¡Hasta siempre, Comandante Che Guevara! - · PDF file¡Hasta siempre, Comandante...

3
¡Hasta siempre, Comandante Che Guevara! Im Wortlaut von Heike Hänsel, 09. Oktober 2017 Von Heike Hänsel, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag Zum heutigen 50. Todestag von Ernesto Che Guevara gedenken Menschen weltweit des kubanisch- argentinischen Revolutionärs – und das zu Recht. Guevara war und ist eine Inspiration, sich gegen ungerechte Verhältnisse aufzulehnen. Kompromisslos und daher durchaus auch gegen die vordergründige Vernunft. Die Aussage „Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche!“ wird ihm zugeschrieben. Von Herbert Macuse umgewandelt wurde sie zu einer der Losungen der Studierendenbewegung 1968: „Seien wir realistisch, fordern wir das Unmögliche!“ Ernesto Guevara, der wegen seiner argentinischen Herkunft den Beinamen Che (Freund) verliehen bekam, versuchte das Unmögliche. Zunächst in Kuba, wo es den Revolutionären unter Fidel Castro nach nur drei Jahren gelang, die von den USA und ihren Verbündeten wie der Bundesrepublik gestützte Batista-Diktatur zu stürzen. Wenige Wochen, nachdem Batista in Westdeutschland das Großkreuz

Transcript of ¡Hasta siempre, Comandante Che Guevara! - · PDF file¡Hasta siempre, Comandante...

¡Hasta siempre, Comandante CheGuevara!Im Wortlaut von Heike Hänsel, 09. Oktober 2017

Von Heike Hänsel, stellvertretende Vorsitzende derFraktion DIE LINKE. im Bundestag

Zum heutigen 50. Todestag von Ernesto Che Guevaragedenken Menschen weltweit des kubanisch-argentinischen Revolutionärs – und das zu Recht.Guevara war und ist eine Inspiration, sich gegenungerechte Verhältnisse aufzulehnen. Kompromisslosund daher durchaus auch gegen die vordergründigeVernunft. Die Aussage „Seien wir realistisch,versuchen wir das Unmögliche!“ wird ihmzugeschrieben. Von Herbert Macuse umgewandeltwurde sie zu einer der Losungen derStudierendenbewegung 1968: „Seien wir realistisch,fordern wir das Unmögliche!“

Ernesto Guevara, der wegen seiner argentinischenHerkunft den Beinamen Che (Freund) verliehenbekam, versuchte das Unmögliche. Zunächst in Kuba,wo es den Revolutionären unter Fidel Castro nach nurdrei Jahren gelang, die von den USA und ihrenVerbündeten wie der Bundesrepublik gestützteBatista-Diktatur zu stürzen. Wenige Wochen,nachdem Batista in Westdeutschland das Großkreuz

des Bundesverdienstkreuzes verliehen bekam, wurdeGuevara in Kuba im September 1957 zumComandante mit Befehlgewalt über eine eigeneKolonne, die Guerilla ging zur landesweiten Offensiveüber, die letztlich zur Befreiung von Kuba führensollte. Erfolglos blieben die Missionen im Kongo 1965und in Bolivien, wo Che Guevara vor 50 Jahren – wieman inzwischen weiß – auf Initiative der CIA ermordetwurde.

Ein Mythos und ein Vorbild

Ernesto Guevara, der Che, bleibt aber nicht nurwegen seines Wirkens als Guerillero ein Mythos, derMensch Guevara dient als Vorbild. Er war keinPolitkader, sondern verstand durch eigene Erfahrungdie Notwendigkeit, die herrschenden Verhältnisse zuverändern. Ab 1950 lernte er bei Reisen die Armut inArgentinien kennen, später dann in Chile, Kolumbien,Peru und Venezuela. In Peru lernte er denKommunisten und Arzt Hugo Pesce kennen, der ineiner Leprastation arbeitet. 1954 erlebt er inGuatemala den CIA-Putsch gegen die linke unddemokratisch gewählte Regierung von PräsidentJacobo Árbenz in Guatemala. Er gelangt nach Mexikound lernt dort zunächst Raúl und Fidel Castro kennen.Die Reisen waren für ihn wie ein zweites Studiumneben seiner Medizinausbildung 1948-1953.

Der Blick auf Ernesto Che Guevara lohnt sich heuteauch, weil er die globalen Verhältnisse erkennbarmacht. Während sich Journalisten und Autoren in denIndustriestaaten und Vertreter derlateinamerikanischen Oligarchie an dem Revolutionärabarbeiten, wird er vor allem in Lateinamerika vonder verarmten Bevölkerungsmehrheit verehrt. Undnicht nur dort: Bei der Verleihung der „Oscars“ inHollywood würdigten Antonio Banderas und CarlosSantana den Revolutionär, sein Konterfei ist impalästinensischen Flüchtlingslager Dheisheh imGazastreifen ebenso zu sehen wie bei

Demonstrationen für Abrüstung – oder zuletzt bei denProtesten gegen die G20 in Hamburg.

»Man kann ihn nicht entmystifizieren«

Vor allem Lateinamerika gedenkt Ernesto CheGuevara heute. Boliviens Präsident Evo Morales ließfünftägige Staatsfeierlichkeiten ausrichten, die heutein der Stadt Vallegrande ihren Höhepunkt haben, wodie Überreste Guevaras mehr als 30 Jahre verscharrtwaren, bevor sie 1997 in das Mausoleum in SantaClara verbracht wurden. Dort fand am gestrigenSonntag bereits die zentrale Gedenkveranstaltungstatt, bei der Miguel Díaz-Canel Bermúdez, der ErsteVizepräsident des Landes, sprach: „Che ist heute einemoralische Referenz für viele Personen auf diesemPlaneten, vor allem aber für die Jugend.“

Zugleich werden konservative Kräfte und Gegner derKubanischen Revolution nicht müde, Ernesto CheGuevara „entzaubern“ zu wollen. Die Ironie derArtikel und Bücher der Kuba-Gegner liegt darin, dasssie mit jedem Beitrag den Mythos nähren. Oder, wieErnesto Guevaras jüngerer Bruder Juan MartínGuevara unlängst während eines Deutschland-Besuchs im ZDF sagte: „Ich glaube, man kann ihnnicht entmystifizieren, denn der Mythos ist aus derGesellschaft heraus geschaffen worden.“