Individuelle Förderung besonders begabter Grundschüler in Mathematik Workshop Sabine Kirsch Dr....

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Individuelle Förderung besonders begabter Grundschüler in Mathematik Workshop Sabine Kirsch Dr. Helga Ulbricht Staatliche Schulberatungsstelle München 21.11.2007, Anton-Fingerle-Bildungszentrum

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Individuelle Förderung besonders begabter

Grundschüler in Mathematik

WorkshopSabine Kirsch

Dr. Helga Ulbricht

Staatliche Schulberatungsstelle München

21.11.2007, Anton-Fingerle-Bildungszentrum

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Ziele bei der Förderung besonders begabter Kinder

Besonders begabte Kinder und Jugendliche sind komplexe Persönlichkeiten mit Stärken und Schwächen.

Ziele einer Förderung im schulischen Kontext sind: 1. Die Sicherstellung der Schullaufbahn, der Übergänge und Abschlüsse,2. die Unterstützung der ganzheitlichen Entwicklung der Persönlichkeit, 3. die Begleitung und Optimierung individueller Lernprozesse in den

Stärkebereichen, hier Mathematik4. die Sicherung und kompensatorische Förderung von Basisfähigkeiten in

den Schwächebereichen.

Ethisch-moralisches Ziel:Kinder und Jugendliche sollen die Bereitschaft entwickeln, ihre kreativen Kräfte und ihr intellektuelles Potenzial in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.

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IdentifikationWer soll mathematisch gefördert werden?

Beobachtungen der Eltern

Schulische Leistungen

Unterrichtsbe-obachtung

Testergebnisse

Besonderes Interesse

Außerschu-lische Leistungen

Bisherige Entwicklungs-verläufe

???

Selbstnominie-rung

??? ???

???

???

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Alpha-Fehler und Beta-Fehler bei der Förderauswahl

Nicht hochbegabt Hochbegabt

Als hochbegabt eingestuft

Alpha-FehlerDas Kind wird gefördert, obwohl es nicht hochbegabt ist.

Das Kind wird seiner Begabung gemäß gefördert.

Als nicht hochbegabt eingestuft

Das Kind wird nicht gesondert gefördert, korrekte Identifizierung.

Beta-FehlerDas Kind wird nicht seiner Begabung gemäß gefördert, weil es falsch eingestuft wurde.

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Lernbedürfnisse besonders begabter Kinder

Besonders begabte Kinder zeichnen sich in ihrem Lernverhalten meistens aus durch:

ausgeprägte Neugier, großen Wissensdurst und eine hohe intrinsische Motivation.

Sie verfügen in der Regel über: eine schnelle Auffassungsgabe, eine besonders effektive Informationsverarbeitung, ein schnelles Lerntempo und ein sehr gutes Gedächtnis.

Sie sind eher selten und auf keinen Fall „automatisch“: leistungsverweigernd sog. Underachiever

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Allgemeine Prinzipien der Förderung

Was heißt das für den Unterricht

… auf der Beziehungsebene?- Akzeptanz- Angemessene Zuwendung

… auf der Inhaltsebene?- Themenübergreifende Angebote- Persönliche Themen

… auf der didaktischen Ebene?- Entlastung von Routinearbeiten- Kreative Angebote

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Prinzipien der Förderung

Fördermöglichkeiten inder Schule

1. Enrichment 2. Akzeleration3. Grouping oder

Separation

4. Kooperation mit außerschulischen

Partnern

Innere DifferenzierungPlusangebote

Frühzeitige EinschulungÜberspringen einer Jgst.Vorzeitiger Wechsel an ein Gymnasium

Bildung homogener GruppenWettbewerbe, SchülerakademieEnrichmentklassen (nur Gy)HB-Schulen (nicht in Bayern)

HochbegabtenvereineUniversitätenKommunale Angebote

Schule fördert aus ihrem Selbstverständnis heraus grundsätzlich jedes Kind durch Unterricht und Erziehung.

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Förderungsmöglichkeitenfür mathematisch begabte Kinder in der Grundschule

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Förderung mathematisch-logischer Kompetenzen

Bardy, Universität Halle, Fachbereich Erziehungswissenschaft

Vorteile des mathematischen Enrichments (nicht nur für besonders Begabte …)

Kinder sollen und wollen gefordert werden. Kinder haben und sollen Spaß bekommen am Umgang mit Zahlen und

Formen. Es bildet sich Freude am problemlösenden Denken. Ausdauer und Beharrlichkeit werden ausgebildet. Intrinsische Motivation soll erhalten und gefestigt werden. Kreativität und Fantasie sollen aktiviert werden. Mathematisch begabte Kinder sollen erkannt werden. In der Gruppe: Kinder sollen Vorteile der Partner- und Gruppenarbeit

erfahren.

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Förderung mathematisch-logischer Kompetenzen

Bardy, Universität Halle, Fachbereich Erziehungswissenschaften

Mathematische Ziele bei der Förderung besonders begabter Kinder sind:

1. Die Förderung des Einsatzes von heuristischen Hilfsmitteln (Tabellen, Skizzen ...),

2. die Vermittlung von allgemeinen Strategien des mathematischen Problemlösens (systematisches Probieren ...),

3. die Förderung des logischen und schlussfolgernden Denkens,

4. die Förderung des Argumentierens und Begründens (Prozesse müssen verbalisiert werden),

5. die Hinführung zu mathematischen Beweisen,

6. die Förderung des Abstrahierens und Erkennens von Strukturen,

7. die Entwicklung und Schulung des räumlichen Vorstellungsvermögens.

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Verwendung von heuristischen Hilfsmitteln

Frank hat vom Nikolaus Nougateier, Marzipaneier und Krokanteier bekommen, insgesamt 10 Stück.Es waren mehr Nougat- als Marzipaneier und mehr Marzipan- als Krokanteier. Wie viele hat er von jeder Sorte bekommen? Es gibt vier Möglichkeiten. Wie viele findest du?

Krokant Marzipan Nougat

1 2 7

1 3 6

1 4 5

2 3 5

Zur Lösungsfindung bietet es sich an, eine Tabelle anzulegen, um systematisch zu probieren!

Grundidee: Krokanteier sind am wenigsten, aber mindestens 1!(aus Bardy: Aufgaben für kleine Mathematiker)

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Die Förderung des logischen und schlussfolgernden Denkens

Beispiel zur Förderung des logischen und schlussfolgernden DenkensAus: Logicals 1, Elk Verlag

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Argumentieren und Begründen

Wie viele Pflaumen sind genau so schwer wie ein Apfel?

Begründe deine Antwort!

1. Man ersetzt den Apfel auf der rechten Seite oben durch eine Birne und zwei Pflaumen.

2. Jetzt zeigt die obere Waage:

(links) zwei Birnen = (rechts) 1 Birne plus 4 Pfl.

3. Man nimmt auf jeder Seite der oberen Waage eine Birne weg.

4. Jetzt zeigt die obere Waage:

(links) eine Birne = (rechts) 4 Pflaumen

5. Man ersetzt die Birne der unteren Waage durch 4 Pflaumen.

6. Auf der unteren Waage lese ich ab:

(links) ein Apfel = (rechts) 6 Pflaumen

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Strukturen erkennen, verallgemeinern und abstrahieren

Die folgenden Kreise und Dreiecke sind in einem bestimmten Muster angeordnet.

Welche der folgenden Aneinanderreihungen von Schleifen und Quadraten ist nach demselben Muster wie bei den Kreisen und Dreiecken erfolgt?

A

B

C

D

Lösung:

Die Folge C

Die Kinder müssen vom Muster abstrahieren und erkennen, dass sich die Regel über die Zuordnung 1/1, 2/2; 3/3 ergibt.

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Räumliches Vorstellungsvermögen:Eine unmögliche Faltfigur

Nanu!??!

Unmöglich?

Diese Faltfigur wurde aus einem einzigen Stück Papier geschnitten und gefaltet!

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Lösung