Informelle Bildung der Alltag als Lernort - uni-frankfurt.de · 2013. 6. 7. · Lernen im Alter ist...

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Vortragsreihe Geragogik Bildung und Lernen im Prozess des Alterns Informelle Bildung der Alltag als Lernort Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff

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  • Vortragsreihe Geragogik

    Bildung und Lernen im Prozess des Alterns

    Informelle Bildung – der Alltag als Lernort

    Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff

  • Gliederung:

    1. Das Bildungsverständnis der Geragogik

    2. Lernfelder – Lernorte – thematische Orientierungen

    3. Bildungsprozesse im Sinne der Geragogik

    4. Informelles Lernen

    5. Geragogik und informelles Lernen

  • 1. Das Bildungsverständnis der Geragogik

  • Der Begriff „Geragogik“ kommt aus dem Griechischen.

    Er setzt sich zusammen aus

    „Geraios/ Geraros“ -„alt bzw. der Alte“

    und

    „Ago“ - „ich führe hin, ich geleite, ich zeige den Weg“.

    In der deutschsprachigen Fachliteratur als Begriff seit den 1960-er

    Jahren gebraucht (vgl. dazu Petzold 1965).

    1971 definierte der Erziehungswissenschaftler Mieskes die Geragogik

    als „Pädagogik des alternden und alten Menschen“,

    als Wissenschaft von den pädagogischen Bedingungen,

    Begleiterscheinungen bzw. Folgen des Alterungsprozesses.

    Geragogik - Begriff

  • 09.03.2006

    5

    Geragogik - Begriff

    Pädagogik Andragogik Geragogik

    Geragogik -

    Teil der Erziehungs-/ Bildungswissenschaft

    Forschung - Lehre - Praxis

    der Altersbildung

  • 09.03.2006

    6

    Geragogik - eine Disziplin und Perspektive innerhalb der Gerontologie

    Geronto-Psychologie

    Geronto-Soziologie

    Demographie

    Geronto-Philosophie ….

    Biologie

    des

    Alterns

    ….

    Soziale Gerontologie

    Geragogik

    Soziale Arbeit

    Altenseelsorge

    Pflege ….

    Gerontologie

    Geriatrie

    Geronto-psychiatrie

    ….

    DGGG

    Sektion I Sektion II Sektion III Sektion IV

  • Geragogik – Menschenbild

    Anthropologische Prämisse

    Würde des Menschen

    in jedem Lebensalter Autonomie und Selbst-

    bestimmung des Menschen Bildung stellt in jedem

    Lebensalter ein

    Grundrecht dar

  • Zum Verhältnis von Lernen und Bildung

    Die Fähigkeit des Menschen, lernen zu können, ist die Grundlage für Bildung.

    Bildung ist ein sprachlich, kulturell und historisch bedingter Begriff mit einer sehr komplexen Bedeutung.

    Eine präzise oder einheitliche Definition des Bildungsbegriffs zu finden, erweist sich deshalb als äußerst schwierig.

    Je nach Ausrichtung und Interessenlage variieren die Ansichten darüber, was unter Bildung verstanden werden sollte, erheblich.

  • Zum Verhältnis von Lernen und Bildung

    Allgemein ausgedrückt bezeichnet Bildung die Formung und Entwicklung des Menschen im Hinblick auf sein „Menschsein“.

    Der Weg zum Selbstverstehen als Mensch führt über das Fremdverstehen, d.h. über das Begreifen und Aneignen der umgebenden Welt.

    Lernen im Alter ist also Voraussetzung für Altersbildung/ Geragogik, die ihren Kern in der Weiterentwicklung zum „ganzen Menschen“ hat.

    Dies geschieht in einem Prozess der Aneignung der eigenen Lebenswelt sowie auch deren Änderungen im Alter.

  • Altern – ein Konstrukt

    Viele Facetten und Annäherungsweisen: Kalendarisches Alter: Anzahl der Jahre (wenig Bedeutung)

    Biologisches Alter: Entwicklungs- und Erhaltungszustand des Organismus

    Subjektives Altern: Erlebnis des eigenen Alters aus der persönlichen Sicht

    Soziales Alter: Zuschreibungen von außen, orientiert an Lebenslagen/

    Übergängen, z.B. Entberuflichung

    Das Verständnis von Alter (Zustand) und Altern (Prozess) hängt immer mit Altersbildern in der Gesellschaft zusammen.

    Auch die Theorien des Alter(n)s haben sich in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Leitbildern entwickelt !

  • 11

    50 60 70 80 90 100

    Ja

    hre

    Alter – differenzierende Perspektiven

    Partnerschaft und neue Herausforderungen

    Ende der beruflichen Tätigkeit

    Erleben von Hilfe und Unterstützungs- bedarf

    Einzug in stationäre Pflege- einrichtung

    unterschiedliche Individuen + Lebensgeschichten

    unterschiedliche Lebensmuster

    unterschiedliche Lebenslagen

    3. Alter

    fit + aktiv 4. Alter

    zurück-

    gezogen

    5. Alter

    pflege-

    bedürftig

    * Alterskategorien – unabhängig vom kalendarischen Alter

    Mögliche typische Ereignisse

    Mögliche soziale Alters-kategorien*

  • Leitvorstellungen über das gestaltete Leben im Alter

    Wir haben beim Altern

    individuelle Entfaltungsspielräume

    Wir sind Teil der

    gesellschaftlichen Entwicklungen

    Altern vollzieht sich also im Spannungsfeld von

    Individuum und Gesellschaft

    individueller Aspekt

    gesellschaftlicher Aspekt

  • Selbstbezug

    • Selbstvergewisserung

    • Selbstreflexion

    • Sinnstiftung

    Konzept der Identität im Lebenslauf

    Sozialbezug

    • Zugehörigkeit

    • Teilhabe

    • Einbindung

    Konzept der lebenslangen Sozialisation

    Altern im Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft

    Gesellschaftliche Erwartungen

    Altern

  • Zwischenfazit 1:

    • Die Geragogik steht im Schnittfeld von Erziehungs-/ Bildungswissenschaft und Gerontologie

    • Innerhalb der Gerontologie ist sie ganz nahe an der Sozialen Gerontologie verortet und stark verknüpft mit sozialen Fragen.

    • Die Geragogik fragt einerseits nach spezifischen Lerninhalten und –zielen, die mit dem Prozess des Alterns verbunden sind, andererseits danach, wie diese Lernprozesse in sinnvoller und bedarfsgerechter Form gestaltet werden können.

    • Sie liefert Anregung zur Erkundung eigener Lebenspotenziale und zielt auf die Förderung der Selbstbildung.

    • Altersbildung/ Geragogik ist ein wichtiger Faktor dafür, die Chancen, die das Alter bietet, zu begreifen und wahrzunehmen.

  • 2. Lernfelder – Lernorte –

    thematische Orientierungen

  • Gesellschaftliche Realität

    Immer mehr Menschen werden älter und eine wachsende Zahl von ihnen lebt alleine.

    Zugang zu traditionellen Bildungsangeboten hat nur eine

    Minderheit der über 70-jährigen.

    Gründe dafür sind:

    bildungsbiografische Erfahrungen gesundheitlicher Zustand fehlende Mobilität

  • Menning, 2008

    Zunahme der Teilnahmequote an institutioneller Bildung

  • Kursbelegungen an Volkshochschulen nach Alter, 1996-2006

    (Menning, 2008, S. 24)

  • Bildung bis ins hohe Alter?

    Anspruch und Wirklichkeit des Weiterbildungsverhaltens älterer Menschen in Deutschland

    „Wissenschaftliche Untersuchungen zum Lebenslangen Lernen zeigen, dass die Weiterbildungsbeteiligung im höheren Alter nachlässt. Damit geraten Anspruch und Wirklichkeit einer „Bildung für Ältere“ in Widerspruch. Einerseits ist Bildung für die Selbstverwirklichung des Individuums, aber auch für die Wissensproduktion in Organisationen und letztlich für die Bewältigung des demografischen Wandels bedeutsam. Andererseits aber beteiligen sich nur wenige ältere Menschen an Weiterbildung. Wie ein Ausweg aus diesem Dilemma aussehen könnte, darüber denkt nicht nur die Politik nach.“

    Jens Friebe (2009): Bildung bis ins hohe Alter? Anspruch und Wirklichkeit des Weiterbildungsverhaltens älterer Menschen in Deutschland. Bonn:DIE, S. 2

    URL: http://www.die-bonn.de/doks/friebe0901.pdf

  • Orte der Bildung im Alter - vielfältige Praxisfelder

    Praxisfelder einer Bildung im Alter

    Alltags- bezugsgruppen ?

    Senioren- wohnanlagen

    Universitäten "3. Lebensalter"

    Kirchliche Altenarbeit

    Volkshochschulen

    Selbsthilfe- Initiativen

    Kultur-u. Freizeitbereich/

    Reisen

    neue Medien

    Alltag ?

  • 09.03.2006

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    Bildung im Alter: vielfältige Lernfelder

    Alltagsbewältigung Gesundheit

    und Prävention

    neue Technologien - AAL

    interkultureller

    Austausch

    nach-(neben-)berufliches

    Engagement

    Generationendialog

    Wissenserwerb

    Entdecken von biografisch

    erworbenen Ressourcen

    und Potenzialen

    kreative

    Lebensgestaltung

    Sinnorientierung

    Spiritualität

    Berufliche Weiterbildung

    - Rente mit 67

  • Nie wieder

    Schule!

    Wir wollen

    leben!

    Bildung im Alter:

    Verknüpfung von Lernen und Handeln

  • Lehrbuch Geragogik

  • Lernortdifferenzierung

    Explizite Lernorte

    Implizite Lernorte

    Intermediale Lernorte

    • Volkshochschule

    • Kirchliche Bildungsstätten

    • Gewerkschaftliche Bildungsstätten

    • Hochschulen

    • Einrichtungen der betrieblichen Weiterbildung

    Präsenzlernen

    • Verbände • Vereine • freiwilliges und bürgerschaftliches Engagement

    explizites und implizites

    Lernen

    • Familien

    • soziale Netzwerke

    • Medien

    • kulturelle Einrichtungen, wie Theater und Museen

    Lernen im Alltag

    Beispiele:

    Nuissl 2006

  • Selbstbestimmung: gewünscht und benötigt!

    institutionell organisiert

    Informell/ selbst organisiert

    institutionell organisiert, mit Selbststeuerung

    Anteil nimmt ab 60 sukzessiv ab

    Anteil wächst

    Anteil wächst

    A

    B

    C

  • Zwischenfazit 2:

    Die Geragogik unterscheidet zwischen verschiedenen Lernformen und Arten von Bildungsprozessen.

    Sie bedient damit sehr unterschiedliche Lernanliegen an unterschiedlichen Lernorten.

    Damit hat die Geragogik ein sehr breites Bildungsverständnis und ist damit stark auf Inklusion ausgerichtet.

    Sie berücksichtigt damit die unterschiedlichen Bildungsbiografie und Lernherausforderungen, die das Altern mit sich bringt.

  • 3. Bildungsprozesse im Sinne der Geragogik

  • Bildungsprozesse im Sinne der Geragogik

    1. Bildung als Prozess des Erwerbs und der Erweiterung von Wissen

    (Kurse, Weiterbildung)

    2. Bildung als Prozess des Erwerbs und Erhalts von Kompetenz (Prävention, Kompetenztraining, Gesundheitssport etc)

    3. Bildung als reflexiver und transformativer Prozess (Identitätsbildung, Biografisches Lernen, Selbstlernprozesse)

  • Bildung als Prozess des Erwerbs und der Erweiterung von Wissen

    Verliert mit zunehmendem Alter an Bedeutung

    Bevorzugte Form für bildungsgewohnte ältere Menschen, die dabei weitgehend unter sich bleiben

    Trägt in sich den Charakter der Exklusion

    Verstärkt Disparitäten im Lebenslauf

  • Bildung als Prozess des Erwerbs und Erhalts von Kompetenz

    Bildungsangebote sind zumeist sehr funktional ausgerichtet im Sinne von körperlicher Fitness und gesunder Lebensweise, „Anti-Aging“ und Ernährung

    Hohe Zugangsschwellen für sozial und materiell benachteiligte Menschen

    Von diesen werden Angebote zumeist erst dann genutzt, wenn vom Arzt „verordnet“, im Fall bereits eingetretener Beschwerden oder nach schweren Erkrankungen

    Beispiele: Patientenlernzentren in Krankenhäusern – Kompetenztraining - Gedächtnistraining

  • Subjektorientierung Beziehungsorientierung

    Gesellschaftsorientierung

    Im Diskurs mit relevanten

    Anderen nach Antworten

    suchen

    Die eigenen (Lebens-)

    Fragen stellen

    Gewinn von Einsichten

    in gesellschaftliche

    Zusammenhänge

    1. 2.

    3.

    Bildung als reflexiver und

    transformativer Prozess*

  • Motivation für Lernen und Bildung nach der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan

    Bedürfnis nach Kompetenz

    (Tüchtigkeit)

    Bedürfnis nach Autonomie

    Bedürfnis nach sozialer

    Eingebundenheit

    Bedürfnis nach

    Sicherheit

    (Deci & Ryan 1993)

    Bubolz-Lutz, Kricheldorff u.a. 2010, S. 143

    Tragfähige

    Neuorientierung

  • 4. Informelles Lernen

  • Informelles Lernen im Alltag

    Diese Form des Lernens wird als intentional-autodidaktisches, selbstgesteuertes Lernen bezeichnet, wird vor allem von den älteren Menschen bevorzugt, die wenig Zugang zu traditionellen Bildungseinrichtungen haben.

    Sie nutzen eher die Alltagsressourcen, um mit neuen Herausforderungen oder Veränderungen in ihrem Leben fertig zu werden.

    Dass ein großer Teil des Lernens Älterer außerhalb von Bildungseinrichtungen erfolgt ist inzwischen unstrittig.

    Allerdings werden auch beim informellen Lernen verschiedene Formen und Grade von Reflexivität und institutioneller Einbettung unterschieden.

  • Formen informellen Lernens im Alltag

    Teil-intentionales Lernen

    Lernauslöser im Alltag

  • • Durch äußere Auslöser oder „kritische Lebensereignisse“, die nicht geplant oder erwartet wurden, verbunden mit heftigen emotionalen Reaktionen (z.B. Schock, Freude), ist das nicht-intentionale Lernen geprägt.

    • Lernen findet dabei in der Bearbeitung oder Bewältigung statt. Die Auslösesituation bleibt identifizierbar in Erinnerung

    • Das inzidentelle beiläufige Lernen, das Reischmann (2004) auch das „Lernen en passant“ nennt, geschieht eher unbewusst und ungeplant, ausgelöst durch Lernanreize, die in der Begegnung mit Personen und der Bewältigung neuer Situationen liegen.

    Formen informellen Lernens

  • Formen informellen Lernens

    • In Abgrenzung davon findet das teil-intentionale Lernen im Rahmen von Handlungen statt, die nicht des Lernens wegen ausgeführt werden, die aber Lernen auslösen oder erfordern.

    • Beispiele dafür sind eine Reise, ein Konzertbesuch, ein Hobby oder ein neue Aufgabe, für die man sich explizit entscheidet.

    • Kennzeichen ist also das fehlende Lernziel am Ausgangspunkt, obwohl später oft noch genau erinnert werden kann, bei welcher Gelegenheit das Wissen und Können erworben wurde.

  • Lernen von Personen bzw. Aktivitäten Durchschnittswert Trifft nicht zu, habe ich noch

    nie gemacht

    durch den Austausch mit meiner Familie 2,2 2%

    durch den Austausch mit meinem derzeitigen oder früheren

    Partner bzw. Partnerin

    2,2 5%

    Austausch mit Freunden und Bekannten 2,4 1%

    aus Büchern 2,5 6%

    aus dem Fernsehen/ Radio 2,6 4%

    aus Zeitungen/ Zeitschriften 2,6 5%

    durch Reisen 2,7 7%

    Besuch von Museen, Ausstellungen und Galerien 3,1 12%

    durch das Internet 3,1 48%

    durch ehrenamtliche Tätigkeiten 3,3 43%

    durch Nebenjobs 3,8 54%

    Die Skala lautet. 1 = sehr viel gelernt, 2 = viel gelernt, 3 = eher weniger gelernt, 4 = sehr wenig gelernt, 5 = überhaupt nichts gelernt Die Nennung „trifft nicht zu, habe dies noch nie gemacht“ ging, ebenso wie fehlende Angaben nicht in den Durchschnittswert ein. Quelle: EdAge: Basis alle 45- bis 80-Jährigen: n = 4.908 Tippelt 2009: 67

  • Schlussfolgerungen aus der EdAge-Studie

    Die Zahlen zeigen einerseits, wie verbreitet Informelles Lernen im Alltag ist. Dieser ist also ein wichtiger Lernort.

    Andererseits zeigt sich auch deutlich, dass Internet (48%), Ehrenamt (43%) und Nebenjobs (54%) für knapp oder etwas mehr als die Hälfte der Älteren Orte für informelles Lernen sind. Diese Formen des informellen Lernens stellen die Eigenverantwortung und Selbststeuerung der lernenden Person in den Vordergrund.

  • Schlussfolgerungen aus der EdAge-Studie

    Gleichzeitig zeigt sich, dass der Lerngewinn durch Internet oder freiwilliges Engagement deutlich geringer eingeschätzt wird als der Austausch mit Familie, Partner und den „Peers“, also dem sozialen Umfeld.

    Genutzt werden für das informelle Lernen ganz unterschiedliche Orte, Angebote und Medien, sowohl im Sinne des

    inzidentellen beiläufigen Lernens, aber auch als

    teil-intentionales Lernen.

  • Fazit

    Es gibt also vielfältige potenzielle Handlungsfelder jenseits der herkömmlichen Organisationsstrukturen, die bisher wenig im Blick der Altersbildung waren.

    Für die Geragogik ergibt sich daraus ein Auftrag, der mit dem Begriff des Lifewide Learning beschrieben werden kann.

    Dieses bezieht

    informelles und selbstorganisiertes Lernen

    informelles Lernen in formalen Kontexten und

    inzidentelles Lernen oder Lernen „en passant“

    mit ein.

  • 5. Geragogik und informelles Lernen

  • Bildung im Alter - Verschränkung von Lernen und Handeln

    Selbstreflexion

    persönliche Lebensgestaltung

    Austausch

    gesellschaftsbezogene öffentliche Diskurse

    politisches Handeln

    gemeinsames Handeln

  • 1. Mitverantwortung Ältere Menschen sollen in ihrer Mitverantwortung für die Gestaltung

    des demografischen Wandels angesprochen werden.

    2. Alter als Motor für Innovation Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene bedeutet der zunehmende

    Bevölkerungsanteil älterer Menschen, dass sozialer Wandel, der die wirtschaftliche Produktivität und die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft einschließt, auf Dauer ohne die Älteren nicht gestaltbar ist.

    3. Nachhaltigkeit und Generationensolidarität Die Förderung von Potenzialen des Alters ist grundsätzlich auch im

    Zusammenhang mit der Notwendigkeit zu sehen, eine kinderfreundliche Gesellschaft zu schaffen. Entsprechend erweist sich die Förderung generationenübergreifender Kontakte im Kontext der Förderung und Nutzung von Potenzialen des Alters als eine zentrale Aufgabe.

    Leitbilder im 5. Altenbericht Die Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft

  • Leitbilder im 5. Altenbericht Die Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft

    4. Lebenslanges Lernen

    Ebenso wie sich nachfolgende Generationen lebenslang weiterbilden müssen, sollten sich auch ältere Menschen für Bildungsangebote öffnen. Aus individueller und gesellschaftlicher Perspektive ist eine Neugestaltung des Lebenslaufs im Sinne einer altersintegrierten Gesellschaft erforderlich, wobei der Verknüpfung von beruflicher Tätigkeit mit lebenslangem Lernen, Kindererziehung und Pflege eine große Rolle zukommt.

    5. Prävention

    Die Möglichkeiten der gezielten Nutzung von Potenzialen des Alters beruhen sowohl darauf, dass die Menschen immer älter werden als auch darauf, dass sie bei guter Gesundheit ein hohes Alter erreichen. In der Prävention liegt somit eine große Chance für ein langes Leben in guter Gesundheit, Selbstständigkeit und Mitverantwortung.

  • 1. Eine selbst- und mitverantwortliche Lebensführung ermöglichen

    Individuelles und gesellschaftliches Altern können nur dann gelingen, wenn auch auf der Ebene des Individuums eine selbst- und mitverantwortliche Lebensführung verwirklicht wird, wenn Menschen unabhängig von ihrem Lebensalter Verantwortung übernehmen – und darin umfassende Förderung erfahren.

    2. Das Altern differenziert betrachten Altersbilder sollen die Unterschiedlichkeit in den körperlichen und

    geistigen Fähigkeiten, Unterschiede bei der Ausstattung mit sozialen, gesundheitlichen und materiellen Ressourcen sowie die Individualität von Lebensentwürfen, Anliegen und Interessen berücksichtigen. Zweitens sollte erkannt werden, dass die Lebenssituation im Alter Resultat sehr unterschiedlicher Entwicklungen ist, die sich zum Teil individueller Einflussnahme entziehen, zum Teil auch Ergebnis früherer Entscheidungen und Unterlassungen sind.

    Leitbilder im 6. Altenbericht Altersbilder in der Gesellschaft

  • Geragogik und informelles Lernen

    Es geht also darum, in lebensweltlichen Kontexten zugehende und an den Bedürfnissen der potenziellen Nutzer orientierte Bildungsgelegenheiten und –orte zu schaffen.

    Diese sollen eine Reflexivität jenseits der traditionellen Organisationen ermöglichen, die vordergründig mit Bildung verbunden werden.

    Sonst besteht unter Umständen die Gefahr, dass informelle Lernorte zu bloßen Orten der Wissensgenerierung verkümmern, ohne den sozialen und integrativen Aspekt von Bildung in sich zu tragen.

  • Geragogik und informelles Lernen

    Geragogik ist mehr als Wissenserwerb und muss deshalb auch die informellen Lernorte mit in den Blick nehmen.

    Daraus ergibt sich ein klarer Auftrag für alle Organisationen und Verbände in der Altenarbeit, Bildungsanliegen älterer und alter Menschen stärker in den Blick zu nehmen und Lernanliegen und –notwendigkeiten, die sich aus dem Alltag ergeben, stärker zu thematisieren.

    Denn:

    gemessen an der davon ausgehenden präventiven Wirkung ist Bildung mit Älteren und für Ältere, vor allem in der langfristigen Perspektive, als Kosten senkender Faktor für das Gesundheitswesen und den Bereich der Pflege zu werten, im Vergleich damit aber erheblich billiger und nachhaltiger!

  • Vielen Dank!