Hessischer Unternehmertag 2010
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INHALT
Vorwort
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Die Pressekonferenz
Hessische Wirtschaft sieht Aufschwung auf Arbeitsmarkt angekommen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
HR-Stadtgespräch spezial
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Unsere Sponsoren – Impressionen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Prof. Weidemann, Präsident der VhU:
Investitionen, Bildung, Beschäftigung stimulieren
sowie Haushalt konsolidieren – der richtige Mix für Hessen?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen:
Wege in die Zukunft Hessens
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Werner Sinn,
Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung:
Wirtschaftliche Dynamik im aktivierenden Sozialstaat
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Künstlerisches Rahmenprogramm – Impressionen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Hessen-Champions 2010
Sieben Unternehmen ausgezeichnet
Vierzehn Finalisten geehrt
Hall of Fame
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Im Spiegel der Medien
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 0
Vereinigung der hessischen
Unternehmerverbände e.V. (VhU)
Emil-von-Behring-Straße 4
60439 Frankfurt am Main
Telefon: 069 95808-0
Telefax: 069 95808-126
E-Mail: [email protected]
www.vhu.de
Dezember 2010
Redaktion:
Dr. Ulrich Kirsch (verantwortlich)
Heike Krasemann
Marian Heinzelmann
Fotos:
Frank Kleefeld
Herstellung, Druck
Druckerei Hassmüller
Graphische Betriebe
GmbH & Co. KG
Frankfurt am Main
Sehr geehrte Damen und Herren,
werte Gäste,
vor gut einem Jahr formulierten wir für den 19.
Hessischen Unternehmertag das Thema „Mit Energie
in die Zukunft“. Wir erwarteten die Energiekonzepte
von Bundes- und Landesregierung. Und wir wollten
einen starken Akzent der hessischen Wirtschaft set-
zen, dass die Energiewende sinnvoll ohne staatliche
Verteuerungen vollzogen werden muss und kann.
Das haben wir dann den Medien auch vorgetragen
- belegt durch eine Branchenumfrage.
Für unsere Gäste haben wir mit dem Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten von
Roland Koch zu Volker Bouffier den Akzent dann von „Energie“ auf „Zukunft“ verla-
gert, um dem neuen Ministerpräsidenten Gelegenheit zu geben, bei seinem ersten
Auftritt vor der versammelten hessischen Wirtschaft sein Bild der Zukunft Hessens
auszumalen, und wollten ihn thematisch nicht einengen.
VhU-Präsident Prof. Dieter Weidemann analysierte den Grunddissens unserer
Gesellschaft, der immer dann entsteht, wenn rechthaberisch ökonomische Effizienz
und ein Gefühl sozialer Fairness unversöhnlich aufeinander prallen. Er resümierte,
dass wir als Wirtschaft viel stärker die Gerechtigkeitsüberlegungen unserer Hand-
lungen herausarbeiten müssen, um die Gerechtigkeitsdiskussion nicht der anderen
Seite zu überlassen.
„Wege in die Zukunft Hessens“ zeigte Ministerpräsident Volker Bouffier auf. Dazu
müsse unsere gesellschaftliche Diskussion aufgebrochen werden, die wesentlich
über zwei Bevölkerungsgruppen geführt werde: die Hartz IV-Empfänger und die
Boni-Banker. Die 90 Prozent dazwischen fänden im öffentlichen Diskurs kaum noch
statt. Und er wies auf die politische Prioritätensetzung als die Hauptkunst hin mit der
Grundregel: Wenn man etwas mit Erfolg durchsetzen wolle, dann müsse man im
Regelfall neunmal nein sagen, damit man einmal begründet ja sagen könne.
Zu den bekannten Prioritäten Bildung und Infrastruktur fügte er das klare Bekenntnis
zur Haushaltskonsolidierung hinzu.
Der Präsident des ifo - Institut für Wirtschaftsforschung Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-
Werner Sinn zog die Lehren aus der Krise: Es sei nicht gesund gewesen, dass in
den letzten Jahren so viel Kapital aus Deutschland in die Länder der südwestlichen
Peripherie und nach Amerika abgeflossen sei. Das Kapital hätte auch hier investiert
werden können. Im Schnitt hätten wir im letzten Jahrzehnt von unseren Ersparnissen
nur ein Drittel zuhause investiert. Der Löwenanteil hingegen sei ins Ausland, in den
Kauf strukturierter Wertpapiere amerikanischer Provenienz, in Staatspapiere der
VORWORT
Volker Fasbender
südeuropäischen Länder und vieles mehr geflossen. Diese unvorteilhafte Entwicklung
sei nun gestoppt. Die Umlenkung der Kapitalströme werde, wenn wir sie nicht durch
eine Verlängerung der Rettungspakete in der EU wieder kaputt machten, Deutsch-
land mittelfristig eine sehr gute Wirtschaftsentwicklung bescheren.
Auch die „Hall of Fame“ unseres mit dem Wirtschaftsministerium ausgerichteten
Wettbewerbs „Hessen-Champions“ wurde zum zehnjährigen Jubiläum wieder um
hessische Vorzeigeunternehmen erweitert: 14 Finalisten wurden geehrt, sieben
Unternehmen wurden ausgezeichnet. Der Weltmartkführer bei Sommerrodelbahnen
Joseph Wiegand, der Jobmotor mit Internetdiensten Adtech und der Innovator bei
aktiven Inhalationsgeräten Activaero konnten über erste Plätze jubeln und im
„Stadtgespräch spezial“ des Hessischen Fernsehens sich feiern lassen.
Mit dem Thema „Chancen in Deutschland“ wollen wir Ihnen auf dem 20. Hessischen
Unternehmertag am 25. Oktober 2011 im Kurhaus in Wiesbaden erneut ein attrak-
tives Angebot machen. Notieren Sie sich gerne schon einmal den Termin.
Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten, einen schwungvollen Start ins neue Jahr
und freuen uns auf ein Wiedersehen mit Ihnen.
Volker Fasbender,
Hauptgeschäftsführer
VORWORT
PRESSEKONFERENZ
PRESSEMITTEILUNG
19. Hessischer Unternehmertag (HUT)
Hessische Wirtschaft sieht Aufschwung auf Arbeitsmarkt angekommen
Weidemann: „Staatliche Verteuerung von Strom zurückfahren, um Wachstum
und Arbeitsplätze zu sichern!“
Frankfurt am Main / Wiesbaden. Nach der wirtschaftlichen Durststrecke im ver-
gangenen Jahr sind die hessischen Unternehmen wieder auf einen dynamischen
Wachstumspfad eingeschwenkt. Dabei haben die Erträge allerdings noch nicht
Anschluss finden können an den Vorkrisen-Stand, während die Beschäftigung
wieder auf einen aufsteigenden Pfad zurückgefunden hat. „Der Aufschwung kommt
erkennbar inzwischen auf dem Arbeitsmarkt an. Zog schon zum Jahresanfang die
Nachfrage nach Zeitarbeitnehmern über alle Branchen hinweg deutlich an, baut auch
das von der Krise am meisten gebeutelte produzierende Gewerbe seitdem wieder
Arbeitsplätze auf - und zwar sich von Monat zu Monat verstetigend“, fasste Volker
Fasbender, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerver-
bände, die Ergebnisse einer „Blitzumfrage“ zusammen.
Nachdem sich nun der wirtschaftliche Erfolg, der in den Reformanstrengungen des
ersten Jahrzehnts seine Ursachen habe, in diesem Aufschwung einstelle, müsse
alles getan werden, um ihn zu verstetigen. Und alles vermieden werden, was diese
Dynamik zerstöre, wie z. B. unnötige zusätzliche Belastungen aus der aktuellen En-
ergiepolitik. Die VhU hatte ihre Mitgliedsverbände im Herbst 2010 nach ihren Ein-
schätzungen über die aktuelle wirtschaftliche Situation und die weitere Entwicklung
„Der Auf-
schwung kommt
erkennbar auf
dem Arbeitsmarkt
an. …inzwischen
baut auch das
von der Krise am
meisten gebeu-
telte produzie-
rende Gewerbe
wieder Arbeits-
plätze auf.“
sowie zu ihren Forderungen an die Energiepolitik befragt. An dieser Erhebung haben
sich 20 Verbände beteiligt. Sie repräsentieren 5.000 Mitgliedsunternehmen und eine
halbe Million Beschäftigte.
„Die überwiegend mittelständisch geprägte hessische Wirtschaft sieht drin-
genden Korrekturbedarf am Energiekonzept der Bundesregierung – und be-
sonders bei der Elektrizität. Die Endverbraucher in Deutschland gaben für Strom
2009 60 Mrd. Euro aus. Mehr als ein Drittel davon verursache der Staat unnötiger-
weise“, brachte VhU-Präsident Prof. Dieter Weidemann die tiefe Verärgerung der
hessischen Wirtschaft zum Ausdruck. Seit 1998 habe sich die staatlich bedingte Ver-
teuerung von Strom von 2,3 Mrd. Euro auf über 22 Mrd. Euro verzehnfacht. Die drei
wichtigsten Preistreiber der vergangenen Jahre seien: die Stromsteuer - mit über 6
Mrd. Euro pro Jahr, die Einspeisevergütungen für Strom aus erneuerbaren Energien
– mit über 8 Mrd. Euro in 2010 und sage und schreibe über 13 Mrd. Euro nächstes
Jahr, und der CO2-Emissionshandel – mit rund 5 Mrd. Euro pro Jahr.
„Die überwie-
gend mittelstän-
disch geprägte
hessische Wirt-
schaft sieht
dringenden
Korrekturbedarf
am Energiekon-
zept der Bundes-
regierung – und
besonders bei der
Elektrizität. Die
Endverbraucher
in Deutschland
gaben für Strom
2009 60 Mrd.
Euro aus. Mehr
als ein Drittel
davon verursache
der Staat unnöti-
gerweise“
PRESSEKONFERENZ
„Diese staatlich bedingten Verteuerungen werden zwar ökologisch etikettiert, sind
aber für die Ziele der Umweltpolitik weitgehend wirkungslos“, so Weidemann weiter.
So sei es nicht verwunderlich, dass im Energiekonzept des Bundes Aussagen fehl-
ten, wie und wann das selbst formulierte Ziel „bezahlbarer“ Energie erreicht werden
solle. Stattdessen setze der Bund eine neue Kostenwelle zu Lasten von Unterneh-
men in Gang.
Das gefährdet Investitionen und Arbeitsplätze in allen energieintensiven Unterneh-
men und Branchen, ganz besonders in Papierfabriken, in Chemie, Textilverarbei-
tung, Gießereien oder in der Zementindustrie. „Die VhU fordert die Bundestagsab-
geordneten aus Hessen und die Landesregierung auf, die Rahmenbedingungen
so zu verbessern, dass Energie umweltverträglich und sicher sowie zu möglichst
niedrigen Preisen bereit gestellt wird“, bündelte Weidemann die Forderung der Un-
ternehmer in Hessen.
Dank der Milliardeneinnamen aus der Versteigerung der CO2-Emissionszertifikate an
die Stromversorger ab 2013 könne der Bund zahlreiche Belastungen von Bürgern
und Unternehmen ohne Einnahmeverluste beseitigen. Die ökologisch weitgehend
ineffektive Stromsteuer gehöre komplett abgeschafft.
Und nicht zusammen mit der Energiesteuer erhöht, wie es der Plan der Bundesregie-
rung im Haushaltsbegleitgesetz für diese Woche vorsah. Offenbar habe der heftige,
gemeinsame Protest von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften gewirkt: Die Ko-
alition im Bund wolle offenbar vor allem ungerechtfertigte Mitnahmeeffekte beseitigen.
Das wäre akzeptabel. Leider sollten weiterhin Entlastungen bei der Strom- und Energie-
steuer für im globalen Wettbewerb stehende, energieintensive Unternehmen verringert
werden. „Wir fordern nochmals die hessischen Bundestagsabgeordneten auf, diesem
wirtschaftspolitischen Unfug im Bundestag in dieser Woche ihre Stimme zu verweigern.
Und die Landesregierung sollte am Freitag im Bundesrat ebenfalls Nein sagen zu allen
neuen Belastungen der energieintensiven Unternehmen!“ so der VhU-Präsident.
PRESSEKONFERENZ
„Die VhU fordert
die Bundestags-
abgeordneten aus
Hessen und die
Landesregierung
auf, die Rahmen-
bedingungen so
zu verbessern,
dass Energie
umweltverträglich
und sicher sowie
zu möglichst
niedrigen Preisen
bereit gestellt
wird.“
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Das Streitgespräch
Thema Lohnerhöhung
Stefan Körzell: …Jetzt ist die Zeit für eine Lohnerhöhung. Die Kolleginnen und
Kollegen in den Betrieben haben die Kosten der Krise getragen – mit Kurzarbeit.
Sie haben in den vergangenen eineinhalb Jahren verzichtet…
Volker Fasbender: …Lohnerhöhung hat es auch in den Zeiten der Krise gegeben. Ich
warne vor Übermut. Lohnerhöhung wird es geben, aber bitte mit Augenmaß…
Stefan Körzell: …Ich denke, wir haben bestehende Tarifverträge, an die man sich
halten muss, aber es wäre jetzt an der Zeit von den Unternehmen selbst zu sagen,
jetzt gibt es auch mal was obendrauf. Das würde honorieren, was die Arbeitnehmer
eingebracht haben…
Volker Fasbender: …Wenn ein Unternehmen sagt, dass es von sich aus etwas tun
will, und bezogen auf seine individuellen Situation, ist das in Ordnung. Nur will ich in
aller Bescheidenheit auch darauf hinweisen: Es haben nicht nur Arbeitnehmer, auch
die Firmen haben kräftig gelitten. Sie haben viel Substanz eingebüßt, die natürlich
auch erst wieder aufgebaut werden muss…
Stefan Körzell: …Wir haben in den letzten zehn Jahren Reallohnverluste gehabt. Und
das ist etwas, was umgekehrt werden muss. Wir müssen darauf setzen, dass die
Binnenkonjunktur nachhaltig anspringt. Das geht aber nur, wenn die Löhne und auch
die Gehälter steigen…
Volker Fasbender: …Einspruch. Das funktioniert überhaupt nicht über Lohnerhö-
hung. Das wäre der verkehrte Weg. Die Binnenkonjunktur springt an in dem Maße, in
dem die Menschen Zukunftsvertrauen haben. Dann steigt nämlich die Kaufneigung.
Die Lohnerhöhungen sind dann eine Folge gestiegener Produktivität und gestiegener
Erfolge am Markt…
Gemeinsamnachhaltigwirtschaften.
Energielösungen mit Zukunft:
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klimaneutrales Erdgas
Energieeffizienzberatung
CO2-Kompensation
Prof. Dieter Weidemann
„Investitionen, Bildung, Beschäftigung stimulieren
sowie Haushalt konsolidieren – der richtige Mix für Hessen“
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
herzlich willkommen zum 19. Hessischen Unternehmertag der Vereinigung der hes-
sischen Unternehmerverbände. Wir freuen uns über die Wertschätzung von 1.100
Spitzenkräften aus Wirtschaft, Politik und Medien in Hessen.
Lassen Sie mich einige von ihnen stellvertretend begrüßen: Ministerpräsident Bouffier
und den Präsidenten des ifo-Instituts Prof. Sinn, Wirtschaftsminister Posch, die Mit-
glieder des Hessischen Landtags und den CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Wagner,
sowie die versammelte Politik der Regierungspräsidien, Kommunen und Kreise.
Sieben hessische Vorzeige-Unternehmen schätzen den Hessischen Unternehmertag
ganz besonders, sponsern ihn und ermöglichen uns diesen festlichen Rahmen: Frau
Kreidl von der KPMG, die Herren Job und Enders von BMW, die Herren Wittersha-
gen und Köhncke von der Deutschen Bank, Herr Dr. Schulte von der Fraport,
MIT ENERGIE IN D IE ZUKUNFT
Herr Filbert für die HSE
Südhessische Energie
AG (und deren Tochter
entega), Herr Pauly von
Lufthansa, sowie die
Herren Dr. Riederer und
Hug von Sanofi-Aventis.
Herzlichen Dank an die
Vertreter unserer Spon-
soren!
Stellvertretend für alle
Unternehmer im Saal
heiße ich die 14 Fina-
listen unseres Wettbe-
werbs Hessen - Champions herzlich willkommen. Bitte stehen Sie doch einmal
kurz auf. So sehen die Besten aus Hessen aus! Activaero, Adtech, Anolis-Interiors,
Areva NP, Digital Film Technology Munich, Enviro-Chemie, Franz Carl Nüdling, Fritz
Emde, Harald Böhl, Josef Wiegand, Mersen Deutschland Linsengericht, K+S Aktien-
gesellschaft, Software AG, Trout. Sie alle haben einen dicken Applaus verdient. Aus
ihrer Mitte werden wir heute die Sieger auszeichnen. Aber wer in dieses erlauchte
Finale vorstößt ist in jedem Fall ein Gewinner.
Herzlichen Dank Ihnen, Herr Minister Posch, dass Sie und Ihr Haus diesen Wettbe-
werb zum 10. Mal gemeinsam mit uns ausrichten. Wir haben gemeinsam aus kleinen
Anfängen etwas Großes, nämlich Hessens renommiertesten Unternehmenswett-
bewerb, gemacht.
Ein ganz herzliches Dankeschön geht auch an unsere Medienpartner: gleich zwei-
mal an den Hessischen Rundfunk und seinen Intendanten Dr. Reitze: an hr-info für
begleitende Berichterstattung und das Hessische Fernsehen, das heute Abend ab
21:45 Uhr eine Dreiviertelstunde über die Champions und unseren Unternehmertag
berichtet. Aber auch an die beiden großen überregionalen Tageszeitungen: an die
FAZ sowie an die Frankfurter Rundschau, die beide mit einer gemeinsamen 12-sei-
tigen Sonderbeilage am Sonntag und heute die Kür der besten Hessen mit großer
Reichweite würdig orchestriert haben.
Meine Damen und Herren,
„Mit Energie in die Zukunft“, unser Leitmotiv für den 19. Hessischen Unterneh-
mertag, entspricht dem Grundgefühl am Wirtschaftsstandort Deutschland, der mit
großem Schwung aus der zurückliegenden Krise in eine Phase der konjunkturellen
Erholung durchgestartet ist. Über die vier großen Handlungsfelder von Reformen
wird heute Abend zu reden sein: Wie wir den richtigen Mix hinbekommen, einerseits
Investitionen, Bildung, Beschäftigung zu stimulieren sowie andererseits die öffent-
lichen Haushalte zu konsolidieren.
„Der Wirtschafts-
standort Deutsch-
land ist mit
großem Schwung
aus der zurück-
liegenden Krise
in eine Phase der
konjunkturellen
Erholung durch-
gestartet.“
MIT ENERGIE IN D IE ZUKUNFT
Und wenn Sie jetzt denken, darüber redet der immer auf dem Hessischen Unterneh-
mertag – dann haben Sie vollkommen recht! Denn genau so verstehen wir bei der
VhU unseren Job: als Motor für Reform und Exzellenz in Hessen.
Ich möchte heute Abend aber auch über einen Grunddissens unserer Gesellschaft
reden, den es aufzulösen gilt. Dieser Grunddissens entsteht immer dann, wenn
rechthaberisch ökonomische Effizienz und ein Gefühl sozialer Fairness unversöhnlich
aufeinander prallen.
Welche verquere Formen bis hin zur kompletten Systemverweigerung in diesem
Dissens auftreten, können Sie später heute Abend mitbekommen: Denn wir haben
zum ersten Mal eine Demonstration linksradikaler Gruppierungen – überschrieben
mit der Parole: „Gegen Lohnarbeit, Leistungsterror und Standortkonkurrenz – Die
Krise heißt Kapitalismus!“ – hier in Wiesbaden, ab 19 Uhr und gegen alle auf diesem
Hessischen Unternehmertag Versammelten. Dass wir uns dagegen veranstaltungs-
technisch abgesichert haben, versteht sich von selbst. Sie brauchen sich also nicht
zu beunruhigen.
Aber ich bin persönlich davon überzeugt, dass wir uns überhaupt allergrößte Mühe
geben sollten, uns offensiv und sachlich mit den großen strittigen Themen unserer
Gesellschaft auseinander zu setzen.
Die jüngste Publikation des Roman-Herzog-Instituts unseres bayerischen Schwes-
terverbandes kommt hier zu einem interessanten Erklärungsansatz. Sie analysiert
eine tiefe Kluft zwischen Ökonomen und ökonomischen Laien, also der überwälti-
genden Mehrheit der Bürger: „Dem Durchschnittsbürger“ – heißt es dort gestützt
auf wirtschaftspsychologische Studien – „ist Gerechtigkeit, worunter er vor allem
MIT ENERGIE IN D IE ZUKUNFT
„Meine Konse-
quenz ist, dass
wir als Wirtschaft
viel stärker die
Gerechtigkeitsü-
berlegungen un-
serer Handlungen
herausarbeiten
müssen.
Wir müssen sie
immer wieder
erläutern.“
Gleichheit und gerechte Verfahren versteht, enorm wichtig. Er erachtet moralische
Handlungsabsichten für wichtiger als Handlungskonsequenzen. Er ist bemüht,
anderen keinen Schaden zuzufügen. Daher lehnt er politische Maßnahmen, die zu
Änderungen des Ist-Zustands führen, häufig ab. Er nimmt dafür auch in Kauf, einer
größeren Gruppe Vorteile vorzuenthalten oder den gesellschaftlich Schwächsten
– zum Beispiel Arbeitslosen – bessere Chancen zu verweigern.
Gerechtigkeit ist für die meisten Bürger das Hauptkriterium für die Bewertung
wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Darüber hinaus bezieht er auch Wirtschaftlich-
keitsgedanken mit ein, folgt dabei aber der Annahme, dass der Wohlstandskuchen
sozusagen schon fertig gebacken ist und es nur noch um seine Verteilung geht.
Diese Annahme unterschätzt die Wachstumskräfte dramatisch.
Ökonomen hingegen gehe es vor allem darum, den Wohlstandskuchen möglichst
groß zu machen. Sie schätzten zwar die langfristigen Folgen von Maßnahmen besser
ein, beachteten aber die Gerechtigkeit weniger. Sie seien vor allem um Effizienz
bemüht und glaubten, wenn eine Maßnahme das Gemeinwohl insgesamt erhöhen
kann, sollten dafür auch Verluste Einzelner in Kauf genommen werden. Zwar gehe
es ihnen auch um die Besserstellung der Schwächsten, aber dabei eher um bessere
Chancen als um mehr finanzielle Unterstützung.
Meine Konsequenz, die ich persönlich aus dieser Analyse ziehe, ist, dass wir als
Wirtschaft viel stärker die Gerechtigkeitsüberlegungen unserer Handlungen herausar-
beiten müssen. Wir müssen sie immer wieder erläutern. Und wir müssen sie viel bes-
ser mit unseren ökonomischen Effizienzaspekten verzahnen. Wir dürfen gerade nicht
die Gerechtigkeitsdiskussion der anderen Seite überlassen und darauf nur mit einem
Mehr an ökonomischer Information antworten. Vielmehr müssen wir wieder und wie-
der an plakativen Beispielen herausstellen, dass durch effiziente Reformen langfristig
alle Menschen besser gestellt werden. Und dass, wenn wir diese Reformen nicht
durchführen, viele Menschen ihre Situation langfristig verschlechtern.
„Wir in Hessen
haben ein Mut
machendes
Gegenbeispiel vor
der Haustür: der
Ausbau unseres
Flughafens in
einem mediati-
sierten Verfahren,
das den Streit... in
zivilisierte Bahnen
lenkte.“
„Wir müssen
wieder und wie-
der an plakativen
Beispielen her-
ausstellen, dass
durch effiziente
Reformen lang-
fristig alle Men-
schen besser
gestellt werden.“
MIT ENERGIE IN D IE ZUKUNFT
Die Akzeptanz für Langfristigkeit schwindet aber in unserer Gesellschaft, in der
zunehmend die Älteren die Mehrheit stellen. Und mit ihr die Bereitschaft, persönlich
kurzfristige Unannehmlichkeiten zu ertragen zugunsten langfristiger Vorteile für alle.
Das ist für mich die Lehre aus Stuttgart 21 und der dort randalierenden und
Status-Quo fixierten „Wutbürger“, wie der Spiegel sie etikettiert. Wenn sie sich
künftig durchsetzen, werden wir gegen den Widerstand beliebiger Verhinderungs-
Mobilisierer keine der Allgemeinheit dienlichen Großprojekte mehr durchbekommen.
Wir werden unsere Gestaltungskraft verlieren und unsere repräsentative Demokratie
mehr und mehr beschädigen.
Wir in Hessen haben ein Mut machendes Gegenbeispiel vor der Haustür: der
Ausbau unseres Flughafens in einem mediatisierten Verfahren, das den Streit nicht
verhinderte, aber ihn in zivilisierte Bahnen lenkte. Den einen Teil – den Ausbau –
haben wir nun erreicht. Jetzt gilt es, den anderen Teil – den aktiven Lärmschutz – als
Versprechen einzulösen: Die Luftverkehrswirtschaft hat hier ein Paket aus sieben
Maßnahmen geschnürt, die umgesetzt und regelmäßig dokumentiert werden. Dieses
hessische Modell, Effizienz und Fairness dialogisch zu verzahnen, gilt es zu übertra-
gen und weiter zu entwickeln: in Hessen und darüber hinaus. Nur dann können wir
die Dynamik des jüngsten Aufschwungs dauerhaft nutzen.
Denn „Germany is back“, meinte das Research Team der Deutschen Bank in einer
Studie aus dem September. „The best merger ever“, titelte die Bloomberg Business-
week anlässlich 20 Jahren deutscher Einheit. Und das Herbstgutachten der führen-
den Wirtschaftsforschungsinstitute erwartet für die deutsche Volkswirtschaft in die-
sem Jahr das höchste Wachstum aller Industriestaaten: 3,5 Prozent.
Die Binnennachfrage trägt mittlerweile einen größeren Teil als der Erfolg auf den
Exportmärkten zum aktuellen Aufschwung bei. Deutschland steht „am Rande eines
sich selbst tragenden Wachstums“, so Bundesbank-Präsident Weber beim IWF-Jah-
restreffen. Tatsächlich ist die jüngste Entwicklung ein beeindruckender Beleg für die
Wirtschaftskraft unseres Landes.
„Dieses
hessische Modell,
Effizienz und Fair-
ness dialogisch
zu verzahnen, gilt
es zu übertragen
und weiter zu
entwickeln: in
Hessen und da-
rüber hinaus.“
„„Germany is
back“, meinte das
Research Team
der Deutschen
Bank... „The best
merger ever“,
titelte die Bloom-
berg Business-
week anlässlich
20 Jahren deut-
scher Einheit.“
MIT ENERGIE IN D IE ZUKUNFT
Im Schulterschluss von Wirtschaft und Politik ist es gelungen, eine Krise von bedroh-
lichem Ausmaß zu meistern. Mit großer Umsicht und auch mit Unterstützung Ihrer
Arbeitnehmer haben Sie als unternehmerische Köpfe es geschafft, die Wettbewerbs-
position des Wirtschaftsstandorts zu behaupten. Und dies inmitten eines abrupten
Abschwungs der Weltwirtschaft, der in dieser Form ohne Beispiel ist. Sie haben Ihre
Stammbelegschaften gehalten und schaffen nun wieder neue Arbeitsplätze. Darauf
können wir alle gemeinsam, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Wirtschaft und Politik,
mit Recht stolz sein.
Meine Damen und Herren, aber der aktuelle Aufschwung ist auch teuer erkauft.
Auch wenn die fiskal- und geldpolitischen Stützen im Abschwung uneingeschränkt
richtig waren – heute gilt es, möglichst rasch zu einem nachhaltigen Kurs zurück
zu finden. Deutschland wird laut Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsfor-
schungsinstitute schon 2011 wieder den Kriterien des Maastricht-Vertrages
entsprechen. Aber die Staatsquote schnellte 2009 um 4 Prozentpunkte auf knapp
48 Prozent hoch. Deshalb bleibt es heute eine dringliche Aufgabe, die absolute
Höhe und vor allem das seit Jahrzehnten ungebremste Wachstum der Staatsaus-
gaben kritisch zu überprüfen und das Verhältnis von Markt und Staat wieder ins Lot
zu bringen.
Hier wissen wir uns mit der hessischen Landesregierung einig, eine Schulden-
bremse auch in der Landesverfassung zu verankern. Und wir hoffen gemeinsam auf
die Einsicht des Volkes in die Gerechtigkeit dieser Maßnahme, vor allem gegenüber
der nächsten Generation. Und wir sind gerne bereit, Überzeugungsarbeit zu leisten.
Denn hier geht es gerade um die Gestaltungsmöglichkeiten für mehr Investitionen,
Bildung und Beschäftigung in der Zukunft, also für unsere Kinder und Enkel.
Dabei den richtigen Mix zu finden ist schwer. Im Kern geht es darum, die Staats-
quote durch eine Einschränkung der konsumtiven Ausgaben zu senken und die
Wirksamkeit der investiven Ausgaben des Staates zu erhöhen. Das betrifft auch die
Sozialausgaben, die mittlerweile knapp 180 Mrd. € und damit 55 Prozent des
Bundeshaushalts ausmachen.
Im öffentlichen Diskurs ist man an dieser Stelle schnell mit dem Vorwurf konfrontiert,
die Haushalte auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit sanieren zu wollen. Das konnten
wir zuletzt erleben in den Diskussionen über soziale Kürzungen – beim angeblichen
Sparpaket der Bundesregierung und nach der nur moderat ausgefallenen Erhöhung
der Hartz IV-Bezüge.
Richtig ist, dass wir jedem Einzelnen in unserer Gesellschaft die Teilhabe an Chancen
ermöglichen müssen, um auch langfristig als Gemeinwesen prosperieren zu können.
Aber wie macht man das? Wie schafft man Teilhabe an Chancen? Indem man
zunächst einmal für Chancen aus Wachstum sorgt – und zwar durch kluge Infra-
strukturpolitik von Bildung über Kommunikation bis hin zum Verkehr, meine Damen
und Herren.
„Im Schulter-
schluss von Wirt-
schaft und Politik
ist es gelungen,
eine Krise von
bedrohlichem
Ausmaß zu mei-
stern. Mit großer
Umsicht und auch
mit Unterstützung
Ihrer Arbeitneh-
mer haben Sie
als unternehme-
rische Köpfe es
geschafft, die
Wettbewerbspo-
sition des Wirt-
schaftsstandorts
zu behaupten.“
„Es bleibt heute
eine dringliche
Aufgabe, die
absolute Höhe
und vor allem das
seit Jahrzehnten
ungebremste
Wachstum der
Staatsausgaben
kritisch zu über-
prüfen und das
Verhältnis von
Markt und Staat
wieder ins Lot zu
bringen.“
MIT ENERGIE IN D IE ZUKUNFT
Wer stattdessen so tut, als klappte es mit der Teilhabe auch unabhängig von einer
verbesserten Infrastruktur und ohne stetiges Wachstum, der lebt auf Dauer über sei-
ne Verhältnisse: also ineffizient. Und er lebt auf Kosten kommender Generationen:
also ungerecht. Und deshalb ist die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte zum
einen ohne eine Begrenzung des Anstiegs bei den sozialen Ausgaben nicht zu
schaffen und zum andern auch gerecht.
Darüber werden wir auf vielen Feldern noch lange heftig streiten müssen: aber in
zivilen Bahnen und gleichermaßen mit ökonomischen Argumenten und allen dazu
gehörigen Gerechtigkeitsüberlegungen.
Herr Ministerpräsident und Herr Professor Sinn – ich bin nun sehr gespannt auf Ihre
Reden.
Meine Damen und Herren,
ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen einen
interessanten Abend.
„Richtig ist, dass
wir jedem Ein-
zelnen in unserer
Gesellschaft
die Teilhabe an
Chancen ermögli-
chen müssen, um
auch langfristig
als Gemeinwesen
prosperieren zu
können... und
zwar durch kluge
Infrastrukturpo-
litik von Bildung
über Kommunika-
tion bis hin zum
Verkehr.“
MIT ENERGIE IN D IE ZUKUNFT
FR A
Der Regionalpark bietet zahlreiche Aus-flugsrouten und Radwege durch die Kulturlandschaft unserer Region. Ob Sie sich nun für die rund 150 Kunstobjekte, die speziell für den Park geschaffen wurden, interessieren oder einfach in denidyllischen Gaststätten verweilen wollen: Sie werden erfahren, wie spannend undentspannend unsere Region sein kann.
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Ministerpräsident Volker Bouffier
Wege in die Zukunft Hessens
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bedanke mich für die freundliche Begrüßung. Ich bin gerne zu Ihnen gekommen.
Auch in dieser neuen Funktion. Bevor ich ein paar Bemerkungen mache, möchte ich
Ihnen, Herr Professor Weidemann und dem Präsidium, herzlich gratulieren. Es hat
sich bis zu mir herumgesprochen, dass Sie wieder gewählt worden sind. Wenn ich
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
richtig gehört habe einstimmig für die nächsten beiden Jahre. Ich gratuliere Ihnen
von Herzen im Namen der Landesregierung und wünsche Ihnen viel Erfolg bei
Ihrer Arbeit.
Sie haben Ihren 19. Hessischen Unternehmertag überschrieben: „Mit Energie in die
Zukunft“. Ich würde dies gerne gleich zu Beginn ergänzen: „Mit Energie und mit Opti-
mismus in die Zukunft“. Das ist die Richtschnur, nach der wir handeln wollen. Und
ich glaube wir haben allen Anlass für Energie und für Optimismus.
Meine Damen und Herren,
Herr Professor Weidemann hat es bereits angesprochen. Wenn wir schauen wo
Deutschland heute steht, dann mutet es dem einen oder anderen gelegentlich an
wie ein Wunder. Kein Industrieland auf der Erde hat ein solches wirtschaftliches
Wachstum zu verzeichnen wie Deutschland. Wir sind bei Arbeitsplätzen in der
glücklichen Situation, dass wir unter 3 Millionen Arbeitslose kommen werden. Das
ist der beste Wert der letzten 20 Jahre. Und ein Ergebnis, das wir mit Freude zur
Kenntnis nehmen.
Als wir vor zwei Jahren zusammen waren, war das beherrschende Thema: „Wie tief
wird die Talfahrt sein?“ Von allen Seiten gab es dramatische Meldungen über Ge-
schäftseinbrüche: Um nur eine Branche herauszugreifen: 40 Prozent beim
Maschinenbau. „Größte Wirtschafts- und Finanzkrise seit dem zweiten Weltkrieg“
– war das bestimmende Stichwort. Nicht nur die Stimmung war moll, sondern vor
allem die Situation so, dass sie einen sehr besorgen musste. Und – auch das will ich
heute sagen – uns zum Teil immer noch besorgen muss.
Vor einem Jahr sprach Herr Professor Weidemann von dem Wagnis, einen Silber-
streifen am Horizont zu sehen. Wenn wir jetzt mal ein klein wenig zurückdenken an
die Prognosen, kann man glaube ich eines sagen: Es war niemand, buchstäblich
niemand da, der uns gesagt hat, wo wir heute stehen würden. Das zeigt, dass
dieses Land, diese Wirtschaft und diese Gesellschaft die Kraft haben zu unge-
heurer Anstrengung und zum Erfolg. Das ist keineswegs selbstverständlich und
auch nicht vom Himmel gefallen. Es hat mancherlei Gründe, zum Beispiel einen, der
auch in der Wirtschaftsstruktur unseres Landes liegt.
Wenn man die Bundesrepublik Deutschland mit anderen wichtigen Wettbewerbs-
ländern, wie z. B. Frankreich oder Großbritannien vergleicht, dann ist für mich ein
Teil der Antwort für diese großartige Entwicklung, dass bei uns der Anteil der
Industrie an der Bruttowertschöpfung wesentlich höher ist als in allen anderen
Ländern. Wenn wir das mit Frankreich oder Großbritannien vergleichen, mehr als
das Doppelte. Wenn man dann schaut, auch im Kern, wo die großen Arbeitsplätze
liegen, dann hat das aus meiner Sicht eine Menge damit zu tun.
Wenn Sie mich fragen, wo wird der Weg Hessens hingehen, dann will ich sagen,
dass die von mir geführte Regierung sich klar zu diesem Industriestandort Hessen
bekennt, auch wenn Wirtschaft mehr ist als Industrie. Aber ich will die Industrie
bewusst an den Anfang stellen.
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Kein Industrie-
land auf der Erde
hat ein solches
wirtschaftliches
Wachstum zu
verzeichnen wie
Deutschland.“
„Das zeigt, dass
dieses Land,
diese Wirtschaft
und diese Gesell-
schaft die Kraft
haben zu unge-
heurer Anstren-
gung und zum
Erfolg.“
„Ein Teil der
Antwort für diese
großartige Ent-
wicklung, dass
bei uns der Anteil
der Industrie an
der Bruttowert-
schöpfung
wesentlich höher
ist als in allen an-
deren Ländern.“
Wenn Sie nach Hessen schauen, dann kann ich wirklich nur mit Freude vermelden:
Der Einzelhandel ist zufrieden. Das Handwerk meldet Spitzenergebnisse.
Und auch die Industrie sagt: „Wir sind zuversichtlich.“ Und Sie, Herr Hauptgeschäfts-
führer Fasbender, haben das in Ihrer Pressekonferenz heute zusammengefasst:
„Die hessische Wirtschaft meldet Optimismus zu 90 Prozent.“ Ich kann mich in den
zurückliegenden Jahren nicht erinnern, wann uns eine solche Prognose quer über
alle Bereiche der Wirtschaft erfreut hat. Dafür sind wir außergewöhnlich dankbar.
Und das ist mit der Grund, warum ich sage: „Wir haben Anlass zum Optimismus.“
Wir können auch in die Regionen schauen, was mich besonders freut. Wie viele
Jahre haben wir in Hessen darüber diskutiert, ob denn nur das Rhein-Main-Gebiet
als wirtschaftliches Boom-Gebiet erfolgreich sein kann? Wenn man heute nach
Nordhessen schaut, ist das eine Erfolgsgeschichte, eine tolle Entwicklung, die
wir dort haben. Wir müssen uns dort schon mit der Frage auseinandersetzen:
„Haben wir noch genügend Arbeitskräfte?“ Lange Jahre haben wir uns mit der
Frage auseinander gesetzt: „Haben wir für jemanden überhaupt Arbeit?“ Das zeigt,
wir sind auf einen guten Weg. Wir haben Anlass zu Optimismus.
Ist also alles prima? Sie selbst haben auf Einiges hingewiesen, was wir beachten müs-
sen. Ich möchte auch auf einige Bemerkungen eingehen. Dass diese Entwicklung so
erfolgreich verlaufen ist, wie sie derzeit verläuft, ist aus meiner Sicht auch das Ergeb-
nis eines klugen Zusammenwirkens verschiedener Faktoren. Das waren Unterneh-
mungen, das waren Betriebe, die sich auch in der Krise entschieden haben, Ihre
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht zu entlassen, sondern sie zu halten,
damit wir dann, wenn es wieder aufwärts geht, besser aus der Krise herauskom-
men als andere. Das war ein weitsichtiges und kluges Verhalten. Es war auch
nicht ohne Risiken, auch das will ich erwähnen. Aber es war richtig. Und deshalb ist
das einer der Gründe, warum wir heute besser dastehen als andere. Ich will ausdrück-
lich die maßvolle Lohnpolitik der Gewerkschaften würdigen. Auch das gehört dazu.
Und meine Damen und Herren, ich möchte hier wenigstens erwähnen, dass es
aus meiner Sicht auch ein wesentliches Ergebnis der Politik war. Es gehört zu den
Faszinosa unseres Landes, dass sage und schreibe 8 Prozent der befragten Deutschen
sagen, die gute wirtschaftliche Entwicklung habe etwas mit der Politik zu tun. Das ist
ungerecht gegenüber der Politik. Jetzt könnte man sagen: „Na schön, damit müsst
ihr leben!“ Aber die Probleme liegen tiefer. Stellen Sie sich mal vor, die Situation wäre
schlecht. Wir hätten Massenarbeitslosigkeit. Die Betriebe müssten entlassen. Sie wür-
den heute zusammen sein und würden darüber nachdenken, wie wir die schlimmsten
Einbrüche verhindern? Ich garantiere Ihnen, bei der gleichen Umfrage wären 80 Prozent
der Bevölkerung der Auffassung, dass alleine die Politik an dieser Geschichte schuld ist.
Warum erwähne ich das? Wenn wir Guidelines brauchen, wenn wir überlegen wo wir
hin wollen, ist Ökonomie zweifelsfrei ein Schlüssel. Aber Ökonomie alleine wird nie
wegweisend sein.
Ich komme auf ein paar Punkte, die Sie angesprochen haben. Ich will noch einmal
erwähnen, damit es nicht völlig vergessen wird: Es war die Bundesregierung unter
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Wenn man
heute nach Nord-
hessen schaut, ist
das eine Erfolgs-
geschichte, eine
tolle Entwicklung,
die wir dort ha-
ben. Wir müssen
uns dort schon
mit der Frage
auseinanderset-
zen: „Haben wir
noch genügend
Arbeitskräfte?““
„Das waren
Unternehmungen,
das waren Be-
triebe, die sich
auch in der Krise
entschieden ha-
ben, Ihre Arbeit-
nehmerinnen und
Arbeitnehmer
nicht zu entlas-
sen, sondern sie
zu halten, damit
wir dann, besser
aus der Krise
herauskommen
als andere. Das
war ein weitsich-
tiges und kluges
Verhalten.“
„Ich möchte hier
wenigstens er-
wähnen, dass es
aus meiner Sicht
auch ein wesent-
liches Ergebnis
der Politik war.“
Angela Merkel die entschieden hat, die Kurzarbeiterre-
gelung großzügig zu verlängern. Es war diese Bundes-
regierung und ihre Vorgängerregierung, auch das gehört
dazu, die z.B. mit der Frage der Abwrackprämie einen
wichtigen Impuls gegeben hat. Steuerliche Maßnah-
men. Im Einzelnen vieles umstritten.
Das Land Hessen, auch das will ich erwähnen, hat ein
eigenes Konjunkturpaket aufgelegt. 2,3 Milliarden haben
wir wirtschaftlich in diesem Land umgesetzt und Sie
können zurzeit an über 5.000 Baustellen im Lande
sehen, was mit diesem Geld geschieht. Das hat also
sehr viel mit Politik zu tun. Auch wenn es der Politik,
wenn es gut läuft, nicht auf das Konto geschrieben wird,
darf und muss man es gelegentlich erwähnen. Weil wir, und das ist die Brücke zudem
was Sie angemahnt haben, uns natürlich nicht entspannt zurücklehnen können.
Sie haben angemahnt, dass wir den Preis, der dafür gezahlt wurde, jetzt auch ein-
bringen müssen. Es war richtig, so in der Krise zu handeln. Es war aus meiner
Sicht auch richtig, nicht die Strukturen kaputt gehen zu lassen, um sie nachher
mit noch mehr Geld aufbauen zu müssen. Aber die Kehrseite ist, dass wir eine
sowieso vorhandene Verschuldung noch einmal drastisch erhöht haben.
Wie also kann es gelingen, unserer Gesellschaft einen Weg aufzuzeigen, der abkehrt
von dem Immer-Mehr und von der Vorstellung, dass nach uns irgendjemand die
Verschuldungsprobleme irgendwie lösen wird?
Ich bedanke mich ausdrücklich für die Unterstützung, die Sie und Ihre Organisati-
onen einem der Kernpunkte, die wir uns vorgenommen haben, haben angedeihen
lassen. Ich habe in meiner Regierungserklärung ausdrücklich darauf Bezug
genommen und angekündigt, dass wir am 27. März, am Tag der Kommunalwahl,
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Es war richtig,
so in der Krise zu
handeln. Es war
aus meiner Sicht
auch richtig, nicht
die Strukturen
kaputt gehen zu
lassen, um sie
nachher mit noch
mehr Geld auf-
bauen zu müs-
sen.“
„Ich habe in
meiner Regie-
rungserklärung
ausdrücklich
darauf Bezug
genommen und
angekündigt... ab
dem Jahre 2020...
den Landes-
haushalt auszu-
gleichen, ohne
neue Schulden zu
machen.“
auch eine Verfassungsabstimmung darüber abhalten wollen, ob wir ab dem Jahre
2020, also heute in zehn Jahren, in der Lage sein werden den Landeshaushalt
auszugleichen, ohne neue Schulden zu machen.
Wenn man das nüchtern vorträgt, kann man normalerweise nicht erwarten, dass die
Leute in Begeisterung ausbrechen. Eher denken sie: „Es ist eigentlich etwas Norma-
les, dass man nicht mehr ausgibt, als man einnimmt – zumal wenn man sich zehn
Jahre Zeit lasst.“ Es ist auch nichts Faszinierendes. Gleich wohl ist es etwas Revolu-
tionäres. Denn es ist neu. Und es ist bisher einmalig. Wir wollen diese Volksabstim-
mung wegen allen verfassungsrechtlichen Fragen auch deshalb machen, weil wir
gerne möchten, dass unsere Bevölkerung sich mit dieser Frage auseinandersetzt.
Darüber hinaus wollen wir die Bevölkerung bitten, uns ein Mandat zu erteilen, weil
das natürlich auch praktische Auswirkungen auf die Politik hat.
Meine Damen und Herren,
in Hessen, wenn man alles grob rechnet, haben wir in den letzten 40 Jahren im
Schnitt jedes Jahr eine Milliarde € Schulden oben drauf bekommen. Im Bund ist das
ähnlich, nur die Dimensionen sind höher. Und jeder hat immer erklärt, dass das nur
vorübergehend sein sollte. Im Grundgesetz, wie in unserer hessischen Verfassung
steht, dass es normal ist, dass man nicht mehr ausgibt als einnimmt. Gelungen ist es
bedauerlicherweise fast nie. Es gab immer eine sehr große Koalition nahezu aller Par-
teien und – auch das ist die Wahrheit – aller Verbände, die das Heute und Hier immer
für unverzichtbar erklärt haben und das Morgen sozusagen den Essayisten und den
Wissenschaftlern überlassen haben, die uns gelegentlich kluge Beiträge vortragen.
Ich sage es mal nicht pathetisch, aber deutlich. Was hier sitzt, ist die reichste Gene-
ration, die je gelebt hat. Und das ist die Generation, die mehr Schulden macht, als
jemals eine Generation Schulden gemacht hat. Und wir geben heute ständig mehr
aus, als wir einnehmen. Und wir hoffen, dass ein gütiges Geschick uns irgendwie vor
schmerzlichen Dingen bewahrt. Wenn wir das nicht nur zum Mittelpunkt eines Festvor-
trages machen wollen, müssen wir auch eine Idee entwickeln, wie wir damit umgehen.
Die von mir geführte Regierung legt einen Haushalt für das kommende Jahr vor,
in dem wir quer über alles 3,5 Prozent gekürzt haben. Das macht rund 800 Mio.
aus. Wir sind dann immer noch bei knapp 3 Milliarden Euro Neuverschuldung. Ich
gebe mich nicht der Illusion hin, dass irgendjemand glaubt, wir hätten jetzt Großes
gemacht. Aber jeder mag für sich einmal prüfen, wie er so etwas hinbekommt. Wenn
man nirgendwo zu hören bekommt: „Pass mal auf, ich komme auch mit weniger
zurecht!“ Sondern jeder, wo immer man hinkommt, erklärt, dass seine Sache, sein
Projekt von großer Bedeutung ist und dass er eigentlich mehr Geld braucht.
Für diese Auseinandersetzung brauchen Sie einen politischen Kompass. Auf diesen
politischen Kompass, will ich ein wenig eingehen.
Meine Damen und Herren,
wir haben uns dazu entschlossen, wir werben dafür, möglichst breit auch über den
Kreis der Koalitionsfraktionen von CDU und FDP, die diese Regierung tragen, hinaus.
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Was hier sitzt,
ist die reichste
Generation, die je
gelebt hat. Und
das ist die Gene-
ration, die mehr
Schulden macht,
als jemals eine
Generation
Schulden
gemacht hat.“
„Die von mir
geführte Regie-
rung legt einen
Haushalt für das
kommende Jahr
vor, in dem wir
quer über alles
3,5 Prozent
gekürzt haben.
Das macht rund
800 Mio. aus.“
Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen kann, weil es natürlich auch nicht so
sein kann, dass man ohne Rücksicht auf Auswirkungen ein Budget zurückführt. Da
rufen die einen dann „Kaputt sparen!“ und die anderen, insbesondere die Kommu-
nen, sagen: „Wir haben größte Sorgen, dass ihr euch auf unsere Kosten saniert.“
Das kann ich verstehen.
Wir wollen uns gegenseitig doch nichts vormachen. Nüchtern gesprochen sind
alle Ebenen dieses Staates nicht gerade Vorbilder im Sparen. Das gilt für die
Kommunen, das gilt für die Länder und auch für den Bund. Da alle politischen
Parteien dabei sind, mag sich niemand vor die Tür stellen und behaupten, es wäre
bei ihm nicht auch angemessen, darauf hinzuweisen.
Aber wahr ist schon: Ein starkes Land kann nicht ohne starke Kommunen leben.
Deshalb habe ich auch einen Rettungsschirm für besonders in Not geratene
„kommunale Familien“ vorgeschlagen.
Das ist es nicht ganz einfach, weil wir nicht die eine kommunale Landschaft haben.
Wir haben in Hessen 425 Städte und Gemeinde und 21 Landkreise. Da ist die Welt
so bunt, dass wirklich jede Rasenmähermethode versagen muss, wenn man nicht
willkürlich ist. Damit Sie es besser nachvollziehen können. Wenn sie ungefähr auf 10
km Luftlinie Offenbach, Frankfurt und Eschborn miteinander vergleichen, dann haben
Sie eine Vorstellung, wie unterschiedlich die Verhältnisse sind. Die einen haben einen
Gesamtsteueraufkommen, dass nicht mal ein Bruchteil des Gewerbesteuerauf-
kommens der anderen ausmacht. Die anderen haben Rücklagen in einer Größen-
ordnung, wovon die anderen nur träumen können. Alle gehören zur kommunalen
Familie. Deshalb müssen wir uns Mühe geben, dass wir das ein wenig individueller
gestalten. Und da baue ich ausdrücklich auch auf die Mitarbeit der kommunalen
Verbände. Ich denke, wir werden eine gute Lösung finden.
Es kann nicht sein, dass wir das, was wir gemeinhin als Daseinsvorsorge be-
schreiben, sozusagen auf null zurück führen. Und Sie haben, das Wort möchte
ich aufgreifen, das Dilemma zwischen wirtschaftliche Effizienz auf der einen und sozi-
aler Gerechtigkeit auf der anderen Seite beschrieben. Es ist jedenfalls etwas, wo ich
Menschen gewinnen kann, wenn ich richtig damit umgehe, dass unsere Bevölkerung
im wesentlichen wirtschaftpolitische und finanzpolitische Maßnahmen, nicht nach
ihrer Wirksamkeit beurteilt, sondern nach der Absicht, ob es denn in weitesten Sinne
gerecht ist. Sie haben selbst angemerkt, es sei ein schwieriger Prozess. Wie wahr.
Und er ist durch die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht leichter geworden.
Meine Damen und Herren,
diese Regierung steht fest auf den Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft.
Soziale Marktwirtschaft ist in erster Linie eine Ordnung. Sie ist nicht der Wilde
Westen.
Sie stellt immer den Einzelnen in den Mittelpunkt. Sie gibt dem Einzelnen zu-
nächst einmal die Chance, seine Kreativität und seine Fähigkeiten zu entfalten. Und
die Unternehmen, die wir heute geehrt haben, sind ein Teil, eines solchen Prozesses.
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Ein starkes
Land kann nicht
ohne starke
Kommunen
leben. Deshalb
habe ich auch
einen Rettungs-
schirm für be-
sonders in Not
geratene „kom-
munale Familien“
vorgeschlagen.“
„Es kann nicht
sein, dass wir
das, was wir
gemeinhin als
Daseinsvorsorge
beschreiben, so-
zusagen auf null
zurück führen.“
Aber sie ist auch der Gemeinschaft und der Anerkennung von Leistung ver-
pflichtet. Anerkennung von Tüchtigkeit ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Leis-
tung erfolgt. Mit Neid und Ähnlichem werden Sie eine Erfolgsgesellschaft nie und
nimmer voran bringen. Die Anerkennung von Leistung ist die Grundlage für Solida-
rität. Nur dort, wo Leistung anerkannt und gefördert wird, haben wir die Chance,
die Verpflichtung zur Solidarität auch umzusetzen. Wenn das Ganze nicht nur leeres
Geschwätz sein soll, dann muss es mit Leben erfüllt werden. Das bedeutet dann ganz
praktisch, dass wir insbesondere in der Krise auch das ansprechen müssen, was die
Menschen entweder gar nicht verstehen oder was sie im höchsten Maße verunsichert.
Man muss nicht böswillig sein, um zu verstehen, dass Menschen große Mühe damit
haben zu verstehen, dass man in kürzester Zeit einen 500 Milliarden € Rettungs-
schirm für Banken aufbaut, und gleichzeitig den Menschen zu erklären hat, dass wir
aber nicht immer so weiter machen können, im Sozialbereich immer mehr auszuge-
ben, als wir haben. Dies zu erklären ist eine Grundverpflichtung. Wir haben noch viel
gemeinsam zu tun.
Es ist uns bis heute nicht gelungen, die Bedeutung
des Bankensystems in der Bevölkerung wirklich
zu verankern. In unserer Gesellschaft wird eine
Diskussion wesentlich über zwei Bevölkerungs-
gruppen geführt: die Hartz IV-Empfänger und die
Boni-Banker. Die 90 Prozent dazwischen finden im
öffentlichen Diskurs kaum noch statt. Das ist für
mich eine Erklärung, warum es uns auch so schwer
fällt die Bürgerinnen und Bürger zu ökonomischen
Fragestellungen zu gewinnen, die häufig nicht ganz
einfach zu beantworten sind. Aber trotzdem haben
die Menschen ein Gefühl dafür.
Eine solche Krise, da sollten wir uns nichts vormachen, hat das Vertrauen in den
Markt und die Institutionen nicht gestärkt, sondern nachhaltig geschwächt. Des-
halb ist es auch kein Wunder, dass alle am Schluss immer nach dem Staat rufen.
Der Staat ist sozusagen die letzte Instanz für alles. Eine Instanz, die es zu richten
hat, wenn es nicht so läuft, wie es laufen soll. Daran ist auch die Wirtschaft selbst
nicht unschuldig. Läuft es gut, ist es die unternehmerische Entscheidung, läuft es
schlecht, ist die Politik daran schuld. Das ist gelegentlich überzeichnet, aber ich habe
es oft genug erlebt.
Deshalb, meine Damen und Herren, lernen wir aus der Krise. Wir sind noch lange
nicht durch. Weder ökonomisch noch sozialpsychologisch. Wir sollten mehr darauf
achten, dass es uns immer wieder ein Anliegen ist, den Menschen zu erklären
warum wir etwas tun. Ob sie dies für gut finden, ist eine zweite Frage. Aber sie
haben Anspruch darauf, dass wir ihnen immer wieder erläutern, warum wir etwas
tun, weil wir nur so die Chance haben, dass sie vielleicht bereit sind, uns zu zuhö-
ren. Dass aus dem Zuhören ein Verständnis wächst und aus einem Verständnis im
Idealfall eine Zustimmung.
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Diese Regierung
steht fest auf den
Grundlagen der
sozialen Markt-
wirtschaft.... Sie
stellt immer den
Einzelnen in den
Mittelpunkt....
Aber sie ist auch
der Gemeinschaft
und der Aner-
kennung von
Leistung ver-
pflichtet.“
„Wir gehen in
einem Dreiklang
vor. Was muss
der Staat eigent-
lich wirklich ma-
chen? Was dürfen
wir vom Bürger
erwarten, was er
für sich und die
seinen tut? Wo
müssen wir als
Staat Prozesse
moderieren, die
der Bürger
alleine nicht
hinbekommt?“
Wir wissen, dass es so nicht mehr weiter geht. Ich möchte auch nicht eines
Tages sagen: „Ich war zu feige zu handeln, als zu handeln war“, weil von allen Seiten
der Protest einschlug. Die Protestindustrie ist überall und wir kennen sie alle. Und
gleichwohl ist nicht das schwarze Loch unsere Zukunft. Wir sind eines der reichsten
Länder der Erde. Und wenn wir es klug machen, haben wir alle Chancen.
Wir gehen in einem Dreiklang vor. Die erste Frage ist: Was muss der Staat
eigentlich wirklich machen? Die zweite Frage, die ich genauso stelle, ist: Was
dürfen wir vom Bürger erwarten, was er für sich und die seinen tut? Und die
dritte Frage ist: Wo müssen wir als Staat Prozesse moderieren, die der Bürger
alleine nicht hinbekommt? Das eingebettet in Großentwicklungen gesellschaftlicher
Art: von Demografie bis Integration, wo unsere Bevölkerung außerordentlich gefor-
dert ist, wo viele Menschen in Zweifel sind, wo sie viele Fragen haben und wo es,
wenn man ehrlich ist, keine ganz einfachen Antworten gibt. In einer Gesellschaft, die
Veränderungen und Wandel nicht als Chance begreift, sondern als Bedrohung. Und
in einer Gesellschaft, die sich zunehmend zu einer „Besitzstandswahrer“-Gesellschaft
entwickelt, die nicht gestört werden will, ist die Aufgabe noch komplexer. Deshalb
gehört auch ein gewisser Mut dazu, das eine oder andere deutlich auszusprechen.
Nicht herzlos, aber klar, damit wir deutlich machen, wir können als Staat nicht alles
und wir wollen auch nicht alles.
Damit kommen wir zur Kernfrage von politischer Gestaltung. Die heißt Prioritä-
ten setzen. Dies zu verlangen ist das Schlimmste, das Sie jemanden antun können.
Wenn Sie jemandem sagen: „Pass auf! Da sind Zehn, die etwas von dir wollen.
Zweimal kannst du ja sagen, achtmal musst du nein sagen. Am besten entscheidest
du.“ Ich empfehle Ihnen, diesen Test einmal zu machen. Sie werden feststellen, die
meisten Menschen sind heilfroh, wenn Sie Ihnen diese Entscheidung abnehmen.
Politische Prioritätensetzung ist die Hauptkunst. Wenn Sie etwas mit Erfolg durch-
setzen wollen, dann müssen Sie im Regelfall neunmal nein sage, damit Sie einmal
begründet ja sagen können.
Dies in politische Arbeit umgesetzt heißt, die erste Priorität für uns bedeutet
Bildung. Für nichts geben wir so viel aus, und für nichts werden wir in der
Zukunft so viel ausgeben. Das ist kein Freifahrtschein für alles was unter der Fahne
von Bildung daherkommt. Aber ich will Ihnen ausdrücklich versichern, weil ich weiß,
dass gerade auch ihre Vereinigung darauf großen Wert legt, dass für uns Bildung
und insbesondere frühkindliche Bildung die größte Priorität hat.
Der zweite Punkt ist Infrastruktur. Wir müssen ein modernes Land bleiben, wenn wir
unseren Wohlstand erhalten wollen. Auch unter veränderten Rahmenbedingungen.
Erlauben Sie mir an dieser Stelle, dass ich noch auf das Wort Energie eingehe. Mit
Optimismus, habe ich gesagt, und mit Energie, habe ich das verbunden zum Motto
Ihres Unternehmertages. Diese Regierung bekennt sich, auch wenn sie weiß, dass
es dazu eine gesellschaftliche Mehrheit nicht gibt, zur weiteren Nutzung der Kernen-
ergie. Zur Nutzung der Kohle. Wir haben ambitioniert beschlossen, dass wir bis zum
Jahre 2020 20 Prozent der Energie in Hessen durch regenerative Energien erzeugen
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Wir gehen in
einem Dreiklang
vor. Die erste
Frage ist: Was
muss der Staat
eigentlich wirk-
lich machen? Die
zweite Frage, die
ich genauso
stelle, ist: Was
dürfen wir vom
Bürger erwarten,
was er für sich
und die seinen
tut? Und die
dritte Frage ist:
Wo müssen wir
als Staat Pro-
zesse moderie-
ren, die der
Bürger alleine
nicht hinbe-
kommt?“
„Damit kommen
wir zur Kernfrage
von politischer
Gestaltung. Die
heißt Prioritäten
setzen... Die erste
Priorität für uns
bedeutet Bildung.
Für nichts geben
wir so viel aus,
und für nichts
werden wir in der
Zukunft so viel
ausgeben.“
wollen und, wenn es denn gelingt, im Einklang mit der Bundesregierung bis 2040 –
2050, da bin ich etwas vorsichtig, es vollständig zu substituieren. Ich weiß, dass
darüber ein gesellschaftlicher Konflikt existiert, den ich sehr ernst nehme, weil es
sehr ernsthafte Argumente da wie dort gibt. Persönlich bin ich davon überzeugt,
dass all diejenigen, die uns jetzt erklären, dass man es nur mit regenerativen Ener-
gien machen könnte, scheitern werden. Nicht nur ökonomisch.
Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Sie sehr kritische Bemerkungen, zu den jetzt
von der Bundesregierung vorgelegten Energievorschlägen, gemacht haben. Aber wir
haben einen Dreiklang. Verlässlich, sauber und bezahlbar. Über alle drei Dinge wird
mit Hingabe gestritten.
Ich möchte zum Ende kommen, weil Professor Sinn eingetroffen ist und er uns nach-
her sagen wird, wie es geht.
Ich will einfach noch ein Thema dieser Tage aufnehmen, weil man das heute nicht
auslassen soll. Alle die, die uns erklären, dass die Substitution hin zu Erneuerbaren
Energien zwingend sei, sind relativ schnell, nach dem Spiel von Hase und Igel, wie-
der auf der Ablehnerseite, wenn es um die spannende Frage geht, wie bekommen
wir zum Beispiel die Energie hierher. Dann sind wir nämlich bei der Frage der Lei-
tungen und der Speicherkapazität. Das was wir heute an Leitungskapazitäten haben
ist ein geringer Bruchteil dessen, was wir brauchen, wenn wir nur die 20 Prozent
erreichen wollen.
Ich habe im Moment die große Freude, von allen Seiten Briefe zu bekommen, vor-
zugsweise auch von Bürgermeistern. Es gibt in Nordhessen eine Strecke, an der wir
gerade arbeiten. Man hat mir geschrieben: „Pass mal auf, natürlich sind wir für rege-
nerative Energien, aber doch nicht hier und schon gar nicht mit Leitungen, die man
sieht. Wir fordern von Ihnen und zwar sofort und gleich, alles in die Erde.“ Erdkabel
ist also der größte Trend zurzeit. Dass das acht- bis zehnmal so teuer ist, dass keiner
eine Vorstellung hat, was eigentlich passiert, weil wir keine große Erfahrung haben,
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
wenn da etwas kaputt ist, und dass man auch, wenn man das in die Erde verlegt,
quer durch alle Wälder riesige Schneisen schlagen muss, das wird bei solchen
kraftvollen, aber von mir gleichwohl ernst genommenen, Aufrufen nicht erwähnt.
Wir haben eine Lehre aus Stuttgart 21 gezogen. Das ist sozusagen im Moment, das
Passepartout für alles in dieser Republik. Ich könnte dazu ein paar Bemerkungen
machen, die ich mir verkneifen will.
Ich teile Ihre Auffassung, dass man daraus etwas lernen muss. Wir haben hier in
Hessen, und ich will das nicht für diese Regierung alleine in Anspruch nehmen,
sondern in der Endphase der Regierung Eichel, über Roland Koch bis zu mir, mit
der Mediation einen Weg gefunden, wie wir die Interessenkonflikte zwar nicht
weggebügelt haben. Das kann man auch nicht erwarten. Aber wie es uns gelungen
ist, nach den schrecklichen Erfahrungen der Startbahn West mit erschossenen Poli-
zisten und allem, was wir damals erlebt haben, es doch in eine Kanalisation eines
geordneten Dialoges zu bringen. Daran werden wir festhalten.
Wir müssen einfach bekennen, es reicht heute nicht mehr, wenn Parlamente
beschließen. Es reicht auch ganz offenkundig nicht, wenn Gerichte entschieden
haben, weil dann Personen auftauchen und rufen: „Wir sind das Volk“. Niemand
hat sie gewählt, niemand sie ermächtigt. Vielmehr definieren sie sich selbst als
das Volk.
Große zukunftsträchtige Infrastrukturprojekte können nur gelingen, wenn es jenseits
aller Fernsehdemokratie, einen Boden für so etwas gibt, ein Fundament von Spiel-
regeln, die für alle gelten. Und dieser Boden sieht so aus, dass auch die Engagierten,
die dort unterwegs sind, bestätigen, dass das Parlament es vor 15 Jahre beschlos-
sen hat. Bei näherer Diskussion räumen sie sogar ein, dass es eine Unzahl von
Bürgerbeteiligungen gegeben hat.
Wenn wir zum Beispiel heute einen Radweg bauen wollen, haben wir ein Maß an
Beteiligung, das beachtlich ist. Es muss jemand lange im Dienst sein, damit er die
Fertigstellung des Radweges noch erlebt. Letztendlich bestätigen sie, dass es auch
die Gerichte entschieden haben. Es ist legal, das räumen die Kritiker ein. Aber sie
fügen hinzu, es sei aber nicht legitim.
Genau an dieser Stelle beginnt ein gesellschaftlicher Großkonflikt, der uns noch
gewaltig beschäftigen wird. Wenn wir zulassen, dass wer auch immer, unter
welchen Motiv auch immer, für sich erklärt, dass er die Regeln bestimmt, dann
können wir in einer modernen Massendemokratie wirtschaftlich nicht mehr
erfolgreich sein. Und ein Rechtsstaat sind wir dann auch nicht mehr.
Was Wirtschaft braucht, meine Damen und Herren, sind Spielregeln, an die sich alle
halten. Da mag man das Ergebnis dann für verfehlt halten. Das ist oft so. Und ich
wünsche inständig dem Kollegen Mappus und allen, die davon betroffen sind, dass
es Ihnen gelingen möge, diesen Disput zivilisiert zu gestalten und zu einer klugen
Lösung zu kommen.
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Wir haben hier
in Hessen..., mit
der Mediation
einen Weg gefun-
den, Interessen-
konflikte...in eine
Kanalisation eines
geordneten Dia-
loges zu bringen.
Daran werden wir
festhalten.“
„Wenn wir zu-
lassen, dass wer
auch immer, unter
welchen Motiv
auch immer, für
sich erklärt, dass
er die Regeln
bestimmt, dann
können wir in
einer modernen
Massendemo-
kratie wirtschaft-
lich nicht mehr
erfolgreich sein.
Und ein Rechts-
staat sind wir
dann auch nicht
mehr.“
lufthansa.com
Die Lufthansa A380 – Liebe auf den ersten Blick.Lufthansa heißt Sie herzlich willkommen an Bord der neuen A380. Das größte und modernste Passagierflugzeug der Welt setzt mit vielen Innovationen neue Maßstäbe. Fliegen Sie jetzt mit der Lufthansa A380 von Frankfurt nach Tokio, Peking und Johannesburg. Weitere Informationen und Buchung unter lufthansa.com/A380
Neue DimensionenEin Produkt von Lufthansa.
Aber auch für uns muss es ein Menetekel sein. Allensbach hat noch vor wenigen
Tagen eine interessante Umfrage veröffentlicht. Bei der Frage, ob Volksabstimmung
oder parlamentarische Abstimmung richtig sei, hätten mehr als 70 Prozent lieber
Volksabstimmungen. Das beruht auf einem Misstrauen in die Parlamentsdemokratie
und einem Zutrauen in die Volksentscheidung. Interessanterweise wurde dann weiter
Zustimmung abgefragt über Kernkraftwerke, Gas, Kohle und alles Mögliche. Es gab
immer eine Zwei-Drittel-Mehrheit dagegen. Frau Köcher hat es überschrieben: „Die
Dagegen-Republik“. Es unterstellt, dass das Volk nicht unterschiedliche und diffe-
renzierte Meinungen habe, sondern immer mit ja oder nein antworten könnte. Ich
bekenne, ich war immer ein großer Skeptiker, in der Massengesellschaft mit Volks-
abstimmungen bei Gestaltungsfragen zu arbeiten. Das kann man auch anders
sehen. Aber ich bin überzeugt, unsere Zukunft kann darin nicht liegen.
Und deshalb meine Damen und Herren, künftige Wege Hessens auch in der Ökono-
mie, aber nicht nur dort, müssen uns alle immer veranlassen, dass wir den „Grund-
humus“, den wir für eine politische Arbeit brauchen, immer wieder neu versuchen
zu beachten und zu pflegen: Vertrauen zu gewinnen und zu erbitten. Die politische
Vertrauensbildung ist eigentlich unser größtes Aufgabenfeld. Das Vertrauen in Insti-
tutionen, in Parteien, aber auch in Amtsträger ist in einem Maße erschüttert, dass es
schwer fällt nun ausgerechnet denen wieder die Aufgabe zuzuweisen, die Bevölke-
rung von schwierigen Aufgabenstellungen, die gegebenenfalls auch Verzicht bedeu-
ten, zu überzeugen.
Und deshalb werbe ich dafür, dass wir nüchtern und bescheiden den Menschen
gegenübertreten und sagen: „Wir können nicht alles und wir wissen auch nicht alles.
Wir respektieren, dass wir auf Zeit gewählt sind. Und wir respektieren, dass wir ein
Mandat von euch haben. Wir haben ein Vertrauen, das
wollen wir nicht enttäuschen. Aber wir haben auch Vor-
stellungen, wie die Zukunft aussieht. Wir wollen diese
Vorstellung gemeinsam umsetzen.“ Dazu braucht es
Partner. Die Vereinigung der hessischen Unternehmer-
verbände und die hessische Wirtschaft sind herausra-
gende Partner für jede Regierung. Ich bedanke mich
für viele gute Anregungen, wohl wissend, dass wir auch
gelegentlich unterschiedlicher Meinung sind. Das wird
auch so bleiben.
Ich will Ihnen zum Schluss zurufen: „Mit Energie
und Optimismus in die Zukunft zu gehen“ braucht
klare Vorstellungen, wohin man will. Die haben
wir. Es braucht Mut, den haben wir auch. Und es
braucht Verlässlichkeit. Die will ich Ihnen anbieten.
Auch diese Landesregierung will ein verlässlicher
Partner der hessischen Wirtschaft sein.
In diesem Sinne, viel Glück und Erfolg und unserem
Land alles Gute.
WEGE IN D IE ZUKUNFT HESSENS
„Mit Energie und
Optimismus in
die Zukunft zu
gehen, braucht
klare Vorstellun-
gen, wohin man
will. Die haben
wir. Es braucht
Mut, den haben
wir auch. Und es
braucht Verläss-
lichkeit. Die will
ich Ihnen anbie-
ten. Auch diese
Landesregierung
will ein verläss-
licher Partner der
hessischen Wirt-
schaft sein.“
Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Werner Sinn
Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung
Wirtschaftliche Dynamik im aktivierenden Sozialstaat
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Bouffier,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
vielen Dank für die Einladung, hier bei Ihnen auf dem hessischen Unternehmertag zu
sprechen. Gerade haben wir ein wundervolles Lied von Barbara Streisand gehört.
„Someday, somewhere we have to find a new way of living“. Diese Liedzeile müss-
ten heute die Leute in New York singen, denn sie beschreibt perfekt die aktuelle
Situation dort. Das kapitalistische System dort ist in die Knie gegangen, weil es zum
Kasino verkommen war. Von Amerika aus hat die Finanzkrise die ganze Welt infiziert
und allein in den USA ein Immobilienvermögen von 8.000 Milliarden Dollar vernichtet.
Eine unvorstellbare Summe.
Und während die Wirtschaft bei uns schon wieder brummt, ist die Krise in Amerika
noch längst nicht überwunden. Die Neubautätigkeit liegt heute um 80 Prozent unter
dem Vorkrisenniveau. Dabei hatten sich die Zahlen nach dem ersten Absturz seit
Februar 2009 schon wieder stabilisiert. Doch die aktuellen Meldungen vom Bau-
markt in Amerika sind noch verheerender als zu Beginn der Krise. Amerika erlebt im
Bausektor einen echten „Double Dip“. Im Moment bleibt den Amerikanern nichts als
die Hoffnung, dass es ihnen „someday, somewhere“ wieder besser geht. Der ame-
rikanische Traum von Franklin Roosevelt, dass sich jeder Amerikaner ein eigenes
Haus würde leisten können, ist jedenfalls vorerst ausgeträumt. Und die Manager in
der Wall Street müssen sich fragen, welche Verantwortung sie für diesen Absturz
tragen.
WIRTSCHAFTL ICHE DYNAMIK
Diese Krise entwickelte sich ungemein schnell und dramatischer als alles, was diese
Generation bisher erlebt hatte. Es war die schlimmste Wirtschaftskrise der Nach-
kriegszeit; die erste Rezession der Weltwirtschaft seit 1950. Aber so schnell, wie die
Krise kam, ging sie in vielen Regionen auch wieder vorbei. Insbesondere die Schwel-
lenländer, Brasilien, Russland, Indien und China, wachsen wieder mit atemberau-
bendem Tempo. China machte den Anfang, zuletzt kamen Russland und fast der
ganze Rest der Welt hinterher.
Schwierigkeiten haben vor allem jene Länder, die sich sehr stark verschuldet haben.
Das Kapital floss in der Vergangenheit in die Länder mit Leistungsbilanzdefiziten. Ein
Leistungsbilanzdefizit heißt, man importiert mehr, als man exportiert. Diesen Über-
schuss der Importe muss ein Land mit geliehenem Geld bezahlen. Ein Kapitalimport
ist dasselbe wie ein Leistungsbilanzdefizit. Es handelt sich nur um zwei Wörter mit
unterschiedlichem semantischem Anklang, die aber denselben ökonomischen Sach-
verhalt darstellen. Letztlich leiht man sich kein Geld, sondern Güter, um mehr davon
zu verbrauchen, als man liefert.
Die Schuldenstaaten haben sich das Geld zur Finanzierung des Nettogüterstroms in
ihr Land in der ganzen Welt besorgt – nicht zuletzt hier in Deutschland. Deutschland
war zwischen 1995 und 2008 der größte Kapitalexporteur diesseits und jenseits des
Atlantiks. Lediglich China hatte noch größere Kapitalexporte. Wir haben den ame-
rikanischen Traum maßgeblich mitfinanziert – und auch den Traum der Grie-
chen, der Spanier, der Portugiesen, der Iren, der Engländer und all der anderen
Länder, die jetzt in der Schuldenkrise stecken. Diese Länder hatten lange Zeit
ein Regime der lockeren Budgetbeschränkungen, bei dem Geld für alles und jedes
verfügbar war. Es sind genau diese Staaten, die jetzt in der Krise verharren, obwohl
die Weltwirtschaft wieder anzieht.
Die Welt teilt sich in zwei Gruppen von Ländern: einerseits die Schwellenländer,
Deutschland, Schweden, die Schweiz und einige osteuropäische Länder, wo die
Wirtschaft wieder brummt. Andererseits die Länder, die sehr viele Schulden aufge-
nommen haben. Sie müssen den Gürtel jetzt enger schnallen, weil die Kredite nicht
mehr so fließen wie früher.
Dass so viele private und öffentliche Schulden aufgenommen wurden, lag am Euro.
Mit der Einführung des Euro verschwanden die Zinsunterschiede zwischen den Staa-
ten der Währungsunion. Der Euro hat einen gemeinsamen Kapitalmarkt geschaf-
fen. Erstmals bekamen die Spanier zum Beispiel die Möglichkeit, sich langfristige
Baukredite zu einem Festzins für 20 Jahre zu besorgen. Das war dort vorher gar
nicht möglich. Noch dazu sanken die Zinsen auf das niedrige deutsche Niveau. Kein
Wunder, dass die Spanier von diesem Angebot gerne Gebrauch machten. Sie haben
Kredite aufgenommen und gebaut wie die Weltmeister. Dadurch kam die Bauindus-
trie in Schwung, viele Menschen fanden Beschäftigung, und die Immobilienpreise
stiegen. Die Eigentümer der Immobilien wurden immer reicher und trauten sich, neue
Unternehmungen anzugehen. Das wiederum führte zu einem dramatischen Wirt-
schaftswachstum, aber letztlich auch zu einer Überhitzung, zu einer Blase, die, wie
wir wissen, inzwischen geplatzt ist.
…IM AKT IV IERENDEN SOZ IALSTAAT
„Wir haben den
amerikanischen
Traum maßgeb-
lich mitfinan-
ziert – und auch
den Traum der
Griechen, der
Spanier, der
Portugiesen, der
Iren, der Englän-
der und all der
anderen Länder,
die jetzt in der
Schuldenkrise
stecken.“
Das Wirtschaftswachstum der Kapitalimportländer war wirklich dramatisch.
Während Deutschland seit Mitte der 90er Jahre, als der Euro verabredet wurde, bis
jetzt um etwa 20 Prozent gewachsen ist, sind die Iren mit ihrer Wirtschaft um 106
Prozent gewachsen. Die Spanier sind um 50 Prozent, die Griechen 56 Prozent ge-
wachsen. Das Geld kam großenteils aus Deutschland. Die Kurve der deutschen
Kapitalexporte verlief in den letzten Jahren spiegelbildlich zu den Kapitalimporten der
GIPS-Länder, also Griechenlands, Irlands, Portugals und Spaniens, sogar die Grö-
ßenordnung betreffend. Und da die Salden der Kapitalverkehrsbilanz dasselbe wie
die Leistungsbilanzsalden sind, entwickelten sich auch letztere fast exakt spiegelbild-
lich. „It takes two to tango“, sagte Christine Lagarde, die französische Finanzministe-
rin, dazu. Tatsächlich haben die Länder Europas den Euro-Tango getanzt.
Doch die Zeit, in der man das in den GIPS-Ländern erotisch fand, ist lange vorbei,
denn das billige Geld ist nicht mehr verfügbar. Seit der Immobilienkrise in den USA
und der europäischen Schuldenkrise haben die Banken schlicht Angst, ihr Geld wei-
terhin in die weite Welt zu verteilen. Sie kaufen kaum noch griechische Staatspapiere
oder verbriefte Wertpapiere amerikanischer Provenienz, wie sie zum Beispiel von
Lehman Brothers ausgeben wurden.
In Amerika ist der gesamte immobilienbezogene Verbriefungsmarkt in sich zusam-
mengebrochen. Im Jahr 2006 hatte der Markt für diese strukturierten, immobilien-
gesicherten Wertpapiere ein Emissionsvolumen von 1.900 Milliarden Dollar. Heute
gibt es den Markt nicht mehr, er ist nahezu vollständig kollabiert: Ein Einbruch um 97
Prozent. Heute laufen 95 Prozent der Immobilienkredite in den USA über drei staatli-
che Institutionen: Fannie Mae, Freddie Mac und Ginnie Me. Einen Staat, in dem 95
Prozent der Immobilienfinanzierung über den Staat bereitgestellt wird, nannte
man früher sozialistisch. „Volksrepublik Amerika“ könnte man mit einiger
Berechtigung sagen.
Weil das Geld nun hier bleibt, haben wir heute Bauzinsen, die so niedrig sind wie
noch nie. Die Deutsche Bank beglückt ihre Kunden zurzeit mit einem Zinssatz von
2,99 Prozent für langjährige Kredite. Andere Banken sind sogar noch billiger. Man
bekniet den Häuslebauer geradezu. „Bitte, bitte, bewahr das Geld für mich auf. Ich
will auch gar keinen Zins. Hauptsache, ich kriege es nach zehn Jahren wieder,“ so
hört man die Hilferufe aus den Bankfilialen.
Die Unternehmen hatten noch vor einem Jahr über die Kreditklemme geklagt. Wir
fragen jeden Monat 4.000 Unternehmen, wie sie die Kreditvergabe der Banken
erleben. Vor einem Jahr antworteten die Großunternehmen mehrheitlich, dass die
Kreditvergabe restriktiv sei. Dieser Wert ist seither stetig gesunken. Die Kreditverga-
be wird heute als großzügig beurteilt. Die Kreditklemme hat sich in Luft aufgelöst.
Das ist insofern verwunderlich, als die Banken durch die Abschreibungen zu einem
gewaltigen Deleveraging gezwungen wurden. Die Deutsche Bank hatte im ersten
Quartal 2008, also kurz vor dem Höhepunkt der Krise, ein Bilanzvolumen von 2,3
Billionen Euro. Heute sind es nur noch 1,5 Billionen Euro. Das heißt, die Bank hat
das Kredit- und Kreditersatzgeschäft dramatisch reduziert. Das musste sie auch, weil
„Das Wirtschafts-
wachstum der
Kapitalimportlän-
der war wirklich
dramatisch.
Das Geld kam
großenteils aus
Deutschland.“
„Einen Staat, in
dem 95 Prozent
der Immobilien-
finanzierung über
den Staat bereit-
gestellt wird,
nannte man frü-
her sozialistisch.
„Volksrepublik
Amerika“ könnte
man mit einiger
Berechtigung
sagen.“
WIRTSCHAFTL ICHE DYNAMIK
sie durch die Abschreibungen viel Eigenkapital verloren hatte. Alle Banken haben viel
Eigenkapital verloren, und fast alle sind mit ihrem direkten und indirekten Kreditvolu-
men heruntergegangen. Trotzdem gibt es keine Kreditklemme in Deutschland. Das
klingt wie ein Wunder. Doch es gibt eine einfache Erklärung: Die Banken versuchen,
die Spareinlagen, die sie einsammeln, wieder im eigenen Land anzulegen. Sie trauen
sich einfach nicht mehr. das Geld wie früher ins Ausland zu schieben. Sollen sie etwa
griechische Staatsanleihen kaufen oder strukturierte Wertpapiere aus Amerika?
Diese neue Politik der Banken hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir heute
in Deutschland einen doppelten Boom haben. Wir haben auf der einen Seite einen
Exportboom, weil die Chinesen die Ausrüstungsgüter, die sie brauchen, um ihre
Wirtschaft weiterzuentwickeln, bei uns kaufen. Auf der anderen Seite haben wir aber
auch einen kreditgetriebenen binnenwirtschaftlichen Boom, weil die Banken die
Spargelder wieder billiger anlegen.
Der gewerbliche Bau der Unternehmen schießt
im Moment in die Höhe wie eine Rakete. Auch
der Geschosswohnungsbau zieht dramatisch an.
Nur der Tiefbau schwächelt ein wenig, weil die
staatlichen Konjunkturprogramm auslaufen. Aber
der Auftragsbestand der freischaffenden Archi-
tekten in Deutschland ist heute so hoch wie seit
15 Jahren nicht mehr. Wir stehen am Beginn einer
Baukonjunktur und damit einer Binnenkonjunktur,
die die außenwirtschaftliche Konjunktur wohltuend
ergänzt.
Das ist der Grund dafür, warum Deutschland in
diesem Jahr nach aktuellen Schätzungen 3,5
Prozent Wirtschaftswachstum erreichen wird – den höchsten Wert aller Länder der
Eurozone mit Ausnahme des Newcomers Slowakei. Nur 1,2 Prozentpunkte von die-
sen 3.5 Prozent werden durch den Außenhandel erklärt. Der Löwenanteil ist
Binnennachfrage, und zwar nicht Konsumnachfrage – die trägt derzeit noch so gut
wie nichts bei –, sondern die Nachfrage nach Investitionsgütern.
Im letzten Boom von 2006 bis 2008 haben einige gejubelt, wir hätten ein Wirt-
schaftswunder in Deutschland. Die FTD hatte sogar eine Internetseite mit der
Adresse „Das Wirtschaftswunder“ gestartet. Aber zu der Zeit war der Jubel gar nicht
angebracht. Das höchste Wachstum, das wir in diesen drei Jahren erreicht haben,
entsprach gerade mal dem Durchschnitt der westeuropäischen Länder. Heute gibt
es viel mehr Anlass, von einem Wirtschaftswunder zu sprechen. Wir sind nun die
Konjunkturlokomotive Europas.
Selbstverständlich folgt auf jede Krise auch wieder eine Erholung. Der Konjunktur-
einbruch in dieser Krise war der stärkste in der Nachkriegszeit. Insofern ist es nicht
allzu überraschend, dass jetzt auch der Anstieg am steilsten ist. Aber wir sind in
Europa ziemlich allein mit diesem Anstieg. Es gibt sogar Länder, die in diesem Jahr
…IM AKT IV IERENDEN SOZ IALSTAAT
noch schrumpfen, während Deutschland abgeht wie die Post. Man könnte sagen,
Deutschland sei der Krisengewinner. Aber das klingt negativer, als es ist, denn
derzeit wird nur eine für uns äußerst nachteilige Entwicklung auf den Kapitalmärkten
korrigiert, die die letzten zehn, fünfzehn Jahre gekennzeichnet hat.
Es war nämlich nicht gesund, dass in den letzten Jahren so viel
Kapital aus Deutschland in die Länder der südwestlichen Pe-
ripherie und nach Amerika abgeflossen war. Das Kapital hätte
auch hier investiert werden können. Deutschland hatte von 1995
an über 14 Jahre im Schnitt die niedrigste gesamtwirtschaftliche
Nettoinvestitionsquote aller OECD-Länder. Im Schnitt haben wir
im letzten Jahrzehnt von unseren Ersparnissen nur ein Drittel
zuhause investiert. Der Löwenanteil hingegen floss ins Ausland,
in den Kauf strukturierter Wertpapiere amerikanischer Provenienz,
in Staatspapiere der südeuropäischen Länder und vieles mehr.
Dorthin haben die Landesbanken und die privaten Großbanken
die Ersparnisse der Deutschen getragen, anstatt sie dem Mittel-
stand zur Verfügung zu stellen, damit dieser hier im Land inves-
tiert und Arbeitsplätze schafft.
Diese ungute Entwicklung ist nun gestoppt. Die Umlenkung der
Kapitalströme wird, wenn wir sie nicht durch eine Verlängerung
der Rettungspakete in der EU wieder kaputt machen, Deutsch-
land mittelfristig eine sehr gute Wirtschaftsentwicklung besche-
ren. Sie kennzeichnet eine Trendumkehr. Ich will nicht sagen,
dass wir ab sofort einen anhaltenden Boom erleben und keine
Flaute mehr haben. Es geht nicht um das konjunkturelle Auf und
Ab, sondern um den langfristigen Trend. Der Trend wird von
jetzt ab besser sein, wenn wir ihn nicht selbst wieder durch eine
falsche Politik kaputt machen.
Besonders schädlich wäre eine Verlängerung der Rettungspakete, die am 8. und 9.
Mai, gegen den deutschen Widerstand, in Brüssel durchgedrückt wurden. Mit diesen
Rettungspaketen haben wir den ausländischen Konkurrenten auf dem Kapitalmarkt
die gute deutsche Bonität geschenkt, zum Glück zunächst nur für drei Jahre. Wenn
die Pakete verlängert würden, flösse das Kapital weiterhin aus Deutschland ab in
die Schuldenländer. Dort würde wieder von neuem eine Überhitzung der Wirtschaft
ermöglicht, und Deutschland kehrte wieder in die Flaute zurück.
Aus diesem Grund darf Deutschland nicht einfach die Vorschläge unterschreiben, die
aus Brüssel vorgelegt werden. Die Bundeskanzlerin ist gut beraten, bei ihrem Kurs
zu bleiben. Angela Merkel hat kategorisch erklärt: Eine Verlängerung der Rettungs-
pakete kommt nur in Frage, wenn es dazu eine Insolvenzordnung gibt, die regelt,
dass zunächst die Gläubiger der Schuldenländer auf einen Teil ihrer Forderungen
verzichten müssen, bevor deutsche Kredithilfen gewährt werden. Nur so ist sicher-
gestellt, dass die Hilfe der Partnerstaaten tatsächlich dem betroffenen Land zugute
kommt und nicht den Banken. Außerdem werden sich die Gläubiger unter diesen
WIRTSCHAFTL ICHE DYNAMIK
Bedingungen genau ansehen, wem sie in Zukunft Geld geben. Die Beteiligung
der Altgläubiger ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Kredite vorsichtiger
vergeben werden und dass ein größerer Teil der deutschen Ersparnisse künftig
zuhause bleibt. Wenn diese Mittel hier in Deutschland investiert werden, ist
das der beste Wachstumsimpuls für unsere Wirtschaft.
Deutschland hatte in den letzten 15 Jahren das zweitniedrigste Wirtschaftswachs-
tum aller europäischen Länder; nur Italien war noch schlechter. Ganz egal, wie man
Europa definiert, als Westeuropa, als die EU-27 oder als ein Großeuropa bis zum
Ural, Deutschland lag auf dem zweitletzten Platz. Diese Tatsache ist für viele über-
raschend, weil die Medien lange ein anderes Bild unserer wirtschaftlichen Lage
gezeichnet haben.
Dass nun eine Trendwende eingetreten ist, liegt zum einen an der beschriebenen
Selbstkorrektur der Kapitalmärkte. Es liegt aber auch an der Politik. Für nächstes
Jahr erwarten wir nur noch 2,9 Millionen Arbeitslose oder vielleicht sogar weniger.
Aber denken Sie einmal zurück, wie es noch im Jahr 2005 war. Damals hatten wir
5 Millionen Arbeitslose in Deutschland. Mit dem EU-Beitritt der osteuropäischen
Länder drohte damals die Zuwanderung von billigen Arbeitskräften bei gleichzeitiger
Verlagerung von Produktion in diese Länder. Es war klar, dass es so nicht weiterge-
hen konnte. Deshalb hat Gerhard Schröder mit seiner Agenda 2010 die Notbremse
gezogen. Die Agenda wurde 2003 beschlossen, 2004 eingeführt, doch erst ab 2005
wirklich wirksam.
Wenn wir den Arbeitsmarkt betrachten, hat Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt eine
verheerende Entwicklung genommen. Viele wollen das nicht sehen. Als ich studiert
habe, gab es keine Arbeitslosigkeit. Um das Jahr 1970 gab es nur 150.000 Arbeitslo-
se. Das hat sich dann aber leider dramatisch geändert. In den folgenden Wirtschafts-
zyklen haben wir jedes Mal viel Arbeitslosigkeit aufgebaut, die wir im jeweils nach-
folgenden Boom nur zu einem kleinen Teil wieder abbauen konnten. So kamen pro
Zyklus, etwa alle zehn Jahre, allein in Westdeutschland 800.000 Arbeitslose hinzu.
Es entstand ein Trend, der – über die Zyklen geglättet – linear nach oben gerich-
tet war und ins Verderben geführt hätte. Hätte sich dieser Trend weitere 20 Jahre
fortgesetzt, wären nochmals 5 Millionen Arbeitslose hinzugekommen. Das kann kein
Staatswesen aushalten. Deutschland drohten Weimarer Verhältnisse.
Deshalb haben Gerhard Schröder und die rot-grüne Regierung reagiert. Schröder
hat alles auf eine Karte gesetzt: Er hat die Reform durchgesetzt, aber in der Folge
sein Amt verloren. Die Bedeutung dieser Reform wird in der Bundesrepublik vollkom-
men unterschätzt. Das liegt zum einen daran, dass die Union sowie die Freidemo-
kraten ungern den politischen Gegner loben. Zum anderen hat sich aber auch die
SPD nach der Wahlniederlage Schritt für Schritt von der Reform verabschiedet. So
gibt es fast niemanden mehr, der noch bereit ist, dieses Thema sachlich angemes-
sen zu beleuchten. Es war eine kleine Kulturrevolution in Deutschland, die Schröder
und Clement damals eingeleitet haben. Nach und wegen seiner Reform kam es zu
dieser positiven Trendwende auf dem Arbeitsmarkt.
„Die Beteiligung
der Altgläubiger
ist die Grundvor-
aussetzung dafür,
dass Kredite vor-
sichtiger verge-
ben werden und
dass ein größe-
rer Teil der deut-
schen Erspar-
nisse künftig
zuhause bleibt.
Wenn diese Mittel
hier in Deutsch-
land investiert
werden, ist das
der beste Wachs-
tumsimpuls für
unsere Wirt-
schaft.“
…IM AKT IV IERENDEN SOZ IALSTAAT
„Es war eine
kleine Kultur-
revolution in
Deutschland, die
Schröder und
Clement damals
eingeleitet haben.
Nach und wegen
seiner Reform
kam es zu dieser
positiven Trend-
wende auf dem
Arbeitsmarkt.“
Vor Schröder war die Sockelarbeitslosigkeit in Westdeutschland alle zehn Jahre um
800.000 gestiegen. Die Sockelarbeitslosigkeit wird immer im Boom gemessen. Sie
ist der harte Kern der Arbeitslosigkeit, der trotz des Booms nicht verschwindet. Nach
Schröders Reform hatten wir bis zum Höhepunkt des letzten Booms im Jahr 2008
etwa 200.000 Arbeitslose in Westdeutschland weniger als zum Höhepunkt des
vorigen Booms im Jahr 2000. Das bedeutet ein Plus von einer Million Jobs im
Vergleich zum Trend, denn nach dem Gesetz der Serie hätten wir ja 800.000 Arbeits-
lose mehr haben müssen. Diese Million ist das Ergebnis der Agenda 2010.
Zugegeben, es sind keine tollen Jobs. Es sind schlecht bezahlte Jobs. Es sind
400.000 Zeitarbeitsstellen dabei. Aber es sind Jobs. Und besser schlechte Jobs als
keine Jobs.
Wie kam dieser Erfolg zustande? Schröder hat das Hartz-IV-System eingeführt.
Was bedeutete Hartz IV? Es sind im Kern zwei Maßnahmen. Zum einen wurde die
Arbeitslosenhilfe, die es bis dahin gab, abgeschafft. Die Arbeitslosenhilfe war das
zweite Arbeitslosengeld, das 60 Prozent des letzten Nettolohns betrug und notfalls
bis zur Rente bezahlt wurde. Solch ein Transfersystem gab und gibt es sonst kaum
irgendwo auf der Welt. Anschließend wurde in die Sozialhilfe, auf die die Betroffenen
nun heruntergestuft wurden, das Element des Hinzuverdienstes eingeführt. Während
vorher für jeden Euro, den man verdiente, die Sozialhilfe um einen Euro gekürzt wur-
de, wurden die Regeln so modifiziert, dass man bis zu 20 Cent behalten konnte. Das
war auch nicht gerade toll, aber ist im Verhältnis zu dem, was man vorher hatte, ein
echter Fortschritt. Im Vergleich zum alten System war das der Einstieg in ein Lohnzu-
schusssystem.
Dieses Lohnzuschusssystem führte dazu, dass wir heute 1,5 Millionen Men-
schen haben, die nicht allein von ihrer Hände Arbeit leben müssen, sondern
zusätzlich einen Lohnzuschuss vom Staat erhalten. Diejenigen, die Hartz IV
kritisieren, nennen das „Aufstocker“. Das ist aber der falsche Begriff, weil er sugge-
„Dieses Lohn-
zuschusssystem
führte dazu, dass
wir heute 1,5 Mil-
lionen Menschen
haben, die nicht
allein von ihrer
Hände Arbeit
leben müssen,
sondern zusätz-
lich einen Lohn-
zuschuss vom
Staat erhalten.“
WIRTSCHAFTL ICHE DYNAMIK
riert, hier würde das Lohneinkommen bis auf das Hartz-IV-Niveau aufgestockt. Das
ist jedoch nicht der Fall. Die alte Sozialhilfe war ein Aufstockersystem. Die Lücke
zwischen Lohn und Sozialhilfe wurde vom Staat aufgefüllt. Das ist heute nicht mehr
so. Die Lücke wird nicht vollkommen gefüllt, dafür aber wird das Hartz-IV-Geld als
zweites Einkommen gewährt, obwohl man arbeitet. Der Lohn, den man sich
sauer verdient, wird nicht mehr vollkommen weggenommen. Der Bereich, in dem die
Hartz-IV-Zahlungen langsam aufhören, liegt für einen Single bei rund 1.300 Euro und
bei einer fünfköpfigen Familie bei 2.250 Euro Bruttomonatslohn.
Es gibt also einen weiten Einkommensbereich weit oberhalb des Sockelbetrages
von Hartz IV, der selbst inklusive des Wohngeldes bei etwa 700 Euro liegt, in dem
ein Arbeitnehmer ein ergänzendes Hartz-IV-Einkommen erhält. Das ist der Trick. Vor
der Hartz-Reform in Deutschland hatten wir einen Sozialstaat, der faktisch Mindest-
löhne gesetzt hat. Wir hatten ein Lohnersatzsystem. Der Staat stellte Einkommen
zur Verfügung, wenn man nicht arbeitete, und entzog dieses Einkommen, wenn man
arbeitete 1:1 für jeden Euro, den man selbst verdiente.
Dieses Lohnersatzsystem hat de facto einen Mindestlohnanspruch geschaffen, der
von der Wirtschaft überboten werden musste, aber häufig nicht überboten werden
konnte. Die Massenarbeitslosigkeit war das Ergebnis dieses implizierten Mindest-
lohns im alten Sozialsystem. Deutschland war in diesem alten System Weltmeister
bei der Arbeitslosenquote der Geringqualifizierung mit großem Abstand vor allen
anderen OECD-Ländern.
Schröder hat den Mindestlohn gesenkt, indem er weniger Geld für das Wegbleiben
und mehr für das Mitmachen gezahlt hat. Das war die Idee hinter der Abschaffung
der Arbeitslosenhilfe und der Einführung des Lohnzuschusselements. Dies führte
dazu, dass der Reservationslohn, wie wir Ökonomen sagen, sank. Der Reserva-
tionslohn ist der Lohnsatz, zudem man gerade noch rentabel arbeiten kann, ohne
schlechter gestellt zu sein, als wenn man nicht arbeitet. Durch die Senkung des Re-
servationslohns wurden Beschäftigungsverhältnisse und Geschäftsmodelle möglich,
die vorher im alten Mindestlohnsystem systematisch zerstört worden waren.
Dieser Wirkzusammenhang erklärt die gewaltigen Erfolge auf dem Arbeitsmarkt.
Trotzdem entwickelte sich in den Jahren danach eine hitzige Mindestlohndebatte.
„Jeder muss von seiner Hände Arbeit leben können“, wurde gerufen. Dieser Spruch
stammt übrigens von Klaus Zumwinkel. Er hatte Angst davor, dass das Postmonopol
verschwinden würde. PIN stand bereits in den Startlöchern und wollte der Post das
Geschäft streitig machen. Also hat Zumwinkel überlegt, was dagegen zu tun sei.
PIN zu verbieten war nicht möglich, denn die EU hatte sich klar gegen das Post-
monopol ausgesprochen. Also versuchte Zumwinkel, Subventionen zu bekommen,
hatte damit aber keinen Erfolg. So kam er auf eine einfache, aber wirkungsvolle Idee:
Wenn die neuen Anbieter denselben Lohn zahlen müssten wie die Post, können sie
der Post keine Konkurrenz machen. Also forderte Zumwinkel unter Berufung auf eine
päpstliche Enzyklika einen Mindestlohn, und diese Forderung fand in der Öffentlich-
keit erstaunlich viel Anklang. Folglich sind einige Parteien aufgesprungen und haben
sich Zumwinkels Forderung angeschlossen.
„Vor der Hartz-
Reform in
Deutschland
hatten wir einen
Sozialstaat, der
faktisch Mindest-
löhne gesetzt hat.
Wir hatten ein
Lohnersatz-
system.“
„Schröder hat
den Mindestlohn
gesenkt, indem
er weniger Geld
für das Wegblei-
ben und mehr für
das Mitmachen
gezahlt hat.“
…IM AKT IV IERENDEN SOZ IALSTAAT
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Dabei ist die Vorstellung, dass in einer Marktwirtschaft jeder von seiner Hände Arbeit
leben können muss, abwegig. Die Marktwirtschaft ist ein System, das nicht nach
den Kriterien der Gerechtigkeit konstruiert ist. Die Marktwirtschaft bietet potenziell
Jobs für jeden, aber nur unter der Bedingung, dass die Lohnverteilung hinreichend
weit gespreizt ist. Es gibt leider keine Gesetzmäßigkeit in der Marktwirtschaft,
die sicherstellen würde, dass die niedrigsten Löhne, zu denen dann Beschäf-
tigung zu finden ist, auch ausreichen, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Das
wäre schön, ist aber unrealistisch. Man kann dieses Schlaraffenland zwar proklamie-
ren, aber ändern tut das nichts.
Was ist also zu tun, wenn es an hinreichend vielen guten Jobs fehlt? Wir könnten die
Unternehmen zwingen, Menschen einzustellen, die für sie Verluste bringen. Dann ha-
ben wir aber keine Marktwirtschaft und irgendwann auch keine Unternehmen mehr.
Und ob es funktioniert würde, ist fraglich, weil viele Firmen dann pleite gingen.
Ein Mindestlohn verlangt entweder ein Beschäftigungsgebot für die Firmen, damit sie
Leute einstellen, obwohl es sich für sie gar nicht lohnt, oder einen Sozialstaat, der die
Massenarbeitslosigkeit finanziert. Beides ist aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll.
Zum Glück gibt es eine Alternative. Man kann ein System schaffen, in dem diejeni-
gen, denen man helfen will, Lohnzuschüsse erhalten. Dann müssen sie nicht aus-
schließlich von ihrer eigenen Hände Arbeit leben, sondern sie bekommen vom Staat
soviel dazu, dass die Summe aus beiden Einkommenskomponenten den sozialen
Vorstellungen entspricht.
Was halten Sie von diesem Satz? „Jeder, der arbeiten will, muss arbeiten können
und dann genug zum Leben haben.“ Das ist mein Satz. Dieser Satz lässt sich in
der Marktwirtschaft realisieren. Der andere: „Jeder muss von seiner Hände Arbeit leben
können“, lässt sich nicht realisieren, obwohl er beim ersten Hinhören sehr ähnlich klingt.
Wenn jeder von seiner eigenen Hände Arbeit leben können soll, muss er sein Ein-
kommen komplett selbst erwirtschaften. Das macht die Arbeitskraft von niedrig qua-
lifizierten Menschen aber so teuer, dass viele von ihnen, insbesondere diejenigen, die
auch noch an schlechten Standorten wohnen, keinen Job finden. Wenn hingegen
das Gesamteinkommen entscheidend ist, dann können Arbeitnehmer mit geringen
Qualifikationen einen niedrigen Lohn akzeptieren, zu dem ein entsprechender Zu-
schuss gezahlt wird. Das ist die Lohnersatzidee.
Es ist besser, das Mitmachen zu bezahlen als das Wegbleiben. Es ist besser, Mil-
lionen von arbeitenden Menschen zu bezuschussen, weil ihre Produktivität nicht aus-
reicht, um davon zu leben, als diesen Menschen zu sagen: „Wir brauchen euch nicht,
wir lassen euch draußen und ernähren euch in der Arbeitslosigkeit.“ Das war der alte
deutsche Weg. Als er in den 70er Jahren mit den Lohnersatzprogrammen beschritten
wurde, war die Arbeitslosigkeit ein Randproblem einer dynamischen Wirtschaft. Aber
es wurden immer mehr Menschen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen, so dass das
Problem zum Schluss nicht mehr beherrschbar war. Schröder hat dann das Ruder
herumgerissen. Jetzt haben wir Lohnzuschüsse, obwohl wir sie nicht so nennen.
„Es gibt leider
keine Gesetz-
mäßigkeit in der
Marktwirtschaft,
die sicherstel-
len würde, dass
die niedrigsten
Löhne, zu denen
dann Beschäfti-
gung zu finden
ist, auch aus-
reichen, den
Lebensunterhalt
zu bestreiten.“
„„Jeder, der
arbeiten will,
muss arbeiten
können und dann
genug zum Leben
haben.“ Das ist
mein Satz.“
„Es ist besser,
das Mitmachen
zu bezahlen als
das Wegbleiben.“
…IM AKT IV IERENDEN SOZ IALSTAAT
Sie waren die Rettung des deutschen Arbeitsmarktes. Deutschland hat die jetzige
Krise der Weltwirtschaft am Arbeitsmarkt besser überstanden als jedes andere euro-
päische Land. Natürlich hat dabei auch das Kurzarbeitergeld, das von der Regierung
Merkel eingeführt wurde, sehr segensreich gewirkt. Aber auch Kurzarbeitergeld ist
ein Lohnzuschuss. Es ist besser, Menschen zu bezuschussen, während sie in ihrem
Job sind, als ihnen das Geld nur unter der Bedingung zu geben, dass sie den Job
aufgeben. Es ist das gleiche Grundprinzip.
Auch die Kosten für den Staat sind nicht höher. Die Alternative zu einem Lohnzu-
schusssystem ist, Menschen in der Arbeitslosigkeit zu 100 Prozent zu bezahlen. In
der Arbeit verdienen sie zumindest einen Teil des Geldes selbst, und der Staat muss
nur den Zuschuss zuzahlen. Es kostet keinen Cent zusätzlich, das Sozialsystem auf
ein Lohnzuschusssystem umzustellen. Es könnte sogar deutlich billiger werden.
Dass wir in letzter Zeit trotz dieser Megakrise eine so große Entlastung des Sozial-
etats hatten, liegt auch daran, dass wir die Leute nicht in die Arbeitslosigkeit haben
abdriften lassen. Das wäre unvergleichlich teurer geworden.
Leider ist die Diskussion in Deutschland
sehr stark ideologisiert. In der Öffent-
lichkeit wird mit wenigen Sachargu-
menten diskutiert, schon gar nicht mit
ökonomischen Argumenten. Ich habe
Verständnis dafür, dass Leute ihr Ein-
kommen lieber selbst verdienen. Aber
was machen wir, wenn das nicht geht?
Wenn man sich nicht im Schlaraffen-
land befindet, stellt sich eine einfache
Alternative: Entweder ernähren wir die
Menschen in der Arbeitslosigkeit, oder
wir bezuschussen sie im Job.
Es gibt in dieser Zeit der Globalisie-
rung, in der Deutschland bedrängt wird
durch „Niedriglöhner“ von Polen bis
China, nur vier Wege, den Sozialstaat
zu retten.
Der erste Weg ist der Königsweg. Auf
den können wir uns alle schnell einigen,
jedenfalls im Grundsatz: bessere Bil-
dung. Deutschland hat ein schlechtes
Bildungssystem. Unser dreigliedriges Schulsystem gibt Kindern aus der Arbeiter-
klasse nicht genug Chancen, insbesondere nicht den Kindern von Migranten. Das
ist mittlerweile nachgewiesen durch die PISA-Studien. Kein Land in Europa hat eine
so große Spanne in der Qualität der 15-jährigen Schüler wie wir. Nur die Amerikaner
schneiden ähnlich schlecht ab.
WIRTSCHAFTL ICHE DYNAMIK
Die OECD nennt in ihrer PISA-Studie auch den Grund für das schlechte deutsche Er-
gebnis: Wir sortieren die Kinder im Alter von zehn Jahren und damit deutlich zu früh.
So früh sortiert kaum ein anderes Land der Erde seinen Nachwuchs. Von diesem
Trip müssen wir runter.
Zusätzlich müssen wir eine verpflichtende Vorschulerziehung einführen, um den Kin-
dern von Migranten und bildungsfernen deutschen Familien rechtzeitig die deutsche
Sprache beizubringen. Die Schule ist auch nicht freiwillig. Wir überlassen es nicht
den Eltern, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken, sondern die Gemeinschaft der
Staatsbürger sagt: Wir entmündigen die Eltern in der Frage, ob die Kinder zur Schule
gehen, und schützen die Kinder vor den Eltern, indem jedes Kind gehen muss. Das
ist Konsens bei der Schule, und das muss auch das Prinzip bei den Vorschulkindern
sein, die der deutschen Sprache nicht richtig mächtig sind. Sonst fliegt uns diese
Gesellschaft eines Tage um die Ohren.
Aber selbst, wenn wir das jetzt richtig machen, dauert es noch eine ganze Gene-
ration, bis die besser ausgebildeten Arbeitskräfte tatsächlich zur Verfügung stehen.
Der Königsweg Bildung enthebt uns also nicht der Notwendigkeit, den Arbeitsmarkt
weiter zu flexibilisieren, so dass er mit den Kräften der Globalisierung zurechtkommt.
Wenn ein Weltarbeitsmarkt entsteht, in dem die deutschen Arbeitnehmer in direktem
Wettbewerb zu Chinesen oder Polen stehen, dann gleicht sich das Lohnniveau
tendenziell an. Das heißt, die Löhne in China werden hochgezogen, die Löhne für
einfache Arbeit bei uns jedoch nach unten gedrückt, mindestens gegen den Trend.
In dieser Situation können wir nicht sagen: Wir wehren uns mit Mindestlöhnen, was
der zweite mögliche Weg wäre. Diesen Weg haben wir in der Vergangenheit verfolgt,
wie erläutert in Form der impliziten Mindestlöhne, die das deutsche Lohnersatz-
system geschaffen hat. Das Ergebnis war die Massenarbeitslosigkeit, die bis zur
Agenda immer bedrohlichere Ausmaße angenommen hatte und das gesamte
Staatswesen in den Abgrund zu reißen drohte.
…IM AKT IV IERENDEN SOZ IALSTAAT
Der dritte Weg ist der skandinavische Weg. Einige wollen ihn gehen. Die Kernidee
ist, die Beschäftigung im Staat so auszudehnen, bis die Arbeitslosigkeit verschwin-
det, obwohl Löhne gezahlt werden, die international nicht wettbewerbsfähig sind.
Der Staat kann sich das erlauben, denn er ist nicht unmittelbar dem Wettbewerb
ausgesetzt. Während in Deutschland 12 Prozent der Erwerbspersonen beim Staat
arbeiten, sind es in Dänemark und Schweden über 30 Prozent. Der skandinavische
Weg ist allemal besser, als die Menschen in die Arbeitslosigkeit zu schicken, wie wir
Deutschen das bis zur Agenda 2010 gemacht haben.
Aber noch besser ist der vierte Weg, nämlich einen aktivierenden Sozialstaat einzu-
führen. Einen Sozialstaat, der die Menschen bezuschusst, während sie arbeiten,
statt den Zuschuss unter der Bedingung zu geben, dass sie dem Arbeitsmarkt fern
bleiben. Dieser aktivierende Sozialstaat würde sehr viel Dynamik entfalten, weil wie-
der Geschäftsmodelle möglich werden, die vorher durch die implizierten Mindest-
löhne zerstört wurden. Diese Geschäftsmodelle würden möglich, ohne dass die
betroffenen Bevölkerungsgruppen Einkommensverluste erleiden müssen, denn sie
müssen ja nicht von ihrem Lohn leben, sondern erhalten Einkommenszuschüsse.
Manche sagen, es könne doch nicht sein, dass Geschäftsmodelle realisiert werden,
die ihre Existenz dem Zuschuss aus Steuermitteln verdanken. Wer so redet, verkennt
aber, dass es diese Modelle auch ohne solche Zuschüsse gäbe, wenn die Löhne
nach unten hin flexibel wären und durch Angebot und Nachfrage statt staatliche
Interventionen in Form des Lohnersatzsystems bestimmt würden. Ja, es gab sie
früher sogar haufenweise. Denken Sie nur an den Bereich der haushaltsnahen
Dienstleistungen, der einem erheblichen Teil der Bevölkerung Beschäftigung gab,
bevor der Sozialstaat damit anfing, die Löhne für einfache Arbeit so zu verteuern,
dass dieser Dienstleistungssektor zugrunde ging. Lohnzuschüsse machen solche
Modelle wieder möglich, ohne dass die Arbeitnehmer die Zeche zahlen müssen.
Zwar spreizen sich die Löhne wieder so weit aus, wie es früher der Fall war, doch
spreizen sich nicht zugleich die Einkommen aus, und darauf kommt es an. So
gesehen helfen die Lohnzuschüsse tatsächlich den Arbeitnehmern statt den
Unternehmern.
Die Folge einer noch konsequenteren Hinwendung zu Lohnzuschüssen wäre ein
zusätzlicher Wachstumsschub, weil ein arbeitender Mensch stets mehr erwirtschaf-
tet als ein Arbeitsloser, auch wenn die neuen einfachen Jobs nicht sonderlich pro-
duktiv sind. Es entsteht ein Beitrag zum Sozialprodukt, der sonst nicht da gewesen
wäre. Die Verteilungsmasse wird größer.
Aber noch viel wichtiger ist, dass wir die Menschen integrieren. Ein Sozialsystem,
das nur unter der Bedingung der Abstinenz vom Arbeitsmarkt Hilfe gewährt, ist men-
schenverachtend, weil es die Menschen aus der Sozialgemeinschaft des
Arbeitslebens heraus treibt und Sozialhilfekarrieren erzeugt. Ein solches System
erzieht die Menschen dazu, ihre Energie und Kreativität darauf zu verwenden,
WIRTSCHAFTL ICHE DYNAMIK
möglichst viel Geld über die Sozialämter zu bekommen, anstatt sich darauf zu
konzentrieren, das Geld durch Arbeit bei den Unternehmen zu holen. Wir schaf-
fen eine Unterschicht, die in dieser Gesellschaft keine Chancen mehr sieht und
schlimmsten Falls eines Tages militant wird. Das ist keine gute Perspektive für unser
Land.
´
Alle müssen lernen und ihren Beitrag leisten. Wir müssen uns behaupten in der Zeit
der Globalisierung. Jeder muss um seine Position kämpfen, nach seinem Vermögen
einen Beitrag zum Sozialprodukt leisten. Arbeit ist dafür die Voraussetzung. Ein
System, das bestimmte Bevölkerungsgruppen von der Arbeit ausschließt, ist
menschenverachtend. Das will ich nicht, und ich denke, das wollen Sie auch nicht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
…IM AKT IV IERENDEN SOZ IALSTAAT
Björn Bürger und Paul Leonard Schäffer
„What a Wonderful World“ (George David Weiss)„Night and Day“ (Cole Porter)„Come what may“ (Patti Page)„New York, New York“ (Frank Sinatra)„Somewhere“ (Leonard Bernstein)
KÜNSTLER ISCHER RAHMEN
Björn Bürger, Gesang.
Studiert Gesang bei Prof. Berthold
Possemeyer an der Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst (HfMDK)
Frankfurt am Main.
Auftritte: 2008 „Simon“ in Musical
„Simon The Lonely Stranger“ von Lasse
Haikkilä, 2009 / 2010 „Argante“ in
Händels „Rinaldo“ in Rüsselsheim,
Bornheim und Karlsruhe. 2010 Arien
und Duette aus Opern von Mozart mit
„Orchester der Landesregierung
Düsseldorf“. 2010 Yehudi-Menuhin
Stiftung „Life Music Now“
Paul Leonard Schäffer, Flügel.
Studiert Komposition bei Gerhard Müller
Hornbach und Kirchenmusik an der
HfMDK Frankfurt am Main.
Aufgeführte Kompositionen: „Kasseler
Musiktage 2009“, „Händel Festspiele
Karlsruhe 2010“
Unser Partner:
HESSEN-CHAMPIONS 2010
Pressemitteilung
„HESSEN-CHAMPIONS 2010“ AUSGEZE ICHNETWettbewerb „Hessen-Champions 2011“ gestartet
Josef Wiegand GmbH & Co. KG überzeugt Jury als „Weltmarktführer“ /
K+S Aktiengesellschaft und Software AG auf Platz 2
„Jobmotor“ - Auszeichnung für ADTECH AG
Sonderpreis „Neue Produkte und Entwicklungen“ erhält Activaero GmbH,
DFT Digital Film Technology Holding GmbH und EnviroChemie GmbH
auf Platz 2
Ministerpräsident Volker Bouffier, Wirtschaftsminister Dieter Posch und Professor
Dieter Weidemann, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände
(VhU), haben am Dienstag in Wiesbaden die „Hessen-Champions 2010“ ausge-
zeichnet. Der Preis geht an Firmen, die in ihrer Branche weltweit führend sind – oder
unter Berücksichtigung ihrer Größe – überdurchschnittlich viele neue Arbeitsplätze in
Hessen geschaffen haben.
HESSEN-CHAMPIONS WELTMARKTFÜHRER
1.PLATZWeltmarktführer
JOSEF WIEGAND GMBH & CO KG.
„Mit der Firma Wiegand zeichnen wir ein Unternehmen aus einer immer wichtiger
werdenden Branche aus. Ich freue mich über Unternehmen, die Menschen in
Bewegung und sportlich fi t halten. Hier verbinden sich modernste Technik und
Freizeitvergnügen. Herzlichen Glückwunsch zum 1. Preis als ‚Hessen-Champion‘ in
der Kategorie ‚Weltmarktführer‘“, gratulierte Bouffi er.
„Die Josef Wiegand GmbH eröffnete im Jahr 1975 die erste Edelstahl-Sommerrodel-
bahn im Skigebiet Wasserkuppe. Diese Anlage wurde der Grundstein für ein neues
sportliches Vergnügen, das inzwischen jährlich weltweit mit über 40 Millionen Ab-
fahrten die Rodler begeistert. Heute liefert das Familienunternehmen verschiedenste
Bahntypen in alle Kontinente. Gekonnt verbindet sie langjährige Erfahrung mit ständi-
gen Neu- und Weiterentwicklungen sowie Verbesserungen von Komfort, Wirtschaft-
lichkeit und Sicherheit“, so Weidemann. „Die mit 90 Prozent Weltmarktanteil überra-
gende Stellung in der Produktion von Sommerrodelbahnen macht das Unternehmen
aus Rasdorf zum diesjährigen „Hessen-Champion“, erklärte Posch.
„Die Geschichte hat schon vor 35 Jahren begonnen. Mein Vater hat mit einem Skiliftbetrieb angefangen. Zu einer Sommernutzung dieser Skilifte kam eine Sommerrodelbahn ins Gespräch und so ist der Betrieb gewachsen.“ Hendrik Wiegand
HESSEN-CHAMPIONS WELTMARKTFÜHRER
2. PLATZWeltmarktführer
SOFTWARE AG
Die 1969 gegründete Software AG aus Darmstadt
ist mit einem Anteil von über 12 Prozent weltweit
führend auf dem Gebiet der Unternehmenssoft-
ware. Ihre Software-Architektur ermöglicht Unter-
nehmen, aus verschiedenen, häufi g getrennten
„Datenbank-„Silos“ eine einheitliche Datenbasis für
unternehmerische Entscheidungen zu erstellen.
HESSEN-CHAMPIONS WELTMARKTFÜHRER
2. PLATZWeltmarktführer
K+S
Die K+S Aktiengesellschaft aus Kassel ist Weltmarktführer in der Salz-
produktion. Mit über 100 Jahren Erfahrung im Abbau von Rohsalzen und
einer Kapazität von knapp 40 Millionen Tonnen pro Jahr, ist K+S zum welt-
weit größten Salzproduzenten aufgestiegen - mit einem Anteil von
10 Prozent am Weltmarkt. „Nachhaltiges wirtschaftliches Handeln und
die Schaffung von Werten bilden die grundsolide Basis, die es ermöglicht,
auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Zukunft zu gestalten“,
so Wirtschaftsminister Posch.
HESSEN-CHAMPIONS JOBMOTOR
1.PLATZJobmotor
ADTECH AG
Im vergangenen Jahr hat das Internet-Unternehmen 23 neue Mitarbeiter im
hessischen Dreieich eingestellt. Dazu kommen 26 weitere Arbeitsplätze in den USA,
Schweden, Frankreich und Großbritannien. Derzeit arbeiten 89 Software-Entwickler,
Produktmanager, Vertriebsmitarbeiter und Marketing-Spezialisten in der Firmenzent-
rale in Dreieich, weltweit sind es 190. Das 1998 gegründete Unternehmen sorgt
technisch dafür, dass Werbebanner auf Websites kommen, und stellt darüber hinaus
auch die Erfolgsmessung zur Verfügung, die Grundlage der Vergütung in der
Internet-Branche ist.
„Wir haben die Mit-arbeiter gebraucht. Wir bereiten uns auf die neuen Märkte und auf die gestiegenen Anforderungen, die aus dem Internet kommen, vor. Wir würden gerne noch mehr Leute einstellen.“ Erhard
Neumann
HESSEN-CHAMPIONS.
„Ich freue mich über so einen tollen Preis. Da kann man stolz darauf sein, ins-besondere für die ganze Firma, die ja solche Produkte entwickelt.“, Dr. Gerhardt
Scheuch
1. PLATZNeue Produkte und Entwicklungen
ACTIVAERO GMBH
Dem Unternehmen aus
Gemünden ist es gelungen,
ein Inhalationssystem zur Behand-
lung von Atemwegs- und
Lungenerkrankungen zu ent-
wickeln, das 85 Prozent – statt
bisher nur 15 Prozent des Medi-
kaments – tatsächlich auch in die
Lunge gelangen lässt, und nicht
etwa in den Magen. Die Entwick-
lung wurde vom Land Hessen
durch die Landes-Offensive zur
Entwicklung Wissenschaftlich-
ökonomischer Exzellenz
(LOEWE-Förderlinie 3) gefördert.
Als Projektträger fungierte die lan-
deseigene Wirtschaftsförderungs-
gesellschaft HA Hessen Agentur
GmbH.
NEUE PRODUKTE UND ENTWICKLUNGEN
2. PLATZNeue Produkte und Entwicklungen
DFT DIGITAL FILM TECHNOLOGY HOLDING GMBH
Die DFT Digital Film Technology Holding GmbH
aus Weiterstadt hat den SCANITY Filmscanner zur
Abtastung und Digitalisierung von analogen Kino-
und Werbefi lmen entwickelt. Das System zeichnet
sich durch eine sehr hohe Geschwindigkeit von 30
Bildern pro Sekunde und höchste Präzision aus. Die
Aufl ösung ist um das 4-fache höher als der HDTV-
Fernsehstandard. Weltweit sind 405 Systeme im
Einsatz.
HESSEN-CHAMPIONS
2. PLATZNeue Produkte und Entwicklungen
ENVIRO CHEMIE GMBH
Im Bereich der industriellen Wasser-
und Abwassertechnik entwickelt die
EnviroChemie GmbH Anlagen und
Serviceleistungen für eine ressourcen-
effi ziente Produktion. Im Fokus steht das
Recycling von Wasser und Wertstoffen,
die Optimierung von Produktionspro-
zessen, Effi zienzsteigerung und ressour-
cenfreundliche Energieerzeugung sowie
intelligente Lösungen zur Prozesswas-
ser- und Abwasserbehandlung.
HESSEN-CHAMPIONS 2010
80 Unternehmen hatten sich dieses Jahr am Wettbewerb beteiligt, den die Hessen-
Agentur organisiert. 14 Bewerber erreichten das Finale und erhielten dafür eine
Urkunde.
Finalisten „Hessen-Champions 2010“, Kategorie: „Weltmarktführer“
• Fritz Emde, Fabrikation von Maschinen und Vakuumanlagen, Zierenberg
• Josef Wiegand GmbH & Co. KG, Rasdorf
• K+S Aktiengesellschaft, Kassel
• MERSEN Deutschland Linsengericht GmbH, Linsengericht-Altenhasslau
• Software AG, Darmstadt
Finalisten „Hessen-Champions 2010“, Kategorie: „Jobmotor“
• ADTECH AG, Dreieich
• Anolis Interiors GmbH, Sinn-Fleisbach
• AREVA NP GmbH, Offenbach
Finalisten „Hessen-Champions 2010“, Sonderpreis:
„Neue Produkte und Entwicklungen“
• Activaero GmbH, Gemünden/Wohra
• DFT Digital Film Technology Holding GmbH, Weiterstadt
• EnviroChemie GmbH, Rossdorf
• FRANZ CARL NÜDLING Basaltwerke GmbH & Co. KG, Fulda
• Harald Böhl GmbH, Rosenthal
• Trout GmbH, Kassel
Hessen-Champions 2011 gestartet
Mit der Preisverleihung startet gleichzeitig der Wettbewerb „Hessen-Champions
2011“. Dabei wird in Zukunft anstelle bisher wechselnder Sonderpreise „Innovation“
als 3. Kategorie fest verankert – neben Weltmarktführern und Jobmotoren. „Wir
integrieren dafür den hessischen Innovationspreis in den Wettbewerb Hessen-Cham-
pions. Damit lenken wir zusätzliches Interesse und Aufmerksamkeit auf die Innovati-
onspotenziale in der hessischen Wirtschaft. Zugleich wollen wir auf die große
Bedeutung der Innovatoren, insbesondere auch in kleinen und mittleren Unternehmen
hinweisen“, kündigte Minister Posch an. Möglich wird dies durch die Integration des
hessischen Innovationspreises, den die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft
Hessen seit dem Jahr 1987 gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium durchführt.
Bewerben können sich alle Unternehmen mit Sitz in Hessen. Insbesondere kleine und
mittlere Unternehmen sind eingeladen, sich am Wettbewerb auch in der Kategorie
Innovation zu beteiligen. Die Bewerbungsunterlagen finden Sie im Internet unter
www.hessen-champions.de. „Hessen-Champions“:
Hall of Fame
Bereits zum zehnten Mal würdigen die Initiatoren - das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und
Landesentwicklung und die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) – besondere unter-
nehmerische Erfolge mit der Auszeichnung „Hessen-Champion“. Der Wettbewerb fi ndet im
Rahmen der Standortkampagne „An Hessen führt kein Weg vorbei.“ statt. Mit dieser Kampagne werben
Landesregierung und hessische Wirtschaft gemeinsam für den Standort Hessen, um dessen herausra-
gende Position als eine der wirtschaftsstärksten Regionen Europas weiter auszubauen.
HESSEN-CHAMPIONS 2010 – HALL OF FAME
Weltmarktführer ab 1999:
Omicron Vakuumphysik GmbH,
Taunusstein
Biodata Information Technology,
Lichtenfels
SMA Regelsysteme GmbH,
Niesetal
GLASBAU HAHN GmbH + Co.
KG, Frankfurt am Main
Küster Automotive Control
Systems GmbH, Ehringhausen
Schneider GmbH & Co. KG,
Steffenberg
Ixetic GmbH, Bad Homburg
Schenk Process GmbH,
Darmstadt
Sell GmbH, Herborn
Josef Wiegand GmbH, Rasdorf
Die Sieger beim Sonderpreis,
der jährlich neu bestimmt wird:
C.A.M.T. Ingenieurgesellschaft
mbH, Dauernheim (Sonderpreis
„Innovatives Unternehmen“)
ETeX Sprachsynthese AG,
Frankfurt (Sonderpreis „Innova-
tives Unternehmen“)
Merck KGaA, Darmstadt
(Sonderpreis „Produkt“)
Schunk Gruppe, Heuchelheim
(Sonderpreis „Ausbildungsplatz“)
Rittal GmbH & Co. KG, Herborn
(Sonderpreis „Wissenstransfer“)
uphoff pr-consulting, Marburg
(Sonderpreis „Familienfreund-
liches Unternehmen“)
Heraeus Holding GmbH, Hanau
(Sonderpreis „Familienfreund-
liches Unternehmen“)
ISF Internationale Schule Frank-
furt-Rhein-Main, Frankfurt (Son-
derpreis „Together in Hessen“)
Specht Modulare Ofensysteme
GmbH & Co. KG, Hatzfeld (Son-
derpreis „Neue Produkte
und Entwicklungen“)
Activaero GmbH, Gemüden
(Sonderpreis „Neue Produkte
und Entwicklungen“)
Jobmotor ab 2004:
DIPL.-ING. W. BENDER GmbH &
Co. KG, Grünberg
Fraport AG, Frankfurt am Main
WISAG Service Holding GmbH &
Co. KG, Frankfurt am Main
nie wieder bohren AG, Hanau
R+S solutions Holding AG, Fulda
SMA Solar Technology AG,
Niestetal
ADTECH AG, Dreieich
Die Vereinigung der hessischen
Unternehmerverbände (VhU) ist mit
59 Mitgliedsverbänden, ihren 150.000
Unternehmen sowie 1,5 Millionen
Beschäftigten die Spitzenorganisation
der freiwillig organisierten hessischen
Wirtschaft. Sie versteht sich als
„Motor für Reformen und Exzellenz“ in
Hessen“. Sie ist zugleich Landesge-
schäftsstelle von BDA und BDI
in Hessen.
Näheres unter www.vhu.de
September 2010
November 2010
Barometer FamilienfreundlichkeitVerantwortung und Engagement in Unternehmen
IGS Organisationsberatung GmbH
Motor für Reform
Dezember 2010
AKTUELLE PUBL IKAT IONEN DER VHU
20. HESS ISCHER UNTERNEHMERTAG
CHANCEN IN DEUTSCHLAND
25. Oktober 2011
Kurhaus Wiesbaden
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU), Emil-von-Behring-Straße 4, 60439 Frankfurt am Main
Telefon: 069 95808-0, Telefax: 069 95808-126, E-Mail: [email protected], www.vhu.de