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Die Lehre von den Marmas kommt aus dem Ayurveda. Marmas sind 107 besonders vitale Stellen im menschlichen Körper, die Organisationsstellen für lebenswichtige Vorgänge darstellen und dem Körper seine volle Funk-tionsfähigkeit ermöglichen.

Dieses Buch erklärt die Beziehung der fünf Marma-Gruppen (Gelenk-, Muskel-, Sehnen-, Blutgefäß- und Knochen-Marmas) zu ihrem jeweiligen Steuerorgan (Lunge, Milz, Leber, Herz und Nieren). Gehäuft auftretende Spannungen innerhalb einer Marma-Gruppe können mit einer Störung in dem zugeordneten Organ einhergehen. Da die Marmas als eine Art Früh-warnsystem gelten, können wir durch das Wahrnehmen solcher Spannun-gen frühzeitig Gegenmaßnahmen zu derartigen Störungen einleiten.

Mithilfe der jedem Kapitel angeschlossenen Atemübungen und leichten Yoga-Asanas kann der Leser die Funktion des beschriebenen Organs und seiner Marmas testen. Das aufmerksame Beobachten unseres Körpers und seiner Reaktionen, unserer Stimmung und unserer Gedanken während der Yoga-Übungsstunde führt allmählich zu einem besseren Verständnis der uns innewohnenden Kräfte. In weiteren Schritten kann es uns gelingen, erkannte Disharmonien auszubalancieren und langfristig körperliche und geistig-emotionale Gesundheit zu erlangen und auch zu bewahren.

Heidrun Ruff, Jahrgang 1965, ist ausgebildete Marma-Yoga-Lehrerin. Seit dem Jahr 2000 ist sie als freiberufliche Yoga-Lehrerin tätig, wobei sie neben Yoga-Kursen auch Kräuterwanderungen, Wildkräuterkochkurse und Na-turkosmetikseminare anbietet.

Besuchen Sie auch die Website der Autorin: www.natur-und-koerper.de

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Heidrun Ruff

Die Steuerorgane der Marmas im Yoga

Ein Lehrbuch

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Heidrun Ruff:Die Steuerorgane der Marmas im Yoga

Ein Lehrbuch© 2010 Schirner Verlag,

Darmstadt

Umschlag: Murat Karaçay, Schirner, unter Verwendung einer Zeichnung von Christine GräperFotografien: Murat Karaçay, SchirnerModel: Christin Milosevic, SchirnerAnatomische Zeichnungen: Christiane Noll & Heidrun RuffRedaktion: Tamara Kuhn, SchirnerSatz: Katja Hiller, SchirnerPrinted by: FINIDR, Czech Republic

ISBN 978-3-89767-871-2

www.schirner.com

1. Auflage 2010

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehenund sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe

sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

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Inhalt

Widmung ..........................................................................................9Vorwort ...........................................................................................11Ayurveda – Wissen vom Leben .................................................15Yoga – Weg zur Selbstfindung ...................................................19

Die Marma-Lehre von Sushruta ............................................................20Die Tridoshas VATA – PITTA – KAPHA ...................................23

Kapha-Grundnatur (Erde/Wasser) ........................................................25Vata-Grundnatur (Raum/Luft) ...............................................................25Pitta-Grundnatur (Feuer/etwas Wasser) .............................................25Die Subdoshas von Vata/Vayu .......................................................26Prana Vayu – Vorwärtsbewegung bringt Schnelligkeit ...................27Udana Vayu – Aufwärtsbewegung bewirkt Aufsteigen ..................29Apana Vayu – Abwärtsbewegung unterstützt Ausdauer................31Samana Vayu – Zentrierende Bewegung fördert Ruhe ..................32Vyana Vayu – Ausdehnende Bewegung bringt Weite ....................33Die Subdoshas von Pitta ..................................................................36Pacaka Pitta – Verdauungsfeuer ..........................................................36Ranjaka Pitta – Aggressionsfeuer .........................................................37Alocaka Pitta – Wahrnehmungsfeuer .................................................38Sadhaka Pitta – Lernbereitschaftsfeuer ...............................................38Bhrajaka Pitta – Ausstrahlungsfeuer ....................................................39Die Subdoshas von Kapha ...............................................................40Avalambaka Kapha – Stärke und Kraft ...............................................40Kledaka Kapha – Feuchtigkeit ..............................................................40Boddhaka Kapha – Erkennen ................................................................41Tarpaka Kapha – Ruhe ...........................................................................41Sleshaka Kapha – Verbindung ..............................................................42Das Beziehungsgeflecht der Vayus und Pittas ...........................42Zusammenfassender Überblick über die Tridoshas und ihre Unterarten .................................................45

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Die Steuerorgane der Marma-Gruppen ...................................51Körpersysteme – Steuerorgane – Marma-Gruppen – Kaphas ..............................................................53

Die Lunge – Zentralorgan unserer Atmung – Steuerorgan unserer Gelenk-Marmas ..................................55Der menschliche Atemapparat .......................................................56Die oberen Atemwege ...........................................................................56Äußere und innere Atmung ..................................................................56Aufgabe der Lunge für die Atmung .....................................................57Aufbau und Funktionsweise der Lunge ..............................................58Muskeln, die an der Atmung beteiligt sind ........................................62Die Lunge als Steuerorgan der Gelenk-Marmas .........................63Die Lunge aus psychosomatischer Sicht ......................................67Lunge – Vyana Vayu/Prana Vayu ..................................................68Die Verbindungskraft Sleshaka Kapha in der Lunge ..................70Pranayama für die Lunge .................................................................71

Die Milz – Zentralorgan unseres Abwehrsystems – Steuerorgan unserer Muskel-Marmas ..................................81Das menschliche Immunsystem .....................................................82Aufgabe der Milz für die Immunabwehr ............................................83Aufbau und Funktionsweise der Milz .................................................83Die Milz als Steuerorgan der Muskel-Marmas ............................84Die Milz aus psychosomatischer Sicht..........................................87Milz – Apana Vayu/Udana Vayu ...................................................87Milz – Ranjaka Pitta ..........................................................................88Die Nährkraft Tarpaka Kapha in der Milz ....................................88Pranayama für die Milz ....................................................................90

Die Leber – Zentralorgan unserer Verdauung – Steuerorgan unserer Sehnen-Marmas............................... 101Das menschliche Verdauungssystem ......................................... 102Aufgabe der Leber für den Stoffwechsel ......................................... 103Aufbau und Funktionsweise der Leber ............................................ 103Die Leber als Steuerorgan der Sehnen-Marmas ...................... 105Die Leber aus psychosomatischer Sicht .................................... 108Leber – Apana Vayu/Samana Vayu ............................................ 109

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Leber – Pacaka Pitta/Ranjaka Pitta/Alocaka Pitta ................... 110Die Erkenntniskraft Boddhaka Kapha in der Leber.................. 110Pranayama für die Leber ............................................................... 112

Die Nieren – Zentralorgan unseres Harnsystems – Steuerorgan unserer Knochen-Marmas ............................ 123Das menschliche Harnsystem ...................................................... 124Aufgabe der Nieren für das Harnsystem ......................................... 124Aufbau und Funktion der Nieren ...................................................... 124Die Nieren als Steuerorgane der Knochen-Marmas ............... 126Die Nieren aus psychosomatischer Sicht .................................. 129Nieren – Samana Vayu/Vyana Vayu ......................................... 130Nieren – Bhrajaka Pitta .................................................................. 131Die Befeuchtungskraft Kledaka Kapha in den Nieren ............ 131Pranayama für die Nieren ............................................................. 133

Das Herz – Zentralorgan unseres Kreislaufsystems –Steuerorgan unserer Blutgefäß-Marmas ........................... 147Das menschliche Kreislaufsystem ............................................... 148Aufgabe des Herzens für den Kreislauf ........................................... 148Aufbau und Funktionsweise des Herzens ...................................... 149Das Herz als Steuerorgan der Blutgefäß-Marmas ................... 150Das Herz aus psychosomatischer Sicht ..................................... 152Herz – Prana Vayu/Vyana Vayu ................................................. 153Herz – Sadhaka Pitta/Udana Vayu ............................................. 154Die Substanzkraft Avalambaka Kapha im Herzen................... 156Pranayama für das Herz ................................................................ 157

Quellenverzeichnis .................................................................... 165Literaturverzeichnis .................................................................... 167Haftungsausschluss .................................................................... 167

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Ich widme dieses Buch

meinen Eltern Elisabeth und Alexander Ruff in liebevoller Erinnerung.

Danke für Eure Fürsorge, Liebe und Unterstützung.

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Vorwort

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Ziel dieses Buches ist es, die Beziehung der fünf Marma-Gruppen (Gelenk-, Muskel-, Sehnen-, Blutgefäß- und Knochen-Marmas) zu ihrem jeweiligen Steuerorgan (Lunge, Milz, Leber, Herz und Nieren) darzustellen. Jedem Kapitel sind Übungen angeschlossen, die es Ihnen ermöglichen, die Funkti-on des beschriebenen Organs und seiner Marmas zu testen.

Gehäuft auftretende Spannungen innerhalb einer Marma-Gruppe können mit einer Störung im zugeordneten Organ einhergehen oder von ihm verur-sacht sein. Da die Marmas als Frühwarnposten gelten, kann Ihnen eine sol-che Feststellung dabei helfen, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Testreihen für die Marmagruppen habe ich bereits in dem Buch Die Marma-Lehre im Yoga aufgezeigt. Die Übungsreihen im aktuellen Buch beziehen die Marmagruppen zwar mit ein, richten sich jedoch hauptsächlich auf die Organe und stellen abgestimmte Atemübungen als Testmöglichkeit in den Mittelpunkt. Die Pranayamas erfordern im Vergleich zu den Asanas, den Körperübungen des Yogas, eine feinere Wahrnehmung. Mithilfe der Atem-übungen wird es Ihnen leichter gelingen, Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Kör-perinneres sowie auf Ihre Gedanken und Gefühle zu lenken.

Vor die Ausführungen zu den fünf Steuerorganen habe ich eine Einfüh-rung in die Tridosha-Lehre des Ayurvedas gesetzt. Die Beschäftigung mit den Tridoshas und ihren Unterdoshas im Yoga lenkt Ihre Wahrnehmung beim Üben der Asanas auf Ihre körperlichen Reaktionen und schult damit als Vorbereitung auf die Atemübungen Ihre Achtsamkeit. Wenn Sie sich ausführlich mit den 15 Subdoshas auseinandersetzen, lernen Sie Ihre Stär-ken und Schwächen kennen. Dies gibt Ihnen die Möglichkeit an die Hand, korrigierend einzugreifen – sei es durch gezielte Yoga-Praxis oder durch Veränderungen Ihres Verhaltens im Alltag.

Zwischen den Subdoshas und den Organen und Marmagruppen besteht eine Wechselbeziehung. Fehlfunktionen eines Organs weisen nicht selten auf ein Ungleichgewicht in einem oder mehreren Subdoshas hin.

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Das aufmerksame Beobachten Ihres Körpers und seiner Reaktionen, Ihrer Stimmung und Ihrer Gedanken während der Yoga-Übungsstunde kann Sie allmählich zu einem besseren Verständnis der Ihnen innewohnenden Kräf-te führen. In weiteren Schritten mag es Ihnen gelingen, erkannte Disharmo-nien auszubalancieren und langfristig körperliche und geistig-emotionale Gesundheit zu erlangen und zu bewahren.

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Ayurveda – Wissen vom Leben

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»Ayur« bedeutet »Leben« und »veda« »Wissen«. »Ayurveda« heißt daher soviel wie »das Wissen vom Leben« und meint die Lehre von einer gesun-den Lebensführung. Ayurveda ist eine ganzheitliche Medizin, die den ge-samten Menschen in die Behandlung einbezieht. Daher umfasst Ayurveda Methoden der Ernährung, Massage, Akupunktur und andere äußere An-wendungen genauso wie die Yoga-Übungen und Meditation.

Ayurveda sieht den Menschen als Abbild des Makrokosmos. Die im Gro-ßen wirkenden Kräfte spiegeln sich auch in uns. Im Ayurveda geht man davon aus, dass der Kosmos aus den fünf Grundbausteinen Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde aufgebaut ist. Diese Bausteine finden sich auch im Menschen, und zwar sowohl auf der körperlichen als auch auf der geistigen und psychischen Ebene. Der Ayurvedist sieht Krankheit als ein Ungleich-gewicht dieser Kräfte an. Gesundheit kehrt ein, wenn die Kräfte in Harmo-nie gebracht werden können. Der ayurvedischen Heilkunde geht es nicht primär um die Beseitigung von Symptomen, sondern um die Wiederher-stellung bzw. den Erhalt eines harmonischen Kräftegleichgewichts.

Eine ausführliche Behandlung der fünf Elemente, der zugeordneten Hand-lungs- und Wahrnehmungsfunktionen und ihrer Bedeutung im menschli-chen Leben würde den Umfang dieses Buches sprengen. Daher sei hier auf entsprechende weiterführende Literatur verwiesen. Eine ausführliche Dar-stellung der fünf Elemente finden Sie unter anderem in meinem Buch Die Marma-Lehre im Yoga. Detailliert geht Kirti Michel in Yoga der fünf Elemente. Verborgene Energien wecken durch die Verbindung von Yoga und Ayurveda auf den Zusammenhang zwischen Handlungsfeldern, Wahrnehmungsfeldern und Elementen ein. Eine höchst interessante, aus einem völlig anderen Blickwinkel geschilderte Ergänzung bietet das Buch Das Universum ist ein grüner Drache. Ein Dialog über die Schöpfung und die mystische Liebe zum Kos-mos von Brian Swimme.

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Element Hauptfunktion im

menschlichen Körper

Sinnesfunktion1 Handlungsfunktion1

Raum/Äther schafft Raum, Freiheit

und Leichtigkeit

Kreativität

Gehörsinn Sprache

Luft

verantwortlich für

Bewegung und Ver-

änderung

Teilhabe

Tastsinn Greifen/Hände

Feuer

liefert Wärme,

Begeisterung

Selbst-Organisation

Sehsinn Sexualität

Wasser

bringt Dinge zum

Fließen

schafft Verbindung

Sensibilität

Geschmackssinn Ausscheidung

Erde

sorgt für Stabilität

und Festigkeit

Erinnerung

Geruchsinn Bewegung/Füße

Tabelle 1: Die fünf Elemente und ihre Aufgaben

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Yoga – Weg zur Selbstfindung

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Yoga kommt von »yui« und bedeutet »anschirren«. Das Joch oder Geschirr bei einem Pferdegespann hält zusammen, was ansonsten auseinanderfal-len könnte. Es geht beim Yoga daher ebenso wie beim Ayurveda um das Bewahren des inneren Zusammenhalts.

Ebenso wie der Ayurveda keine Trennung zwischen Geist und Körper kennt und den Menschen als Spiegel der Kräfte des Makrokosmos sieht, wird auch im Hatha-Yoga der Körper nicht als lästiges Anhängsel der Seele betrachtet, sondern als Mittel zu Erkenntnis und Entwicklung.

Aus dem Raja-Yoga, dem königlichen Weg des Patanjali, eines indischen Gelehrten, hat sich unter anderem das Hatha-Yoga entwickelt. In den acht Stufen nach Patanjali sind als dritte Stufe die Asanas und als vierte Stufe die Pranayamas enthalten.

Als Ziel des Yogas gilt die Rückführung der Einzelseele zur Weltseele, die Wiedervereinigung mit Gott. Yoga ist jedoch keine Religion, sondern es beschreibt glaubensunabhängig Methoden und Grundprinzipien, wie wir den Weg zu uns selbst, zu unserem wahren Wesenskern finden können.

Die Marma-Lehre von Sushruta

Der Ayurveda-Arzt Sushruta hat in der nach ihm benannten ayurvedischen Schrift »Sushruta Samhita« die Lage von 107 Marmas und ihre Wirkung beschrieben. »Mr« heißt soviel wie »töten« und soll ausdrücken, dass an diesen Stellen der Tod einbrechen kann. Damit ist nicht unbedingt der phy-sische Tod gemeint, sondern auch der Verlust einer wichtigen Funktion.

Marmas sind vitale Stellen, an denen wichtige Körperfunktionen reguliert werden. Sie sind mit unserem Bewusstsein und unserer Seele verbunden. Ist ein Marma getroffen, ist unser Lebensfluss behindert. Je nach Marma-Typ kann die Bedrohung schwach oder sehr stark sein.2

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Bei der Auseinandersetzung mit den Marmas fragen wir uns, welcher Teil unseres Lebensflusses blockiert ist und was nötig wäre, um diesen Lebens-fluss wiederherzustellen. Dabei ist eine ganzheitliche Betrachtung wichtig. Wir müssen in unsere Überlegungen Fragen zu unserer Lebensweise, un-serem sozialen Umfeld und unserer Einstellung zum Kosmos und zur Ge-sellschaft berücksichtigen.

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Die TridoshasVATA – PITTA – KAPHA

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Die belebte wie die unbelebte Natur sind Ausdruck der fünf Elemente. Je-doch verfügt nur das Lebendige auch über die drei Doshas »Vata«, »Pitta« und »Kapha«, die als biologische Kräfte wirken. Sie steuern sowohl körper-liche als auch geistige und psychische Vorgänge. Alle Geschehnisse im Kos-mos und im menschlichen Körper unterliegen den drei Grundfunktionen: Schöpfung und deren Erhalt (Kapha-Prinzip), Umwandlung (Pitta-Prinzip) und Zerstörung (Vata-Prinzip).

Vata, das Prinzip der Bewegung, setzt sich aus den Elementen Luft und Äther zusammen und entspricht im Kosmos dem Wind. Im Körper regelt es alle Vorgänge, die mit einer Ortsveränderung zusammenhängen, z. B. die Ausscheidung, die Atmung und das Herz-Kreislauf-System. Der Hauptsitz ist der Dickdarm. Darüber hinaus steuert Vata alle unsere geistigen Tätig-keiten und das Nervensystem, das Sinneseindrücke verarbeitet und Kör-perreaktionen auslöst.

Pitta ist, entsprechend dem Element Feuer und der Sonne, das Prinzip der Wärme, Aktivität und Begeisterung. Im Körper steuert Pitta alle Vorgänge der Umwandlung in Gewebe bzw. Abfallstoffe, die Absonderung und Bil-dung von Hormonen und Enzymen sowie die Wärmeerzeugung. Das Blut, der obere Bauchraum und der Brustraum gelten als Hauptsitz von Pitta.

Kapha gilt als Prinzip des Zusammenhalts. Es setzt sich aus Wasser und Erde zusammen und entspricht dem Mond. Im Körper ist Kapha das Prin-zip des Wachstums und der Abwehrkraft. Seine wichtigsten Vertreter sind die Muskeln, die Knochen und die Fortpflanzungsorgane. Wichtige Stellen des Kapha sind der Kopf, der obere Brustraum und der Magen. Kapha re-guliert und dämpft die Wirkungen von Pitta und Vata.

Ist unser individuelles Gleichgewicht zwischen den drei Doshas gewahrt, sind wir gesund. Ein Ungleichgewicht kann unter anderem durch die Le-bensumstände, die Nahrung oder Wahrnehmungsgewohnheiten entste-hen und damit einen Krankheitsprozess auslösen. Je nach Gewichtung der Doshas in einem Menschen unterscheidet man drei Grundnaturen:

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Kapha-Grundnatur (Erde/Wasser)

Für die Kapha-Persönlichkeit ist es wichtig, in ein sicheres soziales Gefüge eingebunden zu sein. Sie ist tendenziell ruhig, gelassen, zuverlässig und beständig und neigt zu kräftigem Körperbau.Schwaches Kapha kann man durch Sitzübungen stärken, starkes Kapha lässt sich durch ausreichend Bewegung und leichte Nahrung dämpfen.

Vata-Grundnatur (Raum/Luft)

Die Vata-Persönlichkeit ist kommunikativ, geistig beweglich, unbeständig, schnell und flatterhaft. Es besteht die Gefahr, viel anzufangen, aber das In-teresse schnell wieder zu verlieren. Der Körperbau ist meist feingliedrig und sehnig.Hilfreich für die Vata-Persönlichkeit sind Aufenthalte in der Natur, gutes Essen, alle erdenden Tätigkeiten, beruhigende, nicht zu fordernde Übun-gen sowie Regelmäßigkeit in der Lebensgestaltung.

Pitta-Grundnatur (Feuer/etwas Wasser)

Pitta-Grundnaturen verfügen für gewöhnlich über eine rasche Auffassungs-gabe, sind begeisterungsfähig, leidenschaftlich und motiviert. Ihre charis-matische Ausstrahlung macht sie zu guten Führungspersönlichkeiten, weil sie sehr zielstrebig sind, wissen, was sie wollen und auch Verantwortung übernehmen.Pitta-Persönlichkeiten sollten aufpassen, dass sie sich nicht übernehmen und rechtzeitig Ruhepausen einlegen, damit sie nicht ausbrennen. Die ru-higen Atem- und Sitzübungen tun ihnen besonders gut.

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Auf dem Gebiet des Ayurveda gibt es auf dem Markt viele ausführliche und gute Bücher, mit deren Hilfe eine erste Konstitutionsbestimmung möglich ist. Einige Hinweise finden Sie im Anhang dieses Buches. Für eine siche-re Diagnose und entsprechende Hinweise auf eine konstitutionsabhängige Ernährungs- und Lebensweise empfiehlt es sich in jedem Fall, einen kom-petenten Ayurveda-Arzt oder eine Ayurveda-Ärztin aufzusuchen.

Die Subdoshas von Vata/Vayu

Die Gesamtheit der Bewegungen des Körpers und innerhalb des Körpers unterliegen der Vata-Steuerung. Der Ayurveda kennt fünf Unterarten des Vata-Prinzips, die sich in ihrer Bewegungsrichtung unterscheiden und in-nerhalb der Einheit aus Körper und Geist differenzierte Vermittlungsaufga-ben zwischen den unterschiedlichen Antriebskräften übernehmen.

Zu jedem Vata-Subdosha finden Sie in diesem Buch eine exemplarische Testübung. Achten Sie darauf, wie Sie auf die Übung reagieren. Machen Sie die Übung gern? Welche Reaktionen stellen sich im Kreislauf und bei der Atmung ein? Wo spüren Sie nach der Übung die Atembewegungen beson-ders? Wird Ihnen kühl oder warm? Ändert sich die Temperatur der Hände oder Füße? Fühlen Sie sich nach der Übung eher wach oder müde, ange-regt oder beruhigt? Beobachten Sie, was Ihnen auffällt, und vergleichen Sie dies mit den Wirkungen der anderen Übungen. Allmählich wird sich ein Gefühl dafür einstellen, wie Sie auf verschiedene Arten der Asanas reagie-ren. Wenn Sie dann bei längerer Übungsausdauer die in den Asanatypen wirkenden Subdosha-Arten erkennen und einschätzen können, werden Sie feststellen, welche Kräfte bei Ihnen derzeit stark ausgebildet sind und wo Defizite herrschen. Es wird bei der Auseinandersetzung mit diesen Kräften aber einige Zeit der Einfühlung und Übung bedürfen, bis Sie die Unter-schiede differenziert wahrnehmen können.

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Prana Vayu – Vorwärtsbewegung bringt Schnelligkeit

Die Bewegungsrichtung von Prana Vayu geht von außen nach innen. Prana Vayu steuert die Aufnahme von Stoffen und Informationen – von Nahrung, Luft, Wissen und Sinneseindrücken. Die Hauptsitze sind das Gehirn sowie der Brustkorb mit Herz und Lunge. Daneben ist Prana Vayu vor allem auch in den Sinnesorganen Zunge, Ohren und Nase angesiedelt und hat insge-samt eine enge Beziehung zu unserem Nervensystem. Prana Vayu regelt die Ich-Kräfte des Menschen mit dem Ausdruck des persönlichen Willens und des Identitätsgefühls.

Die typische Prana Vayu-Haltung nehmen wir beim Essen ein: Mit gerun-deter Brustwirbelsäule und vorgeschobenem Kopf führen wir die Hand zum Mund. Ganz ähnlich sitzen die meisten Menschen am Computer oder wenn sie ihrem Gegenüber interessiert und aufmerksam zuhören. Da diese Bewegungsenergie in vielen westlichen Menschen dominant ist, nehmen wir sie in den Asanas zumeist bewusst zurück. Wenn wir die Brustwir-belsäule runden, dehnen wir zugleich auch den Nacken – diese Haltung unterstützt Apana Vayu. Eine Rückneigung des Kopfes zeigt, dass Prana Vayu aktiv ist. Heben wir den Kopf und/oder beugen ihn gar nach hinten, strecken und heben wir in den Haltungen immer zugleich auch die Brust-wirbelsäule. Dabei wird Udana Vayu gestärkt. Ein ausgewogenes Gleich-gewicht zwischen Apana Vayu, Udana Vayu und Prana Vayu zeigt sich in einer guten Dehnfähigkeit des unteren Rückens bei gleichzeitiger Aufrich-tekraft der Brustwirbelsäule und Rücknahme und Dehnfähigkeit der Hals-wirbelsäule. Der Rücken ist sowohl dehnfähig als auch gerade.

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Schildkröte mit gedehntem und gestrecktem NackenUm den Unterschied zu spüren, üben Sie folgende zwei Varianten der Schildkröte.

a) Schildkröte mit nach hinten gebeugtem NackenSetzen Sie sich auf Ihre Matte, und grätschen Sie die Beine. Die Fußspitzen zeigen dabei nach oben. Achten Sie darauf, dass die Beine auch während der Übung von der Leiste her nicht nach außen oder innen wegrollen. Beu-gen Sie nun Ihren Oberkörper nach vorn (dabei rundet sich der Rücken), und schieben Sie Ihre Arme schräg nach vorn unter die Unterschenkel. Ge-ben Sie im Brustbereich nach, während Sie den Kopf leicht anheben. Welche Stimmung entsteht in Ihnen? Wie aktiv oder ruhig denken Sie?

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b) Schildkröte mit gedehntem NackenBeginnen Sie zunächst wie oben geschildert. Dehnen Sie dann aber, während Sie sich nach vorn beugen, ganz bewusst den Nacken. Ziehen Sie dabei das Kinn zum Brustbein, aber vermeiden Sie es, das Kinn nach vorn zu schie-ben. Es sollte wirklich eine Dehnung im Nacken stattfinden, und der Kopf sollte geneigt werden. Ein sanftes Ziehen seitlich hinter den Ohren zeigt Ih-nen, dass die Kopfstellung korrekt ist. Vergleichen Sie die Wirkung auf Ihre Stimmung und den Gedankenfluss mit der vorhergehenden Variante.

Udana Vayu – Aufwärtsbewegung bewirkt Aufsteigen

Udana Vayu ist eine aufsteigende Kraft und mit der Abgabe von Stoffen aus dem Mundraum verbunden. Dazu gehören neben der Ausatmung auch die Sprache und die Erinnerung. Als aufstrebende Kraft ist Udana Vayu mit unserer spirituellen Entwicklung verbunden. Die Hauptsitze sind der Na-bel und die Lunge sowie der Hals. Udana Vayu stärkt unsere Aufbruch-stimmung und die Bereitschaft, Neues zu lernen, und es wirkt aufrichtend, beflügelnd und erneuernd.

Als Aufrichtekraft unterstützt Udana Vayu im Yoga den vorderen Bogen, die Aufrichtung der Wirbelsäule und das Heben der Arme über den Kopf. Ein effektiver Test von Udana Vayu sind Übungen des Arm-Schulter-Arm-bogens. Dazu gehören die Hundeübungen, die Handstandserie und der Skorpion. Der Arm-Schulter-Armbogen ist häufig sehr belastet. Daher empfiehlt es sich, zunächst hinführende Übungen zur Stärkung und Wei-tung auszuführen.

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Der HeldKommen Sie im aufrechten Stand in eine breite Grätsche. Das Gewicht Ih-res Körpers sollte gleichmäßig auf den gesamten Fußsohlen ruhen. Drehen Sie nun den rechten Fuß nach außen, der linke Fuß dreht etwas nach innen nach. Prüfen Sie, ob Ihre Füße jetzt in einer Linie hintereinander stehen. Beugen Sie nun das rechte Bein, bis der Oberschenkel maximal parallel zum Boden ist. Halten Sie das Kniegelenk dabei hinter dem Knöchel. Es geschieht leicht, dass das angewinkelte Knie nach innen knickt – schieben Sie es in diesem Fall auf die gleiche Ebene mit dem Fuß, damit das Knie-gelenk nicht unnötig belastet wird. Wenn Sie stabil und sicher im Becken-Bein-Bogen stehen, drehen Sie Ihren Oberkörper nach vorn, und heben Sie beide Arme über den Kopf. Lassen Sie die Schultern sinken, ohne die Arme abzusenken. Die Ellbogen bleiben gedehnt. Ihr Blick ist entspannt und folgt den Händen oder bleibt nach vorn gerichtet, der Unterkiefer ist locker. He-ben Sie Ihr Brustbein Richtung Kinn. Damit spannen Sie den vorderen Bo-gen, der zwischen Schambein und Brustbein und weiter zur Stirn verläuft. Wechseln Sie die Beinhaltung.

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Apana Vayu – Abwärtsbewegung unterstützt Ausdauer

Apana Vayu ist eine nach unten gerichtete Kraft, die alle Ausscheidungs-prozesse im Körper reguliert. Die Hauptsitze sind der Mastdarm, die Blase und die Geschlechtsorgane. Sind Apana Vayu, Ranjaka Pitta oder Avalam-bhaka Kapha gestört, melden Marmas im Bereich des Unterbauchs und der Beine vermehrt Schmerz. Apana Vayu unterstützt unsere Bereitschaft, los-zulassen.

Loslass- und Hingabeübungen unterstützen Apana Vayu. Dazu zählen in erster Linie Übungen, die den hinteren Bogen ansprechen. Das sind alle Sitzübungen mit Vorwärtsbeugen sowie die Pflug- und Schulterstandreihe. Ein starkes Apana Vayu spiegelt sich in einem starken, stabilen Becken-Bein-Bogen.

Zusammengerolltes BlattSetzen Sie sich auf Ihre Unterschenkel, die Fußrücken sind in Kontakt mit der Unterlage, und beugen Sie den Oberkörper nach vorn. Die Stirn berührt den Boden, und die Arme sind neben dem Körper nach hinten gestreckt. Probieren Sie bei Spannungen in den Beinen oder Füßen aus, ob Ihnen eine kleine Unterlage unter dem Rist oder zwischen dem Ober- und dem Unter-schenkel guttut. Falls Sie mit dem Kopf nicht zum Boden kommen, bilden Sie mit Ihren Händen Fäuste, und nehmen Sie diese übereinandergesetzt unter Ihre Stirn. Der Kopf sollte Kontakt mit der Unterlage haben.

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Samana Vayu – Zentrierende Bewegung fördert Ruhe

Samana Vayu bewegt sich von der Peripherie zum Zentrum und sammelt die Kräfte im Bauchraum. Die Hauptsitze sind der Nabel, der Magen und der Dünndarm. Samana Vayu ist verantwortlich für die sinnvolle Tren-nung der Nahrung in Abfallstoffe und nährende Substanzen sowie für den Einbau der Nährstoffe ins Körpersystem (Assimilation). Wie stark wir von den Vorgängen in der Außenwelt berührt werden, unterliegt ebenfalls der Steuerung von Samana Vayu.

Alle Drehbewegungen des Oberkörpers, der Arme und Beine sorgen für eine Anregung und Harmonisierung von Samana Vayu. Alle Drehsitzvari-anten, die Kuhgesichtreihe, der Schneidersitz, der Lotossitz und auch der Adler, sprechen Samana Vayu an, weil sie die Drehfähigkeit der Arme und Beine sowie des Oberkörpers in den Vordergrund stellen.

Vollständiger DrehsitzKommen Sie auf Ihrer Matte in den Langsitz. Schieben Sie nun den lin-ken Fuß unter Ihren rechten Oberschenkel, und stellen Sie Ihren rechten Fuß über das linke Knie. Richten Sie sich zunächst, mit Unterstützung Ihrer Hände am Schienbein, im Rücken gut auf. Lassen Sie in den Beinen nach. Falls Ihnen diese Haltung Probleme bereitet, nehmen Sie den rechten Fuß auf die Innenseite des linken Beins. Drehen Sie sich nun mit Ihrem Oberkör-per nach links, und stützen Sie sich mit Ihren Händen sanft am Boden ab. Üben Sie ebenso auf der anderen Seite. Bei guter Drehfähigkeit im Schulter-bereich drehen Sie die Hände, wie auf der zweiten Abbildung zu sehen, auf den Rücken. Eventuell können Sie ein Tuch oder ein Band zu Hilfe nehmen. Diese Haltung erfordert eine enorme Drehfähigkeit in Armen und Beinen und ist meist erst nach einer längeren Übungsphase zu erreichen.

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Vyana Vayu – Ausdehnende Bewegung bringt Weite

Vyana Vayu ist überall im Körper anzutreffen und steuert Vorgänge, die vom Zentrum nach außen gerichtet sind. Dazu gehört die Beförderung von Blut, Nährstoffen und Nervenimpulsen. Vyana Vayu steht mit dem arteri-ellen, Samana Vayu mit dem venösen Blutkreislauf in Beziehung. Diese be-wegende Kraft hält den gesamten Körper in Fluss und Bewegung. Haupt-sitz von Vyana Vayu ist das Herz. Vyana Vayu sorgt für eine gleichmäßige Verteilung aufgenommener Stoffe im gesamten Organismus. Vyana Vayu

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ist daran beteiligt, unsere Kraft und unseren Willen in der Außenwelt dar-zustellen und auszudrücken.

Vyana Vayu ist mit allen anderen Vayus in Kontakt und vermittelt zwi-schen sämtlichen Pittas und Kaphas im Körper. Wenn wir so üben, dass die Vayus in uns ins Gleichgewicht kommen, beginnt Vyana Vayu zu fließen, die Hände und die Füße werden warm, und der gesamte Organismus wird mit Lebenskraft und Nährstoffen versorgt. Wir stimmen innerlich unserem äußeren Üben zu. Ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit stellt sich ein.

Drei-Stufen-AtmungLegen Sie sich auf den Rücken, und heben Sie Ihr rechtes Bein und Ihren rechten Arm zur Decke. Die linke Hand ruht am seitlichen Bauchbereich. Atmen Sie vorbereitend tief aus. Mit dem nächsten Einatmen führen Sie Ihren rechten Arm ein kleines Stück nach hinten, Ihr rechtes Bein senkt sich ebenso weit gestreckt nach vorn ab. Halten Sie ausatmend in der Bewegung inne, und strecken Sie ganz bewusst die rechte Seite. Wiederholen Sie die-se Öffnung noch zweimal, und legen Sie dann den rechten Arm und das rechte Bein entspannt am Boden ab. Wiederholen Sie die Übung auf der gleichen Seite noch zweimal. Vergleichen Sie, bevor Sie auch auf der linken Seite üben, Ihre beiden Körperhälften. Wie liegt der Rücken auf, wie fühlen sich Arme und Beine an?

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Die Subdoshas von Pitta

Pitta ist die Antriebskraft im Menschen. Je nach Motiv und Bewegungsrich-tung unterscheidet man fünf Unterarten. Unklarheiten in den Pittas führen dazu, dass wir unsere Bedürfnisse nicht eindeutig wahrnehmen. In der Fol-ge kann es zu Entscheidungsschwierigkeiten kommen.

An die Stelle von Testübungen für die Subdoshas von Pitta setze ich tie-fer gehende Überlegungen zu diesen unterschiedlichen Pittas. Diese sollen Sie dazu einladen, sich den in Ihnen wirkenden Antriebskräften über die körperliche Ebene hinaus, also geistig zuzuwenden. Die Übungsreihen der Organe sprechen die Pittas gezielt an, eine direkte Wahrnehmung der Pittas über Testübungen ist schwer möglich. Es können aber über das Zusam-menspiel mit den Vayus Rückschlüsse auf die Pittas und auch die Kaphas gezogen werden.

Pacaka Pitta – Verdauungsfeuer

Pacaka Pitta steuert unsere Verdauung, es reguliert die Zerlegung der Nah-rung und unser Hungergefühl. Insgesamt wacht es über unseren Appetit auf bestimmte Speisen und über unseren Lebenshunger. Die Hauptsitze sind der Magen und der Dünndarm, hier insbesondere der erste Abschnitt, der Zwölffingerdarm. Pacaka Pitta regelt auch die Verdauung psychischer und geistiger Eindrücke und hat die Aufgabe, zwischen nutzlosem und für uns wertvollem Material zu unterscheiden.

Zum WeiterdenkenPacaka Pitta – die einverleibende, sensible Kraft des Wassers

»Sensibel für meine Bedürfnisse, nehme ich nur das in mich auf, was ich auch verdauen kann.«

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Ich bin sensibel für das, was ich in mich aufnehme. Ich prüfe und sortie-re, spucke aus, würge hoch, scheide aus, was mir schadet oder was ich nicht mehr benötige. Ich mache mir zu eigen und verleibe mir ein, wessen ich bedarf. Durch die sorgfältige und sensible Auswahl werde ich in jedem Moment ein(e) andere(r), verbinde mich mit dem, was ich aufgenommen habe, verwandle es in mein Eigenes. Offen und empfänglich für materielle, geistige, emotionale und spirituelle Eindrücke, bin ich im Sein ein ständiges Werden und Wandeln. Ich bin verbunden mit meiner Mitwelt und dem Kosmos. Ich schwinge mich ein. Alles in einem, einer in allem.

»Ich finde Geschmack am Leben und werfe ab, was mich belastet. Ich erfri-sche mich an den Wassern des Lebens.«

Ranjaka Pitta – Aggressionsfeuer

Ranjaka Pitta ist in der Leber, in der Milz und im Magen angesiedelt und an der Verarbeitung der Nahrung und an der Blutbildung beteiligt. Der Haupt-sitz ist der Magen. Ranjaka Pitta wird auch als Aggressions- und Kampffeu-er bezeichnet. Es lässt uns unsere Angelegenheiten mit Vehemenz vertreten und unter bestimmten Bedingungen rotsehen.

Zum WeiterdenkenRanjaka Pitta – die erinnernde Kraft der Erde

»Ich erinnere mich an mein wahres Wesen, an meine Heimat.«

Die Erde zieht meine Seele in ihren Bann. In meiner Verkörperung erinnert sich meine Seele daran, woher sie kommt, und sie sehnt sich dorthin zu-rück. Aus der Kraft der Erde gewinne ich das Vertrauen und die Energie, meinen Weg zu gehen, immer weiter, immer höher.

»Der Geruch des Lebens führt mich in meiner Erinnerung weit zurück. Von dort gehe ich meinen Weg.«

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Alocaka Pitta – Wahrnehmungsfeuer

Alocaka Pitta sitzt zwischen den Augenbrauen und steuert das Feuer der Augen und damit insbesodere alle Wahrnehmungen über die Augen, aber auch die der anderen Sinnesorgane. Es transformiert das Aufgenommene in eigene innere Bilder und Vorstellungen.

Zum WeiterdenkenAlocaka Pitta – die organisierende/integrierende Kraft des Feuers

»Ich integriere auf meine ganz persönliche Art die unterschiedlichen Kräfte in meinem Leben. Die Einmaligkeit der Kombination meiner Fähigkeiten, Interessen und Talente macht meine Persönlichkeit aus.«

Ich nehme diverse Einflüsse von außen in mich auf und integriere diese in meiner ganz persönlichen Weise in mein Leben. Mein Leben funktioniert ausgewogen, wenn unterschiedliche Bedürfnisse gut aufeinander abge-stimmt sind und ich meine verschiedenen Persönlichkeitsanteile gleichmä-ßig integrieren kann. Ich verbinde meine unterschiedlichen Lebensfelder harmonisch und sorge für einen angemessenen Ausgleich.

»Ich sehe die Möglichkeiten des Lebens und setze sie fruchtbar um. Das Feu-er des Lebens brennt mal heiß und lodernd, mal ruhig und stetig in mir.«

Sadhaka Pitta – Lernbereitschaftsfeuer

Sadhaka Pitta sitzt im Gehirn und im Herzen. Es steuert unsere Lernfähig-keit, indem es das von außen Aufgenommene in eine eigene Erfahrung um-wandelt. Intelligenz, ein gutes Erinnerungsvermögen, Begeisterung für Neu-es und klares Denken sind Ausdruck einer guten Funktion dieses Feuers.

Zum WeiterdenkenSadhaka Pitta – die teilhabende Kraft der Luft

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»Ich lasse meine Mitwelt an meinem Leben teilnehmen.«

Meine Umwelt lasse ich an meinen kreativen Ideen teilhaben. Ich trete mit meiner Kreativität in die Öffentlichkeit und gehe das Risiko einer Ablehnung ein. Ich freue mich an der Teilhabe meiner Umgebung an meinem Einfalls-reichtum. Ich bewahre mir meine Lebensfreude, meine Lust auf Leben und meine Lebendigkeit, den Mut, am Spiel des Lebens teilzunehmen, anstatt mich von meinen Ängsten behindern zu lassen.

»Ich nehme mein Leben fest in die Hand und berühre es zugleich zart, wie auch ich mich vom Leben berühren lasse.«

Bhrajaka Pitta – Ausstrahlungsfeuer

Das Feuer der Haut steuert unsere Ausstrahlung und Temperatur sowie die Farbe der Haut. Bhrajaka Pitta bringt unsere innere Stimmung auf der Haut zum Ausdruck. Die Haut als Kontaktorgan vermittelt zwischen innen und außen. Bhrajaka Pitta verarbeitet die äußeren Eindrücke und Anforderun-gen und lässt auf der Haut eine oft unmittelbare Reaktion entstehen (Röte, Blässe, Schweiß).

Zum WeiterdenkenBhrajaka Pitta – die freie, risikobereite, kreative Kraft des Raumes

»Ich bin kreativ und gestalte mein Leben immer wieder neu.«

Ich bin dazu bereit, in den leeren Raum zu treten und mein Leben ganz neu einzurichten. Ich bin frei, mich in jedem Augenblick neu und anders zu entscheiden. Alle Wege stehen mir offen – es ist meine Entscheidung und Verantwortung. Ich gehe das Risiko ein und nehme am Spiel teil. Es gibt keine Sicherheiten – das ist das Leben.

»Ich vernehme die Melodie meines Lebens und erhebe meine Stimme. Mein Lebensraum ist offen und unbegrenzt und enthält alle Möglichkeiten.«

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Die Subdoshas von Kapha

Während die fünf Vayus und Pittas für Bewegung und Aktivität im mensch-lichen Körper sorgen, bringen die fünf Kaphas das Gegengewicht der Ruhe und Stabilität. Sie mildern die Aktivitäten der Pittas und Vatas ab und schützen den Körper und den Geist dadurch vor Auszehrung und Über-arbeitung. Wie die Pittas können wir auch sie nicht direkt testen, aber wir können ihre Auswirkungen in den Asanas und Pranayamas wahrnehmen.

Avalambaka Kapha – Stärke und Kraft

Avalambaka Kapha sitzt in der Lunge, im Herz und im Becken, steuert dort die Schleimabsonderung, die zum Schutz der Organe notwendig ist, und stärkt diese Bereiche. Avalambaka Kapha nährt und unterstützt alle ande-ren Kaphas. Avalambaka Kapha bringt das Gefühl von Vertrauen und Wei-te in den Brustkorb. Es kann die Kräfte im Menschen bündeln und sorgt nach einer längeren Anstrengungsphase für die Erholung des gesamten Organismus.

Kledaka Kapha – Feuchtigkeit

Kledaka Kapha sitzt im Ober- und Mittelbauch und schützt die Verdau-ungsorgane. Es sorgt für ein ruhiges und zufriedenes Gefühl im Bauch-raum.

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Boddhaka Kapha – Erkennen

Boddhaka Kapha sitzt im Mund und schützt uns einerseits durch Selektion vor der Aufnahme schädlicher Nahrung, andererseits sorgt es durch Spei-chelbildung für den Verdauungsbeginn. Boddhaka Kapha lässt uns das Wasser im Munde zusammenlaufen und Geschmäcke differenziert wahr-nehmen. Die richtige Speisenauswahl kann unseren Organismus stabilisie-ren und Ungleichgewichte der Kräfte ausgleichen.

Boddhaka Kapha ist das erkennende Prinzip. Es hilft uns dabei, uns be-wusst zu machen, welchen Geschmack eine Situation, eine Erfahrung oder eine Begegnung in uns hinterlässt. Sind wir sauer, geht meist eine Verlet-zung voraus. Eine »süße Erinnerung« lässt uns mit Freude und Nachge-nuss an das Vergangene denken. Ein »bitterer Nachgeschmack« einer Situa-tion stimmt uns traurig und enttäuscht. Ein »zusammenziehendes Gefühl« verengt den Brustkorb und zeigt unsere Ängstlichkeit, kann aber auch für Konzentration und Fokussierung sorgen. Eine »scharfe Situation« wirkt er-regend und aufwallend. »Salzig« wird mit Attributen wie »interessant« und »gut gewürzt« assoziiert. Die beiden Geschmäcke scharf und salzig verur-sachen nicht nur beim Essen realen Durst, sondern machen auch unseren »Durst auf Leben« aus. Ein fades Essen ist wie ein fades Leben, schlecht gewürzt und langweilig, es sind kaum Geschmacksnuancen erkennbar.

Tarpaka Kapha – Ruhe

Die Hauptsitze von Tarpaka Kapha sind das Gehirn und das Rückenmark. Tarpaka Kapha wirkt beruhigend und nährend auf Alocaka Pitta und er-möglicht eine intuitive Einsicht aus der Ruhe heraus. Die Augen sind feucht und entspannt, die Gedanken beruhigt, und die Stimmung ist heiter und gelöst, es gibt keine großen Erwartungen, Pläne und Befürchtungen.

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Sleshaka Kapha – Verbindung

Slesaka Kapha sorgt für die Schmierung unserer Gelenke, Bänder und Kno-chen und damit für eine reibungslose Beweglichkeit und Geschmeidigkeit.

Das Beziehungsgeflecht der Vayus und Pittas

Die Vayus sind feinstoffliche Empfindungswege, die die verschiedenen Bedürfnisbereiche der Pittas miteinander verbinden. Sie übernehmen eine Vermittlerfunktion zwischen zum Teil widersprüchlichen Motiven zum Handeln und Bedürfnissen. Die Vayus und die Pittas setzen mit ihrem tro-ckenen, rauen, hitzigen Grundcharakter Reizimpulse im Gewebe, die durch die unterschiedlichen Kaphas gemildert werden. Auf diese Weise überneh-men die fünf Kapha-Unterarten Schutzfunktionen für Körper, Geist und Seele.

Auf jedes Pitta wirken einerseits mindestens zwei Vayus als Zugkräfte in unterschiedliche Bewegungsrichtungen, andererseits beeinflusst jedes Vayu mindestens zwei Pittas direkt.

Wirkbereich von Prana VayuPrana Vayu vermittelt zwischen den Bedürfnisbereichen Kopf (Alocaka Pitta) und Herz (Sadhaka Pitta). Es prüft die Übereinstimmung und Wi-dersprüche und versucht, zwischen den Bedürfnissen von Verstand und Gefühl auszugleichen und beides der Realität anzupassen. Ein Ungleich-gewicht zwischen Kopf und Herz verursacht auch Spannungen in Prana Vayu.

Alocaka Pitta Prana Vayu Sadhaka Pitta

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Wirkbereich von Apana VayuApana Vayu vermittelt zwischen den Bedürfnissen unseres Lebensappe-tits (Rancaka Pitta) und unserer Verdauungsfähigkeit (Pacaka Pitta). Apana Vayu differenziert zwischen dem, was wir uns einverleiben wollen, was uns unterstützt, und dem, was uns schadet, gegen was wir uns wehren sollten.

Pacaka Pitta Apana Vayu Rancaka Pitta

Wirkbereich von Samana VayuSamana Vayu vermittelt zwischen dem Verdauungsfeuer (Pacaka Pitta) und dem Feuer der Haut (Bhrajaka Pitta). Es stimmt Einflüsse, die von außen auf uns einwirken, auf unsere Verdauungsfähigkeit ab. Fühlen wir uns von den Anforderungen der Außenwelt überfordert, wird Samana Vayu überlastet. Können innerliche Rhythmen gut mit äußeren Rhythmen (Jahreszeiten, Ar-beitszeiten) abgestimmt werden, ist Samana Vayu in Harmonie. Ein Gefühl von Fülle und Zufriedenheit stellt sich im Bauchraum ein.

Bhrajaka Pitta Samana Vayu Pacaka Pitta

Wirkbereich von Vyana VayuVyana Vayu vermittelt zwischen allen Bedürfnisbereichen und sorgt ins-gesamt für ein natürliches Gleichgewicht im Körper. Es regelt die Körper-temperatur und den Blutdruck. Mit dem Hauptsitz im Herzen und seiner Verbindung zum gesamten Körper kann Vyana Vayu die Energien im ge-samten Körper ausgleichen und harmonisieren. Dieser Ausgleich findet zum großen Teil in den Ruhephasen statt.

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Rancaka Pitta

Vyana Vayu

Alocaka Pitta Vyana Vayu Sadhaka Pitta Vyana Vayu Bhrajaka Pitta

Vyana Vayu

Pacaka Pitta

Wirkbereich von Udana VayuUdana Vayu vermittelt zwischen Herz (Sadhaka Pitta) und Magen (Ranca-ka Pitta). Abwehrkraft, Zorn und Ärger sind Ausdrucksformen von Ranca-ka Pitta. Mithilfe von Udana Vayu können wir diese Emotionen nach außen hin, z. B. über die Sprache, ausdrücken. Wird Rancaka Pitta nicht durch die Herzenskräfte von Sadhaka Pitta gezügelt, sehen wir rot und überreagie-ren. Sind die beiden Antriebskräfte im Lot, kann Udana Vayu als heitere Aufbruchstimmung erlebt werden, die genügend Nahrung erhält, um eine getroffene Entscheidung auch über einen längeren Zeitraum tragen zu kön-nen.3

Sadhaka Pitta Prana Vayu Rancaka Pitta

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Zusammenfassender Überblick über die Tridoshas

und ihre Unterarten

Subdosha Sitz Aufgabe

Prana Vayu:

nach innen gerich-

tete Energie

Kopf und Brustkorb

(Herz und Lunge),

Rachen, Nase, Ohren

Ich-Gefühl

steuert, was der Mensch aufnimmt;

dazu gehören Nahrung, Sinnesein-

drücke, Erfahrungen, Schluckreflex,

Einatmung etc.

vermittelt zwischen Intellekt und

Gefühl

Feuer macht schnell.

Udana Vayu:

aufsteigende

Energie

Oberkörper, Lunge,

insbesondere Hals, aber

auch Nabel und Niere

sowie Milz

Aufbruch

die Energie, die nach oben hin he-

rausgeht; dazu gehört insbesonde-

re der sprachliche Ausdruck

stärkt Intellekt und Geist, Begeiste-

rung und Willenskraft

Aufstoßen, Aufatmung

vermittelt zwischen Magen und

Herz

Luft steigt auf, macht leicht.

Samana Vayu:

sich sammelnde

Energie

Magen-Darm, Niere

und Leber

Zentrierung/Ruhe

Bewegung der Peristaltik (Speise-

röhre-Magen-Darm)

vermittelt zwischen Innen- und

Außenwelt

Atemrhythmus

Wasser macht ruhig, zentriert.

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Vyana Vayu:

zirkulierende

Energie

Herz (und Lunge) als

Hauptsitz, gesamter

Körper

Ausdehnung

steuert alle Bewegungen im und

vom Körper

Lymph- und Blutkreislauf, Hände,

Füße etc.

Atempause

Nervensystem

Mittlerfunktion für den gesamten

Organismus

Raum macht weit.

Apana Vayu:

absteigende

Energie

Dickdarm, Unterleib

Milz und Leber, Lunge

Ausdauer

nach unten gerichtete Energie

steuert die Ausscheidungsprozesse

von Fäkalien und Urin, Menstrua-

tion, Gebären, Blähungen, Ausat-

mung

vermittelt zwischen Magen und

Dickdarm, Appetit und Verdau-

ungskraft

Erde macht kräftig und ausdauernd.

Tabelle 2: Übersicht über die fünf Subdoshas von Vata, die die Aufgabe haben, etwas in Bewegung zu bringen.

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Subdosha Sitz Aufgabe Element

Handlungs-/

Wahrnehmungs-

feld

Sadhaka Pitta Kopf und Herz

Feuer der Be-

geisterung

die Gedanken und Gefühle

und allen Input verdauen

kontrolliert die Herzfunktion

zuständig für Gedächtnis,

Sprache, Zielbewusstsein,

bewusstes Denken

Luft

Hände/Tasten

Alocaka Pitta Augen

Feuer der Vor-

stellung

alle Sinne/Sinneseindrücke

steuert die Augenfunktion

(der klare, warme Blick)

Vorstellungskraft

Feuer

Sexualität/Sehen

Pacaka Pitta Darm/Magen/

Dünndarm

Feuer der Ver-

dauung

Verdauungsfeuer, Verdau-

ungssaft

steuert Aufspaltung und

Assimilation der Nahrung in

Magen und Dünndarm

reguliert die Körpertempe-

ratur

Wasser

Ausscheidung/

Geschmack

Bhrajaka Pitta Haut

Feuer der Haut

reguliert Hitze/Kälte der

Haut

steuert Hautpigmentierung

und Einfluss der Sonne auf

die Haut

(Synthese Vitamin D)

Sekretion von Schweiß- und

Talgdrüsen

Raum

Sprache/Gehör

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Ranjaka Pitta Leber, Milz,

Magen,

Knochenmark

Feuer der Ag-

gression

(= das Färbende), färbt das

Blut, den Kot, den Urin

produziert Galle und Leber-

enzyme

sorgt für chemisches Gleich-

gewicht (Sauerstoffgehalt)

im Blut

gibt Leben Klarheit, Leben-

digkeit, Entschlossenheit,

Zielstrebigkeit, Durchset-

zungskraft

Erde

Bewegung/

Geruch

Tabelle 3: Übersicht über die fünf Subdoshas von Pitta, die die Aufgabe haben, etwas umzuwandeln.

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Subdosha Sitz Aufgabe

Tarpaka Kapha Kopf und Rückgrat

das Nährende, Zufriedenstel-

lende

assoziiert mit Milz/Muskeln

befindet sich im ganzen Körper

nährt, beruhigt und schützt die

Sinne und das Nervensystem

hält Nase, Mund und Augen feucht

reguliert unbewusstes Denken und

Gefühle, Stille und Ruhe im Kopf

Boddhaka

Kapha

Oberkörper und Kopf, v. a.

Zunge

das Erkennende

assoziiert mit Leber/Sehnen

Nasen-, Mundschleimhaut

nährend, schützend, aufbauend,

ist für die Geschmäcke zuständig

Speichelfluss und Geschmackserle-

ben

lässt uns erkennen, welchen

Geschmack eine Situation in uns

hinterlässt

Kledaka Kapha Magen- und Darmschleimhaut

das Befeuchtende

assoziiert mit Nieren/Knochen

Magen- und Darmschleimhaut

befeuchtet den Magen

Sleshaka Kapha Gelenke

das Verbindende

assoziiert mit Lunge/Gelenken

Gelenkflüssigkeit, Gelenkschleim

schützt und nährt die Gelenke

Avalambaka

Kapha

in den Zellen, bes. im Herzen

Luftröhre, Sakrum, Becken,

Lunge

das Kraft Gebende

assoziiert mit Herz/Blutgefä-

ßen

hält jede Zelle im Körper zusam-

men

schützt und nährt insgesamt

Tabelle 4: Übersicht über die fünf Subdoshas von Kapha, die die Aufgabe haben, zu nähren und zu stärken.4