Mehr vom Leben Vorwort: Anti-Aging – langes Leben im Ausverkauf?
Identität und ethische Reflexion...Deontologische Ethik („Gesinnungsethik“) Verabsolutierung...
Transcript of Identität und ethische Reflexion...Deontologische Ethik („Gesinnungsethik“) Verabsolutierung...
Identität und ethische ReflexionWiener Ethik-Tagung des BÖP
am 12. 11. 2016
Prof (FH). Dr. Heinz Karlusch
Wegweiser in ethisch schwierigen Situationen:
Ethische Orientierungsstrukturen
„Global ethicalstandards“
z.B. Menschenrechte
„Ethische Richtlinien“
Berufsgruppe
„Ethische Positionen der
psychologischen Theorien"
Von Geburt an
„Welt-Bewertung“
Anlagen (Lust-Unlust) +
Sozialisation (gut-böse,
richtig – falsch)
Persönlichkeit (Gewissen - „Introjekte“),
Lebensumstände(Not, Glück, Interaktion)
Bewertungen durch (aktuelle)
Identität
Einflüsse aus dem
GESELLSCHAFTLICHEN
BEREICH
Einflüsse aus dem
PERSÖNLICH-INDIVIDUELLEN
BEREICH
Individuelle ethische
Orientierungsprofile und
emotional mitbedingte
psychologische Aspekte
können die rationale
Diskussion und
ethisches Handeln
erschwerenPersönlichkeitsstörungen.FROMM:
Destruktive Persönlichkeit.
Eine Auswahl „alltäglicher“ psychologischer Aspekte,
abgeleitet von identitäts- und persönlichkeitstheoretischen Überlegungen
MenschenbilderDer Mensch ist:– das nicht-festgestellte Tier,
– Schöpfer und Geschöpf der Kultur,
– das Eben- und Gegenbild Gottes,
– die mündige Persönlichkeit,
– das ins „Nichts geworfene“ und „zur Freiheit verdammte Seiende“,
– das gesellschaftsbestimmte, arbeitende und produzierende Lebewesen,
– das vom Unbewussten gesteuerte Triebwesen,
– das gesellschaftsgeschädigte Reflexionswesen,
– ein strukturelles Gebilde ohne Selbst,
– der lernende Reiz-Reaktions-Organismus,
– nur ein Wort „Mensch“?
– Träger und Getragener der Geschichte.
Ethikrichtlinien „ideologiefreies“ Vorgehen.
Wahrnehmung des eigenen Weltbildes ist dazu ein wichtiger Aspekt.
Wie wird Moral letztlich begründet:
durch Gott als höchste Instanz, durch den „aufgeklärten-mündigen“ Menschen selber oder
durch andere „Welt- und Menschenbilder“?
Fahrenberg, Jochen (2007) Menschenbilder Psychologische, biologische, interkulturelle und religiöse Ansichten. Universität Freiburg
Gedanken von Roland Reichenbachaus: „Die Tiefe der Oberfläche: Michel FOUCAULT zur Selbstsorge und über die Ethik der Transformation“
Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 2000, 76(2), 177-189.http://www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/foucault%20selbstsorge.pdf.
„… Ein mit sich identisches Selbst wäre entwicklungsunfähig.
Entscheidend ist der Sachverhalt, das die Selbsttransformation nur in der Differenz und nicht in der Identität ihren Ort haben kann.
… Darin liegt ein spezifisch ethisches Anliegen begründet:
dem ethischen Subjekt als einem Subjekt der Erfahrung, geht es um die Möglichkeit einer offenen (d.h. nicht abschließbaren)
Geschichte.
Es geht mit anderen Worten um die Freiheit es Menschen,
nicht um seine „wahre“ Natur,
die vorausgesetzt und wiedererlangt werden soll….“
Auch Ethikrichtlinien sind wandelbar und nicht in Stein gemeißelt!Auch Ethikrichtlinien sind wandelbar und nicht in Stein gemeißelt!
Zum Menschenbild für dieses Referat
Tetralemma“vierfache Negation“
Vaga von Kibéd und Sparrer, 2011
1. DasEINE
2. DasANDERE
3.SOWOHL-ALS AUCH
4.KEINES VON
BEIDEN
5.ALLE VIER NICHT
UND SELBST DAS NICHT
ENTWEDER – ODER ?
„Identität“ durch InteraktionEntwicklungsverständnis nach Erik H. Erikson
Entwicklung als eine Abfolge der Bewältigung von „psychosozialen Krisen“ in acht Stadien
Identitätssynthese vs.Identitätsdiffusion
„Gelungene Identität“
als Integration voraus-
gegangener Erfahrungen
Im Jugendalter als relativ
stabile Basis
Identität als ProzessAdoleszenz/und lebenslang
übernommene Identität →diffuse Identität → Moratorium → erarbeitete Identität → →
Identitätsstatus-
bestimmung
in Anlehnung an
MARCIA (1980)
Erkundungsgrad
(Argumentationstiefe)
nieder Hoch
Verp
flichtu
ng
sgra
d
nieder Diffuse
Identität
Moratorium
Exploration,
lösungsoffen,
„Identitätsarbeit“
hoch Tradierte
Identität
Erarbeitete
Identität
WER IST FREI?
Es besteht die Neigung, die Welt aus der persönlichen Sicht zu betrachten : eigene Erfahrungen, eigene Werte, Lebensstil .
Es besteht die Neigung, in einer Gruppe dazugehören und von ihr Bestätigung zu wollen: soziale Identität, gem. Werte
Bei Angriff auf den Selbstwert durch den Löwen, der die bisherige Identität destabilisiert: „Du bist ja im Käfig gefangen“ erfolgt
Kränkung und Abwehr (Ich bin doch der Mensch, ich bin so klug, ich deute und bestimme wer frei ist), es kommt Unterstützung
durch die Gruppe; es aktivieren sich individuelle und kollektive Abwehrmechanismen, Reaktanztendenzen und -reaktionen (Madness
or Badness; Ausgrenzen und Bedrohen/Verfolgen/Vernichten)
Es besteht das Bedürfnis, identitätsstabilisierende Kohärenz und Kontinuität zu erhalten-
Wir wollen uns ja am nächsten Tag noch in den Spiegel sehen können! Ich möchte ja meine Selbstachtung erhalten!
Die eigene Sicht nicht ändern wollen?
Eine Metapher zur „ethisch reflektierenden“ Diskussion in der Gruppe
WER IST FREI?
Es besteht die Neigung, die Welt aus der persönlichen Sicht zu betrachten : eigene Erfahrungen, eigene Werte, Lebensstil .
Es besteht die Neigung, in einer Gruppe dazugehören und von ihr Bestätigung zu wollen: soziale Identität, gem. Werte
Bei Angriff auf den Selbstwert (Ich bin der Mensch, ich deute und bestimme wer frei ist), der die bisherige
Identität destabilisiert, kommt Unterstützung durch Gruppe; aktivieren sich individuelle Abwehrmechanismen,
Reaktanzreaktionen (Madness or Badness; Ausgrenzen und Bedrohen/Verfolgen/Vernichten)
Es besteht das Bedürfnis, identitätsstabilisierende Kohärenz und Kontinuität zu erhalten-
Wir wollen uns ja am nächsten Tag noch in den Spiegel sehen können! Ich möchte ja meine Selbstachtung
erhalten!
Die eigene Sicht nicht ändern wollen?Kant äußerte sich auf seine Weise zum „dezentrierenden“ Perspektiven-Wechsel:Der Egoist ist jemand, dem „noch ein Auge nöthig, welches macht, dass er seinen Gegenstand
noch aus dem Gesichtspunkte anderer Menschen ansieht“Kant, Immanuel (1900 ff). Gesammelte Schriften. (Hrsg. Preußische Akademie der Wissenschaften). Berlin: Reimer .S. 395
„Dem Egoism kann nur der Pluralism entgegengesetzt werden, d.i. die Denkungsart: sich nicht als die ganze Welt in seinem Selbst befassend, sondern als bloßen Weltbürger zu betrachten
und zu verhalten.“ Kant, Immanuel (1798/1977). Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Immanuel Kant Werkausgabe XII. Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie,
Politik und Pädagogik (hrsg. von Wilhelm Weischedel). Frankfurt a. M.: Suhrkamp. S.411
Die Vielfalt der Möglichkeiten und
die Verschiedenheit der
Situationen machen ggf. eine
spezifische ethische Reflexion notwendig.
Die ethische Reflexion ist beratender Natur.
Ethische Fall-Reflexion beschäftigt sich damit, was hier und jetzt in einem bestimmten
Einzelfall zu tun ist, indem sie in einer Gruppe kritisch und insbesondere selbstkritisch die moralischen Überzeugungen und Konflikte hinsichtlich ihrer Begründung für Optionen zum
konkreten Handeln überdenkt.
Notwendige Bereitschaften und Fähigkeiten:
• Selbstkritische Distanznahme zum eigenen moralischen Standpunkt
• Akzeptanz der Diskussion über eigene Überzeugungen
• Akzeptanz eines Reflexionsprozess mit offenem Ausgang
• Wahrnehmen – wollen der Sichtweisen und Überzeugungen anderer („Unterschiede sind erlaubt“)
• Faires wertschätzendes Erwägen von anderen Auffassungen
Ein Kollege schreibt mir von seiner
Gutachtertätigkeit:
„Hinsichtlich der ethischen Aspekte wie vereinbart noch einige Stichworte aus meiner
Gutachtertätigkeit bei Fragen der Arbeitsfähigkeit.
Es mag sich manchmal die Frage stellen wie der Gutachter, der oft auch in ähnlichem Alter wie
der Klient ist, der um Berufsunfähigkeit ansucht, im Sinne der "Gegenübertragung" reagiert:
Oft werden ja bei der Untersuchung von den KlientInnen die Beschwerden
simuliert oder zumindest aggraviert und es wird von ihnen ein deutliches
Pensionsbegehren geäußert.
Angesichts der Tatsache, dass es eine deutliche Kluft zwischen faktischem
Pensionsantrittsalter (oft viele Jahre früher) und theoretischem Antrittsalter (mit
65 Jahren) gibt und die GutachterInnen debiei auch an ihre eigene (geringe)
Pension denken könnten und selber noch viele Jahre arbeiten müssen während
die Klineten ggbf. als frühzeitig in Pension gehenden Antragssteller finanziert
werden müssen…. …“
Hal und Sidra Stone (2000).
Voice-Dialogue
„Ich bin viele“: Vielfalt der Teilselbste
Ego-States-TheorienBerne (1961), Stierlin (1994), Watkins&Watkins (2003), Pleichl J. (2016)
Ich hasse Sozial-
schmarotzer!!!
Der will mich manipulieren
!!!
Mein Pension wird viel
kleiner !!!
„I“erfahrendes
ICH
„ME“reflektierendes
ICH
„SELF“narratives ICH
Kontinuität und Kohärenz:
mit sich eins sein
„I think about me“ bedeutet dass das ME das Ergebnis
der Reflexion des ICHs ist und nicht dasselbe wie das ICH.
Das SELBST ist nicht eine einzelne, einheitliche Entität.
Jeweils bestimmte interaktive Situationen erzeugen im Verlauf der
Entwicklung kognitive und emotionale Erfahrungs-
und Reflexionsprozesse die als viele ICH-Zustände wirksam
bleiben („geronnene Interaktionsmuster“).
Bestimmte Selbstanteile dominieren in entsprechenden
Auslösesituationen (zB Bedrohung des Selbstwertes) das
Erleben.
Strukturmodelle der Identität W. James (1890), G.H. Mead (1934), J. Pleichl (2016)
Ich kann und werde
sachlich bleiben
Er war nicht
immer so …
Ich kann ACHTSAM
sein!
IDENTITÄTSARBEIT in ACT-Ansatz Acceptance Commitment Therapy: S. C. Hayes, Jason Luoma, Robyn D. Walser (2008)
ACT-Training. Handbuch der Acceptance & Commitment Therapie. Junfermann Verlag, Paderborn
IDENTITÄT als beobachtendes „Gewahrsein“ seines SELBST:Ich bin der „Ort“, an dem sich meine Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Körperempfindungen, etc. abspielen
„in wohlwollender Distanz zu sich selbst sein“
(nicht-hilfreiche) Gedanken,kann man beobachten („loslassen“):
ziehen lassen wie „Wolken im Wind“ -ohne Identifikation , ohne Bewertung
Raum geben: Auch „böse“ Gedanken,
schmerzhafte Gefühle dürfen sein, sind zuzulassen („acceptance“)
Im Kontakt mit dem „Hier und Jetzt“ sein: Offenheit, Neugier, Flexibilitätsich und die Umwelt nicht bewertend und aufmerksam wahrnehmen:
(Neu-)Orientierung:Wofür und wie willst DU leben?
Entschlossenheit („commit“) und Kompetenz für etwas, was DIR wichtig ist
Eine Psychologin in einem
Geriatriezentrumerzählt:
„Die Patientin (94 Jahre, rüstig, gut orientiert) soll seit einigen Monaten auf Anordnung des Arztes außerhalb der strengen Diät des Heimes keine zusätzlichen Speisen, insbesondere keine Süßigkeiten, zu sich nehmen, da
der Zuckerspiegel zu hohe Werte aufweist und damit eine hohe gesundheitliche Gefährdung vorliegt. Die Gesundheitspsychologin möge dies der Patientin und deren Angehörigen (Tochter) bei ihren Kontakten auch
immer wieder eindringlich vermitteln.
Die Patientin teilt der Psychologin im Rahmen vieler Kontakte zuletzt einmal vertraulich mit, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte als ein Stück einer Malakowtorte zu essen. Und es gelingt der Psychologin in
dieser Situation in einem „guten Gespräch“ auf Verständnis und Einsicht der Patientin zu stoßen, dass diese ihren Wunsch zurückstelle und sich u.a. gegebenenfalls mit Ablenkungen von diesem Verlangen befreie.
Am Besuchswochenende geht die Psychologin zufällig am Zimmer der Patientin vorbei und sieht durch die halboffene Tür wie Patientin und Tochter gemeinsam mit Lachen und Frohsinn dabei sind, Malakow-
Tortenstücke auf dem Tisch auszubreiten ….“
Deontologische Ethik
(„Gesinnungsethik“)Verabsolutierung eines Wertes ohne die
Konsequenzen zu berücksichtigen: zB langes
Leben (Gesundheit) ist der absolut höchste
Wert
(KANT: die „Pflicht“ bzw. die „Maxime“ mit
universeller Gültigkeit)
Teleologische Ethik
(„Konsequenzenethik“)Werte relativieren und Verantwortung für die
jeweiligen Folgen abwägen und übernehmen: zB
selbstbestimmte Lebensqualität bringt mehr
Zufriedenheit und ist ein höherer Wert als
„langfristige“ Gesundheit in Leid
(BENTHAM/MILL: Utilitarismus – größtmögliche
Nutzen für viele(s))
Ist langes Leben (Gesundheit) der absolut
höchste Wert?
Ist Lebensqualität ein höherer Wert als
„langfristige“ Gesundheit?
Ist Eigenkompetenz ein höherer Wert als
fremdbestimmte „langfristige“ Gesundheit?
Soll ich nochmals beraten?
Verliere ich mit „hartnäckiger“ Beratung
Vertrauen und Gesprächszugänge, weil dann
möglicherweise die Reaktanz zu groß wird?
Soll ich mich passiv verhalten und einfach
tun als hätte ich nichts bemerkt?
Etc.
Dilemma zwischen
Werten und Prinzipien
Dilemma: Gesinnungsethik (deontische Ethik) versus Verantwortungsethik (Konsequenzenethik)
Abschuss eines Flugzeugs mit unschuldigen Geiseln?
TV-Sendung und TV-Abstimmung:
„Terror – Ihr Urteil“: Ist ein Leben weniger wert als 70000 Leben?
Ist Lars Koch schuldig ?
( JA_ ein Mörder: 13%)
Oder nicht schuldig ?
( JA_ ein Held: 87 %)
Es ist dem Gesetzgeber (deutsche Bundesverfassungsgesetz) nicht erlaubt, das Leben der Menschen in einer entführten
Maschine gegen das Leben einer möglicherweise größeren Zahl von Menschen am Boden abzuwägen, die durch den Abschuss
unter Umständen gerettet würden.
Die Menschen in dem Flugzeug würden dann nämlich zu bloßen Objekten degradiert, zu Mitteln, über die man frei verfügen
kann und das verstößt gegen die Verpflichtung zur Achtung der Menschenwürde (d.h. der Mensch ist „Zweck“ – Subjekt).
Jeremy Bentham und John Stuart Mill (Utilitarismus) bzw. die Theorie-Variation „negativer Utilitarismus“ (Sir Karl Popper):
Es sei von zwei Handlungsalternativen immer diejenige zu bevorzugen, welche unter den gegebenen Umständen bei den
beteiligten Personen (aggregiert) das geringste Leid hervorrufe. Prinzip des kleineren Übels!
„Realpolitik“: Nach Max Weber (1919) wäre es Aufgabe politisch Handelnder, eine Balance
zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik zu finden.Max Weber: Politik als Beruf, in: Gesammelte Politische Schriften, hrsg. von J. Winckelmann, 5. Auflage Mohr Siebeck, Tübingen 1988,
Mögliche „TRIGGER“für (zum Teil vorbewusste?) Emotionen, Kognitionen, Wertungen, …
dunkel, vermummt, gefährlich
fehlende non-verbale
Kommunikation ist unerträglich
Symbol für
Frauenunterdrückung, für islamistischen Staat
….
Werbeträger für islamische (Parallel)Kultur
mutig, geheimnisvoll,
attraktiv
sprechende Augen
erfreuen
Symbol für
persönliche Freiheit
Werbeträger für (Religions)Freiheit
Ein Klientin tritt ein ….
Fremdenangst
Fremdenhass
Fremdenpräferenz
Fremdenliebe
Verbieten, vertreiben, vernichten …Umarmen, Idealisieren,
sich schuldig fühlen…
Unterschiede sind erlaubt
Unaufgeregt, deeskaliert, nüchtern
Impuls, unabhängig und autark zu leben –
ANGST VOR ABHÄNGIGKEIT
Ad „Moral und Persönlichkeit“: Interpersonelle Circumplex-Modelle
Distanz
Je nach Ausprägung
der
Grundausrichtungen
sind entsprechende
Bedürfnisse,
Motivationen, Werte
und
"Lebensphilosophien"
vorherrschend und
zeigen sich im
zwischenmenschlichen
Verhalten.
In den
Grundausrichtungen
ist also immer eine
Moral impliziert.
Riemann, F. (1969). Grundformen der Angst. München: Reinhardt.
Benjamin, L. S. (1974). Structural analysis of social behavior. Psychological Review, 81, 392-425 (SABB-Test)
Thomann, C. & Schulz von Thun, F. (2003). Klärungshilfe 1. Handbuch für Therapeuten, Gesprächshelfer und Moderatoren. Reinbeck: Rowohlt
Taschenbuch.
Millon (1996) in Fiedler, P.&Herpertz S.C. (2016). Persönlichkeitsstörungen. Beltz. Basel
• Impuls, Neues und Unbekanntes
kennenzulernen
• Impuls, neue Menschen und neue
Möglichkeiten unseres Wesens
kennenzulernen
• Impuls nach Veränderung, Freiheit,
Intensität - ANGST VOR ENDGÜLTIGKEIT
Wechsel
• Impuls, uns mit Gewohntem und
Vertrautem zu umgeben
• Impuls, zu planen, zu hoffen
und zu vertrauen
• Impuls, alles beim Alten zu
lassen – ANGST VOR CHAOS
Dauer
Impuls nach Lieben
und Geborgenheit –
ANGST VOR
EINSAMKEIT UND
ISOLATION
mutig, geheimnisvoll,
attraktiv
sprechende Augen
erfreuen
dunkel, vermummt, gefährlich
fehlende non-verbale
Kommunikation verunsichert
Nähe
Ad „Moral und Persönlichkeit“: Interpersonelle Circumplex-Modelle
VERNUNFTKontrolle
Stabilität, Bewahrung
GEFÜHLSpontaneität
Offenheit, Wandel
AUTONOMIEUnabhängigkeit, Distanz
BINDUNGDazugehören, Nähe
Dauer
Wechsel
Nähe
Distanz (1): anregen, animieren – sich anpassen
(2): Autonomie ermöglichen – Kontrolle,
Strukturen pflegen
(3): spontan sein – selbstkontrolliert
sein
(1) Gefühle zu anderen:
genießen, sich annähern – Abstand
halten, zurückweisen
(2) Strategien zu anderen:
umsorgen, pflegen – distanzieren
(3) Gefühle zu sich:
sich selbst pflegen – sich selbst
beurteilen, kritisieren
Je nach Ausprägung
der
Grundausrichtungen
sind entsprechende
Bedürfnisse,
Motivationen, Werte
und
"Lebensphilosophien"
vorherrschend und
zeigen sich im
zwischenmenschlichen
Verhalten.
In den
Grundausrichtungen
ist also immer eine
Moral impliziert.
Riemann, F. (1969). Grundformen der Angst. München: Reinhardt.
Benjamin, L. S. (1974). Structural analysis of social behavior. Psychological Review, 81, 392-425 (SABB-Test)
Thomann, C. & Schulz von Thun, F. (2003). Klärungshilfe 1. Handbuch für Therapeuten, Gesprächshelfer und Moderatoren. Reinbeck: Rowohlt
Taschenbuch.
Millon (1996) in Fiedler, P.&Herpertz S.C. (2016). Persönlichkeitsstörungen. Beltz. Basel
SABB-Test
KOHÄRENZBEDÜRFNIS:Erhalt der sozialen Identität
Eskalierende Mitgestaltung der sozialen Identität?(Soziale) Identität als (naturgegebene/von Gott/von absoluten Rechten definierte) unveränderliche Essenz auffassen kann zu
Radikalisierung führen
Trigger für „soziale Identität“?
Werbeträger für islamische (Parallel)Kultur
Ad Soziale Identität: „… die
Wahrscheinlichkeit der Einschätzung, dass
sein Urteil richtig ist, wird erhöht, wenn das
Individuum in der Bezugsgruppe erlebt,
dass diese mit seiner eigenen Überzeugung
übereinstimmt bzw. passt das Individuum
seine Urteil an den Gruppentrend an“ (LEWIN, 1945 – vgl. Konformitätsexperiment von ASCH,
1951)
KOHÄRENZBEDÜRFNIS: Erhalt der sozialen IdentitätEskalierende Mitgestaltung der sozialen Identität?
(Soziale) Identität als (naturgegebene/von Gott/von absoluten Rechten definierte) unveränderliche Essenz auffassen kann zu Radikalisierung führen
nz
KOHÄRENZBEDÜRFNIS: Erhalt der sozialen IdentitätEskalierende Mitgestaltung der sozialen Identität?
(Soziale) Identität als (naturgegebene/von Gott/von absoluten Rechten definierte) unveränderliche Essenz auffassen kann zu Radikalisierung führen
nz
Ahmad Mansour
(Psychologe in Berlin)
Seit 2007 ist Mansour Gruppenleiter des
HEROES-Projekts in Berlin-Neukölln.
Das Projekt ist an Jugendliche („Generation Allah“) aus Milieus
mit streng ehrenkulturellen Strukturen gerichtet und
soll Gleichberechtigung und Selbstbestimmung fördern.
(„Peer-Education“: Workshops in Schulen, Diskussion und
Rollenspiele, Ausbildung zu Anleiter, Zertifikate, …)
Modellprojekte zur Radikalisierungsprävention
Modellprojekte widmen sich der Prävention von Radikalisierungsprozessen in den Bereichen
Rechtsextremismus, Ultranationalismus, gewaltförmige islamistische
Phänomene bzw. Instrumentalisierungen des Islam sowie gewaltförmige und
demokratiefeindliche Erscheinungsformen linker Militanz.
https://www.demokratie-leben.de/mp_modellprojekte-zur-radikalisierungspraevention.html
Werthaltungen durch das theorieimmanente Menschenbild und die fachlichen Strategien
„Ethische Positionen in den
Menschenbildern der psychologischen
Theorien"
Der Mensch strebt nach Kontrolle
Menschenbild der Lern- und Verhaltenstheorie
Der Mensch strebt nach Selbstverwirklichung(„Werde, der du bist!“)
Menschenbildder Humanistischen Psychologie
Der Mensch ist geleitet von seiner „Selbstaktualisierungstendenz“, um all sein
Potenzial zur eigenen positivenEntwicklung zu verwenden.
Unser Verhalten basiert vor allem auf Lernprozessen, die wir eigenverantwortlich
gestalten können
Der Mensch strebt nach Einsicht und Sinn
FREUD: „Wo Es ist, soll Ich werden“.FRANKL:“Das Humanissimum ist der
Wille zum Sinn“
Der Mensch strebt nach Geborgenheit
(„Reparenting“)Menschenbild der
Schematherapie
Menschenbild der Psychoanalyse, Logotherapie
VERNUNFTKontrolle
Stabilität, Bewahrung
GEFÜHLSpontaneität
Offenheit, Wandel
AUTONOMIEUnabhängigkeit, Distanz
BINDUNGDazugehören, Nähe
Millon (1996) in Fiedler, P.&Herpertz S.C.
(2016). Persönlichkeitsstörungen. Beltz. Basel
WACHSTUM, Wertschätzung
STRUKTUR,Einsicht
Er will sich nicht binden und hat neben- und nacheinander sexuelle Beziehungen, die er aber seinen jeweiligen Partnerinnen nicht mitteilt.
Eben hatte er eine Freundin, die ihn unbedingt heiraten mochte. Er will die Beziehung noch nicht beenden, da er ihre vertrauensselige Zuneigung schätzt, hat aber Angst, dass sie durch
Zufall von seinen anderen Parallel-Beziehungen erfahren konnte. Er fragt sich, ob diese permanente Angst nicht auch seine in Behandlung stehende Angststörung
steigern konnte.
Am Abend treffen sie in der WG Ihre beste Freundin, der Sie viel verdanken und die immer für Sie da war, wenn Sie sie brauchten – auch wenn sie dabei große Opfer
bringen musste. Sie wollen für diese Freundin nur ihr Bestes! Sie erzählt Ihnen nun, dass sie jetzt ihren Traummann gefunden hatte und sie noch
nie so verliebt gewesen wäre.
Bald können Sie vermuten und erkennen, dass dieser Traummann Ihr Klient ist.
Ein Klient erzählt Ihnen im
Rahmen einer Behandlung
(phobische Angststörung) von
seinen
Beziehungsproblemen:
Selbst
Berufswelt
(Psychologin)
Intimwelt
(Beste Feundin, Partner,
Angehörige)
Gesellschaft, Kultur, Milieu
Soziale Netzwerke (Freizeitwelt,
NGO, etc.)
„Ich bin viele“: Vielfalt der Rollen
Theorie des kontextabhängigen Selbst (Teilidentitäten)
Bilden H. (1997), Hannover B. (2000)
Sich essentialistisch im Singular definieren?
(„INSEL-SELBST“. Rollenübergreifende Eindeutigkeit und Abgeschlossenheit der Identität brauchen, authentisch im Sinne
von endgültig und dauerhaft sein)
Sich Identität im Plural erlauben?
(„RELATIONALES SELBST“. Offenere rollenbezogene Identitätskonstruktionen, authentisch im Sinne von wandelbar
sein, „Schattenselbste“, „biographische Veränderungen“
akzeptieren)
»Identität, das ist der Schnittpunkt zwischen dem, was eine Person sein will, und dem, was die Umwelt ihr gestattet.« (GESETZ!)
(Erikson, Identität und Lebenszyklus, 1959/1971, S.123)
Ist Verantwortung gegenüber meiner
Freundin der höhere Wert als gerecht-
konformes Verhalten in meiner Berufsrolle?
Rollen-DILEMMA: Soll ich meine beste
Freundin vor einem Klienten warnen?
Wie definiere ich meine Rolle als Psychologin
(zB. Geheimnisschutz, gesetzliche Bestimmungen,
ethische Richtlinien)?
Wie definiere ich meine Rolle als Freundin zur
besten Freundin (zB. Loyalität, Vertrauen,
Schutz)?
Gender-Aspekte in der Identitätsentwicklung zum moralischen SELBST?
Lawrence Kohlberg (1927-1987)
„Die moralische Entwicklung des Menschen“ – 1958
Carol Gilligan (*1936)
„Die andere Stimme“-1982
"Moral der Fürsorge“, die Carol Gilligan als Anpassung der Kohlberg-Theorie auf die weibliche Perspektive kritisch
einfordert.
Darin wird Gerechtigkeit – bei Kohlberg oberstes Prinzip - der Verantwortung untergeordnet.
THESE: Selbstkonzepte von Mann und Frau unterschiedlich
Männliches „autonomes Selbst“ versus weibliches „verbundenes Selbst“
Männliche kontraktuelle versus weibliche interpersonale Orientierung
Männliche Gerechtigkeitsmoral der kontextunabhängigen Rechte, Regeln und Pflichten
versus
weibliche Fürsoge-Moral für Verantwortung gegenüber Beziehungen , Gemeinschaft, Netzwerke
Männer würden nach der idealen, richtigen Lösung gemäß bestimmter Prinzipien suchen
versus
Frauen hingegen versuchten die Rahmenbedingungen zu verändern und situationsorientiert „zwischen dem größeren und dem
kleineren Übel“ zu entscheiden.
„wie du mir so ich dir“
„Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“
„wenn es die Familie, die Organisation, das Gesetz, etc. will…“
„die Normen der Gesellschaft sind kritisierbar
und sollen gerecht (universalisierbar) gestaltet werden…“
„es gilt die Autorität“
Mehrere Kritiker (u. a. Miller, 1994) merkten an, dass die FÜRSORGE-Moral kein allgemein weibliches Phänomen wäre, sondern ein kulturelles und insbesondere in orientalischen und asiatischen
Kulturen anzutreffen wäre.
MILLER, J.G. (1994). Cultural diversity in the morality of caring: Individually oriented versus duty-based interpersonal moral codes. Cross-Cultural-Research: The
Journal of Comparative Social Science, 28, 3-39.
Vergnügen,
Spaß
Selbstbestimmung
Leistung
Erfolg(Universelle)
MachtPrestige
SicherheitGeborgenheit
Tradition
Konformität
Anpassung
Solidarität
Gemeinschaft
(Universelles)
Schützen:Natur, Mensch
Abwechslung,Neues
Kulturelle Akzentuierung der IdentitätShalom Schwartz (1992)
Universals in the Content and Structure of Values: Theoretical Advances and Empirical Tests in 20 Countries. In: Advances in Experimental Social Psychology, 25: 1-65.
UNIVERSELLE WERTEKATEGORIEN
KOLLEKTIV-ORIENTIERUNG
EIGEN-ORIENTIERUNG
WANDEL
EIGENSTÄRKUNGBEWAHRUNG
GEMEINNUTZEN
Bei subjektiv höchster Wichtigkeit
Interdependente IdentitätBei subjektiv höchster Wichtigkeit
Independente Identität
Mischformen zwischen kollektivistischen und individualistischen
Identitätskonzepten**Markus und Kitayama, 1998, vgl. MILLER, J.G. (1994)
das Bedürfnis nach Nähe (z.B. zwischenmenschlicher Kontakt,
Harmonie, Geborgenheit),
das Bedürfnis nach Distanz (z.B. Unabhängigkeit, Ruhe, Individualität)
das Bedürfnis nach Dauer (z.B. Ordnung, Regelmäßigkeiten, Kontrolle)
das Bedürfnis nach Wechsel (z.B. Abwechslung,
Spontaneität, Kreativität)
Self-Direction
Stimulation
Hedonism
Achievement
PowerSecurity
Conformity
Tradition
Benevolence
Universalism
Psychologische Beratungsstelle:Iranischer Student in Wien
Vater ist im Iran plötzlich verstorben, der Student leidet unter dem Verlust und unter folgendem Konflikt:
Er fühlt sich dem traditionellen Anspruch seiner Herkunftsfamilie zur Rückkehr in den Iran verpflichtet, nachdem die Familie jetzt
von ihm die sofortige Führung der weitverzweigten Verwandtschaft erwartet, andererseits verspürt er so knapp vor dem
Studienabschluss mehr denn je den brennenden Wunsch die Berechtigung zur
Ausübung des Arztberufes zu erlangen.
Dilemma: „Hin und Her“-GerissenseinVeränderung
Frei sein, sich von eigener Vergangenheit lösen, sich
selbst neu organisieren
UNBERECHENBARKEITdes ICH´s
Ü
b
e
r
s
p
i
t
z
u
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g
„Wertequadrat“ nach Helwig, P. (1967) und Schulz von Thun (1989); Siehe auch ARISTOTELES; suche nach Balance zwischen Extremen: zB. MUT zwischen LEICHTSINN und FEIGHEIT
TraditionLoyal zu seinen Wurzeln sein,
verlässlich, treu und sozial verantwortlich sein
ERSTARRUNG des ICH´s
Ü
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s
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i
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z
u
n
g ANGST vor
Unberechenbarkeit
ANGST vor
Erstarrung
Offenheit Loyalität
„Ethische Reflexion“ als unterstützendes Werkzeug im Gruppenprozess für das Treffen von Entscheidungen zum moralischen Handeln in Eigenverantwortung
Aristoteles unterscheidet zwischen Ethos und Ethik, d.h. zwischen einer Tugend (ethos mit Eta), die durch Gewohnheit (ethos mit Epsilon) entsteht und einer ethischen Reflexion, die sich in
wandelbaren Normen und Regeln niederschlagen kann
"Was aber", so Aristoteles, "dem Bereich des sittlichen
Handelns und des im Leben Nützlichen angehört, hat
nichts an sich, was ein für allemal feststünde, so wenig
als das Gesunde. Und wenn das schon für die allgemeinen
Regeln gilt, so lässt das Einzelne und Konkrete noch weniger
genaue und absolut gültige Vorschriften zu, da es unter keine
Kunst und keine Lehrüberlieferung fällt.
Hier muss vielmehr der Handelnde selbst
wissen, was dem gegebenen Fall entspricht, wie
dies auch in der Heilkunst und in der
Steuermannskunst geschieht. …" Aristoteles (1985):
Nikomachische Ethik. Hrsg. G. Bien, Hamburg 1985. (Eth.Nik. 1104 a 1-11 )
http://www.capurro.de/code.htm