Indikatorenbericht 2010 - biodiversität · 2011. 9. 26. · Indikator ist so konzipiert, dass...

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zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt Indikatorenbericht 2010

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  • zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt Indikatorenbericht 2010

  • IMPRESSUM

    Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) ReferatÖffentlichkeitsarbeit•11055Berlin E-Mail:[email protected]•Internet:www.bmu.de

    Redaktion: IngeloreGödeke(BMU,ReferatNI1) Dr.UlrichSukopp,MelanieNeukirchen(BfN,FachgebietII1.3)

    Fachliche Beratung: Werner Ackermann, Daniel Fuchs, Dr. Jens Sachteleben, Manuel Schweiger (PANPlanungsbürofürangewandtenNaturschutzGmbH,München)

    Gestaltung: PANPlanungsbürofürangewandtenNaturschutzGmbH,München

    Titelgestaltung: intentionWerbeagenturGmbH,Bonn

    Druck: Schottenheim druck&werbung, Eichenau

    Photos: Titel:MarkoKönig(links),JuliusKramer/Fotolia.com(rechtsoben),intention.de(rechtsunten); S.5:GötzEllwanger,S.7:BeneA/photocase.com,S.10:GüntherDotzler,S.11:AndrewHowe/iStockphoto.com,S.13:MartinHolze,S.14(oben+unten):MartinHolze,S.14(Mitte):ePole/photocase.com,S.15(oben):Photo-Beagle/photocase.com,S.15(unten):Hellfirez/photocase.com,S.16:KjetilRodal/iStockphoto.com,S.18:GüntherDotzler,S.21:Pengo,S.22:UlrichSukopp,S.24:GabrieleNiclas,S.25(oben):StefanLehrke,S.25(unten):UlrichSukopp,S.27:TorstenRempt,S.28:ValeriyKirsanov/Fotolia.com,S.30:PlanungsbüroPANGmbH,S.31:JuliusKramer/Fotolia.com,S.34:eyewave/Fotolia.com,S.35:RainerSturm,S.36:PeJo/Fotolia.com,S.38:PhotoSuse/photocase.com,S.39:Manjana/Fotolia.com,S.40:dege,S.42:DariuszPaciorek/iStockphoto.com,S.43:Amriphoto/iStockphoto.com,S.44:ManuelSchweiger,S.46:o-zero/photocase.com,S.48:UlrichSukopp,S.49:PlanungsbüroPANGmbH,S.51:Ddxc,S.52:FriedrichBöhringer,S.54:KurtBouda,S.56:*lahja*/photocase.com,S.59:Kandis/photocase.com,S.60:oli_ok/photocase.com,S.63:Jos,S.64: BMU/BrigitteHiss,S.66:rzihlman/photocase.com,S.67:UlrichSukopp,S.70:real-enrico/photocase.com,S.71:Fotoline/ photocase.com,S.72:ManuelSchweiger,S.75:danielschoenen/Fotolia.com,S.76:Härtrich(transit)/BMU,S.83:UlrichSukopp

    Stand: November2010

    1.Auflage: 2.500Exemplare

    Der Indikatorenbericht 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wurde vom Bundeskabinett am 17. November 2010 beschlossen.

  • Inhalt

    Einleitung

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

    Komponenten der biologischen Vielfalt Artenvielfalt und Landschaftsqualität

    Gefährdete Arten

    Erhaltungszustand der FFH-Lebensräume und FFH-Arten

    Invasive Arten

    Gebietsschutz

    Ökologischer Gewässerzustand

    Zustand der Flussauen

    Siedlung und Verkehr Flächeninanspruchnahme

    Landschaftszerschneidung

    Wirtschaftliche Nutzungen Agrarumweltmaßnahmen

    Ökologischer Landbau

    LandwirtschaftsflächenmithohemNaturwert

    Genetische Vielfalt in der Landwirtschaft

    Gentechnik in der Landwirtschaft

    Stickstoffüberschuss der Landwirtschaft

    Eutrophierende Stickstoffeinträge

    NachhaltigeForstwirtschaft

    Klimawandel Klimawandel und Frühlingsbeginn

    Gesellschaftliches Bewusstsein Bewusstsein für biologische Vielfalt

    Gesamtbilanz

    Ausblick

    Literatur

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    2.1

    2.2

    2.3

    2.4

    2.5

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    Einleitung

    Die biologische Vielfalt ist eine wesentliche Grundlage für das Leben und die Gesundheit der Menschen. Sie umfasst nicht nur den Reichtum an Arten bei Pflanzen,Tieren,PilzenundMikroorganismen,sondernauchdieVielfaltanLebensräumen und die genetische Vielfalt. Die Erhaltung der biologischen VielfaltdurchSchutzundnachhaltigeNutzungsichertlangfristigdieBedürf-nisse der heutigen Generation und künftiger Generationen. Sie zählt neben dem Klimaschutz zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Auf der KonferenzderVereintenNationenfürUmweltundEntwicklung(UNCED)imJahr1992hatdieWeltgemeinschaftdasUN-ÜbereinkommenüberdiebiologischeVielfalt(Convention on Biological Diversity,CBD)verabschiedetmitdemZiel,weltweitdemdramatischenVerlustanArten,Lebensräumenundgenetischer Diversität zu begegnen. Deutschland hat sich international mit NachdruckfürdieZielederCBDeingesetztundimJahr2007dieNationaleStrategiezurbiologischenVielfaltvorgelegt(BMU2007).

    DieNationaleStrategiezurbiologischenVielfaltbeinhalteteineVisionfürdieZukunft,diedurchrund330Qualitäts-undHandlungszielezueinerVielzahlbiodiversitätsrelevanterThemenkonkretisiertwurde.AusdenHandlungszie-len wurden in 16 Aktionsfeldern rund 430 konkrete Maßnahmen staatlicher und nicht-staatlicher Akteure abgeleitet. Deutschland hat damit eine an-spruchsvolleressortübergreifendenationaleStrategiezumÜbereinkommenüberdiebiologischeVielfaltentwickelt.ZurUmsetzungderNationalenStrategie zur biologischen Vielfalt wurde ein breit angelegter politischer und gesellschaftlicherProzessgestartet,derstaatlichewienicht-staatlicheAkteureeinbezieht. Es wurden vielfältige Maßnahmen zur Erhaltung und nachhalti-genNutzungunsererNatur-undKulturlandschaften,derArtenvielfaltsowiedergenetischenRessourcenbeiPflanzenundTiereneinschließlichWildpopu-lationeneingeleitet,u.a.Agrarumwelt-undVertragsnaturschutzmaßnahmen.DieserUmsetzungsprozessverlangtnacheinerverlässlichenundtranspa-rentenErfolgskontrolle.Dabeiistjedochzubeachten,dassvieleeingeleiteteMaßnahmen erst mittel- oder langfristig Fortschritte zeigen werden.

  • 5

    DieNationaleStrategiezurbiologischenVielfaltlegtfest,dasskünftigmitHilfe von Indikatoren eine zusammenfassende Erfolgskontrolle vorgenommen werdensoll.SieenthälthierfüreinSetvon19Indikatoren,welcheandieVisionen und Aktionsfelder der Strategie gekoppelt sind und internationale Vorgaben berücksichtigen. Die Indikatoren fassen vielschichtige Sachverhalte inanschaulicherFormzusammenundzeigenTrendsauf.Siesolleninangemessenen Zeitabständen aktualisiert und publiziert werden. Die Bilan-zierungderIndikatorenistBestandteilderRechenschaftsberichte,diedieBundesregierungzumUmsetzungsstandderStrategiekünftigeinmalinjederLegislaturperiode vorlegen wird.

    Der erste ausführliche Rechenschaftsbericht der Bundesregierung zur ErreichungderZieleundzumUmsetzungsstandderMaßnahmenistfürdasJahr 2012 geplant. Zuvor wird in dem vorliegenden Indikatorenbericht ein gegenüber dem Stand von Ende 2007 weiterentwickeltes Indikatorenset zur NationalenStrategiezurbiologischenVielfalterstmalsineinheitlicherFormbilanziert.

    Die 19 Indikatoren des aktualisierten Sets verteilen sich wie folgt auf fünf Themenfelder:

    KomponentenderbiologischenVielfalt(7Indikatoren)•

    SiedlungundVerkehr(2Indikatoren)•

    WirtschaftlicheNutzungen(8Indikatoren)•

    Klimawandel(1Indikator)•

    GesellschaftlichesBewusstsein(1Indikator)•

    Fischotter (Lutra lutra)

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    GegenüberdeminderNationalenStrategiezurbiologischenVielfalt2007beschlossenenIndikatorensetergebensichfolgendeVeränderungen:

    DerIndikator„Natura2000-Gebietsmeldungen“erfasstebisherdieFort-•schrittebeiderErrichtungdesSchutzgebietsnetzesNatura2000.NachAbschlussdesMeldeverfahrensfürNatura2000-Gebieteisterentbehrlichgeworden und wird nun nicht mehr berichtet.

    DerIndikator„AnzahlgebietsfremderTier-undPflanzenarten“wirddurch•denIndikator„InvasiveArten“ersetzt,dersichnuraufdiegebietsfremdenTier-undPflanzenartenerstreckt,dieeinerheblichesGefährdungspo-tenzialfürdiebiologischeVielfaltdarstellen(invasiveArten).DerneueIndikatoristsokonzipiert,dasskünftigAussagenzuErfolgenvonBekämp-fungsmaßnahmen gegen diese Arten möglich sind.

    DerbisherigeIndikator„Gewässergüte“wirddurchdenneuentwickelten•Indikator„ÖkologischerGewässerzustand“abgelöst,deraufeinerumfas-sendenökologischenBewertungderNaturnähevonGewässernbasiert.

    DerIndikator„ZustandderFlussauen“wirdneuindasIndikatorenset•eingefügt. Er beschreibt erstmals für ganz Deutschland Veränderungen der größeren Auen durch den Menschen.

    EbenfallsneuaufgenommenwirdderIndikator„Landwirtschaftsflächen•mithohemNaturwert(High Nature Value Farmland)“.ErsolldenUmfangderLandwirtschaftsflächenmithohemNaturwertandergesamtenLandwirtschaftsflächebilanzieren.

    DerneueIndikator„GenetischeVielfaltinderLandwirtschaft“ermöglicht•erstmals Aussagen für den Bereich der genetischen Vielfalt. Er bilanziert das Ausmaß der Gefährdung genetischer Ressourcen am Beispiel ausge-wähltereinheimischerNutztierrassen.

    Eine weitere Ergänzung stellt der Indikator „Eutrophierende Stickstoff-•einträge“dar.ErbilanziertBeeinträchtigungenderbiologischenVielfaltinfolgederÜberschreitungvonStickstoff-Belastungsgrenzen(Critical Loads of Nutrient Nitrogen).

    Der Indikator „• Marine Trophic Index“reagiertnachneuerenErkenntnissennichtausreichendsensibelaufnegativeAuswirkungenderFischerei,weilerausschließlichauffischereilicheAnlandungenabstellt,d.h.nurkom-merzielle Fangtätigkeiten beleuchtet. Er wird daher nicht mehr berichtet. DieEntwicklungdesfürdenThemenbereich„NachhaltigeMeeresfi-scherei“nachderNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltneuzuentwickelndenIndikators(BeständeausgewählterkommerziellgenutzterMeeresarten)istnochnichtabgeschlossen.AufdiesenneuenIndikatorwirdinKapitel4(Ausblick)kurzeingegangen.

    AuchdieEntwicklungdesIndikators„ZersiedelungderLandschaft“ist•noch nicht abgeschlossen. Ausführungen hierzu sind ebenfalls in Kapitel 4 zufinden.

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    DasJahr2010wurdevondenVereintenNationenzumInternationalenJahrderbiologischenVielfaltausgerufen.Esfordertunsalleheraus,internationalundnationalBilanzzuziehen,wieesheuteumdenSchutzderbiologischenVielfalt bestellt ist. Der hierzu erstmals vorgelegte Indikatorenbericht zur NationalenStrategiezurbiologischenVielfaltzeigtdieEntwicklungstrendsfürDeutschlandaufundstelltinsbesonderedar,woDeutschlandinHinblickaufdas2010-ZielderCBDbzw.dasweitergehende2010-ZielderEUsteht,denVerlustanbiologischerVielfaltsignifikantzureduzierenbzw.zustoppen.Ermacht Fortschritte und Handlungsbedarf deutlich und zeigt damit die Wege auf,diekünftigvonderNaturschutzpolitikundanderenPolitikbereichenmitBezugzumSchutzundzurnachhaltigenNutzungderbiologischenVielfaltinDeutschland beschritten werden müssen.

    MäandrierenderBachlaufinOberbayern

    DieIndikatorenderNationalenStrategie zur biologischen Vielfaltinformiereninzusam-menfassender Form über den Zustand und die Entwicklung derbiologischenVielfaltinDeutschland. Sie geben weiter-hin Auskunft über Belastungen und Maßnahmen zur Erhaltung und zur nachhaltigen Nutzung derbiologischenVielfalt.ImErgebnis werden Fortschritte und Handlungsbedarf für die GestaltungderNaturschutzpoli-tik und anderer Politikbereiche mit Bezug zum Schutz der biologischenVielfaltdeutlich.

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    ImFolgendenwerden–gegliedertnachdenfünfübergreifendenThemen-feldern„KomponentenderbiologischenVielfalt“,„SiedlungundVerkehr“,„WirtschaftlicheNutzungen“,„Klimawandel“und„GesellschaftlichesBewusst-sein“–die19IndikatorendesaktualisiertenIndikatorensetsnacheinemeinheitlichen Schema bilanziert und interpretiert. Dabei werden Bezüge zur konkretenVision(KapitelB)unddenAktionsfeldern(KapitelC)derNationa-len Strategie zur biologischen Vielfalt hergestellt.

    DieBenennungderIndikatorenindenÜberschriftengibtdasbehandelteThemasoknappwiemöglichwieder.EineinleitenderTextinformiertüberden Bezug des Indikators zur biologischen Vielfalt. Im folgenden Abschnitt wirdunterderZwischenüberschrift„Indikator“eineDefinitiondesIndikatorsgegeben und das mit dem Indikator verbundene Ziel der nationalen Strategie vorgestellt.UnterderZwischenüberschrift„Aufbau“findensichAngabenzurHerkunft der Daten sowie in zusammenfassender Form zur Berechnung der Indikatorwerte. In einem letzten Abschnitt unter der Zwischenüberschrift „Aussage“wirdderVerlaufdesIndikatorsinterpretiert.Dabeiwirdinsbeson-dere der künftige Handlungsbedarf deutlich gemacht.

    2

    Indikatorenset der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

  • 9

    BeibestimmtenIndikatorenwurdenkeinequantitativenZielwerte,sondernnurallgemeineQualitätszielefestgelegt.LiegenhingegenquantitativeZielwertevor,sokönnenAussagenzumGradderaktuellenZielerreichung(Status)getroffenwerden.FürdenStatuswirdderAbstandzwischendemletzten Datenpunkt und dem Zielwert ermittelt und in eine von vier Klassen eingeordnet. Das Ergebnis wird mit Hilfe von vier Symbolen visualisiert. Dabei geltenfolgendeKlassengrenzenfürdenGradderZielerreichung:

    Zielerreichungsgrad ≥90%

    Der aktuelle Wert liegt innerhalb des Zielbereiches.

    Zielerreichungsgrad 80%bis<90%

    DeraktuelleWertliegtinderNähedesZielbereiches.

    Zielerreichungsgrad 50%bis<80%

    Der aktuelle Wert liegt noch weit vom Zielbereich entfernt.

    Zielerreichungsgrad <50%

    Der aktuelle Wert liegt noch sehr weit vom Zielbereich entfernt.

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    Außerdem werden – entsprechend der Datenverfügbarkeit – Aussagen zum Trendgetroffen.DerTrendwirdnacheinemstatistischenVerfahren(Rang-korrelationskoeffizientnachSpearman)übereinenZeitraumvon10Jahrenermittelt unter Verwendung der letzten 11 Datenpunkte. Ausgenommen sind hiervonderIndikator„KlimawandelundFrühlingsbeginn“(TrendberechnungüberdenZeitraumvon1951bis2009mit59Datenpunkten),derIndikator„Gebietsschutz“(2000bis2008mit9Datenpunkten)undderIndikator„Nach-haltigeForstwirtschaft“(2000bis2009mit10Datenpunkten).DieErgebnissederBerechnungenwerdenfolgendermaßenklassifiziert:

    StatistischsignifikanterTrendhinzumZielbzw.Zielwert

    KeinstatistischsignifikanterTrendfeststellbar (keineSignifikanzfüransteigendenoderabfallendenTrend)

    StatistischsignifikanterTrendwegvomZielbzw.Zielwert

    ~

    Reicht die Zahl der Datenpunkte nicht aus oder ist die Vergleichbarkeit der DatenindenZeitreiheneingeschränkt,könnenkeineAngabenzumTrendgemacht werden.

    DerVerlaufdesIndikatorsundggf.vonTeilindikatorenwirdineinemeinheitlichgestaltetenDiagrammdargestellt.NebendemDiagrammwerdendie wesentlichen Informationen zum jeweiligen Indikator in Hinblick auf die ThemenfelderderNationalenStrategiezurbiologischenVielfalt(NBS),dieDefinitiondesIndikators,quantitativeZielwertebzw.allgemeineQualitäts-ziele und die Kernaussage kurz zusammengefasst.

    HintergrundinformationenundZitate–insbesondereausderNationalenStrategie zur biologischen Vielfalt – stehen in der Marginalspalte und ergän-zendieAussagenderIndikatorentexte.

    Am Ende des Berichtes wird eine Gesamtbilanz der Aussagen aller 19 Indika-torenderNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltgezogenundinFormeines Indikatorenspiegels dargestellt. Danach folgt ein Ausblick auf weitere in derkonkretenEntwicklungbefindlicheIndikatoren.DerBerichtschließtmiteinem Verzeichnis wichtiger weiterführender Literaturquellen.

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    Laubfrosch(Hyla arborea)

    Komponenten der biologischen Vielfalt

    2.1

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    Artenvielfalt und Landschaftsqualität

    EinegroßeArtenvielfaltanTierenundPflanzenisteine wesentliche Voraussetzung für einen leistungs-fähigenNaturhaushaltundbildeteinewichtigeLebensgrundlage des Menschen. Die Artenvielfalt ist dabei eng verbunden mit der Vielfalt an Lebensräumen und Landschaften. In Deutschland sindNaturundLandschaftdurchjahrhunderte-langeNutzungengeprägt,waszurEntstehungartenreicher Kulturlandschaften geführt hat. Zur Erhaltung der auf diese Weise entstandenen und der natürlich gewachsenen biologischen Vielfalt sindnachhaltigeFormenderLandnutzung,eineBegrenzung von Belastungen und ein schonender UmgangmitderNaturerforderlich.

    UmdenZustandvonNaturundLandschaftunterdemEinflussvielfältigerNutzungenaufdergesam-ten Fläche Deutschlands in zusammenfassender Formzubewerten,wurdeeinIndikatorentwickelt,derdieVeränderungenderBeständeausgewählterVogelartendarstellt,welchediewichtigstenLandschafts- und Lebensraumtypen in Deutschland repräsentieren. Die Größe der Bestände(nachAnzahlderRevierebzw.Brutpaare)spiegelt die Eignung der Landschaft als Lebensraum für die ausgewählten Vogelarten wider. Da neben Vögeln auch andere Arten an eine reichhaltig gegliederte Landschaft mitintakten,nachhaltiggenutztenLebensräumengebundensind,bildetderIndikator indirekt auch die Entwicklung zahlreicher weiterer Arten in der LandschaftunddieNachhaltigkeitderLandnutzungab.

    SteigtdieQualitätderLebensräumeinFolgeeinerVerringerungvonBelas-tungen,einerVerbesserungderNachhaltigkeitvonNutzungenodereinererfolgreichenUmsetzungvonMaßnahmendesNaturschutzes,drücktsichdiesin der Regel in zunehmenden Bestandszahlen der ausgewählten Vogelarten und damit in einer positiven Entwicklung des Indikators aus.

    DerIndikator„ArtenvielfaltundLandschaftsqualität“wurdealsSchlüsselindi-katorfürdieNachhaltigkeitvonLandnutzungenimRahmenderNationalenNachhaltigkeitsstrategie(Bundesregierung 2002)entwickeltundindieNationaleStrategiezurbiologischenVielfaltübernommen.ErwirdaktuellauchimIndikatorenbericht2010zurNationalenNachhaltigkeitsstrategieberichtet(Statistisches Bundesamt2010).

    DerIndikatorliefertInfor-mationen zur Artenvielfalt, LandschaftsqualitätundNach-haltigkeitderLandnutzungen.

    IndikatorDerIndikatorliefertInformationenzurArtenvielfalt,zurLandschaftsqualitätundzurNachhaltigkeitderLandnutzungen.DerBerechnungdesIndikatorsliegtdieEntwicklungderBeständevon59VogelartenzuGrunde,diediewichtigsten Landschafts- und Lebensraumtypen in Deutschland repräsentieren (Agrarland,Wälder,Siedlungen,Binnengewässer,KüstenundMeeresowiedieAlpen).DabeiwerdenzweiIndikatorartenderWälderauchbeimTeilindika-tor zu den Alpen verwendet.

    FürdieZielwertbildunghateinExpertengremiumfürjedeeinzelneVogelarteinenBestandswertfürdasJahr2015festgelegt,dererreichtwerdenkann,wenn europäische und nationale rechtliche Regelungen mit Bezug zum NaturschutzunddieLeitlinieneinernachhaltigenEntwicklungzügigum-gesetzt werden. Die Zielwerte der Indikatorarten für das Jahr 2015 wurden zunächst als Vielfaches der damals bekannten Bestandsgrößen des Jahres 2002bestimmt.DieresultierendenIndexwertewurdennachfolgendeinheit-lichauf100%normiert.DaherergebensichfürdieTeilindikatorenunddenGesamtindikatorZielwertevon100%.

    Die Bundesregierung hat beschlossen, für die Bericht-erstattung zur Nationalen Stra-tegiezurbiologischenVielfaltdenIndikator„ArtenvielfaltundLandschaftsqualität“miteinemZielwertvon100%imJahr2015beimGesamtindikatorundbei den sechs Teilindikatoren zu verwenden.

    Kiebitze (Vanellus vanellus)

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    Zielerreichungsgrad in %

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    Zielwert von 100 %im Jahr 2015

    2008 20122010 201520062004200220001998199619941992199019751970

    Artenvielfalt und Landschaftsqualität

    Themenfelder der NBS FastalleThemenfelder,insbesondereC1BiotopverbundundSchutzge-bietsnetze,C6Land-undForstwirtschaftundC12LändlicherRaumundRegionalentwicklung

    Definition Index(Maßzahlin%)überdiebundesweitenBestandsgrößenausge-wählterrepräsentativerVogelarteninsechsHauptlebensraum-undLandschaftstypen

    Zielwert BiszumJahr2015sollendiesechsTeilindikatorenundderGesamtindika-torjeweilseinenZielwertvon100%erreichen.

    Kernaussage DieIndikatorwerteliegennachwievorweitvomZielwertentfernt.EinzigderTeilindikatorfürdieWälderliegtknappüber80%unddamitinderNähedesZielbereiches.BeigleichbleibenderEntwicklungkanndasZielvon100%imJahr2015nichtohneerheblichezusätzlicheAnstrengungenvonBund,LändernundaufkommunalerEbeneinmöglichstallenbetroffenenPolitikfeldernerreichtwerden.

    Kein statistischsignifikanterTrendfeststellbar

    Der aktuelle Wertliegt noch weit vomZielbereich entfernt.

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    12

    FürdiesechsHauptlebensraum-undLandschaftstypen(Agrarland,Wälder,Siedlungen,Binnengewässer,KüstenundMeere,Alpen)wurdeninZusam-menarbeit mit den Staatlichen Vogelschutzwarten der Länder und dem DachverbandDeutscherAvifaunisten(DDA)jeweils10–bzw.beidenWäldern11 – repräsentative Vogelarten als Indikatorarten ausgewählt. Aus der Anzahl derRevierebzw.BrutpaareinstatistischrepräsentativenProbeflächenwirdfür jede Art jährlich ein indizierter Wert für die deutschlandweite Bestands-größe errechnet. Die aktuelle Bestandsgröße wird für jede Art in Relation zur Größe des für das Jahr 2015 festgelegten Zielbestandes gesetzt. Dadurch ergibt sich ein jährlicher Zielerreichungsgrad in Prozent.

    Für jeden Hauptlebensraum- bzw. Landschaftstyp wird anschließend der arithmetische Mittelwert der Zielerreichungsgrade über alle 10 bzw. 11 ausgewähltenVogelartengebildet.DieseMittelwerteerlaubenalsTeilindika-toren differenzierte Aussagen zum Zustand der sechs Hauptlebensraum- bzw. Landschaftstypen. Der Gesamtindikator errechnet sich aus einer gewichteten SummierungderTeilindikatoren.DieGewichtungbeziehtsichdabeiaufdenFlächenanteil des jeweiligen Hauptlebensraum- bzw. Landschaftstyps an der Fläche Deutschlands.

    Die historischen Werte für 1970 und 1975 sind rekonstruiert. Die Werte einigerVogelartenindenLebensräumenderBinnengewässer,KüstenundMeeresowiederAlpenwurdenineinzelnenJahrenextrapoliert.DieWertefür zwei Vogelarten der Alpen wurden geringfügig korrigiert.

    Aufbau

    Für den Hauptindikator und die sechs Teilindikatoren:Grafik:BfN(2010), Daten:DDA(2010)

  • Hauptlebensraum- bzw. Landschaftstyp

    Gewichtungs -faktor

    Ausgewählte repräsentative Vogelarten

    Agrarland 0,50Braunkehlchen,Feldlerche,Goldammer,Grauammer,Heidelerche,Kiebitz,Neuntöter,Rotmilan,Steinkauz,Uferschnepfe

    Wälder 0,27Grauspecht,Kleiber,Kleinspecht,Mittelspecht,Schreiadler,Schwarzspecht,Schwarzstorch,Sumpfmeise,Tannenmeise,Waldlaubsänger,Weidenmeise

    Siedlungen 0,11Dohle,Gartenrotschwanz,Girlitz,Grünspecht,Hausrotschwanz,Haussper-ling,Mauersegler,Mehlschwalbe,Rauchschwalbe,Wendehals

    Binnengewässer 0,06Eisvogel,Flussuferläufer,Haubentaucher,Kolbenente,Rohrdommel,Rohr-weihe,Seeadler,Teichrohrsänger,Wasserralle,Zwergtaucher

    Küsten und Meere 0,03Austernfischer,Eiderente,Flussseeschwalbe,Kornweihe,Küstenseeschwalbe,Mittelsäger,Rotschenkel,Sandregenpfeifer,Trottellumme,Zwergseeschwalbe

    Alpen 0,03Alpenbraunelle,Auerhuhn,Berglaubsänger,Dreizehenspecht,Kleiber,Ringdrossel,Rotkehlchen,Steinadler,Waldbaumläufer,Weidenmeise

    13

    Der Wert des Indikators für die Artenvielfalt lag im Jahr 1990 deutlich unter denWerten,diefürdieJahre1970und1975rekonstruiertwurden. Dies ist aufBestandseinbrüchebeivielenIndikatorartenderAgrarlandschaft,derSiedlungenundderBinnengewässervor1990zurückzuführen.DieTeilindika-torenderWälder,derKüstenundMeeresowiederAlpenbliebenhingegenüber diesen Zeitraum stabil. In den letzten zehn Beobachtungsjahren(1998bis2008)hat sich der Indikatorwert kaum verändert und zeigte keinen statistisch signifikantenEntwicklungstrend.ImJahr2008lagerbei69%desZielwerts.BeigleichbleibenderEntwicklungkanndasZielvon100%imJahr2015nichtohneerheblichezusätzlicheAnstrengungenvonBund,LändernundaufkommunalerEbene in möglichst allen betroffenen Politikfeldern erreicht werden.

    ImTrendentwickeltensichdieTeilindikatorenfürAgrarland(66%desZiel-wertesimJahr2008),fürSiedlungen(59%)sowiefürKüstenundMeere(56%)indenletzten10Jahrenbis2008statistischsignifikantwegvomZiel,währendfürdieBinnengewässer(73%)unddieAlpen(57%)statistischkeinsignifikanterTrendnachweisbarwar.AlleinderTeilindikatorfürdieWälderzeigteeinenstatistischsignifikantenpositivenTrend.Mit81%desZielwertesimJahr2008war die Situation in den Wäldern zudem vergleichsweise am günstigsten.

    Im Agrarland ist die Bestandssituation vieler Vogelarten kritisch.Vögel,dieaufÄckern,WiesenundWeidenbrüten,gehen – regional unterschiedlich – aufgrund der intensiven land-wirtschaftlichen NutzungimBestandzurück. Der regio-nal zunehmende Grünlandumbruch und der steigende

    EnergiepflanzenanbaukönnenAuswirkungenaufLandschaftsqualitätundArtenvielfalt haben. Esbleibtdarüberhinausabzuwarten,wiesichdieeinge-leitetenAgrarumwelt-undNaturschutzmaßnahmenmittel-undlangfristigaufdie Bestandssituation auswirken werden.

    Aussage

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    Zielerreichungsgrad in %Agrarland

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    Zielwert von 100 %im Jahr 2015

    2008 20122010 201520062004200220001998199619941992199019751970

    Der aktuelle Wert liegt noch weit vom Zielbereich entfernt.

    StatistischsignifikanterTrendwegvomZielwert

  • 14

    Wälder haben trotz der früheren Kahlschlags- und Fichtenwirtschaft derzeit den besten Teilindikatorwert.DieFörderung naturnaher Waldbewirtschaftung dürfte sich hier positiv auswirken.UmdenstatistischsignifikantenpositivenTrendzuerhalten bzw. künftig zuverstärken,müssenstaatliche Fördermög-lichkeiten(z.B.Wald-umweltmaßnahmen)ausgeweitetundnochkonsequentergenutztwerden.TrotzeinerimVergleichzudenanderenTeilindikatorengünstigerenSitua-tion ist der Zielwert auch in Wäldern aber noch nicht erreicht. Hierfür bedarf es einer konsequenten Fortführung des naturnahen Waldbaus sowie der fortgesetzten Berücksichtigung naturschutzfachlicher Aspekte bei der forst-lichen Bewirtschaftung.

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    Zielerreichungsgrad in %Wälder

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    Zielwert von 100 %im Jahr 2015

    2008 20122010 201520062004200220001998199619941992199019751970

    Der aktuelle Wert liegt in derNähedesZielbereiches.

    StatistischsignifikanterTrendhinzumZielwert+

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    Zielerreichungsgrad in %Siedlungen

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    Zielwert von 100 %im Jahr 2015

    2008 20122010 201520062004200220001998199619941992199019751970

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    Zielerreichungsgrad in %Binnengewässer

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    Zielwert von 100 %im Jahr 2015

    2008 20122010 201520062004200220001998199619941992199019751970

    Der aktuelle Wert liegt noch weit vom Zielbereich entfernt.

    StatistischsignifikanterTrendwegvomZielwert

    ~Der aktuelle Wert liegt noch weit vom Zielbereich entfernt. Keinstatistischsignifi-kanterTrendfeststellbar

    Der Indikatorverlauf für die Binnengewässer weist über die letzten Jahre hinweg deutliche Schwankungenauf,einsignifikanterTrendzeichnet sich nicht ab. Eine wichtige Rolle für die zukünftige Entwicklung dieser Lebensräume spielen Maßnahmen zur Rena-turierung von Flüssen undAuen,dieimRahmenderUmsetzungder Wasserrahmenricht-linie verstärkt durchgeführt werden sollen.

    In Siedlungen zeigen sowohl Gebäudebrüter alsauchArten,dieaufBrachen,Obstwiesenund bäuerliche Strukturen in Dörfern undOrtsrandlagenangewiesensind,einennegativenTrend.Gründe hierfür dürften in erster Linie bei der zunehmenden Versie-gelung von Flächen sowie dem Verlust naturnaher Lebens-räumeunddörflicherStrukturen liegen.

  • Wirtschaftliche Nutzungen Klimawandel

    Komponenten der biologischenVielfalt SiedlungundVerkehr

    GesellschaftlichesBewusstsein

    15

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    Zielerreichungsgrad in %Küsten und Meere

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    Zielwert von 100 %im Jahr 2015

    2008 20122010 201520062004200220001998199619941992199019751970

    Von dem negativen TrendbeidenKüsten und Meeren sind vor allem die Brutbestände der Vogelarten der Strände und Dünen betroffen. Die an den Küsten ergriffenen Schutzmaßnahmen konnten noch keine Trendumkehrbewirken.

    Fazit

    DiewichtigstenUrsachenfürdenRückgangderArtenvielfaltsind–regionalunterschiedlich–dieintensivelandwirtschaftlicheNutzung,dieZerschnei-dungundZersiedelungderLandschaft,dieVersiegelungvonFlächensowieStoffeinträge(z.B.SäurebildneroderNährstoffe).ImSiedlungsbereichwirkensichVerlusteannaturnahenFlächenunddörflichenStrukturenaufgrundvon Bautätigkeit und Flächenversiegelung negativ aus. Gefährdungsfaktoren für Lebensräume an der Küste sind Störungen durch eine gestiegene Frei-zeitnutzungunddieVerbauung,z.B.durchKüstenschutzmaßnahmen.UmbeimGesamtindikatorundbeiallenTeilindikatoreneinenpositivenTrendzuerreichenbzw.beimTeilindikator„Wälder“denpositivenTrendzuverstär-ken,sindweitereAnstrengungenvonBund,LändernundaufkommunalerEbene in möglichst allen betroffenen Politikfeldern erforderlich.

    Der aktuelle Wert liegt noch weit vom Zielbereich entfernt.

    StatistischsignifikanterTrendwegvomZielwert

    ObwohlbeieinigenAr-ten der Alpen negative Bestandsveränderungen auftreten,iststatistischkeinsignifikanterTrendnachweisbar.Nebeneiner zunehmenden Erschließung entlege-ner Gebiete gelten als Hauptursachen einer-seits die Intensivierung vonLandnutzungen,anderseits die Aufgabe traditioneller Bewirt-schaftungsformen.

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    Zielerreichungsgrad in %Alpen

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    2008 20122010 201520062004200220001998199619941992199019751970

    Zielwert von 100 %im Jahr 2015

    ~Der aktuelle Wert liegt noch weit vom Zielbereich entfernt. Keinstatistischsignifi-kanterTrendfeststellbar

  • Maßnahmen zum Schutz von Arten sind ein zentra-lesThemaderNationalenStrategiezurbiologischenVielfalt.Siezielendarauf,dieGefährdungvonArten zu verringern und den Rückgang der Arten-vielfalt aufzuhalten. Rote Listen gefährdeter Arten enthalten wichtige Informationen zur Gefährdungs-situation der bewerteten Arten. Ihr Stellenwert als Dokumentationsmedium des Artenschutzes ist stetig gewachsen,seitvorfast40JahrendieerstenRotenListen veröffentlicht wurden. Heute sind sie weithin bekannte und vielfältig genutzte Instrumente des Naturschutzes.DiebundesweitenRotenListenwerdeninetwa10-jährigemTurnusaktualisiert.DerIndikator„GefährdeteArten“stelltdieArtengefähr-dung in Deutschland auf der Basis der Bewertungen in den Roten Listen anschaulich dar.

    DerIndikatorbilanziertdasAus-maßderGefährdungvonArtenausgewählterArtengruppen.

    Der Indikator fasst die Angaben zur Gefährdung der Arten in den bundes-weiten Roten Listen in einer einfachen Maßzahl zusammen. Datengrundlage sinddieEinstufungenderArtenindieRote-Liste-Kategorien,dieeinSystemabgestufter Gefährdungsgrade bilden bis hin zum Aussterben von Arten. Der resultierendeIndexlieferteineneinzelnenWert,derdasAusmaßderGefähr-dung aller bilanzierten Arten wiedergibt.

    ZumSchutzderArtenvielfaltwirdinderNationalenStrategiezurbiologi-schenVielfaltalsZielfestgelegt,dasssichbis2020fürdengrößtenTeilderRote Liste-Arten die Gefährdungssituation um eine Stufe verbessern soll. Auf Grundlage dieser Vorgabe kann ein konkreter Zielwert für das Jahr 2020 be-rechnet werden. Dabei wird eine Verbesserung der Gefährdung aller aktuell bestandsgefährdeten Arten um eine Stufe angenommen.

    InZukunftsollenzusätzlichzumHauptindikatorTeilindikatorengebildetwerdenu.a.zurGefährdungderArten,fürderenErhaltungDeutschlandeinebesondere Verantwortung trägt und deren Populationen gemäß den Zielen derNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltbis2020eineüberlebens-fähigeGrößeerreichensollen.WeiterhinkannkünftigeinTeilindikatordenStand des Wissens zur Artengefährdung in Deutschland beleuchten.

    Luchs(Lynx lynx)

    16

    Indikator

    Aufbau

    „Bis2020hatsichfürdengrößtenTeilderRoteListe-ArtendieGefährdungssituationumeineStufeverbessert.“(BMU2007:27)

    DatengrundlagefürdieBerechnungdesIndikatorssinddievonExpertengre-mien erstellten bundesweiten Roten Listen. Für die Berechnung stehen derzeit dieRotenListenderPflanzenundPilzevon1996(Ludwig & Schnittler1996)undderTierevon1998(Binotetal.1998)zurVerfügung,weiterhindie2009 veröffentlichten aktuellen Fassungen der bundesweiten Roten Listen für dieWirbeltiere(ohneMeeresfische)(BfN 2009a).DerIndikator„GefährdeteArten“wirdvorläufignurfürdieGruppederWirbeltiere(ohnedieMeeres-fische)bilanziert,fürdieDatenzurGefährdungausdemJahr2009vorliegen.DasBundesamtfürNaturschutzplant,dieaktualisiertenbundesweitenRotenListen für weitere Artengruppen in den Jahren 2010 und 2011 herauszugeben. Die Bilanzierung des Indikators wird künftig auch die Daten aus diesen Roten Listen umfassen.

    IndieBerechnungdesIndikatorsfließendieArtenmitunterschiedlichenGewichtungsfaktorenein.Dabeigilt:JestärkereineArtgefährdetist,destostärkerbeeinflusstsiedenIndikatorwert.AusderBildungdesIndexesresul-tierteineSkala,aufder0%erreichtwürden,wennkeinederArtenbestands-gefährdet,ausgestorbenoderverschollenwäre.Bei100%wärensämtlichebetrachteten Arten ausgestorben oder verschollen.

    Gefährdete Arten

  • Wirtschaftliche Nutzungen Klimawandel

    Komponenten der biologischenVielfalt

    GesellschaftlichesBewusstsein

    Aufgrund zahlreicher me-thodischer Veränderungen bei der Einstufung der Arten der Wirbeltiere in Rote-Liste-Kategorien nach 1998 ist ein direkter Vergleich mit dem Indikatorwert von 1998 nur sehr eingeschränkt möglich.

    Grafik:BfN(2010), Daten:RoteListe1998, RoteListe2009

    SiedlungundVerkehr

    17

    FürdasJahr2009beträgtdervorläufignurfürdieGruppederWirbeltiere(ohnedieMeeresfische)berechneteIndikatorwert23%.VerringertsichinZukunftdasAusmaßderGefährdungvonArten,wirddieserWertsinken.VomZielwert,derbei16%liegt,istderaktuelleIndikatorwertnochweitentfernt.Gegenüber den entsprechenden Roten Listen von 1998 ist eine geringfügige VerbesserungdesIndexwertesfestzustellen.AufgrundzahlreichermethodischerVeränderungen bei der Einstufung der Arten der Wirbeltiere in Rote-Liste-Ka-tegorien nach 1998 ist ein direkter Vergleich allerdings nur sehr eingeschränkt möglich.BeidenBilanzierungenmussdaraufhingewiesenwerden,dassdiehierbetrachtetenWirbeltieredeutlichwenigerals1%allerinDeutschlandvorkommendenbekanntenArtenderTiere,PflanzenundPilzestellen.ZudemhandeltessichumGruppenmitüberwiegendgutuntersuchtenTierarten,vondenen überdurchschnittlich viele bereits seit langer Zeit im Brennpunkt von Artenschutzbemühungen stehen. Eine Verallgemeinerung der hier vorgestellten Indikatorwerte auf die gesamte Artenvielfalt in Deutschland und deren Ge-fährdungistdahernichtmöglich(Paulyetal.2009).NachErscheinenweitereraktuellerRoterListenwirdsichdieZahlderindenIndexeingehendenArtensehrstarkvergrößern,unddieAussagenzurBilanzierungkönnensichdeutlichändern. Für besonders gefährdete Arten müssen Einzelmaßnahmen ergriffen werden,diedasÜberlebendieserArtensichern.Dabeisollteninsbesonderesol-chebestandsgefährdetenArtenprioritärbehandeltwerden,fürderenErhaltungDeutschland eine hohe oder eine besonders hohe Verantwortlichkeit besitzt. Für einenerfolgreichenArtenschutzistesaußerdemnotwendig,dasWissenumallein Deutschland vorkommenden Arten und deren Gefährdung zu verbessern.

    Zielwert von 16 %im Jahr 2020

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    Der Indikator wird vorläufig nur für die Gruppe der Wirbeltiere ohne die Meeresfische bilanziert.

    Indexwert in %

    1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

    Der aktuelle Wertliegt noch weit vomZielbereich entfernt.

    Themenfelder der NBS B1.1.2Artenvielfalt,C2ArtenschutzundgenetischeVielfalt

    Definition DerIndikatorfasstdieGefährdungderArtenderbundesweitenRotenListenineinereinfachenMaßzahlzusammen.DatengrundlagesinddieEinstufungenderArtenindieRote-Liste-Kategorien.

    Zielwert ZumSchutzderArtenvielfaltwirdbis2020eineVerringerungderGefähr-dungalleraktuellbestandsgefährdetenArtenumeineStufeangestrebt.FürdieGruppederWirbeltiere(ohnedieMeeresfische)ergibtsichdarauseinZielwertvon16%.

    Kernaussage FürdasJahr2009beträgtdervorläufignurfürdieGruppederWirbeltiereohnedieMeeresfischeberechneteIndikatorwert23%.UmdenZielwertvon16%bis2020zuerreichen,sindgroßeAnstrengungenimArtenschutznotwendig.

    IndikatorwertnachRoterListe1998IndikatorwertnachRoterListe2009

    Gefährdete Arten

    Aussage

  • Der FFH-Richtlinie verdanktdieNaturschutz-arbeit in Deutschland zahlreiche positive Impulse. Diese reichen von der Ausweisung neuer Schutzgebiete über die stringentere Prüfung bei Eingriffen bis hin zu einer verbes-serten Ausgestaltung von Agrarumweltmaßnah-men. Darüber hinaus repräsentieren die in den Anhängen genannten Arten und Lebensraum-

    typen einen wichtigen Ausschnitt der biologischen Vielfalt in Deutschland undderEU.AufgrundderhohenBedeutungdieserSchutzgüter,dieBestand-teilsehrunterschiedlicherÖkosystemesind,korrespondierendieVorgabenderFFH-RichtliniemitfastallenAktionsfeldernderNationalenStrategiezurbiologischen Vielfalt. Daher spielt die Bewertung des Erhaltungszustandes derSchutzgütereinezentraleRollebeiderÜberprüfungderfür2010verein-bartenBiodiversitätszielederEUundderErfolgederNationalenStrategiezurbiologischen Vielfalt.

    DerIndikatorgibteinezusam-menfassende Aussage zum ErhaltungszustandderLebens-räumegemäßAnhangIundderArtengemäßdenAnhängenII,IVundVderFFH-RichtlinieinDeutschland.

    DerIndikatorwirdalsIndexwerterrechnet,indendieBewertungdesErhal-tungszustandes der Schutzgüter der FFH-Richtlinie eingeht. Im nationalen Bericht 2007 wurden für Deutschland die Bewertungsergebnisse zu den 91 LebensraumtypendesAnhangsIundzu272voninsgesamt282Tier-undPflanzenartenderAnhängeII,IVundVerstmalszusammengestellt(BfN 2009b).

    InderNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltistalsZielfestgelegt,bis2020 den Erhaltungszustand aller Bestände der FFH-Lebensraumtypen signi-fikantzuverbessern,soferneinguterErhaltungszustandnochnichterreichtwurde.EbensosolleinesignifikanteVerbesserungdesErhaltungszustandessämtlicher Arten und Lebensräume der Küsten und Meere bis 2020 erreicht werden. Dieses Ziel wird für die Berechnung eines Zielwertes für den Indika-toraufalleSchutzgüterübertragen,somitauchaufalleArtenderAnhängederFFH-Richtlinie.DieskorrespondiertmitderZielsetzungderRichtlinie,ei-nen günstigen Erhaltungszustand aller Lebensräume und Arten der Anhänge zu bewahren oder wiederherzustellen. Verbessert sich der Erhaltungszustand der FFH-Lebensräume und FFH-Arten mit ungünstigem Erhaltungszustand um mindestenseineBewertungsstufe,sowirddiesalssignifikanteVerbesserungbetrachtet.ZielwertistdemzufolgederIndexwert,dersichergibt,wenndieBewertungenallerSchutzgüter,derenErhaltungszustandimvorliegendenBerichtnichtalsgünstigeingestuftwurde,umgenaueineStufeverbessertwerden. Im Sinne einer einfachen Kommunizierbarkeit wurde der so ermit-telteWertanschließendgerundet.EsresultiertsomiteinZielwertvon80%fürdas Jahr 2020.

    Derzeit wird auf europäischer Ebene im Zusammenhang mit der Erarbeitung einerneuenEU-BiodiversitätsstrategiefürdieZeitnach2010ebenfallseinIndikator zum Erhaltungszustand der FFH-Lebensräume und FFH-Arten entwi-ckelt.UmdieZielerreichungbeiderIndikatorenvergleichenzukönnen,sollnachVorliegendesEU-IndikatorsdieBerechnungsmethodedesnationalenIndikators an diesen angeglichen und der Zielwert überprüft werden.

    Heidschnucken in Heidelandschaft

    18

    Indikator

    Erhaltungszustand der FFH-Lebensräume und FFH-Arten

    InderNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltistalsZielformuliert:„Bis2020weisenalleBeständederLebens-raumtypen(gem.AnhangIderFFH-Richtlinie), der geschützten (§30BNatSchG)undgefähr-detenBiotoptypensowiesolcher, für die Deutschland einebesondereVerantwortunghat bzw. die eine besondere Bedeutung für wandernde Arten haben,einengegenüber2005signifikantbesserenErhaltungs-zustand auf, sofern ein guter Erhaltungszustand noch nicht erreichtist.“(BMU2007:29)

    Für die Küsten und Meere ist in der Nationalen Strategie zurbiologischenVielfaltdasZielformuliert,bis2020füralleArtenundLebensräumeeinesignifikanteVerbesserungdes Erhaltungszustandes zu erreichen(BMU2007:33).

  • 19

    Teilindikatoren Wert

    Anteilderjeweilsmit„rot“,„gelb“und„grün“bewertetenSchutzgütersowie AnteildermitderGesamteinschätzung„unbekannt“eingestuftenSchutzgüter

    „rot“:27%„gelb“:31%„grün“:23%„unbekannt“:19%

    Erhaltungszustand von Schutzgütern verschiedener Formationen

    KüstenundMeere:51%Stillgewässer:46%FließgewässerundAuen:47%Moore:44%Gebirge:65%

    Erhaltungszustandnutzungsabhängigerbzw.durchlandwirtschaftlicheNut-zungstarkgeprägterSchutzgüter(nurlandwirtschaftlichesOffenlandinkl.historischeNutzungsformen)

    40%

    Erhaltungszustand waldgebundener Schutzgüter 52%

    DerIndikatorwertbeträgtfürdieBerichtsperiode2001-200648%.DerAnteilderSchutzgütermitgünstigemErhaltungszustandbeträgtdabei23%,derAnteilderSchutzgüter,derenErhaltungszustandalsunbekannteingestuftwurde,19%.DieWertederTeilindikatoren,diejeweilsnurauseinerTeil-mengeallerSchutzgütergebildetwerden,liegenzwischen40%und65%.

    Aussage

    Grundlage für die Berechnung des Indikators ist die Bewertung des Erhal-tungszustandes für jedes Schutzgut differenziert nach den drei in Deutschland vorkommenden biogeographischen Regionen. Diese Bewertungen werden imRahmendesnationalenBerichtszurUmsetzungderFFH-Richtlinieallesechs Jahre zusammengestellt. Der erste vollständige Bericht wurde 2007 über dieBerichtsperiode2001-2006verfasst(BfN 2009b).DernächstenationaleBericht wird die Berichtsperiode 2007-2012 abdecken. Bei der Bewertung der Erhaltungszustände werden drei Stufen unterschieden und mit den Farben einerAmpelvisualisiert:günstig(„grün“),ungünstig-unzureichend(„gelb“),ungünstig-schlecht(„rot“).ZusätzlichwirddieKategorie„unbekannt“verge-ben,wenneineBewertungaufgrundmangelnderDatennichtvorgenommenwerdenkann.BeiderIndexberechnungwerdendieSchutzgütergemäßderBewertung und dem Anteil des jeweiligen Verbreitungsgebietes in einer biogeographischen Region am Gesamtverbreitungsgebiet in Deutschland gewichtet. Sofern Schützgüter in mehreren biogeographischen Regionen vorkommen,gehtihreBewertungmehrfachindenIndexein.

    Aufbau

    DieBundesregierungstrebtauchinHinblickaufdenSchutzderLebensraumtypenundArten der FFH-Richtlinie an:

    diedauerhafteSicherungderNatura2000-Gebieteinkl.Bereitstellungdererforderli-•chenFinanzierung(AktionsfeldC1„BiotopverbundundSchutzgebietsnetze“),die Erarbeitung und Durchführung von Artenschutzprogrammen zur Erhaltung und •WiederansiedlungspezifischerArtenundArtengruppen(AktionsfeldC2„ArtenschutzundgenetischeVielfalt“),die Überprüfung agrar- und umweltpolitischer Maßnahmen auf Nachhaltigkeit und •wirtschaftlichzumutbareMöglichkeitenzurweiterenVerbesserungderNaturver-träglichkeitimRahmenderEU-Agrarförderungsowiedernationalenundeuropä-ischenAgrar-undUmweltpolitik(AktionsfeldC6„Land-undForstwirtschaft“).

  • Wirtschaftliche Nutzungen Klimawandel

    Komponenten der biologischenVielfalt SiedlungundVerkehr

    GesellschaftlichesBewusstsein

    20

    Der Indikator zeigt den großen Handlungsbedarf in Hinblick auf eine – oft nur mittel- bis langfristig erreichbare – Verbesserung des Erhaltungszustandes der Schutzgüter der FFH-Richtlinie in Deutschland und damit auch den Schutz der biologischen Vielfalt insgesamt. Dabei ist der Handlungsbedarf bei SchutzgüternmitBindunganlandwirtschaftlichgeprägteÖkosysteme,Moore,Stillgewässer oder Fließgewässer und Auen größer als bei Schutzgütern mit BindunganKüstenundMeere,WälderoderGebirge.FolgendeKonsequenzenlassensichdarausableiten:

    DamitdasSchutzgebietsnetzNatura2000seineWirkungimgewünschten•Umfangentfaltenkann,mussnachAbschlussderGebietsmeldungenda-raufhingearbeitetwerden,denErhaltungszustandderFFH-Lebensräumeund FFH-Arten zu verbessern.

    AuchaußerhalbdesSchutzgebietsnetzesNatura2000sindbesondere•SchutzbemühungenvorallemfürzahlreicheArtenundOffenland-Lebens-räume weiterhin erforderlich.

    UmgeeigneteMaßnahmenz.B.imRahmenvonFFH-Managementplänen,•ArtenschutzprogrammenoderAgrarumweltmaßnahmenabzuleiten,istdiespezifischeBetrachtungjedeseinzelnenSchutzgutesnotwendig.

    Der Erhaltungszustand vieler Schutzgüter hängt von der Art der Flächen-•nutzungab,dienichtimdirektenEinflussbereichdesNaturschutzesliegt.ZurVerbesserungderErhaltungszuständekönnendaherNaturschutzundFlächennutzer nur gemeinsam beitragen.

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    Index in %

    48

    Zielwert von 80 %im Jahr 2020

    2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

    Der aktuelle Wertliegt noch weit vomZielbereich entfernt.

    Erhaltungszustand der FFH-Lebensräume und FFH-Arten

    Themenfelder der NBS InsbesondereB1.1Biodiversität,B1.2Lebensräume,C1BiotopverbundundSchutzgebietsnetze,C2ArtenschutzundC6Land-undForstwirtschaft

    Definition Index(Maßzahlin%)überdennachBewertungsergebnisundVerbreitungs-gebietgewichtetenErhaltungszustandderBeständeder91Lebensraum-typenundder272ArtenderFFH-RichtlinieindendreibiogeographischenRegionen Deutschlands

    Zielwert Bis2020hatsichderErhaltungszustandallermit„ungünstig“bewertetenSchutzgüterummindestenseineStufeverbessert(Indexwertvon80%).

    Kernaussage FürdieletzteBerichtsperiode(2001-2006)beträgtderIndikatorwert48%.ErliegtnochweitvomZielwertentfernt.BeieinemGroßteilderSchutzgü-ter sind daher erhebliche Anstrengungen erforderlich, um deren Erhaltungs-zustand zu verbessern.

    Grafik:BfN(2010), Daten:BfN(2009)

  • Invasive Arten

    AlsinvasivgeltenArten,derenVorkommenaußerhalbihres natürlichen Verbreitungsgebietes für die dort natürlichvorkommendenÖkosysteme,BiotopeoderArten ein erhebliches Gefährdungspotenzial darstellt. Die absichtliche Einfuhr und das unbeabsichtigte Einschleppen invasiver Arten werden weltweit nach der Zerstörung von Lebensräumen als die zweitgrößte Gefährdungsursache für die biologische Vielfalt angesehen. Deutschland zeigt aber einelangeGeschichtederBesiedlungundLandnutzung,in deren Verlauf bereits ein umfangreicher Austausch an Arten mit anderen Gebieten der Welt vom Menschen angestoßen wurde. In den allermeisten Fällen haben sich diese neu nach Deutschland gelangten Arten als nicht invasiverwiesen.ImweltweitenVergleichhatsichgezeigt,dass das Gefährdungspotenzial bei bestimmten invasiven ArteninDeutschlandzwarhochist,insgesamtaberalsweitaus geringer zu bewerten ist als beispielsweise im Falle isolierter Inseln.

    Vor allem durch die internationalen Verkehrs- und Handelsströme gelangen ArtennachDeutschland,dienatürlichvorkommendeArtenundLebensräumegefährdenkönnen.NebendiesennegativenAuswirkungenausSichtdesNa-turschutzes können invasive Arten zusätzlich negative ökonomische Auswir-kungen(z.B.fürdieForst-undLandwirtschaft)odernegativegesundheitlicheAuswirkungenfürdenMenschen(z.B.dieHerkulesstaudealsAuslöservonHautverbrennungen)haben.

    DerIndikatorbilanziertdieAnzahl invasiver Arten, die zu einerGefährdungvonÖkosys-temen,LebensräumenoderArten in Deutschland führen können.

    Der hier bilanzierte Indikator basiert auf der Schwarzen Liste invasiver Arten. DabeihandeltessichumeineAuflistungvonTier-undPflanzenarten,dienachgewiesenermaßen negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt bestimmter Lebensräume in Deutschland oder in vergleichbaren Regionen haben. Innerhalb der Schwarzen Liste wird unterschieden zwischen Arten der

    Warnliste(GefährdungderbiologischenVielfaltbelegt,ArtinDeutschland•nochnichtvorkommend,aberinvergleichbarenRegioneninvasiv),

    Aktionsliste(GefährdungderbiologischenVielfaltbelegt,kleinräumige•VorkommeninDeutschlandbekannt,geeigneteSofortmaßnahmenbekannt)und

    Managementliste(GefährdungderbiologischenVielfaltbelegt,kleinräu-•migeVorkommeninDeutschlandbekannt,geeigneteSofortmaßnahmenunbekanntoderGefährdungderbiologischenVielfaltbelegt,großräumigeVorkommeninDeutschlandbekannt,MaßnahmennurnochinEinzelfäl-lensinnvoll).

    BerichtetwerdenzweiTeilindikatoren:ErsterTeilindikatoristdieabsoluteAn-zahl der Arten auf der Aktionsliste der Schwarzen Liste invasiver Arten. Diese ZahlisteinMaßfürdieDringlichkeit,SofortmaßnahmengegeninvasiveArtenzuergreifen.AlszweiterTeilindikatorwirddieabsoluteAnzahlderArtenaufder Managementliste der Schwarzen Liste invasiver Arten berichtet. Diese ZahlbeschreibtdasAusmaßderGefährdungvonÖkosystemen,Lebensräumenoder Arten durch invasive Arten in Deutschland.

    Sowohl bei der Aktionsliste als auch bei der Managementliste besteht das Ziel,dassdieAnzahlinvasiverArteninZukunftnichtweiterzunimmt.Fürdie Aktionsliste wäre es bei Erfolg der durchgeführten Maßnahmen sogar möglich,dassdieAnzahlderArtenwiederbisaufNullabnimmt.Diesistbeiden in der Regel bereits weit verbreiteten Arten der Managementliste aber nicht möglich.

    DerGraskarpfen(Ctenopharyngodon idella) ist eine Art auf der ManagementlistederSchwarzenListeinvasiverArten.

    21

    Indikator

    „VorallemdurchdieinternationalenVerkehrs-undHandelsströmegelangennicht-heimische Arten (Neobiota) nach Deutschland, die heimische Artengefährdenbzw.verdrän-genkönnen.“(BMU2007:27f)

  • BekämpfungderHerkulesstaude(Heracleum mantegazzianum)

    22

    FürdieBerechnungderbeidenTeilindikatorenstehenderzeitalsvorläufigeDatengrundlagelediglichdievomBundesamtfürNaturschutzerstelltenEntwürfe(Stand:März2010)derAktionslisteundderManagementlistederSchwarzenListeinvasiverArtenfürGefäßpflanzenundFischezurVerfügung.Zusätzlich wurde eine weitere im Internet publizierte Liste invasiver Arten derMakrofaunadesGewässergrundesausgewertet(http://www.aquatic-aliens.de),dieallederManagementlistezuzuordnensind.DieAnzahlderArtenderAktionsliste und der Managementliste werden jeweils über alle betrachteten Artengruppensummiert.DasBundesamtfürNaturschutzwirdkünftigdieSchwarzen Listen für die genannten und für weitere Artengruppen heraus-geben.DamitwirdsichdieDatengrundlagefürdiebeidenTeilindikatorenerweitern.

    Aufbau

    Zum Schutz der biologischen VielfaltvornegativenAuswir-kungen invasiver Arten strebt die Bundesregierung Folgendes an(BMU2007):

    Berücksichtigung der •Problematik der als invasiv bekannten Arten in Managementplänen(S.28),VermeidungderEinschlep-•pung invasiver Arten insbesondereinaquatischenLebensräumen(Meere,Still-undFließgewässer)(S.34,35und37),Überwachung, Früherken-•nungundPrävention(S.66),Anwendung der gesetzlichen •GrundlagenausNaturschutzundPflanzenschutzrecht(S.67),Entwicklung von Empfeh-•lungen zum Umgang mit invasivenArten(S.68).

  • Wirtschaftliche Nutzungen Klimawandel

    Komponenten der biologischenVielfalt

    GesellschaftlichesBewusstseinSiedlungundVerkehr

    23

    DiebeidenTeilindikatorenwerdenfürdasJahr2010vorläufiganhandderEntwürfeSchwarzerListenfürdreiArtengruppen(Gefäßpflanzen,FischeundMakrofaunadesGewässergrundes)berechnet.Aktuellstehendemnach40invasive Arten auf der Managementliste der Schwarzen Liste. Auf der Aktions-listesindinsgesamtsechsinvasiveArtenverzeichnet,gegendieSofortmaß-nahmen zu ergreifen sind.

    In Zukunft ist die Differenzierung möglicher Abgänge von der Aktionsliste vonInteresse:AbgängeinfolgeeinerBeseitigungderArtenweisenauferfolgreiche Sofortmaßnahmen hin. Abgänge von der Aktionsliste in die Managementlistebedeuten,dassSofortmaßnahmendieAusbreitungderArtennichtstoppenkonntenbzw.nichtergriffenwurden.UmdieAussagendesTeilindikatorszurArtenzahlderAktionslistekünftigimFallevonVerän-derungendesIndikatorwertesrichtigzuinterpretieren,müssendieGründefür ein Herausfallen von Arten aus dieser Liste bekannt sein und ausgewertet werden.

    DieBundesregierunghatinderNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltmehrereMaßnahmenvorgeschlagen,diegeeignetsind,dieBeeinträchtigungderbiologischenVielfaltdurchinvasiveArtenzuverringern.NachdemneuenBundesnaturschutzgesetz(BNatSchG),dasam1.März2010inKraftgetretenist,mussbesondererWertaufdiePräventiongelegtwerden,umeinerGefährdungvonÖkosystemen,BiotopenoderArtendurchinvasiveArtenentgegenzuwirken.GelangeninvasiveArtennachDeutschland,istdurch Früherkennung und Sofortmaßnahmen deren Ansiedlung oder weitere Ausbreitung zu verhindern.

    0

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    Anzahl der Arten der vorläufigen Aktionsliste und der vorläufigen Managementliste der Schwarzen Liste invasiver Arten

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    2010 2012 2014

    Anzahl der Arten der Aktionsliste

    Anzahl der Arten der Managementliste

    Invasive Arten

    Themenfelder der NBS B1.1.2Artenvielfalt,C3BiologischeSicherheitundVermeidungvonFaunen-undFlorenverfälschung

    Definition AnzahlderArtenderSchwarzenListeinvasiverArtengetrenntnachderAktions- und der Managementliste

    Qualitätsziel DieAnzahlderArtenderbeidenListenistzuminimieren.

    Kernaussage In2010gefährden40ArtendervorläufigenManagementlistederSchwar-zenListeinvasiverArtendiebiologischeVielfalt.GegensechsArtendervorläufigenAktionslistesindSofortmaßnahmenzuergreifen.

    Aussage

    Grafik:BfN(2010), Daten:BfN(2010), http://www.aquatic-aliens.de

    Ausgewertet wurden die Ent-würfe der Schwarzen Listen fürfolgendeArtengruppen:Gefäßpflanzen,FischeundMakrofauna des Gewässer-grundes.

  • DieUnterschutzstellunggefährdeterund schützenswerter Gebiete ist eines derwichtigstenInstrumentedesNa-turschutzes.InDeutschlandexistierenverschiedene Kategorien von Schutz-gebieten mit jeweils sehr unterschied-lichen rechtlichen Vorgaben.

    Schutzgebiete stellen in einer fast flächendeckendvonmenschlichenNutzungen(insbesondereLand-undForstwirtschaft,SiedlungundVerkehr)geprägten Landschaft unabdingbare RückzugsräumefürdieTier-undPflanzenweltdar.InNaturschutzge-bietenundNationalparkengeltenstrengeSchutzregelungen,umdieErhaltung und Entwicklung seltener und gefährdeter Arten und Biotope sicherzustellen.BeiNationalparkenspielt zudem die Großräumigkeit

    einebesondereRolle.SiehabenzumZiel,ineinemüberwiegendenTeilihresGebieteseinenmöglichstungestörtenAblaufderNaturvorgängezugewähr-leisten.NaturschutzgebieteundNationalparkesichernwesentlicheBestand-teiledesnach§21BNatSchGaufzubauendennationalenBiotopverbundsundderinDeutschlandgelegenenTeiledeseuropäischenSchutzgebietsnetzesNatura2000.SieleistenaußerdemeinenwichtigenBeitragzueinemglobalenSchutzgebietsnetz.NaturschutzgebieteundNationalparkesindwichtigeInstrumente zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland. Die Flächengröße dieser beiden Schutzgebietskategorien dient daher als Indika-torderNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltfürMaßnahmendesGebietsschutzes.

    DaseuropäischeSchutzgebietsnetzNatura2000isteinwesentlicherBausteindes Gebietsschutzes in Deutschland. Es dient der Bewahrung bzw. der Wie-derherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der aus europäischer SichtbedeutsamenArtenundLebensraumtypen.DerAnteilderNatura2000-GebieteanderLandflächeDeutschlandsbeträgt15,3%.DieseFlächenwerdensukzessiveunterSchutzgestellt,wobeijedochentsprechenddenjeweiligen Erhaltungszielen die Gebiete nur teilweise als streng geschützte Gebiete(Naturschutzgebiete,NationalparkeoderKern-bzw.PflegezonenvonBiosphärenreservaten)ausgewiesenwerden.

    DasBNatSchGsiehtalsKate-gorien mit unterschiedlichem Schutzstatus Naturschutzge-biete, Nationalparke, Nationale Naturmonumente,Biosphä-renreservate,Landschafts-schutzgebiete, Naturparke, Naturdenkmäler,geschützteLandschaftsbestandteileundgesetzlich geschützte Biotope (§§23-30BNatSchG)sowieSchutzgebietegemäßNatura2000(§32BNatSchG)vor.

    DerIndikatorbilanziertdieAusweisung streng geschützter GebietealsMaßnahmedesGebietsschutzes.

    DerIndikator„Gebietsschutz“bilanziertdieGesamtflächederstrenggeschütz-ten Gebiete in Deutschland. Dafür wird der prozentuale Anteil der Flächen derNaturschutzgebiete(NSG)undderNationalparke(NLP)anderLandflächeDeutschlandsermittelt.Kern-undPflegezonenderBiosphärenreservate(BR)sindhierineingeschlossen,wennsiealsNSGoderNLPausgewiesenwurden.

    InderNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltsetztsichdieBundes-regierungverschiedeneZielemitBezugzumGebietsschutz:Bis2010sollDeutschlandauf10%derLandesflächeübereinrepräsentativesundfunktionsfähiges System vernetzter Biotope verfügen. Außerdem soll sich bis 2020dieNaturauf2%derFlächeDeutschlandswiederungestörtentwickelnkönnen. Bis 2010 soll zudem der Aufbau des europäischen Schutzgebietsnet-zesNatura2000abgeschlossensein.MitderAusweisungstrenggeschützterGebiete(Naturschutzgebiete,Nationalparke)wirdeinwichtigerBeitragzurErreichung dieser Ziele geleistet.

    24

    Indikator

    Gebietsschutz

    NaturschutzgebietObereAhr

  • Nationalpark Eifel

    NaturschutzgebietInselVilmimBiosphärenreservatSüdost-Rügen

    Der Indikator summiert die von den Bundesländern seit 2000 jährlich gemeldetenFlächenderstrenggeschütztenGebiete.EswerdenhierfürNSGundNLPgetrenntaufgeführt.NurimNLP„UnteresOdertal“wurdenFlächensowohlalsNSGalsauchalsNLPgemeldet.DiesewerdenbeiderBilanzierungdesIndikatorsalsNLP-Flächengezählt.DieFlächenanteilederalsNSGoderNLPausgewiesenenKern-undPflegezonenderBRwerdennichtgesondertaufgeführt.

    „BiszumJahre2020kannsichdieNaturauf2%derFlächeDeutschlands wieder nach ihren eigenenGesetzmäßigkeitenungestörtentwickelnundWildnisentstehen.Bis2010besitztDeutschlandauf10%derLandesflächeeinrepräsen-tativesundfunktionsfähigesSystemvernetzterBiotope.Dieses Netz ist geeignet, die LebensräumederwildlebendenArten dauerhaft zu sichern und ist integraler Bestandteil eines europäischenBiotopverbunds.“(BMU2007:28)

    DasAktionsfeld„BiotopverbundundSchutzgebietsnetze“der Nationalen Strategie zur biologischenVielfaltstelltdie zentrale Bedeutung der Ausweisung von Schutzgebieten undderenVernetzungfürdieErhaltung der biologischen Vielfaltheraus(BMU2007:64):„DieArtenvielfaltunddiegenetischeVielfaltwildlebenderPflanzen-undTierartenwirdinsbesondere durch den Schutz ihrerHabitateundLebensräumeerhalten. Bei der Erhaltung reproduktionsfähigerPopulati-onen spielen der Biotopverbund und Schutzgebietsnetze eine zentraleRolle.“

    25

    Aufbau

  • Wirtschaftliche Nutzungen Klimawandel

    Komponenten der biologischenVielfalt SiedlungundVerkehr

    GesellschaftlichesBewusstsein

    0

    2

    1

    3

    4

    5

    Anteil streng geschützter Gebiete an der Landfläche in %

    4,1

    2000 2002 20032001 2004 2005 2006 2007 2008

    NationalparkNaturschutzgebiet

    Gebietsschutz

    Themenfelder der NBS B1.1.3VielfaltderLebensräume, C1BiotopverbundundSchutzgebietsnetze

    Definition FlächenanteilderNaturschutzgebiete(NSG)undderNationalparke(NLP)sowiederalsNSGoderNLPausgewiesenenKern-undPflegezonenderBiosphärenreservate(BR)inProzentderLandflächeDeutschlands

    Qualitätsziel MitderAusweisungstrenggeschützterGebietewirdeinwichtigerBeitraggeleistet u. a. zur Absicherung des nationalen Biotopverbundes und zur Unter-schutzstellungvonNatura2000-Gebieten.

    Kernaussage DerFlächenanteilstrenggeschützterGebieteistvon2000bis2008von3,2%auf4,1%derLandflächeDeutschlandsgestiegen.

    Die Fläche der streng geschützten Gebiete stieg von 1.129.225 ha im Jahr 2000 auf 1.455.695 ha im Jahr 2008 kontinuierlich an. Dies entspricht bezogen auf dieLandflächeDeutschlandsfürdasJahr2000einemAnteilvon3,2%undfürdasJahr2008von4,1%.WährenddieFlächederNSGseit2000stetigangewachsenist,vergrößertesichdieFlächederNLPausschließlichzwischendenJahren2003und2004nachderGründungderNLP„Eifel“inNordrhein-Westfalenund„Kellerwald-Edersee“inHessen.

    Der Anstieg der gesamten Fläche streng geschützter Gebiete liegt insbeson-dereindernationalenUmsetzungdesNatura2000-Netzwerkesbegründet.DadieUnterschutzstellungvonNatura2000-GebieteninDeutschlandnochnichtabgeschlossenist,wirddieFlächederstrenggeschütztenGebietevoraussicht-lich weiter zunehmen. Die Ausweisung von Schutzgebieten erfolgt durch die Länder.DerBundkanndiesenProzessunterstützen(z.B.durchdieFörderungvonNaturschutzgroßprojekten).

    NebeneinerformalenAusweisungvonSchutzgebietenistaucheineeffektiveBetreuungundPflegederGebieteimSinnederfestgelegtenZieledesNatur-schutzes notwendig. Darüber hinaus ist auch auf eine gute Vernetzung der Schutzgebietezuachten.EineAussageüberdieQualitätallerbundesweitstreng geschützten Gebiete kann bislang nicht getroffen werden. Angelaufen sindaberderEvaluierungsprozessfürdiedeutschenNationalparkeunddiebundesweite Erfassung des Erhaltungszustandes der durch die FFH-Richtlinie geschütztenLebensraumtypenundArten(sieheIndikator„ErhaltungszustandderFFH-LebensräumeundFFH-Arten“).

    Grafik:BfN(2010), Daten:Länder(2009)

    ImNLP„UnteresOdertal“wurden Flächen sowohl als NSGalsauchalsNLPgemel-det. Diese Flächen zählen hieralsNLP.

    StatistischsignifikanterTrend hin zum Ziel

    26

    Aussage

  • Ökologischer Gewässerzustand

    DerIndikatorgibtAuskunftüberdenökologischenZustandvonFlüssen,Bächen,Seen,Über-gangs-undKüstengewässern.

    „BiszumJahre2015istfürdieGewässerimKüstenraumeinguterökologischerundchemischerQualitätszustanderreicht.“(BMU2007:33)

    „Bis2015istmindestenseinguterökologischerundchemischerZustand(WRRL)[der Seen, Weiher und Teiche] erreicht[…].“(BMU2007:34)

    27

    IndikatorDerIndikatorbilanziertdenAnteilderWasserkörperderFlüsse,Bäche,Seen,Übergangs-undKüstengewässer,diesichineinemgutenodersehrgutenökologischenZustandbefinden,anderGesamtanzahlallerbewertetenWas-serkörper. Die Gewässerbewertung gemäß Wasserrahmenrichtlinie orientiert sichdabeiandenimWasserlebendenOrganismen,dadieZusammensetzungder aquatischen Lebensgemeinschaften des jeweiligen Gewässertyps die GesamtheitallerEinflussfaktorenwiderspiegelt.

    Gemäß den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie und den Zielsetzungen derNBSsollenbiszumJahr2015grundsätzlichalleWasserkörpermindestenseinen guten ökologischen Zustand erreichen. Für erheblich veränderte und künstliche Gewässer gilt als Ziel das sogenannte gute ökologische Potenzial. DiesesZielberücksichtigt,dassaufgrundvonNutzungeninsolchenGewäs-sern nicht alle natürlicherweise vorkommenden Habitate wiederhergestellt werdenkönnen.Esistzubeachten,dassdieWasserrahmenrichtlinieFristver-längerungen bis 2027 und andere Ausnahmen von der Zielsetzung zulässt.

    Saubere,naturnaheGewässer sind von her-ausragender Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland.InFlüssen,Bächen,Seen,Übergangs-undKüstengewässernfin-den sich zahlreiche Arten undLebensräume,dieauf Beeinträchtigungen z.B.durchNährstoffein-träge,Verschmutzungenoder Verbauungen sehr empfindlichreagieren.Bis in die 1970er Jahre belasteten insbesondere Abwässer aus Kläranla-gen und der Industrie sowie Einträge aus umliegenden landwirt-schaftlich genutzten Flächen die Gewässer sehr stark. Vielfältige Bemühungen im Bereich der Gewässerreinhaltung während der letzten Jahrzehnte haben die biologische Wasserqualität insgesamt verbessert. Während sich die AbwasserbelastungverringerteundvieleTiereundPflanzenindiesauberergewordenenGewässerzurückkehrten,besteheninanderenBereichennachwievorgroßeDefizite.Verbauung,BegradigungundEntwässerungderAuenführtenzueinerstrukturellenVerarmung,zumVerlustanArtenvielfaltsowiezueinerVeränderungdernatürlichenAbflussdynamik.DieFließgewässersinddurchschnittlichalle2kmdurcheinWehrfürOrganismenundSedimentnichtmehrdurchgängig.DiesetiefgreifendenVeränderungenundNährstoff-einträge aus der Landwirtschaft sind heute wesentliche Belastungsfaktoren unserer Gewässer.

    NachdenVorgabenderEG-Wasserrahmenrichtlinie2000/60/EGvom23.Oktober2000undderMeeresstrategie-Rahmenrichtlinie2008/56/EG wirdeinganzheitlichesSchutz-undNutzungskonzeptfürdieeuropäischenOberflächengewässerverfolgt.Zielistdabeiderguteökologischeundchemi-sche Zustand. Der vorliegende Indikator bilanziert den guten ökologischen Zustand,derdefiniertistalsgeringfügigeAbweichungvondenjeweiligennatürlichen Bedingungen.

    NaturnahesFließgewässer

  • 28

    Aufbau Der Indikator basiert auf Erhebungen der Gewässer nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie. Dabei wird der ökologische Zustand einzelner Flussabschnitte,SeenoderKüstengewässerteilebewertet.GrundeinheitderErfassungensindsogenannteWasserkörper,diealsräumlichgetrenntgelten,wennsichderenKategorie(Fluss,See,Übergangs-oderKüstengewässer),derenTyp(z.B.kiesgeprägteStröme,sandgeprägteTieflandbäche)oderderenZustand(z.B.gut,mäßig)ändert.IndieBewertunggehenFließgewässermit einem Einzugsgebiet von mindestens 10 km² und Seen mit einer Größe von mindestens 50 ha ein. In Deutschland gibt es knapp 9.900 Wasserkör-per(9.070inFlüssenundBächen,710inSeen,5inÜbergangs-und74inKüstengewässern).

    Die ökologische Zustandsklasse eines Wasserkörpers ergibt sich aus dem Grad der Abweichung vom natürlichen Zustand des Gewässertyps hinsichtlich VorkommenundHäufigkeitderlebensraumtypischenArten.EswerdenfünfKlassenunterschieden:sehrgut,gut,mäßig,unbefriedigendundschlecht.DiebiologischeQualitätskomponentemitderschlechtestenBewertungbestimmtdieKlassenzugehörigkeit.ZurBewertungwerdendieWirbellosenfauna(Ma-krozoobenthos),dieFischfaunasowiePflanzen(Makrophyten,Phytobenthos,Phytoplankton)herangezogen.WenndieUmweltqualitätsnormeinesregionalbedeutendenSchadstoffesnichteingehaltenwird,kannderökologischeZustand bestenfalls als mäßig bewertet werden. Ferner müssen die Werte für physikalisch-chemischeParameter,wieNährstoffgehalte,TemperaturoderSalzgehalte,ineinemBereichliegen,derdieFunktionsfähigkeitdesÖkosys-tems gewährleistet.

    DieÜberwachungsergebnissedesökologischenZustandesderGewässerwerdeninBewirtschaftungsplänendokumentiert.TerminfürdieerstenPläne war der 22. Dezember 2009. Der erste Bewirtschaftungszyklus läuft bis Dezember 2015. Danach werden zwei weitere Zyklen von jeweils 6 Jahren folgen.InnerhalbeinesZykluswirdjedesJahreinTeilderGewässerneubewertet. Somit liegen beginnend mit dem Jahr 2009 alle 6 Jahre neue Daten zum ökologischen Zustand aller deutschen Gewässer vor.

    „Bis2015istentsprechenddenVorgabenderWRRLeinguterökologischerundchemischerZustandbzw.ökologischesPotenzialderFlüsseerreicht;dieökologischeDurchgängigkeitist wiederhergestellt. […] Der BestandderfürdasjeweiligeFließgewässercharakteristi-schen Fischfauna ist dauerhaft gesichert.“(BMU2007:35)

    Köcherfliegenlarve

    Makrozoobenthos: Mit bloßem Auge erkennbare wirbellose Tiere, die in oder aufderGewässersohleleben

    Makrophyten: Mit bloßem Auge erkennbare Wasserpflanzen

    Phytobenthos: AmGewässerbodenauf-wachsende Algen

    Phytoplankton: ImWasserfreischwebendeAlgen

  • Wirtschaftliche Nutzungen Klimawandel

    Komponenten der biologischenVielfalt

    GesellschaftlichesBewusstseinSiedlungundVerkehr

    Zielwert von 100 %im Jahr 2015

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    10

    Anteil der Wasserkörper im guten oder sehr guten ökologischen Zustand an der Gesamtanzahl aller bewerteten Wasserkörper in %

    20102009 2011 2013 20152012 2014

    Themenfelder der NBS B1.2.2KüstenundMeere,B1.2.3Seen,Weiher,TeicheundTümpel, B1.2.4FlüsseundAuen,C4GewässerschutzundHochwasservorsorge

    Definition AnteilderWasserkörperderFlüsse,Bäche,Seen,Übergangs-undKüsten-gewässer,diesichineinemgutenodersehrgutenökologischenZustandbefinden,anderGesamtanzahlallerbewertetenWasserkörper

    Zielwert BiszumJahr2015erreichenprinzipiell100%derWasserkörpereinengutenodersehrgutenökologischenZustand.

    Kernaussage Nur10%derWasserkörperbefandensichimJahr2009ineinemgutenodersehrgutenökologischenZustand.DiehäufigstenUrsachenfürBeeinträchtigungensindVeränderungenderGewässerstrukturundhoheNährstoffeinträgeausderLandwirtschaft.

    Ökologischer Gewässerzustand

    Grafik:BfN(2010), Daten:UBA(2010), BerichtsportalWasserBLIcK (http://www.wasserblick.net) BfG(2010)

    Der aktuelle Wert liegt noch sehr weit vomZielbereich entfernt.

    29

    AussageNachdenBewertungsmaßstäbenderWasserrahmenrichtliniezeigtsich,dassimJahr2009nur10%derWasserkörpereinengutenodersehrgutenökologischen Zustand erreichten. Dieses Gesamtergebnis spiegelt im We-sentlichendieBewertungderFließgewässer(9%ineinemgutenodersehrgutenökologischenZustand)inDeutschlandwider,dadiesedengrößtenTeilderWasserkörperstellen.DasErgebnisfürdieSeenwarpositiver.Hiererreichten39%einengutenodersehrgutenökologischenZustand.Schlech-terstandesumdieKüsten-undbesondersdieÜbergangsgewässer,diedenguten ökologischen Zustand in nahezu allen Wasserkörpern verfehlten. Die häufigstenUrsachenfürdasNicht-ErreichendesgutenökologischenZustandssindbeidenFließgewässernVeränderungenderHydromorphologie(z.B.durchVerbauung,BegradigungundregelmäßigeUnterhaltung)sowiediefehlendeDurchgängigkeitunddiehohen,größtenteilsausderLandwirtschaftstammendenNährstoffeinträge.DieseBeeinträchtigungenschlagensichinmassiven Veränderungen der natürlichen Lebensgemeinschaften nieder. Bei denSeen,Übergangs-undKüstengewässernsinddieNährstoffbelastungendiewichtigsteUrsache.

  • 30

    Flüsse und ihre Auen haben eine große Be-deutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Sie sind Lebensraum zahlreicher andiespezifischenStandortbedingungen–insbesondereDynamikvonÜberflutungenund Wasserangebot – angepasster Arten undstellenhäufigüberregionalbedeutsameBiotopverbundachsen dar. Insbesondere den Auen kommt zudem eine wichtige Rolle als Überflutungsraumzu,derwesentlichzumSchutz vor Hochwasserschäden beiträgt. BeideThemenkomplexe–Schutzderbiologischen Vielfalt an Gewässern und Hochwasservorsorge – sind daher elemen-tareBestandteiledesAktionsfeldesC4„GewässerschutzundHochwasservorsorge“derNationalenStrategiezurbiologischenVielfalt.

    Als Ergebnis mehrerer Forschungsvorhaben wurde 2009 ein Auenzustands-berichtfürdiegrößerenFlussaueninDeutschlandveröffentlicht(BMU&BfN2009).DamitkonnteerstmalsdeutschlandweitderZustandderFlussauendargestelltwerden.DieDateneignensichzurÜberprüfungderinderNa-tionalen Strategie zur biologischen Vielfalt genannten Ziele in Hinblick auf eine Verbesserung des Zustandes der Auen. Bis 2020 sollen hiernach Fließge-wässerundAueninihrerFunktionalsLebensraumsoweitgesichertwerden,dasseinefürDeutschlandnaturraumtypischeVielfaltanOrganismenundBiotopengewährleistetist.Weiterhinsollenbis2020Maßnahmengreifen,damitderüberwiegendeTeilderFließgewässerwiederübermehrnatürlicheÜberflutungsräumeverfügt(VergrößerungderaktuellenRückhalteflächenanFlüssenummindestens10%).

    DerIndikatorgibtAuskunftüberden Zustand der Flussauen als LebensraumvonPflanzenundTieren.

    DerneuentwickelteIndikatorwirdalsIndexwertberechnet,derdenAuen-zustand aller im Auenzustandsbericht erfassten Flussauen berücksichtigt. DerAuenzustandstellteineÜbersichtsbewertungdermorphologischenundhydrologischenStandortbedingungensowiederNutzungderAuendar.DieseFaktorenbestimmenmaßgeblichdieQualitätderLebensräumefürPflanzenundTiereinAuen.

    Als konkreter Zielwert wird für den Indikator auf Grundlage der Ergebnisse des Auenzustandsberichtes eine Verbesserung des bundesweiten Auenzustan-des um 10 Prozentpunkte bis 2020 gegenüber dem Indikatorwert im Jahr 2009 angestrebt.

    Die Datengrundlage für den Indikator ist der Auenzustandsbericht 2009. UntersuchtwurdendieheutenochüberflutbarenTeilederFlussauenjeweilsbeginnendanderStelledesFlusses,anderdasEinzugsgebiet1.000km²überschreitet.DieTidebereichederFlüssewurdennichterfasst.DerUnter-suchungsraum umfasst somit die größeren Auen von insgesamt 79 Flüssen (10.276Flusskilometer,GesamtflächederAuen15.533km²)undgliedertsichindieHaupteinzugsgebietevonRhein,Elbe,Donau,Weser,Ems,Oder,MaassowiederdirektenZuflüssezurNord-undOstsee.DieBewertungderAuenerfolgt für jeweils 1 km lange Auensegmente getrennt für den rechts und linksdesFließgewässersgelegenenTeilderAue.DabeiwerdendreiwichtigefunktionaleAspektederAuebetrachtet:dasAuenrelief,dieDynamikdesAbflussessowiedieVerteilungvonVegetationundLandnutzungen(s.nach-folgendeGrafik).

    Aufbau

    Indikator

    Zustand der Flussauen

    Donauaue bei Neuburg

  • 31

    Die Auenzustandsbewertung unterscheidet fünf Zustandsklassen von „sehr geringverändert“(Klasse1)bis„sehrstarkverändert“(Klasse5).

    Die Bewertung basiert auf Leitbildern der bundesweiten Auentypologie nach Koenzen (2005).EbensowiedieBewertungennachdereuropäischenWasser-rahmenrichtliniebeziehtsiesichaufeinenvomMenschenunbeeinflusstenReferenzzustand,imFallederAuenaufden„potenziellnatürlichenZustand“.BeiderIndexberechnungerfolgteineprogressiveGewichtungderZustands-klassen.DerIndikatorwertliegttheoretischzwischen0%(alleAuensindsehrstarkverändert)und100%(alleAuensindnursehrgeringverändert).

    Klasse Bezeichnung Gewichtungsfaktor

    1 Sehr gering verändert 16

    2 Gering verändert 8

    3 Deutlich verändert 4

    4 Stark verändert 2

    5 Sehr stark verändert 0

    DerFlussuferläufer(Actitis hypoleucos)isteintypischer Auenbewohner.

    „Bis2020sindFließgewässerund ihre Auen in ihrer Funktion alsLebensraumsoweitgesi-chert, dass eine für Deutschland naturraumtypischeVielfaltgewährleistetist.[...]Bis2020verfügt der überwiegende Teil derFließgewässerwiederübermehrnatürlicheÜberflutungs-räume.“(BMU2007:35)

    IndieBewertungderHauptfunktionenfließeneineVielzahlauenrelevanterParameterein,dieausunterschiedlichenbundesweitverfügbarenDatenquel-lenstammen,insbesondereGewässerstrukturdatenundFlächennutzungsda-tenausdemDigitalenLandschaftsmodell(DLM25).

    Funktionale Einheit 1

    VeränderbarkeitderGeländeformenundGewässerderAue(Morphodynamik)

    Gesamtbewertung pro Auensegment

    Funktionale Einheit 2

    Wasserstandsschwankungen(Hydro-dynamik),AbflussundÜberflutung

    Funktionale Einheit 3

    Vegetationund Flächennutzung

    Malus

    Rückstau

    Bonus

    AusbreitungsmöglichkeitenfürArten(Konnektivität)

  • Sehrgeringverändert(1)

    Geringverändert(2)

    Deutlichverändert(3)

    Starkverändert(4)

    Sehrstarkverändert(5)

    Nicht bewertet

    Abschnitte mit einge-schränkterDatenlagesind in blassen Farben dargestellt.

    Zustand der Flussauen in Deutschland (Brunotteetal.2009)

    32

    ©BundesamtfürNaturschutz(BfN)2009

    Auenzustandsklassen

  • Wirtschaftliche Nutzungen Klimawandel

    Komponenten der biologischenVielfalt

    GesellschaftlichesBewusstseinSiedlungundVerkehr

    Zielwert von 29 %im Jahr 2020

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    19

    Index Auenzustand in %

    2010 2012 2014 2016 2018 2020

    Themenfelder der NBS B1.2.4FlüsseundAuen,C4GewässerschutzundHochwasservorsorge

    Definition Index(Maßzahlin%)überdiegewichtetenZustandsklassenallerimAuenzustandsberichterfasstengrößerenFlussauenDeutschlands

    Zielwert VerbesserungdesbundesweitenAuenzustandesum10Prozentpunktebis2020gegenüberdemIndikatorwertvon2009(Anstiegauf29%)

    Kernaussage DiegrößerenFlussaueninDeutschlandsindinsgesamtstarkbeeinträch-tigt(Indikatorwert2009beträgt19%).UmdiebiologischeVielfaltinFlussauen zu schützen und zu entwickeln, bedarf es auch künftig großer Anstrengungen.

    Zustand der Flussauen

    Grafik:BfN(2010), Daten: Planungsbüro Koenzen, UniversitätzuKöln(2009)

    Der aktuelle Wertliegt noch weit vomZielbereich entfernt.

    33

    DerIndikatorwertbeträgt2009fürdieFlussaueninDeutschland19%.Erspiegelt die insgesamt starke Beeinträchtigung der Flussauen in Deutschland wider und entspricht einer durchschnittlichen Einstufung aller Auensegmente zwischendenZustandsklassen„deutlichverändert“(Klasse3)und„starkverändert“(Klasse4).Nuretwa10%allerAbschnittewurdenals„sehrgeringverändert“(Klasse1)oder„geringverändert“(Klasse2)bewertet.

    BezogenaufdieEinzugsgebieteisttendenzielleinNord-Süd-Gefälleerkennbar(sieheKarte):WährendinsbesonderediekleinenOstseezuflüsseeinenVerlustanÜberschwemmungsflächenvonnuretwaeinemDrittelsowiemehrheitlichgeringveränderteAuenaufweisen(Indikatorwert42%),sindvorallemdieFlussauenimEinzugsbereichvonDonau(Indikatorwert21%)undRhein(Indikatorwert13%)meistdeutlichbissehrstarkverändert.GeradeandiesenFlüssen machen sich massive Eingriffe in die Gewässer- und Auendynamik sowieindieAbflussdynamikbemerkbar.

    WesentlicheUrsachenfürdeninsgesamtschlechtenZustandsinddieinten-siveNutzungderAuen,einestarkeEinschränkungderÜberschwemmungs-räumesowiederweitreichendeGewässerausbauunddieStaubeeinflussung.UmdiebiologischeVielfaltinFlussauenzuschützenundzuentwickeln,bedarf es künftig großer Anstrengungen. Die Bundesregierung hat sich daher vorgenommen,bis2020denZustandvonFließgewässernundAuendeutlichzuverbessernundMaßnahmenzuergreifen,umnatürlicheÜberflutungs-räume in Flussauen zu vergrößern.

    Aussage

  • 34

    Siedlung und Verkehr

    2.2

    SiedlungundVerkehrinderMetropolregionRhein-Ruhr(BeispielDüsseldorf)

  • Flächeninanspruchnahme

    „DieBundesregierunghatsichin der Nationalen Nachhaltig-keitsstrategie zum Ziel gesetzt, bis2020dieInanspruchnahmeneuerSiedlungs-undVerkehrs-flächenaufhöchstens30haproTagzuverringern.“ (BMU2007:78)

    DerIndikatorgibtAuskunftüberdieBeeinträchtigungderbiologischenVielfaltdurchFlächeninanspruchnahmefürSiedlungs-undVerkehrszwecke.

    35

    Indikator

    UnbebauteFlächensindeinebegrenzte und gleichwohl begehrteRessource.UmihreNutzungkonkurrierenz.B.Land-undForstwirtschaft,SiedlungundVerkehr,Naturschutz,RohstoffabbauundEnergieerzeugung,wobeisich insbesondere die Sied-lungs-undVerkehrsflächenstetigausdehnen.UnbebauteFlächensindnotwendig,umdieLeistungendesNatur-haushaltes für den Menschen zusichern,diebiologischeVielfalt zu erhalten und dem Menschen die Erholung in derfreienNaturundaufFreiflächenzuermöglichen.Flächen,diefürSiedlungenundVerkehrgenutztwerden,gehen dort als Flächen für die Land- und Forstwirtschaft oder für naturnahe Entwicklungen verloren.

    ZudendirektenUmweltfolgenderAusweitungvonSiedlungs-undVer-kehrsflächenzählenderVerlustdernatürlichenBodenfunktionendurchVersiegelung,derVerlustfruchtbarerlandwirtschaftlicherFlächenoderder Verlust naturnaher Flächen mit ihrer Biodiversität. Zudem zieht jede NeuerschließungvonBauflächenimUmfeldderStädteundaußerhalbderbisherigen Siedlungskerne weiteren Verkehr und Flächenzerschneidung nach sich.DiesführtzuFolgelastenwieLärmundSchadstoffemissionen,aberauchzu erhöhtem Aufwand für die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur. Der Indikator„Flächeninanspruchnahme“wurdealsSchlüsselindikatorfürdieNachhaltigkeitderRaumnutzungimRahmenderNationalenNachhaltigkeits-strategieausgewähltundindieNationaleStrategiezurbiologischenVielfaltübernommen.ErwirdaktuellauchimIndikatorenbericht2010zurNatio-nalenNachhaltigkeitsstrategieberichtet(Statistisches Bundesamt2010).

    Der Indikator bildet die durchschnittliche Zunahme der Siedlungs- und VerkehrsflächeinHektarproTaginDeutschlandab.DieimIndikatorberück-sichtigtenFlächenumfassen„Gebäude-undFreifläche,Betriebsfläche(ohneAbbauland)“,„Erholungsfläche,Friedhof“sowie„Verkehrsfläche“.Siedlungs-undVerkehrsflächeundversiegelteFlächekönnennichtgleichgesetztwerden,daindieSiedlungs-undVerkehrsflächeauchunbebauteundnichtversiegelte Flächen eingehen. Auf aktuellen Studien beruhende Schätzungen ergebenfürdieSiedlungs-undVerkehrsflächeeinenVersiegelungsgradvon43bis50%.AuchunterdenErholungsflächengibtessolche,dieversiegeltsind(z.B.Sportplätze).

    MitdemBeschlussderNationalenNachhaltigkeitsstrategieimApril2002folgtedieBundesregierungderEmpfehlungdesRatsfürNachhaltigeEntwick-lung und legte für das Jahr 2020 als Zielwert eine durchschnittliche tägliche NeuinanspruchnahmevonFlächenfürSiedlungs-undVerkehrszweckevonhöchstens30hafest.DerVerlaufdesIndikatorszeigtan,obeskünftiggelingenwird,dieAusweitungvonSiedlungs-undVerkehrsflächenzuLastennaturnäherer Lebensräume zu begrenzen.

    Neubaugebietaufder„GrünenWiese“

  • AlleinfürVerkehrsflächenwerden jedenTagdurchschnittlichüber20haneu in Anspruch genommen.

    36

    DieWertedesgleitendenVierjahresmittelszeigen,dassdieInanspruchnahmeneuer Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke seit 2000 zurückgegangen ist. Während der Wert des gleitenden Vierjahresmittels im Jahr 2000 noch bei129haproTaglag,isterbiszumJahr2009auf94haproTaggesunken.ImJahr2009entfielenimEinzelnenvonderZunahmederSiedlungs-undVerkehrsfläche(78haproTag)aufGebäude-undFreiflächensowieBetriebs-flächen28haproTag,aufErholungsflächenundFriedhöfe32haproTagsowieaufVerkehrsflächen18haproTag.VorallemdieerwähntenUmstel-lungsarbeiten in den Liegenschaftskatastern begründen dabei den in den letztenJahrenrelativhohenAnteilvonErholungsflächenamZuwachsderSiedlungs-undVerkehrsfläche.

    DieZunahmederVerkehrsflächenistüberdengesamtenbilanziertenZeit-raum unverändert hoch. Die entsprechenden Werte schwanken zwischen

    Aussage

    Die im Indikator berücksichtigten Flächen umfassen

    Gebäude-undFreiflächen,Betriebsflächen(ohneAbbauland),•

    Erholungsflächen,Friedhöfesowie•

    Verkehrsflächen.•

    Als Datengrundlage dienen die Angaben der automatisierten Liegenschafts-bücherzuSiedlungs-undVerkehrsflächen,dievondenStatistischenLandes-ämtern ausgewertet und vom Statistischen Bundesamt zusammengeführt wer-den.UmeinenanschaulichenIndikatorwertzuerhalten,wirddieZunahmederSiedlungs-undVerkehrsflächefürjedesbilanzierteJahralsMittelwertinHektarproTagberechnet.DaaufeineinzelnesJahrbezogeneAussagenhäufigdurchexterneEffekte–inersterLiniemethodischeUmstellungenindenamtlichenLiegenschaftskatastern–beeinflusstsind,spiegelnmehrjährigeDurchschnittswerte(hierdasgleitendeVierjahresmittel dargestelltalsKurve)die langfristige Entwicklung besser wider.

    Aufbau

    DieBundesregierunghatsichbeiderFlächeninanspruchnahmefürSiedlungs-undVerkehrszweckeu.a.folgendeZielegesetzt(BMU2007:51):

    UmlenkungderFlächeninanspruchnahmeaufdieWiedernutzbarmachungvonFlächen,•NachverdichtungundandereMaßnahmenzurInnenentwicklung,ZielisteinVerhältnis•vonInnenentwicklungzuAußenentwicklungvoninsgesamt3:1,VeränderungderökonomischenundfiskalischenRahmenbedingungenfüreinen•sparsamenUmgangmitFlächenunddieAktivierungvonBrachenundAltstandorten,konsequenteAnwendungdesvorhandenenPlanungsinstrumentariumszurVerminde-•rungderFlächeninanspruchnahmeund,sofernerforderlich,WeiterentwicklungderPlanungsinstrumente,IntensivierungderinterkommunalenKooperationbeiderAusweisungvonStandorten•fürWohn-undGewerbeflächenaufderGrundlagebereitsheuteexistierenderPilotprojekteabsofort.

  • Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche in ha pro Tag

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    120

    140

    Zielwert von 30 ha im Jahr 2020

    78

    94

    1992-1996 2000 2002 2004 2006 2008 20201998

    Der aktuelle Wert liegt noch sehr weit vomZielbereich entfernt.

    StatistischsignifikanterTrend hin zum Zielwert

    Flächeninanspruchnahme

    Themenfelder der NBS B2.7FlächeninanspruchnahmefürSiedlungundVerkehr, C9SiedlungundVerkehr

    Definition DurchschnittlicheZunahmederSiedlungs-undVerkehrsflächeinhaproTag(gleitendesVierjahresmittel)

    Zielwert BiszumJahr2020solldieInanspruchnahmeneuerFlächenfürSiedlungs-undVerkehrszweckeaufdurchschnittlich30haproTagreduziertwerden.

    Kernaussage DasgleitendeVierjahresmittelistvon129haproTagimJahr2000auf94haproTagimJahr2009gesunken.TrotzdespositivenTrendsistder aktuelle Wert noch sehr weit vom Zielwert entfernt. Daher müssen InstrumentezurReduzierungderFlächeninanspruchnahmegestärktundkonsequentangewandtwerden.

    Wirtschaftliche Nutzungen Klimawandel

    Komponenten der biologischenVielfalt SiedlungundVerkehr

    GesellschaftlichesBewusstsein

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    GleitendesVierjahresmittel

    Gebäude-undFreifläche, Betriebsfläche(ohneAbbauland)

    Erholungsfläche,Friedhof

    Verkehrsfläche

    Grafik:BfN(2010), Daten: Statistisches Bundesamt(2009)

    18und25haproTag.DieStraßenverkehrsflächehatsichzwischen1992und2008um5,9%erhöht.DienochdeutlichereZunahmedergefahrenenKilo-meterum17,0%indiesemZeitraumzeigt,dasssichgleichzeitigdieNutzungdervorhandenenStraßenweiterintensivierthatundhierkeineTrendwendezu erwarten ist. Wichtig im Hinblick auf die künftige Entwicklung erscheint zudemdieErkenntnis,dassdieSiedlungsflächederprivatenHaushalteinderZeitvon1992bis2008um28,3%angestiegenist,wasimwesentlichenaufdendeutlichgestiegenenWohnflächenanspruchproKopf(Anstiegum18,5%zwischen1992und2006)zurückzuführenist.

    Eine Fortsetzung der durchschnittlichen jährlichen Entwicklung der letzten Jahrewürdenichtgenügen,dasReduktionszielvonmaximal30hatäglicherNeuinanspruchnahmevonFlächenfürSiedlungs-undVerkehrszweckebiszumJahr2020zuerreichen.Esistdahernotwendig,InstrumentezurRedu-zierung der Flächeninanspruchnahme in allen Bereichen der Siedlungs- und Verkehrsflächenweiterkonsequentzustärken.InderSiedlungsentwicklungist insbesondere auf die Wiedernutzung von Industrie- und anderen Flächen-brachen zu setzen. Innenentwicklung ist vor Außenentwicklung durchzufüh-ren.DieInanspruchnahmeneuerFlächenfürVerkehrszweckesollinZukunft,entsprechenddenZielsetzungenderNationalenStrategiezurbiologischenVielfalt,zurückgehen.HandlungsbedarfbestehtaußerdeminHinblickaufeine Sensibilisierung der privaten Haushalte für eine stärkere Reduzierung derNeuinanspruchnahmevonSiedlungsflächen.

  • DasZiel,unzerschnit-tene verkehrsarme Räumezuerhalten,stammt ursprünglich aus der Erholungs-vorsorge,wirdaberinzwischen auch auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt bezogen. Bei der Analyse der Zerschnei-dung der Landschaft werdenStraßen,Bahnlinien und Kanäle als wichtige TeilevonVerkehrs-netzen betrachtet. Unzerschnitteneverkehrsarme Räume sinddefiniertalsFlä-chen von mindestens

    100km²Größe(UZVR≥100km²),dienichtvonVerkehrsnetzenzerschnittensind. Bei der Beurteilung der Zerschneidungswirkung von Straßen wird auch dieVerkehrsmengeberücksichtigt,dadieBarrierewirkungfürArtenmitsteigendem Verkehrsaufkommen zunimmt.

    MitdemKonzeptderUZVRlässtsichdiegroßräumigeLandschaftszerschnei-dung in ihrer quantitativen Dimension sehr gut beschreiben. Differenzierte AussagenzurFunktion,QualitätundZerschneidungeinzelnerLebensräumeinnerhalbderUZVRsindjedochnichtmöglich.DasichdieUZVRaberinwe-nigerstarkdurchSiedlungenundVerkehrgeprägtenLandschaftenbefinden,weisensieaufeinegrößereNaturnäheimVergleichzustarkzerschnittenenRäumenhin.ZudemwerdendieUZVRingeringeremAusmaßdurchdauer-hafteverkehrsbedingteEmissionenwiez.B.Lärmbeeinträchtigt.Naturnähevon Lebensräumen und das Fehlen verkehrsbedingter Störungen sind Fakto-ren,diesichinsgesamtpositivaufdasVorkommenvielerArtenauswirkenund eine wesentliche Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt haben.

    Der Indikator misst das Ausmaß der Zerschneidung Deutschlands durch dasVerkehrsnetzimLandschaftsmaßstab(1:250.000).DabeigibteszweiBerechnungsansätze,diefürzweigleichberechtigteTeilindikatorenverwendetwerden. Zum einen wird der Flächenanteil unzerschnittener verkehrsarmer Räume(UZVR)miteinerMindestgrößevon100km²anderLandflächeDeutschlandsbestimmt.ZumanderenliefertdieeffektiveMaschenweite(Meff)eine Aussage zum mittleren Zerschneidungsgrad eines Gebietes – ausgedrückt alsFlächengrößegedachterMascheneinesregelmäßigenNetzes,dasdengleichen Zerschneidungsgrad wie das untersuchte Gebiet aufweist. Meff eignet sich somit auch zur Beschreibung des Zustands stark fragmentierter Land-schaften sowie zur Darstellung gradueller Veränderungen der Zerschneidung in bereits stark zerschnittenen Gebieten.

    DieBundesregierunghatinderNationalenStrategiezurbiologischenVielfaltalsZielfestgelegt,denderzeitigenAnteilderunzerschnittenenverkehrsarmenRäume(UZVR≥100km²)zuerhalten.DafürdasJahrderVerabschiedungderStrategie2007keinWertvorliegt,wirddieZielformulierungersatzweiseaufdenWertdesJahres2005bezogen(25,4%).

    DerIndikatorstelltdieBeein-trächtigungderbiologischenVielfaltinFolgederZerschnei-dungderLandschaftdar.

    „DerderzeitigeAnteilderun-zerschnittenen verkehrsarmen Räume ≥ 100km2(UZVR)bleibterhalten.“(BMU2007:52)

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    Indikator

    Landschaftszerschneidung

    Autobahnkreuz

  • Die Daten zu den Verkehrswegen stammen aus dem bundesweiten digitalen Landschaftsmodell(DLM250).HinzukommenVerkehrszählungsdatenvonderBundesanstaltfürStraßenwesen(BASt)unddenBundesländern.Alszerschnei-dendeVerkehrsachsenwerdenStraßen(Autobahnen,Bundes-,Landes-undKreisstraßen)abeinerVerkehrsstärkevon1.000KfzproTag,mindestenszweigleisigeodereingleisigeelektrifizierteBahnstreckensowieKanälemitdemStatuseinerBundeswasserstraße(KategorieIVodergrößer)gewertet.EswirddieZerschneidungderLandflächeDeutschlandsdurchdiegenanntenVerkehrsachsen analysiert. Dabei werden auch Flächen von Siedlungen und Flughäfen mit einer Ausdehnung von mehr als 93 ha als zerschne