Inflation

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Die deutsche Inflation 1914-1923 Sebastian Blaut Matthias Wühle

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Die deutsche Inflation 1914-1923

Sebastian Blaut

Matthias Wühle

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Wollen Sie Inflationen untersuchen? Leider

sind große Kriege die besten Beispiele

dafür.

(Paul A. Samuelson)*

*) Samuelson, Paul A: Volkswirtschaftslehre, Köln 1962, S. 738

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Inhalt

1. Verlauf, Auswirkung und Ergebnis (Sebastian Blaut)

2. Ursachenforschung

(Matthias Wühle)

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Definition

• Preissteigerung bzw.entsprechendes Sinken der Kaufkraft des Geldes

• Inflation wird mit Hilfe eines Preisindex gemessen:

Preisniveau= Geldmenge x Umschlagshäufigkeit

Handelsvolumen

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Arten der Inflation

• Nach der Erkennbarkeit:

- offene / verdeckte Inflation

• Nach der Schnelligkeit der Geldentwertung:

- schleichende / galoppierende Inflation

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1. Verlauf

1. Phase: zurück gestaute Inflation (1914-1918)

2. Phase: Hochinflation (1919-1923)

3. Phase: Hyperinflation (1923)

„Einigkeit besteht heute darüber, dass die Inflation

als ein Prozess verstanden werden muss…“*

* Kolb, Eberhard: Die Weimarer Republik, Oldenburg 2002, S. 202

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1. Verlauf

1. Phase: zurück gestaute Inflation (1914-1918)

- Kriegsanleihe - 1916 Regierungsausgaben überschreiten

Einnahmen- Steuererhöhung

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1. Verlauf

2. Phase: Hochinflation (1919-1923)

- Reparationsforderungen- Inflation- Ruhrbesetzung durch französische und belgische

Truppen

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1. Verlauf

3. Phase: Hyperinflation (1923)

- Währungszusammenbruch Geldentwertung- Dawes Plan (Korrektur der Reparationszahlung)

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2. Auswirkung

• Passiver Widerstand

• Besetzung des Ruhrgebietes

• Weltwirtschaft

• Konjunktur

• Währungsreform durch Reichskanzler Stresemann

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3. Folgen

• Gewinner

- Schuldner

- Großindustrielle

- Staat

(Kriegsschulden:164

Milliarden Mark 16,4

Pfennige)

• Verlierer

- Gläubiger

- Personen mit

Geldvermögen

(z.B Kleinsparer)

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2. Ursachenforschung

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1.000 Mark vom 15. September 1922, Rückseite mit Wahlpropaganda um ca. 1930

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10.000 Mark vom 19. Januar 1922, Rückseite mit Wahlpropaganda um ca. 1930

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100.000 Mark vom 1. Februar 1923, Rückseite mit Wahlpropaganda um ca. 1930

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10 Mio Mark vom 22. August 1923, Rückseite mit Wahlpropaganda um ca. 1930

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500 Mio Mark vom 1. September 1923, Rückseite mit Wahlpropaganda um ca. 1930

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Die Inflation, entspr. Wahlpropaganda eine

Erfindung

- ... der „Sozis“?

- ... der Juden?

- ... der Nazis?

- ... der Kapitalisten?

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... und jenseits der Wahlpropaganda?

Albert Falkenberg (Direktor des DeutschenBeamtenbundes) bezeichnete dieInflationsgewinner als:

Profiteure von Krieg, Revolution undReparationszahlungen*

*) Vgl. Kunz, Andreas: Civil servants and the politics of inflation in Germany 1914 – 1924, Berlin/New York 1986, S. 268

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Klassische ökonomische Inflationstheorien

1. Zahlungsbilanztheorie- Ursache: Reparationsforderungen

2. Quantitätstheorie- Ursache: Gestiegene Geldmenge

3. Lohndruckhypothese- Ursache: Preissteigerungen

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Klassische ökonomische Inflationstheorien

Infiniter Regreß von

Erklärungszusammenhängen.

(Carl-Ludwig Holtfrerich)*

*) Holtfrerich, Carl-Ludwig: Die deutsche Inflation 1914 – 1923, Berlin 1980, S. 93

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Möglichkeiten der Kriegsfinanzierung

Bezeichnung

1. Kriegsschatz

2. Steuererhebungen

3. Kriegsanleihen

4. „Münzgewinn“ (Otto Neurath, 1912) oder: „Inflationssteuer“ (John Stuart Mill, 1852) = inflationsbedingte Geldschöpfung

Ressource

1. Rücklagen

2. Konsumenten

3. Private Kapitalgeber

4. Das komplette Volksvermögen

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Wie funktioniert der Münzgewinn?

Zeitverzögerung zwischen der Emission der

Banknoten und den damit

korrespondierenden Preissteigerungen

(Ludwig v. Mises, 1932)*

*) Mises, Ludwig v.: The Great German Inflation, Economica, London 1932, S. 232

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Wie funktioniert der Münzgewinn?

1. Geldbedarf2. Geldmengenerhöhung3. Anstieg der Güternachfrage4. Anstieg der Preise5. Entwertung der Kaufkraft6. Anstieg der Löhne7. Zustand wie bei 1 ist hergestellt

Zeitdifferenz

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Das Keynes‘sche Transferproblem

• Reparationszahlungen

• Schwächung der Wirtschaft

• Inflation

• Zahlung in Papiermark

• Entwertung der Reparationszahlungen

• Verbesserung der deutschen Wettbewerbsposition

• Reparationszahlungen

• Schwächung der Wirtschaft

• Inflation

• Zahlung in Goldmark

• Rückgang der Reparationszahlungen

• Wirtschaftshilfe

• Verbesserung der deutschen Wettbewerbsposition

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Der besiegte Staat ist meist gleichzeitig

Konkurrent, Abnehmer, Verkäufer, Geldgeber und

Geldnehmer. Schädigt man ihn als Konkurrenten,

so schädigt man ihn auch als Geldgeber, als

Abnehmer.

(Otto Neurath, 1911)*

*) Neurath, Otto: Kriegswesen und Volkswohlfahrt, München 1911, in: Gesammelte ökonomische, soziologische und sozialpolitische Schriften, Wien 1998, S. 519

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Die Ruhrbesetzung, 11.01. – 26.09. 1923

„What we wanted was, first andforemost, to create in Germany,by a seizure of pledges and bycoercion, the will to pay; it was tocause such inconvenience in theeconomic and politicalorganization of the Reich, that itwould prefer the execution of theTreaty of Peace to thisinconvenience; it would obtain, whatwe have not obtained for four years,i.e. the recognition by Germany of herobligations, not from the general andtheoretical point of view, but from thepractical point of view“*

„the measures actually taken disturb to such an extent the working ofGerman industry and commerce thatthe possibility of obtaining adequatereparations is seriously diminishedinstead oif being increased“*

*) Note an die Britische Regierung vom 30. Juni 1923, zitiert in: Finch, Gregory A.: The Legality of the Occupation of the Ruhr Valley, The American Journal of International Law, Washington DC, 1923, S. 729f.

*) Stellungnahme der britischen Regierung, zitiert in: Schuster, Ernest J.: The Question as to the Legality of the Ruhr Occupation, The American Journal of International Law, Washington DC, 1924, S. 410

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Dawes-Plan, 16.08.1924

- Reduzierung der jährlichen Belastung- Marktübliche Preise für Sachlieferungen- Reparationskommission wird um ein amerikanisches

Mitglied ergänzt.- Beseitigung der drohenden Ungewissheit (C-Bonds)- Kommerzialisierung der Reparationsschuld

(Umwandlung von der diffusen Reichsschuld in eine privatrechtliche Schuld der Wirtschaft und der öffentlichen Hand) mit drei Reparationsquellen:

- Deutsche Reichsbahn- Industrie- Reichshaushalt

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The remarkable experience of Germany during this

period may have been necessary to convince the

Allies as to the futility of their previous methods for

extracting reparations and was perhaps an

inevitable prelude to the Daws scheme.

(John Maynard Keynes)

*) Keynes, John Maynard, zitiert in: Ferguson, Niall: Keynes and the German Inflation, The English Historical Review, Oxford 1995, S. 389

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Fazit: Die Inflation war:...

1. Eine Steuer bzw. ein Münzgewinn zur Kriegsfinanzierung (1914 – 1918)

2. Ein ökonomisches und politisches Druckmittel zur Nachverhandlung der Reparationszahlungsforderungen

(1918 – 1923)