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GIFTINFORMATIONSZENTRUM (GIZ) der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen

Klinische Toxikologie

II. Medizinische Universitätsklinik Mainz

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Inhaltsverzeichnis

• Vorwort 1

• Wichtige Informationen 3

• Das Team – Die Mitarbeiter des Giftinformationszentrums 4

• Publikationen, Vorträge, Öffentlichkeitsarbeit 5

• Zahlen, Fakten, Qualität – Zusammenfassung der Statistik 9

• 5-Jahres-Übersicht - Dokumentation und Auswertung 13 1 Administrative Daten 14

1.1 Gesamtzahl der Beratungsfälle 14

1.2 Monatsverteilung 15

1.3 Wochenverteilung 16

1.4 Tagesverteilung 17

1.5 Anrufer 18

1.6 Land 19

1.7 Bundesland 20

1.8 Art der Beratung 21

2 Allgemeine Anfragen 22

2.1 Anrufer 22

2.2 Toxikologische Gruppen 23

3 Vergiftungsfälle bei Tieren 24 3.1 Anrufer bei Tiervergiftungen 24

3.2 Toxikologische Gruppen 25

4 Menschliche Vergiftungsfälle 26

4.1 Typ der Vergiftung 26

4.2 Ätiologie 27

4.3 Expositionsort 28

4.4 Altersgruppen 30

4.5 Ätiologie entsprechend der Altersverteilung 31

4.6 Geschlecht 32

4.7 Aufnahmepforte 33

4.8 Schriftliches Follow-up 34

5 Vergiftungen im Kindesalter 36

5.1 Toxikologische Gruppen und Schweregrade 36

5.2 Empfohlenes und tatsächliches Vorgehen 38

5.3 Ausgang 39

6 Vergiftungen im Erwachsenenalter 40

6.1 Geschlecht und Ätiologie 40

6.2 Empfohlenes Vorgehen und Ätiologie 41

6.3 Toxikologische Gruppen und Schweregrade bei absichtlichen Vergiftungen 42

6.4 Toxikologische Gruppen und Schweregrade bei versehentlichen Vergiftungen 43

6.5 Schweregrade bei absichtlichen und versehentlichen Vergiftungen 44

6.6 Ausgang und Ätiologie 46

7 Fatale Vergiftungen (Todesfälle) 47

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Vorwort L. S. Weilemann

Das Giftinformationszentrum der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen legt den Jahresbericht 2005

vor. Erneut ist es – wie bereits Tradition – ein Tätigkeitsbericht, der die Vorjahre zum Vergleich mit

einschließt. Er dokumentiert zum einen Entwicklungen und Veränderungen im Vergiftungsgeschehen

und gibt zum anderen einen Einblick in die Aktivitäten des Giftinformationszentrums der Länder

Rheinland-Pfalz und Hessen.

Nach wie vor hat sich das Zentrum zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Akutberatung zu optimieren,

sondern auch gewonnene Erkenntnisse zu dokumentieren und wissenschaftlich zu verarbeiten.

Hiervon zeugen zahlreiche Publikationen und Promotionsarbeiten. Neben der Akutberatung befassen

sich die Mitarbeiter(innen) mit der Aufarbeitung der gewonnenen Daten, und die Erkenntnisse

einschließlich aktueller Literatur fließen in die „hauseigenen“ Datenbanken und Auswertesysteme ein.

Einerseits sind solche Arbeiten sehr personalintensiv und können nur durch freiwillige Mehrarbeit

bewältigt werden, andererseits erlauben wissenschaftliche Fragestellungen das Einwerben von

Drittmittelprojekten, und damit genügt das Zentrum auch einem universitären Anspruch.

Neu im Jahresbericht ist die Verwendung einer in fast allen Giftinformationszentralen eingeführten

international akzeptierten Kategorisierung. Dies spiegelt auch die zunehmend enge Zusammenarbeit

der Giftinformationszentren wider, ob nun im Rahmen des Projektes TDI (Toxikologischer

Dokumentations-Informationsverbund) oder in zahlreichen Arbeitsgruppen oder auch unter dem Dach

der Gesellschaft für Klinische Toxikologie.

Wie sieht die Zukunft aus ?

Oberste Priorität hat nach wie vor die qualifizierte Beratung in Diagnostik und Therapie von

Intoxikationen jeglicher Art. Gleichrangig steht die Verarbeitung der Erkenntnisse als Basis für die

Neubewertung von Intoxikationen. Das Giftinformationszentrum hat sich darüber hinaus zum Ziel

gesetzt, noch mehr Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um im Sinne des vorbeugenden

Gesundheitsschutzes tätig zu werden. Dies impliziert auch die Drogenproblematik sowie den

sinnvollen Umgang mit Chemikalien im Haushalt und im Beruf.

Abschließend gilt es zu danken.

Dank gilt an erster Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren engagierten Einsatz.

Dank gilt an dieser Stelle Herrn Dr. Andreas Stürer, der zum Ende des Jahres 2005 aus dem

Giftinformationszentrum ausgeschieden ist, um eine herausragende Position am Schweizerischen

Toxikologischen Informationszentrum anzutreten.

Dank gilt aber auch den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen, die durch die Finanzierung des

Zentrums eine Kontinuität in der erfolgreichen Arbeit gewährleisten und Dank gilt dem Verwaltungsrat

des Giftinformationszentrums, der die Aktivitäten kritisch hinterfragt und kontrolliert, aber stets

uneingeschränkt unterstützt.

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 1

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WICHTIGE INFOS

Giftinformationszentrum (GIZ) der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen

Klinische Toxikologie Universitätsklinikum, Gebäude 209 Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz

Telefon: 06131 - 19240 Giftnotruf - 232466 Anfragen Telefax: 06131 - 232469 - 280556 e-mail: [email protected] Internet: www.giftinfo.uni-mainz.de

Gesellschaft für Klinische Toxikologie e.V. www.klinitox.de

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 3

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Das Team

Ständige Mitarbeiter: (finanziert über Rheinland-Pfalz und Hessen)

Leiter: Univ.-Prof. Dr. L. Sacha Weilemann Oberarzt / Stellv. Leiter: Dr. Oliver Sauer (VZ) – Internist / Intensivmedizin (seit 12/2005) Office-Management: Brigitte Krost (VZ) – Industriekauffrau Mitarbeiter / Beratung: Dr. Smiljana Bernhard (TZ) – Ärztin Dagmar Eckart (TZ) – Dipl. Biologin Rüdiger Hillmann (VZ) – Chemiker Dr. Joachim Kaes (VZ) – Internist Hans-Jürgen Reinecke (VZ) – Chem. Ing. Dr. Ingo Sagoschen (VZ) – Arzt Dr. Andreas Stürer (VZ bis 11/2005) – Internist / Intensivmedizin / Notfallmedizin Irene Weilemann (TZ) – Dipl. Geographin / Apotheker-Assistentin Dr. Jascha Wiechelt (VZ) – Arzt Heidemarie Zeimentz (TZ) – Ärztin

Für Engagement und projektbezogene Mitarbeit im Giftinfomationszentrum ist zu danken:

Beratung: Dr. Kristina Kaiser – Ärztin Dr. Enise Lauterbach – Ärztin Dr. Marc Alexander von Mach – Arzt Dr. Joachim Makowski – Arzt Dr. Hayraet Mamtimin – Internist / Kardiologie Dr. Babatunde Omogbehin – Internist Dr. Savvas Savvidis – Internist / Angiologie / Intensivmedizin Dokumentation / Follow-up: Inge Ulbrich-Krämer Joachim Bonnet Wissenschaftl. Hilfskräfte: Michaela Schultheis Cornelia Schätzel Intranetportal: David Höckel Internet-Präsentation: Dr. Rinaldo Satta Lars Regner Hardware-Betreuung: Silvano Sinicco Software-Entwicklung: Guido Clesius Firma Steinmüller + Clesius GmbH – Softwareentwicklung, Hard- und Softwarevertrieb

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Publikationen, Vorträge, Öffentlichkeitsarbeit (2005)

Buchbeiträge:

• L.S. Weilemann: Kapitel „Intoxikationen“ in: J. Schölmerich (Hrsg.): „Medizinische Therapie“; 2. Auflage; Springer Verlag, Berlin; 2005

• H.J. Reinecke: Kapitel „Giftinformationszentralen“ in: J. Schölmerich (Hrsg.): „Medizinische

Therapie“; 2. Auflage; Springer Verlag, Berlin; 2005 • L.S. Weilemann, J. Wiechelt: „Intensivtherapie häufig vorkommender Vergiftungen“ in:

J. Eckart, H. Forst, H. Burchardi et al.: „Intensivmedizin – Kompendium und Repetitorium zur interdisziplinären Weiter- und Fortbildung“ – Ergänzungslieferung der Loseblattsammlung; Ecomed Verlag, Landsberg; 2005

• L.S. Weilemann: „Intoxikationen“ in C. Madler, K.W. Jauch, K. Werdan: „Das NAW-Buch.

Akutmedizin der ersten 24 Stunden“; 3. Auflage; Urban & Fischer Verlag bei Elsevier; 2005 Dissertationen:

• F. Steinbronn: „Klinisch-epidemiologische Untersuchung zu Intoxikationen mit Antipsychotika und Antidepressiva“. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Medizin, 2005

• G. Müller: „Dokumentation und Auswertung von Vergiftungssymptomen, sowie die

Schweregradeinteilung von Vergiftungen am Beispiel des Programms „ADAM“ mit 130331 Vergiftungsfällen“. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Medizin, 2005

• X.G.M. Brinkmann: „Herzrhythmusstörungen bei akuten Vergiftungen“. Johannes

Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Medizin, 2005 • T.S. Heddäus: „ Qualitätsanalyse bei Antidot-relevanten, akuten exogenen

Intoxikationen mit besonderer Wertung von Physostigmin“. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Medizin, 2005

• E. Solak: „Klinisch-epidemiologische Untersuchung zu

Phosphorwasserstoffvergiftungen“. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich Medizin, 2005

Originalartikel in Fachzeitschriften:

• Lauterbach M, Solak E, Kaes J, Wiechelt J, von Mach MA, Weilemann LS: Epidemiology of Hydrogen Phosphide Exposures in Humans Reported to the Poison Center in Mainz, Germany, 1983–2003. Clinical Toxicology, 43:1–7, 2005 bzw. J Toxicol Clin Toxicol, 43: 575-81, 2005

• Kaes J, von Mach MA, Weilemann I, Wiechelt J, Lauterbach M, Eich A, Sauer O, Weilemann

LS: Klinischer Stellenwert von Monointoxikationen mit Ibuprofen, Diclofenac und Metamizol. Intensivmed, 42: 264-9, 2005

• von Mach MA, Eich A, Weilemann LS, Münzel T: Subacute coronary stent thrombosis in a

patient developing clopidogrel-associated thrombotic thrombocytopenic purpura (TTP). Heart, 91: 14-5, 2005

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 5

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• Kaes J, von Mach MA, Kaiser K, Wiechelt J, Solak E, Sauer O, Weilemann LS: Komplikationsloser Verlauf einer laborchemisch lebensbedrohlichen Valproinsäurevergiftung ohne extrakorporalem Eliminationsverfahren. Intensivmed, 42: p32, 2005 (Abstract)

• Kaes J, von Mach MA, Wiechelt J, Weilemann LS: 4 Letale Verläufe nach Butangas Inhalation. Intensivmed, 42: p 28, 2005 (Abstract)

• Kaes J, Ries M, von Mach MA, Wiechelt J, Lauterbach M, Weilemann LS: Einsatz des

Antidots Physostigminsalicylat beim anticholinergen Syndrom – 2 Fallberichte. Intensivmed, 42: p 29, 2005 (Abstract)

Beteiligung an Originalartikeln in Fachzeitschriften:

• von Mach MA, Hermanns-Clausen M, Koch I, Lauterbach M, Kaes J, Hengstler JG, Weilemann LS: Experiences of a poison centre network with renal insufficiency in acetaminophen overdose: an analysis of 17 cases. J Toxicol Clin Toxicol, 43: 31-7, 2005

• von Mach MA, Weilemann LS, von Landenberg P: Pseudocholinesterase activity in

organophosphate poisoning after storage of unseparated blood samples at room temperature for three weeks. Clin Chem, 51: 1907-8, 2005

• von Mach MA, Peters FT, Kaes J, Maurer HH, Weilemann LS: Diagnostic value of on-site

immunoassay screening in suspected poisoning: A prospective study in the emergency department of a tertiary urban hospital. J Toxicol Clin Toxicol, 43: p 198, 2005 (Abstract)

• Peters FT, von Mach MA, Weilemann LS, Maurer HH: Comparative Study on the Results of

Toxicological Screening Analysis of 111 Urine Samples from Intoxicated/Poisoned Patients Obtained with the Triage®8 Panel and a GC-MS Based Screening Procedure. Ther Drug Monitoring, 27: 225, 2005 (Abstract)

Posterbeiträge auf Kongressen:

• D. Eckart: “Cooperation between Poison Information Centres (PICS) for an update of the List of Mushroom Experts” beim XXV. International Congress of the European Association of Poison Centres and Clinical Toxicologists (EAPCCT) am 10.5.2005 in Berlin (Ref.: 6743)

• Wiechelt J, Thömke F, Weilemann LS: „Konvulsiver Status epilepticus als mögliche

Komplikation einer Lamotrigin-Überdosierung in suizidaler Absicht“ 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeine und Internistische Intensivmedizin (ÖGIAIM) vom 15.-18.6.2005 in Wien

Beteiligung an Fachsitzungen / Fachzirkeln:

• A. Stürer: Expertengespräch „Abstimmung Neuregelung der Kosmetikameldungen in Deutschland mit dem BVL, Berlin“ im Rahmen des Toxicological Documentation and Information Network (TDI) Projektes beim Giftinnformationszentrum Nord in Göttingen am 24.6.2005

• A. Stürer: Expertengespräch „Produktidentifikation, 5. Treffen“ beim Europäischen

Normierungsausschuss (Comité Européen de Normalisation) in Zusammenarbeit mit dem Industrieverband Körperpflege und Waschmittel in Frankfurt am 17.11.2005

• A. Stürer: „Gesellschaft für Klinische Toxikologie e.V.“ Leitung und Supervision von

Mitgliederversammlungen, Sitzungen und AG-Arbeitstreffen in Mainz, Zürich, München und Freiburg

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Vorträge auf Kongressen / Tagungen:

• L.S. Weilemann: „Akute Vergiftungen“ im Rahmen des Intensivkurs Innere Medizin zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung, Mainz am 26.2.2005

• A. Stürer: „Wie gefährlich sind kosmetische Mittel im Alltag - Datenüberischt eines

Giftinformationszentrums“ beim 16. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche und Angewandte Kosmetik e.V. in Leipzig am 3.3.2005

• L.S. Weilemann: „Tutorial Entgiftung“. Seminarkongress Interdisziplinäre Intensivmedizin vom 6.-11.3.2005 in Garmisch-Partenkirchen

• A. Stürer et al.: „A Network within a Network - Society of Clinical Toxicology of German,

Austrian and Swiss Poison Centres (PCs)” beim XXV. International Congress of the European Association of Poison Centres and Clinical Toxicologists (EAPCCT) in Berlin am 10.5.2005

• A. Stürer et al.: „Working Group IV: Harmonized multicentre and multinational Data

Collection of Fatal Poisoning in 2003” beim XXV. International Congress of the European Association of Poison Centres and Clinical Toxicologists (EAPCCT) in Berlin am 10.5.2005

• A. Stürer et al.: „Gastric Lavage: a “dying” therapeutic procedure? Quality Control in a

regional Poison Centre (RPC) and Benchmarking within European Poison Centres” beim XXV. International Congress of the European Association of Poison Centres and Clinical Toxicologists (EAPCCT) in Berlin am 12.5.2005

• L.S. Weilemann: “Koma bei Vergiftungen” 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für

Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeine und Internistische Intensivmedizin (ÖGIAIM) vom 15.-18.6.2005 in Wien

• A. Stürer et al.: „A Network within a Network - Society of Clinical Toxicology of German,

Austrian and Swiss Poison Centres (PCs)” beim 3rd Meeting of Users of the INTOX Data Management System der World Health Organization (WHO) im Rahmen des International Programme on Chemical Safety (IPCS) in London am 18.7.2005

• A. Stürer et al.: „Working Group IV: Harmonized multicentre and multinational Data

Collection of Fatal Poisoning in 2003” beim 3rd Meeting of Users of the INTOX Data Management System der World Health Organization (WHO) im Rahmen des International Programme on Chemical Safety (IPCS) in London am 18.7.2005

• H. Zeimentz: „Kosmetikaintoxikationen – eine Bagatelle ?“ beim Qualitätszirkel der

deutschen Giftinformationszentralen in Freiburg am 10.11.2005 • A. Stürer: „20 Jahre Gesellschaft für Klinische Toxikologie e.V.“ beim Qualitätszirkel der

deutschsprachigen Giftinformationszentralen in Freiburg am 11.11.2005 • L.S. Weilemann: „Akute Vergiftungen“ Meet the Expert – Special Lecture am 25.11.2005 im

Rahmen des Akademie-Kurs Innere Medizin zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung, Wiesbaden 21.-26.11.2005; Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Inneren Medizin

Einzelvorträge / Fortbildungsveranstaltungen / Vorlesungen:

• L.S. Weilemann: „Klinische Toxikologie“. Vorlesungsreihe im Rahmen der Hauptvorlesung Innere Medizin. Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Fachbereich 04 – Medizin, Wintersemester 2005

• L.S. Weilemann: „Differentialdiagnose Intoxikationen“. Vorlesung im Rahmen der

Vorlesungsreihe „Querschnittsfächer“. Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Fachbereich 04 – Medizin, Wintersemester 2005

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• A. Stürer: „Intoxikationen und Drogennotfälle“ beim Kompaktkurs Notfallmedizin der Akademie für Ärztliche Fortbildung in Rheinland-Pfalz am 1.3.2005

• L.S. Weilemann: „Chemische Waffen“ im Rahmen der Veranstaltung „Operative

Intensivmedizin: Bioterrorismus – Bedrohung durch biologische und chemische Stoffe“. Krankenhaus Nordwest und Stadtgesundheitsamt Frankfurt im Nordwest-Krankenhaus Frankfurt am 27.4.2005

• A. Stürer: „Raumdesinfektion mit Formaldehyd und Ammoniak - Wirkung auf den

menschlichen Organismus, Toxizität, Kanzerogenität“. Fortbildungsvortrag bei der Fachschule für Hygiene-Technik - Desinfektorenschule Mainz in Bad-Kreuznach am 9.3.2005 und am 29.6.2005

• A. Stürer: „Intoxikationen und Drogennotfälle“. Studentenvorlesung im Rahmen des

„Praktikum der Notfallmedizin“ bei der Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Fachbereich Humanmedizin am 6.6.2005

• A. Stürer: „Klinische Toxikologie + Giftinformationszentrum Mainz“ bei der II.

Medizinischen Klinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz am 6.7.2005 • A. Stürer: „Advanced Hazmat Life Support: Provider- and Instructor-Programm”. Referate

und Kursleitung im Rahmen des AHLS-Kurses beim Malteser Hilfsdienst in Köln vom 8-10.7.2005

• A. Stürer: „Intoxikationen - Erfahrungen aus der Entgiftungszentrale“ Studentenvorlesung

bei der Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Fachbereich Pharmazie am 12.9.2005 • O.Sauer: „Akute Intoxikationen I: häufige Vergiftungen – primäre Giftelimination“. 1.

Mainzer Seminar Intensivtherapie: „Hot Topics in der internistischen Intensivmedizin“ am 14+15.10.2005; II. Medizinische Klinik und Poliklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Intensivtherapiestation und Giftinformationszentrum Mainz

• O. Sauer: „Akute Intoxikationen II: sekundäre Giftelimination – Drogenintoxikationen“.

1. Mainzer Seminar Intensivtherapie: „Hot Topics in der internistischen Intensivmedizin“ am 14+15.10.2005; II. Medizinische Klinik und Poliklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Intensivtherapiestation und Giftinformationszentrum Mainz

• L.S. Weilemann: „Akute Intoxikationen – Update“ am Marienhospital Herne, Klinikum der

Ruhruniversität Bochum am 20.10.2005 • J. Wiechelt: „Verdacht auf akute Intoxikation“. 24.11.05 Deutsche Akademie für

Anästhesiologische Fortbildung – Repetitorium Intensivmedizin, Augsburg • J. Wiechelt: „Raumdesinfektion mit Formaldehyd und Ammoniak“. 14.12.05 Fachschule

für Hygienetechnik, Bad Kreuznach

Beiträge für öffentliche Medien:

• D. Eckart: „Giftpilze und -pflanzen im Herbst“ Beitrag für eine Fernsehsendung des Hessischen Rundfunks (HR) im Oktober 2005

• D. Eckart: „Achtung bei Schimmelpilzen auf Nahrungsmitteln“. Beitrag für die

Fernsehsendung Planetopia beim Sender SAT1 im November 2005

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 8

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Zahlen, Fakten, Qualität O. Sauer

Diskussionen über Verbrauchssicherheit von Chemikalien und Chemieprodukten, über die Gefahr von

terroristischen Gift-Anschlägen und nicht zuletzt über die Produktsicherheit von Haushaltsprodukten

(aktuelles Beispiel: 89 Fälle von zum Teil schwerer Atemnot bei Anwendung von Treibgas-

Versiegelungssprays der Marke „Magic Nano“ unmittelbar nach der Markteinführung im März und

April 2006) rücken erneut human-toxikologische Daten der 10 deutschen Giftinformationszentren

(Beratung von zusammen ca. 200.000 Vergiftungsfällen pro Jahr) und die Beratungstätigkeit der

Giftinformationszentren in den Fokus des politischen und öffentlichen Interesses. Nur die so

erhobenen Daten zur Toxikovigilanz der verschiedensten Produkte und Erzeugnisse erlauben

letztendlich eine über die Basisinformationen schon bekannter Produktdaten (z.B.

Sicherheitsdatenblätter) hinaus gehende, adäquate klinisch-toxikologische Beurteilung hinsichtlich

des Gefährdungspotentials im Vergiftungsfall.

In Kenntnis der Wertigkeit dieser Daten wurde vom Giftinformationszentrum Mainz seit über zehn

Jahren konsequent an der Qualität der Gewinnung, Dokumentation und Auswertung aller beratenen

Vergiftungsfälle gearbeitet (auf differenzierte Beschreibungen in den vorausgegangenen

Jahresberichten sei verwiesen). Hier bilden intensive Schulung und Weiterbildung ärztlicher Mitarbei-

ter zur qualifizierten telefonischen Erhebung einer differenzierten toxikologischen Anamnese, Auf- und

Ausbau eines spezifischen Vergiftungsdokumentationssystems sowie die intensive Nachverfolgung

der beratenen Intoxikationen und die tägliche Supervision der dokumentierten Vergiftungsfälle

gleichermaßen die Basis für eine möglichst hohe Daten- und Beratungsqualität. Wie an anderen

Stellen im Gesundheitswesen, sind jedoch auch hier ökonomische Grenzen gesetzt, welche

personelle Beschränkungen auferlegen und die technische Weiterentwicklung von Infrastruktur und

des Dokumentationssystems nur in kleinen Schritten ermöglichen.

Mit einem unterbrechungsfreien Einsatz des Mainzer Vergiftungsdokumentationssystems ADAM©

über nunmehr 11 Jahre konnten zwischen dem 1. Jan. 1995 und dem 31. Dez. 2005 insgesamt

241.958 Beratungen standardisiert dokumentiert werden.

In den nachfolgenden Kapiteln wird, durch Auswertung und Präsentation einiger epidemiologischer

Daten sowie der Beschreibung klinisch-toxikologisch relevanter Fälle, ein Überblick über die Tätigkeit

des Giftinformationszentrums im Jahre 2005 gegeben. Schon hier muss dabei erwähnt werden, dass

durch das seit dem Jahre 2005 bei der Dokumentation neu verwendete TDI-Kategoriesystem ein

direkter Vergleich der Toxikovigilanz von Substanzgruppen zu den Vorjahren nur bedingt möglich ist

und erst im Verlauf der nächsten Jahre wieder genauer erfolgen kann (vgl. nächstes Kapitel).

In 27.520 Telefonaten bzw. elektronischen und schriftlichen Anfragen wurden 25.546 Fälle bear-

beitet, hiervon waren 91,4% (23.349 Fälle) potentielle oder tatsächliche Vergiftungen bei

Menschen, 2,4% Intoxikationen bei Tieren (620 Fälle) und 6,2% Anfragen zum Gefährdungspotential

toxischer Substanzen ohne stattgehabte Substanzexposition (1576 Anfragen) (Kap. 1.8). Das

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 9

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Beratungsaufkommen ist seit ca. fünf Jahren auf diesem stabilen Niveau. Unverändert treffen fast

45% der Beratungen aus Hessen, knapp 30% aus Rheinland-Pfalz und die restlichen Beratungen aus

den übrigen Bundesländern ein (vgl. Kap. 1.7). Mit rechnerisch 1,82 und 1,75 Beratungen pro 1000

Einwohner ist das Beratungsaufkommen in Hessen und Rheinland-Pfalz nahezu identisch, über die

letzten Jahre stabil und im internationalen Vergleich als noch relativ gering einzustufen (Schweiz

2003: 4,3; USA: ca. 6; Schweden 2003: 8,5 Beratungen pro 1000 Einwohner). Bei nachweislich

Kosten sparendem Effekt der GIZ im Gesundheits- und Sozialwesen, sollten diese Zahlen Anlass zur

Diskussion geben.

Nach wie vor stehen Beratungen der Bevölkerung mit 52,2% an erster Stelle (überwiegend Eltern

exponierter Kleinkinder), gefolgt von Anrufen ärztlicher Kollegen umliegender Krankenhäuser (35%),

niedergelassener Ärzte (4,8%) sowie aus dem präklinischen Notfallbereich (4,9%) (Kap. 1.5).

Zu etwa gleichen Anteilen werden Vergiftungen im Kindes- (48,2%) und Erwachsenenalter (51,1%)

betreut (vgl. Kap. 4.4). Durch die Dokumentation des Geburtsdatums in etwa der Hälfte aller Anrufe

konnten die Altersangaben präzisiert und die Effizienz der Fallnachverfolgung verbessert werden

(siehe auch: Jahresbericht 2003, S. 49).

In diesem Jahr betrug die Rate der intensivierten Nachverfolgung von Fällen 78% (Anschreiben und

Telefon). Die Rate der Fälle mit erfolgreicher Verlaufsdokumentation (beantworteter Fragebogen

und/oder Epikrise) ist jedoch von 42% aller humanen Expositionsfälle in 2000 auf jetzt 36,2%

zurückgegangen, wofür als ein Grund sicherlich die in den letzten Jahren zunehmende bürokratische

Arbeitsbelastung gerade der Klinikärzte verantwortlich gemacht werden muss (vgl. Kap. 4.8). Gerade

bei schwereren Vergiftungsfällen sind diese Follow-up Informationen neben der primären

Beratungsinformation eine unerlässliche Basis für die Gewinnung relevanter toxikologischer

Informationen und Intoxikationsverläufe, um das Gefährdungspotential verschiedener Substanzen

zukünftig noch besser abschätzen und beurteilen zu können. Insbesondere lebensbedrohliche oder

auch tödliche Verläufe von Intoxikationen werden oft erst durch diese gezielte Nachverfolgung der

Beratungen für uns bekannt und können somit auch erst dann im Rahmen der Toxikovigilanz

zugeordnet und statistisch erfasst werden (vgl. Kap 6.6). Die Relevanz des Follow-up Aufwandes für

die Qualität der Daten und die Gewinnung klinisch-toxikologischer Erfahrungen wird hierbei deutlich.

Sowohl im Kindesalter als auch bei Erwachsenen (absichtliche als auch versehentliche Vergiftun-

gen) spielen Vergiftungen mit Medikamenten bzw. humanen Arzneimitteln unverändert nicht nur

quantitativ die größte Rolle (häufigste Substanz-Kategorie in allen Patientengruppen, insgesamt

10265 Fälle, entsprechend 43,9% aller Vergiftungen bei Menschen), sondern sind auch qualitativ von

großer Relevanz: insgesamt 1050 Fälle (10,2%) zeigten mittelschwere, 376 Fälle (3,6%) sogar

schwere, lebensbedrohliche Symptomatiken, 31 der 57 dokumentierten Todesfälle (somit 54%)

stehen im Zusammenhang mit humanen Arzneimitteln (rechnerische Letalitätsrate 0,3%;

durchschnittliche Letalitätsrate aller Vergiftungsfälle 0,47%; vgl. Kapitel 6.6). Bei den Vergiftungen im

Kindesalter stehen des weiteren Vergiftungen mit Pflanzen (20,2%) und Reinigungs-, Putz- und

Pflegemitteln (13%) besonders im Vordergrund, wobei insgesamt 76% aller kindlichen

Vergiftungsfälle glücklicherweise asymptomatisch blieben und weitere 20,3% mit nur leichten

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 10

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Symptomen einhergingen, nur wenige Fälle zeigten eine mittelschwere (2,3%) oder sogar schwere

(0,2%) Symptomatik, Todesfälle wurden nicht bekannt (vgl. Kap. 5.1).

Quantitativ von geringerer Bedeutung (2,6%, insgesamt 604 Fälle), jedoch qualitativ besonders

relevant ist die Gruppe der Pestizide bzw. der Schutz- und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben

und Schadorganismen: 6 der 57 dokumentierten Todesfälle (10,5%) stehen im Zusammenhang mit

Substanzen dieser Kategorie, welche somit ein deutlich erhöhtes Gefährdungspotential aufweisen

(rechnerische Letalitätsrate 0,99%).

Als eine weitere relevante Noxengruppe sind Drogen zu nennen, wenn auch die Verwendung

vielfacher Substanzen aus den verschiedensten Kategorien eine einheitliche Erfassung deutlich

erschwert: die Kategorie der Drogen alleine, welche hier nur die illegal zur Verwendung als Drogen

hergestellten Substanzen repräsentiert, ist mit 192 Fällen (0,8% aller Vergiftungen beim Menschen)

quantitativ recht klein, zeigt jedoch mit 25,5% mittelschweren und 13,5% sogar schweren,

lebensbedrohlichen Verläufen eine besondere Gefährlichkeit auf (1 Todesfall in Zusammenhang mit

Kategorie Drogen) (vgl. Kap. 5.1, 6.3 und 6.4). Betrachtet man jedoch die menschlichen Vergiftungen

hinsichtlich der Ätiologie Abusus (im Sinne von Substanzmissbrauch), so lässt sich bei insgesamt

1126 solcher Fälle (4,8%) ein ganz anderes Ausmaß dieser Problematik erahnen, da hierbei auch die

Fälle mit missbräuchlich als Drogen verwendeten Substanzen aus anderen Kategorien (Pflanzen,

humane Arzneimitteln, Bau-, Dicht- und Klebemittel etc.) erfasst werden (vgl. Kap. 4.2 und 6.2). Diese

Problematik soll hier jedoch nicht näher erläutert werden und wird in einer gesonderten Auswertung

zu analysieren sein.

Im Kapitel 7 der nachfolgenden Datenzusammenstellung werden alle dokumentierten 57 Todesfälle

unter Bewertung der Kausalität zur Substanzexposition, gruppiert nach Vergiftungsumständen, kurz

beschrieben. In einigen Fällen konnte der initiale Vergiftungsverdacht widerlegt werden bzw. ein

Zusammenhang zur Substanzexposition als eher unwahrscheinlich dargestellt werden. Der

Vollständigkeit halber werden auch diese Fälle genannt.

Nicht zuletzt seien hier einige wichtige Projekte genannt, bei welchen das GIZ Mainz bereits seit

Jahren in der Harmonisierung der Dokumentation auf nationaler bzw. internationaler Ebene und der

inhaltlichen sowie logistischen Kooperation zwischen den deutschsprachigen Giftinformationszentren

und der Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) zur Qualitätssicherung involviert ist:

1. Im Rahmen des F+E-Vorhabens TDI (Toxikologischer Dokumentations- und Informations-

verbund, gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit)

konnte die erste Version eines bundeseinheitlichen Kategorisierungssystems für Substanzen

aller Art durch die multizentrische Projektgruppe fertig gestellt werden, um unter anderem eine

Vereinheitlichung der Jahresberichte der GIZ zu erreichen (vgl. auch www.tdi-network.org). Nach

im Jahr 2005 durchgeführter Implementierung dieses TDI-Kategoriesystems in das

Dokumentationssystem ADAM© in Mainz konnte auch eine darauf basierende Datenauswertung

für den vorliegenden Jahresbericht erstmals durchgeführt werden.

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 11

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2. Die Arbeitsgruppe I der Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) arbeitet seit 2004 an der

Erstellung, Pflege und dem Austausch von Medikamenten-Monographien in deutscher Sprache

für die Notfallberatung vorwiegend akuter Vergiftungen in deutschsprachigen

Giftinformationszentren. Die Bearbeitung erfolgt unter Berücksichtigung dokumentierter

Vergiftungsfälle und aktueller Literatur nach einem wissenschaftlichen Standard und

festgelegtem Qualitätssicherungsverfahren zur Vereinheitlichung der Beratungsgrundlage in den

beteiligten Zentren.

3. Die Arbeitsgruppe II der Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) befasst sich seit 2004 mit

der Formulierung von Qualitätsstandards in Anlehnung an die EAPCCT-Kriterien zur

Sicherstellung einer qualifizierten Giftinformation in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf

dem aktuellen Stand der Wissenschaft.

4. In der Arbeitsgruppe III der Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) wird seit 2004 eine

gemeinsame Aktualisierung und Verteilung der Adressen von Pilzsachverständigen zur

zweckgebundenen Verwendung im Rahmen der Beratung akuter Pilzvergiftungen durch die

deutschen Giftinformationszentren betrieben.

5. Die Arbeitsgruppe IV der Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) führt seit 2004 eine

Zusammenstellung aller vergiftungsbedingten Todesfälle der Länder Deutschland, Österreich

und Schweiz durch (siehe: www.klinische-toxikologie.de) und hat mit einer systematischen

Harmonisierung der Falldokumentation in den beteiligten Zentren begonnen.

6. Mit der Bereitstellung des Vergiftungsdokumentationssystems ADAM© in anderen GIZ leistet das

GIZ Mainz seit 1998 einen aktiven Beitrag zur Harmonisierung der Dokumentation von Vergif-

tungen. Ein Pooling der Vergiftungsfälle für gemeinsame Auswertungen ist mit dem System

automatisiert möglich.

Abschließend sei an dieser Stelle Herrn Dr. Andreas Stürer für seine langjährige, engagierte und

kompetente Arbeit im Giftinformationszentrum Mainz herzlichst gedankt. Seine inhaltlichen,

strukturellen und logistischen Vorgaben waren und sind immer noch von größtem Nutzen für die

Arbeit unseres Zentrums (und nicht zuletzt auch für die Erstellung dieses Berichtes).

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 12

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Dokumentation und Auswertung

Die nachfolgenden statistischen Angaben basieren auf einer Auswertung der Daten des Mainzer Vergiftungsdokumentationssystems ADAM© am 18.05.2006. Berücksichtigung für den Bericht fanden die Daten des Zeitraums 01.01.2005 bis 31.12.2005 und für den Langzeitverlauf vom 01.01.2001 bis 31.12.2005. Zu Beginn jedes Abschnitts wird in einer grau unterlegten Kopfzeile als Quellenangabe der Feldname des Dokumentationssystems und die jeweilige Felddefinition wiedergegeben. Um Tendenzen im chronologischen Verlauf erkennen zu können, werden die Daten des Systems ADAM© im 5-Jahres-Überblick tabellarisch und grafisch dargestellt. Folgende berechnete Kennzahlen charakterisieren die Veränderung über die letzten 5 Jahre: - Δn = Veränderung der Häufigkeiten (absolute Zahlen) zwischen 2001 und 2005 - Δn[%]= Veränderung zwischen 2001 u. 2005 (Δn) in Prozent des Ausgangswertes (2001) - Δ% = Veränderung der relativen Häufigkeitsverteilung zwischen 2001 und 2005 (d.h. Veränderung

der jeweils jährlichen Prozentanteile zwischen 2001 und 2005) Aktuelle Daten des Berichtjahres 2005 werden als Torten- oder Balkengraphiken, Vergleichsdaten im 5-Jahresverlauf werden als dreidimensionale Balkengraphiken dargestellt. Besonderheiten werden in den Tabellen durch rote Schriftfarbe hervorgehoben, Neuerungen durch Systemumstellung sind in blauer Schriftfarbe wiedergegeben. Ende 2005 wurde erstmals das neu entwickelte TDI-Kategoriesystem für Noxen in das Dokumentationssystem ADAM© eingebunden und aktuell auch als Basis für den vorliegenden Jahresbericht verwendet. Dieses Kategoriesystem wurde im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojektes „Toxikologischer Dokumentations- und Informationsverbund“ (TDI) in Zusammenarbeit der deutschen Giftinformationszentren (GIZ), dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und der Industrie unter Förderung aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) entwickelt (nähere Informationen zu Inhalten und Zielen des Projektes sind im Internet unter www.tdi-network.org beschrieben). Dieses Kategoriesystem soll im Sinne einer Harmonisierung der Falldokumentation in den Giftinformationszentren und im BfR eine bessere Vergleichbarkeit und einfachere Zusammenführung der in den Giftinformationszentren gesammelten Beratungsdaten ermöglichen, um zukünftig neue Vergiftungsgefahren schneller und empfindlicher erkennen zu können. Das TDI-Kategoriesystem erlaubt eine systematische Ordnung aller Noxen bzw. Substanzen ihrer regulären Anwendung bzw. Nutzung nach in einem hierarchischen System über 9 Ebenen mit Identifizierung über einen bis zu 9-stelligen Kategorie-Code. Hier im Jahresbericht werden zur Übersicht über die bei Vergiftungen relevanten Noxen nur die ersten 3 Ebenen dieses Systems in einigen der folgenden Darstellungen verwendet. Da das TDI-Kategoriesystem im aktuellen Jahresbericht erstmals zur Anwendung kommt und nur sehr bedingt mit der in der letzten Berichtsjahren verwendeten Systematik („Tox-gruppe“) vergleichbar ist, kann eine Darstellung des Langzeitverlaufes aller Kategorien aktuell nicht sinnvoll erfolgen. Nur in wenigen Kategorien besteht eine so weitgehende Übereinstimmung der Definitionen und Zuordnungen in beiden Systemen, dass ein direkter numerischer Vergleich zum Vorjahr im Einzelfall unter Vorbehalt versucht werden kann:

• Kosmetika (alt und neu) • Farben, Lacke und Färbemittel (neu) – Farben (alt) • Heilmittel (neu) – Medikamente (alt) • Pflanzen, Tiere, Pilze (jeweils alt und neu)

Auf Grund der sehr neuen Implementierung dieses Kategoriesystems in das Dokumentationssystem ADAM© kommt es bei der Auswertung der Fälle hinsichtlich der betroffenen Substanzkategorien vereinzelt noch zu Fehlzählungen bei den Summationsstatistiken durch Mehrfach- oder Fehlzuordnungen. Die hierdurch systembedingten Summationsfehler bewegen sich jedoch in einem sehr geringen Rahmen (<1% der Absolutzahlen) und haben somit nur einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Grundaussagen der statistischen Auswertungen.

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 13

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1 Administrative Daten

1.1 Gesamtzahl der Beratungsfälle

Die Gesamtzahl aller dokumentierten Beratungsfälle in 2005 betrug 25.546. Durch die Dokumen-tation der Fallhistorie seit 5/99 kann die Anzahl der Mehrfachberatungen zu einem Vergiftungsfall er-fasst werden. Bei 1.673 Vergiftungsfällen (6,5% aller Beratungsfälle) erfolgten mehrere Beratungen. Das Gesamt-Beratungsaufkommen lag im Jahr 2005 daher bei 27.520 Telefonaten.

Jahr

Anzahlder Fälle

Steigerung[%]

1975 1.0821976 1.794 65,81977 2.095 16,81978 2.147 2,51979 2.384 11,01980 3.799 59,41981 5.869 54,51982 5.870 0,01983 5.878 0,11984 6.016 2,31985 6.505 8,11986 6.753 3,81987 6.685 -1,01988 7.226 8,11989 8.250 14,21990 8.976 8,81991 9.511 6,01992 10.806 13,61993 12.212 13,01994 14.429 18,21995 15.844 9,81996 15.987 0,91997 19.369 21,21998 20.394 5,31999 21.215 4,02000 22.933 8,12001 25.038 9,22002 25.333 1,22003 25.099 -0,92004 25.200 0,42005 25.546 1,4

370.245 8,1Gesamt Median

0

5.000

10.000

15.000

20.000

25.000

30.000

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1980

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2000

2005

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 14

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1.2 Monatsverteilung

Meldezeit Datum der Informationsanfrage (Format: 01.01.95)

Die Monatsverteilung der Bera-tungsfälle zeigt nach wie vor ein Maximum in den Sommermonaten. Während der Monat September im Vorjahr die höchste Beratungsfre-quenz aufwies, dominierte in diesem Jahr der Monat Juni. Ins-gesamt ist die Monatsverteilung jedoch über die Jahre hin im Langzeitverlauf recht stabil geblieben.

Monate 2001 2002 2003 2004 2005 Δ%Januar 1883 1854 1843 1855 1965 0,3Februar 1762 1829 1778 1888 1760 -0,3März 2131 2029 1995 2052 2049 -0,1April 1901 1984 1919 2069 2196 0,8Mai 2241 2191 2238 2083 2221 0,0Juni 2180 2231 2323 2168 2455 0,8Juli 2330 2364 2553 2277 2305 -0,4August 2388 2539 2132 2226 2389 0,1September 2134 2257 2133 2385 2327 0,3Oktober 2355 2188 2120 2261 2145 -0,5November 1940 1988 2128 1899 1817 -0,8Dezember 1793 1879 1937 2037 1917 -0,1Summe 25038 25333 25099 25200 25546 0,0

Janu

ar

Febr

uar

Mär

z

April

Mai

Juni

Juli

Aug

ust

Sep

tem

ber

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20012003

2005

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1000

1500

2000

2500

3000

0

500

1000

1500

2000

2500

Janu

ar

Febr

uar

Mär

z

April Mai

Juni

Juli

Augu

st

Sept

embe

r

Okt

ober

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embe

r

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 15

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1.3 Wochenverteilung

Meldezeit Datum der Informationsanfrage (Format: 01.01.95)

Die wöchentliche Verteilung der Be-ratungsfälle (mittlere Beratungsfrequenz pro Tag) zeigt unverändert eine Be-tonung der Wochenarbeitstage (Montag bis Freitag). Der Mittelwert der Wochenarbeitstage liegt mit 73,0 Beratungen pro Tag um neun Beratungen über der durch-schnittlichen Beratungsfrequenz am Wochenende (63,1). Im Langzeitverlauf zeigen sich keine relevanten Unter-

schiede zwischen den einzelnen Wochentagen.

Tag 2001 2002 2003 2004 2005 ΔnMontag 72,3 72,7 71,6 72,8 73,3 1,0Dienstag 71,9 73,4 71,5 71,1 75,2 3,3Mittwoch 71,3 74,2 72,0 73,4 72,4 1,1Donnerstag 68,7 70,7 69,8 71,3 71,1 2,4Freitag 70,3 70,4 72,8 70,6 73,2 2,9Samstag 65,7 64,8 64,4 64,0 66,3 0,6Sonntag 61,3 61,0 60,5 61,6 59,8 -1,5Wochensumme 481,5 487,2 482,6 484,8 491,3 9,8

Mon

tag

Die

nsta

g

Mitt

woc

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Don

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Frei

tag

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Sonn

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2001

20032005

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20

30

40

50

60

70

80

01020304050607080

Mon

tag

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Sam

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tag

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 16

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1.4 Tagesverteilung

Meldezeit Uhrzeit der Informationsanfrage (Format: 12:12)

Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt die Verteilung der Beratungsfälle im Tagesverlauf unverändert einen zweigipfeligen Verlauf, das sog. „Vergiftungskamel“. Das erste Tagesmaxi-mum liegt zwischen 10:00 und 14:00 Uhr (die Stunde „12“ repräsentiert den Zeitraum von 12:00:00 bis 12:59:59). Das zweite Maximum, mit durchschnittlich 5 Beratungen pro Stunde, befindet sich am Abend zwischen 17:00 und 21:00 Uhr. Im Langzeitverlauf zeigen sich keine relevanten Differenzen zwischen den einzelnen Stundenintervallen.

Stunde 2001 2002 2003 2004 2005 Δn00 1,7 1,5 1,5 1,6 1,6 -0,101 1,4 1,3 1,2 1,0 1,2 -0,202 0,9 1,0 0,8 0,8 0,8 -0,103 0,8 0,7 0,7 0,7 0,6 -0,204 0,4 0,6 0,5 0,5 0,5 0,105 0,4 0,4 0,4 0,6 0,5 0,106 0,5 0,4 0,4 0,4 0,5 0,007 0,8 0,9 0,9 0,8 0,9 0,108 2,1 2,2 2,3 2,2 2,2 0,109 3,1 3,3 3,4 3,4 3,3 0,210 3,8 4,0 4,0 4,1 4,0 0,211 4,1 4,5 4,3 4,4 4,4 0,312 4,1 4,2 4,4 4,2 4,2 0,113 4,0 4,0 3,9 3,9 4,0 0,014 3,9 3,8 3,9 3,7 3,8 -0,115 3,7 3,8 3,8 4,0 3,9 0,216 4,2 4,0 3,9 4,0 4,3 0,117 4,6 4,8 4,6 4,8 4,9 0,318 5,0 5,3 4,9 5,5 5,4 0,419 5,2 5,5 5,1 5,2 5,4 0,220 4,9 4,8 4,9 4,7 4,9 0,021 3,6 3,4 3,7 3,5 3,7 0,122 3,0 2,8 3,0 2,8 2,9 -0,123 2,4 2,3 2,3 2,2 2,1 -0,3Tagessumme 68,6 69,5 68,8 69,0 70,0 1,4

00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23200120032005

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 17

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1.5 Anrufer

Anrufer Person bzw. Institution, welche eine Information zu einer Substanz oder eine Beratung zu einem Vergiftungsfall erfragt

Die Verteilung der Anrufer zeigt im Vergleich zu den Vorjahren erneut keine gravierenden Ände-rungen. Nach wie vor stehen Anfragen durch medizinische Laien (52,2%) im Vordergrund. Im 5-Jah-resverlauf zeigt diese Gruppe die stärkste Zuwachsrate (Δ%-5=2,5). Die zweitgrößte Anrufergruppe stellt erneut die Summe der ärztlichen Kollegen mit 44,7% dar (Kliniken (Klinikarzt + Personal-Krh.) 35%, Arztpraxen (niedergel. Arzt + Arzthelfer/in) 4,8%, Ärztlicher Notdienst 1,9%, Rettungsdienste 1,9%, Notärzte 1,1% und Betriebsärzte 0,01%). Die Anfragen aus Arztpraxen setzen den rückläufigen Trend der Vorjahre etwas vermindert fort (Δ%-5 = -0,8%). Ebenso rückläufig im Langzeitverlauf zeigt sich die Häufigkeit der Anrufe von Klinikärzten (Δ%-5 = -2,1%).

ANRUFER 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%−5 Δ%−1Apotheke 196 219 220 240 229 0,9 17 0,1 -0,1Arzthelfer/in 19 34 44 26 14 0,1 -26 0,0 0,0Ärztlicher Notdienst 550 464 549 563 483 1,9 -12 -0,3 -0,3Behörde 38 19 43 28 41 0,2 8 0,0 0,0BEMERKUNG 41 46 27 40 22 0,1 -0,1 -0,1Betriebsarzt 5 11 5 16 3 0,01 0,0 -0,1Feuerwehr 24 13 18 13 13 0,05 -46 0,0 0,0Klinikarzt 9261 9067 9163 9006 8906 34,9 -4 -2,1 -0,9Laie 12441 12985 12697 12809 13344 52,2 7 2,5 1,4Medien 27 41 35 41 34 0,1 26 0,0 0,0Militär 4 0 0 2 0 0,0 -100 0,0 0,0niedergel. Arzt 1392 1307 1190 1228 1210 4,7 -13 -0,8 -0,1Notarzt 263 234 203 255 272 1,1 3 0,0 0,1Personal-Krh. 44 74 68 68 35 0,1 -20 0,0 -0,1Polizei 51 49 39 40 33 0,1 -35 -0,1 0,0Rettungsdienst 345 396 452 452 480 1,9 39 0,5 0,1Tox.-Zentrum 45 52 59 42 56 0,2 24 0,0 0,1unbekannt 10 5 7 13 7 0,0 -30 0,0 0,0Veterinärmedizin 282 317 280 318 364 1,42 29 0,3 0,2Summe 25038 25333 25099 25200 25546 100,0 2,0 0,0 0,0

Rettungs-dienstAndere Notarzt

Klinikarzt

Laie

Ärztlicher Notdienst

niedergel. Arzt

Laie

Klin

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20012003

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Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 18

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1.6 Land

PLZ (Land) Länderkennzeichen des Landes von welchem die Anfrage einging

Die Aufschlüsselung nach inländischer und ausländischer Anfrageherkunft ist in o.g. Tabelle diffe-renziert. Mit einer relativen Häufigkeit von 0,5% spielen Anrufe aus dem Ausland jedoch nach wie vor eine untergeordnete Rolle. 99,5% aller Anrufe stammen aus Deutschland.

Die Verteilung der Anrufe aus dem europäischen Aus-land ist in obenstehender Tabelle aufgelistet. Mehr als die Hälfte aller Beratungsfälle stammen nach wie vor aus Luxemburg. An zweiter und dritter Stelle folgen Anrufe aus Frankreich und Österreich.

Land 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%D 24918 25187 24959 25078 25401 99,4 2 -0,1EU (außer D) 99 119 119 101 114 0,4 15 0,1übrige Länder 21 27 21 21 31 0,1 48 0,0Summe 25038 25333 25099 25200 25546 100 2 0,0

Europa 2001 2002 2003 2004 2005 % Δ%A 5 14 7 11 7 6,3 1,2B 3 2 2 5 3 2,7 -0,4DK 1 2 2 0 0 0,0 -1,0E 5 3 8 5 11 9,8 4,8F 3 13 13 8 13 11,6 8,6GB 1 2 3 3 5 4,5 3,5GR 0 0 0 5 1 0,9 0,9I 7 2 4 5 5 4,5 -2,6IRL 0 0 0 0 1 0,9 0,9L 72 76 76 54 64 57,1 -15,6NL 0 4 3 4 1 0,9 0,9S 2 1 1 1 1 0,9 -1,1Summe 99 119 119 101 112 100,0 0,0

A B DK E F GB GR I IRL L NL S

2001

2003

2005

0

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20

30

40

50

60

70

80

I

NL

IRL

L

SA

BDK

EGB

GR

F

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 19

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1.7 Bundesland

PLZ PLZ des geographischen Ortes des Anzuschreibenden

Die Zuordnung der Beratungsfälle zu den Bundesländern erfolgt über eine PLZ-Ort-Referenzliste. Das Giftinformationszentrum Mainz ist die vertraglich vereinbarte Beratungsstelle für die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen. Knapp ¾ aller Anrufe kommen aus diesen beiden Bundesländern. Entsprechend den Bevölkerungszahlen der beiden Bundesländer (Statistisches Bundesamt [http://www.statistik-portal.de], Stand 23.05.06, Stichtag: 31.12.2004: Hessen 6.089.000 Einwohner, Rheinland-Pfalz 4.061.000 Einwohner) ist die Beratungsfrequenz in Hessen mit 1,82 (2004: 1,83; 2002: 1,80) und in Rheinland-Pfalz mit 1,75 (2004: 1,81; 2002:1,78) pro 1000 Einwohner nahezu identisch. Unter Berücksichtigung der Beratungen anderer deutscher Giftinformationszentren für die Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz, ist eine tatsächliche Beratungsfrequenz von etwa 2,0 - 2,5 Beratungen pro 1000 Einwohner anzunehmen. Die stärkste Zunahme im Langzeitverlauf ist in Hessen (Δ%=1,2), die stärkste Abnahme in Baden-Württemberg (Δ%=-2,7) zu verzeichnen.

Bundesland 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%Baden-Württemberg 3055 2666 2475 2526 2441 9,6 -20 -2,7Bayern 885 909 739 772 849 3,3 -4 -0,2Berlin 42 55 68 67 80 0,3 90 0,1Brandenburg 25 24 33 32 40 0,2 60 0,06Bremen 6 10 9 10 12 0,05 100 0,02Hamburg 40 45 187 196 230 0,9 475 0,7Hessen 10621 10916 11209 11156 11127 43,8 5 1,2Mecklenburg-Vorpommern 16 12 10 14 26 0,10 63 0,04Niedersachsen 183 246 238 243 344 1,4 88 0,62Nordrhein-Westfalen 1668 1834 1741 1696 1935 7,6 16 0,92Rheinland-Pfalz 7175 7191 7137 7329 7137 28,1 -1 -0,70Saarland 482 564 397 252 313 1,2 -35 -0,7Sachsen 42 50 40 52 54 0,2 29 0,04Sachsen-Anhalt 31 37 56 28 42 0,2 35 0,04Schleswig-Holstein 54 60 63 63 96 0,4 78 0,16Thüringen 36 47 39 31 40 0,2 11 0,01unbekannt 557 521 518 611 635 2,5 14 0,3Summe 24918 25187 24959 25078 25401 100 2 0,0

Bayern

Saarland

Andere

unbekannt

Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

Hessen

Baden-Württem-

berg

Hes

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Bad

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Ande

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t

20012003

2005

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 20

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1.8 Art der Beratung

Art Art der Informationsanfrage in der GIZ

Der Grund der Anfrage bei der Giftinformationszentrale ist nach wie vor in der überwiegenden Zahl (91,4%;) ein vermuteter oder tatsächlicher Vergiftungsfall bei einem Menschen (siehe Kapitel 4.2), im Langzeitverlauf ist hierbei eine leicht steigende Tendenz der relativen Häufigkeit festzustellen (Δ% 0,5). In 6,2% (1999: 5,8%) der Fälle handelt es sich bei der Kontaktaufnahme mit der Giftinforma-tionszentrale um Anfragen zu potentiell giftigen Substanzen, jedoch ohne Exposition (siehe Kapitel 2). Diese Gruppe zeigt im Langzeitverlauf eine leicht fallende Tendenz der relativen Häufigkeit (Δ% -0,9) und auch der Absolutzahlen (Δn[%] = -11%).

Die Anzahl der Beratung von Tiervergiftungen ist weiterhin im Langzeitverlauf über 5 Jahre um 27% (Δn[%]) als auch in der relativen Häufigkeit (Δ% = 0,5%) gestiegen. In der eigenen Klinik behandelte Vergiftungs-Patienten („Patient“) bei etwa 170 Fällen pro Jahr stabil. Labor-Analytik sowie Gutachten werden nicht konsequent mit dem Dokumentationssystem erfasst, weswegen die Zahl als falsch-niedrig zu bewerten ist.

Art 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%Anfrage 1762 1886 1798 1833 1576 6,2 -11 -0,9Gutachten 0 0 0 3 0 0,0 0,0Labor-Analytik 1 0 0 0 1 0,0 0 0,0Patient 197 183 177 179 174 0,7 -12 -0,11Tier 488 535 522 568 620 2,4 27 0,5Vergiftungsfall 22590 22729 22602 22617 23175 90,7 3 0,5Summe 25038 25333 25099 25200 25546 100 2 0,0

Anf

rage

Gut

acht

en

Labo

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lytik

Pat

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Tier

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all

200120032005

1

10

100

1000

10000

100000

Tier

Anfrage

Patient

Labor-Analytik

Vergif tungs-fall

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 21

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2 Allgemeine Anfragen

Im Jahr 2005 wurden in 1576 Fällen (6,2% aller Beratungsfälle) Informationen zu einer bzw. mehreren Substanzen mit potentieller Giftwirkung erfragt, ohne dass es zu einer Exposition gekommen wäre (vgl. Abschnitt 1.8). 2.1 Anrufer bei allgemeinen Anfragen

Anrufer Person bzw. Institution, welche eine Information zu einer Substanz oder eine Beratung zu einem Vergiftungsfall erfragt

Die Verteilung der Anrufergruppen bei allg. Anfragen stellt sich wie folgt dar. Unverändert überwiegen Anfragen durch medizinische Laien (70,6%), gefolgt von Klinikärzten (7,7%). Mit zunehmender Tendenz (Δ%=1,7) treffen Anfragen aus Apotheken (6,4%) und von niedergelassenen Ärzten (5,8%)(Δ%=1,4) ein.

Anrufer 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%Apotheke 83 125 118 128 101 6,4 22 1,7Arzthelfer/in 1 1 5 1 2 0,1 100 0,07Ärztlicher Notdienst 19 8 6 11 4 0,3 -79 -0,82Behörde 27 13 30 16 25 1,6 -7 0,1BEMERKUNG 10 20 16 24 10 0,6 0 0,1Betriebsarzt 2 6 3 7 2 0,1 0,0Feuerwehr 2 3 5 3 1 0,1 -50 -0,1Klinikarzt 144 146 144 137 122 7,7 -15 -0,4Laie 1274 1332 1241 1273 1112 70,6 -13 -1,7Medien 27 40 35 39 28 1,8 4 0,2Militär 1 0 0 1 0 0,0 -100 -0,06niedergel. Arzt 77 88 91 91 91 5,8 18 1,4Notarzt 4 3 4 2 5 0,3 25 0,1Personal-Krh. 5 7 8 8 2 0,1 -60 -0,2Polizei 18 23 20 18 18 1,1 0 0,1Rettungsdienst 18 22 27 23 20 1,3 11 0,25Tox.-Zentrum 27 35 31 27 21 1,3 -22 -0,2unbekannt 5 0 4 4 0 0,0 -100 -0,3Veterinärmedizin 18 14 10 20 12 0,8 -33 -0,3Summe 1762 1886 1798 1833 1576 100,0 -11 0,0

Laie

Klin

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zt

Apot

heke

nied

erge

l. Ar

zt

unbe

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Ande

re

2001

20032005

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

Laie

Andere

niedergel. Arzt

Klinikarzt

Apotheke

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2.2 Anwendungs- / Toxikologische Gruppen bei allgemeinen Anfragen

KAT Einteilung der Substanzen nach dem TDI-Kategoriesystem bis Ebene 2/3 (Version 1.2 vom 19.10.2005)

Im Jahr 2005 wurden hauptsächlich Informationen zu Heilmitteln insgesamt (35,6%) bzw. speziell Humanarzneimitteln (34,6%) erfragt, nachfolgend waren insbesondere Pflanzen (17,2%) und allgemeine Informationsmaterialien (10,6%) von Interesse. Die neue Kategorie der Heilmittel ist noch am ehesten mit der toxikologischen Gruppe der Medikamente nach der alten Systematik vergleichbar, welche dort im letzten Jahr 27,4% der An-fragen ausgemacht hatte und somit niedriger lag. Die Anfragen wegen Pflanzen lagen im Vorjahr bei 17,4 % und sind somit dem Anteil nach unverändert geblieben. Eine weitere Darstellung im zeitlichen Verlauf über mehrere Jahre ist wegen der zu Anfang genannten Umstellung des Kategoriesystemes nicht sinnvoll möglich.

Kategorie 2005 %Erzeugnisse 1004 63,4

Bedarfsmittel 111 7,0Bedarfsgegenstände (ohne Reinigungs- und Raumluftmittel) 14 0,9Kosmetika 13 0,8Lebensmittel und Lebensmittelzusatzstoffe 73 4,6Tabakerzeugnisse 11 0,7Bedarfsmittel - nicht klassifiziert 1 0,1

Chemisch- / Physikochemische Mittel 110 6,9Bau-, Dicht- und Klebemittel 7 0,4Farben, Lacke und Färbemittel 11 0,7Leuchtbrennstoffe, Zünd- Duft-, Dekorations- u.ä. Chemie-Mittel 6 0,4Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel 38 2,4Chemische Mittel für technische Geräte, Verfahren und Erzeugnisse 36 2,3Produkte für Pflanzen und Tiere 11 0,7Chemisch- / Physikochemische Mittel - nicht klassifiziert 2 0,1

Drogen 17 1,1Heilmittel 564 35,6

Arzneimittel (human) 547 34,6Medizinprodukte 11 0,7Veterinärmedikamente 6 0,4Heilmittel - nicht klassifiziert 0 0,0

Schutz- und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben und Schadorganismen 93 5,9Waffen- und pyrotechnische Erzeugnisse 0 0,0Erzeugnisse - nicht klassifiziert 117 7,4

Natürliche Umwelt 397 25,1Pilze 39 2,5Mikroben 16 1,0Pflanzen 273 17,2Tiere 66 4,2Natürliche Umwelt - sonstiges / nicht klassifiziert 6 0,4

Zivilisationsreste / -lasten 14 0,9Infomaterial allgemein 168 10,6

Summe nach Hauptkategorie: 1583 100,0

Andere

Information allgemein

Pflanzen

Erzeugnisse - nicht

klassifiziert

Heilmittel

Chemisch- / Physikoch.

Mittel

Bedarfsmittel

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 23

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3 Vergiftungsfälle bei Tieren

In 620 Fällen (2,4% aller Beratungsfälle) wurden Vergiftungen bzw. potentielle Vergiftungen beim Tier registriert. Im Vergleich zum Vorjahr (n=568) ist es somit zu einem erneuten Anstieg der Beratungen im Rahmen von Tiervergiftungen gekommen. 3.1 Anrufer bei Tiervergiftungen

Anrufer Person bzw. Institution, welche eine Information zu einer Substanz oder eine Beratung zu einem Vergiftungsfall erfragt

Erwartungsgemäß kommen die meisten Anfragen (53,4%) zu Tiervergiftungen von Veterinärmedizi-nern (Tierkliniken und Tierarzt-Praxen wurden nicht weiter differenziert). An zweiter Stelle (42,9%) folgen Anrufe von medizinischen Laien. Im zeitlichen Verlauf haben dem Anteil nach die Anfragen durch Veterinärmediziner zugenommen (Δ%=0,7), was insbesondere zu Lasten des Anteils von Anfragen durch Laien ging (Δ%=-3,0).

Anrufer 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%Apotheke 2 1 0 1 0 0,0 -100 -0,4Arzthelfer/in 1 1 1 0 0 0,0 -100 -0,2Ärztlicher Notdienst 1 0 0 0 0 0,0 -0,2Behörde 0 0 0 1 2 0,3 0,3BEMERKUNG 0 0 0 1 0 0,0 0,0Klinikarzt 1 12 2 2 5 0,8 400 0,6Laie 224 216 251 266 266 42,9 19 -3,0niedergel. Arzt 1 10 7 7 15 2,4 1400 2,2Polizei 0 0 1 0 0 0,0 0,0Tox.-Zentrum 0 0 0 0 1 0,2 0,2unbekannt 1 0 0 0 0 0,0 -100 -0,2Veterinärmedizin 257 295 260 290 331 53,4 0,7Summe 488 535 522 568 620 100,0 27 0,0

Vete

rinär

med

izin

Laie

nied

erge

l. A

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2001

2003

2005

0

50

100

150

200

250

300

350

niedergel. Arzt

Andere

Laie

Veterinär-medizin

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 24

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3.2 Anwendungs- / Toxikologische Gruppe bei Tiervergiftungen

KAT Einteilung der Substanzen nach dem TDI-Kategoriesystem bis Ebene 2/3 (Version 1.2 vom 19.10.2005)

Die führenden Substanzkategorien im Rahmen von Vergiftungsfällen bei Tieren sind Schutz- und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben und Schadorganismen (23,7%, hier sind insbesondere die Pestizide erfasst), dicht gefolgt von Vergiftungen mit Pflanzen (21,6%) und Heilmitteln (18,1%). Im Vergleich zu der Einteilung nach toxikologischen Gruppen in den Vorjahren zeigt sich somit ein ähnliches Bild, da 2004 Vergiftungen bei Tieren in 24,8% durch Pestizide, in 23,2% durch Pflanzen und in 14,3% durch Medikamente verursacht wurden. Eine weitere Darstellung im zeitlichen Verlauf über mehrere Jahre ist wegen der zu Anfang genannten Umstellung des Kategoriesystemes nicht sinnvoll möglich.

Kategorie 2005 %Erzeugnisse 460 73,7

Bedarfsmittel 44 7,1Bedarfsgegenstände (ohne Reinigungs- und Raumluftmittel) 5 0,8Kosmetika 9 1,4Lebensmittel und Lebensmittelzusatzstoffe 25 4,0Tabakerzeugnisse 5 0,8Bedarfsmittel - nicht klassifiziert 0 0,0

Chemisch- / Physikochemische Mittel 103 16,5Bau-, Dicht- und Klebemittel 11 1,8Farben, Lacke und Färbemittel 7 1,1Leuchtbrennstoffe, Zünd- Duft-, Dekorations- u.ä. Chemie-Mittel 5 0,8Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel 28 4,5Chemische Mittel für technische Geräte, Verfahren und Erzeugnisse 30 4,8Produkte für Pflanzen und Tiere 20 3,2Chemisch- / Physikochemische Mittel - nicht klassifiziert 2 0,3

Drogen 0 0,0Heilmittel 113 18,1

Arzneimittel (human) 81 13,0Medizinprodukte 6 1,0Veterinärmedikamente 26 4,2Heilmittel - nicht klassifiziert 0 0,0

Schutz- und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben und Schadorganismen 148 23,7Waffen- und pyrotechnische Erzeugnisse 3 0,5Erzeugnisse - nicht klassifiziert 50 8,0

Natürliche Umwelt 156 25,0Pilze 4 0,6Mikroben 0 0,0Pflanzen 135 21,6Tiere 16 2,6Natürliche Umwelt - sonstiges / nicht klassifiziert 1 0,2

Zivilisationsreste / -lasten 8 1,3Summe nach Hauptkategorie: 624 100,0

Andere

HeilmittelChemisch-/ Physikoch.

Mittel

Bedarfsmittel

Pflanzen

Schutz- und Bekämpfungs-

mittel gegen Mikroben und

Schad-organismen

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 25

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4 Menschliche Vergiftungsfälle

Im Berichtzeitraum 2005 wurden 23349 potentielle Intoxikationen bzw. Substanzexpositionen mit nachgewiesenem Vergiftungsverlauf (teils mit klinischer Symptomatik) beim Menschen, entsprechend 91% aller Beratungsfälle, telefonisch beraten. Hierbei handelt es sich um die Gruppe „Vergiftungsfall“ (tatsächliche oder potentielle Vergiftungsfälle) und die Gruppe „Patient“ (Vergiftungs-Patienten, welche in eigener Klinik behandelt wurden; siehe Kap. 1.8). 4.1 Typ der Vergiftung

Typ Dauer der Exposition der Substanz

Der Vergiftungs-Typ bezeichnet, ob es sich um akute Intoxikationen (Substanz-Exposition innerhalb von maximal 24 Stunden) oder chronische Vergiftungen (mehrmalige, intermittierende oder dauernde Exposition über länger als einen Monat) bzw. Übergangsformen handelt (subakut = mehrmalige, intermittierende oder dauernde Exposition über mehr als einen Tag und kürzer als einen Monat; akut + chronisch = chronische Exposition mit einmalig hoher Dosis (z.B.: chronische, therapeutische Einnahme eines Antidepressivums mit akuter Einnahme einer hohen Dosis im Rahmen eines Suizid-versuches)).

Wie in den Vorjahren wurden ganz überwiegend akute Vergiftungen beraten (95,9%). Chronische Vergiftungsfälle spielen zahlenmäßig nur eine geringe Rolle, wenngleich der Beratungsaufwand für diese Fälle wesentlich höher einzustufen ist. Subakute Vergiftungsfälle und Fälle mit chronischer und akuter Exposition kommen ebenfalls selten vor (sicher teilweise Unterrepräsentation von „akut+chronisch“ durch unbekannte Patienten-Vorgeschichte in Beratungsfällen wegen akuter Intoxikationen). Im Langzeitverlauf zeigen sich keine relevanten Änderungen.

Typ 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%akut 21798 21985 21870 21828 22402 95,9 2,8 0,3akut und chronisch 97 196 143 121 153 0,7 58 0,2chronisch 234 282 263 287 246 1,1 5,1 0,0subakut 613 376 418 437 453 1,9 -26,1 -0,8unbekannt 45 73 85 123 95 0,4 0,2Summe 22787 22912 22779 22796 23349 100 2,5 0,0

akut akut undchronisch

chronisch subakut2001

20032005

1

10

100

1000

10000

100000

chronisch

subakut

akut

unbekannt

akut und chronisch

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 26

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4.2 Ätiologie

Ätiol. (Ätiologie) Grund bzw. Umstände der Substanzaufnahme

Die Vergiftungsumstände sind in oben stehender Tabelle genannt. Akzidentelle, d.h. versehentliche Vergiftungsumstände bedingen nach wie vor den größten Anteil aller Intoxikationen (62,4%; 1999: 64%). An zweiter Stelle folgen suizidale Vergiftungsfälle (26,4%; 1999: 26%), hierbei ist nicht näher zwischen suizidal und parasuizidal differenziert. Im 5-Jahresverlauf ergeben sich keine relevanten Änderungen der Häufigkeitsverteilung.

Die durch Suchtverhalten (Abusus) ausgelösten Vergiftungsfälle liegen mit 4,8% (1999: 4,3%) an dritter Stelle und zeigen nach einem vorübergehenden Anstieg in den Vorjahren nun eine Stabilisierung auf diesem Niveau. Gewerbliche Vergiftungen sind mit 2,4% aus der Sicht eines Giftinformationszentrums ein seltenes Ereignis. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Neben-wirkungen) werden in 1,6% der Fälle als Ursache angegeben.

Ätiologie 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%Abusus 1167 1138 1124 1036 1126 4,8 -4 -0,3akzidentell 13752 13946 13883 14108 14568 62,4 6 2,0BEMERKUNG 19 15 14 29 14 0,1 -0,02gewerblich 538 460 550 537 565 2,4 5 0,06Giftbeibringung 127 106 119 136 103 0,4 -19 -0,1iatrogen 147 203 155 166 136 0,6 -7 -0,06Nebenwirkung 311 278 325 325 385 1,6 24 0,3suizidal 6439 6442 6330 6213 6168 26,4 -4 -1,8Umwelt 85 88 52 65 53 0,2 -38 -0,15unbekannt 202 236 227 181 231 1,0 14 0,103Summe 22787 22912 22779 22796 23349 100,0 2,5 0,0

akzi

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suiz

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20012003

2005

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

14000

16000

Abusus

gew erblich

Andere

Neben-w irkung

suizidal

akzidentell

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 27

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4.3 Expositionsort

Expo-Ort Ort bzw. Umgebung der Vergiftung

Der Ort der Substanzexposition ist, unverändert zu den Vorjahren, in der überwiegenden Zahl in häuslicher Umgebung (89%). Expositionen im Freien ohne häusliche Anbindung bzw. in der o.g. Auswahlliste nicht differenziert benannt, (Wald, Spielplatz, Park, ...) folgen an zweiter Stelle mit 6,5%. An dritter Stelle stehen Intoxikationen in Krankenhäusern mit jedoch lediglich nur 0,9% aller menschli-

chen Vergiftungsfälle. Expositionen in Kin-dergärten (0,5%) und Schulen (0,4%) sind ebenfalls nur selten Grund eines Anrufs im Giftinformationszentrum. Alle weiteren Expositionsorte kommen noch seltener und jeweils in weniger als 0,5% der Fälle vor. Relevante Änderungen der Häufigkeits-verteilung im Langzeitverlauf sind nicht zu verzeichnen.

Expoort 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%]-5 Δn[%]-1 Δ%−1J Δ%−5JAlten-/Pflegeh. 52 67 56 65 38 0,2 -27 -42 -0,12 -0,07Arztpraxis 25 53 32 29 26 0,1 4 -10 -0,02 0,00Auto 114 89 78 80 103 0,4 -10 29 0,09 -0,1Behindertenheim 23 44 52 45 44 0,2 91 -2 -0,01 0,1BEMERKUNG 179 169 108 102 51 0,2 -72 -50 -0,23 -0,6Disko 37 18 19 20 24 0,1 -35 20 0,015 -0,06Freien 1334 1379 1309 1405 1526 6,5 14 9 0,4 0,7häuslich 20290 20220 20382 20361 20786 89,0 2 2 -0,3 0,0JVA 12 14 15 7 8 0,03 -33 14 0,00 -0,02Kindergarten 107 159 166 126 127 0,5 19 1 0,0 0,074Krankenhaus 236 242 202 206 219 0,9 -7 6 0,03 -0,1Labor 23 18 17 20 30 0,1 30 50 0,04 0,03Park 33 46 21 27 36 0,2 9 33 0,04 0,0Restaurant 35 41 32 38 26 0,1 -26 -32 -0,06 -0,04Schule 96 105 119 78 90 0,4 -6 15 0,0 0,0Spielplatz 57 53 53 39 50 0,2 -12 0,0 0,0Transportwege 6 9 8 16 20 0,1 233 25 0,02 0,06unbekannt 116 169 87 96 110 0,47 -5 15 0,05 0,0Wald 12 17 23 36 33 0,1 175 -8 -0,02 0,1Summe 22787 22912 22779 22796 23347 100 2 2,4 0,0 0,0

häus

lich

Frei

en

Kran

kenh

aus

Kin

derg

arte

n

Schu

le

unbe

kann

t

Ande

re

200120032005

1

10

100

1000

10000

100000

Krankenhaus

Kindergarten

Schule

unbekannt

Andere

Freien

häuslich

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 28

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Mittels Follow-up-Information lassen sich in etwa einem Fünftel der häuslichen Vergiftungsfälle die Expositionsorte differenziert den einzelnen Räumlichkeiten des Hauses, bzw. den zugehörigen Arealen im Freien (Garten, Balkon, Terrasse) zuteilen.

Die meisten häuslichen Expositi-onen finden im Wohnzimmer und in der Küche statt (zusammen 48%). In absteigender Häufigkeit folgen Bad, Garten und Schlafzim-mer. Expositionen im Kinder-zimmer kommen mit 6,8% der häuslichen Vergiftungsorte relativ selten vor. Im 5-Jahres-Langzeit-verlauf zeigen sich keine rele-vanten Änderungen.

Expoort (häuslich) 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%Wohnzimmer 1154 1174 1126 994 1019 24,0 -12 -0,2Küche 1136 1215 1111 988 1025 24,1 -10 0,3Bad 713 726 675 567 610 14,3 -14 -0,6Garten 619 759 672 546 492 11,6 -21 -1,4Schlafzimmer 618 593 572 529 540 12,7 -13 -0,2Kinderzimmer 304 321 338 292 291 6,8 -4 0,5Keller/Werkraum 117 109 115 110 138 3,2 18 0,8Flur 87 90 86 86 105 2,5 21 0,6Balkon 26 32 42 21 29 0,7 12 0,1Terrasse 5 8 6 2 2 0,0 -60 -0,06Summe 4779 5027 4743 4135 4251 100,0 -11 0,0

Woh

nzim

mer

Küch

e

Bad

Gar

ten

Schl

afzi

mm

er

Kind

erzi

mm

er

Kelle

r/Wer

krau

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Flur

Balk

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Terr

asse

2001

2003

2005

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

Flur

Balkon

Terrasse

GartenBad

KücheKeller /

Werkraum

Kinder-zimmer

Schlaf-zimmer

Wohn-zimmer

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 29

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4.4 Altersgruppen

Alter (-Einheit) Zeiteinheit zu nummerischem Alter des Vergifteten bzw. Altersgruppe falls numm. Alter nicht bekannt

Die Altersgruppenzuteilung er-folgte nach einer bundesdeut-schen Standardisierung (For-schungsvorhaben EVA, 1991-93). In 87% der Fälle konnte das Alter des Vergifteten numme-risch erfasst werden, in 12,3% war lediglich die Altersgruppe bekannt, und nur bei 0,7% aller Fälle blieb das Alter unbekannt. In 50,8% aller Fälle konnte das Geburtsdatum dokumentiert und das Alter vom System automa-tisch berechnet werden. Die Verteilung zwischen 48,2% Kindern (n=11.252) und 51,1% Erwachsenen (n=11.932) hat sich im Langzeitverlauf praktisch nicht verändert.

Altersgruppe Definitionen 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%Frühgeborene/s <=36. SSW 0 1 0 0 0 0,0 0 0Neugeborene/s 1.-28. Tag 24 23 29 32 41 0,2 70,8 0,07Säugling/e 29.Tag - genau 1 Jahr 1804 1829 1866 1701 1908 8,2 5,8 0,3

Kleinkind/er> 1 - < 6 Jahre 366 - 2189 Tage 6941 7219 7309 7247 7482 32,0 7,8 1,6

Schulkind/er>= 6 - < 14 Jahre 2190 - 5109 Tage 1011 990 1025 1071 1101 4,7 8,9 0,3

Heranwachsende/r>=14 - < 18 Jahre 5110 - 6569 Tage 1025 885 872 747 720 3,1 -29,8 -1,4

Erwachsene/r>=18 - <=65 Jahre 6570 - 23724 Tage 10630 10667 10445 10664 10698 45,8 0,6 -0,8

Ältere/r>65 Jahre 23725 - 47500 Tage 1023 1064 1067 1114 1234 5,3 20,6 0,8

unbekannt 329 234 166 220 165 0,7 -49,8 -0,7 unb. 165

0,7%

Summe 22787 22912 22779 22796 23349 100 2,5 0,0 Σ 23349 100%

51,1

%

Kind

er

1125

2

48,2

%

Erw

.

1193

2

Früh

gebo

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/s

Neu

gebo

rene

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Säu

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Klei

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r

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achs

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/r

Erw

achs

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Älte

re/r

unbe

kann

t

200120032005

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

Heran-wachsen-

de/r

Erwach-sene/r

Klein-kind/er

Schul-kind/er

Säugling/e

Ältere/r

Neuge-borene/s

Früh-geborenes

unbekannt

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 30

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4.5 Ätiologie der Vergiftungen entsprechend der Altersverteilung

Ätiol. (Ätiologie) Grund bzw. Umstände der Substanzaufnahme

Alter (-Wert) numerisches Alter des Vergifteten

Bei allen Vergiftungsfällen, bei denen das Alter numerisch erfasst werden konnte (87%), erfolgte eine Differenzierung bezüglich der Vergiftungsumstände (Ätiologie). Auf der Altersskala (X-Achse) bedeutet „0“: >=0 bis < 1 Jahr, „1“: >=1 bis < 2 Jahre, usw..

Die meisten kindlichen Vergiftungsfälle ereignen sich akzidentell im Zeitraum des 1. bis 3. Lebensjahres. Die Vergiftungen bis zum vollendeten 4. Lebensjahr repräsentieren fast ein Drittel aller Vergiftungsfälle (inkl. Erwachsene). Bereits ab dem 14. Lebensjahr treten „suizidal“ und „Abusus“ als Ätiologie der Vergiftungen immer mehr in den Vordergrund. Bei Erwachsenen überwiegen bis ins Alter von 60 bis 70 Jahren suizidale Intoxikationen. Der Abusus spielt eine Hauptrolle im 17. bis 25. Lebensjahr.

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

Anzahl

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Alter [Jahre]

Säuglinge / Kleinkinder / Schulkinder / Heranwachsende

AnderesuizidalakzidentellgewerblichAbusus

0

50

100

150

200

250

300

Anzahl

14 19 24 29 34 39 44 49 54 59 64 69 74 79 84 89 94 99 Alter [Jahre]

Heranwachsende / Erwachsene / Ältere

AnderesuizidalakzidentellgewerblichAbusus

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 31

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4.6 Geschlecht

Geschlecht Geschlecht des Vergifteten; Angabe laktierende oder schwangere Patientin

Die Geschlechtsverteilung zeigt über die Jahre praktisch unverändert ein leichtes Überwiegen des weiblichen Geschlechtes bei Vergiftungen. Bei 0,6% handelte es sich um Anfragen zu Sub-stanzexpositionen bei Schwangeren (0,4%) und Stillenden (0,2%).

Geschlecht Abk 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%männlich M 10189 10340 10246 10079 10488 44,9 3 0,2unbekannt U 1011 753 698 837 733 3,1 -27 -1,3weiblich W 11456 11676 11712 11744 11996 51,4 5 1,1weiblich-laktierend WL 23 31 28 26 36 0,2 57 0,05weiblich-schwanger WS 108 112 95 110 96 0,4 -11 -0,1Summe 22787 22912 22779 22796 23349 100,0 2 0,0

M U W WL WS200120032005

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

w eiblich

weiblich-laktierend

männlich weiblich-schwanger

unbekannt

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 32

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4.7 Aufnahmepforte

P1 (Pforte1) 1.Aufnahmeweg über welchen die exponierte Substanz in den Körper gelangte

Da in lediglich ca. 4% der Fälle die Substanz über mehr als eine Pforte in den Körper gelangt (z.B.: inhalativ und dermal) und dies nur für die Einzelfallbetrachtung relevant ist, wird die Auswertung und Darstellung hier auf die erste Aufnahmepforte beschränkt.

Die meisten Substanzen werden oral inkor-poriert (85,6%). Daneben spielen inhalative (6%) und transdermale (Haut; 4,5%) Giftexpositionen sowie die Exposition der Augen (1,4%) eine relevante Rolle. Alle anderen Aufnahmepforten sind sehr selten (jeweils < 1%, insgesamt 2,5%). Im Langzeitverlauf heben sich hierbei keine relevanten Veränderungen ergeben.

Pforte1 Abk 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%Auge au 249 264 270 279 317 1,4 27 0,3BEMERKUNG BE 16 13 24 20 28 0,1 75 0,050Biss bi 41 43 37 28 31 0,1 -24 -0,05Haut ha 798 788 850 945 1051 4,5 32 1,0inhalativ in 1580 1490 1446 1413 1400 6,0 -11 -0,9intraarteriell ia 3 1 2 4 2 0,009 -33 0,00intramuskulär im 33 48 25 37 41 0,2 24 0,03intravenös iv 125 127 109 118 96 0,4 -23 -0,14nasal na 75 71 59 73 77 0,3 3 0,001Ohr oh 2 1 6 3 4 0,017 100 0,01oral or 19576 19764 19644 19553 19996 85,6 2 -0,3rektal re 60 85 93 72 67 0,3 12 0,0Stich st 42 31 16 42 11 0,05 -74 -0,1subcutan sc 40 81 94 95 103 0,4 158 0,27unbekannt un 144 100 102 109 116 0,5 -19 -0,1vaginal va 3 5 2 5 8 0,0 167 0,0Summe 22787 22912 22779 22796 23348 100,0 2 0,0

oral

inha

lativ

Hau

t

Aug

e

And

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20012003

2005

1

10

100

1000

10000

100000

Hautinhalativ

oral

Andere

Auge

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 33

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4.8 Schriftliches Follow-up

Brief Status des schriftlichen Follow-up, Markierung des Falles zum Versand eines Follow up-Fragebogens

Durch schriftliches Follow-up war in diesem Jahr in 36,2% (1999: 45%) aller beratenen Vergiftungsfälle eine weitere Validierung der Beratungsinformation sowie die Ergänzung des weiteren Verlaufs möglich. In ca. 69% (1999: 80%) aller Beratungsfälle war zuvor der Versand eines Fragebogens an die/den Anfragende/n erfolgt.

schriftl FollowUp Abk 2001 2002 2003 2004 2005 %Δn[%] Δ%−5 Δ%−1Antwort erhalten A 8743 9070 8967 8159 8446 36,2 -3 -2,2 0,4Followup-versandt, keine Antwort F 7801 8328 8109 6978 7504 32,1 -4 -2,1 1,5kein schriftl. Follow-up N 5983 5269 5486 7484 7148 30,6 19 4,4 -2,2vergeblicher Postversand V 260 245 217 175 251 1,1 -3 -0,1 0,3Summe 22787 22912 22779 22796 23349 100 2 0,0 0,0

A F N V2001

20032005

0

2000

4000

6000

8000

10000

Antw ort erhalten

kein schriftl. Follow -up

vergebl. Post-

versand

Follow up-versandt,

keine Antw ort

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 34

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Die Follow-up Raten der wichtigsten Anrufergruppierungen sind in der folgenden Tabelle und Grafik dargestellt. In der Gruppe der Laienanrufer liegt die Erfolgsrate bei 57,2% (Anteil der beantworteten Fragebögen bezogen auf versandte Fragebögen). Die Erfolgsrate der Verlaufsdokumentation bei Vergiftungspatienten in Krankenhäusern ist mit 46,7% deutlich niedriger als bei Laien. Die Rücklauf-quote der niedergelassenen Ärzte (meist Kinderärzte, Internisten und Allgemeinmediziner) ist mit

76,1% am höchsten. Da den Anfragenden aus dem Bereich der Notfallmedizin (Notarzt, Rettungsdienst und Ärztl. Notdienst) nur in seltenen Fällen eine Weiterverfolgung des Vergiftungsverlaufs möglich ist, werden diese Anrufergruppen auch nur in Ausnahmefällen angeschrieben.

Anrufer/FollowUp A F N V GesamtLaie 4036 3014 4784 131 11965Klinikarzt 3715 4232 733 99 8779niedergel. Arzt 641 201 245 17 1104Ärztlicher Notdienst 5 13 459 2 479Rettungsdienst 1 2 457 0 460Notarzt 4 3 260 0 267Apotheke 11 14 102 1 128Andere 33 25 108 1 167Summe: 8446 7504 7148 251 23349

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Laie

Klin

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nied

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Ärzt

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A

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 35

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5 Vergiftungen im Kindesalter

In 11.252 Fällen handelte es sich um Vergiftungsfälle und Fälle mit Exposition fraglich toxischer Substanzen bei Kindern (>0 - < 18 Jahre). Dies entspricht knapp der Hälfte aller Vergiftungsfälle beim Menschen, welche im Jahr 2005 vom Giftinformationszentrum Mainz beraten wurden. Zur Beurteilung der Gesamtverläufe wird neben dem Schweregrad der Vergiftung zum Zeitpunkt der Erstberatung, auch die weitere Entwicklung des Schweregrades im Verlauf (Mehrfachberatung und Follow-up), d.h. der maximale Schweregrad der Vergiftungen, in nachfolgender Auswertung berücksichtigt. 5.1 Anwendungs- / Toxikologische Gruppe und Schweregrad bei Vergiftun-

gen im Kindesalter

Schwere(max) Maximaler Schweregrad des Falles (Beratung(en) und Follow-up) entsprechend des PoisoningSeverityScore (PSS)

KAT Einteilung der Substanzen nach dem TDI-Kategoriesystem bis Ebene 2/3 (Version 1.2 vom 19.10.2005)

Humane Arzneimittel (26,4%) und Pflanzen (20,2%) sind vor Reinigungs-, Putz- und Pflegemitteln (13%) und Kosmetika (7,5%) auch nach diesem neuen Kategoriesystem die am häufigsten betroffenen Noxen-gruppen bei Vergiftungen im Alter bis 18 Jahre. In 30 Fällen (Differenz der hier verwendeten Summe 11.222 zur Gesamtzahl der Vergiftungsfälle bis 18 Jahre) konnte der Noxe noch keine eindeutige Kategorie zugeordnet werden, Vergiftungen mit Drogen sind nach dieser Auswertung sicherlich unterrepräsentiert (vgl. S. 11). Die meisten Vergiftungen in dieser Altersgruppe bleiben asymptomatisch (76,7%) oder zeigen nur leichte Symptome (20,3%). Mittelschwere (2,3%) und schwere Vergiftungsverläufe sind insgesamt eher selten (0,2%) zu beobachten.

Kategorie / SchwereMax Code asympt. leicht mittel schw er unbek. Gesamt %Erzeugnisse E 6536 1869 187 20 53 8665 77,2

Bedarfsmittel EB 1387 377 27 3 6 1800 16,0Bedarfsgegenstände (ohne Reinigungs- und Raumluftmittel) EBB 281 63 2 1 347 3,1Kosmetika EBK 619 204 12 1 2 838 7,5Lebensmittel und Lebensmittelzusatzstoffe EBL 244 69 8 2 1 324 2,9Tabakerzeugnisse EBT 231 40 5 2 278 2,5Bedarfsmittel - nicht klassifiziert EBZ 12 1 13 0,1

Chemisch- / Physikochemische Mittel EC 2470 669 48 5 8 3200 28,5Bau-, Dicht- und Klebemittel ECB 157 23 2 1 183 1,6Farben, Lacke und Färbemittel ECF 271 58 3 332 3,0Leuchtbrennstoffe, Zünd- Duft-, Dekorations- u.ä. Chemie-Mittel ECH 291 85 5 3 3 387 3,4Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel ECR 1040 386 28 2 2 1458 13,0Chemische Mittel für technische Geräte, Verfahren und Erzeugnisse ECT 543 93 5 2 643 5,7Produkte für Pflanzen und Tiere ECV 129 14 3 146 1,3Chemisch- / Physikochemische Mittel - nicht klassifiziert ECZ 39 10 2 51 0,5

Drogen ED 6 7 3 1 17 0,2Heilmittel EH 2278 665 89 11 33 3076 27,4

Arzneimittel (human) EHA 2188 650 87 11 32 2968 26,4Medizinprodukte EHM 61 6 1 1 69 0,6Veterinärmedikamente EHT 28 8 1 37 0,3Heilmittel - nicht klassifiziert EHZ 1 1 2 0,0

Schutz- und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben und Schadorganismen ES 191 53 8 2 254 2,3Waffen- und pyrotechnische Erzeugnisse EW 16 6 2 24 0,2Erzeugnisse - nicht klassifiziert EZ 188 92 10 4 294 2,6

Natürliche Umwelt N 2039 409 66 11 2525 22,5Pilze NF 94 24 7 3 128 1,1Mikroben NM 2 2 4 0,0Pflanzen NP 1879 337 48 5 2269 20,2Tiere NT 36 44 10 3 93 0,8Natürliche Umwelt - sonstiges / nicht klassifiziert NZ 28 2 1 31 0,3

Zivilisationsreste / -lasten Z 27 5 32 0,29Summe nach Hauptkategorie: 8602 2283 253 20 64 11222 100,0

% der Gesamtsumme: 76,7 20,3 2,3 0,2 0,6 100,0

asympt.

schw er mittel

leicht

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 36

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Der absoluten Häufigkeit nach (logarithmische Darstellung) betreffen diese schweren Verläufe insbesondere Ver-giftungen mit Heilmitteln (EH) bzw. humanen Arzneimitteln (EHA) sowie Chemisch-/Physikochemischen Mit-teln (EC). In dieser Gruppe sind insbeson-dere die Untergruppen der Leuchtbrennstoffe (Zünd- Duft-, De-korations- u.ä. Chemie-Mittel (ECH)) sowie die Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel (ECR) von Bedeutung. Dem re-lativen Anteil innerhalb der jeweiligen Kategorie

nach (Prozentuale Darstellung) sind die schweren Verläufe jedoch insbesondere sehr häufig bei Vergiftungen mit Drogen (ED) zu beobachten. [Zu beachten: Bei den ver-wendeten Tabellen und Graphiken kommt es durch die hierarchische Kategorisierung zu „Mehr-fachdarstellungen“ der Unterkategorien, so sind zum Beispiel die humanen Arzneimittel (EHA) sowohl in der Darstellung der Kategorie Heilmittel (EH) als auch der Kategorie Erzeugnisse (E) enthalten bzw. berücksichtigt.]

1

10

100

1000

10000

E EB EBB

EBK

EBL

EBT

EBZ EC ECB

ECF

ECH

ECR

ECT

ECV

ECZ

ED EHEH

AEH

MEH

TEH

ZES EW EZ N N

FN

M NP

NT

NZ Z

Vergiftungen im Kindesalter (< 18 LJ) Logarithmische Darstellung der Fallzahlen nach Schweregraden und Kategorie

asympt. leicht mittel schwer

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

EEB

EBBEBKEBLEBTEBZ

ECECBECFECHECRECTECVECZ

EDEH

EHAEHMEHTEHZ

ESEWEZN

NFNMNPNTNZ

Z

Vergiftungen im Kindesalter (< 18 LJ) Relative Häufigkeit der Schweregrade innerhalb der jeweiligen Kategorie

asympt. leicht mittel schwer

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 37

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5.2 Empfohlenes und tatsächliches Procedere bei Vergiftungen im Kindesalter

Proc1 (Procedere1) empf. Vorgehensweise (ärztlich-toxikologische Logistik) zum Zeitpunkt der Beratung

Proc2 (Procedere2) tatsächliche Vorgehensweise (ärztlich-toxikologische Logistik) vor Beratung u. entsprechend Follow-up Information

Bei 11.252 Beratungen lag in 4390 Fällen, entsprechend 39 %, ein verwertbares Follow-up (schriftlich oder telefonisch) vor. In der überwiegenden Anzahl (72%) der Fälle wurden bei der Erstberatung Maßnahmen empfohlen, welche Eltern bzw. Angehörige selbst durchführen können (Laien-Maßnahmen, z.B.: Flüssigkeit zu trinken geben, häuslich beobachten, Entschäumer oder Ver-abreichung einer Kohle-Aufschwemmung, usw.). Die Empfehlung des GIZ Mainz zu diesen Laien-Maßnahmen hat im 5-Jahresverlauf deutlich zugenommen (Δ%−5 = 4,1). Eine Behandlung auf Intensivstation wurde initial nur in 1,9% der Fälle empfohlen.

PROCEDERE1 Abk 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%−5 Δ%−1keine Behandlung K 841 849 814 893 1198 10,6 42 2,9 2,4Laien-Maßnahmen L 7337 7705 7986 7835 8105 72,0 10 4,1 -0,5ambulante Behandlung A 1141 1032 914 829 821 7,3 -28 -3,3 -0,4stationäre Behandlung S 1183 1059 1060 952 861 7,7 -27 -3,3 -1,2Intensivstation I 261 264 254 225 210 1,9 -20 -0,5 -0,2nicht zu entscheiden N 42 37 73 64 57 0,5 36 0,1 -0,1Summe 10805 10946 11101 10798 11252 100 4 0,0 0,0

PROCEDERE2 Abk 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%−5 Δ%−1keine Behandlung K 566 597 612 533 716 16,3 27 3,7 3,3Laien-Maßnahmen L 2609 3100 3003 2477 2725 61,9 4 4,0 1,9ambulante Behandlung A 681 640 683 522 449 10,2 -34 -4,9 -2,5stationäre Behandlung S 378 374 465 426 353 8,0 -7 -0,4 -2,3Intensivstation I 263 202 172 162 147 3,3 -44 -2,5 -0,6nicht zu entscheiden N 5 12 6 3 9 0,2 80 0,1 0,1Summe 4502 4925 4941 4123 4399 100 -2 0,0 0,0

Procedere 2(N = 4399)Laien-

Maßnahmen

ambulante Behandlung

stationäre Behandlung

nicht zu entscheidenkeine

Behandlung

Intensiv-station

Procedere 1(N = 11252)Laien-

Maßnahmen

ambulante Behandlung

stationäre Behandlung

nicht zu entscheiden

Intensiv-station

keine Behandlung

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 38

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In den Fällen mit verwertbarem Follow-up (Procedere 2) ist ein etwas höherer Anteil letztendlich durchgeführter ambulanter Behandlungen (10,2%) und auch intensivstationärer Behandlungen (3,3%) zu verzeichnen, wobei die Absolutzahlen hierbei niedriger liegen (147 Fälle mit nachgewiesenermaßen durchgeführter Intensivbehandlung gegenüber 210 Empfehlungen). Bei dieser Betrachtung führt sicherlich die geringere Gesamtsumme der Fälle mit erfolgreichem Follow-up sowie die weniger intensive Nachverfolgung von als leicht eingestuften Fällen zu einer diskreten Verzerrung der Prozentanteile.

5.3 Ausgang bei kindlichen Vergiftungsfällen mit Follow-up

Ausgang Ausgang des Vergiftungsfalls

Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt, konnte in 39% aller kindlichen Vergiftungsfälle der endgültige Ausgang der Vergiftung durch eine Follow-up-Information dokumentiert werden. Beim überwiegenden Teil aller Fälle (95,4%) konnte eine Heilung dokumentiert werden (d.h. keine Symptomatik oder nur passagere Symptomatik ohne Residuen). In etwa 4,5% der Fälle konnte der abschließende Verlauf trotz Vorliegen eines Follow-up-Fragebogens nicht sicher geklärt werden. Bei keinem der Fälle im

Kindesalter war es zu Defektheilungen gekommen. In zwei Fällen konnten mögliche Spätschäden nicht ausgeschlossen werden, Todesfälle bei Kindern wurden uns im Berichtsjahr nicht bekannt.

K L A S I N2001

20032005

0100020003000400050006000700080009000

Procedere 1

K L A S I N2001

20032005

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

Procedere 2

Ausgang Abk 2001 2002 2003 2004 2005 % Δn[%] Δ%unbekannt U 163 152 165 161 198 4,5 21 0,9Heilung H 4338 4769 4776 3958 4198 95,4 -3 -0,9Spätschäden möglich S 0 0 0 2 2 0,05 0,0Defektheilung D 1 2 0 0 1 0,02 0,0Tod T 0 2 0 2 0 0,00 0,00Summe 4502 4925 4941 4123 4399 100 -2 0,0

Heilung

Defekt-heilung

Spät-schäden n. auszuschl.

unbekannt

U H S D T2001

20032005

0

1000

2000

3000

4000

5000

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 39

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6 Vergiftungen im Erwachsenenalter

Die Anzahl der Vergiftungen im Erwachsenenalter (>= 18 Jahre; Altersgruppen: Erwachsene und Ältere) betrug im Berichtjahr 11.932 Fälle, dies entspricht 51,1% aller bei uns im Berichtsjahr dokumentierter Vergiftungsfälle bei Menschen. Zur Veranschaulichung der nach Ätiologie doch unterschiedlichen Schweregrade und Verläufe von Vergiftungen werden in den Kapiteln 6.3, 6.4. und 6.5 die Gruppe der absichtlichen Gifteinnahmen (Suizid, Abusus und Giftbeibringung) und die Gruppe der versehentlichen Giftexpositionen (akzidentell, gewerblich, usw.) getrennt dargestellt. 6.1 Geschlechtsverteilung und Vergiftungsumstände

Geschlecht Geschlecht des Vergifteten; Angabe laktierende oder schwangere Patientin

Ätiol. (Ätiologie) Grund bzw. Umstände der Substanzaufnahme

Mit knapp der Hälfte aller Vergiftungen im Erwachsenenalter dominieren suizidale Vergiftungs-umstände (48,0%), in 32,5% der Fälle geschah die Vergiftung versehentlich (akzidentell). Frauen sind sowohl insgesamt (56,5%) als auch innerhalb dieser beiden Untergruppen häufiger vertreten als Männer. An dritter Stelle folgt mit 8,4% die missbräuchliche Anwendung von Substanzen (Abusus) als Ätiologie von Vergiftungen bei Erwachsenen, in dieser Gruppe überwiegen jedoch nach wie vor männliche Patienten (59%). Gewerbliche Vergiftungsfälle folgen an vierter Stelle (4,7%), auch hier überwiegen männliche Patienten. Insgesamt hat sich die Häufigkeitsvertei-lung in den letzten Jahren nicht we-sentlich geändert.

Geschlecht Ätio

logi

e

Abu

sus

akzi

dent

ell

And

ere

gew

erbl

ich

Gift

beib

ringu

ng

iatro

gen

Neb

enw

irkun

g

suiz

idal

Um

wel

t

unbe

kann

t

Ges

amt

%männlich M 594 1570 4 402 37 49 112 1948 11 96 4823 40,4unbekannt U 14 124 1 23 9 4 9 40 4 8 236 2,0weiblich W 383 2090 4 129 37 66 205 3720 21 89 6744 56,5

weiblich-laktierend WL 2 23 0 1 1 1 3 1 2 0 34 0,3

weiblich-schwangerWS 5 67 1 0 1 1 2 17 1 0 95 0,8

Summe 998 3874 10 555 85 121 331 5726 39 193 11932 100,0% 8,4 32,5 0,1 4,7 0,7 1,0 2,8 48,0 0,3 1,6 100,0

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Abu

sus

akzi

dent

ell

And

ere

gew

erbl

ich

Gift

beib

ringu

ng

iatro

gen

Neb

enw

irkun

g

suiz

idal

Um

wel

t

unbe

kann

t

WSWLWUM

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 40

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6.2 Empfohlene Vorgehensweise und Vergiftungsumstände bei Erwachsenen

Proc1 (Procedere1) empf. Vorgehensweise (ärztlich-toxikologische Logistik) zum Zeitpunkt der Beratung

Ätiol. (Ätiologie) Grund bzw. Umstände der Substanzaufnahme

In der Gruppe der suizidalen Intoxikationen muss mit Abstand am häufigsten die Indikation zur stationären (42%) und sogar intensivstationären (52%) Behandlung gestellt werden. Auch bei Intoxikationen im Rahmen eines Abusus liegt die Empfehlung zur stationären bzw. intensivstationären Behandlung mit insgesamt 72,9% aller beratenen Fälle dieser Gruppe sehr hoch. Demgegenüber sind bei akzidentellen Vergiftungsfällen nach wie vor in mehr als der Hälfte der Fälle (insgesamt 61,5%) keine Maßnahmen notwendig oder Laien-Maßnahmen ausreichend. Stationäre und intensivstationäre Behandlungen sind hier lediglich in insgesamt 15,4% der Fälle notwendig. Bei gewerblichen Vergiftungsfällen wurde in 57,6% eine ambulante Vorstellung, meist zur Dokumentation des Unfallereignisses, empfohlen worden (D-Arzt Verfahren). Nur in 27,7% dieser Fälle waren stationäre oder intensivstationäre Behandlungen erforderlich. Die Anfrage wegen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) liegt im Berichtzeit-raum bei 2,8%. In 46,2% dieser Fälle waren hierbei ambulante Vorstellungen, in 32,6% sogar stationäre oder intensivstationäre Behandlungen erforderlich.

Procedere1 Ätio

logi

e

Abu

sus

akzi

dent

ell

And

ere

gew

erbl

ich

Gift

beib

ringu

ng

iatro

gen

Neb

enw

irkun

g

suiz

idal

Um

wel

t

unbe

kann

t

Ges

amt

%keine Behandlung K 38 491 1 20 10 9 20 44 3 4 640 5,4Laien-Maßnahmen L 68 1892 3 57 15 14 46 71 6 10 2182 18,3ambulante Behandlung A 156 859 1 320 38 23 153 195 20 32 1797 15,1stationäre Behandlung S 430 479 2 132 17 41 69 2408 7 65 3650 30,6Intensivstation I 298 121 2 22 3 34 39 2988 1 72 3580 30,0nicht zu entscheiden N 8 32 1 4 2 0 4 20 2 10 83 0,7Summe 998 3874 10 555 85 121 331 5726 39 193 11932 100,0% 8,4 32,5 0,1 4,7 0,7 1,0 2,8 48,0 0,3 1,6 100,0

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Abu

sus

akzi

dent

ell

And

ere

gew

erbl

ich

Gift

beib

ringu

ng

iatro

gen

Neb

enw

irkun

g

suiz

idal

Um

wel

t

unbe

kann

t

Ges

amt

NISALK

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 41

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6.3 Anwendungs- / Toxikologische Gruppe und Schweregrad bei absichtli-chen Vergiftungen im Erwachsenenalter

Schwere(max) Maximaler Schweregrad des Falles (Beratung(en) und Follow-up) entsprechend des PoisoningSeverityScore (PSS)

KAT Einteilung der Substanzen nach dem TDI-Kategoriesystem bis Ebene 2/3 (Version 1.2 vom 19.10.2005)

In 6806 Fällen wurde beabsichtigt (suizidal, Abusus oder Giftbeibringung) eine toxische oder potentiell toxische Substanz aufgenommen. Der Häufigkeit nach führend waren hierbei die Gruppe der Heilmittel (89,1%) bzw. insbesondere die der humanen Arzneimittel (88,8%), als zweites folgt mit deutlichem Abstand die Gruppe der Drogen (2,5%), welche hier aber sicherlich noch unter-repräsentiert sein dürfte (vgl. S. 11). Alle weiteren Kategorien sind nur sehr selten bei diesen absichtlichen Expositionen vertreten, wobei die Lebensmittel und Lebensmittelzusatzstoffe (1,4%), die Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel (1,2%), die Pflanzen (1,3%) und nicht zuletzt die Schutz- und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben und Mikroorganismen (0,9%) noch mit jeweils insgesamt 60-90 Fällen im Berichtsjahr durchaus von Relevanz sind.

Insgesamt kam es bei diesen Vergiftungen mit absichtlicher Substanzexposition in 14,2% zu mittelschweren und in 5,9% sogar zu schweren Verläufen, nur 17,8% der Fälle blieben ohne jegliche Symptomatik.

Kategorie / SchwereMax Code asympt. leicht mittel schw er unbek. Gesamt %Erzeugnisse E 1196 4030 934 393 126 6679 98,1

Bedarfsmittel EB 38 94 14 8 1 155 2,3Bedarfsgegenstände (ohne Reinigungs- und Raumluftmittel) EBB 0,0Kosmetika EBK 19 19 3 1 42 0,6Lebensmittel und Lebensmittelzusatzstoffe EBL 8 65 11 8 92 1,4Tabakerzeugnisse EBT 11 10 21 0,3Bedarfsmittel - nicht klassifiziert EBZ 0,0

Chemisch- / Physikochemische Mittel EC 31 65 16 8 4 124 1,8Bau-, Dicht- und Klebemittel ECB 0,0Farben, Lacke und Färbemittel ECF 4 1 5 0,1Leuchtbrennstoffe, Zünd- Duft-, Dekorations- u.ä. Chemie-Mittel ECH 3 13 2 2 1 21 0,3Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel ECR 27 37 12 2 2 80 1,2Chemische Mittel für technische Geräte, Verfahren und Erzeugnisse ECT 1 6 2 3 1 13 0,2Produkte für Pflanzen und Tiere ECV 3 3 0,0Chemisch- / Physikochemische Mittel - nicht klassifiziert ECZ 2 2 0,0

Drogen ED 9 88 45 25 3 170 2,5Heilmittel EH 1098 3703 830 324 107 6062 89,1

Arzneimittel (human) EHA 1092 3696 829 322 107 6046 88,8Medizinprodukte EHM 1 2 3 0,0Veterinärmedikamente EHT 5 5 1 2 13 0,2Heilmittel - nicht klassifiziert EHZ 0,0

Schutz- und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben und Schadorganismen ES 12 23 11 10 4 60 0,9Waffen- und pyrotechnische Erzeugnisse EW 2 14 2 18 0,3Erzeugnisse - nicht klassifiziert EZ 6 43 16 18 7 90 1,3

Natürliche Umwelt N 12 65 26 4 5 112 1,6Pilze NF 3 15 6 24 0,4Mikroben NM 0,0Pflanzen NP 9 49 19 4 5 86 1,3Tiere NT 1 1 0,0Natürliche Umwelt - sonstiges / nicht klassifiziert NZ 1 1 0,0

Zivilisationsreste / -lasten Z 3 4 4 4 15 0,22Summe nach Hauptkategorie: 1211 4099 964 401 131 6806 100,0

% der Gesamtsumme: 17,8 60,2 14,2 5,9 1,9 100,0

Absichtliche VergiftungenSchweregrade

asympt.

schwer

mittel

leicht

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 42

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6.4 Anwendungs- / Toxikologische Gruppe und Schweregrad bei versehentlichen Vergiftungen im Erwachsenenalter

Schwere(max) Maximaler Schweregrad des Falles (Beratung(en) und Follow-up) entsprechend des PoisoningSeverityScore (PSS)

KAT Einteilung der Substanzen nach dem TDI-Kategoriesystem bis Ebene 2/3 (Version 1.2 vom 19.10.2005)

Versehentliche Vergiftungsfälle im Erwachsenenalter führten im Berichtzeitraum zu 5105 Beratungsfällen. In dieser Gruppe ist die Verteilung der exponierten Substanzen im Vergleich zu absichtlichen Vergiftungen wesentlich variabler, wenngleich auch hier unverändert die humanen Arzneimittel (24,5%) dominieren, als nächstes folgten die Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel (16,3%) und die nicht näher klassifizierten Erzeugnisse (11,7%), wobei in letzterer Gruppe insbesondere nicht anderweitig eindeutig kategorisierbare chemische Grundstoffe enthalten sind. Der Häufigkeit nach an Relevanz besitzen des weiteren noch Vergiftungen mit Chemischen Mitteln für technische Geräte (6,9%), Pflanzen (6,5%), Schutz- und Bekämpfungsmitteln gegen Mikroben und Schadorganismen (5,7%), Lebensmitteln (5,3%, hierbei insbesondere verdorbene Lebensmittel) sowie Pilzen (4,2%).

Der Anteil der mittelschweren (9,2%) und schweren (2,0%) Vergiftungsverläufe ist bei diesen versehentlichen Expositionen insgesamt deutlich niedriger, der Anteil der asymptomatischen Verläufe (36,1%) deutlich höher im Vergleich zur Gruppe der absichtlichen Expositionen.

Kategorie / SchwereMax Code asympt. leicht mittel schw er unbek. Gesamt %Erzeugnisse E 1620 2096 342 80 85 4223 82,7

Bedarfsmittel EB 235 203 30 3 4 475 9,3Bedarfsgegenstände (ohne Reinigungs- und Raumluftmittel) EBB 40 12 52 1,0Kosmetika EBK 68 59 6 2 2 137 2,7Lebensmittel und Lebensmittelzusatzstoffe EBL 118 126 22 1 2 269 5,3Tabakerzeugnisse EBT 7 5 2 14 0,3Bedarfsmittel - nicht klassifiziert EBZ 2 1 3 0,1

Chemisch- / Physikochemische Mittel EC 649 720 74 10 16 1469 28,8Bau-, Dicht- und Klebemittel ECB 26 49 10 85 1,7Farben, Lacke und Färbemittel ECF 30 44 5 1 1 81 1,6Leuchtbrennstoffe, Zünd- Duft-, Dekorations- u.ä. Chemie-Mittel ECH 27 26 2 2 57 1,1Reinigungs-, Putz- und Pflegemittel ECR 358 415 42 4 12 831 16,3Chemische Mittel für technische Geräte, Verfahren und Erzeugnisse ECT 179 155 13 3 3 353 6,9Produkte für Pflanzen und Tiere ECV 20 11 2 33 0,6Chemisch- / Physikochemische Mittel - nicht klassifiziert ECZ 9 20 29 0,6

Drogen ED 1 3 1 5 0,1Heilmittel EH 536 601 136 44 35 1352 26,5

Arzneimittel (human) EHA 457 582 134 43 35 1251 24,5Medizinprodukte EHM 48 11 1 1 61 1,2Veterinärmedikamente EHT 30 8 1 39 0,8Heilmittel - nicht klassifiziert EHZ 1 1 0,0

Schutz- und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben und Schadorganismen ES 59 185 37 4 5 290 5,7Waffen- und pyrotechnische Erzeugnisse EW 2 29 4 35 0,7Erzeugnisse - nicht klassifiziert EZ 138 355 60 19 25 597 11,7

Natürliche Umwelt N 190 424 121 18 18 771 15,1Pilze NF 44 110 43 14 5 216 4,2Mikroben NM 6 1 5 12 0,2Pflanzen NP 106 179 44 2 331 6,5Tiere NT 29 126 34 4 4 197 3,9Natürliche Umwelt - sonstiges / nicht klassifiziert NZ 5 8 2 15 0,3

Zivilisationsreste / -lasten Z 34 63 8 4 2 111 2,17Summe nach Hauptkategorie: 1844 2583 471 102 105 5105 100,0

% der Gesamtsumme: 36,1 50,6 9,2 2,0 2,1 100,0

Versehentliche VergiftungenSchweregrade

asympt.

schwer

mittel

leicht

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 43

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6.5 Schweregrade bei absichtlichen und versehentlichen Vergiftungen im Erwachsenenalter

Schwere(max) Maximaler Schweregrad des Falles (Beratung(en) und Follow-up) entsprechend des PoisoningSeverityScore (PSS)

KAT Einteilung der Substanzen nach dem TDI-Kategoriesystem bis Ebene 2/3 (Version 1.2 vom 19.10.2005)

Grundlage für die folgenden Darstellungen sind die Übersichtstabellen aus den vorherigen beiden Abschnitten 6.3. und 6.4. zu den absichtlichen und versehentlichen Intoxikationen bei Erwachsenen. [Zu beachten: Bei den verwendeten Tabellen und Graphiken kommt es durch die hierarchische Kategorisierung zu „Mehrfachdarstellungen“ der Unterkategorien, so sind zum Beispiel die humanen Arzneimittel (EHA) sowohl in der Darstellung der Kategorie Heilmittel (EH) als auch der Kategorie Erzeugnisse (E) enthalten bzw. berück-sichtigt.]

Der absoluten Häufigkeit nach (logarithmische Darstellungen) betreffen die schweren Verläufe bei den absichtlichen Expositionen insbesondere die auch insgesamt am häufigsten vertretenen Vergiftungen mit humanen Arzneimitteln (EHA) (322 schwere Verläufe) und Drogen (ED) (25 schwere Verläufe). Bei den übrigen Kategorien sind schwere Verläufe der absoluten Häufigkeit nach nur noch seltener zu beobachten, wobei die Schutz und Bekämpfungsmittel gegen Mikroben und Schad-organismen (ES) mit 10 schweren Verläufen neben den nicht klassifizierten Erzeugnissen (EZ) mit 18 schweren Verläufen noch die meiste Gewichtung erhalten.

Bei den versehentlichen Expositionen treten ebenfalls die schweren Verläufe bei den humanen Arzneimitteln (EHA) (43 schwere Verläufe) der absoluten Häufigkeit nach in den Vordergrund. Im weiteren folgen jedoch andere Kategorien wie die nicht klassifizierten Erzeugnisse (EZ) (19 schwere Verläufe) und die Pilze (NF) (14 schwere Verläufe).

1

10

100

1000

10000

EE

BE

BBE

BK EBL

EBT

EBZ EC

EC

BE

CF

ECH

ECR

EC

TE

CV

EC

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DE

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HA

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EH

TE

HZ

ES

EW EZ N NF

NM

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NT

NZ Z

Absichtliche ExpositionenLogarithmische Darstellung der Fallzahlen nach Schweregraden und Kategorie

asympt. leicht mittel schwer

1

10

100

1000

10000

EE

BE

BB

EB

KE

BL

EB

TE

BZ

EC

EC

BE

CF

EC

HE

CR

EC

TE

CV

EC

ZE

DE

HE

HA

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ME

HT

EH

ZE

SE

W EZ N NF

NM

NP

NT

NZ Z

Versehentliche Expositionen -Logarithmische Darstellung der Fallzahlen nach Schweregraden und Kategorie

asympt. leicht mittel schwer

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 44

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Betrachtet man die relativen Häufigkeitsverteilungen nach Schweregraden innerhalb der jeweiligen Kategorien ergibt sich eine etwas andere Gewichtung der Kategorien hinsichtlich der Gefährdung im Rahmen der Vergiftungen:

Bei den absichtlichen Expositionen zeigen sich hier auch bei den Farben und Lacken (ECF), bei den chemischen Mitteln für technische Geräte (ECT), den nicht klassifizierten Erzeugnissen (EZ), den Schutz- und Bekämpfungs-mitteln gegen Mikroben und Schadorganismen (ES) und insbesondere bei den Zivi-lisationsresten/-lasten (Z, hier sind insbesondere z.B. Abgase u.ä. enthalten) in ca. 20% der jeweiligen Fälle schwere Verläufe. Insgesamt sind hierbei in allen betroffenen Kategorien tendenziell höhere Anteile an schweren und auch mittelschweren Verläufen zu beobachten als bei den ver-sehentlichen Expositionen.

Versehentliche Expo-sitionen führen in allen Kategorien nur in deutlich unter 10% der jeweiligen Fälle zu schweren Verläufen. Dem Anteil nach führend sind dabei tendenziell die Ver-giftungen durch Pilze (NF) mit 6,4% schweren Verläufen und 19,9% mittelschweren Verläufen sowie die Vergiftungen durch Tiere (NT) mit zwar nur 2,0 % schweren aber doch 17,2% mittelschweren Verläufen.

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

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Versehentliche ExpositionenRelative Häufigkeit der Schweregrade innerhalb der jeweiligen Kategorie

asympt. leicht mittel schwer

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 45

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6.6 Ausgang und Vergiftungsumstände bei Erwachsenen mit Follow up

Ausgang Ausgang des Vergiftungsfalls

Ätiol. (Ätiologie) Grund bzw. Umstände der Substanzaufnahme

In 4057 Fällen (34% der Fälle im Erwachsenenalter) konnte der Ausgang der Vergiftungen bei Erwachsenen durch ein schriftliches Follow-up erfasst werden. Trotz Rücksendung unseres Fragebogens blieb in 14,7% (1999: 17%) dieser Fälle der Ausgang der Vergiftungsverläufe unbekannt. Die Ursache hierfür ist in den meisten Fällen eine Rücksendung der Fragebögen noch vor vollständiger Genesung der Patienten (z.B. wegen Verlegung oder Entlassung). Durch Intensivierung der Nachverfolgung aller schweren Vergiftungsfälle konnte die Rate der Fälle mit unklarem Ausgang weiter reduziert werden. In der überwiegenden Anzahl (83,7%, 1999: 82%) kam es jedoch im Verlauf zur vollständigen Heilung. In 41 Fällen, entsprechend 1,0% aller erwachsenen Patienten mit Follow-up (2004: 27, 0,7%), kam es im Zusammenhang mit Intoxikationen zu einem tödlichen Ausgang, wobei ein kausaler Bezug zur Substanz nicht in jedem Fall sicher gegeben war und teilweise auch andere Ursachen für den tödlichen Ausgang in Frage kommen. Mit weiteren 16 tödlichen Verläufen in der Gruppe ohne Follow-up liegt die Gesamtanzahl der Todesfälle im Erwachsenenalter bei 57 Fällen, entsprechend 0,47% aller Vergiftungsfälle bei Erwachsenen (2004: 0,3%; 2003: 0,4%). Die fatalen Vergif-tungsverläufe werden im nachfolgenden Abschnitt (Kap. 7) jeweils kurz beschrieben. Der Ätiologie nach waren diese tödlichen Verläufe insbesondere bei den suizidalen Vergiftungen und beim Abusus zu beobachten.

In 6 Fällen (0,15% der Fälle mit Follow-up, 0,05% aller Vergiftungen im Erwachsenenalter) war es zu nachgewiesenen Defektheilungen gekommen. In 16 Fällen konnten zum Zeitpunkt des schriftlichen Follow-up bzw. trotz zusätzlicher telefonischer Nachverfolgung dieser Fälle Spätschäden nicht ausge-schlossen werden (0,4% der Fälle mit Follow-up, 0,13% aller Ver-giftungen im Erwachsenenalter).

Ausgang Ätio

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%unbekannt U 77 137 0 63 1 4 18 282 3 12 597 14,7Heilung H 264 844 4 178 12 41 69 1961 4 20 3397 83,7Spätschäden möglich S 2 6 0 1 0 0 0 6 0 1 16 0,4Defektheilung D 1 0 0 1 0 0 0 4 0 0 6 0,15Tod T 7 3 0 0 0 0 2 25 0 4 41 1,0Summe 351 990 4 243 13 45 89 2278 7 37 4057 100,0% 8,7 24,4 0,1 6,0 0,3 1,1 2,2 56,1 0,2 0,9 100,0

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Relative Häufigkeit des Ausgangs nach Ätiologie

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7 Fatale Vergiftungsfälle (Todesfälle) Nachfolgend werden 57 fatale Vergiftungsfälle des Berichtsjahres 2005, nach Vergiftungsumständen (Ätiologie) gruppiert, jeweils kurz skizziert. Auf eine detaillierte Verlaufsdarstellung dieser umfassend dokumentierten Fälle kann im Rahmen eines solchen Berichtes nicht eingegangen werden. Die Aktenzeichen sind jeweils in Klammern genannt. Zusammenfassung nach Ätiologie: Abusus: 6; Akzidentell: 5; Gewerblich: 2; Giftbeibringung: 2; Suizidal: 35; Sehr wahrscheinlich andere Todesursache: 4; Unklare Ätiologie: 3 Missbräuchliche Anwendungen (Abusus): 1. 34-jährige Patientin (2005000421) mit Tablettenmischintoxikation (Thomapyrin, fraglich

Novalgin, Imodium und MCP in unbekannter Menge) aufgrund erheblicher Zahnschmerzen (schon seit geraumer Zeit). Der AZ war deutlich reduziert, schläfrig bis somnolent, nur bedingte Reaktionen auf Ansprache, so dass im Verlauf ein CCT durchgeführt wurde, welches eine 5 cm große rechtshemisphärische frische Hirnblutung zeigte. Progrediende AZ-Verschlechterung mit Hypotonie, Katecholamin- und Intubationspflichtigkeit, jedoch noch normal weite, reagible Pupillen. Bei Verlegung zur neurochirurgischen Intervention Pupillen lichtstarr und weit. Exitus letalis am Folgetag. Eine Kausalität zwischen Tablettenintoxikation und Tod ist nur bedingt gegeben, durch die möglicherweise dauerhafte Einnahme von Thomapyrin ist eine Hirnblutung nicht auszuschließen. SB

2. 39-jähriger Patient (2005005730) wurde mit Koma, beatmungspflichtiger respiratorischer Insuffizienz, rezidivierenden Krampfanfällen und schwerer metabolischer Azidose (pH 6,8; BE -25) unklarer Genese auf einer Intensivstation aufgenommen. Erst im Verlauf konnte eine Intoxikation mit Methanol (unklare Menge und Genese) als Ursache identifiziert werden (Methanolspiegel initial bei 5,4‰), trotz Antidotbehandlung mit Ethanol und Durchführung einer Hämodialyse im Verlauf progrediente Verschlechterung und Ausbildung eines schweren Hirnödems mit Hirndruckzeichen, der Patient verstarb nach 5 Tagen, ein Zusammenhang mit der Methanolintoxikation ist als sicher anzusehen. OS

3. 34-jähriger Patient (2005005829) wurde zu Hause tief komatös aber hämodynamisch stabil aufgefunden. Laut Angehöriger habe er hochprozentigen Spiritus getrunken, ein Zusammenhang mit dem Fall 2005005730 ist sehr wahrscheinlich (gleicher Ort und gleicher Zeitraum). Auf Intensivstation ausgeprägte metabolische Azidose (pH 6,8), der Methanolspiegel betrug 7,4‰. Eine Antidotbehandlung mit Ethanol sowie eine Hämodialyse wurden durchgeführt, der Patient entwickelte jedoch ein progredientes septisches Krankheitsbild mit ausgedehnten pulmonalen Infiltraten beidseits bei V.a. Aspiration und verstarb in diesem Rahmen nach 3 Tagen, ein Zusammenhang mit der Vergiftung durch Methanol ist als gesichert anzusehen. OS

4. Erwachsener Patient (2005005932) verstarb ebenfalls im Rahmen einer Vergiftung mit Methanol. Anfrage der Polizei, Zusammenhang mit den beiden o.g. Fällen wahrscheinlich (gleicher Ort und gleicher Zeitraum) aber leider keine näheren Informationen erhalten. OS

5. 75-jährige Patientin (2005018556) wird wegen einer unklaren Symptomatik mit progredienter Bewusstseinstrübung, Erbrechen, Kaltschweißigkeit, Erbrechen und Tachykardie in eine Klinik eingewiesen. Da die Patientin seid 3 Jahren täglich 7,5mg Lorazepam einnimmt wurde dort zuerst eine Intoxikation vermutet. Im Schädel-CT jedoch ausgedehntes subdurales Hämatom, die Patientin verstirbt einen Tag später in Folge der fortschreitenden cerebralen Einklemmung. Ein kausaler Zusammenhang mit der Medikamenteneinnahme ist nicht gegeben. OS

6. 64-jähriger Patient (2005020838) wird nicht ansprechbar in seiner Wohnung aufgefunden und in die Klinik gebracht, dort unauffälliges Schädel-CT, im Drogenscreening Benzodiazepine im Urin positiv, deutliches Aufklaren nach Gabe von Flumazenil (chronischer Benzodiazepinabusus bekannt). Zusätzlich klagt der Patient nun über seit 2 Wochen bestehende linksthorakale Beschwerden, ein subakuter Myokardinfarkt wird diagnostiziert, klinisch des weiteren nun terminale dialysepflichtige Niereninsuffizienz. Der Patient verstirbt nach 16 Tagen im therapierefraktären Kammerflimmern bei koronarangiographisch gesicherter schwerer Koronarer Herzerkrankung. Eine Kausalität zur Vergiftung mit Benzodiazepinen ist nicht gegeben. OS

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 47

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Akzidentelle Vergiftungen: 7. 39-jährige Patientin (2005000036) wird bei einem Wohnungsbrand von der Feuerwehr

mit Herzkreislaufstillstand aufgefunden. Nach kardiopulmonaler Reanimation bei elektromechanischer Entkopplung und Intubation/100% Sauerstoffbeatmung passagere Wiederherstellung eines Kreislaufes. Auf Intensivstation massive Laktazidose (pH 6,79; Laktat 19,2 mmol/l) und weiterhin katecholaminpflichtige Kreislaufinsuffizienz, es konnte ein CO-Hb von 33% gemessen werden. Im Schädel-CT schweres, am ehesten hypoxisch bedingtes Hirnödem. Klinisch Zeichen eines dissoziierten Hirntodes, welcher sich 2 Tage später in einer cerebralen Perfusionsszintigraphie bestätigen lässt. Ein Zusammenhang mit der Rauchgasinhalation / Kohlenmonoxidintoxikation ist gegeben. OS

8. 45-jährige Patientin (2005000436) wird nach einem Gasunfall im Badezimmer von der Tochter pulslos aufgefunden, eine begonnene Laienreanimation wird vom Notarzt fortgesetzt. Einmalige Defibrillation bei Kammerflimmern, Gabe von Atropin, Suprarenin, Dopamin während des Transports. Bei Aufnahme auf Intensivstation intubiert, beatmet, weite Pupillen, Temperatur < 33°C, komatös. COHb >30%. AZ-Verschlechterung mit hypo- und hypertonen Phasen, V. a. Aspiration, weite, lichtstarre Pupillen, Reflexe neg., CCT bei anhaltender AZ-Verschlechterung mit generalisiertem Hirnödem und beginnender Einklemmung. Nach 2 Tagen wurde der Hirntod diagnostiziert. Eine Kausalität zwischen Asphyxie bzw. Kohlenmonoxidintoxikation und Tod ist wahrscheinlich, Genese der Entstehung des Kohlenmonoxides jedoch mangels genauerer Informationen unklar (kein Brandgeschehen beschrieben). SB

9. 55-jähriger Patient (2005005221) war wegen pectanginöser Beschwerdesymptomatik (KHK und arterielle Hypertonie vorbekannt) zur Herzkatheterdiagnostik in stationärer Behandlung. An einem Morgen wurde der Patient mit massiver neurologischer Symptomatik (Desorientiertheit Aphasie und Somnolenz) auffällig. Eine leere Flasche Paracetamol-Sirup wurden im Zimmer gefunden und daraufhin eine Antidot-Therapie mit Acetylcystein durchgeführt, ein leicht erhöhter Paracetamolspiegel befand sich unter Berücksichtigung verschiedener Latenzzeiten jedoch nicht in einem toxischen Bereich. Der Patient verstarb schließlich unter Reanimation bei Asystolie, zuvor waren computertomographisch multiple cerebrale Infarkte mit Hirnödem gesichert worden, seitens der Pathologie wurde nach Obduktion abschließend ein plötzlicher Herztod bei ausgeprägtem Cor bovinum dokumentiert. Ein Zusammenhang mit einer fraglichen Paracetamolintoxikation ist schon wegen einer dafür untypischen Symptomatik nicht gegeben. OS

10. 3 Erwachsene (2005016778) essen eine aus selbstgesuchten Pilzen zubereitete Mahlzeit, 2 Tage später verstirbt eine der Personen. Die anderen beiden Personen stellen sich mit Diarrhoe in einer Klinik vor, noch vor Einleitung einer spezifischen Therapie (V.a. Amanitin-Vergiftung) verlassen beide jedoch die Klinik wieder eigenmächtig. Eine Suche wurde eingeleitet, weitere Informationen liegen leider nicht vor. OS

11. 49-jährige Patientin (2005020491) wird im Rahmen eines Wohnungsbrandes mit schwerer Rauchgasinhalation durch Notarzt vor Ort komatös und mit Asystolie vorgefunden. Nach primär erfolgreicher Reanimation Transport der beatmeten Patientin auf Intensivstation, dort laborchemisch CO-Hb 27%. Im Verlauf rasch klinische Zeichen einer schwersten hypoxischen Hirnschädigung, später wird der Hirntod der Patientin diagnostiziert. Eine Kausalität zwischen Rauchgasinhalation bzw. Kohlenmonoxid- Intoxikation und Tod ist gegeben. OS

Gewerbliche Vergiftungen: 12. Zwei Erwachsene (2005022268 und 2005022269) werden in einer Biogasanlage tot

aufgefunden, wahrscheinliche Todesursache Asphyxie, nähere Einzelheiten sind nicht bekannt. Kausalitätsanfrage durch Medien. OS

13. Erwachsener Patient (2005025387) verstirbt nach initialer Ateminsuffizienz und Zyanose nach Arbeiten mit Sondermüll. Durch die Feuerwehr wird in der Luft Schwefelwasserstoff nachgewiesen, nähere Einzelheiten sind unbekannt. Kausalitätsanfrage durch die Feuerwehr. OS

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Giftbeibringung: 14. Laienanfrage bezüglich des möglichen Zusammenhanges einer Giftbeibringung von

Morphin und dem Versterben eines männlichen Erwachsenen 18 Tage zuvor (2005002469). Als Symptomatik wurde Atemstillstand mit Todesfolge beschrieben. Eine Kausalität zwischen Morphinintoxikation und Tod ist nicht auszuschließen, nähere Einzelheiten sind aber unbekannt. SB

15. 31-jähriger Patient (2005020337) wird von einem Zug überfahren. Anfrage eines Laien, ob ein Zusammenhang mit einer Giftbeibringung von Amphetaminen bestehen könne. Nähere Informationen sind unbekannt, die Kausalität ist nicht beurteilbar. OS

Suizide: 16. 65-jähriger Patient (2005000407) mit Einnahme von 5-7g Theophyllin (15-20 Tabletten

Bronchoretard 350) in suizidaler Absicht zu einem unbekannten Zeitpunkt. Bei Aufnahme auf Intensivstation Tachypnoe, Tachyarrhythmie (HF 160/min), Azidose und Hypokaliämie, es wird intubiert/beatmet und anschließend eine Magenspülung mit 10 Litern durchgeführt. Kurze Zeit später Kammerflimmern und elektrische Defibrilation, im weiteren Verlauf verstirbt der Patient trotz protrahierter kardiopulmonaler Reanimation bei elektromechanischer Entkopplung. Ein Zusammenhang mit der Intoxikation ist wahrscheinlich. OS

17. Ein erwachsener, männlicher Patient (2005001639) wird vom Rettungsdienst tot aufgefunden. Aus den Rahmenbedingungen lässt sich eine Vergiftung mit dem Organophosphat Parathion als Ursache vermuten (leere Flasche E-605), nähere Einzelheiten sind leider nicht bekannt. Ein Zusammenhang ist wahrscheinlich aber letztendlich unklar. OS

18. 34-jähriger Patient (2005001976 bzw.) nach Einnahme von bis zu 40 Tabletten ASS 325 (max. 13g Acetylsalicylsäure) und einer Flasche Whiskey ca. 3 Stunden zuvor. Bei Aufnahme auf Intensivstation war der Patient somnolent bis unruhig, tachypnoeisch, sinustachykard (150/min) und leicht hypoton. Im Labor respiratorisch kompensierte metabolische Azidose, Infektkonstellation, beginnende Niereninsuffizienz sowie ein Salicylatspiegel von 964mg/l. Trotz supportiver Intensivtherapie im weiteren Verlauf Destabilisierung und nicht mehr kompensierbare Azidose, letztendlich verstarb der Patient noch am gleichen Tag nach frustraner Reanimation bei Herzkreislauf- und Atemstillstand. Ein Zusammenhang mit der Salicylatintoxikation ist sehr wahrscheinlich (entspricht Fall 2005025238: späterer Kausalitätsanfrage durch eine Behörde). OS

19. Erwachsener männlicher Patient (2005003101) ist nach der suizidalen Einnahme von bis zu 200 Tabletten Aspirin (Acetylsalicylsäure) verstorben, nähere Einzelheiten sind nicht bekannt, eine Kausalität ist möglich aber letztendlich nicht beurteilbar (Anfrage durch Medien). OS

20. 52-jähriger Patient (2005003567) mit Exitus letalis nach suizidaler Ingestion von ca. 700 ml Nitroverdünner (enthält Xylol). Kurz nach Aufnahme im Krankenhaus erbrach der Patient und aspirierte, zunächst jedoch unter Sauerstoffgabe weiter suffiziente Spontanatmung möglich. Im weiterem Verlauf kam es protrahiert zu einer metabolischen Azidose sowie einer Rhabdomyolyse (mit CK-Werten über 60000 U/L) mit anschließendem Nierenversagen und akutem Leberversagen. Am 2. Tag nach Intoxika-tion dann deutliche Verschlechterung der Gesamtsituation mit Multiorganversagen, Intubation und Beatmung bei Ateminsuffizienz und ARDS sowie katecholaminpflichtige Kreislaufinsuffzienz. Trotz invasivem Beatmungsregimen und Hämodialyse war keine dauerhafte Stabilisierung zu erzielen, der Patient verstarb schließlich noch am gleichen Tag im Rahmen des Multiorganversagens. Eine Kausalität zwischen Intoxikation und Tod ist wahrscheinlich. SB

21. 59-jähriger Patient (2005003834) mit Einnahme von 10mg Acetyldigoxin (50 Tabletten a 0,2mg) in suizidaler Absicht sowie Alkohol (1 Flasche Wein und 2 Flaschen Bier) ca. 20 Minuten vor Eintreffen des selbst verständigten Rettungsdienstes. Auf Intensiv wurde bei dem noch symptomlosen Patienten umgehend eine Magenspülung durchgeführt (5 Liter) und eine Elimination mit Aktivkohle und induzierter Diarrhoe begonnen. Bei einem initialen Digoxinspiegel von 20,8 ng/ml wurde außerdem Digitalisantidot verabreicht. Im Rahmen der Monitorüberwachung zeigten sich innerhalb der nächsten 24 Stunden keinerlei Auffälligkeiten, am Morgen danach wurde er jedoch tot aufgefunden. Ein Zusammenhang

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mit der Digoxinintoxikation ist möglich, bei vorbestehenden schweren kardialen Erkrankungen (dilatative Kardiomyopathie, Vorhofflimmern) sind jedoch auch andere Ursachen denkbar. OS

22. 89-jähriger Patient (2005005354) nach Einnahme von 43 Tabletten Vomex A (2150mg Dimenhydrinat) und Alkohol in suizidaler Absicht zu einem unbekannten Zeitpunkt. Nach einer Wohnungsöffnung durch die Polizei wurde der Patient wechselhaft somnolent bis agitiert und verwirrt vorgefunden. Auf Intensivstation zeigte sich der Patient hämodynamisch stabil und war eher hypertensiv. Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein schweres septisches Krankheitsbild auf dem Boden einer Pneumonie in dessen Rahmen der Patient 10 Tage später verstarb. Ein Zusammenhang mit der Intoxikation ist nur bedingt gegeben (Pneumonie als Folge der unbekannten Liegezeit im somnolenten Zustand zu Hause). OS

23. 41-jähriger Patient (2005005605) ist im Rahmen einer Intoxikation mit bis zu 65g Acetylsalicylsäure und Alkohol verstorben ist. Nähere Umstände leider nicht bekannt, informative Anfrage durch die Polizei. OS

24. 60-jähriger Patient (2005005931) mit peroraler Ingestion von ca. 1 Liter Allzweckreinigerkonzentrat und anschließendem rezidivierenden Erbrechen mit Aspiration. Auf Intensivstation musste der Patient intubiert und beatmet werden, der weitere Verlauf gestaltete sich bei ausgeprägtem ARDS bei chemischer Lungenschädigung sehr langwierig, erst nach 83 Tagen konnte er erfolgreich vom Beatmungsgerät entwöhnt werden. Nach 2 Tagen auf Normalstation führte der an einer schweren endogenen Depression leidende Patient selbst eine erneute Aspiration herbei und musste erneut beatmet werden, ca. 14 Tage später verstarb er im Rahmen des respiratorischen Versagens. Ein Zusammenhang mit der Intoxikation ist bedingt gegeben. OS

25. 47-jährige Patientin (2005006122) mit subcutaner Selbstapplikation von ca. 300 Einheiten Altinsulin und 300 Einheiten Mischinsulin (30/70) sowie Einnahme von 7650mg Metformin zu einem unbekannten Zeitpunkt. Die Patientin verstarb rasch im protrahierten Schock bei ausgeprägter Laktatazidose (pH 6,6), nähere Einzelheiten sind nicht bekannt, ein Zusammenhang mit der Intoxikation ist wahrscheinlich. OS

26. Anfrage eines Pathologen (2005006248) bezüglich eines im Rahmen einer Vergiftung mit Diphenhydramin verstorbenen erwachsenen Patienten. Im Herzblut konnte Diphenhydramin mit 10mg/l nachgewiesen werden, nähere Einzelheiten sind unbekannt.

27. 39-jährige Patientin (2005007068) mit Einnahme von 16800mg Verapamil (70 Retardtabletten a 240mg) mehrere Stunden zuvor. Bei Aufnahme auf Intensivstation war die Patientin leicht schläfrig, Blutdruck 70/30mmHg, im EKG Bradykardie von 40/Minute bei AV-Block III° mit Kammerersatzrhythmus. Mit Katecholaminen und passagerem Schrittmacher ließ sich der Zustand zunächst stabilisieren, im weiteren Verlauf jedoch rasche Ausbildung eines kardiogenen Schocks mit Multiorganversagen (Beatmungspflichtigkeit, akutes Nierenversagen und massive Laktatazidose, Laktat 14,2 mmol/l), in dessen Rahmen die Patientin schließlich 2 Tage nach Aufnahme reanimationspflichtig wurde und verstarb. Ein Zusammenhang mit der Intoxikation ist sehr wahrscheinlich. OS

28. 21-jähriger Patient (2005007768) wird nach Einnahme einer unklaren Menge an Tranylcypromin und Metoclopramid zu Hause eingetrübt und mit Dyskinesien vorgefunden. Nach Gabe von Biperiden durch den Notarzt zunächst Krammpfanfall, welcher erst nach Gabe von Diazepam sistierte. Nach Intubation und Ankunft auf der Intensivstation kam es dann zu Reanimationspflichtigkeit bei Kammerflimmern, in der initialen Blutgasanalyse metabolische Azidose und massive Hyperkaliämie (> 10mmol/l). Nach mehrfacher Defibrillation und Gabe von Amiodaron, Glucose, Insulin und Natriumbikarbonat nur kurzzeitige Stabilisierung möglich, der Patient entwickelte kurz darauf breite Kammerkomplexe mit Übergang in eine Asystolie und verstarb trotz protrahierter Reanimationsmaßnahmen. Ein Zusammenhang mit der Intoxikation, insbesondere mit Tranylcypromin ist sehr wahrscheinlich. OS

29. 70-jähriger Patient (2005008161) mit Einnahme von ca. 200ml des Organophosphates Parathion 30 Minuten zuvor. Bereits bei Eintreffen des Notarztes war der Patient komatös und zeigte einen generalisierten Krampfanfall, er wurde intubiert und erhielt Atropin als Antidot. Auf Intensivstation wurde umgehend eine ausgedehnte Magenspülung durchgeführt, sowie eine Therapie mit Obidoxim und Hämoperfusion eingeleitet, der

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Patient war zunächst kreislaufstabil, die Cholinesterase im Blut war praktisch nicht mehr nachweisbar. Im weiteren Verlauf jedoch rasch progrediente Ausbildung eines Multiorganversagens, in dessen Rahmen der Patient nach 3 Tagen trotz maximaler Intensivtherapie verstarb. Ein Zusammenhang mit der Parathionintoxikation ist sicher gegeben. OS

30. 46-jähriger Patient (2005011389) mit oraler Einnahme von mehr als 100ml eines Kaliumhydroxid-haltigen Rohrreinigerpräparates kurze Zeit zuvor und anschließendem einmaligem Erbrechen. Bei Eintreffen des Notarztes bereits peroral starke Verätzungszeichen, sofortige Analgosedierung und Intubation. In der Klinik rasche orientierende Frühgastroskopie, bei der sich durchgehend schwarze Schleimhäute zeigen, bronchoskopisch Zeichen für leichte Mitbeteiligung des Larynx und der Trachea (Blut-pH initial bei 7,25; BE -2). In der Kontrollgastroskopie nach 10 Tagen schwerste Kolliquationsnekrosen des gesamten oberen Gastrointestinaltraktes sowie eine freie Perforation des unteren Duodenums in die Bauchhöhle. Bei klinischer Verschlechterung und fehlender chirurgischer Therapieoption verstarb der Patient in Folge, ein Zusammenhang mit der Intoxikation ist sicher. OS

31. 27-jähriger Patient (2005012344) mit Einnahme von ca. 10g eines Blausäure- bzw. Cyanid-haltigen Pulvers, bei Eintreffen des Notarztes war der Patient bereits apnoisch und bradykard und wurde umgehend intubiert, es wurden insgesamt 10 g des Antidots Hydroxycobalamin verabreicht, unter Therapie mit Katecholaminen und Volumen war der Patient anschließend hämodynamisch stabil. Laborchemisch deutliche Laktatazidose (pH 12,2 mmol/l; pH 7,12; BE -15), Blausäure-Spiegel initial 13,7 mg/l. Im weiteren Verlauf zeigte der Patient rasch eine deutliche Hirndrucksymptomatik, im Schädel-CT ausgedehntes Hirnödem mit beginnender Einklemmung. Der Patient verstarb 6 Tage nach dem Ereignis, ein Zusammenhang mit der Intoxikation ist als sicher anzusehen. OS

32. Erwachsener Patient (2005013793) ist nach suizidaler Einnahme von ca. 3 Tassen des Organophosphates Methamidophos verstorben, nähere Einzelheiten sind nicht bekannt. Anfrage eines Notarztes nach Gefährdung durch „kontaminiertes“ medizinisches Material. OS

33. 28-jähriger Patient (2005014163) bricht auf einer psychiatrischen Station plötzlich mit Kreislaufstillstand zusammen, unmittelbar protrahierte Reanimation mit Intubation durch einen Notarzt, nach 30 Minuten Feststellung des Exitus letalis, bei unklarem Geschehen wird die Kriminalpolizei involviert. Im Zimmer des Patienten fand sich später eine leere Packung mit Kalium-Tabletten (insgesamt max. 3600 mmol Kalium-Ionen). Kausalitätsanfrage durch Kliniksarzt, Symptomatik durch entsprechende Intoxikation prinzipiell möglich, die näheren Umstände blieben für uns jedoch unbekannt. OS

34. 77-jähriger Patient (2005014503) wird in seinem Keller 1 Stunde nach Einnahme von ca. 200ml des Organophosphates Metasystox (oxydemeton methyl) vom Notarzt bewusstlos, bradykard und mit massivem Speichelfluss vorgefunden. Es erfolgt unmittelbar eine Therapieeinleitung mit Intubation/Beatmung, Gabe von Atropin und Toxogonin sowie eine Magenspülung mit 100 Litern auf Intensivstation. Trotz maximaler Therapiemaßnahmen entwickelte sich im weiteren Verlauf ein rasch progredientes Multiorganversagen, in dessen Rahmen der Patient schließlich nach 3 Tagen verstarb. Ein Zusammenhang mit der Vergiftung ist als sicher anzusehen. OS

35. 55-jährige Patientin (2005014805) mit Einnahme einer unklaren Menge an Phenobarbital und Zolpidem (insges. bis zu 100 Tabletten möglich) sowie einer unklaren Menge eines Mecoprop-haltigen Herbizides (Zeitpunkt bzw. „Liegedauer“ unbekannt). Bei Eintreffen des Notarztes war die Patientin tief komatös, hypoton (RR 70/40mmHg) und ateminsuffizient. Nach Intubation und Beatmung Transport auf Intensivstation, dort zeigten sich protrahiert hämodynamisch wirksame ventrikuläre Herzrhythmusstörungen (slow VTs und Kammerflattern), trotz medikamentöser antiarrhythmischer Therapie und wiederholter elektrischer Defibrillationen kam es zu einer weiteren Destabilisierung des Zustandes mit Reanimationspflichtigkeit, ca. 2 Stunden nach Aufnahme verstarb die Patientin. Eine Kausalität mit der Intoxikation ist sehr wahrscheinlich. OS

36. 79-jährige Patientin (2005014934) mit chronischem Schmerzsyndrom bei fortgeschrittener rheumatoider Arthritis wird nach Einnahme von ca. 400mg Melperon und einer unklaren Menge an Morphin ca. 6 Stunden zuvor vom Notarzt soporös und mit eindeutigen Anzeichen für eine Aspiration aufgefunden. Auf Intensivstation war einmalig eine Defibrillation bei Kammerflimmern notwendig, im weiteren Verlauf dann jedoch zunehmende Stabilisierung der Gesamtsituation und insbesondere der ausgedehnten

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Aspirationspneumonie. Die Patientin konnte nach 11 Tagen bei zunehmendem Wachheitsgrad extubiert werden, sie verstarb allerdings 5 Tage später im Rahmen einer erneuten schweren septischen Dekompensation. Ein Zusammenhang mit der initialen Vergiftung ist bedingt gegeben (Kausalitätskette). OS

37. 78-jähriger Patient (2005015320) stellte eine wässrige Mixtur mit einer unklaren Menge an zerdrücktem selbstangebautem blauen Eisenhut (Aconitum napellus) her und injizierte sich davon anschließend je ca. 5 ml intravenös und intramuskulär. Bei Eintreffen des Notarztes war der Patient noch stabil und voll orientiert (Patient selbst weist den Notarzt noch auf die entsprechende Seite im Brockhaus-Lexikon hin), dann jedoch rasche Destabilisierung bei Kammertachykardien, Eintreffen auf Intensivstation unter laufender Reanimation intubiert und beatmet. Im weiteren Verlauf wechselhafte ventrikuläre Arrhythmien (breit-deformierte Kammerkomplexe, ventrikuläre Tachykardien, Kammerflimmern, Torsades des pointes). Trotz maximaler Therapie und protrahierter Reanimation (Katecholamine, verschiedene Antiarrhythmika, Atropin, wiederholte Defibrillationen, Hämoperfusion) verstirbt der Patient schließlich nach ca. 2,5 Stunden nach frustraner Reanimation bei elektromechanischer Entkopplung, die Kriminalpolizei wurde involviert. Ein Zusammenhang mit der Vergiftung ist sicher. OS

38. 42-jähriger Patient (2005015481) wird vom Rettungsdienst tot in seiner Wohnung aufgefunden, als mögliche Ursache wird eine Vergiftung mit 500mg Prajmalium bitartrat angenommen (leere Tablettenblister). Kausalitätsanfrage durch Notarzt, nähere Einzelheiten nicht bekannt, Kausalität möglich aber nicht sicher. OS

39. 49-jähriger Patient (2005015913) mit angeblicher intravenöser Selbstinjektion von ca. 20 ml Penethamat (veterinärmedizinisches Penicillinderivat). Initial war der Patient reanimationspflichtig und wird anschließend in einer Klinik intensivmedizinisch behandelt, bei progredientem Hirnödem verstirbt er nach 5 Tagen. Nähere Einzelheiten, insbesondere Hinweise auf noch andere intoxikierte Substanzen sind nicht bekannt, die Kausalität daher sehr fraglich. Kriminalpolizei involviert. OS

40. 19-jährige Patientin (2005016068) wird vom Notarzt tot und mit schon ausgebildeten Leichenflecken in der Wohnung aufgefunden. Nach den Umständen wird ursächlich eine Vergiftung mit bis zu 20mg Flupentixol, 25mg Lorazepam und 2000mg Chlorprothixen angenommen. Kausalitätsanfrage durch den Notarzt, Kausalität möglich aber letztendlich unbekannt. OS

41. 45-jähriger Patient (2005017130) wird vom Rettungsdienst asystol aufgefunden und verstirbt trotz protrahierter Reanimation. Nach den Umständen wird eine Vergiftung mit Trimipramin (3 Packungen) vermutet, nähere Einzelheiten sind nicht bekannt. Antidotanfrage des Notarztes unter Reanimation, eine Kausalität ist wahrscheinlich aber nicht sicher. OS

42. 22-jährige Patientin (2005018112) wird vom Notarzt tot in der Wohnung aufgefunden. Nach den Umständen wird eine Vergiftung mit bis zu 13000mg Diphenhydramin vermutet (20 leere Blister, Bezug der Präparate über Internet), nähere Einzelheiten sind nicht bekannt. Kausalitätsanfrage des Notarztes, eine Kausalität ist wahrscheinlich aber nicht sicher. OS

43. 21-jähriger Patient (2005019662) wird vom Notarzt mit Schnappatmung und Kammertachykardien vorgefunden, trotz Reanimation verstirbt er kurze Zeit später bei persistierender Asystolie. Eine suizidale Einnahme von Eiben (Taxus baccata) wird vermutet, in der Obduktion zeigten sich breiartige Massen aus zerkleinerten Eibennadeln in Magen, Dünn- und Dickdarm. Lungen und Nieren zeigen frühe Schockzeichen, ansonsten unauffällige Organbefunde. Ein Zusammenhang mit einer Vergiftung ist als sicher anzusehen. OS

44. 24-jähriger Patient (2005020173) wird auf einem Spielplatz tot aufgefunden. Den Umständen nach wird eine suizidale Butangas- Inhalation vermutet, nähere Informationen liegen nicht vor. Toxikologische Anfrage durch Rechtsmedizin, Kausalität nicht beurteilbar. OS

45. 36-jähriger Patient (2005021076) verstirbt nach vermeintlich intravenöser Applikation von Aluminiumphosphid (folglich Phosphorwasserstoff) bei protrahierter Atem- und Kreislaufinsuffizienz, nähere Informationen sind nicht bekannt, Kausalität möglich, kann aber nicht sicher beurteilt werden. OS

46. 74-jähriger Patient (2005022306) wird vom Notarzt in seiner Wohnung tot und mit schon eingesetzter Leichenstarre vorgefunden. Den Umständen nach wird eine Vergiftung mit

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 52

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bis zu 5000mg Trimipramin vermutet, nähere Informationen sind nicht bekannt. Kausalität wahrscheinlich aber nicht sicher. OS

47. 61-jährige Patientin (2005023224) mit Einnahme von 5g Mäusegift bzw. Giftweizen (Zinkphosphid folglich Phosphorwasserstoff). Nach mehrfachem Erbrechen wird die Patientin 4 Stunden später auf einer Intensivstation wach und kardiopulmonal stabil aufgenommen. Es wird eine Magenspülung mit alkalisiertem Wasser durchgeführt, erst einige Stunden später kommt es zu einer raschen und protrahierten Dekompensation mit Multiorganversagen (akutes Lungen-, Leber- und Nierenversagen, Laktazidose, Schock, ventrikuläre Rhythmusstörungen). Trotz maximaler Intensivtherapie verstarb die Patientin noch am Abend des gleichen Tages, eine Kausalität ist sehr wahrscheinlich gegeben. OS

48. 41-jährige Patientin (2005024941) wird vom Notarzt in Ihrer Wohnung komatös und mit Asystolie aufgefunden. Nach primär erfolgreicher Reanimation Transport auf Intensivstation, dort deutliche Zeichen für einen schweren hypoxischen Hirnschaden, die Patientin verstirbt 5 Tage später. Den Umständen nach wurde eine Vergiftung mit unbekannten Mengen an Promethazin, Zopiclon und tricyklischen Antidepressiva (Drogenscreening für TAD positiv) vermutet. Eine Kausalität ist wahrscheinlich aber nicht sicher. OS

49. Erwachsener Patient (2005025139) verstirbt wahrscheinlich im Rahmen einer Vergiftung mit bis zu 7000mg Diphenhadramin, nähere Informationen sind nicht bekannt. Kausalitätsanfrage durch Gerichtsmedizin, Kausalität möglich. OS

50. 100-jähriger Patient (2005025211) wird bei Verwirrtheit und Agitiertheit stationär aufgenommen, als Ursache wird eine Intoxikation mit 200mg Doxylamin und 200mg Diphenhydramin vermutet. Nach Gabe von Aktivkohle Besserung der psychischen Alteration, jedoch Verschlechterung einer schon 4 Tage vorbestehenden pulmonalen Symptomatik mit Husten und Dyspnoe, radiologisch beidseitige Pneumonie. Der Patient verstirbt 2 Tage später im respiratorischen Versagen. Eine Kausalität mit der Vergiftung ist nur bedingt gegeben. OS

Todesfälle mit anderer Ätiologie 51. Eine 71-jährige Patientin (2005003761) mit Mammakarzinom erhielt eine adjuvante

Chemotherapie (Cyclophosphamid, Methotrexat, 5-Fluorouracil) und verstarb 12 Tage später im Multiorganversagen bei schwerer, neutropener Sepsis mit begleitendem akuten Nierenversagen. Ein Zusammenhang des Versterbens mit der applizierten Chemotherapie ist im Rahmen der bekannten Risiken und Komplikationen einer solchen Therapie und der malignen Grunderkrankung gegeben. Die Beratung der Klinik erfolgte primär zur Frage, ob es mit einer Latenz von Tagen noch sinnvoll sein könne Methotrexat über Hämodialyse zu eliminieren. OS

52. 77-jährige Patientin (2005008125) entwickelt eine Panzytopenie mit Agranulozytose und wird wegen eines schweren septischen Krankheitsbildes im Krankenhaus auf Intensivstation behandelt, wo sie schließlich im septischen Muliorganversagen verstirbt. Ursache für die Knochenmarksdepression ist möglicherweise eine bestehende Therapie mit Methotrexat (15mg wöchentlich), welche die Patientin wegen chronischer Polyarthritis seit über einem Jahr eingenommen hat. Die Beratung der Klinik erfolgte primär zur Frage, ob deshalb eine Behandlung mit Folinsäure im Rahmen der neutropenen Sepsis noch sinnvoll sein könne. OS

53. 68-jährige Patientin (2005016890) wird bei reduziertem AZ und neu aufgetretener Desorientierung zur Tumorsuche stationär aufgenommen. Dort entwickelt sich rasch ein septisches Krankheitsbild mit deutlicher Laktazidose, ARDS, Leber- und Nierenversagen, nach 7 Tagen verstirbt die Patientin trotz maximaler Intensivtherapie im Multiorganversagen, ein septischer Focus konnte in der Obduktion nicht nachgewiesen werden. Da die Patientin zuvor über eine lange Zeit neben verschiedensten homöopathischen Mitteln in unbekannter Menge auch Germanium in nicht bekannter Form eingenommen hatte wurde eine entsprechende Analytik (Haare, Herz, Niere, Leber: Germanium 2,4 – 4,4 mg/kg Feuchtgewicht) eingeleitet, die hierbei erhobenen Werte zeigten jedoch keinen Hinweis für eine toxische Germaniumbelastung. Die Kausalität bezüglich einer Vergiftung ist weiter unklar aber eher unwahrscheinlich. OS

54. 76-jährige Patientin (2005021240) mit malignem Grundleiden (CUP-Syndrom mit pulmonaler und pleuraler Metastasierung) und deutlich reduziertem AZ wird somnolent aber zeitweise ansprechbar stationär eingewiesen. Den Umständen nach wird initial eine

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 53

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Vergiftung mit bis zu 750mg Melperon vermutet, dies wird jedoch von der Patientin verneint. Die Patientin verstirbt noch am gleichen Tag im Rahmen der schweren Grunderkrankung. Eine Kausalität mit einer Vergiftung ist wahrscheinlich nicht gegeben. OS

Vergiftungen/Todesfälle mit unbekannter Ätiologie: 55. 44-jährige Patientin (2005002580) mit Exitus letalis bei Multiorganversagen bei Status

Epilepticus letztlich unklarer Ätiologie. Als Vormedikation Benzodiazepine und Amitriptylin bekannt, eine suizidale Intoxikation wurde zunächst vermutet. Unter symptomatischer Therapie mit Phenytoin, Valproinsäure, Benzodiazepinen und Barbituraten war kein Durchbrechen des Status möglich. Unter Gabe von Disoprivan als ultima ratio dann klinisch keine Konvulsionen mehr, im EEG jedoch Bild weiterer nonkonvulsiver Anfälle. Trotz maximaler Intensivtherapie im Verlauf Multiorganversagen mit letztlich elektromechanischer Entkopplung, Asystolie und Tod. Die Kausalität und Ätiologie bleibt unbekannt, da nach Rücksprache mit dem Hausarzt sowie der Staatsanwaltschaft anamnestisch und laborchemisch (Rechtsmedizin) kein Nachweis einer Tablettenintoxikation erbracht werden konnte. SB

56. 50-jähriger Patient (2005004050) wurde nach fraglicher Einnahme einer unbekannten Flüssigkeit ca. 4 Stunden zuvor unter kardiopulmonaler Reanimation in einer Klinik aufgenommen und verstarb kurz darauf. Auffällig war initial eine starke Hypersalivation, sodass eine Intoxikation mit Organophosphaten vermutet wurde. Laborchemisch war die Cholinesterase allerdings normal, seitens der Rechtsmedizin wurde abschließend eine Intoxikation ausgeschlossen. Weitere Einzelheiten sind unbekannt. OS

57. Kausalitätsanfrage einer Behörde (2005007123): ein Erwachsener war verstorben, nachdem er 60 Colchicin-Tabletten innerhalb von 3 Tagen eingenommen hatte. Nähere Einzelheiten sind nicht bekannt. OS

Giftinformationszentrum Mainz - Jahresbericht 2005 54