Impulse 2015-3

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D 5662 !mpulse 3 15 für ansteckenden Glauben Alles relativ oder was? Thema Klarheit oder Beliebigkeit Gebet Um Gottes willen – Beten bei Campus für Christus

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Alles relativ oder was?

Transcript of Impulse 2015-3

D 5662

!mpulse 315

f ü r a n s t e c k e n d e n G l a u b e n

Alles relativ oder was?ThemaKlarheit oder Beliebigkeit

GebetUm Gottes willen – Beten bei Campus für Christus

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Klarheit oder Beliebig-keit 4Thema

Warum Klarheit und Beliebigkeit sich gegen-seitig brauchen 8Thema

Um Gottes willen 12Gebet

Mit dem Evangelium in einer fremden Kultur 14Ein Chile-Abenteuer in den Semesterferien

Ein Jahr ganz dabei 18Studierendenbewegung

Wo immer du bist, sei ganz da 22Mensch Missionar

Editorial 3Jenseits von Mossul 9 Leitfaden der Studierendenbe-wegung 10 Leitgedanken 11Fußball in Haiti 16Keine Einbahnstraße 17Ihre Geschichte im Internet? 19Mein Leben als Christ 20Der Campus-Campus 20 Ein besonderer Tag zu zweit 21Impressum 23 Veranstaltungen 2015 23

inhalt

26.9.15 bis 11.6.16, Chemnitz/Zwickau8 ganze Samstage und 9 Dienstagabende, mit Seelsorgewoche, Hausaufgaben und Mentoring. 26 € monatlich (erm. 17 € monatlich) zzgl. U, VP, Seelsorgewoche (340 € im DZ) 10.10.15 bis 18.6.16, Dresden9 ganze Samstage und 9 Mittwochabende, mit Seelsorgewoche, Hausaufgaben und Mentoring. 26 € monatlich (erm. 17 € monatlich) zzgl. U, VP, Seelsorgewoche (320 € im DZ)

Rauskriegen, was in mir steckt

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„Alles klar?“ Diese Frage, die in Wirklichkeit fast keine ist, meint meistens: Bei dir

ist sicher alles in Ordnung. Bestimmt ist alles gut. Damit unterstreicht sie neben-

bei eindeutig: klar ist gut. Wenn diese „Impulse“ sich nun mit Klarheit und Belie-

bigkeit beschäftigt, dann scheint die Einordnung genauso eindeutig: klar ist gut,

biblisch, geistlich (die Liste lässt sich beliebig verlängern). Und beliebig ist … na ja,

jedenfalls nicht gut, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Doch dann schlage ich meine Bibel auf und entdecke beide Konzepte nebenein-

ander. Da gibt es klare, eindeutige Regeln: „Du sollst nicht stehlen.“ Und dane-

ben gibt es offensichtlich subjektiv geprägtes Verhalten, das eben nicht klar und

eindeutig geregelt und trotzdem gottgewollt ist. Zum Beispiel beim Abendmahl:

„Ein jeder prüfe sich selbst …“ – an diese Aufforderung schließen sich noch nicht

einmal konkrete Kriterien an, nach denen ich mich überprüfen könnte. Natürlich

erhalte ich Anhaltspunkte, aber es scheint so, als ob dieser Vers – wie viele ande-

re auch – mir sagt: Benutz deinen Kopf, hör auf dein Herz und entscheide selbst.

Offensichtlich müssen Klarheit und Beliebigkeit gar nicht so gegensätzlich sein,

wie es auf den ersten Blick scheint. Doch wie sieht das für mich praktisch aus?

Wie treffe ich Entscheidungen? Wie wachse ich in der geistlichen Klarheit und in

der geistlichen Beliebigkeit? Dieser und anderen Fragen geht Mario Schlachter im

Leitartikel auf den folgenden Seiten nach – und kommt dabei zu überraschenden

Ergebnissen. Wie sinnvoll als Ergänzung Leitlinien sind, das beschreibt Julia Span-

ka in ihrem Bericht aus der Studierendenbewegung von Campus für Christus auf

Seite 10. Außerdem finden Sie in dieser Impulse die Geschichte von Anahit, die

unterstreicht, dass Mission keine Einbahnstraße ist (Seite 17). Sie lesen Berichte

aus Haiti, Chile und dem Irak. Und Hermann Rohde nimmt Sie auf Seite 12 mit in

die „Mitte des Gebets“.

Ich wünsche Ihnen gute Impulse mit dieser Impulse. Seien Sie herzlich gegrüßt,

Hauke Burgarth

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THEMA

GEGEN

Klarheit oder Beliebigkeit?

der keiner istSATZ

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Klarheit oder Beliebigkeit? in Ordnung.“ Wir nennen das dann „Ge-wissensbisse.“ Nur: Wer beißt uns da ei-gentlich? Die Zeit geht spurlos an un-serem Gewissen vorüber. Es redet über Dinge, die schon Jahre zurückliegen. Das Gras, das angeblich über eine Sache wächst, scheint es nicht zu kennen. Hat unser Gewissen Recht? Immer?

Persönlich – verantwortlich – veränderlich Im obigen Bibeltext gibt Paulus ein paar Hinweise, wie wir mit dem Phänomen Gewissen umgehen sollen und wie wir es zu bewerten haben.

Das Erste: Die Stimme unseres Ge-wissens ist nicht die Stimme Gottes, sondern unser Gewissen ist persönlich. Es wurde von der eigenen Geschichte geformt: Wie ich erzogen wurde, in wel-cher Kultur ich aufgewachsen bin, was ich gewöhnt bin, welche schlechten Er-fahrungen ich durchlebt habe. Manche Korinther waren früher in Götzenvereh-rung eingebunden. Ihr Gewissen war an dieser Stelle deshalb besonders aufmerk-sam. Weil unser Gewissen aber persön-lich ist, dürfen wir das, was es sagt, nicht einfach auf andere übertragen. Wir sind unserem Gewissen verantwortlich und nicht dem eines anderen.

Zweitens macht uns unser Gewis-sen darauf aufmerksam, dass wir verant-wortlich sind. Das macht auch unsere Würde als Menschen aus. Wir sind nicht triebgesteuert, sondern wir können uns entscheiden. Unser Gewissen erinnert uns daran, weil es als unabhängige und übergeordnete Instanz fungiert. Und weil wir Verantwortung haben, hält Pau-lus es nicht für ratsam, einfach zu igno-rieren, was uns unser Gewissen sagt.

Drittens hat unser Gewissen einen Grund: Es fußt auf unseren Maßstäben und Werten. Aber was uns wert und wichtig ist und was wir für richtig halten, kann sich ändern. Und damit ist auch unser Gewissen veränderlich. Weil sich unser Gewissen täuschen kann, ist seine Grundlage wichtig: unser Sinn, Verstand oder Denken – griechisch „nous“. Und dieses benötigt eine Metamorphose.

Unser Gewissen ist also persönlich, übergeordnet und veränderlich. Wenn sich eine Raupe in einen Schmetterling verwandelt, nennt man das Metamor-

Um das Ergebnis schon einmal vorwegzunehmen: Geistlich zu wachsen bedeutet, dass bei uns sowohl die Klarheit als auch die Beliebigkeit zunimmt. Klarheit und Beliebigkeit sind nicht zwangsläufig Gegensätze, sondern sie gehören unbedingt zu-sammen. Klarheit ohne Beliebigkeit ist ein enges Korsett, das uns die Luft zum Atmen abschnürt. Beliebigkeit ohne Klarheit führt uns ins Chaos und lässt uns maßlos überfordert zurück.

Gehen wir der Klarheit und Beliebigkeit anhand eines interes-santen Bibeltextes ein wenig auf den Grund. Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Ihr sagt: ‚Alles ist erlaubt!’ Mag sein, aber nicht alles ist deshalb auch schon gut. Alles ist erlaubt, aber nicht alles fördert die Gemeinde. Ihr sollt nicht an euch selbst denken, sondern an die anderen. Ihr könnt jedes Fleisch es-sen, das auf dem Markt verkauft wird. Es ist nicht nötig, dass ihr eine Gewissenssache daraus macht und nachforscht, woher das Fleisch kommt. Denn es heißt: ‚Dem Herrn gehört die ganze Erde mit allem, was darauf lebt.’ Auch wenn Ungläubige euch zum Es-sen einladen und ihr die Einladung annehmen wollt, könnt ihr essen, was euch angeboten wird. Es ist nicht nötig, dass ihr aus Gewissensgründen nachforscht, woher das Fleisch kommt. Nur wenn euch dort jemand sagt: ‚Das Fleisch ist von einem Opfer‘, dann esst nicht davon. Unterlasst es mit Rücksicht auf die Per-son, die euch darauf hingewiesen hat, und mit Rücksicht auf das Gewissen. Ich meine nicht euer Gewissen, sondern das ihre. Ein fremdes Gewissen darf sich allerdings nicht zum Richter über meine Freiheit machen. Ich genieße das Opferfleisch mit Dank gegen Gott. Niemand hat das Recht, mich zu tadeln, wenn ich etwas esse, wofür ich Gott danke. Ich sage also: Ob ihr esst oder trinkt oder sonst etwas tut, so tut alles zur Ehre Gottes. Lebt so, dass ihr für niemand ein Glaubenshindernis seid, weder für Juden noch für Nichtjuden noch für die Gemeinde Gottes. Macht es so wie ich: Ich nehme in allem Rücksicht auf alle. Ich suche nicht meinen eigenen Vorteil, sondern den Vorteil aller anderen, damit sie gerettet werden. Nehmt mich zum Vorbild, so wie ich Chris-tus zum Vorbild nehme!“ (1. Korinther 10,23-33)

Die GewissensfrageIn dem Bibeltext spielt ein Wort eine wichtige Rolle, das wir uns ein wenig näher anschauen müssen: Gewissen. Das Gewis-sen entscheidet in vielen Fragen über Klarheit oder Beliebigkeit: Meldet es sich zu Wort, dann fordert es Klarheit. Ist es ruhig, scheine ich mich beliebig verhalten zu können. Aber wer bitte redet da mit mir?

Jeder kennt sie: Diese innere Stimme, die sich nicht manipu-lieren und nicht zum Schweigen bringen lässt. Sie wirkt so, als käme sie von außen – jemand, den wir nicht ruhig stellen kön-nen. Gleichzeitig ist sie in uns drin. Woher kommt die Stimme? Nicht selten klagt sie uns an: „Was du da getan hast, ist nicht

Kann Beliebigkeit ein hoher christlicher Wert sein? Ist es nicht ein Zeichen von geistlichem Wachstum, dass ein Christ sieht, was richtig und falsch ist? In den letz-ten Jahren hat mich mehr und mehr irritiert, dass meine eigene „Beliebigkeit“ zugenommen hat. Manche Ant-worten, die für mich früher völlig klar waren, hinterfrage ich heute. Ist dies eine gute Entwicklung, oder weicht mein Glaube auf?

SATZDie Stim-me unseres Gewissens ist nicht die Stimme Gottes. Es wurde von der eigenen Geschichte geformt: Wie ich er-zogen wur-de, in wel-cher Kultur ich aufge-wachsen bin, was ich gewöhnt bin.

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phose. Verpuppt und damit für unsere Augen unsichtbar wird die Raupe geheimnisvoll verwandelt. Beim fertigen Schmetterling kann man kaum noch glauben, dass er einmal eine Raupe war. So anders sieht er aus. Genauso sollen wir uns verwandeln las-sen, schreibt Paulus an die Römer (Römer 12,2). Wir sollen durch die Metamorphose unseres Denkens zu einem wunderschönen Schmetterling werden.

Unser Denken (nous) ist unser Fundament. Auf seiner Grund-lage treffen wir Entscheidungen. Unser Gewissen ist von ihm ab-hängig. Deshalb ist es für Paulus ein unsinniger Weg, das Gewis-sen manipulieren oder verändern zu wollen. Wir können unser Gewissen gar nicht verändern. Wir können uns höchstens gegen es entscheiden, aber dafür wird es uns „beißen“. Aber verändern wird es sich nicht. Höchstens abstumpfen. Sinnvoller ist es, wenn unser Denken verändert wird.

Paulus nennt uns auch den Grund, warum eine Metamorpho-se unseres Denkens sinnvoll ist: weil Gott barmherzig ist. Gottes Barmherzigkeit ist wie Treibstoff für den Verwandlungsprozess. Nicht wenn wir eine Strafe angedroht bekommen, verändern wir uns, sondern wenn wir Gott begegnen und erkennen, wie barm-herzig er ist, wie er die Beziehung zu uns sucht und heilt. Das be-wirkt Veränderung. Wenn unser Denken umgestaltet wird, er-kennen wir, was gut, vollkommen und angenehm vor Gott ist. Und siehe da: Auch unser Gewissen wird anders ticken …

Wozu führt denn die Metamorphose unseres Denkens? Etwa dazu, dass unser Gewissen sensibler wird und schneller an-schlägt? Oder dazu, dass wir uns stärker einschränken? Nicht nur, wie Paulus im Brief an die Korinther deutlich macht. Denn bei manchen Themen brauchen wir unser Gewissen gar nicht mehr zu befragen.

Beziehungsorientierung ist der SchlüsselDie Verwandlung unseres Denkens führt dahin, beziehungs- orientierter zu denken. Das meint Paulus, wenn er sagt: „Ihr sollt nicht an euch selbst denken, sondern an die anderen“ (1. Korinther 10,24). Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Neue Testament. In den Briefen von Paulus taucht er ständig auf. Auch als er über das Abendmahl redet, ist

die entscheidende Frage: Geht ihr liebevoll miteinander um (1. Korinther 11)? Johannes geht so weit zu sagen: Wenn du deine Mitchristen nicht liebst, kann es auch nicht sein, dass du Gott liebst (1. Johannes 4,20).

Gottes barmherzige Art können wir aber nicht bekommen, in-dem wir immer „den untersten Weg gehen“ oder uns zwingen, an andere zu denken, sondern indem unser innerstes Wesen ver-wandelt wird. Darin ist Paulus völlig klar: Unser Denken soll ein-deutig erkennen, was vollkommen und gut ist. Wir sollen erken-nen, worauf es ankommt: Gott ist Liebe. Das ist Gottes Wesen. Mit diesem kurzen Satz kann man ihn beschreiben – den unbe-schreiblichen Gott. Nur erkennen wir leider nicht immer klar, was Liebe ist. Wir verwechseln sie. Deshalb brauchen wir Verände-rung, eine Metamorphose.

Wir brauchen völlige Klarheit darin, Gott zu lieben, uns und unsere Mitmenschen. Diese Liebe führt – man höre und staune – auf der anderen Seite zu einer wachsenden Beliebigkeit. Pau-lus rät den Korinthern: Geht doch einfach zu den Nichtchristen, wenn sie euch einladen, und esst völlig bedenkenlos. Alles ist erlaubt, sagt ihr doch immer. Und es stimmt. Alles ist erlaubt. Du brauchst dein Gewissen nicht zu befragen. Allerdings fördert nicht alles die Gemeinschaft. Unser Sinn muss in Gottes Art um-gestaltet werden. In einer Metamorphose zur Liebe.

Klarheit vor BeliebigkeitKlarheit ist der Beliebigkeit übergeordnet. Die beziehungs- orientierte Liebe ist maßgebend: Was fördert und stärkt? Da-raus ergibt sich, dass ich manches beliebig entscheiden kann oder um des anderen willen sogar sollte. Jesus selbst konnte um der Barmherzigkeit willen beliebig sein. Und zwar so sehr, dass die Pharisäer ihn umbringen wollten, weil Jesus „die Sabbat-vorschriften außer Kraft“ setzte (Johannes 5,18) oder die Vor-schrift missachtete, dass eine Ehebrecherin laut Gesetz getötet werden musste (Johannes 8,5ff.). Als er sich von einer Prostitu-ierten anfassen ließ, lief es Sittenwächtern eiskalt den Rücken herunter (Lukas 7,39). Jesus denkt Gott entsprechend. Deshalb ist er faszinierend klar und erstaunlich beliebig. Die Beliebigkeit ist bei Jesus aber keine eigenständige, sondern sie erwächst aus seiner Klarheit.

Es ist ein Zeichen von geistlichem Wachstum, wenn Klarheit und Beliebig-keit wachsen. Erkenntnis kann zu einer größeren Beliebigkeit führen. Wobei Beliebigkeit der Klarheit untergeordnet ist.

Meines Erachtens geschieht unter Christen immer wieder folgender Fehler: Das, was beliebig sein könnte, wird als we-sentliche Sache hingestellt und es wird Klarheit gefordert. Nicht selten mit dem Unterton, dass jeder, der ein echter Christ sein will, in dieser Frage ja wohl klar sein muss. Den gleichen Fehler begeht man allerdings, wenn man das Gegenteil tut und in al-lem Beliebigkeit verlangt. Was beliebig ist und was nicht, kann man nur dann sehen, wenn die Klarheit wächst. Und sie wächst nicht dadurch, dass man die Bibel nach klaren Regeln absucht. Die Bibel ist kein Regelbuch, sondern Gottes Beziehungsge-schichte mit uns. Dabei ist Gott manchmal um seiner Barmher-zigkeit willen erstaunlich beliebig, und Ethik ist dann situations-bedingter, als man zunächst meint.

Jesus erzählt in einem Gleichnis die Geschichte eines Man-nes, der sein Recht einfordert (Matthäus 18,21-35). Jemand schuldet ihm einen Betrag, und unser Mann möchte das Geld wieder zurückhaben. Da der andere nicht bezahlen kann, wer-den ihm Konsequenzen angedroht. Was eigentlich völlig nor-mal und rechtens ist, wird in dieser Geschichte aber plötzlich zum Unrecht. Denn vorher wurde der Gläubiger barmherzig be-handelt. Er hatte nämlich noch viel größere Schulden. Die Aus-sicht, diese jemals wieder zurückzahlen zu können, gab es nicht. Gegen das geltende Recht bekommt er seine Schulden erlassen und kann frei gehen.

Wenn einem nun Barmherzigkeit begegnet ist, wirkt es unan-gemessen, im nächsten Fall auf sein Recht zu pochen (H.-J. Eck-stein: „Wenn die Liebe zum Leben wird. Zur Beziehungsgewiss-heit.“ Holzgerlingen 2009. S. 15). Recht wird zu Unrecht, weil die erfahrene Barmherzigkeit die Vorzeichen ändert. Klarheit er-wächst daraus, dass wir Barmherzigkeit erfahren haben. Klar-heit finden wir nur so, dass wir Jesus begegnen, unser Denken verwandelt wird und wir in diesem Prozess Gottes Wort immer besser verstehen – in manchen Fragen zu einer größeren Belie-bigkeit hin.

Von den Schwachen und Starken und warum Beliebigkeit wächstPaulus argumentiert im Zusammenhang unseres Bibeltextes in etwa folgendermaßen: Objektiv gesehen gibt es keine Götzen. Ob Fleisch irgendwann einem Pseudogott geopfert wurde, ist also völlig egal. Deshalb kann jeder bedenkenlos das Fleisch essen. Man muss die Herkunft gar nicht um des Gewissens wil-len überprüfen. Es gibt keinen Grund, ein schlechtes Gewissen

zu haben. Manche haben es aber dennoch. Und sie pochen darauf, dieses Fleisch zu meiden. Warum ist das so? Paulus sagt, weil „nicht alle […] sich diese Erkenntnis schon ganz zu eigen gemacht haben“ (1. Korinther 8,7). Manche haben ein schwaches Gewissen. Und niemand darf ihnen seine Erkennt-nis überstülpen – das wäre lieblos.

Stark sind bei Paulus also nicht unbedingt die, die sich ent-halten und besonders darauf achten, rein zu bleiben. In un-serem Zusammenhang sind sie die Schwachen, auf die ande-re Rücksicht nehmen sollen. Manche halten sich für besonders stark und Paulus nennt sie schwach. Das gibt aber nieman-dem das Recht, einen Schwachen mit Gewalt zur Stärke erzie-hen zu wollen. Niemand soll dazu verführt werden, gegen sein Gewissen zu handeln. Schon gar nicht rechtfertigen Stärke und Schwäche, auf jemanden herabzuschauen.

Eine größere Beliebigkeit ist nicht unbedingt ein Zeichen für einen schwachen oder gar halbherzigen Glauben – sie kann im Gegenteil aus der Klarheit kommen. Geistlich zu wachsen kann also durchaus dazu führen, dass Beliebigkeit wächst. Wenn je-mand in einer Frage beliebigere Ansichten hat als ich, ist er oder sie nicht zwangsläufig ungeistlicher. Und genauso wenig, wenn jemand „enger“ ist. Denn vor Gott stehen wir nicht anders da.

ZusammengefasstKlarheit fordert Paulus bei unserem Sinn und unserem Denken (griechisch „nous“). Beliebigkeit spielt eine Rolle, was unsere unterschiedlichen Gewissen angeht.

Auch wenn unser Gewissen eine Stimme von außen ist – eine unabhängige Distanz –, ist es nicht mit Gottes Stimme zu ver-wechseln, denn es hängt von unserer Geschichte ab.

Paulus macht klar, dass die Frage, ob man Götzenopferfleisch essen darf, eine Gewissensfrage ist. Jede Form von Boshaftigkeit ist dagegen keine beliebige Gewissensfrage.

Es ist ein Zeichen von geistlichem Wachstum, wenn Klarheit und Beliebigkeit wachsen. Erkenntnis kann zu einer größeren Beliebigkeit führen. Wobei Beliebigkeit immer der Klarheit un-tergeordnet ist.

Mario Schlachter (42) ist Pastor der FeG Pohl-

heim. Er ist verheiratet, hat vier Töchter und

ist ein Mensch, der da gern etwas genauer

hinschaut, wo andere meinen, dass doch

„alles klar“ ist.

Wir brauchen völlige Klarheit darin, Gott zu lie-ben. Diese Liebe führt auf der an-deren Seite zu ei-ner wachsenden Beliebigkeit..

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Wenn ich in den Theologie-Unterlagen aus meiner Bibelschulzeit blättere oder ein theo-logisches Werk wie die „Biblische Dogmatik“ von Wayne Grudem aufschlage, dann freue ich mich an der Struktur und Klarheit des In-halts. Übersichtlich gegliedert werden zahlrei-che geistliche Themen behandelt. Das Klischee setzt zwar Theologie mit Theorie gleich, doch die systematische Zusammenfassung der Leh-re über Gott, die Bibel, den Menschen etc. ist alles andere als das. Vielmehr öffnet sie neue Horizonte, setzt scheinbar isolierte Gedanken in Beziehung, zeigt rote Fäden auf und bietet Antworten auf zahlreiche Fragen. Diese Klar-heit habe ich als sehr befreiend und inspirie-rend erlebt. Andererseits erlebe ich die Ant-worten auf „alles und jedes“ auch zwiespältig: Da werden Fragen beantwortet, die ich gar nicht habe. Okay, das ist mein Problem. Ande-ren hilft die Antwort vielleicht weiter. Aber es werden auch Fragen übergangen, die mich um-treiben. Und die enzyklopädische Breite in der Darstellung hinterlässt zusammen mit dem An-spruch, Gottes Willen umfassend darzustellen, bei mir den Eindruck, dass die Antwort schon da ist, ich allerdings die falsche Frage gestellt habe. „Würdest du bitte deine Fragen den Ant-worten anpassen, die wir gerade gegeben ha-ben?“, höre ich dann.

Beliebigkeit, die doch nicht alles ermöglichtGerade habe ich das neue Buch von Rob Bell gelesen: „Mit dir. Für dich. Von dir. – Was Gott ist. Und was nicht.“ Wie seine vorigen Bücher wird es (zu recht) kontrovers diskutiert. Eine

Warum Klarheit und Beliebigkeit sich gegenseitig brauchen

Was in meinem Leben als Christ ist klar und eindeutig geregelt? Und wo herrscht die Freiheit, fast beliebige Entscheidungen zu treffen? Für mich persönlich besteht hier eine deutliche Spannung, die sich jedenfalls nicht dadurch auflösen lässt, dass ich die eine Seite der Medaille als geistlich und die andere als ungeistlich bezeichne.

Hauke Burgarth

Buchtipp: Wayne Grudem

BIBLISCHE DOGMATIK. 2013. VKW und Arche. 59,90 €. Rob Bell

MIT DIR. FÜR DICH. VON DIR. 2015. Gerth Medien. 14,99 €.

der Stärken von Bell ist es, treffende Fragen zu stellen. Mit diesen hinterfragt er die Lebens-entwürfe von Menschen, die nicht mit Gott leben – allerdings genauso die von hingegebenen Christen. Er fragt, fragt weiter und findet eigentlich kaum Antworten. Das überlässt er mir als Leser. Er selbst gibt Anstöße, erzählt Geschichten, zeichnet starke Bilder – und fragt. Diese Offenheit oder Belie-bigkeit habe ich schon als sehr befreiend und inspirierend erlebt. Andererseits hinter-lässt das Offenlassen praktisch jeder Frage bei mir den Eindruck, dass sich da jemand nicht festlegen kann oder will. Ich kann mit offenen Fragen leben, allerdings ist ein Leben ohne Antworten für mich unbefriedigend. „Würdest du bitte deine Suche nach tragfähigen Ant-worten hinten anstellen?“ höre ich dann.

Gegensatz oder Bereicherung?Mich persönlich lässt das alleinstehende Kon-zept biblischer Klarheit genauso unbefriedigt zurück wie das absolut gesetzte Konzept einer biblischen Beliebigkeit. Trotz der Spannungen, die daraus erwachsen, denke ich, dass meine Sehnsucht nach der jeweils anderen Seite der Medaille in der Natur des Menschen liegt. Es ist eben nicht alles gleich gültig – ich brauche Klarheiten. Und es ist auch nicht alles eindeu-tig klärbar – ich brauche Fragen, die mir wei-terhelfen, obwohl sie vielleicht offen bleiben. Klarheit und Beliebigkeit sind wie zwei Seiten einer Medaille, ohne die jeweils andere Seite wird mein Glaube einseitig.

THEMA

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Ein Jahr ist es her, seit das GAiN-Katastrophenteam im Irak gemeinsam mit der dor-tigen Campus-für-Christus-Arbeit Hilfe unter Flüchtlingen leistete. Als der IS dann ab Juni die Christen aus Mossul und den umliegenden christlichen Ortschaften vertrieb, wurde die Arbeit stark ausgeweitet. Viele große und kleine Spenden haben es mög-lich gemacht, dass die Vertriebenen vergleichsweise gut durch den Winter gekommen sind. Wie geht es den Menschen heute? Wie hat sich die Arbeit weiterentwickelt?

„Mein Glaube ist stär-ker geworden. Ich bin heute glücklicher als früher. Mein Glaube war nur Routine, und nun ist er stark.“

S., Flüchtling aus der Niniveebene

Vor allem außerhalb der großen Städ-te hausen viele Familien auch nach Monaten noch in Rohbauten. Einer der Männer in diesem Haus wurde von einem Hund gebissen, weil das Haus keine Türen oder Fenster hat.

In der mobilen Ambulanz werden täglich etwa 150 Patienten behan-delt; ein Zahnarzt, ein Gynäkologe und ein Allgemeinmediziner arbeiten hier für ein sehr kleines Gehalt; die Patienten zahlen einen symbolischen Preis von weniger als einem Dollar. Ein Labor und eine Apotheke sind an die Ambulanz angeschlossen.

Jenseits von Mossul

Acht Millionen Menschen leben in Kurdistan, bis zu zwei Millionen Flüchtlinge sind im letz-ten Jahr dazugekommen. Die Regierung kann sie nicht versor-gen. Wer kein Kurdisch spricht, hat kaum Aussicht auf Arbeit. Viele Flüchtlinge sind weiter auf Hilfsgüter angewiesen. Die Zelt-städte des letzten Jahres sind an vielen Stellen Containersiedlun-gen gewichen.

Zusätzlich zu den größeren Verteilungen in Flüchtlingslagern übernahmen wir die Verantwor-tung für einzelne Familien: Im „100-Familien-Programm“ bringen einheimische Kollegen den Betroffenen jeden Monat Lebensmittel und Hy-gieneartikel in ihre Unterkünfte. Längst werden

Die Hilfe im Irak geht weiter

auf diese Art mehr als 300 Familien betreut. „Die persönliche Begleitung führt dazu, dass wir

für diese Menschen auch geist-lich und seelsorgerlich Ansprech-partner sind“, erklären Tayyip* und Djamila*, das Leiterehepaar der irakischen Campus für Chris-tus-Bewegung.

Tayyip sieht die Chance in der Krise: „Der IS wollte das Chris-tentum auslöschen, aber statt-dessen haben sie nur die alten Gebäude und die Traditionen zerstört. Für das Evangelium da-

gegen ergeben sich neue Möglichkeiten. Viele Flüchtlinge begegnen Gott ganz neu.“

Ellen Sasse, Andrea Wegener

Es sind Familien wie diese, die seit Monaten Hilfsgüter bekommen und dadurch neue Hoffnung schöpfen.

* N A M E N W U R D E N V O N D E R R E D A K T I O N G E Ä N D E RT

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Mit welchem „Recht“ darf ich andere auf ihr Fehlverhalten hin-weisen? Und wer legt überhaupt fest, was richtig und was falsch ist? Klar, die Bibel! Aber man kann auch ewig und drei Tage streiten, wie es mit der Auslegung bestimmter Passagen steht. Oder etwa nicht? Mir ist schon wichtig, zu sagen, was ich nicht gut finde, aber wie schaffe ich das in Liebe und aufrichtig? Das ist ganz schön unangenehm. Lasse ich es lieber bleiben? Aber einfach wegschauen geht auch nicht …

Um zu verhindern, dass Studierende in unserer Bewegung in eine solche Zwickmühle geraten, gibt es den „Leitfaden“. In ihm sind die wichtigsten und grundlegenden Rich-tungen der Studierendenbewegung festgehalten: ihre Glaubensgrundlagen, Werte und Ziele. Er bietet eine Orientierung, die in erster Linie für alle Studierenden in Leitungs-funktion bestimmt ist. Dabei geht es darum, sich als vorbildlicher Leiter an biblische Prinzipien zu halten, in der Leiterschaft zu wachsen und die Vision der Studierendenbe-wegung zu leben. Auf den Leitfaden kann sich jeder Student oder Studentenberater im Zweifels- oder Streitfall berufen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass er vorher mit den leitenden Studenten durchgesprochen wurde.

Mehr als ein VerhaltenskodexIst der Leitfaden also eine Art Vertrag, der sicherstellt, dass sich keiner danebenbe-nimmt? Falsch. Er ist keine Sammlung von Verboten oder Vorbedingungen für per-fekte Leiter. Es ist wichtig, zu verstehen, dass der Leitfaden mehr ist als ein simpler Verhaltenskodex. Er soll die Ausrichtung aufzeigen: Nicht Endergebnisse werden „ab-gefragt“, sondern das Wollen und Streben im Nachfolgen von Christus festgelegt. Da-bei bleibt der Leitfaden nicht bei allgemeinem Wischi-Waschi, sondern wird konkret. Studenten, die ihm zustimmen, setzen nicht einfach nur ihr „Ja“ drunter und heften ihn ab, sondern möchten aktiv Schritte in die vorgegebene Richtung unternehmen. Bewusst wird er nicht unterschrieben. Man kann ihm zustimmen – oder eben nicht. Da er auch sehr persönliche Dinge anspricht wie die eigene Glaubenspraxis oder In-timität, ist es wichtig, ihn persönlich durchzusprechen und nicht in der großen Run-de. Bei Ablehnung einzelner Punkte kann dann auch behutsam und liebevoll darauf

Leitfaden der StudierendenbewegungWie schaffen wir biblisch begründete Leitlinien?

Der Leitfaden gibt Orientierung, Impulse und Inspiration unter anderem für … das Glaubensleben. So heißt es z. B.: „Uns ist wichtig, Jesus den ersten Platz in unserem Leben zu geben“, oder: „Uns ist wichtig, uns in allen Lebensbereichen an Gottes Werten zu orientieren, unter anderem […] negativem Reden entgegenzutreten, […] Mut zur Wahr-heit, Geschlechtsverkehr nur innerhalb der Ehe, Zusammenleben als Paar nur mit Trau-schein, Süchte und zerstörerische Abhängig-keiten zu meiden.“… die Leiterschaft: „Gutes Feedback bringt weiter. Darum üben wir uns im konstrukti-ven Feedback-Geben und -Nehmen.“ … die Vision von Campus für Christus und der Studierendenbewegung: „Wir möchten Bewegung überall, damit jeder Student je-manden kennt, der Jesus von ganzem Herzen nachfolgt.“ Und dass man diese Vision um-setzten möchte.

Was tun? Wenn ich doch weiß, dass einer mit seiner Freundin schläft, obwohl sie nicht verheiratet sind? Oder wenn die Leiterin ständig tratscht? Was kann ich als Student in der Studierendenbewegung meinen gleichaltrigen oder vielleicht sogar älteren Kommilito-nen da schon sagen?

Leitlinien sollen ein-schränken? Nein, sie befreien.

Aus dem Leitfaden

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LEITGEDANKEN

Klare, gute Entscheidungen

Ich kann verhältnismäßig schnell Entscheidungen treffen. Doch die Frage ist: Wie komme ich zu gu-ten Entscheidungen? Meine Antwort darauf hat sich in den vergangenen neun Jahren als Missions-

leiter stark verändert. Zunächst war meine Überzeugung, dass alle Verant-wortungsträger zusammenkommen und durch Diskussion den größtmög-lichen Konsens und ein gutes Ergebnis finden sollten. Sind wir nicht alle Christen, geleitet vom Heiligen Geist? Auf diese Art der Entscheidungs-findung war ich sogar stolz, bis mir ein Berater den Spiegel vorhielt und mir ihre Schwächen und Unklarheiten aufzeigte. „Ihr braucht sehr lange für eine Entscheidung, und am Ende setzt sich der Lauteste durch“, war seine Analyse. Und er hatte Recht.

Vom Konsens zur KlarheitJetzt erkannte ich auch die Probleme dieser Vorgehensweise. Die Dis-kussionen waren mühsam. Man wusste nie, was am Ende herauskam – und besonders weise waren die Ergebnisse auch nicht. Nach einem intensiven Veränderungsprozess treffen wir unsere Entscheidungen in-zwischen anders. Das Leitungsteam ist klein, das Vertrauen untereinan-der groß. Einer bereitet jeweils Entscheidungen vor, indem er alle Fak-ten und Stimmen zusammenträgt und bewertet. Dies ist mühsam für den Einzelnen, aber insgesamt effektiv. Nicht nur unsere Diskussionen, auch unsere Entscheidungen haben dadurch an Klarheit und Reife ge-wonnen. Außerdem haben wir mehr Energie, uns auf die Umsetzung die-ser Entscheidungen und ihre Auswertung zu konzentrieren. Die Arbeit bei Campus für Christus ist dadurch geradliniger und klarer geworden.

Was habe ich durch diesen Prozess gelernt? Ich musste mich trauen, Verantwortung zu übernehmen. In diesem Punkt sind wir alle gefordert, das gilt nicht nur für Missionsleiter. Immer wieder müssen wir uns trauen, aus der Vielfalt auszuwählen, zu bestimmen, was wir fördern wollen und was uns weniger wichtig ist. Das geht natürlich nur, wenn wir uns selbst klar sind über unsere eigenen Ziele, eine langfristige Ausrichtung haben und uns bei konkreten Entscheidungen die Mühe machen, alle relevan-ten Faktoren zu betrachten. Wir sind dazu fähig, mit Gottes Hilfe gute Be-wertungen vorzunehmen. Diese Überzeugung brauchen wir.

Frucht ist das ZielKlare, gute Entscheidungen lagen schon immer in Gottes Absicht. Er hat uns die Welt anvertraut, damit wie sie beherrschen, bebauen und be-wahren. Er hat uns damit nicht alleine gelassen, sondern uns seine Hil-fe angeboten. Zusammen mit Gott kann der Mensch über die Schöp-fung herrschen. Dass Entscheidungen dabei nicht unbedingt zögernd und zimperlich sind, wird im Gleichnis des Weingärtners deutlich, der mit der Schere in der Hand für Klarheit sorgt (Johannes 15). Doch das Beschneiden geschieht nicht, um zu verletzen, auch nicht, weil Klarheit an sich ein Wert wäre, sondern um Frucht zu ermöglichen. Trauen wir uns, zu beschneiden und harte Entscheidungen zu treffen? Zum Beispiel einen Dienst in der Kirchengemeinde einzustellen, damit die Gemeinde als Ganzes besser wachsen kann? Klare, gute Entscheidungen sind nicht einfach – aber sie haben das Potenzial zum Fruchtbringen.

Clemens Schweiger,

Leiter von Campus für Christus

eingegangen werden. Der Leitfaden wurde als Hilfsmittel für Studenten entwickelt, ge-rade dort, wo sie nicht permanent von ei-nem Hauptamtlichen betreut werden, der im Zweifelsfall auch einmal eingreifen kann.

Der Leitfaden in der PraxisSo weit die Theorie. Wie sieht es in der Pra-xis aus? So divers die Studentenbewegung an den einzelnen Orten ist, ist auch der Um-gang mit dem Leitfaden: Manche gehen eher lax damit um – oft wird das persönli-che Gespräch aus Zeitgründen umgangen. Andere gehen sehr korrekt damit um („Wir lassen ihn sogar von jedem Mitarbeiter un-terschreiben!“). Und dazwischen ist alles denkbar. „Aufhänger oder Stein des Ansto-ßes ist wohl immer der Punkt ‚kein Sex vor der Ehe’, den anderen Punkten stimmt wohl jeder zu“, so ein Student aus Reutlingen.

Aus meiner Sicht als Studentenberate-rin bietet der Leitfaden große Vorteile. Ich bin froh, dass es ihn gibt: Er ermöglicht kla-re Ausrichtung, klare Ansagen, weil er etliche Fragen aus Campussicht festschreibt. Seine biblische Basis gibt eine generelle Lebens- orientierung. Er hilft, bestimmte Punkte oder Fragen zu klären, bevor sie „anbrennen“ oder emotional verletzen. Im besten Fall kann ein Gespräch über spannungsreiche und aufrei-bende Themen wie voreheliches Zusammen-leben damit recht nüchtern und pragmatisch angesprochen werden („Damals hast du dem Leitfaden doch zugestimmt – was ist denn jetzt los?“). So hilft er Studenten dabei, sich bei ihren eigenen Vorstellungen und Wün-schen festzulegen – und dabei zu bleiben. Außerdem verhindert er, dass sich bei Mitar-beiterrunden endlose Diskussionen über die immer gleichen Themen entspinnen, die von unserem eigentlichen Auftrag abhalten – in dem Wissen, dass sie auch hier nicht für alle Zeiten und Situationen geregelt sind.

Julia Spanka

Aus dem Leitfaden

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Um Gottes willen, also um seiner selbst willen, beten – beten, weil Gott Gott ist: Das ist die Mitte des Gebets. Im Alten Testament wird uns das sehr plastisch vor Augen gemalt. Das Herz des Gottes-dienstes ist, wenn Gottes Volk sich um ihn schart: „Dient dem Herrn mit Freu-den, kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennt, dass der Herr Gott ist!“ (Psalm 100,2-3).

Wir kommen oft mit unseren Wünschen und Zielen zu Gott. Wir wollen ihn auf unserer Sei-te haben, weil wir ihn brauchen. Aber wenn wir mehr und mehr erkennen, wer Gott ist, dann fangen wir an, um seiner selbst willen zu beten. So betet zum Beispiel Abraham. Trotz unerfüllter Wünsche errichtet er Altäre und verehrt den Namen des Herrn (1. Mose 12,7-8; 13,4.18). Und auch Mose findet nach müh-samem Start in eine innige Beziehung, in der es um Gott selber geht. „Lass mich deine Herr-lichkeit sehen“ ist Ausdruck seiner tiefsten Sehnsucht (2. Mose 33,11.18). Er ist es, der dem Volk Gottes als oberste Priorität die Liebe zu Gott ins Stammbuch schreibt (5. Mose 6,5).

Gott lieben heißt, ihm unsere Aufmerksam-keit schenken, unsere Verehrung, unseren Ge-horsam, letztlich unser Herz. Dann spricht sein Wort anders zu uns, wird sein Wille zunehmend zu unserem Willen und auch unsere Fürbitte wird eine andere sein.

Beten als StartpunktMit dem Beten, dass Gott seinen Willen zeigen sollte, begann 1951 die Arbeit von Campus für Christus. Die Gründer hatten die Vision, Stu-denten zu erreichen; doch erst, als sie gemein-sam mit anderen in einer Gebetskette rund um die Uhr Gott suchten, begann die heute welt-weite Bewegung. Dieses Element, Gottes An-gesicht zu suchen, hat uns in den letzten Jahren verändert. Ich freue mich, wenn ich von mei-nen Kollegen aus der Studierendenbewegung

Um Gottes willen Beten bei Campus für Christus

F O T O : I - S T O C K

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wir sehr konkret spürten. Zwei Stunden später kam die Rückmel-dung: Der Hausmeister war wie verwandelt. Auch die Küchenlei-tung hatte von abweisender Sturheit auf freundliche Kooperati-on umgeschaltet. Für uns war es ein Wunder.

Wachstum und neue Möglichkeiten

Seit diesem Sommer ist unser Team um zwei neue Mitarbeiter erweitert. Damit haben wir mehr Möglichkeiten, zusammen mit teilzeitlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern Gebetssemina-re und -teams auszubauen. Wir träumen von Gebetsteams, die kurzfristig angefordert werden können für eine Uni, eine Stadt, ein Projekt, für internationale Einsätze in Krisengebieten. Um Gottes willen beten!

Hermann Rohde ist Beauftragter für Gebet bei Campus für Christus Deutschland. Er lebt in Panitzsch bei Leipzig ([email protected]). Aktuelle Gebetsseminare: www.campus-d.de/gebet

höre, dass sie sich zum „Wüstentag“ zurückziehen, um Gott zu begegnen. Oder da sind Kollegen aus der Campus-für-Christus-Zentrale in Gießen, die sich monatlich für einige Stunden tref-fen, um vor Gott zu sein, ohne Agenda, ohne Programm. Auch die Leiter des Werkes treffen sich viermal im Jahr zu einer Ge-betsklausur. Wir wollen lernen, um Gottes willen zu beten. Und Gott wird nicht müde, uns auf diesem Weg zu ermutigen.

Gott hört Gott ist der persönliche Gott, der jeden Menschen kennt, der große Menschenfreund, der gerne segnen will. Er bezieht uns in seine Anliegen für uns Menschen mit ein. Durch Beten und Handeln können wir sie mittragen. Um Gottes willen beten, weil Gott tatsächlich zuhört! Sollten wir da nicht beten wie die Weltmeister?! Als Hilfestellung dazu haben wir in den vergan-genen Jahren eine Reihe von Gebetsseminaren entwickelt. Sie sind sehr praktisch und schaffen eine Lernatmosphäre, in der man auch Fehler machen darf. Dadurch nehmen sie viel Druck aus dem hochgeistlichen Thema Gebet heraus und laden zu-gleich ein, Gott sehr persönlich zu begegnen.

Das Seminar „Hören auf Gott“ hat uns als Werk und viele im Land verändert. Es ist ein Sensibilisierungstraining. Man lernt da-bei, die Stimme des himmlischen Vaters aus den vielen Stimmen um und in uns herauszuhören. Unser Hören ist nicht absolut. Aber wenn wir aufmerksam unsere geistlichen Ohren gebrau-chen und behutsam mit dem Gehörten umgehen, reift unser Hö-ren zu einem Vertrautsein mit Gott und seinen Wegen heran, ohne dabei in frommes Wunschdenken abzugleiten.

GebetsteamsNeben den Gebetsseminaren sind uns Gebetsteams wichtig, meist für Konferenzen und Projekte. So beten wir z. B. jedes Jahr mit einer Gruppe von 4-6 Betern für unser alljährliches Crescendo „Summer Institute“. Zu diesem Sommerkurs für Mu-sikstudenten in Ungarn reisen Studenten aus bis zu 30 Ländern an, viele von ihnen ohne persönlichen Glauben. Letztlich tun wir während dieser zwei Wochen nichts anderes, als zu beten: Für das Projekt, einzelne Dozenten oder Studenten, die zu uns in den Gebetsraum kommen. Das Gebet kann dabei sehr krea-tiv sein und die Zeit vergeht meist wie im Flug.

„Betet – wir haben jede Menge Probleme!“ So wurden wir als Gebetsteam einer Konferenz empfangen. Ein echter Kaltstart. Wir beteten, so gut wir konnten, gingen durch die Bereiche des Hauses, in dem die Konferenz stattfand, bekannten Jesus als den Herrn, widerstanden in seinem Namen negativen Einflüssen, die

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Beten mit Stift und Papier

Diese einfache Übung hilft vielen beim Beten. Das Schreiben „entschleunigt“ und lässt einen gut auf den Punkt kommen. Als Ausgangspunkte dienen zwei einfache Sätze:

„Hier bin ich …“ und „Hier bist du …“

Der bewusste Blickwechsel von den Umstän-den hin zu Gott ist dabei besonders hilfreich (vgl. Psalm 73,13-28).

Ein Gebet könnte sich also z.B. so entwickeln:

Hier bin ich, mein Jesus! Du hast gesagt: Ich bin bei euch jeden Tag. Danke dafür! Ich komme zu dir mit meiner Unruhe …

Hier bist du, der gute Hirte! Du heißt mich will-kommen. Ich schaue dich an mit den Augen meines Herzens. Einfach bei dir sein tut mir so gut. Ich komme zur Ruhe …

Von diesen beiden Sätzen aus kann man wechsel-weise, wie es sich ergibt, immer wieder einmal einen neuen Abschnitt beginnen.

Mit dem Evangelium in einer fremden Kultur

n zehn Minuten geht’s drau-ßen auf dem Platz los“, sagt die Kuh. Der Elefant nickt zu-stimmend und winkt den ver-wirrten Studierenden zu, die gerade in der Mensa essen. Elefanten und Kühe, die einen

zum Theater einladen, gibt es auch in Chile nicht jeden Tag.

Draußen auf dem Hauptplatz der „Uni-versidad Católica“ laufen bereits die Vor-bereitungen. Allerdings: Der Chilene, der die Lautsprecherbox mitbringen woll-te, ist noch nicht da. Und wir müssen jetzt anfangen, denn in 15 Minuten ist die Mittagspause vorbei, dann sind alle Studenten im Unterricht und die Chan-ce ist verpasst! Die Schauspieler machen sich bereit. In letzter Minute erscheint auch Germán. Die Box wird schnell ange-schlossen, Musik ab, Theater los.

Gut 200 chilenische Studenten schau-en unserem deutschen Team beim Pan-tomime-Theater zu. Danach erzählt Steffi

erzählen und selbst neu inspiriert zu wer-den. Im Grunde wollen wir wie Petrus aus dem Boot aussteigen, auf Jesus schauen und mit ihm auf dem Wasser gehen. Eben ein Abenteuer mit ihm erleben.

… auf der anderen Seite der Erde!Evangelisation in einem fremden Land? Dafür ist es wichtig, dass die Studieren-den sich erst mal mit Land, Leuten und Kultur vertraut machen und das chile-nische Team der Studierendenbewe-gung kennenlernen. Wie funktioniert sie in Chile? Mit welchen Mitteln arbeiten sie? Besonders haben wir trainiert, unse-re eigene Geschichte mit Gott in Worte zu fassen, das kleine Heft „Gott persön-lich kennenlernen“ (GPK) und das Soula-rium zu benutzen. Letzteres ist eine Bil-derumfrage, durch die man auf einfache und doch tiefgehende Art mit Menschen ins Gespräch über den Glauben kommen kann. Wir Deutschen sind gern kreativ, wollen selber Verantwortung überneh-men und Ideen einbringen. Die Chilenen hingegen lieben es, direkt im Gespräch

etwas Persönliches zum Thema Identität. Mit Übersetzung berichtet sie, wie sie sich früher nur über Beziehungen definiert hat und durch die befreiende Liebe Gottes er-kennen durfte, dass sie wertvoll ist, egal was andere sagen. – Die Mittagspause ist längst vorüber, doch die Leute bleiben sit-zen und hören gespannt von der Liebe Gottes zu ihnen, und wie Jesus Steffis Le-ben verändert hat.

Über den Glauben reden …Steffi ist Volontärin aus Würzburg. Zu-sammen mit der jungen Frau im Kuh-Kos-tüm, Miri aus Stuttgart, dem Studenten-berater Hans (im Elefanten-Kostüm) und dem Rest der Theater-Crew sind sie alle Teil des Chile-Abenteuers 2015. Schon seit einigen Jahren besteht die Partner-schaft zwischen Campus für Christus Deutschland und Vida Estudiantil Chile. Während des Ferienprojekts „Chile- Abenteuer 2015“ sind sieben Teilnehmer für insgesamt vier Wochen in Südameri-ka, um der Studentenbewegung in Valpa-raíso zu dienen, Studenten von Jesus zu

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Ein Chile-Abenteuer in den Semesterferien

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ze Heft erklärt in vier Punkten das Evan-gelium und hilft, in Gesprächen über Gott auf den Punkt zu kommen.

Erfolg wider Willen„Das soll ich Leuten so direkt erklären, wenn ich sie gerade mal 15 Minuten ken-ne?“, hatte Miri skeptisch gefragt. Der Gedanke, Menschen so direkt mit Jesus zu konfrontieren, ohne vorher eine Be-ziehung zu ihnen aufzubauen, ist ihr sehr fremd. Ein paar Stunden später gehe ich durch den Innenhof der Uni und sehe Miri im Gespräch. Sie benutzt doch tat-sächlich das Heft und erklärt einer Stu-dentin die vier Punkte. Toll, dass sie es trotz ihrer Zweifel ausprobiert, denke ich mir. Und nicht nur das: Die Studen-tin entscheidet sich dadurch sogar für ein Leben mit Jesus! „Ich habe das Heft noch nicht mal selber komplett verstanden“, gesteht mir Miri später. Trotz ihrer an-fänglichen Skepsis benutzt Gott sie, um einen Menschen zu sich zu ziehen. „Got-tes Wege sind einfach wunderbar!“, freue ich mich.

Janine Mary Bernsdorff war Studentin der

Campusbewegung in Darmstadt und ist

jetzt dort Volontärin. Sie hat

das Chile-Abenteuer 2015

hauptsächlich geleitet.

Trotz Sprachbarriere ergeben sich gute Gespräche mit den Studierenden in Chile.

mit anderen auf den Punkt zu kommen und ihnen konkret das Evangelium zu er-klären. Davor scheuen wir Deutschen oft zurück – wir wollen ja niemanden vor den Kopf stoßen. Aber wir lassen uns heraus-fordern. Wir passen uns der chilenischen Art an, sprechen mutig vom Glauben mit mehr oder weniger guten Spanisch-kenntnissen – zum Glück haben wir das GPK dabei! Besonders das Soularium bestimmt den Alltag der ersten andert-halb Wochen. Das bedeutet jeden Tag Gespräche, zwar sehr gute, aber immer mit den gleichen Fragen. Jetzt wollen die deutschen Studenten doch mal etwas Kreatives machen. Die Idee für ein The-aterstück beginnt in unseren Köpfen zu reifen …

Freischwebend oder mit Werkzeug?Nachdem die Musik verklungen und Stef-fis Zeugnis zu Ende ist, gehen Miri, Hans und die anderen zu den Grüppchen, die noch immer auf der Wiese sitzen und offenbar eine Freistunde genießen. Das ist die Gelegenheit, mit ihnen über das Theaterstück zu sprechen, ins Gespräch über den Glauben zu kommen, und zwar endlich mal wieder freischwebend und ohne „Werkzeug“. Ich sitze neben einem Haufen von Rucksäcken, Hand-taschen und Theatermaterial und halte Wache. Aber nach zehn Minuten kommt Miri vorbei, holt ihr Soularium aus der Tasche und geht zurück zu ihrem Grüpp-chen. Wenig später kommt der nächste: „Hat irgend jemand ein Soularium mitge-bracht? Ich bräuchte mal eins!“ Taschen werden durchsucht, nach und nach kom-men immer mehr der deutschen Studen-ten ins „Lager“ und suchen nach ihren

Immer wieder ist Kreativität gefragt – wie hier beim Theaterspielen.

Das Soularium ist ein gutes Hilfsmittel, um über den Glauben ins Gespräch zu kommen.

Bilderkarten. Sie reichen gerade so. „Das Soularium wird also doch nicht langwei-lig!“, denke ich mir grinsend. Ich habe auch noch eins ergattert. Eigentlich bin ich froh, einmal nicht reden zu müssen, aber irgendwie juckt es mich dann doch in den Fingern. Da ich nicht von unse-rer Taschen-Wache weg kann, muss ich die Leute zu mir holen! „Hola, como es-tás?“ – „Hallo, wie geht’s?“, frage ich das Mädchen, das auf einer Bank in der Nähe sitzt. Wie ihr das Theater gefallen hätte, und ob sie nicht Lust hat, bei einer Bil-derumfrage mitzumachen. „Dann müss-test du nur kurz rüber zu mir kommen, ich muss bei den Taschen bleiben“. Die junge Frau kommt aus Spanien und sucht Anschluss hier in Chile. Wir haben ein in-teressantes Gespräch über den Glauben, und ich kann sie zur Kleingruppe von Vida Estudiantil einladen. „Gut, dass ich sie noch hergerufen habe“, denke ich mir.

Am Ende des Tages bin ich zufrieden. Ich weiß, dass ich auf die Erfahrungen der Chilenen, wie vor Ort am besten gearbei-tet wird, vertrauen kann. Gleichzeitig kön-nen wir noch etwas von unseren Ideen einbringen, kreativ werden, und auf diese Art ins Gespräch kommen. Gott hat offen-bar viele Arten, die Herzen von Menschen zu bewegen! Es ist so schön zu sehen, was er alles tut, wenn wir uns von ihm gebrau-chen lassen und offen sind. Und ich freue mich über die gute Zusammenarbeit mit dem chilenischen Team, auch wenn es manchmal herausfordernd ist, zwei ganz unterschiedliche Kulturen zusammenzu-bringen. Man lernt so viel dabei!

Lächelnd denke ich an die erste Woche des Projekts zurück, wo wir den Teilneh-mern das GPK vorgestellt haben. Das kur-

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„Wollt ihr nicht lieber mal nur zu zweit wegfahren? Eine Kreuzfahrt durch die Karibik soll doch auch schön sein! Warum tut ihr euch das an?“, so ähnlich lauteten Kommentare von Bekannten und Kollegen, denen mein Mann und ich erzählt hatten, dass wir für ein Hilfspro-jekt nach Haiti fliegen wollten. Doch Freunde und Fa-milie wussten: „Das passt zu euch. Das wird bestimmt eine spannende Erfahrung. Dabei hat Gott sich etwas gedacht.“ Und genauso war es!

Nach einer aufregenden Vorbereitungsphase geht es ans Koffer-packen. Wie sollen wir zusätzlich zu unserer Kleidung noch ein Schwungtuch, Spiele und Bastelmaterialien für die Kinder des Kinderheims in Ça Ira im Gepäck unterbringen? Doch es geht genau auf und schließlich sind wir tatsächlich unterwegs nach Haiti. Nach der Zwischenübernachtung in Miami erleben wir zum ersten Mal das haitianische Lebensgefühl, als wir mit dem Flugzeug zur Insel starten wollen. Schnell setzen wir uns hin und schnallen uns an. Welch eine unnötige Hektik! Denn vier-zig Minuten später bittet der schon etwas verzweifelte Pilot die fröhlich im Gang plaudernden Haitianer zum vierten Mal, sich

doch endlich zu setzen, damit der Flug starten kann. In Haiti werden wir von tropischen Tem- peraturen, freundlichen Mitarbeitern und eini-gen anderen Projekt-teilnehmern vor dem Flughafen empfangen. Das Feuerwerk der Eindrücke in Port-au-Prince lässt sich kaum beschreiben: Unzähli-ge Menschen, chao-

tischer Verkehr, eine gewaltige Bandbreite an Geräuschen und Gerüchen, alles prasselt auf uns ein. Menschen hausen in zusam-mengebastelten Hütten zwischen Müllbergen; Autos und Busse sind vollgepackt mit Menschen, Tieren und Gepäck – so etwas haben wir noch nie gesehen. Als alle Teilnehmer da sind, wissen wir: Das passt! Hier hat Gott ein tolles Team mit vielfältigen Be-gabungen zusammengestellt. Welch ein Segen!

Am nächsten Tag geht es weiter ins Kinderheim und die Span-nung steigt: Werden wir Kontakt zu den Kindern finden? Wie wird es mit der Sprache klappen? Mit dem Schwungtuch und

Fußball in HaitiAnnika Zeiler erzählt von ihrem „Urlaub mit Herz“

ein paar Wasserbällen bewaffnet, stellen sich solche Fragen bald als unnötig heraus. Die Kinder sind dankbar für jede Aktion und die Verständigung klappt mit Händen und Füßen. Besonders Bas-telarbeiten haben es den kleinen Heimbewohnern angetan. Egal ob mit Papier, Buntstiften oder Wolle, alle sind begeistert dabei. Das Schwimmen und Planschen im badewannenwarmen Meer mit Schwimmring und Spritzpistolen ist ein großes Vergnügen für Kinder und Erwachsene. Und beim Kinderschminken kommt die schöne, dunkle Haut der Kinder besonders zur Geltung und das Gelände ist danach bevölkert von „Tigern“, „Schmetterlingen“ und weiteren Kunstwerken.

Und was bleibt?Die Männer unserer Gruppe sehen wir in dieser Zeit selten. Sie schweißen, hämmern und mühen sich mit der Herstellung von Toren für den entstehenden Fußballplatz oder arbeiten am Platz selbst bei über 40 Grad in der Sonne. Auch die Kinder helfen mit und schaufeln, schleifen und lackieren, damit alles schnell fertig werden kann. Als zum Abschluss die fertigen Tore auf den Platz getragen werden, bricht bei den Kindern großer Jubel aus. In gesponserten Fußballtrikots, Shorts, Stutzen und Schuhen wird der Platz mit einem spannenden Spiel „Deutschland ge-gen Haiti“ eingeweiht und anschließend bei jeder Gelegenheit begeistert genutzt.

Was bleibt nach diesen Wochen in Haiti? Tiefe Dankbarkeit für eine unvergessliche Zeit mit den Kindern. Eine gewisse haiti-anische Ruhe dabei, Dingen gegenüberzutreten. Dankbarkeit für das, was ich besitze. Eine neue Nähe zu Gott. Und wenn wir in dieser kurzen Zeit mit unserem Einsatz nur ein kleines Strahlen von Gottes Liebe vermitteln konnten, hat es sich für jedes einzel-ne Kind gelohnt – „Merci, Seigneur!“

Annika Zeiler (32) hat auch im normalen Leben mit Kindern zu tun. Die Konrektorin einer Grund-schule in Bad Marienberg war das erste Mal Mit-reisende bei einem „Urlaub mit Herz“ von GAiN.

Statt „Deutschland gegen Haiti“ gibt es ein fröhliches Miteinander.

Voller Konzentration und mit großer Begeisterung sind die Kinder bei der Sache.

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Keine Einbahnstraße!Campusarbeit, die sich über Grenzen hinweg befruchtet

Anahit, wie kam es überhaupt, dass du dich für Deutschland und unsere Arbeit hier interessiert hast?Meine Eltern arbeiten seit 15 Jahren bei New Life Armenia, der dortigen Arbeit von Campus für Christus. Sie bieten da Semina-re für Gemeindeleiter und -gründer an, für Jugendarbeit, Evan-gelisation und so weiter. Bei einem Kindercamp, wo ich Mitar-beiterin war, habe ich 2007 Elke und Manfred Seifert von GAiN kennengelernt, die mit einer deutschen Gruppe gekommen sind

und mitgeholfen haben. Es hat mein Herz be-wegt, dass da extra Leute aus dem Ausland an-reisen, um uns zu helfen. Ich sprach damals schon ein bisschen Deutsch, und Seiferts ha-ben es möglich gemacht, dass ich 2013 für ein Praktikum nach Deutschland kommen konnte.

Wie hast du dein Praktikum bei uns erlebt?Ich habe beim Armenienprojekt mitgearbeitet und dabei ganz viel erfahren über die Abläufe in der humanitären Hilfe. Ich kannte ja die Kis-ten, die bei uns ankamen, aber hier habe ich auch gesehen, wo die Hilfsgüter überall her-kommen und wie viele Menschen daran betei-ligt sind, dass sie alle schließ-lich bei uns landen. Das hat

mich total beeindruckt. Es war toll zu sehen, was die Deutschen für mein Land tun! Und ich habe mich geehrt gefühlt, weil so viele mit mir gesprochen haben. Für sie habe ich Armenien ein Gesicht gegeben.

Du hast in Armenien sicher genug zu tun ge-habt, trotzdem bist du 2015 ein zweites Mal nach Deutschland gekommen. Warum?In meiner Gemeinde habe ich mehr als acht Jahre mit Kindern gearbeitet, und aus diesen Kindern sind junge Leute und Studenten ge-worden. 2013 hat die Leitung von New Life dann beschlossen, dass alle Mitarbeiter auch

Campus für Christus gibt es in etwa 190 Ländern der Welt. Einige Dutzend deutsche Kurz- und Langzeit-Mitarbeiter sind im Ausland unterwegs, und ab und zu berichten wir in der Impulse über ihre Erfahrungen in der Fremde. Aber un-ser Engagement im Ausland ist keine Einbahnstraße: auch nach Deutschland kommen immer wieder Mitarbeiter aus anderen Campus-Bewegungen. Eine von ihnen, Anahit aus Armenien (24), haben wir nach ihren Erfahrungen gefragt.

Studentenarbeit machen und den Ge-meinden helfen sollen, Studenten zu er-reichen. Ich habe meinem Vater dabei ge-holfen. Während meines Praktikums in Deutschland bin ich mit Campus-Mitar-beitern auf die Idee gekommen, dass ich ein Volontariat machen könnte, um die Arbeit an den Unis kennenzulernen. We-gen Visaschwierigkeiten ist aus dem „Volo“ dann leider nur ein Praktikum geworden, aber ein sehr volles. Es ist toll, wie die Mit-arbeiter in mich investiert haben!

Was nimmst du diesmal mit, wenn du nach Armenien zurückkehrst?Ich habe in der Zeit hier klar verstanden, was meine Berufung ist: unter Studenten arbeiten! In Armenien wird die Studen-tenarbeit bisher von Hauptamtlichen ge-tan: Sie laden Studenten ein, halten Bi-belarbeiten, moderieren Gespräche … In Deutschland wird die Arbeit von den

Studierenden selbst getragen und es gibt ungeheuer viele Aktionen und Projekte: Kaf-fee- und Kuchenverteilaktio-nen, um ins Gespräch zu kom-men, und so weiter. Manches davon passt auch zu uns! Auch wenn es vielleicht ein bisschen „flexibler“ bei uns zugeht – wir stressen uns nämlich nicht so, wenn mal nicht alles perfekt läuft. (lacht) Danke, Anahit, für das Ge-spräch!Mit Anahit Tadevosyan sprach

Andrea Wegener

Anahit Tadevosyan.

Ich habe

hier ver-

standen,

was meine

Berufung

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Bild li.: Elke und Man-fred Seifert luden Anahit zum Praktikum nach Deutschland ein.

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Ein Jahr ganz

Den Studenten in Darmstadt über die Schulter geschaut

Teil 3

Campusbewegung Gott näherkommen? Das sind die Fragen, die ich mir als Leiter stelle. All das Organisatorische kann man auch gut delegieren.“ Konkret bedeu-tet das, die Hauskreisleiter und alle Mit-

arbeiter, z. B. die Musiker im Lobpreis-Team, zu un-terstützen, an ihnen dran-zubleiben, in sie zu inves-tieren. Studentische Leiter bei Campus sind eben viel mehr Multiplikatoren als Manager.

„Letztens hatte ich ein richtig gutes Gespräch mit einer Hauskreisleiterin. Ihr Hauskreis lief nicht so zu-friedenstellend. Wir haben uns unterhalten, gemein-sam gebetet und ich konn-te sie neu für ihre Aufga-be motivieren. Mir gefällt es, mich um meine Leute zu kümmern und für sie da

Wir laden Sie als Leser ein, uns bei der Arbeit mit Studenten über die Schulter zu schauen. Ein Jahr lang werden wir die Gruppe in Darmstadt begleiten, durch Hochs und Tiefs. Sie lernen die jungen Leute kennen, denn es sind die Studierenden, die die Bewegung prägen, voranbringen und ausmachen. Welche Erfahrungen machen die Stu-denten im Laufe des Semesters? Wie geht es den alten Hasen, die schon seit fünf Jahren dabei sind? Wie haben sie die Bewegung beeinflusst? Und wie wurden sie selbst geprägt?

nde Mai ist das Sommersemester in vollem Gan-ge. Mittendrin statt nur dabei ist Johannes. Der Informatik-Student ist seit knapp drei Jahren in der Campusgruppe in Darmstadt. Zwei Jahre da-von ist er einer der Leiter, denn das Sagen vor Ort haben die Studis selbst! Die Studierendenbewegung ist zwar

hauptamtlich begleitet, aber studentengeleitet. Sie bestimmen und prägen das Gesicht ihrer eige-nen Bewegung. „Als ich gefragt wurde, ob ich Lei-ter sein wollte, hielt ich mich erst einmal zurück. So was hatte ich noch nie gemacht.“ Aber Gesprä-che mit dem damaligen Leiter weckten Johan-nes’ Interesse. „Ich wollte herausfinden, was ich kann und was Gott mit den Studenten in Darm-stadt vorhat. Also habe ich es gewagt“, erklärt der 26-Jährige.

Multiplikatoren statt Manager Und was macht man als studentischer Leiter? „Ich verstehe unsere Aufgabe so, dass wir zwar auch organisieren, aber vielmehr geistliche Lei-ter sind. Wo wollen wir als Gruppe hin? Was sind unsere Ziele? Wie können wir als gesamte

Johannes (26) schaut begeistert auf seine Zeit als studentischer Leiter zurück.

Ich konnte

sie neu für

ihre Aufgabe

motivieren.

Mir gefällt

es, mich um

meine Leute

zu kümmern.

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Ihre Geschichte im Internet?

Die Online-Trainingsplattform von MyStory.me

MyStory.me ist eine Online-Plattform, auf der man sei-ne eigene Geschichte erzählen kann. So weit, so gut. Aber wenn man nicht recht weiß, wie das gehen soll? Was über-haupt die eigene Geschichte mit Gott ist?

Fri Sommer von Campus für Christus koordiniert das deut-sche Projekt MyStory.me. Dem Theologen mit Studien-schwerpunkt Storytelling war es von vornherein bewusst: „Die Qualität unserer Seite, und wie ansprechend die Le-bensberichte darauf sind, be-stimmt, wie gern Menschen sich dorthin einladen lassen.“ So war ein Schwerpunkt sei-ner Arbeit von Anfang an die Schulung. Zu zig Gemeinden, Gruppen und Interessenten

ist er hingefahren und hat ein Training dazu an-geboten, wie man seine eigene Geschichte mit Gott überhaupt findet und sie dann auch inter-essant erzählt. Die Folgen waren zahlreiche gute Begegnungen, etliche Schulungen – und die frus-trierende Erfahrung: „Ich müsste noch viel mehr machen  …“

Inzwischen ist ein Training jederzeit und an je-dem Ort möglich. Und es ist auch nicht mehr an eine Mindestteilnehmerzahl gebunden. Jeder kann sich zu Hause vor seinen Computer setzen und es online besuchen. Wer sich dafür interessiert, ist schnell dabei: Ein Besuch auf https://training.MyStory.me, eine kurze Anmeldung und los geht’s. Die motivierenden und praktischen Kurzfilme zum The-ma „Erzählen“ helfen konkret dabei, das zu erzählen, was man mit Gott erlebt hat – und noch viel mehr. Die Teilnahme ist übrigens kostenlos! Hauke Burgarth

IM BLICKPUNKT

zu sein. Im ersten Moment passiert da au-genscheinlich nichts Großes, aber ich lie-be es zu sehen, wenn die Motivation bei den Leuten wieder aufblitzt.“ Was ist für Johannes also der beste Part an seinem Job? „Definitiv ein Hirte zu sein! Das Or-ganisatorische ist eh nicht so mein Ding“, schmunzelt er.

ZukunftshoffnungenJohannes’ Studium neigt sich dem Ende zu und damit auch seine Zeit als Leiter. „Gerade suchen wir nach Nachfolgern. Das ist gar nicht so leicht, da bleibt nicht so viel Zeit, mich um die für mich wesent-lichen Dinge zu kümmern“, gesteht er. Ob er sich vorstellen könnte, nach zwei Jahren als ehrenamtlicher Mitarbeiter hauptamtlich in die Studentenbewegung einzusteigen? „Vielleicht irgendwann. Erstmal möchte ich nach dem Studium verreisen, vielleicht in Kanada arbeiten, und die Informatik nicht an den Nagel hängen.“ Für die Zukunft der Campusbe-wegung wünscht er sich, „dass die Leute wieder Feuer fangen und Gott noch viel mehr zum Gesprächsthema wird. Und dass dieses Feuer dann nach außen hin sichtbar wird.“

Julia Spanka

Immer wieder werden Gelegen-heiten gesucht, um Gespräche über den Glauben zu führen.

Ein Training ist jederzeit und an jedem Ort mög-lich. Jeder kann sich zu Hause vor seinen Computer setzen und es on-line besuchen.

MyStory.me lebt von der Kraft Ihrer per-sönlichen Geschichte.

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Wir sollten unseren Lesern mal wieder etwas anbieten, das sie im Glauben fördert. Dies ist eigentlich ein naheliegender Ge-danke, wenn man sich als Missionswerk „gewinnen, fördern, senden“ als Motto auf die Fahnen schreibt. Doch die Frage bleibt: Was? Was können wir anbieten?

Beim Suchen nach geeignetem Material stießen wir auf „Rigatio“. Der kleine Verlag aus dem Siegerland (sein Name bedeutet übrigens „Be-wässerung“) hat sich auf Jüngerschaftsthemen spezialisiert. Und Mirko Merten als Verlagsleiter hat uns gern einen Kurs zur Verfügung gestellt, den wir Ihnen als Lesern für einige Monate angeboten haben: „Mein

Leben als Christ“ von Eddie Rasnake. Wir waren überwältigt, wie viele von Ihnen sich angemeldet und den Kurs durchgearbeitet haben. Und wir ha-ben uns über das positive Feedback dazu gefreut.

Hier ein paar Meinungen:Ich mache den Kurs zusammen mit meiner

Frau. Wir haben uns lange Zeit nicht mehr so in-tensiv mit den Grundlagen unseres Glaubens be-schäftigt. Es ist faszinierend, wie man anhand ei-gentlich bekannter Bibeltexte neue Erkenntnisse gewinnen kann. Friedrich und Claudia

Sehr gut und gewinnbringend. Bernd

Ich finde den Kurs hervorragend: sehr klare Spra-che und Botschaft, freundliche Grundstimmung, aber auch Herausforderungen sind enthalten. Dass jemand jeden Tag konsequent den Kurs

durcharbeitet, halte ich für unrealistisch. Aber das macht nichts, die Qualität des Kurses wird hierdurch nicht beeinträchtigt. Georg

Mir ist es wichtig, dass der Glaube praktisch im Alltag gelebt wird. Ihr Bibelkurs erfüllt diese Erwartung, weil er nicht in der Theorie stecken bleibt … Ich bin jeden Freitag in froher Erwartung, wenn es wieder eine neue Lektion gibt. Vielen Dank für das Angebot! Yves

Mein Leben als ChristBibelkurs geht online

IM BLICKPUNKT

Der orangefarbene Anstrich des Hau-ses lässt sich nicht übersehen: Hier geht die Sonne auf. Im Anbau direkt an der Campus-Zentrale in Gießen wohnen nun einige Mitarbeiter und Studenten.

Auf der bisher freien Fläche neben der Campus-Zentrale steht seit dem Frühling ein 3-stöckiges Mitarbeiterwohnhaus mit Terrassen, Balkonen und einem Grasdach, in dem sich auch Studenten zu Hause füh-len. „Diese große Veränderung ist eine

einmalige Möglichkeit zur Aufwertung des Geländes. Sie ist im Zuge einer Änderung des Bebauungsplans möglich geworden“, erklärt Campus-Ge-

Der Campus-CampusMitarbeiterwohnungen

bei der Campus-Zentrale

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Diesen Kurs konnten wir kostenlos online anbieten.

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Ein besonderer Tag zu zweit!„Gemeinsam eins“ in Lich

schäftsführer Achim Gramsch. „Der Vor-stand hat uns zugeraten und ein uns na-hestehender Großunternehmer aus der Region hat die Realisierung möglich ge-macht. Für das Projekt konnten wir Rück-lagen zu guten Konditionen investieren, die jetzt keinem Wertverlust bei der Bank mehr ausgesetzt sind.“ Nach weniger als einem Jahr Bauzeit entstanden hier schö-ne 1- und 2-Zimmer-Wohnungen und sogar eine WG im obersten Stock. Die Campus-Zentrale und das Wohnhaus tei-len sich einen gemeinsamen Hof mit Zu-gang zu einer Gemeinschaftsküche und einem Seminarraum für die Mitarbei-ter. Damit ist die Möglichkeit zur Ge-meinschaft gegeben und Studenten im Haus, die Campus schon kennen, wach-sen leicht in ehrenamtliche Tätigkeiten hinein.

Sarah Schwehn

Freundlich hell und schön ist das Haus geworden. Auf gute Nachbar-schaft!

Conny und Achim Gramsch als Referenten beim Ehekurs.

Studenten im Haus, die Campus schon kennen, wach-sen leicht in ehrenamtliche Tätigkeiten hinein.

Ob sie Probleme in ihrer Beziehung haben? Das könnte so mancher von den teilnehmenden Paaren des Ehetags „Gemeinsam eins“ gedacht haben. Doch die meisten sind sich einig: „Nein, aber wir wollen vorbeugen, da-mit erst gar keine entstehen.“

Bei einem Eheseminar von Campus für Christus im hessischen Lich sprachen Conny und Achim Gramsch mit Esther und Ulli Probst als Referenten verschiedene Themen an: Gottes Kraft für die Ehe, Hindernisse auf dem Weg zur Einheit, Konflikte erfolgreich lösen – und eini-ges mehr. Es gab Vorträge, Paar- und Einzelarbeit und sogar schauspieleri-sche Einlagen. Dazwischen wurde das Ganze immer wieder in einer „Zeit zu zweit“ in die eigene (Paar-)Praxis über-tragen. Diese war auch ein geschütz-ter Rahmen für intime Themen wie „Streit” und „Sexualität”.

Ein Paar gibt als Feedback: „Wir ha-ben gespürt, wie gut es tut, dass Gottes Kraft in unserer Beziehung wirkt. Beson-ders in Bezug auf unsere Patchwork-Familie erleben wir ihn ganz konkret in unserer Mitte. Gemeinsame Gebete und Gespräche

entlasten und helfen uns, eine in-tensivere Beziehung zu unseren Kindern aufzubauen. ‚Wenn Gott seinen Platz bekommt, wird das Leben zum Geschenk.’ Das durf-ten wir erfahren.“

Hauke Burgarth

Wir haben ge-spürt, wie gut es tut, dass Gottes Kraft in unserer Beziehung wirkt. Besonders in Bezug auf unsere Patchwork-Familie erleben wir ihn ganz konkret in unserer Mitte.

Das Seminar ist für Teilnehmer eine besondere Zeit.

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ie trifft nicht die ganz großen Entscheidungen, die zig Men-schen betreffen. Sie steht auf keiner Bühne. Sie ist kein VIP der christlichen Szene, sondern gehört zur Masse derer, die im so-genannten „Hintergrund“ arbeiten. Und ist dennoch genau an dem Platz, an dem sie sein möchte. Anna Lena Müller ist die Assistentin des Missionsleiters von Campus für Christus und

lebt dort ein Lebensmotto, das sie von Jim Elliot übernommen hat: „Wo im-mer du bist, sei ganz da.“

Ganz da sein bedeutet in ihrem Fall unter anderem, Clemens Schweiger, den Leiter von Campus für Christus Deutschland, zu unterstützen und entlasten. Sie koordiniert Termine und Absprachen, bucht Flüge und Tagungshäuser, schreibt Briefe und Mails und ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Leitung und Mitarbeiterschaft. Außerdem ist sie mit verantwortlich für die Betreuung der IJFD’ler, junger Menschen also, die für ein Jahr einen freiwilligen Dienst im Ausland absolvieren wollen.

Anna ist in einem gläubigen Umfeld aufgewachsen und dachte schon sehr früh, dass es schön wäre, im christlichen Bereich tätig zu sein. Andererseits war ihr klar, dass sie nicht der Typ von Mensch ist, der in unerschlossenen Gebieten geistliche Pionierarbeit leisten und predigend durch „wilde“ Gegenden pilgern kann. Sie hat also erst einmal Lo-gistik studiert und sich dann bei GAiN, dem humanitären Partner von Campus für Chris-tus, für ein Praktikum beworben. Während dieser Zeit wurde sie von Clemens Schwei-ger „entdeckt“, der sie prompt anfragte, ob sie nicht eventuell umschwenken und seine Assistentin werden wollte.

Das war vor drei Jahren. Seitdem ist sie vollzeitliche Mitarbeiterin bei Campus für Christus in Gießen und eine waschechte Missionarin, auch wenn sie in ihrer tägli-chen Arbeit nicht mit dem Buschmesser wedelt, sondern eher mit Papieren, und keine

MENSCH MISSIONAR

weißen Flecken auf der Landkarte bear-beitet, sondern eine weiße PC-Tastatur. Apropos geistliche Arbeit und „wilde“ Ge-genden: Annas Dienst beinhaltet durchaus mehr als „nur“ den Schreibtisch. Mittler-weile war sie schon viermal in Haiti, um dort beim Aufbau eines Kinderheimes zu helfen, das 2010 durch das katastrophale Erdbeben komplett zerstört wurde. Seit-dem wird es von GAiN wieder aufgebaut, und Anna hat die Möglichkeit, dort an Einsätzen teilzunehmen, was übrigens sei-tens der Campus-Missionsleitung sehr be-grüßt und gefördert wird.

„Wo immer du bist, sei ganz da.“ – Anna wird sich weiter an dieses Motto halten, und wer weiß, vielleicht wird es bedeuten, dass sie doch irgendwann ihre Koffer packt, um außerhalb von Deutsch-land tätig zu werden. Bei Campus für Christus wird man ihr auf diesem Weg alle Türen öffnen, getreu dem Campus-Mot-to „gewinnen, fördern, senden“. Nur einer wird das dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen: Clemens Schweiger, der dann eine neue Assistentin bräuchte. Judith Westhoff

„Wo immer du bist, sei ganz da“Hinter den Kulissen der Missonsleitung

Hier stellen wir Ihnen regelmäßig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Campus für Christus vor. Aber nicht ohne Hintergedanken. Wir möchten zeigen, dass Gott ganz normale Menschen zum „Missionarsdasein“ beruft, Menschen wie Anna Lena Müller, Menschen wie Sie.

23!mpulse 3/15

bei Campus für Christus

ÜBerSICHT

www.campus-d.de/veranstaltungen

September27.8.-6.9. Taizé erleben und prägen. Mit Gesprächsleiterschulung. Burgund, Frankreich

99 € (für Studenten unter 30 J.) für Vortreffen und 1 Woche Taizé-Aufenthalt, zzgl. 80 € Fahrtkosten mit Privatautos.

6.-13.9. Wanderwoche für Leiter und solche, die es werden wollen. Österreichische Alpen 220 € (Ü m. VP). eigene Anreise.

11.-14.9. Outdoor Freizeit: Wandern, Klettern und Mountainbike-camp in den Allgäuer Alpen, Bergheim Unterjoch, 160 € (Ü m. VP, Kurtaxen, rahmenprogramm-Inputs, Sportprogramm), zzgl. An- und Abreisekosten

19.-20.9. Orientierungstage für Campus-Bewerber und Missi-onsinteressierte, Gießen, auf Spendenbasis

25.-27.9. Gebetsseminar „Hören auf Gott“, Bielefeld-Sennestadt, Durchführungskosten 20 € pro Person, zzgl. angemessener

freiwilliger Seminarkostenbeitrag erbeten 28.9.-7.10. Armenien entdecken: Die lokale Studierendenbewegung

von Campus für Christus kennenlernen. 200 € (zzgl. selbstgebuchter Flug, inbegriffen sind Unter-kunft, Transport in Armenien, Vollverpflegung)

Oktober17.-24.10. Einsatz unter Roma, vor allem Kindern, mit GAiN Hol-

land, (Projektsprachen englisch und Holländisch), Molda-wien, rumänien 750 € für VP, Unterkunft, Flug ab Holland

18.-29.10. Erlebnistour durch Israel mit Begegnungen mit Holocaustüberlebenden, Israel 1599 € für Flug ab Frankfurt /M., 10 Tage rundreise mit Projekteinsatz HP im DZ in 3-Sterne-Hotels und eintrittsgelder. Frühbucherrabatt bis 31. 3.: 1550 € 8 Tage Verlängerungsoption: Hotel in Netanja mit HP, 440 €

23.-25.10. Gemeinsam E1ns – ein Wochenende zu zweit als ehe-paar, München 49 € pro Person (incl. Candle-Light Dinner)

November29.10.-1.11. Männertour ab 18 Jahren

Körnermühle im Ost-erzgebirge, 125 € (DZ)13.-15.11. Gebetsseminar „Stark in Christus - Bestehen im Span-

nungsfeld geistlicher Mächte“, Langenbernsdorf bei Zwickau, 80 € (VP) zzgl. angemessener freiwilliger Semi-narkostenbeitrag erbeten

11.-13.12. Gebetsseminar „Gott be-gegnen - einübung in die be-ständige Gemeinschaft mit Gott“, Langenbernsdorf bei Zwickau

80 € (VP) zzgl. angemessener freiwilliger Seminarkostenbei-trag erbeten

19.-20.11. Rhetorikkurs „Sicher auf-treten vor anderen“, Gießen,

125 € (incl. Unterlagen, Ge-tränke und Mittagessen), für Studenten und Schüler gilt ein Sonderpreis von 30 €

Dezember14.12. Seminar „Erfolgreiches

Selbst-, Zeit- und Zielma-nagement; effektive Arbeits-techniken“, Gießen, 108 € (inkl. Unterlagen, Getränke und Mit-tagessen)

15.12. Seminar „Mitarbeiter führen und coachen“, für alle mit Per-sonalverantwortung, Gießen, 98 €  (inkl. Unterlagen, Geträn-ke und Mittagessen)

29.12.-1.1. Explo 2015. Großer Glaubens-kongress von Campus Schweiz, Luzern / Schweiz, Preise je nach Altersgruppe, bei Frühanmel-dung bis 30.6. oder als Zehner-gruppe bis 30.9. mit Vergünsti-gungen: siehe Website: http://explo.ch/preise/

Januar16.1.-31.1. Haiti – Help and Holidays; in-

ternationales Projekt: 1 Woche Helfen im Kinderheim Ça-Ira und 1 Woche reisen; dt./engl.; 1200 € plus Flug

Herausgeber: Campus für Christus e.V., Postfach 100 262, D-35332 Gießen, Telefon: (0641) 97518-0, Fax: (0641) 97518-40, E-Mail: impulse@ campus-d.de, Internet: campus-d.deRedaktion: Hauke Burgarth, Julia Spanka, Andrea Wegener, Judith Westhoff Gestaltung: Claudia Dewald, Judith WesthoffDruck: Welpdruck, Wiehl, gedruckt auf chlorfrei gebleich-tem PapierErscheinungsweise: vierteljährlichBezug: Schutzgebühr 1,70 €. Die Bezugskosten für die Zeit-schrift sind im Beitrag zum CfC-Förderkreis enthalten. Unsere Bezieher weisen wir darauf hin, dass ihre Adresse mit Hilfe der Daten verarbeitung gespeichert wird (§ 26 Datenschutzgesetz). Konto: Campus für Christus, Volksbank Mittel hessen, IBAN DE30 5139 0000 0050 1688 08BIC VBMHDE5FAnzeigenverwaltung: Hauke Burgarth, Tel. (0641) 975 18-64, hauke.burgarth@ campus-d.deVertrieb: Campus für ChristusAbdruck: Abdruck bzw. auszugsweise Wiedergabe von Textbeiträ-gen, Illustra tionen und Fotos nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Bildnachweis: Bildnachweis am Foto, ansonsten Claudia Dewald, privat oder Campus-für-Christus-Archiv. Cover: Claudia Dewald.Campus für Christus versteht sich als Missions bewegung mit den Schwerpunkten Evangelisa-tion, Anleitung zu Jüngerschaft und Gebet. GAiN ist der Part-ner von Campus für Christus für humanitäre Hilfe.Vorstand: Klaus Dewald, Bernd Edler, Achim Gramsch, Uwe Heß, Linda Karbe, Cornelia Martin, Clemens Schweiger, Christian Vollheim (Vorsitzender). Campus für Christus ist der deutsche Zweig von Agape Europe. Ein Hinweis für unsere Bezieher: Anschriftenände-rungen werden uns von der Deutschen Post AG mitgeteilt, sofern der Bezieher nicht schriftlich wider sprochen hat. Die Deutsche Post AG geht da-von aus, dass Sie mit einer Mit-teilung Ihrer Adress änderung an uns einverstanden sind, wenn Sie nicht bei uns schriflich Ihren Widerspruch anmelden. Wir werden Ihren Wider spruch an die zuständigen Zustellpost-ämter weiterleiten.

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