Hegelsche Dialektik Grundlagen Teil III mit Notizen

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Hegelsche Dialektik Hegelsche Dialektik Teil III Teil III Annette Schlemm: Annette Schlemm: http://philosophenstuebchen.wordpress. http://philosophenstuebchen.wordpress. com/ com/

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Hier nun der zentrale Teil der Präsentation zur Hegelschen Dialektik.

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Hegelsche Dialektik Hegelsche Dialektik

Teil IIITeil III

Annette Schlemm: Annette Schlemm: http://philosophenstuebchen.wordpress.com/http://philosophenstuebchen.wordpress.com/

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Teil I: http://de.slideshare.net/philosophenstuebchen/hegelsche-dialektik-grundlagen-teil-i-mit-notizenTeil II: http://de.slideshare.net/philosophenstuebchen/hegelsche-dialektik-grundlagen-teil-ii-mit-notizen

Siehe auch die Texte im Internet unter: http://www.thur.de/philo/hegel/hegel.htmZum Thema Entwicklung insbesondere: http://www.thur.de/philo/hegel/hegelvortrag2.htmhttp://www.thur.de/philo/hegel/hegel29.htm

Die Abbildung zitiert eine Zeichnung von M.C. Escher und verweist auf das Thema Entwicklung mit Spiralformen.

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InhaltInhalt

• Warum Dialektik ?Warum Dialektik ?• Erkenntnis-EntwicklungErkenntnis-Entwicklung• SystemcharakterSystemcharakter• Allgemeines-Besonderes-Allgemeines-Besonderes-

EinzelnesEinzelnes• Totalitarismus ?Totalitarismus ?• (Historische) Entwicklung (Historische) Entwicklung

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Aus marxistischer Sicht wird Dialektik vor allem als Theorie der Höherentwicklung (über Widersprüche hindurch/hinweg) verstanden. Es wird häufig von „dialektischer Entwicklung“ gesprochen. Dabei entstand teilweise eine vereinseitigte Sicht, bei der Entwicklung nur auf zeitliche Zustandsveränderungen bezogen wurde, was auch heute noch im Internet zu finden ist: „Dialektik ist der Versuch, die Dinge im zeitlichen Ablauf, d. h. in ihrer Veränderung zu begreifen.“ (Wal Buchenberg: http://www.trend.infopartisan.net/trd1001/t071001.html)

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(Historische) (Historische) Entwicklung Entwicklung

• Dialektische = historische Dialektische = historische Entwicklung ?Entwicklung ?

• Entwicklung bei HegelEntwicklung bei Hegel• Zukünftige Entwicklung Zukünftige Entwicklung

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Früher wurde das Thema „Dialektik“ im marxistisch-dialektischen Kontext eigentlich immer im Zusammenhang mit historischen Entwicklungsvorgängen thematisiert.

Dies reduziert die Hegelsche Dialektik jedoch und mit dieser Einschränkung im Kopf ist Hegel gar nicht zu verstehen. Deshalb möchte ich zurück gehen: Was hat Hegel eigentlich selbst gemeint?

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Dialektische Dialektische EntwicklungEntwicklung

3 „Grundgesetze“:3 „Grundgesetze“:

• Einheit und „Kampf“ der Einheit und „Kampf“ der GegensätzeGegensätze

• Umschlagen quantitativerUmschlagen quantitativer Veränderungen in qualitative Veränderungen in qualitative (und umgekehrt) (und umgekehrt)

• Negation der Negation Negation der Negation

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Dies sind die drei „Grundgesetze“, die im Marxismus-Leninismus als Kernprinzipien der Dialektik gelehrt wurden. Links steht als Beispiel die Aufeinanderfolge der ersten Kategorien bei Hegel. „Sein“ und „Nichts“ sind Gegensätze. Das „Sein“ ist die Negation des „Nichts“ und das „Nichts“ ist die Negation des „Sein“. Sie richten sich gegeneinander („kämpfen“). Ihre Einheit finden sie im „Werden“ (etwas Werdendes IST und IST NICHT). Das Werdende/Gewordene ist die Negation der Negation von „Sein“ und von „Nichts“. Letztlich wird der Übergang in die Negation der Negation, die höhere Einheit, geschafft, wenn man „weit genug“ in den Gegensatz hinein gegangen ist. Das Neue entsteht, nachdem sich im Alten lange genug quantitative Veränderungen angehäuft haben: aus vielen Körnchen wird ein Sandhaufen. All dies sind Prinzipien, die bei allen Entwicklungsvorgängen eine Rolle spielen und die auch in der Hegelschen Philosophie auftauchen. Deshalb bietet es sich an, diese Prinzipien als „dialektische Prinzipien“ oder „Grundgesetze“ zu verallgemeinern.

„Es bietet sich an“… heißt: Es ist irgendwie nicht ganz falsch… aber es wird sich zeigen, dass diese Sicht, wenn sie verabsolutiert wird, nicht mehr richtig und ausreichend ist.

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Dialektische Dialektische EntwicklungEntwicklungLogischeLogische Entwicklung bei Hegel: Entwicklung bei Hegel:

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Wenn man sich auf die Dialektik bezieht, sollte aber auf jeden Fall bekannt sein, dass im Hegelschen System nicht über eine zeitliche Veränderung gesprochen wird (außer in den Fällen, wo er die Geschichte ausdrücklich thematisiert wie in der Geschichte der Philosophie oder der Weltgeschichte). Jene Texte, auf die sich die Grundlage der Dialektik meist bezieht, die „Logik“ hat als Gegenstand aber nicht die zeitlich-geschichtliche Entwicklung, sondern die Entwicklung des sich selbst erkennenden Weltgeistes (bzw. des Menschen als Teil davon).

Das wird schon deutlich, wenn man sich die Kategorien in der „Logik“ anschaut. Es kann ja nicht sinnvoll behauptet werden, dass zeitlich nacheinander das „Sein“, danach das „Dasein“ usw. entstehen würden.

Philosophie wird ausdrücklich bei Hegel als “zeitloses Begreifen” beschrieben, das sich nicht mit der schlechten Unendlichkeit der Abfolge endlicher Dinge beschäftigt (vgl. Hegel Enz. II, S. 26 § 248 Zusatz)

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Dialektische Dialektische EntwicklungEntwicklung= Logische = historische= Logische = historische Entwicklung Entwicklung ??????

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Wenn man diese logische Entwicklung umstandslos auf historische Entwicklungen überträgt, entsteht eine ungerechtfertigte Parallelisierung von Logischem und Historischem.

Auch das Negieren einer Qualität ist bei Hegel kein zeitlicher Vorgang (vgl. Hegel Enz. I. § 109 Z: 228) und die Beispiele von Zustandsänderungen (Aggregatzustände von Wasser, Oxydationsstufen von Metallen, Tonunterschiede) meinen keine zeitliche, gar entwicklungsgemäße, Aufeinanderfolge.

Auch Marx wusste noch, dass diese Parallelisierung nicht immer funktioniert:"Es wäre [...] untubar und falsch, die ökonomischen Kategorien in der Folge aufeinander folgen lassen, in der sie historisch die bestimmenden waren. Vielmehr ist ihre Reihenfolge bestimmt durch die Beziehung, die sie in der modernen bürgerlichen Gesellschaft aufeinander haben und die gerade das umgekehrte von dem ist, was als ihre naturgemäße erscheint oder der Reihe der historischen Entwicklung entspricht.“ (MEW 42: 41)

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Historische Historische EntwicklungEntwicklung

http://www.hegel-http://www.hegel-system.de/de/poster.htmsystem.de/de/poster.htm

Entfaltung der logischen Idee ... als ein Fortgang vom Abstrakten zum Konkreten

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An zwei Stellen gibt es die Parallele von Logischem und Historischem auch bei Hegel:

1.Der Philosophiegeschichte: "Das Verhältnis aber der früheren zu den späteren philosophischen Systemen ist im allgemeinen dasselbe wie das Verhältnis der früheren zu den späteren Stufen der logischen Idee, und zwar von der Art, daß die späteren die früheren als aufgehoben in sich enthalten." (Hegel Enz.I § 86 Z2: 184)

2.Weltgeschichte (nächste Folie)

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Historische Historische EntwicklungEntwicklung

Weltgeschichte:Weltgeschichte:

„Darstellung des Geistes [...], wie er sich das Wissen dessen, was er an sich ist, erarbeitet“

(Hegel: VLPG: 31)

„Weltgeschichte [...] den Stufengang der Entwicklung des Prinzips, dessen Gehalt das Bewußtsein der Freiheit ist“ (Hegel VPG: 75)

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Der Kern der Weltgeschichte wird von Hegel im wachsenden „Bewußtsein der Freiheit“ gesehen. Wie sich dazu auch gesellschaftliche Institutionen und Verhältnisse ändern müssen, beschreibt er in den Vorlesungen zur Weltgeschichte.

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Historische Historische EntwicklungEntwicklung

Als der Gedanke der Welt erscheint sie [die Philosophie] erst in der Zeit, nachdem die Wirklichkeit ihren Bildungsprozeß vollendet und sich fertig gemacht hat. (Hegel GPR 27-28)

Die Eule der Minerva Die Eule der Minerva

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Dabei gilt, dass die „Logik der historischen Entwicklung“ erst vom erreichten Endpunkt her rekonstruiert werden kann. Man weiß, wo der Ist-/Endpunkt ist und kann alle Entwicklungsschritte in Bezug auf diesen Ist-/Endpunkt rekonstruieren. Für diesen Effekt steht die „Eule der Minerva“ (wegen ihrer Aktivität erst in der Dämmerung).

(Ernst Bloch schreibt dazu: „wäre die Philosophie wirklich auf Dämmerung angewiesen, dann wäre die hegelsche zu ihrer Zeit überhaupt nicht möglich gewesen, sondern sozusagen erst nach 1850." (Subjekt-Objekt, 231), siehe dazu auch: http://www.inkrit.de/hkwm/artikel/eule.pdf) )

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Historische Historische EntwicklungEntwicklungDer Eulenstandpunkt bei der Analyse: Der Eulenstandpunkt bei der Analyse:

• Herausfinden wesentlicher Bedingungen für das Bestehende

• keine keine „Wunder“„Wunder“

• nachträgliche Rekonstruktion von Abläufen

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Wir können diesen „Eulenstandpunkt“ tatsächlich einnehmen, wenn wir historische Entwicklungen hin zu einem bekannten Ist-Zustand rekonstruieren wollen. Wir gehen dann davon aus, dass es keine Wunder gibt, sondern alles, was bis jetzt entstanden ist, sich aus den jeweils früher angelegten Möglichkeiten heraus bilden und entfalten konnte. Nachträglich kann jeweils überlegt werden, was vorher als Voraussetzung, als Bedingung realisiert gewesen sein muss, um das Folgende zu ermöglichen. Dabei kann auch erkannt werden, welche der Bedingungen, die für das Bestehende notwendig sind, überhaupt erst historisch als Voraussetzungen für das Jetzige entstanden sind.

Diese Methode verwendet z.B. Klaus Holzkamp in seiner „Grundlegung der Psychologie“ (siehe z.B.: http://www.thur.de/philo/kp/5_schritt.htm)

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Entwicklung bei HegelEntwicklung bei Hegel

1. Übergehen in Anderes (Seinslogik)

Drei unterschiedliche Formen der Drei unterschiedliche Formen der Veränderung:Veränderung:

2. Scheinen in Anderes (Wesenslogik)

3. Entwicklung (Begriffslogik) (Hegel Enz. I § 161 Z: 308)

• entspricht drei unterschiedlich (tiefgehenden) entspricht drei unterschiedlich (tiefgehenden) Formen der ErkenntnisFormen der Erkenntnis

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Es gibt bei Hegel verschiedene Formen des Ineinander-Übergehens von Kategorien in der Logik, nur eine davon nennt er „Entwicklung“:

1.zwei verschiedene Zustände sind unabhängig voneinander vorhanden und es finden Übergänge zwischen ihnen statt (Hegel WdL I: 97) (z.B. beim Übergang vom Zustand des Lebens in den Zustand des Todes)Wenn wir uns auf den ersten Aspekt konzentrieren, gibt es den zweiten nicht, und wenn der Übergang vollzogen ist, ist der erste verschwunden und der zweite existiert.

2.Im Wesen findet kein Übergehen statt, „sondern nur Beziehung“ (Enz. I, § 111, Z 229): Hier interessiert der Zusammenhang, die Beziehung zwischen Leben und Tod. „Wenn (in der Sphäre des Seins) das Etwas zu Anderem wird, so ist hiermit das Etwas verschwunden. Nicht so im Wesen; hier haben wir kein wahrhaft Anderes, sondern nur Verschiedenheit, Beziehung des Einen auf sein Anderes. Das Übergehen des Wesens ist also zugleich kein Übergehen; denn beim Übergehen des Verschiedenen in Verschiedenes verschwindet das Verschiedene nicht, sondern die Verschiedenen bleiben in ihrer Beziehung." (ebd.) (weiter: nächste Seite)

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Wir erkennen, dass zum Leben der Tod gehört und zum Tod das Leben. Beide sind nicht wirklich unabhängig voneinander. In dieser Sphäre finden wir auch die Begründung der Quelle aller Veränderung, den Widerspruch. Er "ist die Wurzel aller Bewegung und Lebendigkeit (Hegel WdL II: 75).

1.Das Lebendige selbst ist die widersprüchliche Einheit seiner beiden Aspekte: Leben und Tod. Das Lebendige greift in seiner positiven Bestimmung (Leben) zugleich über seine negative Bestimmung (Tod). Damit haben wir den Gesamtzusammenhang bereits begriffen, d.h. begriffslogisch erfasst. Das Übergreifende ist die Einheit von Gegensatz und Identität, es ist der sich bewegende Widerspruch, der Entwicklungszusammenhang. Im Begriff des Lebendigen ist bereits enthalten, dass er sich in seine Momente Leben und Tod zerlegt. -> begriffslogische "Entwicklung": alle Daseinsformen und Momente erweisen sich als Momente der Selbstentwicklung des Begriffs. (Hegel Enz. I § 161 Z: 308)

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Entwicklung bei HegelEntwicklung bei Hegel

Drei Formen der „Negation“ Beispiel

Seinslogischer „Übergang“:Der erste Zustand

verschwindet, der neue entsteht.

Flüssigkeit wird zu Gas. (Verschiedenheit)

Wesenslogische Beziehung/Reflexion: das

Etwas und sein Anderes bleiben.

Gasförmigkeit ist der andere Aggregatzustand, der zum

Zustand der Flüssigkeit gehört. (Unterschiedlichkeit)

Begriffslogische „Entwicklung“: alle

Daseinsformen und Momente erweisen sich als Momente der Selbstentwicklung des Begriffs.

Es ist die "Natur" des Wassers, in unterschiedlichen

Aggregatzuständen zu existieren.

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Aus diesen drei Übergangsformen lassen sich drei Formen von Negierungen ableiten, die alle gleichzeitig vorhanden sind – die aber in unterschiedlicher Weise aufeinander aufbauend gedacht werden können.

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Entwicklung bei HegelEntwicklung bei Hegel

Entwicklung mit Notwendigkeit/ notwendige Entwicklung

Die Entwicklung des Begriffs (der "Natur der Die Entwicklung des Begriffs (der "Natur der Sache") bedeutet lediglich das Herausbringen, Sache") bedeutet lediglich das Herausbringen, das Setzen desjenigen, was an sich schon das Setzen desjenigen, was an sich schon vorhanden ist (seines Begriffs).vorhanden ist (seines Begriffs).

Wenn wir davon ausgehen, dass es jeweils nichts außerhalb des Begriffs (d.h. der Totalität der Sache) gibt, so ist die Negation notwendig bestimmt. Aus der Natur des Wassers kann nicht folgen, dass es plötzlich als Goldnugget erscheint. Sollte dies tatsächlich passieren, so waren wir vom falschen Begriff ausgegangen.

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Das bedeutet: die (logische) Entwicklung setzt ihren Endpunkt bereits voraus. Entwicklung bringt ihn hervor. Sie ist also letztlich zielgerichtet.

Bei Hegel: Das Ganze ist der Geist, der sich selbst erkennt. Er will natürlich „bei sich selbst“ ankommen und nicht irgendwo anders. Deshalb ist die Richtung natürlich notwendigerweise bestimmt.

Es gibt dazu auch eine materialistische Interpretation, wenn wir den Erkenntnisprozess in seiner Entwicklung nehmen: Wenn wir die Welt begreifen wollen, dann wollen wir die wirkliche Welt begreifen und nicht irgend etwas anderes. Durch die Wirklichkeit ist der Endpunkt unseres Begreifensprozesses auch notwendigerweise bestimmt (wir wollen die Wirklichkeit wahrheitsgemäß begreifen, so dass wir sie bewusst gestalten können – und nicht nur beliebige Meinungen austauschen).

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Entwicklung bei HegelEntwicklung bei Hegel

Entwicklung = Entäußerung

Der Begriff, der die „Natur der Sache“ enthält, Der Begriff, der die „Natur der Sache“ enthält, bestimmt notwendig seine eigenen bestimmt notwendig seine eigenen (unterschiedlichen bis gegensätzlichen) (unterschiedlichen bis gegensätzlichen) Momente. Momente. H2O kann existieren in

flüssiger, fester oder gasförmiger Weise.

Unter bestimmten Bedingungen „ist“ eine der Unter bestimmten Bedingungen „ist“ eine der möglichen Formen in unmittelbarer, sinnlich möglichen Formen in unmittelbarer, sinnlich wahrnehmbarer Weise „da“: … wahrnehmbarer Weise „da“: …

… in Abhängigkeit von der Temperatur: Eis, Wasser, Eis, Wasser, GasGas

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Hier wird der Weg vom Sein übers Wesen zum Begriff noch mal „rückwärts“ gedacht: Die Totalität (das begrifflich vollständig Bestimmte, das, was sich nur noch aus sich selbst heraus begreifen lässt und durch nichts anderes mehr bestimmt wird) entäußert sich: Es zeigt sich als Verhältnis von Wesentlichem und Erscheinendem, als Verhältnis von Wirklichem und Möglichem usw. usf. (H2O zeigt sich als Möglichkeit von Wasser, Eis und Dampf). Unter bestimmen Bedingungen ist es dann auch da als Wasser, Eis oder Dampf…

Der Begriff erklärt uns also die Möglichkeit der bestimmten Erscheinungsweisen und auch, warum unter bestimmten Bedingungen was da ist. Dies gibt uns die Möglichkeit, über die Veränderung von Bedingungen das Daseiende zu verändern!

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Entwicklung bei HegelEntwicklung bei Hegel

Entwicklung und Entäußerung:

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Wir haben also zwei Richtungen: Vom Sein zum Begriff und von diesem zurück zum Sein. Ein wahrer Kreislauf. Wenn jedoch dieser Kreislauf der Übereinstimmung von Sein und Denken als historischer Ablauf MISSVERSTANDEN wird, entstehen berühmt gewordene Vorwürfe an Hegel:

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Entwicklung bei HegelEntwicklung bei Hegel

Es gibt nichts wirklich NEUES in der Hegelschen Entwicklung…

"Anamnesis" (vgl. Bloch 1964"Anamnesis" (vgl. Bloch 1964))

Es gilt, "...daß der Begriff in Es gilt, "...daß der Begriff in seinem Prozeß bei sich selbst seinem Prozeß bei sich selbst bleibt und daß durch bleibt und daß durch denselben dem Inhalt nach denselben dem Inhalt nach nichts Neues gesetzt, nichts Neues gesetzt, sondern nur eine sondern nur eine Formveränderung Formveränderung hervorgebracht wird." (Hegel hervorgebracht wird." (Hegel Enz. I § 161 Z: 309). Enz. I § 161 Z: 309).

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Bloch: Das Werden ist "nichts als die pädagogische Entwicklung eines fertigen Lehrsatzes an der Tafel vor dem lernenden Subjekt" (ebd.: 174)

Verflixt noch mal. Bei der logischen Entwicklung geht es doch gar nicht um historisches Werden, Herr Professor Bloch!!!

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… … und nun? und nun?

Hegel „umstülpen“: Hegel „umstülpen“:

Die („ideell“-)logische Die („ideell“-)logische Betrachtungsweise Betrachtungsweise („materialistisch“) („materialistisch“)

„historisieren“ „historisieren“

Hegel ernst nehmen: Hegel ernst nehmen:

Differenz des Logischen Differenz des Logischen und Historischen und Historischen akzeptieren akzeptieren

Neu überlegen, was das Neu überlegen, was das für uns heißen kann… für uns heißen kann…

Eindimen-Eindimen-sionaler sionaler

DeterminismDeterminismusus

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Wenn das „Umstülpen“ des Idealismus von Hegel in Richtung eines Materialismus einfach nur so interpretiert wird, dass die logische Entwicklung als historische gelesen wird, entsteht jene berüchtigte Interpretation der Hegelschen Dialektik, dass es historisch nichts Neues gibt und dass alles schon vorherbestimmt ist (eindimensionaler Determinismus).

Dagegen käme es darauf an, Hegel ernst zu nehmen und neu zu überlegen, was wir damit anfangen können…

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Entwicklung bei HegelEntwicklung bei Hegel

Drei Formen der „Negation“ Beispiel

Seinslogischer „Übergang“:Der erste Zustand

verschwindet, der neue entsteht.

Flüssigkeit wird zu Gas. (Verschiedenheit)

Wesenslogische Beziehung/Reflexion: das

Etwas und sein Anderes bleiben.

Gasförmigkeit ist der andere Aggregatzustand, der zum

Zustand der Flüssigkeit gehört. (Unterschiedlichkeit)

Begriffslogische „Entwicklung“: alle

Daseinsformen und Momente erweisen sich als Momente der Selbstentwicklung des Begriffs.

Es ist die "Natur" des Wassers, in unterschiedlichen

Aggregatzuständen zu existieren.

Page 37: Hegelsche Dialektik Grundlagen Teil III mit Notizen

Wir können u.a. aus der logischen Entwicklung der Kategorien in der Logik bei Hegel lernen, dass drei verschiedene Formen von „Negation“ vorkommen, die nicht historisch „nacheinander“ ablaufen, die wir aber in unserem Erkenntnisprozess voneinander unterscheiden sollten:

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ZukünftigeZukünftige EntwicklungEntwicklung

Die Die „virtuelle“„virtuelle“ Eule der Minerva Eule der Minerva

• Herausfinden wesentlicher Bedingungen für das Neue

• keine keine „Wunder“ „Wunder“

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Um zukünftige Entwicklungen antizipieren zu können, können wir den Standpunkt einer „virtuellen Eule der Minerva“ einnehmen: Wenn wir uns einen gewissen zukünftigen Zustand vorstellen (können, wollen, müssen), dann können wir virtuell „zurück“ verfolgen, welche Bedingungen/Voraussetzungen dazu notwendig waren/sein werden… Dies ist notwendig, um selbst aktiv auf das Entstehen/Verhindern erwünschter/nicht erwünschter Bedingungen einwirken zu können. Um zukünftige Entwicklungen antizipieren zu können, können wir den Standpunkt einer „virtuellen Eule der Minerva“ einnehmen: Wenn wir uns einen gewissen zukünftigen Zustand vorstellen (können, wollen, müssen), dann können wir virtuell „zurück“ verfolgen, welche Bedingungen/Voraussetzungen dazu notwendig waren/sein werden… Dies ist notwendig, um selbst aktiv auf das Entstehen/Verhindern erwünschter/nicht erwünschter Bedingungen einwirken zu können.

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Der Sinn der Dialektik für Der Sinn der Dialektik für Gesellschaftsveränderer: Gesellschaftsveränderer:

• Herausfinden wesentlicher Bedingungen für das Bestehende diese Bedingungen beseitigen

• Das Möglichkeitsfeld analysieren Möglichkeiten für Neues fördern…

• Dialektik = Methode des begreifenden, vernünftigen (nicht nur verständiges) Denken

• und ermöglicht:

ZukünftigeZukünftige EntwicklungEntwicklung

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Warum also sollten sich jene, die eine Gesellschaftsveränderung anstreben, noch um die Hegelsche Dialektik kümmern?

Dialektik als Methode des begreifenden, vernünftigen Denkens ermöglicht es, für gegebene Verhältnisse herauszufinden, welche wesentlichen Bedingungen es tragen, d.h. welche Bedingungen verändert werden müssen.Dialektisches Denken orientiert darauf, das jeweilige Möglichkeitsfeld zu analysieren, um Möglichkeiten für Neues befördern zu können.

Page 42: Hegelsche Dialektik Grundlagen Teil III mit Notizen

Erkenntnis-Erkenntnis-

EntwicklungEntwicklung

faktische„Realität

Das Mögliche

in der „Wirklichk

eit“ erkennen

Die Veränder-barkeit erkennen

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Nun sind wir wieder bei der Folie, die im ersten Teil schon mal auftauchte:

Drei Konsequenzen aus der Verwendung der drei Stufen der Denkformen/Erkenntnislogik.

1.Das Stehenbleiben auf der ersten Stufe verführt zum unkritischen Anerkennen der faktischen “Realität”,

2.mit verständigem Denken können verschiedene Möglichkeiten als Alternativen innerhalb des Wirklichen erkannt werden.

3.Erst mit begriffslogischem Begreifen kann auch die Veränderbarkeit der Bedingungen des Wirklichen erfasst werden.

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Unterschied Hegel - Unterschied Hegel - MarxMarx

http://www.thur.de/philo/http://www.thur.de/philo/hegel/Logisch_Historisch.pdfhegel/Logisch_Historisch.pdf

http://www.thur.de/philo/http://www.thur.de/philo/hegel/hegel29.htmhegel/hegel29.htm

Page 45: Hegelsche Dialektik Grundlagen Teil III mit Notizen

Hier breche ich die Ausführungen aus Zeit- und Kapazitätsgründen wieder ab…

(Außerdem kann man das selber entwickeln, wenn man Hegel erst mal ernst nimmt…)

Page 46: Hegelsche Dialektik Grundlagen Teil III mit Notizen

Danke…Danke…

… … für Eure Aufmerksamkeit für Eure Aufmerksamkeit

http://www.thur.de/http://www.thur.de/philo/hegel/philo/hegel/hegel.hm hegel.hm