ELBPHIL- HARMONIE PUBLIKUMS- ORCHESTER · Bedřich Smetana: Die Moldau Willkommen in der...

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ELBPHIL- HARMONIE PUBLIKUMS- ORCHESTER 19.1.2018 | BÜRGERHAUS WILHELMSBURG 21.1.2018 | ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

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ELBPHIL- HARMONIE PUBLIKUMS- ORCHESTER

19.1 .2018 | BÜRGERHAUS WILHELMSBURG21.1 .2018 | ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

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Freitag, 19. Januar 2018 | 19:30 Uhr | Bürgerhaus WilhelmsburgSonntag, 21. Januar 2018 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

ELBPHILHARMONIE PUBLIKUMSORCHESTER DIRIGENT MICHAEL PETERMANN Bedřich Smetana (1824–1884) Vltava (Die Moldau) (1874) ca. 15 Min.

Georges Bizet (1838–1875) Carmen-Suite Nr. 1 (1875/1882) Prélude Aragonaise Intermezzo Seguedille Les Dragons d'Alcala Les Toréadors

ca. 15 Min.

Pause

Claude Debussy (1862–1918) Petite Suite / Bearbeitung für Orchester von Henri Büsser (1889/1907) En bâteau Cortège Menuet Ballet

ca. 15 Min.

Paul Dukas (1865–1935) L’apprenti sorcier (Der Zauberlehrling) (1897) ca. 15 Min.

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Musik hören ist gut, Musik machen ist besser – diesem Motto folgen die 87 Mitglieder des Elb-philharmonie Publikumsorchesters begeistert. Zum zweiten Mal nach dem Gründungskonzert im Sommer 2017 treten die ambitionierten Laien-musiker nun auf die Bühne, um das Ergebnis ihrer wöchentlichen Proben der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Dirigent Michael Petermann vom Hamburger Konservatorium hat dazu ein ebenso eingängiges wie technisch anspruchsvol-les Programm zusammengestellt, das Ausflüge in unsere europäischen Nachbarländer unter-nimmt und zum Finale den Konzertsaal völlig unter Wasser setzt – rein musikalisch natürlich.

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ELBPHILHARMONIE PUBLIKUMS ORCHESTER

»Einmal selbst im Großen Saal der Elbphilharmonie zu spielen muss ein groß-artiges Gefühl sein!« Das dachte sich die Diplom-Bauingenieurin und Hobby-Geigerin Andrea Reinhard, als sie vor einigen Jahren während einer Baustellen-führung miterleben durfte, wie die »weiße Haut« genannte Wandverkleidung montiert wurde. »Damals hätte ich nie geglaubt, dass dieser Gedanke einmal wahr werden könnte – und nun passiert es wirklich.«

Denn: Zur Eröffnung vor fast genau einem Jahr hat die Elbphilharmonie meh-rere Laienensembles ins Leben gerufen. Seither proben in den Kaistudios neben dem Publikums- auch noch das Familienorchester, das Kreativ-Ensemble und der internationale »Chor zur Welt«. Wöchentlich kommen Amateurmusiker jeden Alters zusammen, um Gleichgesinnte zu treffen, gemeinsam Musikwerke zu erarbeiten und auf ein Abschlusskonzert hin vorzubereiten.

Vergleichbare Ensembles gibt es zwar etliche in Hamburg; viele Mitglieder spielen parallel auch noch in anderen Orchestern – der Trompeter Matthias Witt etwa, im Hauptberuf Produktmanager in der Medizintechnik. Doch die Band-breite an Gruppen, die die Elbphilharmonie anbietet, ist ebenso einzigartig wie der Reiz für die Teilnehmer, aktiv am Projekt Elbphilharmonie mitzumachen und Teil des neuen Konzerthauses zu sein. »Wenn man in Hamburg wohnt und die Geschichte dieses Baus miterlebt hat, stellt der Auftritt in der Elbphilharmonie sozusagen die Krönung einer Laienkarriere dar«, sagt Witt. Sein Fazit, nachdem er schon am allerersten Konzert des Publikumsorchesters in vergangenen Juli beteiligt war: »Ich hatte schon als Besucher einige Konzerte gehört und war begeistert, aber das Spielen hat dann alle meine Erwartungen übertroffen. Man sitzt wirklich sehr gut, hört sich sehr gut, und die aufgetürmten Ränge ringsum sorgen für ein ganz unmittelbares Gefühl.«

Doch der Auftritt ist längst nicht der einzige Grund zum Mitmachen, findet Andrea Reinhard: »Die Orchester- und Stimmproben machen sehr viel Spaß und bieten die Möglichkeit, sich am eigenen Instrument weiterzuentwickeln. Dadurch hat meine Violine wieder einen ganz neuen Platz in meinem Leben bekommen.«

Eindrücke von den Proben im Kaistudio der Elbphilharmonie

DAS ORCHESTER

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VIOLINE IBeatriz Pavlicenco**Constanze AugustinCharlotte BiegerGhalab JazmatiKatharina LöhrMaximilian LouisKlaus LübbertSophie MartinCornelia SchmidtCatalina SchröderLynda VollmerClaudia WernerIleana WolffFiona Zanini

VIOLINE IISornitza Patchinova*Constanze AugustinJanne BumaAntonia CordesSolveigh DueholmClaudia Engelhardt-RaschChristin FriedemannAnn HappkeGeorgia HolzapfelInsa KönigYvonne RaabAndrea ReinhardAriane SieversYi Desheng Denise Yang

VIOLAAnke Nickel*Henning BartelsVivian BeckmannCathérine Y. HahnMichael LübbertSebastian MohsToru NakamuraIsabel Schulze von Kap-herr

VIOLONCELLOKeren Meyer*Anne Maartje de GrootArnd HorstmannAlmut KochanWolfgang MorgenrothMats Leonart NowakMatthias Röcker

KONTRABASSJella Großmann*Götz HohmeierKeno RiegerLena ScheeleValentina Zambrano

FLÖTEKarin BlankKerstin BludauMiyo MishimaSzilvia Sziklai

PICCOLOLucas Lipke

OBOEWiebke GronemeyerHubert LürkensAnne RaapMarlene Schwarz

KLARINETTEFranziska BöhmePhilipp KnoopNicola NaweUlrich Pohlmann

BASSKLARINETTELucie GavilletTorsten Hecke

FAGOTTMechthild KrämerUlrike MootzDorothea TirpitzUlrich von Wangenheim

KONTRAFAGOTTMichael Vitzthum

HORNJulia KnoopHannes MierschChristine NeumannNorman SteinkampThorsten Wilke

TROMPETEPeter BoekelsFrederik DeptaJan KuhlenMatthias Witt

POSAUNEPhilipp ElischerMarkus LantauPeter Tallack

TUBAMaik Riggers

SCHLAGWERKFabian ErnstManuel HoppermannLennard KorteMarian KubickRaymond Willems

HARFEAnna Careddu

DOZENTENMartin GonschorekMarkus PfeiffStefan SchäferMarco SchröderClaudia StrenkertMichael Wagener

ORCHESTERASSISTENZBenjamin Hölzer

** Konzertmeisterin

* Stimmführer

DAS ORCHESTER

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DIRIGENT MICHAEL PETERMANNMichael Petermann widmet sein Leben der Musik und ihrer Vermittlung. Seit 2013 betreut er als einer der beiden Direktoren am Hamburger Konservatorium eine internationale Gemeinschaft aus Studierenden mit zugleich künstlerischem und musikpädagogischem Profil. Im vergangenen Jahr wurden ihm und dem Hamburger Konservatorium die Gründung und künstlerische Leitung des Elb-philharmonie Publikumsorchesters anvertraut.

Nach dem Studium Dirigieren und Kirchenmusik an der Hamburger Musik-hochschule waren St. Johannis in Eppendorf, Kampnagel und die Hamburgische Staatsoper seine Stationen. Kristin Linklater (New York) vermittelte ihm eine umfassende Sicht auf die Kommunikationsmöglichkeiten des darstellenden Künstlers. Mit unterschiedlichsten professionellen und semiprofessionellen Vokal- und Instrumentalensembles hat er sein Ausdrucksspektrum erweitert und 2005 das eigene Atelier Weisser Rausch im Hamburger Medienbunker bezogen.

Dort entstanden die Konzertreihe Bunkerrauschen, die Werkreihe Das wohl-generierte Clavier (2006) und Deutschlandlied (2007), eine Theaterwanderung mit romantischen Volks- und Chorliedern. Petermanns Komposition Ave Bach für Live-Orgel und Sampler-Orgel wurde 2008 im Berliner Dom uraufgeführt. 2011 stellte er seine Klanginstallation Blödes Orchester u.a. im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe aus.

DER DIRIGENT

Unterricht - Studium - Konzertreihen - Trauzimmer Das Goßlerhaus in Blankenese ist eine Dependance des Hamburger Konservatoriums.

Goßlerhaus, Blankenese Programm:

Goßlers Park 1, 22587 Hamburg hamburger-konservatorium.de

Das Hamburger Konservatorium freut sich über die Zusammenarbeit mit der Elbphilharmonie.

ELBPHILHARMONIE

PUBLIKUMSORCHESTER

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Das Orchester

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WASSERMUSIK

Bedřich Smetana: Die Moldau

Willkommen in der Moldauphilharmonie! Ja, sorry, aber wenn es nach den Gesetzen der Hydrologen (Wasserkundler) ginge, stünde Hamburgs neues Konzerthaus eben nicht an der Elbe, sondern an der Moldau. Klare Sache: In Mělník, 40 nördlich von Prag, wo die beiden Flüsse zusammentreffen, ist die Moldau bereits viel länger und wasserreicher als die Elbe und hätte damit das Namensrecht für den weiteren Verlauf. Und nur weil man das im Mittelalter, als die ersten Landkarten gemalt wur-den, noch nicht so genau nachmessen konnte und die Moldau-elbe nunmal durch deutsche Lande Richtung Nordsee fließt, setzte sich die heutige Benennung durch.

Ob das den tschechischen Komponisten Bedřich Smetana wohl wurmte? Immerhin lebte er in einem Zeitalter, als sich aus dem Wirrwarr europäischer Königs- und Fürstentümer dank erhöhter Mobilität und Kommunikation endlich so etwas wie ein kollektives Nationalgefühl herauskristallisierte. Was heute – nach den nationalistischen Auswüchsen des 20. Jahrhunderts mit ihren entsetzlichen Kriegen – dumpf reaktionär klingt, rief damals allerorten große Euphorie hervor. Und von Skandinavien (Edvard Grieg) bis Italien (Giuseppe Verdi) waren auch die Kom-ponisten stolz und glücklich, ihren Beitrag zur neuen nationalen Identität leisten zu können.

Dafür bot es sich an, entsprechende Bezugsgrößen in Musik zu setzen: Mythen, Heldensagen, Gedichte, aber auch Land-schaft und Natur. Wie so etwas klingen könnte, hatte Antonio Vivaldi in seinen Vier Jahreszeiten überzeugend vorgeführt. Also setzte sich Smetana an den Schreibtisch und komponierte unter dem bekenntnishaften Titel Má Vlast (Mein Vaterland) gleich eine ganze Sammlung von sehr plastischen Werken, die irgendwie mit Tschechien zu tun hatten: über die Prager Burg Vysehrad, die männermordende Amazone Šárka, den Heiligen Wenzel – und 1874 über die Moldau, den tschechischen Nationalfluss, der an der Grenze zu Bayern entspringt und nordwärts fließt.

Natürlich beschreibt die Musik nicht nur das Murmeln, Plätschern und Strömen des Wassers, sondern auch, was sich am Ufer so alles abspielt. Um dem Hörer die Identifikation zu erleichtern, hat Smetana seiner Moldau folgende Erläuterun-gen mitgegeben: »Die Komposition schildert den Lauf der Moldau. Sie belauscht ihre ersten beiden Quellen, die warme und die kalte Moldau, und verfolgt dann die Vereinigung der beiden Bäche und den Lauf des Moldaustromes über weite Wiesen und Flure, durch Gegenden, wo gerade eine Bauernhochzeit gefeiert wird. Im silbernen Mondlicht führen Nymphen ihre Reigen auf, stolze Burgen, Schlösser und ehrwürdige Ruinen ziehen vorbei. Die Moldau schäumt und wir-belt in den Stromschnellen zu St. Johanni und strömt in breitem Flusse Prag zu; die Burg Vysehrad taucht an ihrem Ufer auf. Die Moldau strebt majestätisch weiter, entschwindet schließlich den Blicken und ergießt sich in die Elbe.«

Naheliegenderweise griff Smetana für seine Werke gerne auf Elemente der tschechischen Volksmusik zurück. Doch selbst im Zeitalter des aufkeimenden Nationalbewusstseins wirkte schon längst unterschwellig die Globalisierung: Das schwermütige, vermeintlich typisch böhmische Moldau-Thema lässt sich sowohl auf ein italienisches Renaissance-Lied zurückführen als auch auf das schwedische Volkslied Ack Värmeland, du sköna. In der Tat hatte Smetana ab 1856 einige Jahre in Schweden gelebt und die Melodie hier offenbar aufgeschnappt.

Wie auch immer: Als der Zyklus 1875 im Prager Nationaltheater zum ersten Mal aufgeführt wurde, war die Resonanz überwältigend. So notierte ein Besucher, dass nach dem letzten Ton »Hunderte von Anwesenden den Namen Smetanas skandierten«. Der Komponist war zwar im Saal, doch er konnte den Jubel nicht mehr vernehmen: Er war schon lange ertaubt. CLEMENS MATUSCHEK

Die Moldau in Prag

Bedřich Smetana

DIE MUSIK

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AUF IN DEN KAMPF, TORERO

Georges Bizet: Carmen-Suite

»Man behauptet, ich sei durch technisches Geschick gehemmt anstatt durch Inspiration erleuchtet. Nun, diesmal habe ich ein Werk geschrieben, das ganz Klarheit und Lebhaftigkeit ist, voller Farbe und Melodie. Es wird unterhaltsam sein.« Georges Bizet war augenscheinlich mehr als zufrieden mit sich. Gerade hatte er nach zweijähriger Arbeit seine Oper Carmen fertiggestellt, bereits sein 14. Musiktheaterwerk. Nun also sollten all die potenziellen Arienhits wie etwa die Habanera das verwöhnte Publikum in der Pariser Opéra Comique vor Begeisterung aus den Fauteuils reißen. Und der Uraufführungstag, der 3. März 1875, hatte für den frohgemuten Komponisten in der Tat viel-sprechend begonnen: Bizet wurde noch rasch zum Ritter der Ehrenlegion geschlagen. Doch nur wenige Stunden später musste der frischgebackene Chévalier eine faustdicke Nieder-lage einstecken. Die erotisch aufgeladene Beziehungstragödie zwischen der Zigeunerin Carmen, dem Sergeanten Don José und dem Torero Escamillo war durchgefallen! Am nächsten Tag stand in den Pariser Zeitungen schwarz auf weiß: »Wir werden Carmen in der Rumpelkammer der Musik ohne Zukunft lassen.«

Diese Prognose hat selbstverständlich längst ihren Ehren-platz in der Rumpelkammer der Musikkritik. Denn wenn es eine Oper gibt, die an Ruhm und Beliebtheit bis heute alle ande-ren übertrifft, dann ist es Carmen. (Nur in Deutschland wird Mozarts Zauberflöte noch öfter gespielt.) Großen Anteil an der Popularität ihrer Melodien haben die beiden, von Bizets gutem Freund Ernest Guiraud eingerichteten Orchestersuiten, die jeweils die musikalischen Filetstücke herauspicken. Dement-sprechend ist auch die heute erklingende Carmen-Suite Nr. 1 mit ihren Ohrwürmern eine Art Schnelldurchlauf durch die Oper – angefangen bei dem dramatischen Prélude, das die Katastro-phe ankündigt, über den iberisch aufgeladenen, ausgelassenen Aragonaise-Tanz bis hin zum spektakulären Auftritt Escamillos in dem schmissigen Les Toréadors. GUIDO FISCHER

GENIES UNTER SICH

Claude Debussy: Petite Suite

Ernest Guiraud war nicht nur ein Studienfreund von Bizet, son-dern auch der Kompositionslehrer späterer Größen wie Paul Dukas, Camille Saint-Saëns, Erik Satie und Claude Debussy. Gerade mit den Letztgenannten scheint er so seine Probleme gehabt zu haben. Einmal fragte er ihn sogar, welchen Regeln er eigentlich folge. Debussys Antwort: »Meinem Vergnügen!« Dar-auf Guiraud: »Wenn Sie ein Genie sind, dann geht das.«

Ob er bereits ahnte, was für eine musikalische Ausnahme-persönlichkeit er da in seiner Klasse hatte? Die Geniestreiche La mer und Prélude à l’après-midi d’un faune, mit denen sein Schüler die Musik des 20. Jahrhunderts maßgeblich prägte, konnte er leider nicht mehr miterleben – er starb 1892. Wenigs-tens aber war Guiraud noch in den Genuss von Debussys frü-hen Liedern und seiner Petite Suite für Klavier zu vier Händen gekommen. Es muss Mitte 1889 gewesen sein, als Debussy diese viersätzige Suite zusammen mit seinem Freund Paul Dukas in der Kompositionsklasse seines inzwischen ehemaligen Lehrers spielte. Unter den Zuhörern saß auch ein gewisser Henri Büs-ser, der schon bald eng mit dem aufstrebenden Genie Debussy zusammenarbeitete: Büsser war 1902 als Co-Dirigent bei der Uraufführung von Debussys Oper Pelléas et Mélisande beteiligt. Und 1907 richtete er Petite Suite für Orchester ein – das heißt: Mit seiner luftigen Orchesterfassung fing er Charme, Esprit und Eleganz des Klavieroriginals in vielleicht noch verlockend schö-neren und raffinierteren Tönen ein.

Gleich im ersten Satz, En bateau (Im Boot), herrscht paradie-sische Entspanntheit und Ruhe – wobei Büsser ganz im Sinne des Impressionisten Debussy das Kräuseln des Wasser unge-mein empfindsam eingefangen hat. Der nachfolgende Satz Cor-tège (Umzug) ist dagegen von einer Fröhlichkeit beseelt, wie sie zu jeder ausgelassenen Landpartie gehört. Wie aus einer Elfenwelt schwebt danach das Menuett hinein, bevor das finale Ballett zu den Klängen des Tamburins eine impulsive und tem-peramentvolle Einladung zum rauschenden Tanz ausspricht – in einem von prachtvollen Lüstern illuminierten Pariser Salon, versteht sich.

GUIDO FISCHER

Die ersten »Carmen«: Célestine Galli-Marié

Claude Debussy

DIE MUSIK

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VERZAUBERT

Paul Dukas: Der Zauberlehrling

Sie glauben vielleicht, Sie säßen sicher und trockenen Fußes hier im Großen Saal gut 50 Meter über der Elbe, in deren feuchtem Flussbett die Elbphilharmonie auf Hunderten von Pfählen ruht. Aber freuen Sie sich nicht zu früh! Schon bald wer-den die musikalischen Wassermassen über Sie hereinbrechen, die von unermüd-lichen Besen aus allen Ecken des Saales auf die Bühne getragen werden. Die Musiker treiben es an, das zauberhafte Geschehen: Flirrende Geigen sorgen für Spannung in der Zauberstube, und flatternde Holzbläser tun den Zauberspruch kund: »Walle, walle, manche Strecke, dass, zum Zwecke, Wasser fließe / und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße«. So lautet Goethes Zauber- spruch aus seiner Ballade Der Zauberlehrling von 1797 (siehe nächste Seite), die dem französischen Komponisten Paul Dukas 100 Jahre später als Vorlage zu seinem gleichnamigen Stück diente.

Das lebhafte Orchesterwerk gehört – genau wie die Moldau – zum Genre der Programmmusik, die außermusikalische Handlungen musikalisch in Szene setzt. Dukas überträgt die Leitfiguren der Ballade (Zauberer, Zauberlehrling, Besen und Wasser) in musikalische Themen und Motive, die immer wieder im Stück auftauchen und an die Handlung erinnern. So bringen die Fagotte die Besen zum Marschieren, ja sogar zum Hüpfen, während die chromatischen Läufe der Strei-

Noch ist alles trocken: Mickey Mouse als Zauberlehrling

cher und hohen Holzbläser das fließende Wasser symbolisie-ren. Wie rote Fäden ziehen sich die musikalischen Motive durch das ganze Stück und befeuern die visuelle Vorstellungskraft des Zuhörers, um das Geschehen in der Zauberstube bewusst erlebbar zu machen.

Ließ sich Dukas von der Literatur Goethes zu seiner Kompo-sition inspirieren, so nahm Walt Disney 1940 wiederum Dukas’ Musik zum Anlass, in seinem Zeichentrickfilm Fantasia Mickey Mouse in die Rolle des so faulen wie vergesslichen Zauberlehr-lings schlüpfen zu lassen. Um bloß nicht selbst die schweren Wasser eimer zur Badewanne tragen zu müssen, stülpt sich Mickey Mouse den Hut des Hexenmeisters über und bringt die Besen mit einem Zauberspruch dazu, seine Arbeit zu verrich-ten. Im Film schläft Mickey Mouse dann ein und wacht erst auf, als er schon in den Wassermassen schwimmt.

Musikalisch ist das Stück hier an seinem Höhepunkt ange-langt; auf der Bühne herrscht absoluter Hochwasseralarm. Unverkennbar hört man, wie sich der Zauberlehrling eilig bemüht, dem Spuk ein Ende zu setzen. Doch mit keinem Spruch will es ihm gelingen; das Wasser fließt unaufhörlich weiter. Als der Zauberlehrling sich nicht mehr zu helfen weiß, nimmt er eine Axt und schlägt die Besen entzwei. Zwei krachende Schläge des Beckens bringen das Orchester zum Schweigen – kurz-zeitig. Doch dann brummt das Kontrafagott, und wenig spä-ter übernimmt die Bassklarinette das wohlbekannte Motiv der Besen, die nun zu zweit die Wassereimer bringen. Schließlich wird das wehleidige Klagen des Zauberlehrlings hörbar, was den Hexenmeister zurück auf die Bühne holt. Mit einer Fan-fare der Blechbläser bereitet er dem Spuk ein jähes Ende. Die Fagotte wagen noch ein kurzes Zucken der Besen, die Bratsche vertont das schlechte Gewissen des gescheiterten Zauberlehr-lings, dann fällt der Vorhang dieses musikalischen Schauspiels. Das Elbphilharmonie Publikumsorchester wünscht Ihnen einen trockenen Heimweg.

WIEBKE GRONEMEYER

Paul Dukas

DIE MUSIK

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Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeneralintendanz: Christoph Lieben-SeutterGeschäftsführung: Jack F. Kurfess, Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura EtspülerLektorat: Reinhard HellingGestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISElbphilharmonie Publikumsorchester (alle Claudia Höhne); Michael Petermann; (Markus Hertrich); Bedřich Smetana (unbezeichnet); Die Moldau in Prag (Petr Novák); Célestine Galli-Marié als Carmen: Gemälde von Henri-Lucien Doucet (Musée de l’Opéra, Paris); Claude Debussy: Fotografie um 1910 (US Library of Congress); Mickey Mouse als Zauberlehrling in Walt Disneys »Fantasia 2000« (United Archives); Paul Dukas (World History Archive)

ANMELDEN UND MITSPIELEN!Weiter geht’s mit dem Elbphilharmonie Publikumsorchester! Am Mittwoch, 7. Februar, beginnen die Proben für das nächste Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie am 1. Juli 2018. Auf dem Programm stehen unter anderem Wagners Walküren-ritt und John Williams’ Soundtrack zu Star Wars. Wer nach dem heutigen Abend Lust bekommen hat, selbst mitzuspielen, kann sich per Mail an [email protected] erkundigen, ob es in der jeweiligen Stimmgruppe noch freie Plätze gibt. Gefragt sind vor allem tiefe Streicher. Alle Interes-senten werden dann zu einem gemeinsamen Vorspieltermin am 31. Januar 2018 eingeladen.

Hat der alte Hexenmeistersich doch einmal wegbegeben!Und nun sollen seine Geisterauch nach meinem Willen leben.Seine Wort und Werkemerkt ich, und den Brauch,und mit Geistesstärketu ich Wunder auch.

Walle! walleManche Strecke,dass, zum Zwecke,Wasser fließeund mit reichem, vollem Schwallezu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!Nimm die schlechten Lumpenhüllen;bist schon lange Knecht gewesen:nun erfülle meinen Willen!Auf zwei Beinen stehe,oben sei ein Kopf,eile nun und gehemit dem Wassertopf!

Walle! wallemanche Strecke,dass, zum Zwecke,Wasser fließeund mit reichem, vollem Schwallezu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder,Wahrlich! ist schon an dem Flusse,und mit Blitzesschnelle wiederist er hier mit raschem Gusse.Schon zum zweiten Male!Wie das Becken schwillt!Wie sich jede Schalevoll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!denn wir habendeiner Gabenvollgemessen! –Ach, ich merk es! Wehe! wehe!Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Endeer das wird, was er gewesen.Ach, er läuft und bringt behende!Wärst du doch der alte Besen!Immer neue Güssebringt er schnell herein,Ach! und hundert Flüssestürzen auf mich ein.

Nein, nicht längerkann ich’s lassen;will ihn fassen.Das ist Tücke!Ach! nun wird mir immer bänger!Welche Miene! welche Blicke!

O du Ausgeburt der Hölle!Soll das ganze Haus ersaufen?Seh’ ich über jede Schwelledoch schon Wasserströme laufen.Ein verruchter Besen,der nicht hören will!Stock, der du gewesen,steh doch wieder still!

Willst am Endegar nicht lassen?Will dich fassen,will dich haltenund das alte Holz behendemit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder!Wie ich mich nur auf dich werfe,gleich, o Kobold, liegst du nieder;krachend trifft die glatte Schärfe.Wahrlich, brav getroffen!Seht, er ist entzwei!Und nun kann ich hoffen,und ich atme frei!

Wehe! wehe!Beide Teilesteh’n in Eileschon als Knechtevöllig fertig in die Höhe!Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Nass und nässerwirds im Saal und auf den Stufen.Welch entsetzliches Gewässer!Herr und Meister! hör mich rufen!

Ach, da kommt der Meister!Herr, die Not ist groß!Die ich rief, die Geisterwerd’ ich nun nicht los.

»In die Ecke,Besen, Besen!Seid’s gewesen.Denn als Geisterruft euch nur zu seinem Zwecke,erst hervor der alte Meister.«

DER ZAUBERLEHRLINGJohann Wolfgang von Goethe (1749–1832)

TIPPDAS GEDICHT

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

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FÖRDERSTIFTUNGENKlaus-Michael Kühne StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungHonorarkonsulat der Tschechischen Republik Hamburg

Stiftung Elbphilharmonie

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

MEDIENPARTNERNDRDer SpiegelByte FMVAN MagazinNDR Kultur

PRODUCT SPONSORSCoca-ColaHaweskoLavazzaMeßmerRicolaRuinartStörtebeker

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ALS OFFIZIELLER WEINPARTNER DER ELBPHILHARMONIE BEGRÜSSEN WIR HAMBURGS NEUES WAHRZEICHEN FÜR KULTUR.

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