Inhaltsverzeichnis - OTH Regensburg...Zur Stabilisierung der Tragschicht wurde hier Dorosol C30 (70%...
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Diplomarbeit
Lehrgebiet: Geotechnik Thema: Genauigkeitsanalyse des geotechnischen Mess- systems Horizontalinklinometersonde Bearbeiter: Christian Stegbauer
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Inhaltsverzeichnis
1 Allgemeines und Zielsetzung..................................................................................... - 4 -
2 Bodenverhältnisse in den Versuchsfeldern ............................................................... - 5 -
2.1 Versuchsfeld 2 (VF2).......................................................................................... - 5 - 2.2 Versuchsfeld 4 (VF4).......................................................................................... - 7 -
3 Meßquerschnitte........................................................................................................ - 9 -
3.1 Meßquerschnitte im VF2 .................................................................................... - 9 - 3.2 Meßquerschnitte im VF4 .................................................................................. - 11 -
4 Messgeräte/Messsysteme....................................................................................... - 12 -
4.1 Horizontal-Inklinometer-Messsystem ............................................................... - 12 - 4.2 Geodätisches Messsystem............................................................................... - 17 - 4.3 Schwingungsaufnehmer................................................................................... - 18 - 4.4 Erddruckgeber.................................................................................................. - 19 -
5 Bestandsaufnahme.................................................................................................. - 20 -
6 Setzungsmessungen............................................................................................... - 22 -
7 Versuchsstand......................................................................................................... - 30 -
8 Fehleranalyse.......................................................................................................... - 32 -
8.1 Grundlagen der Fehlerrechnung ...................................................................... - 32 - 8.1.1 Fehlerarten und Fehlerquellen............................................................... - 32 - 8.1.2 Rechnerische Erfassung der Fehler ...................................................... - 35 - 8.1.3 Verteilungsfunktion ................................................................................ - 37 - 8.1.4 Fehlerfortpflanzung nach Gauß ............................................................. - 44 -
8.2 Statistische Auswertung der Messdaten .......................................................... - 49 - 8.2.1 Versuchsstand....................................................................................... - 49 - 8.2.2 In-situ Messungen ................................................................................. - 54 -
8.3 Vergleich der Auswertungsergebnisse ............................................................. - 57 - 9 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen........................................................... - 58 -
10 Anlagenverzeichnis ................................................................................................. - 61 -
11 Unterlagenverzeichnis ............................................................................................. - 64 -
12 Literaturverzeichnis ................................................................................................. - 65 -
Diplomarbeit
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1 Allgemeines und Zielsetzung
Im Rahmen der Baumaßnahme zur Herstellung der Neubaustrecke (NBS) Köln-
Rhein/Main wurden von Arcadis Trischler und Partner (AT&P) die Versuchsfelder Nummer
zwei und vier (VF2, VF4) geplant und angelegt. Mit ihnen sollte das Setzungsverhalten
unter dynamischer Belastung untersucht und die Gebrauchstauglichkeit des reduzierten
Unterbaus nachgewiesen werden. Da nun die Gebrauchstauglichkeit des Unterbaus mit
Hilfe des von AT&P entwickelten DyStaFiT-Gerätes (Anlage [4.0; 4.1]) experimentell
nachgewiesen wurde, ist es nun Ziel dieser Diplomarbeit, das Setzungsverhalten unter
realer dynamischer Belastung (Probebetrieb) zu untersuchen.
Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden im Zeitraum von September 2001 bis
September 2002 Setzungsmessungen mittels der mobilen Horizontalinklinometersonde
durchgeführt und ausgewertet. Weiterhin wurde bei der Auswertung der Messergebnisse
eine detailliertere Fehleranalyse durchgeführt. Hierbei wurden im Zuge der Fehleranalyse
an der Fachhochschule Regensburg ein Versuchsmessstand für die
Horizontalinklinometersonde aufgebaut und mehrere Messungen durchgeführt. Ziel dieses
Versuchsmessstandes war es, eine Genauigkeitsanalyse unter Laborbedingungen
durchzuführen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf die Messungen der
Versuchsfelder zu übertragen.
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2 Bodenverhältnisse in den Versuchsfeldern
Die Beschreibung der Bodenverhältnisse und der Anordnung der Versuchsfelder wurde
den Berichten von AT&P entnommen. [U1, U2, U3]
2.1 Versuchsfeld 2 (VF2)
Das VF2 erstreckt sich von Bau-km 106+360 bis Bau-km 107+200 und wurde bei seiner
Anlegung in 4 Teilabschnitte gegliedert. Der in dieser Diplomarbeit untersuchte Bereich
des VF2 bezieht sich lediglich auf die Teilabschnitte 2-4, womit der Teilabschnitt 1 nicht
näher erläutert wird.
Die Bestandspläne von VF2 sind unter den Anlagen [1.1, 1.2, 2.1, 2.2] angeführt.
Teilabschnitt 2 � Bereich Erdbaukonzept AT&P Teil 2 � Bau-km 106+480 bis 106+710:
Im Bereich von Teilabschnitt 2 wurde eine mit hydraulischen Bindemitteln stabilisierte
untere Tragschicht (UT) der Dicke d ≥ 0,7 m entsprechend dem Erdbaukonzept AT&P Teil
2 eingebaut. Zur Stabilisierung der UT wurde das Spezialbindemittel Terrafix (70%
Portlandzement und 30% Weißfeinkalk) eingesetzt. Unterhalb der UT stehen zwischen rd.
-2 und -3 m unter Schienenoberkante (SOK) steife bis halbfeste bindige Böden mit einem
CPT-Spitzenwiderstand von qs > 3 MN/m² (Ic ≈ 1) an. Darunter folgen zwischen rd. -3 und -
4 m unter SOK weiche Böden mit einem Spitzenwiderstand von etwa 1 MN/m² (0,50 < Ic <
0,75). Zwischen rd. -4 und -6 m unter SOK stehen steife Böden mit einem
Spitzenwiderstand zwischen rd. 2 � 4 MN/m² an (Ic ≈ 0,75). [U1]
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Teilabschnitt 3 � Bereich Erdbaukonzept AT&P Teil 2 � Bau-km 106+710 bis 106+920:
Im Bereich von Teilabschnitt 3 wurde eine mit hydraulischen Bindemitteln stabilisierte UT
entsprechend Erdbaukonzept AT&P Teil 2 mit einer Dicke d ≥ 0,9 m eingebaut. In diesem
Bereich wurde die Tragschicht unplanmäßig aufgrund eines zu tiefen Aushubs etwa 20 cm
dicker hergestellt. Zur Stabilisierung der Tragschicht wurde hier das Bindemittel Dorosol
C30 (70% Ölschieferzement und 30% Weißfeinkalk) eingesetzt. Unterhalb der UT stehen
zwischen rd. -2,2 und -3 m unter SOK weiche Böden mit einem Spitzenwiderstand von
etwa 1 MN/m² (0,50 < Ic < 0,75) an. Zwischen rd. -3 und -5 m unter SOK stehen halbfeste
Böden mit qs ≈ 5 MN/m² (Ic ≥ 1) an. Zwischen rd. -5 bis -6 m unter SOK stehen dicht
gelagerte rollige Böden mit einem Spitzenwiderstand von qs ≥ 16 MN/m² (ID ≈ 0,6) an. [U1]
Teilabschnitt 4 � Bereich Erdbaukonzept AT&P Teil 2 und 4 � Bau-km 106+920 bis
107+200:
Im Bereich des Teilabschnittes 4 standen quartäre Lehme mit breiiger Konsistenz (Ic < 0,5)
im Tiefenbereich zwischen -2 m bis -4 m unter SOK an.
Unter der Frostschutzschicht (FSS) wurde eine mit hydraulischem Bindemittel stabilisierte
UT der Dicke d ≥ 0,67 m eingebaut. Zur Stabilisierung der Tragschicht wurde hier Dorosol
C30 (70% Ölschieferzement und 30% Weißfeinkalk) eingesetzt.
Zur Erhöhung der Konsistenz der quartären Lehme im Teilabschnitt 4 auf IC > 0,5 wurden
Stabilisierungssäulen (STS) nach dem CSV-Verfahren eingebracht. Diese haben eine
Länge von 2 m und reichen bis 4 m unter SOK. Ab Bau-km 107+090 wird die Länge der
Stabilisierungssäulen bis auf etwa 7 m unter SOK erhöht. Für die Herstellung der STS
wurde zusätzlich unterhalb der UT ein Arbeitsplanum durch Einfräsen von 2 Gew.%
Bindemittel und Nachverdichten erzeugt. Nach Herstellung der STS wurde von diesem
Arbeitsplanum aus arbeitstäglich nachverdichtet. [U2]
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2.2 Versuchsfeld 4 (VF4)
Das VF4 erstreckt sich von Bau-km 116+320 bis 117+000.
Die Bestandspläne von VF4 sind unter den Anlagen [1.0, 2.0] angeführt.
Über das gesamte Versuchsfeld hinweg wurde die Mindestdicke von 0,67 m unter der
nichtüberhöhten Innenschiene nicht unterschritten. Im Einschnittsbereich liegen die Dicken
d der zementstabilisierten Tragschicht bei 0,70 m bis auf einen etwa 80 m langen Bereich.
In diesem Bereich etwa zwischen Bau-km 116+840 und 116+920 wurde die Tragschicht
versehentlich aus vermessungstechnischen Gründen mit einer Dicke von 0,95 m
hergestellt. Dies bot im Nachhinein jedoch die Möglichkeit, eine zusätzliche, feinere
Abstufung in der Tragschichtdicke zu beurteilen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sei
hier noch einmal erwähnt, dass die Stabilisierung durch Einfräsen von 2 Gew.%
Pectacrete (CEM I 23,5 R pe) in die quartären Lehme erfolgte und es sich bei der FSS um
ein Sand/Splitt/Schotter-Gemisch (Basaltbruch 0/32 mm) nach ZTVT-St95 handelte. [U3]
Im erdbautechnisch relevanten Bereich des Einschnitts und in den beiden
Übergangsbereichen bis 3 m unter SOK stehen quartäre Lehme an. Dies wurde auch bei
der Herstellung des Versuchsfeldes bestätigt; es wurden keine Tone oder Kiese des
Tertiärs aufgeschlossen. Am höchsten stehen die tertiären Tone zwischen Bau-km
116+500 und 116+720 an. Sie liegen dort etwa zwischen 3 und 4 m unter SOK. Die
tertiären Kiese liegen im Allgemeinen so tief, dass sie für die Bewertung der dynamischen
Stabilität vernachlässigt werden können. [U3]
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Die quartären Lehme weisen in den Bereichen zwischen der SOK und 4 m unter SOK
überwiegend weiche bis steife Konsistenzen auf. Aus den Ergebnissen der Laborversuche
ergibt sich für alle 3 Proben aus diesem Bereich eine weiche Konsistenz mit IC = 0,72 und
damit sehr nahe an der Grenze zu steif (IC > 0,75). Konsistenzzahlen IC < 0,5 werden für
den quartären Decklehm erst für Tiefenbereiche > 4 m unter SOK dokumentiert. Die
Verbreiung der quartären Lehme wurde immer oberhalb der tertiären Tone angetroffen
und ist vermutlich auf Staunässe zurückzuführen. Sämtliche Grundwasserpegel im
Bereich des Versuchsfeldes 4 sind trocken gefallen, so dass es sich bei der Staunässe
wohl um einen teilgesättigten Bereich handelt. Für die tertiären Tone selbst wurden in den
o.g. Bereichen Konsistenzzahlen IC > 1,0 ermittelt. Damit sind die tertiären Tone für die
Beurteilung der dynamischen Stabilität ebenfalls zu vernachlässigen. [U3]
Zur Beurteilung der Baugrundverhältnisse direkt an den Messquerschnitten wurden
während der Herstellung des Versuchsfeldes 4 insgesamt 3 Drucksondierungen in
Trassenachse ausgeführt. Die Werte der Drucksondierungen bestätigen die
Konsistenzabnahme der quartären Lehme mit der Tiefe, wie sich anhand der
Spitzendruckentwicklung zeigt. So entspricht der Grenzwert IC = 0,75 zwischen weicher
und steifer Konsistenz einem Spitzendruckwert von etwa 1,5 MN/m². Dem Grenzwert
IC = 0,50 zwischen breiiger und weicher Konsistenz ist einem Spitzendruckwert von etwa
0,75 MN/m² zugeordnet, wobei diese Zuordnung erfahrungsgemäß auf der sicheren Seite
liegt. [U3]
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3 Meßquerschnitte
3.1 Meßquerschnitte im VF2
Für die Überprüfung der dynamischen Stabilität des Unterbaus wurden auf dem
Versuchsfeld 2 zwischen Bau-km 106+360 und 107+200 insgesamt dreizehn
Messquerschnitte mit Messtechnik ausgestattet [U1]. Da im Zuge der Baumaßnahmen
eine Vielzahl von Messeinrichtungen zerstört oder unbrauchbar gemacht wurden, wurden
die in dieser Diplomarbeit durchgeführten Messungen an den drei besterhaltensten
Messquerschnitten (Bau-km 106+540, 106+720, 107+000) durchgeführt. Die in den drei
genannten Messquerschnitten eingebaute Messtechnik ist im folgenden Abschnitt für
jeden Messquerschnitt einzeln beschrieben. Weiterhin wird in den Abschnitten 4
Messgeräte/Messsysteme und 5 Bestandsaufnahme noch genauer auf die verwendeten
und eingebauten Messgeräte/Messsysteme eingegangen. Die von AT&P erstellen
Protokolle, die im Rahmen der visuellen Sichtprüfung der Messquerschnitte erstellt
wurden, sind unter Anlage [8.0] angeführt.
Messquerschnitt (MQ) Bau-km 106+560:
• Ein Horizontal-Inklinometerrrohr 1,9 m unter SOK.
• Tiefengestaffelte Geophone in max. vier Horizonten bis max. 5 m unter SOK.
• Jeweils ein elektrischer Erddruckgeber in und unter der zementstabilisierten
Tragschicht.
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Messquerschnitt (MQ) Bau-km 106+720:
• Ein Horizontal-Inklinometerrrohr 2,0 m unter SOK.
• Tiefengestaffelte Geophone in max. vier Horizonten bis max. 5 m unter SOK.
• Jeweils ein elektrischer Erddruckgeber in und unter der zementstabilisierten
Tragschicht.
• Inbar-Meßstreifen an der Außenseite des Betontroges.
• Jeweils ein einaxiales Geophon in der FFS und im oberen Teil des Betonkörpers
• Zwei dreiaxiale Geophone auf der Festen Fahrbahn.
Messquerschnitt (MQ) Bau-km 107+000:
• Ein Horizontal-Inklinometerrrohr 2,0 m unter SOK.
• Tiefengestaffelte Geophone in max. vier Horizonten bis max. 5 m unter SOK.
• Jeweils ein elektrischer Erddruckgeber in und unter der zementstabilisierten
Tragschicht.
Darstellung der Messquerschnitte in VF2 unter Anlage [3.0]
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3.2 Meßquerschnitte im VF4
Für die Überprüfung des Unterbaus wurden auf dem Versuchsfeld 4 zwischen Bau-km
116+530 und 116+980 insgesamt zehn Querschnitte mit Messtechnik ausgestattet. [U3]
Aus den wie unter Abschnitt 3.1 genannten Gründen wurden auch im VF4 die zwei
besterhaltensten Messquerschnitte (Bau-km 116+700, 116+980) für die Messungen
verwendet. Die Ausstattung der Messquerschnitte ist im folgenden Absschnitt für jeden
Messquerschnitt einzeln beschrieben. Weiterhin werden in den Abschnitten
4 Messgeräte/Messsysteme und 5 Bestandsaufnahme die verwendeten und eingebauten
Messgeräte und Messsysteme noch genauer dargestellt. Die Protokolle der visuellen
Sichtprüfung der Messsysteme sind unter Anlage [8.0] angeführt.
Messquerschnitt Bau-km 116+700:
• Jeweils ein Horizontal-Inklinometerrrohr 1,7 m und 2,3 m unter SOK.
• Tiefengestaffelte Geophone in max. vier Horizonten bis max. 5 m unter SOK.
• Ein elektrischer Erddruckgeber in und unter der zementstabilisierten Tragschicht.
• Inbar-Meßstreifen an der Außenseite des Betontroges.
• Jeweils ein einaxiales Geophon in der FFS und im oberen Teil des Betonkörpers
• Ein dreiaxiales Geophon auf der Festen Fahrbahn.
Messquerschnitt Bau-km 116+980:
• Jeweils ein Horizontal-Inklinometerrrohr 1,7 m und 2,3 m unter SOK.
• Tiefengestaffelte Geophone in max. vier Horizonten bis max. 5 m unter SOK.
Darstellung der Messquerschnitte in VF4 unter Anlage [3.0]
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4 Messgeräte/Messsysteme
4.1 Horizontal-Inklinometer-Messsystem
Mit den elastischen 4-Nut-Inklinometerrohren (Bild 1) aus PVC mit Ø 58/70 mm lässt sich
das Setzungsverhalten beobachten.
Bild 1: 4-Nut-Inklinometerrohr aus Kunststoff der Firma Glötzl GmbH
Dazu wird die Neigung des Rohres gegen die Horizontale schrittweise bestimmt (Bild 3).
Der sich aus den Einzelmessungen ergebende Polygonzug zeigt den Verlauf des Rohres.
Aus der Differenz zu der am Beginn durchgeführten Nullmessung ergibt sich das
Setzungsverhalten. Die beiden Endpunkte wurden während des Einbaus fixiert und mit
Messmarken ausgestattet (Bild 2).
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Bild 2: Einbauprinzip zur Setzungsermittlung unter Schüttdämmen
Im Zuge der fortschreitenden Baumaßnahmen und im Besonderen durch das Einfräßen
der Seitenentwässerung mussten der Schacht und die Messmarke am Rohrende entfernt
werden. Somit konnte bei jeder Messreihe der geodätische Höhenanschluss nur noch am
Rohranfang durchgeführt werden, was die Analyse und Korrektur der Rohrendenfehler
(Abschnitt 8) erschwerte. Für die Bestimmung der Rohrneigung wurde die mobile, digitale
Horizontalinklinometersonde von Typ NMGH D von der Fa. Glötzl verwendet.
Technische Daten der Horizontal-Inklinometer-Sonde siehe unter Anlage [5.0]
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Messprinzip:
Bild 3 und Bild 4 zeigen das Messprinzip einer Vertikal-Inklinometersonde, welches jedoch
um 90° gedreht dem Messprinzip einer Horizontal-Inklinometersonde entspricht. So wird
bei der Inklinometermessung ein Polygonzug in der Ebene A erzeugt. Jedem Element der
Länge ∆z des Polygonzuges ist eine Messposition zugeordnet. Die Sonde der Länge l =
∆z misst in den einzelnen Tiefenstufen nach der genauen Positionierung mittels der
Längenmarkierungen am Messkabel die Auslenkung von der Lotrechten.
Bei Vertikal-Inklinometermessungen werden häufig die Verformungen in zwei
Messrichtungen bestimmt um ein räumliches Verformungsbild zu erhalten. Hierbei werden
die Verformungen in der Ebene A und senkrecht zur Ebene A bestimmt, was durch das
Drehen der Sonde um 90° geschieht. Im Gegensatz dazu werden bei
Horizontalinklinometermessungen die Verformungen lediglich in einer Messrichtung
bestimmt, da die Anordnung von Horizontalinklinometern grundsätzlich der Bestimmung
von Hebungen bzw. Setzungen dient und hierbei nur die Messebene senkrecht zur
Oberfläche (Bild 2) von Bedeutung ist.
Bild 3: Messprinzip der Vertkal-Inklinometersonde (Detail)
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Bild 4: Messprinzip der Vertikal-Inklinometersonde
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Instrumentierung:
Hierzu gehören: Das Messrohr, die Sonde mit Kabel zu Übertragung der Messwerte, das
Schubgestänge, das Anzeigegerät mit Verbindungskabel für die Übertragung der
Messdaten auf das Notebook.
Bei den hier verwendeten 4-Nut-Rohren übernehmen zwei gegenüberliegende Nuten die
Führung der Sonde in der Messebene in allen Messpositionen. Weiterhin hat die
Verwendung von Nutrohren den Vorteil, dass die Messzeiten im Vergleich zu anderen
Rohrsystemen kürzer und die Rohrdurchmesser kleiner sind. Der entscheidende Vorteil
bei der Verwendung von Nutrohren ist jedoch die Tatsache, dass bei kleinen
Verformungen größere Genauigkeiten erzielt werden können.
Die genaue Positionierung erfolgt mit Hilfe des Schubgestänges und der am
dehnungsarmen Messkabel angebrachten Längenmarkierungen, wobei bei der
Verwendung von rollbaren Kunststoffgestängen bei Einbringen der Sonde mit größter
Sorgfalt vorgegangen werden muss, da durch die Eigenverdrehung des Gestänges
Sondendreher verursacht werden können. Die Zentrierung erfolgt durch die am
Sondenanfang und am Sondenende angebrachten Rollenwippen.
Auf die Fehlermöglichkeit des Inklinometermesssystems, deren Einfluss, die Möglichkeiten
zur Fehlervermeidung und Fehlerkorrektur wird im Abschnitt 8 genauer behandelt.
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4.2 Geodätisches Messsystem
Grundsätzlich ist festzustellen, dass bei der vorliegenden Problemstellung ausschließlich
Nivelliersysteme, die mit Invar-Code-Latten oder Invar-Code-Streifen arbeiten, die
gewünschte Messgenauigkeit erzielen. Somit wurde zur Überwachung der
Höhenänderungen der Inklinometerrohrenden, zur Bestimmung der Setzungen des
Betonoberbaus der Festen Fahrbahn und zur höhenmäßigen Aufnahme der
Messquerschnitte das Automatik-Nivellier Modell DiNi 11 der Fa. Zeiss eingesetzt.
Die Technischen Daten des Nivelliers sind unter Anlage 6.0 angeführt.
Hierbei kamen zwei unterschiedliche Messlatten zum Einsatz. So erfolgte die Aufnahme
der Messquerschnitte mit dem DiNi 11 in Verbindung mit der nicht ausziehbaren ca. 2 m
langen Invar-Code-Messlatte. Die Höhenänderungen der Inklinometerrohrenden wurden
mit der auf bis zu 5 m Länge ausziehbaren Invar-Code-Latte durchgeführt, um das
mehrmalige umsetzen des Nivelliers zu vermeiden und somit auch die
Fehlermöglichkeiten zu reduzieren.
Die Höhenänderungen des Betontroges der Festen Fahrbahn wurden mit Hilfe von
aufgeklebten Invar-Code-Streifen (l = 30 cm) überwacht. Bei der Analyse der
Messergebnisse ergaben sich nur Höhendifferenzen im 1/10 mm Bereich. Da dies der
Messgenauigkeit des Geodätischen Messsystems entspricht, wurde auf eine tiefer
gehende Messdatenauswertung verzichtet.
Im Abschnitt 8 Fehleranalyse werden die Unterschiede der oben dargestellten
Messsysteme im Bezug auf Messgenauigkeit und Fehleranfälligkeit noch genauer
analysiert und bewertet.
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4.3 Schwingungsaufnehmer
Die in unterschiedlichen Tiefenbereichen eingebauten Geophone erfassen die
Schwinggeschwindigkeit in diesem Bereich in drei orthogonal zueinander stehenden
Raumrichtungen. Die Geophone wurden richtungsorientiert eingebaut, wobei die x-Achse
parallel, die y-Achse senkrecht zur Streckenachse und die z-Achse in vertikaler Richtung
(+ nach oben) gerichtet sind. Durch diese Anordnung sind die tiefen- und
schichtabhängigen dynamischen Einwirkungen über die Tiefe und das Abklingverhalten
erkennbar. Weiterhin lässt sich der Bereich abgrenzen, in dem Schwinggeschwindigkeiten
auftreten, welche die Stabilität des Untergrundes beeinträchtigen. Bei den in VF2 und VF4
verwendeten Geophonen handelt es sich um die Typen: SM6; PE-6/B; 3 D-Unit. [U2, U3]
Da das Hauptaugenmerk dieser Diplomarbeit auf der Fehleranalyse der
Setzungsmessungen mittels der Horizontalinklinometersonde liegt, wird im Bereich der
Bodendynamik lediglich unter Abschnitt 5 Bestandsaufnahme der nachträgliche Einbau
von Geophonen dokumentiert. Alles Weitere wie Erfassung, Auswertung und Analyse der
dynamischen Messdaten ist nicht Aufgabenstellung dieser Diplomarbeit.
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4.4 Erddruckgeber
Die Erddruckgeber geben Aufschluß über den tatsächlich vorhandenen Erddruck und
dessen Änderung unter dynamischen Belastungen. Als Erddruckgeber wurden die Typen
EEKO 20/30 K5A VA EEK 20/30 K 3 und EEK 20/30 K2 der Fa. Glötzl eingesetzt.
[U2, U3]
Auch die Erddruckgeber werden, genauso wie die Geophone, nur am Rande dieser
Diplomarbeit behandelt. So werden sie unter Abschnitt 5 Bestandsaufnahme nochmals
kurz erwähnt.
Kalibrier-Datenblätter der Erddruckgeber siehe unter Anlage [7.0, 7.1]
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5 Bestandsaufnahme
Der erste Teil der Bestandsaufnahme wurde von AT&P durchgeführt. Hierbei sollte
festgestellt werden, welche der in VF2 und VF4 vorhandenen Messquerschnitte am besten
für die im Rahmen dieser Diplomarbeit durchzuführenden Messungen geeignet sind. Die
Überprüfung erfolgte hauptsächlich visuell, d.h. es wurde überprüft, welche der
Anschlusskabel der Sensoren noch vorhanden und ob die Inklinometerrohre
augenscheinlich in Ordnung sind. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden
protokolliert und sind unter Anlage [8.0] angefügt.
Bei den darauf folgenden Probemessungen aller Sensoren sollte festgestellt werden,
welche der eingebauten Messsensoren noch funktionsfähig sind. Außerdem wurden
kleinere Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt wie z.B. das Anbringen von neuen
Anschlusssteckern bei Erddruckgebern und Geophonen. Außerdem wurden die
Zugangsschächte zu den Horizontal-Inklinometerrohren von Unrat und Verschmutzungen
befreit.
Da die Erddruckgeber für die Problemstellung dieser Diplomarbeit nicht relevant sind,
wurde an ihnen lediglich eine Funktionskontrolle durchgeführt, d.h. es wurden Messungen
durchgeführt und anhand der Messergebnisse überprüft, ob die angeschlossen Sensoren
realistische Werte anzeigen. Im Weiteren wurden an den Erddruckgebern keine
zusätzlichen Einzelmessungen durchgeführt. Die Messergebnisse der Funktionskontrolle
sind unter Anlage [7.2] protokolliert.
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Nach Beendigung der Überprüfung wurde für alle weiteren Messungen folgende
Messquerschnittauswahl getroffen:
VF2: MQ 106+560
MQ 106+720
MQ 107+000
VF4: MQ 116+700
MQ 116+980
Im nächsten Schritt wurden die fünf ausgewählten Messquerschnitte in VF2 und VF4
höhenmäßig aufgenommen. Als Anschlusspunkte dienten die Höhenbolzen der
Oberleitungsmasten, deren Anschlusshöhen unter Anlage [10.0] dokumentiert sind. Die
Aufnahme erfolgte mit dem Automatik Nivellier Fa. Zeiss Modell DiNi 11 und der
zugehörigen Invar-Messlatte. Die Nivellementdaten sind unter Anlage [11.0] protokolliert.
Im Abschluss an die Bestandsaufnahme und die Überprüfungsmessungen wurden in den
Messquerschnitten 106+720 (VF2) und 116+700 (VF4) ergänzend Geophone installiert.
So wurde im VF2; MQ 106+720 auf OK Betontrog in beiden Gleisachsen jeweils ein
dreiaxiales Geophon installiert und außerdem im Richtungsgleis Köln in der FFS und im
unteren Teil des Betontroges mittels einer Kernbohrung jeweils ein einaxiales Geophon.
Im VF4; MQ 116+700 wurde analog auf OK Betontrog in der Gleisachse Richtungsgleis
Köln ein dreiaxiales Geophon und in der FFS und unteren Teil des Betontroges mittels
einer Kernbohrung jeweils ein einaxiales Geophon installiert.
Einbauprotokolle siehe unter Anlage [9.0].
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6 Setzungsmessungen
Die durchgeführten Setzungsmessungen bestehen aus der Kombination von zwei
Messsystemen. Hierbei wurde zur Bestimmung der Höhe ü.NN der Rohrenden das unter
Abschnitt 4.2 beschriebene geodätische Messsystem verwendet. Als Anschlusspunkte
dienten die Höhenbolzen der Oberleitungsmasten, deren Anschlusshöhen unter Anlage
[10.0] dokumentiert sind. Weiterhin wurden die Setzungen im Oberbau durch die
Verwendung des unter Abschnitt 4.1 beschriebenen Horizontal-Inklinometer-Systems
bestimmt.
Zu Beginn der Messkampagne wurden Ende September 2001 Nullmessungen mit der neu
kalibrierten Horizonalinklinometersonde durchgeführt, die mit den früheren
Messergebnissen von AT&P verglichen wurden. Bei der Analyse dieser Messreihen
ergaben sich vor allem für die Messungen vom 22.06.2001 sehr große Differenzen im
Bezug auf die Nullmessung von AT&P (Bild 5). Weiterhin waren aber auch sehr große
Differenzen im Bezug auf die Messung vom 28.09.2001 festzustellen, was nur den
Schluss zulässt, dass die Messung vom 22.06.2001 mit einer nicht kalibrierten Messsonde
durchführt worden und somit nicht aussagekräftig ist.
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16Tiefe [m]
Diff
eren
z [c
m]
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
27.04.2000 22.06.2001 28.09.2001
Gleisachse Richtung KölnGleisachse Richtung Rhein/Main
Nullmessung: 12.09.1997
Bild 5: Differenz zur AT&P-Nullmessung, MQ 116+980
Diplomarbeit
Lehrgebiet: Geotechnik Thema: Genauigkeitsanalyse des geotechnischen Mess- systems Horizontalinklinometersonde Bearbeiter: Christian Stegbauer
- 23 -
Betrachtet man die Differenzen zur AT&P-Nullmessung genauer (Bild 6), so kann man
feststellen, dass sich im Bereich der zurückliegenden vier Jahre der Oberbau um maximal
6,5 mm verformt hat. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass die Fehler bei Messungen,
die sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstrecken, ständig zunehmen. So
werden z.B. bei der Änderung des Messablaufs und Messpersonals oder durch Einflüsse,
die vom Bauablauf herrühren, Fehler erzeugt, die im Laufe der Jahre nicht mehr erfasst
und ausgeglichen werden können. Somit kommt man bei der Analyse von Bild 5 zu dem
Schluss, dass die hier vorliegenden Verformungen im Bereich der Messgenauigkeit liegen.
-1,0-0,8-0,6-0,4-0,20,00,20,40,60,81,0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16Tiefe [m]
Diff
eren
z [c
m]
-1,0-0,8-0,6-0,4-0,20,00,20,40,60,81,0
27.04.2000 28.09.2001
Gleisachse Richtung KölnGleisachse Richtung Rhein/Main
Nullmessung: 12.09.1997
Bild 6: Differenz zur AT&P-Nullmessung, MQ 116+980, ohne Messreihe vom 22.06.2001
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- 24 -
Da, wie bereits erläutert, die Messgenauigkeit sehr stark von der Messdurchführung
beeinflusst wird und wichtige Ausgangsgrößen wie die Durchführung des
Höhenanschlusses nicht mehr bekannt sind, ergaben sich bei der Auswertung und
Analyse der Setzungsmessungen in anderen Messquerschnitten zum Teil
Verformungsbilder, die nicht ohne weiteres erklärt werden konnten. Ein Beispiel ist unter
Bild 7 dargestellt. Hierbei kann man sehr deutlich erkennen, dass im Gegensatz zu der
Messung vom 27.04.2000 die Messung vom 28.09.2001 sehr stark pulsiert. Bei der ersten
Betrachtung liegt der Schluss nahe, dass die Messung vom 28.09.2001 mit einem groben
Fehler, wie z.B. einer Drehung der Sonde behaftet ist. Andere Fehler wie das Messen mit
einer nicht kalibrierten Sonde konnten vorab ausgeschlossen werden. Da aber die
Folgemessung vom 20.12.2001 das Messergebnis vom 28.092001 bestätigte, muss die
vorliegende signifikante Veränderung des Verformungsbildes auf veränderte
Gegebenheiten z.B. im Messablauf der Messungen vor dem 28.09.2001 zurückgeführt
werden. Eine genauere Analyse dieses Problems ist aufgrund der Anfangs des Abschnitts
6 Setzungsmessungen genannten Gründe nicht möglich.
-2,0
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Tiefe [m]
Diff
eren
z [c
m]
-2,0
-1,0
0,0
1,0
2,0
3,0
27.04.2000 28.09.2001 20.12.2001
Gleisachse Richtung KölnGleisachse Richtung Rhein/Main
Nullmessung: 28.08.1997
Bild 7: Differenz zur AT&P-Nullmessung, MQ 116+700, 1,7 m unter SOK
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- 25 -
Bei der weiteren Auswertung der Messdaten ergaben sich in einigen Messquerschnitten
sehr große Differenzen am Rohrende, zwischen der Nullmessung von AT&P und den
Folgemessungen (Bild 8). Da sich diese extremen Differenzen am Rohrende weder auf
Mess- oder Ablauffehler zurückführen ließen, ergab eine genauere Untersuchung des
Problems, dass das nachträgliche Einfräßen der Entwässerung diese Lageveränderung
verursacht hat. Die durch den Messablauf verursachten Fehler werden im Abschnitt 8
Messdatenauswertung mit Fehleranalyse noch genauer untersucht und analysiert.
176,970
176,990
177,010
177,030
177,050
177,070
177,090
177,110
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Tiefe [m]
Höh
e [m
NN
]
176,970
176,990
177,010
177,030
177,050
177,070
177,090
177,110
12.09.1997 27.04.2000 22.06.200128.09.2001 20.12.2001
Gleisachse Richtung KölnGleisachse Richtung Rhein/Main
Nullmessung: 12.09.1997
Bild 8: Messwerte ohne Korrektur, MQ 116+700, 2,3 m unter SOK
Aufgrund der unter Abschnitt 6 gewonnenen Erkenntnisse werden die im September 2001
erfolgten Messungen für die weiteren Untersuchungen als Nullmessungen zu Grunde
gelegt. Aufgrund dessen können bei den Folgemessungen höhere Genauigkeiten erzielt
werden und außerdem die auftretenden Fehler im Abschnitt 8 genauer bestimmt und
analysiert werden. Weiterhin wird die für die Auswertung der Messdaten angewandte
lineare Verteilung der Rohrendenfehler im Abschnitt 8 noch tiefgehender analysiert und
bewertet.
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- 26 -
Die Auswertung der Setzungsmessungen mit Bezug AT&P-Nullmessung sind unter
Anlage [16.0] dargestellt.
Bei der weiteren Datenauswertung mit Bezug der Nullmessung vom September 2001
ergab sich für die Messreihe vom 10.02.2002 eine deutliche Abweichung zur
vorhergehenden Messung vom 20.12.2001 und zur nachfolgenden Messung vom
09.08.2002. Da grobe Fehler ausgeschlossen werden können, ist die Abweichung auf die
Witterungsverhältnisse des 10.02.2002 zurückzuführen. So bewegte sich die
Lufttemperatur am diesem Messtag im Bereich von -5°C. Dies entspricht der Untergrenze
des Einsatzbereichs der Horizontalinklinometersonde (Anlage [5.0]). Außerdem vereiste
die in den Inklinometerrohren vorhandene Feuchtigkeit immer wieder die Messsonde und
vor allem die Führungs- und Zentriereinrichtung der Messsonde, was die im Bild 9
dargestellte Abweichung zur Folge hatte.
-0,5-0,4-0,3-0,2-0,10,00,10,20,30,40,5
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Tiefe [m]
Diff
eren
z [c
m]
-0,5-0,4-0,3-0,2-0,10,00,10,20,30,40,5
20.12.2001 10.02.2002 09.08.2002
Gleisachse Richtung KölnGleisachse Richtung Rhein/Main
Nullmessung: 28.09.2001
Bild 9: Differenz zur Nullmessung Sept. 2001, MQ 116+700, 2,3 m unter SOK
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- 27 -
Die Auswertung der Setzungsmessungen mit Bezug Nullmessung Sept. 2001 sind unter
Anlage [17.0] dargestellt.
Da die Höhenänderungen der Rohrenden von besonderer Bedeutung im Bezug auf die
Genauigkeitsanalyse sind, wurden diese auch schon im Stadium der Datenauswertung
sehr kritisch beobachtet. So ergaben sich beim Nivellement des Rohranfangs bei der
Mehrzahl der Messquerschnitte stets Hebungen (Bild 10), was nicht dem erwarteten
Ergebnis entsprach und somit genauer analysiert wurde. Bei der Analyse des Problems
konnte nur der Höhenanschluss des Nivellements als die beeinflussende Größe
festgestellt werden. Da der Höhenanschluss mittels der Höhenbolzen der
Oberleitungsmasten erfolgte, sind die gemessenen Hebungen des Rohranfangs auf
Setzungen der Oberleitungsmasten im Zeitraum der Messungen zurückzuführen. Eine
tiefer gehende Analyse ist aufgrund der mangelnden Datenbasis im Bezug auf die
Anschlusshöhen der Oberleitungsmasten nicht möglich.
175,770
175,790
175,810
175,830
175,850
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Tiefe [m]
Höh
e [m
NN
]
175,770
175,790
175,810
175,830
175,850
28.09.2001 20.12.2001 10.02.2002 07.08.2002
Nullmessung: 28.09.2001
Gleisachse Richtung Köln Gleisachse Richtung Rhein/Main
Bild 10: Messwerte ohne Korrektur, MQ 106+720, 2,0 m unter SOK
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- 28 -
Aufgrund der im vorhergehenden Abschnitt dargestellten Probleme im Bezug auf den
Höhenanschluss der Rohranfänge wurden die Messquerschnitte, in denen mehrere
Folgemessungen vorlagen, noch weitergehend ausgewertet. So wurde zusätzlich eine
Auswertung erstellt, bei der die Rohranfänge an eine feste Höhe angeschlossen wurde
bzw. als setzungsfrei innerhalb des Messzeitraums betrachtet wurden (Bild 11). Diese Art
der Auswertung war vor allem bei der Analyse der Fehlerfortpflanzung (Abschnitt 8) sehr
hilfreich
Die Auswertung der Setzungsmessungen mit Bezug Nullmessung Sept. 2001 ohne
Höhenanschluss sind unter Anlage [17.1] dargestellt.
175,770
175,790
175,810
175,830
175,850
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Tiefe [m]
Höh
e [m
NN
]
175,770
175,790
175,810
175,830
175,850
28.09.2001 20.12.2001 10.02.2002 07.08.2002
Gleisachse Richtung Köln Gleisachse Richtung Rhein/Main
Nullmessung: 28.09.2001
Bild 11: Messwerte ohne Höhenanschluss, MQ 106+720, 2,0 m unter SOK
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- 29 -
Bei der Auswertung der Messungen, die im Zeitraum von Sept. 2001 bis Aug. 2002
durchgeführt wurden, ergaben sich vor allem am Rohranfang sehr großen Verformungen
(Bild 12). Als Ursache hierfür kommt die am Rohranfang sehr schwierige Positionierung
der Messsonde in Betracht. Da die Reibungskräfte des Schubgestänges und des
Messkabels am Inklinometerrohr, die die genaue Positionierung der Sonde erleichtern, am
Rohranfang sehr gering sind, kommt hier es sehr leicht zu kleinen Verschiebungen der
Sonde, die Messungenauigkeiten hervorrufen. Diese Fehlerquelle wurde bei der
Auswertung des Versuchsstandes (Abschnitt 8.2.1) noch genauer analysiert.
-1,0-0,8-0,6-0,4-0,20,00,20,40,60,81,0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Tiefe [m]
Diff
eren
z [c
m]
-1,0-0,8-0,6-0,4-0,20,00,20,40,60,81,0
Gleisachse Richtung Köln Gleisachse Richtung Rhein/Main
Nullmessung: 28.09.2001
Bild 12: Differenz zur Nullmessung Sept. 2001, MQ 106+720, 2,0 m unter SOK
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- 30 -
7 Versuchsstand
Im Keller der FH Regensburg wurden auf einer Länge von ca. 18 m Inklinometerrohre
installiert und zusätzlich in jeder Messposition mit Invar-Messstreifen ausgestattet (Bild
13). Die 4-Nut-Rohre aus Aluminium mit Ø 48/53 mm wurden von der Firma Glötzl GmbH
mit einer Länge von 3 m geliefert und kostenlos zur Verfügung gestellt. Die 3 m langen
Rohrstücke wurden mit Hilfe von Aluminiummuffen miteinander vernietet und danach
mittels Rohrschellen im Abstand von 3 m an der Wand befestigt. Hierbei wurde vor allem
darauf geachtet, das Rohr möglichst verdrillungsfrei anzubringen um somit Fehler
Aufgrund der Rohrverdrillung ausschließen zu können. Weiterhin wurden 50 cm lange
Invar-Streifen auf Aluminiumbleche aufgeklebt und senkrecht an das Inklinometerrohr
angenietet (Bild 14). Die Invar-Streifen wurden so angebracht, dass der Nullpunkt der
Streifen mit der Inklinometerrohrachse zusammenfällt. Somit konnte mit beiden
Messsystemen gleichzeitig die Absolutlage der Messrohrachse bestimmt werden.
Bild 13: Gesamtansicht des Versuchsstandes
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- 31 -
Bild 14: Detail-Versuchsstand
Nach Beendigung der Aufbauarbeiten wurden mit der Horizontalinklinometersonde NMGH
der Firma Glötzl und dem Automatik Nivellier DiNi 11 der Firma Zeiss 10 Messreihen
durchgeführt. Pro Messreihe wurde jeweils eine Messung in der Ebene A inklusiv einer
Messung in Ebene A mit der umgedrehten Inklinometersonde durchgeführt. Bei den
gleichzeitig durchgeführten Vergleichsmessungen mit dem DiNi 11 wurde während der
gesamten Messungen die Versuchsanordnung nicht geändert. Danach wurden die
Messungen statistisch ausgewertet (Abschnitt 8).
Die Messdaten des Versuchsstands sind unter Anlag [14.0, 15.0] protokolliert.
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- 32 -
8 Fehleranalyse
8.1 Grundlagen der Fehlerrechnung
8.1.1 Fehlerarten und Fehlerquellen
Um eine sinnvolle Fehlerberechung oder Fehlerbetrachtung durchzuführen, ist es von
äußerster Wichtigkeit, eine Fehlerunterscheidung vorzunehmen, da bei Messungen
generell mehrere Fehlerarten vorliegen können. So ergibt sich folgende Einteilung der
Fehler:
Grobe Fehler:
Die erste Fehlergruppe sind die groben Fehler; sie liegen über der Genauigkeit des
verwendeten Messsystems. Die groben Fehler sind grundsätzlich Fehler, die vermieden
werden können, da sie hauptsächlich durch Unachtsamkeiten entstehen. Ein grober
Fehler kann zum Beispiel auftreten, wenn eine Messung mit einer nicht kalibrierten Sonde
durchgeführt wird, wie z.B. bei der Messung vom 22.06.2001. Diese Messung ist als
unbrauchbar einzustufen, da der Fehler im Nachhinein nicht mehr ermittelt und
ausgeglichen werden kann. Genauso verhält es sich mit den Fehlern, die durch einen
mangelhaften Einbau des Inklinometerrohres verursachet werden. Es ist deshalb beim
Einbau darauf zu achten, dass das Inklinometerrohr gut eingebettet ist, umso einen
kraftschlüssigen Verbund zwischen dem umgebenden Material und dem Messrohr zu
erzeugen und Hohlräume zu vermeiden.
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- 33 -
Systematische oder regelmäßige Fehler:
Die systematischen oder regelmäßigen Fehler treten als Verfahrensmängel auf. Sie sind
Fehler von Instrumenten und Geräten und hängen von äußeren oder persönlichen
Einflüssen ab. Sie sind erkennbar und erfassbar. Ihr Einfluss ist durch
Messungsanordnung oder durch Anbringen von Korrektionen aus den Ergebnissen
weitgehend zu eliminieren. Bei dem für diese Diplomarbeit verwendeten
Inklinometersystem werden die systematischen Fehler durch die grundsätzlich
durchgeführte Umschlagsmessung weitest gehend egalisiert und müssen somit bei der
weiteren Fehleranalyse nicht mehr berücksichtigt werden. Da sich bei der
Horizontalinklinometersonde an beiden Sondenenden ein Anschluss für das Messkabel
befinden, wird zur Eliminierung des systematischen Fehlers die Sonde umgedreht und am
anderen Sondenende angeschlossen (Bild 15). Die Messebene bleibt somit die gleiche
und auch der Messablauf wird nicht verändert. Somit wird bei jeder Messreihe aus der
ersten Messung und der Wiederholungsmessung mit der umgedrehten Sonde der
Mittelwert gebildet, der damit frei vom systematischen Fehler ist.
Schlittenachse=Messrohrachse
HintereZentrierungbeim Nutrohr
Messrichtung
2. Messdurchgang
1. Messdurchgang
A2
A1
- β
Aufnehmer
VordereZentrierungbeim Nutrohr
Messrohr
+ β
A1
A2
Bild 15: Messanordnung zur Kompensierung des Sondenfehlers
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- 34 -
Zufällige oder unregelmäßige Fehler:
Eine weitere Fehlergruppe sind die zufälligen oder unregelmäßigen Fehler, die durch die
Unvollkommenheit der Messgeräte und der menschlichen Sinne und durch äußere
Einflüsse entstehen. Sie �streuen� nach Betrag und Vorzeichen und sind nicht vermeidbar.
Ihre Einschätzung ist umso sicherer möglich, je größer die Anzahl der Messungen ist. Die
Möglichkeiten zur Erfassung und Analyse der zufälligen Fehler wird unter Abschnitt 8.1.2
tiefer gehender erläutert.
Mittlere Fehler:
Der mittlere Fehler (Standardabweichung σ) ist in der Vermessungspraxis das wichtigste
Genauigkeitsmaß. Er wird gebildet aus den Abweichungen vom wahren oder
wahrscheinlichsten Wert.
Maximal- oder Grenzfehler:
Als Maximal- oder Grenzfehler wird in der Vermessung im Allgemeinen das Dreifache bis
Vierfache des mittleren Fehlers festgesetzt. Da dies aus statistischer Sicht nicht ganz
korrekt ist, wurde diese Festlegung im Abschnitt 8.1.3 genauer untersucht.
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- 35 -
8.1.2 Rechnerische Erfassung der Fehler
Arithmetisches Mittel, Mittelwert:
Bei den durchgeführten Messungen ist der Mittelwert (Gl. 1) eine wichtige Größe zur
Minimierung der systematischen Fehler. So wurden bei jeder Messreihe, wie unter
Abschnitt 4.1 beschrieben, zwei Messungen durchgeführt, aus denen der Mittelwert
gebildet wurde. Somit konnten die systematischen Fehler der Inklinometersonde
ausgeglichen werden (Abschnitt 8.1.1). Außerdem wurde bei den für die Fehleranalyse
durchgeführten Messreihen, die n voneinander unabhängige Einzelwerte xi ergeben, unter
der Annahme, dass die Fehler zufällig sind der Mittelwert x als der �wahre� Wert
angenommen. Dieser errechnete Mittelwert wird auch für die unter Gl. 2 berechnete
Standardabweichung herangezogen.
∑=
⋅=n
iix
nx
1
1 (1)
x ............ Mittelwert von n Messwerten
n............. Anzahl der Messungen
ix ........... Messwert der i-ten Messung
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- 36 -
Standardabweichung σ, mittlerer Fehler m:
Die wichtigste Rechengröße für die zufälligen Abweichungen der Einzelwerte von ihrem
Mittelwert ist die mittlere quadratische Abweichung (Standardabweichung σ)
σ. Standardabweichung σ ist nur mit einer gewissen Unsicherheit, die man durch die �
Vertrauensgrenzen der Standardabweichung� bezeichnet, bestimmbar. Hierbei ist wichtig,
welche statistische Sicherheit P gewählt wurde und welche Verteilung der Messwerte
vorliegt. Auf die Punkte der Messwertverteilung und die statistische Sicherheit wird im
nächsten Abschnitt noch genauer eingegangen.
∑=
−⋅−
=n
ii xx
n 1
2)(1
1σ (2)
σ............. Standardabweichung
n............. Anzahl der Messungen
ix ........... Messwert der i-ten Messung
x ............ Mittelwert von n Messwerten
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- 37 -
8.1.3 Verteilungsfunktion
Die Messwerte und Messfehler einer Messreihe unterliegen in der Regel der Gaußschen
Normalverteilung mit der normierten Verteilungsdichtefunktion. Dies sollte anhand der
vorliegenden Messdaten überprüft und analysiert werden. Somit wurden die Messwerte i
einer Messreihe in Abhängigkeit der Häufigkeit ihres Auftretens aufgetragen und mittels
eines Histogramms dargestellt (Bild 16, 17, 18). Hierbei musste jedoch festgestellt werden,
dass die geringe Anzahl der zur Verfügung stehenden Messwerte nur bedingt die
Verteilung nach der Gaußschen Glockenkurve (Gl. 3) erkennen ließen.
2
21
2
2
21),,(
−−⋅= σ
µ
πσσµϕ
x
ex (3)
µ.............. Mittelwert (Erwartungswert)
σ............... Standardabweichung
σ2.............. Varianz (Streuung)
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- 38 -
0123456789
10
179 180 181 183 184 185 186 187
Messwert in 1/10 [mm/m]
Häu
figke
it de
s M
essw
erts
0
2
4
6
8
10
NMGH Trendlinie
Bild 16: Messwerte in Abhängigkeit der Auftretenshäufigkeit, Messstand NMGH
02468
101214161820
13 14 15 16 17 18
Messwert in 1/10 [mm/m]
Häu
figke
it de
s M
essw
erts
02468101214161820
DiNi Trendlinie
Bild 17: Messwerte in Abhängigkeit der Auftretenshäufigkeit, Messstand DiNi
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0123456789
10
13 14 15 16 17
Messwert in 1/10 [mm/m]
Häu
figke
it de
s M
essw
erts
0
2
4
6
8
10
NMGH In-situ Trendlinie
Bild 18: Messwerte in Abhängigkeit der Auftretenshäufigkeit, MQ 106+720
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Durch das Auftragen der Messwerte einer Messreihe nach dem Gaußschen Fehlerintegral
(Gl. 4) konnte das Vorliegen der Gaußschen Fehlerverteilung besser nachgewiesen
werden. Hierbei wurde aufgetragen, mit welcher Häufigkeit ein Messwert unterschritten
wurde (Bild 19, 20,). Somit wird für die weitere Fehlerberechnung die Gaußsche Verteilung
zu Grunde gelegt.
mexmx x
⋅⋅=Φ⋅ ∫∞−
−−
2
21
2
2
21),,( σ
µ
πσσµ (4)
m..............Gesamtzahl der Messwerte
µ.............. Mittelwert (Erwartungswert)
σ............... Standardabweichung
σ2.............. Varianz (Streuung)
0
5
10
15
20
25
176 178 180 182 184 186 188 190
Messwert in [1/10mm]
Häu
figke
it n
NMGH Gauß
Bild 19: Häufigkeit des Unterschreitens eines Messwerts, NMGH
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- 41 -
0
5
10
15
20
25
10 12 14 16 18 20
Messwert in [1/10mm]
Häu
figke
it n
NMGH/In-situ Gauß
Bild 20: Häufigkeit des Unterschreitens eines Messwerts, NMGH/In-situ
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Mit Hilfe der Gauß-Verteilung kann nun auch die statistische Sicherheit P gewählt werden,
mit der die Einzelwerte i einer Messreihe innerhalb eines bestimmten Bereichs
(Vertrauensintervall) liegen sollen. So wurde für die statistische Auswertung der
Messdaten eine statistische Sicherheit P = 99,7 % gewählt Anlage [18.0]. Dies ergibt auch
für die Festlegung des Vertrauensintervalls bei der Fehlerfortpflanzung, welche vor allem
für die Analyse der Rohrendfehler von großer Bedeutung ist, eine statistische Sicherheit
nahe 100%. Betrachtet man jede Messposition i einzeln, d.h. als Einzelmessung so ergibt
sich für diese ein Vertrauensbereich v mit der gewählten statistischen Sicherheit P, nach
Gl. 5.
ntxv iσ⋅±= (5)
v............... Vertrauensbereich
x ............. Mittelwert von n Messwerten
t................. Faktor, abhängig von P
σi.............. Standardabweichung für jede Messposition i
n................ Anzahl der Messwerte
Setzt man in die Gl. 5 den Faktor t für die statistische Sicherheit P = 99,7% und die Anzahl
der zur Verfügung stehenden Messwerte n = 20 ein Anlage [18.0] ergibt sich die
aufgelöste Gleichung (6) wie folgt.
ixv σ⋅±= 77,0 (6)
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- 43 -
In der Vermessungspraxis wird der maximale Vertrauensbereich oder der maximale Fehler
häufig anders definiert. So wird der maximale Fehler mit einer Sicherheit von 100% als
das Drei- bis Vierfache der Standardabweichung σ festgelegt. Dies ist jedoch aus
statistischer Sicht nicht ganz korrekt, da hierbei die Anzahl der zur Verfügung stehenden
Messwerte n nicht berücksichtigt wird. Da diese Vorgehensweise jedoch der gängigen
Vermessungspraxis entspricht, wird der in Gl. 7 festgelegte Vertrauensbereich im
Abschnitt 8.2 zusätzlich zu dem nach Gauß festgelegten Vertrauensbereich v untersucht
und analysiert.
ixv σ⋅±= 50,3 (7)
v............... Vertrauensbereich
x ............. Mittelwert von n Messwerten
σi.............. Standardabweichung für jede Messposition i
Im Abschnitt 8.1.4 werden nun die Gleichungen 5, 6 und 7 auf den Fall der
Fehlerfortpflanzung übertragen, um somit die Vertrauensbereiche der Rohrendfehler
berechnen und analysieren zu können.
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- 44 -
8.1.4 Fehlerfortpflanzung nach Gauß
Da das Vorliegen der Gaußschen Fehlerverteilung in den vorhergehenden Abschnitten
hinreichend nachgewiesen wurde, lässt sich auch die Fehlerfortpflanzung nach Gauß
beschreiben. Bei den Inklinometermessungen wird für die in jeder Messposition i
vorherrschende Rohrneigung der Höhenunterschied ∆hi bestimmt. Durch das Aufaddieren
der Höhenunterschiede wird ein Polygonzug erzeugt, der die Absolutlage des Messrohres
beschreibt. Für die Fehlerfortpflanzung kann somit jedes ∆hi der Messposition i als
Einzelmessung, die mit einer bestimmten Standardabweichung σi behaftet ist, betrachtet
werden. Somit kann die Standardabweichung σAn im Bezug auf die Absolutlage des
Messrohres in jeder Messposition i mit folgender Gleichung (Gl. 8) bestimmt werden.
( )∑=
=n
iiAn
1
2σσ (8)
σAn............. Gesamtstandardabweichung an der Messposition n
σi............... Standardabweichung der Messposition i
n................ Anzahl der Messpositionen
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Da die Fehlerfortpflanzung vor allem für die Bestimmung des Rohrendfehlers von
Bedeutung ist, kann die Standardabweichung σAn am Rohrende mit der mittleren
Standardabweichung σm für jede Messposition i berechnet werden. Damit ergibt sich die
vereinfachte Gleichung (9).
( ) nmAn ⋅≈ 2σσ (9)
σAn............. Gesamtstandardabweichung am Rohrende
σm.............. mittlere Standardabweichung für jede Messposition i
n................ Anzahl der Messpositionen der Messreihe
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Für die Bestimmung des Vertrauensbereichs der Fehlerfortpflanzung wurden die
Gleichungen 6 und 7 herangezogen. Weiterhin wurde hierbei vereinfacht mit der mittleren
Standardabweichung σm gerechnet. Somit ergab sich der Vertrauensbereich v mit der
nach Gauß gewählten statistischen Sicherheit P = 99,7 % Anlage [18.0], für jeden
Messschritt nach der Gleichung 10.
nxv m ⋅⋅±= )²77,0( σ (10)
v............... Vertrauensbereich
x ............. Mittelwert von n Messwerten
σm............. mittlere Standardabweichung für jede Messposition i
n................ Anzahl der Messschritte
Weiterhin wurde auch der in der Vermessung übliche Vertrauensbereich auf die
Fehlerfortpflanzung übertragen und in Gleichung 11 dargestellt.
nxv m ⋅⋅±= )²50,3( σ (11)
v............... Vertrauensbereich
x ............. Mittelwert von n Messwerten
σm............. mittlere Standardabweichung für jede Messposition i
n................ Anzahl der Messschritte
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- 47 -
Die Fehlerfortpflanzung nach Gauß kann für den vorliegenden Fall als lineare Gleichung
angenommen werden (Bild 21), dies bestätigt die grundsätzliche Richtigkeit der bei der
Auswertung angewandten linearen Verteilung der Rohrendenfehler. Somit muss lediglich
im Abschnitt 8.2 überprüft werden, ob die tatsächlich vorhandenen Rohrendfehler
innerhalb des vorgegebenen Vertrauensbereichs liegen und deshalb, bei der Auswertung
der Messergebnisse vollständig verteilt werden dürfen.
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Messschritt
Fehl
er [
mm
]
Bild 21: Darstellung der Fehlerfortpflanzung nach Gl. 9
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Die Berechnung des Korrekturwertes ki für jede Messposition i lässt sich mit folgender
Gleichung (12) bestimmen. Somit wurde bei der Auswertung der Setzungsmessung die
lineare Verteilung der Rohrenden so durchgeführt, dass erst der Korrekturwert ki
berechnet und danach vom jeweiligen Messwert xi abgezogen wurde.
inFk A
i ⋅= (12)
ki.......... .... Korrekturwert
FA.............. Rohrendfehler
n................ Anzahl der Messpositionen der Messreihe
i................ Nummer der Messposition
Bei der in den folgenden Abschnitten durchgeführten statistischen Auswertung der
Messdaten muss jedoch weitergehend noch geprüft werden, ob die tatsächlich
vorhandenen Rohrendenfehler mit den theoretisch berechneten übereinstimmen, und
welche Zusammenhänge sich aus dem Vergleich der statistischen Auswertung der
Messungen im Versuchsstand und den In-situ-Messungen schließen lassen.
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8.2 Statistische Auswertung der Messdaten
8.2.1 Versuchsstand
Bei der statistischen Auswertung der Messung des Versuchsstandes wurde als erstes die
Standardabweichung σ der Inklinometermessungen mit der Gleichung 2 in jedem
Messschritt (Bild 22) ermittelt.
0123456789
10
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Messschritt
Stan
dard
abw
eich
ung
in [1
/10m
m/m
]
NMGH
Bild 22: Standardabweichung, Versuchsstand für jeden Messschritt; NMGH
Hieraus errechnet sich eine mittlere Standardabweichung σm von 0,3 mm pro Messschritt.
Die größte Standardabweichung ergab sich für den Ersten Messschritt, was auf die wie
unter Abschnitt 6 beschriebene schwierige Positionierung der Sonde im Anfangsbereich
des Messrohres zurückzuführen ist.
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Um eine Aussage über die Abhängigkeit der Standardabweichung von der Rohrneigung
treffen zu können, wurde der Höhenunterschied ∆h je Messschritt im Bild 23 aufgetragen.
Beim Vergleich von Bild 22 mit Bild 23 konnte für den vorliegenden Versuchsaufbau keine
direkte Abhängigkeit festgestellt werden, was den Schluss zulässt, das kleine
Rohrneigungen keinen Einfluss auf die Messgenauigkeit der Messsonde haben.
0
50
100
150
200
250
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Messschritt
∆∆ ∆∆h
in [1
/10m
m/m
]
NMGH
Bild 23: Höhenunterschied ∆h pro Messschritt, NMGH
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Im Weiteren wurde auch für die Messungen die mit dem Nivellier durchgeführt wurden die
Standardabweichungen für jeden Messschritt berechnet und mit den
Standardabweichungen der Inklinometersonde verglichen (Bild 24). So ergab sich für
beide Messsysteme eine mittlere Standardabweichung von 0,3 mm, wobei wie erwartet
die Standardabweichung des Nivelliers in den einzelnen Messschritten wesentlich
geringere Schwankungen im Vergleich zur Inklinometersonde aufwies. Auf Grund dieses
Auswertungsergebnisses lässt sich feststellen, das sich die verwendeten Messsysteme für
einen kombinierten Einsatz sehr gut eignen, da mit ihnen annähernd gleiche
Genauigkeiten erzielt werden können.
0123456789
10
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Messschritt
Stan
dard
abw
eich
ung
[1/1
0mm
/m]
DiNi NMGH
Bild 24: Standardabweichung, Versuchsstand für jeden Messschritt; DiNi und NMGH
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Bei der Berechnung der Absoluthöhen der Rohrachse ergaben sich für beide
Messsysteme die in Bild 25 dargestellten Verformungslinien. Der aus den Messdaten
ermittelte Rohrendfehler beträgt FA = 1,6 mm. Die Berechnung des zu erwartenden
Rohrendfehlers mit den Gleichungen 10 und 11 ergab für Gl. 10 einen rechnerischen
Rohrendfehler von FA = 0,9 mm und für die Gl. 11 FA = 4,1 mm. Somit lässt sich
feststellen, dass die Berechung des Rohrendfehlers nach Gauß (Gl. 10) eine relativ
genaue Abschätzung von FA zulässt, wobei die Standardabweichung des Nivelliers von
0,3 mm und Einbauungenauigkeiten in der Berechnung nicht berücksichtigt wurden. Der
nach Gl. 11 berechnete Rohrendfehler FA = 4,1 mm ist hingegen um ein Vielfaches größer
als der tatsächlich vorhandene, was den Schluss zulässt, dass die Bestimmung des
Vertrauensbereichs nach Gl. 11 nur für Vermessungssysteme geeignet ist, die eine
geringere Genauigkeit aufweisen als die hier verwendeten.
Nach der linearen Verteilung von FA nach Gl. 12 (Bild 25) sind die Verformungslinien
nahezu deckungsgleich, was wiederum die lineare Verteilung des Rohrendfehlers bei
Inklinometermessung als richtig bestätigt. Außerdem kann somit die Einbaugenauigkeit
vor allem bei der Montage der Invar-Messstreifen als hinreichend genau bewertet werden.
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-1000
-900
-800
-700
-600
-500
-400
-300
-200
-100
0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Tiefe [m]
Roh
rhöh
e in
[1/1
0mm
]
DiNi NMGH NMGH mit Fehlerkorrektur
Bild 25: Absoluthöhe der Inklinometerrohrachse, DiNi und NMGH
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8.2.2 In-situ Messungen
Analog zu Abschnitt 8.2.1 wurden bei der Auswertung der In-situ-Messungen als Erstes
die Standardabweichungen σ der Inklinometermessungen in jedem Messschritt ermittelt
(Gl. 2) und im Bild 26 dargestellt.
Daraus ergab sich eine mittlere Standardabweichung σm von 0,7 mm pro Messschritt, was
erwartungsgemäß deutlich höher als die des Versuchsstandes war. Vergleichsweise
große Standardabweichungen wurden am Rohranfang und am Rohrende festgestellt. Die
Abweichungen am Rohranfang sind wiederum auf die Positionierungsproblematik
zurückzuführen. Am Rohrende haben vermutlich, wie unter Abschnitt 6 beschrieben, das
Einfräßen der Seitenentwässerung und die damit verbundene Verschmutzung des
Rohrendes mit Erdreich und Unterbaumaterial den Genauigkeitsverlust verursacht.
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Messschritt
Stan
dard
abw
eich
ung
in [1
/10m
m/m
]
NMGH/in-situ
Bild 26: Standardabweichung, NMGH In-situ für jeden Messschritt
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Die Frage der Abhängigkeit der Standardabweichung von der Rohrneigung lässt sich
wiederum nicht eindeutig klären, wie der Vergleich von Bild 26 mit Bild 27 zeigt. Lediglich
die höhere Standardabweichung am Rohranfang könnte mit der großen Rohrneigung in
Verbindung gebracht werden.
0
50
100
150
200
250
300
350
400
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Messschritt
∆∆ ∆∆h
in [1
/10m
m/m
]
NMGH/in-situ
Bild 27: Höhenunterschied ∆h pro Messschritt, In-situ
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Bei der Analyse der Fehlerfortpflanzung der In-situ-Messungen ergab die Berechnung des
Rohrendfehlers mit den Gleichungen 10 und 11 für Gl. 10 einen rechnerischen
Rohrendfehler von FA = 2,1 mm und für die Gl. 11 FA = 9,5 mm. Mit der Auswertung der
letzten drei In-situ-Messreihen wurden die Rohrendfehler FA = 2,0 mm, FA = 5,0 mm, FA =
17,0 mm ermittelt. Die größere Abweichung der tatsächlichen Rohrendfehler von den
errechneten ergibt sich aus der äußert schwierigen Bestimmung der Absolutlage des
Messrohrs. So wurde beim Einfräßen der Seitenentwässerung auf einer Seite der
Kontrollschacht und die Messmarke entfernt, was die Geodätische Bestimmung der
Absoluthöhe des Rohrendes unmöglich macht. So musste bei der Datenauswertung die
Nullmessung vom Sept. 2001, die ebenfalls mit Messfehlern behaftet ist, als Absoluthöhe
zu Grunde gelegt werden. Die grundsätzliche Richtigkeit der linearen Verteilung der
Rohrendfehler wird dadurch jedoch nicht beeinflusst und ist somit die einzige Möglichkeit
die Fehler der In-situ-Messungen zu minimieren.
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- 57 -
8.3 Vergleich der Auswertungsergebnisse
Die Gegenüberstellung der Ergebnisse der statistischen Auswertung (Bild 28) zeigt
deutlich die Unterschiede der Messungen des Versuchsstands und der In-situ-Messungen.
Besonders auffallend sind die großen Genauigkeitsunterschiede am Rohranfang und am
Rohrende, welche bei den In-situ-Messungen auf die Verschmutzung durch Erdreich und
Unterbaumaterial zurückzuführen sind. Weiterhin ist festzustellen, dass sich im mittleren
Bereich des Messrohres, auch In-situ, durchaus Messgenauigkeiten wie im Versuchstand
erreichen lassen.
0
24
68
10
1214
1618
20
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15Messschritt
Stan
dard
abw
eich
ung
[1/1
0mm
/m]
DiNi NMGH NMGH/In-situ
Bild 28: Vergleich der Standardabweichungen, DiNi, NMGH, NMGH/In-situ
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9 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
In der vorliegenden Diplomarbeit wurde die Genauigkeit von
Horizontalinklinometermessungen untersucht. Hierzu wurde an der FH Regensburg ein
Versuchsstand aufgebaut und die durchgeführten Messungen statistisch ausgewertet. Die
Auswertung der Messungen im Versuchsstand wurde anschließend mit den Ergebnissen
der In-situ-Messungen verglichen und analysiert. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse
lassen für die Messpraxis folgende Schlüsse zu:
• In der Praxis liegt die größte Fehlerquelle bei Horizontalinklinometermessung im
Messaufbau und der Versuchsdurchführung. Diese Fehler können jedoch weitest
gehend durch sorgfältigen Einbau, gleich bleibendem Messpersonal und der
Instandhaltung der Messtechnik vermieden werden. Hierbei ist der Punkt der
Instandhaltung nicht zu unterschätzen, da hierzu vor allem der Schutz vor
Verschmutzungen und Beschädigungen durch die Baumaßnahme zählen. Wie in
dieser Diplomarbeit anhand von Beispielen gezeigt wurde, können die aus den oben
genannten Ursachen resultierenden Fehler auch meist nicht mehr erfasst und
korrigiert werden.
• Ein weiterer wichtiger Punkt zur Fehlervermeidung sind die Nullmessungen. Sie
bilden die Datengrundlage jeder Verformungsmessung und haben somit einen viel
größeren Einfluss auf die erreichbare Messgenauigkeit als die Folgemessungen. Es
ist hierbei absolut notwendig, dass bei der Nullmessung beide Rohrenden
geodätisch erfasst werden können, um so den aus der Fehlerfortpflanzung
herrührenden Fehler auszugleichen. Des Weiteren sollten bei der Nullmessung
mehrere Wiederholungsmessungen durchgeführt werden. Dies wird in der Regel in
der Praxis so gehandhabt.
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• Wird bei Inklinometermessungen ein Höhenanschluss durchgeführt, so ist die
sorgfältige Auswahl des Anschlusspunktes eine Selbstverständlichkeit. So musste
bei der Auswertung der Messdaten festgestellt werden, dass die Höhenbolzen der
Oberleitungsmasten nur bedingt für den Höhenanschluss geeignet sind, da sie nicht
setzungsfrei sind.
• Bei der statistischen Auswertung der Messdaten wurde zuerst die Art der Verteilung
untersucht, wobei hinreichend nachgewiesen werden konnte, dass bei
Inklinometermessung die Gauß-Verteilung vorliegt. Die Ermittlung der
Standardabweichungen ergab im Versuchstand für die Inklinometersonde und das
Nivellier von 0,3 mm und für die In-situ-Messungen 0,7 mm pro Messschritt. Die
Differenz lässt sich durch schwierigere Mess- und Randbedingungen bei In-situ-
Messungen erklären. Außerdem können bei der Verwendung von Inklinometerrohren
mit kleinen Durchmessern durch die bessere Zentrierung der Sonde höhere
Genauigkeiten erreicht werden. Bei der Untersuchung der Abhängigkeit zwischen
Rohrneigung und Genauigkeit der Messung konnten bei den vorliegenden kleinen
Rohrneigungen keine Zusammenhänge festgestellt werden, was den Schluss
zulässt, dass kleine Rohrneigungen keinen Einfluss auf die Messgenauigkeit der
Sonde haben.
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• Die Fehlerfortpflanzung-Funktion konnte als linear angenommen werden, was
grundsätzlich die bei der Auswertung der Setzungsmessungen durchgeführte lineare
Verteilung der Rohrendfehler rechtfertigt. Beim Vergleich der rechnerischen und
tatsächlich vorhanden Rohrendfehler ergab sich im Versuchsstand rechnerisch 0,9
mm und tatsächlich vorhanden 1,6 mm. Berücksichtigt man, dass der tatsächlich
vorhandene Rohrendfehler noch mit Einbautoleranzen und der Standardabweichung
des Nivelliers behaftet ist, kann das beschriebene Fortpflanzungsgesetz (Gl. 13) zur
Abschätzung des Rohrendfehlers durchaus herangezogen werden.
( ) nF HNA ⋅+= 2σσ (13)
FA.................. Rohrendfehler
σN.................. Standardabweichung des Nivelliers
σH.................. mittlere Standardabweichung der Horizontalinklinometersonde
n.................... Anzahl der Messpositionen der Messreihe
Schließlich kann aus den oben genannten Erkenntnissen der statistischen
Untersuchungen festgestellt werden, das bei den durchgeführten Setzungsmessungen
im Zeitraum von September 2001 bis August 2002 lediglich Verformungen im mm-
Bereich nachgewiesen werden konnen.
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10 Anlagenverzeichnis
[A1.0] ARCADIS Trischer & Partner: NBS Köln-Rhein/Main, LOS B Erdbau,
Versuchsfeld 4, Bau-km 116+320 � 116+700, Übersichtsplan, 15.11.1997
[A1.1] ARCADIS Trischer & Partner: NBS Köln-Rhein/Main, LOS B Erdbau,
Versuchsfeld 2, Bau-km 106+360 � 107+200, Lageplan, 27.07.1999
[A1.2] ARCADIS Trischer & Partner: NBS Köln-Rhein/Main, LOS B Erdbau,
Versuchsfeld 2, Bau-km 106+360 � 107+200, Lageplan, 27.07.1999
[A2.0] ARCADIS Trischer & Partner: NBS Köln-Rhein/Main, LOS B Erdbau,
Versuchsfeld 4, Bau-km 116+320 � 117+000, Überprüfung der dynamischen
Stabilität des Unterbaus, Längsschnitt, 15.11.1997
[A2.1] ARCADIS Trischer & Partner: NBS Köln-Rhein/Main, LOS B Erdbau,
Versuchsfeld 2 Bau-km 106+360 � 106+800, Fachbauplanung zu den
Versuchsfeldern PA 31 (Aktualisierung), Längsschnitt, 10.12.1998
[A2.2] ARCADIS Trischer & Partner: NBS Köln-Rhein/Main, LOS B Erdbau,
Versuchsfeld 2 Bau-km 106+800 � 107+200, Fachbauplanung zu den
Versuchsfeldern PA 31 (Aktualisierung), Längsschnitt, 22.01.1998
[A3.0] Darstellung: Messquerschnitte VF2 und VF4
[A4.0] Beschreibung des neuen Systems DYSTAFIT
[A4.1] Darstellung: DYSTAFIT Trägergerät und Erregersystem
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[A5.0] Technische Daten: Horizontalinklinometersonde Typ NMGH
[A6.0] Technische Daten: Nivellier Modell Zeiss DiNi 11
[A7.0] Kalibrier-Datenblatt: Erddruckgeber Modell EEK 20/30 K 2
[A7.1] Kalibrier-Datenblatt: Erddruckgeber Modell EEK 20/30 K 3
[A7.2] Messwerte: Erdruckgeber in VF2 und VF4
[A8.0] Protokolle: visuelle Sichtprüfung der Messsysteme in VF2 und VF4
[A9.0] Einbauprotokolle: Geophone in VF2 und VF4
[A10.0] Anschlusshöhen VF2 und VF4
[A11.0] Höhenmäßige Aufnahme der Messquerschnitte in VF2 und VF4
[A12.0] Nivellement Setzungsmessungen: VF2 und VF4
[A13.0] Inklinometermessdaten VF2 und VF4
[A14.0] Inklinometermessdaten Versuchsstand
[A15.0] Nivellement Versuchsstand
[A16.0] Setzungsmessungen mit Bezug AT&P-Nullmessung
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[A17.0] Setzungsmessungen mit Bezug Nullmessung Sept. 2001
[A17.1] Setzungsmessungen mit Bezug Nullmessung Sept. 2001, ohne Höhenanschluss
[A18.0] Eisenbahnvermessung: Werte für t bei verschiedener statistischer Sicherheit P
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11 Unterlagenverzeichnis
[U1] ARCADIS Trischler & Partner, 2. Bericht: Überprüfung der dynamischen Stabilität
es Unterbaus in den Teilabschnitten 1 � 3 Bau-km 106+360 bis 106+920:
Nichtstabilisierte UT gem. AKFF und stabilisierte UT gem. Erbaukonzept AT&P
Teil 2. 1999
[U2] ARCADIS Trischler & Partner, 1. Bericht: Überprüfung der dynamischen Stabilität
es Unterbaus im Teilabschnitt Bau-km 107+000 bis 107+175: Zementstabilisierte
Tragschicht auf Bodenverbesserung mit Stabilisierungssäulen. 1999
[U3] ARCADIS Trischler & Partner, Bericht: Überprüfung der dynamischen Stabilität es
Unterbaus auf Versuchsfeld 4 Bau-km 116+320 bis 117+000. 1997
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12 Literaturverzeichnis
[L1] E. Bösinger, G. Huber, W. Schwarz :
Fehleranalyse bei Neigungssondierungen;
Analysis of errors in field measurements using inclinometers
[L2] Roman Marte, Stephan Semprich, Martin Fritz, Wolfgang Weber:
Meßungenauigkeit von Inklinometer � Messergebnissen
[L3] Autorenkollektiv unter Leitung von Dipl.-Ing. Dieter Höhne (1981):
Eisenbahnvermessung Handbuch
VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin
[L4] John R. Taylor (1988):
Fehleranalyse, Eine Einführung in die Untersuchungen von Unsicherheiten in
physikalischen Messungen