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Impuls IV Interdisziplinäre Kooperation zwischen Erziehungsberatungsstelle und Sozialpsychiatrischem Dienst Gunter Hannig & Dr. Stefan Gerhardinger

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Impuls IV

Interdisziplinäre Kooperation zwischen

Erziehungsberatungsstelle und Sozialpsychiatrischem Dienst

Gunter Hannig & Dr. Stefan Gerhardinger

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Gunter HannigDiplompsychologePsychologischer PsychotherapeutLeiter der Beratungsstelle

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Dr. Stefan Gerhardinger

Diplom Psychologe

Psychologischer Psychotherapeut

Leiter der Beratungsstelle

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Ausgangslage und Initialzündung

Einer Umfrage der PSAG Nordoberpfalz (2008/2009) zufolge schätzten 81 Prozent der im Versorgungsgebiet befragten Experten die psychosoziale Versorgung der 15- bis 18-jährigen als schlecht ein, bei den 18- bis 21-jährigen vergaben immerhin noch 71 Prozent die Einschätzung mangelhaft bis ungenügend.

Noch immer gibt es keinen Kinder-/Jugendlichenpsychiater in der Region Nordoberpfalz.

Es gibt anhaltend unzumutbar lange Wartezeiten bei den Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (1-2 Jahre Wartezeit).

Die Wartezeiten bei der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulanz (mit Tagesklinik) liegen nach letzter Auskunft bei etwa einem Jahr.

Insbesondere bei der Erziehungsberatungsstelle Weiden/Neustadt sind die Kapazitätsgrenzen weit überschritten.

Es gibt sehr lange Wartezeiten bei den für Erwachsene zuständigen Psychotherapeuten (derzeit in der Regel mindestens ein halbes Jahr).

Bei den niedergelassenen Psychiatern/Nervenärzten sind ebenfalls lange Wartezeiten bis zu einem Ersttermin einzukalkulieren (zum Teil 3 Monate und mehr).

Es gibt 4-8-wöchige Wartezeiten bei der Psychiatrischen Institutsambulanz des Bezirksklinikums Wöllershof.

Der Sozialpsychiatrische Dienst Weiden hat seine Kapazitätsgrenze längst überschritten, verzeichnet aber eine verstärkte Inanspruchnahme durch Jugendliche (es erfolgen verstärkt Zuweisungen).

In der Versorgungsregion ist trotz jahrelanger Initiativen noch immer kein Krisendienst eingerichtet.

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beraten helfen engagieren

Zeitungsartikel

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beraten helfen engagieren

Die beste Inklusion besteht in der

Verhinderung von Exklusion!

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der bisherige Weg

PSAG-Umfrage

Projektgruppe beim Landescaritasverband

Idee eines Modellprojektes an zunächst 5 bayerischen Standorten

Umfrage bei den Sozialpsychiatrischen Diensten der Caritas in Bayern

Abstimmungsgespräche (mit StMUG, Verband der bayerischen Bezirke, BKK, LCV, Bezirke)

Vortrag auf der Verbandstagung bayerischer Bezirke (Augsburg 06.07.2012)

Fachgespräch beim bayerische Bezirketag (23.09.2013)

Abstimmung LVKE – LCV

Kooperations- und Koordinationsgespräche in den Regionen

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Kooperationsvereinbarung

zur Optimierung der Versorgung psychisch auffälliger

Jugendlicher und junger Erwachsener in der Nordoberpfalz –

zwischen den Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstellen Weiden-Neustadt/WN und Tirschenreuth und dem Sozialpsychiatrischen Dienst Weiden, Neustadt/WN, Tirschenreuth

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Generelle Ziele

In mehreren Umfragen wurden Versorgungsmängel in der Region Nordoberpfalz festgestellt, insbesondere die Versorgung psychisch auffälliger Jugendlicher und junger Erwachsener erscheint mangelhaft.

Verbesserungen müssen an verschiedenen Fachstellen und durch unterschiedliche Finanzträger geschaffen werden.

In Gesprächen zwischen Jugendhilfe, Sozialpsychiatrischem Dienst, dem Bezirk Oberpfalz, der Kinder- und Jugendpsychiatrie und den caritativen Verbänden stand eine Verbesserung für die Altersgruppe der 16-23jährigen im Vordergrund. Als Lösung wurde eine vertiefte Kooperation zwischen den Erziehungsberatungsstellen Weiden/Neustadt und Tirschenreuth und dem Sozialpsychiatrischen Dienst Weiden/Neustadt/Tirschenreuth angesehen, wozu eine Ausweitung der Personalstellen als notwendig erachtet wurde.

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Eckpunkte einer Kooperation sind:unmittelbare Klärung der Zuständigkeit nach Anmeldung bzw. Zuständigkeit

Vermeidung von Wartezeiten

Orientierung am Lebensalltag (Eltern, Schule, Beruf) und den Symptomen

Die Hilfen sollen niedrigschwellig sein, d.h. frühzeitig einsetzen, wenn nötig aufsuchend gestaltet sein

Gezielte Nutzung der Versorgungsstruktur und fachgerechte Vermittlung

Aufstockung der Personalstellen in den kooperierenden Einrichtungen

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Bedarf/Prävalenz

Zur Quantifizierung des Bedarfs werden im Folgenden einige grundsätzliche Fakten aufgelistet:

20% der Kinder und Jugendlichen leiden unter seelischen Erkrankungen

Etwa 4% aller Schizophrenien treten vor dem 15. Lebensjahr auf

Die Prävalenz depressiver Störungen bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren liegt zwischen 3% und 10%

Die Prävalenz von Angststörungen bei 7 - 16-jährigen liegt bei 11,4%

Zuzüglich Essstörungen, Zwangsstörungen, Somatoforme Störungen, Persönlichkeitsstörungen und Störungen der Impulskontrolle, Alkohol- und Drogenmissbrauch bzw. Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Störungen des Sozialverhaltens, Dissozialität, Delinquenz, Störungen der Sexualentwicklung und des Sexualverhaltens, körperliche Misshandlung und Vernachlässigung, Sexueller Missbrauch und sexuelle Misshandlung

Vollendeter Suizid ist nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache im Jugendalter

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Fallzahlen: Jugendliche > 15 Jahre (Erziehungsberatungsstelle Weiden/Neustadt)

Jahr Anzahl

1992 20

1996 41

2000 73

2004 83

2008 74

2010 95

2011 100

2012 103

2013 114

2014 113

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Diagnostizierte Merkmale bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen > 15 Jahre in 2014(Erziehungsberatungsstellen Weiden/Neustadt und Tirschenreuth)

Psychosomatische, psychiatrische Symptome 10

Depressive Stimmungslage 27

Suizidgedanken-, versuche 12

Wutausbrüche, Aggressives Verhalten 17

Autoaggressionen (z.B. Ritzen) 21

Ängste, Phobien 16

Mobbing, Isolation 8

Dissoziales Verhalten 12

andere Symptome 27

Summe 150

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Reales Fallbeispiel 1

Eine Frau nimmt das Beratungsangebot am Sozialpsychiatrischen Dienst wahr, nachdem ihr dies vom Personal einer Palliativstation nahegelegt wurde. Auf der Palliativstation verstarb ihr Mann. Die Klientin berichtet von depressiver Symptomatik und Existenzängsten. Im Laufe der mehrerer Termine umfassenden Beratung offenbart sie Probleme mit beiden Töchtern. Beide Töchter hätten aus ihrer Sicht autistische Züge. Insbesondere mit der jüngeren 15-jährigen Tochter gebe es massive Probleme. Diese Tochter sei sehr verschlossen, lasse kaum Kontakt zu, wasche sich mitunter längere Zeit nicht, achte insgesamt wenig auf ihr Äußeres, sei „komisch“. Die Tochter sei wohl nicht dazu zu bewegen, Hilfe anzunehmen bzw. zu einer Beratungsstelle zu gehen.

Mögliches Vorgehen:

Zur unaufdringlichen Kontaktanbahnung mit der Tochter vereinbart die Beratungskraft des Sozialpsychiatrischen Dienstes mit der ohnehin in Beratung befindlichen Klientin/Mutter einen Hausbesuch. Dadurch soll erster Kontakt mit der Tochter hergestellt werden und diese motiviert werden, zu einem die häusliche Lage klärenden Gespräch die Mutter zu einem nächsten Termin in den Sozialpsychiatrischen Dienst zu begleiten. Bei diesem Termin ist dann, nach vorheriger Ankündigung, auch eine Fachberatungskraft der Erziehungsberatungsstelle anwesend.

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Reales Fallbeispiel 2:

Eine 47-jährige Mutter wird vom Sozialpädiatrischen Zentrum zum Sozialpsychiatrischen Dienst geschickt.

Im SPZ wird ihr 12-jähriger Sohn wegen eines Asperger-Syndroms behandelt, bezüglich weiterer Hilfen für den Sohn scheint das SPZ keine Vorschläge machen zu können.

Ein 17-jähriger Sohn, ebenfalls mit diagnostiziertem Asperger-Syndrom, imponiert derzeit durch wiederholte Suizidversuche.

Eine24-jährige Tochter aus erster Ehe scheint vom Vater im Alter von 3 Jahren sexuell missbraucht worden zu sein, sie hat psychische Probleme.

Die SpDi-Klientin berichtet von einem sie wenig unterstützenden Ehemann und einer eigenen Geschichte mit einer jüngeren behinderten Schwester.

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ZielgruppeDie bereitzustellenden Leistungen des integrierten Konzeptes niedrigschwelliger Hilfen richten sich an 16 bis 23-jährige Jugendliche und junge Erwachsene der Region Nordoberpfalz mit (beginnenden) psychischen Erkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten, erheblichen Schwierigkeiten im sozialen Umfeld, emotionaler Vernachlässigung, Gewalterfahrungen, Defiziten im Bereich der Kontakt- und Konfliktfähigkeit sowie deren Angehörige und sonstige Bezugspersonen (z.B. Lehrer, Arbeitgeber). Die zu versorgende Zielgruppe ist in erheblichem Maße daran gehindert, am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren, weil ihre seelische Gesundheit und/oder deren Verhalten von dem für ihr Lebensalter zu erwartenden Zustand abweicht. Diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen weisen schwere emotionale und entwicklungsbedingte Defizite mit starker Beeinflussung der psychosozialen Entwicklung auf. Diese Problemgemengelage erschwert oder verunmöglicht häufig eine erfolgreiche Schul-oder Berufsausbildung. Die Problem- bzw. Krankheitsbilder sind komplex, das Verhalten oft krisenhaft durch Aggression und Gewalt, häufig in Verbindung mit Drogen und Alkohol gekennzeichnet. Gerade beim Suchtmittelmissbrauch sollen junge Nutzer vor Entwicklung einer Abhängigkeit erreicht werden.

Eine weitere bisher nur unzureichend versorgte Zielgruppe stellen Kinder psychisch kranker Eltern dar.

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Zuweisung/Kontaktaufnahme

Die Inanspruchnahme der Leistungen des integrierten Konzeptes niedrigschwelliger psycho-sozialer Hilfen für Jugendliche und junge Erwachsene (16 – 23 Jahre) erfolgt idealerweise vorrangig in Eigeninitiative.

Eine Zuweisung bzw. Initiierung einer Nutzung der vorgehaltenen Leistungen kann ebenso durch Angehörige, Freunde/Bekannte, sonstige Bezugspersonen, Schulen, Arbeitgeber, sowie selbstverständlich auch aus der Versorgungsstruktur der Gesundheitshilfe, der Jugendhilfe oder der Eingliederungshilfe erfolgen.

Die Inanspruchnahme der Leistungen des integrierten Konzepts niedrigschwelliger psycho-sozialer Hilfen für Jugendliche und junge Erwachsene (16-23 Jahre) erfolgt idealerweise vorrangig in Eigeninitiative.

Eine Zuweisung bzw. Initiierung einer Nutzung der vorgehaltenen Leistungen kann ebenso durch Angehörige, Freunde/Bekannte, sonstige Bezugspersonen, Schulen, Arbeitgeber, sowie selbstverständlich auch aus der Versorgungsstruktur der Gesundheitshilfe, der Jugendhilfe oder der Eingliederungshilfe erfolgen. Die Anmeldemodalitäten in den jeweiligen Stellen sind standardisiert.

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Anmeldung, Zugang, TerminvergabeDie Anmeldung kann bei den Erziehungsberatungsstellen Weiden/Neustadt und/oder Tirschenreuth oder beim Sozialpsychiatrischen Dienst Weiden/Neustadt/Tirschenreuth erfolgen. Es erfolgt eine Klärung der Zuständigkeit. Die Kooperation beginnt damit bereits unmittelbar im Rahmen des Anmelde- und Zuweisungsverfahren.

Anfragen von unter 18-jährigen werden in der Regel von den Erziehungsberatungsstellen entgegengenommen, Anfragen von (über-)18-jährigen werden vom Sozialpsychiatrischen Dienst aufgenommen.

Es ist z.B. möglich, Kinder psychisch kranker Eltern über die Erziehungsberatungsstelle zu versorgen, wohingegen die psychisch kranken Eltern von Sozialpsychiatrischen Dienst versorgt werden können. Bei Einverständnis der Eltern kann eine Versorgung durch ein integriertes Konzept beider Fachstellen erfolgen.

Beratungstermine können für Anfrager spätestens binnen 14 Tagen vergeben werden, Krisen werden unmittelbar versorgt.

Es ist angedacht, etwa 14-tägig eine offene Sprechstunde anzubieten, welche mit Fachkräften beider Fachstellen besetzt ist. Somit können Rat- und Hilfesuchende unbürokratisch, niederschwellig und sehr schnell Beratung in Anspruch nehmen. Gerade für junge Menschen könnte die offene Sprechstunde auch den Charakter einer „Schupper- oder Probeberatung“ haben.

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Beratungsangebot

Die an der Kooperation beteiligten Beratungsstellen nutzen konzeptionsgemäß eigene Beratungskonzepte, um die jeweilige Problemstellung angemessen zu bearbeiten, Elemente sind dabei: Psychosoziale Erstberatung, Clearing, Information, Navigation im Hilfesystem, Aufbau von Behandlungsmotivation, Case Management.

Die Kooperation ermöglicht in der Beratungsarbeit eine primär eher störungsspezifische Perspektive, was so eher vom Sozialpsychiatrischen Dienst geleistet wird, wie auch eine primär eher systemische, beziehungsspezifische Perspektive, was eher den Erziehungsberatungsstellen zufällt.

In jedem Fall erfolgt zielgenaue Hilfe durch die Beratungsstellen, wobei bei entsprechender Indikation auf eine unverzügliche Weitervermittlung an den Kooperationspartner zu achten ist.

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Gruppenangebot

Die kooperierenden Beratungsstellen nutzen den jeweiligen fachlichen Hintergrund, umbedarfsgerechte Gruppenangebote in Co-Moderation anzubieten. Denkbar sind hier vor allemSkills-Trainings: Stressbewältigung, Emotionsregulation, Achtsamkeit, soziale Kompetenz.

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Weitervermittlung

Ist nach Erstversorgung, Clearing und einer dem Grundauftrag der Beratungsstellen gemäßenVersorgung weiterer Therapie-Bedarf (und bei Einverständnis des Klienten/der Eltern etc.)gegeben, so erfolgt eine strukturierte Weitervermittlung in weitere Hilfs-/Therapieangebote(im regionalen Netzwerk).

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Prävention

Die Prävention kann vorrangig erfolgen durch z.B. Informationsveranstaltungen an Schulen,wobei hier Fachkräfte von Erziehungsberatungsstelle – Sozialpsychiatrischer Dienst (evtl.auch Fachkräfte der regionalen Fachambulanzen für Suchtprobleme) gemeinsam agieren.

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Öffentlichkeitsarbeit

Das integrierte Konzept niedrigschwelliger psycho-sozialer Hilfen für Jugendliche und junge Erwachsene (16 – 23 Jahre) wird in der Presse bekannt gemacht, in Fachkreisen

vorgestellt und durch geeignetes Material (Flyer) fortlaufend beworben.

Darüber hinaus erfolgt entstigmatisierende und enttabuisierende Öffentlichkeitsarbeit.

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Netzwerkarbeit

Es finden regelmäßige Kooperationstreffen mit Einrichtungen/Institutionen der sozialpsychia-trischen, psycho-sozialen, psychotherapeutischen Versorgung, sowie eine Kooperation mitJugendämtern, Bewährungshilfe etc. statt. Insbesondere mit den regionalen Fachambulanzenfür Suchtprobleme erfolgt eine engmaschige Kooperation.

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EB SpDi

KJP

Jugendamt

EFLB

Psycho-therapeuten

Kinderklinik

BK Wöllershof

KoKiHausärzte

Kinderärzte

Fachambulanz

Schwangerschaftsberatungsstelle

Schulen

SPFH

Eltern

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Teamsitzungen, Fallbesprechung, Helferkonferenzen

Es finden regelmäßige Fallbesprechungen und einzelfallbezogene Helferkonferenzen/Hilfeplankonferenzen der Fachkräfte des Sozialpsychiatrischen Dienstes und derErziehungsberatungsstellen statt, um das Ineinandergreifen der Hilfesysteme zu optimieren.

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Statistik, Tätigkeitsbericht

Es werden Jahresabschlussberichte/Statistiken gemeinsam von den Fachkräften derErziehungsberatungsstellen und des Sozialpsychiatrischen Dienstes erstellt,

um eine Darstellung der Leistungen und gegebenenfalls eine Einschätzung vonEntwicklungen/Bedarfen vornehmen zu können.

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Konkretisierung

Für die oben beschriebene Kooperation und die dadurch sehr viel intensiveren unddiversifizierter möglichen und eher bedarfsdeckenden Angeboten für Jugendliche undjunge Erwachsene bedarf es – bemessen am bisherigen Personalstand derBeratungsstellen - einer Erweiterung personeller Ressourcen.

Diese Personalerweiterungen werden bei den jeweils zuständigen Kostenträgern 2015beantragt, um eine Realisierung der Kooperationsvereinbarung mit Beginn 2016anstreben zu können. In die Kooperation zwischen Erziehungsberatungsstellen undSozialpsychiatrischem Dienst sind bei entsprechender Indikation auch dieFachambulanzen für Suchtprobleme mit einzubinden.

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Gunter Hannig, Wolfgang Sill & Dr. Stefan Gerhardinger

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Impuls

Es ist längst überfällig, ein integratives Modell zur Versorgung der Schnittstellenklientel am Übergang von Jugendhilfe/Kinder-und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie zu schaffen.

Aus Schnittstellen dürfen keine Bruchstellen werden, es gilt Nahtstellen zu schaffen.

Eine integrierte Versorgung mit der Bündelung des Expertenwissens aus der Jugendhilfe/Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Sozialpsychiatrischen Beratung/Erwachsenenpsychiatrie ist dafür unabdingbar.

Insbesondere die Schaffung Bedarfsgruppen gerechter Gruppenangebote (Skills Training), die Ausweitung präventiver Maßnahmen und die Versorgung sehr komplexer Problemgemengelagen erfordert die Integration bisher weitgehend getrennt

voneinander operierender Systeme.

Es gibt zunehmend aus der Versorgungspraxis heraus entstehende Versorgungsmodelle, die Praktiker stehen damit in den Startlöchern. Es bedarf der deutlichen Unterstützung durch Politik und Verwaltung, um aus Ideen und Absichtserklärungen

tatsächlich längst überfällige Hilfen zu verwirklichen.