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ERNÄHRUNG & LEBENSQUALITÄT 2 99 Das Ärztemagazin Käse statt Zahnpasta? 6 PHOENIX 14 Muskelmasse – eine bio- historische Mitgift 4 Was is(s)t unsere Haut? Trennkost oder Trendkost ? Seite 12 Medizinischer Schwerpunkt: Jodprophylaxe

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E R N Ä H R U N G & L E B E N S Q U A L I T Ä T

299

Das Ärztemagazin

Käse stattZahnpasta?

6

PHOENIX14

Muskelmasse– eine bio-historischeMitgift

4Was is(s)t unsereHaut?

Trennkost oderTrendkost ?Seite 12

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Jodpro

phylaxe

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P H O E N I X · I nha l t

PHOENIX299

Editorial

Sensible Diät und genußvolles Speisen............................3

Ernährung aktuell

Was is(s)t unsere Haut? ......................................................4

Lebensmittel zwischen Markt und ApothekeKäse statt Zahnpasta................................................6

Medizinischer Schwerpunkt

Jodprophylaxe – ein Risiko? ............................................8

Leserforum ....................................................................11

Kurzreferat

Trennkost oder Trendkost? ..............................................12

Lebensqualität

Muskelmasse – eine biohistorische Mitgift..............14

Terminologie & Termine................................16

ImpressumDas Ärztemagazin Ernährung & Lebensqualität

Ausgabe /

Herausgeber und Verlag:Dr. med. Volker FlörkemeierMEDI DIDAC GmbH Friedrich-Wilhelm-Straße

KoblenzTel. ( )

Fax ( )

Redaktion:Dr. med. Peter Kohler (V. i.S.d.P.)Dr. Irmtrud Wagner, Dipl. oec. troph.Rotraut Flörkemeier Adelheid Keller, M.A.Kristina Lante, Ärztin

Gestaltung:Q DESIGN, Wiesbaden

Titelillustration:Hans-Jörg Brehm, Darmstadt

Druck:Görres-Druckerei GmbHCarl-Spaeter-Str. , Koblenz

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des MEDI DIDAC-Verlags.

Ein Projekt der

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P H O E N I X · Ga s t e d i t o r i a l

Sensible Diät und genußvolles Speisen

„Zum Frühstück aber wünschte ich wohl eine geräucherte Zunge, kalte Beefsteaks; auch sonstigeCotelettes, kleines Gebackenes, gehacktes Fleisch, oder wie man es nennen mag, könnte mir ge-fallen …“ So schrieb der Geheime Rath von Goethe im Alter von Jahrenam . Juni an seine Schwiegertochter Ottilie von Goethe nach Weimar.

Doch bereits – noch Student in Leipzig – gab er in einem Brief an sei-nen Freund Johann Jacob Riese mächtig an: „Ich habe kostbaren Tisch. Merk einmalunser Küchenzettel. Hüner, Gänse, Truthahnen, Endten, Rebhühner, Schnepfen, Feldhüner,Forellen, Haßen, Wildpret, Hechte, Fasanen, Austern pp. Das erscheint Täglich. Nichts vonanderm groben Fleisch ut sunt Rind, Kälber, Hamel pp. Das weiß ich nicht mehr wie esschmeckt.“

Man würde wohl Goethe unrecht tun, ihn als Schlemmer oder gar Vielfraßzu bezeichnen. Das Genie verstand zu genießen, aber auch sich zeitweise zubeschränken. „Ich lebe sehr diät und halte mich ruhig, damit die Gegenstände keine erhöhteSeele finden, sondern die Seele erhöhen“. Das Ziel seiner „diät“: Er wollte sensibelbleiben für die wichtigen Dinge des Lebens.

Goethe beklagte sich oft über das miserable Essen in Jena, als er hier wochen-lang arbeitete: „Unsere Geschäfte gehen hier sehr gut; nur bringt mich leider das Essen bei-nahe zur Verzweiflung …“ Das richtige Maß zwischen sensibler „diät“ und ge-nußvollem Speisen war bis ins hohe Alter (fast Jahre) Lebensquell undGeistesnahrung Johann Wolfgang von Goethes. Seiner Erkenntnis über denZusammenhang von Essen, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit gehen dieBeiträge in diesem Heft nach: „Was is(s)t unsere Haut?“ und „Muskelmasse– eine biohistorische Mitgift“.

Und zum Thema Jodprophylaxe: Fritz Kahn beschreibt schon drastischdie Auswirkungen von Jodmangel: „Hätte Napoleon zwei Milligramm Jodweniger in seinem Körper getragen … er hätte es vielleicht zum Stadtkom-mandanten gebracht, und die ganze Geschichte Europas wäre eine anderegeworden. Die ganze Geschichte Europas – ein Gran Jod!“

Prof. Dr. rer. nat. habil. Gerhard Jahreis, JenaErnährungsphysiologe

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P H O E N I X · E r näh rung ak tu e l l

H

KRISTINA LANTE, ÄRZTIN

Essen kann unter die Haut gehen.Vieles von dem, was wir zu unsnehmen, beeinflußt Aufbau und Funktion dieses Hochleistungsgewebes.

Nicht umsonst sagt man: Wahre Schönheit kommt von innen.

Was is(s)t unsere

aut?

Lebensmittel, die unter die Haut gehen.

und zwei Quadrat-meter einer hoch-spezialisierten

Grenzschicht zwischen Um-welt und innerem Milieu be-decken unseren Körper. DieHaut ist im wahrsten Sinnedes Wortes ein „vielschichti-ges“ Organ: Sie besteht nichtnur aus vielen Schichten,sondern erfüllt auch viel-schichtige Funktionen.

„Schutzkleidung“, diesich selbst erneuert

Die gefäßfreie Oberhautoder Epidermis schützt ge-gen verschiedene Umwelt-einflüsse. Schädigende An-teile des UV-Lichtes werdenin Pigmentzellen reflektiertund absorbiert. In ihrer Basalzellschicht fin-det eine ständige Zellerneue-rung statt. Die durchlässigeBasalmembran ermöglichtdie Diffusion der dafürreichlich benötigten Nähr-stoffe aus dem darunterlie-genden dickeren Corium(Lederhaut).

Ein dichtes Geflecht auskollagenen und elastischenFasern erhält hier die Festig-keit und Elastizität unsererHaut. Mechanische Einflüssewie Druck, Stoß und Zugwerden abgemildert. Eng- oder Weitstellung vonBlutgefäßen und bedarfsge-rechte Schweißproduktiondienen der Temperaturregu-lation.

Das Eindringen von Bakte-rien wird durch eine dünneFettschicht und einen Säure-mantel – aus Talg- bzw.Schweißdrüsen produziert –verhindert. Lymphgefäße,Talg- und Schweißdrüsensowie Haarwurzeln und

R

Nerven liegen sicher einge-bettet.

Die Subkutis erfüllt in ihrerEigenschaft als Wasser- undFettspeicher auch Aufgabender Wärmeisolierung.

„Schutzkleidung“,die fühlt

Die Sinneszellen an den En-den der Hautnerven könnenverschiedene Reize empfan-gen: Wärme, Kälte, Schmerzund Berührung. Die Haut istalso auch Tastorgan, Alarm-und Kommunikationssystem.

Wie pflegt man dieses„edle Gewebe“?

Nicht jeder achtet bei seinerErnährung auf ausreichendeVersorgung dieses lebens-

wichtigen Organes. Dabeiträgt es seine Ernährungslageoffen zur Schau.

Schwer erkennbar ist einechronisch unzureichendeBedarfsdeckung. Die HautIhres Patienten kann aber einSpiegel von Mangelerschei-nungen sein.

Proteine

Vor allem essentielle Ami-nosäuren sind als Bausteinefür Zellen, Enzyme, Immun-faktoren, Kollagen und Ela-stin unerläßlich. Ein Mangelist besonders an den Haarenbemerkbar: Sie sind trocken,depigmentiert und brüchigbis hin zum Ausfall. Für dieHaarbildung ist die Amino-säure L-Cystein von Bedeu-tung.

Für die Haut relevanteSpurenelemente

Zink – in Fleisch und Milch-produkten enthalten – istKofaktor einiger Metall-enzyme, die bei der Protein-synthese und DNA-Repli-kation beteiligt sind. Beiakutem wie chronischemMangel kann es zu Wund-heilungsstörungen und se-borrhoischen Dermatidenkommen.

Selen wird ebenfalls vorwie-gend über tierische Lebens-mittel, aber auch mit Gemüseund Getreide aufgenommen.Es hat UV-protektive Wir-kung und schützt als Anti-oxidans vor DNA-Schäden.Chronischer Mangel ist al-lenfalls klinisch an weißenFingernägeln erkennbar.

Calcium aus Milch undMilchprodukten ist essentiellfür Hornschicht, kräftigeNägel und Haare sowie fürdie Wundheilung. BrüchigeNägel sind jedoch in denseltensten Fällen Folge einesMangels an Calcium. Han-tieren mit Putzmitteln undNagellackentferner sind viel-mehr typische Noxen.

Vitamine

Betacarotin (Provitamin A)hat antioxidative Potenz.Außerdem stimuliert es dieFunktion von Immunzellenund bewirkt einen Anstiegder T-Lymphozyten. DasVitamin hat eine Schutz-funktion gegen UV-Licht:Die Supplementation inhöheren Dosierungen ( bis mg/Tag) kann Lichtder-matosen und Sonnenbrandvermeiden. Das Provitaminaus pflanzlicher Nahrung

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(gelb-oranges Gemüse, Ka-rotten) geht nach oxidativerSpaltung in zwei MoleküleVitamin A-Aldehyd über,die dann in Vitamin A-Mo-leküle metabolisiert werdenkönnen. Die Umwandlungerfolgt in der Darmwand.

Vitamin A wird als Fett-säureester mit tierischenLebensmitteln (z. B. Leber)aufgenommen. Als Schutz-stoff für die Haut beein-flußt es unter anderem dieFunktion der immunkompe-tenten Zellen positiv undwirkt tumorprotektiv. Man-gel äußert sich in trockenerHaut, schmutzig-braunerPigmentierung und Vermin-derung der Sekretion vonSchweiß- und Talgdrüsen.Die Nägel sind dünn undbrüchig, die Haare frühzeitigergraut und dünn.

Vitamin E wirkt als Oxi-dationsschutz für wichtigeSubstanzen wie Vitamin Aund Carotin. Einige Hauter-krankungen werden mit ei-nem Mangel in Verbindunggebracht, Beweise dafür feh-len aber. Das Vitamin wirddennoch therapeutisch beiKollagenosen – z. B. beiSklerodermie – eingesetzt,da ein Mangel zu Verände-rungen im kollagenen Bin-degewebe führen kann.

Vitamin C greift in Hei-lungsprozesse ein: Es ist einKofaktor für bestimmte En-zyme, die zur Stabilisierungvon Kollagenfasern beitra-gen. Da Vitamin C wasser-löslich ist, kann es im Orga-nismus nur begrenzt gespei-chert werden. So ist eine re-gelmäßige Zufuhr nötig. BeiMangel ist u. a. die Wund-heilung gestört. An den

Schleimhäuten treten Mikro-blutungen auf, die in ulzerie-rende und nekrotisierendeDefekte übergehen können.

Wasser

Scheinbar so banal und da-her oft unterschätzt: Keineextern angewandte Feuchtig-keitscreme kann unsererHaut so viel Gutes tun wieeine Flasche Mineralwassertäglich – gerne auch zwei(siehe /).

Die Haut unterstützt dieAusscheidungsfunktion derNieren. Immerhin beträgt dietägliche Wasserabgabe überunsere Körperoberfläche oh-ne sichtbares Schwitzen ml. Dieser „unmerkliche“Verlust (perspiratio insensibilis)

wird über die Atmung nochum etwa ml erhöht.

Bei körperlicher Anstrengungund starker Schweißproduk-tion steigt das Defizit be-trächtlich. Aber auch Na-trium, Kalium und Chloridgehen verloren und müssenersetzt werden.

Pickel durch Schokolade?

Akne ist primär keine ernäh-rungsbedingte Erkrankung.Wer bei sich selbst beobach-tet hat, daß manche Nah-rungsmittel Hautunreinhei-ten verursachen oder verstär-ken, sollte sie meiden. Viel-mehr nimmt auch die gesun-de Haut Rauchen und zuviel Fett oder Alkohol übel,ebenso wie übertriebenes

Sonnenbaden. Zudem benö-tigt sie eine ausreichende Re-generationsphase währenddes Schlafes.

Kann die Hautselber „essen“?

Bestimmte Inhaltsstoffe ausLebensmitteln können auchbei äußerlicher Anwendungin kleinen Mengen von derHaut aufgenommen werden.

Der gesunde Zellstoffwech-sel der Haut ist jedoch alsbiologischer Ablauf so kon-zipiert, daß er im Prinzipauf die äußerliche Zufuhrvon Vitaminen und Nah-rungsbausteinen verzichtenkann.

Abgesehen von ausgewoge-ner Ernährung ist körperli-ches Training zu empfehlen,da die Muskulatur auchHalteapparat für eine straffeHaut ist. Das beginnt schonbei regelmäßiger Bewegungan frischer Luft. Bei krank-haften Hautveränderungensind nach ärztlicher Beratungäußerlich anzuwendende Heil-und Pflegemittel angezeigt.

Zur Pflege der gesundenHaut bieten sich viele Re-zepturen an, die Nahrungs-mittel enthalten. Hier kannman auf Großmutters Trick-kiste zurückgreifen. Nichtnur der gute alte Apfelessighat als Gesichtswasser eineRenaissance erlebt. AusMilchprodukten, diversenKräutern und Honig lassensich duftende Cremes undverschiedene Badeessenzenfür alle Hauttypen zuberei-ten.

Hat nicht auch schon Kleo-patra in Milch gebadet?

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P H O E N I X · L e b en smi t t e l zw i s ch en Mark t und Apo t h e k e

DR. MED. VOLKER FLÖRKEMEIER

Pflanzliche und tierische Nahrungsmittel liefern unsin unterschiedlichen Mengen Vitamine, Mineralien und

Spurenelemente. Bei kluger Auswahl und Nutzung können wir siezur Prävention bestimmter Krankheiten einsetzen.

Käse stattZahnpasta

Käse: Retter der Zähne

Am . Januar kam diedpa-Meldung über den Tik-ker: Käse nach dem Essen istgut für die Zähne. Zahnärzteund Ernährungswissenschaft-ler der Universität Newcastlehatten die vor Karies schüt-zende Wirkung von Käsedurch Untersuchungen be-wiesen.

Niedermolekulare Kohlen-hydrate dienen den Mikro-organismen in den Zahn-plaques als Energiespender.Sie werden zu Säuren abge-baut, was zu einem Abfalldes pH-Wertes in den Pla-ques führt. Die Folge ist einesubmikroskopisch feine De-mineralisation des Zahn-schmelzes.

Die Kariesentwicklung hängtvon der Intensität und Dauerder Säure-Einwirkung ab. Jeschneller die Säure durch den

Speichel weggespült bzw.neutralisiert wird, um so bes-ser für den Zahn.Die Kariesprävention kommtdurch die typischen Käse-Inhaltstoffe zustande: dasProtein Kasein sowie Cal-cium und Phosphat. DieseKombination von Substanzenersetzt die Minerale desZahnschmelzes genausoschnell, wie sie zuvor auf-

gelöst wurden. Außerdembinden sich Phosphoproteinewie das Kasein an das Hydro-xyapatit des Zahnschmelzes,wodurch dieser härter wird.

Ganz so neu ist dieses Wis-sen nicht! Vor Jahren schonhaben verschiedene Zahn-mediziner auf den Karies-schutz durch Käse hingewie-sen. Die Weisheit des Volkeswar den Wissenschaftlernohnehin schon weit voraus:In Italien, Portugal – selbstin Ägypten – fehlt das Brettmit Hartkäse auf keinemEßtisch. Auch der auf Nu-deln gestreute Käse dientnicht nur dem Geschmack,sondern auch dem Karies-schutz!

Im . Jahrhundert hat be-reits ein Mann mit Weitblick,der Arzt und Astronom Ko-pernikus, für das Nahelie-gende den richtigen Blickgehabt. Man sagt, er habeseinen Ostpreußen die me-diterrane Tischsitte, Käse zukauen, empfohlen.

Die Leber hat’s!

Unsere Großmütter wußtenes noch und taten es auch:

Sahen die Kinderund Enkel blaß(= anämisch) aus,wurde frische Le-ber durch denWolf gedrehtund den Bleich-gesichtern verfüt-tert. Dadurchwurden großeMengen VitaminB und Folsäurezugeführt. DieseVitamine sindbekanntlich fürdie Blutbildungwichtig.

Heute wissen wirmehr. Homocy-stein, ein flüchti-ges Intermediär-produkt des Zell-stoffwechsels,scheint ein eigen-ständiger Risiko-faktor der Arte-riosklerose sowie der Venen-thrombosen zu sein. Ho-mocysteinspiegel lassen sichjedoch zuverlässig durch dieVitamine B, B und Fol-säure senken (s. auch - ⁄).

Die tierische Leber ist alsSpeicherorgan reich an die-sen Vitaminen. Die Tabelleauf Seite zeigt dies am Bei-spiel der Schweineleber. Daausgesprochene Warnungenvor dem Vitamin-A-Gehaltheute entkräftet sind, müs-sen Schwangere von diesemwertvollen Nährstoffliefe-ranten nicht ausgeschlossenwerden.

Eventuelle Sorgen, die Leber,z. B. vom Schwein, könneschadstoffbelastet sein, sindvöllig unbegründet. DasSchwein erreicht seinSchlachtgewicht in weniger

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als drei Monaten – die Zeitzur Anhäufung irgendwel-cher Schadstoffe ist zu kurz.Diese sind daher auch beisubtilen Untersuchungennicht nachweisbar. Außerdemist die Belastung des Tier-futters und der Umwelt ge-sunken.

Noch vor ein bis zwei Gene-rationen stand ein Leberge-richt pro Woche auf demSpeiseplan. Man sollte sichan diese Gepflogenheit wiedererinnern. Heute wird emp-fohlen, Leber zwei- bis drei-mal im Monat zu verzehren.

Präventiv gesehen profitiereninsbesondere jüngere Frauen,welche hormonelle Kontra-zeptiva einnehmen. Die„Pille“ setzt die Folsäure-resorption im Magendarm-kanal herab.Neben der Arteriosklerose-und der Anämie-Präventionkommt der ausreichendenFolsäureversorgung über dieNahrung noch eine weiterewichtige Bedeutung zu: Eskann das Auftreten vonNeuralrohrdefekten, einerschwerwiegenden Fehlbil-dung am Embryo, verhindertwerden.

Die Milch macht’s!

Crash-Diäten sind – zuRecht – in Verruf geraten.Statt Fett wird in erster LinieMuskeleiweiß abgebaut undverbrannt. Die Industrie hatdas erkannt. Nun bieten ver-schiedene Firmen „xy-fast-Produkte“ an. Diese Pulver-konzentrate sind allerdingsnicht jedermanns Geschmackund zudem recht teuer.Viel effektiver, schmackhaf-ter und kostengünstiger kön-nen wir dagegen mit Milchabnehmen! Die nachstehen-den Details finden Sie imBritish Medical Journal(, , , zitiert imArzneimittelbrief vom Ja-nuar ’). Aus dieser Publi-kation jedoch in Kürze diedrei Diäten (ohne Pharma-ka-Anwendung), die vergli-chen wurden:

. Eine konventionelle kcal-Diät/d

. Eine Vollmilch-/Mager-milch-/Joghurt-Diät mit kcal/d

. Eine Milch-Diät wie Nr. plus zusätzlich eine Fruchtoder ein Gemüse plus eine proteinreiche„Lieblingsspeise“ (insgesamt ca. . kcal).

Die Ergebnisse sind bemer-kenswert und müssen dasHerz des Abnehmwilligenhöher schlagen lassen!Nach Wochen betrug diemittlere Gewichtsabnahmeder Gruppe lediglich , kg.Gruppe nahm dagegendurchschnittlich , kg ab.Die mehr genußbetonte Diätder Gruppe führte immer-hin zu einer mittleren Ge-wichtsreduktion von kg!Eine Milch-Diät (Gruppe und ) bei Adipositas – sodie Untersucher in ihrem

Resümée – hat übrigens diegleichen Wirkungen wie einepharmakologische Behand-lung (z. B. mit Sibutraminoder Orlistat). Da zieht mandoch wohl lieber die Milchvor!Die Gabe von Vitamin-Sup-plementen ist während dervier Monate entbehrlich: DieMilch macht’s.

Kommentar der Redaktion: Vor-stehend zitierte Untersuchungser-gebnisse folgen den Naturgesetzender Energiebilanz. Danach führtjede kalorienreduzierte Kost zueiner Gewichtsabnahme. Doch wie geht es nach den vierMonaten „Diät“ weiter? In derRegel werden die Probanden wiederzunehmen. Unsere Empfehlung:Wer an Gewicht verlieren oder dasreduzierte Gewicht behalten will,kommt an einer Steigerung derkörperlichen Aktivität nicht vorbei!Lesen Sie dazu auch den Beitragvon Prof. Israel auf Seite .

TA B E L L E

Folsäure Vitamin B12

DGE-Empfehlung fürErwachsene/Tag 300 µg 3 µg

1 Portion Schweineleber(150 g) enthält ≈ 330 µg ≈ 60 µg

Quelle: Souci, Fachmann, Kraut

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P H O E N I X · Med i z in i s ch e r S chwer punk t

Jp

PROF. DR. MED. OLAF ADAM

ODrophylaxe– ein Risiko?

Es gibt kaum noch Bayern mit dem traditionellen„Abzeichen“ am Hals. Der Rückgang der Jodlerdrüse

(Struma diffusa partim nodosa) im ehemaligen Jodmangelgebietist vor allem der Jodierung des Speisesalzes zu verdanken.

Die Bezeichnung „Kropfband“ für den Halsschmuck in derDamentracht erinnert jedoch immer noch auf charmante Weise.

ach forcierter Auf-klärungs- und Öffent-lichkeitsarbeit des

gegründeten Arbeits-kreises Jodmangel wird seitacht Jahren in Deutschlandjodiertes Speisesalz ingrößerem Umfang einge-setzt.

Doch die Gegner warenskeptisch:

● Man befürchtete das ver-mehrte Auftreten von Hy-perthyreosen durch Akti-vierung autonomer Ade-nome der Schilddrüse.Denn bei älteren Menschentreten sie vermehrt nachlangjähriger Jodunterver-sorgung auf.

● Zudem wurde das gehäuf-te Auftreten von Jodaller-gien und Jodakne voraus-gesagt.

Wie ist heute die Jodversor-gung in Deutschland, undwas hat sich von den Be-fürchtungen bewahrheitet?

Meilensteine

Erst wurde dieVerordnung für jo-diertes Speisesalzgelockert, so daß derAufdruck auf der Ver-packung „nur bei ärztlichfestgestelltem Jodmangel“entfallen durfte.

Schließlich wurde erreicht:

● Jodsalz ist nicht länger eindiätetisches Lebensmittel,sondern ein Lebensmitteldes allgemeinen Verzehrs(),

● es ist für die Herstellungvon Wurst-, Fleischwaren

N

(auch als jodiertes Nitrit-pökelsalz) und von Käsezugelassen (),

● die Anreicherung vonSäuglingsmilchen undSäuglingsbreinahrung mitJod ist erlaubt ().

Seit vergibt dieBundeszentrale fürgesundheitlicheAufklärung (BZgA) im Auf-

trag des Bundes-gesundheitsministers

das Jodsiegel für entsprechen-de Produkte.

Jodversorgungheute

Die aktuelle Studie „Jod-Monitoring“ im Auftrag desBundesministeriums für Ge-sundheit erbrachte: Lediglichbei ,% der über Be-fragten kann von einer reich-lichen Versorgung ausgegan-gen werden. Sie nehmen

µg/Tag auf, empfohlen wer-den bis µg/Tag.

Mit natürlichen Lebensmit-teln (Kartoffeln, Gemüse,Milchprodukten usw.) kön-nen nur µg/Tag aufge-nommen werden. Dadurchwird die Supplementierungunumgänglich.

Heute verwenden % derPrivathaushalte Jodsalz. Der Jodsalzanteil am gesam-ten Haushaltpaketsalz be-trägt etwa %. Die Jodie-rung des Paketspeisesalzeserfolgt mit mg Jod/kg.Bei einemSalzverzehrvon , g/Tagist das theore-tisch ausrei-chend, prak-tisch werdenaber nur gSalz pro Tagund Person imHaushaltzugegeben.

I N F

Die in Deutschgelungen erlaubvon Jodsalz in der Lebensmittedes SpeisenangeLebensmittelgewLebensmittelindnomie und Gemgung verwende

Das heißt, die Empfehlun-gen der Deutschen Gesell-schaft für Ernährung kön-nen nur bei Verwendung vonmit Jod hergestellten Le-bensmitteln erreicht werden(Abbildung Seite ).Heute verwenden ein Groß-teil der Großküchen undzwei Drittel aller Bäckereienund Fleischereien Jodsalz. Sohat sich die Jodzufuhr vorallem über Brot, Fleischer-zeugnisse und Käse etwa ver-doppelt.

Eine weitere Verbesserungder Versorgung ist über tie-rische Lebensmittel einge-treten, da den Mineralstoff-mischungen für landwirt-schaftliche Nutztiere mgJod/kg zugegeben wird. Sohat sich der Jodgehalt derEier um das fache, der vonMilch und Milchproduktenum das 5fache erhöht.

Konsequenzender besserenJodversorgung

Seit ist die Jodversor-gung von durchschnittlich bis mg pro Tag auf mgbei Frauen und mg beiMännern im Jahr ange-stiegen. Nach Einführung der Jod-prophylaxe während derSchwangerschaft ist die Zahlder mit einer Struma gebore-

nen Kindervon ‒%auf < %zurückge-gangen. Abernoch immerhaben mehrals % derPersonenüber Jah-ren eineStruma.

O 1

nd gültigen Re- den Einsatzlen Bereichenerstellung undts: Es kann imrbe und in derstrie, in Gastro-inschaftsverpfle-erden.

laenallhboeue

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P H O E N I X · Med i z in i s ch e r S chwer punk t

A B B I L D U N G :J O D Z U F U H R M E N G E N U N D J O D Q U E L L E N

Schätzwerte lt. Studie „Jod-Monitoring “

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

220

240

BevölkerungsdurchschnittErwachsene

TatsächlicheJodzufuhr

260

µg

Jodtabletten

Jodsalz

Seefisch

MilchprodukteWurstwaren

Backwaren

HerkömmlicheLebensmittel

EmpfohleneJodzufuhr

Gefahrendes Jodmangels

Jodmangel führt zur Stru-maentwicklung und durchdie TSH-Erhöhung mögli-cherweise auch zur Zunahmevon Schilddrüsenkrebs. Inso-fern wäre Jodprophylaxe so-gar Krebsprophylaxe. In Ge-bieten mit Jodmangel wirdüberwiegend das bösartigerefollikuläre Schilddrüsenkar-zinom beobachtet.

In Weißrußland kames bei Kindern nachder Katastrophe vonTschernobyl, bei dereine Strahlenbela-stung der Schild-drüse mit Jod er-folgte, zur Zunahmedes papillären Schild-drüsenkarzinoms umdas fache. DerAnstieg war in denRegionen mit aus-geprägtem Jodman-gel am deutlichsten,

Lebensm(in µg

SchellfisSeelachsKabeljaChampBroccoliHühnerVollmilcWurstwBackwaQuelle: Souci* nach Ang** nach Ang

wahrscheinlich infolge dererhöhten prozentualen Auf-nahme an radioaktivem Jod.

Gefahren derJodapplikation

In Jodmangelgebieten kanneine überhöhte Jodzufuhrbei Patienten mit großen au-tonomen Adenomen eineHyperthyreose auslösen.Werden diesen Personen z. B.sehr hohe Joddosen ( mg)

I N F O 2

ittel als JodlieferantenJod pro 100 g Lebensmittel)

ch................................................243..................................................200u ................................................170ignons, frisch ................................18....................................................15ei ................................................9,8h 3,5% Fett ..............................6,1 aren, jodiert* ........................32-44 ren, jodiert** ........................20-30 , Fachmann, Kraut; 1994aben des Deutschen Fleischerverbandes, Frankfurtaben des Verbandes des Rheinischen Bäckerhandwerks, Duisburg

intravenös zu diagnostischenZwecken verabreicht, kanneine akute Hyperthyreose mitHerzinsuffizienz und Vor-hofflimmern auftreten. Diesist aber bei einer Jodzufuhrum µg pro Tag nichtmöglich.

Für die Praxis gilt es also zubeachten, daß älteren Perso-nen in einem Jodmangelge-biet nicht unbedenklich ho-he Joddosen zu diagnosti-schen Zwecken gegeben wer-den dürfen.

Störungen der Schilddrüsen-funktion durch jodhaltigeMedikamente wie Desinfi-zientien, Geriatrika und jod-haltige Augentropfen habeneher anekdotischen Charak-ter. Anders beim Amiodaron: Eshat wegen seiner Ähnlichkeitmit dem ThyroxinmolekülBedeutung, da es zwei Jod-atome pro Molekül enthält.Pro mg Amiodaronkommt es zu einer Jodidauf-nahme von mg. Das lipo-phile Medikament wird imFettgewebe gespeichert, des-halb dauert die Jodbelastungnach Absetzen des Präpara-tes bis zu sechs Monaten.Diese führt oft zu Hypo-oder Hyperthyreosen.

Bei Nierenuntersuchungenkommen einmalige Jodbela-stungen mit – mg durchwäßrige Röntgenkontrast-mittel vor, die nach Tagenwieder ausgeschieden sind.Bei Gallenuntersuchungendauert die Belastung länger.

Gefahr durch Supplementierung?

Eine Zunahme von Allergien– die wie bei allen allergi-

schen Reaktionen schondurch geringe Mengen aus-gelöst werden könnten – istdurch Jodsalz nicht beobach-tet worden. Ebenso keineHäufung der Jodakne, dienur unter extrem hoher Do-sierung auftritt.

Eine Anhebung der Jodzufuhrauf die von der DGE undWHO empfohlenen Mengenist mit keinen erkennbarenRisiken verbunden.

Jodzufuhr und Immunthyreopathie

Seit der Einführung der Jod-prophylaxe steigt in denUSA im chirurgischen Kran-kengut die Inzidenz der Im-munthyreoiditis und andererFormen lymphozytärer Stru-men. Länder mit höhererJodzufuhr haben eine höherePrävalenz von Immunthyreo-pathien. Die Ursache könntetheoretisch eine höhere Anti-gen-Präsentation der Makro-phagen sowie der Prolifera-tion und der Funktionalität

I N F O 3

Die Vorschriften zur Kenntlich-machung wurden neu gere-gelt und vereinfacht:– Bei verpackten Lebensmitteln

enthält das Zutatenverzeichniseinen Hinweis.

– Bei lose verkauften Lebens-mitteln (Back- und Fleisch-bzw. Wurstwaren) sowie inder Gemeinschaftsverpflegungist keine Kenntlichmachungerforderlich; freiwillige Anga-ben sind erlaubt (Beispiel:Jodsiegel).

– Neben dem Begriff „Jodsalz“können die Begriffe „jodiertesSpeisesalz“ bzw. „jodiertesNitritpökelsalz“ verwendetwerden.

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P H O E N I X · Med i z in i s ch e r S chwer punk t

Jod ist besonders wichtig für die Säuglingsernährung

der T-Lymphozyten sein. Die Auslösung von Immun-erkrankungen scheint nur diehochdosierte Zufuhr von Jo-did zu betreffen und be-schränkt sich wahrscheinlichauf disponierte Personen.Bei einer Jodaufnahme ent-sprechend der WHO-Emp-fehlungen spielen Autoim-munerkrankungen keineRolle.

Zusammenfassung

In 50 Staaten wird derzeitdie Jodprophylaxe durch An-reicherung des Speisesalzesund des Nutztierfutters mitJod durchgeführt.

I N F O 4

Tips zur Jodversorgung

– mal wöchentlich Seefisch,täglich Milch und Milch-produkte verzehren.

– Im Haushalt ausschließlichJodsalz verwenden, am bestenmit Fluorid (beugt gleichzeitigKaries vor).

– Bei aus diätetischen Gründenempfohlener salzarmer Spei-senzubereitung jodiertes Koch-salz-Ersatzmittel einsetzen.

– Bei Einkauf und Außer-Haus-Verpflegung Lebens-mittel mit Jodsalz bevorzugen:erkennbar am Jodsiegel oderim Zutatenverzeichnis, ggf.nachfragen.

– In Schwangerschaft und Still-zeit zur Deckung des erhöhtenBedarfs zusätzlich Jodtablettenin Absprache mit dem behan-delnden Arzt einnehmen.

– Bei nicht gestillten Säuglingenmit Jod angereicherte Säuglings-milchen, später mit Jod ange-reicherte Beikostprodukte ver-wenden.

Seit Einführung der Jodpro-phylaxe nach den Empfeh-lungen der DGE, der WHOund des Arbeitskreises Jod-mangel sind keine Risikendurch diese Maßnahme er-kennbar.

Die von den Gegnern ge-äußerten Befürchtungen ha-ben sich nicht eingestellt.Die Vorteile der Jodprophy-

laxe sind evident, besondersbei Neugeborenen. Langfristig wird durch eineVerbesserung der Jodzufuhrdie Anzahl der Strumen, derautonomen Adenome undder Hypothyreosen eindeu-tig gesenkt. Wägt man die Risiken desJodmangels gegen die Risi-ken der Jodzufuhr ab, sospricht alles für die Not-

Prof. Dr. med. Dr. med. habil. OlafAdam, Arzt für Innere Medizin,Allgemeinmedizin, Rheumatologie,Physikalische Therapie, Ernährungs-medizin. Wiss. Schwerpunkt: Ernäh-rung u. Ernährungsabhängige Krank-heiten. Habilitation für InnereMedizin. Bereichsleiter Rheu-maeinheit, Ludwig-Maximilians-Univ. München. APL Profes-

sor, ErnährungsbeauftragterArzt. Korrespondenzadresse:

Walter-Straub-Institut fürPharmakologie und Toxiko-logie, Ludwig-Maximilians-Universität, Nußbaumstr., München.

Die eingeschobenen Infor-mationen – im Beitrag

stammen von Dipl.-Ing. BeateAdler: Studium der Ernäh-

rungs- und Betriebstechnik an derFachhochschule Trier. Seit bei

der Centralen Marketing-Gesell-schaft der deutschen Agrarwirt-

schaft mbH tätig, während der letzten fünf Jahre als

Referentin im BereichWissenschafts-PR.

wendigkeit der Supplemen-tierung (Tabelle).

In Deutschland erfolgt dieAnwendung des Jodsalzesauf freiwilliger Basis. Damitbedarf es der konsequentenund umfassenden Informa-tion im Ernährungshand-werk und in der Industrie,aber auch bei Verbrauchern,Erziehern, Kantinenleitungenund – nicht zuletzt – beiÄrzten.

Risiken des Jodmangels

● Fertilität: herabgesetzt bei Mann und Frau

● Endemischer Kretinismus: geistige Retardierung, Schwerhörigkeit, vermehrt Mißbildungen,Fehl- und Totgeburten

● Struma connata: Störung der Gehirnreifung und des Wachstums, spastische Diplegie,Hördefekte, Atemnotsyndrom, mangelnde Skelettreifung

● Jugendlicher Kropf● Störung der Hirnentwicklung, mit Lern- und Merkschwierigkeiten● Höhere Inzidenz der Arteriosklerose● Strukturveränderungen der Schilddrüse, autonome Adenome

Risiken der ausreichenden Jodzufuhr

● Keine

TA B E L L E : G E FA H R E N D U R C H J O D ?

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P H O E N I X · L e s e r fo rum

LESERFORUM · LESERFORUM · LESERFORUM

Ihre Meinung

Die PHOENIX-Redaktion freut sich über jede Anregungund Kritik. Kurze oder auch ausführliche Leserbriefe (un-ter dem Vorbehalt der redaktionellen Kürzung) sind will-kommen.

Schreiben Sie bitte an: Redaktion Phoenix,MEDI DIDAC-Verlag, Friedrich-Wilhelm-Str. , Koblenz oder per Fax an ()

Betrifft: Zucker =Nährstoffräuber?

Ihre Zeitschrift finde ichhochinteressant. Mich würdeinteressieren, woher die inErnährungskursen vielgepre-digte Behauptung stammt,daß Zucker ein „Kalkfresser“sei. Welche wissenschaftlicheGrundlage hat dies?

Dr. med. G. Götzinger, Hagen

Antwort der Redaktion:Keine. Die Behauptung kannzu den Akten medizinischerAnekdoten gelegt werden.Sie basiert auf einer japani-schen Untersuchung aus demJahre 1926: Kaninchen, de-nen regelmäßig Saccharoseinfundiert wurde, zeigtennach etwa 5 Monaten schwe-re Veränderungen der Kno-chenmatrix im Sinne einerErweichung. Aber:

● Es fehlten Angaben überdie sonstige Nährstoff-Zusammensetzung. Insbe-sondere wurde das für denCalciumstoffwechsel be-deutsame Vitamin D erstfünf Jahre später entdeckt.

● Saccharose kann nur durchEnzyme in der Dünn-darmmukosa gespaltenwerden. Die parenteral zu-geführte Saccharose wurdeüber die Nieren elimi-

niert, was zur Calciurieder Tiere führte.

● Die Knochen erweichtenauch, wenn man statt Sac-charose Fructose, Glucoseoder Öle verabreichte.

Zucker hat eine Nährstoff-dichte von Null. Aber erwird selten pur verzehrt. AlsZutat vieler ernährungsphy-siologisch wertvoller Lebens-mittel „versüßt“ er uns dieAufnahme mancher beson-

ders nährstoffdichter Le-bensmittel. Inzwischen wur-de der Einfluß von stärke-und saccharosereicher Nah-rung auf den Calciumstoff-wechsel neu untersucht. DieErgebnisse sprechen Zuckerals „Nährstoffräuber“ frei.

Ähnliches gilt für die Be-hauptung vom „Vitaminräu-ber“: Man glaubte, Zuckerentzöge dem Körper VitaminB, da es beim Zuckerabbau

als Coenzym (Thiamindi-phosphat) beteiligt ist. Vitamin B wirkt jedoch ka-talytisch, wird also bei derReaktion nicht verbraucht!Im übrigen wird jede Artvon Kohlenhydraten – sowieEiweiß und Fett – über dasgleiche Enzym abgebaut.Aufgrund einer von derobersten amerikanischen Ge-sundheitsbehörde FDA ver-öffentlichten wissenschaft-lichen Bewertung wurdeZucker bereits derGRAS-Status zuerkannt:„Generally Recognized AsSafe“!

Quellen: J. Berghäuser, Zucker-konsum und Nährstoffversor-gung, Akt. Ernähr.-Med. () -;R. Kluthe, H. Kasper, Kohlen-hydrate in der Ernährungsmedi-zin unter besonderer Berück-sichtigung des Zuckers, Supple-ment zu Akt. Ernähr.-Med.()

Interessiert Sie das Thema?Wir senden Ihnen gernedas Supplement zu! Schrei-ben Sie uns!

ZWEI PATIENTEN-INFOS FÜR DIE ARZTPRAXIS

Die Broschüre „Ballast-stoff-Ratgeber“ soll IhreernährungsmedizinischeBeratung ergänzen.Menschen, die unter Ob-stipation leiden, finden hierim Alltag umsetzbare Er-

nährungsalternativen zuAbführmitteln.

Der Adipositas-Ratgeber„Schlank werden und blei-ben“ richtet sich an Über-gewichtige. Er enthält einpraktikables Konzept auf derBasis kohlenhydratreicherMischkost. Dieses wurde vom Institutfür Ernährungswissenschaftder Univ. Gießen im Bauka-stensystem entwickelt undbei der Erprobung in derärztlichen Praxis für gutbefunden.

Bestellen Sie diese Ratge-ber (Einzelhefte oder Setmit Broschüren) bei derPhoenix-Redaktion. DieAdresse finden Sie obenauf dieser Seite.

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P H O E N I X · Kurzre fe rat

Trennkost

DIPL. OEC. TROPH. SONJA CARLSSON, DR. MED. PETER KOHLER

Die Trennkost wird immer wieder als erfolgreicher Weg zurGewichtsreduktion propagiert.Wird diese Kost nicht über-

bewertet, vor allem in Frühling und Sommer, wo immer wiederHoffnungen auf Reduktionsdiäten jeglicher Art gesetzt werden?

Trendkost?oder d

er amerikanische ArztDr. Howard Hay(–) entwickelte

die Trennkostlehre. Er emp-fahl, bei der Zubereitungder Mahlzeiten Eiweiße undKohlenhydrate zu trennen.Nach seiner Meinung be-hindert der Abbau des einenNahrungsbestandteiles dendes anderen im Verdauungs-trakt. Auch seien viele Nahrungs-mittel schädliche „Säure-bildner“. Gemüse, Obst undSalat hingegen würden als„Basenbildner“ die Säureneutralisieren, die Ausschei-dung fördern und denStoffwechsel entlasten. Seine Trennkostlehre basiertdaher auf den drei Säulen:

● Die VollwerternährungVollwertige Produkte,schonende Zubereitung,Schwerpunkt Pflanzen-kost, sparsame Verwendungvon Fett, Verzicht aufraffinierten Zucker, Weiß-mehl etc.

● Die „chemischenVerdauungsgesetze“Zeitliche Trennung desVerzehrs von Eiweiß- undKohlenhydratgerichten,um den Stoffwechsel nichtzu belasten. Keine Kombi-nation von eiweißreichen

D

mit kohlenhydratreichenLebensmitteln.

● Das Säuren-Basen-GleichgewichtStatt ein Verhältnis von : fordert er :, also soll-ten die Trennkostmahl-zeiten möglichst zu %aus Säurenbildnern und zu% aus Basenbildnernbestehen.

Für die Umsetzung in diePraxis werden die Nahrungs-mittel der Eiweiß-, Kohlen-hydrat- und neutralen Grup-pe zugeordnet.

Produkte der Eiweiß- undKohlenhydrat-Gruppe dürfennur mit denen aus der glei-

Trenn-Kost – völlig

chen Gruppe und mit neu-tralen kombiniert werden.

Das Steak oder den Fischgibt es also mit reichlich Ge-müse oder Salat, aber ohneKartoffeln oder Reis. Nu-deln, Brot, Kartoffeln, Reisetc. gibt es ebenfalls mitreichlich Gemüse oder Salat,aber ohne Fleisch, Fisch undEier. Außerdem sollen nach Uhr keine Eiweißgerichtemehr verzehrt werden, dadies die Verdauung belastensoll.

Heilen mit Trennkost?

Dr. Hay erreichte mit derTrennkost zahlreiche Hei-lungserfolge an seinen Pati-

falsch verstanden …

enten – insbesondere beiernährungsbedingten Krank-heiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthoch-druck, Fettstoffwechsel-störungen, Gicht, Diabetes,Verstopfung und Überge-wicht.

Heute weiß man: Die Er-nährungsweise spielt eineRolle bei der Prophylaxebestimmter Krankheiten.

Heilung allerdings nur durchErnährung zu erwarten, istmedizinisch betrachtet einzu hoher Anspruch.

Ausgewogene Ernährung –und in bestimmten Fällenauch Diät – können jedochbei vielen Erkrankungen dieHeilungsprozesse unterstüt-zen. Aber gilt dies auch fürdie Trennkost?

Trennkost aus heutiger Sicht

Die Trennkost hat ebensoglühende Verfechter wieGegner. Die Anhängerwidmen sich bevorzugt derNaturheilkunde. In denAugen von Schulmedizinernund Ernährungswissen-schaftlern ist das ursprüng-liche Konzept heute wissen-schaftlich nicht mehr halt-bar.

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P H O E N I X · Kurzre fe rat

Eine Mahlzeit mit Fleisch und Gemüse hat eine höhere biologische Wertigkeit als die einzelnen Bestandteile.

Ist immer gesund: der Salat

● So übersah Hay, daß z. B.viele natürliche Lebens-mittel wie Milch, Getreideund Hülsenfrüchte sowohlEiweiß als auch Kohlen-hydrate enthalten. Warumenthält unsere erste Nah-rung – die Muttermilch –Eiweiß und Kohlenhydratezu fast gleichen Anteilen?

● Ebenso wußte er nicht,daß sich tierisches undpflanzliches Eiweiß in ihrerbiologischen Wertigkeitergänzen: Eine Mahlzeitmit einem Steak, Kartof-feln und Gemüse hat einehöhere biologische Wer-tigkeit als die einzelnenBestandteile ( /).

● Heute weiß man auchmehr über eine seinerSäulen, die „chemischenVerdauungsgesetze“: DasEnzym-System des Gastro-intestinal-Traktes ist dar-auf ausgelegt, Eiweiße undKohlenhydrate gleichzeitigzu verdauen. Als Reaktion

auf die Nahrungsaufnah-me werden alle Enzymesezerniert, unabhängigvom Substrat.

● Die Verdauungssäfte zer-legen die aufgenommenenEiweiße in ihre Amino-säuren und die Kohlen-hydrate in ihre Bausteine,u. a. Glucose. Für denTransport durch Zell-membranen ist Insulin vonentscheidender Bedeutung.Dies gilt nicht nur – wieursprünglich angenommen– für Glucose, sondernauch für Aminosäuren.Und stärkster Stimulus fürdie Insulinsekretion isteine Mahlzeit, die gleich-

zeitig Eiweiß und Kohlen-hydrate enthält!

● Weshalb soll basenüber-schüssige Kost gesund sein?Abwechslungsreiche Misch-kost beeinträchtigt denSäure-Base-Haushalt un-seres Organismus nichtnegativ. Als Gesunde ste-hen uns sowohl metabo-lisch über die Nieren, alsauch respiratorisch überdie Atmung potente Puf-fersysteme zur Verfügung.

Also doch nur Trend?

Trennkost als Heilmittel zupropagieren, ist wissenschaft-lich nicht vertretbar.

Wann Abnehmen durch eineDiät medizinisch indiziertist, soll an dieser Stelle nichtdiskutiert werden. Wennaber ja: Ist dann Trennkostgeeignet?

Jede energie- und fettarmeMischkost führt grundsätz-lich zur Gewichtsreduktion.Obst und Gemüse im täg-lichen Speiseplan wird ohne-hin heute empfohlen.

Das bewußtere Nachdenkenüber den täglichen Menü-plan allein kann schon, wiebei jeder Diät, einen Effekthaben.

Wenn Menschen sagen, siehätten mit der Trennkost er-folgreich abgenommen, stelltsich die Frage: Lag dies ander „Trennung“ oder an derreduzierten Energiezufuhr? Dennoch gilt auch hier ausvielschichtigen Gründen wiebei jeder Art von komple-mentärer Therapie: Werheilt, hat recht.

Aber es sollte bedacht werden:Ernährungsmediziner warnenbei Langzeitanwendung deroriginären Hay’schen Trenn-kost vor Mangelerscheinun-gen. Was heute als erfolgverspre-chende Trennkost propagiertwird – und sich auch durch-aus bewährt – ist nichts an-deres als energiereduzierteMischkost. Mit der ursprüng-lichen Hay’schen Idee hatdies wenig gemeinsam.

Dipl. oec. troph. Sonja Carlsson, Stu-dium Oecotrophologie an der TechnischenUniversität München-Weihenstephan;anschließend PR- u. Marketingassisten-tin bei einem Molkereikonzern; heuteFachjournalistin für Ernährung undGesundheit.

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P H O E N I X · L e b en s qua l i t ä t

Körperliche Aktivität steigert die Lebensqualität.Unsere Muskulatur ist dabei nicht nur gehorsamer Befehlsempfänger.

Vielmehr kommunizieren alle Organeinheiten mit diesemArbeitstier und schuften mit. Dieser Zusammenhang ist

genetisch angelegt. Ihm können wir nicht entfliehen.Durch körperliche Aktivität sollten wir der Natur gerecht werden.

MuskelmasseEine biohistorische Mitgift

PROF. DR. MED. DR. PAED. SIEGFRIED ISRAEL

Bewegung ist nicht nur für die Muskulatur notwendig, sondern für alleOrgane

er normalgewichtigeMensch besteht zu% (Mann) bzw.

% (Frau) aus Skelettmus-kulatur. Der Arbeitsmuskelist das mit Abstand massig-ste Organ des menschlichenKörpers. Er ist außerdem daseinzige Organ, das unseremWillen unterliegt. Alle an-deren Organe stehen mehroder weniger in seinemDienst.

Der Arbeitsmuskelund seine Dienst-leistungssysteme

Wird der Arbeitsmuskelbeansprucht, erfolgt eineTransformation dieser An-sprüche in Forderungen aninnere Organe wie Herz,Lunge, Stoffwechsel usw. Es gibt keinen Bereich desKörpers, der nicht durcheine intensiv-ausdauerndemotorische Forderung ange-regt würde.

Der Körper ist entsprechendseinem Bauplan für die Be-wegung und nicht für Ruhe-bedingungen ausgelegt.Die Muskeltätigkeit löst eineinnere Resonanz aus. DerMuskel agiert, die innerenOrgane reagieren als Wider-hall. Die vegetativ gesteuer-ten, also nicht unserem Wil-len unterliegenden, Organesind das „Hinterland“ vonBewegungshandlungen.

Das Zusammenspiel von Muskelund Vegetativum

● Von den aktiviertenmotorischen Arealen derGroßhirnrinde gehen Im-pulskopien direkt zu denvegetativen Zentren imGehirn.

D

● Es erfolgt damit eine nahe-zu verzögerungsfreie Ver-bindung zu den vegetativ-nerval gesteuerten Syste-men.

● Das dient der leistungsge-rechten „Absicherung“ dergesteigerten Muskeltätig-keit. So ist z. B. nach Be-ginn der Muskelaktivitätbereits die erste Herz-periode verkürzt und dererste Atemzug vertieft.Diese Mobilisierung zurAnpassung an erhöhteLeistung findet vorrangigüber den N. sympathicus(Leistungsnerv) statt.

● Mit geringer Verzögerungübernehmen auch Anteiledes Endokriniums eineSoll-Ist-Abgleichung. Sogewährleisten sie ebenfallsdie notwendige Anpassungan die gesteigerte Arbeits-leistung. Ein Beispiel ist dievermehrte Ausschüttungvon Katecholaminen.

Bei Abbruch der motori-schen Belastungen kommt eszu einer Rückstellung derOrganfunktionen, zur soge-nannten Homöostase. Dieseist u. a. durch eine Domi-nanz des N. vagus (Erho-lungsnerv) als Gegenspieler

zum N. sympathicus charak-terisiert.

Die motorisch-induzierte Adaptation

Eine regelmäßige Wiederho-lung der Muskelaktivität vonhinreichender Intensität undDauer führt zur epigeneti-schen Adaptation, also einerexogen beeinflußten Anpas-sung: Der Muskel selbst wirdumgestaltet, und seine Ver-sorgungssysteme werdendurch typische adaptive Ver-änderungen (Sollwertverstel-lungen) im Vegetativum aufeiner höheren Stufe morpho-logisch und funktionell neuorganisiert.

In der Praxis ist Ergotropiemit Trophotropie verbunden:D. h. eine Veränderung imSinne einer Leistungssteige-rung ist eng verknüpft mitden organischen Vorausset-zungen für eine beschleunig-te und vertiefte Erholung.

Angemessene motorischeAnsprüche mit nachfolgen-der Ermüdung beuten denKörper also nicht aus, son-dern verbessern ihn auf derBasis der motorisch beding-ten Adaptation des Muskelsund seiner „rückwärtigenDienste“.

Das biologische System op-timiert naturgesetzlich seineeigene Tüchtigkeit durchadäquaten Gebrauch!

Herz und Sauerstoff-bilanz als Modell

Die leicht objektivierbaremotorisch erzeugte Vervoll-kommnung sei an zwei Bei-spielen modellhaft demon-striert:

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Abbildung: Zwei Herzschatten im Röntgenbild: links Sportlerherz einesWeltmeisters im Radrennsport und rechts sogenanntes Normalherz

● Eine regelmäßige ausdauer-betonte Muskelaktivitätverbessert adaptiv diesauerstoffaufnehmendenund -transportierendenSysteme.

● Die Ventilationskapazitätwird gesteigert, der alveolo-kapilläre Sauerstoffüber-tritt wird erleichtert, unddie Herz-Kreislaufleistung,d. h. die Sauerstofftrans-port-Kapazität, kann be-trächtlich erhöht werden.

● Auch die Mechanismender Sauerstoffaufnahmeund -verwertung in denZellen sind verstärkt.

Die sich daraus ergebendeKonsequenz der durchge-hend gesicherten Sauerstoff-versorgung gewährleistetnicht nur zuverlässig dieFunktion, sondern machtdie Körpergewebe auch we-niger anfällig für Erkrankun-gen und verzögert die Alte-rungsprozesse.

● Das trainierte Herz zeich-net sich durch eine erhöhteKontraktionskraft aus,

und es besitzt auf der Basiseiner physiologischen Di-latation ein vergrößertesRestvolumen, das jederzeitverfügbar ist. (Abbildung)

Es zeigt eine bedarfsge-rechte koronare Mehr-durchblutung, die z. B.mit einer Neubildung vonKapillaren einhergeht.

Seine Funktion ist unterRuhebedingungen durcheinen „Schongang“ ausge-zeichnet; als Charakteri-stikum dafür steht dieTrainingsbradykardie. DasTraining führt am Herzenzu einer Vagusdominanz.Diese schützt das Herz.Sie kann aber bei Anfor-derung prompt auf einenerhöhten Sympathikoto-nus umgeschaltet werden.

Bewegungsmangelschwächt dasVegetativum

Die Bewegungsarmut im Ge-folge des technischen Fort-schritts ist als ein eigenstän-diger Risikofaktor für dasAuftreten einer Reihe zu-meist chronisch-degenerati-ver Erkrankungen identifi-ziert worden.

Der Arbeitsmuskel selbst istaußerordentlich resistent. Ererkrankt so selten, daß fürunser größtes Organ nichteinmal ein Facharzt benötigtwird.

Die ungenügende bewegungs-induzierte Adaptation machtjedoch die vegetativ gesteuer-ten Organe anfällig, und diechronischen Leiden dieserSysteme dominieren in unse-rer Zeit die Morbidität undMortalität.

Prof. Dr. med. Dr. paed. SiegfriedIsrael, Jahrgang , Internist, Sport-mediziner, Chefarzt d. Sportmed.Rehab.-Zentrums Kreischa b. Dresden. o. Prof. f. Sportmed. in Leipzig. Leiter d. Instituts f. Sportmed. d.Sportwiss. Fak. d. Univ. Leipzig. Emeritus. Nahezu wiss. Publika-tionen, vorrangig im Bereich der Lei-stungsphysiologie sowie zur ThematikSport und Gesundheit, Sport im Alter.

Muskelaktivitätals naturgegebeneBedienungsanleitung

Das angemessene Funktio-nieren der Muskulatur ge-hört in jedem Lebensalter zuder „Gebrauchsanweisung“,welche die Natur uns beige-geben hat. Die zugrundelie-genden Gesetzmäßigkeitenhaben sich entwicklungsge-schichtlich herausgebildet.

Dabei ist hervorzuheben,daß der Mensch sich seitmindestens dreißigtausendJahren nicht (nennenswert)verändert hat. Sein Körperist steinzeitlicher Provenienz!Dem sollte und kann auchim Zeitalter des technischenFortschritts bewußt und ge-zielt Rechnung getragen wer-den.

Ein aktiver Lebensstil ver-bunden mit einem altersge-rechten Vielseitigkeitstrai-ning zweimal wöchentlichvermag die Folgen von Be-wegungsmangel am Muskelund insbesondere an seinenvegetativ gesteuerten Versor-gungssystemen zu neutrali-sieren.

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P H O E N I X · Te rmino l o g i e & Termin e ISSN 1433-7126

In dieser Rubrik erläutern wir Ihnen Begriffe undSachzusammenhänge aus Ernährung und Gesundheit

Terminologie

ist „überall“ verbreitet.

Jedem Arzt ist die äußerlicheAnwendung von

Pantothen-säurein den verschiedenen Zube-reitungsformen bekannt. Siewird über die Haut resor-biert und im Organismus zubiochemisch wirksamen Ver-bindungen umgewandelt.Pantothensäure (früher Vita-min B genannt) ist essenti-ell. „Etwas Salbe“ ist jedochnicht der natürliche Weg derAufnahme vital notwendigerStoffe. Woher also deckenwir unseren Bedarf, und wel-che Funktionen erfüllt Pan-tothensäure?

Der griechischeBegriff pantos(= überall) weistschon darauf hin:Pantothensäureist ubiquitärverbreitet. Siekommt in fastjedem Lebens-mittel vor. Beson-ders reich an die-sem Vitamin sindz. B. Leber, Inne-reien, Cham-pignons, Hüh-nereier, Camem-bert, Vollkorn-getreide, Broccoli,Blumenkohl undTomaten. Pantothensäure

Die Absorption erfolgt in al-len Abschnitten des Dünn-darms. Im Blut wird die Säu-re an Transport-Proteine ge-bunden und schließlich indie Körperzellen geschleust.Dort findet das entscheiden-de statt: die Biosynthese vonCoenzym A (CoA) aus Pan-tothensäure. CoA hat eine vielschichtigeund zentrale Bedeutung imStoffwechsel:

● Auf- und Abbau vonKohlenhydraten, Fettenund Aminosäuren,

● Energiegewinnung ausdem Zitratzyklus,

● Umwandlung von Cholinzum NeurotransmitterAcetylcholin,

● Biosynthese von Steroidenund den Vitaminen A und D.

Da Pantothensäure weit ver-breitet ist, werden Mangel-symptome nur sehr seltenund nur bei extrem einseiti-ger Ernährung deutlich. Ex-perimentell konnten durchpantothensäurearme KostSymptome beobachtet wer-den wie Kopfschmerz, Apa-thie, Übelkeit, Erbrechen,abdominelle Krämpfe, neu-rologische Funktionsstörun-gen (Burning-Feet-Syndrom)und verminderte Immun-abwehr.

Es gibt zwar keine repräsen-tative Erhebung über dieVersorgung in Deutschland,sie wird jedoch als bedarfs-deckend (täglich ca. mg)angesehen.

Also: Bei ausgewogenerMischkost erhalten wir ge-nügend Pantothensäure voninnen. Nur wenn sich einesder Kinder einmal wieder dieKnie aufgeschürft hat …Salbe kann dann hoffentlichdie Tränen stoppen. Dexpan-thenol, ein der Pantothen-säure entsprechender Alko-hol, fördert die Neubildungvon Granulationsgewebe undsomit die Wundheilung.

Quelle: B. Gaßmann,Ernährungsumschau ()

Veranstaltungen zum ThemaErnährung und Gesundheit

15. Jahrestagung der DeutschenAdipositas-GesellschaftTermin: 16.–18.9.1999Ort: DüsseldorfInfo: CTW Congress Organisation, BerlinTel.: ( )

Fax: ( )

22. Deutscher Hausärztetag 1999 BDA-Bundestagung und 33. Kongreß der DEGAMTermin: .‒..

Ort: DresdenInfo: BDA-Bundesgeschäftsstelle,KölnTel.: ( ) -

Fax: ( ) -

Im Rahmen des Hausärztetages:Krankheitsprävention durchErnährung?Vorteile und Risiken ausge-wählter ErnährungsformenTermin: .., .‒. UhrLeitung: Dr. oec. troph. N. Worm

Deutscher Kongreß fürSportmedizin & PräventionTermin: ..‒..

Ort: FreiburgTopics: u. a. Breitensport,Ernährung, PräventionInfo: Med. Universitätsklinik, FreiburgTel.: ( )

Fax: ( )

Termine

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