I 38. KW I 18.09.2019 I ISSN 1863-6370 Liebe Leserinnen, liebe … · 2019. 9. 19. · (auch auf...

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, ein Dreierbündnis ist schon immer eine Herausforderung gewesen – seit dem antiken Rom, als Crassus, Pompeius und Caesar gemein- sam im ersten Triumvirat der Menschengeschichte regierten. Nach Überlieferungen war das keine freundschaftlich verbundene Männer- truppe, sondern eine reine Zweckgemeinschaft. Daran haben auch die vergangenen mehr als 2.000 Jahre nichts geändert. Solche Konstellationen sind dem reinen Pragmatismus geschuldet – und heutzutage häufig die Antwort auf die Frage, wie überhaupt noch stabile Mehrheiten mit demokratischen Partnern geschmiedet werden können. So und nicht anders sollte man die beiden Dreierkoalitionen im Norden betrachten. In Bremen und in Schleswig-Holstein versucht man sich an neuen politischen Bündnissen in unterschiedlichen Farbspielen: mal rot-rot-grün, mal schwarz-grün-gelb. Was beide gemein haben, ist die Tatsache, dass sie die politische Landschaft verändern werden. Denn ein Dreier hat eine ganz andere Dynamik als ein Duo. Da kann es schnell zu Ad-hoc- Bündnissen kommen, und der Dritte im Bunde wird ausgebootet. So lange sich das immer wieder wechselseitig gestaltet, kann das sehr belebend für die Demokratie sein, die ja nicht erst seit den letzten Landtagswahlen in Ostdeutschland Ermüdungserscheinungen zeigt. Dass das kein Spaziergang ist zumindest nicht für denjenigen, der gerade nicht Teil einer Dyade ist, kann man gerade wieder in Schleswig-Holstein sehen. Der Grund des Kräftemessens: die Mietpreisbremse. CDU und FDP wollen sie abschaffen; die Grünen behalten. Die SPD übrigens auch. Aber da die Sozialdemokraten in der Oppo- sition herumdümpeln, interessiert niemanden, was deren Fraktionschef Ralf Stegner von sich gibt. Anders sieht das bei den Grünen aus. Für deren Fraktionsvorsitzende, Eka von Kalben, erschließt sich nicht, warum die Mietpreisbremse abgeschafft werden soll, da es immer noch viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. FDP-Fraktionschef Christopher Vogt will hingegen mehr, schneller und günstiger bauen. Der wohnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Peter Lehnert, spricht von einem einzigartigen Wohnungsbau- programm, das die Landesregierung auf den Weg gebracht habe. „Wir wollen durch den ausreichenden Neubau und die Aufstockung von Wohngebäuden die Mietpreise nachhaltig begrenzen.“ So werde der benötigte Wohnraum in Kiel, Lübeck und dem Hamburger Rand geschaffen. Bislang haben CDU, Grüne und FDP im Kieler Landtag bei Streitigkeiten immer ihre eigenen Positionen dargelegt und auch mal kräftig für die Opposition geklatscht – aber am Ende immer gemeinsam gegen deren Anträge gestimmt. Nur so hat das Dreierbündnis bislang überleben können. Der Wunsch zu beweisen, dass Jamaika funktionieren kann (auch auf Bundesebene), ist der Kitt, der alles zusammenhält. Kaum vorstellbar, dass eine im November auslaufende Mietpreisbremse das ändern wird. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Scrollen durch unseren Immobilienbrief und hoffen, den ein oder anderen von Ihnen auf der Expo in München zu treffen – am 7.10. ist es wieder so weit, Ihre Hamburg/Norddeutschland Hamburger bürden sich viel auf Kreditnehmer leihen sich immer mehr Geld für ihre Traumimmobilie Seite 2 Entfesselte Peripherie – In Hamburgs Speckgürtel liegt der Vervielfältiger für Wohnobjekte häufig zwischen 30 und 40 Seite 3 Öffentliche Förderung, reduzierte Mieten In Norderstedt wollen CDU, SPD, Grüne und Linke 50 Prozent des Neubaus öffentlich fördern und Mieten reduzieren Seite 6 Na also, geht doch! – Hamburgs große Vermieterin SAGA hat Wohnungen gebaut, die 6,20 Euro/qm kosten Seite 7 Meinungssplitter Seite 10 Heterogen im Norden – Oldenburg wächst dynamischer als Hamburg, Hannover hat den stärksten Mietzuwachs Seite 11 Musterknabe an der Hunte – Oldenburg entwickelt sich prächtig Seite 13 Im Gespräch mit… „Ohne Immobilien geht es nicht“, Stephan Kloess, Geschäftsführer des Investment Advisors KRE KloessRealEstate, über wachsende Risiken am Immobilienmarkt Seite 15 „Grundsätzlich bleibt die Risikoausrichtung der Investoren eher defensiv“, Olaf Janßen, Leiter Immobilienresearch, Union Investment Real Estate GmbH, zur Konjunktur-Umfrage von Immobilieninvestoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien Seite 18 Zu guter Letzt Seite 19 Wider die Schieflagen im öffentlichen Raum – Hamburg hat 2.526 Straßen, die nach Männern benannt sind und nur 420, die Namen berühmter Frauen tragen. Das ändert sich gerade … Impressum Seite 20 NR. 71 I 38. KW I 18.09.2019 I ISSN 1863-6370

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, ein Dreierbündnis ist schon immer eine Herausforderung gewesen – seit dem antiken Rom, als Crassus, Pompeius und Caesar gemein-sam im ersten Triumvirat der Menschengeschichte regierten. Nach Überlieferungen war das keine freundschaftlich verbundene Männer-truppe, sondern eine reine Zweckgemeinschaft. Daran haben auch die vergangenen mehr als 2.000 Jahre nichts geändert. Solche Konstellationen sind dem reinen Pragmatismus geschuldet – und heutzutage häufig die Antwort auf die Frage, wie überhaupt noch stabile Mehrheiten mit demokratischen Partnern geschmiedet werden können. So und nicht anders sollte man die beiden Dreierkoalitionen im Norden betrachten. In Bremen und in Schleswig-Holstein versucht man sich an neuen politischen Bündnissen in unterschiedlichen Farbspielen: mal rot-rot-grün, mal schwarz-grün-gelb. Was beide gemein haben, ist die Tatsache, dass sie die politische Landschaft verändern werden. Denn ein Dreier hat eine ganz andere Dynamik als ein Duo. Da kann es schnell zu Ad-hoc-Bündnissen kommen, und der Dritte im Bunde wird ausgebootet. So lange sich das immer wieder wechselseitig gestaltet, kann das sehr belebend für die Demokratie sein, die ja nicht erst seit den letzten Landtagswahlen in Ostdeutschland Ermüdungserscheinungen zeigt. Dass das kein Spaziergang ist – zumindest nicht für denjenigen, der gerade nicht Teil einer Dyade ist, kann man gerade wieder in Schleswig-Holstein sehen. Der Grund des Kräftemessens: die Mietpreisbremse. CDU und FDP wollen sie abschaffen; die Grünen behalten. Die SPD übrigens auch. Aber da die Sozialdemokraten in der Oppo-sition herumdümpeln, interessiert niemanden, was deren Fraktionschef Ralf Stegner von sich gibt. Anders sieht das bei den Grünen aus. Für deren Fraktionsvorsitzende, Eka von Kalben, erschließt sich nicht, warum die Mietpreisbremse abgeschafft werden soll, da es immer noch viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. FDP-Fraktionschef Christopher Vogt will hingegen mehr, schneller und günstiger bauen. Der wohnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Peter Lehnert, spricht von einem einzigartigen Wohnungsbau-programm, das die Landesregierung auf den Weg gebracht habe. „Wir wollen durch den ausreichenden Neubau und die Aufstockung von Wohngebäuden die Mietpreise nachhaltig begrenzen.“ So werde der benötigte Wohnraum in Kiel, Lübeck und dem Hamburger Rand geschaffen. Bislang haben CDU, Grüne und FDP im Kieler Landtag bei Streitigkeiten immer ihre eigenen Positionen dargelegt und auch mal kräftig für die Opposition geklatscht – aber am Ende immer gemeinsam gegen deren Anträge gestimmt. Nur so hat das Dreierbündnis bislang überleben können. Der Wunsch zu beweisen, dass Jamaika funktionieren kann (auch auf Bundesebene), ist der Kitt, der alles zusammenhält. Kaum vorstellbar, dass eine im November auslaufende Mietpreisbremse das ändern wird. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Scrollen durch unseren Immobilienbrief und hoffen, den ein oder anderen von Ihnen auf der Expo in München zu treffen – am 7.10. ist es wieder so weit, Ihre

Hamburg/Norddeutschland Hamburger bürden sich viel auf – Kreditnehmer leihen sich immer mehr Geld für ihre Traumimmobilie Seite 2

Entfesselte Peripherie – In Hamburgs Speckgürtel liegt der Vervielfältiger für Wohnobjekte häufig zwischen 30 und 40 Seite 3

Öffentliche Förderung, reduzierte Mieten – In Norderstedt wollen CDU, SPD, Grüne und Linke 50 Prozent des Neubaus öffentlich fördern und Mieten reduzieren Seite 6

Na also, geht doch! – Hamburgs große Vermieterin SAGA hat Wohnungen gebaut, die 6,20 Euro/qm kosten Seite 7 Meinungssplitter Seite 10 Heterogen im Norden – Oldenburg wächst dynamischer als Hamburg, Hannover hat den stärksten Mietzuwachs Seite 11 Musterknabe an der Hunte – Oldenburg entwickelt sich prächtig Seite 13

Im Gespräch mit… „Ohne Immobilien geht es nicht“, Stephan Kloess, Geschäftsführer des Investment Advisors KRE KloessRealEstate, über wachsende Risiken am Immobilienmarkt Seite 15

„Grundsätzlich bleibt die Risikoausrichtung der Investoren eher defensiv“, Olaf Janßen, Leiter Immobilienresearch, Union Investment Real Estate GmbH, zur Konjunktur-Umfrage von Immobilieninvestoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien Seite 18

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Jahr bei 90 Prozent. Gleichzeitig stieg der durchschnittliche Immobilienwert stark an. 2016 lag dieser noch bei 440.000 €, heute sind es 564.200 €. „Die Zahlen zeigen, dass Hamburger sich immer größere Kredite aufbürden“, erklärt Ditmar Rompf, Vorstandsvorsitzender bei Hüttig & Rompf. Monatliche Belastung liegt im Durchschnitt bei 1.561,95 € Stellt sich die Frage, ob die Immobilienkäufer diese Belastung auch gut schultern können? Dazu hilft ein Blick auf die monat-lichen Raten, die für den Kredit aufgebracht werden müssen. Seit Jahren steigen diese in Hamburg an. 2016 waren es noch durchschnittlich 1.381,25 €, im letzten Jahr 1.517,26 € und in diesem Jahr 1.561,95 €. Allerdings stieg auch das durch-schnittliche monatliche Gesamteinkommen der Immo-bilienkäufer. 2016 lag dieses noch bei 5.126 €, im letzten Jahr erreichte es 5.591 € – und in diesem Jahr überschritt es die magische Schwelle von 6.000 €. Insgesamt 6.024 € stehen einem Haushalt, der eine Immobilie gekauft hat, im Schnitt zur Verfügung. „Demnach liegt der Anteil für den Immobilienkredit seit Jahren bei Werten zwischen 25 und 27 Prozent“, unter-streicht Ditmar Rompf. „Ein hoher Wert, aber nicht zu hoch, um ihn monatlich auch bewältigen zu können.“ Hamburger Immobilienkäufer wird jünger Und was hat sich seit 2016 noch getan? Zum einen ent-scheidet sich der Hamburger etwas früher für eine Immobilie. Mittlerweile ist er durchschnittlich 37 Jahre alt – und damit zwei Jahre jünger als noch 2016. Auch auffällig: Die Eigentumswohnung ist nicht mehr die beliebteste Immobilienart. „In Hamburg geht der Trend zum Reihenhaus beziehungsweise zur Doppelhaushälfte“, beschreibt Ditmar Rompf das Kaufverhalten. Das wirke sich laut dem Finanzexperten auf die Wohnfläche aus, denn der typische Hamburger Immobilienkäufer greife mittlerweile zu einer größeren Immobilie als 2016. Sein Eigenheim ist 120 Quadratmeter groß – das sind sieben Quadratmeter mehr als vor drei Jahren. Der komplette Marktreport „Immobilienfinanzierung Hamburg“ steht unter www.huettig-rompf.de/marktreport/hamburg-2019 kostenlos zum Download bereit. □

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Hamburg

Hamburger bürden sich immer höhere Kredite auf Wer in der Hansestadt Wohneigentum kauft, ist jung, verdient gut, steht auf Reihenhäuser – und leiht sich immer mehr Geld, um sich den Traum von der eigenen Immobilie zu erfüllen, sagt eine aktuelle Studie

Auf dem Grundstück der Paletten-Service Hamburg an der Blohmstraße 27-31 im Harburger Binnenhafen sollen ein Hotel mit 145 Zimmern und 20 Appartments und ein fünfgeschossiges Bürohaus mit 6.350 qm Mietfläche entstehen. Imentas Immobilienpartner hat das Konzept für den Eigentümer, die Unternehmensfa-milie Mönke, entwickelt und Novum als Hotelbetreiber gewonnen. Novum will dort seine Marke "Niu" einrichten und hat sich für 20 Jahre gebunden. Baubeginn für das auf 46 Mio. € veranschlagte Projekt „Aqua2 Dock“ soll in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres sein, die Fertig-stellung ist zwei Jahre später geplant. Das Grundstück ist auf zwei Seiten vom Lotse- und Ziegelwiesenkanal umgeben. Die Büros (1.150 qm Etagenfläche, kleinste Einheit 220 qm) werden zwischen 14,80 und 16,80 €/qm angeboten. Die Architekturentwürfe stammen von Schenk + Waiblinger Architekten. Ein junges Fitnessstudio-Unternehmen aus Köln eröff-net im Herbst 2020 seine erste Filiale in Hamburg, im Quarree Wandsbek. Das Motto: Premium-Fitness zu Discountpreisen. Das neue XTRAFIT-Studio bietet auf 2.526 qm Gerätetraining und Gruppenkurse, Sauna, Solarium und mehr. Mit Mitgliedschaften ab 15 Euro monatlich spricht XTRA-FIT besonders eine jüngere Zielgruppe an. Und das Shoppingcenter im Besitz der Union Investment, das aktuell modernisiert und redesignt wird, kann neben dem Kino eine weitere Freizeitattraktion bieten.

Hamburg

In Hamburg steigen die Immobilienpreise seit Jahren kontinuierlich. Das hat auch Auswirkungen auf das Finanzierungsverhalten der Käufer, wie der Baufinan-zierer Hüttig & Rompf in einer aktuellen Analyse „Immobilienfinanzierung Hamburg“ herausfand. Hambur-ger leihen sich nämlich immer mehr Geld für ihren Traum von der eigenen Immobilie. 2016 wurden noch 84 Prozent des Immobilienwertes über ein Bankdarlehen finanziert. Letztes Jahr lag dieser sogenannte „Beleihungsauslauf“ dann bei 88 Prozent und in diesem

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Historisch niedrige Zinsen und günstige Baukredite auf der einen Seite, steigende Immobilienpreise auf der anderen Seite. Nach gut zehn Jahren Immobilienhype stellt sich mehr denn je Frage, wo es noch zu kaufen lohnt. Lange galt ein Kaufpreisfaktor* um die 20 bis 24 als guter Indikator für einen lohnenden Kauf. Das gilt jedoch nur noch bedingt. Gerade in den sieben A-Städten sind solche Angebote rar, vielmehr wer-den aktuell Immobilien zu mehr als das 30- und sogar 50-fache der Jahresnettokaltmiete gehandelt. Dieses Niveau schwappt langsam auf die Speckgürtel der Metropolen über, wie der Immobiliendienstleister McMakler (www.mcmakler.de) in seiner aktuellen Analyse auch zum Hamburger Umland für das erste Halbjahr 2019 feststellt. Maklerweisheit: Je kleiner das Kaufpreis-Miete-Verhältnis, desto attraktiver ist der Immobilienkauf Nur bei 16 der 53 analysierten Hamburger Speckgürtel-Regionen ergibt sich ein Faktor unter 24. Dazu gehören unter anderem Handorf, Hohenfelde-Hamfelde in Holstein und Drage, wo Käufer aktuell (neben Tremsbüttel) die günstigsten Quadratmeterpreise zwischen 1.639,88 € und 2.125,79 € im Hamburger Umland zahlen. Auffällig ist aber auch, dass die eigentlich im oberen Drittel des Kaufpreis-Rankings angesie-delten Regionen Norderstedt mit 3.496,28 €/qm, Siek mit 3.317,35 €/qm, Wedel mit 3.331,34 €/qm und Tangstedt mit 3.289,79 €/qm einen ebenso günstigen Kaufpreisfaktor zwi-schen 18,6 und 23,2 erzielen. „Die Regionen um Hamburg boomen – erst recht, wenn sie unmittelbar an der Stadtgrenze liegen. Das ist auch deutlich im Vermietungsgeschäft zu spüren. Siek ruft mit 10,83 €/qm sogar die teuersten Mietprei-se im Umland der Hansestadt auf. Auch in Norderstedt und Wedel müssen Mieter durchschnittlich mit 10 €/qm und mehr rechnen, was den Kaufpreisfaktor unter 24 drückt. Je kleiner das Kaufpreis-Miete-Verhältnis, desto attraktiver ist der Immo-bilienkauf“, macht Lukas Pieczonka, Gründer und Geschäfts-führer von McMakler klar. Indikator von 30 plus ist wirtschaftlich ungünstig Den höchsten Kaufpreisfaktor erreicht Aumühle mit 39,6, dicht

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Hamburger Umland

Entfesselte Peripherie Der so genannte Speckgürtel rund um Hamburg war schon immer eine attraktive Alternative zum Leben in der Großstadt. Häufig mit S-Bahn-Verbindung ausgestattet, lässt es sich vom Land aus bequem in die Metropole pendeln – finden offenbar immer mehr Menschen. Denn die Bevölkerung wächst hier rapide und zieht die Immobilienpreise mit nach oben. Fast ein Viertel der Regionen um die Hansestadt erzielt einen Vervielfältiger von 30 bis fast 40, hat das Immobilienunternehmen McMakler herausgefunden

gefolgt von Todendorf mit 37,37. In Aumühle müssen Käufer derzeit mit 4.468,69 €/qm auch am tiefsten für ihr Traumhaus oder ihre Eigentumswohnung in die Tasche greifen, während Todendorf mit 2.184,98 €/qm erst auf dem sechsletzten Platz im Preis-Ranking zu finden ist. Die Mieten-Kaufpreis-Schere klafft in beiden Regionen jedoch am stärksten auseinander. Die Mietpreise liegen aktuell bei 9,40 €/qm beziehungsweise bei 7,34 €/qm. Auch in Appen, Nienwohld, Marschlacht, Sülfeld, Steinburg, Großhansdorf, Rosengarten, Ammersbek, Lütjensee und Pinneberg muss mit einem Vervielfältiger von über 30 bis mehr als 33 gerechnet werden. „Unter Experten gilt heutzutage ein Indikator von 30 und mehr als ungünstig. Diese Schallmauer erreicht im Hamburger Umland fast ein Viertel der Regionen. Dennoch ist von einem Kauf nicht grundlegend abzuraten“, sagt Pieczonka von McMakler. Und weiter: „Gerade wenn die Investition in eine altersgerechte Immobilie im Alter zu Mietfreiheit führt und die Kreditlaufzeit mit spätestens Rentenbeginn endet, spricht vieles für den Erwerb von Wohneigentum. Wichtig ist, alle individuellen Fak-toren abzuklopfen. Immobilienexperten und Makler können hier mit fachlichem Know-how unterstützen.“ Die Wohn- und Marktpreissituation in der angren-zenden Metropole Hamburg ist seit Jahren angespannt und befeuert das Umland. Daher verwundert es nicht, dass fast die Hälfte der Speckgürtel-Regionen einen Kaufpreisfaktor von über 24 bis zu 30 aufruft. Darunter sind Regionen aller Preisklassen vertreten wie Bargteheide mit 2.961,19 €/qm, Steinkirchen mit 2.204,57 €/qm, Rellingen mit 3.571,72 €/qm, Ahrensburg mit 3.320,84 €/qm, Tremsbüttel mit 2.074,69 €/qm, Schenefeld mit 3.197,84 €/qm, Hoisdorf mit 3.783,11 €/qm oder Halstenbek mit 3.415,88 €/qm. „Eine Investition in Wohneigentum ist für die meisten Menschen die größte Trans-aktion ihres Lebens und sollte gut durchdacht sein. Ein Blick auf das Kaufpreis-Miete-Verhältnis kann bei den Überlegun-gen helfen, was sich wo lohnt – insbesondere im Hamburger Speckgürtel erhalten Interessenten aufschlussreiche Er-gebnisse. Zudem sollten natürlich weitere – vor allem indi-viduelle – Faktoren wie das zur Verfügung stehende Eigen-kapital und die persönliche Lebenssituation abgewogen werden“, sagt der Geschäftsführer von McMakler.►

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Was lohnt wo im Hamburger Speckgürtel?Kaufpreisfaktor 1. Halbjahr 2019

Quelle: McMakler GmbH (www.mcmakler.de)

KAUFPREISFAKTOR KAUFPREISE MIETPREISE1. HJ 2019 1. HJ 2019 1. HJ 2019

REGIONEN

Aumühle

Todendorf

Appen

Nienwohld

Marschacht

Sülfeld

Steinburg

Großhansdorf

Rosengarten

Ammersbek

Lütjensee

Pinneberg

Kuddewörde

Hoisdorf

Worth

Witzhave

Holm

Halstenbek

Alveslohe

Ellerbek

Seevetal

Wentorf bei Hamburg

Kisdorf

Glinde

Steinkirchen

Schenefeld

Barsbüttel

Quickborn

Ahrensburg

Tremsbüttel

Brunstorf

Nahe

Rellingen

Borstel-Hohenraden

Trittau

Heist

Bargteheide

Neu Wulmstorf

Ellerau

Jork

Prisdorf

Tangstedt

Krummerfeld

Buxtehude

Wedel

Handorf

Siek

Hohenfelde - Hamfelde in Holstein

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KAUFPREISFAKTOR

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Kaufpreisranking: Hamburg ist deutschlandweit die drittteuerste Metropole Im Vergleich der sieben A-Städte Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart und Köln, landet die Hansestadt an der Elbe mit durchschnittlich 4.885 €/qm auf dem dritten Platz im Kaufpreis-Ranking. Bei den Mietpreisen rangiert Hamburg dagegen mit 11,61 €/qm auf dem drittletzten Platz. Günstiger mieten nur Düsseldorfer mit 10,87 €/qm und Berliner mit 10,55 €/qm. Mit einem durch-schnittlichen Kaufpreisfaktor von 35,04 folgt Hamburg jedoch dem Spitzenreiter Berlin mit 36,42 auf dem zweiten Platz.

Die einzelnen McMakler-Speckgürtel-Analysen „Kaufen oder mieten?“ der sieben A-Städte in Deutschland, erstes Halbjahr 2019, stehen hier zur Verfügung: https://www.mcmakler.de *Der Vergleichsfaktor ergibt sich, indem der Kaufpreis durch die Jahreskaltmiete geteilt wird. In der Betrachtung bleiben Miet- und Kaufnebenkosten sowie zukünftige Mieterhöhungen und Wert-steigerungen der Immobilie unberücksichtigt. Die Datenerhebung von McMakler basiert auf einer Auswertung inse-rierter Kauf- und Mietangebote für Häuser und Wohnungen (nur Bestandsbauten, Baujahr bis 2017) verschiedener Immobilienportale für das erste Halbjahr 2019. Da sich jede Immobilie im Baujahr, der Wohnlage und Ausstattung unterscheidet, sind diese Immobilien-preise keine Grundlage für eine exakte Berechnung des Quadrat-meterpreises.

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„Selbst auf Landesebene werden nicht mehr als 30 Prozent öffentlich geförderter Wohnungsbau vorgeschlagen, um eine gute Durchmischung der Wohnquartiere herzustellen. Dieser Mix hat sich bewährt“, sagt Volker Heins aus dem Vorstand des BFW Landesverbands Nord. Dieser vertritt die mittel-ständische, private Wohnungswirtschaft. „Nun sollen 50 Prozent gefördert werden – jeweils zur Hälfte im ersten und im zweiten Förderweg. Das bedeutet eine weitere Regulierung für den Wohnungsbau und schreckt Bauherren ab.“ Seit Frühjahr 2018 arbeiten Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft in Norderstedt daran, ein Bündnis für das Wohnen auf die Beine zu stellen. Auch der BFW Landesver-band Nord ist in die Verhandlungen eingebunden. Er bedauert

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es, dass die neue Förderquote nicht zunächst im Kreis der potenziellen Bündnispartner diskutiert worden ist. „Wir haben alle dasselbe Ziel: mehr bezahlbaren Wohnraum für Norderstedt. Bisher hatten wir den Eindruck, dass wir mit Politik und Verwaltung ein gute Gesprächs-ebene haben“, sagt Heins. „Dass jetzt ein potenzieller Bündnispartner aus den Gesprächen aussteigt und Fakten schafft, torpediert die bisherigen Anstrengungen. Das Vertrauen in die Politik wird erschüttert und viele unserer Mitgliedsunternehmen werden – verständlicherweise – auf Standorte ausweichen, an denen sie verlässlichere Be-dingungen vorfinden. Das kann politisch nicht gewollt sein.“ Allerdings darf eines nicht vergessen werden: „60 Prozent der Norderstedter Bevölkerung hat Anspruch auf geförderten Wohnraum“, sagt Miro Berbig, Fraktions-chef der Linken gegenüber dem Hamburger Abendblatt. 60 Prozent bleiben unter den Einkommensgrenzen, um entweder auf dem ersten oder zweiten Förderweg An-spruch auf eine Sozialwohnung zu haben. Singles, die nicht mehr als 1700 Euro Brutto verdienen, oder Familien mit zwei Kinder, die mit 3300 Euro Brutto zurechtkommen müs-sen. Im zweiten Förderweg liegen diese Grenzen bei 2040 Euro und 3960 Euro. „Wir sprechen hier also nicht über das Doppelverdiener-Hartz-IV-Paar ohne Kinder, das im Ballon-seide-Trainingsanzug mit Kampfhund und Kippe bei Penny auf der Treppe steht“, so Berbig in deftigen Worten. „Wir sprechen über hart und ehrlich arbeitende Steuerzahler und Bürger – die Krankenschwester, den Polizisten, den Arbeiter – die sich diese Stadt und ihre Quadratmeterpreise von 12 und 13 Euro den Quadratmeter nicht mehr leisten können.“ Laut Berbig gibt es in Norderstedt nur noch 1000 geförderte Wohnungen. Gebraucht würde das Sechsfache, um den Bedarf zu decken. Dass offenbar nicht nur die Linke dieses Problem erkannt hat, sondern die gesamte Norderstedter Politik fraktionsübergreifend handeln will, ist der Grund für die scheinbar radikalen Schritte, die man gehen will. Im Einzelnen sollen mindestens 50 Prozent der Wohnflächen der Neubauten nach den Richtlinien des ge-förderten Wohnungsbaus angeboten werden – und zwar 25 Prozent nach dem ersten Förderweg, also nicht mehr als 6,10 €/qm, und 25 Prozent nach dem zweiten, was maxi-mal 7,30 € bedeuten würde. □

Schleswig Holstein

Öffentliche Förderung, reduzierte Mieten In Norderstedt will eine breite politische Allianz aus CDU, SPD, Grünen und Linken 50 Prozent der Wohnfläche im Neubau öffentlich fördern und die Mieten reduzieren. Der Landesverband Nord des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungs-unternehmen (BFW) kritisiert das Vorgehen und hält die Maßnahme für kontraproduktiv

Instone Real Estate, Entwickler von Wohnimmobilien, ist in den SDAX aufgenommen worden. Instone Real Estate, die auch in Hamburg aktiv sind und zurzeit ein großes Wohn-projekt mit mehr als hundert Einheiten in Eimsbüttel ent-wickeln, ist damit der einzige Wohnentwickler in einem der DAX-Auswahlindizes. Wie die Deutsche Börse kürzlich in einer Mitteilung bekannt gegeben hat, erfolgte der SDAX-Aufstieg von Instone Real Estate mit Wirkung zum 29. August 2019. Der Auswahlindex SDAX umfasst die 70 nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz größten Unter-nehmen unterhalb der MDAX-Werte. Seit Februar 2018 ist Instone Real Estate als erster deutscher Wohnentwickler im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Foruhar Madjlessi, CFO der Instone Real Estate: „Seit dem Börsengang der Gesellschaft konnten wir das Investoren-interesse und die Akzeptanz am Kapitalmarkt durch trans-parente und aktive Investor-Relations-Arbeit kontinuierlich steigern. Es wurden zudem für die Indexaufnahme wichtige Faktoren wie Streubesitz und Liquidität der Aktie ver-größert.“ Für dieses Jahr erwartet der Projektentwickler weiterhin einen Umsatz von 500 Mio. bis 550 Mio. € und ein bereinigtes Ebit von 85 Mio. bis 100 Mio. €. Nach dem Kauf der S&P Stadtbau, der im August über die Bühne ging, gibt Instone erstmals einen Ausblick bis zum Jahr 2022. Der Umsatz soll dann über 1 Mrd.€ liegen.

Essen

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Norddeutschland

Großenbrode: An der Ostsee entsteht derzeit das Neubau-Projekt „BRODY – to Huus am Meer“. Das freistehende Mehrfamilienhaus in ortstypisch rot verklinkerter Massivbauweise

besteht aus 16 Appartements. Das Ostsee-heilbad Großenbrode befindet sich auf der Wagrien-Halbinsel an der Lübecker Bucht, zwischen Heiligenhafen und der Insel Fehmarn. „BRODY“ entsteht mitten im alten Ortskern. Daher haben die künftigen Bewoh-ner direkten Anschluss an die gewachsene Infrastruktur der Umgebung. Auch die Ostsee-strände von Großenbrode sind in wenigen Minuten fußläufig erreichbar. Die Zwei- bis Drei-Zimmer-Appartements mit Wohnflächen von rund 68 bis 101 qm erstrecken sich über zwei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss. Sie sind hell gestaltet und verfügen über nach

Süden ausgerichtete Terrassen, Dachterras-sen oder Balkone, Fußbodenheizungen, dreifach verglaste Fenster und elektrische Jalousien. Alle Wohnungen sind über einen Fahrstuhl zu erreichen. Auf dem Grundstück befinden sich 16 PKW-Stellplätze und ein ge-meinschaftlicher Fahrradport. Die Kaufpreise liegen zwischen 239.900 u. 405.900 €. Das Neubau-Projekt wird voraussichtlich im September 2020 fertiggestellt.

Hamburg

Na also, geht doch! Hamburgs große Vermieterin SAGA hat an der Washingtonallee im Stadtteil Horn insgesamt 294 öffentlich geförderte Wohnungen gebaut. Die Anfangsmiete liegt bei 6,20 Euro

Für den Neubau wurden 220 nicht mehr zeitgemäße Zwei-Zimmer-Wohnungen aus den 1930er Jahren abgebrochen. Zuvor hatte die SAGA bereits 90 Wohnungen des Ensembles umfangreich moder-nisiert, sodass jetzt insgesamt fast 400 moderne und bezahlbare Wohnungen unterschiedlichster Größen für eine durchmischte Bewoh-nerstruktur zur Verfügung stehen. Die verfügbare Wohnfläche hat sich von ehemals rund 10.000 qm auf mehr als 18.500 qm nahezu verdop-pelt, ohne dass zusätzliche Flächen versiegelt wurden. Alle ehemaligen Mieter hatten zuvor das Angebot erhalten, in die neuen Wohnungen am gleichen Ort zurückzuziehen. Die anfängliche Nettokaltmiete beträgt 6,20 €/qm. Seit August dieses Jahres sind die ersten rund 80 Wohnungen vermietet. Weitere befinden sich noch im Innenausbau und folgen sukzessive bis Anfang kommenden Jahres. In allen vier Gebäuden sind auch Wohnungen speziell für Senioren und Studenten-WGs entstanden. Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Die Washington Höfe sind fertig gestellt. Die SAGA hat hier moderne und zeitgemäße Neubauten errichtet, die mit verschiedenen Wohnungsgrößen viel Platz für Familien, Paare, Singles, Studenten und Senioren bieten. Architektonisch fügen sich die Washington Höfe in die für Hamburg so typischen Hamburger Backsteinbauten der 1920er Jah-re ein. Sie sind ein gutes Beispiel dafür, dass im öffentlich geförderten Wohnungsbau Qualität und höchster architektonischer Anspruch mit sozial verträglichen Mieten einhergehen können...“ Dr. Thomas Krebs, Vorstandssprecher der SAGA Unter-nehmensgruppe: „Das Bauvorhaben ist ein gutes Beispiel für die gelun-gene Revitalisierung bestehender Quartiere und an dieser Stelle sinn-voll, weil es die Wohn- und Lebensqualität am Standort maßgeblich und nachhaltig verbessert ... Denn beim Bau von Wohnungen ist es stets oberstes Ziel, den gebotenen hohen qualitativ-ästhetischen Anspruch an die Architektur mit sozial verträglichen Mieten in Einklang zu bringen.“ Über das Bauvorhaben: Die Entwürfe für die 294 Wohnungen stammen von BDS Steffen Architekten. Tiefgaragenstellplätze sowie mehr als 550 Fahrrad-stellplätze ergänzen die insgesamt vier Mehrfamilienhäuser mit jeweils vier Voll-geschossen und einem Staffelgeschoss. Durch die U-förmige Architektur der energieeffizienten Gebäude entstehen ruhige Innenhöfe zum Verweilen. □

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Trotz leichter Konjunkturdelle, Unsicherheite durch eine nicht enden wollende Brexit-Diskussion und grassierender Han-delsstreitigkeiten zeigen sich die Büroimmobilienmärkte in Deutschland immer noch robust. Vor allem für Hamburg ist man optimistisch, was die nahe Zukunft angeht: Mit einer Leerstandsquote von unter 3 %, wenigen Neuentwicklungen, einer sehr hohen Vorvermietungsquote von 60 bis 70 % und

einer Spitzenmiete von 28 €/qm (so hoch war sie 1992 schon mal) wird die Hansestadt ihrem Ruf als „langweilige Stadt“ in unsicheren Zeiten mehr als gerecht, ist Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden bei der Hamburg Commercial Bank, sicher: „Hamburg gilt gerade in konjunkturell schwächelnden Zeiten als sicherer Hafen, weil wir uns nicht in absurden Miet-höhen befinden und dadurch mehr Risikopuffer haben als beispielsweise in Berlin oder Frankfurt.“ Vor allem Berlin gilt bei Experten als potenzieller Kan-didat für Mietrückschläge bei einer möglichen Rezession. Denn trotz eines Leerstands von nur 1,4 % und weiterhin großer Nachfrage ist die Hauptstadt nicht ungefährlich für Investoren. Der Grund: die Mieten sind in den vergangenen Jahren extrem schnell gestiegen – um 66 %, so viel wie in keiner anderen deutschen Großstadt. Zahlt man in Hamburg im Durchschnitt nur 16,50 €/qm, liegt die Durchschnittsmiete in Berlin schon bei 24,10 €/qm. Dazu kommt die Restriktions-politik des Berlines Senats. Aber: „Die Debatte um Enteig-nung und der geplante Mietendeckel führen bei Entwicklern

vermehrt dazu, dass geprüft wird, inwieweit geplante Wohnneubauprojekte als Gewerbeflächen realisiert werden können. Dies kann zu einer Beruhigung des Marktes führen, wenn die Konjunktur weiter sinkt“, sagt Stefan Spilker, Geschäftsführer der Becken Holding GmbH. Grundsätzlich würden Projekte jedoch kritischer geprüft, und Unternehmen agierten abwartender bei Flächenanmietungen, so Spilker: „Unternehmen beobach-ten die Wachstumsdynamik derzeit ganz genau und achten auf mehr Flächeneffizienz. Darüber hinaus sind die An-forderungen an die Flexibilität der Mietverträge deutlich gestiegen, beziehungsweise werden künftig insbesondere hinsichtlich der An- und Abmietrechte noch weiter an-steigen.“ Sollte die Konjunktur auch in den kommenden Quartalen weiter abflachen, werde das in zwölf bis acht-zehn Monaten an einer sinkenden Flächennachfrage zu spüren sein. Spilker: „Eine platzende Blase, beziehungs-weise einen Angebotsüberhang, erwarten wir allerdings nicht. Vielmehr sehen wir die konjunkturelle Delle eher als

Regenwolken am sonst so blauen Himmel, die auch wieder weiterziehen werden. Dies gilt insbesondere für Hamburg. Hier werden momentan kaum große Flächen vermietet. Der Markt für Büroimmobilien in München ist hingegen noch sehr prosperierend und auch in Düsseldorf erleben wir eine gute Dynamik.“ ►

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Hamburg

„Hamburg ist total langweilig“ Büroimmobilien sind nach wie vor die Favouriten – nicht nur von Investoren an Elbe und Alster. Seit Jahren kann die Nachfrage nach Objekten in den deutschen Metropolen kaum gestillt werden. Selbst die Aussicht auf konjunkturelle Einbrüche ändert derzeit nichts an der Beliebtheit dieser Assetklasse. Warum die Büromärkte weiterhin stabil bleiben und keine Blase zu erwarten ist

Stefan Spilker

Peter Axmann

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Skyline Hamburg; Quelle: Fotolia

Und sind da noch die Standorte außerhalb der Top-7-Favouriten. „Seit einigen Jahren begleiten wir Anleger in der Assetklasse Büroimmobilien vermehrt bei Investitionen in B- und C-Städten. Für B- und C-Städte spricht, dass hier bei moderatem Kaufpreisniveau durchschnittlich bis zu zwei Prozent höhere Renditen als in den deutschen Metropolen möglich sind“, sagt Constantin M. Klementz, Director Invest-ment bei der Engel & Völkers Investment Consulting

(EVIC). „Allerdings ist für institutionelle Anleger ein Aus-weichen auf Sekundärstandorte wegen der reduzierten Investmentvolumina nur begrenzt interessant. Weit attraktiver

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sind B- und C-Standorte im Rahmen von Portfolio- transaktionen.“ Dabei rücken nach Einschätzung des Investmentexperten einzelne Städte wie Karlsruhe, Nürnberg, Mannheim und Leipzig in den Fokus. „Aber auch Städte wie Jena oder Mainz können in Maßen sehr attraktiv sein. Diesen Standorten gemeinsam ist das er-folgreiche Zusammenwirken von Wirtschaft mit Wissen-schaft und Forschung. Einige Standorte verfügen über eine dynamische Start-Up Kultur im Digitalbereich, die eine Vielzahl moderner Arbeitsplatz-formen nachfragt.“

Ein wesentliches Indiz bei der Standortbewertung ist die Entwicklung der Leerstandsquoten. Diese gehen vor allem in den A-Städten seit Jahren nach unten. Besonders ins Auge fällt dabei allen voran Berlin, wo sich die Leerstandsquote binnen sechs Jahren auf 1,5 Prozent reduziert hat. „Der Markt ist hier so gut wie leergefegt und der Bau neuer Büroflächen kommt dem Bedarf nur zeit-versetzt hinterher“, erklärt Constantin M. Klementz. Auch in Hamburg sei die Leerstandsquote bei Büroimmobilien in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Sie habe sich von 7,2 Prozent im Jahr 2013 auf 3,0 Prozent im ersten Halbjahr 2019 mehr als halbiert. In absoluten Zahlen sind das gerade noch 420.000 Quadratmeter Bürofläche. Zum Vergleich: Vor knapp sechs Jahren waren es noch 980.000 Quadratmeter. □

Constantin M. Klementz

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„Wir müssen Schluss machen mit einigen, teilweise ab-surden Diskussionen, die wir gerade erleben ... Ruinen schaffen ohne Waffen nannte man das in der DDR, durch Deckelung der Miete den Raumbestand herunterzuwirt-schaften. Das ist wahrlich kein geeignetes Rezept“, Susanne Schütz, wohnungsbaupolitische Sprecherin der

FDP-Fraktion in Niedersachsen, wo ihre Fraktion einen Gesetzentwurf zur Änderung der Niedersächsischen Bauordnung eingebracht hat. “Das ist doch nur ein Ablenkungsmanöver nach dem Motto: guckt mal, wir machen doch was. Die Notlage vieler Mieter/innen durch drastische Mieterhöhungen nimmt der Senat nie so ernst wie die Klagen der Wohnungswirtschaft über entgehende Gewinne. Diese halbherzige Bundesratsiniti- ative soll nur darüber hinwegtäuschen, dass der Senat nicht gewillt ist, die Mieter/innen wirksamer zu schützen. Sonst würde er nämlich einen Mietendeckel in Hamburg einführen.

Das kann er ganz alleine machen. Dafür braucht er keine Mehrheit im Bundesrat”, Heike Sudmann, wohnungs-politische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, zur Bundesratsinitiative des Senats, die Kappungs-grenze für Mieterhöhun-gen von 15 Prozent auf

10 Prozent in drei Jahren zu senken und die sogenannte Mietpreisbremse zu verlängern.

„Hamburg hat die gute Zusammenarbeit zwischen der Wohnungswirtschaft, den Bezirken sowie dem Senat in den vergangenen Jahren kontinuierlich optimiert. Das Ziel eine hohe Neubautätigkeit von attraktivem Wohnraum zu schaffen ist wichtig, um den Wohnungsmarkt zu entlasten und für ein weiterhin positives Wachstum der Hansestadt zu sorgen. Vor diesem Hintergrund ist es dem Senat ge-lungen mit den Bezirken einen so genannten Vertrag für Wohnungsbau in Hamburg zu vereinbaren. Dieser legt fest, dass deutlich zügiger über Bauanträge – innerhalb von drei Monaten – entschieden werden muss. Um die vorgegebene Bearbeitungszeit zu gewährleisten, wurde in den jeweiligen Bezirken auch das Personal auf den Bauämtern aufgestockt“, Marc Antonio Unverzagt, DAVE-Partner, Robert C. Spies Hamburg. „Wohnungsbestände in den Städten kommunalisieren und nicht durch Enteignungen verstaatlichen“, Bremens Bürger-meister Andreas Bovenschulte (SPD), der gegen die Enteignung von Wohnungskonzernen ist und statt dessen dafür plädiert, den Konzernen den Wohnraum durch kommunale Wohnungsbaugesellschaften abzukaufen.

Meinungssplitter

Marc Antonio Unverzagt

Andreas Bovenschulte

Susanne Schütz

Heike Sudmann

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Die Immobilienmärkte in Norddeutschland entwickeln sich dem bundesweiten Trend folgend mit wachsenden Mietprei-sen auf dem Wohn- und Büroimmobilienmarkt sowie leicht sinkenden Mieten im Einzelhandelssegment. Die zum Teil schwächere Wirtschaftskraft und höheren Arbeitslosenquoten zeigen sich in einer insgesamt etwas geringeren Mietdynamik gegenüber dem Bundesdurchschnitt. Auf dem Wohnungs-markt konnten in den vergangenen zehn Jahren in erster Linie die großen Standorte Wachstumsquoten verzeichnen. Der Büroimmobilienmarkt entwickelte sich hingegen in den klei-neren Städten dynamischer. Große Unterschiede sind im innerstädtischen Einzelhandel festzustellen. Hier stehen ins-besondere die regionalen Standorte in Schleswig-Holstein vor Herausforderungen. Zu diesen zentralen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie der DZ HYP zur Entwicklung der Immobilienmärkte in Norddeutschland. Gegenstand der Untersuchung sind die Segmente Wohnen, Büro und Einzelhandel an acht Stand-orten. Im Einzelnen sind dies neben der Metropole Hamburg die Oberzentren Bremen sowie Kiel und Lübeck in Schleswig-Holstein und Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Os-nabrück in Niedersachsen. Mit den ausgewählten Standorten bildet der Marktbericht die heterogene Wirtschaftsstruktur in Norddeutschland umfänglich ab. Hans Henrik Dige, Leiter Gewerbekunden, Mittelstand und Verbund im Regional-zentrum Hamburg der DZ HYP: „Auf den Immobilienmärkten in Norddeutschland gibt es große Unterschiede. Wir verfügen mit Hamburg über einen Top-Standort, der bei inländischen und internationalen Anlegern im Fokus steht. Dagegen sind die Märkte in Kiel, Lübeck, Osnabrück oder Braunschweig überschaubar und in erster Linie für regionale Investoren von Interesse. Dazwischen bewegen sich Hannover mit einer überaus positiven Entwicklung und Bremen. Auch hier gab es trotz wirtschaftlicher Herausforderungen zuletzt zahlreiche Projekte, die den Immobilienmarkt an der Weser beleben.“ Nur Lübeck und Oldenburg haben annähernd ausreichenden Wohnraum Entsprechend dem bundesweiten Trend stieg die Einwohner-zahl in den vergangenen Jahren in allen untersuchten Groß- und Universitätsstädten. Das Ausmaß der Wachstums-

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dynamik reicht dabei von weniger als 3 % in Braunschweig, Lübeck und Kiel bis hin zu 13 % in Hamburg und 16 % in Oldenburg. Entsprechend heterogen zeigt sich die Anzahl der Wohnungsfertigstellungen, die von rund 6.000 im Jahr 2008 auf etwa 14.000 im Jahr 2017 gestiegen ist. Davon entfielen rund 8.000 Wohnungen auf Hamburg, das entspricht etwa 4 Wohnungen auf 1.000 Einwohner. In Oldenburg wurde in Relation zur Einwohnerzahl fast doppelt so viel gebaut. Die geringste Zahl an Fertigstellungen verzeichnete Kiel mit 1,5 Wohnungen auf 1.000 Einwohner. Lediglich in Lübeck und Oldenburg kann das Wohnungsangebot die Nachfrage annähernd decken. An den übrigen sechs untersuchten Standorten übersteigt das Wachstum der Haushalte die Bau-fertigstellungen um das Zwei- bis Dreifache. Infolge dessen sind seit zehn Jahren kräftige Miet-steigerungen zu beobachten. Diese fielen in Hannover mit 70 % am höchsten aus. Die durchschnittliche Erstbezugs-miete der untersuchten Oberzentren liegt mit 11 €/qm knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 11,40 €. Die Spannweite reicht von 9,60 €/qm in Oldenburg bis zu 12 €/qm in Han-nover. Auch die Erstbezugsmiete am Top-Standort Hamburg unterschreitet mit 14,20 €/qm leicht den Durchschnitt der sieben einwohnerstärksten Städte Deutschlands von 14,60 €. Im laufenden Jahr ist an den analysierten Standorten angesichts der steigenden Nachfrage und des Flächen-mangels mit einem weiteren Anstieg der Erstbezugsmieten um durchschnittlich 2 bis 3 % zu rechnen. Kaum noch Büroflächen zu mieten Die anhaltend hohe Nachfrage nach Büroflächen hat sich positiv auf die norddeutschen Büromärkte ausgewirkt. In den untersuchten Städten stieg die Bürobeschäftigung in den vergangenen Jahren spürbar schneller als die entsprechend verfügbaren Flächen. Seit 2008 wuchs die kumulierte Anzahl an Arbeitnehmern um 17 % auf rund 880.000. Dem steht ein Flächenwachstum von lediglich 7 % gegenüber. Der Anteil leer stehender Flächen hat sich durch die hohe Nachfrage und den nicht ausreichenden Neubau abgebaut. Mit Leer-standsquoten von maximal 3 % verfügen Hannover, Lübeck, Oldenburg und Osnabrück im Bestand kaum noch über freie

Norddeutschland

Heterogen im Norden Ob Wohnen, Arbeiten, Einkaufen – in den norddeutschen Städten funktioniert das sehr unterschiedlich. Oldenburgs Bevölkerung wächst dynamischer als die Hamburgs; entsprechend ist dort in Relation zur Einwohnerzahl fast doppelt so viel Wohnraum gebaut worden wie an der Elbe. Dafür sind in Hannover die Mieten am stärksten gestiegen. Büroflächen sind überall im Norden rar, und der Einzelhandel wird auch in diesem Jahr mit leicht unterdurchschnittlicher Kauf- und Wirtschaftskraft kämpfen

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Büroflächen. Den höchsten Leerstand verzeichnet Kiel mit einer Quote von knapp 5 %. Das stark verknappte Büro-flächenangebot führte in allen norddeutschen Immobilien-zentren zu steigenden Spitzenmieten. Seit 2015 entwickeln sich die flächenmäßig kleineren Standorte zunehmend dynamisch. Mit fast 14 % entfiel das stärkste Wachstum auf Oldenburg, gefolgt von Osnabrück (11 %), Lübeck (rund 9 %) und Braunschweig (8,5 %). Dies ist unter anderem in den unterdurchschnittlichen Spitzenmieten von 9,50 Euro pro Quadratmeter in Lübeck bis 12,80 Euro in Braunschweig begründet. Diese Städte bieten Spielraum für spürbare Miet-zuwächse. In Hannover liegt die Spitzenmiete mit 15,30 €/qm rund einen Euro über dem Bundesdurchschnitt regionaler Immobilien-zentren. Hier ist der Mietzuwachs seit 2015 mit rund 3,5 % moderater ausgefallen. Die höchste Bürospitzen-miete entfällt mit 27,50 Euro auf den Top-Standort Hamburg. Im laufenden Jahr dürften die Büromieten erneut mo-derat ansteigen. Vor dem Hintergrund der konjunkturellen Eintrübung und der abnehmenden Akzeptanz höherer Mieten seitens der Unternehmen sind an allen norddeutschen Stand-orten maximal 2 % Steigerung zu erwarten. Einzelhandelsmieten: Schlecht in Kiel und Lübeck, überdurchschnittlich in Osnabrück und Oldenburg Der innerstädtische Einzelhandel steht bundesweit vor den Herausforderungen eines sich wandelnden Konsum-

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Die Assetando Real Estate GmbH, ein Unternehmen der Ernst Russ Gruppe, hat eine Immobilie des ehemaligen Fondsinitiators König & Cie. in Wolfsburg veräußert. Es handelt sich um ein Nahversorgungszentrum bestehend aus Einzelhandelsflächen, einem Pflegeheim, Arztpraxen, mehreren Wohneinheiten und Gastronomie- sowie Büroflächen von ins-gesamt rund 9.000 m². Das Grundstück umfasst eine Fläche von ca. 10.000 m² und befindet sich in einem innenstadtnahen Wohngebiet. Die Immobilie wurde 1988 errichtet, zuletzt 2008 modernisiert und ist an diverse Nutzer vermietet. Ankermieter sind das Deutsche Rote Kreuz, REWE und Rossmann. Veräußert wurde sie an die Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg. Seit 2016 managt die Assetando als Tochter der Ernst Russ AG unter anderem die Immobilien- und Fonds-managementaktivitäten des ehemaligen Fondsinitiators König & Cie. Gruppe. Mithilfe ihres umfassenden Netzwerkes und ihrer langjährigen Managementerfahrung konnte die Assetando erneut eine Immobilientransaktion erfolgreich umsetzen.

Die DC Values GmbH & Co. KG hat ein Geschäftshaus in der Braunschweiger Fußgängerzone am Ringerbrunnen, in Ecklage zum Konrad-Koch-Quartier, erworben. Die ge-mischt genutzte Immobilie am Sack 24, die im Jahr 1960 erbaut und teilweise in 2017 modernisiert wurde, verfügt insgesamt über rund 1.540 m² Mietfläche. Davon entfällt mit über 600 m² fast die Hälfte auf Gastronomieangebote. Mieter sind u. a. die Braunschweiger Institution „Café Zeit“ sowie Dean & David. Daneben verfügt die Immobilie über 500 m² Büroflächen, Praxen und eine Wohnung. „Die Immobilie passt hervorragend zu unserer Strategie, in die spezifischen Bestlagen deutscher Großstädte zu investieren. Mit dem unlängst von DC Values repositio-nierten Konrad-Koch-Quartier in der unmittelbaren Nach-barschaft haben wir bereits erfolgreich am Standort Braun-schweig investiert. Wir freuen uns daher umso mehr, unser langfristiges Engagement in Braunschweig zu erweitern“, erklärt Nicky Georg Kisitzky, Geschäftsführer von DC Values.

Braunschweig

verhaltens. Das Umsatzwachstum fiel 2018 mit 2,5 % spürbar geringer aus als in den Vorjahren mit durchschnittlich knapp 4 %. Auch die norddeutschen Standorte sind von Verschiebungen des Einkauferlebnisses in Richtung E-Commerce sowie peripheren Outlet-Centern und Fach-märkten betroffen. Hinzu kommt eine leicht unterdurchschnitt-liche Kauf- und Wirtschaftskraft, insbesondere in Schleswig-Holstein. Die nominale Spitzenmiete in Lübeck ist seit 1998 nicht gestiegen. In der Landeshauptstadt Kiel liegt das Miet-niveau sogar 10 % unter dem Vergleichswert von 1998. Spür-bar positiver verlief die Entwicklung in Niedersachsen. Mit einer Spitzenmiete von rund 200 €/qm zählt Hannover zu den teuersten Einzel-handelszentren unterhalb der deutschen Top-Standorte. Überdurchschnittlich positiv zeigten sich auch die Entwicklung der Weser-Ems-Städte Oldenburg und Osnabrück mit Mietzuwächsen von 50 bzw. 30 % im Verlauf der vergangenen 20 Jahre. Als einziger Top-Standort ist Hamburg die führende Einkaufsstadt im Norden. Die Spitzen-miete der Hansestadt reicht mit 285 €/qm aber nicht an den Durchschnitt der sieben deutschen Metropolen heran (300 €/qm). Im laufenden Jahr dürfte sich der Trend rückläufiger Einzelhandelsmieten in allen betrachteten Städten fortsetzen. Lediglich in Hamburg und in Braunschweig ist ein gleich-bleibendes Niveau zu erwarten. □

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Immobilienstandort Oldenburg Oldenburgs Bevölkerung ist mit nicht ganz 170.000 Einwohnern zwar nicht einmal ein Drittel so groß wie das 50 Kilometer östlich gelegene Bremen, mit dem es die Metropol-region Bremen-Oldenburg bildet. Aber von der Einwohnerzahl abgesehen muss sich Oldenburg nicht hinter dem weit größeren Bremen verstecken. So fiel der Bevölkerungs-zuwachs in den zurückliegenden zehn Jahren mit fast 8 % rund dreimal so kräftig wie in Bremen aus. Dadurch wuchs die Einwohnerzahl in Niedersachsens drittgrößter Stadt um rund 12.000 Menschen. Und die Arbeitslosenquote ist mit 6,0 % (Mai 2019) über 3 Prozentpunkte niedriger. Eine Ursache für die günstigere Entwicklung ist die unterschiedliche Wirt-schaftsstruktur. Während der Strukturwandel im industrie- lastigen Bremen tiefe Spuren hinterlassen hat, entwickelte sich Oldenburg als Dienstleistungs-, Verwaltungs- und Hoch-schulstandort sichtbar besser. Zu diesem Schluss kommen die Researcher der aktuellen Studie der DZ HYP zur Ent-wicklung der Immobilienmärkte in Norddeutschland.

In Oldenburg haben verschiedene Kommunal- und Landesbehörden ihren Sitz. Neben der 1973 gegründeten Carl von Ossietzky Universität mit 16.000 Studierenden ver-fügt die Stadt über drei weitere Hochschulen. Zudem ist der Finanzsektor mit einigen Banken und Versicherungen gut vertreten. Das verarbeitende Gewerbe spielt dagegen kaum eine Rolle. Wichtige Branchen sind Automotive, Elektrotech-nik, Foto/Druckerei – CEWE ist Europas führender Foto-

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service – und regenerative Energien. In dieser zukunftsträch-tigen Sparte ist auch EWE als Oldenburgs größtes Unter-nehmen aktiv. Als Wirtschaftsstandort profitiert Oldenburg von einer günstigen Verkehrsanbindung über die Autobahn A1, die via A28 und A29 erreicht wird, den Anschluss an das ICE-

Netz sowie den nahe gelegenen Bremer Flughafen. Dazu kommt der Binnenhafen, der über Hunte und Weser auch von kleineren Seeschiffen angelaufen werden kann. Der Tourismus spielt bislang kaum eine Rolle. Allerdings ent-wickelt sich die Zahl der Übernachtungen positiv. Büroleerstand bei 2,5 Prozent Mit nicht ganz 1 Mio. qm Fläche ist Oldenburg ein kleinerer, regional aber bedeutender Bürostandort. Günstig wirken sich die überdurchschnittlich gute Beschäftigungsentwicklung sowie die hohe Büronachfrage aus der Verwaltung, den Bildungseinrichtungen sowie dem Dienstleistungssektor mit Banken und Versicherungen aus. Daher überrascht es nicht, dass die Bürofläche mit einem Zuwachs von über 10 % bin-nen zehn Jahren stärker als im Durchschnitt der nord-deutschen Oberzentren zugelegt hat. Büroprojekte werden in der Regel nicht spekulativ, sondern im Rahmen der Eigen-nutzung entwickelt. Dennoch hinkt die Flächenausweitung der doppelt so schnell gewachsenen Bürobeschäftigung hinterher. Dadurch ist die ohnehin niedrige Leerstandsquote bis 2018

Oldenburg

Musterknabe an der Hunte Während der Strukturwandel im industrielastigen Bremen tiefe Spuren hinterlassen hat, entwickelt sich Oldenburg als Dienstleistungs-, Verwaltungs- und Hochschulstandort prächtig. Entsprechend entfalten sich Wohn- und Büromarkt

Foto: Rathaus Oldenburg © Stadt Oldenburg

Foto: Burgstraße © Stadt Oldenburg

Page 14: I 38. KW I 18.09.2019 I ISSN 1863-6370 Liebe Leserinnen, liebe … · 2019. 9. 19. · (auch auf Bundesebene), ist der Kitt, der alles zusammenhält. Kaum vorstellbar, dass eine im

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weiter auf 2,5 % gefallen. Die Spitzenmiete ist angesichts der hohen Flächennachfrage und dem verknappten Flächenange-bot mit einem Zehnjahresplus von fast 60 % weit stärker als an den anderen Standorten im Marktbericht gestiegen. Aller-dings war das Ausgangsniveau 2008 mit 8 Euro je Quadrat-meter auch relativ niedrig. Heute erreicht die Spitzenmiete mit 12,50 Euro je Quadratmeter fast das Niveau des flächen-mäßig fast dreimal so großen Bremer Büromarkts. Deutlich sichtbar wird der Größenabstand zu Bremen beim jährlichen Büroflächenumsatz. Gegenüber rund 100.000 Quadratmetern in Bremen sind es in Oldenburg in der Regel zwischen 10.000 und 15.000 Quadratmeter, zum Teil auch weniger. Im vergangenen Jahr sank der Büroflächenumsatz mit 8.000 Quadratmetern auf einen auch im längerfristigen Vergleich niedrigen Wert. Dabei erfolgte der höchste Mietab-schluss nicht von einem „Endnutzer“. Denn die 2.400 qm Bürofläche werden dem Büromarkt als Coworking-Angebot – von Regus – wieder zugeführt. Alle übrigen Abschlüsse lagen unter 1.000 qm. Das Fehlen größerer Einzelabschlüsse erklärt den im Rückblick niedrigen Flächenumsatz. Dämpfend dürfte sich aber auch das verknappte Angebot auswirken. So standen Ende 2018 wenig mehr als 20.000 qm Bürofläche leer. Vor diesem Hintergrund könnte die Spitzenmiete im laufenden Jahr weiter zulegen, wenngleich der Zuwachs auf-grund des erreichten Niveaus niedriger als in den Vorjahren ausfallen dürfte. Die Researcher gehen von einem Plus von rund 2 % aus. Bezahlbarer Wohnraum? Kein Problem in Oldenburg Die Hemmnisse im Wohnungsbau wie der Mangel an Bau-flächen, voll ausgelastete Kapazitäten in der Bauwirtschaft oder zähe Genehmigungsprozesse scheint man in Oldenburg gut im Griff zu haben. Das dokumentieren enorm hohe Fertig-stellungszahlen von regelmäßig mehr als 1.000 Wohneinhei-ten pro Jahr. Je tausend Einwohner entstanden zwischen 2011 und 2017 im Durchschnitt über 7 Wohnungen jährlich. Das ist mehr als das doppelte Niveau der in diesem Bericht betrachteten Standorte. Die hohe Wohnraumnachfrage der kräftig wachsenden Bevölkerung wird damit gut abgedeckt. So ist der Wohnungsbestand in diesem Zeitraum sogar etwas schneller als die Zahl der privaten Haushalte gewachsen. Angesichts der hohen Wohnungsbauaktivität sind die Wohnungsmieten mit Blick auf das kräftige Einwohnerwachs-tum vergleichsweise moderat gestiegen. Die durchschnittliche Erstbezugsmiete ist von 2008 bis 2018 mit 42 % etwas langsamer als der Durchschnitt der betrachteten Oberzentren gestiegen. Auch bei der Miethöhe macht sich das gute

Wohnungsangebot bemerkbar. Oldenburg ist mit einer durchschnittlichen Erstbezugsmiete von 9,60 €/qm im ver- gangenen Jahr der einzige analysierte Standort mit einem Mietniveau von unter 10 €/qm. In den norddeutschen Ober-zentren liegt die gewichtete durchschnittliche Erstbezugs-miete mit 11 €/qm rund 15 % über dem Oldenburger Niveau. Die relativ günstigen Mieten im attraktiven Oldenburg – im nahegelegenen Bremen ist ein Quadratmeter in einer Neubauwohnung rund 1,50 €/qm teurer – dürften auch weiterhin für einen kräftigen Zuzug in die Stadt sorgen. Über Reserven für den damit verbundenen not- wendigen Wohnungsbau verfügt Oldenburg etwa am Alten Stadthafen. Zudem entsteht im Norden von Oldenburg auf dem ehemaligen Fliegerhorst ein neuer Stadtteil. Hier soll ein energetisch optimiertes und autofreies „Smart City Quartier“ entwickelt werden. Hier wird unter dem Strich im laufenden Jahr ein Mietplus der Erstbezugsmieten von rund 3 % erwartet. □

Foto: © Stadt Oldenburg

Schloss Oldenburg

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Herr Kloess, in den USA ist es zur inversen Zinsstruktur gekommen, ein klares Signal einer bevorstehenden, mög-licherweise globalen Rezession. Müssen sich Eigentümer von Gewerbeliegenschaften nun auf steigende Leer-stände, Mietausfälle und Wertberichtigungen einstellen? Stephan Kloess: Eine inverse Zinsstruktur entsteht, wenn eine kritische Masse von Investoren die kurzfristige Konjunk-turentwicklung skeptischer sieht als die langfristige. Staatsan-leihen mit kurzen Laufzeiten werden gemieden und Investoren drängen in zehnjährige Bonds. Ist die Flucht in zehnjährige Bonds so stark, dass deren Renditen unter die von zweijähri-gen Staatsanleihen fallen, sprechen Analysten von einer inversen Zinsstruktur. Es gibt keinen Automatismus zwischen Zinsstruktur und Rezession. Somit müssen sich Anleger nicht aus diesem Grund zwingend auf Leerstände, Mietausfälle und Wertberichtigungen einstellen. Die inverse Zinsstruktur zeigt also lediglich, dass die Mehrheit der Akteure an den Finanzmärkten eine Rezession erwartet? Richtig. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Konjunktur tat-sächlich auf Talfahrt geht. Investoren können irren, und die Wirtschaft wächst, entgegen der vorherrschenden Erwartung.

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Die Historie der Finanzmärkte ist voll von Fehlerwartungen und Suggestionen, wie die Entwicklungen am Kapitalmarkt zeigen. Etliche Immobilieninvestoren sind ebenfalls skeptisch. JLL zufolge ist das Transaktionsvolumen an den inter-nationalen Liegenschaftsmärkten im zweiten Quartal deutlich zurückgegangen. In Europa beträgt das Minus 20 Prozent. Das ist nicht überraschend. Handelskonflikte sowie die weiter-hin ungelöste Brexit-Frage haben in den vergangenen Monaten die Erwartungen an die Konjunkturentwicklung in allen maßgeblichen Volkswirtschaften gedämpft. Aber auch die hohen Preisniveaus lassen viele Investoren zweimal denken. Doch, noch einmal: Diese Gemengelage kann in einer Rezession münden, muss aber nicht. Weil US-Präsident Donald Trump vor der Wahl im nächsten Jahr seine harte Haltung in den Handelskon-flikten aufgeben wird, um erneut Präsident zu werden? Es ist wahrscheinlich, dass sowohl die Politik als auch die Zentralbanken alles tun werden, um eine Rezession abzuwen-den. Die Fed hat begonnen, den Leitzins in den USA wieder

Stephan Kloess, Geschäftsführer des Investment Advisors KRE KloessReal Estate. Über wachsende Risiken am Immobilienmarkt, dem Zwang angesichts tiefer Zinsen weiter in Liegenschaften zu investieren und der Notwendigkeit, gute Anlageideen zu entwickeln

Im Gespräch mit …

„Ohne Immobilien geht es nicht“

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zu senken. Die Europäische Zentralbank hat die Märkte auf eine Senkung in den Negativbereich vorbereitet. Weiter gibt es aus dem Internationalen Währungsfonds ein starkes geldpolitisches Signal: Signe Krogstrup, ehemalige stellvertretende Leiterin geldpolitische Analyse bei der Schweizerischen Nationalbank, und Katrin Assenmacher, Leiterin der Ab-teilung Geldpolitische Strategie der EZB, plä-dieren in einem Strategiepapier sogar für Negativzinsen von bis zu zehn Prozent im Krisenfall. Hier ist weniger die Höhe erschreckend, sondern vielmehr das offizielle politische Signal an sich. Sie erwarten, dass Fremdkapital noch günstiger wird, was Investments in Immobilien weiteren Schub verleihen dürfte? Es ist wahrscheinlich, dass Zinsen und damit Bondrenditen noch weiter in den negativen Bereich fallen werden. Gleich-

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zeitig haben SNB und EZB Strafzinsen auf Einlagen verhängt und dürften diese noch ausweiten, womit die As-setinflation noch eine Weile anhalten wird. Institutionellen Investoren bleiben damit vor allem Realwerte als Anlage-alternative übrig: Immobilien, Aktien, Rohstoffe – vor allem Edelmetalle. Für Pensionskassen dürfte Edelmetalle nur minimal interessant sein, weil sich mit ihnen kein Cash Flow generieren lässt. Aktien sind volatil. Das spricht dafür, dass institutionelle Investoren ihre Immobilienanlage-quote weiter aufstocken werden… Diese Schlussfolgerung ist stimmig. Wobei Liegenschaften kein risikoloses Investment sind. Preise und Werte sind im Zuge des nunmehr knapp zehn Jahre währenden Auf-schwungs an den Immobilienmärkten sehr viel stärker ge-stiegen als die Mieterträge, so dass auf dem heutigen

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Europa bewegt sich – wer dranbleiben will, muss einen Schritt voraus sein. Dynamische Immobilienmärkte fordern die Real I.S. als flexiblen Manager. Nur so können wir die Res sourcen einer Immobilie oder eines Portfolios erfolgreich in Rendite für unsere Investoren um- setzen. Wir finden, zu den Voraussetzungen für aktives Immobilien Management gehören eine fundierte eigene Meinung und die starke Präsenz vor Ort. Deshalb setzen wir von Ankauf bis Verkauf eines Investments auf die mikro- und makroökono-mischen Analysen unseres Researchteams – und sind in unseren wichtigsten europäischen Kern-märkten Deutschland, Frankreich, Niederlande und Spanien mit Experten direkt vertreten.

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Immer am Puls der Märkte

Besuchen Sie uns am Stand der BayernLB: Halle A1.312

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Usedom: Auf der Ostseeinsel ist kürzlich der Grundstein für ein Kinderhotel gelegt worden. Geplant ist, das Projekt „Trassenheide“ in mehrere Häuser aufzuteilen. Haus 1 soll ein Multifunktionsgebäude mit Rezeption, Restaurants, Theaterarena, Shops, Küchentrakt sowie mehreren Gast- und Funktionsräumen werden. Haus 2 ist als neues, zentrales Funktionsgebäude mit Wasser- und Saunawelt, Beauty-Bereich und Außenpool sowie Funktions- und Technikräumen vorgesehen. Weiterhin sollen Suiten-Häuser errichtet werden. Für Aktiv- und Familientourismus sind zahlreiche Indoor- sowie Outdoor-Aktivitätsbereiche und miteinander verbundene Erlebnisbereiche geplant. Die Gesamtinvestition beträgt rund 17,8 Mio. €. Das Wirt-schaftsministerium unterstützt das Vorhaben aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) in Höhe von 1,3 Mio. €. Im Zeitraum Januar bis Juni 2019 wurden auf der Insel Usedom rund 554.900 Ankünfte (+18,1 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) und rund 2,5 Millionen Über-nachtungen (+19,2 %) registriert.

Norddeutschland

Marktniveau in besonders gesuchten Lagen reale zehn-jährige Cashrenditen – das Gesamtergebis aus Mietertrag abzüglich Kosten – nahe Null liegen oder demnächst liegen werden. Das gilt für Objekte in zentralen Großstadtlagen. Im Umland hingegen lassen sich Mietwohnungen noch zu vergleichsweise attraktiven Preisen erstehen – gemessen am allgemeinen Renditeniveau… Immobilieninvestments werden in der Regel mit einem lang-fristigen Zeithorizont getätigt. Bei Mietwohnungen in den Ag-glomerationen stellt sich die Frage, ob und zu welchen Prei-sen sich diese Liegenschaften in zehn oder 15 Jahren noch vermieten lassen – und welchen Marktwert sie dann haben werden. Wir sehen in der Schweiz, wie in anderen Ländern, einen klaren Trend in die Großstädte. Dort sind Arbeitsplätze und das Leben. Die Wahrscheinlichkeit ist deshalb hoch, dass Immobilien in Agglomerationen langfristig in Ertrag und Wert unter Druck kommen. Hier existieren zahlreiche Beispiele, die nicht risikoadäquat bewertet sind. Sind nicht die Anfangsrenditen in den guten und sehr guten Großstadtlagen bei Mietwohnungen wie auch bei Büro- und Retailliegenschaften so niedrig, dass ein Investment kaum noch lohnend erscheint? Es kommt auf die Perspektive des Investors an. Die Anfangs-rendite ist nur eine momentane Statusbetrachtung. Ich plädiere für eine Betrachtung der cash- und wertorientierten Zielrenditen über die Zeit, da ein Käufer ein Objekt erwirbt, um seine Investitionsidee mit der Liegenschaft umzusetzen. Ein Erwerb auf einem zyklusbedingt hohen Niveau sollte durch die Umsetzung seiner Investmentidee und durch die Entwicklung über die Zeit in Ertrag und Wert die Ziele erreichen. Das klingt erst einmal sehr abstrakt… Lassen Sie es mich anders sagen: Bei Büroliegenschaften sind Trophäen stark gefragt. Sogenannte Core-Objekte in besten Lagen, bestem Zustand, bester Ausstattung sowie Mietern mit bester Bonität und gutem Namen. Doch wo ist das Potenzial? Zyklusbedingt verliert das Objekt über die Zeit an Wert, zusätzlich neigen diese Nutzer zur Reduktion von Fläche in schwachen Konjunkturphasen. Im Aufschwung hingegen expandieren sie kräftig und sind dann bereit, den Standort zu wechseln. Vermeintlich erworbene Sicherheit ist dahin. Setzt der Investor seine Anlageidee um, schafft er selbst Ertrag und Wert. Im heutigen Umfeld sind gute Lagen und Flächenqualität entscheidend. Liquide Flächen lassen sich immer vermieten, womit der Investor unabhängiger vom

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spezifischen Mieter wird. Um eine Verwässerung der Renditen zu mindern und um Wertvermehrung und Miet-steigerungen zu erzielen, kann auch die Modernisierung des bereits vorhandenen Bestandes eine Alternative zum Neuerwerb sein. Zusammengefasst heißt das: Immobilieninvestments werden künftig noch schwieriger? Richtig. Investoren sollten eine exakte Strategie ent-wickeln, die in passende Objekte oder Anlagevehikel umzusetzen ist. Das Geschäft wird herausfordernder – aber ohne Immobilien geht es nicht. Das Interview führte Richard Haimann Zur Person: Stephan Kloess, 53, ist Gründer und Geschäftsführer des unabhängigen Investment Advisors KRE KloessRealEstate. Er berät seit mehr als 20 Jahren Investoren und Asset Manager in der Anlageklasse Immobilien, entwickelt Anlage- und Marktstrategien. Der Mitgründer des Centers for Urban and Real Estate Management CUREM der Universität Zürich ist weiter als Interimsmanager und Organ in Verwaltungsräten und Anlagekommissionen aktiv. □

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Herr Janßen, wie wird sich aus Sicht von Investoren der weiterhin niedrige Leitzins der Europäischen Zentralbank auf ihre Geschäfte auswirken? Die große Mehrheit – rund 67 Prozent – der von uns be-fragten Investoren gehen davon aus, dass durch die Politik der EZB die Nettoanfangsrenditen bei Immobilientrans-aktionen weiter sinken werden. Trotz steigender Preise für Immobilen denken aber auch 57 Prozent, dass das jährliche Transaktionsvolumen in den europäischen Core-Märkten mindestens gleich bleiben oder sogar noch etwas ansteigen wird. Grundsätzlich ist festzustellen, dass sich die europäi-schen Immobilien-Investoren bislang relativ gut auf die lower for longer Strategie der EZB eingestellt. Sie überschlagen sich weder in Renditefantasien, noch vernachlässigen sie ihr Risikomanagement. Gleichzeitig stehen viele Marktteil-nehmer aber auch unter Zugzwang, ihre Handlungsspiel-räume auszureizen oder alternative Lösungswege zu beschreiten, die neue Chancen eröffnen können, denn der Kapitaldruck lässt nicht nach. Wie schätzen die Immobilienprofis die Rendite-entwicklung in den kommenden zwölf Monaten ein? Bei der Renditeprognose ergibt sich ein differenziertes Bild: Rund 40 Prozent der Akteure richten sich darauf ein, dass die Nettoanfangsrenditen für Shopping Center und Logistik-immobilien wieder steigen werden. Bei High-Street-Objekten und Büroimmobilien sind es demgegenüber nur rund

20 Prozent, die einen Renditeanstieg erwarten. Im Hotel-segment sehen immerhin gut 30 Prozent die Chance auf Renditesteigerungen. Grundsätzlich bleibt die Risikoaus-richtung der Investoren eher defensiv – zumindest im aktuellen Marktumfeld. Zwei von drei Befragten verfolgen die Anlagestrategie: „Gleiches Risiko – geringere Rendite“. Dem-entsprechend geht die Hälfte der Studienteilnehmer davon aus, ihre ursprünglich anvisierten Renditeziele nicht zu erreichen. Wie risikobereit sind Unternehmen inzwischen bei der Auswahl von Objekten? Etwa bei Immobilien mit Leerstand … Tatsächlich berücksichtigen immer mehr Immobilienunterneh-men auch Objekte mit anteiligem oder sogar vollständigem Leerstand beim Ankauf. Allerdings nur dann, wenn sie von deren Vermietungspotenzial überzeugt sind. Auffällig an der Befragungsergebnissen ist, dass sich in erster Linie einhei-mische Investoren zutrauen, Leerstände anzukaufen und durch anschließende Vermietung aufzulösen. Immerhin trifft das auf 65 Prozent der befragten Investoren hierzulande zu. Die französischen Immobilieninvestoren nehmen sogar zu 73 Prozent in ihren Heimatmärkten Leerstandsobjekte in die Ankaufsprüfung. Lediglich in Großbritannien agiert man an-gesichts der Brexit-Debatte weniger heimatverbunden: Gut 50 Prozent der britischen Investoren sind bereit, vor allem in Deutschland und Frankreich gewerbliche Immobilien mit Leerständen zu kaufen. □

3 Fragen an ... Olaf Janßen, Leiter Immobilienresearch, Union Investment Real Estate GmbH, hat 150 institutionelle Immobilien-investoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu Investitionschancen und -schwerpunkten sowie Renditeaussichten befragt

Page 19: I 38. KW I 18.09.2019 I ISSN 1863-6370 Liebe Leserinnen, liebe … · 2019. 9. 19. · (auch auf Bundesebene), ist der Kitt, der alles zusammenhält. Kaum vorstellbar, dass eine im

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In Hamburg gibt es aktuell 2.526 Straßen, die nach Männern benannt sind, und 420, die Namen berühmter Frauen tragen. Demnächst werden noch drei weitere dazukommen. Denn der Hamburger Senat hat die Benennung von neuen Ver-kehrsflächen beschlossen. Drei Flächen erinnern künftig an drei besondere Frauen: die Gründerin der Hamburger Tafel, Annemarie Dose; Betty Heine, die Mutter von Heinrich Heine und die Schriftstellerin Emily Ruete. Die Grünfläche zwischen Bogenstraße und Kiel-ortallee, parallel zur Straße Beim Schlump, wird in Anne-marie-Dose-Park benannt. 1994 gründete Annemarie Dose die Hamburger Tafel – die dritte Tafel auf Bundesebene. Zwischen 1995 und 2015 hatte der Verein seinen Sitz in dem früheren Krankenhausgebäude Beim Schlump. Zur finanziel-len Absicherung der Tafel rief Annemarie Dose 2002 die Stiftung der Hamburger Tafel ins Leben. Nach 18 Jahren trat sie als Vorsitzende der Tafel zurück, blieb aber zeitlebens Ehrenvorsitzende. Für ihr Engagement wurde ihr 2009 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen. Annemarie Dose verstarb 2016 in Hamburg. Auf St. Pauli wird die einmündende Wegfläche von der Talstraße in die Hein-Hoyer-Straße künftig Betty-Heine-Stieg heißen. Die aus Düsseldorf stammende Jüdin Betty Heine ist die Mutter des Dichters Heinrich Heine, Ehefrau von Samson Heine und Schwägerin des Hamburger Bankiers und Mäzens Salomon Heine. 1797 setzte Betty Heine die Hochzeit mit Samson Heine gegen den Willen der jüdischen Gemeinde durch. Die hochgebildete und dem Gedanken der Aufklärung verpflichtete Mutter Heinrich Heines hat auch das Werk ihres Sohnes stark geprägt. Das Endstück der Leo-Leistikow-Allee, das von der Uferstraße begrenzt wird, wird künftig in Emily-Ruete-Platz umbenannt. Emily Ruete wuchs als Prinzessin von Oman

und Sansibar auf Sansibar auf und lernte dort den deutschen Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete kennen. Um ihn heiraten zu können, floh sie nach Deutschland und lebte anschließend mit ihrem Ehemann in Hamburg-Uhlenhorst, unweit des heutigen Finkenauquartiers. Emily Ruete war Lehrerin und Schriftstellerin und verfasste zwei Bücher. Ihr Erstlingswerk ist die erste Autobiographie einer Araberin in der Literaturgeschichte. 1924 starb sie in Jena. Sie liegt auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg begraben.

„Durch die Benennungen bleiben die Namen und die Spuren, die die starken Frauen hinterließen, im öffentlichen Stadt-Gedächtnis dauerhaft präsent“, heißt es offiziell von Seiten des Senats. Bleibt die Hoffnung, dass es künftig noch mehr werden. Denn das Argument der Bezirke, keine Frauen zu kennen, nach denen man eine Straße oder einen Park benennen könnte, ist längst obsolet: Bereits seit 2012 existiert bei der Landeszentrale für politische Bildung eine Datenbank mit mehr als 1.000 Hamburger Frauenbiografien. Da sollte sich die ein oder andere Berühmtheit oder auch nur „Engagiertheit“ finden lassen – die mit dafür sorgen kann, dass auch die letzten fragwürdigen Erinnerungen an ver-meintliche Größen aus der Stadt verschwinden. Noch gibt es davon reichlich: Etwa den Oehleckerring, die Heynemann-straße und die Theodor-Fahr-Straße im Bezirk Nord, die alle die Namen von Ärzten tragen, die sich im National-sozialismus an menschenverachtenden Praktiken beteiligt haben oder von ihnen profitierten. Franz Oehlecker war zwi-schen 1914 und 1946 Chefarzt der Chirurgie am Allgemeinen Krankenhaus in Barmbek und gehörte wie der Gynäkologe Theodor Heynemann zu jenen Hamburger Ärzten, die tausende Zwangssterilisationen vorgenommen haben. Der Pathologe Theodor Fahr gehörte zu jenen Hochschullehrern, die das Bekenntnis deutsche Professoren zu Adolf Hitler unterzeichnet hatten. □

Wider die Schieflagen im öffentlichen Raum

Zu guter Letzt

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Verlag: Research Medien AG Nickelstraße 21 33378 Rheda-Wiedenbrück Telefon: 0 52 42 - 90 12 50 Fax: 0 52 42- 90 12 51 [email protected] www.rohmert-medien.de Chefredaktion: Susanne Osadnik (V.i.S.d.P.) Im Grund 6, 21639 Neu Wulmstorf Telelefon 0 41 68 - 82 55 stellv.: Richard Haimann Redaktion: [email protected] Hrsg.: Werner Rohmert Verlagsleitung: Marion Götza ([email protected]) Die Bankverbindung erhalten Sie auf Anfrage.

Assetando (5, 12); BDS Steffen Architekten (7); Becken Holding GmbH (8); BFW Landesverbands Nord (6); CEWE (13) DC Values GmbH & Co. KG (12); Deutsche Rote Kreuz (12); DZ HYP (11); Engel & Völkers Investment Consulting (9); Ernst Russ Gruppe (12); EWE (13); EZB (16, 18); Hamburg Commercial Bank (8); Hamburger Abendblatt (6); Hüttig & Rompf (2); Imentas Immobilienpartner (2); Instone Real Estate (6); Investment Advisors KRE KloessReal Estate (15); JLL (15); König & Cie (12); McMakler (3); Novum (2); Paletten-Service Hamburg (2); REWE (12); Robert C. Spies (10); Rossmann (12); S&P Stadtbau (6); SAGA (7); Schenk + Waiblinger Architekten (2); Schweizerische Nationalbank (16); Union Investment (2, 18); Volksband eG Braunschweig Wolfsburg (12); XTRAFIT-Studio (2); Assenmacher, Katrin (16); Axmann, Peter (8); Berbig, Miro (6); Bovenschulte, Andreas (10); Dige, Hans Henrik (11); Dose, Annemarie (19); Familie Mönke (2); Heine, Betty (19); Heins, Volker (6); Janßen, Olaf (18); Kalben von, Eka (1); Kisitzky, Nicky Georg (12); Klementz, Constantin M. (9); Kloess, Ste-phan (15); Krebs Dr., Thomas (7); Krogstrup, Signe (16); Lehnert, Peter (1); Madjlessi, Foruhar (6); Ossietzky von, Carl (13); Rompf, Ditmar (2); Ruete, Emily (19); Schütz, Susanne (10); Spilker, Stefan (8); Stapelfeldt Dr., Dorothee (7); Stegner, Ralf (1); Sudmann, Heike (10); Trump, Donald (15); Unverzagt, Marc Antonio (10); Vogt, Christopher (1);

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