Historische Entwicklung und aktuelle Anforderungen an die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung...

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Bundesgesundheitsbl 2012 · 55:1465–1473 DOI 10.1007/s00103-012-1565-5 Online publiziert: 21. Oktober 2012 © Springer-Verlag 2012 M. Exner 1  · A. Kramer 2 1  Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität Bonn 2  Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald Historische Entwicklung und aktuelle  Anforderungen an die ärztliche  Aus-, Fort- und Weiterbildung in der  Hygiene und Infektionsprävention Zur Bedeutung einer fundierten Ausbildung für infektionshygienisches Handeln in der Medizin Eine solide Aus-, Fort- und Weiterbildung gilt in jedem Beruf als Grundpfeiler einer qualifizierten Berufsausübung. Maßnah- men der Hygiene und Infektionspräven- tion müssen im Umgang mit Patienten bei jeglichem diagnostischen und therapeu- tischen Eingriff umgesetzt werden, um das Risiko für nosokomiale Infektionen und deren Folgen zu minimieren. Ärzten kommt hierbei auch gegenüber den Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern der Pfle- ge und weiterer medizinischer Berufe eine Vorbildfunktion zu. Wie wirksam entsprechende Schu- lungsmaßnahmen sind, wurde von Zack et al. durch Einführung eines einfachen Schulungsmoduls gezeigt, durch das die Rate an beatmungsassoziierten Infek- tionen um mehr als 50% reduziert wer- den konnte, verbunden mit einer Kos- teneinsparung zwischen 425.606 und 4,05 Mio. $ [1, 2]. Maßnahmen der Hy- giene und Infektionsprävention durch Ärzte und medizinisches Personal dienen in erster Linie dem Patienten- aber auch dem Eigenschutz. Vor dem Hintergrund der eskalieren- den Zunahme von Antibiotikaresisten- zen und der fehlenden Entwicklung neu- er Antibiotika insbesondere gegen gram- negative Mikroorganismen sowie der zu Recht erkannten Priorisierung des Infek- tionsschutzes bei nosokomialen und anti- biotikaresistenten Erregern, dokumen- tiert durch die Änderung des Infektions- schutzgesetzes (IfSG), müssen die An- forderungen an eine qualifizierte ärztli- che Aus-, Fort- und Weiterbildung in der modernen Hygiene und Infektionsprä- vention genutzt werden, um die erhebli- chen gesellschaftlichen Herausforderun- gen durch die mit nosokomialen Infektio- nen verbundenen Gefahren für die öffent- liche Gesundheit auch in Zukunft meis- tern zu können. Bislang ist der Stellenwert einer qua- lifizierten Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Hygiene und Infektionspräven- tion insbesondere für Ärzte weder in der internationalen Literatur noch im natio- nalen Regelwerk in ausreichender Weise berücksichtigt worden [1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15]. Durch die Schlie- ßung zahlreicher Lehrstühle für Hygiene in Deutschland sowie durch die aktuel- le Verschmelzung der zuvor eigenstän- dig gelehrten Disziplin der Hygiene mit der Mikrobiologie und Virologie in der Approbationsordnung wird zwar den Grundlagen der Infektionsdiagnostik und Therapie zu Recht ein wichtiger Stellen- wert eingeräumt, andererseits aber den klassischen Grundlagen der Infektions- verhütung unter Berücksichtigung der modernen Anforderungen an Hygiene und Infektionsprävention in keiner Weise mehr ausreichend Rechnung getragen. So wird an manchen Universitäten im Rah- men des Medizinstudiums das Fach Hy- giene nur noch mit 2 h gelehrt, gegen- über z. B. Fächern wie Chemie oder Phy- sik mit z. T. über 90 h insgesamt. Damit muss für Deutschland, aber wahrschein- lich auch für viele andere Länder festge- stellt werden: Die derzeitige ärztliche Aus- bildung im Rahmen des Medizinstudiums ist nicht in der Lage, die Grundanforde- rungen an eine moderne Hygiene und In- fektionsprävention bei der ärztlichen Be- rufsausübung sicherzustellen. Das muss als fahrlässig bezeichnet werden. In bemerkenswertem Gegensatz hier- zu steht der deutlich höhere Stellenwert, den das Fach Hygiene und Infektions- prävention in der Ausbildung zu medi- zinischen Pflegeberufen hat. Meist er- lernen junge Ärztinnen und Ärzte erst während ihrer Weiterbildung zum je- weiligen Facharzt ihrer Wahl in der tägli- chen Routine auf der Station oder im OP die Grundanforderungen an die Hygie- ne (oder auch nicht). Hierdurch kommt es häufig zu Konflikten mit den in der Hygiene und Infektionsprävention weit- aus besser ausgebildeten medizinischen Pflegekräften. Ohne eine grundlegende Verbesse- rung dieser Situation wird auch die konti- nuierliche Weiterentwicklung von Richt- linien zur Hygiene und Infektionspräven- tion nur marginal zur Verbesserung der krankenhaushygienischen Situation bei- tragen können. Um diese Situation zu ändern, ist F eine Reform der Approbationsord- nung mit einer deutlichen Stärkung des Stellenwertes der Hygiene und In- fektionsprävention im Medizinstu- dium und F die Wiedereinrichtung eigenständi- ger Lehrstühle für Hygiene und Infek- tionsprävention notwendig. Leitthema 1465 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11/12 · 2012|

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Bundesgesundheitsbl 2012 · 55:1465–1473DOI 10.1007/s00103-012-1565-5Online publiziert: 21. Oktober 2012© Springer-Verlag 2012

M. Exner1 · A. Kramer2

1 Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität Bonn2 Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Greifswald

Historische Entwicklung und aktuelle Anforderungen an die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Hygiene und Infektionsprävention

Zur Bedeutung einer fundierten Ausbildung für infektionshygienisches Handeln in der Medizin

Eine solide Aus-, Fort- und Weiterbildung gilt in jedem Beruf als Grundpfeiler einer qualifizierten Berufsausübung. Maßnah-men der Hygiene und Infektionspräven-tion müssen im Umgang mit Patienten bei jeglichem diagnostischen und therapeu-tischen Eingriff umgesetzt werden, um das Risiko für nosokomiale Infektionen und deren Folgen zu minimieren. Ärzten kommt hierbei auch gegenüber den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern der Pfle-ge und weiterer medizinischer Berufe eine Vorbildfunktion zu.

Wie wirksam entsprechende Schu-lungsmaßnahmen sind, wurde von Zack et al. durch Einführung eines einfachen Schulungsmoduls gezeigt, durch das die Rate an beatmungsassoziierten Infek-tionen um mehr als 50% reduziert wer-den konnte, verbunden mit einer Kos-teneinsparung zwischen 425.606 und 4,05 Mio. $ [1, 2]. Maßnahmen der Hy-giene und Infektionsprävention durch Ärzte und medizinisches Personal dienen in erster Linie dem Patienten- aber auch dem Eigenschutz.

Vor dem Hintergrund der eskalieren-den Zunahme von Antibiotikaresisten-zen und der fehlenden Entwicklung neu-er Antibiotika insbesondere gegen gram-negative Mikroorganismen sowie der zu Recht erkannten Priorisierung des Infek-tionsschutzes bei nosokomialen und anti-biotikaresistenten Erregern, dokumen-

tiert durch die Änderung des Infektions-schutzgesetzes (IfSG), müssen die An-forderungen an eine qualifizierte ärztli-che Aus-, Fort- und Weiterbildung in der modernen Hygiene und Infektionsprä-vention genutzt werden, um die erhebli-chen gesellschaftlichen Herausforderun-gen durch die mit nosokomialen Infektio-nen verbundenen Gefahren für die öffent-liche Gesundheit auch in Zukunft meis-tern zu können.

Bislang ist der Stellenwert einer qua-lifizierten Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Hygiene und Infektionspräven-tion insbesondere für Ärzte weder in der internationalen Literatur noch im natio-nalen Regelwerk in ausreichender Weise berücksichtigt worden [1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15]. Durch die Schlie-ßung zahlreicher Lehrstühle für Hy giene in Deutschland sowie durch die aktuel-le Verschmelzung der zuvor eigenstän-dig gelehrten Disziplin der Hygiene mit der Mikrobiologie und Virologie in der Approbationsordnung wird zwar den Grundlagen der Infektionsdiagnostik und Therapie zu Recht ein wichtiger Stellen-wert eingeräumt, andererseits aber den klassischen Grundlagen der Infektions-verhütung unter Berücksichtigung der modernen Anforderungen an Hygiene und Infektionsprävention in keiner Weise mehr ausreichend Rechnung getragen. So wird an manchen Universitäten im Rah-men des Medizinstudiums das Fach Hy-giene nur noch mit 2 h gelehrt, gegen-über z. B. Fächern wie Chemie oder Phy-sik mit z. T. über 90 h insgesamt. Damit muss für Deutschland, aber wahrschein-

lich auch für viele andere Länder festge-stellt werden: Die derzeitige ärztliche Aus-bildung im Rahmen des Medizinstudiums ist nicht in der Lage, die Grundanforde-rungen an eine moderne Hygiene und In-fektionsprävention bei der ärztlichen Be-rufsausübung sicherzustellen. Das muss als fahrlässig bezeichnet werden.

In bemerkenswertem Gegensatz hier-zu steht der deutlich höhere Stellenwert, den das Fach Hygiene und Infektions-prävention in der Ausbildung zu medi-zinischen Pflegeberufen hat. Meist er-lernen junge Ärztinnen und Ärzte erst während ihrer Weiterbildung zum je-weiligen Facharzt ihrer Wahl in der tägli-chen Routine auf der Station oder im OP die Grundanforderungen an die Hygie-ne (oder auch nicht). Hierdurch kommt es häufig zu Konflikten mit den in der Hygiene und Infektionsprävention weit-aus besser ausgebildeten medizinischen Pflegekräften.

Ohne eine grundlegende Verbesse-rung dieser Situation wird auch die konti-nuierliche Weiterentwicklung von Richt-linien zur Hygiene und Infektionspräven-tion nur marginal zur Verbesserung der krankenhaushygienischen Situation bei-tragen können.

Um diese Situation zu ändern, istFeine Reform der Approbationsord-

nung mit einer deutlichen Stärkung des Stellenwertes der Hygiene und In-fektionsprävention im Medizinstu-dium und

Fdie Wiedereinrichtung eigenständi-ger Lehrstühle für Hygiene und Infek-tionsprävention notwendig.

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Hierzu hat der medizinische Fakultäten-tag aktuell gemeinsam mit der Kommis-sion für Krankenhaushygiene und Infek-tionsprävention eine Empfehlung abgege-ben [16].

Neben der Ausbildung von Medi-zinstudenten müssen auch die Weiter-bildungskapazitäten zum Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin gestärkt werden.

Zum besseren Verständnis der aktuel-len Situation soll zunächst ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung im Fach Hygiene und Infektionspräven-tion gegeben werden.

Kurzer historischer Abriss zur Integration von Hygiene und Infektionsprävention in die ärztliche Ausbildung

Im 18. Jahrhundert wurde das Fach Hygie-ne nach Empfehlung durch Johann Peter Frank (1745–1821) – Autor des epochalen Werkes „System einer vollständigen me-dizinischen Polizei“ – in den Studienplan für die medizinischen Fakultäten aufge-nommen. Johann Peter Frank war zu die-ser Zeit an die medizinische Fakultät zu Pavia berufen worden und erhielt von Kaiser Josef II den Auftrag, für die medi-zinischen Fakultäten einen Studienplan zu entwerfen. Dieser wurde in den Jahren 1785 bis 1786 erarbeitet und in den nächst-folgenden Jahren umgesetzt. Er war zu-nächst in die französische und schließlich in die italienische Sprache übersetzt wor-den und hatte auch maßgeblichen Ein-fluss auf die Gründung der ersten Lehr-stühle für Hygiene in Frankreich (Paris und Straßburg) sowie des ersten Lehr-stuhls für Public Health in Edinburgh. In diesem Studienplan wurde von ihm neben der Anatomie, der Arzneimittellehre, der Arzneikunst, der Medizin und der Chi-rurgie auch die „Gesundheitslehre oder Hygiene“ eigenständig in das Medizin-studium integriert (.Abb. 1).

Im 9. Abschnitt des von ihm konzi-pierten Studienplanes der medizinischen Fakultät heißt es unter der Überschrift von der Gesundheitslehre, von der Ge-schichte der Arzneiwissenschaft und von der Rezeptschreibekunst „§ 1: Die Hygie-ne, welche zur Erhaltung der gegenwärti-gen Gesundheit die zweckmäßigsten Maß-regeln vorschreibt, ist gewiss der nötigste, nützlichste und edelste Teil der medizini-schen Wissenschaft. Es ist ein weit größerer Verdienst, einen, dem Sturze nahe, Men-schen vor dem Fall zu bewahren, als den schon Niedergestürzten wieder aufzuheben, und wenn diese, von den alten Ärzten mit großem und patriotischen Eifer betriebene Wissenschaft, die Menschen vor abwendba-ren physischen Übeln zu sichern, in unse-ren Tagen vernachlässigt worden ist, wenn der große Haufe von  jenen, die  sich mit der Heilkunde abgeben, jetzt auf die Erler-nung der Gesundheitsregeln und auf der-selben Vorschrift so offenbar Verzicht tut, so wächst allerdings bei vielen Ärzten der 

Abb. 1 8 Studienplan J.P. Franks (1745–1821) für die medizinische Fakultät zu Pavia1786/87. In § 2 heißt es unter h.: Gesundheitslehre oder Hygiene. (Aus: System einer vollständigen medicinischen  Polizey, Supplementband I.  Cotta Tübingen 1812©)

Abb. 2 8 Das Hygiene-Institut der Universität München, eingeweiht 1879 für Max von Pettenkofer. (Aus [26]. Mit freundl. Genehmigung von Elsevier)

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Verdacht, dass sie ihre Kunst mehr zu eige-ner als zu fremder Erhaltung erlernet ha-ben und auszuüben gewohnt sind.“

Im 10. Abschnitt des Studienplans heißt es: “§ 7: Diese Lehrer wird jede Ge-legenheit benützen, seine Schüler auf die Ursachen der Krankheit aufmerksam zu machen, und sowohl in seiner Vorlesung als auch am Krankenbette zu zeigen, wie gefährlich es für den Menschen sei, die von der Natur vorgeschriebenen Gesetze außer Acht zu lassen, und so die Mittel zu einem gesunden und langen Leben leichtsinnig zu verscherzen. Er wird mit Nachdruck von der Würde der Hygiene sprechen und was in der Arzneiwissenschaft zur wahren Ehre gereichen wird, die Kunst zu lehren, in Be-folgung ihrer Vorschriften den Krankheiten vorzubeugen, ohne Beistand der Ärzte ein hohes Alter zu erreichen oder wenigstens in unvermeidlichen Übeln die beste Lebensart zu ergreifen, und bei der Wiedergenesung den wegen Unwissenheit und Leichtsinn so alltäglichen und so oft tödlichen Rückfällen zu entgehen.“

Besser kann man die Inhalte von Hygi-ene und Öffentlicher Gesundheit und ihre Integration in das Medizinstudium nicht beschreiben. Gerade bei der Neuordnung der medizinischen Ausbildung in Europa wurden diese Sätze von geradezu revolu-tionärer Bedeutung. In einer Vielzahl von Universitäten insbesondere in Zentral-europa wurde der von Frank konzipierte Studienplan Vorbild für das Medizinstu-dium und die Hygiene integraler Bestand-teil für die medizinische Lehre.

In Deutschland wurde 1865 für Max von Pettenkofer der erste Hygiene-Lehr-stuhl in München etabliert und schließ-lich 1879 weltweit das erste und größte Hygiene-Institut nach Pettenkofers Plä-nen gebaut (.Abb. 2). Max von Petten-kofer führte als Pharmazeut und Arzt die experimentelle chemisch-physikalische Analyse als Methode zur Charakterisie-rung von Umweltfaktoren und zur Erfor-schung der Ursachen von Erkrankungen ein, wobei er sich maßgeblich auch mit der Cholera befasste.

Er führte zum ersten Mal chemisch-physikalische Verfahren zur Charakteri-sierung von Luft-, Boden-, Lebensmittel- und Wasserproben ein und konnte die bis dahin bestehenden Theorien und Regu-lierungen zu Wasser-, Boden-, Lebens-

mittel und Luft, -Hygiene, die ausschließ-lich empirisch belegt waren, erstmalig mit chemisch-physikalischen Untersuchun-gen absichern. Basierend auf den Arbei-ten von Pettenkofer, wurde die Hygiene zu einer experimentellen Wissenschaft. Sein Forschungs- und Lehrinstitut an der Uni-versität München war seinerzeit weltweit einzigartig und inspirierte u. a. die Grün-dung der berühmten „School of Hygiene and Public Health“ der John Hopkins Uni-

versity in Baltimore 1917. Durch Petten-kofer wurde die Hygiene und Öffentliche Gesundheit als ein eigenständiges Fach in die ärztliche Ausbildung in Deutschland integriert, wie dies Johann Peter Frank in seiner Paveser Studienordnung 1785/86 vorbereitet hatte.

Florence Nightingale (1820–1910) hat insbesondere die Krankenhaushygiene wie kaum eine andere Persönlichkeit in ihrer modernen Konzeption bis weit ins

Zusammenfassung · Abstract

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M. Exner · A. Kramer

Historische Entwicklung und aktuelle Anforderungen an die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Hygiene und Infektionsprävention

ZusammenfassungVor dem Hintergrund der historischen Ent-wicklung sowie bestehender und neuer He-rausforderungen auf dem Gebiet der Kran-kenhaushygiene und Infektionsprävention (nosokomiale Infektionen, dramatische Zu-nahme antibiotikaresistenter Erreger, neue Krankheitserreger wie EHEC, SARS etc.) müs-sen die Strukturen und Unterrichtsangebo-te der Krankenhaushygiene und Infektions-prävention in der universitären Lehre und die Möglichkeiten der Weiterbildung zum Fach-arzt für Hygiene und Umweltmedizin verbes-sert werden. Im vorliegenden Beitrag wird ein Überblick über die Entwicklung des Fa-ches Hygiene in der Lehre sowie in der Wei-terbildung zum Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin gegeben. Zudem wird auf die aktuelle Entwicklung der curriculären Fortbildung als Übergangslösung zur Sicher-

stellung einer ausreichenden Zahl von Kran-kenhaushygienikern eingegangen. Die Be-trachtung zeigt, dass vor dem Hintergrund der Schließung zahlreicher Hygiene-Institu-te diesbezüglich insbesondere in der Grund-ausbildung im Rahmen des Medizinstudiums erhebliche Defizite bestehen. Ein erhebli-cher Teil der Probleme der Krankenhaushy-giene in den Kliniken dürfte auch auf eine un-zureichende Ausbildung in der Krankenhaus-hygiene und Infektionsprävention zurückzu-führen sein.

SchlüsselwörterHygiene und Öffentliche Gesundheit ·  Universitäre Lehre · Weiterbildung  Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin · Ausbildung · Qualifizierung ·  Krankenhaushygieniker

Historical development and current demands on medical training, further and advanced training in hygiene and infection prevention

AbstractNew risks in nosocomial infections and the dramatic increase in antibiotic-resistant pathogens in healthcare facilities have point-ed to the urgent need for a good educa-tion of students and practitioners in the ba-sics of hospital hygiene and infection preven-tion. On the other hand in the last 10 years a large number of institutes of hygiene in uni-versities were closed with remarkable con-sequences concerning the decreased educa-tion in modern hygiene and public health. A broad historical overview over the last 200 years of teaching hygiene and public health at German universities is given which was in-

tegrated into the education of medical stu-dents. Nowadays many universities do not teach modern hygiene and public health. The demand of re-establishing new institutes of hygiene by the German Medical Council is discussed. The curriculum for the formation of hospital hygienists is presented.

KeywordsHygiene and public health · University  teaching · Advanced training specialist for  hygiene and environmental medicine ·  Education · Qualification · Hospital hygienist

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20. Jahrhundert hinein geprägt. Basie-rend auf den Erfahrungen des Krimkrie-ges 1854–1856 erkannte sie die Bedeutung der Surveillance, die schließlich von ihr in einem ihrer grundlegenden Werke „Notes on Hospitals“ für alle Krankenhäuser ein-gefordert wurde. In diesem wurden de-taillierte Angaben zum Bau von Kran-kenhäusern gemacht, aber auch die Me-thoden der Hospitalstatistik mit einbezo-gen. Im Kapitel „Persönliche Sauberkeit“ heißt es: „Der wichtigste Punkt, der einer Schwester zu Beginn  ihrer chirurgischen Zeit (und in der Tat auch dem Chirurgen ebenso) vermittelt werden muss, ist es, wie man verhindert, Hände und Finger nicht zu verunreinigen. Eine gute Schwester wird ihre eigenen Hände ebenso wenig wie die der Patienten verunreinigen. Die folgenden Regeln sollten strikt beachtet werden, wo-bei mittlerweile viele andere Desinfektions-mittel neben Karbolsäure und Karbolöl im Gebrauch sind.“

Robert Koch (1843–1910) und Louis Pasteur (1822–1895) kommt der überra-gende Verdienst zu, schlüssig und wider-spruchsfrei die Bedeutung der mikrobiel-len Ätiologie von Infektionskrankheiten erschlossen und damit die Verhütung und Kontrolle der damals wichtigsten Volks-krankheiten auf die Basis wissenschaft-lich begründeter, grundlegender und durchgreifender Präventionsstrategien ge-stellt zu haben. Am 03.11.1885 hielt Koch im Hörsaal des Hygiene-Institutes in der Klosterstraße seine erste Vorlesung über Hygiene, in welcher er einen historischen Rückblick über diesen Zweig der Medizin gab. „Bis zum Ende des vorigen Jahrhun-derts finden sich in den Kulturstaaten wohl einzelne der öffentlichen Gesundheitspfle-ge dienliche Maßnahmen und Vorschriften, doch entbehren dieselben sowohl des inne-ren Zusammenhangs als z. Teil auch einer rationalen Begründung. J.P. Frank machte dann gegen Ende des vorigen Jahrhunderts 

zuerst den gelungenen Versuch, ein wissen-schaftliches System der Hygiene aufzustel-len. Jedoch blieb es noch längere Zeit bei diesem ersten Anlauf, bis dann in der Mit-te diese Jahrhunderts Pettenkofer in Mün-chen die nun auf wissenschaftlicher Basis stehende Hygiene durch eine Reihe Epoche machender Arbeiten begründete. München war auch der erste Platz, der ein hygieni-sches Institut erhielt. Mit der wachsenden Erkenntnis von der Wichtigkeit von der Ge-sundheitspflege begannen dann nach und nach auch andere Universitäten derartige Anstalten zu errichten. In die Reihe dersel-ben ist nun auch Berlin getreten, und wenn es mir an dieser Stelle Bedürfnis ist, dem Leiter unseres Unterrichtswesens, der trotz vieler entgegenstehender Schwierigkeiten dieses Institut ins Leben gerufen und da-durch den vielen Beweisen seiner Fürsor-ge für die Wissenschaft ein neues hinzu-gefügt hat, meinen Dank auszusprechen, so wollen wir mit diesem Dank auch den Wunsch verbinden, dass dieses neue Ins-titut ein wahres Lehrinstitut hygienischer Wissenschaft und eine Werkstätte exakter Forschung werden möge.“

Über die Arbeitsweise im hygienischen Institut berichtete der spätere Ministerial-direktor Prof. Kirchner, der von Oktober 1887 bis 1889 als Stabsarzt zu Koch kom-mandiert war, anschaulich in seiner Bio-grafie: „Die Ausarbeitung seiner Vorlesun-gen machte Koch Mühe, zwar hatte er als Kreisphysikus im Gesundheitsamt Fragen aus allen Zweigen der Hygiene bearbeitet, sich aber seit 1875 hauptsächlich mit Infek-tionskrankheiten beschäftigt. Jedoch nahm er diese Aufgaben mit Eifer in Angriff und wusste seine Vorlesungen durch Tafeln, Ta-bellen, Abbildungen und Modelle von hy-gienischen Einrichtungen lebendig zu ge-stalten. Ich habe während meiner Zugehö-rigkeit zum Institut 1887–1889 keine sei-ner Vorlesungen versäumt und kann be-zeugen, dass er keineswegs, wie man ihm wohl nachgesagt hat, einseitiger Bakterio-loge sondern ein gründlich durchgebildeter Hygieniker von Verständnis für alle Fragen der Gesundheitspflege gewesen ist. Er hielt seine Vorlesungen in fließender Rede und wirkte niemals ermüdend. Mit Vorliebe be-suchte er mit Assistenten und Zuhörern hygienisch bemerkenswerte Einrichtungen, wie Wasserwerke, Schlacht- und Viehhöfe, Fabriken und Gewerbebetriebe, Rieselfelder 

Abb. 3 9 Welch-Rose- Report 1915 zur Grün-dung eines Instituts für Hygiene in Vor-bereitung der Grün-dung der John Hop-kins School of Hygie-ne and Public Health. [Aus: Sommer A (1992) The Welch Rose Report – a public health clas-sic. Delta Omega Ho-norary Public Health Society©. http://www.delta omega.org/docu-ments/WelchRose.pdf]

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und andere Kanalisationsanlagen; überall wurde er wegen seines Ansehens und seiner Freundlichkeit gern gesehen. Auf seine Mit-arbeiter wirkte er überaus anregend und er-zog sie durch Worte und Beispiele zu zielbe-wussten Hygienikern.“

Nachdem 1869 durch Kirchner in Greifswald das erste deutsche Lehrbuch der Militärhygiene verfasst worden war, wurde das 1888 gegründete Hygiene-institut mit Friedrich Loeffler, dem 1. As-sistenten von Robert Koch, besetzt. Mit der Entdeckung des Erregers der Maul- und Klauenseuche begründete Loeffler die Virologie, setzte aber mit der Entde-ckung der Diphtherie und weiterer Erre-ger zugleich die Hygiene in ihrer gesam-ten Breite um.

Dem Beispiel Pettenkofers, Flügges mit dem Lehrstuhl für Hygiene in Breslau, Koch in Berlin und Loeffler in Greifswald folgend, wurden an den meisten bzw. na-hezu allen Universitäten in Deutschland Lehrstühle für Hygiene gegründet. Insbe-sondere die große Choleraepidemie 1892 in Hamburg war ein weiterer Anstoß zur Gründung weiterer Lehrstühle für Hygi-ene.

Im Jahr 1892 hat August Gärtner, Prof. der Hygiene und Direktor des hygieni-schen Institutes der Universität Jena ein kompaktes Lehrbuch herausgegeben, das sich speziell an Studierende der Medizin richtete. Hierin werden Luft und Atmo-sphäre, Wasser, Boden, Ernährung und Nahrungsmittel, Wärmeregulation des Menschen, Wohnung und Städteanlagen, Ventilation, Entfernung von Abfallstoffen, Leichenwesen, Schulhygiene, Gewerbehy-giene und schließlich auch in einem um-fangreichen Kapitel die Infektionskrank-heiten mit den Kapiteln, Infektionserre-ger und ihre Übertragung, Immunität, Eintrittspforten, Bedingung für die Ent-stehung von Epidemien, Prophylaxe der Infektionskrankheiten, Desinfektionsver-fahren, die damals wichtigsten Infektions-krankheiten und schließlich in einem letz-ten Kapitel Hygieneanforderungen an Hospitäler behandelt.

Bemerkenswert ist auch die Rezep-tion der Verankerung des Faches Hygi-ene in Deutschland aus amerikanischer Sicht. Auf einer Konferenz 1914 zur För-derung der öffentlichen Gesundheit wird vorgeschlagen, dass Nukleus einer ent-

sprechenden Schule für öffentliche Ge-sundheit ein Institut für Hygiene sein soll. In einem berühmt gewordenen Re-port erstatten Welch und Rose 1915 einen Bericht, den sog. Welch-Rose-Report, in dem sie einen Plan für die Errichtung eines solchen Instituts für Hygiene vor-stellen ([17], .Abb. 3).

Hierin wird ausdrücklich darauf hinge-wiesen, dass die Ursprünge der modernen Public-Health-Bewegung und die Kulti-vierung der Hygiene als eine eigenständi-ge Wissenschaft insbesondere in der sog. Public-Health-Act in England 1848 und in der Etablierung des ersten Hygiene-Insti-tuts durch Pettenkofer in München 1865 gelegt wurde. In dem Bericht sowie in einem Artikel von Ford in Science heißt es weiterhin, dass in Deutschland jede Uni-versität ihr eigenes Institut für Hygiene habe, das durch einen Professor und wis-senschaftlichen Assistenten geführt wer-de, Medizinstudenten durch Vorlesungen, Laborkurse und Feldarbeit geprägt und die Wissenschaft durch Forschung voran-getrieben werde und dass der ideale Plan sei, sowohl die wissenschaftlichen als auch die praktischen Aspekte von Hygiene und Public Health zu einer Synthese zusam-menzuführen [18]. Es wurde unter Beru-fung auf die deutschen Strukturen heraus-gestellt, dass die Kultivierung der Hygiene als eine Wissenschaft von herausragender Bedeutung für die Vereinigten Staaten sei und es ein Ziel sei, ein Institut für Hygie-ne nach deutschem Vorbild zu gründen. Hieraus ist schließlich die John Hopkins School of Hygiene and Public Health ent-standen.

Somit ist festzustellen, dass Deutsch-land Ende des 19. Jahrhunderts und An-fang des 20. Jahrhunderts mit seiner Struktur von Hygiene und Öffentlicher Gesundheit eine weltweit beispielhaf-te Funktion auf dem Gebiet auch der In-fektionsprävention einnahm und die Aus-bildung von Ärzten maßgeblich mitbe-stimmte.

Im Jahr 1957 wird von der Weltgesund-heitsorganisation (WHO) die Monogra-phie: „The Teaching of Hygiene and Pub-lic Health in Europe“ herausgegeben. Hie-rin werden detaillierte Vorschläge sowohl zur Hygiene und präventiven Medizin im Medizinstudium als auch zu den Kriterien für die Ausbildung zum Facharzt für Hy-

giene und Präventivmedizin gemacht [19]. Es wird herausgestellt, dass während des Medizinstudiums auch eine präventive und soziale Orientierung möglichst früh-zeitig gegeben sein sollte. Es müsse sicher-gestellt werden, dass zukünftige Ärzte die notwendigen Kenntnissen und Fähigkei-ten nicht nur zur Diagnose und Thera-pie von Erkrankungen, sondern auch zur Förderung, zum Erhalt und Schutz der Gesundheit durch Anwendung der Me-thoden der Hygiene, Präventiv- und So-zialmedizin erwerben. Die Behandlung der Thematik im Medizinstudium sollte durch einen eigenständigen Professor für Hygiene und Präventivmedizin verant-wortet werden. Hierzu heißt es: „Hygie-ne, Preventive and Social medicine cover a wide  range, to have these subjects toward under the direction of a department of bac-teriology is to the disadvantage of both.“

Weiterhin wird herausgestellt, dass die Fakultät für Medizin und insbesondere ein Institut für Hygiene und Präventiv-medizin mit dem öffentlichen Gesund-heitsdienst zur praktischen Unterrich-tung zusammenarbeiten soll. Die For-schungsarbeit auf dem Feld der Hygiene und Präventivmedizin erfordere ein ent-sprechend ausgestattetes Institut und ein adäquat ausgestattetes Personal.

In den 1960er-Jahren kommt es zu einer Teilung des Faches Hygiene in die Lehrstühle für Hygiene und für medizi-nische Mikrobiologie. Schon zu Beginn der 1960er-Jahre wurde davor gewarnt, das Fach gegenüber der medizinischen Mikrobiologie an den Universitäten in den Hintergrund treten zu lassen. Wüs-tenberg führte1961 in einem Vortrag aus, dass die Zahl der Hygiene-Institute nicht geringer werden dürfe, ihre Arbeitskapa-zität müsse der Bedeutung und dem An-fall an hygienischen Aufgaben angepasst bleiben, die Arbeitsmöglichkeiten an den Hygiene-Instituten entsprechend verbes-sert werden [20]. Diese Einschätzung er-wies sich, wie später gezeigt werden soll, als weitsichtig.

Im Jahr 1970 wird in der Approbations-ordnung für Ärzte im schriftlichen Teil der Prüfung neben der Allgemeinmedi-zin auch das ökologische Stoffgebiet be-handelt. In diesem Kurs des ökologischen Stoffgebietes werden Umwelt hygiene, Krankenhaushygiene, Infektionspräven-

1469Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11/12 · 2012  | 

tion, Impfwesen und Individualprophyla-xe gelehrt. Im mündlichen Teil der Prü-fung werden neben anderen klinischen Fächern die Mikrobiologie, Hygiene und das Öffentliche Gesundheitswesen und die Sozialmedizin jeweils eigenständig aufgeführt.

Die in der Approbationsordnung aus dem Jahre 1970 ausgewiesene eigenständi-ge Bedeutung der Hygiene zeigt sich auch darin, dass es an nahezu jeder deutschen medizinischen Fakultät zur Einrichtung eines Institutes einerseits für medizinische Mikrobiologie und andererseits für Hygi-ene kommt. Die Ausstattung der Hygiene- Institute in sächlicher und personeller

Hinsicht bleibt jedoch weit hinter der der mikrobiologischen Institute zurück.

Mit der in den 1970er-Jahren erkann-ten zunehmenden Bedeutung nosoko-mialer Infektionen wird vom damaligen Bundesgesundheitsamt, das 1994 aufge-löst wurde, eine Kommission zur Erken-nung, Verhütung und Bekämpfung von Krankenhausinfektionen gegründet. Die Arbeit dieser Kommission wird maßgeb-lich durch Wissenschaftler aus universitä-ren Hygiene-Instituten geprägt und durch Wissenschaftler aus universitären mikro-biologischen Instituten unterstützt.

Im Jahr 2002 wird die Approbations-ordnung erneut novelliert. Die Hygie-

ne einerseits und die Mikrobiologie so-wie Virologie andererseits werden nicht mehr getrennt, sondern in § 27 der Ap-probationsordnung 2002 gemeinsam auf-geführt. Damit relativiert sich die Eigen-ständigkeit beider Disziplinen. Das steht in klarem Gegensatz zu den Empfehlun-gen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 1957.

Das ökologische Stoffgebiet entfällt vollständig, ebenso das Fach des Öffentli-chen Gesundheitswesens, die Disziplinen Gesundheitssystem und Öffentliche Ge-sundheitspflege, klinische Umweltmedi-zin und Prävention und Gesundheitsför-derung werden lediglich in einem Quer-schnittsbereich genannt. In der Folgezeit kommt es an den medizinischen Fakultä-ten zu einer geradezu dramatisch zu nen-nenden Schließung von Lehrstühlen für Hygiene mit der Konsequenz, dass auch das Gebiet der Infektionsprävention nicht mehr in ausreichendem Umfang gelehrt wird.

In Sorge um diese Entwicklung be-schließt der Deutsche Ärztetag im Mai 2008, die Prävention als wissenschaftliche ärztliche Aufgabe sowohl des Staates als auch der Medizin wieder anzuerkennen. In der Entschließung heißt es: „Dazu sind zwingend Lehrstühle für Hygiene an allen deutschen Universitäten und Hygiene-Ins-titute in allen Bundesländern (als Institut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst) er-forderlich bzw. wieder einzurichten.“

Der Deutsche Ärztetag weist in sei-ner Entschließung darauf hin, dass der Prävention sowie der Gesundheitsförde-rung im Gesundheitswesen nicht die ih-nen gebührende Stellung zukommt. Das Umweltbundesamt hatte im Zusammen-hang mit der Forderung nach Wieder-einrichtung eigenständiger Lehrstühle für Hygiene bereits 2002 zahlreiche neue Herausforderungen genannt und hierbei unter anderem die Fragen gestellt, wer die Zusammenhänge zwischen Erregeraus-breitung und Umweltbedingungen auf-klären, den Widerstand der veränderten und neu auftretenden Krankheitserreger gegen Desinfektionsverfahren erforschen und Gesundheitsgefahren, die von Was-ser, Boden und Luftverschmutzung aus-gehen, rechtzeitig erkennen soll.

Ebenso wurde auf dem 113. Deutschen Ärztetag 2010 beschlossen, die zuständi-

Tab. 1  Curriculäre Inhalte der Hygiene-Seminare am Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn, Umfang: 12 SWS in Seminargruppenstärke

Thema Nr. Thema, Lernziele und -inhalte

Reisemedizin, Immunprophylaxe

1 Prävention Nahrungs- und Trinkwasser-bedingter Infektionen auf Reisen

2 Prävention der Malaria auf Reisen

3 Prävention sonstiger vektorübertragener Infektionen auf Reisen

Lebensmittel- und Wasserhygiene

4 Grundprinzipien der Lebensmittelhygiene und HACCP-Konzept

5 Hygiene der Hauswasserinstallation im Krankenhaus (Pseudomonas aeruginosa, Le-gionellen)

6 Prävention Trinkwasser-assoziierter Erkrankungen (ohne Hauswasserinstallation)

7 Hygiene des Badewassers

Krankenhaushygiene und Infektionsprävention

8 Ausbruchsmanagement übertragbarer Erkrankungen im Krankenhaus

9 Maßnahmen bei multiresistenten Krankheitserregern im Krankenhaus

10 Prävention der nosokomialen Pneumonie

11 Prävention der nosokomialen Wundinfektion

12 Prävention der nosokomialen Harnwegsinfektion

13 Prävention der nosokomialen Sepsis

14 Infektionen nach Endoskopie, hygienische Aufbereitung von Endoskopen

15 Prävention der nosokomialen Aspergillose (Schwerpunkt: Hygiene bei Baumaßnah-men im Krankenhaus)

16 Surveillance nosokomialer Infektionen

17 Händehygiene im klinischen Alltag

18 Hausreinigung und Flächendesinfektion im klinischen Alltag

19 Aufbereitung und Klassifikation von Medizinprodukten

20 CJK/vCJK: Epidemiologie und Konsequenzen für die Krankenversorgung

Fakultative Themen (Umwelthygiene, besondere Settings und Erreger)

21 Lärm

22 UV-Strahlung

23 Biologische und chemische Innenraumkontaminanten

24 Feinstaub

25 HIV/Aids-Prävention

26 Gastroenteritiden durch C. difficile, Noro- und Rotaviren

27 Infektionsprävention in der Zahnmedizin

28 Anforderungen der Hygiene bei immunsupprimierten Patienten

29 Infektionsprävention in Heimen

1470 |  Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11/12 · 2012

Leitthema

gen Landesministerien aufzufordern, das Fach Hygiene in eigenständigen medizi-nischen Instituten an den medizinischen Fakultäten zu erhalten sowie die Arbeits-fähigkeit des Öffentlichen Gesundheits-dienstes unter entsprechenden medizi-nischen Landeseinrichtungen im vollen Umfang zu gewährleisten.

Zeitgleich wird in einer gemeinsa-men Stellungnahme des Bundesverban-des der Ärztinnen und Ärzte im Öffent-lichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedi-zin und Präventivmedizin (GHUP) und der deutschen Gesellschaft für Kran-kenhaushygiene (DGKH) ein Plädoyer für eine bessere Verankerung der Berei-che von Hygiene und Öffentlicher Ge-sundheit in den Universitäten gegeben. Der herausragenden gesundheitspoliti-schen Bedeutung der Prävention könne nur mit dem Ausbau eigenständiger In-stitute für Hygiene und Öffentlicher Ge-sundheit Rechnung getragen werden. Es wird ebenfalls auf den dramatischen Ab-bau der eigenständigen Lehrstühle für Hygiene sowie auf auch die mangelhafte Förderung der Prävention und Gesund-heitsförderung eingegangen: „Von  den 1995 noch bestehenden 24 eigenständigen Lehrstühlen für Hygiene sind 2010 bereits 11  aufgelöst  oder  als  nicht  selbstständi-ge Abteilungen in Institute anderer Fach-disziplinen eingegliedert worden. Durch einen weiteren Abbau eigenständiger Hy-giene-Institute werde zum einen die wis-senschaftliche Forschung und Lehre und damit die Ausbildung der künftigen Ärz-te und Ärztinnen sowie der wissenschaft-liche Nachwuchs u. a. auf dem Gebiet der Infektionsprävention  gefährdet.  Anstel-le der bisherigen Zusammenführung von Hygiene, Mikrobiologie und Virologie sol-le in der neuen ärztlichen Approbations-ordnung  ein  eigenständiges  universitä-res Lehrfach Hygiene und Öffentliche Ge-sundheit komplementär zu Mikrobiologie und Virologie ausgewiesen werden, wor-in auch die im Querschnittsbereich auf-geführten  Disziplinen  Gesundheitsöko-nomie, Gesundheitssystemgestaltung, Öf-fentliche Gesundheitspflege, Umweltmedi-zin sowie Prävention und Gesundheitsför-derung von dem eigenständigen Lehrfach Hygiene und Öffentlicher Gesundheit mit zusammengefasst werden könnte.“ [21]

Ist-Situation und Probleme bei der infektionshygienischen Ausbildung in Deutschland

Im Folgenden wird auf die diesbezüglich aktuelle Situation der Lehre während des Medizinstudiums (Undergraduate) und im Bereich der fachärztlichen Weiterbil-dung für Hygiene und Umweltmedizin sowie auf die Sicherstellung einer ausrei-chenden Zahl von Krankenhaushygieni-kern und die dafür erforderlichen Ausbil-dungskriterien eingegangen.

Zur Aktuellen Situation der Hygiene und Infektions-prävention im Medizinstudium

Wie bereits erwähnt, sind von den 1995 noch bestehenden 24 eigenständigen Lehrstühlen für Hygiene derzeit 11 auf-gelöst oder in nicht selbstständige Abtei-lungen in Instituten anderer Fachdiszi-plinen eingegliedert worden. Die an Uni-versitätskliniken tätigen Krankenhaus-hygieniker sind nicht per se und damit nicht an allen universitären Fakultäten in die Lehre integriert. Allein aufgrund der Lehrstuhl situation ist hier also mit erheblichen nachteiligen Konsequenzen für die medizinische Ausbildung und damit auch für die zukünftige medizini-sche Versorgung im zunehmend wichti-ger werdenden Bereich der Hygiene und Infektionsprävention zu rechnen.

Das Gebiet der Hygiene und Umwelt-medizin ist rein quantitativ, d. h. hinsicht-lich seines Anteils an den mehr als 1400 h für die Mediziner-Ausbildung, an deut-schen Universitäten nur marginal vertre-ten. Er liegt beispielsweise deutlich unter dem in der Ausbildung der medizinischen Pflegeberufe.

Auch werden derzeit aktuelle Inhal-te des Faches – beispielsweise in der Um-welthygiene (z. B. Trinkwasser- oder Luft-hygiene)– nur unzureichend vermittelt. Insbesondere ist aber die Vermittelung moderner krankenhaushygienischer Lehrinhalte an zahlreichen Universitäten nur rudimentär verankert.

Vor diesem Hintergrund ist es drin-gend erforderlich, dass entsprechend den Forderungen u. a. des Deutschen Ärzteta-ges und der Fachgesellschaften einerseits wieder eigenständige Hygiene-Institute

eingerichtet werden, andererseits der An-teil des Faches Hygiene an der Ausbildung klar und verbindlich mit ausreichender Stundenzahl in der Approbationsord-nung und in den einzelnen Studienord-nungen festgelegt wird. Hierdurch wur-den in der Vergangenheit wichtige neue Arbeits- und Forschungsgebiete erschlos-sen, die aus heutiger Sicht hoch aktuelle Themenfelder behandeln wie:FKrankenhaushygiene und allgemeine

Infektionshygiene,FSurveillance und Prävention nosoko-

mialer Infektionen,FPrüfung von Desinfektions- und Ste-

rilisationsverfahren,FAufbereitung von Medizinprodukten,Ftechnische Hygiene,FUmwelthygiene und klinische Um-

weltmedizin,FBiomonitoring, biologisches Effekt-

monitoring,FExpositions- und Risikoabschätzung

umweltbedingter Risiken,FAbleitung alters- und zielgruppen-

spezifischer Präventionskonzepte in unterschiedlichen Settings.

Darüber hinaus haben eigenständi-ge Hygiene-Institute eine wichtige, den Öffentlichen Gesundheitsdienst unter-stützende Funktion, insbesondere beim Störfall- und Ausbruchmanagement. Dies zeigte sich beispielsweise jüngst bei der Aufarbeitung der Todesfälle bei Säuglingen in Mainz im Zusammen-hang mit kontaminierten Mischinfusio-nen oder beim EHEC-Ausbruchman-agement [22, 23].

Vor diesem Hintergrund wurde vom medizinischen Fakultätentag (MFT) und der Kommission für Krankenhaushygie-ne und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut im Dezember 2011 eine ge-meinsame Empfehlung zur Lehre auf dem Gebiet der Krankenhaushygiene an deut-schen Universitäten veröffentlicht, auf die ausdrücklich hingewiesen wird [16]. Als Beispiel für einen Lehrkatalog zeigt .Tab. 1 die curriculären Inhalte des Hy-giene-Seminars an der Universität Bonn.

Die Evaluierung der Akzeptanz dieses Kurses und seine Bedeutung des Kurses zeigen, dass die Medizinstudenten dieser Thematik einen hohen Stellenwert ein-räumen.

1471Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11/12 · 2012  | 

Weiterbildung

Arzt für Hygiene und UmweltmedizinDie geringe Zahl an eigenständigen Hygi-ene-Instituten schränkt auch die fachärzt-liche Weiterbildung ein.

Das Gebiet Hygiene und Umweltmedi-zin umfasst definitionsgemäß die Erken-nung, Erfassung, Bewertung sowie Ver-meidung schädlicher exogener Faktoren, die die Gesundheit des Einzelnen oder der Bevölkerung beeinflussen sowie die Ent-wicklung von Grundsätzen für den Ge-sundheitsschutz und den gesundheits-bezogenen Umweltschutz. Es beinhaltet auch die Unterstützung und Beratung von Ärzten und Institutionen insbesondere in der Krankenhaus- und Praxishygiene so-wie in der Umwelthygiene und Umwelt-medizin, in der Individualhygiene sowie im gesundheitlichen Verbraucherschutz. Die Mindestweiterbildungszeit im Fach umfasst 60 Monate bei einem Weiterbil-dungsbefugten an einer Weiterbildungs-stätte, davon 12 Monate in der stationären Patientenversorgung und anderen Gebie-ten. Es können bis zu 12 Monate Tätig-keit in der Pharmakologie und/oder in Arbeitsmedizin, Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie und/oder im öffentlichen Gesundheitswesen ange-rechnet werden. Zu den Weiterbildungs-inhalten zählen der Erwerb von Kenntnis-sen, Erfahrungen und Fertigkeiten inFder Krankenhaushygiene,Fder Ortsbegehung und Risikoanalyse,Fder Mitwirkung bei der Planung, bei

Baumaßnahmen und beim Betrieb von Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswe-sens,

Fder Erstellung von Hygienekonzep-ten,

Fder Vorbeugung und epidemiologi-schen Analyse von infektiösen und nichtinfektiösen Krankheiten,

Fder Risikobeurteilung von Umwelt-faktoren und Schadstoffen,

Fder klinischen Umweltmedizin ein-schließlich Biomonitoring,

Fder Umweltanalytik und Umwelttoxi-kologie,

Fder Hygiene von Lebensmitteln sowie von Gebrauchs- und Bedarfsgegen-ständen und technischen Systemen,

Fim gesundheitlichen Verbraucher-schutz,

Fden Grundlagen der Reisemedizin.

Ansätze für eine Übergangslösung zur Deckung des Bedarfes an Krankenhaushygienikern

Der aus der Novellierung des Infek-tionsschutzgesetzes resultierende erhöh-te Bedarf an Krankenhaushygienikern kann weder durch die derzeit verfügba-ren Fachärzte für Hygiene und Umwelt-medizin noch durch weiter qualifizier-te Fachärzte für Mikrobiologie, Virolo-gie und Infektionsepidemiologie gedeckt werden. In der entsprechenden Empfeh-lung der Kommission für Krankenhaus-hygiene und Infektionsprävention heißt es zum Bedarf an Krankenhaushygienikern: „Jede stationäre wie ambulante medizini-sche Einrichtung sollte organisatorisch si-cherstellen, dass eine Beratung durch eine/n Krankenhaushygienikerin/-hygieniker ge-währleistet ist. Bei stationären Einrichtun-gen wird als Richtgröße ab einer Zahl von 400 Betten eine/ein hauptamtliche/r Kran-kenhaushygienikerin/-hygieniker für sinn-voll  erachtet.  Es  wird  ausdrücklich  da-rauf hingewiesen, dass der Bedarf wesent-lich vom Risikoprofil einer Einrichtung be-stimmt wird.“ [24]

Die Bundesärztekammer weist darauf hin, dass es laut der Deutschen Kranken-hausgesellschaft (DKG; Stand 24. 11.2011) in Deutschland 379 Krankenhäuser gibt, die mehr als 400 Betten haben und an denen ein hauptamtlicher Krankenhaus-hygieniker fest angestellt sein sollte. Da-zu kommen die kleineren Krankenhäu-ser, bei denen ein externer Krankenhaus-hygieniker eingebunden werden soll – die DKG schätzt den Bedarf auf insgesamt 850 Krankenhaushygieniker.

In einem gemeinsamen Gespräch zwi-schen der mit Bundesärztekammer und den im Verbund für angewandte Hygie-ne (VAH) organisierten Fachgesellschaf-ten für Hygiene, Mikrobiologie und öf-fentliches Gesundheitswesen wurde ein-vernehmlich das Ziel gesetzt, in den kom-menden Jahren die Strukturen im Bereich der Krankenhaushygiene (ausreichende Lehrstühle, Ausbau von Instituten) so zu fördern, dass die Aufgaben des Kranken-

haushygienikers künftig durch eine aus-reichende Anzahl von Fachärzten für Hy-giene und Umweltmedizin wahrgenom-men werden können. Bis qualifizierte Fachärzte in ausreichender Zahl zur Ver-fügung stehen, soll eine befristete Über-gangslösung durch eine curriculare struk-turierte Fortbildung zur „Krankenhaus-hygiene“ mit berufsbegleitender Qualifi-kation greifen. Hierzu wurden Rahmen-bedingungen vereinbart, die nachfolgend wiedergegeben werden [25].

In der Besprechung wurde konsta-tiert, dass diese curriculare strukturier-te Fortbildung eine befristete Übergangs-lösung darstellt, um den durch die No-vellierung des Infektionsschutzgesetzes entstandenen Bedarf an Krankenhaus-hygienikern kurzfristig decken zu kön-nen. Weitergehendes Ziel muss es sein, in den kommenden Jahren die Struktu-ren im Bereich der Krankenhaushygiene unter anderem durch den Auf- und Aus-bau von Lehrstühlen für Hygiene so zu stärken, dass eine ausreichende Anzahl von Weiterbildungsstellen zur Verfügung steht. Eine erste Überprüfung der jetzi-gen (Übergangs-)Lösung soll in 5 Jahren (2017) erfolgen. Um die hohen Anforde-rungen an die Kenntnisse und Fertigkei-ten eines Krankenhaushygienikers gemäß den KRINKO-Empfehlungen und ent-sprechend den Hygieneverordnungen der Länder auch durch eine strukturierte cur-riculare Fortbildung erfüllen zu können, wurden darüber hinaus folgende zusätzli-che Rahmenbedingungen vereinbart:

Teilnahmevoraussetzungen: Abge-schlossene klinische Facharztweiterbil-dung oder Facharzt für Öffentliches Ge-sundheitswesen.

Einstieg: Zuerst Teilnahme an Modul I des 200-Stunden-Kurses und damit Er-werb der Qualifikation „Hygienebeauf-tragter Arzt“.

Danach Auswahl eines Mentors mit Abschluss eines Betreuungsvertrages (Mentoren-Vereinbarung).

Verlauf: Die Teilnehmer absolvieren die weiteren Module des 200-Stunden-Kurses.

Praktische Tätigkeit: Die Teilnehmer übernehmen in einer Klinik – je nach Größe des Hauses in Voll- oder Teilzeit (Grenze nach KRINKO etwa 400 Betten) – als „Trainee“ die Funktion eines Kran-

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Leitthema

kenhaushygienikers und erledigen – ggf. unter Hinzuziehen ihres Mentors im Rah-men der Mentoren-Vereinbarung – die dort anfallenden Aufgaben. Einmal mo-natlich findet ein Treffen zum fachlichen Austausch mit dem Mentor statt, bei dem praktische Übungen und Lernaufgaben erarbeitet und besprochen werden.

Zeitliche  Dauer: Alle Elemente der Fortbildungsmaßnahme umfassen einen Zeitraum von 2 Jahren.

Abschluss: Der Mentor stellt dem „Trai-nee“ ein Zeugnis aus, und es findet eine Prüfung vor der Landesärztekammer statt. Die erfolgreich absolvierte struktu-rierte curriculare Fortbildung „Kranken-haushygiene“ wird durch die Landesärzte-kammer bescheinigt.

Danach geht die Trainee-Phase in die vollverantwortliche Funktionsausübung eines Krankenhaushygienikers über.

Anforderungen an die Mentoren: Der Mentor ist Facharzt für Hygiene und Um-weltmedizin oder Facharzt für Mikrobio-logie, Virologie und Infektionsepidemio-logie, besitzt eine Weiterbildungsbefug-nis und hat mindestens 2 Jahre eigenver-antwortlich die Funktion eines Kranken-haushygienikers ausgeübt.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. M. ExnerInstitut für Hygiene und  Öffentliche Gesundheit,  Universität BonnSigmund Freudstr. 25, 53105 [email protected]

Danksagung.  Herrn Prof. Dr. med. S. Engelhart wird für die kritische Durchsicht und wertvolle Hinweise  gedankt.

Interessenkonflikt.  Der korrespondierende  Autor gibt für sich und seinen Koautor an,  dass kein  Interessenkonflikt besteht.

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13.  Waltman PA, Schenk LK, Martin TM, Walker J (2011) Effects of student participation in hand hy-giene monitoring on knowledge and percep-tion of infection control practices. J Nurs Educ 50(4):216–221

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15.  Ward DJ (2010) The role of education in the pre-vention and control of infection: a review of the  literature. Nurse Educ Today 31(1):9–17

16.  Christiansen B, Bitter-Suermann D (2011) Gemein-same Empfehlungen des Medizinischen Fakultä-tentages (MFT) und der Kommission für Kranken-haushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut zur Lehre auf dem Ge-biet der Krankenhaushygiene an deutschen Uni-versitäten. Bundesgesundheitsbl Gesundheits-forsch Gesundheitsschutz 54(12):1351–1354

17.  Sommer A (1992) The Welch Rose Report – a pub-lic health classic. http://www.deltaomega.org/do-cuments/WelchRose.pdf

18.  Ford WW (1915) The present status and the future  of hygiene or public health in America. Science XLII:1–12

19.  Grundy F, Makintosh, JM, Parisot J (1957) The  teaching of hygiene and public health in Europe. World Health Organization, Geneva

20.  Wüstenberg J (1961) Die Dynamik der industriel-len Entwicklung im Lichte der Städtehygiene. Vor-trag auf dem Vl. Kongress der Deutschen Zentrale für Volksgesundheitsplfege am 12. Oktober 1961 in der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frank-furt

21.  Teichert-Barthel U, Eikmann T, Exner M (2010) Hy-giene und Öffentliche Gesundheit als eigenständi-ges universitäres Lehrfach. Hyg Med 35:428

22.  Bhakdi S, Kramer I, Siegel E et al (2012) Use of quantitative microbiological analyses to trace ori-gin of contamination of parenteral nutrition solu-tions. Med Microbiol Immunol 201(2):231–237

23.  Exner M, Popp W (2012) Stellungnahme des Vor-stands der DGKH: Zu offenen Fragen im Rahmen des EHEC-Ausbruchgeschehens und zu zukünfti-gen Anforderungen an die Hygiene für Sprossen-verarbeitende Betriebe. Hyg Med 37(3):92–97

24.  KRINKO (2009) Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer In-fektionen. Bundesgesundheitsbl Gesundheits-forsch Gesundheitsschutz 52:951–962

25.  Eikmann T, Herr C (2012) Aktuelles: Wo steht die Fort- und Weiterbildung zum Krankenhaushygie-niker? In: Eikmann T, Christiansen B, Exner M et al (Hrsg) Hygiene in Krankenhaus und Praxis. Ver-lagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Unterneh-mensbereich ecomed Medizin, Landsberg

26.  Locher WG (2001) Max von Pettenkofer – Life sta-tions of a genius. On the 100th anniversary of his death (February 9, 1901). Int. J. Hyg. Environ. Health 203:379–391

1473Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11/12 · 2012  |