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© IWGIA 2007 Herausgeber: Koordinationsstelle Indigene Völker in Lateinamerika und der Karibik (KIVLAK/GIZ) Kontakt: [email protected] Focal point ([email protected]) 2010 Länderpapier Indigene Völker in Bolivien

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© IWGIA 2007 Herausgeber: Koordinationsstelle Indigene Völker in Lateinamerika und der Karibik (KIVLAK/GIZ) Kontakt: [email protected] Focal point ([email protected]) 2010

Länderpapier

Indigene Völker in Bolivien

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I. Kontext Bolivien ist, an wirtschaftlichen und sozialen Indikatoren gemessen, eines der ärmsten Länder Lateinamerikas, mit einer Armutsrate von um die 65 Prozent.1 Gleichzeitig ist es jedoch reich an kultureller und landschaftlicher Vielfalt und an Bodenschätzen. Neben Guatemala und Peru gehört Bolivien zu den Ländern, die eine indigene Bevölkerungsmehrheit besitzen. Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt um die 60 Prozent. Offiziell anerkannt sind 37 verschiedene indigene Bevölkerungsgruppen.2

Identitätszuschreibungen finden in Bolivien häufig entlang der verbreiteten Stereotype statt, die zwischen den „kollas“, den Bewohnern des stark indigen geprägten Andenhochlandes, und den „cambas“ des Tieflandes unterscheiden, wo die Bevölkerungsmehrheit mestizisch geprägt ist und die Indigenen eine Minderheit darstellen.3

In den letzten Jahren stand die politische Entwicklung Boliviens im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit. Im Dezember 2005 wurde Evo Morales Ayma mit absoluter Mehrheit zum ersten indigenen Präsidenten Boliviens gewählt. Seine Regierung zielt auf eine „Neugründung Boliviens“

und bemüht sich seitdem um gesellschaftliche Umwälzungen, welche die politische Partizipation und gesellschaftliche Teilhabe der Indigenen und anderer benachteiligter Bevölkerungsgruppen verbessern sollen. Bolivien wird als Beispiel für die politische Bewusstwerdung und Einflussnahme der indigenen Völker und sozialen Bewegungen in Lateinamerika gesehen. Die Konflikte zwischen der Regierung und den wirtschaftlichen Eliten und oppositionellen Kräften Landes im Rahmen dieser Veränderungsprozesse haben das Land jedoch tief gespalten.

Die neue Verfassung, die durch ein Referendum im Januar 2009 bestätigt wurde, definiert Bolivien als interkulturellen, plurinationalen, dezentralen Staat, mit 37 offiziellen Sprachen. Den Indigenen wird ein besonderer Schutz ihrer kulturellen Identität, ihrer sozialen wie politischen Strukturen und Institutionen sowie territoriale Selbstbestimmung zugesprochen.

Die historischen Machtverhältnisse sollen zugunsten der indigenen Völker ausgeglichen und ihre kollektiven Rechte auf Land und Autonomie durchgesetzt werden.

II. Indigene Völker in Bolivien4

In Bolivien leben 37 anerkannte indigene Völker. Laut der Volkszählung aus dem Jahr 2001 bezeichnen sich 62 % der Bevölkerung als indigen. Die Quechua stellen mit 30,7% und die Aymara mit 25,2% die beiden größten Völker. Sie leben vor allem im westlichen Hochland

1 Nach Haiti und Nicaragua ist Bolivien das drittärmste Land Lateinamerikas. Vgl. Weltbank: Bolivia at a glance. http://devdata.worldbank.org/AAG/bol_aag.pdf. (17.07.2009). 2 Grupo Internacional de Trabajo sobre Asuntos Indígenas (IWGIA): Pueblos indígenas de Bolivia hoy. http://www.iwgia.org/sw34062.asp. (6.07.2009) 3 vgl. Stavenhagen, Rodolfo: Informe del Relator Especial sobre la situación de los Derechos Humanos y las libertades fundamentales de los Indígenas. Misión a Bolivia. Consejo de Derechos Humanos de lasNaciones Unidas. Enero 2009, S. 9. 4 Eine interaktive Karte mit Informationen zu allen indigenen Völkern Boliviens findet sich unter: Amazonía Boliviana. Wigberto Rivero Pinto. http://www.amazonia.bo/pueblos.php?opcion=pueblos&codigo=5. (20.07.2009)

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der Anden Boliviens und, durch Migrationsbewegungen, auch in den Städten und in den Tälern des östlichen Tieflands. Im Tiefland, welches aus Amazonasgebiet und dem bolivianischen Teil des Chaco besteht, macht die indigene Bevölkerung nur einen Anteil von um die 17 % aus. Es herrscht jedoch eine große ethnische Vielfalt von 34 verschiedenen Völkern. Die größten Gruppen sind die Chiquitano (3,6%), Guaraní (2,5%) und die Mojeño (1,4%).5

Aktuellere Erhebungen geben an, dass im Hochland zwischen 64 und 83 % der Menschen sich vor allem zu den beiden größten Völkern der Aymara und Quechua zugehörig fühlen, während sich im Osten zwischen 67 und 80 Prozent der Einwohner als nicht-indigen bezeichnen.6 Mindestens 60 % der Bolivianer spricht eine indigene Sprache, davon ist die Mehrheit zweisprachig (48%). 12 % der Bolivianer sprechen kein Spanisch, sondern ausschließlich ihre indigene Muttersprache.7 Im ländlichen Raum sprechen zwei Drittel der Bevölkerung eine indigene Sprache, im städtischen Raum ca. ein Drittel.8

Besonders verletzlich sind die kleinen Völker, die in Ostbolivien teilweise in freiwilliger Isolation leben. Sie haben keine gesicherten Landtitel und sind daher abhängig von der Toleranz und dem Respekt der Gruppen, in deren Gebiet sie sich aufhalten. Große Industrieprojekte auf solchem Land gefährden sie existenziell.9 Als besonders gefährdete, kleine Völker nennt der ehemalige Sonderberichterstatter der VN, Rodolfo Stavenhagen, die Yuqui in Cochabamba, die Ayoreo in Santa Cruz, die Tsimane und die Leco sowie die Uru im Hochland.10 Es kam bereits wiederholt zu Massakern an den Yuqui durch Siedler. Außerdem litten sie unter Krankheiten, Epidemien und Zwangsmissionierung. Die Pacahuara, die in freiwilliger Isolation nahe der brasilianischen Grenze, leben, sind von einem großen Staudamm-Projekt am Madeira-Fluss bedroht.11

II.1. Sozio-kulturelle Indikatoren und Situation der indigenen Völker Indigene sind in Bolivien im Vergleich zur nicht-indigenen Bevölkerung überdurchschnittlich stark von Armut betroffen. Im ländlichen Raum sind 86 % der Indigenen arm, verglichen mit 74 % der nicht Indigenen. In der Stadt beträgt die Armutsrate bei Indigenen 59 %, beim Rest der Bevölkerung 47%. Während die Armutsraten bei der nicht indigenen Bevölkerung im Zeitraum von 1997-2002 zurückgingen, blieben sie bei der indigenen Bevölkerung gleich bleibend hoch. In ländlichen Gebieten stieg die extreme Armut bei Indigenen sogar an, während sie im Rest der Bevölkerung leicht abnahm. Auch der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist für Indigene erschwert.12

5 vgl. Stavenhagen, S.8 und GfbV, S.5.

Auch die soziale Ungleichheit in Bolivien wirkt sich auf die Indigenen in besonderer Weise aus. Fast zwei Drittel der indigenen Bevölkerung befinden sich unter den ärmsten 50% der Bevölkerung. 84 % der Indígenas arbeiten im informellen Sektor, im Vergleich zu 67% der nicht Indigenen. Fast ein Drittel der indigenen Bevölkerung erhält keinen Lohn für seine Arbeit, besonders stark sind hiervon die indigenen Frauen betroffen. Im Durchschnitt verdient ein Indigener nur die Hälfte von einem nicht indigenen Bolivianer, hierbei spielt natürlich zum

6 vgl. GfbV, S.22. 7 vgl. IWGIA: Perfíl de País Bolivia. Pueblos indígenas de Bolivia hoy. http://www.iwgia.org/sw34062.asp. (19.07.2009). 8 vgl. Hall, Gillette / Patrinos, Harry: Pueblos indígenas, pobreza y desarrollo humano en América Latina: 1994-2004. Bolivia – Datos destacados. Weltbank 2005. http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/BANCOMUNDIAL/EXTSPPAISES/LACINSPANISHEXT/0,,contenDK:20505826~menuPK:508626~pagePK:146736~piPK:226340~theSitePK:489669~isCURL:Y~isCURL:Y~isCURL:Y,00.html. (18.07.2009) 9 vgl. GfbV, S.7. 10 vgl. Stavenhagen, S.19. 11 vgl. GfbV, S.20. 12 vgl. Weltbank 2005

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einen eine Rolle, dass mehr Indigene in der Landwirtschaft beschäftigt sind bzw. Subsistenzwirtschaft betreiben. Aber auch Faktoren wie ein schlechterer Zugang zu Bildung und Diskriminierung im Arbeitsmarkt sind von Bedeutung.13

Unter der indigenen Bevölkerung ist auch das Phänomen der Kinderarbeit sehr viel weiter verbreitet: Im Jahre 2002 arbeiteten 31 Prozent der indigenen Kinder zwischen 9 und 11 Jahren, bei der restlichen Bevölkerung sind es nur 8% der Kinder. Die Indigenen haben im Durchschnitt 3,7 Jahre weniger Schulbildung (5,9 Jahre) als der Rest der Bolivianer (9,6 Jahre). Auch der Analphabetismus ist unter ihnen weiter verbreitet, wobei der Anteil der indigenen Frauen besonders hoch ist. Eine von vier indigenen Frauen über 35 Jahren kann nicht Lesen und Schreiben.

Auf dem Gebiet der interkulturellen Erziehung sind in den letzten Jahren Fortschritte gemacht worden. Im Jahr 2001 gab es schon doppelt so viele Schulen, die zweisprachige Bildung anboten, als im Jahr 1997. Die Programme zur interkulturellen Bildung sind ein Zeichen für die größere Wertschätzung der indigenen Sprachen im Zuge des neu erwachten kulturellen Selbstbewusstseins. Unter Umständen können sie auch dazu führen, dass weniger indigene Kinder (besonders im ländlichen Raum) die Schule vorzeitig abbrechen. Zugleich muss bedacht werden, dass für die Indigenen das Erlernen der spanischen Sprache auch eine wichtige Voraussetzung für den sozialen Aufstieg sein kann.14

Ein besonders entscheidender Punkt für die Verbesserung der Situation indigener Völker ist der Zugang zu Land. Im Tiefland haben sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts Kautschukproduzenten, Großgrundbesitzer, Viehzüchter und schließlich Agrar- und Forstindustrie indigenes Land angeeignet. Nach Angaben der Nationalen Behörde für Landreform (Instituto Nacional de Reforma Agraria – INRA) sind im Tiefland 35 Familien in Besitz von Flächen, deren Größe jeweils zwischen 15.000 und 290.000 ha liegen. Im Hochland hat die Agrarreform von 1953 bereits dazu geführt, dass es weniger Großgrundbesitz gibt. Den indigenen Bauern gehören dort heute aber aufgrund der Erbteilung meist nur kleine Landgebiete, die „minifundios“ (1 ha pro Familie).15

Eines der wichtigsten Vorhaben der Regierung Morales war es aus diesem Grund, die Landreform, die bereits 1996 begonnen jedoch nur zögerlich umgesetzt worden war, voranzutreiben. Im November 2006 verabschiedete der Kongress ein Gesetz, das die Umverteilung von Land zugunsten der Kleinbauern und Indigenen regelte.16 INRA zufolge, sind seitdem bereits Landtitel für 23.000.000 Hektar Agrarfläche vergeben worden. Davon wurden 14 Millionen Hektar in Form von gemeinschaftlichen Landtiteln (TCO) an Indigene vergeben.17 Trotz dieser Fortschritte gibt es immer wieder Beschwerden von indigenen Organisationen, die auf Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Land, zeitliche Verzögerungen oder das Fortbestehen von Rechtsunsicherheit aufmerksam machen. Besonders im Tiefland kommt es noch häufig zu unrechtmäßiger Aneignung von Gemeinschaftsländereien durch Großgrundbesitzer oder zu Verletzungen der Territorien durch illegalen Holzeinschlag. Auch die Umweltschäden durch Industrie und den Abbau natürlicher Rohstoffe gefährden indigene Territorien stark.18 Obwohl Bolivien die ILO-Konvention 169 schon 1991 ratifizierte, setzt es das darin enthaltene Recht auf „freie, vorherige und informierte Zustimmung“ vor dem Beginn von Maßnahmen, welche die Lebensverhältnisse indigener Völker berühren, nicht systematisch durch.19

13 vgl. ebd. 14 Vgl. ebd. 15 Vgl. GfbV, S.5. 16 Vgl. Stavenhagen, S.14f. 17 vgl. Instituto Nacional de Reforma Agraria (INRA): Noticias: Confirman el saneamiento de 30 millones de hectáreas de tierra. 15.06.2009. http://www.inra.gob.bo/. (18.07.2009). 18 vgl. Stavenhagen, S.15-17. 19 Vgl. GfbV, S.7.

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Die schlimmsten Missstände haben die Tieflandvölker zu beklagen. Einige Guarani-Gemeinschaften mit zusammen etwa 7.000 Angehörigen leben unter Sklaverei-ähnlichen Bedingungen. Die Indigenen arbeiten für die Großgrundbesitzer, erhalten jedoch wenig oder gar keinen Lohn, können sich nicht frei bewegen und bekommen Nahrung und Kleidung zugeteilt. Die Guaraní-Organisation Asamblea del Pueblo Guaraní APG hat sich bereits an die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IACHR) gewandt, um die Rechte dieser Familien und Gemeinden auf Land und Freiheit einzuklagen. Sie wirft der Regierung Morales vor, ihr Gesetz 29292 gegen Zwangsarbeit, Knechtschaft und andere Formen von Sklaverei, dessen Paragraph 6 sich direkt auf die Guaraní bezieht, nicht schnell genug umzusetzen. Am 25. April 2008 appellierte die IACHR an den bolivianischen Staat, unverzüglich Maßnahmen zur Beendigung der Sklaverei bei den Guarani zu ergreifen, die Agrarreform umzusetzen und alle Hindernisse zu überwinden, die dem Zugang zum Land entgegenstehen.20

Inzwischen erarbeitet ein aus Ministerien und APG Vertretern paritätisch besetztes Direktorium den Plan Guaraní, der in Schuldknechtschaft gehaltene Guaraníes befreien, ihnen Landtitel zu weisen und Maßnahmen zur sozialen und wirtschaftlichen Förderung entwickeln soll.

Beobachter haben wiederholt auf die Ausmaße rassistisch motivierter Gewalt gegen Indigene in Bolivien aufmerksam gemacht. Die Demütigungen und körperlichen Angriffe gegen indigene Vertreter in Sucre im Mai 2008 (vgl. S.5) sind ein besonders erschreckendes Beispiel. Sie zeigen, dass es Gruppen innerhalb der Opposition gibt, die das Streben der indigenen Völker Boliviens nach mehr politischer und wirtschaftlicher Teilhabe als Angriff auf ihre eigenen Privilegien und ihre Identität verstehen und ihm mit Gewalt begegnen. Immer wieder sind die Debatten in den östlichen Verwaltungsbezirken von der Abwertung indigener Völker und der Konstatierung der eigenen ethnischen Überlegenheit durchzogen. In den Privatmedien wird einseitig und polarisierend über die indigenen Völker und ihre politischen und kulturellen Aktivitäten berichtet.21

Wiederholt kam es zu verbalen und körperlichen Angriffen auf die indigene Politikerinnen und Politiker, auf die Vorsitzende der verfassungsgebenden Versammlung, Silvia Lazarte, und auf andere indigene Führungspersönlichkeiten und Menschenrechtler. In verschiedenen Regionen haben sich Schlägertrupps gebildet und „schwarze Listen“ mit indigenen Aktivisten werden öffentlich ausgehängt.

Untersuchungen über rassistische Gewaltverbrechen werden häufig auf regionaler Ebene verschleppt. Die wiederholten Appelle für Toleranz und Achtung der Menschenrechte von Seiten der Interamerikanischen Menschenrechtskommission und anderer internationaler Institutionen blieben bisher weitgehend wirkungslos.22

Gegen diesen Trend stellen sich Bürgerbewegungen gegen Rassismus und Gewalt.

20 vgl. GfbV, S.6 21 vgl. Stavenhagen, S.25ff. und GfbV, S.20f. 22 vgl. GfbV, S.20.

Quelle: GfbV

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III. Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen

III.1. Geschichte

Im Jahre 1952 fand in Bolivien die so genannte „Nationale Revolution“ statt. Die indigenen Völker des Hochlands organisierten sich politisch und wurden in den Gewerkschaften der Bauern und Minenarbeiter aktiv. Zu diesem Zeitpunkt stand noch kein gemeinschaftliches Bewusstsein der „indigenen“, kulturellen Identität im Vordergrund, sondern eine Unterscheidung entlang von Klassen und sozialem Status. Auch heute noch haben die Kategorien „campesinos“, „mineros“, „trabajadores“ und „cocaleros“ großen Einfluss auf das Denken der bolivianischen Bevölkerung. Die Bergarbeiterschaft war in den 1950er Jahren bereits in starken marxistisch und trotzkistisch orientierten Gewerkschaften organisiert. Die verarmten Kleinbauern befreiten sich erst sehr viel später aus der Bevormundung durch den Staat.23

Der Präsident Víctor Paz Estenssoro führte im Nachgang der Revolution eine Reihe wirtschaftlicher und sozialer Reformen durch, welche der benachteiligten und marginalisierten Bevölkerung zu Gute kamen. Die Regierung nationalisierte die Minengesellschaften und führte eine Agrarreform durch, die den verarmten Kleinbauern und Indigenen zu Land verhalf. Auch wurde ein neues, universelles Wahlgesetz erlassen, das den Indigenen erstmals die Stimmabgabe ermöglichte.24 Ab 1964 wechselten sich verschiedene Militärregierungen an der Macht ab. Soziale und politische Fortschritte wurden zurückgenommen und die Arbeiterbewegung litt teilweise unter starker Repression. Auch indigene Aktivistinnen und Aktivisten wurden massiv verfolgt.25

Ende der 1960er Jahren entstand eine Bewegung andiner Bauern, die sich auf ihr kulturelles Erbe bezogen, zugleich jedoch Zugang zu Land und politischer Partizipation forderten. Indianistische Ideologien vermischten sich hierbei mit marxistischen Positionen. Die Organisation nannte sich „Tupac Katari“ (auch bekannt als „Kataristen“) und bildete den Ausgangspunkt für die Gründung des Dachverbandes der Bauern und Landarbeiter CSUTCB („Confederación Sindical Unica de Trabajadores Campesinos de Bolivia“) in den 1970er Jahren. Die CSUTCB wurde zum wichtigsten Hoffnungsträger der indigenen Bevölkerung.26

Die erneute Demokratisierung Boliviens begann ab 1982, ab 1985 wurde die „Neue Wirtschaftspolitik“ („Nueva Política Económica“) eingeführt. Die Hyperinflation wurde beendet, die Märkte geöffnet, der Arbeitsmarkt liberalisiert und öffentliche Unternehmen wurden privatisiert. Diese Wirtschaftspolitik war mit hohen sozialen Kosten verbunden; es kam zu Entlassungen und Lohnsenkungen. Die Gewerkschaften konnten keinen Einfluss auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik mehr nehmen. Die verarmte ländliche Bevölkerung wanderte zunehmend in die Städte ab.27

Die Indigenen Boliviens begannen Ende der 1980er Jahre sich stärker politisch zu organisieren und öffentlich ihre Rechte einzufordern, zahlreiche indianistische Parteien wurden gegründet.28

23 Ströbele-Gregor, Juliane: Indigene Emanzipationsbewegungen in Lateinamerika. Aus Politik und Zeitgeschichte 51/2006, S.6.

1990 organisierten sie einen Protestmarsch von Trinidad bis nach La

http://www.bundestag.de/dasparlament/2006/51-52/beilage/002.html. (16.07.2009) 24 IWGIA: Bolivia. Historia. http://www.iwgia.org/sw34047.asp (6.07.2009). 25 Vgl. Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV): Menschenrechtsreport Nr. 55: Bolivien. Indigene Völker verteidigen neue Rechte gegen alte Machtstrukturen. Juni 2008, S.10. http://www.gfbv.de/report.php?id=35&stayInsideTree=1. (05.07.2009) 26 vgl. Ströbele-Gregor, S.6. 27 Schwarzbauer, Annette: Indígena und Politik im Andenraum: Bolivien. KAS Auslandsinformationen 1/05. S.81f. 28 vgl. Ströbele-Gregor, S.6.

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Paz, um für die Anerkennung ihrer Territorien zu kämpfen („Marcha por el Territorio y la Dignidad“). Dieses Ereignis stellte einen wichtigen Wendepunkt in der Anerkennung der indigenen Bevölkerung durch Staat und Gesellschaft dar.29 Ihm folgten eine ganze Reihe weiterer Protestmärsche in den nächsten Jahren.30 Erste Erfolge waren 1991 die Ratifizierung der ILO Konvention 169 und die Verfassungsreform von 1995, durch die Bolivien erstmalig als ein „multiethnisches“ und „plurikulturelles“ Land definiert wurde. Von 1993 bis 1997 bekleidete zum ersten Mal ein Indigener ein hohes politisches Amt in Bolivien: Der Aymara Víctor Hugo Cárdenas war Vizepräsident des Landes.31

Ab April 2000 kam es zu breiten sozialen Unruhen und Protesten, denen die Regierung teilweise durch den Einsatz des Militärs entgegentrat. Gründe für die Demonstrationen, Straßensperren und Protestmärsche waren die schlechte wirtschaftliche Lage, die Einsparungen an staatlichen Leistungen für die Bevölkerung, die Erhöhung des Wasserpreises und die Ausbeutung bolivianischer Bodenschätze durch ausländische Unternehmen. Im Zuge der Konflikte erstarkten auch die indigen geprägten Parteien Movimiento al Socialismo (MAS) und Movimiento Indígena Pachakuti (MIP).32

Vor allem die bevölkerungsstarken Hochlandvölker, die Aymara und Quechua, bisher vorwiegend als „Kleinbauern“ wahrgenommen, fanden zu einer Betonung der eigenen, indigenen Identität zurück.

Im Juni 2005 führten soziale Unruhen zum Rücktritt von Präsident Carlos Mesa. Bei den Neuwahlen vom 18. Dezember 2005 gelang dann Evo Morales mit seinem „Movimiento al Socialismo“ ein klarer Sieg. Mit 54% der Stimmen konnte er die absolute Mehrheit auf sich vereinigen – ein noch nie in der Geschichte des Landes erreichtes Wahlergebnis. Erstmalig in der Geschichte des Landes ist auch die indigene Bevölkerungsmehrheit entsprechend im Parlament repräsentiert. Die MAS hat ihre Wurzeln in der politischen und gewerkschaftlichen Repräsentation der Koka-Bauern in der Provinz Chapare des Departaments Cochabamba. Viele der cocaleros sind von marxistischen Gewerkschaftsbewegungen geprägte, ehemalige Minenarbeiter, die durch die Schließung der Minen in den 1980er Jahren arbeitslos geworden waren. Sie migrierten in die tiefer gelegenen Gebiete, um sich dort mit dem Kokaanbau ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aus dieser Geschichte erklärt sich die ursprünglich marxistische Ausrichtung der MAS, welche erst mit dem zunehmenden Erstarken indigener Bewegungen in Bolivien auch indianistische Elemente in ihre Ideologie integrierte. Heutzutage verbindet die politische Rhetorik von Morales sozialistische und indianistische Ideen mit einer klaren Ablehnung des neoliberalen Wirtschaftsmodells und anti-US-amerikanischen Aussagen. Besonders seine Versprechen, die neoliberalen Strukturreformen der Neuen Wirtschaftspolitik rückgängig zu machen, und die Privatisierung der strategischen Betriebe aufzuheben, haben zum Erfolg bei den Wählern beigetragen.33

III.2. Politische und wirtschaftliche Situation heute

Bolivien ist reich an natürlichen Rohstoffen. Im Hochland gibt es Silber, Zink, Gold und Blei, im Tiefland Erdgas, Erdöl, Wasser(kraft) und Holz. Trotz des Rohstoffreichtums gehört es zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Der Weltbank zufolge leben 65 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.34

29 vgl. Schwarzbauer, S.85. 30 vgl. IWGIA: Bolivia. Marchas indígenas. http://www.iwgia.org/sw34069.asp. (6.07.2009) 31 IWGIA: Avances en el marco legal y en las organizaciones. http://www.iwgia.org/sw34072.asp. (6.07.2009). 32 vgl. Schwarzbauer, S.83. 33 vgl. Ströbele-Gregor, S.7. 34 Weltbank: Bolivia at a glance. http://devdata.worldbank.org/AAG/bol_aag.pdf. (17.07.2009).

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Die Regierung von Evo Morales verfolgt eine staatlich gelenkte Wirtschaftspolitik, die durch die Einführung von Importzöllen und Subventionen auf Treibstoffe sowie die Nationalisierung strategischer Bodenschätze gekennzeichnet ist.35 Bereits am 1. Mai 2006 erließ Evo Morales ein Dekret zur Verstaatlichung der bolivianischen Öl- und Erdgasvorkommen. Inzwischen erbringen die Abgaben der Mineralindustrie bereits die Hälfte der gesamten Staatseinnahmen.36 Die erhöhten Einnahmen kommen der Umverteilungspolitik, den Armutsbekämpfungs- und Bildungsprogrammen der Regierung zugute. Auch eine schnellere Ablösung der Auslandsschulden wird vorangetrieben.37

Aufgrund der hohen Rohstoffpreise der letzten Jahre konnte Bolivien einen Anstieg des Wirtschaftswachstums von jährlich ca. 4,5 % verzeichnen.38 Für die nächsten Jahre wird jedoch mit niedrigeren Wachstumsraten gerechnet, was aufgrund der stark gestiegenen Staatsausgaben der letzten Jahre den Staatshaushalt gefährden könnte.39

Im Human-Development Index nimmt Bolivien Platz 111 von 179 Ländern ein. Das Land hat ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen von ca. 1700 US $ im Jahr40 (ein Großteil der Arbeitsplätze ist im informellen Sektor angesiedelt) und die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt nur 65 Jahre. In Hinblick auf den Bildungsgrad der Bevölkerung hat es jedoch Erfolge zu verzeichnen. Nur ca. 10 % der Bolivianer sind Analphabeten, Kinder und Jugendliche haben einen relativ guten Zugang zu Schulbildung.41

Von Armut sind insbesondere die ländlichen Gebiete, die indigene Bevölkerung so wie Frauen, Kinder und ältere Menschen betroffen. In den Städten sind es knapp die Hälfte der Menschen, auf dem Land dagegen 78 Prozent. Noch größer ist der Unterschied zwischen indigener und nicht-indigener Bevölkerung: Während mehr als die Hälfte der Indígenas von weniger als einem US-Dollar am Tag lebt, sind es auf Seiten der nicht-indigenen EinwohnerInnen lediglich 27 Prozent. Im ländlichen Raum stieg die extreme Armut unter den Indigenen zwischen 1997 und 2002 sogar auf 72 Prozent an.42

Eines der drängendsten Probleme Boliviens ist weiterhin die außergewöhnlich hohe soziale Ungleichheit – der Gini-Index ist mit einem Wert von 0,59 einer der höchsten der Welt.43 Die ärmsten 10 Prozent der Bevölkerung verfügen nur über 1,3 Prozent des BIP. Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung, wiederum, konsumieren 22mal so viel wie die ärmsten 10 Prozent.44 Auch beim Landbesitz lässt sich eine massive ungleiche Verteilung feststellen. 97 Prozent der Agrarfläche werden von nur 20 Prozent der Betriebe genutzt, dem Großteil der ländlichen Bevölkerung verbleiben somit nur 3 Prozent der Agrarfläche zur Bewirtschaftung und Subsistenz.45

35 InWent: Länder-Informations-Portal: Bolivien. Wirtschaft und Entwicklung. http://liportal.inwent.org/bolivien/wirtschaft-entwicklung.html. (17.07.2009) 36 vgl. InWent: Länder-Informations-Portal: Bolivien. Wirtschaft und Entwicklung. 37 Bertelsmann Transformations Index: Ländergutachten. Bolivia Country Report 2008. http://www.bertelsmann-transformation-index.de/104.0.html. (17.07.2009) 38 Vgl. Germany Trade and Invest: Wirtschaftsdaten kompakt: Bolivien Mai 2009. http://www.gtai.de/ext/anlagen/PubAnlage_6074.pdf?show=true. (14.07.2009) 39 vgl. InWent: Länder-Informations-Portal: Bolivien. Wirtschaft und Entwicklung. 40 Vgl. Germany Trade and Invest 41 Human Development Report 2008. Statistical Update. Bolivia. http://hdrstats.undp.org/2008/countries/country_fact_sheets/cty_fs_BOL.html. (17.07.2009) 42 vgl. Welthungerhilfe 43 vgl. CIA Factbook: Bolivia. https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/BL.html. (17.07.2009). 44 vgl. Hall, Gillette / Patrinos, Harry: Pueblos indígenas, pobreza y desarrollo humano en América Latina: 1994-2004. Bolivia – Datos destacados. Weltbank 2005. http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/BANCOMUNDIAL/EXTSPPAISES/LACINSPANISHEXT/0,,contentMDK:20505826~menuPK:508626~pagePK:146736~piPK:226340~theSitePK:489669~isCURL:Y~isCURL:Y~isCURL:Y,00.html. (18.07.2009) 45 Welthungerhilfe: Bolivien. http://www.welthungerhilfe.de/bolivien_laenderinformationen.html. (17.07.2009).

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Es bestehen starke Spannungen zwischen dem armen, indigen geprägten Andenhochland im Westen Boliviens, in dem sich die politische Macht konzentriert, und dem europäisch und mestizisch geprägten Tiefland, in dem die einflussreichen, wirtschaftlichen Eliten des Landes zu finden sind. Die bürgerliche, nicht indigene Opposition in den so genannten Halbmond-Departamenten („Media Luna“) Pando, Beni, Santa Cruz und Tarija wendet sich gegen die Reformprojekte der Regierung Morales. Die Gouverneure (sogenannte Präfekte) der „Media Luna“ drängen auf weitreichende Autonomie für ihre wohlhabenden Departamente.46 Die Zentralregierung will hingegen Steuereinnahmen, die bisher direkt den Departamenten zukamen, für ihre nationale Umverteilungspolitik einsetzen – unter anderem für ihr Projekt einer „Renta Dignidad“ für alle über 60jährigen.47

Die hohe Konfliktivität der bolivianischen Politik wird auch durch ein fehlendes Verständnis für demokratische Konsensfindung begünstigt. Oft wird nicht Kompromissfindung angestrebt, sondern die völlige Durchsetzung des eigenen Standpunktes. Sowohl in Konflikten mit anderen Parteien als auch bei Interessenkonflikten innerhalb der eigenen Lager.48

III.3. Aktuelle Konflikte Evo Morales berief kurz nach der Regierungsübernahme eine verfassunggebende Versammlung ein, die eine neue Verfassung des Landes erarbeiten sollte. Der pluriethnische Charakter des Landes sollte betont, die rechtliche und wirtschaftliche Stellung der Indigenen und anderer benachteiligter Gruppen verbessert werden. Dies spiegelte sich schon in der Zusammensetzung der gesetzgebenden Versammlung wider, die mit großer indigener Beteiligung stattfand.49

Der Widerstand der Opposition gegen die rechtlichen Neuerungen, vor allem die geplante Agrarreform und Umverteilungspolitik, war groß. Der Verfassungsentwurf wurde am 9. Dezember 2007 in Abwesenheit der Opposition verabschiedet, die daraufhin die Legitimität der Verfassung infrage stellte. Ihr Ziel war es nunmehr, den letzten Schritt zu verhindern, der zum Inkrafttreten der neuen Verfassung notwendig war – ein landesweites Referendum.50

Die östlichen Departamente planten Referenden, um sich von der Zentralregierung loszusagen. Das erste Autonomiestatut sollte im Mai 2008 im Department Santa Cruz verabschiedet werden. Die Regierung Morales rief zum Wahlboykott auf, da das Referendum verfassungswidrig sei.51 Auch die indigenen Organisationen des Tieflandes sowie verschiedene soziale Organisationen sprachen sich gegen das Referendum aus. Es kam im Vorfeld verschiedentlich zu gewalttätigen Ausschreitungen. Am Wahltag selber widersetzten sich indigene Organisationen in mehreren Orten der Provinz der Durchführung des Plebiszits. Sie verhinderten die Zustellung von Wahlzetteln, besetzten Wahlbüros und verbrannten Wahlurnen. Das Volk der Chiquitano in Lomerío verwies auf die territoriale Autonomie, die ihm die UN-Erklärung für indigene Rechte zugesteht, und erklärte der regionalen Wahlbehörde, auf seinem Territorium dürfe die Wahl nicht abgehalten werden.52

Das Ergebnis des Referendums drückte letztlich jedoch eine große Zustimmung der Bevölkerung für die Autonomiebestrebungen der Tieflandprovinz aus. 85,6 % der Wähler

46 Vgl. GfbV, S.5. 47 E+Z 09/2008: Bolivien. Durchwachsener Triumph. http://www.inwent.org/ez/articles/078215/index.de.shtml. (18.07.2009) 48 Jost, Stefan: Indigener Protest in Bolivien. KAS Auslandsinformationen 1/05. S.69. 49 vgl. Stavenhagen, S.10. 50 vgl. IWGIA: The Indigenous World 2009: Bolivia, S.174. 51 vgl. E+Z 09/2008: Bolivien. Durchwachsener Triumph. http://www.inwent.org/ez/articles/078215/index.de.shtml. 52 vgl. IWGIA: The Indigenous World 2009: Bolivia, S.176.

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stimmten für mehr Unabhängigkeit von der Zentralregierung.53 Diese hat jedoch das Referendum bisher nicht anerkannt – ebenso wenig wurde es von internationalen Organisationen für gültig erklärt.54

Als Konsequenz aus den Konflikten der vergangenen Monate rief Morales für den 10. August 2008 zu einem landesweiten Plebiszit auf. Die Wähler hatten die Möglichkeit, ihn und den Vizepräsidenten Álvaro García Linera sowie acht von neun Präfekten im Amt zu bestätigen oder abzuwählen. Auch diesmal kam es im Vorfeld der Wahlen zu Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Oppositions- und Regierungsanhängern. Bei sich immer weiter ausbreitenden Konflikten wurden Regierungsgebäude gestürmt und Erdgasbetriebe besetzt.55 Besonders in den Tieflandprovinzen kam es verstärkt zu rassistischen Übergriffen auf Indigene und Anhänger der MAS. Die privaten Medien beförderten durch rassistische Kampagnen die aufgeheizte Stimmung. In verschiedenen Teilen des Landes kam es zu öffentlichen Demütigungen von indigen aussehenden Personen und Todesdrohungen gegen Vertreter von indigenen Organisationen. Am 25. Mai 2008 wurden in Sucre indigene Vertreter und Anführer von Kleinbauernorganisationen aus Chuquiasaca festgehalten und auf dem Hauptplatz der Stadt ausgepeitscht. Sie wurden von den Angreifern dazu gezwungen, auf Knien zu rutschen und ihre Ponchos zu verbrennen.56

Bei dem Referendum im August wurde Evo Morales mit einer eindrucksvollen Mehrheit von 67,4 Prozent57 in seinem Amt bestätigt. Allerdings wurden auch die wichtigsten Kräfte der Opposition gestärkt. Die Präfekte der Tieflandprovinzen Santa Cruz, Tarija, Beni und Pando erhielten ihrerseits die Zustimmung der Wählerschaft.58

Die Hoffnung darauf, dass das Referendum Klarheit und somit neue Möglichkeiten zum Dialog schaffen würde, erfüllte sich nicht. Morales setzte daher am 28. August 2008 einen Wahltermin für das Verfassungsreferendum per Dekret fest. In den folgenden Wochen brachen bürgerkriegsähnliche Zustände in den östlichen Regionen des Landes aus. Straßen wurden blockiert und Erdgasbetriebe besetzt. 140 öffentliche Institutionen und staatliche Betriebe wurden zerstört und angezündet. Büros von NRO und indigenen Organisationen wurden durchsucht und verwüstet – unter anderem auch das Büro der Dachorganisation Indigener des Tieflands CIDOB („Confederación de Pueblos Indígenas de Bolivia“). Im Amazonasdepartment Pando organisierten Indigene und Kleinbauern am 11. September einen friedlichen Protestmarsch gegen die Gewalt. Sie wurden von Oppositionsanhängern mit Maschinengewehren angegriffen. 20 Menschen starben, über 100 wurden verletzt – darunter auch viele Frauen und Kinder. Evo Morales verkündete daraufhin den Notstand und ließ den Präfekten der Provinz Pando festnehmen. Morales beschuldigte die Opposition eines versuchten Staatsstreiches. Aufgrund fehlender Unterstützung der Bevölkerung und der Mobilisierung des Militärs in den Tieflandprovinzen konnte dieser jedoch verhindert werden.59

In einer Krisensitzung der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) am 15. September wurde die Gewalt in Bolivien, besonders das Massaker in Pando, verurteilt und eine Erklärung verabschiedet, die ausschließlich die Regierung Morales als rechtmäßig anerkennt

53 vgl. InWent: Länder-Informations-Portal: Bolivien: Geschichte und Staat. http://liportal.inwent.org/bolivien/geschichte-staat.html. (16.07.2009) 54 Lateinamerika Nachrichten Ausgabe 411/ 412. September/ Oktober 2008: Bolivien. Rechte Gewalt gegen Demokratische Mehrheit. http://www.lateinamerikanachrichten.de/index.php?/artikel/2824.html. (19.07.2009) 55 vgl. InWent: LIP. Bolivien: Geschichte und Staat. 56 Vgl. IWGIA: The Indigenous World: Bolivia, S.177. 57 vgl. Lateinamerika Nachrichten Ausgabe 411/ 412. 58 vgl. E+Z 09/2008: Bolivien. Durchwachsener Triumph. http://www.inwent.org/ez/articles/078215/index.de.shtml. 59 vgl. IWGIA: The Indigenous World 2009: Bolivia, S.178ff.

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und betont, dass friedliche Wege zur Konfliktlösung gesucht werden müssen.60 Im Oktober konnten so endlich wieder Verhandlungen im Verfassungsprozess aufgenommen werden, an denen die Präfekte aller 9 Departments teilnahmen. Morales sicherte ihnen im neuen Verfassungstext ein gewisses Maß an Autonomie zu. Er erhoffte sich, durch die Verknüpfung der Autonomiefrage mit den rechtlichen Neuerungen eine breite Zustimmung für die Verfassung erreichen zu können. Mit dem Verzicht auf eine weitere Amtszeit nach 2014 erfüllte er eine weitere Forderung der Opposition.61 An den Verhandlungen waren auch indigene Vertreter des Hoch- und Tieflands beteiligt. Dies verhinderte, dass bei den Rechten der Indigenen im Vergleich zum ersten Entwurf Einschränkungen gemacht wurden.62

Am 25. Januar 2009 konnte endlich das lange erwartete Verfassungsreferendum abgehalten werden. 90% der wahlberechtigten Bolivianer/innen stimmten an diesem Tag über die „Neugründung Boliviens“63 ab. Die Verfassung wurde mit 61,4% angenommen. Die Zentralregierung hatte sich eigentlich eine größere Mehrheit erhofft. In den vier Tieflandprovinzen verlor die Regierung. Besonders in den größeren Städten dieser Region stimmten die Menschen gegen die neue Verfassung, auf dem Land war die Zustimmung höher. Das Ergebnis bestätigt so einmal mehr die tiefe Spaltung des Landes.64 Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH) äußerte große Besorgnis über die in letzter Zeit immer deutlicher zutage tretende Polarisierung der bolivianischen Gesellschaft.65

III.4. Staatliche Zuständigkeit für indigene Belange

Eine der ersten Entscheidungen der Regierung Morales beinhaltete die Abschaffung des Ministeriums für Indigene Angelegenheiten und Ureinwohner („Ministerio de Asuntos Indígenas y Pueblos Originarios“ - MAIPO), welches erst im Jahre 2003 gegründet worden war. Die Regierung betrachtet ein speziell eingerichtetes Ministerium für Indigene in einem Land mit indigener Bevölkerungsmehrheit als diskriminierend und strebt stattdessen die Verankerung als Querschnittsthema

in allen politischen Arbeitsbereichen an.

So verfügt das Präsidialamt jetzt beispielsweise über eine Institutionsübergreifende Kommission für Indigene Völker („Comisión Técnica Interinstitucional para Pueblos Indígenas del Ministerio de la Presidencia“), dem Justizministerium ist ein Vizeministerium für indigenes Gewohnheitsrecht angegliedert und dem Gesundheitsministerium ein Vizeministerium für traditionelle Medizin.66

Die Auflösung des MAIPO hat bei einigen indigenen Organisationen und Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit zunächst für Frustration gesorgt, da dieses einen zentralen Ansprechpartner und eine direkte Verbindung zur Zentralregierung für sie darstellte. Zu welchen Ergebnissen die neue Arbeitsweise der Regierung führt, bleibt noch abzuwarten.67

60 Lateinamerika Nachrichten Ausgabe 413. November 2008: Bolivien. Kesseln gegen Rechts. http://www.lateinamerikanachrichten.de/index.php?/artikel/2852.html. (19.07.2009) 61 Deutsche Welle: Bolivien stimmt über neue Verfassung ab. 25.01.2009. http://www.dw-world.de/dw/article/0,,3973679,00.html. (17.07.2009). 62 vgl. IWGIA: The Indigenous World 2009: Bolivia, S.181. 63 Gleichzeitig wurde über die Einführung einer neuen Höchstgrenze für Großgrundbesitz abgestimmt. 70 % der Wähler stimmten für die Begrenzung auf 5.000 Hektar. 64 Friedrich-Ebert-Stiftung Bolivien. Kathrein Hölscher: Kurzbericht: Boliviens neue Verfassung: Spaltung trotz Einigung? Februar 2009. http://library.fes.de/pdf-files/iez/06126.pdf. (16.07.2009) 65 vgl. GfbV, S.12. 66 vgl. Stavenhagen, S.11 und GfbV, S.6. 67 vgl. Stavenhagen, S.11

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IV. Rechtliche Rahmenbedingungen

Bolivien hat alle wichtigen Menschenrechtsabkommen der Vereinten Nationen und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) unterzeichnet. Die ILO-Konvention 169 über eingeborene und in Stämmen lebende Völker ratifizierte bereits im Jahre 1991. Außerdem hat es im September 2007 als erstes Land die UN-Deklaration für die Rechte indigener Völker unterzeichnet und am 7. November 2007 alle 46 Artikel dieser allgemeinen Erklärung in seine nationale Gesetzgebung aufgenommen. 68

In der ersten Regierungszeit von Gonzalo Sánchez de Lozada (1993- 1997) gab es zahlreiche Fortschritte für die indigenen Völker Boliviens. Im Rahmen einer Verfassungsreform wurde 1994 die ethnische und kulturelle Vielfalt des Landes in den ersten Artikel der Verfassung aufgenommen („Bolivia multiétnica y pluricultural“).69 Allerdings fehlte zu dieser Zeit noch die strukturelle Verankerung dieser Elemente, zum Beispiel durch die Einführung indigener Wahlkreise oder einer Quotenregelung für das Parlament.70 Die Agrarreform von 1996 führte eine Rechtsform für selbstverwaltete, indigene Territorien ein – die Kategorie des „Gemeinschaftlichen indigenen Landbesitzes“ („Tierras Comunitarias de Origen“ - TCO).71 Innerhalb der indigenen Gebiete wurden erstmals auch die traditionellen Organisationsstrukturen und Gebräuche offiziell anerkannt.72 Mit dem Gesetz zur Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene („Ley de la Participación Popular“) aus dem Jahre 1994 wurden die indigenen Gemeinden als juristische Person anerkannt und ihnen wurden Möglichkeiten zu politischer Teilhabe eröffnet. Gleichzeitig fand eine Reform im Bildungsbereich statt, welche Interkulturalität als einen Grundwert betonte und die zweisprachige Erziehung förderte.73

Die neue Verfassung bringt eine Reihe von historischen Fortschritten für die indigenen Völker Boliviens, im Rahmen eines neuen Staatsverständnisses mit sich. Der Staat definiert sich selber als „plurinational, interkulturell und dezentral“ und auch indigene Grundideen der Solidarität, und der „Gegenseitigkeit“ haben Eingang in den Text gefunden.74 Die Verfassung erkennt die Rechte der Indigenen auf territoriale Selbstverwaltung, kulturelle Selbstbestimmung und auf den Erhalt ihrer eigenen sozialen und politischen Strukturen und Institutionen an.75 Das Ayllu als politische Einheit der Aymara und die traditionellen politischen Führungspersönlichkeiten (Autoridades originarios) werden nun offiziell anerkannt.76 Weitere Neuerungen sind die Einführung von speziellen indigenen Wahlkreisen sowie die Legitimation traditionellen Gewohnheitsrechts in den indigenen Autonomiegebieten. Die Benennung der Indigenen als „indígenas originarios campesinos“ sorgt jedoch für widersprüchliche Interpretationen, da nicht klar ist, ob beispielsweise in der Stadt lebende Indigene die zugesicherten Rechte geltend machen können.77

Was die territorialen Rechte der Indigenen angeht, steht ihnen die Nutzung der natürlichen Rohstoffe auf ihren Ländern zu. Bei erneuerbaren Rohstoffen (wie z.B. Holz) genießen sie hierbei priorisierte Nutzungsrechte – allerdings mit der Einschränkung, dass schon bestehende Rechte Dritter nicht verletzt werden dürfen.78

68 vgl. Stavenhagen, S.9.

Nicht erneuerbare Ressourcen (wie z.B. Erdgas) gelten als Staatseigentum, ihre Nutzung unterliegt jedoch der ILO-

69 vgl. Schwarzbauer, S.82. 70 vgl. FES, Februar 2009, S.2. 71 vgl. Stavenhagen, S.14. 72 vgl. IWGIA: Perfíl de País Bolivia. Avances en el marco legal.. http://www.iwgia.org/sw34072.asp. (6.07.2009). 73 vgl. IWGIA, ebd. 74 vgl. GfbV, S.13. 75 vgl. Stavenhagen, S.10. 76 vgl. GfbV, S.14. 77 vgl. FES, S.2f. 78 vgl. IWGIA: The Indigenous World 2009, S.182.

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Konvention 169 und bedarf somit der freien vorherigen und informierten Zustimmung der auf dem betreffenden Territorium lebenden Indigenen.

V. Indigene Organisationen

Bolivien hat eine lange Tradition der indigenen Organisationen und hat seit den 1970er Jahren viele verschiedene indigene Verbände und Parteien hervorgebracht. Seit der Entstehung der Bewegung Tupac Katari gab es eine enge Verbindung von marxistischen Ideen, gewerkschaftlichen Organisationsformen und dem Bezug auf die eigene kulturelle Identität. Noch heute ist der in den 1970er Jahren gegründete Dachverband der Bauern und Landarbeiter CSUTCB (Confederación Sindical Unica de Trabajadores Campesinos de Bolivia) für die beiden großen Hochlandvölker von Bedeutung. Interne Machtkämpfe schwächen zwar seit den 1980er Jahren den politischen Einfluss der CSUTCB, sie bleibt aber dennoch bis heute eine der wichtigsten Indígena-Organisationen.79

Seit 1997 gibt es zudem den Consejo Nacional de Markas y Ayllus del Quollasuyo (CONAMAQ), der von Quechua und Aymara als Repräsentation ihrer eigenen traditionellen, Regierungen gegründet wurde. Sowohl die CSUTCB als auch die CONAMAQ sind Mitglieder in dem seit 2006 bestehenden andinen Dachverband Coordinadora Andina de Organizaciones Indígenas (CAOI).80 Vor allem unter indigenen Migrantinnen und Migranten in den Hochlandstädten entstanden und entstehen viele Kulturvereine und Netzwerke zur Pflege der kulturellen Identität, aus denen auch politische Programme und gesellschaftliche Visionen hervorgehen.81

Die Völker des Tieflands begannen erst sehr viel später als die andinen Völker sich politisch zu organisieren. 1982 gründete sich der Dachverband CIDOB (Confederación de Pueblos Indígenas del Oriente Boliviano). Mittlerweile vertritt dieser Dachverband alle 34 Tieflandvölker, es gibt 8 regionale Unterorganisationen. Die CIDOB ist Mitglied im Dachverband der indigenen Organisationen des Amazonasbeckens (COICA).

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Die CIDOB wird weithin als Dialogpartner anerkannt. Gegenüber staatlichen Institutionen setzt die CIDOB vor allem auf Verhandlungen und Beteiligung an Reformen und geht politisch weniger auf Konfrontation. Ihre wichtigsten Forderungen lauten: Rechtstitel für ihre Territorien, Selbstverwaltung, Schutz vor dem Eindringen von Viehzüchtern und Holzunternehmen in die indigenen Gebiete und die Sicherung ihrer hergebrachten Lebensformen.

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Mit diesen Forderungen sind sie, trotz der demonstrierten Dialogbereitschaft, in den letzten Jahren zum Ziel von Aggressionen und Verfolgung geworden. Besonders für die Großgrundbesitzer des Tieflands stellt die Landreform eine Bedrohung ihrer wirtschaftlichen Privilegien dar.

Adolfo Chávez Beyuma, Präsident der CIDOB will sich jedoch weiter dafür einsetzen, dass die indigenen Völker des Tieflandes im politischen Meinungsbildungsprozess gehört werden und ihre Rechte durchgesetzt werden: „Wir befinden uns in der Zeit eines Wandels, zu dem wir selbst beigetragen haben. Die CIDOB besteht seit 26 Jahren. Heute erklären wir erneut, dass dieses Land unsere Rechte und unsere indigenen Autonomien, unsere 79 vgl. Ströbele-Gregor, S.6-7. Bei den Machtkämpfen innerhalb der CSUTCB geht es sowohl um Rivalitäten zwischen Führungspersonen als auch um die ideologische Vorherrschaft. Zur Debatte stehen unterschiedliche Staatsvorstellungen bzw. das Verhältnis zum bolivianischen Staat. Die Zunahme radikal-indianistischer Strömungen innerhalb der CSUTCB in den 1980er Jahren führte Ende der 1990er Jahre zur zeitweiligen Spaltung der Organisation. 80 CAOI: Quienes somos. http://www3.minkandina.org/quienes_somos.html. (20.07.2009). 81 Vgl. Ströbele-Gregor, S.6 82 CIDOB: Historia Institucional. http://www.cidob-bo.org/index.php?option=com_content&view=article&id=119&Itemid=85. (20.07.2009) 83 vgl. Jost, S.64 und Ströbele-Gregor, S.7.

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Selbstbestimmung anerkennen muss! Wir 34 Völker des Ostens haben unsere eigenen Vorstellungen von einer nachhaltigen Entwicklung.“84

Mit deml Pacto de Unidad wurde die COINCABOL (Coordinadora de Organizaciones Indígenas Campesinas y Comunidades Interculturales de Bolivia)gegründet, die die 5 Hauptorganisationen in Bolivien einschließt, diese sind Confederación de Pueblos Indígenas de Bolivia (CIDOB), Confederación Sindical Única de Trabajadores Campesinos de Bolivia (CSUTCB), Confederación Nacional de Mujeres Campesinas Indígenas Originarias de Bolivia “Bartolina Sisa” (FNMCIOB”BS”), Confederación Sindical de Comunidades.Interculturales de Bolivia (CSCIB) und Consejo Nacional de Ayllus y Markas del Qullasuyu (CONAMAQ). Es ist eine Instanz der Kooperation und Koordination von politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aktionen durch eine gemeinsame Agenda für die Entwicklung der indigenen Völker, Campesinos und interkulturellen Gemeinschaften in Bolivien. Eine der wichtigsten Organisationen indigener Frauen ist der bolivianische Verband "Confederación Nacional de Mujeres Campesinas Indígenas Originarias de Bolivia - Bartolina Sisa“. Bereits im Jahre 1980 schlossen sich hier indigene Frauen zusammen, um gegen die doppelte Diskriminierung zu kämpfen, der sie durch ihre Geschlechtszugehörigkeit und ihre ethnische Identität ausgesetzt sind. „Bartolina Sisa“ fördert die politische Partizipation indigener und ländlicher Frauen, kämpft für die Durchsetzung ihrer Rechte und nimmt zu Genderfragen aus indigener Perspektive Stellung.85

V.1. Einige der indigenen Organisationen Boliviens

COORDINADORA DE ORGANIZACIONES INDÍGENAS CAMPESINAS Y COMUNIDADES INTERCULTURALES DE BOLIVIA (COINCABOL)

DACHVERBÄNDE:

E-Mail: [email protected] Telefon: (5912) 2152289 Webseite: http://www.coincabol.org/sitio.shtml

CONFEDERACIÓN SINDICAL ÚNICA DE TRABAJADORES CAMPESINOS DE BOLIVIA (CSUTCB)

MITGLIEDER DER CAOI:

C.C. 11589 La Paz, Bolivia. E-Mail: [email protected] Webseite: http://www.puebloindio.org/CSUTCB3.html 84 vgl. GfbV, S.11. 85 vgl. Federación Nacional de Mujeres Campesinas Indígenas Originarias de Bolivia "Bartolina Sisa": ¿Quienes somos? HTTP://WWW.BARTOLINASISA.ORG/SITIO.SHTML?APC=&S=B. (18.07.2009).

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CONSEJO NACIONAL DE AYLLUS Y MARKAS DEL QULLASUYU (CONAMAQ) Calle Luis Uría de la Oliva, No. 2883 La Paz, Bolivia E-Mail: [email protected] Webseite: http://www.conamaq.org.bo/

MITGLIED DER COICA:

CONFEDERACIÓN DE LOS PUEBLOS INDÍGENAS DE BOLIVIA (CIDOB) Villa 1ero. de Mayo, Barrio San Juan Casilla No. 6135 Santa Cruz de la Sierra Bolivia E-mail: [email protected] Webseite: http://www.cidob-bo.org/

SONSTIGE:

ASAMBLEA DEL PUEBLO GUARANÍ (APG) Calle Avaroa esq. Comercio Macharetí - Provincia Luis Calvo / Chuquisaca, Bolivia E-Mail: [email protected] Webseite: http://www.cidob-bo.org/regionales/apg.htm und http://www.amazonia.bo/apg.php CENTRAL AYOREA DE NACIONES ORIGINARIAS DE BOLIVIA (CANOB) Webseite: http://www.iwgia.org/sw34049.asp CENTRAL DE MUJERES INDÍGENAS DEL BENI (CMIB) Webseite: http://www.cidob-bo.org/regionales/cpib.htm CENTRAL DE PUEBLOS INDÍGENAS DEL BENI (CPIB) Webseite: http://www.cidob-bo.org/regionales/cpib.htm CENTRAL DE PUEBLOS INDÍGENAS DE LA PAZ (CPILAP) Calle Landaeta 554 La Paz, Bolivia Email: [email protected] Webseite: http://www.cidob-bo.org/regionales/cpilap/ und http://www.amazonia.bo/cpilap.php CENTRAL INDÍGENA DE LA REGIÓN AMAZÓNICA DE BOLIVIA (CIRABO) Webseite: http://www.cidob-bo.org/regionales/cirabo.htm CENTRAL INDIGENA DE PUEBLOS ORIGINARIOS DE LA AMAZONIA DE PANDO (CIPOAP) Av. Circunvalación s/n (Barrio Mapajo) Casilla 99, Cobija – Pando, Bolivia E-Mail: [email protected] Webseite: http://www.cidob-bo.org/regionales/cipoap.htm CENTRAL DE ORGANIZACIONES DE PUEBLOS NATIVOS GUARAYOS (COPNAG)

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Webseite: http://www.cidob-bo.org/regionales/copnag.htm CENTRO DE COMUNICACIÓN Y DESARROLLO ANDINO (CENDA) C.C. 3226, Tadeo Haenke No. 2231 La Paz, Bolivia E-Mail: [email protected] Webseite: http://www.cenda.org/ COORDINADORA DE LOS PUEBLOS ETNICOS DE SANTA CRUZ (CPESC) Santa Cruz Webseite: http://www.amazonia.bo/scpesc.php COORDINADORA DE PUEBLOS INDÍGENAS DEL TROPICO DE COCHABAMBA (CPITCO) Cochabamba Webseite: http://www.cidob-bo.org/regionales/cpitco.htm CONFEDERACIÓN NACIONAL DE MUJERES CAMPESINAS INDÍGENAS ORIGINARIAS DE BOLIVIA "BARTOLINA SISA" Av. Perú esq. Calle Constitución Nº 105, La Paz, Bolivia E-Mail: [email protected] Webseite: http://www.bartolinasisa.org/ ORGANIZACIÓN DE LA CAPITANIA WEEHNAYEK (ORCAWETA) Ciudad de Villamontes – Tarija, Bolivia Webseite: http://www.amazonia.bo/orcaweta.php ORGANIZACIÓN DE MUJERES AYMARAS DEL KOLLASUYO (OMAK) C.P. 13195 El Alto, Bolivia E-Mail: [email protected] oder [email protected] Webseite: http://www.coordinadoramujer.org/afiliada.php?cod_afiliada=AF20071106125308