Immunhistochemische Untersuchungen mittels S100 und NSE ... · Referat Die vorliegende ... Allein...
-
Upload
trankhuong -
Category
Documents
-
view
215 -
download
0
Transcript of Immunhistochemische Untersuchungen mittels S100 und NSE ... · Referat Die vorliegende ... Allein...
Immunhistochemische Untersuchungen mittels
S100 und NSE nach Schädel-Hirn-Trauma
Kumulative Dissertation
zur Erlangung des akademischen Grades
Dr. med.
an der Medizinischen Fakultät
der Universität Leipzig
Eingereicht von: Michael Krohn
geboren am 22.12.1986 in Esslingen am Neckar
Angefertigt an der: Universität Leipzig
Medizinische Fakultät
Institut für Rechtsmedizin
Betreuer: Prof. Dr. med. Jan Dreßler
Beschluss über die Verleihung des Doktorgrades vom: 17.11.2015
3
I. Inhaltverzeichnis
I. Inhaltverzeichnis ..................................................................................................................... 3
II. Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................................... 4
III. Bibliographische Beschreibung ............................................................................................ 5
Referat .................................................................................................................................... 5
III. Einleitung ............................................................................................................................. 6
1. Klassische klinische Einteilung des Schädel-Hirn-Traumas (SHT)................................ 6
2. Folgen und Komplikationen ............................................................................................ 7
3. Pathophysiologie ............................................................................................................. 9
4. Epidemiologie des SHT ................................................................................................ 12
5. Methode der Immunhistochemie ................................................................................... 13
IV. Untersuchte Proteine .......................................................................................................... 16
1. S100 ............................................................................................................................... 16
2. NSE ............................................................................................................................... 17
V. Zielstellung der publizierten Studie .................................................................................... 18
VI. Publikationsmanuskript ...................................................................................................... 18
VII. Zusammenfassung ............................................................................................................ 20
1. Hintergrund ................................................................................................................... 20
2. Fragestellungen ............................................................................................................. 21
3. Material und Methoden ................................................................................................. 21
4. Ergebnisse ..................................................................................................................... 22
5. Schlussfolgerungen ....................................................................................................... 24
VIII. Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 25
IX. Anhang ............................................................................................................................... 33
Fallübersicht ......................................................................................................................... 33
Statistik ................................................................................................................................. 33
Beispiele verwendeter Hirnschnitte...................................................................................... 36
Immunhistochemisch gefärbte Schnitte ............................................................................... 37
Anteil S100-positiver Oligodendrozyten ............................................................................ 38
Anteil NSE-positiver Neurone
Fälle mit S100-positiven Neuronen ...................................................................................... 40
X. Eigenständigkeitserklärung ................................................................................................. 41
XI. Curriculum vitae ................................................................................................................ 42
XII. Danksagung ...................................................................................................................... 43
4
II. Abkürzungsverzeichnis
APAAP Alkalische-Phosphatase-Anti-Alkalische-Phosphatase
Geschl. Geschlecht
H.E. Hämatoxylin-Eosin
HC Hippocampus
KH Kleinhirn
LAB Labeled-Avdin-Biotin
LSAB Labeled-Strept-Avidin-Biotin
NSE Neuronenspezifische Enolase
PAP Peroxidase-Anti-Peroxidase
PCZ Kontusionsumgebung (pericontusional zone)
S100 S100-Protein
SHT Schädel-Hirn-Trauma
ÜLZ Überlebenszeit
ZNS Zentrales Nervensystem
5
III. Bibliographische Beschreibung
Michael Krohn
Immunhistochemische Untersuchungen auf S100 und NSE nach Schädel-Hirn-Trauma
Universität Leipzig, kumulative Dissertation
54 Seiten, 73 Literaturangaben, 5 Tabellen, 5 Abbildungen, 1 Publikationsmanuskript
Referat
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Proteinexpression der Biomarker S100 und
NSE im humanen Hirngewebe nach tödlichen Schädel-Hirn-Traumen (SHT). Dafür wurden
semiquantative Untersuchungen von auf S100 und NSE gefärbten Gliazellen und Neuronen
im Cortex, Hippocampus und Kleinhirn durchgeführt. Diese Auszählungen wurden zu den
jeweiligen Trauma-Überlebenszeiten (ÜLZ) und den autoptisch diagnostizierten
Todesursachen korreliert.
Zur Untersuchung gelangten Hirngewebeproben aus 57 Obduktionen, davon 47 mit tödlichem
SHT und ÜLZ zwischen wenigen Sekunden und 34 Tagen. Zehn Fälle mit kardiovaskulären
Todesursachen wurden als Kontrolle herangezogen.
Ergebnisse: Der Anteil S100-positiver Oligodendrozyten in der Umgebung der Kontusion und
im Hippocampus sank dabei signifikant mit zunehmender Überlebenszeit ab. Überraschend
konnte das Auftreten von S100-positiv gefärbten Neuronen in der Traumaregion und den
Hippocampus-Proben in Fällen mit mehr als zwei Stunden ÜLZ beobachtet werden. NSE-
positive Neuronen waren in der Akutphase nach Traumatisierung signifikant vermindert, nach
längerer Überlebenszeit kam es zu einem Wiederanstieg (Neurogenese). Im Färbeverhalten
der Astrozyten konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden.
Schlussfolgerung: Immunhistochemische Untersuchungen von S 100 und NSE sind eine
sinnvolle Ergänzung der rechtsmedizinischen Obduktionshistologie und sind zur
Verifizierung von Überlebenszeiten sowie zur Einschätzung des Alters von Hirnverletzungen
geeignet.
6
III. Einleitung
1. Klassische klinische Einteilung des Schädel-Hirn-Traumas (SHT)
Kopfprellungen entstehen bei leichter Gewalteinwirkung gegen den Kopf und führen zu
Verletzungen der Kopfhaut in Form von Hämatomen, Abschürfungen oder Quetsch-Riss-
Wunden. Verletzungen im Schädelinneren treten dabei nicht auf. (Pearce, 2008)
Die Gehirnerschütterung (Commotio cerebri) ist gekennzeichnet durch kurzfristige vegetative
und neurologische Symptomatik wie z. B. Bewusstlosigkeit, retrograde Amnesie, Übelkeit
oder Erbrechen. Morphologisch gibt es hierzu in der Regel kein Verletzungskorrelat. In
einigen Fällen wird ein diffuser Axonschaden als Ursache der klinischen Symptome
angenommen. (Delank und Gehlen 2006; Kirov et al. 2013)
Bei der Hirnprellung (Contusio cerebri) sind Verletzungen im Schädelinneren in Form von
Blutungen über und unter die Hirnhäute bzw. Kontusionsblutungen der Hirnrinde zu
diagnostizieren. Die entsprechende klinische Symptomatik besteht über einen längeren
Zeitraum und in schwererer Form. (Delank und Gehlen 2006)
Bei der Gehirnquetschung (Compressio cerebri) wird durch die intrakranielle
Volumenzunahme infolge der Ödementwicklung oder nach Schädelknochenbrüchen der
Hirnstamm in der Incisura tentorii bzw. die Medulla oblongata im Foramen magnum
eingeklemmt (sog. obere bzw. untere Herniation). Dies führt zum Versagen der zentralen
Regulation und damit zur sofortigen Bewusstlosigkeit und zum Todeseintritt. (Delank und
Gehlen 2006)
Diese anschauliche, auf morphologischen Veränderungen basierende Einteilung ist klinisch
weitgehend durch die Untergliederung mithilfe der Glasgow Coma Scale (Teasdale und
Jennett 1974) verdrängt worden (Kolodziejczyk 2008). Es können nach entsprechender
Kategorisierung der drei Parameter „Augen öffnen, beste motorische Antwort, beste verbale
7
Antwort“ bereits in der Notfallsituation somit folgende Stadien unterschieden und damit die
weitere Prognose abgeschätzt werden:
leichtes SHT, Überleben sicher: 13 - 15 Punkte
mittelschweres SHT, Überleben anzunehmen: 12 - 9 Punkte
schweres SHT, Überleben unwahrscheinlich: 8 - 3 Punkte
Eine weitere, international gebräuchliche Einteilung ist die nach Tönnis und Loew. (Tönnis
und Loew 1953) Diese setzt den Schwerpunkt auf den Schweregrad der posttraumatischen
Hirnschädigung und deren neurologische Auswirkungen. Sie kann daher nur retrospektiv
angewendet werden. (Wallesch et al. 2005)
Grad I: Rückbildung der Hirnfunktionsstörungen innerhalb von 4 Tagen
Grad II: Rückbildung der Hirnfunktionsstörungen innerhalb von 3 Wochen
Grad III: Persistieren der Störungen über 3 Wochen
2. Folgen und Komplikationen
Traumatische Hämatome. Die epidurale Blutung ist meist arteriellen Ursprungs, meist infolge
von Gewalteinwirkungen gegen die Kopfseiten mit Verletzung der Arteria meningea media.
Durch die langsame Größenzunahme im Epiduralraum wird oft ein beschwerdefreies Intervall
nach dem verursachenden Ereignis beobachtet (sog. luzide Phase). (Zink 2001) Subdurale
Blutungen sind meist venösen Ursprungs durch Abriss von Brückenvenen bei einem
Rotations- oder Translationstrauma. Die meist sofortige Symptomatik besteht in
zunehmendem Kopfschmerz sowie Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, chronische
Subduralhämatome kommen gelegentlich als radiologische Zufallsbefunde nach symptomarm
verlaufenden Kopfverletzungen vor. (Maxeiner 1997; Sanders et al. 2011) Subarachnoidale
8
Blutungen sind bei einer traumatischen Verletzung oft an der Stelle des Stoßes (Coup) oder
auf der diagonal gegenüberliegenden Seite des Hirnschädels (Gegenstoßherd; Contre-Coup)
lokalisiert. Das Auftreten der Contre-Coup-Blutung erklärt sich durch den infolge des
Traumas entstehenden Unterdruck auf dieser Hirnseite. Vorbestehende Aneurysmen des
zerebral-arteriellen Gefäßgeflechts als häufigste Ursache für spontane
Subarachnoidalblutungen können auch durch Kopftraumata rupturieren.
Intrazerebrale Blutungen befinden sich im Hirngewebe und kommen zumeist im
Zusammenhang mit hypertensiven Krisen oder im höheren Alter bei einer
Amyloidangiopathie vor. Entsprechend sind sie zumeist Blutungen aus krankhafter, innerer
Ursache und nicht auf Traumatisierungen zurückzuführen. (van Gijn et al. 2007) Die
Posttraumatisches Hirnödem. Diese Komplikation ist vor allem wegen den Folgen eines
intrakraniellen Druckanstiegs für die Prognose der Trauma-Patienten gefürchtet. Das
Hirnödem, welches sich besonders im Marklagerraum entwickelt, führt zu einer
Komprimierung des Hirngewebes, was wiederrum zu einer Hypoxie der Nervenzellen infolge
fehlender Durchblutung führt. Im schlimmsten Fall ist ein Marklagerschwund die Folge.
(Fukuda et al. 2013)
Entzündliche Komplikationen. Offene Schädelfrakturen sind grundsätzlich als infiziert zu
betrachten und benötigen daher eine antibiotische Abschirmung und zumeist eine
intensivmedizinische Therapie. Es kann es zu diffusen Meningoenzephalitiden,
Markphlegmonen, subduralen und epiduralen Empyemen kommen. Auch hieraus resultieren
potentielle Komplikationen in Form von perifokalen Ödemen, Nekrosen und Abszessen. Hier
kann es v.a. bei Nichtbehandlung zu einer sekundären Schwellung von Hirngewebe und damit
zum Prolaps kommen. Allein die Fraktur der Schädelkalotte oder die Ruptur der Dura mater
scheint das Outcome der Patienten nicht signifikant zu beeinflussen. Allerdings ermöglicht
9
deren Lokalisation eine Aussage über den Ort intrakranieller Schädigungen und möglicher
intrakranieller Hämatome. (Silver et al. 2011; Mendelow et al. 1983)
3. Pathophysiologie
Die molekularen Abläufe nach einem SHT sind noch nicht vollständig verstanden. In dem
Bestreben, die wichtigsten zerebralen Funktionen wiederherzustellen, erfolgen auf
molekularer Ebene tiefgreifende Veränderungen der physiologischen Abläufe. Eine
intrakranielle Verletzung bewirkt eine lokal beschränkten unmittelbar beginnende neuronale
Zellnekrose und nach ca. 2 Stunden einsetzende Apoptose (Dressler et al. 2007) sowie eine
etwas später einsetzende Glia-Zell-Aktivierung. Mit dieser Aktivierung ist wiederum eine
Neurotoxizität verbunden, die zu weiterer neuronaler Dysfunktion führen kann (DeKosky et
al. 2010)
Neuroinflammation. Nach SHT fördern exzitatorische Aminosäuren den Kalziumeinstrom in
die Zellen. Eine intrazelluläre Kalziumüberladung bedingt die Bildung freier Radikale und
Stickstoffmonoxid mit hierdurch verursachter Lipidperoxidation (Braughler und Hall 1992)
und weiterer Zellschädigung durch Hypoxie. (Lau und Tymianski 2010) Die hierdurch
bedingte Zellnekrose und –apoptose wird durch eine Verschiebung des Gleichgewichts von
überlebensfördernden Proteinen zu Apoptose-fördernden Proteinen zusätzlich begünstigt.
(Raghupathi et al. 2000)
Astrogliose. Einen Schutz vor diesen inflammatorischen Vorgängen zu bieten ist neben vielen
anderen eine Funktion der reaktiven Astrogliose. Nachdem in den ersten Stunden nach
erfolgtem Trauma Neuronen sowie Gliazellen untergegangen und Mikroglia sowie
Makrophagen aktiviert wurden, wandern Astrozyten vom umgebednen gesunden in Richtung
geschädigtes Gewebe ein. (Franke et al. 2012, Hatten et al.1991) Die gebildete Glianarbe
trennt gesundes Hirngewebe vom geschädigten Areal, indem sie als neuroprotektive Barriere
10
gegenüber Entzündungszellen und infektiösen Organismen fungiert. (Franke et al. 2012,
Sofroniew et al. 2010) Der Nachteil dieser Abschottung ist die Unterbindung von
regenerativen Prozessen wie z.B. axonalen Aussprossungen. (Franke et al. 2012, Neary et al.
1996) Weitere Funktionen der Glianarbe sind u.a. die Aufnahme potentiell exzitatorischen
Glutamats, Bekämpfung oxidativen Stresses, Abbau von Amiloid-β-Peptiden, einer
graduellen Öffnung der Blut-Hirn-Schranke und der Recduktion von Hirnödemen. (Franke et
al. 2012, Sofroniew 2009, Sofroniew et al. 2010, Kimelberg et al. 2010, Fuller et al. 2009)
Bisher wurden zwei Formen der Astrogliose beschrieben: Zum ersten wäre da die
anisomorphe Astrogliose, welche als derbe Struktur auftritt und am ehesten zur Abkapselung
von geschädigtem ZNS-Gewebe dient. Desweiteren beschrieben ist die isomorphe
Astrogliose, welche mit einer oft reversiblen Hypertrophie der Astrozyten verbunden ist und
sich positiv auf die posttraumatische Regeneration auswirken kann. (Franke et al. 2012,
McGraw et al. 2001)
Weitere neurochemische Veränderungen. Durch die Zerstörung der Zellmembran durch
genannte neuroinflammatorische Prozesse werden über die Freisetzung von
Arachnoidonsäure diverse Enzyme und Zytokine (z. B. Phospholipase, Lipooxigenase,
Cyclooxigenase und Leukotriene) aktiviert. (Wei et al. 1982; Yergey und Heyes 1990;
Nakashima et al. 1993; Shohami et al. 1994) Diese bedingen eine Freisetzung weiterer Akute-
Phase-Proteine und komplexe Interaktionen zwischen den jeweiligen Biomarkern (z.B. IL-1,
IL-6, TNF-α und Prostaglandine). (Shohami et al. 1987; Shohami et al. 1994; Fan et al. 1995).
Als Ausdruck einer hormonellen Reaktion und Interaktion des Körpers auf die
Hirntraumatisierung verändern sich posttraumatisch auch die Konzentrationen von
Katecholaminen, endogener Opioide und diverser Wachstumsfaktoren im Hirngewebe.
(Prasad et al. 1992; Conner et al. 1994; McIntosh et al. 1987)
11
Im notfall- und intensivmedizinischen Alltag weitgehend etabliert ist die laborchemische
Bestimmung der Neuromarker S100 und NSE im Serum oder Liquor zur Bestimmung der
Traumaschwere und dem Ausmaß einer Gewebehypoxie. Die Messwerte scheinen geeignet,
das spätere funktionelle Outcome bereits initial abschätzen zu können. (Olivecrona et al.
2014; Wang et al. 2014) Auch postmortal-biochemisch sind beide Marker zur Differenzierung
von Todesursachen bei einer Messung im Liquor wie auch im Serum geeignet. Eine Erhöhung
der Marker lässt auf eine Hirnbeteiligung schließen. Darüber hinaus lässt sich auch die ÜLZ
einschätzen. Erhöhte Konzentrationen von S100 und NSE wurden erst nach mindestens 15
min. Überlebenszeit nachgewiesen. (Ondruschka et al. 2013)
Zelluläre Veränderungen. Neben diesen Prozessen finden komplexe Interaktionen zwischen
geschädigten Neuronen und Gliazellen statt. (Lo 2008) So kommt es schon 90 Minuten nach
der Verletzung zu ersten Anzeichen einer reaktiven Astrogliose. (Takano et al. 2014)
Weiterhin finden durch histomorphologische Untersuchungen verifizierbare Umbau- und
Regenerationsprozesse wie Angiogenese, axonaler Umbau, Neuro- und Synaptogenese in
zeitlich weitgehend standardisiert aufeinanderfolgenden Stadien statt. (Smith et al. 1997b;
Xiong et al. 2010; Franke et al. 2013) Veränderungen wie Zell- und Volumenverluste im
Hippocampus konnten im Tierversuch auch noch Wochen bis Monate nach dem Trauma-
Ereignis dokumentiert werden, auch in Fällen ohne traumatische Verletzung des
Hippocampus selbst (sekundäre Veränderungen). (Bramlett et al. 1997; Smith et al. 1997a;
Pierce et al. 1998) Zudem konnten traumaspezifische Veränderungen und Reaktionen des
Kleinhirns und des Hippocampus nach primärer Großhirnschädigung nachgewiesen werden.
(Joashi et al. 1999; Staffa et al. 2012; Schober et al. 2014)
12
4. Epidemiologie des SHT
Das SHT ist nicht nur eine der häufigsten Ursachen für eine stationäre / intensivmedizinische
Behandlung, sondern zählt zu den häufigsten Ursachen eines nichtnatürlichen Todes bzw.
relevanter Begleitverletzungen. (H. Maxeiner und C. Schirmer 2011) Es ist statistisch die
häufigste Todesursache bei Erwachsenen unter 40 Jahren in den USA. (Thurman et al. 1999;
Asemota et al. 2013) Zusätzliche Relevanz erlangt das SHT als wesentlichster
Verletzungsbefund bei 1500 tödlichen Arbeitsunfällen pro Jahr. (Tiesman et al. 2011)
Eine Studie aus Deutschland errechnete die Inzidenz mit 332 pro 100.000 Einwohner. Dies
wären umgerechnet auf alle Einwohner Deutschlands ca. 270.000 Schädel-Hirn-Verletzte
insgesamt pro Jahr. Die Untersuchung der Schweregradverteilung während der initialen
Notfallversorgung in der Akutklinik ergab folgende Ergebnisse:
90,9% ( 302/100.000) leichte Schädel-Hirn-Traumen
3,9% ( 13/100.000) mittlerschwere Schädel-Hirn-Traumen
5,2% ( 17/100.000) schwere Schädel-Hirn-Traumen.
Die Geschlechterverteilung zeigt eine höhere Beteilung der männlichen (58,4%) gegenüber
der weiblichen Bevölkerung (41,6%). (Rickels et al. 2006)
13
5. Methode der Immunhistochemie
Die Immunhistochemie hat das Ziel, neben einer Grundfärbung (meistens Hämatoxylin-
Eosin) ein bestimmtes Protein durch gezielte Markierung nachzuweisen. Dieser Nachweis
beruht auf einer spezifischen Antigen-Antikörper-Reaktion zwischen Primärantikörper und
nachzuweisendem Epitop. (Lang 2006) Auf diese Reaktion folgt eine Bindung, an welche
wiederum ein Detektionssystem gekoppelt ist. Diese Detektion kann auf unterschiedliche Art
und Weise erfolgen:
Direkte Methode. Hier befindet sich ein Enzym direkt am Primärantikörper. Diesem wird
nach ausreichender Bindung Substrat zugeführt, welches vor Ort zu einer Farbreaktion führt.
Indirekte Methode. Hier wird nachdem der Primärantikörper an das Epitop gebunden ist, ein
Sekundärantikörper hinzugegeben, an welchen das Enzym gebunden ist.
PAP (APAAP) – Methode. Hier wird nach dem Sekundärantikörper ein Peroxidase-Anti-
Peroxidase-Komplex hinzugegeben. Dieser Komplex besteht aus zwei Antikörpern, die gegen
3 Enzyme Peroxidase gerichtet sind. Die APAAP-Methode funktioniert vergleichbar, nur dass
hier ein Alkalische-Phosphatase-Anti-Alkalische-Phosphatase-Komplex zum Einsatz kommt.
LAB / LSAB-Methode (Labeled-Strept-Avidin-Biotin). Bei dieser Methode ist der
Sekundärantikörper mehrfach biotinyliert. So kann sich enzymkonjugiertes Avidin bzw.
Streptavidin an das Biotin heften. Diese Methode ist die am meisten verbreitetste in der
Immunhistochemie, da sie eine höhere Sensitivität durch die Amplifikation mit mehreren
Biotin-Molekülen pro Sekundärantikörper erreicht. Der Nachteil liegt im endogenen
Vorkommen von Biotin. Bindung von (Strept-) Avdin an endogenes Biotin kann zu falsch-
positiven Ergebnissen führen.
Dextran-Polymer-Methode. In dieser Studie wurde deshalb die Dextran-Polymer-Methode
verwendet. Hierbei wird ein konjugiertes Polymer verwendet. Dieses besteht aus vielen
Molekülen Peroxidase und sekundären Antikörpern, welche wiederum direkt an ein Dextran-
14
Gerüst gebunden sind. Die Vorteile liegen vor allem in der höheren Spezifität gegenüber der
LAB-Methode bei gleichbleibender Sensitivität. (Sabattini et al. 1998)
Umsetzung. Für die immunhistochemische Färbung war eine vorherige Antigendemaskierung
über eine Erhitzung auf 70°C (S100) und 43°C(NSE) in Citrat-gepufferter Kochsalzlösung
über 20 min nötig. Anschließend wurden die endogene Peroxidase durch Peroxidase-
Blocking-Lösung (DakoCytomation) gehemmt. Wie oben erwähnt wurde die
immunhistochemische Färbung auf S100 und NSE mit der indirekten Dextran-Polymer-
Methode (DakoCytomation) durchgeführt. Verwendet wurden ein polyklonaler S100-
Kaninchen-Antikörper (333 lg/L über 30 min) sowie ein monoklonaler NSE-Maus-Antikörper
(524 lg/L über 30 min, beide AK DakoCytomation). 3,3‘-Diaminobenzidine in
Wasserstoffperoxid/Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung funktionierte als Farbstoff. Für die
Gegenfärbung wurde Hämatoxylin nach Mayer benutzt.
15
Methoden der Immunhistochemie. (Abb. modifiziert nach Sabattini et al. 1998; Lang 2006)
16
IV. Untersuchte Proteine
1. S100
Verteilung. S100 kommt in seiner höchsten Konzentration im Zytoplasma und im Zellkern
von Zellen des Zentralen Nervensystems vor. In niedrigerer Konzentration findet man es aber
auch in verschiedenen anderen Geweben wie Kardiomyozyten, Adipozyten, Chondrozyten
und in bestimmten neuroendokrinen Tumoren. (Donato 2001; Zimmer et al. 2005) S100 ist
ein Dimer mit unterschiedlichen Untergruppen. 95% des gesamten S100-Vorkommens im
Körper ist dabei in Form der Untergruppe S100B gespeichert. (Moore 1965; Hidaka et al.
1983; Steiner et al. 2007; Donato et al. 2009)
S100 wird in der diagnostischen Immunhistochemie als Gliazellmarker verwendet. (Donato
2001) Es wurde hingegen bereits auch in anderen Zelltypen des ZNS, wie z.B. in
Ependymzellen, im Epithel des Plexus choroideus und vereinzelt in Neuronen beobachtet.
(Moore 1965; Hidaka et al. 1983; Li et al. 2006; Steiner et al. 2007; Donato et al. 2009)
Funktion. S100 stimuliert in nanomolekularen Konzentrationen das Wachstum und die
Regeneration von Neuriten und scheint das Überleben von Neuronen in deren Entwicklung
und nach Verletzungen zu verbessern. (Donato et al. 2009) In höheren, d.h. mikromolaren
Konzentrationen hat S100 hingegen toxische Effekte auf Zellen des ZNS, wie z.B. Apoptose
und Zellnekrose. (Hu et al. 1997). Interessant v. a. im Zusammenhang mit den Ergebnissen
dieser Arbeit ist die experimentell nachgewiesene protektive Funktion von S100 u. a. für
Neuronen des Hippocampus. (Barger et al. 1995; Ahlemeyer et al. 2000) Bei
immunhostochemischen Untersuchungen konnten nicht nur deutliche Unterschiede der
Menge an S100-positiven Gliazellen bei unterschiedlichen Todesursachen sondern auch eine
Abnahme der Immunopositivität für Astrozyten des Hippocampus mit zunehmender ÜLZ
festgestellt werden. (Li et al. 2006; Li et al. 2012)
17
2. NSE
Verteilung. NSE kommt in hohen Konzentrationen im Zytoplasma reifer Neuronen sowohl im
ZNS als auch im peripheren Nervensystem vor. Desweiteren findet sie sich in Zellen
neuronalen Ursprungs v.a. Zellen des Diffusen Neuroendokrinen Systems. Sie wurde aber
auch in Thrombozyten und Erythrozyten gefunden. (Gao et al. 1997; Jeter et al. 2013) In
Gliazellen wurde bisher kein NSE nachgewiesen. (Schmechel et al. 1978; Murray et al. 1993)
Funktion. Als eine der Hauptform der Enolasen, katalysiert die Neuronenspezifische Enolase
in der Glykolyse die Umwandlung von 2-Phosphoglycerat zu Phosphoenolpyruvat.
Immunhistochemisch wurde NSE zum Vergleich von nekrotischen Veränderungen und deren
Anteil am Apoptose- und Nekrosemechanismus nach ischämischen Hirnschädigungen
verwendet. Hierbei zeigte die immunopositive Neuronen-Färbung eine vitale neuronale
Reaktion nach SHT an. (Nogami et al. 1998b; Nogami et al. 1998a) Außerdem stellt sich NSE
als effektiver Marker von axonaler Schädigung in frühen Stadien des SHT (ab 1,5 h ÜLZ) dar.
(Nogami et al. 1998a; Nogami et al. 1998b; Ogata und Tsuganezawa 1999; Raabe et al. 1999;
Uzan et al. 1995) Der Neuronenmarker ist in der pathologischen Berufspraxis regelmäßig im
Einsatz.
18
V. Zielstellung der publizierten Studie
Nach umfassender Literatur-Recherche sind bisher keine kombinierten Studien für die
immunhistochemische Untersuchung von S100 und NSE publiziert worden. Auch für den
konkreten Vergleich des überlebenszeitabhängigen Auftretens von S100- oder NSE-positiven
Zellen nach SHT sind nur vereinzelt Arbeiten verfügbar. Diese Studie sollte dazu dienen,
diese Wissenslücken zu minimieren und die forensisch relevante Bestimmung von
Überlebenszeiten und Einschätzung des Alters von Hirnverletzungen anhand von
immunhistochemischen Markern zu ermöglichen.
Im Detail waren dabei folgende Fragen zu klären:
Existiert eine Korrelation zwischen dem Anteil positiv auf S100 gefärbter Gliazellen
(Astroglia und Oligodendroglia) und der Überlebenszeit?
Ist eine Korrelation zwischen dem Anteil positiv auf NSE gefärbter Neuronen und der
Überlebenszeit möglich?
Welche lokalisationsspezifische Veränderungen in den untersuchten Hirnregionen
(Umgebung der Kontusion, Hippocampus, Kleinhirn) in Bezug auf die Überlebenszeit
existieren?
Gibt es signifikante Unterschiede zwischen Fall- und Kontrollgruppe?
19
VI. Publikationsmanuskript
Title: Immunohistochemical investigation of S100 and NSE in cases of
traumatic brain injury (TBI) and its application for survival time
determination.
Author(s): Krohn M, Dressler J, Bauer M, Schober K, Franke H, Ondruschka B.
Source: Journal of Neurotrauma
Accepted: 23.08.2014
Epub ahead of print: 14.09.2014
References: 79
Language: English
Publisher: Mary Ann Liebert, Inc.
DOI: 10.1089/neu.2014.3524
Impact Factor (2013): 3.968
20
VII. Zusammenfassung
Kumulative Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades „Dr. med.“
Promotionstitel: Immunhistochemische Untersuchungen mittels S100 und NSE
nach Schädel-Hirn-Trauma
eingereicht von: Michael Krohn
angefertigt an der: Universität Leipzig; Medizinische Fakultät
Institut für Rechtsmedizin
Betreut von: Prof. Dr. med. Jan Dreßler
Leipzig, März 2015
1. Hintergrund
Das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) stellt eine der häufigsten Todesursachen und
Begleitverletzungen bei nichtnatürlichen Todesfällen dar und ist damit Gegenstand der
Routine-Untersuchungen in der Rechtsmedizin. Eine Abschätzung der Überlebenszeit (ÜLZ,
d.h. der Zeitraum zwischen der Verletzungsentstehung und dem Todeseintritt) ist für die
Chronologie eines Tatablaufs und Überprüfung von Zeugenaussagen / Alibiangaben von
großer Bedeutung. Primär werden hierfür postmortal pathomorphologische und klassische
histologische Befunde herangezogen. Immunhistochemische Untersuchungen haben bisher
kaum Eingang in die Überlebenszeitdiagnostik gefunden, könnten aber zur Konkretisierung
der bisher gängigen Methoden beitragen.
Häufig untersuchte Proteine im Gehirn sind das S100-Protein (S100) und die
Neuronenspezifische Enolase (NSE). Die Spiegel beider Marker werden im klinischen Alltag
vielfach zur Abschätzung der Schwere und der Prognose eines SHT im Blut und Liquor
gemessen. Immunhistochemisch wurden beide Proteine bisher vor allem auf deren
allgemeines Vorhandensein und Verteilung im Zusammenhang mit SHT untersucht. Nur eine
Studie beschäftigte sich bisher mit einer möglichen zeitlichen Dynamik.
21
2. Fragestellungen
Folgende Fragen sollten durch vorliegende Arbeit beantwortet werden:
Existiert eine Korrelation zwischen dem Anteil positiv auf S100 gefärbter Gliazellen
(Astroglia und Oligodendroglia) und der Überlebenszeit?
Ist eine Korrelation zwischen dem Anteil positiv auf NSE gefärbter Neuronen und der
Überlebenszeit möglich?
Welche lokalisationsspezifische Veränderungen in den untersuchten Hirnregionen
(Umgebung der Kontusion, Hippocampus, Kleinhirn) in Bezug auf die Überlebenszeit
existieren?
Gibt es signifikante Unterschiede zwischen Fall- und Kontrollgruppe?
3. Material und Methoden
Für diese Untersuchung wurden Hirngewebeproben aus 57 gerichtlich angeordneten
Sektionen verwendet. Davon wiesen 47 ein tödliches SHT und ÜLZ zwischen wenigen
Sekunden und 34 Tagen auf. Zehn Fälle mit kardiovaskulären Todesursachen wurden als
Kontrolle herangezogen. Die Überlebenszeiten der Fälle mit tödlichem SHT wurden in
Übereinstimmung mit bisherigen Studien in folgende Kategorien eingeteilt: Akuter
Todeseintritt nach SHT (ÜLZ bis 2 Stunden), subakuter Todeseintritt nach SHT (ÜLZ 2
Stunden bis 4 Tage) und verzögerter Todeseintritt nach SHT (ÜLZ über 4 Tage). Die zur
Untersuchung gelangten Proben wurden spätestens 6 Tage nach dem Versterben der Personen
entnommen (Mittelwert 2,7 Tage).
In allen Fällen wurde die Umgebung der Kontusion, bei 35 dieser Fälle der Hippocampus und
bei 31 der Fälle auch das Kleinhirn untersucht. Die verschiedenen Regionen wurden jeweils
gesondert für Rinde und Mark bzw. im Hippocampus für Stratum pyramidale und radiatum
beurteilt.
22
Die immunhistochemische Färbung auf S100 und NSE wurde mit der indirekten Dextran-
Polymer-Methode (DakoCytomation), die Gegenfärbung mit Hämatoxylin nach Mayer
durchgeführt. Verwendet wurden ein polyklonaler S100-Kaninchen-Antikörper sowie ein
monoklonaler NSE-Maus-Antikörper (beide DakoCytomation).
Für die semiquantitative Evaluation wurden gefärbte und ungefärbte Neuronen,
Oligodendrozyten sowie Astrozyten in jeweils 20 High Power Fields gezählt. So konnte für
jede Region und Zellart ein Prozentsatz positiver Zellen ermittelt werden.
Für die statistische Auswertung wurde SPSS Statistics (Version 21, 2012 IBM) und
OpenOffice Calc (Version 3.4.1, 2012 Apache Software Foundation) verwendet, es kamen der
Mann-Whitney-Wilcoxon-Test (nicht-parametrisch), die Spearman-Korrelation und die
Benjamini-Hochberg-Prozedur zum Einsatz.
Eine Zustimmung zu dem der Promotionsschrift zugrunde liegendem Forschungsvorhaben
wurde durch die Ethik-Kommission der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig erteilt
(Nr. 117-12-23012012).
4. Ergebnisse
Äußere Einflüsse. Es konnte keine Korrelation zwischen dem Anteil positiver Zellen und der
Leichenliegezeit (rs= -0.27 bis 0.15, p = 0.1 bis 0.96) oder dem Geschlecht (p = 0.07 bis 0.98)
festgestellt werden. Aufgrund des häufigeren Auftretens verzögerter Todeseintritte bei älteren
Personen (rs = 0,33, p < 0.05) konnte keine sinnvolle Korrelation zwischen Alter und
Zellpositivität durchgeführt werden.
Zellzahlen insgesamt. Zur Qualitätssicherung und zur Vergleichbarkeit mit anderen Studien,
wurden die Zellzahlen insgesamt erfasst. Hierbei wurden keine signifikanten Unterschiede in
den unterschiedlichen ÜLZ-Kategorien festgestellt. Die Zellzahlen in den SHT-Fällen waren
hingegen signifikant niedriger als in den Kontrollfällen.
23
Unterschiede in den Kategorien der Überlebenszeit. Die Anteile S100-positiver
Oligodendrozyten waren in Kontusionsumgebung signifikant niedriger in der Gruppe mit
subakutem Todeseintritt als in der Gruppe mit akutem Todeseintritt (p < 0,05) sowie der
Kontrollgruppe (p < 0,05). Im Hippocampus waren die Anteile S100-positiv gefärbter
Oligodendrozyten in der Gruppe der akuten sowie subakuten Todeseintritte niedriger als in
der Kontrollgruppe (jeweils p < 0,05).
Im Vergleich mit der Kontrollgruppe waren die Anteile NSE-positiver Neuronen sowohl im
Hippocampus als auch in der Kontusionsumgebung in der Gruppe der akuten Todeseintritte
(jeweils p < 0,05) höher. Die Anteile NSE-positiver Neuronen im Hippocampus sanken in der
Gruppe der subakuten im Vergleich zur Gruppe der akuten Todeseintritte ab (p < 0,05).
Astrozyten zeigten bei dieser Studie keine signifikanten Unterschiede in ihrem Färbeverhalten
in Bezug auf die ÜLZ.
Überraschenderweise zeigten sich in den Gruppen mit subakutem und verzögertem
Todeseintritt auch S100-positive Neuronen im Hippocampus und der Kontusionsumgebung.
Diese Beobachtung konnte in der Akutphase nach Traumatisierung und in der Kontrollgruppe
nicht gemacht werden.
Im Hippocampus war eher eine diffuse neuroplasmatische, in der Kontusionsumgebung eine
eher juxtanukleäre Färbung zu finden. In beiden Regionen war die Verteilung der S100-
positiven Neuronen unsystematisch oft in räumlicher Nähe zu S100-positiven Gliazellen zu
finden.
24
5. Schlussfolgerungen
Die Leichenliegezeit hat keine statistisch nachweisbare Korrelation mit dem Anteil der
Immunopositivität für S100 und NSE in den untersuchten Zellen. Somit liegt
wahrscheinlich für den untersuchten Zeitraum eine Autolyseresistenz vor. Eine
immunhistochemische Untersuchung im rechtsmedizinischen Alltag ist also möglich.
Die immunhistochemischen Untersuchungen auf S100 und NSE v. a. in der
Umgebung der Kontusion sowie im Hippocampus zeigen Momentaufnahmen im
Ablauf der Restrukturierung im Hirngewebe nach SHT zum Todeszeitpunkt. Diese
weisen für die Positivität von S100 und NSE in Gliazellen und Neuronen jeweils einen
typischen Verlauf auf. Mit der Kombination der Ergebnisse für Auszählungen beider
Proteine können ÜLZ besser eingeschätzt werden als bisher.
Eine Beobachtung S100-positiver Neuronen bei unbekannter ÜLZ legt eine
Mindestüberlebenszeit von 2 h nahe. Um einen noch exakteren Zeitpunkt („Cut-off“)
für dieses scheinbar reaktive Färbeverhalten festzulegen, sind weitere Untersuchungen
notwendig.
Die unerwartete und in der Literatur bisher kaum beschriebene Beobachtung S100-
positiver Neuronen fordert weitere Untersuchungen der Rolle von S100 in
neuroregenerativen Prozessen durch Folgestudien heraus. Es stellt sich die Frage, ob
S100 hier aufgrund einer erhöhten Aktivität von Gliazellen oder durch neuronale
Synthese zu detektieren ist.
25
VIII. Literaturverzeichnis
Ahlemeyer, B.; Beier, H.; Semkova, I.; Schaper, C.; Krieglstein, J. (2000): S-100beta protects
cultured neurons against glutamate- and staurosporine-induced damage and is involved in the
antiapoptotic action of the 5 HT(1A)-receptor agonist, Bay x 3702. Brain research 858 (1), S.
121–128.
Asemota, A. O.; George, B. P.; Bowman, S. M.; Haider, A. H.; Schneider, E. B. (2013):
Causes and trends in traumatic brain injury for United States adolescents. J. Neurotrauma 30
(2), S. 67–75.
Barger, S. W.; Van Eldik, L. J.; Mattson, M. P. (1995): S100 beta protects hippocampal
neurons from damage induced by glucose deprivation. Brain research 677 (1), S. 167–170.
Bramlett, H. M.; Dietrich, W. D.; Green, E. J.; Busto, R. (1997): Chronic histopathological
consequences of fluid-percussion brain injury in rats: effects of post-traumatic hypothermia.
Acta Neuropathol 93 (2), S. 190–199.
Braughler, J. M.; Hall, E. D. (1992): Involvement of lipid peroxidation in CNS injury. Journal
of neurotrauma 9 Suppl 1, S. S1-7.
Conner, J. M.; Fass-Holmes, B.; Varon, S. (1994): Changes in nerve growth factor
immunoreactivity following entorhinal cortex lesions: possible molecular mechanism
regulating cholinergic sprouting. The Journal of comparative neurology 345 (3), S. 409–418.
DeKosky, S. T.; Ikonomovic, Milos D.; Gandy, Sam (2010): Traumatic brain injury--football,
warfare, and long-term effects. N. Engl. J. Med. 363 (14), S. 1293–1296.
Delank, H.W.; Gehlen, W. (2006): Neurologie. 82 Tabellen. 11. korr. Aufl. Stuttgart [u.a.]:
Thieme. S. S.351-369
Donato, R. (2001): S100: a multigenic family of calcium-modulated proteins of the EF-hand
type with intracellular and extracellular functional roles. Int. J. Biochem. Cell Biol. 33 (7), S.
637–668.
Donato, R.; Sorci, G.; Riuzzi, Francesca; A., Cataldo; Bianchi, R.; Brozzi, F. et al. (2009):
S100B's double life: intracellular regulator and extracellular signal. Biochim. Biophys. Acta
1793 (6), S. 1008–1022.
Dressler, J.; Hanisch, U.; Kuhlisch, E.; Geiger, K.D. (2007): Neuronal and glial apoptosis in
human traumatic brain injury. Int. J. Legal Med. (121). S.365-375
26
Fan, L.; Young, P. R.; Barone, F. C.; Feuerstein, G. Z.; Smith, D. H.; McIntosh, T. K. (1995):
Experimental brain injury induces expression of interleukin-1 beta mRNA in the rat brain.
Brain research. Molecular brain research 30 (1), S. 125–130.
Franke, H.; Verkhratsky, A.; Burnstock, G.; Illes, P. (2012): Pathophysiology of astroglial
purinergic signaling. Purinergic Signalling (8), S.629-657
Franke, H.; Parravicini, C.; Lecca, D.; Zanier, E. R.; Heine, C.; Bremicker, K. et al. (2013):
Changes of the GPR17 receptor, a new target for neurorepair, in neurons and glial cells in
patients with traumatic brain injury. Purinergic Signal. 9 (3), S. 451–462.
Fukuda, A. M.; Adami, A.; Pop, V.; Bellone, J. A.; Coats, J. S.; Hartman, R: E. et al. (2013):
Posttraumatic reduction of edema with aquaporin-4 RNA interference improves acute and
chronic functional recovery. Journal of cerebral blood flow and metabolism 33 (10), S. 1621–
1632.
Fuller, S.; Munch, G.; Steele, M. (2009) Activated astrocytes: a therapeutic target in
Alzheimer`s disease?. Expert Rev Neurother (9). S.1585–1594
Gao, F.; Harris, D. N.; Sapsed-Byrne, S.; Sharp, S. (1997): Neurone-specific enolase and
Sangtec 100 assays during cardiac surgery: Part III--Dose haemolysis affect their accuracy?
Perfusion 12 (3), S. 171–177.
Hatten, M.E.; Liem, R.K.; Shelanski, M.L. et al (1991): Astroglia in CNS injury. Glia (4).
S.233–243
Hidaka, H.; Endo, T.; Kawamoto, S.; Yamada, E.; Umekawa, H.; Tanabe, K.; Hara, K.
(1983): Purification and characterization of adipose tissue S-100b protein. J. Biol. Chem. 258
(4), S. 2705–2709.
Hu, J.; Ferreira, A.; Van Eldik, L J (1997): S100beta induces neuronal cell death through
nitric oxide release from astrocytes. J. Neurochem. 69 (6), S. 2294–2301.
Jeter, C. B.; Hergenroeder, G. W.; Hylin, M. J.; Redell, J. B.; Moore, A. N.; Dash, P. K.
(2013): Biomarkers for the diagnosis and prognosis of mild traumatic brain injury/concussion.
J. Neurotrauma 30 (8), S. 657–670.
27
Joashi, U. C.; Greenwood, K.; Taylor, D. L.; Kozma, M.; Mazarakis, N. D.; Edwards, A. D.;
Mehmet, H. (1999): Poly(ADP ribose) polymerase cleavage precedes neuronal death in the
hippocampus and cerebellum following injury to the developing rat forebrain. The European
journal of neuroscience 11 (1), S. 91–100.
Kirchhof, P.; Ammentorp, B.; Darius, H.; de Caterina, R.; Le Heuzey, J.Y.; Schilling, R. J. et
al. (2014): Management of atrial fibrillation in seven European countries after the publication
of the 2010 ESC Guidelines on atrial fibrillation: primary results of the prevention of
thromboemolic events--European Registry in Atrial Fibrillation (PREFER in AF). Europace
16 (1), S. 6–14.
Kimelberg, H.K.; Nedergaard, M. (2010): Functions of astrocytes and their potential as
therapeutic targets. Neurotherapeutics (7). S.338–353
Kirov, I. I.; Tal, A.; Babb, J. S.; Lui, Y. W.; Grossman, R. I.; Gonen, O. (2013): Diffuse
axonal injury in mild traumatic brain injury: a 3D multivoxel proton MR spectroscopy study.
Journal of neurology 260 (1), S. 242–252.
Kolodziejczyk, D. (2008): Das einfache Schädel-Hirn-Trauma. Unfallchirurg 111 (7), S. 486-
492.
Lang, G. (2006): Histotechnik. Praxislehrbuch für die Biomedizinische Analytik. Wien, New
York: Springer. S.258-287
Lau, A.; Tymianski, M. (2010): Glutamate receptors, neurotoxicity and neurodegeneration.
Pflügers Archiv: European journal of physiology 460 (2), S. 525–542.
Li, D. R.; Zhang, F.; Wang, Y.; Tan, X. H.; Qiao, D. F:; Wang, H. J. et al. (2012):
Quantitative analysis of GFAP- and S100 protein-immunopositive astrocytes to investigate
the severity of traumatic brain injury. Leg Med (Tokyo) 14 (2), S. 84–92.
Li, D. R.; Zhu, B. L.; Ishikawa, T.; Zhao, D.; Michiue, T.; Maeda, H. (2006):
Immunohistochemical distribution of S-100 protein in the cerebral cortex with regard to the
cause of death in forensic autopsy. Leg Med (Tokyo) 8 (2), S. 78–85.
Lo, E. H. (2008): A new penumbra: transitioning from injury into repair after stroke. Nat.
Med. 14 (5), S. 497–500.
Maxeiner, H. (1997): Detection of ruptured cerebral bridging veins at autopsy. Forensic
science international 89 (1-2), S. 103–110.
28
Maxeiner, H.; C. Schirmer (2011): Tödliche stumpfe Schädel-Hirn-Traumen. Rechtsmedizin,
S. 197–207.
McGraw, J.; Hiebert, G.W.; Steeves J.D. (2001): Modulating astrogliosis after neurotrauma. J
Neurosci Res (63). S.109–115
McIntosh, T. K.; Head, V. A.; Faden, A. I. (1987): Alterations in regional concentrations of
endogenous opioids following traumatic brain injury in the cat. Brain research 425 (2), S.
225–233.
Mendelow, A. D.; Teasdale, G.; Jennett, B.; Bryden, J.; Hessett, C.; Murray, G. (1983): Risks
of intracranial haematoma in head injured adults. British medical journal (Clinical research
ed.) 287 (6400), S. 1173–1176.
Moore, B. W. (1965): A soluble protein characteristic of the nervous system. Biochem.
Biophys. Res. Commun. 19 (6), S. 739–744.
Murray, G. I.; Duncan, M. E.; Melvin, W. T.; Fothergill, J. E. (1993): Immunohistochemistry
of neurone specific enolase with gamma subunit specific anti-peptide monoclonal antibodies.
J. Clin. Pathol. 46 (11), S. 993–996.
Nakashima, T.; Takenaka, K.; Nishimura, Y.; Andoh, T.; Sakai, N.; Yamada, H. et al. (1993):
Phospholipase C activity in cerebrospinal fluid following subarachnoid hemorrhage related to
brain damage. Journal of cerebral blood flow and metabolism. Official journal of the
International Society of Cerebral Blood Flow and Metabolism 13 (2), S. 255–259.
Neary, J.T.; Rathbone, M.P.; Cattabeni, F; Abbracchio, M.P.; Burnstock, G. (1996): Trophic
actions of extracellular nucleotides and nucleosides on glial and neuronal cells. Trends
Neurosci (19). S.13–18
Nogami, M.; Takatsu, A.; Endo, N.; Ishiyama, I. (1998a): Immunohistochemistry of neuron-
specific enolase in neurons of the medulla oblongata from human autopsies. Acta Histochem.
100 (4), S. 371–382.
Nogami, M.; Takatsu, A.; Ishiyama, I. (1998b): Immunohistochemical study of neuron-
specific enolase in human brains from forensic autopsies. Forensic Sci. Int. 94 (1-2), S. 97–
109.
Ogata, M.; Tsuganezawa, O. (1999): Neuron-specific enolase as an effective
immunohistochemical marker for injured axons after fatal brain injury. Int. J. Legal Med. 113
(1), S. 19–25.
29
Olivecrona, Z.; Bobinski, L.; Koskinen, L. O. D. (2014): Association of ICP, CPP, CT
findings and S-100B and NSE in severe traumatic head injury. Prognostic value of the
biomarkers. Brain injury, S. 1–9.
Ondruschka, B.; Pohlers, D.; Sommer, G.; Schober, K.; Teupser, D.; Franke, H.; Dressler, J.
(2013): S100B and NSE as useful postmortem biochemical markers of traumatic brain injury
in autopsy cases. Journal of neurotrauma 30 (22), S. 1862–1871.
Pearce, J. M. S. (2008): Observations on concussion. A review. European neurology 59 (3-4),
S. 113–119.
Pierce, J. E.; Smith, D. H.; Trojanowski, J. Q.; McIntosh, T. K. (1998): Enduring cognitive,
neurobehavioral and histopathological changes persist for up to one year following severe
experimental brain injury in rats. Neuroscience 87 (2), S. 359–369.
Prasad, M. R.; Tzigaret, C. M.; Smith, D.; Soares, H.; McIntosh, T. K. (1992): Decreased
alpha 1-adrenergic receptors after experimental brain injury. Journal of neurotrauma 9 (3), S.
269–279.
Raabe, A.; Grolms, C.; Sorge, O.; Zimmermann, M.; Seifert, V. (1999): Serum S-100B
protein in severe head injury. Neurosurgery 45 (3), S. 477–483.
Raghupathi, R.; Graham, D. I.; McIntosh, T. K. (2000): Apoptosis after traumatic brain
injury. J. Neurotrauma 17 (10), S. 927–93
Rickels, E.; von Wild, K.; Wenzlaff, P.; Bock, W.J. (2006): Schädel-Hirn-Verletzung.
Epidemiologie und Versorgung. Ergebnisse einer prospektiven Studie. Bonn: ZNS –
Hannelore Kohl Stiftung.
Sabattini, E.; Bisgaard, K.; Ascani, S.; Poggi, S.; Piccioli, M.; Ceccarelli, C. et al. (1998): The
EnVision++ system: a new immunohistochemical method for diagnostics and research.
Critical comparison with the APAAP, ChemMate, CSA, LABC, and SABC techniques. J.
Clin. Pathol. 51 (7), S. 506–511.
Sanders, M. J.; McKenna, K.; Lewis, L. M.; Quick, G. (2011): Mosby's Paramedic Textbook
4th. 4. Aufl.: Jones & Bartlett Learning. S.315-347
Schmechel, D.; Marangos, P. J.; Brightman, M. (1978): Neurone-specific enolase is a
molecular marker for peripheral and central neuroendocrine cells. Nature 276 (5690), S. 834–
836.
30
Schober, K.; Ondruschka, B.; Dreßler, J.; Abend, M. (2014): Detection of hypoxia markers in
the cerebellum after a traumatic frontal cortex injury: a human postmortem gene expression
analysis. International journal of legal medicine. Nov. 29 [Epub ahead of print]
Shohami, E.; Novikov, M.; Bass, R.; Yamin, A.; Gallily, R. (1994): Closed head injury
triggers early production of TNF alpha and IL-6 by brain tissue. Journal of cerebral blood
flow and metabolism : official journal of the International Society of Cerebral Blood Flow
and Metabolism 14 (4), S. 615–619.
Shohami, E.; Shapira, Y.; Sidi, A.; Cotev, S. (1987): Head injury induces increased
prostaglandin synthesis in rat brain. Journal of cerebral blood flow and metabolism : official
journal of the International Society of Cerebral Blood Flow and Metabolism 7 (1), S. 58–63.
Silver, J. M.; McAllister, T. W.; Yudofsky, S. C. (2011): Textbook of traumatic brain injury.
2nd edition. S.27-50
Smith, D. H.; Chen, X. H.; Pierce, J. E.; Wolf, J. A.; Trojanowski, J. Q.; Graham, D. I.;
McIntosh, T. K. (1997a): Progressive atrophy and neuron death for one year following brain
trauma in the rat. Journal of neurotrauma 14 (10), S. 715–727.
Smith, D. H.; Chen, X. H.; Xu, B. N.; McIntosh, T. K.; Gennarelli, T. A.; Meaney, D. F.
(1997b): Characterization of diffuse axonal pathology and selective hippocampal damage
following inertial brain trauma in the pig. Journal of neuropathology and experimental
neurology 56 (7), S. 822–834.
Sofroniew, M.V. (2009): Molecular dissection of reactive astrogliosis and glial scar formation.
Trends Neurosci (32). S.638–647
Sofroniew, M.V.; Vinters, H.V. (2010): Astrocytes: biology and pathology. Acta Neuropathol
(119). S.7–35
Staffa, K.; Ondruschka, B.; Franke, H.; Dreßler, J. (2012): Cerebellar gene expression
following human traumatic brain injury. Journal of neurotrauma 29 (17), S. 2716–2721.
Steiner, J.; Bernstein, H. G.; Bielau, H.; Berndt, A.; Brisch, R.; Mawrin, C. et al. (2007):
Evidence for a wide extra-astrocytic distribution of S100B in human brain. BMC Neurosci 8,
S. 2.
Takano, T.; He, W.; Han, X.; Wang, F.; Xu, Q.; Wang, X. et al. (2014): Rapid manifestation
of reactive astrogliosis in acute hippocampal brain slices. Glia 62 (1), S. 78–95.
31
Teasdale, G.; Jennett, B. (1974): Assessment of coma and impaired consciousness. A
practical scale. Lancet 2 (7872), S. 81–84.
Thurman, D. J.; Alverson, C.; Dunn, K. A.; Guerrero, J.; Sniezek, J. E. (1999): Traumatic
brain injury in the United States: A public health perspective. J Head Trauma Rehabil 14 (6),
S. 602–615.
Tiesman, H. M.; Konda, S.; Bell, J. L. (2011): The epidemiology of fatal occupational
traumatic brain injury in the U.S. Am J Prev Med 41 (1), S. 61–67.
Tönnis, W.; Loew F. (1953): Einteilung der gedeckten Hirnschädigungen. Ärztliche Praxis
(5), S. 13-14
Uzan, M.; Hanci, M.; Güzel, O.; Sarioğlu, A. C.; Kuday, C.; Ozlen, F.; Kaynar, M. Y. (1995):
The significance of neuron specific enolase levels in cerebrospinal fluid and serum after
experimental traumatic brain damage. Acta Neurochir (Wien) 135 (3-4), S. 141–143.
Van Gijn, J.; Kerr, R. S.; Rinkel, G. J. E. (2007): Subarachnoid haemorrhage. The Lancet 369
(9558), S. 306–318.
Wallesch, C.W.; Unterberg, A.; Dietz, V. (2005): Neurotraumatologie. Stuttgart: Georg-
Thieme-Verlag. S.21-37
Wang, L.; Jiang, J.; Du, L.; Zhang, X.; Wang, C. (2014): The prognostic value of serum
pregnancy-associated plasma protein A, S100 and high sensitivity C-reactive protein in acute
ischemic stroke patients without heparin administration. Clinical biochemistry 47 (16-17), S.
187–191.
32
Wei, E. P.; Lamb, R. G.; Kontos, H. A. (1982): Increased phospholipase C activity after
experimental brain injury. Journal of neurosurgery 56 (5), S. 695–698.
Xiong, Y.; Mahmood, A.; Chopp, M. (2010): Neurorestorative treatments for traumatic brain
injury. Discov Med 10 (54), S. 434–442.
Yergey, J. A.; Heyes, M. P. (1990): Brain eicosanoid formation following acute penetration
injury as studied by in vivo microdialysis. Journal of cerebral blood flow and metabolism:
official journal of the International Society of Cerebral Blood Flow and Metabolism 10 (1), S.
143–146.
Zimmer, D. B.; Chaplin, J.; Baldwin, A.; Rast, M. (2005): S100-mediated signal transduction
in the nervous system and neurological diseases. Cell. Mol. Biol. (Noisy-le-grand) 51 (2), S.
201–214.
Zink, Brian J. (2001): Traumatic brain injury outcome: Concepts for emergency care. Annals
of Emergency Medicine 37 (3), S. 318–332.
33
IX. Anhang
Fallübersicht
Geschl. Alter in Jahren ÜLZ
n m w Spanne Mittel
wert Spanne Mittelw
ert Todesursache
Akuter Todeseintritt nach SHT (ÜLZ bis 2 Stunden)
25 18 7 18 - 73 38 wenige min
– 2h 21 min isoliertes SHT (n = 15), Polytrauma
inkl. SHT (n = 10) Subakuter Todeseintritt nach SHT (ÜLZ 2 Stunden bis 4 Tage)
18 11 7 19 - 85 54 2,2 h – 75 h 25 h Isoliertes SHT (n = 10), Polytrauma
inkl. SHT (n = 5), sekundäre
Komplikationen (n = 3) Verzögerter Todeseintritt nach SHT (ÜLZ über 4 Tage)
4 2 2 44 - 81 62 11 d – 37 d 22 d sekundäre Komplikationen (n = 4)
Kontrollgruppe
10 8 2 43 - 76 59 -/- -/- akuter Myokardinfarkt (n = 6),
rupturiertes Aortenaneurysma (n =
3), Lungenembolie (n = 1)
Statistik
Vergleich der ÜLZ-Gruppen mit dem Wilcoxon-Rangsummen-Test
p-Werte für S100 in Oligodendrozyten
PCZ HC KH
akut -
subakut 0,001 0,065 0,066
subakut -
delayed 0,327 0,937 0,182
akut -
delayed 0,921 0,452 0,421
akut -
Kontrolle 0,025 0,001 0,107
subakut -
Kontrolle 0,001 <0,001 0,035
delayed -
Kontrolle 0,24 0,112 0,582
Fettgedruckt: Benjamini-Hochberg-Prozedur bestanden
34
p-Werte für S100 in Neuronen
PCZ HC KH
akut -
subakut 0,74 0,011 0,022
subakut -
delayed 0,221 0,343 0,659
akut -
delayed 0,124 0,015 0,316
akut -
Kontrolle 1 1 1
subakut -
Kontrolle 0,807 0,036 0,05
delayed -
Kontrolle 0,188 0,036 0,364
Keine bestandene Benjamini-Hochberg-Prozedur
p-Werte für S100 in Astrozyten
PCZ HC KH
akut -
subakut 0,54 0,226 0,059
subakut -
delayed 0,233 0,209 0,606
akut -
delayed 0,186 0,082 1
akut -
Kontrolle 0,111 0,053 0,052
subakut -
Kontrolle 0,201 0,113 0,001
delayed -
Kontrolle 0,94 0,469 0,758
Keine bestandene Benjamini-Hochberg-Prozedur
p-Werte für NSE in Neuronen
PCZ HC KH
akut -
subakut 0,011 0,001 1
subakut -
delayed 0,022 0,038 1
akut -
delayed <0,001 0,001 1
akut -
Kontrolle <0,001 <0,001 1
subakut -
Kontrolle 0,31 0,605 1
delayed -
Kontrolle 0,008 0,049 1
Fettgedruckt: Benjamini-Hochberg-Prozedur bestanden
35
Durchschnittliche Anzahl aller gezählten Zelltypen (ohne Rücksicht auf immunhistochemische
Färbung) in zehn HPFs
Standardabweichung ±. Zahlen sind gerundet.
Kontusionsumgebung
Neuronen in Lamina III-V 57 ± 12
Astrozyten in der grauen Substanz 74 ± 4
Astrozyten in der weißen Substanz 142 ± 9
Oligodendrozyten in der grauen Substanz 97 ± 9
Oligodendrozyten in der weißen Substanz 242 ± 7
Hippocampus
Neuronen im Stratum pyramidale 38 ± 10
Astrozyten im Stratum pyramidale 94 ± 9
Astrozyten im Stratum radiatum 116 ± 7
Oligodendrozyten im Stratum pyramidale 89 ± 10
Oligodendrozyten im Stratum radiatum 166 ± 30
Cerebellum
Purkinje Zellen 24 ± 2
Astrozyten im Stratum moleculare 97 ± 11
Astrozyten in der weißen Substanz 85 ± 6
Oligodendrozyten im Stratum moleculare 22 ± 3
Oligodendrozyten in der weißen Substanz 44 ± 6
36
Beispiele verwendeter Hirnschnitte (jeweils H.E.-Färbung)
A: Kontusionszone mit Umgebung
(Frontalhirn). CZ, Kontusionszone; PCZ,
Umgebung der Kontusion. In diesen
Bereichen wurde gezählt: LI (PCZ),
Lamina I der Großhirnrinde; LIII-V
(PCZ), Lamina III-V der Großhirnrinde;
WM (PCZ), weiße Substanz.
B: Hippocampus. In diesen Bereichen
wurde gezählt: DG, Gyrus dentatus; Str.
pyr., Stratum pyramidale; Str. rad.,
Stratum radiatum.
C: Cerebellum. In diesen Bereichen wurde
gezählt: PC, Purkinje-Zellen; SM, Stratum
moleculare; WM, weiße Substanz.
A-C: Maßstabsbalken 1000 µm
37
Immunhistochemisch gefärbte Schnitte
Jeder Zelltyp ist pro Bildteil nur einmal markiert.
CA3, CA3-Region des Hippocampus. Cer, Cerebellum.
A: Hippocampus, ÜLZ wenige Minuten. Immunhistochemische Färbung mit anti–S100.
Mehrere Satellitosen (Oligodendrozyten) in der Nähe von Neuronen.
B: Cerebellum, ÜLZ 21 Stunden. Immunhistochemische Färbung mit anti–S100. In der Mitte
rechts eine Purkinjezelle mit umgebenden Astrozyten.
C: Hippocampus, ÜLZ 10 Stunden. Immunhistochemische Färbung mit anti–S100. S100-
positives Neuron mit S100-positiven Oligodendrozyten in der rechten unteren Mitte.
D: Hippocampus, ÜLZ 2,5 Stunden. Immunhistochemische Färbung mit anti-NSE. Isolierte
NSE-positive Axone in der unteren Mitte.
A-D: Maßstabsbalken 50 µm
38
Anteil S100-positiver Oligodendrozyten in der Kontusionsumgebung, der hippocampalen
CA3-Region und dem Kleinhirn im Verhältnis zur ÜLZ
PCZ, Kontusionsumgebung; CA3, hippocampale CA3-Region; Cer, Cerebellum; ABI, akuter
Todeseintritt nach SHT (≤ 2 h); SBI, subakuter Todeseintritt nach SHT (2 h – 4 d); DBI,
verzögerter Todeseintritt nach SHT (> 4 d).
39
Anteil NSE-positiver Neuronen in der Kontusionsumgebung und der hippocampalen CA3-
Region im Verhältnis zur ÜLZ-Kategorie
PCZ, Kontusionsumgebung; CA3, hippocampale CA3-Region; Cer, Cerebellum; ABI, akuter
Todeseintritt nach SHT (≤ 2 h); SBI, subakuter Todeseintritt nach SHT (2 h – 4 d); DBI,
verzögerter Todeseintritt nach SHT (> 4 d).
40
Fälle mit S100-positiven Neuronen in der Kontusionsumgebung und der hippocampalen
CA3-Region im Verhältnis zur ÜLZ-Kategorie
PCZ, Kontusionsumgebung; CA3, hippocampale CA3-Region; ABI, akuter Todeseintritt nach
SHT (≤ 2 h); SBI, subakuter Todeseintritt nach SHT (2 h – 4 d); DBI, verzögerter
Todeseintritt nach SHT (> 4 d).
41
X. Eigenständigkeitserklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne unzulässige Hilfe oder
Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Ich versichere, dass Dritte
von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten haben,
die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen, und dass die
vorgelegte Arbeit weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer
anderen Prüfungsbehörde zum Zweck einer Promotion oder eines anderen Prüfungsverfahrens
vorgelegt wurde. Alles aus anderen Quellen und von anderen Personen übernommene Material,
das in der Arbeit verwendet wurde oder auf das direkt Bezug genommen wird, wurde als solches
kenntlich gemacht. Insbesondere wurden alle Personen genannt, die direkt an der Entstehung
der vorliegenden Arbeit beteiligt waren.
................................. .............................................................
Datum Unterschrift (Michael Krohn)
42
XI. Curriculum vitae
Persönliche Daten
Name: Michael Krohn
Anschrift: Sulzgrieser Straße 7
73733 Esslingen
Geburtsdatum und -ort: 22.12.1986 in Esslingen am Neckar
Staatsangehörigkeit: deutsch
Familienstand: verheiratet, keine Kinder
Schulische Ausbildung: 2006: Abitur am Mörikegymnasium Esslingen
Zivildienst: 08/2006 – 06/2007: Persönliche Assistenz für Behinderte im
Kindergarten der Ev. Kirchengemeinde Bremen Arsten-
Habenhausen
Berufliche Ausbildung: 10/2008 – 09/2010: Studium der Medizin – Vorklinik – an der
Universität Ulm (1. ÄP 2,0)
10/2010 – vsl. 06/2015: Studium der Medizin – Klinik – an der
Universität Leipzig
i.R. dieser Publikation
entstandene Vorträge: 09/2014: Immunhistochemische Charakterisierung von S100
und NSE nach Schädel-Hirn-Trauma zur Wundalterbestimmung,
93. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin
05/2015: Immunhistochemische Untersuchungen mittels S100
und NSE nach Schädel-Hirn-Trauma, 24. Frühjahrstagung
Region Nord der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin
Ort, Datum, Unterschrift:
43
XII. Danksagung
Mein Dank gilt zunächst meinem Doktorvater Prof. Dr. med. Dreßler für das in mich gesetzte
Vertrauen bei der Anfertigung dieser Promotion sowie die wichtige und konstruktive Kritik auf
dem langen Weg zur Fertigstellung meiner Arbeit.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich außerdem bei Herrn Dr. med. Ondruschka vom
Institut für Rechtsmedizin in Leipzig für seine lückenlose Unterstützung, stetige Erreichbarkeit
und für seine gerechtfertigten Hinweise und Verbesserungsvorschläge – die ebenfalls einen
wichtigen Baustein für die Qualität dieser Arbeit darstellen.
Ebenso zu großer Dankbarkeit verpflichtet bin ich Herrn Dr. med. Bauer von der
neuropathologischen Abteilung des Instituts für Pathologie in Leipzig: Nicht nur, dass er meine
Arbeit mit großem Interesse verfolgt und mich kontinuierlich zur Weiterarbeit motiviert hat. Er
hat es auch geschafft, einen Teil seines weitläufigen Wissens im Bereich der Neuropathologie
mit mir zu teilen und mir so die fachlichen Fertigkeiten zur Auswertung der histologischen
Schnitte zu vermitteln. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Frau Cornelia Pietschmann
bedanken, die mich beim Erlernen der handwerklichen Fähigkeiten der histologischen
Färbetechniken unterstützte.
Beim Schreiben des Artikels gilt mein Dank außerdem Frau Dr. rer. nat. Franke vom Rudolf-
Boehm-Institut für Pharmakologie und Toxikologie in Leipzig. Beruhend auf ihrer langjährigen
Erfahrung in der Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel, unterstützte sie mich besonders
in der letzten Phase meiner Arbeit. Ohne ihre Unterstützung wären wichtige Beweise –
besonders in Bezug auf die Doppelimmunfluororeszenz – nicht möglich gewesen.
Letztlich möchte ich mich auch bei meiner Frau Henriette Krohn bedanken. Aufgrund ihres
journalistischen Hintergrunds hat sie mich nicht nur bei der sprachlichen Verfeinerung des
Artikels unterstützt, sondern auch durch ihre Kenntnisse der englischen Sprache zur
rhetorischen Qualität dieses Textes beigetraten. Neben dieser rein fachlichen Unterstützung hat
mich meine Frau während schwieriger Phasen motiviert und die stressigsten Momente durch
ihre positive und stets optimistische Art relativiert.
Mein Dank gilt auch den Gutachtern für die Beurteilung dieser Arbeit.