HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015...

11
FINANZMARKETING REPORT www.horizont.net/report HORIZONT 13/2015 26. März 2015 33 I mmerhin, eines haben die Banken und ihr Marketing wohl erreicht: Das Vertrauen in die Institute kehrt im Privatkundengeschäft langsam zurück. Das ist das Ergebnis einer Studie der internationalen Managementbera- tung Bain & Company mit über 80000 Privatkunden, darunter 7000 aus Deutschland. Nach dem Net Promoter Score hat sich die messbare Loyalität bin- nen eines Jahres um 6 Prozentpunkte auf plus 10 Prozent erhöht. Das ist eine Er- klärung dafür, dass die privaten und öf- fentlich-rechtlichen Institute wieder mit TV-Spots, Online, Mailings und Print- anzeigen verstärkt um die Aufmerksam- keit der Kunden buhlen. Nach Nielsen haben die Unternehmen im vergange- nen Jahr brutto rund 416 Millionen Euro investiert. Das ist zwar gegenüber 2013 ein Rückgang von 8,5 Prozent. Aber im- mer noch deutlich mehr als 2010. Da- mals lagen die Spendings gerade mal bei 380 Millionen Euro (Seite 34). Doch es gibt noch einen zweiten Grund: „Die Ertragspotenziale im Fi- nanzdienstleistungsmarkt sind ausge- reizt. Wachstum erzielt man derzeit nur durch Verdrängung“, sagt Targobank- Vorstand Jürgen Lieberknecht im HORIZONT-Interview (11/2015). Das erklärt, warum viele Banken gern mit kostenlosem Girokonto und niedrigen Kreditzinsen auf Kundenfang gehen. Dies ist auch wesentlich sinnvoller, als angesichts historischer Tiefststände bei den Sparzinsen über attraktive Einlagen zu plaudern, die sich zwischen 0,1 und 0,3 Prozent per anno bewegen. Ohnehin sitzt für Andreas Heim das Problem tiefer. „Werbung mit einem kostenlosen Girokonto ist nichts anderes als der Ausdruck hilfloser Verzweiflung“, sagt der Geschäftsführer der Münchner Markenberatung Brandoffice. So habe es die DKB Bank auf fünf Millionen Kun- den gebracht, ohne zu den Big Spendern bei der Werbung zu zählen. Für ihn ha- ben die Finanzdienstleister vor allem ein Markenproblem. „Die meisten Leute wissen heute gar nicht mehr, wofür sie ihre Bank überhaupt noch brauchen.“ Das liegt indes auch daran, dass sich die Welt sehr schnell verändert, die In- stitute aber eher schwerfällig agieren. Statt über neue Produkte, Angebote und Services nachzudenken, werden lieber Filialschließungen, Strafgebühren auf Spareinlagen und für Papierbuchungen beschlossen. Solche Strategien waren lange Zeit kein Problem für die Unter- nehmen. Doch mit der rasenden Digitalisie- rung, der Entwicklung hin zu mobilen Bankgeschäften und mobilem Bezahlen wird das mittelfristig zu einer Existenz- frage. Neue Wettbewerber wie die üb- lichen Verdächtigen Paypal, Apple und Google kennen die Schwächen des Sys- tems und wollen es mit ihren Dienst- leistungen aushebeln. Und nicht nur sie. Weltweit arbeiten Fintech-Start-ups an neuen Konzepten (Seite 38). Die Berater von Accenture schätzen, dass Banken bis 2020 weltweit mehr als 30 Prozent ihrer Erträge an neue Wettbewerber verlieren. Für den Kunden muss diese Entwick- lung nicht schlecht sein, sagt Heim. „Gä- be es nicht zunehmenden Wettbewerbs- druck, würden es sich die Banken auch weiterhin am liebsten gemütlich machen und sich auf das ertragreichere Invest- mentbanking konzentrieren.“ Von Michael Reidel Die Banken stecken viel Geld ins Marketing. Doch das allein wird gegen niedrige Zinsen und neue Wettbewerber nicht helfen – es braucht Konzepte FOTO: PSDESIGN1 / FOTOLIA Weder bullig noch bärig Marketer von Banken und Versicherun- gen sind nicht zu beneiden. Machte es ihnen vor einigen Jahren die Finanzkrise nahezu unmöglich, mit ihren Profilie- rungsideen bei den in ihrem Vertrauen zur Geldbranche erschütterten Verbrau- chern durchzudringen, sind es nun die Niedrigzinsen, die eine zündende Argu- mentation für die eigenen Produkte zu einer Sisyphus-Aufgabe machen. Doch auch wenn das gewohnte Trommeln mit Zinsvorteilen nicht mehr als Instrument zur Kundengewinnung funktioniert, wä- re eine Strategie des Pulvertrockenhaltens für bessere Zeiten fatal. Denn einfacher wird das Geschäft für die etablierten Play- er in Zukunft sicher nicht. Um sich gegen die immer stärker aufkommende Kon- kurrenz digitaler Player im Kerngeschäft zu behaupten, müssen jetzt die kommu- nikativen Bande zu den Kunden stärker geknüpft werden. Ein schwieriges, aber kein aussichtsloses Unterfangen. Angriffsmodus ZUM THEMA Performance Marketing: Banken nutzen viele Spielarten, nicht alle funktionieren. 34 Finanzdienstleistung: Die Nachfrage nach islam-konformen Bankprodukten steigt. 37 Fintech-Start-ups: Einfache, innovative Services sollen Kunden anlocken. 38 Mobile Payment: Apple Pay könnte den Anstoß zum Durchbruch geben. 39 Wirtschaftsmagazine: Anlegermagazine profilieren sich als Ratgeber. 40 Exklusivumfrage: Welche Banken vermit- teln Vertrauenswürdigkeit? 43 INHALT Anzeige „Die Leute wissen nicht mehr, wofür sie ihre Bank noch brauchen“ Andreas Heim, Brand Office Jochen Zimmer Ressortleitung Specials

Transcript of HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015...

Page 1: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

FINANZMARKETINGREPORT www.horizont.net/report

HORIZONT 13/2015 26. März 2015 33

Immerhin, eines haben die Bankenund ihr Marketing wohl erreicht:Das Vertrauen in die Institute kehrtim Privatkundengeschäft langsam

zurück. Das ist das Ergebnis einer Studieder internationalen Managementbera-tung Bain & Company mit über 80000Privatkunden, darunter 7000 ausDeutschland. Nach dem Net PromoterScore hat sich die messbare Loyalität bin-nen eines Jahres um 6 Prozentpunkte aufplus 10 Prozent erhöht. Das ist eine Er-klärung dafür, dass die privaten und öf-fentlich-rechtlichen Institute wieder mitTV-Spots, Online, Mailings und Print-anzeigen verstärkt um die Aufmerksam-

keit der Kunden buhlen. Nach Nielsenhaben die Unternehmen im vergange-nen Jahr brutto rund 416 Millionen Euroinvestiert. Das ist zwar gegenüber 2013ein Rückgang von 8,5 Prozent. Aber im-mer noch deutlich mehr als 2010. Da-mals lagen die Spendings gerade mal bei380 Millionen Euro (Seite 34).

Doch es gibt noch einen zweitenGrund: „Die Ertragspotenziale im Fi-nanzdienstleistungsmarkt sind ausge-reizt. Wachstum erzielt man derzeit nurdurch Verdrängung“, sagt Targobank-Vorstand Jürgen Lieberknecht imHORIZONT-Interview (11/2015). Daserklärt, warum viele Banken gern mitkostenlosem Girokonto und niedrigenKreditzinsen auf Kundenfang gehen.Dies ist auch wesentlich sinnvoller, alsangesichts historischer Tiefststände beiden Sparzinsen über attraktive Einlagenzu plaudern, die sich zwischen 0,1 und0,3 Prozent per anno bewegen.

Ohnehin sitzt für Andreas Heim dasProblem tiefer. „Werbung mit einemkostenlosen Girokonto ist nichts anderes

als der Ausdruck hilfloser Verzweiflung“,sagt der Geschäftsführer der MünchnerMarkenberatung Brandoffice. So habe esdie DKB Bank auf fünf Millionen Kun-

den gebracht, ohne zu den Big Spendernbei der Werbung zu zählen. Für ihn ha-ben die Finanzdienstleister vor allem einMarkenproblem. „Die meisten Leutewissen heute gar nicht mehr, wofür sieihre Bank überhaupt noch brauchen.“

Das liegt indes auch daran, dass sichdie Welt sehr schnell verändert, die In-stitute aber eher schwerfällig agieren.Statt über neue Produkte, Angebote undServices nachzudenken, werden lieber

Filialschließungen, Strafgebühren aufSpareinlagen und für Papierbuchungenbeschlossen. Solche Strategien warenlange Zeit kein Problem für die Unter-nehmen.

Doch mit der rasenden Digitalisie-rung, der Entwicklung hin zu mobilenBankgeschäften und mobilem Bezahlenwird das mittelfristig zu einer Existenz-frage. Neue Wettbewerber wie die üb-lichen Verdächtigen Paypal, Apple undGoogle kennen die Schwächen des Sys-tems und wollen es mit ihren Dienst-leistungen aushebeln. Und nicht nur sie.Weltweit arbeiten Fintech-Start-ups anneuen Konzepten (Seite 38). Die Beratervon Accenture schätzen, dass Banken bis2020 weltweit mehr als 30 Prozent ihrerErträge an neue Wettbewerber verlieren.

Für den Kunden muss diese Entwick-lung nicht schlecht sein, sagt Heim. „Gä-be es nicht zunehmenden Wettbewerbs-druck, würden es sich die Banken auchweiterhin am liebsten gemütlich machenund sich auf das ertragreichere Invest-mentbanking konzentrieren.“

Von Michael Reidel

Die Banken stecken viel Geld insMarketing. Doch das allein wirdgegen niedrige Zinsen und neueWettbewerber nicht helfen – esbraucht Konzepte

FOTO:PSDESIGN1

/FOTOLIA

Weder bullig noch bärig

Marketer von Banken und Versicherun-gen sind nicht zu beneiden. Machte esihnen vor einigen Jahren die Finanzkrisenahezu unmöglich, mit ihren Profilie-rungsideen bei den in ihrem Vertrauenzur Geldbranche erschütterten Verbrau-chern durchzudringen, sind es nun dieNiedrigzinsen, die eine zündende Argu-mentation für die eigenen Produkte zueiner Sisyphus-Aufgabe machen. Dochauch wenn das gewohnte Trommeln mitZinsvorteilen nicht mehr als Instrumentzur Kundengewinnung funktioniert, wä-re eine Strategie des Pulvertrockenhaltensfür bessere Zeiten fatal. Denn einfacherwird das Geschäft für die etablierten Play-er in Zukunft sicher nicht. Um sich gegendie immer stärker aufkommende Kon-kurrenz digitaler Player im Kerngeschäftzu behaupten, müssen jetzt die kommu-nikativen Bande zu den Kunden stärkergeknüpft werden. Ein schwieriges, aberkein aussichtsloses Unterfangen.

AngriffsmodusZUMTHEMA

Performance Marketing: Banken nutzenviele Spielarten, nicht alle funktionieren. 34

Finanzdienstleistung: Die Nachfrage nachislam-konformen Bankprodukten steigt. 37

Fintech-Start-ups: Einfache, innovativeServices sollen Kunden anlocken. 38

Mobile Payment: Apple Pay könnte denAnstoß zum Durchbruch geben. 39

Wirtschaftsmagazine: Anlegermagazineprofilieren sich als Ratgeber. 40

Exklusivumfrage: Welche Banken vermit-teln Vertrauenswürdigkeit? 43

INHALT

Anzeige

„Die Leute wissennicht mehr, wofürsie ihre Bank nochbrauchen“

Andreas Heim, Brand Office

Jochen Zimmer

Ressortleitung Specials

Page 2: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

Performance Marketingeröffnet der Finanz-branche immer neueMöglichkeiten / Abernicht alles funktioniert

ILLUSTRATION:TAI111/FOTOLIA

Von Klaus Janke

Gibt man bei Google Begriffewie „Girokonto“, „Tagesgeld“oder „Festgeld“ ein, wird meistganz oben die Anzeige von

Check24 eingeblendet. Kaum eine Bank,für die der Onlinevertrieb eine wichtigeRolle spielt, kann auf eine Präsenz aufdem Vergleichsportal verzichten, auchnicht bei Konkurrenten wie Finanzcheckoder Vergleich.de. „Vergleichsportale ge-winnen für uns noch weiter an Bedeu-tung“, betont Michael Multinu, Ressort-leiter Online-Vertriebsmanagement undab April Abteilungsdirektor Produktma-nagement bei ING-Diba.

Die „Vergleicher“ werden bei ING-Di-ba von einer speziellen Key-Account-Ab-teilung mit festen Ansprechpartnern be-treut. Daneben arbeitet die Direktbankautomatisiert mit rund 300 Affiliate-Partnern zusammen. Dazu gehörte bis-lang das Vergleichsportal Verivox, dasnun aber durch den ausgebauten The-menschwerpunkt Konsumentenkredit in

die Key-Account-Riegeaufsteigt. Dass die „Ver-gleicher“ die Banken in derPaid-Search-Liste bei Googlemeist nach unten wegdrängenkönnen, wundert Multinu nicht: „Siekönnen sich bei Google deutlich höhereKlickpreise leisten als die Finanzdienst-leister selbst, weil sie durch ihr breiteresAngebot leichter die notwendigen Con-versions erzielen.“

Die Steuerung der Performance-Ak-tivitäten – neben Affiliate Suche und Dis-playwerbung – ist bei ING-Diba ein kon-tinuierlicher Prozess: „Wir haben keineklassischen Media-Flights mehr, sondernsind 365 Tage im Jahr im Dialog mit denZielgruppen“, sagt Multinu. Dabei mussständig optimiert werden, um sie präziseranzusprechen – die Konkurrenz tut dasGleiche, und es kommen neue Player hin-zu, die bei Google für Gedränge sorgen.Am Druck hat auch die Niedrigzinsphasekaum etwas geändert: „Die Wechselbe-reitschaft der Kunden lässt nicht spürbarnach“, so Multinu. „Es lohnt sich nachwie vor, zu vergleichen.“ Auch bei der

interessanter: „Displaywerbung holt imBereich Performance Marketing auf, weildie Targeting-Möglichkeiten besser wer-den und einzelne Kanäle besser miteinan-der vernetzt werden können“, sagt Neu-ner. „Vor allem Google und Facebooksammeln wertvolle Daten über die Userund ihre Interessen. Die großen Playerdringen mit neuen Innovationen undServices in die Welt der User ein.“ Interes-sant ist in diesem Zusammenhang, dassNutzer in den USA mittlerweile über denFacebook Messenger kostenfreie Über-weisungen vornehmen können. „Damitwerden nicht nur wertvolle Daten gesam-melt“, so Neuner. „Bestehende Geschäfts-modelle werden teilweise infrage gestellt.“Er betont auch die Bedeutung des Beha-vioral Targeting, das mittlerweile sehr gu-te Möglichkeiten biete.

Die positive Einschätzung von Targe-ting teilen die Marketer nur einge-schränkt. Retargeting hat sich etabliert,wenngleich sensibel dosiert. „Wir setzenRetargeting kanalübergreifend ein, umden potenziellen Kunden genau im rich-tigen Augenblick mit dem richtigen An-gebot anzusprechen“, so Wallat. Die Qua-lität externer Daten für Targeting-Kam-pagnen sei jedoch mäßig: „Häufig lohntsich der Aufpreis für den Einsatz dieserDaten nicht.“ Consorsbank-ManagerDeutsch findet mehr Gefallen insbeson-dere am Behavioral Targeting mit „statis-tischen Zwillingen“. Einziger Nachteil:„Häufig ist das Volumen der Nutzer, dieman über spezielle Targetings erreichenkann, noch recht gering. Aber wir sehenhier eine positive Entwicklung.“

Geteilte Meinungen auch in punctoProgrammatic Buying: „Wir haben Re-

altime Advertising und Bidding getes-tet“, berichtet Multinu für ING-

Diba. „Aber für unsere Produk-te zeichnete sich kein positi-

ver ROI ab, da sich dieNutzer in der Regel

nicht impulsiv fürein Finanzange-

bot interessie-ren.“ Für dieConsorsbank

hingegen ver-liefen die ersten

Tests mit Bidding„sehr erfolgreich“,

so Deutsch. „Leider istder Markt der Dienstleis-

ter und Plattformen noch sehr unüber-sichtlich, sodass die Planung der Kam-pagnen eine sehr komplexe Aufgabe ist.“

Consorsbank dreht sich alles um Perfor-mance: „Ein klassisches Branding-Budgethaben wir nicht“, erklärt Falko Deutsch,Head of Department E-Commerce.„Auch Displaywerbung wird nach Perfor-mance-Kriterien geschaltet.“ Die klassi-sche Mediaplanung nach Agof-Reichwei-ten habe ausgedient: „Wir orientieren unsnicht mehr nach Umfeldern, sondernnach Nutzern, die wir erreichen wollen.“

Dabei ist neben Check24 und Co dasThema Search unverzichtbar: „Die Such-anfrage des Users bleibt das stärkste Sig-nal über Kaufinteresse und Bereitschaft“,betont Michael Neuner, Mitglied der Ge-schäftsleitung und Director Bought Me-dia bei der Performance-Agentur ExplidoiProspect. „Bereits jetzt zeigt sich deut-lich, dass es künftig stärker als bisher umdas Wissen um die Faktoren hinter derSuchanfrage geht: Wie ist der Nutzer so-ziodemographisch einzuordnen? WelcheInteressen hat er? Was hat er sich vorherim Netz angesehen?“

Wie die Preisentwicklung im BereichPaid Search aussieht, kann nicht pauschal

beantwortet werden. Consorsbank-Manager Deutsch sieht „keine

spürbare Teuerung“. Eine Preis-steigerung beobachtet jedoch

Dagmar Wallat, Spezialistinfür Online-Marketing

bei Comdirect, diezurzeit auf das

kostenlose Gi-rokonto mit

dem

150-Euro-Versprechenbei Nichtgefal-len setzt. HöhereKlickpreise machendas Google-Engagementaber nicht unrentabler: „Esgibt viele Möglichkeiten, denKanal effizient zu nutzen.“ Auf-grund ihrer erhöhten Datenschutz-Sensibilität halten sich die Banken jedochmit dem Google-Remarketing-Angebot,über das Besucher der eigenen Websitewiedererkannt und angesprochen wer-den, zurück – man will keine Google-Pixel auf der eigenen Website. Neben derSuche wird aber auch das gute alte Banner

Die Kunst der PräzisionHORIZONT 13/2015 26. März 20153434REPORT FINANZMARKETING

HORIZONTREPORTist ein Sonderteil von HORIZONT,

Zeitung für Marketing, Werbung und Medien

Chefredaktion: Dr. Uwe Vorkötter (V.i.S.d.P.),

Volker Schütz, Jürgen Scharrer

Ressortleitung: Dr. Jochen Zimmer

Telefon 069/7595-2695

E-Mail: [email protected]

Redaktion: Bettina Sonnenschein,

Lisa Naumann

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband istmit Abstand der werbestärkste Finanzdienst-leister im vergangenen Jahr gewesen.Mit Bruttowerbeausgaben in Höhe von127,8Millionen Euro liegt er laut Nielsen-Werbestatistik weit vor dem Kopf-an-Kopf-Rennen von Commerzbank und ING-Diba aufden folgenden Rängen. Den größten Sprungnach obenmachte bei denWerbespendings dieBNP Paribas mit einem Plus von beachtlichen74,1Prozent. Den größten Rückgang unter denTop15 verzeichnete die Comdirect mit einemMinus von 31,7 Prozent.Betrachtet man die Entwicklung der Werbeaus-gaben von Finanzdienstleistern in den unter-schiedlichen Gattungen seit 2010, hat dasFernsehen laut Nielsen in den letzten fünf Jahreneinen Anteil von weit über 50 Prozent ab-bekommen. Den höchstenWert erreichte es imJahr 2013mit Einnahmen imWert von ins-gesamt 278,6Millionen Euro. Die Spendings für

Online erreichten in den vergangenen Jahreneinen stabilenWert von rund13 Prozent undbetrugen im Schnitt 51,66Millionen Euro. Imdeutlichen Abwärtstrend befinden sich dieWerbeaufwendungen in den Zeitungen: Betrugihr Anteil 2010 noch15,8 Prozent, schrumpfte erbis 2014 auf 9,4 Prozent und liegt derzeit nochbei insgesamt 39Millionen Euro.Bei den Publikumszeitschriften schwankten dieWerbeeinnahmen von 2010 bis 2014 zwischen12 Prozent und 9,3 Prozent. Mit 49,7MillionenEuro lag im vergangenen Jahr ihr Wert erstmalsüber dem der Zeitungen.Mit Werten zwischen 4 und 5 Prozent sichertsich Radio einen eher kleinen Anteil desWerbe-kuchens. Im Out-of-Home-Segment ist bei derZahl der Werbeeinnahmen eine leichte Tendenznach oben zu erkennen. Dennoch betrugen dieEinnahmen im Jahr 2014 lediglich10,4MillionenEuro. Das entspricht einem Anteil von rund2,5 Prozent. LISA NAUMANN

Sparkassen fahren mit Abstand vorausDie 15 werbestärksten Finanzdienstleister im Jahr 2014

Quelle: Nielsen HORIZONT 13/2015

Deutscher Sparkassen- und Giroverband

Commerzbank

ING-Diba

Volksbanken und Raiffeisenbanken

Axa Versicherungen

Targobank

Postbank

BNP Paribas

Union Investment

Deutsche Bank

Dekabank

Unicredit

LBS Bundesgeschäftsstelle

Bausparkasse Schwäbisch Hall

Comdirect

–1,2

5,2

18,9

–5,4

4,9

–13,3

4,4

74,1

15,1

–25,1

46,2

30,0

–17,4

–8,4

–31,7

Veränd. zu 2013 in ProzentAusgaben 2014 in Mio. Euro

127,8

68,2

64,7

58,3

42,2

40,7

40,3

34,0

23,2

22,6

22,2

22,0

21,8

18,8

18,3

Im Fokus: Werbespendings von Finanzdienstleistern

Page 3: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,
Page 4: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

HORIZONT 13/2015 26. März 20153636REPORT FINANZMARKETING

Aktienkauf, Kreditvertrag, Spar-buch – so richtig viel Freudekommt nicht auf, wenn dieFinanzbranche zeigt, was sie

zu bieten hat. Dagegen lässt sich wastun. „Durch Trikotsponsoring undNamensgebung von Stadien könnendie Unternehmen ihre eher trockenenProdukte emotional aufladen“, sagtChristian Kothe, Senior Director beimVermarkter Sportfive. Allein in der

Fußball-Bundesliga sind vier Spielstättennach Finanzmarken benannt: die AllianzArena in München, die Commerzbank-Arena in Frankfurt, der Signal-Iduna-Park in Dortmund und die HDI ArenaFotolia in Hannover.

Die 2005 eröffnete Allianz Arena istnach Unternehmensangaben „die erfolg-reichste Einzelmaßnahme im Marketingder Allianz“. Mit jährlich 3,2 MillionenBesuchern zieht sie gut doppelt so vieleMenschen an wie Schloss Neuschwan-stein und gilt als meistbesuchte Attrakti-on Bayerns. Die Verbindung mit dem er-folgreichsten deutschen Fußballclub hatsich inzwischen verfestigt: Die Allianz er-warb im vergangenen Jahr für 110 Milli-onen Euro 8,33 Prozent der Anteile amFC Bayern München und sicherte sich dieNamensrechte bis zum Jahr 2041.

Darüber hinaus ist die Allianz ein Vor-zeigebeispiel dafür, wie man ein Namens-patronat international entwickeln kann.

Als Ex-Beatle PaulMcCartney im ver-

gangenen Dezembervor 45000 Besu-chern in São Pauloauftrat, tat er diesim ausverkauften„Allianz ParqueStadium“. Mitder Premiere in

Brasilien hat derFinanzkonzern das

halbe Dutzend vollge-macht: In München,

Sydney, Lon-

don, Nizza und bald auch Wien hat dieAllianz sportlich-architektonische Erken-nungszeichen geschaffen. Das Stadion seieine Geschäftsplattform, die eine emo-tionale, direkte Beziehung zu Kunden,Vertriebspartnern und anderen Stakehol-ders schaffe. „So differenzieren wir unsam Markt und geben unserer Marke einGesicht“, betont Miguel Pérez Jaime,CEO der brasilianischen Allianz Seguros.

Auch hierzulande gilt: Finanzanbieterinvestieren in Sportsponsoring, um sichabzuheben, ihre Marke zu polieren undden Vertrieb zu unterstützen. Dabei ist

die Affinität von Fußballinteressiertenzum Thema Geld- und Kapitalanlage imVergleich zur Gesamtbevölkerung über-durchschnittlich stark ausgeprägt, wieaus der Allensbacher Markt- und Wer-beträgeranalyse (AWA) hervorgeht. Dasmag ein Grund sein, weshalb Finanz-dienstleister auf keiner Sponsorenliste ei-nes Fußball-Proficlubs fehlen. „In derBundesliga zählen Banken zu denTop-10-Branchen unter den Sponsoren“,sagt Sportfive-Manager Kothe.

B egehrt und teuer ist die Spieler-brust. Dort präsentieren sich diePostbank (Borussia Mönchen-

gladbach) und die Mercedes-Benz-Bank(VfB Stuttgart). „Trikotwerbung wirdstark wahrgenommen, ist direkt ins Spiel-geschehen involviert und emotional ver-linkt“, nennt Andrea Vossen, Geschäfts-führerin der Marketing-Agentur Roth &Lorenz, die Vorteile. Peter Herkenhoffvon der Targobank kann den Wirkungs-grad von Trikotsponsoring bestätigen.Die Targobank trägt erst seit 2010 diesenNamen, nach früher KKB Bank und Citi-bank. Um die neue Marke bekannt zumachen, buchte sich der Finanzanbieterauf dem Dress von Werder Bremen ein.

Inzwischen ist die Bank nicht mehr alsTrikot-, aber immer noch als Top-Spon-sor beim Bundesligisten engagiert. „Wirwollen deutschlandweit TV-Präsenz undReichweite erreichen und so die Bekannt-heit unserer Marke stetig steigern“, sagtTargobank-Sprecher Herkenhoff. Be-wusst hat man sich entschieden, als Spon-sor des DFB-Pokals sowie der Relegati-onsspiele und des Supercups der Deut-schen Fußball-Liga aufzutreten: „Mann-schaftssportarten wie Fußball verbindenMenschen, entfachen Emotionen, stär-ken den Teamgeist und machen Spaß.“

Nur dabei sein reicht aber nicht. „Diebloße Sichtbarkeit eines Sponsors ist heu-te zu wenig, um seine Ziele zu erreichen“,sagt Agenturchefin Vossen. „Aktivie-rungsmaßnahmen sind zwingend erfor-derlich. Denn Menschen wollen emotio-nal berührt werden.“ Die Targobanknutzt dazu das Social Web, wo beispiels-weise Eintrittskarten für DFB-Pokale ver-lost werden und Amateurvereine durchkreative Bewerbung eine „Auffrischprä-

mie“ von 10000 Euro und ein Freund-schaftsspiel gegen Werder Bremen gewin-nen konnten.

F inanzmarken finden auch jenseitsdes Fußballs erfolgversprechendePlattformen zur Profilierung. Ein

gutes Beispiel dafür liefert die DKB Bank.Für sie ist Sportsponsoring „ein Kern-element der Kommunikationsstrategie“,wie Marketingleiter Christian Liedtkebetont. Dafür werden konstant rund80 Prozent des Budgets ausgegeben. Seitder Saison 2012/13 ist die Bank Namens-geber der DKB Handball-Bundesliga, wassich – auch dank verknüpfender Maß-nahmen wie TV-Presentings und On-linekampagnen – lohnt. „Die Neukun-denzahlen im gesamten Jahresverlauf ha-ben sich erhöht“, sagt Liedtke.

Die DKB, inzwischen mit über 3 Milli-onen Kunden zweitgrößte deutsche Di-rektbank, engagiert sich zudem in der

Leichtathletik und unterstützt 20 Vereinein sechs Bundesländern. Rund um dieFirmenzentrale in Berlin ist der Sport-sponsor DKB als Partner von Hertha BSC,1. FC Union Berlin (Fußball), Füchse Ber-lin (Handball), BR Volleys (Volleyball),Alba Berlin (Basketball) und EisbärenBerlin (Eishockey) kaum zu übersehen.

Deutlich messbaren Nutzen erfährtdas Engagement im Wintersport, wo dieBank unter anderem im Biathlon, Bobund Rodeln stark präsent ist – nicht nurauf dem Dress der Athleten und auf Wer-bebanden, sondern auch als Namenspa-tron etwa des DKB Eiskanals Altenbergsowie der DKB Ski-Arena und der DKBSkisporthalle in Oberhof.

Sponsoring, das sich kräftig auf dasGeschäft auswirkt, wie MarketingchefLiedtke berichtet: „In den Wintermona-ten steigern wir die Zahl unserer Neu-kunden gegenüber dem Sommer um et-wa 30 Prozent.“

Von Roland Karle

Quelle: eigene Recherche HORIZONT 13/2015

Breite Förderung

Geldbranche als Sportsponsoren außerhalb des Fußballs (Auswahl)

Finanzmarke Sponsoring-Engagement

Allianz Basketball-Bundesliga (Partner)

ARAG Versicherung Tischtennis (Hauptsponsor Borussia Düsseldorf; Partner DTTB, Timo Boll)

Deutsche Bank Stipendium für Spitzensportler

DKB Handball (Bundesliga-Namenssponsor), Wintersport

ING-Diba Basketball (Hauptsponsor DBB Deutscher Basketball Bund und Dirk Nowitzki)

Mastercard Golf (PGA World Tour)

Sparkassen Finanzgruppe Partnerschaft mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)

Visa Olympische und Paralympische Spiele

Volks- und Raiffeisenbanken DOSB-Aktion „Sterne des Sports“ (Förderung soziales Engagement von Vereinen)

Zurich Gruppe Offizieller Olympia-Partner (DOSB)

Quelle: eigene Recherche HORIZONT 13/2015

Geld trifft Ball

Finanzsponsoren im Fußball (Auswahl)

Finanzmarke Sponsoring-Engagement

Allianz FC Bayern München (Arena; Anteilseigner); TSV 1860 München (Arena)

Commerzbank Eintracht Frankfurt (Arena); DFB (Nationalteams Männer und Frauen); 1. FFC Frankfurt

Frankfurter Volksbank FSV Frankfurt (Stadion)

HDI Hannover 96 (Arena)

Mastercard UEFA Champions League

Mercedes-Benz Bank VfB Stuttgart (Trikot)

Postbank Borussia Mönchengladbach (Trikot)

Signal Iduna Borussia Dortmund (Arena)

Targobank DFB-Pokal (Offizieller Partner); Werder Bremen (Sponsor)

Unicredit UEFA Champions League (Offizieller Sponsor - Banken)

Geld ist eine trockene, bisweilen komplizierte Materie. Als Sponsoren und Werbepartner im Sportversuchen Finanzanbieter, ihre Marke zu polieren und das Kundengeschäft zu unterstützen

PHOTO:ANDREAS

GEBERT/DPA

Gladbach-Stürmer

Patrick Herrmann

stürmt auch im

Namen der Postbank

FOTO:ROLFKOSECKI

Biathlet Erik Lesser ist

mit DKB-Logo in der

Spur – und im TV-Bild

Gefühl fürBewegung

Page 5: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

Experte für Islamic Finance beim Zen-tralrat der Muslime in Deutschland(ZMD), glaubt, dass zumindest bislanggroßes Potenzial verschenkt wird. EineUrsache liege im fehlenden politischenWillen: „In Großbritannien gibt es seitJahren eine Bank nach islamischemRecht, weil die dortige Regierung dasThema angeschoben hat.“ Allerdings seidas gesellschaftliche Klima in Deutsch-land nicht günstig für Islamic Finance:„Was wir brauchen, ist gute PR für dengesamten Islam.“

Schon länger agieren in Deutschlandaber Beratungsnetzwerke wie My IslamicFinance, das Büros in Dortmund, Düssel-dorf, München und Wien unterhält. Ins-gesamt 20 Mitarbeiter empfehlen undvermitteln unter anderem Sparanlagen,Investmentfonds und Lebensversiche-rungen. Darüber hinaus sind ein islami-scher Testamentservice und ein Halal-Fi-nanzcheck im Angebot. „Das Interesse anIslamic Finance wächst kontinuierlich“,sagt David Kremer, früher Investment-banker bei der Citibank, heute Leiter desBeratungsnetzwerks.

R und 15 Beratungstermine führtdas Team pro Woche durch, Ten-denz steigend. Das stärkste Inte-

resse zeigen nordafrikanische Einwande-rer, es folgen konvertierte Deutsche underst dann die größte muslimische Bevöl-kerungsgruppe, die Türken. „Haben frü-here Generationen noch ihr Kapital insAusland gebracht und meist in Grund-

stücke und Immobilien investiert, so fra-gen die heutigen Muslime nach Finanzlö-sungen in Deutschland, weil sie sich hierheimisch fühlen“, so Kremer. Gleichzeitigsei das religiöse Bewusstsein dieser Gene-ration aber intensiver und betreffe auchfinanzielle Fragen: „So ergibt sich einKonflikt: Man will sparen, aber bitte isla-misch korrekt. Hier kommt Islamic Fi-nance ins Spiel.“

Das Prinzip lautet: „Keine Zinsen, kei-ne Spekulationen und ein ethischer, mo-ralischer Rahmen innerhalb meiner fi-nanziellen Tätigkeiten. Gewinne ja, abernicht auf dem Rücken anderer“, erklärtder Leiter von My Islamic Finance. Halalbedeutet darüber hinaus auch, dass dieFinanzen frei sind von vertraglicher Unsi-cherheit beziehungsweise Unklarheit undGewinnspielcharakter. Sie haben stets ei-nen realen Gegenwert, durch den sie ge-deckt sind. Und es darf nicht in Brancheninvestiert werden, die nach muslimischerVorstellung dem Individuum oder derAllgemeingesellschaft einen Schadenbringen, egal wie attraktiv die Gewinn-möglichkeiten sind. Dazu gehören Ge-

Scharia-konforme Geldgeschäftesind eine komplizierte Angelegen-heit, was vor allem dem Zinsver-bot geschuldet ist. Wer ein Eigen-

heim erwerben will, nimmt keinen Kreditauf, sondern muss eine Bank finden, diedas Haus kauft und ihm dann teurer wei-terverkauft. Der Preisaufschlag entsprichtdem Zins, den es aber offiziell nicht gibt.Will man sein Geld halal, also nach isla-mischem Recht anlegen, sind ebenfallsgenaue Vorschriften zu beachten.

International steigtderBestandanent-sprechenden Finanzanlagen seit Jahren,nicht zuletzt aufgrund der wachsendenmuslimischen Bevölkerung. Die Wirt-schaftsberatung Deloitte schätzt in eineraktuellen Studie, dass weltweit derzeit1,7 Billionen US-Dollar in islamischenFinanzprodukten stecken – dieser Wertkönnte sich bis 2018 verdoppeln. Bei rund300 islamischen Banken und über 750Investmentfonds bestehe Bedarf, und im-mermehrFinanzdienstleistersteigenein.

Unter anderem bringen sich die Fi-nanzplätze London und Luxemburg inStellung, um von den Investitionen derScheichs zu profitieren. In Deutschland,wo rund 4 Millionen Muslime leben, tutsich dagegen so gut wie nichts. Das The-ma Islamic Finance kocht seit vielen Jah-ren immer wieder auf Kongressen und inMedienberichten hoch. Und regelmäßigist zu hören, auch im hiesigen Privatkun-

dengeschäft gebe es eine relevante Nach-frage. Dabei stützt man sich unter ande-rem auf eine Studie der Beratungsgesell-schaft Booz & Company von 2008, nachder es ein starkes Interesse etwa an islam-konformen Baufinanzierungen gebensoll. Die deutschen Banken und Versiche-rer bestreiten dies jedoch unisono undverweisen auf eigene Erfahrungen mit ih-rer muslimischen Klientel. Vor allem be-tonen sie den hohen Anteil von Türken ander hiesigen muslimischen Bevölkerung,die auf Grund der laizistischen Traditionihres Herkunftslandes keinerlei Problememit Zinsen hätten.

D aher gibt es zurzeit keine halalenFinanzprodukte im Privatkun-dengeschäft der deutschen Insti-

tute. Aber in der vergangenen Woche hatmit Kuveyt Türk die erste islamischemRecht verpflichtete Bank von der Bundes-anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht(BaFin) ihre Vollbanklizenz für Deutsch-land erhalten (siehe unten). Sollte sie er-folgreich sein, könnte mehr Bewegung indas Thema kommen. Michael Gassner,

Von Klaus Janke

HORIZONT 13/2015 26. März 2015 37REPORT FINANZMARKETING 37

Anzeige

„Geld“ in arabischer Schrift

schäfte mit Waffen, Alkohol, Tabak undSchweinefleisch, aber auch Investmentsin konventionelle Finanzprodukte undEntertainment.

H alales Sparen läuft meist überGoldsparpläne. Hier kauft derSparer mit seinem Sparbeitrag

physisches Gold, das für ihn gelagert wirdund dessen Wertentwicklung er online be-obachten kann. Darüber kann man in ei-nen islamischen Fonds investieren oderLebensversicherungen abschließen. In derRegel geschieht dies über internationaleAnbieter, die Produktpalette in Deutsch-land ist noch sehr überschaubar. Lediglichder luxemburgische Versicherer AtlanticLuxbietetüberseinehiesigeNiederlassungeineislamischeLebensversicherungan.

Kremer empfiehlt den deutschen Ban-ken, die Bedürfnisse der islamischenKunden über Kontakte in die Communi-ty besser kennenzulernen und entspre-chende Produkte über feste Finanzpart-ner anzubieten. Warum halten sie sichnach seiner Ansicht mit eigenen Angebo-ten zurück? „Das kann zum einen an dembis dato nicht attraktiven Aufwand-Ren-dite-Verhältnis liegen, aber auch an derAngst vor negativen Reaktionen der kon-servativen Hauptkundschaft und denMedien“, erklärt Kremer.

Kuveyt Türk ist die erste Bank nach islamischemRecht, die vonder Bundesanstalt für Finanzdienst-leistungsaufsicht für das operative Geschäft inDeutschland zugelassen wurde. Die in der ver-gangenen Woche erteilte Lizenz gilt für das Ein-lagen- und Kreditgeschäft. Die KT Bank, eine100-prozentige Tochter der Kuveyt Türk Beteiligungs-bank, will den Betrieb im Juli mit Filialen in Berlin,Frankfurt und Mannheim eröffnen, Köln soll fol-gen. „In den nächsten Jahren planen wir großeInvestitionen“, kündigt Kemal Ozan, Vorstands-

chef der KT Bank, an: „Unser Ziel ist, ein Islam-konformes Portfolio an Finanzprodukten aufzu-bauen, unser Filialnetz auszubauen und den Kun-den durch innovative, hochtechnologisierte Ser-vice-Kanäle zu betreuen.“ Die Kuveyt Türk Bank,hinter der kuwaitische Investoren stehen, ist eineder größten Banken in der Türkei und betreibt 321Filialen. In Deutschland wurde 2004 eine Reprä-sentanz eröffnet sowie 2010 eine Filiale in Mann-heim. Diese beschränkte sich bislang darauf, An-leger an das türkischeMutterhaus zu vermitteln.

Erste islamische Bank in Deutschland startet

WeltohneZinsenDeutsche Finanzdienstleisterbieten keine Islam-konformenProdukte an / Experten sehenaber wachsende Nachfrage

Page 6: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

Schlankerund schneller

So einfach kann Banking sein: Manbraucht weniger als acht Minuten,um beim Berliner Start-up Num-ber26 per Smartphone oder am

Computer ein Konto zu eröffnen. DieIdentität wird per Videotelefonat verifi-ziert, Unterlagen müssen nicht ausge-druckt werden. Number26, in Deutsch-land und Österreich an den Start gegan-gen, verspricht „Europas modernstes Gi-rokonto“. Dieses ist mit einer Mastercardverknüpft, die kontinuierliche Echtzeit-Information bereitstellt – alle Ausgabenwerden sofort auf dem Smartphone dar-gestellt. Mit Statistiken über die Ausgabenkann der Kunde seine Finanzen unterKontrolle behalten, Überweisungen anandere registrierte Nutzer sind schnell perE-Mail oder SMS möglich. Das Kontound die Mastercard sind kostenlos.

Das Konzept, das von der WirecardBank als Partner mit Banklizenz unter-stützt wird, kommt an: Rund 5000 Kun-den zählt Number26 bislang, täglichkommen durch Einladungen etwa 200dazu – schneller soll der Bestand nichtwachsen, um den Kunden-Support si-cherstellen zu können. Laut CEO Valen-tin Stalf stehen bereits über 16000 Per-sonen auf der Warteliste. „Bislang gebenwir keinen Euro für Marketing aus“, soStalf, „weil das Interesse bereits durchMedienberichterstattung sehr groß ist.“

Number26 gehört zur neuen Genera-tion von Fintech-Start-ups, die angetre-ten sind, die innovationsmüde Finanz-branche aufzuwirbeln. Die Palette reichtvon Banking über Versicherungs- undKreditangebote bis hin zu Trading- undPayment-Services. Dabei machen dieStart-ups den etablierten Instituten meistnicht in deren Fullservice-, sondern in

Nischenbereichen Konkurrenz. ZumZentrum der neuen Szene hat sich Berlinentwickelt, wo Unternehmen ansässigsind wie die Investing-Bank Bergfürst, dieKreditanbieter Lendico und Zencap, diePayment-Dienstleister Billpay, Sum Up,Payleven und I-Zettle, der Versicherungs-Bonusanbieter Friendsurance, der Geld-sende-Dienst Elopay, die Cloud-Ban-king-Plattform Mambu und der Zinsver-gleicher Savedo. So unterschiedlich dieGeschäftsmodelle sind: Die gemeinsa-men Nenner heißen konsequente Nutzer-orientierung und Einfachheit.

D as gilt auch für die Positionie-rung von Vaamo, einem Frank-furter Geldanlage-Start-up, das

im vergangenen Oktober gestartet ist.„Einfachheit ist unser wichtigstes Diffe-renzierungsmerkmal“, so Thomas Bloch,Gründer und Vorstand. Vaamo bietet an,Geldbeträge nach Sparzielen wie „Ver-mögensaufbau“ oder „Altersvorsorge“ infünf Fonds der US-Anlagegesellschaft Di-mensional Fund Advisors anzulegen – je-weils in einer Mischung, die der Risiko-neigung des Sparers entspricht. Partnerist die FIL Fondsbank in Kronberg, diedie Depots führt. Für den Service zahltder Anleger eine Gebühr.

„Da wir keine Provisionen nehmen,haben wir keinen Anreiz, Sparpläne mitFonds zu entwickeln, die nicht im Inte-resse unserer Kunden sind – anders als dieetablierten Banken“, sagt Bloch. Die Kun-denzahl liegt bislang im mittleren drei-stelligen Bereich. Der durchschnittlicheKunde ist 38 Jahre alt, hat 5000 bis 6000Euro angelegt, überweist monatlich wei-tere 200 bis 250 Euro und spart auf einZiel in acht Jahren. Wie Number26 hatVaamo vom Medieninteresse profitiert:„PR war in der ersten Phase das entschei-dende Medium zur Kundengewinnung“,

erklärt Oliver Vins, ebenfalls Vorstandund Gründer bei Vaamo. Jetzt folgt dieschwierige Phase, vor der die meisten Fin-tech-Start-ups im B-to-C-Bereich ir-gendwann stehen: Wie wird man bekann-ter, ohne die knapp bemessenen Etatsüber Gebühr zu strapazieren? Vaamo hatin Frankfurt eine Plakatkampagne an 150Standorten getestet (Agentur: Damm &Bierbaum, Frankfurt). Hinzu kommenSocial-Media-Maßnahmen, Suchmaschi-nenmarketing und Performance-Kampa-gnen. Alle Fintech-Start-ups haben denVorteil, dass ihre Zielgruppen oft im Netzunterwegs sind. Häufig verfolgen einendie Anbieter noch lange mit Banner-Wer-bung, wenn man ihre Website auch nureinmal aufgerufen hat.

Konsequent digital wirbt auch Berg-fürst. Die Berliner Neo-Investing-Bankermöglicht es Privatinvestoren, sichschon für Beträge ab 250 Euro am Eigen-kapital von Unternehmen in der Wachs-tumsphase wie dem Heimtextil-On-linehändler Urbanara, zu beteiligen. „Imhochpreisigen Finanzumfeld setzen wirvor allem auf Performance Marketing“,erklärt Michael Beck, Director Marke-ting. „Die dazu genutzten Kanäle müssenFeintargeting-fähig sein. Gute Erfahrun-gen haben wir auch mit redaktionellenPartnerschaften mit Finanzportalen wieWallstreet Online und Finanztreff ge-macht.“ Langfristig will sich Bergfürstüber qualitativ hochwertiges ContentMarketing von der Konkurrenz absetzen.

Neben dem Marketing besteht für dieStart-ups eine große Herausforderungdarin, ihre Geschäftsmodelle so zu ge-stalten, dass die Bundesanstalt für Fi-nanzdienstleistungsaufsicht sie absegnet.„Ein offener Dialog mit der BaFin ist fürdie Start-ups sehr wichtig“, so Num-ber26-Chef Stalf. Nicht zuletzt deshalbhat sich innerhalb des Bundesverbandes

Deutsche Start-ups gerade eine eigeneFachgruppe für den Fintech-Bereich ge-gründet. Die Regularien bedeuten einenstrategischen Nachteil für die „jungenWilden“: Häufig sind sie darauf angewie-sen, einen etablierten Partner mit Bank-lizenz mit ins Boot zu holen und sich vonihm abhängig zu machen.

U nd wie reagieren die traditionel-len Banken auf die neue Konkur-renz? Vor allem kleinere, Web-

basierte Häuser suchen Kooperationenund auch Beteiligungen. Aber auch dieCommerzbank unterstützt seit 2013Start-ups über den Main Incubator, „dieNummer 1 für Visionäre im Banking“.Zudem starten die Banken eigene Ange-bote, die dem Einfachheits-Postulat derStart-ups folgen. So bieten die Sparkasseneine Lösung an, mit der Kunden von un-terwegs Überweisungen tätigen können,ohne sie über ein zweites Endgerät auto-risieren zu müssen. Einen ähnlichen Ser-vice hat mittlerweile auch die ING-Dibamit der Smartsecure-App im Programm.

Aber nicht nur die Großbanken, auchdie großen Internetkonzerne dürften dieAktivitäten der Fintech-Start-ups genaubeobachten – gelten sie doch schon langeals potenzielle Big Player im Finanzbe-reich (HORIZONT 47/2014). Gerade hatFacebook in den USA seinen Messengerum eine Bezahlfunktion erweitert, überdie sich die Nutzer gegenseitig Geld schi-cken können. Die Start-up-Strategen ge-hen jedoch davon aus, ihre Geschäftside-en noch eine Zeitlang ungestört verfolgenzu können. Die traditionellen Bankensind aufgrund ihrer Größe schwerfällig,und den Online-Riesen fehlt das Vertrau-en der Kunden, glaubt Stalf: „Die mentaleSchwelle, bei Facebook ein Konto zu er-öffnen, dürfte in Deutschland sehr hochsein.“

Von Klaus Janke

Innovative Angebote:Kampagne von Vaamo (o.),Anlagemöglichkeiten bei

Bergfürst (r.),günstige Versicherungenbei Friendsurance (u.)

Mit einfachen, aberinnovativen Serviceswerben Fintech-Start-ups um die Gunst derKunden

HORIZONT 13/2015 26. März 20153838REPORT FINANZMARKETING

Fintech-Unternehmenwerdenauch im BundesverbandDeutsche Startups immerwichtiger. Daher wurdeMitteMärz eine neue Fachgruppefür das Thema gebildet, dieden intensiven Austauschuntereinander forcieren undgemeinsame Interessengegenüber Politik, Aufsichts-behörden und Branchen-verbänden vertreten soll.Sprecher der Gruppe istThomas Bloch, Vorstand undGründer des FrankfurterUnternehmens Vaamo. DieMitglieder der Fachgruppekommen aus unterschiedli-chen Zweigen der Branche wiePayments, Lending/Crowdfun-ding, Investment, PersönlichesFinanzmanagement/Kontound Technologie/Services.

Neue Fachgruppe

Page 7: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

HORIZONT 13/2015 26. März 2015 39REPORT FINANZMARKETING 39

Anzeige

Der Durchbruch wird noch län-ger auf sich warten lassen,aber eines scheint langsamklar: Die Telekommunika-

tionsdienstleister werden bei Mobile Pay-ment keine große Rolle mehr spielen.„Um es mal ganz deutlich zu sagen: Siehaben gar nichts zustande gebracht“, fasstes Horst Rüter, Mitglied der Geschäfts-leitung und Leiter des Forschungsbe-reichs Zahlungssysteme beim EHI RetailInstitut in Köln, zusammen. Bei Umfra-gen in den vergangenen Jahren, die sichmit dem Thema befassten, sei bezüglichder Treiberschaft der Telefonunterneh-men schon einige Zeit lang eine abneh-mende Tendenz festzustellen gewesen.„Sie haben es in all den Jahren einfachnicht geschafft, eine Lösung einzuführen,vielleicht sogar eine gemeinsame, die gutgenug ist, die Kunden zu überzeugen.“

Natürlich, es gibt sie, die mobilenGeldbörsen von Telekom, O2 und Voda-fone – einen neuen Schub erwarten Ex-perten für das Bezahlen mit demSmartphone aber längst aus einer ande-ren, nicht unbekannten Richtung: Appleheißt das Zauberwort. „Die ersten Zahlenaus den USA, wo Apple Pay im vergange-nen Herbst eingeführt wurde, sind jeden-falls sehr ermutigend“, sagt Rüter und er-klärt auch, warum dem Konzern zuzu-trauen ist, endlich den entscheidendenAnschub zu liefern: „Das System ist deut-lich einfacher als andere und integriertkonsequent andere Bausteine aus dem

wird, sei in großen Schwierigkeiten. Ins-besondere die Nutzerzahlen sollen derKnackpunkt sein. Im Interview mit dem„IT Finanzmagazin“ spricht Geschäfts-führer Marc Berg davon, diesbezüglichnicht das Niveau erreicht zu haben, „daswir uns in unseren ursprünglichen Pla-nungen zum Ziel gesetzt haben“.

So sieht auch Berater Himmelreich indem großen Markt außerhalb der Apple-Welt derzeit andere Player in der Pole Po-sition: Samsung ist eines davon. Erstkürzlich hat der Konzern den AnbieterLoop Pay übernommen und im Rahmender Vorstellung der neuen Smartphone-Modelle Galaxy S6 und Galaxy S6 Edgeebenfalls einen eigenen mobilen Bezahl-dienst vorgestellt, der im Gegensatz zuApple aber nicht mit NFC-Chip funk-tioniert. Der Name: Pay. „Samsung ko-piert, das ist nicht neu“, kommentiertHimmelreich die Entwicklung. „Dasheißt aber nicht, dass es nicht funktionie-ren kann, im Gegenteil.“

Auch Paypal sieht er weiter im Ren-nen. Das Unternehmen erweitere seineDienste permanent und habe jede Trans-aktion gut im Griff.

Und dann wäre da noch Payback:Zwar äußert sich das Unternehmen der-zeit nicht zum Thema Mobile Payment,dass es an einer entsprechenden Lösungarbeitet, ist aber schon seit vergangenemHerbst kein Geheimnis mehr. Tatsächlichsind die Aussichten für das Bonuspro-gramm nicht die schlechtesten: InDeutschland hat es einen Kundenstamm

von 25 Millionen. Und die sind in ei-nem jahrelangen Lernprozess darangewöhnt, sich zu entwickeln: VomEinlösen der Papiercoupons gingder Weg zur Kundenkarte alsZahlungsobjekt bis hin zu mo-bilen Coupons. Jeder mitge-

machte Schritt wurde und wirdmit Punkten belohnt – ein nichtzu unterschätzendes Pfund, wenndie Mobile-Payment-Lösung ersteinmal da ist.

Himmelreich sieht zwar das Pro-blem, dass Payback-Kunden nicht ge-

rade aufgeschlossen für Technik sind, aufder anderen Seite: „Mit dem neuen Mut-

terhaus American Express haben sie ei-nen sehr guten Partner aus der Kredit-wirtschaft.“ Und, vielleicht noch wichti-ger: Sie haben bereits eine starke Marke,in die die Konsumenten Vertrauen haben.

Oder wie es Rüter ausdrückt: „Dassind etablierte Beziehungen.“ In demMarkt, in dem sich die Positionen lang-sam klären, wünscht sich der EHI-Exper-te allerdings, dass auch der Handel nochzu einer eigenen Lösung zusammenfin-det: „Sonst muss er sich die Daten seinerKunden teuer von Apple zurückkaufen.“

Bleibt die Frage, wann diese angesichtsder Möglichkeiten endlich anfangen, siezu nutzen. Noch immer ist die Bereit-schaft, mobil zu bezahlen, relativ gering.Berater Himmelreich sieht Umfrageer-gebnisse dazu allerdings gelassen: „BeiThemen, die einem noch unbekanntsind, funktionieren solche Umfragennicht, die Reaktion wird immer erst ein-mal Abwehr sein. Mobile Paymentkommt auch in Deutschland – nur nichtmit einem Big Bang.“

Von Bettina Sonnenschein

Der Dienst, vondem sich alleden Durchbrucherwarten: Apple Pay

Apple Pay soll den entscheidenden Anstoß für Mobile Paymentliefern / Telko-Dienstleister haben den Anschluss verpasst

Apple-Angebot, indem bei-spielsweise Kreditkarten in derPassbook-App hinterlegt wer-den.“ Entscheidend aber istaus Sicht des Handelsexpertendie Identifikation per Finger-abdruck und die Verschlüsse-lung der Bezahldaten inner-halb der Apple-Welt, auchwenn es bereits erste erfolgrei-che Angriffe auf die angeblichnicht zu knackende Technikgegeben hat: „Das reduziertdas Bezahlsystem von fünfPlayern – Kunde, Händler,Kreditwirtschaft, Gerätean-bieter und Telekommunika-tionsdienstleister – um einePartei.“ Und zwar erneut umLetztere.

Achim Himmelreich, Part-ner des Münchner Beratungs-unternehmens Mücke, Sturm& Company, führt ebenfallsdie Vereinfachung ins Feld undergänzt: „Apple macht es rich-tig: Zwar ist auch Apple Payeine Insellösung, aber durch diegute Usability und die Verbin-dung mit der Apple Watch werdensicher neue User hinzukommen.“

So sieht es sogar die Konkurrenz:„Ganz klar: Apple Pay hat für eine enormgroße Aufmerksamkeit auch auf Konsu-mentenseite gesorgt“, sagt Martin Zan-der, Leiter Unternehmenskommunikati-on der Otto-Tochter Yapital. „Davon pro-fitieren wir natürlich auch.“ Allerdingszwinge das System Verbraucher undHändler in ein bestimmtes Ökosystem,was eine Einschränkung der Usability be-deute. Für Yapital soll das Argument, dassApple-User nur etwa 20 Prozent allerSmartphone-User ausmachen, mögli-cherweise zur Verdeutlichung des großenMarktpotenzials herhalten. Allerdings istes dem Bargeldlos-Service auch in denJahren vor Apples Insellösung nicht ge-lungen, seinen Dienst zum Erfolg zu ma-chen. Während Zander von einer „sehrguten Grundlage für eine erfolgreicheMarktdurchdringung“ spricht, werden indiesen Tagen Gerüchte laut, das Unter-nehmen, für das ein Investor gesucht

Mobil bezahlen kommt infrageInteresse an Serviceangeboten via Smartphone

Smartphones als Zahlungsmittelanstatt Bar- bzw. Kartenzahlung

um Produkte zu mir nach Hauseliefern zu lassen

um bestimmte Produktezurücklegen zu lassen

um nach Ladenschluss in Schaufensterausgestellte Produkte einzukaufen

Quelle: Fittkau & Maaß Consulting HORIZONT 13/2015

Basis: n = 3415, Mehrfachnennungen möglich

gesamt Männer Frauen

Angaben in Prozent

27,8

21,5

18,2

14,6

36,2

22,2

17,6

16,1

17,3

20,5

19,0

12,6

FOTO:APPLE

Die Bank in der Hand

Page 8: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

mann, Chefredakteur des „Manager Ma-gazin“: „Im Heft haben wir uns von jehernur mit Geschichten befasst, die eine ge-wisse Haltbarkeit haben – unsere Lesersind vermögend, aber keine Zocker.“Auch beim Mittelständler-Magazin „Im-pulse“ pflegt man vor allem die langfristi-ge Perspektive. „Wenn wir uns dem The-ma Vermögensaufbau widmen, dannsind unsere Empfehlungen strategischerNatur und auf mehrere Jahre, wenn nichtgar auf Jahrzehnte angelegt“, erklärt Ni-kolaus Förster, Geschäftsführender Ge-sellschafter und Chefredakteur.

Bleibt die Frage, ob die EZB den An-legertiteln deren Arbeit unterm Strichdeshalb leichter macht – oder im Gegen-

teil schwieriger, weil eben auch das Risikogestiegen ist, mal so richtig danebenzulie-gen. Der Job sei „durch die schwierigeSituation und anspruchsvollere Lesernoch interessanter geworden“, urteilt„Handelsblatt“-Mann Landgraf. Nichtnur dort, auch bei „Guter Rat“ ist die Zahlder Zuschriften und Anfragen an die Re-daktion laut Vize-Chef Neuhaus in denvergangenen Monaten deutlich gestiegen,ebenso die Reaktionen auf Artikel.

„Wer wie wir seinen Lesern nicht stän-dig Mega-Renditen verspricht, läuft auchnicht Gefahr, mit unseriösen Empfehlun-gen danebenzuliegen“, hält „ManagerMagazin“-Boss Klusmann den Ball flach.Die Arbeit sei nicht schwieriger gewor-

den, wenn man beherzige, dass niemandverlässliche Vorhersagen über die Ent-wicklung der Aktien, der Zinsen, desGoldkurses oder etwa der Quadratmeter-preise in München-Schwabing treffenkönne, stimmt sein „Capital“-Kollege zu.„Solche kurzfristigen Prognosen sind –und seien sie mit einer noch so drasti-schen Überzeugung rübergebracht – bloßnette, lockere Investment-Pornographie,mehr nicht“, so von Buttlar. Notenban-ken und Politik prägten doch seit Jahr-zehnten das Geschehen an den Kapital-märkten, ebenso wie Weltkriege, der Kal-te Krieg, Hyperinflationen und DutzendeStaatspleiten. Von Buttlars Klartext:„Dass viele immer so tun, als handele es

Von Roland Pimpl

FOTO:PIXBO

X/FOTO

LIA;MONTAGE:HO

RIZONT

Die Geldpolitik derZentralbank beschertden Wirtschafts-magazinen eineMenge Themen, aberauch Risiken

Nutzwert beiNullzinsen

Gerade in unsicheren Zeiten können sich die Anlegermagazineals Ratgeber profilieren – aber auch sehr viel schneller blamieren

Krawalle in Frankfurt, Demons-trationen in Griechenland undanderswo, Kritik aus Teilen derPolitik und Wissenschaft: Die

Europäische Zentralbank (EZB) hat esderzeit nicht ganz leicht. Auch viele Bür-ger sind überhaupt nicht gut auf dasWährungshaus zu sprechen – sofern sieGeldanleger sind und keine Kreditneh-mer. Niedrigzinsen für Sparbücher undBundesanleihen, Mini-Renditen bei Le-bensversicherungen, mögliche Preisbla-sen bei vielen Immobilienanlagen, viel-leicht auch schon im volatilen Aktien-markt: Gute Geldanlage ist so schwierigwie nie. Für die Wirtschafts- und Anle-germagazine ist das Fluch und Segen zu-gleich. Fluch, weil sich viele Menschendem fröhlichen Konsum hingeben, wennSparen unrentabel oder unsicher ist – siefallen als Leser weg. Eine Situation, dieauch den Werbekunden aus der Finanz-wirtschaft nicht behagt, ebenso wenig wiedie Unsicherheit der eigenen Geschäfte.Beides dämpft die Lust auf Buchungen inder Anlegerpresse. Und der Segen fürsGenre? Der Informationsbedarf der ver-bliebenen Leser ist so groß wie nie. Eben-so wie die Chance, sich ihnen gegenüberals journalistischer Ratgeber zu profilie-ren – gleichzeitig aber auch das Risiko,peinlich danebenzuliegen und Vertrauenzu verspielen.

„Das Interesse der Leser ist so groß wienie zuvor“, sagt „Capital“-ChefredakteurHorst von Buttlar: „Alle fragen sich, wo-hin mit dem Geld, egal, ob sie 5000 oder50000 Euro anlegen wollen.“ AuchFrank-B. Werner, Chef des Finanzen Ver-lags („Euro“, „Euro am Sonntag“, „BörseOnline“), beobachtet dies vor allem seitJahresanfang: „Die Leute suchen Nutz-wert, wie sie in Zeiten von Nullzinsennoch ein bisschen Rendite erzielen kön-nen.“ Laut Tilo Neuhaus, stellvertreten-der Chefredakteur von „Guter Rat“,überwiegt inzwischen die Sorge ums Er-sparte. Und Robert Landgraf, Chefkor-respondent beim „Handelsblatt“, berich-tet von „zahlreichen Leserbriefen“, in de-nen die Leser ihrem Unmut über die geld-liche Großwetterlage Luft machen.

Dabei ist Konsens: Es gibt keine siche-ren und allgemeingültigen Anlagerezeptemehr. Trennt sich im Segment der Wirt-schafts- und Anlegermagazine deshalbnun die Spreu vom Weizen? Weil jetzt nurnoch die wirklich guten Redaktionsex-perten Erfolg mit ihren Empfehlungenhaben? „Capital“-Mann von Buttlar be-stätigt: „Die Leser haben ein feines Ge-spür dafür, wer kurzfristigen Hypes nach-läuft – etwa wer im Gold nachgelaufen istoder die Kursanstiege der Aktien seit Jah-ren nur hilflos als eine von Notenbankenaufgepumpte Blase abtut.“

Kurzfristige Prognosen alsInvestment-Pornographie

„Je komplexer die Welt wird, desto besserkann man sich damit profilieren“, sagt„Focus Money“-Chefredakteur FrankPöpsel. Wobei die Leser nicht nach derschnellen Empfehlung suchten, sondernnach der gründlichen Analyse. Ähnlichausgeruht argumentiert Steffen Klus-

sich gerade jetzt um eine nie da geweseneSituation gigantischer Unwägbarkeiten,ist eher ein Zeichen von Hilflosigkeit.“

Ob er da die Titel des Finanzen Verlagsmeint? Dessen Chef Werner setzt in ei-gener Sache mehr auf Bullen als auf Bä-ren. Steigende Börsenkurse machten An-lagen in Aktien, Fonds und Zertifikatenbeliebter – „das erleichtert uns grund-sätzlich die Arbeit“. Und da die EZB ihreexpansive Politik „mindestens bis Sep-tember 2016“ fortsetzen wolle, werde sichdaran erst einmal nichts ändern. Wernersoptimistische Genre-Prognose: „Der An-lagenotstand des Publikums ist der Treib-satz für die Auflagen der Wirtschafts- undFinanzpresse.“

Im Werbemarkt spürennun alle „positive Signale“

Anders wohl im Werbemarkt. Hier sinddie Spendings der Finanzdienstleister seitJahren rückläufig. Ein Trend, den diemeisten Verlage zwar allgemein wahrneh-men, den sie jedoch keinesfalls für dieeigenen Titel gelten lassen mögen. Aucheine Art von Wirtschaftswunder.

So ist Werner hier überaus zuversicht-lich. Zwar erfolgten die Budgetfreigabender Kunden in diesem Jahr noch einmalspäter als in den Jahren zuvor, stellt er fest.Doch wegen deren Kampf um Marktan-teile würden 2015 die Buchungen der Fi-nanzdienstleister über denen von 2014liegen. Ähnlich bei „Guter Rat“, wo manbis jetzt über dem Vorjahr liege, laut Se-nior Brand Manager Christian Schmidtvor allem dank Kooperationen und Son-derprodukten. „Positive Signale“ aus derFinanzbranche empfängt auch NorbertFacklam, Leiter des „Manager Magazin“-Vermarkters Spiegel QC, ebenso sein Kol-lege Martin Fischer, GeschäftsführerIQ Media Marketing („Handelsblatt“,„Wirtschaftswoche“). Er rechnet für bei-de Mandanten trotz einer „insgesamt ver-unsicherten Finanzindustrie“ mit einemUmsatzplus gegenüber Vorjahr.

Insofern scheint eine gezielte und for-cierte Ansprache von „Konsumbran-chen“ – etwa Automobil, FMCG, Living,Luxus, Reisen, Unterhaltungselektronik –zur Kompensation von Finanzwerbungkaum notwendig. „Würden wir dieseBranchen erst jetzt für uns entdecken,wären wir schon längst mit Liebesentzugdurch den Verleger und unsere Mandan-ten bestraft worden“, scherzt Fischer.Auch die übrigen Häuser argumentierenmit einer grundsätzlichen Eignung vonWirtschafts- und Anlegermagazinen fürWerbung aus den besagten Branchen.

„In Zeiten der Unsicherheit sind lang-lebige und nachhaltige Produkte beson-ders gefragt“, erklärt „Guter Rat“-Mana-ger Schmidt, während „Manager Maga-zin“-Vermarkter Facklam seinen Lesern„ausgeprägte Konsumfreude und heraus-ragende Kaufkraft“ attestiert. Und auch„Impulse“-Impresario Förster verbindetdas Wohl seiner Leser mit dem seiner An-zeigenkasse: „Impulse“-Leser „stehen inder Verantwortung, arbeiten hart undmöchten sich in der Freizeit entspannen,aber auch belohnen“. Daher spielten fürsein Werbegeschäft die Themen Auto, Lu-xus, Reisen und Unterhaltungselektronikeine größere Rolle. Konsumieren stattSparen – der EZB dürfte es gefallen.

HORIZONT 13/2015 26. März 20154040REPORT FINANZMARKETING

Page 9: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,
Page 10: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

gen haben sie einen Chefredakteur ver-pflichtet, der zuvor jahrelang „Finanz-test“, das Magazin der Stiftung Warentest,führte und durch Medienauftritte hoheBekanntheit und soliden Ruf erlangt hat.Ihn treibt „die Idee, zu einer besseren fi-nanziellen Allgemeinbildung beizutra-gen“. Berichtet wird über alles, was mitGeld zu tun hat: Kredit und Konto, Ver-sicherung, Energie und Medien, Autound Reise, Recht und Steuern. Finanztip-.de nimmt die Aufgabe ernst. Als derBundesgerichtshof vergangenes Jahr Be-

Sie haben den Internet-Baukredit-vermittler Interhyp gegründet,groß gemacht und mit Gewinnverkauft. Robert Haselsteiner und

Marcus Wolsdorf sind wohlhabende Leu-te, die nun ohne kommerzielle AbsichtenGutes tun wollen. Ihr gemeinnützigesProjekt heißt Finanztip.de und will Ver-brauchern bei Fragen rund ums Geld hel-fen – kostenlos. In Hermann Josef Tenha-

arbeitungsgebühren bei Kreditverträgenfür unwirksam erklärte, stellte das On-linemagazin Musterbriefe ins Netz, mitdenen Kunden bei ihren Banken eineRückerstattung fordern konnten. „DieBriefe wurden mehr als 3 Millionen Malheruntergeladen. Das ist erfolgreichpraktizierter Verbraucherjournalismus“,sagt Tenhagen. Stärker verbreiten will erden wöchentlichen Finanztip-Newsletter,dessen Abonnentenzahl sich seit Oktoberauf 70000 fast verfünffacht hat.

Finanztip.de steht dafür, wie sich dasAngebot von Finanzportalen im Netzausdifferenziert. Daneben gibt es Ver-gleichsportale wie Check24 und Finanz-check, die beste Angebote herausfiltern;auf Börsenberichterstattung fokussiertePlattformen wie die Verlagstöchter Fi-nanzen.net (Axel Springer) und Finan-zen100 (Burda) sowie Ableger von On-linebanken wie Onvista und Comdirect;zudem Spezialisten wie Finanzchef24, dasGewerbeversicherungen auswertet. VonNiedrigzins und Aktienhausse profitierenderzeit die börsennahen Portale. So er-zielte beispielsweise Finanzen.net im Ja-nuar mit 32 Millionen Visits und über186Millionen Seitenabrufen ein Allzeithoch.

Laut einer Studie der Arbeitsgemein-schaft Onlineforschung suchen 11 Milli-onen Nutzer nach Finanzinformationenim Internet, 3,3 Millionen haben online

Geld angelegt oder Kredite aufgenom-men. Die Generation Smartphone, mitFinanzangelegenheiten bislang eher amRande befasst, wird mit zunehmendemAlter dem Onlinebanking einen Schubverleihen. „Davon werden die Finanzpor-tale profitieren“, sagt Wirtschaftsjourna-list Horst Biallo. Er und sein Team belie-fern Redaktionen mit Texten und Daten.Umsatzstärker ist inzwischen die Platt-form Biallo.de mit zahlreichen Markt-übersichten und Vergleichsrechnern (Im-mobilien, Baufinanzierung, Rente).

Ähnlich wie Finanztip.de ist die Web-site redaktionell geprägt, erklärt und be-rät. Wichtigste Einnahmequelle ist dassogenannte Affiliate Marketing: Finanz-dienstleister zahlen eine zuvor vereinbar-te Provision, wenn Nutzer auf ihrer Seitelanden und sich dort informieren odereinen Vertrag abschließen. Dieses Trans-aktionsmodell ist im Markt längst etab-liert, davon leben auch die reichweiten-starken Portale. Denn Finanzanbieterverwenden ihr Marketingbudget auchdafür. Claudia Barghoorn von der Con-sorsbank bestätigt: „Neukundengeschäft,das über Affiliate generiert wird, machteinen bedeutenden Anteil aus.“ Das spürtauch Finanztip.de, das 20 Mitarbeiter be-schäftigt und 2017 schwarze Zahlenschreiben will. Chefredakteur Tenhagen:„Die Geschäfte laufen besser als geplant.“

Von Roland Karle

Finanzen.net liegt deutlich vorn

Nutzerzahlen Agof-geprüfter Finanzportale (Auswahl)

Quelle: Quelle: Agof Internet Facts 2014-12 HORIZONT 13/2015

in Prozent

Finanzen.net

Onvista.de

Wallstreet-Online

Finanzfernsehen.de

Finanznachrichten.de

Finanzen100

Boersennews.de

Boerse.de

Geld.de

Geldsparen.de (OMS)

5,4

1,4

1,3

1,1

1,1

0,9

0,6

0,6

0,3

0,3

Nutzer (Netto-Reichweite) in Mio.Internetangebot

2,87

0,73

0,66

0,57

0,57

0,47

0,32

0,31

0,18

0,15

Internetnutzung in den letzten 3 Monaten (Onliner-WNK), Gesamtheit: Bevölkerung ab 14 Jahre

Jeder Fünfte interessiert sich für Finanzen

Interesse von Internetnutzern an Geldprodukten

Quelle: Agof Internet Facts 2014-04 HORIZONT 13/2015

Online-Nutzer

in Prozent

Online-Infosuche Finanzen allg.

Online-Infosuche Geldanlage,Aktien, Wertpapiere, Fonds

Online-Infosuche Kredite

Online-Kauf Finanzen

Online-Kauf Geldanlage,Aktien, Wertpapiere, Fonds

Online-Kauf Kredite

20,96,8

16,14,7

10,13,5

6,3

4,9

1,9

Mobile-Nutzer

in Mio.Nutzungsinteresse

2,16

1,48

1,10

10,99

8,5

5,30

3,34

2,60

1,02

Lotsen mitGeschäftssinn

Mit einem Klick zuden besten Angeboten

der Finanzportale

Das Angebot von Finanzportalen imNetz differenziert sich weiter aus –vom Ratgeber bis zum ausgeklügeltenVergleichsrechner ist alles dabei

HORIZONT 13/2015 26. März 20154242REPORT FINANZMARKETING

Einen rassigen Reim wie „Aus Rai-der wird Twix, sonst ändert sichnix“ hatte die Consorsbank an-lässlich ihres Namenswechsels

(zuvor: Cortal Consors) zwar nicht zubieten, aber das war auch ganz gut so.Schließlich leitet BNP Paribas, die Mutterder deutschen Direktbank, mit dem Na-men auch eine neue Epoche ein: Aus dem1994 gegründeten Onlinebroker wird ei-ne „digitale Vollbank“.

„Digitale Medien und Möglichkeitenzu nutzen, ist im Alltag selbstverständlichgeworden. Das wollen wir auf den Um-gang mit Geld übertragen und den Men-schen digitales und mobiles Bankingnoch näherbringen“, erklärt Claudia

Barghoorn, Head of Division Marketing& Communication der Consorsbank, dieZiele der Mitte November 2014 gestarte-ten Kampagne (Agentur für Werbung,Media, PR: Serviceplan). Das Motto desMarkenrelaunchs lautet entsprechend:„Banking, wie wir leben“.

Die erste, dreiwöchige Phase, der Pre-Launch, sollte neugierig machen und aufden Wandel vorbereiten. Am 6. Dezem-ber wurden dann der neue Name bekanntgemacht und die Kommunikationsmaß-nahmen verstärkt. Insgesamt gab dieBank dafür „einen niedrig zweistelligenMillionenbetrag“ aus, rund zwei Drittelder gesamten Werbespendings des ver-gangenen Jahres.

„Unsere Kampagne hat wirklich über-all Applaus bekommen, das habe ich indiesem Ausmaß noch nie erlebt“, berich-

tet Barghoorn. Seit dem Start sei die ge-stützte Markenbekanntheit um 30 Pro-zent gestiegen.

Kreativer Kern der Kampagne ist einSpot, in dem es heißt: Per MausklickKomplimente machen, bei Schnupfen Dr.Online fragen, nur mit Punkt und Kom-ma lächeln, seinen Followern mitteilen,wo man gerade ist – alles ganz normal.„Warum sollte es dann nicht normal sein,online über Geld zu sprechen und Bank-produkte zu bewerten?“

Die Consorsbank hat mit ihrer Bot-schaft und der Umsetzung „den Zeitgeisterwischt“, sagt Barghoorn. Genau das istihr Anspruch: „Wir wollen das Lebens-gefühl der Menschen ansprechen und siebefähigen, ihre eigenen Entscheidungenzu treffen. Zugleich ist wichtig, dass wiruns treu bleiben, indem wir nicht Main-

stream werden, sondern in einem dichtbesetzten Markt die etwas andere Banksind“, betont sie.

Die neue Marke verspricht nicht nur,sondern liefert auch. Es gibt Seminareund Webinare, Blog und Ideenbörse, denAustausch mit der Community, Tools wieden digitalen Finanzplaner. Barghoorn:„Das Social Web ist unsere natürlicheUmgebung, in der wir nicht in erster Li-nie verkaufen, sondern unsere Kundenbetreuen und unterstützen wollen.“

Die Kampagne zum Markenrelaunchwar integriert angelegt, auch Out-of-Ho-me und Print wurden gebucht. DieHauptrolle im Mediamix spielen gleich-wohl TV und Online. „Auch wenn eslangweilig klingt: Über diese Kanäle lässtsich am stärksten Awareness aufbauen“,sagt Barghoorn.

Von Roland Karle

Selbstverständlich digitalDie Consorsbank nutzt die Kampagne zum Namenswechsel, um ihre Positionierung weiter zu schärfen

Neues Kampagnenmotiv der Consorsbank

Page 11: HORIZONT13/2015 26.März2015 REPORT · 2015-04-08 · 36REPORTFINANZMARKETING HORIZONT13/2015 26.März2015 A ktienkauf,Kreditvertrag,Spar-buch–sorichtigvielFreude kommtnicht auf,

HORIZONT 13/2015 26. März 2015 43REPORT FINANZMARKETING 43

Geht es um die reineVertrauenswürdigkeit der Banken, vermitteltdie Sparkasse unter den Befragtenmit Abstand ammeisten Vertrauen:insgesamt 44,3 Prozent. Vor allem Haushalte mit drei undmehr Personengeben zu 47,6 Prozent an, dass diese Bank ammeisten Vertrauens-würdigkeit rüberbringt. Unter den Einpersonenhaushalten finden das nur39,2 Prozent. Auf Rang 2 und 3 liegen die Volks- und Raiffeisenbank unddie ING-Diba. Beide Kreditinstitute stoßen bei der Zielgruppe, die älter als

50 Jahre ist, auf mehr Vertrauen als bei den14- bis 29-Jährigen. DieING-Diba erreicht im Gegensatz zu den positiv auffallendenWerbe-kampagnen nur insgesamt16,4 Prozent auf der Vertrauensbasis. DieDeutsche Bank liegt mit14,3 Prozent auf dem 4. Platz, gefolgt von ihremTochterunternehmen, der Postbank. Die Hypo-Vereinsbank und dieConsorsbank liegen am Ende des Rankings. Für jeden Sechsten ist garkeine der Banken vertrauenswürdig.

Sparkasse ist am vertrauenswürdigsten

Einschätzung, welche Bank am meisten Vertrauen vermittelt

Quelle: Link Institut für Markt- und Sozialforschung HORIZONT 13/2015

gesamt Männer Frauen 14–29 Jahre 30–49 Jahre 50–69 Jahre

Basis: 1000 Befragte 14–69 Jahre, Online-Befragungszeitraum Februar 2015

44,3

27,7

16,4

14,3

12,5

11,4

9,7

3,2

2,6

1,3

16,7

9,0

Angaben in Prozent

Sparkasse

Volks-/Raiffeisenbank

ING-Diba

Deutsche Bank

Postbank

Commerzbank

Sparda Bank

Targobank

Hypo-Vereinsbank

Consorsbank

keine davon

weiß nicht

44,9

25,4

12,8

14,8

11,9

12,5

6,7

4,2

2,8

0,5

13,0

13,4

43,3

25,8

15,7

14,8

12,6

10,8

8,8

2,8

2,1

2,2

18,9

9,3

45,3

32,7

20,8

13,2

13,1

11,3

13,8

2,9

3,0

0,9

17,1

4,4

44,9

27,5

16,8

13,3

11,7

11,8

10,9

3,0

2,5

0,8

15,5

11,0

43,8

27,9

15,9

15,3

13,3

11,1

8,5

3,4

2,7

1,8

17,7

7,3

Die ING-Diba und die Sparkasse stehen fürKreditinstitute mit besonders interessantenWerbekampagnen. Das zeigt eine exklusivfür HORIZONT durchgeführte Umfrage des LinkInstituts für Markt- und Sozialforschung. Dafürwurden1000 Teilnehmer zwischen14 und 69Jahren online befragt. Von ihnen finden 39,1Prozent die ING-Diba-Kampagnen besondersansprechend, vor allem die 50- bis 69-Jährigen(49,9 Prozent). Auch in Haushalten, in denendrei undmehr Personen leben, treffen sie mit42,4 Prozent auf recht hohe Zustimmung: Essind 8,8 Prozentpunkte mehr als in Single-Haushalten. Unter den jungen Befragtenzwischen14 und 29 Jahren findenmit 44Prozent die meisten dieWerbung der Sparkas-se am interessantesten. Mit12,5 Prozentinsgesamt liegt die Commerzbank etwasdahinter auf Rang 3 der Bankenmit deninteressantestenWerbekampagnen. DieDeutsche Bank bildet mit insgesamt1,6 Pro-zent das Schlusslicht des Rankings. Jeder fünfteBefragte findet gar keine Kampagne deraufgeführten Banken attraktiv.

ING-Diba punktet bei Kampagnen

Einschätzung, welche Bank für interessante Werbekampagnen steht

Quelle: Link Institut für Markt- und Sozialforschung HORIZONT 13/2015

gesamt Männer Frauen 14–29 Jahre 30–49 Jahre 50–69 Jahre

Basis: 1000 Befragte 14–69 Jahre, Online-Befragungszeitraum Februar 2015

39,1

35,0

12,5

8,9

8,1

7,0

3,0

2,3

2,2

1,6

20,0

9,1

Angaben in Prozent

ING-Diba

Sparkasse

Commerzbank

Volks-/Raiffeisenbank

Postbank

Targobank

Sparda Bank

Consorsbank

Hypo-Vereinsbank

Deutsche Bank

keine davon

weiß nicht

29,2

44,0

12,2

8,1

7,5

6,9

2,2

1,9

2,0

1,2

19,6

10,6

38,5

31,6

10,4

6,7

7,0

6,5

2,1

2,9

2,3

1,1

22,5

9,9

49,9

31,0

15,8

12,7

10,3

7,6

5,1

1,8

2,3

2,7

16,9

6,6

39,9

34,5

11,4

9,1

8,5

6,2

3,5

1,6

2,8

1,1

18,8

12,8

38,5

35,5

13,5

8,7

7,8

7,7

2,5

2,9

1,6

2,0

21,2

5,7

Von Lisa Naumann

Die Kasse desVertrauensEine HORIZONT-Exklusivumfrage zeigt, welche Banken besondereVertrauenswürdigkeit vermitteln und welche für interessante Werbekampagnen stehen

Anzeige