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POLIZEI Sachsen Happy birthday, Opa! INFO-Reihe Nr. 5 zum Thema Ladendiebstahl

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POLIZEISachsen

Happy birthday, Opa!INFO-Reihe Nr. 5 zum Thema Ladendiebstahl

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❚ Bisher erschienenen in der INFO-Reihe des Landeskriminalamtes Sachsen:

Nr. 1: Christian & CoNr. 2: Unsere Sandra macht das nicht ...oder?Nr. 3: Der NeueNr. 4: Mach`s gut, Konny.Nr. 5: Happy birthday, Opa!Nr. 6: Bad4UNr. 7: BelaNr. 8: Mein Teddy hat nicht aufgepasst!Nr. 9: Von der Schwierigkeit, einen Kaktus zu umarmen und anderen

Risiken

❚ Hinweis:Diese Broschüre wendet sich an Schüler der 5. und 6. Klassen, ihre Elternund Lehrer. Es geht um Ladendiebstahl, mehr nicht. Aber eben auch nichtum weniger.

❚ überreicht durch

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Ladendiebstahl ist ... | 1

Franz hatte es gewusst. DieStimme des Mannes, der ihnkurz nach der Kasse an-sprach, klang ganz ruhig:“Mein Name ist Heinrich. Ichbin hier als Hausdetektivbeschäftigt. Ich glaube, duhast vergessen, etwas zubezahlen. Komm bitte malmit in mein Büro!”

Der Detektiv nickte der Ver-käuferin an der Kasse kurzzu. Dann ging er zu einerTür in der Nähe des Aus-gangs. NUR FÜR PERSONALstand auf einem Schild.Franz zögerte. Für einenMoment überlegte er, ob ernicht einfach losrennen soll-te. Vielleicht schaffte er es jabis zum Ausgang. Immerhinwar er nicht schlecht auf100 Meter ...

Der Detektiv lief etwa zwei Meter vor ihm unddrehte sich nicht ein einzigesMal um. Erst ziemlich spätbemerkte Franz, dass amAusgang noch ein zweiterDetektiv stand: Etwa 1,90 mgroß, kräftig, mit sehr brei-ten Schultern und Arme, sodick wie bei einem Bodybuil-der. Dabei sah er nicht so

aus, als ob er nur Spinat ge-gessen hätte. Keine Chancealso, an ihm vorbeizukom-men.

Franz ging es mit jedemSchritt schlechter. Sein Herzklopfte bis zum Hals und sei-ne Knie waren ganz wacke-lig. Als der Detektiv die Türöffnete, sah Franz noch ein-mal zurück. Neben dem Zei-tungskiosk am Ausgangstanden Paul und Alex. Beidehatten die ganze Zeit zuge-schaut. Und beide sahen soaus, als ob sie über Franzlachten.

Er hatte es gewusst. Er hattevon Anfang an gewusst, dasses schief gehen würde. Wa-rum hatte er überhaupt beiso einem Blödsinn mitge-macht?

Der Detektiv deutete aufeinen Stuhl. “Setz dich, abergib mir vorher die CD, die dueingesteckt hast!” Franz griffmit zitternden Händen inseine Schultasche ...

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Als er die CD auf den Tischgelegt hatte, sah ihn derDetektiv erstaunt an: “Hörstdu wirklich solche Musikoder warum hast du sie mit-genommen?”

Franz schüttelte ganz leichtden Kopf, sagte aber nichts.Er hatte das Gefühl, dass inseinem Hals ein dicker Kloßsaß.

“Hast du vorhin eigentlichdaran gedacht, einfach los-zurennen?”

Franz schüttelte wieder denKopf, dann nickte er doch.

“Ich mache diese Arbeitschon einige Jahre. JedenTag das Gleiche: Ich sprecheLeute an, die in unseremGeschäft geklaut haben undhole sie in unser Büro.Manchmal stehe ich am Aus-gang, manchmal mein Kolle-ge. Wir merken genau, werabhauen will und wer nicht.Ein paar haben es probiert,aber geschafft hat es nochkeiner ...”

Franz versuchte, gar nichterst zu antworten.

“Manche denken, sie sindganz cool und clever. Sichererwischen wir nicht jeden,der etwas mitgehen lässt.Aber die meisten schon. Undwenn sie dann hier im Bürositzen, blass, zitternd odervor Angst schwitzend, ist esvorbei mit dem ganzen Mut.Dann haben sie nur nochSchiss, weil sie nicht wissen,wie es weitergeht. Mancheheulen sogar oder bettelnuns an, damit wir sie wiederlaufen lassen sollen.

Ganz langsam kramte er ineiner Schreibtischschubladeund zog schließlich ein For-mular hervor. “Weißt du, wasdas ist?”

Franz schüttelte den Kopf.Der Kloß in seinem Halswuchs immer weiter;bestimmt war er schon sogroß wie ein Handball. Odersogar wie ein Fußball?

2 | ... ein bisschen wie MIKADO.

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Du siehst nur ... | 3

“Also weißt du nun, was dasfür ein Formular ist?”, fragteer.

“Nein”, antwortete Franzganz leise.

“Das ist eine Anzeige wegenLadendiebstahl. Die schrei-ben wir bei jedem, der beiuns klaut.” Dann machte ereine Pause.

Vorsichtig nahm Franz seinenganzen Mut zusammen undfragte mit heiserer Stimme:“Und was machen Sie ... alsoich meine ... mit der Anzei-ge?”

Der Detektiv sah nur kurzauf: “Die nimmt die Polizeimit.”

“Die Polizei?” Franz wurdeimmer blasser.

“Die Polizei, na klar! Wennich die Anzeige geschriebenhabe, rufe ich bei der Polizeian. Die nehmen dann dieLadendiebe mit zur Dienst-stelle.”

Franz rutschte fast vomStuhl. Im Fernsehen hatte er

so etwas schon einmal gese-hen und in der Schule wurdeauch machmal darüber gere-det oder Witze gemacht.Aber wenn man selber abge-holt wird, ist das gar nichtmehr lustig.Irgendjemand pumpte stän-dig Luft auf den Fußball inseinem Hals. Bestimmt warer schon so groß wie einMedizinball. Er hatte aucheinen fürchterlichenGeschmack im Mund; so wieverschwitzter alter Medizin-ball mit Turnhallendreckeben schmeckt ...

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Franz konnte gar nicht mehrrichtig zuhören. In seinemKopf brummte es nur noch.Kalter Schweiß stand ihmauf der Stirn. Polizei, auchdas noch ...

“Und was macht die Polizeimit der Anzeige und ... äähmit mir?”

Der Detektiv sah kurz auf.“Lass dir Zeit, Junge. Jetztkannst du eh nichts mehrändern. Vorher, als du die CDeingesteckt hast, hättest dunachdenken müssen ...”

Nach einer kurzen Pausefügte er hinzu: “Sie werdendir den Kopf schon nichtabreißen. Aber wenn du Mistgebaut hast, musst du dafürauch geradestehen. Jetztschreibe ich erst mal dieLadendiebstahlanzeige.”Nachdem er die ersten Buch-staben auf sein Formulargeschrieben hatte, schauteer wieder zu Franz: “Hast dueinen Ausweis dabei?”

Franz schüttelte den Kopf.“Auch keinen Schüleraus-weis?”

Franz kramte in seinenTaschen. Irgendwo musste ersein, aber er fand ihn nicht.

“Also gut, wie heißt du?”

Blitzartig schoss Franz einGedanke durch den Kopf:Wenn ich jetzt irgendeinenanderen Namen sage, dasmerkt er bestimmt nicht.Aber ehe er darüber richtignachdenken konnte, nahmihm der Detektiv alle Illusio-nen.

“Ich weiß, was du jetztdenkst. Vergiss es einfach.Spätestens wenn dich diePolizei hinterher nach Hausebringt, fliegt die Sache auf!”

Franz rutschte noch einStück tiefer. Nach Hausebringt, ach du Sch...

4 | ... den einen Stab:

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Den willst du haben ... | 5

Franz nahm sich vor, dochlieber die Wahrheit zu sagen.Er nannte seinen Namen, woer wohnte, wann er geborenwurde, wie seine Elternheißen, die Telefonnummer,eben alles.

Herr Heinrich hatte schoneine ganze Weile in derAnzeige geschrieben, als erplötzlich nach der CD fragte.“Ich wollte es vorhin schonmal wissen: Hast du die CDwirklich für dich geklaut? Ichhabe als Detektiv ja schonviel erlebt, aber dass jemandin deinem Alter Volksmusikhört, ist mir noch nie unter-gekommen!” Diesmal ant-wortete Franz nicht.

Als der Detektiv das Formularausgefüllt hatte, las er allesnoch einmal laut vor. “Dusagst mir, wenn etwas nichtstimmt, ja?”

Franz nickte.

“Sachverhalt: Ich beobachte-te den Kunden bereits, als erunsere Geschäftsräumebetrat. Er fiel mir deshalb auf,weil er sehr unsicher wirkteund sich immer wieder

umdrehte. Zwei weitere Kin-der folgten ihm in kurzemAbstand. Zwischen dem spä-teren Täter und den anderenKindern bestand wiederholtBlickkontakt.

Nachdem er in der Elektro-nikabteilung angekommenwar, wirkte er noch aufgereg-ter. Ihm fiel sogar eine CD aufden Boden, als er sie aus demVerkaufsregal nahm. Nacheiner Weile hatte der Kundeeine CD ausgewählt. Er nahmsie zunächst in die Hand undging dann mit der CD zu denStereoanlagen.

Dort bückte er sich, als ob ereines der Geräte genaueransehen wollte. Dabei steck-te er die CD in seine Schulta-sche, die er in der anderenHand trug.

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Die beiden anderen Kinderstanden außerhalb der Fach-abteilung. An der Diebstahl-handlung waren sie nachmeiner Beobachtung jedochnicht beteiligt.”

Herr Heinrich schnaufte: “So,fast fertig. Ich bin immerwieder froh, wenn ich denSchriftkram erledigt habe,weil mein Kollege sonstdraußen allein ist. Jetzt rufeich erst mal bei der Polizeian.”

Er kannte die Nummer ausdem Kopf. “Ja, hallo, hier istHeinrich. Ich bin es schonwieder, Herr Meißner. Wirhaben da wieder jemand fürSie.” Der Detektiv und derPolizist am anderen Ende derLeitung kannten sich offen-bar recht gut. Jedenfallslachte Herr Heinrich, als derPolizist irgendetwas zu ihmsagte. “Nein, es ist nur einer.Und er ist noch Schüler!”,fügte er hinzu. “Also bisgleich.”

Dann schaute er Franz eineganze Weile an. “Hast du dasSchild am Eingang gelesen,mit der Anzeige wegen

Ladendiebstahl und so wei-ter?”

Er wartete gar nicht auf eineAntwort, sondern sprach so-fort weiter. “Es hat für jeden,der bei uns wegen Laden-diebstahl erwischt wird, eineganze Reihe von Konsequen-zen.

Erstens zeigen wir ihn anund übergeben jeden Laden-dieb der Polizei.

Zweitens wird jedem Diebvon uns ein Hausverbot aus-gesprochen. Das heißt, dasser für ein Jahr oder längerunser Geschäft nicht mehrbetreten darf. Tut er es trotz-dem, kriegt er eine neueAnzeige wegen Hausfrie-densbruch.

Und drittens fordern wirzusätzlich von jedem Diebeine Bearbeitungsgebühr von50 Euro. Manche sagen auch“Fangprämie” dazu. Von die-sem Geld werden beispiels-weise die Hausdetektivebezahlt. Würde niemandklauen, müsste die Firmaauch keine Detektivebeschäftigen.”K

omm,probiermal!DasZeugistechtgut!

6 |... mit aller Macht ...

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Herr Heinrich lachte kurzauf: “Eigentlich ist es jalustig. Meine Arbeitgebersind in Wirklichkeit die Die-be. Ich lebe von deren Geld.”

Es klopfte. Herr Heinrich öff-nete die Bürotür. Draußenstanden zwei Polizisten, eineFrau und ein Mann. Siebegrüßten den Detektivziemlich locker, so als ob siesich schon lange kennenwürden. “Das ist ja schon derdritte Ladendieb heute!”,sagte der Polizeibeamte zumDetektiv. “Wenn das so wei-ter geht, können wir beieuch ja gleich einen eigenenPolizeiposten eröffnen.”

“Ganz so weit ist es nochnicht! Aber wir kennen unse-re Pappenheimer ziemlichgut. Bei manchen sehen wirschon, dass sie was klauenwollen, wenn sie gerade erstzur Tür hereinkommen.

Der Franz hier ist auch soeiner. Bei ihm hätte ich sogargewettet, dass er in dennächsten zehn Minuten wasmitgehen lässt. Mein Kollegekennt sich noch besser aus:Der weiß oft sogar schon,

was die Leute klauen wol-len ...”

“Und was ist, wenn er danndoch irrt?”, fragte die Poli-zistin.

“Das ist bisher noch nie pas-siert. Er sagt immer, dass erunsere Anzeigenformularekomplett runterschluckenwird, wenn er Unrecht hat.Wie Sie sehen, musste er esbisher noch nicht machen.”Dabei übergab er die Anzeigean die beiden Polizeibeam-ten. Dann verabschiedete ersich von Franz: ”Also vergissnicht, dass du für ein Jahrbei uns Hausverbot hast!”

Franz nickte. Dann ging ermit den Polizisten aus demBüro. Auf dem Weg bis zumAusgang starrten ihn vieleLeute an. Einige der Blicketaten direkt weh. Was diewohl jetzt von ihm denkenmüssen?

... und um (fast) jeden Preis. | 7

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Hoffentlich war niemanddabei, der ihn kannte.

Als der Streifenwagen los-fuhr, saß die Polizeibeamtinneben ihm auf dem Rücksitz.Da sah er Paul und Alexneben dem Eingang stehen.Und diesmal grinsten siewirklich. Bestimmt würdensie morgen in der Schulealles erzählen ...

Die Fahrt in einem Streifen-wagen hatte sich Franzfrüher immer mal ge-wünscht. Vielleicht sogarnoch mit Blaulicht oder so.Das, was heute passierte,hatte er sich nicht ge-wünscht. Er hatte noch nichteinmal daran gedacht. Heutesaß er auf dem Rücksitz unddie Polizei war wegen ihmgekommen, weil er etwasgeklaut hatte. Er hatte einenganz trockenen Hals und esschmeckte immer noch nachMedizinball.

“Wir fahren jetzt zur Dienst-stelle”, sagte die Polizistinneben ihm. “Können wir dei-ne Eltern telefonisch errei-chen?”

Franz zuckte mit den Schul-tern. “Ich weiß nicht, ob sieschon zu Hause sind.” Nacheiner Weile fügte er leisehinzu: “Muss das sein, dassSie meine Eltern anrufen?”“Ja”, sagte die Frau nebenihm, “das muss sein.”

Franz kannte den Weg zumPolizeirevier. Er war schoneinmal dort gewesen, als sei-ne Klasse vor zwei Jahren dieDienststelle besichtigt hatte.Heute war er nicht als Besu-cher da.

Er wurde in ein Zimmergeführt und musste dort eineWeile warten. Frau Fuchs, sohieß die Polizistin, telefo-nierte zweimal mit irgend-welchen Leuten. Franz konn-te nicht alles verstehen, wassie sagte. Es ging jedenfallsum ihn.

8 | Es ist nur ein Stab ...

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... von den vielen ... . | 9

Dann sah sie ihn eine ganzeWeile an.

“So, Franz und jetzt zu dir.Du weißt, warum du hierbist?”

Franz nickte. Er wusstegenau, warum er hier war. Erhatte im Kaufhaus eine CDgeklaut, die er seinem Opaam Sonntag zum Geburtstagschenken wollte.

HAPPY BIRTHDAY, Opa ...

Frau Fuchs stellte noch vielmehr Fragen als der Detektiv:Welchen Beruf seine Elternhaben, ob Franz Geschwisterhat, in welche Schule undwelche Klasse er geht und soweiter und so weiter.

Erst nach einer ganzen Weilefragte sie nach dem, was imKaufhaus passiert war. “DerDetektiv schreibt, dass erdich beim Diebstahl einer CDbeobachtet hat.” Dann las sieden Text vor, den Herr Hein-rich in das Anzeigenformulargeschrieben hatte.

“War das so, Franz?”

Franz starrte auf den Boden.Erst als Frau Fuchs noch ein-mal gefragt hatte, nickte erstumm.

“Soll ich jetzt in das Proto-koll schreiben, dass dugenickt hast oder kannst duauch ‘JA’ sagen?”

Franz schaute nicht auf. “Ja”,war nach einer Weile zuhören. Mehr nicht.

Frau Fuchs überlegte. “Nagut. Bevor du nochgesprächiger wirst und ichdir jede Antwort aus derNase ziehen muss, hörst dumir erst mal zu. Ich bin Poli-zeibeamtin. Ich mache meineArbeit sehr gern, weil ichMenschen helfen möchte,wenn sie Hilfe brauchen. Obes sich dabei um einenUnfall handelt oder eineStraftat oder etwas anderes,ist völlig egal.

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VO

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Die Elster (lat. pica pica) gehört zur Familie der Rabenvögel. AllesGlitzernde und Glänzende zieht sie magisch an. Gelegentlichträgt die Elster ihre Beute auch in das Nest. Warum sie es tut,konnte bis heute nicht wirklich erforscht werden. Vielleicht löstdas Funkeln von Ringen, Broschen oder Ketten einen Reflex beiihr aus. Ob die entwendeten Gegenstände wirklich wertvoll sind,spielt keine Rolle. Auch Aluminiumfolie oder anderen Müll hatman schon in ihrem Nest gefunden. Jahrhundertelang wurde dieElster bekämpft und oft verdächtigte oder beschuldigte man siesogar zu Unrecht, wenn Schmuck oder andere wertvolle Sachennicht mehr aufzufinden waren.

Das Gehirn einer Elster ist etwa so groß wie eine Fingerkuppe.Das reicht nicht aus, um zu begreifen, dass Klauen nur Ärgermacht.

P.S.: Wir haben nichts gegen Elstern. Aber wir haben etwas gegen Leute, die wieElstern klauen und dabei nicht merken, dass sie sich und uns dabei schaden.

ORSICHT: DIEBISCHEELSTER

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Wenn jemand in einem Kauf-haus eine CD einsteckt, ohnesie zu bezahlen, ist das Dieb-stahl. Und Diebstahl ist eineStraftat. Meine Aufgabe istes, diese Straftat aufzu-klären. Ich will aber nichtnur wissen, ob der SchülerFranz die CD in der Musikab-teilung in die Schultaschegesteckt hat, sondern ich willvor allem wissen, warum erdie CD geklaut hat!”

Wieder machte Frau Fuchseine kurze Pause. “Ich willauch wissen, für wen die CDist und ob bei jemandem, dereine CD geklaut hat, viel-leicht noch andere Sachensind, die ihm nicht gehören!”

Heftig schüttelte Franz denKopf. Und dann erzählte eralles. Von Anfang an. Nur dieSache mit Paul und Alex ließer weg. Frau Fuchs unter-brach ihn nur ganz selten.Meist hörte sie sehr auf-merksam zu; notierte sichmanchmal etwas auf einemStück Papier und fragtenach, wenn Franz etwasWichtiges vergessen hatte.

Als er fertig war, fühlte ersich irgendwie erleichtert.

“Wollen wir erst mal einePause machen oder geht esnoch?”, fragte Frau Fuchs.“Ich möchte noch einmalwiederholen, was du mirerzählt hast und dann habeich noch einige Fragen.”

“Es geht schon”, sagte Franz.

“Also gut. Du bist heutebereits mit der Absicht in dasKaufhaus gegangen, dorteine CD zu stehlen. Diese CDwar für deinen Opabestimmt, der am SonntagGeburtstag hat. Weil du dei-ner Meinung nach zu wenigTaschengeld bekommst undfür das Geschenk nichtsübrig war, hast du beschlos-sen, die CD einfach zu klau-en. Richtig?”

Franz nickte.

12 | Es fällt gar nicht auf, ...

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... wenn du ihn nimmst. | 13

“Der Detektiv hat geschrie-ben, dass kurz nach dir zweiweitere Jungs in das Kauf-haus gegangen sind und bei-de sogar in deiner Nähewaren, als du die CD einge-steckt hast. Wer waren diebeiden und was hatten siedamit zu tun?”

Franz sah nach unten undpresste die Lippen fest auf-einander.

“Waren es die beiden Jungs,die am Ausgang vom Kauf-haus standen, als wir wegge-fahren sind?”

Erstaunt schaute Franz auf.Das hatte sie also bemerkt.Trotzdem sagte er nichts.Frau Fuchs lehnte sich inihrem Sessel zurück. “Ichhabe eine Idee. Ich glaube,dass du die beiden kennst.Wahrscheinlich gehen sie indie gleiche Schule, vielleichtsind es ja sogar Klassenka-meraden von dir. Wenn dumir nicht sagst, was die bei-den damit zu tun haben,gehe ich morgen in dieSchule und werde sehen, obich sie finde.“

“Würden Sie das wirklichmachen?”

“Natürlich!” Frau Fuchsschaute ganz ernst. “Es istmeine Aufgabe, Straftatenaufzuklären. Wenn jemandeine CD klaut, die wahr-scheinlich nicht für ihnbestimmt ist, frage ich mich,warum er das tut.

Und wenn er beim Klauenvon zwei weiteren Leutenbegleitet wird, frage ichmich, was die beiden damitzu tun haben. Vielleichthaben sie ihn ja zum Dieb-stahl angestiftet oder sogargezwungen. Vielleicht“, unddabei sah sie Franz ganz auf-merksam an, “vielleicht woll-te ja jemand auch nurbeweisen, wie mutig oderclever er ist. Habe ich recht?”

Franz schluckte. Jemandpumpte wieder Luft auf denKloß in seinem Hals. Erbekam ganz rote Ohren undsein Gesicht brannte wieFeuer. Dann erzählte er dieGeschichte nochmal unddiesmal ließ er nichts aus.

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Angefangen hatte es eigent-lich am Montag nach demTraining. Als Franz sich mitPaul und Alex eine Colakaufen wollte, fiel ihm beimBlick in die Geldbörse ein,dass er für GroßvatersGeburtstag noch einGeschenk kaufen musste.

“So ein Mist! Ich habe nurnoch fünf Euro. Dafür kriegtman doch kein ordentlichesGeschenk!”

Paul, der eigentlich immergenügend Geld hatte, weilseine Eltern sehr großzügigwaren, zuckte die Schultern.

“Es gibt ja noch andereWege, um etwas zu besorgenoder?” Dabei schaute erzwinkernd zu Alex.

“Man muss es sich nur trau-en!”, sagte Alex darauf undgrinste über das ganzeGesicht.

Franz wusste genau, was diebeiden meinten. Schonfrüher wurde in der Klasseerzählt, dass Paul und Alexvom Kaugummi über Zeit-schriften oder CD’s alles

Mögliche mitgehen ließen.Sie waren auch noch nieerwischt worden.

“Wenn du ein bisschen auf-passt, kann gar nichts pas-sieren. Vorausgesetzt, du bistnicht zu feige dazu ...”

Franz schnaufte. Zu feige,das fehlte gerade noch.Denen würde er es zeigen.

“Ich bin nicht feige. Undwenn ihr wollt, könnt ihrsogar dabei zuschauen!”

Deshalb waren sie heute mitin das Kaufhaus gegangen.Und deshalb würden sie ver-mutlich morgen in der Schu-le alles erzählen. Er hattegewusst, dass das schiefgehen würde.

Er hatte es von Anfang angewusst.

14 |Wirklich nicht?

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Du greifst zu und ... | 15

Nachdem Frau Fuchs allesaufgeschrieben hatte, legtesie die Anzeige in eine Map-pe. “Eigentlich sind wir jetztfertig. Ich möchte dich abertrotzdem noch etwas fragen.In so einem Kaufhaus wirdziemlich viel gestohlen. Wemgehören eigentlich dieWaren, die dort angebotenwerden?”

Franz zuckte die Schultern.“Na dem, dem auch derLaden gehört, denke ich.”

Frau Fuchs nickte. “So unge-fähr. Jetzt stell dir einmalvor, du bist der Besitzer desKaufhauses. Jeden Tag kom-men Leute in dein Geschäftund einige von ihnen neh-men Sachen mit, ohne sie zubezahlen. Der eine einenKaugummi, der andere eineCD und wieder andere eineJacke usw. Am Monatsendemerkst du bei der Abrech-nung, dass dir einige TausendEuro in der Kasse fehlen, weildie Waren einfach weg sind,irgendjemand sie geklauthat.

Du musst aber Waren ver-kaufen und du musst Gewinn

machen, damit du deine Mit-arbeiter bezahlen kannst. Dumusst neue Waren kaufen,Steuern, Strom und Mietebezahlen und du willst selbstauch noch mit deiner Familiedavon leben. Und jedenMonat werden dir wiederneue Waren gestohlen. Wasmachst du dann, Herr Kauf-hausbesitzer Franz?“

Franz zuckte mit den Schul-tern.

“Dann wirst du darübernachdenken. Und wahr-scheinlich machst du danndas, was alle Kaufhausbesit-zer machen: Du machst alleWaren ein kleines bisschenteurer, damit du am Monats-ende wieder so viel Geld inder Kasse hast, wie dubrauchst, um das Geschäftordentlich weiterführen undSteuern, Miete und Gehälterzahlen zu können. Verstan-den?”

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Franz nickte wie schon so oftan diesem Tag ...

“Kaufen deine Eltern oderdeine Großeltern auch indem Kaufhaus ein?”“Meistens.”

Frau Fuchs schaute sehrnachdenklich. “Das Schlimmeam Ladendiebstahl isteigentlich Folgendes: Weileinige wenige klauen, müs-sen alle anderen deshalbmehr Geld für die Warenbezahlen. Im Prinzip hast dunicht nur das Kaufhausbeklaut, sondern auch deineEltern, deine Großeltern unddich sowieso. Übrigens michauch, weil ich auch dort ein-kaufe.”

Nach einer Weile fügte siehinzu: “Und nun, Franz?”

Franz saß auf seinem Stuhl,mit hängendem Kopf undroten Ohren. So hatte er daseigentlich noch nie gesehen.Er wünschte sich am liebsteneine Zeitmaschine, mit derman alles rückgängigmachen könnte ...

Dabei kam das Schlimmsteerst noch. Frau Fuchs zogihre Uniformjacke an. “Wirfahren jetzt zu dir nach Hau-se. Deine Eltern konnten wirbisher nicht erreichen. Viel-leicht sind sie ja schon da,bis wir ankommen.”

Wieder durfte Franz imStreifenwagen Platz nehmen.Und wieder war es kein bis-schen lustig.

16 | ... plötzlich bewegt sich etwas, ...

Drogen im Freundeskreis ...

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... was du gar nicht wolltest. | 17

Der Streifenwagen parktedirekt vor dem Haus. Hof-fentlich würde die alte Ziegevon gegenüber nicht ausdem Fenster schauen ...

Doch. Sie schaute aus demFenster. Und sie sah allesganz genau. Bestimmt würdesie gleich zu den Nachbarnrennen und losgackern:“Haben Sie gesehen, dass derFranz von der Polizei nachHause gebracht wurde? Ichhabe es ja immer schongesagt, dass er ein richtigerFlegel ist. Neulich hat ermich nicht mal gegrüßt ...”

Gemeinsam mit Frau Fuchsund ihrem Kollegen gingensie ins Haus. Auf der Treppetrafen sie auch noch HerrnKrüger vom 2. Stock. Morgenwürde er wie immer ganzfreundlich sein und dabeiseine Mutter ganz scheinhei-lig ausfragen; so nach demMotto: “Was war denngestern mit dem Franz los?Ich habe mir schon Sorgengemacht, dass ihm etwaspassiert ist, weil doch diePolizei dabei war.”

Franz holte den Wohnungs-schlüssel heraus. Vorsichts-halber klingelte er trotzdem.Als er die Tür öffnete, kamseine Mutter gerade aus derKüche.

“Mutti”, sagte Franz klein-laut, “ich glaube, ich habegroßen Mist gebaut.”

Seine Mutter wurde ganzblass. Sie trocknete sich dieHände an einem Geschirr-tuch ab. “Ich glaube, wirmachen erst mal die Tür zu.Kommen Sie bitte herein.”

Dann fiel die Wohnungstürins Schloss.

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18 | Und wenn du erwischt wirst, ...

Beim Frühstück am nächstenTag war alles anders alssonst. Eigentlich las seinVater dabei immer Zeitung,während sich Franz und sei-ne Mutter unterhielten.Heute war eine ganzgedrückte Stimmung in derKüche. Lustlos kaute Franzan seinem Toast.

Er schmeckte wie Styropor.Sein Vater trank nur Kaffeeund auch der war bereitskalt. Mutter saß heute nichtmit am Tisch, sondern räum-te den Geschirrspüler aus.

An den gestrigen Abendmochte Franz gar nicht mehrdenken. Die Polizeibeamtenhatten seiner Mutter alleserzählt, während er wie einbegossener Pudel danebenstand. Frau Fuchs sagteschließlich, dass sie gernnoch einen Blick in das Kin-derzimmer werfen würde.“Sie müssen das verstehen.Wir wollen ja auch aus-schließen, dass Franz nochmehr solche Dummheitengemacht hat ...”

Seine Mutter hatte nurgenickt. Natürlich hatten sie

nichts gefunden, weil Franzvorher noch nie etwasgestohlen hatte. Aber daswar nur ein schwacher Trost.

An der Wohnungstür verab-schiedeten sich die beiden.Frau Fuchs gab Franz dieHand. “Ich hoffe, dass duheute was gelernt hast,Franz. Und ich würde mirwünschen, dass du nie wie-der wegen so einer Sache inmeinem Dienstzimmer sitzenmusst.”

Franz nickte. Frau Fuchs wareigentlich sehr nett.

Kurz nachdem sie gegangenwaren, kam der Vater nachHause. “Ich möchte es ihmselbst sagen, Mutti!”, sagteFranz. Obwohl Vater äußer-lich ganz ruhig blieb, war ersehr enttäuscht: “Immer,wenn ich in der Zeitung vonsolchen Sachen gelesen habeoder Kollegen etwas darübererzählten, dachte ich an dichund ich war mir sicher, dassdu so etwas nicht machst.”

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... bist du raus aus dem Spiel, ... | 19

Es wurde noch lange geredetan diesem Abend.

Franz räumte seinen Tellerweg und verabschiedete sichvon seinen Eltern. Je näherer an die Schule kam, destoschlechter fühlte er sich.Paul und Alex waren nichtgerade dicke Freunde vonihm. Er konnte sich schonvorstellen, was sie den ande-ren erzählen würden.

Als er in das Klassenzimmerkam, spürte er gleich, dassdie beiden gequatscht hat-ten. Einige grinsten über dasganze Gesicht, ein paarMädchen steckten die Köpfezusammen und tuschelten.Paul und Alex taten so, alshätten sie damit nichts zutun.

In der zweiten Stunde hattensie Bio bei Frau Kluge. DasThema war heute: “Ein-führung in Verhaltenskunde.”“Manche Tiere zeigen inihrem Verhalten durchausÄhnlichkeiten zu menschli-chen Reaktionen.

Sie können Ärger, Freude,Angst oder Wohlbefinden

äußern. Fällt jemand dazuein Beispiel ein?”

Anne meldete sich. “MeinHund wedelt mit demSchwanz, wenn er sich freut,und meine Katze schnurrt,wenn es ihr gut geht.”

“Richtig. Das geht sogar soweit, dass der Volksmundbestimmten Tieren bestimm-te Eigenschaften zuordnet.Der schlaue Fuchs oder dermutige Löwe ...”

“Die dumme Gans!”, riefAndreas aus der letzten Rei-he. “Der weise Uhu!”, “Fleißi-ge Bienen!”

Irgendwann schrie jemand solaut, dass es alle hörenkonnten: “Die diebischeElster!”

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20 | ... raus aus dem Geschäft, und alle starren dich an.

Für einen kleinen Momentwar es mucksmäuschenstillin der Klasse. Dann johltenalle los und schauten dabeizu Franz. Franz wurde knall-rot im Gesicht. Er hätte inden Boden versinken können.

Es dauerte lange, bis dieanderen die Sache mit demDiebstahl vergessen hatten.

Am schlimmsten war es aufder Klassenfahrt kurz vor denSommerferien. Martin ver-misste plötzlich seine Geld-börse. Aufgeregt durchsuch-te er seinen Rucksack.

Schließlich ging er zur Leh-rerin und sagte, dass er be-klaut wurde. Weil sich nurdie Klasse vom Franz imSchullandheim befand,musste der Dieb einer vonihnen sein. Alle Kinder wur-den in den Speisesaal geru-fen.

“Möglicherweise”, sagte dieLehrerin, “ist unter euchjemand, der andere bestiehlt.Ich finde das sehr schäbig.Nachdem ich nicht glaube,dass sich der Dieb hier zuerkennen gibt, fordere ich

ihn oder sie auf, die Geldbör-se zurückzulegen.”

Ein lautes Gemurmel fing an.Wer würde es wohl gewesensein? Franz hatte plötzlichdas Gefühl, dass ihn einigeanstarrten. Je länger es dau-erte, desto mehr wurden es.Dabei hatte Franz gar nichtsmit dem Diebstahl zu tun.

Am nächsten Morgen wurdedie Geldbörse in der Müll-tonne gefunden. Das Geldfehlte, während alle anderenSachen noch drin waren.Und wieder tuschelten einigeSchüler über Franz odersahen ihn vorwurfsvoll an.Nur Paul konnte sich einGrinsen nicht verkneifen.

“So ist das eben”, sagte er,als er Franz auf der Treppetraf, “einmal Dieb, immerDieb, oder?”

Information und Hilfe

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Ach ja, da war ja noch OpasGeburtstag:

Franz freute sich sonst im-mer auf Besuche bei denGroßeltern. Oma kochte nursolche Sachen, die Franzbesonders gut schmeckten.Und Opa konnte so tolle Ge-schichten erzählen. Was derschon alles erlebt hatte.Manchmal übertrieb er auchein bisschen. Wenn Omadann schimpfte, blinzelte erFranz immer zu und sagte:“Deine Großmutter hat ein-fach keine Fantasie!”

Diesmal fuhr Franz nichtgern zur Geburtstagsfeier. Erhatte zwar noch ein kleinesGeschenk gebastelt, aber dierechte Freude wollte nichtaufkommen. Der Großvatermerkte sehr schnell, dass dawas nicht stimmte.

Als sie einmal allein imWohnzimmer waren, sagteOpa zu Franz: “Los, Junge,wenn du ein Problem hast,sollten wir drüber reden.”Franz wollte erst nicht unddruckste eine Zeit lang her-um. Schließlich setzte er sichzu ihm auf das Sofa und

erzählte alles, ohne Wennund Aber.

Nachdem er fertig war, bliebsein Opa eine Zeit langstumm sitzen und sagte garnichts.

“Glaubst du wirklich”, sagteer nach einer langen Pause,"dass ich mich über einGeschenk gefreut hätte, wasdu gestohlen hast?”

Franz schüttelte den Kopf.“Aber ich wollte dir doch nureine Freude machen und weilich nicht genug Geld hatte,dachte ich ...”

“Nein, Franz, man kann nichtdem einen eine Freudemachen wollen, indem maneinem anderen schadet! Ichhabe dich gern, Franz, sehrgern. Aber mach so etwasbitte nie wieder, nicht zumGeburtstag oder aus einemanderen Grund. Verspro-chen?”

“Versprochen!”, sagte Franzund kuschelte sich noch einbisschen mehr an seinenGroßvater.

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HHerausgeber:Landeskriminalamt Sachsen

Redaktion:Zentralstelle für polizeiliche Prävention

Gestaltung und Satz:Zentralstelle für polizeiliche Prävention

Autor:Ronald Börner

Druck:Druckfabrik Dresden GmbH

Redaktionsschluss:28. Oktober 2011

Titelbild:Landeskriminalamt Sachsen

Reddaktionsanschrift:Landeskriminalamt Sachsen, Neuländer Straße 6001129 DresdenTelefon: +49 351 855 2309Telefax: +49 351 855 2390E-Mail: [email protected]

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