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JOURNAL TUMORZENTRUM ERFURT INHALT Seite 3 n 25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V. Seite 5 n Grußwort der Deutschen Krebs- hilfe zur Festveranstaltung „25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V.“ am 20. Mai 2017 Seite 8 n Obinutuzumab: Erstlinientherapie des follikulären Lymphoms Seite 10 n Aktuelle Entwicklungen in der Uroonkologie Seite 14 n Der Survival-Benefit der Organ- erhaltung beim T1-Nierenzell- karzinom zeigt eine Alters- und Geschlechtsabhängigkeit Seite 16 n Hospiz- und Palliativversorgung – gute Versorgungsstrukturen in Thüringen Seite 18 n 30. Onkologische Konferenz des Tumorzentrum Erfurt e.V. fand am 3. und 4. November 2017 statt Seite 19 n Simultanes spindelzelliges Rhabdomyosarkom und Seminom der testikulären Region Seite 22 n Erstdiagnose eines atypischen Plexuspapilloms im frühen Wochenbett Seite 24 n Ein seltenes Lymphom – Interdisziplinarität Seite 26 n Thüringer Krebsregistergesetz – Was ändert sich für die Ärzte? Seite 28 n Bericht von der Mitglieder- versammlung des Tumorzentrum Erfurt e.V. am 06.09.2017 Seite 31 n Nachruf Prof. Dr. med. habil Dieter Schreiber Seite 33 n Veranstaltungsverzeichnis Seite 34 n Angebote des Tumorzentrum Erfurt e.V. 01/2017 ISSN 1868-291X 25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V. 1992 – 2017

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JOURNALTUMORZENTRUM ERFURT

INHALT Seite 3n 25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V.

Seite 5n Grußwort der Deutschen Krebs- hilfe zur Festveranstaltung „25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V.“ am 20. Mai 2017

Seite 8n Obinutuzumab: Erstlinientherapie des follikulären Lymphoms

Seite 10n Aktuelle Entwicklungen in der Uroonkologie

Seite 14n Der Survival-Benefit der Organ- erhaltung beim T1-Nierenzell- karzinom zeigt eine Alters- und Geschlechtsabhängigkeit

Seite 16n Hospiz- und Palliativversorgung – gute Versorgungsstrukturen in Thüringen

Seite 18n 30. Onkologische Konferenz des Tumorzentrum Erfurt e.V. fand am 3. und 4. November 2017 statt

Seite 19n Simultanes spindelzelliges Rhabdomyosarkom und Seminom der testikulären Region

Seite 22n Erstdiagnose eines atypischen Plexuspapilloms im frühen Wochenbett

Seite 24n Ein seltenes Lymphom – Interdisziplinarität

Seite 26n Thüringer Krebsregistergesetz – Was ändert sich für die Ärzte?

Seite 28n Bericht von der Mitglieder- versammlung des Tumorzentrum Erfurt e.V. am 06.09.2017

Seite 31n Nachruf Prof. Dr. med. habil Dieter Schreiber

Seite 33n Veranstaltungsverzeichnis

Seite 34n Angebote des Tumorzentrum Erfurt e.V.

01/2017

ISSN 1868-291X

25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V.

1992 – 2017

Wir wünschen allen Mitgliedern, Partnern, Freunden und Förderern

des Tumorzentrum Erfurt e.V. ein frohes Weihnachtsfest

und ein gesundes neues Jahr.

Wir danken Ihnen herzlich für Ihr Engagement und hoffen auf eine

weitere gute Zusammenarbeit.

Prof. Dr. Albrecht Stier

Vorsitzender des Vorstandes

Prof. Dr. Hartwig Kosmehl

Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates

Dr. Hubert Göbel

Geschäftsführer

n 25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V.mit Festveranstaltung im ErfurterRathaus begangen

Zur Festveranstaltung anlässlich des 25-jährigen Beste-hens des Tumorzentrum Erfurt e.V. am 20. Mai 2017 imFestsaal des Erfurter Rathauses konnte der Vereinsvorsit-zende, Prof. Albrecht Stier, zahlreiche Gäste aus Nah undFern, darunter auch einige Gründungsmitglieder, willkom-men heißen.

In ihren Grußworten hoben Heike Werner, Thüringer Mi-nisterin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Fa-milie, Dr. h.c. Fritz Pleitgen, Präsident der DeutschenKrebshilfe, Steffen Linnert, Beigeordneter der Stadt Erfurt,und Prof. Dr. Dirk Eßer, Ärztlicher Direktor des Helios Kli-nikum Erfurt und Präsident der Deutschen Gesellschaftfür Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirur-gie, die große Bedeutung der Krebsmedizin hervor unddankten den Mitgliedern des Erfurter Tumorzentrums fürihr Engagement und die geleistete Arbeit.

Aber nicht der Rückblick stand bei dieser Feierstunde imVordergrund sondern das Aufzeigen von aktuellen Per-spektiven in der Onkologie. Für die Festvorträge wurdedeshalb ein Themenkreis ausgewählt, der zum einen dasSpektrum der Tätigkeiten des Tumorzentrums erkennenlässt und zum anderen das Bemühen um ständige Ver-besserungen in der Tumortherapie exemplarisch beleuch-

tet. Dafür konnten mit Prof. Dr. Ferdinand Hofstädter,Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumor-zentren (ADT) und Prof. Dr. Michael Hallek, Direktor derMedizinischen Klinik I des Universitätsklinikum Köln, zweianerkannte Experten als Festredner gewonnen werden.

Vor dem Hintergrund zahlreich entstandener Organtumor-zentren und Onkologischer Zentren an einzelnen Kranken-häusern, die sich strengen Zertifizierungsverfahren durchdie Deutsche Krebsgesellschaft unterwerfen und in derenAnforderungsprofil sich viele Aufgaben der in den 1980erbzw. 1990er Jahren gegründeten Tumorzentren wieder-finden, sowie der Gründung landesweiter Klinischer Krebs-register infolge des 2013 beschlossenen § 65c Sozialge-setzbuch V, die eine der bisherigen Kernaufgaben von Tu-morzentren in neue Strukturen überführt, stellte Herr Prof.Hofstädter dar, welche Rolle die Tumorzentren „klassischerPrägung“ künftig bei der Verbesserung der onkologischenVersorgung in einer Region haben.

Wesentliche Herausforderungen, mit denen sich die Hä-matologie und Onkologie derzeit beschäftigen, sind dieverstärkte Förderung von Interdisziplinarität, die zügigeIntegration und Finanzierung von Innovationen und diezunehmende Individualisierung von Therapieentschei-dungen nach einer molekulargenetischen Diagnostik.Herr Prof. Hallek, erst kürzlich mit dem Deutschen Krebs-preis 2017 in der Kategorie Klinische Krebsforschung aus-gezeichnet, gab dazu einen beeindruckenden Ausblickauf die Krebsmedizin der Zukunft.

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2.9.1986Gründung des Arbeitskreises „Klinische Onkologie“ ander Medizinischen Akademie ErfurtLeitungsgremium: Prof. Pothe (Leiter), Dr. Wutke (Sekre-tär), Prof. Glaser, Prof. Krafft, Doz. SchneiderErarbeitung eigener interdisziplinärer Diagnose- und The-rapieleitlinien, Organisation verschiedener onkologischerFortbildungsveranstaltungen, u.a. 1. WissenschaftlicheKonferenz am 18.11.1987 zum Thema „Mammakarzi-nom“

17.6.1988Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Onkologie“ an derMedizinischen Akademie Erfurt (mit eigenem Statut ent-sprechend der Vorgaben des Ministeriums für Hoch- undFachschulwesen der DDR)Der Rektor der Medizinischen Akademie, Prof. Usbeck,beauftragt Prof. Anger mit der Leitung der Arbeitsgemein-schaft.

1991Achim Ebert, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe,regt die Gründung eines Tumorzentrums an der Medizini-schen Hochschule Erfurt an.

8.2.1992 Gründung des Tumorzentrums Erfurt e.V.Vorstand: Prof. Anger (Vorsitzender), Prof. Nowak (†, stellv. Vorsitzender, Nachfolger 1993 Prof. Schreiber),Frau PD Schalldach (Vorsitzende Wiss. Beirat), Dr. von Pa-ris, Dr. Weniger

Mai 1992Erste Kontakte (Dr. Göbel) mit der Arbeitsgruppe Krebsre-gister des Instituts für Medizinische Informatik der Uni-versität Gießen (Prof. Dudeck) zwecks Aufbau des Klini-schen Krebsregisters

Oktober 1992Aufnahme des Tumorzentrum Erfurt e.V. in die Arbeitsge-meinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT)

17.11.1992Offizielle Eröffnung des Tumorzentrums mit Übergabe desFörderbescheides durch den Präsidenten der DeutschenKrebshilfe Dr. h.c. Helmut Geiger

1.1.1993Berufung eines hauptamtlichen Koordinators (Dr. Göbel)und Einrichtung einer provisorischen Geschäftsstelle imHaus 5 der Medizinischen Hochschule Erfurt

April 1993Geschäftsstelle bezieht drei neu ausgestattete Räume imHaus 5 der Medizinischen Hochschule Erfurt

Mai 1993Klinisches Krebsregister nimmt die Tätigkeit auf (Nutzungdes Gießener Tumordokumentationssystem GTDS)

Juni 1993Einrichtung des Telefonischen Konsiliardienstes

Oktober 1993Herausgabe der ersten Leitlinie (Diagnose, Therapie undNachsorge des Mammakarzinoms)

November 1993Erstes Interdisziplinäres Onkologisches Konsil (seither re-gelmäßig zunächst alle 2 Wochen, später wöchentlich)

1.1.1995Beginn der Regelfinanzierung von Leitstelle und Klini-schem Krebsregister durch die Krankenkassen

August 1995Erweiterung der Dokumentationsassistentenstellen aufnoch heute bestehende 5,75 VK

1.1.1996Einstellung eines Klinischen Psychologen und Beginn derpsychoonkologischen Patientenbetreuung

September 1996Eröffnung der 1. Palliativstation Thüringens im Katholi-schen Krankenhaus Erfurt

1.3.1999Einstellung eines Konsiliar- und Prüfarztes für das Klini-sche Krebsregister

April 1999Eigene Internetseite: www.tumorzentrum-erfurt.de

November 2000Start des selbst entwickelten internetbasierten TELEKON-SIL

März 2006Das erste Heft des „Journal Tumorzentrum Erfurt“ er-scheint.

Aus der Chronik des Tumorzentrum Erfurt e.V.

n 25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V.Aus der Eröffnungsredevon Prof. Dr. AlbrechtStier, Vorsitzender desTumorzentrum Erfurte.V., auf der Festveran-staltung am 20.05.2017

Als Arzt ist man tagtäglichmit den schweren Belas-tungen der betroffenenPatienten konfrontiert. Inder Auseinandersetzungmit der Diagnose Krebsbeschäftigen viele Patien-ten vor allem zwei essen-tielle Fragen: 1. WelcheChancen bestehen, von der Krankheit geheilt zu werden?Und 2. Wie ist meine Lebenserwartung?

Mit den heutigen, häufig multimodalen Therapiekonzep-ten sind Erfolge in der Krebstherapie erzielt worden. Trotz-dem liegt die durchschnittliche Lebenserwartung einesan einem Magenkarzinom erkrankten Patienten nach fünfJahren nur bei 30 %.

Dass solche Zahlen existieren, die weit belastbarer sindals persönlich zusammengetragene Erfahrungswerte, istdas große Verdienst klinischer Krebsregister, die an Tu-morzentren wie dem in Erfurt aufgebaut wurden undüber Jahre kontinuierlich gepflegt werden. Hier werdenkrankheitsstadienabhängig klinische und histopathologi-sche Daten, nach Tumorentitäten geordnet, zusammen-getragen. Als zwangsläufige Konsequenz hat sich aus die-ser Datensammlung die einzigartige Möglichkeit zu einerstatistisch verlässlichen Analyse über die Wirksamkeit vononkologischen Therapiekonzepten und den Erfolg opera-tiver Eingriffe entwickelt. Dabei sprechen wir hier aktuellbei manchen Erkrankungen wie etwa dem Mamma-, Pros-tata- oder Kolonkarzinom von Datensätzen in einer Grö-ßenordnung von mehreren tausend Patienten, derenNachbeobachtungszeit zum Teil schon über die 10-Jah-resgrenze hinausreicht.

Dass diese wertvollen Datensätze überhaupt in solchemUmfang existieren, ist ein großes Verdienst der Kollegenin den Krankenhäusern und Praxen, die an das Tumorzen-trum Erfurt angeschlossen sind und diese Meldungen auffreiwilliger Basis kontinuierlich und gewissermaßen lü-ckenlos ausführen. Zu diesen meldenden Einrichtungendes Tumorzentrums gehören insgesamt 20 Krankenhäu-ser. Mittlerweile werden pro Jahr mehr als 10.000 Neuer-krankungen aus der Region West- und Mittelthüringenneu im Tumorzentrum Erfurt dokumentiert.

Viele dieser das klinische Krebsregister unterstützendenKollegen leisten diese fundamentale Arbeit gewisserma-ßen aus alter Tradition heraus, ohne sich dessen wirklichbewusst zu sein. Bereits im Sommer 1947 wurde in Thü-ringen beim damaligen Ministerium für Arbeit und Sozi-alwesen ein „Landesausschuss zur Bekämpfung der Krebs-erkrankungen“ ins Leben gerufen. Das noch im gleichen

Jahr beschlossene Gesetz sah auch die Einrichtung einerzentralen Meldestelle für Krebskranke vor und führte, sei-ner Zeit weit vorausschauend, eine Meldepflicht für Kar-zinomerkrankungen ein. Es kann angenommen werden,dass dieses Thüringer Gesetz eine gewisse Initialzündungfür das 1952 aufgelegte Nationale Krebsregister der DDRausgelöst hat, eine damals bereits fortschrittlich ausge-richtete, heute unbedingt wiederzubelebende Einrich-tung.

An der Medizinischen Akademie in Erfurt existierte bereitsseit 1987 eine Arbeitsgemeinschaft Onkologie, die ihreverdienstvolle Arbeit auch nach der politischen Wendedurch die Einrichtung eines Tumorzentrums unterstütztwissen wollte. Durch die aktive Kontaktaufnahme zurDeutschen Krebshilfe (DKH) und auf deren Anregung wur-de am 8. Februar 1992 das Tumorzentrum Erfurt als ein-getragener Verein gegründet. Erfurt war das nach Dres-den, Greifswald, Jena und Schwerin fünfte von der DKHgeförderte Tumorzentrum in den neuen Bundesländern.Die Gründungsmitglieder Prof. Dr. Anger, Frau Dr. Schall-dach, Dr. von Paris und Dr. Weniger stellten noch im glei-chen Jahr einen Förderantrag beim Bundesministeriumfür Familie und Gesundheit in Bonn für den Aufbau einesklinischen Krebsregisters. Die damals dem neugegründe-ten Tumorzentrum zur Verfügung gestellten Mittel warenvergleichsweise bescheiden, reichten aber aus, eine Ge-schäftsstelle einzurichten, das Krebsregister mit der not-wendigen Technik auszustatten und Personal (1,0 VK Ko-ordinator, 1,0 VK DV-Systembetreuer, 1,0 VK Dokumenta-tionsassistentin, 0,8 VK Sekretärin) für 2 Jahre zu finan-zieren. Mit dem Geschäftsführer, Herrn Dr. Göbel, ist nochein Mitarbeiter der ersten Stunde nach wie vor im Tumor-zentrum tätig.

Heute, nach 25 Jahren, steht dem als Verein geführtenund vom Helios Klinikum Erfurt finanziell unterstütztenTumorzentrum mittlerweile ein Team von 12 Mitarbeiternzur Verfügung, die angesichts der bereits erwähnten über10.000 jährlichen Meldungen an Neuerkrankungen, diesich damit gegenüber den Anfangsjahren mehr als ver-fünffacht haben, bei ihrer verantwortungsvollen Arbeitalle Hände voll zu tun haben. Mittlerweile werden rund155.000 Datensätze von Tumorerkrankungen gepflegt;sie können nach Tumorentitäten und Tumorstadien aus-gewertet und klinisch- wissenschaftlich untersucht wer-den. Die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Aufarbei-tung sind nahezu unerschöpflich und bei der hohen Pa-tientenzahl und den zum Teil langen Nachbeobachtungs-zeiträumen von verlässlicher statistischer Aussagekraft.Fragen zum Umfang der R0-Resektion bei der totalenGastrektomie und der Anzahl der resezierten Lymphkno-ten seien hier beispielhaft erwähnt genau wie Analysenzur Prognoseverbesserung bei Chemo- oder Antikörper-therapie in der Behandlung des metastasierten Mamma-karzinoms.

Neben der Arbeit für das Krebsregister organisierte dasTumorzentrum Erfurt in den letzten 25 Jahren weit über250 Fortbildungsveranstaltungen zu den unterschied-lichsten Schwerpunktthemen aus der Onkologie sowohlfür Ärzte aus Klinik und Niederlassung als auch für dasPflegepersonal. In diesem Jahr werden es allein 18 Sym-posien im Großraum Erfurt, Gotha und Eisenach sowie

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drei ganz speziell auf die Interessen von Patienten ausge-richtete Vortragsveranstaltungen sein.

Darüber hinaus ist das Tumorzentrum Ausrichter einermittlerweile seit 30 Jahren im Herbst durchgeführtenzweitägigen Onkologischen Jahrestagung in Eisenach.

Eine unverzichtbare Partnerschaft mit dem Tumorzentrumbesteht für all diejenigen Kliniken, die z.B. von der Deut-schen Krebsgesellschaft zum Organtumorzentrum zertifi-ziert werden wollen oder sich den erforderlichen Re-Au-dits im jährlichen Turnus stellen müssen. Hierfür werdenimmer expliziter die Überlebensdaten der im Zentrum be-handelten Patienten als wesentliches Qualitätskriteriumeiner guten interdisziplinären Zusammenarbeit gefordert. Das Tumorzentrum Erfurt sieht sich gut gewappnet fürdie sich aus dem Nationalen Krebsplan erwachsendenneuen Herausforderungen. Zu wünschen wäre in Zukunfteine noch bessere Validität der Daten durch eine flächen-deckende, vollständige Erhebung der Behandlungs- undvor allem der Nachsorgedaten. Die Einführung der Mel-depflicht im Zusammenhang mit der Umsetzung desKrebsfrüherkennungs- und -registergesetzes (KFRG) imFreistaat Thüringen wird ab 2018 dafür ein wichtigerSchritt sein.

Wünschen wir dem Tumorzentrum Erfurt, dass es weiterauf dem erfolgreichen Weg voranschreitet und den An-forderungen der kommenden Jahre sowohl hinsichtlichder Tumordokumentation als auch der Fort- und Weiter-bildung von Ärzten und Pflegekräften sowie der Informa-tion und psychosozialen Betreuung von Patienten gerechtwerden kann.

n Grußwort der Deutschen Krebs-hilfe zur Festveranstaltung„25 Jahre Tumorzentrum Erfurt e.V.“am 20. Mai 2017

Dr. h.c. Fritz PleitgenPräsident der Stiftung Deutsche Krebshilfe

Sehr geehrte Frau Ministerin Werner, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Bausewein, sehr geehrter Herr Professor Eßer,sehr geehrter Herr Professor Stier, meine sehr verehrten Damen und Herren,

auch im Namen der Deutschen Krebshilfe möchte ich Ih-nen ganz herzlich zum 25-jährigen Jubiläum des Tumor-zentrums Erfurt gratulieren, bitte aber gleichzeitig umNachsicht, dass ich heute nicht persönlich bei Ihnen seinkann. Auch dem Vorstandsvorsitzenden unserer Organi-sation, Herrn Nettekoven, war es aufgrund einer anderenTerminverpflichtung leider nicht möglich, heute bei IhremJubiläum anwesend zu sein. Nichtsdestotrotz möchte iches mir nicht nehmen lassen, einige Worte an Sie zu rich-ten, oder besser: an Sie richten zu lassen.

25 Jahre ist es nun her, dass einer meiner Amtsvorgängerund Gründungsmitglied der Deutschen Krebshilfe, Dr. Hel-mut Geiger, zur feierlichen Eröffnung des Tumorzentrumsnach Erfurt gereist ist, um den Bescheid zur Förderungdes Zentrums durch unsere Organisation persönlich zuübergeben. Damit war es offiziell: Von nun an gehörteder Standort Erfurt zu den zahlreichen Tumorzentren inDeutschland – eines der Zentren, die auch von der Deut-schen Krebshilfe gefördert wurden.

Mit dem Konzept der Tumorzentren haben MildredScheel, die Gründerin der Deutschen Krebshilfe, und ihredamaligen Mitstreiter bereits Mitte der 1970iger Jahremit einer vollkommen neuen Sichtweise auf die Krank-heit Krebs sensibilisiert. Sie hatten erkannt, dass Krebs ei-ne Krankheit mit vielen verschiedenen Facetten ist unddaher nicht aus dem Blickwinkel einer einzelnen Fachdis-ziplin heraus betrachtet werden darf. Im Gegenteil: Nureine enge und gut organisierte interdisziplinäre Zusam-menarbeit wird zwingend notwendig sein, Krebspatien-ten bestmöglich zu versorgen.

Da Sie selbst, sehr geehrter Herr Professor Stier, in IhremGeleitwort zu diesem Festsymposium die entstandenenzahlreichen von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifi-zierten Organkrebszentren und Onkologischen Zentrenansprechen, erlaube ich mir an dieser Stelle, auf die Zen-trumsentwicklung in unserem Land – insbesondere derletzten Jahre - zurückzublicken.

Gegen Ende der 1990iger Jahre existierten in Deutschlandrund 50 Tumorzentren – teilweise anschubfinanziert

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durch die Deutsche Krebshilfe, teilweise finanziert odergefördert von Bund, Ländern und den Krankenkassen. Ih-re Qualität war seinerzeit sehr unterschiedlich. Kritik kamauf. Im Jahr 2000 hatten Experten während des Deut-schen Krebskongresses beklagt, dass die Zentren den An-sprüchen einer modernen Onkologie zum größten Teilnicht mehr standhielten. Daraufhin formierte sich eine Al-lianz.

Deutsche Krebshilfe, Deutsche Krebsgesellschaft und Ar-beitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) be-schlossen, die Arbeit der Zentren gemeinsam zu evaluie-ren. Das ernüchternde Ergebnis: Die Tumorzentren agier-ten qualitativ sehr unterschiedlich und unabgestimmt.Bemängelt wurden beispielsweise die uneinheitlichenStandards in der Patientenversorgung, aber auch die feh-lende interdisziplinäre Zusammenarbeit aller an der Ver-sorgung von Tumorpatienten Beteiligten.

Die Deutsche Krebshilfe setzte sich daraufhin zum Ziel,die aufgedeckten Defizite durch eine Neuausrichtung derZentren zu beseitigen und brachte vor etwa 10 Jahren ihrFörderprogramm 'Onkologische Spitzenzentren' auf denWeg. Die Spitzenzentren – oder auch Comprehensive Can-cer Center genannt – wurden und werden über einen re-gelmäßigen Wettbewerb und nach Begutachtung durcheine internationale Expertenkommission ermittelt.

Derzeit werden 13 Spitzenzentren von unserer Organisa-tion gefördert mit dem stetigen Ziel, Krebsmedizin undKrebsforschung voranzubringen. Die Entwicklung istüberaus ermutigend. Die Erkenntnisse und Innovationenaus den Spitzenzentren sollen an alle anderen Krebszen-tren in Deutschland, die zur flächendeckenden Versor-gung von Krebspatienten beitragen, weitergegeben wer-den - wie an die von der Deutschen Krebsgesellschaft zer-tifizierten klinischen Onkologischen Zentren und den Or-gankrebszentren. Dieses Zusammenspiel und System sollzu einer onkologischen Versorgung auf höchstem Niveauin der Fläche beitragen.

Unser bisheriges finanzielles Engagement hat sich ge-lohnt. Über 110 Millionen Euro hat die Deutsche Krebshil-fe bislang in die Onkologischen Spitzenzentren investiert.Mit den Comprehensive Cancer Centers sowie den vonder Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Onkologi-schen Zentren und Organkrebszentren wurde in den letz-ten 10 Jahren eine Struktur geschaffen, die zu erheblichenVeränderungen in der Krebsmedizin und den Versor-gungsabläufen zum Wohle krebskranker Menschen bei-getragen hat.

Herr Prof. Hofstädter wird gleich in seinem Beitrag auf diekünftige Rolle der Tumorzentren eingehen und dabei vorallem die Bedeutung klinischer Krebsregister für die on-kologische Versorgung und die Krebszentren ansprechen.Hier möchte ich ihm nicht ins Gehege kommen. Ich bin si-cher, dass er die Notwendigkeit der adäquaten Umset-

zung des vor wenigen Jahren verabschiedeten Krebsfrüh-erkennungs- und -registergesetzes deutlich machen wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Tumorzen-trum Erfurt hat im Kontext der aufgezeigten Entwicklungin den vergangenen 25 Jahren für die Versorgung krebs-kranker Menschen hier in dieser Region einen erheblichenBeitrag geleistet. Das Zentrum – dem auch von der Deut-schen Krebsgesellschaft zertifizierte Einrichtungen ange-hören – vereint alle wichtigen Akteure, wie Ärzte, Kran-kenschwestern und -pfleger sowie Sozialarbeiter des He-lios-Klinikums Erfurt und bindet weitere regionale Kran-kenhäuser und zahlreiche niedergelassene Praxen mit ein,ebenso Krebs-Selbsthilfeorganisationen. Für die hier ge-leistete wertvolle Arbeit in den vergangenen 25 Jahren,die mit unserer Anschubförderung begann, danke ich Ih-nen im Namen der Deutschen Krebshilfe sehr.

Meine Damen und Herren, die Krebsmedizin und Krebs-forschung stellen uns auch in Zukunft vor große Heraus-forderungen. In Deutschland erkranken derzeit jedes Jahrrund 500.000 Menschen neu an Krebs. Und diese Zahlwird aufgrund der demographischen Entwicklung weitersteigen. Von daher wird überall in unserem Land einehochwertige onkologische Versorgung notwendig sein,auch hier in der Region Erfurt. In diesem Sinne wünscheich Ihnen auch für die nächsten 25 Jahre gutes Gelingen!

Gestatten Sie mir im Kontext unseres Wirkens den ab-schließenden Hinweis, dass die Deutsche Krebshilfe ihregesamten Aktivitäten ausschließlich aus Spenden undfreiwilligen Zuwendungen der Bevölkerung bestreitet.Das große Vertrauen, das die Bevölkerung seit über vierJahrzehnten in unsere Organisation setzt – und für daswir sehr dankbar sind – versetzt uns erst in die Lage, unsstetig für eine bessere Versorgung krebskranker Men-schen in Deutschland einzusetzen. Die seinerzeitige An-schubfinanzierung des Tumorzentrums Erfurt haben so-mit letztlich unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger er-möglicht.

IhrFritz Pleitgen

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Impressionen der Festveranstaltung am 20. Mai 2017 im Erfurter Rathaus

Grußansprache von Heike Werner, ThüringerMinisterin für Arbeit, Soziales, Gesundheit,Frauen und Familie

Grußansprache des Beigeordnetender Stadt Erfurt, Steffen Linnert

Grußansprache von Prof. Dr. med. Dirk Eßer,Ärztlicher Direktor des Helios Klinikum Erfurt,Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie

Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung wieder von den Kammermusikern des Tumorzentrums unter Leitung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. med. Berthold Ulshöfer

Festredner Prof. Dr. med. Michael Hallek, Direktor der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikum Köln, Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie Köln-Bonn und Vorsitzender der DeutschenCLL-Studiengruppe, sprach zum Thema „Wie sieht die Krebsmedizin derZukunft aus?“

Prof. Dr. med. Ferdinand Hofstädter, Vorsitzender der Arbeitsgemein-schaft Deutscher Tumorzentren (ADT), beim Festvortrag zur künftigenRolle der Tumorzentren

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n Obinutuzumab: Erstlinientherapiedes follikulären Lymphoms

Michael HeroldHelios Onkologisches Zentrum Erfurt

Die Einführung der Anti-CD20-Antikörper in der Indukti-ons- und Erhaltungstherapie hat maßgeblichen Anteil anden seit Jahren deutlich verbesserten Überlebensratenvon Patienten mit fortgeschrittenem follikulärem Lym-phom (FL). Denn es besteht weiterhin Bedarf für eine ver-besserte Therapie, da ca. 20 % der Patienten nach Erstli-nientherapie frühzeitig ein Rezidiv erleiden. Für Patientenmit einem Rezidiv muss eine eher ungünstige Prognoseangenommen werden [2]. Insgesamt verschlechtert sichdas Ansprechen mit jedem Rezidiv weiter, krankheitsfreieIntervalle werden kürzer, das Risiko für die Transformationin ein aggressives Lymphom steigt [3]. Da Studiendatenandeuten, dass die Remissionsqualität das langfristigeTherapieergebnis der Patienten mitbestimmt [4], wird zusubstanziellen Verbesserungen der Erstlinientherapie in-tensiv klinisch geforscht.

In diesem Kontext steht die Zulassung von Obinutuzumabauf Basis der randomisierten offenen multizentrischen kli-nischen Phase-III-Studie GALLIUM. Diese untersuchte dieWirksamkeit und Sicherheit von Obinutuzumab bei derErstlinientherapie von Patienten mit fortgeschrittenem FLim Vergleich zum bisherigen Erstlinienstandard Rituximabjeweils in Kombination mit Chemotherapie (CHOP [Cyclo-phosphamid, Hydroxydaunorubicin, Vincristin, Predni-so[lo]n] oder CVP [Cyclophosphamid, Vincristin, Predni-son] oder Bendamustin).

Bei weltweiter Rekrutierung brachten Großbritannien(n=293) und Deutschland (n=237) die meisten Studien-teilnehmer ein. Neben der britischen Lymphoma StudyGroup des National Cancer Research Institute (NCRI) wa-ren die deutsche Studiengruppe für niedrigmaligne Lym-phome (GLSG) und die Ostdeutsche Studiengruppe fürHämatologie und Onkologie (OSHO) an der Durchführungmaßgeblich beteiligt.

In die GALLIUM-Studie wurden 1.202 nicht vorbehandeltePatienten in Stadium III oder IV sowie Stadium II und einerTumormasse ≥7 cm mit mehrheitlich hohem Rezidivrisiko(Follicular Lymphoma International Prognostic Index, FLIPI3–5) oder intermediären Risiko (FLIPI 2) eingeschlossen.Nach Studienprotokoll wurden die Patienten 1:1 randomi-siert: Sie erhielten entweder eine Therapie mit Rituximab(375 mg/ m2 jeweils an Tag 1 jedes Zyklus) oder eine The-rapie mit Obinutuzumab (1.000 mg an den Tagen 1, 8 und15 von Zyklus 1 sowie anschließend an Tag 1 jedes Zyklus).Als Chemotherapie konnten die Zentren entweder CHOP,Bendamustin oder CVP einsetzen. Die getroffene Chemo-therapie-Auswahl musste bei allen Patienten über den ge-samten Studienverlauf einheitlich beibehalten werden.

Zum Ende der Induktion zeigten sich bei der klassischenCT-Diagnostik zunächst vergleichbare Raten für das Ge-samtansprechen von 88,5 % (Obinutuzumab) und 86,9 %(Rituximab). Diese Patienten mit partieller oder komplet-ter Remission erhielten anschließend zwei Jahre lang alleacht Wochen eine Erhaltungstherapie mit Rituximab oderObinutuzumab. Ein signifikanter Unterschied beim pri-mären Studienendpunkt progressionsfreies Überleben(progression free survival, PFS) war nach median 34,5Monaten sichtbar. Hier zeigte eine vorab geplante Zwi-schenanalyse für 24,0 % (144/601) der Patienten im Ritu-ximab-basierten Arm das Auftreten von Progression oderTod versus 16,8 % (101/601) der Patienten im Obinutuzu-mab-basierten Arm. Das 3-Jahres-PFS wurde mit 80,0 %(95 %-Konfidenzintervall, 95 %-KI 75,9–83,6) versus 73,3 % (95 %-KI 68,8–77,2) gegenüber dem Rituximab-Arm berechnet, entsprechend einer signifikanten und kli-nisch relevanten Reduktion des PFS-Risikos um 34 % (Ha-zard Ratio, HR 0,66; 95 %-KI 0,51–0,85; p=0,0012; Abb. 1). Dieses im Rahmen der Prüfarztanalyse erhobeneResultat wurde durch eine unabhängige Prüfkommissionbestätigt. Danach war das PFS-Risiko versus dem Rituxi-mab-basierten Arm signifikant um 29 % reduziert (HR0,71; 95 %-KI 0,54–0,93; p=0,0138).

In Anbetracht des indolenten Charakters des FL war derMedian für das PFS in der GALLIUM-Studie nach median34,5 Monaten Beobachtung erwartungsgemäß nochnicht erreicht. Um den Unterschied beim PFS in Zeitein-heiten dennoch anschaulich zu machen, haben die Auto-ren eine Datenhochrechnung auf Basis der PRIMA-Studie[5] durchgeführt. Ausgehend vom in der GALLIUM- Studiebeobachteten 1,5-fach verlängerten PFS könnte sich da-nach das mediane progressionsfreie Überleben nach Gabevon Obinutuzumab um plus drei Jahre auf neun Jahre er-höhen.

Patienten im Obinutuzumab-basierten Arm hatten ge-genüber dem Vergleichsarm den Vorteil, dass die Not-wendigkeit für eine weitere Lymphom-Therapie (TTNT, Ti-me To Next Treatment, Zeitdauer bis zur nächsten Be-handlung) signifikant später gegeben war: Ein erneuterBehandlungsbedarf nach einem Rezidiv war bei 13,3 %im Obinutuzumab-basierten Arm versus 18,5 % der Pa-tienten im Rituximab-basierten Arm signifikant um fastein Drittel (32 %) seltener (HR 0,68; 95%-KI 0,51–0,91;p=0,0094). Mit jeweils mehr als 90 % wurden in beidenArmen hohe Raten für das 3-Jahres-OS nachgewiesen.Ein Unterschied beim Gesamtüberleben war als Trend fürObinutuzumab feststellbar, jedoch – bei knapp drei JahrenBeobachtungsdauer – erwartungsgemäß nicht signifikant(HR 0,75; 95 %-KI: 0,49–1,17; p=0,210).

Als weiteres wichtiges Ergebnis wies die GALLIUM-Studieeine konsistent effektivere Elimination von Tumorzellenim Studienarm mit Obinutuzumab nach. Ein signifikanterVorteil bei den Raten für MRD (Minimal Residual Disease,minimale Resterkrankung)-negativität war bereits wäh-

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rend der Induktion im Blut nachweisbar (94,3 % versus88,9 %; p=0,0132) sowie zum Ende der Induktion (EOI)sowohl nach Gesamtmessung in Blut und Knochenmark(92,0 % versus 84,9 %; p=0,0041) als auch nach Bestim-mung im Knochenmark alleine (93,0 % versus 82,5 %;p=0,0014). Dabei korrelierte das Fehlen von Tumorzellenzum Zeitpunkt EOI bei Patienten sowohl mit CR als auchmit PR signifikant mit einem längeren PFS (HR 0,35; 95 %-KI 0,22–0,56; p<0,0001). Bemerkenswerterweise war daserreichte molekulare Ansprechen zum Ende der Induktionnach Obinutuzumab-basierter Therapie mit allen einge-setzten Chemotherapien exzellent. Anders als bei Rituxi-mab-basierter Therapie wurde eine MRD-negativität auchdann von >90 % der Patienten erreicht, wenn Obinutu-zumab mit dem vergleichsweise schwachen Chemothera-piepartner CVP kombiniert wurde. Dies spricht dafür, dassdie hohe Effizienz des Typ-II-Antikörpers die Möglichkeitbieten könnte, die Intensität der Chemotherapie indivi-duell zu variieren, ohne ein sehr gutes Ergebnis beim Er-reichen einer MRD-negativität zu gefährden.

Das in einer früheren Phase III-Studie (GADOLIN-Studie)bei vorbehandelten FL-Patienten nachgewiesene Toxizi-tätsprofil von Obinutuzumab hat sich in der GALLIUM-Studie bestätigt. Für beide Anti-CD20-Antikörper wurdeinsgesamt das bereits zuvor dokumentierte Sicherheits-profil gefunden. Damit war auch in der GALLIUM-Studieim Zuge einer beobachteten höheren Effizienz von Obi-nutuzumab ein leicht erhöhtes Nebenwirkungspotenzialgegenüber Rituximab feststellbar. Unerwünschte Ereig-nisse der Grade 3–5 wurden etwas häufiger berichtet(74,6 % versus 67,8 %). Dabei war ein zentraler Aspekt ei-ne erhöhte Rate von Infusionsreaktionen (12,4 % versus6,7 %) sowie ein häufigeres Auftreten von Infektionen(20,0 % versus 15,6 %), febrilen Neutropenien (9,9 % ver-sus 4,9 %) und Thrombozytopenien (6,1 % versus 2,7 %).

Fatale unerwünschte Ereignisse waren mit 4,0 % versus3,4 % im Rituximab-basierten Arm in vergleichbarer Inzi-denz aufgetreten.

Die Zulassung von Obinutuzumab deckt den Bedarf nacheiner wirksameren Erstlinientherapie von Patienten mitfortgeschrittenem FL und ergänzt damit die schon jetztverfügbaren therapeutischen Möglichkeiten. In der GAL-LIUM-Studie verbesserte die Obinutuzumab-basierte The-rapie das PFS sowie sekundäre Studienendpunkte (TTNT,MRD) von nicht vorbehandelten FL-Patienten signifikant.Obinutuzumab kann in dieser Indikation zukünftig als einBehandlungsstandard angesehen werden.

Literaturverzeichnis

1. Marcus R et al., N Engl J Med 2017;377:1331-44. 2. Casulo C et al., J Clin Oncol 2015, 33:2516–2522 3. Johnson PW et al., J Clin Oncol 1995, 13:140–147 4. Herold M et al., J Cancer Res Clin Oncol 2015, 141:1689– 1695 5. Salles G et al., Blood 2013, 122:509

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. med. Michael HeroldOnkologisches ZentrumHelios Klinikum ErfurtNordhäuser Straße 7499089 ErfurtTelefon: 0361-78172463e-Mail: [email protected]

Abb.1 Primärer Endpunkt PFS (progressionsfreies Überleben) HR 0,66; p=0,0012 (1)

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n Aktuelle Entwicklungen in derUroonkologie

Thomas SteinerKlinik für Urologie, Helios Klinikum Erfurt

EinleitungTumoren des Harntraktes und der männlichen Genitalor-gane sind häufige maligne Erkrankungen und repräsen-tieren ca. 20% aller soliden Tumoren des Menschen. DieEinführung neuer therapeutischer Strategien hat das Ma-nagement urologischer Tumoren in den vergangenen Jah-ren erheblich verändert. Dabei ist einerseits eine Begren-zung der therapeutischen Invasivität zu beobachten, umbei erhaltener onkologische Sicherheit Langzeitfolgen derBehandlung zu minimieren. Andererseits etablieren sichneue medikamentöse Strategien und Wirkstoffe zuneh-mend im klinischen Alltag und helfen, die zum Teil sehrschlechte Prognose von Patienten mit metastasierten uro-logischen Tumoren zu verbessern.

Hodentumoren – adjuvante TherapieSeit Einführung der cisplatinbasierten Polychemotherapiein den 1980er Jahren gelten Hodentumoren als Modelltu-moren für eine effektive Systemtherapie hoch malignerErkrankungen. Über alle Tumorstadien hinweg könnenüber 80% der Patienten geheilt werden. Betroffene mitlokal begrenztem Hodentumor erreichen langfristige Hei-lungsraten von nahezu 100%. Dabei spielte in den ver-gangenen Jahrzehnten eine adjuvante Therapie nach Ab-latio testis bei fehlendem Metastasenhinweis eine wichti-ge Rolle im Therapiekonzept. Schon vor einigen Jahrengeriet die adjuvante Radiatio von Patienten mit Seminomim klinischen Stadium I in die Kritik aufgrund der Indukti-on von Sekundärtumoren mit großer zeitlicher Verzöge-rung. Trotz der Latenzzeit von durchschnittlich 30 Jahrenzeigen Untersuchungen der vergangenen Jahre aber, dassein erheblicher Teil der adjuvant bestrahlten Patienten die-se Komplikation erleben. Daher gilt die adjuvante Radiatiobei Patienten mit Seminom des klinischen Stadiums I heu-te nicht mehr als akzeptierter Standard.

Nun wird auch zunehmend die adjuvante Chemotherapiemit Carboplatin (Seminom) beziehungsweise PEB (Nicht-seminom) kritisch bewertet. Patienten mit Risikokonstel-lation bezüglich der metachronen Entwicklung von Me-tastasen eines Seminoms profitieren nicht adäquat vonder adjuvanten Carboplatin-Chemotherapie mit einem Zy-klus AUC7. Die Behandlung kann das Risiko einer späterenMetastasierung etwa halbieren, über alle Patienten desklinischen Stadiums I betrachtet, erhalten aber 80% derBetroffenen eine Übertherapie. Bei Entwicklung von Me-tastasen können jedoch über 95% der Betroffenen durchdie sekundäre PEB-Chemotherapie geheilt werden. Unteraktiver Überwachung liegt die 10-Jahresüberlebensratealler Patienten mit Seminom im klinischen Stadium I bei

99%. Daher sollte heute eher keine adjuvante Chemothe-rapie mit Carboplatin mehr eingesetzt werden.

Etwas anders stellt sich die Situation beim Nichtseminomdes klinischen Stadiums I dar. Patienten ohne histologi-schen Nachweis einer venösen Invasion des Primärtumorsentwickeln in ca. 10% der Fälle Metastasen. Aufgrund derÜbertherapie von 90% der Patienten wird hier die adju-vante Chemotherapie bereits längerfristig kritisch bewer-tet. Liegt eine venöse Gefäßinvasion im Primärtumor vor,so steigt das Metastasierungsrisiko auf über 40% an. Eineadjuvante Chemotherapie mit 2 Zyklen PEB reduziert dieWahrscheinlichkeit auf ca. 0,3%, ein Zyklus PEB auf 3%.Insgesamt demonstrieren große Fallserien, dass bezogenauf die Gesamtgruppe aller Patienten im klinischen Stadi-um I des Nichtseminoms bei fehlender venöser Invasionund Verzicht auf eine adjuvante Chemotherapie insge-samt 0,4 Zyklen PEB je Patient appliziert werden müssenund bei Patienten mit Risikokonstellation und einem Zy-klus adjuvanter Chemotherapie 1,0 Zyklen PEB erforder-lich sind. Hier gilt die risikoadaptierte Indikationsstellungzur adjuvanten Chemotherapie heute als Standard.

Der kritische Einsatz der platinderivatbasierten Chemo-therapie ist anhand aktueller Erhebungen deshalb so es-senziell, weil im Langzeitverlauf die bezüglich des Tumor-leidens geheilten Patienten eine erhebliche Komorbiditätmit konsekutiver Erhöhung des Risikos, an nicht-tumo-rassoziierten Erkrankungen zu versterben, resultiert. An-hand einer aktuellen niederländischen Kohortenstudieverringert sich die Lebenserwartung der cisplatinthera-pierten Männer nach Hodentumor um im Durchschnitt7,5 Jahre.

Prostatakarzinom - (Chemo)HormontherapieDie Publikation großer prospektiv randomisierter PhaseIII-Studien zum Einsatz einer primären Chemohormon-therapie mit insgesamt 6 Zyklen Docetaxel 75 mg/m² Kör-peroberfläche aller 3 Wochen in Addition zur konventio-nellen Hormontherapie mit einem LHRH-Analogon hat2015 das Management des hormonnaiven metastasiertenProstatakarzinoms drastisch verändert. Die 2016 veröf-fentlichte Aktualisierung der S3-Leitlinie Prostatakarzi-nom hat dieses Therapiekonzept daher als Empfehlungaufgenommen. Im Jahr 2017 wurden nun 2 weitere pro-spektiv randomisierte Phase III-Studien publiziert, die imVergleich zur konventionellen Hormontherapie eine Er-weiterung der Behandlung um Abiraterone (ein Cyclooxi-genasehemmer, welcher direkt in die Testosteronsyntheseeingreift) präsentiert. Die erfasste Überlebenszeitverlän-gerung der Patienten unter kombinierter Hormontherapiezeigt sich analog der unter kombinierter Chemohormon-therapie. Es ist daher abzusehen, dass auch dieses Thera-piekonzept in der Ende 2017 erwarteten Neufassung derS3-Leitlinie gleichwertig empfohlen wird. Aktuell ist Abi-raterone in dieser Indikation in Europa noch nicht zuge-lassen, daher stellt die Gabe beim hormonnaiven Prosta-takarzinom derzeit noch einen off label use dar.

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Urothelkarzinom - SystemtherapieDas metastasierte Urothelkarzinom ist auch heute nochdurch eine extrem schlechte (infauste) Prognose gekenn-zeichnet. Die Standardtherapie bildet der Einsatz einer cis-platinbasierten Chemotherapie, üblicherweise mit Gemci-tabine/Cisplatin. Damit kann ein medianes Gesamtüberle-ben der betroffenen Patienten von etwa 15 Monaten er-reicht werden. Die Behandlungsoptionen für cisplatin-ungeeignete Patienten beziehungsweise Patienten mit ei-ner progredienten Erkrankung unter/nach Cisplatinthera-pie waren bisher sehr limitiert. In der Second line-Situationkonnte unter einer Chemotherapie mit Vinflunine ein me-dianes Gesamtüberleben von 7-8 Monaten erreicht wer-den. Analog vieler anderer Tumorentitäten werden nungroße Hoffnungen auf den Einsatz von Checkpointinhibi-toren beim Urothelkarzinom gesetzt. Insgesamt 3 Sub-stanzen, welche die Interaktion zwischen zytotoxischen T-Zellen und Tumorzellen über den PD-1/PD-L1-Signalwegattackieren, haben in den letzten Wochen eine Zulassungfür die Therapie des metastasierten Urothelkarzinoms er-reicht (zur differenzierten Zulassungssituation siehe Tabel-le 1). Datenbasis für die Zulassung war eine Reihe von Pha-se II-Studien in der Erstliniensituation bei cisplatinunge-eigneten Patienten beziehungsweise Zweitlinie nach Cis-platinversagen. Hervorzuheben sind die Ergebnisse einerprospektiv randomisierten Phase III-Studie zum Vergleichdes PD1-Inhibitors Pembrolizumab mit einer Standardche-motherapie. Der Checkpointinhibitor konnte hierbei dasmediane Gesamtüberleben der Patienten im Vergleich zurChemotherapie signifikant auf über 10 Monate verlängernbei deutlich verminderter Toxizität und besserer Lebens-qualität unter Pembrolizumab. Die publizierten Daten unddie Zulassung neuer Substanzen lassen betroffene Patien-ten neue Hoffnung schöpfen. Aktuell werden Kombinatio-nen beziehungsweise Sequenzen von Checkpointinhibito-ren in klinischen Studien evaluiert.

Nierenzellkarzinom - LokaltherapieDie operative Strategie bei lokal begrenzten Nierentumo-ren hat sich in den vergangenen 10 Jahren von der Emp-

fehlung zur radikalen Tumornephrektomie zur Nierenteil-resektion drastisch gewandelt. Das organerhaltende Vor-gehen gilt heute bei lokal begrenzten Nierentumoren je-der Größe (T1/T2) als Standard. An spezialisierten Einrich-tungen liegt die Teilresektionsquote von pT1-Nierenzell-karzinomen aktuell bei etwa 90%. Diese Entwicklung hatjedoch auch dazu geführt, dass zunehmend pT3a-Nieren-zellkarzinome organerhaltend operiert werden. Entspre-chend dokumentierter Verläufe im Tumorzentrum Erfurtliegt die Teilresektionsrate von pT3a-Tumoren in unsererRegion aktuell zwischen 20 und 30%. Mehrere retrospek-tiver Analysen wurden 2017 mit der Fragestellung publi-ziert, ob den Patienten mit organüberschreitend wach-sendem Nierenzellkarzinom aus der Nierenteilresektionbezüglich der onkologischen Sicherheit Nachteile entste-hen. Wenige Serien deuteten auf eine erhöhte Metasta-sierungsrate für diese Patientengruppe hin, die großeMehrzahl aktueller Publikationen demonstriert aber kei-nerlei Nachteil hinsichtlich der onkologischen Prognose.

Nierenzellkarzinom - SystemtherapieBasierend auf den 2015 erstmals publizierten Daten einerprospektiv randomisierten Phase III-Studie zum Einsatzdes Checkpointinhibitors Nivolumab versus dem mTOR-Inhibitor Everolimus in der Zweitlinientherapie (nach Ver-sagen einer Tyrosinkinaseinhibitor(TKI)therapie des me-tastasierten klarzelligen Nierenzellkarzinoms (NZK)(CheckMate 025) wird der PD-L1-Antagonist Nivolumabin allen internationalen Leitlinien in dieser Indikation alsStandard empfohlen. Mit der positiven Bewertung imAMNOG-Prozess durch den Gemeinsamen Bundesaus-schuss, der einen Hinweis auf beträchtlichen Zusatznut-zen sieht, etablierte sich die Substanz endgültig im klini-schen Alltag.

Es stellt sich die spannende Frage, ob das Behandlungs-prinzip der Checkpointinhibition auch einen neuen Maß-stab in der Erstlinientherapie setzen kann. Hierzu ist zu-nächst festzustellen, dass mit verschiedenen verfügbarenTKI (Pazopanib, Sunitinib) bereits eine wirksame Option

Tabelle 1: Zulassungssituation von Checkpointinhibitoren beim metastasierten Urothelkarzinom entsprechend derFachinformationen

Substanz Präparat Wirkmechanismus Erstlinie Zweitlinie

Pembrolizumab Keytruda PD1-Inhibitor Patienten, die nicht für Nach vorheriger eine cisplatinbasierte platinbasierter Therapie geeignet sind Therapie

Nivolumab OPDIVO PD1-Inhibitor Nach Versagen einer vorherigen platin- haltigen Therapie

Atezolizumab Tecentriq PD-L1-Inhibitor Patienten, die für eine Nach vorheriger Behandlung mit Cisplatin platinhaltiger als ungeeignet angesehen Chemotherapie

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für die Erstlinie verfügbar ist. Bisherige Studienergebnissedeuten darauf hin, dass die Monotherapie mit einem PD-(L)1-Antikörper keine Verbesserung der therapeutischenEffektivität erbringt. Positiv ist für diese Substanzen je-doch ihre gute Verträglichkeit festzuhalten. Dies bahntder Idee einer Kombinationstherapie den Weg, da ohne-hin davon ausgegangen wird, dass der Angriff einer ein-zelnen immunologischen Zielstruktur nur bei einer kleine-ren Patientengruppe dauerhafte Tumorremissionen er-warten lässt.

Ideen einer verbesserten tumortherapeutischen Effektivi-tät durch Kombination mehrerer Substanzen sind nichtneu. Bisher verfügbare TKI- und mTOR-Inhibitoren warenjedoch auf Grund ihrer Toxizität kaum kombinierbar. ErstTKI der aktuellen (dritten) Generation scheinen dafür be-dingt geeignet. So erreichte ebenfalls 2016 die Kombina-tion aus Lenvatinib und Everolimus analog Nivolumab inDeutschland die Zulassung in der Zweitlinientherapie desmetastasierten NZK nach Versagen einer TKI-Erstlinien-therapie. Die Kombination zeichnet sich durch eine hohesekundäre Remissionsrate (43%) bei allerdings auch er-heblicher Toxizität (Grad 3/4 unerwünschte Ereignisse bei71% der Patienten) aus.

Perspektivisch interessanter erscheinen Kombinationenunter Einbindung der Checkpointinhibition. So konnte inder Therapie des Malignen Melanoms klar demonstriertwerden, dass die Kombination des PD-L1-Antikörpers Ni-volumab mit einer Induktion durch den CTL-A4-Antikör-

per Ipilimumab sowohl das Ansprechen als auch das pro-gressionsfreie und das Gesamtüberleben signifikant ver-längern. Über die CTL-A4 Hemmung kann - unabhängigvom den Effekt zytotoxischer T-Zellen modulierenden PD-1-Signalweg - die Antigenpräsentation und Aktivierungvon T-Zellen verbessert werden. Es liegt jedoch auf derHand, dass der kombinierte Eingriff mit Targeting eineszentralen Immunmechanismus die Gefahr immunvermit-telter Nebenwirkungen potenziert. Dies bestätigte sicherwartungsgemäß in bisherigen Studien wie auch im kli-nischen Alltag mit einer Rate immunvermittelter (und zumTeil lebensbedrohlicher) Nebenwirkungen von ca. 30% fürdie Kombination (Monotherapie mit Nivolumab ca. 10%). Aktuell wurden die Daten der prospektiv randomisiertenPhase III-Studie CheckMate 214 auf dem europäischenKrebskongress vorgestellt. In dieser Studie wurden Pa-tienten mit lokal fortgeschrittenem bzw. metastasiertemklarzelligen NZK in der Erstlinie mit einer Kombinationaus Nivolumab und Ipilimumab versus Standardtherapiemit Sunitinib behandelt. Primäre Zielgruppe waren Pa-tienten mit intermediärem und hohem Risiko, in die Stu-die wurden aber auch Patienten mit günstiger Risikokon-stellation aufgenommen. Die primären Endpunkte für dieZielgruppe (intermediate und poor risk) umfassten dieobjektive Responserate, das progressionsfreie Überlebensowie das Gesamtüberleben. Alle primären Studienend-punkte demonstrierten einen signifikanten Vorteil derkombinierten Checkpointinhibition gegenüber der TKI-Behandlung (siehe Tabelle 2). Eine Abhängigkeit vom im-munhistochemisch evaluierten PD-L1-Expressionsmuster

Tabelle 2: Ergebnisse der Studie CheckMate 214 Nivolumab + Ipilimumab vs. Sunitinib in der Erstlinientherapie desmetastasierten Klarzelligen Nierenzellkarzinoms (ORR – objektive Responserate, PFS – progressionsfreies Überleben, OS– Gesamtüberleben)

Patientengruppe

Intermediate/poor risk

Good risk

Anzahl

847

249

Primäre Studienendpunkte

ORR42 (37-47) % vs. 27

(22-31) %Medianes PFS11.6 (8.7-15.5)Monate vs. 8.4(7.0-10.8) MonateMedianes OS

n.r. (28.2-ne) vs.26.0 (22.1-ne)

Monate

ExplorativeStudienendpunkte

ORR29 (21-38) % vs.52 (43-61) %Medianes PFS15.3 (9.7-20.3)Monate vs. 25.1(20.9-ne) Monate

p-Wert

<0.0001

0.0331

<0.0001

<0.0001

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fand sich dabei hinsichtlich des progressionsfreien Über-lebens in der primären Zielgruppe der Patienten mit inter-mediate/poor risk. Prädiktiv konnte das progressionsfreieÜberleben durch eine PD-L1-Expression ≥ 1% der Zellenvorhergesagt werden, während das progressionsfreieÜberleben bei Patienten ohne Expression dieses Markersfür beide Therapiearme exakt identisch war. Eine entspre-chende Analyse mit Bezug zum Gesamtüberleben liegtbisher nicht vor. Überraschenderweise zeigte sich der ex-plorative Endpunkt des Remissionsverhaltens und desprogressionsfreien Überlebens für Patienten mit gutemRisiko zugunsten der TKI-Gabe. Das Nebenwirkungsspek-trum der kombinierten Checkpointinhibition war erwar-tungsgemäß mit 46% unerwünschten Ereignissen Grad3-5 deutlich höher als in früheren Studien mit einer PD 1-Inhibitormonotherapie. Insgesamt wurde das Nebenwir-kungsspektrum jedoch als beherrschbar eingeschätzt.

Neben der Kombination verschiedener Checkpointinhibi-toren wurden 2017 auch Studiendaten berichtet, in de-nen die Checkpointiinhibition mit einer anti-VEGF-gerich-teten Behandlung kombiniert wird. In einer Phase II-Stu-die erhielten Patienten mit klarzelligem NZK in Erst- undFolgetherapie eine Kombination aus Bevacizumab unddem PD-L1-Antikörper Atezolizumab oder alleinigeCheckpointinhibition bzw. die bisherige Standard-Erstli-nientherapie Sunitinib. Insbesondere Patienten mit einerPD-L1-Expression auf den tumorinfiltrierenden Immun-zellen demonstrierten hierbei ein deutlich verbessertesprogressionsfreies Überleben.

Erste Daten liegen auch für die Kombination von Drittge-nerations-TKI mit PD-(L)1-Antikörpern vor. So zeigte einePhase Ib/II Studie eine akzeptable Verträglichkeit für Pem-brolizumab und Lenvatinib in der Behandlung metasta-sierter solider Tumoren mit deutlicher antitumoraler Akti-vität bei allen aufgenommen Patienten mit NZK (n=63).Bei 10 von 12 (83%) Patienten in der Erstliniensituationund insgesamt 63% aller Studienpatienten konnte nachirRECIST (speziell für die Bewertung des Ansprechens aufeine Immuntherapie entwickeltes Bewertungssystem) ei-ne objektive Remission dokumentiert werden. ÄhnlicheDaten wurden auf der ASCO-Jahrestagung 2017 auch fürdie Kombination des PD-L1-Antikörpers Avelumab mitAxitinib präsentiert.

Für Patienten in gutem Allgemeinzustand werden aberauch Dreierkombinationen aus CTL-A4-Antikörper + PD-(L)1-Antikörper + Drittgenerations-TKI evaluiert. Auf derASCO-Jahrestagung 2017 wurden erste Daten zur Kom-binationstherapie von Ipilimumab, Nivolumab und Cabo-zantinib beim metastasierten Urothelkarzinom vorge-stellt. Eine Phase III-Studie dieser Kombination unter an-derem bei Patienten mit metastasiertem NZK läuft – auchunter Beteiligung deutscher Studienzentren – derzeit an.Noch weitere Substanzen werden mit Checkpointinhibi-toren kombiniert. Eine neue Targetstruktur stellt das so-genannte Tumor Microenvironment dar. Beispielhaft wird

Epacadostat, ein selektiver Hemmer des Enzyms IDO1, inKombinationen evaluiert.

Zur Minderung von Nebenwirkungen der Kombinations-therapien werden aktuell ebenfalls sequenzielle Konzepteuntersucht. Einen Ansatz bietet die Therapieeskalationbei unzureichendem klinischen Effekt der PD-1-Antikör-per-Monotherapie des metastasierte NZK (Erstlinie) derTITAN RCC-Studie. Hier wird die Behandlung mit Nivolu-mab bei fehlendem Ansprechen um Ipilimumab erweitert. Einen weiteren Ansatz bearbeitet die NIVOSWITCH Studie,welche eine Erstlinientherapie mit Sunitinib bzw. Pazopa-nib gerade bei Patienten mit Therapieansprechen (stabileErkrankung, partielle Remission) bereits nach 12 Wochenplanmäßig auf Checkpointinhibition mit Nivolumab (pro-spektiv randomisiert versus Fortsetzung der TKI-Behand-lung) umstellt.

FazitWie in den Vorjahren bieten auch die in diesem Jahr vor-gestellten Daten eine Vielzahl neuer Aspekte urologischerTumortherapie. Dabei stehen einerseits die Reduktion dertherapiebedingten Morbidität sowie der Funktions- undLebensqualitätserhalt im Vordergrund, andererseits gibtes neue Hoffnungen auf innovative Systemtherapien fürBetroffene mit metastasierten Tumorleiden. Die Entwick-lungen verlaufen zum Teil rasant und fordern nicht nurmedizinisch sondern auch ökonomisch und medizine-thisch die kontinuierliche Weiterbildung und Diskussionaller Beteiligten.

Literatur beim Verfasser

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. med. Thomas SteinerHelios Klinikum ErfurtKlinik für UrologieProstatakarzinomzentrum / Schwerpunkt Niere im Onkologischen ZentrumNordhäuser Str. 7499089 ErfurtTelefon 0361-7812201e-Mail [email protected]

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n Der Survival-Benefit der Organer-haltung beim T1-Nierenzellkarzinomzeigt eine Alters- und Geschlechts-abhängigkeit

Elisabeth Lieka, Heiko Wunderlicha,i, Klaus Elsebachb, Hu-bert Göbelc, Xaver Krahd, Andreas W. Krautschick-Wilkense,Josef Schweigerf, Gabriel Steinerg, Thomas Steinerh,i, JoanaHeinzelmanniaKlinik für Urologie und Kinderurologie, St. Georg Kli-nikum Eisenach, bKlinik für Urologie, Ilm-Kreis- Klini-ken Arnstadt-Ilmenau, Standort Ilmenau, cTumorzen-trum Erfurt, dKlinik für Urologie, Helios Klinik Blanken-hain, eKlinik für Urologie, Helios Klinikum Gotha, fAb-teilung für Urologie und Kinderurologie, KatholischesKrankenhaus St. Johann Nepomuk Erfurt, gKlinik fürUrologie, Helios Klinikum Meiningen, hKlinik für Uro-logie, Helios Klinikum Erfurt, iDeutsches NetzwerkNierenzelltumoren, Homburg/Saar

Das Nierenzellkarzinom ist eine Erkrankung des höherenLebensalters. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 68Jahre für Männer und 71 Jahre für Frauen. Die Inzidenzliegt bei über 15.000 Patienten/Jahr mit einer Verteilungvon 3:2 (Männer : Frauen). Damit nimmt das Nierenzell-karzinom mit 3,5 % aller Tumorerkrankungen beim Mannund 2,5 % bei Frauen einen Platz unter den 10 häufigstenTumorentitäten überhaupt ein. Die Mortalität ist mit 2,6 % bei den Männern und 2,1 % bei den Frauen inBezug auf alle Krebserkrankungen relativ gesehen gering.So finden wir auch eine relative 5-Jahres-Überlebensratevon 75 % bei Männern und 77 % bei Frauen, die in denletzten Jahren ansteigend verläuft. Dies resultiert vor al-lem aus der verbesserten Therapie hinsichtlich operativerEingriffe und medikamentöser Therapieverfahren. So istin den aktuellen Leitlinien bereits 2015 der Nierenerhaltbei organbegrenzten Tumoren bis 7 cm (T1-Kategorie)mit einer „Soll“-Empfehlung versehen. Dies resultiert da-raus, dass aus verschiedenen vorangegangenen Studienbekannt ist, dass Patienten mit Organerhalt in dieser Tu-morkategorie ein längeres Gesamtüberleben gegenüberden Patienten haben, die eine komplette Tumornephrek-tomie erhielten. Als Ursache werden hier vor allem kar-diovaskuläre Ereignisse im postoperativen Verlauf ange-sehen, die in Abhängigkeit von der Nierenfunktionsein-schränkung an Häufigkeit zunehmen.

Hintergrund unserer Studie war, dass in den Leitlinienpauschal und altersunabhängig die Indikation zum Orga-nerhalt beim T1-Nierenzellkarzinom gefordert wird. Dader postoperative Überlebensvorteil hochwahrscheinlichaus den weniger auftretenden kardiovaskulären Ereignis-sen bei besserer Nierenfunktion resultiert und diese Er-eignisse erst im Verlauf mehrerer Jahre klinische Relevanzerlangen, ist zu vermuten, dass ab dem Unterschreiten ei-ner gewissen Lebenserwartung dieser Vorteil verloren

geht. Damit stand die Frage, inwieweit ältere Patientenvon einem risikobehafteterem Eingriff überhaupt profi-tieren. Es sollte dabei eine Altersgrenze gefunden werden,ab der die Empfehlung zum Organerhalt relativiert wer-den muss. Zusätzlich sollte diese Abhängigkeit ge-schlechtsabhängig überprüft werden.

Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass in den letztenJahren der Anteil der partiellen Nephrektomien in den 7ausgewerteten Kliniken (Blankenhain, Eisenach, Erfurt He-lios, Erfurt Katholisches Krankenhaus, Gotha, Ilmenau,Meiningen) auf aktuell ca. 90 % angestiegen ist. Das istvergleichsweise hoch, da deutschlandweit nach wie vornur 50 % der T1-Tumoren organerhaltend operiert wer-den. Die Überprüfung des Gesamtüberlebens in den bei-den Gruppen „partielle Nephrektomie“ (1032 Patienten)und „radikale Tumornephrektomie“ (1210 Patienten) istin Abb. 1 ersichtlich. Dabei bestätigt sich der bereits be-kannte Trend, dass Patienten mit partieller Nephrektomie,also Organerhalt, ein längeres Gesamtüberleben aufwei-sen.

Abb. 2 zeigt, dass ab einem Alter von 75 Jahren bei Män-nern kein signifikanter Unterschied zwischen beiden ope-rativen Vorgehensweisen hinsichtlich des Gesamtüberle-bens mehr nachweisbar ist. Bei Patienten bis 75 Jahrenzeigt sich ein signifikanter Vorteil der partiellen Nephrek-tomie.

Dialysepflichtigkeit als Kriterien mit einfließen. Die pau-schale Aussage des zwingenden Organerhaltes bei T1-Nierenzellkarzinom unabhängig von Alter und Geschlechtsollte somit auch in den Leitlinien relativiert werden. Dadie Autoren aktiv in die Erstellung der Leitlinien involviertsind, wird dieser Punkt bei der nächsten AktualisierungDiskussionsgegenstand werden.

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. med. Heiko WunderlichKlinik für Urologie und KinderurologieSt. Georg Klinikum EisenachMühlhäuser Straße 9499817 EisenachTelefon 03691-6982701e-Mail [email protected]

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Abb. 4 Gesamtüberleben bei Männern und bei Frauen ≤75Jahre und >75 Jahre

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Months0 25 50 75 100 125 150 175 200 225

Male

STRATA: Group=PN, Age over 75 yearsCensored Group=PN, Age up to 75 yearsGroup=RN, Age up to 75 years

Censored Group=PN, Age over 75 yearsGroup=RN, Age over 75 yearsCensored Group=RN, Age up to 75 years

Group=PN, Age up to 75 yearsCensored Group=RN, Age over 75 years+++

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p=0,0005

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Months0 25 50 75 100 125 150 175 200

Female

STRATA: Group=PN, Age over 75 yearsCensored Group=PN, Age up to 75 yearsGroup=RN, Age up to 75 years

Censored Group=PN, Age over 75 yearsGroup=RN, Age over 75 yearsCensored Group=RN, Age up to 75 years

Group=PN, Age up to 75 yearsCensored Group=RN, Age over 75 years+++

+++

++++++

p=0,175

p=0,191

Abb.1 Abhängigkeit des Gesamtüberlebens vom Nierenerhalt (PN – partielle Tumor- nephrektomie , RN – radikale Nephrektomie )

Abb. 2 Gesamtüberleben bei Männern ≤75Jahre und >75 Jahre Abb. 3 Gesamtüberleben bei Frauen ≤75Jahre und >75 Jahre

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STRATA: Group=PN, Female, Age over 75 yearsCensored Group=PN, Age up to 75 yearsGroup=PN, Male, Age up to 75 yearsCensored Group=RN, Female, Age over 75 yearsGroup=RN, Male, Age over 75 yearsCensored Group=RN, Male, Age up to 75 years

Censored Group=PN, Female, Age over 75 yearsGroup=PN, Male, Age over 75 yearsCensored Group=PN, Male, Age up to 75 yearsGroup=RN, Female, Age up to 75 yearsCensored Group=RN, Male, Age over 75 years

Group=PN, Female, Age up to 75 yearsCensored Group=PN, Male, Age over 75 yearsGroup=RN, Female, Age over 75 yearsCensored Group=RN, Female, Age up to 75 yearsGroup=RN, Male, Age up to 75 years

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n Hospiz- und Palliativversorgung –gute Versorgungsstrukturen inThüringen

Angelika KrobathLandesvertretung Thüringen, Verband der Ersatz-kassen e.V. (vdek)

Jeder Mensch hat Anspruch auf bestmögliche Lebensqua-lität in der letzten Lebensphase und ein Sterben in Würde.Die amtliche Statistik für das Jahr 2015 weist für Thürin-gen 28.830 Sterbefälle aus. Nach Schätzungen der Deut-schen Gesellschaft für Palliativmedizin benötigen bis zu90 Prozent der Sterbenden eine Palliativversorgung.

Über verschiedene gesetzgeberische Regelungen wurdein den letzten 10 Jahren die Grundlage dafür geschaffen,den Hospiz- und Palliativgedanken in der Regelversor-gung weiter zu verankern. In diesem Zusammenhang lagauch in Thüringen der Schwerpunkt auf dem Aufbau einerqualifizierten, multiprofessionellen und interdisziplinärenZusammenarbeit aller Akteure unter Einbindung ehren-amtlichen Engagements. Die regional in unterschiedlicherAusprägung bereits vorhandenen Strukturen waren dafürzu vernetzen, um flächendeckende und am Bedarf ausge-richtete Versorgungsangebote zu etablieren.

Problematisch erweist sich auch heute noch der vielerortserkennbare Mangel an palliativ-medizinisch bzw. pallia-tiv-pflegerisch weitergebildeten und ambulant tätigenFachkräften mit ausreichender Berufserfahrung. Hierscheint ein Nachholbedarf zu bestehen, um sowohl überdie ambulante Palliativversorgung dem Wunsch vieler Be-

troffener nach Verbleib in der vertrauten Umgebung biszum Lebensende entsprechen zu können.

Bis zu 10 Prozent der Palliativpatienten bedürfen auf-grund eines komplexen Symptomgeschehens einer be-sonders aufwändigen Versorgung, die über ein zwischenÄrzten und Pflegekräften spezifisch abgestimmtes Kon-zept unter Einbeziehung weiterer Professionen sowie desEhrenamtes realisiert wird. Die spezialisierte ambulantePalliativversorgung (SAPV) ist in Thüringen zwischenzeit-lich flächendeckend etabliert und wird zunehmend in An-spruch genommen.

Derzeit können Betroffene landesweit auf ein Versor-gungsnetzwerk wie folgt zurückgreifen:· 6 Hospize für Erwachsen mit 68 Betten, · 1 Hospiz für Kinder/Jugendliche mit 12 Betten,· 247 Palliativbetten in 24 Krankenhäusern,· 11 ambulante SAPV-Teams (Erwachsene), · 1 SAPV-Team zur Versorgung von Kinder und Jugend- lichen,· 68 Vertragsärzte mit palliativ-medizinischer Weiterbil- dung (Onlinedatenbank der Gesundheitsberichterstat- tung des Bundes 2016),· 27 ambulante Hospizdienste mit 1088 Ehrenamtli- chen.

Folgt man der Bedarfsschätzung aus dem aktuellen Weiß-buch der Europäischen Gesellschaft für Palliative Care,werden folgende Ressourcen zur Palliativversorgung be-nötigt:· 80 bis 100 Hospiz- und Palliativbetten pro 1 Mio. Ein- wohner,· 1 ambulanter Hospizdienst pro 40.000 Einwohner,· 1 SAPV-Team pro 100.000 Einwohner.

Tabelle Thüringer Versorgungsstrukturen im Vergleich zu angrenzenden Bundesländern

Hospizplätze (Erwachsene)pro 1 Mio. Einwohner

Palliativbettenpro 1 Mio. Einwohner

SAPV-Teams (Erwachsene)pro 1 Mio. Einwohner

Ambulante Hospizdienst3)

pro 1 Mio. Einwohner

Thüringen

31,3

112,3

5

12,3

Niedersachsen

28,3

33,71)

5,8

10,5

Bayern

14,4

36,9

3,2

13,2

Hessen

34,0

21,21)

3,7

11,3

Sachsen

24,9

56,3

3,9

10,5

Sachsen-Anhalt

28,2

27,21)

4,12)

5,9

Quelle: eigene Erhebungen1) Statistik Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) Stand 31.12.20162) Verträge Ersatzkassen3) Förderfähige Hospizdienste gemäß Bundesrahmenvereinbarung

n Seite 17 nJOURNAL 01/2017

In der Tabelle sind mit Stand August 2017 die ThüringerVersorgungsstrukturen im Vergleich zu den angrenzen-den Bundesländern dargestellt. Erkennbar ist ein sehr gutetabliertes stationäres Netz, das flächendeckend durchambulante Angebote komplettiert wird. Im bundesweitenVergleich steht der Freistaat insbesondere bei der Hospiz-und Palliativbettenzahl auf einem Spitzenplatz.

Mit den aktuell in Planung/Bau befindlichen stationärenHospizen wird sich in diesem Segment das Platzangebotfür Thüringen im Vergleich zum Stand heute um mehr als40 Prozent erhöhen. Die regionale Verteilung der Hospiz-plätze führt allerdings nur punktuell zu mehr Wohnort-nähe in der Versorgung. Die bisher beklagte regionaleUngleichverteilung der Angebote ändert sich nicht grund-legend. Bei Fahrtzeiten zwischen den neuen Standortenbzw. zu schon bestehenden Hospizen von teilweise deut-lich geringer als einer Stunde sind Konkurrenzsituationenaufgrund räumlicher Nähe nicht auszuschließen.

ResümeeVor dem Hintergrund der absehbaren Bevölkerungsent-wicklung in Thüringen mit einem wachsenden Anteil äl-terer und hochbetagter Menschen besteht die Notwen-digkeit einer ständigen Überprüfung der Angebotsstruk-turen mit dem Ziel, die Qualität und Wirtschaftlichkeit

der Versorgung unter Berücksichtigung der regionalenVerteilung der Angebote im Freistaat sicher zu stellen.Insbesondere im Bereich der stationären Hospizversor-gung sollte einer weiteren ungesteuerten Ausweitung derKapazitäten entgegen gewirkt werden. Eine gemeinsamePositionierung von Politik und Kostenträgern in dieser Fra-ge könnte hier wirksame Signale setzen.

Korrespondenzadresse:

Angelika KrobathReferatsleiterin PflegeVerband der Ersatzkassen e.V. (vdek)Landesvertretung ThüringenLucas-Cranach-Platz 299099 ErfurtTelefon: 0361-4425211E-Mail: [email protected]

n Sparda-Bank Berlin unterstützt das Erfurter Tumorzentrum weiter

Am Beginn des Symposiums „Update Nierenzellkarzinom 2017“ am 22.11.2017 im Augustinerkloster Erfurt über-gab die Leiterin der Erfurter Filiale der Sparda-Bank Berlin, Frau Busse, dem Tumorzentrum symbolisch einen Spen-den-Scheck in Höhe von 35.000 €. Der Vorsitzende des Tumorzentrum Erfurt e.V., Prof. Albrecht Stier, nahm denScheck hocherfreut entgegen und bedankte sich unter dem Beifall der Anwesenden sehr herzlich für die erneutegroßzügige Unterstützung durch die Sparda-Bank Berlin.

Das aus Erträgen einer Gewinnspar-Lotterie stam-mende Geld soll zur Finanzierung einer Dokumenta-tionsassistentenstelle für das Klinische KrebsregisterErfurt eingesetzt werden, um den Altdatenbestanddes Registers weiter pflegen zu können. Von den imErfurter Register dokumentierten 160.000 Tumorenist bei ca. 90.000 weiter mit eingehenden Meldun-gen zu rechnen, weil die betreffenden Patienten er-freulicherweise noch leben. Ab 2018 wird es für die-se Dokumentationsleistungen aber keine Finanzie-rung mehr geben, da die Krankenkassen nur dienach Inkrafttreten des Thüringer Krebsregisterge-setzes neu diagnostizierten Fälle mit einer Fallpau-schale vergüten werden. Dank der Spende der Spar-da-Bank wird es möglich, den seit 1993 aufgebau-ten umfangreichen und wertvollen Datenbestanddes Erfurter Krebsregisters fortzuführen.

n Seite 18 n JOURNAL 01/2005JOURNAL 01/2017

n 30. Onkologische Konferenz desTumorzentrum Erfurt e.V. fand am3. und 4. November 2017in Eisenach statt

Die im Herbst stattfindende Onkologische Konferenz istdie jährliche Hauptveranstaltung des Tumorzentrum Er-furt e.V. Die diesjährige Jubiläumsveranstaltung an tradi-tioneller Tagungsstätte im Haus Hainstein Eisenach warwieder gut besucht und zählte 123 Teilnehmer.

Neben der Vermittlung aktuellen Wissens ist die Förde-rung von Interdisziplinarität, Kommunikation und Koope-ration aller Versorgungsbereiche im Einzugsgebiet des Tu-morzentrums ein wichtiges Ziel dieser Konferenz, dennnur auf der Basis eines funktionierenden regionalen Netz-werkes kann eine ständig verbesserte Betreuung aller Tu-morpatienten erreicht werden. Die Themenauswahl be-rücksichtigt daher sowohl Innovationen in der Onkologieals auch Probleme der praktischen Umsetzung und istgleichermaßen an niedergelassene und klinisch tätige Ärz-te gerichtet.

Unter dem Titel „Highlights 2017 – Innovationen in derTumordiagnostik und –therapie einzelner Fachbereiche“referierten in diesem Jahr 10 Fachvertreter verschiedenerDisziplinen und gaben den Teilnehmern ein Überblick über

die neuesten Entwicklungen in der Diagnostik und Thera-pie von Tumoren.

Im Programmteil „Neues aus der Forschung“ wurde dieRolle von Bewegung und Sport bei der Prävention vonKrebs und im Rahmen der Tumortherapie anhand aktuel-ler Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe Onkologi-sche Bewegungsmedizin, einem Gemeinschaftsprojektder Klinik für Innere Medizin I des UniversitätsklinikumsKöln und der Deutschen Sporthochschule Köln im Cen-trum für Integrierte Onkologie Köln Bonn, näher beleuch-tet.

In einem umfassenden Vortrag des amtierenden Präsi-denten der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- undViszeralchirurgie (DGAV), Prof. Dr. Albrecht Stier, ging esum das Thema „Qualitätsmessung im Gesundheitswesen– zwischen Transparenz und Verunsicherung“.

Inzwischen zu einem festen Bestandteil des Programmsist das „Junge Forum Onkologie“ geworden. Es gibt jün-geren Ärztinnen und Ärzten die Gelegenheit, eigene Bei-träge zu onkologischen Themen zu präsentieren. DiesesAngebot fand mit 12 eingereichten Beiträgen erneut einegute Resonanz. Die im Folgenden vorgestellten drei Vor-träge wurden prämiert.

Die diesjährigen Preisträger des Jungen Forum Onkologie: Dr. med. Cathleen Heinemann, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Sophien- und Hufe-land-Klinikum Weimar, Elis Bayram, 4. Medizinische Klinik des Helios Klinikum Erfurt, und MUDr. Tomás Nácovsý, Institut für Pathologie des Helios KlinikumErfurt (v.l.n.r.)

n Seite 19 nJOURNAL 01/2017

n Simultanes spindelzelligesRhabdomyosarkom und Seminomder testikulären Region

Abstrakt des Vortrags zum „Jungen Forum Onkologie“auf der 30. Onkologischen Konferenz des Tumorzen-trum Erfurt e.V. am 3. und 4. November 2017in Eisenach

Tomáš NácovskýInstitut für Pathologie, Helios Klinikum Erfurt

EinleitungZu den häufigsten Tumoren der testikulären Region ge-hören im Erwachsenenalter reine Seminome und ge-mischte maligne Keimzelltumoren; somit überwiegenbösartige Tumoren. Das Tumorspektrum im Kindesalterist unterschiedlich mit dominierenden benignen Neopla-sien (75%). Unter den pädiatrischen Malignomen der Ho-denregion tritt ein Dottersacktumor am häufigsten auf.

Ein Rhabdomyosarkom sowie sonstige mesenchymale Tu-moren werden in dieser Region nur sehr selten diagnos-tiziert. Es wurden jedoch in der paratestikulären Lokalisa-tion alle allgemeinen Typen des Rhabdomyosarkoms inder Fachliteratur beschrieben – neben einem besser be-kannten embryonalen, alveolären bzw. pleomorphenRhabdomyosarkom-Typ auch ein generell seltenes spin-delzelliges Rhabdomyosarkom, das durch seine vorwie-gend spindelförmigen Tumorzellen diagnostische Schwie-rigkeiten bei einer histologischen Untersuchung machenund beispielsweise ein Leiomyosarkom imitieren kann.Laut WHO 2013 wird das spindelzellige Rhabdomyosar-kom als selbstständiger Rhabdomyosarkom-Typ klassifi-ziert. Man findet allerdings auch Publikationen, die immernoch die Bezeichnung „spindelzellige Variante eines em-bryonalen Rhabdomyosarkoms“ verwenden, seltenerauch Artikel mit der Bezeichnung „spindelzelliges pleo-morphes Rhabdomyosarkom“. Somit besteht eine ver-mutliche Überlappung zwischen einem embryonalen,pleomorphen und spindelzelligen Rhabdomyosarkom.

Wir publizierten aus der Sicht von Pathologen eine Welt-rarität – einen Fall, wo ein ohnehin sehr seltenes parates-tikuläres, spindelzelliges Rhabdomyosarkom noch mit ei-nem Rhabdomyom gemischt ist und darüber hinaus eineKoinzidenz mit einem räumlich getrennten simultanenSeminom desselben Hodens aufweist.

Klinische Angaben, makroskopische UntersuchungBeim präsentierten unikalen Fall, betreffend einen 25-jäh-rigen Patienten, gelangte ein rechtsseitiges Semikastrati-onspräparat zur pathologischen Untersuchung. Laut kli-nischer Angabe bestand hochgradiger Verdacht auf einenMarker-negativen Hodentumor des Oberpols. Während der makroskopischen Untersuchung (Zuschnitt) wurdetatsächlich am Hodenoberpol, konkret an der Grenze zwi-

Abb. 1 Makroskopie

schen dem Hodenparenchym und dem paratestikulärenWeich-/Fettgewebe, ein Tumor identifiziert, 1,7 cm imDurchmesser messend, von derber Konsistenz. Danebenfanden wir aber noch einen zweiten Tumorherd im Ho-denparenchym des Unterpols, der klinischerseits nicht an-gezeigt wurde. Der Tumor Nr. 2 stellte sich mit einer Größevon 1,8 cm und prallelastischer Konsistenz dar.

Histologische Untersuchung, Immunhistochemie, GenetikDer Tumor Nr. 1 setzte sich konventionell-histologisch ausunterschiedlichen Arealen zusammen – aus überwiegen-den zelldichten Arealen mit fast ausschließlich spindelför-migen gering bis mäßig pleomorphen Zellen sowie ausAbschnitten mit angehäuften unregelmäßigen, großen,hochgradig atypischen, teils rhabdoiden (mit großem eo-sinophilem Zytoplasma) Zellen. Es konnten morphologi-sche Zeichen einer Lymphgefäßinvasion beschrieben wer-den. Wegen der rhabdoiden Zellen wurden Rhabdomyo-sarkom-Antigene sarkomerisches Aktin, MyoD und Myo-globin immunhistochemisch mit jeweils mit positivem Er-gebnis untersucht – beim sarkomerischen Aktin auch inden spindelförmigen Zellen, bei MyoD bzw. Myoglobinnur in den Tumorzellen mit dem rhabdoiden Phänotyp.

Abb. 2 Dominierende spindelförmige Tumorzellen des Rhabdomyo- sarkoms (100x)

n Seite 20 n JOURNAL 01/2005JOURNAL 01/2017

H-Caldesmon als Antigen eines differenzialdiagnostischbedachten Leiomyosarkoms wurde nur in wenigen Tu-morzellen immunreaktiv, sodass sich aus der Kombinationder Morphologie und der Immunhistochemie die Diagno-se eines spindelzelligen Rhabdomyosarkoms ergibt.

Der Mitosemarker PHH3 zeigte eine sehr rege mitotischeSarkomaktivität mit 59 Mitosefiguren / 10 HPF. Auch dieKi67-Proliferationsrate war logisch hoch, zwischen 30-40 %. Obwohl keine Nekrosen sichtbar waren (0 Punk-te), reichte die mitotische Aktivität (3 Punkte) und die z.T.schlechte Differenzierung (3 Punkte) zur Diagnose einesSarkomgrades 3 nach FNCLCC aus (Summenscore 6 Punk-te).

Mittels FISH schlossen wir typische Translokationen einesalveolären Rhabdomyosarkoms – t(1;13) mit FusionsgenPAX7-FOXO1 bzw. t(2;13) mit Fusionsgen PAX3-FOXO1 –aus, die bei einem spindelzelligen Rhabdomyosarkomnicht vorhanden sein sollen. Dabei wiesen wir zufällig zu-sätzliche Signale aus dem Chromosom 13 nach, am ehes-ten als Hinweis auf eine intratumorale Trisomie 13. DieBestätigung der Trisomie mittels einer klassischen Zyto-genetik war am formalinfixierten und paraffineingebet-teten Präparat nicht möglich. Eine Trisomie 13 wurde inder Literatur beim embryonalen Rhabdomyosarkom be-schrieben, neben diversen weiteren möglichen Chromo-somenaberrationen. Die Trisomie 13 bei unserem spin-dellzelligen Rhabdomyosarkom könnte also eine gewisseBeziehung zwischen dem embryonalen und dem spindel-zelligen Rhabdomyosarkom andeuten, d.h. den Terminus„spindelzellige Variante eines embryonalen Rhabdomyo-sarkoms“ fördern. Eine komplexe molekularpathologischeUntersuchung (Next Generation Sequencing) von Genen,die bei nichthämatologischen Malignomen am häufigstenmutiert sind, zeigte keine Mutationen in diesen Genen.

Das Rhabdomyosarkom war darüber hinaus mit einer be-nigne erscheinenden Rhabdomyom-artigen Komponentegemischt, wo rhabdoide Zellen mit großem eosinophilem

Zytoplasma keine signifikanten Atypien aufwiesen undwo der Proliferationsindex, an Ki-67 gemessen, nur < 1%betrug.

Der räumlich getrennte Tumor Nr. 2 stellte mit seiner „wieNüsse im Sack“-Morphologie, typisch für ein klassischesSeminom, allein keine Rarität dar, unikal ist aber seine Ko-inzidenz mit dem spindelzelligen Rhabdomyosarkom. Esbestand eine beginnende mikroskopische Invasion ins pa-ratestikuläre Weichgewebe, die noch keine Höherstufungim Rahmen der TNM-Ausbreitungsklassifikation hieß. AlsPräkanzerose des Seminoms war in seiner Umgebung eineKeimzellneoplasie in situ erkennbar - vollständig unreifeTubuli seminiferi, die im Gegensatz zu normalen Hoden-kanälchen eine vermehrte zytoplasmatische PAS-Positivi-tät und diffus kräftig positive Immunreaktionen fürCD117, PLAP (plazentale alkalische Phosphatase) bzw.OCT3/4 aufwiesen. CD117, PLAP sowie OCT3/4 warenauch in den invasiv wachsenden Seminomzellen positiv.

ZusammenfassungDer präsentierte Fall ist aus mehreren Gründen einzigar-tig. Erstens, ein räumlich getrenntes simultanes Rhabdo-myosarkom und Seminom der testikulären Region wur-den bisher nicht beschrieben. Bekannt sind lediglich ge-mischte Seminome + Sarkome und gemischte Sarkome+ maligne Keimzelltumoren + Teratome. Zweitens, einMischtumor der testikulären Region bestehend aus einemRhabdomyosarkom und einem Rhabdomyom wurde, so-weit uns bekannt ist, auch bislang nie publiziert und ex-tratestikulär wurde lediglich von einem einzigen Fall miteinem gemischten Rhabdomyosarkom + Rhabdomyomdes Uterus berichtet. Drittens, wenn schon ein spindelzel-liges Rhabdomyosarkom auftritt, dann eher paratestiku-lär bei kleineren Kindern oder im Kopf-Hals-Bereich beiErwachsenen.

Neben der in der Einleitung erwähnten wahrscheinlichenÜberlappung zwischen dem spindelzelligen Rhabdomyo-Abb. 3 In der Mitte große rhabdoide Tumorzellen des Rhabdomyosarkoms

(400x)

Abb. 4 Rhabdomyom-artige Komponente des Rhabdomyosarkoms (100x)

n Seite 21 nJOURNAL 01/2017

sarkom und dem embryonal bzw. pleomorphen Rhabdo-myosarkom kann aufgrund der zumindest zwei Fälle mitgemischten Rhabdomyomsarkomen-Rhabdomyomen ei-ne mögliche Beziehung zwischen einem Rhabdomyosar-kom und einem Rhabdomyom erwogen werden, unter-stützt dadurch, dass beide Tumoren eine Differenzierungin Richtung quergestreifter Muskulatur zeigen. Bisherwurde aber das seltene benigne Rhabdomyom nicht zueiner anerkannten Präkanzerose für das maligne Rhabdo-myosarkom erklärt. Ob auch das spindelzellige Rhabdo-myosarkom und das Seminom bei unserem Fall etwasmiteinander zu tun hatten oder ob ihre Koinzidenz zufäl-lig war, lässt sich nur schwer beantworten. Auf den erstenBlick haben diese zwei Entitäten kaum gemeinsame Cha-rakteristiken - das eine ist ein Weichteiltumor mit Herkunftaus dem paratestikulären Weichgewebe, das andere einKeimzelltumor des Hodenparenchyms selbst mit einer be-kannten Vorläuferläsion in den Tubuli seminiferi (Keim-zellneoplasie in situ). Seltene, z.B. genetische gemeinsa-me Risikofaktoren können wir dennoch nicht eindeutigausschließen.

Die Prognose des Patienten ist hoffnungsvoll. Als günstigeFaktoren lassen sich eine generell sehr gute Prognose beiSeminomen, eine pT1-Kategorie bei beiden Tumoren, kei-ne klinische Angabe von Metastasen sowie eine R0-Re-sektion aufzählen. Erfreulich sind auch Daten bezüglichpädiatrischer spindelzelliger Rhabdomyosarkome im Sta-dium I-II mit einem 5-jährigen Überleben von 95%, wenn-gleich unser Patient schon vor einigen Jahren die Volljäh-rigkeit erreichte. Die nachgewiesene Invasion in Lymph-gefäße und eine in der Literatur angegebene Metastasen-und/oder Rezidivrate von ca. 40-50 % für spindelzellige

Rhabdomyosarkome im Erwachsenenalter gelten jedochals Warnzeichen.

Literatur

• Fletscher, C. et al.: WHO Classification of Tumours of Soft Tissue and Bone. 2013.• Klöppel, G. et al.: Pathologie - Urogenitale und Endokrine Organe, Gelenke und Skelett [online]. 3rd ed. Springer, 2016 [cited 19 Nov 2017]. Available from: https://books.google.cz/books?id=E1rCgAAQBAJ&pg= PA54&lpg=PA54&dq=seminom+n%C3%BCsse+im+sack&source= bl&ots=vqyaXF5iPR&sig=3OD8EKlVQtrzTzEoOK_v6i8ZiQo&hl= c s & s a = X & v e d= 0 a h U K Ew j T 6 p u p - p r X A h V j D 5 o K H f w - CCIQ6AEIQjAH#v=onepage&q=seminom%20n%C3%BCsse%20im% 20sack&f=false.• Kumar, R. et al.: Soft Tissue Sarcomas. https://radiologykey.com/soft- tissue-sarcomas/ (accessed Nov 19, 2017).• Petersson, F. et al.: Low-grade sarcoma in classical seminoma - the first case reported. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/ PMC2810000/ (accessed Nov 19, 2017).• Guo, C. et al.: Testicular Germ Cell Tumors with Sarcomatous Compo- nents: An Analysis of 33 Cases. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/ articles/PMC3812063/ (accessed Nov 19, 2017).• Jacques, S. et al.: Uterine mixed embryonal rhabdomyosarcoma and fetal rhabdomyoma.. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8428702 (accessed Nov 19, 2017).• Furlong, M. et al.: Pleomorphic Rhabdomyosarcoma in Adults: A Clini- copathologic Study of 38 Cases with Emphasis on Morphologic Variants and Recent Skeletal Muscle-Specific Markers. https://www.nature.com/articles/3880357 (accessed Nov 19, 2017).

Korrespondenzadresse:

MUDr. Tomáš NácovskýHelios Klinikum ErfurtInstitut für PathologieNordhäuser Str. 7499089 ErfurtTelefon: 0361-7812777 E-Mail: [email protected]

Abb. 5 Tumor Nr. 2 (klassisches Seminom) und Keimzellneoplasie in situ (100x)

Abb. 6 Schema mit (fraglicher) Beziehung eines Seminoms und eines spindelzelligen Rhabdomyosarkoms zueinander und zu anderen Entitäten

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n Erstdiagnose eines atypischenPlexuspapilloms im frühen Wochenbett

Abstrakt des Vortrags zum „Jungen Forum Onkologie“auf der 30. Onkologischen Konferenz des Tumorzen-trum Erfurt e.V. am 3. und 4. November 2017in Eisenach

Cathleen HeinemannKlinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Sophien- undHufeland-Klinikum Weimar

FallberichtEine 36-jährige III.-Gebärende stellte sich in der 39.Schwangerschaftswoche mit kräftiger Wehentätigkeitund bereits vollständig eröffnetem Muttermund im Kreiß-saal des Klinikums Weimar vor. Bereits nach kurzer Zeitkam es zur Spontangeburt eines lebensfrischen, hypotro-phen Mädchens mit einem Geburtsgewicht von 2520g.Bei der Patientin bestand zu diesem Zeitpunkt ein ausge-prägter Infekt der oberen Atemwege, welcher seit etwa 4 Wochen bestand und nicht adäquat therapiert wordenwar. Anamnestisch war aus der Schwangerschaft eine an-haltende Übelkeit sowie ein rezidivierender Singultus auf-fällig. Die Patientin folgte der empfohlenen fachärztlichenAbklärung jedoch nicht.

Zur Aufnahme dominierten eine ausgeprägte Schwächeund Ausgezehrtheit das klinische Bild der Patientin. Am 1. postpartalen Tag wurde bei Husten und Auswurf dieVerdachtsdiagnose einer Pneumonie röntgenologisch be-stätigt und die entsprechende Therapie eingeleitet.

Abb. 1 MRT Schädel: Hydrozephalus (Ventrikulomegalie beidseits)

Abb. 2 MRT Schädel: Tumor der hinteren Schädelgrube

Am Folgetag beklagte die Patientin zusätzlich Kopf-schmerzen und das Sehen von Doppelbildern. Nach derneurologischen Untersuchung mit Nachweis eines Nackenbeugeschmerzes, einer fazialen Schwäche links so-wie Heiserkeit mit Verdacht auf eine Rekurrensparese wur-de die zerebrale Bildgebung mit MRT initiiert. Hierbei zeig-te sich eine ausgedehnte Raumforderung der hinterenSchädelgrube (46 x 45 x 67 mm, vgl. Abb. 2) übergreifendauf den Spinalkanal (Abb. 3), die Medulla oblongata undden Pons. Diese verlegte den IV. Ventrikel vollständig, sodass es zum Aufstau des supratentoriellen Ventrikelsys-tems (vgl. Abb. 1) mit Zeichen des transependymalen Li-quorübertritts kam.

Wegen drohender Einklemmung wurde die Patientin di-rekt aus dem MRT auf die Intensivstation übernommenund von dort aus in die Klinik für Neurochirurgie des Uni-versitätsklinikums Jena verlegt. Dort kam es innerhalb we-niger Stunden zur Somnolenz, so dass am Folgetag eineexterne Ventrikeldrainage rechts frontal angelegt wurde. Nach Stabilisierung der pulmonalen Situation erfolgte am5. postpartalen Tag die mikrochirurgische Tumorresektionüber einen medialen suboccipitalen Zugang. Aufgrundder ungünstigen Tumorlokalisation musste ein kleiner Tu-morrest belassen werden. Die postoperative Beatmungs-entwöhnung gestaltete sich erschwert, so dass die Pa-tientin erst nach 1 Woche extubiert werden konnte. Dieneurologische Symptomatik war bis auf kleine Residuenrückläufig.

Histologisch ergab sich ein atypisches Plexuspapillom(WHO Grad II). Die Empfehlung der Tumorkonferenz lau-tete: Radiatio nach abgeschlossener neurologischer AHB.In diese wurde die Patientin einen Monat nach der Geburtihres 3. Kindes entlassen. Der Tumorkonferenzempfeh-

n Seite 23 nJOURNAL 01/2017

Abb. 3 MRT Schädel: Übergriff des Tumors auf den Spinalkanal

lung folgte die Patientin nicht. Nach einem Jahr war imMRT jedoch kein Tumorprogress nachweisbar.

Hirntumore in der SchwangerschaftTumore treten in der Schwangerschaft mit einer Inzidenzvon ca. 1 auf 1000 Schwangerschaften auf (Oduncu et al.2003) und die Erstdiagnose eines Hirntumors kommt nurin 3-15 auf 100.000 Schwangerschaften vor (Taylan et al.2014). In einem solch seltenen Fall besteht ein ausge-prägter Konflikt zwischen der Notwendigkeit der raschenTherapieeinleitung für die Mutter und der Vermeidungfetaler therapiebedingter Schädigungen. In der Schwan-gerschaft besteht kein erhöhtes Hirntumorerkrankungsri-siko, aber vorbestehende Tumore können hormon-rezep-torbedingt wachsen (Goldstein und DeAngelis 2002) oderdurch die Zunahme des peritumoralen Ödems im 2. und3. Trimenon symptomatisch werden (Stevenson u.Thompson 2005, Karnad u. Guntupalli 2005). Dabei ge-staltet sich die Diagnosestellung durch eine Überschnei-dung einiger typischer Symptome bei Hirntumoren mitschwangerschaftstypischen Beschwerden, wie z.B. Übel-keit und Erbrechen, erschwert. Die Therapie richtet sichganz individuell nach der Tumorentität und deren Wachs-tumsgeschwindigkeit, der neurologischen Symptomatikund deren Progredienz in der Schwangerschaft, dem Ge-stationsalter bei Diagnosestellung sowie der Dringlichkeitdes Kinderwunsches. Prinzipiell können eine symptoma-tische Therapie mit ausgewählten Medikamenten genau-so wie eine operative Therapie in der Schwangerschaft er-folgen – letztere mit erhöhtem Risiko der Frühgeburt. Aufeine Bestrahlung sollte verzichtet werden. Für das Entbin-dungsmanagement gelten eine erhöhte Hirndrucksymp-tomatik wegen der Herniationsgefahr als Sectioindikati-on. Die entscheidende Frage ist letztlich der Entbindungs-zeitpunkt, welcher aufgrund der Frühgeburtlichkeits-

komplikationen zumindest nach der 28. SSW gewähltwerden sollte.

Die Plexuspapillome im Speziellen stellen eine seltene Tu-morentität von nur 0,5% aller Hirntumoren dar. Ausge-hend vom Epithel des Plexus choroideus werden mit auf-steigendem Malignitätsgrad (WHO Grad I-III) Plexuspapil-lome, atypische Plexuspapillome und Plexuskarzinomeunterschieden. Die Therapie sollte operativ erfolgen undbei verbliebenem Tumorrest wird die adjuvante Radiatiodiskutiert. Die 5-Jahres-Überlebensrate bei atypischemPlexuspapillom liegt bei etwa 70 % (Cannon et al. 2015).

FazitDas atypisches Plexuspapillom ist seltene Tumorentität,dessen Auftreten in der Schwangerschaft eine Rarität dar-stellt. Die verspätete Diagnosestellung ist in unserem Falldurch die unspezifische Symptomatik im Rahmen derSchwangerschaft (Übelkeit und Singultus) und die Abklä-rungsverweigerung durch die Patientin erfolgt. Damit hatsich die Patientin mit der Entbindung in eine lebensge-fährliche Situation gebracht – es drohte die Einklemmungwährend der Pressphase. Letztlich kam durch die Erstdi-agnose im Wochenbett für uns Behandler aber das thera-peutische Dilemma in der Schwangerschaft nicht zumTragen. Es wurde eine gesunde, reife Tochter geboren. Inwieweit die verspätete Diagnosestellung und die Ableh-nung der Radiatio die Überlebenszeit der Patientin beein-flussen werden, bleibt offen.

Literatur

1. Neurologische Erkrankungen in der Schwangerschaft. Berger, Luef, Brezinka2. Oduncu FS, Kimmig R, Hepp H, Emmerich B. Cancer in pregnancy: maternal-fetal conflict. J Cancer Res Clin Oncol 2003: 1293. Taylan, Akdemir, Zeybek et al. Recurrent brain tumor with hydrocephalus in pregnancy. J Obstet Gynaecol Res. 2015 Mar;41(3)4. Goldstein, DeAngelis. Nervous system neoplasms. Adv Neurol 2002 90: 157–1735. Stevenson, Thompson. The clinical management of intracranial neo- plasms in pregnancy. Clin Obstet Gynecol 2005; 486. Karnad, Guntupalli. Neurologic disorders in pregnancy. Crit Care Med. 2005 Oct;337. Cannon, Mohindra, Gondi et al.. Choroid plexus tumor epidemiology and outcomes: implications for surgical and radiotherapeutic manage- ment. J Neurooncol. 2015 Jan;121

Korrespondenzadresse:

Dr. med. Cathleen HeinemannSophien- und Hufeland-Klinikum WeimarKlinik für Gynäkologie und GeburtshilfeHenry-van-de-Velde-Straße 99425 WeimarTelefon 03643-571600E-Mail [email protected]

n Seite 24 n JOURNAL 01/2005JOURNAL 01/2017

n Ein seltenes Lymphom –Interdisziplinarität

Abstrakt des Vortrags zum „Jungen Forum Onkologie“auf der 30. Onkologischen Konferenz des Tumorzen-trum Erfurt e.V. am 3. und 4. November 2017in Eisenach

Elis Bayram4. Medizinische Klinik, Helios Klinikum Erfurt

Ein 67-jähriger Mann, der bis dato außer einer gut kon-trollierten arteriellen Hypertonie keine Vorerkrankungenhatte, klagte im Januar 2017 über beidseitige Fußschwel-lungen. Die kardiologischen und die angiologischen Un-tersuchungen brachten keinen Aufschluss. In Kombinati-on mit Morgensteifigkeit an den Händen wurde der Ver-dacht auf eine rheumatische Erkrankung gestellt. Es er-folgte eine ambulante rheumatologische Behandlung beiunspezifischer Polyarthritis (Verdacht auf rheumatoide Ar-thritis) mit Hydroxychloroquin und Methotrexat. Im Mai2017 bemerkte der Patient erstmalig einen umschriebe-nen, rötlich-lividen Knoten proximal des rechten Malleo-lus medialis. Dieser wurde als Rheumaknoten gewertetund lokal mit Prednisolon behandelt. Im Verlauf wurdeder Knoten jedoch deutlich größenprogredient undschmerzhaft. Im August verschlechterte sich der lokaleBefund extrem mit mehreren nekrotisch belegten Ulzera-tionen mit entzündlicher Komponente. Der Patient wurdein die Chirurgische Abteilung des Katholischen Kranken-hauses in Erfurt aufgenommen. Bei Verdacht auf Rheu-maknoten/Granulom DD Vaskulitis erfolgte am21.08.2017 die chirurgische Wundrevision mit Exzisions-biopsie.

Die histologische Untersuchung erfolgte im Institut fürPathologie des Helios Klinikum Erfurt. Die Biopsie ergabeine Infiltration durch lymphozytär imponierende Zellpro-liferate, die kräftig immunreaktiv für CD20 und Mum1sowie schwach positiv für BCL2 waren. Die Proliferations-rate war deutlich gesteigert (Ki67-Index ca. 70%). Es zeig-ten sich eine Monoklonalität für die B-Zellreihe und einePolyklonalität für die T-Zellreihe. Nach einer institutsinter-nen Fallkonferenz konnte man sich auf die Diagnose “Pri-mär kutanes diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom vomBein-Typ, engl. PC-DLBCL leg type“ einigen.

Dieses Lymphom ist eine eigene Entität nach der WHO-Klassifikation 2008 und gehört zu den primär kutanenLymphomen, deren Inzidenz 0,5-1/100000/Jahr beträgt.Einen Groβteil der primär kutanen Lymphome machendie T-Zell-Lymphome aus, zu denen unter anderem dasSézary-Syndrom und Mycosis fungoides gehören. Der An-teil der B-Zell-Lymphome beträgt ca. 25%. Zu den primärkutanen B-Zell-Lymphomen gehören drei Hauptentitäten:primär kutanes follikuläres Lymphom, primär kutanesMarginalzonenlymphom und primär kutanes diffuses

großzelliges B-Zell-Lymphom vom Bein-Typ. Die erstenbeiden sind indolente Lymphome mit exzellenter Progno-se (5-JÜR>95%). Im Gegensatz dazu ist das PC-DLBCL legtype ein hochmalignes Lymphom mit aggressivem Ver-lauf. Es macht 1-4% von allen primär kutanen Lympho-men aus. PC-DLBCL leg type betrifft vor allem ältere Men-schen (medianes Alter 70 Jahre). Dabei sind Frauen häu-figer betroffen als Männer (2:1 bis 4:1). Trotz der Bezeich-nung “leg type” sind bei 10-15% aller Fälle die Läsionenaußerhalb der unteren Extremitäten lokalisiert. Die Gene-se ist unklar. Möglicherweise handelt es sich um eine lym-phoproliferative Antwort auf bestimmte Antigene in derHaut. Es wurden HHV6- und HHV8-Positivität in den neo-plastischen Zellen sowie eine positive Borrelien-Serologieberichtet. Die Rezidivrate des PC-DLBCL leg type ist mit>50% der Fälle recht hoch und es besteht eine Tendenzzum extrakutanen Befall (LK, KM, ZNS). Die Prognose istungünstig. Das 5-Jahresüberleben beträgt zwischen 30%und 60%. Bestimmte Risikofaktoren (Alter>75 Jahre, mul-tiple Beinläsionen, bcl-2-Positivität, früher und extrakuta-ner Progress) sind mit einer schlechteren Prognose desPC-DLBCL leg type assoziiert.

Nach der Diagnosestellung und ambulanter Vorstellungin der Dermatologie des Helios Klinikum Erfurt wurde derPatient am 04.09.2017 in die 4. Medizinische Klinik (Hä-matologie und internistische Onkologie) des Helios Klini-kum Erfurt zur weiteren Diagnostik und Therapie verlegt.Bei Aufnahme sahen wir eine 10x10cm große Ulzerationmit Hautnekrosen und eitriger Entzündung im Bereichdes rechten Malleolus medialis (Abb. 1). Außerdem mani-festierte sich das PC-DLBCL mit fünf weiteren derben Kno-ten an beiden Beinen. Der Patient litt unter starken, opio-idbedürftigen Schmerzen vor allem im rechten Bein. Eineeindeutige B-Symptomatik war nicht zu eruieren. Parakli-nisch bestanden eine leichte Leukozytose und ein mäßigerhöhtes CRP. Die LDH war normal und die Borrelien-Se-rologie war negativ. Das thorako-abdominelle Staging-CT, das bereits vor der Verlegung im Katholischen Kran-

Abb. 1 Lokalbefund unmittelbar vor Start der Systemtherapie Rituximab+CHOP-14

kenhaus Erfurt durchgeführt worden war, zeigte keinepathologischen Lymphknotenschwellungen. Wir führtennoch eine Knochenmarkpunktion durch, die eine Infiltra-tion durch das Lymphom ausschließen konnte.

Die Therapie der indolenten primär kutanen B-Zell-Lym-phome beschränkt sich in erster Linie auf Radiotherapieund chirurgische Exzision sowie “watch and wait“ beimultiplen asymptomatischen Herden. Im Gegensatz dazuist zur Behandlung des PC-DLBCL leg type eine systemi-sche Immunchemotherapie erforderlich ggf. in Kombina-tion mit lokaler Bestrahlung. Wir entschieden uns bei un-serem Patienten für 6-8 Zyklen Immunchemotherapienach dem R-CHOP 14-Schema und begannen mit der The-rapie unmittelbar am 05.09.2017. Um den 14-tägigenAbstand einhalten zu können, wurde supportiv G-CSF (Fil-gastrim) appliziert. Außerdem erfolgte eine resisto-grammgerechte antibiotische Therapie bei Nachweis vonmehreren Keimen im Wundabstrich. Zur Beurteilung desexazerbierten entzündeten Ulcus am rechten Malleolusstellten wir den Patienten unseren unfallchirurgischenKollegen vor, die eine Indikation zu Debridement undVAC-Verband sahen. Dementsprechend wurden dasWunddebridement mit Nekrosektomie und die VAC-An-lage in Allgemeinanästhesie am 19.09.2017 (Tag 15 nachBeginn der Systemtherapie) durchgeführt. Nach Wundre-vision und VAC-Wechsel im Vorfeld konnten die Unfall-chirurgen am Tag 29 nach Beginn der Systemtherapie eineHauttransplantation mit Spalthaut vom Oberschenkel desPatienten durchführen. Auf diese Weise konnte der ne-krotische und infizierte Ulcus behandelt werden (Abb. 2).

Das Ansprechen auf die Systemtherapie zeigte sich in derkompletten Remission von vier der initial fünf tastbarenLymphomherden. Aktuell wird die systemische Immun-chemotherapie fortgeführt. Weitere Therapieoptionen alsErhaltung bzw. Rezidivtherapie werden klinikintern diskutiert. Aufgrund der Seltenheit des PC-DLBCL leg typefehlen randomisierte Studien, die Therapieempfehlungen

geben könnten. In Fallberichten werden die Bedeutungder Bestrahlung bei Rezidiven betont sowie die Möglich-keiten einer autologen Stammzelltransplantation. Medi-kamentöse Therapien mit Ibrutinib oder Lenalidomid imSinne einer Erhaltungstherapie werden in aktuellen Stu-dien untersucht.

Korrespondenzadresse:

Elis BayramHelios Klinikum Erfurt4. Medizinische Klinik – Hämatologie, internistische On-kologie und HämostaseologieNordhäuser Straße 7499089 ErfurtTelefon: 0361-7815269E-Mail: [email protected]

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IMPRESSUMISSN 1868-291X (Print-Ausgabe) · ISSN 1868-2928 (Internet)

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n Redaktion: Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl · Dr. rer. nat. Hubert Göbel

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n Layout, Satz und Druck: Handmann Werbung GmbH Erfurt

n Hinweis: Das Tumorzentrum Erfurt erstellt die Artikel nach bestem Wissen und Gewissen. Die Verantwortung für den Inhalt der medizinischen und wissenschaftlichen Beiträge obliegt den Autoren. Sie stellen keine Handlungsempfehlungen für den

individuellen Fall dar.

Redaktionsschluss: 30. November 2017

Abb. 2 Lokalbefund nach 3 x R-CHOP-14 Gabe [Tag 29 nach Start der Sys-temtherapie] und anschließender plastischer Deckung mit Spalthaut (Meshgraft)

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n Thüringer Krebsregistergesetz – Wasändert sich für die Ärzte?

Hubert GöbelKlinisches Krebsregister, Tumorzentrum, Helios Klinikum Erfurt

Mit dem im April 2013 vom Bundestag verabschiedetenKrebsfrüherkennungs- und -registergesetz (KFRG) wurdedem Sozialgesetzbuch V der §65c „Klinische Krebsregis-ter“ hinzugefügt und damit die Verpflichtung der Bun-desländer zur Einrichtung klinischer Krebsregister gesetz-lich verankert. Das war ein wichtiger Schritt zum Erreichendes im Handlungsfeld 2 des Nationalen Krebsplans for-mulierten Ziels 8: „Es existiert eine aussagekräftige onkologische Qualitäts-berichterstattung für Leistungserbringer, Entscheidungs-träger, Patientinnen und Patienten:• flächendeckender Ausbau der klinischen Krebsregister zur Erfassung der Qualität der Versorgung aller Krebs- kranken• Stärkung der Vernetzung regionaler klinischer Krebs- register• Stärkere Vernetzung von klinischen und epidemiologi- schen Krebsregistern• Einbindung in die sektorenübergreifende Qualitätssi- cherung nach § 137 SGB V• Rückmeldung der Daten an alle beteiligten Leistungs- erbringer in Form einer strukturierten, kritischen Er- gebnisbewertung• Transparente Darstellung der Versorgungsergebnisse für Kliniken, Ärztinnen und Ärzte, Betroffene und die Öffentlichkeit• einheitliche Datensätze für die Tumordokumentation.“ [1]

Das erforderliche Landesgesetz zur Umsetzung des KFRGin Thüringen wird derzeit im Landtag beraten. Es könntein der letzten Plenarsitzung Mitte Dezember 2017 be-schlossen werden und somit spätestens zum 01.01.2018in Kraft treten.

Eines der wichtigsten Ziele der Autoren des Gesetzent-wurfes war es, die seit 1993 bestehende, von den 5 Tu-morzentren in Erfurt, Gera, Jena, Nordhausen und Suhlgetragene regionale Krebsregisterstruktur in Thüringenunter neuen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedin-gungen kontinuierlich weiter zu führen und somit u.a.auch die bewährte Unterstützung von Organtumorzen-tren und Onkologischen Zentren an den Krankenhäusernbei den jährlichen Zertifizierungen sowie bei der Vorbe-reitung und Durchführung von Tumorboards uneinge-schränkt aufrecht zu erhalten.

Es ist vorgesehen, dass sich die Trägerkrankenhäuser derbisherigen klinischen Krebsregister an den Tumorzentren

zu einer gemeinnützigen GmbH zusammenschließen, dieim Auftrag des Freistaates die landesweite Krebsregistrie-rung vornimmt. Die bisherigen Krebsregister an den Tu-morzentren verbleiben an ihren alten Standorten undwerden zu Regionalen Registerstellen des neuen Zentra-len Krebsregisters Thüringen. Die Zentralstelle des neuenLandesregisters wird ihren Sitz in Jena haben. Ihre Aufga-ben sind der Betrieb einer gemeinsamen IT-Plattform, diezentrale Abrechnung der Leistungen mit den Krankenkas-sen, der Datenaustausch mit anderen Landesregisternund dem Gemeinsamen (epidemiologischen) Krebsregis-ter der neuen Bundesländer und Berlins (GKR) sowie dieBerichterstattung im Rahmen von Landesdatenauswer-tungen.

Viel Zeit für den Aufbau und die Umsetzung aller damitverbundenen Anforderungen bleibt dem neuen Registernicht. Anders als in den anderen Bundesländern muss esbinnen eines Jahres alle 43 vom Spitzenverband der Ge-setzlichen Krankenversicherungen (GKV) vorgegeben För-derkriterien erfüllen, denn nur dann sind die Krankenkas-sen verpflichtet, die Registerleistungen über Fallpauscha-len zu finanzieren. Immerhin sollen auf diese Weise 90 %der anfallenden Kosten der Krebsregister von den Kran-kenkassen getragen werden. Die restlichen 10 % soll derFreistaat Thüringen beisteuern.

Änderungen für die Melder Mit dem neuen Gesetz wird auch für die klinische Krebs-registrierung die Meldepflicht eingeführt. Die Melde-pflicht gibt es in Thüringen bereits seit 2003. Sie galt bis-her allerdings nur für Ärzte und Zahnärzte mit direktemPatientenkontakt. Der geforderte Datenumfang der Mel-dungen war zudem geringer (nur epidemiologischen Da-ten). Künftig werden auch Pathologen und andere Ärzteohne direkten Patientenkontakt zur Meldung an die fürihren Standort zuständige Registerstelle verpflichtet. So-gar Psychologische Psychotherapeuten können dann ein-bezogen werden, wenn der im Bundesanzeiger veröffent-lichte, für alle Melder verbindliche ADT-GEKID-Basisda-tensatz [2] und dessen ergänzenden Module psychothe-rapeutische Behandlungsdaten vorsehen.

Wie bisher ist jeder Patient vor der Übermittlung seinerDaten über die Meldung und deren Zweck zu informieren.Die Patienten werden aber künftig ein Widerspruchsrechthaben, auf das sie hingewiesen werden müssen. Der Wi-derspruch des Patienten erstreckt sich allerdings nur aufdie dauerhafte Speicherung seiner Identitätsdaten; dieMeldepflicht über die Tumorerkrankung selbst bleibt be-stehen. Pathologen und andere Ärzte ohne direkten Pa-tientenkontakt sind von der Informations- und Aufklä-rungspflicht des Patienten ausgenommen. Hilfestellungbezüglich der Informationen zum Krebsregister sowiezum Widerspruchsrecht gibt das Zentrale KrebsregisterThüringen u.a. auf seiner Internetseite www.krebsregis-ter-thueringen.de. Ein Verstoß gegen die Meldepflicht giltals Ordnungswidrigkeit und kann mit empfindlichen Stra-fen geahndet werden.

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Hinsichtlich der Zuständigkeiten der Regionalen Register-stellen wird es einige Änderungen geben. Durch Rechts-verordnung wird der Freistaat Thüringen deren Einzugs-bereiche festlegen. An welche Regionale Registerstelle dieÄrzte künftig zu melden haben, richtet sich danach, wosich die Betriebsstätte des Melders befindet. Für die bis-herigen Melder des Erfurter Registers aus dem Südthürin-ger Raum wird dann beispielsweise die Regionale Regis-terstelle Suhl zuständig sein; für alle anderen wird es keineVeränderungen geben (Abb. 1).

Abb.1 Vorgesehene künftige Einzugsgebiete der Regionalen RegisterstellenErfurt, Gera, Jena, Nordhausen und Suhl des Zentralen Thüringer Krebsre-gisters

Meldeform und -inhalteEntsprechend der Festlegungen des KFRG, die auch Be-standteil der GKV-Förderkriterien sind, wird künftig vonden Meldern eine elektronische Meldung mittels einheit-lich strukturiertem XML-Datensatz erwartet (XML -Exten-sible Markup Language für den plattform- und imple-mentationsunabhängigen Austausch von Daten zwischenComputersystemen). Diese elektronischen Meldungensollen an das internetgestützte Melderportal des Zentra-len Thüringer Krebsregisters geschickt werden. Derzeitverfügen aber noch nicht alle Praxis- und Klinik-Systemeüber entsprechende Module, um über Datenleitungen dieelektronischen Tumormeldungen sicher durchführen zukönnen. Deshalb wird es in der Anfangszeit auch möglichsein, Daten auf CD entgegenzunehmen. Darüber hinauswird das Melderportal des Registers auch eine Browser-maske bereitstellen, über die quasi elektronisch ein Mel-debogen ausgefüllt werden kann. Das könnte insbeson-dere für Praxen mit nur wenigen Fällen eine interessanteMeldeoption sein. Über alle Details zur Melder-Registrie-rung und Abwicklung der Meldungen wird das ZentraleThüringer Krebsregister ab Januar 2018 informieren sowietechnische und organisatorische Unterstützung für diesesProcedere anbieten.

Das Thüringer Landesgesetz ermöglicht es aber auch, dasssich die Meldepflichtigen bei der Erstellung der Tumor-meldung von den geschulten Dokumentationsassistentender Regionalen Registerstellen unterstützen lassen kön-nen, um zumindest in einer Übergangszeit weiterhin Tu-mormeldungen auf der Basis von Arztbriefen oder ande-ren Unterlagen vornehmen zu können. Melder, die dieseOption wählen möchten, setzen sich bitte mit ihrer zu-ständigen Regionalen Registerstelle in Verbindung.

Gemeldet werden müssen alle bösartigen Neubildungeneinschließlich ihrer Frühstadien sowie gutartige Tumorendes zentralen Nervensystems nach Kapitel II der Interna-tionalen statistischen Klassifikation der Krankheiten undverwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) anlässlich • der Diagnosestellung nach hinreichender Sicherung innerhalb von 4 Wochen,• der histologischen, zytologischen oder labortechni- schen Sicherung der Diagnose (Pathologen),• des Beginns und Abschlusses einer Behandlung,• der Feststellung einer Änderung im Verlauf der Tumor- erkrankung (neu aufgetretene Metastasen, Rezidive),• der Nachuntersuchungen, • des Todes des Patienten.

Die zu meldenden Daten müssen die Identitätsdaten undVersichertendaten des Patienten sowie Informationenzum Melder bzw. zur meldenden Einrichtung enthalten.Letztere sind insbesondere für die Abrechnung mit denKrankenkassen und für die Zahlung der Meldevergütungerforderlich.

Ärzte ohne direkten Patientenkontakt (z. B. Pathologen)müssen zusätzlich angeben, auf wessen Veranlassung sietätig wurden (Name und Anschrift der Praxis oder Klinik). Den Hauptteil der Meldung bilden die klinischen Datengemäß der Vorgaben des ADT-GEKID-Basisdatensatz [2]und seiner tumorspezifischen Module. Diese Daten ent-sprechen im Wesentlichen den bisher üblichen Tumor-meldungen.

Das neue Landesregister wird für die Melder künftig auchdie bisher von den Registern der Tumorzentren vorge-nommene gesetzlich vorgeschriebene epidemiologischeTumormeldung an das Gemeinsame Krebsregister (GKR)in Berlin vornehmen, sodass weiterhin über einen Melde-weg beide Krebsregister, das klinische und das epidemio-logische, bedient werden.

MeldevergütungDas Zentrale Klinische Krebsregister Thüringen zahlt fürjede vollständige und fristgerechte elektronische Mel-dung spätestens nach 6 Monaten eine bundesweit ein-heitlich festgelegte Meldevergütung, deren Höhe sichnach dem Meldeanlass richtet. Das Register erhält dieseMeldevergütung von den Krankenkassen erstattet, wennalle vorgegebenen Anforderungen an die Meldung erfülltsind.

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Schon vom Bundesgesetz wurden die nicht-melanoti-schen Hauttumoren von dieser Regelung ausgenommen.Für diese Entitäten bleibt aber weiterhin die bisherige Re-gelung zur pauschalen Aufwandsentschädigung des GKRbestehen. Für alle anderen, bereits im Rahmen der klini-schen Krebsregistrierung vergüteten, Meldungen entfälltdie GKR-Pauschale. Die Umsetzung des Thüringer Krebsregistergesetzes wirdeinige Veränderungen sowohl für die Ärzte in Klinik undNiederlassung als auch für die in der Tumordokumentati-on Beschäftigten mit sich bringen und stellt zweifellos,vor allem in Anbetracht der extrem kurzen Übergangszeitund der zahlreichen noch zu regelnden Details, für alleBeteiligten eine große Herausforderung dar. Insgesamtbietet die neue gesetzliche Regelung im Zusammenhangmit einer nunmehr leistungsbezogenen Finanzierung aberbeste Voraussetzungen, die in Thüringen bereits beste-hende flächendeckende klinische Registrierung weiter zuverbessern und qualitativ hochwertige Daten für die un-mittelbare Patientenversorgung, die Darstellung der er-reichten Versorgungsqualität in Thüringen und die Ver-sorgungsforschung vorzuhalten.

Das wird umso besser gelingen, je enger und engagierteralle an der Betreuung von Tumorpatienten beteiligten Ak-teure zusammenarbeiten und ihren Beitrag dazu leisten.Die Tumorzentren werden diesen Umsetzungsprozess in-tensiv begleiten und stehen den Meldern ihres Einzugs-bereiches als Ansprechpartner zur Verfügung.

Literatur

1. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/ nationaler-krebsplan/oeffentlichkeitsarbeit/handlungsfelder/ziele-des- nationalen-krebsplans.html

2. Bundesministerium für Gesundheit: Bekanntmachung. Aktualisierter einheitlicher onkologischer Basisdatensatz der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT) und der Gesellschaft der epidemio- logischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID), Bundesanzeiger, 28. April 2014

3. Eigendorff E. et al.: Umsetzung des Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes (KFRG) im Freistaat Thüringen, Ärzteblatt Thüringen, Ausgabe 12/2017, S. 688-690

Korrespondenzadresse:

Dr. rer. nat. Hubert GöbelHelios Klinikum ErfurtTumorzentrumKlinisches KrebsregisterNordhäuser Straße 7499089 ErfurtTelefon: 0361-7814802e-Mail: [email protected]

n Bericht von der Mitgliederversamm-lung des Tumorzentrum Erfurt e.V.am 06.09.2017

Auszüge aus dem Jahresbericht 2016

Dr. med. Jörg Pertschy, Stellvertretender Vorsitzender desTumorzentrum Erfurt e.V., berichtete über die Vereinstä-tigkeit des vergangenen Jahres.

Der Bericht orientiert sich an dem im Memorandum derArbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) ent-haltenen Kriterienkatalog zur regelmäßigen Beurteilungder Leistungsfähigkeit eines Tumorzentrums und den da-raus resultierenden Aufgaben.

1. Krebsregister

Die klinische Tumordokumentation ist eine der Hauptauf-gaben des Tumorzentrums und zugleich ein wesentlichesElement der Qualitätssicherung in der Onkologie. Diesunterstreicht auch der Nationale Krebsplan für Deutsch-land und hebt mit dem am 9. April 2013 in Kraft getrete-nen Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz (KFRG) diegroße Bedeutung der Klinischen Krebsregister hervor. BisEnde 2017 soll in allen Bundesländern eine vollzähligeund vollständige klinische Krebsregistrierung etabliertsein. Die Finanzierung obliegt den Krankenkassen undden Bundesländern. Die Deutsche Krebshilfe leistet eineAnschubfinanzierung. Für die Jahre 2016 und 2017 gilteine Übergangsregelung mit abgeschwächten Anforde-rungskriterien für die Finanzierung. In Thüringen ist einzentrales Register mit 5 regionalen Standorten vorgese-hen. Die notwendige Voraussetzung dafür ist ein entspre-chendes Landesgesetz, das jedoch bisher noch nicht vor-liegt. Die bestehenden Tumorzentren des Landes habenunter maßgeblicher Mitwirkung von Dr. Göbel für diekonzeptionelle Gestaltung des künftigen Zentralen Klini-schen Krebsregisters Thüringen wesentliche Vorarbeitengeleistet.

Im Bereich des Erfurter Tumorzentrums bestehen auchbereits gute Voraussetzungen für die flächendeckende,vollzählige Krebsregistrierung. Die Meldebereitschaft derKrankenhäuser und niedergelassenen Ärzte als auch dasInteresse an den Daten des Klinischen Krebsregistersnimmt weiterhin stetig zu. Großen Anteil an dieser Ent-wicklung haben die laufenden Zertifizierungsverfahrenkooperierender Organkrebszentren, aber auch die Scree-ning-Programme für Haut- und Brustkrebs. Am31.12.2016 waren die Krankheitsverläufe von 125.439Patienten mit insgesamt 150.768 Tumoren im klinischenRegister des Tumorzentrums gespeichert. 8.186 Patienten(10.820 Tumoren) wurden im Berichtsjahr neu erfasst(Abb. 1). Dafür gilt den meldenden Ärzten ebenso Dankwie den Mitarbeitern des Klinischen Registers, welche diewiederum gestiegene Zahl eingehender Dokumente (ein-

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Abb. 1 Neu erfasste Patienten/Tumoren im Klinischen Krebsregister Erfurt

gene Arztbriefe 2014: 35.938, 2015: 40.703, 2016:43.436) ohne zusätzliches Personal bewältigt haben.

Durch die deutliche Steigerung der Dokumentation vonTherapien und Verlaufsdaten sowie der Tumornachsorgewerden die Krankheitsverläufe immer vollständiger doku-mentiert. Wenn ein Register als Instrument zur Messungder Ergebnisqualität dienen soll, ist es notwendig, zu je-dem Krankheitsverlauf mindestens einmal im Jahr den Tu-morstatus zu dokumentieren. Nur so können entitäts-und stadienbezogene Auswertung der rezidiv- oder pro-gressionsfreien Überlebenszeit als einem der wichtigstenQualitätsindikatoren vorgenommen werden.

Wir wünschen uns dafür eine Fortsetzung der erfreulichenEntwicklung und noch mehr aktive Nachsorgemeldun-gen. Das hilft dem Tumorzentrum und dient der Sache,denn das Nachfragen und Einholen von Nachsorgedatendurch das Register sind sehr mühsam und angesichts feh-lender personeller Ressourcen vom Register kaum zu leis-ten. Der Aufwand zur Meldung von Nachsorgeergebnis-sen (Datum, aktueller Tumorstatus) ist vergleichsweise ge-ring.

In Thüringen ist es nach wie vor nicht möglich, die Krebs-registerdaten kostenfrei oder zumindest kostengünstigmit der zentralen Einwohnermeldedatei abzugleichen,um den aktuellen Life-Status der Patienten und ggf. ge-änderte Adressen zu ermitteln. Die Ermittlung des Life-Status über den Totenscheinabgleich mit dem Epidemio-logischen Krebsregister in Berlin (Gemeinsames Krebsre-gister der neuen Bundesländer und Berlins [GKR]) hat sichzwar in der Vergangenheit bewährt. Die Aktualität undZuverlässigkeit der Daten ist jedoch für viele Fragestellun-gen nicht ausreichend. Im Rahmen der Novellierung desGesetzes zum GKR-Staatsvertrag, das dem GKR nun auchden Abgleich mit Meldeamtsdateien ermöglichen wird,hat sich das TZ Erfurt im Berichtsjahr sehr dafür einge-setzt, dass die Klinischen Krebsregister von dieser Lösungprofitieren können. Ursprünglich wurde erwartet, dassdie Gesetzesnovelle noch 2016 in Kraft treten könnte. In-zwischen wird von einem Inkrafttreten im Jahr 2018 aus-

gegangen. Unser Register ist Kooperationspartner des Onkologi-schen Zentrums Helios Klinikum Erfurt mit den ModulenKopf-Hals-Tumorzentrum und Neuroonkologisches Zen-trum sowie den Schwerpunkten Leukämien, Lymphome,Plasmozytom und Nierenkarzinom sowie von 12 zertifi-zierten Organtumorzentren (Darmzentrum Erfurt [KKH],Prostatakarzinomzentrum KKH, Darmkrebszentrum Süd-thüringen, Pankreaskarzinomzentrum Südthüringen,Prostatakrebszentrum Südthüringen [Meiningen], HeliosBrustzentrum Erfurt und Gotha, Helios HautkrebszentrumErfurt, Helios Darmzentrum Erfurt mit Modul Pankreas-karzinomzentrum, Helios Prostatakarzinomzentrum Er-furt, Helios Gynäkologisches Tumorzentrum, Lungenzen-trum Bad Berka) und war auch 2016 an der Vorbereitungund Durchführung der aufwendigen Zertifizierungsver-fahren sowie der jährlichen Audits beteiligt. Außerdemist das Register in die Dokumentation des BrustzentrumsMittelthüringen (Sömmerda/UH-Kreis) einbezogen.

Die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur für die Tu-mordokumentation einschließlich der Möglichkeiten sta-tistischer Auswertungen ist für bestehende und künftigeOrganzentren vor allem wegen der Unterstützung bei derBeschaffung der Follow up-Daten vorteilhaft. Außerdemerfüllen die Einrichtungen auf diesem Wege die in Thürin-gen geltende Meldepflicht für Tumorerkrankungen, dadie epidemiologischen Daten vom Klinikregister an dasGemeinsame Krebsregister in Berlin weitergeleitet wer-den.

Auch von den anderen Ärzten der Region wurden die Ser-viceleistungen des klinischen Registers regelmäßig ge-nutzt (Anforderungen von Übersichtsberichten zumKrankheitsverlauf, Klinik- bzw. Praxisstatistiken einschließ-lich Überlebenszeitanalysen).

Abb. 2 Eingangsstatistik des Gemeinsamen Krebsregisters der neuen Bun-desländer (GKR) in Berlin: Anteil der Erstmeldungen aus den Thüringer Tu-morzentren (Erfassungsstand 12/2016)

Die immer bessere Erfassungsrate im Klinischen Registerwirkt sich auch positiv auf die Melderate für das Gemein-same Krebsregister der neuen Bundesländer und Berlins

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(GKR) in Berlin aus, da fast alle Meldungen über die Tu-morzentren zum epidemiologischen Register gelangen.So wird inzwischen auch die geforderte 90%-Marke ausArztmeldungen erfasster Krebserkrankungen für Thürin-gen erreicht. Dabei leistet das Erfurter Register mit über40 % den größten Beitrag aller Register in Thüringen(Abb. 2).

2. Interdisziplinäre onkologische Konsile

Seit November 1993 werden vom Tumorzentrum regel-mäßig interdisziplinäre Konsile organisiert. Auch für dasJahr 2016 ist eine hohe Zahl beratener Fälle zu verzeich-nen. In den 52 durchgeführten Konsilen des Berichtsjahressind insgesamt 1.279 Fälle beraten worden.

3. Leitlinien / Projektgruppen

Aktuelle Nachsorgeleitlinien einzelner Tumorentitätenwurden im Journal des Tumorzentrums publiziert.

Nachdem inzwischen anerkannte Leitlinien von der Deut-schen Krebsgesellschaft und den medizinischen Fachge-sellschaften für nahezu alle Tumorentitäten vorliegen,wurde die Erarbeitung eigener Leitlinien aber weitgehendeingestellt. Das TZ sieht seine Aufgabe vorrangig darin,die überregionalen Leitlinien stärker in der Region zu pro-pagieren.

Die beiden im Jahre 2012 gegründeten Projektgruppen„Magenkarzinom“ (Leiter: PD Dr. Schreiber, Bad Langen-salza) und „Nierentumoren“ (Leiter: Prof. Dr. Steiner, Er-furt) haben ihre Arbeit fortgesetzt. Ergebnisse der Pro-jektgruppe „Nierenkarzinom“ wurden u.a. auf dem 32.Deutschen Krebskongress (Februar 2016) präsentiert.

4. Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen

Das Profil der vom Tumorzentrum veranstalteten Fort-und Weiterbildungen wurde beibehalten. Die Veranstal-tungen werden überwiegend als Symposien von ca. 3Stunden Dauer organisiert. Die Onkologische Konferenzals Hauptveranstaltung des Jahres fand 2016 im Evange-lischen Augustinerkloster Erfurt statt.

Im Berichtsjahr sind 13 Fort- und Weiterbildungen alleinoder gemeinsam mit anderen Kliniken oder Instituten or-ganisiert worden, bei denen insgesamt 970 Teilnehmerregistriert wurden.

5. Psychoonkologie

Seit 1996 führt das TZ Erfurt einen PsychoonkologischenDienst, der inzwischen in das psychologische Betreuungs-angebot des Helios Klinikum Erfurt integriert ist (1,0 VKTumorzentrum, 2,15 VK 4. Med. Klinik/Palliativstation, 0,2VK HNO).

Im Berichtsjahr konnte das hohe Niveau der Betreuungonkologischer Patienten gesteigert werden. Abzüglichder Versorgung von kardiologischen und chronischenSchmerzpatienten sind 2594 Patientenkontakte doku-mentiert, mit den 1127 Patienten wurden im Mittel2,3mal gesprochen. Durch die 1,0 VK des Tumorzentrumswurden erkrankungsübergreifend bei 1103 Patientenkon-takten 528 Patienten betreut.

Die Betreuung wird überwiegend als psychoonkologi-scher Konsiliardienst in den bestehenden Organtumor-zentren und dem Onkologischen Zentrum angeboten undrege in Anspruch genommen. Für die ambulante Betreu-ung besteht eine Kooperation mit der Psychiatrischen Ins-titutsambulanz der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapieund Psychosomatik des Helios Klinikum Erfurt.

Ein weiterer Teil der Arbeit ist die psychologische Unter-stützung des Ärzte- und Pflegepersonals bei ihrem oft be-lastenden Umgang mit onkologischen Patienten. Dazuwerden von den Mitarbeitern des PsychoonkologischenDienstes regelmäßig Weiterbildungen/Vorträge, Quali-tätszirkel und Psychosomatische Teambesprechungen an-geboten. Auch diese werden rege frequentiert, es bestehtdabei eine aktive Diskussionskultur.

Weiterhin ist der aus der Intervisionsgruppe neu entstan-dene „Qualitätszirkel für psychosoziale Onkologie undPsychotherapie“ als Fortbildung durch die OstdeutschePsychotherapeutenkammer (OPK) anerkannt und akkre-ditiert worden.

6. Patientenberatung, Öffentlichkeitsarbeit, Selbsthilfe

• Die regelmäßig per Telefon und e-Mail eingehenden Anfragen von Patienten und Angehörigen wurden überwiegend von den Mitarbeitern der Geschäftsstelle selbst beantwortet. Schwierige medizinische Anfragen wurden an entsprechende Fachvertreter weitergege- ben, die deren Beantwortung übernahmen. Dafür sei an dieser Stelle nochmals gedankt!

• Im Berichtsjahr wurden 3 Informationsveranstaltun- gen für Patienten und interessierte Bürger durchge- führt bzw. mitgestaltet: 16.03.2016 6. Patiententag des Onkologischen Zen- trums HKE 25.06.2016 Patiententag anlässlich Welthirntumortag 14.12.2016 Informationstag Darmkrebs

• Gute Kontakte bestehen zum Erfurter Gesundheitsamt (Geschwulstberatungsstelle, Kontakt- und Informa- tionsstelle für Selbsthilfegruppen) und zu Selbsthilfe- gruppen (Frauenselbsthilfe nach Krebs, Deutsche ILCO, SHG Harnblasenkrebs).

• Die Internetseite des TZ wurde ständig aktualisiert.

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• 5 Newsletter wurden versandt. • Das Tumorzentrum Erfurt ist eines der ganz wenigen Tumorzentren in Deutschland, die ein eigenes Journal herausgeben. Auch im Jahr 2016 wurde wieder ein Heft publiziert. Ständiger Bedarf besteht an redaktionellen Beiträgen. Alle sind aufgefordert Artikel einzureichen, um dieses ambitionierte Projekt in der bisherigen Qualität fort- führen zu können.

7. Forschung, Serviceleistungen, Ausbildung

• Unterstützung bei der statistischen Auswertung und bei der Präsentation der Ergebnisse von verschiedenen Studien und Untersuchungen, die in den Kliniken durchgeführt worden sind.

• 1 Promotionsarbeit wurde vom Register mitbetreut.

• 4 Praktikanten (Ausbildung zur Medizinischen Schreib- kraft bzw. Dokumentationsassistentin) wurden im Klinischen Register betreut.

8. Zusammenarbeit mit anderen Tumorzentren undFachgesellschaften

Die Zusammenarbeit mit anderen Tumorzentren wird ge-pflegt:

• In der Interessengemeinschaft der Thüringischen Tu- morzentren spielte das TZ Erfurt eine aktive Rolle. Re- gelmäßig fanden Treffen der Koordinatoren statt. Dr. Göbel ist Vertreter der Interessengemeinschaft im Vorstand der Thüringischen Krebsgesellschaft.

• Prof. Stier ist stellvertretender Vorsitzender der Thü- ringischen Krebsgesellschaft.

• Das TZ Erfurt ist Mitglied im Kooperationsverbund kli- nischer Krebsregister Deutschlands, der sich eine bes- sere Vernetzung lokaler und regionaler Aktivitäten zum Ziel gesetzt hat sowie gemeinsame Datenauswer- tungen durchführt. Das Erfurter Register war im Be- richtsjahr an der überregionalen Datenauswertungen zu Prostatakarzinom, Mammakarzinom, kolorektalen Karzinomen, Lungenkrebs, Nierentumoren und Ma- lignem Melanom für die 5. Qualitätskonferenz auf dem 32. Deutschen Krebskongress 2016 beteiligt.

• Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumor- zentren (ADT) hat sich das Erfurter Tumorzentrum aktiv bei deren Neustrukturierung und der Überarbeitung der Satzung eingebracht. Dr. Göbel wurde im Februar 2016 in den ADT-Vorstand gewählt.

9. Vereinsstatistik

• Am 31.12.2016 hatte der Verein 285 Mitglieder.

n NachrufProf. Dr. med. habil Dieter Schreiber

Wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag starb am23.4.2017 Herr Prof. Dr. med. habil. Dieter Schreiber nachlanger Krankheit.

Prof. Schreiber wurde am 3.12.1936 in Waltershausen(Thüringen) geboren. Nach dem frühen Tod seiner Elternkam er in das Internat der Salzmannschule in Schnepfen-thal. Hier legte er 1955 das Abitur ab. Im gleichen Jahrnahm er an der Friedrich-Schiller-Universität Jena das Me-dizinstudium auf. Nach dem Physikum wechselte er andie Medizinische Akademie Erfurt, wo er seine spätereFrau, Dr. med. Traute Schreiber, geb. Scheel, kennenlern-te. 1960 schloss er das Studium mit dem Staatsexamenab und wurde zwei Jahre später zum Dr. med. promoviert.Nach dem Studium arbeitete er zunächst am Bergarbeit-erkrankenhaus und an der Poliklinik in Ronneburg. SeineFacharztweiterbildung absolvierte er an der Medizini-schen Akademie Erfurt unter Prof. Harry Güthert. Hierfand er in einem Kollektiv engagierter Wissenschaftler,das von Prof. Werner Jänisch geleitet wurde, hervorra-gende Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig absolvierte erseine Weiterbildung zum Facharzt für Pathologie. Seinbesonderes wissenschaftliches Interesse galt der Neuro-pathologie, insbesondere der Neuroonkologie. Hier leis-tete er wichtige Beiträge zum Grundlagenwissen über dieEntstehung von Hirntumoren durch Einwirkung von che-mischen Verbindungen. 1969 schloss er die Habilitationab. 1970 erhielt er eine Dozentur für Pathologie. 1972folgte er Prof. Jänisch an das Institut für Pathologie derMartin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1977 kehrteer als ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für

n Seite 32 n JOURNAL 01/2005JOURNAL 01/2017

Pathologie an seine frühere Wirkungsstätte, die Medizini-sche Akademie Erfurt, zurück. Nach Schließung der Hoch-schule 1993 hielt er Vorlesungen auf dem Gebiet der Neu-ropathologie und der Dermatopathologie an der Fried-rich-Schiller-Universität in Jena. Nach der Privatisierungdes Klinikums war er von 1995 bis 2002 Chefarzt des In-stituts für Pathologie des Helios Klinikum Erfurt.

Auch wenn die Neuropathologie das wichtigste Feld sei-ner wissenschaftlichen Tätigkeit darstellte und der Der-matopathologie das besondere klinische Interesse galt,nicht zuletzt durch die Anregungen seiner Frau, die selbstHautärztin war, verfügte Prof. Schreiber über ein umfang-reiches Wissen der gesamten Breite der Pathologie. AufGrund seiner fundierten Kenntnisse und Erfahrungen aufdem Gebiet der histologischen Diagnostik sowie seinesVermögens, klinische Fragenstellungen zu erfassen, warer ein gefragter Partner und Ratgeber sowohl bei Vertre-tern des eigenen Fachgebietes als auch bei klinischen Kol-legen.

In seiner diagnostischen Tätigkeit war er stets akribischgenau und berücksichtigte auch Details, die auf den ers-ten Blick von untergeordneter Bedeutung schienen. Prof.Schreiber war ein talentierter Hochschullehrer, der Gene-rationen Erfurter Studenten mit Engagement und päda-gogischem Geschick die Grundlagen klinisch-morpholo-gischen Wissens praxisnah vermittelt hat. Seine Promo-venden und Diplomanden erinnern sich gern an ihrenDoktorvater, der Fragestellungen stets präzise formulierteund keine Mühe in der Betreuung scheute, um das wis-senschaftliche Ziel der Arbeiten zu erreichen. Für ihn be-deutete deshalb die Schließung der Medizinischen Hoch-schule Erfurt und der damit verbundene Verlust des stän-digen Kontakts mit den angehenden Ärzten eine herbeEnttäuschung.

Prof. Schreiber hat über 180 wissenschaftliche Arbeitenpubliziert, darunter 5 Monographien, und mehr als 300Vorträge im In- und Ausland gehalten. Die klinische undexperimentelle Neuroonkologie stand dabei im Zentrum.Das Buch "Hirntumoren bei Feten und Säuglingen" wurdeins Englische übersetzt und auch in den USA verlegt. Diebeiden Bände "Neuropathologie" und das von ihm he-rausgegebene Fachbuch "Spezielle Pathologie" warenStandardwerke unseres Fachgebiets, in denen ein gewal-tiger Erfahrungsschatz zusammengetragen wurde. Fürseine wissenschaftlichen Leistungen erhielt er zahlreicheAuszeichnungen, u.a. den Virchowpreis, den National-preis für Wissenschaft und Technik der DDR und den Max-Bielschowski-Preis. Er war Mitglied zahlreicher wissen-schaftlicher Gesellschaften. Lange Zeit war er Sekretärund Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Neuropatho-logie der DDR. Mit seiner Tätigkeit als Mitherausgeberdes Zentralblatts für Pathologie nahm er Einfluss auf daswissenschaftliche Renommee der Zeitschrift. In der Lan-desärztekammer Thüringen vertrat er die Pathologen desLandes.

Prof. Schreiber war Mitbegründer des Tumorzentrum Er-furt e. V. an der Medizinischen Hochschule. Zunächst alsMitglied des Wissenschaftlichen Beirates und von 1993bis 2001 als stellvertretender Vorstandsvorsitzender en-gagierte er sich auch in dieser Funktion für die Fort- undWeiterbildung. Er begründete u.a. die Fortbildungsreihe„Wissenschaftlich-Onkologisches Konsil“, die insbeson-dere den Dialog zwischen Klinikern und Pathologen för-dern sollte, und leitete selbst 47 Veranstaltungen.

In all den Jahren seines Wirkens als Pathologe hat Prof.Schreiber seine Aufgaben in Lehre, Forschung und mor-phologischer Diagnostik mit Sachverstand, Verantwor-tungsbewusstsein und Freude wahrgenommen. Auchnach seiner Versetzung in den Ruhestand hat er sich wei-ter für die Fortschritte auf unserem Fachgebiet interes-siert, sich im Tumorzentrum Erfurt e.V. engagiert unddurch sachlich-kritische Beitrage zum Gelingen von klini-schen und wissenschaftlichen Veranstaltungen beigetra-gen.

Anlässlich des Symposiums "Aktuelles aus der Pathologie",das aus Anlass seines 80. Geburtstages im Februar 2017stattfand, hat er, schon deutlich von der Krankheit ge-zeichnet, noch einmal eine beeindruckende Rede gehal-ten.

Prof. Schreiber hinterlässt seine Frau, die ihm stets denRücken für seine umfangreiche Arbeit frei gehalten hat,drei Kinder und 8 Enkel.

Seine Freunde und Kollegen werden ihn als einen uner-müdlichen wachen Geist, einen geradlinigen Menschen,erfahrenen Pathologen, hilfsbereiten und weisen Berater,aber auch als einen umfassend gebildeten, belesenen Arztund Wissenschaftler, der neben seiner beruflichen Tätig-keit ein reges Interesse an fremden Ländern und Kulturen,Kunst und Belletristik hatte, in guter Erinnerung behal-ten.

Prof. Dr. med. Rolf Warzok, Greifswald

n Seite 33 nJOURNAL 01/2017

n Veranstaltungsverzeichnis

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir möchten Ihre Fortbildungsaktivitäten mit diesem Ver-anstaltungsverzeichnis unterstützen und Ihnen auch 2018wieder ein breites Spektrum zertifizierter und hoffentlichfür Sie interessanter Fort- und Weiterbildungen anbieten.Die nachstehende Liste enthält nur die zum gegenwärti-gen Zeitpunkt terminlich und thematisch feststehendenVeranstaltungen und kann daher weder vollständig seinnoch umfassend informieren. Sie soll als Orientierungs-hilfe dienen und Sie animieren, alle weiteren Informatio-nen und die laufenden Aktualisierungen auf der Internet-seite www.tumorzentrum-erfurt.de nachzulesen oder di-rekt in der Geschäftstelle zu erfragen.Über eine zahlreiche Teilnahme an den Veranstaltungen,rege Diskussionen sowie die Vertiefung und Ausweitungpersönlicher Kontakte freuen wir uns besonders.

Prof. Dr. med. A. StierVorsitzender | Tumorzentrum Erfurt e. V.

Februar

21.02.2018, 17.00 bis 20.00 UhrEvangelisches Augustinerkloster Erfurt2. Erfurter Gynäkologisches Gespräch

März

07.03.2018, 17.00 bis 20.00 UhrEvangelisches Augustinerkloster ErfurtUpdate Gastrointestinale Tumoren

28.03.2018, 17.00 bis 20.00 UhrEvangelisches Augustinerkloster ErfurtAktuelle Diagnostik und Therapie von Lungentumoren

April

11.04.2018, 16.00 bis 19.00 UhrHelios Klinikum Erfurt, Auditorium10. Erfurter Dermatologische Frühjahrstagung

17.04.2018, 15.30 bis 19.00 UhrHelios Klinikum Erfurt, AuditoriumPsychoonkologisches Symposium

24.04.2018, 19.00 bis 20.30 UhrHelios Klinikum Erfurt, Auditorium51. Erfurter Fortbildung Hämatologie und Onkologie für Krankenschwestern und -pflegerThema: Maligne Lymphome

Mai

16.05.2018, 17.00 bis 20.00 Uhr

Evangelisches Augustinerkloster Erfurt

Aktuelles aus der Pathologie

Festsymposium zur Verabschiedung von Prof. Dr. Hartwig Kosmehl

Juni

20.06.2018, 17.00 bis 20.00 Uhr

Evangelisches Augustinerkloster Erfurt

28. Erfurter Fortbildung Hämatologie und Onkologie

September

05.09.2018, 17.00 bis 20.00 Uhr

Evangelisches Augustinerkloster Erfurt

Aktuelle Uroonkologie

26.09.2018, 16.00 bis 19.00 Uhr

Helios Klinikum Erfurt, Auditorium

10. Erfurter Dermatologische Herbsttagung

Oktober

17.10.2018, 17.00 bis 20.00 Uhr

Evangelisches Augustinerkloster Erfurt

Update Gynäkologische Onkologie

26. – 27.10.2018

Haus Hainstein Eisenach

31. Onkologische Konferenz

November

07.11.2018, 17.00 bis 20.00 Uhr

Evangelisches Augustinerkloster Erfurt

Endokrine Tumoren

20.11.2018, 19.00 bis 20.30 Uhr

Helios Klinikum Erfurt, Auditorium

52. Erfurter Fortbildung Hämatologie und Onkologie für

Krankenschwestern und -pfleger

Thema: Mammakarzinom

Dezember

12.12.2018, 17.00 bis 20.00 Uhr

Evangelisches Augustinerkloster Erfurt

Update Nierenzellkarzinom

n Seite 34 n JOURNAL 01/2005JOURNAL 01/2017

n ANGEBOTE DES TUMORZENTRUM ERFURT e.V.

KONSILARDIENSTE

• Interdisziplinäres onkologisches KonsilJeden Mittwoch, 7.30 Uhr, Demo-Raum C 1.400 des Insti-tuts für bildgebende Diagnostik, Hauptgebäude 1. OG,Helios Klinikum Erfurt, Nordhäuser Straße 74

Anmeldungen über Telefon 03 61 / 7 81-48 02

Leitung: PD Dr. Sayer / Prof. Dr. Scharf

Jeder Arzt kann seine onkologischen Fälle persönlich ei-nem Gremium von Experten aller Fachdisziplinen vorstel-len. Am Ende der (kostenfreien) Beratung erhält er einekonkrete Therapieempfehlung. Zu jeder Fallbesprechungwird ein Protokoll angefertigt, das dem vorstellenden Arztund eventuellen mitbehandelnden Ärzten zugeht.

• Telefonischer KonsilardienstUnkompliziertes Vermitteln von Kontakten zu den speziellen onkologischen Ansprechpartnern aller Fachge-bietewww.tumorzentrum.de

ONKOLOGISCHE LEITLINIEN

Hilfestellung bei der Umsetzung der aktuellen Diagno-se-, Therapie- und Nachsorgeleitlinien der DeutschenKrebsgesellschaft und der medizinischen Fachgesellschaf-ten. In Ergänzung und zur praktischen Durchführung wer-den diese bei Bedarf für die speziellen regionalen Bedin-gungen adaptiert.

KONTAKTE ZU SELBSTHILFEGRUPPEN UNDHOSPIZDIENSTEN IN DER REGION

PSYCHOLOGISCHE BETREUUNGBetreuungsangebote für stationäre Patienten des HeliosKlinikum Erfurt sowie für Ärzte und Pflegepersonal.

FORT- UND WEITERBILDUNG

• Ärzte• Krankenschwestern und -pfleger• Sozialdienste

DOKUMENTATION• Klinische TumordokumentationIn Erfüllung des Qualitätssicherungsauftrages des Sozial-gesetzbuches (SGB V) wird für jeden Patienten der ge-samte Krankheitsverlauf nach anerkannten Regeln (Tu-morbasisdokumentation) dokumentiert. Die Unterlagenstehen dem Patienten und ihren behandelnden Ärztenzur Verfügung. Im Einzelfall (bei Umzug, Arztwechsel,Verlust von Originalunterlagen) sind sie für den Arzt eineunschätzbare Hilfe.

• Gemeinsames Krebsregister der neuen Bundesländer

Epidemiologisch relevante Daten werden entsprechendgeltender Gesetze an das Gemeinsame Krebsregister derneuen Bundesländer weitergegeben.Nahezu 100 % aller Meldungen des Einzugsgebietes kom-men vom Tumorzentrum. Diese Daten werden regelmä-ßig mit den amtlichen Sterbedaten abgeglichen und ste-hen dem meldenden Einrichtungen zur Verfügung.

SERVICE

• Unterstützung der Nachbetreuung, Erinnerungsfunktion

Auf persönlichen Wunsch werden Patienten (und ihre be-treuenden Ärzte) an vereinbarte bzw. vergessene Nach-sorgetermine erinnert.

• Statistiken für Krankenhäuser und PraxenErstellung von Übersichten, Leistungsstatistiken undÜberlebenszeitanalysen für die von der jeweiligen Ein-richtung betreuten Patienten.

n HIER ERREICHEN SIE UNS

Helios Klinikum Erfurt GmbHHaus 22, Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt

Telefon: 03 61 / 7 81-48 02Telefax: 03 61 / 7 81-48 03E-Mail: [email protected]: http://www.tumorzentrum-erfurt.deGeschäftsführer: Dr. rer. nat. Hubert Göbel

Sie können die Arbeit des Tumorzentrum Erfurt e.V.

durch Ihre Spende unterstützen!Sparkasse Mittelthüringen

IBAN: DE6482 0510 0001 3012 3609SWIFT-BIC: HELADEF1DEM

(Spenden sind steuerlich begünstigt!

• InformationenKostenlose Bereitstellung von Tumor-Nachsorgepässenund Informationsmaterialien für Patienten, Ärzte, Pflege-personal und Sozialdienste

n WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT

Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl (Vorsitzender)Chefarzt, Institut für Pathologie, Helios Klinikum ErfurtTelefon: 0361 / 7 81-27 51

Dr. med. Kerstin BreitensteinOberärztin, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde,Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-63 39

Dr. med. Elke ConradChefärztin, Klinik für Nuklearmedizin, Helios Klinikum Er-furt, Telefon: 0361 / 7 81-24 43

Dr. med. Alexander FichteUrologe, Geschwister-Scholl-Straße 6, 99085 Erfurt,Telefon: 0361 / 6 43 73 03

Dr. jur. Arnim FindekleeLeiter, Landesvertretung Thüringen, Verband der Ersatz-kassen (vdek), Lucas-Cranach-Platz 2, 99099 Erfurt,Telefon: 0361 / 4 42 52 11

Dr. med. Peter FixLeiter, Abteilung für Internistische Onkologie und Häma-tologie, Zentralklinik Bad Berka, Telefon: 03458 / 5 24 01

Dr. med. Michael GlatzelChefarzt, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkolo-gie, Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-24 01

Dr. med. Jörg KlugeChefarzt, Klinik für Thoraxchirurgie und thorakale Endoskopie, Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-25 81

Dipl.-Med. Susanne KöhlerChefärztin, Innere Medizin III, Hämatologie / Onkologie /Palliativmedizin, Helios Klinikum Gotha, Telefon: 03621 / 2 20-1 78

Sebastian KreutzLeiter, Fachbereich Verhandlungsmanagement,AOK PLUS – Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thü-ringen, Samuel-Beck-Weg 4, 99097 Erfurt,Telefon: 0800 / 10 59 08 12 16

Dr. med. Anja MerteOberärztin, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-40 01

Priv.-Doz. Dr. med. Jörn-Uwe PiesoldChefarzt, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-22 31

Prof. Dr. med. Steffen Rosahl

Chefarzt, Klinik für Neurochirurgie, Helios Klinikum

Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-22 61

Prof. Dr. med. Axel Sauerbrey

Chefarzt, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,

Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-45 01

Priv.-Doz. Dr. med. Herbert Sayer

Chefarzt, 4. Medizinische Klinik – Hämatologie,

Internistische Onkologie, Hämostaseologie,

Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-24 71

n VORSTAND

Prof. Dr. med. Albrecht Stier (Vorsitzender)

Chefarzt, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,

Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-23 31

Dr. med. Jörg Pertschy (Stellvertr. Vorsitzender)

Chefarzt, Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie,

Katholisches Krankenhaus St. Nepomuk Erfurt,

Telefon: 0361 / 6 54-12 01

Prof. Dr. med. Rudolf A. Herbst

Chefarzt, Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie,

Helios Klinikum Erfurt, Telefon: 0361 / 7 81-43 01

Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl

Chefarzt, Institut für Pathologie, Helios Klinikum Erfurt

Telefon: 03 61 / 7 81-27 51

Prof. Dr. med. Jens-Gerd Scharf

Chefarzt, 2. Medizinische Klinik, Helios Klinikum Erfurt,

Telefon: 0361 / 7 81-24 71

Prof. Dr. med. Thomas Steiner

Chefarzt, Klinik für Urologie, Helios Klinikum Erfurt,

Telefon: 0361 / 7 81-22 01

Dr. med. Jörg Weniger

Hämatologe und internistischer Onkologe,

Geschwister-Scholl-Straße 6, 99085 Erfurt,

Telefon: 0361 / 5 66 78 19

Tumorzentrum Erfurt e.V.Nordhäuser Straße 7499089 ErfurtTelefon: 03 61 / 7 81-48 02Telefax: 03 61 / 7 81-48 03E-Mail: [email protected]