auf den ersten Blick erkennbar sind. Dadurch kann leicht festgestellt werden, welcher Energieträger den größten Anteil am Gesamtverbrauch und an den gesamten Energiekosten ausmacht. Der nächste Schritt umfasst die �Heizgradtaganalyse�, mit deren Hilfe der Zusammenhang zwischen den Energiekosten bzw. dem Energieverbrauch und dem Wetter festgestellt wer-den kann. In diesem Schritt wird die Heizungseffizienz analysiert. Die Grafik, die sich aus dem Zusammenhang zwischen �Heizgradtagen� und Kosten/Verbrauch ergibt, bietet einen Überblick über den Energieverbrauch in Abhängigkeit von der Außentemperatur. Im dritten Schritt wird die Effizienz des Boilers ermittelt und es erfolgt die Gegenüberstellung des Verbrauchs mit Produktionsdaten. Damit wird klar, in welchem Zusammenhang Verbrauch und Auslastung des Werks stehen. Zusätzlich werden Stromkosten und der Kraft-stoffbedarf für den Fuhrpark erhoben. Im vierten Schritt werden die Daten übersichtlich dargestellt, um den Verlauf kontrollieren zu können. In der Abbildung werden Spitzenwerte festgehalten, um ungewöhnlich hohe Verbrauche festzuhalten. Spitzen sollten gesondert analysiert werden. Diese Schritte sind die Basis eines Kontrollsystems. Es kommt zur Erhebung der Rohdaten einschließlich des Energieverbrauchs, der Energiekosten, der Produktionszahlen und der Aufzeichnung und Speicherung der Daten in einem entsprechenden Format.

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Handbuch Energiemanagement

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Danach folgt die Zielfestlegung, die Anwendung der entsprechenden Analysemethoden, um die Daten in nützlichere Information umzuwandeln, um Möglichkeiten zu erkennen und den Ist-Stand mit den Zielen zu vergleichen. Darüber hinaus gibt es die kontinuierliche Berichter-stattung. Relevante Information muss an das betreffende Personal weitergeleitet werden und so aufbereitet sein, dass die verantwortlichen Mitarbeiter die Situation verstehen und ent-sprechende Maßnahmen setzen. Das Überwachungssystem Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Überwachung des Energieverbrauchs. Große Energie-verbraucher können die Kosten teurer computergestützter Systeme und die damit verbunde-nen Aufwendungen für Schulung und externe Experten rechtfertigen. Für kleinere Energie-verbraucher kann sich zu viel Automatisierung jedoch kontraproduktiv auswirken. Bei der Wahl des geeigneten Systems sollten Sie sich die Frage stellen, ob die Kosteneinsparungen die Aufwendungen für Technologie, Schulung und Arbeitszeit rechtfertigen und welche Be-reiche dauerhaft überwacht werden müssen. Die Investition in das System sollte dem Ener-gieeinsparpotential entsprechen. Ob die verfügbaren Möglichkeiten für Unternehmen tat-sächlich anwendbar sind, hängt von den individuellen Anforderungen bezüglich der Erhe-bungsebene und/oder des technischen Standes ab. Überwachungstiefe Mit Hilfe der folgenden Punkte können Sie die Situation, die auf Ihr Unternehmen zutrifft, feststellen und Ihre Anforderungen an das System zusammenfassen. • Der Standort wird als eine Einheit betrachtet, und es werden nur die wichtigsten Ver-

brauchsdaten kontrolliert, z.B. die Zähler des Energielieferanten. Die Information wird nur für den gesamten Standort ermittelt. Einzelne Bereiche werden nur temporär gemessen und überprüft.

• Einzelner Standort mit Subzählern. Sofern nicht bereits vorhanden, werden Subzähler oder andere Messgeräte installiert, damit jeder einzelne Bereich dauerhaft überwacht werden kann. Die Daten können sowohl für den gesamten Standort als auch für jeden einzelnen Bereich ermittelt werden.

Technische Umsetzung Die Energiebuchhaltung kann unterschiedliche technische Entwicklungsgrade aufweisen. Meist gibt es eine Mischform auf Grund der gewachsenen Systeme: Manuelle Systeme Daten werden manuell abgelesen und in Listen eingetragen. Die Aus-wertung erfolgt meist in Excel. Es sind keine technischen Installationen notwendig, in der Praxis ist dieser Ansatz für große Unternehmen auf Grund des intensiven Personaleinsatzes kaum über längere Zeiträume tragbar. Kleine Betriebe können zumindest auf Monatsebene ihren Verbrauch überwachen und ein einfaches System selbst aufbauen. Automatische Systeme Daten werden automatisch elektronisch abgelesen und gespeichert. Die Auswertung kann meist per Knopfdruck erfolgen. Für diese Systeme spricht klarerweise der geringe Personalaufwand, dem jedoch meist intensive Investitionskosten für die Installa-tion der Messungen und Übertragungsgeräte gegen über stehen. Daten werden oft in eine eigene Software übertragen, damit Verlaufsentwicklungen aktuell bestimmbar sind. Qualität der Daten Das System kann nur so gut sein wie die Qualität der verwendeten Daten. Information, die auf der Analyse ungenauer Daten basiert, ist wertlos. Die Genauigkeit der Daten spielt eine wesentliche Rolle, ebenso wie die konsequente Anwendung der Analysemethoden.

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Es macht wenig Sinn sicherzustellen, dass ein Zähler 100% genau misst oder dass die Kos-tendaten auf fünf Dezimalstellen genau berechnet werden, wenn der für die Datenerhebung verantwortliche Mitarbeiter den falschen Zähler abliest oder die Kosten für geschätzte Rech-nungswerte berechnet. Ein EMS verlangt, dass die Vorgangsweise zur Datenerhebung fest-gelegt und dokumentiert ist. Aufzeichnung und Speicherung Um zu einem Ergebnis zu gelangen, müssen Verbrauch und Kosten für alle eingesetzten Brennstoffe erhoben und in eine gemeinsame Einheit umgewandelt werden. Wie diese In-formation aufgezeichnet und gespeichert wird, hängt von der technischen Ausstattung und den verfügbaren Ressourcen ab. Kleinbetriebe werden ihre Daten zu Beginn wahrscheinlich manuell erheben, aufzeichnen und speichern. Wenn zur Datenerhebung Rechnungen benö-tigt werden, sollte der Energiemanager sicherstellen, dass Kopien vorhanden sind. Wenn das Energiemanagement eingeführt wird rentiert sich vielleicht der Einsatz einer eigenen Software. Liegen infolge spezifischer Maßnahmen genauere Informationen über die Kosten und den Verbrauch vor, sollten die Kontroll-, Aufzeichnungs- und Speichermethoden entsprechend angepasst werden. Wenn zum Beispiel beschlossen wird, dass zur Ermittlung des Energie-verbrauchs bei der Erzeugung von Druckluft Subzähler erforderlich sind, müssen zusätzliche Aufzeichnungen durchgeführt werden. Die Daten werden benötigt, um die Zielerreichung zu kontrollieren. Deshalb sollte der Ener-giemanager nicht nur sicherstellen, dass Information quantitativ messbar ist und kontrolliert wird, sondern dass auch regelmäßig ein Vergleich mit vergangenen Perioden durchgeführt wird. Zusätzlich sollte in Situationen, in denen Ziele und Maßnahmen nicht erreicht werden, korrigierend eingegriffen werden. Dazu gehört auch die Möglichkeit, das Budget zu beein-flussen. Budgetüberschreitung wird am besten mit einer begleitenden Kontrolle entgegenge-wirkt. Die Mittel nicht ausgeschöpfter Budgets sollten auf andere Maßnahmen im Bereich Energiemanagement umgeschichtet werden. Neben Energiedaten sollten weitere Informationen aufgezeichnet werden, wie Schulungen, Verfahrensbeschreibungen, Prozessrichtlinien und rechtliche Vorgaben. Dabei sollte der Informationsspeicherung ein besonderes Augenmerk geschenkt werden. Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Unternehmen die Information zwar in der einen oder anderen Form existiert, es jedoch nur selten ein System gibt, dass diese Information in brauchbarer Form bereitstellt. Struktur einer Energiebuchhaltung Wenn keine eigene Software angeschafft wird, so kann sich das Unternehmen seine Ener-giedaten selber strukturieren. Dabei sollte es ausgehend von den Zählerständen eine Kenn-zahlenberechnung für die unterschiedlichen Unternehmensbereiche geben. Nachfolgend ist die Struktur für ein Bürogebäude dargestellt:

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Handbuch Energiemanagement

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5.2 Überwachungsverfahren

Es ist notwendig regelmäßig zu prüfen, dass Information über gesetzliche Verpflichtungen immer am neuesten Stand ist. Dabei gibt es zwei Bereiche: Managementverfahren � behandeln die Aktualisierung von Dokumenten und die Identifikati-on neuer gesetzlicher Verpflichtungen, Verordnungen und anderer Anforderungen Kontrollverfahren � behandelt die Art und Weise, wie bestimmte Arbeiten ausgeführt werden, um gesetzlichen Verpflichtungen zu entsprechen � z.B. der Betrieb des Kessels oder die Lagerung von Heizöl. Für diese Bereiche sind schriftliche Aufzeichnungen notwendig. So muss z.B. schriftlich fest-gelegt sein, wie die Anlieferung, Lagerund und Verwendung von Heizöl durchgeführt wird, welche Handlungen im Unfall zu geschehen habe und was beim Einschalten, dem Abschal-ten und der Wartung zu beachten ist. Es sollte auch schriftliche Anweisungen für externe Mitarbeiter am Standort geben, damit die Grundsätze der Energiepolitik eingehalten werden. So sollte z.B. festgelegt werden, wie sie sich bei einem Unfall zu verhalten haben, wer zu informieren ist usw.

Gesamtverbrauch

Gesamtkosten

Strom Heizöl Gas Kohle Holz Fernwärme

Energiebuchhaltung

Pos. Einheit Jahr Vorjahr Diff. in %

1 Arbeitnehmer Anzahl 25 24 4.17

2 Beheizte Fläche m² 260 260 0.00

3 Umsatz €1,000/Jahr 3,520 3,598 -2.17

4 Gesamtenergiekosten €1,000/Jahr 57.69 60.91 -5.30

5 Heizkosten €1,000/Jahr 9.29 10.23 -9.25

6 Gesamtenergieverbrauch MWh/Jahr 768 789 -2.63

7 Heizenergieverbrauch MWh/Jahr 301 311 -3.09

8 Gesamtenergiekosten pro m² €/m² 222 234 -5.30

9 Heizkosten pro m² €/m² 35.72 39.36 -9.25

10 Heizenergieverbrauch pro m²/a MWh/Jahr 1.159 1.196 -3.09

11 Anteil der Energiekosten am Umsatz % 1.64 1.69 -3.20

Comparison of total annual energy consumption

0,00

20,00

40,00

60,00

80,00

100,00

120,00

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12month

MW

h/a

previous year current year

Comparison of total annual energy costs

0,00

1.000,00

2.000,00

3.000,00

4.000,00

5.000,00

6.000,00

7.000,00

Janu

ary

Februa

ryMarc

hApri

lMay

June Ju

ly

Augus

t

Septem

ber

Octobe

r

Novem

ber

Decem

ber

Euro

per

yea

r

previous year current year

Kennzahlen

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Handbuch Energiemanagement

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5.3 Abweichungen, Korrekturverfahren und Vorsorge Die Organisation muss ein Verfahren anwenden, um Bereiche zu identifizieren, in denen es zu Abweichungen kommt und sie muss sicherstellen, dass hier korrigierende Maßnahmen greifen. Typische Bereiche von Abweichung sind: • Energieverbrauch und Energiekosten für ausgewählte Bereiche und Produktionsprozes-

se • Betrieb von Anlagen und Managementabläufe (Betriebsanweisungen für Anlagen, Ein-

kaufspraktiken) • Wartungs- und Serviceabläufe • Inspektionen Es kommt immer wieder zu Problemen oder Fehlfunktionen bei Anlagen oder Geräten, die ihre Ursache in menschlichem Versagen oder Unzulänglichkeiten im Managementsystem haben. Wenn aus diesen Problemen erhöhte Energieverbrauche resultieren, müssen die Gründe untersucht werden um festzustellen, was passiert ist. Das Untersuchungsverfahren erfordert: • die Bestimmung der Ursache • die Ausarbeitung eines Aktionsplanes • das Treffen von Vorsorgemaßnahmen zur Vermeidung dieser Störfälle in der Zukunft • die Anwendung von Kontrollen, die garantieren, dass alle getroffen Vorsorgemaßnahmen

effektiv sind und eine Wiederholung des Vorfalles ausschließen Alle Verfahrensänderungen sind schriftlich aufzuzeichnen. Zu einem Problem könnte es beispielsweise kommen, wenn eine gesetzlich festgelegte Emissionsobergrenze überschritten wurde. Gründe dafür könnten sein: • Technische Fehlfunktion der Geräte, was dazu führt, dass die Grenzen überschritten

werden • Menschliches Versagen wie die Nichteinhaltung von definierten Abläufen führt dazu,

dass Grenzwerte überschritten werden • Unzulänglichkeit des UMS: zu gewissen Zeiten wird die Grenze überschritten, jedoch

unüblicherweise bei Schichtwechsel. Die Untersuchung ergibt, dass die Übergabezeit zwischen den Mitarbeitern zu kurz ist � Arbeitsplatzbeschreibungen und Arbeitsverfahren erwiesen sich als unzulänglich bei der Erarbeitung der Anforderungen an eine reibungs-lose Übergabezeit.

Ist die Ursache des Problems einmal gefunden, müssen geeignete Verfahren zur Vermei-dung einer Wiederholung des Vorfalles eingesetzt werden. Alle Veränderungen hinsichtlich der Geräte, der Betriebsverfahren, Arbeitsplatzbeschreibungen usw. müssen gründlich do-kumentiert werden.

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5.4 Dokumentenkontrolle Ziel der Dokumentenkontrolle ist es, Mitarbeitern notwendige Unterlagen aktuell und einfach zur Verfügung zu stellen, damit ein EMS problemlos umgesetzt kann. Es muss ein System verankert sein, damit Dokumente aktuell und verfügbar sind. Die folgenden Dokumente sollten in einer Systemdokumentation enthalten sein: • Organisationsstrukturen • Prozessinformation • Interne Standards und Abläufe • Notfallpläne Die Dokumente beschreiben Verfahren, die sich wiederholen, und dazu zählt: • Training und Weiterbildungen • Prozessabläufe • Inspektionen, Wartung, Kalibrierungen • Umgang mit Lieferanten- und Unterauftragnehmer • Unfallberichte und Aufzeichnungen über Verfahrensabweichungen • Unfallvorsorge und Reaktion bei Unfällen • Auditergebnisse • Aufzeichnungen über Beschwerden • Management review Für die oben genannten Themen sollten Vorlagen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus muss festgelegt sein, wo Dokumente gespeichert sind, wann Dokumente überarbeitet wer-den, wie die Versionskontrolle abläuft und wie abgelaufene Dokumente entfernt werden. Der Energiemanager und sein Team sind dafür verantwortlich, alle Dokumente und Auf-zeichnungen für das EMS zu verwalten. Die Dokumente müssen Auditoren, Inspektoren, Vertragsnehmern und Mitarbeitern zur Verfügung stehen.

Dokumentenkontrolle

Die aktuelle Version jedes Dokuments sollte elektronisch an einem für alle zugänglichen Platz gespeichert werden, am besten am Intranet Server des Unternehmens. Alle kontrollierten EMS Dokumente müssen eine klare Änderungs-Historie aufweisen. Diese Historie kann genutzt werden, um die Entwicklung eines Dokuments zu verfolgen und die jeweiligen Revisionsstufen nachzuvollziehen. Die folgenden Informationen sollten in dieser Historie aufscheinen: • Revisionsdatum � Datum jeder Revision • Grund für die Revision � Kurze Beschreibung für den Grund der Revision • Verantwortliche Personen � Auflistung aller in die Revision des Dokuments beteiligten

Personen Dokumente können von allen Mitarbeitern entwickelt werden, die den Bedarf an schriftlichen Aufzeichnungen belegen können. Der Energiemanager ist typischerweise für die Prüfung, Abnahme und Revision der Dokumente zuständig. Falls Revisionen notwendig werden, wird der für die Revision zuständige Mitarbeiter des Energieteams die neue Dokumentenversion an Mitarbeiter zur Einholung von Änderungs-

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Handbuch Energiemanagement

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wünschen und Kommentaren versenden. Innerhalb einer bestimmten Zeitspanne müssen diese Kommentare abgegeben und gegebenenfalls eingearbeitet werden. Nach Abnahme des Dokuments wird die Unterlage gespeichert und betroffene Mitarbeiter werden auf die Änderung des Dokuments aufmerksam gemacht. Die Mitarbeiter müssen die Möglichkeit haben, relevante Dokumente zu drucken. Wichtig ist hier zu beachten, dass diese Dokumente nur zum Zeitpunkt des Drucks Gültigkeit haben, wobei die Änderungs-Historie Aufschluss über die Aktualität und die Revisionszeitpunkte gibt. Nach Verwendung der gedruckten Dokumente sollten diese zerstört werden. Die Dokumente müssen in regelmäßigen Abständen überarbeitet werden, um deren Aktuali-tät zu sichern. Die für die Revision zuständigen Mitarbeiter legen diese Überarbeitungszeit-räume fest.

Aufzeichnungsverantwortung

Allgemeine Verantwortung � Der Energiemanager hat die übergeordnete Verantwortung für die Identifikation, Speicherung, den Schutz und die Bereitstellung der EMS Dokumente. Einige Dokumente können bei den jeweils für diesen Bereich verantwortlichen Mitarbeitern erstellt und gelagert werden.

Arten der Aufzeichnungen � Aufzeichnungen sollten so weit wie möglich elektronisch ent-wickelt werden. Im Fall von Ausdrucken und Plänen sollte ein geeigneter Ablageplatz be-stimmt werden.

Auffinden von Aufzeichnungen � Der Energiemanager muss Aufzeichnungen durchführen und aktualisieren, um ein EMS richtig zu beschreiben. Die Übersicht über alle Aufzeichnun-gen enthält auch Informationen über den Autor, die Ablage, Speicherart (elektronisch oder Ausdruck) und notwendige Aktualisierung.

Umgang mit Aufzeichnungen

Allgemeiner Umgang mit Aufzeichnungen: Es ist notwendig mit Aufzeichnungen so umzugehen, dass sie: • Jederzeit auffindbar sind • Überarbeitet und aktualisiert werden • Vor Schäden geschützt werden • Beseitigt werden, wenn sie abgelaufen sind Die folgenden Anforderungen gelten für hard copy Aufzeichnungen: • Handschriftliche Kommentare müssen vom Dokumentenbesitzer auf Gültigkeit geprüft

und in der nächsten Überarbeitung aufgenommen werden. Falls diese Kommentare kei-ne Gültigkeit haben, so müssen sie ersichtlich gestrichen werden.

• Der Energiemanager muss sicher stellen, dass alle Dokumente sicher gespeichert und gelagert sind. Dazu gehören die Erstellung von Sicherungskopien und der Schutz gegen Verlust oder Zerstörung. Die Speicherorte müssen sicher gegen unbefugten Benützung und Schäden von Außen (z.B. Wassereinbruch, extreme Temperaturen) sein.

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Handbuch Energiemanagement

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Die folgenden Anforderungen gelten für elektronische Aufzeichnungen: • Jedes kontrollierte Dokument muss an seinem bestimmten Speicherplatz abgelegt sein

(z.B. Computer, Server). Der vorrangige Speicherort ist der Intranet Server. Jede Ände-rung des Intranet Systems ändert automatisch die elektronischen Verknüpfungen auf EMS Dokumente.

• Elektronische Aufzeichnungen, die unter der Kontrolle von Verantwortlichen stehen, die keinen Zugriff auf den Intranet Server haben, lagern die Dokumente auf eigenen Spei-chermedien.

Speicherdauer der Aufzeichnungen

Die Dauer der Lagerung und Speicherung von Dokumenten muss vorab für jedes Dokument bestimmt sein. Es sollte eine minimale Lagerdauer vorgesehen werden. Diese Lagerdauer muss während eines Audits überprüft werden. Aufzeichnungen, die über die vorgesehene Lagerdauer im System verbleiben, bilden keinen Bestandteil eines EMS mehr. Sie gelten als �abgelaufene Aufzeichnungen� und werden nicht länger aktualisiert. Entsorgung von Aufzeichnungen � Aufzeichnungen, die über die maximale Lagerdauer hinaus im System verbleiben, werden unter �abgelaufene Aufzeichnungen� abgelegt. Sensib-le Daten und Aufzeichnungen werden vor ihrer Entsorgung zerstört, nicht sensible Unterla-gen werden wie Büropapier entsorgt. Beispiel einer Dokumenten Historie:

Dokumentenänderung Historie

Revisionsdatum Grund der Revision Revisionsbeteiligte 14/10/2007 Aktualisierung der Inhalte Energie Manager 19/10/2008 Aktualisierung der Inhalte Energie Manager

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Handbuch Energiemanagement

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5.5 Internes Audit Jedes System muss von Zeit zu Zeit bewertet werden, um sicherzustellen, dass es planmä-ßig funktioniert und dass es die vom Unternehmen gewünschten Ergebnisse bringt. Dabei stellt ein Energiemanagementsystem keine Ausnahme dar. Der Auditprozess bietet im We-sentlichen die Möglichkeit sicherzustellen, dass das Energiemanagement effizient funktio-niert und tatsächliche Vorteile bringt. Ein Audit wird aus folgenden Gründen durchgeführt: • Bereiche, in denen keine Übereinstimmung mit Gesetzen und Vorschriften besteht, wer-

den erkannt und Risiken einer rechtlichen Verfolgung und unnötiger Kosten vermieden. • Das Audit lenkt die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter auf Vorgehensweisen und Verfahren

und stärkt das Bewusstsein und das Verständnis für Energiefragen. • Die größten Risikobereiche werden hervorgehoben und Stärken und Schwächen festge-

stellt. • Es wird sichergestellt, dass das höhere Management über die Ergebnisse im Bereich

Energiemanagement informiert wird. • Das Managementsystem wird aktualisiert und verbessert und nicht als statisch und infle-

xibel betrachtet. Es wird sichergestellt, dass Energiepolitik, allgemeine und konkrete Ziele relevant sind. Der Auditprozeß umfasst drei grundlegende Elemente: • Planung • Informationserhebung und Bewertung • Berichterstattung und korrigierende Maßnahmen Der erste Schritt besteht natürlich in der Festlegung der Ziele und des Audit-Umfangs. Um sicherzustellen, dass das Energiemanagementsystem entsprechend funktioniert, müssen seine Elemente überprüft werden. Das Unternehmen verfügt aber möglicherweise nicht über ausreichend Zeit und Personal, um das gesamte System auf einmal zu betrachten. Zusätz-lich könnten ausgewählte Bereiche öfter geprüft werden als andere. Deshalb ist es notwen-dig, den Umfang jedes Audits genau festzulegen. Ziele und Umfang des Audits festlegen. Ziele: Die grundlegenden Ziele des Audits, die in der Regel gleich bleiben, sind: • Bewertung des derzeitigen Managementsystems • Ermittlung der Übereinstimmung mit der Unternehmenspolitik und dem Energieprogramm • Ermittlung der Einhaltung von Rechtsvorschriften. Zusätzlich kann ein Unternehmen noch weitere Ziele, Probleme oder vorrangige Anliegen definieren. So kann sich ein Unternehmen zum Beispiel auf die Effizienz von Schulungs- und bewusstseinsbildenden Strategien konzentrieren. Falls beim letzten Audit Problembereiche erkannt wurden, könnte das Unternehmen im Hin-blick auf diese Probleme spezifische Ziele formulieren. Umfang Für jedes Audit wird festgelegt:

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Handbuch Energiemanagement

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• welche Aktivitäten zu berücksichtigen sind (z.B. ein einzelner Produktionsprozess, eine einzelne Aktivität oder die Beleuchtung als ein das gesamte Unternehmen betreffender Energiebereich)

• welche Standards berücksichtigt werden (z. B. die Einhaltung von Normen oder der Ver-gleich mit dem Branchenführer)

• welchen Zeitraum das Audit abdeckt (üblicherweise ist dies der Zeitraum nach dem letz-ten Audit)

Zusammenstellung des Auditteams Als nächsten Schritt muss entschieden werden, wer das Audit durchführen soll. Die Größe des Teams hängt davon ab, welche Bereiche des Energie-Management-System evaluiert werden und wie groß das Unternehmen ist. In kleinen Unternehmen reicht wahrscheinlich eine Person für die Evaluierung des gesamten Systems aus. In größeren Unternehmen ist ein Team erforderlich, dessen Mitglieder sorgfältig ausgewählt werden sollten. Kriterien für die Auswahl sind: • Unabhängigkeit, um die zu prüfenden Bereiche unparteiisch betrachten zu können. • fundierte Kenntnisse der entsprechenden Gebiete. Die einzelnen Teammitglieder müs-

sen nicht in allen Bereichen Experten sein, sondern das Team als ganzes. • die für die Durchführung eines Audits notwendigen Fertigkeiten Das Team kann aus firmeninternen Mitarbeitern, externen Beratern oder einer Kombination aus beiden bestehen. Externe Berater stellen sicher, dass die zuvor erwähnten Kriterien er-füllt werden und die Tätigkeit des Unternehmens aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wird. Durch externe Prüfer kommt es wahrscheinlich zu weniger internen Konflikten mit Auf-gaben und Prioritäten. Auf der anderen Seite reduziert ein internes Team wesentlich die Kos-ten des Audits und bietet den Vorteil, dass interne Mitarbeiter bereits mit den Tätigkeiten und der allgemeinen Politik und den Vorgehensweisen des Unternehmens vertraut sind. Vorbereitung des Auditprogramms Bevor mit der Informationserhebung und dem Audit begonnen wird, sollte sichergestellt wer-den, dass die Geschäftsführung das Audit bewusst unterstützt. Zusätzlich müssen die erfor-derlichen Ressourcen bereitgestellt werden, das Auditteam muss Zugang zu allen relevanten Bereichen des Standorts haben. Die internen Teammitglieder werden während des Audits weniger Zeit für andere Aufgaben haben, andere Mitarbeiter werden Information bereitstellen. Das Team sollte bereits im Voraus ein Auditprogramm vorbereiten, das eventuell Interviews mit dem verantwortlichen Personal, Beobachtung und Kontrolle vorsieht. Der Geschäftsfüh-rung und dem betroffenen Personal sollte in einem Briefing mitgeteilt werden, weshalb das Audit durchgeführt wird, was geschieht und was für eine Aufgabe die Beteiligten in diesem Prozess haben. Allfällige Sicherheitsfragen (Zugang zu geschützten Bereichen) sollten zu diesem Zeitpunkt aufgegriffen und gelöst werden.

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Sammlung der Dokumente Bevor das Auditteam beginnt, vor Ort Information einzuholen, ist es wichtig, dass es mit den Aktivitäten und den Bereichen der Unternehmenspolitik und den derzeitigen Programmen vertraut ist. Vor dem Audit sollte sich das Team mit entsprechender Dokumentation, wie zum Beispiel der Politik und den Unternehmenszielen im Bereich Energiemanagement befassen. Daneben sollten auch Verbrauchs- und Kostendaten und angestrebte Ziele berücksichtigt werden. Die erforderliche Information wird größtenteils vom Umfang des Audits und dem Vertrautheitsgrad der Mitglieder mit dem Unternehmen bestimmt. Folgende Information könnte erforderlich sein: • Pläne des Standorts, auf denen z.B. Prozesse, Zähler und Subzähler eingezeichnet sind • Strukturen und Verantwortungsbereiche, die für Energiemanagement relevant sind • Darstellung der Verfahren / Prozesse • Aufzeichnungen über den Energieverbrauch und die -kosten • Wartungsaufzeichnungen • Frühere Auditergebnisse • Einzelheiten des derzeitigen Managementsystems • Einzelheiten über Schulungs- und bewußtseinsfördernde Programme Standortbesichtigung Wird das Audit von externen Beratern durchgeführt, benötigen diese eine Führung durch das Firmengelände, um einen Einblick in die Tätigkeiten des Unternehmens zu erhalten und um mit den Räumlichkeiten wesentlicher Prozesse und Messstellen vertraut zu werden. Das externe Team benötigt eventuell auch einen Arbeitsplatz, von dem aus sie während ihres Besuches arbeiten können und einen Hauptansprechpartner. Sammlung von Beweisen Das Team muss die Leistung des Unternehmens beurteilen, um sicherzustellen, dass es den in der Unternehmenspolitik und Verfahren festgelegten Standards oder den Standards der �bewährten Verfahren� entspricht und dass das Energie-Management-Systeme effizient ist. Hierfür müssen sie entsprechendes Beweismaterial sammeln. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, diese Beweise zu sammeln. Durch: • Befragung • Beobachtung • Prüfen

Befragung Dazu zählen die Befragung der Mitarbeiter und das Heranziehen entsprechender Information. Im Rahmen von Interviews kann entweder eine Checkliste ausgefüllt oder eine allgemeine Diskussion geführt werden. Sinn der Befragung ist es, Beweismaterial zu zahlreichen Fragen zu sammeln. Dazu könnte gehören, dass: • die täglichen Verfahren der Mitarbeiter mit den im Dokumentationsmaterial beschriebe-

nen übereinstimmen. • sich die dokumentierten Verfahren im Einklang mit der Situation des Unternehmens be-

finden • sich die Mitarbeiter ihrer Aufgaben/Verantwortungsbereiche in Bezug auf Energiemana-

gement bewusst sind

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• die Mitarbeiter über das zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderliche Wissen und die ent-sprechenden Fertigkeiten verfügen

• sich die Mitarbeiter der Energiepolitik und der Energieprogramme ihres Unternehmens bewusst sind und diese verstehen.

Beobachtung Während der Beobachtungsphase soll die während Interviews erhaltene Information über-prüft werden und durch näheres Betrachten der Verfahren und Prozesse vor Ort zusätzliches Material zusammengetragen werden. Allen während der Beobachtungsphase angemerkten Schwachstellen sollte entweder in weiterführenden Interviews oder durch Prüfen nachge-gangen werden.

Prüfen Möglicherweise erachtet es das Auditteam für notwendig, die Ergebnisse der Interviews oder ihrer Beobachtungen durch Messungen und Tests vor Ort zu verifizieren. Gegebenenfalls werden auch die Ergebnisse der Kontrollberichte in Tests verifiziert. Es sind folgende Arten von Messungen und Tests vorstellbar: • Temporäre Messung des Stromverbrauchs mit Ampermetern • Funktionalitätstest von Beleuchtungssystemen (Bewegungsmeldern) • Kontrolle der Aufzeichnungen im eigenen Energieinformationssystem mit Messungen vor

Ort

Bewertung der Ergebnisse Im nächsten Schritt evaluiert das Team das zusammengetragene Material. Jedes Teammit-glied sollte seine Ergebnisse zusammenfassen und erkannte Schwachstellen aufzeigen. Danach sollte das Team seine Ergebnisse dem zuständigen Personal und dem höheren Ma-nagement mitteilen. Die erkannten Schwachstellen sollten einzeln aufgeführt werden. Ebenso sollten die Ergeb-nisse des Audits belegt werden und größere Schwachstellen hervorgehoben werden. Wei-ters sollten dem Personal Ansätze zur Lösung der Probleme vorgeschlagen werden. Das Ergebnis des Auditprozesses sollte ein Bericht der Einzelergebnisse sein, der dem hö-heren Management des Unternehmens vorgelegt wird. Mit diesem Bericht soll: • der Umfang des durchgeführten Audits beschrieben werden • das Management über die Leistung des Unternehmens informiert werden • Information über die Effizienz des Energiemanagementsystems des Unternehmens be-

reitgestellt werden • gegebenenfalls korrigierendes Handeln angeregt und begründet werden Das Unternehmen wird von dem Bericht nur profitieren, wenn es die Ergebnisse in künftigen Maßnahmen berücksichtigt. Das Unternehmen sollte: • einen Aktionsplan zur Umsetzung der Empfehlungen des Audits erstellen • einen Zeitrahmen für die erforderlichen korrigierenden Maßnahmen erstellen

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Handbuch Energiemanagement

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• festlegen, welche Kontrollverfahren notwendig sind, um zu belegen, dass Maßnahmen gesetzt wurden

• seine Energiepolitik, sein Maßnahmenpaket und seine Managementverfahren entspre-chend ändern.

Die Bewertung des Energie-Management-Systems sollte nicht als einmaliger Vorgang be-trachtet werden. Das Audit ist ein wichtiger Bestandteil des Kreislaufs der kontinuierlichen Verbesserung. Deshalb ist es wichtig einen Zeitplan für die Durchführung der Audits festzu-legen, der die Ergebnisse der vorangegangenen Audits und die Auswirkung der Unterneh-menstätigkeit des Unternehmens auf den Energieverbrauch berücksichtigt. Wenn beim letzten Audit gröbere Schwachstellen festgestellt wurden oder wenn Maßnah-men in Bezug auf den Energieverbrauch mit hohen Kosten oder Umweltbeeinträchtigungen verbunden sind, sollte der Abstand zwischen den Audits kurz sein (eventuell 1 Jahr). Wenn es sich um Maßnahmen mit weniger relevanter Auswirkung handelt, ist wahrscheinlich ein längerer Abstand zwischen den Audits angebracht.

5.6 Überprüfung des Energiemanagementsystems durch die Geschäftsführung

Die periodische Überprüfung des Managementsystems durch die Geschäftsführung ist der Abschluss einer Periode und die Basis für zukünftige Schritte. Durch die Zustimmung der Geschäftsführung zu allen Abläufen und Aktivitäten im EMS wird sicher gestellt, dass das System optimal und zur vollen Zufriedenheit funktioniert und seine Ziele erfüllt. Die Geschäftsführung wird das Augenmerk auf die folgenden Bereiche legen, wobei die In-halte bereits im Energiebericht abgebildet sein werden: • Energiepolitik • Ergebnisse der Bestandsaufnahme (inklusive energieintensive Bereiche und Rechtsre-

gister) • Energieprogramm und Angabe, welche Maßnahmen in der Vergangenheit bereits umge-

setzt wurden • Notwendige Anpassungen und geänderte Verfahren; • Aktualität und Vollständigkeit des Energiemanagementsystem Handbuch • Audit Bericht Die Geschäftsführung wird folgende Bereiche schriftlich darstellen: • Abweichungen von den Unternehmenszielen und notwendige Anpassungen • Bereiche, denen zukünftig besonderes Augenmerk geschenkt werden muss wie Daten-

erhebung, Auswertung, Bereiche für Verbesserung und Verfahrensänderungen