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3.  Philharmonisches Konzertheimat_klängeKonzerthaus Dortmund 11. + 12.11.2014 20.00 Uhr

Leoš JanáčekTaras Bulba. Rhapsodie für Orchester(1921) ˜ 25 Min I. Andrijs Tod II. Ostaps Tod III. Prophezeiung und Tod des Taras Bulba

Franz LisztKonzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur(1855) ˜ 20 Min I. Allegro maestoso II. Quasi adagio – Allegretto vivace III. Allegro marziale animato

Pause

Bedřich SmetanaAus: Mein Vaterland (1882) ˜ 40 Min I. Vyšehrad II. Vltava ( Die Moldau ) III. Šárka

Shao-Chia Lü, DirigentElisso Virsaladze, Klavier

19.15 Uhr WirStimmenEinDie Künstler geben Einblick ins Programm

Live-Twitter auf ausgewiesenen Plätzen

Partner der Philharmonischen Konzerte

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heimat_klängeMarkus Bruderreck

Jede Zeit hat ihre Helden, sagt man. Doch manchmal werden auch die alten Recken wieder zum Leben erweckt, um sich der Gegenwart und auch sich selbst zu versichern. Gerade in der großen künstlerischen Bewegung, die Europa gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erfasste, war das so. Die Länder begannen ihre eigene Nationalidentität zu suchen und entdeckten hierfür ihre Volksmusik neu. Bei alle­dem durfte der Blick zurück in die Geschichte nicht fehlen. Dieses Konzert heute Abend vereint zwei tschechische Werke, die diesen Blick gewagt und zum Selbstbewusstsein der Nation wesentlich beigetragen haben. Es sind nicht nur Heldengesänge, sondern auch

„heimat_klänge“, wenn man so will – und wie das Motto dazu heute Abend lautet.

Leoš Janáček, Taras Bulba, Rhapsodie für OrchesterLeoš Janáčeks Rhapsodie für Orchester „Taras Bulba“ nach einer Novelle von Nikolaj Gogol entstand während des Ersten Weltkrieges. Janáček greift hier die Geschichte des Freiheitskämpfers Bulba auf, der im 16. und 17. Jahrhundert an den Befreiungskriegen der Ukraine gegen Polen beteiligt war. Der „ruhm­reiche Kosakenhauptmann“, wie Janáček ihn nannte, war unzweifelhaft eine Identifikationsfigur für die Gegenwart und spiegelte Janáčeks eigene Überzeu­gungen: Der Komponist sehnte die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei von der Herrschaft der Habs­burger herbei. Die musikalisch­politische Botschaft seines Werkes wurde verstanden, insbesondere von Janáčeks Verlag, der Universal Edition. Nachdem der Komponist 1918 nach dreijähriger Arbeit sein Werk

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vollendet hatte, wollte man in Wien nicht an eine Drucklegung denken. Die Partitur erschien erst 1924 und ist „unseren tschechoslowakischen Streitkräften“ gewidmet, weil „sich auf der ganzen Welt keine Feuer­flammen, keine Folterqualen finden, die imstande wären, die Kraft des russischen Volkes zu vernichten.“ Eine ungewöhnliche Zueignung, aus der hervorgeht, dass Janáček seine Hoffnung auf die russischen Befreier setzte.

Mit „Taras Bulba“ hat der Komponist ein höchst effekt­volles Werk geschrieben. Im ersten Satz, „Andrijs Tod“, schildert Janáček zunächst die Liebe von Bulbas Sohn Andrij zu der Tochter des feindlichen Stammesfürsten. Ein Thema von Englischhorn und Oboe trägt das Glück der Liebenden, die Solovioline gesellt sich hinzu, auch die Orgel. Das Kriegsgetümmel um sie herum beein­druckt sie wenig. Fast blockhaft stellt Janáček die beiden Welten musikalisch gegenüber. Das ruppige, düstere Taras Bulba­Thema bedroht das Liebesglück. Die Musik selbst sagt es nicht, aber es geschieht eine Tragödie: Seinen Sohn Andrij, den Volksverräter, tötet Taras Bulba mit eigener Hand. Aber auch seinen älteren Sohn wird er verlieren. Hiervon erzählt der zweite Satz des Werkes, „Ostaps Tod“. Ostap zeich­net Janáček mit hackenden Streicherakkorden, die von einer Harfe begleitet werden. Markante Pizzicato­klänge und treibende Rhythmik bestimmen den Satz. Ostap wird von den Polen gefangen genommen und wartet auf seine Hinrichtung. Bulba gelingt es zwar, sich unter die Menge der Schaulustigen zu mischen, er gibt sich auch dem Sohn zu erkennen, um ihn zu trösten. Doch es ist zu spät: Mit einem Siegestanz in Form einer Mazurka, die Janáček fast filmschnitt artig einblendet, feiern die Polen ihren Sieg. Die schrille Klarinette schreit in Todesangst. Mit drei kurzen Schlä­gen wird Ostap getötet. Der Vater schwört Rache und entfacht einen fürchterlichen Krieg, den darzustellen jedoch kaum das Ziel Janáčeks ist. Stattdessen wohnen wir in „Prophezeiung und Tod des Taras Bulba“ einer weiteren Hinrichtung bei. Bulba erscheint selbst

als Gefangener, Hörner künden sein letztes Stündchen an. Sein musikalisches Motiv erfährt jedoch eine Transformation. „Es wird sich im russischen Lande ein Zar erheben, und es wird auf der ganzen Welt keine Macht geben, die sich ihm nicht beugen müsste!“, heißt es analog in Gogols zugrunde liegender Novelle. Die Apotheose gerät zunächst hymnisch und süß, trillernde Holzbläser verleihen der Musik zudem etwas Visionäres. In den letzten Takten öffnet sich das Werk mit Glockengeläut und Orgel zu einem gloriosen Klangereignis. Janáček erhielt für „Taras Bulba“ den tschechischen Staatspreis. Die Uraufführung fand schließlich im Oktober 1921 in Brünn statt.

Franz Liszt, Klavierkonzert Nr. 1 Es-DurZum großen Thema Musik und nationale Identität hätte der Komponist des nun folgenden Solokonzer­tes ebenfalls etwas beizutragen. Auch Franz Liszt, 1811 im ungarischen Doborján ( heute Raiding im österrei­chischen Burgenland ) geboren, hat die Musik seiner Heimat in zahlreichen Fantasien und Rhapsodien erfolgreich verarbeitet. Sein Klavierkonzert Nr. 1 aller­dings ist frei von solchen ungarischen Einflüssen, die damals freilich auch Mode waren und zum Klischee wurden. Rund 25 Jahre liegen zwischen den ersten Ideen im Jahr 1832 ( manche Quellen geben auch 1830 an, Liszt war damals erst 19 Jahre alt ) und der letzten Revision 1856. In dieser Zeitspanne war aus dem umschwärmten und von den Damen verehrten

„Tastenlöwen“ Liszt ( wieder ein Klischee! ) der beschei­dene Weimarer Kapellmeister geworden. Das Ergebnis des jahrzehntelangen Bemühens um sein Konzert ist ein für seine Zeit höchst ungewöhnliches Stück. Die Sätze des Werks gehen ineinander über, schöpfen aus einem gemeinsamen Fundus an Themen und schaffen so eine Geschlossenheit, die beim ersten Hören nicht auffallen mag. Béla Bartók lobte diese Vielgliedrigkeit, die in einem Satz zusammengeschmolzen ist als „die erste formvollendete Umsetzung einer zyklischen

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heldenAxel Schroeder ist für uns ein Dortmunder Held – er erforscht als Psychotherapeut passioniert das letzte große Rätsel der Menschheit, die Seele. „held_innen_leben“ ist das aktuelle Spielzeitmotto. Mehr Helden, Heldinnen und Innenleben der Philharmoniker entdecken Sie in unserem Spielzeitheft 14 / 15.

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Sonatenform, in der gemeinschaftliche Themen auf Basis des Variationenprinzips behandelt werden“. Virtuosität als Selbstzweck ist nicht das Ziel, wiewohl das Konzert immerhin noch die spieltechnische Vor­hölle ist und nicht die Hölle selbst, in die Liszt die Pianisten ansonsten unbarmherzig hineinzustoßen versteht. Auf Poesie und das eng verzahnte Wech­selspiel zwischen Orchester und Klavier kam es dem Komponisten vor allem an. Die „heroische“ Tonart Es­Dur ist dabei wohl nicht zufällig gewählt und viel­leicht als eine Hommage an Ludwig van Beethoven und dessen Es­Dur­Klavierkonzert Nr. 5 gedacht. Mit heroischer Geste hat der Pianist bei Liszt gleich zu Beginn des Allegro maestoso seinen starken Auftritt. In den allerersten Takten jedoch wird zuvor schon vom Orchester jenes markante Thema formuliert, das dem ganzen Werk die entscheidende Prägung gibt. Trotz aller gestalterischen Freiheiten hat Liszts Konzert eine herkömmliche Satzfolge. Der erste Teil legt Wert auf das Virtuose. Weiträumige Kadenzen spielt das Klavier, die Verzahnung mit dem Orchester ist trotzdem eng. Der zweite Teil ist Quasi adagio überschrieben ( als Entsprechung zu einem langsamen Konzertsatz ). Das musikalische Thema, in den düsteren, tiefen Strei­chern und dann verträumt im Klavier, wird gegen Ende des Werkes ins Fulminante gewendet. Nach einer Art pianistischem Rezitativ erklingt über einem Klavier­triller in der Flöte ein Gegenthema. Ein heiteres Alle­gretto vivace schließt sich an. Vor Eduard Hanslick, dem einflussreichen Kritiker, fand gerade dieser Satz keine Gnade. Er hatte es auf die Triangel abgese­hen, die hier deutlich heraus sticht und zu der Liszt bemerkt, man solle sie „nicht plump, sondern fein rhythmisch, mit klingender Präzision“ anschlagen. Als banal, nur auf Effekt bedacht und theatralisch stufte Hanslick die Präsenz dieses Schlaginstruments dagegen ein. Der Schmähname „Triangelkonzert“ war damit in der Welt, und er lebt bis heute. Das In ­strument spielt auch im letzten Teil des Werkes, dem Allegro marziale animato eine Rolle. Zunächst mit

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„ohne heimat sein heißt leiden.

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Beethoven , Schumann und Wagner. Über allem thronte für ihn jedoch Franz Liszt. „Mein Meister, mein Muster, und für alle wohl ein unerreichbares Vorbild“, pflegte Smetana zu sagen. Was Wunder, dass er sich vor allem auch mit der von Liszt favorisierten Gattung der Sinfonischen Dichtung beschäftigte? Neu war allerdings Smetanas Idee, sechs Werke dieser Art zu einem Zyklus zusammenzufassen und sie musika­lisch­thematisch miteinander zu verbinden.

Das Hauptthema des gesamten Zyklus’ – gleich zu Anfang von „Vyšherad“ ist es in der Harfe zu hören – diente dem Tschechischen Rundfunk als Pausen­zeichen. Es läutet auch zu jeder vollen Stunde herab von der Kirche St. Peter und Paul auf dem Vyšherad selbst. Smetana hat es seiner nationalen Festoper

„Libuše“ (1872) entnommen. Mit dem befreundeten Dichter Václav Zelený hat Bedřich Smetana Erläute­rungen zu „Mein Vaterland“ verfasst. „Die Harfen der Wahrsager beginnen“, heißt es zu Teil Eins des Zyklus. „Ein prophetischer Gesang ( Bardengesang ) über die Ereignisse in Vyšherad, über den Ruhm, über die Herrlichkeit, Turniere und Schlachten, bis zum endgültigen Verfall und Untergang.“ Am Ende kehrt Smetana musikalisch wieder zum Bardengesang des Anfangs zurück. Auf dem Vyšherad­Areal konzentriert sich die tschechische Geschichte. Die Stadt Prag soll von dieser Stelle aus gegründet worden sein. Nicht verwunderlich ist es deshalb, dass es dort auch eine Ehrenruhestätte der tschechischen Kunst­Prominenz gibt. Dort findet man natürlich auch Bedřich Smetanas Grab. Auf dem Stein eingraviert: Die ersten zwei Takte jenes Werkes, mit dem Smetana Weltruhm erlangte:

„Die Moldau“. Was in diesem Vorzeigewerk der Pro­grammmusik geschieht, hat Smetana wiederum selbst erläutert. „Die Komposition schildert den Lauf der Moldau“, beginnt er seine Beschreibung lapidar. Man sollte das wörtlich nehmen: Schon das erste Motiv der Flöten, gepaart mit den Pizzicati der Vio linen, stellt das verstohlene Gurgeln des Moldau­Rinnsals dar, garniert mit kleinen Wasserspritzern. „Sie belauscht

militärischem Einschlag, dann immer schneller und zuletzt überschäumend stürmt das Stück seinem Ende entgegen. Hector Berlioz war es, der bei der Urauffüh­rung Liszts Klavierkonzert erstmals bewältigen musste, am 17. Februar 1855 in Weimar. Sein Urteil: „Wie immer berauschend in seinem Schwung und seiner Kraft“.

Bedřich Smetana, „Mein Vaterland“: „Vyšherad“, „Die Moldau“ und „Šárka“ Wenn man sich in Prag auf die Suche nach Helden macht, wird man schnell fündig. Tschechischer Geschichte begegnet man dort an jeder Straßen­ecke. Es gibt aber auch Orte in Prag – abseits der Tou­ristenströme –, da ist der Atem der Vergangenheit, poetisch ausgedrückt, besonders stark spürbar. Auf dem Vyšherad zum Beispiel, dem hoch aufragenden Burgareal an der Moldau. Für die einen ist es ein hüb­scher, ruhiger Park, für die anderen ein magischer Ort. Mit dem Komponisten Bedřich Smetana und seinem Zyklus’ sinfonischer Dichtungen „Mein Vater­land“ („Ma Vlast“) ist er eng verbunden. Die drei ersten Teile dieses tschechischen Musikheiligtums, die heute Abend zu hören sind, erzählen von längst vergange­nen Kämpfen, von Helden­Taten und Helden­Untaten. Bedřich Smetana schrieb seinen Zyklus zwischen 1874 und 1879; der Kompositionsbeginn markiert auch den Anfang seiner schnell vorwärts schreiten­den, völligen Ertaubung. „Mein Vaterland“ ist ein ganz besonders starker Ausdruck von Vaterlandsliebe, auf künstlerisch höchstem Niveau. Jedes Jahr zu Beginn des Festivals „Prager Frühling“ wird „Ma Vlast“ kom­plett aufgeführt – was beweist, welche Bedeutung diese Musik für die Tschechen noch immer hat. Das Ensemble aller sechs Werke rief bei der Erstauffüh­rung 1882 einen beispiellosen Orkan der Begeiste­rung hervor. Dennoch gab es Kritiker. Einer von ihnen war Leoš Janáček, der Bedřich Smetana seine Nähe zu Deutschland ankreidete. Smetana, der besser Deutsch sprach als Tschechisch, wurde tatsächlich von deutschen Komponisten geprägt, darunter

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ihre zwei Quellen, die warme und die kalte Moldau, verfolgt dann die Vereinigung beider Bäche und den Lauf des Stromes über die weiten Wiesen und Haine, durch Gegenden, in denen die Bewohner gerade fröhliche Feste feiern. Im silbernen Mondlicht führen Nymphen ihren Reigen auf; stolze Burgen, Schlösser und ehrwürdige Ruinen ziehen vorbei. Die Moldau schäumt und wirbelt in den St­Johann­Stromschnellen, strömt in breitem Flusse nach Prag, die Burg Vyšherad taucht über ihrem Ufer auf“. An dieser Stelle erklingt im Orchester wieder das Hauptmotiv von „Mein Vaterland“. „Majestätisch strebt die Moldau weiter, entschwindet den Blicken und ergießt sich schließlich in die Elbe“. Interessant, wie Letzteres musikalisch umgesetzt ist: Das Gewoge in den Streichern wird immer breiter, die Wellen verlieren an Kraft. Zwei Orchesterschläge sagen: Es ist vollbracht! Jede einzelne Note ist in der „Moldau“ mit Bedacht gesetzt. Auch der folgende, dritte Teil ist programmatisch genau konzipiert. Mit „Šárka“ greift Smetana auf eine tschechische Sage zurück, in der die gleichnamige Amazone und ihre Kämpferinnen ein Blutbad anrichten. Der Waffenlärm, mit dem Citrad und seine Knappen heranmarschieren, ist unüberhörbar. Die Herren sind gekommen, um die streitbaren Mädchen zu bezwingen und zu bestrafen. „Er [Citrad] vernimmt schon von Weitem das nur listig vorgeschützte Klagen einer Maid“, schreibt Smetana, „erblickt Šárka an einen Baum gebunden und ist von ihrer Schönheit bezaubert. Er entbrennt in heißer Leidenschaft zu ihr und befreit sie“. Die anschließende, außerordentlich böhmisch geprägte Tanzparty endet sehr alkoholisch. Nachdem sich die Musik beruhigt hat und Smetana die müden Helden im Fagott hörbar schnarchen lässt, beginnt das Metzeln. Mit einem Hornsignal ruft Šárka ihre Gefährtinnen heran, die keine Gnade mit dem „starken Geschlecht“ kennen … In uralter Zeit soll auf dem Vyšherad Šárkas Burg gestanden haben. Heute grüßt sie zum Glück nur noch als steinernes Denkmal, zu ihren Füßen der gemeuchelte Geliebte. Und die Jogger können ohne Herzklopfen an ihr vorüberziehen.

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Shao-Chia Lü Dirigent

Shao­Chia Lü stammt aus Taiwan und erhielt seine musikalische Ausbildung in Taipeh, später an der Indiana University in Bloomington / USA und an der Hochschule für Musik in Wien, wurde u.a. von drei wichtigen 1. Preisen bei renommierten internationalen Dirigentenwettbewerben ( Besançon, Trento, Amster­dam ) gekrönt.

Sein Debüt als Konzertdirigent hatte Shao­Chia Lü 1994 mit den Münchner Philharmonikern. Seitdem leitete er wiederholt führende europäische Orchester , u.a. die Osloer Philharmoniker, das Orchestra Sinfo­nica di Santa Cecilia Rom, die Münchner Philharmo­niker und das Royal Concertgebouw Orkest. 1998 übernahm er die Position des Generalmusikdirektors des Staatsorchesters der Rheinischen Philharmonie Koblenz sowie des Theaters der Stadt Koblenz: Er erhielt 2004 die Peter­Cornelius­Plakette vom Kultur­ministerium für seine musikalischen Verdienste für das Land Rheinland­Pfalz. 2001 bis 2006 war er General­musikdirektor der Staatsoper Hannover.

In Asien dirigiert Shao­Chia Lü das NHK Symphony Orchestra, das Tokyo Metropolitan, das New Japan Philharmonic Orchestra, das China Philharmonic und das Hong­Kong Philharmonic Orchestra. Seit 2010 ist er Music Director und Chief Conductor des Taiwan National Symphony Orchestra, wo 2013 Richard Wagners szenische „Walküre“ besonderes Interesse erregte. Im Herbst 2014 trat Shao­Chia Lü darüber hinaus die Stelle des Chefdirigenten des Sønderjyl­lands Symfoniorkester in Sønderborg ( Dänemark ) an.

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Elisso VirsaladzeKlavier

Die Wurzeln einer der bedeutendsten Pianistinnen unserer Zeit liegen in Georgien, wo Elisso Virsaladze geboren und bereits in frühester Jugend von ihrer Großmutter, der großen Klavierpädagogin Anastasia Virsaladze prägend unterrichtet wurde. Nach Absolvie­rung des Konservatoriums in Tiflis verlegte die Künst­lerin ihre Wirkungsstätte nach Moskau. Heute trägt Elisso Virsaladze einen großen Namen in der Tradition russischer Klavierpädagogik, die sie bis heute am Moskauer Konservatorium und bis 2011 an der Münch­ner Musikhochschule ihren Studenten vermittelte.

Den Komponisten des späten 18. und frühen 19. Jahr­hunderts fühlt Elisso Virsaladze sich besonders ver­bunden. So enthalten ihre Programme häufig Werke von Mozart, Beethoven, Chopin, Liszt und Schumann. Mit einem umfangreichen Repertoire bis hin zur russi­schen Moderne hat die Künstlerin in der ganzen Welt Erfolge gefeiert. Sie nimmt mit ihrer einfühlsamen Gestaltungskraft heute eine herausragende Stellung im internationalen Musikbetrieb ein.

Orchesterkonzerte führten die Künstlerin u.a. nach Berlin, Paris, Madrid, Tokio, Taipeh, Rom, Bukarest, St. Petersburg und Moskau. Als Jurorin fungierte Elisso Virsaladze in Brüssel, Prag, Budapest, Helsinki, Zwickau und Madrid. Zahlreiche Aufnahmen beim Label „Live Classics“, bei dem auch etliche Einspie­lungen mit Svjatoslav Richter, Oleg Kagan und Natalia Gutman erschienen sind, spiegeln die Vielfältigkeit ihres musikalischen Schaffens wider.

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„glücklich, wer mit den verhältnissen zu brechen versteht, ehe sie ihn gebrochen haben!

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theater- und konzertfreundedortmund e.v.

impressum

Theater Dortmund Spielzeit 2014 / 2015Geschäftsführende Direktorin Bettina Pesch Generalmusikdirektor Gabriel Feltz Redaktion Anneliese Schürer Fotos Magdalena Spinn, Debbie Runkel,Matthias Horn (S. 18), Jurii Metschetov (S. 21)Druck RRD Rhein­Ruhr DruckRedaktionsschluss 03.11.2014Gefördert durch Sparkasse Dortmund, Theater­ und Konzertfreunde Dortmund e.V., Ministerium für Land, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein­Westfalen, WDR 3 Kulturpartnerschaft

vorschau

1. Konzert für junge LeuteGroove SymphonyMo 17.11.2014 19.00 Uhr Konzerthaus

„Schilder einer Baustelle“ mit Super Flu

2. FamilienkonzertAschenputtel räumt aufSo 30.11.2014 10.15 + 12.00 Uhr Konzerthaus

Rossinis „La Cenerentola“ in einer besonderen Fassung

2. KammerkonzertMo 01.12.2014 20.00 Uhr Orchesterzentrum l NRW

Werke von Brahms und Strauss

4. Philharmonisches Konzertgefühls_weltenDi 09. + Mi 10.12.2014 20.00 Uhr Konzerthaus

Sergej RachmaninowKlavierkonzert Nr. 3 d-Moll

Peter I. TschaikowskySinfonie Nr. 6 h-Moll „Pathétique“

sendet das 1. Philharmonische Konzert der Dortmunder Philharmoniker am 16. November, um 20.03 Uhr, bundesweit. In Dortmund auf UKW 96,5 sowie DAB+, Kabel, Satellit, Online oder App. www.deutschlandradiokultur.de

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Karten 0231  /  50   27   222Abo 0231   /   50   22   442

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„wo befreundete wege zusammenlaufen, da sieht eine stunde lang die welt wie heimat aus.

“bedřich smetana