JAN-HENDRIK SONDERMANN Cyanobakterien – Was bewirkt eine Dammöffnung?
Hendrik Middelhof 07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen...
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Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Mediation …
Zur Person: Hendrik Middelhof
Diplom-Sozialarbeiter, Stadt Aachen
Jugendgerichtshilfe - 1982-2008 (Schwerpunkt Täter-Opfer-Ausgleich)
FB Personal und Organisation - seit 2008 (Personalentwicklung, u. a. Mediation)
Schiedsmann - seit 2001
Mediator (BM)* - seit 2000
Ausbilder für Mediation (BM) - seit 2002
* Bundesverband Mediation
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
… unsinnig oder
hilfreich?
Möglichkeiten und Grenzen der Mediation im Vergleich zum Schiedsverfahren
Mediation …
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Mediation …
Der Vortrag gliedert sich in:
Theoretische Einführung
Fallbeispiel
Unterschied Mediation/Schiedsverfahren
Fazit
Diskussion
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Mediation ist nicht neu:
Die Wurzeln der Mediation in Europa reichen gut 2.600 Jahre zurück.
Der Grieche Solon (640 - 559 v. Chr.) wurde in Athen „für das Amtsjahr 594 bis 593 zum Archonten [Stadtoberhaupt], Versöhner und Vermittler Diallektes ["Wieder-ins-Lot-Bringer„] gewählt.
Der Mediator Alvise Contarini (1601 - 1684) leistete 1648 nach fünf Jahren Vermittlungstätigkeit in Münster seinen Beitrag zum Westfälischen Frieden und damit zum Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Seit den 70er Jahren des 20. Jh. wurde die Mediation in den USA neu entdeckt und nimmt seither eine weltweite Entwicklung, u. a.
in Deutschland seit Mitte der 80er Jahre im Täter-Opfer-Ausgleich, ab den 90ern ganz besonders im Familienrecht sowie im Wirtschafts- und Arbeitsleben und im öffentlichen Bereich.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Was ist Mediation?
Mediation ist ein freiwilliges Verfahren
zur außergerichtlichen Beilegung von Konflikten,
in denen die streitenden Parteien durch die
Vermittlung eines/einer neutralen Dritten
selbstbestimmt und eigenverantwortlich
Lösungen entwickeln und vereinbaren, die von
allen Beteiligten akzeptiert werden.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Grundprinzipien der Mediation
Vermittlung durch neutrale und allparteiliche Dritte
Einbeziehung aller Konfliktparteien
die informelle/außergerichtliche Ebene
Vertraulichkeit/geschützter Rahmen
freiwillige Teilnahme
Selbstbestimmung und Eigenverantwortung
Offenheit und Informiertheit
zukunftgerichtet und konsensorientiert
Ergebnisoffenheit
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die gegensätzlichen Konfliktlösungsstrategien
problemorientiert ressourcenorientiert
gegeneinander miteinander
Krise Chance
destruktiv konstruktiv
rückwärts/Vergangenheit vorwärts/Zukunft
Vorwürfe Wünsche/Entwürfe
enge Grenzen weite Grenzen/Ergebnis offen
eine objektive Wahrheit individuelle subjektive Wahrheiten
Rechthaben Interessen/Bedürfnisse
Macht als Kampfmittel Macht konstruktiv einsetzen
Weg als Kampf Weg als Frieden
Dritte Partei als Richter Dritte Partei als Vermittler
Sieger-Verlierer-Entscheidungen „Gewinner-Gewinner“
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Der Mediator/Die Mediatorin
setzt sich für die Interessen aller Beteiligten ein,
urteilt und bewertet nicht,
trifft keine Entscheidungen für die Beteiligten,
ist verantwortlich für die Kommunikation und deren Verlauf, die Betroffenen für den Inhalt
hilft den Beteiligten, sich über deren Gefühle und Interessen klar zu werden,
achtet auf realistische und nutzvolle Vereinbarungen.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die Phasen der Mediation
I. Vorbereitungsphase
II. Hauptphase
Einleitung – Begrüßung
Konfliktdarstellung/Themensammlung
Konflikterhellung
Lösungssuche
Vereinbarung
III. Abschlussphase
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
„Die Mauer“
Der Fall:
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die Konfliktbeteiligten
Gerd und Gabi Grün
Reinhard und Ramona Rot
Die Antragsteller
Die Antragsgegner
Gerd Grün ist Frührentner
Gabi Grün arbeitet in einer Schokoladenfabrik im Schichtbetrieb
1 Tochter, 13 J.
Reinhard Rot ist LKW-Fahrer
Ramona Rot arbeitet als Krankenschwester im Schichtbetrieb
1 Sohn, 8 J.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
I. Vorbereitungsphase
KontaktaufnahmeHerr und Frau Grün wenden sich erst tel., dann persönlich beim Schiedsmann
Information über das Verfahren oder AlternativenIhnen ist das außergerichtliche Verfahren sehr wichtig
AuftragsklärungSie stellen einen Antrag auf Schlichtung „gegen“ ihre Nachbarn.Sie hoffen auf Unterstützung, denn mit den Nachbarn könne man nicht reden.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Der Antrag
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Der Antrag
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
I. Vorbereitungsphase
KontaktaufnahmeDer Schiedsmann besucht Familie Rot und überreicht ihnen den Antrag
Information über das Verfahren oder AlternativenAuch ihnen ist das außergerichtliche Verfahren sehr wichtig
AuftragsklärungSie nehmen den Antrag ihrer Nachbarn bestürzt entgegen. Sie bekunden, ihrerseits auf der Suche nach Unterstützung zu sein. Sie stimmen der Schlichtung zu.
Mit beiden Familien wird ein Termin zur Schlichtung vereinbart (Ortstermin)
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
II. Hauptphase
1. Einleitung – Begrüßung
Begrüßung der Konfliktparteien
Verfahrenweise erläutern
Rolle der Mediatorin/des Mediators darlegen
Zeitlichen Rahmen abstecken
Gesprächsregeln festlegen (Vertraulichkeit/Respekt)
Offene Fragen behandeln
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
II. Hauptphase
2. Konfliktdarstellung/Themensammlung
Konfliktparteien stellen nacheinander ihre Sichtweise dar
Regelbedürftige Themen/Punkte formulieren, sammeln und visualisieren
Prioritäten festlegen
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Konfliktdarstellung
Gerd und Gabi Grün
Reinhard und Ramona Rot
Ich möchte nicht
mehr beleidigt
werden.
Die Mauer soll
endlich fertig
werden.
Frau Grün macht
uns in der
Nachbarschaft
schlecht!
Herr Grün hält sich
nicht an Absprachen
und schafft
vollendete
Tatsachen!
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Konfliktdarstellung
Gerd und Gabi Grün
Reinhard und Ramona Rot
Wir hatten doch
bei einer Tasse
Kaffee alles
besprochen
Mein Neffe ist
Maurer. Er
hatte nicht
anders Zeit
Es lag aber kein
schriftliches
Einverständnis
von uns vor!
Herr Grün ließ
die Mauer
errichten, als
ich arbeiten
war.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Konfliktdarstellung
Die provisorische
Grenzlinie liegt
genau über dem
Grenzstein. Und sie endet
…
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Konfliktdarstellung
Danach habe ich
auch die Mauer
ausgerichtet.… genau in der
Mitte der
Häuser.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Konfliktdarstellung
Sie messen
falsch.
Mein Neffe hat die
Mauer
Genau auf die Mitte
gesetzt.
Die Mauer steht 3,5
cm zu weit auf
unserem
Grundstück.
Ihr habt uns einen
Teil des Grundstücks
genommen!
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Konfliktdarstellung
Weshalb haben
Sie
die Mauer
beschädigt?
Ich wollte nur
demonstrieren, dass ich
auch ohne Absprache
vollendete Tatsachen
schaffen kann. Ich habe
mit der Flex aber nur
die Fugen eingeritzt.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Mediation …
ThemensammlungFamilie Grün Familie Rot
- Mauer - Mauer- Sachbeschädigung - Absprachen- Grenzzaun - Grenzzaun- Umgang - Finanzierung- -
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II. Hauptphase
3. Konflikterhellung
Prämisse: Nicht um Positionen feilschen, sondern Interessen herausarbeiten.
Positionen als Ausgangspunkt für Verhandlungen ansehen.
Hintergründe, tiefer liegende Aspekte des Konflikts herausarbeiten (Eisbergmodell)
Vortrag 2009-11-07\Folie Eisberg.doc
Interessen und Bedürfnisse erkennen
Wechselseitigkeit herstellen und Perspektivenwechsel vornehmen
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die 8 Kostbarkeiten der Frage- und Gesprächstechnik
1. Trennen von Gefühls- und Sachebene
„Berichten Sie mir bitte zunächst, was vorgefallen ist. Dann erzählen Sie bitte, wie Sie die Situation erlebt haben.“
(„Von der äußeren zu inneren Welt“)
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die 8 Kostbarkeiten der Frage- und Gesprächstechnik
2. Normalisieren
Herr Grün: „Mir ist das so peinlich. Normalerweise regle ich meine Angelegenheiten ohne fremde Hilfe.“
M.: „Das geht vielen Nachbarn so. Sie dann doch froh, wenn ihnen jemand dabei hilft, den schief hängenden Nachbarschaftssegen wieder ins Lot zu bringen.“
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die 8 Kostbarkeiten der Frage- und Gesprächstechnik
3. Lineare Fragen
dienen der Orientierung, der Information, dem Sammeln
von Daten und Fakten zu einem bestimmten Sachverhalt (Meist W-Fragen)
Wer – wie – wann – wo – weshalb - Warum
„Welche Bedeutung hat die Mauer für Sie?“
„Was ist Ihnen an einer guten Nachbarschaft wichtig?“
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die 8 Kostbarkeiten der Frage- und Gesprächstechnik
4. Paraphrasieren
Frau Grün: „Das darf nicht wahr sein! Frau Rot hat mich auf russisch beleidigt. Dabei komme ich aus demselben Land wie sie!“
M.: „Verstehe ich Sie richtig: Sie sind enttäuscht darüber, von einer Landsfrau beleidigt worden zu sein?“
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die 8 Kostbarkeiten der Frage- und Gesprächstechnik
5. Reflektive Fragen
sind Fragen, die zum Nach-Denken anregen.
„Wie denken Sie darüber, wenn Sie das hören?“
„Haben Sie neue Erkenntnisse gewonnen?“
„Was hätten Sie anders gemacht, wenn Sie es vorher gewusst hätten?“
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die 8 Kostbarkeiten der Frage- und Gesprächstechnik
6. Positives Umformulieren
statt: „Ich möchte nicht mehr beleidigt werden.“
M: „Was wünschen Sie sich?“
„Ich möchte respektvoll behandelt werden.“
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die 8 Kostbarkeiten der Frage- und Gesprächstechnik
7. Zirkuläre Fragen
sind Fragen, die einen Perspektivenwechsel ermöglichen – sowohl auf der Sach- als auch Beziehungsebene.
„Was glauben Sie, Herr Grün, könnte in Herrn Rot vorgegangen sein, als er von der Arbeit nach Hause kam und feststellte, dass da auf einmal eine Mauer steht?“
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die 8 Kostbarkeiten der Frage- und Gesprächstechnik
8. Zukunftsorientieren
Um den Blick von der Gegenwart in die Zukunft zu lenken, richtet der Mediator die gleiche Frage an alle Parteien:
„Woran werden Sie erkennen, dass das Problem gelöst ist?“
„Was müsste passieren, dass Sie wieder gemeinsam einen Kaffee trinken?“
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Mediation …
Interessen und Bedürfnisse
Familie Grün
Möglichst zügig mit den Arbeiten vorankommen
So preiswert wie möglich
Respektvoller Umgang
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Mediation …
Interessen und Bedürfnisse
Familie Rot
Alle Arbeiten absprechen und Absprachen einhalten
Sich an Vorschriften und Gesetze halten
Ausgleich für das verlorene Grundstück
Sicherheit – vor allem für die Zukunft der Kinder
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
II. Hauptphase
4. Lösungssuche
Entwickeln von Optionen (Lösungsmöglichkeiten)
Überprüfen und Bewerten
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
LösungssucheEntwickeln von Optionen
- Mauer abreißen und auf der Mitte neu aufbauen - Familie Grün übernimmt die Kosten für den Neuaufbau
- Mauer bleibt stehen – Als weitere Grundstücksgrenze wird ein Drahtzaun errichtet, der ab der Grenzlinie 2 cm in das Grundstück der Familie Grün versetzt wird
- Mauer bleibt stehen und wird fertig gebaut – Jede Familie übernimmt die Hälfte der Kosten
- Grundstücke werden neu vermessen u. Änderungen ins Grundbuch eingetragen – Familie Rot erhält eine finanzielle Entschädigung
- Die Eheleute Grün und Rot betrachten die wechselseitigen Beleidigungen als erledigt und vereinbaren, zukünftig respektvoll miteinander umzugehen
- Die notwendigen Maßnahmen werden gemeinsam getroffen und schriftlich fixiert
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LösungssucheÜberprüfen und bewerten
- Mauer abreißen und auf der Mitte neu aufbauen - Familie Grün übernimmt die Kosten für den Neuaufbau
- Mauer bleibt stehen – Als weitere Grundstücksgrenze wird ein Drahtzaun errichtet, der ab der Grenzlinie 2 cm in das Grundstück der Familie Grün versetzt wird
- Mauer bleibt stehen und wird fertig gebaut – Jede Familie übernimmt die Hälfte der Kosten
- Grundstücke werden neu vermessen u. Änderungen ins Grundbuch eingetragen – Familie Rot erhält eine finanzielle Entschädigung
- Die Eheleute Grün und Rot betrachten die wechselseitigen Beleidigungen als erledigt und vereinbaren, zukünftig respektvoll miteinander umzugehen
- Die notwendigen Maßnahmen werden gemeinsam getroffen und schriftlich fixiert
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II. Hauptphase
5. Vereinbarung
Verhandeln und vereinbaren
ausformulieren
Schriftlich fixieren
unterschreiben
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LösungssucheVerhandeln und Vereinbaren
- Die Mauer bleibt stehen und wird fertig gebaut
- Jede Familie übernimmt die Hälfte der Kosten
- Als weitere Grundstücksgrenze wird ein Drahtzaun errichtet, der ab der Grenzlinie 2 cm in das Grundstück der Familie Grün versetzt wird
- Die Eheleute Grün und Rot betrachten die wechselseitigen Beleidigungen als erledigt und vereinbaren, zukünftig respektvoll miteinander umzugehen
- Die notwendigen Maßnahmen werden gemeinsam getroffen und schriftlich fixiert
- Herr Rot macht einen schriftlichen Entwurf. Sodann wird gemeinsam ein abschließender Termin beim Schiedsmann vereinbart, um den Vergleich abzuschließen
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
III. Abschlussphase
Umsetzen der Vereinbarung
Herr Rot hat den Entwurf für die Formulierung nicht vorgelegt. Auf Anfrage des Schiedsmanns teilt er mit, dass er zunächst einen Anwalt eingeschaltet habe, um seinem Bedürfnis nach Sicherheit entsprechend die Formulierung überprüfen zu lassen.
Eine Woche später schickt er dem Schiedsmann einen Formulierungsvorschlag, den er nicht mit den Eheleuten Grün besprochen hat. Auf der ersten halben Seite beschreibt er den Vorschlag.
In der zweiten Hälfte teilt er mit, dass der Vorschlag nicht durchführbar sei, da Herr Grün zwischenzeitlich seine Terrasse genau bis zur Grenzlinie verlegt habe.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
III. Abschlussphase
Evtl. Folgetermin (Korrektur/Aktualisierung)Nach kurzem Telefonat mit beiden Ehepaaren wird ein Termin zur weiteren Verhandlung mit dem Ziel eines Vergleiches vereinbart. Diesen Termin sagen die Eheleute Rot 1 ½ Std. vor der vereinbarten Uhrzeit ab. Begründung:- Herr Grün habe zwischenzeitlich 50 cm von der Grundstücksgrenze
entfernt Erde für ein Gartenhäuschen ausgehoben- Die Eheleute Grün hätten einen Kompostcontainer so vor das Fenster
gestellt, dass der Gestank in die Küche der Familie Rot zöge- Frau Grün habe Frau Rot bei einer Begegnung vor dem Haus nicht gegrüßt- Außerdem wollten sie sich nicht dem Willen der Eheleute Grün unterordnen, den sie
bereits schriftlich eingereicht hätten.
Tenor: „Mit den Leuten wollen wir nichts mehr zu tun haben!“
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Fazit:
Mediation ist hilfreich, denn …
sie ist ein Verfahren, dass den Konfliktparteien die Gestaltungs- und Entscheidungsautonomie belässt
sie nimmt dem Vermittler den Druck, den Konflikt anderer inhaltlich lösen zu müssen
sie strukturiert den Prozess der Konfliktregelung
sie ist jederzeit einsetzbar: Vor, während und vor allem statt einer gerichtlichen Auseinandersetzung
Aber: Sie ist auf die Gesprächsbereitschaft und Eigenverantwortung jeder Konfliktpartei angewiesen.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Das ist Mediation:
Ein Verfahren, das die bekannten Konfliktregelungsstrategien wie unmittelbares Verhandeln, Schieds- und Gerichtsverfahren ergänzt.
Eine Methode, die sich aufgrund ihrer Frage- und Gesprächstechniken gut in jede Form von Konfliktlösungs- und Verhandlungsstrategien integrieren lässt.
Eine Haltung, die auf Schuldzuweisungen, Verurteilungen und Bewertungen verzichtet und daher in jeder Hinsicht konstruktiv und wertschätzend ist.
Hendrik Middelhof07.11.2009 – Jahreshauptversammlung der BDS – Bezirksvereinigung Aachen Schiedsamt Aachen II
Die vier grundlegenden Konfliktlösungsverfahren
Gerichtsverfahren
Schiedsverfahren
(nach SchAG-NRW)
Mediation
Verhandlung
Grad der
Freiwilligkeit
Unfreiwillig
(wenn Angeklagte/r oder
Beklagte/r)
Zumeist freiwillig
(Für Antragsteller)
freiwillig
freiwillig
Auswahl eines
Vermittlers
keine Wahlmöglichkeit
Geringe Wahlmöglichkeit (richtet sich nach Zuständigkeit)
Parteien wählen den Mediator
aus
Kein Vermittler
Expertenwissen
der dritten Partei
Rechtsexperte
Zivilperson, meist mit spe-
zifischem Zusatzwissen
(Zivil- und Strafrecht)
Je nach Konfliktsituation
Fachexperte und/oder
Rechtsexperte sowie Ver-
mittlungsexperte
Keine Unterstützung durch
eine dritte Partei
Grad der
Formalität
Formalisierter, struktu-
rierter Prozess mit festen
Regeln
Formalisiertes Verfahren,
Parteien können Einfluss
nehmen
Kein formales Verfahren,
Mediator/in strukturiert
Verhandlung, Parteien können
Einfluss auf Verlauf nehmen
Normalerweise nicht formal,
wenig bis gar nicht
strukturiert
Ergebnis
Entscheidung nach Prin-
zipien, die durch das Recht
vorgegeben sind
Vergleich nach vorher fest-
gelegten Prinzipien
Ein für beide Parteien
akzeptables Ergebnis wird
angestrebt (Konsensprinzip)
Akzeptables Ergebnis wird
gesucht