Impfempfehlungen der Kommission für Pharmakotherapie der DGRh; Vaccination recommendations of the...
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Bei Patienten mit rheumatischen Erkran-kungen besteht häufig eine intrinsische und therapiebedingte erhöhte Infektanfäl-ligkeit, die wesentlich zu Morbidität und Mortalität der Patienten beiträgt.
Bei einem hohen Anteil der Infektio-nen handelt es sich um impfpräventable Infektionen.
Jeder Patient soll vor der Einleitung einer immunsuppressiven Therapie über eine mögliche Zunahme der Infektnei-gung und die empfohlene Impfpräven-tion aufgeklärt werden (s. Patienteninfor-mation unter http://www.dgrh.de/patien-tenimpfung.html).
Für alle Patienten mit rheumatischen Erkrankungen und insbesondere für Pa-tienten unter immunsuppressiver Thera-pie ist ein umfassender Impfschutz anzu-streben.
Die Grundimmunisierung aller Patien-ten mit rheumatischen Erkrankungen umfasst notwendige Auffrischimpfun-gen für Tetanus und Diphtherie, einmalig für Pertussis sowie die empfohlenen Imp-fungen für Pneumokokken, Meningokok-ken und Influenza. Aktuell können keine Empfehlungen für spezifische Impfstoffe (konjugiert, adjuvantiert etc.) ausgespro-chen werden. Ein spezifischer Impfplan ist in . Tab. 1 zusammengefasst. Imp-fungen sind, wenn möglich, mindestens 4 Wochen vor Therapiebeginn durchzu-führen.
Impfungen mit Totimpfstoffen sind bei Patienten mit rheumatischen Erkrankun-gen in Remission auch unter immun-suppressiver Therapie effektiv und si-cher. Ausnahme stellt der Zustand nach
B-Zell-depletierenden Therapien dar, da hier nicht mit einem adäquaten Impfan-sprechen zumindest in den ersten 6 Mo-naten nach der Therapie zu rechnen ist. Die Impfung ist nach diesem Intervall nachzuholen.
Impfungen bei aktiver Grunderkran-kung sollten – soweit möglich – aufgrund erhöhten Risikos für zusätzliche Krank-heitsaktivität vermieden werden.
Abhängig von Grunderkrankung und Immunsuppression sind häufig vermin-derte Impfantworten bei Patienten mit rheumatischer Grunderkrankung zu er-warten. Dennoch liegen die Titer meist noch im protektiven Bereich. Es werden keine zusätzlichen zeitnahen Wiederho-lungsimpfungen gegen Influenza emp-fohlen.
Eine Titerkontrolle nach Impfung ist nicht generell empfohlen. Nach Impfung gegen Hepatitis B oder Röteln ist eine Kontrolle sinnvoll, da hier protektive Be-reiche definiert sind und ggf. geboostert werden kann, wenn Schwangerschaft oder Exposition zu erwarten sind (cave: Bei der Impfung gegen Röteln handelt es sich um eine Lebendimpfung).
Lebendimpfungen sind unter Immun-suppression gemäß den aktuellen Emp-fehlungen der STIKO kontraindiziert. Hierunter zählen die Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR), Vari-zellen, Gelbfieber, oralen Typhus- und Choleraimpfungen. Aktuelle kleine Stu-dien zeigen jedoch, dass diese Impfungen unter bestimmten Bedingungen auch mit ausreichender Sicherheit verabreicht wer-den können, sodass in Einzelfällen für Rö-
teln (Schwangerschaftswunsch) bzw. Vari-zellen die Impfung erwogen werden kann (Meinung der Kommission). Bei Reise-impfungen mit Lebendvakzine müssen mit den Patienten Infektionsrisiko, Impf-risiko und zu erwartender Impferfolg ggf. mithilfe eines Reisemediziners abgewo-gen werden. Lebendimpfungen gelten als ausreichend sicher bei Patienten mit Ste-roiden unter 20 mg Prednisonäquivalent/Tag, topischen Steroiden, Antimalariamit-teln und Sulfasalazin.
Bei allen Personen mit engerem Kon-takt zu Patienten unter immunsuppres-siver Therapie ist auf einen kompletten Impfschutz gegen Influenza, Pneumokok-ken, Varizellen und MMR als Umgebungs-prophylaxe zu achten. Diese Empfehlung umfasst aktuell (noch) nicht die Impfung von Kindern gegen Influenza. Dagegen ist der Kontakt immunsupprimierter Patien-ten mit Personen in den ersten 2 Wochen nach oraler Polio-, Typhus- oder Rotavi-renimpfung wegen potenzieller Übertra-gung des attenuierten Erregers zu vermei-den. Bei möglicher Exposition gegenüber Tetanus ist großzügig die Option der pas-siven Immunisierung bei Patienten unter Immunsuppression zu nutzen.
Für weitere Informationen wird auf die Empfehlungen der ständigen Impfkom-mission unter www.rki.de verwiesen.
Literatur s. Originalarbeit Goldacker S, Gause A, Warnatz K, Kommission Pharmakotherapie der DGRh (2013) Impfung bei erwachsenen Patien-ten mit chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen (in diesem Heft).
Z Rheumatol 2013 · 72:687–689DOI 10.1007/s00393-013-1154-5Online publiziert: 10. August 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
K. Warnatz1 · S. Goldacker1 · A.M. Gause2 · die Kommission Pharmakotherapie der DGRh1 Centrum für Chronische Immmundefizienz, Universitätsklinikum Freiburg2 Schwerpunktpraxis für Rheumatologie und Autoimmunerkrankungen, Hamburg
Impfempfehlungen der Kommission für Pharmakotherapie der DGRh
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Empfehlungen und Stellungnahmen von Fachgesellschaften
Tab. 1 Impfempfehlung für Patienten mit rheumatischen Grunderkrankungen entsprechend der STIKO
Impfung gegen Grundimmunisierung ungeimpfte Erwachsenea,b
Auffrischunga
Grund der Impfung Kommentar
Tetanus 3-mal (0, 4 bis 6 Wo., 6 bis 12 Mon.) 10 J. SEigener Schutz
Kombinationsimpfstoff mit Diphtherie und Pertussis
Diphtherie 3-mal (0, 4 bis 6 Wo., 6 bis 12 Mon.) 10 J. SEigener Schutz
Kombinationsimpfstoff mit Tetanus und Pertussis
Pertussis 1-mal 1-mal im Rahmen der Td-Auf-frischung
SEigener und Schutz anderer
Kombinationsimpfstoff mit Tetanus und Diphtherie
Polio (IPV) 3-mal Einmalig SEigener Schutz
Auffrischung nur bei fehlender Auffrischung im Jugendalter
Humanes Papillo-mavirus (HPV)
3-mal Aktuell keine Daten
SEigener Schutz
Impfung zwischen dem 12. und 17. Lj.; Indikation zur Impfung im Erwachsenenalter nicht gesichert
Pneumokokken 1-mal 5 J. IEigener Schutz
Polysaccharidimpfstoff für alle erwachsenen Patienten zugelassenZulassung aktuell für Konjugatimpfstoff erst ab dem 50. Lebensjahr
Influenza 1-mal Jährlich IEigener Schutz
Umgebungsprophylaxe alle Familienmitglieder, Alter >6 Mon.
Varizellen 2-mal Entfällt Seronegative ErwachseneEigener Schutz
– Lebendimpfung, strenge Indikationsstellung– KI bei diversen Immunsuppressiva– Umgebungsprophylaxe
Hämophilus infl. b
1-mal Keine Angaben
I/(I)Eigener Schutz
– I laut EB ‚05, (I): bei Asplenie– In Deutschland nicht verfügbar als Einzelimpf-
stoff; als Kombinationsimpfstoff nur für Kinder zugelassen
Meningokokken 1-mal (Konjugat-, nach 6 Monaten 4-valenter PS- oder Konjugatimpf-stoff)
PS-Impf-stoff 3 J.
I/(I)Eigener Schutz
I laut EB 32/2010 (I): insbesondere bei Komplement-defekten (SLE!), T-und B-zellulärer Restfunktion, Hypogammaglobulinämie, Asplenie
Hepatitis B 3-mal 10 J. (I)Eigener Schutz
– (I): s. STIKO– Rasches Schema mit 0, 1 Mon., 2 Mon. und erster
Auffrischung nach 12 Mon. zugelassen– HepA-Kombinationsimpfstoff rasches Schema mit
0, 7 Tage, 21 Tage und erster Auffrischung nach 12 Mon. zugelassen
– Insbesondere vor möglicher Dialysepflicht, RTX- oder TNF-α-Inhibitor-Therapie
– Umgebungsprophylaxe bei Risiko
Röteln 1-malIn Deutschland nur als MMR- Kombinationsimpfstoff erhältlich
Entfällt Seronegative Erwachsene (I)Schutz anderer
– (I): Frauen mit Kinderwunsch– Lebendimpfung, strenge Indikationsstellung– KI bei diversen Immunsuppressiva– Umgebungsprophylaxe
Reiseimpfungen
FSME 3-mal 3 J. (5 J.) (I) Totimpfstoff
HepA 3-mal 10 J. R Kombinationsimpfstoff mit HepB
Gelbfieber 1-mal 10 J. R Lebendimpfung
Cholera R Lebendimpfung– KI bei diversen Immunsuppressiva
Typhus i.m. 1-mal 3 J. R TotimpfstoffWo. Wochen, Mon. Monate, J. Jahre, Lj. Lebensjahr, S Standardimpfung, Td Tetanus/Diphtherie, KI Kontraindikation, infl. b Influenzae b, EB Epidemiologisches Bulletin, PS Polysaccharid, SLE systemischer Lupus erythematodes, RTX Rituximab, R Reiseimpfung, I Indikationsimpfung aufgrund (geplanter) immunsuppressiver Therapie, (I) Indikationsimpfung bei zusätzlichen Risiken/Aspekten ohne Berücksichtigung beruflicher Impfindikationen, nähere Details s. STIKO-Empfehlungen. aSTIKO-Empfehlungen. Daten zu häufigerem Boostern liegen nicht vor. Eine Nachimpfung mindestens 3 Monate nach Reduktion der Immunsuppression ist zu erwägen. bBei unvollständiger Grundimmunisierung ist eine entsprechende Komplettierung empfohlen.
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Empfehlungen und Stellungnahmen von Fachgesellschaften
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Prof. Dr. K. WarnatzCentrum für Chronische Immmundefizienz, Universitätsklinikum FreiburgBreisacher Str. 117–2. OG, 79106 [email protected]
Interessenkonflikt. K. Warnatz erhielt Vortrags-honorare/Drittmittel von Abbott, Wyeth/Pfizer, Baxter, Octapharma, Merck. S. Goldacker: Drittmittel von Octa-pharma. A.M. Gause: keine. K. Warnatz wird unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF 01 EO 0803).
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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