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Historische Syntax Textcorpus 1

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Historische Syntax

Textcorpus

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Inhalt

1. Unterhaltungsliteratur des 15. Jahrhunderts: Jörg Wickram, Rollwagenbüchlein ……...

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2. Ego-Dokumente2.1. Briefe Martin Luthers an seine Ehefrau …………………………………………….

75

2.2 Briefe Albrecht Dürers an seinen Freund Willibald Pirckheimer …………………….

84

2.3 Die „Memoiren“ des Götz von Berlichingen ………………………………………..

93

3. Fachliteratur (zwei Kochbücher)3.1 Das Buoch von guoter spîse ……………………………………………………………..

154

3.2 Das Kochbuch des Eberhard von Landshut ………………………………………...

176

4. Legende: Höllenfahrt und Himmelsreise (Tondalus der Ritter) ……………………….

190

5. Luther: Bibelübersetzung (Genesis) …………………………………………………..

208

6. Wunder aus Thüringen: Zwei Mirakelbücher6.1 Grimmenthaler Mirakelbuch ………………………………………………………...

286

6.2 Wunder am Wallfahrtsort Maria im Elend …………………………………………..

311

7. Die Chronoik des Ulrich Richenthal 332

8. Eine (spät)althochdeutsche Predigt …………………………………………………

405

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1. Unterhaltungsliteratur des 15. Jahrhunderts

Georg Wickram: Das Rollwagenbüchlin. Text nach der Ausgabe von Johannes Bolte. Nachwort Elisabeth Endres, Stuttgart 1992.

/S. 5/Das Rollwagenbüchlin.Ein neüws / vor vnerhörts Büchlein / darinn vil gůter schwenck vnd Historien begriffen werdē / so man in schiffen vnd auff den wegen / deßgleichen in scherheuseren vnnd badstuben / zů langweiligen zeiten erzellen mag / die schweren Melancolischen gemüter damit zů ermünderen / vor aller menigklich Jungen vnd Alten sunder allen anstoß zů lesen vnd zů hören / Allen Kauffleüten so die Messen hin vnd wider brauchen / zů einer kurtzweil an tag bracht vnd zůsamen gelesen durch Jörg Wickrammen / Stattschreiber zů Burckhaim / Anno 1555.[…] /S. 7/Dem ersamen fürnemmen und achtbaren Martin Neuen, burger unnd wirdt zů der blůmen zů Colmar, meinem insonders günstigen herren und gůten freündt. Es haben sich die alten vor langer zeit eines gemeinen sprüchworts gebraucht, daß under allen lasteren undanckbarkeit das gröst ist. Dieweil ich nun bekennen můß, daß mir nit wenig freündtschafft von euch bewisen, unnd ich aber auß gebrechlicheit meines groben verstands sömlichs nie verglichen, damit ich aber nit auch mit dem laster der undanckbarkeit behafft werde, hab ich mich, so vil mir müglich gewesen, erzeigen wöllen mit demyenigen, so meins vermögens ist. ,,Dann silber und gold hab ich nit, aber was ich hab, das geb ich;“ also sagt der heilig Petrus in Actis am 3. capitel. Nicht daß ich diß mein schlecht und unachtbares büchlein oder mich dem lieben Petro oder seinem heiligen wort vergleichen wolle; dann diß mein büchlein allein von gůter kurtzweil wegen an tag geben [ist], niemants zu underweysung noch leer, auch gar niemandts zů schmach, hon oder spott, wie ir dann selbs wol sehen unnd lesen werden. Dieweil nun menicklich weißt, geistlich und weltlich, fürsten und herren, die dann t(glich iren aufritt und herberg bey euch haben, daß ir mit gůten schwencken und kurtzweiligen bossen zů yeder zeit und ye demnach die person ist, gefaßt sind, habe ich euch zů widergeltung euwer gůtthat diß mein klein wercklein zů gefallen an tag geben. Sodann ist auch in euwerem /S. 8/gebrauch, alle Straßburger messz einen eignen rollwagen anzůrichten; alsdann haben ir euch zůsampt gůten herren und freünden mit disem büchlin zů ergetzen, dieweil ir auff der fart sind, welchs auch vor menigklichon allen anstoß mag gelesen werden. Bitt euch hiemit, sömlich kleine gaab, dieweil sy mit gůtem hertzen und gemüt verert wird, nit zů verschmahen und zů einem glücks(ligen neüwen jar empfahen, mich auch noch als vor für euweren gůten freünd und willigen diener erkennen. Wünsch euch hiemit vil glück unnd heil, euch und euwer neüwen eegemahelen und nach disem zergencklichen leben das ewig himmlisch

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reich und seligkeit. Amen.Datum Burckhaim auff Marie daß neüwjar, nach der geburt unsers s(ligmachers 1555. jar. Euwer allzeit dienstwilligerJörg Wickram,Stattschreyber zů Burckhaim.

/S. 9/Zům gütigen leser.Es ist von alter har, freündtlicher und gütiger leser, ein sprichwort under vilen gewesen, wenn man etwan schampere und schandtliche Wort geredt, hat man gesagt: ,,Stilla mutz, diß gehört auff den rollwagen oder ins schiff!“, welches meines bedunckens nit seer wol gesprochen gewesen, dieweil sich zů vil malen zůtregt, daß züchtige, erbare weiber, ja auch jungfrauwen auff wagen oder zů schiff faren, deren man gar wenig verschonen thůt. Dann man findt solche růchlose leüt, wenn sy beyweilen schon abgestöubt werden, sagen sy: ,,Hey, sy haben doch schůch oder stifel an; sy verstonds nit!“, faren also mit iren schandtlichen groben zotten für, wenig dencken an die Wort Christi Mathei 18: ,,Wer aber ergert diser geringsten einen, so an mich glauben, dem wer besser, das im ein mülstein an seinen halß gehenckt wer und wurd in die tieffe deß meers versenckt.“ Und weiter spricht er: ,,Es můß ja ergernuß kommen; aber wee dem menschen, durch welchen ergernuß kumpt.“ Nun ist ye sömlichs ein sondere grosse ergernuß, wo man vor züchtigen personen sömliche unnütze wort übet. Dieweil man aber an solchen orten sich dannocht auch mit kurtzweiligem gesprech ergetzen můß, hab ich euwer aller gunst und liebe allhie ein kurtzweiligs büchlin für augen gestellt, in welchem ir nit wenig kurtzweilig und schimpfliche schwenck vernemmen/S. 10/werden, in welchen sich niemants ergeren wirt. Bitt hiemit euwer gunst und lieb, wos sich zůtrüg, daß etwan einer oder eine getroffen, wöllen ewer farb im angsicht nit verstellen; sunst werden ir von menigklichem in argwon verdacht und wurd man sagen: ,,Wenn man under die hund wirfft, schreit keiner, dann welcher getroffen wirt.“ Bewar dich gott, freündtlicher leser. Dein allzeit williger Jörg Wickramm.

/S. 11/1. Wie ein gůt frumm mann am Kochersperg einem gůten einfaltigen ein walfart verdinget zů Sant Veiten zů wallen. Dieweil wir yetzund auch auff einer fart oder reiß sind, so manet mich gleych ein gůter schwanck, daß ich euch denselbigen erzell. Es ist menicklich wol bewißt, daß am Kochersperg, nit weit von Straßburg gelegen, gar vil gůter, frommer, einfaltiger baursleüt wonen, von deren einem ich euch hie schreiben will. Derselb gůt mann kam in ein seer grosse kranckheit, durch welche er lange zeit hart und übel gekrenckt ward. In solchen seinen nöten kam im zů gedancken, wann er ein walfart zů Sant Veiten, so daselb am gebirg gelegen, verhieß mit einem silbrin opffer, verhofft er

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gentzlich, sein sach wurd besser werden. Also gelobt und versprach er die fart; sobald er von solcher kranckheit aufkem, wolt er die fart vollbringen. Als er aber in kurtzer zeit darnach wider gesundt worden, ist im tag unnd nacht die gelübt, so er gethon hat, vor augen gewesen und im sinn gelegen. Und als er im yetz endtlichen fürsatzt, die fart und opffer zu leisten, hat in die arbeit mit hauff überfallen. Alsbald er seine acker geseyt, müßt er in den reben anfahen zů wercken; unnd was der arbeit so vil, daß der gůt mann kaum der weil nam, daß er aß unnd tranck. Zůletsten kam im zů sinn, damit er sant Veiten nit mit seinemlangen auflentzen unwillig machte, wolt er einem/S. 12/gůten frommen mann von seinetwegen die fart verdingen außzerichten. Also fand er einen nach seinem gefallen; denselben fertiget er ab mit opffer, wachß und einem gůten feißten hanen; diß alles befalch er im sant Veiten zů bringen. Bald macht sich der gůt gsell auff die fart, gieng in grosser andacht dem gebirg zů. Wer im bekam, den fragt er, wo auß er den nechsten zů Sant Veiten kem. Er ward von yedermann treüwlich gewisen. Nun ligt ein groß kloster unden an dem berg, für das můßt er hingon. Das kloster nennt man zů Allenheiligen; darinn wonen etlich münch. Er ward den berg hinauf gewisen zů Sant Veiten, zog also mit grosser mhü und angst hinauf. Zůletst gedacht er in im selbs: ,,Nun bin ich warlich nit weiß genůg, daß ich mit solcher grossen mhü den hohen berg heraufsteig. Nun sagt man doch, das kloster heiß zů Allenheiligen; sind nun all heiligen in dem kloster, so můß sant Veit auch gwißlich bey inn seyn, und wurd in yetzund nit anheimisch finden.“ Mit disen gedancken wendet er sich umb und den berg wider hinab, als wann man in gejagt hett, kam also an deß klosters porten und laut an der glocken gar ernstlich. Der portner kam eylentz lauffen, schloß die porten auf, fragt den gůten gesellen, was sein begeren und geschefft weren. ,,Lieber,“ sagt der waller, ,,sind nit all heiligen da innen?“ Der portner sagt eylentz ja; dann er hat den feißten hanen bey im ersehen unnd meint, er wolt in allen heiligen bringen zů einem opffer. ,,Lieber portner,“ sagt der waller, ,,gang hineyn zů allen heiligen und heiß mir nur sant Veiten heraußkommen; dann ich hab gelt unnd disen hanen, so im zůgehören.“ — ,,Lieber gůter gesell,“ sagt der portner, ,,Wilt du zů sant Veiten, můst du dich noch mer den berg hinauf strecken, dann du findest in nit hie innen.“ – ,,Wie wer dann das ein ding?“ sagt der waller; „sol-/S. 13/ten alle heiligen bey einander dinnen sein und wollten eben sant Veiten außgesündert haben? Wie wer daß ein ding?“ Der portner meint, der waller trib sein speywerck, erzürnt sich über in und sagt: ,,Du hörst mich wol, was ich sag. Sant Veit hat in unserm kloster nichts zů thůn; wir hand all heiligen zů patronen.“ Darauff sagt der waller: ,,So behalt du dir deine all heiligen, so wil ich sant Veiten behalten.“ Damit zog er wider sein straß heimwertz zů. Als er aber nun zu seinem bauren kam, empfieng er in freündtlich und fragt, ob er die fart außgericht hett. Der waller sagt ja. ,,Wo hast du dann den gemalten brieff zum warzeichen?“ Der waller

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besan sich kurtz und sagt: ,,Ich kam auff den berg in sant Veiten kirch; do was sant Veit nit anheimisch, sonder was unden im kloster bey allen heiligen; also gieng ich herab in das kloster, hieß mir sant Veiten herfürkommen; also richt ich mein sach auß, gab im das opffer. Das nam er, den hanen aber hat er mir geben und geschenckt, laßt dir darbey vil gůts sagen. Er aber hat kein brieff, so er mir hett geben konnen; dann sy waren all oben auff dem berg.“ Also glaubt im der gůt einfaltig baur, gab im seinen lon und ließ in lauffen. Der gůlt waller was wolcontent; dann er hat drey schantzen mit einer karten gewunnen. In disem stuck sollen wir dreyerley warnemmen. Erstlichen die groß einfalt, mit deren die welt umbgadt; dann so einem etwas kranckheit oder trübsal Zůhanden gadt, find man gar vil, so deß rechten, waren und gebanten wegs verfelen, gedencken wenig an Christum, unseren seligmacher; dann der ein růfft zů disem, der ander zů yenem heiligen, so doch Christus im evangelio Joannis 10. gantz kl(rlich mit außgetruckten/S. 14/worten sagt: ,,So ir etwas den vatter bitten in meinem nammen, das wil er thůn.“ Item: ,,Ich bin der weg, das leben und die warheit; niemant kumpt zum vatter dann durch mich.“ Und an einem andren ort sagt er, Matthei 11: ,,Kömpt h(r zů mir, alle die ir müyselig unnd beladen sind! Ich wil euch erquicken.“ — Zum andren ist sich auch gnůg zů verwundren, daß die welt so einfeltig ist, so daß einer meint, er wölle vil verheissen, ob er das gleichwol nit thůn kan, wölle er das einem andren befelhen außzůrichten; als dann zů vil malen geschicht, daß einer einem anderen verdingt ein anzal für in zů betten, fasten oder also zů wallen hin und wider. Es laßt sich aber nit also verstreichen; sunst wer Adam im paradeiß wol bestanden, als er den apfel aß; dann er sagt: ,,Das weib gab mir, und ich aß.“ Also wolt sich auch das Weib mit der schlangen verantworten. Da halff aber kein außred, es můßt ein yegklichs sein burd selb tragen. — Zum dritten ist auch ein grosser mißbrauch entstanden mit den opffern. Die sind hin und wider getragen worden in die reichen gottsheüser, namlich gůt feißt hennen, hanen und kapaunen; wem aber die zů trost kommen, weißt gott wol; dann die geschnitzten unnd gemalten heiligen hand sy nicht genossen. Darneben aber haben wir die lebendigen heiligen wenig bedacht, auff welche wir billich sehen solten. Die aber haben grossen hunger und mangel in iren kranckheiten leyden müssen, so dochChristus spricht Matthei 23: ,,Was ir gethon habt den geringsten under disen meinen brüderen, das habt ir mir gethon.“ Darumb lassen unser walfarten und opfer gericht seyn zů den lebendigen heiligen! Von disem gnůg./S. 15/2. Von einem, so in wassersnot sant Christoffel ein groß wechsin liecht verhieß. Es hat der hochgeleert vnnd lobwirdiger gedechtnußdoctor Erasmus von Rotterdam in seinen Colloquiis beschriben ein grawsamen schiffbruch, denselbigen auch dergestalt

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heraußgestrichen, also wer den lißt oder hört, dem můß darob grawsen. Under andren, so in solchem schiffbruch unnd fortun gewesen, setzt er von einem, so vilicht ein kauffmann möcht gewesen sein. Als derselb von andren seinen mittgeferten ein sömlich schreyen und růffen hort; der ein růfft und verhieß sich zů sant Jacob, der ander zů sant Niclaus port, der dritt zů sant Katharinen von Senis. Da waren gar wenig, so zů dem rechten schiffmann růfften, welcher mit seinem betröuwen wind und meer augenblicklich stillen kundt; dise aber, als sy in iren grösten nöten waren, sůcht im ein yeder ein besunderen heiligen. Unnd namlich diser, als er sicht, daß man alles gůt auß dem schiff wirfft, die mast unnd segel zerrissen, die schiffleüt gantz verzagen, ein yeder sicht im umbein dielen oder brett, damit er sich dem grawsamen wütenden meer ergeben wil, so facht der gůt kerle auch an mit lauter stimm zů růffen: ,,O du heiliger sant Christoffel, hilff mir in disen meinen grossen wassersnöten, damit ich wider ans land kommen mög! Dargegen versprich ich dir ein wechsine kertzen, so lang und groß, als da ist dein bildtnuß zů Pareiß/S. 16/in der hohen kirchen.“ Disen růff erneüwert er zů mermalen. Zůletst sagt einer seiner gesellen: ,,O mein lieber compani, du versprichst seer grosse ding; dann warlich, wann dein gantze freündtschafft und geschlecht zůsamentheten, haab und gůt daranstrackten, sy möchten das wachß nit bekommen.“ Diser aber, so zůvor seer laut geschruwen, sagt zů seinem gesellen heimlich in ein ohr: ,,Lieber mein gesell, hulff mir nur sant Christoffel ans land, ich wolt mich wol mit im vertragen; er solt ein schandel oder unschlittliecht darfür nemmen.“Ach der groben einfalt! Er meint, sant Christoffel hett gewalt, im auß nöten zů helffen, hett auch sein grawsam schreyen unnd růffen, so er gethon, erhört, er aber möcht die wort, so er seinem gesellen heimlich gesagt, nit gehören. O du arme welt, was thůst du!3. Wie ein pfaff understůnd mit fünff worten in himmel zů kommen. In einem dorff saß auff ein zeit ein toller, voller, verlotterter, verspilter, gottloser pfaff, dem alle zeit seine sinn unnd gedancken mer ins wirdtshauß dann in die kirchen stůnden, deren man aber yetz zů unseren zeiten nit bald einen finden wirt. Derselbig pfaff versach und weidet seine schaff gantz fleissig, damit inen kein unradt angesehen ward; dann er lag gewonlich summerszeit mit inn am schatten im wirdtshauß, /S. 17/winterzeit aber in der warmen stuben, damit sy im in der kirchen nit erfruren. Zů einer zeit begab es sich, daß er von einem andren dorfpfaffen auff die kirchwich geladen ward; derselbig was ein alter unnd wolbetagter mann. Er hat auch noch ander erbar gest geladen, so im bekannt und verwandt waren, deren etlich nit groß wolgefallen an des pfaffen tollen schwencken hatten. Dann er, sobald er über tisch kam, fieng er seine faulen bossen an zů treiben mit reupsen, schreyen und

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jauchzen, so daß niemant vor im zů red oder worten kommen mocht. So offt er ein glaß, becher oder krausen außtranck, fienge er an mit lauter stimmen zů schreyen: ,,O lieber wirt, schenck dapffer ein!“ Warff damit das geschirr in die höhe unnd empfiengs wider. Dise unfletige weiß treib er so lang, biß es den andren pfaffen anfieng verdriessen. Und der in geladen hat, hůb an den follen pfaffen worten straffen und sagt: ,,Ach lieber mein herr, wo gedencken ir doch hin? Nun sind ir ein pastor und seelsorger über euwere gemein; wie wend ir die sach gegen gott verantwurten? Dieweil ir ein sömlich schandtlich leben füren, nemmen doch warlich euwer underthanen ein böß exempel und ebenbild von euch. Man sagt gemeinlich: Wie der hirt, also sind auch die schaff. Darumb solt ir euch sömlicher lasterlichen weiß massen, sunst werden ir gewiß in grossen geferden an euwerem letsten end ston müssen.“ - ,,Ahha!“ sagt der pfaff, ,,ich hab ein gnedigen liben herren und gott; wann mir an meinem letsten end nit mer dann so vil zeit werden mag, daß ich fünff wort mit im red, wirdt mir der himmel offen ston. Was wolt ich dann grosse not haben! So wil ich auch meiner bauren keinen in himmel tragen; wollen sy nit hineyn, bleiben sy herauß. Ich hab inn doch, als sy mich angenommen haben, den himmel nit zůgesagt so wol als ir euweren bauren.“ Als sy/S. 18/nun lang mit einander zanckten unnd aber der pfaff alle wort in einem gespött verlachet, hat im der ander nicht mer in seinen sachen reden wöllen; der pfaff ist aber gantz truncken worden.Und als der alt pfaff eben aufhort, von dem er geladen was, hat er urloub von im genommen; damit im aber nicht auff seiner heimfart begegnet, hat im der alt seinen sigristen zůgegeben. Nun ist underwegen ein seer tieffer bach gewesen unnd gar ein schmaler steg darübergangen, über welchen der voll pfaff hat gon müssen. Als er aber mitten auf den steg kommen ist, sind im seine beiden füß entgangen, unnd ist also in das Wasser geplumpet. Bald er aber merckt, daß im niemants zů hilff hat mögen kommen (dann im gieng das wasser schon in das maul), do hat er angefangen j(mmerlichen schreyen: ,,O lieber wirdt, schenck dapffer eyn!“ Dann im diß wort zůfordrist im maul lag, und kundt in seinem letsten end die fünff wort nit heraußbringen. Also ersaufft der voll pfaff. Darumb es warlich nicht gůt ist, sömlicher üppigen wort sich zů gebrauchen; darzů sollen wir auch nimmer kein solche spottreden und üppige fablen von gott reden, als diser pfaff gethon hat. 4. Von eim radtsherren, der mit einem kind gieng. In einer statt mit nammen Freyburg saß ein reicher radtsherr, welcher mit seiner frawen noch nie in fünfftzehen jar kein kind gehebt hat; deßhalben offt etwas spans bey inen sich erhůb, daß ye eins dem anderen die/S. 19/schuld gab. Auff ein zeit dinget die fraw ein haußmagt, welche fast züchtiger berden was, kundt auch dem hauß wol vorstan. Ir mann

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gedacht in seinem sinn: ,,Mein weib zeicht mich, ich sey kein nütz. Wie wer im, so ichs mit meiner magt versůchte, ob die schuld mein sey oder nit, nur daß wir auß dem zweiffel kommen!“ Und kart sein müglichen fleiß an, ob er sy knte bereden. Die magt durch vil glatter wort und verheissen ires herren verwilget und empfacht von im ein kind. Nun vermag aber die stattordnung alda, so ein radtsherr die ee bricht, wirt [er] von allen eeren gesetzt. Und [er] gedacht: ,,Wie ist dem ze thůn? Wirdt mans von mir innen, wird ich übel bestan.“ Und gadt hin zů seinem doctor, welcher ein gescheider man was, entdeckt im sein anligen und die grosse gfar, so im drauff stünde. Der doctor tröstet in und spricht: ,,Dem ist wohl ze thůn; sind unverzagt! Gond heim und legen euch ans bett und gehaben euch seer übel im bauch, und über ein tag schicken mir den harn bey euwerer frawen unnd laßt mich handlen!“ Der radtsherr thet, wie im der doctor befolhen hat, und schickt am anderen tag die fraw zum doctor mit dem wasser. Der doctor besichtiget das wasser, und im besehen lachet er. Die angsthafftige fraw, so sy den doctor sieht lachen, betrüübet sy sich fast; dann sy wußt wol, daß ir mann fast kranck lag. Der doctor spricht: ,,Euwer herr ist seer kranck, und geschwilt im der bauch; dann er gadt mit einem kind.“ Die fraw antwortet: ,,Herr, wie kan das gesein? Treiben kein speywerck! Mein mann ist seer kranck.“ Antwortet der doctor: ,,Ich sagen euch die warheit; er gadt mit einem kind.“ — ,,Herr“, sagt die fraw, ,,wie gadt das zů? Es ist unmüglich.“ Antwortet der doctor: ,,Ir weiber haben seltzam glüsten, verůchens in all weg; in dem ist /S. 20/euwer mann schwanger worden.“ Und sy errötet, gedacht in ir selbs einfaltigklich: ,,Es mag sein.“ Unnd fasset widerumb das hertz zů beiden henden, fragt den doctor, wie irem mann zů helffen were. Gab iren die leer: ,,Bestellen ein junckfraw, die noch keins manns schuldig ist, unnd verfügens zů euwerem mann; alsdenn wirdt die jungfraw das kind empfahen.“ Die frauw antwortet: ,,Es wirts keine wöllen thůn.“ Spricht der doctor: ,,Keeren fleiß an bey zeit! Sunst verdirbt euwer mann. Dann das muß sein.“ Noch eins spricht der doctor: ,,Was haben ir für ein magt?“ Antwort die fraw: ,,Sy ist so züchtich, mag von denen dingen nichts hören, ich geschwigen erst thůn.“ Spricht der doctor: ,,Versůchends mit ir, keeren euweren müglichen fleiß an und sagen, sy mög den mann beym leben erhalten, mit verheissung einer reychlichen heimsteür; und so sy das kind gewinnt, daß irs für euwer eigen fleisch und blůt wöllen auferziehen!“ Also schied die fraw vom doctor heimwertz zů ir magt, hielt iren den handel für mit grossem bitten und flehen. Die magt antwortet: ,,Liebe fraw, halten ir mich für ein sömliche? Ich wil noch hinnacht auß dem hauß.“ Die fraw herwider mit grosser bitt und verheissen geradt an sy hin, sy solle doch irs manns leben ansehen; deßgleichen wölle sy daß kind für ir eigen kind erziehen und sy reichlich außsteüren zů einem gůten gesellen. Nach langer hefftiger bitt verwilget die magt und legt sich zum herrn, welcher gleich in kurtzen tagen wider genaß, und die magt empfieng das kind. Also ward

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der sache radt, und die fraw hielt der magt alles, was sy iren verheissen hat, und bliben all bey eeren. Wie aber die magt so bald gebar und nur die halbezeit, 20 wochen, das kind getragen hat, gewan die fraw ein argwon und gieng wider hin zum doctor und /S. 21/sprach: ,,Herr doctor, wie gadts doch zů, daß die magt deß kinds so bald genißt?“ Antwortet der doctor: ,,Mein liebe fraw, wundert euch das? Gedencken ir nit, daß der mann das kind 20 wochen getragen hat unnd die magt auch 20?“ Spricht die fraw: ,,Ja warlich, das ist war,“ dancket dem doctor unnd schied von im. Etwan ein jar darnach gieng der doctor ungeferd für die fraw, grůßt sy und lechlet; das treib er zum dickeren mal. Bey dem die fraw abnamm, daß es mit kreüteren zůgangen was, wie man spricht.5. Von einem abentheürer, der bewert, daß der teüfel zů Costentz und der groß gott zů Schaffhusen, auch die Mary zů Einsidlen und er geschwistert weren.Zů Einsidlen in dem Schweytzerland hat es [sich] begeben, daß vil leüt, ir walfart zů vollbringen, dahin kommen sind. So hat es sich zůgetragen gegen der nacht in einem wirdtshauß, wie man aß, daß die pilgre haben geredt von der liebe Marie zů Einsidlen, wie sy so gar gnedig were, auch von ir wunderzeichen, die sy gethan hette. Under den pilgren was auch ein gůter gesell geradten, der nit der walfart, sunder seiner geschefften halben dahin kommen was, aß auch mit inen ze nacht. Als nun die pilgre so vil gůts der liebe Marie veryehen, redt er auch das sein darzů, sprechende: ,,Wie wirdig schetzen ir sy joch, sy ist mein schwester.“ So das die pilgre, auch der wirdt erhorten, erstauneten sy über dise red, und ward so lautprecht, daß es dem apt auch/S. 22/kundtgethan ward, welcher disen gůten gsellen, so er vom tisch aufstůnd, fahen und über nacht in thurn legen ließ. Morndes vor radt mit hefftiger klag den übelth(ter gestellen ließ, wie daß diser die liebe wirdige můter gottes geschmecht hette und geredt, sy were sein schwester. Nach langer klag fragt man den übelth(ter, was er darmit gemeint hette. Antwortet er: ,,Ja, die Mary zů Einsidlen ist mein schwester, und daß noch mee ist, der teüfel zů Costentz unnd der groß gott zů Schaffhausen meine gebrüder.“ Der radt entsatzt sich ab diser red, unnd stiessen die köpff zůsamen, sprechende: ,,Gewiß ist diser ein heiligenschmeher.“ Der oberist richter fragt in weiter, umb etwas mer auß im ze bringen: ,,Wie darffst du die schnöde wort allhie außstossen, so von allen landen yetz pilgre hie sind, welches allenthalben erschallen wirdt?“ Antwortet der übelth(ter: ,,Ich hab recht geredt; denn mein vatter ist ein bildhauwer gewesen, der den teüfel zů Costentz gemacht hat, und auch den grossen gott zů Schaffhausen und euwere Mary, auch mich; darumb sind wir geschwistert.“ Also lachen sy all und liessen in ledig.

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6. Von zweyen zenckischen bauren, deren einer des burgemeisters fraw fragt: Sind ir nit auch ein hůr?In einem flecken sassen zwen bauren, welche nachpauren waren, die lagen einanderen für und für im har unnd konten nit mit einander gestellen, also daß sy /S. 23/offt den den burgemeister überluffen, welcher ein unwillen ab inen gewan. Auff ein zeit kommen sy aber für des burgemeisters hauß, und der ein klopffet ungestümigklich an. In dem laufft die fraw hinab und laßt sy eyn. Als sy nun die zwen zenckisch bauren ersicht, sprichts: ,,Ir unrüwig leüt, sind ir aber vorhanden? Wie gadts doch zů, daß ir bauren so an einander kommen mit hadern, fetzen und rauffen? Ir sind doch unrüwig leüt!“ Antwortet der ein baur: ,,Fraw, sind ir nit auch ein hůr?“ Die fraw herwider mit scheltworten an bauren hin: ,,Du laur, du schelm, darumb můßt du mir ein stand thůn; ich wil dich desse nit erlassen.“ Der baur antwortet: ,,So kommen wir bauren an einander. Ich hab euch nur gfragt, ob ir ein hůr seyen.“7. Von einem lantzknecht und Herr gott behüt uns.Im Schweytzerland gen Zürych ist kommen ein lantzknecht in ein wirdtshauß und den wirdt begrüßt umb herberg, dem der wirdt herberg zůgesagt. Zů nacht im essen hat der wirdt dem lantzknecht gar ein sauren wein fürgestelt, der von einem übelgeradtnen jar was, und so die leüt in truncken, sprachen sy: ,,Herr gott behüt uns, wie ist der wein so saur!“, also daß der wein von dem jar den nammen behielt ,,Herr gott behüt uns“. Als nun der lantzknecht aß unnd auch den sauren wein versůcht, spricht er: ,,Botts tauben ast, herr wirdt, wie ist der wein so saur!“ Antwortet der wirdt: Un-/S. 24/sere wein sind der art, daß sy erst im alter gůt werden.“ Spricht der lantzknecht: ,,Wirdt, ja wenn er so alt wurde, daß er auff krucken gienge, wurde nichts gůts darauß.“8. Von brüderlicher treüw.Zů Bern haben gewont zwen gůt freünd mit nammen Mathias Apiarius der ein und Hans Ypocras der ander. Der Ypocras was dem Apiario schuldig etwas gelt. Nun auff ein zeit schickt der Apiarius sein fraw zum Ypocras, von im gelt ze forderen. Der Ypocras gibt ir die antwort: ,,Euwer mann ist mir auch schuldig.“ Sy spricht: ,,Was ist er dir schuldig?“ Dann sy hat gůt wüssen, daß es alles verrechnet was und irem mann bey der rechnung schuldig was bliben. Antwortet der schuldner: ,,Er weißts wol.“ Also schied das weib zornigklich von im und klagets irem mann. Welcher, sobald er das hort, gieng in einem zorn eylentz selbs zů im und spricht: ,,Wie darffst dus reden, daß ich dir schuldig sye?“ Antwortet der Ypocras: ,,Du bist mir schuldig.“ Yener herwider: ,,Du sparst die warheit; ich bin dir nichts schuldig.“ Und triben solche zanckwort so lang, biß dass der Apiarius gar in zorn bewegt ward, daß der schuldner besorgt, es

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möcht zů streichen geradten; spricht mit lachendem mund: ,,Du bist mir brüderliche lieb unnd treüw schuldig.“ Von deß wegen der Apiarius, wiewol er seer erzürnt war, ward lachen, und vertrůgen sich zeletst gütigklich./S. 25/9. Von zweyen bauren, die einem apt schuldig waren.Auff ein zeit waren zwen bauren einem apt schuldig etlich versessen zinß und wurden zů radt, den apt umb lenger zyl ze bitten. Kommen fürs closter und wurden von dem portner eyngelassen; es was aber umb essenszeit. Die zwen eylten der conventstuben zů, vermeinten, den apt alda ze finden. Der apt saß mit seinen edlen ze tisch unnd seine diener an einem besonderen tisch. Nun wie die zwen bauren die thür aufthaten und den apt also ze tisch sitzen sehen, erschrickt der ein baur, tritt hinder sich und gadt hinweg. Der ander aber gadt freflich hineyn und trang zwischen die diener hinein zum tisch und aß, als hett er zinß bracht. Der apt, sobald er das erblickt, spricht er zů einem edlen, der neben im saß: ,,Da sitzet ein schamper baur. Wie hat er sich hineyngeflickt zum tisch! Er ist mir nichts mer schuldig.“ Welchs faßt der baur in sein or und macht sich, nachdem er gessen hat, wider heim. Als er aber nachmals wider von dem apt angesůcht ward umb die schuld, spricht der baur zum apt: ,,Gnediger herr, es ist euwer gnaden wol kundt, daß ich euch nichts mer schuldig bin. Dann ir zum neheren mal im essen sprachen zum edelmann, der neben euch saß: Der baur ist mir nichts mer schuldig.“ Und der apt ließ es auch also berůwen./S. 26/10. Von einem beyerischen bauren, der neün tag ein l(sser was. Es begab sich, daß ein reicher kauffmann seiner handtierung nach durch das Beyerland reit; und wie er ungeferd einen gatter antraff bey eines bauren hauß, dardurch er reiten můßt, den kundt er nit aufthůn, růfft dem bauren zů, er sol im den gatter aufthůn. Der baur schruw mit heller stimm: ,,Es ist niemant in dem hauß; das gesind ist auff dem veld, und ich ligen hinder einem umbhang, bin ein l(sser.“ Spricht der kauffmann: ,,Wie lang bist ein l(sser geweßt?“ Antwort der baur: ,,Morn ist der neündt tag.“ Also thůt der kauffmann mit übelzeiten den gatter zeletst selb auf und spricht zum bauren: ,,Sehin, da auff dem gatter ligt ein taler, und thů der l(ssy gnůg!“ Hat aber nichts dar gelegt unnd reit hinweg. Wie das der baur erhort, geschwind zum hauß auß und wolt den taler holen, fand aber keinen. Also ward der baur vom kauffmann auß dem hauß gen(rrt.11. Von einem wirdt, der seinen gesten ein tracht umb ein taler verkaufft. Es hatten sich gůt nachpauren vereint unnd wurden zů radt, ein gůt mal bey einander ze essen, schlůgens an in ein wirdtshauß, da inen alles wol zůgerüßt ward. So/S. 27/

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sy nun ze tisch sassen, trug inen der wirdt tapffer auf, redt sy offt an, sy solten gůter dingen seyn, es gange noch alles umbsunst zů unnd essen vergebens, biß daß er ein gůten braten kapaunen auftrůg, so spricht er: ,,Das kostet ein taler.“ In dem kumpt ein rollwagen mit kauffleüten, die gen Franckfurt wolten. Alsbald der wirdt das erhort, laufft hinauß und empfacht die gest. Nit ungeschwind der gesten einer, die da assend, verbirgt den bratnen kapaunen und laßt die schüssel also l(r stan. In dem kumpt der haußknecht und schenckt eyn. Der gesten einer redt in an, sprechend: ,,Haußknecht, bringt mee zů essen!“ Der haußknecht fordert mee speyß in der kuchy von der wirdtin und bringt den gesten ein reißmůß mit gebachnen fischen umblegt. Nachdem die gest unnd nachpauren wolgelebt hatten, hiessen sy den wirdt die zech machen, welcher spricht: ,,Liebe gest und nachpauren, was ir gessen haben, das ges(gne euch gott und sye euch geschenckt, on allein der braten kapaun kostet ein taler. Unnd haben hiemit vor gůt! Der aber den kapaunen verborgen hat, spricht von aller wegen: ,,Uns nit!“ Wir wöllen den kapaunen nit so theür kauffen.“ Und gab darmit dem wirdt seinen kapaunen wider, welcher in wider nam, was aber nit wol zefriden./S. 28/12. Von kauffmannsknechten, die von Franckfurt aufer ze fůß heimzugen, wie sy bey einem wirdt nichts anders haben wöllen essen dann treüschy-l(berle.Nach einer Franckfurter messz haben etlich kauffleüt auß dem Schweitzerland ire knecht ze fůß wider heimgeschickt ein tag oder zwen, ee sy hernachkamen. Nit weit von Speir in ein wirdtshauß sind die diener kommen, welches an der straß lag. Und als sy nun wol bezecht waren, wurdens eins, noch ein gůt mal ze essen, nichts anders dann eytel treüschy-l(berle, überredten den wirdt, daß ers inen zůrußte; ließ es im aber wol bezalen. Nun so sy můtwillig genůg waren geweßt, sind sy dannen verruckt, haben sömlichs offt geübt, ee sy heimkamen. Über ein tag kamen ire herren hernach zů rossz und geriedten ungeferd auch in das wirdtshauß, da ire knecht die treüschy-l(berle gessen hatten. Der wirdt bots inen wol nach seim vermögen. Einer under den kauffherren fraget den wirdt, ob er keine treüschen hette, solte inen ein gůt essen visch zůrüsten. Der wirdt gedacht: ,,Möchten dir die treüschen noch einmal bezalt werden,“ kochet inen die treüschen, deren l(berle ire knecht gessen hatten. So nun die kauffherren essen und auch einer under inen die l(berle sůchet, fand er keine. Deßhalb er den wirdt zů red stalt, sprechend: ,,Wirdt, die treüschen sehen ich wol, aber die l(berle nienen.“ Antwortet der wirdt: ,,Ich můß euch die warheit verjehen. Es sind erst necht etlich jung gesellen hin verruckt, haben mir die l(berle wol bezalt. Geben ir umb die treüschen, was ir wöllen!“ Also gedachten die kauffleüt: ,,Gewiß sinds unsere diener geweßt.“/S. 29/

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Unnd bezalten dem wirdt die treüschen gleych, als hetten sy die l(berle behebt. Und speicht ye einer den andern; es gedacht aber ein yeder in seinem můt: ,,Kumb ich heim, wils meinem knecht wol vergelten.“13. Von einem pfarrherrn, der seine underthanen straffet, sy sollen einander nit so fr(fenlich heissen liegen; so doch einer leügt, solle gleych der ander darzů pfeiffen.In einem dorff hats verweent, schalckhafft, böß bauren, die offt im wirdtshauß unnd sunst mit scheltworten unnd einander heissen liegen, zum offtermal zůsamen schlůgen und stachen, welches der pfarrherr zum dickerenmal an der kantzel inen hat gewert, unnd aber leider nichts halff. Auff ein zeit an einem sonntag, so der gůt herr nit vil studiert hat unnd seinen bauren solt predigen, fieng er aber an inen ir scheltwort zů erzellen, sprechend: ,,Ir sind doch uns(lig bauren. Hab euch yetz ein lange zeit gewert das flůchen, schweren, heissen einander liegen, schlahen unnd rauffen; und es ist aber ye l(nger ye böser, heissen einander so fr(felich liegen, auß dem dann aller hader und zanck sich erhebt. So einer doch leügt und, ders hört, in seiner lügen halben straffen wil, spreche er nit trutzlich: ,Du leügst‘, sunder pfeiffe darzů. So wirts dann diser wol mercken unnd in einem gespött ziehen. Pfuch, es zimpt euch nit.“ Und das merckt auch ein schamper baur dahinden in der kirchen./S. 30/Der pfarrherr ließ von dem unnd prediget inen von der erschaffung des ersten menschen, sprechende: ,,Lieben underthanen, der allmechtig gott, so er himmel und erden gemacht, hat es in gůt gedacht, den menschen ze machen, und hat einen leimklotzen zůsamengewaltzet, geformiert wie einen menschen und demnach in an einen zaun gelenet, daß er erkechete. So das der schamper baur erhort, pfeiffet er überlaut. Welches der pfarrherr mercket und spricht: ,,Wie, baur, meinst, ich lieg?“ - ,,Nein, herr,“ antwortet der baur, ,,wer hat aber den zaun gemacht, so noch kein mensch auff erden ist geweßt?“ Man spricht: ,,Wie der pfaff, also sind auch seine underthanen.“14. Von zweyen lantzknechten, die mit einander in krieg zohen. Zwen gůt gesellen zohen mit einander in krieg; und als es sich dann offt begibt, wenn man gemustert unnd die knecht geschworen haben, daß man die fenlin verschicket, eins hieher, dasander dort außhin, also kamen dise zwen gesellen auch von einander, daß sy lang nit zůsamenkamen, biß daß ein schlacht geschach unnd die haufen geurlaubt wurden. Als sy aber im heimziehen waren, kamen sy auff der straß ungeferlich wider zůsamen unnd reißten also ein tag oder zwen mit einander. In dem sich vil reden zwischen inn begaben, wie es eim yeden gangen war. Es was aber der ein seer reich worden, vil gelts und kleinot überkommen, der ander hat gar nichts. Deßhalb der/S. 31/reich sein spottet und sprach: ,,Wie hast du im doch gethon, daß du so gar nichts hast überkommen?“ Der arm antwortet und sprach: ,,Ich hab

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mich meiner besöldung beholffen, nit gespilt, noch den armen bauren das iren genommen; sy haben mich zů übel gedurt.“ Diser sprach: ,,So hör ich wol, du bist der krieger einer, denen Joannes in der wüste prediget, sy solten sich an irem sold benügen lassen.“ Der arm antwortet ,,Ja, ich meint, es were nit übel gethan.“ Der ander sprach: ,,Ach nein, mein lieber brůder, dieselbig zeit ist nümmen, es gadt yetz anderst zů. Wenn du wilt barmhertzig sein und nit drauff greiffen, überkompst dein lebtag nichts; du můßt im thůn, wie ich im gethan hab. Ich hab mich nit gsaumpt mis kistenf(gen und andren rencken; du můßt es nemmen, wo důs findest, und dir niemants lassen zů lieb sein.“ Der arm gedacht der red nach. Es begab sich, daß sy zů nacht in ein kammer schlaffen gewisen wurden, und der arm hat acht, wo der reich sein seckel und kleinot hinlegt, stůnd in aller stille umb mittnacht auf und erwütscht auß des reichen t(schen ein guldin kettlein unnd etwan für zehen gulden müntz, macht sich mit dem darvon vor tag. Do es aber tag ward, erwachet sein gesell unnd fand seinen brůder nit, gedacht gleich, es wirt nit recht zůgan, unnd ergreifft seine bulgen, lůgt; so manglet er der ketten unnd des gelts. Darumb er seim gesellen auff dem fůß nacheylet und ergreiff in zů Nůrenberg, liesse in da gefencklich annemmen. Und als ein ersamer radt den gefangnen zů red stalt, warumb er dem die ketten sampt dem gelt entragen hette, gabe er antwort: ,,Er hats mich geheissen.“ Der ander verneinets, er hetts in nit geheissen; diser bestůnd, er hetts in geheissen. Nun die herren begereten /S. 32/ein rechten bericht vom armen, wie ers in geheissen hett. Do erzellet der arm, wie er im hette ein leer geben, er solte thůn, wie er im gethon hette, er solt kein barmhertzigkeit mit niemant han, sunder solts nemmen, wo ers funde; er hett im auch also gethan, so hette ers nienen baß können bekommen und belder dann bey seim gesellen, der bey im in der kammer gelegen were. Also erkannten die herren, er solt im die kettin widergeben unnd er das gelt behalten, damit er wider heim möcht zerung haben, und diser solt keinen also mer leeren reich werden.15. Von einem lantzknecht, der nur drey wort begert mit seinem hauptmann zů reden.Ein armer einfacher lantzknecht leidet grossen hunger; wiewol proviant gnůg im leger war, so hat er doch kein gelt, daß ers kauffet. Derhalben treib in die not dahin, daß er für den hauptmann begert in hoffnung, er solt im etwas fürsetzen. Es hat aber der hauptmann etlich groß Hansen ze gast geladen, deßhalben die trabanten disen armen knecht nit für in lassen wolten. Als er aber nun on underlaß batt, man solt in doch für den hauptmann lassen, er hette nit mer dann drey wort mit im zů reden, was da auch ein nasser vogel under den trabanten; den wundert, was er doch mit drey worten könte außrichten, und sagt es dem hauptmann bey der leng, wie sich die red hat zůgetragen. Der hauptmann mit sampt seinen gesten, die auch wol bezecht waren, sprachen: ,,Laß in hereyn! Und redt er mer dann drey wort, so wollen wir in in die eysen schlahen lassen.“

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/S. 33Also ward er für den hauptmann in den sal gelassen. Der in fragt: ,,Was begerst du, das du mit drey worten wilt außrichten?“ Antwort der lantzknecht: ,,Gelt oder urlaub.“ Do lachet der hauptmann und alle seine gest, und setzt im der hauptmann ein monat sold für biß zůr bezalung. 16. Von einem schneider, dem sein frauw fladen für faden kaufft. Ein alter karger schneider hat ein schöne junge fraw, deren er zů keiner zeit ein schleck vergundt. Und auff ein zeit gab er ir gelt, sy solt faden kauffen; es war eben nach osteren, daß man die gůten warmen eyerfladen feil hat. Unnd als das gůt jung weib für die gůten neüwgebachnen fladen hingieng und sie iren also wol in die nasen ruchen, kam sy ein solcher grosser glust an, also daß sy ir nit kundt abbrechen, unnd kaufft umb das gelt fladen und trůg sy zů hauß. Der mann ward zornig und sagt: ,,Ich hab dich geheissen faden kauffen.“ Und flůcht ir übel. Die gůt fraw sprach: ,,Ach mein lieber haußwirt, nit zürne so seer! Es laut fast gleich faden und fladen; ich habs fürwar überhört.“ Der mann schweig still und ließ es also hingon unnd kaufft im selbs faden. Es stůnd also an biß umb den herpst, daß der mann aber zů schaffen hat und gab seiner frawen gelt, sy sol: im zwirn kauffen. Die frauw kam auff den marckt; da waren die schönsten biren feil, daß sy nit mocht fürgon und kaufft umb das gelt biren. Und als sy die heimbracht, ward der mann aber zornig unnd sprach: ,,Ich hab dich nit geheissen biren, sunder zwirn /S. 34/kauffen.“ Die frauw sprach: ,,Lieber haußwirt, ich hab fürwar verstanden biren.“ Der mann gedacht in im selbs: ,,Zwirn birn, zwirn birn, es laut schier gleich“, und ließ es aber also hingon. Es stůnd an biß umb sant Martinstag, do schickt er das weib aber auß n(tz kauffen. Die frauw gedacht: ,,Du hast dein mann zwey mal gen(rrt; was sich zweyet, das drittet sich gern“, und kaufft ein ganß. Und do sy die ganß zů hauß bracht, verwundert sich der mann und sprach: ,,Fraw, hab ich dich nit geheissen n(tz kauffen?“ Die fraw sprach: ,,Ich habs fürwar überhört. Laut es nit fast gleich?“ Der mann sprach: ,,Nein, liebe haußfraw; ich můß dir die oren aufthůn, auff daß du nicht gar daub werdest.“ Und erwüscht ein gůt schw(r ellenmeß, schlůg es iren umb den kopff und sprach zů eim yeden streich ein wort: ,,Faden, fladen, zwirn, birn, n(tz, ganß“ etc. unnd treib das so lang, biß dass die fraw mordio schruw und sagt: ,,O hör auf, lieber mann! Die oren sind mir nunmer wol dünn worden; ich wil nümmen mißhören.“ Also, was er ir darnach befalch zů kauffen, richt sy fleissig auß und ward nümmen irr in den nammen.17. Einer leidt mit seiner frauwen lieb und leidt.Ein schneider, fast ein zenckischer mensch, welchem die frauw, wiewol sie frumm unnd treüw was, so kundt sy im doch nimmer recht thůn; er war allweg mit ir zů unfriden, schlůg unnd raufft sy stetz. Deßhalb die oberkeit darinn sehen můßt und legt in ein zeitlang in gefencknuß. Unnd als man meint, er hette nun wol /S. 35/

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gebüßt, er solt witzig werden und mit seinem weib furthin freüntlich l(ben, ließ man in wider herauß; er aber můßt ein eydt schweren, das weib nimmer zů schlahen, sunder solt freündtlich mit ir leben, auch lieb und leid mit leiden, wie sich under eeleüten gebürt. Der schneider schwůr. Als er nun ein zeit lang fridlich mit ir lebt, kam im seine alte weiß wider an, daß er mit ir zanckt; er dorfft sy aber nit schlagen, darumb wolt er sy bey dem har erwütschen. Das weib aber war im zů geschwind und entsprang; do erwütscht er die sch(r und warffs ir nach, jagt sy im hof umb, und was er erwütscht, warff er ir nach. Wenn er sy traff, so lachet er, unnd wenn er iren felt, flůcht er. Das treib er so lang, biß ir die nachpauren zů hilff kamen. Der schneider ward wider für die herren beschickt, die hielten im ür, ob er nit wußt, was er geschworen hett. Antwort der schneider: ,,Lieben herren, ich hab mein eyd gehalten; hab sy nit geschlagen, sunder, wie ir mir befolhen haben, sol lieb und leid mit ir leiden, das hab ich gethan.“ Die herren sagten: ,,Wie kan das sein? Sy fürt doch ein grosse klag.“ Er antwortet unnd sprach: ,,Ich hab sy nur ein wenig bey dem haar wollen ziehen, also ist sy mir entwichen; do bin ich ir nachgeilt, nach ir mit benglen und, was ich erwütscht hab, geworffen. Wenn ich sy hab troffen, ist es mir lieb gewesen und ir leid; wenn ich hab gefelt, ist es ir lieb gewesen und mir leid. Also hab ich ir lieb und leid mit ir gelitten, wie ir mir befolhen haben.“ Solch findt man etwan fantasten, mit denen man ein gantz jar zů schaffen hett, so man inen losete. Die herren geboten im, er solt sy nit mer schlagen, auch kein lieb noch leid in solcher gestalt mer mit ir leiden, sunder lůgen, daß das weib kein klag mer über in fůrt, es wurde im nümmen mit einem schertz außschlitzen. /S. 36/18. Von einem armen edelmann, der gelt entlenet hett.Ein armer edelmann hat von einer gmeind in einem dorff etlich gelt entlehnet und sich verbriefft, auch aller schirm und freyheit verzigen; wo er die zinß nit zů iren zilen erleget, solt man macht haben, auff in zů leisten oder in gefencklich anzůnemmen. Nun ließ er etlich zinßi zůsamenkommen, und was im die bauren emboten, so gab er nichts darumb, also daß sy zůletst auff in leisten liessen. Aber im lag nichts daran; dann wenn sy schon lang leisteten, můßten sy den kosten selbs zalen. Sy konten im nit vil nemmen, dann er hat nichts, also daß sy entlich zů Rotweil erlangten, wo sy in ergreiffen mochten und er sy nit von stund an augenblicklich zalte, daß sy in in gefengknuß legen mochten. Also fertigten sy ein botten ab, der in sůchen solt, so lang biß er in funde, unnd kein lenger zil solt geben, sunder von stund an gelt oder in gefengknuß legen. Der bott ergreifft den edelmann in einem dorff under eim scherer sitzende, unnd ließ im den bart scheren. Und der bott mit ungestüme fůr in an, wolt das gelt von im haben. Der edelmann sprach: ,,Thů gemach, ich will dich zalen.“ Der bott antwortet: ,,Ich hab den /S. 37/

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befelch, euch nit von hand zů lassen, sunder von stund an das gelt von euch zů empfahen.“ Der edelmann sprach: ,,Magst du warten, biß ich den bart vollen abschir?“ Der bott antwortet: ,,Das wil ich thůn.“ Do sagt der edelmann zum scherer: ,,Hör auf scheren!“ und ließ also den halben bart stan. Do sprach der bott: ,,Juncker, wölt ir nit volls abscheren?“ Der edelmann sagt: ,,Nein! Du hast mir zůgesagt zů warten, biß ich volls geschoren hab; darumb wart, so lang du wilt, wirst nit erwarten, daß ich den bart gar abschir; ich müßte dich sunst zalen.“ Do sahe der bott, daß er betrogen war, lieff eylentz zů dem schultheiß und wolt den edelmann lassen gefengklich annemmen; in dem halff im der scherer darvon. Also wart der bott noch, biß er den bart gar abschirt, und wirt den bauren nichts. Darumb ist es nit gůt, wenn die bauren den edelleüten leyhen; es ist das widerspil, die edelleüt sollen den bauren leyhen.19. Von einem landfarer, der hundsthonier für katzethonier den kürßneren verkauffet.Vor zeiten, als man noch in aller welt paternoster trůge und die katzethonier in hochem wert gehalten wurden, daß etlich kr(mer unnd landfarer im land umbherzogen unnd mit den katzethonier haussierten (das ist von hauß zů hauß lůgten, wo sy möchten gelt bekommen), also war auch ein gůt gesell, (ich acht, daß er auch zů Ryblingen gewesen war, wie man dann /S. 38/auch wol schamper knaben under den landfarern findt) der kam gen Harlem in Holand. Als er schier die gantz start außgehausiert hette und aber wenig gelt gelößt, hört er an den gassen ungeferd im fürgan in einem hauß ein groß geschrey und jubilieren, gedacht: ,,Hie hinein můßt; es wirt etwas geben.“ Er tritt herein und fragt einen auftrager, was das für leüt weren. Welcher antwortet: ,,Das ist der kürßner trinckhauß, und sind allhie versamlet weib und mann, die gantze zunfft, wie dann ir brauch ist, daß sy zum jar einmal oder dreyssig bey einander gůter dingen sind und hie zůsamenkommen.“ So das der kr(mer hort, gedacht er, wurde nit vil schaffen und were gern mit fůg wider hinaußgewest, wußt aber nit wie. Also nam er sich an, er were ein hofierer; dann er auch meistergesang kundt, das seer beyn kürßneren im brauch ist. Wie er nun ein lied oder zwey gesungen hett, zohen sy in zum tisch, daß er bey inen seß und mittzechte. Do er nun auch ein trunck überkam, hett auch gern gelt gelößt, forcht doch, wo er vil von katzethoniern sagt, sy wurden in die stegen abwerffen, und fiel im ein, er wölt die stein hundtzethonier heissen. Zoch sein kram herfür unnd zeiget inen schöne paternoster von katzethonier und sprach: ,,Lieben herren, wer kaufft schöne hundtzethonier?“ Unnd gefielen inen so wol, daß er etwan vil verkaufft; und macht sich mit dem gelt darvon, dancket gott, daß die kürßner nit fast fragten, was hundtzethonier weren und er ungeschlagen darvon kam. /S. 39/20. Von einem münch, der einer tochter ein dorn auß dem fůß zog.

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Ein barfüssermünch gienge auff der termeney, umb k(ß unnd eyer zů samlen; der hat in einem dorff sunderlichs vertrauwen bey einer alten reichen beürin; sy gab im allweg mer dann einem andern münch. Auff ein zeit kam er aber, k(ß zů b(ttlen; und als sy im ein k(ß und die ostereyer geben hett, fragt er: ,,Můter, wo ist euwer tochter Gredt, daß ich sy nit sihe?“ Die můter antwortet: ,,Ach, sy ligt daoben im bett unnd ist gar schwach; sie hat inn ein torn getretten, darvon ir der fůß seer groß gschwollen ist. Der münch sprach: ,,Ich můß sy gon besehen, ob ich ir helffen künte.“ Die můter sagt: ,,Ja, lieber herr Thilman, so will ich eüch dieweil ein suppen machen.“ Der münch kam zů der tochter und begriff ir den fůß mit dem dorn, darvon sich die tochter ein wenig übel gehůbe; aber die můter meint, der münch arbeyt sich also an dem dorn unnd schreye der dochter zů: ,,Leid dichs, mein liebs kind! So wirt dir geholffen.“ Alß aber der münch fertig war, zohe er die stiegen wider herab, nam sein sack unnd macht sich zům hauß auß. Die můter sprach: ,,Essend vor die supp!“ Der münch sprach: ,,Nein, es ist heüt mein fasttag.“ Dann er dacht wol, es w(r nit lang mist da zů machen. Und alß die můter zů der tochter kam, befand sie, daß er anders mit ir gehandlet hett, dann den dorn betraff, und nam ein gůten bengel unnd wartet, wann der münch auff der andern seyten deß dorffs wider /S. 40/herauffkem. Und alß sy in sahe kummen, nam sie den bengel, hůb in an iren rucken unnd in die ander hand ein k(ß und růfft dem münch: ,,Herr Thillman, kumbt hir, nembt noch ein k(ß!“ Aber der münch marckt den bossen und sprach: ,,Nein, můter, es war zů vil. Es istnit der brauch, man gibt nicht zweymal vor einer thür.“ Also treüwet im die beürin mit dem bengel unnd sprach: ,,Münch, das loß dir gůt sein, das du nit für mein thür bist kommen! Ich wolt dir sunst deß dorns han geben.“ Also drolt sich der münch darvon und kam nit mer in das dorff, k(ß zů samlen; dann er gedacht wol, die můter wurd es im nit vergessen.21. Von eim außgelauffnen münch, der mit der gschrifft überwunden ward. Ein außgelauffner münch kame auff die loblich kunst der truckerey, versprach sich, vier jar zů lernen; und alß er ein kurtze zeyt darbey war, zohe er das gasthütlin bald ab, also daß schier alles geschwetz sein war; waß man sagt, so wolt ers baß wissen dann die andern gesellen, unnd sunderlich auß der bibel und testament; und alle menschen ertaubt er mit seim disputieren. Wie aber der brauch auff truckerey ist, das, man ein andern wol kan vexieren, also waß auch ein setzer, der ein grosser vexator und im seer wol mit gůten schwencken war; der sprach auff ein zeit zů dem münch: ,,Du treibst allweg vil geschwetz meer dann ander gesellen, und bist doch nicht gegründet in der geschrifft. Ist es dir gelegen, so wil ich biß sontag, so /S. 41/wir nitt dorffen arbeiten, ein kurtze disputation mit dir halten; doch so ferr, daß da nichts gehandlet werde dann mit der geschrifft, also das sich

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ein jeder mit der geschrifft behelff unnd were, unnd sollen die andern gesellen zůhoren unnd richter sein.“ Der münch war wol zůfriden, und versprachen also einandern die disputation. Alß nun der sontag kame und sie zůsamen sassen, hette sich der münch mit seiner bibel, testament unnd waß er denn vermeint für bücher im darzů dienstlich sein, versehen; der setzer alß ein groser speyvogel hatt im in ein sack gethon ettwan auff fünff oder sechs pfundt bůchstaben, welche man auch auff truckerey nit anders dann gschrifft heist oder nennt. Unnd alß sie anfiengen zů disputieren und der münch im vil hoher und grosser fragen, als er meint, aufgab unnd der setzer im stetz mit lachendem mund spottliche antwort gab, also das der münch verstůnd, das er in vexiert (wie dann der münch art ist, waß sie dorffen dencken, dorffen sie auch thůn), wuscht er auf und fiele dem setzer inß har. Aber der setzer war nicht faul und wuscht mit seim sack herfür, darinn die gschrifft war und schlůge sie dem münch umb den kopff unnd lenden, wo er in treffen kunt, daß der münch mordio schrey und die gesellen im zů hilff můsten kummen. Also můst diser münch den spott zů den streichen han, und erkanten die gesellen, das der setzer solt gewunnen han unnd der münch mit der gschrifft überwunden w(r. Also ward der münch darnach ein wenig still; dann wann er ettwaß anfieng, trauweten im die gesellen auff die geschrifft, sprechende: ,,Můß man aber die gschrifft empfindtlich mit dir brauchen?“ /S. 42/22. Von einem bauren, der wachendt schlieff. Zwen bauren waren gůte nachbauren und die heüser zůnechst an einander; und auff ein morgen, doch nicht gar zů frü, kam der ein für deß andern fenster unnd klopffet mit einem finger daran. Aber der ander lag noch hinder dem ofen in der hell und mocht vor faulkeit nit aufston; und wie diser, also am fenster klopfft, schrey er mit lauter stimm herfür und sprach: ,,Wer da?“ Der vor dem fenster sprach: ,,Ich bins. Nachbaur Cůnrat, waß thůnd ir?“ Der imm bett gab im wider Antwort: ,,Ich lig hie und schlaff. Waß wer euch lieb, nachbaur?“ Der vor dem fenster sprach: ,,Wann ir nit schlieffen, wolt ich eüch umb euwern wagen betten; ich will aber schier, wann ir erwachen, widerkummen.“ Solche einfaltige bauren findt man nit vil alß diser, der meint, darumb er noch im bett lege, schlieff er auch.23. Von einem abenteurer zů Venedig, der sich stalt, als were er todt, damit er sein haußzins zalt. Zů Venedig ist der brauch, wie fast an andern orten oder in vil stetten auch, also das gewonlich haußzins für alle ander schuld müssen zalt werden, unnd hand vast die centelomen oder edellüt die heüser zů verleihen; dann man wol ein edelmann findt, der so vil heüser hat und grosse zinß darauß aufhept, daß er darvon mag herrlich haußhalten. Es war aber ein abenteürer, ein verdorbner würt, wölcher zůvor manchen seltzamen schwanck gerissen hette, der war inn das /S. 43/

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viert jar in einem hauß gesessen unnd hette noch nie kein zinß darvon zalt, sunder den haußherrn oder patronen allweg mit gůten worten und betten aufgehalten, biß so lang das er im zůletst für gericht bieten unnd ließ vil kosten darauff triben, im auff die presun oder gefencknuß treuwet. Domit diser verdorben würt wol gedacht, es wurde kein gůt end nemmen; deßhalben macht er ein solchen anschlag mit seinem weib, weß sie sich halten solt, wann der haußherr wolt bezalt sein. Unnd auff ein tag, alß er wol wißt, das er kummen wurde, wartet er und sein fraw mit grossem fleiß daruff, unnd alß sie den centelomen mitsampt den schergen sahen kummen, nachdem die gaß zimlich lang was, daß sie in wol sehen kunten, und schon das hauß mit schergen umb die thür, ob er wolt entlauffen, bewart war, hatt er mit seinem weib disen anschlag gemacht, also das er sich in der kammer auff die erden an den rucken niderlegt, und deckt sein weib ein schwartz tůch mit einem weissen kreütz auff in, und zwey liechter also brünnen zů im, eins zů haupten und das ander zůn füssen, aller gestalt alß ob er gestorben und ein leich w(re. Wie nun der edelmann für die thür kam und klopfft, und sich die schergen verborgen hetten mit befelch, sobald die thür aufgienge, solten sie hernachtrucken und in gefencklich annemmen und in die presun füren, alß im aber die fraw aufthet, war der edelmann also erzürnt unnd begirig auff den würt, das er mit der frauwen nit vil wort macht, sunder eylends die stiegen hienauftrang und die schergen im geschwind nach. Also lieff inn die frauw ouch behend nach, und mit grossem schreien, klagen und weinen stieß sie die kammerthür auf, da der würt inn lag auff der erd, und schrey mit lauter stimm: ,,O magnifica munsör, misericordia!“ /S. 44/und sagt dem centelomen, er w(r an der pestia oder pestilentz gestorben. Do das der edelman erhort (dann sie die pestilentz seer übel forchten), erschrack er sampt seinen schergen so übel, das er schier vor angst zůruck w(r die stiegen abgefallen, eylet auß dem hauß. Unnd alß er heimkam, name er sein register oder schuldbůch, so über die haußzinß sagt, und vor schrecken und zorn so thet ers nicht, wie sunst der brauch ist, mit einer feder durch, sunder weil er an der pestilentz war gestorben, war er seinem nammen also feind, daß er das gantz blatt, darinn alle rechnung, die disen würt betraff, auß dem schuldbůch reiß und verbrennt. Aber der würt und sein frauw saumpten sich nit lang, sunder hetten ein andere kammer bestanden und lerten im sein hauß, also das diser centelom nit wißt, wo die frauw hin was kummen; dann er versahe sich nüt anders, dann der mann w(re begraben. Also blibe es ettwan lang anston, das sich diser würdt nicht wol dorfft lassen s(hen; und doch zůletst thet er sich wider herfür. Und auff einmal begegnet er dem edelman auf sanct Marx platz. So er aber den ersicht, thůt er geschwind das recht aug hart zů und gadt also fort sein w(g. Der edelman stůnd still und sahe im nach und sprach wider sich selbs: ,,A la fe de diu, (das ist zů teutsch: bey der warheit gottes) wann dieser beide augen hette, so schwüre ich ein eydt, mein verlorner schuldner w(re wider vom tod aufgestanden.“ Alß er im aber zům offternmal begegnet ward, gewan der

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edelman zůletst ein argwon und wundert sich ye lenger ye mer, das ein man dem andern so gleich solt sehen. Und auff ein zeit gieng der würt aber für in, und stiessen sie beide so kurtz auff einandern, das der würt hatt vergessen, das ein (ug zůzethůn. Dabey in der edelman ward erkennen und fiele im in sein kapp und /S. 45/sprach: ,,Hey du schalck, gastu noch da, und ich meint, du w(rest gestorben!“ und schleifft in mit im heim unnd zeücht sein schuldbůch h(rfür, wil lůgen, wievil zinß er im schuldig ist. So kan er nichts darinn finden unnd besann sich erst, das ers herauß hette gezert. Also fragt er den würt, wie er im gethon hette; und alß ers im erzelt hette, můst er vor zorn lachen unnd schanckt im die schuld gleich gůtwillig. Dann er gedacht doch wol, er wirdt nit vil kinden nemmen, wo nichts w(r, wiewol doch diser würt hernach wider reich ist worden unnd noch in kurtzen jaren glaubhafftig gelebt hatt.24. Von eim, der dem andern halff sein armůt essen. Ein gůter junger gesell zoch in den krieg, verhofft auch einsmals reych zů werden; und wie aber der krieg nit lang w(ret, sunder, wie man sagt, ein loch gewan und die knecht geurlaubt wurden (alß dann offt geschicht, das iren vil on gelt wider heimgeschickt werden), also geschach disem gůten brůder auch. Und wie er also biß heim garden oder bettlen můst, kame er für eines bauren hauß, der saß eben über tisch und asse mit seim gesind unnd kinden zů morgen. Also klopfft im der krieger an dem fenster und begert ein zerpfennig, auff das er mit eeren mocht weiter kummen. Der baur sprach: ,,Fürwar, mein gůt gesell, ich hab nit vil zerpfennig hienweg zů schencken; daß gelt ist inn meinem hauß fast theür. Wilt du aber vergůt han, so kum herein /S. 46/und iß mit mir, so gůt ichs hab! So wil ich mein armůt, die mir gott beschert hatt, gern mitt dir theilen.“ Der krieger hatt seer grossen hunger unnd war fro, das er zů essen kam, setzt sich an den tisch unnd fraß die armůt allein schier gar. Alß er aber gessen und schier ein haffen mit milch außgetruncken hett (dann da war nit vil wein), sagt er dem bauren grossen danck und zoch also darvon. Und alß er auff die straß kame, gedacht er erst den worten nach, das in der baur über sein armůt geladen hett und sy im so wol hatt geschmeckt, und ward in im selbs lachen unnd sprach: ,,Ich besorg, ich werde lang an diser malzeit müssen theüwen.“ Also wann er darnach über lang gefragt warde, wie es keme, das er nit einmal reich wurde, gab er allweg zů antwort, er hette eim bauren sein armut geholffen essen, da hette er noch an zu teüwen; wann die verteüwt w(re, so hofft er, darnoch reich zů werden.25. Von einem fůrman, der nit die recht straß gefaren war. Ein würt (es soll im Elseß geschehen sein) name eines andern würts dochter, ein hüpsche schöne jungfrauw, alß er meint. Und do er mit ir zů kirchen gangen waß und auff zwen monat oder ein wenig lenger mit ir hauß gehalten, fienge der gůten jungen frauwen an daß beüchlein

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aufzůgan und geschwellen; dann der schad war lang darvor geschehen. Also fieng der gůt man ein argwon zů gewinnen, daß die zeit so kurtz was; dann er hart sy nit lang gehapt, es mochts noch nit geben, daß der bauch so groß solt aufgon. /S. 47/Und auff ein zeit, alß er allein by ir waß, sprach er zů ir: ,,Meitlein, meitlein, die sach gadt nit recht zů, das dir der bauch also bald groß wirt. Ich merck, das du dich übersehen hast. Darumb wirstů mir die warheit sagen, wie es zů ist gangen; und wenn daß nur kein pfaff oder münch oder jud hatt gethon, so wil ich dirs verzeihen und beym nechsten lassen bleiben und dich by eeren behalten. Wo du aber laugnen wilt und mir die recht warheit nit wilt sagen, so wil ich dich von mir jagen und vor aller w(lt zů schanden bringen.“ Die gůt jung frauw bedacht sich auch kurtz und sprach: ,,Ach mein hertzlieber haußwirt, ich bitt dich umb gotts willen, wöllest mirs verzeihen. Ich wil mich alle meine lebtag dest baß halten und dir by meiner treüw die recht warheit sagen.“ Und sprach: ,,Es hatts fürwar ein fůrman gethon, der ist in meines vatters hauß zů herberg gelegen.“ Der mann sprach: ,,Hey daß dich gott schend in fůrman hinein! Hastu also ein weite straß und můstu eben meiner frauwen, ich weiß nit wohin, faren!“ Unnd ließ es gleich also ein gůte sach sein. Also blibe er unnd sy, auch ir vatter und můter by eeren, unnd ward ir schand nit außgeschruwen und den leüten die meüler mit gefült. Es w(r schier gůt, das mancher also thett; man findt aber ettlich narren, wann sy ire weiber genůg schenden und in ir eigen nest scheissen, nemmen sy die denn wider zů inen und sitzen dann beyde ins bad. /S. 48/26. Von einem münch, der die Luterischen mit einem pantoffel wolt geworffen han. In einer statt, im Etschland gelegen, war ein observantzermünch im barfůsercloster, wölcher allweg ein groß, geschrey auff der kantzel treib und allen menschen kunte, wie man sagt, ein spettlin anhencken, und verdroß in seer übel, wann man nit zů seiner predig wolt gon; derhalben im alle menschen, die nicht zů seiner predig kamen, můsten lauterische ketzer sein. Es waren aber zwen erliche burger in der statt, wölche von unfalß wegen in schaden kommen waren, also das der ein auff der fechtschůl war umb ein aug kummen, der ander von einer büchßen, die zersprungen war und im ein schenckel hinweggeschlagen hatt, derhalben er auff einer steltzen gon můst. Alß nun diser münch aber an die lauterischen ketzer kam und sich seer wild stelt, begab es sich, das dise zwen von ungeschicht auch in die kirchen kamen, villeicht das sy sein seltzame weiß hören wolten. Das marckt diser münch, und sobald er sy sicht zů der kirchthür hineingon, fieng er behend ein solche matery an und sprach: ,,Lieben fründ, ir sehen, wie es ein ding umb die lauterischen ketzer ist, das sy sich von der můter, der heiligen christlichen kirchen, und dem heyligen stůl zů Rom hand abgetheilt und gesündert, welches der recht leyb und cörper deß heyligen christlichen glaubens ist, und wir

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die glider. So wir uns nun von disem cörper absündern und in die lauterisch ketzerey fallen, so hand wir je den cörper geschendt; alß nim ein exempel, wann ein gesunder mann umb ein schen-/S. 49/ckel kumpt, ist nit sein gantzer leyb geschend? Oder so ein schöner mann ein aug verlürt, ist im nit sein gantz angesicht verderpt? Darumb, lieben fründ, gond der lauterischen ketzerey müssig! Ich weiß wol, das ir ettlich hierinnen sindt, wiewol sy es nitt geston wöllen.“ Unnd mit disen worten zeücht er geschwind ein pantoffel von seinem fůß und spricht: ,,Waß gilts, ich wil ir dort einen treffen!“ Unnd holt ein wurff“, alß ob er wolt werffen. Und alß ein jeder forcht, er treffe ihn, tuckten sich iren vil, unnd ward ein gelechter in der kirchen. Also sprach der münch: ,,Ach, das gott erbarme! Ich straff und leere eüch alle tag; aber noch wil es nichts erschiessen, weyl ich sihe, das noch so vil lauterischer ketzer hie sind.“ Also liessen sie den münch auff der kantzel toben und wüten unnd giengen alle menschen auß der kirchen zů hauß. 27. Von einem, der h(ring feil hat.Ein junger kauffman fůrt h(ring auß Brabant in das Oberlandt. Wie er aber seiner schantz nit wol warname, oder die h(ring sunst überfürt wurden, oder villicht mer acht hette zů schönen frauwen dann zů seinem handel, kan ich nit wissen, ja in summa, das er ein merckliche summa gelt auff dieselbig reyß verlorn hett, also das er schier nit wider heim zů hauß dorfft kummen; unnd also in einem grossen trauren und unmůt zoch er zů fůß über feld heimwertz. Unnd auff der straß traff er ungeferd ein gar übel gemacht unnd /S. 50/ungestalt crucefix an, stůnd also ein wenig still, den herrgott anzůschauwen, sein ellend und verlust zů betrachten; zůletst spricht er auß einfalt oder auß grossem unmůt, den er hette: ,,Ach, du lieber herrgott, wann du auch h(ring hettest feyl gehabt, so künestu nicht wol übeler sehen.“28. Von einem einfaltigen bauren.Ein einfaltiger baur kame in ein kirchen, und alß er das bild Christi darinn geschnitzlet fande, mit vil blůtstropffen übermalt, alß ob er gegeiselt w(re, unnd er ein groß mittleiden mit unserm herrgott hette, bettet er ein vatterunser und sprach zůletst: ,,Ach, lieber herrgott, laß dirs ein witzgung sein unnd kumb nit mer under die schnöden bösen juden!“29. Ein stattvogt tranck laugen für branntenwein. In einer statt in Schwabenlandt ware ein abenteürer, ein seltzamer fatzmann; unnd wiewol es nit seines handwercks war, hatt er allen morgen geprenten weyn feil neben seiner andern war unnd hette aber seinen laden zůnechst an der kirchthüren; unnd alle morgen samleten sich ein gůte burß von handtwercksgesellen und meistern und allerley volcks by seim gebrenten weyn, also daß sy so mancherley geschwetz und

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/S. 51/neüwer meeren da außrichteten. Und do die pfaffen da auß und eyngiengen, wurden sy auch ettwann von inn gespeyet; derhalben die pfaffen verschůffen, das im durch die oberkeyt verpotten warde, auff kein suntag mer brentenwein feyl zů haben. Diß hielt er nit lang, sunder fienge allgemach wider an, den laden am suntag aufzůthůn; derhalb im der vogt offt treüwet, er wolt im die gleser sampt dem brentenwein nemmen. Do diser obgemelter abenteürer vernam, rüstet er ein groß glaß zů mit laugen unnd ein wenig saffran oder waß er dann darunder thet, weiß ich nit, in summa, das er aller gestalt eim branntenwein gleich sahe, und stalt das auff ein sontag auff den laden. Solchs warde dem stattvogt durch seiner diener einen von stund an zů wissen gethon. Also eilte der vogt in einem grossen zorn mit sampt seinen dienern dem branntenwein zů. Alß in aber der abenteürer von verrem sahe kommen, thet er alle andere gleser und schüßlen hinweg und ließ das glaß mit dem gemachten tranck ston. Und do der vogt zů im kame, fůr er in mit zornigen worten an; aber der branntenweinmann stalt sich einfaltig, alß ob er erschrocken were. In dem erwüst deß vogts diener das glaß unnd meint, er hette ein peut erholt; alß aber der vogt sampt seinen knechten zů hauß kamen, brachten sy ein grosse schüssel herfür und schutten den branntenwein darein und sayten zucker darauff und vermeinten ein gůte gebrennte suppen zů essen. Wie aber der vogt alß der herr den ersten bissen asse, und die knecht geschwind hinnach, sahe einer den andern an, und warde ein groß ausspeiens und flůchens under inen; wie sy aber recht lůgten, waß inn dem glaß was, so funden sy, das es ein alte laugen was. Also schickt der vogt zwen diener hinfür, sy solten den schalck fahen; aber er hette sich hinweggemacht. /S. 52/Morgens verklagt in der vogt vor den herren; also warde er beschickt und im geleit geben. Do er für die herren kame, sagten die herren: ,,Sag an, du schalck, wie darfstu eim solchen erlichen mann ein solch wüst tranck für branntenwein geben?“ Er antwortet und sprach: ,,Genedigen herren, ich habe im das tranck nit geben, sunder er hatt mir das mit gewalt genommen. Hette er mir ein gůten brenntenwein gehöyschet, ich wolt im wol ein han geben; dann das glaß, so er mir genummen hatt, ist nur also ein schawfal, das man sech, das ich branntenwein feil hab, auch wo es mir zerbrochen wurde, das mir nit ein grosser schad geschehe.“ Also hiessen die herren den abenteürer heimgon, biß das man wider nach im schickt; und hett der vogt sampt seinen knechten den schleck versůcht.30. Von zweyen bösen nachbauren. Zwen nachbauren, welche allweg mit einander zanckten, kamen für den burgenmeister einer kleinen ursach halb, ob es vileicht umb ein henn oder enten zů thůn wer, und hetten beyde viel grosser kl(g, also das sie den burgenmeister schier taub machten und er irem geschwetz nimme mocht zůhören, gab er inen gar ein kurtzen bescheid. Der ein war aber insunderheit ein nidige hadermetz, wie man ir wol mer findt; und do er

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sahe, das der burgenmeister seim nachbauren nit ein sundere saw gab oder geltstraf aufflegt, ward er so hart ergrimpt, das er nit wiste, was er vor zorn sagen /S. 53/solt, und sprach: ,,Herr burgenmeister, noch ein böß stuck weiß ich von im: er ist ein widertheuffer.“ Der ander sprach: ,,Gnediger herr, er leugt in sein halß; er ist selbs einer und hat mich auch gewelt darzů bringen,“ und thet darzů ein grossen schwůr oder vier und sprach: ,,Wenn es nit vor dem herr burgenmeister were, ich wolt dir den kopff zerschlagen.“ Der burgenmeister war fro, das er iren abkam, und sprach: ,,Gond hin, lieben fründt, unnd vertragen eüch selbs mit einandern! Dann ich sihe wol an eüwerem schweren und neidigen nachburschaft, das ir beide kein widerteüffer sind; ich glaub nit, das eüwer einer, so er an ein backen geschlagen wirdt, das er den andern auch darhielte.“ Also kan ein herr nit baß mit solchen zenckischen leüten darvonkommen, dann kurtz abgewysen und sich selbs lassen vertragen.31. Von zweien rossztauschern, die schelmen tauschten.Zů Franckfurt in der meß kamen zwen rossztauscher zůsammen in einer herberg, die einandern wol kannten und vor zů vilmalen mit einandern rossz getauscht und einandern abkaufft hetten. Es war aber der ein ein tag vor dem andern in die herberg kummen, und war im sein pferd gestorben und von unmůß des schinders oder wasenmeisters noch nit außgefürt, lag noch inn eim besundern nebenstall also todt. Wie nun der ander auch auff den abend spat in die herberg kam und man schon zům nachtessen zů tisch gesessen war, das im nit zeit warde, in die stell zů lůgen, wie ir brauch ist, waß für pferd darinen stünden, /S. 54/sunder warde von stund an zům tisch berieft zům nachtessen; und alß er den andern am tisch sicht sitzen und einandern gegrüßt hetten, fragt der, der erst kommen was: ,,Hand wir nichts zů tauschen?“ Der ander antwort: ,,Ja, ich hab wol schelmen zů tauschen.“ Diser sprach: ,,Ich bin zůfriden, ich will dich wol geweren mit einem schelmen.“ Dann er hatt ein rossz, das hancke an allen fieren und war an eim aug blind und under dem sattel geschunden; in summa, er meint nit, das er ein grösseren schelmen finden möcht, und sprach: ,,Es gelt wol, wölcher den grösten schelmen hatt, der hab gewunnen?“ Nun sassen ander gůt erlich kauffleut und fůrleut auch am tisch, die retten auch darzů, wie man dann thůt, und warde der thausch also beschlossen, das der mit dem grösten schelmen solt gewunnen han, und solt der ander das gloch bezalen, alß, waß die kauffleut und alle, so am tisch sassen, verzerten. Alß man nun gessen hatt und der tisch auffgehaben warde, giengen sy in den stall, zů besehen, wölcher gewunnen hette. Do fande der erst syn rossz in der streüwe ligen, und hette alle viere von im gestreckt und war under dem sattel geschunden und hett den wurm; in summa, es war ein schelm an allen vieren; das alle, so daby waren, für ein schelmen genůgsam erkanten, und diser meint, er hette gewunnen. Aber der ander

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sprach: ,,Mir nit also! Gondt her mit mir, ich will eüch ein schelmenweysen, das ein schelm heißt.“ Und fürt sy in ein nebenstall; da lag sein pferdt jetz biß an den vierten tag todt unnd fieng schon an zů stincken. Do das die erbar leüt sahen und schmackten, wolt ir keiner hinzů, sunder fiengen ein groß gelechter an, unnd erkanten, daß der mit dem todten rossz solt gewunnen han, und můst der ander das gloch bezalen./S. 55/32. Von einem, der ein eerlichs erbieten an die herrn thet, er were sunst gehenckt worden. Ein unnützer nasser vogel, als man dann solche gesellen pflegt zů heissen oder nennen, welcher zů vielmalen umb kleine diebstal in der gefencknuß gelegen war, doch sich alle mal außgeredt hette, das er allweg darvonkame, aber doch zůlest das also vil tribe, das er nimme erlitten mocht werden. Derhalben er wider gefangen warde, und rochen die sachen also zůsamen, das er mit keiserlichem rechten zum tod verurteilt ward, das man in solt hencken. Do im aber die herren die urtheil brachten, wie man dann thůt, ein tag oder drey darvor, ehe das man in abthat, damit er sich kont darein schicken, unnd do er vernam, das man in solt hencken, stalt er sich also seltzan und greußlich, das sich die herren verwunderten. Und do er lang mit viel worten sich der urtheil gewidert und angezeiget, wie sie im gar nit anzůnemen were, dann sie wer im zů streng, er kündts nit erleiden, in summa sprach er: ,,Ich wirde die urteil nit annemen, god gebe, waß ir machen, so wirde ichs nit thůn. Aber also wil ich im thůn, damit ir, meine herrn, sehen, das ich selbs nichts unbilligs begeren will, thůnd eins und schneident mir beid oren ab und hawen mich mit růten auß, und wil euch noch zehen gulden darzů geben. Ist das nicht ein erbers und eerlichs erbieten?“ Des erlichen erbietens můsten die herren lachen, brachten es also wider hinder sich an ir oberherrn. Also wurden sie zů radt unnd kamen seim eerlichen erbieten nach und sagten im, wo er mer keme, so müste er den galgen umbreissen oder daran erwürgen. Also kam er nimmermer./S. 56/33. Von eim kauffmann, der sein lebtag nie hett lenger elen gesehen.In der zeit alß der theür Frantz von Sickingen loblicher gedechtnuß mit denen von Wurmbs krieg fůrt, derhalben es ettlicher maß sorglich auff dem Rein zů faren was, entschlussen sich ettlich kauffleüt von Antdorff und Cölen, daß sy ire gůter auff der achs ein andere straß auff Franckfurt in die meß wolten lassen gon und auch selbs mitreiten und allweg darby bleiben, und alß vil, alß weren sie geleitsleüt. Es waren aber etlich gůte schlucker, die sich deß stegenreifs dazůmal ernarten (gott sey lob, das es nimmen geschicht); denen warend dise kauffleüt verkundschafftet; die traffen dise kauffherren an einem gelegenen ort nit weit von Franckfurt an, und wie dann ir brauch ist, fůrend sy die kauffleüt mit einer solchen ungestüme an, das ir ettlich darvon entritten, ettlich fiengens und bunden

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sy. Und also in irem beiwesen heüwen sy die w(gen auf, und waß inn gefiel, das namen sy. Alß sy aber an die tücher, samat, taffett, attlaß und dammast kamen und zerheüwen unnd die mit iren reyßspiessen außmassen und under einander theilten, grinnen ettlich kauffherren; aber sie spotteten iren daran. Zůletst kame es auch an einen, der gedacht: ,,Waß wilt darauß machen? Du kanst im nit thůn; laß es gleich gon, wie gott will!“ Und do sy sein seyden und/S. 57/tůch oder barchet also mit den spiessen außmassen, stůnd er und lacht, das er schüttlet, des sich die reüter seer verwunderten. Und alß sy in fragten, waß er also lacht, sprach er: ,,Ich můß lachen; dann ich hab kauffmanschafft all mein tag von kind auff gebraucht unnd so manchen marckt und meß in Teütsch- und Welschland besůcht, auch zů Pariß, da doch ein lange elen ist, aber all mein tag hab ich lenger eln nit gesehen, dann ir da brauchen. Ich glaub, wann ir auf einen marckt kemen und solch gůt maß geben, ir wurden eüwer war bald vertriben haben.“ Auß disen gůten schwanckreden můsten die reüter lachen, und sprach einer under inn: ,,Ich glaub, das du auch ein gůt gesell seyest.“ Unnd wurden retig, das sy im sein war allesampt wider schanckten, unnd machten sy sich mit dem überigen darvon; dann in solchen handlen ist nit langer mist zů machen. 34. Von einem pfaffen, der sich erbot, sin underthonen das sacrament in dreierley gestalt zů geben.Ein armer ungelerter pfaff stalt nach einer gůten reichen pfarr; dann er hort, wie sy so vil inkommens hette, derhalb sy im so wol gefiel; es war im nit umb das sch(fflinweiden zů thůn, sunder er verhofft, vil gelts darauff zů überkommen. Und alß er nun vil und offt darumb gebetten unnd geloffen hette, warde er von den bauren auff ein sontag bescheiden, so wolten sy mit im handlen und auff die pfarr annemmen. Do nun derselbig sontag kame, erschein der pfaff vor dem schultheyß und gantzen gericht in beysein des amptmans, und alß nun alle ding was bestelt, was er /S. 58/solt zů lon haben, alß behausung, den kleinen zehenden und ettlich viertel früchten, als rocken, weissen, gersten, habern, wein unnd gelt, deß der pfaff seer wol zůfriden was, abgeredt und beschlossen war, name in der schultheiß auff ein ort und sagt im in einer geheimne: ,,Lieber herr pfarrer, nachdem ir bißher im bapstumb eüch hand gehalten, solt ir wüssen, das es in disem dorff ein andere gestalt hatt; dann wir sindt hie gůt eigenwillisch. Darumb můßt ir uns das sacrament in zweierley gestalt reichen, nemlich im brot und wein.“ Der gůt pfarrer forcht, wo er sich des widert, die bauren geben im wider urlaub; derhalben war er gůt willig unnd sprach zů dem schultheiß: ,,Das will ich gern thůn. Damit ir solt sehen, das ichs treüwlich und gůt mit eüch meine, so will ichs eüch in dreyerley gestalt geben, als nemblich im brot und wein und dem k(ß darzů.“ Das gefiel dem schultheissen fast wol und sagt, er wolt es an seine buren hinder sich bringen, ob sy sich damit wolten lassen beniegen.

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35. Von einem fackinen, der sich stalt, alt kundt er nicht reden, und darmit einer grossen straff entgienge.Zů Venedig ist der brauch, nach dem das nit pferd und karren da seind, und fast alle ding auß eim hauß ins ander oder von eim platz zů dem andern getragen werden můß. Es hat aber viel und auff allen pletzen gůte arme gesellen, die man fackinen nent, das offt einer zwen teutsch zentner und mer tragen mag, und wirdt/S. 59/inen offt mancherley seltzam ding auffgeleget zů tragen. Also trug dieser gůt arm fackin auch ein haußrad, darunder dann etwas, ich weiß nit, ob es ein spissz, triffůß oder brunnhacken was; unnd wie ir brauch, nachdem dann die gassen seer eng sind, das sie schreihen: ,,Warda, warda!“ Das ist auff teutsch: Weichent, oder schonent ewer, oder wie die Schwaben sprechen: Aufsehen! Wie nun diser gůt fackin ser schwer geladen, schrey er zum offter mal und aneinander: ,,Warda, Warda,“ was er schreien mocht. Es war aber ein hochmietiger centelam, welcher vor hoffart meint, der fackin solt im weichen; unnd sie kamen so nach zůsamen, das der fackin dem edelmann in einem ermel mit vorgemeltem eisen behieng. Darumb der edelmann so seer erzürnet, das er von stundan den fackinen ließ in die preson legen; und als dann die edelleut grossen gewalt haben, vermeint er, im auff morgen ein stropacorda lassen zů geben. Wie er in aber morgens vor dem official oder gericht verklaget, do war ein redener, den erbarmet er gůt arm fackin, unnd bat die herrn, man solt in dem armen gesellen lassen das wort thůn. Do es im zůgelassen ward, name er den fackinen auff ein ort und sagt zů im: ,,Wann du für das gericht kumbst, so stell dich aller gestalt, als könstu nit reden, und laß bey leib kein wort auß dir bringen, so man dir schon trewet zů schlagen! Laß mich machen!“ Der fackin thet, wie in der fürsprech hieß, und als er für die herrn kame, kunt man kein wort auß im bringen, sundern stalt sich, als ob er nit reden kundt oder ein narr were. Do sprach der fürsprech: ,,Lieben herrn, was sol ich aus im machen? Er kan nicht reden/S. 60/noch mich berichten, was ich von seinetwegen reden sol.“ Do das der edelmann erhört, sprach er mit zornigen worten: ,,Hey, du schalck, kanstu jetzunt nit reden, und necht schrüwest in die gassen, als werestu unsinnig: Warda, warda!“ Do das die herrn horten, sprachen sie: ,,Hatt er also geschruwen, warumb seit ir nit auß dem weg gangen?“ und spotteten des zentelomen.36. Von einem, der ein fürsprechen überlistet, und hatt in der fürsprech das selbs gelert. Einer ward vor dem gericht umb ein sach angesprochen, des er sich wol versach, er wurde on gelt nicht darvonkomen. Das klagt er einem fürsprechen oder redner; der sprach zů im: ,,Ich will dir zůsagen auß der sach zů helffen unnd on allen kosten und schaden darvonbringen, so ferne du mir wilt vier gulden zů lon für mein arbeit geben.“ Diser war zůfriden und versprach im, die vier gulden, so verne er im auß der sach

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hulffe, zů geben. Also gab er im den radt, wann er mit im für das gericht keme, so solt er kein ander antwort geben, god geb, was man in fragt oder schalt, dann das einig wort ,,blee“. Do sie nun für das gericht kamen, unnd vil auff disen geklagt ward, kunt man kein ander wort auß im bringen dann blee. Also lachten die herren und sagten zů seinem fürsprechen: ,,Was wölt ir von seinetwegen antworten?“ Sprach der fürsprech: ,,Ich kan nichts für in reden; dann er ist ein narr und kan mich auch nichts berichten, das ich reden sol. Es ist nichts mit im anzůfahen; er sol billich für ein narren gehalten und ledig gelassen werden.“ Also wurden die herrn zů rath und liessen in ledig. /S. 61/Darnach hiesch im der fürsprech die vier gulden. Do sprach diser: ,,Blee.“ Der fürsprech sprach: ,,Du wirst mir das nit abblehen; ich will mein gelt haben,“ unnd bot im für das gericht. Und als sie beide vor dem gericht stunden, sagt diser alweg: ,,Blee.“ Do sprachen die herrn zum fürsprechen: ,,Was macht ir mit dem narren? Wist ir nit, das er nit reden kan?“ Also můst der redner das wort blee für seine vier gulden zů lon han, und traff untrew iren eygen herrn. 37. Woher es kumpt, das man spricht: Ey du armer teüffel, und herwiderumb: Das ist eben deß teüffels danck. Es war in gůter einfaltiger mann, der kame in ein kirchen, da stunde das bild Christi gemalt auff das schönist; dem zunte er ein liechtlin oder ein wachskertzlin an und bettet darvor. Und wie er also umbhergienge, die kirchen zů beschauwen, dann er zůvor nie darinnen gewesen ware, so findt er den teüffel auff das allerscheützlichest in einem finstern winckel auch gemalt, das er gleich ab im erschracke, und also unbedachter weyse sprach er: ,,Ey du armer teüffel, wie staast du doch so armklich! Ich wil dir recht auch ein liecht anzünden.“ Nitt lang darnach traumbt disem gůten mann, wie im der teüffel in einem wald begegnet unnd sprech: ,,Gůter fründ, du hast mir zůnechst ein liecht angezünt; darumb ist billich, das ich dir auch widergeltung thü und dir ein ehr beweyse. Darumb so kumme her mit mir, so will ich dir ein ort zeigen, da ein grosser schatz begraben ligt. Den soltu außgraben und von/S. 62/meinetwegen verzeren.“ Unnd fürt in mit disen worten zů einem holen baum unnd sprach: ,,Gang heim und hol bickel, schaufflen und hauwen, damit du in außgrabst!“ Den gůten mann daucht im schlaff, wie er sprech: ,,Ja, ich wird aber disen baum nit wider künnen finden.“ Der teüffel sprach: ,,Scheiß darzů, so wirstu in by demselben wider finden.“ Der mann folgt dem teüffel unnd vermeint, er schiß zů dem baum. Unnd do er erwacht, hett er in das bett geschissen und lag im dreck; derhalb im die fraw warde übel flůchen, dann sy das bett wider můßt weschen. Do sprach diser frummer mann: ,,Das ist eben deß teüffels danck!“ und sagt seiner frauwen, wie es im ergangen were; die spottet erst sein darzů.38. Von einem pfaffen, der nit wolt leiden, das sein bauren einandern hiessen liegen, sunder so einer ettwan nit die warheit

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sagt, solt der ander nur mit dem maul wispelen oder pfeiffen, damit diser selbs merckt, das er darneben geredt hette. Ein pfarrer in eim dorff predigt auff ein zeit seinen bauren gar hefftig wider ir unzüchtig leben, das sie sich also foll soffen: ,,Dann aus dem zůtrincken kumpt dann, das ir einandern heissen liegen; demnach so schlagen ir einandern, und geradt ettwan zů eim todschlag. Das kumpt dann alß auß dem, das ir einandern alß freventlich heissen liegen. Darumb will ich eüch gewarnet und gebetten haben, ir welt eüch umb eüwer seelen heil willen darvor hüten und abston. Wann aber alß sich etwan begibt, das ettwan einer ein unwarheit sagt,/S. 63/so mag der nechst by im ettwan mit dem maul pfeiffen, auff das der ander mercke, das er darneben geredt hatt, unnd darvon abston. Das wer fein und brüderlich.“ Wie er nun der predigen so vil macht, fiengen die bauren sich an zů bessern. Und nit lang darnach kam dem pfarrer die materi zů predigen, wie gott im anfang alle ding hette geschaffen. Also bedacht er sich auch nit weiter (dann er villeicht die nacht darvor auch nit vast darauff gestudiert hett), hůb an unnd sagt, wie gott der herr den Adam anfencklich, da noch kein mensch noch creatur auff erden were gewesen, auß einem leimklotzen geschaffen hett und in an ein zaun geleint, biß er die Eva auß seim ripp gemacht hette. Also hůb der nechst baur, so bey im stůnde, an und pfiff. Das mercket der pfaff unnd sahe in an unnd sprach: ,,Wie ich mein, du meinst, ich liege.“ Der baur sagt: ,,Nein, mein herr. Ich wolt aber gern wyssen, wer den zaun gemacht hette.“ Der pfaff sprach: ,,Do laß ich in umb sorgen; villeicht ist er also behend unnd schnel gewachsen.“ Demnach lag dem pfaffen nichts mer daran, die bauren lugen oder nit, diewil sy im auch kundten pfeiffen.39. Von einem einfeltigen bawren, der da beicht und kund nit betten.Ein einfeltiger baur beicht einem pfaffen; und als er schier alle seine böse stuck erzellt hett, als nemlich wo er sahe ein andern zwen rote nestell in den hůt ziehen, so zohe er allweg drey darein, unnd am tantz lůgt er allweg, das im die hüpschte metz aufzůziehen ward,/S. 64/und so im das geriet, lůgt er alweg, das er höher dann ein anderer sprang, und solche schwere sünden bekant er im viel, sprach der pfaff zů im: ,,Kanstu auch betten?“ Der bauer sprach: ,,Neyn.“ Der pfaff sprach: ,,Du můst es lernen.“ Der baur sagt: ,,Ich kans nit lernen, ich habs offt versůcht.“ - ,,Wolan,“ sprach der pfaff, ,,so gib ich dir zůr bůß, das du ein gantz jar lang altag wollest sprechen: O du lamb gottes, erbarm dich über mich! Und wann du das in einem jar lernest, so wil ich dich darnach mer leeren.“ Der bawr sagt: ,,Ich wils thůn.“ Also war er absolviert. Do er nun die bůß anhůb zů betten, sprach er alweg: ,,Du lamb gottes, erbarm dich mein!“ biß umb sanct Johanstag, do sprach er darnach: ,,O du schaff gottes, erbarme dich mein!“ Und do es weiter ins jar hineinkam biß auff den herpst, sprach er: ,,O du hammel gottes,

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erbarme dich mein!“ Auff das ander jar in der fasten kam er wider zů dem pfaffen, seinem pfarrer, der fragt in, ob er auch seine bůß hette gebett, wie er im hett auffgesetz. Der baur sagt im, wie er die namen dem jar nach verwandelt hette. Der pfaff sprach: ,,Warumb hastu es gethan?“ Der baur sagt: ,,Ist es nit zum ersten ein lamm und darnach ein schaff und zůletst ein hammel?“ Do lacht der pfaff und gedacht: ,,Hatt dich bißher niemant konnen leeren betten, so will ichs auch nit understan.“ Und ließ in gleich also betten, was er wolt. Es stat auch woll darauff, der bawr solt frömmer sein geweßt dann der pfarrer./S. 65/40. Wie ein lantzknecht mit seinem wolspringen umb ein schönes meitlin kam und můst die nacht neben einer süwsteigen übernacht ligen. Es haben die frummen lantzknecht, gott verzeich mirs, einen brauch im land und sonderlich im land zů Schwaben und auff dem Schwartzwald, das sie Winterszeit auff der gard umbzihen, sturmen die armen bauren umb speiß, brot, eyer, saltz und schmaltz; da můß mancher armer man geben, es sey im lieb oder leid, wiewol sie niemand zwingen, bitten sie aber offt mit solchen schimpflichen worten, das sie inn mit willen geben; dann sie fürchten irer schüren und stell. Es haben aber gemelte lantzknecht ein gemerck, wo sie ire herbergen nachts haben, da malen sie an die stubentüre burgundische crütz mit östen; wo denn einer der schlecht frummen gartbrůder inn ein stuben kumpt unnd findet dis zeichen an eine wand oder türe ston, begert er gar nicht, sonder wendt sich mitt gůten worten wider zůrück und sagt: ,,Hey, ich sihe wol, daß ist ein lantzknechtherberg. Habt mir nicht zů ungůt!“ Kumpt aber einer auff die nacht, so hat er auch die fryheit vom babst (also wen ich), darff er nit lang umb herberg bitten; der haußvatter weißt bescheid, můß im herberg geben nach vermög ir privilegia. Nun es begab sich auff dem wald, das auch ein gůter junger lantzknecht, so noch nit gar wol gstudiert hatt, im grossen hunger und armůt sich můßt der gart /S. 66/behelffen. Der kam in eines reichen bauren hoff, spracht in umb liferung an. Der baur saß verr von den lüten uff dem waldt hette nit meer dann ein eynige nachbarin, die waß ein wittfraw, die hat ein schöne tochter, züchtig und frumb; die wußt auch sampt irer můter dise knaben zů herbergen. Daß wußt der baur auch an ihnen beiden, darumb sagt er zů dem gartknecht: ,,Lieber kriegßmann, ich habe seer vil kind und gesindt; darumb weiß ich dich auff dißmal nit zů halten. Hie hast du gelt, damit du ein maß wein magst bezalen; daß nim zů gůt unnd gang in daß hauß, so du dort sihest! Da wirstu on zweiffel gůt herberg bekommen; du magst dich auch so fein und geschickt halten, du magst ein erb und besitzer deß hauß und hoffs werden.“ Der gůtt hach, so noch nit mit dem teüffel zůn schůlen gangen waß, glaubt dem pauren seiner wort, kamb zů der wittfrawen und sprach sy umb herberg an. Die gůt fraw sagt im herberg zů mit dem geding, wo er sein eygen brot hette. ,,Ja,“ sagt der

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lantzknecht, ,,uff diese nacht hab ich brot für unser drey.“ Also wurden sie der sachen einß, sassen zů tisch. Inndem aber die tochter zum tisch kam, sahe sy der gůt gesell gantz freundlich an. ,,Ach,“ sagt er, ,,wer doch ein weinschenck vorhanden! Ich hett noch ein par maß wein zů bezalen.“ Die můter aber sagt: ,,Lieber mein son, hastu lust, wein zů bezalen, mein nachbaur auff dem hoff hatt noch gůten wein umb gelt zů verkauffen; dann er auch beweylen gest übernacht umb gelt beherbergt. Darum wiltu so milt sein und ein maß wein kauffen, so wend ich und mein tochter auch eine bezalen; sodann wil ich uns gůte schwebische zelten darzů bachen.“ Der gůt brůder Veit meinet, die glock were/S. 67/schon geformbt; sein beütel můßt sich ergeben; darin fand er mit aller marter gelt für zwo kanten wein. Die jung lieff bald auß nach wein; die alte bůch zelten; in summa, sy sassen zůsammen, waren leychtsinnig. Alß nun die alt meint, die zeit wer vorhanden, sagt sy: ,,Lieber mein son, ich wil dir nicht bergen, ich und mein tochter sind allein in disem hauß, haben nit meer dann zwey bett. Nun kan ich dich alß einen milten außgeber nit allein ligen lassen; darumb wend wir drey mitt einander springen. Welche zwey dann am weitesten daß ziel erreichen, die sollen diese nacht bey einnander schlaffen.“ Der gůt k(rle waß der sachen wol content; dann er meinet, wie dann auch geschach, die jung wurd baß dann die alt springen mögen. Sy wurden der sach zůfriden. Die alt legt daß ziel weit für daß hauß hinaus; sy thet auch den ersten sprung und sprang gar ein wenig hinauß. Demnach sprang die tochter und thet gar ein dapffern sprung; deß frowet sich der lantzknecht auch; er meinet, der tochter dapffer zůzůspringen, damit sy zwey zůsamenk(men. Also der lantzknecht mit grossen frouden aller seiner armůt vergessen, sprang gar weit über daß ziel hinauß. In dem schlussen die můter unnd tochter die türen vor im zů, boten im sein halbspießlin zů einem schlitzfenster hinauß, sagten: ,,Ho, ho, du bist gar zů weit über daß ziel gesprungen.“ Der gůt arm tropff hat sein g(lt, müy, arbeit unnd kosten umbsunst gehabt; wolt er die nacht nit im regen ligen, můßt er sich under einer sewstigen oder sewstall behelffen. Deß morgens kamb er wider zů dem bauren, so im die herberg gewisen hat; der fragt in, wie im gelungen were. Er sagt im anfang, mittel und ende. Also hat er in einmal zů gast, weiß in darnach weiter, warnet in auch vor solchen starcken sprüngen, damit er nit über daß ziel sprung./S. 68/41. Von einem fůrmann, welcher einem pfarherr nit hundert ostgoten fůren wolt. Gůt, einfeltig, frumb leut findt man noch in aller welt, aber meines bedunckens wenig under den fůrleuten, wie diser fůrmann auch gewesen ist. Es fügt sich, daß ein fůrman über land rollet mit einem leren wagen; der kam für ein kloster, welches entzig im feld lag, darinn hatt er ettlich brieff zů lifferen. Alß er nun die brieff überantwortet, befahl der abt im kloster, man solt in heissen außspannen, die pferd in stall füren und

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füteren, underdeß möcht er auch essen. Diß nam der gůt roller mit grossem danck an, versach sein geül und saß demnach zů den conventbrüdern nider, hat einen gůten můt, zecht im sein haut voll; dann er gedacht wol, die ürten wer schon bezalt, wie dann in den klösteren gewonheit ist. Nun waß ein alter brauch in dem kloster, daß sy im gantzen land uff sechs oder acht meil alle pfarren mit ostgoten versahen. Zů der zeit waß eben auch ein pfarherr von einem dorff, so auff drey oder vier meilen darvon lag, im gemelten kloster, der dazůmal auch ostgott kauft hat; der hort, das der fůrman durch sein dorff rollen wurd. Darumb er sich dann ettwas zů im gesellet unnd fragt, ob er nit ein drinckgelt nem unnd in mitt im rollen ließ. ,,Ja,“ sagt der roller, ,,gern, liebs herrlin. Was habt ir meer zů füren?“ — ,,Nichts sunders,“ sagt der pfarrherr, ,,dann zweyhundert herrgott.“ — ,,So kan ich eüch nit füren; wann ir aber sunst ein faß oder pack hettend, solt mir gar nichts daran gelegen sein.“ - ,,Warumb?“ sagt der pfaff; ,,was irren dich die herrgott auf dem wagen?“ - ,,Lieber herr,“/S. 69/sagt der roller, ,,wann es einer oder zehen weren, wolt ich ein überentzigs thůn. Wo wolt ich aber zweihundert auff meinen wagen setzen?“ — ,,Nein,lieber roller,“ sagt der pfaff, ,,du verstast mich nit recht. Sy sind nit groß; dann ich trag sy allsampt bey mir in meinem ermell inn einer kleinen büchsen.“ — ,,_Ja,“ sagt der fůrmann, ,,sind es solche geschmidige herrgott, so will ich eüch gern fieren.“ Als sy nun gessen hatten, fůren sy mitteinandern darvon. Nun hatt der fůrmann seer vil getruncken; underwegen můßt er über einen bühell faren; weiß nit, wie er die schantz übersahe, er warff den wagen umb. Der pfaff ward zornig über in und sagt: ,,Wie kanst du mit einem leeren wagen umbwerffen? Wie woltest du erst gethon haben, wann der wagen geladen gewesen weer?“ - ,,Hey,“ sagt der roller, ,,dunckt er eüch dann nitt geladen sein, da einer einen solchen last herrgott fürt und ein schweren, grossen, feißten pfaffen darzů? Gond und besehend eüch umb andere fůr! Ir kumpt mir nit mer auff meinen wagen.“ Also fůrt er den wagen wider auff und rolt darvon; und můßt der pfaff zů fůß gon. Dem geschach auch halb recht, diewil im nüt widerfaren was, und dorft dem fůrman auff die weiß außhippen, so er im doch nicht zů lon geben dorft. Diser undanckbaren leüt findt man noch seer vil; so man sy schon sanft dah(r treitt biß gen Rom und stalt sy unsauber nider, so ist schon aller danck, fleiß, müy und arbeit sampt dem kosten verloren und vergessen aller vor gethonen gůtthat etc./S. 70/42. Von einem grossen marterhanssen, wie er in einen gerner oder beinhauß gefallen ist.Man findt noch auf disen heütigen tag semlich groß marterhanssen und eysenbeisser, thůnd dergleichen, als wolten sy allen menschen in einem streich die oren abschlagen, so gar böß sind sy; solt aber einer deß nachts über einen kirchhoff gon, er sůcht ehe ein fiertelmeil wegs umb.

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Also was auch einmal ein federschwinger, der trůg den hůt voller straußfederen, aber ein hasenbalg zů einem brustůch. Auff ein zeit waß er auß einem speckkrieg wider zů land kummen; wo er zů leüten kam, sagt er von grawsammen schwertschlegen, so er vollbracht hatt; seins blůtvergiessens was kein end zů erzellen. Das war aber meines bedunckens fast über hüner, gens und enten außgangen. Eines tags saß er in seer grossem bracht bey seinen gesellen in einer zech, fieng aber von grossen streichen an zů sagen; zůletst wurden sy den bossen mercken, namens zů einem dant auff. Under anderen reden trůg sich zů, daß sy anfiengen zů sagen von einem alten abgestorbnen weib,,wölche erst auf denselbigen abent gestorben, und hett man sy auß mangel des tags denselbigen abent nit vergraben konden; so hetten sy auch ir hausvolck die nacht nitt im hauß behalten wollen unnd also auff den kirchhoff getragen, in einer bar in das beinhauß gestelt, damit sy den künfftigen tag vergraben wurd. Nun was ir aller weg, wann sy auß dem wirtzhauß heimgon wolten, hatten sy keinen anderen/S. 71/weg dann über den kirchhof; darumb sy einandern fast mitt dem alten abgestorbenen weib speyen wurden. Der gůt kriegßmann unnd maurenbrecher hett gewölt, er wer zehen meil wegs von dannen gewesen; dann im war seer angst vor dem alten abgestorbnen weib, die doch in irem leben gar kümmerlich an einem stecken kriechen mocht unnd im nit einen finger hett mögen biegen. Die anderen gůten gesellen marckten diß an im; darumb triben sy ir gefert ye lenger ye meer für sich, biß dem gůten lantzknecht anhůb die stirnen zů schwitzen, dorfft sich aber scham halben gar nit eygen noch dergleichen thůn. Zůletsten kam es dahin, das die anderen anfiengen zů wetten, wölcher so kün wer unnd zům ersten sunder ein liecht auff den kirchhoff gon dörft unnd besehen, ob das liecht oder ampel noch im beinhaus brunne. Dann die sachen waren allein dahin gespilt, daß sy wolten sehen, was hinder dem genßköpffer für ein mannlich gemüt wer. Zůletst kam die wettung auch an in. Er ward gar zornig, stůnd auff von dem tisch, mocht die grausammen wort nit hören, er zalt die ürten, nam seinen mantell unnd gieng heim zů hauß. Nun wußt er keinen anderen weg heimzůkummen, dann er můst über den kirchhoff gon, sunst hett er durch einen tieffen bach müssen watten. Also faßt er im eines mannes hertz, unnd mit zittern unnd grossem schrecken gieng er auff den kirchhoff. Und als er nahend zů dem beinhauß kumpt, wand er seinen mantel umb den kopff, stieß die finger in die oren, sorgt, er wurd dass alt weib hören schreyen, wölch in irem leben alters halben stumm gewesen war. Er gieng mit gantz schnellen tritten für sich, damit er bald von dem kirchhoff keme. Als er aber nicht sehen kund vor seinem mantel und meinet, ferr von dem beinhauß zů gon, so/S. 72/gadt er gantz dargegen unnd trift die stegen, falt also mit schw(rem fal hinab ein hohe steinene stieg sunder alle hilff. Nun was ein gestiell in

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dem beinhauß; darinn fiel er gantz ungestümicklichen unnd brach ein bein darinn ab; so hatt er auch den kopff unnd angesicht übel auf der stegen zerfallen. Er fieng an, gar jemmerlichen zů schreien; da waß aber niemants, so im helffen wolt, dann in mocht niemans hören. Zůletst umbgab in semtliche forcht, angst und schrecken, das im das schreyen auch gelag; er hůb aber gar schwerlich an zů seüfftzen und heülen. Als nun seine gesellen genůg gezecht, sind sy auch zů hauß gangen. Als sy nun zů dem beinhauß kamen, horten sy den armen tropffen ernstlich seüfftzen; sy aber meinten nit anders, daß das alt weib wer wider zů ir selbs kummen. Unnd dieweyl sy ein liecht hatten, giengen sy hinab, funden also iren gesellen mitt zerbrochnen beinen im gestül ligen. Sy trůgen in bald in eines artzetts hauß, liessen in verbinden. Da erzalt er sein geschicht nach der lenge. Also můßten sy lachen zů seinem grossen schaden, so im dann widerfaren und zůhanden gangen was, und můßt, wie man gmeinklich sagt, den spott zům schaden haben.43. Ein baur understůnd ein kriegßmann umb sein pferd zů betriegen; die sach aber gieng widersinns hinauß.Man findt zů zeiten einen listigen kunden, so imm kauffen und verkauffen aller finantzen underston darff, sůcht auch all forteil und renck, damit er ein anderen/S. 73/überlisten möge; es findet aber offt ein grosser fuchs noch ein grösseren imm hool. Also gieng es auff ein zeit einem listigen marckgrevischen bauren mitt einem commißmetzger; derselbig waß noch listiger dann der baur. Derselbig lantzknecht oder commißmetzger kam auff einen feirtag in das dorff, in welchem gemelter baur sein haußhaltung hatt. Nun hatt gedachter lantzknecht ein schönen klepper, darauff er dann was geritten kummen. Dem bauren gefiel der auß der massen seer wol, fragt den lantzknecht offt, ob im das pfert nit feil were. ,,Nein,“ sagt der lantzknecht, ,,es ist ein pferd für meinen leib; wolt nitt, das mirs einer doppel bezalet.“ Als sie aber jetz in die trinck kummen sind, hatt der baur nichts anders meer wissen zů sagen dann von dem pferd und nitt abgestanden, den lantzknecht zu bitten, im das pferd zůzůstellen. Als nun der lantzknecht semlichs an im vermerckt, hatt er gedacht, deß bauren begeren zů stillen, und gesagt: ,,Ir habt mich im anfang vernummen, daß mir mein pferd nit fell ist; darzů gebt ir mir nit sovil drumb, als ichs beger zů verkauffen.“ Antwurt der baur: ,,Lieber kriegßmann, meinst du dann nitt, ich hab ein semlichen klepper so wol zů bezalen als du? Schlag mir in ein umb ein gelt an; versůch, ob ich in nit kauffen dörff!“ - ,,Wolan,“ sagt der lantzknecht, „dieweil du je deß sinnes bist, so wiß, daß er mir nit neher feil ist zů verkauffen dann umb fünffzig kronen.“ Nun was daß pferd fünffundzwentzig kronen wol werdt; semlichs kundt der baur wol abnemmen. Darumb sagt er zů dem lantzknecht: ,,Wolan, mein brüderlin, damit du meinen ernst sehest, so will das pferd umb fünf und viertzig sunnenkronen von dir nemmen und will dir also bar fünffundzwentzig

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kronen bezalen; die zwentzig will ich dir auff sanct Nimmarstag auch geben.“ Der lantzknecht/S. 74/gedacht: ,,Baur, laß sehen, wer den andren bescheißt!“ Er sagt: ,,Gůter fründ, mir ist nit so hoch oder groß an der bezalung gelegen, wann ich den heilgen kant. Stadt er auch im calender?“ — ,,Freilich stadt er darinn, sunst wer er kein heilg.“ — ,,Ich bin zůfriden,“ sagt der lantzknecht; ,,allein das mir ein verschreibung gegen einandern aufrichten.“ Diß gieng der baur gůtwillig ein, drancken den weinkauff. Den wolt der baur halb zalen. ,,Nein,“ sagt der lantzknecht, ,,ich hab nunzůmal fünffundzwentzig kronen empfangen; billich soll ich die ürten bezalen.“ Dem bauren gefiel der handel wol, meint, er hett einen hirschen gefangen; do was es kum ein reechbock. Der lantzknecht nam die 25 kronen sampt der verschreibung, für sein straß. Als nun allerheilgentag kam und nit gar acht tag darnach verschinen waren, kam der gůt lantzknecht wider, seine außstendigen zwentzig kronen zů fordren. Er kam wider in das vorig wirtzhauß, schickt nach seinem bauren sampt den andren, so dann bey disem kauff gewesen; die kamen all gantz geflissen. Sobald der baur den lantzknecht ersehen ward, empfieng er in früntlich, fragt in, waß in also auff der strassen umbfůrt. ,,Das mögt ir wol erachten,“ sagt der kriegßmann, ,,ich kum, mein außstendig g(lt vollend einzůziehen laut eüwer verschrybung.“ – ,,Hoho,“ sagt der baur, ,,es ist noch niendart das ziel verfallen, wirt ouch noch lang nit verfallen.“ Darauff sagt der lantzknecht: ,,Lieber baur, die sach wirt sich meiner rechnung nach anderst befinden. Als wir den kauff mit einandern gemacht, hab ich dich gfragt, ob sanct Niemar auch ein heilg sey; hast du in für einen heiligen bekennet und gesagt, er stand auch im jarkalender. Nun hab ich allenthalben im kalender gesůcht, find ich keinen sanct Niemar darinnen. Es ist aber vor acht tagen allerheilgentag gewesen. Dieweil nun sanct /S. 75/Niemar auch ein heilg ist, laß ich mich nit irren, das er nit im kalender stadt; dann es sind vil heilgen, so im Niderland, in Italien und an andern orten für heiligen gehalten werden, so wir in unseren kalendren nit haben.“ Als sy nun vil und mangerley reden mit einandern hatten, hatt sich der baur für den amptmann berüffet, des dann der lantzknecht wol zůfriden was, kamen also für den lantzherren und auch für den amptmann und klagten. Als nun klag und antwurt von beiden partyen gehört, ist dem bauren erkant worden, den lantzknecht zůfriden zů stellen, und hatt im der herr auch umb seiner feinantz willen einen gůten frevel abgenummen. Do ward fuchs mit fuchs gefangen, wie dann billich unnd recht ist.44. Einer vertreib seinem alten weib das hauptwee. In einer statt, am Rheinstrom glegen, wonet ein seer reiche und karge alte wittfraw; deren stalten vil alter reicher wittweling nach und vermeinten, sy zů erwerben; ir aber was gar kein sattel gerecht. Dann sy

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gab allwegen die antwurt, sy wolt selber über ir hab und gůt meister sein und keinem mann mer das underwürfflich machen. Es begab sich über lang, das ein lantzknecht in die statt kam, gar ein schöner, gerader, freidiger junger k(rle; der hort von diser wittfrauwen sovil sagen, das er im entlich fürnam, er wolt sein heil versůchen. Er was wol außgebutzt mit kleidung, tratt der gůten alten frauwen für das hauß, begegnet ir zů kirchen unnd/S. 76/strassen, sprach sy gantz tugentlich und früntlich an. Die gůt alt frauw, so über ir sechtzig jar was, meinet, der jung hett ein solchen gunst zů ir, nam auch je lenger je meer acht auff in, fieng im auch an gar früntlich zůzůsprechen. Der gůt schlucker meinet, die glock wer jetzund schon halb gegossen, er kaufft einen schönen schlöyer und fügt sich mit flyß an ein ort, da er meint, die wittfraw allein zů betretten. Es geschach nach seinem willen unnd wunsch; dann sy kam im gleich zů gesicht. ,,Zarte liebe fraw,“ sagt er, ,,es hatt mich eüwer früntlich unnd tugentlichs ansprechen dermassen in freundschafft unnd liebe gegen eüch bewegt, wo ich in eüwern verstand, vermögen und wesen wer, und ir meine jugent nit scheuhen dörften, wißt ich in aller statt kein weibsbild, mitt deren ich lieber haußhalten wolt. Diß hab ich eüch nit können verhalten, wiewol ich weiß, das ir meines gunstes ein klein acht haben; aber von wegen meiner freflen wort, so ich jetz so unverschampt mit eüch geredt hab, wöllend dise kleine gab von mir zůr straff nemmen, bitt eüch darby, mir zů vergeben.“ Die gůt alt vettel, wölche zůvor der narr gegen dem jungen stach, meint im aller worten ernst sein. ,,Junger,“ sagt sy, ,,wann ich deinen worten getreüwen dorft, wolt ich mich der sach nit lang nemmen zů bedencken, wiewol nit on ist, es werben vil alter eerlicher reicher mann umb mich, so mir am alter gleich sind. Was wolt ich mich aber zeihen, das ich ein alten mann nemmen wolt! Über nacht so legen wir beidsammen da, unnd wißt keins dem andren zů helffen, weren beidsammen kranck und schwach. Darumb ich mir langest fürgenummen hab, ein gůten frummen gesellen zů nemmen, ob er gleichwol nit so gar reich ist, wann er mir nůr gůts thůt. An gůt und gelt sol im nit manglen.“ In summa, kurtz davon geredt, sy wurden der sachen eins; sy versprach im die ee./S. 77/Als nun der kirchgang beschehen was, fieng der gůt jung mann an, gar haußlich zů sein, versach alle sachen noch dem basten; dann er befand, daß im die fraw ir barschafft und kleinot noch nitt gar offenbart hatt. Als er sy aber mit fuchßlisten hindergieng, das sy im jetz alles geeigt unnd gezeigt, hatt er von tag zů tag angefangen abspinnen, sůcht im kurtzweil und fröud bey seinesgleichen. Wann er dann zů hauß gieng, kam er selten allein, er bracht allweg ein gůten gesellen [oder] zwen mitt im; die sassen dann zůsammen biß mittnacht spilen, schlemmen und temmen. Und wann dann die gůt fraw etwas zůr sach redt, tribend sy nur ir spey- unnd fatzwerck mit ir. Darvon die gůt fraw in grossen widerwillen kam, so dorft

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sy es iren fründen auch nit klagen, diewil sy ires radts nit gepflegen hatt. Was ist zůletst geschehen? Einsmals kam er heim mit einer vollen rott. Sein fraw hatt sy von weitem ersehen, vermeint, sy wolt ein andre kunst versůchen, damit sy doch einmal semlicher gest abkummen mocht. Sy nam eylentz ein handzwehlen, wand die umb den kopff und legt sich auff die gautschens. Der mann mit seiner burß kam in die stuben, findt sein fraw also ligen; er gieng zů ir und sagt: ,,Mein liebe haußfrauw, was gebricht dir? Liebe, biß gůter ding; kumm, loß uns leichtsinnig sein!“ — ,,Laß mich zůfriden,“ sagt sy, ,,du trewloser mann! Hast du mir das zůgsagt unnd versprochen?“ — ,,Liebe fraw,“ sprach er, ,,ich weiß doch keinen mangel, so du hast. Bistu nit versehen genůg mit megten, so ding dir noch ein par! Schmackt dir ein wein nit, so stich dir ein ander faß an und kauff darneben, was dich lustet! Was wilt du doch mer haben?“ — ,,Waß solt ich haben wöllen?“ sagt sy, ,,ich wolt, du blibest daheim, versehest dein hauß. So gaast du tag und nacht zů deinen gesellen, von wölchen du/S. 78/nichts gůts thůst lernen, und laßt dargegen mich arme frauw ligen in angst und schmertzen. Dann mir thůt mein kopff so wee, das ich nit weiß, wo ich bleiben soll. Wie wilt du doch sömliche untrew verantworten?“ — ,,Wie?“ sagt er, ,,solt ich ein so liebe alte fraw haben und solt leiden von einem liederlichen kopf, das er sy beleidiget! Daß soll einmal nit sein.“ Semlichs geredt, riß er ir die handzwehel vom kopf, und mit beiden feisten fieng er an zů schlagen und sagt: ,,Hey, kopf, woltest dich der meisterschaft annemmen und meiner frawen, von deren ich gůt und ehr hab, wee thun. Ich wolt dich ee zertrimmern. Die gůt alt můter wußt nit, wie sy es verston solt; dann sy marckt, das kein auffhörens da was. Darůmb můßt sy sich der nechsten freyhen behelffen. ,,O lieber mann,“ sagt sy, ,,laß dein zorn ab gegen meinem kopff! Er thut mir nimmer wee.“ - ,,Daß vergelt im,“ sagt er, ,,ein spitzhöltzlin! Nun stand auff, mein liebe haußfraw, und loß dich keinen solchen bösen kopff mer anfechten! Ich bin gůter hoffnung, er soll dirs nit meer thůn.“ Also můßt die gůt alt můter von irem angenummenen siechtagen aufston, zů ires mannes gesten sitzen und ein gůten můt haben, es wer ir lieb oder leid. Als sy nun zůletst von irem kiflen abließ und den mann nicht mer also frettet, stůnd er selbs von seiner weiß einstheils ab./S. 79/45. Ein m(der fand zwen köpff an seinem bett, als er morgens von der marten kam, seinen wetzstein zů holen. Man sagt gemeinlich, die menner haben das plar am morgen und die weiber ersr nach mittentag; semlichs gibt diß m(ders weid ein gnůgsamme zügnuß. Man sagt von einem m(der; derselbig saß in einem dorff. Er hatt ein gar schöne frauwen; deß nam der pfarrer im dorff eben war, geselt sich zů dem gůten m(der. Der gemeint die sach gar gůt und vertrewt dem pfarrer und seinem weib nichts arges. Als nun der pfaff den m(der offt zů gast lůd, der frauwen auch mit vil gaben und schencken

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begegnet, kam es zůletst dahin, das sy in weiter kuntschafft mit einandern kamen. Wann dann der mider des morgens an sein arbeit gieng, kam der gůt herr unnd halff im das hauß verhüten. Nun es begab sich eines morgens, das der gůt mann aber gar frü auffgestanden was; er nam sein segsen unnd eylet gantz mit grossem ernst auff die wisen. Deß nam der pfarrherr gar bald war, fügt sich zů der frauwen, wie dann semlichs sein gewonheit waß. Als aber der gůt meder ein schar oder zwei gemeigt und im sein seges gar nit mer schneiden wolt, hatt er erst an seinen kumpf gedacht, ist mit grosser eyl wider zů hauß geloffen. Als er aber an die haußthür kummen ist, hatt er gar klein rumor gemacht; dann er sorgt, er wurd sein weib, die im seer lieb was, erwecken; ist gantz still in die kammer geschlichen. Da fand er eylends seinen kumpf an der wand hangen, den nam er unnd fůr wider darvon. Wie er aber zů der kammer hinaußgadt,/S. 80/blicket er auff sein bett, und er ersicht zwen köpff, under wölchen der ein oben ein blatten hatt. Der gůt man nichts arges gedencken thet; so was im auch so not an sein arbeit, das er nit weitter schauwen wolt. Sobald er aber hinwegkam, macht sich der pfarrer auff in grossen engsten; dann er meinet, der meder wolt in vor dem amptmann verklagen, damit er gefangen wurd. Das weib aber, welche listiger was, tröstet in und sagt, er solt aller sorgen entladen sein, sy wolt die sach wol vertedingen; im solt nichts args widerfaren. — Als aber nun der gůt mann jetzund gantz streng an seiner arbeit was, fieng er erst an, hin unnd wider zů gedencken, insunderheit an die zwen köpff, so er an seinem bett gesehen hatt. Umb mittentag aber do hatt im die fraw ein gůten imbiß bereit; sy nam das essen und gieng zů im hinauß auff die wisen, und als sy jetzund gar nahend zů im kam, sagt sy mit gar frölicher stimm: ,,Ein gůten morgen mir einandern!“ Der gůt mann sahe sich umb und meint, es wer noch einer auff die wisen kummen. Als er nun nieman sicht, sagt er: ,,Fraw, was gemeinstu mit disen worten?“ — ,,Ach,“ sagt sy, ,,wie kanstu also ein mann sein! Hastu mir nit mögen sagen, das du ein gesellen bey dir hast? So hett ich doch dester meer kochet; doch mein ich, ir solt kein mangel haben.“ Der mann sagt: ,,Fraw, wie ist dir? Ich mein, du habest zů frü gedruncken. Nun bin ich doch gar einig auff der wisen, und ist niemants bey mir dann du alleinig.“ Die listig fraw gieng gegen dem mann und wüschet ir selbs die augen und sagt: ,,Fürwar, mein gsicht hatt mich betrogen; dann ich hett mit einem ein ků verwettet, es weren deiner zwen gewesen.“ - ,,Fürwar,“ sagt der mann, ,,es ist mir heüt morgen dergleichen begegnet. Dann als ich heüt morgen meinen kumpff daheim vergessen hat, kam ich heim in unser kammer unnd reicht/S. 81/meinen kumpff. Do hett ich mit eim ein groß gůt verwett, der pfarrer wer bey dir an unserem bett gelegen.“ Die frauw fieng an gar innicklichen lachen unnd sagt: ,,Lieber mein Hans, jetzund glaub ich erst, wie man sagt, das die mann das plarr am morgen haben und die weiber erst nach

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mittentag. Was mags doch für ein nerrische kranckheit sein! Ich köndts nit wüssen, es kem dann von übrigem drincken oder schlaffen.“ Also sassen sy zůsammen, assen und druncken, waren leichtsinnig, und behielt der gůt mider das plarr vor als nach. 46. Ein voller pfaff wolt zů einem künigreich gon, falt in ein wolffsgrůben, als er vermeint, ein enten zů fahen. Es ligt ein dorff in Luttringen; darinn wonet ein doller ungeschickter pfaff, wie man dann derselbigen nit wenig in Lottringen findet. Er hatt sein brauch an im, das er von einem dorff zům andern lüff; wo er ein gůt mal wußt, da lůgt er, das im sein teil auch darvon ward. Hab auch von glaubwirdigen lüten gehört, das er zům oftermal an einem tag an zweyen orten meß gelesen hab, als in seiner pfarr, und demnach in ein ander dorff geloffen, da er ein gůt mal gewißt hatt, auch meß gelesen. Es begab sich an einem heiligen drykünigabent, das er von Wych in ein ander dorff lauffen wolt und mit den bauren künig machen; er hatt aber sich zů Wych/S. 82/ettwas lang gesaumpt, dann er mit seinen bauren vor künig gemacht hat; derhalben ward es ettwas spat. Nun hatten die bauren in dem dorff, in wöllichs er gon wolt, erst am selbigen tag ein tieffe wolffsgrůben nit weit vom dorff auffgeworffen, und, wie man pflegt zů thůn, in mitte der grůben hatten sy ein höstangen auffgericht und ein endt in einem korb darauff gebunden, damit, wann die wölff oder füchs die endt horten, das sy dem geschrey zůlouffen solten und in die grůben fallen. Als nun der gůt herr nahend zům dorff kumpt, so hört er die endt im feld etwas vom dorff schreyen. Er dacht in im selbs: ,,Dise endt ist uz dem dorff kummen; es möcht sy ein fuchs ankummen und fressen. Weger ist, ich fahe und erwürg sy, so mag ich sy behalten an einem heimlichen end; wann ich dann nack dem nachtessen heim gang, so trag ich sy mit, so hab ich morgen zů nacht auch einen gůten braten.“ In solchen gedancken kam der pfaff als je neher zů der enten, und so neher er zů ir kam, so mer und fester sy schreyen ward. Nun was die grůb allenthalben mit kleinem gereyß und strow überdecket, das der gůt pfaff nichts anders meinet, dann es wer ein ebner boden, eylet bald auf die schreyend endt, damit sy im nit entlauffen mocht. In solchem eylenden lauff falt er gar ungestümlich in die wolffsgrůben. Die endt aber je mer anhůb zů schreyen; das erhort auch ein hungriger wolff, loufft dem endtengeschrey zů und falt auch zů dem pfaffen in die grůben. Der wolff, als er vernam, das er gefangen was, hatt er sich gantz züchtiklichen in der grůben gehalten und dem pfaffen kein leid begeren zů thůn. Dem pfaffen aber was gar angst by dem wolff in der grůben unnd hatt sich allen augenblick seines lebens verwegen. Es stůnd nit gar ein stund, do kam ein fuchs, der meint auch, ein gůten bissen zů erlangen; dem gieng es gleich wie den vorigen zweien. Der fuchs aber,/S. 83/sobald er in die grůben kam, fieng er an den pfaffen zů stupfen und zů rupfen an seinem rock. Darvon dem pfaffen ein grosse angst ankam; dann

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er wußt seines lebens unnd sterbens kein mittel. Nun was er so nach bey dem dorff, wann die bauren anhůben zů schreien: ,,Der künig drinckt!“, das macht erst den gůten domine so gar unlustig; dann er was gewont zů sein, wo man schlempt und dempt, unnd nit über nacht in der wolffsgrůben zů ligen. Als nun deß morgens die bauren lůgen wolten, was sy die nacht gefangen hetten, kamend sy mit seilern unnd leitern, spiessen und kolben zů der grůben, funden also den pfaffen, wolff und fuchs bey einandern, deß sy sich dann gar größlichen verwundren thetten. Der pfaff bat sy gar früntlich, sy wolten ires fragens abston und zům fordristen trachten, wie sy in auß der grossen angst und not brechten; alsdann wolte er inn alle ding nach der leng erzelen. Sie liessen im ein seil in die grůben, der pfaff band sich selbs daran; also zugen sy in herauff. Der pfaff bat die bauren durch aller heiligen willen,,sy solten den wolff seines lebens verschonen, den fuchs aber solten sy umbbringen; darumb so wolt er inn einen schnaphanen schencken. Die bauren fragten die ursach an dem pfaffen, warumb er doch dem wolff sein leben also erkauffen wolt, so doch kein thier in der gantzen welt wer, dem all welt so find weer als einem wolf. Der pfaff sagt: ,,O lieben fründ, der gůt frumb wolf ist die gantz nacht so züchtig und still bey mir in der grůben gesessen und hatt mir gar kein leidt begert zůzůfügen. Aber der schantlich lasterlich fuchs, sobald er in die grůben kam, fieng er an, nach mir zů springen, meinen rock zerreissen, unnd/S. 84/hatt mich gantz angsthaft gemacht; darumb beger ich im sein leben nit zů fristen.“ Die bauren namen den schnaphanen von dem pfaffen, schlůgen aber nüt desterweniger den wolff und den fuchs zů todt. Ich glaub auch, solten sy gewißt haben, daß der pfaff der meinung gwesen wer, die endten zů stelen, sy hetten in auch zů todt geschlagen als wol als den wolff und fuchs.47. Von einem ungelerten pfaffen, der den kalender nit verstůnd. Ich můß noch einen pfaffen im land zů Lottringen beschriben, dieweil sichs eben also zůtreit. Es ligt ein dorff im Luttringer land, mit nammen Langenwasen genant; darin hatt zů diser zeit auch ein hochgelerter pfaff gewonet, dem manglet gar nichts, dann das er nit wissen kund, wann es sambstag oder suntag was. Dann er sich gar nichts auff den kalender verstůnde; yedoch hatt er ein sunder gemerck auff die tag. Er was eines solchen sinnrichen verstands, das er nur von zůsehen hatt glernet die allerbesten besen machen, so man ankummen mocht. Er nam im für, allen montag fieng er an und macht einen besen, am zinstag aber einen, am mittwoch, dunstag, freitag und sambstag allen tag einen; und wann er dann der besem sechs zůsammen bracht, so kund er abnemmen, das den künftigen tag suntag sein můßt. Darumb gieng er allwegen an dem sambstag zůnacht zů seinem sigristen und befalh im, deß morgens zů der meß zů leüten. Nun was ein schamparer baur zů Langenwasen, der wonet vil umb den pfaffen; derselbig fand den pfaffen

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/S. 85/einmal seine besen zalen auf solche weiß: den ersten besen nannt er montag, den andern zinstag, den dritten mittwoch, den vierdten donstag, den fünfften frytag; darnach sagt er: ,,Morgen můß ich meinen kilchwart heissen leüten.“ An semlichen worten kundt der baur wol abnemmen, das er sein gantze wuchenrechnung allein bey den besen hett. Auff ein mittwoch darnach kam gemelter baur aber in deß pfaffen hauß unnd fand in nit daheim, dann er was außgangen nach besenreysern. Der baur fand drey besen bey einandern in einem winckel ston; er nam eilends den einen und verbarg in hinder einer alten kisten. Der gůt pfaff arbeit darnach, als er auß dem holtz kam, gantz fleyssig. Am freitag fieng er aber an seine besen zalen und fand deren nit mer dann vier. Er sagt zů im selbs: ,,Wie bin ich doch so gar irr in meinen besamen worden! Nun hett ich mit eim ein wertung bestanden, es wer heüt freytag gwesen, so es doch erst donstag ist.“ Also stůnd er am sambstag zů morgens wider auff und macht seinen freytag. Am suntag zů morgen macht er seinen sambstag. Nun hatt der ander baur, so im den besen verborgen hatt, dem sigristen alle sachen geoffenbart. Und als die zeit kam, fiengen sy an, zůr meß zů lüten. Der pfaff meint, es wer jemans gestorben, und lieff bald in die kirchen, fragt, waß daß für ein geleüt wer. ,,Ich hab zů der meß geleüt,“ sagt der sigrist, ,,dann es ist heüt suntag.“ — ,,Wie kan das müglich sein?“ sagt der pfaff, ,,es ist sambstag.“ Also kamen sy hart zů streit beidesammen, das zůletst der pfaff den sigristen liegen hieß. Der sigrist, dem alle ding von dem andren bauren was angezeigt, stalt sich gar zornig und sagt: ,,Herr pfarrherr, ir schelten mich einen lugner; deß müß ir mich überweyssen, oder ich will gon gen Metz und will eüch vor dem bischoff verklagen.“ Der pfaff sagt: ,,Du/S. 86/schalck, so gang und bring noch einen andern mit dir in mein hauß! Da will ich dir gůte rechnung umb einen jetlichen tag geben.“ Bald lieff der sigrist zů dem andern bauren, so im zůr sach geholffen, bracht in mit im in des pfaffen hauß. Der pfaff fieng an und zalt seine besen und kondt nit mer finden dann den freitag; der sambstag was noch nit gar außgemacht. ,,Sichstu,“ sagt der pfaff, ,,da stadt noch der sambstag und ist noch nit gar gebunden.“ Der sigrist sagt: ,,Was gond mich die besen an? Zeigen mir den kalender!“ Der pfaff sagt: ,,Ich acht mich keines kalenders; dann mir felen die tag nit an meiner arbeit.“ Zůletst sůcht der sigrist hin und wider im hauß und findt den besem under der kisten, zeücht in herfür und sagt: ,,Hie secht ir, herr pfarrer von Langenwasen, wölcher under mir und under eüch war gsagt hatt. Nun sind nur keins andren von mir warten, dann das ich den nechsten gen Metz ziehen, will eüch vor dem bischoff verklagen, der wirt eüch wissen den kalender zů leren.“ Wem was engster dann dem gůten pfaffen? Er sorgt nit allein, das er umb sein pfrůnd kem, sunder forcht auch die gfencknus; darumb bat er den sigristen umb verzeihung, er wolt fürbaß den kalender lernen und nit mer auff sein besemmachen acht haben. Der ander baur, so den besem verborgen hatt, redt auch sein gůts darzů; also vertrůgen sy sich mit

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einandern. Unnd als die meß vollbracht ward, fürt sy der pfaff ins wirtshauß, zalt die ürten und lart fürbaß den kalender. Solch ungeschickte priester hand wir nit im teütschen land, es fel dann ettwann./S. 87/48. Einem juden büßt einer den hůsten.Es sassen auff einmal vil bauren bey einandern in einem dorff in dem wirthshauß, waren leichtsinnig und gůter dingen. Underdem so kumpt ein alter jud reiten; er saß ab von seinem pferd, fůrt das in den stall, darmit es ein wentzig erkület. Er satzt sich auch hinein in das summerhauß, sich zů erkülen; dann es war eben im heissen summer. Der jud begert, man solt im ein kanten mit wasser bringen umb sein gelt. Die bauren sagten: ,,Man verkaufft kein wasser hie. Dann wir haben sunst grössern mangel an wasser, dann uns lieb ist; alle brunnen und bech sind gar verdrucknet; aber wein mag dir umb g(lt gnůg werden.“ Der jud sagt, es wer wider sein gesatz, wein mit den christen zů drincken; wann es aber bier wer, hett er syn wo1 macht. Also bracht im zůletst der würt ein kanten mit wasser; der jud dranck auff die hitz einen gůten starcken drunck, fieng bald darauff an, heftig zů hůsten. Als er das nun ein gůte weil getriben, hatt einer under den bauren gesagt: ,,Jud, wie hastu dann den ritten mit deinem hůsten!“ Darauff sagt der jud: ,,Fürwar, ich hůst einen regen.“ Der baur sagt: ,,Kanstu regen hůsten, warumb bistu nit langest kummen?“ — ,,Ja,“ sagt der jud, ,,ich wird gewiß einen regen hůsten; dann er ist nun lang in mir gesteckt.“ Bald wuscht ein ander baur auff, wölcher gar bedruncken was, nam den juden bey der kartausen und schleift in im summerhauß herumb und tratt in mit füssen, sagt zů im: ,,Hey, du schandlicher jüdischer hund, hastu so lang ein r(gen in dir gehabt und hast den mit gewalt in dir behalten; waß hastu dann gůten wein, frücht und fůter/S. 88/ verderbet, daß alles fürkommen wer, wann du einen sollichen grossen regen nit in dir behalten hettest!“ Der jud schrey: ,,Mordio, helfenio! Ich hab die sach nit also gemeinet; ir habt mich nit recht verstanden. Laßt mich eüch der sachen bericht geben!“ Als nun die andren meinten, deß schimpfs wer genůg, haben sy friden gemacht. Der jud aber hat solcher schlappen nit mer warten wöllen; dann er sorget, im möcht erst recht gezwagen werden; auch waß im die laugen schon bereit. Darumb saß er auff sein pfert unnd reit sein straß. Also geschach disem juden mit dem regen, wie der Odenwelder beürin mit dem schnee.49. Ein einfaltig weib berichtet, wie sich inn der fasten fleysch hett gessen. Es ist an vilen enden noch der brauch, das man inn der fasten das gemein volck zů der beicht vermanet, namlich inn der karwochen; so ist man dann ein wenig geystlich. Wenn nun die osteren hinweg sind, so ist der geist auch hinweg; dann so jagen wir den Judas über den zaun, unnd gan

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alle kirchweyhen an; so můß sich Zacheus leiden gleich wie Judas inn der finstern metten; mit dem und über den schreigt, singt unnd boldert/S. 89/man, wenig aber wirt daß leiden Christi bedacht. Also predigt man vom Zacheo auff allen kirchweihen, niemandt aber volget im inn den wercken nach. Zacheus steig auff den feygenbaum, damit er den herren sehen möcht, unnd als er von im herab ward gefordert, verliß er allen wollust diser welt und volget dem herrn nach. Wir aber sindt yetzundt eines andern gesinnet; dann sobald ich und ander meer das evangelium vom Zacheo hand hören verkünden, verlassen wir den herrn unnd sin wort, lauffen den nechsten auß der kirchen dem schlam zů. Also geht es auch mit der beicht. Ein yeder meint, wann er nur den leuten die augen erfüllen mag, hab er im schon gnůg gethon. Also gieng es auch mit diser guten frawen; die kam für den beichtvatter, erzalte ir sünd gantz einfeltigklich. Zůletst, als sie nit meer wußt, fieng er sie an zů fragen, aber gantz unnotwendige sachen. Under andern fragen was diß die ein, ob sy auch inn der fasten eyer und fleisch gessen hett. Sy sagt: ,,Ja, herr, aber nit die gantz fasten.“ Der beichtiger sagt: ,,Liebe fraw, ir hand grosse und schwere sünd begangen; ir haben dann semblichs von unserm heilgen vatter dem bapst erkaufft.“ - ,,Ach,“ sagt sy, ,,lieber mein herr, ich hab nye gewüßt, das der heylig vatter auch eyer und fleisch feil hett, sunst wolt ich im mein gelt ehe unnd lieber gegünt haben dann unsern metzgern; sy land mich allmal so lang an der metzig stan, es solt eins das fleisch nit geschenckt nemen.“ Diß was gleich ein antwurt, wie sy gefragt ward; warzů aber semblich beichten dienet, laß ich ein andern, so die sach baß verstadt dann ich, außecken./S. 90/50. Ein edelmann verbot seinen bawren zů schweren.Es wonet ein guter, frummer alter edelmann auff einem schloß; der hatt unden daran ein groß dorff, darin aber so böse ungezogene pauren, das er in keinem weg mit inn naher kommen kunt; kein frevel was inn zů groß, sy mochten den verküsen, gaben weder umb gebott noch verbott nit ein wicken. Und insunderheit was inn das gottslestern hoch verbotten. Es halff aber nichts. Zůletst hatt der gůt juncker ein bedauren mit weib unnd mit kinden; dann er gedacht, die v(tter wurden sy gar umb daß ir bringen. Also ließ er ein mandat außgehn, welcher baur meer gott lestert, den wolt er nit allein an seinem gůt, sonder auch an dem leib straffen. Das bestůnd nit lang, es wurden ettlich fellig und hart an irem leib gestrafft, als mit dem thurn, branger, die zungen beschnitten, auch ettliche, so die sach zů grob übersahen, wurden an irem leben gestraffet. In summa, es kam die sach zůletst so weit, das die bauren darvon můßten abston, wiewol es sy gar hart und saur ankam. Das gsind was auch durch ir vorig unordenlich wesen dahin kummen, das mit gůtem nichts mer auß inen was zů bringen; dann keins wolt in gottes nammen nichts angreiffen, es můßt ein grosser schwůr mittlauffen. Das was den bauren gantz beschwerlich, kamen also in gantzer gmein zůsammen und beschlussen in gemeinem

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radt, sy wolten sammenthaft für den junckern auff das schlossz gon unnd im den handel fürtragen, wie sy das gesind in keinen weg wußten zů baschgen, es were dann, das er inn einen schwůr erlaubet. Also ward dem junckern die sach durch den schultheissen/S. 91/von wegen der gmein fürgetragen. Als nun der juncker iren mangels vernam, sagt er zů in, was sy doch für einen schwůr begerten. Der schultheiß sagt: ,,Gnediger juncker, wir bitten eüwer veste, gebt uns ein schwůr, der da nit zů klein, auch nit zů groß sye, damit demnach das gsind mög in der forcht erhalten werden!“ — ,,Wolan,“ sagt der juncker, ,,diewil ir eüwer gsind dahin gewendt, das sy umb betten nichts wöllen geben, so stond all mitt einandern ab und erkiesen eüch ein schwůr, jedoch daß der das liden Christi nit berür.“ Bald stůnden die bauren ab und wurden der sachen überein umb die pestilentz. Sy kamen wider zů dem junckern in den sal. Der juncker sagt: ,,Sind ir bedacht?“ — ,,Ja,“ sprach der schultheiß, ,,gnediger juncker, wir stond hie und bitten eüch durch gottes willen, gebt uns nur die pestilentz!“ - ,,So gand hin,“ sagt der juncker, ,,und habt eüch die Frantzosen darzů!“ Der schultheiß von wegen der gantzen gemein danckt dem junckern gar fleissig von wegen der reichen begabung, zugen also mit fröuden zů hauß.51. Ein geitziger verzagter pfaff kleppert mit beiden henden auf der kantzlen zůsammen und schrey: ,,Gelt har! Dschů sind pletz.“ Es ist ein groß dorff im Elsaß am gebürg gelegen, darinn saß ein langer dürrer pfaff, wie der mann im kistenholtz; der was gantz eines verzagten hertzens; auff kein kantzel kond man in gar nit bewegen, das er/S. 92/dem gemeinen volck das evangelium verkündet hett. Das war aber sein brauch, wann er meß hielt, wandt er sich gegen den leüten, sobald er das evangelium gesungen oder gelesen hatt, sagt er es dann in teütsch. Nun was ein würt oder weinsticher im flecken, ein seer gůter fatzbrůder, der sagt zům offtermal an den pfaffen, er solt doch ein mal das evangelium auff der kantzlen sagen; wann er semlichs einmal von im hort, wolt er im einen gulden schencken. Das treib er so lang und vil mit im, das sich der gůt herr zůletst vor den leuten schamen můst. An einem sontag kam es im eben in sinn, das er den gulden verdienen wolt; er ließ es dem weinsticher ansagen, damit er nachmalen kein außredt sůchen noch haben mocht. Also kam er inn die kirchen mit vil gůten gesellen; die stalten sich allsamen gerad gegen der kantzeln, damit sy den pfaffen understůnden zů erschrecken, das er nit hinauffgieng. Als er nun kam und sahe sy also bey einander stan, erschrack er auß der massen übel; noch dannocht faßt er im ein hertz, steig hinauf, stůnd ein gůte zeit, daß er gar erstummet was; dann der weinsticher mit seiner geselschafft wandten die augen nit ab im. Zůletst fieng er doch an, das evangelium zů verkünden und thet aber gar ein kurtze sermon. Darnach, alsbaldt er nun die offen schuld gesprach und die absolution daruff, schlůg er mit beiden

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henden zůsamen und pleppert gar laut auff der kantzeln und sagt: ,,Engelhart, gelt her! Die schů sind gepletz.“ Da můst yederman hören, ob er von wegen der armen scheflin oder des guldens halben auff die kantzlen gangen was. Als er nun von der kantzel kam und demnach sein ampt inn der kirchen vollbracht, nam in der weinsticher, lůdt ein gute bursch zů ihm inn sein herberg,/S. 93/machten dem pfaffen gůt geschirr. Als er nun ein trunck überkam, beretten sy in, das er den gulden ins gloch schencket; hat er vor der predig nichts, so hat er hinnach aber nichts, allein das er ein vollen kropff darvonbringen thet.52. Einer satzt seinem gefattern ein hůt mit bruntz auff den kopff in einer abenzech. Wunderbarliche gesellen findet man offt inn den abenzechen; insonders so es umb die fünffte kanten wirt, so mag sich sant Grobianus nit verbergen, kummt mit seinem seytenspil zum sewtrog geloffen, bald hebt man die sewglocken zů leüten; dann kan niemants nit meer verderben: ye gröber, ye hüpscher, ye wüster, ye holtseliger. Also gieng es auch in einer abenzech mit zweyen gůten gesellen, die waren gefattern unnd eines handwercks, warend mir beid seer wolbekandt, als sy dann noch seind. Es begab sich eins tags, das sy einen zunfftbrůder zů der begrebniß begleiten. Als er nun zů der erden bestattet, wurden etlich under inen zů radt, zugen mit einander auff ire zunfftstuben und fiengen an den schlemmer zů singen, damit sy des gůten abgestorbnen k(rlins dest ehe vergessen möchten. Als sy aber auff die stuben kamen, funden sy bald irs glychen; sy sassen zusammen und liessen inn aufftragen nach der schwere./S. 94/In summa, einer under den zweyen ward seer wol betruncken, were derhalben gern von dem tisch gewesen, ein w(sserlin ze machen. Sein gefatter saß im an der seiten, den bat er zum offternmal, er solt in herfürlassen, sagt im darbey sein anligen. Diser sagt: ,,Hey, wolt ir darumb auffston? Nempt hin meinen hůt, bruntzend darein!“ Der was nit unbehend, nam den hůt, das sunst kein mensch an dem tisch warnam, bruntzt in also under dem tisch mer dann halber voll. Der hůt fieng an heftig unden durchrinnen; der gůt kerle war angsthafft und sagt zů seinem gefatteren: ,,Wo soll ich nun mit dem hůt hin?“ Sein gfatter sagt: ,,Wißt ir nit, wo er hingehört?“ Diser war nit unbehend, nam den hůt, satzt in seinem gefatteren auf mit bruntz und allem, das im das harnwasser über den kopf und bart abran unnd an seinem gantzen leib mit bruntz überschüttet; dann ehe sy die anderen wargenummen, ist der schad geschehen, unnd was dem schon genetzt und gezwagen. Was solt er aber darzů thůn? Zürnen kond er nit, dieweil er im den hůt selbs dar hatt gebotten. So was die ander gselschafft dermassen mit lachen behaft, wann sy gleich einandern gerupft, hetten sy demnach nit frid nemmen künden. Nach langem gelechter ward ein rachtung antroffen, sy solten

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lieb unnd gůte gefatteren sein, damit sy nit in sant Grobianus brůderschafft außgetilgt wurden./S. 95/53. Ein gůter schlemmer dichtet ein liedlin damit ward sein würt bezalet von den Fuckern. Auff dem reichstag zů Augspurg anno [1530] geschach ein gůter schwanck von einem singer an deß hertzog Willhelmen von München hoff. Er was ein berümpter musicus und componist, hieß mit seinem nammen N. Grünenwaldt. Er was ein gůter zechbrůder, nam nit vergůt, was im an seines gnedigen fürsten und herren tisch fürtragen ward, sunder sůcht im anderßwo gůt gselschafft, so seines gefallens und kopffs waren, mit im dapffer dempfften und zechten; kam so weit hinein, das alle schenckens und was er in barem gelt mitt im dahin bracht, in nasser war und gůten bißlein dahingienge. Noch můßt die maus bas getaufft werden; er macht dem würt bey den acht gulden an die wand. In summa, es kam auff die letst dahin, das der hertzog von München sampt andern fürsten, herren und stetten aufbrechen wolten. Der würt erfůr die sach, kam zů dem gůten Grienenwald, fordret sein außstendige schuld. ,,Lieber würt“, sagt Grienenwald, ,,ich bitt euch von wegen gůter und früntlicher gesellschaft, so wir nun lang zůsammen gehabt, lassend die sach auff dißmal also berůwen, biß ich gen München kum! Dann ich bin yetzůmal nit verfasst. Wir haben doch nit so gar weit zůsammen; ich kans eüch all tag schicken; dann ich hab noch kleinot unnd g(lt zů München, das mir die schuld für bezalen möcht.“ — ,,Das gunn dir gott,“ sagt der würt, ,,mir ist aber/S. 96/damit nit geholffen. So wend sich meine gleübiger mit worten nit bezalen lassen, namlichen die, von denen ich brot, wein, fleisch, saltz, schmaltz und ander speiß kauffen und bekummen můß. Es můß allwegen bargelt da sein; kumm ich auf den fischmarckt, sehen die fischer bald, ob ich umb bargelt oder auff borg kauffen wöll. Nimm ichs auf borg, můß ichs doppel bezalen. Ir gesellen aber setzt eüch zům tisch; der würt kan eüch nit gnůg aufftragen, wann ir gleichwol nit ein pfennig in der täschen hand. Darumb merck mich eben, weß ich auff dißmal gesinnet bin! Wilt du mich zalen, mit heils; wo nit, will ich mich den nechsten zů meines gnedigen fürsten und herren von München secretarien verfügen; derselbig wird mir wol weg und steg anzeigen, damit ich zalt werd.“ Dem gůten Grienenwald was der spieß an bauch gesetzt, wußt nit wo auß oder wo an; dann der würt, so auch mit dem teüffel zů schůlen gangen, was im zů scharff. Er fieng an, die allersüsten und glettisten wort zů geben, so er sein tag je studiert und erdencken mocht; aber alles umbsunst was. Der würt wolt sich aber keinswegs nit schweigen lassen und sagt: ,,Ich kan nicht vil umbstend; glatt geschliffen ist bald gewetz. Du hast tag und nacht wöllen voll seyn; den besten wein, so ich in meinem keller gehabt, hab ich dir müssen aufftragen. Drumb darffs nur nit viel meüß. Hast du nit gilt, so gib mir deinen mantel, dann so wil ich dir wol ein zeit lang

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borgen. Wo du aber in bestimpter zeit nitkumpst, wird ich dein mantel auff der gant verkauffen lassen. Diß ist der bescheid mit einandern.“ ,,Wolan,“ sagt Grienenwald, ,,ich will der sachen bald radt finden.“ Er saß nider, nam sein schreibzeüg, /S. 97/papeir, fälder und dinten und dichtet nachfolgends liedlin: 1. Ich stůnd auff an eim morgen Unnd wolt gen München gon Und war in grossen sorgen: Ach gott, wer ich darvon! Meim würt, dem was ich schuldig vil, Ich wolt in gern bezalen, Doch auff ein ander ziel. 2. ,,Herr gast, ich hab vernummen, Du wöllest von hinnen schier; Ich laß dich nit wegkummen, Die zerung zal vor mir, Oder setz mir dein mantel ein! Demnach will ich gern warten Auff die bezalung dein.“ 3. Die red gieng mir zů hertzen, Betrübt war mir mein můt; Ich docht: Da hilfft kein schertzen. Soll ich mein mantel gůt Zů Augspurg lassen auff der gant Und bloß von hinnen ziehen, Ist allen singern ein schand. 4. ,,Ach würt, nun hab gedulte Mit mir ein kleine zeit! Es ist nit groß die schulde, Villeicht sich bald begeit“,/S. 98/Das ich dich zal mit barem gelt. Darumb laß mich von hinnen! Ich zeüch nit auß der welt.“ 5. ,,O gast, das gschicht mit nichten, Das ich dir borg dißmal. Dich hilfft kein außred dichten; Tag, nacht wollst du sein voll. Ich trůg dir auff den besten wein, Drumb mach dich nur nit musig, Ich wil bezalet sein.“ 6. Der würt, der sach gantz krumme; Waß ich sang oder sagt, So gab er nichts darumme, Erst macht er mich verzagt. Kein gelt wußt ich in solcher not, Wo nit der frum herr Fucker Mir hilfft mit seinem radt. 7. Herr Fucker, laßt euch erbarmen Mein klag und grosse peyn Und kumpt zů hilff mir armen! Es will bezalet sein Mein würt von mir auff disen tag. Mein mantel thůt im gfallen, Mich hilfft kein bitt noch klag. 8. Dem würt thet bald bezalen Der edel Fucker gůt Mein schuld gantz überalle; Das macht mir leichten můt. Ich schwang mich zů dem thor hinauß Alde, du lausiger würte, Ich kum dir nimm inß hauß./S. 99/Diß liedlin faßt Grienenwald bald in sein kopff, gieng an des Fuckers hof, ließ sich dem herrn ansagen. Als er nun für in kam, thet er sein gebürliche reverentz, demnach sagt er: ,,Gnediger herr, ich hab vernummen, das mein gnedigster fürst und herr allhie aufbrechen und auff München zů ziehen will. Nun hab ich je nit von hinnen kinden scheiden; ich hab mich dann mit eüwer gnaden abgeletzet. Habe deren zů lieb ein news liedlin gedicht; so eüwer gnad das begert zů hören, wolts ich deren zůr letze singen.“ Der gůt herr, so dann von art ein demůtiger herr was, sagt: ,,Mein Grienenwald, ich wils gern hören. Wo sind deine mittsinger, so dir behilfflich sein werden? Laß sy kummen!“ — ,,Nein, gnediger herr,“ sagt er, ,,ich můß allein singen; dann mir kan hierinn weder baß noch discant helffen.“ — ,,So sing har!“ sagt der Fucker. Der gůt Grienenwald hůb an und sang sein lied mit gantz frölicher stimm herauß. Der gůt herr verstůnd sein kranckheit bald, meinet aber nit, das der sach so gar wer, wie er in seinem singen zů verston geben hatt;

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darumb schickt er eylends nach dem würt. Als er nun die warheit erfůr, bezalt er dem würt die schuld, errettet dem Grienenwald seinen mantel und schanckt im ein gůte zerung darzů; die nam er mitt danck an, zoge demnach sein straß. Disen Grienenwald kam sein kunst auff dißmal gar wol; sunst hett er sein mantel hinder im lassen můssen und nackend auß Augspurg gezogen sein. Darumb kunst nimmer zů verachten ist./S. 100/54. Ein würt zů Ingelstatt bracht mit listen ein ketten von einem jungen edellmann. Ich hab von einem gůten gsellen gehört, wölcher bey und mit gewesen, daß ein junger edelmann zů Ingelstatt ein g(lt by einem würt verzert hatt; dann er griff die sach nur bey dem dicksten an, hielt vil pancketen und gasteryen. Als nun die summa seer groß ward, fieng dem gůten würt an angst zů werden, gedacht im mangerley, wie er radt finden möcht, damit er bezalt wurd. In den dingen begab es sich, das des jungen edelmanns vatter, wölcher ein ritter was, nach seinem sun schicket, er solt onverzogenlich heimkummen. Do fieng dem würt erst an die katz den rucken auffzůlauffen; er wußt nit, wie er seinen sachen thůn wolt. Zůletst gedacht er im: ,,Wolan, ich můß ein anders für die handt nemmen, ob ich doch mit listen zůr bezalung kummen möcht.“ Er richt ein gůt bancket zů und sagt zů dem edelmann: Juncker, ich verstand, wie das ir heimreyten wöllen. Nun müssend wir uns dennocht zůvor mit einandern letzen und einen gůten můt haben.“ Diß gefiel dem edelmann fast wol und sagt: ,,Ja, mein herr würt, wölcher malzeit můß aber semlichs geschehen, damitt ich auch andren gůten gsellen, so mir lieb sind, darzů verkünden mag?“ Der würt sagt: ,,_Juncker, zům nachtmal bin ich seer wol gerüst. Darumb mögt ir wol gůt gesellen mitbringen; so wend wir gantz leichtsinnig sein.“ In summa, die sach ward also abgeredt. Der würt befalh allem seinem gesind, sobald man zů tisch kem, solten sy nur nit faul sein mit einschencken;/S. 101/so was der bescheid auch geben, das sy den besten und sterckisten wein, so er im keller hett, aufftragen solten. Das geschach nach allem seinem (des wirts) befelch und anschlag. Dann bald es umb die zeit ward, das man zů tisch saß, trůg man auff nach der schw(re; da hůb sich ein groß fressen unnd sauffen an; der würt aber lüff stetz von unnd zů dem tisch, damit man auff sein fürnemmen nit achten, dest weniger arckwon haben möcht; er schirt auch dapffer zů, damit dem jungen edelmann kein mangel an trincken gelassen wurd. Nun hatt der jung ein schöne guldine ketten am hals hangen, die was zum wenigsten in die dryhundert gulden wert. Als nun der wirt marckt, das der jung gantz wol bedruncken was, sagt er zů im: ,,_Juncker, wie mögt ir doch ein gantzen tag so schwer am hals tragen?“ Der juncker sagt: ,,Wie so?“ Spricht der würt: ,,Mich beschwert den gantzen tag das hembd und wammes am leib, deßglichen mein hůt auff dem kopf; ich gschweig, das ich ein gantzen tag solt ein sölliche ketten an mir tragen.“ - ,,Sie aber,“ sagt der jung, ,,beschwert

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mich gar nichts. Ich wolt, es kem einer und schanckt mir noch eine zů deren, ich trůg sie darzů, ja wann sy noch so schwer sein solt.“ Der würt sagt: ,,Ich möcht doch wol wüssen, wie einem wer, der ein semliche ketten trüg.“ Der edelmann was nit unbehend, hanckt dem würt die ketten an den hals; der schlam aber gieng nicht dest weniger für sich. Der würt lüff von und zů, wie er dann vormals auch gethon hatt; auff die letst aber verlor er sich gar unnd legt sich schlaffen, acht nit, wer die ürten macht. Als nun das sauffen biß über die zeit weret, bliben ettlich in der stuben auff den bencken ligen. Die sorg was schon by inn allen dahin; der edelmann dacht nit mer an seine ketten. Als es morndis tag ward, saß mein gůter würt auff sein roß, reit dahin, nam kein abscheid von seinen /S. 102/gesten. Nit lang darnach stůnd der edelmann auff unnd meint hinwegzůreiten, fragt oft, wann der würt auffston wolt, das er im seine ketten geb, dann er můßt reitten. Zůletst sagt im der stalknecht, der würt wer des morgens frü darvon; so wüßt er nit anderst, dann er wer ins Elses nach wein geritten. Der gůt jung ward der sachen nit gar wol zůfriden, wartet, biß die wirtin auffkam, die sagt im gleich semliche bscheidt. Was solt er thůn? Er můst hinweg auff seines vatters schreyben; so kond im die würtin gar nichts von seiner ketten sagen; also fůr er gantz traurig darvon. Über ettlich zeit schreib er dem würt umb sein ketten; der würt schreib umb sein gelt. Als es aber lang umbher gieng, můßt er im sein gelt schicken, da hielt im der würt sein ketten auch nit mer vor.55. Ein grawsame unnd erschrockenliche history, so sich auch von wegen eines kauffs oder tauschs zůgetragen hatt. Diewil wir jetzund eben von keüffen, wettungen und tauschen angefangen hand zů schreyben, ursacht mich auch ein grawsamme und gantz erschrockenliche history, so ich dann selb erlebt, auch beide personen, weyb und mann fast wol erkant hab. Nemmend war, es ist ein statt im Elses gelegen, Reychenweiler genant; dieselbig ist graf Jörgen von Würtenberg zůgehörig. In deren wonet ein würt, und hieß man das wirtshauß zům b(ren. Derselbig kam auff einmal in einer zech mit einem anderen würt in ein red; ein jeder wolt, der ander wer reycher. Zůletst kamen sy in eine sölliche/S. 103/wettung und tausch, das ein jeder auß seinem hauß von hab und gůt gon solt, und der ander in seines tauschs hauß gon, aber auß seinem vorigen hauß nichts tragen, weder barschafft, silbergeschirr, haußradt noch kleider; nichts außgenummen, allein was einer von gewand zů seiner notturft haben můßt. Alsbald schlůgen sy einandern den kauff zů. Do waren von stund an gesellen, die druncken den weinkauff, damit der tausch bestengt ward, wie man dann im Elses ein sunderen bösen brauch hatt. Dann so semlich unerbare keüff beschehen, findt mann bald solche lose kunden, die helffen zů solchen unerbaren keüffen, damitt sy allein den weinkauff ze trincken haben und inen der kropff gefüllt werde, es

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geradt der kauff hernach, wie er wolle. Also gieng es auch mit disem ellenden tausch zů. Nun hatten sy beid ein zeit bestimbt, so solt ein yeder syn hauß unnd hab verlassen und inn des anderen hauß gan. Der ander würt aber, so mit dem vom Reychenweiler getauscht, was nicht in der statt daheim, aber allernechst darbey in einem flecken Hunnenweyer genant. Als nun der vonn Reychenweller heymkam und seinem weib den tausch saget, ward sy über die maß seer betrübt, bat iren mann auch offt, er solt von solchem fürnemen abston unnd sich mit seinem gegenteyl inn ander weg vertragen; dann sy het ir entlich fürgenommen, ee zů sterben, ee daß sy auß irem eygen hauß, von hab unnd gůt ziehen wolt. Disen zanck unnd katzbalg triben sy lang mit einander; dann der wirt, ir mann, wolt dem andern des tauschs in keinerley weg abredt sein; so wolt in auch jenner des tauschs unnd erbaren kauffs nicht erlassen. Nun gieng die würtin von Reychenwiler groß schwanger, also das sy gar schier geligen solt. Auff einen tag hatten sy sich aber gar hart mit einander gezancket und erhaderet; zů dem mal hatt der/S. 104/würt nit sunders gest im hauß, dann ettlich arbeiter, so auß dem Schwaben und Welschland irer arbeit nach an das gebirge ins Elsaß ziehen; sonst was nyemands im hauß dann knecht und m(gt. Als sy yetzt alle nach dem nachtmal schlaffen gangen, der hader und zanck für und für mit dem wirdt und wirttin geweret, ist inn der nacht von denen, so im hauß gelegen sindt, deßgleichen von ettlichen nachbauren, so am nechsten gesessen sindt, ein geschrey unnd tumult im hauß erhort worden. Dieweil aber mennigklich von dem zanck und streyt, so die zwey mitt einander gehabt, wissens getragen, hat jederman gemeinet, der würt schlahe sein weib. Aber der knecht im hauß, als er seinen meister die gantz nacht so hort umbschwirmen, ist er zůletst auffgestanden und seinen meister angeschruwen und gesagt: ,,Meister, was ist doch dise nacht für ein ernstliches gefert im hauß? Will euch yemants überweltigen?“ Da hat im sein meister geantwurt und gesagt: ,,Was bleibst du nit ligen? Biß zů rhůen und lege dich! Mir thůt niemandts nichts. Ich hab mein weib ein wenig geschlagen.“ Also ist der knecht wider zů bett gangen. Des morgens aber, als alles volck im hauß auffgestanden ist, hat weder meister noch fraw auß der kammern gewollen gan, daß man doch vor nye ann inn beyden gewon gewesen. Als man aber zůletst die kammer auffgethan, hatt man die fraw mit vil wunden am bett durchstochen todt ligen, den mann ettlich schritt vom bett und ein messer, mit silber beschlagen, in im stecken todt ligen funden. Davon dann mennigklich grossen schrecken empfangen, und hatt man semlich grawsam geschicht eylentz den amptlüten angesagt. Die haben gleich, dieweil der argwon so groß gewesen, alle die, so dieselb nacht im hauß gelegen, gefenglichen angenummen. Wiewol sy unschuldig gewesen, noch/S. 105/

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dannocht hat sy grosser schrecken und forcht umbgeben. Zůletst als die entleibten personen sind begraben worden, hatt man den nachrichter von Colmar beschickt, understanden, die gefangnen peinlich zů fragen“. Es hat aber der nachrichter, als einer, so diser ding gepflegen, auß vilen zeichen und argwonischen stucken der sachen gar weyt nachdenckens gehabt, darzů auch den amptleüten geraten, mit den gefangnen nit zů eylen; dann es wolt in gentzlich beduncken, der württ hett semlichen mordt an seinem weib und an im selbs begangen. Disen reden haben die amptleüt, als denen die sach hart angelegen ist, zů hertzen genommen und nachgedacht, auch ye lenger unnd meer dem todtschleger als dem würt die sach vertrawet, wie dann auß gar vilen zeichen abzůnemen gewesen ist. Auff diß hatt man sy wider auß der erden lassen graben und noch ferrere zeichen an dem mrder [gefunden], so dann sein eigen fleysch unnd blůt inn můterleib sampt seinem ehegemahel lesterlichen ermordet hat; der hat ein solchen bösen geschmack von im geben, das unglaublichen zů sagen, und ist also durch den nachrichter an ander gewonliche statt, da solch verzweyfelt corpell hingehören, gefürt worden. Des weibs corpell ist in dem grab beliben. Gott sey ihrer seelen gnedig unnd gebe dem andern tauscher grosse rüw, so nit die wenigst ursach an disen dreien morden ist gewesen. Wie unrecht ist es gethon, eines andren gůt also durch geferlich tauschen an sich zů bringen! Dise histori hab ich auffs kurtzest hieher müssen setzen, damit menicklich ein genügen hab an/S. 106/demjenigen, so im vonn gott beschert ist, dasselbig nicht also inn windt schlagen, als wann er die gaben gottes wolt verachten. Darumb lond uns semlich unerbar tauschen und solch geferliche keuff vermeyden!56. Wie zwen dieb einem pfaffen das podegram vertriben. Zwen dieb hatten lange zeit inn gemein mit einander gestolen unnd allweg tugentlich, waß sy überkamen, mit einander getheilt. Auff ein zeit kamen sy in ein kleines stettlin, konten darin irer gattung nicht bekummen. Zůletst wurden sy zů radt, giengen hinauß auff ein groß dorff, bewurben sich umb ir kauffmanschatz, damit sy sich mit ehren auß möchten bringen. Sy erkunten sich so wol, das der ein einen hauffen nüß auff einer hurden ersehen, zů denen er nachts wol kummen mocht. Der ander fand einen schaffstall im dorff, darinn waren vil gůter feister schaff und hemmel; under denen wolt er einen stelen; des morgens wolten sy nüß und hammel in dem stettlin verkauffen. Sy wußten aber kein sicher ort im dorff, dahin sy iren kram, so sy n(chtlicher weylen überkamen, tragen möchten. Zům letsten besanen sy sich an den gerner oder beinhauß; daselbst solt der, so am ersten sein diebstal überk(m, des andern warten. Nun waß ein seer reicher pfaff im dorff, der lag gar hartt an dem podegram unnd hat zwen starcker junger knecht, die seiner warten můßten und in hin und wider heben und tragen. Es begab sich, als es gantz finster worden waß, das die zwen dieb yeder nach seiner wahr/S. 107/

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gieng. Der mit den nüssen was mit ersten fertig, trůg einen grossen sack voll auff die todtenbein. Der ander aber, weiß nicht, was in verhindert, kondt nit zů genist kommen. Sein gesell aber, damit im die zeyt vergieng, saß auff den todtenbeinen und aß nüß, warff die schalen hin und wider im gerner. Nun begab es sich, das dem pfaffen in der nacht das liecht außlöschet. Er wardt zornig über seine knecht; dann sie waren beidsam entschlaffen, hatten die ampel nicht geschieret. Als sy aber kein liecht schlagen kundten, sagt der pfaff zů dem einen, er solt ins beinhauß gon und ein liecht auffzünden. Der gůt gesell was geschwindt auff den füssen, lieff dem beinhauß zů, und als er jetzund die stiegen hinnabkumpt, so hört er den dieb nüß krachen und die schalen hin unnd wider werffen, davon im ein grosser schrecken zůstundt. Er lieff eylens wider zů hauß on ein liecht. Der pfaff ward zornig; als aber der knecht die ursach anzeyget, schickt er die beyden knecht mitt einander. Als sie aber auch nahendt hinzůkamen, hörten sy beid den dieb auff den beinen. Sie lieffen behends widerumb zů hauß. Als sy aber kein liecht brachten, ward der pfaff über die maß zornig und befalh seinen knechten, gůte weiche küssen auf ein mistberren zů legen unnd in darauff in den gerner zů tragen. Das geschach alles nach seinem befelch; sy kamen zů dem gerner. Der dieb auff den todtenbeinen meint, sein gesell kem mit dem hammel, und schrey von den beinen herab: ,,Thů gmach, thů gmach! Ich will dir in helffen heben.“ Die knecht meinten, es wer der teüffel, liessen den pfaffen fallen und lieffen darvon. Der dieb rumplet über die todtenbein herab und sagt mit lyser stimm, meint, sein gsell wer da und hett den hammel; er fragt: ,,Ist er auch feißt?“ Dem pfaffen ward so angst, das er des podograms vergaß, lief dahin, als wer er unsinnig; der dieb hinach,/S. 108/meint, sein gsell wolt den hammell allein behalten, und schrey hinach: ,,Hab ich kein theil daran?“ - ,,Nein,“ sag: der pfaff, ,,du böser geist, dir soll kein theil werden.“ — ,,So solt du auch kein theil an den nussen haben.“ - Der pfaff sagt: ,,O ich will mich gern aller nussen in ewigkeit entzihen.“ Deß morgens schickt er nach allen bauren und gab inn all die nussen wider, so im zů zehenden worden waren, und vergieng im also sein podogram.57. Ein Franck hatt sich auß eim becher kranck getruncken. Ein frenckischer gůter stallbrůder was in eim solchen brauch kommen, das er meint, er můßt allen tag zům wein gan und sich vollsauffen; des kam er zůletst in ein grosse kranckheit, alles trosts und hoffnung zů leben sich gantz verwegen thet. Im ward von gůten freünden geraten, er solt nit so kleinmütig sein, solt doch mittel unnd radt bey dem artzet sůchen, er möcht nach diser kranckheit woll auffkommen. Der gůt gesell volgt disem radt, ließ im den artzet berüffen; der kam eylents, den krancken zů besichtigen, damit er im radt inn seiner kranckheit thůn möcht. Als er im nun den harrn besehen und den puls begriffen hart, da befand er an allen warzeychen, daß im solche kranckheyt vonn grossem trinken

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zůgestanden was. Der kranck begert zů wissen, wie im sein kranckheyt gefallen then. Der artzet was ein seer gůter/S. 109/schimpflicher mann, der sagt: ,,Warlich, lieber son, ich kan nichts anders an dir befinden, dann das dich der becher gestochen hatt. Du můst dir mit glesern und bechern abbrechen, wann du wider deiner kranckheyt auffkommest.“ — ,,Ja, lieber herr,“ sagt der kranck, ,,ich bitt, wöllend vleiß mit mir ankeren, so will ich mich aller becher und gleser alle meine tag massen. Und wann ich schon zům wein und gůten gesellen gang, will ich mich auß einer fleschen vollsauffen.“ Diser red lachten alle umbstender und auch der artzet, nam urlob und zoch seins weges wider zů hauß. 58. Ein B(yer aß saltz und brot, damit im der trunck schmecken solt. Auff ein zeyt für ein mechtig schiff auff dem meer mit grossem gůt und kauffmanschatz beladen. Es begab sich, das ein grosse fortun oder torment an sy kam, also daß sich menigklich zů sterben und zů ertrincken verwegen thet. Auff dem schiff waß ein grober und gar ein ungebachner B(yer; als er von mennigklich hort, daß sy sich zů versincken unnd zů ertrincken verwegen hatten, gieng er über seinen lederen sack, nam darauß ein gůte grosse schnitten brot, reib ein gůt theyl saltz darauff, hůb an und aß daß gantz gütigklichen inn sich, ließ ander leüt betten, gott und seine heyligen anrüfen. Als nun auff die letst der torment vergieng und alles volck auff dem schiff wider zů rhůen kamen, fragten sy den B(yer, was er mit seiner weyß gemeint hett. Der/S. 110/gůt B(yer gab auff ir fragen antwurt und sagt: ,,Dieweil ich von euch allen hört, wie mir undergon und gar ertrincken solten, aß ich saltz und brot, damit mir ein solcher grosser trunck auch schmecken möcht.“ Diser wort lachten sy genůg.59. Von einem, so gott für seiner armůt dancket. Inn aller gantzen welt ist ein armer mann unwert, er kumb gleich, wo er wöll; hab auch nie von keinem vernommen, so sich seiner armůt gefröwet oder getröst hab, dann eben disen gůten companien, der dann eben zimblich an gott seiner armůt halben seer grossen danck gesagt. Das aber fügt sich dermassen. Als der Frantzos mit einem grossen volck in das Elsaß zogen unnd yetzt schon über die Zaberen steig kommen was, ist ein reicher thumher zů gemelten gesellen kommen und gantz ernstlich mit im von den schwebenden löuffen geredt. ,,Ach mein Zentius (also hießt der gůt fründt), was meinstu, das auß disem krieg und wesen werden wöll? Ich sorg, der Frantzos werd uns plagen unnd zů armen leüten machen. Ich weiß nit, wie ich mein dingen thůn soll. Hett ich nur 14 tag lenger zil, ee dann er kem!“ — ,,Ho,“ sagt diser, ,,wann ich inn ewrem hembd steckt, ich wüßt mich woll zů halten.“ — ,,So radt mir auch, lieber Zentz! Wie soll ich im thůn?“ Diser gab im gar mit ernstlichen geberden, wie er dann in gemeinem brauch hat: ,,Thůd eins,“

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sagt er, ,,und gond zum schultheissen, bittend ihn umb den stab, ist euch umb zwen pfennig zů thůn, gebt/S. 111/die einem weibel und laßt im gebieten, das er diser statt zwing und beinen miessig gang, so můß er nach der statt ordnung 14 tag warten.“ Der pfaff marckt den spot, so diser mit im treib, ward etwas darob erzürnt und sagt: ,,Ja, du hast gůt darvon zů reden, dein sach stadt yetzund wol, dieweil du nichts zů verlieren hast.“ Darauff sagt diser: ,,Das sey gott gelobt! Yetzund sich ich erst, warzů die armůt gůt ist; ich wolt aber nit, das ich meer hett, dann ich hab.“60. Ein Schwab beklagt sich, das gott nit auch in Schwabenland geweinet hett als wol als in Italien. Ein gůt frumb einfeltig mann auß dem Schwabenland zog gen Rom wallen. Als er nun in Italien kummen ist, hat er bey einem würt eingekert, der hat in schonl empfangen; dann er wol gelt zů verzeren hatt. Der würt hat im fürgetragen, waß er gůts gehabt hatt, darzů die allerbesten wein, so man inn Italien hatt, als Veltelin, Reynfall und andre gůten geschleck; die haben dem gůten Schwaben gar woll geschmeckt. Derhalben er zůletst den würt fragen thet, was doch solches für tranck were; hat im der würt gleich gedacht, er hett einen rechten kunden außgangen; dann er was auch ein geborner 112 Teutscher und ein grosser spottvogel. ,,Liber fründ,“ sagt er, ,,dem tranck, so ir nachfragen, sind unsers herrgotts zeher.“ - ,,O,“ sagt der Schwab, ,,du lieber gott, warumb hastu nicht auch im land zů Schwaben geweinet?“ Diser gůten einfeltigen leüt findt man nir vil meer bey unsern tagen.61. Ein reisiger knecht reit ein büchsenschutz von Colmar, entschlafft, kumbt wider hinein, meint, er sey zů Schletstatt. Zů Colmar zům wildemann hat der würt hochzeyt, und was für gest in denselbigen zweyen tagen inn die herberg kamen, vonn denselbigen nam er gar kein ürten, sonder hat sy allsamen zů gast. Es kam auch eben in der zeyt ein reisiger knecht von dem wirtenbergischen hoff dahin, der nam den wein dermassen zů im, als er hinnauß für die porten kam, stůnd er vonn dem pferdt ab und legt sich nider, entschlieff. Der gaul war ledig, lieff im feld umbher, ward vonn eim burger gefangen und an die porten gefüret. Als nun der gůt reuter erwachet, mangelt er seines gauls, davon er seer übel erschrack; er lieff eylens der stattporten zů, fragt nach seinem pferdt. Das hat einer auß der statt auffgefangen und an die porten gefürt und angebunden; des ward das gůt reuterlin fro, saß auff sein roß, meint nit anderst, dann er wer zů Schletstett unnd reit widerumb inn die statt. Als er aber /S. 113/wider zů der herberg zum wildenmann kam, sahe er erst, wo er was; můßt also die nacht bleyben, dann es schon affter tagzeyt was, unnd ward yederman zům spot. 62. Von der beürin unnd der süssen Martinsmilch.

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Ein reicher bauer saß inn einem dorff, der hat gar ein grossen brauch von knechten und m(gten. Nun begab sich auff sant Martinsnacht, das er seinem haußgesind die Martinsganß gab, und hat ein seer gůt mal zůgericht von gesottens, gebratens, hünern, gensen und schweinenbraten. Darzů hat er die allerbesten und stercksten newen wein, so er ankummen mocht; daß gesind můßt allessamen voll sein unnd nur dapffer bausens. Zůletst als der tisch auffgehaben, bracht die beürin erst ein groß kar mit gůter süsser milch; darinn stigen sy mit den löfflen und hatten gar ein gůten schlam. Innsonderheyt die beürin that nit anderst, dann wann ir die milch entlauffen wolt. Der bauer sagt: ,,Gernach, meine liebe Greta! Dann dir die milch sunst wee thůn wirdt, wann du schlaffen gast.“ Die beürin kart sich nicht an den bauren unnd aß nur dester fester. Als aber nun, die tröscher schlaffen gangen waren, hatt in der nacht den einen tröscher seer angefangen zů dürsten. Als aber er im bett gelegen und gar findtlich mit dem maul geschmatzt, hatt in sein gesell zůletst gefragt, was im angelegen were, hat er ihm seinen grossen durst angezeygt. ,,Schweig,“ sagt der ander, ,,ich will/S. 114/dir bald helffen; dann die milchkammer stadt noch offen. Ich will uns gan ein gůten hafen mit milch zůwegen bringen.“ Nun waß die milchkamrner zunegst an der tröscherkammer unnd auff der ander seyten des bauren kammer; die stůnd auch noch offen. Als nun der ein tröscher in die milchkammer kummen was, gropet er so lang, biß er die milch fand; er tranck im recht genug, nam darnach ein grosse milchkachlen voll, wolt die seinem gesellen bringen, darmit er seinen durst auch löschen möcht; und als er auß der milchkammer gieng, verfelet er des wegs. Dann als er meint, er gieng wider zů seinem gesellen, kam er inn des bauren kammer. Do lag die beürin mit blossem hinderen ungedeckt; der gůt tröscher meint, es wer sein gesell, der wer wider entschlaffen, hůb iren die milch für den arß. In dem ließ die beürin einen blast von ir gan; der tröscher sagt: ,,Du narr, was blasest du an der kalten milch? Ich mein, du seyest noch voller wein seyd nechten.“ Inn dem empfůr der beürin noch ein bl(sterling; do ward der tröscher erzürnet, erwüscht die milch, vermeint, die seinem gesellen in das angesicht zů schütten und schüt sy der beürin in den hindern. Davon erwachet die beürin und wußt nit, wie ir geschehen was; sy gehůb sich übel darvon; der baur auch aufferwachet, fragt sy, was ir geschehen wer. ,,O we,“ sagt die beürin, ,,ich weiß es nit, ich lig gantz naß inn dem bett.“ Der baur sprach: ,,Sagt ich dirs nit nechten, als du der milch so vil essen thettest? Dir ist eben recht beschehen.“ Der tröscher schlich auß der kammer befand erst, das er so grob gefalt, kam wider zu seinem gesellen. Der was gar zornig über in, sagt, wo er so lang außblibe; der durst möchte einem in so langer zeyt dreymalen vergangen sein. ,,Lieber gsell,“ sagt diser, ,,du weißt nit, wie es mir gangen ist. Als ich mit der milch auß der kammeren gon wolt, kam mir die beürin/S. 115/

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entgegen, schalt mich ein dieb und gieng mich vast übel auß”, wiewol sy mich nit erkant. Damit sy mir aber nit nachvolget biß in unser kammer unnd mich erkant, nam ich die milch unnd schut ir die in das angesicht. Also kumb ich on die milch.“ Also bescheiß diser tröscher der beürin ir bet unnd beredt seinen gesellen auch, das er im glaubt, wie er im gesagt hatt.63. Von einem laut schreyenden münch auff der kantzlen und einem alten weib. Zů Poppenried wonet ein münch, der dieselbig pfarr solt versehen. Er hatt ein überauß grobe stimm; wann er auff der kantzlen stůnd, wer in vormals nit gehört hatt, der meinet, er wer von sinnen kummen gewesen. Eines tags hatt er aber ein semlichs j(mmerlich geschrey; da was ein gůte alte wittfraw in der kirchen, die schlůg beide hend hart zůsammen und weinet gar bitterlichen; deß nam der münch gar eben war. Als nun die predig außgieng, der münch zů der frauwen sprach, was sy zů semlicher andacht bewegt hett. ,,O lieber herr,“ sagt sy, ,,mein lieber haußwürt selig, als er auß diser zeyt scheiden wolt, wußt er wol, das ich mit seinen fründen sein verlassen hab und gůt theilen musst; darumb begabt er mich vorauß mit einem hüpschen jungen esel. Nun stůnd es nit seer lang nach meines manns seligen todt, der esel starb mir auch. Als ir nun heüt murgen also mit einer grossen und starcken stimm auff der kantzlen anfiengen zů schreyen, gemaneten ir mich an meinen lieben esel; der hatt gleich ein semliche stimm gehabt wie ir.“/S. 116/Der münch, so sich einer gar gůten schencken bey dem alten müterlin versehen hatt, darby eines grossen růms von ir gewertig was, fand ein gar verachtliche antwurt, also das sy in einem esel verglychen thet. Also geschicht noch gemeinlich allen rhůmgirigen; wann sy vermeinen, grossen rhům zů erlangen, kummend sy ettwann zů allergrössistem spott.64. Von einem bauren, wölchem das maul unwüssend auß dem angel kam, und wie im wider geholffen ward. In einer statt im Elses gelegen kamen an einem wochenmarckt ettlich frembd wundartzet, scherer und steinschnider zůsammen. Es was einer under disen meisteren, der wolt einem burger sein sun das schererhandtwerck leeren; kamen also in einem wirtshauß zůsamen, damit sy des verdings eins wurden. Es war aber ein voller baur im wirtshauß; was man redt oder handlet, wolt er allwegen zů allen sachen sein pfennigwert auch reden und mer dann ander leüt vom handel wüssen. Das dann nit unbillich die gůten meister verdriessen ward, und nüt destminder mit irem handel fürfůren. Als nun der voll baur marckt, das man im auß seiner red nichts nit wolt kummen lassen, legt er sich zwüschen zwen tisch nider auff einen banck unnd ward hart entschlaffen. In dem wurden die gůten herren mit irer sach fertig. Bald ersicht einer under inen den vollen bauren auff/S. 117/

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dem banck. Er sagt zů den andren: ,,_Jetzund wolt ich den bauren wissen zů bereiten, das in sein eygen weib nit mer kennen müßt.“ Das begerten sy alle zů sehen, wann es on schaden zůgon mocht. Bald nam der scherer seinen rock umb sich und stůnd über dem bauren, richt im in einem augenblick das maul auß dem angel sunder allen schmertz, darvon der baur ein scheitzlich ansehen gewan, kein mensch so scheitzlich ye gesehen hatt. In dem aber von den andren sich ein groß gelechter erheben thet, kam der würt in die stuben, hett auch die ursach irs gelechters gern gewüßt. Bald zeigen sy im den vollen schlaffenden bauren mit seinem weiten auffgespanten maul, darvon der würt erschrack, kond nit wissen, was zůfals diß was. Er gieng ylens hinzů, schütlet den bauren, so fast er mocht, biß das er in von dem schlaff aufferwecket, fragt in, was im so schnell wer zůgestanden. Der baur hatt den mangel noch nit befunden, wolt dem würt antwurt geben, do kundt er gar nit mer reden und kein wort außsprechen. Dann was er sagt, was nur A a a. ,,Ach gott,“ sagt der würt, ,,wie ist doch disem gůten mann geschehen?“ Als nun der baur recht erwachet und befand, das er gar nit mer reden kundt, darzů das maul nit mer zůthůn, do fieng im an vor grosser angst die trunckenheit zů vergon, ward gantz nüchtern, gehůb sich mit weiß und geberden fast übel, kondts aber gar nit zů worten bringen. Der würt, so ein sunder groß mitleiden mit dem bauren hatt, fragt in, ob er die kranckheit vor mer an im gehabt hett. Der baur schut den kopff, kund aber nichts sagen dann A a a. Zůletst sagt der meister, so im das maul auß den schlossen gehebt hatt: ,,Ich wüßt im wol in einem hu zů helffen, wann ich gedecht, das er mir auch lonet fur mein kunst.“ Der baur hůb beide hend gegen im auff, gab mit dem haubt zeichen, er wolt im seiner arbeit wol lonen. Also fordert er einen gulden,/S. 118/der müßt vor allen dingen bar ligen. Bald erwußt der baur einen teller, zalt einen gulden darauff, trůg den also mit auffgespertem weitem maul zům tisch, darvon aber ein groß gelechter fürgieng. Also nam in der meister wider under den rocks, hatt im augenblicklichen das maul an sein alte statt gericht. Die andern gůten herren fiengen an zů der sachen reden, er solt dem bauren ettwas vonn dem gulden widergeben, dieweil er doch das so mit ringer arbeit gewunnen hett. Zůletst ward die rachtung gernacht, das er im die zwen dickpfennig widergab, den dritten verzechten sy. Diß was deß unverschamten schwetzigen bauren straff.65. Einem ward ein zan wider seinen willen außbrochen, als er gern gessen hett. Ein kauffmann auß dem Schwabenland schicket einen jungen diener in Italien, seine gescheft eines theils darinn außzůrichten. Dem jungen aber kam es seer übel; dann er deß welschen gar nit bericht was. Er kam in ein statt, darinn kundt er sich gar nit erfragen auß mangel der sprach. Nun hett er fast gern gessen und wußt nienan kein wirtzhauß. Von ungeschicht begegnet im ein Teütscher, den erkant er an sein kleidung; er grůßt in auff gůt teütsch. Diser dancket im gar früntlichen. Also bat er

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in, er solt im ein würteshauß weysen. Der gůt gesell was gantz willig, sagt im, wann er stracks für sich gieng die lange gassen hinauff, wurd er einen gemalten schilt vor der herberg hangen sehen; daselbst solt er einkeren, dann er fund gůt herberg./S. 119/Als er aber die gassen auffgieng, sicht er vor einem scherhauß ein gemalten schilt hangen. Er meinet, er wer des wirts hauß, von dem im gesagt was, zoch hinein. Bald er in die stuben kam, stůnd der meister und die knecht gegen im auff, meineten, er welt zwagen oder scheren. Als sy in aber in welsch fragten, was im angelegen wer, deütet er auff den mund mit der hand, meint, er wolt gern essen. Die scherer aber verstůnden, er litt schmertzen an eim zan, denselben wolt er außbrechen lassen. Bald satzt man im einen stůl dar und ein küssin, darauff hieß man in nidersitzen; von stund an kam der meister mit seinem instrument und wolt im gleich ins maul mit. Do der jung semlichs marckt, understůnd er sich zů weren. Der meister befalh den knechten, sy solten in heben, dann er litt grossen schmertzen an zenen. Also wurffen sy in zůruck unnd brachen im wider allen seinen willen einen zan auß. Derhalben nit gůt ist, in ein yedes wirtshauß einzůkeren.66. Von einem scherer, der seiner můmen senff under das blůt schutt. Es war ein scherer, der hat ein basen, die kam zů vilmalen zů im, daß er ir lassen oder ein ader schlagen můßt, wölches er zů zeiten mit grossem unwillen thet. Er wußt nit, womit er iren doch das lassen erleiden möcht, damit sy in nit so vilmalen überlüff. Eines tags kam sy aber, ließ auff der median ein ader schlagen, bat iren vettern, er solt ir blůt besunder stellen, biß das sy widerkeme, dann sy möcht wol sehen, was es für ein farb gewinnen wölt./S. 120/Als nun die gůt fraw hinwegkam, da nam er geschwind ein löffel mit senff und schut den under das blůt und růrts umb einander; da gewan es gar ein wunderbare scheitzliche farb. Nit lang darnach kam die gůt fraw und wolt ir geblüt besehen. Der scherer (oder, wie man sy an anderen orten nent, balbierer) fůrt sy darzů. Als sy das ungeschaffen geblüt sahe, erschrack sy über die maß; dann sy meint sich des tods gantz eygen sein. Der balbierer trost sy und sagt: ,,Mein liebe baß, du solt nur ein gůten můt haben; du bist jetzund von vilen sorgklichen febren erlöset. Solt diß geblüt bey dir bliben sein, was meinst du, das anders dann gar sorgkliche feber darauß entsprungen weren?“ Damit beredt er sie, das irn die gůt fraw aller seiner red glauben gab. Sie bat in gar früntlichen, er solts noch nit außschütten; dann sy hett eine gefetterin, deren wolt sy es zeigen, sie wirt sich nit wenig darab verwunderen. Bald sy semlichs gesagt, lieff sy, samlet ein grosse schar weiber, sagt inn von irem blůt und wie es so gar ein schedlich ding umb den senff war, das er das geblüt mit einander vergifftet; fůrt sy damit über das geblüt. Also ward bald ein gantz lautprecht geschrey in der statt, wie vonn der gůten frawen were senff im

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gebliet gewesen. Als nun der scherer meint, es wer jetzund weit genůg außgeschollen, hatt er etlichen weibern und mannen darvon gesagt, wie es sich zůgetragen und verloffen hab; dieselbigen haben ein seer groß gespey darmit getriben. Zůletsten ist es der gůten frawen auch fürkummen, die dann auch von manchem verspeit ward. Dise schmach hatt sy von irem vetter so zů hohem zorn angenummen, daß sy gentzlich verredt hatt, in sein hauß nit mer zů kummen, wölchs im mit gantzem lieb ist gelebt gewesen. Also kam er ir mit irem lassen ab./S. 121/67. Von einem pfaffen, der by nacht auff einem wasser seltzam obentheür erfaren hatt. Ein gůter, frummer, einfaltiger pfaff, so hie mit dem teüffel zů schůlen gangen waß, gieng auff ein zeit über f(ld. Er was in seinen tagen nit vil gewandret, hatt wenig von weltlichem brauch erfaren. Das gůt herrlin kam in einen seer dicken wald, darinn überfiel in die nacht so gar g(chlingen, das er nit wußt, woauß oder wohin er solt. Es umbgab in ein seer grosse angst; er gieng hin und wider in dem wald. Zůletst kam er zů einem grossen wasser; da ward er gewar, das leüt vorhanden waren. Erst lüff im die katz den rucken auff; dann er sorgt, es weren mörder, so ir auffenthaltung in dem wald hetten. Der gůt pfaff saumpt sich nicht lang, kroch zů allernechst am wasser in ein dicke hurst, sich vor den leüten, so er reden hort, zů verbergen. Der mon schein gar hell, das er weit auff das wasser sehen mocht; in dem sicht er vier fischer in zweyen weydschiffen daher schalten; die wurffen ire garn gleich an dem hammar in das wasser, da der pfaff in der hurst stackt. Als sy die garn wider ziehen wolten, was in ein grosser dorn in das garn kummen, darvon sy gantz unwirsch unnd ungedultig wurden; fiengen gar grawsam an zů schweren. Als das der pfaff hort, ward im gar angst, dann er gedacht, gott wirt das gantz erdtrich von wegen solcher ungebürlichen schwür under lassen gan, wie es dann nit ein wunder wer. Nun als die fischer die dörn auß dem garn geledigt hetten, stigen sy in iren grossen wasserstifflen an das land, zogen ire brotseck harfür; und, wie ir brauch ist, fiengend sy dapffer an/S. 122/zů schlemmen. Stigen nach dem schlam wider inn ire schiff unnd fůren weiter nach irer narung. Diß alles hatt der gůt pfaff gesehen und gehört, kundt oder wußt sich aber gar nichts darauß zů verrichten. Er erwartet deß tags mit grossen sorgen. Als der jetzund vorhanden was, kroch er auß der hurst, gieng so lang, biß er auß dem wald kam. Do sahe er erst, wo er daheimen waß. Den nechsten sunnentag, als er seine predig vollendet und nach gemeinem branch für alle stend, geistlich und weltlich, bitten ward, fieng er zůletst an und sagt: ,,O liben fründt, helffend mir gott bitten für das volck in den grossen stifflen, so zů nacht auff dem wasser faren, das inn kein dorn ins garn kumm! Sunst fahen sy an zů schweren, es möcht der himmel herabfallen. Ich sag eüch, das es ein unnütz volck ist; was ander lüt deß tags ersparen, fressen sy zů nacht.

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Gott sey gedanckt, so mir von dem unnützen fressigen gesind geholffen hatt!“ Dise fabel sey gleich ein gedicht oder ein geschicht, so ist es doch leider ein solcher böser brauch by den fischern entstanden (aber nit by allen), das ich glaub, man under alien hantierungen nit ein sollich ruchloß volck find, so an irer bittern, sauren und sorglichen arbeit gott also lesteren, daß warlich nit ein wunder wer, gott strieff sy gleich an der stett. Der herr geb sein genad, damit semlich gotteslesterung by disem und anderm volck ein end nemme und sy darfür seinen heyligen nammen preyssen unnd eehren! Darzů helff uns gott der vatter, gott der sun unnd gott der heilig geist! Amen. End deß Rollwagenbüchlins./S. 123/ZUSÄTZE SPÄTERER AUSGABEN.68. Von einem, der sein schuld beychtet. Im Schweitzer land zů Lucern ist es in der fasten beschehen, so yederman beichten můß, daß auch allda ungeferd gewerchet hat ein junger fröudiger gsell mit nammen H. R. E. Zů demselben spricht sein meister: ,,Es ist der brauch allhie, das yederman můß beychten. Darumb so schick dich auch darzů!“ Welcher antwortet: ,,Das wil ich thůn, meyster.“ Und gadt in dem hin gen beychten. Als er nun für den pfaffen niderkneüwet, spricht er: ,,Herr, ich geb mich schuldig,“ unnd schweiget darmit. Der pfaff spricht: ,,Sag weyter!“ Er beychtet: ,,Ich bin dem wirdt zůr kronen anderthalbe gulden schuldig, die ich allda verzeeret hab. Weyter dem wirdt zů dem löwen ein gulden, dem wirdt zum salmen zwölff batzen.“ Nach dem besinnt er sich, wo er mee schuldig sey; so spricht der pfaff: ,,Kanst auch betten?“ Antwort er: ,,Nein.“ Spricht der pfaff: ,,Das ist böß.“ Antwortet, der da beychtet: ,,Darumb hab ichs nit wollen lernen.“ Der pfaff schandtlechlet unnd sprach: ,,Wes bist?“ Er antwortet: ,,Meins vatters.“ Der pfaff sprach: ,,Wie heißit dein vatter?“ Er antwortet: ,,Wie ich.“ Der pfaff sprach: ,,Wie heißt du?“ Er gab antwort: ,,Wie mein vatter.“ Der pfaff fragt in herwider: ,,Wie heissen ir all beide?“ Er antwortet: ,,Einer wie der ander.“ Der pfaff, wiewol er ergrimpt was, spricht dennocht sennftmütigklich gegen dem jüngling: ,,Gang hin! Ich kan doch nichts mit dir schaffen.“/S. 124/69. Von einem kn(blein, das meisterlich wol keglen kundt, was aber noch zů jung [zů] lernen b(tten. Es kam in eines herren wirdtshauß geritten ein reicher kauffherr ein stund oder zwo vor dem nachtessen; und als er im die stiffel hett lassen außziehen, spricht der wirdt zům kauffmann: ,,Herr gast, lassen uns ein wenig spacieren gan! Es ist doch noch zů frü, zenacht zů essen.“ Alsbald das es Henßle, des wirdts sünle, erhort, rüfft er: ,,Vatter, laß uns keglen!“ Der vatter antwortet: ,,Laß sehen, mein büble, was kanst!“ Damit wolt er dem herren die weil kürtzen. Das büble satzt die kegel auf, kundts auch meisterlich umbwerffen, baß dann der vatter selbst, ließ auch zůn zeiten ein schwůr darmit lauffen, welches dem vatter alles wolgefiel. Der kauffherr gedacht: ,,Der wirt wol geradten“, wie man spricht. Doch

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zůletst kundt er sich nit überheben und můßt dem wirdt ein pfeil schiessen und spricht: ,,Herr wirdt, wie alt ist euwer büble? Er kan baß keglen weder kein alter.“ Der wirdt antwort: ,,Er gadt erst in das eilfft jar.“ Der kauffherr fragt in weyter: ,,Kan er auch b(tten?“ Antwort der wirdt: ,,Was sölt er können b(tten? Er ist noch ein kind.“ Und der kauffherr lechlet in im selbs, gedacht darneben: ,,Kan das büble schweren unnd so wol keglen, ist aber noch ze jung zů lernen b(tten!“ Ach du schnöde welt, wie bist doch du so blind, unnd zeüchst deine kind so schandtlichl Hett das der wirdt von einem anderen gesehen, hetts können mercken und den straffen; aber gegen seinem kind was er sehend blind./S. 125/70. Von einem geschwinden jungen gsellen, der einen löffel mit silber beschlagen in bůsen stieß, damit er einen gestolnen löffel herfürbracht. In einem gůten mal waren versamlet ettlich seltzam knaben, die den wirdt tapffer hiessen auftragen unnd zechten redlich. Nun in aller zech einer under inen stoßt einen 1öffel mit silber beschlagen heimlicher weiß in bůsen, damit er der zech halben nit zů theür k(me. Welches einer under inen ersehen, stoßt auch einen in bůsen. Als man nun schier gessen hat und der wirdtsknecht die löffel aufhůb, bracht ers dem wirdt. Welcher spricht: ,,Es manglen zwen löffel,“ und gadt damit in die stuben. So der nachgender, der auch ein löffel in busen gehalten hat, den wirdt erblickt, gedenckt er: ,,Er wirt die löffel forderen;“ und zeücht den seinen herfür blößlich, das man den silberen stil kundt sehen. Als der wirdt bey dem den löffel ersicht, gadt er herzů und reißt in herfür, spricht: ,,Find ich dich da!“ Der den 1öffel hat gehept, antwortet: ,,Ists einem anderen recht, so ists mir auch recht!“ unnd zeigt damit auff den, der von ersten stelens halben einen in bůsen hat geschoben. Und werden also dem wirdt die 1öffel wider, unnd bleibt auch der, der den löffel von ersten verschoben hat, ungeschmecht./S. 126/71. Von einem reüter, der seinen hund auch an das betth leget. Gen Weesen im Oberland gegen der nacht ist kommen ein reüter in ein wirdtshauß der den gantzen tag von wegen deß wetters hat müssen durchs kaat reiten, welcher bey im hart ein grossen zotteten vogelhund, der seer beschissen was. Als man zů nacht as, warff der reütter zum dickeren mal seinem hund zů, etwan ein stuck brots, etwan ein bissen abschetzigs fleischs, etwan ein bein. So das der wirdt ersicht, gedenckt er bey im selbst: ,,Ich wil dir die zech wol machen.“ Nachdem sy gessen hatten, unnd der wirdt von yedem gast die zech eyngenommen, spricht er zů dem reüter: ,,Herr gast, ir müssen zwo zech geben, eine für euch und eine für eüweren hund; dann ir haben im wol so vil zůher geworffen, brot, fleisch unnd anders.“ Der reüter lechlet unnd antwortet: ,,Was ich thůn můß, das wil ich gern thůn;“ unnd gab dem wirdt die zwo zech, vier Schweitzer batzen. Als nun der wirdt yederman hat nider gewisen, fůrt er

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disen reüter in ein besundern herrliche schlaaffkammer, darinnen zwey schöne betth stůnden; gedacht: ,,Er hat die ürten wol bezalt; wilt im auch ein eer anthůn und in ein gůt betth legen;“ unnd wünschet hiemit dem reüter ein gůte nacht. Der reüter nit ungeschwind, růfft seinem zottenen hund und leget in an das best betth also beschissen, gedacht: ,,Hab ich die zech für dich müssen geben, solt billich auch wol ligen.“ Der hund, wie dann ir gewonheit ist, zerscharret das betth und macht im ein liger. Morgens, so der reüter was aufgestanden und die hausmagt das betth solt machen, war es gar geschendt./S. 127/Der wirdt vernimpt das und verklaget den reüter vor der oberkeit, er sölle im das betth bezalen. Der reüter erzalt der oberkeit, wie er für den hund hett müssen die ürtten, zwen batzen, bezalen, so were es ye billich, daß er auch wol lege. Die richter lachen zů diser sach unnd erkannten den reüter ledig, strieffen darneben den wirdt, daß er keim hund in der gestalt solt die zech mee machen. 72. Von einem einsidel, der sein eigen schwester ermort. Zů Grüningen saß ein seer reycher mann, der hat ein einigen erwachßnen wolgeleerten sun und ein tochter. Demselben sun kam in sein gedancken, ein einsidel zů werden und dardurch in himmel ze kommen; dasselb kundt im weder vatter, schwester, noch freünd erleiden. Gadt von seinem vatter, schwester, hauß und hof und allem reichthůmb auff anderthalbe meil von der statt in einen eichwald unnd macht im selb alda ein hütten, darinn er, verscheiden von der welt, můt hat, got zů dienen. Sein speiß und tranck b(ttlet er in den n(chsten umbligenden flecken und dörfferen und fůrt also ein strenges leben mit b(tten, fasten und arbeiten an den gemeinen w(gen; da verwarff er die karrenleissen, trůg in die tieffe löcher holtz und stein und füllets auß, bessert also die gemein strassen weit und breit. Das treib er ein lange zeit, wol zehen jar lang. Auff ein zeit kam im für im traum zů nacht, so er an seinem betth lag und schlieff, ein stimm sprechend: ,,Der herr hat mich zů dir geschickt, daß ich dir solle verkünden dise wort: Under disen dreyen lasteren můßt eins volbringen, welches dir erwöllen wirdst,/S. 128/namlich einmal dich voll trincken, oder einmal in unkeüschheit leben, oder ein todtschlag thůn. Deren eins wil der herr von dir haben.“ Unnd in dem verschwand die stimm wider. — Der einsidel erwachet ab der stimm unnd erschrack seer übel, gedacht im nach und sprach zů im selber: ,,Sol und můß ich eins auß disen dreyen bösen lasteren erwöllen, daß wirt mir schwer sein; dann ich mein lebtagen nie keins im sinn hab gehept, geschweigen erst thůn.“ Und doch treib in sein gewüssen tag und nacht, frü und spat, daß er deß herren befelch vollbrechte, wie er meint. Nach langem eyfer und nachtrachten, doch ungern, erwöllet er im die trunckenheit, vermeint, dieselbige were die ringest. Auff ein zeit schreib er seiner schwester gen Grüningen einen brieff, die in grossen eeren unnd reichthůmb sas, sye sölte doch einmal zů im kommen und mit ir

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bringen ein flesch voller wein unnd sich mit im noch einmal ersprachen; alsdenn wölle er sich aller freündtschafft, auch der gantzen welt entziehen und sich dem herren gar ergeben. Welchs so die schwester im schreiben vermercket, begert sy das mit gantzem fleiß zů vollbringen dann sy und alle menschen hielten in für ein heiligen mann. Und gadt zů im hinauß allein an einem feyrtag, wol geladen mit wein unnd brot und anderem gewürtz, sich mit irem brůder allein zů ergetzen. Als sy zů im kam, wurden sy beide von hertzen fro, und er empfacht die schwester in aller zucht und eeren, sitzen also zůsamen und ersprachen sich mit einander. Er fraget sy, wie es dem vatter gange, auch was manns und wie vil kind sy habe. Die schwester bericht in aller dingen, unnd im schwetzen schmöcht sy im immerdar die fleschen, auff daß sy in möcht frölich nachen. Bey langem wort der brůder voll (dann er hat des rinckens nit gewonet), satzt sich auch neher zů der/S. 129/schwester und greiff sy etwan an. Die schwester achtet es nit, dann sy gewan ein fröud darab, daß ir brůder so frölich war, trewet im auch nichts böses. Doch bey langem wirt der brůder gar entzündt und schendet die schwester mit gwalt. Nach der that gedacht er: ,,Es wirt von mir außkommen, so ich sy laß wider heimgan,“ gadt hin und ermördets gar. Also vollbringt er dise laster all drey, vermeint, er hett das ringest erwöllet. O trunckenheit, was stifftest du! Du bist nit das ringfügest laster under all ander laster. 73. Von einem gar geleerten mann, der zů Speyr mit listen ein lantzknechtischen edelmann strieff seins schwerens halben. Es hat sich begeben, das zůsamenkommen sind zů Speyr in einem wirdtshauß, zum schwanen genannt, ein geleerter mann unnd auch rauwer kriegischer edelmann, welcher bey im hat ein gůten einfeltigen knecht. Im nachtessen war die red des edelmanns schier gar allein, welcher immerdar von seinem kriegen sagt, stürmen, schlachten, hauwen unnd stechen, wie er vor Ofen so mengen Türcken hette umbbracht, wie er sich so wol in Napels gehalten hett; were er nit gewesen, man hette stett und schlösser verloren. Und [schwůr] denn darzů, daß sich der himmel möchte bucken, bey gott unnd seinen heiligen, und vil ander seltzam unerhörte schwür zoch er herfür. Der gůt geleert mann mocht nit zů red kommen, hette gern etwas von gott unnd seinem wort einher zogen, so kundt er nit zů fechten kommen vor dem edelmann. Zůletst hort der edelmann ein wenig auf schwetzen unnd schweeren; so spricht der geleert mann: ,,Fester/S. 130/juncker, es ist ein feyn ding umb ein kriegsmann. Er erfert vil, sicht und hört vil, durchzeücht vil frömbde land. Es ist kein handel auff erdtrich, der mich mer hat angefochten, dann ein kriegsmann zů werden; so hat es alle zeit nun ein ding gewendet.“ Der edelmann spricht: ,,Weyser herr, was ist doch das gewesen?“ Der geleert mann antwortet: ,,Ich hab allzeit besorget, ich müsse auch so übel schweren.“ Der edelmann schweig still

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und schandtlechlet darzu; aber sein knecht, der vor dem tisch stůnd, spricht: ,,Herr, es mag wol einer ein kriegsmann sein, můß darumb nit so übel schweren.“ Also ward ob dem tisch ein gantze stille, und schemet sich zum teil der edelmann. Warzů ist es leider kommen, das man schier kein wort mee reden kan, man lasse dann ein schwur damit lauffen, und misbrauchen also Christi unsers herren leyden und sterben zu unseren unnützen worten! Wie müssen wir gott dem herren so grosse rechenschafft darumb g(ben! 74. Von einem kind, das kindtlicher weis ein ander kind umbbringt. In einer statt, Franiker genannt, gelegen in Westfriesland, da ist es geschehen, das junge kinder, fünff-, sechsjerige meitle und knaben, haben mit einander gespilt und haben ein büble geordnet, das sol der metzger sein, ein anders büble, das sol koch sein, ein anders sol ein saw sein. Ein meitle habents geordnet, sol köchin sein, wider ein anders underköchin, das solle in eim gschirrle das blut von der saw empfahen, das man würst könne machen. Nun, der metzger ist an das büble hingeradten, das die saw solte sein, hats nidergerissen/S. 131/und mit einem messerle die gurgel auffgerissen; die ander all huben die saw, unnd die underköchin empfieng das blut in irem gschirrle. In dem gadt ungeferd hinfür ein radtsherr unnd sicht dis ellendt, nimpt von stundan den metzger mit im und fůrt in in des obersten haus, welcher von stundan den gantzen radt versamlen lies. Sie sassen all über disen handel, wussten nit, wie sie im thun solten. Sie sahen wol, das es kindtlicher weis geschehen war. Einer under inen, ein alter weyser mann, gab den radt, der oberst richter solt ein schönen roten öpffel in die eine hand nemmen, in der ander ein reinschen gulden, solt das kind zu im rüffen und beide hend gleich gegen im strecken. Nem es den öpfel, solt es ledig erkennt werden; nem es aber den gulden, so solt mans auch tödten. Dem wirt gefolgt, und das kind ergreifft den öpffel lachende, wirt also ledig erkennt.75. Von einer gr(ffin, die einem jungen edelmann ungewarneter sach vermechlet ward. Es hat sich zu Paris begeben, das ein graff hat ein gar schöne tochter; die ward eim jungen edelmann hold, der an ires vatters hoff dienet; welches der vatter vernimpt und straffet die tochter seer bey verlierung seiner huld, wo sy des edelmanns nit müssig gange. Der edelmann vermerckt die liebe der greffin und stelt sich offt an orten und enden, da er dann wusst, das sy furgan wurde, das er sy könte zu red stellen, welches dann bey langem beschach. Auff ein zeyt trifft er sy an, und wie dann die liebe ein art an ir hat, erröten sy beide. Und doch legt er die/S. 132/scham hindan, redt sy an mit freuntlichen worten: ,,O ir mein hort, mein trost und schönste auff erden, wie hab ich doch so lang begert, mit euch einmal zu reden, und sich nie hat können schicken dann yetz! Darumb

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lassen uns nun gnug nach unsers hertzen lust mit einander reden!“ Die schöne jungfrauw sprach: ,,Nein, es wirt sich hie nit schicken. Nemmen hin den gartenschlüssel und verfügen euch hinnacht in meines vatters garten! Dahin wil ich auch kommen; alsdenn wöllen wir nach unsers hertzens begir mit einander reden.“ Der edelman nimpt den schlüssel und verfüget sich in den garten, dahin dann sie auch gegen der nacht kam. Da traffen die zwey einander an; es mag ein jeder wol gedencken, wie trewlich sy einander gemeinet haben; sind auch nach langem all bede am lotterbeth entschlaffen, das in dem gartenheüßlin was. Morgens, wie sich dann ein ding schicket, kondt der alt graf, ir vatter, nit schlaffen, sonder stadt auff und gadt in den garten spacieren, sich da als mit dem vogelgsang zů erquicken. Bey langem, so er herummer spaciert, kompt er in das gartenheüßlin; alda findet er sein tochter und den jungen edelmann beyeinander růwen. So er daß ersicht, schweiget er still unnd gadt hindan heim, spricht zů seiner frauen: ,,Als man zůr messe leütet, söllen ir und unser tochter mit sampt euwer frawenzimmer in die kirch gan und andechtig messz hören.“ In dem schied er von iren und schicket nach einem caplan, sagt im: ,,Lieber herr, ir werden heüt mein tochter unnd den jungen edelmann, den ich an meinem hof hab, zůsamengeben.“ - ,,Das wil ich gern thůn, gnediger herr,“ sprach der caplan. So es nun umb die zeit ward, schicket der graf einen diener zů seiner tochter, laßt ir sagen, sie sölle eylentz zum altar gan und vor dem caplan niderknüwen; welches sie eylentz thůt, weißt aber nit, was der vatter/S. 133/darmit meinet. Schicket auch den diener zum jungen edelman, laßt im sagen, er sölle zů seiner tochter vor dem caplan niderknüwen, das er mit begir seines hertzens vollbringt. Also gab sy bede der caplan zůsamen, und verwundert sich yederman drab. Dise that ist zů loben am grafen; dann zu geschechnen dingen sol man allzeit das best radten.76. Von einem wychbischoff, der die kirch und den kirchhof gewycht hat, hat aber kein begrebnuß den unschuldigen kinderen geordnet. Im Turgaw, nit weit von Costentz, in einem flecken hat ein übelth(ter einen inn der kirchen erstochen und die kirch und den kirchhof entweicht, also daß man da nit kondt meß noch ceremonien mee halten, das nun den byderben leüten alda grosse beschwernus was. Werden zů radt und schicken nach dem wychbischoff mit grossem kosten, welcher kam und wycht die kirch und den kirchhoff wider. Als es nun alles versehen was, falts einem alten bauren zů, wo man die unschuldigen kinder sölle vergraben, unnd bringends an den wychbischoff wider, wo man doch die unschuldigen kinder sölle begraben, so der gantz kirchhoff gewycht syge. Spricht der wychbischoff: ,,Wo wollen irs haben?“ Die bauren füren in an ein ort besunders und sprechen: ,,Gnediger herr, allhie wirt es gůt sein.“ Der wychbischoff spricht: ,,Biß du nit gewycht!“ Und die bauren můßten im das in sunderheit bezalen./S. 134/

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77. Von einem pfaffen, der spricht: ,,Herr gott, weer du dich dahinden! Ich wil mich dafornen weeren.“ An der Meylander schlacht bey den Schweytzeren ist gewesen ein pfaff mit nammen Joß Haß; dann sy im brauch haben, so sy zů feld ziehen, mit inen allzeit ein pfaffen zů nemmen. Diser, so man an die schlacht gan solt, bindet seinen lidering sack, darinn er die herrgott hat, dahinden auff sein rucken und spricht: ,,Herrgott, weer du dich dahinden! Ich wil mich tapffer davornen weeren.“ Und kumpt auch also von der schlacht ungeschlagen. 78. Von einem pfaffen, der den stil vom Wyhw(del in das wyhwasser stieß und die leüt damit besprenget. Auch diser obgemelter pfaff laß allzeit die frümessz geschwind; und auch in derselben kirchen war ein gar seer andechtigs pfeffle, welcher gar eben mit seinem herrgott umbgieng und hielt allzeit ein gantze stund messz, also daß die leut gern hinder seiner messz stůnden. Nun auff ein zeit fiengen die zwen pfaffen an einem morgen mit einander frümessz halten; es stůnden vil leüt hinder des kleinen pfaffen messz, gar wenig aber hinder des Joß Hasen messz. Als nun der Joß sein meß gschwind herauß hat, gibt er den seinen das wichwasser. So das die ander, die hinder deß kleinen pfaffen messz stond, ersehen, lauffen sy herzů, wöllenn bey disem auch das wychwasser empfahen, hatten aber/S. 135/yenem geopffert, weren auch gern bald heim geweßt. Welches der Joß ersicht, stoßt den styl vom wyhw(del in das wychwasser, sprechende: ,,Dem ir geopffert haben, den heissen euch auch das wyhwasser geben!“ Unnd giengen also verspottet hinweg. 79. Von einem pfaffen, der köpff kundt machen. In Frießland in einem grossen dorff hats sich begeben, daß ein wolhabender kauffmann wolt reisen gen Sanct Jacob, ein fart dahin zů; vollbringen. Auff ein zeit redt er mit seiner haußfrauwen, die mit einem kind gieng, welche auch nit aller dingen geschydz war, von seiner fart, wie er die verheissen hette unnd müße einmal die vollbringen. Die fraw ungern verwilliget, doch bey langern gibt sy den willen dreyn, unnd der man fert dahin. So das der pfarrer vernimpt, macht er sich zů dem weib und spricht: ,,Liebe fraw, wo ist euwer mann?“ Sy antwortet: ,,Gen Sanct Jacob.“ — ,,Ey nein,“ spricht der pfaff, ,,was gedenckt er, das euch also laßt sitzen mit dem grossen bauch unnd fert so weit von euch in frömbde land?“ Die fraw antwortet: ,,Er hat mir haab und gůt gnůg gelassen; hoff zů gott, er werde mit fröuden wider heim kommen.“ Der pfaff spricht: ,,Mein liebe fraw, es ist nit allein an dem gelegen, sonder es ist vil ein anders, das ir nit wüssen, daran euwer mann sümig ist; das wirt euch unnd im zů grossem schmertzen reichen.“ Die fraw antwort: ,,Was ist doch das, mein lieber herr? [Was] sind mir doch und meinem mann vor schmertzen?“ Der pfaff spricht: ,,Ich darffs 136 nit wol vor euch sagen.“ Die fraw antwortet: ,,Hey, lieber herr, sagends! Es schadet nichts.“ Er spricht: ,,Gadt euwer man so von euch, unnd ir mir einem kind gond, und

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aber das kind noch kein haupt hat, wer wil dem kind das haupt ansetzen?“ Die einfaltige fraw spricht: ,,Wie solt das mögen sein, so ich schier gnesen sol?“ — ,,Ja,“ spricht der pfaff, ,,dester böser ists.“ Die frauw fraget in, wie im ze thůn were. Der pfaff antwortet: ,,Ich wüßte wol radt, so ir mir folgen wolten.“ Die frauw antwortet einfeltig: ,,Das were doch gar ein ungestalt, solte ich ein kind on ein haupt bringen. Was hat doch mein mann gesinnet, daß er von mir hinwegschied! Herr, helffen ir mir, so ir können, bey zeiten!“ Unnd der pfaff beschlieff sy, verschůff dem kind ein haupt. Etwan in acht wochen genaß die fraw und gebar ein jungen sun, des sy seer erfröuwet ward. Über ein zeit kam der mann wider mit gesundtheit heim, daß die fraw noch in der kindbette lag, und den nechsten keert er sich zů der frawen und spricht: ,,Sey gott gelobet, mein liebe haußfrauw, daß ich dich mit gesundtheit wider sich, und du mir ein jungen sun gebracht hast.“ Die fraw schweig stil und danckt im nit; doch nach langem spricht sy: ,,Du bist ein feiner gesell, gaast von mir in ferre land und laßt mich mit meim grossen bauch also sitzen. Were unser pfarrer nit gewesen, ich hette das kind on ein haupt müssen bringen.“ Der mann vermarckts gleich, wie es ergangen was, und that ir nichts umb irer einfalt willen und spricht: ,,Liebe fraw, ich hab gemeint, die sach sey recht versehen;“ unnd hielt sie lieb unnd werd; aber dem pfaffen treib ers wider ein. Auff ein zeit im sommer frü vor tag bey monschein stadt der kauffmann auff von seinem weib, gadt in des pfaffen wisen; da weideten zwölff des pfaffen schaaff, denen er die kopff all abschneid. Als das der pfaff vernam schalt er den übel, der seinen schaaffen die köpff/S. 137/hett abgschnitten; so ers wiße, wölt in auch lassen köpffen. Der kauffmann redet es unverholen, er hette es gethan. Der pfaff verklaget in vor dem gantzen radt, welcher mit hefftiger klag gefengklich vor radt gefürt wirdt. Nach langer klag verantwort sich der kauffmann unnd spricht: ,,Pfaff, du kanst wol köpff machen; mach deinen schaaffen auch köpff!“ Do das der pfaff erhort, erschrack er unnd were gern hinweg geweßt, můßt aber verharren. Der kauffmann erzellet dem radt des pfaffen schelmenwerck vom anfang biß zum end; und strieffen in umb all sein gůt, stiessen in auch von der pfrůnd und jagten in hinweg. 80. Einer kennt seine eygene hendtschuch nimmer. Man sagt gemeinlich, und ist auch gewisslich war: Ein yeder wirdt, so einen reyf ausstecken, mus manches setzammen gasts wertig sein; gut und bös, wie sie der wg bringt, also mus er die annemen. Nun ist ein yeder frummer wirt geneygt, wann ein gast etwas in sein haus bringt, das er im das mit allem fleis unnd gern verwaret, damit er sunder klag wider mög vonn im scheidenn. Noch dannocht dreit sich zum offteren mal zu, das etwan wurmstichig kundenn (ettlich nennenn sie wölff, ich wolt in aber wol ein geschickteren namen geben) auch alsbald in ehrlichen wirdtsheusern einkeren; finden sie ir gattung zu spilen, so schicken sie

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sich geschwind darzu; wo nicht, durffend sie wol ungebettenn dem wirdt die benck auffraumen unnd darnoch wider darvon ziehen./S. 138/Also gieng es einsmals auch zu in einem kaltenn winter. Da kam ein gute bursch mit einander geritten, hatten sich allsammenn auff der rauchenn wind und ungestüm wetter gerist bis ann einen gutenn einfaltigen priester. Der hatt weder kappen noch hendtschuch, derhalben in dann gar hart frieren [ward]. Bald er nun in die herberg kam, sich seins frosts ein wenig abkumen was, lieff er eylents zu einem kr(mer, kaufft im selb auch ein par hendschuch, waren mit beltz underzogen und gar sauber von gelbem l(der gemacht. Als er nun wider in die herberg kam, fand er seine gesellen schon am morgenmal sitzen, dann sie hatten vermeint, er wer etwan zu gast geladen, das er nit bey in in der herberg essen ward. Er eylet zum tisch, hieng seine handschuch an die wand zu anderem seinem blunder. Des hat ein abentheurer wargenumen, so von ungeschicht auch in die stuben kumen, damit er sich wermet. Als nun die guten herren im besten essen und ernstlichstem gesprech waren, nam er die hendschuch, gieng eylents fur den stubenofen, macht sie gantz russig und schwartz, als wenn die lang umb die benck gangen weren; er nam sich aber gar nichts an, gieng wider in die stuben, behielt die hendschuch in den henden. Als nun die gest gessen und den wirdt bezalt hetten, sich wider anlegten unnd auff den weg rusten, der gut herr sahe umb nach seinen hendschuchen, die waren nit mer vorhanden. Er sucht hin und wider, sahe den abentheurer offt an und fragt in, ob er im sein handschuch nit gesehen. Diser nam sich zum teil murrens an, zoch die berussten hendschuch herfur unnd sagt: ,,Was hab ich denn mit ewern hendschuchen zu thun? Hie hab ich ir zween; sind sie ewer, mögt ir sie wol nemen.“ — ,,Nein,“ sagt der gut herr, ,,sie gehören mir nit zu; dann die meinen sind gar new.“ Also musst der/S. 139/gut herr ein ander par kauffen, wolt er anders nit gar übel erfrieren. Derhalben sollen ir allsamen gewarnet sein, ewer hendschuch bas zu versorgen; dann sie im winter gar angriffig sind.81. Einer fras fur vierzehen batzen krametvögel. Gen Augspurg kam ein gut einfaltig mann an einem wochenmarckt, der hat nit mer dann einen guldlin im seckel, darumb er willens was korn zu kauffen, wolt aber dennoch vor ein halbs meslin wein trincken. Er kam in die herberg, in welcher Grünenwald schier sein mantel verbissen hat. Er hies im ein halbs bringen und ein brot darzu. In dem ersicht er aufftragen ettlichen grossen hansen ein blatten mit krametvögel; er fragt einen, so von ungeschicht in der stuben unnd ein grosser speyvogel was. ,,Lieber,“ sagt der gut mann zu ihm, ,,Was gilt doch ein solcher vogel?“ Diser sach wol, was er fur einen kuntman vorhanden hett, unnd sagt: ,,Man gibt ein umb ein pfenning.“ Die vogel ruchen dem guten mann in die nas, bat die wirdtin, so sie mer hett, solt sie im auch einen bringen. Sie was willig, bracht im einen also warm vom spis; der schmackt im gar wol. Er gedacht

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bey im selbs: ,,Das sind gut schmutzig vogel. Ich mus noch mehr pfenning daran wagen. Wann ich schon ein batzen in voglen verschlemm, so hab ich ihr doch einmal gnug gessen.“ Er rufft der wirdtin, sagt, hett sie mer vogell, solt sie im mer bringen. Also bracht sie im ein nach dem anderen fein also warm vom spis, bis das er viertzehen gessen hatt./S. 140/Do meint er, der schimpffs wer jetzund gnug, hies im die ürten machen. ,,Wie viel,“ sagt die wirdtin, ,,habt ir wein?“ Er sagt: ,,Ein halbe mas.“ — ,,Das ist drey kreutzer,“ sprach sie; ,,nu, wie vil habt ir brot?“ Er sagt: ,,Für ein kreutzer.“ - ,,Das macht zusamen ein batzen,“ sprach die wirdtin; ,,noch haben ir vierzehen vogel, thut ein jeglicher ein batzen, wirt zusamen ein guldin.“ Der gut man erschrack der wort on massen sehr, wiewol er erstlich meinet, die wirdtin trib ir schertzbossen mit im; er fieng an sich hinder den oren zu kratzen. ,,Ach,“ sagt er, ,,Wie bin ich so schantlich beredt worden, es gelt ein solcher vogel nicht mehr denn ein pfenning!“ Er sahe sich umb nach dem, so gesagt, es gult ein krametvogel nicht mehr denn ein pfenning; er was aber nit mehr vorhanden, sondern hat sich getrolt. In summa, die wirdtin wolt im ein haller nicht nachlassen, sonder holheupt in gut ding darzu aus und ward nur seinen dapffer spotten, sagt: ,,Kanstu krametvogel essen, so zal sie auch!“ — ,,Nun hab ich nicht mehr,“ sagt er, ,,dann ein guldin bey mir, wolt korn für mich und meine kinder darumb kaufft haben. Sol ich den also auff einmal in voglen verzert haben, so erbarms gott.“ Also gab er der wirdtin die funffzehen batzen und fur traurig und wol verspott darvon.82. Einer nam ein par handschu zu lohn und wolt fur ein edellmann in die hell faren.Auff ein zeit sassen vil guter gesellen vom adel und sunst auch in einer zech, redten von vilerley hendlen und guten schwencken. In dem kam ein guter vogel, ein gartknecht, hinein; unnd als er so ein gute burs bey/S. 141/einander findt, spricht er sie gantz freuntlichen an, wie dann derselben guten knaben gewonheit ist, umb ein zeerpfennig, damit er mit ehren weiter möcht die leut bescheyssen. Die guten junckherren hiessen in an einen ledigen tisch nidersitzen, befalhen dem wirdt, er solt im ein suppen unnd stuck fleisch geben, ein mas wein unnd brot darzu. Das geschache also. Underdem er also sitzt, isst unnd trinckt, sagen die edlen von irem einkummen, was ein yeder vermögens sey. Under andrem sagt einer under in: ,,Mich benügt an meinem einkummen wol. Mein vater hat mir so vil bauren verlassen, die für mich fronen und arbeyten, müssen mir auch korn und weissen, habern unnd gersten zufüren, desgleichen wein und butter, cappaunen, gens und enten zusampt allem brennholtz, so ich auff meinem haus oder schlos brauchen mag. Zudem hab ich an pfennig gülten auch so vil einkummens, das ich mit guten gesellen mag ein ürten thun. Und das mir am liebsten ist, so bin ich colator über ettlich pfarren und pfründen; dieselbigen pfarrer und caplen müssen für mich betten. So

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hab ich noch zwo schwestern in einem frauwenkloster, die schreiben mir zu vil malen inandechtig gebett zu. Dieselbigen hat mein vatter selig allein darumb inn das kloster gethan, das ich mein stat dester bas mag erhalten, sunst hett er in vil zur heimsteur geben müssen, so mir ein grosser abbruch gewesen wer. Mir aber manglet noch eins; wann ich nur einen künd ankummen, so für mich in die hell für, dem wolt ich gern ein gut verehrung thun.“ Der gartknecht, von dem oben meldung gethon, hatt sein mas weins schon getruncken und was yetz gantz auffgefroren; dann im der wein ein werme bracht hat. Er fieng an unnd sagt: ,,Juncker, was wolt ir mir zur besoldung geben? Ich nim den kauff mit euch an und far für euch in die hell.“ Der edelmann sagt: ,,Was wilt/S. 142/du nemen?“ — ,,Nit mer,“ sagt der gartknecht, ,,dann gebendt mir ein gut par hendtschuch, damit ich disen kalten winter mich für dem frost erneren mög, will ich den kauff mit euch eingon.“ Der edelmann hat zwen gut wölfin hendtschuch an der wand hangen; die nam er darvon, gab sie dem verruchten vogel unnd befalh damit dem wirdt, er solt im noch ein mas wein bringen, wie dann auch geschahe. Er tranck denselbigen auch aus, ward so voll, das er hinder dem tisch entschlieff. Nun was ein junger kauffmann an der tafel, so kurtz darvor in einem spi1 ein teufel gewesen was, und hat im ein gar ungehewers kleid drauff machen lassen. Derselbig sagt zu den anderen: ,,Mögt ir das leiden, wil ich ein fein faßnachtspil mit disem öden kunden anrichten; ir sollen sein allesammen gnug lachen.“ Das liessen sie in allsammen wolgefallen. Er schicket nach dem scheutzlichen kleid, legt das an, kam in die stuben, erwuscht den lantzknecht oder gartbruder bey der kartausen, macht in munder und sagt mit grausamer stimm: ,,Lantzman, wolauff! Du must mit mir darvon.“ Der vol zapff, so noch nit gar ermundert was, im auch der wein noch in dem kopf stackt, blicket auff. Als er den kauffman in der gestalt vor im ston sahe, meinet er nit anders, dann es wer der lebendig teufel, erchrack über die mas gar seer und understund zu entlauffen. Bald erwischt der kauffmann den tropffen und mit im in einen finsteren stal zu, band im alle fier zusamen, darnach schmiert er in gar wol mit einem guten brigel, das im seine lenden gar wol allenthalben erbeert und geschmiert wurden. Der gartknecht, wiewol er ein gar verwegener und leichtfertiger vogel was, so war im doch so angst in solchen nöten, das er gott unnd alle seine heiligen anrüffet und verhies, er wolt hinfür bas/S. 143/sein leben besseren und nit mer so ruchlos sein. Der wein was im auch vor lauter und grosser angst aus dem kopff kommen. Also band in der kauffmann wider auff und jagt in mit guten streichen zu dem stall hinaus. Er saumpt sich nit lang, sprang zu der herberg hinaus, lies seinen tegen unnd hentschuch dahinden; dann im vor grosser angst der frost vergangen was, das in weder an hend noch füs mer frieren ward; lugt stetigs hinder sich, ob im der teufel nicht nachkem. Die andren herren und gest des schwancks genug lachten, und bliben also dem edelman

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seine hendschuch. Diser ruchlosen kunden findt man gar vil, so mit solchen freflen worten umbgon, das nit ein wunder were, der hellisch lebendig teufel fürt sie an der stett hin. Ich kenn selbs eine wirdtin; von deren hab ich gehort, und nit nur einmal, sunder offt, das sie sagt: ,,Ich weis wol, das ich nit verloren bin. Wann mich schon unser herrgott nit will, ist mein der teufel fro;“ das mich offt unnd dick wunder genummen, das gott der herr so lang mit seiner rach verzeucht. Ich mocht auch geren ein solchen fasnachtteufel sehen dise verwegne haut mit einem guten brügel beeren, wie diser kauffmann den gartknecht, ob sie doch ir verruchte weiss und verwegne wort lassen wolt.83. Wie ein geschwinder kund in Italien die juden umb gros gelt bracht, das sie im mit gutem willen gaben onverdient. In einer statt in Italien was ein mönch predigerordens. Derselbig fast wider die juden auff der cantzlen schrey und in sonderheit wider ire gebett, so sie t(glich der/S. 144/christenlichen oberkeit und gemeinen christenheit zuwider betten unnd sprechen müssen, sampt andren verfluchungen, so sie in anschawung der christen sprechen; und damit ein yeder christ selb lesen und vernemmen mag, wil ich sie alle zu end diser historien setzen, wiewol ich mir fürgenummen hab, ein eygens tractetlin wider solche ire bösen gebreuch zu schreiben, so mir anderst gott das leben verleicht. Nun diser predicant bracht die sachen dahin, das die juden in gantzem Italien solche schm(liche gebett aus iren bettbüchlin austhun müssten; dann wo man von einem gewar ward, das er des orts ungehorsam was, ward er an seinem leib gestrafft. Dise ursach bracht die juden alle gar in einen solchen has gegen gedochtem predigermönch, das sie alles böses auff in erdachten, domit sie in mechten umbs leben bringen; aber alles umbsunst was. Nun was ein jud an demselbigen ort mit namen Nata, der hatt einen lantzman in dem kloster, der was ein beckenknecht gewesen und hat faulkeit halben den orden angelegt, was ein leybruder worden und buch dem convent alles brot, so sie bedorfften. Diser brůder was aus Teutschland geboren, wie dann auch Nata jud; darumb er dann vil zu dem juden wonet umb des willen, das der jud zu zeiten in Teutschland reyset, im der brůder hin unnd wider bottschafft ausrichtet. Dis hatten etlich juden wargenummen, gedachten, durch in durch gemelten bruder mittel und weg anzurichten, sich an vil gemeltem mönch zu rechen. Die fügten sich zu dem teutschen juden, boten im ein summa duckaten an zu schencken, wo er sein lantzman, den bruder, dohin bringen möcht, das er dem mönch ein venedisch sipplin kochen und zu essen geben wolt; im, dem bruder, sollten/S. 145/auch nit minder duckaten gestecken. In summa, der jud bewilliget, ir anmutung auffs fleissigest auszurichten. Er fügt sich zu dem brůder unnd mit langen umstenden zeigt er im zuletst sein meinung an. Der brůder, so auch mit dem teufel zu schulen gangen, sagt zu dem juden: ,,Ach mein

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lieber Nata, wo aber die sach außkummen solt, wie wird es mir armen brůder gon?“ Drauff sagt der jud: ,,Bruder, du weist, das ich dich an dem ort nit vermelden wird; sunst müste [ich] als der, so dich darzu verursachet, in vil grösser gfar ston dann du selbs. Darumb mag die sach niemermer geoffenbaret werden, es sey dann durch dich oder durch mich.“ Darauff antwort der brůder: ,,Nata, ich wist ein andern weg, wan dich das gelt nit hieran verhinderet. Wir haben einen koch im convent, ein gar geltgirigen menschen. Derselbig mus zum offtern mal dem predicanten sonderlich kochen; dann sein brauch ist, vor der predigt nit zu essen. Diser koch kund die sach zum basten zu end bringen.“ Diser anschlag gefiel dem juden fast wol, beschlos also mit dem brůder, er solt die sach auff die ban bringen, es solt an keinem gelt erwinden; schieden damit von einander. Der bruder was wol zumut; dann er gedacht, die juden umb das gelt zu bringen, und must dannocht den predicanten kein leid widerfaren. Er kam zu dem koch und sagt zu im: ,,Compani, wann du es zu danck annemen [wölltest], wolt ich dir ein gute zerung zuwegen bringen, so du mit eeren unnd frumkeit wol nemen magst.“ Sagt im domit die meinung. Die beid wurden zu rhat, fügten sich zu dem predicanten und baten in inn der sachen beholffen zu sein, damit sie die juden umb das gelt bringen mechten. Des sagt er inen zu; er hat auch gar fleissigs nachgedencken auff die sach. Nun hat der predicant auff nechstkünfftigen sonnentag ein sunderlich zusag gethon, von der juden/S. 146/schalckheit zu offenbaren! Dis waren die schantlichen juden schon innen worden; darumb sie dem bruder ernstlich anlagen, mit der sach auffs schnellist fürzufaren, damit der predicant an seinem fürnemmen verhindret wirdt. Das alles sagt der bruder dem predicanten; dem gefiel die sach gar wol, und sagt zu dem bruder, er solt eylentz zu dem juden gon unnd im zubereit gift geben heissen, sagen, er wißt sunst keins sunder grossen arckwon zuwegen zu bringen. Das geschach also nach seinem befelch. Der bruder nam das gift, so in einem gleßlin ingemachet was, bracht das dem prediger und sagt: ,,Domine lector“, nemmend hin das gift und essen das! Dardurch mag ich vil gelt überkumen. Aber wo es euch zuwider ist, mögt ir sein müssig gon. Ich habs euch geben zu essen, wie ich den juden zugesagt; ir aber mögt thun, was ir wolt.“ Der predicant nam das glas mit dem gift, verwaret das gar wol, damit er das zu seiner zeit brauchen möcht. Auff den kunfftigen sontag nam er sich eines grossen wehtagens an, legt sich zu bett, gehub sich fast übel, nam auch ettlich artzney wider gift ein, als wann er das gessen. Als nun die stund kam, das er predigen solt, versamlet sich ein grosse menige in der kirchen. Bald kam das geschrey durch ein andern mönch, so auff die kantzlen stund, der leßmeister hett ein schweren zufal überkumen und wer zu sorgen, im wer mit gift vergeben worden, deß sich menigklich übel behub. Dise meer kam auch geschwind für die juden, dann sie ir kuntschafft alle zeit in der predigt hetten. Sie waren wol zu mut, sagten unverholen, diß wer ein sundere straff von gott, dieweil sich der mönch mit so starckem predigen wider die Hebreer gelenet. Nun hat er wol

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gewißt, das gott von alter har alle die, so sich wider die juden erhebt hatten, hart gestrafft; darumb solt er sein müssig gangen sein und [die] hebreer nit so gar/S. 147/verfolgt haben. Deren worten schlugen die juden gar vil aus unnd waren in grossen freuden, umb das ir widersecher dem tod so nahend sein solt. Als aber nun den leßmeister zeit daucht, befalch er den beyden brüdern pfister und koch, sie solten sich aller gstalt risten, als wann sie aller dingen wegfertig weren und darvon lauffen wolten, dann der argwon wer gantz auff sie gefallen; solten eylentzs zu den juden gon und in solche meinung anzeigen, damit ir versprochne belonung fordern. Das geschahe also. Sie kamen gantz angsthafft zu den juden, zeigten inen solche meinung an, sie müsten sich trollen, dann das gemümmel wolt auff sie fallen; wer zu sorgen, wann sie lenger bliben, mechten sie in gefencknis kummen; alsdann wird man die warheit von in erfaren wellen; wo dann die solt an tag kummen, mochten sie (die juden) solcher fhar auch nit entgon. Derhalben begerten sie ir versprochnen lon. Die juden, so nit anders glaubten, dann im wer also, wie die zween anzeigten, waren fast wol zu mut; und damit sie nur bald irs pfads kemen, gaben sie in mer, dann in versprochen was. Das namen sie mit freuden und zugen den nechsten weg inn das predigerkloster, zeigten diß gold dem leßmeister oder predicanten, der nun des handels halb nit wentzig freud nam, bracht auch an einem gantzen convent zuwegen, das beiden brüdern ir gelt blib; sunst hers der orden genumen. Des andern tags nam der lector die zween brüder zu im, gieng mit in zu marckt spatzieren und sunderlich, do am allermeisten juden waren, die solchen anblicks gar seer erschrocken, und sunderlich die, so den beiden brüderen das geld geben hatten. Dann sie wol gedachten, ir anschlag und pracktick wird außbrechen. Also habend sie bald das loch getroffen, unnd haben die brüder mit dem gelt ein guten mut haben lassen, dieweil sie nicht an inen wusten zu gewinnen./S. 148/84. Von einem grossen eyferer, der nit leiden mocht, das andere mann mit seinem weib guter dingen waren. Es schreibt der hochgeleert doctor Sebastianus Brant in seinem Narrenschiff under der figur des 32. narren von den grossen eyferern und spricht: Der hůt der hewschreck an der bünnen Und schittet wasser in ein brunnen, Der hůtet das sein weib bleib frum. Domit wil er entlichen zu verston geben, das semliche hut gar umbsunst sey; dann es hilfft nichts, oder aber darff sein nicht. Darvon merck einen guten schwanck! Es was auff ein zeit ein solcher grosser eyferer inn einem flecken, der hat ein hüpsch weib; er forcht aber ir gar übel, mocht nit leiden, das andre mann oder auch gsellen mit ir redten oder guter ding weren. Er lies sie auch gar kumerlich zu andren nachbauren summerszeit an der gassen sitzen; auch kam sie gar selten zu hochzeiten oder andern wolleben. Der fantast sorgt alzeit, sie werd im lebendig gefressen. Diß namen ettlich speykatzen mit fleiß war, giengen dester mer umb das haus spatzieren;

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wann dann die gut fraw bey iren nachbauren sass, stunden sie hinzu, triben gute schwenck und bossen mit iren. Diß und dergleichen wolt den tippel unsinnig machen; er dorfft auch nicht dergleichen gegen seinem weib thun, dann im was unverborgen, was man den weibern understadt zu leiden, darnach verlanget sie erst. Die fraw aber an allen seinen/S. 149/geberden wol abnam, weß er gesinnet was, lies sichs aber ye lenger ye weniger bekümmeren, was nur mit yderman dester leichtsinniger. Als aber der stockfisch semlichs auch warnam, gedacht er, durch was fügen er doch solches alles abschaffen mecht. Er besann sich kurtz undkaufft ein haus in einem andren flecken und machet sein dingling zusamen, lůd das auff kerch und wegen, fůr also darvon. Die gut fraw, so mer witz hatt dann ir mann, lies ir die sach wolgefallen, thett auch dergleichen, als wann es ir fast lieb wer. Domit erfůr sie fein sittlich an irem man, was die ursach wer seines auffbrechens. Dann er sagt, wie es im so gar zuwider were, das im solche gesellen teglich umb das haus giengen; wiewol er ir nichts arges günnet noch vertreuwet, möcht er es dannocht nit sehen; sunst hett er gar kein ursach, darumb er hinwegzug, dann eben dise. Die fraw fasset dise wort in ir örlin. Als sie nun mit irem hausrat aus dem flecken fůren und weit hinaus inn das feld kamen, springt die fraw vom wagen und sagt: ,,O wee, Hans, ich hab das allernotwendigst dahinden gelassen. Halt ein wenig still!“ Der fantast fragt, was sie dann vergessen hett. ,,Ey,“ sagt sie, ,,ich hab kein fewr mit mir genomen.“ - ,,Du grosse nerrin,“ sprach der mann, ,,meinstu dann, wir ziehen an ein fewrlos ort? Du wirst fewr, holtz unnd stro gleich so wol dort finden, als da wir harkummen.“ — ,,So bist du,“ sagt die fraw, ,,vil nerrechtiger dann ich. Finden wir fewr dort, werden wir on zweifel auch solche leut finden, die dein eyferige weis bald erlernen werden, dir gleich den anderen zu bosheit umb das haus gon. Darumb wer noch mein rath, du liessest uns bey dem unseren bleiben und an dem ort, do man uns und wir die leut erkennen.“/S. 150/Also gieng der dippel inn sich selb, erkannt seiner frawen radt für gut und zoch wider zuruck in sein alte herberg, lies hinfurbas seinen eyfer faren unnd ward ein rechtgeschaffner hausman. 85. Wie ein pfaffenmagt im baurenkrieg in einen hunighafen hofiert.Im jar, als man zalt 1525, als die beurisch auffrur durch alle land wütet, begab es sich, das die bauren in einem dorff, nit weit von Colmar gelegen, Anselsheim genant, inn dem hielten sie auch haus, wie ir gewonheit was. Wo pfaffen in einem dorff waren, blinderten sie in die heuser; was sie von essendhaffter speis funden, verschwendeten sie; was sie zur noturfft nit essen mochten, verwüsten sie. Also gieng es mit allen klöstern und pfaffengütern. Nun was ein alter pfaff in gemeltem dorff, der hat sein hab und gut, so vil im hat luft mügen werden, in die statt gefIehet. Aber was von essenthafter speis was, hatt er den merer teil im

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haus gelassen, als ancken, schweinin fleisch, k(s und eyer. Under anderm hatt die pfaffenmagt einen grossen hauffen (mit gunst zu reden) in einen hafen hofiert unnd ein andern hafen mit honig darüber geschit und sich bald darnach hinweggetrolt unnd in die statt gemacht. Als nun die bauren in das haus komen, machte sie raumauff, kamen zuletst über den gebiften honighafen, frassen den honig oben ab biß auff die feig, so die pfaffenkellerin darinn gelegt hat. Als sie aber die/S. 151/bon funden, huben sie an gemeinlich zu speyen; man hett ein hafen mit gefilt, der noch so gros gewesen als der, daraus sie den honig fressen hatten. Also wolt ich, das allen schleckern widerfür. 86. Von einem, so seinen fründen umb seine zwentzig- j(rige haushaltung rechnung gibt. Ein guter zechbruder, so alwegen gern bey dem schlamp sein zeit vertrib, was auch alwegen der erst darbey und zuletst darvon. Darneben was er auch so gar ein tugentlicher unnd geschlachter mensch, kein schwur hort man nimmer von im; sein schweren, fluch und schelten was nur Getz güte gott, und Getz angstiger angst. In summa, als er yetz auff die zwentzig jar hausgehalten, hatt auch schön weib und kind, lies er dannocht sein alte weiß nit. Darumb er dann zu vilmalen von seinen freunden und guten gönneren gestrafft mit freuntlichen und guten worten, villeicht mer umb seines nutzes dann ires nutzes und fromens willen. Als sie nun irer straff nit wolten abston, begab es sich, das der gut schlemmer ein verdrus und unwillen darvon überkam. ,,Getz güte gott,“ sagt er,“,, was gond ir doch stets mit solcher theding umb? Was zeicht ir mir doch? Nun hab ich doch nitt so gar übel hausgehalten. Dann ir wissend allesamen, das ich erstmals, als ich angefangen hab hauszuhalten, hab ich nie mer dann viertzig guldin in leib und gut vermögt. Nun hab ich nun bey zwentzig jaren unnd lenger hausgehalten. Wann ich schon morn sterben solt und die sach zum/S. 152/aller üblisten hinaus solt oder wolt gon, fund man dannocht in eim und im andern zwentzig gulden wert guts. Nun lond viertzig guldin schuldig sein (mer bin ich nit), so hab ich dannocht erst all jar ein guldin aus dem hauptgut verthon. Find doch manchen, so in einer wochen oder in einem tag hundert guldin aus dem hauptgut verthut; was wend ir doch aus mir machen?“ Als sie nun solche seine manung von im vernommen, ward aus irer straff nur ein gelechter, und liessen im sein weis, dieweil sie nit anders machen kunden.87. Ein junger gesell schlug sein braut vor der kirchen in das angesicht.Zu Pfortzheim was ein junger gesell, der hatt ein schöne tochter zu einem weib genomen. Als nun der tag kam, das sie solten zu kirchen gon, lud er vil eerlicher leut zur hochzeit. Auff die ward ein gutes mal zugericht, wie dann gemeinlich an allen orten brauch unnd gewonheit ist. Des morgens fürt man sie zu der kirchen mit pfeiffen und trumen, und was alle freud

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da. Als nun der priester under die kirchthür kam, die braut wolt einsegnen, sahe er die braut gar schamperlich mit lachendem mund an, bewegt sie damit, das sie auch lachen ward. Diß sach der breutgam, meinet, der pfaff hett etwas kuntschafft zu der braut, die doch ein frume eerliche tochter was. Der breutgam aber on alle weiter erfarnis zucket die faust, schlug die gut braut ins angesicht, das sie zu der erden fiel; dardurch alle umstender, die so zu der hochzeit geladen waren, inn verwunderen kamen, auch der unzucht des breutgams wenig gefallens hatten./S. 153/Dise geschicht kam bald für die herschafft; die gab billichen und ein rechten befelch, das man die frummen biderleüt solt, die zu der hochzeit geladen waren, in die herberg füren, darin die malzeit bereit was; und aber sobald dis geschehen, solte man den breutgam in thurn fieren und sein hochzeit darin haben lassen. Darinen er dann etlich wochen hernach sein zeit vertreiben must, das dann auch sin verdienter lon was.88. Einer hat ein guten fursatz.Ein wunderbarlicher kund beichtet in der fasten nach altem brauch. Als er aber dem beichtvater vil seltzam üppiger zotten heraussagt, und in der pfaff daruber schalt und straffet, fragt in der abenteurer, wes er sich dann halten solt unnd wie er thun solt, das er im recht teth. Sagt im der beichtvatter, er solt sein üppige weis lassen, ein fein zuchtig und erbar wesen an sich nemen, gottslesterung und ander laster vermeiden, und darneben einen guten fursatz haben. Sagt er: ,,Lieber herr, gond heim in mein haus! Do wert ir ein guten neuwen fursatz finden. Dunckt der euch nit gut gnug sein, will ich umb einen besseren und sterckeren besehen.“ Der gut beichtvatter kond wol verston, was er fur einen vogel verhanden, weys in mit seinem fursatz hinweg./S. 154/89. Einer hat ein heissen kopf.Im Elsas ligt ein statt am gebürg mit namen Keysersperg. Darinen wonet ein burger, welcher auch ein ratsfreund was, aber gar eines wunderbarlichen kopffs und gemüts. Er was gerechten dingen holt; wann er im ein sach furnam, lies er sich keins wegs darvon abtriben. Das erschine sich an seinem leben und absterben. Es begab sich auff ein zeit, das gemelter Schandene (also was sein nam) im radt zu Keysersperg sas, und ward einer sach halben befragt, was sein meinung darinn were. Er felt nach seiner gewisne ein urteil, welche in gut bedunckt, und meinet auch gentzlich darbey zu beleiben; was andre rhatsherren darzu sagen, bestunde er fur und fur auff seinen elff augen, wolt von seiner meinung umb einiges har nit weichen. Also sagt einer des radts zu im: ,,Hey, nit also, Schandene! Ir müst ein wenig gmach traben. Wie kent ir so ein heissen kopff haben!“ Dise wort verschmacht den guten Schandene, nam von stund an seinen hut, warff den von im unnd sagt: ,,Wolhin, ist mir dann mein kopff so heis, will ich in lassen erkülen.“ Also hat er von disem tag an keinen hut noch andere bedeckung seines haupts nimmermer

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getragen bis an sein letstes end. Inn schne, regen unnd wind hatt er gar keinen underscheyd, dann er trug weder hut noch kappen; dann ich hab in zu vil malen gehn Colmar zu marckt sehen gon on ein haubtdecke oder hut. Als nun sein zeit kam, das er von gott angegriffen und in das todbeth kumen ist, habend in seine freund ermant, er sol beichten und sich zu dem hochwirdigen sacrament schicken wie ein christenmensch. Sagt er: ,,Lieben kind und freund, bringen mir einen frummen/S. 155/priester, so do untödtlichen sey! So ir mir den bringen, bin ich urbittig, alles das zu thun, so ir an mich begeren.“ Auff solche antwurt wendeten seine freund allen fleis an, brachten im etwo manigen priester zuwegen; aber keiner under den allen wolt im anmütig sein, wiewol auch der allerfrumbsten und geistlichsten v(ter der observantzen darunder waren, so in englische siessen wort understunden zu bereden. Aber alles umbsunst was; dann er sagt, er spürte wol ein eusserlichen schein an inen, aber ir hertz wer weit anders gesinnet. Also starb der gut Schandene und ward von den geistlichen als ein ungleubiger geacht; verschuffen auch, das man in ausserhalben des geweichten vergraben. Wo aber oder wie die seel gefaren sey, stadt zu gott; der weist, welcher der frombst ist, dann er aller hertzen erkundiger unnd erforscher ist. Der vergeb uns allensamen alle missethat und verleihe uns ein seligs end. Amen.90. Eine klůge antwurt eines radtsherrn. In einer namhafftigen statt, deren namen ich dißmal von des besten wegen zu nennen underlassen will, sas ein reicher meyer, welcher auch ein radtsfreund was und darbey ein weltweiser geschickter ley. Es was aber ein burgermeyster in derselbigen statt gar eines stettigen kopffs, grimm unnd tyrannischer art; derhalben im niemants nichts einreden dorfft, unnd entsatzt sich eine gantze burgerschafft vor im. Was er auch in seinem sinn fürnam, understund er hindurchzutrucken, es wer gleich billich oder nit./S. 156/Nun trug es sich auff ein zeit zu, das gedachter burgermeister auff einen tag von wegen der statt geschickt ward, sein ampt und burgermeisterat einem andren bis zu seiner zukunfft übergab, damit man dannocht in seinem abwesen radt und gericht halten möcht. Es trůge sich in deren zeit zu, das im radt etwas ernstliches gehandlet ward, so der statt zwing unnd bann belanget. Also geschache ein gemeine umbfrag, und sagt ein yeder sein gutbeduncken hierzu. Die frag kam auch zuletst an den obgemelten radtsfreund; der nam sich an, als wann er hart entschlaffen were. Als man in aber zum andren mal fraget, teth er dergleichen, als wann er erst aus dem schlaff erwacht wer, unnd sagt: ,,Ich volgs dem obristen meyster,“ und nant damit den, so auf dem landtag was, bey seinem namen. Es ward ye einer den andren ansehen; auch deryenig, so umbfraget, sagt: ,,Wie könnend ir es dem obermeister volgen, dieweil er nit zugegen ist?“ Bald antwurt diser: ,,Darumb,“ sagt er, ,,volg ichs im.

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Machend irs, wie ir wellend, unnd wendend nur allen fleis an! Wann er heimkumpt und es im nit gefellig sein, wirt er das nach seinem gefallen machen. Darumb volge ichs im.“ Dise wort bedachten unnd erwagen die andren herren gar hoch, das ein gantze statt nur auff einen man solten sehen, er hets gleich recht oder letz. Und ward diser meyer in nechstvolgender enderung eins radts deren hohen heupter eines, der dann dem burgermeyster in unbillichen sachen dapffer einredt und die sach zum theil in ein andre ordnung bracht./S. 157/91. Ein weib hies iren man aus dem haus beleiben, bis der staub vergieng. Ein kurtzweiliger junger mann, so erst newlich in die ehe kummen was, er hatt ein wittfrawen genummen, welche vormals ein baursman gehabt. Diser aber was ein maler unnd gar ein fisierlicher mensch. Die gut frauw aber hat der malerey gar nit gewonet, blib auff irem alten gebrauch; wann sie morgens die stuben fegt oder schweiffet, spritzet sie die gar nit, davon sich dann ein grosser staub erhub, welches dann die maler sunderlich gern in farben und an der arbeit hand, vorab wann sie von ölfarben malen. Eins abents hatt der gut man genug getruncken, also das er den künftigen morgen etwas lenger schlieff, dann sein brauch was. Als er aber yetz auffgestanden und sich angeton, will er eylens über sein arbeit, eylt in die stuben; die hat die gut frauw allererst gefegt und aber nit begossen, also das ein grosser staub in der stuben was. Der mann ward zornig, schalt die frawen darumb. Sie sagt: ,,Kanstu nit ein weil hinaus spatzieren gon, bis der staub vergadt?“ Der gut man fasset die wort in sein örlin, nam sein t(gen und rock, gieng aus zu guten gesellen, fieng die sach wider an, da er sie am obend gelossen hat, treib das also auff acht tag. Als die verschinen waren, nam er ein gute bursch zu im, fürt die mit im heim. Es waren aber seine stub und stubenfenster auff der erden, das man wol hineinsehen mocht. Als er nun für das haus kam, sties er mit erst den kopff zum fenster hinein und schrey: ,,Fraw, ist der staub vergangen? So wil ich hineinkumen.“ Antwurt das weib: ,,O jo, lieber Hans (also was sein nam), er ist gar hinweg. Gang nur harein! Ich wil dir keinen/S. 158/solchen staub mer machen und fürbas die stuben dest bas begiessen.“ Also nam er seine guten gsellen mit im hinein, gab in ein trunck, und waren all sachen gericht. Darumb, ir weiber, sind gewarnet; ir haben rauch oder staub im haus, heissen darumb die mann nit hinausgon! Dann in sonst von natur angeboren ist, das sie nit gern daheimen bleiben.92. Von einem, den sein eigener vatter in seiner kranckheit nit wolt zu im lassen.Es wonet zu Keysersperg im Elsas ein guter alter priester, der was gar alt; er kam in ein schwere unnd grosse kranckheit, also das man im stetigs wachen můßt. Als er nun lang gelegen und gantz abkummen was, unnd nichts anders mer vorhanden war dann der tod und jetz in seinen

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letsten zügen lag, tribe auch das auff drey gantz tag, das er weder sterben noch genesen kund, nun was ein guter freund, ein burger, bey im, so seinen wartet. Es begab sich, das derselb eines tags under deß pfaffen haustüren stund, sich zu erkülen und den guten luft zu empfahen. Von ungeschicht gadt fur das haus ein üppiger, verw(nter vogel, der was ein weinleyterer, faßzieher oder, wie man sie an etlichen orten nennet, weinschroter, ein grosser speyvogel. Derselbig hat von der herben zeit, so der kranck priester hat, auch horen sagen; dann sein die gantz statt voll was. Er fragt den, so under der thüren stund, ob der priester noch nit verschleiden wer. Diser sagt: ,,Nein, er ligt noch in zügen, kan weder sterben noch genesen.“ Diser sagt widerumb: ,,Lieber, las mich in besehen!“ Also giengen sie mit/S. 159/einander zu dem krancken. Der unnütz vogel, bald er den krancken ersicht, sagt er: ,,Laß mich machen! Ich sol im der matter bald abhelffen;“ Damit zuckt er dem krancken das kissen, so er under seinem haupt hatt, gantz frevenlichen hinweg; von stund an verschied der kranck. Kurtzlich darnach begab sich, das des fasziehers vatter auch tötlichen kranck ward, also das man im auch warten und wachen must. Als nun sein sun zu im kam, wolt im wachen, ward der vatter laut schreyen: ,,Aus, du lecker, du bůb, gang nur nit zu mir! Du wirdest mir sunst auch das kissen under dem kopff hinwegziehen.“ Also must er hin und weg unnd dorft bey seinem eigenen vatter nit bleiben. Also mag sich noch mancher an einem andren krancken versündigen, das in gott strafft und im die gnad entzicht, das er auch bey seinen eygnen freunden nit sein kan in irer kranckheit und letsten nöten. 93. Ein Schwab fragt, was reinfal fur ein tranck wer. Ein gut einfaltig mann aus dem land zu Schwaben zog in dem jubeljar gen Rom mit andren seinen lantzleuten, wolten da gros gnad unnd ablas erlangen und erholen. Als sie nun in Italien kamen, hat man in die guten siessen welschen wein fürgetragen, die sie mit grossem lust und begirden getruncken haben. Eins tags trug sichs zu, das sie bey einem teutschen wirdt, deren es dann auff der strassen in Italien vil hart, einkerten. Derselbig was ein sunder grosser speyvogel, sahe wol, das den/S. 160/Schwaben der trunck wol schmackt und anmütig was, trůg in derhalben den besten auff, so er im keller hat. Als in nun der anfieng ins haupt zu riechen, ward ye einer den andern fragen, was doch das für ein tranck were. Der ein sagt dis, der ander das. Zuletst rufften sie dem wirdt harzu, fragten in, was doch das für ein tranck wer, ob es auch an reben wüchs, oder ob man das machet wie die andren trenck, als bier, alet und lautertranck. Als der wirdt ir einfaltigs fragen vernam, sagt er: ,,Mein lieben bilger, ich wils euch nit verhalten; es ist kein gemachtes tranck, sunder kumpt also vom himmel herabfliessen. Wann die lieben heiligen weinen, so gibt es solch siessen treher; die heben wir dann also auff, und wirt ein solchs sies tranck daraus.“ Alsbald fieng ein einfaltiger Schwab

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an inniklichen zu weinen und sagt: ,,Ach ir lieben heiligen, was thund wir Schwaben euch zu leid, das ir nit auch über das Schwabenland euwer treher auch ausgiessen!“ Dis musten die andern alle lachen, das der gut einfaltig mensch dem wirdt seiner worten so bald geglaubt hatt, wiewol sie selb auch noch für kein eygenschafft wusten, was für ein tranck dis gewesen was. Aber es ist gemeinlich in aller welt der brauch, welcher einf(ltig, frum, schlecht unnd gerecht ist, da hilft yederman zu, damit er noch mer gefatzt und umbgetriben wirt. Das nim ich bey mir selbs ab; dann ich meiner einfalt halben auch oft mus gefatzt sein./S. 161/94. Ein mönch wolt ein sattel heimlich und verborgen in das kloster tragen; den verraten die stegreiff. In einem kloster was ein grosser baumstarcker mönch, der hat ein zeit ein bulschafft überkumen, das was gar eine kleine person. Der gut frater het sie gern im kloster in seiner zellen ghabt, kund sie aber durch kein mittel noch weg hineinbringen; zu dem was im der portnar abginstig, wolt im derhalben nit durch die finger sehen, wie vileicht den andren brüdern. Der mönch erdacht im ein sondern list, wie er sie hineinbringen wolt. Er was procurator oder schaffner im kloster, darumb er dann mer freyheit hat, über die zeit auszubleiben, dann die andren. Einsmals nam er sich abermalen gescheft an, kam gar spat heim, hat das gut diernlin auff den kirchhoff bscheiden, da solt sie sein an einem heimlichen ort warten. Er land sie nach seinem befelch, erwütscht sie mit seiner sterck under einen arm, trug sie gantz leichtfertig under der kuten darvon, kam an die porten, schellet an. Der portnar lies in ein, fragt, was er under der kutten verborgen trüg. ,,Ich mus morgen reiten“; sagt der mönch, ,,hat mir ein guter freund ein sattel geluhen; dann mein sattel ist mir zerbrochen.“ Dem guten töchterlin giengen die füs under der kutten ein wenig herfür, daran hat sie zwey weissen schülin; sie aber meint sich gar wol verborgen haben. Der portner ersach die aber und sagt zu dem mönch: ,,Herr, hebend die stegreiff ein wentzig bas auff! Sie werden euch sonst den sattel verraten.“ Da das der mönch erhort, erschrack er fast übel; dann er sorgt, der portner wird in verraten, das man den sattel hinder im suchen und finden wird. Darumb er seinen guten sattel wider lauffen lies, bat den portner still zu schweigen; sein bit aber halff so vil, als sie mocht./S. 162/95. Ein narr kond betten, wust aber nit, welches hinden oder vornen gehört. Im Breisgaw wonet ein gar torechtiger, einfaltiger mensch, der gantz narrecht und kindisch was, hat aber dannocht von guten fromen leuten, bey welchen er tägliche beywonung unnd sein underschleiff hatt, lernen betten; galt im aber gleich, welches er zuvor bettet, den glauben oder das vatterunser. Wann man in dann fraget: ,,Lentz, wie bettest du also durch einander? Unser herrgott kan nit draus kumen;“ so antwurt er: ,,Ho, will er nit draus kommen, so bleib er darinnen stecken.“ Zuletst aber

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brachten sie in auff die ban, das er ordenlichen betten lert, so das, wer in hort, sich darab verwunderet.96. Einer verwart der statporten schlissel im thuren. Es ligt ein stetlin im Breisgaw, da haben sie einen brauch oder gewonheit, das man alle fronfasten oder quatember einem burger die schlissel zu der porten befilcht zu verwaren; der mus dann alwegen abents und morgens, so man die porten auff oder zuthut, zugegen sein und demnach die schlissel vermög des eydts, so er daruber gethon, wider verwaren. Nun was einer in gemeltem stetlin gar ein seltzamer bruder, an dem was das quatember, das er die schlissel verwaren solt. Es begab sich auff ein zeit, das er die porten hat helffen zuschliessen, gieng dennoch zu seiner bursch, tranck sich gar voller weins, kam auch mit grosser müh nach/S. 163/mitternacht zu haus, was dannocht so bedacht, das er sein weib nit wecken wolt, steig auff einen stall unnd legt sich auff einen hewhauffen schlaffen, lag also in guter hůt, schlieff des morgens, [biß] das die sunn hoch über alle berg auffgangen was und gar weit im tag war. Niemant wust, wo der min den schlisseln hinkummen war. Man sucht in hin und wider; dann die hirten ein gute zeit mit dem viech an den porten gehalten. Zuletst fand man den guten schlemmer auff dem hew schlaffen; also wackten sie in auff. Er eylet schnell seinem befelh nach und schlos die porten auff, sties dennocht die schlissel wider in seinen bůsen. Der bescheid aber was gegeben, sobald er die porten auffgeschlossen hett, solt man in den nechsten in thurn füren. Das geschach also. Auff den abent, als man die porten wider zuschliessen wolt, schickt man zu im über den thurn umb die schlissel, das er anzeigen, wo die zu finden weren. Er sagt: ,,Wo sollen die anders sein, dann da sie sein sollen? Ich hab die hie bey mir im bůsem.“ Also sagten die gesanten: ,,So gib uns die heraus! Dann es ist also der herren befelch, damit man die porten zuschliessen konne.“ Der gefangen sagt: ,,Das wöll gott nit! Ich glaub auch nit, das mir meine herren semlichs zumuten werden. Dann wo ich die schlissel anderen solt geben zu verwaren, so thet ich ye meinem eyd nit genůg. Sie sind mir und keinem andrem bevolhen, hat auch auff dismal kein andrer dann ich darzu geschworen.“ Dise antwurt zeigt man den herrn an. Was solten sie thun, dann das sie befelch gaben, man solt in wider aus dem thurn nemen und in die porten selb heissen zuthun! Es wolten auch die herren on das kein ernst mit im brauchen, sunst hett man die schlissell wol von im bringen mügen. Also undersagt man im sunst mit ruchen und strefflichen worten, er solt sich hinfürbas hüten, sunst wolt man im eins mit dem andren messen./S. 164/97. Einer trůg leid für seinen vatter in einer gelben kappen. Zu Colmar im Elsas waren zwen gebrüder; ir vatter was ein schumacher, ein alter betagter mann. Der elter sun was auch ein schůmacher, gar ein bescheidenner mann. Der junger was ein maler, gar wild, wunderbarlich

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und gar verthüig, wie dann der maler brauch ist. Dann sobald er ein batzen verdient, so waren sechs krützer zuvor verthan; kam oft darzu, das er kunst und kunstladen versatzt, domit er gelt zum schlam überkeme. Es begab sich, das ir vatter mit todt abgieng und man in nach christlicher ordnung solt zu grab tragen. Der elter son teth sich gantz schwartz an, hieng ein leitzipfel an sein hals, wie sich dann gebürt. Der jung aber, der maler, hat ein schwebelgelbi frantzesische kappen, die er gewont was zu tragen, kam darinn in seines vatters haus gelauffen, wolt auch der leich nachgon. Der bruder und andre freundtschafft sagten, er solt seines vatters seligen schwartzer röck einen anthun; dann es gebürt sich nit, das er also in der gelben kappen der leich nachgon, dieweil sein vatter so ein eerlicher mann unnd des radts gewesen were. Er aber behart in seiner kappen. Als aber die freuntschafft nit nachlassen wolt, er solt ein schwartzen rock anlegen, sagt er: ,,Das euch botz marter all mit einander ob einem hauffen schend! Es ist mir der todt meines vatters wol so leid in meiner gelben kappen als meinem brůder, schwager und euch allen mit einander in euweren schwartzen röcken. Ir werdend mir auch keinen anderen rock zu disem mal anbringen.“ Also müsten sie im recht sein weis lassen./S.165/98. Ein tröscher falt von einem kornstock.In einer schewren waren etlich tröscher bey einander, so ein gemein verding angenummen hatten, den gantzen winter zu tröschen. Es begab sich auff einen tag, das sie auffwanneteng und yetzund wider anlegen solten. Der ein under in stig zu obrist auff den kornstock und warff garben rab auff das thenn. Wie er aber die schantz hat übersehen, ist er von oben herabgefallen auff die garben, so er zuvor rabgeworffen hat, darvon im gar weh beschehen. Seine anderen gesellen erschracken des fals ser übel, lieffen hinzu, meinten, er wer den hals gar abgefallen. Dem guten kerle was jetzund die omacht wider vergangen unnd zu im selb kumen. Als er auffblicket und seine gesellen ersicht, hebt er an mit lauter stimm zu schreyen: ,,O mort! Lieben gesellen, lauffen bald, bringen schlissel har und brechend mir das maul auff!“ Der gut schweis meint, im wer das maul zu, und schruw doch, das es in der gantzen schewren einen schall gab. 99. Ein kauffman schüt bruntz in ein gwandkasten.Etlich kauffleut fůren gen Franckfort inn die meß; zu Mentzg kamen sie in eine herberg, darin sie über nacht bliben. Nun was einer under in, so mer sorgsam und angsthafft war dann die andren alle, derhalben er zu nacht nit schlaffen mocht; und wo sie in einer herberg über nacht lagen, stund er oft in der nacht auff unnd lůgt, wann es tagen wolt./S. 166/Nun lagen sie zu Mentz in einer kamer, darinn stund zunechst bey seinem bett ein gros kensterlin oder gewandkasten mit vil dathen und türlin. Der gut kauffman nach seiner gewonheit stund aber etlich mal in der nacht auff, wolt nach dem tag schawen; und wann er meint, den kamerladen

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aufthun, thet er alwegen ein türlin an dem kensterlin auff, sties den kopff hinein; so was es gar finster. Solchs thet er etliche mal. Zuletst ward im von nöten, das wasser abzuschlagen, stund auff, nam die kachel under dem bett, thet sein noturfft darinn, thut die thür am kasten auff und schüt den harn gantz frefenlich in den kasten, das er im wider zuruck in das angsicht spritzet. Erst ward er gewar, wo er die nacht hingesehen hatt; er fieng heimlichen an zu flůchen unnd schelten. Seine andren gesellen erwachten drab, fragten in, was im begegnet wer. Als er in das sagt, verhofft, sie wurden ein mitleiden mit im haben, fiengen sie erst an sein spotten, und must die gantz reis, biß er wider heimkam, also ir fatzman sein. 100. Ein baur fand ein krentzlin auff einer hochzeit; geriet im dardurch, das er ein gut mal aß.Ich hab eines guten gesellen kuntschafft gehabt, der was ein baurßman, aber ein schamperer, schertziger und kurtzweiliger mann. Es begab sich auff ein zeit, das er zinskorn in ein statt furt, deren namen ich hie underlas anzuzeigen. Nun was in derselbigen statt ein gros hochzeit, darauff vil erlicher leut aus andern stetten geladen waren. Als nun der kirchgang volbracht was und/S. 167/man yetzund zu dem imbis gon solt, hat einer der hochzeitmenner seinen krantz vom hůt oder paret fallen lassen; denselbigen hat gemelter baurßman funden und auff seinen hut gesteckt, ist also dem brautvolck nachgefolget bis an das ort, da der imbis bereit gewesen ist. Also haben die, so darzu verordnet, yederman einen yeden nach seinem stath und wirdin zu tisch gesetzt. Als man aber schon gesessen, ersicht einer des brütgams verwanter den bauren mit dem krantz, fürt in von stundan hinauff in die stuben, setzt in zu einem tisch zu andern karchern, so die frembden brautleit dargefürt hatten. Der gut baur nams zu grossem danck an, zecht und was guts muts. Als nun der imbis vollendt was, nam der baur acht auff den, so in hat zu dem tisch heissen sitzen. Er nam freuntlich urlaup von im, dancket im des guten mals. ,,Wie?“ sagt diser, ,,Will dann ewer volck so bald von hof scheiden?“ Der baur sagt: ,,Ich weis von keinem volck gar nichts. Ich hab meinem junckeren zins bracht; hat mich unser herrgott dis guten mals beratten, hab ich recht mit danck angenummen.“ – „Wolan,“ sagt diser, ,,mein freund, ist dir etwas guts beschert, so nims zu danck an und las es bey dir bleiben!“ Das beurlin wuscht das maul, nam urlop und fůr wider darvon. 101. Ein maler wust keinen teutschen man in seiner kleidung zu malen. Ein edelman verdingt einem maler ein saal zu malen, welcher gar ein kunstreicher guter maler was. Des edelmans verding was, das er im allerley nationen unnd völcker [malet] mit irer kleidung, und wie sie gon mit/S. 168/

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wehren und irer gewonlichen kriegsrüstung. Das alles malet er im gar artlich und künstlich, so das Juden, Dattern, Heiden, Türcken, Griechen, Saracener, Araber, Indiener, in summa kein volck außgenummen sunder die Teutschen. Als nun der edelmann das gemild besichtiget und im all ding gar wol gefallen, hat im allein gmanglet, das er die Teutschen in ir kleidung nit gesehen. Darumb er verursacht war, den meyster zu fragen, was die ursach sey, das er die Teutschen außgelassen hart. Darauff der maler geantwurt, es sey im nit müglich, dann er will in kein kleidung zu machen. Als aber der edelman die auch haben wellen, hat der maler einen gantz nackenden mann gemacht und im ein grosse burden tůch auff den rucken gemacht. Hatt der edelman gefragt, was er damit gemein, das er einen nackenden dahin gestelt hab. Darauff er geantwurt: ,,Juncker, die teutsch kleidung zu malen ist keinem maler in der gantzen welt müglich; dann sie allen tag etwas news herfürbringen; man kan schier teutsch noch welsch vor einander erkennen. Dis důch aber hab ich im darumb auff den rucken geben, das ein yeder mag darvon nemen und im, dem nackenden Teutschen, ein kleid nach seinem gefallen machen.“ Mit diser verantwurtung was der edelman gesettiget und můst dem maler gewunnen geben. Dis ist ungefarlich vor 30 jaren geschehen. Nun wolt ich gern wissen, wann yetzund einer einen Teutschen malen wolt, wie er doch die sach angreiffen wolt; also gar ist die welt entwichtert. Man sehe doch nur an den grossen überschwencklichen mutwillen und unkosten der schantlichen und lasterlichen ploderhosens. M. D. LVII./S. 169/102. Von einem sch(rer, der einer dorfffrauwen einen dorn auß einem fůß zohe. Es begab sich auff ein zeyt zů Basel in der kleinen statt, da kame ein beürin zů einem schärer, die hett an einen grossen dorn getritten. Die bat den sch(rer mit weinenden augenn unnd sprach: ,,Ach mein lieber meister, ich bitt euch durch gotts und des gelts willen, kommet mir ze hülff! Do sprach der sch(rer: ,,Liebe frauw, wie ist euch geschehen?“ Do sprach die beürin: ,,Ach mein lieber meister, ich gieng gestern mit meinem Hansen in den Wald, und hab im helffen scheyter laden und mich also übel geletzt an einen dorn.“ Do sprach der sch(rer: ,,Ach liebe frauw, sitzet da nider auf das küssen! So wil ich euch geschwind geholffen haben.“ Und inn dem, wie er ir ze hülff wil kommen mit einem instrument, do laßt die gůt frauw ein grossen m(chtigen furtz von angst und not. Do sprach der meister: ,,Oho, der ist h(rauß!“ Do meint die gůt frauw, er hette den dorn gmeint. Geschwind sprach die beürin: ,,Ach keüwet in unnd bindet ihn darüber! So schwirt es nit.“ Do sprach der sch(rer: ,,Keüwe in der teüfel an meiner statt!“ Do meinet aber die beürin, er hette den dorn gemeint; so meint er den furtz./S. 170/103. Von herr Hansen, der würst trůg im sack und wolt messz halten.

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Es war ein mal ein pfaff im Fricktal, der hieß herr Hans, der gieng umb sanct Martinstag und wolt messz halten. Als er aber durch die dörffer gieng, wie es dann ein dorff an dem anderen hat, und es eben in der zeyt was, daß die bauren die schweyn metzgen oder schlachten, so kumpt er in ein dorff, da hat ein beürin gemetzget; die růfft dem pfaffen hinzů und sprach: ,,Herr Hans, herr Hans, kompt und nempt da die würst! Dann ich hab die beste sauw gemetzget, so ich im stall gehabt hab.“ Do sprach herr Hans: ,,Ach mein liebe frauw, ich hab nichts, darinn ich sy trage.“ Do gab die beürin dem pfaffen ein leinis s(cklin und thet im die würst dareyn. Also nam der pfaff das s(cklin mit den würsten und steckt es hinden auf den rugken under den gürtel, geht damit sein straß, seine bauren zů versehen und messz ze halten. Als er nun über den altar kumpt und es an der zeyt was, daß er elevieren oder den herrgot aufheben solt, kumpt der sigrist von hinden zů und wil im die alb aufheben. Indem ers aber also aufhebt, vermeint der gůt herr, es seye ein hund unnd schmöcke im nach den würsten, und gedenckt nit mer an den sigristen, der hinder im kniet, stosst derhalben mit dem einen fůß unnd trifft den sigristen an hallß, daß er vier stafflen herunderfiel; dann er vermeint, es wer ein hund und wölte im die würst fressen. Do lieffen die bauren zů unnd meinten, der sigrist hette den hinfallenden siechtagen; so stiess in aber der pfaff also übel, etc./S. 171/104. Von einem trummenschlager dem etlich wölff nacheylten, er aber mit seiner trummen fiel. In vilen dörfferen ist der brauch, dass die bauren bey einander sind umb sanct Martinstag, wann der lieb heilig sanct Schweynhardus im leich ist under den bauren zů denselben zeyten, das dann bey inen weret biß fastnacht etc. Auff ein zeyt begab es sich, dass ein trummenschlager ein zeytlang bey inen gewesen was und die bauren hett leychtsinnig gemacht, und es nun zeyt was, daß er solt wider heimgehn. Als er nun sich mit seiner trummen auf den w(g heimwertz macht, begegneten im etlich wölff, welche im nacheylten und gern gessen hetten; dann sy gar hungerig waren unnd im auff dem fůß nachvolgten. Er aber für und für hinder sich lůgt und forcht, sy wurden in zerreyssen. Und in dem als er so hinder sich lůget, so fallt er über ein alten stock mit der trummen, daß die trummen wider vom erdtrich aufsprang und ein groß geschrey und getümmel macht, daß die wölff von dem geschrey erschracken unnd lieffen wider hinder sich gegem wald zů. Do das der trummenschlager ersach, daß sy von dem gethön erschracken, erfasset er sein trummen unnd nimpt die schlegel zů seinen handen unnd schlecht auf die trummen wie tausent teüfel unnd jaget also die wölff im wald h(rumb mit grossen fröudenn, die er dann vonn dem fal auß forcht überkam, daß die wölff von im wichen./S. 172/105. Von dem narren im sack.

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Der churfürst zů Sachsen hett einen narren, der hieß Claus; der hatt auff ein zeyt etwas mißhandlet. Deßhalb die churfürstin zů im kam und sprach: ,,O lieber Claus, du weist wol, was du gethon hast. Ich bsorg, es werd dir übel gehn; dann der fürst hat dir getröuwet, er wolle dich lassenn hencken, da helffe nichts darfür.“ Der gut Claus narr erschrack so übel, daß er schier in die hosen gehofiert. Das merckt nun die fürstin und gedacht: ,,Die sach wirt sich recht schicken;“ dann es ein angelegter handel unnd darumb angefangenn was. Deßhalben sagt die fürstin weyter: ,,O lieber Claus, so du mir folgen wilt und thůn, was ich dich heissen wird, so wil ich dir darvon helffen.“ Der narr was fro und verhieß ir, er wölte folgen. Do hett sy ein edelmann darzů bestellt, der hat sich verkleidet in baurenkleidern, daß in der narr nit erkannt, sondern vermeint, es wer ein baur. Die fürstin sagt zů dem bauren: ,,Beürlin, lieber lang dein sack h(r und laß mein Clausen dareyn schlieffen und bind den sack zů und trag in biß fur das thor hinauß. Und wenn man dich fragt, was du tragest, so sag, es seye haber, den habest im schlossz gefasset!“ Das beürlin nam sein sack, stieß Claus narren dareyn, band in zů, nam in auf sein achsel und zoch mit im darvon. Wie er aber über die brugken zum schlossz hinauß wil, steht der churfürst sampt seinen edelleüten auff der brugken; der spricht den bauren an und fragt in, was er im sack trag. Antwort das beürlin: ,,Gnädigster herr, ich trag habern, den ich im schlossz gefasset hab.“/S. 173/Daran der fürst kein vergnügen haben wolt und fraget in zum anderen mal und sprach: ,,Du beürlin, sag mir die recht warheit! Was tregst im sack, das so schw(r ist?“ Das beürlin sprach wie vor: ,,Es ist habern,“ welches der churfürst gar nicht glauben wolt. Do fieng Claus narr zum churfürsten an unnd schrey im sack: ,,Du narr, er tregt habern. Gehörst du nichts? Habern tregt er. Verstehst du nit mer teütsch? Habern, habern!“ Deß lachet der churfürst uncl seine edelleüt, giengen darvon und liessen den narren im sack stecken. 106. Von einem, so ein stůten kauffen [wolt] und sein sun schlůg, so auff dem fülly reyten wolt. Es wonet ein gůter einfaltiger mann in einem dorff im Schwabenland, genannt Feimingen; der was arm und erneert sich des taglons. Wenn nun die anderen seine nachbauren mit rossz und karren inns holtz fůren, můßt er das sein mit seiner frauwen auff dem hals unnd rugken heimtragen unnd mocht doch nichts erschiessen; dann wenn sy schon ein gantzenn tag zůsamen trůgen, mocht es nit so vil außtragen, als er im taglon gewünnen mocht. Deßhalben er an einem sonntag zů seiner frauwen nidersaß, mit iren radtschlaget und sprach: ,,Mein liebe frauw, wie ist im doch zů thůn? Du siehst, wenn wir schon lang das holtz selbst auff unsern achßlen heim fleischen, so versaum ich doch am taglon noch so vil, als wir bede geschaffen mögen.“ Do sprach die frauw: ,,Mein lieber haußwürt, es ist waar, wie du sagst. Wis rathst du doch, daß im ze thůn sey?“ Der gůt mann sagt:

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/S. 174/,,Ich meint, wenn wir etwan unsere zwen gefattern anspr(chen, daß sy uns fürsatzten, daß wir etwann ein junge stůten kaufften, so köndten wir auch ins holtz faren wie ander leüt. Und ee das jar h(rumbkumpt, so hat es ein jung fülly: das wöllenn wir dann aufziehen. So haben wir dann auch rossz wie ander leüt.“ Der rath bedunckt die frauwen gar gůt. Nun hatten sy ein kn(blin von acht jaren. Als es den rathschlag hort, do fieng es an und sprach: ,,Ey ja, lieber vatter, so wil ich denn auf dem fülly reyten.“ Do ward der vatter ergrimpt über den knaben unnd sprach: ,,Gott geb dir sant Veltin! Gelt, du woltest mir dem fülly den rugken entzwey trucken mit deinem reyten?“ Nimpt hiemit den knaben beym haar und wil in schlagen. Als es aber die můter ersicht; wil sy dem kind zů hülff kommen und in dem mann nemmen. Der mann aber nicht unbehend nimpt sy bey dem schleyr oder tüchlin und schlecht ir die haut recht gnůg voll. Also hatten sy einander umb das fülly geschlagenn, unnd hatten aber weder das gelt, die stůten, noch das fülly. 107. Von einem armen studenten, so auß dem paradyß kam, und einer reychen beürin.Durch ein dorff gieng einmal ein armer student, wellicher wenig zeerung im seckel bey im trůg und aber die füß lieber under dem tisch hatt, dann daß er sölt in einem bůch studieren, als man deren noch vil findet. Als/S. 175/er aber nun wol in das dorff hineynkumpt, geht er gegen eines reychen bauren hauß, welcher nitt anheim was, sonder inn das holtz gefaren; die frauw aber, welche vor auch einen mann gehebt, so Hans geheissen und iren vor wenig jaren gestorben was, deßhalben [sy] yetz den anderen mann hatt, dieselbig frauw steht in dem hof vor dem haus. Und so sy den studenten ersicht, spricht sy in an, fragt in, wer er sey und von wannen er komm. Antwort der student: ,,Ich bin ein armer student und komm von Paryß.“ Die gůt einfaltig frauw verstůnds nit recht, vermeint, er hett gesagt, er komm auß dem Paradyß; deßhalben sy in noch einmal fragt: ,,Kompt ir auß dem Paradyß?“ — ,,Ja, liebe frauw,“ sprach der student; dann er marckt von stundan wol, wen er vor im hatt. Do sprach die beürin: ,,Lieber gůter freund, kompt mit mir in die stuben! So wil ich euch etwas weyters fragen.“ Als er nun in die stuben kam, do hieß sy in nidersitzen, fieng an und sprach: ,,Mein gůter freünd, ich hab vor auch einen mann gehabt, hat Hans geheissen, der ist vor dreyen jaren gestorben. Ach du mein lieber Hans, gott tröst dein liebe seel! Ich weiß, daß er im Paradyß ist; er ist wol so ein frommer mensch gewesenn. Lieber freünd, habt ir in nicht im Paradyß gesihen? Oder kennt ir in nit?“ Der student sagt: ,,Wie heißt er mit dem zůnammen?“ Sy sprach: ,,Man hat im nur Hanns Gůtschaaff gsagt; er schilhet ein wenig.“ Der student besinnt sich und sprach: ,,Botz ja, ich kenn ihn yetz wol.“ Die frauw sprach: ,,Ey, lieber freünd, wie gehts im, meim gůten Hansen?“ Der student antwort und sprach: ,,Schlechtlich gnůg. Der arm tropff hat weder gelt noch kleider. Wenn gůt gsellen nitt das best gethon hettenn bißh(r, er wer wol hungers gstorben; dann wo etwan gut gsellen bey

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einander zechen, so holt er weyn und brot und schenckt inen eyn.“ Do die frauw das hort,/S. 176/fieng sy an weinen und sprach: ,,Ach, du mein Hans, nun hast du nie keinen mangel bey mir gehabt, unnd můßt erst in jener w(lt mangel leyden! Hett ich das gwüßt, ich wölt dich wol versorgt haben mit kleidern und mit gelt, daß du auch andern gleych hettest mogen zeeren; dann du von gotts gnaden noch gůte kleider hast. Hett ich nur ein botten, ich wolt dirs schicken und ein gůten zeerpfenning darzů.“ Der student, als er solichs hort, sprach er zů der frauwen: ,,O liebe frauw, seyt gůter ding! Wenn es nur an einem botten manglet, so wil ich euch wol so vil zů gfallen thůn und ims bringen. Dann ich yetz den n(chsten widerumb ins Paradyß wil; ich hab etlichen mer gelt zů bringen.“ Als die beürin soliches hort, war sy fro und bracht dem studenten zů essen und trincken und hieß in redlich zechen. ,,Dann ich wil“, sprach sy, ,,dieweyl ein ding zusamensůchen.“ Also geht sy hinauf in die kammer über den kasten, da des Hansen kleider lagen, unnd nimpt etliche hembder, zwey par hosen und den gefüllten rock sampt etlichen fatzenetlin, machts auff das gschmeydigst eyn, daß es feyn kommlich zů tragen ist. Darnach hat sy etlich alt ungerisch gulden und gůt alt gstempfft plaphart, bindts in ein weyssz lümplin, gibts dem studenten mit sampt der burdy und schenckt im auch etwas, damit ers dest fleyssiger außrichte. Als er nun gessen und truncken hatt, nimpt er die burdy mit den kleidern auf den halß, danckt der frauwen und zeücht darmit darvon. Nun was es eben umb mittag, daß der baur auß dem holtz heimkam, lieff im die frauw entgegen und sprach: ,,Lieber haußwürt, sol ich dir nit wunder sagen? Es ist ein mann bey mir gwesen, der kumpt auß dem Paradyß und kennt mein Hansen s(lig wol; er hat mir gsagt, wie er so arm sey und grossen mangel leyde. Do bin ich hingangen, hab im seine kleider geschickt sampt etlichen/S. 177/ungerischen guldin unnd gstempfften plapharten, weliche du nit gewüßt hast, und sölt dich der ritt schitten.“ Der baur erschrack und sprach: ,,Ey, du hast im den teüfel auf den kopff geben!“ sitzt schn(ll auff sein besten hengst und eylt dem studenten nach. Der student aber st(ts hinder sich lůgende (dann er versah sich wol, es wurd also gehn), als er den bauren sicht h(rnach eylen, wirfft er gschwind die burdy in ein hag und findt ungferd ein par hagh(ndtschůch und ein schaufel; die legt er an. Als nun der baur zů im kam, fragt er, ob er nit einen mit einer burdi gsehen hab. ,,Ja, alsbald er euch gsehen, ist er über den hag gsprungen und dem holtz zů gelauffen.“ Der baur sprach: ,,Lieber, halt mirs rossz! So wil ich im nacheylen.“ Springt hiemit über den hag dem holtz zů. Der student nimpt die burdy, sitzt auffs rossz und reyt darvon. Als nun der baur niemant fand, keert er widerumb, so findt er weder das rossz noch den, ders im gehalten hat; do gedacht er wol, wie es zůgangen wer. Als er nun heimkumpt, fragt in die frauw, ob er in gfunden hab. Er sagt: ,,Ja, ich hab im das rossz darzů geben, daß es im dest belder werde.“

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/S. 178/108. Von einem weyhenachtkind und dem Joseph, wie er im ein müßlin kochet inn der kirchen und einanderen in der kirchen schlůgen. Im bisthumb Cöllen beschach es einmal zů den weyhennachtzeyten in der christnacht, daß sy das kindlein inn derselben nacht wiegen, unnd namen einen grossen chorschůler, der solte das kindlein seyn, und legten das kindlin Jesu in ein wiegen; und Maria die wiegt es, und das kindlin fieng an gar hefftig ze schreyen. Als es aber nit schweygen wolt, laufft der Joseph gschwind hin und wil dem kindlin Jesu ein müßlin oder brey kochen und im zů essen gebenn, damit es schweyge. Ye vester er aber kochet, ye mer das kind schreyt. Als es aber ye nit schweygenn wil, nimpt der gůt Joseph ein löffel voll heisses můß, laufft mit zů der wiegen unnd stoßt dem kind den löffel mit dem heissen můß in halß und verbrannt dem kind das maul also übel, daß im das schreyen unnd weinen vergieng. Das kind wüscht geschwind in der wiegen auf, fiel dem Joseph ins haar, unnd schlůgen einandern. Aber das kind was dem gůten joseph ze starck; dann es warff in ze bodenn unnd gienge ermassen mit im umb, daß die leüt, so in der kirchen waren, dem Joseph zu hilff můßten kommen./S. 179/109. Von dem narren im taubhauß. Es hat der hogeborn fürst, marggraff Ernst von Baden einen narren an seinem hof, der hieß Cůntz; der was hüpsch, jung und starck und gerad von person. Der gefiel einer reychen wittfrauwen, so auch in derselben statt wonet, da der marggraff dozmalen hof hielt, gar wol; derhalben sy im nachstalt. Eins tags begab es sich, daß sy in heimlich in ir hauß bracht, daß es niemandts gewar ward. Also trůg sy im gesottens unnd gebratens, deßgleychen wein und brot auff und füllet im sein haut gar voll, und hielt in also ein zeytlang bey ir im hauß heimlich verborgen; dann sy sunst gar einig on ein magt oder köchin hauß hielte. Als nun der fürst des narren manglet und in in etlich tag nitt am hof gesehen, ließ er allenthalben in der statt nach dem narren fragen, ob in yemants gesehen hette; aber man kond nit erfarenn, wo der narr hinkommen was. Das stůnd also an biß an unsers herrn fronleychnamstag, welches ein groß fest ist; alßdenn tregt man inn der procession den himmel und sacrament darunder umb. Als nun der tag kam, rust sich die gůte wittfrauw, so den narren eyngethon, auch und wolt auch zur kirchen gehn und einmal geistlich seyn; aber sy wußt nit, wo sy mit dem narren hin solt. Also besinnt sy sich und versperrt den narren in ein groß taubenhauß, so sy oben im hauß hatt, und geht sy in die kirchen. wie man nun mit der procession anhebt zů gehen, fieng man mit allenn glocken an zů leuten; als sy aber für der wittfrauwen hauß, darinn dann der narr im taubenhauß steckt, kamen, hielt man da still, und sang man ein evangelium. Als nun der narr das erhort, brach er das getter auf und stieß den kopff hinauß und wolt/S. 180/

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sehen, was es für ein wesen wer. Als er nun hinaußlůgt und das groß volck in der procession sieht, so ersicht er on alles geferd den marggrafen mit seinem hofgesind. Also hebt er mit lauter stimm an zů schreyen und růfft: ,,Marggraf Ernst, marggraf Ernst!“ Der marggraf lůget umb sich, hort den narren wol růffen, aber wußt nit, wo er was. Zůletst aber erblickt er den narren. So das der narr ersicht, spricht er: ,,Marggraf Ernst, oho, ich mein, ich hab ein gůte kleine sach. Man gibt mir guten weyn und gůt brot und gůt fleisch, gsottens und gebratens, und das mir am basten schmockt; man bacht mir gůte küchlen unnd gibt mir alles, was ich nur wil haben. Unnd wenn ich bey dir bin, so můß ich holtz und wasser tragen, unnd schlecht man mich übel darzů; und was ich sunst darzů ze schaffen hab, das wolt ich dir sunst nit sagen. Ich wil dir aber das zusagen, das ich kurtzumb nimmer zů dir wil. Darnach wüß dich zu richten!“ Der marggraf unnd sein hofgesind sampt allem volck sahen das hauß an und fiengen an zu lachen. Des anderen tags schickt der marggraf ein diener nach dem narren und ließ in holen. Und ward die gůt wittfrauw ires entlehneten dieners beraubt und darzů verspott.110. Wie ein schneyder in himmel kumpt und unsers herrgotts fůßsch(mel nach einer alten frauwen h(rabwirfft. Es hat sich begeben an einem schönen tag, das unser herrgott spatzieren wolt gehen, unnd nam all seine apostel und heyligen mit ihm, also daß niernands daheim im himmel blieb dann allein sanct Peter; dem/S. 181/befalch er, daß er ged(chte und niemands eynliesse, dieweyl er auß wer, unnd zoch also darvon. Nun kam ein schneyder für den himmel; der klopffet an. Sanct Peter fraget, wer da wer und was er wölte. Der schneyder sagt: ,,Ich bin ein schneyder und wolt gern in himmel.“ Sanct Peter sprach: ,,Ich darff niemands eynlassen. Dann unser herrgot ist nit daheimen, und wie er hinweggieng, verbot er mir, ich solt gedencken unnd niemands eynlassen, dieweyl er auß wer.“ Aber der schneider ließ nit nach sanct Petern zů bitten und bewegt in mit seinem langen bitten dahin, daß er ihn verwilliget hineynzelassen, doch mit dem geding, er solte in einem winckel hinder der thürenn fein züchtig unnd still sitzenn, damit, wenn unser herrgott keme, daß er seinen nit warneme unnd zornig wurde. Das verhieß er im. Also satzt er sich hinder die thüren in ein winckel, unnd sobald sanct Peter füir die thür hinaußgehet, steht der schneider auf und geht inn allen wincklen im himmel h(rumb und besicht eins nach dem anderen. Zůletst so kumpt er zů vilen schönen und kostlichen stülen, under welchen in der mitte ein gantz guldiner sessel stůnd, darinn vil kostliches edelgesteins versetzt was; er was auch vil höher dann der anderen stül keiner, vor welchem auch ein guldiner fůßsch(mel stund; auff demselbigen sessel saß unser herrgott, wenn er daheim was. Der schneyder stůnd still vor dem sessel ein gůte weilen und sahe in st(tigs an; dann er im am allerbasten under den anderen gefiel. Also geht er hinzů und setzt sich inn den sessel. Wie er nun also sitzt, sicht er nid sich und sicht alle ding, was auff erden geschicht. Under

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anderem aber ersicht er ein alte frauwen, welche irer nachbeürin ein underband garn stilt. Darvon dann der schneyder erzürnet, nimpt den guldinen fůßsch(mel und wirfft den nach der alten frauwen durch den himmel auff die erden hinab. Do nun der schneider den sch(mel/S: 182/nit mer erlangen mocht, schlich er hüpschlich auß dem sessel unnd satzt sich wider hinder die thür an sein altes örtlin und that dergleychen, als wenn er nirgends da gewesen wer. Als nun unser herrgott wider heimkam, ward er des schneyders nit gewar; wie er sich aber inn seinen sessel setzt, manglet er seines sch(mels. Also fragt er sanct Peter, wo sein sch(mel hinkommen sey. Sanct Peter sagt, er wüßte es nit. Do fragt er weyter: ,,W(r ist da gewesen? Hast niemand h(reyngelassen?“ Er antwort und sprach: ,,Ich weiß niemandt, der hinnen ist gewesen, dann ein schneyder, der sitzt noch da hinder der thüren.“ Do fraget unser herrgott den schneyder und sprach: ,,Wo hast mir mein sch(mel hingethon? Hast du ihn nicht gesehen?“ Der schneider erschrack, gab mit forcht unnd zitteren antwort und sprach: ,,Ich bin in deinem sessel gesessen und hab ges(hen, wie da unden auff erden ein alte frauw irer nachbeürin ein underband garn gestolen hat; darab ich erzürnet bin worden unnd hab den fůßsch(mel nach ir geworffen.“ Do ward unser herrgott zornig über den schneyder und sprach: ,,Hey, du schalck, solt ich so manchs mal ein sch(mel nach dir geworffen haben, als offt du ze vil geren geschnitten und ins aug geschoben hast, ich hette weder stül noch b(nck mer im himmel.“ Also ward der schneyder für den himmel h(raußgestossen und ihm sein br(sten unnd mangel auch entdeckt und ans liecht h(rfürgezogen worden. Es ist auch zů besorgen, man finde deren noch vil yetz zů unseren zeyten, so einen, der in einem laster kaum eins strohalms tieff steckt, rechtfertigen und straaffen wöllen, unnd aber sy gar darinn ersoffen sind./S. 183/111. Von einem doctor, der sich zů Venedig understund, eines hauptmanns bůlschafft zů beschlaffen; aber es fehlet ihm heßlich. Zů Venedig was ein doctor, het ein grossen buckel, war eine klein person; der wer gern bey einer kordisana gelegen unnd macht mit einer růffianerin sein practick, verhieß, ir ein verehrung zů schencken. Nů es kam derselbigen kordisanerin für, wie das kleine doctorlein gern bey ir möcht seyn und ihr grosse verheyssung ließ thůn, zeyget sie irem hauptmann solche sach an, wie einer verhanden wer, wo er ihr wolt erlauben, gedraw sie hundert kronen balt zů bekommen. Auff solche bitt und anhalten ward es ir erlaubt, doch daß sie vor allen dingen das gelt von ersten auff die sach bekem. Nů sie ließ dem doctor solches anzeygen, wo er ihr wolte halten nach zůsage der alten frawen, so wer sie zůfrieden, ihr capitan wolte [fortreisen]; umb deswegen, so er ir hundert kronen wolte a bona konda geben, so solt er morgen zů nacht kommen und ir lassen ein sesterol heymtragen, wolt sie es lassen auff das best zůrichten. Das geschahe baldt; sie ließ es auffs herrlichst bereyten. Da es nů schier zeit [wolt] seyn, der gůte doctor gieng vorm hauß hin und wider,

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verlanget im sehr; man ließ ihn auffs letzte hinein. Er warde schön empfangen; die madona begert, das er ir solt geben das gelt. Das thete der doctor bald; dann sein hertz fuhr im auff dem schlidten, bedacht das ende nicht. In summa, der doctor zoge sich ab biß auff die hosen und wammes, meynet, die sach hett er gewonnen. In dem so klopfft der/S. 184/capitan am hauß an gar ernstlich; die madona laufft zům doctor und spricht: ,,Garo signor doctor, mein herr kompt. Wie sol ich alle mein sache thůn? Wo er euch wirt vernemmen, můssen wir beyde sterben.“ Dem gůten doctor wirdt so angst, das er begert, sie sol in hinthůn, wo sie wi1; er möcht leiden, er wer wider daheym. Sie zeygt im ein kasten und thet ihn hinein. In dem kompt der hauptmann mit seinen dienern hinauff inn die kamer unnd stellt sich gar grausam über die madona und begert, sie soll ihm sagen, warumb sie in so lang vor der thür hett lassen stehn, auch was bedeut, das der bratspieß also wol geschmückt sey; da wöll er nit weichen, er wöll wissen, wie es zůgieng. Die kordisanerin bitt in, er sol doch nicht so thůn, sie wyß von nicht. In summa, der capitan spricht zů seinen dienern, sie sollen die spallirn und k(sten alles nemen und die stiege hinabwerffen; er hab der hůrn kaufft, darumb so wöll ers ir wider nemen. Die diener die thůn nach geheyß des patrons und nemen eine thruen nach der andern und stellen sich, als wolten sie alles das binden mit stricken, und kommen auff die thruen, da der arme doctor ist gesteckt; der ward vor schrecken halb todt. Dieselbig thruen nemmen sie und bindens mit stricken wol zů unnd werffens die stiegen hinab unnd gehen heßlich darmit umb. Und auffs letzt legen sie die thruch in ein gundelle und führens die gantze nacht inn der statt umb, biß der tag an wil fahen, faren sie vors doctors vatters hauß, der ware ein seidenferber; klopfften sie hefftig an. Der gůt alte vatter erschrickt und kompt herab, fragt, was das bedeut. Zeygen sie an, da wer ein wahr inn dem kasten, die wer kondrebando, die solte er nemen und ein ander mal besser auffheben, sonst würd es übler/S. 185/ zůgehen. Der gůt vatter erschrack und wolts in keinem weg nicht annemen; dann er wust nicht, was für ein wahr im kasten steckt. Also schleyfften sie den kasten ins hauß und fůhren davon. Da nůn der vatter die thruen auffthet, fand er seinen gůten doctor darinn, wes ihm nit viel fehlt, dann er wer todt, ließ in hinauff in ein kammer tragen und sein auffs beste warten. Da nůn der doctor wider zu im kam, zeygt er die sach an, wie es im gangen wer; und er kundt wol gedencken, es wer ein angelegte sach; doch dorfft er nicht sagen, das er darzů umb die hundert kronen auch kommen wer. Also bekam die hůr das geld, und blieb der capitan als gůt, wie er vor auch war. Wie dem doctor umb sein hertz in der thruen ist gewest, laß ich ein jedes bey ihm selbs erkennen. Doch sol es denen also gehen, die alle löcher wöllen außsuppen.

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2. Ego-Dokumente2.1 Martin Luther an seine Ehefrau2.1.1 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 6, Nr. 1908Meiner herzlieben, Hausfrauen, Katharin Lutherin, zu eigen Handen.Gott zum Gruß in Christo! Mein herzliebe Käte! Ich hoffe, wo Doctor Brück wird Urlaub krigen, wie er mich vertröstet, so will ich mit ihm kommen morgen oder übermorgen. Bitte Gott, daß er uns frisch und gesund heimbringe! Ich schlafe überaus wohl etwa 6 oder 7 Stunden aneinander und darnach zwo oder drei Stunden hinnach. Es ist des Biers Schuld, wie ich achte. Aber nüchtern bin ich, gleichwie zu Wittenberg. Doctor Caspar saget, daß unsers gnädigen Herrn Fuß nicht weiter fresse. Aber solche Marter leide kein Dobitzsch noch Gefangener auf der Leiter im Turn von Hans Stockmeister, als Seine Kurfürstl. Gnaden muß leiden von den Wundärzten. Es ist Seine Fürstl. Gnaden so gesund am ganzen Leibe als ein Fischlein, aber der Teufel hat ihm den Fuß/S. 271/gebissen und gestochen. Betet, betet weiter! Ich hoffe, Gott soll uns erhören, wie angefangen ist. Denn D. Caspar hält auch dafür, es müsse Gott hier helfen.Weil Johannes wegzeucht, so will´s die Not und Ehre fodern, daß ich ihn lasse ehrlich von mir kommen. Denn Du weißest, das er treulich und fleißig gedienet hat und wahrlich dem Euangelio nach sich demütig gehalten und alles getan und gelitten. Darum denke Du, wie oftmal wir haben bösen Buben und undankbaren Schülern gegeben, da es alles verloren gewest ist. So greif Dich nun hier an und laß an einem solchen frommen Gesellen auch nicht mangeln, da Du weißest, daß es wohl angeleget und Gott gefällig ist. Ich weiß wohl, daß wenig da ist; aber ich gäbe ihm gerne 10 Gulden, wenn ich sie hätte; aber unter 5 Gulden sollt Du ihm nicht geben, weil er nicht gekleidet ist; was Du drüber kannst geben, da tue, da bitte ich umb. Es möchte zwar der gemeine Kaste mir zu Ehren einem solchen meinem Diener wohl ettwas schenken, angesehen, daß ich meine Diener muß halten auf meine Kost zu ihrer Kirchen Dienst und Nutz; aber, wie sie wollen. Laß Du ja nicht feihlen, weil ein Becher da ist. Denke, wo du es krigest. Gott wird wohl anders geben, das weiß ich. Hiemit Gott befohlen, Amen.Und sagt dem Pfarrherr von Zwickau, daß er ja wollt ihm gefallen lassen die Herberg und fürlieb nehmen. Wenn ich komme, will ich erzählen, wie Mühlfurt und ich bei dem Rietesel zu Gaste gewest und Mühlfurt mir viel Weisheit erzeiget. Aber ich war nicht trinkerlich nach solchen Trank. Pußt mir den jungen Hansen von meinen wegen und heißet Hänschen, Lehnchen und Muhme Lehnen für den lieben Fürsten und für mich beten. Ich kann in dieser Stadt, wiewohl itzt Jahrmarkt ist, nichts finden zu kaufen für die Kinder. Wo ich nichts brächte Sonderliches, so schaffe mir da etwas Vorrats! Dienstags nach Reminiscere 1532.D. Martinus Luther.

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2.1.2 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 7, Nr. 2130/S. 91/Meinem freundlichen, lieben herrn, Fraw Katherina von Bora, D. Lutherinn zu Wittemberg.G. v. fried ynn Christo! Lieber herr kethe! Ich weis dir nichts zu schreiben, Weil M. philipps sampt den andern selbs heym komen. Ich mus lenger hie bleiben vmb des fromen fursten willen. Du magst dencken, wie lange ich hie bleiben werde, oder wie du mich los machest. Ich halt, Magister Franciscus wird mich wider los machen, wie ich yhn los gemacht habe, Doch nicht so balde. Gestern hatte ich einen bosen trunck gefasset, Da müst ich singen: Trinck ich nicht wol, das ist mir leid, vnd thetts so rechte gerne. Vnd gedacht, wie gut wein vnd hier hab ich daheyme, da zu eine schone frawen oder (solt ich sagen) herren. Vnd du thettest wol das du mir heruber schicktest den gantzen keller vol meyns weyny, vnd eine pflosschen deines biers, So erst du kanst, Sonst kome ich fur dem newen bier nicht wider. Hie mit Gott befolhen sampt vnser iungeren vnd allem gesinde, Amen. Mittwochens nach Jacobi 1534.Dein liebchen Mart. LutheR D.

2.1.3 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 8, Nr. 3140/S. 50/Gnad und Friede in Christo! Du magst dieweile sondere Pferde mieten zu Deiner Notdurft, liebe Käte, denn mein gnädiger Herr wird Deine Pferde behalten und mit dem M. Philip heimschicken. Denn ich selber gestern von Schmalkalden aufgebrochen auf M. G. H. eigenen Wagen/S. 51 /daher fuhr. Ist die Ursach, ich bin nicht uber drei Tage hier gefund gewest, und ist bis auf diese Nacht vom ersten Sonntag an kein Tröpflin Wasser von mir kommen, hab nie geruget noch geschlaffen, kein Trinken noch Essen behalten mögen. Summa, ich bin tot gewest, und hab Dich mit den Kindlein Gott befohlen und meinem gnädigen Herrn, als würde ich Euch in dieser Sterblichkeit nimmermehr sehen; hat mich Euer sehr erbarmet, aber ich hatte mich dem Grabe beschieden. Nu hat man so hart gebeten fur mich zu Gott, daß vieler Leute Thränen vermocht haben, daß mit Gott diese Nacht der Blasen Gang hat geöffnet, und in zwo stunden wohl ein Stübigen von mir gangen ist, und mich dünket, ich sei wieder von neuen geboren.Darumb danke Gott und laß die lieben Kindlin mit Muhmen Lenen dem rechten Vater danken; denn Ihr hättet diesen vater gewißlich verloren. Der fromme Fürst hat lassen laufen, reiten, holen, und mit allem Vermögen sein höhestes versucht, ob mir möchte geholfen werden; aber es hat nicht woll sein. Deine Kunst hilft mich auch nicht mit dem Mist. Gott hat Wunder an mir getan diese Nacht, und tut´s noch durch frommer Leute Furbitt.

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Solches schreib ich Dir darumb, denn ich halte, daß mein gnädigster Herr habe dem Landvogt befohlen, Dich mir entgegen zu schicken, da ich ja unterwegen stürbe, daß Du zuvor mit mir reden oder mich sehen möchtest; welch nu nicht not ist, und magst wohl daheim bleiben, weil mir Gott so reichlich geholfen hat, daß ich mich versehe, fröhlich zu Dir zu kommen. Heut liegen wir zu Gotha. Ich habe sonst viermal geschrieben, wundert mich, daß nichts zu Euch kommen ist. Dienstags nach Reminiseere, 1537.Martinus Luther.

2.1.4 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 9, Nr. 3509/S. 168/Meiner hertzlieben Kethe, Doctorin Lutherin etc.., frawen auff den neuen sawmarckt zu handen.G. v. f.! Liebe Jungfraw Kethe, gnedige frawe von Zuldorff (vnd wie E. g. mehr heist)! Ich fuge Euch vnd Ewr g. vntertheniglich zu wissen, das mirs hie wol gehet. Ich fresse wie ein beheme und sauffe wie ein deudscher, das sey Gott gedanckt, Amen. Das kompt daher, M. Philipps ist warlich tod gewest vnd recht wie lasarus vom tod aufferstanden. Gott der liebe Vater horet vnser gebet, das sehen vnd greiffen wir, on das wirs dennoch nicht gleuben, da sage niemand Amen zu vnserm schendlichen vnglauben. Ich hab dem D. Pomer, pfarrher geschrieben, wie der graue zu Schwartzburg einen pfarrher gen Greussen bittet. Da magstu auch als eine kluge frawe vn doctorin mit M. George Maior vnd M. Ambrosio helffen zu raten, welcher vnter den dreyen sich wolle bereden lassen, die ich dem Pomer angezeigt. Es ist nicht ein schlechte pfarr. Doch seid yhr klug vnd machts besser.Hie zu Arnstad hat der pfarrer von einem Meidlin einen teufflen recht Christlicher weise ausgetrieben, dauon wir sagen wollen, wills gott, der noch lebt, vnd sollts dem teuffel leid sein.Ich hab der Kinder brieue, auch des Baccalarien (der kein kind ist) (Mariische auch nicht) kriegt, aber von E. gnade hab ich nichts kriegt. Werdet itzt auff die vierde schrifft, ob Gott will, ein mal auch antworten mit ewr gnedigen hand.Ich schicke hie mit M. Paul den silbern apffel, den mir M. g. h. geschenckt hat, den magstu, wie ich zuuor geredt habe, vnter die kinder teilen vnd fragen, wie viel sie [k]irschen vnd epffel dafur nemen wollen, die bezale yhn bar uber vnd behalt du den den (!) still dauon etc..Sage vnsern lieben kostgengern, sonderlich Doctor Seuero oder schiefer mein freundlich hertz vnd guten willen, Vnd das sie helffen zusehen ynn allen sachen der kirchen, schulen, haus vnd wo es not sein will. Auch M. Georgen Maior vnd M. Ambrosio, das sie dir zu hause trostlich seien. Wills gott, so wollen wir bis sontag auff sein von Wymer gen Eisenach zu zihen, vnd Philipps mit. Hie mit Gott befolhen. Sage Lycaoni nostro, das er die maulbeer nicht verseume, Er verschlaffe sie denn, das wird er nicht

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thun, er versehe es denn. Vnd den wein sol er auch zur zeit abzihen. Seid frolich alle vnd bettet, Amen. Wymer die visitationis 1540.Martinus Luther dein hertzliebchen.

2.1.5 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 9, Nr. 3511/S. 171/Frawen Katherin Luderin zu Wittemberg etc.. meiner lieben Hausfrawenx.G. v. f.! liebe Jungfer Kethe! Ich schicke dir hier mit dem furman Doctor Blickards etc.. A. xxxxij taler, den sold auff Michaelis künfftig ver-/S. 172/fallen, Dazu die xxxx fl. Georgen Schnellenauff rechnung, der magstu brauchen, bis wir komen. Wir haben zu hofe nicht einen pfennig klein müntze mugen haben, so wenig als yhr zu Wittemberg habt. Dem Georgen Schnellen aus H. Georgen land von Weissensee ist das kleine Geld komen. Ich halt aber, Es seien nu komen oder werden bald komen 1000 fl. an groschlin von m. g.ten Herrn zur wechsel etc.. Denn es ist ia so befolhen. Es were aber gut, das die leute anfiengen selbs die Mercker zu meiden, wie die schotten pfennige, Denn sie thun ia zu grossen schaden diesem furstenthum, weil einer nicht v […] werd ist, Vnd mugen die lenge nicht gelidden werden, on verterben m. gten herrn, auch seiner lande vnd leute, wie wir sehen werden, wils Gott. Du magst versuchen bey Hannss von Taubenheym zu Torgau, ob er dir fur die taler kleine muntze kondte oder wolt wechseln. Nichts newes, denn das auch hie yn diesen landen der teuffel auch tobet mit schrecklichen exempeln seiner bosheit, vnd die leute treibet, mordbrand, eigenmord etc.., werden auch flugs darüber gefangen vnd gerichtet. Damit vns Gott vermanet zu gleuben, zu fürchten vnd zu beten, Denn es ist Gottes straffe vber die vndanckbarkeit vnd verachtung seines lieben wortts. Magister Philipps kompt wider zum leben aus dem grabe, sieht noch krencklich, aber doch leberlich, schertzt vnd lacht wider mit vns vnd isset vnd trinckt wie zuvor mit vber tissche. Gott sey lob! Vnd dancket yhr auch mit vns dem lieben Vater ym hymel, der die todten auffweckt vnd allein alle gnade vnd guts gibt, gebenedeiet ynn Ewigkeit, Amen. Betet aber mit vleiss, wie yhr schuldig seid, fur vnsern herrn Christum, das ist fur vns alle, die an yhn gleuben, wider den herrn vnnd seinen gesalbeten, vnd wollen yhre bande zu reissen, wie der ander psalm spricht, Auff das sie Gott ym Hymel spotte, auch zu letzst zu schmettere, wie eins topffers gefesse, Amen. Was aber daselbs geschicht, wissen wir noch nicht, On das man achtet, sie werden vns heissen: „Thu das vnd das etc.., oder wir wollen euch fressen.“ Denn sie habens bose ym synn. Sage auch Doct. Schifer, das ich nichts mehr von Ferdinando halte, Er gehet dahin zu grunde. Doch hab ich sorge, wie ich offt geweissagt, Der Bapst mocht den Turcken vber vns furen, da Ferdinandus nicht fast wehren wurde, wie er etta auch seltzam wort gesagt sol haben, Vnd die werck ebentheurlich sehen. Denn der Papst singet schon bereit: Fleetere [si] nequeo superos, acheronta

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mouebo; kann er den kaiser nicht vber vns treiben, so wird ers mit dem Turcken versuchen. Er will Christo nicht weichen, So schlahe auch Christus drein, beide ynn Turcken, Bapst vnd teuffel, vnd beweisse, das er der rechte einige herr sey, vom vater zur rechten gesetzt, Amen. Amstorff ist auch hie bey vns. Hie mit Gott befolhen, Amen. Sonnabends nach Kiliani 1540.Mart. Luther.Das Lohn vnd tranckgeld wirstu dem furmann Wolffen wol wissen zu geben. Ich dencke, wie du die fenster ym newen dache machen lassest, Denn ich habs vergessen, da ich weg zoch, Es sollten nur zwey gegen dem Collegio sein, zwischen beiden feurmeuren, vnd oben ym first keines gegen dem Collegio, vnd drey kleine, mit auffgerichten zigelstein, gegen der kuchen. Auff dem gange ynn die finster kamer solten durch die zwey gestickten felder die helffte hoch gekleidet (das man vnter hin gehen kondte) vnd das liecht zum Dach herein fallen. Aber ich hoffe, Es sey verseumet.

2.1.6 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 9, Nr. 3512/S. 174/Meiner gnedigen Jungfer katherin lutherin von Bora vnd Zuldorff zu Wittembergk, meinem liebchen.G. v. f.! Mein liebe Jungfer vnd fraw keteh! Ewr gnade sollen wissen, das wir hie (Gott lob) frisch vnd gesund sind, fressen wie die Behemen (doch nicht seer), sauffen wie die deudschen, (doch nicht viel), Sind aber frolich, Denn vnser gnediger Herr von Magdeburg Bisschoff Amsstorff ist vnser tisschgenosse. Mehr newe Zeittung wissen wir nicht, denn das D. Caspar, Mecum vnd Menius haben sich vnter wegen lassen wol pflegen vnd sind von Hagenea gen strasspurg spatzirn gezogen, Hans von Ihenen zu dienst vnd ehren […] M. Philipps ist widderumb sein worden. Gott lob. Sage meinem lieben D. Schiefer, das sein konig ferdinand ein geschrey will kriegen, als welle er den Turcken zu geuatter bitten vber die Eungelischen fursten, hoffe nicht, das war sey. Sonst were es zu grob. Schreibe mir auch ein mal, ob Du alles krieget hast, das ich dir gesand, als newlich lxxxx […] bey wolff[] furman etc.. Hie mit Gott befolhen, Amen. Vnd las die kinder beten. Es ist alhie solche hitze vnd durre, das vnseglich vnd vntreglich [ist Tag] vnd nacht. Kom, [lieber jungster] Tag, Amen. Freytags nach Margarethen 1540. Der Bischoff von Magdeburg läßt Dich freundlich grüssen.Dein Liebchen Martin Luther.

2.1.7 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 9, Nr. 3670/S. 518/Meiner lieben | Hausfrawenn | Kethe Ludern (!) | Von Bora | zu handen.G. V. f. Liebe Kethe! Ich lasse hiemit Vrban zu dir lauffen, auff das du nicht erschrecken solt, ob ein geschrey vom Turcken zu dir komen wurde,

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Vnd mich wundert, das du so gar nichts her schreibest oder empeütest, So du wol weisst, das wir hie nicht on sorge sind fur euch, Weil Meintz, Heintz, vnd viel vom Adel ynn Meissen vns seer feind sind. Verkeuffe vnd bestelle,/S. 519/was du kanst, vnd kome heym. Denn als michs ansihet, So wils dreck regen, Vnd vnsere sünde wil Gott heymsuchen durch seines zorns ruten. Hie mit Gott befolhen, Amen. Sontags nach Lamperti 1541.M. LutheR

2.1.8 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 11, Nr. 4139/S. 149/Meiner freundlichen lieben Hausfraw Catharina Luthers von Bore, predigerin, Brawerin, Gertnerin vnd was sie mehr sein kan.G. V. F.! Liebe Kethe, wie vnser reise ist gangen, wird dir Hans alles wol sagen; wie wol ich noch nicht gewiss bin, ob er bey mir bleiben solle, So werdens doch D. Caspar Creutziger vnd Ferdinandus wol sagen. Ernst von Schonfeld hat vns zu Lobnitz schon gehalten, Noch viel schoner Heintz Scherle zu Leiptzig. Ich wolts gerne so machen, Das ich nicht durfft wider gen Wittenberg komen. Mein Hertz ist erkaltet, Das ich nicht gern mehr da bin, Wolt auch, das du verkaufftest garten vnd hufe, haus vnd hof, So wolt ich m. gten herrn das grosse wider schencken, vnd were dein bestes, Das du dich gen Zulsdorff setzest, weil ich noch lebe, vnd kunde dir mit dem Solde wol helffen, das gutlin zu bessern. Denn ich hoffe, m. gter herr soll mir den sold folgen lassen zum wenigsten ein iar meins letzten lebens. Nach meinem tode werden dich die vier element zu Wittemberg doch nicht wol leiden. Darumb were es besser bey meinem leben gethan, was denn zu thuen sein will. Villeicht wird Wittemberg, wie sichs an lesst mit seinem regiment, nicht S. Veits tantz, noch S. Johans tantz, sondern den Bettler tantz oder Belzebubs tantz kriegen, wie sie angefangen, die frawen vnd iungfrawen zu blossen hinden vnd forn, vnd niemand ist, der da straffe oder wehre, vnd wird Gottes wort da zu/S. 150/gespottet. Nur weg vnd aus dieser Sodoma. Ist Lecks Bachscheisse, vnser ander Rosina, vnd Deceptor noch nicht eingesetzt, so hilff, was du kanst, Das der bosewicht sich bescheissen musse. Ich hab auff dm Lande mehr gehort, denn ich zu Wittenberg erfare, Darumb ich der Stad mude bin vnd nicht widerkomen wil, das mir Gott zu helffe.Vbermorgen werde ich gen Merseburg faren, Denn furst George hat mich seer drumb lassen biten, wil also vmb her schweiffen, vnd ehe das Bettelbrot essen, ehe ich mein arm, alte letzte tage mit dem vnordigen wesen zu Wittemberg martern vnd verunrugigen will, mit verlust meiner sauren, theuren erbeit. Magst solchs (wo du wilt) Doctor Pomer vnd M. Philipps wissen lassen, vnd ob D. Pomer wolt hiemit Wittemberg von

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meinen wegen gesegenen. Denn ich kan des Zorns vnd vnlusts nicht lenger leiden. Hiemit Gott befolhen. Amen. Dinstag knoblochstag 1545.Martinus LutheR D.

2.1.9 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 11, Nr. 4191Meiner freundlichen lieben Käthen Lutherin, Breuerin und Richterin auff dem Sawmarckte zu Wittenberg zuhanden.G V F ym hern! Liebe Ketha! Wir sind heute umb acht aus Halle gefaren, Aber sind nicht gen Eisleben komen, sondern umb neune wieder gen Halle eingezogen. Denn es begegnet uns eine grosse Wiederteufferin mit wasserwogen und grossen Eisschollen und drewet uns mit der Wiedertauffe und hat das Land bedeckt. So können wir auch nicht zurücke für der Mulde zu Bitterfeld und müssen alhie zu Halle zwischen den wassern gefangen liegen, nicht daß uns danach dürstet zu trinken. Wir nehmen dafür gut Torgisch hier und guten Reinischen wein, damit laben und trösten wir uns dieweil, ob die Saale heute wollte auszörnen, denn weil die leuthe und fährmeister selbs kleinmüthig waren, haben wir uns nicht wollen yns wasser geben und Gott versuchen. Denn der Teufel ist uns gram und wonet ym wasser. Es ist besser verwaret als beklaget, und ohn noth ist, daß wir eine narrenfreude dem Babst sampt seinen Schupen machen solten. Ich hette nicht gemeinet, daß die Saal ein solch bad machen könte, daß sie über die steyne weg und alles so rumpeln solt. Iztt nicht mehr. Betet fur uns und seyd fromm. Ich halte, werestu hir, so hettestu uns auch gerathen, es so zu thun, damit du siehest, das wir auch einmahl deinem Rat folgen. Hiemitt Gott befohlen. Amen. An S. Paulus Bekehrungstag, da wir auch uns von der Saala gen Halla kereten. 1546.Martinus Luther D.

2.1.10 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 11, Nr. 4195/S. 275/G vnd f in Christo, vnd meine alte, arme liebe, vnd wie e g weis, vnkrefftige, zuuorn. Liebe Kethe. Ich bin ia schwach gewesen auff dem weg hart vor Eisleben, Das war meine schuld. Aber wenn du werest da gewest, so hettestu gesagt, Es were der Juden oder ihres Gottes schuld gewest. Denn wir musten durch ein Dorff hart vor Eisleben, da viel Juden innen wonen, vielleicht haben sie mich so hart angeblasen. So sind hie in der stad Eisleben itzt diese stund vber funffzig Juden wonhafftig. Vnd war ists, do ich bey dem Dorff fuhr, gieng mir ein solcher kalter wind hinden/S. 276/zum wagen ein auff meinen kopff, Durchs Parret, als wolt mir´s das Hirn zu eis machen. Solchs mag mir zum schwindel etwas geholffen haben. Aber itzt bin ich, Gott lob, wol geschickt, aufgenomen, das die schonen Frawen mich so hart anfechten, das ich weder sorge noch furcht habe fur aller vnkeuscheit.

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Wenn die Heubtsachen geschlichtet weren, so mus ich mich dran legen, die Juden zuvertreiben, Graff Albrecht ist jnen feind vnd hat sie schon preis geben. Aber niemand thuet jnen noch ichts. Wils Gott, ich will auff der Cantzel Graff Albrechten helffen vnd sie auch preis geben. Ich trincke Neumburgisch bier, fast des schmacks, den du von Mansfeld mir etwa hast gelobet. Es gefellet mir wol, macht mir des morgens wol 3. stuel in dreien stunden. Deine Sonchen sind gen Mansfeld gefaren ehegestern, weil sie Hans von Ihene so demutiglich gebeten hatte, weis nicht, was sie da machen, wens kalt were, mochten sie helffen frieren. Nu es warm ist, konten sie wol anders thun oder leiden, wie es Inen gefellet. Hie mit Gott befolhen samt allem Hause, vnd grusse alle Tischgesellen. Vigilia purificationis 1546.M. Luth. Dein altes liebichen.

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2.1.11 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 11, Nr. 4199/S. 284/Der Tieffglereten frawen Katherin Lütherin, meiner gnedigen hausfrawen zu Wittemberg.Gnad vnd fried! Liebe Kethe! Wir sitzen hie vnd lassen vns martern, Vnd weren wol gern dauon, Aber es kan noch nicht sein (als mich dünckt) ynn acht tagen. M. Philipps magstu sagen, Das er seine Postill corrigire, Denn er hat nicht verstanden, warumb der herr ym Euangelio die reichtuhmb Dornen nennet. Hie ist die schule, Da man solchs verstehen lernet. Aber mir grawet, Das allwege ynn der schrifft den Dornen das feur gedrawet wird, Darumb ich dest grosser gedult habe, ob ich mit Gottes hulffe mochte etwas guts ausrichten. Deine Sohnchen sind noch zu Mansfeld. Sonst haben zu fressen vnd lauffen gnug, vnd hetten gute tage, wenn der verdrewsliche handel thet. Mich dunckt, der Teuffel spotte vnser, Gott wolt yhn wider Spotten, Amen. Bitte fur vns. Der Bote eilete seer. An S. Dorothentag 1546.Martinus LutheR D.

2.1.12 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 11, Nr. 4201/S. 286/Meiner lieben hausfrawen Katherin, Doctorin, Sewmarckterin zu Wittenberg meiner gnedigen frawenn zu handen und fussen.G V F ym herrnn! Liese du, liebe Kethe, den Johannem vnd den kleinen Catechismum, Dauon du Zu dem mal sagtest: Es ist doch alles ynn dem buch von mir gesagt. Denn du wilt sorgen fur deinen Gott grade als were er nicht allmechtig, der da kundte Zehen Doctor Martinus schaffen, wo der einige alte ersoffe ynn der Saal oder ym offenloch, oder auff Wolffes vogel herd. Las mich zu frieden mit deiner Sorge, Ich hab einen bessern sorger, denn du vnd alle Engel sind, der ligt ynn der krippen vnd henget an einer Jungfrawen Zitzen, Aber sitzet gleich wol Zur rechten hand Gottes des allmechtigen Vaters, Darumb sey zu frieden, Amen.Ich dencke, das die Helle vnd gantze welt musse itzt ledig sein von allen teuffeln, die vielleicht alle vmb meinen willen hie zu Eisleben Zu sammen komen sind, So fest vnd hart stehet die sache. So sind auch hie/S. 287/Jüden bey funfftzig ynn einem hause, wie ich dir zuuor geschrieben. Itzt sagt man, das zu Risdorff, hart vor Eisleben gelegen, daselbs ich kranck ward ym einfaren, sollen aus vnd ein reiten vnd gehen bey vierhundert Jüden. Graff Albrecht, der alle grentze vmb Eisleben her hat, der hat die Jüden, so auff seinem eigenthum ergriffen, Preis gegeben, Noch wil yhnen niemands nichts thun. Die greffin zu Mansfeld, witwe von Solmis, wird geachtet als der Juden Schutzerin. Ich weis nicht, obs war sey. Aber ich hab mich heute lassen horen, wo mans mercken wollte, was meine meinung sey, groblich gnug, wens sonst helffen solt. Bettet, Bettet, Bettet Vnd helfft vns, das wirs gut machen, Denn ich heute ym willen hatte, den

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wagen zu schmiren in ira mea, Aber der Jamer, so mir fur fiel, meines Vaterlands, hat mich gehalten. Ich bin nu auch ein Jurist worden, Aber es wird yhnen nicht gedeyen, Es were besser, sie liessen mich einen Theologen bleiben, kom ich vnter sie, So ich leben sol, ich mocht ein poltergeist werden, Der yhren stoltz, durch Gottes gnade, kemmen mochte. Sie stellen sich, als weren sie Gott, Dauon mochten sie wol vnd billich bey Zeit abtreten, Ehe denn yhre Gottheit Zur Teuffe[l]heyt wurde, wie Luciber geschach, der doch ym hymel fur hoffart nicht bleiben kundte. Wolan, Gottes wille geschehe. Du sollt M Philipps diesen brieff lesen lassen, Denn ich nicht Zeit hatte yhm zu schreiben, damit Du dich trosten kanst, das ich dich gern lieb hette, wenn ich kondte, wie du weissest, Vnd er gegen seine frawen villeicht auch weis, vnd alles wol verstehet.Wir leben hie wol Vnd der Rat schenckt mir zu iglicher malzeit ein halbstubigen Reinfal, der ist seer gut. Zu weilen trinck ichs mit meinen gesellen, So ist der land wein hie gut, Vnd Reumburgisch bier seer gut, on das mich dunckt, es mache mir die brust vol phlegmate, mit seinem pech. Der Teuffel hat vns das bier ynn aller welt mit pech verderbet, Vnd bey euch den wein mit schwefel. Aber hie ist der wein rein, on was des lands art gibt.Vnd wisse, das alle brieue, die Du geschrieben hast, sind anher komen, Vnd heute sind die komen, so du am nehesten Freitag geschrieben hast mit M Philipps brieuen, damit Du nicht yrrest. Am Sontag nach Dorothean tag 1546.Dein Liebichen Martinus LutheR D.

2.1.13 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 11, Nr. 4203/S. 291/Der H[eiligen] sorgfeltigen Fr[awen] Kat[herin] Luth[erin], Doctorin, Zulsd[orferin] zu Wit[tenberg], meiner g[nedigen] lieben Hausfrawen.G vnd f in Christo! Allerheiligeste Fraw Doctorin! Wir dancken euch gantz freundlich fur ewer grosse sorge, dafur ir nicht schlaffen kund, Denn seit der Zeit ihr fur vns gesorget habt, wolt vns das feur verzeret haben in vnser Herberge, hart fur meiner stubenthur, Vnd gestern, on Zweifel aus krafft ewer sorge, hette vns schier ein stein auff den kopff gefallen vnd zuquetzscht, wie in einer Mausfalle, Denn es in vnserm heimlichen gemache wol zwen tage vber vnserm kopff riselt kalck vnd leymen, bis wir Leute dazu namen, die den Stein anrureten mit zweien fingern, da fiel er erab, so gros als ein lang küssen vnd einer grossen hand breit, der hatte im sinne ewer heiligen sorge zu dancken, Wo die lieben Engel nicht gehuttet hetten. Ich sorge, wo du nicht auffhörest zu sorgen, es mocht vns zuletzt die erden verschlingen vnd alle Element verfolgen. Lerestu also den Catechismum vnd glauben? Bete du vnd lasse Gott sorgen, dir ist nichts befolhen, fur mich oder dich zu sorgen. Es heisst: ̦Wirff dein anligen auff den HErrn, Der sorget fur dich ps. 55, vnd viel mher orten.

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Wir sind, Gott lob, frissch vnd gesund, On das vns die Sachen vnlust machen, Vnd das Jonas wolt gern ein bosen Schenckel haben, das er sich an einen laden on gefahr gestossen hat, so gar gros ist der neid in Leuten, Das er mir nicht will gonnen, allein ein bose Schenckel zu haben. Hiemit Gott befolhen. Wir wollten nu fort gern los sein vnd heim faren, wens Got wolt, Amen. Am tag Scholasticae 1546.Ewer heiligkeit williger diener M. L.

2.1.14 Weimarer Ausgabe, Briefe Bd. 11, Nr. 4207/S. 300/Meiner freundlichen lieben Hausf[rawen] Frawen Katherin Lutherin von Bora zu Wit[tenberg] zuhanden.G vnd f im HErrn! Liebe Ket[he]! Wir hoffen, diese wochen wider heim zu komen, ob Gott will. Gott hat grosse gnade hie erzeigt, Denn die herrn durch ire Rethe fast alles verglichen haben, bis auff zwen Artikel oder drey, vnter welchen ist, das die zween bruder G[raff] Gebhart vnd G[raf] Alb[recht] widerumb bruder werden, welchs ich heute sol furnemen. Ich wil sie zu mir zu Gast bitten, das sie auch miteinander reden, Denn sie bis daher stum gewest vnd mit Schrifften sich hart verbittert haben. Sonst sind die iungen Herrn frolich, faren zu samen mit den Narren glöcklin auff Schlitten, vnd die Frewlin auch, vn bringen einander Mumen schantz vnd sind guter ding, auch G[raf] Gebharts son. Also mus man greiffen, das Gott ist Exauditor precum.Ich schicke dir Forellen, so mir die Greuin Albrechts geschenckt hat, die ist von hertzen fro vber der einigkeit.Deine Sonchen sind noch zu Mansfeld, Jacob Luther wil sie wol versorgen. Wir haben hie zu essen vnd trincken [vol auff] als die Herrn, vnd man wartet vnser gar schon vnd allzuschon, das wir ewer wol vergessen mochten zw Wit[tenberg]. So ficht mich der Stein [Gott lob] auch nicht an. Aber D. Jonas bein wer schier quad worden, so hats locher gewonnen auff dem Schinbein. Aber Gott wird auch helffen. Solchs alles magstu M. Philipps anzeigen, D. Po[mer] vnd D. Creutziger.Hie ist das gerucht her komen, Das D. Martinus sey weggefurt, wie man zu Leiptzig vnd Magdeburg redet. Solchs ertichten die Naseweisen, deine Landsleute. Etliche sagen, der Keiser sey 30 meil wegs von hinnen, bey Sost in Westfalen, Etliche, das der Frantzose knechte anneme, der Lantgraff auch. Aber las sagen vnd singen, wir wollen warten, was Gott thun wird. Hiemitt Gott befolhen, Amen. Zu Eisleben am Sonntag Valentini 1546.M. Luther D.

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2.2 Briefe Albrecht Dürers an seinen Freund Willibald PirckheimerBriefe an Willibald Pirkheimer in Nürnberg. Venedig 1506. Aus: Dürers schriftlicher Nachlass, aufgrund der Originalhandschriften und theilweise neu entdeckter alter Abschriften hg. von K. Lange und F. Fuhse, Halle a.d.S. 1893. /S. 19/Dem ehrsamen und weisen Herr Wilbolt Pirkamer zu Nörnberg, meinem lieben (günstigen) Herren.1.Item ich wunsch Euch viel guter seliger neuer Johr und all der Eueren.Mein willigen Dienst zuvor, lieber Herr Pirkamer. Vernehmt mein Gesundheit, viel Bessers begehr ich Euch von Gott. Item als Ihr mir verzeichet hant, etlich Perlen und Schtein zu kaufen, sond Ihr wissen, daß ich nix Guts oder seins Gelds wert kann bekummen, es ist Alls von den Dewtzschen aufgschnappt. Die auf der Riv umgahnd, die wöllen denn allweg 4 Geld doran gewinnen, wann sie sind die untreuesten Leut, die do leben. Es bdarf sich Keiner keins getreuen Diensts zu ihr Keinem versehen. Dorum etlich ander gut Gesellen haben geseit, ich soll mich vor ihn huten, sie bescheißen Vich und Leut, man kauf zu Frankfürt besser Ding zu geringen Geld, denn zu Fenedich. Und der Bücher halben, die ich Euch bestellen sollt, das haben Euch die Imhoff ausgerichtt. Aber bedürft Ihr sunst etwas, das laßt mich wissen, das will ich Euch/S. 20/mit ganzen Fleiß ausrichten. Und wollt Gott, daß ich Euch großen Dienst kunnt than, das wollt ich mit Freuden ausrichten. Wann ich erkenn, daß Ihr mir viel thüt. Und ich bitt Euch, habt Mitleiden mit meiner Schuld, ich gedenk öfter doran denn Ihr. Alsbald mir Gott heim hilft, so will ich Euch ehrberlich zahlen mit großen Dank. Wann ich hab den Tewtzschen zu molen ein Tafel, dovon geben sie mir hundert und zehen Gulden rheinsch, dorauf geht nit 5 fl. Kostung. Die wird ich noch in acht Tagen verfertigen mit Weißen und Schaben. So will ich sie von Stund anheben zu molen. Wann sie muß, ob Gott will, ein Monet noch Osteren auf dem Altar stehn. Das Geld hoff ich, ein Gott will, alls zu ersporen. Dovon will ich Euch zahlen. Wann ich gedenk, ich dürf der Mutter noch dem Weib alsbald kein Geld schicken. Ich ließ der Mutter 10 fl., do ich wegritt, so hat sie in mittler Zeit 9 oder 10 fl. löst aus Kunst, so hat ihr der Trottziher 12 fl. bezahlt, so hab ich ihr 9 fl. beim Bastian Imhoff geschickt, dovon soll sie den Pfintzing [und] dem Gartner ihr Zins 7 fl. bezahlen. So hab ich den Weib 12 fl. geben und hat 13 empfangen zu Frankfurt, ist 25 fl. Gedenk ich, es hub auch kein Not. Und ob ihr geleicht manglet, so muß ihr der Schwoger helfen, bis daß ich heimkumm, so [will] ich ihm ehrberlich wieder zahlen./S. 21/Hiemit laßt mich Euch befohlen sein. Datum Fenedich an der heiling 3 Kung Tag, im 1506 Johr.

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Grüßt mir den Steffen Pawmgartner und ander gut Geselln, die noch mir fragen. Albrecht Dürer.2.Mein willigen Dienst zuvor, lieber Herr. Wann es Euch wol geht, das gunn ich Euch von ganzem Herzen, wie mir selbs. Ich hab Euch neulich geschrieben, versich mich, der Brief sei Euch worden. In mittler Zeit hat mir mein Mutter geschrieben und mich gescholten, daß ich Euch nit schreib, und mir zu verstehn geben, wie Ihr ein Unwillen auf mich hant, daß ich Euch nit schreib, ich soll mich fast gegen Euch verantworten. Und ist sehr bekummert, als ihr Sitt ist. So weiß ich mich mit nichten zu verantworten, denn daß ich faul bin zu schreiben und daß Ihr nit doheim seid gewest. Aber alsbald ich verstanden hab, daß Ihr doheim seid gewest oder heim hand wollen kummen, do hab ich Euch von Stund geschrieben, hab auch dem Kastell dornoch insunderheit befohlen, er soll Euch mein Dienst sagen. Dorum bitt ich Euch unterthänlich, Ihr wollt mirs verzeihen. Wann ich hab kein anderen Freund auf Erden denn Euch. Ich gib ihm auch kein Glauben, daß Ihr auf mich zurnt. Wann ich halt Euch nit anderst denn für ein Vater. Ich wollt, daß Ihr hie zu Venedich wärt, es sind so viel ärtiger Geselln unter den Walchen, die sich je länger je mehr zu mir gesellen, daß es eim am Herzen sanft sollt than, vernünftig Gelehrt, gut Lautenschlaher, Pfeifer, Verständig im Gemäl und viel edler Gemut; recht Tugend von Leuten, und thund mir viel Ehr /S. 22/und Freundschaft. Dorgen sinder auch die untreuesten verlogen diebisch Böswicht, do ich glaub, daß sie auf Erdrich nit leben. Und wenns Einer nit west, (so gedächt er, es wären die ärtigsten Leut, die auf Erdrich wären. Ich muß ihr je selber lachen, wenn sie mit mir reden. Sie wissen, daß man solich Bosheit von ihn weiß, aber sie frogen nix dornoch. Ich hab viel guter Freund unter den Walchen, die mich warnen, daß ich mit ihren Moleren nit eß und trink. Auch sind mir ihr viel Feind und machen mein Ding in Kirchen ab und wo sie es mügen bekummen. Noch schelten sie es und sagen, es sei nit antikisch Art, dorum sei es nit gut. Aber Sambelling der hätt mich vor viel Tzentillomen fast sehr globt. Er wollt geren etwas von mir haben und ist selber zu mir kummen und hat mich gebeten, ich soll ihm etwas machen, er wolls wol zahlen. Und sagen mir die Leut alle, wie es so ein frummer Mann sei, daß ich ihm gleich günstig bin. Er ist sehr alt und ist noch der best im Gemäl. Und das Ding, das mir vor eilf Johren so wol hat gefallen, das gefällt mir itz nüt mehr. Und wenn ichs nit selbs säch, so hätt ichs keim Anderen gelaubt. Auch lass ich Euch wissen, daß viel besser Molar hie sind weder daussen Meister Jacob ist Aber Anthoni Kolb schwer ein Eid, es lebte kein bessrer Moler auf Erden denn Jacob. Die andern spotten sein, sprechen: wär er gut, so belieb er hie. Und heut hab ich erst mein Tafel angefangen zu entwerfen. Wann mein Händ sind so grindig gewest, daß ich nit erbeten hab kunnen. Aber ich habs vertreiben lossen. Hiemit sind gütig mit mir und zürnt nit so bald. Seid sänftmutig als ich. Ihr wöllt

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/S. 23/nüt von mir lehren, ich weiß nit, wie es zugeht. Lieber, ich wollt geren wissen, ob Euch kein Buhlschaft gestorben wär, etwas schier beim Wasser oder etwas solichs (folgt die Zeichnung einer Rose, vgl. unsere Tafel) oder (folgt die Zeichnung eines Staubbesens) oder (folgt die Zeichnung eines laufenden Hundes) Madle, auf daß Ihr ein andre an derselben Statt brächtt. Ggeben zu Venedich neun Ohr in die Nacht, am Samstag noch Lichtmeß im 1506 Johr. Sagent mein Dienst Steffen Pawmgartner, Herr Hans Horstorfer und Folkamer. Albrecht Dürer.3.Mein willing Dienst zuvor, liebr Herr Pirkamer. Wenn es Uch wol geht, das ist mir ein große Freud. Wißt auch, daß mir von den Genoden Gottes wol geht und daß ich flugs erbet. Aber vor Pfingsten getrau ich nit fertig zu werden. Und hab alle meine Täfele verkauft bis an eins. Hab 2 geben und 24 Dukaten und die anderen 3 hab ich/S. 24/geben für die drei Ring, die sind mir am Schtich um 24 Dukaten angeschlagen worden. Aber ich hab sie gut Gesellen sehen lassen, die sagen, sie seient wert 22 Dukatn. Und als Ihr mir aufschriebt, etlich Stein zu kaufen, hab ich gedacht, ich wöll Euch die Ring schicken hie bei Frantz Imhoff. Und laßt sie bei Euch sehen, die es verstehnd. Wärn sie Euch gefällig, ließt sie schätzen, was sie wert wären; dorfür behielt sie. Ist aber Sach, daß lhrs nit mehr bedürft, so schickt mirs bei dem nächsten Boten. Wann man will mir hie zu Fenedich Einer, der mirs hat helfen antauschen, um den Schmarall 12 Dukatn geben und um den Rubin und Demunt 10 Dukaten geben, daß ich dannoch über zween Dukaten nit verlieren darf. Ich wollt, daß mit Euerem Nutz wär, daß Ihr hie wärt. Ich weiß, Euch wurd die Weil kurz sein. Wann es sind viel ärtiger Leut verhanden, recht Künstner. Und ich hab ein solichs Gedräng von Walchen, daß ich mich zu Zeiten verbergen muß. Und die Tzentillamen wollen mix wol, aber wenig Moler. Lieber Herr, Euch läßt Endres Kunhoffer sein Dienst sagen. Er wird Euch itz bei dem nächsten Boten schreiben. Hiemit laßt mich Euch befohlen sein. Und ich befilch Euch mein Mutter. Mich nimmt das großt Wunder, daß sie mir so lang nit schreibt. Auch von meinem Weib, ich mein, ich habs verloren. Auch nimmt mich Wunder, daß Ihr mir nüt schreibt. Hab aber dannocht Eueren Brief glesen, den Ihr dem Pastian Imhoff habt uber mich geschrieben. Auch bitt ich Euch, gebt die zween eingeschlossen Brief meiner Mütter, und bitt Euch, habt Geduld, bis mir Gott heim/S. 25/hilft, so will ich Euch ehrberlich bezahlen. Grüßt mir Steffen Pawmgartner und ander gut Gesellen, und laßt mich wissen, (ob) Uch Liebs gestorben sei. Lest den Brief noch dem Sinn, ich hab geeilt Geben (in V)enedich am Samstag vor dem weißen Sunntag im 1506 Johr. Morgen ist gut beichten. Albrecht Durer.4.

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Mein willigen Dienst zu[vor], lieber Herr Pirkamer. Ich schick Uch hie ein Ring mit eim Saphir, dornoch Ihr mir eilends geschrieben hand. Und ich hab ihn nit ehe mügen zu Wegen bringen. Wann ich bin die zween Tag stetigs mit eim guten Gesellen gangen, den ich verlahnt hab, zu allen den Goldschmieden tewtzsch und welsch, die in ganz Fenedich send. Und haben Parungan gemacht, aber kein gefunden dem geleich um solich Geld. Warm durch groß Bitt hab ich ihn kauft um 18 Dukaten und 4 Marzell von einem, der ihn selber an der Hand hatt getragen, der mir ihn zu Dienst geben hatt. Wann ich gab zu verstehn, ich wollt mir ihn selber. Und alsbald ich ihn kauft hätt, do wollt mir ein tewtzscher Goldschmied 3 Dukaten zu Gewinn geben haben, der ihn bei mir sach. Und dorum hoff ich, er werd Uch wolgefallen. Wann Idermann spricht, es sei ein gefundener Stein, er sei im Tewtzschland 50 fl. wart Doch werdt Ihr wol innen, ob sie wohr sagen oder ligen. Ich versteh mich nüt dorüber. Ich hätt zum Ersten ein Amathysten kauft, vermeinet von einem guten Freund, um/S. 26/12 Dukaten, der hätt mich beschissen, wann er was nit siebner wert. Also thätigten doch gut Gsellen dorzwischen, daß ich ihm den Stein wieder gäb und ein Essen Fisch zahlte. Do was ich froh und nahm bald mein Geld wieder. Und als mir gut Freund den Ring gerechnet haben, so kummt der Stein nit viel hoher denn um 19 fl. rheinsch. Wann er wiegt ungefähr 5 fl. an Gold, daß ich dannocht nit über Euer Ziel bin getreten, als Ihr schreibt: von 15 fl. bis in 20 fl. Aber der anderen Stein hab ich noch nit künnen kaufen, wann man findt sie selten geleich zusammen. Aber ich will noch allen Fleiß ankehren. Sie sprechen, daß Ihr im Tewtzschlant solich schlecht Narrnwerk wolfeiler findt, und sunderlich itz in Franckfurter Meß. Denn im Welschland sie führen solich Ding alls mit ihn hinaus. Und sunderlich mit dem Jatzingen-Kreuzle haben sie mein gespott, do ich von 2 Dukaten saget. Dorum schreibt mir bald, wie ich mich dormit halten soll. Ich hab an eim Ort erfahren ein guts Demutbündle, weiß noch nit, wie im Geld. Das will ich Euch kaufen bis auf weiter Geschrift. Wann die Schmarall sind as teuer als ich all mein Tag ein Ding gesehen hab. Es mag einer gar leicht ein Emmechtix-Steinle haben, er achts um 20 oder 25 Dukaten. Ich halt ganz dorfür, Ihr habt ein Weib genummen. Schaut nun, daß Ihr nit ein Meister überkummt. Doch seid Ihr weis genug, wenn Ihrs braucht. Lieber Herr Pirkamer, Endres Kunhoffer läßt Euch sein Dienst sagen. Er wird Uch in mittler Zeit schreiben, und bitt Uch, Ihr wöllt, obs Not wär, ihn gegen den Herren verantworten, so er nit zu Badaw will beleiben. Er spricht, es sei der Lehr halben ganz nix für ihn. Und/S. 27/bitt Euch, zürnt nit, daß ich Euch die Stein nit all auf dies Mol schick, wann ich habs nit künnen zu Wegen bringen. Die Gesellen sagen mir auch, Ihr sollt den Stein auf ein neue Folig legen lassen, so säch der Stein noch als gut. Wann der Ring ist alt und die Folg verdorben. Auch bitt ich

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Euch, sprecht zu meiner Mutter, daß sie mir schreib und daß sie ihr selbs gütlich thu. Hiemit laßt mich Euch befohlen sein. Geben zu Venedich am anderen Sunntag in der Fasten im 1506 Jahr. Grüßt mir Euer Gesind. Albrecht Dürer.5.Mein willing Dienst zuvor, liebr Herr. Ich hab am Pfintztag vor dem Palmtag ein Brief von Uch empfangen und den Schmarallring, und bin von Stund an gangen zu dem, der mir sie geben hatt. Der will mir mein Geld dorfür geben, wiewol ers nit geren thut. Doch hätt er geredt, dorum muß ers halten. Und das wißt eigentlich, daß die Soylir daußen Schmarall kaufen und auf Gwinn hereinführen. Aber die Gesellen haben mir gesagt, daß die andern 2 Ring einer 6 Dukaten wol wert send. Wann sie sprechen, sie send nett und sauber, daß sie nix Unreins in ihnen haben. Und sagen, Ihr sollt Euch nit an die Schätzen kehren, sunder frogen noch solichen Ringen, wie sie Euchs geben wollen. Und halt sie doneben, schaut, obs ihn geleich seien. Und alsbald ichs geschtochen hätt, so ich 2 Dukaten/S. 28/verloren wollt haben an den dreien Ringen, so wollt sie Pernhart Holtzpock von mir kauft haben, der denn bei dem Stich gewesen ist Und sither hab ich Euch ein Saphirring geschickt durch Hans Imhoff. Ich mein, er sei Uch worden. Doselb halt ich ein guten Kauf than hab, wann man wollt mir von Stund Gwinn geben haben. Doch wird ichs wol von Uch vernehmen, wann Ihr wißt, daß ich Solichs nix versteh, allein den glauben muß, die mir roten. Auch wißt, daß mir die Moler fast abhold hie sind. Sie haben mich 3 mol für die Herren genüt, und muß 4 fl. in ihr Schul geben. Ihr sollt auch wissen, daß ich viel Gelds gewunnen möcht haben, wo ich der Tewtzschen Tafel nit hätt angenummen zu machen. Aber es ist ein große Erbet doran und ich kann sie vor Pfingsten nit wol ausmachen. So gibt man mir nit mehr denn 85 Dukaten, so wißt Ihr, das auf Zehrung geht. Hab auch etlich Ding kauft, hab auch etlich Geld hinuf geschickt, daß ich noch nit viel vor mir hab. Aber wissent mein Meinung: ich hab im Willem, nit hinaus zu ziehen, bis daß Gott gibt, daß ich Euch zu Dank künn zahlen und hunder fl. Ubrigs hab. Ich wollts auch leichtlich gewinnen, wenn ich der Tewtzschen Tafel nit hätt zu machen. Wann außerhalb der Moler will mir all Welt wol. Und meins Bruders halb sprecht zu meiner Mutter, daß sie mit dem Wolgemut red, ob er sein dörft, daß er ihm Erbet gäb, bis daß ich kumm, oder bei Anderen daß er sich behalf. Ich hot ihn geren mit mir gen Fenedich genummen. Wär mir und ihm nütz gewest, auch der Sprach halben zu lehren. Aber sie forcht, der Himmel fiel auf ihn. Nun ich bitt Euch, habt selber Aufsehen, es ist verloren mit den Weibern. Redt mit dem Buben, als Ihr wol künnt, daß er lehr und redlich halt,/S. 29/bis ich kumm, und nit ob der Mutter lieg. Wann ich vermags nit Alls, doch will ich mein Bests than. Für mich selbs wär ich unverdorben, aber Viel

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zu ernähren ist mir zu schwer. Wann Niemand wirft sein Geld weg. Hiemit laßt mich Euch befohlen sein. Und sagent meiner Mutter, daß sie auf das Heiltum feil laß haben. Doch versich ich mich, mein Weib kumm heim, der hab ich auch alle Ding geschrieben. Ich will auch des Demantbunds nit mehr kaufn bis auf Euer Schreiben. Nächst auch versich ich mich, vor Herbstzeit nit künnen hinaus z’kummen. Wann die Tafel, die auf Pfingsten bereit wird, geht alle auf Zehrung-kaufn und Zahlung. Aber dornoch was ich gewinn, hoff ich zu behalten. Aber dunkt es Uch geroten, so sagents nit. Wann ich wills von Tags zu Tag verzielen, all Tag schreiben, als kumm ich. Doch bin ich wankelmütig. Ich weiß selbs nit, was ich thu. Und schreibt mir schier wieder – datum am Pfintztag vor dem Palmtag im 1506 Johr. Albrecht Dürer Euer Diener.6.Meinen willigen Dienst zuvor, lieber Herr. Mich wundert, daß Ihr mir nit schreibt, wie Euch der Saphirring gefall, den Uch der Hans Imhoff geschickt hat beim Schon Boten von Awgspurg. Ich weiß nit, ob er Euch worden ist oder nit. Ich bin beim Hans Imhoff gewest, hab ihn geforscht. Sagt er, er mein nit anderst, er soll Euch dann worden sein. Auch ist ein Brief dobei, den ich Euch geschrieben hab. Und ist der Schtein in ein versiegelts Büchsle gemacht und hat eben die Größ, als er hie gezeichet/S. 30/ist, wann ich hab ihn in mein Schreibbuchle gezeichnet. Und hab ihn mit großem Bitt zu Wegen brocht. Wann er ist lauter und nett, und die Gesellen sagen, er sei fast gut für das Geld, das ich dorfür hab geben. Erwiegt ungefähr 5 fl. rheinsch, und hab dorfür geben 18 Dukaten und 4 Marzell. Und wenn er verloren wurd, so wurd ich halb unsinnig. Wann er ist schier für 2 mol so viel geschätzt worden, als ich dorfür geben hab. Man wollt mir auch von Schtund an Gewinn geben haben, do ich ihn kauft hätt. Dorum, lieber Herr Pyrkeymer, frogt den Hans Imhoff, daß er den Botn forsch, wo er mit dem Brief und Büchsle hinkummen sei. Item der Bot ist vom jungen Hans Imhoff geschickt worden am elften Tag Marzi. Hiemit seind Gott befohlen und laßt Euch mein Mutter befohlen sein. Sprecht, daß sie mein Bruder zum Wolgemut thu, auf daß er erbet und nit erfaul. Allzeit Euer Diener. Lest noch dem Sinn, wann ich hab eilends itz wol 7 Brief zu schreiben — ein Theil geschrieben. Mir ist leid für Herr Lorentz, grüßt ihn und Steffen Paumgartner. Geben zu Fenedich im 1506 Johr an Sant Marx Tag. Schreibt mir bald wieder, wann ich hab dieweil kein Ruh. Endres Kunhofer ist todtlich krank, itz ist mir Botschaft kummen. Albrecht Dürer./S. 31/7.[italienischer Passus]Aber ich halt, daß die Schottischen Euch auch gefurcht hand. Wann Ihr secht auch wild, und sunderlich im Heiltum, wenn Ihr den Schritt Hüpferle gand. Aber es reimt sich gar übel, daß sich solich Landsknecht mit Zibeta schmieren. Ihr wollt auch erchter Seidenschwanz werden und

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meint, wenn Ihr nun den Huren wolgefallt, so sei es ausgericht. Wenn Ihr doch als ein lieblich Mensch wärt as ich, so thät es mir nit Zoren. Ihr hand as viel Buhlschaft, und wenn Ihr ein itliche nun einmol sollt brauten, Ihr vermochtets in eim Monet und länger nit zu verbringen, Item ich dank Uch, daß Ihr mit meinem Weib mein Sach also zum Besten geredt hand. Wann ich erkenn viel Weisheit in Euch beschlossen. Wenn Ihr nun als sänfmütig wärt als ich, so hätt Ihr all Tugend. Auch dank ich Euch Alls, das Ihr mir zu gut thüt, wenn Ihr mich allein ungeheit ließt mit den Ringen. Gefallens Euch nit, so brecht ihn den Kopf ab und werfts ins Scheißhaus, als der Peter Weisbeber spricht. Was meint Ihr, daß mir an eim solichem Dreckwerk lieg? Ich bin ein Tzentilam zu Fenedich worden. Auch hab ich wol vernummen, daß Ihr wol reimen künnt. Ihr wärt gut zu unseren Geigeren/S. 32/hie, die machns so lieblich, daß sie selbs weinen. Wollt Gott, daß unser Rechenmeisterin sollt horen, sie weinet mit. Auch noch Euerem Befelch will ich meinen Zoren nochlassen und mich tapfrer haltn weder mein Gewohnheit ist. Aber in 2 Monden kann ich nit hinaus kummen, wann ich hab noch nit, daß ich mich kunn hinausschickn, als ich Euch denn vor geschrieben hab. Und dorum bitt ich Euch, ob die Mutter zu Euch käm Leihens halb, wollt ihr 10 fl. leihen, bis mir Gott hinaushilft. So will ichs Euch zu Dank Alls gar ehrberlich mit einander zahlen. Item das vitrum ustum schick ich Euch mit dem Boten. Und die 2 Teppich will mir Anthoni Kolb auf das Hubschst Breitest und Wolfeilest helfen kaufen. So ich sie hab, will ich sie dem jungen Imhoff geben, daß er sie Euch einschlage. Auch will ich sehen noch den Kranchsfederen, ich hab noch keine gfunden. Aber Schwanenfederen, domit man schreibt, der sind ihr viel. Wie wenn Ihr ein Weil derselben auf die Hüt stecket? Auch hab ich ein Buchdrucker gefrogt, der spricht, er wiß noch nix Griechisch, das in Kurz sei ausgangen. Was er aber erfahr, das will er mich wissen lassen, daß ich Euchs schreibn müg. Item laßt mich wissen, was Papiers Ihr meint, das ich kaufen soll. Wann ich weiß kein subtillers denn als wir doheim kauft hand. Item der Historien halben sieh ich nix Besunders, das die Walchen machen, das sunders lustig in Euer Studiren wär. Es ist umer das und das ein. Ihr wißt selber mehr weder sie molen. Item ich hab Euch kurzlich geschrieben bei Boten Kantengyßerle. Item ich west auch geren, wie Ihr noch mit dem Kuntz Imhoff eins werdt. Hiemit laßt mich Euch/S. 33/befohlen sein. Saget mir unserem Prior mein willig Dienst Sprecht, daß er Gott fur mich bitt, daß ich bhüt werd, und sunderlich vor den Franzosen. Wann ich weiß nix, das ich itz ubeler fürcht, wann schier Idermann hat sie. Viel Leut fressen sie gar hinweg, daß sie also sterbn. Auch grüßt mir Steffen Pawmgarten, Herr Lorentz, all unser Buhlen und die in Gut noch mir fragen. Datum Fenedig 1506 am 18 Augusti. Albertus Durer Norikorius cibus. Item Endres ist hie, läßt Euch sein willing Dienst sagen, ist noch nit am schtärksten, hat Mangel an Geld. Wann sein lange

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Krankheit und Verschuld hat ihms alls gfressen. Ich hab ihm selbs acht Dukaten geliehen. Aber saget Niemands dorvon, daß es ihm nit fürkumm. Er mecht sunst gedenken, ich thäts aus Mistreu. Ihr sollt auch wissen, daß er sich also eins ehrberen weisen Wesens hält, daß ihm Idermann wol will. Item ich hab im Willen, wenn der Kung ins Welschland will, ich woll mit ihm gen Rom. 8. Hochglehrter, bewährt Weiser, vieler Sproch Erfahrner, bald Verständiger aller fürbrochten Lügen und schneller Erkenner rechter Wohrheit, ehrsamer hochgeachter Herr Wilbolt Pirkamer! Euer unterthäniger Diener Albrecht Dürer günnt Euch Heil, große und wirdige Ehr./S. 34/daß Ihr werdt gedenken, ich sei auch ein Redner von 100 Partite. Es muß ein Schtuben mehr denn 4 Winkel haben, dorein man die Gedächtnus-Götzen setzt. Ich voli mein caw nit domit impazare. Ich will Euchs recomandare, wann ich glaub, daß nit so multo Kämmerle im Kopf sind, daß Ihr [nit] in iedlichs ein Bizele behaltt. Der Markgrof word nit so lang Audienz geben. 100 Artikel und iedlicher Artikel 100 Wort brauchen eben 9 Tag 7 Schtund 52 Minutn, ahn die suspiri, der hab ich noch nit gerechnet. Dorum werdt Ihrs auf einmol nit reden werden, es wollt sie verlängen, wies Tettels Red. Item allen Fleiß hab ich ankehrt mit den Teppichen, kann aber kein breiten ankummen. Sie sind all schmal und lang. Aber noch hab ich all Tag Forschung dornoch, auch der Anthoni Kolb. Ich hab Pernhart Hirsfogell Eueren Groß geseit. Hätt er Uch wiederum entboten sein Dienst. Und er ist ganz voll Betrübtnuß, wann sein Sunh ist ihm geschtorben, der ärtigst Bub, den ich all mein Tag gesehen hab. Item der Narrnfederle kann ich keins bekummen. O, wenn Ihr hie wärt, was wurd Ihr hübscher welscher Landsknecht finden! Wie gedenk ich so oft an Euch! Wollt Gott, daß Ihrs und Kuntz Kamerer sollten sehen. Do haben sie Runckan mit 218 Spitzen, wo sie ein Landsknecht mit anrühren werden, so schtirbt er, wann sie sind all vergifft. Hei, ich kann wol thon, will ein welscher Landsknecht [werden]. Die Fenedier machen groß Volk, desgleichen der Pobst, auch der Kung von Frankreich. Was draus wird, das weiß ich/S. 35/nit. Denn unsers Künigs spott man sehr. Item wünscht mir Steffen Pawmgartner viel Glücks, mich kann nit verwundern, daß er ein Weib hat genummen. Grüßt mir den Porscht, Herr Lorentzen und unser hübsch Gesind, als auch Euer Rechenmeisterin, und dankt mir Eurer Schtuben, daß mich grüßt hat. Sprecht, sie sei ein Unflot. Ich hab ihr olbaumen Holz lassen führen von Fenedich gen Awgspurg, do lass ichs liegen, wol 10 Centner schwer. Und sprecht, sie hab sein nit wollen erwarten, pertzo el sputzo. Item wißt, daß mein Tafel sagt (hier folgt die auf unserer Lichtdrucktafel abgebildete Fratze) sie wollt ein Dukaten drum geben, daß Ihrs sächt Sie sei gut und schon von Farben. Ich hab groß Lob dordurch/S. 36/

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überkummen, aber wenig Nutz. Ich wollt, wol 200 Dukaten der Zeit gwunnen habn, und hab groß Erbet ausgeschlagen, auf daß ich heim müg kummen. Und ich hab auch die Moler all geschtillt, die do sagten, im Stechen wär ich gut, aber im Molen west ich nit mit Farben umzugehn. Itz spricht Iderman, sie haben schoner Farben nie gesehen. Item mein franzosischer Mantel läßt Euch großen und mein welscher Rock auch. Item mich dunkt, Ihr schtinkt von Huren, daß ich Euch hie schmeck. Und man sagt mir hie, wenn Ihr buhlt, so gebt Ihr fur, Ihr seid nit mehr denn 25 Johr alt. O ja, multiplizirts, so hab ich Glauben dran. Lieber, es sind so leichnam viel Walchen hie, die eben sehen wie Ihr, ich weiß nit, wie es zugeht. Item der Herzog und der Patriarch haben mein Tafel auch gesehen. Hiemit laßt mich Eueren befohlen Diener sein. Ich muß währlich schlafen, wann es schlägt eben 7 in der Nacht. Wann ich hab auch itz dorvor geschrieben dem Prior zu den Augustineren, meinem Schwäher, der Trittrichin und meinem Weib, und sind schier eitel Bogen voll. Dorum hab ich geeilt. Lests noch dem Sinn. Ihr werdt Euch sein wol besseren mit Furschten zu reden. Viel guter Nacht und Tag auch. Geben zu Fenedig an unser Frauen Tag im September. Item Ihr dürft meinem Weib und Mütter nix leiben, sie haben itz Gelds genug. Albrecht Dürer./S. 37/9.[Anfang fehlt] Große legressa hab ich empfangen in Euerem Brief, der mir anzeugt das überschwänglich Lob, so Ihr von Fürsten und Herren habt Ihr müßt Uch ganz verkehrt haben, daß Ihr so sänft seid worden. Es würd mir gleich anthan, so ich zu Euch wird kummen. Auch wißt, daß mein Tafel fertig ist, auch ein ander quar, desgleichen ich noch nie gemacht hab. Und wie Ihr Euch selbs wolgefallt, also gib ich mir hiemit auch zu verstehn, daß bessers Mariabild im Land nit sei. Wann all Künstner loben das, wie Euch die Herrschaft. Sie sagen, daß sie erhabner leblicher Gemäl nie gesehen haben. Item Euer Ol, dornoch Ihr geschrieben hant, schick ich Euch beim Kantengisser Boten. Auch das gebrennt Glas, das ich Euch beim Ferber Boten geschickt hab, versich mich, es sei Euch auch worden. Item der Teppich halb hab ich noch kein gekauft, wann ich kann kein viereckten zu Weg bringen. Wann sie sind all schmal und lang. Wollt Ihr derselben haben, so will ich sie geren kaufen, dorum laßt michs wissen. Auch wißt, daß ich noch auf das allerlängst in 4 Wochen fertig wird. Wann ich hab etlich zu kunterfetten, den ichs zugeseit hab. Und von deswegen, daß ich bald kumm, so hab ich, sither mein Tafel fertig ist, uber 2000 Dukaten Erbet ausgeschlagen, das wissen all die um mich wohnen. Hiemit laßt mich Euch befohlen sein. Ich hätt Uch noch viel zu schreiben, so ist der Bot wegfertig. Ich hoff, ob Gott will, bald selbs bei Euch zu sein und neue Weisheit von Uch zu lernen. Pernhart Holzpock hat mir groß/S. 38/Ehr von Uch geseit, ich halt aber, er thu es dorum, das Ihr sein Schwoger itz seid worden. Aber keins thut mir zorner, denn daß sie sagen, Ihr wärt

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hübsch, so würd ich ungeschaffen. Es möcht mich unsinng machen. Ich hab mir selbs ein grau Hor gefunden, das ist mir vor lautrer Armüt gewachsen und daß ich mich also stenter. Ich mein, ich sei dorzu geb(orn), daß ich übel Zeit soll haben. Mein franzosischer Mantel, die (—) Husseck und der braun Rock lassen Uch fast grüßen. Aber geren w(ürd) ich sehen, was Euer Stuben künn, daß sie sich als hoch bricht. Datum 1506 Johr am Mittwoch nach Matthaei. Albrecht Dürer. 10. Um daß ich weiß, daß Ihr wißt mein willig Dienst, thut nit not, Euch dorvon zu schreiben. Aber inbelich nöter, Euch zu erzählen die große Freud, so ich hab in der großen Ehr und Ruhm, die Ihr durch Euer mannlich Weisheit glehrter Kunst erlangt. Destmehr sich zu verwunderen, so selten in jungem Körpel oder gar nimmer desgleichen erfunden würd. Aber es kummt von sundrer Gnod Gottes, eben wie mir. Wie ist uns beeden so wol, so wir uns gut gdunken, ich mit meiner Tafel und Ihr cum voster Weisheit. So man uns glorifizirt, so recken wir die Häls über sich und glaubens. So steht etwan ein boser Lecker dorhinter, der spott unser. Dorum glaubt nit, wenn man Euch lobt. Wann Ihr seid alls ganz und gar unärtig, daß Ihrs nit glaubt. Mich gedunkt geleich, ich säch Euch/S. 39/vor dem Markgrofen stehn und wie Ihr lieblich redt. Thut eben as wenn Ihr um die Rosentalerin buhlt, also krümmt Ihr Euch. Ich vermerk auch wol, do Ihr den nächsten Brief hant geschrieben, daß Ihr ganz voll Hurenfreud seid gewesen. Ihr sollt Euch nun --lung schämen deshalb daß Ihr alt seid und meint, Ihr seid als hübsch. Wann das Buhlen steht Euch an, wie dos groß zottechten Hunds Schimpf mit dem jungen Kätzle. Wenn Ihr also fein sänft wärt wie ich, so hätt ich Glauben doran. Aber so ich Burgermeister wird, will ich Euch auch schmähen, wie Ihr dem frummen Zamesser und mir mit dem Luginsland thut. Ich will Euch einmol einschließen und zu Euch than die Rech., die Ros., die Gart. und die Schutz. und Por. und noch viel, der ich nit sagen will Kurz halben. Die müssen Euch verschneiden. Aber man frogt mehr noch mir weder noch Euch. Als Ihr denn selbs schreibt, wie Huren und frumm Frauen noch mir frogen. Ist ein Zeichen meiner Tugend. So mir aber Gott heim hilft, weiß ich nit, wie ich mit Euch leben soll Eurer großen Weisheit halben. Aber froh bin ich Eurer Tugend und Gutigkeit halben. Und Euer Hund werdens gut haben, daß Ihrs nimmer lahm schlagt. Aber so Ihr so groß geacht doheim seid, werdt Ihr nimmer auf der Gassen mit eim armen Moler türen reden, es wär Euch ein große Schand cum pultron de pentor. – O lieber Herr Pirkamer, eben itz, so ich Euch in guter Froligkeit schreiben, so bläst man Feuer und brinnen 6 Häuser bei Peter Pender, und ist mir ein wülln Tuch verbrunnen, dorfür hab ich erst gester 8 Dukaten goben. Also bin ich auch im Schaden. Es ist viel Romer hie von Feuer./S. 40/Item als Ihr schreibt, ich soll bald heimkummen, will ich auf das erst kummen, so ich kann. Wann ich hab vor Zehrung müssen verdienen. Ich hab bei 100 Dukaten ausgeben um Färble und anders. Ich hab auch

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zween Teppich bestellt, die würd ich morgen zahlen. Aber ich hab sie nit wolfel kunnen kaufen. Die will ich einschlahen mit meinem Dinglich. Und als Ihr schreibt, ich soll bald kummen, oder Ihr wollt mirs Weib kristiren, ist Euch unerlaubt, Ihr brautt sie denn zu Tod. Item wißt auch, daß ich hätt fürgenummen tanzen zu lehren, und ging 2 mol auf die Schul. Do müßt ich dem Meister 1 Dukaten geben, do kunnt mich kein Mensch mehr hinaufbringen. Ich wollt wol alles das verlehrt haben, das ich gewunnen hätt, und hätte dannocht auf die Letz nix künnt. Item vitrum ustum wird Euch bringen Färber Bot. Item ich kann nindert erfahren, daß man etwas Neus griechisch gedruckt hätt. Auch will ich Euch einschlahen ein Ries Euers Papiers. Ich hätt gemeint, der Kepler hätt sein mehr. Aber die Federle hab ich nit kunnen ankummen, die Ihr geren hott Aber sunst hab ich weiße Federle kauft. Auch so ich die groenen ankumm, so will ichs auch kaufen und mit mir bringen. Item Steffen Pawmgartner hat mir geschrieb[n], ich soll ihm 50 Korner zu eim Paternoster kaufen Karniol. Die hab ich schon bestellt, aber theuer. Ich hab sie nit großer kunnen ankummen und ich will ihms bei dem nächsten Boten schicken. Item ich thu Euch zu wissen auf Euer Begehren, wenn ich kummen woll, donoch sich mein Herren wissen zu richten. Ich bin in 10 Tagen noch hie fertig. Dornoch wurd ich gen Polonia reiten um Kunst willen in/S. 41/heimlicher Perspectiva, die mich einer lehren will. Do wurd ich ungefähr in 8 odor 10 Tagen aufsein, gen Fenedig wieder zu reiten. Dornoch will ich mit dem nächsten Boten kummen. O, wie wird mich noch der Sunnen frieren, hie bin ich ein Herr, doheim ein Schmarotzer. Item laßt mich wissen, wie das alt Kormerle zu brauten sei, daß Ihr mirs als wol günnt. Ich hätt Euch noch viel zu schreiben, ich will aber schier selbs bei Euch sein. Geben zu Fenedich, ich weiß nit an was Tag des Monets, aber ungefähr 14 Tag noch Michahelis im 1506 Johr. Albrecht Dürer. Item wenn laßt Ihr mich wissen, ob Euch auch Kind geschtorben sind? Auch habt Ihr mir einmol geschrieben, Joseff Rumell hab des — Tochter genummen, und schreibt mir nit, wes. Wie weiß ich, wie Ihrs meint. Hätt ich mein Tüch wieder. Ich furcht nun, mein Mantel sei auch verbrunnen. Erst wurd ich unsinnig. Ich soll Ungeluck haben. Es ist mir innerhalb in 3 Wochen ein Schuldner mit VIII Dukaten entlofen.

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2.3 Die „Memoiren“ des Götz von BerlichingenGötz von Berlichingen. Mein Fehd und Handlungen. Hg. von Helgard Ulmschneider, Sigmaringen 1982 (Forschungen aus Württembergisch Franken 17)

52Mein Gottfriden von Berlichingen zw Hornberg vhedt vnd handlungen

An herrn Hansen Hoffman burgermeister zu Hailbron, vnd Steffan Feyerabent der rechten litentiaten vnd sindicum daselbst. Insonders lieben hern gutte gonner vnd freundt! Es haben vor euch viell andere meine guten hern vnd freundt, vor etlichenn viel jarn an mich begert, das ich meinen erbenn, khinden vnd nachkomen zu ehrnn vnd guttem, solte was ich mein tag, alls ein junnger ritterman vom adell, vnd ein armer reuterßman inn krieg, vheden vnd hendelnn, bey der rhom. key. mt., auch churfurstenn, furstenn vnd andern, von mein selbs vnnd anderer gutenn hernn vnnd freundenn wegen, in irenn vnd meinen aignen sachenn, kriegen vnd vheden (die ich lang zeit gegenn hohenn vnd nidern stenden gefurt) erlebt, beschreibenn, vnnd inn die feder khommen lassenn sollt, wie ir bede dann nunmehr auch gleichsfalls an mich begert. Darauff ich mich dann bedacht, das ich (souil mir gott der allmechtig gnadt gibt) euch, mir, meinen erben vnd nachkomen, auch andernn meinen gutten hern vnnd freundenn, zu ehrn vnnd gefallenn euwerm begern stadt thon, vnnd meine sachenn vnnd henndel, so ich itzberurtermassenn gehabt, souill mir derenn noch bewist, vff das kurtzest zusamen ziehenn, vnd in schrifften verfassenn wolle, wie ich dann dise zeitt her gethann, vnnd solchs nach meinem bestenn verstanndt nachuolgennder massenn begriffenn, doch mit nichtenn der meinung, ainigen rhum oder grossenn namen darmit zusuchenn oder zuerlangenn, sonder allain vmb der vrsachenn willenn, das mich angelanngt, wie das ettliche meine mißgonner ettwann auß neid vnnd haß, oder villeicht aber auß vnnwissennheit mir gern meine handlung, die ich mein tag gefurtt hab, zum ergstenn vnd vbelstenn außlegenn woltenn, dennen ich dann hier innenn zubegegnenn, vnd den wahrenn grunde an den tag zubringenn, furgenommen. Wie ich dann hierinnenn nichts anders schreibenn oder anntzaigen will, dann wie sich inn warheit alle sachen vnnd handlungenn vonn khindtheit auff mit mir verloffenn, der getrostenn zuuersicht, es soll niemandt khein mißfallenn daran haben, sonder mein vorhabenn, gemut vnnd meinung im bestenn verstehnn vnnd vffnemmen. Das will ich hingegen widerumb gegen eim jedenn freuntlichs vleiß beschuldenn vnnd verdiennen. /S. 53/I.1.

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Erstlich hab ich woll etwa von meinem vatter vnnd mutter seligen, auch meinen brudern vnnd schwestern (die ellther warenn dann ich) vnd auch vonn allten knechten vnd megdten, so bey inen gediennet, viellmal gehort, das ich ein wunderbarlicher junger knab gewest, vnd mich dermassenn inn meiner khindtheit ertzaigt vnd gehalltenn, das meniglichenn darauß gespurt vnnd abgenommen, das ich zu einem kriegsman oder reutterßman gerathen wurde, auß villenn vrsachenn, die alhie zuerzellen zulang vnnd vnuonnotten, welchs ich dann fur mein personn nit gewust hett, wann es mir nit erzellter massenn seithero gesagt vnd angezaigt wer wordenn. Das waiß ich aber woll, das ich mein mutter sellig viellmaln gebetenn, man sollt mich hinweg vnnder die frembdenn thonn, vff das ich auch ettwas bey denselbigen lernenn möchte, wie dann auch volgendts beschehenn, vnnd ich inn meiner iugendt hin vnnd wider alls volgenn wirtt vill gebraucht wordenn. Vnd zwar so bin ich anfenglichs zu Nidernn Hall am Kochenn ein iarlanng inn die schull gangenn, vnnd bey einem vetternn gewest, der hieß Konntz vonn Newenstein, vnd saß zu Nidem Hall, aldo er hett ein hauß gebaut. Alls ich aber nit vill lust zur schulenn, sonnder villmehr zu pferden vnd reutterey trug, vnnd mich darbey finden ließ, bin ich volgenndts alßbaldt nach demselbigenn zu herr Conraden von Berlichingen ritter, meinem vetter seligen khommen, bey dem ich drey iarlanng verharret, vnnd fur ein buben gebraucht wordenn. Vnd denn ersten riedt, denn ich bey ime meim vetternn gethann, der ist beschehenn, alls ine marggraff Friderich von Brandennburg etc. zu Onoltzbach vff denn großen /S. 54/reichstag ghenn Wormbs, im jar alls man 1495 geschriebenn, alls ein furstlichenn rath verordnett vnd geschickht, mit dem ich dann allso in meiner jugendt vff solchen reichstag auch mit reittenn must, vnd so lanng bin ich auch reissig gewest. Vnd sein wir freylich inn der erstenn fastwochenn ghenn Wormbs khommen, vnnd war sein erster außriedt von Onoltzbach an, biß ghenn Schrotzberg in sein behausung, vnd vonn Schrotzberg ann, ein tag bieß gehnn Mospach, vonn Mospach biß ghenn Haidelberg. Do assenn wir zu morgenn zum Hirsch, vnnd nach dem imbes rittenn wir noch denselbigen tag bis genn Wormbs, das rechenn ich ein tag vff acht oder neun meil wegs, vnd daucht mich damalnn meinem thon nach, wie ich ein gesell war, weit vnd viell sein, aber seit derselbigenn zeithero, hab ich es woll gewonnt, vnd etwa inn wenigen tagenn vnnd nächtenn weite raiß volbracht, vnnd darbey nichts gessenn oder getrunckenn, welchs die notturfft also erfordert hat, dann es etwan nit annderst sein konnth. Als wir nun ghenn Wormbs kamen, war mein herr selig der erstenn einer, so doselbst vf dem reichßtag annkhommen, vnd blib aldo liegenn, bis das alle churfursten und fursten, auch andere hochen vnd nidern standts selbs personnlich, oder aber durch ire pottschafftenn vff der reichs versamlung erschinenn sein. Vnd in denn berurten dreyenn jarn, weill ich als oblaut bey meinem vettern her Conraden von Berlichingen etc. ritternn gewesenn, wurdenn vill tag hin vndt wider, zu Wormbs, Vlm, Augspurg, vnd andern orttenn gehaltenn, do

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etwann churfursten, vnd fursten ausserhalb des grossenn reichstag zu Wormbs zusammen khamen, auch kay. mt. etwa selbs, vnnd bey dennen allenn ist mein vetter seliger vill gebraucht wordenn, also das er das ganntz jar nit vill vber zwenn monat, inn allen seinen heussern, derenn er freilich drew gehabt, innheimisch sein kunth. Vnnd ob er schonn ie einmal haim kham, warenn sein vnnd seiner guttenn freundt, auch der ritterschafft inn Frannckhen geschefftenn vnnd sachenn souill vnd weitlaiffig, das er alls ein allter ritter fur vnnd fur wenig ruhe habenn kunth. Darbey ich dann allenthalbenn alls ein bueb vnd junger muste mit reittenn vnnd gebraucht werdenn. Vnnd denn letstenn reichßtag, da ich bey im gewessenn bin, der war zu Lindaw am Bodennsehe, daselbst er auch gestorbenn ist, vnd khammen wir vff sant Laurentzen tag dohin, do er volgenndts vmb fasthnacht zu Lindaw verschidenn, vnd habenn ine sein/S. 55/knecht vnnd ich alls ein knab mit der leicht herrab gefurt bieß ghenn Schonntal inn das kloster, vnd ging der bischoff vonn Meintz, mit namen bischoff Bertoldt vonn Hennenberg löblicher gedechtnus selbs mit der leicht vonn Lindaw dem thor ann, biß gar vber die bruckhenn herrauß, die vber denn Bodennsehe gehet, das dann seher ein lannge bruckhenn ist, vnnd war auch sonst khein furst do, dann der bischoff vonn Meintz, alls ein ertzcantzler vonn des kaisers wegenn, aber sonnst alle stendt im Romischenn reich hetten ire verordnete reth vnd gesandtenn da. Vnd namen wir vnsernn weg mit der leicht vff Heilbronn zu, vnd lagenn vbernacht inn der herberg die hieß zum Spiegell. Zum wort zaichenn brann es dieselbig nacht daselbst zu Hailbronn, gleich gegenn dem abenndt, da wir zu nacht gessenn hettenn, vnnd mustenn wir in der herberg bleibenn, vnd dorfften nit herrauß, vnd des andern tags furenn wir mit der leicht gein Schonntall, aldo auch gedachter mein vetter seliger wie gemelt begrabenn worden.Vnnd gleich hernach vmb Pfingstenn thet ich mich zu hochgedachtem marggraff Friderichenn loblicher gedechtnus, vnnd ist desselbigen malls Hanns Berlin vonn Hailbronn, des marggrauenn thurhutter, auch mein vnd anderer bubenn zucht meister gewest. Vnnd erhub sich baldt daruff ein zug inn Hoch Burgundt, inn welchem her Veit vonn Lennterßheim ettliche reutter furenn solt, do erlanngt ich erlaubnus vonn hochgedachtem meinem gnedigen fursten vnd hern, das ich vff ine vonn Lenterßheim wartenn solt, vnd war deßmalls ein groser reichstag zu Freyburg im Breißgaw, da wir virzehenn tag still ligenn mustenn.Darnach sein alle hauffenn zu roß vnnd fueß zu Einßheim (im Obern Elsass gelegenn) gemustert worden, vnnd alßbald zogenn wir inn Hoch Burgundt, vnd namen ettlich heusser ein, vnnd warenn tag vnnd nacht inn der rustung vnnd fur zug, biß wir fur Langere khammen. Vnnd vff sant Jacobs abenndt khamen wir inn ein leger, vnnd erstickhtenn vnns denselbigenn tag, vmb großer hitz willenn, drey burgundischer kirißer, vnd ettliche reutter, die vnnder meins hernn hauffenn waren, die fiellenn

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vnder die geull, als ob sie trunckhenn werenn, wiewoll sie selbigenn tags khein wein gesehenn hettenn. Vnnd wie wir des morgenns vff sannt Jacobs tag vff sein woltenn, do kham ein groß wetter, vnd fiellenn stain so groß alls wie die huner ayer, vnnd wann ein lanndtsknecht vber die gassenn lieff, vnd inn ein stein draff, so schlug er ine ernider, also das wir daselbst verziehenn mustenn, biß das wetter furuber kham. Vnnd alls wir volgenndts woll annderhalb meill wegs gezogen warenn, da sahenn wir die kiselstein noch hin vnnd wider liegenn, vnerwegenn das ein grausame heiße zeitt wahr, vnd vnns ettliche knecht, wie gemelt, hitz halbenn erstickht warenn./S. 56/Alls wir nun tag vnd nacht fur zogen, khammen wir alls ablaut, ghenn Langere, vnnd hettenn vnns gern daselbst mit denn feindenn geschlagenn, aber eß wolt nit sein, vnnd hieltenn wir in eim holtz, von der nacht ann, biß lanng vff denn volgendenn tag, vnd meintenn vnsere haubtleut, die feindt soltenn sich vonn Langere herrauß thonn, so woltenn wir sie darob geschlagenn habenn. Aber sie khammen nit, vnd hetten als woll zugedenckhenn, wie man sagt, den bratten geschmeckht.Volgenndts zogenn wir fur Langere hinein vber ein groß weitt veldt, vnnd leidt die statt vnnd das schloss Langere vff einem seher hohenn berg, das liessenn wir vff die linckhenn hanndt liegen, allso das die feindt vnns khonnttenn sehen vom schloss vnnd der statt. Darumb dann vnsere haubttleut die ordnung groß machten, vnd staltenn die glider weit vonn einannder, damit der hauff dest scheinbarlicher sein solt, dann wir warenn ghar schwach, vnnd hettenn vber die sibennhundertt pferdtt nit, vnnd zwey tausenndt lanndtsknecht, wiewoll wir sonnst ettliche hauffenn mehr hettenn, sie warenn aber nit bey vnns, da wir fur Langere zogenn, vnnd legertenn vnns inn ein dorff nit sonnderlich weit von Langere.Da hettenn wir ein ernnstlichen lermenn, vnnd mustenn vonn stundt ann wider vff sein, vnnd hett mein herr ein knecht oder drossenn, der war woll dreissig jar allt, vnnd zuuor woll inn eim zug oder dreyenn mit her Veitten vonn Lennterßheim gewesenn, der wahr also langsam vnnd vnngeschickht mit der reutterey, das er vber ein gaull nit khonndt zu rustenn vnnd zeumen, biß ich die andernn geull all gesadellt vnnd gezeumet hett. Da gab ich meinem herrn sein gaull, das helmlin vnd denn spieß, vnnd ich dennechstenn hinach, also das wir dasselbig leger auch raumenn musten, vnnd zogenn demnach vff dennselbigenn tag wider biß inn die nachtt, vnd khamen in ein ander leger. Da wahr ein schlößlein vnd ein waßerheußlein, wahr aber doch frantzosisch, vnd hetten aldo nichts zu essenn, allein fur die geull fundenn wir futterung genug, dann es wahr ebenn, das die scheurnn all voll warenn. Doch bescheret vnns gott dannocht inn der nachtt huner vnnd visch, welche wir des morgens brattenn, vnnd wie wirs im sin hattenn, gleichwoll darmit lebenn wolltenn. Aber wie nhun daß essenn fertig wahr, vnnd alle ding zugerust, do kombtt bottschafft wir sollenn schnell vff sein, dann man woll anstossenn vnnd brennenn. Da namen wir dennechstenn die geull,

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bandenn sie herrauß ann die zeun, vnnd das harnisch auch herrauß zu denn zeunen, vnnd khondtenn allso die geull vnnd das harnisch kham herrauß bringenn. Da fing das haus, scheurn vnnd das ganntz dorff schonn allennthalbenn anzubrennenn, vnnd sprangenn die geull hitz halbenn vom feur an denn zeunen, wie die bockh, also das wir aldo vonn stundann wider vffsein, vnnd abermalnn furt ziehenn mustenn, vnnd hettenn wir vnd die geill inn dreyen tagen vnnd zweyen nechtenn nit viell zuessenn gehabt.Volgendts zogenn wir herrauß ghenn Dhann im Suntgaw, aldo wir ein weilin verharttenn, biß das wir vnns widerumb erquickenn mochten. Darnach zogenn wir durch Lottringen, vnd stieß keiser Maximilian zu vnns mit etlich hundertt pferdenn. Darunder wahr hertzog Friderich, vnnd hertzog Hanns vonn Sachssenn gebrudere,/S. 57/die wahrenn mit dem kaiser Maximilian vonn Freyburg herrauß zogenn, vnd namen den zug vff Doll vnnd Metz zu. Do zogenn wir auch zimlich hartt, dann her Rupprecht vonn Arnnberg wahr mitt ettlichenn kriegs volckh auch inn derselbigenn landtsartt, also das der keiser hartt zog, vnnd meinttenn ire mat. nit annderst, dann sie wolltenn inn vberaillt vnnd geschlagenn habenn. Aber wir khamen ein wenig zu lanngsam, allso das er Rupprecht vonn Arnnberg irgenndt ein halbenn tag vor vnns hinweg wahr. Do zogenn wir ghen Metz vnnd bliebenn vnngeuerlich vierzehen tag daselbst liegenn. Darnach waren wir wider auff, vnd zogen in Welsch Brabandt, vnd seumbtenn aldo vnns auch ein weill, darnach vf Namen zue, auch inn Brabandt, da wahr der winther vorhanndenn, vnnd ließ vnns mein herr die wintter claidung machenn, also das wir auch ettlich tag daselbst lagenn. Vnnd vmb Martinj oder villeichtt daruber khamen wir wider heim ghenn Onoltzbach, vnnd ist diser zug ein jar vor dem Schweitzer krieg gewest.Als wir nun heim khammen, badt ich mein hernn, das er mir ghenn Jagsthausenn erlauben wollt, dan mein vatter sellig wahr eben denselbigen summer gestorbenn, vnnd wollt ich auch sehenn, wie mein mutter, bruder vnnd schwestern selligen hauß hilltenn, wie ich dann thett, vnnd blieb dennselbigenn wintter biß die faschnacht herzu gienng bey meinen freundenn zue Jagsthausenn.Volgenndts hatt mich marggraue Friderich loblicher gedechtnus, alls ein knaben vfferzogenn, vnd must ich sambtt etlichenn vill andern knaben vff ire furstliche gnadenn, wan sie essen wollten warttenn, wie ich dann thette. Vnd begab sich vff ein zeitt, das ich mich nebenn ein Polleckhenn zum essenn nidersetzt, welcher sein häar mit eyernn gebicht, vnnd hett ich zu allem gluck ein grossenn welschenn rock ann, denn mir herr Veitt vonn Lenterßheirn zu Namen inn Brabanndt hett laßenn machenn. Vnnd wie ich nebenn jetzbemelten Polleckhenn herrauß spring, hett ich im das hubsch häar mit dem rock etwas erwischt vnnd inn einannder verwerrett. Da ersiehe ich vnngeuerlich im springenn, das er nach mir sticht mit ainem brottmesser, vnd hett doch mein verfelett, welchs mich nit

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vnnbillich zu zornn bewegett. Vnnd wiewoll ich ein langen vnnd ein kurtzenn tegenn an mir hett, so nam ich doch das kurtz tegelin, vnnd schlag inn darmitt vff denn kopff, wartet aber doch nichts destweniger vff mein diennst, wie dann der brauch wahr, vnnd blieb nachts im schloß./S. 58/Des morgens fruhe, da gienng der marggraff inn die pfarkirchenn vnnd hortt meß, wie er dan ein gottsförchtiger furst wahr, vnd wie wir wider auß der kirchenn gienngenn inn das schloß, da spert man das thor hinder mir zue, vnd ghett ebenn der vnnder marschalck her vnnd spricht zu mir, ich soll mich gefangenn gebenn. Da sagtt ich: „Last mich vnuerworrenn, ich glob nit, ich muß gehnn hinauff zu denn jungenn herrn“, vnd gab ime also nit vil gutter wortt. Aber der guett man war weiser dann ich, vnnd ließ mich gehnn, do er mich aber hett angriffenn, hett ich mich gewißlich gewertt, vnnd wer ich irgenndt inn ein groß vnngluck dardurch khommen. Vnd ging ich vff solchs hinauff zu denn jungenn herrnn, sagtt innen, wie die sachenn geschaffenn, vnnd was mir mit dem marschalckh vnnd Polleckenn begegnett wer. Do wolten sie gleich zu tisch gehnn vnnd zu morgenn essenn, vnnd sagtenn die furstenn zu mir, ich sollt do bleibenn, vnnd ob jemandt kheme, sollt ich hinein genn inn die khamer, vnnd mich in das heimlich gemach verbergenn, vnnd dasselbig innen zusperrenn, wie dann beschach, vnnd wartet ich also biß die frumen furstenn vom essen wider khammen. Vnnd war das die meinung, sie hettenn mit dem allten furstenn irem herr vatter vnd auch mit der kunigin irer fraw mutter meinethalbenn geredt vnnd gebettenn, mich der straff des Polleckhen halbenn zusichern. Aber es hett nit sein wollenn, sunder wollt der allt marggraff ein guett weib, vnnd sie die jungen hern ein gnedige mutter habenn, so must der marggraff zusagenn, das er mich woltt im thurnn straffenn. Vnd sagtenn doch mir die beide jungenn furstenn darbey, ich solts nit abschlagenn, sie wolltenn mich vber ein virtell stundt nit darin lassenn liegenn. Da sagtt ich: „Was soll ich im thurnn thon? Hatt doch ers der Polleck an mich gemachtt!“ Da sagtenn sie mir wider zu, sie wolltenn mich vber ein virtell stundt nit darin laßenn liegen, also das ich mich ließ daruff beredenn vnnd williglichenn inn denn thurn legenn. Vnnd wollt mir je marggraff Jorg loblicher gedechtnus, ein sammeten schaubenn, die wahr mit merdernn zobelnn gefudertt, geben, mich damit zu bedeckhenn vnnd darein zulegenn. Aber ich sagtt: „Was soll ich mit thun? Ich leg mich ebenn alßbaldt mit inn ein koth, als darnebenn, vnnd dieweill die sachenn so kurtz gestellt ist, so darff ich ir nit, sonder will mich williglichenn inn denn thurnn begebenn“, wie ich dann thet. Vnnd hielten mir die frumen furstenn dermassenn glaubenn, das ich nit vber ein virtell stundt im thurn ligenn dorfft, sonnder kham alßbaldt mein frumer haubtman her Paulus vonn Apsperg, vnnd thett mich/S. 59/widerumb außer dem thurn, vnnd must im sagenn, wie es zu wehr gangenn, oder waß die vrsach were. Das that ich nun, vnnd zog er

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volgenndts mit mir dahin fur die räthe, vnnd thett mir der frumb ritter das wortt, vnnd entschuldigt mich, vnd stunden alle bubenn vnnd edlenn khnabenn bey mir, die domalnn bey dem marggrauen am hoff wahren, vnnd ich glaub das derenn biß inn die 50 oder 60 gewesenn. Vnd hett her Paulus vonn Apsperg ghernn vleis anngekertt, das man den Polleckhen auch inn thurn hett gelegt, aber es wollt nitt helffenn.Darnach vnngeuerlich vber ein virtell jars, begab es sich, das ein annderer Polleckh vnnd einer vonn Wollmerßhausenn solten mit einander stechen, vnnd wahr der Wolmerßheuser Zeißolffs vonn Rosennbergs seligen naherr freundt, vnnd wurdenn sie der sachenn miteinander ghar zu vnfridenn, also das sie zu wehr griffenn. Da stundt ich alls ein boser bub darbey, vnnd alls der Zeißolff vor seiner schaubenn mit der wehr nit naher kunth khommen, vnnd der Balleckh die stech stangenn zum stoß gefast hett, da war ich hie zwischenn der stangenn vnd dem Bolleckhenn, vnnd schreihe inn ann, vnnd sagtt: „Stostu, so will ich dich vff denn kopff hauwenn, das dich die druß muß ankhommen!“, also das er denn stoß nit volbringenn kunth. Da gings klinckh klannckh, vnnd wie ich also dohindenn stehe, vnnd wollt zuchtig sein, dan es war mir vor vbell mit eim leckher dem andern Bollecken gangenn, da leufft aber ebenn derselbig Bolleckh, denn ich hieuor zu hoff geschlagenn hett, allein daherr, vnnd wollt sich ann mir rechenn. Vnd wahr auch ich allein, das wir fein rhaum hettenn, vnnd hett ich kein gesellenn bey mir, vnd er auch kheinen bey sich, darumb ich mich dann nit lanng seumett, sonnder ruckhtt zu im hinzu vnnd treib inn hindersich, das er inn die flucht kham, vnnd lieff dess hertzogenn vonn der Liettents herberig zue, des dienner er wahr, vnnd halff im daruonn, sunst wollt ich ime zuuor wider ein streich oder ettlichenn gebenn habenn. Vnd wurde darmit das geschrey so groß, das ich glaub es habenn hundertt menschenn inn fensternn, vnd vff dem marckhtt zugesehenn. Item alls vff ein zeitt der landtgraff zue Hessen (jetzigen landtgraffen herr vatter seliger, der hieß landtgraff Wilhelm), sein erste gemahel name, vnnd wardt die hochzeitt zu Kassell, da wurdt ich vonn meinem gnedigen furstenn vnnd hernn, marggraue Friderichenn etc. verordnett, vff marggraue Jorgen seinenn sonne zuwarttenn. Vnnd wie ich daselbst inn der statt wahr gewest, bey meiner gesellenn einem, der/S. 60/hieß Joachim vonn Arm, vnnd wolltenn wir bede miteinander wider hinein ghenn, zu hoff, wie wir dann thettenn, so wurdt aber mein gesell mit eim thrumetter vor seiner herberig, ehe wir inns schloß khammen, zu vnnfridenn, vnnd war gleich ganntz abendt, vnnd wie ich darsiehe, da griffenn sie zu denn werenn. Nun hett der thrumetter daruor neulich ein erstochenn, vnnd auch sonnst einenn vom adell, ein Seckenndorffer, durch die blassenn gestochenn, das niemandt gemeint hett, das er lebendig were blibenn. Vnd wie nhun der thrumetter das wehr herrauß hett, do lauff ich zu im hinein vnnd erwisch inn mit der wehr, vnnd fallenn wir bede miteinander vber vnnd vber. Aber ich gewann im doch die wehr ab, vnnd wurtt darober ettwas verwundet, nit waiß ich, ob ers der

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thrumetter, oder mein gesell gethann hett. Vnd war solche wundenn am kopff woll eines fingers lanng, also das ich erst darob erzurnet, vnnd wollt wider zu im getrettenn sein. Do entleufft er mir aber inn sein herberig hinein, vnnd war es gantz dussel vnnd nachtt, das ich die gelegenheitt im hauß nit wust, sunst soltt er mir nit also leichtlichen daruon sein khommen, sonder wollt ime zum wenigsten irgendtt an einem fueß gezeichnett habenn. Vnnd dieweill man wollt gleich so bald vff die hochzeitt ghenn Kassel inn achtt oder zehenn tagenn vff sein, versucht ich mich allenn tag der berurten wundenhalben mit dem eisennhutt, ob ich ine furen möcht, dann ich sorgenn must, ich kunth inn so kurtzer zeitt nit gar heill werdenn. Aber ich ruste mir denn huett zue, das ich dannocht kunth mit andernn naher khommen.2.Zum andernn alls ich, wie gemelt, denn wintter biß vff die fashnacht bey meiner mutter, bruder vnnd schwester selligen wahr, da fing sich der Schweitzer krieg, vnngeuerlich vmb faßnachtt ann, vnnd hett der marggraff schonn zwen zeugs nacheinander hinweg geschicht. Do ich nun dasselbig hortt, gedacht ich, was soll ich da ligenn, dann ich hett Jagsthausenn schon genug, vnnd reidtt hienauff ghenn Onoltzbach, vnnd wollt horenn, was es fur ein geschray do wehr. Vnnd alßbaldt ich gehnn hoff kham, ersahe mich mein gnediger herr marggraue Friderich etc. Da rufft er einem seiner dhienner zu ime, mit beuelch, er solt den gewant schneider khomen laßenn, wie dann beschach. Vnd so bald der schneider kham, spricht der marggraff zu im: „Nim denn Berlichinger vnd mieß im kleider an, er muß vff mich warttenn“, dan er der marggraue wollt gleich alßbaldt auch vff sein. Aber es kham pfaltzgraue Philips löblicher gedechtnus, des andernn tags auch dahin, also das er noch zwenn tag aldo mußt verziehenn, vnd wolt pfaltzgraff Philips die Neuen Marck, vnd die Oberrm Pfaltz einnemmen, dann hertzog Otto vonn Beyern wahr gestorbenn. Da wurdt ich alls ein knab fur ein verorttnet inn des pfaltzgrauen gemach vff zuwarttenn, wie ich auch thett./S. 61/Vnnd wie der pfaltzgraff hinweg zeucht, so war der marggraff des andernn tags selbs personnlich mit dem drittenn zeug auch vff, dann er hett schonn, wie gemeltt, zwenn zeug hinweg geschickht. Vnd wie wir hinauff khammen ghenn Vberlingen, da hetten die Schweitzer schonn ein hauffen geschlagenn. Vnnd lagenn wir ein zeittlanng zu Vberlingenn still, darnach samelten sich die kaiserischenn vnd die reichsstendt wider, vnd zogenn mit der macht hinein ghen Costentz, vnd stieß der keiser inn der nachtt auch zu vnns, der hett ein kleins alts groß rocklin ann, vnnd ein groeß stutz kepplin, vnd ein grohenn hutt daruber, das inn kheiner fur ein keiser gefanngenn oder angesehenn hett. Ich aber alls ein junger kandt inn bey der nassenn, das ers wahr, dann ich hett inenn darfor wie gemelt, vff ettlichenn reichstegen, da ich bey meinem vettern seligen wahr, gesehenn.

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Vnnd hett der kaiser Maximillian ein guttenn anschlag vor im, dan wir khamen wie gemeltt bey der nacht, vnd inn der stille dohin ghenn Costenntz mit allen hauffenn zu roß vnnd zu fueß, welche auch des morgens alle zusamen gefurtt wurdenn, vnd wahrenn alle schlacht ordnung zu roß vnd zu fueß, wie sich geburtt, gemacht. In dem aber so helltt der kaiser Maximillian, vnnd marggraff Friderich loblicher gedechtnus sambt ettlichenn kriegs rethenn vnd haubtleutten beyeinannder, vnd furtt ich meinem herrn dem marggraffenn etc. ein grossenn spieß, sambtt einem großenn fanen daran, nach, vnd wahr der spieß weiß vnd schwartz gemallt, der fannenn auch weiß vnnd schwartz, vnd hett ich vff dem helmlin ein große feder die wahr auch weiß vnnd schwartz, die standt strackhs vbersich.Wie mich nun der kaiser ersicht, so ritt er vonn dem marggrauen zue mir, vnnd spricht, wem ich zustehe. Da sagtt ich: „Meinem gnedigen furstenn vnnd herrnn dem marggraff Friderichenn.“ Da hebtt er ann vnnd spricht: „Du hast ein langenn spieß, vnnd ein grossenn fahnenn darann, reitt mit dorthin zu jhenem hauffenn, bis daz des reichs fannen der adler vonn Kostentz herrauß khombtt!“ Das thett ich nun, die weill ich derm kaiser kanth, vnd wust das ers wahr, fragtt derhalbenn niemandts, vnd kham also nebenn schennck Christoffen vonn Limpurg, der hett der zeitt Nellennburg im Hegew innen pfanndtsweiß, vnd hildt mit einem fannen nebenn im, das wertt irgenndt vf ein halbe stundt, vnngeuerlich mehr oder weniger. Da gab man schennck Christoffen den adler des reichs fannen, inn sein hanndt, das ist das erst vnd letst mall, das ich im feldt des reichs adler fliegenn sehenn. Darnach zog ich wider zu meinem herrnn, vnnd wartt was ich zuschaffenn hett./S. 62/Vnd souill ich vonn meinem gnedigenn furstenn vnnd herrnn dem marggrauen, vnnd andernn alls ein junger vmb die sibenn zehenn oder acht zehenn jar verstanndenn habe, wo man dennselbigenn tag furt gezogenn wehr, so woltenn wir die Schweitzer im Schwaderloch vbereillt vnnd geschlagenn habenn. Denn andern tag schickht man sich wider, das alle hauffenn zusamen verordnett wurdenn, der meinung anzuziehen. Do kham aber kuntschafft, das die Schweitzer sich allso gesterckht hettenn, vnnd darzu irenn vortheill eingenomen, das dardurch derselbig zug vnnderlassenn wardt. Wehr man aber denn erstenn tag wie es der kaiser fur hett anngezogenn, so glaub ich, es sollt vf vnser seittenn, souill ich gehortt, recht vnnd woll zu sein ganngenn. Wa man aber viell retth vnd viel kopff hatt, da geht es gern also zu, denn es ist mir selbs woll in meinen aigen hendelnn also ergangen.Kurtz nach demselbigenn, hettenn die wurttembergischenn vnnd marggreuischenn verwalter auch ein annschlag fur Schaffhausenn, mit irem reissigenn vnnd fußuolck, also das wir bey der nacht fur ein fleckhenn khamen, der heist Taingen, leidt nit weit vonn Schaffhausenn. Nun warenn ettliche Schweitzer von Schaffhausen herrauß khommen, inn dennselbigenn kirchthurnn, die wertten sich vnd woltenn sich nit

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gefangenn gebenn, sunder sagtenn sie wolltenn sterbenn, alls wie fromme aidtsgenossenn. Inn summa herr Melchior Sutzel selig der hildtt zwischenn Schaffhausenn vnd Taingen, da triebenn inn die Schweitzer vonn der wartt ab, vnnd wurff inn ein Schweitzer mit einem stain inn das anngesicht, vnd wertten sich die inn der kirchenn dermassenn, das sie vill vonn adell vnd vnedel zu roß vnnd zu fueß erwurffen vnnd erschossenn. Vnnd nachdem mir mein gaull darauff ich vf den marggrauen wart, gestorbenn wahr, lieff ich alls ein boser bub zu fueß mit denn knechten hinein zu der kirchenn, erwischett ein allts scheffellin, vnnd hett mein tegenn auch vff denn bordt gebundenn, vnnd die hossenn abgeschnittenn. Da wurt maister Jacob ein buchsenmaister, ain kleins durs mendlin, der mir hartt ann der seittenn stundt geschossenn, vnd ging der schuß durch inn hinauß, vnnd draff ein knecht, der hortt zum wurttennbergischenn hauffenn, hett ein blohes kleidt ann, der blieb thodt, aber der buchssenmaister lebendig. Vnd vff die letzt brachtt herr Debalt Spett vnd anndere pulffer, vnnd thettenn es vnndenn zu denn/S. 63/thurn hinein inn die kirchenn vnnd stießenn es ann, da mustenn die so darinnen warenn verbrennen. Aber ein Schweitzer der fiell obenn herrauß, vnd hett ein jungen bubenn vf dem arm, vnnd wie er herrab feldt, da lieff der bub von im vnd schide ime nichts, aber der Schweitzer blieb thodt, vnd nam das bublein ein marggreuischer reutter, nit weiß ich, wo er mit hin ist khommen, ich hab es auch seidthero nit gesehenn. Nun hetten sich ettlich knecht inn der kirchenn verseumbt, do man das pulffer ann zundt, khann gedenckhenn sie habenn irgendt wollenn maussenn, vnd hett sie das pulffer auch ereilt, die mustenn sich auch jemerlich im feur leidenn, nit wais ich, ob sie thodt oder lebenndig sein bliebenn, dann sie lieffenn nit herrauß. Vnnd alls wir wider vonn der kirchenn hinweg khammen, hilt vnßer hauff inn der schlachtt ordnung, zu roß vnnd zue fueß, vnnd meinttenn die Schweitzer wurden zu inen hinauß fallenn. Aber da niemandts kham, zogenn wir wider ab. Bey diser thatten wie gemelt, bin ich gewest, vnd sonnst bey keinem ernstlichen handel, do man also inn gemeltem krieg mit der thadt angrieffenn hett.Sonnst waiß ich nichts sonnderlichs von dem Schweitzer krieg, dann das die Schweitzer vill hauffenn geschlagenn, alls dieselbigenn nit beyeinannder warenn. Aber mein herr der marggraff ist bey derselbigenn hauffenn kheinem gewest. Es wurtt auch graue Heinrich von Furstenberg im Sunckaw in seinem leger von denn Schweitzern inn der nacht vberfallenn vnnd geschlagenn, gienng auch sambt denn seinen dardurch zu grundt, vnnd blieb thodt, aber zwenn herrn khamen daruon, die auch bey seiner gnadenn gewesenn, welche sich zum marggrauen in sein leger thettenn, von denen ich selbs gehortt, wie die sachenn bey inenn zu sey ganngenn. Do ich dann souill vernommen, das es durch varlessigkeitt, verachtung vnd liederlicheit verseumbt sey wordenn, dann ich bin darbey gestandenn, da es die herrn dem marggrauen anzaigtenn, vnnd wahr darzu gegen dem abennt, inn der nacht, da sie zum marggrauen khammen, vnd iren fn. gn. solche bose zeittung, wie gemelt, annbrachten.

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3.Zum drittenn. Nach volgendts vber ein jar, da hab ich das harnisch angethann, welchs die gestalt gehabt. Mein bruder Phillips sellig vnnd ich reitten gehnn Halbronn, vnnd woltenn zu vnser liebenn Frawenn, freylich vmb mitfasten vngeuerlich, vnnd wie wir wieder im heim reitten wahrenn, vnd zu der Newennstatt am Kochenn durch ziehenn, leufft vnns der schultheiß nach der hieß Schwartz Hennsenn, vnd schreidt vnns an, vnd ich wurtt es zwar zum erstenn gewahr, vnd sagt zu meinem bruder: „Der leufft vnnd schreitt vnns nach, wir wollenn hörenn, was er woll“, bliebenn also halltenn, biß er zu vnns khame. Da wahr das sein werbung, es hett vnns ein guett/S. 64/gesell gebettenn, wir solten im ein reiß dhiennenn. Da sagtt ich fur mich, wiewoll als der jungst: „Wehr er ein guett gesell, so solt er zu vnns khommen vnnd vnns selbs ansprechenn, wolten wir ime gutte annttwort gebenn“, vnnd zogenn also vnnsers pfadts. Denn andernn tag kham derselbig gut gesell ghenn Jagsthausenn, vnd wahr der allt Thalacker, selbigenn malls des hertzogen vonn Wurtenbergs feindt. Ich hett inn auch vor hin nihe gesehenn, der sprach vnns ann, wir solltenn im mit dreyen pferdenn dhiennen. Da gab mir mein bruder ein gaull, vnnd brachtt ich sonnst auch noch zwenn knecht vff, vnnd diennt im ein reiß. Er hett freylich auch nit mehr alls drey pferdt, darunder war Hessel Schwerdt, vnd sonst noch einer sein gesell, also das vnnser sechs wahrenn. Nun fingen wir vnngeuerlich ailff reicher baurn vff dem Kapffennhart, die waren wurttennbergisch, vnd war eben denselbigen tag wochenn marckht zu Hailbronn, vnd manet der Thallackher solche baurn, das sie sich vff sanct Jorgenn tag solten ghenn Trachenfells stellenn. Vnnd zogenn wir furtter vff Hailbronn zu, vnnd was wurttennbergisch wahr, das namen wir gefanngenn, vnnd zogenn biß ann die schranckhen hinein, das die jenigen so zu denn thorn verordnet, mit irem harnisch allernechst bey vns wahrenn. Das wahr das erst bannzer vnd harnisch, das ich anthedt, sonnst war ich fur ein iungenn zimblich versuchtt vnnd gebraucht wordenn, inn kriegen vnnd annders, doch inn knabenn weiß. Vnd machtt in disem erstenn angriff bey dem Thalackhen mit berurten knechten vnnd reuttern kuntschafft, das ich volgendts ails ein junger woll zwey iar mitt innenn riedtt, vnnd inn anhenig wahr. Darnach aber wurt bemellter Thallackher des ganntzen bundts feindt.Vnnd vber zwey jar ridtt ich zum Sottennberg zu meinem vetternn, herr Neitharten von Thungen selligen, eines gauls halbenn, denn er mir zugesagt hett. Vnnd wie ich dahin kham, war er gleichwoll nit daheim, da er aber haim kham, ließ er mir kleider machenn, ich solt vff in warttenn. Dieweill er nun meiner mutter selligen bruder war, /S. 65/kundt ich es ime nit woll abschlagenn, vnnd blieb also denn wintter bey ime. Ich gedenck er hab mich darumb bey sich gehaltenn, das er villeicht sorg fur mich gehabtt, weill ich nemlichen des Thallackers reutternn

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annhienng, vnd mit inn riedt, das ich irgendt daruber mochte schnappenn. Vnd wie nun der fruling wider hergienng, fing sich die handlung mit dem marggrauen, vnd dennen vonn Nurnnberg ann. Da ließ ich mich brauchenn, vnnd reitt zum marggrauen mit vier pferdenn, onne alle besoldung, dann er hett mich vonn knabenn weiß, wie oblaut, vferzogenn. Darumb braucht ich mich, vnnd thett mein bests auch, wie dan ein junger gesell inn dennen hendelnn billich thonn soll, vnnd hilt mich, one rhum zu redenn, dermassenn also, das marggraff Cassimirus ettwann nach mir schickhtt, das ich nit wust, was er wollt, vnd mir selber auß threuer meinung anntzaigtt vnd sagtt, ich leg immer vff der bann, ich solt es nit thonn. Geb ich irenn fn. gn. gleich etwas stumpffe annttwurtt, vnnd sagtt ich will wehnn, ich sey darumb hie, das ich reittenn soll: „Wann man mir annsagtt, so reitt ich, wann ich es nit thett, hettenn villeichtt e. f. g. auch khein gefallenns darann.“ Vnnd hab woll zu irer f. g. gesagtt, ich hett mir furgenommen, wann ich jetzt erst khem, vnnd das man mir annsagtt, so woltt ich reittenn, weill die geull gingen. Da meint aber ire f. g. ich riedt, wann man mir schonn nit ansagtt, das nun nit on wahr, dann so offt zwenzig oder dreissig pferdtt riettenn, sagtt man es mir auch allwegenn an, so riedtt ich mit, wolt wehnn ich wehr wie vor gemelt darumb da. Ich weiß auch khein fortheil denn ich hett, dann das mir Herman futtermeister mehr futter gab, dan einem andern, dieweil ich mich also willig brauchenn ließ.Dem sey nhun wie im wöll, so zog mich der herr haubtman Paulus vonn Apsperg herfur, vnd nam mich zu im, das ich stets im veldt bey vnd nebenn im sein must. Kurtz darnach begab sich, das man einander vff die kirbe lude. Vnnd soltenn wir marggreuischenn inn der nacht vff sein, wie dann geschach, vnnd wahr des marggrauen landt volck hartt gezogenn, vnnd khamen dieselbigen nacht ghenn Schwappach bey eitler nacht,/S. 66/vngeuerlichenn vmb ein vhr, vnnd wahr ich, vnd herr Sigmundt vonn Lenterßheim die ersten am thor. Do nun der hauff ghar vff wahr, zogenn wir furtt, vnd wie wir vff ein halbe meill vngeuerlichenn herrauß khammen, stieß Christoff vonn Giech mit ettlichenn reuttern vff vnns, der hett des nachts gewarttet, vnd wach gehaltenn. Nun wust ich woll, das er die saw bey denn ohrn nemen wurtt, dann er wahr dennen vonn Nurnnberg nit holdtt, war auch daruor neulich ir feindt gewest. Wie nhun alle hauffenn verordnett warenn, zu ross vnd zu fueß, will ich mit Christoff vonn Giech dahin ziehenn. So ersicht es aber mein gutter herr Paulus vonn Absperg, das ich mit im ziehe, vnnd kenndt mich ann meiner rustung, vnnd schreihe einmall zwey oder drey: „Christoff, Christoff!“ Da fragtt Christoff vonn Giech, was er wölt, sagtt er vonn Absperg: „Laß mir mein Berlichinger bey mir, vnnd nim da mein vetternn Hannß Jorgen von Absperg zu dir!“Da nhun dasselbig also geschahe, vnnd ich wider zu meinem haubtman kham, ziehenn wir hinein gegenn Nurnnberg dem sich grabenn zu, vnd wolltenn sehenn, wie die gelegenheit allennthalbenn beschaffenn, wie

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vnnd weß sich die vonn Nurnnberg halltenn wollten, dann herr Paulus vonn Absperg sein vortheill hingegenn auch woll erkennen kunth. Aber sihe die von Nurnnberg waren vonn stundt ann auff, mit einem grossenn hauffenn, vnd dem geschutz, vnnd schossenn ein schuß inn andernn zu vnns. Do zog herr Paulus, vnnd wir die bey im wahrenn, wider hindersich gleich alls werenn wir fluchtig, vnnd woltenn widerumb hinweg eillenn, wie wir dann nit woll im waldt außkhomen könthen. Da wahrenn aber die vonn Nurnnberg ann vnns mit dem geschutz vnnd der wagennburg, vnd ließen es dermassenn daher gehnn, das vnns zum theill die weill nit kurtz wahr, dann es khann nit ein jeglicher das gebolder leidenn. Vnd khamen wir allso ann die ortt, da der marggraff sich mit seinem hauffen versteckht hett, vnnd hilt inn der schlacht ordnung zu roß vnnd zu fuess, wartet ob die feindt sich gegenn ime hinauß thon wolten, dann es wahr nahe ann der statt, vnnd nit weitt inn dem Nurnnberger waldt, also das inenn zu vnnd vnns abging. Vnd hettenn wir vngeuerlich vmb die siebennhundert pferdtt, vnd des marggrauen lanndtuolck vff dreyhundert landtsknechtt, vnnd dreyhundert Schweitzer./S. 67/Alls es nun zeitt wahr, zogenn die vonn Nurnnberg mit irem geschutz, wagennburg vnnd reissigem gezeug vff vnns daher, souill sie derenn hattenn, vnnd warenn warlich nit vnngeschickhtt, sonnder woll gefast mit der wagennburg, geschutz vnd irenn leuttenn. Vnnd da es am treffenn wahr, schickhten wir vnnd vnnsere haubtleutt zu marggraff Cassimirus, ire fn. gn. solten vns nach thruckenn, denn es wehr zeitt, so ging vnns auch ab, vnnd inenn zue, darumb man sich nit seumen darfft. Da schickhten ire fn. gn. wider zu vnns, wir soltenn in namen gottes furfarenn, ire fn. gn. woltenn vnns nach thruckhenn, vnnd bald bey vnns sein, als wie einem frumen furstenn zustunde. Da furen wir im namen gottes furt, aber des marggrauen landtuolck flohe alles vonn vnns hinweg, biß allein das Kitzinger fennlin, daß blieb bey vnns vnnd dreyhundert landtsknecht, auch dreyhundertt Schweitzer, sambt denn reissigenn, mit welchen wir zogenn den feindten entgegenn. Vnd ging ir geschutz dermassenn ann, das man denn hauffenn vor dem rauch nit woll sehenn kunth.Vnnd alls wir nhun schir zu irer wagennburg khammen, wolltenn sie dieselbigenn beschließenn, das dann auch nit viell gefeldt hett, vnnd warenn warlich die furleut nit vnngeschickhtt, sonnder hurttig mit, do daucht mich mein hertz im leib sagt mirs, vnnd das es mir gott inn sin gab, so wollt es auch meins verstandts die notturfft erfordernn, das ich denn furderstenn furman vonn dem gaull heraber stach. Das thet ich nhun darumb, damit der wage nit weitter khommen khonndt, vnnd das die andernn auch still halten mustenn. Vnnd behillt ich dieselbig luckhenn onne geheiß vnnd beuelch meins haubtmans oder annderer mit gottes gnad vnd hilff innen, das sie die wagennburg nit gar schliessenn konthen, wiewoll es wie gemeltt nit viell gefeldt, sie hettenn sie gar beschloßenn. Vnd war also mein verhinderung vnnser groster vortheill den wir hettenn, vnnd ist onne allenn zweiuel nit vndinstlich zu vnserm

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sieg vnnd glückh gewesenn, dan ich sonnst nit waiß wie es zu ganngen sein mocht, dann sie wahrenn vnns zu starck, vnnd hettenn darzu das geschutz, vnnd die wagennburg beuor, vnnd wahrenn sie auch geruhet, vnd wir mueth. Vnnd zoge innen auch ein grosser hauff nach, vnd warn schonn nahe bey vnns, das wir mit in scharmutzelten, verlornn auch die meinsten reissigenn gegenn dennselbigenn hauffen, vnd ich selbs ein knechtt, dann wir zum erstenn nit anderst meinten, dann sie weren vff vnserer seittenn, vnd vnsere gesellenn, biß das erst das geschutz einher ging, vnd vnnsere gesellenn, ettliche einspenige reißigen, gegenn vnns flohenn, die ich auch selbs sambt Hanßen Hundten dem marggreuischenn reutter haubtman hab helffenn enntschuttenn, welche sonnst onne zweiffell nider gelegen wernn. Vnnd werttenn wir vnns dermassen, das sie selbst wider fliehenn musten, welchs vnnser furnembst gluckh wahr, dann als sie die fluchtigenn bluttigenn leutt sahen gegen inen fliehenn, da marckhtenn sie das sie die schlachtt verlornn hettenn, vnd ir hauff geschlagenn wahr, vnnd fingenn an vnd flohenn auch. Onne das, so wehr manicher gutter gesell darauff ganngenn, vnnd hett ich mich selber erwegenn, dann mein gaull wahr mir hart/S. 68/verwundt vnnd gestochenn, starb auch desselbigen stichs. Vnnd wahr zu dem so ein heißer tag, das vnns mehr leutt erstickhtenn, dann zu thodt geschlagenn wurden. Vnd ich dacht ein weill es wer vnns sonst so haiß, dieweil wir inn der hanndlung vnnd arbaitt warenn, aber wohe ich darnach hin kham, sagtt jederman, wie es deßelbigenn malls so heiße wehr gewesen. Alss wir nun gehortter massenn die schlacht behielten, namen wir das geschutz vnnd die wagennburg, vnnd zogenn mit inn das leger ghenn Schwappach. Ich hab auch seidthero dieselbigenn buchssenn, so wir daruonn brachtenn, zu Onoltzbach im zeughauß gesehenn, vnnd warenn darzu eissernn veldtschlanngenn, die ich woll kannth hab, das es ebenn dieselbigenn buchsenn geweßenn.Solche schlacht vnnd hanndlung ist geschehenn, vff sonntag nach sant Veits tag, do man 1502 geschribenn hatt, vnnd gleich den andernn tag des monntags gehe ich vonn meiner herberg zu Schwappach inn ein ander wirts hauß, da wir gewonnlich inn assenn. Vnnd wie ich also darzu khom, so sitzt ein kleins mendlin vff einem grossenn holtz, das hieß Henßlin von Eberstat, im Weinsperger thall, vnnd es daucht mich ich soltt ine khennenn, vnd sagtt: „Henßle bistus?“ Vnd alls er sagtt: „Ja!“ , fragtt ich wohe er her kheme, vnd dachtt nit anderst, dan er wehre das lanndtt vnndenn herruff khommen. Da spricht er aber, er fare von Nurnnberg herrauß. Sagtt ich zu im gleich mit denen wortten: „Was ist gesternn fur ein handel vnd geschraihe zue Nurnnberg gewest?“ Anttwort er mir: „Junckher ich wills euch sagenn, so ein erschrockliche hanndlunng ist inn der statt, die freilich die weill Nurnnberg gestandenn, kham darin gesehenn oder gehortt ist wordenn.“ Da sagt ich: „Wie so?“ Sprach er: „Es ist kein mensch ann kheinem thor, vnd kheiner bey seiner wehr bliebenn, vnd habenn die fluchtigen einannder bey dem thor dermassenn getrenngtt, das sie inn die grebenn hinein gefallenn sein, darnach habenn

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sie die bruckhenn in der statt abgeworffenn, der burg vnd andern thorenn zugelauffenn.“ Welchs alles also die warheit wahr, dann ich hab es vonn andern seithero auch also gehortt, hab auch selbs denenn vonn Nurnberg ettliche leutt nidergeworffenn vnnd gefanngenn, die mirs gleichermassenn wie der bemeltt Hennßlin vonn Eberstatt angezaigt habenn. Er sagt mir auch darbey, als sie ire leutt haben einher sehenn lauffenn, hettenn sie vermeint, wir, die feindtt werenn es geweßenn, das mir dann nit vnglaublich ist, auß der vrsachenn, wie vorgemeldtt. Aber herr gott wir warenn mueth, vnnd hettenn hartt gearbaitt mit dem geschutz vnd der wagennburg, biß wir sie inn vnnser leger brachtenn, vnnd glaub onne dasselbig, wann wir furtt hettenn getruckht, vnnd wehrenn gerucht gewesenn, wir woltenn Nurnnberg vff solchmall erobert.Vnnd souill disenn krieg belanngt, waiß ich khein besoldung, so ich oder mein bruder Phillips sellig daruonn gehabtt habenn, oder auch begert, dann was wir vonn guttenn freyen willenn gethann. Aber das ist wahr, das kurtz darnach ein grosser tag zu Onoltzbach zwischen denn vonn Thungen vnd denen vonn Heßperg des neuen hauß halbenn gewesenn, vf welchem ich vff mein vetternn herr Neidtharten vonn Thungen gewartt, die dann zu baider seittenn freylich die bestenn vnnd geschickstenn ritter vnnd knecht vff solchem tag hettenn, die im lanndts Frannckhenn wahrnn. Vnnd/S. 69/wahr herr Jorg vonn Rossennberg auch da, vnd wurden solcher hanndlung vnnd schlachtt inn der herberg zum Hauckhenn mit dem haubtman herr Paulus vonn Apsperg zu redt, das herr Jorg vonn Rossennberg nach ettlichen redenn zu herr Paulußen vonn Apsperg sagt: „Mein gnediger herr der marggraff hatt gutt vnnd willig leutt gehabt vf denn tag, den wo man willig leutt hatt, do khann man etwas mit außrichtenn.“ So sagtt aber herr Paulus vonn stundt ann darauff: „Ja, mein gnediger herr hatt willig leutt gehabt, aber es sein zwenn Berlichinger do gewest, da hab ich nit williger zwenn gesehenn.“ Vnnd ich glaub noch nit, das herr Paulus vonn Apsperg gewust hab, das ich inn der stubenn gewesenn sey. Vnd wie er die redt thutt, so stehtt einer dahinden bey meim hauffenn nebenn mir, denn stieß ich also mit eim arm nebenn ann die seittenn, vnnd sagt: „Horst auch was der sagt?“ Anntwort er mir: „Ja!“, vnd sagt daruff: „Nun weiß ich inn warheit khein Berlichinger der vff denn tag bey der schlacht ist gewest, dann mein bruder Phillips vnd ich, dan mein vetter herr Bernnhartt vonn Berlichingenn der kham irgenndt acht tag hernach ghenn Schwappach, er wahr aber nit bey der schlacht.“ Das ist mein vnnd meines bruders selligenn besoldung gewest, wahr vnns auch lieber, dann het vnns der marggraff zwey tausendt gulden geschennckht, wiewoll wir warlich arm gesellenn warenn. Noch habenn wir dannocht ein gute besoldung empfangenn, das nit allein vnnser gnediger furst, vnnd herr der marggraue, sonnder auch irer fn. gn. oberste reth vnnd haubtleutt, ritter vnnd knechtt, vnns preiß, rhum, lob vnnd ehr nachgeredt haben, do wir

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villmalnns ettwann woll bey 20 oder 30 meillwegs nit darbey gewesenn, das nemlichen hochgedachter marggraff selbs, vnnd irer fn. gn. rathe etc. vnnd haubtleut vnns ehrnn vnnd gutes nachgeredt, vnnd vnnser im bestem gedacht, das dann vns von vnsernn gutten gesellenn vnd freunden anngezaigtt ist wordenn. Ist vns auch lieber gewest, dann goldt vnnd silber, welchs wir nit darfur genommen habenn wolltenn.Vnnd alls ich nun vonn solchem krieg wider haim wolt, da hett ich vonn denn vier pferdenn, die ich bey der schlacht hatt, nit mehr dann noch eins, welchs vnnder dennselbigenn das bosest wahr. Vnnd liehenn mir meines gnedigenn fursten vnnd herrnn des marggraffenn oberste reth ire selbs aigne leib pferdt, vnnd sonnderlich her Veitt vonn Festennberg, der hett ein pferdt so ime ghar lieb wahr, vnd lihe mir es doch, das sich nun alle mentschen darann verwunderten, vnnd sagten sie glaubten wann inn sein herr der marggraue selber darumb gebettenn herr, er hets im nit gelihenn. Dise besoldung wie vorgemelt, ist mir vnd meinem bruder, die liebste besoldung gewest, darann wir vnns auch, alls arme gesellen von adel woll habenn benugen lassenn./S. 70/4.Zum vierttenn, wie die handlung vnnd schlacht vor Nurnnberg alls vorgemelt ist, vff sontag nach sant Veits tag geschehenn, so hatt sich gleich darnach vngeuerlich vmb Michaelis zugetragenn, das ich mit herr Neidthartenn vonn Thungenn, vff denn ich der zeitt gewartt, vom Sottennberg herab gerittenn bin. Vnnd alls wir also furtt zogenn, wardenn wir zweienn reuttern bey einem holtzlin gewahr, bey einem dorff, heist Obernn Eschennbach, vnd waren Endris vonn Gemundt ambtman zu Salleckh vnnd sein knecht, denn hieß man denn Affenn.Nun begab sich daruor wie ich zu herr Neidtharten kham, das ein tag zu Hamelburg gehaltenn wurdt, vnd wahr Neidthart auch da, mit graue Wilhelm vonn Hennenberg vnnd graue Micheln vonn Werttheimm, welche etliche hendel eines feindts halbenn hettenn, der des jetzberurten graue Michels vonn Wertheims feindt gewesenn wahr, den hettenn sie dahin vertagtt, vnnd wurtt die handlung gericht vnnd geschlicht. Nun gehe ich aber vnnd will zu herr Neidttharten inn die herberg, vnnd zu seinen knechtenn gehnn, welche mehrern theills trunckhenn warenn, vnnd war bemelter Aff auch voll, vnnd hett vill windts in der nassenn, trib vill seltzamer redt, vnnd sagtt: „Was will der junckher thun, will er auch zu vnns?“, vnd dergleichenn hönische wortt, darmit er mich vermeint vff zubringenn, das mich dann hindennach vertroß, vnnd sagtt zu im: „Was darff ich deiner junckherey vnnd deines gespeiß oder follerey, wan wir einmall im veldt zusamen stossenn, da wollenn wir sehenn wehr junckher oder knecht sey!“ Vnd vff die zeit wie gemelt, da wir vom Sottennberg herab ziehenn, dacht ich woll er wurdts sein vnd mit seinem junckhernn reittenn.

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Vnd ich ranndt dennechsten ein grosen hochenn berg hinein, vnnd bracht das armbrust im rennen auff, vnnd dennechstenn hinuber zu inen, vnd hett dannocht weit zu/S. 71/inn, vnd flohe sein junckher dem dorff zue, also das ich gedacht, er mant die baurn vff. So hett aber der knecht der Aff auch ein armbrust vnd gab die flucht gleicher weiß, wie sein junckher. Vnd wie ich nhun ann inn kham, do must er ein dieffenn hollenn weg hinein, dem dorff zu, vnd hett ich noch weit ann das eckh, da der weg hinein gienng, vnd ließ innen den hollen weg einher rennenn, vnd schoß im vff dem ruckh hinwegk. Nun woldt ich das armbrust woll wider vfbracht habenn, dacht aber er wurdt dein nit wartenn, weill er auch ein pfeill vf dem armbrust hatt, vnd hett ich khein mentschenn nit bey mir, vnd ließ es derhalbenn mit dem armbrust bleiben, vnnd rannth ime nach die holle hinein. Vnd da er sahe, das ich das armbrust nit vffbracht, wartet er mein vorm thor, biß ich schir zu im kham, do schoß er herr, vnnd schoß mich fornn vff denn krebs, das der pfeill zu spreißelnn gienng, vnd spranng mir vber denn kopff hinauß. Da wurff ich im den nechstenn mein armbrust ann hals, dan ich het khein pfeill darauff, vnd mit dem schwert rauß, vnnd ranndt inn zu bodenn, das sein gaull mit der nassenn vf der erdenn lag. Aber er kham allmal wider auff, vnd schriehe immer die baurnn ann, sie solten ime helffen. Vnnd wie ich also mit im im dorff vmbher ranndt, da stehet ein baur der hett ein armbrust, vnnd schonn denn pfeill darauff. Ich dennechsten im zu, ehe ehr zum schuß kham, vnd schlug im denn pfeill vom armbrust vnd hielt also bey im, vnd stieß das schwerdtt wider ein vnnd redt mit im, vnnd gab im beschaidt vnnd sagt, ich stundt herr Neidtharten vonn Thungenn zu, vnnd werenn auch gut fuldisch. Inn dem kombt ein gantzer hauff baurnn mit schweinspießenn, handtbeyelnn, wurffbeyelnn, holtzbeyelnn, vnd steinen, vnd hettenn mich vmb ringtt: „Wurfst du nit, so hastu nit, schlechstu nit, so gilt es nit!“, das mir etwenn die beyelnn vnd steinen, neben dem kopff hinfurenn, das mich bedaucht, es ruret mich ann der beckell hauben.Do laufft aber ein bauer daherr, der hett ein schweinspieß, welchem ich zurannt, vnnd wie ich das schwerdt wider gewann, so schlecht der baur herr, vnd trifft mich vf denn arm, das ich dacht, er hett mir denn arm entzwey geschlagenn. Vnnd wie ich nach im stich, do feldt er mir vnnder den gaul, das ich nit souill blatz hett, das ich mich nach im buckenn hett khonnen. Inn summa ich brach durch, aber doch leufft noch ein bauer daherr, der hett ein holtzbeyell, dem gab ich ein trieff, das er nebenn ann zaun fiell. Do wollt mein gaull nymmer lauffen, dann ich hett inn gar außgeschlagenn, vnd wahr mir anngst, wie ich zum thor hinauß khomen mochtt. Vnnd wie ich demselbigenn zu eile, wahr gleich einer da, vnnd wollt das thor zuschlagenn, aber ich kham doch hinauß, ehe ehr das thor zuschlug. Vnd wie ich ein wenig fur das thor hinauß kham, wahr der Aff schonn wider da, vnd hett wider ein pfeill vff dem armbrust, vnd vier baurnn bey im, vnnd schriehe: „Herr, herr, herr!“, vnd scheust darmit wider nach mir, das ich denn pfeill vff der erdenn sahe grellenn. Vnnd ich

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den nechstenn wider zu im zu, vnd mit dem schwerdt rauß, vnnd jagt sie all funf inn das dorff hinein. Da fingenn die baurn ann vnnd schlugenn sturm vber mich, aber ich rit daruon. Vnd wie ich wider herr/S. 72/Neidthartenn zu ziehe, der hiellt ghar weit dort auß vf dem feldt, sahenn mir die baurn allennthalbenn nach, aber es wollt kheiner mehr zu mir khommen. Vnd wie ich schir zu ime Neidthartenn kham, renndt ein bauer daherr mit einem pflug, dem sturm nach, vnd ich vber denselbigen, vnd fieng inn, das er must geloben vnd schwerenn, das er mir mein armbrust wider herrauß bringenn woltt, dann ich hett es nach dem Affenn, da er mich wie vorgemelt schoß, geworffen, do ich dann nit souill weill hett, das ich es wider hett lanngenn mögen, sunder must es also im weg ligenn lassenn.5.Zum funfftenn hab ich in dem jar do man 1503 hatt geschribenn, des Thalackhers reuttern mit andern meinen guten freundenn vnnd gesellenn, aber einmall gedhient. Do wir dann bey vier zehenn tagen in den holtzern hielten, aber wir hettenn gute gonner vnnd freundt, die vnns keß vnd brott brachtenn, das wir dannocht bleibenn konthen. Darzu so hettenn des Thallackers reutter auch gute hernn vnd fursten, vnd anndere, da sie sich vnnderschleifftenn, vnnd sicher sein kunthen, welchen auch mein bruder, ich vnd andere gute gesellenn zimliche gute annschleg gemacht, vnd woll zu sagenn, die henndt darauff gelegt, das wir inen gernn gerathen vnd geholffenn hettenn. Aber es wolt etwann wenig furgangs habenn, dann sie hettenn nit allwegen gluck darzu. Vnd wie wir allso do abzogenn, zog ich mit des Thalackers zweien knechten in ein ander art. Da begab es sich, das wir auch vf leut stießenn, die ire feind warenn, do sich dann der handel so kurtz zutrug vnnd begab, das ich vnnd sie die feindt vnsere armbruster nit vff bringen kunthen. Aber des Thalackers knecht mit namen Hessel Schwerdt vnd sein gesell furtenn stetts ire stelle bogen die fur vnd fur gespannt wahrenn, also das sie nit mehr, dan die pfeill darauff schlugen. Do kam ich nhun ann ein knecht, der kondt auch, wie ich, nit zu seinem armbrust khommen, oder dasselbig vfbringen. Darumb wir dan ainander die armbruster ann halß worffen, vnd mit denn klingenn zusammen. Aber ich schlug ine vom schwert vnnd armbrust, das er khein wehr mehr hett. Vnd als sich ein anderer von meinem gesellenn riß vnnd will inenn enttreiten, spreng ich hin zu vnnd behillt denselbigenn auch, welcher auch nit mehr dann ein kurtzenn tegenn hett, vnd erweret sich also darmit gegen bedenn des Thallackers knechtenn, verwundt sie auch alle beidt, das sie im nichts thon kunthen. Derhalben ich dennechstenn zu inen vnd sagt: „Behalte ir den erstenn“, welchenn ich allein erlegt hett, „vnd last mich ann denn auch!“ Do ich nun an in kham, wolt er mir endtweichenn, aber ich erreitt inn, vnd stach inn mit dem schwerdt vnder denn gaull, also das ich sie beidt/S. 73/

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behilt. Daruff es dann zeitt ware, das ein jeglicher sahe, wo er bleibenn wolt, vnd ich packht mich inn die artt, do gute gesellenn vnd reutter nit theuer, sonnder wolffel warenn, so machten sich des Thallackers knechtt auch hin wo sie möchten.6.Zum sechstenn. Des andern jars, do man 1504 hatt geschriebenn, fing sich der Beyerrisch krieg ann, vnnd zog pfaltzgraff Philips loblicher gedechtnus, ehe der krieg anfieng von Haidelberg herrauff vff Wurtzburg, vnnd darnach hinauff inn das Beyerlandt, villeicht inn gemut vnd meinung dasselbig ein zu nemmen, dieweill hertzog Jorg loblicher gedechtnus allererst gestorbenn wahr, vnnd ime das Beyerlandt (wie ich nit anderst weiß) vermacht hett. Zog erstlich vff Wertheim, zue graue Micheln, der zog mit iren f. g. vf Wurtzburg. Aldo sich begab, daz zwen pfaltzgreuischer grauen von Wurtzburg herrauß rittenn, inn gemutt inn ir heimet zu ziehenn. Das war graue Bernnhartt vonn Solms, vnd ein graue vonn Eisennburg, vnd wahr Contz Schott auch zu Wurtzburg, vnd woltt des pfaltzgrauenn feindt werdenn. Zog herr Neidthart vonn Thungen vnd er mit einander von Wurtzburg auss, vnd gab mir herr Neidthart sein knechtt zue, ich soltt vff ine Contz Schotten warren, der dann der zeitt noch nit ritter, vnd auch noch nit der Pfaltz feindt wahr, aber ich kunth merckhenn, das ers werdenn wolt, vnd war sonst khein edelman darunder, dan ich vnd Gotz von Thungen, den mir herr Neidthart auch zu seinenn knechtenn zugabe./S. 74/Vnd da wir nhun inns veldt khammen, wais ich nit, was Conntz Schott ann mir ersehenn hett, er gab mir denn genngstenn vnd besten gaull den er hett, vnnd verordnett seine knecht auch zu mir, das sie vff mich warttenn solten. Vnnd wiewol ich sagt, ich hett ein gutten gaull, vnd kondt bey denn leutten bleibenn, must ich doch vff sein gaull sitzenn. So werett ich mich auch dessenn, das seine knechtt vff mich wartten soltenn, sonder ich woltt vff sie warttenn, oder vff ir einen, es wehr welchen er woldt, die der sachenn baß verstendig werenn, dan ich, dann er hett feine knechtt, die pfaltzgreuisch vnnd landtgreuisch gewesen wahrenn. Aber er behart vff seinem furnemen, vnnd mustenn die knechtt vff mich wartten. Da ich nun zu meim vettern Gotz vonn Thungen vnd denn reuttern kham, hilten wir lanng beyeinannder, vnd hett er ein menschen gehabtt, der die reinner vnnd weg ein wenig gewust (souill ich in einem virtel jars darnach erfure), wolltenn wir woll ettwas außgericht habenn, das zu der sachenn gedynt hett, aber es wolltt nit allerdings rechtt thonn.Dann wie die strassenn ober vnns hergienng, hilten wir nit mehr, dann darunder herrab, vff einem fueß pfadt, vnnd daucht mich es wehr nichts die meinung, das wir also darunder halltenn soltenn. Zog derhalbenn hinauff vff die strassenn, vnnd wahr ebenn ein schnelein gefallenn vf dem Spessert, das man denn huffschlag woll sehenn vnnd merckenn kunth. Vnd wie ich nun vf die straßenn kome, spurt ich der jenigen der wir gewartet hettenn frisch vnnd sahe, das der schaum, wie die geull

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gescheumbt hettenn, noch da lag. Vnnd wie Connradt Schott kombt sagt ich im: „Da ziehenn sie hienein, vnd ich glaub sie sein nit weitt, dann der schaum liegt noch da.“ Vnnd es wahr auch also, aber er herr Conradt Schott wahr auch ein fauller reutter, vnnd woltt nachts im Spessert bleibenn, wahr kham drey meill wegs gerittenn, vnd kondt ich ine mit nott vnnd anngst kham wider hindersich bringenn, das wir in ein thungisch dorff khamen, vnnd vff dißmall nichts außrichtenn kunthen.Darnebenn aber alls sich der Beyerrisch krieg inn berurtem jar erhub, war ich noch bey meinem vetternn herr Neidtharten vonn Thungen, vnnd must mit im hinauff inn das lanndtt zu Beyernn, das mir nun hoch zuwider wahr, dann ich hett zwenn bruder, die wahrenn pfaltzgreuisch, vnnd wehr auch gehrn vf der Pfaltz seittenn gewest. Also zog ich mit herr Neidtharten vonn Thungen hinauff zum marggraffenn, der lag zu Rott) mit seinem höer, vnd namen wir ein denn Hilberstein) vnd andere fleckhen mehr, so inn die Obernn Pfaltz gehorenn. Deßgleichenn die vonn Nurnnberg saumbtenn sich auch nit, aber Haideck das hildt denn stich, vnd ergeb sich nit. Da verordnett der marggraff ettlich pferdtt inn seiner landts art gegenn der Obernn Pfaltz zu ross vnnd zue fueß, vnnd zog er mit seinen andernn rittern vnd knechten, die erbey im hett, erstlich gehnn Inngolstatt, vnd darnach hinauff gehnn Munichen, zu hertzog Albrechten. Da stießen sie mit denn hauffen zusammen, was bundisch vnnd kaiserisch wahr, vnd zog der marggraff darnach mit etlichem volck zu ross vnd zu fuess fur Landaw vnd nam/S. 75/es ein. Da lag herr Jorg vonn Rosenberg mir etlichen raisigen vnd Bohemen darin, vnnd wiewoll es ein faull nest wahr, noch hilltenn sie dannoch ettliche tag, das sie sich beschießenn ließenn. Darnach namen wir Browna ein vnd zogenn fur Landtshutt, vnd hettenn hendel vnd scharmutzels genug, wa wir hinkhammen, hetten auch zwenn hartter scharmutzel fur Landtshutt, vff ein sambstag vnnd sonntag, do ich dann auch geschossenn bin wordenn. Vnd erlangten mir der marggraff vnd meine freundt, das mich mein gnediger furst vnd herr, hertzog Rupprecht loblicher gedechtnus, ghenn Landtshutt vergleittenn ließ, das ich mich darin sollt haillenn laßenn. Aber ich blib dieselbig nacht, alls ich geschossenn wartt herrauß fur Lanndtßhutt im leger, vnd des andern tags frue inn der kuling, dann es wahr sehr haiß, vnd ebenn in den hundßtagen, das mir dan als einem verwundten zuraisen sorglich vnnd beschwerlich wahr, zoge ich furtt vnnd wahr zu herr Sigmunden vonn Thungenn verordnett, das ich inn sein herberig sollt farenn, vnnd ein kerenn, vnnd wuste nit annderst, dann ich fur inn dieselbig herberig zu ime meinem vetternn. Aber wie ich auß dem leger herrauß kham, vff Lanndtshutt zue, nit weit vonn vnnserm leger, alls es noch ghar frue wahr, do kham Christoff vonn Giech, der vff hertzog Rupprechts seittenn wahr, vnd hett deß nachts wacht vnnd scart gehaltenn, vnd kham ann die scart leutt, die vnnser hauff hinauß verordnett hett. Da must der furman still halltenn, damit ich sahe, wie sie einannder jagtenn, biß inn vnnser

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wagennburg hinein. Vnnd hett Christoff vonn Giech erfarrnn, das ich geschossenn, vnnd im einher faren wahr, vnd bestallt, das ich inn sein herberig soltt farenn, dann wir wahrenn fur zweyenn jarn beyeinannder gewest, inn der Nurnnbergischenn schlachtt, das wir einander woll kanthenn.Also wollt ich wehnen ich fur inn herr Sigmundts von Thungens meines vettern herberg, so kham ich aber zu ermeltem Christoffen vonn Giech. Vnnd thett er mir warlich vil guts vnnd erbott sich gegenn mir, das er mich nit laßenn woltt, ich solt im nit mehr sagenn, was ich ghern hett, vnnd was ich dorfft, wer es mentschlich vnnd muglich, so woldt er sich nit sparn, vnnd wolts vberkhommen. Vnd sagtt mir auch darbey: „Ich hab noch geltt das mein gesellenn nit wissen, vnd wann sie es wustenn, so liessenn sie mir khein ruhe“, vnnd nandt mir die summa, vnd sagt: „Dir will ichs nit verhalltenn.“ Vnd khamen sunst vill anndere mehr gesellenn zu mir, also das ich inn zweyenn oder dreyenn tagen nit vill ruhe hett, es wahr gleich ein walfart zu mir. Vnd khamen viell gutter leutt, die mich kanthen vnnd besahenn, wie mirs gienng, vnd kham auch sunderlichenn zu mir her Jorg vonn Rosennberg, vnnd her Jorg Truchsas vonn Awe, vnnd vill groser hansenn mehr, die mich besahenn, vnnd marckhtt ich von inen als vil, das mein/S. 76/gnediger herr hertzog Rupprechtt selbs ein mitleidenn mit myr hett, wiewol ich wider inn gewest wahr. Vnnd kham auch ein gutter freundt zu mir, der sagtt, ich solt mich anthun, das ich ein wenig sauber leg, dann er hett gehört, hertzog Rupprecht loblicher gedechtnus der wurt zu mir khommen, vnd wurtt mich besehenn, wie ich dann thett vnnd wart. Da kombt aber wider bottschafft die rott rhur hettenn ire fn. gn. angestoßenn, wie dann wahr gewesenn, vnd ir fn. gn. darann gestorbenn, auch Christoff vonn Giech vnnd viell anndere mehr damaln ann der rottenn rhur verschidenn, also das gott der allmechtig ir vill kurtz miteinander vonn diesem jamerthall genommen, do mir dann die weill bey meiner krannckheit auch nit sehr kurtz gewordenn.Wie ich aber domalnn geschossenn sey worden, das hatt dise gestalt. Ich thett als ein junger gesell, der auch ghern ein mensch wehr gewest, vnd daucht mich auch alls jung ich wahr, man must mich auch ein menschen vnd guten gesellenn sein laßenn. Vnnd wie wir demnach am sonntag vor Landtshutt obgehortter massenn wider scharmutzelltenn, do richtenn die vonn Nurnnberg das geschutz inn feindt vnnd freundlt. Vnnd hieltenn die feindt allso inn einem fortheill an einem greblin, das ich ghernn mein spieß mit einem zerbrochenn hett. Vnnd wie ich also hallt, vnnd sihe nach dem vortheill, so habenn die Nurnnbergischenn das geschutz inn vnns gericht, inn feindt vnnd freundt, wie vorgemeltt, vnd scheust mir einer denn schwertt knopff mit einer veldtschlanngenn enntzwey, das mir das halbtheil inn arm gienng, vnnd drey armschinenn darmit. Vnnd lag der schwerdt knopff inn armschinenn, das man ine nit sehenn kunth, also das mich noch wundertt, das es mich nit vonn dem gaull herab gezogen hatt,

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dieweil die armschinenn ganntz bliebenn, dann allein die eckhenn wie sie sich gebogenn hettenn, gienngen noch ein wenig herrauß, aber der schwertt knopff lag wie gemeldt inn armschinen drinnenn. Das annder theill des knopffs, vnnd die stangenn am schwert hefft hett sich gebogenn, wahr aber doch nit entzwey, das ich gedenckh, die stanng, vnd das ander theill vom knopff, hab mir zwischen dem henntschuch vnd dem arm zeug, die hanndt herab geschlagen, also das der arm hindenn vnd vornn zerschmettert wahr. Vnnd wie ich so dar siehe, so hanngtt die hanndt noch ein wenig ann der hautt, vnnd leitt der spieß dem gaull vnnder denn fuessenn. So thett ich ebenn, alls wehr mir nichts darumb, vndt wanndt denn gaull algemach vmb, vnnd kham dannach vnngefangenn vonn denn feindenn hinweg zu meinem hauffenn. Vnd wie ich ein wenig von denn feindenn hinweg kham, so leufft ein alter lanndtsknecht herrab, vnnd will auch inn denn scharmutzel, denn sprich ich ann, er soll bey mir bleibenn, dann er sehe wie die sachenn mit mir geschaffenn wehr. Der thets nun vnnd blieb bey mir, must mir auch denn artzett hollenn. Vnnd nachdem ich ghenn Landtßhutt khame, do sagten mir meine allten gesellenn, die wider mich im scharmutzell wahrenn gewest, wie ich geschossenn wehr wordenn. Vnnd wehr ein edelman, Fabian vonn Walßtorff, ein Voittlennder, mit mir inn eim schuß auch geschossenn wordenn, vnnd blieb er thodt, wiewoll mich der schuß vor traff, das allso feindt vnnd freundt mit ainander schadenn namen. Vnnd war derselbig ein feinner hubscher gesell, als man vnnder tausenndt kham so ein geradenn menschenn findenn soltt. Sie sagten mir auch darbey, was ich zwenn tag, den sambstag vnd sonntag/S. 77/gethonn vnnd gehanndlett, vnnd zaigten mir alle wortzaichenn ann, was ich fur ein haubtt harnisch, vnnd wie ich ein gaull gehabtt, vnnd was ich gehanndlet hett, das sie es ebenn alls woll wustenn alls ich, wie vnnd wess ich mich die zwenn tag gehaltenn hette. Vnnd vonn der zeitt ann, am sonntag nach sanct Jacobstag, da bin ich zu Lanndßhut gelegenn, biß vmb faschnacht aussenn. Was ich die zeitt fur schmertzenn erlittenn habe, das khann ain jeglicher woll erachtenn, vnnd wahr das mein bitt zu gott, die ich thet, wann ich inn seiner gottlichenn gnadt wer, so solt er im namen gottes mit mir hinfarenn, ich wehr doch verderbtt zu einem kriegsman. Doch fiell mir ein knechtt ein, vonn dem ich ettwann vonn meinem vatter seligenn vnnd alten knechten, pfaltzgreuischenn vnnd hoennloischenn, gehort hett, welcher der Kochle geheißenn, vnnd hertzog Jorgenn vonn Beyerns feindt gewest ist, der hett auch nit mehr dann ein hanndt gehabt, vnnd hett ebenn alßbaldt ein ding im feldt gegenn feindenn außrichtenn khonnen, als ein annderer. Der lag mir im sin, das ich gott aber annrufft vnnd gedachtt, wann ich schonn zwolff henndt hett, vnnd sein gottliche gnadt vnnd hilff mir nit woll woltt, so wehr es doch alls vmb sonnst. Vnnd vermeint derrnhalbenn, wann ich doch nit mehr dann ein wenig ein behelff hett, es wehr gleich ein eisenne hanndt oder wie es wehr, so wollt ich demnach mit gottes gnadt vnnd hilff im feldt noch irgenndt alls gutt sein, alls sonnst ein heiloss mensch. Ich bin auch

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seidthero mit desselbigenn Kochless sunen gerittenn, die redlich vnnd berumbte knechtt gewesenn. Vnnd nachdem ich nun schir sechzig jar mit einer faust krieg, vhedt vnd henndel gehabt, so khann ich warrlich nit annderst befindenn noch sagenn, dann das der allmechtig ewig barmherzig gott wunderbarlich mit großenn gnadenn, bey vnnd mit mir inn allenn meinen kriegen, vhedenn vnnd geuerlicheitenn gewesenn./S. 78/Mehr hatt sich im lanndts Beyern begebenn, daz vnnsernn haubtleuttenn (die der zeitt vber Sanct Jorgenn fahnenn verordnet wahren, als nemlichenn her Neidthart von Thungen, vnnd herr Wilhelm Marschalck vonn Bappennheim, vnnd wann der ein heutt haubtman wahr, so wahr der annder morgenn, ein tag vmb denn andernn) ein kuntschafft im feldt zu khame, alls soltenn zwey fenndlin knecht ghenn Neuenmerckle das nit weit vonn Beyrotingenn im lanndts Beyern leidt, die wehrenn feindt, hinein ziehenn soltenn. Darumb die haubtleut sagtenn wehr lust darzu hett sie anzugreiffen, die mochtenn sich außschliessenn. Das geschahe vnnd war ich selbs auch einner, vnnd schossenn freilich ein pferdt oder annderhalb hundert auß, warrlich gutte redliche gesellenn, wie mich daucht, vnnd ich glaub wir werenn beyeinannder bliebenn thodtt vnnd lebenndig. Vnnd wie wir allso daherr ziehenn, durch ein zimlichenn grosenn waldt, da gienng gleich der abenndt herr, unnd wie ich bey denn vortrebernn wahr, so ersihe ich leutt vor vnns hinweg fliehenn. Vnd ich dennechstenn satzt ann sie im waldtt vnnd erreitt zwenn, die behillt ich bey meinen handenn, vnnd warenn bauers leutt, warenn aber doch feindtt, vnnd must also vff jeglicher seittenn ir einer bey mir bliebenn halltenn, biß die andernn herzu khammen. So kombt aber ein junge geckssnaß, nerrichter dann ich, der ließ denn ein baurnn bey mir halltenn, vnd schlug ine ghar vbell. Nun wahr niemandt do dann ich, die zwenn baurnn, vnnd der so denn baurnn schlug, vnnd ich laß die baurnn haltenn, vnnd ann inn vnnd schmirttenn ainander. Vnnd wie ich inn fragtt, was er mir denn gefangnen baurnn zeihenn thett, vnnd warumb er inn schlug, gab er mir ettliche bose wortt, da schlug ich inn gleich genug. Inn dem so khombtt Jorg vonn Fronnßberg, der wahr noch nit ritter, mit ettlichenn reutternn auch darzu, vnnd ruckht mit seinen reutternn vnngeuerlich vmb die 20 oder 30 pferdtt, vmb mich herrumb, vnnd wollt habenn wir soltenn bede zum fridenn gelobenn./S. 79/Mein gesell denn ich geschlagen hett der globt baldt, ich aber wolt es nit thonn, vnnd sagtt: „Warumb schlecht mir diser meine gefangenne, warumb fengt er nit selbs ein?“ Vnnd auch weitter sagtt zu dennselbigen: „Wann du mir noch einmall ein gefangenenn schlagenn wollst, ich wollt es nit vonn dir leidenn!“Da ruckhtenn her Jorg vonn Fronßberg vnnd anndere vmb mich herrumb, der ein hett ein pfeill vff dem armbrust, so wahrenn die andernn auch gerust, vnnd hilt ich vnnder inenn, alls wie ein wildt schwein vnnder denn rudenn. Inn summa, ich woldt die gelubdt nit gebenn, sonnder blieb vff

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meiner hieuorigenn redtt, dann es wahr schonn gantz dusell, das es nacht wahr, vnd hett mir furgenommen, wann sie handt an mich gelegt hettenn, so wollt ich mich durch sie schlagen. Vnnd sagtt doch darbey das ich nichts gegenn im bey meinem edelmans trauen vnd glaubenn wollt furnemen, er hub es dann mit mir am erstenn ann, hube er aber mit mir ann, so wollt ich ine alls vbell schmiren, sein leib must inn reuenn, oder er must mirs thonn. Darbey liessenn sie mich bleibenn.Inn dem zogenn wir wider ann, vnnd khamen weit inn die nacht meines behaltenns ghen Brouna hinein. Des morgens schickht mir herr Jorg vnnd sein hauff ein bottenn, ich solt zu inn khommen, vnnd wie ich kham, sassenn sie vnd trunckhenn reinfall, hettenn die bawrn geschetzt, vnnd reinfal darumb kaufft. Ich thett nhun auch ein trunck, vnnd sagten sie zu mir, ich solt nider sitzenn, vnd solt mit trinckhenn. Aber ich gienng gleich dennechstenn wider vonn inn hinweg, vnnd trannckh nit weitter, dann ich hett sonnst auch ein geschefftle.Solchenn articul zaig ich darumb ann, dann herr Jorg vnnd Franciscus vonn Sickingen seindt mir alhie zugefallenn vmb der vrsachen willenn, das die vonn Hailbronn mir nit ritterliche gefenngnus, wie sie mir zusagten hiltenn, vnnd woltenn sie bede kurtz vmb habenn, das mir ritterliche gefenngnus, wie mir zugesagt wahr, gehaltenn werdenn solt, vnnd hillt sich meinet halbenn ghar woll, das sich die vonn Hailbronn mustenn verschreibenn, mir ritterliche gefenngnus zuhaltenn, so lanng es werdtt, wie ich dann dieselbig verschreibung noch bey meinen handenn hab. Vnnd des nachts khamen sie zu mir inn mein stublen inn des Dietzenn herberg, vnnd warenn ir viel, das sie nit all sitzenn khondtenn, sonder mustenn das mehrer theill stehnn. Nun zechten wir vnnd wahrenn frolich. Da gedennckht her Jorg der obberurtenn beudt, vnnd/S. 80/sagt: „Schwager Gotz weist auch, das wir einmall ein beudt mit einander gewunnen habenn, im landts Beyern?“ Da sagt ich: „Ja ich weiß woll.“ Sagtt er daruff: „Du wollst zeitlich zu einner nessel werdenn!“ Dieweill er sich nhun so ritterlich vnnd woll bey mir hildt, so wollt ich mich auch nit weitter mit redenn gegenn im einlassenn. Er hat sich auch seithero immer woll gegenn mir gehaltenn.Weitter trug sich auch darnnach zu, das ein boehemischer herr der kronn Behem feindt wardt. Des nam sich ann Hanns vonn Selbitz, ich vnnd anndere guttenn gesellenn mehr, vnnd woltenn im inn seiner sachenn dhiennen vnd behilfflich sein. Vnnd erfurnn daruff vonn stundt ann, das die reichste vnnd beste hernn, die vber die cronn Behem regirten (dann es wahr domalnn ghar ein junger kunig, der noch nit regirt) ann ettlichenn orttenn durch ziehenn solltenn. Do machtenn wir nhun kuntschafft vber sie, das sie der zeitt im Niderlanndt wahrenn gewesenn, vnnd wustenn woll, das sie wider herrauff ziehenn wurdenn, auch wehr sie wahrenn, vnnd inn der cronn Behem der zeitt regiertenn. Vnnd war ich darzu verordnett, das ich solt hinab reitten mit etlichenn knechtenn die wissendt wehrnn, alls ich die woll hett. Vnnd reitt freilich drey oder

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vier wochenn, biß ich die kuntschafft allennthalbenn einnam, wa wir nemlichenn sie angreiffen wolltenn, vnnd warenn die reutter schonn beworbenn, vnnd kham khuntschafft das sie daherr zogenn.Nun hett Philips Sturmfeder sellig, mir vnnd meinem bruder Phillipsenn sellig geschribenn, wir soltenn bey im zu Heidelberg sein, vf einem tag vnnd solltenn etliche gute gesellenn, souill mir khenten mit vnns bringenn, vnnd bey im vff dem tag stehnn. Das thettenn wir nun, vnd reit mein gesell Hamis vonn Selbitz vnd mein bruder Phillips selig, auch anndere mehr, vnnd der herr, so der cronn Behem feindt war, selbs auch mit ghenn Haidelberg, doch als ein vnnbekhanntter.Vnnd wahrenn vill inn der herberig zum Hirsch, die machtenn ire wappenn, vnnd das torricht herrlin so der kron Behem feindt wahr, hett sein wappenn auch gemacht, das ich nhun vnnd mein hauff nicht darumb wustenn. Vnnd wie wir zu Heidelberg hinweg khamen vnnd getagleist hettenn, do khamen die bohemischenn herrnn, welche die cronn Behem regirtenn auch dahin, vnd wahrenn allso onne geuerden herrauß gangenn vff dem marckht zu spacirrenn, vnnd alß sie vbersich gesehenn, hettenn sie der wappenn, die man angeschlagenn/S. 81/hett, wahr genommen, vnd darunder des beheimschenn herrnn wappenn auch gesehenn vnnd gekhenndt. Daruff dann ein vffrhur wardt, vnd lieffenn sie den pfaltzgrauen ann vmb geleidt, vnnd gab man inenn reutter zu vnnd vergleidt sie mit gewaldt hinwegk, vnnd verderbtt also das gut herrlin denn annschlag mit seinem aigennem wappenn, das er nichts mit seinen feindenn außrichten kunth, sunst wehr es onne zweiuel zu einem guttenn fridenn vnnd ruhe khommen. Vnnd nachdem mit sein nam enntsunckhenn vnnd vergessenn ist, so wurt man freylich sein wappenn noch ann der herberg zu Heidelberg zum Hirsch findenn. Wiewol ich es fur ein gutts frombs herrlin hett, so daucht mich doch, es wehr noch ein junger vnnschuldiger feindt, vnnd wahr noch nit woll bericht im handel, hett aber gute schulmeister bey im. So hab ich seidthero horenn sagenn, es sey mit der cronn Behem gericht vnd vertragenn wordenn. Weitter ist auch wahr, das vff ein zeit Vlrich Beck, so ein burger vnnd viechtreibenn zue Kitzingenn gewesenn, vnnd der zeitt hinder marggraff Friderichen loblicher gedechtnus gesessenn, ein wollhabennder man, der hett ein weib, welche zuuor auch ein man gehabt hett mit namen von dem geschlecht Seubut. Dieselbig fraue die hett ein sonn der hieß Phillips Seubut, nit wais ich wie ir man mit dem tauff namen gehaißenn hatt, derselbig Phillips Seubut wahr herr Neidtharts von Thungens knab. Nun badt mich Vlrich Beckh sein stieff vatter, vnnd er Phillips Seubut der stieffsonn selbs, alls er gleich das harnisch anthon solt, das ich inenn gegen denn Waldstromern, so zu Nurnnberg sitzenn, vnnd vom adel sein, hilfflich vnnd redtlich sein wollt. Vnd zaigten mir ann, wie die Waltstromer inenn gewaldt vnnd vnnrecht eines erbs halbenn thetenn, vnd wahrenn der hoffnung, wa sie sich nit gutlich mit inenn vertragenn kunthenn, das sie wegh suechen vnd dermassenn mit dem ernnst gegenn inenn handlenn wolten, damit sie einen guttenn

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vertrag erlangenn möchtenn. So gab ich inenn daruf dise anntwurt: Mein gnediger herr der marggraff Friderich het mich erzogenn, wa sie dann guettliche verhorr zu recht vnnd billicheitt fur irer fn. gn. leidenn möchtenn, wollt ich inenn meines vermogens hilfflich vnnd rattlich sein, vnd ann muglichem vleis nichts erwindenn lassenn.Darauff wir der sachenn weitter nachgedachtt vnnd denn annschlag gemacht, das wir die Waltstromer inn kurtzer zeitt nach vnnser abredt im Nurnnberger waldt fingen, vnnd niderwerffenn, als sie nemlichen inn ir dorffer eins fahrenn woltenn. Vnd geschahe am morgens zimlich fruhe, woltenn daselbst in irem dorff mess horrenn, vnnd wahr vff sanct Matheus tag, vnnd warenn ir der Waltstromer zwenn bruder, vnnd hett der ein ein hubschenn jungenn sonn bey im, der badt freuntlich wir soltenn sein verschonnenn, wie ich auch thett, vnd furenn mit denn zweyenn gebrudern dahin, zogenn tag vnd nacht, biß wir sie ghenn Iagsthausenn brachtenn. Da schlugenn sich des marggraffenn reth inn die sachenn, vnd vertagten vnns vnnd die Waltstromer ghen Onoltzbach, da ich dann selbs alls ein helffer mitgeritten bin, mit sambt einem gutenn freundt oder zweyenn. Wie es nun zu redenn kham vff dem tag, nam/S. 82/sich der marggraff der Waltstromer ann, mit furgebung sie werenn irer fn. gn. dhienner, als wie dann nit onne mag sein, dann sie hettenn ein erblichenn dinst vom marggrauen etlicher welt halbenn, so der marggraff vmb Nurnberg hat. Vnnd wiewoll der Vlrich Beckh des marggrauen hindersess wahr zu Kitzingen, vnd sie die Waltstromer irer fn. gn. dhienner, so machtenn doch des marggrauenn reth ein vertrag zwischenn den zweyen partheienn, also das die sachenn hingelegt vnd vertragenn wurten. Weiß aber nit, was mir vonn solchem vertrag fur mein personn wordenn ist, doch hett mir der Vllrich Beck etwas gebenn, khann aber nit wissenn wieuill. Vnnd dieweill ich so weit inn die handlung khommen bin, so hab ich solches inn dießem meinem schreibenn auch nit vnangezaigtt wollenn lassenn, sunderlichenn weill ermelter Phillips Seubut alls oblaut meines vettern seligenn bueb vnnd dhienner gewesenn.7.Zum sibendenn. Nach dem Beyerischenn krieg, bin ich vnd andere mehr vom adell vnnd anndere gutte gesellenn bewegt vnnd erbettenn wordenn, vonn eins wegen der hatt der Meutterer gehaißenn, der wahr der vonn Rottennburg feindt, vnnd hett ine mein vetter Wilwaldt vonn Thungenn sein hauß eroffnet zum Reussennberg. Dessenn namen ich vnnd anndere meine guten freundt vnnd gesellenn vnns ann, das wir im ein reiß oder zwo diennetenn, aber es schlug sich mein gnediger furst vnd herr vonn Wurtzburg, bischoff Lorenntz loblicher gedechtnus inn die sach vnnd vertrugs. Vnnd wiewoll ich vnnd anndere meine gutte freundt vnnd gesellenn des sins warenn, demselbigenn Meuterer weitter hilfflich zusein, vnd vnns auch verwart woltenn habenn, wie dann die brieff schonn gemacht warenn, so wurdt es doch mit der hilff gottes vnd des

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fromenn bischoffs zuthun, zu Wurtzburg wie gemeldt vertragenn, das wir weitter nachdennckenns deßhalbenn nit bedorfftenn./S. 83/8.Zum achttenn. Des andern jars darnach schriebenn mir etliche meiner gutten freundt, hertzog Vlrichs vonn Wurttennbergs hoffgesindt, vnd wahr sonnderlich mein schweher Reinhart vonn Sachssenheim sellig einer, vnd bathen mich vonn eins wegenn der hieß der Hanns Sindelfinger, vnnd wahr seins hanndtwerckhs ein schneider, vnnd ein guetter ziell schutz mit der buchssenn. Der wahr zu Stuttgartenn dahein, vnnd hett zum ziell geschoßenn zu Cöllenn, vnd war wie ichs behalltenn hundertt guldenn das best gewest, das gewann er. Aber die vonn Colnn hettenn inn darumb betrogenn vnnd wolltenn im nichts gebenn. So hett er villeicht solches den hoff junckhernn zu Stuttgarten gesagt vnnd geclagt. Da schrieb mir mein schweher Reinhart vonn Sachssenheim selig wie gemeltt vonn seinet vnnd annderer hoff gesindts wegenn, vnnd batten mich ich solt mich seiner annemmen, das ich nhun thett, vnd wurdt der vonn Colnn feindt, vnnd wurff inn zwenn burger die warenn kauffleutt, ein vatter vnnd ein sonnenider.Darnach trug sich kurtz zu, das neun wegenn vonn Franckfurtt herrauff furenn, die wahrenn collnisch, vnnd stiess ich selber allein vff sie, vnnd hett mein knechtt vnnd reutter nit weit daruonn. Zog derhalbenn hinauff genn Kronberg zu meinem guten allten Philipsenn vonn Kronberg, der ettwann ein marschalck zu Heidelberg ist gewest. Desselbigenn rath hett ich, vnnd gab er mir erlaubnus, ich soltt die wegenn vnnd gutter hinauff furenn ghenn Kronberg, so dauret mich aber sein, dieweill er krannckh vnnd allt wahr, das ich im soldt also erst ein vnnruhe machenn. Dieweill aber mein gnediger herr vonn Kunigstein mir ganntz ein gnediger herr wahr, wolltt ich sie auch nit ghernn vff irer gnadenn strassenn anngreiffenn, sonnder vff einer andernn, die ann irer gnadenn grenntzt, vrmd schickht demnach ein knechtt zu irer gnadenn mit namen Caspar Sinterum, der soldt irer gnadenn anzaigenn, das ich irer gnadenn verschonnt hett, vnnd doch willenns were dieselbigenn gutter an einem andernn ortt annzugreiffenn, da ire gnadenn khein straß oder geleidt hettenn. Vnd thett es darumb, ob irnn ein geschray khem, das sich ire gnadenn, wie ich dann mein vertrauenn zu derenn hett, auch/S. 84/wustenn sich desto baß gegenn mir zuhaltenn. Aber ire gnadenn entbottenn mir wider bey demselbigen knecht Caspar Sinterum, das ich solt irenn gn. zu ehrn vnnd gefallenn jetz zumall aberstehnn, vnnd ermant mich so hoch vnnd gnediglich, das ich die neun wegenn, die da hilltenn wider fahrenn ließ. Vnd erbotten sich ire gn., sie woltens inn einem anderm wider herrein bringenn, vnd in guttem vnd gnadenn nimmermehr gegenn mir in vergeß stellenn. Wie dann beschehenn, vnnd ire gnadenn sich auch nachuolgenndts inn die sachenn schlugen, vnd ein tag ghein

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Frannckfurtt, zwischen mir vnd denen vonn Colnn annsetztenn, da wir dann solches kriegs vnnd phedtt enndtlich vertragen vnnd verglichenn wurdenn.Weitter aber, wie es mir mit denn zweyenn kauffmennern, die ich gefangen hett, erganngenn. Battenn sie mich ich solt ir einem erlauben ghen Leibzig zu ziehenn, daselbstenn hettenn sie ire wahr vnnd gutter, vnnd khonndtenn sunst weder inen noch mir helffenn. Das thedt ich, vnnd behillt denn sonn. Dieweil der vatter alt wahr, dacht ich, der sonn khann die gefenngnus baß leiden, vnnd macht nun ein verschreibung mit im, vnnd gab selbs mein rath, vnd alle wortt zeichenn, wie er sich hallten soltt. Vnnd hett nit anderst gedacht, seinem globenn vnnd schweren nach, auch seiner hanndtschrifft die er vber sich gab, er wurde seinem sonn vnnd mir glaubenn halten, wie dann billich gewest. Vnd gab im den ratt, er solt mir denn kauffleuttenn, sie werenn nurnnbergisch oder wehr sie werenn, vonn Leibzig herrauß ziehenn vff Coburg vnnd Bamberg zu, dahe khem er sicherer herrauß, vnd gab im auch mein hanndtschrifft, vnnd meinenn bubenn, vnd banndt im ein inn sein gelubd vnnd pflicht, inn welche herberig er ziehenn soldt. Vnnd wann er denn bubenn sehe, vnnd im das zettele gebe, das seinem gleich wehr, so soltt er frolich mit im reittenn, vnnd wurde alßdann baldt bey mir sein, wollt ich inn wider zu seinem sonn furenn, oder sein sonn zu im schickhenn, vnd ließ inn auch denn bubenn vorhin woll besehenn, vnd gab im allenn beschaidtt. Aber er wurth trewloss vnnd mainaidig ann mir vnd seinem aigennem son, vnnd verriett mir denn bubenn, das inn der bischoff vonn Bamberg, so Jorg von Limppurg gewesenn eingelegt, da wartt ich lanng, wann er vnnd der bub kheme. Aber der bub hilt sich so geschicklich, das ich es khaum hinder im gesuchtt, oder ime ann vertraut hett. Vrsach dessenn ist, dann wir zogenn vff einmall vonn der Newennstatt ann der Aisch herrauß, vnd nebenn Hochst so des bischoffs vonn Bamberg ist, nit weitt daruonn leidt ein holtz, vnnd ich sagt vngeuerlich zum bubenn, da wer ein gutte haltstatt: „Wan du einmall ein reutter wurst, das duß auch wissest!“, vnnd zog also ann das ortt, do ich hin wollt nit weitt vonn Bamberg. Das hett der bub gemerckhtt, vnnd alls ich ghenn/S. 85/Bamberg inn die herberg, da der kauffman einkhömen solt verschickhet mit beuelch, was er aldo verrichtenn sollt. Aber er der bub wurde darob wie gemelt verrattenn, gefangenn vnnd eingelegtt, vnd hett man kurtz vmb von im wissenn wollenn, wo ich wehr, vnd wo er zu mir khommen soltt. Da hett der bub gesagt: „Es leitt ein holtz nit weit vonn Hochst, da hat er mich hinbeschaidenn.“ Vnd furt ich ebenn zu derselbigenn zeitt schwartz, dan mein mutter sellig wahr gleich inn kurtzenn tagenn daruor gestorbenn, vnnd thettenn sie vmb deßwillenn einenn anndernn bubenn die schwartzen kleider ann, vnnd satztenn denn vf denn gaull, darauff mein bub gesessenn wahr, vnnd liessenn in dem holtz zu ziehenn, vnd zogenn die bambergischenn reutter hindenn hernach vnnd vermeinttenn, sie woltenn mich da findenn wie der bub gesagt hett. Aber es felet inenn,

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vnnd hett der bub allein ein losßen boßenn darmit gemachtt, vnd inenn das blat versteckht, das sie darab irr gerittenn wahrenn.Als ich nun erfure, das der bub eingelegt wordenn, schrieb ich dem bischoff von stund ann, er solt mir denn bubenn onne alle entgeltnus wider ledig lassenn, dann ich hett mich der vntrew zu ime nit versehenn, sonderlich vff das annsprechenn, so er zu Schweinfurt ime ein reiß zudiennenn, gegenn mir gethann hette, vnnd wo es nit geschehe, must ich nachdenckens habenn, wie ich mein bubenn wider ledig macht. Da vertagt er denn bubenn vonn Pfingstenn ann, biß vff Michaelis, das er sich vff selbige zeitt wider stellenn solt. Inn dem aber erfure ich, das er der bischoff vonn Bamberg ghenn Goppingenn zum Saurbrun, inn das wildtbadt gerittenn wahr, vnnd wolt badenn fur denn reissenndenn stein, so hett ich es gutt im sin, ich wollt im das badt gesegnet vnnd inn außgeriben habenn. Vnd hett mich schonn zum handell geschickht vnnd beworbenn, vnnd befahl einem, dem ich sonnderlich vertraut vnnd im nichts verhillt, der sich auch daucht aller reutter mutter sein, das er mir auch ettlich pferdt solt bewerbenn, wie er dann thett. Aber alls der jenig bey dem er geworbenn hett gefragt: „Wer ist der welchem du bewirbest vnnd welchenn triffts ann?“, vf welchs er ime allen meinen anschlag hett eroffnett, vnnd villeicht den bischoff vonn Bamberg selbs genant. Das war nhun nit redlich vonn im, vnnd hett im doch der jenig, denn er geworbenn zugesagt, ehr wollt mir dhiennen. Aber vber das alles reitt derselbig denn er geworbenn, vnd im alle ding gesagt vnnd vertrautt hett zu dem bischoff ghenn Goppingenn, vnd warnt inn das ich nichts mehr kunth außrichtenn, sonnder wahr all mein annschlag verderbtt vnnd verlorenn. Vnnd wann ichs gewust hett, das die verretterey vorhandenn wer gewest, so woldt ich des bischoffs leiblichenn bruder nider geworffenn habenn, der dann gewiß mein wahr, gott wolt es dann sonderlich nit gehabtt habenn./S. 86/Dann es wahr sey, so zog ich vonn Jagsthausenn auß vff Krelßheim, darnach der Filtz zu, zu meinen freunden dennen vonn Rechberg, vnd wie ich durch Schwebischenn Gemundt hindurch ziehe, wahr es gegenn dem abennt, vnd rittenn ettliche reutter die geull auB der wedt, vber denn kastenn vnnd drenckhtenn. Nun zog ich hartt nebenn inen herr, vnd sie, das sie die bam bergischenn farb hettenn, vnnd sagt zu meinenn reutternn: „Zicht hin, ich will baldt bey euch sein!“, vnnd reitt zum kastenn zu, vnnd grust der reutter ein, vnnd fragt alßbaldt wes die pferdt wehrenn. Do sagt er mir: „Schennck Friderichs vonn Limpperg“, das wahr des bischoffs bruder. Ich versahe mich aber nit, das die verretterej vom bischoff vorhandenn wahr, oder das er gewarnnt wehr wordenn, ließ also den bruder auch auß denn handenn, vnd saß wie man sagt, zwischenn zweyenn stiellenn nider, vnd hett mich vbell gerauhenn, das ich denn bruder vonn mir gelassenn hett.Vnd nachdem schenck Friderich vonn Limppurg ein redlicher herr wahr, so wahr ich des sins, das ich inn nit wollt hinweg gefurt habenn, sonnder

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wollt inn inn sein aigenn behausung betagt habenn, der must mir ein fridenn gemacht habenn, gegenn seinem bruder dem bischoff vonn Bamberg. Dieweill mir nhun die zwo schantzenn vmb schlugenn, feyert ich doch nit, vnd wurff dem bischoff vnngeuerlich inn acht oder zehenn tagenn darnach ein bundts rath, vnd ein einspennigenn reutter nider, vnnd macht darmit mein bubenn wider ledig. Vnd wurde durch hertzog Vlrich von Wirtenberg ein fridenn zwischenn mir vnnd dem bischoff vonn Bamberg auch vffgericht, vnd die sach verglichenn.Vernner aber liehe ich vff ein zeitt meinem bruder Philipsenn vonn Berlichingenn sellig zwen knechtt, die stießenn vngeuerlich vff Phillips Stumpffen zwen sone, vnd hettenn nichts mit denselbigen zuschickenn oder zuschaffenn, vnnd hett der ein sonn ein buchssenn, vnnd der ander ein schweinspieß vnnd wahrenn zu fueß. Was sie gethann hetten das waiß ich nit, vnnd der ein sohnn der wahr ein halber Stumpff, den sein vatter hett ine mit einer dirnen ertzeugt. Wie nun solche bede meinen knechten zuziehenn, wie sie gedachtenn in allem gutem, alls leutt die nichts miteinander zuthonn habenn, hettenn auch, wie sie mich berichtet, nit inn willenn gehabt ettwas inn argem gegen inenn/S. 87/den Stumpffenn furzunemmen, ire pfeill nit vff bracht, noch sich etwas geferlichs besorgt, sonnst wurdenn sie sich woll besser vnnd anderst darzu geschickht habenn. Aber dessenn vnerwegenn, so hett der ein Stumpff so mit namen Friderich gehaissenn, vff meine knecht mit dem handtror abgeschossenn, vnnd denn einen durch baide arm getroffenn. Da geburt nun inen auch zuthonn, was darzu gehort, vnnd fing der knecht, der geschossenn wartt, denn der inn geschossenn hett, onne angesehenn, das er so hart verwundt vnd geschossen wahr wordenn, noch schlug vnnd fing er inn. Vnnd warde der annder Stumpff mit dem schweinspieß durch meinen bruder Philipsenn, vnd die andernn auch gefangenn, wellche auch bede inn gelubdt genommen, vnnd volgenndts zue Thommenn Eck selbs aigner personn gemanet wurdenn. Aber sie blibenn auß, vergessenn irer pflicht, vnnd wurdenn also threuloß vnnd mainaidig. Vnnd hettenn sie sich gestellt, wie dann billich beschehenn sein solt, so wolltenn wir gute freundt gewest sein, vnnd die sachen verainigt vnnd vertragenn habenn, vnnd wehr niemandts khein nachteill oder schadenn darauß entstandenn. Aber vber das fur ir vatter zu, onne angesehenn das seine sonn ertzellter massenn beyd gefangenn leutt, vnnd wie gemelt trewloß vnd mainaidig wahrenn, vnnd verbranndt vnns heimlich, vnd vnuer wart ein hoff vnnd ein mull.Nun hett ich aber ghernn andernn meinen feyndenn domalnn nachgetracht, alls sunderlichen dennenn vonn Colnn, bischoff vonn Bamberg vnd andernn, die mir vrsach darzu gebenn. Vnnd verhindertenn mich also die heillosenn leutt, das ich must auch innen nachtrachtenn, vnnd mich werenn, wie mir dann warnung zu khommen, das der allt Stumpff gewerb hette, wellchs ich erfarenn wolt, vnnd hilt vor Thumeneck. Do khamen funff pferdt die hinein zum Stumpffenn wolten,

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vnder dennen ich die vier nider warff, vnnd blieb einer thodt. Vnnd wie wir sie erriettenn, dacht ich, sie werenn all funff beyeinander, aber mitten im Hartheuser waldt, hett sich der ein vonn inn gethann, vnnd glaub wenn ichs gewust hette, so woltenn wir ine auch behaltenn habenn. Vernner aber souill die vonn Colnn belanngt, nam sich mein herr von Hanaw irer gefangennen ann, vnnd sagt sie werenn in seinem geleidt (wie dann auch ein hanawischer geleidtsman bey inn war) gefangenn wordenn. Aber die vonn Huttenn wolltenn, es wer inn irem geleidt beschehenn. Da must ich mein abenntheur auch gegenn inenn bestenn, vnd kam also darmit inn funff phedt, die all auß einer hergefloßenn./S. 88/Vnnd hett ich meine reutter vff ein zeit fundenn, wie ich sie beschaidenn hett, so hett herr Frowin vonn Huttenn mein gefangenner sein mussenn, dann ich ine nider geworffenn habenn woltt. Dann er mir des geleidtshalbenn nachtrachtet, hett auch etlich trew wortt getriebenn, vnd erfur ich, das inn der bischoff vonn Meintz (dessenn marschalck er wahr) ghenn Erfurtt geschickht hett. Nun riedt ich selbs mit einem guttenn, vertrauttenn knecht (der mir lieb wahr, vnnd auch der lanndts artt woll wissenndt) hinein nahe bey Erffurt, zu einem gutten gesellenn vnd freundt, vnnd macht mein kuntschafft. Wann er vonn Huttenn vff sein wolt, do wollt ich auch alßbaldt angezogenn sein, vnd ine, wie ich meine sachenn angeschlagenn hett, ehe er ghenn Sallmunster khommen wehr, nidergeworffenn habenn. Aber ich funde meine reutter nit, wie ich sie beschaidenn hett, vnnd war also das spill vff dißmall verlorenn. Wie ich nun vernam, das er ghenn Sallmunster kummen wehre, hilt ich dannocht zwenn oder drey tag vohr im, aber ich khonndt nit wissenn, wann er vff wollt sein, dann ehr wahr daselbsten daheim. So khonndt ich auch nit lennger inn derselbigenn lanndtßart bleibenn, vnnd muste allso widerumb vnngeschaffter ding daruonn ziehenn. Zu dem so war mir ermelter vonn Huttenn ein lieber vnnd naher freundt, gegenn dem ich auch, weill er ein waidtlicher ritter wahr, nit wollt ernnstlich gemeindt habenn, sonnder gedacht allein, ich wolt ine dannocht gefragt habenn, wan er vff mich gestossenn wehr, vnnd hett es besser gehabt, dann ich, wie vnnd well er sich gegenn mir gehaltenn habenn wollt. Hett er gesagt, wie er sich vor hett horenn vnnd vernemen lassenn, so wollt ich inen inn ritterliche gelubdt haben genommen, hett er aber sich lassenn horenn, er wolt sich vetterlich vnnd freunttlich, vnnd nit ernstlich gegenn mir gehaltenn habenn, so wollt ich inn auch also gehaltenn vnnd ledig gelassenn habenn. Das wahr mein sin vnnd gemutt gegenn ime, aber es gienng wie gemelt hindersich.9.Zum neundten, so hab ich noch ein handel mit dem bischoff vonn Bamberg gehabt, welcher hatt die gestalt. Eustachius yon Thungen mein vetter, der wurt des bischoffs von Bambergs feindt, vnnd wurff im zwey frannckfurter schiff nider vf dem Main. Do zog ich vngeuerlich vonn dem Westerwaldt herrauff dem landts Franckhenn zue, das ich nichts wust

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vonn der reutterej, dann ich wahr ebenn noch deren von Coln feindt, das ich meiner schantz selbs must wartten. Vnnd kham inn ein tungisch hauß, wahr gleich mude, vnnd freilich inn 16 tagenn kein nacht nit gelegen, da ich die annder gelegenn wahr, fragt doch mein vetternn Eustachius vonn Thungen, was das fur ein reutterey wehr. Do sagt er, wie das er wolt denn bischoff vonn Bamberg angreiffenn. Nun war ich/S. 89/zuuor zwirnet am bischoff gewest, vnnd derennhalbenn vnangesehenn wie mude ich wahr, so zoge ich doch mit ime vonn Thungenn, vnnd warenn bede zu nacht auff. Vnd wie wir mit denn reutternn zusammen khamen, so kombt meinem vettern Stachus ein schreibenn im veldt zu, das ich ann im marckhtt, das er ghernn abgelassenn hett, vnnd als soltenn die wurtzburgischenn reutter mit denn schiffenn herrauff ziehenn. Nun er hett mein rath auch, da sagtt ich, er mocht thonn was er wollt, wenn es aber mich annging, so wehr das mein rath vnnd sagts im nemlichenn, er khondt selbs er achtenn, das die sach inn geheim nit bleibenn wurde, dann er sehe woll, was fur reutter da wehren, auß viell vnnd mancherley artenn, vnnd auch viell zu fueß die nit all verschwigenn sein wurdenn, so kunth er auch solchenn annschlag inn viell langenn jarn nit wider also zuwegenn bringenn. Vnnd darumb so es mich anngienng, wollt ich nit nachlassenn, sonnder das gluckh versuchenn, vnnd wann schonn die Wurtzburgischenn auch khemen, so wollen wir inn doch starck gnug sein. Darzu so hett er nichts mit dem bischoff vonn Wurtzburg inn vnnguttern zuthonn, es were auch diser weg nit sein straß oder geleidt.Inn summa das mendlin volgt mir, vnnd wie mich nun dauchtt es solt ann der zeitt sein, brach ich ann, vnd reitt vor inenn hin, ließ sie allgemach hernach khommen. Aber es gienng langsam, vnnd wie wir vff ein berg khammen, gegenn dem Main zue, vff ein fueß pfadt, satzt ich dennselbigenn hinein, vnnd wollt luegen wie die schiff denn Main herruff gingenn. Wie ich nun also vff denn berg khame, lagenn vill buchssenn schutzen daran, vnnd wollt ich wenen, sie stundenn vnns zu, schrie sie ann, vnnd sprach: „Es ist zeitt!“ Vnnd da ich denn berg hinein kham, hatt es weingartt, vnnd ging ein weg vnnder denn weingarttenn herr im Main. Da hieltenn zwenn feiner altenn beschaidennlicher knecht, die warenn reineckisch, vnnd onne allenn zweiffel rechtgeschaffenn leutt, darfur ich sie annsahe, vnnd hettenn ire pfeill vff denn armbrustenn. Wiewoll ich nun allain ware, mit einem bubenn, sprach sie doch ann vnnd sagtt: „Wehr seitt ir?“ Da sagtenn sie, sie werenn reineckisch, vnd hetten vier schutzenn zu fueß bey inenn. Daruff sagt ich sie solltenn hallten bleibenn, vnd fragt mich der ein knecht auch, wehr wir wehrenn. Da sagtt ich: „Wir sein tungisch!“ „O“ sagtt er, „ir werdet mein herrnn heutt verderbenn.“ Daruff ich ime zu annttwort gab, wir hettenn mit seinem herrenn inn vnnguttem nichts zuthun, darumb sollte er stillhaltenn, vnnd zu fridenn sein. Alls wir nun also hielltenn, kombtt vber ein klein weilin mein gutter Gotz vonn Thungen vnd Jorg vonn Gebsattel mit einem heufflein, ruckhten mir nach, vnnd bliebenn also mit mir bey denn berurtenn

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zweyen reuttem halten, biß Stachus vonn Thungen auch kham. Denn sprach ich ann, er soldt die zwenn knecht baldt inn gelubdt nemmen, vnnd nit vonn ime lassenn, auff das sie nit ein geschrey machenn, vnnd mehr leutt vffbringenn kunthenn. Das thett er nun, vnnd sprach ich zu ime weitter: „Was/S. 90/wir thonn wollenn, das ist zeitt!“, vnnd da furt er vnns also daruff durch ein altenn furtt vber dem Main, das kein breuchlicher furtt mehr wahr, welchs ich gherrnn sahe, vnnd wahr auch ein guts reutter stuck vonn im. Do wir nun hinuber khammen, zogenn wir daherr, vnnd ich sagtt zu Gotz vonn Thungen, vnnd Jorg vonn Gebsattel: „Bleibt ir bey denn reutternn haltenn, dann sollenn wir zu inn schiessenn, so schiessenn sie herrauß vnnd wir hinein, so geet vnns ab vnnd inenn zu, vnnd sagt: „Ich will zu inn hinein ruckhenn, vnnd mit inn redenn.“ Wie ich auch thett, vnnd dennechstenn zum schiff ann das lanndt so nahe ich kunth, damit ich mit inn redenn mocht, vnnd sprach sie ann, vnnd sagt: „Gedennckht was wurtzburgisch vnnd reineckisch ist, das mach sich auß dem schiff, so lieb eim jedenn seyn leib vnd gutt sey!“, dann wir hettenn nichts mit inen denn Wurtzburgischenn vnd Reineckischenn inn vnguttem zuthun. Da hebt aber einer ann, vnnd schreit herrauß, ob sie aber auch sicher werenn. Da sagtt ich: „Ja, leibs vnnd guts was reineckisch vnnd wurtzburgisch ist, aber was bambergisch ist, sein wir der gestalt da, daß wir wollenn gegenn inenn auch handlenn, wie sich geburnn wurtt.“ Vnnd vonn stund ann, ludenn sie ein grossenn nebenn schelch, wie man sie dann an die grossenn schiff henngt, voll werlicher leutt, die zu inenn in das schiff khommen warenn, das ich bey meinem aidt sorg hett, es wurdt vnnder ghenn. Also das khein schuß zu inenn geschahe, so geschahe auch kheiner vonn inenn herrauß, vnnd wellche parthey angefangenn hett zuschiessenn, so were es seltzam zuganngenn. Vnnd khann auch nit achten das wir ettwas hettenn außgericht, dann wann ich im schiff wer gewest, vnnd hett souill werrlicher leutt bey mir gehabt, ich wollt mich nichts besorgt habenn, wann tausenndlt reutter herrauß gewest wehrenn, der vrsachenn halbenn, wie ich acht (onne gott zum furderstenn vnd onne mich), so hett Stachius vonn Thungenn denselbigenn tag nichts außgericht. Vnnd vonn stundtann, da schieckhten wir einen mit dem seill, darann die geill ziehenn, inn einem schelch hinuber vff die andernn seittenn, zogenn das schiff auch hinuber, vnnd ludenn 16 wägenn mit allerley wahr, vnnd namen nichts, dann was bambergisch wahr, vnnd furtten vnd brachtenn das guett dieselbig nacht zum Reussennberg.Wie aber mirs darnach mit dem bischoff vonn Bamberg zu Heidelberg ist ganngen, dauon will ich itzt auch mit der kurtz schreibenn. Da mein gnedigster churfurst vnnd herr, pfaltzgraff Ludwig hochloblicher gedechtnus sein hochtzeitt hatte, mit hertzog Wilhelms vonn Beyerns schwester, da reittenn vnnser vil junger gesellenn vom adel, wie man dann thut, auch dohin vff die hochzeitt, vnnd het einer ein kleidt, wie der annder, das wahr nit kostlich, weder seidenn noch samet darann. Nun der arm hauff wurt woll gehaltenn, vnnd hettenn viell gutter gesellenn, vnd

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thet man vnns schir mehr ehr ann, dann wir werdtt wahrenn. Man satzt vnns auch allein zusammen, vnd truge sich die handlung also zue.Martin vonn Sickingenn mein schwager vnnd ich gingen inn der herberg zum Hirsch die stegenn hinauff, vnd mein schwager vor mir. Vnnd wie man schir hinauff/S. 91/kombt vff die stegenn, da ist ein eisens glenntterlin, darann stunde der bischoff vonn Bamberg, gab meinem schwager Martin vonn Sickingenn die hanndt, gab mir sie auch, vnd wie er mirs gebenn hett, so ging ich hin zu graue Ludwigen vonn Hanaw, der standt zu nechst darbey, vnd wahr mir gar ein gnediger junger herr, vnnd sagt zu im: „Der bischoff hat mir die hanndt gebenn, ich glaub er hab mich nit khenndt, er hett mir sie sonst nit gebenn!“, vnnd dergleichenn, welches nun der bischoff, alls ich achtenn, gehort hett, dann ich radt lautt. Vnd ging also der bischoff wider her zu mir vnnd sagt, er hett mir die handt gebenne, aber mich nit gekenntt. Da sagt ich; „Herr ich hab woll gedacht, ir habt mich nit kenndt, vnd habt euch hiemit die hanndt wider.“ Da lieff das menndlin vonn mir hinein in die stubenn zu pfaltzgraffenn Ludwigen vnd bischoff Lorentzen von Wurtzburg, baide meine gnedigste vnnd gnedige hern, vnd wahr alls rott am halß, als wie ein krepß, so zornig wahr er, das er mir die hanndt gebenn hett, dann er wiste woll, das ich meinem vetternn Stachus vonn Thungen gediennt, da er im die schiff vff dem Main nider geworffenn. So het ich auch zuuor selbs zwenn henndel mit ime gehabt, die doch domalnn widerumb gericht vnnd vertragenn warenn.Nun will ich niemandt bergenn, ich hett willenn auch derenn vonn Nurnnberg feindt zu werdenn, vnnd gienng schonn mit der sachen vmb, vnd dacht, du must noch ein hanndel mit dem pfaffenn, dem bischoff vonn Bamberg habenn, damit die vonn Nurnnberg auch inn das spill gebracht werden. Vnnd wurff also daruff dem bischoff inn seinem geleidt nider 95 kauffmenner, vnnd wahr so fromb, das ich nichts herrauß nam, dann allein waß nurnnbergisch wahr. Der warenn nun vnngeuerlich vmb die 30, welche ich am montag nach vnnsers herrnn vffarts tag des morgens frue anngriff, vnngeuerlich vmb 8 oder 9 vhr, vnd rit denselbigenn dinstag vnnd die nacht, vnnd am mitwoch darnach mit inenn denn kauffmennern immer furt, deren wie gemelt dreissig wahrenn. Vnnd hett ich mein guten Hanns vonn Selbitz bey mir, vnnd warenn also vnnser auch 30, der andern reutter aber wahrenn viell, die schob ich immer vonn mir, ein heufflein nach dem andern, wa mich daucht das ein jeglicher hin hortt. Vnd wurde mein reittgesell Hanns vonn Selbitz darnach vber vierzehenn tagenn vngeuerlichen auch des bischoffs vonn Bambergs feindt, vnnd branndt im ein schloß vnnd ein stat auß mit/S. 92/namen wie ichs behalltenn Filßeck, also das die handt die zwo kappenn brachtenn. Vnnd wahr derselbigenn zeitt ein reichstag zu Trier, der wurt geruckht ghenn Collenn hinab. Alßbaldt ich nun die gefanngenne versteckht, nam ich mir fur auch vber Rhein zu ziehenn, vnnd kuntschafft

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ghenn Colnn zumachenn, wie ich auch thet, vnnd kham zu einem guttenn freundt, mit dessen ratt hanndelt ich, so gutt ich khonndt, vnd gedacht mir, ob die nurnnbergischenn vnd bambergischen reth vber lanndt denn Rhein herrauff rittenn, ob ich inn mocht auch ettwas daselbst abbrechenn, oder außrichtenn. Inn summa mir kham bottschafft, das die vonn Nurnnberg nit herrauff rittenn, sonnder vff dem schiff herrauff furenn. Vnnd wie ich zu Bacharach inn der statt wahr, im wirtßhauß vnnd wolltt zu morgen essenn, vnnd hett meiner knecht khein bey mir, aber sonnst ein gesindt, vnnder dennen der ein die pfaltzgreuisch farb am rock fuerett, vnnd hett ich nit inn willenn lang aldo zuuerharrenn, do kombt aber einer vnnd spricht, es hallt ein bueb drauß am Rhein, der sey bambergisch, vnnd beger seim herrenn geleidt, vnnd derselbig bub wahr einer vom adell, vom geschlecht ein Seckenndorffer. Da wahr weder ambtman noch keller daheim, vnd ging doch ein burger hinauß, der sagtt zu dem bubenn, sie hettenn doch khein geleitt hinab genommen, so hett der Rhein auch onne daz geleidt, allso das sie weitternn geleidts nit bedorfften. Aber der bub sagt zu ime, es were aber itzt ein anndere meinung, vnnd wollt also onne geleidtt nit abweichenn. Da er nun das sagtt, thett ich mich vff die maurn, vnnd hinnumb zu dem thor, do die weingarttenn gegen dem Hundtßruckh zugehnn, wellche seher hohe berg sein, vnd hett darnebenn die sach dermassenn anngestellt, daz man ein auffmerckhung sollt habenn, wann ettwas vorhanndenn, das man wuste, wo man mich findenn sollt. Inn summa der bischoff stieg auß den schieff, vnnd ging mit all seinem gesindt inn die herberg, do ich innenn ware, vnd all darin zumorgenn. Nun war niemandts da, der mit inn riedt, vnd inn vergleitten kunth dan allein der knechtt der die pfaltzgreuische farb hett, vnnd mir zugefallenn da wahr, vnd nit im, der must mit im reittenn vnd in vergleitten, so weidt seines herrnn geleidt ging, wie dann beschehenn, vnnd also durch ine der bischoff beglaitet wordenn.10.Dann zum zehendenn, damit ein jeder wissenns hab, wie vnnd warumb ich mit dennen vonn Nurnberg inn krieg vnd vheden khommen sey, so ist das die vrsach. Fritz/S. 93/vonn Littwach, ein marggreuischer dienner, mit dem ich inn knabenn weiß, vnnd im harnisch vffertzogerm bin, der mir auch viell guts gethonn, der ist vff ein zeitt allernechst bey Annspach heimlicher weiß verlornn, gefangenn vnnd hinweg gefurtt wordenn, das inn lannger zeitt niemandt wust, wa er hin kommen war, oder wer inn doch hinweg gefurtt het, biß vber lanng, do lag ein verretter nider, der inn verrattenn vnd auch den reuttern die inn nider geworffenn hetten, alle wortzaichen gebenn hett. Den warff nun der marggraue nider, vnnd erfur man also allererst, wa er Fritz von Littwach hinkommen wehr, dann derselbig verretter hett wie gemelt alle worttzaichenn annzaigt, wa er nemlichenn hinkhommen, vnnd wehr inn nider geworffenn hett. Vnnd nachdem herr Hanns vonn Seckenndorff derselbigenn zeitt marggreuischer hoffmaister gewesenn

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(welchem Fritz vonn Littwach nahe befreundt vnnd verwanndt wahr), vnd also deßhalbenn vbell zufridenn gewesenn, das nemlichenn sein freundt allso schennttlich vnnd heimlich verlorn werdenn soll, hab ich ine herr Hansenn vonn Seckendorff alls meinenn verwandtenn, der mir guts gondte, angesprochen vnnd gebettenn, das er mir die vrphedt des verretters zuwegenn brecht. Wellchs er willig thett, vnnd war allso darmit die sachenn leutbar, das es derenn vonn Nurnnberg dhienner gethann habenn solten, daruff er auch inn ire heuser vnnd fronnfest wie zuerachtenn gefurtt wordenn. Das ist meine vrsach ann die vonn Nurnnberg (darumb ich mit inen zu vhedenn kommen bin) eine, dann er Fritz vonn Littwach mir allwegenn gewegenn vnnd dinstlich gewesenn ist.Zum anndernn, so hett ich ein knecht gedingt, mit namen Jorg vonn Geißlingenn, der hett mir ein dienst versprochenn vnnd zugesagt. Denn habenn sie vonn Nurnnberg bey Stachußenn vonn Liechtennstein hartt verwundt vnnd erstochenn, auch sein/S. 94/junckherrnn darzu gleicher gestallt hartt verwundt. Wiewoll derselbig inn lebenn bliebenn ist, vnnd viell anndere warenn, die feinttlich boß woltenn sein, do noch niemanndt wust, wo Fritz vonn Litwacht hinkhommen wehr, so hab ich doch khein gemerckht, der der katzenn die schellenn, wie man sagtt anngehenngt, oder die sachenn angriffenn hett, dann der arm getrew hertzig Gotz vonn Berlichingenn, der nam sich der baider ann. Welche vrsachenn ich gegenn den vonn Nurnnberg vff allenn tegenn, so ich mit inen fur kay. mat. commissarien, auch geistlich vnd weltlichenn furstenn, alls wir miteinander getagleist habenn, je vnnd allwegenn anngezaigt vnnd dargethann. Vnnd will nun weitter schreibenn vnnd anzaigenn, wie es inn der Nurnbergischenn vhedt, mir vnnd meinen verwandten gangenn ist. Inn summa summarum, das reich verordnet vierhundert pferdt wider mich, darunder grauen vnd herrnn, ritter vnnd knecht wahrenn, wie dann dieselbigenn feindts brieff noch verhandenn. Vnnd khamen ich vnnd meine bruder inn die acht vnnd aberacht, vnnd inn ettlichenn stettenn schossenn die pfaffenn vnnd munichen vff der canntzel mit liechtern zu mir, vnnd erlaubtenn mich denn vogelnn im lufft, sie solten mich fressenn, vnnd wart vnns alles genommen was wir hettenn, das wir nit ein schuchs braidt mehr behielltenn. Nun war kheins feyerns da, wir mustenn furt, vnd brach ich dannoch mein feindenn zimlich ab, an gutternn vnnd sonnst, also das sich kay. mt. ettlich mall inn die sachenn/S. 95/geschlagenn, vnnd ire commissarien verordnett, die zwischenn vnns hanndlenn vnnd alle hanndlungenn richtenn vnnd vertragenn solltenn, welchs mir mehr dann zweymall hundert tausenndt gulden anschleg halbenn, die mir keiserliche maiestatt darmit verhindertt, schadenn thut, dann ich domalnn goldt vmb geldt gegenn denen vonn Nurnnberg zuwegenn gebracht habenn wollt. Vnnd wiewoll die kaiserlichenn

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commissarij erzellter massenn verordnett gewesenn, so wurde doch zu derselbigen zeitt nichts außgericht. Vnnd wollt ich domaln dennen vonn Nurnnberg woll all ir kriegs volck, auch denn burgermaister selbs (der ein große guldenne kettenn am halß hangenn, vnd ein kuriß benngel inn der hanndt hett), auch alle ire reissige vnnd ein fenndlein knecht, da sie fur Hohenn Krehenn zogen, mit der hilff gottes geschlagenn, gefangenn, vnnd nidergeworffenn habenn, wahr auch schonn zu roß vnd fueß darzu geschickht vnnd gefast, das es nit mehr dann ja vnnd gewiß wahr, das ich es vollenndt woldt habenn. Da hett ich aber gutte herrnn vnnd freundt, die mein sach threulich vnnd gutt gemeintenn, derenn ratt hett ich, ob ich kay. mt. zu ehrnn vnnd gefallenn den tag besuchen, oder aber jetzberurtem meinem annschlag inn das werck richtenn solt. Da wahr nun ir threuwer radt, ich soldt der kay. mt. zu ehrnn vnnd gefallenn den tag besuchenn. Denen folgtt ich mit meinem großenn mercklichen nachteill vnnd schadenn, vnnd wurt darzu vff dieselbig zeitt die sach wie gemelt nit gericht.Darnach vff denn anndernn summer, satzt key. mt. wider ein tag ann, zwischen mir vnnd dennen vonn Nurnnberg vnngeuerlich vmb Pfingsten, vnnd verordnett die commissarien ghen Wurtzburg. Da hett ich aber ein guttenn annschlag, der wahr nit mehr dann auch ja vnnd gewiß, dann ich hett nit mehr dann gutt herrnn vnnd freundt, die treulich zu mir setztenn, vnnd mir helffenn vnnd rathenn wolten. Aber wollt ich ein gnedigenn kaiser, gnedige fursten vnd gute herrnn vnnd freundt im lanndts Franckhenn habenn vnnd behaltenn, must ich mich vber all mein danck vnnd willenn zu Wurtzburg vertragenn lassenn, hett aber all mein geldt gebenn, das es sich nit mehr alls ein monnat lanng verzogenn habenn sollt.Weitter hab ich auch gleich nach der abklag, da ich derenn vonn Nurnnberg feindt wolt werdenn, ein grossenn vnnd hochenn annschlag mit meinen vertrauttenn helffernn gehabt, gegen dennen vonn Nurnberg, da ich sie erstmalls angreiffenn wollt, vnnd das ich wollt die kauffleut die gehnn Frannckfurt zogenn, zwischenn Nurnnberg vnnd Fortt mit sambt denn reuttern nidergeworfenn, vnnd mit inenn hinein, biß ann die/S. 96/thor gearbaittet habenn. Hilt auch solchen anschlag meinen freundenn, vnd dem haubtman, den ich bey mir hett, der auch mein naher freundt wahr, fur, vnnd meint nit annderst, dann es sollt inen wie mir, die sachenn wollgefallenn, vnnd wie dann billich gewest wehr, ein lust darzu gehabt habenn, dann da wehr ehr vnnd gutt zuerlangen gewest, vnnd wollt ich vff allenn seittenn zu ruhe vnnd fridenn khommen sein. Aber es wollt nit sein, sonnder ettliche der meinen, alls sie die thurn zue Nurnnberg sahenn, thetenn sie ebenn alls ob sie schonn darinnen legenn. Vnnd hab mich allso daruff volgenndts wie gemeidt vertragen lassenn, vnnd meine krieg die zeitt meins lebenns dermassenn gefurtt, das ich ghernn baldt zufridenn khommen. Vnd das dem allso, so bin ich gegenn allenn meinen feinden (gegen denn ich vhede gehabt) allwegen mit gottes

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gnad vnnd hilff baldt zu ruhe vnnd fridenn khommen. Vnnd weiß khein vehdt oder feindtschafft, so ich gehabt hab, sie sein klein oder groß, die vber zwey jar gewerdt hett, vnnd ettwann nit alls lanng. Vnnd hatt woll ein furst verredt vnnd verhaissenn, ich muß sein feindt ersterbenn, vnnd habenn mirs sein aigenne haubtleutt, mit meinen aignenn bruder zuerbottenn, noch schickht es dannocht gott der allmechtig dahin, das es schier meiner kurtzstenn vhedt eine, die ich khaum gehabt hab, gewesenn.Nebenn dem ist auch weitter wahr, als ich derenn vonn Nurnnberg feindt gewest bin, das ich inn einem grossenn annschlag wahr, inenn ein groß gutt nider zuwerffenn, das dann mir durch mein khuntschaffter, der sich nit recht gehalltenn, wie ich im beuolhenn hett, inn einer halbenn stundt verwarlost wurt, das ich nit das recht gutt, darumb ich da wahr anngrieff. Vnnd das es wahr sey, so wahr kay. mt. Maximillian desselbigenn mals zu Augspurg, vnnd wolltenn die kauffleut nit annderst wenn, dann ich hett denn rechten wagenn anngrieffenn, da sie ir best gutt vff hattenn, so hett aber ich denn böstenn anngrieffenn, vnnd lieffenn zum kaiser ghenn Augspurg vnnd fiellenn irer kay. mt. zu fueß, vnd verclagtenn mich vff das hochst, wie das sie nemlichenn verdorbenn leutt werenn, vnnd ein vnuberwindtlichenn schadenn, denn sie vnnd ire khindt vnnd nachkommen, nit vberwindenn kunthen, empfangenn hettenn. Daruff inen der frumb kaiser Maximiliian geanntwort vnnd gesagt: „Heilliger gott, heilliger gott, was ist das?“ Der ein hatt ein hanndt, so hat der annder ein bein, wann sie dann erst zwo henndt hettenn, vnd zwey bein, wie wollt ir dann thun?“ Das wahr nun vff mich, vnnd Hansenn vonn Selbitz geredt gewest, vnnd hett auch der kaiser, wie ich berichtet darbey gesagt: „Wie geets zu? Wann ein kauffman ein pfeffer sackh verleurt, so soll man das gantz reich auffmannen, vnnd souill zuschickenn habenn, vnnd wann henndel vorhandenn sein, das kay. mt. vnd dern gantzenn reich viell daran gelegenn ist, das kunig reich, furstenthumb, hertzogthumb vnnd annders anntrifft, so khan euch niemandt naher bringen!“ Welche redenn ich vnngeuerlichenn vber drey oder vier tag darnach bey eines furstenn gewaltigen erfarenn, dem sie durch die post vonn Augspurg auß zuwissenn gethonn, oder villeicht zugeschribenn wordenn. Vnnd gefiell mir solchs vonn der kay. mt. so woll, das es mir im hertzenn ein freudt wahr, vnnd ich khann mich auch nit erinndernn, das ich/S. 97/mein tag jehe ettwas wider kay. mt. oder das hauß Osterreich gehanndelt hab. Wolt auch woll ann die ortt khommen sein, da das weich goldt vnnd kronnen wolffel wahrenn, aber ich hab es kay. mt. vnserm allergnedigstenn herrnn zu ehrn vnd gefallenn vnnderlassenn, vnnd mich sonnst alls ein armer kriegs- vnnd reutterßman beholffenn, vnnd viell gefehrlichkeitt bestandenn, alls vnngeuerlichen einer lebenn mag.Noch weitter hab ich ein articull nit anngezaigt, das ist der. Da ich der vonn Nurnnberg feindt wahr, kham ich inn erfarung, wie ettliche wägen mit gutternn, durch denn waldt, denn man nenndt Hagennschiß gefurt

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werdenn solten. Vnnd war ich vff dieselbenn zeitt bey meinen herrnn vnd guten gesellenn, wie wir dan einannder ettlicher sachenn halbenn zusammen beschaidenn hettenn. Aldo ich erfure, das die sach gewiß ware, dann die wegenn zogenn daherr, vnnd ruckhtenn wir zu inen vnd griffen sie ann, aber sie zaigtenn ann, sie hettenn pfaltzgreuisch geleidt. Nun hett ich nie gehort, das geleidt am selbigem ortt were, oder jemalnn gebenn wordenn, so weren sie auch kaiserisch vnnd nit pfaltzgreuisch, damn mein kuntschaffter denn ich hett, der hett mich aller sachenn berichtet, wie die geschaffenn wehrenn. Aber wie ich mich seidthero erfarenn, hatt der khundtschaffter das maull zu weit gegenn dem wirtt auffgethann, das die furleutt gewarnnt vnnd geleidt begert habenn. Da wahr ich aber der zeitt gut pfaltzgreuisch, vnd also das ich nichts gegenn solchen fuerleutten furnemen wollenn, dan mir die Pfaltz sonnderlich ettlicher vrsachenn halbenn im hertzenn lieb wahr, darumb ich dann je vnnd allwegenn irer churfn. gn. verschonnt.Alls ich nun hieruff vonn ermeltem weg abgezogenn, fiell mir ein annderer annschlag fur, das war der. Ich wust wann die Franckfurter meß wahr, so zogenn die vonn Nurnnberg auß Wurtzburg herrauß zu fuß ghenn Frannckfurt, alls nemlichenn durch Habichtheil vnd Lengfeldt dem Spessert zue. Nun die kuntschafft wahr gemacht, vnnd wurff ich ir funff oder sechs nider, vnnd war ein kauffman darunder, denn ich zum drittenmall, vnnd in einem halbenn jar zweymall gefangenn, vnd eimnall ann guttern beschedigt hett, die andernn warenn eittel ballenn binder zue Nurnnberg. Vnnd stallt ich mich, alls wollt ich inen allenn die kopff vnnd die henndt herab hauwen, aber es wahr mein ernnst nit, vnnd mustenn nider knyen, vnnd die henndt vff die stöckh legen. Da trat ich ettwann aim mit dem fueß vff denn hindern, vnnd gab dem andernn eins ann ein ohr, das war mein straff gegenn innen, vnnd ließ sie also wider vonn mir hin ziehen. Vnnd macht der kauffman den ich so offt nider geworffenn, das creutz fur sich,/S. 98/vnnd sagtt: „Ich hett mich des himel falls ehe versehenn, dann das ir vff heutt mich nider soltt habenn geworffenn. Auß der vrsach, das allererst vor gar wenig tagen“ (wie er die dann nennet) „seindt vnnser bey hundert kauffmenner zu Nurnnberg vf dem marckht gestanndenn, vnd euwer zu redenn worden, vnd habenn gute khundtschafft gehabt, das ir allererst im Hagennschiß geweßenn, vnd habt gutter anngreiffenn vnnd niderwerffenn wollenn, also das mich zum hochstenn thut verwundernn, wie ir do so bald hieher kommen sein mocht!“ Wie ich mich dann selbs darauff verwundert hab, das inn so kurzer zeitt das geschreihe hinauff ghenn Nurnberg meines hin vnnd wider reittenns halbenn kommen. Vff solchs hatt sich volgendts alls oblautt die kay. mt. alßbaldt inn die sachenn geschlagenn, vnnd solche zue Wurtzburg vertragenn vnnd vffgehebt, wie hieobenn besunder vermeldt, vnnd erzelett wordenn. Disenn articull zeig ich darumb ann, das ein jeder kriegs- vnnd reutterßmann darauß woll abnemmen khann, das die vonn Nurnnberg

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große verretterey vber ir feindt habenn vnnd machenn, auch wie zuerachtenn, groß vnnd viell darauff wenndenn mussenn.Vnnd wie ich zu Wurtzburg mit dennenn vonn Nurnnberg gericht wurdt, fing sich ebenn der Arm Cuntz im Wirtenbergischenn landt ann. Da reidt ich dennechstenn hinauff zum hertzogen, vnnd brachtenn irer fn. gn. mein bruder sellig vnnd ich, inn grosser eill freylich ein pferdt dreissig oder mehr, mit dennen ich auch inn ein hanndel khommen sein soldt, dann mein schwager Jacob vonn Bernhaußen sellig, wahr der zeitt ein oberuogt zu Waiblingenn, vnd Phillips vonn Nippennburg der hoffmaister, vnnser reutter haubtman. Nun kam Jacob vonn Bernnhausenn vnngeuerlich zu mir inn der statt Waiblingen bey dem thor, vnnd spricht: „Schwager Gotz, da leufft einer zum thor hinauß, der ist der rechten hannen einer. Kannstu vf die geull kommen, vnnd dich ann ine machenn, so kher vleis ann, ob du ine behalltenn konnst, denn es ist der rechten vff rurer einer!“ Ich dennechstenn inn die herberg, thett nit mehr dann zwenn spornn ann, vnnd nam mein schwerdt zu mir, deßgleichenn zwenn meiner dhienner, vnnd hinauß. Aber wir khonndtenn niemanndt sehenn, warenn gleichwoll die weingartt dickh mit laubich, wie dann der zeitt gewonnlich ist. Ob er sich irgenndt darinn versteckht hett, oder nit, oder wohe er hinkommen wahr, konndtenn wir nit wissenn, auch niemandt sehenn, oder horenn.Aber alls wir ein grundtlin hinab khammen, sahen wir ein großenn hauffenn inn der schlacht ordnung ann einem gehenn berg, so dem Kappelberg zuzogenn. Vnnd hiltenn wir lanng vnd sahenn inn zu, wo sie hin wolltenn, vnnd was sie doch furnemmen wolltenn. Vnnd wie wir allso halltenn, vnnd habenn das maull offenn, so stehnn drey waidlicher gesellenn nebenn vnns, die hettenn ire arm zeug, vnnd harnisch biß vff die knie, vnnd hett der ein ein buchssenn, der annder ein hellebartenn, vnnd der dritt ein/S. 99/langenn spieß, vnnd sprachenn vnns ann, vnnd sagten: „Was machet ir da?“ Da sagtt ich: „Was soltenn wir machenn? Wir sein spacierenn gerittenn.“ Da fieng der ein ann, ain feinner weidtlicher bestanndenner gesell vnnd kriegßman, der nit zu ghar jung wahr: „Wollenn wir aber eins machenn!“ Da sagtt ich zu im: „Du sichst woll, das wir nit darzu geschickht oder gefast sein, das wir fechtenn konnen, wir sein spacirn gerittenn, wann wir aber gerustet wehrenn, wolltenn wir dir ein gutte antwurt gebenn!“ Da sagt er: „Wir sehenn es woll ir werdtt vnns lieber geschickht vnnd gefast darzue.“ Sagtt ich zu im: „Blann ich hore vnnd merck, das du ein kriegßman bist. Vnnd dieweill du des sins bist, so wollenn wir vnns ein wenig annthonn, vnnd baldt wider zu euch khommen, vnnd hiemit zusagenn, das wir nit mehr, dann salb dritt khomen wollenn, wie du vnns do sichst. Deßgleichenn soldt ir auch thun!“ Vnd sagtenn dasselbig zu baidenn theilnn ainander bey hochstem glaubenn zue, daruff wir auch so baldt haim eylenn vnd vnns anthonn wolltenn. Aber wie wir zur stadt khomen, wie wir der statt zu ziehenn,

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ziehenn die vonn Thubingenn daherr, mit acht hundert mannen, auch der statt zu, die hilltenn dem hertzogen glaubenn, das sie nit vonn im fiellenn. Vnnd ich hett sorg sie khemen vnnder die thor, das wir nit vor inn hinein khemen, vnd mustenn rennen, das wir gleich muhlich vor inenn hinein khammen. Vnd dennechstenn der herberig zue, thettenn vnns ann, vnnd wider hinauß, vnd sagt ich meinem bruder oder kheim mentschen nichts daruonn, wa wir hin wolltenn, oder was wir fur vnns hettenn. Inn summa, da wir hinab khammen vnnd eilltenn sehr, fanndenn wir die berurtenn drey knechtt nit mehr bey hanndenn, suechtenn sie hin vnnd herr, aber wir konthenn kein mehr sehenn, sie wahrenn hinweg.Vnnd wie wyr also haltenn, so zeucht des Armen Contzenn haubtman daherr, vnnd hett ettliche seins gesins bey im, vnd wahr zu Waiblingen bey vnserm haubtman gewest. Vnnd ich sagt: „Das ist ir haubtman Hanns Wagennbach, so zu Schornndorff dahein, ich khenne inn, er wurtt bey vnserm haubtman gewest sein. Wir wollenn zu im reittenn, vnnd wollenn im sagenn, wie es vnns gangenn sey.“ Vnnd wie wir zu im khammen, da sagt ich: „Wagenn Hanns du hast drey gesellenn vnnder deim hauffenn, nit weiß ich wie sie heissenn, die habenn vnns drey, wie du vnns da sichst gefordert. Nun sein wir nit mehr dann hinein gerittenn vnnd habenn vnns zum schertz auch ettwas gerust, vnd die wallstatt wider besucht, aber sie nit fundenn. Dessenn magstu nach forschung habenn, wer sie sein, vnnd magst woll zu inn sagenn, wir habenn dyrs angezaigt, wie wir die wallstatt wider besucht vnnd glaubenn gehalltenn, wie wir inenn zugesagt, aber sie nit fundenn, vnnd das sie auch vnns hingegenn nit glauben gehalten hettenn.“ Da war er sehr zornig vber sie, vnnd sagt er wollt sie straffenn. Sagt ich zu im: „Nit ein meidt, thu inn nichts! Allein sag inn, wie wir dir beuolhenn habenn, das wir100die wallstatt vnnser zusagung nach wider besucht habenn, aber sie nit funden. Dann wann wir schonn einander fundenn, vnnd einander all sechs erwurgt hettenn, so wehr doch die sachenn nichts destweniger vertragenn, vnnd gericht wordenn. Darumb so thu inn nichts!“Vber ein lannge zeitt hernach, do die sachenn schonn gericht wurt, kham ich zu meinem schwager Jacob vonn Bernnhausenn, nit weiß ich, ob es zu Stuckgarttenn gewest ist, oder sonnst, da sagt er mir: „Schwager Gotz, ich hab denn ein kriegßman, wie du waist erfarnn, wehr ehr ist. Er ist bey mir gewest, vnnd hatt mir beuolhenn, ich soll dir sagenn, wann du sein behufft, so woll er dir hundert meill wegs nach ziehenn, vnnd woll dir diennen.“ Vnnd er sagtt mir auch darbey, es wer der feinst kriegsman denn mein herr vnngeuerlich fur ein im Wirttembergischenn lanndt habenn möcht. Vnd derselbig kriegsman ist freilich vonn Wintterbach gewest, des allernechst bey Waiblingenn liegt, ich weiß es aber doch nit aigenntlich, darzu ist mir sein nam auch vergessenn, wiewoll mir inn Jacob vonn Bernnhausen genennt, wie er geheissenn hatt. Da sagt ich zu im, er gefiell mir nit mehr dann zu woll, dann ich hortt vnnd merckht, ann all seinen geberdenn, das er ein rechtschaffenner kriegßman wehr. Vnnd

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ich sagtt auch weiter: „Ich hab inn ebenn alls mehr nit fundenn, alls das wirs fundenn hettenn, dann wir hettenn doch einannder all sechs erwurgt, es wehr gleich gerathenn, welchem theill es gewollt hett.“Vnnd derselbig haubtman Hanns Wagennbach, der ist bey dem hertzogen bliebenn, vnnd hat sich woll bey im gehallten, hat sich auch mit im verjagenn lassenn, vnnd ist bey ime bliebenn, biß er wider inn das lanndt khommen. Das habenn sie nit all gethann, sonder ir wenig farb gehaltenn. Ich hett auch main dinst vffgeschribenn, ehe der hertzog fur Reuttlingenn zoch, ich wust aber nit, das er des bundts feindt solt werdenn, oder ob er denn bundt kriegenn wollt, oder nit. Vnnd wehr es daruor geschehenn, so hett ich mein dinst nit vffgeschribenn, dann ich soldt desselbigenn malls keiserisch sein wordenn, hett auch meinem schwager Frantz vonn Sickingenn schon zugesagt, das ich im woldt folgenn, vnnd wollt mein diennst auffschreibenn, dann ich hett noch lennger dann ein halb jar zu dhiennenn. So must ich denn dinst ein halb jar daruor ehe das jar auß wahr vffschreibenn, vnd riet daruff heim, vnnd schrieb denn dinst von stundt ann vff. Ich hett mir aber doch beuor behaltenn, das ich mich nit wider denn hertzogenn vonn Wurttennberg, vnnd die Pfaltz wollt brauchen lassenn. Das sagt mir nun Frantziscus zue, vnnd sagt es wurtt khein nott habenn.Vnnd vber ein kurtze zeit, do zog der hertzog fur Reuttlingenn, vnnd gewann es auch, darumb sich dann irer fn. gn. vnd mein vnngluck annhebenn thett, das ire fn. gn. verjagt worden vnd ich darob zu scheitternn ging, das mir dann mehr schadt, dann ich vff diesem erdtreich hab, wie ich dann woll wuste vrsach anzuzaigen. Vnnd sturb auch kaiser Maximillianus gleich allßbaldt, da der hertzog fur Reuttlingenn zog. Vnnd bin also, 101 wie ich zu Meckmulnn nider lag, vierthalb jar inn des bundts verhafft zu Hailbronn gelegenn, da mich gott der allmechtig dannocht erhalten vnnd wunderbarlich mit mir gehanndelt. Vnnd hett der bundt domalnn das gantz Wirttembergisch lanndt, alle vestungen, schlosser, stett vnnd heuser gewunnen vnnd eingenommen, allein denn Asperg außgenommen, der hillt noch ettlich wenig tag. Vnnd zog doch nichts destoweniger der bundt herab, dero mainung, das sie mich wollten vbereillenn, vnnd mich auß der meußfallenn zu Meckmull nemmen, wie dann schonn die katzenn fur der meußfallenn wahrenn, vnnd warttenn vff das meußlin, das sie es fressenn wolten, wie auch geschach, vnd ich darober gefangenn wurde.Annfennglichenn aber lagenn vor mir drey ambt, alls Weinsperg, Neuennstadt, vnnd Meckhmull, da sie vnnd ich ernnstlich gegenn ainannder gehanndelt habenn, nit weiß ich aigenntlich ob solchs zwo oder drey wochenn geweret, dann ich hab souill streuß seidthero vnnd daruor gehabt, das ich irrig bin, vnnd es zum theill vergessenn habe. Vnnd ich möcht auch woll sagenn, ich hett mich lenger inn der meußfallenn zu Meckhmull gewert, dann khein ainig hauß im lanndts Wurtemberg fur eins, doch niemandts zuuerachtung oder nachteill. Vnnd fiellenn dieselbigenn drey ambt, alls Weinsperg, Neuwenstatt vnnd Meckhmull auch vom hertzogenn ab, vnnd wurdenn bundisch, vnd hiltenn

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irem herrnn, vnnd mir nit, wie sie dann meins bedenckhenns vnnd erachtenns billich gethann solltenn habenn, alls wie frommen leuttenn vnnd hindersessenn geburt.Vnnd damit das ich vff das kurtzst annzaig, wie es mir domalnn gangenn ist, so zogenn die bundischenn fur Meckhmull vnnd inn die statt hinein, wie dann die stadt auch wider mich wahr, vnnd forderttenn das hauß vnnd schloß daruff ich wahr, auff, vnnd thedingtenn vnnd handeltenn lanng mit mir, das ich soltt das hauß vffgebenn, alls nemlich Johann vonn Hattstein, Hanns vonn Ernnberg, vnnd Florian Geyer, vnnd dann ein zeug- oder buchssenmaister, vnd andere mehr, die ich nit all weiß oder/S. 102/kenth hab. Vnnd fienng nemlich der buchsenn- oder zeugmaister, wer er dann gewest ist, ann, vnnd sagtt: „Wann ers nit ghernn vff will gebenn, so gebtt im khein gutt wort!“ Vnnd war daruff die sach angerichtet vnd dahin gethaidingt, das sie mich vnnd die meinigen die bey mir inn der besatzung lagenn, mit vnnserm leib, haäb vnnd gutt, auch mit weher, harnisch vnnd pferdenn, wie dan ein jeglicher hatt, frey wolltenn abziehenn lassen. Sie hetten auch das geschutz zum theill schonn hinauff bracht zu der kirchenn, bey dem schloß gleich furs thor, die man die techaney genent hatt.Nun wahrenn ich vnd meine verwanndtenn, die bey mir inn der besatzung lagenn, diser betheidigung woll zufridenn, dann wir hettenn nit noch drey mallter meels im gantzenn hauß, so hettenn die burger inn der statt denn kastenn vnnd keller innenn, das wir nichts mehr zuessenn bekommen mochtenn. Auch hettenn wir noch ettlich schaff, die ich denn burgern vor der statt nam, vnnd ließ sie zusehenn, vnnd trieb sie vff das schloß, dauon wir vnns auch ein weill ennthieltenn. So hettenn wir auch khein kugelnn mehr zuschiessenn, dann was ich auß denn fensternn, thur enngelnn, zin vnnd was es war, zuwegen bracht, das ich dannach wider zu ainem annlauff gefast wahr. Darzu hettenn wir nit wasser, das wir denn pferdenn gebenn mochtenn, vnnd auch khein wein mehr, dann was mein wahr, den musten wir vnnd vnnsere pferdt drinckhen, vnd vnns mit behelffenn. So wahr auch khein frucht oder habernn mehr drobenn, dan was mein wahr, wiewoll es auch nit vill wahr, da mustenn wir vnns vonn ennthaltenn, dann die burger wie gemeidt hettenn denn kasten innen, vnnd ich nit, allso das wir onne das hungers halbenn hettenn daruon ziehen vnd entweichen mussenn. Nun vermeint ich aber vff bemelte thedigung nit anderst, dann es sollt sein, vnnd darbey bleibenn, wie abgeredt vnnd mir zugesagt war. Ich vnnd meine geseilenn, die bey mir wahrenn verliessenn vnns auch daruff, vnnd meintenn es soldt darbey bleibenn, dann ich wollt sonnst woll herrauß khommen seyn. Das es wahr ist, so halff ich meines herrn dhienner ettlichenn herrauß, als nemlichenn Wolff Enndrisenn von Weiller, vnd anndernn mehr seiner gesellenn vom adel vnnd anndere, die vngeuerlich zu mir dahin khommen wahrenn. Da wollt ich auch so woll alls irenn einer herrauß khommen sein, aber ich

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verließ mich auff ir zusagen vnnd meinet sie wurdenn mich oberzellter massenn ziehenn lassenn.Wellchs aber nit beschehenn, dann wie sie mir glaubenn gehaltenn, das sicht man vnnd hat es woll gehortt, dann ich lag darob nider, vnnd wordenn meine knecht vnd gesellen erwurgt vnnd erstochen, so feldt es mir auch nit weitt. Vnnd das eß noch mehr ist, so habenn mir die bundischenn selber vertreulicher meinung, ehe ich ghenn Sulm inn das leger kham, die vff dem feldt vff mich stießenn, gesagt vnnd anngezaigt, das der103oberst bundtshaubtman beuelch gebenn, mich nit lebenn zulassenn, so gewiß habenn sie es gehabt. Vnnd wollt dessen noch woll mehr anntzaigenn, aber es ist nit von notenn vnnd kann auch annderst nit gedenckhenn, dann das der allmechtig gott nit allein inn dem hanndel, sonnder auch in andern meinen sorglichenn geuerligkaittenn, phedenn vnnd kriegs handlungen, gegenn hohenn vnnd nidernn stendenn, da ich viell vnnd offtmalls inngestandenn vnnd gewest bin, sein gottliche gnadt, hilff vnnd barmhertzigkaitt, mir villueltig mitgeteilt hatt, vnd mehr fur mich gesorgt, dann ich selbst. Vnd ist auch die warheitt, das ich durch denn vnglaubenn, so mir wie gemellt begegnet, inn all mein vnngluck, nachteill vnnd schadenn kommenn bin.Vnnd wie ich nun zu Hailbronn nach jetzberurter gefenngnus ettlich wochenn inn einer herberg verhafft gelegenn bin, da schickht der bundt einen der wahr freylich vonn Canstatt, ein schwetzer, stattschreiber, oder was er wahr ghenn Hailbronn. Vnnd hett ein vrvhedt bey im, die laß er mir fur inn der stubenn inn beywessenn viler vonn Hailbronn, also das die stubenn voller leut wahr vnnd begerett, ich solt solche schwerenn vnnd annemmen, vnnd wo ichs nit thett, hett der bundt geschribenn, solten sie mich nemmen, vnd inn thurnn legenn. Aber ich schlug solche vrphedt stracks ab, wollt ehe ein jar im thurnn ligenn, ehe ich sihe annemmen wollt. Darzu so zaigtt ich hingegenn ann, ich wer inn einer ehrlichenn vhedt betrettenn, vnd hett mich auch bey meinem gnedigen fursten vnd herrn, wie einem frumen ehrlichenn vom adell vnnd ritterman woll annstundt, gehalten, darzu so wer ich auch inn ein ehrliche ritterliche gefenngnus vertagtt, also das ich verhofft, sie wurdenn mich darbey bleibenn lassen vnnd nit darauß nemmen. Hett ich mich aber inn meiner gefenngnus vbell gehaltenn, so soltenn sie mirs anntzaigenn, ich wist mich aber nit besser zuhalltenn.Da wustenn sie mir nichts annzuzaigenn, dann ich hillt mich dermassenn wie mir vfferlegtt wer worden. Vnnd sunderlichenn warde mir erlaubtt inn die kirchenn zugehnn, vnnd vonn der kirchenn wider inn die herberg. Vnnd wann ich auß der kirchenn ging, vnnd ettwann leutt mit mir redenn wolltenn, so wolt ich nit bey inen vff der gassenn stehnn, vnnd gienng dennechstenn wider der herberg zu, das thett ich darumb, damit ich mich vnuerdechtlich hiellt.

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Inn summa da ich die vrphedtt nit annemmen woldt, hettenn sie die weinschrotter bestellt, die drattenn zu mir inn des Dietzenn herberg, inn der stubenn, vnnd wolltenn mich fanngenn. Ich dennechsten vonn leder, vnnd mit dem wehr herrauß, do schnabtenn sie wider hindersich, vnnd badtenn mich die burger des rats vleissig, ich sollt einsteckhenn vnnd friedt halltenn, sie wolltenn mich nit weitter furenn, dann vff das rathauß. Da gleubt ich inenn auch, vnnd wie sie mich inn der herberg zu der stubenn/S. 104/herrauß furttenn, gienng mein haußfraw gleich die stegenn herrauff, vnnd wahr inn der kirchenn gewest. Da reiß ich mich vonn inen, vnd gieng zu ir, vnnd sagtt: „Weib erschrick nit! Sie wollenn mir ein vrphed furlegenn, die will ich nit annemmen, will mich ehe inn thurnn legen lassenn. Thue im aber allso, vnnd reitt hinauß zu Franciscus vonn Sickhingenn, vnnd herr Jorgenn vonn Fronnßberg, vnnd zaig inn ann, die ritterliche gefenngnus, wie mir zugesagtt, woll mir nit gehalltenn werdenn. Versihe mich sie werdenn sich alls redliche vom adell vnnd haubttleut woll wissenn zuhaltenn.“ Das thett nun mein weib vnnd furttenn mich die bundischenn vff das rathauß, vnd vom ratthauß inn thurnn, vnnd must dieselbig nacht darin ligenn. Vnnd wie sie mich vff denn Pfingstabenndt hinein legtenn, mustenn sie mich vff denn Pfingstag des morgenns frue widerumb herrauß thonn, vnd furtten mich also darnach wider vff das rathauß. Da wahrenn ettliche des raths bey mir inn einer stubenn, vff dem rathauß, vnnd wahr mein haußfraw wider vom leger khommen vnnd stundt herrauß vor der stubenn, hettenn sie vielleicht gehortt, das der ganntz hauff wider herrab zug der statt zue. Da bathenn sie mich ich soldtt zu meiner haußfrawenn gehnn, vnnd zu ir sagenn, das sie wider hinauß riedtt, vnnd fur sie byttenn soldt, dann der hauff zoge ebenn der start zu, zu roß vnnd zu fueß. Da ging ich zu meiner haußfrawenn, vnnd sagt ir inn ein ohr, was mein meinung wahr, das wahr das, vnnd sagt zu ir: „Sag zu meinem schwager Frantziscus vonn Sickingenn, vnnd herr Jorgenn vonn Fronßberg, sie habenn mich gebettenn, ich soll fur sie bittenn. Aber sag zu inenn, habenn sie was im sin, so sollenn sie furt farenn, ich woll gernn sterbenn vnd erstochenn werdenn, allein das sie all mit mir erstochenn wurdenn.“Das het sie nhun vßgericht, vnnd kham herr Jorg vonn Fronnßberg, mit andernn auch zu mir hinein vff das rathauß. Die handeltenn mit dennen vonn Hailbronn, das sie sich mustenn verschreibenn, mir ritterliche gefenngnus zu haltenn, so lanng derselbig krieg vnd mein gefenngnus wertt, vnd ich mit dem bundt vertragenn wurde, wie ich dann dieselbig verschreibung noch vff diesenn tag hab, vnd mir solche volgenndts durch die von Hailbronn gehaltenn wordenn. Alls mich aber nun der bundt wider auß verhafft thet, must ich inenn liffernn zwey tausenndt gulden inn goldt, die sie den knechten gabenn, die mich gefangenn hettenn. Wiewoll ich dieselbigenn nit hett, so bracht ich sie/S. 105/

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doch vff bey meinen gutenn herrnn vnnd freundenn wie ich khundt. Die schickht ich inn ghenn Vlm, vnnd ließ sie woll mit lebenn.Weitter do Franntziscus vonn Sickingenn mein freuntlicher lieber schwager, der statt Wormbs feindt wardt, da furttenn ich, vnnd Hanns Thoma vonn Rosennberg vnd anndere mehr gutte gesellenn, ime Frantzenn, vnserm schwager vnnd freundt vmb die 70 oder 80 pferdt ghenn Wormbs inn sein leger, vnnd brachtenn sie vff vnsernn aigenn kostenn dohin, vnnd wollt gleich woll er Franntz vnns baidt außlosenn, vnnd geldt gebenn. Aber wir warenn nit der gestalt da, sonnder woltenn ime vergebenns diennen, auß der vrsach, das wir beidt inn gleichenn fellenn woll der leut auch etwa bedorfftenn.Wie ich dann gleich darnnach freilich in einem monat vnngeurlich des stiffts Meintz feindt wurde, so hett Thoma vonn Rosennberg auch inn willenns Boxsperg halbenn ein gleichenn handel fur zunemmen, wie er auch thett, zur zeit alls man 1515 geschriebenn, vnnd wurt ich des stiffts Meintz feindt, vnngeuerlich vmb vnnser Frawenn tag. Gleich daruff gegenn dem fruling, alls man der weniger zall 16 gezelet, zur selbigenn zeitt, wurff ich auch denn alltenn graff Philipsenn vonn Waldeck nider, vnnd kham mit ime inn ein annstanndt, also das die sach gleich baldt gerichtet wurde, vnerwegen das der bischoff, wie inn der Meintzischenn vhedt auch gemeldt ist, verredt hett, weill ich sein erster feindt were, must ich sein feindt ersterbenn, noch schickht es gott der allmechtig, das es die aller kurtzst vhedt wahr, die ich vnngeuerlich vnnder all mein phedenn gehabt habe, onne angesehenn das etlich viell leutt mir grosse annschleg durch farlessigkeit vnnd liederlichkeit verseumbt habenn, wie dann hieuor gnugsam gemeldt ist.Darnach baldt auch im 16. jar zog Frantziscus vonn Sickingenn vber denn hertzogenn vonn Lottringen, vnd gewann im ein hauß ann, das heist Schaumberg, vnd vertrug sich der hertzog wider mit im, das Franciscus vom feldt wider abzog. Derselbigen zeitt hat Fritz vonn Thungenn vnnd ich vnnser knecht vnnd pferdtt, was wir kontten/S. 106/vffbringenn, ime Franntzenn auch zugeschickht. Vnd nachdem sich graff Albrecht vonn Manßfeldt, vnnd graff Philips vonn Solms inn die sachenn schlugen, mich gegenn dem stifft Meintz zuuertragenn, hab ich mussenn warten, ich wehr sunst selber auch inn demselbigenn zug gewest. Vnnd ist dis alles im 15. vnd 16. jar wie gemelt geschehenn.11.Nun weitter vnnd zum ailfftenn, will ich antzaigen, wie ich mit dem stifft Meintz inn krieg vnnd vhedenn khommen bin, vnnd ist dem nemlich allso. Alls ich zu Wurtzburg mit dennen vonn Nurnnberg vertragenn vnd gericht wurt, reit ich zu Wurtzburg herrauß ghenn Grinßfeldt, do wahr ein edellman mit namen Barthollomeus Hundt, der het ein hauß da, vnnd war mein gar gutter schwager vnnd freundt. Der fragt mich, ob ich nit wust, wie es mit meinem baurnn zu Heimstat ging. Sagt ich: „Nein“, wie dann wahr war, ich wust es nit. Da sagt er die vonn Buchenn hettenn im

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ein grossenn gebauttenn ackher, ein morgenn, zehenn oder zwolff, mit frucht (das heist inn der Lappennn vnnd stost ein holtz darann heist auch inn der Lappenn, der inn allem gewechs schonn erwachssenn wehr, das man schier schneidenn hett sollenn) mit allem viech zu Buchenn freuennlicher mutwilliger weiß darein getriebenn, vnnd hettenn ghernn furgebenn, der ackher wer ir, vnd als soldt inn der baur vnnbillich gebaut habenn. Das wahr nun nit, wie er dann noch vff diesenn tag mein vnnd meiner hindersassenn ist. Vnd ich sagt zum Bartholmess Hundt: „Es annth mich ebenn, alls sollt ich vonn einem krieg inn andernn wachssenn. Bin erst gesternn mit dennen vonn Nurnnberg gericht wordenn, so kombt mir nun das auch.“Vnnd ich dennechstenn heim Jagsthausenn zu, vnnd beschickht vonn stundt ann denn baurn zu Heinstatt, der hieß Christman, ein gar frumer mensch. Denn fragt ich, das er mir solt sagenn, wie die sachenn ein gestallt hett, ich hett gehort man hette im ein schadenn gethonn. Da sagt er mir alle gelegennheit, wie man mir vor auch gesagt hett, vnnd schier mehr. Darauff schrieb ich denn vonn Buchenn, das sie dechtenn mir, vnnd meinen armen khur vnnd abtrag thettenn, vmb irer freuennlichenn muttwilliger vnd gewalltsamer handlung willenn, die sie also wider gott, recht vnnd alle billigkeit wider meinen vnnderthann geubt hettenn. Aber es wollt nit helffenn, vnd bin ich lennger dann ein ganntz jar mit den vonn Buchenn, vnnd dem bischoff vonn Meintz inn/S. 107/schrifften gestandenn. Vnnd satzt mir der bischoff vonn Meintz ettlich tag ann, ghenn Adoltzheim, die ich besucht, aber sie kammen nit. Darnach setzt er mir ein tag genn Bischoffsheim, denn besucht ich auch. Da sassenn die meintzischenn ambtleutt, als nemlich Lennhart vonn Thurn, vnnd Wolff vonn Hartheim die vnns horenn solten, vnnd spilten im bredt. Das wahr mir gleich spottlich, vnd hubenn sie die Meintzischenn selbs ein hader ann, vnd schlugen einannder zu thodt, vnnd wurt mir gesagt, wie sie sich horenn liessenn, ich wurt die vonn Nurnnberg nit ann inenn habenn. Das gefiell mir nun nit so ghar vbel, aber inn summa wir schiedenn onne enndts, vnd ich dacht auch was ich zuschaffenn hett, vnd that darnach ein abklag ann bischoff vonn Meintz vnd ließinn darob sitzenn.Vnd het meiner sachenn auch alßbaldt inn acht, vnnd thet als einer der etwas annfanngenn wollt, vnd erfur mich auch alßbaldt im stifft Meintz, wie ich die sachenn anngreiffenn wolt. Vnd war erstlich das mein annschlag vnnd furnemmen, das ich wollt dem bischoff bey Aschaffennburg inn das Frannckfurter gleidt fallenn, am hefft zaun, vnnd wollt die sach ernnstlich anngreiffenn, het auch freilich ein pferdt oder annderthalb hundert vffbracht, vnd meint ich wolt denn bischoff vnd die seinigenn darmit geschlagenn habenn, dann ich wust woll das sie mich eillenn wurdenn. Nun ließ ich denn zeug weitt am Orberrer reissig, am selbigenn schlag haltenn, damit sie denselbigenn innhiltenn, vnnd zog ich nacht vnnd tag, biß ich kam annß Damßfeldt, da ich dann willenn hett

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annzugreiffenn, vnd het damalnn nit vber xxxij pferdt bey mir. Vnnd wiewoll ich gute schrifftliche kuntschafft hett vonn Nurnnberg ann, biß ghenn Franckfurt, so wollt ich doch der sachenn gewiß sein, vnnd ließ ein knecht ober Miltennberg halltenn, der solt sehenn wa sie hinein zogenn, vnnd wie starck. Vnnd beschiedt inn, das er solt vff vnnser Frauwenn geburts tag frue vor tag ann ein haltstatt am Damßfeldt khommen, da wurtt er mich mit gottes gnad vnnd hilff auch findenn, vnnd welcher ehe kham, der soldt des anndernn warttenn.Das geschahe nun vnnd fanndt inn den knecht an dem ortt. Da fragt ich inn, wie die sachenn stunde, vnnd wie starck sie hinein werenn vff Miltenberg zu. Da sagtt er vonn sechs oder siebenn, die werenn hinein gezogenn, vnnd hett nit mehr gesehenn. Inn summa der knecht war nit lanng genug gehalltenn, vnnd hett er noch vnngeuerlich ein stundt gehaltenn, so hett er denn hauffenn gar gesehenn, so woldt ich vmb die 4 oder 5/S. 108/thunen goldts vff denn tag erlanngt, vnnd zuwegenn gebracht, vnnd darzu bericht vnnd geldt gehabt habenn, dann die reichste kauffleutt im reich, die wahrenn da, vnnd ir bey denn hunderttenn.Nun besorgt ich es wehr wie der knecht gesagt hett, sollt ich die vonn mir lassenn, die er gesehenn hett, so wehr der annschlag schonn verderbt gewest, vnnd wehrnn darmit die andernn all gewarnnt wordenn, dann ich khundt nit woll mit eim solchenn hauffenn vngewarnt abgezogenn sein, er wahr zu groß. Vnnd dacht ich, es ist dannocht besser etwas dann gar nichts, du wöllt dannocht ein guldenn oder 8000 herrauß bringenn, mit welchenn dem krieg ein annfanng mag gemacht werdenn, dann der annschlag wehr doch verderbt gewest. Inn summa wie der knecht sagtt dieselbigenn khammen, die furtt ich hinweg, damit der krieg angefangenn wurde. Vnnd het mich die nacht nit abgetribenn, so wollt ich die andernn inn der eill vff dem Spessert auch geschlagenn habenn. Aber ehe ich zum hauffenn meiner reutternn kham, hett mich die nacht schonn begriffenn, das ich must abziehenn, wie ich dann thett vnnd zoge ein jeglicher da er vermeint, das er hingehort. Aber der annder annschlag, denn ich weitter hett, wahr der, das ich meinen knechtenn befalhe, dieweill die vonn Buchenn die erstenn annfennger des kriegs wahrenn, so wehr es auch billich, das sie zum erstenn anngriffen wurdenn. Das thettenn nun die knecht so gut sie konthen, vnnd hetenn vber 5 oder 6 pferdt nit bey sich. Darnach dacht ich, was gott vernner verhenngenn will, das wurt auch geschehen, vnnd thet mich gleich alßbald ann ein ortt, da ich die pferdt ein weill ruhenn ließ. Nun hett ich meine knecht auch vonn mir geschoben, einen hieher, denn andern dorthin, das ich niemanndt bey mir het, dann ein bubenn, welcher mir sagt, wie mein gaull vbel beschlagenn, vnnd wer lang nit beschlagenn wordenn. Da war gar ein guter schmidt zu Marppach das wust ich, vnnd reidt dahin vnnd wollt mein gaull beschlagenn lassenn. Wie ich nun hinein zu einem wurt kham, der hieß der Schreiberlein, denn ich woll

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khenndte, dacht ich du willt ein bißlin bey im essenn, vnnd willt denn gaull beschlagenn lassenn, wie ich dann thet. Da verstundt ich alls viell vom wirt, das die Meintzischenn mit 16 pferdenn, dieselbig nacht bey ime gelegenn, vnnd der einspennigen zwolff pferdt gewesenn, die werenn wider hindersich heimzogenn. Vnnd wer ein bundtßrath das lanndt hinauff, nit wiste er wohin. Da konnth ich woll achtenn, er wehr vff Vlm zugeritten, vf denn bundtßtag. Do sagt ich zu dem bubenn, er sollt fluchs dennechstenn denn gaull beschlagenn lassenn, vnnd alls seher eillenn alls er khenndt. Vnd assenn also ein bißlein mit ainander, vnd nechsten mit dem bubenn vff, vnnd het nit alls viell der weill, das ich meine knecht beschaidenn vnd beschreibenn khonnt. Vnnd wie ich hinauff kam biß ghenn Turckheimm, wiste ich ein pfadt, der ging hinder dem pferrich zu Eßlingenn hinuber gegenn der Filtz zu, denn hett ich woll bey zag gerittenn. Nachdem es aber finster wahr, besorgt ich es mocht mir irgenndt fehlenn,/S. 109/vnnd vberkhamm ein baurnn zu Turckheim, dem gab ich ein schennck das er mich denselbigen pfadt hinuber furt biß ann die Filtz. Da ließ ich denn baurn wider vonn mir gehnn, vnnd nachdem es seher finster wahr, must ich mit dem scheffelin stopffenn vnnd sorg habenn ich verfellt etwa des furts, wie man dann offt hinuber vnd wider heruber muß, wie die jenigenn wissenn, die solch strassenn vonn Geppingenn ann, biß genn Eßlingenn braucht habenn. Vnnd khonndt auch nit sehenn wann ich hinein setzt, wo ich wider hinauß solt, allain ich must mich also behelffenn, wie ich khonndt. Inn summa ich kham ann ein ortt zu meinenn guten gesellen vnd freunden, vnnd bracht aldo ein pferdt oder sechse zusamen, mit dennen ich furt fuer. Vnnd geriedt mir die sachenn ebenn das ich ermelten bundtßrath vf der Vlmer strassenn erwischet, dann ich der wurttennbergischenn strassenn alwegen verschonnt. Vnnd gieng mir die sach glucklich vnnd woll ab, vnd wahr freilich vff sanct Lucie tag oder abennt, da man noch 15 geschriebenn hat. Vnnd als ich vor dem angriff vber die Fultz wollt, kam ich ann ein gar altenn furtt, den man nit braucht, hett ich sorg, ich kunth nit hinuber khommen, aber ich hett dannoch ein mensch bey mir, der wust denselbigenn heimlichenn furt, das wir hienuber khammen. Nun wie der bundtßrath daherr zog, warenn ir freylich auch sechs, vnd hettenn ein bey inn, der war des kaisers buchssennmaister, dem thet ich nun nichts, vnnd gab im gutte wort, vnnd beualhe meinen knechtenn, nachdem es sorglich aldo wahr, soltenn sie sich nit mehr dan an die knecht machenn, vnnd khein hinweg lassenn, vnd mich mit dem herrnn handlenn lassenn, wie dan geschahe. Die knecht hilltenn sich woll, deßgleichen thett ich auch, vnnd wie ich allso zu im ziehe, hett er ein knecht bey im, der hett mich khendt, vnd sagt zu seim herrnn: „Es ist warlich der Gotz!“ Da wahr ich doch schonn ann inenn, vnd hetten meine knecht auch beuelch, wie sie sich halltenn solltenn. Vnd dennechstenn zu im, do wollt er viell tagleistenn, das mir nun nit woll gelegenn wahr, das ich aldo viell mit ime tagleistenn solt, dann es gar sorglich ann dem ortt wahr, vnd schmirt inn ein wenig

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vbernn kopff. Vnnd hett sich das schwert gewenndt, das ich ime irgenndt ein aderlin troffenn, das schweist feintlich also das mir anngst wahr, vnnd gab im doch ein blutwurtzell inn die hanndt, da verstanndt es im wider.Nun bracht ich inn ann ein ortt, da ich meint er wehr gleichwoll versehenn, vnnd hett grosse zusagung vnnd vertrostung von ime, also das ich meinet die sach wurde gleich recht stehnn. Aber es wurde mir der gefanngenn verrattenn, vnnd im Wurttemberger lanndt, auß eines edellmans hauß genommen, vnnd wollt man sagenn Marx Stumpff hett sein ambt mit verdiennt zu Krautheim, wie dann auch ime solch ambt daruff wordenn ist. Vnnd wahr mir solchs ettlicher sachenn halbenn nit vnnglaublich, wiewoll ich dem jenigenn befall, welchem ich den gefanngnen vertraut hett, wan er inn nit khonndt oder wust zubehaltenn, so solt er mirs nit mehr dann sagenn, dann ich wust woll, wo ich sonnst mit ime hin solt. Dieweill aber inn das gluck troffenn hett,/S. 110/wollt ich im dieselbig verehrung, oder was es dann wehr, das im zustannde, lieber gonnen dann einem andernn, dan mein sach stundt nit allein vff den man, ich must weitter sehenn, was ich zuthun hett. Da vertröst er mich hoch, es hett kein nott, wann es schonn vbell zugienng, so wollt er inn allwegenn ann ein annder ortt schiebenn.Nun wahr ich des sins, das ich die landtsart ein weill gesegnenn, vnd wolt weitter mein heill versuchen. Vnd nam mir doch fur, ich wollt mich vor ein wenig regenn, vnd branndt in einer nacht ann dreien orttenn, hett nit mehr dann nur siebenn pferdt, das wahr Ballennberg, zu Obernndorff vnnd das schaffhauß zu Krautheim vnnder dem schloß herrab, do wir auch hinuff inn das schloß vonn der maurn herrab mit ein annder redenn kunthen. Vnd hab gleichwoll nit ghernn gebrenndt, aber es geschahe vff dißmall darumb, das ich gedacht, der amptman solt vber das feuer ruckhenn. Vnd hilt woll ein stundt oder zwo zwischenn Krautheim vnnd Neunstettenn, dann es war gar hell, vnnd lag ein schnee darzu, ob ich mocht mit im zu hanndlung khomenn sein. Vnnd wie ich allso hernider branndt, da schriehe er der ambtman obenn herrauß, vornnen fur Klepssenn zu. Da schriehe ich wider zu ime hinauff, er soldt mich hinden leckhenn. Nun es wahr nit lanng sattell hennckenns da, ich macht mich wider auß der art, vnnd am drittenn tag darnach ergrieff ich ein vonn Miltennberg, der hieß der Reußlin, mit dreyenn geschirrenn, vnnd trehet mich darnach auß, inn ein weitt frembdt landt.Da stundt mir aber ein gluck zue, das sechs thumbhern vnnd reth warren vff einem wagenn hinein gefarrenn, ghenn Hall inn Sachssenn zum bischoff vonn Mentz, vnd hettenn vierzehenn pferdt bey inn, das waren wie gemeldt reich thumbherrenn vnd seine räth. Nun macht ich gutte kundtschafft vber sie, die nit mehr dann recht vnnd gewiß wahr, das sie nemlichenn schonn daherr ziehen solten, wiewoll sich die sach lanng, vnnd woll vff ein monnat verzogenn hett, das mir warrlich viell darauff gienng. Nun hett ich drey ortt innen, alls denn Thuringer waldt, das Franckenn lanndt, vnnd die Buchen, sie zogenn welche strassenn sie

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wolltenn, so wehrenn sie mein. Vnd lagenn meine knecht im lanndts Hessenn, das wust ich, denn befall ich auch sie soltenn dieselbigenn strassenn innhabenn, vnnd befall inn auch sie solten nichts furnemmen, es wehr was es wollt, sonnder soltenn des hanndels vnnd beschaidts erwarttenn. Da verließ ich mich vff, vnnd wo dasselbig nit wehr gewest, wolt ich aber gehanndelt habenn. Aber sie hiltenn nit, sonnder schlugen zwey dorff auß im im Amelburger ampt, blundertenn vnnd brandtschatztenn dieselbigen vnd verderbtenn mir also denn/S. 111/annschlag, so ich mir gemacht hett. Vnnd khamen die rett ghen Amelburg, das ist des bischoffs vonn Maintz, vnnd alls sie doselbst horttenn, das man die dorff gebranndtschatzt hett, warren sie inn der nacht wider vff, namen geruhete geull inn die wegenn vnd eillten mit vort. Vnnd wie ich bericht, haben sie damalnn vff die 34 000 gulden ghenn Frannckfurt gefuret, vnd dem Fuckher, der hett es dem bischoff zu Rhom fur das pallium dargelihenn, vberliffert. Vnd ging mir allso seher vbell, das mir also inn der kurtzen zeitt souil groß annschleg zu ruck schlugenn, vnnd durch liederlich heilloß leutt verwarlost wurdenn, vnd hindersich gangen warren.Inn dem erfurr ich, wie ich ein offenn hauß inn Westualn habenn wurde, wellchs ich zuuor nit wiste, vnd gefiel mir woll, vnnd reidt hinein, vnd wollt besehenn, waß es fur ein hauß vnnd wie die sachen beschaffenn wehr. Vnnd kham vff denn Palnn abenndt zum hauß inn ein weiller, das leidt nit mehr zu nechst darunder, vnd ging vff denn Palmtag hinauff auch zum ampt, wie dan eim christen mentschen geburtt. Vnnd wie das ambt auß wahr, so namen mich die ennthelter des das hauß war, vff ein ortt, vnnd sagten mir, wie der graff vonn Waldeckh inn kurtzen tagenn daruor inen geschribenn hett, zu im inn seiner fleckhenn ein, das heist Adorff zukhommen. Vnd da sie nun khommen werenn, hett er inen zuerkennen gebenn, wie er gehörtt das sie mich zu Bottberg ennthieltenn wider denn stifft Meintz. Nun wollt er inen nit verhalten das er mit sein schlossenn vnd stettenn, vnd der herrschafft vnnd graffschafft Waldeckh, dem stifft Meintz allso vnd dermassenn verwanndt vnnd zugethann wehr, vnnd auch verschribenn, wer darzu rath vnd dienner, das es im in kheinen weg geburn wolt, solchs zuleidenn oder zugedulden. Vnd kurtz so sollt man die branndtschatzung nachlassenn, die gefanngenen wider ledig gebenn, vnnd die geblunderttenn hab auch wider stellenn, vnd das er sich damit alls ein feindt gegenn mir erclert habenn wollt. Das wahr nun redlich vonn im, dan zubesorgenn wa ers nit gethann het, so mocht es mir zu nachteill geraicht habenn, dann ich hett auch nit gewist, das er meintzisch wehr gewest, vnd glaub ich wust es vff diesenn tag nit, wann er sich nit gegenn mir solcher massenn alls ein feindt ercleret het, dann ich het mich nichts vor im besorgt, darob mocht ich ein schnab genommen habenn./S. 112/

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Nun fragten mich mein zwenn gesellenn, die ennthelter, was ich darzu sagt oder rathenn wolt. Sagt ich, was sollt ich rathenn oder darzu redenn? „Er hatt sich gegenn vnns erclert, alls ein feindt, vnd will vnser feindt sein, so wollt ich mich auch gern gegenn im haltenn, wie einem feinde zustundt.“ Da fragtenn sie wie im dann zuthun wehr. Sagt ich: „Wie solten wir im thun? Ich bin ein vnnbekantter gesell herumb inn dem landt, vnd khenne niemandts, solt woll so bald ein feindt ansprechenn, als ein freundt.“ Wann wir aber kondtschafft khondten machen, wollt ich woll der sachen rath findenn, dann wir horrenn, was er im sin hatt, vnnd woltenn also demnach luegenn, das wir alßbaldt khemmen alls ehr.Das gefiell inen nun woll, vnnd machten khundtschafft das er inn seinem schloß einem wahr, das heist Willennberg vnd leit vff einem hochenn berg, vnnd ein stettlin darbey auch vf dem berg, hart am hauß drann, da hatt er ein wildbad inn dem er badet, dann ich war am Palm abennt darfur herr gerittenn, dacht aber nit das er mein feindt wehr. Vnnd hett willenn inn einer kurtz vff zusein, vnnd inn das lanndt zu Gullich zu reittenn, da hett er sein lebennlang ein herrschafft inn, die heist Arnnsperg, die hatt im der hertzog vonn Gullich eingebenn, der wahr des graffs vonn Waldeck schwester sonn, vnnd erfurnn auch vf welchenn tag er vff wollt sein. Da gedacht ich selbst, solst du herrumb werbenn, so wurst ebenn alß baldt ein feindt alls ein freundt antreffenn. Ich hett aber gar ein feinen frommen knechtt, dem ich viell vnnd hoch vertraut, der auch mir treulich diennt, denn sprach ich ann, ob er nit khonndt ein pferdt, zehenn oder zwolff vffbringenn, vnnd nant im nhun die artt, da ichs ghernn hett. Da sagt er: „Junckher ja, ich waiß“, fragt ich: „Wie oder wa waistu aber?“ Da sagtt er: „Jorg Bischoff Rath, der leitt inn einem hauß das heist zum Hann, der ist des abts vonn Fulda feindt, der hatt stets zehenn, zwolff oder funff zehenn pferdt bey im, vnnd hatt mir beuolhenn, wan ir sein bedarfft, so woll er euch mit seinn knechten vnd pferdenn dhienen.“ Da sagt ich zu im: „Botz leicham! Ich hab inn einmall nidergeworffenn, alls ich der vonn Nurnnberg feindt gewesenn, wahr er ir dienner vnnd rittmaister. Meinstu auch das ich im trauwenn darff?“ Da sagtt er: „Er hatt mir das zugesagt.“ „Wolann“ sagt ich, „Jorg Bischoff Raht, der hat ein gute ehrliche freundtschafft, vnnd ein redlichenn vatter. Desselbigenn halbenn seim vatter vnnd der freundtschafft zu ehrnn vnd gefallenn, hab ich inn auch woll gehalltenn, vnnd leichtlich vonn mir khommen laßenn. Derhalbenn so reitt zu im, vnnd sag im, wie du mir sein erbiettenn habst anngezaigt. Dessenn hab ich mich nun hoch bedannckht, woll auch widerumb dergleichen bey ime thun, alls ein freundt, vnnd bitte/S. 113/inn, vonn meinetwegenn, das er mit sein knechten vnd pferden, souill er inn der eill gehabenn khonne, mit dir vff sey, dann ich hoff es soll mir vnd inn zu guttem khommen.“ Alls nhun mein knecht ine bracht, vnnd sie bede zu mir khamen, trug sich die sachenn dermassenn zue, das ich freilich nit ein stundt vber denn graffenn vonn Waldeckh hieltt, da kham er schonn, vnd wahr gleich alls starck als ich. Da befahl ich meiner knechtenn zweyenn, sie solten nichts thun, dann vff denn graffenn acht

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habenn, vnnd soltenn sich ann inn nestelnn, vnd souill muglich ine nit schießenn noch verwundenn. Wo er aber enntreittenn wollt, so möchtenn sie im denn gaull woll erschießen oder erstechenn, so wollt ich mich mit des graffenn reuttern schlagenn.Nun es schickht sich die sachenn allso, das es glucklich vnnd woll zugienng, das ich baldt mit inen den knechten fertig wurdt, vnd ruckht darnach dennechstenn dem graffenn zu, vnnd fanndt meine zwenn knecht ann im, alls werenn sie ann inn kuppelt, wie ich inn dann beuolhenn hett. Da sprach ich inn ann, was ich mit im zuthun hett, das er mir mein branndtschatzung, gefangen, enthalten vnnd enntwerdt, vnnd hett sich darzu gegenn mir erckleret alls ein feindt. Da sagt er: „Götz vonn Berlichingen ists nit besser ich habs euch gesagtt, dann hett ich geschwigenn?“ Daruff ich ime die anntwortt gab: „Herr habt irs auß redlicheit gethonn, so werdt ir sein mehr geniessenn, dann entgeltenn. Aber kurtzumb do werdt ir mein gefanngenner sein!“ (Vnnd er hatt es auch der redlicheit halbenn vmb die zwanntzig tausenndt gulden genoßenn, er vnnd die seinenn).Allso furenn wir mit einannder dahin, mit all sein reuttern, die furt ich ein weill mit mir biß irgenndt ein halbe stundt inn die nachtt. Vnnd wie wir annzogen, so huett ein schöffer allernechst darbey, vnnd zu wartzeichenn so fallenn funff wolff inn die schaff vnnd greiffen auch ann. Das hort vnnd sahe ich ghernn, vnnd wunscht inen gluckh vnnd vnns auch, vnnd sagtt: „Gluck zu liebenn gesellenn, gluck zu vberall!“ Vnnd ich hillt es fur ein gluckh, dieweil wir allso mit einannder angrieffenn hettenn. Nun griff ich denn graffenn an vff wallparnisch bodenn, darnnach furtt ich inn vf collnisch bodenn, darnach durch sein aigen herrschafft, darnach durch die landtgraffschafft Hessenn, vonn dannen vff Herßueldt, ist auch ein furst, darnach vff Fulda vnnd Hennennberg, ist auch ein furstennthumb, Sachsenn, Wurtzburg, Bamberg, marggreuischenn, nurnnbergischenn vnnd pfaltzgraffenn bodenn. Das sein zwolff /S. 114/furstennthumb, vnd die vonn Nurnnberg, vnnd ist der kheiner, ich hab irn boden vnnd lanndt gebraucht, mit dem gefanngennen biß ich inn bracht da er hingehort. Da hett der bischoff vonn Maintz verredt gehabtt, ich wehr sein erster feindt, ich muste auch sein feindt ersterbenn, das enntbott mir sein aigenner haubtman Joß Freundt bey meinem bruder Hannsenn vonn Berlichingen selbs. Aber es trug sich zu, das ich nit ein halb jar seiner churfn. gn. feindt bin gewest, vnnd schickhtt man mir nach, das ich sollt mit mir zum fridenn hanndelnn laßenn, so ein gnedigenn gott hab ich inn dem allem gehabt, vnd ein solchenn mechtigenn furstenn inn so kurtzer zeit dahin gebrachtt, das er meins fridens begert hatt.Darumb soll sich niemanndt vff sein macht oder hochmutt verlassenn, wellchs ich darumb meldenn thue, das ettliche verlogenn leutt meine mißgönner (sie sein wehr sie wollenn), mich des grauen halbenn, vnnd villeicht inn andern mehr meinen henndelnn, wie hierinn gemellt, ghernn

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souill ann inenn ist, verunglimpffenn wolltenn, die ich auch zum theill zu recht furgefordertt, vnd sie mir vnnder irem sigell solchem rechten außzuwarttenn zugeschribenn. Seindt aber vber dasselbig treuloß vnnd mir zu rechtt fluchtig wordenn, wie ich das khann mit brieff vnd sigell vnd des graffen vonn Waldeckhs hanndtschrifft selbs, vnd mir andernn vertregs brieffenn vnd sigeln darthonn vnd genugsam beweisenn. Vnd es ist auch vber ein halb jar nit, das mir die hanndt vffgestandenn ist, das ich gegenn dem stifft Meintz gehanndellt hab, deßgleichen er gegenn mir auch, vnnd was ich gegenn dem stifft Meintz gehanndlet, das ist alles vnngeuerlich inn einem halbenn jar geschehenn. Darnach so kham ich inn annstanndt, vnd khan nit annderst achtenn, dann gott der allmechtig hab mir inn der kurtzenn zeitt, als einem armen ritterßman vom adell, gluckh vnnd siegh gegebenn, allein das mir grosße treffennliche annschleg, durch liederlich farlessig leutt verhindert vnnd verwarlost wordenn, wie obenn vermeldet. Vnd hab mich inn meiner jugenndt inn große krieg, phedt vnnd veindtschafft eingelassenn, derenn woll funfzehenn sein, die mich selbs ann troffenn, die ich auch hinauß gefurt, onne was ich bey kayser vnnd konig, churfursten, fursten vnd hernn gethonn habe, vnnd waß ich auch andernn rneinen herrnn, freunden vnd guttenn gesellenn inn irenn selbs aignen sachen gedient, derenn auch woll souill sein, die ich hier innen nit anngezaigt babe. Nun weiß ich khein phedte, gott lob, die ich gehabt, die vber zwey jar gewerdt hatt, ich hab es zu fridenn bracht vnnd/S. 115/hinauß gefurt. Gott dem allmechtigenn sey darumb lob, ehr vnd danck gesagt, dann ich verwunder mich etwann selbs daruber, das ich allwegenn die sach so glucklich vnd inn so kurzer zeitt hinauß gebracht.Nach aller oberzellter hanndlung hat mein gnediger herr graff Albrecht vonn Mannßfeldt mein alten reitt gesellenn Hannß vonn Selbitz zu mir geschickht, vnnd ließ mich bittenn, irer gnaden handlung zugestattenn, zwischenn dem stifft Meintz, graue Philipsenn vonn Waldeck dem allten vnnd mir, das ich dann irer gnadenn bewilligt, vnd wurtt daruff ein tag furgenommen ghenn Schweinfurt, da hatt mich graue Albrecht vonn Manßfeldt vnnd graff Philips vonn Sulms, mir dem stiefft Meintz gericht vnnd vertragen, wie dann brieff vnd sigel, so ich noch beyhanndenn gnugsam außweißen.Weitter ist meniglich inn diesenn vnd andernn lanndtsarttenn, weit vnnd nahe wissenndt, vnnd offennbar, wie Jorg vonn Bodigkheim selliger (welcher der zeitt als ein junger gesell der churfn. Pfalnntz dhienner gewest) vnnschuldiger vnnd vnnbillicher weiß nider geworffenn wordenn. Da bin ich Gotfrid vonn Berlichingenn durch graue Micheln vonn Werttheim, meim gnedigen hern (so auch mein lehenn herr gewesenn), schennck Veltin, vnnd schennck Eberhartenn von Erppach) gebruder (die mich gleich kurtz daruor ehe die thatt geschehenn pfaltzgreuisch machten) angesprochenn wordenn, die that so ann Jorgen vonn Bodigkheim begangenn zu rechnenn. Vnnd beschiedt mein gnedigster

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churfurst vnd herr pfaltzgraff Ludwig hochloblicher gedechtnus Wilhelm vonn Habernn, vnnd mich ghenn Haidelberg zu khommen, vnnd hettenn ire churfn. gn. graff Mychell von Wertheim, vnnd der zeitt schennck Veltin vnnd Eberharten gebrudernn vonn Erppach auch dahin beschriben sammet irer churfn. gn. geheimstenn rethenn, die auch bey irer churfn. gn. wahren.Vnnd wahr das irer churfn. gn. furhalltung, das ire churfn. gn. vnns anngezaigt, wie vnnd wellcher gestallt gegenn Jorgenn vonn Bodigkheim gehanndlet wehr wordenn, vnnd wie er wider, vnnd vber alle recht vnnd billichkeitt, vnuerdinther vnnd vnnredlicher weiß, vnuerschulter sachenn nidergeworffenn wehr wordenn. Vnnd zaigt ire churfn. gn. dise vrsach ann, das Jorg vonn Bodigheims vatter hett herr Conradenn/S. 116/Schottenn hundert guldenn geliehenn, vnnd wehr sie im lanng schuldig gewest, die hett er im, da er mein hauß Hornnberg noch inngehabt, inn gutem trauen vnnd glaubenn geliehenn. Nun war meins gnedigistenn herrnn meinung das Wilhelm vom Habernn vnnd ich soltenn die sachenn annfangenn, vnnd vnns alls ire churfn. gn. dhienner brauchen laßen. Vnd sagt ich zu Wilhelm vom Habernn: „Mein gesell du hast gutt wißenn, das ich viell vhedt vnnd feindtschafft gehabt hab, auch meine hern vnnd freundt bemhüt vnnd gebraucht, die sich meinthalbenn inn große sorg vnnd geuerlichkeit begebenn. Sollt nun derselbigenn guttenn gesellenn einer im hanndell verdechtlich sein oder werdenn, das wer mir beschwerlich inn nider zuwerffenn, sonnderlich so vnuerwartt meiner ehrnn.“ Vnd sagt, dieweil wir nun beidt pfaltzgreuisch dhiener werenn, vnnd es vnnser gnedigister churfurst vnd herr vnnsernn pflichtenn nach je habenn wollt, das mich fur gutt anngesehenn, wir hettenn irenn churfn. gn. anngezaigt, das wie wir gleichwoll gestundenn, das wir verpflichte dienner werenn, aber wider jemandts vnuerwart der ehrnn vnns gebrauchenn zu lassenn, das were vnns zum hochstenn beschwerrlich. Vnd wahr demnach mein meinung, so mein gnedigster churfurst vnd herr der pfaltzgraff je wollt habenn, das wir vnns solltenn brauchenn laßenn, das wir deßhalbenn ein außschreibenn thonn, vnnd meniglichenn wie die hanndlung ann ir selbs beschaffenn, vnnd der vnnschuldig jung gesell Jorg vonn Bodickheim vnnredlicher weiß, vber das sein vatter sellig auß threuer nachburlicher meinung das sein wie gemellt hingelihenn hett, nider geworffenn vnd gefangen wordenn, anntzaigenn wolltenn. Vnnd wie das er Jorg vonn Bodickheim alls ein sonn, das hingelihenn geldt gefordert, daruff er beschribenn vnnd beschaidenn wordenn, man wollt im ein gaull darann gebenn, der hundertt guldenn wert were, er sollt nit mehr dann khommen vnnd inn hollenn. Wie dann er vonn Bodickheim gethann, vnnd das pferdt gehollt vnnd daruff widerumb haim ghenn Bynnen reittenn wollenn. Wie er aber allernechst bey Meckhmullenn herraußer khommen, do sey er gefanngen, ime der gaull widergenommen, vnnd er hinweg gefurtt wordenn. Vnnd wehr die gemeine sag, herr Connradt Schottenn knecht soltenn sollchs gethann, vnnd ine nider geworffenn habenn, wie dann nit onne war. Vnnd wahr

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einer bey inn gewest, der erclärt sich volgenndts alls ein pfaltzgreuischer feindt, denn ich seidthero gesehenn, wurde auch gleich darnach des pfaltzgrauen diener, vnnd ist mir gleichwoll sein nam endtsunckhen, das weiß ich aber woll, das es ein großer dickher starckher knecht wahr.Solches alles habenn wir durch ein offentlich außschreibenn ann ettlichenn viell fursten hoffenn, wo vnns bedaucht das sie ir vnderschleiffung hettenn, angeschlagenn, inn welchem außschreibenn auch alle dise hanndlung besser zufindenn dann ich alhie erzellenn khann. Vnnd vff solch außschreibenn habenn wir beide, Wilhelm vom Habernn vnd ich, gethann alls dienner vnnd habenn vnns brauchenn laßenn. Vnnd alßbaldt legt mein gnedigster churfurst vnnd herr der pfaltzgraff mir auß der cantzley ein/S. 117/zettell dar, wie ich reuttenn vnnd mich halltenn sollt. Da wurff ich denn rethenn denn zettel wider dar, vnd sagt ich wust nach dem zettel nit zu reittenn, dann ich reitt nit mehr heim ghenn Hornnberg. Ich waiß nit, was mir begegnenn mag, das stett inn dem zettell nit, ich muß die augenn selbs vff thun, vnnd sehenn was ich zu schaffenn hab. Darauff kham ich inn erfarung, das herr Conradt Schott vnnd sein hauff, ein großenn tag zu Annspach vor dem marggraffenn habenn sollt. Da thett ich mich inn die ortt, vnnd wollt mein heill versuchenn, vnnd schickht auch ein vertrauten knecht ghenn Annspach zu einem vertrauten freundt, vnd meiner reidtgesellenn einenn, mich der sachenn zuberichtenn. Aber gleich daruff brachenn sie vom tag auff, ritten herrauß vnd hettenn 95 pferdt bey in, vnd lagenn vbernacht zu Bergell, so lag ich vbernacht zu Windtßheim nit weit daruonn, vnnd hett nit mehr dann xv pferdt bey mir, vnd war mein khundtschafft gar gut, das sie nachts zu Bergell lagenn. Darauff ich mein annschlag machet, das ich wollt denn hauffenn furlaßenn, vnnd darnach vf irnn troß fueß, wie sie vonn Annspach vff Bergell zugezogen wahrenn, tringen vnnd sie nider werffenn, dan sie wahrenn all gerust leutt, allso das ich sorg hett ich schlug die hanndt inn die kollenn, wie auch geschahe. Dann wie ich zu Windßheim herrauß zog, da hat es ein grundlin hinauff biß ghenn Bergell, das einer vnnsichtig hinauff kommen khonndt, biß schir ghenn Bergel hinan, vnnd befall eim knecht mit namen Martin Meurer, nachdem es ein ebenne hohe oben hinein hett, biß ghenn Bergell, er sollt vff der hohe hinauff ziehenn, vnnd acht habenn, ob sie herrauß wehrenn oder nit, vnnd so der hauff herauß zuge, sollt er sie ziehenn laßen, vnnd mirs annzaigenn.Nun der knecht kumbt vnd spricht: „Es ziehenn nit mehr dann xv pferdt herrauß“, das warenn ir vortreber. Da wollt ich im nit trauen vnnd schickht inn noch ein mall hinuff vnnd sagt: „Sie ebenn drauff, dann es sein heint souill pferdtt darinn gelegenn, das waiß ich“, vnd nant sie im, 95, vnd sagtt es wehr ein bößer weg, es khonttenn vber drey nit nebenn einannder reittenn. Darumb sollt er ebenn drauff sehenn, wieuil herrauß ziehenn vnnd mirs wider warhafftig annzaigen, damit wir die henndt nit inn die kollenn schlugen.

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Inn summa er khombt wider, vnnd sagt: „Ir sein nit mehr dann 15.“ Da glaubt ich im, vnnd dacht nit annderst dann es wehr allso, zuge ein grundlin hinauff, biß das ich ann hauffenn hinan kham. Do wahrenn es aber wie vorgemellt allein die vortreber, vnnd khammen meine reutter, die bey mir wahrenn, inn irn hauffenn hinein, vnd begegnet mir gleich ebenn zum gluck mein vetter herr Sigmundt vonn Thungenn, vnnd Harms vonn Selbitz, vnnd spricht mein vetter herr Sigmundt vonn Thungenn zu mir: „Vetter ich wollt das du weitt hinweg werest, dann ich waiß das nit zehenn vnnder denn hauffenn sein, die gut pfaltzgreuisch sein.“Da war mein gesindt schonn vnnder inn vnnd schlugenn einander vff die meuller das inenn die nassenn bluttenn. Vnnd vff herr Sigmundts redt ruckht ich hinein inn hauffenn zu meinenn reutternn vnnd sprach sie ann vnnd sagtt: „Was macht ir da? Resch vnnd/S. 118/baldtt wart vff mich, das euch botz rhein schenndt!“ Da folgtenn sie mir baldt, vnnd war auch zeitt, vnnd ehe sie sich rechtt besunnen, hett ich schonn ein vorteill eingenommen, vnnd kham mit der gotts hilff vonn inn allenn, onne nachteil vnnd schadenn, wiewoll ettlich boß reutter vnnder inn warenn. Die kammen hernach, vnnd warenn ghar zornig im halls gewest, vnnd hettenn ein strauß mit herr Sigmunden vonn Thungen gehabt. Aber er hett zu inenn gesagt: „Sihe dortt hellt er noch, reitt hin vnnd fahe inn!“Wie ich nun sambt den meinen vnuerletzt daruon kham, wollt ich mein weg vff Onoltzbach zu nemmen, ob irgenndt ein gesindt meiner gelegennheit vff mich stießenn, vnnd ob ich weitter möcht zu hanndlung khommen. Aldo mir dann herr Connradt Schottenn haußfraw selbs vff stieß vnnd ruckht ich sanndt bannder zu ir zum wagenn, woltenn sehenn wehr sie wehr, vnnd ließ die andernn reutter dahindenn, das sie nit gesehenn wurdenn. Vnd so baldt sie mich ersicht spricht sie: „Schwager wa zieht ir daherr?“ Sagtt ich: „Grieß euch gott geschweihe, seitt irs? Ich weiß selbst kham, war ich herr ziehe.“ Inn dem da hillt ich biß schir vf den abennt, das ich dannocht noch mocht ghenn Windtßheim hinein khommen. Da mir nun niemandts mehr vff stieß, zog ich wider hinein, vnd ließ dieselbig nacht etwas ann der eisen handt, so mir zubrochenn wartt, machen.Darnach thett ich ein straff oder zwenn inn derselbigen artt, vnd hillt ettliche tag fur Franckennberg, vnd alls sich herr Conradt Schott bey seinem schweher ettwas verweillt, wurff ich mitler weill schenck Friderichen vonn Limppurg nider im veldt, vnd gedachtenn ich vnd meine gesellen all nit annderst, dann herr Conradt Schott wer es selber, aller gelegennheit nach, dieweil er auch meß furtt, vnnd auch kleidung annhett, wie herr Connradt Schott, dann ich wust wie vnnd inn was kleidung er riett. Aber es wahr doch schennck Friderich vonn Limppurg, denn ließ ich vff ein allte vrphedt wider reittenn, vnnd gab inn wider ledig. Ich wurff auch gleich daruor ein buchsenmaister nider, der stanndt herr Connradt Schottenn zu, denn vertagt ich, nit waiß ich, ob er sich

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gestellt hatt oder nit, vnd auch ein knecht, der hieß Haintz Buschman, denn vertagt ich alher in mein behausung. Der stellt sich auch vnnd wahr ein wissenntlicher knecht denn herr Conradt Schott lieb hett, denn ich vonn knabenn weiß vf gekendt, vnd wust woll bey wem er alltzeitt inn vhedenn gewest wahr. Da schrieb ich aber meinem gnedigstenn churfursten vnd hern dem pfaltzgraffenn, wo ire churfn. gn. in woltenn des hennckers vnd ewigen gefengnus erlaßen, so wollt ich inn irer/S. 119/churfn. gn. hinab gehnn Haidelberg stellenn laßen, wie er sich dann one das inn meiner behausung alhier gestellt hett, welchs ich nun nit vill vonn fursten haubtleuten gehortt, die sich allso gegenn irs herrnn feindenn gehalltenn habenn.Baldt nach dem erfure ich weitter kuntschafft, wie ein große faschnacht zu Haßfurt sein wurt. Vnd hettenn mir herr Conraden Schotten knecht ein jungen knabenn (der mein vetter war, hieß Hannß Jorg vonn Thungen) auch nider geworffenn, wellcher auch zu eim rechtgeschaffenn menschen worden. Denn hett ich verschickht inn eins fursten dinst, zu einem ritter inn das landts Franckhen, sonnderlich hertzog Vlrichenn von Wurtemberg betreffen, den hettenn dieselbigen knecht gefurtt ghenn Aichelßdorff (leitt vnderm Hasperg) zu Veltin Schottenn in sein behausung, der hett die knecht vnnd dieselbigen vndergeschlaifft. Das erfure ich, vnnd erfur auch mehr, das Veltin Schott hett gesagt, wann seines vettern herr Conradt Schottenn knecht noch einmall khemmen, er wollt sie einlaßenn, vnd wann noch ein Gotz vonn Berlichingenn wehr.Inn summa ich hett ein gesindt inn derselbigenn artt, die mir auch lieb wahrenn, mir gutts gondtenn, vnnd dienten, vnnd dacht woll er Veltin Schott wurt mit einem gesindt ghenn Haßfurt khommen, sonnderlich mit seinem vetternn Erhart Thruchssaßenn, vf welchen er Veltin Schott der zeitt wart. Da hett ich ghar ein feinen wissendenn knecht bey mir, denn ich auch pfaltzgreffisch macht, sambtt etlichen vom adell die inn derselbigenn arth dahein warenn, vnnd mir diennttenn, vnd hett 16 pferdt vnnd 2 bubenn darunder. Als wir nun vff sie hielltenn, da ziehenn sie daher bey zehenn oder zwolff pferdenn, wie wir sie erstlichenn annschlugenn. Vnd dieweil sie nit mehr hettenn, so theiltenn wir vnns, vnd gab ich Jorg Gebsattel die besten knecht zu, das sie solltenn bey einer mull hinuber ziehenn, dann sie khonttenn sonst nit vber das bechlin khommen daselbst vnnd soltenn inn vnnder augen ziehenn. Treffen sie dann mit inenn, so wollt ich nit weit von inenn sein, treffenn sie dann mit mir so solltenn sie deßelbigenn gleichen auch thonn.Inn summa ich ruckht zu einem dorff hinder ein scheur, vnnd meint ich wollt Veltin Schottenn vnd den Erhart Thruchssaßenn mit irem hauffenn furlassenn, vnd wollt inn vff dem fueß nach ziehenn, wie ich dann denn bescheidt mit meinen reuttern gemacht hett. Da wurdenn sie aber mein gewahr hinder der scheurnn, vnnd ruckhtenn bey dem dorff zusammen, vff ein buhelein, vnnd hettenn ire spieß vf denn beynenn, vnd ire armbruster vffbracht, wie dann ein jeglicher gerust wahr. Da zog ich fuß

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fur fuß zu in, das thett ich darumb damit das Jorg Gebsattell, vnd die andern reutter, die ich vonn mir geschickht hett, mochten auch desto ehr mir zuhilff vnd zum hanndel khommen. Vnnd wahr mir darbey die weill nit kurtz, dann je neher ich zu inn kham, jehe grosser mich daucht der hauff sein, vnnd hettenn bey vier oder funff vnnd zwenntzig pferdt./S. 120/Nun wollt ich mit gottes gnadt vnnd hilff woll vonn inenn kommen sein, so gedacht ich aber die 6 pferdtt, die ich vonn mir hett geschickht, mochten darob geschlagenn, gefangenn vnd erstochenn werdenn, das mocht mir zu grossem nachteill vnd schadenn gereicht habenn, vnd das ich dem beschaidt nit nachkhommen wehr, wie ich dann mit inen gemacht her. Vnnd wie sie vff dem buhellin halltenn, so hillt ich darunder, aber da ich nit khommen wollt, do khammen sie, vnnd durchrandt Erhart Thruchßsaß mir ein knecht (der hieß Liennhartt Schmidle, vnnd wahr pfaltzgreuisch, vnnd sonnst khein pfaltzgreuischer knecht bey mir, dann derselbig), das er dem gaull mit seim ruckhen vf dem ruckhenn lag. Daruff ich ine Erhartt Truchssaßenn auch so baldt vom pferdt herab gestochenn, das er mit sambt dem federbusch im treck lag, das dann wie ich achtt, vnnser groß gluck wahr. Vnd wahr einer bey ime der hett ein armbrust, vnnd schoß vff mich ab, vnnd hett das armbrust nach mir geworffenn, wellchs ich nit gesehenn hett, dann ich hett mit den andernn zuschaffen, das ich sein nit warttenn khonndt. Da gienng eß, das ich bey 3 oder 4 mall mit den 10 pferdenn vnd zweyen bubenn durchbrechen must, ehe dann die andernn sechs pferdtt zu vnns khommen. Darnach fingenn wir sie alle, onne was vnns entriett, vnnd hettenn sie all gethann, wie der frumb Erhartt Thruchsses, vnnd ein knechtlein so beim Bernhartt vonn Huttenn gewesenn, es wehr mein vnnd meines kleinen heuffleins vbell gewartt wordenn. Dann wann ich schonn das mendlein ettwann einmall vonn mir brachtt, vnnd ich ettwann sonst ann einem andernn wahr, so kham es vonn stund ann wider ann mich. Es hueb mich auch durch denn banntzer ermell hindurch, das es ein wenig geflaischt hett, vnnd hett ich sonst souill zu thun, das ich sein nit allein gewarttenn khondt. Vnd dasselbig mendlin entbot mir darnach, wann ich es zu einem dhienner annemmen wollt, so wollt es mir ein jar vmb sonnst dhiennenn, nit waiß ich was es ann mir ersehenn hett. Da embott ich im, es soldt khommen, ich woldt es nit vmb sonnst begerenn, sonder ich woldt inn halltenn, wie ein annder knecht. Vnnd wiewol mir das mendlein vff denn tag hartt zu setzt, vnnd ich sein nit bedarfft, so hett ich inn doch ghernn zu einem dhienner angenommen, dann er gefiell mir vff denn tag nit mehr dann zuwoll.Inn summa ich fing sie all, vnnd gab sie doch vf ein allt vrphedt wider ledig, onne allein Veltin Schottenn, der herr Conradten Schottenn knecht, meinem jungen vetternn vonn Thungen, auch meinem gnedigstenn churfurstenn vnnd hern dem pfaltzgraffenn, vnd mir zu nachteill, vnd zu wider, eingelassenn vnd vnndergeschleifft hett, denn behiellt ich Jorgen von Bodigheims vnd meinem knabenn vnd vettern Hanns Jorgen vonn Thungen zu gut bey meinen handen. Vnd ist diese handlung alle wie vor vnnd nach gemellt, ist, vnngeuerlich in einem monatt oder zweyen, von

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mir vnd meinem kleinen heufflin außgericht worden, wie dann hieuor auch gemellt ist. Vnnd wie ich sie all ledig gabe, vnnd furtt zoge, da stiessenn wir irgenndt vber ein virtell meill wegs wider vff ein andern hauffenn, die hettenn vngeuerlich vff ettlich vnnd dreißig pferdt, vnnd wolltenn den andern gleich nachziehenn, vnd auch vff die faschnacht ghenn Haßfurtt khommen. Do dacht ich woll mein schwager Sigmundt Thruchssaß wehr darunder,/S. 121/der hett mein schwester, denn fordert ich vß dem hauffenn, das er zu mir khem. Der sagtt mir wehr die reutter all wehrenn. Da sagtt ich im gleichwoll wie es mir gangen wehr, vnnd liessenn sie mich bey inn hin ziehenn, vnnd alls es inenn gesagt, das ich es gewesenn werr, hettenn sie eintheill vill boser red vnnd wortt getribenn.Nun warr ich herr Connradt Schotten schuldig noch am haus Hornnberg 2000 gulden, die sollt ich im vff sanct Peters tag zu Schweinfurtt erlegenn, wie ich auch vff dieselbig zeitt thet. Vnd war sein haußfraw da, die empfienng das geldt, vnnd wie ich die quittantzenn vonn ir nam, vnd gehe vff dem marckht heim der herberig zu, so kham des marggrauen stallmaister zu mir vff denn marckh, der khandt mich nun woll, vnnd sprach mich inn allem guttem ann, vnd warnnt mich, vnnd sagtt wie dennselbigenn tag bey denn 60 pferdenn vf inen gestoßenn wehrenn, nit weitt vonn Schweinfurt, vnd ich sollt mein sachenn in gutter achtt habenn, denn er hett gemerckht, das es wider mich wehr. Vnnd ich dannckht im wie billich, vnd hortt es auch ghernn, damit ich khonndt mich darnach richtenn.Nun dacht ich doch vorhin onne dieße warnung, herr Connradt Schott der wurt sich regen, vnnd mir irgendt ein nasenn spill zurichten, vnd nam mich nichts ann, vnnd gienng inn die herberig vnd all zu nacht, das woll ein stundt oder zwo inn die nacht, vnnd alle thor zugemacht vnnd verschloßenn wahrnn, vnnd hett sorg sie hilltenn vor allenn thorn, vnd sonnderlich am Main thor oder ann dem thor gegen dem Schweinfurtter gaw zue, da ich hin reittenn wollt. Vnd wie ich sorgt, allso wahr es auch, vnd nam mir fur, ich wollt zu dem thor hinauß gegen dem Schleichtich zu, wie ich dann thett. Das wahr nhun nit meins wegs, sonnder damit ich inen entgehnn möcht, dann ich hett wenig pferdt bey mir, vnnd nit mehr dan meine knecht. Vnnd beuall meinen reuttern, ehe wir hinauß zogenn, das sie dennechsten die spieß vff denn beynnen hettenn, dann hillt schonn ein gesindt vor vnns, so wolltenn wir dennechsten mit in treffen, vnd durch sie schlagenn. Aber ich hett das recht thor furgenommen, dahin sie nit gedacht hettenn, das ich zu demselbigen thor hinauß sollt, aber die anndere zwey thor, wie ich sorg hett, die hettenn sie verhallten, vnd must ich mein vortheill suchenn wa ich vber denn Main woldt wider vff Haidelberg zue. Ich hett aber doch darfor mein gnedigsten churfurstenn vnndt herrnn, durch Hannsen vonn Rottennhann verstenndigt, was ich gehanndlet hett. Also kham ich zu Zellingen vber

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denn Main, darnach durch die herrschafft Wertheim herrein wider vff Haidelberg zue./S. 122/II. Volgett der baurr kriegWeitter ist auch meniglich woll wissen das inn dieser landtsart ein große beurische vffrhur sich erhebt, dergleichenn vor nie geweßen. Da schrieb mir mein bruder Hanns vonn Berlichingenn selliger, alher ghenn Hornnberg, ich sollt zu im khommen, nachdem viell baurnn zu Schonntal legenn, solt ich im helffenn, damit sie inn nit vbereilltenn. Das thett ich nun alls ein gethreuer bruder, kham zu im, vnnd hanndeltenn souill mit dennselbenn haubtleuttenn, das sie inn zufridenn ließen. Darnach braucht mich der Teutsche maister inn das Weinsperger thall, da reitt ich alls ein threuer nachpaur irer fn. gn. zu ehrnn vnnd gefallenn, vnd mit grossem sorgenn dahin. Waß mir begegnett, das zaigt ich irer fn. gn. vnnd dero beuelch haber zu Hornneck ann, vnd sunderlichenn das sie khein geschutz hettenn, nit ein buchßenn, das sie khonndtenn ein stein vsser einner maurn schießenn. Welchs ich darumb thett damit die zu Hornneckh sich desto baß darnnach richtenn kunthenn, dann es wahren ettliche leut darin, allso das des hauß dannocht besetzt wahr. Wie nhun die baurn zu Weinßberg gehanndellt habenn, das ist meniglichen inn disenn landtßartten wißendt, vnd zogen sie darnach herab dennechstenn vff Hornneckh, vnd namen es ein, onne alle wehr. Wiewoll ich nun nit mehr pfaltzgreuischer dienner wahr, so wehr ich doch ghernn bey irenn churfn. gn. inn diser hanndlung gewest, vnnd befahl demnach Wilhelm vom Habern, das man mir schreibenn soltt, wie ich mich solltt halltenn, dann ich hett sorg, dieweill sie nahe da lagen, sie wurdenn mich auch vbereillenn. Darzu besorgtt ich auch meines weibs vnnd kynndern, die lag auch eines khindts der zeitt innen.Nun hettenn mich meine bruder vnnd andere meine gutten freundt vnd gesellenn beschaidenn inn ein holtz bey Bocksperg das heist das Hespach, da ich dann mit großen sorgen zu inn kham, dann der teuffel wahr vberall ledig. Da bedachtenn wir vnns mit einannder zu welchem furstenn wir doch ziehenn wolltenn, der inn der nehe wehr. Da zaigtt ich ann, ich wust khein furstenn der inn der weher were, dann meinen gnedigstenn hern denn pfaltzgraffenn, der hett sich beworbenn, vnd war der meinste theill vnnder vnns der meinung das wir wolltenn zum pfaltzgraffen reittenn. Da sagt ich, ich wehr einer schrifften warttenn, was mir begegnett, weher es muglich, so wollt ich siß wissenn laßenn, vnnd reitt auch vonn stund ann mit großenn sorgen in mein behausung./S. 123/Vnnd ehe ich mich vßthett, da fragtt ich mein weib ob khein brieff vonn Haidelberg khommen wehr, da sagt sie: „Nein.“ Do erschrack ich warrlich vbell, das ich nit wust, wie ich mich halltenn sollt, dann es gingen die redt, das sich mein herr der pfaltzgraff wollt mit denn baurn vertragen, das ich nit wust, wie ich im thun sollt. Hab auch seither denselbigenn brieff nit gesehenn, aber souill erfarnn, das er meiner

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schwiger vnd meinem weib worden ist, vnnd alls sie solchenn meiner schwiger gelessenn, hett sie ir beuolhenn, sie solt mir bey leib vnnd lebenn nichts daruonn sagenn, sunst werenn sie all verdorbenn vnd gestorbenn. Darumb ich solchenn brieff wie gemeltt nie gesehenn, vnnd khame vmb der vrsach willenn inn all mein vngluck vnnd vnrath, das mir begegnet ist, hab auch alßbaldt darnach, da ich die sachen besser erfaren, die schwiger nit lennger inn meinem hauß haben wollen, sie ist auch seithero nit mehr darein khommen. Vnnd wie die baum zu Gundelßheim lagenn, da warenn daselbst ettliche von Berlichingen vnd auch anndere, alls nemlich Beringer vonn Berlichingen ein sehr alter man, vnnd auch mein bruder Wolff vonn Berlichingenn vnnd auch anndere mehr vom adel. Die wustenn auch nit, wa auß oder ein, hettenn all gehrnn fridenn erlanngt, vnnd wahr ich auch bey inen, vnnd vertrugen sich mit denn baurn, wie anndere mehr furstenn, graffenn vnnd hern gethonn habenn. Aber ich hett mich inn keinen weg, weder mit worttenn oder werckhenn mit inen denn baurn eingelassenn, sonnder mich fur vnnd fur vffennthaltenn, vnnd zog wider inn mein heußlin vnnd hofft immer vf die schrifftenn vonn Haidelberg, wie ich dann mit Wilhelm vom Habernn geredt hett, sie solltenn mir zugeschickht werdenn. Vnnd weiß noch vf disenn tag nit ein buchstabenn ires innhalts, darauff wollt ich sterbenn, vnnd so wahr alls gott im himel ist, vnnd bey meiner sellenn haill vnnd selligkeitt.Vnnd wie ich in meinem hauß wahr, da brachenn die baum wider vff zu Gundelßheim, vnnd schickhten die haubtleut mein schultheißenn zu mir, ich soldt zu inn khommen, sie hettenn etwas mit mir zuhanndlenn. Wust ich doch nit, wie oder warm, forchtt mich auch sie wurdenn mich vbereillenn, das es meinem weib vnnd khindten vnd den meinen zu nachteill mocht reichenn, dann ich hett khein wehrlich volck inn meinem hauß, so wahrenn die baurn all voll teuffel, vnd wolltenn knecht vnnd magdt auch nit mehr guet thonn. Also zog ich mit dem hinuff, vnnd saß ab vorm wirtßhauß, vnnd will hinein gehnn, alls ich auch thett, so ghet Marx Stumpff vonn baurnn die stegen herab, vnnd sprichtt: „Götz bistu da?“, sagt ich: „Ja, was ist die sach, was soll ich thonn, oder was wollenn die haubtleutt mein?“ Da hebt er ann: „Du must ir haubtman werdenn!“ Da sagt ich: „Gott mir nit, das thue der teuffel, warumb thust du es nit? Thue du es ann meiner statt!“ Da sagt er: „Sie habenn mirs zugemut, ich hab mich aber vonn inn geredt, vnnd wann ich es meines dinsts halbenn thun khonndt, so wollt ichs thonn.“/S. 124/Da sagtt ich wie vohr: „So will ichs nit thun, will ehe selbs zu denn haubtleuttenn gehnn, versihe mich sie werdenn mich nit darzu zwingen oder nottigen.“ Da sagt er: „Nims ann, meinem gnedigenn herrnn vnnd andern fursten, vnd vns allenn dem gemeinen adell zu gutt!“ Da sagt ich: „Ich will es nit thun!“Vnnd ging daruff zu denn haubtleuttenn selbs vnd erlangt guttenn beschaidt, allein das sie mir das anhenngtenn, ich solt zu den andern

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haubtleutenn auch ghenn, die vnnder dem hauffenn drauß vor dem thor weren, wie ich siehe dann im feldt sehenn wurt, vnnd sollt es inn auch anntzaigen, vnnd sie, wie ich inen angezaigtt hett bittenn. Das that ich, reitt hinauß vnnd sprach sie ann, ein rott nach der andernn, wie sie dann mit allenn fendlin hauffenn weiß bey einannder wahrenn. Da fanndt ich aber guttenn beschaid bey allenn fursten, graffen vnnd hernn verwanthenn vnd vnnderthanenn, die im hauffenn wahrenn, außgenommen bey denn Hoennloischenn, die namen meinen gaull bey dem zaum vnnd vmb ringten mich, mit vermeldung, ich sollt mich gefanngen gebenn, globenn vnnd schwerenn, den andern tag bey inenn zu Buchenn im leger zusein. Da wurde ich sie findenn, vnnd onne irenn wissenn nit abziehenn.Die gelub bezwanng mich, das ich mich zu inenn ghenn Buchenn steldt, damit nit mein weib vnnd khindt, vnnd anndere vom adell dardurch beschedigt wurdenn, vnd thett es mit traurigem betrubtenn vnd bekumertenn hertzenn, dann ich ließ mich nit ghernn erwurgen, wie sie dann neulich villenn frommen vom adel zu Weinßberg gethann hettenn. Vnnd ich hofft noch immer ich woldt etwas guts erlanngt habenn, vnnd zog also des andernn tags mit traurigem hertzenn zu inn inn das leger, vnnd wunscht mir vill mal das ich darfur in dem bosten thurn leg der inn der Turckhey wehr, oder vff erdtrich, es wehr wa es woldt, vnnd ging mir wie gott wollt, wie mir gleich gott wider außhulff.Nun ich kham zum hauffenn, gott erkanndt vnd weiß wie mir wahr, da namen sie den gaull bey dem zaum vnnd must ich abstehnn zu inen inn ringh. Da redtenn sie mit mir der haubtmanschafft halbenn, das schlug ich inn nun frey vnd gutt rundt ab, ich khonndt oder wust es meiner ehrenn vnnd pflichtenn nach nit zuthun. Darzu verstundt ich mich ires handels nit, dann ir hanndlung vnd mein handlung, vnd ir wesenn vnd mein wesenn were alls weitt von einander alls der himell vonn der erdenn. Darzu so khonndt ich es auch gegen gott, kay. mt., churfursten, furstenn, grauen vnnd herrnn, vnd der gemeinen ritterschafft, vnd gegen dem bundt auch vnnd allenn stendenn des reichs, freundenn vnnd feindenn, mit ehrn nit verantwurttenn, vnd batt sie solten mich deßen erlassenn. Aber es wahr verlornn, kurtzumb ich sollt ir haubtman sein. Da sagt ich, ehe ich ir haubtman sein, vnnd so thirannisch handeln, wie sie zu Weinßberg gethann vnd gehandelt hettenn, oder auch dartzu rathenn oder helffenn soldt, ehe mustenn sie mich zu todtschlagen wie ein wuettenden hundt. Da sagtenn sie es wehr geschehen, wo nit, geschehe es villeicht nimmer./S. 125/Nun khammen die meintzischenn reth auch ghenn Buchenn ins feldt zu dem gesprech, vnnd Marx Stumpff mit inen, derenn waren vnnder funff oder sechs nit, vnnd wahr freilich einer, hab ich anderst rechtt behaltenn, darunder, der hieß der Ruckher. Inn summa die meintzischenn reth bathen mich auch, wie Marx Stumpff, ich solt solche haubtmanschafft irenn gnedigsten hern zugefallenn, auch allenn fursten vnnd allem adell,

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hohenn vnd nidernn stenden im reich zu gutt annemmen, ich möcht vill vnraths damit verkhommen. Da sagt ich darauff, wann die baurn vonn irem furnemmen wolten abstehnn, vnd der oberkeitt vnnd irer herrschafft gehorsam sein, mit dhiennen, fronnen, recht nemmen vnd gebenn, wie vonn alther herkommen wehr, vnnd sich halltenn gegen irer oberkeitt alls wie frommen gehorsamen vnnderthannen vnnd hindersassenn geburt vnd woll annstett, so wollt ich es acht tag mit inn versuchenn.Da schlugenn sie mir ein lannge zeitt fur, aber es kham letzlichenn vff ein monnat, doch das sie inn allenn herrschafftenn vnd ambternn, stettenn, fleckhen vnnd dorffern, sie wehrnn gleich daheim wo sie wolltenn, weit oder nahe, vnnder irem siegel hindersich schreibenn, das sie dem allem wie obgemellt nachkommen wolten, vnnd auch kheins furstenn oder edellmans hauß nit brennen oder beschedigen. Vnnd nam darauff ettliche ire räth vnnd haubtleut, die mich dauchtenn tuglich darzu sein, vnnd wahr sonnderlichenn dernn einer Wenndel Hipler, ein feinner geschickhter man vnnd schreyber, als man vngeuerlich ein im reich findenn sollt. War auch etwann ein hoenlochischer canntzler gewest, vnnd thettenn ime die vonn Hoennlohe, souill ich wissenns hab, auch nit viell gleichs, denn nam ich zu mir. Vnnd machten ein vertrag, wie vorgemeldt, das sie gehorsam soltenn sein vnnd dergleichenn, vnd schreibenn eß hindersich inn alle ambt vnnd herrschafft, wue ein jeglicher daheim wahr. Vnnd wurt auch solche betheidigung vnnd vertrag vberanntwurt, vnnd vonn dem hellenn hauffenn vnnd irenn haubtleuttenn bewilligt, das ich nit anderst wust, dann die sach stundt desselbigen halbenn wie gemeldt gar woll, vnnd wehr anngenommen.Was geschahe aber? Sie wolltenn hinab ziehen vonn Ammerbach ghenn Miltennberg, vnnd woldt graff Jorg vonn Wertheim auch dahin khommen, das er sich auch mit denn heilloßenn leuttenn vertragenn mocht. Vnnd ziehe ich dahin, vnnd will wehnn sie ziehenn mir nach, so halltenn sie onne wissenndt mein ein gemein mit dem gantzenn hauffenn. Vnd wahr das die meinung, die baurn denn man hindersich geschriebenn hett, warrenn mit irer bottschafft da, vnnd sagtenn, sie wolltenn wehn sie kriegten vmb ire freiheitt, so wehr inn geschribenn vnnd gebottenn wordenn, sie soltenn ebenn thonn wie hieuor auch vnnd dergleichen, vnnd machtenn also ein vffrhur in dem hauffenn, das sie zusammen schwurenn, vnd die finger vffreckhtenn, mich vnd die jenigen die solchenn vertrag vffgericht, vnnd inenn zugeschickht hettenn, thott zu schlagenn, vmb der vrsachenn willenn, wie obgemellt, das sie dem vertrag denn wir vfgericht hettenn nachkhommen, vnnd allso halltenn solltenn./S. 126/Da wust ich herr gott nichts drumb, vnnd zeug doch dem hauffenn zu, vnnd wollt sehenn, was die heillosenn leutt fur ein hanndel hettenn. So leufft ein kriegßman herrab, der wahr vonn Hailbronn, vnnd wahr auch bey denn baurnn (denn hett ich erkenndt da vnnser ettlich als Phillips Echter, Frantz vonn Sickhingenn, ich vnnd anndere gute freundt vnd

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gesellenn Vmbstadt ein nammen, da er Frantz fur Darmstatt lag), der gemeints onne allenn zweiffell threulich gutt gegenn mir, vnd het alle redt gehortt, das ich nit wust. Der sagtt mit kurtzenn worttenn zu mir: „Junckher reitt nit zum hauffenn!“ Da war ich schellig vnnd schwur vbell: „Das euch botz der vnd jenner vff ein hauffenn schenndt! Was hab ich dann gethann?“, dann ich khonndt nit wissenn, waß es wehr, oder warumb ich mich besorgen sollt, het ann denn vertrag nit mehr gedacht, sonnder gemeint es blieb darbey, vnnd stunde gleichwoll. Vnnd wie ich schier zum hauffenn khome, da sahe ich ein schloß brennenn heist Willennberg, ist des bischoffs vonn Meintz, welchs alles wider denn vertrag den wir vffgericht hettenn gehandelt wahr. Vnnd wie sie mitt mir theydigtenn vor Buchen, vnnd wollten mir alls oblaut lennger zeitt bey inn zubleibenn vfflegen, dan ich thonn wolt, da sagt ich frey zum gantzenn hauffenn, sie soltenn mich allso wie ich bewilligt, die acht tag bleibenn lassenn, ich wollt mich dermassenn halltenn, sie solten mein ebenn alßbaldt muedt werdenn, alls ich ir. Vnnd das geschahe auch, vnnd weret solche haubtmanschafft nit vber acht tag, wie ich gesagt hett. Allso zogenn sie hinein fur Wurtzburg, vnnd lag daß leger hieauß zu Huttberg, da hettenn sie abermall ein gemein, vnd wollten weder fursten, herrnn, noch edelleutt bey inn habenn, vnnd gaben mir auch vor der zeitt, wie ich inenn gesagt hett, vrlaub. Da wahr ich mein lebennlanng nihe froher, dann ich ließ mir inn denn acht tagenn, waß ich im sin hett, das hertz nit abstoßenn, wie ich dann niehe khein heuchler gewest bin, vnnd noch vff disenn tag nit, vnnd redt nichts das inn gefallenn thett, gab inenn auch nit recht wo sie vnnrecht hettenn.Alls sie nun ghenn Wurtzburg khammen, richtenn sie die sach dohin, das man sie hinein inn die statt ließ, vnnd lagenn bey sant Burckharts munster vnnd daselbst herrumber vmb die bruckhen, auch villeicht zum theill inn der statt drinnen, dann es wahrenn der hauffenn viell. Vnnd wie wir allso ettlich tag zu Wurtzburg gelegenn, do kombt ein frommer gutter threu hertziger man (der villeicht sahe das ich die sachenn meiner meinung nach threulich vnnd gut gemeint, vnd nit einem jeglichenn redt was im woll gefiel) zu mir allein, vnnd warnet mich, onne allenn zweiffell auß redlicher threulicher meinung mir zu guttem, vnd sagtt, ich wer ein guter freier edelman, vnnd radt frey, nit einem jeglichem was im woll gefiell, vnnd wehr khein heuchler, aber er riedt mir doch vertreulicher weiß, ich soldt solcher redt mussig gehnn, vnnd sollt mich/S. 127/auch bey leib vnd lebenn nichts merckhenn lassenn, das er mich gewarntt hett, dann wo ich es nit thun wurtt, so wehr beschloßenn, sie wolltenn mir denn kopff herrab schlagenn. Vnnd wahr derselbig darzu der sibenner vnnd innernn raths einer, was die baurn beschlossenn, das namen sie ann, vnd was sie hanndelltenn das wahr gethonn, darbey mustenn die baurn bleibenn. Das nam ich nun wie billich (dann ich marckht das ers threulich vnd gut gemeint) zu großem dannckh ann, vnnd war woll bedachtt, was ich thonn, oder wie ich mich halltenn sollt, so lag mir das im weg das ich ein monatt zu inn gelobt vnnd geschwornn

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hett. Nun hiellt ich mich wie vorgemeldt, das es acht tag wertt, das sie mir vrlaub gebenn, ich blieb abet doch die vier wochenn wie ich gelobt vnnd geschwornn hett, damit sie nit vrsach hettenn, alls ob ich mein gelubd vnnd pflicht nit gehaltenn.Dem sey nhun wie im wöll, so wust ich weder zu Wurtzburg noch im leger vonn inenn zu khommen, dann wann gott vonn himell zu mir khommen wehr, so hettenn sie ine nit mit mir redenn laßenn, es wehrenn dann zehenn oder zwolff darbey gestandenn die zu gehortt hettenn. So hett ich sorg, wann ich schonn von inn khommen wehr, alle furstenn grauen, herrnn, ritter vnnd knechtt die hettenn mein entgelltenn mussenn, auß der vrsach, das ich meiner glub vnnd pflicht, die ich ein monat zu inenn gethonn hett, nit nachkommen wehr, vnnd mochten daßelbig fur ein vrsach furgewenndt habenn, damit eß viell vnnschuldigenn leutten vom adell vnd andemn zu nachteill gereicht habenn wurde.Inn dem gab gott der allmechtig dem Schwebischenn bundt sieg vnnd gluckh das sie ein hauffenn im landts Schwabenn schlugenn. Da marckht ich woll das in die katz denn rucken hinauff, darumb sie dann baldt zu Wurtzburg vffbrachen, vnd zogenn herrauß auff Lauda zu, vnnd hettenn das erst leger ann der Thauber, darnach zu Krauttenn, darnach vff die Newennstatt vnd durch die Hoennloischen artt, vnd blieb ich bey inn biß ghenn Adoltzfurt, das ist auch hoennloisch. Da hettenn sie ein leger vnnd wahr ebenn vff dennselbigen tag mein zeitt vnnd ziell der vier wochenn, wie ich zu inn verpflicht wahr, auß, vnnd dacht ich: „Nun ist es zeitt, das du sichst waß du zuschaffen hast.“ Vnnd ich glaub nit das sie die abentheur wustenn, das ebenn mein zeitt außwahr, ich wust es aber woll, dann ich rechnett schir allenn tag einmall daran. Allso gab gott der allmechtig gluck, das ich von denen bossenn oder frommen leutten, wie ich sagenn soll, kham.Nun hatt ein jeglicher ehrlicher verstenndiger mensch, er sey wehr er woll, auß dieser meiner schrifftlichenn anntzaigung leichtlich vnd woll zuuernemmen, ob ich mich woll oder vbell bey denn baum gehalltenn hab, vnnd wollt auch ghernn einen redlichenn/S. 128/menschenn, er sey wehr er woll, ob er schonn partheijsch wehr, horenn daruonn redenn, wie ich mich doch annderst bey einem solchenn thirannischen volckh, wie ich zu inenn verpflicht bin gewest, gehalltenn habenn soldt, dann wie ich gethonn hab. Vnd hett ich es besser gewust, so wollt ich es auch beßer gethann habenn, vnd ich waiß nichts, daß ich gethonn hab, dann das ich manchen churfurstenn vnnd furstenn, geistlichen vnd weltlichen, auch graffenn, herrnn, rittern vnd knechten hoch vnnd nider stanndts großenn mercklichen schadenn souill mir muglich gewest, verhutt hab, auch darumb mein leib vnnd lebenn inn gefehrligkeitt begebenn, das ich khein tag wust, das ich sicher wahr, das sie mich nit zu thodtt, oder denn kopff herrab schlugenn. Vnd khann mir auch kheiner er sey wer er woll vfflegenn, das ich je einem eins nestells wertt genommen, entwenndt, oder solchs begertt hab, sonder souil

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muglich einem jeglichen fur nachteill vnd schadenn gewest bin, auch mein lebennlanng, inn kheim krieg gewest, da ich gott mehr vnd vilueltiger im feldt vmb fridenn, vnnd das ich mit ehrnn vnd fugenn daruon khommen möcht, angeruffenn vnnd gebettenn hab, dann bey dennen erloßenn baurn.Vnd ist auch die warheitt das der apt, vnnd daß couent zu Amerbach denn haubtleuttenn, wehr sie dan wahrenn, iglichem ein oder zwenn becher gabenn, vnd wolltenn mir auch zwenn geben, das marckht ich woll daß ein betrug darhinder war. Aber die anndernn namen ir all, allein ich gab inenn mein zwen wider, vnd ließ sie vff dem tisch stehnn, vnnd wollt ir nit. Nit waiß ich wo sie hin khommen sein, ich hab ir khein inn mein hauß bracht, dann ettlich ding kaufft ich denn baurn ab, vnd wollt wehnn, es wehr silber vnd vbergullt, aber es wahrenn messenn rhorenn vnd vbergullt, vnnd liehe mir auch Liennhart von Thurn dasselbig geldt, das ich im wider erstatt, vnd wais nit ein pfening, das ich es genossenn hab.Vnd hat mich gleichwoll nach solchem handell glaublich angelanngt, wie der apt vonn Amerbach sich horenn laßenn, er hab vill silbergeschirs verlornn, vnd der meinung, ob es im entwendt wehr wordenn. Dauon ich dann bey der gottlichenn warheitt nit weiß zusagenn, dann das ich mit dem vermeintenn silber geschirr alls oblautt zum hochsten betrogen wordenn, wellchs die grundtlich warheitt ist, vnd vill gutter ehrlicher leutt darumb wissenns habenn. So hatt man auch daßelbig silber geschirr, das der munich klagtt, darnach do er sterbenn wollt, hinder im selber vnnder seinem bett, darauff er gestorbenn ist fundenn. Ist gut zudenckhen das ers selber hatt wollenn behalltenn, vnnd wollenn verdiestiliern. Daß hatt mir meiner pfarher einer der ein frumer erlicher man, vnnd freilich niehe khein lugen von im gehort wordenn, annzaigt, mit namen Fryderich Wolffart, der dann lenger dann 50 jar mein vnnd meiner bruder/S. 129/pferrer zu Jagsthausen vnnd Neunstettenn gewest, der es vonn ettlichenn munichen auß dem conuent zu Schonntal gehort, dohin es onne zweiffell vonn denn munichen zu Ammerbach khommen, wie dan die munich einander nichts verhellenn. Das hab ich dannoch zu enntschuldigung meiner ehrnn, vnd andernn, die der sach auch vnnschuldig sein, nit vnangezaigt wollenn laßenn.Nun khan vnnd will ich meiner großenn notturfft nach, auch eim jedenn nit verhalten, das ich vff etlicher leutt annsuchenn, die meinethalbenn mit herr Jorg Thruchssaßenn geredt, zu ime ghenn Stuckgarten gerittenn, der dann ein oberster haubtman vnd gubernator vber das gantz Wurttemberger landt geweßenn ist. Vnnd wie ich nun ettlich tag zu Stuckgarttenn bey ime verharret, vnd wir der beurischenn vffrhur vnd ander sachenn halbenn vill sprach mit einander gehalten haben, trug sich zu das er mich zu letzt annsprach, ich soltt kon. mt. der itzundter keiser ist, Ferdinandus dhienner werdenn. Vnd wie woll ich wust wa ich hinsoldt, vnd gutten blatz wollt gehabt habenn, da ich dann auch ghernn

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gewest wehr, vnd hett mir ein gutter freundt dasselbig zugeschribenn, jedoch gedacht ich das ich meines weibs vnnd khinder, auch meiner armut halbenn etwas thonn must, vnnd auch das ich kay. mt. vnserm allergnedigstenn herrnn (der dann vnnser oberster herr im gantzenn Romischenn reich ist ), billicher vnd schuldiger zu diennenn, dann einem andernn sein solt, vnnd sagts ime derhalbenn zue, das ich khein andernn herrnn wollt annemmen, sonder seines beschaidts warttenn, doch souer das es auch glaub wehr, darauff ichs mehr dann einmall irer gn. zugesagt, ich wollt mich darauff verlassenn. Da sagt er mirs auch zue, vnnd wollt ich wie billich vnd meinem zusagenn nach glaubenn hallten, vnnd wahr selltenn ein wochenn, ich ritt einmal ghen Stuckgarttenn, vnnd lude er mich, vnd thet mir all ehr ann, vnd meint des bescheidts halbenn stundt es gleichwoll.Wie aber mirs gangen, das weiß gott, dann ich bey solchen trauen vnnd glaubenn inn des bundtß handt vnnschuldig nider geworffenn wordenn, wie ich dann hieuor gnugsam gemeldt vnd anngezaigt hab. Vnnd hett ich mir selbs gefolgt, so woldt ich mich ann allen mein feindenn gerochenn habenn, es were dann sach das ich darob zu grundt ganngenn sein möcht, wellchs zu gott dem allmechtigen gestanndenn were. Vnnd wurde ich dergestallt verglubdt, wann man mich mant, so sollt ich mich stellenn, vnd war mir doch khein blatz, weder in mein behausung oder annderstwo, do ich mich stellenn sollt, benennt wordenn, allein ich soltt der manung warttenn, vnd ließen mich daruff wider reittenn. Darauß dann ein jeglicher woll erachtenn khann, wann ich mich der gefenngnus hoch besorgt oder schuldig gewust hett, das ich woll an ein ortt wollt sein gerittenn, da sie mich ir lebennlanng nit solten gemant habenn. Wollt demnach woll rath haben fundenn, oder so ich mich gesteldt wollt habenn, so wollt ich es mit vnnderschiedt gethann habenn, das ich dann alßwoll gewust hett, alls einer der lebtt./S. 130/Aber ich wust mich solcher sachenn frey vnnschuldig vnnd daß noch mehr ist, da ich mich stellenn sollt, vnnd wollt, da kham ich gleich inn kurtzenn tagen daruor ghenn Werttheim, zu meinem gnedigen herrnn graue Jorgen vonn Werttheim, der dann gar mein vertrautter, vnnd gnediger herr wahr, der mir auch vber sein leib, häab vnnd gut, landt vnnd leutt vertrautt, deßgleichenn vertraut ich irenn gnadenn auch, vnd wahr mein lehennher darzu. Vnnd aldo lag herr Thilman vonn Bremen, der wahr der vonn Nurnnberg dhienner vnd rittmeister, vnnd so ich recht behalltenn ir schulthaiß darzu, vnnd lagenn all inn meiner herberig zu Wertheim, da ich inn lag.Nun mein gnediger herr graue Jorg etc. der schickht gegen dem abenntt ganntz spedt, do wir schonn zu nacht gessenn hettenn ein zu mir inn die herberrig, das ich solltt ann morgen zum fruestenn drobenn im schloß bey irer gn. sein. Das thett ich, fannth auch ire gn. schonn vff mich warttenn, wie sie mich beschaidenn hettenn, dann er war ein embsiger herr inn seinen sachen, vnnd bodt mir die hanndt, empfienng mich, vnd

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fragtt mich inn allem guttem vnd threuer mainung, wie ich mich halltenn wollt, ob ich mich stellenn wollt ghenn Augspurg, oder nit. Da sagtt ich: „Ja!“ Da wieder riett er mirs warlich auß threuer mainung, anderst khondt ich nit merckhenn, vnnd sagtt ob ich mich aber stellenn wollt. Do sagtt ich: „Ich will mich stellenn, sollt ich wißenn das sie mich zu vnnderst inn thurn wurffenn, dan ich waiß mich der sachenn der beurischenn vffrhur halbenn, wie e. gn. selbs wißen, vnnschuldig, vnnd mit guten ehrnn woll zuuerannttwortenn.“ Da fur er weitter herrauß vnnd sagtt, er wollt mir inn gutter threuer meinung nit verhalltenn, daß beuelch verorttnet wehr, von den bundtß stendenn, alßbaldt ich in der herberg abseß, so soltt man mich dennechstenn nemmen vnd inn thum werffenn. Vnd marchkt alls viell vonn irer gn. das sie solches vonn herr Thilman vonn Bremen, wie ich dann nit annderst achttenn khondt, verstandenn hettenn, doch wes ich es nit fur wahr, dann ich sollches nit ebenn von irer gn. verstanndenn hab, so hab ich auch nit wollenn fragenn, vnd lag solcher herr Thillman, wie gemellt, inn meiner herberig.Vnd wie mir der gutt fromb graff sagtt, also ging mirs auch, allein das ich obenn drauff, vnnd nit vndenn im thumn kham, da lag ich zwey jar vnnd must das mein verzehrenn, das mir lannge zeitt sauer wordenn war. Vnnd bin darnach vonn des hertzogen vonn Wirttembergs wegenn virthalb jar zu Hailbronn gefangenn gelegenn, hab daß mein daselbst auch verzertt, vnd inenn geldt darzu gebenn mussenn, das sein schonn sechsthalb jar, darinnen ich gefenglich ennthaltenn wordenn. Darnach wie kay./S. 131/mt. mich inn irer kay. mt. geleitt, schutz vnnd schirmm angenommen, vnnd inn solchem geleidts brieff mir zu gutt anzaigt das ire mt. mich wollenn ghenn Vngernn brauchenn, hab ich mich 16 jar in meiner gefenngnus, in meiner behausung gehalltenn, vnd nit auß meiner marckht khommen, vnd mich annderst nit, dann wie ich verpflicht gewest, gehalltenn, wie ich bey der gottlichenn warheitt sagenn darff. Vnnd alls ich einmall vff dem waidt werck gewest, vff ein wisenn bletzlein khommen, vnd der marckhung, so mir inn der verschreibung bestimbt geweßenn nit inn achtt genommen, bin ich gleich darob erschrockhenn, vnd dacht ich wer auß der marckhung. Aber die verschreibung stundt, so weitt mein marckhung, zinß vnnd gullt raichtt, da erfur ich mich alßbaldt bey meinen verwannttenn, das mir das wißlein ein summer hun zu zinß gab, vnnd wahr froe, vnnd woll zufridenn, das ich nit auß der marckhung geschrittenn, wiewoll es vnngeuerlicher weiß geschehenn wehr. Auß dem allem khondenn alle stendt, churfurstenn, furstenn, grauen, freyen herrnn, ritter vnd knechten, hoch oder niders standts, woll vnnd leichtlich erachtenn, was mein sin vnnd gemutt allwegen gewest. Vnnd auch wissenntlich ist, das ich viell churfurstenn vnnd furstenn, auch meins gleichenn vnd andernn hoch oder nider stanndts, vnnd schir vom hochstenn biß vff denn niderstenn onne alle besoldung auß freyem willenn, mein leib vnd lebenn, blut vnnd gutt inn irenn hendeln vnd kriegen inn geuerlichkaitt begebenn, vnnd darob auch grosse nott

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erlittenn. Darbey ich es itz zumall souil diessenn articul beruret, auch beruhen vnd bleibenn laßenn will.Vnd das noch mehr ist, so bin ich zwey jar zu Augspurg inn der gefengnus gelegen, wie dann obenn gnugsam daruon gemeldet, wie ich mich gehalltenn, vber das ich vonn hochenn vnnd nidern stendenn auß threuer meinung gewarnnt bin wordenn, noch dannocht hab ich mich meiner sachenn so frey gewust, das ich khein recht oder billicheit gescheucht habe, vnd meiner pflichtenn nach, onne anngesehem der grossenn geuerlicheitt vnnd warnung halbenn, so mir beschehenn, mich ghenn Augspurg gestellt. Vnnd alls mich die bundischenn reth ettlich mall anngeredt habenn, der beurischenn vffrhur halbenn, da hab ich inenn frey zuerkennenn gebenn, ich wuß mich solches mit/S. 132/gott vnnd den rechtenn woll zuuerantworttenn, vnd sie darauff gebettenn, der bundt soll ein schreiber zu mir abfertigenn, woll ich vff zaichnen laßenn, wie die sachenn geschaffenn sey, das ich zu gott verhofft, der bundt soll ein gefallenn darann habenn. Das habenn sie gethann, vnd ein feinen man, der freilich zu Augspurg daheim gewest, zu mir geschickt. Da hab ich wie die sachenn geschaffenn, mit meiner aignen handt vffgeschribenn, das es der schreiber wider abschreibenn solt, vnd dem bundt vberannttwurten. Vnd vber ein lannge zeitt darnach, so khammen ettliche bundtß rett zu mir inn mein gefenngnus, vnd zaigten mir wider ettliche articull von dem bundt ann, das dann meinem schreibenn vnd verzaichnus gantz zu wider wahr, das es mir im hertzenn weh thett, dieweill sie meinem warhafftigen schreiben nit statt, oder glaubenn gebenn wollten. Vnd sagt auß lautter zornn vnd vnmuth mit weinendenn augen, wehr mir annderst zu meß, dann wie inn meinem schreibenn vnd vertzaichnus, so ich dem loblichenn bundt zuegeschickht, gemellt wehr, der thett mir gewaldt vnnd vnrecht, vnnd leugt vff mich alls ein ehrnndiebischer boßwicht, er sey wehr er woll, das woll ich mit der gottes hilff darthonn, als wie einem frummen erlichen vom adell gebürt.Vnd das noch mehr ist, da ich auß der gefenngnus khommen bin, so habe ich mussen gelobenn vnnd schwerenn, dem bischoff vonn Maintz vnd Wurtzburg des rechtenn zu sein, wie ich dann gethann hab. Inn derselbigenn rechtuertigung schrieb mir ein gutter freundt, Wolff vonn Freyburg der vonn Augspurg haubtman, der mein sach warrlich threulich vnnd gut gemeint, ist auch offtmals bey mir inn meiner gefenngnus ob dem thurn gewest, vnnd sich auß mitleidenn alls ein frummer vom adell alles guts gegenn mir erzaigtt, vnnd nit annderst gespurt, dann er ein groß mitleidenn mit mir hett. Vnnd alls ich mit dem bischoff vonn Meintz zu Augspurg vor dem bundt inn rechtuertigung standt, da hett er vnnd villeicht anndere mehr mit denn meintzischen bundtßrethenn meinethalbenn geredt vnnd gehanndelt. Dieselbig sein meinung vnnd handlung die schrieb er mir herrab in mein behaußung, wie sein vnd anderer abred mit denn Meintzischenn gewest wehr, vnd das er verhofft es wehr vmb ein gerings zuthun, vmb ein 1000 gulden mehr oder weniger

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vnngeuerlich, vnnd wahr sein threuer radt, ich solt solches bedennckhenn, vnd nit abschlagen, dann er wollt alle die bundtß reth die da sessen vnd mein sach threulich vnd gut gemeinten, mit einem pfenning weck speißenn. Da schrieb ich im wider vff frischem fuß, ich wust mich meiner sachenn der beurischenn vffrhur halbenn frey vnnd gerecht, vnd wann ich den wenigstenn heller inn meiner stuben fundt der jehe vff erdtreich khommen wehr, so wollt ich inn nit gebenn, sonnder wollt sehenn waß recht wehr. Darauß aber ein jeglicher verstenndiger leichtlichenn khann abnemmen, wie vnnschuldig ich inn dießenn last vnd geuerlicheit khommen bin./S. 133/Darauff die bundtßreth beschloßenn, vnnd funff rethenn beuolhenn habenn, das vrtell meinethalbenn zubeschließenn vnnd auss zusprechenn, das ist nun geschehenn, darbey es noch bleibt vnnd steet. Vnd hab ich der zeitt nit gewust, wehr die funff rett vnnd vrthellsprecher gewest sein, dann was ich darnnach erfarenn hab, wie das vrthell herrauß khommen ist, vnnd ich glaub wann ich gewust hett, das die funff das vrthell auß sprechenn soltenn, wehr es mir ettlicher vrsachenn halbenn hoch beschwerrlich gewest. Allein ein edellman ist vnnder in gewest, denn kenntt ich, der hett nit mehr alls ein aug, vnnd ist ein Marschalck vonn Bappennheim gewest, denn hett ich alls ein edellman vnuerdechtlich geacht. Aber die andernn zum theil werenn mir verdechtig gnug gewesenn, auß vrsachenn, das die gaistlichenn nit meins glaubens wahrenn, vnnd ich mit denselbigen furstenn inn vilenn vhedenn vnd hanndlung gestandenn, vnnd derselbigenn richtern einen seines herrn halbenn inn vhedenn nidergeworffenn, vnd ettliche zeitt gefanngenn gehabt hett. Welchenn ich doch alls ein bidermann allwegen inn seiner gefenngnus gespurt, vnnd bin seitthero nie zu im khommen, aber zuuor, es seyvff bundtstegen oder sunst geweßenn, ist er allwegenn zu mir gangenn, vnd hatt mir die hanndt gebottenn. Ich hab inn aber auch inn seiner gefenngnus, souill ann mir, vnnd muglich gewest, gehalltenn, alls wie dan ein frummer vom adell ein gefangennen biderman billich halltenn soll, wie er dann onne zweiuel, so er noch inn lebenn, solches sagen wurt.Ann denn andernn dreyenn richtern, alls aptenn oder prelatenn, wehr sie sein, hett ich auch khein mangel gehabt, allein der sect halbenn, das wir nit eins glaubenns wahrenn. Ich wust woll das ich nit vill gunst oder gnadt bey ettlichenn gaistlichen vnd welltlichenn furstenn des glaubens halbenn hett. Aber sie habenn sich woll gehalten, vnd onne allenn zweifel gethonn, alls wie frummen herrnn vnnd richter billich thonn sollenn, will sie auch inn dem vnngetadelt haben, sonder inen alles guts thonn, souill ann mir ist. Bey dem allem will ich es laßenn bleibenn.Vnd beschließlich zaig ich das alles darumb ann, das ein jeglicher auß diesem meinem schreibenn onne zweifel abnemmen vnnd erachtenn khann, wie vnnbillich vnnd vnnschuldig ich inn berurte gefenngnus vnd schwerenn last khommen bin. Ich hett auch kein zweiuel wa der Schwäbisch bundt nit zertrennt wer wordenn, ich wollt meiner

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verschreibung halbenn, mir vnd meinenn erbenn zu gutten ein leichterung von ine erlangt habenn. Wie ich dann solches meinen freunden inn meiner gefenngnus anntzaigt hab, das sie nit erschreckenn sollenn, dann ich scheuhe khein recht, ich woll mein sachenn vnnd vnnschuldt, mit der zeitt dem loblichenn bundt dermaßen weitter zuerkhennen gebenn, das ich onne zweiffell sey, sie werdenn mir solche schwere vrphedt erleichternn, vnnd sich gnediglichenn gegenn mir alls einem rittermessigenn vom adell beweißenn, des ich auch khein zweifel hett gehabt, wo der bundt wie gemelt nit zertrennt wer wordenn./S. 134/Dieweill dan nhun wissenntlich wahr, das ich der beurischenn vfrhur vnnschuldig gewest bin, auch die meintzischenn redt vnd ambtleutt die mir solches spill zugericht, wie dann ich selbst vonn inn verstandenn, mich gehaißenn, vnd vonn ires herrnn wegenn gebetten, so hab ich auch mich inn denselbigenn dermaßenn gehalltenn, das churfurstenn vnnd furstenn, vnd allen dennen vom adel, mein handlung zu allem guttem gereicht, darumb ich billicher lob, ehr vnnd dannck sollt verdiennt habenn, dan die straff. Vnnd ich vmb derselbigenn willenn, allenn tag mein kopff, leib vnd lebenn, von hochenn vnd nidern stenndt wegen inn die schanntz gebenn mußenn, wie dann hieuor in meiner verannttwortung offt gemelt, so wehr schir zuuermuttenn, das ich dieser meiner vhedt vnnd krieg, so ich gegenn ettlichen stendenn im bundt gehabt, die dann all gericht vnd vertragenn gewest, mehr mussen entgeltenn, dan der baurn halbenn. Ich hab mich der beurischen vffhrur halbenn klerlich vnnd genugsam veranntwurt, das alles ich gott dem allmechtigen inn sein gewaltige ewige allmechtige hanndt allwegenn beuolhenn, vnd noch beuolhenn habenn will.III. Volgen nhun weitter ettlich reutter stuck außer halb denn vhedenn1.Erstlich kurtz nach der Rottennburgischen hanndlung, da hab ich aber ein handel gehabt, dann herr Melchior Sutzell sellig der schrieb mir ghenn Jagsthausenn, alls ich vnngeuerlich ebenn dahin khommen wahr, vnd badt mich ich solt eillenndt zu im khommen ghenn Balbach, vnd gemeint er, wie ich doch nit annderst wust, mein sach threulich vnnd gutt. Vnd da ich dahin kham, hett er viell gesindts im hauß, die er villeicht auch beworbenn hett, wellche zu mir khamen vnnd zaigten mir ann, was die meinung wehr, vnnd warumb mir her Melchior Sutzell sellig geschribenn hett. Vnd sagtenn wie der lanndtgraff vonn Leichtennberg ime denn andernn tag zuuor ein knecht vff dem waidtwerck nidergeworffenn hett, da er vermeint, das jagenn sein wehr, vnd hett wider ein annschlag fur im, das er wust, wo der lanndtgraff den andern tag auch jagenn wurt, da wollt er sich ann im rechenn, vnd wollt auch dargegenn handelnn. Da sagtt ich alls der jungst vnnder inenn: „Wie, wann der verretter denn ir habtt, vnns alßbaldt verriett, alls jenne?“ Vnd wie es mich annt, so ging es auch./S. 135/

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Wir wahrenn frue zu Balbach herrauß, vnd gab ich einem knecht der hieß Dalle zwenn bubenn zu, der ein wahr Gotz vonn Thungens, vnnd der annder mein, vnnd befall ime, das er solt die bubenn zu im nemmen, die augen auff thonn, vnnd die holtzer vnd alle ding woll besehenn, auff das wir nit die henndt inn die kollenn schlugen. Vnnd ehr oder die bubenn wurdenn kheins reutters gewahr, vnd ließ ich Gotzenn vonn Thungen bey den reuttern vnd zog ich dem Dallenn vnd denn bubenn nach, vnnd wollt acht habenn, ob irgenndt reutter hilltenn, damit solchs Gotzenn vonn Thungenn, vnnd seinem heufflein khonndt zuuerstehnn gebenn, das wir dannach sehenn, wie wir vonn inn khemmen. Aber der Thalle vnd die bubenn vbersahen die reutter, vnd wurdenn wie vorgemelt keins gewar. So zeucht Hanns vom Waldt, ein Alletzheimer, auch neben mir, vf der rechten seittenn ein guts weglein von mir, da khumbt einer ann inn mit einem spieß vnnd viell er vom gaull herab ehe der bey einer halbenn ackher leng zu im kham. Vnd kham auch einer an mich, da hett ich nit sorg, besorgtt mich auch nit vor im, dann ich war zimlich berittenn, vnnd war schonn fast ins holtz khommen, vnnd hett mich derselbig an einem busch auch schir herab gerenndt, aber ich erhiellt mich, vnnd ehe ich mich wider eingerappellt inn sattell, da wahr wider einer ann mir, vnnd stach mich herrab, das ich inn nit sahe. Ich dennechstenn vff vnd zum scheffellein zu, allso das er mir nichts weitter angewinnen kunth, dan er wahr auch vom spieß khommen, vnnd kham ich zum wehr, das ich mich sein woll betragenn vnd erwerenn möcht.Da khumbt aber herr Jorg Thruchssaß vonn Aw, mit des lanndtgraffenn reuttern auch, vnnd war ich schonn am holtz drann, vnnd meint, ich wollt hinein springenn, das ich irgendt ein vortheille möcht habenn. Aber es kham noch ein knechtt ann mich, ehe ich ghenn holtz kham, welcher denn spieß hett eingeworffenn, vnnd wie mich der hieuor vom gauil gestochen, allso ranndt mich diser mit dem spieß zu fuß vmb. Da wahr herr Jorg Thruchssaß gleich auch mit seinem gesindt da, vnnd sagtt: „Schwager Gotz bistus?“, annttwort ich: „Ja.“ Da sagt er: „Du wurst des lanndtgraffenn vnnd mein gefanngenner sein!“ Wie ich dann thonn must, vnnd zog alls ein gefanngenner man hinein ghenn Balbach, wiewoll mir herr Jorg Thruchssaß nit anderst sagt, dann da soltt ich des landtgraffenn vnd sein gefanngenner sein, vnnd zaigtt mir nit ann, wohe ich mich stellenn, oder wie ich mich halltenn, oder wo ich der manung gewarttenn sollt. Vnd do ich ghenn Balbach kham, da wahr Hanns vom Waldt auch aldo gefanngenn, vnnd hett khein anndernn bescheidt, dann wie ich. Da sagtt ich zu ime: „Mir sein jung geseßenn, es ist eim baldt ein schellenn angehenngtt. Wir wollenn im allso thun, vnnd wollenn morgen vff das fruest fur das schloß Lauda ruckhenn, vnd ein zu Jorgenn Thruchssaßenn hinein schickhenn, vnd im annzaigenn lassenn, wir wehrenn jung gesellenn, vnd inn seiner hanndt, er hett vnns nider geworffenn vnnd gefanngenn. Nun hettenn wir khein bescheidtt, wie wir vnns halltenn solltenn, so wolltenn wir vnns alls frumme junge redliche gesellenn vom adell auch ghern halten, daß wir onne nachredt wehrenn. Dieweill wir auch nichts inn vnnguttem mit im oder dem landtgraffenn zuthun

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hettenn, bettenn wir inn daruff freunttlich, er sollt vns ledig geben oder ein gutten beschaidtt widerfahrenn lassenn, wie wir vnns halltenn solltenn.“/S. 136/Da beschiedtt er vnns denn andern tag ghenn Bocksperg, aldo wollt er zu vnns khommen, vnnd vnns guttenn bescheidt gebenn, wie er auch thett. Vnnd da er nun zu vnns kham, da hanndellt er nichts mit vnns, sonnder gab vnns frey ledig onne alle vrphedt, vnnd hillt sich auch darnach dermassenn gegen mir, das er mir ein grossenn verthreulichenn dinst thett, alls mir khaum ein freundt gethonn hatt, vnnd ist auch seithero mein gutter herr vnnd freundt geweßt vnd bliebenn. Vnnd dieweill ich jehe im hanndell bin, so hab ich des articulls auch nit vergessenn wollenn, wiewoll ich darob geschlagenn, gefanngenn, vnnd herrab gestochenn bin wordenn.2.Zum andernn. Nachdem allem hatt mir Franciscus vonn Sickhingenn mein schwager vff ein zeitt ghenn Meckmullenn geschribenn, zu im genn Eberberg zukhommen, alls ich auch gethonn hab. Vnnd name mein weg von Meckmuln ghenn Haidelberg, vnnd hett ein boß heimlich leidenn bey mir, daß mir nit woll wahr, vnnd ließ mein harnisch, zum thaill auch schurtz vnnd ermell, was es dann war, zu Haidelberg zum Hecht liegenn. Vnnd wahr des morgenns ann aller Heilligenn abennt fruhe auff, vnnd aß oder trannckh nichts, dan mein gewonnheitt war gewonnlich, wann ein fast tag war, so aß ich den gantzenn tag nichts, biß nachts.Vnd wie ich dem Rhein zu ghenn Pfederßheim ziehenn will, must ich allso hartt nebenn dem thor herr ziehenn, vnnd ist ein tieffer holler weg do hinab, also das man einannder nit sehen khann. Wie ich nun die holle vff Altzenn zuziehe, vnnd mich kheiner reutterey versehenn thue, auch dahin nit gedachtt, dann es war mir alls wehe, das ich ebenn alls mehr geweint, alls gefochtenn habenn wollt, vnnd wie wir fur denn hollenn weg hinauß khammen, da fechts ann vnd wurtt ebenn, vnnd lagenn ettlich weingart vnnd ein flurle da mit frucht, wie man dann gesett hett im herbst. Vnd hett ich ein bubenn bey mir, vnd mein knecht Kitzenn, welcher der feindt gewahr wirt vnd ruckht zu mir vnnd spricht: „Junckher es jagenn vnns leutt nach!“ Da sagt: ich: „Wir wollenn ein wenig furt ruckhenn, vnd irgenndt ein fortellein einnemmen, das sie vnns nit so fluchs vbereillenn“, wie wir auch thettenn, dann ich dacht es wehr irgenndt ein pfaltzgreuischer rhadt. Vnnd wie wir allso am fortellin hielten, da randtenn ir zwenn gegenn vnns daherr, alls woltenn sie vnns fressenn. Aber wir forchtenn vnns fur inen nit, sonnder hettenn sorg her unruluß khem hernach die holle herrauffer, vnnd hettenn immer acht vf die holle ob im mehr khemmen. Da wir sahenn das nit mehr khammen, da ruckhtenn wir zu inen, vnnd gewannen inn bescheidt ab, wehr sie wehrenn. Vnnd wie wir beyeinander hillten vff einem ebennen eckerlin, fragt ich Kitzenn wie sie sich genennt hettenn, dann ich hett es

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vergessenn. Sagt er, er wusts auch nit, da sagtt ich: „Nun wollenn wirs warrlich wissenn!“, vnnd zu inn zu, ich ann den allten, vnd mein Kitz/S. 137/an den jungen sein sonn, vnd jagt ich dem allten ein armbrust im rennen ab, vnnd bracht inn inn der fluchtt dahin, das er mir sagenn must, wehr er wehr. Do nandt er sich Rudolff vonn Schwalbach, vnnd jagt ich inn wider die holle hinein, so jagtt Kitz sein sonn inn die weingartten hinein, vnnd schoß der jung Schwalbach Kitzen sein gaull durch ein ohr, so schoß Kitz jehnn durch ein arß backhenn. Vnnd hett ich das scheffelein nit abgestossenn, das es nit gebrochenn wehr, so wehr es dem alltenn Schwalbach nit gutt gewest, auß der vrsachen, eß wahr ein starckhs scheffellein, allso das ich ein grossenn vortheill der wehr halbenn gegenn im hett, wann es zu weitterer hanndlung wehr kommen. Aber ich must mich des schwerts darnach behelffen, vnd gieng mir gott sey lob glucklich genug. Vnnd ich sagtt zum Kitzenn: „Blan wir wollen die wallstatt noch ein weilln inn behaltenn“, ob sie irgenndt wider khemmen, so wolltenn wir noch einmall an einannder, vnd hiltenn woll ein halbe stundt vff der Wallstatt, aber sie khamen nicht. Vnnd dieweill wir ainannder vff dem ackher also herumb jagtenn, da schriehenn die baurn inn weingarttenn, der dann viell wahrnn, immer : „Juch, juch, he jenne, he jenne, geth enndt, geth enndt!“Inn summa ich nam das armbrust mit, vnnd furtt es ghenn Ebernnberg, vnnd sagt meinem schwager Franciscus, wie es mir mit eim gangenn wehr, vnd wie er hieß, vnnd das ich hett ein armbrust, das wehr sein gewest. Da sagtt er: „Blann nun ist der, er ist mein dhienner, ich will denn krieg richtenn.“ Do gab ich im das armbrust vnnd sagtt der krieg ist baldt gericht, er sollt mein mechtig sein, solt im das armbrust wider gebenn, seithero hab ich derselbigenn khein mehr gesehenn. Herr gott ich war vonn fechtenns wegenn nit da, dann es wahr mir wehe, vnnd wahr vnmuttig darzu, so wollt mich der auch erst blagenn, das bracht auch denn hader.3.Vnd nachdem auch rom. kay. mt. mich verschiner jarnn vff furbitt churfurstenn vnd furstenn vnnd annderer meiner herrn vnnd freundt auß meiner verhafft inn meinem hauß, da ich dann, wie ich hieuor auch gemellt hab, ettlich jar verhafft gewesenn, erledigt, vnnd mich ire mt. in dero schirm vnd geleidts brieff selbs berumbt, das ich mich 16 jarr meiner vrphedt nach, ehrlich vnnd woll gehaltenn, habenn mir die haubttleut daruff geschribenn, hundert pferdt vfzubringen, vnnd neher dann inn vierzehenn tagenn mit vffzusein. Vnnd nachdem ich zu derselbigenn zeitt weder knechtt noch pferdtt hett, sonndern meiner gefenngnus vnd vrphedt gewartet, so schrieb ich inenn doch wider, das ich khein suma benennen khonndt, auß vrsachenn das ich sorg hett, ich khonndt nit reutter vffbringen, abet ich wollte doch souill mir muglich khein vleiß sparrenn, vnd bey inenn erscheinen, was ich mocht

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vffbringenn. Da bracht ich dannoch inn kurtzer zeitt ettlich vnnd hundertt pferdt zusammen, vnd zog mir inen ann die artt,/S. 138/da ich hinbeschaidenn wardt. Vnd khamen ettlichen meinen freundenn brieff zu, die gleich im fueßstapffenn mir zugefallenn mitrittenn, das hab ich fur threulihh, ehrlich vnnd woll von inenn verstandenn vnnd vermerckht.In summa ehe wir inn Osterreich khammen, da war der grost hauff zu Best vonn dem Thurckhenn geschlagenn, vnnd flohenn ettliche der jenigenn die darbey warenn gewest, das lanndt gegenn vnns herrauff, vnnd stiessenn vff vnns im landts Beyern. Nun zogenn wir nichts destoweniger furtt vnd legtenn vnns vmb Wienn herrumb inn ettliche fleckenn, da lagenn wir ein monat oder schir zwenn, weiß es doch nit aigenntlich, dann es ist mir auß der gedechtnus khommen, da wahr der wintter da, das man vnns erlaubt vnnd beuolhenn wartt abzuziehenn. Vnd die groste abenntheur, die ich vnnd mein hauff bestanndenn, das ist der gewest, das es im lanndts Beiern biß inn Osterreich feinttlich starb, vnnd kham der sterbenndt vnnder mein hauffenn auch, vnnd sturbenn ettliche edel vnnd vnedel, das ist die abenntheur, die ich inn dem krieg bestanden hab. Darnach zog ich mit meinem hauffenn durch das landts Beheim herrauß, vff Neuennmarckht herrein, vnnd zog volgenndts ein jeglicher wider wo er hingehortt.4.Darnach da man 1544 geschribenn hatt, da wahr ein reichstag zu Speyer, vnnd zog kay. mt. inn Franckreich, vnnd ettlich viell stenndt mit einem großenn hauffenn, vnd zogenn hinein vff Sanct Desier zu, bey dennen ich auch geweßenn, vnd Iagenn woll ein monatt oder zwenn. Vnnd ob man woll ernnstlich schoß tag vnnd nacht, vnnd darnach sturmbt, so werttenn sie doch, die zu Sanct Desier, so lanng vnnd viell, biß das sie zu letzt hungers vnnd annderer notturfft, als pulffer halbenn vnnd dergleichenn nit woll lennger khöndtenn bleibenn. Aber sie werttenn sich ritterlich, ehe sie die statt vffgabenn, doch gabenn sies letzlichenn dergestallt vff, das man sie ließ mit leib, haab vnnd gutt alls kriegs leutt abziehenn.Darnach zogenn wir inn Frannckreich vnd hubenn ann vnnd brannttenn alles das vnns im weg lag. Da fing der wintter ann, vnd gieng daher, vnd wie kay. mt. anfing zu brennen, das war darfor mein mein ung ehe wir anntzogenn, auß der vrsachenn das ich zu ettlichenn sagt: „Soll kay. mt. fur mehr stett oder fleckhenn ziehenn, alls wie man dann daruor sagtt, so werenn sie sich, wie wir dann jetzt gesehenn habenn, so ist der wintter da, vnnd habenn wir nichts außgericht, vnnd wurtt grossenn costenn, muhe vnnd arbaitt, vnnd darzu leutt kosten, vnnd mussenn mit großem nachteill vnnd schadenn wider abziehenn.“ Solches sagt ich zu einem der wahr ein grosser ansehennlicher starckher kriegsman, der auch nit vnuerstenndig, nit waiß ich ob er noch lebt oder nit, denn khanndt ich, waiß aber nit, wie er geheissenn hatt, dann es ist mir vergessen. Will

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aber doch vrsach anntzaigenn, das man woll waiß wer er gewest sey, er war key. mt. der/S. 139/itzundt keiser ist Ferdinandus dhienner, vnnd wahr irer mt. der reutter die man hatt schier nennt haubtman, aber dazumal inn Franckreich, da wartt er vff Maximillian jetziger kay. mt. sonn.Vnd nachdem wir einander woll khennttenn, so hetten wir ettwann viell gesprech miteinannder, vnd khamen auch allso ann die redt, wie kay. mt. willenns wehr fur ettlich stett vnnd fleckhen zu ziehenn, einer sagt fur Parriss, der annder von einem andern fleckhenn, wie dann die redt mancherley wahrenn. Darauff sagt ich zu im wie vorgemellt: „Soll kay. mt. fur mehr stett vnd fleckhenn ziehen, so wussenn wir vnd habens gesehenn, das es hartt leutt sein vnnd hart halltenn, vnnd sich auch weidlich wehrenn. Sollenn wir nun fur ein fleckhen ziehenn, so geett der winther daherr, vnd wo wir also musten schenndtlich abziehenn, wehr kostenn muhe vnd arbaitt verlornn, vnd mussenn darzu villeicht mit grossem nachteill vnnd schadenn abziehenn, vnnd hettenn darzu denn spott zum schadenn. Aber wan ich kaiser Caroll hieß, so deucht mich ich wollt den weg furnemen, vnd ein gedechtnus hinder mir laßenn, dermassenn brennen, das sie vber hundert jar sagen musten, keiser Caroll wehr da gewest, vnd wurt auch die sachenn als der eher zu einem fridenn khommen.“ Wie ich nun gesagt hett, also gienng es auch, dann wie wir annzogenn, fing man ann zu brennen, wie ich es im sin gehabtt hett, nit waiß ich, wehr es irer mt. gerathenn hett, oder ist villeicht ire mt. auch meins sins gewest, vnnd wahr selltenn ein nacht oder zwo die franntzosischenn bottschafft kham zum keiser in das leger, vnd fiellenn irer kay. mt. zu fuß vnd battenn vmb friden, wie dan auch vff die letzt geschahe, vnd erlangt kay. mt. ein gutten ehrlichen nutzlichenn fridenn.Vnd wie wir ghenn Camerin khammen, da gab man allenn hauffenn vrlaub, vnd ließ sie abziehen. Vnd ging mir auch sehr vbell fur Sanct Desier, da stieß mich mit vrlaub vnd gunst zuschreibenn die rhur ann, die wertt biß in mein behausung, das wahrenn neun wochenn, noch thett ich mein harnisch, dieweill wir gegenn denn feindenn zogenn, nit vonn mir, so lang vnd viell biß man denn friden außschriehe, allein das ich nit mit dem hauffenn zog, dann ich must mein vorthell suechenn, wie ich khondt, vnd die notturfft inn dennenn kranckheitten erheischt, das manicher gutter junger gesell sagtt, der allt kriegsman, mich meinende, wurt kham außreissenn, noch rieß ich auß, vnd bliebenn dieselbigen zum theill dahindenn.5.Vnnd dieweill ich nun jehe so weitt inn die hanndlung khommen bin, vnnd vill gutt hertziger frumer redlicher leutt vor ettlichen vielenn jarnn (die mir ehrn vnnd guts gegonndt haben vnd noch gonnen, vnnd auch vielleicht zum theill gewust vnd gehort habenn, wie ich mein tag herbracht, vnd viell abennthewr vnd geuerlichkaitt gegen meinen feinden bestanden mich angesprochenn vnd gebettenn, solche alle meine

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/S. 140/handlung inn schrifftenn zuuerfassenn, hab ich inenn solches nit gewust abzuschlagenn, dan sie verhofftenn, es sollt mir vnnd meinen erben vnd nachkommen mehr zu guttem dann zu vnnguttem kommen vnnd raichenn, auch meniglichem hohenn vnnd nidernn standts, ein woll gefallenn sein, sonderlichen bey denn jenigen, die vnnpartheijsch sein. Nach denn andern meinenn mißgunstigenn frag ich nit, die sich also vnnbillicher weiß vnd meinethalbenn vnuerschuldt, gegenn mir haimlich oder offenntlich auß neidt vnnd haß wider mich legenn, vnnd mich hin vnnd wider bey ehrlichenn leuttenn zuuervnnglimpffenn vnderstehnn vnnd suchenn, welchs ich doch nit vmb sie verdiennt hab. Vnnd will also hiemitt alle solche articull wie vohr vnnd nachgemeldt beschliessenn, dergestallt das dieser mein letzster will vnnd annzaigung der recht lauter grundt vnnd warheitt ist, das khein articull oder einig wortt dar innenn begriffen, da ich mich konth oder wust zuerinnernn, das es nit die rechte grundtliche warheitt sey. Vnd will allso hiemit mein sachenn zu gott setzenn, der soll mein zeug sein, hie auff disem jamerthall vnd am jungstenn gericht, das ich mein lebennlang, es sey inn knaben weiß oder inn meinen mannlichenn tagenn, kheinem biderman, er sey wehr er woll, feindt oder freundt, dem ich wenig oder viell, klein oder groß, vonn meiner jugenndt biß inns allter zugesagt, welchs nit die warheitt gewessenn, oder im nit trauenn vnnd glaubenn gehaltenn, oder das ich auch mein tag ann einichen brieff oder sigell, es sey meiner gefenngnus oder annderßhalbenn, ainichenn mangel gelassen, oder das ich mich auch nit alls wie einem frumen ehrlichen vom adell geburtt, gehalltenn habenn solltt, ich sey gleich gegenn freundenn oder feinden gebrauchtt wordenn, das waiß ich mich mit gott vnnd der warheitt frey zuberumen. Wiewol ich darnach etwa vonn hohen vnd nidernn stendenn gewarnt bin wordenn, mich wider mein zusagenn nit zustellenn, aber ich bin allwegenn meinem zusagenn glub vnd pflichten, die ich gethann, nachkommen, vnd mich meinen feindenn, derenn viell, im Schwebischenn bundt fursten vnd andere gewesenn, so mit inenn inn kriegen vnd vheden gestandenn, gegenn dennen ich auch meiner notturfft nach gehandelt, aber es ist gott lob alles vertragenn, geschlicht vnnd gericht, so hab ich mich auch meinen ehrnn vnnd pflichtenn nach inn ire henndt gestellt, wie woll ich khein vertrostung gehabt, dann allein das ich meiner sachen gerecht bin gewessenn, der teuffell hett sich sonnst also gestellt. So sagten mir auch ettliche der furnembstenn vom bundt selbs, ich hett thorlich gethonn, das ich mich also zu dennen leuttenn gestellt hett, denn ich viell laidts gethonn, vnd die mir also gram vnnd feindt gewesenn.Aber wie mich der frumb graff Jorg vonn Werttheim mein gnediger herr warnnet, also gienng mirs auch, vnd ist sollches alles die rechte vnnd grundtliche warheitt, vnd weiß kein wortt bey der rechtenn gottlichenn warheitt darann zu endernn, will auch daruff sterbenn, vnd so mir gott der allmechtig gnadt gibt vnnd verleiht, in meinem letzstenn endt, so ich vonn dießer weldt schaidenn sol, das hochwurdig sacrament daruff empfangenn. Vnnd ob einer oder mehr mir anderst nachsagen wolt, dann

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wie inn meinem diesem außschreibenn vohr vnnd nach gemeltt, er sey wehr er wöll, so thutt er mir gewalltt vnnd vnnrecht./S. 141/IV. Vnd zum beschlus,kan vnnd will ich auch nitt verhalltenn, das mir der allmechtig gott siegs vnd gluckhs gegenn allen meinen feindenn, von jugendt auff alls einem armen menschenn durch sein gottliche gnadt vnnd hilff vilueltig gebenn vnd verliehenn hatt. Vnnd kombt mir mein vnngluck, darin ich lannge zait gewest, allein daherr, wan ich mit meinenn feinden vnnd widerwerttigen gehanndelt, das ich inenn vertraut hab vnnd vermeint, ja soll ja sein, vnnd nein soll nein sein, vnd waß man ainannder zugesagt, das man solches wie billich halltenn soll. Darauff hab ich mich verlaßenn, vertraut vnd gemeindt, annder leutt sollen thon, wie ich mein tag gethann hab, vnd (ob gott will ) noch thun will. Durch sollche vrsachen vnnd zuuill vertrauwenn, bin ich wie gemeldt inn all mein vnngluck khomen vnd erwachssen. Wann ich aber alls ein feindt meinen feindenn nit vertrautt, wie dann nach gelegennheitt woll beschehenn mag, ist es mir mit gottes gnadt vnd hilff glucklich vnd woll gangenn. Anderst khann ich (gott sey lob) nit sagenn, dan do hab ich gewust, wie ich mich gegenn meinen feinden halltenn soll, gott der allmechtig der helff mir noch! Das hab ich alls ein allter erlebter betagter man, allenn frumen liebenn vnnd gottseligenn redlichen menschenn, sie sein kryegs leutt oder sonnst hohenn vnd nidern standts, kaisern, konigen, churfursten vnd fursten, grauen, freyenn herrnn, rittern vnnd knechtenn, stettenn vnd andern, sie sein inn welchem standt sie wollenn, gaistlichenn vnnd welltlichenn, die inn vhedenn vnnd kriegs leuffenn begriffen, alls ein allter treuer vom adel, zu einer warnung, vnnd exempell auß threuem hertzenn vnnd gemutt nit wollen verhalltenn.

Vnd helff vnns daruff gott das ewig wortt,dem armen leib hie, vnd der seell dortt,

vnd behutt vnns der allmechtig gottvor dem ewigenn todt. Amen.

Gottfrid von Berlichingen zu Hornnberg.

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3. Fachliteratur: Zwei Kochbücher3.1. Hans Hajek (Hg.): Das buoch von guoter spise. Aus der Würzburg-Münchener Handschrift. Berlin 1958.|Vsp:1| Diz buoch sagt/ von guoter spise,|Vsp:2| Daz machet/ die vnverrihtigen koeche wise.|Vsp:3| Ich wil vech vnderwisen|Vsp:4| von den kochespisen:|Vsp:5| der sin niht versten kan,|Vsp:6| der sol diz buoch sehen an,|Vsp:7| wie er groz gerihte kuenne machen|Vsp:8| von vil kleinen sachen.|Vsp:9| dise lere merke er vil eben,|Vsp:10| die im diz buoch wil geben:|Vsp:11| wanne ez kan wol berihten|Vsp:12| von manigerleie gerihten,|Vsp:13| von grozzen vnd von kleinen,|Vsp:14| wie sie sich vereinen|Vsp:15| vnd wie sie sich besachen,|Vsp:16| daz sie klein gethrahte zvo hoher spise machen.|Vsp:17| der sol diz buoch vernemen|Vsp:18| vnd sol sich niht enschemen,|Vsp:19| ob er fraget des er niht enkan,|Vsp:20| des bescheit in schier ein wiser man.|Vsp:21| wer denn kochen woelle lerne,|Vsp:22| der sol diz buoch merken gerne.|1:1| Ein konkavelite.|1:2| Zuo einer schuezzeln ze machen: man sol nemen ein phunt mandels|1:3| vnd sol mit wine die milich vz stozzen. vnd kirsen ein phunt, vnd|1:4| slahe die durch ein sip vnd tuo die kirsen in die milich. vnd nim|1:5| einen vierdung rises, den sol man stozzen zvo mele, und tuo daz in|1:6| die milich. vnd nim denne ein rein smaltz oder spec vnde |1:7| smeltze daz in einer phannen vnd tuo dar zvo eine halbe mark|1:8| wizzes zuckers. vnd versaltz niht vnd gibz hin.|2:1| Von einer hirz lebern.|2:2| Ein hirzes lebern sol man braten vf eime roste, die man lange behalten |2:3| wil, vnd sol die duenne schniden zvo schiben. vnd nim einen reinen

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|2:4| honicsaum, den suede. vnd nim denne yngeber vnd galgan vnd|2:5| negelin, die stozze vnder ein ander vnd wirfe sie dar in. vnd nim|2:6| denne ein faz oder eine schaf, dor in du ez wilt tuon, vnd waschez|2:7| gar rein vnd guoz dor in ein schiht honiges vnd lege denne ein|2:8| schiht lebern vnd also fuerbaz. vnd legez faste vf ein ander vnd|2:9| setze daz hin.|3:1| Wilt du machen einen blamensir,|3:2| Wie man sol machen einen blamenser. Man sol nemen zigenin |3:3| milich vnd mache mandels ein halp phunt. einen virdunc ryses |3:4| sol man stozzen zvo mele, vnd tuo daz in die milich kalt. vnd nim|3:5| eines huones brust, die sol man zeisen vnd sol die hacken dor in.|3:6| vnd ein rein smaltz sol man dor in tuon. vnd sol ez dor inne sieden.|3:7| vnd gibs im genuoc vnd nime es denne wider. vnd nim gestozzen |3:8| violn vnd wirfe den dor in. vnd einen vierdunc zuckers|3:9| tuo man dor in vnd gebs hin.|3:10| Conf. Also mac man auch in der vasten machen einen blamenser |3:11| von eime hechede.|4:1| Huenre von Kriechen.|4:2| Diz heizzent huenre von Kryechen. Man sol huenre braten vnd ein|4:3| fleisch eines swines, weich gesoten. vnd gehacket vnder ein ander.|4:4| vnd nim einen vierdunc rosen dor zvo vnd nim yngeber vnd pfeffer|4:5| vnd win oder ezzig vnd zucker oder honic vnd siede daz zvo |4:6| sammene vnd gibs hin vnd versaltzez niht.|5:1| Diz heizzet ris von Kriechen.|5:2| Diz heizzet ris von Kriechen. Du solt ris nemen vnd suede ez in|5:3| eime brunnen. zvo halben wege so guezze daz wazzer abe vnd suede|5:4| ez denne in eime reinen smaltze. vnd guez daz smaltz denne her|5:5| abe vnd ein zucker dor vf vnde gibs hin vnd versaltz niht. |5a:1| Heidenische kuochen|5a:2| Diz heizzent heidenisse kuochen. Man sol nemen einen teyc vnd|5a:3| sol duenne breiten. vnd nim ein gesoten fleisch vnd spec gehacket|5a:4| vnd epfele vnd pfeffer vnd eyer dar in. vnd backe daz vnd |5a:5| gibes hin vnd vnd versirtez niht.|6:1| Ein kluoge spise.|6:2| Diz ist ein kluoge spise. ein hirn sol man nemen vnd mel vnd|6:3| epfele vnd eyer vnd menge daz mit wuertzen

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|6:4| vnd striche es an einen spiz vnd bratez schone vnd gibz hin. daz|6:5| heizzet hirne gebraten. daz selbe tuot man einer lungen, die da|6:6| gesoten ist.|7:1| Diz sint haselhuener.|7:2| Haselhuenre von Friesental mache also. man sol nemen reynevan |7:3| vnd peterlin vnd salbei vnder einander vnd ein wenic brotes geriben|7:4| dar zvo vnd wuertze vnd eier. vnd ribe daz mit wine vnd |7:5| suede daz wol vnder einander vnd gibz hin.|8:1| Ein gebraten gefueltez ferhelin.|8:2| Ein gebraten gefueltez ferhelin mache also: Nim ein verkelin, daz|8:3| drier wuochen als si, vnd brue daz kuele vnd zuehe im daz har allez|8:4| abe, daz man ez iht wunde. so sol man im vemme den rans vzzene|8:5| die hut lazzen. vnd loese beide fleisch vnd gebeine abe vnd allez|8:6| daz ez in dem libe hat, an die klawen, die ez nidennen hat vf den|8:7| fuezzen. vnd nime des fleisches, daz dor vz gezogen ist, wol als|8:8| zwai eier vnd suede ez vilnach gar. vnd nimme danne daz vnd|8:9| spec vnd hackez. tuo rowe eyer dor zvo vnd einen sniten brotes vnd|8:10| peterlin krut vnd saltz zvo mazze. vnd fuelle da mit daz ferkelin|8:11| niht alzvo vol vnd forne den munt vnd legez sanfte in einen kezzel,|8:12| laz ez erwallen, daz die hut iht zvo breche. so|8:13| nim ez denne vnd lege ez vf einen hülzinen rost vnd brate ez|8:14| sanfte. Alz ez denne wol geroest si, so nim ein bret vnd lege daz|8:15| vf eine schuezzeln, mache vf daz bret vier steckelin vnd cleide daz|8:16| bret mit eime blat von eyern vnd setze das verkelin dar uf, cleide|8:17| ez auch mit eime blate vnd laz im die oren dar vz gen vnd den|8:18| munt vnd trage ez hin.|9:1| Ein kluoge spise von pflumen.|9:2| Man sol nemen kriechen, also so sie zitig sind, vnd tuo die in einen|9:3| erinen hafen vnd giuz dor vf win oder wazzer, dar si wol zvo|9:4| kinen, vnd lazze si sieden vnd zvo stozze sie denne, daz die kern|9:5| niht brechen, vnd slahe die durch ein sip vnd tuo eine snite schoenes|9:6| brotes dar zvo vnd honic vnd laz ez zvo gen. vnd tuo daz dor zvo|9:7| vnd win oder wazzer vnd giuze ez zvo dem muose mit trucken gestozzeme

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|9:8| krute. also maht du auch wol machen kyrsen muos oder|9:9| spilinge muos.|10:1| Ein spise von birn.|10:2| Nim gebratene birn vnd sure epfele vnd hacke sie kleine, vnd tuo|10:3| dar zvo pfeffer vnd enis vnd ro eyer. snit zwo duenne schiben von|10:4| schoenem brote, fuelle diz da zwischen niht vollen eines vingers|10:5| dicke, mache ein duennez blat von eyern vnd kere|10:6| daz einez dar inne vemm vnd backez mit butern in einer pfannen,|10:7| biz daz ez rot werde, vnd gibz hin.|11:1| Ein guot spise von huennern.|11:2| Eyn gebraten huon zelide cleyne, nim wizzez brot, mache einen|11:3| duennen eyer teic, saffran vnd pfeffer stoz vnd tuo daz zvo sammene|11:4| vnd mengez wol in einem vazze. vnd nim einen moerser mit |11:5| frischem smaltze vnd stoz diz alzvo male vnd ebenez oben mit|11:6| einer kellen vnd deckez mit einer schuezzeln vnd kere den moerser|11:7| dicke vemme gen dem fuere, daz er glich heiz habe vnd weich blibe.|11:8| als er harte werde, so seige denne abe das smaltz vnd schuete daz|11:9| huon in ein schuezzeln vnd gibz hin.|12:1| Ein guote fuelle.|12:2| Wiltu machen ein spise, besnide biern schone vnd spalt in viere|12:3| vnd lege sie in einen hafen vnd bedecke den hafen vnd becleibe |12:4| ez mit teyge, daz der bradem iht vz muege. Denne bestuertze den|12:5| hafen mit einer witen stuertzen vnd lege dar vemme glueende koln|12:6| vnd laz ez langsam backen. so nim denne die birn her vz vnd|12:7| tuo reines honiges dor zvo also vil als der birn ist vnd suede ez mit|12:8| ein ander, daz ez dicke werde, vnd gibz hin.|12:9| Conf. Also mahtu auch von epfeln vnd von kueten, aber man sol|12:10| pfeffers genuoc dar zvo tuon.|13:1| Aein gefuelten kuochen.|13:2| Zuo gefuelten kuochin nim do des briz vnd zvo slahe den mit eyern.

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|13:3| vnd tuo dar zvo ein wenic brotes oder gestozzene vische oder daz|13:4| dicke von der mandel milich. hie von mac man machen mit guotem|13:5| krute kuechin oder waz man wil von muose.|14:1| Wilt du guoten met machen.|14:2| Der guoten mete machen wil, der werme reinen brunnen, daz er|14:3| die hant dor inne liden kuenne, vnd neme zwei maz wazzers vnd|14:4| eine honiges. daz ruere man mit eime stecken vnd laz ez ein wile|14:5| hangen vnd sihe ez denne durch ein rein tuoch oder durch ein|14:6| harsip in ein rein vaz. vnd siede denne die selben wirtz gein|14:7| eime acker lanc hin vnd wider vnd schume die wirtz mit einer|14:8| vensterehten schuezzeln, da der schume inne blibe vnd niht die|14:9| wirtz. dor noch guez den mete in ein rein vaz vnd bedecke in,|14:10| daz der bradem iht vz muege, als lange daz man die hant dor|14:11| inne geliden muege. So nim denne ein halp mezzigen hafen vnd tuo|14:12| in halp vol hopphen vnd ein hant vol salbey|14:13| vnd siede daz mit der wirtz gein einer halben mile. vnd guez ez|14:14| denne in die wirtz vnd nim frischer heven ein halb noezzelin vnd|14:15| guez ez dor in. vnd guez ez vnder ein ander, daz es gesschende|14:16| werde. so decke zvo, daz der bradem iht vz muege, einen tac vnd|14:17| eine naht. So seige denne den mete durch ein reyn tuoch oder|14:18| durch ein harsip vnd vazze in in ein reyn vaz vnd lazze in iern|14:19| drie tac vnd drie naht vnd fuelle in alle abende. Dar nach lazze|14:20| man in aber abe vnde huete, daz iht hefen dor in kume, vnd|14:21| laz in aht tage ligen, daz er valle, vnd fuelle in alle abende. dar|14:22| nach loz in abe in ein gehertztez vaz vnd laz in ligen aht tage vol.|14:23| vnd trinke in denne erst sechs wuochen oder ehte, so ist er aller|14:24| beste.|15:1| Von pasteden.|15:2| Wilt du machen pasteden von vischen, so schuope die vische vnd|15:3| ziuhe in abe die hut, swenne sie erwallen, vnd hau sie zvo cleinen|15:4| stuecken, hacke peterlin vnd salbey dor in vnd tuo dar zvo pfeffer vnd

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|15:5| yngeber, zinemin vnd saffran. temper ez allez mit wine vnd mache|15:6| einen duennen derben teyc vnd tuo die vische dor in vnd guez den|15:7| win dor vf vnd decke ez mit eyme duennen teyge|15:8| vnd mache daz vemme vnd vem gantz vnd brich oben ein loch dor|15:9| in vnd lege da fuer ein cluesterlin von teyge vnd laz ez backen.|15:10| Conf. Also mac man auch huenir machen, auch fleisch oder wiltprete|15:11| oder ele oder voegele.|16:1| Von einem gerihte von lebern.|16:2| Man sol nemen ein lebern vnd herte eyer, die sol man stozzen in|16:3| eime moerser. vnd daz sol man mengen mit luterm trank oder mit|16:4| wine oder mit ezzige vnd sol ez malen in einer senf-muelen. vnd|16:5| nem zwiboln, die solt du sueden mit smaltze oder mit oele, daz sol|16:6| man giezzen ueber vische oder ueber wiltpret. Noch dirre wise|16:7| mahtu vil anders dinges machen.|17:1| Von gefuelten hechden.|17:2| Gefuelte hechede sol man also machen: man neme gefuege hechede|17:3| vnd schuepe die vnd loese in abe den darm zvo den oren vz. nim|17:4| vische, welcher kuenne sie sin, vnd suede sie vnd lazze vz daz|17:5| gerete, stozze sie in eime moerser, hacke dar zvo salbey, pfeffer,|17:6| kuemel vnd safran gestozzen, saltz sie zvo mazzen, da mit fuelle|17:7| man die hechde vnd besprenge sie vzzen mit saltze. backe in vf|17:8| eime huelzinen roste vnd brat in gar schone.|17:9| Conf. Also mahtu in auch machen mit eyern.|18:1| Von frischen elen.|18:2| Nim frische ele vnd wasche in abe den slim mit kalter aschen, |18:3| loese in abe die hut bi dem haupte vnd zvech die nider bis an den|18:4| zagel. hacke salbey vnd petersilien vnd tuo dar zvo gestozzen |18:5| ingeber, pfeffer, enis vnd sa(l)tz zvo mazzen. wirf vf die ele vnd|18:6| zvehe die hut wider veber. besprenge die ele vzzene mit saltze vnd|18:7| brat sie gar vf eime huelzinen roste vnd gib sie hin. |19:1| Diz ist ein guot spise von eime lahs.

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|19:2| Nim einen lahs, schabe im abe die schuopen, spalde in vnd snit in|19:3| an stuecke. hacke peterlin, selbey, nim gestozzen yngeber, pfeffer,|19:4| enys, saltz zvo mazzen, mache eynen derben teyk noch der groezze|19:5| der stuecke vnd wirf daz krut vf die stuecke vnd bewirke sie mit dem|19:6| teyge. kanst du sie gestemphen in ein forme, daz tuo. so mahtu|19:7| machen hechde, foerheln, brasmen, vnd backe ieglichez besunder in|19:8| sime teyge. ist ez aber eins fleischtages, so mahtu machen huenre,|19:9| rephuenre, tuben vnd vasande mahtu machen, ab du hast die formen,|19:10| vnd backe sie in smaltze oder suet sie in den|19:11| formen. nim von den bruesten der huenre oder ander guot fleisch,|19:12| so wirt die kunst deste bezzer vnd versaltzez niht.|20:1| Diz sagt von eime stoc vische.|20:2| Nim einen stoc visch, do niht garst insi, tuo im die hut abe, weich|20:3| in in kaltem wazzer eine naht vnd nim denne hervz vnd druecke |20:4| in in ezzig also daz er blibe gantz, binden vf zwo schinen vnd|20:5| lege in vf einen huelzinen rost, strich daz feuer dar vnder allenthalben,|20:6| daz er erwarme, laze in wol belaufen mit butern. dor noch |20:7| mache einen schoenen teyk mit wizzem melwe vnd mit eyern, dor|20:8| zvo tuo gestozzen pfeffer oder ingeber oder ein wenic saffrans, saltz|20:9| zvo mazze, sprengez vf den visch, als der visch gar heiz si, so slahe|20:10| den teyg dor vf mit eime swanke, riche vaste koln dor vnder, daz|20:11| er rot werde, also tuo daz e du in abe nemest vnd betrauf in veizt|20:12| mit butern vnd gib in hin.|21:1| Ein guot spise.|21:2| Nim gesotene swins darme vnd den magen, snit die gesoten darm

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|21:3| in viere die langen vnd die cleinen, dar nach snidez gefuege als die|21:4| riemen, vnd den magen snide auch smal, vnd snid denne beide |21:5| magen vnd darm den iedweders veber, so du cleinest|21:6| wilt. nim petersilien, boley vnd minzzen, salbey, gesotene herte|21:7| eyer vnd schoene brot, kuemels aller meist vnd ein wenic pfeffers vnd|21:8| ein ey zvo der schuezzeln. Diz male mit ezzige vnd mit guoteme sode|21:9| also, daz ez niht zesur werde, vnd guez ez vf die kaldiment vnd tuo|21:10| smaltz dor zvo, laz ez erwarmen, untz ez dick werde, gibz hin vnd|21:11| versaltz niht.|22:1| Ein guot geriht.|22:2| Nim dri gesotene smale swines darme, nim dar zvo smaltzes von|22:3| flemen, daz tuo, die wile ez ungesoten ist, als lang vnd groz, als|22:4| die darm sint, bint daz zvo sammene, slahe zwei eyer dor zvo vnd|22:5| nim ein wenic schoenes brotes vnd pfeffer vnd saltz zvo mazze.|22:6| In dem condimente erwelle die darme vnd fuelle sie mit dem|22:7| condimente vnd stecke sie in einen grozzen darm, swaz des condimentes|22:8| veber blibe, daz guez in den grozzen darm vnd verbint |22:9| beide die innern vnd den grozzen darm an beiden enden besunder, |22:10| teil daz condiment glich in die darm, suet sie gar vnd gib sie|22:11| heyz hin.|23:1| Ein guot spise.|23:2| Nim von der brust des huones vnd hacke ez cleine vnd stoz ez in|23:3| eime moerser vnd tuo dar zvo ein wenic melwes vnd grobes brotes,|23:4| pfeffer oder ingeber, saltz zvo mazze, ein ey oder zwei noch der|23:5| menge, roeste daz wol zvo sammene, snit zwei|23:6| clueppelin eines vingers lanc, als ein eln schaft fornen sleht sinewel,|23:7| vnd nim des gesoten als groz als ein morche, walkez sinewel in der|23:8| hant vnd fuege ez vemme den spiz als ein marach vnd zwengez |23:9| vzzene, daz ez krusp si, legez in ein phannen, laz ez sieden mit

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|23:10| dem stecken. die wile daz siede, so bewirke den andern stecken -|23:11| als du den einen vz nemest, so lege den andern in. Vnd mache ir|23:12| als vil als du wilt. wenne sie gar sin gesoten, so nim sie vz, ruere|23:13| ein gehacketz muos mit butern, daz fuelle in die morchen vnd stecke|23:14| sie entwerhes an den spiz, mache sie heiz vnd betraufe sie mit|23:15| butern vnd gib sie hin. Also mahtu auch machen morchen von|23:16| hecheden vnd von lehsen vnd wo von du wilt.|24:1| Daz ist auch guot.|24:2| Nim mandelkern, mache daz in siedeme wazzer, stoz sie vnd |24:3| twinge sie durch ein tuoch oder mal sie, nim schoen herte brot, snit|24:4| die obersten rinden abe schone vnd duenne, snit dar nach schiben,|24:5| so du duennest muegest. daz beginne vnder der obersten rinden,|24:6| ieglich schibe sol sin sinewel. vuege der schiben viere zvo sammene|24:7| vnd snit sie smal als einen riemen vnd snit sie den twerhes |24:8| veber, so du kleinest maht, halt die mandelmilch|24:9| veber daz fiuer, laz sie warm werden, wirf daz brot dar in, daz sie|24:10| dicke werde, halt sie veber daz viuer, laz sie sieden vnd gibez in die|24:11| schuezzeln vnde strauwe ein zucker dar uf. daz heizzet caleus.|24:12| vnd gibz hin.|24:13| Conf. Also mache auch ander milich, ob du totern dor zvo tuon wilt.|25:1| Wilt du machen ein gebraten milch.|25:2| Wilt du machen ein gebraten milich, So nim, do niht veiztes zvo si,|25:3| die kummen vnd, die gelebt si, den hafen, zvo slahe, daz sie|25:4| sanfte her vz glite vf ein buetel tuoch, dor in bewint sie vnd beswer|25:5| sie sanfte von erst vnd dor noch baz, laz sie ligen von dem morgen|25:6| biz hin zvo abent. so snit sie duenne vnd spizze sie, besprenge sie|25:7| mit saltze vnd lege sie vf einen hvelzinen rost vnd la sie wol roesten.

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|25:8| vnd wirf ein wenic pheffers dor vf vnd betreyfe sie mit butern|25:9| oder mit smaltze, ob ez fleischtac si, vnd gib sie hin. |26:1| Diz ist ein guot fuelle.|26:2| Stoz ein gans an einen spiz vnd suet daz gekroese, nim vier eyer|26:3| gesoten herte vnd nim dor zvo eine brosmen schoenes brotes vnd|26:4| kuemel dar zvo vnd ein wenic pfeffers vnd saffrans, vnd nim dri|26:5| gesoten huones lebern. Mals zvo sammene mit|26:6| ezzige vnd mit huener sode, zvo mazzen sur, vnd schele zwiboln vnd|26:7| snide sie duenne vnd tuo sie denne in einen hafen, tuo dor zvo smaltz|26:8| oder wazzer vnd laz sie sieden, daz sie weich werden. vnd nim|26:9| denne sur epfele, snit die kern her vz. als die zwiboln gar sin|26:10| gesoten, wirf die epfele dar zvo, daz ez weich belibe, vnd tuo denne|26:11| daz gemalne vnd die epfele vnd die zwiboln alle in ein phannen,|26:12| vnd als die gans gebraten ist, so zvo lide sie, lege sie in ein schoen|26:13| vaz vnd guez daz condimente dar veber vnd gib sie hin. |27:1| Ein guot getrahte.|27:2| Nim gebratene eyern vnd ro sur epfele vnd nim vnder wahsen |27:3| fleisch gesoten vnd nim pfeffer vnd saffran, daz stoz zvo sammene|27:4| vnd mache ez weich mit roen eyern. so mache ein blat von eyern|27:5| vnd zvo teile daz, fuelle dar vf die materien, daz glich werde. so|27:6| wint daz blat zvo sammene vnd machez naz von eyer teyge vnd|27:7| legez in siedenz smaltz vnd backez harte. so stecke do durch einen|27:8| spiz vnd legez zvo dem viuere vnd beslahez eins mit eyern vnd|27:9| eins mit smaltze mit zwein swammen also lange|27:10| biz daz ez singe vnd rot werde, vnd gibz hin.|27a:1| Ein guot fuelle.|27a:2| Nim lampriden vnd snit sie an sehs stuecke, daz mittelst stuecke|27a:3| daz mache minner danne die andern stuecke. besprenge ez mit|27a:4| saltze vnd legez vf einen hueltzinen rost. brat sie gar. nim daz|27a:5| mittelste stuecke, als ez gar si geroest, stoz ez in eime moerser vnd tuo|27a:6| dar zvo eine swartzen rinden brotes, die weiche in ezzige, vnd

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|27a:7| tuo dar zvo gestozzen galgan vnd pfeffer vnd ingeber vnd kuemel|27a:8| vnd muschat bluomen vnd negelin. wilt duz aber lange behalden, so|27a:9| mach ez scharpf mit ezzige vnd ein wenic honiges vnd suedez vnd|27a:10| leg ez kalt dor in. noch dirre wise mahtu machen gebratene nuenaugen|27a:11| oder waz du wilt.|28:1| Wilt du machen ein spise von huenern.|28:2| Diz heizzent kueniges huenre. Nim junge gebratene huenre, hau die|28:3| an kleine mursel. nim frische eyer vnd zvo slahe die, menge dar zvo|28:4| gestozzen ingeber vnd ein wenic enys, guez daz in einen vesten|28:5| moerser, der heiz si, mit dem selben crute, daz tuo du zvo den eyern,|28:6| da mit bewirf die huenre. vnd tuo die huenre in den moerser vnd tuo|28:7| dar zvo saffran vnd saltz zvo mazzen und tuo sie zvo dem viuer.|28:8| vnd lazze sie backen glich heiz mit ein wenic|28:9| smaltzes. gib sie gantz hin, daz heizzent kuoniges huenre. |29:1| Wilt du machen ein guot lebern.|29:2| Nim ein rindes lebern, die niht steineht si, vnd snit si an fünf|29:3| stuecke vnd lege sie vf einen rost vnd brat sie, also sie sich hat|29:4| gesuebert, so wasche sie in warmem wazzer oder in sode also veizt.|29:5| suede daz vnd laz sie braten gar vnd nim sie denne abe vnd laz|29:6| sie kalden vnd besnit sie schone. vnd nim denne ein halb stuecke|29:7| vnd stozz ez in eynem moerser vnd stoz dar zvo ein rinden geroestes|29:8| brotes, tuo pfeffer dar zvo vnd ingeber, daz ez scharpf werde, vnd|29:9| nim ein wenic anis vnd mal daz mit ezzige vnd mit honicsaume |29:10| vnd erwelle ez, biz es dicke werde, vnd laz ez kalt bliben vnd|29:11| lege dor in der lebern als vil du wilt, vnd zvo der hochzit gibz vür|29:12| hirz lebern. vnd des wilden swines lebern mache auch also. |29:13| Conf. Vnd nach dirre manunge erdenke auch ander spise. |30:1| Ein guot spise.|30:2| Nim huenre, die brat niht volle gar, ent lide sie zvo morseln vnd

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|30:3| laz sie sieden nuer in smaltze vnd wazzere, vnd nim eine rinden|30:4| brotes vnd ingeber vnd ein wenic pfeffers vnd anis, daß mal mit|30:5| ezzige vnd mit dem selben soedichin, vnd nim|30:6| vier gebraten kueten vnd daz condiment tuo zvo den huenren, laz|30:7| ez wol da mit sieden, daz ez werde eben dicke. hastu niht kueten,|30:8| so nim gebraten bieren vnd mach ez da mite vnd gibz hin vnd|30:9| versaltz ez niht.|31:1| Ein spise von bonen.|31:2| Suede gruene bonen, biz daz sie weich werden. so nim denne schoen|31:3| brot vnd ein wenic pfeffers, dristunt als vil kuemels, mit ezzige vnd|31:4| mit biere. mal daz zvo sammen vnd tuo dar zvo saffran vnd seige|31:5| abe daz sode vnd guez dar vf daz gemalne vnd saltz ez zvo mazzen|31:6| vnd laz ez erwallen in dem condiment vnd gibz hin.|32:1| Ein geriht.|32:2| Rib knobelauch mit saltze - die haubt schele schone - vnd menge|32:3| sehs eyer dar zvo on daz wisse vnd nim ezzig vnd ein wenic |32:4| wazzers dar zvo, niht zvo sur, vnd la daz erwallen, daz ez dicke|32:5| blibe. damit mac man machen gebratene huenner, morchen oder|32:6| swemme oder waz du wilt.|32a:1| Wilt du machen einen agraz.|32a:2| Nim wintruebele vnd stoz sur ephele. diz tuo zvo sammene, menge|32a:3| ez mit wine vnd drueckez vz. dise salse ist guot zvo scheffinen braten|32a:4| vnd zvo huenren vnd zvo vischen vnd heizet agraz.|33:1| Aber ein condiment.|33:2| Nim aschlauch vnd scheln, ribin mit saltze,|33:3| mengin mit wine eder mit ezzige vnd drueckez vz. dise salse ist|33:4| guot zvo rinderinen braten.|34:1| Ein salse.|34:2| Nim sure winber vnd tuo dar zvo salbey vnd zwei knobelauches haubt|34:3| vnd spec vnd stoz daz zvo sammene, drueckez vz vnd gibz fuer eine|34:4| guoten salse.|35:1| Ein agraz.

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|35:2| Nim holtzepfele vnd peterlin vnd bezzin vnd stoz daz zvo sammene|35:3| vnd drueckez vz, daz die petersilie ein wenic zvo var. daz heizzet|35:4| auch agraz.|36:1| Ein geriht von eime hechde.|36:2| Nim einen frischen hechede vnd loese abe die hut als gantz vnd|36:3| suede in gar vnd loese vz die grete. nim krut vnd stoz daz mit dem|36:4| vische, tuo dar zvo ro eyer vnd saffran vnd fuelle die hut des hechdes|36:5| vnd roeste in eine wenic vnd gibin hin.|37:1| Ein geriht von vrischen elen.|37:2| Nim frische ele, zuech in abe die hut vnd snit abe daz haubt, laz|37:3| sie gar sieden vnd tuo her vz die grete, stoz krut, eyer vnd schoene|37:4| brot, vnd mit dem ale hacke salbey. dar zvo fuelle die hut vnd brat|37:5| in vnd vuege daz haubt zvo dem ale. cleide in mit einen duennen|37:6| teige. vnd ein blat von eyern vnd mach in druf, roestin vnd gib|37:7| in hin.|38:1| Ein geriht von eime stoc vische.|38:2| Nim einen stoc visch, der niht dürre si, vnd tuo |38:3| im die hut abe, weich in in kaldem wazzere ein naht, druecke in in|38:4| ezzig, daz er gantz blibe, bint in langes vnd zwo schinen dar veber|38:5| vnd lege in vf einen hueltzinen rost. mache in warm vnd besprenge|38:6| in mit butern, mache einen teyc von mele vnd von eyern, dar zvo tuo|38:7| gestozzen pfeffer vnd saffran vnd saltz zvo mazzen. als der visch|38:8| gar heiz si, so slahe den teyc dor vf mit eime swanke, riche vaste|38:9| viuer dor vnder vnd laz in werden rot. so tuo daz, e du in abe nemest,|38:10| betraufe in mit butern vaste vnd gib in hin.|39:1| Ein guot fuelle.|39:2| Nim mandel kern, mache in schoene in siedem wazzer vnd wirf sie|39:3| in kalt wazzer, loese die garsten vz vnd stoz die besten in einem|39:4| moerser. Alse sie veiste beginnen, so sprenge dor vf ein kalt wazzer

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|39:5| vnd stoz sie vaste vnd menge sie mit kaldem wazzere eben dicke|39:6| vnd rink sie durch ein schoen tuoch vnd tuo die kafen wider in|39:7| den moerser, stoz sie vnd rink sie vz. schuet ez allez in ein|39:8| phannen vnd halt sie veber daz viuer vnd tuo darzvo ein eyer schaln|39:9| vol wines vnd ruerez wol, vnz daz es gesiede. nim ein schoen bueteltuoch|39:10| vnd lege ez vf reine stro vnd guez dar vf die|39:11| milich, biz daz sie wol ueber sige. swaz denne vf dem tuoche belibe,|39:12| do von mache einen kese. wilt du butern dor vz machen, so laz|39:13| ein wenic saffrans do mit erwallen vnd gibz hin als butern oder|39:14| kese.|40:1| Ein guot trahte.|40:2| Nim huenre magen vnd lebern, snit abe daz herte, daz guote snit|40:3| duenne, machez gar in smaltze, zeslahe eyer vnd tuo darzvo pfeffer|40:4| vnd kuemel, saltz zvo mazzen. mache ein pfannen heiz vnd veizt,|40:5| als man kuochin woelle bachen, wirf dor in eyer vnd lebern, |40:6| ruere daz zvo sammene, daz ez blibe weich. so nim abe die pfannen,|40:7| machin schoene mit einer schinen. haldez wider veber daz fiuer vnd|40:8| machez veist vnd tuo daz muos gantz in die pfannen, druecke ez wol,|40:9| daz ez gantz blibe an eime stuecke vnd laz ez backen. als ez gar si|40:10| gebacken, so gibz hin, vnd daz heizzet laxis. Conf. Also mahtu|40:11| machen junge huenre von lampfleische, so manz klein snit. |41:1| Ein condimentelin.|41:2| Nim rintfleisch, als ez erst zvo kumt, suedez mot, saltzez wol, nim|41:3| aschlauch vnd minzen dar zvo, des krutes nim genuoc, laz ez wol|41:4| sieden in eime veisten sode vnd reitz swie du|41:5| wilt vnd gibz hin.|42:1| Ein geriht von einer gense.|42:2| Nim ein gans, die niht alt si, nim vz daz gekroese, snit abe die|42:3| fluegele vnd die diech, stecke sie in einen irdinen hafen, der enge|42:4| si, guez daz wazzer vf, daz sie betueche, setze sie vf einen drifuoz,

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|42:5| der vnden offen si, bedecke den hafen, daz der bradem iht vz ge,|42:6| suet daz gekroese sunder vnd saltz die gans. vnd suede die gans in|42:7| dem sode, biz sie vilnach trucken si vnd gar si gesoten. vnd nim|42:8| denne suezze milich vnd sehs totern vnd zwei haupt knobelauches, |42:9| die groz sint, vnd schele die schone vnd stoz sie mit ein wenic|42:10| saltzes vnd menge daz mit der milich vnd mit den totern, vnd|42:11| saffran tuo dar zvo. vnd guez daz condiment vf die gans, laz sie|42:12| erwallen vnd gibe sie hin.|43:1| Ein cluoge spise.|43:2| Wilt du ein kluege spise machen, slahe einnen duennen teic von|43:3| eyern vnd von schoenem melwe, mach daz dicke mit schoenem |43:4| brote vnd ribe daz, schele sur epfele, scharbe sie groeber denne|43:5| spec vf huenre, die menge dar zvo, nim einen leufel vnd fuelle den|43:6| teyc vnd teilez vnd brat den in smaltze oder in butern, ab ez niht|43:7| fleischtac ist, vnd gibz hin.|44:1| Ein guot gebackenz.|44:2| Rib kese, menge den mit eyern vnd scharbe gesoten spec dar zvo,|44:3| mache ein schoenen derben teyc vnd fuelle den kese vnd die eyer|44:4| dor in vnd mache krepfelin vnd backe sie in butern oder in smaltze|44:5| noch der zit vnd gib sie warm hin.|45:1| Ein guot gerihtlin.|45:2| Nim gesoten erbeiz vnd slahe die durch ein sip, slahe als vil eyer|45:3| dor zvo als der erweiz si vnd suedez in butern niht alzvo feizt. laz|45:4| sie kueln, snit sie an mursel vnd stecke sie an einen spiz, brat sie|45:5| wol vnd beslahe sie mit eyern vnd mit krute, gib sie hin. |46:1| Ein geriht von vischen.|46:2| Nim einen frischen hechde, loese im abe die hut von dem hechde,|46:3| suede in gar schone vnd lise vz die grete. vnd nim krut vnd stoz|46:4| ez mit dem vische, tuo dar zvo ro eyer vnd saffran vnd fuelle die|46:5| hut des hechdes wider, vnd daz haubt, daz roest ein wenic vnd|46:6| gibz hin.|47:1| Ein geriht|47:2| Nim frische mandel kern vnd weiche die vnd hirse gruetze vnd|47:3| gesotene eyer vnd ein wenic schoenes brotes vnd krut, diz mal

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|47:4| zvo sammene, so du dickes muegest, vnd guez ez in ein pfannen vnd|47:5| laz ez sieden, untz daz ez dicke werde, vnd mach ez|47:6| gel mit saffran vnd feizt mit butern vnd laz ez denne kueln |47:7| vnd snide es zvo murseln vnd steck ez an einen spiz vnd laz ez|47:8| braten vnd beslahe ez denne mit eyern vnd mit guotem krute vnd|47:9| gibs hin fuer gebraten milich.|48:1| Ein condimentlin.|48:2| Mal kuemel vnd enis mit pfeffer vnd mit ezzige vnd mit honige|48:3| vnd mach ez gel mit saffran vnd tuo dar zvo senf. in diesem condimente|48:4| mahtu suelze petersielien bern vnd clein cumpost oder rueben,|48:5| waz du wilt.|49:1| Ein guot salse.|49:2| Nim win vnd honicsaum, setze daz vf daz fiuer vnd laß es sieden|49:3| vnd tuo dar zvo gestozzen ingeber me denne pfeffers. stoz knobelauch,|49:4| doch niht al zvo vil vnd mach es starck vnd ruerez mit eyner|49:5| schinen, laz ez sieden, biz daz ez brinnen beginne. Diz sal man|49:6| ezzen in kaldem wetere vnd heizzet Swallenberges salse. |50:1| Von gebratem.|50:2| Man sol ein huon braten vnd roeste ein vemme sniten von semeln vnd|50:3| backe diz rot in smaltze vnd snit bizzen als zvo einem brot muose,|50:4| zve lide daz huon clein vnd brat sehs birn, mache ein condimoente|50:5| von wine vnd von honige, do rip denne wuertze in, pfeffer vnd anis,|50:6| vnd mache ein blat von fünf eyern, slach sie in die pfannen vnd|50:7| lege denne ienz dor in suenderlichen vnd lege denne daz blat|50:8| zvo sammene vnd decke ein schuezzeln dor vf vnd|50:9| kere denne die pfannen vemme, snit oben durch daz blat vnd guez|50:10| daz condiment dor in vnd beguez daz blat niht. diz heizzent huenre|50:11| von Rinkauwe. vnd gibz hin.|51:1| Ein guot spise.|51:2| Man sol ein huon braten in spec gewuelt. vnd snit denne aht snitten

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|51:3| armeritlere vnd backe die in smaltze niht zvo truege vnd schele sur|51:4| epfele, snit die breit in schiben, daz die kern vz vallen, backe sie|51:5| ein wenig in smaltze. So mache ein groz blat von eiern, daz die|51:6| pfannen alle begrife, vnd tuo dar zvo wuertze. so lege die ersten|51:7| schiht von epfeln, dor nach die armen ritler, dor noch daz huon,|51:8| das sol cleine gelidet sin. tuo vf ieglich schiht ein wenig wuertze|51:9| vnd mache ein condiment von wine vnd von honige vnd wuertze |51:10| niht al zvo heiz. so lege daz blat zvo sammene vnd stuertze ein|51:11| schuezzeln dor vf vnd kere die pfannen vemme, snit obene ein|51:12| venster dar in vnd guez daz condiment dar in vnd gibz hin. diz|51:13| heizzent huenre von Kriechen.|52:1| Ein guot fuelle.|52:2| Der ein guote koecherye machen wil, der hacke petersylien vnd salbey|52:3| glich vil vnd brate sie in butern vnd tueftele eyer weich vnd menge|52:4| daz zvo sammene vnd ribe kese vnd brot dor in|52:5| vnd mache ein blat von eyern vnd guez butern dor vnder vnd|52:6| schuete diz dar vf, gib im fiuer oben vf vnd laz backen. diz sind|52:7| ruzzige kuechin.|53:1| Ein guot lecker koestelin.|53:2| So mache zvom iuengesten ein klein lecker koestelin von stichellinges|53:3| magin vnd mucken fuezze vnd lovinken zvngen, meysen beyn vnd|53:4| froesche an der keln. so mahtu lange on sorgen leben. |54:1| Ein guot gerihte, der ez gern izzet.|54:2| Wilt du machen ein guot bigeriht,|54:3| so nim sydeln sweyz,|54:4| daz macht den magen gar heiz,|54:5| vnd nim kiselinges smaltz,|54:6| daz ist den meiden guot, die do sin hueffehaltz.|54:7| vnd nim bromber vnd bresteling,|54:8| daz ist daz aller beste ding.|54:9| bist du niht an sinnen taup,|54:10| so nim gruen wingart laup.|54:11| du solt nemen binzen,|54:12| luebstickel vnd minzen.|54:13| daz sint guote wuertze

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|54:14| fuer die grozzen furtze.|54:15| nim stigelitzes versen vnd mucken fuozze,|54:16| daz macht das koestlin allez suezze,|54:17| daz ist guot vnd mag wol sin|54:18| ein guot lecker spigerihtelin.|54:19| Ach, vnd versaltz nuer niht,|54:20| wanne ez ist ein guot geriht.|Ü55:1| Diz ist ein guot lere von guoter spise.|55:1| Wilt du machen ein guot muos.|55:2| Ein gebacken muos von vischen. Dar zvo solt du nemen einen bersich|55:3| gebeizt in ezzig, vnd wirf in denne in milich, die do si von mandel|55:4| gemachet, mit ris mele wol gemenget vnd ein wenic smaltzes dor|55:5| in geton vnd mit erwellet. Daz ist gar guot, vnd versaltz niht.|56:1| Ein fladen.|56:2| Einen fladen von fischen gemachet wisze, welherleie sie sint.|56:3| hechede oder bersige geworfen in eine dicken mandelmilch, wol|56:4| gemenget mit rys mele, vnd ein apfel dor in wuerfeleht gesniten|56:5| vnd ein wenic smaltzes dor in geton. vnd ein wenig gewuertz |56:6| gebreit vf ein blat, von teyge gemacht. vnd schuezzez in einen|56:7| ofen vnd laz in backen.|57:1| Einen fladen.|57:2| Wilt du machen einen fladen von vasten gerete, so nim vische vnd|57:3| backes in smaltze vnd guez dor veber ein dicke mandelmilch, wol|57:4| gemenget mit ris mele, vnd tuo eyn wenig smaltzes dran vnd|57:5| mengez wol mit wuertzen vnd lege daz vf ein blat von teyge vnd|57:6| laz ez backen vnd versaltz niht.|58:1| Einen krapfen.|58:2| Wilt du einen vasten krapfen machen von hechde darmen, nim eine|58:3| guote mandelmilich vnd tuo also vil epfele, als der vische ist,|58:4| vnd snide sie dor vnder vnd mengez mit ein|58:5| wenic ris meles, daz ist guot zvo gefuelten krapfen |59:1| Einen krapfen.|59:2| So du wilt einen vasten krapfen machen, so nim nuezze vnd stoz|59:3| sie in einem mörser vnd nim epfele als vil vnd snide sie drin|59:4| wuerfeleht vnd menge sie mit wuertzen, wellerley sie sin, vnd fuelle

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|59:5| daz in die krapfen. vnd lege sie in ein pfannen vnd la sie backen.|60:1| Von krapfen.|60:2| So du denne wilt einen vasten krapfen machen, so nim welsche winber|60:3| vnd nim als vil epfele dorunder vnd stoz sie cleine vnd tuo|60:4| wuertze dor zvo vnd fuellez in die krapfen. vnd laz ez backen. daz|60:5| ist aber ein guot fuelle. vnd versaltz niht.|61:1| Einen krapfen.|61:2| So du aber wilt einen vasten krapfen machen von nuezzen mit|61:3| ganzen kern, vnd nim als vil epfele dor under vnd snide sie wuerfeleht,|61:4| als der kern ist, vnd roest sie wol mit ein wenig honiges vnd|61:5| mengez mit wuertzen vnd tuo ez vf die bleter, die do gemaht sin zvo|61:6| krapfen. vnd loz ez backen vnd versaltz niht.|62:1| Ein muos.|62:2| So du wilt machen ein guot vastenmuos, so nim bersige vnd dicke|62:3| mandelmilich drunder vnd suedez wol in mandelmilich vnd tuo denne|62:4| zvcker dor vf. Daz muos sol heizzen von Jerusalem.|62:5| vnd daz izzet man kalt oder warm.|63:1| Heidenische erweiz.|63:2| Wilt du machen behemmische erweiz, so nim mandelkern vnd stoz|63:3| die gar cleine vnd mengez mit dritteil als vil honiges. vnd mit|63:4| guoten wuertzen wol gemenget, so erz allerbeste hat. die koste git|63:5| man kalt oder warm.|64:1| Ein muos mit lauche.|64:2| Ein mus mit lauche. nim wizzen lauch vnd hacke in cleine vnd|64:3| mengez wol mit guoter mandelmilich vnd mit ris mele. vnd wol|64:4| gesoten. Aber ein vasten muos gemachet wol mit mandel milich vnd|64:5| wol gemenget mit ris mele. vnd daz suede wol vnd versaltz niht.|65:1| Ein col ris.|65:2| Ein colris gebacken. vnd mache von eyern duenne bleter vnd snit|65:3| die cleine vnd wirf die in ein suezze milich. vnd nim semel brot|65:4| vnd snit daz wuerfeleht dor in vnde mengez mit eyer totern vnd|65:5| suedez wol vnd tuo ein smaltz dor vf vnd versaltz niht.

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|66:1| Ein col ris.|66:2| Aber ein colris. nim eyger vnd zeslahe die mit semel mele vnd|66:3| zeslahe daz. duenne kuochen geworfen in ein milich vnd wol geruert,|66:4| biz ez gesiede. vnd mengez aber mit eyger totern vnd tuo ein|66:5| smaltz drin vnd gibz hin.|67:1| Aber ein col rys.|67:2| Aber ein colris. nim duenne kuochen gebacken von|67:3| eyern vnd snit die wuerfeleht vnd snit als vil semelbrotes dor zvo|67:4| wuerfeleht vnd tuo ez in ein milich. vnd nim einen apfel vnd snit den|67:5| wuerfeleht drin vnd ruerez wol mit eyertotern vnd laz ez sieden wol|67:6| vnd gibz hin.|68:1| Ein kuetenmus.|68:2| Wilt du machen ein kuetenmuos, so nim kueten, wie vil du wilt, vnd|68:3| suede sie gar schon. vnd nim denne einen moerser vnd stozze sie|68:4| dor inne clein vnd slahe sie durch ein tuoch. vnd nim eyer totern|68:5| dor zvo vnd suedez do mit. vnd tuo ein zucker druf vnd versaltz niht.|69:1| Ein apfelmuos.|69:2| Wilt du machen ein apfelmuos, so nim schoen epfele vnd schele die|69:3| vnd snide sie in ein kalt wazzer vnd suede sie in einem hafen vnd|69:4| menge sie mit wine vnd mit smaltze. vnd zeslahe eyer mit wiz vnd|69:5| mit al vnd tuo daz dor zvo. vnd daz ist gar ein guot fuelle. vnd|69:6| versaltz niht.|70:1| Ein mandelmuos.|70:2| So du wilt machen ein mandelmuos, so nim mandelmilch vnd semelin|70:3| brot vnd snide daz wuerfeleht vnd tuo daz in die mandelmilch vnd|70:4| erwelle daz. vnd nim einen apfel vnd snit den wuerfeleht vnd roest|70:5| den in eime smaltze, vnd tuo daz vf daz mandelmuos. vnd gibz hin.|71:1| Ein cygern von mandel.|71:2| Wilt du machen ein zyger von mandeln, so nim mandelkern vnd

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|71:3| stoz die in einen moerser, vnd die mandelmilich erwelle vnd schuete|71:4| sie vf ein schoen tuoch, vnd einen schaub drunder. vnd laz in erkueln|71:5| vnd slahe in vf ein schuezzeln. vnd stoz dor vf mandelkern vnd|71:6| strauw dor vf zucker. vnd gibz hin.|72:1| Einen kese von mandel.|72:2| Wilt du machen aber einen kese von mandeln, so nim mandelkern |72:3| vnd stoz die vnd nim die milich vnd guez einer guoten milich dor zvo|72:4| vnd erwelle daz abe vnd schuetez vf ein tuoch. laz in erkalden vnd|72:5| lege in in einen kese napf vnd mache in vnd lege in denne vf ein|72:6| teler, bestrauwe in mit eime zuckere. daz heizzet ein mandelkese. |73:1| Einen mandel wecke.|73:2| So du denne wilt machen einen mandelwecke, so nim aber mandelkern |73:3| gestozzen zvo einer milich. vnd suet die vnd schuet die vf ein tuoch.|73:4| vnd laz ez erkueln vnd mach in als ein buter wecke vnd leg in vf|73:5| ein schuezzeln vnd guez ein mandelmilch drvemme vnd strauwe ein|73:6| zucker dor vf vnd gib in hin.|74:1| Ein kuochen.|74:2| So du wilt mandelkuochin machen, so mache von mandelkerne guote|74:3| milch vnd suet die vnd ruere die abe mit eime zuckere |74:4| vnd schuet das vf ein tuoch, vnd ein schaub drunder. vnd|74:5| mache ein teyc von semel melwe vnd wille daz mit eyner wellen|74:6| vnd leg des gesoten mandels dor vf vnd snit daz abe vnd backez|74:7| in eyner pfannen im smaltze. daz heizzet ein mandelkuochin. |74a:1| Der woelle machen ein guot gesoten ris, der erlese ez schone vnd|74a:2| wasche ez schone vnd legez in einen hafen vnd saltz es niht ze vil|74a:3| vnd siedez, bis ez trucken werde. vnd menge ez mit einer mandelmilich |74a:4| vnd ruers ein wenig, biz daz ez aber siede untz im sine dicke|74a:5| kumme. vnd gebz mit eime zucker dar. daz ist auch guot. |75:1| Ein muos von rise.

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|75:2| Der woelle machen ein rys muos, der nem aber gestozzen mandel|75:3| milich vnd menge ez mit rismele vnd siedez wol. vnd nim einen|75:4| apfel vnd snit den wuerfeleht vnd roest den in eime smaltze vnd|75:5| strauwe daz vf daz muos. vnd gibz hin.|76:1| Einen blamensir.|76:2| Der woelle machen einen blamenser, der neme dicke mandelmilch |76:3| vnd huener brueste geceyset vnd tuo daz in die mandelmilch. vnd ruere|76:4| daz mit ris mele vnd smaltz genuoc, vnd zuckers tuo genuog dar zvo. daz|76:5| ist ein blamenser.|77:1| Einen blamensir.|77:2| Ein blamenser gemaht von geceysten huenern an der brust. vnd|77:3| mache eine guote mandelmilich, abe geruert huener|77:4| dinne in der mandelmilich mit ris mele. getzworn fial bluomen vnd|77:5| smaltz gib gnuoc dar zvo vnd suedez gar vnd zuckers genuoc dar zvo.|77:6| daz heizt auch ein blamenser.|77a:1| Einen gestocketen blamenser gemaht mit eyner dicken zamen milich.|77a:2| geceiset huener brueste vnd wirf die in die milich vnd derwelle sie|77a:3| vnd ruer sie mit rys mele vnd mit eyer totern. vnd smaltz gibn|77a:4| genuoc. vnd strauwe dor vf zuckers genuoc. Daz heizt ein gestockter|77a:5| blamenser.|78:1| Ein fialmuos.|78:2| Der woelle machen ein vial muos, der neme ein dicke mandel milich|78:3| wol gerueret mit rismele vnd tuo dor in smaltzes genuoc. vnd ferwez|78:4| wol mit fial bluomen. daz ist ein fial muos gantz.|79:1| Ein muos.|79:2| Der woelle machen ein morchen muos, der nem morchen vnd erwelle|79:3| daz vz einem brunnen. vnd geballen vz eime kalden wazzer. vnd|79:4| gehacket cleine vnd tuo ez denne in ein dicke mandel milich. vnd|79:5| mit wine wol gemacht die mandel milich vnd die morche dor

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|79:6| inne erwellet. vnd tuo dorzvo wuertze genuoc. vnd ferve ez mit fial|79:7| bluomen vnd gibz hin.|80:1| Wilt du machen ein nuezzemuos.|80:2| Wilt du machen ein nuezzemuos, so nim nuezze kern|80:3| vnd stoz die cleine vnd slahe sie durch ein tuoch mit eyner suezzen|80:4| zamen milich vnd mit einer brosmen semeln brotes, wol gesoten in|80:5| eyme hafen. vnd gibe smaltz genuoc dran. vnd mit eyer totern|80:6| wol abe geruert vnd wol geverwet mit saffran.|81:1| Ein birnmuos.|81:2| Wilt du machen ein birnmuos, so nim birn vnd besnit die schone|81:3| vnd suede sie in einem hafen mit eyme wine vnd mit smaltze. vnd|81:4| durchgeslagen durch ein tuoch vnd derwelle sie denne mit eyerstotern.|81:5| daz ist gar gantz .do.|82:1| Ein wissel muos.|82:2| Der denne woelle machen ein kirsen muos, der breche die stile abe|82:3| vnd siede sie mit ein wenic wins vnd slahe sie denne durch ein|82:4| tuoch mit einer semelbrosmen, wol der wellet in eime hafen. vnd|82:5| tuo smaltzes genuoc dran vnd ruer ez denne mit eyerstotern. vnd|82:6| strauwe wuertze dor vf, so manz an rihten wil.|83:1| Ein guot fuelle.|83:2| Conkauelit maht man von kirsen, von den suren kirsen, daz sint|83:3| wiseln. die sol man nemen vnd von mandelkern eine guoten mandelmilich |83:4| machen. vnd mit einem wine die kirsen wol gesoten vnd mit |83:5| ir eygin brue. vnd geslagen durch ein tuoch vnd|83:6| denne gegozzen in die mandelmilch. vnd gar gesoten in eyme |83:7| hafen vnd dor zvo wol geruert mit ris mele. vnd smaltz genuoc dor an|83:8| geton vnd auch wuertze genuoc vnd zvcker dor vf. vnd versaltz niht.|84:1| Ein cumpost von wisseln.|84:2| Der woelle machen einen kumpost fon suren wiseln, der neme sur|84:3| wiseln vnd brech in die stile abe vnd siede sie in eynem hafen|84:4| mit ir eigin brue. vnd swenne sie gesieden, so schuet sie vz vnd

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|84:5| laz sie kueln vnd slahe sie durch ein tuoch vnd schuete sie denne|84:6| in einen hafen, der gebichet si, vnd schuet die kirsen drin. vnd|84:7| menge sie mit honige vnd tuo galgan wuertze dorunder gestrauwet.|84:8| der ez zehant ezzen wil, der laz ez ane wuertze.|85:1| Einen fladen von wisseln.|85:2| Der einen fladen woelle machen von wiseln, der nem sie vnd breche|85:3| in die stile abe vnd siede sie in einem hafen, biz sie trucken|85:4| werden, mit sines selbes brue. vnd schuete sie denne vz vnd laz|85:5| sie der kueln vnd slahe sie durch ein tuoch. vnd smir ein taueln|85:6| wol mit honige vnd schuete die kirsen dor vf vnd setze die taueln|85:7| vf holtze an den luft, biz daz ez trucken si. hot der des luftz|85:8| niht, so setze (in) in einen kuelen hof. vnd mache daz wuerfeleht|85:9| vnd snidez vnd bestrauwez mit wuertzen. vnd|85:10| iz als ein latwergen.|86:1| Einen fladen.|86:2| Der eynen fladen woelle machen von fleische, der nem fleisch, daz|86:3| do ge von dem lumbel oder von dem wenste, vnd nim knucken, |86:4| vnd daz daz wol gesoten werde vnd hackez cleyne. vnd ribe halb|86:5| als vil keses drunder vnd mengez mit eyern, daz ez dicke werde,|86:6| vnd wuertzez mit pfeffer. vnd slahe ez vf ein blat von teyge|86:7| gemaht vnd schuez ez in einen ofen vnd laz ez backen. vnd gib in|86:8| dar also heiz.|87:1| Einen fladen.|87:2| Aber einen fladen von wensten vnd von knucken wol gesoten. |87:3| vnd rip aber als vil keses drunder, als vil des fleisches ist. vnd|87:4| ruerrez wol vnd mengez mit eyern, des viertels als vil huener|87:5| drunder gestrauwet, sie sint gesoten oder gebraten. daz mache|87:6| allez vf ein blat von teyge vnd schuez in eynen ofen vnd laz|87:7| backen. vnd gib in also heiz fuer die herren vnd versaltz niht.|87:8| daz ist auch guot.|88:1| Einen fladen.|88:2| Aber ein fladen von fleische vnd lumbel gemaht. vnd ribe daz|88:3| vierdigteil als vil keses drunder vnd menge daz wol mit eyern|88:4| und tuo wuertze genuoc drin. vnd mach ez vf ein blat von teyge|88:5| wol gemaht, vol loecher gemaht vil in den fladen. vnd slahe|88:6| eyer als gantz drin vnd trage in als heiz hin.|89:1| Von fleische einen fladen.

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|89:2| Ein fladen gemaht von fleische von lumbel. vnd ribe drin gein|89:3| ein vierteil kes vnd tuo eyer genuoc drin vnd machz veizt genuoc|89:4| mit specke vnd slahez vf ein blat gemacht von teyge, vnd swinin|89:5| clawen oder kalbz fuezze drunder geworren vnd die fuelle mitten|89:6| druf gesetz. vnd daz heizt ein bastede von guoten huenren wol|89:7| gemaht.|90:1| Einen fladen von kalbslebern.|90:2| Wilt du einen guoten fladen machen von kalbslebern, so nim|90:3| kalbslebern vnd hacke die clein, als gruenen speckes gesniten genuoc|90:4| drunder vnd tuo wuertze auch genuoc drunder. eynen holbroten |90:5| wol gemaht, wol zweier vinger breit gesniten vnd gefuellet wol|90:6| mit eyner guoten fuelle. gesetz in den fladen vnd backe in wol|90:7| vnd trage in als heiz hin.|91:1| Aber einen fladen.|91:2| Der einen fladen woelle machen von fleische von den wensten, so|91:3| nim des vierteil kes dor zuo vnd sla eyer genuoc drunder. vnd|91:4| snide swertelech von gruenen swarten drunder vnd tuo auch dor zvo|91:5| huenerlebern vnd megelech. vnd snit ein birn lengeleht vnd strauwe|91:6| sie drunder vnd machez vf sin blat. vnd laz ez|91:7| backen vnd tragez hin.|92:1| Einen fladen.|92:2| Der einen fladen woelle machen von fleische von lumbeln gemaht,|92:3| der siedez wol vnd hackez cleine vnd ribe keses genuoc drin vnd|92:4| slahe eyer auch genuoc drin vnd wuertz ez wol. vnd mache ein blat|92:5| von teyge, gesetz dri ecken von basteln als ein schilt in den|92:6| fladen vnd mit huenren gefuelt. vnd versaltz niht vnd gibz hin.|93:1| Einen fladen von fleische.|93:2| Wilt du ein fladen machen von fleische von wensten, so suede in|93:3| wol von hacke in cleine vnd welische nuezze gevierteilt dor vnder.|93:4| vnd wuertze genuoc. vnd speckes tuo dor in vnd eyer vnd leg ez vf|93:5| ein wit blat von teyge gemaht, schoene bastel fuenfe von huenren|93:6| einz mitten in den fladen gesetz, die viere an daz ende reht als

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|93:7| ein zinke vf einen wuerfele. vnd back in vnd gib in als heiz hin.|94:1| Ein guot fuelle.|94:2| Den reigel vf der schiben gemaht. Einen fladen von guotem lumbel|94:3| wol cleine gehacket, for drunder geriben eins viertel keses vnd|94:4| wol gemenget mit wuertzen vnd auch gemenget mit eyern vnd veizt|94:5| genuoc von specke. vnd vierteil huener drin gestrauwet. vnd backez|94:6| wol in einem ofen vnd legez denne vf ein|94:7| schiben. vnd setze vier spizze mitten drin eines vingers groz vnd|94:8| einer eln lanc vnd einen guoten halben braten gestozzen dran. vnd|94:9| ein schoenen bastel kopf dor vf gesetzet, ler dor vf gesetzet. zwelf|94:10| halbe broten, vf ieglichen spitz ein kuechelin. vnd denne ein gesoten |94:11| milich, mit eyern vnd mit saffran wol geferwet, vnd schuet |94:12| ez in ein tuoch vnd beswer ez mit steinen untz ez trucken wirt.|94:13| vnd snidez vingers groz vnd einer spannen lanc. vnd gestozzen an|94:14| cleine spizze, gestozzen alvemme den fladen sinewel als ein tuelle,|94:15| mit cleinen kuochen gebacken einen krantz al druemme gestozzen|94:16| mit laubern. vnd gebacken vogel druf gesetzet. vnd tragen fuer|94:17| sinen herren.|95:1| Wilt du heidenische haubt.|95:2| Die heidenischen haubt. gemaht einen schoenen fladen von fleische,|95:3| von vierteil huenren wol gestrauwet, wuerfeleht epfele drin gesniten.|95:4| vnd wuertzez genuoc vnd mengez mit eyern. vnd schuez ez in|95:5| eynen ofen vnd daz ez werde gebacken, vnd legez vf ein schiben.|95:6| zwene starke spizze drin als einen vinger mitten drin gestecket. |95:7| ein bastel kopf druf gesetzet mit huenren wol gefuellet, kalbes haubt,|95:8| drue gesoten, geleit gantz vf einen rost, wol|95:9| beslagen mit eiern. daz es schone werde von saffrane. gesetzet |95:10| vf einen fladen vnd eyerstotern herte drin gestozzen in sin munt,

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|95:11| bluomen gesniten von wizzen eiern wol gestrauwet in die haubt,|95:12| cleine gebacken kuochen an spizze gestozzen vemme den fladen wol|95:13| besetzet.|96:1| Ein guot geriht.|96:2| Einen ohsen spec gemaht von eime kalbe gebroten vnd wol gesoten, |96:3| geslagen daz gebrete an ein ander vnd die swarten vz gekeret |96:4| vnd gewunden in ein tuoch. wol abe gewuertz, vnd loz es wol|96:5| erkalden vnd duenne schineht gesoten. vingers breit gemaht in|96:6| einer fliezzende sultze. vnd versaltz niht vnd gibz hin. |End:1| Hie get vz die lere von der kocherie.

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3.2 Das Kochbuch des Eberhard von LandshutDas Kochbuch des Eberhard von Landshut, hg. von Anita Feyl, Freiburg 1963./S. 85/(Bl. 50r)Hienach volgt vonn dem kochenn vnd hat gemacht meyster Eberhart ein koch herczog Heinrichs zu Landshut.(1) Zum einen salsenn von weichselnn zu machen.Item wiltu machen ein gutte salsenn von weichselnn, so thue die weichsell in einen hafen vnd secz die auff ein glut vnd laß sie siedenn vnd laß dann wider erkaltenn vnd streich sie durch ein tuch vnd thue sie dann wider in den hafenn vnd secz sie auff ein glut vnd laß sie wol sieden vnd rurr sie, piß sie dick wirt, vnd thue dann honig dar an vnd geribens prot vnd negellein vnd gut gestuep vnd thue sie in ein feßlein. Sie pleibt dir gut drew oder vier iar.(2) Ein gutte salsen zu machen in der fastenn.

Item nym merrich vnd zustoß den in einem moerserr vnd nym mandelkernn oder nuß vnd zustoß die auch vnd geuß ein wein dar an. Merrich bricht den stein garr serr, wenn man in isset in der kost. (3) Item ein andre salsenn

Saluia, petrocilinus, menta vnd pfefferr, das soll man zustossenn mit essig, das ist ein salsen, die macht lustig zu essenn.(4) Item ein essenn von gebratenn arbeissenn

Nym gesotenn arbeyß vnd slach sie durch ein tuch/S. 86/oder durch ein sib vnd slach vil eyerr darzu, als vil der arbeiß sein, vnd seud es in putternn vnd steck es an einen spiß vnd brot sie wol vnd beslach sie mit eyerrn vnd mit kraut vnd gib es hin. Versalcz es nit. (5) Ein holder muß zu machenn.Nym holderplut vnd zureib die in küe milch vnd nym mel vnd mach ein mus dar auß. Das ist gut zu dem haubt vnd den synnenn. (6) Ein gut mus zu machenn

So nym nuß kernn vnd stoß die clein vnd streich die durch mit einerr sussenn milch vnd mit susser semell brosem, die wol gesotenn sein, vnd thue schmalcz dar an genug vnd rurr es ab mit eyer totternn vnd wurcz es wol vnd versalcz es nit.(7) Wiltu machen ein gebraten muß von vischenn.

So nym per visch, die peyß in essig vnd wurff die in ein mandelmilch, die mit reyß sein wol gemengt, vnd ein wenig schmalcz dar an, das wellig sej. Versalcz es nit.(8) Item ein essenn vonn einer lebernn eines kalbs.

Nyms ein lebernn von einem kalb vnd hack sie clein vnd würcz sie wol vnd nym dann einen bewrigenn speck vnd weinperr vnd leg das necz

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furr dich vnd bestreich es wol mit totternn vnd nym dann die lebernn vnd slach ein necz dar überr vnd verspeil das wol vnd leg sie auff ein rost vnd laß sie pratenn vnd beslach sie halb mit totternn, die rot sein, / (Bl.59v) darnach an der andernn/S. 87/

seittenn mit grunen totternn vnd peterlein vnd versalcz es nit.(9) Wiltu machen ein meyschen kuchenn.So nym auff zehen eyer vnd zuslach sie wol vnd nym darzu peterlein vnd rurr es vndereinander vnd nym einen morserr vnd secz auff ein kolenn vnd thue dar ein einen löffel vol schmalcz vnd laß es heyß werdenn vnd geuß die eyerr darein vnd laß es kul pachen vnd thue es also gancz auf ein schussel. Versalcz es nit.(10) Item wiltu machen ein essen in dem meyen, das heyßt ein

gespöt.So nym einen fliessendenn keß vnd schneid den in vil schnittenn, die dünn sein, vnd nym darzu sechs eyer vnd slach die auff den keß vnd nym meichßige putternn in ein pfannen vnd thue den keß mit den eyerrnn vber das fewrr vnd zeuch es ey dar mit auff, das es slecht werr, vnd richte es an vnd versalcz es nicht. (11) Item einen fladenn zu machenn von fischenn, welcherley sie sind.

So nym ein dicke mandelmilch wol gemengt mit reiß mel vnd thue dar ein einen apffel oderr zwenn vnd ein wenig wurcz vnd seud es in einem ofen vnd laß es pachenn vnd versalcz es nit.(12) Wiltu machen morchen vmb weihennachtenn.

So nym ein teick auß weissem brot vnd auß ein wenig melbs vnd schla eyer dar an vnd mach zwen knebel vnd wurff die in den teick vnd zeuch sie darInnen vmb vnd leg sie in ein schmalcz, da nit zu heyß sej, vnd wenn es/S. 88/ein wenig gepack, so nym es her wider auß vnd schneyd es dann mitten auff dem knebel auff von einander vnd full es dann mit ein geruntenn eyernn vnd zeuch es durch einen lindenn straubenn teick, leg es in ein schmalcz vnd laß es pachenn vnd secz die morchen dar ein vnd laß sie pachenn.(13) Wiltu machen ein gestrocztez gepachens.

So mach ein teyck von eytell eyernn vnd wurcz in wol vnd mach in gel vnd warmm duczent gutter helmm in den teick, das sie naß werdenn, vnd nym sie dann her auß vnd pack es in einem schmalcz vnd versalcz nit.(14) Wiltu machen gut kuchenn vonn eyerrn.

So nym eyer, wie vil du wilt, vnd zu slach die wol vnd schneid semel funf lot dar vnter vnd thue dar ein weinperr vnd schmalcz in ein pfannen, des genug sej, vnd geuß die eyer dar ein vnd laß es packenn ynnenn vnd aussenn. Do mit slach es auff ein panck vnd hack dar vnter gut wurcz vnd schneid es zu scheubenn vnd richt es an.

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(15) Item ein essenn von milch kuchenn.So soltu sie clein schneyden. / (Bl. 60r)

(16) hafen vnd geuß ein wasserr der an vnd deck es/S. 89/

zu vnd laß siedenn, so wirt es sich strecken in dem glaß, das man sicht sein fuß vnd flugel vnd den gannczen pöttich. So ist es gerecht.(17) Wiltu machenn dreyerlej essens an einem visch.So nym ein hecht vnd slach vmb das mittel teyl ein naß tuch vnd leg in auff ein rost vnd salcz in vnd laß in pratenn vnd das foderr teil bespreng mit melb vnd begeuß mit schmalcz, das heyß sej, vnd das tuch begeuß mit heissem wein, vnd das hinder teyl prett sich selbs auff dem rost.(18) Item vt scito coquantur carnes.

Recipe aliquas pecias de vino et pone in ollam ad carnes crudas et sic coquantur.(19) Item ad extrahendum sal de cibo nimis salsato.

Recipe de farina frumenti in vna pecia lini panni et dimitte bulire intus.(20) Item ad appetitum comedendi valet illa salsa facta cum aleo.

Et appone piper ad triginta grana et hoc simul tunde, et jeiunus per duos dies comede. Etiam appone de saluia tria folia cum sale modico. Vel accipe aleum cum bibenella et fac succum.(21) Item wiltu swarcz fisch machenn.

So laß die visch siedenn an die stat vnd nym dann gestossenn negellein vnd thue die dar an vnd laß sie dann noch ein guttenn wal thun./S. 90/(22) Item vonn hechtenn wirt garr schoenne vnd lawters gestanndenn, also das es durchsichtig wirt.(23) Wiltu einen gutten stockfisch machenn.

So laß in siedenn als ein kalb fleisch vnd laß in ein siedenn auff halben wok vnd seig dann die brue dar vonn vnd schuet den stockvisch herauß vnd erclaub in wol vnd nym dann ein pfannen vnd thue smalcz dar ein vnd laß es warmm werdenn vnd leg dann den stockvisch in die putternn vnd laß sie dar ynnen erhiczenn vnd nym dann ingwerr vnd saffran mit des visch brue vnd ferb das do mit ein vnd geuß es veber den stock visch in die pfannen vnd laß es ein wal oder drej thun. So ist er gerecht.(24) Item hienach volgt, wie man ein ganß pratenn soll.

So laß sie vor zwenn oder drej tag wol hungernn, das die bösen predenn, die in ir sein, her auß genn, vnd soll sie dann nernn mit kornn, vnd darnach tötte sie vnd prate sie pej dem fewerr. Vnd du solt dar ein stossen saluia vnd ander gut wuercz, das der safft dar durch gee, vnd man soll sie besprengenn mit wein oder mit essigk, das das schmalcz / (Bl. 60v ) do vonn trieff. Wann das genß schmalcz soll man nit essen,

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wann es macht den menschen krannck, wann die feistenn kumbt vonn böser feuchtigkeit. Vnd wer gesund ist, der soll die gans also gebratenn essenn, so schadt sie dester mynderr. Wer aber krannck ist, der soll wenig do von essenn. Wenn man sie kocht vnd seudt in wasser, so ist sie/S. 91/

vngesund, wann dann so mügenn die bösen preden nit herauß genn von verhinderung wegen des wassers.Hienach volgt vonn den kuchenspeisen, warr zu sie gut sein.(25) Item reyß kelt vnd hiczigt nit vnd speist serr, vnd wenn mans wol seudt mit milch, so macht es vil plutz, vnd doch so schadt es den lewten, die den grymmenn in dem leib habenn, vnd stupfft vnd wirt nie schier verdewt.(26) Hirß zu essenn kelt vnd derrt vnd stopffet vnd speist nit wol, vnd das selb thut auch der habernn vnd spelt.(27) Gerstenn blewet vnd keltet vnd speist nit wol vnd schadt allen den lewten, die geprestenn habenn, vnd von kalter natur kumbt oder das grymmenn in dem leib hat. Aber hiczigenn lewtenn vnd die do gern cleiner wurdenn, den ist sie gut. Vnd wenn man sie isset oderr trincket mit venchel samenn, so ist sie gut furr etlichenn gebresten an der brust, vnd spricht Auicenna, das gerstenn wasserr schadet dem magen, der do kalt ist. Es ist auch rittigenn lewtenn garr nuecz.(28) Linßenn sein bescheidenlich heyß vnd derren vnd machenn vil plutz. Vnd so man sie seudt mitessig, so erleschenn sie die enzuendung des plutz. Vnd wer sie dick isset, dem machen sie vinsterr awgenn, do vonn sie vast derrent. Auicenna spricht, das sie schadenn dem magenn vnd blewend vnd stopffend.(29) Die kirchernn hiczenn vnd plewend vnd machenn prunczen vnd machenn den frawenn ire recht zu/S. 92/vier wochenn einß komenn, als es sein soll. Vnd spricht Auerrois, das sie prechenn den stein, der do leyt in den lendenn oder der do leit in der blosenn, vnd auch die brüe, mit der sie gesotenn werdenn. Vnd darczu sein die swarczen kirchernn pesserr dann die weissenn. Vnd Galienus spricht, das bru von kirchernn, so man sie seudt, die ist der lebernn gut, wann es reinigt sie vnd die nyren, do der stein wechst, den schleim vnd treibt vil vnflatz vonn dem menschenn.(30) Arbeißenn brüe hat die selben krafft, aber nit als krefftigklichenn, do vonn so man kirchernn nit hat, so seudt man arbeiß. Kichernn oder arbeiß, die grun sein, do soll man nit essenn, wann sie machenn dem menschenn boese feuchtigkeit. / (Bl. 61r)(31) Ponn bleen vnd machenn we in dem leib vnd den swindel in dem haubt. Vnd spricht Rasis, der vil vnd dick isset die pon, die werdenn irre in irenn synnen vnd etwenn vnsinig vnd erseufczenn garr tieff vnd wenenn, das in etwas preste oderr vnrecht sej, vnd verirren die lewt in irenn synnen vnd in irer consciencz. Etwenn wissen die selben lewt nit,

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warvmb sie allso tieff erseuffczenn. Galienus spricht, das ponn gut plut machenn, do von so muegen sie starck lew wol essenn, aber man sol sie wol siedenn. Oder werr sie isset mit essig, so sie wol gesotenn sein, oder sie rohe isset, dem machenn sie böse feuchtigkeit in dem magenn vnd in den dermen vnd bleen, vnd do von kumbt grosser sichtag.(32) Rubenn, spricht Auerrois, hiczigenn vnd machenn/S. 93/feuchte vnd machen wind in dem leib vnd vnkeusch vnd schön awgenn.(33) Czwiffel sind heyß in dem vierdenn grad vnd feucht in dem dritten grad vnd machenn vnkeusch vnd thund we in dem haubt. Vnd so man sie roch isset, so machenn sie böse feuchtigkeit vnd bringenn grossenn durst dem menschenn.(34) Knoblauch ist heyß vnd truckenn auff dem mittel des vierden grads vnd habenn die eigenschafft als zwifel vnd dar zu vertreibt er die wind oder das bleen in dem leib vnd sein schad, wenn man sie isset, wann sie bringenn grosse hicz vnd böse feuchtigkeit vnd richenn auff in das haubt. Doch schadt knoblauch in den kaltenn lannden mynnder, vnd so die zeit kalt ist, dann in dem summerr oder heissen landen, als dann spricht der meysterr Rasis.(35) als kraut macht boß plut, das ist melancolei vnd traurigkeit vnd boß gedennckenn vnd trawm an lattich vnd ochsen zungenn.(36) Lattich kelt, vnd der in gesottenn isset, dem macht sie pesser plut dann ander kraut vnd macht schloffenn, wie man in isset roch oder gesotenn, vnd ist gut, dem die sonne we hat gemacht in seinem haubt oder die enczinndet magenn habenn. Vnd wer sie isset mit essig, den macht sie hungrig vnd lustig nach der speyß. Sie ist auch hiczig vnd derret vnd schadt dem haubt, dem gesicht vnd dem magenn vnd macht vil böser trawm. Man sol sie siedenn mit czweyenn wassernn, so/S. 94/schadend sie dester mynder, also schreibt Avicenna.(37) Koelkraut ist hiczig vnd derret vnd macht wol singenn. Das safft, das von im kumbt, ist gut gedruncken trunckhenn lewtenn vnd macht boes plut, vnd spricht Rasis, das sie macht schwerr pöß trawm. Es macht zu stul gen vnd erweicht die prust vnd die kelenn, vnd gepewtet Orbasius den menschen, die das gesuecht in den lendenn habenn, auch an hendenn vnd an fussenn, das sie sullen köl essenn.(38) Mangolt vnd mölt sein der eygenschafft, das sie den leip weichen vnd zu stul machenn genn vnd speisen wol vnd sein gut furr die gel sucht vnd ist gut den lewten, die enczundt lebernn haben. Vnd besunder mölt kelt vnd macht feuchtigkeit. Aber mangolt ist pesserr vnd bringt nit alsouil fuechtigkeit in dem menschen. Mangolt pleter ziehenn serr auff die wundenn gelegt.(39) Benet ist gut vnd nuecz der kelenn, der lungenn, dem magen und auch der lebernn vnd macht bescheydenlich zu stul genn vnd ist garr ein gut vnd gesund speyß.

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(40) Mandel kernn, die do sueß sein, die sein bescheydenlichhiczig vnd bringen bescheydenlich feuchtigkeit von dem

menschenn. Vnd spricht Auerrois, das sie machen wachßenn das hirnn vnd sußlich schlaffenn. Do von sein sie nuecz den menschen, die do serr studirnn/S. 95/oder wachenn vnd durr sein wordenn zu sere. Man soll sie schelen vnd mit weißemm prot essenn, so man sust nit mer essenn wil. Vnd wer zucker dar zu isset an brot, das ist noch pesserr, wan so machenn sie vil plutes, das gut ist. Rasis spricht, das sie salbenn die kelenn vnd machenn sie glat vnd sein gut den lewtenn, die schneydet das wasserr von hicz. Sie machenn den menschen wol prunczen, vnd das selb thut auch mandelmilch, doch werdenn sie kawm verdewet. Auerrois spricht, das mandel garr rein vnd sauber macht die weg vnd die gelider, do das wasserr auß von dem menschenn get, vnd sein gar nuecz magernn lewten. Vnd das öl, das do von kumbt, ist gut furr den krampff. Vnd der den ruckgrat do mit salbet, den behüt es vnder weilen, das er an im in seinem alter nit krump wirt. (41) Granat oepffel, nüchtern gessenn, die leschen den durst vnd vertreyben vber gele vnd machent den menschenn hungernn. Rasis spricht, das sie vertreyben den ritenn vnd machenn den die speyß zu dem mund auß fert, das im die speyß beleibt, vnd kelt die lebernn. Auerrois spricht, welche zeit man ißt, das sie dann die speiß nit lassenn verderben in dem magenn. Vnd der sie zu hinderst ißt, so lassen sie die andernn speyß nicht auf richenn in das haubt. / (Bl. 62 r)(42) Nuße hiczenn vnd derren vnd werden kawm verdewt. Sie schadenn dem magen vnd machenn die speyß zu dem mund auß faren vnd zu stul genn. Aber die/S. 96/

grunen, die schadenn mynder. Werr ir zu vil isset, den slecht das parliß oder der slack an der zungenn, wann sie machenn ein swere zungen. Auicenna spricht, sie schaden nicht, so es garr kalt in dem winter ist. Auerrois spricht, meßlich gessenn schadenn allen lewtenn, die do hiczig sücht oder gebrestenn furchten musen oder offt gewynnen. Wer sie mit feigenn ißt, so sein sie gut furr vergiffte lüfte vnd furr alle gifft.(43) Haselnuß machenn das hirnn wachßenn vnd thun dem haubt we. Ipocras spricht vnd Auicenna, wenn sie gebratenn sein, so sein sie gut furr den hustenn vnd machenn serr auß werffenn. Haßelnuß pleen in dem leib vnd machen winde in dem gedermm vnd werden kawn verdewt dann recht nuß. Doch speysen sie wol. (44) Nespel machen veste in dem leib vnd vertreibenn über gele.Man soll sie essenn hindenn nach, so man sust nit merr essenn wil.(45) Kesten die thun auch gleich als die nespelnn. Sie laßenn die speiß nit auff in das haubt riechenn, das thun auch pirnn vnd keß, so man sie an der lecze hinden nach ißt.

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(46) Maulperr die schadenn serr dem magenn vnd allermeyst die, dy nit wol zeittig sein. Mann soll sie essenn, ee das man anndre speyß nüczt, so machenn sie zu stul gen vnd keltenn auch.(47) Pflawmen sein zweyerlej, weiß vnd swarcz, vnd sein ped der natur, das sie keltenn vnd feucht/S. 97/

machenn, so sie zeittig sind, vnd vertreiben übrige pöss hicz, die von hicziger vber gell kummet, vnd machen zu stul genn. Aber sie krenckenn ein wenig des magens müt, vnd die sein weyß vnd sein peßerr dann die swarczen. Auicenna spricht, so sie grosserr vnd veister sind, so sie ye pesser sind. Man soll sie essen, ee das man ander speiß ißt vnd sunderlich, so der mensch nit mag zu stul genn.(48) Kirschen amerellen habenn auch die natur vnd wesen als die pflawen, vnd man soll sie am erstenn essenn. (49) Pfirsing die kelten vnd machenn feucht, die pöß vnd schedlich ist, doch bringt sie lust zu der speyß. Vnd werr pfirsing nach ander speyß isset, das verderbt die ersten speyß in dem magenn. Vnd dar vmb wer sie wil essenn, der soll sie vor anndernn speysen essenn, so sein sie nücz furr den bösenn gesmack des munds, der do kumbt von dem magen, / (Bl. 62 v) vnd der rauch, der von in kumbt, der sterckt das hercz. Vnd wer do wasser preut auß den pfirsing pleternn, das toet die wurmm in den oren, so man es dar ein tropfft. Wer vil vnd offt pfirsing isset, der wirt offt ritig, doch sein sie nuecz den lewtenn, die serr in dem magenn enczundet sein, die serr genn oder serr arbeitten, so soll man sie nüchternn vnd bescheidenlich essenn./S. 98/(50) Kueten stopfft merr dann die pirnn vnd sterckt den magenn vnd macht lustigk zu essen. Wer sie aber nach ander speyß isset, den machenn sie zu stul gen, vnd der schmack, der von in get, der sterckt das hercz vnd ist gut furr allen geprestenn des herczen. Vnd wenn man sie prett, spricht Auicenna, so sein sie nuczerr den lewtenn vnd der natur den, die dy speyß nit mügen behaltenn, den sie oben auß fert vnd truncken lewtenn vnd sterckenn den magenn, der vil böserr feuchtigkeit in im hat, vnd macht den menschenn frölich. Auicenna spricht, vnd der ein syroppel auß dem safft macht vnd den trinckt, das bringt den gelust wider zu essenn der speyß, ob er in miteinander verloren het. (51) Pyren, die do roch sein, die keltenn derren vnd stopffen den leib vnd benemenn den durst. Rasis spricht, der sie vor ander speyß ißt, so trückenn sie die speiß nyder, das sie nit außrichenn in das haubt. Sind sie aber rauch vnd nit süß, so soltu sie bratenn, aber zumol nit essenn.(52) Oepffel, die do auß sein, machenn natürliche feuchtigkeit. Aber sawerr öpffel die kelten vnd derrent, ob du der naturlichenn hicz zu vil hast vnd ob du newrr dar an schmeckst, so stercken sie das hercz vnd das hirnn. Auch machen sie wind in dem leib. Auerrois spricht, öppfel safft sterckt den magenn, doch wer vil öpffel isset, dem werden sein zieh

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adernn gekrenckt vnd wirt ritig. Auicenna spricht, wer öpffel isset, der sol nicht dann den safft ein slindenn. Alle öpffel, die nit guttenn geschmack habenn, sein schedlich./S. 99/(53) Weintraub, die do süß sein vnd weyß vnd dunen pelg habenn, die dewet man leichtiglichenn, wenn sie suß sein, vnd spricht Raßis, das sie schier veist machenn vnd pleen vnd hiczenn vnd macht vnkeusch. Sie schadenn der blosenn, man soll sie auch nit essen, sie sein dann vor dreyenn oder vier tagenn gebrochenn. Alle merr trawbenn sein nücz den menschen, den wee ist in irem gedermm, vnd den nyren vnd die blosen reynigt sie vnd speißen wol. Auerrois spricht, das sie hicz brengenn vnd feuchtigkeit vnd sein nücz der lebernn.(54) Veigenn. Das pest obs, spricht Auerrois, sein veigenn, wann sie reynigenn / (Bl. 63r) den magenn vnd machenn zu stul genn vnd bringenn hicz vnd feuchtgkeit. Auicenna spricht, das sie böß plut machenn, vnd darumb wer ir vil isset, der wirt grindig vnd vol lewß. Doch so sein sie nücz der lebernn vnd dem milcz, so sie verstopfft sein vnd den nyernn vnd dye blosen reinigt sie vnd thut den weg auff, do die speyß soll ein genn. So man sie isset mit nussen oder mit mandel lang dar vor, ee man isset, die sein nücz der prust vnd furr die reuhen in der kelen. So man sie in wasser seudt vnd sie trucken ißt mit nußenn, so sein sie furr alle vergifft gut.(55) Eyer, die do frisch sein von einem hun, die sein die pestenn. Der totter hicziget bescheidenlich vnd speißt wol, aber das weyß kelt vnd macht schleim vnd boß plut vnd ein boese speyß. Weiche hennen eyerr gesotten in wasserr sein/S.100/

dewig vnd sein nücz den lewten, die krafft los sein wordenn, vnd den lewten, vonn den vil pluts get. Gebratenn eyer machenn den tampff in das haubt auff genn. Weich hennen eyer gesotenn sein gut den lewten, die das abnemenn haben, die do heiser oder rauch in der kelenn sein vnd nicht wol etmenn mugenn oder die plut zu dem mund auß werffenn.(56) Keße, der do ist weder zu jung oder zu alt, ein wenig gesalczenn vnd feist, der ist gut, doch so der keß newer ist vnd nit gesalczen, so er pesser plut macht. Galienus spricht, doch sol man sein wenig vnd seltenn essenn, wann er macht den stein pey den nyren vnd in der bloßenn. Auicenna spricht, aller keß, er sei alt oder new, gesalczenn oder vngesalczenn, schadt dem magenn. Doch der sein ein wenig isset nach der speyß, spricht Rasis, das es des magens mund stercke vnd den menschen dar nach machet lustig zu essenn vnd dewet die ander speyß. Das sprechenn auch all annder meysterr.(57) Milch, die do suß ist und frisch, die keltet vnd macht feucht vnd ist nücz den lewtenn, die das abnemenn haben oder die durren hustenn oder die do schneydet das wasserr, so sie prunczen, vnd den lewten, die do husten den soll man honig dar czu thun, wann das macht, das die milch schierr wirt gedewet. Also spricht Auicenna, milch macht durren lewten

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gut plut vnd gut naturr vnd schadt allen den lewten, die den ritenn oderr das grymmenn in dem leib habenn oder kranck zu adernn oder andernn sichtagenn habenn, die von kelten komet. Auff milch soll nyemand/S. 101/

wein trinckenn, er horr dan auff. Es spricht Auicenna, auff milch soll man nit ander speyß essenn, sie sey dann verdewet. Werr susse milch isset, der soll zu hant dar auff nit arbeitten, noch schlaffenn, sunder er sol / (Bl. 63v) sust rwenn, anders er wird die milch in im zu essig vnd schadt dem Magenn vnd allenn gelidernn. Nymant soll milch vund fisch über ein mol essenn, wann es bringt ausseczigkeit. Vnd vnder aller milch ist keine pesserr dann frawen milch vnd darnach geyß milch, Auerrois spricht vnd Auicenna, darnach rinder milch. Es spricht Rasis, jung lewt, die hiczig sein, den ist milch schad, wann sie wirt zu hant in in gebe, aber altenn lewten ist sie gesund. Milch mit honig oder zucker gemischet vnd die gessenn, das ist gut, wann die milch wirt do von dester ee verdewet. Auicenna spricht, sie macht feucht vnd benymbt den grind an dem leib.(58) Milch ist gut allenn den, die geprestenn haben an der lungenn. Milch, von der die putter benomen ist, der dick dar ein ein glüend eysen stest vnd das trinckt, es sterckt in, hat er ein enczindete lebernn oder ist er wundt in dem gedermm oder get plut von im von übriger hicz zu der nasenn oder anders, wo vonn übriger hicz er genist.(59) Item alle grune sawre milch ist vndewig vnd macht den menschen vnlustig zu essenn./S. 102/(60) Item molcken vertreibt hicz vnd übergelle vnd ist gut grindigenn lewten vnd den, die geswulst haben.(61) Item putternn von der milch gemacht krennckt den magenn vnd macht den menschen vnlustick zu essenn, wer sein vil isset.Hienach volgt ein capittell von den vischen.(62) Item die fisch, die do ganngenn sein in steinigenn vnd flissendenn wassern vnd vil schüppenn haben vnd weder zu groß noch zu clein sein vnd nicht zu feist als ele vnd salmm, die suß sein vnd nicht übel schmecken, die sein die pestenn, die do frisch vnd nit faul sein. Yedoch soltu wissenn, das alle grün fisch kalt vnd feucht sein vnd vndewig vnd machen durst vnd böses plut vnd machen einen bösen magen vnd vil schleims in dem magenn vnd schadenn allenn menschenn, die do sichtagenn habenn, die von kelten komenn. Doch sein sie nucz den lewten, die hiczig vnd dürr sein. (63) Item alle visch, die in pfuczigenn oder stendenn wassernn gen, die sein böß. Alle gesalczenn visch sein vngesund, vnd man soll ir wenig essenn. Doch die visch, die newlich gesalczenn sein, die sein vnder den die pestenn.(64) Also spricht Auicenna, frisch fisch, alls hie vor geschriben stet, die sei die pestenn, so man sie macht in ein sulczenn, do ein wenig es-/S. 103/

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sigs ynnenn ist, die sein gesund. All visch brue die machen zu stul genn.(65) Item alle krebs sein gut, die in einem frischenn wasser gegangen sein, / (Bl. 64r) vnd sein nücz allenn den, die das abnemen habenn oder sust verswinden ann dem leib, vnd speyßt wol.(66) Item alle visch sein gesunder gebrotenn dann gesotenn, die bringenn dem menschen den schloff als der ol.(67) Item es spricht Gardianus, man soll alle visch sieden mit

wein oder essig oder wurczenn, wann das zeucht die bösen feuchtigkeit darvonn. / (Bl. 65r)Hienach volgt ein capitell von dem prot.(68) Es spricht Rasis, das vnter allem kornn weicz das pest ist, vnd darumb das prot, dastu isset, das soll sein von weicz vnd soll sein schoen vnd wolgepackenn vnd etwas gesalczen vnd wol gedeßmet vnd soll eins oder zweyerr tag zu dem mynsten alt sein. Doch wiß, das das schön prot, das ein wenig cleyen hat, macht zu stul genn. Avicenna spricht, du solt nymmerr warm brot essenn, wann es swebt/S. 104/

oben in dem magenn vnd mag nit verdewet werdenn. Ein yetlich brot, das im wasser gesotenn ist vnd nit tesem hat, das macht den stein vnd we in dem leib vnd in der lebernn. Auch brot, das in der pfannen gepackenn ist als kuchlein, das thut wee in dem leib vnd mag nit wol verdewet werdenn. Als brot, das alt gepackenn ist, das bringt grossenn sichtagenn. Ruockenn prot das ist das pest nach dem weissenn vnd macht zu stul genn. Ander brot ist nit gesund noch gut, wann es speyßt nit wol. / (Bl. 66 v).Hienach volgt ein capittel vonn dem fleisch.(69) Item fleysch ist ein speyß, do des menschenn leib allermeist von gespeißt wirt vnd in feist vnd starck machen, doch ist es nit gut den lewtenn, die ritig sein oder sust vol plutz sein. Wiß, das als fleisch alter tier oder die do iunge tier in in tragenn vnd auch alter vogel als alte hunerr vnd alte hannenn vnuecz ist vnd als veists fleisch, wann das schavmet in dem magenn vnd macht den menschenn vnlustig zu essenn. Als gepratenn fleisch das speyst wol vnd ist gesund, doch wirt es kawm verdewt vnd ist den menschen gut, den vil vil plutz enget vnden an. Vnd man soll kein ander speiß essenn, wenn man das selbig isset, spricht Rasis. Gebratenn fleisch an dem das/S. 105/

ist ein grobe speyß vnd macht sat vnd wirt kaum verdewet vnd macht veist in dem leib, so es mager ist. Gesottenn fleisch ist das gesundest, wie man das bereittenn mag. Doch thut man ein wenig essigs in das wasserr, darInnen es seudt, so ist es nuecz den lewten, die ein heisse lebernn habenn oder die zu vil rubeam coleram habenn oder das vbergel haben.

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(70) Junghüner. es spricht Auerrois, das vnder allenn vogelnn ein junge henne, die do feist ist, der gesundest vogel ist vnd hat die eygenschafft, das die machet gut naturr, vnd die brue do von thut das selb vnd ist nuecz den ausseczigenn menschenn. Vnd vnder allen hennen, die nye kein ey geleit, die sein gut. Die anndernn sein nit gut. Das hirnn der jungenn hennen macht wachßenn des menschen hirnn vnd macht gut synne vnd wert das plut von der nasen, von dem gepresten des hirnes. (71) Rephun est frigide nature atque domestica galina perdice frigidior est. Caro eius infirma non est sed fragilis. Et comesta sanos non multum ledit. Infirmis autem non valet quia facit sleymig. Accipe fel eius et veteri aruine commisce et in cuius cute pedicule exterius de sudore carnis crescunt illi se cum eo sepe pervngant et cutem eius pertransit et vlterius non crescunt.

Rephuner sein gar gesund. Vnd spricht Rasis, das sie die eygenschaft habenn, wie man si isset gesotenn oder gepratenn, so vertreiben sie die bösen feuchtigkeit von dem magenn vnd all fauzl speyß vnd stopfenn sie den leib. / (Bl. 67 r)(72) Pirckhunn eandem naturam habet sicut etiam diotum praeter hoc quod caro ipsius melius valet/S. 106/

tam infirmis quam sanis ad comedendum quam caro praecedentis.(73) Awerhun calidum et aliquantulum humidum est et ideo tam infirmis quam sanis in comestione bonus est. Et si madenii aut aly vermes homines comedunt vesicam vehimes puluerisa et de tali puluere in locum vlterum pone et cum gustauerint morientur.(74) Durteltaub ist ein edle speiß, wann, also spricht Averrois vnd Raßis, sie machen gut synne vnd gut gedechtnuß. Aber annder tauben machenn enczundt plut vnd den ritenn. Jung taubenn, spricht Rasis, die stercken naturlich hicz. Aber alt tawen sein nücz den menschenn, die den bösen sichtagenn haben oder die das parliß geschlagenn hat. Man soll sie mit speck, mit wachalternn vnd salbej fullenn vnd pratenn.(75) Item staren vnd fasant vnd alle vogel, die wachalternn essenn, die sein alle gesund, die sein hiczig vnd machenn vnlustigk zu essenn vnd böse materig. Vnd das thun auch alle wasser vogel, die in dem wasser wonent als reyger vnd wild entenn vnd mancherley vogel.Hienach volgt ein capittel von allerley fleisch der tier.(76) Nun will ich sprechenn zu dem erstenn, das zigenn fleisch vnd jung hennen fleisch das aller pest ist, also spricht Averrois vnd Raßis, das in im selber kein poßheit hat vnd macht gut plut/S. 107/

vnd ist doch nit gut den lewtenn, die groß arbeit haben, noch kein ander zart speiß, wann mang starcker arbeitter verdirbt do von in dem leib, als in müssig gengernn vnd krannckenn lewten verdirbt starck speyß.

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(77) Wideren fleysch vnd hemlen fleisch, die do jung sein vnter ein jarr oder jerig sind, die sein darnach die pestenn vnd kalbfleysch, das do jung ist vnder eim jarr oder jerig oder das do sawget.(78) Item rindt fleysch speyst serr vnd macht dick vnd grob plut vnd ist nucz den lewtenn, die do groß arbeit thun, vnd schadet allen menschenn, die do melancolici sein vnd vil trawriger trawm vnd gedencken haben.(79) Sweins fleisch, es sej wild oder zam, das dewet man schierr vnd speist serr wol, aber es macht schleym vnd ist ein grobe speyß. Vnd das pest an dem swein das sein die fuß, das maul, die oren vnd der zagell.(80) Item du solt kein marck, es sej in vogelnn oder andernn tieren, essenn, wann es macht den swindel in dem haubt vnd ein böse gedechtnuß, dastu der ding vergissest, die du vor gehört oder geleßen hast.(81) Vnder den wilden tieren ist kein gesunder tier nit dann rechgeyß vnd rechböck, wann sie behütenn den menschenn vor dem ritenn, als do spricht Albertus, vnd treibt auß vnsermm leib den regen wurmm.(82) Item eins altenn hierschen fleysch vnd hasen fleisch macht melancolej, pöß trawm vnd pöß ge-/S. 108/

denncken. Doch eins hasen gebrotenn genert den menschenn, den das parliß geschlagenn hat.(83) Item eins ygels fleysch ist gut ausseczigenn menschenn. Wer seine dermm derret vnd zu puluer macht vnd sein ein wenig isset, den macht es prunczen, ob er sunst nit mag.(84) Eichhorn fleysch ist gesund. Wiß auch, das yeczlich fleysch, souil das iunger ist, alsouil ist es auch gesunderr. Es soll auch weder zu feist noch zu mager sein.(85) Item das hercz an einem yetlichenn tier ist vndewig vnd speist nit wol. Aber das hirnn kelt vnd macht vnlustig zu essenn vnd schadt dem magenn, vnd soll man nymmerr anders essenn dann vor ander speyß.(86) Item das haubt ist ein grobe speiß, es speißt vast vnd hiczigt vast, es bringt den grymmen in dem leib vnd den ritenn vnd sterckt das plut, vnd soll man es nymmer essenn dann in dem wintter, so grosse kelt ist.(87) Item die lebernn, das milz vnd die nyren aller tier die sein vndewig vnd bringenn dem menschenn vil sichtagenn.(88) Von viererley speyß soltu nueczen oder essenn vnd du solt auch wissenn, yssest du hiczige speyß als pfeffer, czwifelnn vnd knoblauch, die verprennen dir dein plut, auch krebs. Issestu aber dinck, die serr külenn, als lattich vnd wurczeln vnd die dem geleich sein an kelten, die töttenn dir dein plut vnd machenn es gerynnen. Sein aber die ding zu wesserig an in selbs, die du issest, als kurbiß, dy machenn dir faul plut/S. 109/

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in dem leib. Sein sie aber vergifftig als swamenn, so tötten sie dich, machenn sie aber zu vil feuchtigkeit in dem menschenn, so wirt faul materig in im als czwifell, pfirsing vnd dem geleich.(89) Item derrent aber die dinck zu serr als pfefferr, peterlein vnd encian vnd ysopp, wiewol dise ding gut sein, so man sie vermischet mit anndernn guttenn dingenn, die feuchtigkeit bescheidenlich bringenn, doch der sie vil vermischt, so krencken sie des menschen krafft vnd speyßen auch nit.(90) Ist es aberr, dastu issest zu feiste ding, es sej visch oder fleysch, so swymbt es dir oben in dem magenn vnd macht, das sich die speyß nit verdewt. / (Bl. 68 r) Issestu aber die speyß serr gesalczenn, so speist sie dir nit vnd verprennt dir dein plut vnd verderbt dir den magenn vnd die speyß darInnen vnd krenckt dir dein gesicht. Ist sie aber zu suß, so beschliessenn sie dir dein leib vnd andere gelider, do von vil grosser schedenn kummenn. Sein aber die ding pitter, die du issest, noch speissen sie dich nit vnd machen dir weder fleysch noch plut vnd kumbt dir zu schadenn.(91) Item eßigt aber die speyß zu serr, das zu vil essigs darInnen ist oder ser schmeckt als essig, so macht sie dich alt vnd schier sterbenn.(92) Item stopffdet dich aberr die speyß zu sere, die du issest, vnd ist das nit seuerlet als kuetenn, so ist es dir schad. Dar von spricht ein grosser meyster.(93) Die speyß, die dem menschenn wol kummenn, das ist/S. 110/

eine lemleins fleysch, das ein jars alt ist oder darvnderr, zigen fleysch vnd kalb fleisch vnd einß saugendenn kelbleins vnd huner, die etwas groß sein vnder einem jarr vnd die keine eyer gelegt habenn, vnd koppawn, rephuner vnd weiche eyerr vnd schüppet fisch, die in fließendenn wassernn sein ganngenn, vnd all clein vogel, die man gemeinglich isset, vnd weiczen brot, das mit roßinenn ist gemacht vnd das czweyer oder dreyer tag alt sind vnd ein wenig gesalczenn ist.Hienach volgt ein capittel vonn dem getranck.(94) Item dein tranck soll sein alter wein, der lautter sey, vnd kein newen wein, der do trüb sej, vnd solt den wein mit ein wenig wasser mischenn. Aber in dem winter laß den wein ein wenig warmm wernn, ee dann du in trinckest in dem winter, das ist von Sandt Katherina tag piß zu Sandt Peters tag, so die störch komenn. Dein speyß soll auch warmm sein vnd nit kalt, vnd solt dann essenn fleysch vnd speiß, die serr vnd fast speyßt als hamel fleisch eins iars alt. Wiltu aber essenn rintfleysch, hasenn, hirßenn vnd sweynenn fleysch, ob dir diser tier fleysch anders nit schadenn, als vor geschriben stet vonn disen tieren nüczen vnd schadenn. Auch soltu zu der zeit mer essenn dann zu keiner zeit des gannczen jars, wann von der ewssernn kelt wirt die natürlich hicz ynnen behaltenn in dem magenn vnd in dem herczen, in der lebernn vnd nymbt die dewende crafft zü vnd wirt starck.

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/S. 111/(95) Item in den summer, das ist vonn Sandt Vrbans tag piß auff vnserr frawenn tag den erstenn, so soltu essenn die speyß, die dich nit zuserr speyßt, noch zu sat macht als zigenn fleysch oder eins iungen lemleins oder einß sawgendenn kalbs oder eins hemels, der nit ierig sey, vnd iungs cleins kraut als penet oder lattich gesotenn vnd etwenn / (Bl. 68 v) ein wenig zu vesper zeit, so du wol magst essenn dar auff zu stund an rohenn lattich mit essig.(96) Item hastu nit ein zu kaltenn magenn, so du anhebst zu essenn in dem fruemol, so magstu rettich, kirschenn oder amerellenn essenn vnd darauf ander speyß, wann dise ding keltenn dich vnd machen dich feucht, als dich die zeit macht heyß vnd durr vnd machenn dich sweyssen, vnd die kirschen verswenden in der die ybergelle. Doch soltur ir nit zu vil essenn, dastu den magenn nit zu serr keltest, der besunder zu der selben zeit kalt vnd kranck ist.(97) In dem herbst, das ist von vnserr frawen tag gepurt piß zu Sandt Katherina tag, so soltu ein wenig obs essenn, vnd waß du von obß issest, das soll etwas messiger hicz bringenn als mandel vd gruen nuß messig geessenn.(98) In dem lenczenn, das ist vonn Sandt peters tag, so die störch komenn, piß zu Sandt Vrbans tag, so soltu messig sein mit essenn vnd zarte speyß essenn, dann vor in dem winter hastu dich yberessenn. Item du solt auch wissenn, welche zeit in dem iarr dir schad ist kummenn in deynen magen von feistem fleisch oder fischenn, so soltu darauff essenn pirn oder keß, nach den vischen nuß vnd pirnn, nach dem fleisch keß vnd /S. 112/

pirnn. Doch soltu nymmer essenn grün obs dann an dem tag, so du serr gegangen hast, vnd wenn du grosser hicz in dem magenn empfindest. Vnd in dem summer soltu ir wenig essen oder ein gut weil dar auff nichcz anders essenn. Wann es spricht Avicenna, wie wol das grün obs als pflawmen vnd krichenn vnd kirschen, die do sawer sein, vnd amerellen wie wol die nuecz sein vnd den lewten, die do groß arbeit habenn vnd der vil colera hat, das hicziget den magen, doch macht sie des menschenn plut wasserig vnd faul. Dar vmb spricht er, das die menschenn, die mancherley vnd vil obs essenn, das sie dick den rittenn gewynnen. Vnd das tut kein ander obs dann das grun ist merr, dan ich hie genent hab, vnd ist nyemand gesund, als der selbig meyster meynt, wann es macht alwegenn des menschen plut faul etc.(99) Item wiß auch, das zarte warme speyß den menschenn lenger in gesuntheyt behelt dann grob kalt speyß. Als rintfleisch, sweynenn fleisch vnd hirß die sein den schad, wann man mag sie nit liederlich verdewenn. Also ist einem starckenn menschenn, der einen gutten magenn hatt vnd ser arbeit vnd zart speyß ist, junge huner, zigenn vnd kalpfleysch dick geessenn ist in yngesund, wann es verdirbt vnd fault in / (Bl. 69 r) dem magenn.

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(100)Item hastu feist fleysch gessenn, das dir übel bekummenn ist, so iß dar auff pirnn vnd keß. Item hastu versalczne speyß gessenn, dar auff soltu essen suß öpffel. Du solt nymmer zart speis vnd grob vber ein tisch essenn, oder du solt die zartenn speyß vor essenn als weiche/S. 113/

eyer, iunge huner vnd clein vogel, wider, rintfleysch, sweine fleysch noch wilpret. Gesotenn oder gepratenn fleysch soltu nymmer essenn, annders die zart speyß swymt ob der grobenn vnd fault dann in dem magenn. Auicenna spricht, nach grosser arbeit oder so der mensch fast ist gangenn vber felt, so soll er keynen visch darnach essenn. Auch spricht Auicenna, das kein ding schedlicherr vnd boser sej, dann ob einem tisch mangerlej speyß essenn vnd lanng dar ob siczen als visch, fleysch vnd krebs etc.Hie nach volgen etliche oel, warczu die gut sein vnd wie man die bereitten vnd machen soll.(101)Item also mach rosen öl. Nym iij lb. pawnöls vnd j lb. rosen pleter vnd thue das in ein glaß oder in einen hafen, der glesen sey, vnd mach das oben gancz eben zu vnd henck das an die sunnen dreyssig tage vnd darnach trück es durch ein tuch. Das oel ist zumol gut furr alle hicz, die dem menschen kumbt in der kranckheyt, so man die wipron vnd die stirnn do mit bestreicht, magstu nit gehaben pawmol, so nym gut meyen putternn vnd ein vncz wachs, zu laß das allererst vnd thue es dann zusammenn. Mann sagt, da es pesser sej dann das erste.(102)Lilgen öl das hat geleich die selbenn krafft vnd ist auch gleich zu den dingen gut als das rosenöl.(103)Barrago heyßt grundletiche, das macht man als das rosenöl, das hilfft furr aller hand seuchenn, die von hicz komenn, wann es ist vil kelter natur dann das veiol öl oder rosen öl.(104)Item barrago heyßt scharlay, darvmb heyßt das öl/S. 114/

barragmatum oleum von des scharlas plumen, das macht man geleich als vor geschriben stet, das ist ein teyl wermerr dann das annder von naturr vnd ist gut den, die an der quartan arbeittenn, vnd alle des herczenn tragkeit vnd das vnderstanden zweyfel an den synnenn vnd doch nit garr vnsinig sein.(105)Oleum iusquiani macht man also. Iusquianum heyßt pilsenn. Fülle einen hafen mit dem samenn, der locher hab, der new ist, vnd die köplichen vnd pleterr zu schnittenn, nym einen andernn hafen vnd grab den vurr die erdenn vnd secz den ersten locheretten auff den in die erdenn vnd stopff es wol zu, das nichcz dar ein felt, vnd deck dann die erden über die czwenn / (Bl. 69 v) hefen vnd laß die ein iarr stenn. Wenn das jarr vmb kumbt, so nyms her auß, so vindestu schon vnd lautterr öl in dem vndersten hafen. Das öl ist garr gut zu allerley seuchenn, die von hicz komenn, wann es kelt serr.

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Ich hab yeczund gesagt von den ölen, die kalter natur sein, nun will ich sagen von den, die heysser naturr sein(106)Loröll das mach also. Nym lorberr vnd auch die pleterr, ob du sie gehaben magst, stoß sie vnd seud sie mit wasserr serr, vnd das öberst nymbt man ab vnd behelt es, das ist gut furr die kalten gicht vnd furr alle seuchenn, die von kalten dingenn komenn, wann es ist heyß in dem dritten grad.(107)Oleum puleginum das macht man vonn poley, das ist heyß in dem vierden grad. Nym poley, so er pluet, vnd seud den mit öl, als hie vor geschriben stett, vnd temperir es pej dem fewrr. Ye lengerr es seudt, ye pesser es wirt. So soll mans/S. 115/

dann auß zwingenn vnd behaltenn. (108)Oleum sambucum. Sambucus heyßt holderr, der ist heyß an dem drittenn grad. Das öl macht man von holderr plut vnd seudt es auch, als ir vernomenn habt, mit öl vnd ist gut als die andernn, die heyß sein. Auch ist ein ander öl von holder, das ist kalter naturr, das macht man von den pernn, die man über mer bringt, der vindt man hie nicht.(109)Oleum nardinum das fleuß in Indea auß einem stein nit als man sagt. Mann macht es also. Man nymbt spicanardi gancz vnd seudt in in wasser mit öl, als ir vor vernomenn habt, zu einem stampfftenn wein vnd lest es darnach czweinczig tag darInnen ligenn. Wenn dann die krafft gancz in das öl kumbt, so ring es auß vnd behalt es. Es hilfft furr alle seuchenn, die von kalter naturr komenn, vnd hilfft zu der dewung.(110)Oleum ruteleon macht man von den rautenn, als die schelhein mit den rawtenn pletern soll man zu sammenn siedenn mit einem senfften wein vnd öl, vnd laß es czweinczig tag also darInnen stenn, so ring es dann auß vnd behalt es. Es ist gut vnd heyß in dem vierden grad.(111)Oleum castreleon. Castorium macht man also. Die bibergeyl soll man sieden in öl mit sanfftem wein. Man darff das nit ringenn, wann die pibergeil zufert all garr. Das öl ist gut epilenticis. Epilempsia ist ein seuch in dem hirnn vnd verirret den menschen seinerr synne. Auch ist es gut furr das gicht, es sterckt vnd gibt crafft allen gelidernn.(112)Oleum anetileon. Anetum heyßt tille, des samen zu stoß man ein teyl in oel zu einem senfftenn wein vnd ring das auß. Das ist gut, als ich vor gespro-/S. 116/

chenn, als man hie vernomenn hat. Also soll man machen die öl, es sey von kraut oder vonn szelchein, von plumen oder von wurczelnn.

Item wer do wil machenn oleum muscatellinum oder nardinum oder ruteleon oder / (Bl. 70 r) welcher hand es sey, der nem das kraut, plumen oder holcz vnd stoß das nit vnd leg es in öl drey stund alsouil zusampt denn weine vnd laß es darynnen ligen dreyssig tag vnd faulen. Ye lenger es ligt, ye pesser es wirt. Dann so ring man es durch vnd behalt das öl.

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(113)Item wenn man von samenn will öl machenn, so soll man den samen stoßenn vnd in sieden, wie vor gesagt ist. Ir sult auch mercken, wo des öls nit enist, so ist meyenn puttern gut darzu, wann sie ist gut vnd heylsam. Dar vmb werr des öls nit mag gehabenn, der nem meyen puttern.

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4. Legende: Höllenfahrt und Heimmelsreise (Tondalus der Ritter)Tondolus der Ritter, hg. von Nigel F. Palmer, München 1980 (Kleine Prosadenkmäler des Mittelalters 15)./S. 47/Dis buchlin saget von einer verzuckten selen eins ritters genant Tundalus von denen dingen so sie gesehen hat. als von pin der hellen vnd des fegfures. von freude ewiger selikeit/ vnd vil anderer hubscher ding die vast nutz vnd seltzam sind zu wissen.IN dem iar cristi vnsers herren als man zalt Tusent hundert nein vnd vierzig. zu ziten keiser Conrats/vnd in dem vierden iar des babstes Eugenij zu ibernia in dem land der do zwei sind ein ybernia lit gegen mitternacht/ das ander gegen mittag/ vß dem was ein ritter genant Tundalus edel von gesclecht/ aber grusam in geschigten/ von leib stoltz hubsch vnd starck/ Aber lutzel gedacht er nach dem heil siner sele darnach zu wurcken/ sunder vbel vnd schwerlich nam er es vff so man im saget von der sel heil er versumet die kirchen vnd gots dinst/ Arm lut mocht er weder sehen noch horen. aber geuckler vnd lotterbuben teilt er rilich mit/ vß yppiger ere was er vermocht/ Vnd als er vil gutter frund. gesellen vnd mitritter hat/ was einer vnder in der im schuldig was dru pferd zuvergelten do zu wart im ein zil gesetzt/ do nun das zil vergangen was kam tundalus zu seinem schuldener/ Vnd so der ritter von diesem seinem schuldener erlich entpfangen wart vnd dry nacht by jm bliben was. fordert er sein vßstond schuld/ vnd do diser antwurt er het nit so vil das er in ietzunt mocht bezalen/ sunder er solte jm lenger beiten/ vß zorn wolt Tundalus von jm gewichen sein/ do begert in der schuldner zu senftmutigen vnd bat in er solt vor mit im essen ee dan er von jm schied. Also saß tundalus nider vnd legt von im sine woffen die er by jmtrug vnd fieng an mit seinem schuldner zeessen. Vndso er also sitzet ward er schnelliglich getroffen mit dem gotz gewalt (der jm sein suntlich leben das erfurt nit lenger wolt vertragen) das er sein hant die er/S. /S. 48/gestreckt het die speiß zenemmen nit mocht widerumbe zu seinem mundt bringen/ sunder mit grusamlichen schrien sprach er zu der frawen seines gesellen/ behut mein woffen wan ich muß sterben vnd so bald viel er nider fur tod alß ob er nie kein leben gehebt het vnd erschinen an im al zeichen des todes/ wan sein sele wardt von jm verzuckt Do lieff das gantz hußgesind vnd huben das essen vff Die ritter schruent/ der wirt weinet mit den gesten Sein lichnam wart gehandelt hin vnd her in suchung der zeichen des lebens/ die gelerten lieffen zu als volck verwundert sich vnd die gantz stat was bekumert mit dem schnellen hinfallen des ritters Tundali/ vnd er lag also fur tod von der zehenden stund des mitwuchen bis vff die selben stund des samstages vnuergraben/ vrsach halber wan gar klein worme ward man entpfinden an siener lincken sitten by der brust/ von denen die sin flißlichen war noment/ in der vor genanten stıınde enpfing der lip den geist wider/ vnd mit gar einem schwachen atem/ garnaw ein gantze stund fing er wider an den atem von im vnd zu im nemen/ Do wart er gefraget ob er wolt das heilig sacrament enpfahen/

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vnd er wincket man solte es im bringen. Als er das sacrament entpfangen hett saget er got lob vnd danck vnd sprach O got grosser ist dein barmhertzikeit/ dan mein missetat/ der doch vil ist Eya du gewaltiger got wie gar vil vnd wie gros betrubnis hastu mir gezeuget Do von hastu mich erlost gnediglich vnd hast mich wider lebendig gemacht des danck ich diner grundlosen barmhertzikeit Do von gab der ritter durch got alles das er het/ vnd nam an sich das crutz/ vnd ward funden an einem gerechten gotlichen leben Vnd was er von pinen gesehen oder gehort oder selber gelitten het in den drien tagen das offenbart er allen denen die es zu horn begertent/ vnd sprach Do min arm sel von minem lichnam fur do wurent ir zu erkennen geben/S. 49/all ir sund die sie ie gedet Do von kam sie an so groß vnusprechlich pin das sy nit wist was sy tun solte vnd forcht sich vnd Wist nit was sy beginnen solt sy wolt wider in den lib farn vnd sy enkond nit darin komen Sie enwolt auch nit gern von dem lib scheiden wan sy sich ser vorcht Solichen angst het mein sel vnd het kein hofnung me dan zu gottes barmhertzikeit Do wart ir zu erkennen geben das sy sach zu ir kommen ein vnseglich schar grulicher tufel der was also vil das sy nit allein erfulten huß vnd hof sunder auch alle die gassen die in der stat warn/ Do die tufel mein arm sel vmbstondent/ do sprachent sy Nun singent wir dir armen selen einen gesang des ewigen todes wan sy ist ein speiß des hellischen fures Vnd ein frundin der vinsternis vnd ein veindin des ewigen lichtes vnd kertent sich zu ir vnd zantent sy an heßlich vnd von rechter tobikeit zerrissent sy ir backen mit den negeln irer hend Vnd sprachent Sig. du arme sel Hie sint die den du gedinet hast vnd mit den du wirst gan in die helle vmb diner grosser vbertreflichen sund willen Nun trib hochfart/ wo ist nun din ytel ere warumb entribstu nun nit vnkeischeit warumb erzeigestu nun nit die falschen blick diner augen vnd bedutung diner finger/ das man verstande (Wan du sy vf hebest) was du wollest/ Als vor wo ist nun alle din sterck wo sint nun all din stoltz red/ wo sind nun din vnkusch gedenck/ ist nun alles hinweg Von disen worten erschrack min arme sel ser Do treiten it die tufel vnd sprachent du arme sel du hast zu nieman hofnung wan du solt verzwifeln/ du must ewiglich sterben Aber der barmhertzig got der do nit wil den tot des sunders wan er ist der allen trost mag geben/ Der kam der selen zu trost vnd hilf in iren grossen noten nach seinem gotlichen willen/ Vnd sant ir zu hilif einen engel den sach sie ver dorther scheinen alß ein stern do sie das gewar wart sach sie in inbrunst-/S. 50/lich mit grossen begirden an vnd kert al ir hofnung zu im vnd begert hilf in iren grossen iemerlichen noten Do der engel zu meiner selen kam/ do nant er mich mit meinem namen vnd sprach/ gegrussest siestu Tundale Von grosser freiden vnd von engstlicher forchte sprach ich zu im mit Weinenden augen/ Eya lieber her ich klag dir das mich der hellen pin iemerlich hant vmbgeben vnd bin gebunden mit den ketten des ewigen todes/ Do sprach der engel aller erst heissestu mich her vnd bin al din tag

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bi dir gewest vnd du enwoltest mich nit erkennen Do sprach mein arm sele Eya lieber her wo han ich dich doch ye gesehen oder din sussze stim ie me gehort Do sprach der engel ich han dir lang zeit nach gegangen Sit das du geboren Wurdst vnd das best geraten vnd Woltest mir nie geuolgen Do zeugt der engel sunderlich vff ein teufel deren dan vil vor im stunden/ vnd sprach sihe Das ist der ratgeber dem du alzit geuolget vnd gottes Willen versumet hast Iedoch gottes barmhertzigkeit gat vor sein strengkeit Nun Wil er sich din erbarmen darumb frowe dich vnd bis sicher der pinen der du vil verdinet hast/ soltu ein teil liden Herumb volg mir nach/ vnd Was du wurdest sehen Vnd ich dir zeig/ behalt stet in gutter gedechtnis das kommet von gottes barmhertgikeit Wan du solt Wider lebendig werden vnd zu dinem corpel komen dan Wirt es dir nutz. Do scheid sich mein sele von minem korpel vff dem sie stunt mit groser bitterkeit vnd ging noher zu dem engel Do das die tufel gesahent vnd hortent die vmb mich stundent/ das sie an mir nit kunden also groß vbel began vnd vben alß sie getruwen vnd gesprochen hettent Do schruhent sie vnd schuldigten got vngerecht sein/ vnd sprachent O du/S. 51/grulicher got/ wo ist nun din gerechtikeit/ wan du wilt den trosten vnd im helffen/ Wo sint nun din Wort die du gesprochen hast/ du wollest einem ieglichen lon geben nach seinen wercken Din wort brichstu all wan du erlosest den du soltest verdamnen vnd verdamnest den du seltest erlesen/ do die klag der tufel ein end nam/ Do plagentent vnd schlugent sie sich vnder einander/ vnd liesent einen iemerlichen gestanck vnd flohend mit grosser betrubnis von dem engel/ Do sprach ich zu dem engel Herre gestu mir vor vnd ich dir nach/ so begriffent mich die grulichen tufel vnd Werffen mich in das ewig vnd yemer werend fuer Do sprach der engel/ vorcht dich nit wan wir hant me hilf dan sie Wan gottes hilff ist mit vns Vnd wissz das tusent tufel stondent zu diner linken siten/ vnd zehen tusent zu diner rechten siten/ Aber ir keiner mocht dir leides gethon Vnd din augen solent mercken vnd sehen das widergelt das got Wil geben den sundern zu lon mit ewiger pin vnd der pinen soltu ein teil liden Vnd die grest ein teil von gottes wegen vermiden. Do volget ich nach dem engel/ vnd do wir ein lang wil gegingent das ich nie kein licht gesach/ dan den schein des engels.

Dis ist von der pinen der todschlaher vnd der morder als hernach geschriben stat. DO kamend wir in einen iemerlichen tal/ Der tal was vol brinendes fures/ der tal het ein yserin gedeck Das gedeck glam von hitzen vnd die hitz des deckels was vil heisser dan vnser fuer/ Dor vff Wurdent geWorffen gar vil selen die brantent do vnd wurdent geschmeltzet als grieben in einer pfannen Do die/S. 52/selen zerrunnen vnd zerschmoltzen/ wurdent sy gesigen durch den ysen deckel/ der was siben eln dick/ als Wachs getruckt Wurt durch einen weschbutel wan dan die selen koment durch den deckel in das fure/ so

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koment sie alle zu vnusprelicher nuwer pin/ do ich disen grosen iamer gesach do erstarb min arm sel/ Vnd sprach zu dem engel/ Eya lieber her/ Wer es din Wil so sage mir/ was hant die selen gethon die dise grosse pin lident/ Do sprach der engel zu mir In clisen pinen kommend zu dem ersten todschleger Die vater vnd muter tod geschlagen hant/ Vnd alle die rat: oder tat dar zu gebent/ das die lut erschlagen Werdent Darnach kommend sie noch in ein vil grosser pin die du noch sehen solt/ Do sprach ich lieber engel muß ich auch in diese grosse pin kommen Antwurt der engel vnd sprach Dise pin soltu nit liden/ wie wol du sie verdinet hast Vnd ein todschleger gewesen bist/ darumb das du (Wan du dinem corpel kommest) ruen Vnd buß entpfahest vnd soliche grosse pin vermidest.DO sprach aber der engel volg mir nach wir hant einen langen berg vor vns/ do volgt ich dem engel/ vnd wir kamend an einen grossen hohen berg der was gar vngehur an zu sehen/ vber den berg ging gar ein enger steg zu einer hant des steges/ was ein grosser furiger brun vol schwebelß Vnd bechs/ Vnd zu der andern siten des berges Was vnmeßlich groß kelt/ Von wind sehne/ vnd yß/ Vnd der berg vff beden siten was vol teufel/ die hetten jserin brinende hacken mit dryen zincken/ do mit zogent sie die armen selen in die pin/ Vnd Wan die selen in einem teil des berges gebranten in dem schwefel Vnd bech Dan so Wurffent/S. 53/die teufel die armen selen mit den gablen in das ander teil des berges in die vnmeßlich groß kelte vnd frost Vnd dan aber ie eins vmbe das ander von der kelt in die hitz Do ich diß Wunderlich pin gesach/ vnd erkant das ich solt gan vber den engen steg vnd vber den grulichen berg Do sprach ich zu dem engel Eya lieber her wie sol ich arm sele vber diesen grulichen steg komen Sid ich vff beden siten sehe mein ewig verdamnis Do sprach der engel enforch dich nit/ antwederß gang mir vor oder noch/ Do keret ich jm nach zu gan

Hie nach volget die pin den die in hochfart sterbent vnd rat oder tat dar zu thundt.

DO koment wir yber den berg in einen tieffen tal der enkond ich zu grund nit gesehen In dem berg hort ich ein iemerlich geschrei von selen die do in branten in hitzen vnd in rauch vber den grymmen tal von einem berg zu dem O andern gieng ein steg der was tusent schriet lang vnd eins fuß breit vber den steg kund nieman komme dan den got erwelt hat Von dem steg viel manig sele in den grund des tales vff dem steg sach ich ein prister gan in vorchten der selb prister was schon gekleidet vnd trug ein palmen riß in seiner hant do ich sach den engen steg vnd vnder dem steg die groß pin do sprach ich zu dem engel Eya lieber her Wer eß din wil das ich iber disen engen steg nit solt gan do sach der engel mich gutlichen an vnd sprach von clisem steg soltu erlost werden Aber du solt noch iber ein gan der noch vil engstlicher ist dan diser vnd also kam ich iber den steg

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an allen schaden von gnaden des engels do was ich fro vnd sprach zu dem engel lieber her ist es din/S. 54/wil so sag mir was selen wonen in diser pinen Do sprach der engel in disem tal werdent ewiglich gepiniget die in hochfart sterbent oder die rat oder tat dar zu gebent Aber den berg den du vor dir sichst do Werdent in gepiniget alle die wider die Warheit lebent vnd iren obersten Widerstant. Hier nach volget von der pin der wucherer vnd rauber der dieb Vnd der geittigen. DO sprach der engel. Nun mussent wir furbas gan zu ander pinen die wir noch fur vnß hant. Also gieng ich dem engel nach gar einen schweren Vnd ruhen berg mit grosser arbeit/ Vnd do wir kament zu ende des bergs/ do ersach ich ein grulich groß tier das was engstlicher Vnd grosser dan der berg den wir vor gesehen hetten Vnd Worent im sein augen gelich also tief gruben Vnd sein hals was im also weit vff gesperret das wol tusent gewappenter man dar in gingent Das selbig thier hat zwen grosser gewapneter risen in seinem halß ston/ dem ein was das haubt yber sich gekeret gegen den obern zenen des tieres dem andern warent die fuß gekeret gegen den ober zenen vnd das haubt gegen den vndern die selben zwen risen stundent dem tier in seinem halß alß zwo sulen dar durch sein halß geteilt wart in glichnis drier porten/ vß den porten giengent grulich fures flammen Vor dem tier stundent vil tufel die triebent Vnd iagtent vil selen zu den drien porten in den hals des grulichen tieres/ in dem tier horte ich gruliche schrien. hulen. vnd Weinen von frawen Vnd mannen/ der manig tusent Was Do ich das grulich tier lang an gesach vnd hort das iemerlich schreien von den selen die in im warent. Do sprach ich mit Weinenden augen mit groser vorcht zu dem engel. Eya lieber her sihest du nit das groß engstlich tier vor vns ston das ich sehe vnnd /S. 55/war vmbe gast du also nahe hin by/ Do sprach der engel vnser Weg muß hie hin gon Wan dise pin kan nieman vermiden dan die vsserwelten Dis thier heisset achernus achyro das verschlindet nit allein die do gut gewinnent mit Wucher mit rauben mit diebstal mit nid mit liegen mit spilen mit vnkuscheit mit gunst weltlicher lib sunder auch die do begerent vnd gewinnent vnrecht gut vnd vil hand vber ir nototft Dise zwen risen die do gesperret sind in den mund des tieres die sint genant Gustus vnd Connaulus vnd alle die pin die du gesehen noch hast die ist groß Aber du solt noch vil groser pin schawen vnd ir ein teil liden Do trat der engel hin nahe by das tiere vnd ich must im volgen mit manger grossz forcht vnd als ich stunde in leid vnd in iamer do verschwand der engel vnd ich stund allein vnd die teufel die da stunden dcr was ob tusant geschock (vor dem tier) do sie gewar worent worden das der engel verschwunden was vnd ich iemerlich allein stund Sie lieffent zu mir zu hant als rosend hund/ vnd zogent mich in den hals des tieres do was iemerlich pin die mein sele in dem tier von tieren von bern von lewen von Wolffen von hunden vnd teufeln die alle darumb Worent/ vnd ob ich die pin nit seite/ So wissend das mein hertz vnd meins hertzen leben das ich

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nun trage vff erden das ich groß pin han gelitten vnd ich wol erkante das ich billich leit vmb solich sunde do mit ich got teglich erzurnet hette vnd in solichem leide do ich in was do zerreiß ich meinen backen wan mir begund zu zwifeln das mein niemer rot solt werden vnd do ich in solicher pin vnd leide was. Do kam ich vß dem /S. 56/leid Ich enweiß Wie oder in welcher Weiß/ Vnd als ich lag in grosser kranckheit von der pin die ich geliten het/ do tet ich gar krencklich vf mein augen vnd ersach den engel ver dorther schinen der mich vor het geleitet/ Do Ward ich vß der mossen fro/ vnd sprach O alle mein hoffen O alle mein trost von got O min licht O ein enthalter meins grossen iamers warumb hastu mich gelassen in also grossen noten vnd pinen Ach ich arme sel Wo mit sol ich got dancken siner grossen gut Vnd het er mir nie kein gut gethon/ dan dis allein das er dich mir zu hilf hat geben So enkond ich doch got niemer voldancken/ Do sprach der engel zu meiner sel/ Du solt geclencken das du gesprochen hast gottes gut sie grosser dan alle din missetan/ vnd das ist Ware vnd ist an dir bewiset/ wan got vrteilet iglichen nach seinen Wercken Vnd diese pin hastu vmb din sund gelitten Nun sig das du allein gedenckest/ wan du Wider zu dinem lib kommest/ das du die sund midest.

Dis ist ein sunderlich pine von den die den armen luten vnd besundern den die kirchen gut stelent vnd nement.

VNd gon wir furbas du solt noch grosser pin schawen do stund ich vff gar krencklich vnd volgt im nach Do kund ich nit gan/ wan ich was zu schwerlich gepiniget Der engel rurt mich an vnd ich wart gesunt/ vnd volgt im nach/ bitz das Wir komend an ein ful pfutz/ die was furig/ lang vnd weit/ Die pfutz vnd der rauch was also furig vnd streng das man den himel nit mocht gesehen In dem pfutze warent man-/S. 57/gerlei thier/ die pinigtent vnd vergiftent die selen/ Vber den grundlosen pfutz/ ging ein stege was zweier milen lang vnd der selb steg was zweyer spannen breit mit scharpffen negeln durchschlagen/ einer hert an den andern wer dar vber solt gan der kond nit anders gefelen/ er must treten VE die stechenden nadeln Die thier die vnder dem steg lagen hatent lang groß hels alß turn/ Vß den helsen ging ein fur/ do von die pfutz gar ser stanck vnd brant/ Vff dem selben steg sach ich gan ein sel/ der schrej weinet vnd flucht ir selber/ vnd trug ein groß schwer burde korns vff irem ruck die must sie von gezwing tragen vber den steg wie wol der selen gar we geschach von den scharpf-fen negelin/ doch tet ir das nit alß we von den grossen vorchten die sie hett vor den grulichen thieren die sie meinten zu zyhen in die grulich pfutz Do ich die groß pin ersach do sprach ich mit vorchten zu dem engel/ Eya lieber her/ wer es dir beheglig so wolt ich gern wissen warumb dise arme sel must tragen die schwere bird korn vber den pinlichen steg so wist ich auch gern was sunder

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mussent hie pin liden Do sprach der engel dise pin ist eigentlich din vnd deren die diner sunden gelich seint vnd die die gestolen hant Es sie groß oder klein Von einem kleinen diebstal bistu alß wol ein dieb alß von einem grossen Vnd auch vmb einer cleine sund willen muß man alß wol pin liden als von einer grossen Aber nit gelich Vnd sunderlich pine wirt den gegeben die do sund thund die da heisset sacrilegium Do sprach auch der engel wer do stilet ein heilig ding oder das nit heilig ist in einer heiligen stat vnd sunderlich geistlich lut die einen heiligen schin an kleidern tragent vnd nit die werck /S. 58/tunt die stelent got ir edel sele in eim falschen schin Die mussent al disen pinlichen steg wandeln ob in nit ruwe oder buß Wirt Vnd darnach komment sie in vil groser pin Do sprach zu mir der engel bereit dich wol snel Wan wir mussent von not vber disen steg DO sprach mein arme sel Von gottes kraft magst du wol vber disen steg kommen aber mich kanst du mit nicht hie vber bringen/ Do sprach der engel ich wil nit mit dir hin vber gan/ du must allein vber gan/ wan du solt nit ledig gan/ du must vber den steg leiten ein vngezemt ku Vnd die soltu mir ienset des steges antwurten vnuerseret Do begund mein sele bitterlich zu weinen/ vnd sprach zu dem engel Owe mir armen selen Eya warumb hat mich got geschaffen/ das ich solich vnlidlich pein muß liden/ vnd wie sol ich arme sel/ die vngezemte ku hinuber bringen/ Sit ich vff disem engen steg mine fuß nit gestellen kan/ gottes barmhertzikeit kom mir dan zu hilf Der engel sprach nu gedenck sele do du bey dinem leben Wert/ das du dim geuattern ein ku stulest/ Do sprach ich Eya lieber engel nun weistu doch wol/ das ich die ku meinem geuattern wider gab/ Do sprach der engel ia do du mir sie nit mochtest verbergen/ da mustu sie wol Wider geben/ darumb soltu nit gantz pin liden/ wan es ist miner sund boses willen dan volbringen/ wie wol sie fur got bed boß sind/ Do sprach der engel/ wie stestu sihestu nit die vngezemte ku die du solt iber den steg leiten Do schrey ich mit grossem iamer vber mein sunde/ vnd nam die ku vnd trat zu dem stege do kament zu hant die grulichen tier die in den pfutzen Warent vnder dem steg vnd Wartent wan ich fiel das sie mich verschlunden Do ich nun iemerlich vff den steg kam do wolt mir die ku nit volgen/ wan ich fiel so geing die /S. 59/ku/ wan ich geing so stund die ku Vnd Wan ich mich hielt an die ku so vielent wir bed/ so stundent Wir bed vff/ vnd dis triben wir an/ bitz wir mitten vff den steg koment/ do begegent vns die arm sel die trug die schwer bird korns vnd wolt heruber so Woltent wir hinuber/ Vnd die begegenung was anders dan do die barmhertzikeit der warheit begegnet Do sich die gerechtikeit erineret mit dem friden Als wir bede in also grosser betrubnis warent/ do bat mich die arm sele das ich ir rumte/ Do konde vnser keins kommen Weder hindersich noch fursich/ do stundent wir bed in grosser pine Wan die negel gingent vns durch vnser fusse/ do von bluten Wir so ser/ das der steg vol blutes stund Vnd do wir bed in iamer vnd in pin gar lang gestundent/ vnd schruhent vber vnser sunde die

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wir gethon hetten Enweiß ich nit wie vnser eins was kommen fur das ander Do ersach ich den engel den ich hinder mir gelassen hat/ der sprach fruntlich zu mir Bis got Wilkommen du liebe sel/ hab nit me sorg fur die ku/ Wan du bist ir ledig worden/ Do wißt ich min verserte fuß/ vnd sprach ich mag nit furbas kommen/ Do antwurt mir der engel/ hie bei soltu gedencken sele/ din fuß gar schnel worend zu den sunden vnd blutuergissen Herumb Were es wol billich/ das du blutig vnselige Weg gan soltest in ewig pin wan dir gottes barmhertzikeit nit zu hilf keme/ Do macht mich der engel Wider gesunt/ vnd hieß mich im volgen.Von der pin geistlicher lut/ pfaifen monch/ vnd nunnen/ vnd die geistlich schin tragent. ICh sprach lieber engel Wo sollent wir nu hin gan Do sprach er Ein grulicher piniger ist genant pristinus der beitet vnser/ zu dem sollent wir kommen/ vnd sein herberg mogen wir nit furgan sunder zu im in-/S. 60/keren Die herberg ist alwegen vol gest Noch begert der selbig hencker me gest alzit die er gepinigen moge/ Do gingent wir furbas in einen finstern vnd harten berg/ vnd koment fur ein huß das stund weit offen was grossz vnd wit vnd schein licht als ein bachoffen/ vß dem huß gingent furig flammen/ die verbranten all die selen die do by tusent schrite vmb das huß Warend vnd do ich das grulich brinnend huß sach do Wolt ich im nit nahen Wan ich vor vast gebrant Was Vnd sprach zu dem engel/ was sol ich arme sel nun tun Ich gang zu der porten des ewigen todes/ wer hilffet mir nun/ Do sprach zu mir der engel von den fure vnd flammen der vß dem huß schlecht vnd brinnet soltu erlost werden/ Aber in das huß do die flam heruß schlecht dar in wurstu kommen/ Vnd do ich mit dem engel nahe zu dem huß kam Do sach ich gar vil fleischhauwer mit exen vnd mit biheln vnd mit messern vnd mit allerley Waffen Do mit sie zerteilten vnd zerschnident die armen selen/ die do warend In den vberhutzigen flammen der was vsser mossen vil vnd do ich arm sel sehen Ward das groß iamer grosser dan ich vor ie gesehen hat Sprach ich zu dem engel ich bitten dich Engel ist es dir behegenlich so lasse mich von diser pin die ich sehe Ander dor wir furbas zu komen wil ich gern verwilligen in zu gan Do sprach zu mir der engel dise pin ist grosser dan alle die/ die du vor gesehen hast/ Doch soltu noch ein sehen die alle pin vber wiget die man erdencken mag wie stostu sichstu nit das die tufel geliche den tobenden hunden stont vnd beitent din Gang in die pin Do leit ich al min bet an in das mich der engel wolt vberheben diser pin/ das mocht mir nit widerfaren Sunder ich must in die pin Do die /S. 61/tufel ersahent das ich in erlaubet vnd in ir gewalt geben was do lieffent sie zu mir vnd schlugent mich mit disen vorgenanten waffen zerhuwen sy mich zu klinen stucken vnd wurfen mich also zerhuwen mitten in das brinned huß des henckerß Die pin kan nieman volsehe dy in dem huß was wan do Wz weinen schrien vnd zenklepern hunger vnd durst Vnd mit den pinen/ so Werdent bed frauwen vnd man in ieren glidern vnd heimlichen

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stetten (do mit sie Wollust vnd vnkuscheit begangen haben) gepiniget/ So das mich beducht/ die heimlichkeit vnd schammen der mannen vnd frauwen (nit allein weltlich sunder auch geistlicher/ pfaifen/ monch vnd closterfrauwen) gantz vnd gar vol grimiger vnd Wuster Wurm sin Vnd ie hoher sie waren vf der erden ie grosser was ir pin/ Vnd do ich dise grosse pin ersach/ die die selen littent/ vnd hat sie auch selber gelitten Do kam ich zu mir selber vnd erkant min groß sund vmb die ich billich pin leit/ Do es gottes Wil was da kame ich vß der pinen vnd weiß nit wie/ vnd was dannoch ir grosser betrubnis/ vnd als ich do ein klein weile iemerlich gelag/ do sach ich ein licht dort her schinen, das was min engel der mich furt/ Do sprach ich mir grosser bitterkeit vnd iamer vnd in leid/ Eya lieber her Warumb han ich solich pin gelitten/ vnd was is / das das die pfaffen predigent vff erden/ Vnd sprechen / Die erd ist vol gottes barmhertzikeit vnd Wo ist nur sin harmhertzikeit Der engel sprach Ach liebe sele, Es Werdent vil menschen betrogen die da sprechent, vnd nit verstant/ got sy al zit barmhertzig Er ist warhaftig vnd gerecht sein gerechtikeit lonet einem iglichen nach seinen Wercken als er verdinet hat/ Aber sein barmhertzikeit vergibt vil sund vmb die man pin solt liden Darumb ist es billich das du got innick-/S. 62/lichen danckest/ das du der pinen ein wenig hast gelitten der du vil verdinet hast Vergeb got allen luten ir sunde zu aller zit wo Wer dan gottes gerechtikeit die die sunden piniget/ wirt die sund von gottes gerechtikeit nit gepiniget vnd vorcht man got nit was were dan ruw was nutzes brecht dan din bicht vnd buß Herumb hat der gewaltig got al ding wol geordnet vnd geschickt wan er hat sein gerechtikeit getemperiret mit gerechtikeit vnd barmhertzikeit das kein ist on dy ander welcher sunder sin sind vff erden nit busset nach gottes barmhertzikeit/ der mus sie dort schwerlich bussen nach der gerechtikeit wan gut lut von got vß vergenglichem gemach werdent gezogen vnd vß irem eigen gemach gant durch got/ den wirt gegeben von gottes barmhertzikeit ein ewig leben mit den engeln Vnd got tut sein barmhertzikeit vnd sein gerechtikeit an den menschen Also das got kein gut werck vnbelonet wil lassen vnd wil pin vergeben do man pin vm solt liden wan kein mensch noch ein erst geborn kind in einer stund mag on sunde sin vil werdent aber erloset durch bekantnis irer sund vnd barmhertziklich von pin/ ob das sie der schat vnd vinsternis des ewigen todes nit begriff Do mich der engel so wol getrost do kam ich wider zu miner krafft Vnd sprach zu im/ lieber her sag mir warumb des sy/ sit gut lut nit sollent liten pine warumbwerdent sie dan her gefurt pin zu schawen Do sprach zu mir der engel/ Gut lut werdent grosse pin ge-wiset zu beschauwen Darumb das sie die selben pin gedencken/ vnd got alzit dancken das er sy von derpinen alle so genediglich hatt behut vnd in dan dester lieber gewinnent/ Vnd gleicher weise den selen die/S. 63/do sollent verflucht werden Wirt von ersten gewiesen alle hymelsche freid

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wan sie dan zu der ewigen pinen kommen/ vnd bedencken die pin die sie do mussent liden/ vnd an die hymelsche freid die sie vff erden versumet hant/ so Wirt ir pin dester groser vnd ie manigfaltiger dan ob sie die freid nie hettent gesehen wan das ist vnder allen pinen die grost Das ein sele sich muß scheiden von got vnd von allem himlischen her/ Vnd den priester den du sehest vber den steg gan schon gekleidet vnd ein palmen riß hat in seiner hand vnd on vorcht/ dem wart darumb solich pin zu schauwende geben das er got dester lieber het vnd dannoch da von erlost ward Wan er het got getrulichen gedinet vff erden bitz an sein ende Darumb gab im got die ewige krone der eren Die er versprochen hat allen seinen liebhabern.Dis pine ist der vnnkuschen pfaffen/ monch/ vnd der closterfrauwen.DO sprach zu mir der engel wir sollent noch vil mangerlei pine schauwen/ Herumb ist es not das wir schnel vort gant Do sprach min arme sele/ sollent wir Wider zu freiden komen so enden wir dise Werck/ vnd gant so wir aller erst mogen Do ging wir der engel vor/ vnd wir kommend an ein stat do sach ich also ein grulich tier das hette czwen flugel vnnd gar einen langen hals vnnd einen breitten yserin schnabel/ vnnd yserin clawen/ von sinem munde ging ein brinnende flam fures/ das enkond nieman verloschen Das tier ging vff ein pfutz/ der was mit yß gefroren vnd was selen es begriffen kond/ die verschland es al in sinem halß Vnd Wan dan die armen selen warent in dem buch des tires zu nicht worden/S. 64/So spuwet sy dan das tier vß seinem mund in das pfutze/ Do Wurdent sie anderwerb ernuwert zu nuwer pin Vnd alle die selen bed man vnd Weib die in dem pfutze kamend vß dem tier die hettent alsammen tier schlangen vnd natern in irem leib entpfangen/ Der geburt mustent sie warten glicher Weiß alß ein frauwe ein kind von einem man entpfahet/ vnd beitet mit schwerer burden der zit der geburt die ir gesetzt ist Also musten sie der zit irer geburt warten vnd wurden inwendig mit nater zungen zerbissen vnd vßwendig gepiniget in dem fulen pfutz mit grosser kelt Wan dan die zit kam das die armen sele bed frauwen vnd man die schned frucht geberen sollten So wart von in ein iemerlich geschrei/ das es erschal in den grund der hellen/ vnd nit allein geschach diß geburt vß den sitten nach dem vnd der natern natuer ist/ Sunder auch vß armen vß beinen vß hertzen vnd vß augen/ vß dem mund/ vnd vß den oren/ vß den sitten/ vnd vß allen glidern Vnd das von inen geborn wart/ das warent natern vnd schlangen/ vnd hettent brinnende heupter vnd spitz schnebel/ do mit zerrissent sie alle die stet do sie heruß brochent Diese natern vnd schlangen hatten auch gekrutnpte schwentz alß vischangel/ Do mit sie im vß gan die armen selen zerrissen/ vnd doch mit den krummen angelen nit heruß mochten die armen selen mit iren vergifften yserin schnebel das all ir adern vnd glider zerrissen Vnd dan so Ward das aller grost geschrey von/S. 65/natern vnd von den tieren Vnd sunderliche von den armen selen die die

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pin littent wer in den tufeln ie kein barmhertzikeit gewest/ es hete sie erbarmet. wan vß allen iren glidern krochent vnrein vnd mancherlei thier/ das sie gar iemerliche Wurdent gepiniget/ Do ich die iemerlich pin alle ersach Do sprach ich zu dem engel Ich bite dich liber her sage mit was hant die armen selen gesundiget die dise grosse pin lident Do antwurt mir der engel nun han ich dir kurtzlich geseit/ das geistlich lut die got geert hat an kunsten vnd an vil guter Werck/ geistlich vnd Weltlich lut die in einem gotlichen leben/ vnd in vorchten vnd in clanckberkeiten der gnaden gottes gelebt hant/ das der frod Wirt groser sein in dem himelrich/ dan ander lut die da vbertretent vnd lebent on gotlich vorcht vnd hant vil gaben entpfangen hie vff ertrich von got/ als kunst vnd gut vermanung/ vnd deren glich vnd gebruchent der nit zu der eren gottes/ vnd versument sich hie vff erden on ruwen So Wurt ir pin auch dort grosserer dan ander lut die wenig gaben vor got hant entpfangen Herumb das pfafien/ Closterfrauwen/ Tumherren/ Minch/ geistliche lut/ die in einem geistlichen kleid sint got der grossen genaden nit danckbar seint/ vnd ein suntliche leben furen mit vnkuscheit hochfart vnd mit andern sunden Darumb komment sie alle in diese pine/ Hie in Werdent alle/S. 66/ir glider zerrissen von natern vnd von schlangen Sele du solt wissen das dise pin auch eigentlich deren ist die vff erden vnkuschlich leben Es sy fraw oder man/ sy sind geistlich oder Weltlich Herumb das du vff erden vnkuschlich gelebt hast darumb kanstu mit nicht diese gegenwurtig pin vermiden Du must ietzunt dar in/ zu hant stundent me dan hundert tusent tufel die begriffent vnd gabent mich dem selben tier/ das verschland mich/ was pinen ich do leid was iemerlich vnd vnusprechlich Do es kam an die geburt/ das ich vß allen glidern natern vnd schlangen gewinnen solt.Hie kam Tundalus sele zu dem bade des ewigen todes/DO kam der engel mir zu hilff vnd trost mich frolich vnd sprach Nun kom min lieber frund diese pin soltu nit me liden vnd hieß mich im volgen vnd do ich im lange noch geginge vnd Wust nit Wo ich hin kam vnd nit me ensach den einen schin von dem engel.Do komen wir an einen engen steg der ging von einem hohen berg/ vnd ie me ich ging ie verer ich hin nider kam/ ye minner getruwet ich Wider hin vff zu kommen/ Do sprach ich zu dem engel Ich bite dich lieber her/ sit wir so vil iemerlicher pin hant gesehen Wo wil vns dan diser engstlicher steg hin leiten Do sprach zu mir der engel disen Weg den wir ietzunt gand der leitet vns zu der hellen vnd zu dem ewigen tod/ Do sprach mein arme sele sit diser weg so eng vnd so hart ist/ vnd wir nemant sehen an disem wege wandeln/ vor vns noch hinder vns/ Warumb/S. 67/saget vns dan die geschrift das der weg zu dem ewigen tod gar weit sige vnd vil lut wandeln dar vber Do sprach der engel zu mir/ die schrift saget vns nit von diesem Wege do wir itzunt an gan Sunder die geschrift meinet

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ein sundig leben/ an hochfart/ an geitikeit an vnkuscheit/ an zorn/ an haß/ an vberessen vnd an vbertrincken/ der ist leider vil die solich sund vnd solch boßheit tribent/ die gont alle den Weg zu dem ewigen tod/ ob sie mit ruwen nit Widerumb kerent. Sich sele von dem wege der sunden kommet man zu der groser verdamnis der ewigen pinen Do sprach der engel volg mir do gingen wir einen langen betrubten weg der bracht vns zu einem iemerlichen tal/ do sach ich vil schmied vnd ysen/ vnd in den schmiden hort ich ein iemerlich geschrej von selen vnd von teufeln Do sprach ich zu dem engel Eya lieber her horestu das Do sprach der engel ia ich hore es wol/ do sprach ich wie heiset dise pin Do sprach der engel hie Wonet ein schmid der heiset vulcanus/ der manig sele zu im zuhet die er gar ser piniget Do sprach ich lieber engel sol ich auch in diese pin/ ia sprach der engel Vnd ging mir vor vnd ich im mit grosser betrubnis nach/ Vnd do wir bin by komcnt do lieffent vns die schmid engegen mit furigen zangen vnd wutffent mich in die glud zu oberst in den ofen/ Vnd do Warend me dan tusent hundert selen in/ Vnd do nament sie die bloßbelg vnd blisent die kolen also lange bitz wir arme selen zerrunnen alß Wasser Do noment sie mit den zangen zehen selen/ oder zwintzig drissig oder hundert/ vnd leitent sie vf einen amboß vnd schlugent sie mit den hemern also lang/ das vß in allen ein stuck wart Vnd/S. 68/die armen selen kondent nit gesterben Sie begertent das sie got wolt toten vnd scbruhent nach dem tod/ Vnd der tod flohe von in glich als Werend sie tod/ Vnd do die nıfel die armen selen vil vnd genung geschlagen hetten Do sprochent sy zu ein ander Sint sie genung gesmidet/ Do antwurtent die andern schmid vnd hammerer in der andern schmitten/ vnd schruhent werffend sie vns her wir wollen sie versuchen ob sie genung habent oder nit/ Do nament die schmid die armen selen/ vnd Wurffent sie den andern/ Die entpfingen sie in yserin gluende gabeln/ vnd wurfend sie in die schmitten/ vnd schmittend vnd schlugent sie mit den hemern vil grulicher dan die ersten/ Also wurdent die armen selen geschmit der andern bitz sie gantz vnd gar zu nicht wurden Darnach kam mein engel vnd furt mich vß der pin Vnd sprach wie ist im nun/ Wie gefelt dir das leben Wirt dir din hochfertiges vnd vnkusches leben vnd grosser wollust/ vnd vnusprechlicher mutwil nit gebusset/ vmb die du yetzunt solich groß vnlideliche pin liden must Also lag mein arme sele vnd mocht von grosser kranckheit vnd amacht kein antwurt geben/ Do sprach der engel vnd trost mich Gehab dich wol Got ist allein der die sele furet in die helle vnd widerumb vß der helle/ Du hast groß pin gelitten/ iedoch hat dich gottes barmhertzikeit behutet vor vil grosser pinen/ die du verdint hast/ Vnd alle die selen die du noch/S. 69/gesehen hast die beitent des iungsten vrteils/ Aber die selen der pin du noch schawen solt/ die sint ytzunt verurteilet zu dem ewigen tod wan du bist noch nit kommen zu der rechten helle Do nam mich der engel mit der hant/ vnd trost mich vnd hieß mich im volgen Do gingent wir miteinander vnd retten einen langen weg/ vnd koment an ein stat do was groß

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iemerlich kelt vnd vnlidlicher gestancke do kame mein arme sele in groß betrubnis vnd angst/ das sie bedeucht/ das sie die erd zu male bewegt/ Do sprach ich in grosser vorcht/ Eya lieber her was bedutet das ich vor erdbidwen nit kan geston vff meinen fussen/ ich bin auch also ser betrubt das ich dir vor vorcht nit kan zu gesprechen Vnd do ich also in bidemung stund vnd getorst mich vor vorchten niergent geregen vnd beitet des engels antwurt Do verschwand der engel vor minen augen so schnel das ich niergant kond gesehen Do erschrack ich aller erst das er mich in solicher angst vnd not gelassen hat Vnd kond im nit anders geton den das ich in verzweifelung kam An der barmhertzikeit gottes mins schepfers wan ich was vf dem weg der do ging vnd mich leiten wolt in abgrund der hellen Do weder klukeit noch weißheit noch nutz an lit darumb was ich on trost vnd on rat dwil mir gottes hilf entzogen was Do ein klin wil verging In dem betrubnis do hort ich weinen schrien vnd hulen gar vil selen Ich hort auch einen grossen tonerschlag/ vor dem alle diese welt erschrack/ vnd kort mich vmb vnd hort Wo das iemerlich geschrei Wer do wart ich es gewar in einer gruben die was vierecket als ein cistern vß der gruben ging ein stinckender rauch der reicht in die wolcken in dem rauch vnd in der flammen warent me dan/S. 70/tusent hundert tufel vnd so vil selen die folgent als die funcken in einem flammen in die wolcken vnd fielent dan herwiderab in die grub als in ein brinnenden ofen bed tufel vnd selen miteinander vnd do ich dis groß iamer ersach/ do Wolt ich wider hindersich tretten Do kond ich miner fuß kinen erheben von der stat do ich stund/ Vnd do ich dis dick versucht het vnd kond nit gan/ do reiß ich min fleisch von minen backen vnd schrei lut vber mich selber Vnd sprach Eya tod wo bistu vnd warumb kan ich nit ersterben/ vnd Warumb han ich der geschrift nit geuolgt Eya wie iemerlich hat mich betrogen diese Welt Do das iemerlich klagen die tufel hortent die in den flammen warend/ vnd vff vnd nider furent die koment mit krawelen vnd vmgabent mich/ vnd flentent mich an/ vnd sprachent O du arme sel du hast ein ewig leit verdienet Von wennen komestu her zu vns/ Du hast erfaren Wz pine vnd betrubnis sie O Was vil grosser pin must du noch me erfaren/ die du dan wol verdinet hast mit dinen suntlichen leben vor dem du nit komen kanst zu dem lebendigen brunnen Du must hin fur du darjft nun zu niman hoffen Noch zu ieman flihen Du solt auch niemer kein licht gesehen/ dir Wirt auch niemer kein hilf oder barmhertzikeit erzeiget wiß du bist komen fur die port der hellen In die soltu zu hant kommen Der dich her hat bracht/ der hat dich iemerlich betrogen Er mag dich von vns nit gelosen/ vnd du kanst sin auch nimer me gesehen/ Darumh du arme sel/ betrub dich wein schrei/ hule vnd brin/ mit den die do ewiglich brinnent/ wen dir mag nieman zu/S. 71/hilf komen/ Do sprachent die tufel vndereinander weß stont Wir/ Weß beiten wir Warumb tragent wir sie nit in abgrund der hellen vnd gebent sie vnserm meister lucifer/ die bosen tufel die also miner arme sel treitent warent schwartz als die kolen ir augen branten als die furigen flammen Ir

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zen Warent wiß als der sne mit ysen clawen vnd hetent flugel als die grifen/ Vnd do mir die grulichen tufel aller minst trutent do erschin mit der engel vnd kam zu mit vnd vertreib die tufel all von mir vnd gab mit trostlich wort vnd sprach frowe dich dochter des ewigen lichtes Gottes barmhertzikeit vnd gut/ sol dir nun bewisen werden Grosse betrubnis vnd pin soltu sehen Aber du solt ir kein lidenHie kam Tundalus sel fur die porten der hellen vnd sach den tufel lucifer gebunden mit yserin kettenKOmme vnd schauwe will dich wisen den schnoden bosen viend aller der Welt Do ging der engel in die porte der hellen vnd sprach zu mir kom vnd schaw/ Du solt Wissen das die/ die hie Wonent nimer kein licht hant/ wan sie kennent vnß nicht gesehen Aber wir sehen sie wol Do ging ich arme sel hin zu vnd trat mit minem engel an die port der hellen vnd sach in den grund vnd was mangerlei pin ich do sach vnd hort Vnd het ich hundert tusent heupter vnd hette iglichs haubt tusent zungen/ die kondent die minst pin nit gesagen die ich sach Ich sach lucifer der hellen fursten der ein vient ist aller der Welt/ vnd sin grosse gat vber alle groß der thier die ich vor het gesehen Den grulichen volant kan ich niemant geli-/S. 72/chen das selb grulich thier het tusent hend/ vnd ein ieglich hant Was hundert elen lang/ vnd zehen elen dick vnd ieglich hant het zwentzig finger/ vnd iegli cher finger was hundert spannen lang/ vnd zehen spannen dick/ vnd ieglicher nagel einer elen lang Vnd die selbe zall von leng vnd von dick/ hatt es auch an sinen fussen Es hat auch ein lang mul vnd einen grulichen langen schwantz als ein lintwurm/ der was gescherpffet den armen selen zu schaden Der selb grulich volant lag gesperret vf einem yserin rost/ dar vnder lagent kolen vnd Warent ein groß zal tufel die dem volant mit blaßbelgen zu blisent Vmb das selb tier stundent also vil selen das es Wunder Was/ das ir also vil in der Welt was von anbeging bitz an das ende/ Der selb volant lag vff dem rost gebunden vnd Wirt also gebraten vnd von rechter grimikeit wurfet es sich Vmb von einer siten zu der ander das sich die gantz hel erschut/ vnd Ward dan so grim vnd so bose/ vnd griff vm sich mit sinen vilen henden/ vnd was selen er ergriift die zerrisset vnd zerdruckt er als puluer vnd bloset sie mit sinem furigen stinckenden athem Vmb sich in mangerlei pin Vnd wan dan das selbig tier sinen bosen athem an sich zihet/ so volgent im al die selen die es vor so mit sinem athem zerspreit vnd zerblosen het/ Die verschlindet es mit schwebel vnd bech Vnd Welch sel von sinen henden Wolt entpfliehen die erstach es al mit sinem schwantz/ vnd in solicher wiß sticht das selb tier sich selber/ vnd piniget vnd Wirt gepiniget/ vnd schlecht vnd Wirt geschlagen Es verdampt vnd ist verdampt Vnd do ich disen tufel lang an gesach Do sprach ich zu dem engel sage mir lieber her wie heisset diser grulicher volant Do sprach zu mir der engel/ sin nam heisset lucifer/ vnd ist die erst creatur die got ye geschuff vnd hieß ein lichtrager vor allen engeln siner grosen schon halb vnd hat auch gewonet in dem lufft

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/S. 73/der hymel wer er entbunden/ er wurd hymel vnd erden bitz zu der nidern hellen betruben/ Vnd die grossen scharen die vmb in stand Das sint ein teil tufel vnd das ander teil sint selen Von adams gezitten/ die alle verurteilet vnd verflucht sint/ wan sie sint die nach gottes barmhertzikeit nie gestrebten/ noch an got gelaubten/ mit Worten oder mit wercken/ Woltent nie by got ston Darumb sint sy ietzund verurteilet/ Vnd beitent noch ander vil die in glich sint vff erden/ die got glauben zu dinen mit Worten Vnd gottes verleucknen mit den Wercken/ Als eebrecher/ wucherer/ rauber morder/ spiler dieb/ Vnd alle die sich versumen an ruwen an bicht vnd an buß/ Die komment zum aller ersten in die klein pine/ die du bitz her gesehen hast Darnach werdent sie gefurt in die groß pine vnd lident solich pine mit lucifer ierem herren dem sie gedinent hant ymer vnd ewiglich/ Auch komment in dise iemerlich pin brief-felscher vnd alle die bischoff/ Epte Dechen Probst Prior pfaffen vnd alle glaubigen diser Welt keiser kunig Hertzogen Grafen Fursten Ritter knecht Schultheissen Burgenmeister Amptman Schoffen Richter furminder vnnd der gelich nieman vsgenommen bed geistliche vnd weltliche Die das mit irem suntlichen leben verdinet vnd got iren schopfer nit erkennen Vnd herin kommen Werdent ewiglich verlorn Darumb das sie mit fremdem gut vmb gont vnd sich des gebruchent mit vnrecht vnd gebent das nit Wider Auch werdent die gewaltigen darumb verflucht das sie des gewaltz den sie han von got sich vnrecht gebruchent Wan sie Wollent nieman glauben dan in selber Darumb spricht/S. 74/die geschrift Das die gewaltigen vnd großmutigen lut mußsent groß gewaltig pin liden Do fraget ich den engel vnd sprach lieber her du sprichst das gewalt werd in geben von got vnd gibt sie in got warumb sollent sie von got dan ewiglich gescheiden sin Do sprach der engel Den gwalt den got den gwaltigen gibt der ist nit boß Aber das der gwalt boßlich wirt gebtucht das ist boß Do sprach ich lieber engel das bosen luten Wirt gegeben gwalt von got vnd werdent zu haupthern gmacht wie kommet das Do sprach der engel das ist vnderwilen der vndertenigen schult die es mit sunden verschult hant wan boß lut sint nit wirdig das sie gut lut zu obersten oder meister hant Es ist auch dick guter lut schult das sie haben boß meister In solcher weiß wan die guten also sint das sie boß haupthern hant zu meistern So mussent sie dester flißlicher ir selen bewaren Vnd das best vß kiesen Nun wolt ich gern Wissen sprach ich zu dem engel warumb lucifer heisset ein first sit er im selber noch niman gehelfen kan noch mag sich von pin erlosen Do sprach zu mir der engel nit von macht die er hab/ sunder das er die erst stat vnder allen Stetten der hellen hat/ wan alle die pin die du gesehen hast Ist diser nit gelich/ do diser volant ligt Do sprach ich das ist werlich war wan diser gestanck vnd diß grulich gesicht das betrubet mich me Wan alles das ich vor gesehen han Vnd gelitten Darumb bit ich dich lieber engel bring mich von hinnen so du aller erst magst wan ich sich hie vil in diser pin miner mage vnd frund/ Vnd vil meiner lieben gesellen/ der geselschaft mir vormol wol

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gefallen hat Vor den mir nun ser gruet/ Vnd ich weiß furwar das ich mit in must liden/ hette mich gottes barmhertzikeit nit be-/S. 75/hut Do sprach zu mir der engel Nun ker wider vnd kom du selige sel In din ruwe/ wan got hat dir genad gethon kein pin solt du nit me liden du verdinest sie dan vff erden Wolan disse zit hastu gesehen gottes Werck Do er sin viend mit piniget/ die nit sinen willen thunt vnd sein gebot brechent Nun soltu schawen die freiden die got hat bereit seinen frunden/ die vf erden sinen Willen mit lieb thunt/ Do keret ich mich von aller pin die ich hat gesehen vnd volget dem engel zu hant koment wir vß der vinsternis in ein schones licht/ Do flohe von vns aller gestanck vnd kam ich von vorchten zu sicherheit von betrubnis in freid Von pinen vnd von noten vnd mich nam groß wunder das die grosse betrubnis was so schnel gewandelt in frcid Vnd ich sprach zu dem Engel lieber her min ich bitten dich sag mit Wo von ist dis iemerlich pin so bald gewandelt Ich was blind vnd gesehen Ich was betrubt nun frauwe ich mich Ich han bitz her gelitten grossen gestanck Nun rich ich guten rauch vnd geschmack Ich han mich gar ser geuorcht nun bin ich sicher Do sprach der engel zu mir du gebenedite sele loß dich nit verwundern Wan des hostes gottes rechte hant hat alle ding schnel gewandelt.NV n sollent wir einen ander weg gan das wir kommen in vnß rich/ des lob got/ vnd volg mir Do sach ich ein hohe mur/ vnd vnder der muren vß der mossen vil sclen bed Wib vnd man dy litten grossen frost von regen vnd surem Wind/ von hunger vnd von torst Warent sie auch ser betrubt doch hetent sie schon vnd heiter vnd achtent keins gestanckes/ Do sprach ich zu dem engel/ sag mir lieber engel/ Wer sint dise/S. 76/die hie wonent Do sprach der engel Es sint deren sel die mit grosser karkeit ein sicher leben furent vnd doch von irem irdisehen gut nit almusen geben Darumb so mussent sy diß pin liden darnach so werdent sie gefurt in die ewige ruge. DO gingent wir lang vnd koment an ein port die tet sich selber gegen vns vf/ da wir hin in kommend/ do sach ich gar ein wunniclich velt/ das was vol blumen vnd vol guttes geschmackes/ do warent in mit freiden also vil selen/ das sie niemant kond gezeln/ bed von frauwen vnd mannen Dar in wart es nimer nacht/ die sun ging nimer zu rug/ do was ein brun des lebendigen Wassers/ do vergasse ich alle meines leides wan ich was in vnmeßlicher freiden Vnd sprach mit grosser freid vnd innickeit dise wort/ Der nam vnsers lieben hern ihesu cristi sy gelobet von diser stunden ymer vnd ewiglich wan er mich hat erlost von dem ewigen tod vnd hat mich gekeret in das freidenrich lant siner heiligen Nun erken ich aller erst das die wort der heiligen geschrift ware sint/ die do sprechent alle die freid die got bereit hat denen die in vff erden lieb hant die kan kein aug vollen schauwen oder ore vol herren oder kein hertz voldencken/ Do sprach ich zu dem engel/ Sag mir lieber her/ was selen wonent hie in vnd wie ist diser brun genant Do sprach der engel hie wonent gut lut/ Wie wol sy sint von aller pin erlost Sie sint aber nit wirdig der freiden cliß brunnes den du sihest/ diser brun heisset das

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lebendig wasser der des einest geschmacket oder versucht den torst nimerme/ vnd sol auch leben ewiglich/ Do gingent wir firbas Do sach ich lut die kant ich wol Vnder den warent zwen kunig/ hieß einer Contaber der ander donat vnd mich wundert das ich sy sach vnd sprach zu dem engel dis zwen kunig sint mechtig vnd hert lit gesin vf erden vnd/S. 77/tod vind vfeinander/ wie sint sy gefrunt worden vnd wie hant si dy freid verdint Do sprach zu mit der engel contaber ist lang kranck gesin vnd hat got gelobt er wol ein monch werden vnd einualtiglich sterben Vnd der kunig donat was lang gefangen vnd gebunden/ vnd gab durch got alle sin gut Darumb Wirt er nun ewicklich getrost Do gingent Wir aber ein wenig furbas do sach ich ein huß das was wunniglich geziret an allen sinen Wenden Vnd sin tach was von gold vnd von silber vnd von edelm gestein/ In das huß ging weder thur noch venster/ vnd doch wer wolt der ging hin in Es was auch licht in dem huß/ alß schinen vil sunnen dar in Dis huß was weit vnd breit vnd sein estrich was von golde vnd edelm gestein Vnd do ich disen lustlichen buwe gesach Do Ward ich gewar eins guldin stuls Der was mit siden bewunden vnd kostbarlich geziret In dem tron sach ich sitzen einen kunig der hieß Tormax mit gar schonen kleidern/ Es wundert mich vnd als ich stund do komment vil leut in das huß fur den kunig vnd brachtent im gaben mit grossem lob vnd freiden Do Tundalus also vor dem kunig tormaco stund (wen er was sein her gesin vf erden) Do koment vil prister vnd ander geistlich lut/ Die Warent anget/Jon mit meßgewanden Als solten sie meß singen/ vnd warent so kestbarlich geziret von gold siden vnd edel gestein Des sie solch glantz vnd schin geben (Do sie in dem huß die kelich/ die monstrantzen vnd klinoter von in satztent Ob in dem rich gottes kein grosser glori vnd freid Wer) Das die allein zu der ewigen freid genugsam Wer/ Vnd al die dem kunig dinten/ knuten fur in nider vnd sprechent Du bist gebenedit es sol dir wol gan Du solt gespist werden mit dem brot diner/S. 78/hend Do sprach ich zu dem engel mich wundert wo von diser kunig (der min her vf erden was) also vil diner het vnder den allen kan ich keinen erkennen der sin knecht sy gewesen Do sprach der engel/ Dise diener die du sihest die sint nit sein diner gesin Sunder es sind arm leut: den er sein almusen hat geben/ darumb wirt ime wider geben von iren henden der ewig lon Do sprach ich zu dem engel Ich wolt gern wissen ob diser kunig nach sinem tod ie kein pin hab gelitten fur sein sunde ee er zu disen freiden kam/ Do sprach der engel Ia zwar er hat pin gelitten vnd noch teglich lidet Vnd beit noch ein klein wile/ so wirt es dir offenbar was er wirt liden Also beitet ich ein wenig/ do ward das schon licht vinster vnd all die do in warent/ die warent betrubt Vnd der kunig stund vf vnd ging weinend zu dem huß vß/ Do ging ich bald im nach hinuß da sach ich alle die schar die vor im stundent/ die hubent alle ir hend vff in den himel zu got vnd batend fur den kunig vnd sprachen O du gewaltiger got erbarm dich iber disen kunig dinen knecht Do sach ich den selben kunig im fure brinen bitz an sinen nabel vnd vber dem nabel was er gecleidet mit einem

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herin cleid Do sprach ich zu dem engel wie lang muß diser kunig dise pin liden Do sprach der engel An einem tag drei stunden darnach ruget er ein vnd zwentzig stund Do sprach ich lieber engel warumb lidet er diese pin vnd nit anders Do sprach der engel Darumb brinnet er in dem fure bitz an sinen nabel das er elich leben hat verunreiniget Darumb ist er gecleidet bitz an sinen nabel mit einem herin tuche wan er hat einen grafen boßlich/S. 79/lassen toten Vmb dise zwo sachen lidet er dise pine anders sind ime sin sund alle vergeben on dise czwo Do sprach der engel nun stiget wir hinuff Vnd do wir ein wenig furbas kommend do sahent Wir ein mure die was zu gar hoch vnd fast clar. DIe mure was gantz silberin vnd auch gar schon Vnd an der selben muren schein kein port vnd wust doch nit wie ich dar in kam Dan von gotlicher kraft vnd als ich bin in kam/ do sach ich vmb mich/ vnd sach die chor der engel si vnd die heiligen sich frauwen vnd sprechent Erc sie dir vater Ere sig dir sun Ere sig dir heiliger geist Vnd also sungent mann vnd frauwen/ die Warent inn ytel Weiß gekleidet vff das aller kostbarlichest vnd frauten sich in dem lob der ewigen gotheit/ vnd der heiligen Triualtikeit der schin der kleider was Wiß alß der schne/ Vnd ir stime erklungen als manigerlej seitenspil von rechter sussikeit/ Es was do alles gelich clarheit/ schonheit wolustikeit/ frolicheit zucht stetikeit/ ewikeitl vnd alle demutikeit was sagen ich von dem rauch oder geschmack der seligen da die heiligen ine Warent/ der geschmack vbertrat alle edel kruter mit sussikeit vnd wollust Do was kein nacht/ vnd all betrubnis ging ab sie branten alle in der liebe gottes/ do sprach ich zu dem engel Liber her ist es dir beheglich so bit ich dich/ loß vns in diser rugen bliben/ Do antwurt mir der engel wie wol hie grosse ding gesehen Werdent doch magstu wol grosern lon verdinen/ Do sprach ich min her was selen sind dis die diesen gros-/S. 80/sen lon hant Der engel sprach diser lon ist der elichen lut vnd mit namen deren die iren elichen stat nit verflecket oder verunreiniget haben mit vnzimlichem ebrechen vnd sunden Si hant ir gesind wol regiret vnd zitlich gut den armen vnd den bilgern vnd den kirchen mit geteilet/ durch cristus ere der zu dem iungsten vrteil sprechen Wirt koment her ir gebenediten besitzen das reich das euch von anbeging bereit ist/ Mich hat gehungert vnd ir hant mich gespeiset/ Do mich turstet hant ir mich gedrencket Ich was ellend vnd hant mich geherberget Dan das sacrament der rechten Ee wer die wol haltet in dem leben/ der freuwet sich in dieser rugen yemer vnd ewiglich Vnd sprach zu mir furbas der engel/ Es muß seine das wir hoher stigen/ vf das wir sehen die herschaft der seligen Do sprach mein sele her han ich genad funden in dinen augen so laß vns hie in diser rugen bliben Ich Wil nit hoher stigen Ist es anders din wil wan es ist mir aller liebst das wir stetigclichen hie bliben Ich beger nit bessers Der engel sprach wie wol du das nit verdinet hast so wursm doch grosser freid sehen Darnach gingen wir ein Wenig furbas das ducht vns kein arbeit sein Do begegenten vns vil selen mit grosser schar mit clarer freiden mit geneigtem heupt/ mit frolichem antzlit vnd grusten vns vnd

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nanten vns mit vnsern namen vnd erten got der mich erlost het Vnd sprachent Ere sig dir konig der ewigen ere wan du nit enwilt den tod des sunders sunder das er lebe vnd sich beker Vnd noch diner barmhertzikeit hastu dise sel erlost von de hellischen pine vnd geordnet zu der ewigen geselschaft der heiligenUNd da wir aber furbas warent gegangen do erschin vns ein ander mure als hoch als die erst von dem aller clarsten golde Also das sich die selen mer freuweten in dem schin des golds dan in allen den /S. 81/eren die sie vor gesehen hettent/ vnd do sy also fursich hmin gingent do sahent sy vil sessel vnd gestul von gold vnd von edelm gestein gebuwen Die Warent mit manicherhand sidenwerck vberzogen/ Dar vff sassent man vnd frauwen gekleit mit syden kleidern vnd mit allerley zirung die ich vor nit han gesehen/ Wan eins ieglichen antzlit schein als die licht sun schinet zu mittemtag Ir hare was glich dem lichten gold/ vff iren hauptern guldin kronen mit edelm gestein geziret vnd warent pulmetum gesatzt vnd dar vff bucher mit guldin buchstaben geschriben/ vnd sungent dem hern alleluia/ do was groß freid mit einem nuwen gesang mit also sussem thon/ das Welch sele diese stim hort die vergaß aller ander ding die sie vor gesehen vnd gehort het/ vnd ich stund an der stat die mir wol gefiel vnd het grossen lust/ vnd sprach zu dem engel/ Wer sint dise/ do sprach der engel dise sint die die vmb das gesetz gottes iren lichnam gegeben hant vnd in dem blut des lammes ir kleider geweschen hant Dis sint die/ die item lib abgezogen/ vnd den dinst gottes volbracht hant vnd die martel gelitten vmh cristus willen/ Vnd sich selber von laster vnd von boser begerung gezogen hant Vnd in luterkeit vnd in miltikeit/ vnd in gerechtikeit ir leben gefurt hant/ darumb hant sy verdinet die kron der ewigen Wunnen vnd freiden do sprach der engel zu mir das sint die die genant sint dy frund gots Dis ist anderwerb von der freiden vnd der eren der monch vnd der closterfrauwen.ALs die sel Tundali zuchticlich vmb sich sach Do sach si burg vnd gezelt von purper silber vnd gold/ vnd von siden wunnicklichen geziret vnd gemacht Darnach hort Tundalus sel orgeln/ harpfen vnd allerlei seitenspil mit dem aller sussesten ton singen/ Do/S. 82/sprach ich zu dem engel/ die burg vnd gezelt was selen horen dar zu/ der engel sprach das sint monch vnd closterfrauwen die sich gotlich vnd geistlich haltent in ruwen die ir gehorsam gegen iren obersten frolich lvnd mit innikeit haltent vnd sich me freuent das sy vndertan sint dan das sy vber ander lut erschinent vnd iren eigen willen verlassent vnd fremden wollent sein vnderthon vif das sy mit warheit sprechen mogent du hast dy menseheit gesetzt vber vnser haupt/ wir sint gangen durch wasser vnd durch fure vnd hast vns gefuret in die erquickung Dan wan sy by dem leben sint so schmakent sy hymelsche ding vnd bezwingen ir zungen nit allein von bosen Worten/ sunder auch vmb dy lieb des schwigens abziehent vom gutten/ die zu got wol sprechen mogent wir sint stummen

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worden vnd hant vns gedemutiget wir hant von bosem vnd guttem geschwigen/ vnd mit dem gehor der oren sint wir dir gehorsam gewest/ die selben hant dy kron vnd gezelt In dem sie von vnderloß ierem erloser vnd dem geber aller gutten lob singen Vnd mein sel sprach Ist es dir beheglich so wil ich baß hin zu gan/ vnd die die dar in sint sehen Es gefellet mir sprach der engel das du sie sehest vnd horest Aber du solt zu ynen hinein nit gan/ Wan sy vben sich in der gegenwurtikeit der heiligen Triualtikeit vnd Wer zu in einest hin ein gat der vergisset aller vergenkliche ding vnd Wirt nit abgefuget von der geselschaft der heiligen/ Es Wer dan ein iungfraw die da verdint das sy gefuget Wirt zu den choren der heiligen engel Do gingent sy furbas vnd noher vnd sahent hmin vnd sahent vil selen von bed mannen vnd frawen die sich gelichten den engeln deren schin lustlicher gschmack vnd stimmen mit sussikeit vnd mit frolikeit vbergingent allerley sei-/S. 83/tenspil vnd suß geton dy sy vor gesehen hetent in andern steten Al seitenspil dy da Warent gabent von in selber sussen ton aber dy stimmen der selen Warent vil suser Wan in der erhebung der stimmen was kein arbeit man sach kein leftz sich bewegen vnd dorft auch kein hant stellen zu dem seitenspil oder zu dem gesang Sunder noch eins ieglichen willen so erklang das gethon Das oberst ires hauptes schin gar schon do hingent ketten von dem aller schonsten gold Die Warent mit silber verrigelt vnd verwurcket in mancherhand hubscheit verstricket dar an hingent zimbolen/ schellen lilien al von luterm gold Vnd do zwischen vil schar der engel sungent vnd flogent in freiheit vnd ledikeit mit guldin flugeln Vnd Vnder den guldin vnd silberin ketten Vnd zimbolen gaben sie den aller sussesten vnd lieplichen thone. Von den die da k.irchen buent beschirment rat vnd tat dar zu gebent. VMb dise Wollust vnd gesicht wolt die sele bliben stan Do sprach der engel zu mir sich do sach ich gar einen grosen breiten baum der was vber die moß grun von blettern vnd von blumen vnd allerhant frucht stundnet dar vf vff den esten Warent vil vogel von allerlei varb vnd stimmen die do sussiglich sungen/ vnd entsprungen vnder den esten gar vil lilien/ rosen vnd aller hand edel gekruter die sussen vnd Wolrichenden geschmack vnd edeln geroch gabent Vnder dem selben baum Warent vil zellen von gold vnd von helifenbein Dar in Warent vil lut von mannen vnd frawe die da on vnderlaß lobtent vnd gebeneditent de gewaltigen got vmb alle woltat vnd gaben/ vnd iglichs hat ein guldin kron vff seinem haupt gar Wunniclich geziret/ vnd hielt iglichs sein zepter in siner hant/ vnd was it iglichs in gelichem/S. 84/kleit gekleidet vnd angezogen alß monch/ Do keret sich die sel zu dem engel vnd sprach was baumes ist das vnd was selen sint das die vnder dem baum Wonent/ was hant die menschen begangen oder gethan do sy by ierem leben Warent Do sprach der engel dieser baum ist ein figur der kirchen/ vnd die frawen vnd man die da vndenan sint die hant gebuwen vnd beschirmet die heilige kirchen vnd hant iren fleiß dar an geleit Vnd

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vor die woltat dy sie der heiligen kirchen also gethon hant So sint sie kommen in ir bruderschaft/ vnd von der vermanung hant sie gelassen Weltlich leben vnd sich gezogen von fleischlicher wollust vnd begerung die do stritet wider dy sel vnd hant in diser Welt geistlich mit innikeit miltikeit vnd gerechtigkeit lebet. ALs sie nun furbas koment/ sahent sy ein mure Die hoher vnd schoner schin dan sy vor hettent gesehen vnd was geliche mit edelm gesteyne durch buwet von mancherhant farwen Vnd Was mitten vndersetzt Also das man sach das gold vor kalck/ dan ir gestein was Cristallen Crisoliten Iaspis Iacinctus Smaragten Saphirus Anichinus Theopasion Sardus Amatisten vnd granat von disen gesteinen schein es gar hubsch So Wer sy ansach der wart gereisset vnd gezogen in lieb die zu sehen Herumb stigent sy vff dy mur die on zwifel kein auge nit gesehen mag oder or nit gehoren vnd auch in menschen hertzen nit kommen mag/ was got bereit hat seinen aller liebsten frunden/ Wan sy sahent dy nein chor der engel vnd die ordenung der/S. 85/heiligen Mit namen dy engel/ Ertzengel/ verstendigen gewaltigen vnd herschengel Die trone cherubin Seraphim Vnd hort vnusprechelich wort dy kein mensch vslegen mag noch zimpt zu sprechen do sprach der engel zu der selen hor dochter neig din oren vnd vergiß dins volcks vnd des huß deines vatters wan der kunig begert diner zucht vnd schon Nim war was lust was freiden was herlicheit ist da zusehen/ vnder den choren der engeln Vnd zusehen die lustlich zal der propheten vnd der patriarchen vnd zu schawen das groß her der schonen marteler zu horen den nuwen gesang der iungfrauwen zu sehen den chor der aposteln vnd die grosse geselschafft der bichter vnd das alle freid vbertrit zuerkennen den der da ist ein brot der heiligen engeln vnd ein leben aller creaturen der da ist milt vnd barmhertzig Ihesus cristus vnser her wan an der stat da der engel vnd die sele stundent Do sahent sie nit allein die ere die sy vor gesehen hetten Sunder auch die vorgenante pine vnd das verwundert vns aller meist das sie vnder einem sunnen schin sahent das gantz ertrich der welt Dan kein ding sint verborgen de gesicht der creature welcher creature vor erlaubt ist zu sehen den schopfer aller welt Also stundent sy do/ vnd kertent sich nit an ein ander end Doch sahent sie an die selb stat die da vor in vnd hinder in vmbstanden was Auch nit allein das gesicht sunder auch gewonlich wißheit vnd verstentnis in gegeben was Also das es nit not was sy etwas zu fragen Dan sie erkantent vnd wustet klerlich was sie woltent./S. 86/Von sancto Rudano meinem patronen in de land ybernia. DO sie also stont/ do was gegenwertig Sant rudan ein bichter mit grossen freiden grußt vnd vmbfing die sel Tundali des vorgenanten ritters vnd von rechter innikeit vnd freiden sprach er zu ir/ Got bewar deinen ingang vnd dinen vßgang nun vnd yemer vnd ewiglich/ vnd sprach ich bin es rudan din patron by dem din begerung von recht sin sol Vnd do er dis gesprach

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Do Stunt sant Rudan vnd sprach nit mer. Hie sach ich vier bischoff die ich wol kant. ALs ich vmb mich sach/ da sach ich den aposteln patricium mit einer grossen schar der bischof vnd dar vnder sach vir bischof die ich wol kant den Ertzbischof Celestinum Malachiam der nach dem selben in das ertzbistum kam Von rom by Innocencius geziten vnd alles das der selb bischof gehaben mocht das teilet er Clostern vnd armen luten Diser buwet vier closter vnd munster von monchen Canoniken vnd iungfrawen den er alle ir notorft bestalt Vnd behielt im selber gantz nichts Die sel sach auch Cristianum ein bischof zu lion vnd bruder des vorgenanten malachie der was eins harten leben vnd ein liebhaber des willigen armutz Vnd ein bischof Neemiam der von grosser Weißheit vnd kuscheit ander vber tretten hat By den vorgenanten herren was ein sessel der was Wuniglich gezieret/ dar vff saß niemant/ Do sprach min sel Wes ist diser sessel oder Warumb stat er ledig Do antwurt malachias der bischof vnd sprach diser sessel ist vnser bruder einer/S. 87/der noch nit tod ist/ dan wan er gestirbt so Wirt er heruf sitzen vf disen stul Do nun die sele groß lieb vnd freid in allen disen dingen gesehen het Do kam der engel des herren vnd ret gutlichen vnd fnıntlichen/ vnd sprach zu mir hastu nun dise freid alle wol beschawet Do sprach ich ia her ich sehe sy wol al vnd ich bit dich laß mich ewiklich hie beliben Do sprach der engel du solt wider zu dinem korper kommen vnd alles das du gesehen hast vnd gehort von pinen vnd von freiden das soltu nun offenbaren den cristen zu frommen Vnd do ich vernam das ich wider zu minem corper kommen sol Do erschrack ich vnd sprach mit Weinenden augen zu dem engel Ach lieber her warumb sol ich nu diß Wunnikliche freid vermiden vnd sol wider zu dem korper Do sprach der engel in dise freid kommet nit dan iungfrawen liebes vnd des gemuts dy vor boser liplicher begerung sich behut hant vnd Woltent lieber des liebes anfechtung liden dan das sy befleckt wurden mit sunden Vnd darumb das du nit iungfreulich tugent an dir gehabt hast vnd Woltest nie der geschrift glauben Darumb mustu nit hie bliben Nun var wider zu dinem lichnam vnd bewar dich vor sunden vnd vbe dich in tugenden So sol dir min hilf vnd min rat nimer abgeston wan ich wil alzit getrulich by dir bliben. Vnd do dis der engel zu mir gesprach da kert ich mich vmb vnd do ich mich bewegt da enpfand ich das ich beladen Was mit der sweren birdi minß lichnamß in einem einigen augenblick vnd tet krenklich mein augen vif vnd sach dy Priester dy vmb mich sassent vnd warend dri tag gesessen. Do wart mir gottes lichnam gegeben vnd den entpfing ich mit grosser danckberkeit vnd ich gab armen luten was ich het/ vnd zeichet mein kleider mit de heiligen crutz vnd offenbart alles das ich gesehen hat oder gehort//S. 88/Vnd manet all lut das sy ein gut leben furtent vnd horten gern gottes Wort/ das ich verschmahet het zu horren/ das begund ich zu verkunden vnd zu sagen/ Vnd begund die lut zu manen vnd prediget in das wort

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gottes das mir vor vnkundig was/ mit grosser innikeit/ Weißheit vnd einualtikeit/ Allen luten zu nutz vnd zu frommen/ vnd hut mich vor sunden vnd vbet mich in tugende Wan ich was fast gebrant das lag mir stetiglich in meinem mut/ Herumb sollent wir vns stetiglich vor sunden hutten/ vnd hant wir sund gethon die sollen wir hie bussen vff erden/ Wan eß spricht der spruch eß ist vill besser dingen vß dem stock Wan jn dem stock/ Wer nun diß geschychtes nit gloubt Wan er gern gloubet so ist es zu spot vnd zu lang gebeitet O her himelscher vatter wir armen Wollent dir alzit gern dancken das du vns disse pin zu frommen geoffenbart hast wan wir glaubent das alle sund antweders hie oder dort gepiniget wurt Vnd hast es verborgen den Weisen vnd den edeln vnd den richen dieser falschen Welt die diß nit glaubent des bistu gebenediget vnd gelobt yemer vnd yemer ewiglich on ende.Hie endet sich das buch Tundali von der verzuckten sel vnd irer gesicht himlischer freiden vnd hellischer pin Alles mit seinen figuren. /S. 89/Es ist zu wissen das die iagung einem iglichen menschen schedlich vnd sund ist Ob er darumb versumet vnd verschmehet sin teglichs gebet oder meß zu horen do von her ein exempel.ES was ein edelman der spult also steticlichen zu iagen das er an keinem suntag noch hochzitlich tag nimer messe gehort/ sunder alwegen iagt des straffet in sein hußfraw dick die Wz ein geistlich iungfraw zu got Aber er acht nit an die fraulich vermanung. Vnd es geschach nach dem sy im vil kind het geborn das sie schwanger wart vnd gebar ein vnzitig kind das het eins hundes haupt mit langen hangenden oren DO schampt sich dy muter Vnd al dy edeln frawen dy by ir Warent die riettent alsamment das man die geburt vnder die erd begrub Do kam der man vnd fraget was das kind Wer das sy geborn hette Do sy al schwigent von schem do stund der ritter mit blossem swert vnd wolt das man im dy geburt Wiset Des wart dy frauw mit vorchten geschlagen Vnd gebot das man das kint den betrubten spigel vnd Wunder vß der erden grub vnd sprach/ sich du wie der almechtig got mit einem offenbaren zeichen richet din vnwißheit/ der kein ere den heiligen tagen noch kein erwurdikeit dem heligen sacrament bewisen woltest Sunder alwegen bistu bekumert mit dem ydelen spil der iagung zu vnrechten zitten/ Do das der ritter sach/ do bessert er sich vnd busset alle sin sund etc.

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Die Genesis aus Luthers Bibelüberstezung von 1545Das Erste Buch Mose.Capitel 1AM anfang schuff Gott Himel vnd Erden. 2 Vnd die Erde war wüst vnd leer / vnd es war finster auff der Tieffe / Vnd der Geist (1) Gottes schwebet auff dem Wasser. Joh. 1.; Col. 1.; Ebre. 11.; Psal. 33. 3 VND Gott sprach / Es werde Liecht / Vnd es ward Liecht. 4 Vnd Gott sahe / das das Liecht gut (2) war / Da scheidet Gott das Liecht vom Finsternis / 5 vnd nennet das liecht / Tag / vnd die finsternis / Nacht. Da ward aus abend vnd morgen der erste Tag. 6 VND Gott sprach / Es werde eine Feste zwischen den Wassern / vnd die sey ein Vnterscheid zwischen den Wassern. 7 Da machet Gott die Feste / vnd scheidet das wasser vnter der Festen / von dem wasser vber der Festen / Vnd es geschach also. 8 Vnd Gott nennet die Festen / Himel. Da ward aus abend vnd morgen der ander Tag. 9 VND Gott sprach / Es samle sich das Wasser vnter dem Himel / an sondere Örter / das man das Trocken sehe / Vnd es geschach also. 10 Vnd Gott nennet das trocken / Erde / vnd die samlung der Wasser nennet er / Meer. Vnd Gott sahe das es gut war. 11 VND Gott sprach / Es lasse die Erde auffgehen Gras vnd Kraut / das sich besame / vnd fruchtbare Bewme / da ein jglicher nach seiner art Frucht trage / vnd habe seinen eigen Samen bey jm selbs / auff Erden / Vnd es geschach also. 12 Vnd die Erde lies auffgehen / Gras vnd Kraut / das sich besamet / ein jglichs nach seiner art / vnd Bewme die da Frucht trugen / vnd jren eigen Samen bey sich selbs hatten / ein jglicher nach seiner art. Vnd Gott sahe das es gut war. 13 Da ward aus abend vnd morgen der dritte Tag. 14 VND Gott sprach / Es werden Liechter an der Feste des Himels / vnd scheiden tag vnd nacht / vnd geben / Zeichen / Zeiten (3) / Tage vnd Jare / 15 vnd seien Liechter an der Feste des Himels / das sie scheinen auff Erden / Vnd es geschach also. 16 Vnd Gott machet zwey grosse Liechter / ein gros Liecht / das den Tag regiere / vnd ein klein Liecht / das die Nacht regiere / dazu auch Sternen. 17 Vnd Gott setzt sie an die Feste des Himels / das sie schienen auff die Erde 18 vnd den Tag vnd die Nacht regierten / vnd scheideten Liecht vnd Finsternis. Vnd Gott sahe das es gut war. 19 Da ward aus abend vnd morgen der vierde Tag.

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20 VND Gott sprach / Es errege sich das Wasser mit webenden vnd lebendigen Thieren / vnd mit Geuogel / das auff Erden vnter der Feste des Himels fleuget. 21 Vnd Gott schuff grosse Walfische vnd allerley Thier / das da lebt vnd webt / vnd vom Wasser erreget ward / ein jglichs nach seiner art / vnd allerley gefidderts Geuogel / ein jglichs nach seiner art / Vnd Gott sahe das es gut war. 22 Vnd Gott segnet sie / vnd sprach / Seid fruchtbar vnd mehret euch vnd erfüllet das Wasser im Meer / Vnd das Geuogel mehre sich auff Erden. 23 Da ward aus abend vnd morgen der fünffte Tag. 24 VND Gott sprach / Die Erde bringe erfür lebendige Thier / ein jglichs nach seiner art / Vieh / Gewürm vnd Thier auff Erden / ein jglichs nach seiner art / Vnd es geschach also. 25 Vnd Gott machet die Thier auff Erden / ein jglichs nach seiner art / vnd das Vieh nach seiner art / vnd allerley Gewürm auff Erden / nach seiner art. Vnd Gott sah das es gut war. 26 VND Gott sprach / Lasst vns Menschen machen / ein Bild / das vns gleich sey / Die da herrschen vber die Fisch im Meer / vnd vber die Vogel vnter dem Himel / vnd vber das Vieh / vnd vber die gantzen Erde / vnd vber alles Gewürm das auff Erden kreucht. 27 VND Gott schuff den Menschen jm zum Bilde / zum Bilde Gottes schuff er jn / Vnd schuff sie ein Menlin vnd Frewlin. 28 Vnd Gott segnet sie / vnd sprach zu jnen / Seid fruchtbar vnd mehret euch vnd füllet die Erden / vnd macht sie euch vnterthan (4). Vnd herrschet vber Fisch im Meer / vnd vber Vogel vnter dem Himel / vnd vber alles Thier das auff Erden kreucht. Matt. 19. 29 VND Gott sprach / Sehet da / Jch hab euch gegeben allerley Kraut / das sich besamet auff der gantzen Erden / vnd allerley fruchtbare Bewme / vnd Bewme die sich besamen / zu ewr Speise / 30 vnd aller Thiere auff Erden / vnd allen Vogeln vnter dem Himel / vnd allem Gewürm das das Leben hat auff Erden / das sie allerley grün Kraut essen / Vnd es geschach also 31 Vnd Gott sahe an alles was er gemacht hatte / Vnd sihe da / es war seer gut. Da ward aus abend vnd morgen der sechste Tag.

(1) Wind ist da zumal noch nicht gewest / darumb mus es den heiligen Geist deuten. (2) Das ist / nütz / fein / köstlich. (3) Lentz / Sommer / Herbst / Winter. (4) Was jr bawet vnd erbeitet auff dem Lande / das sol ewr eigen sein / vnd die Erde sol euch hierin dienen / tragen vnd geben.Capitel 2ALso ward volendet Himel vnd Erden mit jrem gantzen Heer.

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2 Vnd also volendet Gott am siebenden tage seine Werck die er machet / vnd rugete am siebenden tage / von allen seinen Wercken die er machet. 3 Vnd segnete den siebenden Tag vnd heiliget jn / darumb / das er an dem selben geruget hatte von allen seinen Wercken / die Gott schuff vnd machet. Ebre. 4. 4 ALso ist Himel vnd Erden worden / da sie geschaffen sind / Zu der zeit / da Gott der HERR Erden vnd Himel machte / 5 vnd alerley Bewme auff dem Felde / die zuuor nie gewest waren auff Erden / Vnd allerley Kraut auff dem Felde / das zuuor nie gewachsen war. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regenen lassen auff Erden / vnd war kein Mensch der das Land bawete / 6 Aber ein Nebel gieng auff von der Erden / vnd feuchtet alles Land. 7 VND gott der HERR machet den menschen aus dem Erdenklos / vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in seine Nasen / Vnd also ward der Mensch eine lebendige Seele. 1. Cor. 15. 8 VND Gott der HERR pflantzet einen Garten in Eden / gegen dem morgen / vnd setzet den Menschen drein / den er gemacht hatte. 9 Vnd Gott der HERR lies auffwachsen aus der Erden allerley Bewme / lüstig an zusehen / vnd gut zu essen / Vnd den Bawm des Lebens mitten im Garten / vnd den Bawm des Erkentnis gutes vnd böses. 10 VND es gieng aus von Eden ein Strom zu wessern den Garten / vnd teilet sich da selbs in vier Heubtwasser. 11 Das erst heisst Pison (1) / das fleusset vmb das gantze Land Heuila / Vnd daselbs findet man gold / 12 vnd das gold des Lands ist köstlich / vnd da findet man Bedellion vnd den eddelstein Onix. 13 Das ander wasser heisst Gihon (2) / das fleusst vmb das gantze Morenland. 14 Das dritte wasser heisst Hidekel (3) / das fleusst fur Assyrien. Das vierde wasser ist der Phrath (4). 15 VND Gott der HERR nam den Menschen vnd satzt jn in den garten Eden / das er jn bawet vnd bewaret. 16 Vnd Gott der HERR gebot dem Menschen / vnd sprach / Du solt essen von allerley Bewme im Garten. 17 Aber von dem Bawm des Erkentnis gutes vnd böses soltu nicht essen Denn welches tages du da von isset / wirstu des Todes sterben. 18 VND Gott der HERR sprach / Es ist nicht gut das der Mensch allein sey / Jch wil jm ein Gehülffen machen / die vmb jn sey (5) 19 Denn als Gott der HERR gemacht hatte von der Erden allerley Thier auff dem Felde / vnd allerley Vogel vnter dem Himel / bracht er sie zu dem Menschen / das er sehe / wie er sie nennet / Denn wie der Mensch allerley lebendige Thier nennen würde / so solten sie heissen.

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20 Vnd der Mensch gab einem jglichen Vieh / vnd Vogel vnter dem Himel / vnd Thier auff dem felde / seinen namen / Aber fur den Menschen ward kein Gehülffe funden / die vmb jn were. 21 DA lies Gott der HERR einen tieffen Schlaff fallen auff den Menschen / vnd er entschlieff. Vnd nam seiner Rieben eine / vnd schlos die stet zu mit Fleisch. 22 Vnd Gott der HERR bawet ein Weib aus der Riebe / die er von dem Menschen nam / vnd bracht sie zu jm. 23 Da sprach der Mensch / Das ist doch Bein von meinen Beinen / vnd Fleisch von meinem fleisch / Man wird sie Mennin heissen / darumb / das sie vom Manne genomen ist. 24 Darumb / wird ein Man seinen Vater vnd seine Mutter verlassen / vnd an seinem Weibe hangen vnd sie werden sein ein Fleisch. 25 Vnd sie waren beide nacket / der Mensch vnd sein Weib / vnd schemeten sich nicht (6). 1. Tim. 2.; Matt. 19.; Ephe. 5.; 1. Cor. 11.

(1) Jst das grosse wasser in Jndia / das man Ganges heisset / denn Heuila ist Jndienland. (2) Jst das wasser in Egypten / das man Nilus heisst. (3) Jst das wasser in Assyria / das man Tygris heisst. (4) Aber ist das nehest wasser in Syria / das man Euphrates heisst. (5) Das ist / Kein Thier nam sich des Menschen an vmb jn zu sein / das jm hülffe sich mehren vnd neeren etc. (6) (Jd est) / Dürfften sich nicht schemen.

Capitel 3VND die Schlange war listiger denn alle Thier auff dem felde / die Gott der HERR gemacht hatte / vnd sprach zu dem Weibe / Ja / solt Gott gesagt haben / Jr solt nicht essen von allerley Bewme im Garten? 2. Cor. 11. 2 DA sprach das Weib zu der Schlangen / Wir essen von den früchten der bewme im Garten. 3 Aber von den früchten des Bawms mitten im Garten hat Gott gesagt / Esset nicht da von / rürets auch nicht an / Das jr nicht sterbet. 4 Da sprach die Schlang zum Weibe / Jr werdet mit nicht des tods sterben / 5 Sondern Gott weis / das / welchs tags jr da von esset / so werden ewre augen auff gethan / vnd werdet sein wie Gott / vnd wissen was gut vnd böse ist. 2. Cor. 11. 6 VND das Weib schawet an / das von dem Bawm gut zu essen were / vnd lieblich anzusehen / das ein lüstiger Bawm were / weil er klug mechte / Vnd nam von der Frucht / vnd ass / vnd gab jrem Man auch da von / Vnd er ass.

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7 Da wurden jr beider Augen auffgethan / vnd wurden gewar / das sie nacket waren / Vnd flochten Feigenbletter zusamen / vnd machten jnen Schürtze. 8 VND sie höreten die stimme Gottes des HERRN / der im Garten gieng / da der tag küle worden war (1). Vnd Adam (2) versteckt sich mit seinem Weibe / fur dem angesicht Gottes des HERRN vnter die bewme im Garten. 9 Vnd Gott der HERR rieff Adam / vnd sprach zu jm / Wo bistu? Vnd er sprach / 10 Jch hörete deine stimme im Garten / vnd furchte mich / Denn ich bin nacket / darumb verstecket ich mich. 11 Vnd er sprach / Wer hat dirs gesagt / das du nacket bist? Hastu nicht gessen von dem Bawm / da von ich dir gebot / Du soltest nicht da von essen? 12 Da sprach Adam / Das Weib / das du mir zugesellet hast / gab mir von dem Bawm / vnd ich ass. 13 Da sprach Gott der HERR zum Weibe / warumb hastu das gethan? Das Weib sprach / Die Schlange betrog mich also / das ich ass. 14 DA sprach Gott der HERR zu der Schlangen / Weil du solches gethan hast / Seistu verflucht fur allem Vieh vnd fur allen Thieren auff dem felde / Auff deinem Bauch soltu gehen / vnd erden essen dein leben lang / 15 Vnd Jch will Feindschaft setzen zwischen Dir vnd dem Weibe / vnd zwischen deinem Samen vnd jrem Samen / Der selb (3) sol dir den Kopff zutretten / Vnd Du wirst Jn in die Versen stechen (4). 16 VND zum Weibe sprach er / Jch wil dir viel schmertzen schaffen wenn du schwanger wirst / Du solt mit schmertzen Kinder geberen / Vnd dein wille sol deinem Man vnterworffen sein / Vnd Er sol dein Herr sein. 17 VND zu Adam sprach er / Die weil du hast gehorchet der stimme deines Weibes / Vnd gessen von dem Bawm da von ich dir gebot / vnd sprach / Du solt nicht da von essen / Verflucht sey der Acker vmb deinen willen / mit kummer soltu dich drauff neeren dein Leben lang / 18 Dorn vnd Disteln sol er dir tragen / vnd solt das Kraut auff dem felde essen. 19 Jm schweis deines Angesichts soltu dein Brot essen / Bis das du wider zu Erden werdest / da von du genomen bist / Denn du bist Erden / vnd solt zu Erden werden. 20 VND Adam hies sein Weib Heua (5) / darumb / das sie eine Mutter ist aller Lebendigen. 21 Vnd Gott der HERR machet Adam vnd seinem weibe Röcke von Fellen / vnd zog sie an. 22 VND Gott der HERR sprach / Sihe / Adam ist worden als vnser einer / vnd weis was gut vnd böse ist / Nu aber / das er nicht ausstrecke seine hand / vnd breche auch von dem Bawm des Lebens / vnd esse vnd lebe ewiglich.

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23 DA lies jn Gott der HERR aus dem garten Eden / das er das Feld bawet / da von er genomen ist / 24 Vnd treib Adam aus / vnd lagert fur den garten Eden den Cherubim mit einem blossen hawenden Schwert / zu bewaren den weg zu dem Bawm des Lebens.

(1) Das war vmb den abend / wenn die hitze vergangen ist. Bedeut / das nach gethaner Sünde / das Gewissen angst leidet. Bis das Gottes gnedige stim kome vnd wider küle vnd erquicke das hertze. Wie wol sich auch die blöde Natur entsetzt vnd fleucht fur dem Euangelio / weil es das creutz vnd sterben leret. (2) Adam heisst auf Ebreisch Mensch / darumb mag man mensch sagen / wo Adam stehet / vnd widerumb. (3) Dis ist das erst Euangelium vnd Verheissung von Christo geschehen auff Erden / Das er solt / Sünd / Tod vnd Helle vberwinden vnd vns von der Schlangen gewalt selig machen. Daran Adam gleubet mit allen seinen Nachkomen / Dauon er Christen vnd selig worden ist von seinem Fall. (4) Plagen creutzigen vnd martern. Denn so gehets auch Christus zutritt dem Teufel seinen Kopff (das ist / sein Reich des Todes / Sünd vnd Helle) So sticht jn der Teufel in die Verschen (das ist / er tödtet vnd martert jn vnd die seinen leiblich.) (5) Hai / heisst Leben / Da her kompt Heua oder Haua / leben oder lebendige.

Capitel 4VND Adam erkandte sein Weib Heua / Vnd sie ward schwanger / vnd gebar den Kain / vnd sprach. Jch habe den Man des HERRN (1). 2 Vnd sie fur fort / vnd gebar Habel seinen bruder / Vnd Habel ward ein Schefer / Kain aber ward ein Ackerman. 3 ES begab sich aber nach etlichen tagen / das Kain dem HERRN Opffer bracht von den Früchten des feldes / 4 Vnd Habel bracht auch von den Erstlingen seiner Herde vnd von jrem fetten. Vnd der HERR sahe gnediglich an Habel vnd sein Opffer / 5 Aber Kain vnd sein Opffer sahe er nicht gnediglich an / Da ergrimmet Kain seer vnd sein geberde verstellet sich. 6 Da sprach der HERR zu Kain / Warumb ergrimmestu? vnd warumb verstellet sich dein Geberde? 7 Jsts nicht also? Wenn du from bist / so bistu angeneme / Bistu aber nicht from / So ruget die Sünde fur der thür (2) / Aber las du jr nicht jren willen / sondern herrsche vber sie. 8 Da redet Kain mit seinem bruder Habel (3). Ebre. 11. VND es begab sich / da sie auff dem Felde waren / erhub sich Kain wider seinen bruder Habel / vnd schlug jn tod.

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9 Da sprach der HERR zu Kain / Wo ist dein bruder Habel? Er aber sprach / Jch weis nicht / Sol ich meines bruders Hüter sein? 10 Er aber sprach / Was hastu gethan? Die stim deines Bruders blut schreiet zu mir von der Erden / 11 Vnd nu verflucht seistu auff der Erden / die jr maul hat auffgethan / vnd deines Bruders blut von deinen henden empfangen. 12 Wenn du den Acker bawen wirst / sol er dir fort sein vermügen nicht geben / Vnstet vnd flüchtig soltu sein auff Erden. 13 KAin aber sprach zu dem HERRN / Meine Sünde ist grösser / denn das sie mir vergeben werden müge. 14 Sihe / Du treibest mich heute aus dem Lande / vnd mus mich fur deinem Angesicht verbergen / vnd mus vnstet vnd flüchtig sein auff Erden / So wird mirs gehen / das mich todschlage wer mich findet. 15 Aber der HERR sprach zu jm / Nein / Sondern wer Kain todschlegt / das sol siebenfeltig gerochen werden. Vnd der HERR macht ein Zeichen an Kain / das jn niemand erschlüge / wer jn fünde. 16 Also gieng Kain von dem Angesicht des HERRN / vnd wonet im Lande Nod / jenseid Eden gegen dem morgen. 17 VND Kain erkandte sein Weib / die ward schwanger vnd gebar den Hanoch. Vnd er bawete eine Stad / die nennet er nach seins Sons namen / Hanoch. 18 Hanoch aber zeugete Jrad. Jrad zeugete Mahuiael. Mahuiael zeugete Methusael. Methusael zeugete Lamech. 19 LAmech aber nam zwey Weiber / eine hies Ada / die ander Zilla. 20 Vnd Ada gebar Jabal / Von dem sind her komen die in Hütten woneten vnd vieh zogen / 21 Vnd sein Bruder hies Jubal / Von dem sind herkomen die Geiger vnd Pfeiffer. 22 Die Zilla aber gebar auch / nemlich / den Thubalkain den Meister in allerley ertz vnd eisenwerck / Vnd die Schwester des Thubalkain / war Naema. 23 VND Lamech sprach zu seinen weibern Ada vnd Zilla / Jr weiber Lamech höret meine rede / vnd merckt was ich sage. Jch hab einen Man erschlagen mir zur wunden / vnd einen Jüngling mir zur beulen. 24 Kain sol sieben mal gerochen werden / Aber Lamech sieben vnd siebenzig mal. 25 Adam erkandte aber mal sein weib / vnd sie gebar einen Son den hies sie Seth / Denn Gott hat mir (sprach sie) einen andern samen gesetzt fur Habel den Kain erwürget hat. 26 Vnd Seth zeuget auch einen Son / vnd hies jn Enos / Zu derselbigen zeit fieng man an zu predigen von des HERRN Namen (4).

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(1) Ey Gott sey gelobt / Da hab ich den HERRN den Man / den Samen / der dem Satan oder Schlangen den Kopff zutretten sol / Der wirds thun. (2) Ebreisch lautet Thür / so viel als das offenstehet / oder auffgethan wird / Mar. vij. Hephethah / thu dich auff etc / vnd ist die meinung / Die sünde ligt vnd ruget / wie ein Ochslin ligt vnd ruget. Aber sie ligt in der Thür / das ist / Sie wird offen stehen / oder offenbar werden / ob der Sünder wol eine zeit lang sicher da hin gehet als schlaffe die sünde oder sey tode: (3) Das ist / Scham halben must er sich eusserlich stellen vnd reden mit seinem Bruder / weil er gestrafft ward / Ob er wol im hertzen jn zu tödten gedacht. Also ist Kain aller Heuchler vnd falscher Heiligen vater. (4) Nicht das zuuor nicht auch Gottes Name were geprediget / Sondern nach dem durch Kains bosheit der Gottesdienst gefallen war / ward er dazu mal wider auffgericht / vnd jrgend ein Altarlin gebawet / dahin sie versamleten / das Gottes wort zuhören vnd zubeten.

Capitel 5DJS ist das Buch von des Menschen geschlecht / Da Gott den Menschen schuff / machet er jn nach dem gleichnis Gottes / 2 Vnd schuff sie ein Menlin vnd Frewlin / vnd segenet sie / vnd hies jren namen Mensch / zur zeit da sie geschaffen wurden. 3 VND Adam war hundert vnd dreissig jar alt / vnd zeuget einen Son / der seinem Bild ehnlich war / vnd hies jn Seth. 4 Vnd lebet darnach acht hundert jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 5 Das sein gantzes Alter ward neunhundert vnd dreissig jar / Vnd starb. Luc. 3.; 1. Par. 1. 6 SEth war hundert vnd funff jar alt / vnd zeuget Enos. 7 Vnd lebet darnach acht hundert vnd sieben jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 8 Das sein gantzes Alter ward neunhundert vnd zwelff jar / Vnd starb. 9 ENos war neunzig jar alt / vnd zeuget Kenan. 10 Vnd lebet darnach acht hundert vnd funffzehen jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 11 Das sein gantzes Alter ward neun hundert vnd funff jar / Vnd starb. 12 KEnan war siebenzig jar alt / vnd zeuget Mahalaleel. 13 Vnd lebet darnach acht hundert vnd vierzig jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 14 Das sein gantzes Alter ward / neunhundert vnd zehen jar / Vnd starb. 15 MAhalaleel war funff vnd sechzig jar alt / vnd zeuget Jared. 16 Vnd lebet darnach acht hundert vnd dreissig jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 17 Das sein gantzes Alter ward / acht hundert funff vnd neunzig jar / Vnd starb.

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18 JAred war hundert vnd zwey vnd sechzig jar alt / vnd zeuget Henoch. 19 Vnd lebet darnach acht hundert jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 20 Das sein gantzes Alter ward / neunhundert zwey vnd sechzig jar / Vnd starb. 21 HEnoch war funff vnd sechzig jar alt / vnd zeuget Methusalah. 22 Vnd nach dem er Methusalah gezeuget hatte / bleib er in eim göttlichen Leben (1) drey hundert jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 23 Das sein gantzes Alter ward / drey hundert funff vnd sechzig jar. 24 Vnd die weil er ein göttlich Leben führet / nam jn Gott hin weg / vnd ward nicht mehr gesehen. Ebre. 11. 25 MEthusalah war hundert sieben vnd achzig jar alt / vnd zeuget Lamech. 26 Vnd lebet darnach sieben hundert zwey vnd achzig jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 27 Das sein gantzes Alter ward / neunhundert neun vnd sechzig jar / Vnd starb. 28 LAmech war hundert zwey vnd achzig jar alt / vnd zeuget einen Son / 29 vnd hies jn Noah / vnd sprach / Der wird vns trösten in vnser mühe vnd erbeit auff Erden / die der HERR verflucht hat. 30 Darnach lebet er funffhundert funff vnd neunzig jar / vnd zeuget Söne vnd Töchtere / 31 Das sein gantzes Alter ward / sieben hundert sieben vnd siebenzig jar / Vnd starb. 32 NOah war funff hundert jar alt / vnd zeuget Sem / Ham vnd Japheth.

(1) Das ist / Er wird mit Gottes wort fur andern vleissig vmbgangen / vnd ein Prophet gewest sein / der allenthalben den leuten Gottes furcht gepredigt / vnd die straffe (so die Sindflut hernach thet) verkündigt / vnd viel drüber gelidden vnd gethan hat.

Capitel 6DA sich aber die Menschen begunden zu mehren auff Erden / vnd zeugeten jnen Töchtere / 2 Da sahen die kinder Gottes (1) nach den töchtern der Menschen / wie sie schön waren / vnd namen zu Weibern / welche sie wolten. 3 Da sprach der HERR / Die Menschen wöllen sich meinen Geist (2) nicht mehr straffen lassen / denn sie sind Fleisch / Jch wil jnen noch frist geben hundert vnd zwenzig Jar. 4 ES waren auch zu den zeiten Tyrannen auff Erden / Denn da die kinder Gottes die töchter der Menschen beschlieffen vnd jnen Kinder zeugeten / wurden dar aus gewaltige in der Welt vnd berhümbte Leute.

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5 DA aber der HERR sahe / Das der Menschen bosheit gros war auff Erden / vnd alles tichten vnd trachten jres Hertzen nur böse war jmer dar / 6 Da rewet es jn / das er die Menschen gemacht hatte auff Erden / vnd es bekümert jn in seinem Hertzen / 7 vnd sprach / Jch wil die Menschen / die ich geschaffen habe vertilgen / von der Erden / von den Menschen an bis auff das Vieh / vnd bis auff das Gewürme / vnd bis auff die Vogel vnter dem Himel / Denn es rewet mich / das ich sie gemacht habe. 8 Aber Noah fand Gnade fur dem HERRN. 9 DIS ist das Geschlecht Noah. Noah war ein from Man vnd on wandel / vnd füret ein göttlich Leben zu seinen zeiten. 10 Vnd zeuget drey Söne / Sem / Ham / Japheth. 11 Aber die Erde war verderbet fur Gottes augen / vnd vol freuels. 12 Da sahe Gott auff Erden / vnd sihe / sie war verderbet / Denn alles Fleisch hatte seinen weg verderbet auff Erden. 13 DA sprach Gott zu Noah / Alles Fleisches ende ist fur mich komen / Denn die Erde ist vol freuels von jnen / Vnd sihe da / Jch wil sie verderben mit der Erden. 14 MAche dir einen Kasten von tennen Holtz / vnd mache Kammern drinnen / vnd verpiche sie mit Bech inwendig vnd auswendig / 15 Vnd mache jn also. Drey hundert Ellen sey die lenge / funffzig ellen die weite / vnd dreissig ellen die höhe. 16 Ein Fenster soltu dran machen oben an / einer ellen gros. Die Thür soltu mitten in seine seiten setzen. Vnd sol drey Boden haben / Einen vnten / den andern in der mitte / den dritten in der höhe. 17 Denn sihe / Jch wil eine Sindflut mit wasser komen lassen auff Erden / zu verderben alles Fleisch / darin ein lebendiger Odem ist / vnter dem Himel / Alles was auff Erden ist / sol vntergehen. 18 ABer mit dir wil ich einen Bund auffrichten / Vnd du solt in den Kasten gehen / mit deinen Sönen / mit deinem Weibe / vnd mit deiner söne Weibern. 19 Vnd du solt in den Kasten thun allerley Thier von allem Fleisch / ja ein par / Menlin vnd Frewlin / das sie lebendig bleiben bey dir. 20 Von den Vogeln nach jrer art / von dem Vieh nach seiner art / vnd von allerley Gewürm auff erden nach seiner art. Von den allen sol je ein Par zu dir hinein gehen / das sie leben bleiben. 21 Vnd du solt allerley Speise zu dir nemen / die man isset / vnd solt sie bey dir samlen / das sie dir vnd jnen zur Narung da seien. 22 Vnd Noah thet alles was jm Gott gebot.

(1) Das waren der heiligen Veter kinder / die in Gottes furcht aufferzogen darnach erger denn die andern worden / vnter dem namen Gottes. Wie

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alle zeit der Heiligen Nachkomen / die ergesten Tyrannen vnd verkertesten zu letzt worden sind. (2) Das ist / Es ist vmb sonst / was ich durch meinen Geist / jnen predigen / sagen / vnd straffen lasse / Sie sind zu gar fleischlich worden / verachten vnd lestern meines Geistes wort. Darumb sol er auff hören / vnd ich will sie lassen faren / vnd nicht mehr mich mit jnen zancken vnd straffen.

Capitel 7VND der HERR sprach zu Noah / Gehe in den Kasten / du vnd dein gantz Haus / Denn dich hab ich Gerecht ersehen fur mir zu dieser zeit. 2 Aus allerley reinem Vieh nim zu dir / ja sieben vnd sieben / das Menlin vnd sein Frewlin. Von dem vnreinen Vieh aber je ein Par / das Menlin vnd sein Frewlin. 3 Des selben gleichen von den Vogeln vnter dem Himel / ja sieben vnd sieben / das Menlin vnd sein Frewlin / Auff das same lebendig bleibe auff dem gantzen Erdboden. 4 Denn noch vber sieben tage wil ich regen lassen auff Erden / vierzig tag vnd vierzig nacht / vnd vertilgen von dem Erdboden alles was das wesen hat / das ich gemacht habe. 5 VND Noah thet alles was jm der HERR gebot. 6 Er war aber sechshundert jar alt / da das wasser der Sindflut auff Erden kam. 7 Vnd er gieng in den Kasten mit seinen Sönen / Weibe / vnd seiner Söne Weibern / für dem gewesser der Sindflut. 8 Von dem reinen Vieh vnd von dem vnreinen / von den Vogeln / vnd von allem Gewürm auff erden / 9 giengen zu jm in den Kasten bey paren / ja ein Menlin vnd Frewlin / wie jm der HERR geboten hatte. 10 Vnd da die sieben tage vergangen waren / kam das gewesser der Sindflut auff Erden. Mat. 24.; Luc. 17.; 1. Pet. 3. 11 JN dem sechshunderten jar des alters Noah / am siebentzehenden tag des andern Monden / das ist der tag / da auffbrachen alle Brünne der grossen Tieffen / vnd theten sich auff die Fenster des Himels / 12 vnd kam ein Regen auff Erden vierzig tag vnd vierzig nacht. 13 EBen am selben tage gieng Noah in den Kasten mit Sem / Ham vnd Japheth seinen Sönen / vnd mit seinem Weibe vnd seiner Söne dreien Weibern. 14 Da zu allerley Thier nach seiner art / allerley Vieh nach seiner art / allerley Gewürm das auff Erden kreucht / nach seiner art / vnd allerley Vogel nach jrer art / Alles was fliegen kund / vnd alles was fittich hatte / 15 das gieng alles zu Noah in den Kasten bey Paren / von allem Fleisch / da ein lebendiger Geist innen war /

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16 vnd das waren Menlin vnd Frewlin von allerley Fleisch / vnd giengen hin ein / wie denn Gott jm geboten hatte. Vnd der HERR schlos hinder jm zu. 17 DA kam die Sindflut vierzig tage auff Erden / vnd die Wasser wuchsen / vnd huben den Kasten auff / vnd trugen jn empor vber der Erden. 18 Also nam das Gewesser vberhand / vnd wuchs seer auff Erden / das der Kaste auff dem gewesser fuhr. 19 Vnd das gewesser nam vberhand vnd wuchs so seer auff Erden / das alle hohe Berge vnter dem gantzen Himel bedeckt wurden / 20 funffzehen Ellen hoch gieng das gewesser vber die Berge / die bedeckt wurden. 21 DA gieng alles Fleisch vnter / das auff Erden kreucht / an Vogeln / an Vieh / an Thieren / vnd an allem das sich reget auff Erden / vnd an allen Menschen / 22 Alles was einen lebendigen Odem hatte im Trocken / das starb. 23 Also ward vertilget alles was auff dem Erdboden war / vom Menschen an bis auff das Vieh / vnd auff das Gewürm / vnd auff die Vogel vnter dem Himel / das ward alles von der Erden vertilget / Allein Noah bleib vber / vnd was mit jm in dem Kasten war. 24 Vnd das Gewesser stund auff Erden hundert vnd funffzig tage. Mat. 24.; 2. Pet. 3.; 1. Pet. 3. Capitel 8DA gedachte Gott an Noah / vnd an alle Thier / vnd an alles Vieh / das mit jm in dem Kasten war / Vnd lies Wind auff Erden komen / Vnd die Wasser fielen / 2 vnd die Brünne der tieffen wurden verstopffet sampt den Fenstern des Himels / vnd dem Regen vom Himel ward gewehret / 3 Vnd das Gewesser verlieff sich von der Erden jmer hin / vnd nam ab / nach hundert vnd funffzig tagen. 4 AM siebenzehenden tag des siebenden Monden / lies sich der Kaste nider auff das gebirge Ararat. 5 Es verlieff aber das Gewesser fort an vnd nam abe / bis auff den zehenden Mond / Am ersten tag des zehenden Monds / sahen der Berge spitzen erfür. 6 NAch vierzig tagen / thet Noah das Fenster auff an dem Kasten / das er gemacht hatte / 7 vnd lies einen Raben ausfliegen / Der flog jmer hin vnd wider her / Bis das Gewisser vertrocket auff Erden. 8 DARnach lies er eine Tauben von sich ausfliegen / Auff das er erfüre / ob das Gewesser gefallen were auff Erden. 9 Da aber die Taube nicht fand / da jr fuss rugen kund / kam sie wider zu jm in den Kasten / Denn das Gewesser war noch auff dem gantzen Erdboden / Da thet er die hand er aus / vnd nam sie zu sich in den Kasten.

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10 DA harret er noch ander sieben tage / vnd lies aber mal eine Taube fliegen aus dem Kasten / 11 Die kam zu jm vmb Vesperzeit / Vnd sihe / ein Oleblat (1) hatte sie abgebrochen / vnd trugs in jrem Munde / Da vernam Noah / das das Gewesser gefallen were auff Erden. 12 Aber er harret noch ander sieben tage / vnd lies eine Taube ausfliegen / die kam nicht wider zu jm. 13 JM sechshundersten vnd einem jar des alters Noah / am ersten tage des ersten Monden / vertrockte das Gewesser auff Erden. Da thet Noah das dach von dem Kasten / vnd sahe / das der Erdboden trocken war. 14 Also ward die Erde gantz trocken am sieben vnd zwentzigsten Tage des andern Monden. 15 Da redet gott mit noah / vnd sprach / 16 gehe aus dem Kasten du vnd dein weib / deine Söne vnd deiner söne weiber mit dir. 17 Allerley Thier das bey dir ist / von allerley Fleisch / an Vogeln / an Vieh / vnd an allerley Gewürm / das auff erden kreucht / das gehe er aus mit dir / Vnd reget euch auff Erden / vnd seid fruchtbar vnd mehret euch auff Erden. 18 Also gieng Noah er aus mit seinen Sönen vnd mit seinem Weib vnd seiner sönen Weibern. 19 Da zu allerley Thier / allerley Gewürm / allerley Vogel / vnd alles was auff erden kreucht / das gieng aus dem Kasten / ein jglichs zu seines Gleichen. 20 NOah aber bawet dem HERRN einen Altar / vnd nam von allerley reinem Vieh / vnd von allerley reinem Geuogel / vnd opffert Brandopffer auff dem Altar. 21 Vnd der HERR roch den lieblichen Geruch / vnd sprach in seinem hertzen / Jch wil hin furt nicht mehr die Erde verfluchen vmb der Menschen willen / Denn das tichten des menschlichen Hertzen ist böse von Jugent auff / Vnd ich wil hinfurt nicht mehr schlahen alles was da lebet / wie ich gethan habe. 22 So lange die Erden stehet / sol nicht auffhören / Samen vnd Ernd / Frost vnd Hitz / Sommer vnd Winter / Tag vnd Nacht. Jesa. 54.; Gen. 1.

(1) Das blat bedeut das Euangelium / das der heilige Geist in die Christenheit hat predigen lassen / Denn Ole bedeut barmhertzigkeit vnd friede / dauon das Euangelium leret.

Capitel 9VND Gott segenet Noah vnd seine Söne / vnd sprach / Seid fruchtbar vnd mehret euch / vnd erfüllet die Erde.

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2 Ewerfurcht vnd schrecken sey vber alle Thier auff Erden / vber alle Vogel vnter dem Himel / vnd vber alles was auff dem Erdboden kreucht / vnd alle Fisch im Meer seien in ewer hende gegeben. 3 Alles was sich reget vnd lebet / das sey ewre Speise / wie das grüne Kraut / hab ichs euch alles gegeben. 4 ALleine esset das Fleisch nicht / das noch lebt in seinem Blut / 5 Denn ich wil auch ewrs Leibs blut rechen / vnd wils an allen Thieren rechen / vnd wil des Menschen leben rechen an einem jglichen Menschen / als der sein Bruder ist. 6 WEr Menschen Blut vergeusset / Des Blut sol auch durch Menschen (1) vergossen werden / Denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht. 7 Seid fruchtbar vnd mehret euch / vnd reget euch auff Erden / das ewer viel drauff werden. 8 VND Gott sagt zu Noah vnd seinen Sönen mit jm / 9 Sihe / Jch richte mit euch einen Bund auff / vnd mit ewrem Samen nach euch / 10 vnd mit allem lebendigen Thier bey euch / an Vogel / an Vieh / vnd an allen Thieren auff Erden bey euch / von allem das aus dem Kasten gegangen ist / waserley Thier es sind auff Erden. 11 Vnd richte meinen Bund also mit euch auff / Das hinfurt nicht mehr alles Fleisch verderbet sol werden / mit dem wasser der Sindflut / vnd sol hinfurt keine Sindflut mehr komen / die die Erde verderbe. 12 VND Gott sprach / Das ist das Zeichen des Bunds / den ich gemacht habe zwischen mir vnd euch / vnd allem lebendigen Thier bey euch hin furt ewiglich. 13 Meinen Bogen hab ich gesetzt in die wolcken / der sol das Zeichen sein des Bunds / zwischen Mir vnd der Erden. 14 Vnd wenn es kompt / das ich wolcken vber die Erden füre / So sol man meinen Bogen sehen / in den wolcken / 15 Als denn wil ich gedencken an meinen Bund / zwischen Mir vnd euch / vnd allem lebendigen Thier / in allerley Fleisch / Das nicht mehr hin furt eine Sindflut kome / die alles Fleisch verderbe. 16 Darumb sol mein Bogen in den wolcken sein / das ich jn ansehe / vnd gedencke an den ewigen Bund zwischen Gott vnd allem lebendigen Thier in allem Fleisch / das auff Erden ist. 17 Daselb saget Gott auch zu Noah / Dis sey das Zeichen des Bunds / den ich auffgerichtet habe zwischen Mir vnd allem Fleisch auff Erden. 18 DJE söne Noah / die aus dem Kasten giengen / sind diese / Sem / Ham / Japheth / Ham aber ist der Vater Canaan. 19 Das sind die drey söne Noah / von denen ist alles Land besetzt. 20 NOah aber fieng an vnd ward ein Ackerman / vnd pflantzte Weinberge.

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21 Vnd da er des Weins tranck / ward er truncken / vnd lag in der Hütten auffgedeckt. 22 Da nu Ham / Canaans vater / sahe seines Vaters scham / saget ers seinen beiden Brüdern draussen. 23 Da nam Sem vnd Japheth ein Kleid / vnd legten es auff jre beide Schulder / vnd giengen rücklings hin zu / vnd deckten jres Vaters scham zu / Vnd jr angesicht war abgewand / das sie jres Vaters scham nicht sahen. 24 ALS nu Noah erwacht von seinem Wein / vnd erfur / was jm sein kleiner Son gethan hatte / 25 sprach er / Verflucht sey Canaan / vnd sey ein Knecht aller knecht vnter seinen Brüdern. 26 Vnd sprach weiter / Gelobet sey Gott der HERR des Sems / Vnd Canaan sey sein Knecht. 27 Gott breite Japheth aus / vnd las jn wonen in den Hütten des Sems / Vnd Canaan sey sein Knecht. 28 NOah aber lebet nach der Sindflut drey hundert vnd funffzig jar / 29 Das sein gantz Alter ward / neunhundert vnd funffzig jar / vnd starb.

(1) Hie ist das weltlich Schwert eingesetzt / Das man die Mörder tödten sol.

Capitel 10DJS ist das Geschlecht der kinder Noah / Sem / Ham / Japheth / Vnd sie zeugeten Kinder nach der Sindflut. 2 Die kinder Japheth sind diese / Gomer / Magog / Madai / Jauan / Thubal / Mesech / vnd Thiras. 3 Aber die kinder von Gomer sind diese / Ascenas / Riphath / vnd Thogarma. 4 Die kinder von Jauan sind diese / Elisa / Tharsis / Kithim / vnd Dodanim. 5 Von diesen sind ausgebreitet die Jnsulen der Heiden in jren Lendern / jgliche nach jrer Sprach / Geschlecht vnd Leuten. 6 DJe kinder von Ham sind diese / Chus / Mizraim / Put / vnd Canaan. 7 Aber die kinder von Chus / sind diese / Seba / Heuila / Sabtha / Raema / vnd Sabtecha. Aber die kinder von Raema sind diese / Scheba vnd Dedan. 8 Chus aber zeuget den Nimrod / Der fieng an ein gewaltiger Herr zu sein auff Erden. 9 Vnd war ein gewaltiger Jeger fur dem HERRN / Da her spricht man / Das ist ein gewaltiger Jeger fur dem HERRN / wie Nimrod. 10 Vnd der anfang seins Reichs war / Babel / Erech / Acad vnd Chalne im land Sinear. 11 Von dem Land ist darnach komen der Assur / vnd bawete Niniue vnd RehobothJr vnd Calah /

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12 da zu Ressen zwischen Niniue vnd Calah / Dis ist eine grosse Stad. 13 Mizraim zeuget Ludim / Anamim / Leabim / Naphtuhim / 14 Pathrusim / vnd Casluhim / Von dannen sind komen die Philistim vnd Caphthorim. 15 CAnaan aber zeuget Zidon seinen ersten son / vnd Heth / 16 Jebusi / Emori / Girgosi / 17 Hiui / Arki / Sini / 18 Aruadi / Zemari / vnd Hamathi. Da her sind ausgebreitet die Geschlecht der Cananiter. 19 Vnd jre Grentze waren von Zidon an / durch Gerar / bis gen Gasa / bis man kompt gen Sodoma / Gomorra / Adama / Zeboim / vnd bis gen Lasa. 20 Das sind die kinder Ham in jren Geschlechten / Sprachen / Lendern / vnd Leuten. 21 SEm aber / Japheths des grössern bruder / zeuget auch Kinder / der ein Vater ist aller kinder von Eber. 22 Vnd dis sind seine Kinder / Elam / Assur / Arphachsad / Lud vnd Aram. 23 Die kinder aber von Aram sind diese / Vz / Hul / Gether vnd Mas. 24 Arphachsad aber zeuget Salah. Salah zeuget Eber. 25 Eber zeuget zween Söne / einer hies Peleg (1) / darumb / das zu seiner zeit / die Welt zurteilet ward / des Bruder hies Jaketan. 26 Vnd Jaketan zeuget Almodad / Saleph / Hazarmaueth / Jarah / 27 Hadoram / Vsal / Dikela / 28 Obal / Abimael / Seba / 29 Ophir / Heuila / vnd Jobab / Das sind alle Kinder von Jaketan. 30 Vnd jr Wonung war von Mesa an / bis man kompt gen Sephar / an den Berg gegen dem morgen. 31 Das sind die Kinder von Sem / in jren Geschlechten / Sprachen / Lendern vnd Leuten. 32 Das sind nu die Nachkomen der Kinder Noah / in jren Gschlechten vnd Leuten / Von denen sind ausgebreittet die Leute auff Erden nach der Sindflut.

(1) Auff Deudsch / Ein zurteilung.

Capitel 11ES hatte aber alle Welt einerley zungen vnd sprache. 2 Da sie nu zogen gen Morgen / funden sie ein eben Land / im lande Sinear / vnd woneten daselbs. 3 Vnd sprachen vnternander / Wolauff / lasst vns Ziegel streichen vnd brennen / Vnd namen ziegel zu stein / vnd thon zu kalck /

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4 vnd sprachen / Wolauff / Lasst vns eine Stad vnd Thurn bawen / des spitze bis an den Himel reiche / das wir vns einen namen machen / Denn wir werden vieleicht zerstrewet in alle Lender. 5 DA fur der HERR ernider / das er sehe die Stad vnd Thurn / die die Menschenkinder baweten. 6 Vnd der HERR sprach / Sihe / Es ist einerley Volck vnd einerley Sprach vnter jnen allen / vnd haben das angefangen zu thun / sie werden nicht ablassen von allem das sie furgenomen haben zu thun. 7 Wolauff / lasst vns ernider faren / vnd jre Sprache da selbs verwirren / das keiner des andern sprache verneme. 8 Also zerstrewet sie der HERR von dannen in alle Lender / das sie musten auffhören die Stad zu bawen / 9 Da her heisst jr name Babel (1) / das der HERR daselbs verwirret hatte aller Lender sprache / vnd sie zerstrewet von dannen in alle Lender. 10 Djs sind die geschlecht sem / sem war hundert jar alt / vnd zeuget Arphachsad / zwey jar nach der Sindflut / 11 Vnd lebet darnach funffhundert jar / vnd zeuget Söne vnd Töchter. 12 ARphachsad ward funff vnd dreissig jar alt / vnd zeugete Salah / 13 Vnd lebet darnach vierhundert vnd drey jar / vnd zeuget Söne vnd Töchter. 14 SAlah war dreissig jar alt / vnd zeuget Eber / 15 Vnd lebet darnach vier hundert vnd drey jar / vnd zeugete Söne vnd Töchter. 16 EBer war vier vnd dreissig jar alt / vnd zeuget Peleg / 17 Vnd lebet darnach vier hundert vnd dreissig jar / vnd zeuget Söne vnd Töchter. 18 PEleg war dreissig jar alt / vnd zeuget Regu / 19 Vnd lebet darnach zwey hundert vnd neun jar / vnd zeuget Söne vnd Töchter. 20 REgu war zwey vnd dreissig jar alt / vnd zeuget Serug / 21 Vnd lebet darnach zwey hundert vnd sieben jar / vnd zeuget Söne vnd Töchter. 22 SErug war dreissig jar alt / vnd zeuget Nahor / 23 Vnd lebet darnach zwey hundert jar / vnd zeuget Söne vnd Töchter. 24 NAhor war neun vnd zwenzig jar alt / vnd zeuget Tharah / 25 Vnd lebet darnach hundert vnd neunzehen jar / vnd zeuget Söne vnd Töchter. 26 THArah war siebenzig jar alt / vnd zeuget / Abram / Nahor / vnd Haran. 27 Djs sind die geschlecht tharah / tharah zeuget Abram / Nahor / vnd Haran / Aber Haran zeuget Lot.

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28 Haran aber starb vor seinem Vater Tharah in seinem Vaterland zu Vr in Chaldea. 29 Da namen Abram vnd Nahor weiber / Abrams weib hies Sarai / vnd Nahors weib Milca Harans tochter / der ein Vater war der Milca / vnd der Jisca / 30 Aber Sarai war vnfruchtbar / vnd hatte kein Kind. 31 DA nam Tharah seinen son Abram / vnd Lot seines sons Harans son / vnd seine schnur Sarai / seines sons Abrams weib / vnd füret sie von Vr aus Chaldea / das er ins land Canaan zöge / Vnd sie kamen gen Haran / vnd woneten daselbs. 32 Vnd Tharah ward zwey hundert vnd funff jar alt / vnd starb in Haran.

(1) Auff Deudsch / Ein vermischung oder verwirrung.

Capitel 12VND der HERR sprach zu Abram / Gehe aus deinem Vaterland / vnd von deiner Freundschafft / vnd aus deines Vatershause / Jn ein Land / das ich dir zeigen wil. 2 Vnd ich wil dich zum grossen Volck machen / vnd wil dich segenen / vnd dir einen grossen Namen machen / vnd solt ein Segen sein / 3 Jch wil segenen die dich segenen / Vnd verfluchen die dich verfluchen. Vnd in dir sollen gesegenet werden alle Geschlecht auff Erden. Acto. 7.; Ebre. 11.; Gal. 3. 4 DA zoch Abram aus / wie der HERR zu jm gesagt hatte / vnd Lot zoch mit jm / Abram aber war funff vnd siebenzig jar alt / da er aus Haran zoch. 5 Also nam Abram sein weib Sarai / vnd Lot seines Bruders son / mit aller jrer Habe / die sie gewonnen hatten / vnd Seelen die sie gezeuget hatten in Haran / vnd zogen aus zu reisen in das land Canaan. Vnd als sie komen waren in dasselbige Land / 6 zog Abram durch / bis an die stet Sichem / vnd an den hayn More / Denn es woneten zu der zeit die Cananiter im Lande. 7 DA erschein der HERR Abram / vnd sprach / Deinem Samen wil ich dis Land geben. Vnd er bawet daselbs dem HERRN einen Altar / der jm erschienen war. 8 Darnach brach er auff von dannen an einen Berg / der lag gegen dem Morgen der stad BethEl / vnd richtet seine Hütten auff / das er BethEl gegen abend / vnd Ai gegen dem morgen hatte. Vnd bawet daselbs dem HERRN einen Altar / vnd predigte von dem Namen des HERRN. 9 Darnach weich Abram ferner / vnd zoch aus gegen dem mittag. 10 ES kam aber eine Thewrung in das Land. Da zoch Abram hin ab in Egypten / das er sich daselbs / als ein Frembdling / enthielte / Denn die Thewrung war gros im Lande.

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11 Vnd da er nahe bey Egypten kam / sprach er zu seinem weibe Sarai / Sihe / Jch weis / das du ein schön Weib von angesicht bist / 12 Wenn dich nu die Egypter sehen werden / so werden sie sagen / Das ist sein Weib / Vnd werden mich erwürgen vnd dich behalten. 13 Lieber so sage doch / Du seist meine Schwester / Auff das mirs deste bas gehe vmb deinen willen / vnd meine Seele bey dem Leben bleibe vmb deinen willen. 14 ALs nu Abram in Egypten kam / sahen die Egypter das Weib / das sie fast schön war. 15 Vnd die Fürsten des Pharao sahen sie / vnd preiseten sie fur jm. Da ward sie in des Pharao haus bracht / 16 Vnd er thet Abram guts / vmb jren willen / vnd er hatte schafe / rinder / esel / Knecht vnd Megde / eselin vnd kameel. 17 Aber der HERR plaget den Pharao mit grossen Plagen vnd sein Haus / vmb Sarai Abrams weibs willen. 18 DA rieff Pharao Abram zu sich / vnd sprach zu jm / Warumb hastu mir das gethan? Warumb sagestu mirs nicht / das dein Weib were? 19 Warumb sprachstu denn / sie were deine Schwester? Derhalben ich sie mir zum Weibe nemen wolt. Vnd nu sihe / Da hastu dein weib / nim sie vnd zeuch hin. 20 Vnd Pharao befalh seinen Leuten vber jm / das sie jn geleiten vnd sein Weib vnd alles was er hatte.

Capitel 13ALso zoch Abram er auff aus Egypten mit seinem Weibe vnd mit allem das er hatte / vnd Lot auch mit jm / gegen dem Mittag. 2 Abram aber war seer Reich von vieh / silber / vnd gold. 3 Vnd er zoch jmer fort von Mittag / bis gen BethEl / an die stet / da am ersten seine Hütten war / zwischen BethEl vnd Ai / 4 eben an den Ort / da er vorhin den Altar gemacht hatte / Vnd er predigt alda den Namen des HERRN. Gen. 12. 5 LOt aber der mit Abram zoch / der hatte auch schaf vnd rinder vnd Hütten / 6 Vnd das Land mochts nicht ertragen / das sie bey einander woneten / Denn jr Habe war gros / vnd kundten nicht bey ein ander wonen. 7 Vnd war jmer zanck zwischen den Hirten vber Abrams vieh / vnd zwischen den Hirten vber Lots vieh / So woneten auch zu der zeit die Cananiter vnd Pheresiter im Lande. 8 DA sprach Abram zu Lot / Lieber las nicht zanck sein zwischen mir vnd dir / vnd zwischen meinen vnd deinen Hirten / denn wir sind Gebrüder. 9 Stehet dir nicht alles Land offen? Lieber scheide dich von mir / Wiltu zur Lincken / so wil ich zur rechten / Oder wiltu zur rechten / so wil ich zur linken.

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10 Da hub Lot seine augen auff / vnd besahe die gantze Gegend am Jordan / Denn ehe der HERR Sodoma vnd Gomorra verderbet / war sie wasserreich / bis man gen Zoar kompt / als ein Garten des HERRN / gleich wie Egyptenland. 11 DA erwelet jm Lot / die gantze Gegend am Jordan / vnd zoch gegen Morgen. Also scheidet sich ein Bruder von dem andern / 12 das Abram wonet im lande Canaan / vnd Lot in den stedten der selben Gegend / vnd setzt seine Hütten gen Sodom / 13 Aber die Leute zu Sodom waren böse / vnd sundigeten seer wider den HERRN. Ezech. 16. 14 DA nu Lot sich von Abram gescheiden hatte / sprach der HERR zu Abram / Heb deine Augen auff / vnd sihe von der stet an da du wonest / gegen Mitternacht / gegen dem Mittag / gegen dem Morgen / vnd gegen dem Abend / 15 Denn alle das Land / das du sihest / wil ich dir geben vnd deinem Samen ewiglich. 16 Vnd wil deinen Samen machen wie den staub auff erden / Kan ein Mensch den staub auff erden zelen / der wird auch deinen Samen zelen. 17 Darumb so mach dich auff / vnd zeuch durch das Land / in die lenge vnd breite / denn dir wil ichs geben. 18 Also erhub Abram seine Hütten / kam vnd wonet im Hayn Mamre / der zu Hebron ist / Vnd bawet daselbs dem HERRN einen Altar. Gen. 12.

Capitel 14VND es begab sich zu der zeit des königes Amraphel von Sinear Arioch des königes von Elassar / Kedor Laomor des königes von Elam / vnd Thideal des königes der Heiden / 2 Das sie kriegten mit Bera dem könige von Sodom / vnd mit Birsa dem könige von Gomorra / vnd mit Sineab dem könige von Adama / vnd mit Semeber dem könige von Zeboim / vnd mit dem könige von Bela / die heisst Zoar. 3 DJese kamen alle zusamen in das tal Siddim / da nu das Saltzmeer ist / 4 Denn sie waren zwelff jar vnter dem könige KedorLaomor gewesen / vnd im dreizehenden jar waren sie von jm abgefallen. 5 Darumb kam KedorLaomor vnd die Könige die mit jm waren / im vierzehenden jar / vnd schlugen die Risen zu AstarothKarnaim / vnd die Susim zu Ham / vnd die Emim in dem felde Kiriathaim / 6 vnd die Horiter auff jrem gebirge Seir / bis an die breite Pharan / welche an die wüsten stösst. 7 Darnach wandten sie vmb / vnd kamen an den born Mispat / das ist Kades / vnd schlugen das gantze Land der Amalekiter / dazu die Amoriter / die zu HazezonThamar woneten.

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8 DA zogen aus der könig von Sodom / der könig von Gomorra / der könig von Adama / der könig von Zeboim / vnd der könig von Bela / die Zoar heisst / vnd rüsten sich zu streiten / im tal Siddim / 9 mit KedorLaomor / dem könige von Elam / vnd mit Thideal dem könige der Heiden / vnd mit Amraphel dem könige von Sinear / vnd mit Arioch dem könige von Elassar / vier Könige mit fünffen / 10 Vnd das tal Siddim hatte viel Thongruben. ABer der König von Sodom vnd Gomorra wurden daselbs in die Flucht geschlagen vnd nidergelegt / vnd was vberbleib / flohe auff das Gebirge. 11 Da namen sie alle habe zu Sodom vnd Gomorra vnd alle speise / vnd zogen da von. 12 Sie namen auch mit sich Lot Abrams bruder son vnd seine habe / Denn er wonete zu Sodom / vnd zogen da von. 13 DA kam einer der entrunnen war / vnd sagets Abram an dem auslender / der da wonet im hayn Mamre des Amoriter / welcher ein Bruder war Escol vnd Aner / Diese waren mit Abram im Bund. 14 Als nu Abram höret / das sein Bruder gefangen war / wapnet er seine Knechte / drey hundert vnd achzehen / in seinem Hause geborn / vnd jaget jnen nach bis gen Dan / 15 Vnd teilet sich / Fiel des nachts vber sie mit seinen Knechten / vnd schlug sie / vnd jaget sie bis gen Hoba / die zur lincken der stad Damascus ligt. 16 Vnd bracht alle Habe wider / dazu auch Lot seinen Bruder mit seiner Habe / auch die Weiber vnd das Volck. 17 ALs er nu widerkam von der schlacht des KedorLaomor vnd der Könige mit jm / giengen jm entgegen der könig von Sodom / in das feld das Königstal heisst. 18 ABer Melchisedech der König von Salem / trug brot (1) vnd wein erfur. Vnd er war ein Priester Gottes des höhesten / 19 Vnd segnet jn / vnd sprach / Gesegnet seistu Abram dem höhesten Gott / der Himel vnd Erden besitzt / 20 Vnd gelobet sey Gott der höhest / der deine Feinde in deine hand beschlossen hat. Vnd dem selben gab Abram den Zehenden von allerley. Ebre. 7. 21 DA sprach der könig von Sodom zu Abram / Gib mir die Leute / die Güter behalt dir. 22 Aber Abram sprach zu dem könige von Sodom / Jch hebe meine hende auff zu dem HERRN / dem höhesten Gott / der Himel vnd Erden besitzt / 23 Das ich von allem das dein ist / nicht einen faden noch einen schuchrimen nemen wil / Das du nicht sagest / du habest Abram reich gemacht. 24 Ausgenomen was die Jünglinge verzehret haben / vnd die menner Aner / Escol vnd Mamre / die mit mir gezogen sind / die las jr Teil nemen.

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(1) Nicht das ers opfferte / sondern das er die Geste speiset vnd ehret / Dadurch Christus bedeut ist / der die Welt mit dem Euangelio speiset.

Capitel 15NAch diesen Geschichten begab sichs / das zu Abram geschach das wort des HERRN im Gesicht / vnd sprach / Fürchte dich nicht Abram / Jch bin dein Schilt / vnd dein seer grosser Lohn. 2 Abram sprach aber / HErr HERR / Was wiltu mir geben? Jch gehe dahin on Kinder / vnd mein Hausuogt hat einen Son / dieser Elieser von Damasco. 3 Vnd Abram sprach weiter / Mir hastu keinen Samen gegeben / Vnd sihe / der Son meines gesinds / sol mein Erbe sein. 4 VND sihe / der HERR sprach zu jm / Er sol nicht dein Erbe sein / Sondern der von deinem Leibe komen wird / der sol dein Erbe sein. 5 Vnd er hies jn hin aus gehen / vnd sprach / Sihe gen Himel / vnd zele die sterne / Kanstu sie zelen? Vnd sprach zu jm / Also sol dein Same werden / 6 Abram gleubte dem HERRN / Vnd das rechent er jm zur Gerechtigkeit. Gen. 17.; Rom. 4.; Gal. 3.; Ebre. 11. 7 VND er sprach zu jm / Jch bin der HERR / der dich von Vr aus Chaldea gefurt hat / das ich dir dis Land zu besitzen gebe. 8 Abram aber sprach HErr HERR / Wo bey sol ichs mercken / das ichs besitzen werde? 9 Vnd er sprach zu jm / Bringe mir eine dreyierige Kue / vnd ein dreyierige Zigen / vnd ein dreyierigen Wider / vnd eine Dordeltauben / vnd eine Jungetauben. 10 Vnd er bracht jm solchs alles / vnd zurteilet es mitten von ander / vnd leget ein teil gegen das ander vber / aber die Vogel zurteilet er nicht. 11 Vnd das Geuogel (1) fiel auff die ass / Aber Abram scheuchet sie dauon. 12 DA nu die Sonne vnter gegangen war / fiel ein tieffer Schlaff auff Abram / Vnd sihe / schrecken vnd grosse finsternis vberfiel jn. 13 Da sprach er zu Abram / Das soltu wissen / Das dein Same wird frembd sein in einem Lande das nicht sein ist / vnd da wird man sie zu dienen zwingen vnd plagen vier hundert jar. 14 Aber ich wil richten das Volck / dem sie dienen müssen. Darnach sollen sie ausziehen mit grossem Gut. 15 Vnd du solt faren zu deinen Vetern mit frieden / vnd in gutem Alter begraben werden / 16 Sie aber sollen nach vier Mansleben wider hieher komen / Denn die missethat der Amoriter ist noch nicht alle.

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17 Als nu die Sonne vntergegangen / vnd finster worden war / Sihe / da rauchete ein Ofen / vnd ein Fewerflammen fuhr zwisschen den stücken hin. Act. 7.; Exod. 12. 18 AN dem tage machte der HERR einen Bund mit Abram / vnd sprach / Deinem Samen wil ich dis Land geben / von dem wasser Egypti an / bis an das grosse wasser Phrat / 19 die Keniter / die Kinisiter / die Kadmoniter / 20 die Hithiter / die Pheresiter / die Risen / 21 die Amoriter / die Cananiter / die Gergesiter / die Jebusiter.

(1) Das geuogel / vnd der rauchend ofen vnd der fewrige brand / bedeuten die Egypter / die Abrahams kinder verfolgen solten. Aber Abram scheucht sie dauon das ist / Gott erlöset sie vmb der verheissung willen / Abram versprochen. Das aber er nach der Sonen vntergang erschrickt / bedeut / Das Gott seinem Samen eine zeit verlassen wolt / das sie verfolget würden / wie der HERR selbs hie deutet. Also gehet es auch allen Gleubigen / das sie verlassen / vnd doch erlöset werden.

Capitel 16SArai Abrams weib gebar jm nichts / Sie hatte aber eine Egyptische magd / die hies Hagar. 2 Vnd sie sprach zu Abram / Sihe / der HERR hat mich verschlossen / das ich nichts geberen kan / Lieber / lege dich zu meiner Magd / ob ich doch vieleicht aus jr mich bawen (1) müge. Abram der gehorcht der stimme Sarai. 3 Da nam Sarai Abrams weib jr Egyptische magd Hagar / vnd gab sie Abram jrem Man zum Weibe / nach dem sie zehen jar im lande Canaan gewonet hatten. Psal. 127.; Exo. 2. 4 VND er legt sich zu Hagar / die ward schwanger. Als sie nu sahe / das sie schwanger war / achtet sie jr Frawen geringe gegen sich. 5 Da sprach Sarai zu Abram / Du thust vnrecht an mir / Jch hab meine Magd dir beygelegt / Nu sie aber sihet / das sie schwanger worden ist / mus ich geringe geachtet sein gegen jr / Der HERR sey Richter zwischen mir vnd dir. 6 Abram aber sprach zu Sarai / Sihe / Deine Magd ist vnter deiner gewalt / thue mit jr wie dirs gefelt. DA sie nu Sarai wolt demütigen flohe sie von jr. 7 Aber der Engel des HERRN fand sie bey einem Wasserbrun in der wüsten / nemlich / bey dem Brun am wege zu Sur / 8 der sprach zu jr / Hagar Sarai magd / wo komstu her? vnd wo wiltu hin? Sie sprach / Jch bin von meiner Frawen Sarai geflohen. 9 Vnd der Engel des HERRN sprach zu jr / Kere vmb wider zu deiner Frawen / vnd demütige dich vnter jre hand.

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10 VND der Engel des HERRN sprach zu jr / Jch wil deinen Samen also mehren / das er fur grosser menge nicht sol gezelet werden. 11 Weiter sprach der Engel des HERRN zu jr / Sihe / Du bist schwanger worden / vnd wirst einen Son geberen / des namen soltu Jsmael (2) heissen / Darumb / das der HERR dein elend erhöret hat. 12 Er wird ein wilder Mensch sein / Seine hand wider jderman / vnd jedermans hand wider jn / vnd wird gegen allen seinen Brüdern wonen. 13 VND sie hies den Namen des HERRN / der mit jr redet / Du Gott sihest mich / denn sie sprach / Gewislich hie hab ich gesehen den / der mich hernach angesehen hat / 14 Darumb hies sie den Brunnen / ein brunnen des Lebendigen / der mich angesehen hat / welcher Brun ist zwischen Kades vnd Bared. 15 VND Hagar gebar Abram einen son / vnd Abram hies den Son / den jm Hagar gebar / Jsmael. 16 Vnd Abram war sechs vnd achzig jar alt / da jm Hagar den Ismael gebar.

(1) Das ist / kinder kriegen. (2) Heist Gott erhöret.

Capitel 17ALs nu Abram neun vnd neunzig jar alt war / erschein jm der HERR / vnd sprach zu jm / Jch bin der allmechtige Gott / wandele fur mir / vnd sey from. 2 Vnd ich wil meinen Bund zwischen mir vnd dir machen / vnd wil dich fast seer mehren. 3 Da fiel Abram auff sein angesicht. VND Gott redet weiter mit jm / vnd sprach / 4 Sihe / Jch bins / vnd hab meinen Bund mit dir / Vnd du solt ein Vater vieler Völcker werden / 5 Darumb soltu nicht mehr Abram (1) heissen / sondern Abraham sol dein name sein / Denn Jch habe dich gemacht / vieler völcker Vater. 6 Vnd wil dich fast seer fruchtbar machen / vnd wil von dir Völcker machen / vnd sollen auch Könige von dir komen. Rom. 4. 7 VND ich wil auffrichten meinen Bund / zwischen mir vnd dir / vnd deinem Samen nach dir / bey jren Nachkomen (2) / das es ein ewiger Bund sey / Also das ich dein Gott sey / vnd deines Samens nach dir. 8 Vnd wil dir vnd deinem Samen nach dir geben das Land da du ein Frembdling innen bist / nemlich / das gantze land Canaan / zu ewiger besitzung / Vnd wil jr Gott sein. 9 VND Gott sprach zu Abraham / So halt nu meinen Bund / du vnd dein Same nach dir / bey jren Nachkomen.

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10 Das ist aber mein Bund den jr halten solt zwischen mir vnd euch / vnd deinem Samen nach dir / Alles was Menlich ist vnter euch / sol beschnitten werden. 11 Jr solt aber die vorhaut an ewrem Fleisch beschneiten / Dasselb sol ein Zeichen sein / des Bunds / zwischen mir vnd euch. 12 Ein jglichs Kneblin wens acht tag alt ist / solt jr beschneiten bey ewern Nachkomen. Desselben gleichen auch alles was Gesinds da heim geborn / oder erkaufft ist von allerley frembden / die nicht ewrs Samens sind / 13 Also sol mein Bund an ewrem Fleisch sein zum ewigen bund. 14 Vnd wo ein Kneblin nicht wird beschnitten / an der vorhaut seines Fleischs / Des Seele sol ausgerottet werden aus seinem Volck / darumb / das es meinen Bund vnterlassen hat. Act. 7.; Luc. 2. 15 VND Gott sprach abermal zu Abraham / Du solt dein weib Sarai / nicht mehr Sarai heissen / sondern Sara sol jr namen sein / 16 Denn ich wil sie segenen. Vnd von jr wil ich dir einen Son geben / Denn ich wil sie segenen / vnd Völcker sollen aus jr werden / vnd Könige vber viel Völcker. 17 Da fiel Abraham auff sein angesicht vnd lachet / vnd sprach in seinem hertzen / sol mir hundert jar alt ein Kind geboren werden / vnd Sara neunzig jar alt geberen? Gen. 18.; Gen. 21. 18 VND Abraham sprach zu Gott / Ah das Jsmael leben solt fur dir. 19 Da sprach Gott / Ja / Sara dein Weib sol dir einen Son geberen / den soltu Jsaac heissen / Denn mit jm wil ich meinen ewigen Bund auffrichten / vnd mit seinem Samen nach jm. 20 Dazu vmb Jsmael habe ich dich auch erhöret / Sihe / Jch habe jn gesegnet / vnd wil jn fruchtbar machen / vnd mehren fast seer / Zwelff Fürsten wird er zeugen / vnd wil jn zum grossen Volck machen. 21 Aber meinen Bund wil ich auffrichten mit Jsaac / den dir Sara geberen sol / vmb diese zeit im andern jar. 22 Vnd er höret auff mit jm zu reden / vnd Gott fuhr auff von Abraham. 23 DA nam Abraham seinen son Jsmael / vnd alle Knechte die da heim geboren / vnd alle die erkaufft / vnd alles was Mans namen war in seinem Hause / vnd beschneit die vorhaut an jrem Fleisch eben desselbigen tages / wie jm Gott gesagt hatte. 24 Vnd Abraham war neun vnd neunzig jar alt / da er die Vorhaut an seinem Fleisch beschneit. 25 Jsmael aber sein Son war dreizehen jar alt / da seines Fleischs vorhaut beschnitten ward. 26 Eben auff einen tag / worden sie alle beschnitten / Abraham / sein son Jsmael / 27 vnd was Mans namen in seinem Hause war / daheim geborn / vnd erkaufft von frembden / Es ward alles mit jm beschnitten.

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(1) Abram Heisst hoher Vater. Abraham aber der Hauffen Vater wiewol die selben hauffen nur mit einem Buchstaben angezeigt werden in seinem namen / nicht on vrsach. (2) Ledorotham / das ist so lang jr ding wehren wird / Denn Mose hie mit deutet / das jr ding solle endlich auffhören / vnd ein anders komen.

Capitel 18VND der HERR erschein jm im Hayn Mamre / da er sas an der thür seiner Hütten / da der tag am heissesten war. 2 Vnd als er seine augen auffhub / vnd sahe / da stunden drey Menner gegen jm. Vnd da er sie sahe / lieff er jnen entgegen / von der thür seiner Hütten / vnd bücket sich nider (1) auff die Erden / 3 vnd sprach / HERR Hab ich gnade funden fur deinen Augen / So gehe nicht fur deinem Knecht vber. 4 Man sol euch wenig Wassers bringen / vnd ewre Füsse wasschen / vnd lehnet euch vnter den Bawm. 5 Vnd ich wil euch ein bissen Brots bringen / das jr ewr Hertz labet / darnach solt jr fort gehen / Denn darumb seid jr zu ewrem Knecht komen. Sie sprachen / Thu / wie du gesagt hast. Ebre. 13. 6 ABraham eilet in die hütten zu Sara / vnd sprach / Eile vnd menge drey mas Semelmelh / knete / vnd backe Kuchen. 7 Er aber lieff zu den Rindern / vnd holet ein zart gut Kalb / vnd gabs dem Knaben / Der eilet vnd bereitets zu. 8 Vnd er trug auff Butter vnd Milch / vnd von dem Kalbe das er zubereit hatte / vnd satzts jnen fur / vnd trat fur sie vnter dem Bawm / vnd sie assen. Math. 13. 9 DA sprachen sie zu jm / Wo ist dein weib Sara? Er antwortet / Drinnen in der Hütten. 10 Da sprach er / Jch wil wider zu dir komen / so ich lebe / Sihe / so sol Sara dein weib einen Son haben. Das höret Sara / hinder jm / hinder der thür der Hütten. 11 Vnd sie waren beide / Abraham vnd Sara alt vnd wol betaget / Also das es Sara nicht mehr gieng / nach der Weiber weise. 12 Darumb lachet sie bey sich selbs / vnd sprach / Nu ich alt bin / sol ich noch wollust pflegen / vnd mein Herr auch alt ist. 1. Pet. 3. 13 DA sprach der HERR zu Abraham / Warumb lachet des Sara / vnd spricht / Meinstu das war sey / das ich noch geberen werde / so ich doch alt bin? 14 Solt dem HERRN etwas vmmüglich sein? Vmb diese zeit wil ich wider zu dir komen so ich lebe (2) / So sol Sara einen Son haben. 15 Da leugnete Sara / vnd sprach / Jch habe nicht gelachet / Denn sie furcht sich / Aber er sprach / Es ist nicht also / du hast gelacht. 4. Reg. 4.; Rom. 9.

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16 Da stunden die menner auff von dannen / vnd wandten sich gegen Sodom / Vnd Abraham gieng mit jnen / das er sie geleitet. 17 Da sprach der HERR / Wie kan ich Abraham verbergen / was ich thu? 18 Sintemal er ein gros vnd mechtiges Volck sol werden / vnd alle Völcker auff Erden in jm gesegnet werden sollen. 19 Denn ich weis / er wird befelhen seinen Kindern / vnd seinem Hause nach jm / das sie des HERRN wege halten / vnd thun was recht vnd gut ist / Auff das der HERR auff Abraham komen lasse / was er jm verheissen hat. 20 VND der HERR sprach / Es ist ein geschrey zu Sodom vnd Gomorra / das ist gros / vnd jre Sünde sind fast schwere. 21 Darumb wil ich hin abfaren / vnd sehen / Ob sie alles gethan haben / nach dem geschrey das fur mich komen ist / Oder obs nicht also sey / das ichs wisse. 22 Vnd die Menner wandten jr angesicht / vnd giengen gen Sodom. Ezech. 16. ABer Abraham bleib stehen fur dem HERrn / 23 vnd trat zu jm / vnd sprach / Wiltu denn den Gerechten mit den Gottlosen vmbbringen? 24 Es möchten vieleicht funffzig Gerechten in der stad sein / Woltestu die vmbbringen / vnd dem Ort nicht vergeben vmb funffzig Gerechter willen / die drinnen weren? 25 Das sey ferne von dir / das du das thust / vnd tödtest den Gerechten mit den Gottlosen / das der Gerechte sey gleich wie der Gottlose / Das sey ferne von dir / der du aller welt Richter bist / Du wirst so nicht richten. 26 Der HERR sprach / Finde ich funffzig Gerechten zu Sodom in der stad / so wil ich vmb jrer willen alle den Orten vergeben. 27 ABraham antwortet / vnd sprach / Ah sihe / Jch hab mich vnterwunden / zu reden mit dem HErrn / wiewol ich Erde vnd Asschen bin / 28 Es möchten vieleicht fünff weniger / denn funffzig Gerechten drinnen sein / Woltestu denn die gantze Stad verderben vmb der funffe willen? Er sprach / Finde ich drinnen fünff vnd vierzig / So wil ich sie nicht verdeben. 29 Vnd er fuhr weiter mit jm zu reden / vnd sprach / Man möcht vieleicht vierzig drinnen finden. Er aber sprach / Jch wil jnen nichts thun / vmb vierziger willen. 30 ABraham sprach / Zürne nicht HErr / das ich noch mehr rede / Man möcht vieleicht dreissig drinnen finden. Er aber sprach / Finde ich dreissig drinnen / So wil ich jnen nichts thun. 31 Vnd er sprach / Ah sihe / Jch habe mich vnterwunden mit dem HErrn zu reden / Man möcht vieleicht zwenzig drinnen finden. Er antwortet / Jch wil sie nicht verderben vmb der zwenzig willen. 32 Vnd er sprach / Ah zürne nicht HErr / das ich nur noch ein mal rede / Man möchte vieleicht zehen drinnen finden. Er aber sprach / Jch wil sie nicht verderben / vmb der zehen willen.

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33 VND der HERR gieng hin / da er mit Abraham ausgeredt hatte / Vnd Abraham keret wider hin an seinen Ort.

(1) Fur einem felt er nider / vnd redet auch als mit einem / vnd doch mit dreien. Da ist die Dreifaltigkeit in Gott angezeigt. (2) Gott als ein Mensch / Gene. 3. Adam / Wo bistu? Jtem Gen. xj. Jch wil hin ab fahren vnd sehen. Gen. 19. Jch wil sehen / obs so sey. Denn dis wort (So ich Lebe) setze es wo du wilt so lauts doch nicht. Als wenn er von der Frucht / oder Eltern wolt sagen / Du solt einen Son haben / so er lebet / oder / so jr lebet. Meinstu er wisse nicht ob der Son oder die Eltern leben werden Ja wo sie nichtigewis leben würden was were die verheissung?

Capitel 19Dje zween Engel kamen gen Sodom des abends. Lot aber sas zu Sodom vnter dem thor / Vnd da er sie sahe / stund er auff jnen entgegen / vnd bücket sich mit seinem angesicht auff die erden. 2 Vnd sprach / Sihe / HErr / Keret doch ein zum hause ewers Knechts / vnd bleibet vber nacht / Lasset ewr Füsse wasschen / So stehet jr morgens früe auff / vnd ziehet ewr strasse. Aber sie sprachen / Nein / Sondern wir wollen vber nacht auff der gassen bleiben. 3 Da nötiget er sie fast / Vnd sie kereten zu jm ein / vnd kamen in sein Haus. Vnd er macht jnen ein Mal / vnd buch vngeseurte Kuchen / vnd sie assen. Ebre. 13. 4 ABer ehe sie sich legten / kamen die Leute der stad Sodom / vnd vmbgaben das Haus / jung vnd alt / das gantze Volck aus allen enden. 5 Vnd fodderten Lot / vnd sprachen zu jm / Wo sind die Menner / die zu dir komen sind diese nacht? Füre sie eraus zu vns / das wir sie erkennen. 6 LOt gieng eraus zu jnen fur die thür / vnd schlos die thür hinder jm zu / 7 vnd sprach / Ah lieben Brüder / Thut nicht so vbel. 8 Sihe / ich habe zwo Töchter / die haben noch keinen Man erkennet / die wil ich eraus geben vnter euch / vnd thut mit jnen / was euch gefellet / Alleine diesen Mennern thut nichts / Denn darumb sind sie vnter die schatten meines dachs eingegangen. 9 Sie aber sprachen / Kom hie her / Da sprachen sie / Du bist der einiger Frembdling hie / vnd wilt regieren / Wolan / wir wollen dich bas plagen denn jene. VND sie drungen hart auff den man Lot / Vnd da sie hinzu lieffen / vnd wolten die thür auffbrechen / 10 griffen die Menner hinaus / vnd zogen Lot hin ein zu jnen ins Haus / vnd schlossen die thür zu. 11 Vnd die Menner fur der thür am Hause / worden mit Blindheit geschlagen / beide klein vnd gros / bis sie müde wurden / vnd die thür nicht finden kundten. 2. Pet. 2.

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12 VND die Menner sprachen zu Lot / Hastu noch jrgend hie einen Eidam vnd Söne vnd Töchter / vnd wer dich angehöret in der Stad / den füre aus dieser stet / 13 Denn wir werden diese stet verderben / Darumb das jr geschrey gros ist fur dem HERRN / der hat vns gesand sie zuuerderben. 14 Da gieng Lot hinaus / vnd redet mit seinen Eidam / die seine Töchter nemen solten / Machet euch auff / vnd gehet aus diesem Ort / Denn der HERR wird diese Stad verderben / Aber es war jnen lecherlich. 15 DA nu die Morgenröte auffgieng / hiessen die Engel den Lot eilen / vnd sprachen / Mach dich auff / nim dein Weib vnd deine zwo Töchter / die furhanden sind / Das du nicht auch vmbkomest in der missethat dieser Stad. 16 Da er aber verzog / ergriffen die Menner jn / vnd sein Weib / vnd seine zwo Töchter bey der hand / darumb das der HERR sein verschonet / vnd füreten jn hin aus vnd liessen jn aussen fur der Stad. 17 VND als er jn hatte hin aus gebracht / sprach er / Errette deine Seele / vnd sihe nicht hinder dich / auch stehe nicht in dieser gantzen gegend / Auff dem Berge errette dich / das du nicht vmbkomest. 18 Aber Lot sprach zu jnen / Ah nein HErr / 19 Sihe / die weil dein Knecht gnade funden hat fur deinen Augen / So woltestu deine Barmhertzigkeit gros machen / die du an mir gethan hast / das du meine Seele bey dem leben erhieltest / Jch kan mich nicht auff dem Berge erretten / es möcht mich ein vnfal ankomen / das ich stürbe. 20 Sihe / da ist eine Stad / nahe / dar ein ich fliehen mag / vnd ist klein / daselbs wil ich mich erretten / Jst sie doch klein / das meine Seele lebendig bleibe. 21 DA sprach er zu jm / Sihe / Jch hab auch in diesem stück dich angesehen / das ich die Stad nicht vmbkere / da von du geredt hast. 22 Eile vnd errette dich daselbs / Denn ich kan nichts thun / bis das du hin ein komest / Da her ist diese stad genennet / Zoar (1). 23 Vnd die Sonne war auffgegangen auff erden / da Lot gen Zoar einkam. 24 DA lies der HERR Schwebel vnd Fewr regenen von dem HERRN vom Himel erab / auff Sodom vnd Gomorra / 25 vnd keret die Stedte vmb / die gantze gegend / vnd alle Einwoner der stedte / vnd was auff dem Lande gewachsen war. 26 Vnd sein Weib sahe hinder sich / vnd ward zur Saltzseule. Luc. 17.; 2. Pet. 2. 27 ABraham aber macht sich des morgens früe auff an den Ort / da er gestanden war / fur dem HERRN / 28 Vnd wand sein angesicht gegen Sodom vnd Gomorra / vnd alles Land der gegend / vnd schawet / Vnd sihe / da gieng ein Rauch auff vom Lande / wie ein rauch vom ofen.

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29 Denn da Gott die Stedte in der gegend verderbet / gedachte er an Abraham / vnd geleitet Lot aus den stedten die er vmbkeret / darin Lot wonete. 30 Vnd lot zoch aus zoar / an bleib auff dem Berge mit seinen beiden Töchtern / Denn er furchte sich zu Zoar zu bleiben / vnd bleib also in einer Höle mit seinen beiden Töchtern. 31 Da sprach die Elteste zu der Jüngsten / Vnser Vater ist alt / vnd ist kein Man mehr auff erden / der vns beschlaffen müge / nach aller Welt weise. 32 So kom / las vns vnserm Vater wein zu trincken geben / vnd bey jm schlaffen / das wir Samen von vnserm Vater erhalten. 33 Also gaben sie jrem Vater wein zu trincken in der selben nacht. Vnd die Erste gieng hin ein / vnd legt sich zu jrem Vater / vnd er wards nicht gewar / da sie sich leget / noch da sie auffstund. 34 DES morgens sprach die Elteste zu der Jüngsten / Sihe / ich hab gestern bey meinem Vater gelegen / Las vns jm diese nacht auch Wein zu trincken geben / das du hin eingehest / vnd legest dich zu jm / das wir Samen von vnserm Vater erhalten. 35 Also gaben sie jrem Vater die nacht auch Wein zu trinken. Vnd die Jüngest macht sich auch auff / vnd leget sich zu jm / Vnd er wards nicht gewar / da sie sich leget noch da sie auffstund. 36 ALso wurden die beide töchter Lots schwanger von jrem Vater / 37 Vnd die Elteste gebar einen Son / den hies sie Moab / Von dem komen her die Moabiter / bis auff diesen heutigen tag. 38 Vnd die Jüngste gebar auch einen Son / den hies sie / das kind Ammi / Von dem komen die kinder Ammon bis auff den heutigen tag.

(1) Heisst klein.

Capitel 20ABraham aber zoch von dannen ins Land gegen Mittag / vnd wonete zwischen Kades vnd Sur / vnd ward ein Frembdling zu Gerar. 2 Vnd sprach von seinem weibe Sara / Es ist meine Schwester. Da sandte Abimelech der König zu Gerar nach jr / vnd lies sie holen. 3 ABer Gott kam zu Abimelech des nachts im Trawm / vnd sprach zu jm / Sihe da / du bist des tods / vmb des Weibs willen / das du genomen hast / Denn sie ist eines Mannes eheweib. 4 Abimelech aber hatte sie nicht berüret / vnd sprach / HErr / Wiltu denn auch ein gerecht Volck erwürgen? 5 Hat er nicht zu mir gesagt / sie ist meine Schwester? Vnd sie hat auch gesagt / er ist mein Bruder? Hab ich doch das gethan mit einfeltigem hertzen vnd vnschüldigen henden.

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6 VND Gott sprach zu jm im traum / Jch weis auch / das du mit einfeltigem hertzen das gethan hast / Darumb hab ich dich auch behut / das du nicht wider mich sündigetest / vnd habs dir nicht zugegeben / das du sie berürest. 7 So gib nu dem Man sein Weib wider / denn er ist ein Prophet / Vnd las jn fur dich bitten / so wirstu lebendig bleiben. Wo du aber sie nicht wider gibst / so wisse / Das du des tods sterben must / vnd alles was dein ist. Psal. 105. 8 DA stund Abimelech des morgens früe auff / vnd rieff allen seinen Knechten / vnd saget jnen dieses alles fur jren ohren / Vnd die Leute furchten sich seer. 9 Vnd Abimelech rieff Abraham auch / vnd sprach zu jm / Warumb hastu vns das gethan? Vnd was habe ich an dir gesundiget / das du so eine grosse sunde woltest auff mich vnd mein Reich bringen? Du hast mit mir gehandelt / nicht wie man handeln sol. 10 Vnd Abimelech sprach weiter zu Abraham / Was hastu gesehen (1) / das du solchs gethan hast? 11 ABraham sprach / Jch dacht / Vieleicht ist kein Gottes furcht an diesen Orten / vnd werden mich vmb meines Weibs willen erwürgen. 12 Auch ist sie warhafftig meine Schwester / denn sie ist meines Vaters tochter / aber nicht meiner Mutter tochter / vnd ist mein Weib worden. 13 Da mich aber Gott ausser meines Vaters hause wandern (2) hies / sprach ich zu jr / Die barmhertzigkeit thu an mir / das / wo wir hin komen / du von mir sagest / Jch sey dein Bruder. Gen. 12. 14 DA nam Abimelech schafe vnd rinder / Knecht vnd Megde / vnd gab sie Abraham / vnd gab jm wider sein weib Sara / 15 Vnd sprach / Sihe da / mein Land stehet dir offen / wone wo dirs wolgefellet. 16 Vnd sprach zu Sara / Sihe da / Jch habe deinem Bruder tausent silberlinge gegeben / Sihe / das sol dir eine Decke der augen sein / fur allen die bey dir sind / vnd allenthalben / Vnd das war jre straffe (3). 17 ABraham aber betet zu Gott / Da heilete Gott Abimelech vnd sein Weib vnd seine megde / das sie Kinder gebaren / 18 Denn der HERR hatte zuuor hart verschlossen alle Mütter des hauses Abimelech / vmb Sara Abrahams weibs willen.

(1) Weil du ein Prophet bist / magstu was gesehen haben / das ichs verdienet habe / mit meinen sunden. (2) Gott hiessen mich in die jrre ziehen / als werens viel / vnd doch ein Gott. (3) Die Heilligen werden seuberlich vnd mit gewinst gestrafft. Als hie Sara wird gestrafft / das sie Abraham hatte Bruder genennet / vnd kriegt grosse wolthat.

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Capitel 21VND der HERR sucht heim Sara / wie er geredt hatte / vnd thet mir jr / wie er geredt hatte. 3 Vnd Sara ward schwanger / vnd gebar Abraham einen Son in seinem Alter / vmb die zeit / die jm Gott geredt hatte. 4 Vnd Abraham hies seinen Son / der jm geborn war / Jsaac / den jm Sara gebar. 5 Vnd beschneit jn am achten tage / wie jm Gott geboten hatte / 6 Hundert jar war Abraham alt / da jm sein son Jsaac geborn ward. Ebre. 11.; Gen. 18.; Math. 1.; Luc. 3.; Gen. 17. 7 VND Sara sprach / Gott hat mir ein lachen zugericht / Denn wer es hören wird / der wird mein lachen. 7Vnd sprach / Wer dürfft von Abraham sagen / das Sara kinder seuget / vnd hette jm einen Son geborn in seinem alter? 8 Vnd das Kind wuchs vnd ward entwenet / Vnd Abraham macht ein gros Mal am tage / da Jsaac entwenet ward. 9 VND Sara sahe den son Hagar der Egyptischen / den sie Abraham geborn hatte / das er ein Spötter war / 10 Vnd sprach zu Abraham / Treibe diese Magd aus mit jrem Son / Denn dieser magd Son sol nicht erben mit meinem son Jsaac. 11 Das wort gefiel Abraham seer vbel / vmb seines sons willen. 12 Aber Gott sprach zu jm / Las dirs nicht vbel gefallen des Knaben vnd der Magd halben / Alles was Sara dir gesagt hat / dem gehorche. Denn in Jsaac sol dir der Same genennet werden. 13 Auch wil ich der magd Son zum Volck machen / Darumb das er deines Samens ist. Gal. 4.; Rom. 9.; Gen. 16. 14 DA stund Abraham des morgens früe auff / vnd nam Brot vnd eine Flassche mit wasser / vnd legts Hagar auff jre schulder / vnd den Knaben mit / vnd lies sie aus. Da zog sie hin / vnd gieng in der wüsten jrre bey Bersaba. 15 Da nu das Wasser in der Flasschen aus war / warff sie den Knaben vnter einen Bawm / 16 vnd gieng hin vnd satzte sich gegen vber von ferns eins Bogenschos weit / Denn sie sprach / Jch kan nicht zusehen / des Knabens sterben. Vnd sie satzte sich gegen vber / vnd hub jre stimme auff vnd weinet. 17 DA erhöret Gott die stimme des Knabens. Vnd der Engel Gottes rieff vom Himel der Hagar (1) / vnd sprach zu jr / Was ist dir Hagar? Fürchte dich nicht / denn Gott hat erhöret die stim des Knabens / da er ligt. 18 Stehe auff / nim den Knaben / vnd füre jn an deiner hand / Denn ich wil jn zum grossen Volck machen. 19 Vnd Gott thet jr die augen auff / das sie einen Wasserbrun sahe / Da gieng sie hin / vnd füllet die Flassche mit wasser / vnd trenckt den knaben.

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20 Vnd Gott war mit dem Knaben / der wuchs vnd wonet in der wüsten / vnd ward ein guter Schütze / 21 vnd wonet in der wüsten Pharan. Vnd seine Mutter nam jm ein Weib aus Egyptenland. 22 ZV der selbigen zeit redet Abimelech vnd Phichol sein Feldheubtman mit Abraham / vnd sprach / Gott ist mit dir in allem das du thust / 23 So schwere mir nu bey Gott / Das du mir / noch meinen Kindern / noch meinen Neffen / kein vntrewe erzeigen wollest / Sondern die Barmhertzigkeit / die ich an dir gethan habe / an mir auch thust / vnd an dem Lande / da du ein Frembdling innen bist. 24 Da sprach Abraham / Jch wil schweren. 25 VND Abraham strafft Abimelech vmb des Wassersbrunnen willen / den Abimelechs knechte hatten mit gewalt genomen. 26 Da antwortet Abimelech / Jch habs nicht gewust / wer das gethan hat / auch hastu mirs nicht angesagt / Dazu hab ichs nicht gehöret / denn heute. 27 DA nam Abraham schafe vnd rinder / vnd gab sie Abimelech / vnd machten beide einen Bund mit einander / 28 Vnd Abraham stellet dar sieben Lemmer besonders. 29 Da sprach Abimelech zu Abraham / Was sollen die sieben Lemmer die du besonders dar gestellet hast? 30 Er antwortet / Sieben lemmer soltu von meiner hand nemen / das sie mir zum Zeugnis seien / das ich diesen Brun gegraben habe. 31 Da her heisst die stet BerSaba (2) / das sie beide miteinander da geschworen haben / 32 Vnd also machten sie den Bund zu BerSaba. DA machten sich auff Abimelech vnd Phichol sein Feldheubtman / vnd zogen wider in der Philisterland. 33 Abraham aber pflantzt bewme zu BerSaba / vnd predigt daselbs von dem Namen des HERRN des ewigen Gottes / 34 Vnd war ein Frembdling in der Philisterlande eine lange zeit.

(1) Mercke hie auff Hagar / wie die des glaubloser werk Figur ist / Gal. 4. vnd dennoch sie Gott zeitlich belohnet vnd gros macht auff erden. (2) Heisst auff Deudsch / Schwerbrun oder Eidbrun / Möcht auch wol siebenbrun heissen.

Capitel 22Nach diesen Geschichten / Versuchte Gott Abraham / vnd sprach zu jm / Abraham / Vnd er antwortet / Hie bin ich. 2 Vnd er sprach / Nim Jsaac deinen einigen Son / den du lieb hast / vnd gehe hin in das land Morija (1) / vnd opffere jn da selbs zum Brandopffer auff einem Berge / den ich dir sagen werde. Judit. 8.; Ebre. 11.

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3 DA stund Abraham des morgens früe auff / vnd gürtet seinen Esel / vnd nam mit sich zween Knaben / vnd seinen son Jsaac / vnd spaltet holtz zum Brandopffer / Macht sich auff / vnd gieng hin an den Ort / da von jm Gott gesagt hatte. 4 Am dritten tage hub Abraham seine augen auff / vnd sahe die stet von ferne / 5 Vnd sprach zu seinen Knaben / Bleibt jr hie mit dem Esel / Jch vnd der Knabe wollen dort hin gehen / Vnd wenn wir angebetet haben / wollen wir wider zu euch komen. 6 VND Abraham nam das holtz zum Brandopffer / vnd legets auff seinen son Jsaac / Er aber nam das Fewr vnd Messer in seine hand / Vnd giengen die beide miteinander. 7 Da sprach Jsaac zu seinem Vater Abraham / Mein vater. Abraham antwortet / Hie bin ich / mein Son. Vnd er sprach / Sihe / Hie ist fewr vnd holtz / Wo ist aber das schaf zum Brandopffer? 8 Abraham antwortet / mein Son / Gott wird jm ersehen (2) ein schaf zum Brandopffer. Vnd giengen die beide miteinander. 9 VND als sie kamen an die stet / die jm Gott saget / bawet Abraham daselbs einen Altar / vnd legt das holtz drauff / Vnd band seinen son Jsaac / legt jn auff den Altar oben auff das holtz / 10 Vnd recket seine Hand aus / vnd fasset das Messer / das er seinen Son schlachet. Ebre. 11. 11 DA rieff jm der Engel des HERRN vom Himel / vnd sprach / Abraham / Abraham / Er antwortet / Hie bin ich. 12 Er sprach / Lege deine hand nicht an den Knaben / vnd thu jm nichts / Denn nu weis ich / das du Gott fürchtest vnd hast deines einigen Sons nicht verschonet / vmb meinen willen. 13 Da hub Abraham seine augen auff / vnd sahe einen Wider hinder jm / in der Hecken mit seinen Hörnern hangen / Vnd gieng hin / vnd nam den Wider / vnd opffert jn zum Brandopffer an seines Sons stat. 14 Vnd Abraham hies die stet / Der HERR sihet (3) / Da her man noch heutiges tages sagt / Auff dem Berge / da der HERR sihet. 15 VND der Engel des HERRN rieff Abraham abermal vom Himel / 16 vnd sprach / Jch habe bey mir selbs geschworen / spricht der HERR / Die weil du solchs gethan hast / vnd hast deines einigen Sons nicht verschonet / 17 Das ich deinen Samen segenen vnd mehren wil / wie die Stern am Himel / vnd wie den Sand am vfer des Meers / Vnd dein Same sol besitzen die Thor seiner Feinde / 18 Vnd durch deinen Samen sollen alle Völcker auff Erden gesegenet werden / Darumb / das du meiner stimme gehorcht (4) hast. 19 Also keret Abraham wider zu seinen Knaben / Vnd machten sich auff / vnd zogen miteinander gen BerSaba / vnd wonet daselbs. Ebre. 6.; Gen. 12.; Act. 3.; Gal. 3.

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20 NAch diesen Geschichten begab sichs / das Abraham angesagt ward / Sihe / Milca hat auch Kinder geborn deinem bruder Nahor / 21 nemlich / Vz den erstgebornen / vnd Bus seinen Bruder / vnd Kemuel / von dem die Syrer komen / 22 vnd Chesed / vnd Haso / vnd Pildas / vnd Jedlaph / vnd Bethuel. 23 Bethuel aber zeuget Rebeca. Diese acht gebar Milca dem Nahor Abrahams bruder. 24 Vnd sein Kebsweib mit namen Rehuma gebar auch / nemlich den Thebah / Gaham / Thahas vnd Maacha.

(1) Morija heisst Gottes furcht / reuerentia Dei / cultus Dei Denn die Altueter / Adam / Noah / Sem auff demselben Berge Gott geehret / gefurcht / gedienet / haben / Wir Deudschen hiessen es vieleicht den heiligen Berg oder da man Gott dienet mit loben / beten vnd dancken. (2) Gott sihet vnd weis wol wo das Schaf sey / las jn da fur sorgen / er sihets besser denn wir. (3) Ebrei dicunt Dominus videbitur / Sed nos Hieronymum secuti / Rabinos Grammaticos cum suis punctis et Cammetz hoc loco negligimus / et sine punctis dicimus. Der HERR sihet / das ist / Gott sorget fur alles vnd wachet. Etiamsi sensus ille / Dominus videbitur / sit plus valde / quod Deus apparet / vbi verbum eius docetur / quod Rabini Grammatici non intelligunt. (4) Hie wird Abraham nicht gerecht durch seinen glauben fur sich / sondern verdienet solche herrligkeit seines Samens / denn er zuuor gerecht ist. vt supra.

Capitel 23Sara ward hundert sieben vnd zwenzig jar alt / 2 vnd starb in der Heubtstad die heisst Hebron (1) im lande Canaan. Da kam Abraham / das er sie klaget vnd beweinet. 3 DArnach stund er auff von seiner Leich / vnd redet mit den kindern Heth / vnd sprach / 4 Jch bin ein Frembder vnd einwoner bey euch / gebt mir ein Erbbegrebnis bey euch / das ich meinen Todten begrabe der fur mir ligt. 5 Da antworten Abraham die kinder Heth / vnd sprachen zu jm / 6 Höre vns / lieber Herr / du bist ein fürst Gottes vnter vns / Begrabe deinen Todten in vnser ehrlichsten Grebern / Kein Mensch sol dir vnter vns wehren / das du in seinem Grabe nicht begrabest deinen Todten. Gen. 10. 7 DA stund Abraham auff vnd bücket sich fur dem volck des Lands / nemlich / fur den kindern Heth /

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8 Vnd er redet mit jnen / vnd sprach / Gefellet es euch / das ich meinen Todten / der fur mir ligt / begrabe / So höret mich / vnd bittet fur mich gegen Ephron dem son Zohar / 9 Das er mir gebe seine zwifache Höle / die er hat am ende seines Ackers / Er gebe mir sie vmb geld / so viel sie werd ist / vnter euch zum Erbbegrebnis / 10 Denn Ephron wonete vnter den kindern Heth. DA antwortet Ephron der Hethiter Abraham / das zuhöreten die kinder Heth / fur allen die zu seiner Stadthor aus vnd eingiengen / vnd sprach / 11 Nein / mein Herr / sondern höre mir zu / Jch schencke dir den Acker / vnd die Höle drinnen dazu / vnd vbergebe dirs fur den augen der Kinder meines Volcks / zu begraben deinen Todten. 12 DA bückt sich Abraham fur dem volck des Lands / 13 vnd redet mit Ephron / das zuhörete das volck des Lands / vnd sprach / Wiltu mir jn lassen / so bitte ich / Nim von mir das geld fur den Acker / das ich dir gebe / so wil ich meinen Todten daselbs begraben. 14 Ephron antwortet Abraham vnd sprach zu jm / 15 Mein Herr / höre doch mich / Das feld ist vierhundert Sekel (2) silbers werd / Was ist das aber zwischen mir vnd dir? Begrab nur deinen Todten. 16 Abraham gehorcht Ephron / vnd wug jm das Geld dar / das er gesagt hatte / das zuhöreten die kinder Heth / nemlich / vierhundert Sekel silbers / das im kauff geng vnd gebe war. 17 Also ward Ephrons acker / darin die zwifache Höle ist gegen Mamre vber / Abraham zum eigen Gut bestetiget / mit der Höle darinnen / vnd mit allen bewmen auff dem Acker vmb her / 18 das die kinder Heth zusahen / vnd alle die zu seiner Stadthor aus vnd ein giengen. 19 DARnach begrub Abraham Sara sein weib / in der Höle des ackers / die zwifach ist / gegen Mamre vber / das ist Hebron / im lande Canaan. 20 Also ward bestetiget der Acker vnd die Höle darinnen / Abraham zum Erbbegrebnis von den kindern Heth.

(1) Hebron ist Kiriath Arba (spricht Mose) das ist / Die Vierstad / Denn die hohen Heubtstedte waren vor zeiten / alle Arba / das ist in vier teil geteilet / wie Rom / Jerusalem / vnd Babylon auch. (2) Sekel ist ein gewichte / an der müntze / ein ortes gülden / Denn vor zeiten man das geld so wug / wie man jtzt mit gold thut. Capitel 24ABraham war alt vnd wol betaget / vnd der HERR hatte jn gesegnet allenthalben. 2 Vnd sprach zu seinem eltesten Knecht seines Hauses / der allen seinen gütern furstund / Lege deine Hand vnter meine Hüffte /

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3 vnd schwere mir bey dem HERRN dem Gott des Himels vnd der Erden / Das du meinem son kein Weib nemest von den Töchtern der Cananiter / vnter welchen ich wone / 4 Sondern das du ziehest in mein Vaterland / vnd zu meiner Freundschafft / vnd nemest meinem son Jsaac ein Weib. 5 DEr Knecht sprach / Wie / wenn das Weib mir nicht wolt folgen in dis Land / Sol ich denn deinen Son widerbringen in jenes Land / daraus du gezogen bist? 6 Abraham sprach zu jm / Da hüt dich fur / das du meinen son nicht wider dahin bringest. Gen. 12.; Gen. 15. 7 Der HERR der Gott des Himels / der mich von meines Vaters hause genomen hat / vnd von meiner heimat / Der mir geredt hat vnd mir auch geschworen hat / vnd gesagt / Dis Land wil ich deinem Samen geben / Der wird seinen Engel fur dir her senden / das du meinem son daselbst ein Weib nemest. 8 So aber das Weib dir nicht folgen wil / so bistu dieses Eides quit / Alleine bringe meinen Son nicht wider dorthin. 9 Da legt der Knecht seine hand vnter die hüffte Abraham seines Herrn / vnd schwur jm solchs. 10 ALso nam der Knecht zehen Kamel / von den kamelen seines Herrn / vnd zoch hin / vnd hatte mit sich allerley Güter / seines Herrn / vnd macht sich auff vnd zoch gen Mesopotamian zu der stad Nahor. 11 Da lies er die Kamel sich lagern / aussen fur der Stad / bey einem Wasserbrun / des abends vmb die zeit / wenn die Weiber pflegten eraus zu gehen / vnd wasser zuschepffen / 12 vnd sprach. HERR du Gott meines herrn Abrahams / begegen mir heute / vnd thu Barmhertzigkeit an meinem herrn Abraham. 13 Sihe / Jch stehe hie bey dem Wasserbrun / vnd der Leute töchter in dieser Stad werden er aus komen wasser zu schepffen. 14 Wenn nu eine Dirne kompt / zu der ich spreche / Neige deinen Krug / vnd las mich trincken / Vnd sie sprechen wird / Trincke / Jch wil deine Kamel auch trencken / Das sie die sey / die du deinem diener Jsaac bescheret habst / Vnd ich daran erkenne / das du Barmhertzigkeit an meinem Herrn gethan hast. 15 VND ehe er aus geredt hatte / Sihe / da kam eraus Rebeca Bethuels tochter / der ein Son der Milka war / welche Nahors Abrahams bruder Weib war / vnd trug einen Krug auff jrer achseln / 16 Vnd sie war ein seer schöne Dirne von angesicht / noch eine Jungfraw / vnd kein Man hatte sie erkand / Die steig hin ab zum Brunnen vnd füllet den Krug / vnd steig er auff. 17 Da lieff jr der Knecht entgegen / vnd sprach / Las mich ein wenig wassers aus deinem Kruge trincken. 18 Vnd sie sprach / Trinck mein Herr / Vnd eilend lies sie den Krug ernider auff jre hand / vnd gab jm zu trincken /

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19 Vnd da sie jm zu trincken gegeben hatte / sprach sie / Jch wil deinen Kamelen auch schepffen / bis sie alle getrincken / 20 Vnd eilet vnd goss den Krug aus in die trencke / vnd lieff aber zum Brun zu schepffen / vnd schepffete allen seinen Kamelen. Gen. 22. 21 DEr Man aber wundert sich jr / vnd schweig stille / bis er erkennete / Ob der HERR zu seiner reise gnad gegeben hette / oder nicht. 22 Da nu die Kamel alle getruncken hatten / nam er eine gülden Spangen eins halben sekels schweer / vnd zween Armringe an jre Hende / zehen sekel golds schweer / 23 vnd sprach / Meine tochter / Wem gehörestu an? das sage mir doch / Haben wir auch raum in deines Vaters hause zu herbergen? 24 Sie sprach zu jm / Jch bin Bethuels tochter / des sons Milca / den sie dem Nahor geborn hat / 25 Vnd sagt weiter zu jm / Es ist auch viel stro vnd futter bey vns / vnd raums gnug zu herbergen. 26 DA neiget sich der Man vnd betet den HERRN an / 27 vnd sprach / Gelobet sey der HERR der Gott meines herrn Abraham / dei seine Barmhertzigkeit vnd seine Warheit nicht verlassen hat an meinem Herrn / Denn der HERR hat mich den weg gefüret zu meines Herrn Bruders haus. 28 Vnd die Dirne lieff vnd saget solchs alles an in jrer Mutter hause. 29 VND Rebeca hatte einen Bruder der hies Laban / vnd Laban lieff zu dem Man draussen bey dem Brun. 30 Vnd als er sahe die spangen und armringe an seiner schwester hende / vnd höret die wort Rebeca seiner Schwester / das sie sprach / Also hat mir der Man gesagt / kam er zu dem Man / vnd sihe / Er stund bey den Kamelen am Brun. 31 Vnd sprach / Kom er ein du gesegneter des HERRN / Warumb stehestu draussen? Jch habe das haus gereumet / vnd für die Kamel auch raum gemacht. 32 Also füret er den Man ins haus vnd zeumet die Kamel ab / vnd gab jnen stro vnd futter / Vnd wasser zu wasschen seine füsse vnd der Menner die mit jm waren / 33 vnd satzte jm essen fur. ER sprach aber / Jch wil nicht essen / bis das ich zuuor meine Sache geworben habe. Sie antworten / sage her. 34 Er sprach / Jch bin Abrahams knecht / 35 vnd der HERR hat meinen herrn reichlich gesegnet / vnd ist gros worden / vnd hat jm schaf vnd ochsen / silber vnd gold / Knecht vnd Megde / kamel vnd esel gegeben / 36 Dazu hat Sara meines Herrn weib einen Son geborn meinem Herrn in seinem alter / dem hat er alles gegeben was er hat. Gen. 21. 37 VND mein Herr hat einen Eid von mir genomen / vnd gesagt / Du solt meinem Son kein Weib nemen von den töchtern der Cananiter / in der Land ich wone.

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38 Sondern zeuch hin zu meines Vaters hause vnd zu meinem Geschlecht / daselbs nim meinem son ein Weib. 39 Jch sprach aber zu meinem herrn / Wie / Wenn mir das weib nicht folgen wil? 40 Da sprach er zu mir / Der HERR fur dem ich wandele / wird seinen Engel mit dir senden / vnd gnad zu deiner reise geben / das du meinem Son ein Weib nemest / von meiner Freundschafft vnd meines Vaters hause. 41 Als denn soltu meines Eides quit sein / wenn du zu meiner Freundschafft komst / Geben sie dir nicht / so bistu meines Eides quit. 42 ALso kam ich heute zum Brun / vnd sprach / HERR Gott meines herrn Abraham / Hastu gnad zu meiner Reise gegeben / daher ich gereiset bin / 43 Sihe / so stehe ich hie bey dem wasserbrun / Wenn nu ein Jungfraw eraus kompt zu schepffen / vnd ich zu jr spreche / Gib mir ein wenig wasser zu trincken aus deinem Krug / 44 vnd sie wird sagen / Trincke du / Jch wil deinen Kamelen auch schepffen / Das die sey das Weib / das der HERR meines Herrn Son bescheret hat. 45 EHe ich nu solche wort ausgeredt hatte in meinem hertzen / Sihe / da kompt Rebeca eraus mit einem Krug auff jrer achseln / vnd gehet hinab zum Brun vnd schepffet. Da sprach ich zu jr / Gib mir zu trincken. 46 Vnd sie nam eilend den Krug von jrer achseln / vnd sprach / Trincke / vnd deine Kamel wil ich auch trencken / Also tranck ich / vnd sie trencket die Kamel auch. 47 VND ich fraget sie / vnd sprach / Wes tochter bistu? Sie antwortet / Jch bin Bethuels tochter des sons Nahor / den jm Milca geborn hat. Da henget ich ein Spangen (1) an jre stirn / vnd Armringe an jre hende. 48 Vnd neiget mich vnd betet den HERRN an / vnd lobet den HERRN den Gott meines herrn Abraham / der mich den rechten weg gefüret hat / das ich seinem Son / meines Herrn bruder tochter neme. 49 SEid jr nu die / so an meinem Herrn freundschafft vnd trewe beweisen wolt / So sage mirs (2). Wo nicht / so sagt mirs aber / Das ich mich wende zur rechten oder zur lincken. 50 DA antwortet Laban vnd Bethuel / vnd sprachen / Das kompt vom HERRN / darumb können wir nichts wider dich reden / weder böses noch guts. 51 Da ist Rebeca fur dir / nim sie vnd zeuch hin / das sie deines Herrn Son weib sey / wie der HERR geredt hat. 52 DA diese wort höret Abrahams knecht / bücket er sich dem HERRN zu der erden / 53 Vnd zoch erfur silber vnd gülden Kleinod vnd Kleider / vnd gab sie Rebeca / Aber jrem Bruder vnd der Mutter gab er Würtze (3) .

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54 Da ass vnd tranck er / sampt den Mennern die mit jm waren / vnd bleib vber nacht alda. DEs morgens aber stund er auff / vnd sprach / Lasst mich ziehen zu meinem Herrn. 55 Aber jr Bruder vnd Mutter sprachen / Las doch die Dirne einen tag oder zehen bey vns bleiben / darnach soltu ziehen. 56 Da sprach er zu jnen / Haltet mich nicht auff / Denn der HERR hat gnade zu meiner reise gegeben / Lasst mich / das ich zu meinem Herrn ziehe. 57 DA sprachen sie / Lasst vns die Dirne (4) ruffen / vnd fragen / Was sie da zu sagt. 58 Vnd rieffen der Rebeca / vnd sprachen zu jr / Wiltu mit diesem Man ziehen? Sie antwortet / Ja / ich wil mit jm. 59 Also liessen sie Rebeca jre Schwester ziehen mit jrer Ammen sampt Abrahams knecht / vnd seinen Leuten. 60 Vnd sie segneten Rebeca / vnd sprachen zu jr / Du bis vnser Schwester / Wachse in viel tausent mal tausent / vnd dein Same besitze die Thor seiner Feinde. 61 Also macht sich Rebeca auff mit jren Dirnen / vnd setzt sich auff die Kamel / vnd zogen dem Manne nach. Vnd der Knecht nam Rebeca an vnd zoch hin. 62 JSaac aber kam vom brunnen des Lebendigen vnd Sehenden / Denn er wonete im Lande / gegen mittag / 63 vnd war ausgegangen zu beten auff dem Felde vmb den abend. Vnd hub seine augen auff / vnd sahe das Kamel daher kamen. 64 Vnd Rebeca hub jre augen auff / vnd sahe Jsaac / da fiel sie vom Kamel. 65 Vnd sprach zu dem Knecht / Wer ist der Man / der vns entgegen kompt auff dem felde? Der Knecht sprach / Das ist mein Herr / Da nam sie den Mantel vnd verhüllet sich. 66 Vnd der Knecht erzelet Jsaac alle sache die er ausgerichtet hatte. 67 Da füret sie Jsaac in die hütten seiner mutter Sara / Vnd nam die Rebeca / vnd sie ward sein weib / vnd gewan sie lieb / Also ward Jsaac getröstet vber seiner Mutter.

(1) Diese gülden Spange ist gewest ein halber Cirkel auff der Stirn / bis zu beiden Ohren / darumb heisst ers jtzt Ohrenring / jtzt Stirnspangen. Vnd sihet / als habens beide Man vnd Weibsbilde getragen zum schmuckt. vt Jnfra cap. 35. Prouer 11. Circulus aureus in naribus suis. Das sagen wir Deudschen / Die Saw gekrönet. Jnde diadema Regum et lamina summi Sacerdotis in fronte etc. (2) Er handelt zuuor mit Mutter vnd Brüdern vmb die Braut. Darans man sihet / das heimliche verlöbnis on vorwissen der Eltern nicht recht ist. (3) Köstliche früchte.

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(4) Die Braut sol vngezwungen zur Ehe gegeben sein von den Eltern / da zu auch gefragt werden vmb jren willen.

Capitel 25ABraham nam wider ein Weib / die hies Ketura / 2 Die gebar jm Simron vnd Jaksan / Medan vnd Midian / Jesbak vnd Suah. 3 Jaksan aber zeuget Seba vnd Dedan. Die Kinder aber von Dedan waren / Assurim / Latusim vnd Leumim. 4 Die kinder Midian waren / Epha / Epher / Hanoch / Abida / vnd Eldaa. Diese sind alle kinder der Ketura. 5 VNd Abraham gab alle sein gut Jsaac / 6 Aber den Kindern / die er von den kebsweibern hatte / gab er Geschencke / vnd lies sie von seinem son Jsaac ziehen / weil er noch lebet / gegen dem auffgang in das Morgenland. 7 DAS ist aber Abrahams alter / das er gelebet hat / hundert vnd fünff vnd siebentzg jar / 8 vnd nam ab / vnd starb / in einem rügigem alter / da er alt vnd lebens sat war / Vnd ward zu seinem Volck gesamlet. 9 Vnd es begruben jn seine söne Jsaac vnd Jsmael / in der zwifachen höle auff dem acker Ephron / des sons Zohar des Hethiters / die da ligt gegen Mamre / 10 in dem felde / das Abraham von den kindern Heth gekaufft hatte / Da ist Abraham begraben mit Sara seinem Weibe. Gen. 23. 11 VND nach dem tod Abraham segnete Gott Jsaac seinen Son / Vnd er wonete bey dem brun des Lebendigen vnd Sehenden. Gen. 16. 12 DJs ist das geschlecht Jsmaels Abrahams son / den jm Hagar gebar / die magd Sara aus Egypten / 13 vnd das sind die namen der kinder Jsmael / dauon jre geschlecht genennet sind. Der Erstegeborn son Jsmaels / Nebaioth / Kedar / Adbeel / Mibsam / 14 Misina / Duma / Masa / 15 Hadar / Thema / Jetur / Naphis vnd Kedma. 16 Dis sind die kinder Jsmael mit jren namen in jren Höfen vnd stedten / zwelff Fürsten vber jre Leute. 17 Vnd das ist das alter Jsmaels / hundert vnd sieben vnd dreissig jar / vnd nam ab / vnd starb / vnd ward gesamlet zu seinem Volck / 18 Vnd sie woneten von Heuila an / bis gen Sur gegen Egypten / wenn man gen Assyria gehet / Er fiel (1) aber fur allen seinen Brüdern. 19 DJs ist das geschlechte jsaacs abrahams son / Abraham zeuget Jsaac. 20 Jsaac aber war vierzig jar alt / da er Rebeca zum weibe nam / die tochter Bethuel des Syrers von Mesopotamia / Labans des Syrers schwester. 1. Par. 1.

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21 JSaac aber bat den HERRN fur sein Weib / denn sie war vnfruchtbar / Vnd der HERR lies sich erbitten / vnd Rebeca sein weib ward schwanger / 22 Vnd die kinder stiessen sich miteinander in jrem Leib. Da sprach sie / Da mirs also solt gehen / Warumb bin ich schwanger worden? Vnd sie gieng hin den HERRN zu fragen. 23 Vnd der HERR sprach zu jr / Zwey Volck sind in deinem Leibe / vnd zweierley Leute werden sich scheiden aus deinem Leibe / vnd ein Volck wird dem andern vberlegen sein / Vnd der Grösser wird dem Kleinen dienen. Mal. 1.; Rom. 9. 24 DA nu die zeit kam / das sie geberen solt / sihe / da waren zwilling in jrem Leibe. 25 Der erst der eraus kam / war rötlicht / gantz rauch wie ein fell / Vnd sie nenneten jn Esau. 26 Zu hand darnach kam er aus sein Bruder / der hielt mit seiner Hand die fersen des Esau / Vnd hiessen jn Jacob. Sechzig jar alt war Jsaac da sie geborn wurden. 27 Vnd da nu die Knaben gros wurden / Ward Esau ein Jeger vnd ein Ackerman / Jacob aber ein from Man / vnd bleib in den Hütten. 28 Vnd Jsaac hatte Esau lieb / vnd ass gerne von seinem Weidwerg / Rebeca aber hatte Jacob blieb. 29 VND Jacob kocht ein gerichte / Da kam Esau vom feld / vnd war müde / 30 vnd sprach zu Jacob / Las mich kosten das rote gericht / denn ich bin müde / Daher heisst er Edom (2). 31 Aber Jacob sprach / Verkeuffe mir heute deine Erstgeburt. 32 Esau antwortet / Sihe / Jch mus doch sterben / was sol mir denn die Erstgeburt? 33 Jacob sprach / So schwere mir heute / Vnd er schwur jm / vnd verkaufft also Jacob seine Erstgeburt. 34 Da gab jm Jacob brot vnd das Linsengericht / Vnd er ass vnd tranck / vnd stund auff vnd gieng dauon / Also verachtet Esau seine Erstgeburt. Ebre. 12.

(1) Mancherley deutung kan hie sein. Meine ist diese / Das Jsmael ein herrlich Mann gewest sey / das zu seinem Ende komen sind alle seine Brüder vnd Freunde / vnd ist fur den selben ehrlich vnd löblich gestorben. (2) Heisst Rötlicht.

Capitel 26ES kam aber ein Thewrung ins Land / vber die vorige / so zu Abrahams zeiten war. Vnd Jsaac zoch zu Abimelech der Philister könig gen Gerar.

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2 DA erschein jm der HERR / vnd sprach / Zeuch nicht hin ab in Egypten / sondern bleibe in dem Lande / das ich dir sage / 3 Sey ein Frembdling in diesem Lande / vnd ich wil mit dir sein / vnd dich segenen / Denn dir vnd deinem Samen wil ich alle diese Lender geben / 4 vnd wil meinen Eid bestetigen / den ich deinem vater Abraham geschworen habe. Vnd wil deinen Samen mehren / wie die Sterne am Himel / vnd wil deinem Samen alle diese lender geben / Vnd durch deinen Samen sollen alle Völcker auff erden gesegnet werden. 5 Darumb / das Abraham meiner stimme gehorsam gewesen ist / vnd hat gehalten meine Rechte / meine Gebot / meine weise vnd mein gesetz. Gen. 12.; Gen. 13.; Gen. 15. 6 ALso wonet Jsaac zu Gerar. 7 Vnd wenn die Leute am selben ort fragten von seinem Weibe / so sprach er / Sie ist meine Schwester / Denn er furchtet sich zu sagen / sie ist mein weib / Sie möchten mich erwürgen / vmb Rebeca willen / Denn sie war schön von angesicht. 8 ALS er nu eine zeitlang da war / sahe Abimelech der Philister König durchs fenster / vnd ward gewar / das Jsaac schertzet mit seinem weibe Rebeca. 9 Da rieff Abimelech dem Jsaac / vnd sprach / Sihe / es ist dein weib / Wie hastu denn gesagt / sie ist meine Schwester? Jsaac antwortet jm / Jch gedacht / Jch möchte vieleicht sterben müssen vmb jren willen. 10 Abimelech sprach / Warumb hastu denn vns das gethan? Es were leicht geschehen / das jemand vom Volck sich zu deinem Weibe gelegt hette / vnd hettest also eine schuld auff vns bracht. 11 Da gebot Abimelech allem Volck / vnd sprach / Wer diesen Man oder sein Weib antastet der sol des tods sterben. 12 VND Jsaac seete in dem Lande / vnd kriegt desselben jars hundertfeltig / Denn der HERR segenet jn. 13 Vnd er ward ein grosser Man / gieng vnd nam zu / bis er fast gros ward / 14 das er viel guts hatte an kleinem vnd grossem vieh / vnd ein gros Gesinde. Darumb neideten jn die Philister / 15 vnd verstopfften alle Brünne die seines Vaters knechte gegraben hatten / zur zeit Abraham seines Vaters / vnd fülleten sie mit erden / 16 Das auch Abimelech zu jm sprach / Zeuch von vns / Denn du bist vns zu mechtig worden. 17 DA zoch Jsaac von dannen / vnd schlug sein Gezelt auff im grunde Gerar / vnd wonet alda. 18 Vnd lies die Wasserbrünne wider auffgraben / die sie zu Abrahams zeiten seines Vaters gegraben hatten / welche die Philister verstopffet hatten nach Abrahams tod / Vnd nennet sie mit den selben namen da sie sein Vater mit genant hatte.

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19 Auch gruben Jsaacs knechte im grunde / vnd funden daselbs einen Brun lebendiges wassers. 20 Aber die Hirten von Gerar zanckten mit den hirten Jsaacs / vnd sprachen / Das wasser ist vnser / Da hies er den brun / Eseck (1) / Darumb / das sie jm da vnrecht gethan hatten. 21 Da gruben sie einen andern Brun / Da zanckten sie auch vber / darumb hies er jn Sitna (2). 22 Da macht er sich von dannen / vnd grub einen andern Brun / da zanckten sie sich nicht vber / darumb hies er jn / Rehoboth (3) / vnd sprach / Nu hat vns der HERR raum gemacht / vnd vns wachsen lassen im Lande. 23 DARnach zoch er von dannen gen BerSaba. 24 Vnd der HERR erschein jm in der selben nacht / vnd sprach / Jch bin deines vaters Abraham Gott Fürcht dich nicht / Denn ich bin mit dir / vnd wil dich segenen / vnd deinen Samen mehren vmb meines knechts Abrahams willen. 25 Da bawet er einen Altar daselbs / vnd prediget von dem Namen des HERRN / Vnd richtet daselbs seine Hütten auff / vnd seine Knecht gruben daselbs einen Brun. 26 VND Abimelech gieng zu jm von Gerar / vnd Ahusath sein freund / vnd Phichol sein Feldheubtman. 27 Aber Jsaac sprach zu jnen / Warumb kompt jr zu mir? Hasset jr mich doch / vnd habt mich von euch getrieben. 28 Sie sprachen / Wir sehen mit sehenden augen / das der HERR mit dir ist / darumb sprachen wir / Es sol ein Eid zwischen vns vnd dir sein / vnd wollen einen Bund mit dir machen / 29 das du vns keinen schaden thust / Gleich wie wir dich nicht angetastet haben / vnd wie wir dir nichts denn alles guts gethan haben / vnd dich mit frieden ziehen lassen / Du aber bist nu der gesegnete des HERRN. 30 Da macht er jnen ein Mal / vnd sie assen vnd truncken. 31 Vnd des morgens früe stunden sie auff / vnd schwur einer dem andern / Vnd Jsaac lies sie gehen / vnd sie zogen von jm mit frieden. Gen. 21. 32 DEsselben tages kamen Jsaacs knechte / vnd sagten jm an von dem brun / den sie gegraben hatten / vnd sprachen zu jm / Wir haben wasser funden. 33 Vnd er nant jn / Saba (4) / Da her heisst die stad BerSaba (5) / bis auff den heutigen tag. 34 DA Esau vierzig jar alt war / nam er zum Weibe / Judith / die tochter Beri des Hethiters / vnd Basmath die tochter Elon des Hethiters / 35 Die machten beide Jsaac vnd Rebeca eitel hertzeleid.

(1) Heisst vnrecht / wenn man jemand gewalt vnd vnrecht thut.

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(2) Heisst widerstand. Daher der Teufel Satan heisst / ein Widerwertiger. (3) heisst raum oder breite / das nicht enge ist. (4) Heisst ein Eid / oder schwur / oder die fülle. (5) Aber heisst ein Brun.

Capitel 27VND es begab sich / da Jsaac alt war worden / das seine augen tunckel worden zu sehen / rieff er Esau seinem grössern Son / vnd sprach zu jm / Mein son / Er aber antwortet jm / Hie bin ich. 2 Vnd er sprach / Sihe / Jch bin alt worden / vnd weis nicht wenn ich sterben sol. 3 So nim nu deinen zeug / köcher vnd bogen / vnd gehe auffs feld / vnd fahe mir ein Wildbret / 4 vnd mach mir ein essen / wie ichs gern habe / vnd bring mirs erein das ich esse / Das dich meine Seele segene / ehe ich sterbe. 5 Rebeca aber höret solche wort / die Jsaac zu seinem son Esau sagt / Vnd Esau gieng hin auffs feld / das er ein Wildbret jaget vnd heim brechte. 6 DA sprach Rebeca zu Jacob jrem son / Sihe / Jch hab gehöret deinen Vater reden mit Esau deinem Bruder / vnd sagen / 7 Bringe mir ein Wildbret / vnd mach mir essen / das ich esse / vnd dich segene fur dem HERRN ehe ich sterbe / 8 So höre nu mein Son meine stimme / was ich dich heisse. 9 Gehe hin zu der Herd / vnd hole mir zwey gute Böcklin / das ich deinem Vater ein essen dauon mache / wie ers gerne hat / 10 das soltu deinem Vater hin ein tragen / das er esse / Auff das er dich segene fur seinem tod. 11 JAcob aber sprach zu seiner mutter Rebeca / Sihe / Mein bruder Esau ist rauch / vnd ich glat / 12 So möchte vieleicht mein Vater mich begreiffen / vnd würde fur jm geacht / als ich jn betriegen wolt / vnd brechte vber mich einen Fluch / vnd nicht einen Segen. 13 Da sprach seine Mutter zu jm / Der Fluch sey auff mir / mein Son / Gehorche nur meiner Stimme / gehe vnd hole mir. 14 DA gieng er hin vnd holet / vnd bracht seiner Mutter / Da machet seine Mutter ein essen / wie sein Vater gerne hatte. 15 Vnd nam Esaus jres grössern Sons köstliche Kleider / die sie bey sich im Hause hatte / vnd zoch sie Jacob an / jrem kleinern Son. 16 Aber die fell von den Böcklin thet sie jm vmb seine Hende / vnd wo er glat war am halse / 17 Vnd gab also das essen mit brot / wie sie es gemacht hatte / in Jacobs hand jres Sons.

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18 VND er gieng hinein zu seinem Vater / vnd sprach / Mein vater / Er antwortet / Hie bin ich. Wer bistu mein son? 19 Jacob sprach zu seinem vater / Jch bin Esau dein erstgeborner Son / Jch hab gethan / wie du mir gesagt hast / Stehe auff / setze dich / vnd iss von meinem Wildbret / auff das mich deine seele segene. 20 Jsaac aber sprach zu seinem Son / Mein son / wie hastu so bald funden? Er antwortet / Der HERR dein Gott bescheret mirs. 21 Da sprach Jsaac zu Jacob / Trit er zu / mein Son / das ich dich begreiffe / ob du seiest mein son Esau oder nicht. 22 Also trat Jacob zu seinem vater Jsaac / vnd da er jn begriffen hatte / sprach er / Die stim ist Jacobs stim / Aber die hende sind Esaus hende. 23 Vnd erkand jn nicht / denn seine hende waren rauch / wie Esaus seins Bruders hende / Vnd segenet jn. 24 VND sprach zu jm / Bistu mein son Esau? Er antwortet / Ja ich bins. 25 Da sprach er / So bringe mir her / mein son / zu essen von deinem Wildbret / das dich meine seele segene / Da bracht ers jm / vnd er ass / Vnd trug jm auch Wein hin ein / vnd er tranck. 26 Vnd Jsaac sein Vater sprach zu jm / Kom her vnd küsse mich / mein Son. 27 Er trat hin zu vnd küsset jn / Da roch er den geruch seiner Kleider / Vnd segnet jn / vnd sprach. SJhe / der geruch meins Sons ist wie ein geruch des Feldes / das der HERR gesegnet hat. 28 Gott gebe dir vom taw des Himels / vnd von der fertigkeit der Erden / vnd Korn vnd Weins die fülle. 29 Völcker müssen dir dienen / vnd Leute müssen dir zu fusse fallen. Sey ein Herr vber deine Brüder / vnd deiner Mutterkinder müssen dir zu fusse fallen. Verflucht sey / wer dir flucht / Gesegnet sey / wer dich segnet. Ebre. 11. 30 ALS nu Jsaac volendet hatte den Segen vber Jacob / vnd Jacob kaum hin aus gegangen war von seinem vater Jsaac / Da kam Esau sein Bruder von seiner jaget / 31 vnd macht auch ein essen / vnd trugs hin ein zu seinem vater / vnd sprach zu jm / Stehe auff mein Vater / vnd iss von dem Wildbret deines Sons / das mich deine Seele segene. 32 Da antwortet jm Jsaac sein vater / Wer bistu? Er sprach / Jch bin Esau dein Erstgeborner Son. 33 Da entsatzt sich Jsaac vber die mas seer / vnd sprach / Wer? Wo ist denn der Jeger / der mir bracht hat / vnd ich hab von allem gessen / ehe du kamest / vnd hab jn gesegnet? Er wird auch gesegnet bleiben. 34 ALS Esau diese Rede seines Vaters höret / schrey er laut / vnd ward vber die mas seer betrübt / vnd sprach zu seinem vater / Segene mich auch mein vater. 35 Er aber sprach / Dein Bruder ist komen mit list / vnd hat deinen Segen hinweg.

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36 Da sprach er / Er heisst wol Jacob / denn er hat mich nu zwey mal vntertretten (1) / Meine Erstgeburt hat er da hin / Vnd sihe / nu nimpt er auch meinen Segen. Vnd sprach / Hastu mir denn keinen Segen vorbehalten? 37 JSaac antwortet / vnd sprach zu jm / Jch habe jn zum Herrn vber dich gesetzt / vnd alle seine Brüder hab ich jm zu Knechte gemacht / Mit korn vnd wein hab ich jn versehen / Was sol ich doch dir nu thun / mein Son? 38 Esau sprach zu seinem vater / Hastu denn nur einen Segen mein vater? Segene mich auch / mein vater / Vnd hub auff seine stimme / vnd weinet. 39 Da antwortet Jsaac sein vater / vnd sprach zu jm. Sihe da / Du wirst eine fette Wonung haben auff Erden / vnd vom taw des Himels von oben her. 40 Deins Schwerts wirstu du dich neeren / vnd deinem Bruder dienen. Vnd es wird geschehen / das du auch ein Herr / vnd sein Joch von deinem halse reissen wirst. 41 VND Esau war Jacob gram vmb des Segens willen / da mit jn sein Vater gesegnet hatte / Vnd sprach in seinem hertzen / Es wird die zeit bald komen / das mein Vater leide tragen mus / Denn ich wil meinen bruder Jacob erwürgen. 42 Da wurden Rebeca angesagt diese wort jres grössern sons Esau / Vnd schickt hin / vnd lies Jacob jrem kleinern Son ruffen / vnd sprach zu jm / Sihe / Dein bruder Esau drewet dir / das er dich erwürgen wil. 43 VND nu höre meine stim / mein Son / Mach dich auff vnd fleuch zu meinem bruder Laban in Haran / 44 vnd bleib eine weile bey jm / Bis sich der grim deines Bruders wende / 45 vnd bis sich sein zorn wider dich von dir wende / vnd vergesse was du an jm gethan hast / So wil ich darnach schicken / vnd dich von dannen holen lassen / Warumb solt ich ewr beider beraubt werden einen tag? 46 VND Rebeca sprach zu Jsaac / Mich verdreusst zu leben fur den Töchtern Heth / Wo Jacob ein Weib nimpt von den töchtern Heth / die da sind wie die Töchter dieses Lands / was sol mir das leben?

(1) Ekeb heisst ein Fussol / daher komet Jakob oder Jacob / ein vntertretter / oder der mit Füssen tritt. Vnd bedeut alle Gleubigen / die durch das Euangelium die Welt / das Fleisch / vnd den Teufel mit sünde vnd Tod vnter sich treten / durch Christum etc.

Capitel 28DA rieff Jsaac seinem son Jacob / vnd segenet jn / vnd gebot jm / vnd sprach zu jm / Nim nicht ein Weib von den töchtern Canaan / 2 sondern mach dich auff / vnd zeuch in Mesopotamian zu Bethuel / deiner mutter Vater haus / vnd nim dir ein Weib daselbs von den töchtern Laban deiner mutter Bruder.

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3 Aber der Allmechtige Gott segene dich / vnd mache dich fruchtbar / vnd mehre sich / das du werdest ein hauffen völcker / 4 Vnd gebe dir den segen Abraham / dir vnd deinem samen mit dir / Das du besitzest das Land da du frembdling innen bist / das Gott Abraham gegeben hat. 5 Also fertiget Jsaac den Jacob / das er in Mesopotamian zog zu Laban Bethuels son in Syrien / dem bruder Rebeca seiner vnd Esau mutter. Osee. 12. 6 ALS nu Esau sahe / das Jsaac Jacob gesegnet hatte / vnd abgefertiget in Mesopotamian / das er daselbs ein Weib neme / Vnd das / in dem er jn gesegnet / jm gebot / vnd sprach / Du solt nicht ein Weib nemen von den töchtern Canaan / 7 Vnd das Jacob seinem Vater vnd seiner Mutter gehorchet / vnd in Mesopotamian zoch / 8 Sahe auch / das Jsaac sein Vater nicht gern sahe die töchter Canaan / 9 Gieng er hin zu Jsmael / vnd nam vber die Weiber / die er zu uor hatte / Mahalath / die tochter Jsmael / des sons Abrahams / die schwester Nebaioth / zum weibe. ABer Jacob zoch aus von BerSaba / vnd reiset gen Haran. 10 Vnd kam an einen Ort / da bleib er vber nacht / denn die Sonne war vntergegangen / 11 Vnd er nam einen Stein des orts / vnd legt jn zu seinen Heubten / vnd leget sich an dem selbigen Ort schaffen. 12 Vnd jm trewmet / Vnd sihe / eine Leiter stund auff erden / die rüret mit der spitzen an den Himel / Vnd sihe / die Engel Gottes stiegen dran auff vnd nieder. Joh. 1. 13 VND der HERR stund oben drauff / vnd sprach / Jch bin der HERR / Abrahams deines vaters Gott / vnd Jsaacs Gott / Das Land da du auff ligest / wil ich dir / vnd deinem Samen (1) geben. 14 Vnd dein Same sol werden wie der staub auff Erden / Vnd du solt ausgebreitet werden / gegen dem Abend / Morgen / Mitternacht vnd Mittag. Vnd durch dich vnd deinen Samen sollen alle Geschlecht auff Erden gesegnet werden. 15 Vnd sihe / Jch bin mit dir / vnd wil dich behüten / wo du hin zeuchst / vnd wil dich wider her bringen in dis Land / Denn ich wil dich nicht lassen / bis das ich thu / alles was ich dir geredt habe. 16 DA nu Jacob von seinem Schlaff auffwachte / sprach er / Gewislich ist der HERR an diesem Ort / vnd ich wusts nicht. 17 Vnd furchte sich / vnd sprach Wie heilig (2) ist diese Stet / Hie ist nichts anders denn Gotteshause / Vnd hie ist die Pforte des Himels. 18 Vnd Jacob stund des morgens früe auff / vnd nam den Stein / den er zu seinen Heubten gelegt hatte / vnd richtet jn auff zu einem Mal / vnd gos öle oben drauff / 19 Vnd hies die stet BethEl / vorhin hies sonst die stad Lus. Gen. 35.

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20 VND Jacob thet ein Gelübd / vnd sprach / So Gott wird mit mir sein / vnd mich behüten auff dem wege / den ich reise / vnd Brot zu essen geben / vnd Kleider an zu ziehen / 21 vnd mich mit frieden wider heim zu meinem Vater bringen / So sol der HERR mein Gott sein (3). 22 Vnd dieser Stein / den ich auff gerichtet habe zu einem Mal / sol ein Gottes haus werden / Vnd alles was du mir gibst / des wil ich dir den Zehenden geben.

(1) Hie wird dem dritten Patriarchen / Christus verheissen / der Heiland aller Welt / vnd das künfftige Euangelium von Christo in allen Landen zu predigen / durch die Engel auff der Leiter furgebildet. (2) Heilig heisst hie metuendus / terribilis / Nota / da man Gott fürchten vnd ehren solle / als der daselbs wil gefürchtet vnd geehret sein. Daher auch der selbberg Morija / timor / reuerentia / cultus Dei heisst. Sup. cap. 22. Denn Gottes furcht ist der höchste Gottesdienst. Vnd ist hie angezeigt / Wo Gottes wort ist / (wie Jacob hie höret) da ist Gottes Hause / da stehet der Himel offen mit allen gnaden etc. (3) Nicht das er vor hin nicht sein Gott gewesen sei / Sondern er gelobt ein Gottesdienst auff zurichten / da man predigen vnd beten solt / da wil er den Zehenden zugeben / den Predigern. Wie Abraham dem Melchisedeck den Zehenden gab.

Capitel 29DA hub Jacob seine füsse auff / vnd gieng in das Land das gegen Morgen ligt. 2 Vnd sahe sich vmb / vnd sihe / da war ein Brun auff dem felde / vnd sihe / drey Herde schafe lagen da bey / Denn von dem Brunne pflegten sie die herde zu trencken / vnd lag ein grosser Stein fur dem loch des Bruns. 3 Vnd sie pflegten die Herd alle daselbs zuuersamlen / vnd den stein von dem Brunloch zu weltzen / vnd die schafe trencken / vnd thaten als denn den stein wider fur das loch an seine stet. 4 VND Jacob sprach zu jnen / Lieben brüder / Wo seid jr her? Sie antworten / Wir sind von Haran. 5 Er sprach zu jnen / Kennet jr auch Laban den son Nahor? Sie antworten / Wir kennen jn wol. 6 Er sprach / Gehet es jm auch wol? Sie antworten / Es gehet jm wol / Vnd sihe / da kompt seine tochter Rahel mit den Schafen. 7 Er sprach / Es ist noch hoch tag / vnd ist noch nicht zeit das Vieh ein zutreiben / Trencket die schafe / vnd gehet hin vnd weidet sie. 8 Sie antworten / Wir können nicht / bis das alle Herde zusamen gebracht werden / vnd wir den stein von des Brunnenloch waltzen / vnd also die schafe trencken.

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9 ALs er noch mit jnen redet / kam Rahel mit den schafen jres Vaters / denn sie hütet der schafe. 10 Da aber Jacob sahe Rahel die tochter Labans seiner mutter Bruder / vnd die schafe Labans seiner mutter bruder / trat er hinzu / vnd waltzet den stein von dem loch des Brunnen / vnd trencket die schafe Labans seiner muter Bruder / 11 Vnd küsset Rahel vnd weinet laut / 12 vnd saget jr an / das er jres Vaters bruder were / vnd Rebeca son / Da lieff sie / vnd sagets jrem Vater an. 13 DA aber Laban höret von Jacob seiner schwester Son / lieff er jm entgegen / vnd hertzet vnd küsset jn / vnd füret jn in sein Haus / Da erzelet er dem Laban alle diese sache. 14 Da sprach Laban zu jm / Wolan / du bist mein bein vnd fleisch. Vnd da er nu ein Mond lang bey jm gewest war / 15 sprach Laban zu Jacob / Wiewol du mein Bruder bist / soltestu mir darumb vmb sonst dienen? Sage an / Was sol dein lohn sein? 16 LAban aber hatte zwo Töchter die elteste hies Lea / vnd die jüngeste Rahel / 17 Aber Lea hatte ein Blöde gesicht / Rahel war hubsch vnd schön. 18 Vnd Jacob gewan die Rahel lieb / vnd sprach / Jch wil dir siben jar vmb Rahel deine jüngeste Tochter dienen. 19 Laban antwortet / Es ist besser / ich gebe dir sie / denn einem andern / Bleib bey mir. 20 ALso dienete Jacob vmb Rahel sieben jar / vnd dauchten jn als werens einzele tage / so lieb hatte er sie. 21 Vnd Jacob sprach zu Laban / Gib mir nu mein Weib / denn die zeit ist hie / das ich beylige. 22 Da lud Laban alle Leute des orts / vnd machte ein Hochzeit mal. 23 Des abends aber nam er seine tochter Lea / vnd brachte sie zu jm hin ein / Vnd er lag bey jr. 24 Vnd Laban gab seiner tochter Lea seine magd Silpa zur magd. 25 DEs morgens aber / Sihe / da war es Lea / Vnd er sprach zu Laban / Warumb hastu mir das gethan? Habe ich dir nicht vmb Rahel gedienet? warumb hastu mich denn betrogen? 26 Laban antwortet / Es ist nicht sitte in vnserm Lande / das man die Jüngste ausgebe vor der Eltesten. 27 Halte mit dieser die wochen aus / so wil ich dir diese auch geben / vmb den Dienst / den du bey mir noch ander sieben jar dienen solt. 28 Jacob thet also / vnd hielt die wochen aus / Da gab jm Laban Rahel seine tochter zum Weibe. 29 Vnd gab seiner tochter Rahel seine magd Bilha zur magd. 30 Also lag er auch bey mit Rahel / Vnd hatte Rahel lieber denn Lea / Vnd dienet bey jm fürder die andern sieben jar.

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31 DA aber der HERR sahe / das Lea vnwerd war / macht er sie fruchtbar vnd Rahel vnfruchtbar. 32 Vnd Lea ward schwanger / vnd gebar einen Son / den hies sie Ruben (1) / vnd sprach / Der HERR hat angesehen mein elende / Nu wird mich mein Man lieb haben. 33 Vnd ward abermal schwanger / vnd gebar einen Son / vnd sprach / Der HERR hat gehöret / das ich vnwerd bin / vnd hat mir diesen auch gegeben / vnd hies jn Simeon (2) . 34 Aber mal ward sie schwanger / vnd gebar einen Son / vnd sprach / Nu wird sich mein Man wider zu mir thun / denn ich hab jm drey Söne geborn / Darumb hies sie jn Leui (3) . 35 Zum vierden ward sie schwanger / vnd gebar einen Son / vnd sprach / Nu wil ich dem HERRN dancken / darumb hies sie jn Juda (4) / Vnd höret auff Kinder zugeberen.

(1) Heisst ein Schawkind. (2) Heisst ein Hörer. (3) Heisst zugethan. (4) Heisst ein Bekenner oder Dancksager.

Capitel 30DA Rahel sahe / das sie dem Jacob nichts gebar / neidet sie jre schwester / vnd sprach zu Jacob / Schaffe mir Kinder / Wo nicht / so sterbe ich. 2 Jacob aber ward seer zornig auff Rahel / vnd sprach / Bin ich doch nicht Gott / der dir deines Leibes früchte nicht geben wil. 3 Sie aber sprach / sihe / Da ist meine magd Bilha / Lege dich zu jr / das sie auff meinen Schos gebere / vnd ich doch durch sie erbawet werde. 4 Vnd sie gab jm also Bilha jre magd zum Weibe. VND Jacob leget sich zu jr / 5 Also ward Bilha schwanger / vnd gebar Jacob einen Son. 6 Da sprach Rahel / Gott hat meine sache gerichtet / vnd meine stim erhöret / vnd mir einen Son gegeben / Darumb hies sie jn Dan (1). 7 Abermal ward Bilha Rahels magd schwanger / vnd gebar Jacob den andern son. 8 Da sprach Rahel / Gott hat es gewand mit mir vnd meiner Schwester / vnd ich werds jr zuuor thun / Vnd hies jn Naphthali (2). 9 DA nu Lea sahe / das sie auff gehöret hatte zu geberen / nam sie jre magd Silpa / vnd gab sie Jacob zum weibe. 10 Also gebar Silpa Lea magd / Jacob einen Son. 11 Da sprach Lea / Rüstig / Vnd hies jn Gad (3). 12 Darnach gebar Silpa Lea magd / Jacob den andern Son.

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13 Da sprach Lea / Wol mir / Denn mich werden selig preisen die Töchter / Vnd hies jn Asser (4). 14 RVben gieng aus zur zeit der Weitzenernd / vnd fand Dudaim (5) auff dem felde / vnd bracht sie heim seiner mutter Lea. Da sprach Rahel zu Lea / Gib mir der Dudaim deines Sons ein teil. 15 Sie antwortet / Hastu nicht gnug / das du mir meinen Man genomen hast / vnd wilt auch die Dudaim meines Sons nemen? Rahel sprach / Wolan / las jn diese nacht bey dir schlaffen vmb die Dudaim deines Sons. 16 DA nu Jacob des abends vom felde kam / gieng jm Lea hinaus entgegen vnd sprach / Bey mir soltu ligen / Denn ich habe dich erkaufft vmb die Dudaim meines Sons. Vnd er schlieff die nacht bey jr / 17 Vnd Gott erhöret Lea / vnd sie ward schwanger / vnd gebar Jacob den fünfften Son / 18 vnd sprach / Gott hat mir gelohnet / das ich meine magd meinem Manne gegeben habe / Vnd hies jn Jsaschar (6). 19 Abermal ward Lea schwanger / vnd gebar Jacob den sechsten Son / 20 vnd sprach / Gott hat mich wol beraten / Nu wird mein Man wider bey mir wonen / Denn ich habe jm sechs Söne geboren / Vnd hies jn Sebulon (7). 21 Darnach gebar sie eine Tochter / die hies sie Dina (8). 22 DEr HERR gedacht aber an Rahel / vnd erhöret sie / vnd macht sie fruchtbar. 23 Da ward sie schwanger / vnd gebar einen Son / vnd sprach / Gott hat meine schmach von mir genomen / 24 Vnd hies jn Joseph (9) / Vnd sprach / Der HERR wolte mir noch einen Son dazu geben. 25 DA nu rahel den joseph geborn hatte / sprach Jacob zu Laban / Las mich ziehen vnd reisen an meinen Ort vnd in mein Land / 26 Gib mir meine Weiber vnd meine Kinder / darumb ich dir gedienet habe / das ich ziehe / Denn du weissest / wie ich dir gedienet habe. 27 Laban sprach zu jm / Las mich gnade fur deinen augen finden / Jch spüre / das mich der HERR segenet vmb deinen willen / 28 Stimme das Lohn das ich dir geben sol. 29 ER aber sprach zu jm / Du weissest / wie ich dir gedienet habe / vnd was du fur Vieh hast vnter mir. 30 Du hattest wenig ehe ich her kam / Nu aber ists ausgebreitet in die menge / vnd der HERR hat dich gesegenet durch meinen fus (10) / Vnd nu / Wenn sol ich auch mein Haus versorgen? 31 Er aber sprach / Was sol ich dir denn geben? Jacob sprach / Du solt mir nichts vberal geben / Sondern so du mir thun wilt / das ich sage / So wil ich widerumb weiden vnd hüten deiner Schafe. 32 ICH wil heute durch alle deine Herde gehen / vnd aussondern alle fleckete vnd bundte schafe / vnd alle schwartze schafe vnter den lemmern

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/ vnd die bundten vnd flecketen ziegen (11) / Was nu bund vnd flecket fallen wird / das sol mein Lohn sein. 33 So wird mir mein gerechtigkeit zeugen heute oder morgen / wenn es kompt / das ich meinen Lohn von dir nemen sol / Also / das / was nicht flecket oder bund / oder nicht schwartz sein wird vnter den lemmern / vnd ziegen / das sey ein Diebstal bey mir. 34 DA sprach Laban / Sihe da / es sey wie du gesagt hast. 35 Vnd sonderte des tages die sprenckliche vnd bundte böcke / vnd alle fleckete vnd bundte ziegen / Wo nur was weisses daran war / vnd alles was schwartz war vnter den lemmern / vnd thats vnter die hand seiner Kinder / 36 vnd macht raum dreier Tagereise weit zwisschen jm vnd Jacob / Also weidet Jacob die vbrigen herde Laban. 37 JAcob aber nam stebe von grünen Papelnbawm / Haseln / vnd Castaneen / vnd schelet weisse streiffe daran / das an den steben das weisse blos ward 38 vnd legt die stebe / die er geschelet hatte / in die Trenckrinnen / fur die Herde / die da komen musten zu trincken / das sie empfangen solten / wenn sie zu trincken kemen. 39 Also empfiengen die Herde vber den steben / vnd brachten sprenckliche / fleckete vnd bundte. 40 Da scheidet Jacob die lemmer / vnd thet die abgesonderte Herde zu den flecketen vnd schwartzen in der Herde Labans / vnd macht jm ein eigen Herde / die thet er nicht zu der herde Labans. 41 Wenn aber der Laufft der früelinge Herde war / legte er diese stebe in die Rinnen fur die augen der Herde / das sie vber den steben empfiengen / 42 Aber in der Spetlinger laufft / leget er sie nicht hinein. Also wurden die Spetlinge des Labans / aber die Früelinge des Jacobs / 43 Da her ward der Man vber die mas reich / das er viel schafe / megde vnd knechte / kamel vnd esel hatte.

(1) Heisst gerich. (2) Heisst verwechselt vmbgewand / vmbgekeret / wenn man das widerspiel thut / Psal. 18. Mit den verkerten verkerestu dich. (3) Heisst rüstig zum streit. (4) Heisst selig. (5) Frage du selbs was Dudaim sind. Es sollen Lilien / Es sollen Beer sein / vnd niemand weis / was es sein sollen. Es heissens etliche Jüden Kirschen / die in der Weitzenernd reiff sind etc. (6) Heisst Lohn. (7) Heisst bey wonung. (8) Heisst eine sache oder gericht.

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(9) Heisst zunemung. (10) Das ist / Jch hab müssen lauffen vnd rennen durch dünne vnd dicke / das du so Reich würdest / Mein Fus hats müssen thun. Jnde pedes Euangelisantium pacem / et cursus verbi seu ministerij. (11) Du must hie dich nicht jrren / das Moses / das kleine vieh / jtzt ziegen / jtzt lemmer / jtzt böcke heisset / wie dieser sprache art ist / Denn er wil so viel sagen / Das Jacob habe alles weis vieh behalten / vnd alles bundte vnd schwartze Laban gethan. Was nu bund von dem einferbigen vieh keme / das solte sein lohn sein. Des ward Laban fro / vnd hatte die natur fur sich / das von einferbigen nicht viel bundte natürlich komen. Aber Jacob halff der natur mit kunst / das die einferbigen viel bundte trugen.

Capitel 31VND es kamen fur jn die Reden der kinder Laban / das sie sprachen / Jacob hat alle vnsers vaters gut zu sich gebracht. Vnd von vnsers Vaters gut / hat er solche Reichthum zu wegen gebracht. 2 Vnd Jacob sahe an das angesicht Laban / Vnd sihe / es war nicht gegen jm / wie gestern vnd ehegestern. 3 VND der HERR sprach zu Jacob / Zeuch wider in deiner Veter land / vnd zu deiner Freundschafft / Jch wil mit dir sein. 4 Da sandte Jacob hin / vnd lies ruffen Rahel vnd Lea auffs feld bey seine Herde / 5 vnd sprach zu jnen / Jch sehe ewrs Vaters angesicht / das es nicht gegen mir ist / wie gestern vnd ehegestern / Aber der Gott meines Vaters ist mit mir gewesen. 6 VND jr wisset / das ich aus allen meinen krefften ewrem Vater gedienet habe / 7 Vnd er hat mich geteuscht / vnd nu zehen mal mein lohn verendert / Aber Gott hat jm nicht gestattet / das er mir schaden thet. 8 Wenn er sprach / die bundten sollen dein Lohn sein / so trug die gantze Herd bundte / Wenn er aber sprach / Die sprenckliche sollen dein Lohn sein / so trug die gantze Herd sprenckliche. 9 Also hat Gott die güter ewers Vaters jm entwand / vnd mir gegeben. 10 DEnn wenn die zeit des Lauffs kam / hub ich meine Augen auff / vnd sahe im trawm / vnd sihe / die Böcke sprungen auff die sprenckliche / fleckete / vnd bundte Herde. 11 Vnd der Engel Gottes sprach zu mir im traum / Jacob / Vnd ich antwortet / Hie bin ich. 12 Er aber sprach / heb auff deine augen / vnd siehe / Die Böcke springen auff die sprenckliche / fleckete vnd bundte Herde / Denn ich habe alles gesehen / was dir Laban thut. 13 Jch bin der Gott zu BethEl / da du den stein gesalbet hast / vnd mir daselbs ein Gelübde gethan. Nu mach dich auff / vnd zeuch aus diesem Lande / vnd zeuch wider in das Land deiner freundschafft. Gen. 28.

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14 DA antwortet Rahel vnd Lea / vnd sprachen zu jm / Wir haben doch kein Teil noch Erbe mehr in vnsers Vaters hause / 15 Hat er vns doch gehalten als die frembden / Denn er hat vns verkaufft / vnd vnser Lohn verzehret. 16 Darumb hat Gott vnserm Vater entwand seinen Reichthum zu vns vnd vnsern Kindern / Alles nu was Gott dir gesagt hat / das thu. 17 ALso machet sich Jacob auff / vnd lud seine Kinder vnd Weiber auff Kamelen / 18 vnd füret weg alle sein Vieh / vnd alle seine Habe / die er zu Mesopotamia erworben hatte / das er keme zu Jsaac seinem Vater ins land Canaan 19 (Laban aber war gangen seine Herde zu scheren) Vnd Rahel stal jres Vaters Götzen. 20 Also stal Jacob dem Laban zu Syrien das hertz (1) / da mit / das er jm nicht ansaget / das er flohe. 21 Also flohe er vnd alles was sein war / machte sich auff / vnd fuhr vber das wasser / vnd richt sich nach dem berge Gilead. 22 AM dritten tage wards Laban angesagt / das Jacob flöhe / 23 Vnd er nam seine Brüder zu sich / vnd jaget jm nach sieben Tagereise / vnd ereilet jn auff dem berge Gilead. 24 Aber Gott kam zu Laban dem Syrer im traum des nachts / vnd sprach zu jm / Hüte dich / das du mit Jacob nicht anders redest denn freundlich. 25 Vnd Laban nahet zu Jacob / Jacob aber hatte seine Hütten auffgeschlagen auff dem Berge / Vnd Laban mit seinen Brüdern schlug seine hütten auch auff / auff dem berge Gilead. 26 DA sprach Laban zu Jacob / Was hastu gethan / das du mein hertz gestolen hast / vnd hast meine Töchter entfüret / als die durchs Schwert gefangen weren? 27 Warumb hastu heimlich geflohen / vnd hast dich weggestolen / vnd hast mirs nicht angesagt / das ich dich hette geleitet mit freuden / mit singen / mit Paucken vnd Harffen? 28 vnd hast mich nicht lassen meine Kinder vnd Töchter küssen / Nu du hast thörlich gethan. 29 Vnd ich hette / mit Gottes hülffe / wol so viel macht / das ich euch künd vbels thun / Aber ewrs vaters Gott hat gestern zu mir gesagt / Hüte dich / das du mit Jacob nicht anders denn freundlich redest. 30 VND weil du denn ja woltest ziehen / vnd sehnetest dich so fast nach deines vaters hause / Warumb hastu mir meine Götter gestolen? 31 Jacob antwortet / vnd sprach zu Laban / Jch furchte mich vnd dachte / du würdest deine Töchter von mir reissen. 32 Bey welchem aber du deine Götter findest / der sterbe hie fur vnsern Brüdern / Süche das deine bey mir / vnd nims hin (Jacob wuste aber nicht / das sie Rahel gestolen hatte)

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33 Da gieng Laban in die hütten Jacob / vnd Lea / vnd der beide Megde / vnd fand nichts. Vnd gieng aus der hütten Lea in die hütten Rahel / 34 Da nam Rahel die Götzen vnd legt sie vnter die strew der Kamel / vnd satzte sich darauf. Laban aber betastet die gantze Hütte / vnd fand nichts. 35 Da sprach sie zu jrem Vater / Mein Herr / zürne nicht / Denn ich kan nicht auffstehen gegen dir / Denn es gehet mir nach der Frawen weise. Also fand er die Götzen nicht / wie fast er sucht. 36 VND Jacob ward zornig / vnd schalt Laban / vnd sprach zu jm / Was hab ich misgehandelt oder gesundiget / das du so auff mich erhitzt bist? 37 Du hast alle mein Hausrat betastet / Was hastu deines hausrats funden? Lege das dar / fur meinen vnd deinen Brüdern / das sie zwischen vns beiden richten. 38 Diese zwenzig jar bin ich bey dir gewesen / deine schafe vnd ziegen sind nicht vnfruchtbar gewesen / die wider deiner Herde hab ich nie gessen. 39 Was die Thier zurissen / bracht ich dir nicht / ich must es bezalen / du fodderst es von meiner hand / es were mir des tages oder des nachts gestolen. 40 Des tages verschmacht ich fur hitze / vnd des nachts fur frost / vnd kam kein Schlaff in meine augen. 41 ALso habe ich diese zwenzig jar in deinem Hause gedienet / vierzehen vmb deine Töchter / vnd sechs vmb deine Herde / vnd hast mir mein Lohn zehen mal verendert. 42 Wo nicht der Gott meines Vaters / der Gott Abraham / vnd die Furcht (2) Jsaac / auff meiner seiten gewesen were / du hettest mich leer lassen ziehen. Aber Gott hat mein elend vnd mühe angesehen / vnd hat dich gestern gestrafft. 43 LAban antwortet / vnd sprach zu Jacob / Die Töchter sind meine töchter / vnd die Kinder sind meine kinder / vnd die Herde sind meine herde / vnd alles was du sihest / ist mein / Was kan ich meinen Töchtern heut / oder jren Kindern thun / die sie geboren haben? 44 So kome nu / vnd las vns einen Bund machen / ich vnd du / der ein Zeugnis sey zwischen mir vnd dir. 45 Da nam Jacob einen stein / vnd richtet jn auff zu einem Mal / 46 vnd sprach zu seinen Brüdern / Leset steine auff. Vnd sie namen steine / vnd machten einen hauffen / vnd assen auff dem selben hauffen / 47 Vnd Laban hies jn Jegar Sahadutha / Jacob aber hies jn Gilead. 48 DA sprach Laban / Der hauffe sey heute Zeuge zwischen mir vnd dir (Daher heisst man jn Gilead (3) 49 vnd sey eine Warte / Denn er sprach / Der HERR sehe dar ein zwischen mir vnd dir / wenn wir von einander komen /

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50 wo du meine Töchter beleidigest / oder andere Weiber dazu nimpst vber meine Töchter. Es ist hi kein Mensch mit vns / sihe aber / Gott ist der Zeuge / zwischen mir vnd dir. 51 Vnd Laban sprach weiter zu Jacob / Sihe / das ist der Hauff / vnd das ist das Mal / das ich auffgerichtet hab zwischen mir vnd dir. 52 Der selb hauff sey zeuge / vnd das mal sey auch zeuge / wo ich herüber fare zu dir / oder du herüber ferest zu mir vber diesen hauffen vnd mal zu bescheidigen. 53 Der Gott Abraham / vnd der Gott Nahor / vnd der Gott jrer veter sey Richter zwischen vns. 54 VND Jacob schwur jm bey der Furcht seines vaters Jsaac. Vnd Jacob opfferte auff dem Berge / vnd lud seine Brüder zum essen / Vnd da sie gessen hatten / blieben sie auff dem Berge vber nacht. 55 Des morgens aber stund Laban früe auff / küsset seine Kinder vnd Töchter / vnd segenete sie / vnd zoch hin / vnd kam wider an seinen ort.

(1) Hertz stelen ist Ebreisch geredt / so viel / als etwas thun hinder eines andern wissen. (2) Jacob nennet hie Gott Jsaacs furcht / darumb / das Jsaac Gottfürchtig war vnd Gottes Diener. (3) Gilead heisst ein Zeugehauffe / Vnd bedeut die Schrifft da viel zeugnis von Gott heuffig innen sind.

Capitel 32JAcob aber zoch seinen weg / Vnd es begegneten jm die Engel Gottes. 2 Vnd da er sie sahe / sprach er / Es sind Gottes Heere / Vnd hies die selbige stet / Mahanaim (1). Psal. 34. 3 Jacob aber schicket Boten fur jm her / zu seinem Bruder Esau ins land Seir / in der gegend Edom / 4 vnd befalh jnen / vnd sprach / Also sagt meinem herrn Esau / Dein knecht Jacob lesst dir sagen / Jch bin bis daher bey Laban lange aussen gewest / 5 vnd habe rinder vnd esel / schafe / Knecht vnd Megde / 6 Vnd habe ausgesand dir meinem Herrn an zusagen / das ich gnade fur deinen augen fünde. 7 DJe Boten kamen wider zu Jacob / vnd sprachen / Wir kamen zu deinem bruder Esau / vnd er zeucht dir auch entgegen mit vier hundert Man. Da furcht sich Jacob seer / vnd jm ward bange / Vnd teilet das Volck das bey jm war / vnd die schafe / vnd die rinder / vnd die kamel / in zwey Heere / 8 vnd sprach / So Esau kompt auff das eine Heer / vnd schlegt es / so wird das vbrige entrinnen.

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9 Weiter sprach Jacob. GOtt meines vaters Abraham / vnd Gott meines vaters Jsaac / HERR / der du zu mir gesagt hast / Zeuch wider in dein Land / vnd zu deiner Freundschafft / Jch wil dir wolthun / 10 Jch bin zu geringe aller barmhertzigkeit vnd aller trewe / die du an deinem Knechte gethan hast (Denn ich hatte nicht mehr weder diesen Stab / da ich vber diesen Jordan gieng / vnd nu bin ich zwey Heere worden) 11 Errette mich von der hand meines Bruders / von der hand Esau / Denn ich fürchte mich fur jm / das er nicht kome / vnd schlage mich / die Mütter sampt den Kindern. 12 Du hast gesagt / Jch wil dir wolthun / vnd deinen Samen machen / wie den sand am meer / den man nicht zelen kan fur der menge. Gen. 31. 13 VND er bleib die nacht da / Vnd nam von dem das er fur handen hatte / Geschenck seinem bruder Esau / 14 zwey hundert ziegen / zwenzig böcke / zweyhundert schafe / zwenzig wider / 15 vnd dreissig seugende kamel mit jren füllen / vierzig küe / vnd zehen farren / zwenzig eselin mit zehen füllen. 16 Vnd thet sie vnter die hand seiner Knechte / ja eine Herde sonderlich / vnd sprach zu jnen / Gehet vor mir hin / vnd lasset raum zwischen einer Herde nach der andern / 17 Vnd gebot dem Ersten / vnd sprach. WEnn dir mein bruder Esau begegnet vnd dich fraget / Wen gehörestu an / vnd wo wiltu hin / vnd wes ists / das du fur dir treibest? 18 Soltu sagen / Es gehöret deinem knechte Jacob zu / der sendet Geschenck seinem herrn Esau / vnd zeucht hinder vns hernach. 19 Also gebot er auch dem Andern / vnd dem Dritten / vnd allen die den Herden nach giengen / vnd sprach / Wie ich euch gesagt habe / so saget zu Esau / wenn jr jm begegnet. 20 Vnd saget ja auch / sihe / Dein knecht Jacob ist hinder vns / Denn er gedacht / Jch wil jn versünen mit dem Geschenck / das vor mir her gehet / darnach wil ich jn sehen / vieleicht wird er mich annemen. 21 ALso gieng das Geschenck vor jm her / Aber er bleib die selbe nacht beim Heer. 22 Vnd stund auff in der nacht / vnd nam seine zwey Weiber / vnd die zwo Megde / vnd seine eilff Kinder / vnd zoch an den furt Jaboc / 23 nam sie vnd füret sie vber das Wasser / das hinüber kam was er hatte / 24 Vnd bleib allein. DA rang (2) ein Man mit jm bis die morgenröte anbrach. 25 Vnd da er sahe / das er jn nicht vbermocht / rüret er das Gelenck seiner hüfft an / Vnd das gelenck seiner hüfft ward vber dem ringen mit jm / verrenckt. 26 Vnd er sprach / Las mich gehen / denn die morgenröte bricht an / Aber er antwortet / Jch las dich nicht / du segenest mich denn.

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27 Er sprach / Wie heissestu? Er antwortet / Jacob. 28 Er sprach / Du solt nicht mehr Jacob heissen / sondern JsraEl (3) / Denn du hast mit Gott vnd mit Menschen gekempfft / vnd bist obgelegen. 29 VND Jacob fraget jn / vnd sprach / Sage doch / wie heissestu? Er aber sprach / Warumb fragestu / wie ich heisse? Vnd er segenete jn daselbs. 30 Vnd Jacob hies die stet Pniel (4) / Denn ich habe Gott von angesicht gesehen / vnd meine Seele ist genesen. 31 Vnd als er fur Pnuel vber kam / gieng jm die Sonne auff / Vnd er hincket an seiner Hüfft / 32 daher essen die kinder Jsrael keine spanader auff dem gelenck der hüfft / bis auff den heutigen tag / Darumb / das die spanader an dem gelenck der hüfft Jacob gerüret ward.

(1) Heisst Heerlager. (2) Jm Ebreischen kompt ringen vom staub her / Als wenn Zween miteinander ringen / das der staub sich erhebt vnd dicke vmb sie wird. Vnd lautet so viel / Es steubet ein Man mit jm / das ist / Ein hefftiger Kampff war es / das sol niemand verstehen / denn die Erfarung. (3) Jsrael kompt von Sara / das heisset kempffen oder vberweldigen / Da her auch Sar ein Fürst oder Herr / vnd Sara ein Fürstin oder Fraw heisst / vnd Jsrael ein Fürst oder Kempffer Gottes / das ist / der mit Gott ringet vnd angewinnet. Welchs geschicht durch den glauben der so fest an Gottes wort helt / bis er Gottes zorn vberwindet / vnd Gott zu eigen erlanget zum gnedigen Vater. (4) Pniel oder Pnuel / heisst Gottes angesicht oder erkentnis. Denn durch den glauben im streit des Creutzes lernet man Gott recht erkennen vnd erfaren / So hats denn keine Not mehr, so gehet die Sonne auff.

Capitel 33JAcob hub seine augen auff / vnd sahe seinen bruder Esau komen mit vierhundert Man. Vnd teilet seine Kinder zu Lea / vnd zu Rahel / vnd zu beiden Megden / 2 Vnd stellet die megde mit jren Kindern forne an / vnd Lea mit jren Kindern hernach / vnd Rahel mit Joseph zu letzt. 3 Vnd er gieng fur jnen her / vnd neigete sich sieben mal auff die Erden / bis er zu seinem Bruder kam. 4 ESau aber lieff jm entgegen / vnd hertzet jn / vnd fiel jm vmb den hals / vnd küsset jn / Vnd sie weineten. 5 Vnd hub seine augen auff / vnd sahe die Weiber mit den Kindern / vnd sprach / Wer sind diese bey dir? Er antwortet / Es sind Kinder / die Gott deinem Knecht bescheret hat. 6 Vnd die Megde traten erzu mit jren Kindern / vnd neigten sich fur jm.

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7 Lea trat auch erzu mit jren Kindern / vnd neigeten sich fur jm. Darnach trat Joseph vnd Rahel erzu / vnd neigeten sich auch fur jm. 8 VNd er sprach / Was wiltu mit alle dem Heere / dem ich begegnet bin? Er antwortet / Das ich gnade fünde fur meinem Herrn. 9 Esau sprach / Jch habe gnug / mein Bruder / behalt was du hast. 10 Jacob antwortet / Ah nicht / Hab ich gnade funden fur dir / so nim mein Geschencke von meiner hand / Denn ich sahe dein angesicht / als sehe ich Gottes angesicht / vnd las dirs wolgefallen von mir / 11 Nim doch den Segen von mir an / den ich dir zubracht habe / Denn Gott hat mirs bescheret / vnd ich habe alles gnug / Also nötiget er jn / das ers nam. 12 VND er sprach / Las vns fort ziehen vnd reisen / ich wil mit dir ziehen. 13 Er aber sprach zu jm / Mein Herr / du erkennest / das ich zarte Kinder bey mir habe / dazu vieh vnd seugende küe / Wenn sie einen tag vbertrieben würden / würde mir die gantze Herde sterben. 14 Mein Herr ziehe vor seinem Knechte hin / Jch wil meilich (1) hanach treiben / darnach das vieh vnd die Kinder gehen können / bis das ich kome zu meinem Herrn / in Seir. 15 ESau sprach / So wil ich doch bey dir lassen etliche vom Volck / das mit mir ist. Er antwortet / Was ists von nöten? Las mich nur gnade für meinem Herrn finden. 16 Also zoch des tages Esau widerumb seines wegs gen Seir. 17 Vnd Jacob zoch gen Suchoth / vnd bawet jm ein Haus / vnd machet seinem Vieh hütten / Da her heisst die stet Suchoth. 18 DArnach zoch Jacob gegen Salem / zu der stad des Sichem / die im lande Canaan ligt / nach dem er aus Mesopotamia komen war / vnd machet sein Lager fur der stad. 19 Vnd kaufft ein stück Ackers / von den kindern Hemor des vaters Sichem / vmb hundert grosschen (2) / Daselbs richtet er seine Hütten auff. 20 Vnd richtet daselbs einen Altar zu / vnd rieff an den Namen des starcken Gottes Jsrael.

(1) Merck / das recht Gleubigen vnd werckheiligen nicht können mit einander wandeln. Denn die Gleubigen faren seuberlich mit stillem geist / Aber die Werckheiligen faren starck mit vermessenheit jrer werck in Gottes Gesetzen. (2) Oder schafe.

Capitel 34DJna aber Lea tochter / die sie Jacob geborn hatte / gieng heraus / die Töchter des Landes zu sehen.

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2 Da die sahe Sichem Hemors son des Heuiters / der des landes Herr war / nam er sie / vnd beschlieff sie / vnd schwechet sie. 3 Vnd sein hertz hieng an jr / vnd hatte die Dirne lieb / vnd redet freundlich mit jr. 4 Vnd Sichem sprach zu seinem vater Hemor / Nim mir das Meidlin zum weibe. 5 VNd Jacob erfur / das seine tochter Dina geschendet war / Vnd seine Söne waren mit dem vieh auff dem felde / vnd Jacob schweig bis das sie kamen. 6 Da gieng Hemor Sichems vater heraus zu Jacob / mit jm zu reden / 7 Jn des kamen die söne Jacob vom felde / vnd da sie es höreten / verdros die Menner / vnd wurden seer zornig / das er ein narrheit an Jsrael begangen / vnd Jacobs tochter beschlaffen hatte / denn so solts nicht sein. 8 DA redet Hemor mit jnen / vnd sprach / Meines sons Sichems hertz sehnet sich nach ewer Tochter / Lieber / gebt sie jm zum Weibe. 9 Befreundet euch mit vns / Gebt vns ewre Töchter / vnd nemet jr vnsere Töchter / 10 vnd wonet bey vns / das Land sol euch offen sein / wonet vnd werbet vnd gewinnet drinnen. 11 Vnd Sichem sprach zu jrem Vater vnd Brüdern / Lasst mich gnade bey euch finden / Was jr mir sagt / das wil ich geben / 12 fordert nur getrost von mir Morgengabe vnd Geschenck / ich wils geben / wie jr heisschet / Gebt mir nur die Dirne zum weibe. 13 DA antworten Jacobs söne dem Sichem vnd seinem vater Hemor betrieglich / Darumb / das jre schwester Dina geschendet war / 14 vnd sprachen zu jnen / Wir können das nicht thun / das wir vnser Schwester einem vnbeschnitten Man geben / Denn das were vns eine schande. 15 Doch denn wöllen wir euch zu willen sein / so jr vns gleich werdet / vnd alles was menlich vnter euch ist / beschnitten werde / 16 Denn wollen wir vnser Töchter euch geben / vnd ewer Töchter vns nemen / vnd bey euch wonen vnd ein Volck sein. 17 Wo jr aber nicht willigen wollet euch zubeschneiten / So wöllen wir vnsere Töchter nemen vnd davon ziehen. 18 DJe Rede gefiel Hemor vnd seinem Son wol / 19 Vnd der Jüngling verzoch nicht solchs zu thun / denn er hatte lust zu der tochter Jacob / Vnd er war herrlich gehalten vber allen in seines Vaters hause. 20 DA kamen sie nu / Hemor vnd sein son Sichem vnter der Stadthor / vnd redten mit den Bürgern der stad / vnd sprachen / 21 Diese Leute sind friedsam bey vns / vnd wöllen im Lande wonen vnd werben / So ist nu das Land weit gnug für sie / wir wollen vns jre Töchter zu weiber nemen / vnd jnen vnser Töchter geben.

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22 Aber denn wöllen sie vns zu willen sein / das sie bey vns wonen / vnd ein Volck mit vns werden / wo wir alles was menlich vnter vns ist / beschneiten / gleich wie sie beschnitten sind. 23 Jr Vieh vnd Güter vnd alles was sie haben / wird vnser sein / So wir nur jnen zu willen werden / das sie bey vns wonen. 24 VND sie gehorchten dem Hemor vnd Sichem seinem son / alle die zu seiner Stadthor aus vnd eingiengen / vnd beschnitten alles was menlich war / das zu seiner Stad aus vnd eingieng. 25 VND am dritten tage / da sie es schmertzet / namen die zween söne Jacob / Simeon vnd Leui / der Dina brüder / ein jglicher sein schwert / vnd giengen in die Stad thürstiglich / vnd erwürgeten alles was menlich war / 26 vnd erwürgeten auch Hemor vnd seinen son Sichem mit der scherffe des schwerts. Vnd namen jre schwester Dina aus dem hause Sichem / vnd giengen dauon. 27 DA kamen die söne Jacob vber die Erschlagene / vnd plünderten die Stad / Darumb / das sie hatten jre Schwester geschendet. 28 Vnd namen jre schafe / rinder / esel vnd was in der Stad vnd auff dem Felde war / 29 Vnd alle jre Habe / alle Kinder vnd Weiber namen sie gefangen / vnd plünderten alles was in den Heusern war. 30 VNd Jacob sprach zu Simeon vnd Leui / Jr habt mir vnglück zugericht / das ich stincke fur den Einwonern dieses Lands / den Cananitern vnd Pheresitern / vnd ich bin ein geringer Hauffe / Wenn sie sich nu versamlen vber mich / so werden sie mich schlahen / Also werde ich vertilget sampt meinem Hause. 31 Sie antworteten aber / Solten sie denn mit vnser Schwester / als mit einer Huren / handeln?

Capitel 35VND Gott sprach zu Jacob / Mach dich auff / vnd zeuch gen BethEl / vnd wone daselbs / vnd mache daselbs einen Altar dem Gott / der dir erschein / da du flohest für deinem bruder Esau. Gen. 28. 2 DA sprach Jacob zu seinem Hause vnd zu allen die mit jm waren / Thut von euch die frembden Götter / so vnter euch sind / vnd reiniget euch / vnd endert ewre Kleider / 3 Vnd lasst vns auff sein / vnd gen BethEl ziehen / Das ich daselbs einen Altar mache dem Gott / der mich erhöret hat / zur zeit meines trübsals / vnd ist mit mir gewesen auff dem wege / den ich gezogen bin. 4 DA gaben sie jm alle frembde Götter / die vnter jren henden waren / vnd jre Ohrenspangen (1) / Vnd er vergrub sie vnter eine Eiche / die neben Sichem stund / 5 vnd sie zogen aus. Vnd es kam die furcht Gottes vber die Stedte die vmb sie her lagen / das sie den sönen Jacob nicht nachiageten.

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6 Also kam Jacob gen Lus im lande Canaan / die da BethEl heisst / sampt alle dem Volck / das mit jm war / 7 Vnd bawet daselbs einen Altar / vnd hies die stet ElBethEl (2) / Darumb / das jm daselbs Gott offenbart war / da er flohe fur seinem Bruder. 8 DA starb Debora der Rebeca amme / vnd ward begraben vnter BethEl / vnter der Eichen / vnd ward genennet die Klageiche. 9 VND Gott erschein Jacob aber mal / nach dem er aus Mesopotamia komen war / vnd segenet jn / 10 vnd sprach zu jm / Du heissest Jacob / Aber du solt nicht mehr Jacob heissen / sondern Jsrael soltu heissen / Vnd also heisset man jn Jsrael. 11 Vnd Gott sprach zu jm / Jch bin der allmechtige Gott / Sey fruchtbar vnd mehre dich / Völcker vnd völcker hauffen sollen von dir komen / vnd Könige sollen aus deinen Lenden komen. 12 Vnd das Land / das ich Abraham vnd Jsaac gegeben habe / wil ich dir geben / vnd wils deinem Samen nach dir geben. 13 Also fuhr Gott auff von jm / von dem Ort / da er mit jm geredt hatte. 14 Jacob aber richtet ein steinern Mal auff an dem ort / da er mit jm geredt hatte / vnd gos Tranckopffer (3) drauff / vnd begos jn mit öle / 15 Vnd Jacob hies den ort / da Gott mit jm geredt hatte / BethEl. Gen. 32. 16 VND sie zogen von BethEl / Vnd da noch ein Feldwegs war von Ephrath / da gebar Rahel / 17 Vnd es kam sie hart an vber der geburt. Da es jr aber so sawr ward in der geburt / sprach die Wehmutter zu jr / Fürchte dich nicht / denn diesen Son wirstu auch haben. 18 Da jr aber die Seele ausgieng / das sie sterben muste / hies sie jn BenOni (4) / Aber sein Vater hies jn BenJamin (5). 19 Also starb Rahel / vnd ward begraben an dem wege gen Ephrath / die nu heisst BethLehem. 20 Vnd Jacob richtet ein Mal auff vber jrem Grab / dasselb ist das grabmal Rahel bis auff diesen tag. 21 VNd Jsrael zoch aus / vnd richtet eine Hütten auff jenseid dem thurn Eder. 22 Vnd es begab sich / das Jsrael im lande wonet / Gieng Ruben hin / vnd schlieff bey Bilha seines vaters Kebsweibs / Vnd das kam fur Jsrael. ES hatte aber Jacob zwelff Söne. 23 Die söne Lea waren diese / Ruben der erstgeboren son Jacob / Simeon / Leui / Juda / Jsaschar / vnd Sebulon. 24 Die Söne Rahel waren / Joseph vnd BenJamin 25 Die söne Bilha Rahels magd / Dan vnd Naphthali. 26 Die söne Silpa Lea magd / Gad vnd Asser. Das sind die söne Jacob / die jm geboren sind in Mesopotamia.

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27 VND Jacob kam zu seinem vater Jsaac gen Mamre in die Heubtstad / die da heisst Hebron / da Abraham vnd Jsaac frembdlinge innen gewesen sind. 28 Vnd Jsaac ward hundert vnd achzig jar alt / 29 vnd nam ab / vnd starb / Vnd ward versamlet zu seinem Volck / alt vnd des lebens sat / Vnd seine söne Esau vnd Jacob begruben jn.

(1) Lunulas / das man heisst gülden Harband. Nu sinds Perlenporten worden. Prou. xj. Circulus aureus in naribus suis / vt Sup. cap. xxiiij. (2) Das ist / Gott zu BethEl. (3) Das war wein wie das in den folgenden Büchern genugsam gesehen wird. (4) Heisset meines schmertzen Son. (5) Heisst der rechten Son.

Capitel 36DJS ist das Geschlecht Esau / der da heisst Edom. 2 Esau nam Weiber von den töchtern Canaan / Ada die tochter Elon des Hethiters / vnd Ahalibama die tochter des Ana / die neffe Zibeons des Heuiters / 3 Vnd Basmath Jsmaels tochter / Nebaioths schwester. 4 Vnd Ada gebar dem Esau / Eliphas / Aber Basmath gebar Reguel. 5 Ahalibama gebar Jehus / Jaelam vnd Korah / Das sind Esau kinder / die jm geboren sind im lande Canaan. 6 VND Esau nam seine Weiber / Söne vnd Töchter / vnd alle Seelen seines hauses / seine Habe vnd alles vieh mit allen gütern / so er im lande Canaan erworben hatte / vnd zoch in ein Land von seinem bruder Jacob / 7 Denn jre Habe war zu gros / das sie nicht kundten bey einander wonen / vnd das Land / darin sie Frembdlinge waren / mocht sie nicht ertragen fur der menge jres Viehs. 8 Also wonet Esau auff dem gebirge Seir / Vnd Esau ist der Edom. Gen. 13. 9 DJS ist das geschlechte Esau / von dem die Edomiter her komen auff dem gebirge Seir / 10 vnd so heissen die kinder Esau. Eliphas der son Ada Esaus weib. Reguel der son Basmath Esaus weib. 11 Eliphas söne aber waren diese / Theman / Omar / Zepho / Gaetham vnd Kenas. 12 Vnd Thimna war ein kebsweib Eliphas Esaus son / die gebar jm Amalek. Das sind die kinder von Ada Esaus weib. 13 Die kinder aber Reguel sind diese / Nahath / Serah / Samma / Misa. Das sind die kinder von Basmath Esaus weib.

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14 Die kinder aber von Ahalibama Esaus weib / der tochter des Ana der neffe Zibeons / sind diese / die sie dem Esau gebar / Jeus / Jaelam / vnd Korah. 15 DAS sind die Fürsten vnter den kindern Esau / Die kinder Eliphas / des ersten sons Esau waren diese / der fürst Theman / der fürst Omar / der fürst Zepho / der fürst Kenas / 16 der fürst Korah / der fürst Gaetham / der fürst Amalek. Das sind die Fürsten von Eliphas im lande Edom / vnd sind kinder von der Ada. 17 Vnd das sind die kinder Reguel Esaus son / Der fürst Nahath / der fürst Serah / der fürst Samma / der fürst Misa. Das sind die Fürsten von Reguel im lande der Edomiter / vnd sind kinder von der Basmath Esaus weib. 18 Das sind die kinder Ahalibama Esaus weib / Der fürst Jeus / der fürst Jaelam / der fürst Korah. Das sind die Fürsten von Ahalibama der tochter des Ana Esaus weib. 19 Das sind die kinder / vnd jre Fürsten / Er ist der Edom. 20 DJE Kinder aber von Seir des Horiten / der im Lande wonete / sind diese / Lothan / Sobal / Zibeon / Ana / Dison / Ezer vnd Disan / 21 Das sind die Fürsten der Horiten / kinder des Seir im lande Edom. 22 Aber des Lothans kinder waren diese / Hori vnd Heman / Vnd Lothans schwester hies Thimna. 23 Die kinder von Sobal waren diese / Alwan / Manahath / Ebal / Sepho vnd Onam. 24 Die kinder von Zibeon waren / Aia / vnd Ana / Das ist der Ana / der in der wüsten Maulpferde erfand / da er seines vaters Zibeon esel hütet. 25 Die kinder aber Ana waren / Dison vnd Ahalibama / das ist die tochter Ana. 26 Die kinder Dison waren / Hemdan / Esban / Jethran / vnd Charan. 27 Die kinder Ezer waren / Bilhan / Sawan / vnd Akan. 28 Die kinder Disan waren / Vz vnd Aran. 29 DJS sind die Fürsten der Horiten / Der fürst Lothan / der fürst Sobal / der fürst Zibeon / der fürst Ana / 30 der fürst Dison / der fürst Ezer / der fürst Disan / Das sind die Fürsten der Horiten / die regiert haben im lande Seir. 31 DJE Könige aber / die im lande Edom regiert haben / ehe denn die kinder Jsrael Könige hatten / sind diese. 32 Bela war könig in Edom ein son Beor vnd seine Stad hies Dinhaba. 33 Vnd da Bela starb / ward König an seine stat Jobab ein son Serah von Bazra. 34 Da Jobab starb / ward an seine stat könig Husam / aus der Themaniter lande.

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35 Da Husam starb / ward König an seine stat Hadad / ein son Bedad / der die Midianiter schlug auff der Moabiter felde / vnd seine Stad hies Awith. 36 Da Hadad starb / regiert Samla von Masrek. 37 Da Samla starb / ward Saul könig von Rehoboth am wasser. 38 Da Saul starb / ward an seine stat könig Baal Hanan / der son Achbor. 39 Da Baal Hanan Achbors son starb / ward an seine stat könig Hadar / vnd seine Stad hies Pagu / vnd sein Weib hies Mehetabeel eine tochter Matred die Mesahab tochter war. 40 ALso heissen die Fürsten von Esau / in jren Geschlechten / Ortern vnd Namen / Der fürst Thimna / der fürst Alwa / der fürst Jetheth / 41 der fürst Ahalibama / der fürst Ela / der fürst Pinon / 42 der fürst Kenas / der fürst Theman / der fürst Mibzar / 43 der fürst Magdiel / der fürst Jram / Das sind die Fürsten in Edom / wie sie gewonet haben in jrem Erblande / Vnd Esau ist der Vater der Edomiter.

Capitel 37JAcob aber wonet im Lande / da sein Vater ein Frembdling innen gewest war / nemlich / im lande Canaan. 2 Vnd das sind die Geschlechte Jacob. Joseph war siebenzehen jar alt / da er ein Hirte des viehs ward mit seinen Brüdern / Vnd dei Knabe war bey den kindern Bilha vnd Silpa seines Vaters weibern / vnd bracht fur jren Vater / wo ein böse Geschrey wider sie war. 3 JSrael aber hatte Joseph lieber denn alle seine Kinder / darumb das er jn im Alter gezeuget hatte / Vnd machet jm einen bundten Rock. 4 Da nu seine Brüder sahen / das jn jr Vater lieber hatte denn alle seine Brüder / waren sie jm feind / vnd kundten jm kein freundlich wort zusprechen. Act. 7. 5 DA zu hatte Joseph ein mal einen Traum / vnd saget seinen Brüdern dauon / Da wurden sie jm noch feinder. 6 Denn er sprach zu jnen / Höret / lieber / was mir doch getreumet hat / 7 Mich dauchte / wir bunden Garben auff dem Felde / vnd meine Garbe richtet sich auff vnd stund / vnd ewre Garben vmbher neigeten sich gegen meiner Garben. 8 Da sprachen seine Brüder zu jm / Soltestu vnser König werden / vnd vber vns herrschen? Vnd wurden jm noch feinder vmb seines Traums vnd seiner Rede willen. 9 VND er hatte noch einen andern Traum / den erzelet er seinen Brüdern / vnd sprach / Sihe / Jch habe noch einen Traum gehabt / Mich dauchte / die Sonne vnd der Mond vnd eilff Sternen neigten sich fur mir. 10 Vnd da das seinem Vater vnd seinen Brüdern gesagt ward / straffet jn sein Vater / vnd sprach zu jm / Was ist das fur ein Traum / der dir

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getreumet hat? Sol ich vnd deine Mutter vnd deine Brüder komen / vnd dich anbeten? 11 Vnd seine Brüder neideten jn / Aber sein Vater behielt diese wort. 12 DA nu seine Brüder hin giengen zu weiden das vieh jres Vaters in Sichem / 13 sprach Jsrael zu Joseph / Hüten nicht deine Brüder des viehs in Sichem? Kom / ich wil dich zu jnen senden / Er aber sprach / Hie bin ich. 14 Vnd er sprach / Gehe hin vnd sihe / obs wol stehe vmb deine Brüder / vnd vmb das vieh / vnd sage mir wider / wie sichs helt / Vnd er sandte jn aus dem tal Hebron / das er gen Sichem gienge. 15 DA fand jn ein Man / das er jrre gieng auff dem Felde / der fraget jn / vnd sprach / Wen suchestu? 16 Er antwortet / Jch suche meine Brüder / Lieber sage mir an / wo sie hüten. 17 Der Man sprach / Sie sind von dannen gezogen / Denn ich hörte / das sie sagten / Lasst vns gen Dothan gehen / Da folget Joseph seinen Brüdern nach / vnd fand sie zu Dothan. 18 ALs sie jn nu sahen von ferne / ehe denn er nahe bey sie kam / schlugen sie an / das sie jn tödten / 19 vnd sprachen vnternander / Sehet / der Treumer kompt daher / 20 So kompt nu / vnd lasset vns jn erwürgen / vnd in eine gruben werffen / Vnd sagen / Ein böses Thier habe jn gefressen / So wird man sehen / was seine Treume sind. 21 DA das Ruben höret / wolt er jn aus jren henden erretten / vnd sprach / Lasset vns jn nicht tödten. 22 Vnd weiter sprach Ruben zu jnen / Vergiesset nicht Blut / sondern werffet jn in die Gruben / die in der wüsten ist / vnd legt die hand nicht an jn / Er wolt jn aber aus jrer hand erretten / das er jn seinem Vater widerbrechte. Gen. 42. 23 ALs nu Joseph zu seinen Brüdern kam / zogen sie jm seinen Rock mit dem Bundtenrock aus / den er an hatte / 24 vnd namen jn / vnd worffen jn in eine Gruben / Aber die selbige grube war leer vnd kein wasser drinnen / 25 Vnd satzten sich nider zu essen. Jn des huben sie jre augen auff / vnd sahen einen hauffen Jsmaeliter komen von Gilead / mit jren Kamelen / die trugen Würtz / Balsam / vnd Myrrhen / vnd zogen hin ab in Egypten. 26 DA sprach Juda zu seinen Brüdern / Was hilffts vns / das wir vnsern Bruder erwürgen vnd sein Blut verbergen? 27 Kompt / lasset vns jn den Jsmaeliten verkeuffen / das sich vnser hende nicht an jm vergreiffen / denn er ist vnser Bruder / vnser fleisch vnd blut / Vnd sie gehorchten jm. 28 Vnd da die Midianiter die Kauffleute fur vber reiseten / zogen sie jn heraus aus der Gruben / vnd verkaufften jn den Jsmaeliten vmb zwenzig Silberling / die brachten jn in Egypten. Act. 7.

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29 ALS nu Ruben wider zur gruben kam / vnd fand Joseph nicht dar innen / zureis er sein Kleid / 30 vnd kam wider zu seinen Brüdern / vnd sprach / Der Knabe ist nicht da / Wo sol ich hin? 31 Da namen sie Josephs rock / vnd schlachten ein Ziegenbock / vnd tunckten den Rock im blut / 32 vnd schickten den Bundten rock hin / vnd liessen jn jrem Vater bringen / vnd sagen / Diesen haben wir funden / Sihe / Obs deines Sons rock sey oder nicht? 33 ER kennet jn aber / vnd sprach / Es ist meines Sons rock / Ein böses Thier hat jn gefressen / Ein reissend Thier hat Joseph zurissen. 34 Vnd Jacob zureis seine Kleider / vnd leget einen Sack vmb seine Lenden / vnd trug leide vmb seinen Son lange zeit. 35 Vnd alle seine Söne vnd Töchter traten auff / das sie jn trösten / Aber er wolt sich nicht trösten lassen / Vnd sprach / Jch werde mit leide hinunter faren in die gruben / zu meinem Son / Vnd sein Vater (1) beweinet jn. 36 ABer die Midianiter verkaufften jn in Egypten dem Potiphar / des Pharao kemerer vnd hofemeister. Psal. 105.

(1) Das war Jsaac.

Capitel 38ES begab sich vmb die selbige zeit / das Juda hinab zoch von seinen Brüdern / vnd thet sich zu einem Man / von Odollam / der hies Hira. 2 Vnd Juda sahe daselbs eines Cananiters mans Tochter / der hies Suha / vnd nam sie. Vnd da er sie beschlieff / 3 ward sie schwanger / vnd gebar einen Son den hies er Ger. 4 Vnd sie ward aber schwanger vnd gebar einen Son / den hies sie Onan. 5 Sie gebar abermal einen Son / den hies sie Sela / vnd sie war zu Chesib / da sie jn gebar. 1. Par. 2. 6 VND Juda gab seinem ersten Son / Ger / ein weib / die hies Thamar. 7 aber er war böse fur dem HERRN / darumb tödtet jn der HERR. 8 Da sprach Juda zu Onan / Lege dich zu deines Bruders weib / vnd nim sie zur Ehe / das du deinem Bruder samen erweckest. 9 Aber da Onan wuste / das der Same nicht sein eigen sein solt / wenn er sich zu seines Bruders weib leget / lies ers auff die erden fallen / vnd verderbts / auff das er seinem Bruder nicht samen gebe. 10 Da gefiel dem HERRN vbel / das er thet / vnd tödtet jn auch. Num. 26.; Deu. 25.; Mat. 22. 11 DA sprach Juda zu seiner schnur Thamar / Bleibe eine Widwen in deines Vaters hause / bis mein son Sela gros wird / Denn er gedachte /

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Vieleicht möcht er auch sterben / wie seine Brüder / Also gieng Thamar hin / vnd bleib in jres Vaters hause. 12 DA nu viel tage verlauffen waren / starb des Suha tochter Juda weib. Vnd nach dem Juda ausgetrauret hatte / gieng er hinauff seine schafe zu scheren gen Thimnath / mit seinem hirten (1) Hira von Odollam. 13 Da ward der Thamar angesagt / Sihe / dein Schweher gehet hinauff gen Thimnath seine schafe zu scheren. 14 Da leget sie die Widwenkleider von sich / die sie trug / decket sich mit einem Mantel vnd verhüllet sich / vnd satzte sich für die thür heraus an dem wege gen Thimnath / Denn sie sahe / das Sela war gros worden / vnd sie war jm nicht zum Weibe gegeben. 15 DA sie nu Juda sahe / meinet er / es were eine Hure / Denn sie hatte jr angesicht verdecket / 16 vnd macht sich zu jr am wege / vnd sprach / Lieber / las mich bey dir ligen / denn er wuste nicht / das seine Schnur were. Sie antwortet / Was wiltu mir geben / das du bey mir ligest? 17 Er sprach / Jch wil dir einen Ziegenbock von der herde senden. Sie antwortet / So gib mir ein Pfand / bis das du mirs sendest. 18 Er sprach / Was wiltu fur ein Pfand / das ich dir gebe? Sie antwortet / Deinen Ring / vnd deine Schnur / vnd deinen Stab / den du in den henden hast. Da gab ers jr / vnd lag bey jr / Vnd sie ward von jm schwanger. 19 Vnd sie macht sich auff vnd gieng hin / vnd legt den Mantel ab / vnd zoch jre Widwenkleider wider an. 20 JVda aber sandte den Ziegenbock durch seinen Hirten (2) von Odollam / das er das Pfand widerholet von dem Weibe / vnd er fand sie nicht. 21 Da fraget er die Leute desselbigen orts / vnd sprach / Wo ist die Hure / die aussen am wege sas? Sie antworten / Es ist keine Hure da gewesen. 22 Vnd er kam wider zu Juda / vnd sprach / Jch habe sie nicht funden / Dazu sagen die Leute desselben orts / es sey keine Hure da gewesen. 23 Juda sprach / Sie habs jr / Sie kan vns doch ja nicht schande nachsagen / Denn ich hab den Bock gesand / so hastu sie nicht funden. 24 VBer drey monden ward Juda angesagt / Deine schnur Thamar hat gehuret / Dazu sihe / sie ist von Hurerey schwanger worden. Juda sprach / Bringet sie herfur / das sie verbrand werde. 25 Vnd da man sie herfur bracht / schicket sie zu jrem Schweher / vnd sprach / Von dem Man bin ich schwanger / des dis ist. Vnd sprach / Kennestu auch / wes dieser Ring / vnd diese Schnur / vnd dieser Stab ist? 26 Juda erkands / vnd sprach / Sie ist gerechter denn ich / denn ich habe sie nicht gegeben meinem son Sela / Doch beschlieff er sie nicht mehr. 27 VND da sie geberen solt / worden Zwilling in jrem Leibe erfunden. 28 Vnd als sie jtzt gebar / that sich eine Hand heraus / Da nam die Wehmutter vnd band einen roten Faden darumb / vnd sprach / Der wird der erste heraus komen.

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29 Da aber der seine hand wider hinein zoch / kam sein Bruder heraus / Vnd sie sprach / Warumb hastu vmb deinen willen solchen Riss gerissen? Vnd man hies jn Perez (3). 30 Darnach kam sein Bruder heraus / der den roten Faden vmb seine Hand hatte / Vnd man hies jn Serah (4). 1. Par. 2.; Matt. 1.

(1) Mag auch heissen (Freund) darnach die Puncta im Ebreischen sich setzen lassen / Denn Judas hat ja müssen weide haben / vielleicht auch eines Freundes nicht geraten mügen. Puncta künnen so wol feilen als treffen / vt Jesa. vij. et sepe alias etc. (2) Oder / Freunde welchs du wilt. (3) Perez ein Zureisser. (4) Heisst Auffgang.

Capitel 39JOseph ward hin ab in Egypten gefüret / vnd Potiphar ein Egyptischer man / des Pharao kamerer vnd hofemeister / kaufft jn von den Jsmaeliten / die jn hinab brachten. 2 Vnd der HERR war mit Joseph / das er ein glückseliger Man ward / vnd war in seines Herrn des Egypters hause. 3 Vnd sein Herr sahe / das der HERR mit jm war / denn alles was er thet / da gab der HERR glück zu durch jn. 4 Also / das er gnade fand fur seinem Herrn / vnd sein Diener ward / der setzt jn vber sein Haus / vnd alles was er hatte / thet er vnter seine hende. 5 Vnd von der zeit an / da er jn vber sein Haus vnd alle seine Güter gesetzt hatte / segenete der HERR des Egypters haus / vmb Josephs willen / vnd war eitel Segen des HERRN in allem / was er hatte zu Hause vnd zu Felde. 6 Darumb lies ers alles vnter Josephs henden / was er hatte / Vnd er nam sich keins dings an / weil er jn hatte / denn das er ass vnd tranck. Vnd Joseph war schön vnd hübsch von angesicht. Psal. 105. 7 VND es begab sich nach diesem geschicht / das seines Herrn weib jre augen auff Joseph warff / vnd sprach / Schlaffe bey mir. 8 Er wegert sichs aber / vnd sprach zu jr / Sihe / Mein Herr nimpt sich nichts an fur mir / was im Hause ist / vnd alles was er hat / das hat er vnter meine hende gethan / 9 Vnd hat nichts so gros in dem Hause / das er fur mir verholen habe / On dich / in dem du sein Weib bist (1) Wie solt ich denn nu ein solch gros vbel thun / vnd wider Gott sündigen? 10 Vnd sie treibe solche wort gegen Joseph teglich / Aber er gehorcht jr nicht / das er nahe bey jr schlieff / noch vmb sie were.

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11 ES begab sich der tage einen / das Joseph in das Haus gieng / sein Geschefft zu thun / vnd war kein Mensch vom gesinde des hauses dabey / 12 Vnd sie erwischt jn bey seinem Kleid / vnd sprach / Schlaffe bey mir. Aber er lies das Kleid in jrer Hand / vnd flohe / vnd lieff zum hause heraus. 13 Da sie nu sahe / das er sein Kleid in jrer hand lies / vnd hin aus entflohe / 14 rieff sie dem Gesinde im hause / vnd sprach zu jnen / Sehet / Er hat vns den ebreischen Man herein gebracht / das er vns zuschanden mache. Er kam zu mir herein / vnd wolt bey mir schlaffen. Jch rieff aber mit lauter stim / 15 Vnd da er höret / das ich ein geschrey machte vnd rieff / da lies er sein Kleid bey mir / vnd flohe / vnd lieff hinaus. 16 VND sie leget sein Kleid neben sich / bis sein Herr heim kam / 17 vnd saget zu jm eben die selben wort / vnd sprach / Der Ebreische knecht / den du vns herein gebracht hast / kam zu mir herein / vnd wolt mich zuschanden machen. 18 Da ich aber ein geschrey machte / vnd rieff / da lies er sein Kleid bey mir / vnd flohe hin aus. 19 Als sein Herr höret die rede seines Weibes / die sie jm saget / vnd sprach / Also hat mir dein Knecht gethan / ward er seer zornig. 20 DA nam jn sein Herr / vnd legt jn ins Gefengnis / da des Königs gefangene inne lagen / Vnd er lag alda im gefengnis. 21 Aber der HERR war mit jm vnd neiget sein Hulde zu jm / vnd lies jn gnade finden fur dem Amptman vber das Gefengnis / 22 Das er jm vnter seine hand befalh alle Gefangenen im gefengnis / auff das alles was da geschach / durch jn geschehen muste. 23 Denn der Amptman vber das Gefengnis / nam sich keines dings an / denn der HERR war mit Joseph / Vnd was er thet / da gab der HERR glück zu. Psal. 105.; Sap. 10.

(1) Sonst must er auch die Frawen versorgen / eben so wol als das gantze Hause / On das er nicht bey jr schlaffen solt.

Capitel 40VND es begab sich darnach / das sich der Schenck des Königes in Egypten vnd der Becker versündigten an jrem Herrn / dem könige in Egypten. 2 Vnd Pharao ward zornig vber seine beide Kemerer / vber den Amptman vber die Schencken / vnd vber den Amptman vber die Becker / 3 vnd lies sie setzen in des Hofemeisters haus ins Gefengnis / da Joseph gefangen lag.

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4 Vnd der Hofemeister setzet Joseph vber sie / das er jnen dienete / Vnd sassen etliche tage im Gefengnis. 5 VND es treumet jnen beiden / dem Schencken vnd Becker des königs zu Egypten / in einer nacht / einem jglichen ein eigen Traum / vnd eines jglichen Traum hatte seine bedeutung. 6 Da nu des morgens Joseph zu jnen hinein kam / vnd sahe / das sie traurig waren / 7 Fraget er sie / vnd sprach / Warumb seid jr heute so traurig? 8 Sie antworten / Es hat vns getreumet / vnd haben niemand / der es vns auslege. Joseph sprach / Auslegen gehöret Gott zu / doch erzelet mirs. 9 DA erzelet der öberst Schenck seinen traum Joseph / vnd sprach zu jm / Mir hat getreumet / Das ein Weinstock fur mir were / 10 der hatte drey Reben / vnd er grünete / wuchs vnd blüete / vnd seine Drauben worden reiff / 11 Vnd ich hatte den becher Pharao in meiner hand / vnd nam die Beer vnd zudruckt sie in den Becher / vnd gab den becher Pharao in die hand. 12 JOseph sprach zu jm / Das ist seine deutung. Drey Reben / sind drey tage / 13 Vber drey tage wird Pharao dein Heubt erheben / vnd dich wider an dein Ampt stellen / das du jm den Becher in die hand gebest / nach der vorigen weise / da du sein Schenck warest. 14 Aber gedenck meiner / wenn dirs wol gehet / vnd thu Barmhertzigkeit an mir / das du Pharao erinnerst / das er mich aus diesem hause füre / 15 Denn ich bin aus dem Lande der Ebreer heimlich gestolen / Dazu hab ich auch allhie nichts gethan / das sie mich eingesetzt haben. 16 DA der öberst Becker sahe / das die deutung gut war / sprach er zu Joseph / Mir hat auch getreumet / Jch trüge drey weisse Körbe auff meinem Heubt / 17 vnd im öbersten korbe allerley gebacken Speise dem Pharao / Vnd die Vogel assen aus dem korbe auff meinem Heubt. 18 Joseph antwortet / vnd sprach / Das ist seine deutung. Drey Körbe / sind drey tage / 19 Vnd nach dreien tagen wird dir Pharao dein Heubt erheben / vnd dich an Galgen hengen / vnd die Vogel werden dein Fleisch von dir essen. 20 VND es geschach des dritten tages / da begieng Pharao seinen Jartag / vnd er macht eine Malzeit allen seinen Knechten. Vnd erhub das Heubt des öbersten Schencken / vnd das Heubt des öbersten Beckers vnter seinen Knechten / 21 Vnd setzet den öbersten Schencken wider zu seinem Schenckampt / das er den Becher reichet in Pharao hand / 22 Aber den öbersten Becker lies er hencken / wie jnen Joseph gedeutet hatte.

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23 Aber der öberste Schenck gedacht nicht an Joseph / sondern vergas sein.

Capitel 41VND nach zweien jaren hatte Pharao einen Trawm / Wie er stünde am wasser / 2 vnd sehe aus dem wasser steigen sieben schöne fette Küe / vnd giengen an der weide im grase. 3 Nach diesen / sahe er ander sieben küe aus dem wasser auffsteigen / die waren heslich vnd mager / vnd traten neben die Küe an das vfer am wasser / 4 Vnd die heslichen vnd magere frassen die sieben schönen fette Küe / Da erwacht Pharao. 5 VND er schlieff wider ein / vnd jm treumet abermal / vnd sahe / Das sieben Ehern wuchsen aus einem Halm vol vnd dicke. 6 Darnach sahe er sieben dünne vnd versengete Ehern auffgehen / 7 Vnd die sieben mager Ehern verschlungen die sieben dicke vnd volle Ehern. Da erwachet Pharao / vnd merckt / das ein Traum war. 8 Vnd da es morgen ward / war sein Geist bekümmert / vnd schicket aus / vnd lies ruffen alle Warsager in Egypten vnd alle Weisen / vnd erzelet jnen seine Treume / Aber da war keiner / der sie dem Pharao deuten kundte. 9 DA redet der öberste Schencke zu Pharao / vnd sprach / Jch gedencke heute an meine sünde / 10 Da Pharao zornig ward vber seine Knechte / vnd mich mit dem öbersten Becker ins Gefengnis legt / ins Hofemeisters hause / 11 Da treumet vns beiden in einer nacht einem jglichen sein Traum / des deutung jn betraff. 12 Da war bey vns ein ebreischer Jüngling / des Hofemeisters knecht / dem erzeleten wirs / Vnd er deutet vns vnsere Treume / einem jglichen nach seinem Traum. 13 Vnd wie er vns deutet / so ists ergangen / Denn ich bin wider an mein Ampt gesetzt / vnd jener ist gehenckt. 14 DA sandte Pharao hin / vnd lies Joseph ruffen / Vnd liessen jn eilend aus dem Loch / Vnd er lies sich bescheren / vnd zoch andere Kleider an / vnd kam hin ein zu Pharao. 15 Da sprach Pharao zu jm / Mir hat ein Traum getreumet / vnd ist niemand / der jn deuten kan / Jch hab aber gehöret von dir sagen / wenn du einen Traum hörest / so kanstu jn deuten. 16 Joseph antwortet Pharao / vnd sprach / Das stehet bey mir nicht (1) / Gott wird doch Pharao gutes weissagen. Psal. 105. 17 PHArao saget an zu Joseph / Mir treumete / Jch stunde am vfer bey dem Wasser /

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18 vnd sahe aus dem wasser steigen sieben schöne fette Küe / vnd giengen an der weide im grase. 19 Vnd nach jnen / sahe ich andere sieben dürre / seer hesliche vnd magere Kühe her aus steigen / Jch hab in gantz Egyptenland nicht so hesliche gesehen. 20 Vnd die sieben magere vnd hesliche Küe / frassen auff die sieben ersten fette Küe. 21 Vnd da sie die hinein gefressen hatten / mercket mans nicht an jnen / das sie die gefressen hatten / vnd waren heslich gleich wie vorhin / Da wachet ich auff. 22 VND sahe aber mal in meinem Traum / sieben Ehern auff einem Halm wachsen / vol vnd dicke. 23 Darnach giengen auff sieben dürre Ehern / dünne vnd versenget / 24 Vnd die sieben dünne Ehern verschlungen die sieben dicke Ehren / Vnd ich habs den Warsagern gesagt / Aber die könnens mir nicht deuten. 25 JOseph antwortet Pharao / Beide treume Pharao sind einerley / Denn Gott verkündiget Pharao / was er fur hat. 26 Die sieben schöne Küe / sind sieben jar / Vnd die sieben gute Ehern / sind auch die sieben jar / Es ist einerley Traum. 27 Die sieben magere vnd hesliche Küe / die nach jenen auffgestigen sind / das sind sieben jar / Vnd die sieben magere vnd versengete Ehren / sind sieben jar Thewre zeit. 28 Das ist nu / das ich gesagt habe zu Pharao / Das Gott Pharao zeiget / was er fur hat. 29 SJhe / sieben reiche jar werden komen in gantz Egyptenlande. 30 Vnd nach den selben werden sieben jar Thewrezeit komen / das man vergessen wird aller solcher fülle in Egyptenlande / Vnd die Thewrezeit wird das Land verzehren / 31 das man nichts wissen wird von der fülle im Lande / fur der Thewrenzeit / die her nach kompt / denn sie wird fast schweer sein. 32 Das aber dem Pharao zum andern mal getreumet hat / bedeut / Das solchs Gott gewislich vnd eilend thun wird. 33 NV sehe Pharao nach einem verstendigen vnd weisen Man / den er vber Egyptenland setze / 34 vnd schaffe / das er Amptleute verordne im Lande / vnd neme den Fünfften in Egyptenlande / in den sieben reichen jaren / 35 vnd samle alle Speise der guten Jare / die komen werden / Das sie Getreide auffschütten in Pharao kornheuser zum Vorrat in den Stedten / vnd verwarens / 36 Auff das man Speise verordnet finde dem Lande in den sieben thewren Jaren / die vber Egyptenland komen werden / das nicht das Land fur Hunger verderbe. 37 DJE rede gefiel pharao vnd allen seinen Knechten wol.

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38 Vnd Pharao sprach zu seinen knechten / Wie kündten wir einen solchen Man finden / in dem der geist Gottes sey? 39 Vnd sprach zu Joseph / Weil dir Gott solches alles hat kund gethan / ist keiner so verstendig vnd weise als du. 40 Du solt vber mein Haus sein / vnd deinem wort sol alle mein Volck gehorsam sein / Alleine des königlichen Stuels wil ich höher sein denn du. 41 VND weiter sprach Pharao zu Joseph / Sihe / Jch habe dich vber gantz Egyptenland gesetzt. 42 Vnd that seinen Ring von seiner Hand / vnd gab jn Joseph an seine Hand / vnd kleidet jn mit weisser Seiden / vnd hieng jm ein gülden Keten an seinen Hals. 43 Vnd lies jn auff seinem andern Wagen fahren / vnd lies vor jm her ausruffen / Der ist des Landesuater (2) . Vnd setzt jn vber gantz Egyptenland. 44 Vnd Pharao sprach zu Joseph / Jch bin Pharao / on dein willen sol niemand seine Hand oder seinen Fus regen in gantz Egyptenland. 45 Vnd nennet jn / den heimlichen Rat / Vnd gab jm ein weib Asnath die tochter Potiphera des Priesters zu On. Also zog Joseph aus / das land Egypten zu besehen / 46 Vnd er war dreissig jar alt / da er fur Pharao stund / dem könige in Egypten / Vnd fuhr aus von Pharao / vnd zoch durch gantz Egyptenland. 47 Vnd das Land thet also die sieben reichen Jar / 48 vnd samleten alle Speise der sieben jar / so im lande Egypten waren / vnd theten sie in die Stedte. Was fur Speise auff dem felde einer jglichen Stad vmbher wuchs / das theten sie hinein / 49 Also schüttet Joseph das Getreide auff / vber die mas viel / wie sand am meer / also / das er auffhöret zu zelen / denn man kunds nicht zelen. 50 VND Joseph wurden zween Söne geboren / ehe denn die Thewrezeit kam / welche gebar jm Asnath / Potiphera des Priesters zu On tochter. 51 Vnd hies den ersten Manasse (3) / Denn Gott (sprach er) hat mich lassen vergessen alles meines vnglücks / vnd alle meines Vaters hauses. 52 Den andern hies er / Ephraim (4) / Denn Gott (sprach er) hat mich lassen wachsen in dem lande meines elends. 53 DA nu die sieben reiche Jar vmb waren im lande Egypten / 54 Da fiengen an die sieben thewre Jar zu komen / da Joseph von gesagt hatte. Vnd es ward eine Thewrung in allen Landen / Aber in gantz Egyptenland war Brot. 55 Da nu das gantze Egyptenland auch hunger leid / schrey das volck zu Pharao vmb brot. Aber Pharao sprach zu allen Egyptern / Gehet hin zu Joseph / Was euch der saget / das thut. 56 Als nu im gantzen lande Thewrung war / thet Joseph allenthalben Kornheuser auff / vnd verkauffte den Egyptern / Denn die Thewrung ward je lenger je grösser im Lande.

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57 Vnd alle Land kamen in Egypten zu keuffen bey Joseph / Denn die Thewrung war gros in allen Landen.

(1) Wil sagen / Jch bins nicht / der die Treume gedeutet hat / oder könne / Gott ists / der es durch mich gethan hat / kan dirs auch thun. Dat gloriam Deo / nec tamen negat ministerium suum. (2) Was Abrech heisse / lassen wir die Zencker suchen bis an den Jüngstentage / wollens die weil verstehen / wie es gedeudscht ist. (3) Heisst vergessen. (4) Heisst gewachsen.

Capitel 42DA aber Jacob sahe / das Getreide in Egypten veil war / sprach er zu seinen Sönen / Was sehet jr euch lang vmb? 2 Sihe / Jch höre / es sey in Egypten getreide veil / Zihet hinab / vnd keufft vns getreid / das wir leben vnd nicht sterben. 3 Also zogen hinab zehen Brüder Joseph / das sie in Egypten getreide keufften. 4 Aber BenJamin Josephs bruder lies Jacob nicht mit seinen Brüdern ziehen / Denn er sprach / Es möchte jm ein vnfal begegnen. 5 Also kamen die kinder Jsrael getreide zu keuffen / sampt andern / die mit jnen zogen / Denn es war im lande Canaan auch thewr. 6 Aber joseph war der regent im lande / vnd verkeufft getreide allem Volck im Lande. Da nu seine Brüder zu jm kamen / fielen sie fur jm nider zur Erden auff jr andlitz. 7 Vnd er sahe sie an / vnd kandte sie / vnd stellet sich frembd gegen sie / vnd redet hart mit jnen / vnd sprach zu jnen / Woher kompt jr? Sie sprachen / Aus dem lande Canaan / speise zu keuffen. 8 Aber wiewol er sie kennet / kandten sie jn doch nicht. 9 VND Joseph gedacht an die Treume / die jm von jnen getreumet hatten / vnd sprach zu jnen / Jr seid Kundschaffer / vnd seid komen zu sehen / wo das Land offen ist. 10 Sie antworten jm / Nein / mein Herr / Deine knechte sind komen Speise zu keuffen. 11 Wir sind alle eins Mans söne / wir sind redlich / vnd deine knechte sind nie Kundschaffer gewesen.12 Er sprach zu jnen / Nein / Sondern jr seid komen zu besehen / wo das Land offen ist. 13 Sie antworten jm / Wir deine knechte sind zwelff Brüder eins mans Söne im lande Canaan / vnd der Jüngste ist noch bey vnserm Vater / Aber der eine ist nicht mehr furhanden. Gen. 37. 14 JOseph sprach zu jnen / Das ists / das ich euch gesagt habe / Kundschaffer seid jr.

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15 Daran wil ich euch prüfen / bey dem leben Pharaonis / Jr solt nicht von dannen komen / es kome denn her ewer jüngster Bruder. 16 Sendet einen vnter euch hin / der ewrn Bruder hole / Jr aber solt gefangen sein. Also wil ich prüfen ewer rede / ob jr mit warheit vmbgehet oder nicht / Denn wo nicht / so seid jr / bey dem leben Pharaonis / Kundschaffer. 17 Vnd lies sie bey samen verwaren drey tage lang. 18 AM dritten tage aber sprach er zu jnen / Wolt jr leben / so thut also / denn ich fürchte Gott. 19 Seid jr redlich / so lasst ewer Brüder einen gebunden liegen in ewrem Gefengnis / Jr aber ziehet hin / vnd bringet heim was jr gekaufft habt fur den Hunger / 20 Vnd bringet ewren jüngsten Bruder zu mir / So wil ich ewren worten gleuben / das jr nicht sterben müsset / Vnd sie theten also. 21 SJE aber sprachen vnternander / Das haben wir an vnserm Bruder verschuldet / das wir sahen die angst seiner Seelen / da er vns flehet / vnd wir wolten jn nicht erhören / Darumb kompt nu diese trübsal vber vns. 22 Ruben antwortet jnen / vnd sprach / Sagt ich euchs nicht / da ich sprach / Versündiget euch nicht an dem Knaben / vnd jr woltet nicht hören? Nu wird sein Blut gefoddert. 23 Sie wusten aber nicht das Joseph verstund / Denn er redet mit jnen durch einen Dolmetscher / 24 Vnd er wand sich von jnen / vnd weinet. Da er nu sich wider zu jnen wand / vnd mit jnen redet / Nam er aus jnen Simeon / vnd band jn fur jren augen. 25 VND Joseph thet befelh / das man jre Secke mit getreide füllet / vnd jr Geld widergebe / einem jglichen in seinen sack / Dazu auch Zerung auff den weg / Vnd man thet jnen also. 26 Vnd sie luden jre Wahr auff jre Esel / vnd zogen von dannen. 27 Da aber einer seinen Sack auffthet / das er seinem Esel futter gebe in der Herberge / ward er gewar seines Gelds / das oben im sack lag / 28 vnd sprach zu seinen Brüdern / Mein geld ist mir wider worden / sihe / in meinem sack ist es. Da entfiel jnen jr hertz / vnd erschrocken vnternander / vnd sprachen / Warumb hat vns Gott das gethan? Gen. 37. 29 DA sie nu heim kamen zu jrem vater jacob ins land Canaan / sagten sie jm alles / was jnen begegnet war / vnd sprachen / 30 Der Man / der im lande Herr ist / redet hart mit vns / vnd hielt vns fur Kundschaffer des Lands. 31 Vnd da wir jm antworten / Wir sind redlich / vnd nie Kundschaffer gewesen / 32 sondern zwelff Brüder vnsers Vaters söne / Einer ist nicht mehr fur handen / vnd der Jüngst ist noch bey vnserm Vater im lande Canaan /

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33 Sprach der Herr im Lande zu vns / Daran wil ich mercken ob jr redlich seid / Einen ewer Brüder lasset bey mir / vnd nemet die Notdurfft fur ewer Haus / vnd ziehet hin / 34 vnd bringet ewern jüngsten Bruder zu mir / So mercke ich / das jr nicht Kundschaffer / sondern redlich seid / So wil ich euch auch ewren Bruder geben / vnd mügt im Lande werben. 35 VND da sie die Secke ausschutten / fand ein jglicher sein Bündlin gelds in seinem sack. Vnd da sie sahen / das es Bündlin jres gelds waren / sampt jrem Vater erschracken sie. 36 DA sprach Jacob jr Vater zu jnen / Jr beraubt mich meiner Kinder. Joseph ist nicht mehr fur handen / Simeon ist nicht mehr fur handen / BenJamin wolt jr hin nemen / Es gehet alles vber mich. 37 Ruben antwortet seinem Vater / vnd sprach / Wenn ich dir jn nicht wider bringe / so erwürge meine zween Söne / Gib jn nur in meine Hand / ich wil jn dir wider bringen. Er sprach / 38 Mein Son sol nicht mit euch hinabziehen / denn sein Bruder ist tod / vnd er ist allein vberblieben / Wenn jm ein vnfal auff dem wege begegnete / da jr auff reiset / würdet jr meine grawe Har mit hertzeleide in die Gruben bringen.

Capitel 43DJE Thewrung aber drückte das Land. 2 Vnd da es verzeret war / was sie fur Getreide aus Egypten gebracht hatten / sprach jr Vater zu jnen / Ziehet wider hin / vnd keufft vns ein wenig speise. 3 Da antwortet jm Juda / vnd sprach / Der Man band vns das hart ein / vnd sprach / Jr solt mein angesicht nicht sehen / es sey denn ewr Bruder mit euch. 4 Jsts nu / das du vnsern Bruder mit vns sendest / So wöllen wir hinab ziehen / vnd dir zu essen keuffen. 5 Jsts aber / das du jn nicht sendest / So ziehen wir nicht hinab / Denn der Man hat gesagt zu vns / Jr solt mein angesicht nicht sehen / ewer Bruder sey denn mit euch. 6 JSrael sprach / Warumb habt jr so vbel an mir gethan / das jr dem Man ansaget / wie jr noch einen Bruder habt? 7 Sie antworten / Der Man forschet so genaw nach vns vnd vnser Freundschafft / vnd sprach / Lebt ewr Vater noch? Habt jr auch noch einen Bruder? Da sagten wir jm / wie er vns fraget. Wie kundten wir so eben wissen / das er sagen würde / Bringet ewren Bruder mit hernider? 8 DA sprach Juda zu Jsrael seinem Vater / Las den Knaben mit mir ziehen / das wir vns auffmachen vnd reisen / vnd leben / vnd nicht sterben / beide wir vnd du vnd vnser Kindlin /

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9 Jch wil Bürge für jn sein / von meinen henden soltu jn foddern. Wenn ich dir jn nicht wider bringe vnd fur deine augen stelle / So wil ich mein leben lang die schuld tragen / 10 Denn wo wir nicht hetten verzogen / weren wir schon wol zwey mal wider komen. 11 DA sprach Jsrael jr Vater zu jnen / Mus es denn ja also sein / so thuts. Vnd nemet von des Landes besten Früchten in ewer secke / vnd bringet dem Manne geschencke hinab / ein wenig Balsam / vnd Honig / vnd Würtz / vnd Myrrhen / vnd Datteln / vnd Mandeln (1) . 12 Nemet auch andere Geld mit euch / Vnd das geld / das euch oben in ewern secken wider worden ist / bringet auch wider mit euch / Vieleicht ist ein jrthum da geschehen. 13 Da zu nemet ewren Bruder / macht euch auff / vnd komet wider zu dem Manne. 14 Aber der allmechtige Gott / gebe euch barmhertzigkeit fur dem Manne / das er euch lasse ewern andern Bruder vnd BenJamin / Jch aber mus sein / wie einer / der seiner Kinder gar beraubt ist. 15 DA namen sie diese geschenke / vnd das geld zwifeltig mit sich / vnd BenJamin / machten sich auff / zogen in Egypten / vnd traten fur Joseph. 16 Da sahe sie Joseph mit BenJamin / vnd sprach zu seinem Haushalter / Füre diese Menner zu hause / vnd schlachte vnd richte zu / Denn sie sollen zu mittag mit mir essen. 17 Vnd der Man thet / wie jm Joseph gesaget hatte / Vnd füret die Menner in Josephs haus. 18 SJe furchten sich aber / das sie in Josephs haus gefurt wurden / vnd sprachen / Wir sind her ein gefurt vmb des Gelds willen / das wir in vnsern secken vor hin wider funden haben / das ers auff vns bringe / vnd felle ein Vrteil vber vns / da mit er vns neme zu eigen Knechten / sampt vnsern eseln. 19 Darumb tratten sie zu Josephs haushalter / vnd redten mit jm fur der Hausthür / 20 vnd sprachen / Mein Herr / Wir sind vorhin herab gezogen speise zukeuffen / 21 Vnd da wir in die Herberge kamen / vnd vnsere Secke aufftheten / sihe / da war eines jglichen Geld oben in seinem sack mit volligem gewicht / Darumb haben wirs wider mit vns bracht. 22 Haben auch ander Geld mir vns herab bracht / speise zu keuffen / Wir wissen aber nicht, wer vns vnser Geld in vnser secke gesteckt hat. Gen. 42. 23 ER aber sprach / Gehabt euch wol / fürcht euch nicht / ewer Gott vnd ewers vaters Gott hat euch einen Schatz gegeben in ewer secke / Ewer geld ist mir worden. Vnd er füret Simeon zu jnen heraus / 24 vnd füret sie in Josephs haus / gab jnen wasser / das sie jre Füsse wusschen / vnd gab jren eseln futter.

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25 Sie aber bereiten das Geschencke zu / bis das Joseph kam auff den mittag / Denn sie hatten gehöret / das sie daselbs das Brot essen solten. 26 DA nu Joseph zum Hause eingieng / brachten sie jm zu hause das Geschencke in jren henden / vnd fielen fur jm nider zur Erden. 27 Er aber grüsset sie freundlich / vnd sprach / Gehet es ewrem Vater dem alten wol / von dem jr mir sagetet? Lebet er noch? 28 Sie antworten / Es gehet deinem Knechte vnserm Vater wol / vnd lebet noch / vnd neigeten sich / vnd fielen fur jm nider. 29 VND er hub seine augen auff / vnd sahe seinen bruder BenJamin seiner mutter Son / vnd sprach / Jst das ewer jüngster Bruder / da jr mir von sagetet? Vnd sprach weiter / Gott sey dir gnedig mein Son. 30 Vnd Joseph eilete / denn sein hertz entbrand jm gegen seinem Bruder / vnd sucht / wo er weinete / vnd gieng in seine Kammer / vnd weinete daselbs. 31 Vnd da er sein angesicht gewasschen hatte / gieng er heraus / vnd hielt sich fest / vnd sprach / Legt brot auff. 32 VND man trug jm besonders auff / vnd jenen auch besonders / vnd den Egyptern die mit jm assen / auch besonders / Denn die Egypter thüren nicht brot essen mit den Ebreern / Denn es ist ein grewel fur jnen. 33 Vnd man satzt sie gegen jm / den Erstgebornen nach seiner Erstengeburt / vnd den Jüngsten nach seiner jugent / Des verwunderten sie sich vnternander. 34 Vnd man trug jnen essen fur / von seinem tisch / Aber dem BenJamin ward fünff mal mehr denn den andern / Vnd sie truncken / vnd wurden truncken mit jm.

(1) Diese namen der Früchte sind noch bis her vngewis / auch bey den Jüden selbs.

Capitel 44VND Joseph befalh seinem Haushalter / vnd sprach / Fülle den Mennern jre secke mit speise / so viel sie füren mügen / vnd lege jglichem sein Geld oben in seinen sack. 2 Vnd meinen silbern Becher lege oben in des Jüngsten sack / mit dem gelde fur das getreide / Der thet / wie jm Joseph hatte gesagt. 3 DES morgens / da es liecht ward / liessen sie die Menner ziehen mit jren eseln. 4 Da sie aber zur Stad hin aus waren / vnd nicht ferne komen / sprach Joseph zu seinem Haushalter / Auff / vnd jage den Mennern nach / Vnd wenn du sie ergreiffest / so sprich zu jnen / Warumb habt jr gutes mit bösem vergolten? 5 Jsts nicht das / da mein Herr aus trincket / vnd da mit er weissaget? Jr habt vbel gethan.

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6 Vnd als er sie ergreiff / redet er mit jnen solche wort. 7 SJE antworten jm / Warumb redet mein Herr solche wort? Es sey ferne von deinen Knechten ein solchs zu thun. 8 Sihe / Das geld / das wir funden oben in vnsern secken / haben wir widerbracht zu dir aus dem lande Canaan / Vnd wie solten wir denn aus deines Herrn hause gestolen haben silber oder gold? 9 Bey welchem er funden wird vnter deinen Knechten / der sey des tods / Dazu wöllen auch wir meines Herrn Knechte sein. 10 Er sprach / Ja / es sey / wie jr geredt habt / Bey welchem er funden wird / der sey mein Knecht / Jr aber solt ledig sein. 11 VND sie eileten / vnd legt ein jglicher seinen Sack abe / auff die erden / vnd ein jglicher thet seinen sack auff. 12 Vnd er suchte / vnd hub am Grössesten an bis auff den Jüngsten / da fand sich der Becher in BenJamins sack. 13 Da zu rissen sie jre Kleider / vnd lud ein jglicher auff seinen Esel / vnd zogen wider in die Stad. 14 VND Juda gieng mit seinen Brüdern in Josephs haus / denn er war noch daselbs / Vnd sie fielen fur jm nider auff die erden. 15 Joseph aber sprach zu jnen / Wie habt jr das thun dürffen? Wisset jr nicht das ein solcher Man / wie ich bin / erraten künde? 16 Juda sprach / Was sollen wir sagen meinem Herrn / oder wie sollen wir reden? Vnd was können wir vns rechtfertigen? Gott hat die missethat deiner Knechte funden. Sihe da / Wir vnd der / bey dem der Becher funden ist / sind meines Herrn knechte. 17 Er aber sprach / Das sey ferne von mir solchs zu thun / Der Man bey dem der Becher funden ist / sol mein Knecht sein / Jr aber ziehet hinauff mit frieden zu ewrem Vater. 18 DA trat Juda zu jm / vnd sprach / Mein Herr / las deinen Knecht ein wort reden fur deinen ohren / mein Herr / vnd dein zorn ergrimme nicht vber deinen knecht / denn du bist wie Pharao. 19 Mein Herr fraget seine Knechte / vnd sprach / Habt jr auch einen Vater oder Bruder? 20 Da antworten wir / Wir haben einen Vater der ist alt / vnd einen jungen Knaben in seinem alter geborn / vnd sein Bruder ist tod / vnd er ist allein vberblieben von seiner Mutter / vnd sein Vater hat jn lieb. 21 Da sprachstu zu deinen Knechten / Bringet jn herab zu mir / ich wil jm gnade erzeigen. 22 Wir aber antworten meinem Herrn / Der Knab kan nicht von seinem Vater komen / Wo er von jm keme / würde er sterben. 23 Da sprachstu zu deinen Knechten / Wo ewr jüngster Bruder nicht mit euchher kompt / solt jr mein angesicht nicht mehr sehen. 24 Da zogen wir hinauff zu deinem Knecht / meinem Vater / vnd sagten jm an meins Herrn rede.

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25 Da sprach vnser Vater / Ziehet wider hin / vnd keufft vns ein wenig speise. 26 Wir aber sprachen / Wir können nicht hinab ziehen / Es sey denn vnser jüngster Bruder mit vns / so wöllen wir hinab ziehen / Denn wir können des Mans angesicht nicht sehen / wo vnser jüngster Bruder nicht mit vns ist. 27 Da sprach dein Knecht / mein Vater / zu vns / Jr wisset / das mir mein Weib zween geboren hat / 28 Einer gieng hin aus von mir / vnd man saget / Er ist zurissen / vnd hab jn nicht gesehen bis her. 29 Werdet jr diesen auch von mir nemen / vnd jm ein Vnfal widerferet / So werdet jr meine grawe Har / mit jamer hinunter in die Gruben bringen. Gen. 37. 30 NV so ich heim keme zu deinem Knecht / meinem Vater / vnd der Knabe were nicht mit vns / weil seine Seele an dieses seele hanget / 31 So wirds geschehen / wenn er sihet / das er Knabe nicht da ist / das er stirbt / So würden wir deine Knechte / die grawen har deines Knechts / vnsers Vaters / mit hertzenleide in die Gruben bringen. 32 Denn ich / dein Knecht / bin Bürge worden fur den Knaben gegen meinem Vater / vnd sprach / Bringe ich jn dir nicht wider / So wil ich mein lebenlang die schuld tragen. 33 Darumb las deinen Knecht hie bleiben / an des Knaben stat / zum Knecht meines Herrn / vnd den Knaben mit seinen Brüdern hin auff ziehen. 34 Denn wie sol ich hin auff ziehen zu meinem Vater / wenn der Knabe nicht mit mir ist? Jch würde den jamer sehen müssen / der meinem Vater begegnen würde. Gene. 43.

Capitel 45DA kund sich Joseph nicht lenger enthalten / fur allen die vmb jn her stunden / vnd er rieff / Lasst jederman von mir hin aus gehen / Vnd stund kein Mensch bey jm / da sich Joseph mit seinen Brüdern bekennete. 2 Vnd er weinet laut / das es die Egypter vnd das gesinde Pharao höreten / 3 Vnd sprach zu seinen Brüdern / Jch bin Joseph / Lebet mein Vater noch? Vnd seine Brüder kundten jm nicht antworten / so erschracken sie fur seinem angesicht. Act. 7. 4 ER sprach aber zu seinen Brüdern / Trett doch her zu mir / Vnd sie traten erzu / vnd er sprach / Jch bin Joseph ewr Bruder / den jr in Egypten verkaufft habt. 5 Vnd nu bekümmert euch nicht / vnd denckt nicht / das ich darümb zürne / das jr mich hie her verkaufft habt / Denn vmb ewrs Lebens willen / hat mich Gott für euch her gesand.

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6 Denn dis sind zwey jar / das thewr im Lande ist / vnd sind noch fünff jar / das kein pflügen noch kein Erndten sein wird. 7 Aber Gott hat mich fur euch her gesand / das er euch vberig behalte auff Erden / vnd ewr Leben errette durch eine grosse Errettunge. 8 Vnd nu / jr habt mich nicht her gesand / sondern Gott / der hat mich Pharao zum Vater gesetzt / vnd zum Herrn vber alle sein Haus / vnd einen Fürsten in gantz Egyptenland. 9 EJlet nu vnd ziehet hinauff zu meinem Vater / vnd sagt jm / Das lesst dir Joseph dein Son sagen / Gott hat mich zum Herrn in gantz Egypten gesetzt / Kom herab zu mir / seume dich nicht / 10 Du solt im lande Gosen wonen / vnd nahe bey mir sein / du vnd deine Kinder / vnd deine Kindskinder / dein klein vnd gros Vieh / vnd alles was du hast / 11 Jch wil dich daselbs versorgen. Denn es sind noch fünff jar der Thewrung / Auff das du nicht verderbest mit deinem Hause / vnd allem das du hast. 12 Sihe / Ewer augen sehen / vnd die augen meines Bruders BenJamin / das ich mündlich mit euch rede. 13 Verkündiget meinem Vater alle meine herrligkeit in Egypten / vnd alles was jr gesehen habt / Eilet vnd kompt hernider mit meinem Vater hie her. 14 VND er fiel seinem bruder BenJamin vmb den Hals / vnd weinet / Vnd BenJamin weinet auch an seinem halse. 15 Vnd küsset alle seine Brüder / vnd weinet vber sie. Darnach redten seine Brüder mit jm. 16 VND da das geschrey kam in Pharao haus / das Josephs brüder komen weren / gefiel es Pharao wol / vnd allen seinen Knechten. 17 Vnd Pharao sprach zu Joseph / Sage deinen brüdern / Thut jm also / beladet ewr thiere / ziehet hin (1) / 18 Vnd wenn jr komet ins land Canaan / so nemet ewrn Vater / vnd ewr Gesinde / vnd kompt zu mir / Jch wil euch Güter geben in Egyptenland / das jr essen solt das marck im Lande. 19 Vndgebeut jnen / Thut jm also / Nemet zu euch aus Egyptenland / wagen zu ewrn Kindern vnd Weibern / vnd füret ewrn Vater / vnd kompt. 20 Vnd sehet ewrn Hausrat nicht an / Denn die güter des gantzen landes Egypten sollen ewr sein. 21 DJE kinder Jsrael theten also. Vnd Joseph gab jnen Wagen / nach dem befelh Pharao / vnd Zerung auff den weg / 22 Vnd gab jnen allen / einem jglichen ein Feierkleid / Aber BenJamin gab er drey hundert Silberling vnd fünff Feierkleider. 23 Vnd seinem Vater sandte er da bey zehen Esel mit Gut aus Egypten beladen / vnd zehen Eselin mit Getreide / vnd brot vnd speise seinem Vater auff den weg.

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24 Also lies er seine Brüder / vnd sie zogen hin / Vnd sprach zu jnen / Zancket nicht auff dem wege. 25 Also zogen sie hin auff von egypten / vnd kamen ins Land Canaan zu jrem vater Jacob / 26 vnd verkündigeten jm / vnd sprachen / Joseph lebet noch / vnd ist ein Herr im gantzen Egyptenlande. Aber sein hertz (2) dacht gar viel anders / denn er gleubet jnen nicht. 27 Da sagten sie jm alle wort Joseph / die er zu jnen gesagt hatte. Vnd da er sahe die Wagen / die jm Joseph gesand hatte jn zu füren / ward der geist Jacob jres Vaters lebendig. 28 Vnd Jsrael sprach / Jch hab gnug das mein son Joseph noch lebet / Jch wil hin vnd jn sehen / ehe ich sterbe.

(1) Lasst euch ewren Hausrat nicht hindern / Was jr nicht verkeuffen künd / in solcher thewerzeit / das lasst hinder euch. (2) Heisst eigentlich / anders thun / anders werden / Threno. 2. vnd 3. Jch kan nicht anders / Fleio et non despugath tibi / neque quiescat pupilla oculi tui. Weine vnd las deine augen nichts anders thun. Lex Tapug / Haba. 1. Es gehet anders denn recht / Recht gehet anders / gilt nichts. Sic Jacob longe aliud sentit / quam illi narrant.

Capitel 46JSrael zoch hin mit allem das er hatte. Vnd da er gen BerSeba kam / opfferte er Opffer dem Gott seines vaters Jsaac. 2 Vnd Gott sprach zu jm des nachts im gesicht / Jacob / Jacob. Er sprach / Hie bin ich. 3 Vnd er sprach / Jch bin Gott / der Gott deines vaters / Fürcht dich nicht in Egypten hinab zu ziehen / Denn daselbs wil ich dich zum grossen Volck machen. 4 Jch wil mit dir hinab in Egypten ziehen / vnd wil auch dich erauff füren / Vnd Joseph sol seine hende auff deine augen legen. 5 DA macht sich Jacob auff von BerSaba / vnd die kinder Jsrael füreten Jacob jren Vater mit jren Kindlin vnd Weibern auff den wagen die Pharao gesand hatte jn zufüren. 6 Vnd namen jr Vieh vnd habe / die sie im lande Canaan erworben hatten / vnd kamen also in Egypten / Jacob vnd alle sein Same mit jm / 7 seine Kinder vnd seine Kindskinder mit jm / seine Töchter vnd seiner Kinds töchter / vnd alle sein Same / die bracht er mit sich in Egypten. 8 Djs sind die namen der kinder jsrael die in Egypten kamen. Jacob vnd seine Söne. Der erstgeborne Jacobs son / Ruben. 9 Die kinder Ruben / Hanoch / Pallu / Hezron vnd Charmi. 10 Die kinder Simeon / Jemuel / Jamin / Ohad / Jachin / Zohar / vnd Saul der son von dem Cananischen weibe.

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11 Die kinder Leui / Gerson / Cahath vnd Merari. 12 Die kinder Juda / Ger / Onan / Sela / Perez vnd Serah. Aber Ger vnd Onan waren gestorben im lande Canaan. Die kinder aber Perez / Hezron vnd Hamul. 13 Die kinder Jsaschar / Thola / Phua / Job vnd Semrom. 14 Die kinder Sebulon / Sered / Elon vnd Jahleel. 15 Das sind die kinder von Lea / die sie Jacob gebar in Mesopotamia / mit seiner tochter Dina / die machen allesampt mit Sönen vnd Töchtern / drey vnd dreissig Seelen. Gen. 38. 16 DJE kinder Gad / Ziphion / Haggi / Suni / Ezbon / Eri / Arodi vnd Areli. 17 Die kinder Asser / Jemna / Jesua / Jesui / Bria / vnd Serah jre Schwester. Aber die kinder Bria / Heber vnd Malchiel. 18 Das sind die kinder von Silpa / die Laban gab Lea seiner Tochter / vnd gebar Jacob diese sechzehen Seelen. 19 DJe kinder Rahel Jacobs weib / Joseph vnd BenJamin. 20 Vnd Joseph wurden geboren in Egyptenland / Manasse vnd Ephraim / die jm gebar Asnath die tochter Potiphera / des Priesters zu On. 21 Die kinder BenJamin / Bela / Becher / Asbel / Gera / Naaman / Ehi / Ros / Mupim / Hupim vnd Ard. 22 Das sind kinder von Rahel / die Jacob geboren sind / allesampt vierzehen Seelen. 23 DJe kinder Dan / Husim. 24 Die kinder Naphthali / Jahzeel / Guni / Jezer vnd Sillem. 25 Das sind die kinder Bilha die Laban seiner tochter Rahel gab / vnd gebar Jacob die sieben seelen. 26 Alle seelen die mit Jacob in Egypten kamen / die aus seinen Lenden komen waren (ausgenomen die weiber seiner Kinder) sind alle zusamen sechs vnd sechzig seelen. 27 Vnd die kinder Joseph die in Egypten geboren sind / waren zwo Seelen / Also das alle seelen des hauses Jacob / die in Egypten kamen / waren siebenzig. 28 Vnd er sandte juda fur jm hin zu joseph / das er jn anweiset zu Gosen / vnd kamen in das land Gosen. 29 Da spannet Joseph seinen Wagen an / vnd zoch hin auff seinem vater Jsrael entgegen gen Gosen / Vnd da er jn sahe / fiel er vmb seinen Hals / vnd weinet lange an seinem halse. 30 Da sprach Jsrael zu Joseph / Jch wil nu gerne sterben / nach dem ich dein angesicht gesehen habe / das du noch lebest. 31 JOseph sprach zu seinen Brüdern vnd seines Vaters hause / Jch wil hin auff ziehen / vnd Pharao ansagen vnd zu jm sprechen / Meine brüder vnd meines Vaters haus ist zu mir komen aus dem lande Canaan / 32 vnd sind Viehhirten / Denn es sind Leute die mit vieh vmbgehen / Jre klein vnd gros Vieh / vnd alles was sie haben / haben sie mit bracht.

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33 Wenn euch nu Pharao wird ruffen / vnd sagen / Was ist ewr narung? 34 So solt jr sagen / Deine knechte sind Leute die mit Vieh vmbgehen / von vnser Jugent auff bisher / beide wir vnd vnsere Veter / Auff das jr wonen mügt im lande Gosen / Denn was Viehhirten sind / das ist den Egyptern ein grewel.

Capitel 47DA kam Joseph vnd sagets Pharao an / vnd sprach / Mein Vater / vnd meine Brüder / jr klein vnd gros Vieh / vnd alles was sie haben / sind komen aus dem lande Canaan / Vnd sihe / sie sind im lande Gosen. 2 Vnd er nam seiner jüngsten Brüder fünff / vnd stellet sie fur Pharao. 3 Da sprach Pharao zu seinen Brüdern / Was ist ewr narung? Sie antworten / Deine knechte sind Viehhirten / wir vnd vnsere Veter. Act. 7. 4 VND sagten weiter zu Pharao / Wir sind komen bey euch zu wonen (1) im Lande / Denn deine Knechte haben nicht weide fur jr Vieh / so hart drückt die Thewrung das land Canaan / So las doch nu deine knechte im land Gosen wonen. 5 Pharao sprach zu Joseph / 6 Es ist dein Vater / vnd sind deine Brüder / die sind zu dir komen / Das land Egypten stehet dir offen / Las sie am besten ort des Lands wonen / las sie im lande Gosen wonen. Vnd so du weissest / das Leute vnter jnen sind / die tüchtig sind / So setze sie vber mein Vieh. 7 Joseph bracht auch seinen vater jacob hin ein / vnd stellet jn fur Pharao. Vnd Jacob segenet den Pharao. 8 Pharao aber fraget Jacob / Wie alt bistu? 9 Jacob sprach zu Pharao / Die zeit meiner Walfart ist hundert vnd dreissig jar / wenig vnd böse ist die zeit meines Lebens / vnd langet nicht an die zeit meiner Veter in jrer walfart / 10 Vnd Jacob segenet den Pharao / vnd gieng eraus von jm. 11 ABer Joseph schafft seinem Vater vnd seinen Brüdern wonung / vnd gab jnen ein Gut in Egyptenlande / am besten ort des Lands / nemlich / im lande Raemses / wie Pharao geboten hatte. 12 Vnd er versorget seinen Vater vnd seine Brüder / vnd das gantze haus seines Vaters / einem jglichen nach dem er Kinder (2) hatte. 13 Es war aber kein brot in allen landen / denn die Thewrung war fast schweer / das das land Egypten vnd Canaan verschmachten fur der Thewrung. 14 Vnd Joseph bracht alles Geld zusamen / das in Egypten vnd Canaan funden ward / vmb das Getreide das sie kaufften / Vnd er thet alles geld in das haus Pharao. 15 DA nu geld gebrach im lande Egypten vnd Canaan / kamen alle Egypter zu Joseph / vnd sprachen / Schaff vns brot / Warumb lessestu vns fur dir sterben / darumb / das wir on geld sind?

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16 Joseph sprach / Schafft ewr Vieh her so wil ich euch vmb das vieh geben / weil jr on geld seid. 17 Da brachten sie Joseph jr vieh / Vnd er gab jnen brot vmb jre pferd / schafe / rinder vnd esel. Also erneeret er sie mit Brot das jar vmb alle jre Vieh. 18 DA das jar vmb war / kamen sie zu jm andern jar / vnd sprachen zu jm / Wir wöllen vnserm Herrn nicht verbergen / das nicht allein das Geld / sondern auch alles Vieh dahin ist / zu vnserm Herrn / vnd ist nichts mehr vberigs fur vnserm Herrn / denn nur vnser Leibe / vnd vnser Feld. 19 Warumb lessestu vns fur dir sterben vnd vnser Feld? Keuffe vns vnd vnser Land vmbs Brot / das wir vnd vnser land Leibeigen seien dem Pharao / Gib vns Samen das wir leben vnd nicht sterben / vnd das Feld nicht verwüste. 20 ALso kaufft Joseph dem Pharao das gantz Egypten / Denn die Egypter verkaufften / ein jglicher seinen Acker / Denn die Thewrung war zu starck vber sie / Vnd ward also das land Pharao eigen. 21 Vnd er teilet das Volck aus in die Stedte / von einem ort Egypten bis ans ander. 22 Ausgenomen der Priester feld / das kaufft er nicht / Denn es war von Pharao fur die Priester verordnet / das sie sich neeren solten / von dem benanten / das er jnen gegeben hatte / darumb durfften sie jr Feld nicht verkeuffen. 23 DA sprach Joseph zu dem volck / Sihe / ich hab heut gekaufft / euch vnd ewr feld dem Pharao / Sihe / da habt jr samen vnd beseet das feld / 24 Vnd von dem getreide solt jr den Fünfften Pharao geben / Vier teil sollen ewr sein / zu beseen das Feld / zu ewr speise / vnd fur ewr haus vnd Kinder. 25 Sie sprachen / Las vns nur leben vnd gnade fur dir vnserm Herrn finden / wir wöllen gerne Pharao Leibeigen sein. 26 Also macht Joseph jnen ein Gesetz bis auff disen tag / vber der Egypter feld / den Fünfften Pharao zu geben / Ausgenomen der Priester feld / das ward nicht eigen Pharao. 27 Also wonete jsrael in egypten / im lande Gosen / vnd hattens innen / vnd wuchsen vnd mehreten sich seer. 28 Vnd Jacob lebet siebenzehen jar in Egyptenland / Das sein gantz alter ward hundert vnd sieben vnd vierzig jar. 29 DA nu die zeit erbey kam / das Jsrael sterben solt / rieff er seinem son Joseph / vnd sprach zu jm / Hab ich gnade fur dir funden / So lege deine Hand vnter meine Hüfften / das du die liebe vnd trew an mir thust / vnd begrabest mich nicht in Egypten / 30 Sondern ich wil ligen bey meinen Vetern / Vnd du solt mich aus Egypten füren / vnd in jrem Begrebnis begraben.

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31 Er sprach / Jch wil thun / wie du gesagt hast. Er aber sprach / So schwere mir / Vnd er schwur jm / Da neiget (3) sich Jsrael auff dem bette zun Heubten. Gene. 24.; Ebre. 11.

(1) Zur herberge / Gast sein / frembdling sein / Non ciues aut domestici huius mundi. (2) Quia nos senes mali propter pueros omnibus bonis fruimur. Wir alten Narren essen mit den Kindern / nicht sie mit vns. Jpsi Domini / nos procuratores. (3) Er lag im bette kranck / richtet sich doch auff / neiget sich zun heubten / betet vnd dancket Gott / dieweil thet Joseph den Eid.

Capitel 48DARnach ward Joseph gesagt / Sihe / dein Vater ist kranck / Vnd er nam mit sich seine beide Söne / Manasse vnd Ephraim. 2 Da wards Jacob angesagt / Sihe / dein son Joseph kompt zu dir / Vnd Jsrael macht sich starck / vnd satzte sich im Bette / 3 vnd sprach zu Joseph: DER allmechtige Gott erschein mir zu Lus im lande Canaan / vnd segenet mich / 4 vnd sprach zu mir / Sihe / Jch wil dich wachsen lassen vnd mehren / vnd wil dich zum hauffen Volcks machen / vnd wil dis Land zu eigen geben / deinem Samen nach dir ewiglich. 5 So sollen nu deine zween Söne Ephraim vnd Manasse / die dir geborn sind in Egyptenland / ehe ich her ein komen bin zu dir / mein sein / gleich wie Ruben vnd Simeon. 6 Welche du aber nach jnen zeugest / sollen dein sein vnd genent werden / wie jre Brüder in jrem Erbteil. Gene. 35. 7 VND da ich aus Mesopotamia kam / starb mir Rahel im land Canaan / auff dem weg / da noch ein Feldwegs war gen Ephrath / Vnd ich begrub sie daselbs an dem wege Ephrath / die nu Bethlehem heisst. Gene. 35. 8 VND Jsrael sahe die söne Joseph / vnd sprach / Wer sind die? 9 Joseph antwort seinem Vater / Es sind meine Söne / die mir Gott hie gegeben hat. Er sprach / Bringe sie her zu mir / das ich sie segene / 10 Denn die augen Jsrael waren tunckel worden fur alter / vnd kund nicht wol sehen / Vnd er bracht sie zu jm. Er aber küsset sie vnd hertzet sie / 11 vnd sprach zu Joseph / Sihe / Jch hab dein Angesicht gesehen / des ich nicht gedacht hette / vnd sihe / Gott hat mich auch deinen Samen sehen lassen. 12 Vnd Joseph nam sie von seinem schos / vnd neiget sich zur erden / gegen sein angesicht. 13 Da nam sie Joseph beide / Ephraim in seine rechte hand / gegen Jsraels lincke hand / vnd Manasse in seine lincke hand / gegen Jsraels rechte hand / vnd bracht sie zu jm.

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14 Aber Jsrael streckt seine rechte hand aus / vnd legte sie auff Ephraims des Jüngsten heubt / vnd seine lincke auff Manasses heubt / vnd thet wissend also mit seinen henden / denn Manasse war der Erstgeborne. 15 Vnd er segenet Joseph / vnd sprach / Gott / fur dem meine veter Abraham vnd Jsaac / gewandelt haben / Gott / der mich mein lebenlang erneeret hat / bis auff disen tag / 16 Der Engel der mich erlöset hat von allem vbel / Der segene die Knaben / das sie nach meinem / vnd nach meiner veter / Abraham vnd Jsaac / namen genennet werden / das sie wachsen / vnd viel werden auff Erden (1) . 17 DA aber Joseph sahe / das sein Vater die rechte hand auff Ephraim heubt legt / gefiel es jm vbel / vnd fasset seines Vaters hand / das er sie von Ephraims heubt auff Manasses heubt wendet. 18 Vnd sprach zu jm / Nicht so / mein Vater / Dieser ist der Erstgeborner / Lege deine rechte hand auff sein heubt. 19 Aber sein Vater wegert sich / vnd sprach / Jch weis wol / mein Son / ich weis wol. Dieser sol auch ein Volck werden / vnd wird gros sein / Aber sein jüngster Bruder wird grösser denn er werden / vnd sein Same wird ein gros Volck werden. 20 Also segenet er sie des tages / vnd sprach / Wer in Jsrael wil jemand segenen / der sage / Gott setze dich wie Ephraim vnd Manasse / Vnd setze also Ephraim Manasse vor. 21 VND Jsrael sprach zu Joseph / Sihe / Jch sterbe / vnd Gott wird mit euch sein / vnd wird euch wider bringen in das Land ewr Veter. 22 Jch habe dir ein stück (2) Landes gegeben ausser deinen Brüdern / das ich mit meinem Schwert vnd Bogen aus der hand der Amoriter genomen habe. Johan. 4.; Gene. 34.

(1) Christus mittendus Deus esse / hic significatur. (2) Heisst im Ebreischen / Sichem / Vnd die selbe Stad meinet er hie.

Capitel 49VND Jacob berieff seine Söne / vnd sprach / Versamlet euch das ich euch verkündige / was euch begegnen wird in künfftigen zeiten. 2 Kompt zu hauff / vnd höret zu jr Kinder Jacob / vnd höret ewren Vater Jsrael. Gene. 29. 3 RVben (1) mein erster Son / Du bist meine krafft / vnd meine erste macht / der öberst im Opffer / vnd der öberst im Reich. 4 Er fuhr leichtfertig da hin / wie wasser / Du solt nicht der Oberst sein / Denn du bist auff deines Vaters lager gestiegen / daselbs hastu mein Bette besudelt mit dem auffsteigen. Gene. 35. 5 DJe brüder Simeon vnd Leui / Jre Schwerter sind mordische woffen.

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6 Meine Seele kome nicht in jren Rat / vnd meine Ehre sey nicht in jrer Kirchen / Denn in jrem zorn haben sie den Man erwürget / vnd in jrem mutwillen / haben sie den Ochsen verderbet. 7 Verflucht sey jr zorn / das er so hefftig ist / vnd jr grim das er so störrig ist / Jch wil sie zurteilen in Jacob / vnd zerstrewen in Jsrael. Gene. 34. 8 JVda / Du bists / Dich werden deine Brüder loben / Deine hand wird deinen Feinden auff dem halse sein / Fur dir werden deines Vaterskinder sich neigen. 9 Juda ist ein junger Lewe / Du bist hoch komen / mein Son / durch grosse Sieg / Er hat nider gekniet / vnd sich gelagert wie ein Lewe / vnd wie ein Lewin / Wer wil sich wider jn auff lehnen? 10 ES wird das Scepter von Juda (2) nicht entwendet werden / noch ein Meister von seinen füssen / Bis das der Helt kome / Vnd dem selben werden die Völcker anhangen. 11 Er wird sein Füllen an den Weinstock binden / vnd seiner Eselin son an den edlen Reben / Er wird sein Kleid im Wein wasschen / Vnd seinen Mantel in weinbeer blut. 12 Seine Augen sind rötlicher denn Wein / vnd seine Zeene weisser denn Milch. 13 SEbulon wird am anfurt des Meers wonen / vnd am anfurt der Schiffe / vnd reichen an Sidon. 14 JSaschar wird ein beinern Esel sein / vnd sich lagern zwischen die Grentzen. 15 Vnd er sahe die ruge / das sie gut ist / vnd das Land / das es lüstig ist / Er hat aber seine Schuldern geneigt zu tragen / vnd ist ein zinsbar Knecht worden. 16 DAN (3) wird Richter sein in seinem Volck / wie ein ander Geschlecht in Jsrael. 17 Dan wird eine Schlange werden auff dem wege / vnd ein Otter auff dem steige / vnd das Pferd in die ferssen beissen / das sein Reuter zu rücke falle. 18 HERR ich warte auff dein Heil. 19 GAD (4) / Gerüst / wird das Heer füren / vnd wider herumb füren. 20 VON Asser (5) kompt sein fett Brot / Vnd er wird den Königen zugefallen thun. 21 NAphthali (6) ist ein schneller Hirs / Vnd gibt schöne rede. 22 JOseph (7) wird wachsen / Er wird wachsen / wie an einer quelle / Die Töchter tretten ein her im Regiment. 23 Vnd wiewol jn die schützen erzürnen / vnd wider jn kriegen / vnd verfolgen / 24 so bleibt doch sein Boge fest / vnd die Arm seiner hende starck / durch die hende des mechtigen in Jacob / Aus jnen sind komen Hirten / vnd Steine in Jsrael.

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25 Von deines vaters Gott / ist dir geholffen / vnd von dem Allmechtigen bistu gesegnet / mit segen oben von Himel erab / mit segen von der tieffe die unden ligt / mit segen an brüsten vnd beuchen. 26 Die Segen deines Vaters gehen stercker denn die segen meiner Voreltern (nach wundsch der Hohen in der welt) vnd sollen kommen auff das heubt Joseph / vnd auff die scheitel des Nasir vnter seinen Brüdern. 27 BEnJamin (8) / ist ein reissender Wolff / Des morgens wird er Raub fressen / Aber des abends wird er den Raub austeilen. 28 Das sind die zwelff stemme jsrael alle / vnd das ists das jr Vater mit jnen geredt hat / da er sie segenet / einen jglichen mit einem sondern Segen. 29 VND er gebot jnen / vnd sprach zu jnen / Jch werde versamlet zu meinem volck / Begrabt mich bey meine Veter / in der Höle auff dem acker Ephron des Hethiters / 30 in der zwifachen höle die gegen Mamre ligt / im lande Canaan / die Abraham kauffte sampt dem acker / von Ephron dem Hethiter zum Erbbegrebnis. 31 Daselbs haben sie Abraham begraben / vnd Sara sein Weib. Daselbs haben sie auch Jsaac begraben / vnd Rebeca sein Weib. Daselbs hab ich auch Lea begraben / 32 in dem Acker vnd der Höle / die von den kindern Heth gekaufft ist. Gen. 23. 33 VND da Jacob volendet hatte die gebot an seine Kinder / thet er seine Füsse zu samen auffs bette / vnd verschied / vnd ward versamlet zu seinem Volck.

(1) Solt der Erste geburt wirde haben nemlich das Priesterthum vnd Königreich. Nu aber wird beides von jm genomen / vnd Leui das Priesterthum / vnd Juda das Königreich geben. Hie ist bedeut die Synagoga / die das Bette Jacob / das ist / die Schrifft besudelt mit falscher lere / darüber sie verloren hat Priesterthum vnd Königreich. (2) Hie fehet an der Segen von Christo / der von Juda geborn solt werden. Vnd heisst jn Silo / das ist / der Glückselig sein / vnd frisch durchdringen solt / mit geist vnd glauben das zuuor durch werck saur vnd vnselig ding war. Darumb nennen wir Silo / ein Helt. Denn das vorige teil dis Segens / betrifft den König Dauid / Vnd ist sonst in allen segen nichts mehr von Christo / Sondern alles ander ist von zeitlichem heil / das den kindern Jsrael gegeben ist. Als das Sebulon solt am meer wonen bis gen Sidon. Vnd Jsaschar mitten im Land vom meer wonen / vnd doch zinsbar gewesen ist / den Königen von Assyrien. (3) Den Segen Dan hat Simson erfüllet / Jud. 12. (4) Gad hat seinen Segen ausgericht da sie fur Jsrael her zogen / Josu. 1. (5) hat gut getreide Land innen gehabt. (6) Segen ist erfüllet durch Debora vnd Barac / Jud. 5.

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(7) Der segen Joesph gehet auff das Königreich Jsrael / vnd ist gantz von leiblichem Regiment gesagt / Das die Töchter (das ist / die Stedte im Lande) wol regieret worden zeitlich vnd viel Propheten vnd grosse Leute zu Ecksteinen hatten. Vnd wiewol sie offt angefochten worden / gewonnen sie doch. Vnd dis Königreich war im geschlecht Ephraim. Also bleibt der geistlich Segen vnd Reich auff Juda / vnd das leibliche Reich auff Ephraim. (8) segen hat erfüllet / der könig Saul vnd die bürger zu Gaba / Jud. 20.

Capitel 50Da fiel Joseph auff seines Vaters angesicht / vnd weinet vber jm / vnd küsset jn. 2 VND Joseph befalh seinen Knechten den Ertzten / das sie seinen Vater salbeten / Vnd die Ertzte salbeten Jsrael / 3 bis das vierzig tage vmb waren / Denn so lange weren die Salbetage / Vnd die Egypter beweineten jn siebenzig tage. 4 DA nu die Leidetage auswaren / redet Joseph mit Pharao gesinde / vnd sprach / hab ich gnade fur euch funden / so redet mit Pharao / vnd sprecht 5 Mein Vater hat einen Eid von mir genomen / vnd gesagt / Sihe / ich sterbe / Begrabe mich in meinem Grabe / das ich mir im lande Canaan gegraben habe. So wil ich nu hin auff ziehen / vnd meinen Vater begraben / vnd widerkomen. 6 Pharao sprach / Zeuch hin auff / vnd begrabe deinen Vater / wie du jm geschworen hast. 7 ALso zoch Joseph hinauff / seinen Vater zu begraben / vnd es zogen mit jm alle knechte Pharao / die Eltesten seines Hauses / vnd alle Eltesten des lands Egypten. 8 Dazu das gantze gesinde Josephs / vnd seine brüder / vnd das gesinde seines Vaters / Alleine jre Kinder / schafe vnd ochsen liessen sie im Lande Gosen. 9 Vnd zogen auch mit jm hin auff Wagen vnd Reisigen / vnd war ein fast grosses Heer. 10 DA sie nu an die tennen Atad kamen / die jenseid dem Jordan ligt / da hielten sie ein seer grosse vnd bittere Klage / Vnd er trug vber seinem Vater leide sieben tage. 11 Vnd da die Leute im lande / die Cananiter / die Klage bey der tennen Atad sahen / sprachen sie / Die Egypter halten da grosse Klage / Daher heisst man den Ort / der Egypter klage / welcher ligt jenseid dem Jordan. 12 VND seine Kinder theten wie er jnen befolhen hatte / 13 vnd füreten jn ins land Canaan / vnd begruben jn in der zwifachen Höle des ackers / die Abraham erkaufft hatte / mit dem acker / zum Erbbegrebnis / von Ephron dem Hethiter gegen Mamre.

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14 Als sie jn nu begraben hatten / zoch Joseph wider in Egypten mit seinen Brüdern / vnd mit allen die mit jm hinauff gezogen waren / seinen Vater zu begraben. 15 DJe Brüder aber Joseph furchten sich / da jr Vater gestorben war / vnd sprachen / Joseph möcht vns gram sein / vnd vergelten alle bosheit die wir an jm gethan haben. 16 Darumb liessen sie jm sagen / Dein Vater befalh fur seinem tod / vnd sprach / 17 Also solt jr Joseph sagen / Lieber / vergib deinen Brüdern die missethat vnd jre sünde / das sie so vbel an dir gethan haben. Lieber / So vergib nu diese missethat vns den Dienern des Gottes deines Vaters / Aber Joseph weinet / da sie solchs mit jm redten. 18 Vnd seine Brüder giengen hin / vnd fielen fur jm nider / vnd sprachen / Sihe / Wir sind deine Knechte. 19 Joseph sprach zu jnen / Fürchtet euch nicht / Denn ich bin vnter Gott. 20 Jr gedachtets böse mit mir zumachen / Aber Gott gedachts gut zu machen / das er thet / wie es jtzt am tage ist / zu erhalten viel volcks. 21 So fürchtet euch nu nicht / Jch wil euch versorgen vnd ewre Kinder / Vnd er tröstet sie / vnd redet freundlich mit jnen. 22 ALso wonet Joseph in Egypten mit seines Vaters hause / Vnd lebete hundert vnd zehen jar. 23 Vnd sahe Ephraims kinder bis ins dritte Gelied. Desselbigen gleichen die kinder Machir / Manasses son / zeugeten auch Kinder auff Josephs schos. 24 VND Joseph sprach zu seinen Brüdern / Jch sterbe / vnd Gott wird euch heimsuchen / vnd aus diesem Lande füren / in das Land das er Abraham / Jsaac vnd Jacob geschworen hat. 25 Darumb nam er einen Eid von den kindern Jsrael / vnd sprach / Wenn euch Gott heimsuchen wird / So füret mein Gebeine von dannen. 26 Also starb Joseph / da er war hundert vnd zehen jar alt / Vnd sie salbeten jn / vnd legten jn in eine Lade in Egypten. - Ende des Ersten Buchs Mose.

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6. Wunder aus Thüringen: Zwei Mirakelbücher

Edition: Die Wallfahrt zu Grimmenthal, hg. von JOHANNES MÖTSCH, Köln / Weimar / Wien 2004 (Auszüge)

[Th Gr – Zeitraum 9] 1. Viertel 16. Jh. /S. 343/4. Johann (Hans), Sohn des Friedrich von Wangenheim, Unfall, 1520 Aug. 28Item siben Stocke Kleidere hat her bracht Clas Kraw von Winterstein von wegen Friderich von Wanghenhem, der hat ein Sun gehat, der ist hat geheissen Hans von Wanghehem, der ist auff einem Zyhekarn gefarn mit zw ander Jungen, so ist der Karn umb gefallen und hat den Jungen geschlagen, das er gestorben ist. Darumb hat der Vater dise Geradt her [....]. Anno vigesimo in die Augustini.7. Andreas Besnecker / Pößnecker aus Bayern, am Bein verletzt, 1514 Juni 4Anno etc. 14 in die Penthecostes ist hy gewest eyn man aus Beyern, Endres Besnecker, hat glaublich angesagt, wy das er 14 Wochen grosse und swere Kranckheyt gehabt an eynem Beyn, Tag oder Nacht keyn Rühe gehabt, ist er gefallen off seyne Kny mit sunder Andacht angeruffen Mariam, er Cappeln ym Grymtal mit 2 lb Wachs zu besuchen gelobt, von Stundt an ist er aufstanden und gentzlich gesunth gewest und off gedachten Tag hy erschynen, seyn Opfer bracht. {Magdalena Hardin von Benneck}./S. 344/11. Margarete Schlegel aus Zell, vermeintlich tot, 1514 Juni 5Auss Haferart ein Dorff heist Zell ist ein Jünckfrawe Margeretta Sleglinn piß in den Todt kranck gewessen und in der fünften Stünd noch Mitag piß in dy achten Stünd noch Mitternacht zw sex Mall zw dem Todt gezogen und der Todt hat ir Henndt und Peinn gestrekt, iren Mündt und Nassen gekrümpt vonn einer Seitten zw der anderen, do hat sy Vatter und Mütter herre versprochen mitt einem Opfer, hatt sy angehoben und gesüngen: Inn Gottes Namen faren wir / und seiner Genaden pegeren wir, / nün helff uns dy heilig Gottes Stim, / das wir frölich varen him, Kireleiß. Dar nach gesprechen: aw by schönn, wy schonn, wy schonn, wy schonn, wi schon ist sy. Do fragett sy ir Nachperin eine, wer ist so schonn? Do sprach si, di Mütter Gott im Grünntholle, und ist von Stünd an gesündt worden, hewt Montag inn Pfingsten angesagt im 14 Jare, Got sey gelopt und Maria.12. Ein von einem scheuenden Pferd verletztes Kind aus Neustadt an der Aisch, 1514 Juli 22Er ist. Es ist geschen in dem 14 Jar auf den Tag Marie Magdalene in der Stadt Neustadt an der Eysch, do hat ein sche Pferdt gesch[l]agen ein Kindt alßo, das man das selbig vor todt gehandelt hat. Do hat des selbigen Kindes Mutter das Kindt in das Grintall gelobt mit zweyen

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waschen Bilten, als balde ist das wider gesundt worden unnd hat es hie here sein Oppfer bracht./S. 345/15. Kaspar Wechs ausTheusing in Böhmen, unschuldig gefangen, 1516 Nov. 13Caspar Wechs de Deusing ym Land zu Behem ist gefangen gelegen unschuldigk, hat sein Weyb den Heubtman iren Man ledig zu lassen, hat er ir gesagt, sy sol heym gehen, ir Man werd er mit dem Leben nit. Ist das Weyb heym gangen und grossen Betrubsal sich und iren Man mit 5 Ib cere gelobt zu besuchen Marie ym Grymtal, von Stundt an hat der Heubtman iren Man on alle Entgeltnus ausgelassen und ledigk geben, ist mit seynem Weyb hy erschynen, eyn wichssen Bild 5 Ib swer bracht. Actum quinta feria post Martini anno sedecimo.16. Seelgerät für die Markgräfin Anna von Brandenburg. geb. Herzogin zu Sachsen [gest. 31. Okt. 1512], Mutter der Anastasia Gräfin von HennebergFur dy Sel der durchleuchtigsten hochgebornen Fürstin und Frawen, Frawen Anna, geborne Herzogen zü Sachssen, Lantgreven zu Doringen und Margreffin zü Meyssen, etwen des dürchleüchtigisten, hochgebornen Fürsten und Herrnn, Hernn Albrechten Margreffen zu Brandeburgk, des heylgen Romischen Reichs Ertzkammerer Chürfursten, zu Stetin, Pommern, der Cassuben und Wenden Herzogen, Burgkgraven zü Nürembergk und Fürsten zu Rügem, loblicher und seliger Gedechtnis, eliche Gemahel und Witwen, dy der durchleuchtigen hochgebornen Fürsten und Frawen, Frawen Anastatasien [!] Marggrafin zu Brandeburgk etc., Grefin und Frawe zü Hennebergk, unser gnedigen Frawen, Mütter gewest ist, der Sei der almechtig Got gnade.17. Seelgerät für Sibille [richtig: Sophie] Markgräfin von Brandenburg zu Ansbach, geb. Prinzessin von Polen [gest. 5. Okt. 1512]Fur die Sel der durchleuchtigen, hochgebornen Fürstin und Frawen, Frawen Sibilla, geborne des konigklichen Stames von Polen, Marggreffen zu Brandeburgk etc. selige, /S. 346/ des hochgebornen Fursten und Hern, Hern Friderichs Margraven zu Brandeburgk etc. ehelich Gemahel gewesen, der Sel Got gnedigk und barmhertzigk seyn.18. Michael Günther, Bergknappe im Lauterbergischen Forst in der Grafschaft Honstein, im Bergwerk verunglückt, 1513 Juni 2Anno nostre salutis etc. tredecimo Montagk nach Corporis Christi hat eyn Bergk Knecht, Michel Günter gnannt, geerbeyt yn dem Hoensteynischen Lande yn eynem Berckwerck uff Tambach yn Lauterbergischem Forst gnannt. Früe umb fünff hoer hat es sich begeben, das eyn Bergkgesel, Wolff Wesler, boses Weters halben yn dy Grüben gefallen ist, bey zehen Lachter hoch sich zu Tode gefallen. Darauff Michel Günter yn den Schacht gefaren und den Vorstorben aus dem Schacht wollassen zehen, do hat ym das boes Weter, als bald er den Doten angegryffen hat, so we gethan, das er bey ym lenger dan eyn Stündt ligende bliben ist im

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Schacht, darauff haben seyn Gesellen müglichen Vleys angewent, das sy yn haben aüs dem Schacht vor todt bracht und yn vor todt bys yn dy dritten Stündt gehandelt haben. Do haben seyn Gesellen mit Fleys Mariam, dy Gebererin Gottes, angeruffen, gelobt, ir Gotshaus ym Grimtal zu besuchen, ehe er eyn Slagk erbeyt off dem Bergk, und alsbalde solche Gelubnis von seynen Gesellen gescheen ist, hat er sich ermündert, umbgesehen, zu allen seynen naturlichen Krefften kommen und den selbigen Tagk des Wegs anderthalb Meyl gangen, solchs Gelubnis aüszurichten. Ist yn dyser Cappeln erschynen in Octava Corporis Cristi, solchs gleublich angesagt, des aüch eyn Schrifft von seynem Amptrnan und Berckmeyster bracht.19. Friedrich, Sohn des Albrecht Grafen von Crey aus Klein-Ägypten, durch Steinwurf verletzt, 1513 Juni 8Anno domini etc. 13 Jar, Mitwochen nach Bonifacii ist hy erschynen der wolgeborn Grave Albrecht von Creye, Her zu Fosenburgk, aus cleyn Egipten mit seynem Sun Graven Friderich, gleublich angesagt, wy seyn Sun Grave Friderich Mitwochen vor Phingsten mit eynem Steyn geworffen seyn worden, das er drey Nacht und drey Tag vor todt gehandelt seyn worden, hat seyn Vater Grave Albrecht mit sunderlicher Andacht Mariam dy Mutter Gottes angerüffen, sy mit seynem sylbernn Trinckgeschir zu besuchen im Grymtal. Ist von Stündt an seyn Sun Grave Friderich frisch und gesünt auffgestanden. In der Cappeln ym Grymtal erschynen Mitwochen nach Bonifacii anno 13, solche seyn Gelubnis vorbracht, sey[n] silbern Trinckgeschir, als nemlieh eyn sylbern Becher, eyn silbern Schaln, funffe silbern ubergult Ringe geopffert.20. Nikolaus, Sohn der Anna Tannberger aus Lochau, ins Wasser gefallen, 1513 Juni 19Anno etc 13 in die Gervasii et Prothasii ist hy erschynen eyn Mollern von Lochaw, Anna Tanbergernn gnannt, mit ir bracht eyn Knaben, iren Sün, Nicolaus gnannt, 12 /S. 347/ Jar alt, der ist off den Tagk Elizabet im 11. Jar ober Mülradt yn das Wasser gefallen, unter dem Rade hyn durchgeflossen und wol zwü Stundt ym Wasser gelegen, darnach von seynen Eltern heraüs getan worden, vor todt gehandelt yn Gegenwertikeit vil Menschen, dy alle gesagt haben, das Kindt seyn todt. Hat des Kindes Mütter mit sunderlicher Andacht und gebogen Knyen angeruffen dy Mütter der Barmhertzickeyth Mariam, ir Gotshaus ym Grymtal mit eynem lb Wachs zu besuchen und eyner gesungen Mes gelobt, ist das Kindt von Stundt an lebendig worden, solchs off ir weyblich Er gleublich angesagt. Actum ut supra.21. Wolf Mertz aus Kulm bei Elbogen [in Böhmen], schwer krank, 1513 Juni 24Anno etc. 13 in die Iohannis Baptiste ist hy erschynen Wolff Mertz von Külm, bey dem Elnbogen gelegen, hat das Kalt oder Fiber bys yn dy sibenzehenden Wochen gehabt und yn der letzten Wochen ym solche Kranckheyt so groß ist worden, das er von seynem Weyb und Frunden vor todt gehandelt ist worden, hat seyn Weyb Mariam, dy Mutter Jhesu,

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angeruffen und gelobt, so ir Man lebendig und gesunt werde, sol er das Gotshaus Marie ym Grymtal yn eygener Person besuchen mit eynem Opfer. Von Stundt an hat er seyn Augen auff getan, das Leben erzeygt und hat yn das Kalt oder Fiber verlassen gentzlich und forter nit wider angestossen, hat er gesagt off seyner Sel Selikeyt. Actum ut supra.22. Johann, Sohn des Urban Scheller aus [Nieder-] Mülsen, Pfarrei Thurm bei Zwickau, ins Wasser gefallen, 1512 Okt. 16Anno duodecimo in die Galli Urbani [Mai 25] ist eyn Man zu Milsen in der Phar züm Thürn bey Zwickaw, Urban Scheller genant, nach Fischen gewest, hat eyn Kindt gehabt, acht Jar alt, Johannes gnannt, das ist on Wissen des Vaters zu dem Vater yn das Wasser gangen, also yn das Wasser gefallen undt ……ber und lenger dan zwü Stündt yn dem Wasser gelegen. Ist der Vater des Kindts heym gangen und erfaren, das das Kindt ym nach an das Wasser ist gangen, bald das Kindt gesucht und fünden yn dem Wasser. Hat er mit grosser Andacht eyn Zuflucht in der Hymelkonigin Marien gehabt und gelobt, ym seynen grossen Noten zu helffen, er wol mit seynem Kinde das Gotshaüs Marie im Grymtal besuchen und so vil Wachs opfern, als das Kindt sweher sey, von Stundt ist das Kindt lebendig worden, darnach off den Tagk Galli ist er hy erschynen, das Opfer bracht und seyn Gelubnis ausgericht.23. Johann (Hans) Ichtershausen aus Alkersleben bei Arnstadt, nach Feuer verstummt, 1513 Juli 1Anno tredecimo in profesto Visitacionis Marie ist hy eyn Man erschynen, Hans Vchters Ichtershausen von Alkersleyben bey Arnstadt, gesagt, wy das vor etzlicher Zeyt ym seyn Haus sey verbrent, sey er off eyner Leytter hynnauff gestigen, hab wol das Fewer leschen, ist er von der Leytter gefallen, yn dem selbigen Fallen und Er/S. 348/schrecken yn manigfeldige Kranckheyt gefallen, also das er seyner Syn etzliche Zeyt beraübt gewest ist, darnach aüch seyner Sprach oder Rede gar beraübt ist worden und sunderlich von dem Tagk sant Michels des zwolfften Jars bys off disen Abent Visitacionis Marie des dreyzehen Jars keyn Wort künde reden, und off dy Mitwochen vor dem Tag Visitacionis Marie hat der obgedacht Hans Ichtershaüsen yn seynem Hertzen mit Andacht angeruffen Mariam dy Gebereryn Gots, als bald auffgestanden und hynweck gangen z yn Wiln, das Gots[haus] Marie ym Grymtal zu besuchen, haben ym seyn Mütter Els Ichtersheusin und seynes Bruders Sün Caspar sonsten nachgevolgt, mit ym gangen, aber doch nit gewist, wo er hyn wolt, das was er mit Deuten gezeygt hat. Als bald, do er ist kommen, das er dy Capeln Marie ym Grymtal gesehen hat, ehe er doreyn kümmen ist, hat er mit laüter Stym angehoben und gesüngen eyn deuschen Lobsangk Marie, mit dem selbigen Gesangk yn dy Kirchen gangen, doryn gesungen, darnach volkümmen geredt. Gescheen yn Beywesen vil Volcks, hat solchs mit seyner Mütter und Vettern gleublich angesagt. Actum ut supra.24. Nikolaus Volkenhagen aus Arendsee bei Osterburg, aus Gefangenschaft befreit, 1513 Okt. 1

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Anno tredecimo Sambstagk nach sant Michels Tagk ist erschinen yn der Kirchen Marie der Mutter Gottes ym Grymtal der ersam Nicolaus Volkenhagen von der Stadt Arntze an der Sehe bey Osterburgk gelegen, hat glaublich angesagt, das er yn swerem Gefens Gefencknis besunder mit den Füssen gelegen sey acht Wochen umb Ubertretung willen, so er yn Beraübüng seyn Vernunfft geübt hat. Hat er mit besünder Andacht Mariam dy Mutter Gottes angeruffen, von Stündt an ist er ledigk worden, derhalb er mit seynem Opfer aüch mit den grossen Keke Keten und Vessern, doryn seyn Beyn gelegen seyn, alhie yn obgedachter Cappeln Marie ym Grymtal erschynen ist, mit sunderlicher Andacht obgedacht Opfer Got und Marie zu Lob geantwort hat.Actum ut supra.25. Peter Jacob aus Neukirchen im Vogtland, lange bewußtlos, 1513 Okt. 2Anno tredecimo Sontagk nach sant Michels Tagk ist erschynen yn der Kirchen Marie der Mutter Gottes ym Grymtal der ersam Peter Jacoff von Newkirchen, ym Voytlande gelegen, der seyner Syn und Vernünft, als er angesagt hat, siben Wochen beraübt gewest ist. Haben yn seyn Weyb und Gefründten mit besunder Andacht und Opfer yn obgedacht Kirchen unser liben Frawen ym Grymtal gelobt, von Stundt an ist er vornünfftigk worden und obgedacht Kirchen Marie off be gedachten Tagk besücht. Actum ut supra./S. 349/26. Johann (Hans) Grosche aus Werningshausen bei Weißensee, an Epilepsie leidend, 1513 Okt. 14Anno tredecimo off den Tagk Burckardi ist erschynen yn der Kirchen Marie ym Grymtal der ersam Hans Grosehe von Wergenshaüsen, bey Weyssensehe gelegen, glaublich angesagt, das er mit der sweren Kranckheyt Sant Valentins beladen sey gewest, hab er sich mit gantzer Andacht zu Marie der Mutter Gottes ym Grymtal gelobt mit eynem wichsen Bild. Von Stundt an ist er solcher Kranckheyt erlediget worden, hat solchs angesagt, gebeten, solchs Got und Marie zu eroffen zu Lob und Ere. Actum ut supra.27. Anna, Matthias Rülings Frau aus Lucka bei Zeitz, lange bettlägerig, 1514 Mai 14Anno etc. 14 dominica Cantate ist hy gewest eyn Fraw von Luckaw bey Zeytz, Mathis Rülings Weyb, Anna gnannt, gleublich angesagt, das sy zwey Jar lang cranck gewest sey, ny aus dem Bet selbst müg kommen, wan sy an allem yrem Leyb gentzlich geswollen gewest ist, hat sy sich vorheyssen, dy Capeln Marie ym Grymtal mit eynem wichssen Bild zu opfe besuchen, treyer lb swer, und von Stundt an yn dreyen Tagen ist sy gentzlich gesunt worden. Actum ut supra.28. Anna, Jakob Krausen Frau aus Lucka, am Bein verletzt, 1514 Mai 14Anno etc. 14 dominica Cantate ist hy erschynen eyn Fraw von Luckaw, Anna gnannt, Jacob Crausen Weyb, dy mit grosser Kranckheyt an yren

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Beyn beswert ges gewest ist, wan sy so grosse und vil Locher an yren Beyn gehabt hat, das sy yn zweyen Jaren gar nit hat gegangen. Hat gelobt, Mariam ym Grymtal zu besüchen mit eynem Opfer, ist darnach yn vierzehen Tagen gentzlich gesunt worden. Actum ut supra.29. Ehefrau des Valentin Clemen aus Freiberg. schwere Geburt mit Anfällen von Epilepsie, 1514 Mai 27Anno etc. 14 Sabbato post Ascensionem Domini ist hy erschynen eyn Man von Freybergk, Valentin Clemen gnannt, des Weyb yn Kindsnoten gelegen ist, yn welchen noten Noeten dy grossen Kranckheyt sant Valtins seyn Weyb zwenzigk Mal gepeyniget hat. Ist von ym eyn Gelubnis gescheen, Mariam ym Grymtal zu besuchen mit 2 lb Wachs, alsbald hat solche Cranckheyt seyn Weyb gentzlich verlassen, eyn schons liblich Kindt geboren und kurtzlich gesunth worden. Actum ut supra.30. Wolf Rost aus Mittweida, an Syphilis leidend, 1514 Mai 24Anno tredecimo decimoquarto Mitwochen nach Vocem Iocunditatis ist hy erschinen Wolff Rost von Mitweyde, der swerlich mit den bosen Blattern der Franzosen beladen gewest ist, hat sich yn das Grymtal gelobt mit eynem lb Wachs, ist von Stundt an ge-/S. 350/sünt worden, aber seyn Gelubnis nit erfült, ist ym uber sechs Jar lang solche Cranckheyt swerlich wider kommen und grosser dan vor, hat er yn seynem Gemüt gedacht, eyn [!] seyn eyn sunderliche Straffe, das er seyn Gelubnis nit außgericht, auß hab widerumb mit sunderlicher Andacht zum andernmal gelobt, von Stundt an dy Cappeln Marie ym Grymtal zu besuchen, das Opfer zu bessern, eyn Mes yn der Er Marie lassen singen, nach solchem Gelubnis ist er kurtzlich gesunt worden und off vorgeschriben Tag seyn Gelubnis erfollet.31. Frau aus Wethau bei Naumburg, schwer krank, 1514 Mai 24Anno decimoquarto Quarta post Vocem Iocunditatis ist hy erschynen eyn Frawe von Widt, bey der Newmburgk gelegen, dy so grosse Kranckheyt gehabt hat, das sy yn dreyen Tagen und treyen Nacht nichts geredt hat, vor todt gehandelt worden, haben sy ir Gefrundten mit eynem wichssen [Bild] zu der Mutter Gottes yn das Grymtal gelobt, als bald darnach ist sy reden worden und kurtzlich gesunth. Actum ut supra.32. Ehefrau des Martin Husche aus Freiberg, schwere Geburt, 1514 Mai 27Anno decimo quarto Sabbato Exaudi ist hy erschynen eyn Man von Freybergk, Mertin Hüschen gnannt, hat eyn Weyb, dy hat zwirnt yn Kindes Noten gelegen und alle Weg eyn tode geboren, zu dem dritten Mal ist das Weyb abermal swanger worden, y darnach zu der Zeyt der Geburt yn sweren Kindes Noten gelegen, hat der obgedacht Man Mertin Hüschen mit sunderlicher und grosser Andacht Mariam dy Mutter der Barmhertzikeyt angeruffen, gelobt, ir Cappeln ym Grymtal mit so swer Wachs zu besuchen, als das Kindt sey. Hat Got der almechtigk durch Furbith Marie dy Frawen gnediglich beraten eynes schonen Kindes, das bys zu diser Zeyt gelebt hat und noch lebt, ist offvorgeschriben Tagk hy erschynen, seyn Opfer ausgericht.

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33. Johann (Hans) Schulte aus Jena, schwer krank, 1514 Mai 27Anno decimoquarto Sabbato Exaudi ist hy erschinen eyn Man von Jehe Jehen, ist kranck gewesen von sant Marx Mertins Tagk [Nov. 11] bys off Katherine virg. Cathedra Petri [Febr. 22], hat ym keyn Artz müg helffen, hat er sich gelobt zu Marien in in das Grymtal mit eynem Opfer, ist kurtzlich darnach gesunth worden, der Nam desMans Hans Schültten.34. Johann (Hans) Grimm aus Göttingen, unschuldig gefangen, 1514 Juni 2Anno decimo quarto sexta post Exaudi ist hy erschynen eyn Man von Gottingen, Hans Grymen gnannt, gleublich angesagt, wy er mit unwaren Wortten durch Has und Neydt gegen eym Radt zu Gottingen versagt sey worden, darumb er gefenglich yn eyn Thürn gelegt von Ostern [1513 März 27] bis Michaelis [Sept. 29], und vier Wochen vor Michaelis hat seyn Weyb mit grosser Andacht dy selbigen vier Wochen /S. 351/ alle Tag Mariam dy Mutter Gottes angeruffen, sy ym Grymtal zu besuchen und ir best Cleydt zu opfern, so ir Man ledigk werd, und off den Tagk sant Michels zu Nacht ist der gedacht Hans Grymmen uber sich yn Thürn kommen und eyn boes Seyl funden, an welchem Seyl hat er sich herab wol lassen, das Seyl oben angestreckt, und do er sich an dem Seyl eyner Claffter lang herab hat gelassen, ist das Seyl gerissen und ist er fünffzehen Claffter hoch herab gefallen, an alle Verserung seynes Leybs ledigk worden, off obgedachten Tag hy erschynen mit seynem Weyb und ir best Cleydt, als nemlich eyn grün lündischen Rock, geopfert.35. Ein Mann aus Freiberg, Opfer einer Verleumdung, 1514 Mai 31Anno decimo quarto Mitwochen nach Exaudi yst hy gewest eyn Man von Freybergk, gleublich angesagt, wy er gegen eynen Radt zu Freybergk verlogen und versagt seyn worden, das ym Er und Gelimpf angangen hab, dodurch er in grossem Leyd gewest, das er umb seyn Er und güten Leymü[n]t unschuldigk solt kommen, hat mit grossem Fleys angeruffen Mariam dy Gebereryn Gottes, gelobt, sy ym Grymtal zu besuchen mit eynem silberyn Opfer, dodurch er bey Eren moch bleyben. Yst darauffmit seynen Widersachen, dy yn verlogen hetten, zu Recht getreten, und wywol er seyn Unschuldt nit anders dan mit ym selbst und seynen Wortten beweysen kündt, doch wardt ym Rechten erkant, seyn Unschuldt und seyner Eren gnuglich verwart und seyn Beschuldiger gestrafft. Actum ut supra.36. Margarete, Tochter des Nikolaus Doltze aus Thierbach bei Schleiz und seiner Ehefrau Dorothea,für tot gehalten, 1514 Juni 3Anno etc. decimoquarto in vigilia Pentecostes ist yn diser Cappeln gewest eyn Man von Derbach bey Slehetz gelegen, mit Namen Niclas Doltzen, und Dorotheen seynem Weyb, haben semplich bey ir Sel Selikeyt gleublich angesagt, das ongeverlich vierzehen Tag vor Fasnacht [Febr. 28] yn disem Jar hab sy das Weyb seyn Kindt, Margareta gnannt, an dem Abent slaff gelegt, dar noch aüs dem Haus gangen, bys zu Mitternacht heraüs bliben. Do sy zu Mitternacht heym ist kommen mit andern

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Nachpewern, dy mit ir seyn gangen, hat sy gesehen zu yrem Kinde, hat sy solchs nacket off dem Boden fünden ligen und todt, hat sy yn grossem Erschrecken auffgehoben, yn dy Stüben getragen, mit yren Gehoffern das Kindt vor todt gehandelt, y an ym auch keyn Leben erschynen ist vier Stündt. Do sy alle sampt also yn grossem Clagen und Leyd gewest seyn, hat dy Mütter des Kindes Dorothea mit Weynen, Clagen und grosser Andacht eyn Zuflucht gehabt zu der Mutter aller Barmhertzikeyt, Marien gelobt, ir Capeln ym Grymtal zu besuchen mit Wachs so swer das Kindt seyn, und solchs zu biten und eynzünemen und frommen Cristen Leüten. Von Stundt an ist dem Kinde, als gentzlich zu gleuben ist, durch Furbith Marie das Leben wider geben worden, und haben sy alle do durch gelobt dy Hymelkonigin Mariam. Hat dar nach das Kindt lassen wegen, hat gehabt 14 lb, daraus eyn wichssen Bild gemacht und solchs /S. 352/ off obgeschriben Tagk yn dises Gots[haus] bracht und geopfert, darbey gebeten, solchs Marie zu Lob zu eroffen. Actum ut supra.37. Margarete, Martin Vogtländers Ehefrau aus Döbeln in Meißen, schwere Geburt, 1514 Juni 3Anno decimoquarto in vigilia Pentecostes ysch yst hy gewest eyn Frawe von Dobel yn Meyssen, Margaretha gnannt, Merten Voytlenders Weyb, hat off ir frewlich Er gleublich angesagt, das sy drey Tag yn grossen Kindes Noten gelegen ist, also das sy off den dritten Tagk gar vor todt von den Frawen gsagt ist, hat ir ehelich Man Merten mit besunder Andacht angeruffen dy Troesteryn aller traürigen Hertzen, Mariam, yr Cappel zu besuchen ym Grymtal mit 4lb Wachs, daraus eyn weyblich Bild zu machen. Ist von Stundt an dy Frawe gnediglich entpünden lebending worden und off obgeschriben Tagk yn dieser Kirchen gewest, ir Opfer bracht, gebeten, solchs zu verkundigen. Actum ut supra.38. Matthias Weißspan und Tochter Hedwig aus Döbeln, an Syphilis leidend, 1514 Juni 3Anno etc. 14 sabbato in vigilia Pentecostes yst hy gewest eyn Man von Dobel, Mathis Weysspan gnannt, mit ym gehabt seyn Dochterlyn, Hedwig gnannt, das gros ist beswert gewest mit den Franzosen allenthalb an seynem Leyb, dar zu ym dy Leem so ser gerissen hat, das das Kindt Tag oder Nacht keyn Rue gehabt hat. Hat der Vater eyn Zuflucht zu Marien gehabt und gelobt, ir Cappeln ym Grymtal mit eynem wichssen Bild, 2 lb Wachs swer, zu bsuchen. Ist das Kindt yn dreyen Tagen gentzlich gesünth worden und off obgeschriben Tagk ist der Vater mit dem Kinde hy gewest, so1chs Opfer bracht, begert, Got und Marie zu Lob eroffen.39. Martin Richter aus Schluckenau, an Syphilis leidend, 1514Anno etc. decimoquarto ist hy gewest eyn Man von Slockennaw, an der Slesing gelegen, Merten Richter gnannt, hat eylff Jar dy Franzosen gehabt, hat er sich mit eyner gsungen Meß her gelobt und mitt eynem Opfer. Ist darnach yn sechs Wochen gesunt worden gentzlich. Actum ut supra.40. Johann (Hans) Huntlin aus Königswalde bei Annaberg mit Frau und Kind, an Syphilis leidend, 1514 Juni 3

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Anno decimoquarto in vigilia Pentes Pentecostes ist hy gewest eyn Man von Künigswald, Hans Huntlyn gnannt, bey Sant Annaberg, hat mit Weyb und Kinden dy Franzosen swerlich ghabt, ist ym yn eyner Nacht furkommen, er sol sich mit 2 lb Wachs zu der Mutter Gottes geloben, sy zu besuchen ym Grymtal, off den Morgen frü hat er /S. 353/ solche Gelubnis getan, darnach alsbald Besserung und Gesuntheyt erlangt und sollche Gelubnis off obgedachten Tag volbracht. Actum ut supra.42. Johann (Hans) Ratge aus Euba bei Chemnitz, vom Blitz getroffen, 1518 Mai 27Anno 1518 Dornstag nach Urbani ist hie gewest Hans Ratge von der Eyben bei Kemnitz gelegen, der ist von Thüner uf Johannis Baptiste geschlagen, das ime das Plut zu den Oren, Munde und Naßen ist auß gangen und 1 Stundt fur todt gelegen. Mulier ipsius fecit votum pro 5 libris cere et missa etc. Actum ut supra.43. Frau aus Konigshofen, vom Teufel besessen, 1518 Juni 24Anno domini etc. decimo octavo in die Johannis Baptiste ist alhie erscheinen ein Weipp von Königshoffenn, wilchs nach irer Ansagunckg 4 Wochen lanck besessenn gewest ist von mitt dem boßen Finde, dem Teuffell. In solchen Notten und Anfechtunckg hatt sie gelobtt zw besuchenn das Gottishaus Marie im Grymtall mitt 2 Pfundt Waschs personlich. So baldt hatt sie Gnad und Gesuntheit erlangt, ist uff gnandt Zeitt alhie erscheinen. Solchs alßo gescheenn, angesagt und gebetten, Brudernn und Schwesternn zw furkundigenn.

44. Barbara Schmid aus Schlammersdorf bei Eschenbach, Geschwulst am Hals, 1518 Mai 28Eodem die et anno 6ta feria Penthecostes comparuit Barbara, uxor Contz Schmids von Flammerßdorff prope Eschenbach, hat bei ir Sell Selikeith angesagt, das sie in 14 Tag nichs gessen odder getrunckenn von wegen grosses Geschwulst ires Hals, auch nitt geredt und gar wenick Adems gehabt, der halben meniglich, auch sie selbst, gemeint, sie moesse sterben. In solcher Kranckeith hatt gedacht Frawe in irem Gemuett und Hertzenn gelobt, das Gottishaus Marie im Grymtall zw besuchen mit ½ lb Waschs, solchs zw betteln, auch woellen und barffus mitt Wasser und Brott, von Stuendt an sey ir der Geschwoelst ausgebrochenn, Unfladt und Eytter von ir kommen und kurtzlich Gesuntheitt erlangt./S. 354/ 45. Johann (Hans) Keltz von Urspringen, Freilassung des Sohnes, 1518 Juli 4Item eodem anno decimo octavo ist erscheinen dominica ante Chiliani einer gnandt Hans Keltz von Urspringen, wilcher gehabt ein Sone, der den gefencklich angenommen anno decimo sexta Letare in der Fastenn [1516 März 2]. Hatt sein Vatter gelobt, Marien der Mutter Gottis im Grymtall zw opffern ein Kwe, und szo baldt nach Verendunck des Gelobnys ist der Gefangen, sein Son, ledick und loß wordenn. Ist der

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Vatter uff gnandt Zeitt hie erscheinen und 10 Pfundt Geldt vor die Kwe geopffert. Solchs alßo gescheen, angesagt und gebetten zw vorkundigenn Brudernn und Schwestern, uff daz das Lob Marie hyr aus erwasche.46. Anna von Rüdigheim aus Dieburg, von Lahmheit geheilt, 1522 Mai 8Item uff Donnerstack nach Johannis ante Portarn erschein hie die erber Anna von Ridickem, zw Diepurck wonhafftick, sagt ane, wie sie ßo kranck und lam gewest, das sie kein Handt zum Munde hab moecht prengen, man ha sie auch mossen essen und trencken, hab sie sich verheischen zw besuchen die Mutter Gottis im Grymtall mitt einem Opffer, als einem Rock. Nach Verendunck solcher Glubnys hab sie scheinbarlich Hoelff durch Vorbith Marie gnedigleichen empfunden, Gott sey Lob und Danck alzeith in Ewikeith. Actum ut supra anno etc. vigesimo secundo.47. Barbara Koler aus Görlitz, Sturz während der Schwangerschaft, 1518 Juli 8Anno 18 ipso die Kiliani ist hy erschynen Barbara Koleryn, Nielas Kolers Hausfraw von Gorlitz, bey ir Sel Selikeyt glaublich angesagt, das eynes Kindes swanger gewest ist. Gar nahe der Gebürt ist off sant Kilians Abent deß newnden Jars [1509 Juli 7] eyn hohe Staffeln Stigen, 16 Staffeln hoch, herab gefallen, sich züm dritten Mal uberslagen und an eylff Enden sich wundt gefallen, etzliche Wunden, eynß Fingers lang, hat so hart auch gefallen, das das Kindt yn Mutter Leyb geschrien hat, dem Kinde auch yn Mutter Leyb eyn Peuln an dem Kopf gefallen. Hat sich gedachte Fraw in dem Fallen in das Grymtal zu der Mutter Marie gelobt, ist ir erschinen eyn schone Jungfraw, sy enthalten und bewart, das sy darnach on Schaden eyn schones Kint yn der dritten Wochen geborn hat mit Namen Johannes, ist off gedachten Tag mit seyne Mutter hy gewest.49. Konrad von Schwicheldt, Erbmarschall des Hochstifts Hildesheim, schwere Krankheit, 1518 Juli 13/S. 355/Anno 18 etc. of Margrete Cu[n]rat von Schweichel, Jostes gotseligen Sohne, Erbmarschalk des Stifftes Hildeßheim, zur Liebenburg wanhaftig. Anno etc. 18 of Margrete ist diser vorgnant Knab mit grosser Schwacheit befallen, das kein Mensch vermeint, das seins Lebens lenger sein solte, als hat sein Mutter, die hirnebem ym stehet, hiehere zu unser liben Frawen gelobt mit sc Wachs so schwere er wegt, alsbald ist er genesen.50. Margarete von Schwicheldt zu Liebenburg, schwere KrankheitMargretha von Schweichel zu Libenburg. Anno etc. 14 am Tag Petri et Pauli [1514 Juni 29] hat dise obgenante Frawe in toetlicher Kranckeit gelegen, als hat man sie dohere ins Grintal gelobt mit so schwere Wachs sie weget, alsbald ist sie genesen.51. Elisabeth Geyer aus Leipzig, an Fieber erkrankt, 1518 Juli 15Anno 18 in die divisionis apostolorum ist hye gewest Elizabet Geyeryn von Leyptzigk, warlich angesagt, das sy das Kalt oder Fiber gehabt hat von Mitfasten [März 14] bys off Visitationis [Juli 2], yn dem selbigen vil Hilff bey den Doctoribus zu Leyptzigk und anderswo gesucht, aber keyn

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befunden, hat sy sich gelobt zu besuchen dy Capeln Marie im Gryntal mit eynem lebendigen und auch silberyn Apfel Opfer, von Stundt an hat sy Hilff enphunden.52. Stephan und Margarete Liebsteckel aus Stetten unter Thüngen, Selbstmordpläne der Frau, 1519 Juni 27Anno domini etc. 19 seint erschinen Steffan Liebstickell und Margreth sein Hawsfrawe von Steten unter Dungen, angesagt, wie sein gnante Frawe schweres Leibs gewesen und erschrocken, das sie grosse Anfechtung gehabt, das sie das Kynt, das sie trüge {und sich selbst} umbbrengen solt, mit vil ander bosere Ingebung. Hab er sie dohere mit 7 lb Wachs gelobt, hat ir Got und Maria ein lebendig Frucht bescheret und von solicher Anfechtung erledigt. Actum Comparuit montags post Johannis et Pauli.53. Georg Wittig aus Trado, Unfall mit Fuhrwerk, 1518 Aug. 2Anno 18 secunda feria post Vincula ist hie gewest Jorg Wittig von Grossentrader in der Slesingen, hat angesagt, das er hat gehabt eyn Furman mit eyner grossen Eychen, hat solche umbgeworffen off yn. Im dem selbigen, do er unter der Eychen gelegen ist, hat er sich gelobt mit eynem Opfer yn das Grimtal, hat eyn Man Eynleyn dise grosse Eychen von ym gehoben, und wy wol ym solche Eychen oben drey Achselbeyn und den Arm entzwey geslagen hat, ist er doch durch Hulff Marie in vier Wochen gesünt worden./S. 356/ 54. Jakob Böhm aus Pilsen, an Epilepsie leidend, 1518 Sept. 30Anno domini 1518 in die Jheronimi ist hie ein Man von Bilsen aus den Bemen mit Namen JacoffBehem, der selbig hat gehabt sanct Valten Kranckeyt von Jungent, und nymant hat im mocht helfen. Ist im seinen Mut v gefallen Maria die Mutter Gottes im Grimtal, wie er die selbige besuchen soll, hat in die selbige Kranckeyt verlassen.55. Johann (Hans) Holland, Unfall im Bergwerk St. Andreasberg in der 0berpfalz, 1518 Sept. 16Anno domini 1518 in die Lucie et Eufemie virginum ist hie gewest ein Berckknecht mit Namen Hans Hollandt, der selbig Knecht ist verfallen in einem Berg mit Namen sant Enders Berg, in der Obernpfaltz gelegen, auff sant Barthelmes abent [Aug. 23] und hat darin gelegen, vo was sanct Gilgen Tagk [Sept. 1], da ist im erschinen Maria in eim Schlaffe und hat im ingeben, wie [er] sich zu ir solt geloben mit einem Opfer, sol er ledig werden, ist also gesehen.56. Ein Mann aus Hof, Gebrechen des Sohnes an den Sexualorganen, 1518 Nov. 5Anno 18 Freytagk nach Omnium Sanctorum ist hy erschynen eyn Man vom Hoff, mit ym gehabt eynen Sün von zehen Jaren, der yn Zeyt seyner Jügent, do er yn der Wigen gelegen, an seynem Gemecht gebrochen gewest ist und ym keyn Artzt nit mügen heylen, hat gedachter Vater seyn Sün verlobt, so er zu seynen Tagen küm, mit ym zu besuchen das

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Gotshaüs Marie im Grymtal mit eynem halben lb Wachs, ist yn kürtzen Tagen der selbige seyn Sun on alle Artzney gantz heyl und gesunth worden.57. Mathel Friedrich aus Dobia oberhalb Greiz, von einem Pfeil getroffen, 1519 Juni 11Anno etc. 19 am Pfingsabent ist erschinen Mathel Friderich von Dobigen ins Reussenland ober Gretze, angesagt, wie er mit eynem Pfeil einer Spannen tieff in seinen Leip zum Hertzen tzu geschossen worden were, mit den Sacramenten verwaret, von seinen Frunden mit eynem wichsen Oppfer, dem Pfeil, hertzutragen und ein singender Messe zu bestellen zur Mutter Gotis ins Gryntal gelobt worden und also beym Leben geplieben, gescheen of Johannis Baptiste anno 18.58. Andreas Walraff aus [Bad] Brambach. von einem Bären angefallen, 1519 Juni 11Anno et die ut supra erscheyn Enders Walraffvon Branbach beym Hoff, sagt, wie am Tag Symonis und Jude sey er ins Holtz gangen und ein Beer an inen komen, derselb inen unter sich gerissen, seine Heubt und Arhm zugrumpt, das er sich Tods versehen, hab sich mit eym Dischduch dohere gelobt, sey gesunt worden./S. 357/59. Elisabeth, Tochter des Johann von Hemmen, ins Wasser gefallen, 1519 Juni 10Anno etc. 19 sexta post Exaudi hatt einer gnandt Johannes von Hemmen gehabtt ein Dochter, wilche gnandt ist Elizabeth, die den gefallen in ein Wasser und ertruncken, haben sie die Nackbewerin funden und gelobtt, vor sie zwgleich auch sie mitt ine zw besuchen das Gottishaws Marie der Mutter Gottis im Grymtall mit einem Opffer, und sobaldt hatt die Jungfraw widderumb entpfunden daz Leben. Actum ut supra.60. Eine Frau aus Allertshausen, hat ihr Kind erstickt, 1519 Juni 10Eodem die et anno hatt ein Weipp von Ollerßhausenn, bey Fulda gelegen, ir eigen Kindt durch Unvorsichtikeit erstickett untter einem Kussenn, hatt sie sich hieher gelobtt mit einem wischen Bilde, szo schwer als das Kindt, ist das erstickt Kindt widder lebendick worden durch die Vorbith Marie. Actum ut supra.61. Ehefrau des Bernhard Meurer aus Mehring bei Trier, Krankheit des Mannes, 1519 Juni 10Eodem die et anno ist hie erscheinen das Weipp Berhartzs Mewerers von Moringk, bei Trir gelegen, angesagt, wie das ir Hawswirth gelegen langzeit kranck bis in den Dodt, in solcher Anfechtunck hab sie gelobt, fur in zw besuchen das Haus Marie im Grymtall mitt barbessen Fussen und irem besten Cleide. Szobaldt nach Verendunck disses Gloebnyss ist ir Hauswirth gesundt worden. Comparuit ut supra.62. Nikolaus (Clas) Kruck aus Münnerstadt, unschuldig gefangen in Gebesee, 1522 Juli 8

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Comparuit Clas Kruck von Moerstadt, qui servivit cum comite Adamo de Beichlingen, ist beschuldiget worden treier Becher, szo zw Nürnburck uff den Reichstagen verloren und also fünff Wochen gefencklich zw Noerinberk gesessen, dar nach uff ein Wagen geschmidt worden und von Norinburck ins Landt zw Thoringen gefurth, doselbst sechs Wochen in einem Thorn gesessen, in einem Fleck und Schlos Gebsen genandt, ein Meill wegs von Denstedt gelegen. In soelchen Noetten hab her angerueffen Marien die Mutter Gottis, auch gelobtt, die selbige zw besuchen im Grymtall mitt der Ketten, darinnen her gefencklich gelegen. Nach solchem Gelubnys hab er als in einem Traum enpffunden, wie her das Schlos mit einem Steynn zuschlaen soltt, wilchs her gethan und damach von Tag zw Tag 3 ⅓ Claffter hoech uber sich gegraben und selbander uff unser liben Frawen Tack Visitacionis [Juli 2] im 22 Jar darvon kommen. Ist hie erscheinen in die Kiliani eiusdem anni, solchs uff cristlichen Eidt also gescheen angesagt./S. 358/ 63. Johann (Hans) Alt aus Eschenbergen bei Gotha, an Epilepsie leidend, 1519 Juni 17Anno 19 die Veneris post Pentecostes ist hy erschynen Alt Hans von Eschenberingen bey Gota gelegen, gesagt, das er sant Valten Kranckheyt von Petri Kathedra [Febr. 22] biß Margarethe [Juli 13] alle Tag gehabt hab, hat er sich mit eym Opfer und eyner Mes gelobt, das Gotshaus Marie im Grymtal zu besuchen, hat yn solche Kranckheyt gentzlich verlassen.65. Peter Brentz aus Mainz, an Pest erkrankt, 1520 April 13Anno etc. vigesimo sexta Pascarum ist erscheinen einer genandt Peter Brentz {von Mencz}, angesagt, wie her bei achtzehen Wochen an der Pestilentz gelegen, in solchen grossen Notten sich zw der Mutter Gotts gelobt mit treier Messen zw halten, hab in die Mutter Gottes schinbarlich geholffen, also das her gesunt und starck worden. Solchs Messe selber verloveth, ein de assumptione virginis Deipare, die ander de Visitacione, die dritte de Conceptione. Actum ut supra.66. Kunigunde Thomek aus Duppau in Böhmen, an Syphilis erkrankt, 1520 April 23Anno etc. vigesimo am Tag Georii martiris ist hie erscheinenn die thugendhafftige Ffrawe Kungundt Thomeckenn von Tuppau {in Behem bei den Kaden im Prager Bistumb gelegen} und warhafftigk angesagt, wie das sie 9 Jar lanck gelegen hab gantz schwerlichenn ane der grawsamen Plag der Franzhosenn. In solchen iren grossen Notten und Kranckheitth hab sie sich verheissen mit iren sawern Fusstapffen zw besuchen das loblieh Gotteshaus Marie im Grymtall und ire zw opffern nach irer Vermoglikeith. Hab ir Maria die Mutter Gottes schinbarlich Hoelff gethan und Gesuntheith gegen iren gelibsten Sone Christo Jhesum, unsern Selickmacher, erlangt, das sie solchen Ganck odder Glubnys one Schmertzen ausgericht. Actum ut supra.67. Anna Arnold aus Duppau, deren Ehemann an Syphilis litt, 1520 April 23

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Eodem die et anno ist mit ir kommen eine Weipp gnant Anna Arnolden, auch von Tuppau, angesagt, wie ir elich Hauswirth auch lang Zeith an den Frantzhosen gelegenn, also vorlameth, das her kein Armen nitt hab mogen lencken, sunder am Hals in /S. 359/ einem Tuch getragen. Hab sie gelobt, vor ine mitt barfussenn Fussen zw besuchen disses vorgedacht Gottishaus Marie, wilchs sie auch nach gethaner Hoelff und Gesuntheith ires Hauswirttes aus gericht ane alle Wettagungk irer Fuesse. Gesehen am Tage wie oben, und des beide von irem Pfarrer doselbst Handtschrifft, Anzeigungk und Sigill bracht und g angezeigt, des Datum gehalten secunda feria post Quasimodo Geniti anno etc. vigesimo [1520 April 16].68. Nikolaus Jost aus Sangenberg in Böhmen, Beinbruch in Saaz, 1520 April25Anno etc. vigesimo am Tag Marci ist hie erscheinen Nickel Jost, wonhafftick in Sangenberge bey der Doppel gelegen in Behem und warhafftick angesagt, wie das her seiner Erbeith nach gezogenn als ein Tagloener und sey kommen ghen Sacz, auch in Behem gelegen, doselbst geerbeith uff ein Zeith als umb Martini im 19 Jar, sey her uber ein Brockenn gangen und Brott getragenn und also mit einem Bein durch ein Loch der Brocken gefallen und das Bein zwbrochen in der Schinrorn, hab her demnach einen Arczt uber sich gelegt, welcher im nitt hatt mogenn helffenn, sondern das einzwei gebrochen Bein gentzlich verderbt. In solchen seinen Nottenn sich gelobt zw der Troesterin aller betrubtten Herzenn, Marien der Mutter Gottes, die selbigenn zw besuchenn alhie im Grynthall mitt dem Almussenn, und von denn Almessen im gegeben aus den Henden der Andechtigen aldo zw loesen ein wischen Bein, der Mutter Gottes das selbigk zw opffernn. Nach Vorendungk des Glubnyß hab im die Mutter Gottes schimbarliche Hoelff gethann und also durch ire Vorbith gegen Christo Jhesu unserm Selickmacher Gesuntheith des Beins erlangeth. Solchs also gescheenn, hatt her angesagt uff sein cristlich Eide, so her gethan dem Cristen Glauben. Actum ut supra.69. Johann Schoup aus Brückenau, schwer krank, 1520 April 28Anno etc. 20 Sonabent nach Marci ist erschinen alhie Johanns Schoup von Brockennaw, hat warhaftig angesagt, wie er ofFreitag nach Letare [März 23] gehelich kranck worden, dernider gefallen, sein Vernunft und Sprache nicht gebrauchen mogen, also das man im das Licht zum dritten Mal in die Hant gegeben und alle Beistendern sich an im des Tods versehen. Als haben dieselben sampt seim Pfarher inen aldo here zur Mutter Gotis ins Gryntal gelobt. Het er sobald wider zur Vernunft und Gesunt gegriffen und des andern Tags von seynem Pfarrer mit den helgen Sacramenten verwaret und mit der Zeit gesunt worden. Actum ut supra.70. Wendelin Kaltenbacher, Priester aus Mergentheim, an der Pest erkrankt, 1520 Mai 5Anno etc. 20 Sonnabenth nach Crucis Invencionem ist erscheinen alhie der wirdig Her Wendelinus Kalttenbacher von Mergentheym und glawbhafftick angesagt, wie /S. 360/ das her in dem 19 Jar umb Michaelis [Sept. 29] gelegen an der erschreckligen Plag der Pestilentz, und so baldt

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er mit solcher Kranckheitt angestossenn, hab her sich gelobet selber personlieh zw besuchen die wirdigenn Mutter Gottis alhie im Gryntall und do zw lesenn das Ampt der heilgen Messe in die Ere Marie, hab im die Mutter Gottis Erlengerungk in seines Lebens erlangt, also das sie in 3 Mall uff das Stroe gelegt, ine vor todt geschaczt und einneben woeln, ist her alweg widder lebendich wordenn und offt gedachten Tack hie erscheinen, das Ampt der heilgen Messe verbracht. Actum ut supra.71. Nikolaus (Clas) Heinz aus Miesau bei Kaiserslautern, schwere Geburt der Ehefrau, 1520 Mai 5Eodem die et anno ist hie erscheinen Clas Heincz von Meysaw bei Keiserslautter, 3 Meill von Sanct Wendell gelegenn, und warhafftig angesagt, das sein ehelich Weipp gelegen in Kindes Nottenn also herttigleich, das iderman gementh, Mutter und Kindt bei einander todt zw bleiben. In solchen Notten hab her gelobt, die Mutter Gottes alhie zw besuchenn in Grymtall und ire zw opffern ein Kwe. Nach Verendungk des Gelobtnys hab ir die Mutter H Gottes geholffen durch ire Vorbith, das das Weipp der schweren Burden entpunden und ein froelichen Aneplick der Frucht erlangt. Szo aber die Kwe so weith zw brengen schwerlich, hatt her solch Kwe schaczen laßen und 3 Gulden Wertzs Gelds Marie der Mutter Gottes uff gedachten Tack personlich geopfferth.Actum am Tag wie oben.72. Georg (Jörg) Brantel aus Landek bei Tepl, von der Leiter gestürtzt, 1520 Mai 12Anno etc. vigesimo ist hie erscheinen Jorg Branttell von Landeck bei der Doppell gelegen und warhafftickg angesagt, wie das her uff den Abenth Martini [Nov. 10] im 18 Jar gestanden uff seinem Haus uff einer Leitter, das selbig zw deckenn, sey her durch die Verhegnyß Gottes und auch seiner selbst Unvorsichtikeith 39 Sprasselln hoch herrab gefallen gantz schwerlich. In solchenn Fallenn und seinen Nottenn hab her angeruffenn die Mutter Gottes, in zw helffen und die gelobt zw besuchenn alhie im Grymtall mit dem Almusen, hab im die Mutter der Barmherzikeit erlangt gegen Christo Jhesum unserm Selickmacher solche Gnad, das im disser graussam Fall gantz nichs geschadt an seinem Leib, sonder szobaldt gesundt auffgestanden und widderumb geerbeith. Solchs alße gesehen, sagt her uff die Pflicht, so her der Cristenheit gethan. Actum anno ut supra, die Nerei et Achillei.73. Besuch des Fürsten [Wolfgang] von Anhalt, 1520 Mai 22Anno etc. vigesimo vigesimo tertia feria post Exaudi hatt aus sunderlicher Andacht dises loeblich Gotteshaus besucht der hochgebornn Furst und Her, Her N. Herr und Graff von Anhalt, und alhye Marie der hochgelobten Konigin gethan sein Opffer und /S. 361/ verschaffth zw thun das loeblich Ampt der heilgen Mes von der Entpffennichs Marie mit sampt einer Seelmes vor alle die, so vorstorben aus der gedachten Herschafft etc. Und nach gesehenem Ampt der Mes zw gleich mit unserm gnedigen Herrn, Graff Wilhelm, Herrn zw Hennenberck, besucht den hilgen Himelfursten Wolffgangen im Sehe gelegen etc.

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74. Urban Vogel aus Jilow bei Aussig, im Wald umhergeirrt, 1520 Mai 26Anno ut supra vigilia Penthecostes ist alhie erschienen Urban Vogel von der Eyll bey Aussigk im Lande zu Behemen, hat of sein cristlich Eide warhaftig angesagt, das er in Krangheit gelegen, seiner Synnen beraubt worden, das er in einen Waldt gelauffen, darinnen funffthalben Wochen gewesen, kein Mensche gesehen und keinen Bissen geessen, dan allein des Wassers getruncken. Hat sich dohere mit 2 lb Wachs und zwuen gesungenen Messen gelobt, hett ime dy Mutter Gotis geholfen, das er sich widerumb besonnen und zu Leuten komen were. Actum ut supra.75. Arnold aus Schleiden im Julieher Land, schwere Geburt der Ehefrau, 1520 Mai 26Anno ut supra in vigilia Penthecostes ist alhie erscheinen Amolt von Schletgen gelegen ym Gulcher Landt, und warhafftig angesagt, wie das sein eliche Fraw habe gelegen yn Kindsnotten und hab nicht kundt geberen. Was an dem andrenn Tag habenn sie die Weiber bey ir gewest alhier gelobet mit tzwen Pfundt Waschs zu bitten under frummen Leuten. Also baldt das Gelobnis gesehen ist, ist sie frolich der Frucht genesen und also tzu Pristers Handen kummen und getaufft worden.76. Johann (Hans) Hubner aus Bayreuth, schwer krank, 1520 Mai 26Anno ut supra in vigilia Penthecostes ist alhie erschinen Hans Huebner von Berrueth, im Marckgreffesin Landt gelege, hat warlichen angesagt, wie er grosse schwere Kranckheit in seinem Leibe gehabt und nymantz gewest, was fuer ein Kranckheit, und im also tzugesetzt, das man in ein halbe Nacht fur todt gehandelt. Haben in die Seinen gelobt tzu unser lieben Frawen in das Grintal mit einem Opfer, als nemlichen funff Pfundt Wasch, ist er von Stundt an genesen etc.77. Jobst Erner aus Deutenheim. durch einem Spieß verletzt, 1520 Mai 28Anno ut supra Montags Penthecostes erschein Jost Emer von Deutenhem, zeigt dy Narben, was er mit einem Spiesse in die lincken Brust gestochen, das im in newn Tagen alle Menschen das Leben abgesagt, hat sich dahere mit einer singenden Messe und eym silberin Opffer gelobt, het ym die Mutter Gotis geholfen, das er gesundt worden. /S. 362/ 78. Thomas Heiderich aus Altenburg. vormals lahm, 1520 Mai 28Eodem die comparuit Thomas Heiderich von Altenberg, sagt wie im dy Mutter Gotis in seinen grossen Anligenn zwey Mal geholfen und itzo zum dritten Mal die Lembd gehabt, sich aber zu ir verheischen, het in aber verlassen. Hat geopffert 2 silberyn Hende und 2 silberin Fuß und 1 Margenbild von 6 Loten. Actum.79. Johann (Hans) Meußhundt aus Bisehofferode bei Spangenberg, schwer krank und für tot gehalten, 1520 Mai 29Anno ut supra tercia Penthecostes ist hie erscheinen Hans Meußhundt von Span Bischoffenrodde bei Spangenburgk, angesagt, wie her etlich Zeittlang in Kranckheithen als Geelsucht und Fiber und andere Gebrechen gelegenn und also schwach, das her der Syn beraupt und im

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unbewust, was her gethan. Ist auch also verschiden und etlich Zeittlanck todt gewest, habenn in die genen, so bei seinem Endt gewest, hieher gelobt mit 3 singenden Messenn. Hatt im Maria, die Mutter Gottis, erlangeth gegen Christo Jhesum, unsern Selickmacher, widerumb sein Lebenn. Ist uff heuth wie ob in angezeith hie erscheinen, solchs uff sein cristliche Eide angesagt etc.80. Veit Engelmann aus Schweimnitz, schwer verletzt, 1520 Mai 29Anno ut supra tertia Penthecostes ist hirinne erschinen ein Man mit Namen Veit Engelman von Schweintz, bey Tzwickaw gelegen, hat warliehen bey cristlichen Pflichten angesagt, wie daß er gehauben und schlagen worden sey also, daß im dy Adern auff der lincken Handt gantz und gar eintzwei gehauben seindt, wie her dan auch daß selbich angetzeigt hat mit der Moßen, und mer so ist im dy Roern seines rechten Arms auch gantz hintzwei gehauben gewest, also das her 8 Wochen lame daran west ist und hat nich wollen heilen von den Ertzneien der Ertzt. Hat er sich gelobt tzu Marie ins Gryntall mit einer wichsen Hand und einem wichsen Arme, dy selbigen nach seinem Vermuegen tzu loesen, hat im durch Furbit Marie geholffen worden, daß er gantz geradt ist worden und im solche Wunden gantz nichs schaden an seiner Gesuntheit des Leibs etc.81. Heinrich (Heinz) Buttner aus Tepl in Böhmen, hatte die Tochter verloren, 1520 Mai 31Anno etc. ut supra Donerstag nach Pffingstenn ist alhie erscheinenn Heincz Buttner von der Doppell, in Behem gelegenn, und warhafftick angesagt, wie her sein Dochter von zweien Jarn verlornen. Ist ime nitt bewost, woe es hin kommen und also uff zwue Meill hynweck kommen. In solchem Jamer hatt her angeruffenn Marie die Mutter Gottis, auch gelobt, die selbige alhie zw besuchen im Gryntall mit dem Opffer, hat im Maria die Mutter Gottis durch ire Vorbith erlangt, das her das verlornn Kindt widder funden ane alle Verletzungen etc./S. 363/82. Nikolaus (Clas) Matte aus Ettingshausen, Opfer von Straßenräubern, 1520 Mai 31Anno etc. ut supra Donerstack nach Pffingsten ist hie erscheinen Clas Matten von Etterßhausen, zwue Meill wegs von Fulde gelegen, und warhafftigk angesagt, wie das her zw Marck gewest und Oschen kaufft, sey her in einem Walde von zweien Strassreubern, die in gefencklich angenommen, die Oschen, auch ander sein Guth genommen, im die Hende uff den Ruck gebunden und also gantz fest an einen Bawrn geknopffeth, seyen also von im gewichen und gesprochen, sie wolten balde kommen, in ledick machenn. In solchen Engstenn und Notenn hab her angeruffen Marien die Mutter Gottis, ist ime Gnad verleihn, das her ledick ane menschliche Hoelff worden ist, und also ungeverlich uff dem Weg hin gangen, wilcher ime unbewust, inen widder auffgestossen, in der Finster von inen geschlagen und zum andern Mall gefangen worden und von inen also 3 Tag und Nach gefurt mit verbunden Augen uff ein Schlos

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in einen Diebstock, wilcher von grossen Eichenholczern gemacht, geseczt, ruckliehen gebunden worden und also funff Wochen gesessen. In solchen Noetten hatt her abermals angeruffen die Mutter der Barmherzikeith, auch gelobt, die selbige hie zw besuchen im Gryntall mit einem wischen Bilde von funff lb Wasch, dasselbig untter frommen Leuten zw bitten, hatt ime Maria die Mutter Gottis gegen irem einigen Sone erlangt Gnad, das im die Bandt, do mit die Hende befestigeth gewest, geoffenth worden, und also mit einem geringen Eisen, wilchs her aus dem Stock gebrochenn, den Stock zwschnitten und also durch die Hoelff Gottis entlidiget, das Eysen hieher bracht und solchs uff sein cristlich Eide angesagt. Actum ut supra.83. Johann Roering aus Sangerhausen, schwere Geburt der Ehefrau, 1520 Juni 1Anno etc. ut supra sexta feria post Penthecostes ist hie erscheinen Johan Roerunck, zwr Zeitt Burgermeinster zw Sangerhausenn, warhafftick angesagt, wie das sein eelieh Wirtten Margaretha also hefftick in Kindesnoetten gelegen, das die Weiber zw der Geburdt verordenth genzlich verzagt, des Vermuttens, wie Kindt und Mutter dodt bey einander bliben moest. In solchen Notten hab der Burgermeinster den Weibernn zwgeschreyeth, sie zw geloben ins Gryntall zw der Mutter Gottis, und also her zwgleich mit ine gelobt, die Mutter Gottis zw besuchen personlich mit Weib und Kindt. Sobaldt nach Verendunck des Gelobnys hab inen Marie die Mutter der Barmherzikeith scheinbarlich Hoelff gethan durch ire Vorbith, das das Weip, so in Schmertzen gewest, einen froelichenn Anplick irer Frucht gebornn. Sindt auch zwgleich Vatter, Mutter und Kindt wie obin angezeigt, hie mit irem Opffer erscheinen und solchs uff ire cristliche Eide angesagt. Actum ut supra.84. Nikolaus Spinherr aus Helbra, Opfer einer Schlägerei, 1520 Juni 1Eodem die et anno ist hie erschinen Nielas Spinherr von Helbern, zwischen Manßvelt und Eißleben gelegenn, angezeigt, wie her an alle Ursach gantz sere von einem Berckknecht gehawen und vorstommelt, das im der erst Arczt 17 Heftt gethan, hatt im /S. 363/ aber nitt mogen odder kein ander Arczt helffen. Hatt auch gesprochen, das her 5 Tag und Nacht geblutt. In solchem Jamer hat her angeruffen die Mutter Gottis, auch gelobt, die selbige hie zw besuchenn im Gryntall mit 1 lb Waschs und einer Meß. Hab ime die Mutter Gottis gegen Christo Jhesu, unserm Selickmacher, Gnad erlangt, das her an alle Schmertzen und Hoelff der Ertzt geheileth sey. Solchs also gescheen, hatt her uff sein cristliche Eide angesagt. Actum ut supra.85. Ernst Graf zu Gleichen als Wallfahrer, 1520 Mai 31Anno etc. vigesimo quinta feria post Penthecostes ist der h wollgebornn Furst Graff und Her zw Gleichen etc., Graff Ernst, zw Fuß erscheinen mitsampt einem andern Graffen in disem lobliehen Gottishaus, aldo gethan sein Opffer und uff den selbigen Tag zw Nacht sein im nachgeschickt worden sein Pfferde. Ist also selb zwolfft wider heymgeritten. Actum ut supra.

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86. Katharina von Dum zu Klingenberg, vormals gelähmt, 1520 Juni 1Anno etc. 20 sexta feria post Penthecostes ist hie erscheinen die erber Jungff Ffraw Katharina von Doernn von der Clingenburck, bei Aschenburck gelegenn, warhafftick angesagt, wie das sie an der Lern gelegenn bei 13 Wochenn, hatt ir kein Doctor odder Arczt sagen, was sie vor ein Gebrechen gehabt. Hatt ir auch nymandt mogen helffen, ist also gebrechenhafftick gewest, das sie nitt hatt mogen gehn odder stehn, auch nitt weitter forder mogen kommen, wenth so weitt man sie gehobenn und getragen hatt. In solchenn Notten hatt sie angeruffen die Mutter der Barmherzickeith, auch gelobt, die selbige zw besuchenn alhie im Gryntall, ire zw opffernn iren rotten schamloth Rock, hab ir Maria, die Mutter Gottis, Gnad erlangtt bei irem einigen Sone, das sie Gesuntheith ires Leibs erlangt ane menschliche Hoelff und Artztey uberkommen, auch woll hatt mogen wandern, ist selber personlich hie gewest, ire Gelobnys mit dem Rock volnbracht. Solchs alßo gesehen angesagt und des Ampt der heilgen Mes von Marie der Mutter Gottis verordent zw halten. Actum ut supra.87. Nikolaus Irmtrauter aus Meltersleben bei Annaberg, dessen Sohn unter den Wagen gefallen und überrollt worden war, 1520 Juni 1Eodem die et anno ist hie erscheinen Nickel Irmtrautter von Meltersleben, 1 Meill von Sanct Annenberge gelegen, angesagt, wie her mit einem Wagen voll Koln zw Marckt hab faren woll, sei im sein Son, der zu solcher Zeitt noch clein gewest, untter den Wagen gefallen und also dem Vatter unwissen der geladen Wag dem Knaben uber den Leipp, auch das Heubt mit dem fordern Radde gangen, hab sich der Knab in solchem Schmertzen woll umbschlahen, sey im das hinter Radt uber einen Arm gangen und hyntter dem EInbogen enzwei gebrochen. In solchenn Notten hab her den Knaben vor dodt auffgehoben und angeruffen Marie, die Mutter Gottis, sie gebetten, im zw Hoelff zw kommen, hab auch ir gelobt, sie zwgleich zw besuchen alhie im Gryn/S: 365/tall. Hab im Maria, die Mutter Gottis, solch Gnad erlangtt das gegen Christo Jhesu, unserm Selickmacher, das der Knab widerumb ane menschliche Hoelff und Arcztei gesundt worden. Seye zwgleich uff heuth, wie obin angezeigt, hie erscheinen, das Ambt der heilgen Messe verloupth zw halten, und solchs also gescheen uff cristliche Eide angesagt. Actum ut supra.88. Katharina Kursner aus Dieburg, deren Mann einen Knochen verschluckt hatte, 1520 Juni 2Anno etc. ut supra in vigilia Trinitatis ist hie erscheinen Katharina Kursnerin von Dieburck, warhafftick angesagt, wie das ire Hauswirtt Hans Kursner Ruben und Fleisch gessenn, sey im ein Bein uber die Quirg in den Hals kommen, ime den Hals verstopfft, das her nitt hab moch essen odder trincken, solchs auch 18 Wochen lanck in dem Hals gehabt und all Tack bey einem Maß Pluttes von im gebluth. In solchem Gebrechen hatt im kein Arczt helffen mogen. Nach lanck gehabtten Schmertzen und Verzeigung aller menschlichen Holff haben sie eintrechtigleich angeruffen die Mutter der Erbarmunck, auch gelobt,

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dieselbe alhie zw besuchenn im Gryntall mit dem Opffer und wollen und barfuß. Szo aber der Nach Verendunckg des Gelobnys hatt inen Marie die Mutter Gottis Gnad erlangt bei Christo Jhesu irem einigen Sone, das das Bein, so der Man in dem Hals gehabt, ane alle Schmertzen uff den Abenth Marie Purificacionis [Febr. 1] aus dem Munde gefallen. Solchem nach so aber der Man an einer andern Kranckeith gestorben. Ist das Weipp, wie ob in angezeigt, erscheinen, das Bein in einem wischen Bilde hieher wollen und barfuß geopffertt. Solchs also gesehen uff cristlich Eid angesagt. Actum ut supra.

89. Nikolaus Feuerelaus aus Weilmünster, hatte sich die Hand fast abgeschlagen, 1520 Juni 2Eodem die et anno ist hie erscheinen Nickel, Fewersclaßen Sone von Wellmoenster, warhafftick angesagt, wie her gehawen ane all Ursach, das im die linck Handt gar ein wenick noch angehangen hab. Hatt her sich hieher gelobt zw der Mutter Gottis ins Gryntall mit einer wischen Handt, hab im Gott der almechtich durch die Vorbith Marie Gnad verleihen, das im die Handt geheileth, auch alle Finger woll geregen und gelencken kan an alle Verlemunck. Ist hierumb zw Dancksagunck Marie uff hewth Dato hie erscheinen, solchs also gesehen uff cristlichen Eidt angesagt. Actum ut supra.90. Ewald, Hengen Claßen Sohn aus Nieder-Ramstadt, schwer kranke Ehefrau, 1520 Juni 2Eodem die et anno ist hie erscheinen Ebaldt, Hengen Claßen Sone von Nidderrambstedt, angesagt, wie das sein eelich Weipp, Elizabeth gnandt, 7 Jar lanck kranck gewest und nymandt bewost, was sie vor ein Gebrechen gehabt, ir auch kein Arczt /S. 366/ hatt mogen helffen. In solchem Jamer und Kranckheith haben sie beide, Man und Weipp, angeruffen Marien die Mutter Gottis, auch gelobeth, die selbige zw besuchenn alhie im Gryntall mit einem Opffer und mit einem Altertuch. Nach der Verendu[n]ch des Gelobnys hat ir Got der almechtich durch die Vorbith Marie scheimbarliche Hoelff gethan, in dem das sie Gesuntheith erlangt ires Leibs. Auch ist der gedacht Ebaldt uff heutigen Tag hie, wie obin angezeigt, erscheinen, solchs also gesehen uff cristlichen Eidt angesagt. Actum ut supra, das Altartuch uberantwort.91. Matthias Köttner aus Kleinschirma, kranke Ehefrau, 1520 Juni 3Anno etc. Dominica Trinitatis ist hie erscheinen Mattes Koettner von Clein Schirm bey Freiburck gelegen, warhafftick angesagt, wie das sein eelich Weipp Elizabeth lang Zeith kranck gelegen an dem Heubttwetag und andern Kranckeitten, also das nymanth vermeinth, sie auffzwkommen. Zwleczten ist sie irer Sinn beraubt worden und also synlos 3 Tag und Nacht gelegen, das nymandt gewist, abe sie dodt odder lebendich gewest. In solcher Kranckeith, Jamer und Betruebnys hatt der gedacht Mattes Koettner angeruffen Marien, die Trosterin aller betrubtten Hertzen, alhie im Gryntall gelobt zw besuchenn mit 7 Pffundt Wasch, ire das selbig zw opffernn zw Lobe und Ere in der Gestalt eins Bildes. Nach Vorendunck

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dises Gelobnys hatt Marie, die Muter Gottis, der Krancken scheimbarlich Hoelff erlangt bei Cristo Jhesu, unserm etc. Also das das Weipp widerumb entpffund das Lebenn, auch ire Vernunfft erlangt und sich so baldt von Stundt an gebessertt und gentzliche Gesuntheytt erlangt. Ist uff heuth Dato hie erscheinen mit den Opffer, solchs uff cristlichen Eidt also geschenn angesagt.92. Margarete Krakauer aus Meckelrode bei Eisleben, lange schwer krank, 1520 Juni 5Anno ut supra in die Bonifacii ist hie erscheinen Margreth Krackawer von Meckellrodde, bei Eiß leiben gelegen, angesagt, wie sie lang Zeitt an der Heubtkranckheith gelegen, hatt ir kein Arczt moeg helffen, hab sie sich her gelobt ins Gryntall zw Marie der Mutter Gottis mit einer Meß, sey durch die Vorbith Marie entledigeth und gesunt worden. Actum ut supra.93. Bartholomäus Glanz aus Coburg, aus Gefangenschaft befreit, 1520 Juni 29Auff heudt Peter und sandt Pauls tag ym cz[w]enzitigen Jar ist alhie erscheynen Bartel Glancz von Kobergk und warhatig angesag, wie er zu dreymal sei yn Gefencknuß geleget, auch mit dreyen Schlossern verschlossen und verwarhet. Yn solchen seynen Notten hab Mariam, die Mutter Gotis, angeruffen und sich alhieher yns Grymmentall mit 2 lb Waschs gelobet, hat ym Maria, die Mutter Gotis, scheynbarlich Hilff gethan, das die Schloßer und Vessel, darmit er gebunden gewest ist, alzumal an menschliche /S. 367/ Hilff auff gegangen. Dise also warhatig angesagt und gebeten, Brudern und Schwestern zu [v]erkundigenn.94. Wenzel Frick aus Lohrhaupten zwischen Gemünden und Lohr, dessen Enkeltochter in eine Flachsröste gefallen war, 1520 Juli 28Anno etc. vigesimo arn Tag Panthaleonis ist hie erschinen Frick Wenczell von Laerheitten zwischen Gemoendenn und Laer gelegen, warhafftick angesagt, wie das sein Dichterlein, {Margreth gnandt}, zweier Jar alt, in ein Bach Flachsrussen gefallenn {am Tag Georii [April 23] im 20 Jar}, ime und seinen Eldernn unbewost, darinnen gelegen ungeverlich bei einer Stunde, sey ein ander clein Kindt zw seiner Magt kommen, ir angesagt, ewer Marlen ligt in dem Bach und will nitt redden. Ist die Magt von Stundt ane ausgangen, das Kindt in dem Bach auff und nidder gesucht, aber solchs nitt funden, hab sie ane die Flachs Russen, wilche tieff und nit weyth von dem Bach gewest, gedacht, ist eilende dar gangen, das Kindt darinnen gesucht und befunden, das ein leinen Tuchlein in dem Wasser geschwommen, hatt sie das selbig eilens begriffen und also das Kindt funden und heraus gezogen, aber kein Leben an ime befunden. Hab sie solchs zw Haus in ein Stuben getragen also vor dodt. Sei der Prister im selbigen Dorff, so solchs vor ine kommen, auch ins Haus gangen und ine geradten, das Kindt ghen Ache odde zw Marie ins Grymtall zw gelobenn. Hab die Mutter des Kindts solchs ins Gryntall verheyschen mit so schwer Wachs, als das Kindt wege. Ist nitt lanck darnach das dem Kindt der Adern aus dem Moende gangen, hab sie so baldt befunden die Hoelff Marie der Mutter Gottis, und uff dem Tag, wie obin bemeldt, ist

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Vatter und Mutter zwgleich mit dem Kinde und einem wischsen Bilde so vill das Kindt gewegen hatt, erscheinen und solchs also gesehen uff cristlichen Eidt angesagt.95. Wallfahrt des Heinrich, Herrn zu Gera und Schleiz [gest. 1538], und seiner Ehefrau Anna, geb. Gräfin von Beichlingen, 1520 Aug. 23Anno etc. vigesimo in vig[i]lia Bartholomei ist hie erscheynen der wollgebornn Graff und Herr, Graff Heinrich, geborner von Gera, Her zw Sleiz, und mitt ime sein eheliche Gemahell Fraw Anna, ein gebome Greffm von Beichlingen, aus sunderlicher Andacht besucht dißes loeblich Gottishaus und geofferth ein silbernn Bilde, auch 1 Gulden von einer Meß, de assumpcione beate Virginis gesungen, zw Presentz geben.96. Andreas Wille aus Goslar, lange Zeit gelähmt, 1520 Aug. 25Anno etc. vigesimo Sonnabenth nach Bartholomei ist hie erscheinen Anders Wille, Spengler von Gorssler, in Sachsenn gelegen, warhafftick angesagt, wy das her 9 Wochenn an der Lerne odder Gicht gelegen, auch so larn gewest, das her wedder Arm noch Bein, Hendt odder Fuß hatt mogen regen, auch nitt hab moegen gehn odder sthenn. In solchen Noetten hab her angeruffen die Mutter aller Barmherzikeith, auch /S. 368/ gelobt, die selbichen zw besuchen alhie im Gryntall mit einem wischen Bein und seinem Oepffer, Nach Verendungk dises Gelubnys ist ime solche Gnad verlehn worden durch die Vorbithe Marie, das her hatt von ime selber moege auffstehn und off Krucken ghenn, hatt hab sich auch also mit den Krucken off den Weck gemacht, u und do her ein halb Meill gangen sey hab imen von der Stadt, hab im Gott Gnad erzeigt, das her der Krucken nitt mer bedoerfft, sundem gesunt worden und woll Hende und Fuß regen, lencken und gebrauchen moege, auch ane Krucken gangen. Ist auff gnandt Zeitt hie gewest mit Weibb, Kindt und einem Knecht, sein Wallfartt op und Opffer volnbracht und solchs also gesehen off cristlichen Eidt angesagt. Actum ut supra. Hatt die Krucken zwgleich mit dem Opffer her bracht.98. Valentin Waßmuth aus Nauheim bei [Groß-] Gerau, bei einer Schlägerei schwer verletzt, 1520 Aug. 22Anno etc. vigesimo in octava assumpcionis Marie ist hie erscheinen Valentinus Waßmuth von Nawheym, bei Gera untter Mentz gelegen, warhafftick angesagt, wie das her uff Sontack nach Margrethe [Juli 15] zw einer Czech gewest und mitt einem andernn seinem Zechgesellenn zw Unfriden worden, wilcher in auch mit einem Brottmesser in den Hals geschnitten, ein Bein in den Ro'cken gesaczt und bei den Harnn begriffenn und also die Gurgeln gatnz entzwei geschnitten, das her nitt hab redden moge {gar nahe entzwei geschnitten, das im die Kost, so her gessen, vierzen Tagke sey ist zw dem Hals aus gelauffen, auch hab her nitt redden moege}. In solchen Noetten und Ferlikeitten hab her sich in seynem Synne gelobt zw Marien, der Mutter Gottis, die selbige alhie zw besuchen im Grymtall mit einem wischen Bilde von 4 lb Wasche, hab her sobaldt nach Verendunck des Glubnyß scheimbarlich Hoelff entpffunden, das her durch die Hoelff Gottis, auch menschliche Arzthei widder

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Gesuntheith erlangt und woll moegenn redden. Ist uff gnant Zeith hie gewest und solchs also geschenn uff cristlichen Eidt angesagt. Actum ut supra.99. Martin Maurer aus Reichenbach bei Görlitz, unschuldig zu Böhmisch Kamnitz in Gefangenschaft, 1520 Sept. 3Anno etc. 20 Montags nach Egidii erscheyn Martinus Mauerer von Reichenbach bey Goerlitz sag bracht mit ime dises eyserm Gefesser, sagt wie er zu Bemischem Kemnitz eins Abents umb die Kirchen gangen, sein Gebete zsprechen, were er, als ab er die Kirchen erbrechen wolt, von den Schergen angetast und in Gefengnus gefurt und mit Armen und Beyhnen in dise Kethen geslossen worden. Hett er in seynem Hertzen die /S. 369/ Mutter Gotis angeruffen, sie alhie zu besuchen, weren dy Keten loß worden und erfur, dy sein hutten, entslaffen gewesen, und er {uber derselben eynen hyngesritten und} also durch geoffnete Thure darvon gangen, das im nymants nachgevolgt, biß er ferrer heraus komen, hett die Keten abgeslagen. Actum.101. Johann (Hans) Beyer aus Niirnberg, zwischen Gotha und Eisenach vom Pferd gestürzt, 1520 Sept. 6Anno etc. vigesimo Donerstack nach Egidi erschein hie Hans Beyer von Noerinberckg, warhafftick ansagende, wie das her den nesthen Sontack vor dißer Zeith als uff Sontack nach Egidi [Sept. 2], hab geritten zwischenn Gotha und Eißennach, sey sein Pffertt, do her auff gesessen, gestrauchelt und her also mit dem Pferde gefallen, uff den Hals gesturczt und seins Bedunckens das Gegnick gancz enzwei odder auseinander gefallen, das her auch vor todt gehandelt odder gehalten sey. Do her aber ein wenick zw ime selber kommen, hab her angeruffen in seinem Hertzen die Mutter der Barmherzickeith, auch verheischen, die selbigen alhie zw besuchen im Grymtall, ire zw opffernn sein Pferdt, Zawm und Sattell, und so baldt nach Verendunck des Gelobnys sey her auffgesessenn zw reitten und also ane alle andere menschliche Arcztey gesunt worden. Ist uff gnantten Donerstack alhie erscheinen und solchs alhie also gesehen uff cristlichen Eidt angesagt.102. Johann (Hans) Sittig von Niedenstein bei Kassel, an Syphilis erkrankt, 1520 Sept. 9Anno 20 dominica post nativitatis Marie comparuit Hans Sitig von Nidirstein bey Cassell, sagt, wie er dy Frantzosen gehabt und das Reissen in Knachen funff Jare gehabt, sich mit 2 lb Wachsen dohere ins Grymtal gelobt, durch Hulff Marie gesunt worden etc.105. Urban Neumann aus Oelsnitz im Vogtland, Unfall im Bergwerk, 1520 Sept. 23Anno etc. vigesimo Sontack nach Mauricii erscheyn hie Urban Newrnan von Elßens, im Voyttlande gelegenn, warhafftick ansagende, wie das her in einem Berge gearbeith und doselbst durch gottliehe Verhencknys verfallenn, also das der Berck in mit beiden Bein auch gentzlich ane allein das Heubt gefangen und ine alßo herttigleich geschlagen, das her sich seins Lebens erwegen. Sei auch allein in dem Berge gewest und lenger

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wen ein Stunde also gelegen. In solchenn Notten hab her sich hieher gelobt zw Marien, der Mutter Gottis, ins Grymtall, die selbigen zw besuchen mit 7 Pffundt Wasch. Hab her sobaldt Hoelff befunden durch die Vorbith Marie, das her gereden hab moege und also geschreith, seien im ander Berckgesellen zw Hoelff kommen, ine also vor dodt mit eisern Stangen gewonnen. Szo her aber uff kein Bein dretten hatt moge, haben sie ine vor dodt an einem Seill aus der Berg gezogen, und also hab her kurtzlich widerumb durch goetliche Gnade Gesuntheith erlangt. Ist uff gedachte Zeith alhie erscheinen, solchs alßo geschenn uff cristlichenn Eidt angesagt.106. Erhard Jäger aus Marieney im Vogtland, hat an Kopf- und Augenkrankheit gelitten, 1520 Nov. 1Anno etc. vigesimo in die omnium sanctorum ist erscheinen Erhartt Jeger von Marchney, im Voyttlande gelegenn, angesagt, wy das her lange Zeitt an der Heubttkranckeith und Augenkranckeith gelegenn. Im hab auch keyn Arczt oder nymant helffen moege. In solchen Notten hab her allein sey[n] Hoffnung gehabt zw Marien, der Gebererin Cristi, auch gelobt, die selbigen alhie zw besuchen im Grymtall und in ire Ere zw halten verschaffen das Ampt der heilgen Meß mit 1 lb Wachs und 1 silbernn Opffern, solchs auch untter frommen Lewthen zw bitten. Szobaldt nach Verendunck des Gelobnys hab sich seyn Sach gebessert und Gesuntheitt erlangt. Ist uff solchs Zeith hie gewest und solchs Brudernn und Schwesternn zw verkundigen gebetten./S. 371/107. Michael Gunsem aus Forchheim im Lande Meißen, von einem Wagen überrollt, 1522 Mai 10Nota Michel Gunsem zw Forchem im Landt zw Meyssen hatt 15 Doennen Fisch gefurdt, ist ym der Wag uber ein Bei[n] gangen, hatt sich hie her gelobtt und Gesundheytt erlangt. Actum sabatho post Joannis ante portam anno 22.108. Lorenz Ebern aus Hollerbach bei Buchen, an der Pest erkrankt, wahnsinnig geworden und in Ketten gelegt, 1520 Dez. 17Item anno etc. vigesimo Montag nach Lucie ist alhie erscheynen der andechtig Lorentz Ebernn von Hallerbach bey Buchenn, warhatig angesaget, wie {er} hab gelegen an der erschrecklichen Krancheit und Plage der Pestelentz, hab yn solcher Kranckeit verloren sey[n] Verno[n]fft und sey also aus seynem Haus auff die Gass gelauffen und also Keynt, Leut und Fye dar yn nyder geschlagen, und also seynt die Nackbawer tzu gelauffen und haben yn also gefangen und an eyn Ketten yn eynen hogen Dorn {Haus} geleget. Do hat er also unvornottig yn gelegen bey wertzen Tage, enttlich ist ym yn seynem Hertzen gelegen, wie er sich solt here tzu Marien yns Gryntal geloben mit 4 Pfundt Waschs und mit wem Messen. Auch hat yn gedanckt, wie die Mutter Gotis alleczeit bey ym seyn, und nach Vorendung solches Gelobnuß ist die Ketten d, Schloß und Gebentung, domit er gebunden ist gewest, altzumal auffgegangen und da ist er oben aus dem Thorn {Haus} daryn er gelegen hat, bey 6 man hoch,

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gespronnen und hat ym gar nicht geschat daryn er gelegen hat, verno[n]fftig gangen. Auch hat er gesaget, wie er yn solcher Unvernottigkeit yn seyner Krancheit von eyner Schuer gefallen, bey 8 Man hoge, an Zweiffel durch Vorbith Marie unvorseret gefallen, auch wie geschlagen er nyder worden seyn vilmals, hab ym nichs geschat, sey ym auch nichs bewosths. Solchs auff genanten Tag angesagt und seyn Gelobnuß verbracht.109. Konrad von Battenhausen, Opfer von Straßenräubern, 1521 April 4Anno etc. 21 auff heudt Dornerstage nach Ostern ist alhie erscheinen der Cu[n]radt von Battenhausen und warhatig angesaget, wie er sie gefangen worden bey einem Wagen und also yn einem Walde angebunden mit einer eysernn Ketten und Schlossen und heren Stacken. Hab er also wertzen Tag und Nacht yn dem Walde gestanden a[n] dem Bawrn angebunden und nichts anders gessen und gedruncken, dan ubir den ander Tag sein die Reuber kummen und ym als ein Fausts groß bracht ein Stock Brotes und Wasser, davon er auch gedruncken. Yn solchen seinen grossen Notten hat er Mariam die Mutter Gotis angeruffen ym Gryntal, sein an alle menschliche Hilff alle Bandt, Schloß und Stack auffgegangen yn der Osternacht, das er leidig· worden ist, und alhie erscheinen auff genanten Tag, warhattig auff cristlichen Eidt angesagt und auch also verbracht sein Opfer und Walffartt./S. 372/110. Peter Egenberg von Korügheim, dessen Frau an Syphilis erkrankt war, 1521 Apri/27Anno etc. 21 Sabbato ante Cantate erschein Peter Egenberg von Kennygk, sagt, wie sein Hawsfraw Anna die Frantzosen gehabt, eyns Dellers breit, dieselben hab er ir prennen und also domit heylen lassen, darnach hab sie die Heuptkranckeit gewonnen und von Synnen komen, hab er sie mit 1 lb Wachs untter fromen Leuten zu biten dohere gelobt, und alsbald des andern Tags Besserung entpfunden {und ire Vemufft und Synne wider erlangt} und mit seiner Hawsfraw dy Walfart heut dato außgericht.111. Nikolaus aus Merkenbach bei Herborn, dessen Kind in ein Gewässer gefallen war, 1521 April 29Anno 21 Montags nach Cantate erscheyn Niclas von Merbach bey Herben, sagt, wie ime sein Kyndt in ein Wasser gefallen, drye Armbrustschosse lange geflossen und bey eyner Stund im Wasser gelegen. Hab er dasselbig mit 1 lb Wachs dohere gelobt, hab er das lebendig widerfunden. Actum ut supra.112. Nikolaus (Clas) Kaußeidam aus Daubach im Trierer Land mit dem Mädchen Katharina, an der Pest erkrankt, 1521 Apri/29Anno et die ut supra erscheyn Clas Kaußeydem von Dubach im Tryrischen Land, sagt, wie im alle seyne angebome Frunde im Sterben an der Pestilentz biß auf eyn Medlin dreyer Jare alt gestorben weren. Dasselbig Meydlin mit Namen Tryngen were auch so kranck worden, das es dy

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Todenfleck gewonnen und ime das Licht in die Hant gegeben und auch Tods versehen. Hette er dasselbig dohere zur Mutter Gotis ins Gryntal gelobt mit dreyen Goltgulden, und sobald das Kyndt erwuchse, das dar kommen mocht, auch here {zu} schicken. Sobalde das Gelubnis gescheen, were das Kyndt wider starck worden ist und zw Besserung gegriffen. Ist heut montags nach Cantate erschynen, das Gelubnis ausgericht und 3 Gulden in Gold in Stock gelassen. Actum ut supra.113. Walpurg Schreiner aus Kaaden in Böhmen, an der Syphilis erkrankt, 1521 Mai 1Am Tag Walpurgis anno 21 erscheyn Walpurg Schreynerin vom Chaden in Behmen, sagt an; wie sie schwerlich mit der Kranckeit der Frantzosen befallen gewest, sobald sie sich dohere mit iren sawern Fußtritten dohere gelobt, sey sie derselbigen entledigt worden. Actum.114. Ursula, Tantzers Tochter aus Teplitz, schwer krank, 1521 Mai 3Am Tag Invencionis Crucis anno 21 erscheyn Ursula, des Tantzers Dochtter von Doepplitz im Lande zu Behemen selbvierde, sagt, wie sie sechs gantze Wochen in /S. 373/ grosser, schwerer Kranckheit gelegen, das ir durch die Ertzt und menschliche Hilffe ir Leben abgesagt und allwege Todes versehen, hett sie sich dohere zur Mutter Gotis ins Gryntal gelobt mit 2 lb Wachs, hett sie Besserung entpfunden und allgemelichen wider zur Gesuntheit komen were. Actum ut supra.115. Donat Reichel aus Dittersdorj, am Kopf erkrankt, 1521 Mai 7Anno domini etc. 21 am Dinstagk nach Johannis ante portam latinam ist alhie erschinnen Donat Reichell hat von Ditterßdorff, hat warhaffdich [angesagt], das er die Heitsucht gehapt hab und gancz umb den Koff tzuschwaln gewesth. Hab er sich gelobt zu der Mutter Gotz yns Grymetall und alsbald dicz Gelobniß gescheen ist, alsbald hat ehr Besserung befunden, und off genantten Tag alhie gewesth, sein Walffart ausgericht.116. Matthias Genge aus Kohlgarten bei Leipzig, dessen Frau ihren Verstand verloren hatte, 1521 Mai 3Am Tag Invencionis Crucis anno 21 erschein Matthes Genghenn im Kollgartten bey Leiptzk, sagt, sein Hawsfraw EIs were 15 Wachen an der Heubtsucht kranck gelegen und sich in dreien Wachen nichts versonnen, hett er sie dohere mit 2lb Wachs gelobt, were sie wider gesundt worden. Actum.118. Anna Cleps aus Dittersdorf, schwere Geburt, 1521 Mai 7Anno etc.. 21 am Dinstag nach Johannis ante portam latinam gnant ist alhie erscheynen Anna Clepsen auß einem Dorff, Dittersdorff gnant, und warhatig angesagt, wie sie hab yn Kyndesnotten gelegen, das man sie und das Kyndt vor todt gehandelt hab. Haben sie die Person, also bey ir gewest, alhier yns Gryntal gelobt mit eyner singende Meß tzu unser libenn Frawen. Also baldt dises Gelobtnus ist gesehen, ist das Kyndt und die Mutter wider lebendig worden, disses auff gnantten Tag also angesagt und ir Walfart und Gelobtnus verbracht.

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119. Angela Meyer aus Isselburg, von einem Balken gestürzt, 1521 Mai 21Anno etc. im 21 Jar uff Dinstack in den Pffingstfeyertagen ist hie erscheinen eyn Jungffraw mit Namen EngeIl Meyerin, von Issenborgk in Westffalen gelegen burttigk, und warhafftick angesagt, wie sie aus Unvorsichtikeith von einem Balckenn ge/S. 374/fallenn und also in die dritte Stundt dott gewest gewest [!] auch in treien ir. Hatt ir Mutter mitt ander irer Fruntschaff von Hertzen angeruffen die Mutter der Barmherzikeith, auch gelobtt, so ir Dochter wider lebendich werde, solle sie besuchen das Gottishaus Marie im Grymtall mitt einem wischen Bilde von einem Pffundt Wasch. Szo baldt nach Verendunck des Gelobnys hatt sie schinbarlich Hoelff entpffangen, doch hatt gedacht Jungffraw in treien Tagen nitt mogen horen odder sehn, {auch nitt moeg reden}. Ist durch Vorbith Marie auch widder zw solchen irem Gesicht kommen und Gehoer, uff gedacht oberurtt Zeitt hie gewest, soelchs uffs cristlichen Eidt angesagt, auch gebetten, Bruder und Schwester zw verkundigen.120. Elisabeth Popp aus Naumburg, deren Tochter Anna durch ein Loch im Boden gefallen war, 1521 Mai 23Anno etc. 21 quinta feria post Penthecostes ist alhie erschinen Els Poppen von der Neumburgk, hat mit ir gehabt ein Dochterlin mit Namen Anna und warhafftigk angesagt, wie ir Dochterlin Anna anderhalbs Jars alt gewesth, ein Stegen hinauff gekrochen und durch ein Boden herdurch gefallen, also das die Leuth, die in dem Haus gesessen, funff Disch voll, alle erschroken sein und das Kindt ein gantzen Stundt langk todt gehandelt, haben sie das Kindt tzu der Mutter Gotz ins G[r]intall gelobt mit 1 lb Wasch und einer Messe in der Ere der Mutter Gotes. Als solch Gelubbnis gescheen, ist das Kindt von Stundt ann wider lebendigk worden etc.121. Bernhard von Benninghof bei Herbede in Westfalen, schwere Geburt der Ehefrau, 1521 Mai 21Anno etc. 21 tertia Penthecostes ist alhie erschinen Bernha[r]t von Benigken, bei Herbet in Westvalen gelegen, hat warliehen angesagt, wie sein Hausfrau in Kinsnoten gelegen und sich also darin geerbeth, das sie fur todt gelegen ist. Haben sie ire Freundt gelobt tzw Marie ins Grintall mit 2 lb Waschen, ein wischsen Bildt daraus tzu machen. Alß dis Gelubnis gesehen, ist sie wider tzu ir selbs kommen und also geboren, daß die Frucht tzum Sacrament der Tauff kommen ist und darnach vers chiden.122. Johann (Hans) Herpf aus Biedenkopf mit der Familie an Syphilis erkrankt, 1521 Juni 2Anno etc. 21 auff heudt Sontag nach des heiligen Barleichnams Tag ist alhie erschinen der ersame Hans Herpff von Bidenkoff bey Marckburgk, sagt an, wie er 3 Virtel Jars lang schwerlich selbfunfft hab gelegen an der Plag der Frantzosen. Yn solchen seinen Notten hat er angeruffen Marien dye Mutter Gotis yn Gryntall, hat sie nach Verendung solchs Gelobnus scheynberlichen geholffen, das er und alle sein Geschlecht gesunt worden

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sein. Ist alhie auff genante Zeit erscheinen und solchs Gelobtnus als ein Pfundt Waschs ausgericht./S. 375/123. Georg (Jörg) Heinz aus Rauschenberg bei Marburg, hatte den Verstand verloren, 1521 Juni 2Anno etc. vigesimoprimo auff heudt Sontag nach des heiligen Barlechenams Tag ist alhie erscheinen der ersame Jorgen Hencz von Reuschenberck bey Marckburgk yn Hessen, saget warhatig an, wie {er} 3 Tag sein sindelos gewest, des man yn hat mit Ketten must binden. Yn solchen seinen Notten und Beraubung seiner Verno[n]fft hat yn sein eigen Mutter alhie her yns Gryntal tzu unser liben Frawen gelobet mit einem Pfundt Waschs, und her nach Verendung solchs Gelobtnus hat ym die Mutter Gotiß scheynbarlich geholffen, das er wider tzu seiner Vernofft kumen ist. Und auff genanten Czeit alhie erscheinen und sein Gelobtnus ausgericht, gebeten, solchs Bruder und Schwester czu verkundigen, dardurch das Lob Marie mocht erwaschen.124. Eine Zigeunerin, der ein Wurm ins Ohr gekrochen war und die darauf hin den Verstand verloren hatte, 1521 Juni 12Anno etc. im 21 uff Mittwochenn vor Viti ist alhie erscheinen im Gottishaus Marie zum Grymtall ein Zueguenerin, warhafftig ansagende, wie ir ein Gewoerm in ein Ore krochen sey und sie also festigleich angefochten, das sie irer Vernunfft genczlich dardurch beraubt wordenn und zum leczten durch gottlieh Verhencknys ires Lebens benommen, ein Zeittlanck vor dodt gehandeltt. Sei von irem Hauswirtt hieher verheischen worden mitt einem wischenn Bilde von 4 lb Wasch. Szo baldt nach Verendunck dises Glubnys habe sie Gnad enttpffunden. Ist uff berurtt Zeitt alhie erschinen, solchs Opffer uberantworth, solchs gebetten zu vorzeichnen und verkundigen. Actum ut supra.125. Sophie Heller aus Motzlar bei Geisa, deren Kind von einem Pferd geschlagen worden war, 1517 Juli 25Anno domini etc. 17 in die Jacobi ist alhie erschinen Veye Hellerin von Moczler bey Gayß mit eim Kindt, Caspar genant, 7 Jar alt, hat warhafftig ahngesagt, das ein Pferdt in vigilia Annunciacionis Marie [März 24] das selbig Kindt geschlagen hab, das mans vor todt gehandelt hab von Vesperczeyt biß nach Mitternacht. Haben sie das gelobt czu der Mutter Gots yns Grymmental mit so vil Wachs, als das Kindt wuge. Also bald, als das Gelobtnes ist gesehen, ist das Kyndt wider lebendig worden. Ist auff b genanten Tagk alhie erschinen, solchs Opfer ausgericht, auch gebetten, solchs Brudem und Schwestern zu verkondigen.126. Konrad (Conz) Lanzendörffer aus SchlackenthaI, dessen Kind an der Pest erkrankt war, 1521 Aug. 1Anno etc. im 21 Jar am Tag Petri ad Vincula ist hie erscheinen der andechtick Concz Lanczendoerffer von Schlackendall, hintter dem Jochsheimer Tall gelegen, warhafftick angesagt, wie her gehabt ein Kindt, wilchs angestossen sey von der erschreckli/S. 376/chen Plag der

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Pestilenzs und also gelegen in Todsnoetten, Hab sein eelich Wirthen Katharina angeruffen die Mutter Gottis, auch die selbige gelobtt zw besuchen vor das Kindt im Grymtall. Szo baldt nach Verendunck des Gelobnys seyen dem Kinde die Pestilenz widder verschwunden und von Stundt an gesunth worden. Hab sich die Ffraw mit irem Hauswirth uff den Weck gemacht, das Gelobnys zw verenden, do sie aber kommen bis ghen Ilmenae, ist sie verschiden in dem Namen Gottis. Ist der Man wie obin hie gewest, solchs gebetten Bruder und Schwester zw verkundigen.127. Walter Heußlein aus Schleiz, schwere Geburt und anschließende Krankheit der Ehefrau, 1521 Aug. 24Anno etc. im 21 Jar uff Bartholomei erschein hie der andechtick Heußlen Waltter von Schlecz, warhafftick angesagt, wie sein eelich Weip acht Tag in Kindsnotten gelegen, hab her sie hieher vorheischen mit einem Pffundt Wasch, hab ir die Mutter Gottes geholffen, und dar nach sey sie so kranck worden, das sie in treien Wochen keinen Bissen Brott gessen, auch solch trei Wochen der Synne genczlich beraubt. Hab her weitter gelobt, das Gottishaus in Grymtall Marie der hochberumpten Konigin selbs persoenlich vor sie zw besuchen, wollen und barfuß, mit vorgedachtem Opffer {und einer lesende Meß}. Hab in Marie die Mutter Gottis erhoret und sein Weipp widderumb also durch die Vorbith Marie Gesunttheit erlangt. Ist uff gnante Zeit obin verzecht hie erscheinen, das Glubnys verendet, auch solchs Bruder und Schwester gebetten zu verkundigen, uff das das Lob Marie der Mutter Gottis alsde-g also grosser dardurch erwaschen mocht etc.128. Leonhard Schwazer aus Schwaz, Bergmann im Eisenberg in der Herrschaft Waldeck, Unfall im Schacht, 1521 Sept. 7Anno etc. 21 in vigilia Nativitatis Marie erschein hie der andechtickg Lynhartt Schwaczer, von Schwacz burttick, bei Ißbruck gelegen, sagt, wie her in der Herschafft zw Waldeck als ein Berckman uff dem Eissenberckg, bei der Stadt Koerbich gelegen, geerbeith, und sey also durch Unvorsichtickeith {in vigilia omnium sanctorum [Okt. 31] des zwensichsten Jars} 13 Lachtter dieff in einen Schacht gefallen und darin ein Zeithlanck gelegen, das kein Mensch vermeintt, das her lebendich bleiben mocht. In solchen Noetten hab her angeruffenn die Mutter der Barmherzicheith, auch gelobtt, die selbichenn zw besuchen im Grymtall mit seiner vermoeglichen Opfferunge. Sei also durch die Vorbith Marie enthalten worden an alle Verleczungk seiner Glidmaßen. Ist uff gedachte Zeith hie erscheinen, solchs also gescheen uff cristlichenn Eidt angesagt.129. Elisabeth Kunemund von Salz mit Sohn Jörg, der beim Läuten vom Kirchturm gefallen war, 1521 Sept. 20/S. 377/Anno 21 die sexta, vigilia Mathei, erschein Els Khunemont {von Saltz} sambt Jorgen irem Sohn, 15 Jar alt, sagt, derselbig were zu Saltz ein Chorschuler gewest und uf dem Thurm nachtes leuthen wellen, were bei 14 Eln hoch hernider gefallen, das menniglich inen todt vermeint. Hett

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sie inen doher mit ½ lb Wachs gelobt, were er widerkommen und im der Fal gantz unschedlich gewesen. Actum.130. Vertreterin des Leonhard Schultheiß von Dichtelbach im Erzstift Köln [!], der von einem Wagen überrollt worden war, 1521 Sept. 20Anno 21 in vigilia sancti Mathei apostoli erschein alhie ein Weipp, geschickt von Lynhartt Schultheys von Dichtelbach {im Stifft zw Koln gelegen}, sagt, wie gedachter Lynhartt Hae eingefurdt, sey durch Unvorsichtickeith untter den Wagen gefallen und also der geladen Wag mitt den fuerder Redder uber sein Brust gangen, im auch ein Arm zwbrochenn. In solchen Notten hab her angeruffen die Mutter der Barmherzickeith, auch gelobt, in ire Ere zw opffem ins Grymtall 1 Schaff; sobaldt hab her durch Vorbith Marie Hoelff entpffunden, das seins Bedunckens, wie inn Marie, die Mutter Gottis, untter dem Wagen hynfuer gezogen, also das die hynttersten Redder des Wagens nitt uber inn gangen seyen. Ist uff berurtt Zeith solehs Weipp von im geschickt hie erscheinen, das Globnys enttricht und solchs also gesehen uff cristlichenn Eidt angesagt. Actum ut supra.131. Johann (Hans) Faßeldt von Mellenbach im Schwarzburger Land, dessen verstorbener Bruder im Wald verunglückt war, 1521 Sept. 20Anno 21 in die Mathei erschein alhie der andechtickg Hans Faßeldt von Mallenbach, im Schwarczburger Lande gelegen, sagt ane, wie sein Bruder im Holcz gewest, Holcz zw hawen, sei ein Baum uff in gefallen und emidder geschlagen, das her lenger wendt 1 ½ Stundt kein Zeichen des Lebens ane ime gehabt. Hab her inen verheischen hieher ins Grymtall, die Mutter Gottis zw besuchenn mitt 3 Pffundt und einer lesende Meß. Szobaldt nach Verendunckg des Gloebnyß hab sein Bruder widderumb den Adern widderumb von im ghenn lassen und damach kurtzlich genzliche Gesundtheitt erlangt durch Vorbith Marie, und damach noch trei Jar lanck gelebt. Szo her aber mitt Dode verschidenn, ehr her die Walfurdt ausgericht, ist sein Bruder obbemeldt uff berurtt Zeith alhie erscheinen, solchs Geloebnys enttricht, und das solchs also gesehen sey, uff cristlichen Eidt angesagt, auch gebetten, solchs Bruder und Schwester zw verkundigen, dardurch das Lob Marie dester grosser erwaschen moecht.132. Jakob Fischbach aus Kralowitz in Böhmen, dessen Frau an der Pest erkrankt war, 1521 Sept. 27Anno etc. 21 in die Cosme et Damiani erschein hie Jacoff Fißbach von Kralowicz in Behem gelegen, Prager Bisthumbs, bracht mit ime sein eeliche Gemahel mit dem Namen Anna, sagt, wie die selbige sein Hausfrawe gancz schwerlich mitt der grewli/S. 378/chenn Plag der Pestilincz angestossenn, das sie sich auch menschlicher Hoelff genczlichenn ergeben und allein ir Hoffnungk zw Gott und Marien, seiner erwelten Mutter, geseczt, auch gelobtt, die selbigen zw besuchenn persoenlichenn im Grymtall mitt 4 Pffundt Wasch, die selbigen zw bietten untter frommen Lewthenn. Szobaldt nach Verendunck solchs Gloebnys hab sie durch Vorbith Marie gnedige Hoelff erlangt und kurtzlich darnach

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genczliche Gesuentheitt.Ist uff berurtt Zeith hie erscheinen, solchs also gescheen uff cristlichenn Eidt angesagt, auch gebetten, solchs Brudem und Schwester zw verkundigen, dardurch das Loeb Marie der Mutter Gottis so groesser erwaschen moecht.133. Elisabeth Henkels aus Reinhards bei Geisa, hat nach mehreren Totgeburten ein lebendiges Kind geboren, 1522 Mai 10Anno etc. 22 Sonnabet nach Johannis ante portam latinam ist alhie erschynen die tugensam Els Rein Henckels von Reynhers bey Geyß, sagt an, wie sie yn acht Jarn keyn Kindt lebendig hat mocht brengen zw dem Sacrament der Taufft, also sie mit den funfften hat gangen schwere, hat sie sich hieher zu unser liben Frawen ins Gryntal verheischen und gelobt {also schwere das Kindt weget ein wyschen Bilde und mit dreyen Messen}, das ir unser libe Frawe welt durch ire Vorbith ein lebendig Frucht beschere, hat froliche an Tzwiffel durch Vorbith Marie ein lebendig Frucht geborn. Ist auff genant Tag alhie erschynen und ire Gelobtnus ausgericht.134. Magdalena Freybott aus Burkersdorf, schwere Geburt, 1522 Mai 18Anno etc. vigesimo secundo dominica Cantate erschein alhie die tugenthafftige Frawe Magdalena Frybottingenn von Burckersdorff, bei Kemniz gelegen, sagt ane uff cristlichen Eidt, wie sie drey gancze Wochen in Kindesnotten gelegen und gearbeith szo schwerlich, das iderman vermeinth, Mutter und Kindt werden dodt bei einander pliben. In solchen Notten hab sie sich verheischen zw besuchen Mariam die Mutter Gottis im Grymtall mit ½ Pffundt {Wachs}. Szo baldt nach Verendunck des Globnus hab sie scheinbarlieh Hoelff entpffundt und gnediglich ein lebendich Frucht zw Erdtrich und dem Sacrament der heilgen Tauff gebracht. Szo aber nun zwr selben Zeith Romische Gnade bei inen gewest, hab sie ir solchs Gelobnys las abnemen und uber trey Jar hab sie gleich Kranckeith uberkommen und sey geschwoln und alßo 13 Wochen gelegen. Hab sie-sich zum ander Mall hieher, wie obin angezeigt, {verheischen} und widerumb Gesuntheith erlangt. Gott sey alzeit Lob und Ehr in Ewikeith Amen. Actum ut supra.135. Stephan Schelmburg aus Eppendorf bei Freiberg, in die Backe geschossen, 1522 Mai 19Anno etc. vigesimo secundo, secunda feria post dominicam Cantate erschein allhie einer genandt Steffen Schelmburck von Eppenburck, bei Freyburck in Meyssen gele/S. 379/gen, sagt warhafftick ane, wie das her das Geschos in einem Backenn gehabtt von der ersten Wochen in der Vasten [März 5] bis zw dem Fest Assumpcionis Marie [Aug. 15], das ime auch etlich Gebeyn und Zehen aus dem selbigen Backen geschwor syndt, welche her auch mitt ime hieher gebracht. In solchen Notten hab her kein menschliche Hoelff odder Arzthey erlangen moechtt, allein seyn Hoffnunck zw Goth und seyner allerheylichsten Gebererin geseztt, die selbige angeruffen und geloebtt, sie zw besuchen alhie im Grymtall mitt einem Opffer und zweyen gesungen Messen. Nach Verendunck soelches Glubnys hab her gnedigleichen Hoelff und Gesunttheytt enttpfunden. Ist wie obin

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angezeigt, hie erscheynen, solchs uff cristlichen Eidt angesagt, gebetten, Brudern und Schwestern zw verkundigen, uff das das Lob Marie so vill dester grosser erwasche.136. Anna und Peter Troll aus Erlbach bei St. Egidien, schwierige Geburt von Zwillingen, 1522 Mai 22Anno etc. vigesimo secundo quinta feria post dominicam Cantate erschein alhie die andechttige Anna Troellen und mit ire Peter Troll irer ire elich Gemahel {Hauswirth} {von Erlenbach bei sanct Ekario gelegen}, sagt warhafftick ane, wie sie mitt schwangerem Leib gangen und zwen Zwillingk getragen, zwr Zeith der Geburth hab sie das ein Kindtt ane Schmerzen geborn, aber das ander Kindt sey ueber die Quirg vor die Geburth kommen, und also hab sie in vier Tagen ganz schmerzenttlich nitt moegen geberen. In solchen Noetten hab sie kein andernn Trost gehabt, wenth allein angeruefft die Mutter der Erbarmungk, auch gelobtt, die seibigen zw besuechen alhie im Grymtall mitt szo schwer Wachs, als das Kindtlein wuech, Nach Verendunck solches Gluebnys hab sie durch Vorbith Marie gnedigleich Hoelff enttpfunden und die bede Fruecht lebendigk zw dem Erdtreich und Sacrament der heilgen Tauff bracht. Gott sey Lob in Ewickeith, Amen.137. Eheleute Jakob Gack und Katharina Güsmer aus Geisenheim. Krankheit der Frau nach Geburt eines Kindes, 1522 Mai 25Anno etc. vigesimo secundo dominica Vocem Iocunditatis ist alhierinne erschienen Jacob Gack mit seiner Hauswirtin Katherina Güßmerin von Geißenheim, bey Bingenn gelegenn, und warhafftigk angesagt, wie sein Frawe Katherina in der Geberinge verwarlost worden sein, also das sie groß geschwollen und nymandts gemein, daß sie mit dem Leben darvon komme, und hat das Krancken drey Virteill Jars angetriben. Tzuletzt hatt er sie gelobt tzu Marie der Mutter Gottes ins Grintall mit es schwere Wachs, so sie wege, unnd von Stundt ann nach diesem Geluebnis hat die Frawe Besserunge entpfunden, und darnach mit irem Hauswirt und andern meher irer gutenn Freunde hirinnen erschinen, Got und Mariam, die heillige Gebererin tzu loben, auch das Geluebnis, wie oben berurt, ausgericht etc./S.380/138. Johann (Hans) Lynner aus Burkersdorf, dessen Frau und Sohn nach einem Wolkenbruch von Wasser eingeschlossen waren, 1522 Juni 7Anno etc. 22 in vigilia Penthcostes erschein hie Hans Lynner von Burckerßdorff, bei Kemnyz und Zwickaw gelegen, sagtt wie das durch Ungestymmkeith gefallen ein Wolckenbrumbst und ein gros Gewesser kommen, wilchs Wasser dan sein eeliche Wirtten mit einem Knaben begriffen und sie genczlich umgeben. In solchen Noetten hab sie angeruefft Mariam die Mutter Gottis, auch gelobtt, die selbige hie zw besuchen mit einer gelesende Meß. Nach Verenduenck solchs Gelubnys hab sie scheimbarlich Hoelff enpfunden und das Wasser sey ir unschedlich gewest. Gott sey Lob in Ewikeith, Amen.139. Elisabeth Stelzner aus Hof, an Syphilis erkrankt, 1522 Juni 8

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Anno etc. vigesimo secundo in die Penthecostes erschein alhie die andechttige Frawe Els Stelzneryn vom Hoff, im Voyttlande gelegen, sagt an warhafftick, das sie die Frantzhosen gehabtt und die Feuln in dem Hals und Munde, das sie ir alles Essen und Trincken zw der Nasen ausgelauffen. Es seyn auch alle Erczt ane ir verzagt und sie sey auch ane Goth und Marien, der Mutter Gottis, verzagt worden. Aber endtlich habe sie ire Hoffnunckg zw Gott und seyner werden Mutter gewendeth und gelobtt, die selbige zw besuchen alhie im Grymtall mit einem Pffundt Wachs. Sobaldt nach Verendunck dieses Gelobnys und Bekerunck hab sie gnediglich Hoelff und Gesuntheith erlangt.140. Johann (Hans) Weinmann aus Schönbrunn, dessen Ehefrau an Syphilis erkrankt war, 1522 Juni 8Anno etc. vigesimo secundo auff den Pfingstagk ist hirinne erschinen der andechtigk Hans Weinman {von Schoennbrunne bei Konigsbergk im Ilberger Landt gelegen} mit seiner Hauswirten, Katherina genandt, und warhafftiglichen angesagt, wie sein Hausfraw kranck gewesen sei an den Frantzosen lange Tzeit und nymantzt hat ire kuenth helffen. Tzuletzt sei ir die Kranckheit in die Kele kommen, daß sie in dreyen Tagen nit hat kuenth reden. Also hat er sie gelobt, tm Marien die unbefleckten Junffrawen im Grimmetall {tzu besuchen} mit einer singende Messe und einem lebendigen Opffer. Von Stundt nach solchem Geluebnis ist sie widerkommen tzu Gesuntheit irs Leibs, ist auch hirinne mit irem Man selber personlichenn erschinen und ire Gelubnis, wie oben angetzeigt, ausgericht etc.141. Georg (Jörg) Nötzel aus Auerswalde, hatte den Verstand verloren, 1522 Juni 11Anno etc. 22 quarta feria post Penthecostes erschein alhie der andechttick Jorg Noezell von Awerzswalde, bei Kemniz gelegen, sagtt warhafftick ane, wie her lang Zeith kranck gewest. In solcher Kranckeith sey her auch beraubtt worden seyner Synne und /S. 381/ Vernu[n]fftt, das her ganczt unbec1eidtt und nacketh in solcher Thorheitt gelauffen ins Holcz, darinne auch Nachtt und Tack p1eibenn. In solchem Bekommemys hab sein Hawsfrawe und Fruntschafft in verheischen zw besuchen Mariam {die Kirchen Marlen} die {der} Mutter Gottis im Grymtall mit einer gesungende Messe. Nach Verendunck solches Glubnys hab her durch Vorbith Marie scheimbarliche Hoelff enttpfunden, ist hie erschein, wie obin angezeith, gebethen, solchs Brudern und Schwestern zw verkundigen.142. Johann (Hans) Kern aus Seiferts, unschuldig im Gefängnis, 1522 Juli 9 Anno etc. vigesimo secundo uff den achtten Tak der Heymsuchungk Marie erschein alhie einer genandt Kern Hans {von Seifferts, im fullischen Lande gelegen,} ein Junglingk ungeverlich von 18 Jarn, brachtt mitt ime ein Ketten und ein Schlos, sagt ane, wie das her in nechstvergangen Herbst seiner Schwester Kneblein bei im gehabtt, wilcher der Kelber gehuetteth und uff dem Felde und hab funden dari ein

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Haffen mitt Gelde in einem Graben, darinne villeichtt vor 20 Gulden aller Müntz gewest, sey mitt sanct Bonifacius Heubtt gepregt, solchs Geldt hab her mitt dem Knaben geteilth. Szo aber solchs durch die Kinder offenbarth, sey her von seynen Junckern, nemlich von den vom Weyhers, gefencklich anegenommen und umb zehn Gulden zw dem gefunden Gelde gestrafftt. Also sey her von den Edellewtten untter m[ein] H[ernn] zw von Fulda gezogen, szo hab von Faßnachtt [März 4] bis itzt uffnechst vergangen Mantack fridsam gesessen, do hab in Juncker Heyncz von Wegmar uff Wuertzpuerger Boden begriffen, in gefangen, in einen Stock gelegtt und die Bein mitt Ketten zwgeschlossen, her soltt im Amptt halben auch 20 Gulden geben, wie her seynen Junckern gethan. In solchen Noetten hab her angeruefft Marien die Mutter Gottis, auch gelobtt, die selbichen alhie zw besuchen im Grymtall mitt der Ketten und Schlos, so her ledick wurde. Szobaldt hab her umb sich gegriffen und ein dick Holcz und ein Stein funden, hab her das Holcz mitt den Chen clein gebissen, das hers hab mog in den Stock und Ketten schlaen, und also durch Gottis Hoelff und Vorbith Marie ledick worden. Sey damach in den Kwestael gangen, die Kwe auftbebunden, die Strick zusammen geknupfftt und sich, do das Schlos am hoehesten, herrab gelassen und gantz hoch in die Thorn gefallen. Solchs ist gescheen in die Kiliani [Juli 8] mane circiter secundam horam eodem anno quo supra. Hatt noch einer bei im gesessen, der auch also mitt im ledick worden. Goth sey Lob in Ewikeith.143. Nikolaus Kruck aus Münnerstadt, unschuldig in Gebesee im Gefängnis, 1522 Juli 8Anno etc. vigesimo secundo uff sanct Kilians Tagk erschein alhie ein reisiger Knecht, Niclas Kruck genendt, von Moerstadt im Francker Lande gelegen, sagt ane warhafftigleich, wie her gedyneth bey Graff Adam von Beichlingen, der zwr Zeith zw Noeremburck off dem Kammer Gerichtt gewest, hab doselbst verloren 3 silberln Becher, der selbigen sey her beschuldiget worden, dardurch gefencklichen angenommen und /S. 382/ Funff Wochen zw Noerinburck im Thorm gelegen, darinne her zwoelff Mall auffgezogen widder Gott und Gerechttikeith, wenth er sey der Thatt unschuldick gewest. Enttliehen, so sie nichs aus im prengen hab moegen, sey her uff ein wagen geschmidtt worden und ins Landtt zw Thoringen gefuerdt uff ein Schlos Gebsem genandt, leith ein Meil wegs von Denstadt. Do hab her auch sechs Wochenn gefangen gelegen. In solchen Noetten hab her zw Goth gehofftt und angerufftt die Mutter der Barmherzikeith, auch gelobtt, so her ledick werde, die sei bigen alhie zw besuchen mitt der Ketten, darinne her beschlossen gewest. Sey im in einem Trawm vorkommen, her soeltt das Schlos zwschlaen, wilchs her gethan, und darnach 3 ½ Claffter hoch {im Erdrich auswendick } an der Mawer hynauff uber sich gegraben und durch goettlich Hoelff und Vorbith Marie ledick worden. Hatt gebetten, solchs Brudern und Schwestern zw verkundigen.144. Konrad (Conz) und Anna Becker aus Gumbsheim bei Kreuznach, nach 18 Jahren Ehe erstmals Eltern geworden, 1522 Aug. 27

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Anno etc. vigesimo secundo erschein alhie am Tag Hermetis et Pelagii uff Mittwochen nach Bartholomei der andechtick Concz Becker und mitt ime Anna sein ehelich Gemaell {von Gumbsem bei Creutzennach am Reyn gelegenn}, sagtten bede warhafftick ane, wie sie 18 Jar lanck mitteinander in ehelichem Stande gelebtt, aber nye nye kein Fruchtt geboren, szo lang, das sie bede zw zymlichem Altter kommen. Haben sie angeruefftt Mariam, die Mutter Gottis, sie zw verbitten gegen irem liben Kinde, uff das her ine ein Fruchtt verleyhen odder bescheren wolle. Also seyen sie durch Vorbith Marie gnedigleichen erhorth und ein Fruchtt erlangt. Sie haben auch gelobtt, das Gottishaus odder Cappellen Marie im Grymtall mitt dem Kindlein zw besuchen, wilchs uff Tackg wie obin angezeigtt gesehen, Gott sey Lob in Ewikeith, Amen.145. Heinrich Heinemeyer aus Oldendorf, Kleriker der Diözese Hildesheim und Diener eines Domherrn zu Minden, zu Unrecht in Bremen im Gefängnis, 1522 Sept. 3Anno etc. vigesimo secundo uff Mittwochen nach Egidii erschein alhie ein Clerick Hyldesheymer Bistumbs sagt ane warhafftiek mitt versygelten Briven von dem Byschoff vom Stich ausgangen, die den lautten nach Inhaltt, wie gedachtter Clerick Heynricus Heynemeyer von Ollendorff aus dem Lande zw Braunschweigk gedyneth hab bei einem Dohmhern uff dem Stifft zw Gemynden, seyen die von Prem und die von Gemynden Findt zwsammen gewest, derhalben sey her uff ein Zeith zw Prem in der Stadt gefencklich angenommen und doselbst 16 Wochen gefangen gelegen, umb zweihundert Gulden geschaczt. In solchen Notten hab her angeruffen Mariam die Mutter Gottis und den hyelgen Vorbitter sanctum Nicolaum, auch gelobtt, die sei bigen zw besuchen im Grymtall mitt gegenwerttigen Banden und sanctum Nicolaum zw Gottingen mitt eynem Opffer. In solchem Anruffen hab her gottliehe Hoelff /S. 383/ entpffunden, w das her gegenwerttigs Schlos zwbrochen und ledick worden. Gott sey Lob yn Ewikeith.146. Gertrud Dyle aus Freiberg im Meißener Land, schwere Geburt, 1524 Mai 7Anno etc. vigesimo quarto auff Sonnabeth [nach Ascen]sionis erscheine alhie ein Fraw mit Namen Druth Dylen von Freyburg aus Meyschen, sagt warliehen ann, wie sie inn Kindesnoten gelegen sey bis auff den firden Tag, also das alle Menschen an ire verschweyfeldt sein. Doch tzum letzten sein sie Ratz worden und genantz Weib gelobt, daß {Gotis Haus} Marie im Grintal heymtzusuchen mit einem wichsen Bilde und aldo ire Gebeth tzu thunn. Von Stundt nach dysem Gelubnis hat sie frolichen geboren und ist die Frucht tzu der Tauff kommen und lebt noch biß heut dato. Hat derhalben gebeten, so Ichs Brudern und Schwestern tzu verkunden, auff das das Lobe Marie dardurch gemereth muge werden etc.147. Andreas Forster, dessen Tochter Margarete schwer krank war, 1524 Mai 7

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Anno etc. vigesimo quarta auff Sonnabeth nach Ascensionis erschein alhie Andres Forsther mit seiner Dochter Margaretha, sagt warliehen ann, wie das sie ein Kranckeit hab gehabt, also das es sie gerischen und tzusammen getzogen habe, also daß sie in dreyen [Tagen] nicht hab konth reden. Im selben hab er sie gelobt tzu besuchen das Gotishaus Marie im Grimtal mit einer gesungen Messe und aldo ire Gebeth tzu sprechen, ist sie von Stundt an wider reden worden. Hat derhalben gebethen, solchs Brudern und Schwestern tzu verkunden, auff das das Lobe Marie dester grosser erwasche etc. /S. 384/ 151. {Els Steltznerin vom Hoff}Andreas Wille, Spengler von Gorßler, 9 Wochenn an der Gicht gelegen, das her wedder Hendt, Finger und Fuß hat mog regen, ist auch off Krucken zw der Stadt ausgangen. Szo baldt her off dem Weck ½ Meill kommen, ist her grad worden, das her mogen gehn.

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1.7 Maria im ElendEdition: Das Wunderbuch Unserer Lieben Frau im thüringischen Elende (1319-1517), hg. von GABRIELA SIGNORI, Köln / Weimar / Wien 2006 (Auszüge)

[Th ME – Zeitraum 6]Anno domini moccccxxix [1429]In die sancti Galli[Nr. 280] Jtem von Obirndorff Nickel Schemmeller, deme waren alle syne kinder gestorbin bijß uff eyn, daz selbige lag sere krang. Du rieff he an vnde bad dy iungfrouwen Mariam, daz sy hulffe, daz das kind blebe bij deme leben, he wolde hir brenge syn opphir. Syn gebeth ward irhord, also ist he hyr gewest vnde had czu eren Marien geopphird syn beste pherd.Eodem die fuit hic[Nr. 281] Jtem Thyme Griffe <d> von der Núwenborg, daz saß gefangen zu deme Kogilnberge jn eyme torme vnde rief an vnsere liben frouwen, daz sy om hulffe, he wolde suchen diße stede etc. He ward irhort vnde quam vß. Also ist he hir gewest mid syme opphere vnde had gedancket der jungfrouwen Marien./S. 115/Anno domini moccccxxx [1430]Sabbato post purificationis fuerunt hic[Nr. 282] Jtem von Horde Curd Koch vnde Curd Kercheren vnde Hermann Sippel, dy sassen gefangen zu Huene in eyme stogke. Sy rieffen an dy jungfrouwen Marien, daz sy on hulffe, oer libe kind Christum vor su bethe, daz sy loß worden vmme eynen gnedigen gelt, vnde gelobbeten, sy wolden sy hir suechen med yrme opphere. Des selbigen abendeß, also sy das geloebede vnde gebeth gethan hatten, du brachte men on eyn buendeln stroeß, daz was gebunden med eyner weed. Med dor weed, da brachen sy mede uff eyne kuepphern vesseren vnde den stog vnde komen also mid godes vnnd Marie hulffe vß deme gefengniße in dy borg vnde ford vß der borg obbir czwue mueren vnde sint hir gewest etc.In die sancte Appolonie[Nr. 283] Ist hir gewest von Fryborg Hans Rusle, der was gesant von der stad wegen selbsebinde vor dy ketzere, da worden yr dry tod geslayn, vnde he ward geschoßin in synen ruecke. He riff an dy jungfrouwen Mariam czu suchende czu deme Enelende, daz sy om hulffe. Do stochin sy oeme sebbin wunden, vnde sy duchte, sy hettin oen dorch heen gestochen. Vnde von deme, das he hatte vnsern liben frouwen angeruffin, so hatten sy on noch ny gewundit, sundern he quam von oen dorch dry heer hen, da sy lagen. Per Mariam adiutricem etc.In die sancti Valentini

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[Nr. 284] Jtem von Ysirloen Johan Dievon, der saß gefangen zum Stuerwalde eyn ferteil iars vnde .v. wochen. Du riff he an die jungfrowen Mariam vnde daz heilige blůt vnde leyd große pyne von worrnen vnde von slangen. Du he sich en erwerite, daz he enslyeff, du duchte on, daz he hoerte seytenspel vnde gesang vnde sige eyne jungfrouwen, dy were schoene, daz he entwachte. Du greyff he vmme sich, waz he anegreiff, daz gyng uff. He quam vß, vnde dy hunde lagen alleczu male vnde slyefen, daz he von der borg quam vnde obbir dy graben. Sie per Mariam virginem liberatus est et fuit hic pro votoetc./S. 116/Quinta feria post circumdederunt[Nr. 285] Ist hir gewest von Großen Vanirn Hans von Fulde, der wolde gen eyns abendes noch weidewercke, du quamen dy Eyßfelder an on vnnd slugen oen vnde wolden oen fan. He werte sich vnde nam yn eyn glebelingen, du ranten sy von oem vnde spyn eyn armborst vnde schoßen om eynen phyl in synen rucke vnde eynen in syn houbt. Du rief he an Mariam vnnd bat, daz sy om czu hulffe queme. Et sie liberatus et saluus euasit et fuit hic.Feria quinta post dominicam oculi mei fuit hic[Nr. 286] Jtem von Sangerhusen Wygant Scharffe, der waz gefangen vnnd vmme eynen boym med eyner schruben gespannet in deme Harcze, du rijff he an dy jungfrowen Mariam vnde bat hulffe vnde hir her czu brengene czu deme Eynlende eyn opphir von eyme phunde wachses. Et sic liberatus est per virginem et saluus euasit. Et fuit hic die qua supra.Feria secunda post oculi mei[Nr. 287] Jtem von Radiges Mathias Czeppil, der saß gefangen zu Wymsperg in sweren großen banden, du riff he an Mariam med innikeid synes herczen, von stund ward he irloesised. Et fuit hic die quo supra.Feria iiij post festum pasche fuit hic[Nr. 288] Jtem von Smalkalden eyn frouwe, heißit Alheid Mellers, der vil eyn kind in eyn wasser vnde lag darynne czwu stunde vnde floß in deme wassere. Iz ward ir vß genommen vnnd vor tod gehandelt. Jn der nod riff sy an Mariam vnnd bad vmme hulffe. Et puer saluus permansit et sanus, et fuit hic cum puero et regraciauit virgini gloriose etc./S. 117/Feria quinta post festum pasche[Nr. 289] Jtem von Kronich Hencze Hofeman cum fratro suo fecerunt votum beate virgini eam querentibus jn Enelende, dummodo heretici fuerunt in precibus eorum rogauerunt beatam uirginem, ut custodiret domos eorum et civitatem quod et factum est quia salui permanserunt et fuerunt hic cum de vocant etc.Dominica qua cantatur misericordia domini

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[Nr. 290] Jtem von Mehußin Hans Jans, des tochter lag in großer krancheit, daz man oer des endes warttede. Du rijff he an Mariam vnde gilobbethe er sy czu suchene hir zum Enelende mid syme opphere, daz sy hulffe syner tochter, daz sy or leben noch lenger behilde. Et filia sanata euasit et fuit hic die quo supra.Feria iij post misericordia domini'[Nr. 291] ]tem von Loucha Anna von Wildenberg, dy lag an eyme beyne laem eyn verteil iares, das sy ny ichemen fuß konde getreden uff or beyn, vnde keyn arczt konde yr gehelffen. Inuocauit beatam virginem et sanata est et fuit hic die quo supra.Eodem die fuit hic[Nr. 292] Jtem von Dabischin Jutte von Dabischin, dy hatte eyn kind, daz hatte eyn beyn gebrochen, keyn arcz konde iz geheile, daz sy vorchten, das daz kind lam blebe. Du riff sy an dy jungfrowen Mariam, daz sy om hulffe, sy wolde or gnade hir suchen etc. Et sic per Mariam virginem puer sanatus est.Feria iiija post festum pasche[Nr. 293] Jtem von Smalkalden eyn frouwe, heyßet Else Schueffelsmeden, dy hadte sich gilobit in oeren noden czu vnserir libin frouwen, er den sy fleysch eße, vnde vor/S. 118/hild das wol andirhalb iar, daz sy or gilobede nicht enhilt. Dar nest ward dy frouwe vnsynnig vnde rhoerecht, daz sy ging alse eyn vnvornunfftig tyr vnde aß, waz or czu quam, fleysch amm fritage, alse amm suntage. Sed per Mariam sanata est etc.Dominica quasi modo geniti fuit hic[Nr. 294] Jtem von Herbistleiben Hans Muller, der sprach, daz he had eyn kind von fuemff jarn, das fil in daz wasser, in dy Vnstrud, vnde quam vnder das mollenrad, das daz rad an deme kinde bestund, vnde lag dar wol eyne stunde vnder. Der vater gilobbede der jungfrouwen Marien, sy hir czu suchene med syme opphere, vnde bad vmme hulffe dy jungfrouwen Marien. God halff om vnnd Marie, daz der vater des kindes daz wasserrad alleyne uffhub vnde der junge bleib gesund. Et nichil ei nocuit et fuit hic.Feria quarta post festum sancti Marci ewangeliste[Nr. 295] Ist hir gewest eyne froeuwe von Salcza, dy heysed dy Tuppschen, mit eyme kynde, daz kind waz yr gevallen in den graben in der stad vnde lag darynne wol eyne stunde, daz sy daz kind vor tod hilden. Fecit uotum beate virgini petens auxilium eius et saluus permansit puer et fuit hic cum quatuor talenta cere que offerebat.Feria quarta post festum ascensionis[Nr. 296] Jtem von Wye eyner, genant Hans Egerre, daz hadte eyne frouwen, dy lag in der gebord eynes kyndes vnde gyng or also vngerade, daz dy frouwen, dy da waren vorczwifelten an yrme leben. Du ryfen sy an dy jungfrouwen Marien vnde baten, daz sy yr hulffe. Et fecerunt votum hic visitandi et mulier illa salua permansit etc.Feria quinta post festum ascensionis

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[Nr. 297] Ist hir gewest von Horne Hans Gyselers, deme slug eyn pherd eyn kind an syn hoeubit, daz iz lag vnde regete neren keyne adirn. Fecit uotum beate uirgini petens auxilium per Mariam saluus permansit puer./S. 119/[Nr. 298] Jtem von Sunsfeld dy erbern jungfrouwen, du dy ketzeren warin in deme lande, du riffen sy an vnser liben frouwen. Et eius auxilio permanserunt illese et sine dampno.Jn vigilia pentecostes[Nr. 299] Jst hir gewest von Geysendorff Claweß Hase mit czwen kindern, dy waren vngesprochin czwene tage. Du rijff he an vnser liben frouwen vnde bad hulffe, daz sy weddir sprechende woerden, he wolde sy hir suchen mid .x. phunden wachß. Et per gloriosam virginem pueri sunt sanati et loquebantur ut prius.Jn die pentecostes[Nr. 300] Ist hir gewest von Dangmershusen eyner, genant Herman Scheefer, der hatte eynen phil in syme libe getragen .viij. jar. He riff an vnser liben frouwen vnnd bad hulffe, he wolde sy dryweid hir suechen czu deme Enelende. Czu der derten reyse kam ym der phyl vß dem libe. Et sie per Mariam saluus est.Feria quinta in pentecostes fuit hic[Nr. 301] Jtem von Ysenache Hans von Thunna, der hatte sich gestochen in eynen dorn. Et nullus medicus potuit eum sanare, fecit uotum beate uirgini et sanatus est et fuit hic curo offertorio.Feria tertia jn festo pentecostes fuit hic[Nr. 302] Von deme Lauensteyn jn der herschaff czu Honborg eyn man, genant Bertold Schaper, deme manne waz syn hals zcugeswuln bij eyner nacht, daz he nicht gesprechin konde etc. Syne fronde taden vor oen eyn gelobbede der jungfrouwen Marien, /S. 120/ oere gnade hir czu suchende, vnde solde jn ore ere opphere eyn wechsen bilde also groß, also he selbist were, daz sy ome hulffe. Von stund in der andem nacht ward ome baß vnde ward gesund. Et fuit hic et procurauit ymaginem ceream in honore gloriose virginis.Feria quarta pentecostes[Nr. 303] Jtem hir ist gewest eyn man, der heißit Herman Wasmod, deme hadte der herre von Brandeborg gethan eynen hammer eddir eyn muerwerg, also he eyn wergman ist, vnde hadte om daz wol vorbrifed. Dez kommen andere erb eitere vnde drungen on von deme werke vnde machten ym den herren vnwillig, so daz he on liß vaen vnde jn seczen vnde leigete om große pyne an vnde qual vnde vor<k>lonckende der brife, dy he om gigeben hadte, vnde waz zcornig uff oen. Also ward der man andechtig der jungfrowen Marien vnde der gnade, dy sy hir bewiset had manchem menschin, vnde gilobede sich hir her. Et solutus est et receptus ad gratiam et fuit hic die quo supra.Feria sexta pentecostes fuit hic

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[Nr. 304] Jtem von Guegeleibin eyn man genant Berlt Trumpers, der hadte bij sich eynen steyn, also groß also eyn fust, vnde leyd große pyne, daz om keyn arczt konde gehelffe. Du gelobete he sich hir her zcu suchene dy gnade der jungfrouwen Marien med eyme phunde wachses. Also halff om god vnde Maria, daz do der steyn von ome quam, vnde had den steyn herbracht med syme opphere.Jn octava pentecostes fuit hic[Nr. 305] Jtem von deme Wyntersteyn ist hir gewest eyn man, genant Ticzel Richard, deme worden syne pherde genommen an dem phingesttage, vnde wart syn son gevangen vnde ward gefuert wol dry myle. Du gelobete he den son her vnserir liben frouwen zcu komen, daz sy om hulffe. Also lißen on dy roueber med guden willen loß, vnde had hir gedancked Marien orer gnade etc./S. 121/Feria iiij post trinitatis festum[Nr. 306] Jtem ist hir gewest Jorge Hartmans von Storslae,der wart an sente Mertins tage also krang vnde amechtig, daz he neddirvyl vnde wart spracheloß, daz yme dy schume vor syme munde lag vnde yn synen ougen, daz sy on dry stunde handelten vor tod. Syne frunde gelobeten on zcu vnserir liben frouwen vnde baten, daz sy om hulffe. Et statim melius habuit.Eodem die fuerunt hic[Nr. 307] Jtem von Steynen Nese Wizeleibin vnde or schriber Bertoldus, dy villen von eyner zcoybruecken in eynen graben wol .xx. fuße hoch, vnde in deme falle riff sy an vnsere liben frouwen vnde bath hulffe zcu oer. Et nichil eis nocuit omnio.Sabbato post festum corporis Christi fuit hic[Nr. 308] Jtem Mertin von Waldenfels, der hatte krang gelegen .xvj. wochen vnde hatte .iij. erczede bynnen der czijt, von den he gerne hette hulffe genommen, sundern sy konden oem nicht gehelffen. Du bath syn hußfrouwe dry pristere, daz sy vor on beten in der kerchen dy jungfrouwen Marien, daz sy vor on bethe, or libe kint Christum, vnseren herren, daz om baß worde, sy wolde oer gnade hir czum Enelende suchen med orme gebethe vnde med eyme opphere, .xx. phund wachses. Et statim melius habuit et sanus effectus est et fuit hic gratias agens deo et gloriose uirgini.Jn profesto visitacionis beate uirginis fuit hic[Nr. 309] Jtem Caspers frouwe von Watesdorff, dy hatte sich vorbrand med puluere oere arme vnde hende vnde vnder yren ougen, daz sy bynnen .iij. wochen ny keyn geleth gereigen konde von großir krangheid wegen. Sy gelobete sich zcu Marien med .ij. phunde wachses. Exaudita est et sanata et hic fuit regracians beate uirgini./S. 122/[Nr. 310] Jtem von deme Gruenental Hans Siwette vnde Hans [leere Stelle] worden gefangen vnde worden uff dy pherde gebunden, du riffen

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sy an vnsere liben frouwen vnde or gnade zcum Enelende zcu suchende. Et statim liberati sunt et fuerunt hic regraciantes deo et gloriose virgini Marie.Jn octava visitacionis fuit hic[Nr. 311] Jtem Hans Horsag vnde Clawes Husne, dy sassen gefangen zcu Tenstede in deme nuwen torme, du riffen sy an vnsen liben frouwen vmme hulffe vnde ore gnade zcum Enelende, also zcuressen sy ore hemmede vnde machten eyn seyl, vnde hulffe Marien, komen sy vß deme torme vnde sint hir gewest, et cetera.Jn die sancti Ypoliti fuit hic[Nr. 312] Jtem Ticzel Heylewig, der saß gefangen in deme lande zcu Bemen zcu deme Habichensteyn, du riff he an Mariam vnde oer gnade zcu deme Enelende vnde gelobbete zcu brengene zcu eyme opphere eyn halben steyn wachses, du quam eyn stymme, dy beczeigete oem eyn seyl, da mede he vß deme gefengrIiße quam, vnde ist hir gewest etc.Jn die sanctorum Cosme et Damiani fuit hic[Nr. 313] Jtem von Espelingerade eyn frouwe genant Alheid Steynweges med orer muter, vnde hatte eyn kind bij czwen iaren, daz waz in eynen born gefallen, daz iz der man vor tod vß deme borne nam vnde jntrug, vnde leigeten daz kind also vor tod bij daz fueer. Du bad vnde riff dy elder muter des kindes an Mariam vmme hulffe vnde trost. Et saluatus est puer etc.In dominica ante diem sancti Dyonisij fuit hic[Nr. 314] Jtem von Halle eyn frouwe, genant Else Mergentales, dy hatte eyn kint, eyn knechtchen von fuemff iaren, daz vil in dy Sale von der bruscken in den rechten straem /S. 123/ vnde floeeß wol eyn gancz ackerlang, daz sy daz kint nicht segen. Du riffen sy an Marien vnde baten vmme hulffe vnde gilobeten, hir czu opphern .iij, phund wachses. Also alzcuhant sogen daz kind vnde ward vß deme wasser genommen. Dez andern tages schadte iz deme kinde nichtes nicht. Et fuit hic mater cum puero gratias agentes deo et gloriose virgini Marie.In dominica salus populi fuit hic[Nr. 315] Jtem von Erfferdte Tyle Dorrefeldes, dy waz achte tage med schonen ougen blind. Sy riff an Marien vnde bad hulffe, also sy gnedig ist zcum Enelende, vnde gilobethe sich med eyme opphere, .iij. phund wachses zcubrengene. Du halff oer Maria schynberlichin, daz sy weddir syhende ward, vnde ist hir gewest med yren fruenden, vnde haben bekant vnde beczuget, daz daz war ist.Feria quinta post omnium sanctorum[Nr. 316] Jtem Clawes von Mehayn von deme Hayn doluit in oculis tribus diebus non videns, fecit votum beate virgini gratiam eius hic visitando petens auxilium et sanatus est et fuit hic gratias agens.Jn dominica ante festum sancti Martini fuit hic

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[Nr. 317] Jtem von Nuenheilingen Hans Rust, med syme vater vnde met syner muter, haben hir bekant, daz den son dy große sueche rurthe an deme suntage vor allengotis heiligen tage [1. November] an eyme tantcze. Du gilobethen sy, Marien eyn oppher zcubrengene von eyme phunde wachses, daz zcu bethene zcu allen guden luten. Et statim melius habuit et fuemnt hic confitentes et gratias agentes.Feria tertia post Martini fuit hic[Nr. 318] Jtem von Wernigerode Curd Cromusl ist hir gewest vnde bekante, daz oeme .xx. man vnder ougen liffen syner uffenbor fyende med geladen armbosten vnde med /S. 124/ weren. Du riff he an Mariam, dy werden mait, vmme hulffe vnnd gelobethe, sy zcu suchende med eym opphere, .ij. phunde wachß. Et statim non vidit hostes sed euasit saluus et sanus et fuit hic recognoscens et gratias agens etc.Jn vigilia natiuitatis Christi fuit hic[Nr. 319] J tem von Kinbracke, daz ist eyn man gestorbin, der hiß Curd Fettebart. Dornoch alse gestorbin waz .xiiij. wochen, du solde eyn man, geheyßen Hans Meykorn, obbir felt wandere. Nu uff deme velde begeynte om der tode man edir syne sele, uffenbarte sich ome vnd sprach oem zcu vnd bath on, daz he wolde gehen zcu deme Enelende vnde der jungfrouwen Marien jn ore ere da opphere .iiij. phund wachß, so worde he irloßit vß den pynen. Et fuit hic et obtulit ceram etc.Anno domini moccccxxxj signa facta [1431]Feria sexta post epiphaniam domini fuit hic[Nr. 320] Jtem zcu Bysschofferade villen dy vyende in daz dorff vnde brandten .iiij. huß, darczwißen saß eyner in deme selbigen dorffe, der hatte synen schuenen vol kornes vnde strohes, harte byneben deme fueer. He riff an Mariam vmme ore gnade vnnd bad hulffe, daz om nicht schade geschege, he gelobethe her zcu brengene syn oppher. He wart irhort, so daz om nicht schaden geschaff wer an huse, noch an schuenen, vnde ist hir gewest vnde had bekant vnde bewerit, daz oem dy jungfrouwe Marie schinberlichin gehulffen habe.Jn die Appolonie virginis fuit hic[Nr. 321] Jtem von Alden<berg>dorff Wigand Czickenbalges frouwe, dy lag in erbeid eynes kindes in großer quele vnde vnmacht, daz dy frouwen sy vor tod handelten eyne gantcze stunde. Der man riff an vnserin liben frouwen vnde gelobete ore gnade suechen hir czum Enelende med syme opphere. Et statim mulier melius habuit et peperit saluata et fuit hic gratias agens./S. 125/Feria quarta post pascha fuit hic[Nr. 322] Jtem von Arnstede Mechthil Toppirs, dy waz befangen mit dem boesen geiste. Also rijt or der bose geist, daz sy sich solde selbist toeten vnde von deme libe thun. Also dachte sy doch an dy jungfrouwen vnde ore gnade hir czum Enelende vnde riff jnniglich an dy jungfrouwen Marien

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vnde bath, daz sy sy behuetthe, sy wolde oere gnade hir suechen. Et sie liberata est et permansit salua.Feria iij post misericordia domini fuit hic[Nr. 323] Jtem von Lueneborg Bertrad Voidtes, dy brachte her zcu vnser liben frouwen eyne tochter vnde bekante, daz dy mayt were gefallen in eyne groß wasser vnde floß in deme wassere zcwe stuende, Du bad dy muter dy jungfrouwen Marien vmme hulffe vnde gelobethe sich her. Also Euren dy fyscher uff daz wasser med schiffen vnde suchten dy mayt. Du sy se funden, du waß sy also tod, doch halff oer dy muter gotis dez lebens. Et fuit hic.Feria iiij post misericordia domini[Nr. 324] Jtem von Danczig Petir Manssowe, der lag krang .xiiij. wochen. He riff an Mariam vnde gilobete or gnade hir czu suchende med syme opphere. Et statim melius habuit et fuit hic confitens et gratias agens.Eodem feria die fuit hic[Nr. 325] Jtem <de> vnus adolescens nomine Symon Walkoide, qui iacuit in magna infirmitate .v. dies et fuit dispositus quasi ad mortem et iam agonizauit fecerunt votum pro eo beate uirgine et statim eadem hora melius habuit et sanatus est ut pie credidit adiutorio virginis et fuit hic confitens et gratias agens.Feria quinta post jubilate fuit hic[Nr. 326] Jtem von Rochelicz vß deme lande zcu Missen Petir Gruening, eyn possuener darselbist zcu Rochelicz, ted eyn gelobete, vnser liben hir czu suchene med eyme /S. 126/ phunde wachß, vnde bad sy, daz sy hulffe, daz oem syn huß blebe vor fueer, also iz da sere brandte. Du branten .iiij. huß byneben om vnde syne huß bleib stende. Auxilio virginis ut pie credidit et fuit hic confitens et gratias agens.Feria sexta post jubilate fuit hic[Nr. 327] Jtem von deme Nuswenmarthe Nyckel Wolferich med syner geselschaff oer .iiij., dy varen [sic] gefangen vnde gefurt von den ketczern zcu Odirn vnde sassen da in großen banden vnde riffen an, dy muter gotis vnde or gnade zcum Enelende zcu suchene vnnd daz heilige blut vnde ander heilige stede. Et sic liberati sunt et euaserunt sani et fuerunt hic regraciantes gloriose virgini.Sabbato post jubilate quod fuit post diem sancti Marci fuit hic[Nr. 328] Jtem von Nuewenborg eyn man, genant Hans Ruche, der wolde wasser zcihen vß eyme borne zcu eyme gebruwe byrs, also vil he in den born, der waß .xx. elle tiff. Dy riff he an Mariam, dy muter gotis, in deme falle dry stund vnde bad, daz sy ome hulffe etc. Also bleib he vnvorleczid vnde lebening vnde kam weddir vß deme, also he word dorvß gezogen, vnde daz duchte alle luethe wunderlich, daz he syn leben noch hadte, vnde ist hir gewest vnde had bracht eyne obelangen licht der tueefe dez born vnde eynen wechsen emmer vnde bilde, etc. ut supra.Dominica cantate

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[Nr. 329] Jtem von Sangerhusen dy closterjungfrouwen zcu sente Vlriche gelobethen vnser liben frouwen zcu deme Enlende, du dy stad Sangerhusen brante, eyne ebelangen licht also lang vnde also wiet, also oer closter were, vnde baten dy muter gotis, daz sy behuette oer closter vor dem fuere. Et adiutorio virginis gloriose ut pie credunt permanserunt illese et sie miserunt huc offertorium earum confitentes et gratias agentes./S. 127/Feria iij post cantate que fuit dies Philippi et Jacobi appostolorum[Nr. 330] Jtem von Tanstede vß deme Reyginsteynschen lande eyn man, der heißet Michel, der hatte eyn kind von .iij. jaren, daz hatte geslungen in syner keeln eynen schwuring vnde konde den nicht vß edir jn brengen vnde begunde zcuswellene, daz om daz blud gyng zcu munde vnde czu nasen vß. Du sy om nicht konden gehelffen, du riffen sy an vnsere liben frouwen vnnd or gnedickeid zcu deme zcu sůchene, so balde kam om der ryng vß deme munde. Et fuerunt hic etc.Feria quinta jn festo sancte Crucis fuit hic[Nr. 331] Jtem von Appolde Hans Weydeman, der enhatte bij .x. jarn ny stich gesehen mid eyme ougen, also ging he zcu vnser liben frouwen hir czum Enelende vmme gnade vnde hulffe, vnde uff deme wege riff he an dy muter gotis. Du he quam her vor daz bilde, du sach mid deme ougen weddir. Et sie tune pre gaudio fleuit et gratias egit et Maria virgo ecclesia signum in eo feeit die quo supra.In die ascensionis domini fuit hic[Nr. 332] Jtem von Czullenrade Pauwel Muller, der saß gefangen in Peyern czu Seggarte vnde hatte fessern an armen vnde an beynen. He ted eyn geloebede Maria, oer gnade hir czu suechen, Et post votum fregit vincula et solutus est et fuit hie eum .iij. talenta cere et eciam portauit cathenas quibus vinctus erat et regratiauit gloriose virgini de sua liberatione.Sabbato post ascensionis domini fuerunt hic[Nr. 333] Jtem von der Nyenborg, daz da lijd uff der Weßer, Heynrich Rymensnider vnde Heynicke Kysen, dij sassen gefangen uff der Errenborg in der hereschaff von Hou/S. 128/we in eyme torme vnde konden nicht vmme gelt, noch vmme fruntschaff loß werden. Fecerunt votum beate virgini Mariae petentes adiutorium quod vellent visitare locum in exilio cum offertorio s[cilicet] cum vno cereo casto et sic per Mariam liberati sunt etc.Eodem die fuit hic[Nr. 334] Jtem von Drefferte Else Vlrichs, dy brache eyn kind, daz hatte den steyn in syme gemechte, daz syn wasser nicht konde von om gelaße. Et per Mariam sanatus est.Feria sexta ante pentecostes[Nr. 335] Jtem von Genum mulier quedam nomine Barbara Kemmenatin fuit facta insensata fecit votum beate virgini et uoto facto statim melius

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habuit et misit hic pro offertorio vnum bonum peplum et vnum aureum annulum quia per se non potuit venire quia fuit inpregnata etc.Jn die pentecostes fuit hic[Nr. 336] Jtem de Alden Ylmina quidam nominatus Moůring qui fuerat captiuatus jn captiuitate fecit votum beate virgini petens auxilium et statim post hoc fuit liberatus et fuit hic confitens et gratias agens et obtulit virgini gloriose .xxx. talenta cere.Feria secunda post pentecostes fuit[Nr. 337] Jtem von Lubbecke Hans Heyseman, der wolde geen zcu sente Ewalde, du he uff den weg quam, du ward om eyn beyn also we thunde, daz he lag zcu Cassel .iij. wochen, du riff he an vnser liben frouwen, daz sy ome hulffe, daz om baß worde, he wolde sy vnde yre gnade hir suechen. Et statim post hoc melius habuit et sanatus est per Mariam etc./S. 129/Feria secunda post pentecostes fuit hic[Nr. 338] Jtem von Dorcht vß der herschafft von der Hoeu Grete Albertingerin, dij hatte eyn kind, daz wart lahem, dy riff sy an dy jungfrouwen Mariem, daz sy ym hulffe, sy wolde or oppher brenge her czu deme Enelende Marie. Von stund ward daz kind gesund, daz iz ging vnde stunde also vor.Feria quinta post pentecostes fuit hic[Nr. 339] Jtem von Gisselnwerd Bemke Berldis, dy lag in eyner gebort eynes kindes vnde ging oer krenglich, daz dij frouwen vorczwifelten an der frucht vnde an der muter, also riffen sy an Mariam vnde yre gnade zcum Enelende. Et saluata est.Feria sexta post pentecostes fuit hic[Nr. 340] Jtem von Wartperg Gese Zcyrenbergiß fuit in magna infirmitate et fecit votum beate virgini petendo auxilium et sanata est.Sabbato post pentecostes fuit hic[Nr. 341] Jtem von Hemmeleibin vß deme Biehileymschin gerichte Hans Smed, deme fyl eyn kind in eynen born, du sy daz kind vß deme borne ezogen, du handelten sy daz vor tod, du riff der vater an Marien, dy gi [?] muter gotis, daz sy om hulffe, he word irhort, daz daz kind weddir kam zeu syner gesundheid, vnde ist hir gewest vnde had gedanckit Marien oer gnade.Feria iiij post festum corporis Christi fuit hic[Nr. 342] Jtem von deme Horbe vß der Foytelande Hans Kreczeman, der wolde gehen zeu deme heiligen blude med syner geselschaff, uff deme wege wart he vnsynnig, da he syne synne vorloß, also riffen sy an dy heiligen muter gotes, daz sy oeme hulffe, vnde gelobethen, daz sy wolden hir suchen ore gnade med yrme oppher, .j. /S. 130/ phund wachses, sy worden gnediglichin irhort von der jungfrouwen hulffe wegen vnde des sind sy hy gewest vnde haben daz bewerit.Feria vj post octavam corporis Christi fuit hic

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[Nr. 343] Jtem von deme Guenthersberge Tele Misseners, dy waz gegangen in daz holcz, dywile fyl or eyn kind in eynen bodtich fol wassers, du sy quam vß deme holcze, du fand sy or kind stende uff syme houbete in deme bodche. Du riff su an vnser liben frouwen mit yren nackeburn. Et puer viuit.Sabbato fuit hic[Nr. 344] Jtem von Steynach Hans Holczman habuit defectum in oculis et fecit uotum beate virgini volens eius gratiam querere hic cum offertorio suo .iiij. talenta cere et adnita est.Feria secunda jn die sanctorum Gervasij et Prothasij fuit hic[Nr. 345] Jtem von Assirßleibin Mathias Beruß saß gefangen zcu Egilij in eyme torme .viij. wochen, du riff he an Mariam vnd or gnade zcu Enelende zcu suchen. Et adnitus est et liberatus.Jn profesto visitationis fuit hic[Nr. 346] Jtem von Muenden Hans Keeschufe fuit liberatus vulneratus graviter transfixus per latus ita quod omnes videntens estimauerunt eum moriturum et ipse met eciam putauit se moriturum fecit uotum beate virgini querendo gratiam eius in exilio voto facto sanatus est et fuit hic cum suis vicinis testibus huius facti offerens camisiam suam et gratias agens etc./S. 131/[Nr. 347] Jtem Katherine Thomas von Koechen fuit capta ibidem in Koechen et sedens in turri invocauit beatam virginem et liberata est et fuit hic eodem die.Jn die natiuitatis Marie fuit hic[Nr. 348] Jtem von Mittewegen Mathias Slotterwayns frouwe, dy lag in großir krangheid .vij. wochin, su riff an vnser liben frowen zcu deme yr gnade vmme hulffe. Su wart irhord vnd gesunt.Jn die sancti Michaelis fuit hic[Nr. 349] Jtem von Tuschid vß eyme dorffe, daz heißit Wynterheym, Claweß Goetczin vnde syne frouwe, dy hatten eyn kind vorlorn .v. tage vnde konden iz nicht finden. Du riffen sy an vnser liben frouwen vnde oere gnedikeid zcum Enelende vnde bathen, daz sy on hulffe vnde trost beczeigete, daz on yr kind weddir worde. Von stund funden sy daz kind weddir jn eyme walde vnde sind hir gewest vnde daz bewert.Jn feria tertia post diem sancte Elizabeth fuit hic[Nr. 350] Jtem von Onenbach Henno Reymar, der waz gefangen von den fyenden, du riff he an dy jungfrouwen Mariam vnde bat, daz sy ym hulffe. He wart irhort, also vil der, der oen fuerthe, med syme pherde zcu der erden in eyme walde, also quam he von oen in eynen graben, du lag he ynne vnde bleib darynne, vnde sy hetten oen ie wol gesehen, solde iz syn gewest, also wort he loß von hulffe der jungfrouwen Marien, dy he anriff vnde ist hir gewest vnde dez bekant./S. 132/

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Anno domini moccccxxxij signa huc delata [1432]Jn die annunciationis Marie fuit hic[Nr. 351] Jtem von Lyndow Hildebrand Trindelech fyl in eynen spyß dorch synen lib, daz man vorczwifelte an ome dez lebens. Du riff he an vnser liben vmme hulffe. Et sanatus est.[Nr. 352] Jtem von Gebbildehußn Hans Schele, daz waz geschoßin, he riff an dy jungfrouwen vnde yre gnade. Et non nocuit ei.Feria secunda post judica fuit hic[Nr. 353] Jtem von deme Hoebbe Hans Bertheid, dy vorloß eyn kind czwene tage vnde wuste nicht, wo iz henekommen waz. Du riffen sy an vnsere liben frouwen vnde ore gnade zcu deme Enelende vnde toden eyn gelobethe, sy hir czu suchende med yrme opphere. So zcuhant funden sy daz kind weddir vnde sind des hir gewest vnde daz bewert vnde Marien gedancket etc.Jn die pasche fuit hic[Nr. 354] Jtem von Helderungen Wigant Regenicz, der saß gefangen zcu Bodenstein gesmed in eyn bloch med eyner kluben, du riff he an vnse liben frouwen gnedig zcum Enelende, he wart irhort, also ging he med deme bloche vnde viI dorch eyn hoch gemach in den graben vnde quam also darvan von hulffe wegen Marie vnnd ist hir gewest vnde had des bekant vnde bewert.Sabbato post dominicam quasi modo geniti[Nr. 355] Jtem von Wissensee Dyther Entefil, der hatte eyn kind, daz waz blind eyn gancz jar, da riff he an dy werden jungfrouwen Marien gnedig zcum Enelende vnde bad, /S. 133/ daz sy syme kinde hulffe, he wart irhort vnde daz kind wart zcuhant weddir syning [sic] vnde ist hir gewest etc.Feria sexta post misericordia domini fuit hic[Nr. 356] Jtem von Merseborg Andreas Vnruge, deme waz eyn kind in daz wasser gefallen, vnde wuste nicht wu he kind koende finden, also riff he an Marien gnedig zcum Enelende, zcu hand so wart he des kindes in deme wassere geware, da liff he zcu vnde langete daz kind, vnde daz om Maria schinberlichen gehulffin habe, daz deme kinde nicht enschadte, had he hir bekand vnde des gedancket der muter gotes etc.Feria iiij- post cantate fuit hic[Nr. 357] Jtem von Erfferdte Heynrich Smed, der waz zcu eyner czijt hir gewest, du disse vart erst uffquam, also he weddir von hir ging uff deme wege begeynten om lute med kindern, dy weynten, also kinder phlegen. Du sprach he zcu syner wirtyn, dij waz mid om: »Hußfrouwe, daz kind mueste vns gar lib syn, daz wir med vns hyrher trugen. «Dar noch lag syn frouwe in erbeid eynes kindes vnde ging or gar vngerade, du riff he an Marien gnedig zcum Enelende, daz sy om hulffe, he wolde yr gnade hir suchen <med frouwen>. He wart irhord, dy frouwe genaß des kindes vnde bleib gesunt. Daz gelobede hilt he nicht. Dar nach, wol czwei iar, vil daz kind in eyn messer in eyn ouge, daz ym daz messer darynne stickte. He riff abir an Marien, daz kind wart weddir heil by eyner nacht. He hatte

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gelobit abir Marien, or gnade zcu suchende vnde ented des nicht etc. Dar noch eyne czijt taten om selbist syne ougen also we, daz he also blind waz. Du wart he andencke synes gilobethe vnde syner vorsinnunge vnde bat du abir Mariam, daz sy om daz vorgeebe vnde hulffe ome an synen ougen, he gelobethe, yr [Loch] gnade hirczu suchende vnde wolde daz ouch hir laße vorkundigen. Iterum sanatus est et fuit hic confitens et gratias agens gloriose virgini Marie ... [sic]./S. 134/Sabbato post ascensionis fuit hic[Nr. 358] Jtem von Obbirnbesa Mertin Gosßoph habuit puenun, qui fuit lesus in oculo infixo cultello, fecit uotum beate virgini petens auxilium et sanatus est puer.Jn vigilia pentecostes fuit hic[Nr. 359] Jtem von Sütendorff Hans Bußeman, der hatte eyne tochter, dy wart stum, daz sy nicht gesprechin konde drij wochen, du forchte he, daz sy stum blebe, vnde riff an vnsere liben frouwen yr gnade zcum Enelende. By dren tagen wart dy tochter weddir sprechene von gnade vnserir liben frouwen etc.Jn die pentecostes fuit hic[Nr. 360] Jtem von Wissensee Nickel Gebbese, der wart geyaget von den fyenden vnde wart gestochen dorch synen lib dry stund, he riff an Marien, dij muter gotes, daz sy om hulffe, daz he da vanequeme. He wart irhort von der hulffe gotes vnde Marien, so werete he sich med eyme grabeschyte vnde bleib vngefangen, vnde schatten dy wunden nicht, vnde ist hir gewest vnde had des bekand vnde gedancket gote vnd Marien.Eodem die[Nr. 361] Jtem von deme Lowe, dy Jungeswende, dez frouwe gelag eynes kindes, du daz kind geborin waz, du waz dy muter des kindes also krang, daz sy meyneten, sy were tod vnd vor tod handelten. Du riffen sy an vnser liben frouwen. Et mulier viribus recuperatis sanata est ect.Feria secunda post pentecostes fuit hic[Nr. 362] Jtem von Damtende Kunne Segedvn vß deme Schouwenborger lande, die lag reßebette eyn halb iar vnde riff an vnse liben frouwen. Per Mariam sanata est./S. 135/Feria tertia post pentecostes fuit hic[Nr. 363] Jtem vß deme stichte von Palborne von Nyeme, Hans Pruslappe, der lag laem an synen beynen fuemff jare vnde waz obir alle synen lib ruch worden. Also hatte he sich geleegin, du riff he an dy jungfrouwen Marien vnde gelobethe sich her, von stund begunde iz beßir zcu werdene med om von tage zcu tage vnde wart gesunt vnde ist hir gewest vnde had daz bewert vnde gedancket Marien orer gnade vnde hulffe.Eodem die fuit hic

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[Nr. 364] Jtem vß deme selben stiffte von Palborne Heinrich Loffense, der saß gefangen czu der Libenborg in eyme torne. Du riff he an vnsen liben frouwen vnde or gnade hirczu suechen czu deme Elenede. J n der selbigen nach duchte yn, daz eme irscheyn eyn jungfrouwe, dy sprach zcu om, he solde nicht lenger gefangen sitczen, he solde vßkommen. Des morgens wart he loß. Et fuit hic confitens et gratias agens.Eodem die fuit hic[Nr. 365] Jtem von Gandersheym vß deme stichte von Hildesheim Curd Osßmis, der saß gefangen czum Obirsteyn in eyme stogke, he riff /an/ Mariam vnde bat hulffe. He wart ouch loß.Feria vja post pentecostes fuit hic[Nr. 366] Jtem von Wylspring von deme walde Else Wildersieben, dy hatte gebrechin an eyme beyne von sente Blasius tage an wen zcu sente Iacobi tage,daz sy ny konde uff daz beyn getrete, vnde worden hollere in daz bein, daz man sy muste heben vnde tragen, wo sy hene solde. Du riff sy an vnsere liben frouwen sy zcusuchen hir med eyme wechsen beyne also lang al or eigen ben waz. Zcu hand wart sy gesunt. Et fuit hic offerens ceream eius et gratias agens./S. 136/Dominica post pentecostes fuit hic[Nr. 367] Jtem dy frouwe von Boennowe, der fil eyn kind von eyner stegen, daz sy iz vor tod handelten czwu stunde. Du villen sy alle an oer gebeth vnde riffen an vnsere liben frouwen, daz sy osre gnade bewisete an deme kinde, daz iz lebening blebbe vnde gelobeten yr gnade hir czu suchende med .ij. phunden wachses zcu eyme opphere. Sy wart irhord, also daz deme kinde nicht enschatte, vnd des selbigen abendes noch stund vnde ging, wo iz hene wolde ect.Ipso die Cyriaci martyris[Nr. 368] Jtem von Geebese eyn man, ghenant Hans Bernsdorff, des husfrow wart gheslagen von dem wetter, daz sy lag, alß sy tod were, vnde waz eyn achsele vnnd eyn syte an dem halße gebrant. Do reyff der man an dy juncfrouwen Marien vnnd orer gnade hir zcu suchende med synem opphere, alßo kam dy frouwe weddir zcu sich selbes vnnd wart bericht met dem heiligen sacrament. Darneyst wart iz beßir met or vnnd wart wedder heyl in dren wochen. Et fuit hic cum viro suo nec non suo offertorio gratias agens.Eodem die fuit hic[Nr. 369] Jtem vtz Frankenlande vtz eynem dorffe, daz heytzit Wellix, Hans Fent, dy wart gevangen vnnd sy furten on mit sich. Do rijff he an vnsere lieben frouwen, daz sy om hulfe, daz sy on nicht zcu stogke brechten, he wolde sy hy suchen mit .viij. punt wachses. Et statim exauditus et liberatus est etc.Jpso die Michaelis fuit hic

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[Nr. 370] Jtem von der Nuwenborg her Johan Pawel, dye lach in eyr grotzen krankhet, daz he nicht konde gegeen noch gesteen eddir griffen. Do riff er an vnsere lieben frouwen, daz sy om hulffe. Et sie sanatus est./S. 137/Eodem die fuit hic[Nr. 371] Jtem von Dunde Hermen Leepp, die satz gefangin zcum Desinberghe in eyme stocke, de rijff her an vnsere lieben frouwen, he wolde sie hy suchen mit synem opphere. Et liberatus est.Feria quarta post Martini fuit hic[Nr. 372] Jtem von Fryborg Gotze Molsborg, der lach .ix. tage krank an dem blude, vngegessen vnnd vngetrunken, daz he sich hatte synes lebendes ergebin. Inuocauit auxilium beate Marie virginis et statim sanatus est.Anno etc. xxxvjo [1436][Nr. 373] Jtem Anna von Nuethinhofin ist komen her zcu vnser liben frauwin, nochdem diß oir wirt seligir, nemlichin Loßir von Nusthinhofin, houb/t/man myns hern von Nuemburg, vnd sins gestifftes, her gelobit had eynen kelch an synen lecztin ende zcu eynen ewigen gedechtnis syn vnd siner obgnantin elichin wirtin vnd aller siner erbin, oir allir sele zcu noczcze [sic] vnd zcu fromen.Feria secunda post dominicam jubilate fuit hic[Nr. 374] Jtem von Grymme eyn man, der heyset Nickel Huge, vnde syn swegerherre, dy erslugen eynen man, du quamen des mannes frunde vnde fyngen sy vnde beschrygeten sy, daz man sy wolde enthoubiten etc. Habuerunt refugium ad beatam, petentes auxilium ipsius et fecerunt votum gratiam eius hic querendo et liberati sunt etc. ut supra.Eodem die fuit hic[Nr. 375] Jtem von Bommern vß dem lande eyn man, der heyßet Hans Duckir, dy hatte eynen soen, der waz .v. wochin krang, daz man on dicke vor tod handelte. Petijt /S. 138/ auxilium beate virginis et fecit votum et filius eius sanatus est et fuit hic gratias agens deo et gloriose virgini et petijt hoc pronuntiare etc.Sabbato post Jubilate[Nr. 376] Jtem von Clyngen Gyseler von Salcza, deme word syn hueß boernende von wettirs wegen, he riff an dy jungfrouwen Marie etc. Et fecit votum et ignis exartus est et fuit hic etc.Feria secunda post cantate fuit hic[Nr. 377] Jtem von Geebese Hans Smed, deme fyl eyn kind in eynen born, daz he daz vßnam vnnd vor tod handelte. Pecijt auxilium virgini Marie et fecit votum et puer statim reuixit etc.[Nr. 378] Jtem von Berlyn Nickel Kremer et Michahell frater eius ambo fuerunt in magna infirmitate fecerunt votum huc veniendo et sanati sunt sperantes firmiter se adeo auxilio beate virginis eciam adnitos et sanatos gratias agentes etc.

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Feria quarta octaua ascensionis domini fuit hic[Nr. 379] Jtem von Olborsande Heinrich Klotcz, der saß gefangen zcu Westuborg .xv. wochin. Fecit votum beate virgini hic gratiam eius querendo cum .ij. talenta cere et gratia dei et beate Marie liberatus est.[Nr. 380] Jtem von Sula by Ysenachv Hans Fyscher, der waz blynd in daz derte iar, daz he nicht konde syne hende vor sich gesyhn. Pecijt auxilium beate virgnis et fecit votum eius gratiam hic querendo et sanatus est et fuit hic etc./S. 139/Feria sexta post octauam ascensionis fuit hic[Nr. 381] Jtem von Hunborg eyn jungfrowe, dy hadte eynen worm in eyme beyne, daz or sere wund waz jn daz .xvij. iar. Da riff se an vnsern liben frowen vnde bad hulffe, su wolde or gnade hir suche med orme opphere. Et sanata est.Eodem die fuit hic[Nr. 382] Jtem von Reddehusen Hans Hoeff, dy ward geschoßin med eyme phyle zcu syner schuldern jn vnde trug den phyel .ij. jar. Pecijt auxilium fecit votum et resanatus est.Eodem die fuit hic[Nr. 383] Jtem von Koborg Else Walpach<s>, dy waz von oren synnen kommen. Fecerunt votum pro ea etc. et salua facta est.Jn vigilia pentecostes hic fuit[Nr. 384] Jtem Heinrichs frowe von Boeynowe, dy waz in großir krangheid jnnewenig dez libes, daz ir keyn artcz gehelffen konde, vnde an erme lebende vorczwiwelten. Et tunc confugitur ad beatam virginem irnplorando eius sublevaminem fecit votum, et sperans se exaudita etc. sanata est etc.Feria sexta ante festum pentecostes fuerunt hic[Nr. 385] Dyt ist eyn czeichin vnde gnade, dy von gode geschyn ist vnde von dem heyligen blute, von vnser lieben frowen vnde von sancto Nycolao, daz zcu verkundigen ez allen jnnigen cristenluden, also daz hir bekand vnnd bewisen, nemelichin an dissen luden, genant eyner Hans Hesse, der ist vor Northeym, der ander geheyßin Matheus Missener vß Missenlande, der derte Curd von Plesse, der ist von Eymbeck, der vyrde ist genant Hans Ketczer vnde ist vß der Slesye,dy vyre man haben /S. 140/ gefangen gesessin jn deme stogke erst zeu Lyndow, du getruwete he sy nicht da zeu behalden, der sy gefangen hadte, vnde lijß sy fueren kagen Rusteborg vnnd wolde sy da forder vnde baß bewaren. Also su nu dry vorteil jars gefangen waren gewest vnnd jn sweren harten banden sassen vnde jn pynen ete. Su taden da eyn geloebbede med jnniekeid oeris gebethes vnnd bathen god, daz he on hulffe vnde gelobethen sich zeu dem heiligen blute, zeu vnsir liben frowen zeu Aehe vnde hir zeu deme Enelende vnde zeu sente Nyclawese, an dy vyre stede med yrme opphere vnde gebethe ete. Du gesehah oen solch gnade vnnd hulffe von stund, daz alle ysernbande vnd cluben uffgyngen, vnde sy worden loß vnde gyngen

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vngehyndert von der borg zeu Rusteborg vnde komen in den Hayn, also word do eyn geruchte vnde eyn jacht, da sy on navolgeten vnde bigreffin sy weddir vnde slugen sue da vele hertlichir vnde festlichir jn den stog denne voer etc. Disse vire gefangen hatten doch gantczen glouben vnde hoffenunge zcu gote, deme heiligen blute vnde zcu vnser liben frowen vnde sancto Nycolao vnde sprachen zcu deme stogmeystere vnde zcu synen huelffen, sy hetten sich gelobit zeu deme heiligen blute, zcu vnsir liben frowen vnde zcu sente Niclaweß, he inkonde su so veste nicht jngeslae, noch so wol bewaren, su wolden wol med gotes hulffe loß werden in zwen stunden. Du sprach der stogmeister, he wolde on wol dry stunde zcugeben, he slug alle band vnd neyle jn, so he festist konde, vnde med helden bewart, da wol .xx. bij waren, dy daz alle sagen, dy daczu hulffen. Du sprach de stogmeister, wuste sy ymand baz zcu bewarende, he wolde alle geezug vnde gerethe daczu thun vnde he wolde dez ane schult syn, also saste he eyn licht by dy thosr zcu honewiß, daz sy dy fynden koenden, wenn sy loß woerden, quod videbatur sibi impossibile. He sloß dy thoer faste zcu vnde lijß davor huten, dy daz bewaren solden. Du sagen dy huter vnder der thoer jn vnde sagen, daz daz licht von der thoer quam uff den stog, vnde segen doch nymandes, der daz do hene truige. Also in eyner stunde worden alle helden vnnd band loß vnd ysen etc., vnde dy gefangen stunden uff vnde waren loß vnde sprachen zcu den, dy vor der toer lagen: »Sollen wir kommen?« Du sprachen sy: »]a, kommet, wenne ir konnet. «.Also gyng dy tuer ouch uff, vnde sy gyngen vß deme gefengniße vnde namen dy helden vnde cluben vnde neylen med sich vnde brachten dy Wernher von Hansteyn obir synen tysch. Du he daz sach, dacz sy kommen, du stund he uff kegen oen vnde ted synen hud abe vnde hiß sy willekommen vnde sprach: »Dyt ist daz groste wundir zceichen, daz ich irfaren habe, daz an ve geschyn ist.«, Et dedit ipsis cibum et potum et dimisit eos. Et duo illorum s[cilicet] Hans Hesse et Matheus Missener fuerunt etc. Et habuerunt litteram recognitionis domini de Plesse, quod ita verum et factum esse etc./S. 141/In die pentecostes fuit hic[Nr. 386] Jtem von Solcze eyn frowe genant Osanna Petirs, dy hatte vor eyn kynd gelobit eyn oppher hir czu deme Enelende jn dy ere vnsir liben frowen, vnde daz oppher wart nicht gigeben. Du solde daz kynd eyns ghen in eynen keller, du ward daz kynd torechtig, du sprachen dy nachgebur, iz were dez schult, daz daz opphere nicht gigeben were etc. Et tune orauerunt et pecierunt beatam virginem ut ipsis subueniret et promiserunt votum neglectum complere et statim puer melius habuit etc. Et fuit hic gratias agens deo et gloriose virgin et petiunt id pronuntiare.Eodem die fuit hic[Nr. 387] Jtem vß deme Merseboergischeme lande Peters Probstis frowe solde eynes kindes genesen, du wart sy also swach vnnd annmechtig, quod mulieres timuerunt de periculo pecierunt beatam uirginem Mariam facientes votum ut ipsa pia virgo ad suum <pro> filium pro ea

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intercederet ipsa non debet apud virum suum dormire nisi prius fuisset hic etc. Et sie illa mulier adiuta est statim et fuit hic etc.Feria tertia pentecostes[Nr. 388] Jtem vß deme Mansfeldischin lande Tyczel Koch, der fyl in eyne berggruben, du man silber grebet. Do riff <ey> he vnse liben frowen an, du sy om hulffe vnd on behuette. Et fecit votum et permansit illesus et fuit hic.Eodem die[Nr. 389] Jtem von Aldenborg Anna Gebachs, dy brachte eyn meydichen, daz waz krang gewest .xviiij. wochen, daz alle, dy oz sagen, vorczwifelten an syme lebende. Sed post quia fecit votum sanata est filia eius.[Nr. 390] Jtem von dem Nuwenmarte Nickel Reyben entliffen zcwey pherde med eyme wayne vnde med eyme junge, vnde der junge konde om nicht gethun. Et timens de periculo fecit votum petens auxilium beate virginis et saluus permansit etc./S. 142/Feria sexta post pentecostes fuit hic[Nr. 391] Jtem von Bissyngeneyn frouwe, dy hatte eyn kind vorlorn an den .xi. tag, daz hatten dy wolffe in das holcz getragen. Fecit votum et invenit eum.Eodem die[Nr. 392] Jtem eyn frouwe von Salfeld, dy waz stum worden eynen ganczen tag. Petivit auxilium beate virginis et fecit votum et statim loquebatur.[Nr. 393] Am dyns tage vor vnsir liben frouwen tage natiuitatis ist hir gewest eyn erbar man, der ist gnant Albrecht Rabe, dem gewan herczoge Hans von Beygern eyne borg abe, dy ist geheißin Wiltenstein, vnde fyng oen med zwen sonen vnde lag da in harten sweren banden gefangen .iiij. jar vnde konde bynen der czijt ny genyßen herren eddir frunde, bethe eddir geldes, daz he loß konde werde. Du quam om vor in deme troyme zcu dren molen, daz he sich solde gilobe zcu dem Enelende, vnserir liben frowen gnade do zcu suchen med syner jnnikeid, vnde zcu deme dertenmale des troymes wart om geuffenbart, iz enlage nicht ferne von Erfferde, wen he nicht me hy waz gewest. Czu hand dornach, als he daz glosbite geted, du wart der herczoge guetlichir kegen on vnde weyeher, also daz he med geryngen werten loß wart, vnde had syne borg weddir vnde had hir bekand, daz he dez gentczlichin gloubit, daz he sy loß worden von sunderlichir gnade vnd hulffe gotis vnde vnserir liben frouwen. Et fuit hic gratias agens gloriose virgini et petijt hoc sit jntymari.Anno domini moccccxxxvijo [1437]Feria quarta post pasche[Nr. 394] Hir ist gewest von Elgebungens Hencze Kolde vnd syn eliche frouwe, dy hatten eyn kind von .iij. jaren, daz leyte dy muter des abende

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jn syn bette gesund vnd starg, dez morgens du funden sy iz, als eb ez tod were etc. Du santen sy nach oren nachgeburen, daz sy on rad geben, wy sy deme teden, du ryten sy on, daz sy daz gelobeten /S. 143/ zcu vnserir liben frowen zcu dem Enelende etc. Et fecerunt votum beate virgini et puer revixit etc.Sabbato post jubilate fuit hic[Nr. 395] Von Wildesleiben eyn frouwen, dy heißit Alheid Kolwynkels, dy hatte eynen kroph an orne halse .xxx. jar. Pecijt auxilium et fecit votum beate virgini et sanata est.[Nr. 396] Jtem von Erfferd Herman Keyßer, dem irfrorin syne fuße in deme kolden wynter, daz alle dy, dy sy segen, dy sprachen, he musste su laßen abelossen, he worde laem, Petiuit auxilium et fecit votum beate Marie virgini etc. et fuit hic feria secunda post cantate.Sabbato post cantate[Nr. 397] Jtem von Osterarde Gese Rychheydis, bie der wart eyn huß bornde von eynem fuere. Fecit votum etc.[Nr. 398] Jtem von Frieborge Hans Kornekrenz, dem fyl eyn eyn [sic] kynd in daz waßir vnde floß vnder daz waßirrad, daz iz bestunt. Also gyng eyner vnde wold syen, wy dem were, also ward daz rasd weddir gende vnde warff daz kynd obbir hen vnde floß in deme waßere eyn ackerlang. Der vater suchte daz kynd. Et invenit in aquam fecit votum petens auxilium et sanatus fuit hic in vigilia ascensionis domini.[Nr. 399] Jtem vß dem lande zcu Beygern eyn man, genant [leer Stelle], der hatte gelegin resebette in daz ander jar vnnd stum worden. Fecit votum beate virgini huc veniendi cum .ij. talenta cere etc. et fuit hic feria tertia post dominicam exaudi.[Nr. 400] Jtem von Bedars Nickel Herke, der fyl in eyn waßir vnde waz darynne eyne stunde in großin engisten vnd noten synes libes. Fecit votum beate virgini petens auxilium et euasit et fuit hic gratias egit deo et virgine Mariae./S. 144/Sabbato vigilia pentecostes fuit hic[Nr. 401] Von dem Polle Heinrich Dumppels, der waz gefangen vnde wart gebunden met stricken vnde med seyln herticlichen. Petiuit auxilium dei et beate Mariae, fecit votum huc veniendi et liberatus est et fuit hic gratias agens.Eodem die fuit hic[Nr. 402] Jtem von Northusen Curd von Geysmar, dy ward geschoßsen vnde gehowen ferczen wunden. Pecijt auxilium dei et gloriose virginis et fecit votum etc. et sanatus est etc.Eodem die fuit hic[Nr. 403] Jtem vo [sic] Eylsted dy lange Claweß, der waz stum worden .xvj. wochin, daz he nicht gesprochin konde. Fecit votum desiderans auxilium beate virginis et fuit hic etc. sanatus.

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[Nr. 404] Jtem von Benczigerade Heynrich Silberkule, der wolde spaed suchen vnde ruemede darczu in eyner berggruben, du vil du grube jn, vnde fyl daz tod synen bruder vnde eyn knecht, vnde uff on fillen hundert fudder steyne vnde vmme on, als wort he andechtig vnserir liben frowen vnde bad or hulffe. Et fecit votum gratiam eius hic querendo et dei adiutorio et gloriose virginis et sperauit se euassisse et fuit hic gratias agens feria secunda post pentecostes.[Nr. 405] Jtem von Sossen Curd Drugkesserken, der wart blynd von gesunden ougen. Pecijt auxilium beate virgini et sanatus est.[Nr. 406] Jtem von Kelbra Claws Worbis, der saß gefangen zcu Northusen jn fessern, du riff he an dy heiligen muter gotis, daz sy om hulffe tede vnde gilobete sich her. Zcu/S. 145/hand halff om god vnd vnser liben frowe, da dy bolczen in den fessim vßgyngen. Et fuit liberatus et fuit hic.Anno domini moccccxxxviijo [1438]Sabbato ante dominicam exurge[Nr. 407] Jst hir gewest eyner genant Hans Haczegerad, der waz uff der see, du wort groß wynd vnd storm dez wassers vnde bewegunge des schiffes, daz sy anders nicht enwusten, den daz sy vorterben vnd ertrynken solden. Su bathen dy muter gotis, daz sy on zcu hulffe quem in oren noten, vnde gilobethen zcu machene eyn schiff von .iiij, phunden wachses vnde daz brengen zcu deme Enelende, jn ere vnserir liben frowen. God vnd vnser libe frowe halff on, daz sy vßkomen med schiffe vnd med der habe. Et fuit hic et obtulit nauem ceream et gratias egit deo et gloriose matri eius.Sabbato ante jnvocauit fuit hic[Nr. 408] Jtem von Kouffdorff vß deme foydlande Hans Rocke, deme waz eyn knote an syme houbte vnde swur [sic] om sere etc. Pecijt auxilium beate virginis et fecit votum huc peregrinandi cum offertorio .iij. talenta cere et sanatus fuit etc.In ebdomada paschali feria quinta fuit hic[Nr. 409] Jtem eyn frowe von Arnstete, genant Kerstyne, dy waz in großer krangheyd also swerlich, daz sue oere synne vnde vornunfft verlorn hadte, daz man sy muste bynden. Oere fronde gelob ethen vor sy vnserir liben frowen, sy solde oere gnade hir suchen med irme opphere vnnd baten vmme hulffe. Also halff <0> or god vnde dy iungfrowe Maria, daz sy gesund vnde vornunfftig waz. Dez ist sy hir gewest vnde dez also bekant vnnd gode <d> gedancket vnde syner werdigen muter. Et optulit peplum, sleyger.Sabbato post dominicam jubilate fuit quidam[Nr. 410] Claweß Koeler von Wyne vß Osterriche, dez waz geschoßin med eyme phile zcu syne schuldern jn jn synen arm, daz geschach om in Bemen, den phyl trug he /S. 146/ in syme arme .ix. wochin vnde eyn jar, vnnd dy ann vnde dy hand waz om krum worden, vnde wuste nicht, daz der phil in dem arme waz, vnde om kunde keyn artcz gehelffe etc. Du wart om gerathen, he solde vnserir liben hulffe /bete/ vnde sich geloben

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zcu deme Enelende med syme gebete vnd opphere vnser liben frowen. Facto voto statim telurn in brachio descendit et apparuit in carne et misit eum extrahere et sanatus est et fuit hic et obtulit telum cum cera confidens se adiutum dei et beate Marie auxilio gratias agens et peciuit hoc jntimari ob honorem gloriose virginis.Jtem fuit hic vnus vir[Nr. 411] Synerd Hensen von Ebeleibin, der wart med czwen swerten gestochin dorch syne lenden, vnde med czwen poecken gestochin dorch synen mund vnde dorch syne hende von synen eygen mogen vmme synes veterlichen erbiß willen. Ita quod timuit periculum mortis fecit votum beate virgini petens auxilium et saluus permansit et sanatus est et cum fuit hic cum signo quod obtulit et petiuit <auxilium> jntimare ad laudem gloriose virginis matris Christi.

[Nr. 412] Jtem eyn frowe genant Jutte Berßen von Rumesprynge, der waz eyn kynd gefallen in das waßir, jn dy Rume, als med andern kynder by dem wassere gyng. Also dy frowe des kyndes nicht ensach, du erschrag sere, sy lyff vß vnnd schrey, daz andere lude dorczukamen vnnd wusten nicht, wo daz kynt waz. Et quaesierunt puerum rogantes auxilium beate virgini de puero isto et fecerunt votum etc. Quo facto post dimidiam <s> fere horam, una mulier vidit super aquam pedem pueri, sed caput et corpus pueri fuit submersum in aquam. Extracto puero de aqua apparuit quasi mortuus quem voluentes hinc jnde pro mortuo post hoc puer conualuit et sanus euasit et fuit hic cum matri gratias agentes deo et gloriose virgini.[Nr. 413] Hir ist gewest eyner genant Andreaß Thyme med syner wertynnen, der waz laem an beyden beynen vnnd krang lange czijt, vnde dy erczete konden om nicht gehelffen. Tunc habuit refugium ad beatissimam virginem petens auxilium eius faciens votum locum istum visitare uolens ob honorem eius. Et sanatus est confidens se exauditum et gratias agens fuit hic etc./S. 147/Feria quinta post dominicam exaudi[Nr. 414] Hyr ist gewest von Ymmenrader eyn frowe genant Tele Radhar, des med eyme jungen, genant Claweß, der waz or son vnd waz by synen achten jaren. Der junge hutte dez viez med deme herten vor deme holcze, do quam eyn bere vß deme holcze vnd nam den jungen vff synen hals vnd trug on in daz holcz. Der junge ryff den herten vnd ryff also: »Owe, hilff, lybe Maria, hylff.« Der herte volgete deme iungen na in daz holcz na deme ruffe vnd wuste nicht, wo he bleybe. Da lyff dy herte vmme in daz dorff vnd machte eyn geruchte, daz dy lude vzkomen vnd suchten daz kint, sundern sy enfunden syn nicht. Da gelobetten dy luthe eyn gelobede vor daz kind, vnser lyben frowen gnade hyr zcu suchende, vnd bathin, daz dy libe Maria deme kinde gnade beczeugete etc. Also trug der bere daz kind wol achte acker lang, da he quam in daz dicke holcz, du saste daz kind nedder in eynen wusten weg vnd ging von om, daz <h> ez vz deme

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holcze kam in daz dorff zcu Grossen Fur vnd quam darnoch wedder heym zcu huß. Dez ez dy frowe hyr gewest med deme kinde vnd hyr gethan or gebeth vnd or opphyr etc.Feria sexta post exaudi[Nr. 415] Jst hyr gewest von Lubecke eyner, genant Schele Heinrich, der ist gebrechlichen gewest an synen beynen dry jar, also daz ome keyn arczd gehelffin konde. Dez thed he gelobede vnser lybin frowen hyr zcu suchende med drey phunden wachses, von stunt ist he worden gesunt.In vigilia penthecostes[Nr. 416] Hyr ist gewest eyner genant Michahel, von eyme dorffe, genant Beringen vz dez von Hennenberge lande, der waz lam an eyme beyne, daz waz ome enczwey, so daz he lange czyt lam waz. He thed gelobede vnser liben frowen, vff daz sy ome hulffe. Von stunt kam ome eyn stucke knochen uz deme beyne, vnd wart gesunt vnd ist hyr gewest med syme opphere vnd hat dez bracht eyn <wecsen> wechsin beyn./S. 148/In die penthecostes[Nr. 417] Hyr ist gewest eyner genant Hans Gryppel von Beddellvis, der hat gefangen gesessen zcu Wyda, he hat gelobede gethan vnser lyben frowen vnd hat sy angeruffen in deme thorme, sy hat on erhort vnd om gnediclichen darvon gehulffen. Dez ist her hyr gewest med syme opphere.Eodem die[Nr. 418] Jst hyr gewest eyner, genant Mathias Smer, der da waz beswert med der suche sente Valentinis manche zcyt. Syn muter thed vor on gelobede vnser lyben frowen, dez ist sy erhort vnd dy krancheit had on verlassen. Dez synt sy hyr gewest vnd haben gelobet dy muter gotis med orme gebethe vnd opphere vnd or gedanket, daz sy on hat gehulffen uz der not etc.Anno domini moccccoxxxix [1439]Feria quinta jn die sancte Affre fuit hic[Nr. 419] J st hyr gewest Clawez Arnoldes, der waz gefangen zcu Northusen vff den lib vnd lang da in deme gefencnisse in grosser krancheit, daz he wart bericht med der heiligen olunge. He thed gelobede vnser liben frowen vnd bad sy vmme hulffe, von stunt do he daz gelobede gethed, thed he uff dy helden med synen henden vnd ginck uz der stad, so daz on kein mensche anlangete, vnd brachte dy fessern med eme vnd oppherte sy vnser lyben frowen.Von Cleynberg[Nr. 420] Jst hyr gewest vz deme stichte zcu Palborne eyner, genant Henman Hermetat, der do gr/o/sse ebenture had bestanden von eynes wolfes wegen. Der wolff waz vnsynnig vnd hatte den man jemmerlichen gehandelt vnd gebessen, he hat gelobe gethan vnser lyben frowen hyr zcu deme Enelende, dez hat sy ome gnediclichen gehulffen, des ist her hyr gewest med synem opphere etc.

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/S. 149/De Northelin tertia post Egidij[Nr. 421] Jst hyr gewest eyner genant Symon Prelle, der waz gefangen in eynem stog, geslagen med henden vnd med fussen, vff eyme slosse, genant Lichtenborg. He riff an vnd thed gelobede vnser lyben frowen, von stunt, da her daz gelobede geted, wart he loz med henden vnd med fussen vnd vil obber eyne můren, dy waz sesvndczwenczig fuse hoch, der ist hyr gewest med syme ophhere.Von Elrich tertia post natiuitatem Marie[Nr. 422] Jst hyr gewest eyn man, genant Berlt Bußman, vnd sin frowe vnd haben hyr gehat eyn kint von dren jaren, deme hatten sy gekoufft zcwene nuwe schue, vnd daz kint lyff deme vater an syner hant vnd waz frysch vnd gesunt vnd vyl nedder vnd lag vor tod wal drye stunde. Do ryffen sy an dy juncfrowen Mariam hyr zcu deme Enelende, von stunt wart daz kint gesunt. Et fuerunt hic etc.Von Foylsborg jn die sancti Francisci[Nr. 423] Jst hir gewest eyner genant Pulse, dem waren gestorben von syme huse kindere vnde gesinde, vnd he selber ouch lag vngessen vnde vngesprochen byz an den sechsten tag von der pestilencien wegen, dy her hatte an syme halse. Do quam ome vor, daz he sich solde gelobe zcu vnser liben frowen zcu deme Enelende. Von stunt, do her daz gethed, do wart her gesunt. Et fuit hic etc.Eodem die[Nr. 424] Jst hyr gewest eyn man, der hatte febricert vnd mancherleye suche gehat, daz om nymant konde gehelffen, der ryff ouch an dy gnade vnd hulffe der hochgelobeten iuncfrowen vnd muter gotis. Von stunt bewysete sy ome gnade, also daz her gesunt wart. Et fuit hic./S. 150/Jn die sancti Galli[Nr. 425] Jst hyr gewest eyn man, der hat gefangen gesessen selb vyrde zcu Vridela, he hat angeruffen dy iuncfrawen, mayt Marian, dy muter der gnade al hyr, vnd hat syn oppher her gebracht vnd ist loß worden vß deme gefencnisse, so daz her nicht ist worden geschaczet.Von Neddern Osla secunda feria post omnium sanctorum[Nr. 426] Jst hyr gewest eyner genant Curd Rasche, der fur zcu holcze med dren pherden, der pherde wart eyn wunt in dem wagene, daz om syn gederme nvß ging gar na vff dy erden. Der selbige man ryff an dy muter aller betrubeten Marian vnde thed or eyn gelobede, daz her wolde neyn fleysch essen, he wolde vor or gnade suche hyr zcu deme Enelende, vnd daz pherd ist om wedder gesunt worden.Von Osterade quarta feria ante Martini[Nr. 427] Jst hyr gewest eyner genant Henning Boticher, der hatte gelobet, he wolde ouch keyn fleisch essen, her wer denn hyr gewest, wen dy Eysfelder Heinrich von Budenhuß med synen helffern ranten vor

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Osterade vnd namen dar wol .x. scheg kuwe vnd fingen dar zcu menner. Also ryff desse man an dy iuncfrowen Marian, also daz sy on erhorte, daz he von on kam vnd wart loß, so daz her on entlyff etc.Jn vigilia Martini[Nr. 428] Jst hir gewest eyn edel man, genant Erhard Blanckenberg, der had gefangen gesessin .xvi. wochin zcu Borsengrin, eyn borg gelegen an demm Bemschin holcze. He thed gelobede vnser lyben frowen hyr zcu dem Enelende, syn oppher zcu brengen. Also her daz gelobete, von stunt wart her loß vnd brach dorch eyne můren, dy waz vyrczen fuse lang dicke gewest, vnd vff den selbigen tag vnd stunde wart der begryffen, dez dy borg waz, von Erharden Blankenberges bruder, dez hat he her gebracht eynen /S. 151/ thorm med wachse vnd daryn gestacket eyne klingen, dar he mede hatte vß gegraben etc.De Fryenbessungen[Nr. 429] Jtem sind hyr gewest zcwe frouwen, dysser vrowen eyn hatte eyn kint. Oz geschach, daz sy in der erne waz, vnd daz kint waz alleyne do heyme, also vil daz kint in eynen czobber med wassere vnd lag darynne also lange <by>. Also der herte in dem mittage vff dem dorffe phlyd do heyme zcu syne, do kam dez kindes muter vnd vant daz kint in dem wassere vnd hup oz dar vß vnd nam oz vff oren arm vnd ryff an daz heilige blut, Marian, dy muter gotis, sy wolde sy do heyme suche zcu dem Enelende med orem opphere. Alzo trug sue daz kint noch wol eyne stunde vff orme arme, alzo wart daz kint weder lebening vnd lebete sint der zcyt noch achte jar. Do starp oz da an der pestilencien. Alze man daz kint begraben hatte, vnd dy muter kam wedder zcu huß von deme kerchoffe, do duchte sy, wy daz kint sesße by dem Eure med eyneme nassin houbet. Sy bat aber vnse lyben frowen, daz sy deme kinde hulffe zcu ruwen, sy wolde or gelobede vnd or betefart leiste, dy sy von deme kinde noch schuldig waz, alzo vorczoch oz sich noch vyr wochin, daz sy vnse lybin frowen nicht do heymesuchte, do quam daz kint aber wedder in der selbigen gestalt, alzo vor by daz fuer, do gelobet dy muter aber, sy wolde vnse lyben frowen suche. Alzo ist sy hyr gewest med orem oppher, alzo daz kint waz seß wochen tod gewest vnd danckete der muter gotis, daz sy or gebet erhort hatte etc.Von Northusen[Nr. 430] Jst hyr gewest eyner genant Curd Geysmar, eyn cupphengyßer, der waz begreffin von den strutern in dem Harcze vnd wart gebunden rechte feste vmme eynen boym, vnd eynen kegel hatten sy ome gebunden in synen munt. He gedechte an dy muter gotis med ynnikeyt synes herczen, daz sy ome darvon wolde helffin, he wolde sy suchen hyr zcu deme Enelende med syme ophhere, wullin vnd barfuß. Von stunt wart he loz vnd entlyff vnd ist hyr gewest med syner husfrowen vnd sin gelobede vollinbracht etc./S. 152/Von Wernigerade

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[Nr. 431] Hyr sint gewest <ff> mann vnd frowen vnd haben vs gesprochin, wy daz so groß wetter were obber der ganczen stad von bliczen vnd von donner, daz sy vorchten, daz dy gancze stad solde vorgangen sy, vnd daz wetter hatte gereyde eynen thorm enprand. Sy ryffen in dem betrupnisse an vnser lybin frowen vnd gelobeten, or oppher zcu brengende hyr zcu deme Elende, wullen vnd barfuß, von stunt, da sy daz gelobede hatten gethan, vorgyng daz fur, Dez sint sy hyr gewest vnde haben her gebracht eynen wechsen thorm etc.Von Gardeleiben[Nr. 432] Jst hyr gewest Henning Kramme, der waz stum gewest rner dann vyr wochen, daz her ny kein wort konde gesprechin, sundern he gedochte med ynnikeit synes herczen an dy iuncfrowen Marian vnd <hub> machte sich vff den weg, hyr gnade vnd trost zcu suchende. Von stunt, dar he hy vor vnser lyben frowen bilde nedderknyte, do wart he sprechende etc.Von Erforte[Nr. 433] Jst hyr gewest eyner, genant Nicolaus Suressig, vnd hat med sich gehat eyn kint von achte jarn, nemlichen eyn meidichen, genant Thele. Daz kint hatte eyn mesßer in syner hant vnd vil, alzo daz oz sich swerlichen wunte med deme selbigen messere, also daz ez sich stach in syn rechte owe byz an daz hefte an deme messere. Sy han angeruffin dy hulffe der muter gotis vnd gelobeten daz kint her med eynem wechsen opphere. Sy sint erhort, vnd daz kint ist gesunt worden.Von Volkmersen [Nr. 434] J st hyr gewest eyner, genant Herman Bottener, der waz gefangen von den strutern, vnd sy hatten on sere gewunt, vnd der struter waz nvene, sy bundin on rechte feste vmme eynen boym, he ryff an dy gnade vnd hulffe der werden iuncfrowin Marian vnd gelobete, or syn oppher her zcu brengende. Von stunt wart he loz./S. 153/Von Klingen[Nr. 435] Jst hyr gewest eyner, genant Augustius Kesßeler, vnd Johannes Vischer, dy waren gefangin vnd in eynen stogk geslagen in deme thorme, vnd man gab on schult, sy soldin habe angeleyt daz fuer in der stad zcu Grussen, dez sy doch vnschuldig weren. Sy theddin gelobede der iuncfrowin Marian, daz sy on dovone hulffe, al sy recht heddin. Von stunt worden sy loz med henden vnd med fusen uz deme stocke, do stegen sy oben vff den thorm, do funden sy bettegewant vnd lylachin, do machtin sy seyle von, do mete lyssen sy sich von deme thorme, Dy seyle habin hyr gebracht vor vnse libin frowen etc.Anno domini moccccoxljo [1441][Nr. 436] Hyr ist gewest eyner, genant Hans Kelem von Verra, der saß gefangen zcu Cranefelt in eyme thorme, do waz eyn ysern toer vor, he bad hulffe vnd ryff an dy juncfrowen maget Marian vnd gelobe te or, syn

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oppher her zcu brengende, vff daz sy oem hulffe. Von stunt wart he loz vnde quam vs deme gefencnisse etc.Von Jsenache[Nr. 437] Jst hyr gewest eyn mayt, genant Margarite, dy ist gewest eyn dinst mayt eynes richen mans, der lyß sy in setcze gefangen in eynen thorm vnd gab or schult, sy solde oem groß vnd vele vß syme huse entragen habe, dez sy doch vnschuldig waz. Do quam der botel, der or warte vnd sy bewarte, der langete sy an, vmme synen willen med or zcu habin, daz antrad or ere. Sy entwerte sich dez vnd ryff an die juncfrouwin Marian vnde daz heilige blud, daz sy or zcu hulffe kemen, daz sy von om keme med gute. Der selbige botel hyß dy wechtere eynes abendes wedder heym ghen, dy do zcu wachene phlegen vnd sprach, dy wache wer bereyte bestalt, vff daz he synen willen mochte med or gehabin. He sprach zcu der mayd, sy solde sich vszcyhn vnd by om slaffin. Sy sprach wedder on, he solde sich von erst vsczyhn. Also geschach or sunderlichin vnd schinberlichin hulffe, daz sy vz deme thorme quam. Do der bottel wedder <hy> hengynk vnd meynte, sy were nach darynne, do styß sy dy thoer rysch zcu vnd besloz on darynne. Also wart sy loz vnd ist hyr gewest med orem opphere./S. 154/Vs dem Bichelingeschin gerichte[Nr. 438] Hyr ist gewest eyn frowe, genant Kethe von Arlshusen, dy hadde eyn kint geberet, daz waz glich alz ab ez tod were, vnd lag also eyne gancze stunde vnd me, daz man anders nicht enwuste, den daz oz tod were. Sy teddin gelobede vnser lybin frowen, sy med arme apphere zcu suchende hyr zcu deme Enelende. Von stunt begunste sich daz kint zcu reyne vnd med om besser zcu werdin. Et fuit hic mater cum puerum ect.Von Dresen[Nr. 439] Jst hyr gewest eyn frowe, dy waz beladin med der grossin krancheit dez kaldis wol dry jar, sy thed gelobede vnser lybin frowin, daz sy or hulffe von der krancheyt, sy wolde sy hyr suchin med arme opphere, von stunt vorlyz sy dy krancheyt.Von Eygenbeck[Nr. 440] Jst hyr gewest Heinrich Wißkoph vnd hat bekant, daz he swerlichin hatte gefangen gesessin zcu der Wolfisborg in deme Holczlande in eyme stocke. Alzo ryff he an dy muter gotis hyr zcu dem Enelende, sy zcu suchende med syme ophhere vnd nemlichin med eyme phunde wachseß. Sy hat on erhort vnd had ome gnediclichin darvon gehulffin.Von Geberstede[Nr. 441] Hyr ist gewest eyner, genant Conradus Heferer, eyn kerchern, der waz stum gewest wol dry wochin, daz her keyn wort gesprechin konde. He gerte der hulffe der juncfrowen Marien vnd ryff sy an med suffczunge synes herczin, von stunt wart om syn sprache wedder etc.

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/S. 155/Anno lxijVon Stotternheym[Nr. 442] Jst hyr gewest eyner, genant Hans Grymme, vnd had bekant, wy daz her zcu Northusen in deme Petyrs thorme gefangen gesessin habe wol .xvij. wochin vnde keyn schryfft <ve> noch bete syner hern von Erforte, noch syner frunde en nicht mochte gehelffin. Her gedochte an dy helfferyn aller betrubetin, dy muter gotiß Marian, vnd gelobete eynen wechsin thorm her zcu brengende von .x. phunden wachssis, vnd daz zcu betende zcu allen guden luden. Dez selbingen tages wart he loz vz deme thorme vnd ist hyr gewest wullen vnd barfuß med synem wibe vnd sin gelobede vollinbracht.von Gotingen.[Nr. 443] Jst hyr gewest eyn frowe, genant Lehne Probistis, wonhafftig zcu Gotingen, dy hatte bose worme in orme lybe, daz do heisen larke, dez enkonde or nymant gehelffin. Sy bad dy juncfrowin Maria, daz sy or hulffe, vnd gelobete, sy wolde or gnade hyr suchen zcu deme Enelede. Sy wart erhort, so daz in eyner stunde von or komen mer den tusent bose worme. Dez had sy her gebracht eyn wechsen bilde von zwen phunden wachses vnd had gebethin, daz man oz vorkundige etc.[Nr. 444] Jst hir gewest von Prisen eyn man vnd bekante, wy ome eyn syner kindere geuallen were in eynen born vnd dor zw adder dry stunde jn <l> gelegin, daz keyn mensche anderst mochte erkennen an ome, wenn daz tod were, habin sine eldern oß czu vnser liebin frowin gelobit mit orem oppher, do ward daz kint von stunt zcu leben. Et fuerunt hic anno lvi°.[Nr. 445] Jtem Thele Schadebergiß, wonhafftig zcu Mackenrode, vnd had bekant, wy su was gefallen vnger [sic] eynen wagen, dor lag eyn vas birs uffe, so daz der wagen med <dem rade> eynem hinderrade, do daz bir uffe lag, ors obbir or antlitz gyng, vnd sue tretthe, daz or dy nase stude by orem lincken oren <by dem> vnd or munt by deme / rechten/, had su angeruffen vnse liebin frowen <h> zcum Enelende vnd ist gesunt worden, daz keyn man kan an or erkennen keynerley missestalt. Et fuerat hic etc. offerens ut vouit anno eodem./S. 156/Von Felchen.[Nr. 446] Jtem ist hir gewest des kercherneres frowe vnd had bekant, wy daz su habe geuallen acht vnd zchen fuße hoech dorch zcwene bodem uff den dertten, in dem falle had su angeruffen vnse liebin frowen zeum Enelende vnd or gelobt, or oppher zeu brengin, des had or Maria sehynberlich gehulffen, so daz su ist blebin ane allerley uorletzunge ores liebis. Et fuerat hie anno eodem.Von Westerode.[Nr. 447] Jst hir gewest eyn vrowe met eynem kynde vnnd bekanthe, wy daz zelbige kynth waz gevallen in eynen borne vnde hatte doynne

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ghelegin an dy derten stunde, daz keyn mensehe an ome mochte derkennen, wen den toit, dy eldern habin daz zelbighe kynt czu vnser lyben frown gelobeth meth orem opphere. Do wart daz kynth von stunth czu leben. Anno lxxviij feria tertia post apostolorum divisionem.Jn Klettinbergen.[Nr. 448] Jtem Claus Snyder vnd syn husfrowe habin bracht eyn kint, das kint ist obir drie stunde tod gewest, ßo habin sie angeruffin vnse lieben frowen zeumm Ellende, daz das widdir lebening wart. Anno lxxxvij in die Brytzij.[Nr. 449] Jtem Ladewig Beeker ist uß eyme gefengnisse zeu Effert uß eyme stogke vnde uffgeslagen met beyden henden vnde met strigken gebunden, der angeruffin dy müter godeß zeu dem Ellende, dy had eme darvon geholffen ledig vnd loß.[Nr. 450] Jtem jst hyr gewest eyn man, gnant Hanß Winkelbach, von eynem dorff, gnanth <Nederstede> Nederscheden, vnnd hath bekanth, wye daz on daz wetter vorterbet habet an synem liebe, vnnd <d> syn hoer von synem houbet vorbrant vnnd eyne syten byß uff dye fueße vnnd vor todt gehandelt habet wol ezwoe seiner [?] stunde. Jn sulchen noten haben on syn swester vnnd hußfrouwe <vor> gelobet mit eynem phunde wachsches zcu vnnseren lieben frowen zcu dem Elende, byß stunt habet on dy mutter godis gnediglichen gehulffen vnnd gesunt worden an synem liebe vnnd ist hir gewest vnd hath or daz gedangket vnnd syn geloebnisße vorbracht.

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Die Chronik des Ulrich RichentalEdition: Chronik des Konstanzer Konzils 1414-1418, eingeleitet und hg. von Thomas MARTIN BUCK, Sigmaringen 2010/S. 3/(1,1) Hienach volgett, wie das concilium gelait ist worden gen Costentz, und wie es dar kam, und wie es anfieng, und was sachen sich also ze Costentz in dem concilium volgiengen und da beschach, und wie es zerging, und wie vil herren dar koment, sy wärind gaistlich oder sy wäre md weltlich, und mit wie vil personen; das alles ich lrich Richental zesammen bracht hab, und es aigentlich von huß ze hus erfaren ha, wann ich burger und sesshaft ze Costentz was, z dem Guldin bracken, und erkannt was, das mir gaistlich und och weltlich herren saiten, wes ich sy dann ye frget, und och der herren wpen, die es an die huser daselbs ze Costentz anschlgent und ich erfragen kond.(1,2) Darumb, das man all sachen desterbas verston mugt, so ist ze wissen, das all kristenhait in fünff tail getailt sind, und die haißent in der latin naciones, das ist des ersten Ytalici, das ist Lamparten. Der ander tail, daz ist Germani, das ist Tütschland und die z inn gehren. Die dritten, die sind Frantzoni, das ist Frankrich und die och z inn gehören. Die vierden sind Yspani, das ist Spangenland und die [küngrich so dar] z inn gehören. Die fünften, das sind Anglici, das ist Engenland und die z inn gehören.(1,3) Was nun land und küng z yeglicher nacion gehört, das findet man hie nach wol, dann die von Engenland hattend vorhin kain nacion, wann das inn ain nacion ze Costentz geben ward, als man daz hienach verschriben findet. Und das beschach darumb, daz die Yspanien nit komen uff söllich zit, als inn her verkündet ward.(2,1) Do der hailig vatter bpst Allexander, der da ain barfß waz, z bpst erwellt ward, darnach ward ain concilium z Pisanensis, daz ist z Piss,(2,2) In dem concilium lopt und verhieß da der selb bapst Allexander dem selben concilio, daz er wolt darz sin vermögen tun innwendig dryen den nächsten jaren nach dem concilio, das ainikait, frid und rw der cristenhait geben wurd; wann er tzwen widersachen hett, der ain was Petrus de Luna, gefürster herr gräfen geschlächt, der /S. 4/ sich nampt in sinr obedientz oder gehorsamkait Benedictus der drizehendost. Der ander hieß Angelus de Cowario, [by nach ritter oder] erber lüt geschläht, und der sich nampt in siner obedientz oder gehorsami Gregorius der zwölft. Und also in den drin jaren, ee die sach angefangen ward, do starb der selbe bapst Allexander und lag die sach also danider.(3,1) Darnach ward ze bapst erwellet der ersamm herr Balthasar de Cossis, [das ist der von dem gelid erber burger geschlächt] und do der erwellet ward, do nampt er sich in siner obedientz, daz ist in siner gehorsammi, Johannes der dry und zwaintzigost. Der selbig bapst Johannes, als er erwellet ward, do schwur er dem gantzen collegio, das ist allen cardinalen, die inn erwellet hetten, daz er och sin gantz

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vermögen tun wolt, das frid, rüw und ainung der cristenhait geben wurd. Nun haißet collegium die cardinal, die dann sind und erwellen sond und die man inschlüßen sol, als sich dann das hienach erfindet.(3,2) Der selb bapst [johannes] der XXIII., der ließ die sach also beston und wolt sich villicht laßen benügen an sölicher wirdikait, die im geben waz, dann er vast genaigt waz uff zitlich er und gt, und verlangt sich daz also lang, das große rede uffstünd zwüschen gaistlichen und weltlichen fürsten und herren [und das die churfürsten darumb dick z red gesetzt wurden]. Die selben fürsten dick und vil zesammen komen mit ir selbes lib und bottschaft gentS Erdfurtt, gen Büchbarpten, gen Openhain und ander ir und des hailgen richs stett. Och sich des vast under redten, und gaistlichen herren dick uffgehebt ward, sölliche irrung, daz Sant Peters schiff under [3] wölte gan, das doch nit Sill mag.(4,1) So sind diß die fürsten, die macht haben ze erwellen ain römischen küng, so daz römsche rich disetz wirdett.

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(4,2) Der erst, der ertzbischof tze Mentz, der ist under inn als ain tegan und hat zu berufen all ander erweller, die z im gehören, die weller sind. Und ist ain ertzkantzler über als Tütschland und über all nacion der Germani, und sy darz ze halten, das die andern all kommen sond und mußen an ain gevellig und kommenlich statt, wahin er inn verkündet, so dann daz hailig römsch rich nott lit und so sy erwellen sond.(4,3) Der ertzbischoff von Köln ist ain ertzkantzler des hailigen römischen richs und hat ze berffen alle die rich in Ytalia, in Lamparten, in dem kayserthüm ze Kriechen, in den küngrichen enend mers, und wahin also sin gewalt raigott; dem söllen sy och gehörsam sin, wenn das rich not lit.(4,4) Der dritt erweller ist der ertzbischoff von Triel, der ist der oberst ertzkantzler des hailgen römschen richs und hett ze berffen alle die, so in Frankrich und in Hyspania sind, wenn es dem römischen rich not ist.(5,1) So sind diß nach benempten die weltlichen kurfürsten, die och darz gehören.(5,4) Der marggräff von Brandenburg, der ist der obrost probst des hailgen römischen richs und ist gewaltig des römischen richs kammer, in ze nemen und uß ze geben und treit dem römischen küng das zepter vor.(5,3) Der hertzog von Saxen, der sol dem römischen küng das schwert vor [4] tragen und ist der oberst marschalk, das er sinen stal besorgen sol, durch inn oder sine diener und sol unzucht weren, so von büben und anderm hoffgesind beschicht.(5,2) Der hertzog von Payern, wer der ist, der dann die pfallentz an dem Rin indert Mentz inne hett, der ist der obrost fürtrager z dem tisch, und sol durch sich oder durch die sinen besorgen, das der römisch küng mit frid sin mal nem, und ist genant ain truchsäß.

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(6,1) Diß sechs erweller haben so vil macht, das sy ainen römischen küng erwellen mögen und och entsetzen mögen; wenn daz not wirt.(6,2) Wär aber, das die sechs an der wal nit ainhellig wurden, und das drye den nehmen und die andern dry den andern, so haben sy ze berffen den kung von Behern, der dann ist der obrest vogt. Uff welhenn dann er sin stimme git, und den er erwelt, der ist dann /S. 6/ römischer küng. Der sol dann ligen und tun, als dann wol ze wissen ist, vor Frankenfurt sechs wochen, ob er ainen hett, der da wider inn ist.(6,3) Also hat es geordnott der hailig kayser Sanctus Carolus. Dise wapen sind der fürsten, die erwellen sond ain römischen küng.Die fürsten.Dise wapen sind der fürsten, die erwellen söllen ain romischen küng gaistlich und weltlich.(7) Die fürsten, als die dik und vil zesamen kamen von sölicher not der hailgen cristanhait, und das da villicht geschach von dem hailgen gaist und insprechung der hailgen drivaltikait, die wurden ze rät, das sy die sach empfalhen dem römschen küng Sigmunden an dem römischen rich sins jars in dem jar. Das was küng Sigmund, römischer küng, küng z Ungern, darnach ward er küng z Behem, und hatt da zemal inn daz küngrich z Dalmatz und das küngrich z Croatz, das noch recht haiden sind, und die margrauffschaft z Brandenburg. Die selben margraffschaft von Brandenburg er von im gab und lech ze Costentz burgrauf Fridrichen von Nürenberg, sinem öham.(8) Also da enbott derselb unßer herr küng Sigmund demselben unßerm hailgen vatter bapst Johannßen dem XXIII., das er dem aid gng tät und der hailgen cristenhait, und daz da frid und rüw wurd durch vil schwär bottschaften, das er im doch alle zit verzach von ainem tag z dem andern. Und an dem letzsten, da es nit füro verzogen kund noch macht werden, und das gaistlich und weltlich fürsten wurden merken, das der hailgen cristenhait großer inbruch wolt werden und das das hailig schiffli Sant Peters von sölichem unwetter versinken wolt, da ward erst bpst Johannes ze rät und enbott dem selben unßerm herren, dem römischen küng, küng Sigmunden, das er z im kern zu Lodus, ist ain bistumb und ain statt in Lamparten, da wölt er mit im ain verhörung tun und nach sinem und siner rättgeben bedenken, was hier inne [z der sach] ze tünd wär./S. 7/(9) [8] Und also kam unßer herr der römsch küng mit sinen räten und dienern gen Lodus, das ist gen Loden in Lamparten, und unßer hailger vatter der bapst och; und koment zesammen in ain wyten sal [und was da ain langer stl berait], und sass der bapst mitt siner infel in ainem ortt und der römisch küng [mit siner kron und habit als ain ewangelier] in dem andern ortt, und da wurdent sy diß ze rätt.(10) Do sy also zesammen komen gen Loden, do antwortt unßer hailger vatter bpst Johannes, was er geschworen und gelopt hett, das wölt er

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och gern stät halten und wolt och ain concilium machen in sinem land, wa unßer herr der küng wölt, wann er sin kardinäl und ertzbischoff über das birg nit bringen möcht. Do antwort unßer herr der küng: Er hett dry erweler des hailgen römischen richs, die da groß mächtig fürsten wären, die erwellen und entsetzen möchten, die er och komerlich über daz birg bringen möcht ald villicht nit täten. Und da zwischen ging vil red umm, wa man das concilium hinlegen wölt. Und nach sölicher red fragt unßer herr der küng, ob kain statt by dem pirg läg, die dem römischen rich zügehorti, Do antwort hertzog lrich von Teck: Es läg ain richstatt, hieß Kempten, an dem fuß des bergs [genante] Veren. Der selb hertzog da zegegen waz. Dawider antwortt graff Eberhart von N ellenburg und sprach: Das Kempten wöl ain richstatt wär, also da wär kain genuchtsammi kainerlay narung; wölläg da von ain wirdige statt, hies Costentz, und wär da ain bis tumb und läge ain tagwaid von Kempten und läg an dem Rin und stieß der Bodemsee daran, der wär uff daz lengst acht millang und dry mil brait; da brächt man ze schiff alle genügsamrnen und möchtind die schiff uff und nider gon. Davor nit vil zit die puren von Appenzell und ander ir helffer [9] von Switz und von sölichen in dem pirg landen mit ir krieg hetten, Do kernen inn all herren, grafen, fryen, ritter und knecht ze hilff und kern och dar der aller durchlüchtigost fürst, küng Ruprecht, römischer küng, üwer vorfar, und wurd da die sach nach eren verrichtet und wer dahin in dem krieg kern, der hett herb erg, essen und trinken, och alle sin notdurft in gemainem und gelichem kouff, das herren und menglich wunder nem. Und wär och ain statt, da flaisch, visch, höw und haber, och alles, so man bedörfft, in gar ringer kost komen möcht.(11) Do kart sich unßer herr der küng tz unßerm hailgen vatter dem bapst und sprach: Sid da ain bistumb ist und dem rich z gehörtt, ist es dann üwer hailikait gevellig, do leg sy daz concilium dahin. Do nam unßer hailger vatter der bapst sin herren und rät /S. 8/ ze rat; die rietend im daz. Und also sant er uß sin exploratores, daz haißend beschwöwer des lands.(12,1) Uff das enbott mir Ulrichen Richental min herr gräff Eberhart von Nellenburg, wie daz z Loden ergangen wär [und das daz concilium für sich mste gon] und das ich mich nach futer und höw, stallung und ander sachen richti, dann daz also wär, daz söllichs nit hindersich gan möcht, das aber ich nicht mocht geloben. Die bottschaft kam mir vor wyhenachten anno Dni. MCCCCXIII und torst es nieman sagen.(12,2) Uff daz koment dieselben exploratores und wolten diß land beschöwen und och besehen, od das concilium beston möcht ze Costentz oder nit, Mit den ettlichen sant mich Ulrichen Richental die rät ze Costentz mit zwain Lampartern in das Turgöw z besehen dörffer und [10] stett, das och beschach. Dieso antworten, sy hetten halb nit gng herbergen.(13) Also sant unßer hailger vatter bpst Johannes uß diß bull allen ertzbischofen und sonder dem bischoff z Mentz, under dem das bistumb Costentz lit und sin obrer ist.

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(14,1) Ain sölichen hůt fůrt man dem bapst nach, wahin er ritt, als groß und wyt, daz er begraif ze ainer syt daz hus, genant z dem Helffand, uff den Plattenv ze Costentz, und raiget herüber an das huß, genant z der Ballen.(14,2) Und als der bapst gen Loden kam z unßerm herren dem küng, do saßen sy by ain ander, als daz an dem nächsten blatt gemalt ist./S. 9/(14,4) Der bapst sprach: Es ist ze fürchten, das ich min cardinäl, die ertzbischoff und prelaten, die z dem concilio gehören, über das gebirg nit bringen mög und hett es gern in Ytalia gehept, daz ist in wälschen landen. Antwortt der küng: So kan ich min erweler, die churfürsten und ander des hailigen römischen richs fürsten, och hinüber nit bringen. Und fragt der küng hertzog lrichen von Tekk, ob kain richs statt an dem birg läg. Der sprach: Kempten. Dawider aber gräff Eberhartt von Nellenburg sprach: Da wär kain gngsammi, wolläg ain statt davon by ainer tagwaid, die hieß Costentz an dem Bodemsee, und wär ain bistum da, und wär alle gngsammi da in gtem kouff. Der bapst sprach: Carissime fili, michi placet Constancie. Do sprach der küng: Sanctissime pater, placet vobis Constancia.(14,5) Also fůrt man unßerm hailgen vatter dem bpst das sacrament vor, so er ritet, aller nächst vor im.(15) [16] Diß ist die bull, die der bpst sant, die ich versigelt innen sach. /Latein bis Seite 11//S. 11/(16) [19] Diß bull hab ich lrich Richental abgeschriben, umm sollichs ich ainem cortisan ainen gulden gab. Uff das sant unßer hailiger vatter bapst Johannes der XXIII. zwen herren gen Costentz, das si erfaren soltind, wie diß land wär und ob [man] möcht haben hie ze Costentz herberg, und ob stett oder dörffer hie umb, by ainer mil wegs, wären, daz die gest herberg /S. 12/ möchte haben. Und also hieß mich Ulrichen Richental ain rät ze Costentz mit inn riten z dörffern und stetten, die hie diser der Tur sind. Das tett och ich und rait mit inn in dem Turgöw umb ij tag. Die selben botten, die mainten, es wär kum halb gng wyt, söllichem volk herberg ze sind. Die selben botten warend do ze herberg by herr Conraty Hoflich, corherr z Sant Steffan ze Costentz. In dem Hochen hirtz waz der chorherr ze herb erg. Das bestnd also villicht by acht wochen, das es nieman turlich geloben wolt. Doch kommen herolten und pfyfer ettlich herr [gen Costentz] und schlugen ire herren wäpen an die huser.(17) Do komen darnach wol uff dry wochen vor Sant Johanns tag anno Dni. MCCCCXIIII der ersamm herr, herr Fridrich Gräffnegger, abt z Santgans in Ungern, und solt sin byschoff z Ougspurg, und mit im gräff Eberhart von Nellenburg, herr Frischhanns von Bodmen. Und die hießen erst recht anschlahen der herren wapen an die hüßer. Es belaib aber nit, wann die herren in riten wurden, do gieng es ab; dann wer zu ainr gten herberg kommen mocht, der nam sy uff. Dannocht was es in ainem zwifel, ob es für sich ging oder nit. Und bestnd also biß uff den dritten tag vor [20] unser lieben fröwen tag ze mittem Ougsten.

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(18) An dem dritten tag vor unser fröwen tag ze mittem Ougsten anno Dni. MCCCCXIIII, do rait in der hochwirdig und gaistlich fürst und cardinal jordanus Ostiensis. Und ist der obrost kantzler des hailgen römschen stls und bpstes. Und hett och inn die panit ze Affin: [das almůsen, Darumb do gab er all tag groß almüsen mit essen und mit trincken vor sinem hof und herb erg taglich das concilium uß]. Und zoch in mit lxxx pfärden in den hof, als man gat über den undern hoff gen dem Stouff über z der linggen siten. Da waz inn do zernäl herr Albrecht von Buttelspach, techan zv dem thmb ze Costentz. Und der selb te chan was lamm worden von gesücht, und also trgen inn sine knecht in ainem sessel herab in den hof. Und wartot da des cardinals zkunft, Und do der cardinal kam, do grützt er inn erwirdiklich, als billich was. Und do sprach der cardinal z im, das er inn enthielte, dann er truwte gott, das er usser dem hoff mit /S. 13/ herberg nit kommen wolt, es wurde dann ain ainhellig hopt, und wurd rüw gegeben der hailgen cristenhait. Do ward man erst geloben, daz das concilium kommen solt, und bewarnott sich menglich mit bett, mit höw und stro und was ieman gedacht, das im dann nütz wär.(19) Darnach kam all tag bottschafft, wie unser hailger vatter bpst Johannes der XXIII. uff dem weg wär und herzug, daz och [war] was. Und do er uff den Arlenberg kam, by dem mittel, [nach by dem clösterlin], do viel sin wagen umm und lag [er] in dem schnee under dem wagen. Do koment z im all herren und corttisan und sprachen z im: Hailger vatter, gebrist uwer hailikait üntz Do antwurtt er: Ich lig hie in dem namen des tüfels.(20) Do er nun herab kam z dem klösterlin und an [21] ward sehen Pluditz und diss land, do sprach er: Sie capiuntur wulpes. Daz ist ze tütsch: Also werdent die füchs gefangen. Und kam dannoch gen Velttkirch und mornends gen Rinegg und darnach gen Costentz.(21) Do man zalt von gottes gebürt MCCCC und in dem XlIII. [ja] an Sant Symon und Judas aubent, am siben und zwaintzigosten tag in dem dritten herbstmonat, und waz an ainem samßtag nach imbiß [zwüschend] zwö[l]ffen und aim, do kam der allerhailgost vatter bapst Johannes der XXIII. des ersten in daz kloster Crützlingen vor der statt Costentz gelegen, und belaib die nacht darinn und begabet do den abbt desselben closters, der hieß Erhart Lind, mit der infel, die dann er und sin nachkommen ewenklichen haben und tragen sollen, als dann hienach am nächsten blatt gemalt ist. Und also vahet es nun an, wie er gen Costentz kam und was also darnach geschach nachainander.(22) [23] Mornends am sonntag an Sant Simon und Judas tag nach imbiß, in der ailften stund, do ward der selb unßer hailger vatter bapst Johannes gen Costentz von dem kloster durch Stadelhofen mit großen eren ingefürt und och mit großer zierd. Und waren die, die da mit dem crütze enge gen giengen, all prelaten, der abbt in der Richenöw, von Crützlingen, von Petershußen, all thümherren, all korherren z Sant Steffan, z Sant Johan, tz Sant Paul und alle pfaffhait, und fůr man inn glich in daz münster und

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darnach in die pfaltz, da er och inn belaib mit sin obrosten diener. Und ander sine diener zugend in die custry und kamend mit im acht cardinäl siner obedientz, die man hienach vers ehr iben vindet./S. 14/(23) Und was daz infüren also. Unßer hailger vatter der bpst Johannes der XXIII. hůb vor Crützlinger thor uff ainem wißen ross, und daz was angelait mit messgewand glich wie ain priester, so er ob dem altar stat, och alles wiß, und hatt ain wiße schlechte inflen uff sinem hopt, und hůb man ob im ain guldin tuch. Daz gabend im die von Costentz. Das trgend vier burger ze Costentz ob im mit iiij stangen. Und ware nd daz die: Hainrich Schilter, Hainrich Ehinger, stattammann, Hanns Hagen, vogt, und Hainrich von Ulm. Und hieltend nebend im ze fuß der graff Berchto[l]d von Ursin, ain Römer, der mit im kam, an ainer siten, tz der andern siten graff Rdolff von Montfortt von der Schär, die inn mit dem zorn fürten. Und hieltend vor im nün wiße ross, die ross warend alle verdeckt mit rotem tch, dero achti geladen waren mit wätsecken und daz nünd, da was uff gemacht ain silbrin ubergült lad. Da waz [24] in daz hailig und wirdig sacrament, och verdackt mit rotem tch. Uff dem tch so stunden zway silbrini kertzstal mit brinnenden kertzen, und hatt daz ross ain glögli an sinem hals. Und hůb ainr hinder im uff aim großen ross, der hett ain michel stang in siner hand, und hatt die stang uff sinen sattel gesetzt. Uff der selben stang was ain großer michler hüt von tch gemacht, daz waz rot und gel gestuket, und waz der hiit also wyt unden, daz er iij pfard wol überdekt hette. Und was oben uff dem spitz ain guldiner knopf. Und uff dem knopff stünd a[i]n guldiner engel, der hett ain crütz in siner hand. Hinder dem hüt hůbent die nün cardinäl all uff den iren pfärden, und all mit langen roten mentlen. Die hattend rott kappen und hatt ain jeglicher ain roten braiten hüt uff sinem hopt. Es ist och ze wissen, wann die cardinäl rittend in der statt, so hattend sy rott hüt uff, und wenn sy giengend, so hattend sy kain hüt uff und nament groß kappen, an die mentel genäget. Diß figur stat hienach gemalt, wie er ingefürt ward.(24) Und als der bapst vor dem thor mit den cardinälen hielt, do kam daz crütz und alle pfaffhait mit allem hailtumb, daz ze Costentz was, im engegen und giengen umm sy und widerumb z dem thor hin in; und gab da der pfaffhait den segen. Und do daz crütz und die pfaffhait für inn inher koment, do waz ain priester uff ainem ross, angelait glich wie ain ewangelier und hatt ain chorkappen an und hatt ain guldin crütz an ainer stang in siner hand. Und also giengen die acht ross mit den [25] wätseken gemach vor inn her. Und uff die ross rait der priester mit dem crütz. Nach dem gieng das ross mit dem hailgen sacrament. Uff daz do zoch und rait der bapst und der guldinen tekki mit allen zunftkertzen und der thůmherren kertzen. Darnach rait der mit dem hůt. Nach dem hüt, do ritte nd die cardinäl ye zwen und zwen und zugend also biss uff den undern hof. Da stündent sy all ab und giengend in daz münster und sungend da Te Deum laudamus. Und lütet man all glogen. Daz verzoch sich untz an die vesper. Und also gieng der bapst ze fuß /S. 15/ durch

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Sant Margreten capell in die pfalltz. Die cardinäl ritte nd jeglicher haim in sin herberg. Und daz bestnd also den mentag und den zinstag, das sich da jeder man, der frömd waz, sich rich[t] uff spis und z andrer nottdurfft.(25) Und also stat hienach gemalt, wie man inn infürt,(27,3) Dozernäl was vogt ze Costentz Hanns Hagen, burgermaister Hainrich von Ulm, stattammann Hainrich Ehinger; und sind diß ir wäupen gewesen.(26) Als nu der bapst uff dem undern hoff abgestanden was, do fürt man das wiß pfärit, daruff er gesessen was, uff den obern hoff und wolt man es gezogen haben in die pfallentz. Do kament des bapstes kämerling und sin thorhütter und wolten es genomen haben, und mainten, es gehorte in zu, des gelichen sin marschalcken, und hatten krieg darumb. Zu dem do kamend Hainrichs von Ulm sün und ir knecht und nament das pfarit und spraehent, es gehorte in zu, wann ir vatter burgermaister wär. Und das belaib in och und fürten es haim.](27,1) [30] An dem vierden tag, und unßer hailger vatter bpst Johannes ingeritten waz, das [was]an der mittwochen, do schankten [die stat und] die burger ze Costentz unßerm hailgen vatter dem bpst erlichen: Der ersten ain silbrin trinkvass, übergült, wag by fünf mark silbers, vier lägelan mit wälschem win, vier große vass mitt elsäßer, viij vass mit lantwin, viertzig malter haber. Die schenki kam uff den großen hof mit pfäriden, und trug daz silbrin vass Hainrich von Ulm in siner [hand]. Und hůb vor der pfallentz uff ainem ross, und sechs burger des räts mit im uff pfärden, und hůbend vor dem ärger uff der pfallentz kerhals. Und der bapst was uff dem ärgger und sant z inn herab ainen auditor, hieß maister Hanns Nasse [und was von Beham, doch kund er wol tütschs], der was ir fürsprech und sait dem bapst in latin, wie im daz die von Costentz geschenkt hetten. Und zach man den win und den haber uff den karren und rossen vor inn hin in die pfallentz./S. 16/(27,2) Do danket inn der bapst vast. Und antwortend der burgermaister und die rät, sy wölten allweg tun, waz im und sinr hailikait diener lieb wär. Und nam der auditor daz silbrin geschier und bracht daz dem bpst. Do sant der bap[s]t herab by dem selben auditor ain swartzen sidin rock und schankt inn dem burgerrnaister.(28) Darnach uff fritag in der ailften stund vor imbiß, do rittend in gen Costentz vj cardinäl desselben bapsts Johanns. Und rittend inn engegen die nün cardinäl, die vorhin ze Costentz waren. Und rittend die mit den sechßen wider in ze Costentz. Und also waren ir do fünfzehn. Und waz suss frömder pfaffhait waz, die da nammhaftig waren, die rittend inn och engegen.(29) [31] Uff denselben tag ward des bpstes audicion, daz ist die richter, die z gericht sitzen und für die all sachen komen. Und haißent auditores und daz gericht haißet ad rotam, Derwaren zwölff, und ward gelait hindan in Sant Steffans kilchen. Und wurdent da gemacht xij stl,

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jeglichem auditor ain stl, als verr von ainander, als zway klafter, jeglichem ainer. Die saßen all wochen drümäl ze gericht, uff mentag, uff mittwochen und uff den fritag, es irti dann hochzitlich tag. Und wenn sy z gericht saßen, so waz vor jeglichem söllich groß getreng, das man kom vor den lüten durch sy komen mocht. Und wenn dann die richter uffstünden, wer dann ain sach gewonnen hett, der fürt dann sin procuratores, sin schriber und die büttel z dem wälschen win und schankt inn.(30,1) Darnach an dem nächsten samßtag ze rät zit, do sant unßer hailger vatter bpst Johannes sin erber bottschaft, daz waren sine auditores und sin kemerling, für [den] rät und batend die, daz man ain ordnung tät von der herberg wegen, wie jeglicher beliben möcht und was man ze zinß geben sölt, und daz man jeglichen herberg geben solt nach sinen eren. Der rätt erwalte dry och z inn, und die sechs gingen z unßers herren des römischen küngs Sigmunds bottschaft.(30,2) Das was herr Fridrich Gräffnegger, apt z Sangars in Ungern, und waz erwelt ze bischoff z Ougspurg, g[r]äff Eberhart von Nellenburg und herr Frischhanns von Bodmen, ritter, die do zemäl von unßers herren des küngs wegen ze Costentz waren. Die nün saßen zesammen und machtend diß ordnung: Des ersten, daz man geben sol von ainem bett mit siner zugehört, daruff zwen mit eren wolligen möchten, je z dem monat zwen rinisch gulden, und von [32] ain pfärd, bloß ze stand, von yeder nacht iij d; und sölte der hußwirtt sinen gesten geben tisch, tischlachen, linlachen, küssi, pfulwen, häfen, kessi, kanten und alle söliche bruchige ding, und die linlachen und tischlachen und Was /S. 17/ wäschens bedörfft, tz ye xiiij tagen nüw gewäschen geben. Das bestnd nit zwen monot, sy mindrotend es.(31) An dem sechsten tag im dritten herbstmonat, das waz uff sontag vor Martini, do beruft unßer hailger vatter bpst johannes zesammen allen cardinälen, der was do xv, und aller ertzbischoffen, dero was do zemal xxiij, allen bischofen, dero waz by xxxvij, allen äpten und allen frömden prelaten und aller pfaffhait in daz münster z dem thürn ze Costentz, und hatt da ain gespräch mit inen frü z der sibenden stund. Nach dem gespräch lut man drümal mit der großen glogen. Tz dem dritten zaichen komen in daz münster der abbt von Crützlingen mit siner infeln, all sine münch und pfaffen, der abbt von Peterßhusen mit sinem stab und och all sin münch und pfaffen, der abbt z den Schotten, all thümherren z dem rhürn ze Costentz, all caplan daselbs, all chorherren tzu Sant Steffan und all caplan daselbs, all korherren z Sant Johanns und all caplan daselbs, der lüpriester z Sant Päl mit sinen caplan, die caplan z Sant Laurentzen und z dem spiral, all mit iren überröken, und trgen mit inn in iro henden als ir hailtumb die prediger, augustiner und barfüßen; dieselben was ir jeglicher angelait, als ob er über altar wölte gan, och mit irem hailtumb.(32) Und do sy all in daz münster komen, do lut man zesammen mit allen gloggen und fiengen an ain messe ze singen von dem hailgen gaist. Nach der mess hattend sy ainen crützgang, und giengen des ersten durch Sant

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[33] Margrethen cappelle by der pfaltz uff den obern hof und den obern hof herab z der großen tür ußhin umb daz Blidhus und uff den undern hoff umbhin z der tür, die da gat in den crützgang, und da inhin z dem touffstain, und darnach in den chor. Und was der crützgang also: Des ersten giengen uß die crütz von münster, von Crützlingen, von Peterßhusen, von Schotten, von Sant Steffan, von SantJohanns, von Sant Paul und mit inn aller zunft kertzen. Uff die crütz giengen all klain schüler, Nach den schülern giengen die dry bettelorden, ye zwen und zwen, mit dem messgewanden und dem hailtumb. Nach den orden giengen all gelert lüt, die auditores und was suß gelerter lüt da waren, och zwen und zwen. Nach den gelerten die großen schüler. Nach den schülern all caplan mit ir überröken und hailtumb. Nach den caplan die ob genannten münch mit iren chorkappen und irm hailtumb. Nach den můnchen all äpt mit iro korkappen, und all pröbst, die da nit die inflen tragen solten. Und nach den die äpt, die inflen trgen, och ye zwen und zwen. Nach den äpten all bischoff mit iren wißen inflen. Nach den bischofen all ertzbischoff, ye tzwen und zwen, und gieng vor jeglichem ertzbischoff ain knecht mit aim steken. Nach den ertzbischofen die cardinäl, und och vor jeglichem ain knecht mit ainem stab. Und gieng suss nieman enzwisehen, dann hinder jeglichem cardinal ain priester, sin diener, der im daz gwand hinden /S. 18/ uff hůb. Nach den kardinäln zwen patriarchen, och ain knech[t] vor jetwederm, und hinder yedem ainr, die inn daz häß uffhůben. Und gingen all bischoff, ertzbischoff, cardinäl und patriarchen, ye zwen und zwen, all mit wißen überröken und mit wißen inflen. Die warn nun gemacht mit wißem geschlagnem tch, und kain silber noch gold daran, noch kain edel gestain. Und nach den gingen des [34] bpstes senger, die sungen. Nach denen ain priester, angeleit mit ainem crütz, nach dem crutz ain priester trg daz hailig sacrament und vil großer kertzen. Nach den gingen zwen priester an geleit als ewangelier, die trgen ain guldin tch gespannen vor dem bpst, Hinder dem tch ging der bpst, angeleit als ain priester, dann das er ains rocks mer anhett dann ain priester. Daz waz alles von wißem [tch], so es yemer kostlichost sin mocht. Und uff sinem hobt och ain schlecht unkostbar wiße infel als die andern. Und gieng under ainem guldin tch, daz im die von Costentz geschenkt hattend. Das trgen vier die besten und die edlosten, die do ze Costentz waren. Und gab also den lüten den segen. Und hinder im vj ertzpriester mit chorkappen, und vor im und nach im die büttel desselben bpstes, wol beclaidet, und jeglicher in siner hand ain silbrin, vergülten, micheln stecken. Die wartend dem volk vor getrang. Und darnach die edlosten und gemain volk, und darnach fröwen, Und do sy all in daz münster komen, do gieng der bpst heruß uß dem kor für des lüpriesters altar mit großen kertzen und besegnot da daz volk und ging do in die pfallentz. Und rittend die großen herren haim, und gieng jederman in sin herberg.(33,2) Item dise ordnung hetten sy z allen crützgangen, wann der bapst mit crütz gieng.

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(34,1) [35] Mornendes an dem mentag, do fieng man an ze buwen in dem münster, daz die herren da möchtind sitzen, so sy zesamen kemind und sy session hieltind, do sy zesammen korne nd und ain gespräch hattend. Des ersten tackt man den großen altar in dem chor mit bestoßnen brittern gar hoflich und nebend dem altar by dem sigental, by dem hüßlin, da daz sacrament inne ist, ain hültzin altar und davor ain schönen stl, Uff dem stl noß der bpst daz sacrament, das im die brachtend, so im dann ze altar dientend, so er mess hett; wann kain bapst nüßet das sacrament uff dem altar; wann wenn er es nüßen sol, so gat er von dem altar und setzt sich uff ain stl, und bringet] man im daz, da nüßet er es. Also was och diser stl [gernacht].(34,2) Hie vornan vor des lüpriesters altar ward ain stl gemacht, daruff der bpst sass in der session, das inn hinden in dem münster und allenthalb menglich wol sehen mocht, Nebend im do ward aber ain stl gemacht mit vier sitzen vor Sant Jörgen altar. Daruff da saßen die patriarchen und der hochmaister von Rodiß. Vor der tagmess altar ward ain sitz gemacht. Daruff saßen unser herr der küng und dry mit im, welhe er dann ye z im nam. Das fletz ward baidenthalb verwandot an den süln von vornen an untz hie abhin /S. 19/ mitt teninnen brittern, als hoch als zway klafter sind, und daz die altar all in der absiten waren und daz man nit weg hett in daz fletz, dann von dem obern hoff in hin und von dem undern hof och ain gang, und obnen by der kantzel und unden by den organan. In dem fletz an den wenden wurden von obnan und biß abhin baidenthalb stl gemacht, ye dry ob ain andern an [36] yetweder siten. Uff dem obrosten stl saßen cardinäl, ertzbischaff und größ fürsten gegen ain andern. Uff dem andern stl bischof und äpt. Uff dem nidern stl pröbst und secretarii, ach auditares und schulen, und ander vil gelerter lüt. In dem fletz wurden stl gemacht, die man wol dannen macht nemen. Daruff saßen ander gaistlich lt, schriber, procuratores und die darz gehortend. Enmitten uff dem fletz und uff der braiten blatten was ain bredistl gemacht, daruff man in latin predigot. Daz bestnd als daz concilium uß.(35) An Sant Martins aubend, anno Dni. MCCCCXIIII, da rittend in fünf cardinäl von bpst Johannes obedientz, und ettwevil ertzbischoff und ach rechter bischoff und vil großer und mächtiger pfaffen und layen, die all hienach benempt werden. Mitt dem kam ach recht i bottschaft von der statt Rom und von dem lannd umm Rom gelegen. Die brachte nd solliche bottschaft, wie das Rom, die statt und gantz Römerland, sich widerumb geworffen hett an den selben unßern hailgen vatter den bapst Johanns der XXIII. und wöltind im gehorsamen glich wie vor; wann sich dieselb statt und das land abgeworffen hattend und walten dem bapst Gregorio nit mer gehorsamm sin. Und da dem bapst söllich frölich bottschaften kommen waren, da ließ [er] fröd lüten mit allen gloggen, das man in latin nempt laudes, zffrü an dem morgen ainest, ze mittag zum andern mal, und da der aubend kam z dem dritten mal.(36) [37] Und da nun das volk als größklich ward wachßen, dannacht was unßer herr der küng nit kommen, noch ander kurfürsten, noch die von Hyspanien, noch die schule z Pariß. Da wurden als vil frömder

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appenteger, schüchmacher, schnider, goltschmid, kürsiner und aller handtwerchlüt, daz man forcht, daz unlust zwüschen denen und den handtwerchlüten ze Costentz uffstünde [gegen den fromden]. Da kamen für den rat ze Costentz des bapstes bottschaft, die da vor benempt ist, und unßers herren des küngs bottschaft, ach benempt ist, und ettlicher cardinäl bottschaften, und batend ainen rat, das sy das besähind, daz sölicher unlust nit uffstünd. Die bedachten sich des ainhellenklich und machtend darumb diß ordnung. Des ersten, das all ir burger, die da handtwerch tribind, all möchtind werben und tun alle handtwerch, wamit er sich verstünd, daran er gewinnen möcht, und daz kain handtwerch nit verbannen wär daz concilium uß. Was ach frömder handwerchlütz also gen Costentz kemind, die wil daz concilium weroti, die solten und möchten ach ze Costentz ir handtwer[c]h triben mit kouffmanschaft und mit allen sachen als och ire burger, und soltind ach fryhait und gelait haben an alle zöll und /S. 20/ mut als ander ir burger. Und soltind och burggrecht halten und haben als der statt burger. Des benügt och die bottschaft wol, und ward och söllichs gehalten daz concilium uß.(37) Die selbig bottschaft und och ain gemain rätt machtend aber mit aller herren rätt ain ordnung. Wär sach, das dehain stoß oder misshellung uffstünden zwüschen den von Costentz und den frömden, von was sach daz wär, von hußinds oder andern sachen wegen, des sölte man z baider sir kommen uff diß herren. Als wäre [38] sach, daz ainer von Costentz mit ainem frömden züsprüch hett, von waz sach daz war, daz solt er kommen uff den auditor kamere und uff noch zwen z im, die och auditores wären, oder ander zwen, die der bapst darz satzt. Was die dry sich darumb erkantind nach baider tail red und widerred, daby solt es beston. Desglichen wär, daz kain frömder ain ansprach hett z ainem burger, der solt och daz recht nemen vor dryen den räten, die da ain rat och darz gegeben hatt. Wes sich die drye och erkantind nach red und widerred, daby solt es och beliben. Und daz bestnd daz concilium uß. Und maint allermenglich, es wurd vor dem auditor bas und belder ußgericht dann vor den von Costentz.(38) Do sich das also vergieng, do viengan an ze buwen die fromden mechanici, daz sind handtwerchlüt, was gewerbs si konden. Des ersten uff dem undern hoff krorner, gürtler, schüchtzer, scherer. Und die machtend gadmer und machtend laimy stuben, und waren och daselbs wirt. Des glichen uff dem obern hoff. Darnach uff dem platz vor dem Blidhus. Die metzger hattend da allerlay flaisch fail und allerlay wilprät, und gaben daz in gemainem koff, als dann hernach verschriben stat. Vor Sant Steffan in der barfüßer kilchoff, an den muren und undern schöpfen und innen in dem crützgang, da saßen die kromer und schriber und machtend inn da selbs hüsly. Und hatten under inn selb alle nacht wachter, wann man den kirchoff beschloß, daz dann ire wachter hutend. Und suss in aller statt, wa sy ain winkel funden, da machten sy hüßer. Suss die wirtt, sy wären erber lüt wirt oder huren wirt, die empfiengen herb erg in der vorstatt [39] Stadelhofen und wa sy in kommen mochtend.

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Das bestnd och also daz concilium uß, daz nieman betrübet ward, noch nieman laid beschach.(39,1) Darnach acht tag vor Sant Nielaus tag, do ward ze Costentz burgermaister erwelt Johanns Schwartzach, der solt aber erst an stän uff den zwölften tag [nach winnachten]. /S. 21/ (39,2) Nun merk. Also wartotend die frömden unßers herren des küngs und der churfürsten zkunft.(40) An fritag nach Sant Nielaus tag vor dem imbiß, do rait in des küngs von Engeland bottschaft und des küngs von Schottenland. Und mit inn zwen ertzbisch[off] und suss siben bischoff, der gefürstet gräff [her Bernhart] von Warenwig und mit inn vil herren, ritter und knecht.(41,1) Darnach an dem xij. tag vor wihenächten ritten in vier cardinäl, all under bapst Johannes gehorsammi; und rittend in engegen vil [cardinall], ertzbischoff und rechter bischof und suß vil volks. Under den was der cardinal Otto de Columpna, der darnach bapst er welt ward.(41,2) Noch waren die Yspaniten nit komen, noch die schülpfaffen von Pariß. One die möcht man nit recht nit anvahen, dann die Yspanier hielten vast uff Peter de Luna, der sich nampt Benedictus der XII.(42) [40] Uff fritag vor Sant Thomas tag, do komen die schUlpfaffen, und die gelerten lüt uss Frankrich von Paris, und der warend xxij und mit inn vil ertzbischoff und bischoff desselben landes, als mit vollem gewalt des küngs und aller fürsten und herren desselben lands. Und rittend inn och engegen vil herren, und doch kain cardinal, dann der cardinal Ostiensis, der des ersten kam. Und zugend in des Lastes hoff vor dem Stöff, und belibend och darinn das concilium uß.(43,1) Darnach wartot menglich unßers herren des küngs zkunft und der kurfürsten, und ward kain session nit, und tett glich nieman nüt. Und ritte nd all tag frömd lüt in, gaistlich und weltlich. Und bestaltend die frömden lüt, so von inen her gesent waren, den selben iren herren herb erg, und die frömden koftend all in kost füter und höw und anders, so inn dann not was, daz sy über daz hochzit möchtind kommen.(46) Und kam bottschafft von unserm herren dem römschen küng, wie er nach wär. Daz beschach uff den hailigen aubend ze wihennächten. Man seit aber nit, daz er als nach wär. Und kam er und sin eeliche frow die kungin uff den hailgen aubend ze wihenächten gen Überlingen, und rüwotend da biß ain stund vor mitternacht, und enbuttend do dem bapst, daz er iro warten solt mit den messen, die man vor tag singet, das beschach och. Und santend die burger ze Costentz die schiff und schifflüt an die statt gen Überlingen uff die selben nacht, und hieß man die ratstuben wermen, wann sy kemint, daz si sich warmtind, daz och beschach./S. 22/(47) [41] An dem hailgen tag ze wihenachten, do man zalt von gottes geburt vierzehenhundert und fünfzehen jar, am morgen frü zwo stund vor mittnacht, do kam von Überlingen gen Costentz der aller durchlutigost

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fürst küng Sigmund, römischer küng ze Ungern, ze Talmatzi, ze Croatzi etc. küng, ze allen ziten merer des richs, und darz mit im die aller durchlchtigost fürstin, fröw Barbara, römische küngin sin eliche fröw, geborn gräfin von Zili, und mit ir die durchlüchtig fürstin fröw Elisabeth küngin von Wossten, und och mit ir die geboren fürstin fröw Anna von Wirtemberg, geborn ain burggräfin von Nüwenberg, Und kam mit dem künig der durchlüchtig kurfürst hertzog Ludwig von Sachßen. Und kertend von den schiffen in die räts tuben und warmtend sich da wol ain stund. Und an der dritten stund, do schanktend die von Costentzinen zway verglte tch. Der trg man ains ob dem kung iro vier mit vier stangen. Daz ander tch, daz trg man ob der künginen und och ob der künginen von Wossen, och mit vier stangen. Und giengend also in daz münster und ware nd da die metti uss.(48,1) Nach der mette, do hatt der bapst die ersten mess in ainr schönnen infelen, beschlagen mit gold und edel m gestain und was [die mess], die man nempt Dominus dixit ad me, daz ist die cristmess.(48,2) Nach der mess sang man laudes. Das verzoch sich uff den tag. Nach der lausmetti, do hatt aber der bpst die andern mess, die man nempt Lux fulgebit. Nach der mess, do sang man prim, tertz und sext. Daz verzoch sich uff die nünden stund. Da hett aber der bpst die dritten messe, genannt Puer natus est nobis. Und das verzoch sich biß uff die ailften stund. By diser metti, by den messen und by den gesungen ziten [42] waren sy uß und uß derselb unser herr der küng, die künginen baid, all gaistlich herren und weltlich fürsten und herren. Daz verzoch sich by nün stunden, daz sy in dem münster warent. Do das alles volgieng, do gab der bapst dem volk den segen vor des lüpriesters altar und ging in die pialtz und menglich hai m in sin herberg./S. 23/(49) Gelich nach dem, do zoch unser herr der küng mitt den künginen und mit miner fröwen von Wirtemberg glich in das huß, genant z der Laiter vor Sant Steffan, das dozemäl Conratz in der Bund genant Rüll waz, und beliben darinn dry tag und nächt. Do zoch der hertzog von Sachßen in des kirchherren huß uff den Platten, darinn er och belaib, untz daz er von Costentz riten wolt.(50) Nach den dryen tagen, do zoch unser herr der küng mit den künginen usser der Laiter gen Petershusen in das closter; und was da ettwelang zit. Und was das die sach, das er die Unger nit wol in der statt behaben mocht von irs groß unfrids wegen,und kond sy des ersten nit wol gezemmen, als darnach beschach.(51) Darnach wol by vier wochen, do zoch unßer herr der kung wider in die statt und ließ die Unger z Peterßhusen, die da vil unrichtikait ze Peterhusen anfiengen. Es ward inn aber nit ze lieb, dann die von Peterßhusen, wenn gelöff ward oder geschray, do luffend sy zesammen und leitend sich uber die Unger und züchtigottend die. Unßer herr der küng, der zoch in des Friburgers hoff an Münstergassen. Die römsch küngin und die von Wossen zugend in des Bündrichs hoff, darinn [43] sy

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och beliben, der daran gelegen ist. Die von Wirtenberg zoch in herr Hannsen Bischoffs hoff, och daby gelegen, hinder Sant Steffan, darinn sy och belaib.(52) Nach dem hailgen tag ze wihenächten, do beschach nit vil sachen die firtagen uss, dann daz ettwe dick unßer herr der küng mit sinen dienern auss mit unßerm hailgen vatter dem bpst, dann daz von tag ze tag gen Costentz inritten vil ertzbischoff, der cardinal von Fussi und ander, und ander, die da hielte nd uff bpst Johannes. Der waz an der zal vier und zwaintzig. Noch was ir ainr, der was vast alt worden. Des bottschaft kam hernach, als man das hernach verschriben vindet.(53,1a) Aber in dem hochzit uff dornstag vor dem ingenden jar, do zoch in der durchlüchtig fürst und churfürst hertzog Ludwig von Payer, pfaltzgräff by Rin und herr z Haidelberg, mit iiij hundert pfariden und mit acht wägen. Und zoch inJacobs Schwartzen huß, und darnach in den thümhoff des von Fridingen hinder dem münster und belaib daselbs.(53,2) An dem selben hochzit vor dem zwölfften tag, do rait in der hochgeborn fürst burggrff Fridrich von Nürenberg an statt und in nammen des churfürstenthůms von Brandenburg, des statthalter er was, und der churfürstenthüm im darnach gelihen /S. 24/ ward, als hie nach geschriben statt. Und zoch in Hainrichs von Tettikofen huß an dem fischmarck[t], genannt z dem Hohen hus. Und blaib darinn mit iiij hundert pfärden und iiij wagen.(54,1) [44] Aber zoch in, nach dem zwolfften tag, der durchlüchtig fürst hertzog Ludwig uß der Schlesi in dem küngrich z Boland, her z Brig etc. und zoch in Hainrich Hüters huß uff den Blatten mit ij hundert pfärden und mit iiij wägen.(54,2) Och zoch in ain Stieber von Polan, her an dem Bag, dem wasser, und zu dem Plunsch, ze Tränsch, z Galitz und herr in vil stetten an Windenland. Und zoch in des [Hugen] Flachen huß vor dem kofhuß mit hundert und xx pfärden und iij wägen.(55,1) Och zoch in herr Pipo, und waz och ain ungerscher herr, und stoßt sin land an die clainen Walachy und an daz land z den Sibenbürgen, mit cl pfarden und mit drin wägen. Und zoch in der von Braitenstain huß, ze Peterßhusen an der brug gelegen, daz gemuret ist, z der linggen hand, [als man uffhin über rinbrugg gätt].(55,2) Und zoch och in ain ungerscher herr, hieß Stechpeter von Schana, und ist gesessen in Windischen landen, und ist herr z Brisintz, z Copelstain, mit achtzig pfarden und mit ij wagen, [und zoch] in Jacob von Ulms huß.(55,3) Darnach zoch in der gräff von Zil, gräff Herman, des küngs sweher, und sin sune, gräff Fridrich, mit iij pfärden und iiii wägen. Und zoch hinder Sant Steffan in der Schmerlinen hus,(56,1) Darnach als Hans Swartzach daz burgermaisterampt besass an dem zwölften tag, do komen für den rat tze Costentz des bapstes bottschaft, des küngs und ander herren, und maintend, sy säßen ze swär

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mit herb erg und wär der kouff umb alles äßig ding nit wol bestelt. Und also gab ain rät sin bottschaft och z inen. Die saßen zesammen und machtend dise ordnung: Das man nit mer solt geben von ainem bett, daz zwen mit eren wol [45] ligen möchten, dann andert halben rinischen gulden ainen monot. Und solt /S. 25/ aber der hußwirt linlachen geben, pfulwen, küssi, allweg zum monat nüw gewäschen. Und von ainem pfärd, z ainer nächt ze stend, ij pfenning. Das werot och nit lang, dann sich jedermann richtet nach betten und stallung und daz jeglicher frömder herr sich selb mit sinem huswirt richt. Und ward in jars frist, daz man gab von ainem bett, daz was zum monat, ain rinischen gulden, von ainem pfärd dry haller und ain pfenning.(56,2) In dem allem hieltend sich burger und die frömden mit ain andern so lieplich, das kain klag, noch kain unfrid under nieman uffstünd, noch kain brunst uffstund. Es kam och nie klag für gericht, als lang das concilium werott.(57,1) Dieselb vorgenannt bottschaft machjt] och diß ordnung umm äßig ding und umb ander bruchig ding, wie man daz halten und geben solt. Das ward och gehalten, biß daz man jeglich ding nach gab.(57,2) Item des ersten: daz korn gab man allweg in gemainem köff; und do der kern am aller türsten waz, do gab man ain mut kernen des aller besten umm xviij ß d, und gemainen kernen ain mut umb xvj ß d. Daz werott nit lenger denn dry frytag, dann es do zemäl aller türost waz. Darnach gab man ainen mut kernen den besten umm xv ß d, umm xiiij und umm xiij ß d. By dem stünd es daz concilium uß, daz das korn nie türer geben ward.(57,3a) Gebachen brott, ain gt wiß brott umm ain pfenning und ettwen xiiij brott umm ain ß d. Des fand man, wie vil man wolt; dann man vil brotts uff karren, wägen und ze schiff brächt. Darz waren och vil frömder brottbecken ze Costentz, die täglichen uff den [46] ma[r]ckt buchend. Och waren brottbeken, die hattend ringe öfelin, die sy karren fürtend, darinn sy ba steten, ring und bräschelen buchend. Die ba steten waren ettlich mit hünr und flaisch gemacht und wol gewürtzt. Der fand [man] gng tze kofen in gliche m köff, darnach sy dann waren und ainr dann haben wolt.(58) Item den haber, do er aller türest was, do gab man ain malter haber umm xxx ß d. Daz werot och nit lenger dann dry fritag. Darnach schlug er ab, daz man [ain] malter gab umm xviij ß d. Do kam so vil habers gen Costentz von frömden kouffluten, daz man ain malter haber ward geben umb ain rinischen gulden. Das bestnd also daz concilium uß, daz man nie kain malter haber türer gab dann umm ain rinschen gulden. Ain viertal gter roter ärbiß umm iiij ß d. Ain viertal gter wißer ärbs och umm iiij ß d. Bonen, linsi, gersten, und ander zumuß, des alles vand man gng und in ainem rechten kouff./S. 26/Ain viertal büllen umm ij ß d, oder umm xx d, ain vierta[l] rüben umm viij oder umm x d, ain groß kabuß hopt umm ij d und ain minders umm j d.

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(59) Item der win was allweg in rechtem kof, und des vand man gng in rechtem kof, welherlay win ainr wolt. Ain gt mäß Malvasier umm iij ß d, ain mäß Römnyer umm iij ß d, ain maß Rainfan umm xx d, ain maß Elsäßer umm vj d, umm v d und umm iiij d. Ain maß gtz lantwins umm iiij d und umm iij d und gten knechtwirr umm ij d.(60) Item flaisch vand man gng, welherlay flaisch man wolt: wilprät, vogel, swinis, rindris, lembris, wie daz was. Ain lib[ra] rindflaisch umm iij d, ain lib.lambflaisch, das man wegen solt, umm vij h[a]1[ler],ain stuklin lembris flaisch, daz man nit wag, umm xviij d, [47] ain lib. schwinis, gtz grüns flaisch, umb iiij d, ain alt hün, daz best umb iij alt blaphartt, daz schwecher was, umm ij blaphartt, oder wie er z kommen macht. Ain ay umm ain haller, und nit türer, daz verkam ain rätt. Dann wenn fritag was oder ain vasttag, so waltend sy vast uff schlahen, daz verbott man. Si mußtend och die ayer an den offen marckt tragen, daz sy der arm wie der rich ma[n] kofen künd. Ain trostell umb iij hlr., ain reckholter fogel umm vj hl. oder umm fünf, als ainer dann z kommen kond. Item wilprät, aller gewild, so man vinden sol in disen landen, dero fand man jeglichs gng, Item ain lib. schwini wilprät umb vij d, itern ain lib. rehi wilprät umm v d, item ain lib. hirtzin wilprät umb iiij d. Item tachs, otter, biber, söllichs ain lib. umm viij d. Item ain hasen gewonlichen und by den türsten umb viij blaphartt oder umb vj blaphart. Ich hab sy kauft z vieren [plaphart]. Ettlich sp[r]echen, si habind es koft umb xij blaphart. Daz gelob ich nit, dann ich hab es nit gesehen.(61) [52] Item die ordnung umb fisch was also, das man fand allerlay fisch, lebind und suss gt fisch, die man nit lebend macht haben; gesaltzen fisch, gerochet fisch, hecht, äl, huser, [velcken, vorchenen] gankfisch und wie man sy haben wolt. Das was alles geschätzet, daz der kofman und der verkofer wol daby beliben mochten. Mitt der wäg groß fisch und klain fisch by der mäß [etlich by der za]./S. 27/(62,1) Item ain lib. hechr oder schnetzly umb xvij d. Item ain lib. karpfen umm xviij d, item ain lib. schlygen umm xviij d, item ain lib. brachßman umb xx d, itern ain lib. felken umm j ß d; item ain mäß grundelen umm xxvij d, item ain maß gwellfisch umm xx d, itern ain mäß groppen umm xviij d, item ain mäß hürling umb iij ß d, item türr fisch gesaltzen und gebachen uss Lamparten; ain lib. gesaltzner husen umm iij blaphart oder umm zwen blaphart. Item ain micheln stokfisch umm iij ß d, die klainen umm ij ß d, wie dann ainr zukommen mocht. Item ain fierling häring umm iij oder umm iij ß d und kam darzü, daz ir als vil ward, daz man ain vierling umm zwen blaphart gab und näher. Ganggfisch, türr und waz also gesaltzen waz, darnach und sy wären und ainer uberkommen mocht.(62,2) Es komen och von Bern [und usser Lamparten und sunder uß dem Gartsew] gebachen fisch in bömöl und soltend lang weren, und ware nd glich als velken, der man ain ze herbst git umm iiij d, der söllichen gab man ain umm vj d

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(63,1) Item das höw kam in größer überflüßikait in den schiffen und uff den karren. Daz man nun daz merki, daz das war sy, so sach lrich Richental und vil wirdiger lüt, daz uff ainen tag stünd an der bruggen ze Costentz fünf und zwaintzig michler schiffmit höw usser dem rintal und vil karren mit höw uss dem Turgöw und Hegöw. Das ward alles geschätzt, und gab man jegliche burdi, mit dem traglon, des besten höws umm xxxij d. [53] Und das höw, daz nit als gt [was], da gab man burdi umb xxvj d. Und ward das höw daz concilium uß nie türer, aber bas failer.(63,2) Das strö ain hundert michler schob umm iiij ß d; ain burdi stro, daz die fröwen tragen von Wolmatingen und uss dem Turgöw, umm vj d. Des fand man allweg gng./S. 28/(64) Item daz holtz. Es wärind arger ledi den Rin uff her, oder über see, uff den karren uss dem Turgöw. Das ward alles geschätzt nach dem und jeglichs wert was. Ain gti arger ledi umm ain lib. d und nit darob; und ain mindri arger ledi umm xviij ß d. Suss große schiff waren von ainem rat ze Costentz lüt geben, daz man die schätzen solt. Die schatztend daz uff iro aid, und wie sy daz schatztend, also mußtend sy es och geben. Ain karr vol holtz uss dem Turgi, der ward geschätzt von denen, die ain rat darz gab, an dem obern marck[t] ze Costentz und an Sant Pauls gassen, ye ain karren holtz umb ij ß d und darob, och dar under, nach dem und och der karr waz. Des glich, waz über die rinbrugg herin kam, da waren glich da die, die daz selten schätzen und ward an holtz nie kain brest.(65,1) Item umm spetzery: ain lib. pfeffer umm viiij ß d, ain lib. imber umm xiiij ß d, oder umm xij ß d, ain pfund saffran umm iiij rinsch gulden, dann überswenklich vii des saffrans ge Costentz kam, daz man inn nach mußt geben; wann söllich bruchig ding man unverkoft von Costentz nit ließ füren.(65,2) Och britter, ziegel, laim, stain, kalch und alles so z disen dingen gehörtt, das vand man all zit gng in näherm kouff, dann hutt by tag.(65,3) [54] Nun laßen wir das beston und kornmen wider an das concilium, was nach wihenächten beschach.(66) An dem ingenden jar, do man zalt von Cristus geburt MCCCCXV jar, do hatt unßer hailger vatter bapst Johannes mess z dem [thme] ze Costentz. Da zegegen waren all gaistlich fürsten und herren und och prelaten. Och ware nd da unßer herr, der römisch küng, all weltlich herren, fürsten, ritter und knecht, die do zemal ze Costentz waren. Und nach der mess, do gab er inn allen den segen und hieß inn ze trinken geben Sant Johanns segen uss ainem vast großen kelch, der was der herren zum thmb. Und darnach gab er dem volck den segen heruß vor des lüpriesters altar.(67,1) Des gelichen hatt er mess uff den xij. tag darnach, und beschach alles daz, daz vor an dem ingenden jar beschehen was, mit den herren und den fröwen; wann die frowen z baiden messen zegegen waren, wann

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allain, daz unßer hailger vatter der bpst dem volk den segen gab vor der pfaltz. Da was so vil volks, die des segens warttotend, daz /S. 29/ sy [in] ainr gantzen stund kum ab dem hof kommen mochten, nach dem und der segen beschach.(67,2) Also be schach in dem hochzit nit vil und ward darnach in acht tagen enkain session noch suss nüntz, dann da die herren inrittend.(68,1) Und nach dem zwölften tag, do rait in der hochwirdig herr Willipertus, großer maister Sant Johanns ordens z Rodiß, der armen hüter des spitals z Jherusalem, und mit im viij komentur und xij ritter. Und zoch in der Raiserinen huß [undern Sülen] mit hundert pfärden und iiij wagen.(43,2) Och zoch in grff Hug von Montfortt, maister SantJohanns ordens in tütschem land, mit xl pfärden in Conrat Schwartzachs huß.(44) [55] An Sant Hilarien aubent zugent in des tütschen ordens botten, nün comenthür von Prüßen, wol [mitt] anderthalb hundert pfärden und zugend in lrich Hartzers huß und z dem Beren, und santend die pfärd wider von inn.(68,2) An Sant Hylarien tag zoch in der durchlüchtig hertzog Ludwig von Payern von Haidelberg, pfallentzgräff by Rin, mit iiij hundert pfarden und mit nün wägen, in Jacobs Schwartzen huß am fischmarkt. Und über iij monot zach er in des von Fridingen hof, in dem belaib er.(43,3) Des tags zach in der grössmaisrer Sant Anthönier ordens mit xxxij pfärden in der Tönier huß.(69) Uff fritag nach Hilary vor imbiß zoch in der hochwirdig churfürst Johanns gräff tz Nassöw, ertzbischoff z Mentz, techan des hailgen römischen richs und obroster ertzkantzler des römischen richs über alle tütsche land, über Ungern, Behem und all Germani, mit vj hundert pfärden und mit viij grafen und vil ritter und knecht. Und rittend im enge gen der mertail gaistlich und weltlich fürsten und herren und der mertail der cardinäl. Und rait gantz gewäpet in, daz suß kain gaistlicher nie tett, und kert in daz huß z der Sunnen.(45,1) Item desselben tags umm vesperzit rait in maister Anthonius de Perenoto, obroster maister der barfußen und maister göttlicher kunst, und giengen im engegen all barfußen mit crütz. Der was mer dann cc und kommen mit im nün mai ster göttlicher kunst irs ordens und fůrtend inn ze fuß in ir doster.(45,2) An dem dritten tag darnach ritte nd in die zwen obrosten maister, brüder Johanns von Pisis, obroster mai ster Augustins ordens, und mit im iiij lerer [56] göttlicher /S. 30/ kunst irs ordens, und brüder Lienhart von Florentz, obroster prior predier ordens mit ij doctores theoloie. Die wurdent nit als her[lich] empfangen als der barfuß.(45,3) Och rait in mai ster Nicolaus, obroster prior des hailgen grabs z Jherusalem.(57,3b) Och komen do zemal gen Costentz beken, die basteten buchen mitt hünr, mit fischen, mit ayern, und wie jeglicher die haben wolt, und

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buchent och ring und brätschelen, und hatte nd wägelin mit ainem rad, als man gewonlich mist oder stain in die garten und uss den garten fürt. Daruff hattend si gemacht bachöfelin, darinn sy die basteten und ander sölich ding buchen. Die wägelin mit den öfen, die alweg warm waren, fůrtend sy durch die statt, da sy dann maintend das ir z verkofen.(70,2a) [57] Item zugent och mit dem ertzbischoff Gneßnensis in vj bischoff: Blocensis, Lubicensis, Bosnamensis, Vracislaniensis, Opolliensis, Kraconensis.(71,1) Jacobus Blocensis episcopus, der zoch in daz huß vor Sant Steffan uff den Blatten, daz man nempt zum Guldin braken, mit xxij pfärden.(71,2) Nicolaus episcopus Lubicensis, der zach in das huß zum Beren mit xviij pfarden, und belaib nit lang darinn, dann er fůr bald haim.(71,3) Andreas episcopus Boßnamensis, der zach in daz huß z der Rabgrüb an Ainlassgassen mit xviij pfärden und mit so villüten. Und zoch darnach daruß in der Swartzen hoff, als man z den Schotten gät neben des Linden hof und ains korherren hof. Darinne do was herr Jörg von Fridingen thümherr; und by im was och hertzag Ludwig von Payern von Haidelberg. Derselb bischoff was doctor in theoloya und kond böß tutsch, doch tett er dry predyen z Sant Steffan; der waz aine der passion, und hatt allweg ainen tütschen priester neben im ston. Wenn er ain wortt nit wol in tütsch mocht sprechen, so fragt er inn.(71,4) Der bischoff Vradlaniensis hieß Johannes, und der waz ain hertzog von geburt, der zoch mit xviij pfarden in das hus, daz an der alten badstuben an Ainlaßgassen lag. Der selbig brachjt] mit im ain vass mit bier; des biers trank ich Ulrich Richental ze Costentz./S. 31/(71,5) Die andern zwen bischoff zugen in ain gemach in Salmenswiler hof mit xxiiij pfarden und so villüt, und belibend nit lang ze Costentz. Und diß vier bischoff beliben daz concilium uß by irem ertzbischoff Gnesnensis.(72,1) Es kam och mit inn herr Sawisch, des küngs diener und bott von Bolan. Der zoch in Conrat Ruhen huß an Sant Pauls gassen glich vor dem brun[n]en mit xxiiij pfarden.(72,2) Darnach über iiij tag, do zoch in der hochwirdig herr, herr Peter ertzbischoff zu Maidenburg in der Schlesi, und zugen mit im dry bischoff: der bisehoff Moßburgensis, [58] der bisehoff von Brandenburg und der bisehoff von Mißen. Und zugend in den hoff, den man nempt zu der Tulen, mit xxxvj pfärden und mit so villüten.(73,1) Es zoch desselben tags in bischoff Georius von Passöw, geboren von Hohenloch, mit xxxx pfärden und so villüt, und zoch in Hanßen und Ülrich von Hoffs hus an Brudergassen zenächst an den barfůßen.(73,2) Darnach zach in hertzag Hainrich von Schlewit mit xxvj pfärden und so vil lüt in daz huß, daz gehört gen Sant Johann by des undern custors huß, und der och sin lehen vom küng ze Costentz empfieng.(53,1b) Vor disem inzühen, glich nach dem zwölften tag, am fritag, do zach in der wirdig hocherboren fürst hertzog Ludwig von Payern von

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Haidelberg, pfallentzgräff by Rin, kurfürst, mit nün großen wägen und mit cccc pfärden und so villüt. Und zach des ersten in Jacobs Swartzen huß an dem fischmarckt. Und rittend im engegen all weltlich fürsten und herren. Und [in] dem huß belaib er ettwe mengen monat und zach darnach in des von Fridingen hof und empfieng och hie ze Co.stentz sin pfallentz by Rin und daz hertzogthům ze Payern.(74,1a) An fritag nach unßer fröwen tag ze liechteness, anno Dni. MCCCCXV, do komen[t] ainsrnäls dry cardinäl von bapst Gregorio, und zugend in mit xxxiiij pfarden zu den augustinern.(74,2) Und darnach komen an dem fünften tag aber iij cardinäl von dem selben bapst Gregorio mit xxij pfärden und mit so villüt och zu inn zu den augustinern und brachten gute mär, wie daz ir bapst willenklichen abtretten wölt; des menglich fra was. Darnach zertailtend sy sich, wa dann jeglicher hin kommen mocht.(75) [59] Item uff das selb zit zach och in ain ertzbischoff von Ungern, Johannes Strigonensis, gen Petershusen in daz closter mit clx pfärden und och mit im ain ertzbischoff /S. 32/ von Ungern, Andreas Colocensis, mit xviij pfärden, in des Speckers huß, genant zum Risen.(76a) Item uff dorns tag vor unßer lieben fröwen tag z der liechtmiss, anno Dni. MCCCCXV, do zugend in zwen ertzbischoff und ain bischoff uss Engenland mit siben wägen und mit xxij sompfarden, die wätseck und ander ding trgen, und mit xlij gelerter pfaffen; dero waren xij doctores in theologia, die andern licenciati und doctores decretorum. Und mit inen ain gefürster gräff Rickardus von Warenwig mit dry prusunern und vier pfifern.(77,1) Der erst ertzbischoff, dominus Johannes ertzbischof Salußburgensis, zoch in mit lxiiij pfärden und mit so villüt in den hoff hinder dem Stoff, der da ain tür in dem crützgang härt, und belaib darinn biß an sinen tod.(77,2) Der ander ertzbischoff Rikardus, ertzbischoff Londoniensis, der zoch in mit lxvij pfärden und mit sovillüt in daz huß und herberg by Sant Laurentzen, genant z dem Hoff z dem Burgtor. Darinn belaib er, biß er hinweg zoch.(77,3) Do zoch der bischoff Gregorius, bischoff z Doblinensis, mit xlj pfarden und mit so villüten in daz huß an der Mordergassen, genent z dem Stainbock, darinn er och belaib, by[ s] er hinweg zoch.(76b) Do zoch der graff von Warenwig mit xxxviij pfärden und mit so vil volks in das huß an dem obern marckt, daz man nempt z dem Gemalen huß, darinn er och belaib, biß er von Costentz rait.(78,1) Des tags zugend in graff Hug und graff Hanns, sin sun, von Landrico uss Aragony mit xxiij pfärden und so villüten.(78,2) [60] Darnach umm den aubent zugend in fünff maister mit xij dienern von der hohen schůl ze Köln.(78,3) Es zoch och in ain bischoff, hieß dominus Nicolaus episcopus Constanciensis; das Costentz lit in Normania, mit fünf pfärden und so

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villüt. Und was ain junger man, starb hie ze Costentz, und lit z den predigern./S. 33/(79,1) Uff den fritag vor13 der liechtmeß, do zugend in drye gräffen ußer Ytalia, das ist uss Lamparten: gräff Lucas von Flischgo, gräff Aulbrechjt] von Schötis und margraff Nicolaus von Valery, mit xxxvj pfarden.(79,2) Es komen och dry herren von der Laitern [von Bern in Lamparten]: Paulus, Nieodemus und Brunor mit xij pfärden.(79,3) Es zoch och in hertzog Carolus von Malatest uss Lamparten, der sin hertzogthmb och ze Costentz enpfieng, und mit im Pandolffus von Maletest, sinvetter, archidyaconus Bononiensis, mit viertzig pfärden.(80,1) Och zoch in der hochwirdig Eberhart, ertzbischoff tz Saltzburg, mit clxx pfärden, und kommen mit im dry grafen und vil ritter und knecht. Und zach in der Salmenswiler hoff. Und kam ze schiff, wann er die pfärd z Salmenswile ließ. Und all die wil er ze Costentz was, do gab er ain groß almüsen, all tag jeglichem armen menschen ain haller wertig brott und ain stuck flaisch und suppen [und ain gtten trunck wins]. Am fritag, samßtag und vasttag gab er ain muß [oder ärwis].(80,2) Es komen och zwen hertzogen von Tropi uss Kriechenland in bottschaft des kayser von Constantinopel, wol mit xx pfärden, und zugend in des Goppentzhusers huß an Sant Pauls gassen.(81) Och zuge nd in bottschaft von hertzog Wytolten von Lutow, von herr Dyspotten hertzoge tz Ratzen, von dem Damenmür uss der großen und klainen [61] Walachy, von den tzwain küngen uss Türggen, von dem hertzogen uss wißen Rüßen. Die all zugend in mit clxxx pfärden in Hansen Ruhen [hus] an Sant Pauls gassen. Und waren der mertail under inn recht haiden, ettlich scismatici, ettlich hattend Machometus geloben.(82,1) Uff den xxj. tag des monatz January, daz ist Genner, do rait in ain ertzbischoff von Kifionensis, der ist uss Kriechenland, von im selber und von des patriarchen von Constantinopels wegen und von vil bischoff uss Kriechenland wegen. Und zoch in Ulrichs Imholtz huß [z der Sunnen] am obern markjt], genant z dem Laythund, mit achtbischoffen sins gelobens, wol mit lxxx pfärden. Und hett in dem selben huß mess nach gewonhait irs gelobens. Und maint man, hetti das concilium inen ettlich sachen laßen fürgon, sy wärind gelöbig worden und dem hailgen stl ze Rom undertenig worden./S. 34/(74,1b) Darnach uff fritag, samßtag und sunnentag frü, an den drin tagen, tzugend in gen Costentz vj cardinäl von bpst Gregorio und mit sinem vollen gewalt, mit fünftzig pfärden.(82,2) Aber kam uff dem mentag ain cardinal von bpst Benedicten uss Hyspanien und mit im dry ertzbischof und suß xij bischoff und zwen grafen, die hienach benempt werden, und vil herren, gaistlich und weltlich. Und zugent in des Hüruß huß an dem Merkstadt mit cxl pfärden.

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(83,1) Item an der mitwochen vor Sant Agnesen tag zach in der edel fürst hertzog Ludwig von Payern von Ingelstatt, pfallentzgräff by Rin, und mit im fünff grafen und vil ritter und knecht. Und zoch des ersten in Hainrich Mumpraten hus uff oben mit cccdx pfärden. Und belaib dar inn, biß der graf von Zili und sin sun hinweg zugend; do zoch er an iro statt in der Schmerlinen huß hinder Sant Steffan.(83,2) [62] Darnach am fritag zoch in hertzog Hainrich von Payern von Landsperg mit ccc pfärden, pfallentzgräff by Rin, in Jacob Schwartzen huß am fischmarck[t], an hertzog Ludwigs statt von Haidelberg, und zoch darnach in der Felixinen hus.(84,1) Vor dem was ingezogen burggräff Fridrich von Nürenberg, der statthalter was des chürfürstenthüms z Brandernburg, dasselb churfürstenthmb darnach im gelihen ward; und zoch in Hainrichs Tettikofers huß an dem fischmarckt, genant daz Hoch huß, darinn er belaib.(76b) Och zach in der gefürst gräff Rickardus von Warenwig uss Engeland, und zwen ertzbischoff und vj ander bischoff mit im, uss Engeland, on die Engelsehen, die vorhin ze Costentz waren, und kam in bottschaft des küngs von Engelland und der fürsten in Engeland. Und komen mit im iiij bischoff und ander herren usser dem küngrich in Schottenland, mit clx pfärden und zoch in daz hus, daz man nempt z dem Gemälen hus.(84,2) Och zach in burggräff Hans von Nüremberg-P in des Ulmers hus mit cxx pfärden und mit im zwen grafen an Sant Pauls gassen.(84,3) Och zugend in zwen hertzagen von Lutringen mit lx pfärden in Conratz von Hoff hültzin huß vor den barfüßen.(85,1) Och zoch in hertzog Fridrich von Österrich und mit im wol xij grafen mit vj hundert pfarden. Und zach gen Crützlingen in daz doster.(85,2) Och zach in der ertzbischof von Gran mit ccc pfärden und zwen bischoff mit im und vil ritter und kriecht. Und zoch in daz kloster z den barfüßen,/S. 35/(86,1) An dem tag zoch in der mächtig herr, herr Pipo, mit clx pfärden uß Unger in der von Braitenstain huß [63] an der rinbrugg ze Petershusen.(70,2b) Es zach och in mit großer gezierd der ertzbischoff Gnesnensis uss dem küngrich von Boland, und mit im fünf bischoff von Boland, von ir selbs wegen, und och in bottschaft küng Laudisläß von Boland, und mit inn herr Säwitz, und suß größ mächtig herren uss Bolan usser Boland. Die gaistlichen von des concilium wegen, und och gaistlich und weltlich von des küngs wegen. So dann der selbig küng von Poland hatt krieg von und mit den herren von Prüßen, das dann da an unßern herren den römischen küng verlaßen ward. Und zoch der ertzbischoff in Hainrich von Ulms hus, an burggraff Hanßen statt, die andern bischoff ainer z dem Guldin bräcklin in lrich Richentals huß, der ander zum Guldin berg, der dritt z der Rabgrüb, der vierd in des von Hödorffs hus, der fünft in die

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alten badstuben und der sechst für Rinpolter tor. Und koment wol mit vj pfärden und xij wägen. Und fůrt ain bischoff Opilensis ain vass mit bir mit im. Der lag vor dem tor, in Hansen Hüters garten. Och ritten in siben fürsten uss der Schleßy und so vii ertzbischoff, bischoff, äpt, pröbst, hertzogen, grafen, fryen, ritter, knecht, die all hienach benempt werden. Und sölt ich lrich Richental die all verschriben haben, so wär diß buch ze groß worden. Wol so findet man hienach, welhe herren, ritter und knecht mit ir selbs lib gen Costentz kommen, und och welher küng oder küngin, weltlich und gaistlich herren ire bottschaft da hattend und wie es also bestnd und wie lang es werot und wie es zerging, als verr ich dann das erfaren kond oder mocht.(86,2) Darumb so laß ich yetzo der herren inziehen beston und kom widerumb an daz concilium.[64] Almachtiger gott biß nun wegwiser./S. 36/(87) Also do vii gaistlich und weltlich herren und prelaten gen Costentz komen waren, do waren dannocht die von Hyspania nit kommen. Das selbig land hett nün küngrich under inn, die hienach werden benempt. Und was do zernäl nit mer dann iiij naciones. Das waren Italici, Germani, Frantzioni und Hyspani. Und do die Hyspaniten nit komen, do erwalt daz concilium die fünften nacion, das warend Anglici [und Scoti, Engelsehen und Hyberni, das sind Schotten]. Die hatte nd vor kain nacion; und ward inn die nacion ze Costentz gegeben mit willen und gunst der Germani, in die nacion sy vor hortend. Und also wurdent fünf naciones und ware nt davor nit mer naciones dann vier.(88,1) Nun ist ze wissen, was land und küngrich in yeglich nacion gehört, und die ersten sind Ytalici.Ytalici.(88,2) Ytalici, daz ist Römerland, Lamparten, Tuschan, Gengwerland, Fflorentzer, Venedier, das küngrich z Napuls, daz man nempt Cecilie alcior, daz ist daz höher Cecilie, das küngrich z Zipern enend mers, das kayserthmb Constantinopel und was darin gehöret, daz cristan ist, das küngrich von Wossen, darinn sind nit vil cristan, daz küngrich von Cicilie, daz ettwa was z Candia, daz yetzo die Florentzer inne haben, die küng von der großen und mindern Türggie, was da kristen ist und was da wonet in aller Tartarye. Darinn sind siben kayserthmb. Wer darinn sitzet und cristan ist, der horet z den Ytalici.Germani.(89) Germani, das sind tütsch lüt; da rinn gehöret daz römisch rich, [65] das kungrich Behan, das kungrich von Unger, das küngrich von Bolan, Lutöwer land, daz ruschiß land: recht Rüßen, rot Rüßen, wiß Rüßen. Das land und statt groß Noffagrott, was da kristan ist, was die Tünöw begrifet biß gen Kriechen und herab biß an Engelland, als da ist Flanderland, und alles, so da ummgriffen ist; das küngrich z Tennmarck, zu Swegen, das

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küngrich z Norwegen und das küngrich z Anlay, waz da rinn kristan globen halt und daz küngrich Crowatzi.Ffrantzioni.(90) Frantzioni ist ain küngrich für sich selber und hat kain küng nit under im dann irn küng von Frankrich, und gehört och nit darin, dann die herren und stett, die in iro landen sitzen. Und macht daz die groß schul z Pariß, z Orlientz und anderswa in dem land.[Hyspani].(91) Hyspani, daz sind die land, die in Spangenlannd ligend. Und sind diß die küngrich in dem lannd, das küngrich Castell, daz ist Cecili an dem undergang der sunnen, das /S. 37/ küngrich Arogonia, das küngrich Mayorick, daz küngrich z Nanern, daz küngrich z Portigal, daz under küngrich von Cecilie, das küngrich von Granat, das küngrich von Faist, die aber nit cristan sind in den zwain küngrichen, doch sind ettlich stett und lender und bistumb under inn. Und sind doch under dem küng von Hyspani, das ist Castell oder Celici, sind zway kungrich und hett sy baide inn. Da hört och in daz küngrich Leonorum, daz ist für sich selb und ist vil cristan darinn und hört daz land darinne, daz da haißet Ormany, da die witfarenden und besten koufflüt sind. Und maint man, daz sy och warhaft syend, und haben sölichen geloben, in welhes land sy komen, was gelobens [66] da sy, den haben sy och, und da haim haben sy Machometus globen.Anglici.(92) Anglici, das ist Engeland, daz da nüws ze Costentz ain nacion ward erworben. Darz höret ir küngrich, daz küngrich z Hibernia, daz ist Schottenland, das küngrich von Arabia enend dem mer, daz küngrich Medorum, das küngrich Persarum, die zway India, daz minder und daz mer, das priester Johanns besitzet, das küngrich von Ethiopia, da die moren inn sitzend, daz küngrich von Egipten, das küngrich von Ninefee; die alle nit cristen sind, dann allain Schotten und Engelschen. Was aber cristanlüt, layen oder pfaffen darinn sitzen, die sind z inn getailt und mai nt man, das noch by nün kungrichen syen, die z inn gehören, die in der Tartarye gelegen sind, darüber der groß kayser chan, das ist als vil, als hie ain römischer kung gewaltig ist. Ich getorst sy nit schriben, wann ich gantze warhait darumb nit erfinden kund.(93,1) Diß küngrich, lender der fünf nacion, die hattend all ir gewiss fromm und erber bottschaft ze Costentz, sy wärind cristan oder nit, Und warent diß botten erber und gelen lüt, gaistlich und weltlich, cristan oder nit, und hettend all und jeglicher vollen und gten gewalt von irn herren mit briefen und och insigeln.(93,2) Diss nacion koment all [tag] zesammen, jegliche nacion in ain conclavi, das ist in ainen sal. Und hatt jeglich nacion ir erber bottschaft, die gelert waren in göttlichen rechten. Und die santend ye von ainer nacion z der andern, was sy dann ze rät waren worden, und die ander nacion herwider. [67] Nun ist ze merken, wa jegliche nacion säß und wa

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das collegium säß, daz sind cardinäl, und wa daz gantz concilium säß, das ist so sy all zesammen komen.(94,1) Das concilium sass allweg in dem münster, uff den stlen, die da vor benempt sind, und der bpst vor inn vor des lpriesters altar.(94,2) Die nacion Ytalicana, die sass z den predigern in den refental. Die nacion von Frankrich sass z den predigern in dem capitelhus. Die nacion Germanica sass z den /S. 38/ barfußen in dem capitelhus. Die nacion von Engelland sass in dem refental z den barfüßen. Die Hyspaniten saßen z den augustinern in dem refental.(94,3) Do saßen die cardinäl von bpst Benedicto und von Gregorio och z den augustinern im capitelhus, aber nit lang, wann sy bald zertailt wurden under ander cardinäl.(94,4) 50 sass daz collegium, das sind cardinäl, by dem obrosten cardinal Ostiensi in des techans hof, des von Bintelspach. Do sass unßer herr der kung mit sinen räten ye an ainer sölichen statt, da er sy dann hin beruft. O altitudo diviciarum.(95) Nun heb ich das concilium an, wie die naciones, daz collegium, die schulen, die ertzbischoff mit dem küng ze rat wurden, waz daz nächst und das best wär z ainhellung der hailgen cristenhait.(96) Und des ersten: [68]An dem jungsten tag des monatz February, in dem jar, do man zalt MCCCCXV, davor waren alle naciones, daz collegium, der künig und all gaistlich und weltlich herren ze rät worden, daz nit bessers noch wägers wär denn ainhellikait der cristenhait und das bapst Johannes ainfaltenklich und luter abträt siner wirdikait des bpstmbs halb, wann sy villicht wol vernommen hatten von bpst Gregorien kardinälen, wie inen empfolhen solte sin von bapst Gregorio, daz er gern und och willeklich, luter durch gott und durch rüw der hailgen cristenhait willen, abtretten wölt. Aber sy seitend es nit offenlich. Und do diß also fürbracht ward vor offem concilium, do nam sich bpst Johannes ain bedenken xiiij tag und maint, bp[s]t Benedictus und bapst Gregorius hettind noch nit iren vollen gewalt darz geben. Das bedenken, daz war im och mit gemainem rat des conciliums gegeben [umb das sy in dester baß erwaichen mochten, wann er vast hört daran was].(97) An unßer fröwen auber z liechtmiss, do man [zaltt] von gottes geburt MCCCCXV jar, do ward ain gantze session und lütet man frü, do erst der tag an himel stieß, das erst mit der großen gloggen, darnach das ander und das dritt. Do komen sy alle in das münster z der session. Und sonder all gelert lüt uss den drin küngrichen: von Sweden, von Tennmarck und von Norwegen. Und brachte nd für ain gantz concilium, wie vor ziten wär in iro küngrich gesin ain hailgi küngin mit nammen Brigida, die da /S. 39/ von gottes insprechung viland [in bilgerschafft] erfaren hett, und mit ir gefüret hett ain gottfürchtigen mai ster in der hailigen theologie, und sust zwen bewärt gottfürchtig priester, den sy dann ir insprechung alzit offnot und seit, und nach der rat sy sich gen gott in allen dingen richtet. Und och in irm leben und nach irm tod vil großer zaichen getan, als ain rechter hail[i]g tun sol. Das hettind sy in im

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schulen und von [69] alten luten gehort und sähnid hütt by tag große zaichen, die sy tät. Und begertond da von gantzem concilium, das man sy z ainer hailgen erhůb und sy canonisierti. Uff solichs namen sy ain bedenken und antworten do daruff und sprachen: Möchtind sy haben nün doctores in sacra theologia, oder ob sy nit all doctores wären, daz sy dann staltind an der doctores gebresten licenciatos, das sind die, die da doctores wol möchtind werden, und wenn die nün schwüren z gott und den hailgen uff dem hailgen evangelio, das sy söllich zaichen und wonder gesehen und erfunden hetten, und daz inn och ire vordem geseit hettind, daz es dann wol mocht gesin mit gott und mit dem rechten. Also staltend sy die nün dar, die swürend da all uff dem hailgen ewangelio, das dem also wär.(98) Nach dem257hatt ain ertzbischoff von Tennmark mess, und in der mess ward sy uff den altar gesetzt als ain töckli bild, und ward da canonisiert, daz ist z ainem hailgen gemacht mit rechter urtail und mit gemainen rechten. Und nam der ertzbischoff daz bild und gab damit den segen. Und hůb an ze singen Te deum laudamus, und lut man da an stett mit allen gloggen laudes.(99,1) Und uff den ymbiss luden die von Tennmark vil cardinäl, ertzbischoff und bischoff und andervil gelerter lüt. Und nach dem ymbiß lut man aber laudes und ze nacht umb brüder complet lütet man aber laudes.(99,2) Diß figur stätt hie disent gernalt.(99,3) Och stat darnach gemält, wie bpst Johannes die kertzen wihet und den segen gab und die kertzen von ärgger herab warff an unßer fröwen tag z der liech[t]miss, im jar do man zalt MCCCCXV./S. 40/(100) [76] An unßer frowen tag z der liechtmiss, do hatt mess unßer hailger vatter der pabst Johannes, und wurden vor im gewiht die kertzen, und er sprangt selbs daz wichwasser daruff und laß selbs fünf collecten ob den kertzen. Und nach der mess, do ging er in die pfaltz uff den ärgger, der uff den hoff sieht, Und stündent iiij cardinäl by im, angeleit glich wie priester, mit wißen infeln. Unßer herr der küng und der hochmaister von Rodiß, die stunden och daby. Und der bapst gab dem volk den segen und warff selb kertzen hinab under daz volk, die eln messig waren. Und darnach wurffen sin caplan minder kertzen herab under daz volk, das sich also an dem wachs erfand, das es wol by sechtzig lib. wachs was. Und ward von dem volk ain groß krepfen und überfielend ain andern, daz ain größ gelächter ward. Nach ymbiß und uber tisch sandt der bapst allen herren, gaistlichen und och weltlichen, die nammhaft waren, och kertzen in iro hüser. Die tailtend sy dann mit irn huswirten. Die tailtend sy dann für, daz doch jeglichem ward, wer ir begerott. Do schatzt man, daz der nachgenden kertzen wär by xllib. wachs.(101) In dem bedenken des bpstes kam bottschaft von bpst Benedicto, das er in kain weg abtretten wölt und wölt sin wihung des bapstümbs

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behalten, dann er ainhelliklich erwelt wer, und wölt och sin lebtag bapst sin, und wölt och alle sin gehorsamkait darzü halten, daz sy dann enkain geloben hettind dann an inn. Da was sin gehorsamkait: All Hyspaniten, die davor benempt sind. Des erschrakend all fürsten, gaistlich und weltlich, und was ain groß truren in inn biß an den dritten tag.(102,1) [77] An dem dritten tag darnach, do kam bottschaft von den Hyspaniten, von allen küngrichen, die vor genempt sind, und von allen lendern und stetten, die in Hyspanien gelegen sind, mit gewissen briefen und mit rechter kuntschaft: Wen da das hailig concilium erwalti, den wöltend sy och tze bpst halten, und wöltind willenklich abtretten der gehorsamkait des bpsts Benedicti. Und do solliche bottschaft kam, do waren die herren alle fro, one die, so dann die sach anrürt, und ward aber den selbigen tag dry mäl laudes gelüt, glich wie vorgenempt ist.(102,2) Und indem ee des bpstes zil ußkommen was, do rittend vii herren in, das da ze lang wär ze schriben. Und dannocht so beschach kainem nie kain laid da zwischen und waz vil nach als ain schwigen in der statt.(103) Und do nun bpst Johannes marckt, das es nit anders kond noch mocht sin, do hieß bpst Johannes lüten dem gantzen concilium ze ingendem Mertzen anno Dni. MCCCCXV. Und komend z dem concilio all cardinäl, patriarchen, ertzbischoff, bischoff, äpt, all schulen, all gelert lüt, unßer herr der küng, all fürsten und herren, gaistlich und weltlich. Und der bapst selb, der hatt ain gesungen mess, darnach hett der bischoff Gnesnensis ain gesprochen mess. Und nach den zwain messen, do tratt bapst Johannes her für mit sinen auditores und secretarien und och mit sinen procuratoren, und /S. 41/ gab das bapstürnb da willeklichen uff und tratt hinab, und schwuor offenlich vor dem concilium, vor dem küng und vor allem menglichem, diß zedel und instrument ze halten. Das was ain bull mit ainem blygini insigel und mit henffin bendeln, als denn sollich bullen sollen sin. Do [78] die verlesen ward, do schwur er, als dann vor benempt ist. Und do er nun geschwur, do wainet er und sin diener und vil cardinäl, ertzbischoff und bischoff, och unßer herr der küng und vil fürsten, gaistlich und och weltlich herren. Und ward aber laudes gelüt vor imbiß, ze vesper und ze nacht.(104) Und ist diß die bul in latin geschriben, die hienach genempt wirt, und gab die allen ertzbischoffen. Nach dem und diß bull verlesen ward, do hies bpst Johannes fröd lüten mit allen gloggen vor imbiß, ze vesper und ze aubent.(105,1) [80] Darnach an dem dritten tag kam bottschaft mit vollem gewalt von bapst Gregorio, wie das er willeklich und gern sins bpstümbes halb abtretten wölt und wölt tun und laßen, was sich daz concilium erkanti, Diß bottschafte brachten och für daz gantz concilium die sechs cardinäl, die bpst Gregorius hatt gen Costentz z dem concilium gesendet, und mit inn der hochwirdig herr Bondolffus de Maletestis, archidyaconus, der och von bpst Gregorien wegen ze Costentz was, und alle pfaffhait, die ze Costentz was. Und die da sin gehorsammi hielten, die gaben dem selben concilium in offner session an bapst Gregorien statt das bpsttmb uff,

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und schwürent die sechs car/S. 42/ dinäl ze halten, was daz concilium überkeme. Und an stett in der selben session wurden die selben cardinäl widerumb cardinäl gemacht, dann sy es vor hin uff geben hattend, und ward inn da der hüt wider gegeben.(105,2) Do nun das sach der cardinal und die bischoff, die bpst Benedictus gesandt hatt gen Costentz, wie daz land wölte halten, welhen daz concilium erwalti, do tratend sy och ab ir obedientz und wurden och wider in ir statt gesetzt.(106) Darnach ze mittervasten, als man singt in der hailgen mess Letare, do hett unßer hailger vatter bapst Johannes mess uff dem fronaltar in unßer fröwen münster, und segnot da ain ital guldin rosen, der was vast kostlich. Und gab den guldin rosen da mit siner hand in unßers herren des küngs hand. Den empfieng er vast wirdiklich vor dem fronaltar in dem münster z dem thmb z Costentz. Und hatt inn in siner hand die mess gantz uß. Und nach dem segen der mess, do gieng unßer hailger vatter der bapst usser dem münster in die pfaltz uff den arger, der da sich[t] uff den obern hof [81], und ging mit im der selb unßer herr der küng, und trg den rosen in siner hand und bot den vor dem ärger heruss, das inn aller menglich wol sehen mocht. Und giengen mit inn ailff cardinäl und vil ertzbischoff und bischoff und siben rechter fürsten; und gab da dem volk den segen. Als dann das als hienach gemält ist.(107) Und nach der selben mess und nach dem segen, do nam unßer herr der küng den selben rosen in sin hand mit ainem guldin tch und rait damit durch die statt, daz inn aller menglich wol sehen mocht und mit im all fürsten, herren, grafen, fryen, ritter und knecht. Und zöget da aller menglichen den rosen. Und rittend vor im sin prusuner und ander fürsten prusuner, der by xxiij was, und all pfifer, der by xxxx was. Und rait darnach widerumb uff den hoff für die pfaltz und stünd da ab und ging mit dem rosen ze fuß in das münster und stalt den rosen uff den fronaltar und gab inn unßer fröwen, da er noch hütt by tag stat. Und ging wider in die pfaltz und auß den imbyß by dem bpst.(108,1) Uff den selben imbiß hatt unßer hailger vatter der bpst geladt unßer herren den küng und vil cardinäl, ertzbischoff und bischoff und vil ander fürsten. Doch sass der bapst uff ainem sundrigen tisch, das nieman mit im auß. Und an dem andern tisch unßer herr der römisch küng und vor im der cardinal Ostiensis und darnach ye ain weltlicher fürst und vor im ain gaistlicher, cardinal oder ain patriarch oder ain ertzbischoff oder bischoff. [Und an dem dritten tisch die auditores und die gelerten. Das beschach in der pfallentz in der großen stuben], Und nach dem mal tett man ain predig in latin/S. 43/(108,2) [90] Und diß beschach alles an dem sonne[n]tag ze mittervasten Letare vor imbiß. Und z dem imbiß lud bapst Johannes der XXIII. denselben unßern herren den küng z imbiß und z im den cardinal Ostiensis und dannocht sechs cardinäl, den ertzbischoffen von Mentz und vil ertzbischoff und bischoff und sust by nün gefürster herren.

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(108,3) Und als sy nun tze tische weltend sitzen, do predigott inn vor dem tisch ain lerer göttlicher kunst und vast lang. Und ze tisch do sass der bpst ob ainem sundrigen tisch und nieman by im und trg man im so vil für z jeglichem gericht, das zehen gng hettind gehaben. Und wenn es für inn kam, do hieß er sin tisch diener und fürschnider im fürlegen, was er dann wolt, daz ander hieß er füro tragen an die tisch, da dann saßent bischof, pfaffen und gelert lüt. An dem andern tische, do sass der cardinal Ostiensis und an im hertzog Ludwig von Brig und vor dem cardinal unßer herr der küng und vor hertzog Ludwigen von Brig der ertzbischoff von Mentz. Den vieren gab man zesammen ze essen und also saß end den tisch uß ye vier zesammen, zwen gaistlich und zwen weltlich.(109) Und also uff den tagglich umb den imbiß, do hatt sich maister Hanns Huss von Behem gelait in ain wagen in siner herb erg, der was des Lactschenbocks ain ritters ze Behem, der was ze herberg in der Pfistrinen hus an Sant Pauls gassen. Und nam z im ain fläschli mit win und ain wißbrott. Derselbig wagen wolt nach imbiß gefaren sin in das göumm stro und umb hö, und maint also von Costentz ze kommen widerumb ge Behem. Do man nun über tisch kam und man sin irret, do luff von stund an der selbig ritter Lactschenbock und mit im ain ritter mit nammen Kolenbrat, och von Behem, die [91] dann den Hussen her ußher Behem bracht hattend, für den burgermaister herr Hainrichen von Ulm und klegten im, das der burgermaister hie[ss]von stund /S. 44/ an alle tor beschließen und menglich gewäpet kommen uff den obern markt. Daz och beschach. Und do die also hieltend und geordnott ward, wa jeglicher hin solt riten.(110) Do ward er funden in dem wagen. Und sprach Lactschenbok der ritter z im: Maister Hanns, warumb haben ir üwer gelait selber brochen? Und glich umm vesperzit, do fůrt der selbig Lactschenbock und der Kolenbrat den selben Hussen uff den obern hof für die pfaltz und gab inn da bapst Johannsen, und luffen im nach mer dann xij tusent menschen durch wonders willen. Der bapst leit inn do gefangen in die pfaltz. Da lag er acht tag. Darnach do ward er geleit z den predigern. Da lag er, biß er verbrennet ward. Und giengen z im allweg am dritten tag gelert herren in theologia.(111) Nun möcht ettliche wondern, wie der bpst dem volk den segen gab. Das ist ze wissen, daz uff dem obern hoff ze Costentz an der pfaltz ist ain gewelbter kerhals. Uff dem kerhals was ain ärgger, glich als wyt als der kerhals ist. Und uff dem ärgger was ain michler uß geschoßner ärger, der hett vornen dry michel bayen, und z yetweder siten zwen. Und ging man usser der pfaltz in den ärgger. Und wenn der bapste den segen geben wolt, so hankt man uss z allen bayen wiße tch, des besten von dammast. Und innen dackt man den ärgger oben an der büni mit guldinen tuchen und z allen wenden des ärggers mit guldinen tuchen. Und uff den mittlen bai gen, uff daz wiß tch, leit man ain lang kostbar küssi, und uff daz küssi ain groß schön guldin tch, daz vast herab hanget. Und wenn er den segen wolt geben, so ging vor im her ain bischoff mit ainr infeln, und trug im vor das crütz; und nach dem crütz koment zwen [92] bischoff mit

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wißen inflen, die trůgent zwo vast groß brinnend kertzen in ir henden und stießend die kertzen also brinnend z den bayen ußher. Darnach komend iiij cardinäl, och in wyßen inflen, ettwe sechs, ettwen minder, ettwen kam och in den ärger unser herr der küng. Und ettwen die cardinäl und der küng staltend sich in die bayen. Und nach dem, so kam unßer hailger vatter der bpst, angelait so er iemer kostlichost mocht sin als ain priester. Und hatt ain wiß inflen uff sinem hopt, und hatt under dem messachel ain rock mer dann ain priester, und hatt zwen hendschüch an sinen henden und ain großes fingerlin mit ainem großen edlen stain an dem mitteln finger der rechten hand. Und stalt sich in den mittlosten bayen allain, daz inn menglich sach.(112,1) Darnach koment sin senger all mit brinne[n]den kertzen, das der ärgger schain, als ob er brunne; und staltend sich hinder inn. Und gieng ain bischoff z im und zoch im sin inflen ab. Und nach dem, do fieng der bpst an ze singen in gemacher stimm, doch das es menglich hortt: Sit nomen domini benedictum, und macht ain crütz vor im. Die senger hinder im, die antworten: Ex hoc nunc et usque in seculum. Aber machot der bpst ain crütz vor im und sang: Adiutorium nostrum in nomine domini. Und do antworten im die senger: Qui fecit celum et terram. Darnach sang der bpst: Benedicat vos pater et filius et spiritus sanctus, und machot drü crutz. Die senger sprachent: Amen. Und nach dem satzt der bischoff im die infeln wider uff sin hopt und giengend wider in die pfaltz und suß menklich wider haim./S. 45/(112,2) Diß figur stat hievor gemälet.(113) [93] An dem mentag nach Letare ward ain groß session in dem münster. Und koment dahin all gaistlich fürsten, cardinäl, patriarchen, ertzbischoff, bischoff, äpt, pröbst und all schulen. Do ward man ze rat, daz man je erdenken wolt, wie unverzogenlich ain ainhelliger bpst wurd. Do stünd enmitten under inn uff der ertzbischoff und churfürst bischoff Johanns von Nassöw, ertzbischoff ze Mentz, und sprach offenIich: Und wär sach, daz sy kainen andern nemind dann bpst Johannsen, so wölt er daby niemer sitzen, und wölt im och kain gehorsammi niemer tun. Dawider sprach der patriarch von Constantinopel in latin: Quis est iste ipse? Dignus est conburendus. Das ist: Wer ist der? Er ist wirdig ze verbrennen. Do das der ertzbischoff von Mentz hortt, do luff er uss der session. Und also zerging die session. Der ertzbischoff sass in ain schiff und fůr an stett gen Schäffhusen und darnach haim. Sin diener rittend im nach.(114,1) Darnach an dem zinßtag ward kain session, wol jegliche nacion gieng zesammen, jegliche an die statt, dahin sy dann gehortt, und das collegium och dahin, das es hin gehortt. Und gieng allweg der küng z jeglicher nacion und z dem collegium [von ainer z der anderen und gab inen och sinen rat, won er wollatin kund rederr].

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(114,2) An der mittwochen do ward aber ain session glich wie uff den mentag. Do wurden sy mit ainander in ain, das sy under ainander fragen solltind, wie sy aller beldost z der ainung kommen möchtind.(114,3) Uff den dorns tag ward kain session nit, wann das aber die naciones zesammen komen und sich bedachten, und das collegium och.(114,4) An dem fritag ward aber ain sessio un[d] vast ain große, und wurden all gemainlich in ain, daz sy die gelertosten [under inn] usserwaltind, die inn ain göttlichen weg geben, daz ainikait wurd der cristenhait.(114,5) [94] An dem samßtag tett man nüntz, dann das man wartot, wes sich [die] gelerten hetten bedacht.(114,6) Uff den sonntagJudica, do hatt mess der bischoffSalusburgensis uss Engelland.(115) Mornends am mentag, do unßer hailger vatter bapst Johannes marckt, daz sy also ains waren worden, do ward er unwillig und hett gern geiert, das das concilium nit für sich gangen wär. Und sprach, das er und die sinen nit sich[er] wärind ze Costentz. Und hett och kain söllich sicher gelait, als im verhaißen wär. Und könden und mochtind die sinen von unsicherhait wegen weder z im noch von im kommen. Und wär im die /S. 46/ statt nit gevellig, und wölt daz concilium legen, da es bas und sichrer läg. Das kam nun unßern herren den küng für. Der ging z unßerm hailgen vatter dem bapst und sprach: Wie inn fürkommen wär, das er von hinnan wölte ziehen. Dunckte inn aber, daz er und die sinen nit gelaitz gng hettind, so wölt er im gelaitz gng schaffen und geben, und inn dann selb duchte, daz er versorget wär. Mocht aber daz nit gesin, daz er im dann der eren gunde, so wolt er inn mit sin selbs lib sicher füren, wahin er begerti. Und sandet glich nach den räten ze Costentz und erzalt inn die sach. Die rät gingen inhin für den bapst und sprachen: Hett sin hailikait nit gng gelaitz, so wöltind sy im gelait geben und inn och behüten vor aller welt. Und solt es als hert werden, daz sy ire kind essejn] müßtind, dannocht wöltind sy inn nit laßen. Das bestnd also und ward aller menglich sinr war gng.(116,1) Darnach marckt unßer herr der küng, das der bapst vil haimlichs gesprachs hett mit hertzog Fridrichen von Österrich. Und besant für inn hertzog Fridrichen und sprach: Lieber öham [95] und lieber unßer und des römischen richs fürst, unß ist fürkommen, wie ir unßern hailgen vatter den bapst von hinnan füren wöllind, daz tünd nit. Wölt er aber ye von hinnen, so gunnend uns der er, so wöllen wir inn mit üwer hilff von hinnan füren, in welhes land er wil. Do antwort hertzog Fridrich, er wölt inn niendert hinfüren und tät es ouch ungern, und wär im nie gedacht. Des benügt unßern herren den küng, und also bestnd es.(116,2) Doch ward all wochen ain sessio uff mentag, mitwochen und uff fritag. An andern tag, zinstag, dornstag und samßtag, do saß die naciones zesammen an ir statt, daz collegium an siner statt. Die auditores saßent allweg in Sant Steffans kirchen, hinden in der kirchen, und allweg vor imbiß, nach der prim, gewonlichen an dem mentag, an der mittwochen

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und am fritag. Und mußtend die korherren z Sant Steffan, wann sy sitzen woltend, dester früger singen von des gebrächtz wegen und des umblofens, so by inn was.(117) Och hatt man gemacht by zwölff bichtstlen z dem thürn ze Costentz. Darinn saßen des bpstes penitentzier in den absiten und vier by dem töffstain und vier by Sant Peters altar, die stäteklich bicht hortend. Und was an jeglichem stl geschriben, was sprachen der kond, der in dem stl ze bicht sass, umb söllichs, daz jegliche sprach irn bichter fund.(118) Darnach an dem xx. tag im Mertzen, das was an Sant Benedicten aubent des abbts, anno Dni. MCCCCXV, ain stund nach mittag, do fr bpst johannes haimlichen von der statt ze Costentz, und rait uff ainem klainen rösly und hatt ain gräwen mantel umm und ain gräw [96] kappen uff, die was umbwunden, daz man inn nit kennen mocht./S. 47/Und hatt ain armbrast ansinr siten. Und rait vor im verr ain klainer knab, och verbunden, und ver hinder im ain pfaff, och verbunden, daz sin nieman kond achjt] nemmen. Und kam des ersten in des lüpriesters hus z Ermatingen. Da rüwet er und tett ain trunck, und kond inn nieman erkennen. Und sass da in ain [wol geferkot] schiff, daz niemand umb sin hinfartwißt dann hertzog Fridrich von Österrich, der och [uff] dem schiff sass und ander sachen bestelt hett. Und kam gen Schauffhusen.(119,1) Desselben tags nach der vesper, do stach hertzog Fridrich von Österrich mit dem jungen grafen graf Fridrichen von Zil uff dem indern ussern veld by dem Paradiß umb ettwevil ring. Und maint man, er tät es darumb, daz man sich dester minder uff inn versehe. Und do er glich verbunden hatt und der graf och, ee der stich beschach, do kam z im sin diener, maister Conrat Saldenrichv, und runet im in den helm, daz bapst Johannes hinweg wär. Doch volgieng der stich, und verlor hertzog Fridrich die ring und rait in die statt in ains juden hus z der Wannen, und sandt nach sinem öhem, gräff Hansen von Lupfen. Der markt die sach und wolt nit z im kommen. Do kam Johanns truchsäß von Diesenhofen, genant Molle, und sach, daz hertzog Fridrich erschroken was, und handlott inn übel. Und sass uff ain pfärd, und satzt hertzog Fridrichen och uff ains und nomend ain knaben, und ritte nd den graben umbhin und dem bapst nach gen Schauffhusen.(119,2) Und uff den aubent und in der nacht und mornends frü, lang vor tag in den ziten, rittend und fůrent [97] und gien gen, wie ainer so er iemer haimlichost hinweg mocht kommen, des bpstes diener und sin anhanger und die es vast mit im hattend von Costentz, dem bpst nach. Und ward doch des ußritends so vil, das des unßer herr der küng innen ward.(120) Und frü mornends, als der tag uff kam an Sant Benedicten tag, do nam unßer herr der küng hertzog Ludwigen von Haidelberg z im und rait durch die statt ze Costentz mit sinen prusunern tz allen wechßlern, sy waren Ytalici oder ander, und z allen appenteger, kramer, handtwerchs

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lüten und z allen cardinäln und allen herren, und hieß stäteklichen uff prusunen, und rft mit sin selbes munde, das nieman hinweg fůr, biß man innen wurd, waz der sach wär. Wann bapst Johannes haimlichen hinweg gewichen wär, und das darumb nieman solt erschreken, in was stat er wär. Und solt menglich libs und gtz sicher sin, und solt besser gelait haben dann vor. Des wurdent die wechsler, appenteger, kromer, koflüt und yederman vast fro, und loptend unßern herren küng Sigmunden umb söllichs gar vast und sprachend: War es in iren landen beschehen, so /S. 48/ wärind sy umm ir hab komen. Und also, do schlussend sy ir laden wider uff, dann sy hattend vor beschlossen.(121,1) Glich mornendes, do besant unßer herr der küng z im in das münster sin weltlich churfursten, der gaistlichen [cur]fürsten bottschaft, all ander weltlich fürsten, die cardinäl, die patriarchen, all ertzbischoff und bischof, all ander gaistlich lüt, all herren, grafen, fryen, ritter und knecht, aller stett bottschaft, die dem römschen rich zu gehortend. Und klegt da vor inn allen, wie daz hertzog Fridrich den bpst hinweg hett gefůrt [98] über den gehaiß, den er im dann getan hett, das er söllichs nit tun wölt, und im sin och nie gedacht wär, und das er im und dem hailgen concilium große schmah daran erzögt hett und och daruff gangen sy, das daz hailig concilium geiert wurd und das die ainhellikait der cristenhait nit für sich gieng. Und das och vil und mächtig personen z im klegt hettind, wie daz er inn mit gewalt und on alles recht daz ir ingenomen hett und noch inne hab. Und batt, im darinn rat ze geben und hilff ze tünd. Do ward im von allen gaistlichen und och weltlichen heren geraten, das er den selben hertzog Fridrichen umb diß sach laden solt für sin römsch gericht, sich da umm all sachen zu versprechen, und dann darnach z im richte, als dann recht wär.(121,2) Doch an stett seitend unßerm herren dem küng hilff z all weltlich churfürsten, herren, grafen, fryen, ritter und knecht, sy wärind belehent von der selben herschaft oder sy wärint diener oder nit, och all des hailgen römschen richs stett, das sy im all umb die sachen mit ir lib und gt helffen wöltind über hertzog Fridrichen von Österrich. Und seitend im och ab uff den selben tag mit iro briefen mer dann cccl hundert. Der brieff ich selbs mer dann fünftzig schraib, die all hertzog Fridrichen gen Schäffhusen schicktend.(122) Do nun die widersach brief an der gten mittwochen am großen dornstag gen Schaffhusen inkomen, do viel bapst Johannes in vorcht, das er ye nit mer ze Schauffhusen beliben wolt. Und an dem stillen fritag nach dem ampt, ee er enbiss, do vil in ain sölich groß [99] regen, wind und sehne, als vor lang nie ward. Do für in regen, wind und sehne bapst Johannes von Schäffhusen und kam gen Lofenberg und darnach gen Friburg in /S. 49/ Brißgö. Und do er gen Lofenberg kam, do sant er ain bull uß gen Costentz dem concilium und allen gaistlichen herren, die von wort ze wortt hienach geschriben stat:[Lateinischer Passus]

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(123,2a) Do nun die bull gen Costentz kam, do ritte nd von Costentz fünff cardinäl von Lamparten und vil ertzbischoff und bischof von Ytalia und och ettlich von Hyspania und ettlich auditores. Die ließ man riten dem bapst nach. Die komen nit verrer dann gen Schäffhusen und beliben da by fünf tagen und nit lenger, und komen darnach wider gen Costentz.(124,1) [101] Vor dem do schlug unßer herr der küng besigelt brief, mit siner mayenstat insigel besigelt, an: ainen z dem münster an des Helmhoffs tür, ain an des münsters thor uff dem obern hof und ainen gen Sant Steffan an die kirchtiir. Und lud mit den briefen hertzog Fridrichen von Österrich für sin künglich hoffgericht umm daz übel, so er dann an im getan hett, und an dem hailgen concilium und an der hailigen cristanhait, und och, das er sich verantworten sölt gen menglichen, dann er inn das ir mit gewalt /S. 50/ ingenommen hett, die z im ze sprechen hetten, als er och daz vorrnäls mundtlichen verhaißen hett [ze tünd vor vil wirdigen lüten].(124,2) Und uff das, do manot er all fürsten, herren, grafen, fryen, ritter und knecht und all des römischen richs stett, all sin diener und die von im belehnot waren, das sy uß zügend über hertzog Fridrichen und über sin stett. Und also widersaitend sy all hertzog Fridrichen und grechnot sich menglich uß ze ziehen mitt aller kost mit büchsen, bulver und allem züg, und zoch da uß menglich mit gantzer macht.(124,3) Also zugend uß des hailgen römischen richs stett die obern: Costentz, Ravenspurg, Bibrach, Überlingen, Pfulwendorff, Büchern, Isni, Kempten, [Wangen] und die andern, die in iren kraisen gelegen sind, und mit inn all turgöwisch herren und unßer herr der küng. Und namend in Stain und Dießenhofen und schlugen sich für Frowenfeld. Das widerstund inn ettwe mengen tag.(124,4) Darnach schlugen sich der bischoff von Kur, der graff von Toggenburg, die von Lindow und ander herren und stett in Kurwalhen, und nammen da in die land und in sonder Veltkirch die statt [und vesti, die ob der stat Veltkirch lit]. Die vesti ze Veldkirch mocht inn aber nit als bald werden, biß die von Costentz irn großen heber dar lihend. Der warff sölich groß [102] stain darin, daz sy es füro nit behalten mochtend, [wann er zerwarff all tramerr] und ergaben sich och.(125) Do zugend die Waldstett, die Switzer und die z inn gehortend, in daz Ergöw und namen die stett da all in, die inn och schwuren, und leitend sich gen Baden für die vesti. Und lagen da als lang, biß sich hertzog Fridrich von Österrich huldet mit dem küng. Do manot sy der küng durch gräff Günther von Schwartzburg und durch herr Jörgen von Katzenstain irs aides, den sy dem rich gesworen hattend, das sy dannen tzugend und im sin hus ungewüst ließind, dann es z sinen handen komen wär. Das woltend sy nit tun und übersahend den aid, und gewunnend das hus und fundent darinn, als man do sprach, all fryhait briet, die die herschaft von Österrich hett über ir gt, und verbrantend die och.(123,2b) ltem darnach an mittwochen in der osterwochen, do ritten ze Costentz wider in, glich in der ailften stund umm den imbiß, die fünf

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cardinäl und all herren und /S. 51/ menglich, die dem bapst nach gefaren warend, und rait inn nieman enge gen, dann das die andern iro spottotend.(126,1) Darnach an dem fritag in der osterwochen, do ward ain gantze session, und vertilggotend da die macht, so bpst Johannes hett, und all sin brief und bullen. Und machtend da mit gantzer gemaind ain nüw bull, die och menglich halten solt, alle die will daz bpstumb nit besetzt wär. Und waz die bull also geschriben und gezaichnot: An ainem tail Sant Peter und Sant Pauls höpter, an dem andern tail tzwen schlüssel über ain ander geschrenket, und was die geschrift also: Sigillum sacrosancti concilii Constanciensis civitatis.(126,2) [103] Darnach an dem sonnentag Quasi modo geniti, an dem achtenden tag des ostertags, do schlug aber unßer herr der küng brief an, besigelt mit siner mayenstat ins igel, an die kirchtüren ze Costentz, wie da vor benempt ist, uber hertzog Fridrichen von Österrich, umb daz das er z dem rechten kerne und denn gericht wurd vor im tz dem rechten umb all ansprachen, so z im ze sprechen hettind all herren, gaistlich und weltlich, grafen, fryen, ritter und kriecht, die z im ze klagen hettend, denen er daz ir genommen hett mit gewalt on recht, und noch hütt by tag besäß, das er da dan gerecht wurd, was das recht gäb, als er im das muntlich verhaißen hett vor vil erbern herren und fürsten, die wortt und verhaißnuß aber er im abgangen sy. Und gedacht in den briefen des bapstes nit, dann allain, daz in den briefen stünd, on die großen sach, die er jetzo kurtzlich getan hett. Und verbott in den briefen, das im nun hinnanthin by sinen künglichen hulden und gnaden nieman gehorsam sin noch dienen solt, kain lehen von im empfahen und all ander dienstbarkait underwegen laßen. Und erlobet über inn, das inn menglich angrifen möchte an lib und an gt.Wer der wär, den wölt er daruff schirmen und des richs stett soltind och daruff halten.(127,1) Do nun fürsten und herren, die hertzog Fridrichs von Österrichs fründ und hold warend, sahend, daz er doch umb söllichs mußt komen, do im doch nieman ze hilff wolt komen, und inn sine aignen stett gelaßen hattend, do wurden sy ze rät, das si zu im santend sinen öham hertzog Ludwigen von Payern von Ingelstatt. Und woltend im ee raten, das er kern an unßers herren des küngs gnaden. Wann die sach also angesehen was, wa man inn ergrifen rnöcht, in welhem schloss daz wär, darinn solt er verderben.(127,2) [104]Also rait hertzog Ludwig von Payern z hertzog Fridrichen gen Schäffhusen und redt mit im so vil, das er sich ye an unßern herren den küng ergeben wolt. Und also kam er mit hertzog Ludwigen gen Costentz./S. 52/(128) Da das unßer herr der küng innen ward, do hieß er sy mornends tz den barfußen in das revental komen. Mornends do nam unßer herr der küng und besant des herren von Mailand, der Januer, der Venedier und Florentzer, bojtjschaften z im in das selb revental und redt mit inn umm

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ander sachen wegen, und hett der stuben tür den ruggen kert vornan im winkel. Und stunden die bottschaften vor im. In dem do kam hertzog Fridrich von Österrich in die stuben, und ging neben im burggräff Fridrich von Nürenberg, tz der andern siten hertzog Ludwig von Payern. Und als bald sy z der tür hin in komen, do machot man inn ain wyte. Und knüwoten all dry nider, das die alle wol sahend, die vor dem kung in der stuben stündent. Enmitten in der stuben, do knůwotend [sy aber nider] glich wie vor und stündent widerumm uff, und knüwotend für den küng. Und do keret sich erst der kung umm. Do sprach hertzog Ludwig: Machtiger küng, hie ist kommen für üwer gnad unßer öham hertzog Fridrich und wil sich an üwer gnad ergeben und wil üch sweren und tun und halten, wes diser brief sait, der hie nach geschriben stätt, als wir dann des vormals mit üwer gnad überkommen sind. Do sprach unßer herr der kung: Öham und unßer och des hailgen richs fürst hertzog Fridrich, wöllen ir och daz tun? Do antwortt hertzog Fridrich, er wölte daz tun. Do sprach der kung erbärmklich: Daz ist mir laid, daz ir diß ye verschuldet haben. Und also swür do hertzog Fridrich disen brief, der hienach geschriben ist, ze halten vor menglich, wann vil großer herren in der stuben waren. Und ist diß der brief:(129) [105] Wir Fridrich, von gottes gnaden hertzog z Österrich, tz Stir, tz Kardern und tz Krain, bekennent und verjehend offeniich mit disem brief Als wir in des allerdurchlichtigosten fürsten und herren, herrn Sigmunds, römischen küng, z allen ziten merer des richs, tz Ungern, z Dalmati und z Croatzi küng etc. unßers gnädigen herren ungnad gevallen sind, da syen wir mit unßer selbs person für denselben unßern herren den küng gen Costentz kommen, und uns, unßer lib und unßer land und lüt, stett, schloss und alles, das wir haben oder inne halten, nüntz ußgenomen, in sin künglich gnad geben und gesetzt haben, geben und setzen in kraft diß briefs, also das er damit tun und laßen mag, was sin künglich gnad wil. Was och ain jeglicher oder ain jegliche, sy syen gaistlich oder weltlich, edel oder unedel, in was wirdikait und wesen die sind, z uns oder wir z inn ze sprechen haben, umb was sach daz ist, enkaine ußgeschaiden: das alles haben /S. 53/ wir och an dem vorgenanten unßern herren den küng gentzlich gesetzt. Also was er uns darinn gegen jeglichem, die z uns ze sprechen haben, tun haißet, ordnott oder macht nach sinem willen, das wir das tun, volfüren und vollenden wöllen und söllen, one alles verziehen und widersprechen. Och söllen und wöllen wir schiken und schaffen bpst Johannes hie zwüschen und dem nächsten dornstag vor pfingsten, dem nächsten, der nun komet, gen Costentz ze bringen und ze bringen laßen und inn och in desselben unßers herren, des küngs und des hailgen concilium, das man gegenwirteklich ze Costentz haltet, gewalt ze antworten, doch also, daz der selbig bapst Johannes und all die sinen, die mit im gen Costentz kommen, ir lib und ir hab, so z inn gehören und die sy mit inn da selbs hinbringent, sicher sin sollen. Ist och, daz der jetzgenant bapst Johannes von dem bpstumb gesetzt oder kommen wirdet, so sol an dem vorgenanten concilium stan, wie ma sinen stät versehen sol. Und wir

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söllen und wöllen also ze Costentz [106] ze gisel beliben, biß der vorgenant bpst Johannes gen Costentz kommen ist und biß alle und jeglicher unßer amptlüt, burger und inwoner, unßer schloss, stett, land und teler, in Swaben, in Elsäß, an dem Rin, in Brißgöw, in der grauffschaft z Tyrol, an der Ettsch und im Intal, dem vorgenanten unßerm herren dem küng gehuldet, gelopt und z den hailgen gesworen haben, gewärtig und gehorsamm ze sind, als lang, biß daz wir alles, das vorgeschriben stat, gentzlich und gar vollendet haben und söllen och sölicher gelüpt nit ledig sin, biß daz sy der vorgenant unßer herr der küng muntlieb oder sinen briefen ledig sait. Und wa wir das vorgeschriben alles gentzlich oder ain tail nit tätind oder vollendotind oder dawider tätind, in kainen weg, davor gott sy, so söllen die vorgenanten unßer stett, schloss, land, lüt und teller, dem vorgenanten unßer herren, dem küng gent[z]lichen verfallen und dannenthin als irem natürlichen herren undertenig, gewertig und gehorsam sin, an unßer und an jeglichem irrung und widersprechung, ane gevärden und argenlist, hier inne gentzlichen ußgeschaiden. Und diß alles z gantzer und vester sicherhait haben wir mit unßern fürstlichen trüwen gelopt und z den hailgen geschworen, geloben und swerent in kraft diß briefs, daz vor geschriben stat, ze tnd, z volfüren und vollenden, gantzlich und getrülich. Und haben des z urkund unßer aigen insigel an disen brief mit rechtem wissen gehangen und wann wir diß vorgeschriben alles mit unßerm aigen und fryem willen getan haben, darumb haben wir gebetten die hochwirdigen fürsten, hertzog Ludwigen, pfallentzgrafen by Rin, hertzogen in Payern und grafen ze Montaig, unsern lieben öham, und burggräff Fridrich von Nürenberg, unßer lieben swager, daz ir jeglicher ze zügnüß ir insigel an disen brief gehenkt haben, denselben hertzog Ludwigen und burggräff Fridrichen one schaden, des och wir dieselben hertzog Ludwig und burggräff Fridrich von Nürenberg [107] ainer warhait versehend dirr ding, des zum urkund henken wir baid unßer insigel an den brief, uns ane schaden, der geben ist an dem xxvij. tag im Mertzen anno MCCCCXV/S. 54/(130) Do nun diser brief verlesen ward, do kert sich unßer herr der küng wider umb gen der bottschaft des herren von Mailand, der janner, der Florentzer und Venedier, und sach sy an, als ob er da mainte: Nun sehend, daz ich ain mächtiger fürst bin über all ander herren und stett. Und kart sich widerumb z hertzog Fridrichen von Österrich und sprach: Wöllen ir diß sweren ze halten? Do sprach hertzog Fridrich: Ja, ich will es swere[n] ze halten. Also hůb er uff [sin hand und vinger] und schwur, diß ze halten. Von gab im den aid bischoff Jörgvon Bassöw, der geboren ist von Hohenloch, der was do zemäl der obrost kantzler des römischen richs.(131) Und also nam unßer herr der küng die schloß in und die stett z sinen handen; und verkoft und verendert iro kains nit, alle die wil hertzog Fridrich ze Costentz ze gisel lag. Do er aber von Costentz rait und inn bischof Jörg von Trient, geborn ain Liechtenstainer, gebannet hett, daz er

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nit mer ze Costentz kond gesin,darnach graif erst unßer herr der küng tz hertzog Fridrichs gt und tett damit nach sinem willen.(132) Und das erst gt, das er versatzt, was das lantgericht im Thurgöw, und ward bracht an die von Zürich. Es kamen aber vii herren, ritter und knecht und batten die von Costentz, das sy es z iren handen namen, wann es wär z entsitzend. Sölt es in der von Zürich hand kommen, es wär der herschaft von Österrich niemer mer ze handen kommen mit dehainer loßung. Also verpfanten sy das lantgericht von unnserm herren dem küng, doch der herschaft von österich an ir loßung ane schaden.(134,2) Wie er nun z dem barfußen schwur, das stat hienach gemält. [Uff das santt uss hertzog Fridrich von Österrich sin botten mitt sinen brieffen und insigeln z allen sinen schlossen, stetten und telern und erließ sy der aid, so sy im geschworn hatten, und gebott inen, das sy unsserm herren dem künge hultten und schwuren, daz öch beschach]. Also fůrtend sy hertzog Fridrichen in die stuben z den barfußen für unßern herren den küng, hertzog Ludwig von Payern und burggraf Hans von Nürenberg./S. 55/(135) Darnach desselben tags, da bestätigott unßer herr der küng der herren von Mailand z ainem hertzogen.(133) [111] Uff das, da der brieff versigelt ward, da enbot der selb hertzog Fridrich allen stetten und allen denen, so dann vor benempt sind, das sy daruff hultind und schwürind. Da kommen die stett all und hultend und schwuren, ussgenomen die von Laffenberg, die von hand geben waz; die von Wahzhut und die von Vilingen, die walten ie nit hulden noch schweren. Es wolt ach nit schweren die Etsch und waz da gehört z der gräfschaft Tyrol und daz Intal. Die selben waltend ye, daz sy die sache nüntz angieng.(134,1) Darnach kamen die von Schäffhusen, die von Ratolffzell, die von Dießenhafen, hie oben an dem Rin. Unden an dem Rin: Nüwenburg, Brisach. Die gaben unßerm herrn dem küng gt und koftend sich also an daz hailig römsch rich, daz sy nun hinnanhin an daz hailig römsch rich gehören söllen als ander des richs stett. Und empfalh sy da den andern stetten des richs, [das sy sy in iren schierm nämen]. Nun kamen wir aber an das concilium, wie es aber darnach gangen ist, als verr ich es dann erfragen macht.(136) In disen löfen darnach an dem nächsten fritag im Abrellen vor Philippi et Jacobi anno MCCCCXV, da die gaistlichen fürsten und herren sölichen kumber und betrüpnuß ansahend, da wurden sy in ain, daz sy da wöltind den almächtigen gott anrfen umm sin gnad, der hailgen cristenhait ze hilff. Da gebuttend sy ainen crützgang, und hießend davor an dem dornstag rfen in der statt, daz mornends am fritag menglich firen solt, biß daz crütz in käm. Und an dem fritag lut man frü by der zit, so der tag uff gät, und darnach aber, und z dem dritten mäl, daz ward in die sechßten stund. Da komend in das münster des ersten zwen patriarchen, xxj cardinäl, die andern ware nd ettwas blöd, xxviiij ertzbischoff, zehen und hundert bi schaff, by lxxij äpt und pröbsten, by cclxxxij doctores, als

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davor benemptist. Und under inn, die uss [112] den schulen waren, als von Paris, von Haidelberg, von Boloni, von Wien und von andern sölichen schulen, der was ob /S. 56/ fünfzehen, und trg aim jeglichen ain silbrin vergülten steken vor. An den gezachnot was, uss welher schülen er was, all thümherren, chorherren, äpt, probst, münch und caplon ze Costentz, als davor benempt ist. Und unßer herr der küng, sin eliche fröw die küngin, die küngin von Wossa, all weltlich fürsten und herren. Und ging hindermach als ein bpst mit sölicher zierd mit dem tch vor im der patriarch Johannes von Anthiochia. Und gingend von dem münster biß gen Peterßhusen mit kertzen und mit andern sachen. Und ward der crützgang als groß von gaistlichem und weltlichem volk, daz man vorcht, die brugg über Rin die ging nider, und daz man ye by x tusend menschen ußhin ließ gan. Und über ain wil aber so vil, biß sy ußhin kommen. Und hattend da ain gesungen mess, und an dem inhergan gab der patriarch den segen, glich wie ain bapst den segen git.(137) Und darnach, als da hertzog Fridrich gesworen hatt, bapstJohanneßen wider ze bringen, wie dann vor benempt ist, do bracht er inn gen Ratolffzell und enbot daz unßerm herren dem küng und dem concilium. Die behütend inn da, biß das aber ain sessio wurd, und woltend mit dem rechten mit im umm gan.(138) Darnach ward derselb bapst johanns geladet von dem selben concilium, sich zu verantworten uff die artikel und sachen, darumb man im z sprechen wolt. Und gab man im söllichs gelait, wölt er mit sin selbs lib kommen, das möcht er wol tun. Doch also, das er von dem land nit kerne und in der hiit belib, die im geben was, oder aber sin gewiss bottschaft dahin santi, inn darumb [ze versprechen, do woltt er selb nitt gen Costentz komen und sant ouch kainen sinen botten nitt dar. Do ward er gebannet und vil bösser arttikel und sachen uff in erwist, die all verschriben stond an den latinschen sexsternen, die ich ouch hab /S. 57/ (139) In den sachen, do stifft der ertzbischoff von Brigg, genantt Johannes Waldrower, z den barfüssen ze Costentz ain gesungen mess, alle tag das concilium uss, von unsser lieben frowen, das sy umb gott erwurb, das ainhellichhait wurd. Die ward also gesungen darnach das concilium uss und darnach dannocht ain halb jar.(140) An dem dryzechnosten tag im Maygen, do man zalt von gottes gebürtt tussend vierhundertt und fünffzechen jar, do ward ain gantze session. In der selben session do wurdentt gesetztt vier richter, die soltten richten umb pfründen und umb ander sachen, die nitt angiengend das concilium noch die sessiones noch die cardinäll umb das, das die cardinäll, die ertzbischoff und ouch die bischoff dester rüwiger werend und das concilium und die wal dester baß möchtend z gttem end bringen. Und waurend das von vier naciones ainer von Germani, das sind Tütsche, ainer von Ytalia, das sind Lampartten, ainer von Francioni, das sind die von Frankrich, und der vierde Anglicy, das sind Engellender. Die vier saussend täglich und nächtens als ein baubst yeklicher in siner nacion, was für sy braucht ward. Ouch satztent sy in der selben nacion

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oder session ain inierner, der in soltt nemen alle die nütz, die da giengent in des baubstes karner und einem baubst zugehörend. Das [was] der erwirdig pattriarch Johannes von Constantinoppel und der tailtt die nütz under die armen cardinäll, ertzbischoff und bischoff, und under die mai ster und under die herren, die ze ver hatten in ir land, umb zer geltt ze senden, und in des concilium nutz, wa hin man in das ye hiess geben.(141) [125] Anno Dni. MCCCCXV an unßers herren fronlichams aubend, do ward ain session und waren ze gegen all gaistlich und weltlich fürsten und herren in der selben session mit ainhelligem und gemainem concili, daz sy all gemain waren und kainer nie nůntz dawider sprach. Do wurdent die bpst abgesetzet und z nüte gemacht und inn ir gewalt genommen. Des erstenJohannes der XXIII., der nun haißt Balthasar de Cossis, Gregorius der XII., der nun haißt Angelus de Cowario, und Benedictus der XIII., der da nun haißet Petrus de Luna. Und also ward Balthasar de Cossis [gesantt] von Ratolffzell und ward gefürt gen Gottlieben under Costentz. Und ward im da vorgelesen die bösen artikel und sachen, die er getan hett und uff inn bewißt wurden. Und ward im ain ewiger /S. 58/ kärker ertailt. Und also bevalh im daz concilium und unßer herr der küng hertzog Ludwigen von Payern von Haidelberg, der solt inn halten untz336 an ainen künftigen bpst. Der möcht dann mit im tun, was er wölt. Und also nam inn hertzog Ludwig und fürt inn von Gottlieben z der alten Haidelberg und da dannen ge[n] Manhain, Da belaib er, biß bapst Martinus erwelt ward. Der fürt inn da mit im hin in.(142) An unßers herren fronlichams tag, do hatt gantz pfaffhait, zwen patriarchen, siben und zwaintzig cardinäl, die andern warend blöd, daz sy nit wol mochtend gän, und xxxxix ertzbischoff, wol ccl bischoff, all schüler und pfaffen und all gelert lüt [ain crützgang]. Die cardinäl und bischoff mit wißen infeln, und ging och damit unßer herr der küng und all weltliche fürsten und herren und die küngin, sin eliche fröw, die küngin von Wossen und die von Clewen und die von Wirtenberg. Und ging hinder unßerm herren fronlicham der patriarch Johannes von Constantinopel als ain bpst, och under ainem guldin tch vor im, als davor alles [126] benempt ist. Und gab dem volk den segen und gieng glich umm die statt ze Costentz, als man dann järlich tüth. Diser crützgang stat hie vor gernalt.(143) An Sant Johanns aubend des töffers, der was an ainem sonntag, do ging unßer herr der küng und die zwo künginen und die zwo hertzoginen und vil fürsten und herren frü uß nach der tagmess spatzieren, und hießen inn ain imbiß beraiten in des vorgenannten Ulrich Richentals gt an dem Hard. Daz beschach och, [und schlug man ain kuchi uff vor dem torggel, das man forcht, die torggel verbrunen], und kochot man inn ze imbiß und ze nacht vor des selben Ulrichs torggel, und aussend all herren und fröwen da den imbiß und daz nachtmal in den wisen under den bommen. Und blaib da den selben tag, und richt umm vii sachen, was dann da für inn bracht ward. Und ettlich herren hattend ire pfärd geheft an die jungen born. Daz wolt der küng nit, und mußte nd sy heften an die felwen. Und was gar nach kain felb da, es wär ain pfärd daran gebunden.

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(144,1) An SantJohanns tag des töfers nach der vesper, do fůr die küngin von Costentz und die ander küngin, hertzog Fridrichs fröw, die von Brunswik, und die hertzogin [von] Payem von Clewen. Und ritte nd mit inn vil der burgerinnen ze Costentz, und /S. 59/ volgottend inen nach biß an das Stad. Ettlich fröwen fůrend och mit inn überhin gen Überlingen.(144,2) An Sant Johanns tag des töfers zwo stund nach mitternacht gen dem tag, do fůr unßer herr der küng von Costentz der künginen nach gen Überlingen ze schiff, und empfalh ainem ratt, daz man nieman uss der statt ze Costentz ließ, er hett dann bezalt, [127]und hett ain pulet von ainem burgermaister.(144,3) Am frytag nach Sant Petter und Sant Pauls tag, ain stund vor tag, do kam unsser herr der rörnsch küng wider gen Costentz. An dem selben tag nach ymbis, do kam die küngin ouch widerumb gen Costentz, und zugend baide in das closter gen Pettershusen, dar inne sy ouch belibend.(145,1) An Sant Ulrichs tag im Höwat anno Dni. MCCCCXV347, do ward ain session von allen pfaffen und den gelerten und was unßer herr der küng och da und vil fürsten und weltlich herren in der selben session. Do gab uff bpst Gregorius der XIII. sin bapstůmb uff und tratt sin gentzlich ab, willeklich und luter durch gott und durch ru der cristenhait, durch sin versigelt brieff, durch die sechs cardinäl, die von sinen wegen da waren, und durch die bischoff, die von sinen wegen da waren, und durch den erbornen fürsten herr Karolen von Maletesch, herr z Rümeln, der zegegen und darumb och bott was; und satzt das gentzlich an das hailig concilium und in irn gewalt. Und in der selben session, do wurden die selben vj cardinäl bestät z cardinälen, und ward jeglichem geordnot, das er narung hett. Und ward aber drümäl laudes gelütet wie vor.(145,2) In dem selben concilium ward och declariert und wurdent des gemainlich ze rat, das all pfaffhait, patriarchen, cardinal, ertzbischoff, bischoff, äpt, probst und all gelert lüt, die von des concilium wegen gen Costentz waren komen, daz och die ze Costentz beliben solten, biß das daz concilium ain gantz ende nem, by dem fluch ewiger verdampnuß und by berobung ir pfründen und beneficir.(146,1) In der selben session empfalhen unßer herr der küng under siner mayenstat insigel by sinen künglichen gebotten und by sinen hulden den räten und den burgern ze Costentz, daz selb concilium und die pfaffhait und alle fürsten und herren, ritter und /S. 60/ knecht z beschirmen und in friden ze halten, als verr sy dann verrnöchtind, wann er über ettwe menig wochen selb riten mußt in bottschaft desselben conciliums biß an sin zukunft.(146,2) [128] Davor was dannocht nie kain zerwerffnuß geschehen mit nieman, weder layen mit pfaffen noch pfaffen mit layen, noch sust nieman, dann das es erberklichen gehalten ward mit den gerichten und mit den sätzen, als es dann alles vorgeschriben stat und gemacht was. Und beschach kain brunst, noch kain ander söllich sach, dann daz von tag ze tag alle ding, die man bruchen solt, bas failer wurden. Wann man sin

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gng dahin bracht, das es menklich wonder nam, wie daz sin möcht, dann das es gott allain tett.(147,1) Nun sollen wir daz concilium also laßen beliben, biß ir verstanden, wie nun der Huss und Jeronimus gen Costentz kommen und da verbrennt wurden.(147,2) Als nun das concilium gen Costentz kommen was und als nun die sessiones wurden, do wurdent sy och ze rat, daz sy den ungeloben in Behem demmen wöltend und die kätzery vertilggen. Und lüdent für ir gericht den Hussen und och Jeronimum und bienend die. Die woltend sich nüntz daran keren und woltend och irem bann und gericht nit gehorsam sin. Und do schrib daz concilium künig Wentzelau von Behem, das er so wol tät durch cristan globens willen und die zwen gen Costentz santi, wann doch da jetzo der grund und die ler aller cristenhait wär. Und batend unßern herren den römischen küng, das er darumb sinem brüder och schrib. Das tett och er. Noch dannocht woltend sy nit kommen. Unßer herr der römisch küng santi dann dem selben mai ster Hansen Hussen ain fry, sicher gelait mit sinem briet und insigel, sicher ze sind dar und dannen. Das gelait sant im och unßer herr der kung.(148) Also sant inn küng Wentzlau erlich gen Costentz und rittend mit im, die inn belaiten soltend: herr Watzla [129] von der Tulen und herr Hainrich Lathenbok, mer dann mit xxx pfärden und zwain wägen. Do hett der Huss selb ain wägelin, daruff er und sin caplon saßen, und zugend in der Pfistrinen hus an Sant Pauls gassen /S. 61/ (149) Do sy nun da ain tag oder zwen gerüwet hattend, do nam der Huss und hett in dem hus in der kammer neben der stuben mess. Und komen vil der nachgeburen und hortend by im mess, das des lofens vil ward. Doch hett er do zemal mess als unßer pfaffen. Do nun das vernam unßer herr der bischoff, bischoff Ott, [und was ein geborner marggraf von Röteln], bischoff ze Costentz, do sendet er z im sin vicary, maister Hansen Tenger, und sin official, maister Conraten Helye. Die zwen komen z im und rettend mit im, warumb er mess hett. Nun wißti er doch wol, das er lange zit in des bpstes bann wär und sonder jetzo in des hailgen conciliums. Do antwortt er, er hielte kain bann und wölt messe haben, als dick er sin gnad hett. Do verbot der bischof dem volk, daz sy sin mess nit hortend.(150) Do das der Huss marckjtte] und anders [hort], daz man im z trechen wolt, do fůr er z an dem sonnentag in der vasten Oculi nach siner mess, und nam ain brott und ain fläschlin mit win, und verbarg sich in des Latschenboks wagen, wann die karen nach imbiß woltend ußfaren umb höw und futer in ain dorff, da sy es dann gekoft hettend. Do die ritter ze tisch komen, do fragend sy dem Hussen nach. Do man sin nit finden kond, do luff der Latschenbock z dem burgermaister und klegt dem söllichs. Der hieß an stett die statt beschließen und menglich berait sin ze ross und ze fuß, im nach ze ylen, [wann er doch durch solich rick, die umb Costentz sind, nit wol komen mocht]. Das beschach. Glich in dem, do ward er funden, und ward menglichem wider botten [haym gon].

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(151) Edlich nam imbiß, do es ains schlug, do nam derselb [130] herr Hainrich Latschenbock denselben Hussen uff ain ross und sin caplon mit im, und vil ander Behem, und fůrtend inn uff den obern hof für die pfaltz, für bapstJohannes. Do sprach der Huss, /S. 62/ er sölt inn in kain gefangnuß nit bringen, dann er hett ain sicher glait. Do sprach der Lathenbok: Es ist also angesehen, das ir üwer sachen sollen z bringen oder villicht darumb sterben. Also tratt er bald von dem ross und wolt und[er] das behemisch volk geloffen sin, wann ob achtzehen tusend rnenschen uff dem hof waren, die sin innen waren worden, das man inn dem bapst wolt bringen. Do des bapstes büttel das sahen, die die silbrin steken oder trömel tragen, die erwuschtend inn und fůrtend inn in die pfaltz und beschlussend sy und ließend den caplon hinweg gon. Und do er also da lag, do hett im unser herr der küng gern geholffen. Und maint, es wär im ain große schand, solt sin fry gelait an im gebrochen werden. Do antworten im die gelerten, es könd und möcht in kainen rechten nit sin, daz ain kätzer gelait haben solr. Und do er iren ernst hortt, da ließ er es gt sin. Do ward er z den predigern in ain sonder gemach gelait wol behüt, Und giengen z im all tag die gelertosten in theoloya, und saitend im vor, ob sy inn ab sinem bösen globen bringen möchtind.(152) Darnach uff mentag an dem hailgen tag ze os tran, do kam Jeronimus haimlich mit ainem schüler gen Costentz, und wißt es nieman von manigfaltikait des volks, und schlug ainen brief an: Er wissoti anders nit, dann daz maister Hanns Huss recht geleret und gepredigott hett. Doch so wärind im ettlich artikel z gezogen von findschaft wegen. War sach, das er die hielt, da vor künd er inn nit schirmen. Und als bald er den brieff angeschlagen hett, do lüff er glich hin weg. Do ward [131] ich und ander vil gefragott, war er kommen wär. Da wisst nieman nüntz darumb. Und darnach über sechs tag, da ward man innen, daz er ze herberg gewesen wär by dem Gütjar an Sant Pauls gassen. Und hatt von forchten hinder im ain schwertt gelaßen. Und kam also an den Behemer wald und wolt da rüwen. Und als nun ain yeder gelerter man den andern sucht, also kam er och z dem lüpriester daselbs. Der hett von geschicht all pfaffen geladet. Do kam Jeoronimus och z dem mal. Und in dem mal vieng er an ze reden, wann er vast gespräch waz, wer ze Costentz gewesen wär in dem concilium, das da wol hieß ain schul des tüfels Sathane und ain synagog aller gelerter377 lüt. Und hett brieff by im wol mit /S. 63/ lxx insigeln, daz maister Hanns Huss und er wol bestanden wären, und könd kain gelerter man noch herr nit wider sy reden. Und seit vil übels da von dem concilium, das die pfaffen übel erschraken, und wurdent haimlich ze rät, das sy daz dem herren daselbs saitind. Der antwort, daz sy also baitotind biß morn. Mornendes die hielt der herr mit sinen dienern uff inn und fieng inn und sprach: Maister, ir habt gestern ettwas geredt von dem concilium. Da mß ich ie wissen, ob daz war sy oder nit. Und mßend mit mir gen Costentz.(153) Also bracht er inn gen Costentz an dem xxj. tag nach ostren. Do ward er an stett gelait gen Gottlieben in die vesti in ain sonder gemach. Und rittend und fürend och gelert lüt z im. Die selben maintend, er wär

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vii und vierfalt großer an kunst dann der Huss. Und giengen die gelerten als dik z inen baiden, daz sy ye baide sprachen, sy wöltind von irem bösen globen laßen und wöltind och daz widerpredigen, was sy gelert hettind. Des was menglich fro und lut man aber laudes.(154) Darnach ward ain sessio. Da ward inn ertailt, das man sy hie uss in Swabenlanden halten solt, in welhern [132] kloster oder an welher statt sy woltend, und das ir jeglicher selb sechßt gng haben sölt, doch daz sy niemer mer gen Behem sölte kommen, und daz sy och mit ir aigen hand und irem aigen insigel gen Behem schriben soltind, daz sy falsch und och unrecht gepredigot hetten, und es hinfür nieman nit halten sölt, Das alles woltend sy gern gehalten haben und daby beliben, dann allain umb das schriben gen Behem. Daz woltend sy ye nit tun, und weltend die demütikait nit uff nemen und sprachen: Daz laster wöllen wir je uns selbs nit uff legen, wann wir nemen mit worten mengen uß dem himelrich, den wir darin bracht haben mit unßer ler, als man das alles in der latin findet.(155,1) Nun heb ich daz concilium wider an, wie es den zwayen ergieng und was darnach von tag ze tag geschach; wie unßer herr der küng hinweg rait [gen Hyspania und] z andern küngen und herren [in dem land], und wie er widerumm kam./S. 64/(155,2) Uf samßtag nach Sant lrichs tag an dem achtenden tag im Höwat, anno Dni. MCCCCXV, und do ward aber ain sessiorr. Und was unßer herr der küng och daby, och hertzog Ludwig von Payern von Haidelberg und ander vil weltlicher fürsten und herren. Und beschach die session an der sechsten stund nach mitternacht. Do ward besendet maister Hanns Huss von Behem, der ketzer. Und predigott da vor im der hochwirdig götlich mai ster Johannes Thacheri, der obrosten schul ze Paris in göttlicher kunst regierer, von siner bösen kätzery. Und ward mit hailger göttlicher ler uss der hailgen geschrift überwunden, daz sin artikel, die er gepredigott und gelert hett, ain recht i falschi kätzery was.(156,1) Und gabend ain recht urtail uber inn. Des ersten, als er ain priester gewihet was, daz man inn degradieren [133] solt und im sin wihe ab nen. Do stünd z [im] herr Niclaus, der groß mai ster und ertzbischoff z Mailand, zwen cardinäl und zwen bischoff und zwen wichbischoff, und leitend inn an als ain priester und zugend inn wider ab, als mit gebett, und wuschen im sin karacteres ab. Do macht er ain gespött daruß. Do nun daz verging, do gaben sy ain urtail über inn also, daz er wär ain katzer, und ainr der gestraft solt werden umb sin boßhait. Und empfalhen inn dem weltlichen rechten. Und batend unßern herren den küng und das weltlich recht, daz man inn nit tötet, und inn sust behielt. Do sprach der kung z hertzog Ludwigen: Sid ich der bin, der daz weltlich schwertt inn haltet: Lieber öham hertzog Ludwig, unßer und des hailgen römschen richs kurfürst und unßer ertztruchsäß, so nement inn und tu nd im als ainem kätzer an unßer statt. Do rft hertzog Ludwig der von Costentz vogt, der von des richs wegen vogt waz, daz was Hanns Hagen, der och zegegen waz und sprach: Vogt, nun nim den von unßer baider urtail

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wegen und verbrenn inn als ain kätzer. Der hieß die rätzknecht und den henker, daz sy inn uß fůrtind z verbrennen und im aber kain sin häß, gürtel, gewand, sekel, messer, pfenning, hosen, noch schiich nit nemen, noch abzugend. Daz beschach och. Und hatt doch zwen gt schwartz rök an von gtem tch und ain gürtel, der was enklain beschlagen und zway bymesser in ainr schaid und ain lidrin sekel, da mocht wol ettwas inne sin. Und hat ain wiß infel uff sinem hopt [mit bappir gemacht], /S. 65/ als dann hernach gernälet statt, da stunden an [gemaultt] zwen tüfel und ye enmitten geschriben: Heresiarcha, daz ist so vil geredt als ain ertzbischof aller kätzer Und fůrtend inn die von Costentz uß mer dann mit tusend gewapoten mannen, und die fürsten und herren och gewapot. Und fůrtend inn hertzog Ludwigs diener zwen, ainr z der rechten siten, der ander zu der linggen. Und waz nit [134] gebunden, dann sy sust neben im giengen und ruftend mir Ulrichen z in. Und gien gen vor und hinder im des rats kriecht. Und fůrtend inn zu Geltinger tor ußhin. Und von großem trang, das da was, do muß man inn füren den Brül umbhin umb Richmans Widen huß. Und wurden der gewapoten mer dann iij tusend on ungewapot und on fröwen. Und muß man die lüt uff der brugg an Geltinger tor halten, daz ye ain schar hinüber kam. Und vorcht man die brugg bräch. Und fůrt man inn uff das klain inder usserfeld enmitten. Und an dem ußhin füren bettot er nit anders dann: Jhesu Christe, fili dei vivi, miserere mei. Und do er kam z dem usser veld und er ersach das für, holtz und stro, do viel er drümäl uff sin knie und sprach mit luter stimm: Jhesu Christe, fili dei vivi, qui passus es pro nobis, miserere mei. Darnach fragt man inn, ob er bichten wolt, Do sprach er: Gern, wann daz es hie z eng ist. Da er nun kam in den ring, do machot man ain witen ring. Do fragt ich inn, ob er bichten wölt. Da wär ain priester, der hieß herr Ulrich Schorand, der hett do des concilium und des bistümbs gewalt. Do rft ich dem selben herr Ulrichen. Der kam z im und sprach z im: Lieber herr und maister, wöllen ir abtretten dem ungeloben und der kätzry, darumb ir liden mußend, so wil ich üch gern bicht hörn. Wöllen ir aber daz nit tun, so wissend ir selbs wol, das in gaistlichem rechten stat, daz man kainem kätzer enkain göttlich sach tun noch geben sol. Do sprach der Huss: Es ist nit not, ich bin kain tod sünder nit. Darnach do wolt er haben angefangen predigen in tütsch. Daz wolt hertzog Ludwig nit und hieß inn verbrennen. Do nam der henker und band inn mit häß und mit allem an ain uffrecht brett. Und stallt im ain schernel under sin füß, und leit holtz und stro umb inn und schutt ain wenig bech darin und zündet es an. Do gehůb er sich mit schryen vast übel und was bald verbrunnen,/S. 66/(156,2) [135] Und do er aller dingverbrunnen was, dannocht was die infel in dem für gantz. Do zerstieß sy der henker. Und do verbran sy och und ward der böst schmachk, den man schmeken möcht; wann der cardinal Pangracius hett ain rossmul, daz starb an der statt von elti, daz ward davor da hin gegraben. Und von der hitz tett sich daz ertrich uff, daz der

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schmak heruß kam. Darnach fürt man [die] äschen gentzlichen, was da lag, in den Rin.(157) [140] Uff sontag an dem nünden tag des monatz Höwat, do begieng man ain großen crützgang mit allen cardinäln, der [was] nünzehen. Die andern beliben in dem münster, wonn sy von blödikait nit gon mochten, nünzehen ertzbischoff, lxxvij rechter bischoff, zwen patriarchen, all in wisen inflen, äbt und pröbst, prelaten, all gelert lüt, all pfaffen und örden ze Costentz. Und ging hinden nach der patriarch Johannes von Anthiochia, und trg man ain guldin tch vor, und hett vast ain kostlich infel uff und kain tch ob im. Und gab dem volk den segen, als davor geschriben stat. Und ging damit unßer herr der küng, die küngin und all fürsten und fürstinen, all herren, grafen, ritter und kriecht. Und gingen uss dem münster an den obern markt, von dem obern markt [die Sül abhin und] Mordergassen anhin z den augustinern, von den augustinern Nüwengassen hin umb gen Sant Paul, wider herumb z den barfußen inhin, von den barfußen gen Sant Steffan, und von Sant Steffan wider in daz münster, umb das der allmächtig gott die cristanhait und den cristan globen beschirmti und inn sin gnad santi. Und darnach, do ging menglich haim.(158) Uff zinstag vor mittem Höwat, do hett die küngin ainen tantz den frowen. Und mornends an der mittwochen, do fůr sy und die küngin von Wossen enweg von Costentz mit irem hoffmaister, und genadet den fröwen und fůr ze schiff gen Schäffhusen und Rin abhin./S. 67/(159) Uff dem fritag fru vor Sant Marien Magdalenen tag, do fůr unßer herr der küng von Costentz und kam des selben tags gen Schauffhusen ze schif, und zach man im die pfärd ze land nach. Und ze Schäffhusen sass er uff und rait in daz küngrich Frankrich und in daz küngrich Arogoni, z Castel und wider herumb gen Engelland [von irs kriegs wegen, so sy hatten mit dem küng von Franckrich].(160) [141] Darnach uff sontag an Sant Marien Magdalenen aubend anno Dni. MCCCCXV, do hatt aber das concilium ain großen crützgang von dem münster tz Sant Pl und gingen herwiderumb z den barfußen durch die kirchen und gen Sant Steffan, och durch die kirchen und wider in daz münster, umb das gott den küng behüti und im gt gelük züschib und das es im wol gieng, und frölichen herrwider kern von den küngen und von bapst Benedicto, der genempt ward Petrus de Luna. Und gingen damit zwent patriarchen, nünzehen cardinäl und alle pfaffhait, als da vor genempt ist. Und sy maintend, sy wöltind all sonntag ain söllichen crützgang haben, wahin sy dann ze rat wurden, als lang biß unßer herr der küng wider her kern. Und wer also damit ging, der hatt großen aplas.(161) Uff sonntag vor des hailgen crütz tag im herbst, do hattend sy ain groß session mit allen gaistlichen lüten und gelerten herren und gantzem concilium. Und was och in der session hertzag Ludwig von Payern von Haidelberg, dem dann unßer herr der küng das concilium bevolhen hett. Und lut man nach der metti ainest, z dem tag fru vor der tagmess das

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ander, und nach der tagmess zesammen. Und sungen ain loplich ampt von der hailgen drivaltikait. Nach der mess ward besantJeronimus der katzer. Und predigott ain maister göttlicher kunst uss Engelland. Nach der predi [beJwißtend die maister /S. 68/ göttlicher geschrift, daz er [und der Huß] falschlig gebredigott und gelert hett. Und wolt och nit davon laßen noch gen Behem schriben. Und ward och ver[ur]tailt als ain kätzer und ward och geben hertzog Ludwigen von Payer. Der hieß inn ußhin füren und verbrennen. Und fůr[t] man inn uß, glich wie den Hussen, dann daz nit als vil gewapotz volk damit ging,wann die Behem, die layen der mertail, [142] die ze Costentz waren gesin, die ritte nd mit unßerm herrn dem küng, die andern waren haim geritten. Und als man inn ußhin fůrt, do bettott er den Credo, und wenn der uß was, so vieng er an ze singen die letany und dann aber den Credo. Und ward och verbrent an der statt, da der Huss verbrennet ward, und hortt man im och kain bicht, glich wie dem Hussen. Und lebt in dem für vast lenger dann der Huss und schrayg vast grülich, dann er was ain va[i]ßter, starker man mit ainem schwartzen diken und großen bart. Und do er verbrennet ward, do ward och die äsch und alles, so da waz, in den Rin gefürt. Und waintend vil gelerter lüt, das er verderben mst, wann er vast gelerter was dann der Huss. Er was worden maister in artibus z Präg, in der statt ze Lundus in Engeland, z Köln und z Erdfurt. Acta sunt haec anno MCCCCXV.(162) [144] Also bestnd do das concilium in gtem frid und ward aber da zwischen kain unfrid, und hattend die frömden so vil schirms und frids, das [sy]wandlotend durch spatzierens willen by ainr mil wegs umb Costentz, in die stett und durch die wäld und wahin sy woltend. Und besonder in daz Aichorn gien gen sy täglichs in spatzieren. Und in dem holtz vand man wirt, die allerlay win schanktend, wie man den haben wolt. Und fand man darinn fail gebrätne hünr und was man begerott, und darzü erber fröwen, die tz denen sachen gehortend. Und das die gaistlichen herren spatzieren gingen, in welhen garten sy wolten, daz wart inn nieman. Sy tettend och kainen schaden. Also vertribend die herren ir wil./S. 69/(163) Darnach uff mittwochen nach des hailgen crütz tag im herbst, do kam bottschaft von unßerm herren dem küng. Die sait, wie daz er getruwte, die sach, darumb er dann ußgetitten waz, z gtem end kommen wölt. Doch so vil inn allwegen groß kumber und betrüptnuß an von bapst Benedicto, wann er ain großer gefründoter herr wär. Doch wölten die fürsten des lands wider daz concilium nit tun. Und ward aber laudes gelüt zu der sibenden stund und z mittag und ze aubend.(164) Do man zalt von gotz geburt MCCCCXV uff dornstag vor Sant Gallen tag ze mittag, do starb der hochwirdig herr Landolffus, der cardinal Barrensis, der von künglichem geschlächte geboren waz, von dem küngrich von Cecili dem obern, daz ist Napoltz. Und starb in dem hof by dem crützgang, als man gat usser dem crützgang gen den predigern, den do inne hett herr Conrat von Münchwil. Dar inn stat Sant Katrinen

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capell. Und trg man inn also tod z den predigern in daz doster. Und lag da [145] unvergraben biß an dritten tag. An dem dritten tag vergrub man inn in dem kor an der linggen siten, in ain aichen beschlützten trog, und tett man vil bisem darin für den bösen schmak. Und do lütet man im mit allen [gloggen], mer dann aim korherren. Und lag also, daz man im kain opfer hett. Also am fritag nach aller hailgen tag beging man im sin opfer. Daz was also: Tzm ersten hett man gemacht z baiden absiten tromen. Uff den tromen da kertzen uff stunden hoch enbor und brunnen da vier und drissig brinnender kertzen; dero ward lxviij kertzen, der jegliche wag iiij lib. wachs.(165) Och hett man in der kirchen gemacht vornan by dem kor by dem altar by dem fletz ain hütten mit holtz nit bewandet. Daz stund uff vier sülen. Und hett ain tach, daz was in vier ort gemacht. Und als zwen knopff daruff solten stan. Uff dem tach da stunden großer kertzen xij brinnend. Und waz daz tach uff recht, und stunden uff dem tach klain brinnend kertzen, der jegliche wol ainen fierling wachs hett. Und der was mer dann iiij hundert, je aine von der andern gestekt, als zwen finger brait sind. Und daz hus was glich an ze sehen, als so ain hültzin huß in all macht brinnet. Und was [das] hus by zwaintzig schüch wyt und xiiij brait und under dem hus lag die bar. Daz was ain groß michel bett, das was bedekt mit iiij guldinen kostlich tuchen. Und stunden z den /S. 70/ hopten zwo groß kertzen, und z den füßen zwo, die och brunnen. Und umb daz hus ze ring umm saßen sin diener, die im dann z gehortend, der waren xxxxv, die all mit swartzem klaid beklaidet waren mit nüwem swartzem tch umb wunden als lang mentel, da kappen an sind. Und was das tch dannoch nit geschroten, noch genäget, sy hettend es suss also umm sich gewunden. Und hattend jeclich xij eln und kostott ain eln ain guldin. Und gingen inn die mentel wyt umb sich und zugend die an der erden wol ains schüchs lang nach, nach dem und er dann lang was. [146] Und hatt jeglicher ain brinnend kertzen in der hand, die halb pfündig was. Und in dem kor uff sinem grab lag och ain guldin tch und brinnend och iiij groß kertzen daby [zwo z den hopten und zwo z den füssen] und hatt ain cardinäl die selben, und dientend im zwen cardinäl: der ain sang die epistel, der ander das ewangelium. Und nach der mess waren siben cardinäl, angelait als priester on den messsachel, da jeglicher ain collect las. By dem opfer waren zwen patriarchen, all cardinäl und alle pfaffhait und gelert lüt, all fürsten und herren, der burgermaister und der gantz rätt, die da all ze opfer gingen. Und von der lich gab man jeglichem [ain kertzen], er wär herr oder knecht, frowen oder man, wer sy nemen wolt, daran ain halb vierling wachs was, die mochtends och mit inn haim tragen. Und ich lrich Richental fragt sin ußgeber und innemer, was daz opfer und begrept möchte kosten. Die sprachen, daz es mit allen dingen ob xiij hundert tuggaten gestünd. Und /S. 71/ darnach über xiiij tag, do grub man den selben cardinal wider Uß und fůrt man inn in sins vatters land, in daz küngrich gen Napoltz.

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(166) In dem jar [an mitwochen vor Sant Nielaus tag, do]ward burgermaister erwelt Conrat Mangolt, und [gieng erst an] an der hailgen dry küng tag an anno Dni. MCCCCXVI.(178) An dem hailgen tag ze wihenächten nach im[bis] anno Dni. MCCCCXVI, do starb der hochwirdig cardinal Bandellus de Balbine, von bapst Gregorien obedientz, der nun haißt Angelus de Cowario, und starb in Peter Rikenbachs hus z dem Beren uff den Blatten, und [trug] man inn z den augustinern und vergrub man inn nit mit großer kost. Da lit er noch und hett man im kain opfer, dann er was nit vast rich.(167) [147] In der zit, als unßer herr der küng hinweggeritten was, da zwüschen ward nit nüws, dann daz sy den crützgang all sontag tattend umm daz münster, und daz sy all tag mess hattend z dem tumb. Und all tag in der mess stünd uff ain gelerter man göttlicher kunst und predigott. Und gaistlich, och weltlich herren, rittend uß und inn, doch mit erlobung. Och wurdent von den fürsten, ritter und knechten vil gestäch umm ring, und darnach den fröwen ainen tantz. Und soll ich schön leben zergieng allweg mit lieby und früntschaft. Und och da zwüschen geschach groß gotzdienst von gaistlichen herren mit großem almüsen und andern. Och buwtend die von Costentz stäteklichen, nit umb irs nutzes willen, [sundern] daz die armen lon gewunnen. Und gab man ann ain tag xviij d. Und komend vil priester und gelert lut, die werchotend, es wär im graben, am murwerch oder in wingarten. Daz tettend die von Costentz darumb, daz nit bößers von inn ufferstünd./S. 72/(168) Och wurden von sölichem großen volk nit villüt getödet, dann da man recht gewar schuld fand.(169) Uff sontag nach dem hailgen tag ze wihenächten anno Dni. MCCCCXVI, daz was an Sant Thomas tag von Kant[z]elberg, do begiengen die Engelschen all, die ze Costentz waren, Sant Thomas tag gar loblich z dem thmb ze Costentz mit loblichem gesang, mit großer gezierd, mit allem hailtumb ze Costentz, und mit großen brinnenden kertzen. Und z aller zit, als z metti, prim, tertz, sext, non, vesper und complet, rittend die prusuner umb in der statt, und hatte nd des künges wapen an den prusunen, und prusonotend alle zit.(170) Und uff den selben sontag z aubend, do kam mär und bottschaft von unßerm herr dem römischen küng, wie daz der küng von Aragoni, der küng von Castel, der küng von Naver, der küng von Payorik, der [148] gräff von Fussi und all ander fürsten und herren, die da hieltend den bpst Benedictum, Petrum de Luna, gantz wärind abgetretten von sinr obedientz und hinfür nüntz von im halten noch gehorsam sin. Und ward in der selben nacht fünf mäl laudes gelüt mit allen gloggen. Mornends an dem mentag frü, do hieß hertz[og] Ludwig von Payern von Haidelberg durch die statt ze Costentz rffen, daz menglich firen solte biß ze mittag. Und halt alle pfaffhait ain loblich gesungen mess von der hailgen drivaltikait. Und warent by der mess all fürsten und weltlich herren. Und lut man aber laudes z drin malen. Darnach hettend sy ain crützgang umb

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daz münster mit allem hailtumb. Und die willut man all gloggen. Und waren da nün prusuner, die stäteklich prusunotend. Und giengen da mit der thümherren ze Costentz kertzen und aller zünft kertzen. Und nach dem imbiß lut man aber drümallaudes.(171) An dem xxviij. tag des monotz Jener, do kam die bottschaft, die mit unßerm herren dem kung hinweg warent geritten, und brachtend erst recht brief von den obge- nannten küngen, die vor genempt sind, daz sy gantz abgetretten wären von Petro de Luna [und dar z von dem küng und gantzem land in Hybernia und Schottenland und von allen fürsten und herren der selben länder], daz sy füro nit mer von im halten wöltind, und wöltind den bapst halten, den daz concilium erwalti. Und ward laudes aber gelüt.(172) Und mornends an dem dornstag anno Dni. MCCCCXVI, da ward ain gantzi sessio, und wurden die brief verlesen, die die küng und landsherren gesendet hattend. Und do die verlesen wurden, do ward gentzlich und luter ertailt, daz nun hinnahin kain gaistlicher noch weltlicher prelat, noch herr nit mer gehorsam sin solt bapst Benedicto by dem fluch ewiger verdampnuß und by berobung aller pfründen, wer da wider tati, /S. 73/ (173,1) [149] Uff den fritag gebot daz hailig concilium und ließ rfen in der statt umb, daz menklich morn firen solt, biß der crützgang beschäch, umb daz gott sin gnad santi, daz ainhellikait wurd. Und lut man aber laudes ze mittag, ze vesper und z äbend.(173,2) An dem samßtag, daz was an unßer fröwen aubend z der liechtmess in der sibenden stund, do lütet man aber laudes mit allen gloggen. Und hattend ainen crützgang von dem münster biß z den augustinern und ging damit alle pfaffhait ze Costentz und all fursten und herren, gaistlich und weltlich, glich wie da vor geschriben und gemäh ist.(174,1) Uff den xiij. tag des monatz February, daz was uff dorns tag vor Valentini anno Dni. MCCCCXVI in der selben session, do laitend für der durchlüchtig fürst küng Laudislaus von Boland, hertzog Allexander, genant Wirolt, großer hertzog in Littow, hertzog Semonitus von Masophye, hertzogJohanns und hertzog Wenzelaus von der Masophie, und die herren von Plaw mit ir gewissen bottschaft und durch ir brief die klag und zůsprüch, so sy hattend von den tütschen herren von Prüßen. Des verantword sich die selben herren von Prüßen, als ver sy sich vermochtend. Doch ward daz uff geschlagen biß an unßers herren des küngs zkunft,(174,2) An dem andern tag im Mertzen, das was uff mentag nach Esto michi, do hattend [sy] aber ain session; und kommen brief von küng CeciIie base, das ist Arogoni, dem concilio. Die wurden da verlesen. Der selbig kung trost in sinen briefen daz concilium vast und maint, er wölt kurtz[lich] den bapst Benedictum darz halten und bringen, daz er abtretten müßt. Und ward aber laudes gelüt ze mittag, ze vesper und ze aubend.

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(174,3) [150] Des tags hett hertzog Ludwig von Payern von Haidelberg ain groß gestäch mit unßern burgern, und stachen den mentag und den zinstag. Und stachend dry hertzogen und sechs grafen und vil ritter und knecht by xxxviij helmen. Und hattend den fröwen ain groß mäl,(175) Uff den sechßten tag im Mertzen, das was uff fritag vor der mann faßnacht, da gebot man aber ze firen, biß daz crütz in käm. Und hatten die herren ainen großen crützgang und gieng[end] die patriarchen, all cardinäl, er[tz]bischoff und bischoff und alle pfaffhait, och all gelert lüt mit allen fursten und herren. Und gien gen von dem münster biß z den augustinern und herwiderumb durch barfüßer und Sant Steffans /S. 74/ kilchen wider in das münster, umm das der allmächtig gott ainhellikait der cristenhait furdroti und dem küng von Arogoni und Castell, von Baiorick, von Nanerr, von Schotten, von Granat und ander fursten in dem land beliben in gtem willen und nit abgewißt wurdint.(176) Davor an dem dorns tag vor unßer fröwen tag vor der liechtmiss, do ward aber ain session. Da brachten für die Samaritani, daz sind haiden, durch ir erber bottschaft und brief, und batend das concilium, daz man inn sendet zwen bischoff und ettwevil ander gelert lüt, die sy underwißtind cristan globen, dann der mertail under inn wär, die genaigt wärind uff den cristan globen. Do nun die bottschaft verhört ward, do erbot sich der cardinal, der da haißt Johannes tituli Sancti Sixti cardinalis Ragusini, der von bpst Gregorien da was, das er gern und luterlich durch gottes willen varen wölt, ob er kain verloren schäflin unßerm herrgott wider bringen möcht. Der ward inn och geben und zwen wichbischoff und dry doctores von den bettelörden, die sy soltend cristan globen leren, und die fůren mi[t] inn hin.(177) [151] An dem samßtag vor mittem tag, do man singt daz ampt Sicientes venite ad aquas, do wihet der patriarch Johannes de Anthiochia in Sant Steffans kirchen die pfaffen, und warent da zegegen der mertail cardinäl, ertzbischoff und bischoff und ander gaistlich und weltlich prelaten und vil volks. Nach der wihi ging er heruß für des lüpriesters allrar und gab da dem volk den segen. Nota.(179,2) Uff mentag vor ingendem Abrellen in der vasten, als man dann gewonlich prim lütet, do rait der hochwirdig fürst hertzog Fridrich von Österrich one alles urlob und erlobung von der statt ze Costentz über den aid, so er gesworen hett. Und maint, er /S. 75/ möcht nit mer ze Costentz beliben von der benn wegen, so dann bischoff Jörg von Liechtenstainer, bischoff z Trient, uber inn erlangt hett von dem concilium. Und kam des tags dannocht gen Veltkirch, aber haimlich. Und darnach an die Etsch, und nit mer dann mit zwayen knechten. Und bot mir sin hand vor minem hus; ich wisset aber nit, daz er hinweg wolt.(180) Darnach an dem balmaubent kam frü klag von junckherr Jörgen von End fryer herr, wie das sin diener und die sinen hettind uff gehept ain schiff mit korn und anderm plunder, daz darinn was. Und was in dem schiff der von Veltkirch gt, der von Constentz gt und ander lten. Und wär daz uff sin vesti Grimenstain gefürt. Darzü hettind och sin diener und

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die er da uffließ, vormals gejegt bischoff und prelaten und ander herren, die z dem concilium uff und nider fürend, und och ettlichem daz sin entwert. Und do zernäl was der von End in der statt Costentz, do sollich clag kam. Do griffend die von Costentz z im und fiengen inn, und entran sin kriecht Jörg gewapnot. [152] Und kam uff den see und wolt uffhin gen Grimmenstain sin gefaren. Do santend im die von Costentz ir soldner nach. Die erwuschtend inn uff dem see in dem schiff und namen inn uss dem schiff und ließen inn inen empfallen in den see, als ob sy es nit gern hettind getan, mit allem harnasch, daz inn doch bevolhen was und ertranktend inn da. Also lag er in dem wasser tod biß an den fünften tag. Und sin elich wib erwarb, daz man inn sölt suchen. Also vergrub man inn gen Sant Johann. Darnach do wolt man über junckherr Jörgen gericht haben als über ain röber. Do koment sin fründ und vertädin- gotten daz, das man sin vesti one gnad nem, und das er vertrösten solt ain urfech, daz er wider das rich noch des richs stett hinfür niemer tun solt, Und also lag er gefangen, biß das es alles mit trostung und briefen versichert ward.(181) An dem balmtag hett daz concilium ain großen crützgang gen Sant Steffan, glich als crützgeng, wie vor geschriben ist. Und wichte nd da die balmen [und schussen die uff /S. 76/ dem obern hoff, als man die järlich und gewonlich schüsset]; und gien gen widerumm in daz münster und hattend da ain loblich gesungen mess.(182,1) Uff den großen dornstag, do hattend die cardinäl und vil ertzbischoff und bischoff daz ampt z dem münster vast dernüteklich und still.(182,2) Do fůrt der patriarch Johannes die sünder in z Sant Steffan. Und was der sunder als vil, das es die frömden wonder nam. Darnach wicht er die hailkait. Und nach dem allem gab er dem volk den segen.(182,3) An dem stillen fritag [do hatten die cardinäll] und was von Lamparten was und vil ertzbischoff und rechter bischoff daz ampt z dem münster gar demüteklichen. Do hatt der patriarchJohannes von Anthiochia das ampt z Sant Steffan [153] und warent daby all Engelschen und vil ertzbischoff und bischoff. Und als man unßern herren zu grab trait, do fůrtend den selben patriarchen Conrat Ma[n]golt der burgermaister und johannes von Swartzach. Und nach dem do gab er och dem volk den segen.(184) Uff den hailgen aubent, do hattend die cardinäl und die da vor genempt sind, daz ampt z dem thmb und wichtend da die osterkertzen und das für. Do hett der vorgenant patriarch daz ampt z Sant Steffan und wiht och daz für und kertzen. Und wicht och da die pfaffen. Und nach dem allem gab er dem volk den segen.(183) An dem selben tag uff den hailgen aubent, do ducht die von Costentz, daz des von End fründ sümig wöltind sin, und wolt man aber z [im] gericht haben. Und fůrt man inn gebunden uss dem turn für die rauttstuben mit wolgewapoten mannen. Und also kamen sin fründ und gabend den von Costentz die vesti Grimenstain in. Und also an dem

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zinstag in der osterwochen, do fürend die von Costentz gen Grimmenstain und fůrtend alles das uss der vesti, daz darinn was: win, brott, flaisch, korn und züg. Und fůrtend daz in daz dorff herab. Und gab das dem von End wider, und brantend die vesti. Und darnach und sy erkaltet, do fůrend sy dar wol mit fünf hundert mannen und brachend die muren ab. Daz mochtend sy kum in dry wochen tun, umb daz die muren als gt waren,(185) Uff den hailgen tag ze ostern hattend aber die herren das ampt z dem thůmb, und gingen mit crütz gen Sant Steffan mit aller pfaffhait, wie vor benempt ist. Do hett der patriarch das ampt z Sant Steffan. Und in langer zit ward [154] kain sessio und rüwotend also still, daz nüntz nüwst uffstünd. Und ward och kain unwill nit under inn und leptend all mit ain andern tugentlich, das menglich wonder darab nam, das so vil /S. 77/ volks da was, so von frömden landen kommen was, sich da als tugentlichen hielt, in der metzgi, an dem fischmarkt und andern märkten.(186,1) An dem achtenden tag im Mayen, der was an ainem fritag, do hatt daz gantz concilium ain groß opfer in dem münster dem durchlüchtigosten fürsten küng Vernandus von Cecilie base von Arogoni säligen. Und hatt man enmitten uff dem fletz ain behusung gemacht uff vier sülen, glich wie vor geschriben ist von dem cardinal z den predigern. Und was daz tach oben allenthalb mit brinnenden kertzen bestekt. Und [er] der behusung lag die bar, ain bett mit iiij guldin tchern. Und warend in dem münster zwüschen den staininen sülen uff gestekket an ieglicher siten xxxvj grösßer brinnender kertzen. Der was lxxij, die zwüschen den sülen stunden, der iegliche wag iij lib. wachs on die kertzen uff dem huß, der da was on tzal. Und lut man im schon mit allen gloggen. Und hatt mess der patriarch Anthiocenus und warend daby all cardinäl, ertzbischoff, bischoff, äpt, bröpst, alle pfaffhait und gelert lüt, och all weltlich fürsten und herren.(186,2) Desselben tags, do begiengen der ertzbischoff und bischoff und alle pfaffhait uß dem küngrich von Poland ain groß fest mit ainr gesungen mess z den barfußen. Und sang der ertzbischoff mess, und dientend im ij bischoff. Und staktend uff z dem thmb xiiij großer brinnender kertzen. Die brunnen die viij tag uff der kantzel z dem thmb uß, und lud derselb ertzbischoff all ander bischoff und pfaffen usser dem küngrich Boland ze imbiß und suss ander fürsten, gaistlich und weltlich. [155] Dazwischen da ward jeronimus verbrennt in der mäß, als vor geschriben stät.(187) An unßers herren fronlichnams aubent ware nt all naciones by ain andern. Und kam für die bottschaft, die gesendet was z den haiden, und klegtend die von den tütschen herren, den brüdern von Prüßen, wie daz sy sy gesumpt hettind, und dawider wärind, das sy nit cristan wurdint. Daz verantwurtend aber die tütschen herren von Prüßen, sy hettind sy vormals mit dem swert bezwungen und söltind gehören z dem ertzbistumb z Rig in Nifenland, daz inen zügehorti. Und wöltind sy cristan werden, so /S. 78/ söltind sy sy ze cristan machen und ir ertzbistum. Do ward in gemainem concilium den selben tütschen herren

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verbotten und gebotten by gehorsammi desselben conciliums, daz sy sy in kain weg nit söltind sumen und och nüntz mit inn ze schaffend haben, und daz die selben Samaritan nun hinnahin zugehören söltind dem hailgen römischen rich, und in weltlichen sachen gehorsam sin dem römischen küng, und in gaistlichen sachen iren bischoffen und lüpriester. Und also wurden die botten wider hin in gesant mit vollem gwalt.(188) Uff unßers herren fronlichnams tag, do man zalt MCCCCXVI, do gieng daz hailig concilium umm die statt. Und ging damit alle pfaffhait und örden ze Costentz. Und gingen damit xviiij cardinäl, zwen patriarchen, xxvj ertzbischoff, lxxvij rechter bischoff und xx äpt, all mit iren inflen, und iiij bischoff one inflen, all auditores, all gelert lüt und alle pfaffhait. Und trg ir ieglicher besonder ain brinnend kertzen in sinr hand. Und welher under den großen herren müd ward, der gab die kertzen sinem diener nebend oder hinder im, der trg sy dann. Der kertzen warend ob cclxx, als ich zellen mocht, der iegliche by ainem halben lib. wag [156]. Und begiengend den crützgang, als man inn järlichen begat. Und giengend och da mit all weltlich fürsten und herren und so vil volkes, daz menglich wonder nam, wa man nem, daz man sy spiser. Und werot der crützgang zwo stund.(189) An Sant Johanns tag des töfers, do man zalt MCCCCXVI, do hießend die wechßler von Florentz nach imbiß durch die statt fünf prusuner prusunen. Den hettend sy angehenkt der statt [von Florentz] baner, ainen roten gilgen in aim wißen feld. Und ging inn ain kriecht nach, der růft, daz all F[l]orentzer woltind begen hinacht und morn Sant Johanns fest z Sant Johann. Und giengen inn nach dry pfifer. Daz tatend sy ze mittag, ze vesper und ze complet und mornen ze metti und z aller zit. Und was daz also: Sy hattend SantJohanns kilchen umbhenket mit kostlichen tuchen, als sy dann die haben mochtend, und die kilchen allenthalben mit mayen und tannriß umb steket. Und och uff dem kilchoff. Und hangotend die mayen und daz tannriß voll oflaten, Und hattend in dem chor uff gehenkt ain schilt, ir wapen, ain roten gilgen in ainem wißen feld und in der kilchen och ain sollichen und im chor uff der kantzel und allenthalben brun/S. 79/nend schön groß kertzen. Und mornends frü an Sant Johanns tag samnotend sy sich all z den barfußen und beströwtend die gassen von barfußen biß gen Sant Johann mit frischem graß, und bestaktend die sträßen baidenthalb mit mayen. Und hießend aber iij mäl durch die statt prusunen. Und z dem dritten mal, do giengen all bischoff und gelert lüt uss Ytalia von den barfußen mit den prusunern und och pfifern uff dem gras biß gen SantJohann. Und ging mit inn hertzog Ludwig von Payern und all weltlich fürsten. Und trug ain ieglicher in sinr hand ain brinnend kertz, die ij lib. wag. Und welher herr sin kertzen nit tragen wolt, der gab sy sinem knechjt] vor im ze tragen. Und [157] der kertzen waren fünf hundert und xl, als ich sy zalt, one die, so z Sant Johans brunnend. Und hett mess der obrost cardinal Ostiensis. Nach der mess gab der selb cardinal den segen in der kilchen z Sant Johanns.(190) [161] Uff dons tag nach Sant johanns tag, das was an dem achtenden tag unßers herren fronlichnams tag, do hatt daz gantz

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concilium ain sonderbaren crützgang mit unßers herren fronlichnam. Und giengen usser dem münster gen Peterßhusen. Und giengen die zwen patriarchen und alle, die so vorbenempt sind, mit allen zunft kertzen. Und giengen vast demütenklichen mit kainen pfifern noch prusunern.(191) Uff mittwochen nach Petri et Pauli ward ain congregacion z den barfußen. Dahin ward besant herr Hainrich Lactschenbok, der ritter uss Behem. Und maint man, er wär och mit des Hussen globen begriffen. Der schwur vor offem concilium, daz es nit war wär und sin geloben nie gehaben hett. Und nam in den aid, das der Huss und Jeronimus mit rechtem urtail ver[ur]ta[i]lt wären. Und hieß man von stund ain brief schriben gen Behem, wie die zwen kätzer ver[ur]tailt wärind worden. Die brief nam da /S. 80/ der Lactschenbock, die solt er füren, da die zwen gepredigot hettind. Und [ich] waiß nit, ob er daz tett oder nit, ich waiß aber wol, daz er dar ze Grätz starb, do ich in Behemer land was, in des Hussen globen.(192) An dem vierden tag in dem ersten herbstmonat, do was ain session und bracht für herr Michel de Causis, dem da empfolhen was wider die Hussen ze procedieren, wie er die von gebottes wegen des hailgen concilium gelat hett, ccccxxiiij namhafter edler gesessner lüt uss dem küngrich Behem von des Hussen ungeloben wegen. Und wurdent da [in] derselben session in den ban getan. Och wurdent herren, die man nempt deputati, geben, die soltend nit dem rechten procedieren, und daz recht suchen über hertzog Fridrichen von Österrich umm söllich züsprüch und ansprach, so gaistlich und weltlich lüt über inn ze klagen hatten, [162] und och an dem unrecht, so er an dem concilium getän hett. Das beschach och und leitend vil benn uff inn.(193,1) An dem fünften tag in dem ersten herbstmonat, do kam bottschaft von Arogoni an der fünften stund nach mittag. Do kam ain große bottschaft, ain gräff von Cardone und dry bischoff und dry ritter mit im. Und lutet man z ir zkunft all gloggen. Und rittend inn engegen vil bischoff und baid burgermaister und vil fürsten und herren und ritter, och knecht und mit inn vil gewäpoter knecht, uß genomen die cardinäl.(193,2) Uff Sant Felix und Regulen tag in der nacht, do starb der auditor camere und ward begraben z dem thmb nebent dem touffstain. Darnach an der mittwochen hett man im daz opfer.(193,3) Uff dornstag vor Sant Michels tag an der vierden stund nach mittag, do rittend in zwen bischoff von Engeland und ain doctor. Und rittend in engegen all gaistlich und weltlich herren, uß genomen die patriarchen und cardinäl. Und was der pfärd, die inn engegen rittend, mer dann xv hundert./S. 81/(193,4) An dem sonnentag nach Sant Michels tag, daz was an Sant Franciscus tag, do hattend all cardinäl und bischoff ain loblich gesungen mess z den barfüßen, und ließend denselben sonntag den crützgang underwegen, dann es sich lang verzoch.

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(194,1) Uff sonntag vor Sant Gallen tag, do koment über ain die von Hyspania uß den küngrichen, der sind fünfe, die da vor genempt sind, mit dem gantzen concilium, das inn widerumb ain nacion geben ward, wann sy inn vor genommen was, do sy nit tzu dem concilium [163] kommen wolten. Die ward inn geben und also sind nun fünf naciones, als dann das vor benempt ist.(194,2) Uff mittwochen vor Sant Gallen tag nach mittag, do ward ain congregacion in dem münster von aller pfaffhait. Und da über komen offeniich die von Hyspanien mit gemainem concilium und wurdent da ains mit ainander. Und nach vesperzit ruft man laudes und ruft man in der statt, daz da mornends me[n]glich firen sölt, biß daz crütz inkeme. Und ze nacht in der sibenden stund, do lütet man aber laudes. Und mornends nach der sechßten stund an dem morgen lut man aber laudes. Und samnotend sich all cardinäl, ertzbischoff, patriarchen, bischoff, och alle pfafhait und gelert lüt und hertzog Ludwig von Payern von Haidelberg, burggräff Fridrich von Nürenberg und vil ander weltlicher herren, und beliben da biß z mittag und wurden mit ain ander ains. Und nach der zwölften stund lutet man erst zesammen, und hatt man ain gesungen mess von dem hailgen gaist. Und ward do der crützgang uffgeschlagen, wann es ze spat ward und verlangt sich daz biß uff die vesper.(195,1) Und dasbestnd also lang zit, daz nit vil sachen volgiengen und wartot man täglich unßers herren des küngs zkunft. Und wurden die Ytalici vast unwillig, so lang ze Costentz ze sin.(195,2) Und an Sant Elogius tag, do ward ze Costentz gewelt z burgermaister Hainrich von Ulm, und z dem andern Caspar Gumpost anno Dni. MCCCCXVI.(195,3) Uff Sant Lutzien tag ze nacht, der waz an ainem dornstag, do kam bottschaft vom gräfen von Fußi und andern grafen und herre[n] von Arogoni, wie daz sy bapst Benedicto nit merwoltind gehorsam sin, und lutet man [164] laudes an der sibenden stund in der nacht und mornends fru.(196) An dem mentag ward sessio, in der selben session, do wurden die brief verlesen. Und uff daz, do schwurend die botten, die da warent kommen an irer herren statt, ze halten den bapst, welhen das concilium erwalti. Und lut man aber des tags drümäl laudes/S. 82/(197) An dem andern tag vor dem hailgen tag ze wihenächten, do warent die naciones alle byainander z den barfüßen, und sy saßen da by ainandern biß nach stübi, daz ist viiij in der nacht. Und zerwurffen mit ain andern die Engelsehen und Frantzosen und die von Hyspanien, daz die andern herren vast wurden betrüpt. Und an stett fürend zu hertzog Ludwig von Payern von Haidelbergg, burggräff Fridrich von Nüremberg und och ander bischoff und herren und veraintend sy dieselben herren derselben nacht mit ainandern, und in der selben nacht ij stund vor mittnacht lut man laudes. Mornends an dem hailgen aubend ward sessio.

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In der session wurden sy gantz mit ain ander veraint und ward aber laudes gelüt.(198) Do man zalt von gottes gebürt MCCCCXVII jar an dem hailgen tag ze wihenächten, do hattend die cardinäl, die Ytalici und Frantzoni das ampt z dem thmb z Costentz, Germani und Anglici hattend daz ampt z Sant Steffan und die Hyspani hattend daz ampt z den augustinern. Und begiengen die ampt gar loblich und demüteklich.(199) An Sant Thomas aubent, der was an der kindlin tag, do begiengen die Engel-sehen das fest Sant Thomas von Kantzelberg. Also sy hieß ze vesper zit durch die statt Costentz vier prusuner. Die hettend an den prusunen des küngs [von Engelland] [165] wapen, und sungend die vesper z dem thmb gar loblich mit großen brinnenden kertzen, mit schönem gelüt und in den organan. Und mornends an Sant Thomas tag, do hattend sy daz ampt z dem thmb, Und sang mess der bischoff Salusburgensis, und dientend im z dem altar suss zwen bischoff uss Engelland. Und warend daby nach alle pfaffhaitt und giengen die prusuner z brusunen aber durch die statt. Und z dem imbiß, do luden sy die patriarchen, all bischoff und gelert lüt.(200) An dem xxiiij. tag des monotz January, daz was an Sant Thimotheus tag, do lüdent die bischoff uss Engeland, der bischoff von Lundurs, der bischoff Salusburgensis und sunst [fünff] bischoff von Engeland all rät und sust erber lüt ze Costentz in Burkart Walthers huß, daz von alter hieß der Hof ze Burgtor an Sant Laurentzen kirchen, das yetzo haißt z dem Guldin swert. Und gab inn vast ain kostlich mäl, drü gericht nachainander, jedes gericht besonder mit acht essen. Die trg man allweg ain mäls dar, dero allweg viere warn vergült oder versilbert. In dem mäl machtend sy söllich bild und gebärd, als unßer fröw ir kind gott unßern herren gebar mit vast kostlichen tchern und gewand. Und Josephen staltend sy z ir und die hailgen dry küng, als sy dann inn ir opfer brachtend. Und hattend gemacht ain luter guldin sternen, der ging vor inn an aim klaine isentrat. Und machtend den küng Herodes, wie er den dryen küngen nachsant, und wie /S. 83/ er die kindlin tötet. Daz machtend sy alles mit vast kostlichem gewand und mit großen guldinen und silbrinen gürteln. Und machtend daz mit großer gezierd und mit demut. Sancta trinitas.(201) [166] Uff mittwochen vor der liechtrness am xxiij. tag des monatz January frü, do man zalt nach Cristus geburt MCCCCXVII jar, do kam bottschaft, wie unßer herr der küng an stett sölte kommen. Do samnotend sich patriarchen, all cardinäl, ertzbischoff, bischoff, äpt, bröpst, auditores, prelaten, all schulen, all prelaten, all örden und gantzi pfaffhait und all gelert lüt, gaistlich und weltlich, all fürsten, grafen, fryen, ritter und knecht in daz münster. Die cardinäl und bischoff mit irem habit und wißen infeln uff ir höpter, die pfaffen, all gaist[lich] und weltlich, mit irm habit und trgend das hailtumb ze Costentz in irn henden. Und hattend da ain gesungen mess in dem münster, und predigot der cardinal Florentinus, Und woltend da gewartott haben, daz sy unßerm herren dem

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küng wärind engegen gangen. Do kam bottschaft, daz er nit so nach wär, und hieß man menglich haim gon und enbißen; und daz menglich mit sinem habit, wie vor genempt ist, wider sölt kommen uff den mittag, do man luti, Also lut man ze mittag, do komen sy all in daz münster, wie vor benent ist. Und also giengend sy im mit dem crütz engegen vast demüteklich, als dann die crützgang vor beschriben sind, gen Peterßhusen uff die brugg. Do hůb unßer herr der küng still under ainem kostbaren guldin tch, das trgen der rät vier uff iiij stangen. Und hůb ze Peterßhußen vornan an der brugg by dem hohen stainin huß, daz da innhett die von Braitenstain, aine von Honburg. Do das crütz z im kam, do umbgiengen sy inn all mit dem crütz und mit allem hailtumb. Davor was gegen im all weltlich fürsten und herren geritten und all burger, welher dann ze riten hatt. Welher nit ze ritend hatt, der ging im ze fuß engen. Und als nun daz crütz mit allem hailtumb für inn kam und der thumherren kertzen und aller zunft kertzen, do giengen z im under die tecki Johannes der patriarch von Anthiochia [167] z ainr siten und z der andern siten der cardinal Ostiensis und vor inn, och under der tekki, hertzog Ludwig von Payern und burggraf Fridrich, die im engegen geritten warend, die da abtratend und hatte nd tremel und behütend sy vor trang. Und Iürten inn also mit großer wirdikait und eren für daz münster under der guldin teki. Do sy nun korne nd für das münster uff den undern hoff vor dem Helmhus, do kniiwten sy all fünf nider, die under der teki waren, und bettetend und giengend do in daz münster. Und do stünd uff der bischoff von Engeland Salusburgensis und predigot, und was daz sin thema: Erit magnus coram domino. Nach der predig sang man Te deum laudamus in organis./S. 84/Und [lut] man aber laudes. Und nach do zoch er in des Friburgers hoff, darinn belaib er etwa menig zit. Und darnach zach er z den augustinern, da belaib er das concilium Uß.(202) Uff den fritag vor der liechtmiss lüdent die Engelschen bischoff unßern herren den küng, all weltlich fürsten und die großen herren und insonder hertzag Ludwigen von Payern und burggräff Fridrichen von Nüremberg und ettlich ander grafen und nün bischoff und ettlich auditores ze tisch, als daz davor geschriben stat, in daz hus z dem Guldin swert. Und ob dem herren tisch saßen dij herren. Und gabend inn aber iij essen, ieglichs mit acht gericht, och vergüldet und versilbert, vil costlicher dann vor. Und etzwischen den essen tribend sy aber von unßer frowen, von den dry küngen, von Herodes und vast vil kostlicher dann vor.(203) An Sant Pelasius tag nach der vesper, do rait in der ertzbischoff von Granensis uß Ungerland, und lit sin bistumb und sin suffragani daz mertail in Windischem land. Und ist kain ertzbistumb in Ungerland mer, dann daz ertzbistümb Collocensis. Daz lit gegen den [168] Sibenbürgen, und stoßt an inn die Walachy und Türggy. Und rittend im engegen vil bischoff und all weltlich fürsten und herren. Und rait z dem Rinburgtor

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inher mit acht verdeckten wegen und mit cccc pfärden. Und rait im unßer herr der küng och engegen und zach durch die statt gen Peterßhußen in daz closter, wann im der küng da waich, der da zach z den augustinern. Und rittend im enge gen zwen cardinäl, und suß nie kainem ertzbischoff.(204) Uff zinstag vor Valentini, do kam unßerm herren dem küng ain groß tier. Das was gefangen in Litöwer land, und sandt im das der küng von Poland, der hatt iro drü lebend bestellet in Littower land. Und do man sy bracht biß gen Krakow, do wurdent sy von banden und von wildi also blöd, daz man sy von Krakro gen Costentz lebendig nit mocht bringen. Do tot der küng sy alle drü. Die zway sieltz er in ain häring tunnen, und sandt die den bischofen und herren die von sinen wegen ze Costentz warend, des ich in minem hus vil geessen hab und och in andern landen. Das dritt, das was daz größt, daz sieltz er mit der hut und bewarot es mit gter spetzery. Das selbig tier was glich ainem /S. 85/ großen swartzen ochßen, wann das es ain größer hopt hatt dann ain ochs und ain dikern hals und ain größer brust und zway klaine horn, spitzig wol ains schüchs brait von ain ander an der stirnen, und ain kurtzerr swantz. Und was glich wie die ochßen, die man nempt büffel. Und was im sin ingewaid ußgenommen. Und do das kam, do macht er es bas mit bulfer, und sandet es dem küng von Engeland den Rin ab. Und als man es fůrt ußhin von Costentz, do hieß er im vor brusunen, daz es menglich [säch].Und sandt im da mit dry häring tunnen desselben wildprätz. Und maint der furherr, der sy brächt hett von Littow, si gestünden gen Costentz ob cccc ungerscher guldin.(205) [169] An dem dritten tag im Mertzen ward ain sessio, und lut man ainest mit der großen gloggen. Und ward da hertzog Fridrich von Österrich gebannet von des römischen richs wegen. Und versprach sich nit noch nie man von sinen wegen, und ward über inn angerft daz weltlich gericht, das man nempt in latin brachium seculare. Und ward in der selben session empfolhen unßerm herren dem küng umb die sach und umb ander über inn ze richten.(206) Uff den achtenden tag im Mertzen anno Dni. MCCCCXVII, do ward ain sessio über bpst Benedictum, wann er vorrnäls gebannet waz, und was sin zil uß, als er sich dann verantwort sölt haben. Und also ging uss der selben sessio der cardinal Florentinus, der cardinal de Comittibus, der ertzbischoff von Mailand, der bischoff von Mersburgen und noch zwen bischoff usser dem münster, Uff die Fülli und rftend im ze dry malen, ob er sich versprechen wölt oder ieman anders von sinen wegen. Also kam nieman. Do hiessen sy über inn lüten Judas fluch und wurffend über inn stain und brinnend kertzen. Und gien gend wider in daz münster in die session. Darinn ward er vernüntott und verflucht.(207) An dem achtzehenden dag im Mertzen, der was an ainem fritag, anno Dni. MCCCCXVII, do hatt der orden Sant Benedicten ain capittel ze Petershusen umm sollichs, daz ir orden recht gehalten wurd hinfür mit kutten und mit ander ordnung, Und /S. 86/ ernüwtend da ir gesetzt und gien gen von Petershusen yast zuchteklich mit stillem und gmachem

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gesang, ye zwen mit ain ander. Und ging inn ain crütz vor biß z den augustinern und wider umbhin gen Peterßhusen. Und verlaß man inn offenlich vor menglichen ir gesetzten und wie sy sich hinfür halten söltend. An dem crützgang waren [170] wol xxxvj rechter äpt, zwölf bröpst und sust münch irs ordens ccclxxiij, all in schwartzen kutten, als dann sy noch gond.(208) In dem kam ain mai ster von Nüremberg, der bracht ain kupfrin luchter oder ain kertzstall. Das was wol als lang als ain langer man raigen mag. Und unden als ain schib so wit, darob sechs mit rben ze tisch wöl möchtind sitzen, und mocht man daz kertzstal wol zernemen. Daz bott er umm zway tusend gulden. Daz koft unßer herr der küng und gab im darumb xjCguldin. Und zernomend daz und stiessens in ain vass und sant das dem küng von Engeland [z dem großen tier] uff dem Rin ab.(209) Uff den xxviiij. tag im Mertzen, das was an aim zinstag anno Dni. MCCCCXVII, do kam des küngs bottschaft von Castell. Und rittend inn all herren engegen und lut man gen der bottschaft all gloggen, und giengen vor inn inher xxviij großer mul, die wätseck trgend, und komen wol mit fünf hundert pfarden.(210) An dem balmaubend nach imbiß, do rait unßer herr der küng gen Ratolffzell und maint, daz hailig zit da zesind, umb daz alle pfaffhait dester rüwiger wär.(211) Und an dem balmtag, do gieng alle pfaffhait mit crütz gen Sant Steffan und wichtend daselbs die balmen. Und nach dem giengen sy wider umb uff den obern hoff, und schussend da die balmen. Und giengen die Ytalici, Hyspani und gantz collegium zu dem münster, und hattend da daz arnpt. Die Frantzoni giengen z den predigern und sungen da mess. Die Germani und Anglici giengend z Sant Steffan und hatten da das ampt.(212) [171] An dem selben tag z primzit, do schlg daz concilium brieff an all kirchtüren ze Costentz und tatend da inn bann, und verflchtend alle die, die nun fürbas mer hielten Petrum de Luna, by dem fluch ewiger verdampnuß.(213) An dem selben tag uff die selben stund ze primzit, do schlug unßer herr der küng brief an an die türen z dem thmb und z Sant Steffan über hertzog Fridrichen von /S. 87/ Österrich. Und an den briefen erz alt er sin unrecht, und wie sine schloss [und stet] von im z sinen und des hailgen richs handen kommen wären von sinr verhaißung wegen und von söllichs schwärs bannes wegen, so daz hailig concilium über den selben hertzog Fridrichen getan hettend. Und [ge]bott unßer herr der küng allen denen, so lehen oder pfandschaft von dem selben hertzog Fridrichen hettind, daz sy von im empfiengen und im mit den pfandschatzen hultind biß uff Sant Walpurgen tag dem nächsten z ingendem Mayen, so wölt er menklich by sinen briefen und rechten beliben laßen und inn die bessern und nit schwechern. Wer daz nit tät, den wölt er söllichs beroben. Und gebott och allen stetten, die im worden warend, das sy im och hultind und schwürind.

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(214) Uff den großen dorns tag, do hattend aber die cardinäl daz ampt z dem münster, und mit inn die Ytalici und Hyspani und Frantzoni. Und frt der patriarch Johannes Anthiocenus die sünder in z Sant Steffan und wicht da die hailikait. Und warend och daby all Germani und Anglici. Nach imbiß predigot in dem münster der cardinal Florentinus. Und nach der predig begiengen sy das ampt, als man die fuß zwacht.(215) An dem stillen fritag, do hattend aber die [172] cardinäl daz ampt z dem münster, die Frantzoni z den predigern, Germani und A[n]glici z Sant Steffan. Und nach dem ampt z Sant Steffan, do gab der obgenant patriarch allen unßern herren, die des begertend.(216,1) An dem hailgen aubent ze ostran, do hatte nd die Ytalici aber mess z dem thmb und wichtend da den ostertof und segnotend daz für und die kertzen. Die Frantzioni z den predigern, und die Germani und Anglici z Sant Steffan. Und wicht da der patriarch das für, den touff und die kertzen und aber pfaffen und gab darnach den segen.(216,2) Och uff den hailgen aubent ze ostran vor dem imbiß rft man durch die statt, wer häring koten wölt, die recht gt waren, je xiiij umm ain behemsch. Der fand man gng.(217,1) Uff den hailgen tag ze ostran, do crützot aber alle pfaffhait von dem thmb ze Costentz gen Sant Steffan und wider in daz münster. Und hattend die naciones aber daz ampt, wie vor geschriben ist.(217,2) Uff zinst ag in der osterwochen, do kam unßer herr der küng von Ratolffzell gen Costentz. Uff den selben zinstag, die rittend in ze Costentz dry hertzogen von Payern zwo stund nach mittag, und warend daz hertzog Wilhelm, hertzog Ernst und hertzog Hainrich. Und rittend inn engegen all weltlich fürsten mit größer gezierd./S. 88/(218) An dem dorns tag in der osterwochen, do zoch in marggräff Fridrich der elter von Mißen, und mit im xiij grafen, sin diener. Und rait im engen unßer herr der küng, die dry hertzogen von Payern, die erst kommen warend, hertzog Rdolff von Sachßen, hertzog Ludwig von Brig, hertzog Ludwig, der burggräff, und all [173] weltlich fürsten und herren. Und zugend vor im her xvj wägen mit züg und xxviij pfärd mit wätseken. Und kam mer dann mit fünf hundert pfärden, all mitt gantzem harnasch mit silbrinen und vergültinen kettinen. Und waz der schönst inzug, der vor je gesehen was. Und zoch gen Crützlingen in daz doster. Und was sin liebry ain löw, halb silbrin und halb guldin.(219) Darnach an dem sontag, so man singt Quasi modo geniti, daz ist am achtenden tag in ostern, am achtenden tag im Abrellen, do empfieng der hochwirdig fürst burggräff Fridrich von Nürenbergvor imbiß an der achtenden stund sin kurfürstenthmb, die marggrafschaft Brandemburg, an dem obern marckt ze Costentz. Da was gemacht an das hoch huß, genant z dem Hafen, ain wyte stegen uff über die gewelb biß in bayen, und vor den bayen ain ebny, da wol xxx man mochten ston. Die ebni was verdekt mit ainem großen schönen guldin tch. Und nebend sich z baiden

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wenden och bedeket mit guldin tuchen. Und gegen der muren och ain guldin tch. Und wann ettwer uffhin sach, so wond er, es brunn von gold.(220,1) Und an dem selben [morgen] frü, so der tag uff gat, do rittend all prusuner umb in der statt. Und rittend mit inn all des burggräffen diener und sust vii volks mit inn, daz im dienen wolt. Und hatt ir ieglicher ain steken in sinr hand, der ainr ein lang was. Und vornen an dem steken was ain rots fenli. Daz was spitzig hinden, und vornen an dem steken wol ainr hand brait.(220,2) Und fůrtend zwen ritter uff zwain rossen, der ain ain baner an ainem raißspieß mit den wapen der marggräffschaft Brandernburg, der ander der burggrafen schilt von Nüremberg. Daz riten tettend sy drümäl durch die statt. Und an dem dritten riten, das was vor der nünden stund, do [174] samnotend sich all fürsten und herren, weihe im dann /S. 89/ dienen woltend, für sin herberg, die was by der klainen metzy, in dem Hohen hus Hainrich Tettikofers. Und dero ieglichem gab man rotes fenlin in sin hand.(221) Und rittend also mit im daz klain gässlin ußhin und durch Mordergassen umbhin und Nüwengassen herumb und Sant Pauls gassen herab biß an den obern markt. Und fůrt man die zway paner an spießen vor im. Und ward des ritenden volks so vil, daz sy ain tail halten mußtend an der Ringassen und biß z Sant Pauls brunnen. Und warent alle hüser, die dahin sehen mochtend, gestekt voller lüt,(222) Und als der burggrauff an den markt kam mit den banern und mit den lüten, die vor im, nebend im und hinder im hůben, do was uff die wyte an dem hus gen der mur in den verdakten tchern gemacht ain schöner sessel mit ainem guldinen tch verdekt.(223,1) Und des ersten gieng heruß hertzog Ludwig von Payern von Haidelberg uss ainem laden uff das gehüß und was beklaidet mit ainem rok als ain letzger, und hatt an ain härin kutzhüt am hals und ain härin Mt uff sinem hopt und hatt ain bloß swert in siner hand. Und stalt sich an die mur uff ainen stl, daz inn menglich wol sehen mocht, und kart daz antlit gen dem markt. Davor waren uffhin gegangen dry cardinäl und ertzbischoff und des küngs kantzler. Die hattend brief in iro handen, was er dem hailgen römischen riche sweren solt.(223,2) Nach hertzog Ludwigen kam hertzog Ludwig von Sachßen der elter, der kurfürst, och beclaidet mit sölichem gewand, glich wie hertzog Ludwig, und trg ain guldin gilgen in siner hand und stalt den ruggen an die mur z der rechten hand und sach och uff den obern markt, das inn menklich wol sehen mocht.(223,3) Darnach kam hertzog Hainrich von Payern, der was aber nit angelait [175] als die andern zwen kurfürsten, doch gieng er, so er iemer kostlichest kond, und trg ain zepter in siner hand, daz was als ain michli kugel und was intel guldin und was daruff ain guldin krütz. Und stalt sich an hertzog Rdolffen von Sachßen und kart och den ruggen an die mur und sach uff den obern markt. Darnach hieß man ain groß swigen halten. Do kam unßer herr der küng und was beklaidt in guldinem gwand als ain

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ewangelier und hett och ain korkappen an sinem hals und ain hoch guldin kron uff sinem hobet. Und stieß man vor im heruß z andern bayen zwo groß brinnend kertzen. Und do er heruß kam, do stündent die cardinäl und die bischoff gen im uff. Do hiess er sy /S. 90/ nider sitzen und sass och uff ain küssi und kart den ruggen an die mur und das antlit an den markt, daz inn menglich sehen mocht. Und gab im der hertzog von Sachßen den gilgen in ain hand, hertzog Hainrich das zepter in die andern hand. Do lait im hertzog Ludwig daz swert in sin schoß. Und do fiengen die prusuner an prusunen in widerstrit und die pfifer. Darnach ward ain gantze stille gemacht. In der stille ruft man burggraf Fridrichen. Der stünd ab sinem rosse und ging uff hin und trg man nebend im die zway baner. Und do er uffhin kam und knüwet nider für den küng und nam ieglich baner in sin hand, do ward im vor gelesen, daz er dem hailgen rich sweren solt und besigeln solt. Do die brief verlesen wurden, do gab unser herr der küng den gilgen und daz zepter wider. Do nam hertzog Ludwig daz schwert uß siner schoß und hůb es hoch enbor und stakt den spitz in des küngs kron. Do nam der küng die zway paner ieglichs in ain hand. Do schwur burggraf Fridrich vor all der welt. Do nam der küng und lech im das churfürstenthůmb, die marggräffschaft und [176] och die burggrafschaft Nüremberg. Und do prusunoten all prusuner und pfiffotend all pfifer und menglich rait haim. Diß figur stät hienach gernalt.(224,1) [178] Und z dem imbiß lud der selbig marggräff Fridrich von Brandernburg, burggrff z Nürenberg, unßern herren den küng, all churfürsten, graufen, ritter und knecht und vil bischoff und sust pfaffen und gelert lüt, ußgenommen die cardinäl. Die selben, die essend mit kainem weltlichen man nit. Und desselben tags begabot er die kantzler des küngs, torhüter, die prusuner, pfifer und och all spilllüt erlichen, daz kain klag von im was.(224,2) Diss ordnung und diß gezierd hett unßer herr der küng allwegen, so er fürsten lech. Wann er aber grafen oder fryen herren lech oder andern herren [leich] ir lehen, das tett er nument an der straß oder in der herb erg oder wa er wolt.(226) Darnach am nächsten zinstag nach dem sonntag, so man singet Quasi modo geniti, do empfieng sin lehen gräff Eberhart von Nellenburg, landtgräff in Hegäw und Madach. Und empfieng die z den augustinern in der großen stuben, und zogt den brief, so er dann hat von küng Rüprechten. Do nun der verlesen ward, do lech er im./S. 91/(225,1) Uff zinstag vor mittem Mayen, do empfieng sin lehen anno Dni. MCCCCXVII herrzog Ludwig von Payern von Haidelberg und pfallentzgräff by Rin och an dem obern markt mit größer gezierd dann vor. Des ersten die pfallentz und darnach daz hertzogthmb Payern. Und schwur unßerm herren dem küng und gab im sin besigolten brief darumb, daz er des hailgen römischen richs kurfürst sin solt und im undertenig sin, als dann ain churfürst sin sol und das hailig römisch rich halten sol

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by allen sinen erlichen fryhaiten und rechten. Und daz beschach z der nünden stund, und lud hertzog [179] Ludwig von Payern all fürsten und herren, die da mit im rittend, ze imbiß und ze nacht. Und hatt die mäl in der rats tuben und begabott da all herolten und spillüt. Diß figur stat hienach gemalt.(225,2a) Und ze glicher wiß empfieng hertzog Ludwig von Payern von Montaig, herr z Ingelstatt, pfallentzgräff by Rin, sin lehen. Och empfieng hertzog Hainrich von Payern, pfallentzgräff by Rin und herr zu Amberg, sine lehen glich also.(225,2b) Und zwen herren von Payer von München [enpfiengend] och also ire lehen, glich wie hienach geschriben stätt.(225,3) [184] An dem xxj. tag im Abrellen, der waz uff die mittwochen anno Dni. MCCCCXVII, frü vor dem imbiß, in der achtenden stund, do ward gräff Adolff von Clewen z ainem hertzogen gemacht, och an dem obern markt. Und waren da zugegen hertzog Rdolff von Sachßen, der hůb im da den gilgen, und marggraf Fridrich von Brandenburg, der hůb im daz swertt, und hertzog Hanns von Payern von München daz zepter. Und was das aber bedekt und umbgeben mit guldin tuchen. Und die hüser, so da hin gesehen mochten, die waren vollen lüt, und Iügentend vil kardinäl und bischoff zu; ettlich [saussend] uff rossen, ettlich uff der brugg by dem küng. Und fůrt och sine waupen an ainem spieß und schwur och dem küng. Und be schach daz lihen und all die sachen, als da vor geschriben stat von burggräff Fridrichen von Nüremberg, yetzo marggräff ze Brandemburg, wann allain, das er nit als ain kostlich maul hett. Do richt er die prusuner und pfifer, och die thorhüter, erlich uß./S. 92/(228) [186] An dem fritag nach Sant Marx tag anno Dni. [M]CCCCXVII, die begiengen die cärdinäl, ertzbischoff, bischoff, äpt und alle pfaffhait Sant Marcus crützgang von dem münster gen Peterßhusen und wider haim. Und giengen damit zwen patriarchen, xviiij cardinäl, xxiij ertzbischoff, lxxiij rechter bischoff, xxvj wichbischoff, alle pfaffhait und gelert lüt, und herr der küng, zwen churfürsten, x hertzogen, fünft gefürster grafen und sust ob fünftzig grafen und sust vil herren.(229) [U]ff den xij. tag in dem Mayen, do zoch von Costentz marggräff Fridrich von Mißen von Costentz mit großem volk und mit großer gezierd. Und was das die sach, das er erforder sine lehen, so er dann von dem rich hett und och ettlich stett, die er der kron z Behem ab bezwungen hett in Lusnitzer land, und darumb, das er im och lich. Das wolt unßer herr der küng nit tun und sprach: Er wölt in die kron z Behem nit grifen, wann sin brüder Wentzlau noch in leben wär.(235,2a) [U]ff den xiij. tag in dem Mayen, do empfieng hertzog Johanns von Payern von München sine lehen och an dem obern markt in aller wiß und maß, als davor von burggräf Fridrichen und von andern fürsten geschriben statt. Diß empfahen be schach glich, als da vor gemalt ist.(235,3) [188] In dem do ban not man stätenklich all sonntag hertzog Fridrichen von Osterrich und wider Petrum de Luna bpst Benedictum.

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An der mittwochen vor pfingsten anno Dni. MCCCCXVII, do begiengen die von Costentz gräff Eberhartz säligen von Wirtembergs opfer z dem thmb ze Costentz und gien gen die rät z allen altarn.(235,2b) Uff den selben tag, do empfieng lehen des ersten herr Magnus, hertzog zu Sachßen, der bischof von Kaminensis, der hett ain hertzogthürnb inn und empfieng daz lehen glich als ain layg, wann er richt mit dem schwert. COuch enpfieng lechen uff den /S. 93/ obgenanten tag] Herr Watzla, hertzog in Wolgast, och an dem obern markt, ieglicher besonder mit sinem wapen, als dann davor benempt ist mit sollicher zierd und eren, als davor beschriben ist von den fürsten, dann daz sy kain mäl hattend.(227,1) Also le[c]h unßer herr der küng lehen den Ungerschen, die nit edel sind, die mußend im geben, ee das sy für inn kommen mögen, aintweders hünr, ayer, pfäwen, wachs, pfeffer oder anders. Er lihet och in Ungern sine lehen nitt anders, dann sin und des lehen mans lebtagen, und darnach wenn er aber wil. Diß stat hienach gemalt.(230) [190] An unßers herren fronlichams tag anno Dni. MCCCCXVII, do begieng die pfaffhait aber ain crützgang mit unßers herren fronlichnam umb die statt ze Costentz. Und gingen damit ij patriarchen, xxij cardinäl, all ertzbischoff und bischoff, dero was lxxxiij, all äpt,dero waren lij, die pfaffhait gantz ze Costentz, davor all gelert lüt und schůlpfaffen von den schulen Pariß, Köln, Erdfurd, Haidelberg, Wien und die andern schulen. Und ieglicher schul trg man ain vergülten stab vor. Der schůlpfaffen warend ob fünfhunderten. Davor da giengen die bettelorden, dero was cxxxij. Nach dem sacrament gien zwen patriarchen under ainem guldin tch und trg man inn ain guldin tch vor und gaben dem volk den segen. Nach den patriarchen ging unßer herr der küng und was angelait als ain ewangelier mit ainer korkappen und hett ain guldin kron uff sinem hopt. Und giengen mit im zwen cardinäl, z ieglicher siten ainer, und gin vor im gräff Fridrich von Brandemburg, burggräff ze Nüremberg, geklaidet als ain epistler, mit ainr korkappen und hatt ain hohen vehen hüt uff sinem hopt und ain korkappen an sinem hals glich als unßer herr der küng. Und den gilgen trg er im vor und hertzog Hainrich von Payern trg im vor daz zepter, das waz ain guldiner öpfel, daruff ain guldin crütz. So trg vor im hertzog Ludwig von Brig ain bloß schwert und darnach viiij hertzogen und ob I grafen und all ander herren, ritter und knecht. Und trügent all, sy wären gaistlich oder weltlich, brinnend kertzen in iero henden, der was ob mmkertzen.(227,2) Hie bott unßer herr der küng ain törinen die hand, hieß Alli mit dem ars./S. 94/(231,1) [192] An dem xvj. tag im Brach, der was an ainer mittwochen anno Dni. MCCCCXVII, do waren all naciones by ain ander und ward also hert under inn, daz man forcht, es wurd alles zerschlahen. Und komend in großem unwillen und betrüpnuß von ain ander. Und nach imbiß kam iegliche nacion selb zesammen, und giengen die gelerten schülpfaffen

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stäteklich zwüschen inen. Und nach langer täding brachte nd die gelerten die naciones wider zesammen, daz sy wider ainhellig wurden und der sach, darumb sy stößig waren worden, in ain komen, und daz die von dem küngrich von Castell ab ston wolten von ir obedientz des bapstes Ben[e]dicti, Petri de Luna. Und schwuren och, daz ze halten. Do ward ain groß fröd under dem collegium und menglichem und ward uff den nächsten fritag darnach ain sessio gemacht und nach der sessio ward drümäl laudes gelüt und mornend aber drümäl laudes gelüt als vor.(231,2) Und am fritag ward die sessio und schwurend all, des ersten unßer herr der küng, darnach die patriarchen, cardinäl, ertzbischoff, bischoff, äpt, pröbst, al prelaten und all bottschaften für ir herren, die sy gesant dar hattend, ains ze sind und kain bpst nit mer ze halten, dann der ze Costentz er welt wurd in dem hailgen concilium. Und lut man aber dristund laudes.(232,1) Uff den andern tag in dem Höwet, der was an ainem fritag und waz unser fröwen tag, als sy z Sant EIßbethen ging in das birg, do bracht das collegium an unßern herren den küng, das man unßer fröwen ze lob und er firen sölt den tag, das sy die allmächtigen drivaltikait bät, daz ir cristanlicher glob beschirmt wurd mit ainem ainwelligen hopt. Der küng sandet nach den räten und seit inn daz an stett.(232,2) Am dorns tag rft man durch die statt von des küngs gebott und von ainem burgenmaister und rät, das man [193] mornends firen solt, Das beschach och.(232,3) Mornends an dem samßtag, do beging unßer herr der küng küng Ludwigs von Cecilie base, daz ist Arogoni, daz opfer z dem thmb ze Costentz mit lxxx großen brinnenden kertzen und mit guldin tuchen und mit vil messen und hett sin wäpen geschlagen an all sül.(233) Uff mentag nach Jacobi apostoli, an dem xxvj. tag im Höwat, do ward ain gantze session. Und frü an der fünften stund, do rUft man in der statt umm, und gebott man allem volk ze firen und gott anzerUfen. Aber in der session ward bapst Benedictus Petrus de Luna glich z nüti gemacht und ver[ur]tailt für ainen kätzer. Und wurden all gloggen gelüt. Und hieß der küng nach dem imbiß sin prusuner durch die statt prusunen und waren da zegegen all bottschaften, die von fürsten und herren gesant waren uß Hyspania, /S. 95/ die da hieltend bapst Benedictum. Und in der selbigen session hatt man ain loblich gesungen mess von der hailgen drivaltikait, und wurdent da in der session mit großem andacht absolviert [von den bannen] alle die, so bapst Benedictum hattend gehalten, sy wärind lebendig oder tod, wann es villicht den totend unwissenklich beschehen was. Und hye by was unßer herr küng und xj rechter fürsten und ander herren.(234) Und do nun also nie man me bpst was, do hettend die Ytalici, Hyspani und Gallici, die dry naciones, gern gesehen, daz man gewellet hett und darnach reformaciones genommen hett, daz sint die, die vast gelert sind, daz die nach der wal zesammen warind gesessen und daz die ain ordnung gemacht hettind, das soll ich zisma nun und in künftigen

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ziten nit mer uff gestanden wurd, und wie ieglicher pfaff, er wär gaistlich oder weltlich, sich halten solt, und wie vil nutz ieglicher haben solt in der dignität, so er dann wär. Do woltend [194] die Germani und Anglici, das man die reformacion vor der wal täti, und wär daz die sach, wann die wal beschäch, so wurd menglich zerriten und beschäch die reformacion niemer, wann es dann alles an ainem bapst stünde. Das best und also.(235,1) In dem ward von gantzem concilium erwellet daz küffhuß z ainem conclavi. Daz ward also gebuwen, wie hienach geschriben und gernalt ist.(236) Da ist menklichen ze wissen, das in dem zit die von Costentz mit unsers herren des küngs rät und hilff daz concilium also uff enthieltend, daz zit uß, das nieman in der statt, noch x mil wegs darumb, kain laid geschach, weder mit roben noch mit niderlegen, noch mit kainer diebstal, dann den frömden, die es nit klagen woltend. Und beschach och kain brunst noch zerworffnust nit. Wol sprach menglich, daz vil lüt getöt wurdint umm ir diebs tal, umb todschleg und ander verschuldet sachen; das ist aber nit, dann ich das nit erfragen kond von den haimlichern ze Costentz, dann daz daby verdurbent by xxij und nit mer. Wann das unßers herren des küngs diener lagen ze Peterßhußen, die Ungern, die Walachen, die Winden und menig vertan volk, wann dann ainr dem andern ain sattel, ain stigleder oder sölich ander ding stal, den fieng unßers herren des küngs marschalk und bracht inn den räten und hießend den ertrenken. Do aber die rät /S. 96/ söllich klain schuld erfunden, do schikten sy ain über daz birg. Uff welhem aber groß schuld was, dem tatend sy sine recht. Und daz all frömd lüt wonder nam, wie daz in ainr söllichen klainen statt und in aim söllichen klainen land, daz doch besetzt wär mit gten vestinen, tz kommen möcht, wann das man allweg gott die er gab.(237) [195] In den sachen und man das kouffhus buwt, da zwüschen empfiengend lehen all fürsten und grafen, die belehent sind von dem hailgen römschen rich, wie dann das an disem buch vor geschriben stät. Och bestnd alle ding in gemainem kouff und allweg baß failer dann vor, das menglich wonder nam, von allem dem, so dann der mensch notdurftig was.(238) An Sant Bartholomeus tag, der waz an ainem zinstag an dem xxiiij. tag im Ougsten, [do hett das concilium ainen crürzgang], umb das sy umm die wal gen gott erhört wurden, und inn gott ain gten anfang gäb. Und giengen von dem thmb z den augustinern und widerumb z den barfußen durch Sant Steffans kilchoff und in daz münster mit aller pfaffhait und mit söllicher demüt, als dann das dik verschriben ist. Und in allen pfarren ze Costentz gebot ieglicher lütpriester sinen undertanen, es wärind fröwen oder man, daz ir ieglichs demütenklich mit dem crütz gon sölt und bichten sölt, der gnad darzü hett. Welhes aber nit bichten wölt, der sölt doch mit gantzem rüwen und ernst gan. Die crützgeng sind dik gemalot.

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(239) Und die reformatores saßend all tag und hattend allweg gelerter lüt rat und giengend all tag von ainem z dem andern und suchtend rat, aber es mocht ye nit gan, es müste die wal beschehen.(240) Och saßend die haimlicher und die zunftmaister ze Costentz und by nach all tag ain rat, um daz daz kofhuß behüt wurd und by ainem armbrost schutz umb daz kouffhus mit den schiffen niemand fůr, [196] noch in der statt nieman hin z gieng, wann in die nähe, als es ummschrancket waz, als hienach geschriben und gernalt ist.(241,1) In dem do sandt der kayser Emanuel von Constantinopel ain schönen latinsehen brief gen Costentz sinr bottschaft. Daz waren zwen hertzogen von Tropi, das sy im enbuttind, wie es umb daz concilium stünd und ob die reformacion gemacht wär, oder warumb sy also lang wärind und wie Costentz die statt gelegen wär, daz so villüt dahin kommen wär./S. 97/(241,2) Do enbuttend sy im hinwider, wie [es] ze Costentz ging und was daz geschehen wär, und was sy truwten noch geschehen. Die brief findet man davor in latin, die mir och wurdent.(242) An dem vierden tag in dem ersten herbstmonat, der was an ainem samßtag, in der achtenden stund nach mittag, do starb der hochwirdig fürst bischoff Rüpertus Salusbringensis uss Engelland in dervesti Cottlieben. Und mornendes an dem sonntag umm vesperzit, do lut man im ze Costentz gar herlich als ain bischoff, und man trg inn in das münster under zwain guldinen tuchen. Und giengend da mit der lich patriarchen, cardinäl, ertzbischoff, bischoff und all gaistlich prelaten und pfaffen, unßer herr der küng, all fürsten und herren und sust vil volks, und vor und nach im by lxxx großer brinnender kertzen. Die kertzen trügent arm alt man und trg man inn in daz münster in den kor. Da hatt man im ain gesungen Vigili und darnach grub man inn in den kor zu andern bischoffen, doch hett man im mornends daz opfer nit.(243) Uff den nünden tag in dem ersten herbstmonat, do kam unwill in die von Castell und usser dem küngrich von Arrogon, daz sy ie nit mer ze Costentz [197] woltend beliben. Und zoch hinweg Didacus eposcopus Kaminensis, Johannes episcopus Passensis und Johannes episcopus Xassensis uss dem küngrich von CasteIl und des küngs botten von Castell. Und sy zugend den Rin ab, und komen gen Bernang und gen Stekboren, Da verhaft sy unßer herr der küng, und lagend da biß an den dritten tag. Och kam großer unwill in die cardinäl, daz sy och nit woltend beliben. Und am fritag nach /S. 98/ imbiß ward den cardinäln daz münster beschlossen, darinn sy vor allweg ir collegium inn hattend, daz sy nit in das münster mochten kommen. Und die pfaltz beschloß man inn och. Do namend sy und saßen zesammen uff die staininen stegen, die da ging von dem hoff uffhin in die pfaltz uff dem kerhals, und hatten daz collegium da. Und besanten marggräff Fridrichen von Brandemburg und die rät ze Costentz und begertend an sy fry gelait hin und her ze ziehen, wa inn dann das fuglich wär und z erwellen, in welher statt sy wöltind. Do gieng der marggräff, und vil bischoff und die rät ze Costentz mit

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tädingen entzwischen. Und ward aber bestelt, daz sy also ze Costentz beliben. Und gab man unßerm herren dem küng vast die schuld.(244) An dem zwölften tag im ersten herbstmonot, do rittend die dry bischoff wider in gen Costentz und och die bottschaft von Castell und Arrogoni ain stund vor dem imbiß, und wurdent vast verspottet von den andern frömden herren.(245) Uff den xiij. tag des ersten herbstmonatz, daz was uff ainen mentag, do hatt man dem bischoff Salusburgensis daz opfer z dem thmb ze Costentz. Uff dem fletz enmitten in dem münster, da waz ain bett gemacht, bedecket mit guldinen tchern, und stunden z dem hopt und den füßen zwo groß brinnend kertzen. Und umm daz bett stündent xxiiij erber man, die waren [198] all beklaidet mit wißem und nüwem gewand mit wissen kappen und großen kappenzipfeln. Und hatt ir ieglicher ain groß brinnend kertzen in siner hand. Und uff der kantzeln stunden xxxvj größer kertzen, dero iegliche ob fünf pfund wachs hatt. Und warend by dem opfer patriarchen, cardinäl etc. und all prelaten, unßer herr der küng und all fürsten und herren. Und was daz opfer vast kostlich. Und och das der bischoff, der da offenlich under ougen bapst Johannes getorst sagen z mittervasten, do bapst Johannes under ougen sass ze Costentz, er wär nit wirdig bpst ze sind von des bößen unrechten wegen, so er getriben hett. Und erz alt inn och daz under ougen, und darumb forcht er niemand. Und waz ze herberg in dem hoff [ze Costentz an dem Stof], so man in den crützgang gat.(246) An dem xxvj. tag Septembris, daz was an ainem sonntag ze aubend, do starb der hochwirdig herr, herr Franciscus cardinalis Florentinensis, in dem hus z dem Hohen hirtz. Mornends do lut man im ze vesper glich wie ainem bischoff. Und trg man inn in den chor z den barfußen z der linggen siten. Und gieng damit alle pfaffhait, unßer herr der küng, all gaistlich und weltlich fürsten und herren. Und hattend im ain großes /S. 99/ opfer; doch nit als köstlich, als davor geschriben stat. Und ee daz er begraben wurd, do hatt man inn verbismot in ain aichin trog, und vergrub man inn. Und erst über xiiij tag, do grub man inn wider uß und fůr man inn in sin land gen Florentz.(247) An Sant Michels tag ze nacht umb die wingloggen, do komend vil tonder und blitzgen. Und lut man vast für daz wetter. Es werot aber nit lang.(248,1) Und als nun hertzog Hainrich von Payern und hertzog Ludwig von Payern krieg und stöß mit ain andern hattend, und an der mittwochen nach Sant Gallen tag, der was uff den xx. tag Octobris, [199] da hett man den krieg gern gestellet, und zerschlugend mit ain andern. Do wartott hertzog Hainrich uff hertzog Ludwigen und rant inn an vor dem huß, daz man nempt z dem Armbrost, als man gät von dem undern hof an Münstergassen, und schlug inn da nider und gab im da zwo wunden. Und damit rait er z dem tor hinuß. Do hieß unßer herr die tor ze Costentz alle beschließen. Und samlotend sich die von Costentz an dem obern markt, alle gewäpnott. Und stündent da wol by zway stunden. Darnach hieß man

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menglich haim gon. Do was unßer herr der küng hertzog Hainrichen nach geritten. Dem sandet man nach ze hilff unßer soldner.(248,2) Darnach do unßer herr der küng markt, daz er inn nit mocht erriten, do rait er wider gen Costentz. Und rait darnach gen Rinegg, gen Veltkirch und daselbs in dem land umm. Und kam gen Zürich, do belaib er ain tag, und für darnach wider gen Costentz.(249,1) Almo et trino deo universorum dominus atque tocius machine summa opifici, da michi intelleeturn.(249,2) Als nun vormals von den sessiones darz geben wurden uß ieglicher nacion sonder, die da finden soltend weg, wie man ain bpst wellen solt, und das hinfür nit scisma wurd. Die selben und och all cardinäl wurden in ain, wie man daz tun solt. Und schwurend och das ewiklichen ze halten. Daz beschach an Sant Symon und Judas tag. Und lut man drümäl laudes.(250) Darnach am samßtag vor aller hailgen tag anno Dni. MCCCCXVII, do was ain gantze session, und swürend, die wal also ze halten. Und ward die wal den cardi/S. 100/näln geben, und daz ieglich nacion be sonder z inn setzen solt sechs: die Germani sechs, Italici vj, Gallici sechs, das sind die Frantzoni, Hyspani vi und och Anglici sechs. [200] Der sind drißig. Und waren xxiij cardinäl. Und ward och in dem küffhuß ieglichem besonder ain behusung gebuwen, dero was dry und fünftzig hüslin. Und in weihe kammer ieglicher gehort, der schraib sinen nammen daran und sinen schilt.(251) Uff sontag nach aller hailgen tag, der waz an dem sibenden tag Octobris, do schlug unßer herr der küng brieff an alle kirchen ze Costentz und gebott daran by lib und by gt, daz hinfür nieman sölt gan z dem koffhuß z dem conclavi, dann die, die darz geben waren, all die wil und die cardinäl und ander herren darinne waren und och als verr nit z hin kommen, dann wie es versehranket ward. Und sölt och dazwüschen nieman kain gelöff noch kain geschraig machen, weder mit pfifen noch mit dehainen andern sachen. Und solt och kain schiff by ains armbrost schutzes nach z dem kofhuß varen. Und solt och da zwüschen nieman spilen noch karten, noch kainerlay spil tun, weder haimlich noch offenIich, biß ain bpst erwellet wurd. Und weiher ze bapst erwellet wurd, daz man dem in das huß nit solt louffen, noch nüntz daruß nemen by der vordrigen buß; wann ettwe sitt waz, weiher ze bpst erwellet ward, dem luff man in sin huß und nam menglich alles daz, so dar inn waz. Und nach imbiß hieß er das durch die statt allenthalben rfen. Und also sandet er durch die statt den markschalk und der von Costentz burgermaister Hainrichen von Ulm. Und rftend daz ainer in tütsch, der anderin latin und ainr in wälsch [und darnach ainer in frantzesesch], darumb daz es menglich marckti,

O summum bonum, miserere mei.(252) [201] An dem achtenden tag des monatz Novembris anno Dni. MCCCCXVII, der was an ainem mentag vor Sant Marti[n]s tag frü, do ward generalis sessio. Und ward da gebotten, wie sy selten ingän. Und

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ward da gelesen die statuta, wie man wellen solt und wie man sich in der wal halten solt. Und an dem selben tag uff die vierden stund nach mittag, do regnotz vast. Dannoch rittend in das concilium die xxiij cardinäl, ie ainer nach dem andern, und die drißig herren von den naciones. Und rait unßer herr der küng /S. 101/ vor inn allen. Und all fürsten mit im biß z dem kofhus und stunden da ab vor den schranken und hůben da, biß sy all hin in komen. Und sind die so inhin komen, so hienach gemält sind.(253,1) Dis hie nach sind, die in das conclavi komend, und findest das stuk gemaultt hie nach im buoch am cxxxv. blatt. Und sind dis ir namen hienach:[Aufzählung von Personen]/S. 102/(254) Also gieng der patriarch Anthiocenus heruß uß dem münster mit brinnenden kertzen, und mit im zwen ertzbischof, die im daz tch vor trügend, und gab in den segen uff dem obern hoff by dem vorzaichen enmitten uff dem obern hoff. Diß waren die cardinäl, die ertzbischoff, bischoff und ander gelert lüt, die inhin mußtend riten. Und was daby unßer herr der kung und ander gaistlich und weltlich fürsten und herren, und vil pfaffhait und vil volks, die all nider knüwtend und gott bat end umb gnaden.(255,1) [210] An dem selben mentag [nachst vor Santt Martins tag], als sy in das conclavi rittend, do außend sy den imbiß dester früger. Und nach imbiß, do rittend all cardinäl und die ertzbischoff und ander herren, die in das conclavi müßtend. des ersten uff den obern hoff. Und unßer herr der küng und vil gaistlich fürsten, prelaten und vil weltlicher herren mit inn des ersten uff den obern hoff. Und stündent da all ab iren pfärden und knüwtend nider. Do kam der patriarch Anthiocenus von Anthiochia usser dem münster angelait als ain bpst, so er mess wil haben, und hett ain kostlich infel uff, und z ietweder siten ain bischoff och angeleit als ain bischoff, so er mess liset; und hůbent ain guldin tch vor im under der brust. Und trg man im vor das groß guldin crütz und vil kertzen und hielt under dem vorzaichen enrnitjten] uff dem obern hof. Als sy nun all nider knüwet hattend, do laß der patriarch dry collecten über sy und gab inn da allen den segen und empfalch sy der hailgen drivaltikait. Do rait unßer herr der küng des ersten mit den fürsten ab dem hoff z dem conclavi z dem kofhus, daz da stät ze niderst an dem Merkstatt. Und stünd ab und knwt uff sine knw. Darnach rittend sy all nach ain ander ieglicher be sonder och z dem conclavi für den küng und stündent ab iren pfärden, und santend die pfärd und die kriecht wider in ir herberg. Und gieng ieglicher inhin zu dem gatter, ieglicher nit mer dann mit ainem priester und ainem schüler, Do gnadet unßer herr der küng ieglichen be sonder und batt sy, daz sy ir werk mit der hilff des hailgen gaistes volbrächtind, und daz sy kain misshellung nit machtind. Do sy all in daz conclave komend, do ging der maister von Rodiß und beschloß das ober tor an dem kofhuß, und belaib davor nacht und tag. Darnach giengen in zwen

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bischoff und zwen doctores, die /S. 103/ inn ir essen und trinken besahend, als man dann daz hienach gemalt findt.(255,2) [211] Do sy nun all hinin komen, do beschloss man die gätter, ain uff der weren, den andern unden an dem Merkstatt. Und behüt man die mit gewapoten lüten, innen mit unßers herren des küngs diener und ussen mit der von Costent[z] lüt.(255,3) Diß nach benempten sind die, so mit den cardinäln inhin giengend, und ire wapen stond hienach gemalt.[Aufzählung von Personen, lateinisch]/S. 104/(256,1) [215] Nun wär gt ze wissen, wie daz kofhus z ainem conclavi gebuwen ward und umb machott und vermuret ward, und wie man den herren ir essen hin in bracht, und wie die wider heruß giengen, und wer daz essen inhin bot, und wie daz essen vor der tr versucht ward, daz kain brieff noch anders nit hin in kam, und die ordnung was umm die wal, und wie die wal beschach.(256,2) Des ersten, als man das Merkstatt hinab gat biß z dem egghuß, das da haißt z dem Wißen crütz, das ort was verschrankot von dem selben ort glich überhin biß an den Aberhanggen mit hohem holtz. Das stünd uff recht ains an dem andern, daz kainer mocht ain hand dar durch bieten, und als hoch als ain hoher raißspieß. Und was hie vornan gemacht ain tür. Da vor der tür stündent von den räten gewapet lüt nacht und tag, zwölff und inderthalb och zwölff von unßers herren des küngs wegen abhin vor dem kouffhus. Daz kofhus ward vermuret, all bayen und die tür an dem kofhuß. Hie niden und hie unden an der rosstrenki was es och verschranket, untz an daz gewelb by Sant Conratz brugg. Und was die wer under der brugg gantz vermachot. Und vornan an der brugg was ain tür gemacht ge[n] dem kofhuß. Da stündent och xij gewapoter man vor von Costentz vor dem tor, und innen an dem thor och xij von des küngs wegen. Da[s] thor, daz ietz der Krench ist, daz was gantz verrigelt. Und ussen in dem see ain armbrost schutzes verr warend große blöker an ainander gebunden, daz nieman herin fůr. Die tür vornan und die tür gegen der rättstuben und die tür gegen dem see und all bayen, als vil des murwercht ist, wurden all vermuret, und oben die hültzinen bayen all mit /S. 105/ brittern verschlagen, daz kain gesic noch luft nit inhin mocht. Und man mußt inn nun mit liechter zünden und warent ge[216]machot zway haimliche gemach, ains oben in den muren, daz ander ze obrost in dem holtzwerch. Und die baide gen dem see und waren och vermacht, daz sy vast tunkel warend. Uff dem ersten boden, als man inhin gät die stegen uff, vornan in dem ort z der linggen siten gen dem räthus, was ain capell gebuwen mit drin altarn, daz och kain liecht darin gon mocht. Und hattend dar inn mess nun mit kertzen. Und waz in yeglichem gebuwen sin sonder wonung, ain klains kemerlin mit ainem bettstatlin und ains klains tischlin darinn, da zwen ob mochtend sitzen. Vor dem kemerlin was ain clains kernerli gebuwen, da sin knecht inne lag; dann ir ieglicher mit ainem knecht hin in gieng und nit mer. Und ware nd die kamren also

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getailt, in welhem kemerlin ain cardinallag, der hett z yetweder siten von den naciones nachgeburen, daz also kainer neben dem andern lag, die usser ainen land warend. Und ward in dem kofhuß uff der ersten tili gemacht zwo laternen, in der ieglicher brunnend vier groß kertzen. Und oben uff der andern ti li och zwo laternen mit so vil kertzen, die nacht und tag brunnent. Och was die steg, so man uffhin gät in daz kofhus, vast gewitert, und was die tür beschlossen mit großen mächtigen malenschlossen. Der schlüssel hatt ain der künig, ain daz concilium und ain das capitel ze Costentz. An der tür, als man uffhin in daz hus gat, was gemacht ain vierschröt loch, och mit ainer tür und mit ainem großen malen schloss und sust ain schlüssel. Die schlüssel hett inn der hochmaister von Rodiß. Und hett den ruggen gekert an des kofhus tür, und stünd vor im ain tisch mit ainem tischlachen bedeckt. Hinder dem tisch stunden zwen bischoff, die hattend den ruggen kert gen dem see. Und vor inn stunden zwen herren, welhi dann ye daz concilium dargab, die mußtend nacht und tag da beliben. An der stegen [217] stündent uffhin uff den sprotzen allweg dry fürsten oder grafen, die wartotend des essen, biß daz es hin in kam. Nun bracht man inn daz essen also: Jeglicher herr, der da innen waz, hatt ain geltlin, gemacht als groß, als da man junge kind inn badet. Die warend alle beschützt und sub er gemälot, und ieglichs herren schilt was daran, als dann hienach gernäh stat. Die gelten trgend ir ieglich zwen knecht an ainr stang. Dar inn was brott, flaisch und anders, so man dann iedem herren senden wolt. Und vor ieglicher gelten gieng ain knecht, der trg zwo gutren in ietwedrer hand, ain mit wißem, die andern mit rotem win. Und warend die guttren wol mäßig und daz menglich durch den win sehen mocht, daz nüntz darinn lag. Und sy /S. 106/ giengen mit den gelten und mit dem win hinab das Merkstatt biß z den schranken. Und wenn iro vier kommen, so lies man sy hinin, und beschloß wider, biß die grech wurden. Die gien gen dann für des kouffhus stegen. Do namend die fürsten und die grafen und fůrtend iro ieglichen insonders für die bischoff. Die selben bischoff schlussend die gelten uff, und namen und zerschnittend das brott, fisch und flaisch, ob sy üntz darinn fundint von briefen oder wortz. Das zumiß und daz trank versuchtend sy mit löffeln. Und wenn daz versucht ward, so gabend sy es dem hochmaister. Der nam dann die gelten und daz trank und schloß daz loch uff und ruft dem, dem daz dann z gehortt, und gab im daz. Darnach giengen die knecht daz kouffhus hin umb z der tür uß gen der ratstuben. Daz also geschach allen den, die daz essen brachten ze imbiß und ze nacht, und mstend dester früger gan. Diß ist daz kofhus, wie daz gemacht ward, so dann hienach gemalt ist.(257,1) [220] Also ist nun ze wissen, wie die wal anfieng, als mir dann verschriben hat geben des ertzbischofs Gneßnensis notari, der by im in dem conclavi was. Das was also gemachet, welher ze bpst erwellet wurd, der mußt haben zwen tail der cardinäl und von ieglicher nacion och zwen tail. Da zwüschen giengen die notary umb von ainem zu dem andern, sonder der ertzbischoff Gneßnensis und der ertzbischoff Rigensis. Die kondent nit zesammen bringen, und das ir vil erwelt wurden. Ettlicher

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hett xij stimmen, ettlicher nün stimmen, ettlicher sechs, ettlich vier, daz die wal do zernäl nit für sich mocht gän. Das werot biß z Sant Marti[n]s aubent.(257,2) Do ward die nacion von Germani ze rat: Sider daz concilium in ir land und gewalt wär gelait, daz sy dann die wal in kain weg nit iren wöltind. Und ließen von irn stimmen, daz sy kainen under ir nacion ze bapst nit wellen wöltend, umb daz daz man nit spräch, er wär mit gewalt ingestoßen. Und komen z und mit den Italien über ain und saitend inn ir mainung, daz sy die wal ye nit irren wöltind. Des wurden die Ytalici vast fro. Do nun daz die Anglici vernomend, als bald komen sy z den Germanen und Ytalien und tatend och daz selb. Des wurden die dry naciones vast fro. Und kertend die Germani und Anglici z den Ytalicj und Hyspaniten und batend sy da durch gott und des rechten willen, sy warind also abgestanden, daz sy kainen bpst under inn wöltind wellen, das sy daz och tätind. Daz wolten sy och nit tun. Und mainten die von Yspanien, sy /S. 107/ hettind siben küngrich under inn, die all cristan wärint, und wurd ainr nit bpst und ir nacion, so wurdent die küng unwillig, und daz es vil bößer wurd dann vor ye. Des gelichen antwurtend och die Gallici, das sind Frantzosen, sy hetten die obrosten schul Paris, und wär och ir küng und die z inn under sy gehortend, die mächtigosten fürsten und die besten cristan, und woltend och ain bpst under inn haben. [221] Das bestnd den selbigen tag biß ze nacht.(258) Nun laß ich das ligen, biß gernälot wirt, als dann hienach bezaichet isr. Des ersten, wie sy in das conclavi kommen. Die ander figur, wie man inn ze essen und ze trinken bracht und wie man inn das versucht. Die dritt figur, wie man täglichs für sy mit dem crütz ging und am fischmarkt vor der ratstuben nider knüwet. Die vierd figur ist, wie sy wider uß dem conclavi giengen. Die fünft figur, wie er ewangelier ward. Die sechßt figur, wie er priester ward. Die sibend figur, wie er bischoff ward. Die achtend figur, wie im all gaistlich fürsten ob edierten. Die nünden figur, wie im all müng obedierten. Die zehend figur, wie all weltlich fürsten und herren obedierten.(259,1) [250] Nun hattend die andern, der patriarch, die ertzbischoff, bischoff und och alle pfaffhait all tag ain crützgang von dem münster biß an den fischmarkt für das rathus gen dem kofhus. Und wenn sy also koment für daz kofhus, und gieng allweg damit unßer herr der küng, all fürsten und herren und prelaten, gaistlich und weltlich, und knüwo/S. 108/te nd vor dem kofhus all nider. Und vieng der patriarch gmach an ze singen, daz man inn nit wol hören mocht, die anthiphon: Veni sancte spiritus und ain collect daruff. Und am zinstag und an mitwochen, do giengend sy die mur umbhin z den predigern und darnach in daz münster.(259,2) Und an Sant Martins tag nach der mess, do giengend sy aber mit crütz für daz kouffhus, und do man die antiphon gesang und die collect gesprochen ward, da giengends über die weren und umb das kouffhus, das Merkstatt uff und wider in das münster.

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(260,1) In dem do warend doch die zwo naciones, Germani und Anglici, als vest und sprachen z den Hyspaniten und Frantzosen: Wurd die wal geieret, so künd man nieman schuldigen darinrr, da sy und wurd inn och ain ewiger fluch, das sy die hailgen cristenhait also gesumpt hettind. Und tribend die sach die nach[t]uß an Sant Martins aubent und ye mit großer herttikait. Do brachten sy die Hyspaniten und die Gallici och darzü, das sy es tun woltend.(260,2) Und daz verzoch sich biß morn z Sant Marti[n]s tag. Gelich zwüschen der zehenden stund und der ailften stund, als das crütz vor dem kofhus knüwet, und sungen die antiphon. Glich do zemal do warend sy all dry und fünftzig in der capell in dem kofhus, und hatt man inn mess. Und nach der mess, do sungend sy och gmach die antiphonen: Veni sancte spiritus und och die collect daruff. Darnach do wurdent sy glich ains. Und in der ailften stund an Sant Marti[n]s tag, ee daz crütze wider in daz münster kam, do schray man und rft usser [251] dem conclavi: Wir habend ainen bpst, Ottonem de Columpna. Und luff menglich für daz kofhus, wol ob lxxx tusend personen, fröwen und man.(261) Da beschach ain großes zaichen von den vogeln. Vorhin, ee daz die herren in das kouffhus komen, do was des kouffhus tach all nacht mit rappen besetzt und mit tulen, mit krayen, mit rüchen, und mit andern sölichen vogeln. Und als bald die herren hin in komend, do kam der selben vogel kainr mer daruff. Und alsbald der bpst erwelt waz worden, do lag ain nebel, der ging uff ze mittag. Do komend so vil klainer vogel von maisen, zinslin, büchfinken, distelvogel, bläweli, rötelin und allerlay clainer vogel, ye ain schar nach der andern, by zwain tusenden. Und die flugend uff des kouffhus tach, daz daz tach glich bedeckt ward mit klainen vögelin. Daz menglich sach und groß wonder darab nam. Und also hieß man menglich haim gan und enbissen. Und nach dem imbiß solt menglich in das münster kommen. Umm daz ain nach mittag, da soltend sich samlen all fürsten und herren und all prelaten, gaistlich und weltlich und menglich./S. 109/(262) Und also nach mittag in der ersten stund, do lütet man all gloggen, und samlotend sich all herren, der patriarch, all ertzbischoff und bischoff mit aller pfaffhait, unßer herr der küng, all fürsten, herren, grafen, ritter und knecht, die rät und all burger mit der zunft kertzen, die thümherren mit iren kertzen. Das verzoch sich biß uff die vesper. Do giengen sy heruß mit dem crütz an den obern marckt, die Sülen abhin biß z dem kofhus. Davor, nach by den schranken, do hůb der bpst mit ainem wißen pfärd, und was an geleit glich als ain bischoff, der über den altar gan sol. Und het ain wiß infel uff sinem hopt. Und stündent xxij cardinäl und die drißig von den naciones ze fuß nebend [252] im, und warend all blaich und ungeschaffen worden. Und do das crütz z inn kam, do umbgiengend sy den bpst und die herren, und viel iro ieglicher uff sin knie. Und giengen gm ach wider in das münster. Und do das crütz für kam, do gieng unßer herr der küng für den bpst und knüwot nider und küßt im sin fuß.

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Desgelich tett hertzog Ludwig von Haidelberg und die andern fürsten all; und sust nieman, dann allain der patriarch und die ertzbischoff. Und do unßer herr der küng und hertzog Ludwig im die füß küßt hattend, do bott er inn sin hand und segnott sy. Und nach dem crütz giengen ze fuß die zwen und fünftzig in menteln und in chorkappen, und gieng hinder ieglichem sin kriecht, der by im in dem conclavi was, und trg im sinen mantel hinden enbor, wann ieglicher ain mantel an hett allerlay farb, ainr ain roten, der ander ain blawen, und gien gen inn wol ain eln lang nach. Darumb mußt man inn die enbor tragen. Und ware nd die knecht och vast blaich worden. Nach den herren rait unßer hailger vatter der bapst. Und fůr[t] inn ze fuß by dem zorn an der rechten hand unßer herr der küng und z der linggen hand hertzog Ludwig von Payern. Und zugend glich gmächlich also in daz münster. Und luffend die büttel des bpstes mit irn silbrin trömeln und wertend dem volk, daz nit getreng wurd. Och was es vast tüf in den gassen. Do man nun z dem münster kam, do was die steg by dem Blidhus bezimert, der der bpst wol uffhin riten mocht. Und do er kam z dem Helmhus, do stünd er ab und ging ze fuß in daz münster. Da sungend sy Te deum laudamus und Veni sancte spiritus mit ainr collect. Und darnach ging er in die pfaltz, und belaib dar inn, biß er hin weg rait.(263,1) An dem fritag nach Sant Martins tag, do ward unßer hailger vatter der bpst Martinus quintus uff der pfallentz [253] tze ewangelier gewicht und ward im der nam Martinus uffgelait./S. 110/(263,2) An dem samßtag nach Sant Martins tag ward er in der pfaltz ze priester gewicht. Und mornends an dem sonnentag ward er ze bischoff gewicht.(263,3) Uff mentag nach Sant Martins tag, do ob edierten dem selben unßerm hailgen vatter bapst Martino dem fünften all patriarchen, ertzbischoff und bischoff und och alle weltlich pfaffen.(263,4) An dem zinstag nach Martini obediertend im all schwartz münch: benedictiner, cistercienses und sust ander äpt und münch aller örden.(263,5) An der mittwochen ob edierten im all bettelörden, unßer herr der küng und all weltlich fürsten und herren, und aller küng und herren bottschaft an ir herren statt, und aller prelaten bottschafft. Hie vor stat gemält, wie unßer hailger vatter der bapst uss dem conclavi gieng.(264) Darnach am fritag vor Sant Katherinen tag und an dem samßtag, an dem zwaintzigosten tag des mon atz Novembris anno Dni. MCCCCXVII, an den zwain tagen buwt man in dem chor z dem thmb ze Costentz und in dem münster stl, benck und tisch, als man an dem sontag mornends an Sant Katherinen tag, als dann hienach geschriben und gemält ist, wihen wolt unßern hailgen vattern bpst Martinum den fünften ze bapst. Daz was also glich by dem sigental. Zwüschen dem kaps, da daz sacrament inne stat, da ward ain schöner stl gemacht, darinn er sass, und enend der kaps, da waz ain tisch, da stůndent uff xij brinnend kertzen und die sacrament, das hailig öl und och der crisum und vil püscheli mit werch. Und vor dem fron[254]altar was ain tisch gemacht, da stündent

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uff iiij brinnent kertzen und zway wiße brott und zwo silbrin stintzen mit win. Uff dem altar do stünd als hailtumb, daz yetz ze Costentz ist, ain wiße infel und ain infel mit den drin kronen, und der roß, den bapst Johannes dem küng gab. Enmitten uff dem fletz was och gemachot ain stl, daruff der bapst sass, als man inn in dem münster urnbfürr, und da uff dem still rüwet, und da man im den brinnenden werchboschen vor hůb und man sang: Pater sancte, sic transit gloria mundi. Das ist: Hailger vatter, also zergat die welt.(265) An dem sonnentag vor Sant Katherinen tag, an dem xxj. tag des monotz Novembris anno Dni. MCCCCXVII, glich tze mittemacht. do lut man ain zaichen mit der großen gloggen. Daruff och glich das ander zaichen. Vor dem ainen lut man zesam/S. 111/men mit allen gloggen. Und komend dahin die zwen patriarchen, all ertzbischoff, cardinal und bischoff, all gaistlich und weltlich prelaten und herren, unßer herr der küng, all weltlich fürsten und herren. Und kam in daz chor unßer hailger vatter bapst Martinus der fünft. Und als sy hinin komen, do beschloß man daz münster. Und hatt da uff dem fronaltar mess der cardinal Ostiensis. Und nach der mess, do satzt man den bapst nider uff ainen still zwüschen dem fronalltar und dem sigental, und fieng man inn an ze bpst wihen. Und satzt man dar ain tisch mit brott und win, als man gewonlich bischoff wihet. Und goß man öl uff sin hopt, und verband im daz hobet mit ainem wißen tch. Und stůndent uff dem altar siben silbrine vergülti kertzstal mit siben brinnenden großen kertzen, und sust vil großer brinnender kertzen, der waz one zal. Och was uff dem altar Sam Conratz und Sam Pelayerr höpter, und och des bapstes infel mit den dryn kronen, und sust sin infel. Und als man an[255]fieng, do sang man ainest die letany in latin und ainest in kriechischer sprach. Und wicht man inn als ainen bischoff. Und do er gewicht ward, do leit man inn an z der mess und fürt man inn usser dem kor mit dem crütz. Und trgen vier cardinäl ain schön wiß tch mit roten crützen enbor uff sinem hopt und vor im zu der schoß ain schön guldin tch, Daz trgen vor im zwen cardinäl und zwen bischoff. Und giengen ußhin z der tür, als man gat usser dem chor z Sam Peters altar, und glich hinab z dem wendelstain. Und trg der bpst ain großes buch uff sinem ruggen, daz er dar under bogen mußt. Von dem wendelstain z der großen tür und da inhin z der session. Und do er inhin kam biß uff daz fletz, do was ain bischoff da, der hett ain großen steken in sinr hand, und oben an dem steken ain buschelin mit werch. Daz zündet man an und richt man den steken uff. Daz was bald und an stett verbrunnen. Und sang mit luter stimm: Pater sancte, sie transit gloria mundi. Daz ist: Hailger vatter, also zergät die er der welt. Do antwort der bapst: Deo gratias. Und gieng damit uffhin z des lüpriesters altar. In der session hett der bpst mess, und sang man in der mess ain epistel in latin und aine in kriechischer sprach. Und das ewangelium och ains in latin und daz ander in kriechischer sprach. Und sang man zway Gloria in excelsis. Und nach dem und er die osti tailt, do gieng er von dem altar und satzt sich z der linggen siten nebend den altar uff ainen stl. Und bracht man im die osti, daz sacrarnent uff ainer baten. Do noß er ain tail und gab dem

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ewangelier och ain tail. Der bischoff Ostiensis noß den dritten tail uss dem kelch. Und nach dem segen gieng ieglicher in sin herb erg und laitend sich an ze riten. Und der bapst der ging in die pfallentz, daz was zwüschen siben und ächten./S. 112/(266) [256] An der achtenden stund desselben sonntags, do hattend sich die zwen patriarchen und zwaintzig cardinäl, all ertzbischoff und bischoff, all gefürst äpt uff berait und rittend uff den obern hoff. Und warent sy und die ross alle mit wißem tch bedeckt und das man inn nüntz sach dann die füß. Und ritte nd all in priesterlichem gewand und hattend wiß infelen uff iren höptern. Unßer herr der küng, hertzog Ludwig und all fürsten und herren, die gien gen ze fuß uff hin, und der hochmaister ze Rodiß gieng och ze fuß. Uff dem obern hoff waz ain große brügi gemacht von der mittlen tür biß an die absiten gen der pfaltz, und giengen uffhin zwo groß brait stegen. Uff der brugg was gemachet ain hoher stl, wol fünff sprotzen hoch an die kilchen. Der stl was oben, hinden und nebenz behenckt mit guldinen tuchen. Neben dem stl vier staffel hoch tz baiden siten uffhin waz och ain stl gemacht, z ieglicher siten dry staffel hoch, und darnach biß abher uff die brugg ain staffel an dem andern, alles hinden und dar neben bedeckt mit guldinen tuchen. Und den rechten stl satzt man den bpst. Der was beklaidet als ain bischoff, so man über den altar gät. Und stünd der ain patriarch vor im und hatt die infel mit den dryen kronen und mit dem guldin crütz in siner hand. Nebend dem bpst uff dem höchsten stl z der linggen siten saßend zwen cardinäl, de Pangritiis und de Comitibus. Zu der rechten siten sass der hochmaister von Rodiss und nebend dem sass der cardinal von Flischgo. Herab do saßend z ieglicher siten acht cardinäl, und dar under unßer herr der küng und die andern küng und die lai gen fürsten. Hie unden an der stegen, da saßen die auditores und ander gelert lüt. Uff dem obern hof gen dem bapst hůbend uff den rossen die ertzbischof, bischoff, gefürst prelaten mit priesterlichem gwand und mit irn wißen inflen. Und was daz treng als groß, das der küng selb uffhin nit mocht kommen. Und brunnend uff der brügi so vil großer [257] kertzen, daz man ir nit zellen kond. Und sungend da also gmach, daz ich es nijt] verstan mocht. Darnach kam ain patriarch, der trg ain guldin crütz in siner hand, und knüwot mit dem crütz für den bapst, Und kam darnach ain bischoff, der trg ain steken in siner hand, und was ain busch werch an. Daz zündet man an. Daz verbran an stett. Do rft der bischoff: Pater sancte, sie transit gloria mundi. Do antwurt der bapst: Deo gratias. Daz beschach zway mal, und sungend aber gemächlich. Darnach stund uff der cardinal Pangracius, der cardinal de Comitibus, der cardinal de Flischgo, daz sind dry ewangelier cardinäl, und hört das ampt z inen. Und stünd der hochmaister von Rodiß z inn, und knüwotend alle vier nider, und stündent wider uff und namen die infelen von dem patriarchen und trgend sy also die stegen uffhin z dem bapst. Und die senger sungend vast wol. Daz werot /S. 113/ wol ain stund. Und die infelen satztend sy dem bapst uff sin hopt. Und darnach gieng der bapst herab mit der

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krönten infelen und sass uff ain wiß ross. Das was allenthalben verdekt mit ainem roten tch und hatt sin habit an, glich, als ob er mess hett. Und trg man kain tecki ob im, daz menglich inn wol sehen mocht. Und unßer herr der küng knüwr für inn nider und stünd wider uff und küßt im sin füß und nam inn mit der rechten hand z der rechten siten by dem zorn und hatt in der rechten hand ain tremel und machot wyte umm inn. Tz der linggen siten fůr[t] inn marggrauff Fridrich und küßt im och den fuß. Und hatt och ainen tremel in der hand, machot wyte. Hinden an der rossteki z ainer syten gieng hertzog Ludwig, und hett och ain tremel in sinr hand. Tz der andern siten ain gefürster gräff von Ursinis.(267,1) In dem do saßend die cardinäl, die bischoff und die äpt all ve verdackti ross in irem priesterlichen habit und ir wißen infelen uff iro höptern. Und rait des ersten herab der edel grauff [258] Hugo Planani von Rümeln in ainem roten samotin rok, und hett ain guldin tremel in siner hand, und wart dem volk. Nach dem gien gen zwölf wißy gesattloti ross verdekt mit roten tchern. Nach den rossen rittend die baculierer des bpstes, die procuratores, notarii und söllich volk des bapstes. Und dero hatt yeglicher ain steken in sinr hand, ainr eln lang, und daran roti fenli. Ettlich trgend an den steken vergüldet engel. Darnach do ritte nd die auditores und secretarii. Darnach kam des bapstes crütz, und nach dem die senger, die stäteklich sungen. Darnach ain priester, der warff dem volk stäteklich pfening an die straßen. Darnach korne nd die äpt, bischoff, ertzbischof, dero waz hundert und lxxiij, dero ieglicher hett ainen knecht, der inn by dem zorn fürt, ye zwen und zwen mit ainander. Darnach die cardinäl, ye zwen und zwen und ieglicher zwen knecht, die inn fürtend. Darnach aber ain priester, der von im pfening warff. Und darnach ain wiß ross, wol gesattlott und mit ainem roten tch wol bedekt. Uff dem sattel stůndent tzway guldine kertzstall mit zwain brinnenden kertzen vor dem sacrament, daz uff dem sattel stůnd in ainr mustrantz, Und darnach glich uff das sacrament, do rait unßer hailger vatter bpst Martinus, als da vor benempt ist. Nach dem bapst rait ainr in harnasch uff aim großen ross und hett ain große stang in siner hand, uff der stang waz ain hoher spitziger hüt, oben eng und unden wit, daz er baid gassen über graiff, und was getailt gel und rot von obnen abher. Uff dem hut waz ain guldiner knopf, uff dem knopf stünd ain guldiner engel, der hett ain guldin crütz in siner hand. Damit rittend gewapnot lüt, und damit giengend aller zünft und der thmbherren kertzen brinnend. Und nach inn daz gemain volk und all prusuner und pfifer. Sy pfiffotend und prusonotend aber nit. Und giend und rittend also gmach von dem [259] obern hoff biß für Sant Steffan. Da hůb er ain klaine wil. Und giengend und ritte nd von Sant Steffan biß an den obern markt. Und do er kam z dem hus, daz da haißt z dem Schlegel by Sandt Laurentzen, do ging /S. 114/ die jüdschait im engegen mit vil großen brinnenden kertzen, und hettend all iro habit an, als sy an irm langen tag stand, und trgend iro zehen gebott under ainem guldin tch mit iiij stangen an ainem steken in ainem küssi, daz waz rot samoti und hett iiij zip[f]el und an ieglichem zipfel zwo schellen. Und wenn sy den steken rürtend, so lutend die schellen und sungend vast

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hebraisch. Und do sy z dem bpst komend, do knüwotend sy nider und buttend im die x gebott, und batend inn, daz er inn ir fryhait bestätigotti dero fryhaiten, so sy dann biß her [von andren bäbsten] gehebt hettind. Do wolt er dero gebott nit. Aber unßer herr der küng empfieng sy und sprach: Moyses gebott sind gt und recht, aber sy wöltind die nit halten noch recht verston. Do redt der bpst ettwas haimlichs, daz ich nit verston kond, und kert sich herumb gegen den Juden und sprach lut, daz es menglich hortt: Omnipotens deus avertat velamen ab oculis vestris, ut possitis videre lumen eterne vite. Und gab inn den segen mit der rechten hand: In nomine patris et filii et spiritus Sancti. Und rait die Sül hinab und Mordergassen umbhin durch die Nüwengassen an Sant Päls gassen wider inher an den obern marckt, von dem markt wider für Sant Steffan, von Sant Steffan uff den obern hof, und gab da dem volk den segen, und gieng in die pfallentz. Darnach rait und gieng iederman haim in sin herberg und sandt der bapst Hainrichen von Ulm, der do burgermaister was, das ross, daruff er geritten was. Und diß alles werot biß uff die ailften stund.(267,2) Diß alles stat hievor gemält.(268) [260] Uff fritag vor Sant Thomas tag anno Dni. MCCCCXVII, do tett unßer hailger vatter bapst Martinus der fünft sin hof uff und tett gnad und lech pfründen, Und rittend die cardinäl und die gaistlichen prelaten, die z dem hof gehortend, z im uff den obern hoff, und stündent ab vor der pfaltz und giengend uffhin z im. Und was die groß stub dannen genommen und was alles z ainem sal gemacht. Da sass der bpst under ainem guldin tch und hinder im och ain guldin tch, Und komend die herren für inn und empfiengend pfründen von im. Das tett er, ee er von Costentz kam, ze xv malen, als dann hie gemalt ist/S. 115/(270) [265] An Sant Conratztag, der waz an aim fritag, zwüschen ächten und nünen, do ruft man durch die statt, es sy fröwen oder man, wer gnad darz hab, der kom uff den obern hof z dem dritten zaichen der großen gloggen, da weil unßer hailger vatter bapst Martinus dem volk den segen geben. Und also lut man z dry malen. Und in der nünden stund, do ging menglich uff den obern hof. Do kam unßer hailger vatter bpst Martinus in den ärgger an der pfallentz uff dem hof. Der was geziert mit guldinen tchern, mit küssin, mit kertzen, vii schöner, dann davor geschriben stat. Und mit im vier cardinäl und sechs bischoff, und unßer herr der küng under siner kron, und der bapst enmitten mit ainer kostlichen infel, nit mit den kronen. Und gab da dem volk den segen und den aplas. Und ee daz volk wider ab dem hof kam, z allen türen uss, das werot ain gantze stund.(271) Des ersten tags des monatz Decembris, do ward ze burgermaister er welt Caspar Gumpost und ze underm burgermaister Lüpfrid Mumprät. Desselben tags hatte nd die herren ain gestäch, und wolt sy unßer hailger vatter der bpst uff dem obern hof nit laßen stechen, und zugend das gestäch an den vischmarckt.

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(272) Uff mentag nach Sant Nielaus tag an der sibenden stund nach mitternacht, do ward ermůrdet der ersam herr herr Hainrich, probst ze Lutzern, uff prediger brugg. Und ward getragen in der prediger ports tuben, da starb er an stett. Do ward der mord er gefangen. Der verjach glich an stett on alles foltren. [266] Und maint, er hett nit unrecht getan, sin burge von Lutzern hettind es inn gehaißen und hettind im och sold darumb /S. 116/ geben. Darnach an dem dornstag ward der morder für gericht gefüret. Dannocht lag der probst unvergraben, wann die gaistlichen halten, wann ain pfaff getötet wirt, den sol man unvergraben laßen ligen biß an den dritten tag. Und fůrt man den morder von dem Ziegelgraben die mur umbhin. Und do er für die prediger [bruck] kam, do fieng der tot lich[n]am an ze schwitzen. Do nun der morder ver[ur]tailt ward in der rätstuben, do fieng der tot lich[n]am an ze blüten, und ward an allem sinem lib rot und schön, als man inn vor ye gesehen hett. Daz sahend all prediger und ob ccc menschen, die durch wonder in daz kloster luffend. Und ward darnach erst begraben. Der morder ward uss geschlaipft und uff ain rad gesetzt. Da zwüschen beschach nit vil dings, das frömd wär ze schriben, dann daz die herren, gaistlich und weltlich, uß und in rittend. Und gab man alle ding in rechtem kouff.(273) Anno Dni. MCCCCXVIII am hailgen tag ze wihenächten, do hatt unßer hailger vatter der bpst Martinus der fünft mit dem nammen die dry messen: die ersten Dominus dixit ad me, die andern Lux fulgebit und die dritten Puer natus est nobis, iegliche z siner zit. Und was unßer herr der küng, die zwen kurfürsten und sust vil herren by den drin messen. Nach den messen vor dem imbiß, do gab der bpst den segen, aber uff dem ärger in der maß, als dann vor geschriben ist. Nach dem segen verkündet ain bischoff den aplas: Also wer der wär, der dahin kommen wär, der gebichtet hett und inn sin sünde rüwind, der hett siben jar aplas tötlicher sünd und siben karrenen, oder wer darnach in acht tagen wölt bichten und sin sünd rüwoti, der hett sollichen aplas.(274) [267] An Sant Silvesters aubent, der was an ainem donstag, do starb der erber herr dominus Sigißmundus obroster kantzler, ain Unger, ain kantzler der römischen richs. An des statt kam herr Jörg, bischoff von Passöw, geborn von Hohenloch. Und nach der vesper lut man im als ainem thümherren, und man trg inn under guldinen tuchen. Und komend z dem ußtragen all örden und alle pfaffhait ze Costentz. Und trg man inn z dem münster z dem thmb. Und trg ieglicher ain brinnend kertzen in siner hand und ieglicher thürnherr zwo, und der hett iegliche ain vierling wachs. Und vor der lich trg man xxvj brinnender kertzen, dero iegliche hatt iij lib. Und nach der lich och xxvj kertzen. Und giengen damit all gaistlich fürsten und herren. Und begiengend sin opfer glich als den ungerschen fürsten.(275,1a) Uff mentag nach Agnetis anno Dni. MCCCCXVIII, do ward ain gantze session vor prim. Und warend in der session die zwen patriarchen, all cardinäl, ertzbischoff, bischoff und ander gelert, fürsten und herren, gaistlich und weltlich, in der session vor den lüpriesters altar in dem münster z dem thmb. Uff dem altar hett der bpst mess.

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/S. 117/Do zernäl und nach dem segen der mess, do bestätigott unßer hailger vatter der bapst Martinus der fünft vor aller menglich den selben unßer herren küng Sigmunden tz ainem rechten und bestätigotten römischen küng. Do zernäl nam unßer hailger vatter ain guldin kron in sin hand und gab sy dem cardinal Ostiensis und dem cardinal de Ursinis, die da baid zegegen stündent, Und der küng der knüwt enmitten. Und die namend die kron in ire hend und sy satztend die dem küng uff sin hopt.(275,2) Darnach stünd an stett dar ain großer herr und kantzler des bpstes und [268] laß ain bull, was ain römscher küng gebunden sy ze tünd dem hailgen römischen stl ze Rom. Und nach dem do die bull verlesen ward, do schwur der küng soll ichs stät ze halten.(275,3) Und nach dem aid kert sich der bapst umm gen dem küng und bot im sin hand, und verhieß im, inn ze halten für ainen römischen küng. Des glichen tatend die patriarchen, all cardinäl, ertzbischoff, bischof und och all gaistlich fürsten und herren. Und nach sollichem, do lut man laudes mit allen gloggen, vor mittem tag, darnach ze vesper und och ze aubend, als dann diß hie gernalt ist mit figuren. Und diss stat och hienach geschriben.(284,la) [272] Do man zalt von der geburt Cristi unßers herren MCCCCXVIII an dem nünzehenden tag des mon atz Hornung, do rait in der hochwirdig herr und ertzbischoff, herr Jerg, ertzbischoff Kyfionensis, und ist kriechischs globens, und mit im fünf bischoff desselben globens. Das ertzbistumb lit in kriechischen landen und stoßt heruß wert an das hertzogtürnb ze Rüßen und nebend an daz hertzogtürnb ze Littöw und nebend gegen mittag an daz kayserthmb z der hindern Türggy und heruß an die hindern Walachy.(284,2) Und komend mit im vil herren und botten von den haidischen herren, vom kayser soldan, von dem großen kan, von dem küng von Arabia, von der stat groß Nografye und von andern großen haidischen stetten und herren. Und zugend in daz huß, daz da haißt z der Sunnen, daz do zernäl was Ulrichs Imholtz. Und do er sich also nider gelaßen hett, do berait er ain altar. Und hieß im da ain siner bischoff mess haben. Und nach der mess, do segnott er daz brott, daz dem priester über worden was, davon er daz sacrament nam, und zerbrach das in klaine stückly und bot die stükly ieglichem sinem diener ains. Der nam daz stücklin in sin linggen hand, und beschloß die hand und bettott knüwend mit dem mund uff der hand und auß das usser der hand. Daz was als vil, als wir hie /S. 118/ wichwasser nemend. Die mess und die gebärd und wie die mess was und die gebärd, stat hienach gemalt und hienach bas geschriben.(284,3) Och zugend ettlich haiden und der haidischen herren bottschaft usser der haidenschaft in Hansen Ruhen hus. Und sy giengend all tag in daz concilium und wa der küng waz und wa man rat hatt.(284,4) Und also berait man den altar, so man dem ertzbischof von Kriechen mess wolt habn.

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(276) [284] An dem ingenden jar, do hett unßer hailger vatter der bpst Martinus daz fron ampt z dem thmb ze Costentz. Da zegegen da warend zwen patriarchen, all cardinäl, vil ertzbischof, bischoff, prelaten und vil ander gaistlicher herren, unßer herr der küng, zwen kurfürsten und ander ritter und knecht. Und nach dem segen der mess, do sass der bapst uff ain sessel. Do nam unßer herr der küng Hainrichen von Ulm, der do zemäl burgermaister was, und fürt inn für fronalltar by siner hand für den bpst und hieß inn nider knüwen. Und vor inn allen schlug er inn ze ritter mit ainem bloßen schwert, als dann sitt und gewonhait ist, ritter ze schlahind.(277) Und an dem zwölften aubend hett man dem kantzler sin opfer, daz waz an ainer mittwochen. Davor an dem zinstag ze vesper, do lut man dristund und hattend im da all pfaffen ain Vigili, und an der mittwochen daz opfer. Und stalt man an mitten an daz fletz ain groß bett, bedeket mit ainem kostlichen guldin tch. Und die absiten, die kantzel was umbsteket mit großen brinnenden kertzen und umm die bar cxxiij, dero iegliche wag by iiij lib. wachs, on dein opfer kertzen. Und sin diener waintend und klegtend inn mit wainen und hülen, als dann noch sitt ist in Ungern.(278,1) An dem zwölften tag ze wihenächten, do hett mess daz fronampt ze Costentz z dem thürnb [unsser hailger vatter der baubst] uff des lupriesters altar under der kantzel. Und warent och by der mess und by dem ampt all cardinäl, bischof und vil prelaten, unßer herr der küng, och ander fürsten und herren./S. 119/(278,2) Desselben tags nach imbiß, do zoch in gen Costentz der patriarch von Aigla und Früu, hertzag Ludwig von Teck,und zach in den Regenbogen. Und rittend im engegen vil cardinäl, bischoff und prelaten, och weltlich fürsten und herren, on unßer herr der küng, der was ettwas blöd.(275,1b) [285] Uffmentag nach Agnetis, do ward ain rechti session von prim. In der selben session bestätigott unßer haiIger vatter der bpst Martinus quintus unßern herren den küng z ainem rechten römschen küng und obediertend im all cardinäl, ertzbischoff, bischoff und all gaistlich prelaten als ainem bestäten römischen küng vor Sant Conratz alltar under der cantzel. Und der bapst hatt darnach uff dem selben altar mess. Und darnach lut man drümäl laudes. Und den imbiß auss der selb küng und fünf fürsten by dem bpst in der pfaltz.(279) Tz dem ersten fieng man an ze lüten die großen gloggen am fritag nach Sant Angnesen tag z dem zaichen, als der allmächtig gott an dem crütz starb. Und gab unßer hailger vatter der bapst dem und denen, die dann mit ernst bedachtend daz bitter sterben Jhesu Christi und mit andächt bettotind fünf Pater noster und fünf Ave Maria, vil aplas. Und ward gemacht, daz man maint, man wölt es nun hinnanthin ewiklich uff den fritag tun. Und sprach man do, es hett gestift mit sinem aigen gt der bischoff von Bisant.

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(280) Uff mentag vor der liechtmess, do kam gen Costentz recht i bottschaft von den cardinäln, die da hielten Benedictum, ietza genempt Petrus de Luna, das sy nun hin fůr im nit obedieren wölten und füro hin nüntz wöltind halten von Petro de Luna, und wöltend gehorsam sin unßerm haiIgen vatter bapst Martino, der ze Costentz erwellt waz worden, und sinen gebotten undertenig sin mit iren geschwornen briefen. Die brief wordent vor im gelesen in der session. Und die botten schwurend och, söllichs an ir statt ze halten. Daz was vor imbiß. Und nach dem imbiß lut man drümallaudes. Uff den tag stündent ze Costentz an Sant Conrats brugg, den fischmarkt hinab, xxiij große schiff mit höw geladen, die alle vail warend. Und der selbigen wochen, do korne nd an den [286] fischmarkt z Costentz sechs und viertzig inlanken und in gtem kouff.(281) An unßer fröwentag z der liechtmiss, do hett mess unßer hailger vatter bapst Martinus quintus z dem rhüm ze Costentz uff dem fronaltar und wihet da die kertzen. Und nach der mess zwüschen zehen und ailfen vor mittag, do gab er dem volk den /S. 120/ segen aber uff dem ärgger uff dem obern hoff. Und vor dem segen, do warff er herab mit siner hand wol z drißig malen kertzen, ye ain handvol kertzen. Die waren wol ainr halben eln lang. Und warend der kertzen ob xv hunderten. Und wenn er ain handvol kertzen enmitten under daz volk herabwarff, so warff er darnach z der rechten hand und die dritten z der linggen hand, biß er sy all verwarff. Und z dem imbiß über tisch sant er allen herren fünftzig kertzen, also das menglichem werden mocht, wer dann iro begerot.(282) An dem zinstag an der rechten vaßnacht, do hattend die herren ain gestäch uff dem Brül. Und do sy ettwa menig riten tatend, do zoch ab herr Laurentz vom Hädrißturn von Ungern. In dem zug und uff dem ross, do zoch uff unßer herr der küng mit verbundem helm und mit kainem wapen, und stach och mit inn. Und tett nün riten uff ainander, als mit verbundem helm, und stach nider ain ritter und ain knecht, und zoch wider ab mit verbundem helm.(283,1) Uff fritag vor mann vaßnacht, do santend inn bottschaft unßer hailger vatter der bapst und unßer herr der küng den ersammen dem bischoff von Passow z dem herren von Mailand. Und rittend mit im und gabend im glait wol ain mil wegs verr von Costentz unßer herr der küng und vil gaistlicher prelaten und weltlich fürsten und herren wol mit zway tusend pfärden.(283,2) [287] Uff fritag nach der mann vaßnacht rait von Costentz der cardinal Alla- manus Bysanus in bottschaft gen Hyspania, und rittend och die fürsten und herren mit im und och unßer herr der küng und sust vil gaistlicher fürsten und herren ob xv hundert pfärden und gabend im gelait ain halb mil wegs verr.(284,lb) Darnach am samßtag, der was an dem xviiij. tag des mon atz February, do rait in der hochwirdig herr, herr Jerg ertzbischoff z Kyvionensis, usser dem land zu wißen Rüßen z Schmolemzgi. Der hett under im xj bischoff und hielt och kriechischen globen. Daz land lit vast

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under dem küngrich von Poland und hett etlich bischoff in dem hertzogtůmb ze Littow und den mertail in Rüßen und in Kriechen. Und komend vil haiden mit im, uss der Tartarye und uss der Turggie, die da habend des Machometen globen und viiij pfaffen sins gelobens, all mit langen bärten und ob dem mund kain bart und mit langem har und hattend blatten. Und warent in bottschaft wiß kommen von vil lender und stetten, die nit unßern globen hielten. Die stett und land hienach geschriben sind, dero gwalt und brieff sy hattend. Und maint man, wär die reformacion für sich /S. 121/ gangen,sy wärind ach cristan worden. Und rittend inn engegen all ir landslüt und der küng. Und ritte nd in daz hus zur Sunnen,(285) An Sant Mathis tag, da rait unßer herr der küng den Rin abhin, und maint gen Basel ze ritende und da nit mer dann zehen tag ze sind. Und als er hin weg rait, waz im zegegen gieng, das waiß ich nit, er ward ye wendig und rait an dem andern tag gen Costentz, und leit sich da nider und lag ettwe mengen tag. Und maint man, er hett daz gesücht. Und also waz aber ain schwigen. Und sollichs was alles in der vasten. Und komend fisch, grün und türr, wie man sy dann [288] haben wolt. Da beschach nit vast vil nuws, dann daz ain patriarch die pfaffen z Sant Steffan wicht,(286) Uff mentag nach Letare, daz ist ze mitfasten, daz was am sechßten tag im Mertzen, da hett der bapst uff dem fronaltar mess. Und darnach gab er dem volk den segen uff dem ärgger, glich wie vor geschriben ist. Und was so vil frömds volks uff dem obern hof, das erst by iiij mil wegs in die statt kommen was z dem andern volk, daz man maint, es wär by anderthalb tusend menschen, fröwen und man und kind. Und nach dem segen, da mußt man all türen behüten, die uff den hof gand, dera vj sind, daz nieman ertrucket wurd noch getötet. Und wandert menglich, wa man so vil brott bachen möcht, daz yeglichem ain halbes bratt werden möcht, dann daz es gottes will wär.Und nach dem da daz volk herab kam, da sandet unßer hailger vatter der bpst den rosen unßerm herren dem küng by dem margrafen von Brandernburg z den augustinern, da er dann siech lag.Derselbig marggräff fůr[t] den rosen offen lichen in siner hand ab der pfaltz biß z den augustinern. Und ritte nd mit im all cardinäl, ertzbischoff und bischoff. Und vor inn all prusuner, fürsten, ritter und knecht und all prelaten. Und prusunotend in /S. 122/ widerstrit. Und do sy z den augustinern komend, do hieß sich selbs unßer herr der küng herfür füren und den rosen empfieng unßer herr der küng vast wirdiklich.(287) In dem und unßer herr der küng z den augustinern lag, daz tett er umm rub willen siner krankhait, dannocht hett er hoff tz Peterßhusen, und begerott an den apt von Petershusen, daz er inn brennholtz ließe howen in sinen höltzern im Aichhorn und in Sant Gebhartz holtz. Daz verseit er im. Daz sant er sin Unger in sine höltzer, die huwend [289] holtz, es wär im lieb oder la[i]d. Daz das der apt sach, do verkoft er daz uffstend holtz als, on die aichen abzehöwen, menglich, wer dann wolt, ye ain juchart umm xvj guldin. Desselben holtzes ich och ain juchart koft. Daz ließ unßer herr der küng gt sin und tett dem verkoften holtz nit schaden. Do huwend sy allweg, als lang er dann ze Costentz was.

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(288) Do nun der ertzbischoff Kyvionensis an der herberg nider hett gelaßen, do hieß er im in dem huß ain altar beraiten, da er und sin pfaffen mess uff woltend haben. Die mess und der alltar warend also, als ich lrich Richental selbs hab gesehen und ain doctor in theoloya, dem es der ertzbischoff erlopt hett ze sehen. Den batt ich, daz er mich mit im nem, daz tett och er. Und also beraitend sy den altar als unßer pfaffen. Und uff dem allrar stünd ain guldin crütz enmitten und uff ietweder siteri ain guldin, vierschrötes täfelin, als ob hailturnb darinn sölte ligen, und vier brinnend kertzen uff vier silbrinen vergülten kertzstalen. Und satztend ain silbrinen vergülten kelch.och daruff, der wol als groß waz als unßer kelch dry. Und leitend über den kelch ain dry eggoten steg, der waz silbrin und was bogen, und uff den steg ain gt guldin tch, daz waz als wyt und als brait als ain halby eln. Der kelch was ij mäßig. Nebend den kelch leitend sy ain vergülti baten, die wol als groß waz, daz man wol ain versotten hün daruff geleit hett. Und daruff och ain guldin tch als da vor. Tz der rechten hand staltend sy zway guldini /S. 123/ empeli. Die warent ettwas hoch, aber minder dann unßer pfaffen empeli, Da was in dem ainen win oder bier ald mett, daz waiß ich nit aigentlich; es was aber warm, in dem andern wasser. Und nebend den altar uff den sitz in den bayen staltend sy tzwo silbrin schüsslen, iegliche als groß, daz man ain gesotten hün wol darinn [290] möchte gelegen sin. Und in ieglicher schüssel lag ain wißes brott, daz ainer funst groß waz. Und lag under der schüssel ain wiße zwähel mit gold gesprengt. Vor dem altar z der rechten siten was ain guldin tch an die mur gehenkt und daz ander lag an der erd. Und oben enbor ob dem altar lach och ain guldin tch, und vast hinden, da der ertzbischoff stnd, och ain guldin tch, und uff dem tch ain langer stl, och bedekt mit ainem guldinen tch. Und obnen nebentz z der rechten hand und hinden waren och guldine tcher gehenkt. Da knüwt und stünd der ertzbischoff und sin caplan und zwen hertzogen von Kriechen. Der hertzog uß Schmolentzgi, der hertzog uss roten Rüßen, und sust mere dann iij hundert irs globen. Do nun also diß berait ward, do nam der priester und leit ain überröck an. Und daz rochvass nam er in sin hand, der evangelier och ain überröck und letzgner leit och ain überröck an. Und der letzgner nam den wichkessel, und giengend all dry für den alltar und knüwotend nider. Und machot ieglicher drü crütz vor im. Daz was also: Er graiff mit drin fingern mit der rechten hand an die stirnen und zoch die finger uff die brust herab und do uff die rechten und uff die linggen achßlen. Und der crütz machtend sy gar vil in der mess.(289) Do nam der ewangelier und sprangt gar vil en klain [wichwasser] uff den altar. Und nam den wadel von im der letzgner, der trg den wadel und den sessel hinweg. Darnach do ging der priester z dem altar und kuchet daruff und rochet daz allenthalben, und gieng mit dem roch hindersich z dem ertzbischoff und rochet inn und alle die, so dann by im warent, und mich och, und hanckt den roch z der linggen siten, und leit über das überröck ain alb an, und vornan von der hand untz an die elenbogen zwen kostlich guldin ermel, angebunden mit sidinen schnüren,

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und ain umler und hankt daz har hinden heruß. Und darnach den messachel, der [291] was glich als ain glogg von dem hals biß uff die füße. Wenn er die hend bruchen wolt, so mußt er den messachel uff die /S. 124/ arm nemen. Darnach giengen sy für den altar und nament vor dem altar ain Venie. Daz was also: Sy leitend daz hopt uff ire hend, und bucktend sich biß uff die erd. Darnach giengend sy über den altar. Und bott der letzgner dem ewangelier die schüsslen mit dem brott. Do nam der ewangelier daz ain brott und stach mit dem messer darin, als man ain käß versucht. Und stach daruß [ain stuck] als groß als ain bon und gab es dem priester. Der leit es uff die baten. Darnach stach er uss dem andern brott och ain stuk, daz waz als groß als zwo bonen, und bot es och dem priester. Der leit es och uff die baten und dakt sy do mit ainem guldin tch, Darnach nam der ewangelier die zway ämpeli und göß die in den kelch. Da roch daz ain, daz man wol markt, daz warmer win oder wasser darinn was, und dakt den och. Und ging von dem altar z der rechten hand und staltend die ruggen an die mur. Do kam ain schüler, der sang die letany in irer sprach. Do antwortend im der ertzpriester, die pfaffen und die laygen: Ora pro nobis, och in irer sprach. Und sungend das vast gemach. Darnach do fieng der ewangelier den Introit an ze singen. Da sungend den Introit der ertzpriester und och die pfaffen und och die weltlichen irs geloben. Und für daz Kyrieleyso sungend sy daz Ayos z nün malen. Und darnach daz Gloria in excelsis. Do giengen sy wider über altar, und laß der epistler die epistel und kert dem altar den ruggen. Nach der epistel sungend sy ze nün mälen das Ayos, und darnach daz Alleluia. Darnach sang der ewangelier daz ewangely. Darnach do sungend sy den Credo in unum und aber dristund Alleluia. Darnach segnot der priester vast lang. Und darnach sungend sy ain gesang als Sanctus. Do nun der priester solt unßern herren haben, do nam der [292] letzgner ain brinnend kertzen und ging mit der kertzen vor anhin. Darnach nam der ewangelier den kelch und trg im den nach, darnach der priester die paten, und ging also für die, die da ze messe [stunden] und knüwotend ald nider. Und ging wider über altar. Darnach sungen sy aber all das Pater noster und aber Ayos. Und nam der priester daz rochfass und rochet allenthalben über den allrar. Und nam do darnach das großer stuk brott und zerbrach das in zway und leit ains in den kelch. Daz ander wider uff die baten und segnott aber. Und darnach nam der priester ain stuk ab der baten und gab daz dem ewangelier. Der nam es in die linggen hand und beschloß die und leit sy uff den altar und leit daz hopt uff die hand. Deßglichen tett der priester mit dem andern stuk. Darnach außend sy es usser der hand. Do nam der ewangelier [ain löffel] und halt den kelch und nam der dritt mit dem löffel usser dem kelch und gabs dem priester. Der auss es uss dem löffel. Darnach do namen sy den win und wasser mit dem löffel uss dem kelch und trunkend daz usser dem löffel, daz sy den kelch nit uff hůbend. In dem do zerbrach der letzgner die zway brötli z klainen stüklin und brachtz dem ertzbischoff. Und nach dem segen, do gab der ertzbischoff ieglichem layen, die dann da stundend, ain stüklin.

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/S. 125/Der nam es och in die linggen hand und tett als vor, und auß es usser der hand. Daz solt als vil [sin und be]tüten als hie daz wichwasser. Dero messen hett er vil ze Costentz, die wil und er da waz. leh hab soll ich messen och vil anderswa gesehen, sy warend aber nit so kostlich noch als demütig als die.(290,1) An dem balmtag hatt unßer hailger vatter der bpst mess und wicht die balmen z dem thürnb ze Costentz. Und zwüschen der zehenden und der ailften stunden gab er den segen uff dem obern hof uff dem ärgger, als dann da vor benempt ist. Und was [293] mer volks uff dem obern hoff dann ze mittvasten. Und das volk samnot sich vor primzit uff dem hoff. Und z der selben zit waz es als eng uff dem obern hoff, daz die thmbherren die balmen nit schüßen kondend [und mstends under wegen laussen],(290,2) Uff den mentag ward ain klaine session und ward ettwas reformiert, und lut man nit mer dann ain mal die großen gloggen. Und wurde nt ze ratt, das sy daz hailig zit söltind firen und kain session haben.(291,1) An dem großen dornstag, do beklait unßer hailger vatter der bapst Martinus quintus xij alt arm man in intel wiße klaid, wiß rök und kappen und wiß schlich und gürtel och wiß, glich wie die wißen münch gond. Darnach in der sibenden stünd, do kam er in sinem bpstlichen habit mit siner kostlichen infel, nit als man inn krönt. Das was in der sibenden stund nach mitternacht, do ging er in den ärgger, der dik benempt ist, der waz kostlicher beclaidet dann vor ye. Und warend da in dem ärgger angelait all cardinäl glich als bischoff mit wißen infelen. Und stünd unßer herr der küng by inn und beruft da all haiden, kätzerund scismaticos, daz sind die, die kriechischen globen haltend, all Juden, all Machmeti, Petrum de Luna, all die, so dem stl nit gehorsam sind, und dem stl ze Rom üntz abbrechend, all felseher der bullen von Rom und anderswa, alle die, so die müntz felschend und die selbigen schwechrend, und die bößen müntz ze land bringend, alle die, so an den stl ze Rom nit gelobend und sin gebott nit haltend, all beghart und beginen, die ir selbs ordnung wöllen halten, alle die, so sinen gerichten und gebotten nit gng tnd oder ratt und gunst darz tnd, und tett sy da all in ewigen und verflüchten bann. Und mit siner aigen hand warff er über sy brinnend kertzen, ie aine, da aine ain lib. wag, wächßi. Daz tett er z xj malen. Darnach batt er über den stl ze Rom [294] und über all stät, die dem stl ze Rom gehorsam wärind, und über all cristenlüt, die den globen recht hieltind, und über die stett, so dem stl zugehörend, über unßern herren den küng und über daz hailig römsch rich und des römschen richs stett. Darnach laß der cardinal de Flischgo die schuld der sünd. Und darnach absolviert unßer hailger vatter der /S. 126/ bpst alle die, so mit rüw und andacht by dem ampt zegegen warend, und gab da dem volk den segen. Und darnach gab unßer hailger vatter dem volk den segen. Dannocht hatt der selb bapst daz ampt z dem thmb. Von viii und mengi der lüt so mußt

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man die sünder in infüren z Sant Steffan. Das tett aber der selbig patriarch, und wichet da die hailikait.(291,2) Nach dem imbiß zwüschen zwayen und den dryen, do rft man durch die statt, wer den segen wölt nemen, der sölt kommen umb die vierden stund uff den obern hoff. Da wölt der bpst den segen geben, und wölt das an dem stillen fritag och tun nach dem ampt und am osteraubend och nach dem ampt. Und nach der vierden stund, do gab er den segen, und was der hof glich voll volks. Und gab aber aplas siben jar tötlicher sünd und vij karrenen allen, die da zegegen waren, die gebichtet hettind und gerüwet ir sünd. Und die des segens begertind, die söltind inn och haben. Darnach außend ze aubend die cardinäl mit im, wann sy all nüchtern warend, und der küng. Nach dem mäl hett er daz ampt mit großer dernüt und wusch inn allen die füß.(292,1) An dem stillen fritag hett der cardinal Ostiensis das ampt z dem thumb. Und was daby der bapst, der küng und all prelaten, als dick da vor benempt ist. Und nach dem ampt gab der bpst den segen. Und darnach z der fünften stund als vii aplas als vor. Do hett der dick genempt patriarch das ampt z Sant Steffan. Und was ain demüteklichs ding den selben tag allent[295]halben, als ob kain mensch tze Costentz wär.(292,2) An dem hailgen aubent ze os tran, do was unßer hailger vatter bpst Martinus by dem ampt, und wihet der cardinal Ostiensis den ostertouff, daz für und die kertzen. Und nach dem ampt gab er aber den segen, und ze aubend tz der fünften stund och. Do hett daz ampt der dik genant patriarch und wihet och also und darnach pfaffen.(292,3) An dem selben tag zoch wider in gen Costentz der durchlüchtig fürst hertzog Ludwig von Prig, hertzog in der Schlesy, mit cl pfärden und mit vj wägen ze mittag.(293,1) Uff den selben tag zoch in gen Costentz der edel fürst Bertrandus von Karnerin ußer Italia in Lamparten mit lij pfärden. Und zoch man vor im vj große verdakti wiße pfärd. Und waz usser der march Anchochina. Und rait uff den obern hof für die pfaltz für den bpst. Do hieß er inn z im kommen. Do schankt er dem bpst die sechs ross und rait do in Aulbrecht Kilchherren huß uff den Blatten.(293,2) Uff dem hailgen tag ze os tran, der was an dem xxvij. tag im Mertzen, do hett der bapst selbs das ampt z dem thmb tze Costentz. Und nach dem ampt gab er dem /S. 127/ volk den segen. Do hatt der patriarch tz Sant Steffan daz ampt und wicht dadie fladen.(293,3) An dem mentag in der osterwochen zwüschen aim und zwayen nach ymbiß, do rittend in gen Costentz der von Fenedi bottschaft, iiij alt herren. Und rittend inn engegen all wälsch herren, gaistlich und weltlich. Und zoch man vor inn ain verdackten spißwagen und xviij mul mit wätseken. Und waz iro nam der herren: Maurinus de Carewello, Franciscus Michkachel, Anthonius Concerenis, Franciscus de Frischani.(294,1) [296] Am samßtag frü samlotend sich all prelaten in das münster, und hatt da der bapst mess. In der mess segnott der bapst die

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osterlernlin, und gab man da die uß, wer sy nemen wolt, und von treng z hin kommen mocht.(294,2) Desselben tags ze vesperzit, do rittend von Costentz zwen cardinäl, der ain Ostiensis vice cancellarius, der ander Sancti Marce, in bottschaft gen Pariß und da dannen in Engelland. Und soltend zwüschen den küngen frid machen, wann sy großen stechigen krieg mitainander hattend, Und all ander cardinal gabend inn gelait und rittend des ersten uff den hoff und namend von dem bpst urlob und och von dem küng.(295,1) Am nünden tag in dem Aprellen, der was uff ainen samßtag, do machet unßer herr der küng und ander fürsten und herren ain ee und ain hochzit: Als marggraff Fridrich von Brandernburg, burggräff ze Nürenberg, gab da sin tochter hertzog Ludwigen von Brig, hertzog in der Schleßi. Daz beschach in dem Hohen huß an dem fischmarckt ze Costentz.(295,2) Uff zinstag am xij. tag im Abrellen, do wurdent verbrennt maister Dominicus de Laude bücher uff dem obern hof, die er gemacht hett. Und maint man, sy wärint uff des Hussen ler genaigt. Und widerrufft och da der selb maister und noch ainr sinr kätzery, die sy gehalten hettind, und schwurend die fürohin niemer mer ze halten.(296) Am dorns tag an dem xv. tag im AbreIlen, do kam unßer herr der küng gen Merspurg, und was in der festi. Und kam z im hertzog Fridrich von Österrich und zoch in der thmbherren hof ze Merspurg. Und ward zwüschen inn zwain ain täding angefan/S. 128/gen, und ward gemainer lünd, sy wärind mit ain ander gericht, Das bestnd biß an samßtag. Do rait unßer herr der küng von Merßpurg gen Costentz, [297] und sait man da offenIich, es wär zerschlagen. Wol rittend iro vier hertzogg Fridrichs rät dem küng nach gen Costentz und tädingotend da.(297) Darnach am zinstag am xviiij. tag im Abrellem, do ward ain gantze session. In der session ward da declariert, wahin daz nächst concilium sölt gelait werden. Und ward gelait in Lombardy in die statt Pavie. Und ward och gesprochen, daz daz concilium noch sölt stan und beliben ze Costentz ain gantzen monot. Und sölt daz nächst concilium gehalten werden in fünff den nächsten jaren, und darnach ewiklichen am zehen den jar solt man haben und halten an den stetten, wahin es dann gelait wurde, in welhen landen daz ist.(298,1) Uff fritag an Sant Jörgen aubend ward aber ain session. In der selben session gab urlob unßer hailger vatter bpst Martinus allen denen, die von des conciliums wegen ze Costentz warend, und gab inn den segen von pen und von schuld. Und darnach gab er dem volk den segen uff dem obern hoff. Und stünd unßer herr der küng beklait nebend im als ain ewangelier und mit sinr kaißerlichen kron, und hatt den öpfel in der hand. Und hůb man ain bloß schwert vor im und verkündet der cardinal de Comitibus dem volk den segen in latin, vij jar tötlicher sünd und vij carren, und darnach maister Peter in tütsch und erlopt menglichem haim ze faren.

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(298,2) Er gab och aplas denen, die von des conciliums wegen do ze Costentz warend und die da gewesen warend, gaistlichen und weltlichen, herren und prelaten und sust allen, in was stat sy warend, und allen iren dienern für pen und für schuld in disem leben und in tods nöten. Und all so, daz ieglicher vasten sölt all fritag ain gantz jar, ob er lept mit sin selbs lib, und darnach all fritag, ob er es getün möcht. Möcht er es [298] aber nit getůn, do sölt er ain armen menschen setzen, ob er sin statt hett, oder ainen pfenning durch gottes willen geben nach sins bichters rat; der solt die selben gnad haben und alle, die ze Costentz iemer geboren werdent und daz also tünd, die söllen och die gnad haben./S. 129/(299,1) Uff zinstag nach Sant Marx tag am xxv. tag im Abrellen, do ward unßer herr der küng und hertzog Fridrich von Österrich mit ainander verrichtet in dem doster ze Münsterlingen, da ware nd sy by ainander.(299,2) Darnach an den letzsten tag im Abrellen, der was an ainem fritag, do starb graff Gunther von Schwartzburg uff dem Bodemsee zwüschend der Maynöw und Costentz, wann er lag siech in der Maynöw und wolt sich laßen füren gen Costentz. Und leit man inn z den augustinern ze Costentz in den chor, und hatt man im ain vast kostlich opfer.(300,1) Uff den selben tag, als uff den jungsten tag im Abrellen, do schlug unßer hailger vatter der bapst Martinus quintus brief an all kirchtüren: Wär sach, daz ieman da wäre, der in sinen hof hortti oder sust ze Costentz frömd wär, der iemand sölte gelten oder suß mit dem andern ze schaffend hett, der sölte es in acht tagen mit dem rechten ußtragen, dem wölt man gt recht bestatten, und menglich solt sinen wirt bezalen und sußt menglich, wem er gelten sölt, umb daz sin hinfart nit geiert wurd.(300,2) Uff dornstag vor ingendem Mayen, do fůr unßer herr der küng gen Zürich, was im da begegnot oder widerfür, [das wais ich nit]. Er kam am fritag ze nacht gen Zürich und belaib da die nacht, mornends fru rait er wider gen Costenrz und kam z dem nachtmal. Und rait so [299] bald und so behend, das vil ross zeräch wurdent und sturbend iro ächti.(300,3) An dem selben tag kam wider gen Costentz hertzog Fridrich von Österrich und tädinget da mit unßerm herren dem küng. Er blaib aber nit lang ze Costentz und ging noch rait nit vil uß.(301,1) An dem vierden tag im Mayen, do schlug unßer hailger vatter der bpst brief an all kirchentüren ze Costentz, wie das er von Costentz wölt ziehen. Und gebott, es wär, wär der wär, der mit im ziehen wölt, der sölt in xv tagen berait sin. So wölt er von Costentz schaiden und woltend ziehen in Saphoyer land, in ain statt haißetJenff. Da wölt er sinen hoff uff tun./S. 130/(301,2) An der uffart, do hatt der bpst das ampt z dem thmb. Und nach der mess gab er aber dem volk den segen uff dem obern hoff uff dem ärgger und so vil aplas, als davor geschriben stätt.

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(301,3) Uff fritag am sechßten tag im Mayen, do sait man ze Costentz offeniich, wie unßer herr der küng und hertzog Fridrich von Österrich mit ainander verricht und in ain bracht wärind. Wie aber die richtung beschehen sy, daz kond nieman dem andern sagen.(302) Uff sontag vor pfingsten am achtenden tag im Mayen zwüschen ailfen und zwölfen, do empfieng hertzog Fridrich von Österrich sine lehen an dem obern markt. Und sass unßer herr der küng uff sinem stl under ainem bläwen zandot mit gold gesprenget. Und sölliche tch hinder im und nebend im. Und hatt an ain intal guldin rock mit ainer guldinen korkappen und sin kayßerlich kron uff sinem hopt. Und hůb im marggrff Fridrich von Brandernburg daz zepter, och [300] in guldinem gewand als ain letzgner, und hertzog Ludwig von Brig hůb das bloß schwertt uff sinem hopt. Und warend da an dem markt und an Sant Pauls gassen uffhin und in den hüsern ob lxxx tusend menschen. Und hůbend da an dem markt, an Rindgassen und an Sant Pauls gassen, ob xv hundert pfärd.(303,1) Darnach am zinstag, am zehenden tag im Mayen, do gab unßer hailger vatter der bpst denen von Costentz ir fryhait und och bullen, und sonder die bull von schuld und pin, ainest in dem leben und ainest in dem todbett. Und hieß daruff laudes lüten. Und ward ze aubend gelüt nach dem mäl dristund uff ain ander mit allen gloggen.(303,2) Uff den seiben tag, do für hinweg hertzog Ludwig von Brig, wann inn unßer herr der küng gen Basel sendet, im herberg bestellen und kost z ze bringen.(303,3) An dem seiben tag rUft man durch die statt, daz allermenglich mornends firen sölt an der mittwochen, biß daz das crütz wider haim kern, wann die von Costentz wol/S. 131/tend begon Sant Pelayen crützgang mit ir pfaffhait. Das beschach och. Aber es gieng och mit dem crütz der patriarch und vil ander frömder bischoff und prelaten.(304) Mornends fru an der mittwochen, do schlug unßer hailger vatter der bapst alle gericht uff, biß für daz hochzit. Und lut man frü dristund laudes. Darnach z der achtenden stund ging man mit dem crütz von dem thmb ze Costentz gen Crützlingen, und was der aller schönest crützgang, der von der pfaffhait ze Costentz ye beschach. Damit giengend die dry örden in priesterlichem gewand mit allem irem hailtürnb. Dero was hundert und lxxxxiiij, xxxxij underpriester, dry und drißig thmbherren [301] von dem thmb, von Sant Steffan und von Sant Johann, min herr der apt von Peterßhusen mit sinen münchen, dero waren xiij, damit giengen der zunftkertzen. Und wond menglich, man wölt haben den segen haben geben. Es be schach aber nit.(305) In der wochen vor dem pfingstag, do tett unßer herr der küng anschleg mit den von Costentz, da sy sölich weg erdachtind, daz sin diener, die z sinem hoff gehortend, möchtind von Costentz varen, und daz die geltschuld uff inn geschriben und gerechnott wurd, die sin diener den burgern ze Costentz schuldig warend. So wölt er daz verpfenden mit guldinen und silbrinen pfanden, daran sy [wol] habind wärind, das ze

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bezalind uff Sant Michels tag. Das verseitend im die rät und antwortend siner künglichen gnad: Im wär doch das wol ze wissen, das er dik gesprochen hett, das man niemand hinweg sölte laßen varen, er hett dann bezalt. Und tätind sy das darüber, so möcht inn wol kumber uff ston. Do das unßer herr der küng markt, do [erdacht er den list und] hieß er im ain gantz gemaind ze Costentz berfen uff das kouffhuß. Und do die dar kam, /S. 132/ do stünd er embor [uf] das gestl und redt mit gantzer gemaind], und erzalt da die er, die er sonder denen von Costentz getän hett, das er daz concilium gen Costentz geleit hett, und unß füro darinn angesehen hett, dann suss kain sin statt. Darnach rümpt er die von Costentz vor gantzer gmaind, wie daz sy sich in dem concilium so erlich und so fromklich gehalten hettind, und och daz menglich von inn saiti, und batt sy do, daz sy im und sinen dienern den tag nit versaitind. Do wurdent sy all daruff genaigt, wenn er wölt pfand hinder sy bringen, daz die zwirend als gt söltind sin; daz och beschach. Do leit er hinder die von Costentz die tcher, die noch da ligend und villicht niemer gelößet werdent.(306) Do hieß man mach[en] zway bücher. Da solt inn haben das ain die erber rochter Ann Bidermenni, Hugen Bidermanns tochter, das [302] ander solt inne haben Bentz Keller. Darin ward verschriben alle die schuld, so ieglicher diener, der z dem hof hort, schuldig ieglichem ward ze Costentz. Der bücher unßer her der küng nam abgeschrift und gab darüber ainen besigelten brief, die schuld ze bezalen darnach uff die nächsten pfingsten mit vii gülten, die da nach dem selten laisten, wenn sy gemannt wurden. Daz zil ging uß und solliche schuld ward nit zalt. Und darnach mannte nd sy die gülten by den aiden, so sy geschworen hattend, daz sy soltend laisten. Daz wolt kainer tun. Also sind die von Costentz überfürt worden. Dann sy die pfand nit konden angrifen, dann wäpen mit gold daruff gemacht waren, darumb sy nieman wolt koufen.(307) An dem hailgen tag ze pfingsten, der waz an dem xv. tag im Mayen, do hett unßer hailger vatter bpst Martinus das ffronampt z dem thmb ze Costentz. Und nach dem ampt, do gab er aber dem volk den segen uff dem obern hof mit dem vorgenannten aplas. Und was als vil volk uff dem hof, als vor ie was. Und was in dem münster und uff dem undern hof und vornan by dem hofbrunnen ob vj tusend menschen, die vor /S. 133/ getrang und enge uff den obern hof nit kommen mochten. Und nam menglich wonder, daz nieman ertrukt ward.(308) Mornends andemmentaguffdenxvj. tagindemMayenanno Dni. MCCCCXVIII zwischen siben und ächten an dem morgen, do zoch unßer hailger vatter bapst Martinus der fünft von Costentz und rait gen Gottlieben. Und sass da ab und ging in ain schiff und fůr gen Schauffhusen. Und was der ußzug also. Des ersten zoch man vor im hin xij verdakti ross mit rotem tch. Darnach fůrt man nach den rossen vier hut, als die cardinäl habend, so sy ritend, Die selben warend och rot mit langen roten vasen. Die hüt fůrt [303] man hoch enbor uff steken. Diß dienstlüt von unßern landen: Der ain herr Frischhanns von Bodmen, herr Hanns Conrat von Bodmen, herr Marquart von Schellenberg, ritter, und

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Caspar von Clingenberg. Darnach fůrt ain priester, angelait, ain guldin crütz vor im. Und darnach ritte nd xij cardinäl, und fůrt aber vor inn nach den cardinälen maister johanness de Susaco, doctor theoloye und utriusque juris, aber ain guldin crütz. Darnach fürt man vor im ain wiß ross mit ainem roten tch verdackt. Daruff was daz hailig sacrament. Und uff dem ross stündent vil brinnender kertzen. Darnach rait unßer hailger vatter der bpst uff ainem wißen ross, verdekt mit ainem guldinen tch, und was angelait mit intel guldinem gewand als ain bischoff, der über altar gan wil, und hett uff sinem hopt ain wiß infelen mit berlen gar kostlich und trg man ob im ain gar schön guldin tch und vast kostlich. Daz trgen iiij grafen uff iiij stangen. Der ain was grauff Eberhart von Nellenburg, der ander gräff Wilhalm von Montfortt, grauff [Hannss] von Tierstain und grff Berchtolds von Ursinis. Die vier giengend ze fuß und trgend daz tch ob im. Darnach fůrt inn unßer herr der römsch küng z der rechten hand by dem zorn ze fuß, und hertzog Ludwig von Payern von Dingelstatt, der ging hinder im und hatt die rossteki in sinr hand. Und z der linggen sirend fürt inn marggraf Fridrich von Brandernburg von Nüremberg by dem zorn, und ging hinder im hertzog Fridrich von Österrich und hůb och des rosses teki. Und giengen die vier fürsten also nebend dem bapst von der pfallentz ze fuß biß z Geltinger thor, Und darnach fůrt glich nach im ain gewapoter ain großen hüt, gel und rott, als davor benempt ist. Darnach do rittend im nach all ertzbischoff und bischoff, all gaistlich und weltlich fürsten, mit vil gewapoten lüten. Und gien gen och damit alles das volk, daz ze Costentz was, das da nit hatt ze ritend. Und /S. 134/ och ritte nd mit im des küngs [304] von Boland diener: herr Sawischi, herr Stentzla und vil Bolander. Die warend sonder uß geklait und mit strußfedern. Und alle die wil der ußzug wert, lut man all gloggen ze Costentz. Und do er kam für Geltinger thor by dem bild, do sass er ab und zoch sin priesterliches klaid ab und leit sich an in rotem [claid] und ain roten mantel und nam der vier hüt ain und satzt inn uff. Do sass unßer herr der küng och uff ain pfärd und ieglicher fürst och uff ains und rittend mit im biß gen Gottlieben. Und menglich wond, er wölt da enbissen haben. Aber er sass glich in ain schiff und fůr hin gen Schauffhusen, und ließ sin diener und die pfard den Rin abhin riten. Und gab dem volk den segen usser dem schiff. Und also rait der küng und das ander volk als wider gen Costentz. Daz verzoch sich wol uff den spaten imbiß. Und also belaib unßer hailger vatter der bpst die nachr z Schauffhusen.(309) Uff zinstag in pfingsten, do fürend von Costentz der ertzbischoff Gnesnensis usser dem küngrich von Boland und fünf bischoff da dannen, die under inn gehörend, und all gaistlich und weltlich herren, was usser dem küngrich von Boland, von Littow, usser Rüßen, usser der Masaw ze Costentz was. Und warend by vijCpfärden und viij wagen und vj karren.(310,1) Darnach uff domstag in der pfingstwochen fůr hinweg marggrauff Fridrich von Brandernburg, burggräff z Nürenberg.(310,2) Uff den selben dornstag ze mittag, do rait unßer herr der küng von Costentz und wolt gen Basel, ain gespräch haben mit des hertzogen

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bottschaft von Burgunn, mit des herren von Saffoy und andrer herren. Und mit im fůrend vil sinr diener, welhe sich mochtend ußgerichten. Welher aber nit mocht grech werden oder krank was, der rait hinnach. Und was daz uffbrechen [305] also tugentlich und also beschaiden, daz nie kainer ver heft ward, noch nieman kain laid geschach.(311) Als nun unßer hailger vatter an dem mentag gen Schauffhusen kam, do rait er mornends frü da dannen und kam gen Baden. Da blaib er och über nacht. Und kam am donstag gen Zofingen und am fritag darnach gen Bern. Da belaib er biß an dritten tag im Brachot, der was an ainem fritag. Die von Bern schanktend im vast erlich. Und ernpfien/S. 135/gend inn och erlich mit ir pfaffhait und mit dem hailtumb. Da gingend sy verr heruß für die statt im engegen mit dem crütz. Und schanktend im des ersten hundert und xxv mutt kernen, viertzig malter haber, acht Iüder burgunnischs wins und riffwin alles irs mess, wann sy vernommen hattend, das er ettwe mengen tag by inn wolt ligen, acht großer schlegochßen und viertzig schauff. Und darnach all tag uber sin tisch wiß simlen und hünr, so man hünr solt essen. Wenn man aber nit flaisch solt essen, so schanktend sy im fisch. Und lag also da, das er sinen hoff noch gericht nit ufftett, und hett och kain audientz. Und saßen och kain auditores noch secretarii, und gab och dem volk nie kainen segen.(312) Uff fritag am dritten tag im Brachmonott, do brach der selb bpst Martinus ze Bern uff und zoch gen Friburg in Uchtland und belaib da biß an mentag. Do brach er och uff und zoch gen Jenff. Und kam uff die mittwochen ze nacht gen Jenff. Und mornends an dem dorns tag fru, do schlug der selb unßer hailger vatter der bpst an all kirchtüren ze Jenff brieff, das er wölt da sinen hoff, sin audientz und alle gericht uff tun von mornends von dem fritag über xiiij tag. Also wer den hof suchen wölt, der sölt dar komen. Das werot biß ze mittem Ougsten. Do kam sölliche pestilentz und ain sterbend hie und [306] och ze Jenff, das er sich von dannen macht und zoch in Lamparten.(313) Nun kom ich aber an die von Costentz. An ainem sonnentag am xxij. tag im Mayen, do verkündet man in allen lütkirchen, wie das der Gräff z den augustinern, der da och ain penitentzier was, nach imbiß predigen wölt uff dem obern hoff. Da solt menglich hin kommen, und wölt och dem volk verkünden die großen fryhait, gnad und aplas, so der bapst den von Costentz geben hett. Das beschach och. Aber es was ettwas regenlich, daz er die predig und das verkünden in das münster zach, da selbs die verkündung und die predig geschach.(314) An unßers herren fronlichams tag, do hattend die von Costentz iren crützgang, als dann sitt und gewonlich ist, doch was er vil kostlicher dann vor ye. Wann es gieng da mit der hochwirdig fürst herr Niclaus, ertzbischoff ze Mailand, in sinr guldinen infel under ainem guldinen tch glich wie ain bapst, und trgend och zwen priester ain guldin tch vor im. Und gab dem volk an der stnlß den segen und nit uff dem obern hoff, was es wyt was und daz volk wol stan mocht.

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(315) Uff den selben tag,do rait in gen Costentz ain gefürster gräff von Römerland, hieß grauff Fridrich de Columpna, des bpstes vetter, und zoch in der Felixinen hus. Und die von Costentz schanktend im vast erlich, und hattend im die burger mit iro /S. 136/ wiben ain tantz. Und mornends nach dem imbiß, do zoch er wider von Costentz sinem vetter nach, dem bapst.(316) Also ward unßer herr der küng wendig gen Basel ze kommen, und kam an dem dritten tag wider gen Costentz mit wenig volks. Und uff samßtag vor unßers herren fronlich[307]ams tag fůr er wider von Costentz, und wolt faren gen Sträßburg, gen Kolmar, gen Schletzstatt und in dem Elsäß, umm des richs stett beschöwen. Und belaib also ettwe mengen tag in den landen und rait darnach gen Ulm. Da belaib er vj wochen. Und ward ze Ulm win, brott, fisch, flaisch, haber etc. und alle ding so tür, was man ze Costentz umm ain pfenning wol mocht kofen, do daz concilium am grösten was, daz mußt man ze Ulm umm zwen d kofen. Och hieß unßer herr der küng mit den von Ulm rechnen umm alles das, so sine diener verzert hattend, und batt die von Ulm, das sy der schuld uff inn kemind, so wölt er sy erlichen zalen in kurtzer zit und wölt inn gwissenhait gng darumb tun. Do antwortend sy glich, sy köndent und wöltend daz nit tun, welher hinweg wölt riten, der solt zalen vorhin, oder pfand da laßen. Da mußt unßer herr der küng gt uffbringen, wie er mocht. Do beliben vil da, die nit dannen mochtend kommen, wann daz sy iro pfärd, harnasch, klaider mußtend verkofen. Also rait unßer herr der küng gen Ötingen und sprach, er wölte da kurtzwilen und jagen. Aber er rait glich gen Regenspurg und was nun über nacht da. Und sass uff die Tünöw und ließ sin kriecht und ross die Tünöw abhin gon, und kam gen Passow. Da belaib er ettwa vil zit. Und raitt der cardinal Pisanius mit im und laist da tag mit den Hussen. Die besant er zu im da und gab inn glait. Dahin kam von den Hussen herr Fridrich Schenko von Wartemberg, herr Peter von Sträßnitz, der Schmerliko, herr Woschga vom Kolabratt und vil ander Hussen. Aber da ward nüntz uß. Und zoch do gen Behem und gen Märhern und in Windenland und gen Pressburg und wider heruß gen Pressla, und leit sich da für Prag in dem sommer mit der aller schönsten ritterschaft, so man finden kond. Und schuff aber nüntz, wann die Behan, die in irem hertzen Hussen warend, die rietend im, daz er also die statt nit wüsti, [308] so wöltind sy selbs gedenken, daz er mit inn schlecht wurd inderthalb [zwain monatten]. Daz tettend sy aber darumb, daz das frömd volk uß dem Behemer land kern. Und was alles erlogen, als man daz noch hütt by tag sieht.(317) Es ist och ze wissen, das des jars, do man zalt anno Dni. MCCCCXVIII, do kam gen Costentz ain große pestilentzt. Und fieng an ze mittem Abrellen und den selben monat uß was das sterben nit groß; daz ettwe in der wochen nit mer dann dry lichen /S. 137/ warend. Und in dem Mayen ward der sterben so groß, daz vil menschen ainr wochen sturbend. Und da unßer hailger vatter der bpst hinweg kam, nach dem Mayen, den Brachet, den Höwet, den Ougsten und den herbstt, da ward der sterben so groß, daz all tag by acht oder x lichen warend ze Costentz, und daz vil

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burger, ob vj hundert mit wib und kind von der statt zugend. Und sturbend och vil ritter und knecht, die ze Costentz beliben warent von allen landen, die sich da verhindert hattend. Und werot der tod biß z dem andern herbstmonot, da nam er ab und hortt [uff].(318) Desselben jars ward gar vil win und korn und ander frücht gng, und was der herbst truken und gt wetter. Und warend doch die lüt an irem Ion als tür worden, das man [in dem herpst] ainem wimler mst x pfenning geben, dannacht fand man ir nit vil.(319) Es was ain gemainer lünd, wie vil lůt von dem nachrichter getödet wurden ze Costentz, die wil daz concilium da was. Das werot iij jar und nün monot, Daz kond ich aber nie erfaren noch innen werden, das nit mer lůt da zwüschen umb ir leben kommen syen mit allerlay töden dann xvij man und nit mer. Und zwen man wurdent libloß getan under inn selber. Es tett aber kain haimscher, wol ettwa, so unßer herr der küng, die wil und er ze Peterßhusen was, ettlichen sinr diener den [309] räten schikt gefang umb verschuldet sach und den hieß henken oder ertrenken. Da erfürend die von Costentz, was er getan hett. Hatt er dann den tod wol verschuldet, so tett man im sine recht. Was aber die sach klain, als umm ain sattel oder umb ain zorn oder umm ander klain ding, oder daz es von findschaft zkam, den sandt man über daz birg, und antwort man dem küng, er wär nachts ertrenkt. Also kamen iro vil hinweg und wurden [ir also Vil] ledig./S. 138/(320) Nun sol menglich wissen, wie bapstJohannes tze Costentz in rait und wie vil cardinäl, patriarchen, ertzbischoff, bischoff und prelaten, dero wapen und nammen hienach verschriben sind, und mit wie vil pfärden und wägen und wie vil under ieglichen ertzbischoff, byschoff gehörend, sy wärind selb da oder hettind im vollen gwalt dar gesant.(321) Des ersten uss Römerland, daz sind Lamparten. Und ist ain nacion haißt Ytalia, tz den gehort Kriechenland, und was enend mers lit.(322) Die andern haißend Germani, z den gehört Poland, Littow, Türggy, Riten, Unger, Schlafoni, Maroney, Bohemia, Ponari, Alamania, Flandria und die drü küngrich Schweden, Tennmark und Norwegen und den Rin hinab.(323) Die dritt, daz sind Frantzoni, und die z inn gehörend.(324) Die vierd sind Anglici, Schotti, daz ist Engelland. Den ward ze Costentz die nacion geben und hört z inn Arabia, Tartaria und die küngrich.(325) Die fünft nacion sind Hyspaniten, z den hörend fünf küngrich, die cristan sind und dar z alle die, die da sind in Armenia und Ormeni, und haben noch nün küng under inn, die nit cristan sind.(326) Diß nacionen hattend all ir bottschafft ze Costentz mit hochwirdigen ertzbischofen, bischofen, äpten und gelerten lüten, dero wäpen hienach gernalt sind, so sy uff schlugen und ich erfaren kond./S. 139/

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(327) Unßer hailger bapst johannes der dry und zwaintzigost, der kam gen Costentz mit sin selbs person uff sonntag vor Symonis et Jude mit vj hundert personen und och pferden, die z sinem lib gehortend. Und blaib also da biß in die karwochen, als daz alles davor benempt ist. Und hett och vollen gwalt über stett und bistürnb, die z sinem stl gehörend. [Aufzählung]Diß nach geschriben cardinäl, die komend mit im. Des ersten kam der cardinal Ostiensis, und mit unßerm hailgen vatter dem bpst nün cardinäl, die mit im inrittend. Die andern cardinäl komend hernach.[Aufzählung]/S. 142/(333) [329] Item es sind och vil ertzbischoff und bischoff, die hienach geschriben und genempt werdent usser Hyspania, die och selbs gen Costentz korne nt sind und under der gehorsami bapst Benedicti warend.(334) Hie stat geschriben, wie vil ertzbischoff usser allen landen, sy syen cristan, zismatici, machometi oder in der haidenschaft, und dann under ieglichem ertzbischoff sin sufragani, die z im gehörend und im empfolhen sind oder die im gewalt mit briefen oder bottschaft gen Costentz gesandt haben.(335) Ee das nun diß angefangen werd, so ist ze wissen, das aller umbkraiß der welt in drü getailt ist. Der erst haißet Asia, der ander Affrica, der dritt Europa.Asia.(336) In dem taillit Jherusalem, Babilonia, Allexandria, die groß Tartarie, da sind vij kayser inn, die zway India, Idumia, Arabia, Persarum, Medorum, Ninife, die groß statt Karthago, die groß statt Anthiochia. In dem küngrich sind hundert und liij kirchen oder stl, da ieglichs sölt ain bistumb sin, und solt da sin ain patriarch. Den patriarchen nement sy under inn irs globen und den haißend sy in ir sprach locady, das ist als vil als ain bapst. Palestinos, Joppe, Jaffe, Aschalon, Tota, Mennas, Prodicaitopolis, Regebris, Bersabee, Sico, Ebron. Et ista regna eciam habent patriarcham, den sy och nement loctadi, daz ist /S. 143/ als ain bapst, dem sprechend sy in ir sprach Sanctus Abraham. Der hett aber under im dise bistumb: Sebastia, Jerecucys, Thiberiadis, Dyocesaria, Legionum, Capitoliam, Nazareth, Thabor, den berg Synay und darz xv bistumb, die ze lang warind ze schriben. Und ist in dem land verschribner ertzbischoff cliij. Die händ mer dann fünfthalb hundert bistumb under inn, alles irs geloben, on die bistumb, die davor verschriben sind, die all nit cristan sind. Die lihet unßer hailger vatter, [330] der bapst, wer inn darumb bittet und der muß im dann schweren, sin vermögen ze tünd, daz sy wider z cristanlichem globen komind, und nemend dann von dem bapst Uff schleg und werdent hie uss wichbischoff. Och maint man, das daz tail Asia größer sy dann die andern zway tail, Affrica und Europa.Affrica.

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(337) Affrica ist Kriechenland und hett zwen kaiserthmb under im, Constantinopel und Athen. Und vahet an gegen disem tail in der Walachy und Türggy, und gat an das mer gen Jherusalem und die Tünow abhin, als verr die rinnet und gat besit uß biß gen Ydumea und z der andern siten biß tz dem wasser Gyon, das da flüßet uss dem paradiß und wider umbher in die hindern Ruten und gen der großen Nonagrott und da überhin z Auream Vetulam und gen Capfa. Und sprichet man, es sye och größer dann Europa und ist der mertal in dem tail kriechischer glob und och vil haidiseher glob und Machometi. Und die küng usser der Türggie, der sind dry und ain kayser und der hertzog von Ratzen. Die haltend ettwas mit den Juden und ettwas mit den Kriechen, daz sy weder Juden noch Kriechen sind, und haben ain patriarchen z Co[n]stantinopel. Dem sind undertenig xxij ertzbischof. Dieselben ertzbischoff haben under inn rechter bischoff mer dann lxvj. So ist z Athen ain ertzbischoff, den haben sy selb gemacht, der hett under im wol nün ertzbischoff und die haben under inn xxij bischoff, die och ain bapst lihet, aber kainr kompt nit dar. Europa.(338) Europa, daz ist daz land, da wir inn sind, und vahet an an der wißen Rüßen zu Schmolentzgi und heruß an die rechten Türggy ze Lannow, das hertzogtürn ze Littow, Poland, Schlavoni, Unger, Moravi, Bohemi, daz römsch rich. Über mer: Tzipern, Galicia und vil da umb, [331] Osterrich, Payern, Schwaben, den Rin ab, Franken, Engelland, Schotten, Hyspanien, Tennmark, Schweden, Norwegen und die küng und küngrich, die z der römschen kron gehörend, die daz mertail cristan sind und och vil nit cristan globen haltend, als da ist der küng von Bossen und vier küng, die z der kron gehörend in Hyspania, daz ist Cecilie base.(339) Und wan nun Rom und Europa für ander lüt und land cristan globen haltend der mertail, so vach ich an und des ersten in Ytalia, in Lamparten und was gen Rom /S. 144/ gehörtt, wie vil da dannen ertzbischoff mit iren suffraganien gen Costentz mit ir selbs lib tz dem hailgen conciliumt komend und da belibend.(340) Darumbr sind xxvij ertzbischoff, der ettlicher selbs ze Costentz waz, ettlicher sin vollen gewalt dar sant mit briefen und mit gewisser bottschaft.(341) Und die ertzbischoff haben under inn ccvj rechter bischof, der vil ze Costentz warend, die hienach benempt werden, uss genommen die bischoff, so z dem bapst gehörend und z den zwain patriarchen, Aquilensis und Gradensis, die davor benempt sind, der och vil ze Costentz waren mit ir selbs lib und mit ir bottschaft. Da hab ich nument gezaichnot [unnd gemalt], die selb hie sind gesin. Welher dann och sin wapen uff schlug, daz findet man och gemält, welher daz nit tett, den hab ich suss mit dem nammen geschriben.[lateinische Aufzählung]/S. 146/

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(343) Nit mer warend bischoff ze Costentz von der nacion Ytalici, dero ist er[tz]bischoff und rechter bischoff lxxxiij, äne wichbischoff und one die, die ir bottschaft da hattend.(344) Nun vahet an die nacion Germania, das ist Tütschland. Und hept an in Windenland, Unger, Littow, Boland, Behen, Österrich und gat biß gen Trient in Ytalien und /S. 147/ heruß biß gen Frankrich und den Rin ab biß gen Engeland und durch Tennmarckt, Sweden und Norwegen.(345) Und des ersten die dry churfürsten Mentz, Köln und Triell, wann och die die obrosten ertzbischoff sind.[lateinische Aufzählung]/S. 148/(347) [351] Nun vahend die ertzbischoff an und des ersten, als die hailig ramsch kirch haltet des ersten in Windenlanden und in der Walachie. Da sind nit mer inn in den zwain landen dann zwen ertzbischoff, haist ainer Ragustinensis, der ander Antmarensis. Die warend nit selb ze Costentz, si haben aber xiiij bis tumb under inn, dero diß zwen zu Costentz waren.(348) Dominus Petrus archiepiscopus Spalucensis vel Raguntinensis, qui fuit presens hic. Dominus Theodolus episcopus Nitiflagensis titulatus in Schlafonia. Dominus Petrus episcopus Tribunensis.(349) Da zwüschen der Walachie, Windenland und Ungerland ist ain ertzbischoff Dominus Nicolaus archiepiscopus Cornicensis und lit in der Türggie, und hett kainen under im, wann er selb nit dahin kommen kan, dann ainr, der och ze Costentz was./S. 149/[lateinische Aufzählung](351) Item under Köln lit ain ertzbistumb, haißt Bremensis, da was der selb ertzbischof nit ze Costentz und hett under im fünff bischoff, der warend fünff hie. Dominus Nicolaus Basenburgensis. Dominus Johannes Lubicensis in Lübegg am Häringfang. Dominus Johannes archiepiscopus Rigensis, das ist in Nifenland. Das selb land was paganissima und was entwert der cristanhait und die prünschen herren, die zwungen es wider und ward do wider cristan. Item der ertzbischoff, der do ze Costentz was, der was von geschlächt ain Waldroder. (352) [355] Item von bpst Allexandro dem vierden ward z ainem ertzbistumb gemacht in Nifenland und hett under im xij bischoff. Aber der ertzbischoff getar in Nifenland nit kommen von den herren von Prüßen, wann sy nemend im sin gt in und geben im, was sy wöllen, und besetzend daz land nach irem willen und die bis tumb, als ver sy die zwingen mögen und lit die sach vor vil jaren ze hof. Und wenn die urtail geben /S. 150/ wirt, so appellierend sy für ainen künftigen bpst, und hett xij bischoff under im, dero nit mer by dem ertzbischoff z Costentz warend, dann die nachgeschriben dry. Och besetzend sy das ertzbistumb allweg mit denen, die irs ordens sind.[lateinische Aufzählung]/S. 151/

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Noch sind dry ertzbisthumb darinn, die sind selbs nit ze Costentz gesin, wol hattend sy ir gewiss bottschalt da und irn vollen gewalt mit den vorgenannten bischoffen. Nit mer nemlicher bischoff warend ze Costentz von der nacion Germania, daz ist von tütsehen landen.(354) Nun hebt an die dritt nacion, daz sind Frantzoni oder Gallici oder Frankrich. Die ertzbischoff, die von der nacion sind und welher bischoff under ieglichem ist und die sust och ze Costentz waren, der ertzbischoff selbs nit da was.[lateinische Aufzählung]/S. 157/(363) Nun vahet an der drittail der welt, das ist Affrica. Affrica, Kriechenland, Atten und die lender, wie vil och ertzbischoff und bischoff darinn sind. Und des ersten an dem patriarchen z Constantinopel, wann under dem selben soltend all ertzbischof und bischoff sin.Affrica.[lateinische Aufzählung]/S. 163/(375) Als nun das concilium gen Costentz g[e]leit ward und och dar kam, do zemäl was ze Costentz bischoff bischoff Otto, ain geborner herr, ain marggraf von Rötelen, der da vor geschriben und gemält ist, und[er] dem ertzbischoff von Mentz.(376) So warend do zernäl thümherren z dem thmb ze Costentz, die och yetzo da gemalt und ir namm verschriben ist./S. 164/(377) Und warend die och, die da hienach verschriben und gemält sind, chorherren zu Sant Steffan ze Costentz und och korherren z SantJohanns ze Costentz. Und darnach am dritten blatt aber mer probst.(378) [395] Dozemäl warend thümherren z dem thmb ze Costentz.[lateinische Aufzählung]/S. 166/(382) [400] Es ist ze wissen, daz ze Costentz ware nd rechter herren und pröbst von allen herren und och bischofen und von irn capiteln und die och z dem bpst gehortend und von andern herren, ertzbischofen, bischofen und äpten, und von iro wegen, der warend an der zal wol ccclij, die ze Costentz lagend, mer dann mit fünf hundert pfärden und mit so vil dienern, dero aller nammen ze vil wär ze schriben.(383) Es ist och ze wissen, daz ze Costentz ware nd fünfzehen auditores, die z Sant Steffan z gericht saßen und umm all sachen richtend, die ad rotam hortend. Die warend all doctores in utroque, daz ist gaistlich recht und kaiserlich recht; die waren ze Costentz mit hundert und xx pfärden und dienern. Und haißend die doctores oder auditores mit namen also, alß hie nach volgt.[lateinische Aufzählung]/S. 167/

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(386,1) Item und allain die schriber, die da recht bullen des bpstes schriben, one die andern schriber, der was by lxx an der zal, der ieglicher hett ain knecht, der ander zwen, ettlicher vier. Dero was mit knechten cxlv personen,(386,2) Ouch schriber, die da wartotend der penitentiarii, die da saussend in dem münster z dem thüm ze Costentz, ettlicher allain, ettlicher selb ander. Der waurend mitt knecht und inen selb dry und nüntzig personen.](387) Item schriber von den fünf naciones, daz sind Italici, Germani, Galici, Hyspani et Anglici, und von den landen, die darin gehörend, die och ze Costentz warend und da allerhand sachen schriben und och ettlich in bottschaft und mit gewalt, dero was mit iren dienern by vij.(388) Item och warent ze Costentz procuratores, die dem bpst, den cardinälen, dem auditor camere und den auditores, die z Sant Steffan tz gericht saßent, wartotend. Dero waz, herren und kriecht, by ccxvij personen.(389) Item es warend och büttel, die allain wartotend unßerm hailgen vatter dem bpst und für inn [ge]buttend ze kommen, die da all silbrin steken trügend, dero was mit irn knechten xxiiij.(390) [402] Item ander büttel, die den cardinälen wartotend, dem auditor camere und den auditores; wann ieglicher hett ain, der da trg ainen hültzin steken mit silber beschlagen und ieglicher uff sinem steken sins herren wapen, des diener er da waz, der waz mit ir knechten xliiij.(391) Es warend och by xxij knechten mit irn dienern, die stäteklich gewapnot warend, die da tag und nacht stündent, ain tail hie vor, vor der ersten tür der pfaltz, uff dem obern /S. 168/ hoff, da der bapst inn waz, ain tail in der pfaltz, an der stegen uffhin, z der andern tür, und aber ain tail z der andern stegen uffhin in dem gemach, da der bapst selbs inne was.(392) Item dero, die ze tisch trgen und des tisches wartotend und daz silber geschier behieltend, dero warend xxiiij.(393) Item ainfaltig pfaffen und priester, die [nitt] nammhaftig warn und nit verpfründet mit großen pfründen und dem hof nach luffend und daz allmsen namend, von ainem hof z dem andern, wann ieglicher herr gab almüsen nach sinem imbiß all tag, wer daz nemen wolt, und iro etlicher och an den tagwan ging und taglon nam. Wann ich Ulrich Richental sach uff ain tag an der burger werch fünf und fünftzig pfaffen mit blatten, sy wärind gaistlich oder weltlich, den man iren tagion gab, und ließ man sy allweg gon bys sy das almüsen innammen, darnach kom end sy wider, dero was ob xviij.(394) Item usser den petelörden predier, augustiner, barfüßer und ander münch bettel ordens von allen landen und örden ware nd ob fünf hunderten.(395) [403] Item cortisani von allen landen, die och ze Costentz warend, uß und in luffend und rittend, als ich sy erfragen kond von huß ze huß, in ainem huß waren xx, in ettlichem mer. Ettlich lagend in den winfassen,

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ettlich in den hütten, ettlich in der herren stäl, wie dann ainer z mocht kommen, der was an der zal, als ich sy rechnot, xxvj.(396) Item es warend och z Costentz wechßler, die da allain dem bapst, den cardinäl und irem gesind wechßlotend und hinder [die] sy ir gt leitend, von Florentz und andern landen mit irn dienern lxxiij.(397) Item so sind diß die appenteger, wechsler, koufflüt, kromer, goldschmid, werchlüt aller wärch, die man in latin nempt mechanici, die frömd warend und z Costentz iren gwerb tribend, wann ieglicher frömder mocht triben und och werben, was er wolt /S. 169/ und da mit er sich erneren mocht und hett mit allen dingen als gt recht, als ain burger und gab davon nüntz.(398) Item allerlay appenteger uss allen landen mit irn wiben und dienern lxvij. Goldschmid mir irn wiben, kinden und dienern uss allen landen xlv. Item koufflüt mit irn wiben und dienern cccxxx. Item kromer mit wiben und dienern ccxl. Item schüchrnacher mit wiben und knechten lxx. Item hüffschmid der herren und die nit herren hatte nd und ander schmid lxxxx. Item kürsiner mit iro wiben und knechten xlv.(399) [405] Item brottbeken, die dem bpst und cardinälen und och andern herren buchend, die da frömd warend und basteten buchend und die ir öfen gemacht hattend uff stoßwägelin und von ainer gassen z der andern fürend und basteten verkoftend und fladen mit hünr und fischen gemacht und ring warend, der waren cccxxx.(400) Item wirt, die da wälschen win schanktend und ire diener, waren lxx.ltem wirt, die hüser mittotend und die da schanktend landtwin, Elsäßer, Prißgöwer, die da och herberg armen und richen lüten gabend umb klainen sold, dero was lxxxxiij.(401) Item wechßler, on Florentzer, die nit z dem hof gehortend, von allen landen mit iren dienern lx.(402) Item schnider des bpst, der cardinäl und andrer herren und schnider, die nit herren hattend und selb ze werch saßen, ccxxv.(403) Item recht herolten von allen küngrichen, die der küng wapen trgend und ir bottschaft wurben und iro herren er und wirdikait uß sprachen, si wärind cristan oder ains andern globen, die mir och diß sach seitend, und1119 ich ir och ettlichen ze huß lud und sy fragt, dero was mit knechten xlvj.(404) Item pfifer, prusuner, bögger, saitenspiler der herren und ander, die sust dar komend, ettlicher rich, ettlicher als er mocht und ich sy erfür, dero was ccclxv.(405) Item scherer, bader, schrepfer und söllich, die uß und in luffend, dero was cccx./S. 170/(406) Item och mußt ich minem herren hertzog Rdolffen von Sachßen erfaren,wie vil offner fröwen wärint. [406] Und gabmir ainen zu, der mit mir rait von hus ze hus.In ainem funden wir xxx, in dem andern minder oder mer,

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ettlich in stälen und winfassen, die an der gassen lagen, der warend, on haimlich fröwen, ob vijc.(407) Als nun all sprachen diser welt zertailt worden sind und aine der andern nit hillet und recht underschaid ist, daz aine die andern nit merken kan, doch ußgenommen söllich sprachen, als wir und Flandern und Obernpayern, die sind ain sprach, sonder /S. 171/ die ain andern nit verstond. Und [ich] vach des ersten [an] in Asia, die selben sind die versten.Asia.(408) Lingua arabica under dem großen küng von Araby. Lingua Chaldeorum. Lingua Medorum under dem selben küng.[lateinische Aufzählung](411) Nun hebend an die grossen herren und gaistlich prelaten, die och tze Costentz mit iro selbs lib warend.(412) Der wirdig herr Wilipertus, großer maister z Rodiß, Sant Johanns ordens, des spitals tz jherusalern, der da zegegen muß sin, so man ainen bapst krönet, und sol behüten daz conclavi und komend mit im viij comitur und xij ritter mit cx pfarden. Herr Andres von dem Nüwen hus, SantJohanns ordens cornithur in Engenland, mit xx pfarden. Gräff Hug von Montfortt, maister in Tützschem land Sant Johanns ordens, mit xl pfarden. [408] Herr Nielaus von Balionibus, obroster prior Sant /S. 172/ Johanns ordens z Jher[u]salem, mit xx pfarden. Herr N., comithur tütschs ordens in der Maynöw, in Swaben, in Brißgö, in EIsäß, geborn von Küngsegg, mit vj rittern und xx dienern.. Swedur Kobin, land comentur in Westfä. Ain comithur von Prüßen von des hochmaisters wegen von Prüßen, herr Fridrichs von Pläw und mit im vi comithur und xvj crütz, die ritter warend, mit ccxxxx pfarden.. Iban von Kurttenbach, landtkomithur z den Bissenby, auch mit I pfärden. Dominus Philippus, der obrost maister Sant Anthonien ordens mit xl pfarden. [409] Bruder Lienhart von Florentz, obroster maister predierordens und mit im vj predier, die all mai ster warent göttlicher kunst, mit xx pfarden. Dominus Anthonius de Peyero, obroster maister barfüßer ordens und mit im nün barfußen, all maister göttlicher kunst, mit xxij pfärden. Dominus Anthonius de Barm, obroster maister des ordens Camodalensis in allen Lamparten. Bruder Johanns von Bissis, obroster maister Sant Augustinus orden und mit im fünf augustiner, die all maister waren göttlicher kunst, mit xij pfarden. Dominus Andreas, comes de Pistunt, obroster maister des ordens humiliatorum in allen Lamparten, mit c pfarden. Der wirdig her Pandolffus, hertzog von Maletest, von Pensaro, archidyaconus Bononiensis et subdyaconus domini pape, [mit] lxx [pfarden]. [410] Herr Arnolt von Kirchberg, comithür tütschs ordens, ze Hornegg, kam mit xx pfärden. Herr Hanns von Painingen, comenthür ze Kapfenburg. Herr Hainrich Hold, obroster spitaler tütsches ordens, kam mit Ix pfärden. Johannes von Selbach, obroster trapier und comenthür z Mowen, kam mit zehen pfärden. Herr Ulrich Zänger, comenthür z Balg, kam mit x pfarden.

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(413) Item hienach stand geschriben die schulen und schülpfaffen, die och ze Costentz warent.(414) [411] Diß ist die schul von Paris, dero man lang z Costentz wartot, und die gelerten lüt, die von der schul Pariß gen Costentz koment.[lateinische Aufzählung]/S. 179/(437) Nun hat diß ain end von den gaistlichen, die z Costentz gesin sind, von des hailgen concilium wegen, als ich es erfaren kond und mocht, Und hett ich ettwas vergessen, daz sol man miner unwissenhait und trakait z legen, wann ich doch daz zübracht hab, on menglichs hilff und uff min kosten gemälet hab und den malern iren lon geben, on menglichs stür und hilff.(438) Nun volgend hienach die weltlichen fürsten, die och gen Costentz kommen sind mit unßerm herren dem küng, und nachhin fürsten, herren, grafen, fryen, ritter und knech[t] und ir wapen, als vil ich der erfaren kond. (439,1) [425] Und also fůrt man den küng und die künginen glich in daz münster und in den chor und ging bapst Johannes der XXIII. über altar und hett mess und leit man unßern herren den küng an als ain ewangelier, und gieng uff die kantzel und sang das ewangelium: Exiit edictum acesare Augusto. Und all die wil er daz ewangelium las, do hůb im hertzog Ludwig von Brig ain bloß schwertt ob im und stakt im den spitz in sin hopt.(439,2) Und also belaib er und die küngin in dem münster die dry messen uß und alle zit. Darnach fürt man die künginen in des Bündrichs hoff, dar inn sy belaib daz concilium uß und fürt man den küng in das huß, genant z der Laiter. /S. 180/der kaiser sung daz ewen[g]ielyum.[lateinische Aufzählung]/S. 193/(468) Als nun menglich wol ze wissen ist, wie vil fürsten, gaistlich und och weltlich ze Costentz gewesen sind, so ist nun och ze wissen, wie menger fürst und herr, der [473] nit zegegen was, sin gewiss bottschaft ze Costentz hatt, baide mit briefen, mit erbern lüten und ir ettlich durch ir herolt und ir pfifer und spillüt, die der fürsten und herre wapen anschlugen und ir lob uß seitend.(469) Dero botten vil komend mit des hertzogen von Littöw bottschaft, ettlich mit dem ertzbischoff Kifionensis uß Kriechen, ettlich mit des küngs von Casteln von Arrogonia, ettlich mit des küngs von Portigal, ettlich selb.(470) Nun als da vorgeschriben stat, diser ummkraiß der welt in dry tail getailt ist, Asia, Affrica und Europa, so heb ich an des ersten an dem großen tail Asia.

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[lateinische Aufzählung]/S. 205/(518) [502] Und also habend ir nun alle die, die z dem hailgen concilium kommen sind, und uß welhen landen und mit wie vil personen und pfärden, als ich mich des verstan kond und erfaren hab von hus ze huS u,nd daz tett ich all monatt, biß ich söllich ze wegen bracht hab. Und hett ich dar inn üntz vergessen, daz sol man minr unwissenhait z legen und minr vergessung. Doch ist ze wissen, daz sy all glich mit ainander ze Costentz waren, daz ist nit. Dann welher herr, gaistlich oder weltlich, in waz statt er waz, der da nit z dem concilium hort und man sin nit bedorft, so der ze Costentz lag, ain halb jar oder mer, so er sin ding geschuff, er wäre dar kommen, lehen empfahen oder von ander sachen wegen, der gab dann von im sinen gewalt und zoch hin weg. So kam dann ain andrer. Daz uß und in riten werot iiij jar und zwen monott. Doch die, so z dem concilium hortend, die beliben stäteklichen ze Costentz, und getorst kain gaistlicher dannen ziehen, on groß urlob und erlobung./S. 206/(519) Nun wär gt ze wissen, wie manig fürst und herr gen Costentz kommen sind an ainer summ, in was stat dann ieglicher da gewesen ist und an ainr summ, wie vijpfard und knecht da warend. [503] Recapitulaciot.(520) PapaJohannes der XXIII. kam mit vjCpersonen. Papa Martinus, der z Costentz bapst erwelt war, kam mit xxx personen. Patriarchen fünf mit cxviij personen. Cardinäl xxxiij mit iij tusend und lvj personen. Ertzbischoff xxxxvij mit mmrnm und vijc personen. Bischoff hundert und xxxxv mit vj tusend personen. Wichbischoff Ixxxiij mit ccclx personen. Gaistlich fürsten ob yC mit iiij tusend personen. Auditores [und] secretarii; der waren xxiiij, die kommen mit iijCpersonen. Schulen von allen nacionen, xxxvij hoher schulen mit mm personen. Doctores in theoloya von den fünf nacionen, so sy mit crütz giengen,ijCxvij mit mm und vjCpersonen. Doctores in utroque, daz ist baider rechten, der warend iijCund Ixj mit mcclx personen. Doctores in medicinis clxxj mit xvj personen. Magistri arcium [et] licenciati xiiij mit mmm personen. Ainfaltig priester und schüler, fünf tusend ccc. Etlicher selb dritt, ettlicher selb ander, ettlicher allain. Appenteger, die ze gaden stündent, mit ccc personen, iro waren xvj maister. Goldschmid, die ze gaden stunden, Ixxij. [504] Koufflüt, kromer, kürsiner, schmid, schüchmacher, wirt; all handwerch, die z gaden stündent und hüser und gaden mietotend, dero waren ob xiiij, one ir di[e]nst. Recht herolten der kung xxiiij mit ir knechten. Prusuner, pfifer, fidler;und allerlay spillüt, xvij hundert. Offen huren in den hürhusern und sust, die selb hüser gemiet hattend und in den stälen lagen und wa sy mochten, dero waren ob vij, on die haimlichen, die laß ich beliben. Die zum bapst gehortend: Secretarii xxiiij mit ijCpersonen. Torhüter xvj. Büttel, die silbrin stäb trgen, xij. Ander büttel der cardinäl, der auditores und des auditors camere, der waren by Ix. Alt /S. 207/ fröwen, die den römischen herren ire klaider

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wuschend und bessrotend, der waren vil, haimlich und offenlich. Äpt, hundert und xxxij, all mit ir nammen, mit mm personen. Pröbst clv, all mit ir nammen geschriben, mit xvj personen.[505] Unßer herr der küng, tzwo künginen und fünf gefürster fröwen. Hertzogen xxxviiij. Gefurst herren und grafen xxxij. Grafen, der warend cxxxj. Fry herren lxxj. Ritter, der warend mer dann xv. Edelknecht, mer dann xx tusend. Bottschaften von küng von Asia, Affrica und Europa, ob lxxxiij küngen mit vollem gewalt. Von andern herren, der waz on zal, die täglichs uß und in rittend, wol by fünf tusend. Bottschafren der richstett cccclxxij. Von der herren stett bottschaften ccclij. [Eine spätere Hand:] personen 72460. die Notiz findet sich in A auf pag. 505 ganz unten rechts. Sie ist klein und zierlich von späterer Hand nachgetragen: personen 72460.

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7. Eine (spät)althochdeutsche PredigtAlthochdeutsche Predigtsammlung B, Nr. 2, SKD 169-171Daz ęuangelium zelit uns, daz daz himilrih kelih si demo hûsherro, der des morgenis fruo in sinan uuinkarten samenoti dei uuerhliuti. Vuer uuirdit rehtere kikagenmazzit demo husherren, denne unser herro der heilige Christ, der dir rihtet alla, die er kiscuof, also der hushérro rihtet die imo untertanen? Der huosherro ladote allen den tac die uuerhliûte in sinan uuinkarten, sumeliche fruo, sumeliche ze mittemo morgene, sumeliche zi mittemo taga, sumeliche ze nona, sumeliche ana demo abanda oder in suêlihemo cite si imo zuo chomen. Also negistilte unser herro der almahtige got uone anakenge dere uuerlti unzi ana den ente die predigare ci sentenna zi dera lera sinere iruuelitono. Der uuinkarte pizeichinet die gotis e, in der dir kisezzet unde kerihtet uuerdent elliu reht, also diu uuinréba kerihtet vuirdit in demo scuzzelinge. Dei uuerh, dei man dar inna uuurchen scol, daz ist diu miteuuare, diu chûske, diu kidult, diu guôte, diu ensticheit unte andere tugendi desin keliche. Nu sehen, mit uuelichemo flizza uuir den gotis uuinkarten ûoben. Adam uuart kescaffen, daz er uuari ûoberi des paradysi; do er do firbrah daz gotis kebot, do uuart er dannen kistozzen in daz ellentuom disere uuenicheite. Also biren uuir kisezzet, daz uuir sin ûobare dere gotis e: uirruochelon uuir die, so uuerde uuir firstozzen uone demo gotis riche also die iuden. Suer die sunta uuurchet, der ziuueibet den gotis uuinkarte, der dir aua vuurchet daz gotis reth, der ûobet inan wole. Vuir nesculen niéth ûoben die irdisgen acchera durh den uuerltlichen rihtuom, suntir durh den rihtuom des euuigen lonis.Die uinf uuile, in den dir dér huosherro ladote die uuerhliuti in sinan uuinkarten, die pizeichinent die uinf uuerlti, die dir uore Christis kiburte uuaren; aua die uuérhliute pizeichinent diê, die dir der almahtige got in den uinf uuerlten ladite zi demo euuigen lîbe. Daz uuas in dere eristen Adam unde sin kislahte, in dere anderen Noe unde sin kislahte, in dere dritten Abraham unde sin kislahte, in dere uierde Moyses unde sin kislahte. An demo ente dere uinften uuerlte do gareti sanctus Iohannes baptista. den uuech demo gotis sune durh die touffa unde durh die riuuua. In dere sehsti/170/uuerlti, in dere uuir nu piren, do chom selbo unser herro der filius dei unte pichêrte mit sinera euangelisgen prediga unte mit sinen zeichenin die heidinen, uona den dir iruuohs diu heiliga christinheit, diu dir stet unzi an den enti dere uuerlte. Fore sinere kiburte so santi er die patriarchas unde die prophetas; suîe uuole die kiuuorhte nah sinere hulde, so niphiegin si doh sa nieth des lonis, uuande si alla zi helli fuoren. Ava nu zi gunste sîet sinere kiburti do santi er die boton; suîe die zi iungisti chomen, so inphiegen si doh folliz lon, uuande in daz himelrih offen stuont, so si aller erist got uolgetin. So iz auh noh uns allen tuot, suenne uuir unsih durhnahtlichen bicherin.

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Die uinf uuila, die da fore pizeichinent die uinf uuerlti, die magen auh uuole kigagenmazzit uuerdun zi demo menniskinen altere. Diu friû diu pizeichinet die chindiska, der mitti morgen die iúgent, der mitte tac die tugent, daz ist diu metilscaft des menniskinen alteris, in demo er aller starchist ist, also diu sunna. ze mittemo taga aller heizzist ist, so si chumet in die métilscaft des himilis. So pizeichinet diu nona daz altir, der abant daz bibint altir. Der in dera chindiska nieth pidenchan niuuella sina heila, der pidenche siâ. doh in dera iungende odar in dere tugende odar in demo altere oder doh ana demo enti. In suelichemo dero altere er sih durnahtlichen picherit, so si kiuuis uone gote ze inphahenne daz selbi lon, daz ouh der inphahet, der uone sinere chindiska in gote arbeitet unzi an sinen ente.Do ana demo abande do sah der hûsherro dei liuti da muozic sten: do frâcti er si, umbe uuaz si allan tac da mûozic stuonten. Do antuurten si, daz si niemen rihti zi demo uuerchi. Do hiez er si gen in sinan uuinkarten umbe lon. Vuelihe stent muozic, niuuani die dir nieth durnahtlichen niuuurchent alla die gotis ê? Die huorare, die roubare, die trinchare, die manslecken, die luginare, die diûbe, die sint piheftit mit des tiufalis uuerhi: uone danne niuuerdunt si nieth kinennit muozzige, sunter tode. Die dir aue fliziclichen vurchent die gotis e unte elliu gûotiu uuerh, die sint chomen in den uuinkarten dere heiligen christinheite unte uuurchent samit iri. Der huosherro gab in allen kilichiz lon unte gab iz doh zerist den, die dir zi gunste chomen. Daz pimurmilotin die eristen, die allen den tac arbeiten, daz er in nieth zi erist nigab unte in auh nieth mera nigab. Daz uuirdet uuole firnomen uona den rehtin unte uona den guoten, die uore Christis kipurte allan íri lib arbeiten nah demo himilriche unte si doh dara nieth nichomen, e der filius dei her in uuerlt chom unte in iz intlouh mit sinera martyre. Die phenninge/S. 171/pizeichinent daz himelrih, die dir alla uuare einis uuerdis, also daz himelrih ist: den er daz gibet, die nidurfen nieth murmilon, uuande da niheinir ist hereri noh smahere demo anderemo. Manige sint dara. kiladit durh die kiloube, unmanige choment aua dara, uone diu uuande si nieth niwurchent daz si kiloubent, also diu heilige scrift chuit ‘Diu kiloube ist tot ane dei uuerh’.

Die Satzgefüge in diesem Text1. Daz ęuangelium zelit uns,

daz daz himilrih kelih si demo hûsherro, der des morgenis fruo in sinan uuinkarten samenoti dei

uuerhliuti. 2. Vuer uuirdit rehtere kikagenmazzit demo husherren, denne unser herro der heilige Christ,

der dir rihtet alla, die er kiscuof,

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also der hushérro rihtet die imo untertanen?

3. Der uuinkarte pizeichinet die gotis e, in der dir kisezzet unde kerihtet uuerdent elliu reht,

also diu uuinréba kerihtet vuirdit in demo scuzzelinge. 4. Dei uuerh,

dei man dar inna uuurchen scol, daz ist diu miteuuare, diu chûske, diu kidult, diu guôte, diu ensticheit unte andere tugendi desin keliche5. Nu sehen,

mit uuelichemo flizza uuir den gotis uuinkarten ûoben. 6. Adam uuart kescaffen,

daz er uuari ûoberi des paradysi;7. do er do firbrah daz gotis kebot, do uuart er dannen kistozzen in daz ellentuom disere uuenicheite. 8. Also biren uuir kisezzet,

daz uuir sin ûobare dere gotis e: 9. uirruochelon uuir die, so uuerde uuir firstozzen uone demo gotis riche also die iuden.10. Suer die sunta uuurchet, der ziuueibet den gotis uuinkarte, 11. der dir aua vuurchet daz gotis reth, der ûobet inan wole. [12. Vuir nesculen niéth ûoben die irdisgen acchera durh den uuerltlichen rihtuom, suntir durh den rihtuom des euuigen lonis.]13. Die uinf uuile,

in den dir dér huosherro ladote die uuerhliuti in sinan uuinkarten, die pizeichinent die uinf uuerlti,

die dir uore Christis kiburte uuaren;14. aua die uuérhliute pizeichinent diê,

die dir der almahtige got in den uinf uuerlten ladite zi demo euuigen lîbe. [15. Daz uuas in dere eristen Adam unde sin kislahte, in dere anderen Noe unde sin kislahte, in dere dritten Abraham unde sin kislahte, in dere uierde Moyses unde sin kislahte.][16. An demo ente dere uinften uuerlte do gareti sanctus Iohannes baptista. den uuech demo gotis sune durh die touffa unde durh die riuuua.]17. In dere sehsti uuerlti,

in dere uuir nu piren,

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do chom selbo unser herro der filius dei unte pichêrte mit sinera euangelisgen prediga unte mit sinen zeichenin die heidinen,

uona den dir iruuohs diu heiliga christinheit, diu dir stet unzi an den enti dere uuerlte.

[18. Fore sinere kiburte so santi er die patriarchas unde die prophetas;]19. suîe uuole die kiuuorhte nah sinere hulde, so niphiegin si doh sa nieth des lonis,

uuande si alla zi helli fuoren. [20. Ava nu zi gunste sîet sinere kiburti do santi er die boton;]21. suîe die zi iungisti chomen, so inphiegen si doh folliz lon,

uuande in daz himelrih offen stuont, so si aller erist got uolgetin.

[22. So iz auh noh uns allen tuot, suenne uuir unsih durhnahtlichen bicherin.]23. Die uinf uuila,

die da fore pizeichinent die uinf uuerlti, [24. die magen auh uuole kigagenmazzit uuerdun zi demo menniskinen altere][25. Diu friû diu pizeichinet die chindiska, der mitti morgen die iúgent, der mitte tac die tugent,]26. daz ist diu metilscaft des menniskinen alteris,

in demo er aller starchist ist, also diu sunna. ze mittemo taga aller heizzist ist,

so si chumet in die métilscaft des himilis. [27. So pizeichinet diu nona daz altir, der abant daz bibint altir.]28. Der in dera chindiska nieth pidenchan niuuella sina heila, der pidenche siâ doh in dera iungende odar in dere tugende odar in demo altere oder doh ana demo enti. 29 In suelichemo dero altere er sih durnahtlichen picherit, so si kiuuis uone gote ze inphahenne daz selbi lon,

daz ouh der inphahet, der uone sinere chindiska in gote arbeitet unzi an sinen ente.

[30. Do ana demo abande do sah der hûsherro dei liuti da muozic sten]31. do frâcti er si,

umbe uuaz si allan tac da mûozic stuonten. 32. Do antuurten si,

daz si niemen rihti zi demo uuerchi. [33. Do hiez er si gen in sinan uuinkarten umbe lon]34. Vuelihe stent muozic

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niuuani die dir nieth durnahtlichen niuuurchent alla die gotis ê? [35. Die huorare, die roubare, die trinchare, die manslecken, die luginare, die diûbe, die sint piheftit mit des tiufalis uuerhi][36. uone danne niuuerdunt si nieth kinennit muozzige, sunter tode]37 Die dir aue fliziclichen vurchent die gotis e unte elliu gûotiu uuerh, die sint chomen in den uuinkarten dere heiligen christinheite unte uuurchent samit iri. [38. Der huosherro gab in allen kilichiz lon]39. unte gab iz doh zerist den,

die dir zi gunste chomen. 40. Daz pimurmiloti die eristen,

die allen den tac arbeiten, daz er in nieth zi erist nigab unte in auh nieth mera nigab.

41. Daz uuirdet uuole firnomen uona den rehtin unte uona den guoten, die uore Christis kipurte allan íri lib arbeiten nah demo himilriche unte si doh dara nieth nichomen,

e der filius dei her in uuerlt chom unte in iz intlouh mit sinera martyre.

42. Die phenninge pizeichinent daz himelrih, die dir alla uuare einis uuerdis,

also daz himelrih ist: 43. den er daz gibet, die nidurfen nieth murmilon,

uuande da niheinir ist hereri noh smahere demo anderemo. [44. Manige sint dara. kiladit durh die kiloube]45. unmanige choment aua dara,

uone diu uuande si nieth niwurchent daz si kiloubent,

also diu heilige scrift chuit[46.‘Diu kiloube ist tot ane dei uuerh’]

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