High-Tech für die einfache Implantologiewickler Unger: „Die Abdrucknah-me ist nichts anderes als...

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Ausgabe 4/08 Praxis aktuell 22 Die ZahnarztWoche primodent Position 25 High-Tech für die einfache Implantologie Neues Implantatsystem mit vier Teilen für die gesamte Prothetik – Europäische Marktzulassung D er Vater hatte auf eine Lehre als Zahntechniker bestanden, ehe Dr. Heinz- Dieter Unger (50) das Studium der Zahnmedizin aufnehmen durf- te. Damals hat er laut geflucht, im Alltag seiner Praxis aber hat sich diese zusätzliche Ausbildung in- zwischen schon häufig bewährt. Besonders aber für ein ehrgeizi- ges Projekt mit erfahrenen Zahn- ärzten und Zahntechnikern: die Entwicklung eines Implantatsys- tems, das besondere Haltbarkeit mit einer Technik verbindet, die das sichere Setzen jedem Zahn- arzt möglich macht. Ergebnis der 13-jährigen Ent- wicklungsarbeit ist das HAI-Im- plantat-System (Highquality Ap- plication Implant). Die Vorzüge der neuartigen Implantate aus Ungers Sicht: „Robust, kosten- günstig und leicht zu setzen. Das bedeutet unkompliziertes Hand- ling der Prothetik – für Zahnarzt und Zahntechniker gleicherma- ßen.“ Für die kommenden Jahre sieht er das Fach weiter im Auf- wind: „Obwohl die Implantologie heute als sichere, wissenschaft- lich fundierte Therapie gelten kann, liegt der tatsächliche Im- plantatbedarf viel höher, als die Fallzahlen es wiedergeben“, weiß Unger und verweist auf entspre- chende Statistiken zur Versorgung von Zahnlücken in Deutschland. Und er glaubt auch den Grund für diese Zurückhaltung zu ken- nen: „Viele Kollegen trauen sich zum einen den eigentlichen Im- plantatvorgang gar nicht zu. Und sie schrecken vor den kompli- zierten prothetischen Protokol- len zurück, beginnend mit den Abdrucknahmen, weitergehend mit den Anproben, bis hin zum Eingliedern der eigentlichen pro- thetischen Arbeit. Die Arbeitsab- läufe sind zu kompliziert, die Viel- zahl der bis zu 300 und mehr pro- thetischen Aufbauteile haben nur wenig mit den landläufigen Din- gen der täglichen Arbeit in einer Zahnarztpraxis zu tun. Darüber hinaus waren Implantate vielen Patienten einfach zu teuer. Das wollten wir mit der HAI-Technik ändern.“ Durchbohrte Abdrucklöffel gelten als das bislang genaueste Verfahren bei den Abdrucknah- men. Das Handling kleiner Mikro- verschraubungen und die feh- lende Parallelität der Aufbauten mit dem daraus resultierenden, viel zu komplizierten Eingliede- rungsvorgang der Prothetik er- zeugen leicht das kalte Grausen. Zweifel des Prothetikers, die Sys- teme nicht sicher beherrschen zu können, werden bei diesem System schnell ausgeräumt. Ent- wickler Unger: „Die Abdrucknah- me ist nichts anderes als das Ab- drucknehmen über eine Krone, Brücke, TK-Krone etc. Sie ist völ- lig unkompliziert und leicht be- herrschbar, gewährleistet aber eine absolute Genauigkeit wie beim durchbohrten Löffel (Abb. 1 bis 3). Das Provisorium setzt die glei- che Technik um wie beim Anfer- tigen von herkömmlichen provi- sorischen Versorgungen auf be- schliffenen Zähnen (Abb. 4 bis 6). Das Eingliedern der Supra- konstruktion entspricht zunächst dem Einzementieren eines ge- gossenen Stifts in einen markto- ten Zahn (Abb. 13), wobei beim HAI-System der Stift nicht in den Zahn, sondern in das Implantat zementiert wird. Danach wird die Krone, Brücke, der Steg etc. über den Stiftaufbau zementiert“ (Abb. 14). Das, so Unger, seien Abläufe, die der Zahnarzt aus seiner tägli- chen Sprechstunde kenne. Er sollte also keine Bedenken mehr haben. Diese Arbeitsgänge seien 11 10 9 5 4 1 2 3 BILDLEGENDE 1 Abb. 1: Herkömmliche komplizierte Standardabdruckmethode „durchbohrter Löffel“ Abb. 2: Einschrauben eines Unterteils mit Verdrehschutz für das magnetische Abdrucksystem (MIS) Abb. 3: Aufsetzen des magnetischen Oberteils des magnetischen Abdrucksystem (MIS) Abb. 4: Einschrauben des provisorischen Unterteils in das Innengewinde der mit Hilfe des CO 2 -Lasers freigelegten Implantate Abb. 5: Aufsetzen der provisorischen Oberteile auf die Unterteile (retentiver Halt durch den Gummiring) Abb. 6: Aufsetzen des Langzeit- Provisoriums. Besonderheit: Das Provisorium wird nur gesteckt. Der retentive Halt wird durch den Gummiring des Primärteils erreicht. Kein Zementieren nötig Abb. 7: Kontern des Laboranalog- implantats mit eingeschraubten MIS-Unterteil gegen das im Abdruck befindliche magnetische MIS-Oberteil Abb. 8: Gipsmodell mit MIS-Unterteil. Abdruck mit magnetischem MIS-Oberteil Abb. 9: Einbringen der ausbrennbaren Prothetikunterteile in das Hexagon des Manipulierimplantats Arbeitsgänge leicht beherrschbar

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Ausgabe 4/08Praxis aktuell22 Die ZahnarztWoche

primodentPosition 25

High-Tech für die einfache ImplantologieNeues Implantatsystem mit vier Teilen für die gesamte Prothetik – Europäische Marktzulassung

Der Vater hatte auf eineLehre als Zahntechnikerbestanden, ehe Dr. Heinz-

Dieter Unger (50) das Studiumder Zahnmedizin aufnehmen durf-te. Damals hat er laut geflucht, imAlltag seiner Praxis aber hat sichdiese zusätzliche Ausbildung in-zwischen schon häufig bewährt.Besonders aber für ein ehrgeizi-ges Projekt mit erfahrenen Zahn-

ärzten und Zahntechnikern: dieEntwicklung eines Implantatsys-tems, das besondere Haltbarkeitmit einer Technik verbindet, diedas sichere Setzen jedem Zahn-arzt möglich macht.

Ergebnis der 13-jährigen Ent-wicklungsarbeit ist das HAI-Im-plantat-System (Highquality Ap-plication Implant). Die Vorzügeder neuartigen Implantate aus

Ungers Sicht: „Robust, kosten-günstig und leicht zu setzen. Dasbedeutet unkompliziertes Hand-ling der Prothetik – für Zahnarztund Zahntechniker gleicherma-ßen.“ Für die kommenden Jahresieht er das Fach weiter im Auf-wind: „Obwohl die Implantologieheute als sichere, wissenschaft-lich fundierte Therapie geltenkann, liegt der tatsächliche Im-

plantatbedarf viel höher, als dieFallzahlen es wiedergeben“, weißUnger und verweist auf entspre-chende Statistiken zur Versorgungvon Zahnlücken in Deutschland.

Und er glaubt auch den Grundfür diese Zurückhaltung zu ken-nen: „Viele Kollegen trauen sichzum einen den eigentlichen Im-plantatvorgang gar nicht zu. Undsie schrecken vor den kompli-

zierten prothetischen Protokol-len zurück, beginnend mit denAbdrucknahmen, weitergehendmit den Anproben, bis hin zumEingliedern der eigentlichen pro-thetischen Arbeit. Die Arbeitsab-läufe sind zu kompliziert, die Viel-zahl der bis zu 300 und mehr pro-thetischen Aufbauteile haben nurwenig mit den landläufigen Din-gen der täglichen Arbeit in einerZahnarztpraxis zu tun. Darüberhinaus waren Implantate vielenPatienten einfach zu teuer. Daswollten wir mit der HAI-Technikändern.“

Durchbohrte Abdrucklöffelgelten als das bislang genauesteVerfahren bei den Abdrucknah-men. Das Handling kleiner Mikro-verschraubungen und die feh-lende Parallelität der Aufbautenmit dem daraus resultierenden,viel zu komplizierten Eingliede-rungsvorgang der Prothetik er-zeugen leicht das kalte Grausen.Zweifel des Prothetikers, die Sys-teme nicht sicher beherrschenzu können, werden bei diesemSystem schnell ausgeräumt. Ent-wickler Unger: „Die Abdrucknah-me ist nichts anderes als das Ab-

drucknehmen über eine Krone,Brücke, TK-Krone etc. Sie ist völ-lig unkompliziert und leicht be-herrschbar, gewährleistet abereine absolute Genauigkeit wiebeim durchbohrten Löffel (Abb. 1bis 3).

Das Provisorium setzt die glei-che Technik um wie beim Anfer-tigen von herkömmlichen provi-sorischen Versorgungen auf be-schliffenen Zähnen (Abb. 4 bis 6).

Das Eingliedern der Supra-konstruktion entspricht zunächstdem Einzementieren eines ge-gossenen Stifts in einen markto-ten Zahn (Abb. 13), wobei beimHAI-System der Stift nicht in denZahn, sondern in das Implantatzementiert wird. Danach wird dieKrone, Brücke, der Steg etc. überden Stiftaufbau zementiert“(Abb. 14).

Das, so Unger, seien Abläufe,die der Zahnarzt aus seiner tägli-chen Sprechstunde kenne. Ersollte also keine Bedenken mehrhaben. Diese Arbeitsgänge seien

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BILDLEGENDE 1Abb. 1: Herkömmliche komplizierte Standardabdruckmethode „durchbohrterLöffel“

Abb. 2: Einschrauben eines Unterteils mit Verdrehschutz für das magnetische Abdrucksystem (MIS)

Abb. 3: Aufsetzen des magnetischen Oberteils des magnetischen Abdrucksystem (MIS)

Abb. 4: Einschrauben des provisorischenUnterteils in das Innengewinde der mit Hilfe des CO2-Lasers freigelegten Implantate

Abb. 5: Aufsetzen der provisorischenOberteile auf die Unterteile (retentiverHalt durch den Gummiring)

Abb. 6: Aufsetzen des Langzeit-Provisoriums. Besonderheit: Das Provisorium wird nur gesteckt. Der retentive Halt wird durch den Gummiring des Primärteils erreicht. Kein Zementieren nötig

Abb. 7: Kontern des Laboranalog-implantats mit eingeschraubten MIS-Unterteil gegen das im Abdruck befindliche magnetische MIS-Oberteil

Abb. 8: Gipsmodell mit MIS-Unterteil. Abdruck mit magnetischem MIS-Oberteil

Abb. 9: Einbringen der ausbrennbarenProthetikunterteile in das Hexagon desManipulierimplantats

Arbeitsgänge leicht beherrschbar

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für ihn leicht beherrschbar undgerieten somit zu einem weitbesser zu kalkulierenden Risiko,als das Beschleifen zweier Zähnefür eine Brücke. Auch für denZahntechniker ergeben sich dem-nach große Vorteile, da er nichtmehr aus mehr als 300 Teilen diegeeigneten heraussuchen muss.Auch die Bevorratung entfällt. Erkommt nämlich beim HAI-Im-plantat-System insgesamt mitvier Prothetikteilen für die gesam-te Prothetik aus (Abb. 7 bis 12).

Das HAI-Implantat-System sorgtso dafür, dass der Allgemeinzahn-arzt in leichten Protokollen, vonder Chirurgie bis zur Fertigstel-lung der prothetischen Arbeit, al-

le Arbeitsschritte selbst bewälti-gen kann. Es eröffnet auch denbislang wenig oder nicht Implan-tierenden die Möglichkeit, Vor-urteile gegenüber einer per sezu komplizierten Implantologieendgültig über Bord zu werfen.

Auch in punkto Kosten verhält sichdas neue System einfach, ein Im-plantat liegt bei rund 600 Euro,inklusive der fertiggestellten Kro-ne (Einzelzahnversorgung). EinImplantat inklusive aller notwen-digen Teile für den Zahnarzt undden Zahntechniker kostet etwa

280 Euro. Das ist für weitere Pa-tientenkreise erschwinglich.

Hinzu kommt der Aspekt be-sonderer Haltbarkeit. Schraubenkönnen sich nicht lösen, weil eskeine gibt. Und das Material selbsthat bei mechanischen Belas-tungstests durch das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanikin Freiburg überzeugend Halt-barkeit demonstriert: Die Test-serien mit 240 und 320 Newtonüberstanden die Implantate ohnezu versagen – bei einem Zyklusvon jeweils zwei Millionen Belas-tungen. Zusätzlich verbindet die-ses System die Vorzüge eines zwei-teiligen Implantats (individuellerDivergenzausgleich) mit den Vor-

zügen eines einteiligen Systems(Monoblock nach Zementierung,erheblich reduzierte bakterielleBesiedlung).

Entwickler Unger: „Die einfa-che Technik des HAI-Implantat-Systems erschließt sich allenZahnärzten und Zahntechnikernproblemlos. Das Feedback vonZahnärzten und Patienten ist ein-hellig positiv.“ Das mag auch daranliegen, dass die HAI-Implantateunmittelbar nach dem Einsetzenbei Primärstäbilität in der Regelvoll belastbar sind. Das Implantatkann – eingebettet in eine Flüs-sigkeit – durch sein hydrophilesVerhalten die Anlagerung von Os-teoblasten beschleunigen und so-

mit eine schnellere Osseointe-gration gewährleisten. Mikro- undMakrodesign beeinflussen die-sen Prozess zusätzlich positiv.

Das Implantat-System ist überdie Grenzen Europas hinaus be-kannt. Bestehende Kontakte er-möglichten bereits die erstenVersorgungen von Patienten inBrasilien. Die vor Ort tätigen Im-plantologen waren von dem ge-lungenen Systemdesign – vomPraktiker für den Praktiker – be-geistert. Die Einfachheit der pro-thetischen Versorgung ohne Ver-

lust der Genauigkeit trifft exaktdie Erwartungen des brasiliani-schen Markts.

Die preislichen Aspekte unter-streichen dabei die erwarteteMarktpositionierung. Besondersbeeindruckt waren die Patienten,dass jeder „normale“ Zahnarztdie prothetische Versorgung be-herrscht, so dass keine weiterenFolgetermine bei „teuren“ Spe-zialisten notwendig sind. Das Ver-trauen der Patienten in ihren Zahn-arzt ist in Brasilien besonderswichtig – eine Behandlung wirdnämlich nur nach erfolgter Be-zahlung begonnen.Markus Brakel, Düsseldorf t

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Das HAI-Implantat-System wird inter-

essierten Zahnärztenund Zahntechnikern amSamstag, 22. Februar2008, von 10 bis 16 Uhrauf einer Veranstaltungim Schloss Hohenfeld inMünster-Roxel nähervorgestellt.

Weitere Auskünfte unter:[email protected] unter Telefon(02 51) 4 90 32 26.

Infos zum HAI-ImplantatAbb. 10: Aufsetzen des ausbrennbaren prothetischen

Oberteils mit Hilfe des Parallelometers. Der Schlittenmit dem Modell wurde zuvor parallel ausgerichtet.

Abb. 11: Fixierung des parallel ausgerichteten ausbrennbaren Oberteils auf dem ausbrennbaren Unterteil mittels Dentalklebers oder Wachs

Abb. 12: Anprobe der individuell gegossenen Aufbautenim Mund des Patienten

Abb. 13: Zementierung der individuellen Metallaufbauten in das Implantat. Gut zu erkennen istdabei, dass der Rand des Implantats breiter ist als derAufbau (neck free). Die Kronenschulter ruht also direkt auf dem Implantat

Abb. 14: Einzementierte Keramikbrücke in der Lachlinie

BILDLEGENDE 2

Erschwingliche Patientenkosten

Erste Versorgungen in Brasilien

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