Hier ein „Ja“, dort ein „Nein“ · 2019. 10. 25. · Mit einem Studium an einer der besten...

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Professor Andrä Wolter lehrt Erziehungs- wissenschaft mit Schwerpunkt Hoch- schulforschung an der Humboldt-Uni- versität zu Berlin. Er forscht zum Thema beruflich qualifizierte Studenten. Warum studieren immer mehr Men- schen ohne Abitur? Andrä Wolter: Neu ist seit dem Jahr 2009, dass die beruflichen Fortbildungs- abschlüsse dem Abitur gleichgestellt sind. Die Öffnung der Hochschulen wäre allerdings folgenlos geblieben, wenn es kein erkennbares Interesse in Teilen der Bevölkerung gegeben hätte: Man will be- ruflich vorankommen oder seine ur- sprüngliche Berufswahl korrigieren. Werden beruflich Qualifizierte Abituri- enten aus den Hörsälen verdrängen? Es droht kein Massenansturm. Für dieje- nigen, die aus dem Beruf kommen, ist dieser Weg hürdenreich, nicht zu verges- sen das Risiko des Scheiterns. Über eine solche Entscheidung wird gründlich nachgedacht. Die Hochschulen reservie- ren drei bis zehn Prozent ihrer Studien- plätze für nicht traditionell Studierende. Derzeit reicht das. Für 2013 haben wir ei- nen Anteil von 3,2 Prozent an allen Studi- enanfängern ermittelt. Drei Prozent der Plätze zu reservieren, könnte sich irgend- wann als zu eng erweisen, aber bis zehn Prozent ist es noch weit. Müssen sich Form und der Stil der Leh- re verändern, wenn nicht mehr nur Gymnasiasten in den Bänken sitzen? Beides muss sich ändern. Für Berufser- fahrene sind flexible Formate wie das Teilzeitstudium und das Fernstudium at- traktiv. Man muss die Anrechnung gleichwertiger beruflich erworbener Kompetenzen verstärken. Jemand, der seit sechs Jahren im Beruf steht, weiß vie- les, was der Abiturient erst lernen muss. Auf der anderen Seite lernen ältere Stu- dierende anders als 18- und 19-Jährige. Wenn die nebeneinander im Hörsaal sit- zen, ist das eine Herausforderung. interview: christine demmer 36 SZ SPEZIAL – LERNEN Donnerstag, 10. November 2016, Nr. 260 DEFGH Einen Massenansturm von beruflich Qualifizier- ten ohne Abitur auf die Hörsäle werde es nicht geben, so die Einschät- zung von Andrä Wolter. Diese Zielgruppe interes- siere sich besonders für flexible Studienformate. FOTO: OH von christine demmer I mmer mehr Studenten nehmen in den Hörsälen der Hochschulen Platz, die das Abitur nur aus Erzählungen ken- nen. 1997 studierten in Deutschland nur et- wa 8500 Menschen ohne Abitur oder Fach- hochschulreife. 2014 waren es sechs Mal so viele, nämlich fast 50 000. Diese Zahlen hat das CHE Centrum für Hochschulent- wicklung mit Sitz in Gütersloh erhoben. Alle 16 Bundesländer haben die gesetzli- chen Zugangsmöglichkeiten zum Studium ohne Abitur deutlich ausgeweitet. „Damit will die Politik zwei Ziele erreichen. Zum einen soll die Akademikerquote steigen, weil die Anforderungen im Job zunehmen. Zum anderen will man die Schul- und Be- rufswege so durchlässig wie möglich ge- stalten, um den Menschen die bestmögli- chen Bildungschancen zu eröffnen“, er- klärt CHE-Geschäftsführer Frank Ziegel. Das klingt gut. Tatsächlich aber begren- zen die Hochschulen den Anteil der für Be- werber ohne Abitur reservierten Studien- plätze bei besonders nachgefragten Studi- engängen auf drei bis zehn Prozent. Außer- dem kann nicht jeder Berufserfahrene je- des Fach studieren. Die freie Auswahl ha- ben nur Meister im Handwerk sowie die In- haber bestimmter Fortbildungsabschlüs- se wie Fachwirte und Techniker. Einer Im- mobilienfachwirtin stehen von Archäolo- gie bis Zoologie alle Studienrichtungen of- fen. Bewerber mit „nur“ einer abgeschlos- senen Berufsausbildung und einigen Jah- ren Berufspraxis hingegen werden ledig- lich für Fächer zugelassen, die mit ihrer Ausbildung zu tun haben. Ein Immobilien- kaufmann darf sich mithin zwischen Im- mobilienmanagement oder Betriebswirt- schaftslehre mit Studienrichtung Real Es- tate entscheiden. Mitunter braucht man Ar- gumentationsgeschick, um an einer Hoch- schule aufgenommen zu werden. Denn über die Zulassung entscheiden die Hoch- schulen in Eigenregie. Es kommt vor, dass die eine sagt: „Das geht“ und die andere sagt „Das geht nicht“. Bei der Bereitschaft, sich für Berufstätige zu öffnen, gebe es gro- ße Unterschiede zwischen den Hochschu- len, bestätigt Professor Andrä Wolter von der Humboldt-Universität in Berlin. Trotz des einhelligen Beschlusses der Kultusminister, die beruflichen Abschlüs- se der an allgemeinbildenden Schulen er- worbenen Hochschulreife gleichzustellen, existieren in den Bundesländern unter- schiedliche Regelungen für das Studium ohne Abitur. So kann zum Beispiel eine Krankenschwester mit mittlerer Reife in Rheinland-Pfalz nur dann ein Bachelorstu- dium in Gesundheitsökonomie absolvie- ren, wenn sie ihre Berufsausbildung mit ei- ner Durchschnittsnote von 2,5 oder besser abgeschlossen hat. Sie kann später den Master draufsatteln und, wenn sie will, so- gar promovieren. Ein Rettungssanitäter mit Note eins, der in Nordrhein-Westfalen Medizin studieren will, darf das nicht. Ärz- ten in spe ohne Abitur macht es das bevöl- kerungsreichste Bundesland auch sonst schwer: Ihre Berufsausbildung wird einem Abiturnotenschnitt von 4,0 gleichgesetzt. Das kann jahrelanges Warten auf einen Stu- dienplatz bedeuten. Von den weniger qualifizierten Studier- willigen, bei denen es sich nicht um Meis- ter, Techniker oder Fachwirte handelt, for- dern einige Bundesländer und Hochschu- len zudem das Bestehen einer schriftli- chen und mündlichen Zugangsprüfung. Dazu muss man sich etwa ein Jahr vor beab- sichtigtem Studienbeginn anmelden. Man- che Hochschulen verlangen zusätzlich oder alternativ ein zwei- bis viersemestri- ges Probestudium. Man sollte sich also bei jeder einzelnen Hochschule nach den für ei- nen bestimmten Studiengang geltenden Vorschriften erkundigen. Kunterbunt sind nicht nur die Zugangs- regelungen, sondern auch die Studien- und Serviceangebote der Hochschulen. Auf der CHE-Plattform Studieren-ohne- abitur.de sind die Zulassungsbestimmun- gen der einzelnen Bundesländer detailliert aufgeführt. Wie es die einzelne Hochschu- le hält, erfährt man auf der jeweiligen Homepage und bei der Zulassungsstelle. Durchwachsen sind auch die Erfolge der Länder bei der Öffnung ihrer Hochschulen für beruflich qualifizierte Menschen: An der Spitze rangieren Hamburg, Nordrhein- Westfalen und Berlin, im unteren Drittel Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen- Anhalt. In Hamburg und Nordrhein-West- falen, Pioniere des Studiums ohne Abitur, übersteigt der Anteil von beruflich qualifi- zierten Studienanfängern jeweils schon fünf Prozent. In vier der fünf ostdeutschen Bundesländer hingegen ist er rückläufig. Während die Universitäten noch mit be- ruflich Qualifizierten fremdeln – gerade mal zwei Prozent ihrer Studienanfänger kommen über den sogenannten dritten Bil- dungsweg –, haben sich die meisten Fach- hochschulen bereits für Bewerber ohne Ab- itur geöffnet. Das Publikum honoriert es. „Fachhochschulen sind mit einem Anteil von circa vier Prozent aller Studienanfän- ger ohne Abitur oder Fachabitur bei dieser Zielgruppe doppelt so stark nachgefragt wie Universitäten“, sagt CHE-Chef Ziegele. Auch die kostenpflichtigen privaten Hochschulen freuen sich über Zulauf. Sie bieten weit stärker als Hochschulen in staatlicher Trägerschaft das, was berufser- fahrene Studenten so sehr schätzen: zeitli- che und örtliche Flexibilität im Studium. An der Spitze der beliebtesten Hochschu- len ballen sich deshalb die Fernhochschu- len, ganz vorne die Fernuniversität in Ha- gen. „Fernstudiengänge sind für diese Ziel- gruppe besonders attraktiv“, sagt Ziegele. „Allerdings erfordert diese Form des Studi- ums viel Selbstdisziplin, die nicht jeder auf- bringen kann.“ Bei der Fächerwahl entscheidet sich die Hälfte der Erstsemester für Rechts-, Wirt- schafts- und Sozialwissenschaften, ge- folgt von den Sprach- und Kulturwissen- schaften (14 Prozent) sowie den Ingenieur- wissenschaften (13 Prozent). Jeder Zehnte nahm 2014 ein Studium im Bereich Medi- zin oder Gesundheitswissenschaften auf. 2002 lag der Anteil noch bei 0,7 Prozent. „Dieser deutliche Zuwachs ist eine Folge der fortschreitenden Akademisierung der Gesundheitsberufe“, erklärt Ziegele. Durchaus möglich, dass es auch in ande- ren Berufen dorthin kommt. Private und Fachhochschulen bringen laufend neue Studienangebote auf den Markt. Alles andere als neu ist hingegen, dass Menschen ohne allgemeine Hochschulrei- fe, doch mit einer hervorragenden künstle- rischen Begabung an Kunst-, Film-, Thea- ter- und Musikhochschulen studieren dür- fen. Die Hochschulen behalten sich aller- dings die Zulassung vor – sie legen ihre je- weils eigenen Maßstäbe an. Sind beruflich Qualifizierte ohne Abitur eine Bürde für die Hochschulen? Hierzu ge- be es immer wieder Diskussionen, sagt An- drä Wolter. „Viele Universitäten befürch- ten, dass diese Gruppe zu einer Belastung wird. Aus unserer Längsschnittuntersu- chung, einer sich über einige Jahre erstre- ckenden Zeitreihenuntersuchung, können wir das nicht bestätigen.“ Bei Studieren- den mit beruflichem Bildungshintergrund gebe es zwar eine etwas höhere Abbrecher- quote, aber nicht nur aus Leistungsgrün- den, sondern auch wegen zeitlicher Verein- barkeitsprobleme. „Aber diejenigen, die das Studium abschließen, schneiden eben- so erfolgreich ab wie die anderen.“ Hier ein „Ja“, dort ein „Nein“ Immer mehr Menschen ohne Abitur wollen studieren. Je nach Bundesland und Hochschule gelten jedoch ganz unterschiedliche Regeln für die Zulassung Viele Hürden Wer ohne Abitur studieren will, braucht enorme Willenskraft Speziell Fachhochschulen und private Hochschulen freuen sich über den Zulauf Berufserfahrener Handwerksmeister und Fachwirte haben mehr Wahlmöglichkeiten in Sachen Studium als Berufserfahrene, die nicht über die entsprechenden Abschlüsse verfügen. Ein klassischer Handwerksberuf ist zum Beispiel Stuckateur. FOTO: MATTHIAS HIEKEL/DPA Bachelor & Master Etwas vergessen? Gutes Management will gelernt sein. Mit einem Studium an einer der besten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. Bachelor, Master, MBA, in Vollzeit, berufsbegleitend oder dual. Dortmund · Frankfurt/Main · München Hamburg · Köln · Stuttgart www.ism.de Sprechen Sie uns an und werden Aussteller auf der Stuzubi München. Jetzt buchen! [email protected] 08131 90748 0 26. März 2017 MTC München www.stuzubi.de/muenchen Karriere-Messe für Studenten & Young Professionals SZ Spezial MBA & Executive MBA Die Erscheinungstermine in 2017: Donnerstag, 16. Februar Anzeigenschluss: Dienstag, 7. Februar Donnerstag, 6. April Anzeigenschluss: Dienstag, 28. März Donnerstag, 14. September Anzeigenschluss: Dienstag, 5. September Donnerstag, 12. Oktober Anzeigenschluss: Freitag, 29. 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Professor Andrä Wolter lehrt Erziehungs-wissenschaft mit Schwerpunkt Hoch-schulforschung an der Humboldt-Uni-versität zu Berlin. Er forscht zum Themaberuflich qualifizierte Studenten.

Warum studieren immer mehr Men-schen ohne Abitur?Andrä Wolter: Neu ist seit dem Jahr2009, dass die beruflichen Fortbildungs-abschlüsse dem Abitur gleichgestelltsind. Die Öffnung der Hochschulen wäreallerdings folgenlos geblieben, wenn eskein erkennbares Interesse in Teilen derBevölkerung gegeben hätte: Man will be-ruflich vorankommen oder seine ur-sprüngliche Berufswahl korrigieren.

Werden beruflich Qualifizierte Abituri-enten aus den Hörsälen verdrängen?Es droht kein Massenansturm. Für dieje-nigen, die aus dem Beruf kommen, istdieser Weg hürdenreich, nicht zu verges-sen das Risiko des Scheiterns. Über einesolche Entscheidung wird gründlichnachgedacht. Die Hochschulen reservie-ren drei bis zehn Prozent ihrer Studien-plätze für nicht traditionell Studierende.Derzeit reicht das. Für 2013 haben wir ei-nen Anteil von 3,2 Prozent an allen Studi-enanfängern ermittelt. Drei Prozent derPlätze zu reservieren, könnte sich irgend-wann als zu eng erweisen, aber bis zehnProzent ist es noch weit.

Müssen sich Form und der Stil der Leh-re verändern, wenn nicht mehr nurGymnasiasten in den Bänken sitzen?Beides muss sich ändern. Für Berufser-fahrene sind flexible Formate wie dasTeilzeitstudium und das Fernstudium at-traktiv. Man muss die Anrechnunggleichwertiger beruflich erworbenerKompetenzen verstärken. Jemand, derseit sechs Jahren im Beruf steht, weiß vie-les, was der Abiturient erst lernen muss.Auf der anderen Seite lernen ältere Stu-dierende anders als 18- und 19-Jährige.Wenn die nebeneinander im Hörsaal sit-zen, ist das eine Herausforderung.

interview: christine demmer

36 SZ SPEZIAL – LERNEN Donnerstag, 10. November 2016, Nr. 260 DEFGH

Einen Massenansturmvon beruflich Qualifizier-ten ohne Abitur auf dieHörsäle werde es nichtgeben, so die Einschät-zung von Andrä Wolter.Diese Zielgruppe interes-siere sich besonders fürflexible Studienformate.FOTO: OH

von christine demmer

Immer mehr Studenten nehmen in denHörsälen der Hochschulen Platz, diedas Abitur nur aus Erzählungen ken-

nen. 1997 studierten in Deutschland nur et-wa 8500 Menschen ohne Abitur oder Fach-hochschulreife. 2014 waren es sechs Malso viele, nämlich fast 50 000. Diese Zahlenhat das CHE Centrum für Hochschulent-wicklung mit Sitz in Gütersloh erhoben.Alle 16 Bundesländer haben die gesetzli-chen Zugangsmöglichkeiten zum Studiumohne Abitur deutlich ausgeweitet. „Damitwill die Politik zwei Ziele erreichen. Zumeinen soll die Akademikerquote steigen,weil die Anforderungen im Job zunehmen.Zum anderen will man die Schul- und Be-rufswege so durchlässig wie möglich ge-stalten, um den Menschen die bestmögli-chen Bildungschancen zu eröffnen“, er-klärt CHE-Geschäftsführer Frank Ziegel.

Das klingt gut. Tatsächlich aber begren-zen die Hochschulen den Anteil der für Be-werber ohne Abitur reservierten Studien-plätze bei besonders nachgefragten Studi-engängen auf drei bis zehn Prozent. Außer-dem kann nicht jeder Berufserfahrene je-des Fach studieren. Die freie Auswahl ha-ben nur Meister im Handwerk sowie die In-haber bestimmter Fortbildungsabschlüs-se wie Fachwirte und Techniker. Einer Im-mobilienfachwirtin stehen von Archäolo-gie bis Zoologie alle Studienrichtungen of-fen. Bewerber mit „nur“ einer abgeschlos-senen Berufsausbildung und einigen Jah-ren Berufspraxis hingegen werden ledig-lich für Fächer zugelassen, die mit ihrerAusbildung zu tun haben. Ein Immobilien-kaufmann darf sich mithin zwischen Im-mobilienmanagement oder Betriebswirt-schaftslehre mit Studienrichtung Real Es-tate entscheiden. Mitunter braucht man Ar-gumentationsgeschick, um an einer Hoch-schule aufgenommen zu werden. Dennüber die Zulassung entscheiden die Hoch-schulen in Eigenregie. Es kommt vor, dassdie eine sagt: „Das geht“ und die anderesagt „Das geht nicht“. Bei der Bereitschaft,sich für Berufstätige zu öffnen, gebe es gro-ße Unterschiede zwischen den Hochschu-len, bestätigt Professor Andrä Wolter vonder Humboldt-Universität in Berlin.

Trotz des einhelligen Beschlusses derKultusminister, die beruflichen Abschlüs-se der an allgemeinbildenden Schulen er-worbenen Hochschulreife gleichzustellen,existieren in den Bundesländern unter-schiedliche Regelungen für das Studiumohne Abitur. So kann zum Beispiel eineKrankenschwester mit mittlerer Reife in

Rheinland-Pfalz nur dann ein Bachelorstu-dium in Gesundheitsökonomie absolvie-ren, wenn sie ihre Berufsausbildung mit ei-ner Durchschnittsnote von 2,5 oder besserabgeschlossen hat. Sie kann später denMaster draufsatteln und, wenn sie will, so-gar promovieren. Ein Rettungssanitätermit Note eins, der in Nordrhein-WestfalenMedizin studieren will, darf das nicht. Ärz-ten in spe ohne Abitur macht es das bevöl-kerungsreichste Bundesland auch sonstschwer: Ihre Berufsausbildung wird einemAbiturnotenschnitt von 4,0 gleichgesetzt.Das kann jahrelanges Warten auf einen Stu-dienplatz bedeuten.

Von den weniger qualifizierten Studier-willigen, bei denen es sich nicht um Meis-ter, Techniker oder Fachwirte handelt, for-dern einige Bundesländer und Hochschu-len zudem das Bestehen einer schriftli-chen und mündlichen Zugangsprüfung.Dazu muss man sich etwa ein Jahr vor beab-sichtigtem Studienbeginn anmelden. Man-che Hochschulen verlangen zusätzlichoder alternativ ein zwei- bis viersemestri-ges Probestudium. Man sollte sich also beijeder einzelnen Hochschule nach den für ei-nen bestimmten Studiengang geltendenVorschriften erkundigen.

Kunterbunt sind nicht nur die Zugangs-regelungen, sondern auch die Studien-und Serviceangebote der Hochschulen.Auf der CHE-Plattform Studieren-ohne-abitur.de sind die Zulassungsbestimmun-gen der einzelnen Bundesländer detailliertaufgeführt. Wie es die einzelne Hochschu-le hält, erfährt man auf der jeweiligenHomepage und bei der Zulassungsstelle.Durchwachsen sind auch die Erfolge derLänder bei der Öffnung ihrer Hochschulenfür beruflich qualifizierte Menschen: Ander Spitze rangieren Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Berlin, im unteren DrittelBayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. In Hamburg und Nordrhein-West-falen, Pioniere des Studiums ohne Abitur,übersteigt der Anteil von beruflich qualifi-zierten Studienanfängern jeweils schonfünf Prozent. In vier der fünf ostdeutschenBundesländer hingegen ist er rückläufig.

Während die Universitäten noch mit be-ruflich Qualifizierten fremdeln – gerademal zwei Prozent ihrer Studienanfängerkommen über den sogenannten dritten Bil-dungsweg –, haben sich die meisten Fach-

hochschulen bereits für Bewerber ohne Ab-itur geöffnet. Das Publikum honoriert es.„Fachhochschulen sind mit einem Anteilvon circa vier Prozent aller Studienanfän-ger ohne Abitur oder Fachabitur bei dieserZielgruppe doppelt so stark nachgefragtwie Universitäten“, sagt CHE-Chef Ziegele.

Auch die kostenpflichtigen privatenHochschulen freuen sich über Zulauf. Siebieten weit stärker als Hochschulen instaatlicher Trägerschaft das, was berufser-fahrene Studenten so sehr schätzen: zeitli-che und örtliche Flexibilität im Studium.An der Spitze der beliebtesten Hochschu-len ballen sich deshalb die Fernhochschu-len, ganz vorne die Fernuniversität in Ha-gen. „Fernstudiengänge sind für diese Ziel-gruppe besonders attraktiv“, sagt Ziegele.„Allerdings erfordert diese Form des Studi-ums viel Selbstdisziplin, die nicht jeder auf-bringen kann.“

Bei der Fächerwahl entscheidet sich dieHälfte der Erstsemester für Rechts-, Wirt-schafts- und Sozialwissenschaften, ge-folgt von den Sprach- und Kulturwissen-schaften (14 Prozent) sowie den Ingenieur-wissenschaften (13 Prozent). Jeder Zehntenahm 2014 ein Studium im Bereich Medi-zin oder Gesundheitswissenschaften auf.2002 lag der Anteil noch bei 0,7 Prozent.„Dieser deutliche Zuwachs ist eine Folgeder fortschreitenden Akademisierung derGesundheitsberufe“, erklärt Ziegele.Durchaus möglich, dass es auch in ande-ren Berufen dorthin kommt. Private undFachhochschulen bringen laufend neueStudienangebote auf den Markt.

Alles andere als neu ist hingegen, dassMenschen ohne allgemeine Hochschulrei-fe, doch mit einer hervorragenden künstle-rischen Begabung an Kunst-, Film-, Thea-ter- und Musikhochschulen studieren dür-fen. Die Hochschulen behalten sich aller-dings die Zulassung vor – sie legen ihre je-weils eigenen Maßstäbe an.

Sind beruflich Qualifizierte ohne Abitureine Bürde für die Hochschulen? Hierzu ge-be es immer wieder Diskussionen, sagt An-drä Wolter. „Viele Universitäten befürch-ten, dass diese Gruppe zu einer Belastungwird. Aus unserer Längsschnittuntersu-chung, einer sich über einige Jahre erstre-ckenden Zeitreihenuntersuchung, könnenwir das nicht bestätigen.“ Bei Studieren-den mit beruflichem Bildungshintergrundgebe es zwar eine etwas höhere Abbrecher-quote, aber nicht nur aus Leistungsgrün-den, sondern auch wegen zeitlicher Verein-barkeitsprobleme. „Aber diejenigen, diedas Studium abschließen, schneiden eben-so erfolgreich ab wie die anderen.“

Hier ein „Ja“, dort ein „Nein“Immer mehr Menschen ohne Abitur wollen studieren. Je nach Bundeslandund Hochschule gelten jedoch ganz unterschiedliche Regeln für die Zulassung

Viele HürdenWer ohne Abitur studieren will,

braucht enorme Willenskraft

Speziell Fachhochschulen undprivate Hochschulen freuen sichüber den Zulauf Berufserfahrener

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interview: benjamin haerdle

A ls 29 europäische Bildungsministerim Jahr 1999 den Bologna-Prozesseinläuteten, hatte dies für die deut-

schen Hochschulen gravierende Auswir-kungen. Um einen einheitlichen europäi-schen Bildungsraum zu schaffen, musstensie sich von lieb gewonnenen Traditionenwie dem Diplom- und dem Magister-Ab-schluss verabschieden und führten statt-dessen Bachelor und Master ein. Währendder Master vor allem forschungs- oder an-wendungsorientiert sein soll, sollen dieHochschulen mit dem Bachelor insbeson-dere wissenschaftliche Grundlagen undMethodenkompetenzen vermitteln – unddie berufliche Qualifikation der Absolven-ten sicherstellen. Doch ob Bachelor-Absol-venten nach drei Jahren Hochschule fitsind für den Berufseinstieg, darüber gehendie Meinungen auseinander. Irene Selingvon der Bundesvereinigung der DeutschenArbeitgeberverbände (BDA) vertritt die An-sicht, dass der Abschluss durchaus für denBerufseinstieg qualifiziert. Ob man gleichoder später ein Masterstudium draufsat-telt, will laut der promovierten Forstwissen-schaftlerin, die beim BDA für Hochschulpo-litik zuständig ist, gut überlegt sein.

SZ: Fast 20 Jahre nach der Bologna-Re-form herrscht immer noch Uneinigkeit,ob der Bachelor für den Berufsstart wirk-lich taugt. Wie fällt Ihre Bilanz aus?Irene Seling: Der Bachelor ist die richtigeAntwort auf die Entwicklung des Arbeits-marktes. Es ist allerdings nicht mehr sowie früher, dass man mit einem Studiumfür das restliche Erwerbsleben vorbereitetist. Heute muss es immer wieder Phasen

des Lernens in der Berufstätigkeit geben.Der Bachelor kommt als Berufseinstiegsehr gut an. Das höre ich von Unterneh-men, und das zeigen auch Studien.

In welchen Branchen werden Bachelor-Absolventen besonders gesucht?Wir haben Engpässe zum Beispiel bei denIngenieuren, dort fehlen Fachkräfte. Ich se-he mit Bedauern, dass sich immer mehr Ba-chelor-Absolventen für einen direkt an-schließenden Master entscheiden. DieÜbergangsquoten an den Unis liegen fastbei 100 Prozent. Dabei ist der Bachelor fürden Berufseinstieg ausreichend, etwa alsVertriebsingenieur, in der Informatik oderals Wirtschaftsingenieurin.

Nicht überall genügt der Bachelor.In den Forschungs- und Entwicklungsab-teilungen der Industrie braucht es denMaster genauso wie in der Chemie, wo zu-dem die Promotion oft ein wichtiges Ein-stellungskriterium ist. Doch insgesamtgilt: Der Master wird überbewertet.

Weit verbreitet unter Studenten ist etwadie Meinung, dass Master-Absolventenfür den gleichen Job ein höheres Gehaltbekommen als Bachelor-Absolventen.Das stimmt so aber in der Regel nicht. DieStelle hat eine bestimmte Vergütung, undder akademische Abschluss ist nicht dasentscheidende Kriterium, wer welches Ge-halt bekommt.

Haben Absolventen mit Bachelor-Ab-schluss beim Ringen um den Job geringe-re Chance als Master-Absolventen?Das sehen wir vom BDA nicht so. Wir glau-ben vielmehr, dass Studierende schon wäh-

rend des Bachelors Praktika absolvierensollten. Dann können sie erkennen, dassfür bestimmte Tätigkeiten der Bachelorausreicht. Und man sollte ein bisschenmehr Zutrauen in den Arbeitsmarkt ha-ben, der momentan für Akademiker her-vorragend ist: Die Arbeitslosigkeit unterAkademikern liegt bei 2,5 Prozent. Die Si-tuation für Berufseinsteiger ist sehr gut,viele finden binnen kurzer Zeit einen Job.Aus unserer Sicht müssten die Hochschu-len aber noch stärker für den Bachelor wer-ben. Wichtig ist, dass sich in den Lehrplä-nen insbesondere der Universitäten die Ar-beitsmarktorientierung wiederfindet.

Diese Forderung hat Tradition. Hat sichan den Universitäten nichts getan?Doch, da gibt es Ansätze. Die TU Darm-stadt etwa bietet in den Ingenieurwissen-schaften und zunehmend in anderen Diszi-plinen im ersten Semester eine Projektwo-che, in der Studierende an technischen Fra-gestellungen in Kleingruppen arbeiten.

Wie sieht es bei den Geisteswissenschaf-ten aus?Da könnte man den Hebel in der Akkredi-

tierung von Studiengängen ansetzen, in-dem man die Themen Beruflichkeit undFachlichkeit stärker in den Akkreditie-rungsverfahren verankert. Jeder Fachbe-reich, jede Hochschule sollte nachweisen,was er oder sie dafür unternimmt. Auch ei-ne Fakultät, die etwa Sozialwissenschaft-ler ausbildet, sollte konkrete Kontakte zupotenziellen Arbeitgebern ihrer Studieren-den nachweisen. Das Berufsfeld in denGeistes- und Sozialwissenschaften ist sehrweit, und Absolventen fällt es schwerer alsMedizinern und Maschinenbauern, sich zuorientieren. Umso mehr sind die Hochschu-len in der Pflicht zu helfen.

Eine andere Option für Hochschulen be-stünde darin, dass sie nicht-konsekutiveMasterprogramme ausbauen.Dies sagen wir den Hochschulen schon seitJahren. Diese entgegnen wiederum, dieNachfrage sei nicht so groß, weil sich vielelieber direkt nach dem Bachelor für einenkonsekutiven Master entscheiden undnicht ein paar Jahre warten wollen. Das istein typisch deutscher Weg: Kein andererBologna-Staat unterscheidet zwischenkonsekutiven und nicht-konsekutiven

Masterprogrammen. Hochschulen habennatürlich auch die Möglichkeit, einen vier-jährigen Bachelor samt Praxissemesterund Auslandsaufenthalt anzubieten. Dasmacht aber kaum eine Hochschule. Bache-lor und Master werden fast flächende-ckend im Paket angeboten – und diesesdarf nach den Regularien der Bundeslän-der nicht länger als zehn Semester dauern.

Wie lautet Ihr Appell an Bachelor-Absol-venten?Sie sollten sich den Berufseinstieg mit demBachelor trauen, die Chancen sind gut. Eswird sich dann zeigen, ob und in welchemBereich ein Master sinnvoll sein kann.

„Der Master wirdüberbewertet“Der Berufseinstieg „nur“ mit dem Bachelor kanngut funktionieren. Doch könnten Hochschulen mehr tun,um das Image dieses Abschlusses zu verbessern

Knapp jeder vierte Absolvent an dendeutschen Hochschulen hat im Prü-fungsjahr 2015 mit dem Master abge-schlossen. Wie das Statistische Bundes-amt in Wiesbaden mitteilt, lag die Quoteim Wintersemester 2014/2015 und imSommersemester 2015 bei 24 Prozent.Insgesamt machten etwa 481 600 Absol-venten an Hochschulen in Deutschlandeinen Abschluss – das ist ein Plus vonfünf Prozent im Vergleich zum Prüfungs-jahr 2014. Am häufigsten war im Prü-fungsjahr 2015 mit einem Anteil von 51Prozent der Bachelorabschluss. Etwaneun Prozent der Absolventen legtenlaut Statistischem Bundesamt Lehramts-prüfungen ab. Der Anteil traditionelleruniversitärer Abschlüsse lag bei nurnoch acht Prozent. Sechs Prozent der Ab-solventen promovierten, während zweiProzent einen Fachhochschulabschlusserwarben.

Circa ein Drittel aller Masterabschlüs-se wurde laut dem Statistischen Bundes-amt in der Fächergruppe Rechts-, Wirt-schafts- und Sozialwissenschaften er-worben. Es folgten die Ingenieurwissen-schaften mit 27 Prozent, Mathematikund Naturwissenschaften mit 18 Pro-zent sowie die Sprach- und Kulturwis-senschaften mit 13 Prozent. afp

DEFGH Nr. 260, Donnerstag, 10. November 2016 SZ SPEZIAL – LERNEN 37

Österreichs Privatuniversitäten ziehenimmer mehr Studierende an. Mehr als10 000 Studenten belegen aktuell einenPlatz an einem der zwölf privaten Institu-te. Die größte Gruppe ausländischer Stu-denten kommt aus Deutschland. „Wir ge-hen davon aus, dass sich die Zahl der Stu-dierenden bis zum Jahr 2020 auf 15 000erhöhen wird“, sagt Karl Wöber, Präsi-dent der Österreichischen Privatuniver-sitäten Konferenz (ÖPUK). Um diesesZiel zu erreichen, fordert er eine Gleich-stellung mit öffentlichen Hochschulen,etwa bei der Vergabe von Stipendien. ImWintersemester 2015/16 studierten lautAngaben der Statistik Austria mehr als380 000 junge Menschen an ÖsterreichsHochschulen. 78 Prozent davon warenan öffentlichen Universitäten einge-schrieben. Mehr als 35 000 Deutsche wa-ren zum Studium angemeldet.

Seit dem Jahr 2000 sind im Nachbar-land Deutschlands Privatuniversitätenerlaubt. Seitdem haben sich 150 Studien-gänge gebildet. Die Studenten müssenfür ihre private Ausbildung allerdingsmeistens tief in die Tasche greifen: Fürein Jahr muss man 700 bis 40 000 Eurobezahlen. Die beiden größten Institutesind die Gesundheitsuniversität UMITsowie die Sigmund-Freud-Privatuniver-sität Wien. dpa

Wer anstrebt, in der Forschungsabteilung eines Unternehmens zu arbeiten, kommt um ein Masterstudium nicht herum.Das Bild zeigt einen Salatkopf in einem Labor: Bei diesem Forschungsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft-undRaumfahrt (DLR) ging es darum, ressourcenschonende Gewächshäuser fürs Weltall zu entwickeln. FOTO: INGO WAGNER/DPA

Recht ist beliebtesMaster-Studienfach

Die universitäre Ausbil-dung sollte mehr Nähezur Praxis und mehrHilfen bei der beruflichenOrientierung bieten,fordert Irene Seling.Denn dann dürften mehrBachelor-Absolventenden Start ins Arbeitsle-ben wagen. FOTO: PRIVAT

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von joachim göres

P raktika sind in vielen Studiengän-gen vorgeschrieben. Wo dies nichtder Fall ist, da versuchen Studieren-

de oft von sich aus, in den Semesterferienins Berufsleben hineinzuschnuppern. Jähr-lich machen etwa 600 000 Studenten undUniabsolventen, ein Praktikum. Im Jahr2015 wurden 600 von ihnen in einer kürz-lich veröffentlichten Studie der Jugend desDeutschen Gewerkschaftsbundes zu ihrenErfahrungen befragt. Demnach sind diePraktikanten circa 25 Jahre alt, das Prakti-kum dauert ein bis sechs Monate und es fin-det in Betrieben mit 20 bis 100 Beschäftig-ten statt. „Vor der Einführung des Mindest-lohns bekamen 40 Prozent kein Geld fürsPraktikum“, sagt Florian Haggenmiller,DGB-Bundesjugendsekretär.

Das Mindestlohngesetz hat aus Haggen-millers Sicht deutliche Verbesserungen für

Praktikanten mit sich gebracht: Erstmalswurde definiert, was ein Praktikum ist.Festgeschrieben wurde auch, dass jederPraktikant Anspruch auf einen schriftli-chen Vertrag mit Lernzielen und einem Ab-schlusszeugnis hat. „Das schafft Transpa-renz und hilft, Rechte auch durchzusetzen,wenn die im Vertrag zugesicherte Betreu-ung nur Fiktion war“, sagt Haggenmiller.

Seit Anfang 2015 muss für Uniabsolven-ten, die ein Praktikum absolvieren, derMindestlohn gezahlt werden. Ein An-spruch auf den Mindestlohn besteht auchbei freiwilligen Praktika während des Stu-diums, allerdings erst ab einer Dauer vondrei Monaten. Studierende, die ein Pflicht-praktikum absolvieren, haben dagegenkein Anrecht auf eine Bezahlung. Die DGB-Jugend fordert für Pflichtpraktikanten ei-ne Bezahlung entsprechend des Bafög-Höchstsatzes, der seit Oktober bei 735 Eu-ro monatlich liegt.

Dann könnten Arbeitgeber nicht mehrtricksen – die 26-jährige BWL-StudentinSabine Keller (Name geändert) beispiels-weise schildert ihre Erlebnisse als Prakti-kantin in einem Marktforschungs-Unter-nehmen in der Studie wie folgt: „Mein Prak-tikumsgeber teilte mir mit, dass in seinemUnternehmen keine freiwilligen Praktikamehr angeboten werden. Ich sollte darauf-hin zu meinem Hochschulprofessor gehenund mir von ihm einen Nachweis ausstel-len lassen, dass es sich bei meinem Prakti-kum um ein Pflichtpraktikum handelt. Ichwar sechs Monate in dem Unternehmenund habe in der ganzen Zeit keine Vergü-tung bekommen.“

Wie die Leistungen für Praktikantenaussehen, hängt maßgeblich davon ab, wiegefragt der berufliche Nachwuchs ist. Soist es nicht verwunderlich, dass die IG Me-tall vor Kurzem mit einem Unternehmenaus der Automobilbranche erstmals einen

Tarifvertrag für angehende Ingenieure ver-einbart hat, der sowohl Praktikanten,Werkstudenten als auch dual Studierendeund Doktoranden einschließt. Beim demEntwicklungsdienstleister Ingenieurge-sellschaft Auto und Verkehr (IAV) aus Ber-lin, der mehr als 6000 Mitarbeiter unter an-derem auch in München und Ingolstadt be-schäftigt, erhalten die 300 Werkstudieren-den seit Oktober ein Stundenentgelt von13,98 Euro. Dabei handelt es sich häufigum ehemalige Praktikanten, die zur Finan-zierung ihres Studiums nebenher wöchent-lich bis zu 20 Stunden bei IAV arbeiten.Praktikanten bei IAV bekommen seit Okto-ber von Anfang an 800 Euro monatlich, hin-zukommen die Übernahme praktikumsbe-zogener Ausbildungskosten sowie vermö-genswirksame Leistungen.

Auch Volkswagen hat seine Leistungenfür Praktikanten schriftlich festgelegt. Da-zu gehören der volle gesetzliche Mindest-lohn für alle studentischen Praktikanten,Urlaubsanspruch gemäß der Länge desPraktikums, Mitarbeiterkonditionen beimKauf eines Volkswagens, Unterstützungbei der Wohnungssuche sowie die Zusiche-rung, dass „sehr erfolgreiche“ Praktikan-ten in einen akademischen Talentpool auf-genommen werden und auf diese Weiseleichter den Berufseinstieg bei VW schaf-fen können. „Tarifverträge für Praktikan-ten mit einer Bezahlung über die gesetzli-chen Vorschriften hinaus sind ein Quali-tätsmerkmal für Arbeitgeber, die damitfür sich bei der Rekrutierung neuer Mitar-beiter werben können“, resümiert StefanieGeyer, die bei der IG Metall für die Studie-rendenarbeit zuständig ist.

Information: Die DGB-Jugend bietet eine Online-Beratung an, falls es Probleme beim Praktikumgibt – wenn etwa keine Inhalte vermittelt werden,die vereinbarte Dauer nicht eingehalten wird, es zueiner Kündigung kommt oder gar kein Vertrag ab-geschlossen wurde: http://jugend.dgb.de/studi-um/beratung/students-at-work. Unter der Adres-se http://jugend.dgb.de findet sich viel Wissens-wertes zum Praktikum. Das Stichwort Praktika-Check führt zu einer Bewertung von mehr als 1500Firmen durch circa 2300 Praktikanten.

„Demenz für alle!“ Mit diesem Sloganwirbt die nordrhein-westfälische Privat-universität Witten/Herdecke für einenbundesweit einzigartigen Masterstudien-gang: „Multiprofessionelle Versorgungvon Menschen mit Demenz und chroni-schen Einschränkungen“. Pflegewissen-schaftler, Ärzte und Psychologen, aberauch Stadtplaner, Architekten, Sozialarbei-ter, Ökonomen oder Politikwissenschaft-ler beschäftigen sich in der Stadt Witten ge-meinsam mit der Frage, wie diesen Patien-ten ein besseres Leben ermöglicht werdenkann. „Sich dem Thema nur auf der medizi-nischen Ebene zu nähern, ist zu kurz ge-dacht. Die Probleme von Menschen mit De-menz und ihrer Angehörigen betreffen vie-le Bereiche des Alltags. Darum ist es sowichtig, nichtmedizinische Berufe mit ein-zubeziehen“, sagt die Leiterin des berufsbe-gleitenden Teilzeitstudiengangs, Profes-sor Ulrike Höhmann. Die Versorgungsfor-schung ist schon seit Langem ein Schwer-punkt der gesundheitswissenschaftlichenFakultät in Witten.

„Ich habe festgestellt, dass die Bedürf-nisse von Menschen mit Demenz in der Pla-nung oft vernachlässigt werden“, sagt dieArchitektin Christine Naumann, die ihrmultiprofessionelles Studium vor zwei Jah-ren begonnen hat. „Mit Barrierefreiheitallein ist es nicht getan.“ Zwei Drittel allerDemenzpatienten werden in Privatwoh-nungen versorgt, die oft nicht an ihre Pro-bleme angepasst seien, erklärt Naumann:„Ein Schrank, dem man von außen nichtansieht, was darin ist, ist für Menschen mitOrientierungsschwierigkeiten ein Hinder-nis. Da können Glastüren oder eine Beschil-derung helfen.“ Mit sensorgesteuertenLampen lasse sich die Gefahr von Stürzenbeim Aufstehen in der Nacht verringern. Inihrer Masterarbeit entwickelt die 33-Jähri-ge jetzt eine Methode, um zu messen, wiegroß der Nutzen solcher Verbesserungenim Wohnumfeld ist.

Christine Naumann ist wissenschaftli-che Mitarbeiterin des Fachbereichs „Archi-tektur/Innenarchitektur“ an der Hoch-schule Ostwestfalen/Lippe in Detmold.Die Detmolder Studenten haben bereitsKonzepte für die Umgestaltung der geron-topsychiatrischen Station des Evangeli-schen Krankenhauses Bielefeld entwi-ckelt. Das Masterprojekt ergab sich dar-aus, dass Christine Naumann in Witten ge-

meinsam mit einem Arzt und einem Pfle-ger des Krankenhauses studiert. „Ich lerneviel von meinen Kommilitonen, denn jederschaut aus seiner beruflichen Perspektiveauf die gleiche Problematik“, sagt sie.

Zu Beginn des dreijährigen Studiums be-schäftigen sich die Teilnehmer mit medizi-nischen, pharmakologischen, psychologi-schen und rechtlichen Grundlagen. Da-nach arbeitet jeder an einem berufsbezoge-nen Projekt. Der 2012 gegründete Studien-gang wird seit Beginn von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Das Studiumführt nicht unbedingt zu einem höherenEinkommen. „Das ist keine Aufstiegsquali-fikation, unsere Studierenden haben meistschon einen Masterabschluss“, betont Ulri-ke Höhmann. Den im Durchschnitt 15 Teil-nehmern pro Jahr gehe es vielmehr dar-um, ihr Tätigkeitsfeld zu erweitern.

Im Herbst hat der fünfte Jahrgang ange-fangen. Die wenigen Studierenden könnendie Versorgung Demenzkranker inDeutschland wohl kaum direkt verbes-sern. „Aber bei uns bilden sich kleine multi-professionelle Netzwerke, über die sichWissen weiter verbreitet“, meint Höh-mann. „Und wir hoffen natürlich, dass sichauf diese Weise doch nach und nach vielverändern lässt.“ miriam hoffmeyer

38 SZ SPEZIAL – LERNEN HF2 Donnerstag, 10. November 2016, Nr. 260 DEFGH

Vom Unternehmer ausgetrickstMit dem Mindestlohngesetz ist die Bezahlung freiwilliger Hospitanzen klar geregelt. Bei Pflichtpraktikaverhält sich das anders. Manche Firmen behaupten deshalb, bei ihnen gebe es keine Praktika für Freiwillige

VW unterstützt Hospitanten beider Wohnungssuche und nimmtBegabte in einen Talentpool auf

Mehr Lebensqualitätfür DemenzkrankeEin Studiengang in Witten vernetzt unterschiedlicheBerufe, damit Patienten künftig besser geholfen wird

LernenVerantwortlich: Peter FahrenholzRedaktion: Stephanie SchmidtGestaltung: Stefan Dimitrov, Julia KienscherfAnzeigen: Jürgen Maukner

Besonders gute Konditionen für Praktikanten bieten einige Unternehmen der Automobilbranche. FOTO: REINER ZENSEN/IMAGO

Neben guter Pflege sind bei Demenz auchbauliche Aspekte wichtig. FOTO: MAURITIUS

Bachelor

&

Master

Weltweite Akkreditierung als Top-Business-School für MCI

Weitere Top-Platzierungen Nach den großartigen Ergebnissen von 2014 und 2015 liegt das MCI auch

2016 an der Spitze des internationalen Universum Rankings („Universum Talent Survey“) mit hervorragenden Platzierungen in den Bereichen Studien-qualität, Karrierechancen und Ruf der Hochschule.

Auch das Europäische Trendence Barometer bescheinigt dem MCI ausge-zeichnete Zufriedenheit der Studierenden mit ihrer Hochschule. Mit dem be-eindruckenden Ergebnis liegt das MCI vor den Werten Österreichs, Deutsch-lands sowie den anderen EU-Staaten.

Internationales StudiumStudieren, Forschen und Arbeiten in internationaler Atmosphäre und die

aktive Einbettung in interkulturelle Teams bilden integrale Bestandteile eines MCI-Studiums.

Mit jährlich 3600 Bewerbungen aus über 70 Nationen, mittlerweile 3200 Studierenden aus 60 Ländern, Professoren aus 35 Nationen und 220 Partner-universitäten auf allen Kontinenten zählt das MCI zu den internationalsten Hochschulen Europas.

Zahlreiche Joint-, Double- und Multiple-Degree-Abkommen mit renom-mierten Universitäten bieten den Studierenden attraktive Möglichkeiten zur inhaltlichen Vertiefung sowie zum Ausbau ihrer interkulturellen Kompetenzen.

Englisch als Arbeitssprache sowie Projekte, Praktika, Jobs und Karrieren in aller Welt sind Beweis für gelebte Internationalität an einem attraktiven Standort.

Hochkarätige WeiterbildungBerufstätigen Entscheidungsträgern bietet die Unternehmerische Hoch-

schule® ein großes Spektrum an Möglichkeiten zur maßgeschneiderten Karrie-reentwicklung.

Das Angebot umfasst praxisnahe, fachspezifi sche Zertifi kats-Lehrgänge sowie Management-Seminare mit Impulsen zur nachhaltigen Selbst- und Unter-nehmensführung. Postgraduale Masterstudiengänge sowie maßgeschneiderte Weiterbildungsprogramme für Unternehmen runden das Portfolio an Möglich-keiten ab.

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Erfolg planen, Prozesse gestalten, Ergebnisse realisierent�Innovations-, Produkt- & Prozessmanagement (Start DO, 24. November 2016)

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Management Know-how für den Führungsnachwuchs (Blended Learning)t�Betriebliches Energiemanagement (Start MI, 22. Februar 2017)

Betriebliches Energiemanagement im kompakten Format

Seminaret�Führen & Leisten (DI, 29.– MI, 30. November 2016)

Erkenntnisse der Hirn- und Stressforschung für eine gesunde Unternehmenskultur t�Mitarbeiterführung (MI, 30. November– DO, 01. Dezember 2016)

Führungskompetenzen refl ektieren und erweitern t�Ethik der Kommunikation (DO, 12. Januar 2017)

Unternehmensethik in der Praxist�Ideengenerierung (DO, 12. Januar 2017)

Tools aus der Praxist�Mit persönlicher Stärke zum Führungserfolg (DI, 17.– MI, 18. Januar 2017)

Potentiale erkennen und entfalten t�Vertriebssteuerung & Vertriebscontrolling (FR, 20.– SA, 21. Januar 2017)

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Die Unternehmerische Hochschule® steht für Internationalität, akademi-sche Qualität, Praxisnähe, Innovation, enge Zusammenarbeit mit der Wirt-schaft, lösungsorientierte Forschung & Entwicklung, erstklassige Infrastruk-tur, hohe Kunden- und Serviceorientierung und internationales Renommee.

Im Leitmotiv „Wir begleiten motivierte Menschen“ kommt die sympa-thische Philosophie der Unternehmerischen Hochschule® in anschaulicher Weise zum Ausdruck.

Stimmen zum MCI

Georg Kapsch, CEO Kapsch AG und Präsident der Industriellenvereinigung, Wien: „Industrie und MCI – gemeinsam schaffen wir Werte und Wohlstand!“

Hap Klopp, Founder & longtime CEO of The North Face Company®, San Francisco: „The MCI is an exciting brand and a rewarding mission.”

Janina Kugel, globaler Personalvorstand Siemens AG, München: „Das kom-

plexe unternehmerische Umfeld unserer Zeit erfordert horizontale Führung.

Das MCI liefert genau die richtigen Antworten.“

Michael Philippi, Vorstandsvorsitzender, SANA Kliniken AG, Ismaning: „Mir

gefällt die Verbindung von unternehmerischem Spirit und wissenschaftlichen

Auftrag am MCI!“

Romano Prodi, Italienischer Ministerpräsident a. D., Rom: „Das MCI beein-

druckt durch seine Internationalität und unternehmerische Dynamik!“

Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender, ZF Friedrichshafen AG, Friedrichsha-fen: „Innovatives Ambiente, motivierte Studierende!“

Alexa Wesner, Ambassador of the United States of America to Austria: „Inspi-

ring faculty, innovative management, great students @ MCI!“

Hervorragende Studienbedingungen

In einem lebendigen Netzwerk von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesell-schaft verbindet das MCI Hochschul- und Wirtschaftswelt und setzt damit wertvolle Impulse.

Begrenzte Studienplätze, motivierte Dozenten sowie intensive Betreuung bieten exzellente Rahmenbedingungen und die Grundlage für niedrige Drop-out-Quoten.

Sämtliche Studiengänge des MCI sehen ein Aufnahmeverfahren vor, beste-hend aus einer Überprüfung des Werdegangs, inhaltlichen Tests und einem per-sönlichen Aufnahmegespräch, um Studien- und Berufsziele und nicht zuletzt Leistungsbereitschaft, Motivation und Durchhaltevermögen kennenzulernen.

Akademischer Grad mit qualitätsvoller Marke

Um der besonderen Qualität ihres Abschlusses Ausdruck zu verleihen, ist den Studierenden des MCI die Führung ihres akademischen Grads in Verbin-dung mit der Marke „MCI“ gestattet (BMWF-52.330/0195-I/6/2013).

Die Unternehmerische Hochschule®

t�Gegründet 1995/96 als Management Center der Universität Innsbruckt�rund 3200 Studierende aus mehr als 60 Nationent�1000 Dozenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Consultingt�220 Partneruniversitäten aus aller Weltt�11 Studiengänge in englischer Sprachet�12 Joint-, Double- und Multiple-Degree Studiengänget�Laufend Spitzenergebnisse in Umfragen und Rankings

Mit der prestigeträchtigen Akkreditierung durch AACSB zählt das MCI zu den weniger als 5 % aller wirtschaftswissenschaftlichen Universitäten und Hoch-schulen auf der Welt, welche die renommierte Auszeichnung tragen dürfen.

Zu den Gründungsmitgliedern der 1916 als „Club der Besten“ gegründeten Association to Advance Collegiate Schools of Business (AACSB) zählen so renom-mierte Universitäten wie Columbia, Harvard, Cornell, Yale, Chicago und Berkeley.

Die internationale Akkreditierung bestätigt die bisherigen Leistungen des MCI und zeigt das enorme Potenzial, das dem österreichischen Wis-senschaftsstandort zugutekommt. Gute Rahmenbedingungen, hohe Leis-tungsbereitschaft und konsequenter Einsatz unterstützen die Ziele in Wis-senschaft, Bildung, Technologie und Innovation der Unternehmerischen Hochschule®.

Beeindruckend, was hier geschaffen wurde!Thomas Wieser, Präsident des Economic and Financial

Committee und Präsident der Euro Working Group, Brüssel

Die Unternehmerische Hochschule® als Drehscheibe zwischen Wissenschaft und Wirtschaft mit renommierten Persönlichkeiten in Lehre, Forschung und Know-how-Transfer.

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Telefon: +43 512 2070 - 0 | E-Mail: offi [email protected]

Höchste Praxisrelevanz, enge Kooperation mit der Wirtschaft, unternehmerische Dynamik, kontinuierliche Innovation sowie intensiver und persönlicher Support der Studierenden stehen am MCI im Vordergrund.

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