Hingabe an Gottes Wille - Alfons von Liguori

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    Der Wille Gottes

    Von der Vereinigung unseres Willens mit dem Willen Gottes

    Hl. Alfons Maria von Liguori

    InhaltsverzeichnisAlfons Maria von Liguori ......................................................................................................................... 1Von der Vereinigung unseres Willens mit dem Willen Gottes....................................................... 2Zusammenfassung ................................................................................................................................... 25Hingabe an Gottes heiligen Willen ..................................................................................................... 27

    Alfons Maria von Liguori

    1696 - 1787

    Das ganze Leben dieses berhmten Heiligen war Kreuznachfolge! Leiden undSorgen, Rckschlge und Verfolgungen begleiteten ihn durch das ganze Leben.

    Er war der lteste Sohn des neapolitanischen Adeligen und Admirals Josef von

    Liguori und erhielt eine vorzgliche Erziehung. Mit bereits 16 Jahren promovierte erzum Doktor der Rechte. Schon als Neunzehnjhriger war er ein uerst gesuchterRechtsanwalt. Nachdem er mehrere Jahre diese Ttigkeit ausgebt hatte, vertrat erin einem Proze ein Frstengeschlecht. Er verlor den Proze vor Gericht, jedochnicht, weil er schlecht argumentierte, sondern weil die Gegenseite mit Bestechunggearbeitet hatte. Seine Enttuschung war so gro, da er von dieser Stunde an sagte:Welt, ich kenne dich jetzt, Gerichtshfe, ihr seht mich nie wieder!

    Alfons wird Priester. Er will sich fr die Armen Neapels einsetzen. Die unsagbare

    geistige Not der Landbevlkerung erschttert ihn. Niemand will sich fr dieseArmen als geistlicher Betreuer und Lehrer zur Verfgung stellen, die Geistlichenbleiben lieber in den Stdten. Daher grndet er eine Kongregation, die diese Aufgabebernehmen soll. Er stellt an seine Mitarbeiter harte Anforderungen: Wer nichtheilig werden will, kann nicht bei uns bleiben. Nach schweren Rckschlgen gelanges ihm schlielich, das Werk durchzufhren, und Papst Benedikt XIV. besttigte am25. Februar 1749 die Ordensregel.

    Sie nennen sich Redemptoristen und haben als Hauptaufgabe, sich der religis

    Verlassenen anzunehmen. Sie missionieren Dorf um Dorf, halten zehntgigeMissionen ab und reien die Menschen aus Gleichgltigkeit und religiserUnwissenheit heraus. Die Persnlichkeit von Alfons ist berwltigend. Er bringt es

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    fertig, da die Menschen ihr Leben ndern. Predigt so, da alle mitkommen!Knstliche, verschnrkelte Predigten zu halten, wie es damals blich war, verbieteter seinen Missionaren. Seine Predigten sind einfach, volksnah, fr jeden verstndlich.Er predigt von der Liebe Gottes zu den Menschen, die sich in der Menschwerdung,

    im Leben und Sterben Jesu zeigt. Sucht berall! ruft er in einer seiner Predigten,sucht, wo ihr wollt, ob ihr jemanden findet, der euch mehr geliebt htte als Jesus!

    Alfons lt kein Mittel auer acht, wo es um die Verkndigung des Evangeliumsgeht. Auch seine knstlerische Begabung stellt er in den Dienst der Seelsorge. Ermalt wunderschne Bilder von der Mutter des Herrn und vom Tode Jesu. Alfons istaber auch als Dichter und Komponist ttig. Er schreibt religise Lieder, die beimVolk sehr beliebt sind. Tu scendi dalle stelle Du steigst von den Sternen, ist bisheute das Weihnachtslied Italiens. Als Schriftsteller ist er beraus aktiv. Er verfatrund 120 Werke. Schwerpunkte: ber das Gebet, Betrachtungsbcher undmoralisch-aszetische Werke. Sie werden bis heute nachgedruckt und auch in vieleandere Sprachen bersetzt.

    Mit 66 Jahren wird Alfons zum Bischof ernannt. Vergebens hat er sich gegen diesesAmt gestrubt. Doch nun begann seine fruchtbarste Ttigkeit. Er setzte sich fr dieArmen ein, fr die Kinder und sorgt fr eine gute Ausbildung desPriesternachwuchses. Er investiert Geld fr den Wohnungsbau. Von schmerzhafterKrankheit gezeichnet legt Alfons 1775 das Bischofsamt nieder. Er stirbt 1787.

    Sein Orden breitet sich nun weiter aus und fat auch in anderen Lndern Fu. Insterreich ist es Klemens Maria Hofbauer aus Sdmhren, der seine Idee mit ganzerTatkraft verwirklicht. Er wirkte auch drei Jahre in Jestetten, daher bernahm derMiriam-Verlag gerne die Verffentlichung dieser Schrift.

    Josef Knzli

    Von der Vereinigung unseres Willens mit dem Willen Gottes

    Unsere ganze Vollkommenheit besteht darin, unseren ber alles liebenswerten Gottzu lieben: die Liebe ist das Band der Vollkommenheit (Kol 3, 14). Nun, unserenWillen mit dem allheiligen Willen Gottes zu vereinigen: Das ist die ganzeVollkommenheit der gttlichen Liebe. Die hauptschliche Wirkung der Liebe, solehrt der hl. Dionysius, ist genau dies: Die Vereinigung der Willen, so da bei denen,die sich lieben, nur mehr ein Wille bleibt. Je mehr also eine Seele dem gttlichenWillen geeint ist, um so grer wird ihre Liebe sein.

    Ohne Zweifel sind Gott die Abttungen, die Betrachtungen, die hl. Kommunionen,die Werke der Nchstenliebe wohlgefllig; aber unter welcher Bedingung sind sie es?

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    Nur dann, wenn sie Seinen heiligen Willen als Richtschnur haben. Wenn dagegen beiall diesen Werken Sein heiliger Wille abwesend ist, so sagt man noch zu wenig, wennman sagt: Er nimmt sie nicht an. Vielmehr sind sie Ihm ein Abscheu und Er bestraftsie. Stellen wir uns zwei Diener vor: Der eine ist den ganzen Tag in Bewegung, ohne

    einen Augenblick zu ruhen; aber er will nur nach seinem Kopf handeln. Der anderemacht sich weniger Mhe, aber er gehorcht in allem. Wer von den beiden wirdseinem Meister gefallen? Sicherlich der zweite und nicht der erste.

    Wie knnten unsere Werke denn zur Ehre Gottes dienen, wenn sie nicht Seinemgttlichen Willen entsprechen wrden? Nicht Opfer verlangt Gott, sagt der Prophetzu Saul, sondern die Ausfhrung Seines heiligen Willens. Hat der HerrWohlgefallen an Brandopfern und Opfergaben? Hat Er nicht vielmehr Wohlgefallenam Gehorsam gegenber Seiner Stimme? Ihm zu widerstehen kommt demVerbrechen des Gtzendienstes gleich (1 Kn 22, 23). Der Mensch, der danachstrebt, seinem Eigenwillen zu folgen, ohne sich um den Willen Gottes zu kmmern,der begeht eine Art von Gtzendienst; denn anstatt den gttlichen Willen anzubeten,ist es der eigene Wille, den er doch irgendwie anbetet.

    Die grte Ehre also, die wir Gott geben knnen, ist dies: da wir Seinen heiligenWillen erfllen. Unser Erlser ist auf diese Erde herabgekommen, um die EhreSeines Vaters wiederherzustellen. Durch Sein Beispiel hat Er uns diese Lehregegeben, die von allen die wichtigste ist! Hre, wie der hl. Paulus Ihn zu Seinemewigen Vater sprechen lt: Nicht Opfer noch Gaben hast Du gewollt; aber Du hast

    mir einen Leib gegeben: Siehe, Gott, ich komme, um Deinen Willen zu erfllen(Hebr 10, 5-7). Du hast die Opfer, die die Menschen Dir darbrachten,zurckgewiesen; Du willst, da ich den Leib hinopfere, den Du mir gegeben hast:Hier, ich bin bereit, Deinen Willen zu erfllen.

    Da Er auf diese Erde gekommen ist, um allein den Willen Seines Vaters zu erfllenund nicht den Seinigen, dies erklrt Er mehrere Male: Ich bin vom Himmelherabgestiegen, nicht um Meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, derMich gesandt hat (Joh 4, 38). Welches Zeichen der Liebe gegenber Seinem Vater

    wollte Er der Welt geben? Dieses Zeichen der Liebe war Sein Gehorsam gegenberdem gttlichen Willen, der Ihm zum Opfer am Kreuz fr das Heil der Weltbestimmte. Er sagte es im lgarten, als Er Seinen Feinden entgegenging, die kamen,um Ihn zu ergreifen und zum Tode zu fhren: Aber die Welt soll erkennen, da Ichden Vater liebe und so handle, wie Mir der Vater aufgetragen hat. Stehet auf, wirwollen gehen (Joh 14, 31). In gleich welchem Menschen will Er einen Brudererkennen, unter der einzigen Bedingung, da dieser den Willen Gottes tue: Denn

    jeder, der den Willen Meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder undSchwester und Mutter (Mt 12, 50).

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    Die Heiligen haben niemals ein anderes Ziel vor Augen gehabt, als den WillenGottes zu erfllen: Sie verstanden sehr gut, da die Vollkommenheit einer Seele nichtanderswo liegt.

    Gott, sagte der sel. Heinrich Suso, verlangt nicht, da wir groe Erleuchtungenhaben sollen; was Er will, das ist eine totale Unterwerfung unter Seinen Willen.

    Die hl. Theresia von Avila sagt: Die einzige Absicht dessen, der sich dem Gebethingibt, mu die sein, mutig daran zu arbeiten, seinen Willen dem Willen Gottesgleichfrmig zu machen. Seien wir berzeugt, da darin die hchste Vollkommenheitbesteht, die man im geistlichen Leben erreichen kann. Wer sich in dieser bungmehr hervortut, wird von Gott grere Gunsterweise empfangen und wird in seineminneren Leben schneller vorwrts kommen.

    Die sel. Stephanie von Sozino, eine Dominikanerin, wurde eines Tages im Geist inden Himmel entrckt. Sie traf dort, im Chor der Seraphim, mehrere Personen, die siegekannt hatte, und es wurde ihr gesagt, da diese Seelen jenes Oberma an Glorieverdient htten wegen der vollkommenen Vereinigung ihres Willens mit dem WillenGottes, den sie schon auf Erden gehabt hatten.

    Der schon erwhnte seL Heinrich Suso sagte selbst von sich: Ich mchte lieber daskleinste Wrmchen sein durch den Willen Gottes als ein Seraph durch meineneigenen Willen.

    Um hier unten den lieben Gott lieben zu lernen, mssen wir uns in die Schule derHimmelsbewohner begeben. Ihre reine und vollkommene Liebe zu Gott flltzusammen mit ihrer vollkommenen Vereinigung mit dem Willen Gottes. DieSeraphim wrden mit grter Freude alles tun, was Gott ihnen befehlen wrde, undseien es auch die einfachsten Dienste.

    So hat uns auch Jesus Christus gelehrt, in unserem Gebet die Gnade zu erflehen, denWillen Gottes auf Erden zu erfllen, so wie ihn die Heiligen im Himmel erfllen:Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden.

    Der Herr nennt David einen Mann nach Seinem Herzen, weil er den gttlichenWillen ausfhrte: Ich habe David als einen Mann nach meinem Herzen erfunden, derall meinen Willen vollfhren wird. David hielt sich gegenber dem gttlichenWillen zur Verfgung und er beweist es durch manche Aussprche: Mein Herz istbereit, o Gott, mein Herz ist bereit (Ps 56, 8; 107, 2). Sein einziges Gebet war dieses:Herr, lehre mich Deinen Willen tun! (Ps 122, 10). Ein Akt der vollkommenenUnterwerfung und der Vereinigung mit dem gttlichen Willen gengt, um einenHeiligen zu machen.

    Saulus war auf dem Wege, um die Kirche zu verfolgen. Jesus Christus erleuchtet undbekehrt ihn. Was macht Saulus, was sagt er? Nur ein Wort: Herr, was willst Du, das

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    ich tun soll? Und siehe da, der Herr beruft ihn zum auserwhlten Gef, d. h. zumWerkzeug nach Seiner Wahl und zum Apostel der Heiden: Dieser Mann ist mir einWerkzeug, das Ich auserwhlt habe, um den Heidenvlkern Meinen Namen zuverknden.

    Ja, weil dieser Gott seinen Willen gibt, schenkt er Ihm alles. Denn durch Almosengibt man Ihm seinen Besitz, durch die Geielung sein Blut, durch Fasten seineNahrung und damit gibt man Ihm nur einen Teil von dem, was man hat. Aber Ihmseinen Willen geben, das heit, Ihm alles geben, sich selbst geben. Von da an hat mandas Recht zu sagen: Herr, ich bin arm, aber ich gebe Dir alles, was ich kann: MeinWille gehrt Dir, ich kann Dir nicht mehr geben.

    Das ist genau dieses Alles,was Gott von einem jeden von uns verlangt: Kind, gibMir dein Herz (Spr 23, 26), d. h. gib Mir deinen Willen.

    Zu Recht sagt Augustinus: Nein, nein, wir knnen kein angenehmeres Opferbringen, das Seinem Herzen teurer wre, als wenn wir zu Ihm sagen: ,Besitze uns,Herr. Wir berlassen Dir unseren Willen; lasse uns wissen, was Du von unserwartest und wir werden es ausfhren.

    Wenn wir also das Herz Gottes vollkommen zufriedenstellen wollen, so mssen wirdahin kommen, uns in allem dem Willen Gottes gleichfrmig zu machen. Oder nochbesser gesagt: Wir mssen unseren Willen mit allem vereinen, was Gott verfgt. DieGleichfrmigkeit schliet in sich den Gedanken, da wir unseren Willen in

    bereinstimmung mit dem Willen Gottes bringen. Aber diese Vereinigung desWillens geht noch weiter: Sie bedeutet, da wir aus dem Willen Gottes und unseremWillen nur noch einen einzigen Willen machen, derart und so gut, da wir nichtswollen, wenn Gott es nicht will, und so der Wille Gottes allein zu unserem Willenwird. Das ist der Gipfel der Vollkommenheit. Das ist das Ziel, zu dem alle unsereWnsche, unsere Werke, unsere Betrachtungen, unsere Gebete hinstreben mssen.

    Und um dies zu erreichen, mssen wir die Hilfe unserer heiligen Patrone, unsererSchutzengel und vor allem die Hilfe der Gottesmutter anflehen; denn sie war die

    vollkommenste unter allen Heiligen und zwar aus dem Grunde, weil sie immer undmit einer unvergleichlichen Vollkommenheit den Willen Gottes umfat hat.

    Die Schwierigkeit liegt darin, da man in allen Schwierigkeiten den Willen Gottesgut annimmt, ob diese Ereignisse unseren natrlichen Wnschen entsprechen oderob sie ihnen entgegengesetzt sind. In den glcklichen Ereignissen knnen es selbstSnder fertigbringen, keinen anderen Willen zu haben als den Willen Gottes. DieHeiligen aber bringen dies fertig (keinen anderen Willen zu haben als den WillenGottes) gleichermaen auch in jenen Dingen, die sich uns widersetzen und unserer

    Eigenliebe mifallen. Und gerade darin kann man die Vollkommenheit unserer Liebezu Gott erkennen.

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    Gem einem Wort des sel. Johannes von Avila hat ein einziges ,Gott sei gepriesen',in Widerwrtigkeiten ausgesprochen, mehr Wert als tausend Danksagungen in denStunden, wo uns alles gelingt.

    brigens mssen wir unseren Willen mit dem gttlichen Willen nicht nur in denWiderwrtigkeiten vereinen, die uns direkt von Gott her kommen, wie z.B.Krankheiten, geistliche Trostlosigkeit, Armut, Trauerflle und andere hnlicheDinge; sondern auch in den beln, die uns von den Menschen her zukommen wie z.B. Verachtung, Verleumdung, Ungerechtigkeiten, Diebstahl und schlechtesVorgehen aller Art.

    Hierbei mu man verstehen, da Gott nicht die Snde dessen will, der unserem Rufschadet, unserer Ehre, unseren Gtern; Gott will aber unsere Verdemtigung, unsereArmut, unsere Abttung. Es ist gewi, da alles, was in der Welt geschieht, nur

    geschieht durch den Willen Gottes (= der Zulassung Gottes). Ich bin der Herr, Ichforme das Licht und Ich schaffe die Finsternis; Ich bringe den Frieden und schaffe diebel (Is 45, 6-7).

    Von Gott kommt alles Gute und kommen alle bel; die bel, d. h. die Dinge, die unswiderwrtig sind, und die wir bel nennenaber zu Unrechtdenn inWirklichkeit sind es fr uns Gter, wenn wir sie aus der Hand Gottes annehmen.Gibt es ein bel in der Stadt, ohne da der Herr es hervorgebracht? fragt derProphet Amos. Und der Weise hat es schon vor ihm gesagt: Die Gter und die bel,

    das Leben und der Tod kommen von Gott (Weish 11, 14).Es ist wahr, wie ich es schon gesagt habe, da, wenn ein Mensch uns ungerechtangreift, Gott nicht die Snde will, die dieser begeht, und da Gott Seine Mithilfenicht zur Bosheit Seines Willens leiht. Aber Gott wirkt mit durch Seine allgemeineMitwirkung an der materiellen Handlung dessen, der euch schlgt, euch bestiehlt,euch Unrecht tut; und dabei ist dies gewi so, da Er will, da ihr Unrecht erleidetund da Seine Hand es euch schickt.

    So erklrte der Herr David, da Er (materiell) der Urheber der Beleidigungen war,

    mit denen Absalom ihn beleidigen wolltedieser ging sogar so weit, sein Hausunter seinen Augen zu entehrenund dies zur Strafe fr die Snden Davids.Ebenso kndigte Gott den Israeliten an, da Er ihnen, zur Strafe ihrer Bosheiten, dieAssyrer schicken wrde, um sie auszuplndern und sie zu ruinieren: Assur ist dieZuchtrute Meines Zornes.

    Die Grausamkeit der Assyrer war, gem der Erklrung, die Augustinus gab, dieRacheaxt in den Hnden des Herrn, das Instrument, dessen Er sich bediente, umIsrael zu zchtigen.

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    Christus selber sagte zum hl. Petrus, da Sein Leiden und Sein Tod weniger dasWerk der bsen Menschen waren als das des Vaters: Soll Ich den Kelch nichttrinken, den Mir der Vater gegeben hat?

    Als ein Bote kamman sagt, es sei der Teufel selber gewesen, um Jobanzukndigen, da die Sabber ihm alle Herden weggenommen hatten, und da seineShne umgekommen waren, was antwortete da der heilige Mann? Er sagte: DerHerr hat es gegeben, der Herr hat es genommen. Er sagt nicht: Der Herr hat mirShne und Gter gegeben, die Sabber haben mich ruiniert, und einunvorhergesehener Unfall hat mich meiner Kinder beraubt, sondern er sagte: DerHerr, der mir alles gegeben hat, hat mir alles genommen, weil er verstand, da seinUnglck vom Herrn gewollt war. So fgt er denn auch hinzu: Wie es dem Herrngefallen hat, so ist es gekommen; der Name des Herrn sei gebenedeit (Job 1, 21).

    Man darf also die bel, die uns bedrcken, nicht fr einfache Wirkungen des Zufallshalten, noch fr einfache Wirkungen des schlechten Willens der Menschen. Zgernwir nicht, darin Seinen gttlichen Willen zu erkennen.

    Der hl. Augustinus erinnert uns daran: Alles, was auf dieser Erde gegen unserenWillen geschieht, kommt nur durch den Willen Gottes.

    Epiktet und Astion, glckliche Mrtyrer fr Christus, der Folter unterworfen durchden Tyrannen, vielfach geqult, wiederholten immer wieder: Herr, Dein Wille mgesich an uns erfllen! Als sie am Ort der Todesstrafe ankamen, riefen sie mit lauter

    Stimme: Sei gepriesen, o ewiger Gott, weil sich an uns Dein Wille ganz erfllt hat!

    Csarius berichtet von einem Ordensmann, den offenbar nichts von den anderenunterschied, der aber doch einen solchen Grad an Heiligkeit erreicht hatte, da dereinfache Kontakt mit seinen Kleidern die Kranken heilte. Erstaunt ber diesesWunder bei einem Mann, dessen Leben nicht beispielhafter war als das derAllgemeinheit der Mnche, bat ihn der Superior eines Tages selbst um den Grund frseine Wunderkraft. Der Ordensmann antwortete, da er selbst als erster darbererstaunt sei, und da er nicht wte, warum. Aber welche besonderen

    Andachtsbungen praktizieren Sie? fragte der Abt. Ich mache, antwortete der guteMnch, nichts anderes als die anderen oder sehr wenig: Ich bin darin sehrgewissenhaft gewesen, nur das zu wollen, was Gott will, und der Herr hat mir dieseGnade gegeben, meinen Willen vollkommen ergeben zu halten in Seinem Willen.Deshalb erhebt mich die Gunst nicht und drckt mich die Widerwrtigkeit nichtnieder; denn ich empfange jede Sache aus der Hand Gottes, und in allen meinenGebeten suche ich nichts anderes als nur dies: da sich der Wille Gottes vollkommenan mir erflle.

    Und das Unrecht, das uns in den vergangenen Tagen ein feindseliger Menschangetan hat, der, um uns unsere Mittel zum Lebensunterhalt zu nehmen, Feuer anunseren Hof legte, in dem unsere Ernten und unser Vieh waren; hattet Ihr darber

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    gar kein Mifallen? Nein, mein Vater; ganz im Gegenteil, ich habe Gott dafrgedankt, wie ich es bei hnlichen Unfllen zu tun pflege. Ich wei, da Gott nichts tutoder nichts erlaubt auer zu Seiner Ehre und zu unserem greren Nutzen: dadurchbin ich, was immer auch kommen mag, immer zufrieden. Der Abt wunderte sich nun

    nicht mehr ber die Wundergabe des Mnchs.Wer so handelt, der wird gewi ein Heiliger. Darber hinaus aber erfreut er sicheines unvernderlichen Friedens. Eines Tages fragte man den Knig von Aragon,Alfons V., welches seiner Meinung nach der glcklichste Mensch auf Erden sei. Dasist, antwortete der Knig sehr weise, derjenige, der sich dem Willen Gottesberlt und alles aus der Hand Gottes empfngt, die bel ebenso wie die Gter.

    Alle Dinge gereichen denen zum Besten, die Gott lieben (Rm 7, 28). Die wahrenFreunde Gottes sind immer zufrieden, denn bis hinein in die Widerwrtigkeiten

    begegnen sie ihrer einzigen Freude, die darin besteht, den gttlichen Willen zuerfllen. Selbst die Prfungen werden fr sie zu Genugtuungen; denn sie nehmen siean in dem Gedanken, da sie damit das Herz ihres vielgeliebten Herrn erfreuen: Beiallem, was ihm zustt, ist fr den Gerechten nichts ein Gegenstand der Betrbnis(Spr 12, 28).

    In der Tat, kannst du dir eine vollkommenere Zufriedenheit vorstellen als die einesMenschen, der sieht, da alles nach seinem Wunsche geschieht? Nun, dieses Glckfindet sich bei dem Menschen, der nur will, was Gott will, da nichts in der Welt

    geschieht, die Snde ausgenommen, als das, was Gott will (= zult).Fr die gottergebenen Seelen gilt das Wort Salviens: Sind sie in der Demtigung, soist die Armut ihre Wonne! Wie soll man sie nicht schon hier unten glcklich preisen!Mag kommen Klte, Wrme, Regen oder Wind; derjenige, der dem Willen Gottesgeeint ist, wird sagen: Ich will, da es kalt ist, da es warm ist, da es regnet, da eswindig ist, weil Gott es ebenso will. Mag kommen Armut, Verfolgung, Krankheit,selbst der Tod, so wird er immer noch sagen: Ich will arm sein, verfolgt, krank, ichwill sterben, weil Gott es so will.

    Das ist die strahlende Freiheit, deren die Kinder Gottes sich erfreuen und die sie beralle Herren und Knige der Erde erhebt. Das ist dieser tiefe Friede, den die Heiligenverkosten, der alles Begreifen bersteigt (Phil 4, 7). Was sind dagegen dieSinnesfreuden, die Feste, die Bankette, die Ehren, in einem Wort: die Befriedigung,die die Welt bieten kann, diese weltlichen Freuden, die ebenso leer wie hinfllig sind!Denn sie hinterlassen letztlich nur Betrbnis in den Tiefen der Seele, wenn sie auchkurze Zeit der Sinnlichkeit schmeicheln. Der wahre Sitz der Zufriedenheit ist in denTiefen der Seele und nicht in den Sinnen. So sagt Salomon, nachdem er alle Freudender Erde erschpft hatte, seine Langeweile aus: Alles dies ist nur Eitelkeit und

    Betrbnis des Geistes.

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    Der Trichte, sagt der Heilige Geist, wechselt wie der Mond, whrend derGerechte in seiner Weisheit fest bleibt, sich selbst gleich wie die Sonne. DerTrichte, d. h. der Snder, wechselt wie der Mond, der heute zunimmt und morgenabnimmt; heute seht ihr ihn lachen und morgen weint er; heute ist er die Sanftmut in

    Person, morgen wird er ein Tiger an Wut sein. Warum dies? Weil seine Ruhe vonden jeweiligen Ereignissen abhngt, die aufeinanderfolgen, die bald angenehm, baldrgerlich sind. Die Wechselflle des Lebens ziehen ihn in diese Vernderungenhinein. Der Gerechte dagegen gleicht der Sonne: Ihr findet bei ihm immer einegleichbleibende Freundlichkeit, was immer ihm auch zustt. Und dies ist deshalb so,weil er seine Zufriedenheit darin findet, sich mit dem gttlichen Willen zuvereinigen, und von daher erfreut er sich eines Friedens, den nichts trben kann.

    Die Engel haben es den Hirten verkndet: Und auf Erden Frieden den Menschen,die guten Willens sind. Nun, welches sind diese Menschen, die guten Willens sind,wenn nicht die, die sich immer vereint halten mit dem Willen Gottes, welcher gut istund hchst vollkommen? Ja, was der Wille Gottes ist, was gut, was wohlgefllig,was vollkommen ist (Rm 12, 2); denn nichts kann von einer hervorragenderenGte und Vollkommenheit sein, als das, was von Gott gewollt ist!

    Die Heiligen haben auf dieser Erde in Vereinigung mit dem gttlichen Willen einvorweggenommenes Paradies gefunden. Darin lag, nach dem Zeugnis der hl.Dorothea, das Geheimnis der alten Vter, niemals die sanfte Ruhe zu verlieren: Sieempfingen jedes Ding aus der Hand Gottes. Man hrte nur dieses Wort: der Wille

    Gottes, als die hl. Magdalena von Pazzi in einer Vision ganz entrckt war.

    Sicher ist es nicht so, da die Widerwrtigkeiten, die uns begegnen, uns nichtzusetzen wrden. Aber dies Leiden geht im niederen Teil der Seele vor sich; imhheren Teil der Seele wird trotzdem der Friede und die Heiterkeit herrschen, sobaldunser Wille mit dem Willen Gottes vereint ist. Ich bin betrbt und doch immergetrstet, sagt der Apostel Paulus.

    Nichts wird eure Freude von euch nehmen (Joh 16, 22), sagte der gttliche Erlserzu Seinen Aposteln. Und Er sagte ihnen noch: Eure Freude wird vollkommen sein

    (Joh 14, 24). Derjenige, der in einer fortwhrenden Vereinigung mit dem WillenGottes lebt, der besitzt eine vollkommene und immerwhrende Freude; denn nichtsfehlt ihm, was er will, wie wir es oben erklrt haben. Es ist eine fortwhrende Freude,weil niemand sie ihm entreien kann; denn, was Gott beschlossen hat, das tritt einund niemand kann es verhindern.

    Der Pater Johannes Tauler erzhlt diese Begebenheit, die ihm selbst zustie. Schonseit Jahren hatte er den Herrn gebeten, ihm jemanden zu schicken, der ihn das wahregeistliche Leben lehre. Eines Tages hrte er eine Stimme, die zu ihm sagte: Geh in

    diese Kirche, und du wirst den finden, den du suchst. Er gehorchte, und an derPforte der Kirche begegnete ihm ein Bettler, barfu, in Lumpen. Guten Tag, mein

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    Freund, so begrte er ihn. Meister, antwortete der Arme, ich erinnere michnicht, jemals einen schlechten Tag gekannt zu haben. Der Pater antwortete: Gottmge Ihnen ein glckliches Leben geben!

    Ich war nie unglcklich, sagte der Bettler ... und er fgte hinzu: Hrt, mein Vater,nicht ohne Grund habe ich zu Euch gesagt, da ich niemals einen schlechten Taggekannt habe. Denn, als ich Hunger hatte, lobte ich Gott; als es regnete oderschneite, pries ich Ihn; wenn man mich verachtet, wenn man mich davonjagt, wennich irgendwelche andere Migunst empfinde, so lasse ich es nicht daran fehlen, dafrmeinem Gott die Ehre zu geben. Ich habe Euch auch gesagt, da ich nie unglcklichgewesen bin, und dies ist ebenfalls wahr; denn ich habe die Gewohnheit, alles zuwollen, was Gott will, ohne Vorbehalte. Also alles, was mir zustt, sei es s oderbitter, ich empfange es mit Freuden aus der Hand Gottes als das, was fr mich amBesten ist. Das ist es also, was mein ganzes Glck ausmacht. Und wenn Er

    jemals wollen sollte, was nicht geschehen soll, da Ihr verdammt wrdet, was wrdetIhr da wnschen?

    Wenn Gott das wollte, so habe ich zwei Arme, mit denen ich Ihn umfangen wrde:die Demut und die Liebe, und ich wrde Ihn so fest ergreifen, da Er, wenn Er michin die Hlle strzen wollte, gezwungen wre, mit mir zu kommen. Nun, es wre frmich ser, mit Ihm in der Hlle zu sein als ohne Ihn die ganzen Wonnen desHimmels zu verkosten. Wo habt Ihr Gott gefunden?

    Ich habe Ihn da gefunden, als ich alle Geschpfe lie. Aber, wer bist Dueigentlich? Ich bin ein Knig. Wo ist dein Reich? In meiner Seele, woich alles gut in Ordnung halte: die Leidenschaften sind der Vernunft unterworfen unddie Vernunft ist Gott unterworfen. Schlielich fragte Tauler, was ihn zu einer solchhohen Vollkommenheit gefhrt htte. Die Stille, antwortete er, die Stillegegenber den Menschen, damit ich mit Gott sprechen konnte ... und dieVereinigung mit meinem vielgeliebten Herrn: In Ihm habe ich den Frieden gefundenund in Ihm finde ich ihn fr immer.

    Um es kurz zusammenzufassen: Dieser Bettler wurde das, was er war, in der

    Vereinigung mit dem gttlichen Willen, und er ist sicher bei all seiner Armut reicherals die reichen Knige, und er ist glcklicher in all seinen Prfungen, als es dieWeltmenschen mit all ihren Freuden im grten Glck sind.

    O was fr eine groe Torheit ist es, sich nicht dem Willen Gottes zu unterwerfen!Die Prfungen mu man trotzdem erleiden. Nichts wird die Ausfhrungen derBeschlsse Gottes verhindern, denn wer kann sich Seinem Willen widersetzen?(Rm 9, 19). Und zudem, man leidet dann ohne Verdienst, man zieht sich selbst dieschlimmsten Strafen fr das andere Leben zu, abgesehen von der Ungeduld und dem

    Unwillen, die man dabei erleidet. Wer hat sich Gott widersetzt und ist im Friedengeblieben? (Job 9, 4).

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    Der hl. Abt Nil bemerkt, da unsere Gebete nicht dazu dienen drfen, von Gott denErfolg zu erbitten, den wir fr uns wnschten, sondern da wir erlangen, da sichder Wille Gottes an uns erflle. Und wenn uns Widerwrtigkeiten zustoen, dannnehmen wir sie an, nicht nur mit Geduld, sondern sogar mit Freude. Ahmen wir die

    Apostel nach, die freudig vom Hohen Rat weggingen, weil sie gewrdigt wordenwaren, fr den Herrn zu leiden (Apg 5, 41).

    Ja, wenn uns eine Prfung trifft, die wir mit gutem Herzen tragen, so verschaffen wirGott die grte Freude, die wir Ihm bereiten knnen. Ist dies kein groer Trost frdie Seele im Leiden? Die Lehrer des geistlichen Lebens belehren uns, da Gott ohneZweifel den Wunsch frommer Seelen, leiden zu drfen, annimmt. Aber, Er hat nochgreren Gefallen daran, wenn unser Wille mit dem Seinigen vereint ist: wederFreuden noch Leiden wollen, sich ohne Vorbehalt Seinem heiligen Willen berlassen,ohne jeden Wunsch als den: da nur das geschieht, was Gott will.

    Wenn eine glubige Seele danach strebt, Gott zu gefallen und schon hier auf Erdendas wahre Glck kennenlernen will, dann mu sie sich in allem mit dem WillenGottes vereinigen. Bedenke nun folgendes: Die Fehler deines bisherigen Lebens, dieSchicksalsschlge und die Bitternisse haben keine andere Ursache als das Nicht-bereinstimmen mit dem Willen Gottes. Von heute an binde dich mit ganzemHerzen an den gttlichen Willen, und zu allem, was dir auch zustoen mag, sageentschieden: Ja, mein Vater, so soll es geschehen, weil es Dir so gefallen hat. Wenndu dich durch irgendein Ereignis betrbt fhlst, so denke daran, da es von Gott

    verfgt worden ist, sage ohne zu zgern: Gott will es so und bleibe im Frieden.

    Ich schweige, ich ffne nicht meinen Mund, weil Du es gefgt hast, weil Du diesesEreignis herbeigefhrt hast, ich will nicht widersprechen, sondern nehme es an ausDeiner Hand.

    Auf dieses einzige Ziel mssen sich deine Gebete und Gedanken richten, darauf mutdu hinarbeiten, das mut du unablssig von Gott erflehen: in der Betrachtung, bei derhl. Kommunion, beim Besuch des Allerheiligsten: da Er dich Seinen Willen tunlasse. La es nicht daran fehlen, das Opfer deiner selbst ohne Unterla zu erneuern,

    indem du sagst: Mein Gott, da bin ich, verfge ber mich und all das Meinige nachDeinem Gutdnken. Das war die fortwhrende Beschftigung der hl. Theresia: Oftam Tage bot sich die Heilige dem Herrn an, da Er ber sie verfge, wie es Ihmgefallen wrde.

    Du wirst glcklich sein, wenn du immer so handelst. Deine Heiligkeit ist dannsichergestellt, du wirst mit einem zufriedenen Herzen leben, und dein Tod wird nochsanfter sein als dein Leben. Wenn ein Christ in die andere Welt hinbergeht, wasgibt ihm dann eine grere oder geringere Hoffnung auf das ewige Heil? Der Grad

    der Hoffnung hngt davon ab, ob die Ergebung in den gttlichen Willen geringeroder grer war.

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    Mein lieber Bruder, liebe Schwester, wenn du die Ereignisse des Lebens gutangenommen hast, als von Gott geschickt, dann wirst du auch dem Tode gerne dieArme ffnen, um den Willen Gottes zu erfllen.

    Liefern wir uns also mit einer rckhaltlosen Hingabe dem Wohlgefallen unseresgttlichen Herrn aus; Er ist unendlich liebend, Er hat Sein Leben fr uns hingegeben;also will Er auch immer, was das Beste fr uns ist. Seien wir noch einmal recht davonberzeugt wie der hl. Basilius, da Gott unser Leben zu unserem Vorteil regiert,besser, als wir selbst es tun oder wnschen knnten.

    Kommen wir nun zum praktischen Teil. Sehen wir nun im einzelnen, worin wirunseren Willen dem gttlichen Willen vereinigen mssen.

    Wir drfen nur einen einzigen Willen mit Gott zusammen haben in allem, was uns

    der Naturablauf bringt: auerordentliche Hitze, sehr strenge Klte, Regen,Miernten und dergleichen. Hten wir uns dann vor solchen Ausdrcken: Welchunertrgliche Hitze, welch schreckliche Klte, welcher Kummer, welches traurigeSchicksal, welche Zeit des Unglcks, und andere Reden dieser Art, die einenWiderwillen ausdrcken in Hinsicht auf die Fgung Gottes, auf den Willen Gottes.Wir mssen jede Sache wollen, so wie sie Gott schickt; denn es gibt nichts, was vonGott nicht verfgt ist!

    Als der hl. Franz von Borgia nachts, als es schneite, bei einem Ordenshaus ankam,klopfte er mehrmals an die Tre, aber es ffnete niemand. Als der Tag gekommen

    war, brachte man ihm das lebhafteste Bedauern zum Ausdruck, da man ihn imFreien hatte warten lassen. Aber der Heilige sagte, da er whrend dieser Stundeneine se Trstung empfunden habe bei dem Gedanken, da Gott es war, der ihm dieSchneeflocken auf die Schultern fallen lie.

    Wir mssen uns dem Willen Gottes in allem vereinigen, was uns im Inneren unsererselbst erreicht, wie die Leiden des Hungers, des Durstes, der Armut, derTrostlosigkeit, der Verdemtigungen. Dies sind ebenso viele Gelegenheiten, immerwieder zu sagen: Herr, handle so oder so, nach Deinem Gutdnken, ich bin immer

    zufrieden, ich will nur, was Du willst.

    Bei dieser Gelegenheit rt uns der Pater Rodriguez, was wir bei den Gelegenheitenantworten sollen, bei denen der Dmon manchmal unserem Geist etwas vorgaukelt,um uns in irgendeinen inneren Fehler hineinzuziehen: Wenn dieser oder jener diesesoder jenes Wort an dich richtet, was wirst du sagen, was wirst du tun? Wir sollennur eine Antwort haben: Ich werde das sagen oder tun, was Gott will. So werden wirweder einen Fehler machen, noch wird eine Unruhe ber uns kommen.

    Haben wir irgendeinen natrlichen Fehler, geistig oder krperlich, ein schlechtes

    Gedchtnis, eine lahme Intelligenz, einen Mangel an Behendigkeit, eine gebrechlicheGesundheit: Beklagen wir uns nicht. Welches Recht haben wir denn auf einen

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    erhobeneren Geist oder auf einen besseren Krper? Oder welche Verpflichtung hatteGott, sie uns zu geben? Wenn Gott uns freigebig etwas zuteil werden lie, so habenwir darber nicht zu diskutieren. Danken wir Gott fr das, was wir empfangen habenaus lauter Gte, und begngen wir uns damit, so zu sein, wie Er uns geschaffen hat.

    Wer wei, ob wir mit einem glnzenderen Geist, mit einer krftigeren Gesundheit,mit einem angenehmeren ueren uns nicht ins Verderben gestrzt htten! Wie oftwar fr jemand sein Talent und sein Wissen eine Gelegenheit, sich durchSelbstgeflligkeit und Verachtung gegenber den anderen zu verderben! Einersolchen Gefahr sind diejenigen um so mehr ausgesetzt, die in besonderer Weise mitgeistigen Fhigkeiten ausgestattet sind. Wie vielen wurde die krperliche Schnheitzum Verderben, so da sie in zahlreiche Verbrechen fielen! Und wie viele andere hatder Reichtum, die Gesundheit und die Anziehungskraft ihres Aussehens in die Hllegefhrt! Und wie viele gibt es dagegen, die dank ihrer Armut und ihrer Krankheitenund ihrer Unansehnlichkeit die Heiligkeit erreicht haben und zum ewigen Heilegelangt sind!

    Ja, begngen wir uns mit dem, was Gott uns gegeben. Denn eines nur ist ntig, unddieses Einzige, das ntig ist, das ist nicht, da man jemand gefllt, noch, da es einemgut geht, noch da man eine lebhafte Intelligenz hat, das einzig Wichtige ist, seineSeele zu retten.

    Wir mssen ganz besonders die Ergebung in Gottes heiligen Willen in den

    Krankheiten und krperlichen Schwchen ben; denn wir mssen sie gerneannehmen, so wie Gott sie will und wie lange Er sie will. Ohne Zweifel drfen wir diegewhnlichen Heilmittel gebrauchen; denn das ist auch der Wille Gottes. Aber, wennuns die Heilmittel nichts ntzen, vereinigen wir uns mit dem Willen Gottes, der unsviel mehr ntzen wird als die Gesundheit. Herr, so werden wir dann sagen, ich willweder gesund werden, noch krank bleiben: Ich will einzig und allein, was Du willst.

    Sicher ist es eine groe Tugend, sich in seiner Krankheit nicht ber die Leiden zubeschweren; doch, wenn diese Leiden gro und niederdrckend sind, so wre es keineUnvollkommenheit, dies den Freunden bekannt zu machen, noch wre es eine

    Unvollkommenheit, den Herrn zu bitten, uns davon zu befreien. Ich spreche von dengroen Leiden. Dagegen ist es ein sehr betrchtlicher Fehler, wenn man, wie gewisseLeute, wnscht, da alle Welt uns bei den geringsten Schmerzen und den kleinstenbeln ihr Mitleid bezeugen soll.

    brigens hat unser Herr selbst, als Er sich am Anfang Seiner bitteren Passion sah,Seine Qualen Seinen Jngern geoffenbart: Meine Seele ist betrbt bis in den Tod ...und Er bat Seinen Vater, dieses uere Leiden von Ihm zu entfernen: Mein Vater,wenn es mglich ist, la diesen Kelch an Mir vorbergehen! Aber derselbe Jesus hat

    uns auch gelehrt, was wir nach einem solchen Gebet zu tun haben: uns sofort in den

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    gttlichen Willen zu ergeben, indem Er hinzufgt: aber nicht, wie Ich will, sondernwie Du willst.

    Es gibt Leute, die wollen die Gesundheit haben; aber, so sagen sie, nicht deshalb, umnicht zu leiden, sondern, um Gott besser dienen zu knnen. Wenn es ihnen gut geht,dann knnten sie die Regel beobachten, sich der Gemeinschaft ntzlich machen, indie Kirche gehen, zur hl. Kommunion gehen, Bue tun, sich dem Studium widmen,am Heil der Seelen arbeiten durch Beichthren und Predigen. Diese Leute irren sichaber schwer. Dem, der so spricht, antworte ich: Liebe Seele, sage mir, warummchtest du alle diese Dinge tun? Um Gott zu gefallen? Warum suchst du dir nochetwas aus, wenn du doch weit, wo fr dich der Wille Gottes liegt? Er ist nicht inden Kommunionen, den Buen, den Studien und Predigten, sondern hier: imgeduldigen Ertragen der Krankheiten und Schmerzen, die Gott dir schickt. Alsodenn, vereinige deine Leiden mit den Leiden Jesu Christi!

    Aber, was mir Kummer macht, das ist, da ich mit dieser Krankheit unntz bin frdie Aufgabe in der Gemeinschaft und in meiner Familie. Dann ergebt eucheurerseits in den Willen Gottes, und glaubt, da eure Eltern und eure Oberen sichgleichfalls in den Willen Gottes ergeben. Sie sehen sehr wohl, da es nicht eureFaulheit ist, sondern der Wille Gottes, der dem Haus diese Brde aufldt. Kurzum,diese Wnsche und Klagen kommen nicht von der Liebe zu Gott, sondern von derEigenliebe, welche der Vorwand ist, um euch dem Willen Gottes zu entziehen.

    Wollen wir Gott gefallendann richten wir an Ihn, wenn wir ans Bett gefesseltsind, dies einzige Wort: Dein Wille geschehe! Wiederholen wir dieses Wort ohneUnterla hundertmal, tausendmal! Durch dieses einzige Wort werden wir Gott mehrzufriedenstellen als durch alle mglichen Abttungen und Andachtsbungen. Es gibtkein besseres Mittel Gott zu dienen, als freudig Seinen heiligen Willen zu umfassen.

    Der sel. Johannes von Avila schrieb einem kranken Priester: Mein Freund, machteuch nicht damit mde, euch vorzustellen, was ihr tun wrdet, wenn ihr gesundwret. Begngt euch damit krank zu sein, solange es Gott gefallen wird. Wenn ihrden Willen Gottes sucht, dann ist die Gesundheit fr euch nicht von grerem

    Interesse als die Krankheit.

    Man kann es nicht besser sagen; denn Gott zieht Seinen Ruhm nicht aus unserenWerken, sondern aus der Ergebung und Gleichfrmigkeit mit Seinem gttlichenWillen. Daher ist auch das Wort des hl. Franz von Sales verstndlich, . . . da manGott mehr und heiliger dient im Leiden als im Handeln.

    Oft werden uns die rzte und die Medizin fehlen, oder der Arzt wird unsereKrankheit nicht finden. Auch da mssen wir uns noch mit dem gttlichen Willen

    vereinigen, der es so verfgt hat zu unserem Besten.

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    Man erzhlt, da ein Kranker, der ein Verehrer des hl. Thomas von Canterbury war,sich zum Grabe des Heiligen begab, um seine Heilung zu erbitten, die er aucherlangte. Als er heimgekommen war, begann er darber nachzudenken: Wenn dieseKrankheit vielleicht fr meine Seele ntzlicher gewesen wre, welchen Vorteil

    verschafft mir da die Gesundheit? Von diesem Gedanken geqult, wiederholte er dieWallfahrt und bat den Heiligen, ihm von Gott zu erflehen, was fr sein Seelenheil dasNtzlichste wre. Sofort fiel er in seine Krankheit zurck, und er war sehr glcklichdarber, ganz glcklich darber, da Er fr ihn so am besten sorgte.

    Surius erzhlt einen hnlichen Fall: Ein Blinder war durch die Frbitte des hl. Vaastgeheilt worden; aber er zgerte nicht, den heiligen Bischof darum zu bitten, ihm seineBlindheit wieder zu geben, wenn das seiner Seele von Nutzen sei. Kaum hatte er sogebetet, da wurde er wieder blind.

    Wenn wir krank sind, so sollen wir weder Gesundheit noch Krankheit bevorzugen,sondern uns nur in die Hnde Gottes geben, damit Er ber uns verfgt, wie es Ihmwohlgefllt. Wenn wir jedoch fr die Heilung beten wollen, tun wir es zumindest miteinem Herzen, das im voraus ergeben ist, und tun wir es unter der Bedingung, dawir die Gesundheit erbitten, wenn sie nicht unserem Seelenheil abtrglich ist. Wennwir nicht so bitten wrden, dann wre unser Gebet fehlerhaft, und es wrde nichtserreichen; denn Gott erhrt nicht jene Gebete, bei denen die Ergebung in Seinenheiligen Willen fehlt.

    Die Zeit der Krankheit nenne ich den Prfstein des geistlichen Lebens; denn sie decktauf, von welcher Beschaffenheit die Tugend ist, die eine Seele besitzt. Das gilt auchfr seelische Bedrngnis. Wenn diese Person sich nicht beklagt, nicht ungeduldig ist,nichts unntig erbittet, sondern den rzten gehorcht und den Oberen, wenn sie dabeiRuhe behlt, ganz ergeben in den Willen Gottes, dann ist dies ein Zeichen, da sieeine fest begrndete lgend besitzt. Im Gegenteil, was soll man von einem Krankendenken, der sich unaufhrlich beklagt, bald darber, da man sich kaum mit ihmbeschftigt, bald ber seine Leiden, die unertrglich seien, bald ber die Medizin, diezu nichts ntze wre oder ber den Arzt, der ein Ignorant wre, zuweilen selbst ber

    den lieben Gott, der ihn zu sehr schlage?Der hl. Bonoventura hat uns folgende Begebenheit aus dem Leben des hl. Franziskusberliefert: Eines Tages litt der Heilige grausamer als gewhnlich; da sagte ihm einOrdensmann von hchster Einfalt: Vater, betet, da Gott euch ein wenig sanfterbehandelt, denn Seine Hand scheint zu schwer auf euch zu lasten. Als er dies hrte,stie der Heilige einen Schrei aus und antwortete: Hrt Bruder, wenn ich nichtwte, da Ihr aus Einfalt so gesprochen httet, so knnte ich es nicht mehrertragen, Euch noch zu sehen, nachdem Ihr die Khnheit besessen habt, darber zubefinden, die Gerichte Gottes ber mich zu reduzieren.

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    Und, obwohl er von der Krankheit geschwcht war bis zur Erschpfung, strzte ersich aus seinem Bett auf den Boden, kte ihn und sagte: Herr, ich danke Dir fr dieSchmerzen, die Du mir geschickt hast. Ich bitte Dich, sie zu verhundertfachen, wennes Dir so gefllt. Meine Zufriedenheit besteht darin, da Du mich mit Betrbnissen

    niederdrckst; denn die Erfllung Deines heiligsten Willens ist die seste Trstung,die ich in diesem Leben verkosten kann.

    Mit denselben Gefhlen, mit denen wir unsere eigene Krankheit annehmen, mssenwir auch die Krankheit und den Verlust von Personen annehmen, mit denen unszeitliche oder geistliche Interessen und Bindungen vereinen. Nicht unsere geistlichenVter geben uns die Heiligkeit, sondern Gott. Ohne Zweifel will Gott, da wir vonden geistlichen Fhrern unserer Seele Nutzen ziehen, solange Gott sie uns erhlt.Aber, wenn Er sie uns wegnimmt, so will Er, da wir uns unterwerfen und unserVertrauen zu Ihm bei dieser Gelegenheit verdoppeln und Ihm sagen: Herr, Du hastmir diesen Halt gegeben, Du ziehst ihn jetzt zurck, immer geschehe Dein heiligerWille! An Dir ist es jetzt, fr meine Bedrfnisse zu sorgen und mich zu unterrichten,was ich tun soll, um Dir zu dienen. Eine solche Haltung mssen wir haben, somssen wir alles annehmen, wenn Gott uns irgendein Kreuz auf unsere Schulternlegt.

    Ihr werdet mir sagen: Viele Prfungen sind nur Zchtigungen. Gut, sage ich. Aberdie Zchtigungen, die Gott in diesem Leben schickt, sind sie nicht Gnaden undWohltaten? Wenn wir Ihn beleidigt haben, so mssen wir Seiner gttlichen

    Gerechtigkeit Genugtuung leisten in irgendeiner Form: in diesem Leben oder imanderen Leben. Wir mssen dieses Gebet des hl. Augustinus ganz und gar zu demunsrigen machen: Hier brenne, hier schneide, Herr! Schone mich nicht hier unten;aber schone meiner in der Ewigkeit! . . . und auch dieses Wort des Job: Darin sollmein Trost sein in den Leiden, mit denen mich Gott bedrngt, darin soll mein Trostsein, da Er mich nicht schont (Job 6, 10).

    Ist es in der Tat nicht ein Trost fr den, der die Hlle verdient htte, wenn er sieht,wie ihn Gott in dieser Welt zchtigt, und mu er darin nicht eine Ermutigung

    finden, zu hoffen, da Gott ihn dadurch vom ewigen Strafgericht befreien will? WennGott uns also schlgt, sagen wir mit dem Hohenpriester Heli: Es ist der Herr. Wasgut ist in Seinen Augen, das mge Er tun (1 Kn 3, 18).

    Auch in den Trostlosigkeiten des geistlichen Lebens mssen wir unsere Ergebung inden gttlichen Willen praktizieren. Wenn eine Seele ihre ersten bungen auf demWege der gttlichen Liebe macht, so hat der Herr die Gewohnheit, sie mitTrstungen zu berhufen, um sie von den irdischen Trstungen abzubringen; aberdann, wenn sie ein wenig im geistlichen Leben befestigt ist, so zieht Er sich zurck,um ihre Liebe zu erproben: Er will sehen, ob sie Ihm dienen und Ihn lieben wird,ohne in dieser Welt mit fhlbaren Gnaden bezahlt zu werden.

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    Solange man noch in diesem Lebenist, sagte die hl. Theresia, besteht dergeistliche Nutzen nicht darin, Gott zu genieen, sondern mehr darin, Seinen Willenzu tun. Und sie sagt weiter: Und brigens besteht die Liebe zu Gott nicht inzrtlichen Gefhlen, sondern darin, mit der Kraft der Seele und in Demut Ihm zu

    dienen. Und weiter: Durch die Trockenheiten und die Versuchungen prft GottSeine Freunde.

    Wenn der Herr einer Seele diese Zrtlichkeiten und fhlbaren Sigkeiten gewhrt,so soll sie Ihm dankbar sein; aber sie soll sich nicht von Traurigkeit und Ungedulderfassen lassen, wenn die Trstung wieder schwindet. Dieser Punkt beanspruchtunsere ganze Aufmerksamkeit. Es kommt in der Tat vor, da engstirnige Seelen,wenn die Trockenheit ber sie kommt, sich einbilden, sie seien von Gott verlassenoder sie seien nicht fr das geistliche Leben geschaffen ... und siehe da, sie verzichtenauf das Gebet, und so verlieren sie die Frucht ihrer frheren Arbeit.

    Es gibt keine bessere Zeit, um unsere Ergebenheit in den Willen Gottes zu ben, alsin diesen Zeiten der Trockenheit. Ich verlange von euch nicht, da der Verlust derfhlbaren Gegenwart eures Gottes euch keine Pein verursache. ber eine solche Artvon Schmerzen mu man Pein empfinden, und man darf darber klagen, da dochunser Erlser selbst sich am Kreuz beklagte: Mein Gott, Mein Gott, warum hast DuMich verlassen? Aber in ihrem Schmerz mu sich die Seele ohne Vorbehalt in denWillen des gttlichen Herrn ergeben.

    Es gibt keinen Heiligen, der nicht diese Trostlosigkeiten und diese geistigeVerlassenheit erlitten htte. Wie ist mein Herz ausgetrocknet und hart! sagte derhl. Bernhard. Ich habe weder Lust zu lesen, noch fllt es mir leicht zu betrachten,noch habe ich Freude am Gebet.

    Diese Trockenheiten waren das gewhnliche Los der Heiligen und nicht dieTrstungen. Diese gewhrt Gott nur selten und vorzugsweise, vielleicht fr dieSeelen, die dieser Hilfe bedrfen, damit sie ihren Weg im geistlichen Leben fortsetzenknnen. Die Wonnen, die eine Belohnung sind, bewahrt uns Gott auf fr dasParadies. Die Erde ist ein Ort des Verdienstes, und zwar des Verdienstes durch das

    Leiden. Ebenso arbeiten die Heiligen auf dieser Erde nicht mit der fhlbaren Glut derSigkeiten, sondern mit der Glut des Willens inmitten der Leiden.

    Besser, sagt der hl. Johannes von Avila, tausendmal in Leiden und Mhen, inTrockenheiten und Versuchungen nach dem Willen Gottes zu sein, als diehimmlische Sigkeit zu verkosten auerhalb des Willens Gottes.

    Ihr werdet mir sagen: Wenn ich wte, da diese Trostlosigkeit von Gott kommt,so wre ich im Frieden. Aber, was mich betrbt und beunruhigt, das ist die Furcht,

    da diese Trostlosigkeit eine Folge und eine Strafe meiner Fehler und meinerLauheit ist. Nun, bessere diese Lauheit und belebe neu den Eifer, dann ist es ja gut;

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    aber, weil du in der Dunkelheit bist, berlt du dich der Verwirrung, unterlt dasGebet und verdoppelst so dein bel.

    Nehmen wir einmal an, es ist, wie du versicherst: der Zustand der Trockenheit isteine Strafe fr Lauheit usw. Ist es denn dann nicht Gott, der dir diese Strafe schickt?Nehme sie also an: Erkenne, da du sie verdient hast und beruhige dich im WillenGottes. Protestierst du da nicht dagegen, da du die Hlle verdient hast? Wieknntest du dann zugleich behaupten, da du eine Trstung von Gott verdient hast?Worber beklagst du dich also? Lat euch doch von Gott so behandeln, wie Er esversteht; seid treu im Gebet, verfolgt euren Weg, und habt von nun an keinenZweifel mehr, da diese eure Leiden nur von zu geringer Demut herkommen und voneurer mangelhaften Ergebung in den Willen Gottes.

    Wenn man sich zum Gebet anschickt, welches ist der grte Nutzen, den man daraus

    ziehen kann? Es ist der, sich mit dem Willen Gottes zu vereinigen. Bringt deshalbeure Ergebung zum Ausdruck, indem ihr sagt: Herr, ich nehme diese Pein ausDeiner Hand an und ich nehme sie an, solange es Dir gefallen wird. Dieses Gebetwird euch mehr Gutes bringen als die sesten Trstungen.

    Man darf nicht vergessen, da die Trockenheit nicht immer eine Strafe ist: Manchmalist sie eine Anordnung der gttlichen Vorsehung, damit wir Fortschritte machen undum uns in der Demut zu halten. Gott wollte nicht, da Paulus die Gnaden vergeblichempfangen htte: Zu diesem Zweck erlaubte Er, da er von sinnlichen Versuchungen

    geqult wrde. Aus Furcht, da mich die Erhabenheit der Offenbarungen stolzmachte, wurde mir ein Stachel in mein Fleisch gegeben, ein Engel Gottes, der michschlug (2 Kor 12, 7).

    Beten, wenn man darin Wonne findet, da hat man nichts Groartiges vollbracht.Der Freund, der am Tische sitzt, wird nicht bleiben, wenn du in Not bist (Sir 6, 10).Ihr wrdet nicht den fr euren wahren Freund halten, der euch nur bei TischFreundschaft bezeugt, sondern den, der auch in schweren Stunden, und wenn ernichts davon hat, bei euch bleibt. Wenn Gott die Seelen in Finsternis undTrostlosigkeit taucht, dann deshalb, weil Er dann wei, wer Seine wahren Freunde

    sind.

    Palladus fand in seinen schnen Gebeten nur Langeweile. Er teilte diese seineseelischen Leiden dem hl. Macarius mit, der ihm sagte: Wenn deine Gedanken dichdazu bringen wollen, das Gebet aufzugeben, so antworte ihnen: ,Um der Liebe zuJesus willen bleibe ich gerne hier, um die Mauern meiner Zelle zu hten.' Das ist dieAntwort, die ich euch gebe, wenn ihr versucht seid, das Gebet aufzugeben, weil eseuch als Zeitverlust erscheint. Sagt einfach: Ich bleibe hier, um Gott Freude zumachen.

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    Wenn du beim Beten nichts anderes tust, als die Zerstreuungen und Versuchungenzu vertreiben, die dich niederhalten wollen, dann ist dein Gebet nach dem Urteil deshl. Franz von Sales sehr gut.

    Tauler versichert sogar, da, wer trotz Trockenheit im Gebet verharrt, von Gott zueiner greren Vollkommenheit erhoben wird als bei den Gebeten, die lange sind undvoll fhlbarer Frmmigkeit.

    Pater Rodriguez berichtet, da ein Ordensmann whrend 40 Jahren Gebet niemalseine Trstung empfunden habe; aber an den Tagen, an denen er seinem Gebet treuwar, fhlte er sich mit Kraft erfllt, um die Tugenden zu ben, und wenn er esunterlie, fhlte er sich ganz schwach und unfhig zu irgend etwas Gutem.

    Der hl. Bonaventura und Jean Gerson meinen, da viele Seelen nicht jene Sammlung

    erreichen bei ihren Gebeten, die sie gerne htten; aber diese machen dann um somehr Anstrengungen, um Gott zu dienen und sind dadurch auch demtiger. Wenn esanders wre, so wrden sie sich von der Lauheit oder Eitelkeit einnehmen lassen,indem sie denken wrden, sie htten das Ziel ihrer Wnsche erreicht.

    Was von der Trockenheit gesagt wurde, gilt auch fr die Versuchungen. Sichermssen wir die geeigneten Mittel ergreifen, um die Versuchungen zu meiden. Aber,wenn Gott will oder zult, da wir versucht werdensei es gegen den Glauben,die Reinheit oder eine andere Tugendso drfen wir nicht darber klagen, sondernuns auch da noch in den Willen Gottes ergeben.

    Dem hl. Paulus, der ein Nachlassen der Versuchungen der Sinne verlangte,antwortete unser Herr: Meine Gnade gengt dir (2 Kor 12, 9). So bitten wir dennauch beim Ansturm der lstigen Versuchungen den Herrn, uns zu befreien, und wennEr uns nicht erhrt, dann sagen wir: Herr, tut und erlaubt, was Euch gefllt: EureGnade gengt mir; aber haltet mich, da ich sie nie verlieren.

    Nicht die Versuchung lt uns die Gnade verlieren, sondern die Einwilligung in dieVersuchung. Die Versuchungen, wenn wir sie abwehren, halten uns vielmehr in derDemut, lassen uns grere Verdienste erwerben und drngen uns dazu, hufiger zuGott unsere Zuflucht zu nehmen. Das Endergebnis ist, da sie uns weiter entfernthalten von der Beleidigung Gottes und die Verbindung der Liebe mit Ihm festigen.

    Endlich mssen wir uns mit dem Willen Gottes vereinen, was den Augenblick desTodes betrifft, sei es was die Zeit anbelangt oder die Umstnde, die zu bestimmen esGott gefallen hat.

    Eines Tages erstieg die hl. Gertrud einen Berg und strzte in eine Schlucht. IhreBegleiterinnen fragten sie dann, ob sie Angst gehabt htte, ohne Sakramente zu

    sterben. Die Heilige antwortete: Ich wnsche sehr, die Sterbesakramente zuempfangen, aber noch mehr halte ich mich an den Willen Gottes; denn ich denke, die

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    beste Vorbereitung, um gut zu sterben, ist die, sich allem zu unterwerfen, was Gottwollen wird. So wnsche ich jene Art von Tod, die meinem gtigen Herrn gefallenwird.

    Der hl. Gregor berichtet in seinem Dialog, da die Langobarden, nachdem sie einenPriester namens Sanctulus zum Tode verurteilt hatten, ihn die Art fr seineTodesstrafe auswhlen lieen. Der hl. Mann htete sich wohl, von dieser FreiheitGebrauch zu machen: Ich bin in den Hnden Gottes, sagte er, ich werde dieTodesart auf mich nehmen, die Er euch erlaubt anzuwenden; ich will keine andere.Dieser Akt der Hingabe gefiel dem Herrn derart, da Er selbst den Arm des Henkers,der ihm das Haupt abschlagen wollte, anhielt, so da die Barbaren, berrascht durchdieses Wunder, den heiligen Priester am Leben lieen.

    Ebenso mssen wir, was die Todesart anbetrifft, die als die Beste fr uns erachten, die

    Gott bestimmt hat. Jedesmal also, wenn wir an den Tod denken, sollen wir sagen:Herr, gewhre mir zu sterben im Zustand des Heiles; sonst la mich sterben, wie esDir gefllt.

    Sind wir auch eins mit dem Willen Gottes, was den Zeitpunkt unseres Todesanbetrifft? Was ist diese Erde denn anderes als ein Gefngnis; da wir hier so vielleiden mssen und da jeden Augenblick die Gefahr besteht, da wir Gott verlieren!Von daher ist der Ausruf Davids zu verstehen: Befreie meine Seele aus diesemKerker! (Ps 16, 8). Von daher ist auch das Wort der hl. Theresia von Avila zu

    verstehen: Wie langweilig ist dies irdische Leben, wie sehne ich mich nach dem Tod,wie bin ich froh, da ich mit jeder Stunde immer mehr der Gefahr entgehe, Gottwieder zu verlieren.

    Aus diesem Grunde, auch wegen der Mglichkeit, die dem Leben anhaftet, diegttliche Gnade zu verlieren, dachte der hl. Johannes von Avila, da derjenige, dersich in der gengenden Verfassung befindet, eher wnscht zu sterben als zu leben.

    O welch liebe und wnschenswerte Sache ist der gute Tod, mit der Sicherheit, die ermit sich bringt, da wir nie mehr der Gnade Gottes beraubt sein knnen!Aber

    ich, so wirst du sagen, ich habe noch nichts erreicht, noch nichts getan fr meineSeele. Aber, wenn Gott fr jetzt das Ende deines Lebens festgesetzt hat, wasknntest du in der Folge Gutes tun, wenn dein Leben verlngert wrde entgegenden Absichten Gottes? Wer wei, spter httest du einen weniger glcklichen Todals den, den du zu dieser Stunde erhoffen knntest! Wer wei, ob du nicht in deinemWillen wankend und noch in viele andere Snden fallen und am Ende nochverdammt wrdest? Auf jeden Fall, wenn du weiter leben wrdest, dann wrdest duzumindest lliche Snden begehen!

    Warum, rief deshalb der hl. Bernhard aus, sich ein langes Leben wnschen, in demsich unsere Fehler vervielfltigen wrden? Der hl. Ludwig Maria Grignion sehnte

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    sich, bald sterben zu drfen, damit er nicht mehr in die Lage komme, Gott durch eineSnde zu beleidigen.

    Und ich fge hinzu, wenn man nur wenig das Paradies wnscht, dann zeugt das voneiner geringen Liebe zu Gott. Wer liebt, sehnt sich nach der Gegenwart dergeliebten Person. Nun, wir knnen Gott nicht schauen, ohne diese Welt zu verlassen.So haben die Heiligen brennend gewnscht zu sterben, um sich des Anblicks ihresvielgeliebten Herrn zu erfreuen. Hrt die Seufzer eines hl. Augustinus: Mein Gott,ich mchte sterben, um Dich zu sehen! Und die Worte Davids: Wann werde ichkommen und erscheinen vor dem Angesichte Gottes? (Ps 41, 3). Und der hl. Paulus:Ich wnschte aufgelst zu werden, um beim Herrn zu sein (Phil 1, 23). So ist es mitallen Seelen, die von Gott ergriffen sind.

    Ein Autor berichtet, da ein Edelmann auf die Jagd ging und durch den Wald kam.

    Pltzlich hrte er die Stimme eines Menschen, einen lieblichen Gesang. Er nhertesich dieser Stimme und fand einen Ausstzigen, einen armen Ausstzigen, dessenKrper schon halb verzehrt war vom Aussatz. Sind Sie es, der da so singt? Ja,guter Ritter, das bin ich. Und wie knnen Sie singen und glcklich sein mitdiesem Leiden, das Sie qult und das Ihnen das Leben zu nehmen scheint? GuterRitter, zwischen mir und Gott gibt es keine andere Trennung mehr als diese Mauervon Schlamm, die mein Krper ist. Wenn diese Barriere einmal gefallen ist, werde ichmich meines Gottes erfreuen. Nun, ich sehe diese Barriere jeden Tag mehreinstrzen, Stck fr Stck: Ich bin in der Freude, und ich singe.

    Ein letzter Punkt noch: Wir mssen alles, was die Ehre Gottes betrifft, hochschtzen,aber hher noch Seinen heiligen Willen. Wir mssen wnschen, Gott mit nochgrerer Glut zu lieben als die Seraphim, und trotzdem mssen wir wnschen,keinen anderen Grad der Liebe zu erreichen als den, den uns Gott geben will.

    Ich glaube nicht, sagt der sel. Johannes von Avila da es unter den Heiligen einengegeben hat, der nicht gewnscht htte, besser zu sein, als er war. Aber sie verlorendarber nicht den Frieden der Seele; denn ihre Wnsche kamen nicht von einempersnlichen Ehrgeiz her, sondern aus der Liebe zu Gott: Sie lobten Gott in der

    Austeilung Seiner Gnaden und begngten sich mit dem, was Gott ihnen gab, und siebezeugten ihre grere Liebe zu Gott darin, da sie eher zufrieden waren mit dem,was Gott ihnen gab, als da sie wnschten viel zu haben.

    Dies kommt, wie Pater Rodriguez erklrt, von diesen beiden Dingen: Auf der einenSeite mssen wir uns mhen und alle Anstrengungen machen, um zurVollkommenheit zu gelangen; hten wir uns davor wie manche, unsere Lauheit undunsere Faulheit selbst als Entschuldigung vorzuschieben, unter dem frommenAnschein: An Gott liegt es, mir dies oder jenes zu geben; ich vermag nichts mehr.

    Auf der anderen Seite drfen wir nicht den Frieden verlieren, wenn uns irgendeineSchwche berkommt, noch drfen wir die Gleichfrmigkeit mit dem Willen Gottes

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    verlieren, der diese Schwche zugelassen hat, noch drfen wir mutlos werden.Erheben wir uns alsbald durch eine Reue, die ganz durchdrungen ist von der Demut;bitten wir Gott um eine mchtige Hilfe, und machen wir uns wieder auf den Weg.Auch knnen wir sicher wnschen, in den Himmel aufzusteigen bis zum Chor der

    Seraphim, nicht um fr uns mehr Ruhm zu gewinnen, sondern um Gott mehr Ehrezu verschaffen und um Gott mehr zu lieben.

    Was die bernatrlichen Gaben betrifft, wie Ekstasen, Visionen, Offenbarungen, sowre es ein ganz schwerwiegender Fehler, diese zu wnschen. Gott gibt diese nachSeinem freien Willen, wem Er will und wann Er will. Viele haben dieVollkommenheit erreicht ohne die Hilfe solch auerordentlicher Gnaden; denn alleindie Tugenden lassen eine Seele aufsteigen zur Heiligkeit: die Tugenden undhauptschlich die Vereinigung des Willens mit dem Willen Gottes (= hchste Stufeder Liebe).

    Also, selbst wenn Gott uns nicht erheben wollte zu einem erhabenen Grad der Glorieund der Vollkommenheit, machen wir uns ohne Rckhalt dem heiligen Willen Gottesgleichfrmig, indem wir Ihn bitten, Er mge uns durch Seine Barmherzigkeit retten.Wenn wir so handeln, wird die Belohnung nicht klein sein; denn Gott in SeinerFreigebigkeit wird uns all unser Gut gewhren, denn Er liebt jene Seelen ber alles,die ergeben sind.

    Zusammengefat gesagt: Alle Dinge, die uns zustoen oder uns in Zukunft erwarten,

    mssen wir als aus der Hand Gottes kommend betrachten: den Willen Gottes tunund alle unsere Handlungen nur vollbringen, weil Gott sie will.

    Um auf diesem Wege ganz sicher zu gehen, mssen wir uns der Fhrung desHeiligen Geistes anvertrauen und der Fhrung unserer geistlichen Vter in allem,was unser Innenleben betrifft. Durch sie will Gott uns bekanntmachen, was Er vonuns will. Haben wir groes Vertrauen in die Worte Jesu Christi, denn Er hat gesagt:Wer euch hrt, hrt mich! (Lk 10, 16).

    Im brigen, dienen wir Gott mit Hingebung, wo und wie Er von uns gedient haben

    will. Ich sage dies, damit wir die Illusion derer meiden, die ihre Zeit damit verlieren,Trumen nachzuhngen. Manche sagen nmlich: Ach, wenn ich allein wre, dannwrde ich in ein Kloster eintreten; wenn ich dieses Haus verlassen knnte, wenn ichmich von meiner Familie entfernen knnte, wenn ich dieses Milieu wechseln knnte,welche Bubungen wrde ich da tun! Wie wrde ich mich dem Gebet hingeben!Indem man auf solche Dinge wartet, trgt man schlechtgelaunt das Kreuz, das Gottschickt, und man dient somit Gott nicht, wo und wie Er es will, da wir Ihm dienen.Die Folge davon ist: Es ist keine Heiligkeit mglich und man geht selbst den Wegvom Schlechten zum Schlimmeren.

    In diesen Wnschen, die uns vom Willen Gottes abbringen, mssen wirVersuchungen des Teufels sehen! Unsere Aufgabe ist es, solche Wunschgedanken aus

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    unserem Geiste zu entfernen und uns zu entschlieen, auf dem Weg zu gehen, denGott allein fr uns ausgewhlt hat. So werden wir Gott dienen, wir werden Seinenheiligen Willen erfllen und wir werden gewi Heilige werden, welches auch immerder Stand sei, den uns Gott zugewiesen hat.

    Schlufolgerung: Sorgen wir uns darum, immer und einzig nur zu wollen, was Gottwill. Durch dieses Mittel wird Er uns ganz eng an Sein Herz gedrckt halten.

    Machen wir uns deshalb mit gewissen Stellen der Heiligen Schrift vertraut, die unsdazu mahnen, uns immer mehr mit dem gttlichen Willen zu vereinigen: Herr, waswillst Du, das ich tun soll?La mich wissen, was Du von mir erwartest, denn ichwill es ohne Vorbehalt ausfhren!Dein bin ich, rette mich!Ich gehre nichtmehr mir, ich gehre Dir, mein Herr und Meister! Mache mit mir, was Du willst.

    Besonders, wenn eine sehr niederdrckende Prfung ber uns kommt (Tod einesVerwandten, schwerer Gterverlust oder eine andere Widerwrtigkeit), lassen wir esda nicht daran fehlen zu sagen: Ja, Vater, weil es Dir so gefallen hat! Vor allemliebt und wiederholt immer wieder das Gebet, das uns der Herr gelehrt hat: DeinWille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden!

    Der hl. Katharina von Genua empfahl der Herr, jedesmal, wenn sie das Vaterunserbete, bei diesen Worten anzuhalten und darum zu bitten, da der gttliche Wille inihr so vollkommen erfllt werde, wie er erfllt ist bei den Heiligen im Himmel. Wennwir uns dies zu eigen machen, werden wir ohne Zweifel zur Heiligkeit gelangen.

    Geliebt und gelobt sei auf immer der gttliche Wille sowie die selige Jungfrau Maria, die

    Immaculata. Amen.

  • 8/7/2019 Hingabe an Gottes Wille - Alfons von Liguori

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    Zusammenfassung

    der vorausgehenden Darlegungen ber die Vereinigung unseres Willens mit demgttlichen in einem Gebet:

    Mein Jesus, sooft ich sage ,Gott sei gepriesen!' oder auch: ,Dein Wille geschehe!'habe ich die Meinung, alles anzunehmen, was Deine Vorsehung fr Zeit undEwigkeit ber mich verfgt.

    Ich will keine andere Stellung, keine andere Wohnung, noch andere Kleider, nochandere Nahrung, noch einen anderen Zustand der Gesundheit als wie es Dir gefllt!

    Ich will keine andere Beschftigung, noch andere Talente, noch andere

    Glcksumstnde als die, die Du fr mich bestimmt hast!

    Wenn Du willst, da meine Angelegenheiten keinen Erfolg haben, da meine Plnescheitern, da meine Prozesse verloren gehen, da ich all meiner Gter beraubtwerde, so will ich, was Du willst!

    Wenn Du willst, da ich verachtet werde, schlecht angesehen, auf den letzten Platzgestellt, verfolgt selbst von denen, die mir am teuersten sind, so will ich, wie Duwillst!

    Soll ich arm sein, im Exil leben mssen, oder gar in einem Gefngnis, so will ich, wieDu es willst, weil ich darauf vertraue, da Du immer nahe sein wirst.

    Soll es sein, da ich immer krank bin, mit Wunden bedeckt, ganz ans Bett gefesselt,von aller Welt verlassen, so will ich es auch, wenn es Dir so gefllt und solange esDir gefllt!

    Ich habe auch keinen anderen Willen als den Deinen, was mein geistliches Lebenanbetrifft. Ich wnsche gewi, Dich hier unten mit allen meinen Krften zu lieben,wie die Seraphim Dich lieben; aber ich bin zufrieden mit dem, was Du anordnen

    wirst. Wenn es Dir gefllt; mir ein berma an Liebe zu schenken, so soll es zuDeiner Verherrlichung dienen. Ich bin glcklich, wenn es so Dein heiliger Wille ist!Ich stelle die Erfllung Deines Willens ber jeden anderen persnlichen Vorteil.

    In einem Wort: Verfge ber mich, mein Gott, verfge ber mich bei allen meinenAngelegenheiten, wie es Dir gut dnkt, und nimm keine Rcksicht auf meineWnsche, denn ich habe keinen anderen Willen als den Deinen. Wie Du auch mit mirverfhrst, ich nehme alles an, und ich nehme es mit Liebe an: Bitternis oder dieSigkeit, Wohlgeflliges oder Miflliges: Alles kommt gleichermaen aus Deiner

    Hand.

  • 8/7/2019 Hingabe an Gottes Wille - Alfons von Liguori

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    Ganz besonders, o mein Jesus, nehme ich meinen Tod an, so wie Du es willst, wo Dues willst und wann Du es willst. Ich vereinige, o mein Erlser, meinen Tod und seineSchmerzen mit Deinem heiligen Tod, und ich opfere dies alles auf als Zeugnis derLiebe zu Dir.

    Ich will sterben, um bei Dir zu sein, um Dich zu verherrlichen und Dein heiligesAntlitz ewig zu schauen. Amen.

    * * *

  • 8/7/2019 Hingabe an Gottes Wille - Alfons von Liguori

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    Hingabe an Gottes heiligen Willen

    T. u. W., Mnchen 1637

    Wie mein Gott will, ich bin bereit, Er ist mir lieb vor allen.

    Auf dieser Welt mich nichts erfreut, als Ihm nur zu gefallen.

    Kein Freud, noch Leid mich von Ihm scheidt,

    kein Trbsal, Angst und Schmerzen.

    Soll's sein, so sei's! Mein Gott der wei,

    da ich Ihn lieb von Herzen.

    Wie mein Gott will, es mir gefllt in allen meinen Sachen.

    Ich habe Ihm alles heimgestellt, Er kann's zum besten machen.

    Es ist umsonst, kein Witz noch Kunst hilft wider Gottes Willen.

    Soll's sein, so sei 's! Er doch wohl wei, Sei'n Willen zu erfllen.

    Wie mein Gott will! Bis in den Tod soll mich von Ihm nichts scheiden.

    Gern will ich Trbsal, Angst und Not um Seinetwillen leiden.

    Allein ich bitt', da Er mich nit dort la zuschanden werden.

    Soll's sein, so sei 's! Ins Paradeis fahr ich von dieser Erden.

    Soll's sein, so sei's! Wie mein Gott will, Sein Wille ist der Beste!

    Er hat mir schon gesetzt ein Ziel, daran halte ich mich feste.

    In Freud und Leid, zu aller Zeit, helf ich Sein Werk vollbringen.

    Soll's sein, so sei's! Lob, Ehr und Preis will ich Ihm ewig singen.

  • 8/7/2019 Hingabe an Gottes Wille - Alfons von Liguori

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    Niemand von uns lebt fr sich selbst, und niemand stirbt fr sich selbst. Leben wir,so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir also lebenoder sterben, wir gehren dem Herrn (Rm 14, 7-8).

    Eine echte Tugend erkennt man daran, da sie unser Wollen dem Willen Gottesangleicht, besonders wenn der Wille Gottes unseren Neigungen widerspricht.

    Eingebildete Tugenden erkennt man daran, da sie in rhrseligen Trumenschwelgen. Der sicherste Weg zu Gott besteht darin, seinen Willen zu tun.

    Karinal Salige