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HS-8.5 Chirurgisches Behandlungskonzept von Mehretagenfrakturen des Femurs beim Polytrauma M. Tauber 1 , C. Hierholzer 1 , A. Woltmann 1 , V. Bühren 1 1 BG Unfallklinik Murnau Einleitung: Evaluierung eines differenzierten Behandlungskonzepts für die Therapie von Mehretagenfrakturen des Femurs. Methodik: Zwischen 2003 und 2012 wurden 49 Patienten mit 51 ipsilateralen, proximalen Femurfrakturen und Femurschaftfrakturen behandelt. 44 von 49 Patienten (37 Männer, 12 Frauen, Altersdurchschnitt 45 J.) waren polytraumatisiert, wovon 3 Patienten im Verlauf verstarben. In 15 Fällen bestand eine Schenkelhalsfraktur, in 16 eine pertrochantäre und in 20 eine subtrochantäre oder Schaftfraktur. In zwei Fällen wurde die proximale Fraktur erst verzögert erkannt. Die distalen Frakturen waren im mittleren und distalen Schaftdrittel (n= 25) gleich verteilt und einmal im proximalen Drittel lokalisiert. Ergebnisse: Bei den schwer polytraumatisierten Patienten (ISS> 16) wurde ein zweizeitiges Vorgehen bevorzugt und initial die Schaftfraktur mit Fixateur externe und die proximale Fraktur mit einer internen Osteosynthese stabilisiert. Im Intervall wurde der Verfahrenswechsel mit definitiver Osteosynthese der Schaftfraktur durchgeführt. Am häufigsten wurden die Schaftfrakturen mit einem retrograden Marknagel (16-mal) und die proximale Fraktur mit DHS (11-mal) stabilisiert. In nahezu der Hälfte der Fälle (n=22) erfolgte die Stabilisation unter Verwendung eines einzigen Implantates (all-in-one-device). Bei 4 Patienten wurde ein antegrader Marknagel bei isolierter 2 Etagen-Schaftfraktur verwendet. 15-mal wurde ein Gammanagel und 5-mal ein intramedulläres Marknagelimplantat mit Gelenkkomponente verwendet (all-in-one-device). Insgesamt gab es 17 Pseudarthrosen, davon 14 im Schaft- und 3 im Schenkelhalsbereich. Hiervon wurden 7 initial mit Gammanagel versorgt, wovon das Implantat 6-mal als „all-in-one-device“ verwendet wurde. Nach Implantatwechsel und ESWT heilten 16 aus, einmal war die Implantation einer H-TEP notwendig. Schlussfolgerung: In der Diagnostik der Mehretagenfraktur des Femurs besteht beim Polytrauma eine große Gefahr die proximale Fraktur zu übersehen. Beim polytraumatisierten Patienten favorisieren wir ein zweizeitiges Vorgehen. Bei der Stabilisation von ipsilateralen proximalen Femur- und Femurschaftfrakturen werden die Frakturen von distal nach proximal getrennt fixiert. Die Kombination einer retrograden Marknagel- und DHS-Osteosynthese bietet hohe axiale und rotatorische Stabilität für die proximale und distale Fraktur wie auch für das instabile „floating fragment“. Die Verwendung von „all-in-one-device“ Implantaten sollte vorab einer strengen Indikationsprüfung unterzogen werden.

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HS-8.5 Chirurgisches Behandlungskonzept von Mehretagenfrakturen des Femurs beim Polytrauma M. Tauber

1, C. Hierholzer

1, A. Woltmann

1, V. Bühren

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1BG Unfallklinik Murnau

Einleitung: Evaluierung eines differenzierten Behandlungskonzepts für die Therapie von Mehretagenfrakturen des Femurs. Methodik: Zwischen 2003 und 2012 wurden 49 Patienten mit 51 ipsilateralen, proximalen Femurfrakturen und Femurschaftfrakturen behandelt. 44 von 49 Patienten (37 Männer, 12 Frauen, Altersdurchschnitt 45 J.) waren polytraumatisiert, wovon 3 Patienten im Verlauf verstarben. In 15 Fällen bestand eine Schenkelhalsfraktur, in 16 eine pertrochantäre und in 20 eine subtrochantäre oder Schaftfraktur. In zwei Fällen wurde die proximale Fraktur erst verzögert erkannt. Die distalen Frakturen waren im mittleren und distalen Schaftdrittel (n= 25) gleich verteilt und einmal im proximalen Drittel lokalisiert. Ergebnisse: Bei den schwer polytraumatisierten Patienten (ISS> 16) wurde ein zweizeitiges Vorgehen bevorzugt und initial die Schaftfraktur mit Fixateur externe und die proximale Fraktur mit einer internen Osteosynthese stabilisiert. Im Intervall wurde der Verfahrenswechsel mit definitiver Osteosynthese der Schaftfraktur durchgeführt. Am häufigsten wurden die Schaftfrakturen mit einem retrograden Marknagel (16-mal) und die proximale Fraktur mit DHS (11-mal) stabilisiert. In nahezu der Hälfte der Fälle (n=22) erfolgte die Stabilisation unter Verwendung eines einzigen Implantates (all-in-one-device). Bei 4 Patienten wurde ein antegrader Marknagel bei isolierter 2 Etagen-Schaftfraktur verwendet. 15-mal wurde ein Gammanagel und 5-mal ein intramedulläres Marknagelimplantat mit Gelenkkomponente verwendet (all-in-one-device). Insgesamt gab es 17 Pseudarthrosen, davon 14 im Schaft- und 3 im Schenkelhalsbereich. Hiervon wurden 7 initial mit Gammanagel versorgt, wovon das Implantat 6-mal als „all-in-one-device“ verwendet wurde. Nach Implantatwechsel und ESWT heilten 16 aus, einmal war die Implantation einer H-TEP notwendig. Schlussfolgerung: In der Diagnostik der Mehretagenfraktur des Femurs besteht beim Polytrauma eine große Gefahr die proximale Fraktur zu übersehen. Beim polytraumatisierten Patienten favorisieren wir ein zweizeitiges Vorgehen. Bei der Stabilisation von ipsilateralen proximalen Femur- und Femurschaftfrakturen werden die Frakturen von distal nach proximal getrennt fixiert. Die Kombination einer retrograden Marknagel- und DHS-Osteosynthese bietet hohe axiale und rotatorische Stabilität für die proximale und distale Fraktur wie auch für das instabile „floating fragment“. Die Verwendung von „all-in-one-device“ Implantaten sollte vorab einer strengen Indikationsprüfung unterzogen werden.