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cedefopinfo 2/2005 1 cedefop info Interview mit Johan van Rens, Direktor des Cedefop Welche bedeutenden Veränderungen im Bereich der Berufsbildung haben Sie während Ihrer zehn Jahre beim Cedefop miterlebt und mitgeformt? Ich denke, dass die Veränderungen, die sich im Laufe der Jahre beim Cedefop vollzogen haben, umfassendere Ver- änderungen auf europäischer Ebene widergespiegelt haben. Ursprünglich ging es darum, ob die Europäische Union die in den Verträgen festgeschriebene gemeinsame Berufsbil- dungspolitik verwirklichen konnte, und folglich lag der Schwer- punkt der Arbeit des Cedefop in den 1980er Jahren mehr auf Grundsätzen als auf Berufsbildungsinhalten. Es fand kei- ne wirkliche Diskussion über die Inhalte der beruflichen Bil- dung statt oder etwa darüber, wie die Entwicklung auf eu- ropäischer Ebene verlaufen sollte - die Diskussionen bezo- gen sich vornehmlich auf institutionelle Fragen. Dies änder- te sich Anfang der 1990er Jahre - nach der Verabschiedung des Vertrags von Maastricht wurde der Gedanke einer ge- meinsamen Berufsbildungspolitik aufgegeben. Der Kom- mission kam eine unterstützende Aufgabe zu, und in der Tat besitzt die Kommission meiner Meinung nach auch heute noch eine größere Kompetenz auf dem Gebiet der Berufs- bildung als auf dem Gebiet der Allgemeinbildung. Mit dem Vertrag von Maastricht nahm also die institutionelle Dis- kussion, die vor allem von Deutschland vorangetrieben wor- den war, ein Ende. Im Mittelpunkt des Interesses standen nun vielmehr die Vollendung des Binnenmarktes und die Vor- bereitungen auf den Übergang zum Euro. Es gab also damals gewisse Schwierigkeiten damit, die künftige Rolle des Cedefop festzulegen. Ich erinnere mich, dass ich auf meiner ersten Verwaltungsratssitzung den Be- griff „gegenseitige Anerkennung“ gebrauchte, woraufhin eines des Mitglieder aufsprang und erklärte: „Diesen Begriff können Sie nicht verwenden - er ist unannehmbar.“ Nun, da musste ich mich fragen, was wir tun konnten, welchen Beitrag konnten wir zur Erleichterung der Anerkennung von Abschlüssen leisten, und so weiter… unter diesen Gege- benheiten konnten wir natürlich nicht sehr viel tun. Und dann im Jahre 1996, ich glaube, es war während des italienischen Ratsvorsitzes, wurden wir darum gebeten, eine Ausstel- lung zum Thema Bildungsabschlüsse zu organisieren. Uns wurde ein großer Sitzungssaal zur Verfügung gestellt, und wir forderten von unserem Dokumentationsnetz alle mög- lichen Abschlusszeugnisse an und baten die Generaldirek- toren, doch einmal zu sehen, „ob sie daraus Schokolade ma- chen konnten“, wie man bei uns in Rotterdam sagt. Und das konnten sie natürlich nicht! Also sagten sie schließlich, hier müssen wir doch etwas unternehmen. Das war eine ent- scheidende Wende für uns - von da an konnten wir all- mählich zur Entwicklung der Transparenz beitragen, etwa durch die Arbeit, die Jens Bjørnåvold für uns geleistet hat, die Beschäftigung mit der Frage des Kompetenzmanage- ments, unsere heutigen Arbeiten in Bezug auf die Zeugnis- erläuterungen, den Europass … Der Europass ist ein an- schauliches Beispiel dafür, dass es gut und gerne mindes- tens sieben bis acht Jahre dauern kann, bis aus einer Idee et- was Nützliches entwickelt wird. Und er ist noch immer nicht fertig gestellt - der Europass muss noch zu einem Instrument weiterentwickelt werden, das es ermöglicht, das Angebot und die Nachfrage am Arbeitsmarkt besser aufeinander abzustimmen. Jetzt kann man alle seine Qualifikationen und Kompetenzen, Sprachkenntnisse usw. vorweisen, doch man sollte es den Menschen auch ermöglichen, ihre Kompeten- zen und Qualifikationen auf elektronischem Wege der Nach- frage am Arbeitsmarkt zuzuordnen. Man könnte wohl sagen, dass der ursprüngliche Top-down- Ansatz der 1980er Jahre nach dem Vertrag von Maastricht durch eine Herangehensweise abgelöst wurde, die eher als Bottom-up-Verfahren konzipiert ist - das ist zumindest eine Betrachtungsweise. In Wirklichkeit aber gab es zu einer be- stimmten Zeit überhaupt keine europäische Politik. So ge- langten wir in unserem ersten Bericht über die Berufsbil- dungspolitik zu dem Schluss, dass die europäische Politik de facto nur aus den europäischen Programmen bestand. Es gab keine wirkliche politische Strategie für die künftige Ent- wicklung, lediglich äußerst unzusammenhängende Programme und zahlreiche Zielsetzungen. Und ich kann Ihnen versichern, dass unsere Schlussfolgerung zur damaligen Zeit keineswegs begrüßt wurde. Doch es war die Wahrheit - es gab keine all- gemeine Koordination, keine übergreifenden Rahmenstruk- turen für die Politikentwicklung in den Mitgliedstaaten und den verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Im weiteren Verlauf der 1990er Jahre begann die Kom- mission jedoch zu prüfen, wie sie den Mitgliedstaaten bes- ser entgegenkommen konnte, indem sie ihre Aufmerksam- keit verstärkt auf das lebenslange Lernen und die Schaffung der entsprechenden politischen Rahmenstrukturen richte- te. Dadurch änderte sich vieles. Die Diskussionen über das lebenslange Lernen gipfelten in der Verabschiedung der Agen- da von Lissabon im Jahre 2000. Die Strategie von Lissabon sollte Europa auf dem Weg zur Wissensgesellschaft voran- bringen, indem der politische Wettbewerb zwischen den Mitgliedstaaten angekurbelt wurde, sodass die Staaten an- gespornt wurden, die Leistungen der jeweils anderen zu „übertrumpfen“. Dieser Aspekt ist nach wie vor Teil der Stra- tegie, wenngleich man später zu der Einsicht gelangte, dass wir nicht nur politischen Wettbewerb brauchen, sondern auch mehr Zusammenarbeit. Dies führte uns zur Erklärung von Kopenhagen im Jahre 2002, bei der es um die verstärk- te Zusammenarbeit bei der beruflichen Bildung geht. Jetzt haben wir also eine politische Agenda für einen neuen Pro- zess im Bereich der Berufsbildung. Ich würde nicht behaup- ten, dass wir jetzt etwa versuchen, die Berufsbildung zu har- monisieren, keineswegs, doch es herrscht jetzt eine Ausge- wogenheit zwischen der Zusammenarbeit und dem Wett- bewerb, wobei der Kommission nach wie vor eine überaus wichtige koordinierende Rolle im Berufsbildungsbereich zukommt. Und beim lebenslangen Lernen können wir jetzt die Prozesse von Kopenhagen und Bologna viel besser mit- einander vergleichen und sogar an gemeinsamen Zielen auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung für das Jahr 2010 arbeiten. <!-->C25A5DE „...Es kann sieben bis acht Jahre dauern, bis sich aus einer Idee etwas Nützliches entwickelt...“ Berufsbildung in Europa 2/05 ISSN 1606-2817 ñ Katalognummer: TI-AD-05-002-DE-C „Brichst du auf gen Ithaka, wünsch dir eine lange Fahrt, voller Abenteuer und Erkenntnisse.“ Nichts kann den Geist der Festveranstaltung anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Studienbesuchsprogramms, die am 25. Mai 2005 mit der Teilnahme von Experten und Schriftstellern beim Cedefop stattfand, besser wiedergeben als dieser so bedeutungsvolle Vers von Konstantin Kavafis. Am Vormittag der Veranstaltung wurde der Stand des Studienbesuchsprogramms durch Erfahrungsberichte ehe- maliger Teilnehmer und Stellungnahmen der institutionel- len Initiatoren des Programms beschrieben. Der Nachmittag war breiteren Überlegungen in einer erweiterten Perspekti- ve zum didaktischen Wert des Reisens gewidmet. Die Verbreitung von Wissen und die Überwindung von Grenzen, hier und anderswo, standen im Mittelpunkt der Diskussion, die sich zwischen drei renommierten Schrift- stellern entspann: Predrag Matvejevic, Nedim Gürsel und Takis Theodoropoulos. Wenn man auf Reisen gehe, nehme man das Unerlässli- che und ein Buch mit. Ein Flüchtling ohne Bücher entbehre jeder Möglichkeit der Kulturschaffung. Dies erklärte P. Mat- vejevic, vom Balkan stammender Schriftsteller und Mitglied der von Romano Prodi eingesetzten hochrangigen Berater- gruppe zum kulturübergreifenden Dialog im Mittelmeer- raum. Trotz seiner ablehnenden Haltung der Globalisierung gegenüber vertrat Matvejevic die Auffassung, dass es not- wendig sei, eine gemeinsame Vision für den Mittelmeer- raum durch geeignete Maßnahmen innerhalb der Europä- ischen Union zu fördern und zu unterstützen, die das Er- gebnis gemeinsamer Anstrengungen aller Bürger Europas sein müsse. Nedim Gürsel, türkischer Schriftsteller, der für seinen Bei- trag zur griechisch-türkischen Annäherung mit dem Ipekçi- Friedenspreis ausgezeichnet wurde, wies seinerseits dar- auf hin, dass die Europäer an die Vision eines Europa auf dem Weg zur Einheit glauben müssten. Dies wurde von P. Matvejevic bekräftigt, der hierzu erklärte, dass es oftmals die Grenzen seien, die der Würde des Menschen Schmach zufügten. Takis Theodoropoulos wiederum erinnerte an das imagi- näre Reisen und hob hervor, dass Schriftsteller Kosmopoli- ten seien, unabhängig davon, ob sie tatsächlich reisten, da das Schreiben an sich schon eine Art des Reisens sei. Innere Emigration, Reisen über die Sprachen, Verwurzelt- sein und Heimatlosigkeit - Schriftsteller nähmen die Öf- fentlichkeit stets auf eine Reise des Geistes mit. Fünf Journalisten aus verschiedenen Ländern Europas setzten sich mit der Frage des Studienbesuchsprogramms Eine bewegende Erfahrung für die Bürger Europas Weiter auf Seite 2 Weiter auf Seite 16 Foto: Andreas Sfiridis

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cedefopinfo 2/2005 1

cedefopinfoInterview mit Johan van Rens, Direktor des Cedefop

Welche bedeutenden Veränderungen im Bereich derBerufsbildung haben Sie während Ihrer zehn Jahre beimCedefop miterlebt und mitgeformt?

Ich denke, dass die Veränderungen, die sich im Laufeder Jahre beim Cedefop vollzogen haben, umfassendere Ver-änderungen auf europäischer Ebene widergespiegelt haben.Ursprünglich ging es darum, ob die Europäische Union diein den Verträgen festgeschriebene gemeinsame Berufsbil-dungspolitik verwirklichen konnte, und folglich lag der Schwer-punkt der Arbeit des Cedefop in den 1980er Jahren mehrauf Grundsätzen als auf Berufsbildungsinhalten. Es fand kei-ne wirkliche Diskussion über die Inhalte der beruflichen Bil-dung statt oder etwa darüber, wie die Entwicklung auf eu-ropäischer Ebene verlaufen sollte - die Diskussionen bezo-gen sich vornehmlich auf institutionelle Fragen. Dies änder-te sich Anfang der 1990er Jahre - nach der Verabschiedungdes Vertrags von Maastricht wurde der Gedanke einer ge-meinsamen Berufsbildungspolitik aufgegeben. Der Kom-mission kam eine unterstützende Aufgabe zu, und in der Tatbesitzt die Kommission meiner Meinung nach auch heutenoch eine größere Kompetenz auf dem Gebiet der Berufs-bildung als auf dem Gebiet der Allgemeinbildung. Mit demVertrag von Maastricht nahm also die institutionelle Dis-kussion, die vor allem von Deutschland vorangetrieben wor-den war, ein Ende. Im Mittelpunkt des Interesses standennun vielmehr die Vollendung des Binnenmarktes und die Vor-bereitungen auf den Übergang zum Euro.

Es gab also damals gewisse Schwierigkeiten damit, diekünftige Rolle des Cedefop festzulegen. Ich erinnere mich,dass ich auf meiner ersten Verwaltungsratssitzung den Be-griff „gegenseitige Anerkennung“ gebrauchte, woraufhineines des Mitglieder aufsprang und erklärte: „Diesen Begriffkönnen Sie nicht verwenden - er ist unannehmbar.“ Nun,da musste ich mich fragen, was wir tun konnten, welchenBeitrag konnten wir zur Erleichterung der Anerkennung vonAbschlüssen leisten, und so weiter… unter diesen Gege-benheiten konnten wir natürlich nicht sehr viel tun. Und dannim Jahre 1996, ich glaube, es war während des italienischenRatsvorsitzes, wurden wir darum gebeten, eine Ausstel-lung zum Thema Bildungsabschlüsse zu organisieren. Unswurde ein großer Sitzungssaal zur Verfügung gestellt, undwir forderten von unserem Dokumentationsnetz alle mög-lichen Abschlusszeugnisse an und baten die Generaldirek-toren, doch einmal zu sehen, „ob sie daraus Schokolade ma-chen konnten“, wie man bei uns in Rotterdam sagt. Und daskonnten sie natürlich nicht! Also sagten sie schließlich, hiermüssen wir doch etwas unternehmen. Das war eine ent-scheidende Wende für uns - von da an konnten wir all-mählich zur Entwicklung der Transparenz beitragen, etwadurch die Arbeit, die Jens Bjørnåvold für uns geleistet hat,die Beschäftigung mit der Frage des Kompetenzmanage-ments, unsere heutigen Arbeiten in Bezug auf die Zeugnis-erläuterungen, den Europass … Der Europass ist ein an-schauliches Beispiel dafür, dass es gut und gerne mindes-tens sieben bis acht Jahre dauern kann, bis aus einer Idee et-was Nützliches entwickelt wird. Und er ist noch immer nichtfertig gestellt - der Europass muss noch zu einem Instrumentweiterentwickelt werden, das es ermöglicht, das Angebotund die Nachfrage am Arbeitsmarkt besser aufeinanderabzustimmen. Jetzt kann man alle seine Qualifikationen undKompetenzen, Sprachkenntnisse usw. vorweisen, doch mansollte es den Menschen auch ermöglichen, ihre Kompeten-zen und Qualifikationen auf elektronischem Wege der Nach-frage am Arbeitsmarkt zuzuordnen.

Man könnte wohl sagen, dass der ursprüngliche Top-down-Ansatz der 1980er Jahre nach dem Vertrag von Maastricht

durch eine Herangehensweise abgelöst wurde, die eher alsBottom-up-Verfahren konzipiert ist - das ist zumindest eineBetrachtungsweise. In Wirklichkeit aber gab es zu einer be-stimmten Zeit überhaupt keine europäische Politik. So ge-langten wir in unserem ersten Bericht über die Berufsbil-dungspolitik zu dem Schluss, dass die europäische Politik defacto nur aus den europäischen Programmen bestand. Esgab keine wirkliche politische Strategie für die künftige Ent-wicklung, lediglich äußerst unzusammenhängende Programmeund zahlreiche Zielsetzungen. Und ich kann Ihnen versichern,dass unsere Schlussfolgerung zur damaligen Zeit keineswegsbegrüßt wurde. Doch es war die Wahrheit - es gab keine all-gemeine Koordination, keine übergreifenden Rahmenstruk-turen für die Politikentwicklung in den Mitgliedstaaten undden verschiedenen Wirtschaftsbereichen.

Im weiteren Verlauf der 1990er Jahre begann die Kom-mission jedoch zu prüfen, wie sie den Mitgliedstaaten bes-ser entgegenkommen konnte, indem sie ihre Aufmerksam-keit verstärkt auf das lebenslange Lernen und die Schaffungder entsprechenden politischen Rahmenstrukturen richte-te. Dadurch änderte sich vieles. Die Diskussionen über daslebenslange Lernen gipfelten in der Verabschiedung der Agen-da von Lissabon im Jahre 2000. Die Strategie von Lissabonsollte Europa auf dem Weg zur Wissensgesellschaft voran-bringen, indem der politische Wettbewerb zwischen denMitgliedstaaten angekurbelt wurde, sodass die Staaten an-gespornt wurden, die Leistungen der jeweils anderen zu„übertrumpfen“. Dieser Aspekt ist nach wie vor Teil der Stra-tegie, wenngleich man später zu der Einsicht gelangte, dasswir nicht nur politischen Wettbewerb brauchen, sondernauch mehr Zusammenarbeit. Dies führte uns zur Erklärungvon Kopenhagen im Jahre 2002, bei der es um die verstärk-te Zusammenarbeit bei der beruflichen Bildung geht. Jetzthaben wir also eine politische Agenda für einen neuen Pro-

zess im Bereich der Berufsbildung. Ich würde nicht behaup-ten, dass wir jetzt etwa versuchen, die Berufsbildung zu har-monisieren, keineswegs, doch es herrscht jetzt eine Ausge-wogenheit zwischen der Zusammenarbeit und dem Wett-bewerb, wobei der Kommission nach wie vor eine überauswichtige koordinierende Rolle im Berufsbildungsbereichzukommt. Und beim lebenslangen Lernen können wir jetztdie Prozesse von Kopenhagen und Bologna viel besser mit-einander vergleichen und sogar an gemeinsamen Zielen aufdem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung für dasJahr 2010 arbeiten.

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„...Es kann sieben bis acht Jahre dauern, bis sich aus einer Idee etwas Nützliches entwickelt...“

Berufsbildung in Europa 2/05

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„Brichst du auf gen Ithaka, wünsch dir eine lange Fahrt,voller Abenteuer und Erkenntnisse.“

Nichts kann den Geist der Festveranstaltung anlässlichdes 20-jährigen Bestehens des Studienbesuchsprogramms,die am 25. Mai 2005 mit der Teilnahme von Experten undSchriftstellern beim Cedefop stattfand, besser wiedergebenals dieser so bedeutungsvolle Vers von Konstantin Kavafis.

Am Vormittag der Veranstaltung wurde der Stand desStudienbesuchsprogramms durch Erfahrungsberichte ehe-maliger Teilnehmer und Stellungnahmen der institutionel-len Initiatoren des Programms beschrieben. Der Nachmittagwar breiteren Überlegungen in einer erweiterten Perspekti-ve zum didaktischen Wert des Reisens gewidmet.

Die Verbreitung von Wissen und die Überwindung vonGrenzen, hier und anderswo, standen im Mittelpunkt derDiskussion, die sich zwischen drei renommierten Schrift-stellern entspann: Predrag Matvejevic, Nedim Gürsel undTakis Theodoropoulos.

Wenn man auf Reisen gehe, nehme man das Unerlässli-che und ein Buch mit. Ein Flüchtling ohne Bücher entbehrejeder Möglichkeit der Kulturschaffung. Dies erklärte P. Mat-vejevic, vom Balkan stammender Schriftsteller und Mitgliedder von Romano Prodi eingesetzten hochrangigen Berater-gruppe zum kulturübergreifenden Dialog im Mittelmeer-raum. Trotz seiner ablehnenden Haltung der Globalisierunggegenüber vertrat Matvejevic die Auffassung, dass es not-wendig sei, eine gemeinsame Vision für den Mittelmeer-raum durch geeignete Maßnahmen innerhalb der Europä-ischen Union zu fördern und zu unterstützen, die das Er-gebnis gemeinsamer Anstrengungen aller Bürger Europassein müsse.

Nedim Gürsel, türkischer Schriftsteller, der für seinen Bei-trag zur griechisch-türkischen Annäherung mit dem Ipekçi-Friedenspreis ausgezeichnet wurde, wies seinerseits dar-auf hin, dass die Europäer an die Vision eines Europa aufdem Weg zur Einheit glauben müssten. Dies wurde vonP. Matvejevic bekräftigt, der hierzu erklärte, dass es oftmalsdie Grenzen seien, die der Würde des Menschen Schmachzufügten.

Takis Theodoropoulos wiederum erinnerte an das imagi-näre Reisen und hob hervor, dass Schriftsteller Kosmopoli-ten seien, unabhängig davon, ob sie tatsächlich reisten,da das Schreiben an sich schon eine Art des Reisens sei.Innere Emigration, Reisen über die Sprachen, Verwurzelt-sein und Heimatlosigkeit - Schriftsteller nähmen die Öf-fentlichkeit stets auf eine Reise des Geistes mit.

Fünf Journalisten aus verschiedenen Ländern Europassetzten sich mit der Frage des Studienbesuchsprogramms

Eine bewegende Erfahrung für die Bürger Europas

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Foto: Andreas Sfiridis

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Dieser integriertere Ansatz (Zielvorgabe2010) läuft sehr gut. Das empfinde ich alsüberaus erfreulich, und es überrascht michsogar ein wenig - und zwar im positiven Sin-ne! Es herrscht eine gute Atmosphäre bei derZusammenarbeit. Wir arbeiten an verschie-denen Fronten, so etwa in Bezug auf die An-rechnung von Ausbildungsleistungen, dieSchaffung eines europäischen Qualifika-tionsrahmens, das Thema Qualität, Beratungund Orientierung… Was die Rolle des Cede-fop bei alledem anbelangt - nun, „der Erfolghat viele Väter“, denn es handelt sich (zwangs-läufig) um ein gemeinsames Unterfangen.Doch wir haben an dem Prozess mitgewirkt,und dies war meines Erachtens nicht der Fall,als ich meinen Dienst hier antrat.

In gewisser Weise verliefen die Entwick-lungen der letzten zehn Jahre beim Cedefopparallel zu denen, die sich beim BIBB sowiebei CEREQ und ISFOL vollzogen haben. Auchdiese Einrichtungen begannen einst als For-schungsinstitute und übernahmen allmählichPolitikunterstützungsaufgaben, genau wiedas Cedefop. Durch die Stärkung der Zu-sammenarbeit mit der Forschergemeindekonnten wir jedoch zahlreiche Themen in-haltlich vertiefen: Beratung und Orientierung,in Zusammenarbeit mit der OECD und derEuropäischen Stiftung für Berufsbildung, Trans-parenz, die Validierung nicht formalen Ler-nens, Finanzierung und Investitionen in Hu-manressourcen. Mit allen diesen Themen ha-ben wir uns schon beschäftigt, lange bevorsie zu politischen Fragen wurden. Unsere For-schungsarbeiten haben eine Vertiefung derDiskussionen ermöglicht, indem sie dasFaktenmaterial zusammentrugen, auf demdie Politik aufbauen konnte. Man könnte al-so sagen, dass das Cedefop dazu beigetra-gen hat, die notwendigen Voraussetzungenfür die Politik zu schaffen. Heute wird etwader Gedanke der verstärkten Investition in dieHumanressourcen und insbesondere in dieberufliche Weiterbildung vom Rat allge-mein akzeptiert, obwohl er anfangs, als ervon uns erstmals vorgebracht wurde, aufeinigen Widerstand stieß. Nun, Tatsache ist,dass wir dem Rat zwar neue politische Ge-danken unterbreiten können, doch wir kön-nen ihn nicht zu seinem Glück zwingen!

Begünstigt wurde der Beitrag des Cede-fop durch den Umstand, dass wir eigene mittel-fristige Prioritäten aufgestellt haben. Dadurchkonnten wir unser Augenmerk konsequentund systematischer auf bestimmte Entwick-lungen richten. Anfangs rief uns die Kom-mission immer wieder an und bat uns, die-ses oder jenes zu tun - meistens Dinge, dieeigentlich Aufgabe der Kommission waren,aber aus irgend einem Grunde nicht erledigtworden waren, und wir sollten dann in letz-ter Minute für sie einspringen! Das waren kei-ne guten Voraussetzungen für eine effizien-te Arbeit. Die mittelfristigen Prioritäten hal-fen uns dabei, uns auf unsere eigenen Ziel-setzungen zu konzentrieren.

In meiner ersten Zeit hier hatte so mancheiner in Brüssel eine ziemlich geringe Mei-nung vom Cedefop, doch das haben wir über-wunden, und es ist uns mittlerweile gelun-gen, uns Respekt zu verschaffen. Heutzuta-ge brauchen wir nicht mehr zu fragen, wiewir uns nützlich machen können. Die Nach-frage nach unseren Dienstleistungen wächst,und ich habe das Gefühl, dass wir unserenPlatz als Referenzzentrum für berufliche Bil-dung in Europa gefunden haben.

Die derzeitigen mittelfristigen Prioritätenlaufen bis zum Jahr 2008. Die Rolle des Ce-defop im Hinblick auf die Förderung einer

faktengestützten Politik im Zusammenhangmit dem Lissabon-/Kopenhagen-Prozess istfür diesen Zeitraum klar abgesteckt; die Or-ganisatoren des finnischen Ratsvorsitzes 2006bauen bereits jetzt unsere Arbeiten in ihrePlanung mit ein. Ich gehe also davon aus, dassdas Cedefop in der Lage sein wird, seine wohldefinierte Rolle auf absehbare Zeit weiterzu-spielen. Generell glaube ich, übergebe ich dasZentrum in einem deutlich besseren Zustand,als ich es einst vorfand, und zwar auch in-tern, indem wir Umstrukturierungen vorge-nommen und die Arbeitsbereiche geschaffenhaben usw. Obwohl es natürlich immer noch,sagen wir 10 bis 20 % besser funktionierenkönnte.

Glauben Sie, dass die Lissabon-Ziele füruns in greifbare Nähe gerückt sind?

(Überlegt einen Moment) Nun ja… Es wirdnicht leicht werden, das muss ich schon sa-gen. Wenn wir das Ziel erreichen wollen, müs-sen wir noch dramatische Veränderungen,dramatische Fortschritte sehen. Und der Standder Dinge ist heute von Land zu Land sehr ver-schieden. In Portugal zum Beispiel sind 80 %der Erwerbsbevölkerung gering qualifiziert;Portugal muss also noch eine größere Stre-cke zurücklegen als andere Mitgliedstaaten.Aber auch wenn wir die EU insgesamt be-trachten, gibt es 80 Millionen gering quali-fizierte Menschen. Selbstverständlich werdengering qualifizierte Menschen auch in Zukunftnoch gebraucht, doch die Nachfrage nachdieser Gruppe von Arbeitskräften geht dra-matisch zurück. Als erstes müssen wir dieGruppe der gering Qualifizierten deutlich bes-ser analysieren, denn es handelt sich um ei-ne überaus vielgestaltige Gruppe, und dieserProzess vollzieht sich leider nur sehr langsam.Zweitens müssen wir die Zahl der hoch qua-lifizierten Erwerbstätigen - d. h. der Perso-nen mit tertiärer Bildung - verdoppeln, wennwir mit unseren wichtigsten Konkurrentengleichziehen wollen. Und natürlich kann mangering qualifizierte Menschen nicht unmittel-bar auf ein tertiäres Bildungsniveau heben.Der mittlere Bereich ist in der EU stark ver-treten, denn die Berufsbildung steht in Eu-ropa, will ich doch meinen, gar nicht so schlechtda! Es besteht jedenfalls ein erheblichesDefizit im tertiären Bildungsbereich, das aufzweierlei Weise angegangen werden kann -entweder indem man Menschen importiertoder indem man den Bildungsstand der ei-genen Arbeitskräfte anhebt. Doch eine Lü-cke von sagen wir einmal 40 Millionen Men-schen kann nicht durch eine geregelte Ein-wanderung geschlossen werden - das Grosdavon muss man schon in der eigenen Er-werbsbevölkerung finden.

Dem Verwaltungsrat des Cedefop gehö-ren Vertreter der Regierungen, der Sozi-alpartner und der Kommission an. In wel-chem Maße beinhaltet dies für den Di-rektor einen Balanceakt?

Als ich meine Stelle antrat, unterhielt dasCedefop zu überhaupt niemandem gute Be-ziehungen! Da die Kommission die wichtigs-te treibende Kraft der Politikentwicklungist, setzte ich alles daran, unsere Beziehun-gen zur Kommission zu verbessern. Auch gabes innerhalb der Kommission einige Perso-nen, die sich sehr engagierten, um dem Ce-defop bei seinem Umzug und dem Neuan-fang an seinem neuen Sitz zu helfen. Eben-so haben wir engere und bessere Beziehun-gen zu den Generaldirektoren für Berufsbil-dung geknüpft. Tatsächlich saßen in den ver-schiedenen Gruppen und Ausschüssen, diemit der Kommission zusammenarbeiteten,sehr oft die gleichen Leute. So viel zur Kom-

mission. Überdies habe ich auch fruchtbareBeziehungen zur Gruppe der Regierungsver-treter aufgebaut. Zu guter Letzt - und ku-rioserweise - stellte sich heraus, dass ausge-rechnet unsere Beziehung mit den Sozial-partnern durchaus hätte besser sein können,und das, obwohl ich bereits von Anfang anam Prozess der Eingliederung der Sozialpart-ner beteiligt gewesen war - stellen Sie sicheinmal vor, ich war seinerzeit auf dem erstenVal-Duchesse-Treffen mit Jacques Delors…Ich war immer davon überzeugt, dass denSozialpartnern im Berufsbildungsbereich ei-ne wichtige Rolle zukommt, doch ich mussgestehen, dass ihre Einbeziehung in unsereArbeit und der Nutzen, den sie aus unserenDienstleistungen gezogen haben, nicht im-mer ihrem Interesse daran entsprach. Ich den-ke, das liegt zum Teil an einer fehlenden In-frastruktur: Sie verfügen oft innerhalb ihrerOrganisationen nicht über die erforderlichenpersonellen Ressourcen, um sich in gleicherWeise an dem Prozess beteiligen zu können,wie dies die Kommission oder die Mitglied-staaten tun.

Dem sektoralen Ansatz im Berufsbil-dungsbereich messe ich ebenfalls eine großeBedeutung zu. So muss man beispielsweise,

wenn man irgendwo in Europa in einer Kfz-Werkstatt einen BMW reparieren will, diegleichen Kenntnisse und Qualifikationen be-sitzen. Daher finde ich, dass dieser Ansatzhervorgehoben werden sollte. Allerdings wirdder sektorale Ansatz von den Arbeitgeber-organisationen nicht immer begrüßt, vielleichtdeshalb, weil es sich dabei um einen Zu-sammenschluss nationaler Organisationenhandelt, im Gegensatz zum EGB… Ich sehejedoch auch sehr viele verstreute Entwick-lungen - sogar bei Leonardo-da-Vinci-Pro-jekten. Ähnliche Entwicklungen in einem Be-reich werden nicht in einen gemeinsamen Po-litikrahmen integriert. Natürlich ist es wich-tig, einen Rahmen zu haben, damit man nichtam Ende alles doppelt tut - also sozusagendas Rad noch einmal erfindet. Die Politikent-wicklung muss effizienter und effektiver wer-den.

Mit welchem Aspekt Ihrer Zeit beim Ce-defop sind Sie am meisten zufrieden?

Im Großen und Ganzen gesehen bin ichmit meiner Zeit beim Cedefop sehr zufrieden,obwohl ich gestehen muss, dass es keine leich-te Aufgabe war. Es gab einige Entwicklun-gen, die erfolgreich über die Bühne gebrachtwurden - die erste davon war die Sitzverle-gung von Berlin nach Thessaloniki. Da mussich Ihnen eines erzählen: Als ich nach Berlinkam, um den Umzug zu leiten, sagte ich zu

den Bediensteten: Leute, wir ziehen an einenOrt, wo an 320 Tagen im Jahr die Sonnescheint. Leider war aber unser erster Winterhier ziemlich verregnet, und folglich mussteich mir sogar wegen des Wetters Tadel an-hören! Wie dem auch sei, die Sitzverlegungverlief erfolgreich, ebenso wie der Umzug indas neue Dienstgebäude und die Weiterent-wicklung der Organisation. Das Cedefop hatseine Personalstärke verdoppelt und locktmehr Mitarbeiter an. Verändern sollte sichmeiner Meinung nach, dass wir mehr perso-nelle Ressourcen für die Entwicklung der In-halte aufwenden müssen. Das, was ursprüng-lich beim Cedefop passierte, ähnelt dem, wasauch bei der Kommission geschieht: Die Ana-lyse der Politik wird an externe Experten ver-geben. Statt dessen sollte man jedoch die In-halte selbst analysieren und bessere Verbin-dungen zur Welt der Forschung etablieren,die eine Berufsbildungsforschungsagenda fürdie Zukunft besitzen sollte.

Des Weiteren haben wir die Art und Weise,in der wir mit unseren Nutzern kommunizie-ren, verändert, indem wir elektronische Ins-trumente und Netzwerke entwickelt haben.Dadurch können wir allen unseren weit ver-streuten Nutzern unmittelbar zu Diensten ste-hen. Ich glaube, dass in der Zukunft ein nochgrößeres Gewicht auf der thematischen Ver-netzung und auf der Fertigstellung unseresWissensmanagementsystems liegen wird.

Ja doch, ich bin mit vielen Dingen sehr zu-frieden. Welche einzelne Errungenschaft da-bei am meisten heraussticht? Ich würde sa-gen: Das Cedefop hat seinen Platz in der Be-rufsbildungslandschaft gefunden. Dafür wirdes anerkannt und belohnt, dank unserergemeinsamen Anstrengungen in Thessaloni-ki. Und wie mir mein Sohn - ein Geschäfts-mann - immer wieder in Erinnerung ruft,ist es entscheidend, dass man seinem Nach-folger einen gut laufenden Betrieb übergibt.Wenn ich den kooperativen Geist sehe, derhier im Cedefop herrscht, habe ich den Ein-druck, dass mir das gelungen ist.

In den kommenden Jahren werden wir mei-ner Meinung nach unsere thematischen Netz-werke weiterentwickeln müssen. Diese schaf-fen die Grundlage für unsere Politikunter-stützungs- und Referenztätigkeiten. Außer-dem sollten wir die Verbindungen zwischender Forschung und der Politikgestaltung wei-ter verbessern. Dies betrifft nicht nur das Ce-defop selbst, sondern auch die Kommission.Ich denke, dass mein Nachfolger unsere Be-ziehungen zur Forschung weiter positionie-ren und mehr Experten an das Cedefop ho-len muss. Wir sollten mindestens zwei hoch-rangige Experten für jeden wichtigen The-menbereich haben.

In Anbetracht Ihrer häufigen Dienstrei-sen nach Brüssel, die zur Erfüllung IhrerAufgaben erforderlich waren, lässt sichdie Unterhaltung dezentraler Einrich-tungen eigentlich immer noch rechtfer-tigen?

Nun, man steht nicht in der Hitze despolitischen Geschehens, und das ist durch-aus ein Vorteil - man kann die Dinge aus derEntfernung anders sehen… Außerdem re-präsentiert man die EU in dem Land, in demman seinen Arbeitsplatz hat, was sehr wich-tig ist. Ich denke, dass die Präsenz des Ce-defop von großer Bedeutung dafür war,das Bewusstsein und Interesse für die Ent-wicklung der Berufsbildung in Griechen-land zu wecken. Die griechischen Behördenund Institutionen haben unsere Dienste vonAnfang an in Anspruch genommen, auchwenn die Inanspruchnahme natürlich nochbesser hätte sein können. Ein weiterer Vor-teil ist, dass wir über unsere elektronischen

"...Es kann sieben bis acht Jahredauern, bis aus einer Idee etwasNützliches entwickelt wird... "Fortsetzung von Seite 1

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Netzwerke ohnehin direkt mit unseren Part-nern und Nutzern kommunizieren. Hierbeiist unser dezentraler Standort eher hilfreichund trägt dazu bei, ein unnötiges Hin undHer zwischen dem Bürger, dem Cedefop undder Kommission zu vermeiden. Ein negativerAspekt der Dezentralisierung sind dagegendie zeitraubenden Reisen, und zwar nicht nurfür mich, sondern für uns alle. Ein weiteresProblem ist, dass die 23 dezentralen Agen-turen die gleichen Vorschriften anwendenmüssen wie die großen Organe, was derEffizienz nicht immer zugute kommt - alleswird dadurch sehr schwerfällig… es sind soviele Verwaltungsvorschriften einzuhalten!

Was ist das absolut Wichtigste, das manwissen sollte, wenn man an der Spitze ei-ner multikulturellen Organisation steht?

Ich diskutiere über solche Fragen ständigmit meiner Familie, z. B. mit meiner Toch-ter, die stellvertretende Personalchefin beiIBM in den Niederlanden ist. Wie ich zu mei-nem Erstaunen erfahren habe, hat sich derinformelle amerikanische Umgangston dortso weit durchgesetzt, dass man sich sogarbei Vorstellungsgesprächen mit Stellenbe-werbern duzt, was ich doch als sehr unge-wöhnlich empfand. Ich habe jedoch festge-stellt, dass es schwierig ist, eine neue Syn-these beim Führungsstil herzustellen, und ichglaube nicht, dass das nur daran liegt, dassich Niederländer bin und viele meiner Mitar-beiter Griechen…

In der Tat fühlt man sich manchmal ein-sam, wenn man alleine Entscheidungen tref-fen muss und die Verantwortung für dieFinanzen usw. trägt. Ich habe das Gefühl,dass ich vielleicht etwas mehr in persönlicheBeziehungen hätte investieren können, doches ist schwer, wenn man gleichzeitig zu al-len in irgendeiner Weise Distanz halten muss…Aber da gibt es ja auch noch den Fußball!Wir spielen zweimal pro Woche als Mann-schaft, und das war eine gute Möglichkeit,Menschen besser kennen zu lernen. Ich mussaber gestehen, dass ich mich auch nach zehnJahren immer noch frage, welches wohl dierichtige Einstellung meinerseits gewesen wä-re… Ungeachtet aller dieser Fragen muss ichdoch sagen, dass man in einem multikultu-rellen Umfeld wirklich vieles lernt. Es berei-tet einem große Freude, und ich bin sehrdankbar, dass ich in einem solchen „Mosaik“arbeiten durfte.

In den letzten Jahren wird in zuneh-mendem Maße auf die Mobilität abge-hoben, auf das „Learning by leaving“.Was haben Sie persönlich am meisten da-durch gelernt, dass Sie sich in Griechen-land niedergelassen haben?

Für mich war es sehr lehrreich, hierherzu ziehen. Ich muss sagen, dass wir vonden griechischen Behörden wirklich sehr gutempfangen wurden. Wir haben hier sehr gu-

te Arbeitsbedingungen, man hat uns vielUnterstützung geboten. An Gastfreundschaftmangelt es also nicht. Die Integration ist da-gegen eine ganz andere Frage. Ich habe denEindruck, dass die meisten unserer Bedien-steten hier mehr miteinander verbunden sind,als dass sie in die Gesellschaft im weiterenSinne integriert wären, aber ich glaube, dassdas bei im Ausland arbeitenden Personen ge-nerell sehr oft der Fall ist. Ich habe sehr vielüber die Geschichte Griechenlands gelesen,ich interessiere mich sehr für die Region, undich meine, dass sich jeder, der hierher zieht,auch dafür interessieren sollte - interessiertman sich nicht für die Region und das Land,kann man seinen Alltag nicht gut bewälti-gen. Aber dennoch erfordert es genau wieüberall sonst auch eine gewisse Anstrengung,Menschen außerhalb des eigenen Arbeits-umfelds kennen zu lernen. Zugegebener-maßen hatte ich nicht genügend Zeit, umGriechisch zu lernen, als ich hier ankam, ichspreche also kein Griechisch. Meine Frau da-gegen, die die Sprache sowohl mündlichals auch schriftlich ziemlich gut beherrscht,fühlt sich sehr viel besser integriert. Ich findewirklich, dass Griechenland ein wunderbaresLand zum Leben ist, und wir werden sehrschöne Erinnerungen an unsere Jahre hiermitnehmen.

Einmal wurde ich bei einer Sitzung desAusschusses für soziale Angelegenheiten vondem niederländischen Ausschussvorsitzen-den Bouwman vorgestellt, der scherzhaftmeinte, dass ich inzwischen wohl schon einhalber Grieche geworden sein müsse. Ich er-widerte ihm damals, dass ich das Gefühl hat-te, durch das Leben in Griechenland und mei-ne Tätigkeit beim Cedefop zu einem voll-kommeneren Europäer geworden zu sein.Und genau das würde ich auch heute nochsagen.

Das Gespräch führten Corinna Frey und Ioanna Nezi.

Liebe Leserinnen und Leser,für das Cedefop ist das Jahr 2005 ein

ereignisreiches Jahr - und für das Zentrumwie für mich auch ein Jahr des Übergangs.Der dreißigste Jahrestag der Gründung desCedefop und das zehnjährige Jubiläum un-seres Umzugs nach Griechenland fallen mitmeinem letzten Monaten als Direktor desZentrums zusammen. Und so wende ich michin diesem letzten Brief des Direktors nichtohne Rührung an Sie, die Leser des CedefopInfo. Die vergangenen zehn Jahre waren ei-ne gleichermaßen aufregende wie lohnen-de Zeit. Ich hoffe, dass es mir in dem Ge-spräch, das ich mit den beiden neuen Re-dakteurinnen des Cedefop-Info, Corinna Freyund Ioanna Nezi, geführt habe (siehe gegen-überliegende Seite),gelungen ist, einen, wennauch schwachen Eindruck von der Fülle derEreignisse dieser Jahre zu vermitteln.

Das Jubiläum des gemeinschaftlichen Stu-dienbesuchsprogramms läutete die Festlich-keiten in diesem Jahr ein: Gefeiert wurde derzwanzigste Jahrestag dieses höchst erfolg-reichen Programms, das Berufsbildungs-fachleuten die Möglichkeit bietet, andereLänder zu besuchen und sich dabei ein Bildvon den dortigen Entwicklungen zu machen.Das Studienbesuchsprogramm, in dem dieArbeit des Cedefop im Bereich Mobilität kon-krete Gestalt annimmt, kann heute mit mehrals 900 Teilnehmer sowie 31 Teilnehmerlän-dern aufwarten und bietet Studienbesuchezu allen Themen an, die auf der europäischenAgenda stehen, seien es Fragestellungen imZusammenhang mit lebenslangem Lernen,

die Ausbreitung der IKT oder die Position derSozialpartner bzw. sektoraler Arbeits- undAusbildungsansätze. Mehr zur Jubiläums-feier, die unter dem Motto des Reisens, desLernens im Ausland und der gegenseitigenBereicherung der Länder Europas stand, fin-den Sie auf den Seiten 1, 15 und 16.

Die Feier zum dreißigjährigen Bestehendes Cedefop ist wahrscheinlich die letzteVeranstaltung dieser Art, an der ich als Di-rektor des Zentrums teilnehme. An der fürden 8. September geplanten Jubiläumskon-ferenz werden Ján FigelI, der EuropäischeKommissar für allgemeine und berufliche Bil-dung, Kultur und Mehrsprachigkeit, sowieweitere namhafte Vertreter aus dem Kreisderjenigen teilnehmen, die mit der beruf-lichen Bildung in Europa befasst sind, umden ausgesuchten, aber wesentlichen Bei-trag zu würdigen und zu bekräftigen, dendas Cedefop während dreier Jahrzehnte zurFörderung der beruflichen Bildung und dereuropaweiten Mobilität von Arbeitnehmernund Lernenden geleistet hat. Außerdem solldie Konferenz einen Einblick in die Arbeitvermitteln, die das Zentrum hier in Grie-chenland bislang geleistet hat. Vorgesehenist außerdem eine Sitzung zum Thema „Ge-schichte der beruflichen Bildung und des le-benslangen Lernens”, und eine weitereSitzung widmet sich dem Wert des Lernensfür Wirtschaft und Gesellschaft. Cedefop In-fo wird in der letzten Ausgabe 2005 überdiese Veranstaltung berichten.

Jenseits aller Jubiläen und Ereignisse gehtdas Leben natürlich weiter. Die Zukunfts-

planung für das Cedefop wird in Form dermittelfristigen Prioritäten des Zentrums fort-gesetzt. Angesichts der vielfältigen Ar-beitsaufgaben des Cedefop und angesichtsder Notwendigkeit, die unterschiedlichenPartner des Zentrums zufrieden zu stellen,war die Festlegung solcher mittelfristigenPrioritäten schon immer ein wichtiges Mittelzur Bündelung der Zentrumsarbeit. In denkommenden drei Jahren wird sich das Zen-trum schwerpunktmäßig auf die Umsetzungder Ziele von Lissabon konzentrieren. Dieserfordert ein ernsthaftes und gemeinsameseuropäisches Engagement auf allen Ebenen,insbesondere jedoch in den Mitgliedstaaten,in denen der Innovationsprozess noch wei-ter beschleunigt werden muss, damit die ge-meinsam festgelegten Ziele tatsächlich zuverwirklichen sind.

Es war mir stets eine Freude, Ihnen hierim Info über unsere Tätigkeiten und dieTätigkeiten vieler anderer in und außerhalbder EU berichten zu können. In der Hoff-nung, hiermit ein wenig zum Bau unseresgroßen europäischen Hauses beigetragen zuhaben, und in der festen Überzeugung, dassandere dieses Werk fortsetzen, verabschie-de ich mich von Ihnen und wünsche Ihnenalles Gute.

Johan van RensMai 2005

3cedefopinfo 2/2005

Inhalt Belgien 7, 8, 11, 15 • Dänemark 12 • Deutschland 9, 12 • Estland 11 • Finnland 6 • Frankreich 13, 14 • Italien 9 • Litauen 8, 11, 14 • Österreich 15 • Polen 14 • Portugal 10 • Spanien 10 • Tsche-chische Republik 7 • Ungarn 10 • Vereinigtes Königreich 8, 13 • Zypern 10

Cedefop/Europa 1-7„...Es kann sieben bis acht Jahre dauern, bis sich aus einer Idee etwas Nützliches entwickelt...“ ñEine bewegende Erfahrung für die Bürger Europas ñ Brief des Direktors ñ Förderung der Mobilität:Auf dem Weg zu einem europäischen Qualifikationsrahmen ñ Leonardo-Projekte im Agro-Nahrungs-mittelsektor vernachlässigen den sektoralen Ansatz ñ Die neuen mittelfristigen Prioritäten - Rückgratunserer Arbeit ñ Der Nutzen von Auslandsaufenthalten während der Ausbildung: eine neue Publi-kation ñ Europa/Cedefop/ETF: „Politikentwicklung lernen statt politische Konzepte kopieren” ñ Le-onardo da Vinci/Finnland: Neue Informationsressource zur multikulturellen Beratung ñ Europa: Washemmt die Entfaltung des E-Learning?

Internationalisierung der Berufsbildung 7Tschechische Republik: Start der nationalen Europass-Zentralstelle ñ Belgien: Bilaterale Zusammen-arbeit mit Tunesien

Lebenslanges Lernen 8Belgien: Besserer Zugang zum lebenslangen Lernen in Flandern ñ Litauen: Erwachsenenbildungfördert Zivildialog

Bildungspolitik 8-10Vereinigtes Königreich: Neues Weißbuch zu beruflichen Qualifikationen ñ Italien: Arbeitsmarktreformund regionale/nationale Kompetenzen: Was sagt der Gesetzgeber? ñ Italien: Neu: Bildungspflichtund alternierende Ausbildung ñ Deutschland: Reform mit Risiken und Nebenwirkungen ñ Spanien:Berufsbildung im Baskenland ñ Zypern: Breite Diskussion über die Reform des Bildungswesens ñ Por-tugal: Nationale Klassifizierung der Ausbildungsberufe

Berufsbildung 10-11Ungarn: Auf dem Weg zur modularen Berufsbildung ñ Estland: Die Lehrlingsausbildung: ein neuer,praktischer Ausbildungsansatz ñ Litauen: Anteilseigner als Betreiber beruflicher Schulen ñ Belgien:Auf dem Weg zu einer gemischten Arbeitsmarktverwaltung in Flandern

Erstausbildung 12Deutschland: Aufbruch in kritischer Lage ñ Deutschland: Kaffee kochen und putzen? Schwarze Scha-fe am Ausbildungsmarkt ñ Dänemark: Wiedereinführung der traditionellen Lehre

Beschäftigungspolitik 13-14Vereinigtes Königreich: Verbesserung der sozialen Integration auf dem Arbeitsmarkt ñ Frankreich:Zielvereinbarungen: ein echter Dialog über Beschäftigung und Ausbildung ñ Frankreich: Dienstleis-tungen für Privatpersonen: 500 000 Arbeitsplätze in drei Jahren

Berufsberatung 14Litauen: Neue Dienste für eine umfassende Berufsberatung

Sozialpartner 15Polen: Sozialpartner ergreifen die Initiative

Spezielle Zielgruppen 15-16Belgien: Eine weibliche Note in der technischen Industrie ñ Österreich: Mut zu Technik!

Die Ecke der Studienbesuche 15-16Cedefop: 1985-2005: 20 Jahre Studienbesuche

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CEDEFOP

Brief des Direktors

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Page 4: InfoDE 2 2005 - Cedefop · 2014. 11. 4. · P. Matvejevic bekräftigt, der hierzu erklärte, dass es oftmals die Grenzen seien, die der Würde des Menschen Schmach zufügten. Takis

Das Cedefop Info ist auch im Internet verfügbar:http://www2.trainingvillage.gr/etv/ publication/publications.asp?section=24Die elektronische Version enthält oft zusätzlicheArtikel, die in der Print-Version keinen Platz fan-den.

Kostenlos auf Anfrage beim Cedefop.

Die Inhalte wurden von Mitarbeitern des Cedefopausgewählt und redigiert. Die Darstellungen inden Artikeln geben nicht notwendigerweise die An-sichten des Cedefop wieder. Artikel, die sich auf Tä-tigkeiten und Ereignisse auf EU-Ebene beziehen, ins-besondere auf solche, an denen das Cedefop be-teiligt ist, werden für gewöhnlich von Bedienste-ten des Cedefop verfasst, deren Namen und Kon-taktadressen aufgeführt sind. Die meisten Artikel,die sich auf die Mitgliedstaaten oder andere EWR-Staaten beziehen, wurden dem Cedefop von denMitgliedern des ReferNet-Netzwerks (siehe CedefopInfo 2/2002) übermittelt. Die Kontaktdaten derReferNet-Mitglieder – u. a. Namen und Anschriften,E-Mail- und Web-Adressen – können unter der Adres-se http://www.cedefop.eu.int/directory.asp?refernetabgerufen werden. Artikel, die sich auf die Bei-trittsländer beziehen, wurden über die Europäi-sche Stiftung für Berufsbildung (ETF) von dem vondieser unterhaltenen Netzwerk von nationalen Be-obachtungsstellen eingereicht.

Auch unverlangt eingesandte Manuskripte, Bü-cher und anderes Material werden sorgfältig ge-

prüft und ausgewertet. Kontaktanzeigen, Konfe-renzankündigungen und sonstige Mitteilungenwerden gerne entgegengenommen. Für derenRichtigkeit übernimmt das Cedefop jedoch keineGewähr.

Der vollständige oder auszugsweise Nachdruck vonBeiträgen dieser Veröffentlichung ist kostenlos undmit Quellenangabe gestattet - ausgenommen zukommerziellen Zwecken.

Verantwortliche Herausgeber:Johan van Rens, DirektorChristian Lettmayr, stellv. Direktor

Redaktion:Corinna Frey, [email protected] Nezi, [email protected] Tissot, [email protected]

Koordination: Corinna Frey, Dagmar Wolny

Übersetzung: Corinna Frey, [email protected]

Konzeption/Layout/Grafik: Panos Haramoglou, M. Diamantidi S.A., Thessaloniki, Griechenland

Redaktionsschluss: 31.5.2005

Printed in Spain 2005Katalognummer: TI-AD-05-002-DE-C

Europe 123GR-57001 Thessaloniki (Pylea)Postanschrift: PO Box 22427GR-551 02 ThessalonikiTel. (30) 23 10 49 01 11Fax (30) 23 10 49 00 20E-Mail: [email protected] Homepage: www.Cedefop.eu.int Interaktive Website: www.trainingvillage.gr

Büro Brüssel20, Av. d'AuderghemB-1040 BrüsselTel. (32-2) 230 19 78Fax (32-2) 230 58 24E-Mail: [email protected]

Cedefop Info erscheint in unregelmäßiger Fol-ge in DE-, EN- und FR-Sprache. Es enthält Informationen über die beruf-liche Bildung in Europa, insbesondere dieArbeitsergebnisse des Cedefop, und Be-richte von Sozialpartnern und aus den EU-Mitgliedstaaten.

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Die Entwicklung eines kohärenten, über-greifenden europäischen Qualifika-tionsrahmens ist ein wichtiger Schrittauf dem Weg zur Verwirklichung der Bil-dungs- und Ausbildungsziele der Lissa-bon-Strategie.

In ihrer Mitteilung vom November 2003legte die Kommission dar, dass die berufli-che Bildung besser mit der Hochschulbildungverzahnt werden müsse und empfahl die Er-stellung eines übergreifenden europäischenBezugsrahmens für die Anerkennung vonQualifikationen. Ein solcher Bezugsrahmenkönnte folgendes ermöglichen: effizientereInvestitionen in allgemeine und beruflicheBildung, mehr Chancengleichheit beim Zu-gang zu Bildung und Ausbildung und dieEntwicklung eines wirklich europaweiten Ar-beitsmarkts. Außerdem würden durch diegegenseitige Anerkennung der Qualifika-tionen die Mobilität in Europa gefördert undder europäische Bürgersinn und die Bürger-gesellschaft gestärkt.

Ein europäischer Bezugsrahmen für Qua-lifikationen sollte folgendes umfassen: ñ eine einheitliche, transparente Struktur(neuer „Europass”);ñ gemeinsam vereinbarte Grundsätze fürdie Validierung von nichtformalem und in-formellem Lernen (1);ñ Definition der Schlüsselkompetenzen, vondenen der Erfolg weiterer Lernaktivitäten ab-hängt (2);ñ Festlegung der Kompetenzen und Qua-lifikationen, die Lehrkräfte und Ausbilder zurWahrnehmung ihrer neuen Funktionen be-nötigen (3);ñ Grundsätze für eine funktionierende Mo-bilität (4).

Im Jahr 2001 startete das Cedefop eineStudie zu den europäischen Qualifikations-rahmen (5). Abgesehen von Unterschiedenzwischen den Mitgliedstaaten ergab die Stu-die, dass kein Land für die Zertifizierung vonLern- und Arbeitserfahrung einen einheit-lichen Qualifikationsrahmen verwendet. Umdiese Situation zu verbessern, wurden dreiFacharbeitsgruppen gebildet, eine zur Qua-litätssicherung, die zweite zur Validierungnichtformalen Lernens und die dritte zur Über-tragung von Anrechnungspunkten. Die letzt-genannte legte den Schwerpunkt auf die Ent-wicklung neuer Ansätze im Bereich von Be-zugsrahmen für Qualifikationen, um die Über-tragung von Anrechungspunkten zu erleich-tern. Die Arbeitsgruppe kam zu dem Ergeb-nis, dass ein europaweiter Bezugsrahmen fürQualifikationen die Voraussetzung für ein Sys-tem zur Übertragung von Anrechnungs-punkten für die Berufsbildung darstellt. Dochkann nicht erwartet werden, dass ein solcherBezugsrahmen jede regional-, sektor- oder

berufsspezifische Situation widerspiegelt. Be-nötigt wird der Arbeitsgruppe zufolge ein ge-meinsamer Bezugsrahmen und die Entwick-lung von „Bereichen gegenseitigen Ver-trauens” (zones of mutual trust) - ein The-ma, zu dem das Cedefop im Jahr 2004 eineStudie durchgeführt hat.

Als Ergebnis der Arbeit dieser drei Ar-beitsgruppen haben der Rat und das Euro-päische Parlament 2004 einen Vorschlag fürein einheitliches Rahmenkonzept zur Förde-rung der Transparenz von Qualifikationenund Kompetenzen (Europass) (6), einen ge-meinsamen Bezugsrahmen für die Quali-tätssicherung in der Berufsbildung und ge-meinsame Grundsätze für die Validierungvon nichtformalem und informellem Lernenangenommen. Außerdem haben sich der Ratund das Europäische Parlament im Mai 2004auf eine Richtlinie zur Anerkennung beruf-licher Qualifikationen (7) geeinigt.

Die Kommission wird engagiert auf die Re-alisierung eines europäischen Bezugsrahmensfür Qualifikationen bis 2005 hinwirken underwartet, dass die Mitgliedstaaten sie hierbeiunterstützen. Bei der Halbzeitüberprüfungder Fortschritte, die in Bezug auf die Lissa-bon-Ziele erreicht wurden, weist der Euro-päische Rat im März 2005 „auf die Bedeu-tung der Verbreitung des Europasses, der An-nahme der Richtlinie über die Anerkennungvon Berufsqualifikationen im Jahr 2005 unddes Europäischen Qualifikationsrahmens imJahr 2006 hin” (Punkt 35 der Schlussfolge-rungen des Luxemburger Vorsitzes).

Eine im November 2004 eingerichteteSachverständigengruppe, deren Mitgliedersowohl aus dem Hochschulwesen als auchaus der Berufsbildung kommen, wurde mitder Entwicklung eines Modells für einen eu-ropäischen Qualifikationsrahmen (EQF) be-auftragt. Die Arbeitsgruppe erstellte ein Ar-beitspapier, in dem die wichtigsten Ziele undEckpunkte eines solchen Referenzrahmensniedergelegt sind und stellte es auf dem Mi-nistertreffen der Bologna-Gruppe in Bergen(Mai 2005) vor. Im Rahmen des Bologna-Pro-zesses waren ähnliche Schlussfolgerungengezogen und vor kurzem vorgeschlagen wor-den, einen Qualifikationsrahmen für dasHochschulwesen zu entwickeln (8). Die Ent-wicklungen in Hochschul- und Berufsbildungsollten aufeinander abgestimmt sein undauch das lebenslange sowie das nichtfor-male und informelle Lernen einbeziehen.

In der zweiten Jahreshälfte 2005 sollenausführliche Beratungen mit den Stakehol-dern und den Mitgliedstaaten zum europä-ischen Qualifikationsrahmen stattfinden, da-mit dem Europäischen Parlament und demRat Anfang 2006 ein förmlicher Vorschlagvorgelegt werden kann.

Der europäische Qualifikationsrahmen sollals Meta-Referenzrahmen fungieren: Er er-füllt andere Aufgaben als die verschiedenennationalen und sektoralen Rahmenwerke.Damit vielgestaltige Situationen abgedecktwerden können, wurde vereinbart, dem EQFDeskriptoren zugrunde zu legen, die Lern-ergebnisse und nicht Bildungs- und Berufs-bildungsangebote oder Lernarten beschrei-ben. Dadurch soll sowohl den Beschäftigtenals auch den Arbeitgebern verständlich ge-macht werden, wie durch unterschiedlicheLernaktivitäten Kompetenzen generiert wer-den können, die im realen Arbeitsumfeld ein-setzbar sind.

Zu den Instrumenten des EQF werden ge-hören: ñ das Europäische System zur Anerkennungvon Studienleistungen (European Credit Trans-fer System (ECTS und ECVET)), damit Leis-tungspunkte gesammelt und übertragen wer-den können, ganz gleich wo, wie und wanndie entsprechende Ausbildung stattgefun-den hat;ñ Zeugniszusätze;ñ ein Modell für einen europäischen Le-benslauf, das in allen Gemeinschaftsspra-chen zur Verfügung steht;ñ Grundsätze für die Validierung nichtfor-malen und informellen Lernens;ñ einen Bezugsrahmen für die Qualitätssi-cherung;ñ einen Leitfaden, der sich sowohl an Ju-gendliche als auch an Erwachsene richtet.

Der europäische Qualifikationsrahmen sollVergleiche zwischen einer Vielzahl von Sys-temen und individuellen Situationen er-möglichen. Dagegen wird es den nationalenoder sektoralen Qualifikationsrahmen über-lassen, spezifische Qualifikationen einzu-ordnen. Auch wird der EQF keine Beurtei-lung in rechtlichen, finanziellen oder quali-tativen Fragen enthalten.

2005 setzt die Arbeitsgruppe zur An-rechnung von Leistungspunkten die Arbeitan ihrem 2004 vorgeschlagenen System fort(siehe http://trainingvillage.communities.gr/credittransfer). Dank ihrer Anstrengungenwird die Europäische Kommission in Über-einstimmung mit den im Maastricht-Kom-muniqué gezogenen Schlussfolgerungen vor-aussichtlich 2006 einen umfassenden eu-ropäischen Referenzrahmen für Qualifika-tionen und Leistungen vorlegen.

(1) Europäischer Bezugsrahmen für die Anerkennung auf demnichtformalen und informellen Wege erworbener Kompetenzen -Kopenhagener Erklärung vom 30. November 2002.(2) Entwicklung eines gemeinsamen Rahmens fürSchlüsselkompetenzen, vgl. Schlussfolgerungen desEuropäischen Rates (Lissabon) und Bericht der entsprechendenArbeitsgruppe (Gruppe B von „Allgemeine undberufliche Bildung 2010”).(3) Europäischer Rahmen für die Kompetenzen und Qualifikationen vonLehrkräften; Mitteilung über lebenslanges Lernen und Bericht derentsprechenden Arbeitsgruppe (Gruppe A von „Allgemeine undberufliche Bildung 2010”).(4) Qualitätscharta Mobilität. Vgl. Schlussfolgerungen derentsprechenden Arbeitsgruppe (Arbeitsgruppe F von „Allgemeine undberufliche Bildung 2010”).(5) Cedefop (2001): European structures of qualification levels, 3 Bände,Luxemburg.(6) Vorschlag für eine Entscheidung des Europäischen Parlaments unddes Rates über ein einheitliches Rahmenkonzept zur Förderung derTransparenz von Qualifikationen und Kompetenzen (Europass).KOM(2003) 796 endg. vom 17. Dezember 2003.(7) Siehe den im Amtsblatt der Europäischen Union im Dezember 2004veröffentlichten Gemeinsamen Standpunkt.(8) Siehe den Bericht der virtuellen Gemeinschaft zum Thema „Credittransfer” (März 2005).

Weitere Informationen: Burkart Sellin, Cedefop, [email protected]

Quelle: Cedefop/bs

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ECEDEFOP/EU

Förderung der Mobilität: Auf dem Weg zu einem europäischen Qualifikationsrahmen

Ende 2004 und Anfang 2005 führte dasCedefop eine Studie über die Vertretungund Beteiligung von sektoralen Organisa-tionen in 60 Leonardo-da-Vinci-Vorhabenim Agro-Nahrungsmittel- und im Umwelt-sektor durch. Dabei wurden zwei Arbeits-verfahren gewählt - eine Untersuchungsämtlicher 60 Projekte und eine vertiefteAnalyse von sechs Fällen. Die Projekte wur-den danach eingeordnet, in welchem Um-fang sektorale Organisationen beteiligt seinmüssten, um die erwünschten Ergebnissezu erzielen.

Die Beteiligung der Sozialpartnerorgani-sationen wurde anhand ihrer Vertretung inder Projektpartnerschaft (die aus Projektbe-treiberorganisationen und Partnern bestand)geschätzt. Die Zahl der Partner je Projekt lagzwischen vier und 25. Es gab Projekte mitnur wenigen Partnern und Projekte mit ei-ner großen Zahl von Partnern, die einen Groß-teil der EU abdeckten.

Die Hypothese dieser Studie lautete: Jeenger die Projektergebnisse mit dem Ar-beitsmarkt in Zusammenhang standen, des-to größer wäre die Notwendigkeit einer Be-teiligung der Sozialpartnern. Doch bei derUntersuchung der Leonardo-da-Vinci-Pro-jekte stellte sich heraus, dass es de factoeine solche Korrelation nicht gibt. Man wür-de erwarten, dass an Projekten, deren er-klärte Ziele die Beteiligung von sektoralenOrganisationen in den Projektpartnerschaf-ten war, solche sektoralen Organisationen

auch tatsächlich mitarbeiten würden. Dieswar offensichtlich nicht der Fall.

Natürlich bedeutet Vertretung nicht auto-matisch aktive und effektive Beteiligung. Ei-ne geringe Vertretung von Sozialpartneror-ganisationen bedeutet auch nicht unbedingt,dass die beteiligten Partner wenig bewirken.Eine geringe Vertretung von sektoralen Or-ganisationen in der Projektpartnerschaft be-deutet außerdem nicht unbedingt, dassdie Projektpartnerschaft nicht mit sektora-len Organisationen zusammenarbeiten kann,die am Projekt nicht offiziell beteiligt sind.Das Projektteam kann sich im Projektverlaufum eine Kooperation mit anderen sektora-len Organisationen bemühen. Sektorale Or-ganisationen sind jedoch aufgrund ihrer be-grenzten Ressourcen eher für eine Koope-ration mit dem Projektteam zu gewinnen,wenn sie bereits in der Projektpartnerschaftvertreten sind.

Weitere Informationen zur Studie:Interessierte Leser können weitere Informationen über diese Studie vonMartin Mulder ([email protected]; [email protected]) erhalten.

Quelle: Cedefop/mmu

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CEDEFOP/EU

Leonardo-Projekte im Agro-Nahrungs-mittelsektor vernachlässigen den sektoralen Ansatz

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5cedefopinfo 2/2005

Im Mai 2005 hat der Verwaltungsrat des Ce-defop die neuen mittelfristigen Prioritäten be-schlossen, die den Weg für die Zentrumsarbeitin den kommenden Jahren vorzeichnen und alsOrientierungsleitfaden für die Arbeitsprogramme2006, 2007 und 2008 dienen sollen. Eine Zwischen-bewertung dieser Prioritäten ist für 2007 vorge-sehen.

Die mittelfristigen Prioritäten stecken für einenbestimmten Zeitraum die Arbeitsschwerpunkteder Zentrumstätigkeit ab. Sie sorgen dafür, dasswichtige Themen über mehr als ein Jahr hinwegbearbeitet werden und sichern so die Kontinuitätzwischen den einzelnen Jahresprogrammen.Die Themen der mittelfristigen Prioritäten richtensich nach den Entwicklungen in der gesamten EU,denn schließlich hat das Cedefop laut Grün-dungsverordnung den Auftrag, Informationen be-reitzustellen, über die Entwicklungen in den Mit-gliedstaaten sowie auf europäischer Ebene Be-richt zu erstatten und einschlägige Analysen zuerstellen.

Auch im kommenden Zeitraum (2006-2008)wird sich das Cedefop vordringlich auf die Zieleder Lissabon-Strategie konzentrieren und auf denBeitrag, den das Zentrum zur Verwirklichung die-ser Ziele zu leisten hat. Das Cedefop wird die Um-setzung der in der Erklärung von Kopenhagen(2002) und im Kommuniqué von Maastricht (2004)vorgegebenen Ziele und Prioritäten für die Be-rufsbildung unterstützen.

Übergreifendes strategisches Ziel der EU - unddamit auch des Cedefop - im Bereich der beruf-lichen Bildung ist die lebenslange Kompetenz- undQualifikationsentwicklung. Die zentralen Heraus-forderungen für die berufliche Bildung in Europaund die entsprechenden Prioritäten, die sich dasCedefop für den Zeitraum 2006 bis 2008 setzt,sind folgende: ñ Anhebung des Kompetenzstands der euro-päischen Bevölkerung durch Bereitstellung le-benslanger Beratungs- und Orientierungsange-bote, Bekämpfung des vorzeitigen Schulabbruchs,Analyse der Merkmale gering Qualifizierter undAngebot gezielter Bildungsmaßnahmen.

Mittelfristige Priorität: Berücksichtigung derBedürfnisse gering qualifizierter Personen und be-nachteiligter Gruppen;ñ Stärkung der Berufsbildung auf allen Ebenen,insbesondere durch Bereitstellung flexibler unddurchlässiger angelegter Bildungs- und Ausbil-dungswege, nachhaltigere Verbindungen zumHochschulbereich und Förderung von Pakten mitden Sozialpartnern zur Unterstützung des le-benslangen Lernens.

Mittelfristige Priorität: Verbesserung des Ima-ge und der Attraktivität der Berufsbildung für Ar-beitgeber und Individuen;ñ Anerkennung von Kompetenzen, die auf unter-schiedlichen Wegen erworben wurden, sowie Ver-besserung von Transparenz und Mobilität durchden Europass, durch ein System zur Anrechnungvon Lernleistungen und durch einen europäischenQualifikationsrahmen.

Mittelfristige Priorität: Verknüpfung der Be-

rufsbildung mit der Nachfrage nach hoch quali-fizierten Arbeitskräften insbesondere durch Ak-tualisierung und Aufwertung der Kompetenzenälterer Beschäftigter;ñ Begünstigung von Investitionen in das Hu-mankapital und die Berufsbildung sowie Siche-rung der Qualität und Förderung innovativer Ent-wicklungen, eine Aufwertung von Status und Rol-len des Lehr- und Ausbildungspersonals in der be-ruflichen Bildung eingeschlossen.

Mittelfristige Priorität: Erreichen hoher Qua-lität und umfassender Innovationen in den Be-rufsbildungssystemen.

Die oben aufgeführten Prioritäten bilden dasRückgrat der Tätigkeiten des Zentrums, der Ar-beitspläne der verschiedenen Arbeitsbereiche undder individuellen Arbeitspläne, werden dabei aller-dings aus verschiedenen Blickwinkeln heraus an-gegangen werden. So soll beispielsweise die zwei-te Priorität - „Verbesserung des Image und derAttraktivität der Berufsbildung für Arbeitgeberund Individuen” - auf unterschiedlichen Wegenvorangebracht werden, unter anderem durch

a) Bereitstellung relevanter Forschungsergeb-nisse (auch zu den Entwicklungen am Arbeits-markt), Analyse der Berufsbildungsteilnahme ver-schiedener Zielgruppen und Ermittlung der Fak-toren, die einen Hemmschuh für das Lernen dar-stellen - diese Aufgabe obliegt dem Arbeitsbe-reich A des Cedefop (Forschung);

b) Unterstützung der Kommission bei der För-derung eines europäischen Qualifikationsrahmensund Erhöhung der Sichtbarkeit der Berufsbil-dungscurricula durch den Einsatz des Europasses- diese Aufgabe fällt dem Arbeitsbereich B (For-schungsberichterstattung) zu;

c) Förderung der Diskussion und des Austauschsvia Studienbesuchsprogramm, Förderung einerumfassenderen Teilnahme der Sozialpartner anden Studienbesuchen sowie Verbreitung der Er-gebnisse von Leonardo-da-Vinci-Programmen -diese Aufgabe obliegt dem Arbeitsbereich C desCedefop (Austausch und Unterstützung der Part-ner des Zentrums).

Als Teil des bereichsübergreifenden Fach-dienstes, der die Ergebnisse dieser Arbeit ver-breitet und bekannt macht, legt Cedefop Info sei-nen Kooperationspartnern an dieser Stelle nahe,in ihren Berichten schwerpunktmäßig diese The-men aufzugreifen. Dies wird uns allen helfen, dieEntwicklungen in ganz Europa auf die strategi-schen Ziele der EU abzustimmen und unsere ge-samten Anstrengungen auf die Verwirklichungder gemeinsamen Ziele zu konzentrieren.

Quelle: Cedefop/cf/ine

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CEDEFOP

Die neuen mittelfristigen Prioritäten - Rückgratunserer Arbeit

Auslandsaufenthalte im Rahmen derberuflichen Bildung haben im letztenJahrzehnt in ungeheurem Umfang zu-genommen und werden noch weiterzunehmen. Schätzungen zufolge ab-solvieren jährlich rund 175 000 Perso-nen aus 17 Ländern (den EU-15, Nor-wegen und Island) im Rahmen des Pro-gramms Leonardo da Vinci und ande-rer Programme oder auf eigene Initia-tive solche Aufenthalte. Dieses immerbedeutendere Phänomen wurde langeZeit von der Bildungsforschung kaumuntersucht - bis heute.

Søren Kristensens Cedefop-Publika-tion Learning by leaving: Placementsabroad as a didactic tool in the contextof vocational education and training inEurope (Lernen durch Fortgehen: Aus-landsaufenthalte als didaktisches Ins-trument im Rahmen der beruflichen Bil-dung in Europa) vertritt die Auffassung,dass die Zunahme solcher Auslands-aufenthalte kein isoliertes Phänomenist, sondern wesentlicher Bestandteil ei-ner neuen Pädagogik für die Wissens-gesellschaft - die eher konstruktivisti-schen als behavioristischen Charakterbesitzt.

Der erste Teil der Studie versucht, denUmfang der diesbezüglichen Aktivitä-ten in Europa einzuschätzen, und er-örtert die verschiedenen Diskurse in die-sem Bereich. Der zweite Teil lotet dasAuslandsaufenthalten innewohnendeLernpotenzial aus. Der Autor gelangtzu dem Schluss, dass Auslandsaufent-halte während der Ausbildung ein wir-kungsvolles didaktisches Instrument seinkönnen. Dies gelte insbesondere für dieEntwicklung der individuellen Fähig-keiten zur Bewältigung von Verände-rungen in der persönlichen Berufslauf-bahn, im technologischen Bereich undin der Arbeitsorganisation. „Auslands-aufenthalte während der Ausbildungkonfrontieren den Teilnehmer mit Unter-schieden und Veränderungen, die sogroß sind, dass er sie nicht ignorierenkann, und die ihn zwingen, in einenkonstruktiven Dialog mit der neuen Si-tuation zu treten.”

Dieses Lernpotenzial entfalte sich je-doch nicht automatisch, sondern hän-ge von den Lernsituationen ab. Eben-so wenig könnten Auslandsaufenthal-

te in standardisierte Ausbildungsfor-mate gezwängt werden. Damit solcheAufenthalte effektiv sein können, soll-ten sie, so schlägt der Autor vor, eherauf pädagogischen als auf politischenNutzen ausgerichtet sein und von Maß-nahmen begleitet werden, die die An-erkennung der im Ausland erworbenenKompetenzen ermöglichen.

Learning by leaving Placements abroad as a didactictool in the context of vocationaleducation and training in EuropeCedefop Reference series 3038Katalog-Nr.: TI-57-03-508-EN-CEUR 25

Erhältlich über die EU-Vertriebsbüros

Quelle: Cedefop

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CEDEFOP

Der Nutzen von Auslandsaufenthaltenwährend der Ausbildung: eine neuePublikation

Liebe Cedefop-Info-Leserinnenund -Leser, liebe Cedefop-Freunde,

nun ist die Zeit gekommen, auchvon Ihnen Abschied zu nehmen. Esist mir kaum möglich, nach zeh-neinhalb Jahren Dienst als stellver-tretender Direktor des Zentrum dieFülle von Gefühlen, Eindrücken und

Erlebnissen in wenigen Zeilen festzuhalten!Nur so viel: Mein persönliches Abenteuer mit dem Ce-

defop währt schon ein Vierteljahrhundert; im Juli 1980 be-trat ich zum ersten Mal seine Räume in Berlin, um inter-nationale und europäische Literatur für meine Doktorar-beit zu recherchieren. Als ich 14 Jahre später stellvertre-tender Direktor wurde, lag bereits eine lange Zeit der Zu-sammenarbeit und Verbundenheit hinter uns. Das Jahr-zehnt, das dann folgte, war voll von großen Herausforde-

rungen und bewegenden Ereignissen. Ein faktisch dop-pelter Umzug, von Berlin nach Thessaloniki und dann dortwenige Jahre später in unseren Neubau, die Bewältigungeiner Flut von technisch-organisatorischen Problemen undeine tief greifende Neustrukturierung bzw. Diversifizierungder Aufgaben des Zentrums markierten unseren gemein-samen Weg.

Alles in allem hat das Cedefop aus seinem Abenteuer ei-ne Erfolgsstory gemacht; seine Sichtbarkeit und seine Re-putation in der breiteren europäischen Öffentlichkeit sowiesein Einfluss auf die Entwicklung der Berufsbildung in Eu-ropa sind heute größer denn je. Ein Dank dafür gebührt, ne-ben dem Personal des Zentrums, auch Ihnen, den Lesernseiner Publikationen, sowie all jenen, die als Beobachter,Nutzer oder externe Mitarbeiter mit reichlichen Anregun-gen und konstruktiver Kritik dazu beigetragen haben,dass unsere Produkte und Dienstleistungen anerkannter-maßen immer von hoher Qualität waren und noch sind.

Meinen eigenen Beitrag zu diesen Erfolgen - aber auchmeine Verantwortung für einige schwache Leistungen -werden andere einzuschätzen haben. Selbst aus Thessa-loniki stammend, habe ich zwar einen bedeutenden Anteilder externen Organisation mitgetragen, aber mich dennochdank meines Studiums und meiner Berufserfahrung in er-ster Linie den inhaltlichen Aufgaben des Zentrums widmenkönnen. Meine Tätigkeit hier habe ich stets als Glück, alsEhre, als Herausforderung empfunden. Daher kann ich sa-gen, dass mir das Zentrum ein Stück Selbsterfüllung ge-schenkt hat. Dafür werde ich immer dankbar sein.

Für Ihre Treue und für die Begeisterung, mit der vielevon Ihnen das von uns gesammelte und verarbeitete Wis-sen verbreitet und durch eigene praktische Erfahrungenangereichert haben, möchte ich Ihnen danken.

Alles Gute und auf ein ergötzliches Wiedersehen!Dr. Stavros Stavrou, ehemaliger stellvertretender

Direktor des Cedefop (E-Mail: [email protected])

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Page 6: InfoDE 2 2005 - Cedefop · 2014. 11. 4. · P. Matvejevic bekräftigt, der hierzu erklärte, dass es oftmals die Grenzen seien, die der Würde des Menschen Schmach zufügten. Takis

Diesen Ansatz verfolgt die ETF im Bereich der Berufsbil-dungsreform in ihren Partnerländern. Das erfuhren Cede-fop-Mitarbeiter kürzlich auf einem Wissensaustausch-Se-minar. Dieses Seminar knüpft an den Workshop Training foremployability an, der von der Europäischen Stiftung für Be-rufsbildung (ETF) und dem Stabilitätspakt für Südosteuropain Zusammenarbeit mit der OECD veranstaltet wurde. Die-se Veranstaltung gab den Cedefop-Mitarbeitern Gelegen-heit, die Herausforderungen besser verstehen zu lernen, dieSüdosteuropa auf den Gebieten Berufsbildung und Ar-beitsmarkt heute zu bewältigen hat.

Gemeinsames Lernen: ETF und CedefopDank der EU-Erweiterung im letzten Jahr und der Not-

wendigkeit zur Förderung der Lissabon-Agenda im Bildungs-und Berufsbildungsbereich sind die Mitarbeiter des Cede-fop und der ETF zunehmend an der Arbeit der jeweils an-deren Institution interessiert, auch wenn die beiden Ein-richtungen unterschiedliche Zielländer und Aufgaben ha-ben.

Bei ihrer Unterstützung der Heranführung der Kandida-tenländer an die EU und damit auch zum Cedefop-Netz er-werben die Kollegen von der ETF Wissen und Fachkompe-tenz sowohl im Hinblick auf die Berufsbildungs- und Ar-beitsmarktprobleme dieser Länder als auch auf Verfahrens-weisen, die sich dort bewährt haben. Angesichts der Fach-kompetenz des Cedefop in Berufsbildungsforschung, -po-litik und Entwicklungen in der EU ist klar, dass die beidenSchwesterorganisationen viel voneinander lernen können.

Die Veranstaltung im April bot der Cedefop-Belegschafteine einzigartige Gelegenheit, mehr über die Herausforde-rungen zu erfahren, vor denen die südosteuropäischen Län-der bei der Verbesserung von Beschäftigungsfähigkeit undUnternehmergeist durch Bildung und Ausbildung stehen.Die ETF-Kollegen stellten Arbeitsmarktprobleme in der west-lichen Balkanregion vor, über die sie im Auftrag der GD Er-weiterung Untersuchungen durchgeführt hatten. Im Rah-men der kürzlich gestarteten Initiative zur Informations-verbreitung über Prioritäten und gemeinsame Grundsätzefür die Berufsbildung in der EU-25 (Kopenhagen-Prozess)werden die Partnerländer in die in diesem Rahmen ver-wendeten Arbeitsmethode eingeführt: Definition vorran-giger Bereiche, Strategieentwicklung, Koordination vonInitiativen, Einbeziehung von Berufsbildungsverantwortlichen(insbesondere den Sozialpartnern) und Förderung des wech-selseitigen Lernen, z.B. durch „Peer reviews” über bestimmteFragestellungen. Dies sind nur einige der Maßnahmen,mit denen die ETF den Partnerländern hilft, durch die Be-rufsbildung zur Erreichung der Lissabon-Ziele beizutragen.Im Verlauf des Seminars entfachten die detaillierten Infor-mationen über die Zusammenarbeit der ETF mit der Türkeilebhafte Diskussionen über den Status und verschiedeneKonzepte der beruflichen Bildung und Ausbildung und überProbleme aufgrund von Verwaltungsstrukturen und wirt-schaftlichen Ungleichgewichten.

Eine kurze Zusammenfassung:Bei der Förderung der Humanressourcenentwicklung be-

rücksichtigt die ETF grundsätzlich die besonderen Umstän-de jedes einzelnen Landes. Konzepte von außen einfachpauschal zu übertragen, kann kontraproduktiv sein (z. B.wenn das System der Lehre in einem Land eingeführtwird, das traditionell ein stark schulbasiertes System hat undin dem die Unternehmen keine Begeisterung für Investi-tionen in die Ausbildung erkennen lassen, oder wenn in ei-nem Land, in dem die berufliche Bildung im Sekundarbe-reich II eine lange Tradition hat, die gesamte Berufsbil-dung in den Tertiärbereich verlagert wird). Unbedingt zu be-rücksichtigen sind auch die sozioökonomische Realität ei-nes Landes, seine institutionellen Strukturen und seine Bil-dungs- und Berufsbildungstradition. Deshalb setzen sich dieKollegen von der ETF dafür ein, lieber Politikentwicklung zulernen, anstatt politische Konzepte zu kopieren.

Das Bildungsniveau im Sekundarbereich in der westlichenBalkanregion entspricht etwa dem EU-Durchschnitt. DieWeiterbildung von Erwachsenen (und damit die Verbesse-rung ihrer Beschäftigungsfähigkeit) wird jedoch stark ver-nachlässigt. Die Berufsbildung hinkt der allgemeinen Bildunghinterher, was dazu führt, dass Hochschulabsolventenbessere Arbeitsmarktchancen haben. Während des Kriegesund in den darauf folgenden Phasen der Instabilität kamendie Weiterbildung und die Modernisierung des Bildungs-wesens zum Stillstand, insbesondere bei der beruflichen Bil-dung im Sekundarbereich.

Faktoren, die die Wirksamkeit der nationalen Bildungs-und Berufsbildungspolitik verbessern könnten, sind ein re-

gionaler Informations- und Erfahrungsaustausch, „Peer re-views” und Partnerschaften, die Erfahrung der neuen Mit-gliedstaaten in der Zeit ihrer Heranführung und eine ver-stärkte Sensibilisierung für die bildungspolitischen Strate-gien der EU. Im Rahmen des Stabilitätspakts haben sich dieBildungsminister der südosteuropäischen Staaten zu Bil-dungsreformen und regionaler Kooperation mit dem Ziel ei-ner Anpassung an die Entwicklung Europas verpflichtet (Ge-meinsame Absichtserklärung, Nikosia 2003). Die ETF hat dieTeilnehmerländer aufgefordert, sich bei der Entwicklung ih-rer Aktionspläne auf ein oder zwei Prioritäten zu konzen-trieren. Bisher zeichnen sich als vorrangige Themen Quali-tätssicherung, Entwicklung nationaler Qualifikationsrahmen,lebenslange Beratung und Transparenz ab. Das sind sehrehrgeizige Ziele, da in diesen Ländern finanzielle und per-sonelle Ressourcen fehlen, die Koordinierung zwischen denMinisterien noch wenig entwickelt ist und die Sozialpartnerbislang kaum einbezogen werden.

Diskussion mit allen Berufsbildungsakteuren erfor-derlich

Ein Teilnehmer in einem Workshop hat die Notwendig-keit des Dialogs mit allen Stakeholdern über die Qualifika-tionsverbesserung als Mittel zur Investitions- und Beschäf-tigungsförderung in Südosteuropa herausgestellt. Der Work-shop, der im Anschluss an das Wissensaustausch-Seminarstattfand, gehört zu einer Reihe von Aktivitäten zum The-ma „Unternehmensentwicklung und Schaffung von Ar-beitsplätzen”.

Auf dieser Veranstaltung konnten Vertreter der Wirt-schafts-, Arbeits- und Bildungsministerien, des privaten Sek-tors, der Sozialpartner und Geberorganisationen über na-tionale Grenzen hinweg und außerhalb ihrer üblichenNetze Meinungen und Erfahrungen austauschen.

Ein Beobachter berichtetAuf den ersten Blick wurden ähnliche Probleme erörtert

wie von der EU-25 im Rahmen des Kopenhagen-Prozesses(siehe Cedefop Info 1/2005). Bei näherer Betrachtung zei-gen sich jedoch zwei wesentliche Unterschiede zwischender EU-25 und den südosteuropäischen Staaten: politischeInstabilität und Volkswirtschaften, die immer noch durcheinen hohen Anteil staatlicher Bediensteter und einen gro-ßen informellen Sektor gekennzeichnet sind. Die Arbeitslo-senzahlen sind anhaltend hoch. Die Mobilisierung auslän-discher Direktinvestitionen ist eine Herausforderung, insbe-sondere da diese Länder noch nicht die Wirtschaftssektorenermittelt haben, in denen sie konkurrenzfähig sein könntenund die deshalb Vorrang haben sollten. Und obwohl die Ar-beitgeber und potenziellen Investoren noch über kein kla-res Bild der vorhandenen Qualifikationen verfügen, habensie bereits ein Defizit an „soft skills” festgestellt, d.h. ei-nen Mangel an Analysefähigkeit, Team- und Anpassungs-fähigkeit, aber auch Defizite bei der Einstellung zur Arbeitund der sozialen Verantwortung der Unternehmen.

Die Geber unterstützen nationale, regionale und lokaleAkteure bei Aktivitäten wie der Überarbeitung des recht-lichen Rahmens bis zur Reform der Lehrpläne, von derEntwicklung eines Qualifikationsrahmens bis hin zur Unter-nehmensförderung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Esreicht jedoch nicht aus, möglichst viele Projekte zu starten.Die Länder müssen lernen, die verschiedenen Akteure fürihre Projekte zu interessieren, die Projektumsetzung zu über-wachen und für sich zu nutzen. Zu diesem Zweck strebensie an, Geberinitiativen mit der Politikentwicklung auf na-

tionaler und regionaler Ebene zu verknüpfen. Das erforderteinen Dialog zwischen Geberorganisationen und lokalen Ak-teuren und konzertierte Aktionen mit einer genau definier-ten Aufgabenverteilung.

Ein bemerkenswerter Aspekt dieses Workshops warender Optimismus, der Gemeinschaftsgeist und das Engage-ment über das offizielle Programm hinaus, die von den Ver-tretern von Ländern an den Tag gelegt wurden, die sich nochvor kurzem feindlich gegenüberstanden.

Quelle: Cedefop/rbr, ews

Weitere Informationen über den Workshop Training for employability. Attracting investment andincreasing employment in South Eastern Europe by enhancing labour force skills (Ausbildung fürBeschäftigungsfähigkeit. Investitionsförderung und Arbeitsplätze in Südosteuropa durchQualifizierung der Arbeitskräfte) am 21./22. April 2005 in Thessaloniki finden Sie unter:www.etf.eu.intwww.stabilitypact.org.

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EEUROPA/CEDEFOP/ETF

„Politikentwicklung lernen statt politische Konzepte kopieren”

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Das Zentrum für inter-nationale Mobilität (Centrefor International Mobility,CIMO) in Helsinki veröf-fentlichte in Zusammenar-beit mit finnischen und inter-nationalen Experten das ers-te Handbuch zur multikul-turellen Beratung in Euro-pa. Multicultural Guidanceand Counselling - Theore-tical Foundations and BestPractices in Europe (Multi-kulturelle Orientierung undBeratung - Theoretische

Grundlagen und empfehlenswerte Verfahrensweisen in Eu-ropa) soll Beratern, die mit Immigranten und ethnischenMinderheiten arbeiten, Informationen über die einschlägi-gen Theoriegrundlagen, Methoden und Praktiken in ganzEuropa zur Verfügung stellen.

Die verschiedenen Kapitel befassen sich mit den kon-zeptuellen und ideellen Grundlagen, den Ansätzen und Me-thoden sowie empfehlenswerten Verfahrensweisen der mul-tikulturellen Beratung und behandeln Themen wie die Be-ratung von Immigrantenkindern in Bildungseinrichtungen,die Beratung und Therapie von Kriegsüberlebenden und dieUnterstützung von Immigranten bei der Anpassung an dasArbeitsleben. Um den Leser mit den im Handbuch darge-legten Gedanken und Methoden vertraut zu machen, fin-det sich am Ende jedes Kapitels ein Abschnitt mit Fragenund Arbeitsaufgaben.

Das Handbuch, das im März 2005 erschienen ist, ist kos-tenfrei als PDF-Publikation (375 Seiten) über die Homepa-ge von CIMO zugänglich: www.cimo.fi/english | Publica-tions.

Die Veröffentlichung wurde finanziert durch das Pro-gramm Leonardo da Vinci sowie von CIMO, dem finnischenArbeitsministerium und dem Nationalen Finnischen Bil-dungsbeirat.

Weitere Informationen sind erhältlich über die Herausgeber: Mika Launikari, CIMO([email protected]), und Dr. Sauli Puukari, Universität Jyväskylä ([email protected]).

Quelle: CIMO

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LEONARDO DA VINCI/FINNLAND

Neue Informationsressourcezur multikulturellenBeratung

Der Stabilitätspakt für SüdosteuropaDer Stabilitätspakt ist eine politische Absichtserklärung

und ein Rahmenübereinkommen über die internationa-le Zusammenarbeit zur Entwicklung einer gemeinsamenStrategie aller Partner für die Stabilität und das Wachs-tum in Südosteuropa. Er wurde 1999 als EU-Initiative be-schlossen. Am Regionaltisch und den Arbeitstischen be-raten Vertreter der südosteuropäischen Staaten als gleich-berechtigte Partner mit Vertretern internationaler Or-ganisationen und Finanzierungsinstitutionen über die Zu-kunft ihrer Region und die Prioritätensetzung in den ver-schiedenen Arbeitsbereichen. Zwei der Arbeitstische be-schäftigen sich mit Bildungs- und Berufsbildungsfragen.

Weitere Informationen:www.stabilitypact.orgwww.stabilitypact.org/education/default.aspwww.stabilitypact.org/edeg/default.aspSouth Eastern European Educational Co-operation Network (SEE-ECN): www.see-educoop.net

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7cedefopinfo 2/2005

Abschlussbericht zum E-Learning in der beruflichenWeiterbildung in KMU schlägt Wege zum Abbau vonHemmnissen vor.

Der im März 2005 erschienene Bericht zum E-Learning inder beruflichen Weiterbildung mit Schwerpunkt auf den klei-nen und mittleren Unternehmen (KMU) („E-learning in con-tinuing vocational, particularly at the workplace, with em-phasis on Small and Medium Enterprises”) ist Teil einer Stu-die, die die Generaldirektion Bildung und Kultur mit dem Zielin Auftrag gegeben hat, „unter besonderer Berücksichtigungder KMU die derzeitige Situation zu beurteilen und die Hin-dernisse zu durchleuchten und zu verstehen, die einer vollenEntfaltung des E-Learning in der Arbeitswelt entgegen ste-hen, und Empfehlungen für das weitere Vorgehen zu for-mulieren, um die festgestellten Probleme zu bewältigen”. Ei-ne Umfrage wurde durchgeführt, um die KMU - zu denen ja99 % der Unternehmen in Europa zählen - in dieser Frageselbst zu Wort kommen zu lassen. Dabei ging es darum, zubewerten, welche Möglichkeiten das E-Learning eröffnenkann und auf welche Hindernisse die Firmen bei der Einfüh-rung des E-Learning stießen.

Nach einer Untersuchung der IT-Nutzung und der Ausbil-dungsmuster in KMU ermittelt die Studie drei zentrale Fak-toren, die das E-Learning ausbremsen: Mangelnde Kenntnisseüber den praktischen Nutzen des E-Learning für Unterneh-men, die Tatsache, dass die E-Learning-Materialien zumeistnur unzureichend auf den klar praxisbezogenen und spezifi-schen Bedarf von KMU zugeschnitten sind sowie die Not-wendigkeit einer Vernetzung (auf lokaler Ebene).

In den allermeisten KMU findet sich ein PC samt Inter-netzugang und damit die für das E-Learning benötigte tech-nische Grundausstattung. Dennoch haben nur sehr wenigeKMU, die sich zudem noch in ganz bestimmten RegionenEuropas konzentrieren, E-Learning eingeführt. Und obwohlsich KMU nachweislich für E-Learning-Lösungen interessie-ren, finden sich erstaunlicherweise kaum repräsentativeInformationen. In der Literatur stehen die theoretischen An-sätze im Vordergrund; ein präzises und aktuelles Bild desE-Learning-Einsatzes in KMU wird dagegen nicht vermittelt.

Alle verfügbaren Informationen belegen jedoch über-einstimmend einen Punkt: In den meisten KMU gibt eskeine Kultur des Lernens oder zumindest keine Kultur des„formale Lernens”. Die KMU und ihre Beschäftigten mögenzwar den Wert formaler Kenntnisse und formaler Zertifizie-

rung anerkennen, ihre eigene Lernkultur hat jedoch infor-mellen Charakter und stellt die unmittelbare Ad-hoc-Pro-blemlösung in den Vordergrund; KMU haben kaum die Zeit,Ausbildungsanbieter auszuwählen, Verträge aufzusetzenund Mitarbeiter in formale Ausbildungsmaßnahmen zu ent-senden. Allerdings finden sich auch kaum schlüssige Ge-schäftskonzepte zu E-Learning-Angeboten für KMU. DieSchwierigkeiten, mit denen man im Rahmen dieser hoch-spezialisierten Studie bei der Suche nach relevanten Infor-mationen konfrontiert war, belegten in der Praxis die Schwie-rigkeiten, auf die KMU-Inhaber stoßen, wenn sie nach ver-gleichbaren Informationen suchen.

Es fehlen ein Einstiegspunkt für KMU, über den sie Zu-gang zur E-Learning-Sphäre erlangen (und von dort auszu den verschiedenen E-Learning-Angeboten einschließlichWissensaustausch) sowie koordinierte Maßnahmen und An-reize zur Harmonisierung der Anstrengungen von Organi-sationen, Universitäten und E-Learning-Ausbildern, um de-ren Ausbildungsangebote schlüssiger und KMU-gerechterzu gestalten.

Der Bericht formuliert zur Förderung des E-Learning diefolgenden Empfehlungen:

Wenn sie in Übersetzung vorliegen, sind E-Learning-Lern-inhalte eigentlich kaum noch einzelstaatlich geprägt (außeres geht um Verwaltungs- und Finanzbelange), sondern fas-sen den gesamten Binnenmarkt ins Auge. Deshalb wäre ein„One-Stop-Shop” in Form eines speziell für KMU ausge-legten Web-Portals die adäquateste Lösung, um alle KMUmit Internetzugang für die Vorzüge des E-Learning zu sen-sibilisieren und zugleich E-Learning-Inhalte für diese Firmenanzubieten. Ein solches Portal könnte freies Wissen und pro-prietäre Qualifikationen gleichermaßen bereitstellen. Damitwäre ein einziges Portal in der Lage, zum einen KMU auf In-formationssuche anzusprechen und zum anderen den KMUauch eine formale Zertifizierung anzubieten.

Neben anderen Maßnahmen könnte die Europäische Kom-mission ein System zur internationalen Akkreditierung vonE-Learning-Angeboten bzw. ein Gütesiegel für solche Lern-angebote entwickeln. Außerdem sollte sich die Kommissionauch für eine neue Rolle der tertiären Bildungsträger ein-setzen. Sie sollte die Universitäten dazu drängen, die Fä-higkeit zu entwickeln, die Belange der KMU und der Aus-bildungsanbieter gleichermaßen nachzuvollziehen und dannals Lern- bzw. Ausbildungsmakler aufzutreten. Und da die

Forschung Fragen der Online-Pädagogik bislang nicht auf-greift, sollte die Kommission zudem einschlägige For-schungsaktivitäten fördern, schwerpunktmäßig natürlich mitBlick auf die ständige Weiterbildung. Die Forschung sollteganz allgemein ermuntert werden, sich künftig verstärkt denKMU zu widmen; derzeit nimmt sie von Natur aus zumeistGroßunternehmen ins Visier.

Der Staat kann den Zugang zu den Infrastrukturen er-leichtern und bewährte Verfahrensweisen herausstellen. DieBereitstellung von Breitband-Internetkapazitäten, ein Ein-heitsportal, Sensibilisierungsmaßnahmen sowie Anreize undInvestitionen könnten sich in einer positiven Feedback-Schlei-fe ergänzen. Die regionalen und lokalen Behörden könnendas E-Learning in KMU effektiver salonfähig machen; außer-dem können sie Anreize zur Förderung des lebenslangenLernens schaffen und im Ausbildungsbereich Partner-schaften zwischen Angebots- und Nachfrageseite anregen.

E-Learning-Anbieter müssen bereit sein, ihre Produktezu verträglichen Preisen auf den Bedarf der KMU zuzu-schneiden - dies gilt für Lerninhalte, Formate und Infra-strukturen ebenso wie für die Betreuung der Lernenden unddie Evaluierung. Und sie müssen sich darüber im Klaren sein,dass ihre Ausbildungsangebote in einen umfassenderen Lern-mix einfließen.

Die KMU selbst sollten aktiv werden, indem sie den ei-genen Bedarf sorgfältig unter die Lupe nehmen, sich mit an-deren Unternehmen vernetzen und so Lerngemeinschaftenbilden, die Lernbeteiligung ihrer Beschäftigten fördernund die Lernprozesse systematisch beobachten und bewer-ten. Außerdem könnten die Großunternehmen dazu er-muntert werden, ihre Subauftragnehmer zu schulen und zubetreuen.

Abschließend weisen die Verfasser der Studie darauf hin,dass zwar noch ein langer Weg zu gehen ist, sich aber dieEinsicht, dass ständiges Lernen nicht nur nützlich, sondernunabdingbar ist, in Regierungs- und Wirtschaftskreisen im-mer mehr durchsetzt. Diese Entwicklung koinzidiert mit ei-ner immer umfassenderen Nutzung von Internet und Such-maschinen am Arbeitsplatz.

Weitere Informationen:http://europa.eu.int/comm/education/programmes/elearning/studies_en.html

Quelle: Cedefop/ine

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EEUROPA

Was hemmt die Entfaltung des E-Learning?

Internationalisierung der Berufsbildung

Für die tschechischen Bürger eröffnet derBeitritt ihres Landes zur EU mehr Möglichkei-ten, in einem anderen Mitgliedstaat eine Ar-beit oder ein Studium aufzunehmen. Mithilfeder Europass-Initiative, durch die Werkzeugefür mehr Transparenz von beruflichen Qualifi-kationen bereitgestellt werden, soll dieser Pro-zess für alle Europäer einfacher werden. In ganzEuropa werden jetzt nach und nach nationa-le Europass-Zentralstellen eingerichtet, um diemit den Europass-Dokumenten zusammen hän-genden Aktivitäten zu koordinieren. In der Tsche-chischen Republik hat das Nationale Institut fürtechnische und berufliche Bildung, NÚOV, sei-ne Tätigkeit als nationale Europass-Zentralstellemit einer Einführungskonferenz am 30. März2005 offiziell aufgenommen.

Derzeit befasst sich die Zentralstelle vor-wiegend mit der Entwicklung von Verfahren,die auf die tschechischen Gegebenheiten ab-gestimmt sind. So werden u. a. tschechischeVersionen der Europass-Formulare mit den ge-eigneten Erläuterungen und Beispielen verfasstund eine detaillierte Analyse der Aktivitätenvorgenommen, die dazu beitragen könnten,die Mobilität der tschechischen Bürger zufördern, z. B. die Kontaktaufnahme mit rele-vanten Organisationen. Auch zwischen denGremien, die Diplomzusätze und bald auchZeugniserläuterungen ausstellen, müssen Ver-bindungen aufgebaut werden. Da sie in derTschechischen Republik eine Neuheit darstel-len, erfordert die Einführung von Zeugniser-läuterungen ganz neue Verfahren. In der An-fangsphase werden sie für alle Zweige der be-ruflichen Bildung vom NÚOV ausgestellt. DieZentralstelle wird Seminare für Organisationenabhalten, die in den Regionalhauptstädten mitder Umsetzung von Europass befasst sind. DieTeilnehmer erhalten eingehende Informatio-nen zu den Europass-Dokumenten und ihrerEinführung bei den potenziellen Benutzern.

Außerdem werden auch Seminare für Fach-leute auf verschiedenen Gebieten geplant, diean der Ausgabe von Europass-Dokumentenmitwirken werden.

Die ersten Presseberichte über Europass imNovember 2004 stießen auf ein beachtlichesöffentliches Interesse. Das Team, das mit derEinrichtung der nationalen Europass-Zentral-stelle betraut war, erhielt jede Woche Dutzen-de von Anfragen, sowohl von Bürgern als auchvon privaten und öffentlichen Organisationen.Bis Ende März 2005 sind mehr als 200 Anträ-ge auf Europass-Dokumente in die Datenbankder Zentralstelle eingegeben worden. Diesesöffentliche Interesse wird immer mehr durchdie Presse geweckt, und zwar nicht nur durchdie Fachpresse. Bisher wurde über den Euro-pass in der Tschechischen Republik in 29 Zei-tungsartikeln, drei Radiosendungen und einerFernsehdiskussion berichtet.

Das landesweite Interesse wurde außerdemdurch den Start von www.europass.cz, der ers-ten Internetseite einer nationalen Europass-Zentralstelle in der EU, verstärkt. Benutzer fin-den dort Informationen über diese europäischeInitiative sowie Anleitungen zur Anforderungvon Europass-Dokumenten und zum Ausfül-len der Formulare. Die Website enthält außer-dem Links zu anderen europäischen (vor allemvom Cedefop koordinierten) Initiativen, wobeider Schwerpunkt auf Aktivitäten in Bezugauf den europäischen Arbeitsmarkt sowieauf Bildung und Mobilität innerhalb der EUliegt. Die Website ist interaktiv und bieteteinerseits direkten Zugang zu Europass-An-tragsformularen und andererseits die Mög-lichkeit, Informationen unmittelbar für die Be-völkerung verfügbar zu machen.

Weitere Informationen: www.europass.cz

Quelle: Miroslava Salavcová, NÚOV [email protected]

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TSCHECHISCHE REPUBLIK

Start der nationalen Europass-Zentralstelle Im Rahmen des bilateralen Abkommens

zwischen Tunesien und der Region Wal-lonien (französischsprachige GemeinschaftBelgiens) wurden vor kurzem unter derLeitung des FOREM zwei Berufsbildungs-projekte durchgeführt. Als Projektleiterund -organisator koordiniert das FOREMseit einigen Jahren im Auftrag der Re-gionen Wallonien und Brüssel interna-tionale Projekte zur Ausbildung und be-ruflichen Eingliederung. Im Rahmen derinternationalen Beziehungen mit Partnernaußerhalb der Europäischen Union hat dasFOREM die Aufgabe, den Bedarf der aus-ländischen Partnereinrichtung festzustel-len, den wallonischen Akteur ausfindig zumachen, der diesen Bedarf am besten de-cken kann, ein Kooperationsprojekt aus-zuarbeiten und dafür zu sorgen, dassdie erwarteten Ergebnisse tatsächlich er-zielt werden, die konkret, sichtbar, nach-haltig und damit übertragbar sein sollen.Mit den von Wallonien-Brüssel und demFOREM zu gleichen Teilen finanzierten Pro-jekten soll der wallonische Sachverstandim Bereich der Berufsbildung über die Gren-zen der Europäischen Union hinaus ver-breitet und parallel hierzu den Beschäf-tigten des FOREM die internationale Di-mension eröffnet werden.

Das erste Projekt wurde vom Kompe-tenzzentrum TECHNOCITE durchgeführt.Nach dreijährigem gemeinsamem Einsatzder wallonischen und tunesischen Exper-ten hat die staatliche Einrichtung in Tu-nesien für die Ausbildung von Beschäf-tigten in Unternehmen das „Haus desUnternehmens Ibn Rami” eröffnet. Diesesoffene Zentrum für Arbeitnehmer bietetautodidaktische Lernmodule im BereichBürokommunikation, Informatik und Spra-chen. Die wallonischen Experten haben

ihre Fachkenntnisse bei der Einrichtung,Ausstattung, Verwaltung und Gestaltungdes Zentrums eingebracht. Mittlerweilearbeiten die tunesischen Ausbilder voll-kommen unabhängig. Und das Zentrumkann sich über mangelnden Zulauf nichtbeklagen!

Auch beim zweiten Projekt geht es umdie Förderung der unternehmerischenWettbewerbsfähigkeit, einem grundle-genden Bestandteil des Assoziierungs-und Freihandelsabkommens, das 1995zwischen Tunesien und der EuropäischenUnion geschlossen wurde. In diesem Pro-jekt konnten die tunesischen Partner einespezifische Methode erlernen, nämlich denAufbau und die Verwaltung eines Net-zes von Unternehmen, die ein gemein-sames Ziel verfolgen, z.B. Schaffung einergemeinsamen Ausbildungseinheit für dieMitarbeiter der Unternehmen, die sich zu-sammengeschlossen haben. Bisher wur-den mit wallonischer Unterstützung elfUnternehmensnetzwerke eingerichtet,unter denen DELTA MANAGEMENT be-sonders zu erwähnen ist. Weitere Netz-werke bilden sich im Osten des Landes aufalleinige Initiative der Tunesier. Das Zielwurde also erreicht, weil sich der Partnereine Methode angeeignet hat und sie über-trägt.

Die Region Wallonien ist stolz auf die-se internationale Zusammenarbeit und ih-re nachhaltigen Ergebnisse, denn die tu-nesischen Partner verfügen nun über in-novative Lösungen zur Förderung derWeiterbildung.

Weitere Informationen sind erhältlich bei: Muriel Sempoux([email protected])

Quelle: FOREM - Abteilung für internationale Beziehungen([email protected])

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BELGIEN

Bilaterale Zusammenarbeit mit Tunesien

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Im Rahmen der Initiative „Wähledeinen Beruf” hat der Informations-dienst für Ausbildung und derenGleichwertigkeit (Diva) beim Bil-dungsministerium der flämischenGemeinschaft auf einer Website einbreites Angebot von Kursen, Ausbil-dungsgängen und -maßnahmen mitdem Ziel zusammengestellt, den Zu-gang zum lebenslangen Lernen zuverbessern. Ein Überblick über dasBildungs- und Ausbildungsangebotin Flandern hat gezeigt, dass sich dieflämische Gemeinschaft für das Zielvon Lissabon im Zusammenhang mitdem lebenslangen Lernen stärker ein-setzen muss. Gemäß dieser europä-ischen Zielvorgabe sollen 12 % derBevölkerung an einer Maßnahme deslebenslangen Lernens teilnehmen. InBelgien sind nicht einmal 10 % derErwachsenen in Bildung oder Aus-bildung. Neben der Zunahme der Be-fähigungsnachweise im Dienstleis-tungssektor und einer besseren Be-rufsberatung bietet diese Initiativeein zusätzliches Instrument zur Ver-wirklichung dieses Zieles von Lissa-bon. Dank dieser Aktion sind auf derWebsite nunmehr Informationen über

mehr als 11 000 Kurse und Ausbil-dungsgänge verfügbar. Ausbil-dungsakteure sind der VDAB undFreizeiteinrichtungen für Erwachse-ne. Einige Zentren für Erwachse-nenbildung, Hochschulen und Uni-versitäten haben sich bisher nochnicht an dieser Initiative beteiligt. Dieelektronische Datenbank kann spä-ter gegebenenfalls um private Aus-bildungsangebote erweitert werden.

Ein wesentliches Element der Maß-nahmen zur Förderung des lebens-langen Lernens 2005 sind die „Be-rufsbefähigungsnachweise” für meh-rere Schlüsselberufe. Schlüsselfakto-ren sind hier u. a. die Kompetenzen,über die der Einzelne verfügen muss,um eine bestimmte Berufslaufbahneinschlagen zu können. Folglich wirdaußerberufliche Erfahrung als Mehr-wert angesehen.

Weitere Informationen sind zu finden unter:www.wordwatjewil.be

Quelle: VDAB, R. Van Weydeveldt

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BELGIEN

Besserer Zugang zum lebenslangenLernen in Flandern

Am 22. März 2005 veröffentlichte das Mi-nisterium für Bildung und Qualifikationendas Weißbuch „Skills: Getting on in business,getting on at work” (Qualifikationen: Weiter-kommen im Beruf, Weiterkommen bei derArbeit), die Folgeveröffentlichung zum Weiß-buch von 2003 für die Qualifikationsförde-rung (Extending Opportunities, raising stan-dards) (siehe Cedefop Info Nr. 3/2003).

Der Schwerpunkt des Weißbuchs liegt dar-auf, sicherzustellen, dass die Arbeitgeber Ar-beitskräfte mit den benötigten Kompeten-zen bekommen und dass möglichst viele ei-nen nationalen beruflichen Befähigungs-nachweis mindestens der Stufe 2 erreichen,der Stufe, auf der der Anfang der „Be-schäftigungsfähigkeit” angesiedelt wird.

Die Bedürfnisse der Arbeitgeber stehenim Mittelpunkt der Strategie, ihnen wirddurch ein neues National Employer Trai-ning Programme (NETP) entsprochen. Es wirdein Bündel kostenloser Ausbildungsangebo-te am Arbeitsplatz in Grundfertigkeiten undden für die Stufe 2 geforderten Kompeten-zen vorgesehen, das für die Arbeitgeber kon-zipiert wurde und so gestaltet ist, dass es ih-ren betrieblichen Bedürfnissen angepasstwerden kann. Das NETP ist Teil einer Reihevon Dienstleistungen für Unternehmen, fürdie auch ein nationales Netzwerk von Ver-mittlern zur Verfügung steht.

Branchenspezifische Qualifikationsverein-barungen werden den Rahmen für die Zu-sammenarbeit von Arbeitgebern und Aus-bildungsanbietern bilden, um den künftigenQualifikationsanforderungen des Landeszu entsprechen, und den Skills Academieswird in einem neuen Netzwerk von Fach-schulen und Ausbildungsanbietern eine Schlüs-selrolle zukommen. Sie werden Jugendliche

und Erwachsene so ausbilden, dass sie in denwichtigsten Wirtschaftsbranchen erfolgreichbeschäftigt werden können.

Durch eine klar gegliederte, attraktive Auf-stiegsleiter, durch die die Einzelnen heraus-gefordert und ermutigt werden, jede ein-zelne Stufe zu bewältigen, wird eine Quali-fikationsförderung für Erwachsene angebo-ten, die sie zur Ausschöpfung ihres Poten-tials anregt.

Ab 2006/07 wird ein landesweites Rechtauf kostenlose Ausbildung für eine erste voll-wertige Qualifikation auf Stufe 2 bestehenund es wird neue umfangreiche Unterstüt-zung für Ausbildungen auf Stufe 3 geben.

Skills for Life (Qualifikationen für das Le-ben) ist nach wie vor das wichtigste Pro-gramm zur Umsetzung der Grundkompe-tenzziele. Das Weißbuch weist auf die in die-sem Bereich erzielten Fortschritte hin. DasZiel, dass 750 000 Lernende bis 2004 ihreerste landesweit anerkannte Basisqualifika-tionen erwerben, wurde erreicht. Außerdemabsolvierten 653 000 vom Learning and SkillsCouncil (LSC, Beirat für Bildung und Qualifi-kationserwerb) finanziell geförderte Lernen-de im Studienjahr 2003/04 in FachschulenSkills for Life-Ausbildungsmaßnahmen, wo-bei University for Industry, Jobcentre Plus undviele andere wesentliche Unterstützung leis-teten.

Bei der Gruppe der jungen Menschenab 16 Jahren wird als vorrangiges Ziel ange-strebt, 2,25 Mio. Personen bis zum Jahr 2010den Erwerb von Qualifikationen zu ermög-lichen, die als Basisqualifikationen (Skillsfor Life) anerkannt sind. Den neuesten Er-kenntnissen zufolge gibt es im VereinigtenKönigreich immer noch 5,2 Mio. Erwachse-ne, deren Lese- und Schreibfertigkeiten un-

ter Qualifikationsstufe 1 liegen sowie 14,9Mio. mit Rechenfähigkeiten unterhalb die-ser Stufe. In Zukunft wird der Schwerpunktbei den Basisqualifikationen auf dem stär-keren Einsatz von Online-Bewertungen so-wie der Erreichung der Qualifikationsstufe 2liegen.

Die Kapazitäten der Fach- und Aufbau-schulen und anderen Ausbildungsanbieterwird zum Nutzen sowohl der Arbeitgeber alsauch der Einzelnen ausgebaut. Das von derBehörde für Qualifikationen und Curricula(QCA) vorgeschlagene Framework for Achie-vement - eine einfache und klare Qualifika-tionsstruktur für Einzelpersonen und Ar-beitgeber - soll ausgebaut werden, damit esim Rahmen der Reformen für die 14- bis 19-Jährigen und die Erwachsenen eingesetztwerden kann.

Christopher Duff, Leiter der Agentur fürdie sektorspezifische Qualifikationsentwick-lung (SSDA), zeigte sich sehr erfreut über dasWeißbuch, da es den Arbeitgebern mehrMöglichkeiten biete, und erklärte: „Bil-dungsfachleute können nicht einfach immermehr Ressourcen verlangen, zumal da für dieBildung in den letzten Jahren zusätzlicheMittel in beträchtlicher Höhe bereitgestelltwurden. Wenn wir 350 000 Personen mehrausbilden würden, könnten wir der Wirt-schaft zusätzliche 10 Mrd. £ verschaffen. Daswürde ausreichen, um die Ausgaben für Schu-len, Hochschulen und Universitäten um einFünftel zu erhöhen oder um die Einkom-mensteuer um ein Zehntel zu senken.

Peter Lobban von CITB ConstructionSkillsmeinte, das Weißbuch biete der britischenIndustrie eine große Chance, da es den Schwer-punkt auf eine von den Arbeitgebern ge-steuerte Ausbildung lege. Er fügte hinzu:

„Darin unterscheidet es sich von früherenAusbildungsinitiativen der Regierung. Wenndie Arbeitgeber nicht damit einverstandensind, wie Ausbildung derzeit finanziert underteilt wird, bzw. sie neue Mitarbeiter nichtfür ausreichend ausgebildet halten, habensie jetzt durch die branchenspezifischen Ver-einbarungen wirklich die Möglichkeit, diekünftige Ausbildung mitzugestalten. Bil-dungsangebote sollten gestrichen werden,wenn sie nicht die Qualifikationen vermit-teln, die die Arbeitgeber benötigen.”

Brendan Barber, Generalsekretär des bri-tischen Gewerkschaftsverbands Trade UnionCongress (TUC), betrachtet es als eine Her-ausforderung, dafür zu sorgen, dass jeder-mann vorhandene Ausbildungsangebote vollausschöpft. Er forderte flexible Arbeitszeitenund Freistellungen für Beschäftigte für Fort-bildungen. Von den Vorgesetzten forderte erAnerkennung für die Arbeit der Union Lear-ning Representatives. Er wandte sich be-sonders an die 40 % der Arbeitgeber, diederzeit nicht ausbilden. „Die Gewerkschaf-ten werden beim Voranbringen dieser Stra-tegie der Qualifikationsförderung eine zen-trale Rolle spielen (...). Ein entscheidenderSchritt ist dabei die neue Gewerkschafts-akademie, in der die Gewerkschaften bis zumEnde dieses Jahrzehnts eine ViertelmillionBeschäftigte ausbilden werden.”

Weitere Informationen: Department of Education and Skills, PublicCommunications Unit, [email protected]

Das Weißbuch steht auf der Website des Ministeriums für Bildung undQualifikationen (Department of Education and Skills) zur Verfügung:www.dfes.gov.uk/publications/skillsgettingon/

Quelle: QCA, Qualifications and Curriculum Authority, London

VEREINIGTES KÖNIGREICH

Neues Weißbuch zu beruflichen Qualifikationen

Litauen zieht seit dem Beitritt zur EuropäischenUnion in zunehmendem Maße Immigranten an. Zielder nationalen Politik ist es, ethnischen Minderhei-ten zu helfen, ihre kulturelle Identität zu bewahren.Bislang konnte allerdings nicht verhindert werden,dass aus gegensätzlichen institutionellen, persön-lichen und gruppenspezifischen Interessen bzw. auskulturellen Unterschieden Konflikte entstanden sind.Eines der Ziele des lebenslangen Lernens und der Er-wachsenenbildung sollte demzufolge darin beste-hen, das Zusammenleben in einer multikulturellenGesellschaft zu erleichtern.

Ein Programm zur Verbesserung der Beteiligungvon ethnischen Minderheiten am öffentlichen Lebenin Litauen war das - bald auslaufende - interna-tionale Programm für europäische Kulturkompetenz2001-2005 (Socrates Grundtvig1). Ziel des Programmswar die Förderung des Zivildialogs in einer multi-nationalen Gesellschaft, die Verbesserung der kul-turellen Kompetenz der Teilnehmer, die Förderungdes gegenseitigen Verständnisses, die Entwicklungvon Toleranz und Interaktion. Teilnehmer waren inder Erwachsenenbildung tätige Ausbilder sowie Ver-treter von Nichtregierungsorganisationen und loka-len Behörden aus ethnisch gemischten Regionen.

Das Programm hat unter anderem dazu geführt,dass nichtstaatliche Minderheitenorganisationen ih-re Aktivitäten nicht mehr einzig und allein auf dieBewahrung ihrer nationalen Identität, Sprache undTraditionen ausrichten, sondern auch ihre Mitglie-der dazu ermuntern wollen, sich aktiv am öffent-lichen Leben zu beteiligen. Darüber hinaus wurde

auch die Kommunikation zwischen lokalen Behör-den und ethnischen Minderheiten verbessert. So ha-ben alle Teilnehmer einen Einblick in die Bedeutungdes politischen Dialogs erhalten, während die Min-derheiten feststellen konnten, welche Anstrengun-gen in ihrem Interesse unternommen werden.

In dem Programm wurden Ausbilder darin ge-schult, mit ethnisch gemischten Gruppen zu arbei-ten, nicht nur fachliche Inhalte, sondern auch inihrer Muttersprache „Demokratie und Zivilgesell-schaft” zu unterrichten, sowie für das lebenslangeLernen zu werben.

Die Teilnehmer können das im Rahmen des Pro-gramm erworbene Wissen dazu nutzen, bei derIntegration von Minderheiten in die nationale Kul-tur als Vermittler zu aufzutreten. Sie sind insbeson-dere in der Lage, die im Verlauf des Programms er-arbeiteten Instrumente und Methoden zur Vermei-dung von kulturell oder ethnisch bedingten Pro-blemen einzusetzen.

Weitere Informationen:Vilija LukosunieneLitauischer Verband für Erwachsenenbildung Gelezinio Vilko Str. 12LT-01112 VilniusTel. (370) 5 2619031Fax (370) 5 2312309E-Mail: [email protected] Website: www.lssa.smm.lt

Quelle: Litauischer Verband für Erwachsenenbildung / Vilija Lukosuniene

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LITAUEN

Erwachsenenbildung fördert Zivildialog

Lebenslanges Lernen

Bildungspolitik

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9cedefopinfo 2/2005

Im April ist das neue Berufsbildungsge-setz in Kraft getreten. Die Sozialpartnerhaben die Novelle mitgetragen, sehensie aber mit gemischten Gefühlen.

Das neue Berufsbildungsgesetz, das am1. April dieses Jahres in Kraft getreten ist,„macht die berufliche Ausbildung für die Be-triebe und die jungen Menschen deutlich at-traktiver”, davon ist zumindest Bildungsmi-nisterin Edelgard Bulmahn überzeugt. We-sentlich verhaltener fällt dagegen das Urteilder Sozialpartner aus, auch wenn sie das Re-formwerk grundsätzlich mitgetragen haben.

Unter anderem öffnet das neue GesetzAbsolventen schulischer Berufsausbildunggrundsätzlich die Tür zur Kammerprüfung,stärkt die Kooperation von Schule und Be-trieb. Das neu geordnete Prüfungswesen er-möglicht Ausbildungsabschnitte im Auslandund die Anrechnung von Vorbereitungs-lehrgängen auf die Ausbildung.

Die Reform sichere die Zukunftsfähigkeitder dualen Ausbildung und die internatio-nale Wettbewerbsfähigkeit, unterstrich Bul-mahn. Vor allem von der Zulassung der

Absolventen vollzeitschulischer Ausbildun-gen zu den Abschlussprüfungen der Kam-mern erhofft sich die Bildungsministerin ei-ne deutliche Verbesserung der Chancenfür die inzwischen 190 000 jungen Leute,die in der Schule ihre Lehrstelle haben. Nurjeder Zweite von ihnen startet anschließendin den Beruf, 40 Prozent der Absolventenschließen eine weitere schulische oder einebetriebliche Ausbildung an. Die Reform ver-hindere nun solche „zeitraubenden und teu-ren Warteschleifen”, erklärte die Bildungs-ministerin und forderte ihre Kollegen in denBundesländern auf, die Lehrpläne auf dieKammerprüfungen auszurichten.

„Das Gesetz bringt keine Katastrophen,Chancen bleiben aber ungenutzt”, so dasFazit der Bundesvereinigung Deutscher Ar-beitgeberverbände (BDA). Immerhin habedie Wirtschaft dafür gesorgt, dass der Ge-setzgeber die Bedingungen festgeschriebenhat, unter denen ein schulischer Ausbil-dungsgang mit einer Kammerprüfung ab-schließen kann. Dennoch leiste die Gleich-stellung schulischer Bildungsgänge derVerschulung der Berufsausbildung Vorschub

und berge „erhebliche Risiken für die Zu-kunft des dualen Ausbildungssystems”, mo-niert auch das Kuratorium der DeutschenWirtschaft für Berufsbildung.

In einem zentralen Kritikpunkt habe sichdie Wirtschaft nicht durchsetzen können: DieFlexibilisierung der Ausbildungsvergütungbei nicht tarifgebundenen Vertragspartnernsei ausgeblieben. Die Wirtschaft hatte sichvergeblich dafür stark gemacht, außerhalbder Tarifbindung eine Absenkung der Aus-bildungsvergütung um bis zu einem Drittelunter Tarifniveau einzuräumen. Damit sei ei-ne Chance zum Abbau von Ausbildungs-hemmnissen vertan, konstatiert der BDA.

„Licht und Schatten” hinsichtlich der Ge-setzesnovelle sieht auch der Deutsche Ge-werkschaftsbund (DGB). Zwar ebne die Ein-richtung von Berufsbildungsausschüssen beiden Kammern einem Qualitätsmanagementberuflicher Bildung den Weg. Der DGB ver-misse aber ein gesetzlich verbrieftes Rechtjunger Menschen auf Ausbildung ebenso wieAnreize zur Steigerung des Angebots an be-trieblichen Ausbildungsplätzen.

Auch der DGB befürchtet Gefahren für

das duale Ausbildungssystem, allerdings ausanderen Gründen als die Arbeitgeber. DieRegelung des Übergangs von der Lehre zurHochschule den einzelnen Bundesländern zuüberlassen, schwäche die Attraktivität desdualen Systems im europäischen und inter-nationalen Vergleich. Die Länder fordert derDGB deshalb auf, sich auf einheitliche Zu-lassungsvoraussetzungen zu einigen.

Insgesamt habe aber die Arbeit an der Be-rufsbildungsreform gezeigt, dass sowohl diepolitischen Parteien als auch die Sozialpart-ner in manchen Punkten gemeinsame Vor-stellungen entwickelt hätten. „Es ist an derZeit”, so DGB-Bundesvorstandsmitglied In-grid Sehrbrock, „hier anzuknüpfen und un-serem Bildungssystem im Interesse der Men-schen und der wirtschaftlichen Entwicklungeinen Innovationsschub zu verpassen.”

Der Gesetzestext steht als Download auf der Site desBundesministeriums für Bildung und Forschung bereit: www.bmbf.de

Quelle: BMBF/BDA/KWB/DGB/Cedefop/sk

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DEUTSCHLAND

Reform mit Risiken und Nebenwirkungen

Das Gesetz 30/2003 (Biagi-Gesetz) unddie zugehörige Ausführungsverordnung276/2003, die im Rahmen der Arbeits-marktreform verabschiedet wurden, warenGegenstand einer Prüfung des Verfas-sungsgerichts, weil einige Regionen gegenbestimmte von der Zentralregierung vorge-sehene Bestimmungen Beschwerde einge-legt hatten. Die Regionen beriefen sichauf eine Verletzung von Artikel 117 der Ver-fassung, in dem die Bereiche der aus-schließlichen Gesetzgebungsbefugnis desStaates und die Bereiche der konkurrieren-den Gesetzgebungsbefugnis der Regionenfestgelegt sind. In den letztgenannten Be-reichen, zu denen auch der „Arbeitnehm-erschutz” zählt, darf der Staat lediglich diegrundlegenden Prinzipien festlegen undmuss den Regionen die weitere gesetzge-berische Ausgestaltung unter Wahrung die-ser Prinzipien überlassen. In allen in Art. 117der Verfassung nicht aufgezählten Bereichenhaben die Regionen dagegen ausschließli-che Gesetzgebungskompetenz. Allgemeinhat das Verfassungsgericht die Auffassungvertreten, dass das Biagi-Gesetz mit seinenAusführungsverordnungen die Verfas-sungsgrundsätze über die Verteilung der Ge-setzgebungsbefugnis zwischen Staat undRegionen im Wesentlichen einhalte. Von denzahlreichen Bestimmungen haben nur zweidie Überprüfung der Verfassungsmäßigkeitdurch das Verfassungsgericht nicht bestan-den: die Anwendung der Vorbehaltsver-pflichtung (12 % der Neueinstellungen durchVermittlung des Arbeitsamts sollten behin-derten Arbeitslosen vorbehalten sein) undEinstellungspflicht von Behinderten bei Lei-harbeitsverhältnissen sowie der Bereich derSommerpraktika. Das Urteil des Verfas-sungsgerichts hat klare Begründungen fürdie Abweisung der meisten Beschwerdender Gebietskörperschaften geliefert, die auchin Zukunft herangezogen werden können,wenn es darum geht zu beurteilen, ob dieGesetzgebungskompetenz ausschließlichbeim Staat, konkurrierend bei Staat und Re-gionen oder ausschließlich bei den Regio-nen liegt. Die Verfassungsrichter legten dar,dass die Dienstleistungen der Arbeitsver-waltung, insbesondere die Arbeitsplatz-vermittlung, zum Arbeitnehmerschutz ge-hören, der in den Bereich der konkurrie-renden Gesetzgebung fällt, während Ar-beitsverträge, auch zu Ausbildungszwecken,

in die ausschließliche Zuständigkeit des Staa-tes fallen.

Das Verfassungsgericht hat sich auch zurschwierigen Frage der Berufsbildung geäu-ßert, für welche die Regionen ausschließlichzuständig sind. In dem Urteil wird dargelegt,dass die Verbindung von Lehrlingsausbildungund allgemeiner Bildung keine verfassungs-mäßigen Probleme aufwirft. Gemäß den Ver-fassungsnormen über die Verteilung der Ge-setzgebungskompetenz zwischen Staat undRegionen fallen die allgemeinen Bestim-mungen zur Bildung (Verfassung Artikel 117Absatz 2 Buchstabe n) in den ausschließ-lichen Kompetenzbereich des Staates, an-sonsten besteht eine konkurrierende Ge-setzgebungsbefugnis zwischen Staat und Re-gionen: Der Staat legt die grundlegendenPrinzipien der Bestimmungen fest, die Re-gionen verabschieden die Ausführungsbe-stimmungen für diese Prinzipien.

Das Verfassungsgericht hat die mit demBiagi-Gesetz verabschiedete Arbeitsmarkt-reform bestätigt und lediglich Artikel 22 Ab-satz 6 (Einstellung behinderter Arbeitskräf-te als Leiharbeiter) und Artikel 60 (Sommer-praktika zur beruflichen Orientierung) Ge-setzesverordnung 276/03 für verfassungs-widrig erklärt. Im ersten Fall wurde für ver-fassungswidrig erklärt, dass die Vorschriftenüber Einstellungspflicht und Arbeitsplatz-vorbehalt für Behinderte auf Leiharbeitsver-hältnisse keine Anwendung finden sollten.

Im zweiten Fall urteilten die Verfassungs-richter, dass in den Bestimmungen über Som-merpraktika zur beruflichen Orientierung kei-nerlei Verbindung zu Arbeitsverhältnissenund möglichen Einstellungen enthalten sei,sodass sie in den Bereich der Berufsbildungfielen, für den die Regionen ausschließlichzuständig sind.

Gemäß ihrer Gesetzgebungskompetenzim Bereich Berufsbildung sind also die Re-gionen für die Sommerpraktika zuständig.

Weitere Informationen: www.welfare.gov.it/RiformaBiagi/RapportiLavoro/Tirocinio/default.htmwww.cortecostituzionale.it/

Quelle: Alessandra Pedone, ISFOL

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ITALIEN

Arbeitsmarktreform und regionale/nationa-le Kompetenzen: Was sagt der Gesetzgeber?

Am 24. März 2005 verabschiedete die ita-lienische Regierung zwei wichtige Geset-zesverordnungen zur Durchführung der Bil-dungsreform nach Gesetz 53/2003, in de-nen eine Bildungs- und Ausbildungspflichtbis zum Alter von 18 Jahren und die Mög-lichkeit der alternierenden Ausbildung imWechsel zwischen Schule und Arbeitsplatzfür Schüler ab 15 Jahren vorgesehen sind.Die in der Verfassung verankerte Schulpflichtund die Ausbildungspflicht werden neudefiniert und mit dem Konzept des Rechtsauf und der Verpflichtung zu Bildung undAusbildung für mindestens zwölf Jahre, injedem Fall bis zur Erlangung eines Abschlussesbis zum 18. Lebensjahr, erweitert. Dieser Bil-dungs- und Ausbildungsansatz wird in derersten Stufe des Bildungssystems (Grund-schule und Sekundarschule I) und der zwei-ten Stufe (Gymnasien und berufsbildendeSchulen) verwirklicht. Beim Ministerium fürBildung, Hochschulen und Forschung wur-de eine Meldestelle zur zentralen Erhe-bung der Schülerdaten eingerichtet, die Schul-abbrecher aller Schulen namentlich erfassensoll, um ihnen und ihren Familien zu helfen:sie sollen auf diese Weise vom Bildungssys-tem aufgefangen werden und einen Ab-schluss machen können. Die zentrale Mel-destelle wird mit den regionalen Melde-stellen verbunden. Die Bedingungen hierfürsind Gegenstand einer Sondervereinbarungzwischen Bildungsministerium, Arbeitsmi-nisterium, Regionen und Gebietskörper-schaften. Ziel ist, allen Schülern, Aufmerk-samkeit zu schenken und beizustehen, auchwenn sie sich für eine Berufs- oder Lehr-lingsausbildung entschieden haben. Die Be-rufsberatung in der Sekundarstufe I wird nachdem individuellen schulischen Werdegangder Schüler unter Einbeziehung der Familien,Schulen und Ausbildungseinrichtungen er-teilt. Für Eltern, die ihren Erziehungspflich-ten nicht nachkommen, sind Strafen vorge-sehen; die Schulgebühren in staatlichenSchulen sollen abgeschafft werden. Die Maß-nahme wird insgesamt vom Ministerium fürBildung, Hochschulen und Forschung ge-meinsam mit dem Ministerium für Arbeit undSoziales überwacht.

Die zweite Gesetzesverordnung führt diealternierende Ausbildung, die in den wich-tigsten europäischen Ländern bereits ange-boten wird und sich 2004 auch in Italien be-währt hat (418 Schulen der Sekundarstufe

II, einschließlich 53 humanistischer, natur-wissenschaftlicher und künstlerischer Gym-nasien, haben an Pilotprojekten teilgenom-men, an denen 20 431 fünfzehn- bis sieb-zehnjährige Jugendliche beteiligt waren), indas italienische Ausbildungssystem ein. Diealternierende Ausbildung ist für Schülerim Alter von 15 bis 18 Jahren gedacht, diesich für diesen Ausbildungsweg entschei-den und damit in unterschiedlichen Ausbil-dungsumgebungen nach verschiedenen Lehr-methoden lernen können. An der Planungder alternierenden Ausbildungsgänge sindauch private und staatliche Unternehmensowie gemeinnützige Einrichtungen betei-ligt. Betriebliche Erfahrungen und Fähig-keiten, die sich der Einzelne im Laufe seinesLebens aneignet, werden im neuen „Bil-dungspass”, den das Arbeitsministerium zu-sammen mit dem Ministerium für Bildung,Hochschulen und Forschung, den Regionen,Verwaltungsbehörden und den Sozialpart-nern ausgearbeitet hat, eingetragen und da-mit nachgewiesen. Bei der nationalen ita-lienischen Arbeitsbörse (Informationssystemfür eine bessere Transparenz des Arbeits-marktes) wird der Bildungsschein dem Le-benslauf und den Zeugnissen des Arbeit-nehmers beigefügt. Die Jugendlichen kön-nen sich so einen echten „Pass” für ihrenkünftigen Eintritt in das Arbeitsleben zule-gen, der das von der Schule oder Ausbil-dungseinrichtung erteilte Zusatzzeugnis ent-hält und auch in anderen Ländern der Eu-ropäischen Union auf der Grundlage des Eu-ropass-Systems anerkannt wird. Es soll einnationaler Ausschuss für die Entwicklung,Überwachung und Bewertung der alternie-renden Ausbildung eingerichtet werden.Darüber hinaus ist ein Tutorensystem vor-gesehen, das aus einem internen Tutor, d.h.einem Lehrer der Schule oder Ausbildungs-einrichtung, und einem externen Ausbil-dungstutor besteht, der von den Betriebenbenannt wird, in denen die AuszubildendenArbeitserfahrungen sammeln. Die alternie-renden Ausbildungsgänge können ab demnächsten Jahr an Gymnasien, wie auch anberufsbildenden Schulen belegt werden.

Weitere Informationen: www.istruzione.it

Quelle: Alessandra Pedone, ISFOL

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ITALIEN

Neu: Bildungspflicht und alternierendeAusbildung

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Die derzeitige Stellung der Berufsbildungim Baskenland ist das Ergebnis einer strate-gischen Planung, die insbesondere im bas-kischen Berufsbildungsprogramm (Plan Vas-co de Formación Profesional) Gestalt ange-nommen hat. Das Programm gab den An-stoß zur Entwicklung einer ganzen Reihe zu-sammenhängender Maßnahmen mit demZiel, ein integriertes System der beruflichenBildung zu schaffen. Verschiedene Indikato-ren lassen darauf schließen, dass die unter-schiedlichen an der Berufsbildung beteilig-ten Sektoren dies positiv aufgenommen ha-ben, was wiederum den Ausgangspunkt fürweitere noch zu entwickelnde Maßnah-men darstellt.

Am 9. November 2004 verabschiedete dieRegierung des Baskenlandes das neue bas-kische Berufsbildungsprogramm (Nuevo PlanVasco de Formación Profesional) für die Jah-re 2004 bis 2007.

Dieses neue Programm setzt sich aus vierstrategischen Bereichen, 44 strategischenZielen und 155 geplanten Maßnahmen zu-sammen.

Die Leitlinien des neuen Plan Vasco de For-mación Profesional für die Jahre 2004 bis2007 sind:

Bereich 1: Erneuerung und Verbesserungdes integrierten Systems beruflicher Bildungund Qualifikationen

Hierzu zählen die Stärkung der mit derBerufsbildung in Verbindung stehendenEinrichtungen, die Weiterentwicklung desintegrierten Systems beruflicher Bildungund Qualifikation des Baskenlandes, derAusbau der integrierten Berufsbildungs-zentren und die Anerkennung und Evalu-ierung der außerschulischen und infor-mellen Bildung.

Bereich 2: Die Qualität in der Berufsbildungdes Baskenlandes

Unter diesen Bereich fallen die Verbes-serung der Qualität des Managements derBildungseinrichtungen sowie der Lehrer-bildung, Verbesserungen beim Personal-management und bei der Personalführung,Förderung und Management von Projekt-teams und die Fortentwicklung weitererQualitätsmerkmale. Letztere betreffen z.B.die qualifizierte Personalentwicklung (In-vestors in people) und das Wirtschaften insozialer Verantwortung (Social CorporateResponsability).

Bereich 3: Förderung der Innovation in derBerufsbildung des Baskenlandes als Prozessder fortlaufenden Verbesserung

In diesem Bereich sind eine Reihe vonLeitlinien gebündelt, so die Einrichtung ei-nes Zentrums für Forschung, Entwicklungund Innovation in der Berufsbildung, dieModernisierung des Managements der in-tegrierten Berufsbildungszentren und, all-gemeiner, der Technologien in der Berufs-bildung, die Entwicklung neuer Unterrichts-und Lernverfahren und die Fortentwick-lung des Technologie- und Wissenstrans-fers zwischen Berufsbildungsstätten undWirtschaft. Hinzu kommen die Einführungeines Systems des Wissensmanagementsim Verbund der Berufsbildungszentren, derAusbau der Durchlässigkeit zwischen derBerufsbildung des tertiären Bereichs undder Hochschule, die fortschreitende Ak-kreditierung von integrierten Berufsbil-dungszentren im Netzwerk für Wissen-schaft, Technologie und Innovation desBaskenlandes und schließlich die Durch-führung von Forschungsprojekten, die aufden Bereich der Berufsbildung Anwendungfinden können.

Strategischer Bereich Nr. 4: Neue Infor-mations- und Kommunikationstechnologienin der beruflichen Bildung des Baskenlandes

Zu nennen sind hier der Ausbau des ge-meinsamen Netzes der Berufsbildungszen-tren, die Aufstockung der Zahl der interak-tiven digitalen Klassen, die Förderung der Zu-sammenarbeit zwischen Bildungszentren unddigitalen Klassen, die Anwendung freier Soft-ware und schlussendlich die Weiterentwick-lung der dreidimensionalen virtuellen Be-rufsbildung.

Das gesamte Budget für die Entwick-lung und Umsetzung der im Plan Vasco deFormación Profesional für den Zeitraum 2004-2007 vorgesehenen Maßnahmen beläuft sichauf 806 768 289 Euro.

Weitere Informationen zum baskischenBerufsbildungsprogramm und seinen Hinter-gründen sowie Berichte über die ersten ge-sammelten Erfahrungen sind auf der Web-site der baskischen Regierung zu finden:www.euskadi.net/lanbidez.

Quelle: Rosario Díaz de CerioBaskische Regierung, Dirección de Aprendizaje Permanente,Departamento de Educación, Universidades e Investigación, Vitoria,Baskenland. E-Mail: [email protected]

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ESPANIEN

Berufsbildung im Baskenland

Am 30. Januar 2005 leitete derPräsident der Republik Zypern offi-ziell einen öffentlichen Dialog überdie Reform des Bildungssystems ein.Auf diesem Wege soll eine möglichstbreite Übereinstimmung über die not-wendigen Strukturreformen erzieltwerden. Grundlage für die Diskus-sion wird ein Bericht sein, der im Au-gust 2004 von einer Arbeitsgruppeaus sieben führenden Experten er-stellt wurde, die vom Ministerrat er-nannt worden waren.

Der Bericht schlägt eine Reihe vonprioritären Reformmaßnahmen vor,die das gesamte Bildungssystem ab-decken. Hierzu zählt zum Beispiel dieSchaffung von postsekundaren Be-rufsbildungseinrichtungen sowie ei-nes neuen Zentrums für Bildungs-forschung und -evaluierung. Vorge-schlagen wird außerdem die Neu-strukturierung der Lehrerausbildungim Sekundarbereich und die Ent-wicklung eines neuen Evaluierungs-programms für Lehrer. Schließlich sollauch das Ministerium für Bildung und

Kultur selbst umstrukturiert werden. Die Aufsicht über den Dialog wur-

de einem neu eingesetzten Gremium,dem Bildungsrat, übertragen. Der Di-alog wird in vier Ausschüssen ge-führt, die parallel zueinander an ver-schiedenen Themen arbeiten. DieAusschüsse müssen dem Bildungs-rat innerhalb von drei Monaten de-taillierte Aktionspläne vorlegen.

Weitere Informationen: Elias MargadjisSecondary Technical and Vocational Education DepartmentMinistry of Education and CultureTel. (357) 22 80 06 54E-Mail: [email protected]

Quelle: Human Resource Development Authority of Cyprus

ZYPERN

Breite Diskussion über die Reform des Bildungswesens

In Ungarn wird derzeit mit finanziellerUnterstützung des Europäischen Sozialfondseine Neustrukturierung der beruflichen Bil-dung in Angriff genommen. Ziel ist, das Be-rufsbildungssystem auf Grundlage einer Ar-beitsmarktanalyse inhaltlich und strukturellzu erneuern. Das System soll modularisiertund eine „Modulkarte” der beruflichen Qua-lifikationen erstellt werden, die als Grundla-ge für das neue Nationale Qualifikationsre-gister dienen soll. Das Programm beinhaltetaußerdem eine Aufgliederung der Qualifi-kationen entsprechend den ISCED-Niveaussowie die Festlegung der Berufe, die im Rah-

men der Erwachsenenbildung erlernt wer-den können.

Mithilfe dieses neuen Ansatzes soll die Zahlder formellen beruflichen Qualifikationen, dieheute im Nationalen Qualifikationsregisteraufgeführt sind, verringert und an die aufdem Arbeitsmarkt geforderten Kompeten-zen angepasst werden. Aufgrund der mo-dularen Struktur wird das System flexibler aufwirtschaftliche Veränderungen reagieren kön-nen und die Erstausbildung und Weiterbil-dung enger miteinander verzahnen. Der Zu-gang zu und der Abgang aus dem Systemwerden - sowohl in der Erstausbildung als

auch in der Weiterbildung - durch Auswahlder geeigneten Ausbildungsmodule jederzeitmöglich sein. Diese Module werden so ge-staltet werden, dass sie Erwerbstätigen undLernenden die Kompetenzen vermitteln, diezur erfolgreichen Ausführung einer bestimmtenAufgabengruppe in einem bestimmten Be-ruf erforderlich sind. Die gesamte Weiterbil-dung wird aus einer Reihe von Basismodulenbestehen, die kürzlich vom Bildungsminis-terium festgelegt wurden. Außerdem wer-den die Verfahren zur Anerkennung und Va-lidierung von informellem und nicht-forma-lem Lernen gestrafft werden.

Das Programm umfasst außerdem die Ent-wicklung von zeitgemäßem Unterrichtsma-terial, wie beispielsweise E-Learning-Lösun-gen, und die erforderliche Schulung von Leh-rern.

Quelle: Dr. Tamás Köpeczi Bócz Nationale Beobachtungsstelle Ungarn www.omai.hu

UNGARN

Auf dem Weg zur modularen Berufsbildung

Die Nationale Klassifizierung der Ausbildungsbe-rufe (CNAF) wurde mit Ministerialerlass Nr. 316/2001vom 2. April 2001 geschaffen und wird bei der Er-fassung und Verarbeitung von Daten zur beruflichenAusbildung sowie bei Untersuchungen, Studien undder Bestimmung des Ausbildungsangebots verwendet.Die Grundlage der CNAF bilden die internationaleBildungsklassifizierung der Unesco sowie die Klassi-fizierung der Ausbildungsberufe, die unter der Re-gie des Statistischen Amtes der Europäischen Ge-meinschaften (Eurostat) und des Cedefop ausgear-beitet wurde, da es bislang noch keine internatio-nal harmonisierte Klassifizierung der Ausbildungs-berufe für die berufliche Erstausbildung und Weiter-bildung gibt. Bis dahin haben diese beiden Institu-tionen die Klassifizierung der Ausbildungsberufe aufden neuesten Stand gebracht, um letztendlich eineharmonisierte Klassifizierung zu erreichen, die eintechnisches Instrument zur Koordinierung der Sta-tistiken im Bereich der allgemeinen und beruflichenBildung bilden könnte. So hat der Hohe Rat für Sta-tistik die nationale Klassifizierung der Berufe in denBereichen der allgemeinen und beruflichen BildungCNAEF mit der Absicht verabschiedet, den Institu-tionen, die im Rahmen des nationalen Systems Sta-tistiken produzieren, ihre Anwendung zu statisti-schen Zwecken vorzuschreiben. Gleichzeitig wur-de den öffentlichen Verwaltungen empfohlen, die

CNAEF zur Erstellung von statistischen Unterlagenzu übernehmen sowie diese Klassifizierung bei Be-darf entsprechend den zukünftigen Aktualisierun-gen der gemeinschaftlichen Instrumente anzupas-sen. Der Erlass Nr. 316/2001 wurde annulliert unddurch den Erlass Nr. 256 vom 16. März 2005 ersetzt.Die aktualisierte CNAEF soll für die Erfassung undVerarbeitung von Daten zur beruflichen Ausbildung,insbesondere im Rahmen des Europäischen Sozial-fonds, sowie bei Untersuchungen, Studien undder Bestimmung des Ausbildungsangebots verwen-det werden.

Allgemeine und berufliche Bildung spielen heut-zutage für die Vorbereitung der Menschen auf dieEingliederung bzw. Wiedereingliederung in den Ar-beitsmarkt eine enorm wichtige Rolle; es ist von gro-ßer Bedeutung, über detaillierte, vollständige undvergleichbare Informationen zu verfügen, um eineDefinition, Verfolgung und Bewertung der Ausbil-dungspolitik zu ermöglichen.

Weitere Informationen: Ministerium für wirtschaftliche Aktivitäten und ArbeitErlass Nr. 256/2005 vom 16. MärzCID/DGEEP Fátima Hora ([email protected])Claudia Arriegas ([email protected])

Quelle: Ministerium für Wirtschaft und Arbeit/CID/DGEEP

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PORTUGAL

Nationale Klassifizierung der Ausbildungsberufe

Berufsbildung

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Eines der größten Probleme, vor denendas estnische Bildungssystem heute steht,ist die hohe Abbrecherquote in der allge-meinen und beruflichen Bildung. In länd-lichen Regionen haben die Arbeitgeber er-hebliche Schwierigkeiten, qualifizierte, ver-antwortungsbewusste Arbeitskräfte mit Be-rufserfahrung zu finden. Verantwortlich ge-macht werden hierfür vor allem die Berufs-schulen: Ihr Qualitätsniveau gilt als unzurei-chend und die von ihnen vermittelte Aus-bildung als zu stark theoriegebunden. Umdieser Situation mithilfe europäischer Erfah-rungen bei gleichzeitiger Berücksichtigunglokaler Bedürfnisse und Ressourcen zu be-gegnen, wurde ein Pilotprojekt konzipiert,das die Lehrlingsausbildung als neue Lern-methode etablieren soll (1).

Das Hauptziel des Pilotprojekts ist die In-tegration des Modells der Lehrlingsausbil-dung in das estnische Berufsbildungssystem,um auf diese Weise eine neue Form des Ler-

nens anzubieten, die - so hofft man - mehrAusbildungsmöglichkeiten schaffen wird.

Im Mai 2004 nahmen 187 Lehrlinge in 18Berufsfeldern eine curricular neu ausge-staltete Ausbildung auf. Angeboten wurdendiese Ausbildungsgänge in sieben Berufs-bildungszentren in ganz Estland. Die Curri-cula werden in Zusammenarbeit mit den Part-nerunternehmen ständig verbessert, um dieBedürfnisse des Auszubildenden und desUnternehmens bestmöglich aufeinander ab-zustimmen.

Inwiefern handelt es sich um einen neu-en Ansatz?

Den größten Teil der Ausbildungszeit (rund70 %) macht die praktische Ausbildung imUnternehmen aus, die unter direkter Auf-sicht eines Betreuers stattfindet, der für zweibis vier Lehrlinge verantwortlich ist. Die rest-liche Zeit ist dem Erwerb theoretischer Kennt-nisse in einer beruflichen Bildungseinrich-

tung gewidmet. Praktische Ausbildungs-phasen und theoretischer Unterricht in derSchule wechseln miteinander ab, sodass dieAuszubildenden die Theorie so effizient wiemöglich in die Praxis umsetzen können.

Lehrling, Schule und Unternehmen unter-zeichnen einen gemeinsamen Vertrag, derdie Unterrichts- und Ausbildungsbedin-gungen und die Pflichten aller Parteien fest-legt. Jeder Lehrling erhält für die theoreti-schen Unterrichtszeiten eine Beihilfe, unddas Unternehmen zahlt ihm für die prakti-schen Ausbildungsphasen eine Ausbil-dungsvergütung. Das Projekt deckt auch dieUnterbringungs-, Transport- und Verpfle-gungskosten ab.

Zielgruppe des Projekts sind Jugendlichemit Grundbildung oder Sekundarschulbil-dung, die über keinerlei berufliche Kompe-tenzen verfügen. Die erste Ausbildungsphaseendet im Oktober 2005 mit qualifizierendenPrüfungen. Das Projekt wird als Erfolg ein-

gestuft werden, wenn 65 % der Auszubil-denden, die das Programm absolviert haben,in ein Beschäftigungsverhältnis vermitteltwerden können.

Künftige Planungen Ein Anschlussprojekt für die Lehrlings-

ausbildung, für das eine Finanzierung durchdie EU-Strukturfonds beantragt werden soll,ist bereits in Vorbereitung. Bis spätestens Ja-nuar 2006 sollen neue Gruppen von Ju-gendlichen ihre Ausbildung im Rahmen die-ses Projekts aufnehmen.

(1) im Rahmen des Programms Phare 2002

Weitere Informationen: J. TomingasTel. (372) 699 80 53E-Mail: [email protected]

Quelle: Jaak Tomingas, Projektmanager, Programm Phare 2002

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EESTLAND

Die Lehrlingsausbildung: ein neuer, praktischer Ausbildungsansatz

Vor zwei Jahren hat man in Litauen be-gonnen, die Zuständigkeiten für die beruf-lichen Schulen zu dezentralisieren. Die vor-mals unter Federführung des Ministeriumsfür Bildung und Wissenschaft tätigen be-ruflichen Schulen werden derzeit so reorga-nisiert, dass selbstverwaltete Einrichtungenentstehen, die den Kommunen sowie Unter-nehmen und anderen interessierten Seitendie Möglichkeit eröffnen, sich am beruflichenBildungsangebot aktiv zu beteiligen.

Die Reorganisation begann mit der Um-setzung von Regierungsentschließungen zurDezentralisierung der Funktionen zentral ver-walteter Einrichtungen. Dies betraf zunächstacht berufliche Schulen in verschiedenen Re-gionen des Landes. Bis 2008 sollen dannzehn weitere berufliche Schulen den Sta-tus von selbstverwalteten Einrichtungenerhalten.

Das wichtigste Verwaltungsorgan in einerdezentralisierten öffentlichen Einrichtung istdie Vollversammlung der Anteilseigner, inder jeder Anteilseigner eine Stimme hat. DieVersammlung ist befugt, den Leiter der be-treffenden Einrichtung zu ernennen bzw. ab-zulösen, Vorschriften und Bestimmungen zuerlassen bzw. zu ändern und die Bücher derFinanzbuchhaltung sowie Tätigkeitsberich-te zu genehmigen. Die Kommunalverwal-tung und die Sozialpartner fungieren nebendem Ministerium für Bildung und Wissen-schaft als gleichberechtigte Anteilseigner undallen drei Seiten obliegt gemeinsam die Ver-waltung der betreffenden Einrichtung. Die-ses Arrangement versetzt die Einrichtung indie Lage, dem Bedarf auf regionaler Ebeneebenso Rechnung zu tragen wie den sichverändernden Qualifikationserfordernissen.

Einer der Anteilseigner unserer Einrich-tung, d. h. der beruflichen Schule für Bau-berufe in Vilnius, ist beispielsweise ein pri-vatwirtschaftliches Bauunternehmen. Bis vorKurzem betrachteten Privatunternehmen dieUnterstützung einer staatlich finanziertenSchule als Akt der Wohltätigkeit, nun aber,wo die Firma anteilig Besitzer der Schule ist,zählen die Sachwerte und immateriellen Ver-mögenswerte der betreffenden Bildungs-einrichtung auch zum Betriebsvermögen derFirma. Mit ihrer Beteiligung an der Verwal-tung einer öffentlichen Einrichtung tätigt dieFirma ganz konkret Investitionen in die Aus-bildung der eigenen Beschäftigten. Und dieberufliche Bildungseinrichtung ihrerseits kannauf die technische Infrastruktur und die Ex-pertise des betreffenden Unternehmens zu-rückgreifen. Insbesondere für die Ausbildungim Baugewerbe ist eine solche Beziehung

zwischen Betrieb und beruflicher Schule inLitauen von entscheidender Bedeutung. DieBauunternehmen modernisieren gegenwärtigihre Technik und ihren Maschinenpark, dieAusstattung der Klassenräume und Werk-stätten beruflicher Schulen hingegen ent-spricht nur in den seltensten Fällen dem ak-tuellen Stand der Technik. Um dieses Pro-blem bewältigen zu können, ist es unab-dingbar, dass die beruflichen Schulen indie Selbstverwaltung entlassen werden.

Eine in Selbstverwaltung geführte be-rufliche Bildungseinrichtung ist in hohemMaß autonom. Die Schulen können ihre Fi-nanzmittel (abgesehen von den Mitteln fürLöhne und Gehälter) weitgehend nach ei-genem Ermessen einsetzen und Mitgliederunterschiedlicher gemeinnütziger Organisa-tionen sein, die nützliche Informationen lie-fern. Und der Leiter der Bildungseinrichtungist aufgrund seiner umfassenden Zustän-digkeit für die Einstellung und Entlassungvon Mitarbeitern und seiner Entscheidungs-befugnisse in der Lage, auf Veränderungenbzw. neue Situationen zeitnah zu reagieren.Angesichts dieser Machtbefugnisse sollte derPosten des Schulleiters allerdings ausschließlichmit hochqualifizierten Personen besetzt wer-den, die sich durch ausgeprägtes Verant-wortungsgefühl auszeichnen.

Die in Selbstverwaltung geführte berufli-che Schule für Bauberufe in Vilnius hat ihreLebensfähigkeit und Relevanz bewiesen. InAnerkennung der Tatsache, dass Einrich-tungen dieser Art ein nützliches Modell zurBewältigung der aktuellen Probleme undHerausforderungen im Bereich der beruf-lichen Bildung darstellen, hat die Regierungvon Litauen beschlossen, bis zum Jahr 2008eine Reihe weiterer selbstverwalteter beruf-licher Bildungseinrichtungen zu schaffen.

Weitere Informationen:Juozas Baranauskas, Leiter der beruflichen Schule für Bauberufe inVilnius(Vilniaus statybininku

‘rengimo centras)

Laisves pr. 53LT-07191 VilniusTel. (370) 5 2423581Fax (370) 5 2407079E-Mail: [email protected]

Quelle: ReferNet, LT

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LITAUEN

Anteilseigner als Betreiber beruflicher Schulen

Derzeit hat Leiharbeit in Belgien Hoch-konjunktur. Laut Regierungserklärung derzweiten Regierung Verhofstadt und der po-litischen Mitteilung des flämischen Ministersfür Beschäftigung und Bildung soll Leihar-beitsagenturen auf dem Arbeitsmarkt einewichtigere Rolle zukommen.

Der flämische Minister möchte Leiharbeitals „Eingliederungskanal für Problemgrup-pen” anerkennen. Er befürwortet eine „ge-mischte Arbeitsmarktverwaltung” und einebessere Zusammenarbeit zwischen privatenUnternehmen und dem VDAB als öffentlicherEinrichtung, z. B. bei der Vergabe von Be-treuungsaufgaben an Privatunternehmenund andere externe Einrichtungen durch denVDAB. Die Begleitung und Ausbildung be-sonderer Arbeitnehmergruppen sollen vonDrittorganisationen übernommen werden,die unterschiedlich groß sein können. Diessind vor allem private Unternehmen, Exper-ten für Humanressourcen oder Leiharbeits-agenturen, auch Einrichtungen des drittenSektors können sich beteiligen. Für ihre Ar-beit erhalten sie eine erfolgsabhängige Ver-gütung. Dieses Vorhaben hat den Vorteil,dass es unterschiedliche Angebotsgestal-tungsmöglichkeiten bietet und die Anwen-dung von Qualitätskriterien ermöglicht.

Daher protestieren Federgon, der Arbeit-geberverband der Leiharbeitsbranche, unddie Gewerkschaften gegen die Europäi-sche Bolkestein-Richtlinie über den freienDienstleistungsverkehr. Der Vorschlag, nachdem die gesetzlichen Bestimmungen des Her-kunftslandes zur Leiharbeit Anwendung fin-den sollen, führt nach Auffassung der bel-gischen Sozialpartner zu unannehmbarerund unkontrollierbarer Konkurrenz. Aus die-sem Grund verlangen sie eine Abänderungder Richtlinie.

Von flämischer Seite wird allerdings er-klärt, dass Leiharbeit lediglich für Einrich-

tungen lohnend sei, die recht große Grup-pen beschäftigten. Die Förderung von Ziel-gruppen (Behinderten, Einwanderern, älte-ren Arbeitnehmern) gehört zu den Prioritä-ten des flämischen Ministers für Beschäfti-gung und Bildung. Seiner Auffassung nachbilden diese Zielgruppen einen „Erfah-rungspool”, den es zu nutzen gilt. Zu die-sem Zweck müsse der VDAB reformiert undeine Trennung zwischen seiner Aufgabe alsArbeitsmarktorganisator und seiner Betreu-ungsfunktion vollzogen werden. Dies sei oh-ne eine weitere Verordnung möglich.

Quelle: R. Van Weydeveldt unter Verweis auf:- die Erklärung der zweiten Regierung Verhofstadt- die politische Mitteilung des flämischen Ministers für Beschäftigungund Bildung

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BELGIEN

Auf dem Weg zu einer gemischten Arbeits-marktverwaltung in Flandern

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Erstausbildung

Die Partner im Ausbildungspakt haben fürsErste Wort gehalten, die Bewährungsprobeaber noch nicht bestanden.

Vor seiner „entscheidenden Bewährungsprobe”sieht die deutsche Bundesregierung den mit der Wirt-schaft im vergangenen Jahr geschlossenen Ausbil-dungspakt. Das betonte Bildungsministerin EdelgardBulmahn bei der Vorlage des Berufsbildungsbe-richtes 2005. Angesichts der in diesem Jahr zu er-wartenden Steigerung der Nachfrage nach Lehr-stellen pochte die Politikerin auf die Zusage der Wirt-schaft, jährlich 30 000 neue betriebliche Ausbil-dungsplätze zu schaffen und 25 000 Einstiegsqua-lifizierungen anzubieten. Die Bundesregierung wer-de ihrerseits den Kurs der Modernisierung fortset-zen, in diesem Jahr 19 Ausbildungsberufe aktuali-sieren und fünf neue schaffen, darunter zwei zwei-jährige Berufe. Zudem eröffne die am 1. April in Kraftgetretene Reform des Berufsbildungsgesetzes nunauch Absolventen vollzeitschulischer Ausbildungs-gänge grundsätzlich den Weg zur Kammerprüfung.

Fortsetzung der AnstrengungenDie Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt blei-

be kritisch, zu diesem Urteil war zuvor auch derHauptausschuss des Bundesinstitutes für Berufsbil-dung (BIBB) gekommen. Das viertelparitätisch mitVertretern der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer, desBundes und der Länder besetzte Gremium, das dieBundesregierung in Grundsatzfragen der Berufs-bildung berät, hatte in seiner Stellungnahme zumBerichtsentwurf erneut verlässlicheres Zahlenmate-rial angemahnt. So habe die Bundesagentur für Ar-beit zwar mit 519 794 gemeldeten Ausbildungs-plätzen einen Rückgang um 4,9 Prozent zu ver-zeichnen. Doch gleichzeitig sei die Zahl der neu ab-geschlossenen Ausbildungsverträge um 2,8 Prozentauf 572 980 gewachsen. Damit, so der Hauptaus-schuss, habe der rückläufige Trend im Jahr 2004 um-gekehrt werden können. Besonders bemerkenswertsei der Anstieg der betrieblichen Ausbildungsplätzeum 4,5 Prozent auf 22 562.

Neben einem Datenabgleich zwischen der Bundes-agentur für Arbeit und der Statistik der abgeschlos-senen Ausbildungsverträge fordert der Hauptaus-schuss die Kategorisierung der unversorgten Be-werber nach ihrer Vermittelbarkeit: uneingeschränkt,mit geringer Hilfe, nur mit intensiver Begleitung odergar nicht vermittelbar. Nur so lasse sich ein realesBild von den Anforderungen an den Ausbildungs-markt gewinnen.

„Berufsausbildungsvorbereitung muss zum Be-standteil des betrieblichen Qualifizierungsangebo-tes weiterentwickelt werden, ohne dass dies zu Las-ten des Angebotes an betrieblichen Ausbildungs-plätzen geht”, so das Credo des Hauptausschusses.Überdies gelte es, die praxisfernen und sich teilweiseüberschneidenden Zuständigkeiten für Berufsbera-tung, Berufsvorbereitung und Ausbildungsplatzver-mittlung zu optimieren.

Den Partnern im Pakt für Ausbildung bescheinigtder Hauptausschuss, Wort gehalten und Zusagennicht nur erfüllt, sondern zum Teil übertroffen zu ha-ben. Die geschaffene „Atmosphäre des Aufbruchs”sei eine wichtige Voraussetzung für die in den kom-menden Jahren erforderliche intensive Fortsetzungder Anstrengungen. Die bisher erreichte Zunahmeder neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge „reichtbei Weitem noch nicht aus”, unterstreicht dasGremium. Um den kontinuierlichen Anstieg der ZahlJugendlicher ohne abgeschlossene Berufsausbildungzu bremsen, bedürfe es einer Vielzahl von Aktivitä-ten. Dazu gehöre die Abstimmung der Berufsvor-bereitungsangebote von Ländern und Bundesagen-tur für Arbeit, etwa bei der Kompetenzfeststellungund der Vermittlung zertifizierter Qualifizierungs-bausteine.

Konstruktive KooperationDie „kontraproduktive Konfrontation” durch die

im vergangenen Jahr geführte Debatte um eine Aus-bildungsplatzabgabe sei einer „konstruktiven Ko-operation” im Ausbildungspakt gewichen, konsta-

tieren die Vertreter der Arbeitgeber im BIBB-Haupt-ausschuss in ihrem Minderheitsvotum. Neben einemenormen Engagement der Betriebe bescheinigen siedarin auch Kammern und Verbänden großen Anteilan der positiven Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt.Das Handwerk bleibe mit bundesweit gut 170 000neuen Ausbildungsverträgen Ende 2004 der ausbil-dungsintensivste Zweig der deutschen Wirtschaft.Bei 7000 angebotenen Einstiegsqualifizierungen ha-be es 2400 Vertragsabschlüsse gegeben. Hier gel-te es, Vermittlungshemmnisse abzubauen, ein Schwer-punkt des Paktes 2005. Als ihren zweiten Schwer-punkt benennen die Arbeitgeber das Thema „Aus-bildungsreife”.

Während die Neuordnung der Ausbildungsberu-fe beachtliche Fortschritte gemacht habe, sei dieChance zum Abbau von Ausbildungshemmnissenverspielt worden, urteilen die Arbeitgebervertreter.Ihr zentraler Kritikpunkt ist die in der Berufsbil-dungsreform ausgebliebene stärke Flexibilisierungder Ausbildungsvergütung bei nicht tarifgebunde-nen Vertragspartnern. Ihnen erlaubt der Gesetzge-ber eine Absenkung des Tariflohns um maximal 20Prozent. Ihre Forderung nach Ausdehnung der „res-triktiven” Arbeitszeiten im Jugendschutzgesetz, sodie Arbeitgebervertreter, sei ebenso unberücksich-tigt geblieben, wie ihr Wunsch, die Probezeit auf einhalbes Jahr auszudehnen. Die Höchstgrenze beträgtvier Monate.

Die auf EU-Ebene - etwa im Brügge-Kopenha-gen- und im Lissabon-Prozess - getroffenen Grund-satzentscheidungen prägten trotz ihres Empfeh-lungscharakters die nationale bildungspolitische De-batte. Die Arbeitgeber nutzten die Chance, sich ak-tiv an der Schaffung eines europäischen Bildungs-raumes zu beteiligen. Schließlich gehe es darum,„die deutsche berufliche Bildung in der EU richtigzu platzieren.”

Krise dualer BerufsausbildungDie Ausbildungsplatz-Entwicklung unterstreiche

die Krise der dualen Berufsausbildung, stellen dieArbeitnehmervertreter in ihrem Minderheitsvotumzur Stellungnahme des BIBB-Hauptausschusses fest.Obwohl die Zahl der Ausbildungsverträge gestiegensei, habe sich die Relation zwischen Angebot undNachfrage weiter zu Ungunsten der Jugendlichenverschoben. Es müsse vor allem darum gehen, Pro-blemgruppen stärker an Ausbildung zu beteiligen,die sonst immer weiter abrutschten. So sei die Aus-bildungsbeteiligung ausländischer Jugendlicher wei-ter gesunken, die Zahl der vorzeitigen Vertragslö-sungen aufgrund unzureichender Ausbildungsvor-bereitung und betrieblicher Ausbildungsqualität un-verändert hoch. Jeder zweite Lehrstellenbewerbersei heute ein Altbewerber.

Zu einem auswahlfähigen Angebot an betrieb-lichen Arbeitsplätzen gebe es keine Alternative, daszeigten die geringe Akzeptanz der Einstiegsqualifi-zierungen und der Rückgang außerbetrieblicherAusbildungsverträge, argumentieren die Arbeitneh-mervertreter. Für sich betrachtet sei das Ergebnis desAusbildungspaktes zwar beachtlich, gemessen amBedarf aber enttäuschend. Die Gewerkschaften wol-len deshalb die umstrittene und im vergangenen Jahrzu Gunsten des Paktes auf Eis gelegte Ausbil-dungsumlage wieder auf die Tagesordnung set-zen.

Deutliche Kritik äußern die Arbeitnehmervertre-ter auch am Berufsbildungsbericht selbst. Konkre-te Hinweise auf neue Trends künftiger Qualitätser-fordernisse, zielgruppenspezifisch aufbereitet undzur Verfügung gestellt, habe der Bericht nicht zu bie-ten. Die bloße Veröffentlichung von Erkenntnissenreiche nicht, es fehle an Beratung und kontinuier-licher Begleitung der Entscheidungsträger.

Mehr zum Berufsbildungsbericht auf der Website des Bundesministeriums fürBildung und Forschung (www.bmbf.de)

Quelle: BIBB/Cedefop/sk

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DEUTSCHLAND

Aufbruch in kritischer Lage

Für landesweite Aufruhr sorgte imMai der Deutsche Gewerkschafts-bund mit einem „Schwarzbuch Aus-bildung”, in dem 77 Fälle gravieren-der Missstände in Ausbildungsver-hältnissen zusammengetragen wur-den: diese reichen vom Zwang zuausbildungsfremden Tätigkeiten (Put-zen, Babysitten, Anstreicharbeiten,Hund des Chefs Ausführen usw.) bishin zu Mobbing, sexueller Belästi-gung und körperlicher Gewalt.

Den Stoff für sein Schwarzbucherhielt der DGB über sein Online-Be-ratungsangebot „Doktor Azubi”.Dort können Jugendliche in Nötenvon geschulten DGB-MitarbeiternHilfe erhalten. In zwei Jahren habenlaut dem Betreuer des Webportals,Christian Kühbauch, mehr als 2000Auszubildende das Angebot in An-spruch genommen. Viele Klagen dreh-ten sich auch um Themen wie un-gerechtfertigter Lohnabzug, illegaleÜberstunden und das Handhabengesundheitsgefährdender Stoffe.

„Es ist erschütternd, mit welchenFällen wir konfrontiert werden”, soDGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehr-brock, die das Schwarzbuch am 19.Mai auf einer Pressekonferenz vor-stellte. Viele Betroffene würden sichaus Angst vor Repressalien oder vorVerlust des Ausbildungsplatzes nichtzur Wehr setzen. Da wundere eseinen nicht, dass schlussendlich 22Prozent aller jugendlichen Auszubil-denden ihr Ausbildungsverhältnis ab-brächen.

Schuld an diesen Zuständen seienlaut Sehrbrock vor allem die für die

Ausbildungskontrolle zuständigenKammern, die ihre Aufgabe nichternst genug nähmen. Außerdem for-derte sie die Arbeitgeber auf, „Miss-stände zu beseitigen und die Qua-lität der Ausbildung zu erhöhen”. Sieverwies auch auf die immer größerwerdende Lehrstellenlücke; im lau-fende Jahr drohe ein erneuter Rück-gang der betrieblichen Ausbil-dungsstellen um gut 30 000 auf rund346 000.

Sehrbrock betonte allerdings, dassdie Ausbildung in Deutschland, vorallem in Großbetrieben, im interna-tionalen Vergleich vorbildlich sei; da-zu trügen die Instrumente der be-trieblichen Mitbestimmung wie Ju-gendvertretungen bei. Gerade dahersei es nicht hinnehmbar, dass es ineinigen Bereichen quasi rechtsfreieRäume gebe.

Weitere Informationen: www.doktor-azubi.de mit vielenweiteren Links.Auf der Site stehen auch Auszüge aus dem Schwarzbuchzum Download bereit.

Quelle: Cedefop/cf

DEUTSCHLAND

Kaffee kochen und putzen?Schwarze Schafe am Ausbildungsmarkt

Es sollten sich mehr junge Men-schen für eine Berufsausbildung ent-scheiden, und es sollten auch mehrihre Ausbildung abschließen - so dieerklärten Ziele der Regierung. An-fang Juni hat ein Ausschuss aus Ver-tretern der Sozialpartner und der Mi-nisterien für Bildung, für Flüchtlinge,Immigration und Integration, für Ar-beit und für Finanzen seine Emp-fehlungen darüber vorgelegt, wie dieMöglichkeiten der Jugendlichen fürdie Aufnahme und den Abschluss ei-ner beruflichen Ausbildung verbes-sert werden können.

Auffälligste Empfehlung ist dieWiedereinführung der Lehre in ihrertraditionellen Form, wodurch der An-teil der Unternehmen an der Ge-samtverantwortung für die Ausbil-dung stiege. Die Auszubildendenwürden pro Fachgebiet jeweils voneiner Fachkraft direkt am Arbeitsplatzunterwiesen, anstatt (wie im gegen-wärtig praktizierten System) für dieallgemeine berufliche Bildung eineBerufsschule zu besuchen und fürdie spezielle Fachausbildung zwischenSchule und Betrieb zu pendeln. Zwi-schen der traditionellen Lehre undder alternierenden Berufsausbildung

gibt es keine Unterschiede bzgl. deserworbenen Kompetenz- bzw. Qua-lifikationsniveaus.

Ziel ist es, diese Form der Ausbil-dung für alle Ausbildungsprogram-me anzubieten. Allerdings könnendie Sozialpartner auf ein entspre-chendes Angebot verzichten, wennes von der zuständigen Handels-kammer als ungeeignet erachtet wird.

Weitere Informationen: Nicolai Kampmann, Leiter der Abteilung Kommunikation,Ministerium für Bildung, Tel. (45) 3392 5009.Thomas Harder Rasmussen, Pressebeauftragter,Ministerium für Flüchtlinge, Immigration und Integration,Tel. (45) 3395 5848

Quelle: Cirius

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DÄNEMARK

Wiedereinführung der traditionellenLehre

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13cedefopinfo 2/2005

Beschäftigungspolitik

Im Februar 2005 veröffentlichte das briti-sche Ministerium für Arbeit und Versor-gungsbezüge (Department for Work and Pen-sions, DWP) seine Fünfjahresstrategie unterdem Titel Opportunity and security through-out life („Chancen und Sicherheit ein Lebenlang”). Darin stellte der frühere Ministerfür weiterführende Bildung und Hochschul-bildung, Alan Johnson, heute Staatsministerfür Arbeit und Versorgungsbezüge, fest: „Wirmüssen dafür Sorge tragen, dass alle - nichtnur diejenigen, die gerade jetzt von der Schu-le abgehen, sondern auch diejenigen, die be-reits im Erwerbsleben stehen - mit den Kom-petenzen und Bildungsqualifikationen aus-gerüstet sind, die sie benötigen, um sich er-folgreich am Arbeitsmarkt behaupten zu kön-nen.” Doch dies ist nicht die einzige Fünf-jahresstrategie eines britischen Ministeriums,das der Bildung und den Kompetenzen wach-sende Aufmerksamkeit schenkt. So wurdeetwa „die Förderung von Kompetenzen”auch als neue Priorität des Ministeriums fürProduktivität, Energie und Industrie (ehemals:Ministerium für Handel und Industrie) in des-sen im November veröffentlichten Fünfjah-resplan genannt.

Die Fünfjahresstrategie des Ministeriumsfür Arbeit und Versorgungsbezüge steckt ei-nen Plan ab, demzufolge „bestimmten Grup-pen der Gesellschaft, die am Arbeitsmarktauf Hindernisse stoßen können”, eine ge-zielte Unterstützung u. a. in Form von Bil-dungs- und Ausbildungsmaßnahmen gebo-ten werden soll. Das Ministerium plädiert für

eine verbesserte soziale Integration auf demArbeitsmarkt im Vereinigten Königreich, d.h. für die Beseitigung von Hindernissen,die einer nachhaltigen Beschäftigung insbe-sondere bei Alleinerziehenden, Menschenmit bestimmten Behinderungen und ge-ring qualifizierten Arbeitskräften im Wegestehen. „Wir können es uns ganz einfachnicht leisten, auf die Kompetenzen und Leis-tungen der vielen Menschen zu verzichten,die arbeitsfähig sind, jedoch vom Arbeits-markt ausgeschlossen bleiben”, erklärt AlanJohnson.

Das neue KompetenzförderungsprogrammNew Deal for Skills, dessen Einführung imHaushaltsplan 2004 bekannt gegeben wur-de, zielte darauf ab, die Zahl der Erwachse-nen mit geringen oder gar keinen Qualifi-kationen abzubauen und den Arbeitge-bern zu helfen, den Kompetenzstand ihrerBelegschaften anzuheben. Weitere Verän-derungen an dem seit längerem laufendenFörderungsprogramm, die sich auf „örtlicheLösungen zur Bewältigung individueller Be-dürfnisse” gründen, werden im Laufe derkommenden fünf Jahre noch vorgenommenwerden. Ein besonderes Augenmerk wird da-bei auf die Notwendigkeit gerichtet, eine„bessere Zusammenarbeit zwischen den Job-centre-Plus-Agenturen und den örtlichen Rä-ten für Bildung und Kompetenzerwerb (LSC)zu gewährleisten, damit den einzelnen Bür-gern und Arbeitgebern ein effektiverer undintegrierterer Kompetenzvermittlungsdienstgeboten werden kann”, wobei vor allem auf

die qualitative Verbesserung der auf indivi-duelle Anforderungen zugeschnittenen In-formations-, Beratungs- und Orientierungs-angebote geachtet wird.

So ist beispielsweise die Einführung einesKompetenzcoaching-Dienstes geplant, dersicherstellen soll, dass Personen, die längereFortbildungs- oder Umschulungsmaßnah-men zur Wiedereingliederung in den Ar-beitsmarkt absolvieren, entsprechende fi-nanzielle Beihilfen erhalten. Anhand vonKompetenzpässen können erworbene Kom-petenzen und Qualifikationen dokumentiertwerden, und die Übertragung von Kompe-tenzen zwischen verschiedenen Ausbil-dungsgängen und Berufen wird dadurch er-leichtert. Darüber hinaus sollen die an denJobcentre-Plus-Agenturen tätigen persön-lichen Berater im Rahmen von Fortbildungs-maßnahmen lernen, besser zu unterschei-den, welche Arbeit-/Beratungsuchenden be-reits über die für eine Anstellung erforder-lichen Kompetenzen verfügen und welchendagegen die Möglichkeit geboten werdenmuss, ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln.

Das Leitprinzip besteht darin, „den Men-schen zu helfen, sich ihre eigenen Wünschenzu erfüllen”, was ihren Einstieg in die Be-schäftigung betrifft, und sie dabei zu unter-stützen, ihre Chancen auf eine nachhaltigeBeschäftigung zu verbessern, damit sie nichtlediglich auf aussichtslosen Stellen landen,in denen sie keine Möglichkeiten zur stän-digen Weiterbildung erhalten. Beispielsweisewird 2005 das Programm „Wege in die Be-

schäftigung für Alleinerziehende” (Pathwaysto Work for Lone Parents) anlaufen, das rund300 000 Menschen ein „Paket von Kom-petenzförderungsmaßnahmen, Kinderbe-treuungsangeboten und finanziellen Anrei-zen” bieten wird, damit sie einen Arbeits-platz finden und diesen langfristig behal-ten können. Des Weiteren soll das bisherigeBehindertenförderprogramm „New Deal forDisabled People” im nächsten Jahr durchneue Maßnahmen ersetzt werden, die Per-sonen, die unter langfristigen und wech-selnden Gesundheitsproblemen leiden, eineUnterstützung bieten, welche sich vornehmlichdarauf konzentriert, was diese Menschenkönnen, und nicht etwa darauf, was sie nichtkönnen.

Die Abstimmung der Strategien des Mi-nisteriums für Arbeit und Versorgungsbezü-ge (DWP) und des Ministeriums für Bildungund Kompetenzerwerb (DfES) im Hinblickauf die Entwicklung von Kompetenzen füreine nachhaltige Beschäftigung dürften ins-besondere diejenigen Ausbildungsanbieterbegrüßen, die im Auftrag beider Ministerientätig sind.

Weitere Informationen: Department of Work and Pensions (BritischesMinisterium für Arbeit und Versorgungsbezüge),www.dwp.gov.uk/publications/dwp/2005/5_yr_strat/chapter3-1.asp

Quelle: Quelle: QCA - Behörde für berufliche Befähigungsnachweiseund Curricula, London

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VEREINIGTES KÖNIGREICH

Verbesserung der sozialen Integration auf dem Arbeitsmarkt

Der Staat und die Regionen treffen seitvierzehn Jahren Zielvereinbarungen (1) mitden Berufsbranchen, um in bestimmten Bran-chen - insbesondere in jenen, die Schwie-rigkeiten haben, offene Stellen in ihrem Ge-biet zu besetzen - das Ausbildungsangebotzu verbessern und die Beschäftigung zu för-dern. Als echte Hilfsmittel für konzertiertesHandeln und Nachdenken über den Aus-bildungsbedarf einer Branche in einem be-stimmten Gebiet stellen diese Vereinbarun-gen die Kohärenz zwischen den verschiede-nen Ausbildungswegen sicher und ein wich-tiges Instrument für die berufliche Einglie-derung dar.

Für ihre Tätigkeiten in Sachen Ausbildungund Beschäftigung steht der öffentlichenHand ein breit gefächertes Instrumentariumzur Verfügung. Dabei handelt es sich unge-achtet der Ziele in der Regel um Partner-schaften in Form von Abkommen oder Ver-einbarungen, insbesondere mit der Berufs-welt. Genauso verhält es sich bei den Bezie-hungen zwischen dem Staat bzw. den Re-gionen und den Branchen, die durch sogenannte „Zielvereinbarungen” (geschaffenmit dem Ausbildungsgesetz vom 17. Juli1992) geregelt werden.

Diese Zielvereinbarungen gelten für einoder mehrere Jahre (drei bis fünf) und wer-den zwischen Staat, Region und Branche ge-troffen. Darin festgelegt werden - gewis-sermaßen zur gemeinsamen Nutzung derverfügbaren Mittel - die Entwicklungszieleder beruflichen Erstausbildung oder Weiter-bildung, insbesondere der alternierendenAusbildung.

Eine vom Koordinierungsausschuss für Re-gionalprogramme (CCPR) im März 2003durchgeführte Untersuchung zeigt, dass dieZielvereinbarung ein von den Regionalrä-ten bevorzugt eingesetztes Instrument fürihre Beziehungen mit den Branchen ist, da

die Berufswelt beim Aushandeln der Ziel-vereinbarungen in die konkrete Feststellungihres Qualifikationsbedarfs eingebunden ist.So ermöglicht es die Zielvereinbarung denBehörden, einen echten Dialog über Be-schäftigung und Ausbildung zu eröffnen unddie Meinungen der Branchen, insbesondereüber die Eignung des bestehenden Ausbil-dungsangebots, in Erfahrung zu bringen. Siebietet zudem die Gelegenheit für die Ent-wicklung gemeinsamer Aktionen rund umdie Berufsberatung und die Einrichtung vonregionalen Pilotvorhaben.

Diese Vorgehensweise kann allerdings dieunterschiedlichsten Schwierigkeiten verur-sachen, darunter an erster Stelle verwal-tungstechnische Probleme. So kämpfen dieRegionen laut dieser Untersuchung biswei-len mit der zögerlichen oder ablehnendenHaltung mancher Branchen, was sie veran-lasst, neue Instrumente einzuführen.

Zum Beispiel hat die Region Nord-Pas-de-Calais branchenbezogene Regionalpläne ent-wickelt, mit denen alle Betätigungsfelder derRegion abgedeckt werden und die eineKoordinierung ihrer Beschäftigungspolitikmit den Unterzeichnerbranchen ermöglichen.Die Zielvereinbarungen verstehen sich in die-sem Fall als Teil eines globaleren Ansatzes inFragen des Beschäftigungsbedarfs. AndereRegionen setzen auf die Umsetzung von Gut-achten, die von Organisationen für Ausbil-dung und Beschäftigung oder Beobach-tungsstellen unter Mitwirkung von Berufs-verbänden erstellt werden.

Die Zielvereinbarungen enthalten eine Rei-he von allgemeinen Vorgaben, mit denen imWesentlichen die Einrichtung von Ausbil-dungen erreicht werden soll, die sich am lo-kal und regional festgestellten Beschäfti-

gungsbedarf orientieren. Des Weiteren sol-len sie Jugendlichen ermöglichen, eine Qua-lifikation zu erwerben. So soll durch die Ziel-vereinbarungen die Lehrlingsausbildung undalternierende Ausbildung im Rahmen desSchulsystems und entsprechend dem Bedarfder Jugendlichen und der Unternehmenweiterentwickelt sowie das Zusammenspielzwischen Bildungssystem und Betrieben ver-bessert werden.

Wie wird eine Zielvereinbarung ausge-arbeitet?

Beteiligt sind diverse Akteure: Berufsor-ganisationen, der Präfekt der Region, dasRektorat, der Regionalrat, die Handwerks-kammern, die Industrie- und Handelskam-mern, aber auch die Arbeitslosenversiche-rung und die Arbeitsämter.

Ausgehend von den innerhalb der Bran-che festgelegten Vorgaben und den bereitsmit dem Staat getroffenen Abkommen undVerträgen kann dann die Zielvereinbarungformuliert werden, wobei auch die Stel-lungnahmen diverser Instanzen berücksich-tigt werden. Dazu gehören der nationale pa-ritätische Ausschuss für Beschäftigung (CPNE)und die regionalen branchenübergreifendenparitätischen Ausschüsse für Beschäftigung(Copire); angehört werden aber auch ggf. derregionale Koordinierungsausschuss für Be-schäftigung und Berufsausbildung (CCREFP),der akademische Rat des nationalen Bil-dungswesens (CAEN) und der Regionalaus-schuss für Landwirtschaftsausbildung.

Was die Inhalte betrifft, so enthält die Ziel-vereinbarung variable Anteile, aber auchgrundsätzlich die quantitativen und qualita-

tiven Ziele der Ausbildung, ihre räumlicheAufteilung, die angestrebten Niveaus, dieDauer der Ausbildung, die verfügbaren Ab-schlüsse/Titel sowie die Einrichtung von In-formationsressourcen für die anvisierten Ziel-gruppen. In der Zielvereinbarung vorgese-hen sein können auch begleitende Maß-nahmen für die Einrichtung der geplantenInstrumente, die Bedingungen des Zusam-menspiels zwischen diesen Maßnahmen undder Ausbildung sowie ein Terminplan für dieModalitäten der Umsetzung. Manche Ziel-vereinbarungen sehen unter Umständen auchden Abschluss von Qualitätsverträgen zwi-schen der Region und den Verwaltungsgre-mien von Berufsbildungszentren (CFA) vor.

Es wird ein Begleitausschuss eingerichtet,an dessen Spitze der Präfekt der Region undder Präsident des Regionalrates stehen. Auf-gabe dieses Ausschusses ist es, die Umset-zung der Zielvereinbarung zu verfolgen undzu bewerten.

Je nach Ergebnis der Jahresbilanz können- sowohl bezüglich der Modalitäten als auchinhaltlich - Anpassungen der Zielvereinba-rung beschlossen werden.

(1) Seit 1992 wurden insgesamt fast 150 gebietsbezogeneZielvereinbarungen unterzeichnet. Im Jahr 2003 befanden sich über 100Zielvereinbarungen in der Umsetzungsphase, wobei drei Regionen - dasElsass, Aquitanien und die Bretagne - zehn oder mehr solcherZielvereinbarungen getroffen haben.

Quelle: Auszug eines Dossiers von Sandrine Zadunayski, erschienen inINFFO Flash, Nr. 653, 16.-28. Februar 2005, S. 17-22

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FRANKREICH

Zielvereinbarungen: ein echter Dialog über Beschäftigung und Ausbildung

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Berufsberatung

Die dem Ministerium für soziale Sicher-heit und Arbeit angegliederte litauische Ar-beits- und Berufsbildungsagentur (LLMTA)ist der Hauptanbieter von Berufsberatungfür Erwachsene und Schüler der allgemeinbildenden Schulen in Litauen (www.darbo-rinka.lt). Sieben regionale Beratungszentrenund sieben lokale Büros decken alle Regio-nen des Landes ab und beraten jährlich mehrals 60 000 Personen. Die Kunden der LLMTAsind Beschäftigte, Arbeitslose, Schüler undihre Eltern sowie Lehrkräfte.

Die wichtigsten Dienstleistungen der LLMTA:ñ Unterstützung der Arbeitslosen bei derEntscheidung für eine Umschulung odereine Fortbildung, die den eigenen Neigun-gen, Bedürfnissen und Möglichkeiten unddem Arbeitsmarktbedarf entsprechen;ñ Unterstützung von motivationsschwa-chen Personen und Langzeitarbeitslosen zumehr Selbstbestimmung;ñ Entwicklung der persönlichen und sozi-alen Fähigkeiten benachteiligter Personen-gruppen (Behinderte, ehemalige Strafge-fangene, Drogenabhängige und sonstige);

ñ Beratungsangebote für Lehrer, Schülerund ihre Eltern zu den Themen Berufswahl,Berufsqualifizierung und Eingliederung inden Arbeitsmarkt;ñ Umschulungsangebote für Beschäftigte,die durch einen Berufswechsel größere Ar-beitszufriedenheit erlangen möchten.

Die Beratungsprogramme bestehen ausdrei Blöcken, die den jeweiligen Aufgabenentsprechen:ñ Programme zur Unterstützung der Be-rufswahl: Evaluierung der Fähigkeiten undBedürfnisse einer Person, Förderung von Selb-ständigkeit und Selbstbewusstsein, Infor-mation über die Arbeits- und Berufswelt;ñ Programme zur Verbesserung von Be-schäftigungsfähigkeit und Kompetenzen. Indiesen Programmen lernen die Menschen,durch Langzeitarbeitslosigkeit verursachteÄngste und Stress zu überwinden und dieFähigkeit zu entwickeln, Kontakte aufzu-bauen, frei zu kommunizieren und die Wün-sche und Forderungen anderer Menschenzu verstehen;ñ Programme zur Förderung der Anpas-

sungsfähigkeit. In diesen Programmen wirdeine positive Einstellung zu Veränderungengefördert und Unterstützung bei der For-mulierung von kurzfristigen und langfristi-gen Zielen geboten.

Die Berater arbeiten mit Beratungspro-grammen für Einzelne und Gruppen. Letz-tere haben sich für die Langzeitarbeitslo-sen als besonders nützlich erwiesen. Bei-spielsweise konnten 50 % der Teilnehmereines Programms, das in Zusammenarbeitmit niederländischen Partnern ausgearbei-tet wurde, eine Stelle finden, 22 % der Teil-nehmer entschieden sich für die Fortsetzungihres Ausbildungswegs in einem Weiterbil-dungs- und Qualifizierungsprogramm.

Die folgende Tabelle zeigt die Zahl der Per-sonen aus den einzelnen Zielgruppen, die imJahr 2004 beraten wurden:

Arbeitslose 49 346Beschäftigte 995Schüler 12 047Ihre Eltern 536Ihre Lehrer 1 365

Um einen besseren Zugang zu den Dien-sten der LLMTA zu gewährleisten, wurde En-de 2004 ein Internet-Berufsberatungsdienst(IVCS) mit folgenden Angeboten einge-richtet:ñ Tests zu Berufswahl und Laufbahnpla-nung;ñ Interaktive Beratung in Echtzeit;ñ den interaktiven Kurs “Schritte zum Ar-beitsplatz”.

Der Internet-Beratungsdienst ist Teil derWebsite der Arbeits- und Berufsbildungs-agentur: www.darborinka.lt.

Weitere Informationen:Sigitas Zilionis, Stellvertretende Direktorin der litauischen Arbeits- undBerufsbildungsagentur, Aguonu str. 10, LT-03213 VilniusTel. (370-5) 2310538E-Mail: [email protected]

Quelle: LLMTA/Sigitas Zilionis

LITAUEN

Neue Dienste für eine umfassende Berufsberatung

Sozialpartner

Die schwierige Lage auf dem polnischenArbeitsmarkt hängt teilweise damit zusam-men, dass das Berufsbildungssystem und dieErwartungen der Arbeitgeber nicht aufein-ander abgestimmt sind. Verschiedene Orga-nisationen der Sozialpartner bemühen sichdaher verstärkt um eine Verbesserung derBerufsbildung, um die Humanressourcen-entwicklung positiv zu beeinflussen.

Im Dezember 2004 beteiligten sich diepolnischen Partner, die internationalen Or-ganisationen angeschlossen sind, an der Aus-arbeitung eines Berichts für die EuropäischeKommission über die Initiativen der Sozial-partner im Bereich Berufsbildung und Kom-petenz- und Qualifikationsförderung. Alle inder dreiseitigen Kommission für soziale undwirtschaftliche Fragen in Polen vertretenenOrganisationen waren außerdem an der Aus-arbeitung eines Gesetzentwurfs zu Beschäf-tigungsförderung und Arbeitsmarkteinrich-

tungen beteiligt. Dieser Gesetzentwurf ent-hält Lösungen zur Förderung der Berufsbil-dung.

Die polnischen Sozialpartner führen der-zeit auch unabhängige Initiativen durch.

Der polnische Handwerksverband (ZRP)arbeitet mit dem Ministerium für Unter-richt und Sport und dem Wirtschaftsminis-terium zusammen an der Schaffung von ler-nenden Umgebungen in Unternehmen. Erorganisiert außerdem in Zusammenarbeit mitder nationalen Arbeitsinspektion und demBildungsministerium nationale und regiona-le Leistungswettbewerbe für junge Arbeit-nehmer.

Der polnische Arbeitgeberverband der Pri-vatwirtschaft (PKPP) arbeitet an einem Pro-jekt, das auf die Verbesserung der Ausbil-dungsangebote für die kleinen und mittle-ren Unternehmen abzielt. Er veröffentlichtferner einen Jahresbericht zur Forschung im

KMU-Bereich, der dazu beitragen kann, diewichtigsten Hindernisse zu ermitteln, die ei-ner Ausbildung am Arbeitsplatz in KMU ent-gegenstehen.

Die unabhängige und selbst verwalteteGewerkschaft Solidarnos’c’ (NSZZ), beteiligtsich an CI-EQUAL-Projekten, in deren Rah-men ein Beitrag zur Kompetenz- und Quali-fikationsverbesserung älterer Arbeitnehmergeleistet wird. Sie bietet außerdem Ausbil-dungsprogramme für Beschäftigte in um-strukturierten Wirtschaftssektoren an.

Der gesamtpolnische Gewerkschaftsbund(OPZZ) bietet über seine Stiftung zur Durch-führung sozialer Programme Ausbildungs-veranstaltungen zum Thema Arbeitsbezie-hungen und Harmonisierung des polnischenArbeitsrechts mit dem acquis communau-taire an.

Die meisten Projekte, die vom polnischenArbeitgeberverband KPP und der EU kofi-

nanziert werden, umfassen auch Ausbil-dungsbildungselemente. Außerdem entsen-det der KPP regelmäßig Personal zu Semi-naren des Cedefop, um Fachwissen in denBereichen Ausbildung und Management derHumanressourcen auszubauen.

Dieser kurze Überblick zeigt, dass bei denwichtigsten Sozialpartnern in Polen ein aus-geprägtes Bewusstsein dafür besteht, wiewichtig die Weiterentwicklung der Berufs-bildung ist, um sowohl den Bedarf des Ar-beitsmarkts als auch den der Arbeitendenselbst zu decken.

Quelle: Marcin Kucharski, Sekretariat des Rats der Personaldirektorendes PKPP ([email protected])

POLEN

Sozialpartner ergreifen die Initiative

Der Minister für Beschäftigung, Arbeit undsozialen Zusammenhalt Jean-Louis Borloohat am 16. Februar 2005 seinen Plan für dieEntwicklung der Dienstleistungen für Privat-personen vorgestellt, der sich an das mit denBranchenvertretern unterzeichnete nationa-le Abkommen vom 22. November 2004 an-schließt.

Der Plan besteht aus drei Rahmenpro-grammen: Entwicklung erkennbarer Dienst-leistungsbezeichnungen, Schaffung einer na-tionalen Agentur für die Entwicklung vonDienstleistungen für Privatpersonen sowieAnpassung der Regelungen zur Entwicklungeines qualitativ hochwertigen Angebots. Die-se drei Rahmenprogramme sollten es er-möglichen, den von Präsident Chirac ge-forderten Ausbau solcher Dienstleistungenzu betreiben.

Ziel ist, den Zugang zu solchen Dienst-leistungen zu erleichtern und ihre Kostendurch eine Reduzierung der Sozialabgaben

und die Anwendung des „umfassenden Be-schäftigungsschecks” für den Einzelnen zusenken. Eine Verbesserung der Entloh-nungsbedingungen und der Sozialrechte wirdebenfalls angestrebt. Im Plan vorgesehen istzudem eine Verhandlung zwischen den So-zialpartnern über die Eindämmung der fak-tischen Teilzeitbeschäftigung, die Erstattungder Fahrtkosten und die Einrichtung vonWeiterbildungsmöglichkeiten. Der Zugangzu und die Schaffung von anerkannten Aus-bildungsgängen sollen durch die Ausarbei-tung von Berufsverzeichnissen, die Neudefi-nition der Abschlüsse im Sozialsektor, die An-erkennung neuer Berufe und die Einrichtungeiner „Ausbildungsabgabe” erleichtert wer-den. In den drei kommenden Jahren sollteauch die Anerkennung der Berufserfahrungbeschleunigt werden.

So wird eine nationale Agentur für Dienst-leistungen für Privatpersonen geschaffen, dieihren Betrieb zum 1. Januar 2006 aufnehmen

soll. Ihr Auftrag: die Förderung durchgängigverwendbarer Bezeichnungen, um der brei-ten Öffentlichkeit die Inhalte des Dienstleis-tungsangebot nahezubringen, aber auch umden Einzelnen, die Beschäftigten, die Unter-nehmer und die Verwaltungen über die in derBranche geltenden Regeln zu informieren.

Der zukünftige „umfassende Beschäfti-gungsscheck” wird seinerseits ab Januar 2006die derzeitigen Dienstleistungsschecks (chè-que emploi-service) und Dienstleistungsgut-scheine (titre emploi-service) ersetzen. Fürdie Arbeitgeber wird es Anreize geben,den Scheck mitzufinanzieren. Ein steuerlichabsetzbarer und von Sozialabgaben befrei-ter Zuschuss des Unternehmens soll das Rechtauf eine spezielle Steuergutschrift in Höhevon 25 % eröffnen.

Von diesem Plan erhofft sich Jean-LouisBorloo in diesem Sektor die Schaffung von500 000 Arbeitsplätzen in drei Jahren. DieDienstleistungen für Privatpersonen stellen

über 1,3 Millionen Arbeitsplätze dar und sindlaut Aussage des Ministers ein boomenderSektor mit einer jährlichen Wachstumsratevon 5,5 % seit 1990. So entstehen jedes Jahrfast 80 000 Arbeitsplätze. Ein Ziel des Plansist es, diese Rate auf 15 % pro Jahr anstei-gen zu lassen.

Quelle: Artikel von Sandrine Zadunayski, in: INFFO Flash, Nr. 653, 16.-28. Februar 2005.

Weitere Infos:- Pressedossier vom 16. Februar 2005 (28 Seiten)www.travail.gouv.fr/actualites/Pdf/DP160205.pdf- Plan für die Entwicklung der Dienstleistungen für Privatpersonen: fürdie Bildung eines nationalen Qualitäts”pols” im Bereich derDienstleistungen für Privatpersonen / Ministerium für Beschäftigung,Arbeit und sozialen Zusammenhalt - Auftrag für die Entwicklung derDienstleistungen für Privatpersonen16 Februar 2005, 60 Seiten, www.travail.gouv.fr/actualites/pdf/Rap-port_SP.pdf

- Eine Reihe von Praxisdossiers auf der Website des Ministeriums bieteneine detaillierte Beschreibung der gegenwärtig eingesetztenDienstleistungschecks und Dienstleistungsgutschriften:www.travail.gouv.fr/infos_pratiques/ch_emploi-service.html undwww.travail.gouv.fr/infos_pratiques/emploi-service.html.

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EFRANKREICH

Dienstleistungen für Privatpersonen: 500 000 Arbeitsplätze in drei Jahren

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15cedefopinfo 2/2005

Die Ecke der Studienbesuche

Spezielle Zielgruppen

Wir nutzen das 20-jährige Jubiläum des Studienbe-suchsprogramms als Anlass für einige Überlegungen zudiesem auf lange Sicht angelegten kreativen Unterfangenmit dem Ziel, das gegenseitige Verständnis der europäi-schen Staaten zu vertiefen.

Das Studienbesuchsprogramm für Berufsbildungsfach-leute ist ein Dreh- und Angelpunkt des Gedanken- und Er-fahrungsaustausches zu Themen von gemeinsamem Inter-esse auf europäischer Ebene.

Das aktuelle Programm orientiert sich an den Zielen vonLissabon (2000) und von Maastricht (2004) und ihrer Um-setzung, vor allem auch deshalb, weil es sich an einenerweiterten Kreis von Ländern und möglichen Teilnehmernrichtet.

Was ist der Schlüssel zum Erfolg des Studienbe-suchsprogramms und zu seiner kontinuierlichen Wei-terentwicklung?

Die Studienbesuche sollen in erster Linie wechselseitigeEinblicke in die jeweiligen Systeme und Funktionsweisen derBerufsbildung in den europäischen Ländern gewähren,um für die Teilnehmer die bildungs-, beschäftigungs- oderberufsbildungspolitischen Entscheidungen des betreffendenLandes verständlicher zu machen. Die Auseinandersetzungmit den jeweiligen Entscheidungen und deren politischemRahmen stellt insofern eine besonders wichtige Facette desProgramms dar, als es darum geht, in Fragen, die die Zu-kunft aller Bürger Europas betreffen, theoretische Konzep-te in die Praxis und in die alltägliche Arbeit umzusetzen.

Das Studienbesuchsprogramm besteht seit 1985. Vor-aus gingen zwei Entschließungen des Ministerrats im Jahr1983, die Maßnahmen zur Förderung der Berufsbildungim Hinblick auf die Einführung der neuen Informations-technologien betrafen. Diese Maßnahmen wurden ab 1985umgesetzt. Der Beschluss des Rates von 1995 zur Ein-richtung des Programms Leonardo da Vinci führte zu einerAusweitung des Studienbesuchsprogramms auf die Bei-trittsstaaten und bestimmte Staaten des europäischen Wirt-schaftsraums. Seitdem wurde das Programm nach und nachauf alle europäischen Länder ausgeweitet. Inzwischen pro-fitieren 31 Länder von den positiven Auswirkungen seinerDurchführung.

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CEDEFOP

1985-2005: 20 Jahre Studienbesuche

Ausbildungen für technische und naturwissenschaftlicheBerufe werden in Österreich - wie in vielen anderen Ländern- von Frauen und Mädchen kaum in Anspruch genommen.Dabei hat PISA aufgezeigt, dass gerade durch diese ge-schlechtsspezifische Konzentration wichtige Potenziale über-sehen werden und verloren gehen. Auch wenn österreichi-sche Schülerinnen in naturwissenschaftlichen Fächern ihrenmännlichen Mitschülern durchaus das Wasser reichen kön-nen, wirkt sich dies noch nicht entsprechend auf die tat-sächliche Berufs- und Ausbildungswahl der Mädchen undFrauen aus. Hier versucht das Bildungsministerium gemein-sam mit den Bundesländern durch das Projekt „MUT2 - Mäd-chen und Technik” entgegensteuern.

Das innovative Element bei MUT2: die Sensibilisierungund Fortbildung der wichtigsten Multiplikatoren, insbeson-dere der Lehrer und Eltern. Dies wird insofern für notwen-dig erachtet, als die Berufswahl üblicherweise von Elternund Lehrern stark beeinflusst wird, wobei bei Mädchen nachwie vor, stärker als bei Jungen, auf herkömmliche Rollen-klischees zurückgegriffen wird.

Der innovative Anspruch spiegelt sich vor allem in der Ko-ordination des Projektes wieder. An der „Projektspitze” stehtein bundesländerübergreifendes Steuerungsgremium, be-stehend aus Vertreterinnen der Länder (Landesfrauenbeauf-tragte), des Bildungsministeriums und des Trägervereins Ak-zente Salzburg. Auf der operativen Ebene wirken neun Mäd-chen- und Frauenberatungsstellen aus acht Bundesländernan der Umsetzung mit.

Insgesamt stehen für das Projekt rund 1,3 Millionen Eu-ro zur Verfügung. Zu den Schwerpunktaktionen im Som-mer 2005 zählen eine Berufsorientierungsmesse in Kärnten,ein Workshop für angehende Kindergartenpädagogen inWien, der Mädchentag in Hallein und ein „Girl’s Day” inNiederösterreich. Diese Schwerpunktaktionen richten sichan Schülerinnen der Hauptschule, der Kindergartenpäda-gogik und der Höheren Technischen Lehranstalten.

Weitere Informationen: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Tel. (43-1)53120-5021. www.bmbwk.gv.at

Quelle: Helmut Hafner/ibw

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ÖSTERREICH

Mut zu Technik!Die technische Industrie ist nach wie vor eine Domäne

der Männer. Kaum 15 % aller Arbeitnehmer sind Frauen.Überdies sind Frauen oftmals in Bereichen beschäftigt, indenen operative, ausführende und im Allgemeinen mono-tone Tätigkeiten durchgeführt werden. Wo eine gewisseAutonomie und besondere technische Fähigkeiten verlangtwerden, glänzen Frauen durch Abwesenheit. Dies ist häu-fig bei technischen Berufen zu beobachten, in denen Ar-beitskräftemangel herrscht, z.B. bei Elektromechanikern,Schweißern, Instandhaltungstechnikern und Ingenieuren.

Dass Frauen hier unterrepräsentiert sind, hält DominiqueMichel, Generalsekretär von AGORIA, dem belgischenVerband der technischen Industrie, für keine gute Sache.Die Unternehmen könnten einen Teil ihrer Dynamik nichtnutzen, weil typisch weibliche Eigenschaften, wie Teamfä-higkeit, Verantwortungsbewusstsein, Organisationstalent,Gesprächs- und Kompromissbereitschaft nicht ausrei-chend vorhanden seien. Es wäre jedoch ein Zeichen für man-gelnden Respekt, wenn man die Fähigkeiten erwerbstätigerFrauen auf diese Stereotypen reduzieren würde. Heute sindFrauen im Schnitt nämlich besser ausgebildet als Männer:Mehr als die Hälfte der Frauen hat einen höheren (akade-mischen oder nichtakademischen) Bildungsabschluss. Undim Gegensatz zur vorherrschenden Meinung besitzen Frau-en durchaus gute wissenschaftliche Fähigkeiten. Es ist aller-dings festzustellen, dass Studentinnen sich vor allem für wis-senschaftliche Studiengänger mit sozialer oder humanisti-scher Orientierung wie Medizin oder Biologie entscheiden.

Vor diesem Hintergrund engagiert sich AGORIA Brüsselim Bildungszentrum Interface3, das technische und kauf-männische Ausbildungsgänge anbietet, die vor allem für Mi-grantinnen gedacht sind. Von den 120 Menschen, die Inter-face3 jährlich ausbildet, finden mindestens 60 % un-mittelbar nach Beendigung der Ausbildung einen Arbeits-platz. Bei den weiblichen Auszubildenden, die darüber hin-aus fließend Niederländisch sprechen, sind es sogar 80 %(bzw. 90 % bei den Buchhaltungsassistentinnen).

Unter diesen Ausbildungen investiert AGORIA vor allem indie Ausbildung im Bereich E-Commerce, deren Absolventenin vielen Mitgliedsunternehmen von AGORIA gefragt sind.Derzeit haben zwölf weibliche Auszubildende aus elf ver-

schiedenen Ländern diesen Ausbildungsgang belegt. Siehaben zuvor bereits besondere Kurse besucht, in denen kauf-männische, juristische und fremdsprachliche Kenntnisse so-wie Informationsverarbeitungstechniken vermittelt wurden.

Alle absolvieren derzeit ein Praktikum. Für jede Kursteil-nehmerin wurde ein Praktikumsplatz in einem Mitglieds-unternehmen von AGORIA gefunden. Über seinen Ausbil-dungsfonds kann der Verband die Unternehmen undPraktikantinnen ständig betreuen. Den Praktikantinnen wer-den folgende Aufgaben zugewiesen: Erstellung von Las-tenheften, elektronischer Einkauf (eProcurement), Bearbei-tung von Exportpapieren, Kontakte zum Handelsgericht usw.Besonderes Augenmerk wird auf die Anwendung der IKTgelegt, um das Geschäftspotenzial zu verbessern.

Quelle: FOREM - Abteilung für internationale Beziehungen ([email protected])

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BELGIEN

Eine weibliche Note in der technischen Industrie

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AGORIA Brüssel vertritt etwa 350 Unternehmen der tech-nischen Industrie in der Region Brüssel, die in der Pro-duktion (Metallverarbeitung, Mechanik, Elektronik, Auto-mobil- und Raumfahrtindustrie) oder im Bereich der IKTtätig sind oder Instandhaltungs- und Installationsarbeitenanbieten. Diese Unternehmen beschäftigen insgesamt et-wa 32 000 Menschen, d.h. fast die Hälfte aller Industrie-arbeitnehmer in Brüssel.

Weitere Informationen sind erhältlich von:Agoria Brüssel,Stijn Ombelets ([email protected]),Anne-Catherine Devolder ([email protected])

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Die Ziele des Programms lassen sich folgendermaßenzusammenfassen: a) Vertiefung und laufende Aktualisie-rung der Erfahrungen und Kenntnisse der europäischenBerufsbildungsfachleute, b) Anregung eines kontinuier-lichen Gedanken- und Informationsaustauschs zwischenden Programmteilnehmern, c) Verbesserung der Kommu-nikation zwischen den Mitgliedstaaten der EuropäischenUnion und ihren Entscheidungsträgern im Berufsbil-dungsbereich.

Die Öffnung des Programms kommt nicht nur immermehr Bürgern und Ländern zugute; es ist auch ein politi-sches Instrument, das einen Beitrag zur Diskussion von The-men von gemeinsamem Interesse leisten soll, in der denverschiedenen Erfordernissen und Mentalitäten bis hinzu den grundlegenden Denkweisen in Bezug auf Arbeitund Beschäftigung in ganz Europa Rechnung getragenwerden soll.

Wesentliche Anstöße für den zentralen Gedanken desProgramms erwuchsen und erwachsen nach wie vor ausden immer wieder neuen Herausforderungen, mit denenganz Europa im Zuge der Globalisierung, der Umwälzun-gen im Bereich der Produktion und des technologischenWandels konfrontiert ist.

Die europäischen Länder haben sich im Laufe der Jahreimmer stärker für das Programm engagiert. Bislang wur-den beispielsweise von den Ländern der Europäischen Unionüber 900 Besuche organisiert und allein im Zeitraum 1995bis 1999 nahmen im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Pro-gramms 3308 Personen daran teil. Parallel dazu wurdenzwischen 1995 und 2000 von Seiten der damaligen Be-werberländer, wie Polen, Zypern oder der TschechischenRepublik, 14 Besuche veranstaltet, und es wurden 18 Stu-dienbesuche von Ländern organisiert, die mit der Euro-päischen Union kooperieren.

Wie wird das Studienbesuchsprogramm von denTeilnehmern gesehen?

Die Programmziele sind erreicht, wenn es im Rahmendes Besuchs zu einer Begegnung, einem Austausch ver-schiedener Bildungs-, Berufsbildungs- und Beschäfti-gungspraktiken kommt, die alle das gemeinsame Ziel ver-folgen, die einschlägigen Politiken der Union zu verdeut-lichen und in die Praxis umzusetzen.

Der Meinungsaustausch über die nationalen Berufsbil-dungssysteme, die Rolle des Fremdsprachenlernens oderdie Bedeutung der Hochschulbildung setzt bei den Teilneh-mern einen Sensibilisierungsprozess in Gang, der schließ-

lich zu einem bereichernden Wissens- und Erfahrungs-austausch führt.

Die transnationalen und multidisziplinären Besucher-gruppen von zehn bis 15 Personen stellen im Grundekleine Gemeinschaften dar, die in die Geheimnisse derBerufsbildung des jeweiligen Landes eingeweiht wer-den.

Vertreter der Gewerkschaften und der Arbeitgeberor-ganisationen, Wissenschaftler, staatliche Instanzen imBildungs-/Berufsbildungsbereich, Verantwortliche von Zen-tren und Organismen, die mit ähnlichen Fragen befasstsind, lokale Arbeitsämter, Verantwortliche im Dokumen-tationsbereich, Ausbildungsplaner in den Unternehmen,kleine und mittlere Unternehmen und die verschiedenenKammern haben die Möglichkeit, im Rahmen des Stu-dienbesuchsprogramms die jeweiligen Unterschiede zu ver-stehen und eine verstärkte Zusammenarbeit ins Auge zufassen.

Das Studienbesuchsprogramm hat vor allem im Laufeder letzten 15 Jahre auch den Unternehmergeist und dieAusbildung von Frauen gefördert, und dies ist ein ganz be-sonderer Erfolg der EU.

Wichtige Fragen wie die gegenseitige Anerkennung derQualifikationen, die für die nationalen Bildungs- und Be-rufsbildungssysteme besonders relevant ist, oder bei-spielsweise auch die Frage neuer Unterrichtsmethoden,wie etwa des Fernunterrichts, können im Rahmen des Pro-gramms besonders gut bearbeitet werden: So wurden ein-schlägige Analysen durchgeführt und Beispiele empfeh-lenswerter Praxis zusammengetragen.

Wie sieht die Zukunft des Programms aus?Die Studienbesuche sind „entscheidungsfreie” Momente,

durch die das gegenseitige Verständnis der Systeme undFunktionsweisen der Berufsbildung gefördert, politischeEntscheidungen der EU transparent gemacht und natür-lich der Transfer bewährter Verfahrensweisen erleichtertwerden soll.

Die europäische Integration bringt immer wieder neueHerausforderungen mit sich, auf die das Programm durcheine Annäherung der nationalen Systeme und der Menta-litäten, die ja tatsächlich ziemlich weit auseinander lie-gen können, reagieren muss. Die Hauptaufgabe des Stu-dienbesuchsprogramms ist es nämlich, auf eine auf qua-litativ hohem Niveau erfolgende Konvergenz aller Mit-gliedsländer sowie der Bewerberländer und der Länder desEuropäischen Wirtschaftsraums hinzuwirken. Denn die Teil-

habe aller Menschen an den Gütern Bildung und Arbeit istTeil des europäischen Erbes.

Die derzeitigen Prioritäten des Programms sind im Ak-tionsplan für 2004-2006 festgelegt. Das Programm ist je-des Jahr anders ausgerichtet und konzentriert sich auf ei-ne oder zwei wichtige Fragestellungen. Übergreifendes Zielist es jedoch, einen Beitrag zur gleichberechtigten Teilha-be aller an Bildung und Arbeit zu leisten.

Im Laufe seines 20-jährigen Bestehens hat das Studien-besuchsprogramm eine Zeit großer sozialer, wirtschaftlicherund technologischer Veränderungen erlebt, die sich alle

auf die Berufsbildung auswirken - angefangen bei der Li-beralisierung der Wirtschaft, die sich auf alle Mitglied-staaten der EU auswirkt, und dem Krieg in ihren angren-zenden Regionen.

Der Erfolg und die reibungslose Fortführung des Pro-gramms sind dann gewährleistet, wenn es gelingt, auf dieneuen technologischen, geopolitischen, sozialen undkulturellen Gegebenheiten angemessen zu reagieren - kurz,wenn das Programm sich den kreativen Schwung bewahrt,mit dem es seine Ziele verwirklicht.

Quelle: Cedefop/dd

Informationen über das Studienbesuchsprogramm, seineGeschichte und seine Funktionsweise stehen auf der Web-site des Programms bereit: www.studyvisits.cedefop.eu.int

unter eher „technischen” Aspekten ausein-ander.

Luis Garcia Llorenta (Fundación Tripartita,Spanien) wies auf die Gefahr hin, Informa-tionen über die Berufsbildung auf eine ba-nale, uninteressante Zusammenfassung zureduzieren.

Dies könne durchaus passieren, wenn dieVerantwortlichen und Mitarbeiter, die überBerufsbildung informieren sollen, mit ih-rem jeweiligen Bereich nicht genügendvertraut seien und dem Bürger die Bedeu-tung bestimmter Themen, z.B. des lebens-langen Lernens, nicht vermitteln könnten.

Elisabeth Kukalowska von der französi-schen Zeitung Le Monde Initiatives hobhervor, dass sich die Bürger der Europäi-schen Union auf eine Verlängerung ihresberuflichen Lebens bis zum Alter von 65bis 70 Jahren einstellen müssten und dieerfolgreiche, konkrete Gestaltung der Be-rufsbildungsprogramme für Arbeitnehmerüber 35 Jahren eine der wichtigsten Fra-gen sei.

Wolf Günter Brügmann von der Frank-furter Rundschau vertrat die Ansicht, dassEuropa um einiges vielfältiger sei, als es die„bürokratischen” Dienste in Brüssel oder,mehr noch, die Gleichförmigkeit einer be-stimmten Medienkultur, wie der kürzlicheEurovision Song Contest, vermuten ließen.In diesem Zusammenhang hob er hervor, dassman in den Mitgliedstaaten der EU künftigdie Entstehung von Mischkulturen erlebenwerde.

Johan van Rens, Direktor des Cedefop, be-tonte in seinem Beitrag, dass man Brüsselnicht als bürokratischen Apparat oder, schlim-mer noch, als schlichte Geldquelle ansehendürfe: Es gehe vielmehr darum, sich auf dentatsächlichen Inhalt der Probleme der Be-rufsbildung zu konzentrieren.

In diesem Kontext wies Boris Bergant (Ra-dio-TV, Slowenien) darauf hin, wie notwendiges sei, Programme auszuarbeiten und durch-zuführen, die es den europäischen Bürgernermöglichten, die Sitten und Gebräuche, dieSprache und Kultur der EU- Mitgliedstaaten,

vor allem der kleineren, kennen zu lernen.Wenn die letzten fünfzehn Jahre eine Er-folgsgeschichte für die Europäische Unionseien, so sei dies nicht nur der Erweiterungzu verdanken, sondern auch der Entwick-lung der Medien in Südosteuropa.

Kurz gesagt trugen alle Diskussionen undBeiträge an diesem Tag dazu bei, den Grund-

gedanken der Studienbesuche, den Wert desReisens, der Begegnung und der Verfrem-dung, wie Brecht sagen würde, und desgegenseitigen Lernens wie ein großes Mo-saik zu verdeutlichen.

Quelle: Cedefop/dd/cf

Eine bewegende Erfahrung für die Bürger EuropasFortsetzung von Seite 1

Foto: Andreas Sfiridis

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