Influenza bei Kindern · 2016. 11. 18. · Blutiger Stuhl 0,6 n = 1.662 NEJM 2006; 354: 23-33 . 35...

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1 Univ.-Prof.Dr. Ingomar Mutz Wien 16. November 2016

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Univ.-Prof.Dr. Ingomar Mutz

Wien

16. November 2016

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Das große Dilemma: Muss man impfen?

Warum werden die Europäer immer impfmüder? Zwar lässt die große Mehrheit ihre Kinder noch impfen, das aber mit einem immer schlechteren Gefühl. Was kann man tun? Einigung wird es in dem Konflikt nie geben. 03.11.2012 | 18:12 | von Doris Kraus (Die Presse)

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Eine Mutter brachte ihr 4 Monate altes Baby zur

Impfung in die Ordination. Das Baby saß am Schoß der

Mutter, während ich die Spritze vorbereitete. Plötzlich

begann das Baby zu krampfen. In der Familie gab es

Anfallsleiden und das Kind entwickelte in der Folge eine

Epilepsie.

Man kann sich vorstellen, was die Mutter gedacht hätte, wenn ich

die Impfung fünf Minuten früher gegeben hätte. Sie wäre überzeugt

gewesen, dass die Impfung die Epilepsie verursacht hätte. Und alle

statistischen Daten der Welt hätten ihre Meinung nicht ändern

können.

Die Macht der Anekdote VACCINATED Paul A. Offit, MD

2007

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Angst ist ein Grundgefühl, welches sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als unlustbetonte Erregung äußert.

Auslöser können dabei erwartete Bedrohungen etwa der körperlichen Unversehrtheit, der Selbstachtung oder des Selbstbildes sein.

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Weil die meisten Impfungen an eine bisher gesunde Person

verabreicht werden und vorübergehend Krankheitssymptome

verursachen können, besteht häufig eine primär

zurückhaltende bis abweisende Einstellung von Ärzten und

Impfkandidaten.

Impfungen richten sich gegen unbekannte, zukünftig

mögliche Krankheiten und

bewirken unmittelbar kein Wohlbefinden und keine Besserung

des Gesundheitszustandes

wie das sonst für zahllose Produkte mit fraglicher

Wirksamkeit angekündigt wird.

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Argumente von Impfgegnern 1

Impfen wirkt nicht

Der Rückgang der Infektionserkrankungen ist nicht die Folge des Impfens, sondern der besseren Lebensumstände:

• bessere Ernährung • bessere hygienische Verhältnisse

Es ist nicht mehr notwendig gegen bestimmte Erkrankungen zu impfen, die wir nicht mehr sehen, da damit nur Nebenwirkungen und Gefahren verbunden sind.

Schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfungen sind häufiger als Komplikationen bei den zu verhütenden Krankheiten.

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Argumente von Impfgegnern 2

Masern sind eine harmlose Kinderkrankheit, die für die natürliche Entwicklung des Immunsystems erforderlich ist; durchgemachte Masern schützen nämlich vor Allergien

Verschwörungstheorie: Industrie und Ärzte verhindern, dass Nebenwirkungen bekannt werden

Die angeschuldigten Erreger gibt es gar nicht!?

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Impfgegner

1-3% der Bevölkerung sind (militante) Impfgegner

Ablehnung der wissenschaftlichen Medizin „Schulmedizin“ besonders bei Homöopathen (nicht alle!)

Alternativmedizinern (nicht alle!)

religiöse Motive

unzufrieden mit der Welt: Verschwörungstheorie

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potenzielle Impfgegner

Personen mit guter Allgemeinbildung, aber zu geringem Wissen über Infektionen und Impfungen

Leicht beeinflussbar durch sensationsorientierte Medienberichte

Angst führt zur Relativierung von offiziellen Impfempfehlungen

Überdimensionale Präsenz von Impfgegnern im Internet

Studium der vorhandenen Daten unterstützt die empfohlenen Richtlinien weit mehr als gedacht!

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Impfschaden bei Impfgegnern

• Neurodermitis

• Heuschnupfen

• Verdauungsbeschwerden

• Candida-Befall

• Zahnkaries

• Sehstörungen

• Konzentrationsschwierigkeiten

• Hyperaktivität

• Angstzustände

C u R Roy: Kinder mit Homöopathie behandeln

Schwerpunktthema: Impfung, Knaur Mens Sana, München 2000

• Menstruationsbeschwerden

• Tumoren

• Diabetes

• Multiple Sklerose

• Lähmungen

• Sprechstörungen

• Spastische Zustände

• Epileptische Anfälle

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„The untold story“ Impact of anti-vaccine movements on pertussis control:

vermeintliche neurologische Reaktionen auf die Pertussis-Impfung

gutorganisierte Bewegungen TV, Zeitungen, Bücher, populärwissenschaftliche Artikel etc.

Eltern zeigten Kinder mit vermeintlichen Nebenwirkungen der Pertussis-Impfung

Gangarosa EJ: Lancet 1998:351;356

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„The untold story - Japan“

1947 - Beginn der Pertussis-Impfung

1974 - sehr wenig Erkrankungen, keine Todesfälle

Neuigkeiten über vermeintliche neurologische Reaktionen auf die Pertussis-Impfung

2 Kinder starben nach DTP

Aussetzen der Pertussis-Impfung durch das japanische Gesundheitsministerium

1974-1976 – Durchimpfungsrate sinkt von 80% auf 10%

1979 – Pertussisepidemie mit 13.000 Fällen und 41 Todesfällen

1981 – Wiedereinführung der Pertussis-Impfung, azellulärer

Impfstoff; dramatischer Abfall der Pertussis-Inzidenz

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Impfbefürworter vs. Impfgegner

Nicht alle Argumente der Impfgegner waren immer falsch. Impfgegner haben zu Verbesserungen geführt. Impfbefürworter haben diese umgesetzt, weil:

Wissenschaft bedeutet die Bereitschaft, aus Irrtümern zu lernen.

Diskussion mit fundamentalistischen Impfgegnern ist sinnlos und Zeitverschwendung,

weil es keine Bereitschaft zum Erkenntnisgewinn gibt.

Diskussion mit Impfskeptikern ist oft mühsam, aber notwendig.

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Impf-Unfälle

1863 Pockenimpfung – Impfstoff mit Syphiliserreger verunreinigt

5.000 konföderierte Soldaten außer Gefecht

1930 Lübecker BCG-Unfall: BCG-Impfstoff enthielt M. tuberculosis

76 Todesfälle, 167 Schäden

1955 Cutter-Unfall Polio: IPV unzureichend inaktiviert

204 Polio-Typ 1-Fälle

1955 Simian Virus 40 (SV40) = Affenvirus 40; 1960 entdeckt

1955-1963 Verunreinigung des Sabin-Impfstoffs:

kein bekannter Schaden

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1963 Masern-Totimpfstoff (Lilly und Pfizer)

Atypisches Masern-Syndrom, geschätzte 160.000 Fälle

Atypisches Exanthem, hohes Fieber, Hepatitis, lange dauernde

(noduläre) Pneumonie

Impfstoff 1967 vom Markt genommen

1976 Schweine-Grippe: 1 Todesfall, 13 Pat. hospitalisiert

Impfung: USA 48 Mio Dosen vom 1.10.-16.12.1976:

500 Fälle (25 Todesfälle) von Guillain-Barré-Syndrom

Risiko 1:10.000

1998 Rotashield® (Wyeth): August 1998 Zulassung in USA

102 Fälle von Invagination, 53 Operationen, 2 Todesfälle

25-faches Risiko 3-7 Tage nach der Schluckimpfung

14.10.1999 vom Markt genommen

Impf-Unfälle

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Impf-Unfälle

1990 BCG-Unfall in Österreich nach Aufhebung der bis dahin

empfohlenen Neugeborenen-Impfung: >400 Fälle von BCG-

Lymphadenitis durch einen bis dahin nicht in Österreich

verwendeten, stärker wirkenden Impfstoff

2000 Influenza-Impfstoff in der Schweiz: Nasalflu Berna

Nasenspray zu 0,2 ml in jedes Nasenloch; Virosomen mit

Escherichia-coli-hitzelabilem Toxin als Adjuvans; zugelassen am

2.10.2000

19faches Risiko (68 vs 8) für vorübergehende Fazialisparese

meist 31 bis 60 (1-91) Tage nach der Impfung bei 50-130 von

100.000 (Hintergrundmorbidität normal 15-40 pro 100.000).

NEJM 26.2.2004

Der Impfstoff wurde für die Saison 2001/2002 nicht mehr

verkauft und am 6.6.2002 vom Markt genommen.

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Impf-Unfälle

2000 Ticovac® FSME-Impfstoff (Fa Baxter)

Nach Weglassen des stabilisierenden Humanalbumins

verstärkte Reaktogenität mit Häufung von

Fieberkrämpfen: ca. 60 Fälle in Österreich

Für die Saison wurde in Österreich eine Halbierung der Dosis

empfohlen,

der Impfstoff 2001 vom Markt genommen.

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Das wahre Dilemma: Die Risikowahrnehmung steigt mit dem Erfolg der Impfprogramme!

Die Toleranz von Impfnebenwirkungen bei Gesunden ist viel geringer

als die von Medikamenten-Nebenwirkungen bei Kranken.

Mit dem Rückgang von Krankheiten verlagert sich die

Risikowahrnehmung von „augenscheinlich nicht vorhandenen“

Krankheiten zur „bezweifelten“ Sicherheit der Impfungen.

Öffentliche Verbreitung von Verdacht auf Nebenwirkung führt zu

Vertrauensverlust: Vertrauensverlust führt zum Rückgang von

Durchimpfungsraten mit erneuten Krankheitsausbrüchen.

Neue Impfungen verstärken die Aufmerksamkeit für mögliche

Nebenwirkungen.

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Number of serious and nonserious reports of adverse events after

administration of quadrivalent human papillomavirus (HPV4) vaccine

in females, by year — Vaccine Adverse Event Reporting System, United

States, June 2006–March 2013

MMWR / July 26, 2013 / Vol. 62 / No. 29; 593

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Häufigkeitskategorien laut EMA

gilt für Nebenwirkungen nach sämtlichen Medikationen

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Häufigkeit Quantifizierung unerwünschter Arzneimittelnebenwirkungen

EMA-Interpretation Laienverständnis

sehr häufig ≥1/10 65 %

häufig ≥1/100, aber <1/10 45%

gelegentlich ≥1/1 000, aber <1/100 18 %

selten ≥1/10 000, aber <1/1000 8 %

sehr selten <1/10 000 4 %

Berry DC et al: Lancet 359: 853-4, 9. März 2002

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Arzneimittelgesetz AMG 1983

§ 2b. (1) “Nebenwirkung” ist eine Reaktion auf ein

Human- oder Tierarzneimittel, die schädlich und

unbeabsichtigt ist und bei Dosierungen auftritt, wie sie

normalerweise beim Menschen oder bei Tieren zur Prophylaxe,

Diagnose oder Therapie von Krankheiten oder für die

Wiederherstellung, Korrektur oder Änderung einer physiologischen

Funktion verwendet werden.

Meldepflicht §75a (1)

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Arzneimittelgesetz AMG

§ 2b. (3) “Schwerwiegende Nebenwirkung” eines

Humanarzneimittels ist eine Nebenwirkung, die tödlich

oder lebensbedrohend ist, eine stationäre Behandlung

oder deren Verlängerung erforderlich macht, zu bleibender

oder schwerwiegender Behinderung oder Invalidität

führt oder eine kongenitale Anomalie oder ein

Geburtsfehler ist.

Meldepflicht §75a (1)

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Adverse Events following immunization = AEFI

Jegliches unerwünschtes gesundheitliches Ereignis nach einer Impfung,

UNABHÄNGIG von kausalem Zusammenhang z.B. abnorme

Laborbefunde, Symptome, Erkrankungen

Serious adverse event = SAE

Ereignis, das zur Hospitalisierung, bleibender Behinderung, konnatalem

Defekt oder zum Tod führen kann

WHO-Definition von Impfreaktionen

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Unvermeidbare Infektionen, welche unerwartet und gehäuft auftreten

wie z.B. grippale Infektionen im Winterhalbjahr

genetisch bedingte Krankheiten, welche z.B. bei Säuglingen in dieser

Altersgruppe zum Ausbruch kommen bes. neurologische Erkrankungen

oder Anfallsleiden (BNS-Krämpfe)

Verschlechterungen bei schubweise verlaufenden Erkrankungen wie

z.B. Neurodermitis, multipler Sklerose

u.a.

Zeitliches Zusammentreffen von Krankheiten nach einer Impfung ohne ursächlichen Zusammenhang = AEFI adverse events following immunization

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Impfschaden Definition BRD PEI

Ein Impfschaden ist „die gesundheitliche und wirtschaftliche

Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion

hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die

Schutzimpfung;

ein Impfschaden liegt auch vor, wenn mit

vermehrungsfähigen Erregern geimpft wurde und eine

andere als die geimpfte Person geschädigt wurde.“

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Impf-Schäden: Pockenimpfung –

die gefährlichste Impfung gegen die gefährlichste Krankheit

Postvakzinale Enzephalomyelitis & Enzephalopathie

Österreich 1948-1953 <2 J = 6 / 58.483 = 10 / 100.000

>2 J = 26 / 21.323 = 122 / 100.000

Bayern 1945-1953 <2 J = 51 / 1,008.000 = 5 / 100.000

>2 J = 17 / 140.800 = 12 / 100.000

Holland 1959-1971 <2 J = 50 / 2,527.000 = 20 / 100.000

Vaccinia gangraenosa

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Impf-Schäden: Pockenimpfung

Postvakzinale Enzephalomyelitis & Enzephalopathie

USA 1968

<2 J = 4 / 614.000 = 7 / 100.000

>2 J = 12 / 4,980.000 = 2 / 100.000

Myokarditis: USA Militär bis 2006: 113 / 710.000

Letzter Pockenfall in USA 1949;

seitdem bis Ende der Impfung 1980 nach Eradikation in USA:

5.000 Kinder wegen Komplikationen hospitalisiert

und 200-300 Kinder an Impffolgen gestorben.

(Schätzung Prof. Kempe)

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Altersspezifische Risikoschätzung für Komplikationen der BCG-Impfung

Bull Int Union Tuberc 63: 47-59, 1988

Inzidenz pro 1 Million Dosen

Altersgruppe <1 Jahr 1-20 Jahre

Abszess, Lymphadenopathie 387 25

Osteomyelitis 0,39 – 0,89 0,06

disseminierte Lymphadenopathie 0,31 – 0,39 0,36

tödliche Dissemination 0,19 – 1,56 0,06 – 0,72

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Anaphylaxie-Risiko nach Impfung

5 Fälle von Anaphylaxie bei

7,644.049 Impfungen

= 0,65 Fälle pro 1 Million Dosen

Kein Todesfall

Bei besonderer Nachforschung wurde

1 Fall von Anaphylaxie nach 653.990 Dosen

= 1,53 pro 1 Million Dosen gefunden.

1991-1997 Vaccine Safety Datalink Project:

Pediatrics 2003; 112: 815-820

Vaccine-associated anaphylaxis is a rare event. Nevertheless, providers

should be prepared to provide immediate medical treatment should

it occur.

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UAW – nicht eindeutig klärbar

Im Einzelfall ist oft auch durch umfangreiche Untersuchungen eine

Abgrenzung von der Hintergrundmorbidität nicht eindeutig möglich:

Enzephalopathie – DPT:

Biologisch möglich, aber auch Manifestation anderer

Grundkrankheiten!?

Multiple Sklerose, ADEM: Trigger durch Impfung?

ADHD = attention deficit hyperactivity disorder

Starke genetische Komponente

Die Frage „Können Sie ausschließen, dass?“ ist fast immer mit NEIN zu beantworten.

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Bei einer Massenimpfung (z.B. gegen Influenza) ist mit einem

zeitlichen Zusammentreffen von Krankheiten zu rechnen,

welche auch ohne Impfung in der Bevölkerung vorkommen:

Hintergrundmorbidität

www.thelancet.com online Oct 31, 2009 (Black S et al)

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Zahl der zufälligen Ereignisse nach einer hypothetischen Impfung

in 1 Tag in 7 Tagen in 6 Wochen

Guillain-Barré-Syndrom pro 10 Millionen Impflinge 0,51 3,58 21,50

Optikus-Neuritis pro 10 Millionen weibl. Impflinge 2,05 14,40 86,30

Spontanabort pro 1 Million Schwangerer 397 2.780 16.684

Plötzlicher Tod pro 10 Millionen Impflinge 0,14 0,98 5,75

Vorhersage der zufälligen, zeitlich verbundenen Ereignisse nach einer Dosis

einer hypothetischen Impfung zufolge Hintergrundmorbidität

www.thelancet.com online Oct. 31, 2009 DOI:10.1016/S0140-6736(09)61877-8

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Hintergrundmorbidität:

am Beispiel des Rotavirus-Impfstoffes Rotateq® REST-Studie = Rotavirus Efficacy and Safety Trial

d.h. prozentualer Anteil von Symptomen innerhalb von 42 Tagen

Impfstoff vs. Placebo

Fieber 40,9

Erbrechen 12,8

Durchfall 19,7

Blutiger Stuhl 0,6 n = 1.662

NEJM 2006; 354: 23-33

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Hintergrundmorbidität:

am Beispiel des Rotavirus-Impfstoffes Rotateq® REST-Studie = Rotavirus Efficacy and Safety Trial

d.h. prozentualer Anteil von Symptomen innerhalb von 42 Tagen

Impfstoff vs. Placebo

Fieber 40,9 43,0

Erbrechen 12,8 13,4

Durchfall 19,7 19,1

Blutiger Stuhl 0,6 0,6

n = 1.662

NEJM 2006; 354: 23-33

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Häufigkeit Quantifizierung unerwünschter Arzneimittelnebenwirkungen

Kopfschmerz als UAW nach FSME-Impfung: 4,8%

Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft

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37

Häufigkeit Quantifizierung unerwünschter Arzneimittelnebenwirkungen

Kopfschmerz als UAW nach FSME-Impfung: 4,8%

Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft

Hintergrundmorbidität

Gesundheitsmonitor Österreich 1995, Prof. Michael Kunze

Kopfschmerz an jedem beliebigen Tag: 5,7%

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38

UAW – nicht bestätigt

Sudden Infant Death = SIDS

Sudden unexpected Death SUD

Allergien – MMR (DDR)

Diabetes – HiB

Autismus – Thiomersal, MMR

Morbus Crohn – MMR

Unfruchtbarkeit – OPV (Nigeria)

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HIB seit 1992/1993 Hepatitis B seit 1997/1998 6-fach-Impfung seit 2001/2002

HIB HBV 6-fach

Quelle: Statistik Austria

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40

Impfschadengesetz

Bundesgesetz vom 3. Juli 1973, BGBl. Nr. 371, über die Entschädigung

für Impfschäden (Impfschadengesetz), unter Berücksichtigung der seither

ergangenen Novellen:

BGBl. Nr. 71/1980; BGBl. Nr. 54/1981; BGBl. Nr. 278/1991; BGBl. Nr.

27/1994; BGBl. I Nr. 139/1997; BGBl. I Nr. 16/1999; BGBl. I Nr.

70/2001; BGBl. I Nr. 150/2002,

Hinweis: Mit BGBl. I Nr. 150/2002, Art.1 und 2, wurden außerdem ein

Bundessozialamtsgesetz und ein Bundesberufungskommissionsgesetz erlassen.

BGBl. I Nr. 48/2005; BGBl. I Nr. 165/2006; BGBl. I Nr. 169/2006;

BGBl. I Nr. 2/2008; BGBl. I Nr. 4/2010; BGBl. I Nr. 96/2012;

BGBl. I Nr. 59/2013; BGBl. I Nr. 71/2013;

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41

Impfschadengesetz

Impfschäden im Sinne des Gesetzes sind sehr selten. Obwohl

im Einzelfall der Schaden durch die Impfung für den

Betroffenen größer sein kann als der Nutzen, so überwiegt

dennoch der Vorteil für das Allgemeinwohl der Bevölkerung,

weil eine Vielzahl von Gesundheitsschäden, die durch

Infektionskrankheiten verursacht werden, verhindert wird.

Um die Folgen für den einzelnen Betroffenen möglichst

erträglich zu halten, entschädigt der Staat Impfschäden,

wenn bleibende Schäden als Impfkomplikation auftreten.

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42

Impfschadengesetz

Gutachterliche Schritte zur Kausalitätsbeurteilung:

Wurde eine Impfung durchgeführt, welche, Charge, wann,

wo?

Liegt eine dauernde Gesundheitsschädigung vor?

Welche Auswirkung hat die festgestellte

Gesundheitsschädigung?

Ist die Differenzialdiagnose anderer mögliche

Erkrankungen abgeklärt?

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43

Impfschadengesetz

Darstellung eines wahrscheinlichen kausalen Zusammenhanges:

Sind die Symptome als Impfreaktion oder –komplikation in der Literatur

bekannt?

Welche ärztlichen Befunde sprechen für einen Zusammenhang mit der

Impfung?

Wie gewichtig ist jede einzelne dieser pro-Schlussfolgerungen?

Welche ärztlichen Befunde sprechen gegen einen Zusammenhang mit

der Impfung?

Wie gewichtig ist jede einzelne dieser contra-Schlussfolgerungen?

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44

Impfschadengesetz

Für die Anerkennung eines Impfschadens muss Wahrscheinlichkeit gegeben sein d.h. wenn nach der geltenden ärztlichen wissenschaftlichen Lehrmeinung erheblich mehr für als gegen einen ursächlichen Zusammenhang spricht. Die bloße Möglichkeit einer Verursachung reicht für die Begründung eines Anspruches nicht aus.

Die Behörde hat anhand der dem Gutachten zu Grunde gelegten Tatsachen die Schlüssigkeit des Gutachtens kritisch zu prüfen und einer sorgfältigen Beweiswürdigung zu unterziehen.

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45

6

321

94

19 14

8 11 19

10 11 15 12 7 9 13

27 27 19

13 20 17 17 17

10

0

50

100

150

200

250

300

350

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Impfschadenanträge 1990-2013 = 755 = 31/Jahr

Impfungen pro Jahr = ?

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46

8 12 8 3 10

343

0 0 1 0 1 0

50

100

150

200

250

300

350

400

Impfschadenanerkennung in Österreich 1990-2006

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47

2007-2009 abgeschlossene Verfahren

nach dem Impfschadengesetz

Jahr der Impfung

1941 1 1995 1

1948 1 1997 3

1953 1 1998 2

1954 3 1999 1

1961 2 2001 6

1962 1 2002 3

1964 1 2003 3

1965 1 2004 2

1966 1 2005 4

1990 2 2006 1

1991 1 2007 4

1994 1 2008 1

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2007-2009 abgeschlossene Verfahren

nach dem Impfschadengesetz

Art der Impfung

BCG 2 Meningo 2

Diphtherie 1 MMR 5

DT 2 Pneumo 1

DTP 3 Pocken 12

FSME 11 Polio 3

Hep AB 1 4-fach 1

Hep B 1 6-fach 9

Hib 4 mehrere 10

HPV 1

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Erledigungen von Verfahren nach dem

Impfschadengesetz 2007-2009

Abgeschlossene Fälle: 9x positiv von 52

2007 19, davon positiv: 2

2008 13, davon positiv: 2

2009 20, davon positiv: 5

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50

Erledigungen von Verfahren nach dem

Impfschadengesetz

Als Impfschaden anerkannte Fälle:

2007

Pockenimpfung 1966, postvakzinale Enzephalitis

Pockenimpfung 1964, Hemiparese

2008

MMR 2001?, Hörschaden beidseits; kein Pflegegeld

FSME 2007, Meningitis serosa, Einmalzahlung

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Erledigungen von Verfahren nach dem

Impfschadengesetz

Als Impfschaden anerkannte Fälle:

2009

DT 2008; Hämatom, keine Entschädigung

FSME 2007; Nervenschädigung durch den Nadelstich,

10% Behinderung - Rente

6-fach-Impfung u.a. 2001; Ekzem, 5%,

keine Minderung der Erwerbsfähigkeit

BCG 1990; Osteomyelitis, 20% Behinderung – Rente

Hepatitis B 2003; CIDP*, 50% Behinderung - Rente

*CIPD = chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie

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Erledigungen von Verfahren nach dem

Impfschadengesetz

Als mögliche Folgen einer Impfung angeschuldigte, nicht

anerkannte Leiden 2007-2009

Epilepsie: 15 Fälle

Geistige Behinderung: 6 Fälle

Andere wie:

Knieschonhaltung für 3 Tage Abduzens-Parese nach 108 Tagen Kopfschmerzen und Rückenbrennen Hirnfehlbildung amyotrophe Lateralsklerose Lymphogranulomatose Gesundheitsschädigungen n.n.b. etc.

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„Impfschäden“ 2010 Erledigungen

17 Anträge: 2 positiv, 15 negativ

positiv

BCG 1981 Meningoenzephalitis 29 J

BCG 1953 eitriges Granulom, Minderbegabung,

Sprachentwicklungsstörung, 57 J

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54

„Impfschäden“ 2010 Erledigungen

17 Anträge: 2 positiv, 15 negativ negativ • Infanrix hexa, Priorix 2007 Zellweger-Syndrom, verstorben, 1,5 J • Infanrix hexa tuberöse Hirnsklerose, 5 J • Hepatitis A B 2005 Alopecia areata, 28 J • MM 1983 Hyperaktivitätssyndrom, 29 J • Pocken 1963 Oligophrenie, Zerebralparese, 46 J • Pocken 1954 Anfallsleiden, 53 J • FSME 2009 Arthralgien, Borreliose, 65 J • Infanrix hexa, Pneumokokken, FSME, MMR 2008 spinale Muskelatrophie Typ II, 2 J • FSME 2007 Diabetes Typ 1, 19 J • Pertussis 2007 Pertussis, 18 J • Tetravac, Procomvax, Hep B 1997 Lennox-Gastaut-Syndrom, 10 J

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„Impfschäden“ 2010 Erledigungen

17 Anträge: 2 positiv, 14 negativ Negativ – Fortsetzung • Hexavac 2003 Kleinhirnläsoin kongenital, 4,5 J • FSME 2006 dissoziative Störung m. Körpersymptomen, 15 J • Infanrix hexa 2007 Cytochrom C-Oxidase-Defekt, verstorben 14 Mo • Impfungen alle 2005 Dravet-Syndrom SCN1-Gen, 2 J

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56

„Impfschäden“ 2011 Erledigungen

17 Anträge: 2 positiv, 15 negativ positiv • Pocken 1976 Hörschädigung 35 J • Twinrix 2009 GBS

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57

„Impfschäden“ 2011 Erledigungen

17 Anträge: 2 positiv, 15 negativ

Negativ - Teil • Influenza H1N1 2010 Trigeminusneuralgie, 26 J • DPT 2010 Beinparese nach 8 Monaten, 14 J • FSME 2008 Parkinson-Syndrom, genetisch, 17 J • FSME 1999 Muskeldystrophie Typ Becker, 13 J • Pocken 1978 Temporallappensklerose, 45 J • DPT 1980? Westsyndrom, +2009, 29 J • DPT 1999 ADEM bzw. AHEM, 2 J • MMR 1991 CP, Epilepsie, 20 J • Influenza H1N1 2009 Zoster-Neuralgie, 41 J

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„Impfschäden“ 2011 Erledigungen

17 Anträge: 2 positiv, 15 negativ

negativ - Fortsetzung • MM, DT 1980 Lennox-Gastaut-Syndrom, 32 J • FSME 2010 Parkinson, Epilepsie, 82 J • Influenza H1N1 2009 Autoimmunerkrankung ?, 56 J • Twinrix 2009 GBS, 52 J • Pocken 1973 Degenerative Veränderung am Bewegungsapparat, 49 J • Hepatitis B 2008 Synkope, 12 J • DT 2000 MS, 33 J

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2010 bis 2012 abgeschlossene Verfahren

nach dem Impfschadengesetz

Positiv erledigt n = 7:

Jahr der Impfung

1981 BCG 29 J Meningoenzephalitis

1953 BCG 57 J Eitriges Granulom

1976 Pocken 35 J Hörschädigung

2009 Hep A+B 52 J Guillain-Barré-Syndrom

1995 Polio 91 J Plexusparese C5-C7 rechts

2010 Hep B 13 J Optikus-Neuritis, nach 6 Mo ausgeheilt

1999 Infanrix,HIB, Engerix

0,5 J ADEM, Epilepsie

Negativ = 38

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60

Impfschäden

Insgesamt geht die Zahl der anzuerkennenden Impfschäden stetig

zurück.

Dies ist bedingt durch z.B.

Ausrottung von Erkrankungen (Pocken),

besseren Präventivmaßnahmen statt Impfung (Tbc),

Umstellung von Lebendimpfstoffen auf Totimpfstoffe

Polio IPV vs. OPV

laufende Verbesserungen von Impfstoffen (wP vs. aP etc.).

Ausreichend große Studienpopulationen vor der Markteinführung und

verlässliche post-Marketing-Überwachung sind für die Sicherheit von

Impfungen unerlässlich.

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Impf-Sicherheit in Österreich

In Österreich nicht verwendet:

Rotashield® – Invagination als UAW

Pandemrix® – Narkolepsie als UAW

Post-Marketing-Surveillance =

Pharmakovigilanz

ist für alle neuen Impfstoffe

unerlässlich!

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Erläuterungen und Definitionen, Leitfaden für kompetente Aufklärung über : Art Häufigkeit Ursachen Risiken von Impfungen/Nebenwirkungen

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Impf-Sicherheit in Österreich

Konsequenzen wurden / werden getroffen:

1980 Ende der Pockenimpfung nach Eradikation

1989 Abschaffung der BCG-Impfung wegen Todesfällen bei

immundefizienten Neugeborenen

2000 Umstellung von Pertussis-Ganzkeim-Vakzine auf azellulären

Impfstoff

2000 Kein Thiomersal als Konservierungsmittel in Kinderimpfstoffen

2001 Änderung der Galenik bei FSME-Impfstoff (TicoVac®) wegen

Fieberkrämpfen

2001 Wechsel von OPV zu IPV

2005 Zulassungsrücknahme (EMA) bei 6-fach-Impfstoff wegen zu

geringer Immunität gegen Hepatitis B (Hexavac®) - oder SUD?

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Verminderung von Erkrankungen durch Impfungen in USA

MMWR 2012; 59: 1-111

Maximale %

Zahl Jahr 2011 Abnahme

Diphtherie 206.939 1921 0 100

Pertussis 265.269 1934 18.719 93

Tetanus 1.314 1922-1926 36 97

Poliomyelitis 21.269 1952 0 100

Masern 894.134 1941 222 >99

Mumps 152.209 1968 404 >99

Röteln 57.686 1969 4 >99

Röteln kongenital 20.000 1964-1965 0 100

Haemophilus influenzae Typ B 20.000 vor 1987 14 >99

Pneumokokken invasiv (>5 J) 15.933 2000 1.459 91

Hepatitis B 21.102 1990 2.903 86

Varizellen 158.364 1992 14.513 91

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Leben ohne Arzneimittel

Durch den Verzicht auf Arzneimittel würden wir ….

…. 37 Minuten gewinnen ….

…. gleichzeitig aber auch 15 Jahre verlieren.

Klaus Heilmann, 2002

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66

Danke

für das Interesse!

Univ.-Prof.Dr. Ingomar Mutz 0676 6278320

[email protected]

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selbst!