INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs (...

76
THEOLOGIE, RELIGIONSWISSENSCHAFT PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

Transcript of INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs (...

Page 1: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, RELIGIONSWISSENSCHAFT

PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

Page 2: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

2 Inserate

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

2

Ökumenisch, offen und internationalTheologie und Interreligiöse Studien an der Universität Freiburg

Grösstes Studienangebot der Schweiz

Studien kombinierbar mit anderen Fächern der Universität

Teilzeit oder Studium ohne Matura möglich (30+)

Vielfältige Berufsperspektiven

Weitere Informationen unter: unifr.ch/theo

Page 3: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

3Editorial 3

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Theologie oder Religionswissenschaft studieren – ein alter Zopf? Keineswegs. Auch wenn Kirchen heute zunehmend Mühe bekunden, die Menschen in ihre Gotteshäuser zu bringen, prägen nach wie vor Religionen und Religiosität die Wertvorstellungen und das Verhal-ten vieler Menschen. Auch aktuelle politische und soziale Ereignisse lenken den Blick vermehrt wieder auf die Religionen und deren gesellschaftliche Bedeutung. Obwohl wir hier in einer säkularisier-ten Welt leben, beeindrucken uns täglich Schlagzeilen, die direkt oder indirekt mit Theologie und Religion verknüpft sind.

Was ist überhaupt Religion? Woran glauben Christinnen und Christen? Wo liegen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Religionen? Wann wurden die biblischen Texte geschrieben? Mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigen sich Theologie und Religionswissenschaft.

Das vorliegende Heft soll Ihnen bei Ihrer Studien- und Berufswahl, bei Ihrer Studienorganisation oder bei Ihrer Entdeckungsreise durch verschiedene Studienrichtungen als Ratgeber und Nachschlagewerk zur Seite stehen, Sie vielleicht auf neue Ideen in Ihrer Laufbahn bringen, Unklarheiten aus dem Weg räumen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende und erkenntnisreiche Lektüre.

Martin Bollhalder

Dieses Heft enthält sowohl von der Fachredaktion selbst erstellte Texte als auch Fremdtexte aus Fachzeitschriften, Informationsmedien, dem Internet und weiteren Quellen. Wir danken allen Personen und Organisationen, die sich für Porträts und Interviews zur Verfügung gestellt oder die Verwendung bestehender Beiträge ermöglicht haben.

Martin BollhalderBerufs-, Studien- und Laufbahnberatung St.GallenVerantwortlicher Fachredaktor dieses «Perspektiven»-Heftes

Titelbild Brennende Öllampe vor einer Inschrift der Zehn Gebote in Althebräisch.

Page 4: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

4 Überschrift4

ALLE INFORMATIONEN IN ZWEI HEFTREIHEN

Die Heftreihe «Perspektiven: Studien­richtungen und Tätigkeitsfelder» infor-miert umfassend über alle Studiengänge, die an Schweizer Hochschulen (Univer- sitäten, ETH, Fachhochschulen und Päda-gogischen Hochschulen) studiert werden können. Die Reihe existiert seit 2012 und besteht aus insgesamt 48 Titeln, welche im Vier-Jahres-Rhythmus aktualisiert werden.Wenn Sie sich für ein Hochschulstudium interessieren, finden Sie also Informatio-nen zu jeder Studienrichtung in einem Perspektivenheft. > Editionsprogramm Seiten 72/73

In einer zweiten Heftreihe, «Chancen: Weiterbildung und Laufbahn», werden Angebote der höheren Berufsbildung vor-gestellt. Hier finden sich Informationen über Kurse, Lehrgänge, Berufsprüfungen, Höhere Fachprüfungen und Höhere Fach-schulen, die in der Regel nach einer beruf-lichen Grundbildung und anschliessender Berufspraxis in Angriff genommen wer-den können. Auch die Angebote der Fach-hochschulen werden kurz vorgestellt. Diese bereits seit vielen Jahren bestehen-de Heftreihe wird ebenfalls im Vier-Jahres-Rhythmus aktualisiert.

Alle diese Medien liegen in den Berufs- informationszentren BIZ der Kantone auf und können in der Regel ausgeliehen wer-den. Ebenfalls sind sie unter www.shop.sdbb.ch erhältlich.

Weitere Informationen zu den Heftreihen finden sich auf www.chancen.sdbb.ch und www.perspektiven.sdbb.ch.

21Studium: Theologie und Religionswissen-schaft sind vielseitige und abwechslungsrei-che Studienfächer, die an unterschiedlichen Schweizer Universitäten studiert werden können und eine grosse Palette an individuel-len Vertiefungs- und Spezialisierungsmöglich-keiten bieten.

Inhalt

PERSPEKTIVEN

INHALT THEOLOGIE, RELIGIONSWISSENSCHAFT

6FACHGEBIET

7 Glaube und Reflexion, Distanz und Beobachtung

10 Gläubige taufen lieber im Garten als in der Kirche

11 Als die Bibel auf der Liste der verbotenen Bücher stand

13 Die Wut der frommen Frauen14 Der Lehrplan 21 und die

Rolle der Kirchen16 Religion geht durch den Magen18 Beispiele aus der Forschung

an Schweizer Hochschulen

20STUDIUM

21 Theologie oder Religions-wissenschaft studieren

24 Frequently asked questions25 Studienmöglichkeiten in Theo-

logie und Religionswissenschaft33 Verwandte Studienfächer und

Alternativen zur Hochschule34 Kleines ABC des Studierens

38 Porträts von Studierenden:38 Salome Hengartner,

Ev.-ref. Theologie41 Désiré Ngwene Moussa,

Röm.-kath. Theologie42 Stefanie Arnold,

Christkath. Theologie44 Nuria Singenberger,

Religionswissenschaft

14Der Lehrplan 21 und die Rolle der Kirchen: Der Lehrplan 21 sieht in Gestalt von Ethik–Re-ligion–Gemeinschaft (ERG) vor, dass in der Volksschule religiöse Fragestellungen thema-tisiert und entsprechende Kompetenzen auf-gebaut werden. Lässt sich die Präsenz der Kir-chen an der Volksschule noch rechtfertigen?

Page 5: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

5Überschrift

44Studierendenporträts: Den Entscheid, Reli-gionswissenschaft an der Universität Basel zu studieren, fällte Nuria Singenberger aus dem Bauch heraus. Bereut hat sie ihn nie, denn die vielseitigen Studieninhalte sorgen für Abwechslung und lassen keine Langeweile aufkommen.

59Berufsporträts: Obwohl Dario Colombo nie vorhatte, Theologie zu studieren, erlangte der gelernte Informatiker einen Master in Theo-logie an der Universität Freiburg. Mittlerweile steckt er mitten in seiner Dissertation zum Thema «Mariologie».

ERGÄNZENDE INFOS AUF WWW.BERUFSBERATUNG.CH

Dieses Heft wurde in enger Zusammen-arbeit mit der Online-Redaktion des SDBB erstellt; auf dem Berufsberatungsportal www.berufsberatung.ch sind zahlreiche ergänzende und stets aktuell gehaltene Informationen abrufbar.

Zu allen Studienfächern finden Sie im Internet speziell aufbereitete Kurzfassun-gen, die Sie mit Links zu weiteren Infor- mationen über die Hochschulen, zu all-gemeinen Informationen zur Studienwahl und zu Zusatzinformationen über Studien-fächer und Studienkombinationen führen. berufsberatung.ch/evangelischberufsberatung.ch/katholischberufsberatung.ch/religion

WeiterbildungDie grösste Schweizer Aus- und Wei ter bil-dungs daten bank enthält über 30 000 re dak-tionell betreute Wei ter bil dungs an ge bote.

LaufbahnfragenWelches ist die geeignete Weiterbildung für mich? Wie bereite ich mich darauf vor? Kann ich sie finanzieren? Wie suche ich effizient eine Stelle? Tipps zu Bewerbung und Vorstellungsgespräch, Arbeiten im Ausland, Um- und Quereinstieg u. v. m.

Adressen und AnlaufstellenLinks zu Berufs-, Studien- und Laufbahn-beratungsstellen, Stipendienstellen, zu Instituten, Ausbildungsstätten, Weiterbil-dungsinstitutionen, Schulen und Hoch-schulen.

5Inhalt

46WEITERBILDUNG

48BERUF

49 Berufsfelder und Arbeits markt51 Kurz erklärt: kirchliche Berufe

52 Berufsporträts:53 Andrea Anker, Pfarrerin (ev.-ref.) und

Polizeiseelsorgerin, Teufen AR56 Annabel Graf-Menet, Pastoral-

assistentin (röm.-kath.), St.Gallen59 Dario Colombo, Doktorand Theologie

(röm.-kath.), Universität Freiburg61 Michael Uebersax, Head of Learning

& Development Central & Eastern Europe bei Swissport Internati-onal Ltd., Zürich Flughafen

64 David Leutwyler, Geschäftsfüh-rer Haus der Religionen, Bern

67 Olivia Röllin, Redaktorin und Moderatorin bei SRF, Basel

70

SERVICE

70 Adressen, Tipps und weitere Informationen

71 Links zum Fachgebiet72 Editionsprogramm73 Impressum, Bestellinformationen

PERSPEKTIVEN

Page 6: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

6

KAPTELTITEL

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

6666

FACHGEBIET7 GLAUBE UND REFLEXION, DISTANZ UND BEOBACHTUNG9 TEXTE UND THEMEN ZUM FACHGEBIET

Page 7: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

7Fachgebiet

Grundlage der Offenbarung Gottes in den heiligen Texten lo-gische Schlussfolgerungen zu ziehen und die Glaubensaussa-gen ohne Widersprüche zu systematisieren, um dadurch die Existenz und die Wahrheit Gottes zu ergründen. Der theologische Diskurs verlagerte sich von der christlichen Gemeinde über die Klöster an die neu aufstrebenden Univer-sitäten, an denen die Theologie über Jahrhunderte als Leit-wissenschaft fungierte. Bis zur Aufklärung wurden wissen-schaftliche Erkenntnisse grundsätzlich theologischen Ge - dan ken gängen untergeordnet. Erst in der Neuzeit begann die Theologie, sich vermehrt der Methoden anderer Wissenschaften (vor allem der historischen Wissenschaften, der Sprach- und Literaturwissenschaften und später auch der Soziologie und Psychologie) zu bedienen. So untersucht die moderne Theologie biblische Texte und die Kir-chengeschichte mit historischen Methoden. Die Auslegung der Texte basiert auf literaturwissenschaftlichen Theorien. Die praktische Theologie basiert auf psychologischen, soziologi-schen und kommunikationswissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden.

Die Theologie und ihre TeilgebieteAn den Schweizer Universitäten spielen heute die folgenden theologischen Teildisziplinen eine zentrale Rolle:Die biblisch-exegetischen Fächer (Exegese = Auslegung) befas-sen sich mit Texten des Alten und Neuen Testaments in den jeweiligen Ursprungssprachen (Hebräisch, Griechisch und Latein). Ziel ist, die in den biblischen Texten enthaltenen Kon-zeptionen aus literarischer, religionsgeschichtlicher und theo-logischer Sicht zu beschreiben und zu analysieren.Die Kirchen- und Theologiegeschichte verfolgt die Auswirkun-gen der christlichen Verkündigung und die Formen christli-chen Lebens durch die Jahrhunderte. Sie untersucht nicht nur Bedeutung und Funktion des Christentums im Denken, im Handeln und im alltäglichen Leben einzelner Menschen, son-dern stellt zugleich die Wechselwirkung von Christentum und politischen, sozialen und kulturellen Institutionen der Gesell-schaft dar. Die Systematische Theologie fragt nach Gestalt und Bedeutung wichtiger christlicher Traditionen und Positionen in Vergan-genheit und Gegenwart. Die beiden Hauptdisziplinen sind Dogmatik und Ethik.

GLAUBE UND REFLEXION, DISTANZ UND BEOBACHTUNG

Die moderne Theologie ist eine Reflexionswissenschaft, die überlieferte Wahrheiten überprüft und allenfalls revidiert. Sie setzt sich kritisch mit der Geschichte und dem gegenwärtigen Verständnis des christlichen Glaubens auseinander. Religions-wissenschaft ist eine Kultur- und Gesellschaftswissenschaft, die Religionen, ihre Vorstellungen und Gemeinschaften in Vergangenheit und Gegenwart untersucht.

Theologie als Wissenschaft bewegt sich im Spannungsfeld zwi-schen Glauben und Wissen, Tradition und Neuinterpretation, Autorität und Gewissen. Studierende untersuchen Religion «von innen her», setzen sich kritisch mit Religionen und Kul-turen auseinander, hinterfragen Gottes- und Menschenbilder und entwickeln daraus Lösungsansätze für anstehende gesell-schaftliche Probleme.Im Vergleich dazu untersucht die Religionswissenschaft Reli-gionen mit mehr Distanz, beschreibt und vergleicht ihre kul-turellen und gesellschaftlichen Aspekte. Für Religionswissen-schaftlerinnen und -wissenschaftler geht es nicht um den eigenen Glauben. Sie erforschen Religion aus der Perspektive eines neutralen Beobachters, wohingegen die Theologie auch die Perspektive des Teilnehmers, der in Gottesfragen persön-lich engagiert ist, einnimmt. Die Religionswissenschaft hat keinen konfessionellen Anspruch und bildet sich auch kein Werturteil über die von ihr studierten Traditionen. Sie erforscht vielmehr alle Religionen mit dem Blick von aussen.

THEOLOGIEDas Wort Theologie ist griechischen Ursprungs (θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes». Der Begriff Theologie hat sich in seiner Bedeutung aller-dings über die Jahrhunderte gewandelt. In einer ersten Phase verstand man in der Antike (z.B. bei Platon) unter Theologie vor allem die «Rede von Gott» und verwendete dabei den Be-griff für die Analyse und kritische Hinterfragung der griechi-schen Mythologie. Auch im frühen Christentum bedeutete Theologie zunächst, «über Gott zu sprechen» und dabei die Grösse und Herrlichkeit Gottes zu loben (theologia gloriae).

Von der Antike bis heuteDoch bereits in der Antike prägte Aristoteles den Begriff Theo-logie als «Wissenschaft von Gott». Als erster Wissenschafts-theoretiker teilte er alle Wissenschaften in verschiedene Kategorien ein. Die Theologie wurde gemeinsam mit der On-tologie und der Logik der sogenannten «Ersten Philosophie» zugeordnet. Es handelte sich bei dieser Theologie um eine ra-tional betrachtende Wissenschaft, die nichts mit Glauben zu tun hatte. An dieser von Aristoteles begründeten Theologie orientierte sich auch die mittelalterliche Scholastik. Sie versuchte, auf der

Page 8: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

8 Fachgebiet8

In der Dogmatik (altgr. δόγμα, dógma, «Meinung, Lehrsatz; Beschluss, Verord-nung») geht es um die Lehren und Lehr-gebäude christlicher Theologie, gerade auch in der Gegenüberstellung zu philo-sophischen Systemen und nichtchristli-chen Weltanschauungen.In der Ethik (altgr. ἦθος ēthos «Charak-ter, Sinnesart») wird nach den Grundla-gen einer verantwortlichen Lebensfüh-rung im Horizont des christlichen Glaubens gefragt. In den Bereichsethi-ken (Bioethik, Wirtschaftsethik, Frie-densethik) werden Formen ethischer Urteilsbildung und Beratung entwi-ckelt.Die Praktische Theologie reflektiert re-ligiöse Handlungsfelder in der Gesell-schaft und Kirche sowie die Religiosität des Einzelnen. Als Kommunikations-wissenschaft beschäftigt sie sich mit Fragen des religiösen Wahrnehmens, Handelns und Verhaltens, insbesondere im Rahmen der christlichen Tradition. Zur praktischen Theologie gehören u.a. die Predigtlehre, Kommunikation im Gottesdienst (Liturgik und Hymnolo-gie), Seelsorge, Religionsunterricht und Erwachsenenbildung, Gemeindeaufbau, Organisation und Führung religiöser In stitutionen, Diakoniewissenschaft und Kirchenrecht.Die Religions-, Ökumene- und Missions-wissenschaft konzentriert sich auf die Begegnung des Christentums mit ande-ren Kulturen und Religionen. Das Fach beschäftigt sich mit der Geschichte und Theologie der Ökumene und der Mission, mit der Geschichte des Christentums in der ausserwestlichen Welt und unter-sucht die Begegnung des Christentums mit anderen Religionen und aussereuro-päischen Kulturen, theologische Ent-wicklungen in anderen Ländern usw.

Die KonfessionenTheologie ist an den Schweizer Univer-sitäten konfessionell gebunden und wird in den folgenden drei Konfessionen ge-lehrt und erforscht:– Evangelisch-reformierte Theologie– Römisch-katholische Theologie– Christkatholische TheologieWährend die Begriffe «evangelisch-reformiert»(www.ref.ch) und «römisch-katholisch» (www.kath.ch) den meisten geläufig sein dürften, ist der Begriff

«christkatholisch» weniger bekannt, ob-wohl die christkatholische Kirche in verschiedenen Kantonen den Status ei-ner Landeskirche hat. Die christkatholische oder altkatholi-sche Kirche entstand aus einer Protest-bewegung gegen das Papst-Primat und die Unfehlbarkeit des Papstes, die im Ersten Vatikanischen Konzil von 1870 dogmatisch definiert wurden. Die wichtigsten Merkmale der christka-tholischen Kirche sind:– Christus und nicht der Papst ist

das Haupt der katholischen Kirche. – Es existiert kein Zwang zum

Priesterzölibat.– Frauen sind zur Ordination

zugelassen.Mehr zur christkatholischen Kirche er-fahren Sie unter www.christkath.ch.

RELIGIONSWISSENSCHAFTDie Religionswissenschaft entwickelte sich im 19. Jahrhundert durch ein gros-ses Interesse der Menschen für «exoti-sche» Religionen und die eigene Religi-onsgeschichte. Die Forschung wollte die Ideen der verschiedenen Religionen ob-jektiv erfassen. Anfangs wurde ver-

sucht, die Frage nach dem gemeinsamen Ursprung aller Religionen zu klären. Dieser Ansatz führte zu einer sehr ver-einfachenden Sichtweise fremder Religi-onen. Heute arbeitet die Religionswissenschaft kulturwissenschaftlich. Das heisst, die einzelnen Religionen werden stärker in ihren Eigenheiten und dem histori-schen, sozialen und kulturellen Zusam-menhang erforscht.

Worum geht es im Fach Religions­wissenschaft?Religionswissenschaft umfasst eine rie-sige Themenvielfalt. Sie befasst sich mit den grossen Weltreligionen wie Islam, Judentum, Buddhismus, Hinduismus und Christentum, aber auch mit Mythen und Ritualen von Kleingruppen und Po-pulärkulturen. Sie erforscht den antiken Polytheismus in Griechenland ebenso wie altgermanische Religionen. Bis vor kurzem konzentrierte sich die Religions-wissenschaft hauptsächlich auf ausser-europäische und historische Religionen. In den letzten Jahren setzte sich auch eine gegenwartsorientierte Forschung der Religionen in Europa durch.

Der Anteil an nichtchristlichen Religionen ist in den letzten Jahren in unserer Gesellschaft stark an-gestiegen. Ein buddhistischer Tempel in Gretzenbach (SO).

Page 9: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

QuellenKlaus Hock: Einführung in die Religionswissen-schaft, WBG, 2014Websites der Universitäten

Fachgebiet

TEXTE UND THEMEN ZUM FACHGEBIET

Die folgenden Seiten liefern eine Auswahl von Texten und Artikeln zu theologischen, kirchlichen und religionswissenschaftlichen Fragestellungen. Die Texte ermöglichen punktuelle Einbli­cke in das vielfältige Fachgebiet.

Die «Kirche» ausserhalb der Kirche: Wie passt sich die Kirche den gewan-delten Bedürfnissen der Gläubigen an? Kirchliche Rituale: Gläubige taufen lieber im Garten als in der Kirche (S. 10)

Welche Rolle spielte der Bibeltext bei der Spaltung des westlichen Chris-tentums in Konfessionen? Als die Bibel auf der Liste der verbote­nen Bücher stand (S. 11)

Können Frauen in der römisch-katho-lischen Kirche künftig Priesterinnen oder Diakoninnen werden? Die Wut der frommen Frauen (S. 13)

Macht der Lehrplan 21 das Engage-ment der Kirchen in der Volksschule überflüssig? Der Lehrplan 21 und die Rolle der Kirchen (S. 14)

Welche Rolle kann Essen in unter-schiedlichen Religionen spielen? Ein Beispiel, womit sich die Religions-wissenschaft beschäftigt. Religion geht durch den Magen (S. 16)

Was sind typische Vorlesungs- und Forschungsthemen an Schweizer Universitäten? Beispiele aus Lehre und Forschung (S. 18)

9

PERSPEKTIVEN

Bedeutung der ReligionswissenschaftWeltweite Migrationsbewegungen und religiöse Neuorientierungen führten zu einem Wandel der Religionen vor Ort und machten das Feld vielfältiger. Der Anteil an nichtchristlichen Religionen in unserer Gesellschaft ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Vor allem der Islam und indische Religionen haben an Bedeutung gewonnen. Um die gegen-wärtigen Veränderungen in einer immer stärker verflochtenen Welt verstehen zu können, sind Fachleute mit fundierten Kenntnissen über religiöse und kultu-relle Mentalitäten gefragt. Die Religionswissenschaft befasst sich intensiv mit Veränderungsprozessen, die Religionen durchlaufen und mit der Rolle, die Religion in modernen Gesell-schaften spielt. Religion findet Eingang in den weiten Bereich der Lebensgestal-tung, sei das Ernährung, Kleidung oder Gesundheit und in die Populärkultur mit Filmen, Romanen und Werbung.

Religionswissenschaft – ein inter disziplinäres FachDie Religionswissenschaft hat Über-schneidungspunkte mit zahlreichen an-deren Fächern. Sie arbeitet auch mit Methoden und Theorien ihrer Nachbar-disziplinen und im Austausch mit die-sen. Sie fragt zum Beispiel nach der Entwicklung einer Religion innerhalb einer bestimmten Kultur, nach der Struktur und Funktion von Religion in Gemeinschaft und Gesellschaft oder nach der Bedeutung von Religiosität für die Psyche des Einzelnen.Die Mischung von verschiedenen wis-senschaftlichen Arbeitsmethoden ist charakteristisch für das Studium der Religionswissenschaft, Interdisziplina-rität spielt eine grosse Rolle. Je nach Forschungsbereich ist das Erlernen von Sprachen, das Erstellen von Statistiken oder das psychologische Untersuchen eines Phänomens wichtig. Das Ver-ständnis von Religion ergibt sich aus vielfältigen Quellen: – Texte von Weltreligionen– Bilder– mündliche Überlieferungen– öffentliche Handlungen wie Feste,

Zeremonien und Rituale– archäologische Funde– Medien

TeilgebieteInnerhalb der Religionswissenschaft gibt es zahlreiche Subdisziplinen: Die Religionsgeschichte beinhaltet ei-nerseits die Erforschung der Religionen in der Vergangenheit. Andererseits wid-met sie sich auch der Erforschung der Religionen heute, da Geschichte immer auch die Gegenwart mitprägt. Im uni-versitären Bereich wird der Begriff Re-ligionsgeschichte oft auch synonym mit der religionswissenschaftlichen Be-schäftigung mit Religionen allgemein verwendet.Die Religionspsychologie beschäftigt sich mit dem religiösen Erleben und Verhal-ten von Individuen oder Gruppen. Sie erklärt, welche psychischen Vorgänge beim religiösen Erleben, Denken und Handeln eine Rolle spielen. Und sie un-tersucht das Verhältnis von Individuum und Religion.Die Religionssoziologie bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Religion und Gesellschaft. Sie befasst sich mit Fragen der religiösen Gemeinschaftsbildung und dem Einfluss religiöser Gruppen auf verschiedene Gesellschaften. Die Religionsökonomie untersucht, in welchem Umfang religiöses Handeln von wirtschaftlichen Faktoren beein-flusst wird. Sie prüft auch, welche wirt-schaftlichen Folgen religiöses Handeln haben kann.Unter Religionsphilosophie kann man jede Art der philosophischen Auseinan-dersetzung mit Religionen verstehen. Traditionellerweise ist Religionsphiloso-phie vor allem christliche und jüdische Religionsphilosophie. Seit einigen Jah-ren wird jedoch vermehrt auch buddhis-tische, islamische und hinduistische Religionsphilosophie betrieben.

Page 10: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

10 Fachgebiet

QuelleAutorin: Dorothee Adrian; dieser Text erschien ursprünglich bei srf.ch/kultur

GLÄUBIGE TAUFEN LIEBER IM GARTEN ALS IN DER KIRCHEKIRCHLICHE RITUALE

Taufe zu Hause, Hochzeit im Grü­nen: Individuell gestaltete Rituale sind beliebt – die Kirche gerät da­durch in Zugzwang.

«Rituale werden immer wichtiger», sagt Pfarrer Andrea Marco Bianca aus Küsnacht (ZH). «Das merken wir auch daran, dass wir Konkurrenz von freien Ritualbegleitern bekommen.» Viele wünschten sich persönlich gestaltete Feiern, wenn ein Mensch zur Welt kommt, heiratet oder die Welt verlässt.Auch Pfarrerin Henriette Meyer-Pat-zelt aus Richterswil sagt: «Die meisten wissen gar nicht, dass wir Pfarrperso-nen auch individuell gestaltete Ritua-le anbieten.» Nach einer Segnungsfeier für Paare höre sie öfters: «Wenn Kir-che immer so wäre, würde ich öfters kommen.»

«IRGENDWIE GLAUBE ICH JA DOCH»Rituale sind ein weites Feld. Da gibt es die klassischen Rituale, die eine lange Tradition haben. Meyer-Patzelt bietet aber auch Wanderungen in den Ruhe-stand an, Lichterfeiern, Jahresan-fangsrituale, Segnungsabende.

Rituale ermöglichen es, etwas zu er-fahren. «Glaube ist kein Fürwahrhal-ten biblischer Aussagen, sondern ein Prozess», sagt Pfarrer Bianca. Wenn er persönliche Rituale gestaltet, in de-nen er Worte, Überzeugungen und Wünsche der Einzelnen aufgreift, höre er immer wieder: «Es war mir nicht bewusst, aber irgendwie glaube ich ja doch.»

KIRCHENORDNUNG GELOCKERTBianca und Meyer-Patzelt finden, dass Kirche den Menschen und ihren Be-dürfnissen so nah wie möglich kom-men sollte. Auch bei der Taufe, die ei-nes der beiden Sakramente in der reformierten Kirche ist.In Zürich hat sich das Stimmvolk für Taufen ausserhalb der Kirche ausge-sprochen: Nach einer Abstimmung der reformierten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger wurde die Zürcher Kir-chenordnung gelockert. Die sogenann-te Teilrevision wurde mit 76 Prozent der Stimmen angenommen. Sie bein-haltet neben anderen Punkten, dass seit diesem Jahr Taufen auch im klei-nen Kreis ausserhalb der Kirche mög-

lich sind. Vorher war die Anpassung des entsprechenden Artikels in der Kirchensynode – dem Parlament der Landeskirche – diskutiert worden.

«NICHT BLOSS EINE WILLKOMMENSFEIER»Gegen diese Lockerung sprach sich Ivan Walther Tschudin aus. Der Pfar-rer und Synodale findet, bei kleineren Ritualen dürfe experimentiert werden, doch die Taufe sei zu zentral. «Bei der Taufe wird ein Mensch in die christli-che Gemeinschaft aufgenommen», sagt er. «Es ist nicht bloss eine Willkom-mensfeier.» Die Gefahr sei nun, dass sie zweckentfremdet würde. Zur Taufe gehöre es, das Kind nach den Werten und im Glauben der christlichen Ge-meinde aufzuziehen. Deshalb gehöre die Taufe in den Gottesdienst.Andrea Marco Bianca sieht die Sache anders. Er findet, nicht die Menschen müssten sich an die Kirche anpassen, sondern andersherum. «Es gibt etwas zu entdecken im Leben dieser Men-schen, das es wert und würdig ist, ri-tuell gefeiert zu werden.» Die konkre-ten Erfahrungen der Einzelnen sollten als genauso wichtig erachtet werden wie das, was in der Bibel steht.

VERPASSTE CHANCEZwar sei es viel aufwändiger, sich für jede Ritualfeier intensiv vorzuberei-ten. Andrea Marco Bianca versteht, dass einige Kolleginnen und Kollegen deshalb nicht begeistert von seinen Vorstössen sind. Und sinnliche, per-sönliche Rituale lägen auch nicht je-dem. Doch er findet, jede Gemeinde sollte eine Person haben, die auf Ritu-ale spezialisiert ist. «Viele Menschen haben eine Sehnsucht danach, auch durch die Kirche mit Ritualen beglei-tet zu werden», sagt Henriette Meyer-Patzelt. Wenn sie diese Sehnsucht nicht ernst nehme, verspiele die Kir-che ihre Chance, in der Gesellschaft noch relevant zu sein.

Eine Hochzeit im eigenen Garten statt in der Kirche: Individuelle Rituale werden immer beliebter.

Page 11: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

11Fachgebiet

ALS DIE BIBEL AUF DER LISTE DER VERBOTENEN BÜCHER STAND

Die Auseinandersetzung zwischen reformierter und katholischer Kir che ist auch ein Streit um den Bibeltext.

Keines von Luthers Werken war so einflussreich wie die Übersetzung der Heiligen Schrift ins Deutsche, die er ab 1522 in mehreren Tranchen vorleg-te. Die Lutherbibel wurde nicht nur konfessionsbildend, sie veränderte die gesamte religiöse Landschaft Europas und die Theologie. Luther profitierte bei seinen Übersetzungen von den Erungenschaften der humanistischen Philologie, besonders von den Bibelstu-dien von Erasmus von Rotterdam und Lorenzo Valla. Aber er verfolgte mit seiner Übersetzung kein humanisti-sches Bildungsziel, sondern einen theologischen Zweck: Der «einfache Mann» sollte darin das Evangelium vom gnädigen Gott selbst auffinden können.

ÜBERWÄLTIGENDER ERFOLGDer Erfolg der Bibelübersetzung war überwältigend. Zwar gab es bereits vor Luther verschiedene Übersetzungen der Schrift ins Deutsche, doch das wa-ren meist Wort-für-Wort-Übersetzun-gen, wodurch es schwierig war, den Sinn der Texte zu erfassen. Luthers Übersetzung war die erste, die den Bi-beltext in die tatsächliche Sprach- und Vorstellungswelt seiner Leser und Le-serinnen brachte. Damit wurde sie sprachprägend. Die Verteidiger des alten Glaubens versuchten, dem Ein-fluss der Lutherbibel mit eigenen Bibel ausgaben beizukommen und Lu-thers theologisch-exegetische Schwer-punkte zu entschärfen. Da sie sich aber sonst weithin an die Übersetzun-gen Luthers anlehnten, trugen diese sogenannten Korrekturbibeln eben-falls zum Erfolg und zur weiteren Ver-breitung des Luther-Textes bei.

WIE SCHÄDLICH IST DIE PHILOLOGIE? Die Problematik der Bibelübersetzun-gen hing engstens mit der Sorge um einen korrekten Text der Heiligen Schrift zusammen. Bereits in der frü-hen Reformation zeichnete sich ab, dass dies zu Konflikten zwischen Phi-lologie und Theologie führen würde. Waren sich Reformation und Huma-nismus in der Kritik an der fehlerhaf-ten lateinischen Bibelübersetzung

(Vulgata) einig, so warf das Bemühen um eine Wiedergewinnung des Ur-texts die unvermeidliche Frage nach dem möglicherweise schädlichen Ein-fluss der Philologie auf die Theologie auf.Luther selbst bediente beide Richtun-gen, indem er in den Philologen natür-liche Verbündete gegen die scholasti-sche Theologie fand, gleichzeitig aber klare theologische Kriterien aufstellte, welchen Zweck die Schriftlesung zu verfolgen habe: Jesus Christus als Mit-te und Inhalt der Schrift zu finden und von da aus das Evangelium der Recht-fertigung zu begreifen.Die alte Kirche fand erst auf dem Kon-zil von Trient zu einer Antwort auf die protestantischen Herausforderungen. Zu den ersten Ergebnissen des Konzils

Der Mönch Martin nimmt es mit dem Papst auf: Holzschnitt aus einem Flugblatt von 1601 mit dem Bild des jungen Luther. (Bild: BPK)

Page 12: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

12

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Fachgebiet

den, standen ihnen wohl die neuen, aus dem Griechischen und dem Hebrä-ischen erstellten Ausgaben von Isidoro Chiari oder Sante Pagnini vor Augen. Wie und durch wen solche Revisionen erfolgen sollten, liess das Konzil offen. Was die volkssprachlichen Bibelüber-setzungen betraf, gab es auch keine Empfehlungen ab. Es betonte ledig-lich, dass Bibelausgaben wie jedes an-dere theologische Werk auch eine kirchliche Druckerlaubnis benötigen.

STREIT UM VOLKSSPRACHLICHE BIBELÜBERSETZUNGVon einem Verbot volkssprachlicher Übersetzungen findet sich in den Kon-zilsdokumenten keine Spur. Die Mei-nungen darüber waren freilich geteilt. Während Italiener, Polen und Deut-sche mit volkssprachigen Bibelüber-setzungen längst vertraut waren, er-blickte man darin andernorts «die Mutter aller Häresien». Vor allem in romanischen Ländern waren die Vor-behalte gegen Bibelübersetzungen gross. In den Jahrzehnten nach dem Konzil von Trient aber verschärfte sich der Ton. Der Optimismus in Bezug auf die Aufgaben und Möglichkeiten einer philologischen Bibelexegese rief mehr und mehr Gegenstimmen auf den Plan, die darin eine Bedrohung für die Lehre der Kirche erblickten. Die Kon-zilskongregation, die an der Kurie für die rechte Interpretation der tridenti-nischen Beschlüsse zuständig war,

zählte das 1546 erlassene Dekret über die Heilige Schrift, das das lutherische Programm der Schriftsuffizienz (sola scriptura) mit der katholischen Lehre von den zwei Quellen der Offenbarung, Schrift und Tradition, zurückwies. Der zweite Teil des Dekrets stellte sich den philologischen Herausforderun-gen, die sowohl durch die Luther-Übersetzung als auch durch die huma-nistischen Sprachstudien virulent wurden.

WAS HEISST «AUTHENTISCH»?Gegen beide hielt das Konzil von Tri-ent fest, dass die seit Jahrhunderten verwendete lateinische Bibel als au-thentische Ausgabe zu gelten habe, die in Unterricht, Predigt und Kontrovers-fragen zu verwenden sei. Das Konzil wollte damit nicht die sprachliche Form der Vulgata für unantastbar er-klären. Vielmehr sollte ein verbindli-cher Grundtext definiert werden, der für den Glaubenskonsens ebenso wich-tig erschien wie für die Einheit der Kirche. «Authentisch» meint deshalb nicht die sprachliche Qualität des Textes, sondern seine theologische Verbindlichkeit; es geht um die juris-tische, nicht um die philologische Di-mension.Zeitgenossen wie Francisco de Vega sahen diesen Unterschied klar. Späte-re Theologen aber verstanden die Aussage enger. «Authentisch» inter-pretierten sie als «richtig» und «unver-änderlich», womit philologische Kor-rekturen ausgeschlossen waren. Sol che Überlegungen gab es auch auf protestantischer Seite, wo man die Auffassung verteidigte, die Bibel sei Wort für Wort von Gott inspiriert – und bisweilen sogar die Zeichenset-zung für göttlich gewollt erklärte. Dies leistete einer fatalen Entwicklung Vor-schub, da dem Schrifttext mehr und mehr faktische Wahrheit aufgebürdet wurde. Die Folgen dieser Ängstlichkeit bekam noch Galilei zu spüren.Die Konzilsväter von Trient dachten weitaus aufgeschlossener. Humanis-tisch geschult, wussten sie um die Schwächen der Vulgata. Wenn sie da-von sprachen, die alte Vulgata solle «emendatissime», also auf höchst sorg-fältig verbesserte Weise gedruckt wer-

dekretierte im Januar 1576, der Text der Vulgata sei sakrosankt, eine Revi-sion des Textes erübrige sich. Domingo Bañez, Dominikaner und Professor an der Universität in Salamanca, stiess in dasselbe Horn: Die Textgestalt der Vulgata sei definitiv und dürfe durch griechische oder hebräische Varianten nicht verändert werden.

BEWUSST VERFÄLSCHT Bañez rechnete damit, dass Juden und vielleicht auch Griechen die biblischen Handschriften bewusst verfälscht ha-ben könnten. Diese fast bizarre Angst, die schon bei besonneneren Zeitgenos-sen Kopfschütteln hervorrief, wurde aber gestützt durch Fortschritte in der Textkritik. Je mehr alte Handschrif-ten konsultiert und Textvarianten stu-diert wurden, desto komplexer er-schien die Textüberlieferung.Man musste eingestehen, dass jede noch so scharfsinnige Philologie den Urtext wohl nie erreichen würde. Des-sen ungeachtet, arbeitete man ab den 1560er-Jahren in Rom an einer ver-besserten Vulgata. 1588 drängte Papst Sixtus V. auf einen raschen Abschluss des Projekts. Alle Einwände, die Auf-gabe sei komplizierter als gedacht, wischte der Papst beiseite. Schliesslich korrigierte er die Druckfahnen eigen-händig und gab sie ohne Rücksprache mit den Experten in den Druck.Die führenden Theologen an der Ku-rie, allen voran Robert Bellarmin, wa-ren alarmiert. Als der Papst im Au-

Die erste vollständige Bibelübersetzung von Martin Luther 1534. Druck: Hans Lufft in Wittenberg, Titelholzschnitt von Meister MS.

Page 13: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

13

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet

QuelleNZZ, 20.10.2017, Thomas Prügl

DIE WUT DER FROMMEN FRAUEN

In der katholischen Kirche strei­ken die Frauen. Die Initiative «Ma­ria 2.0» fordert das Diakonat und das Priesteramt auch für Frauen – und bringt die männlichen Wür­denträger in Erklärungsnot.

Wenn Reinhard Kardinal Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofs-konferenz und oberster deutscher Ka-tholik, zu Gesprächen mit der Regie-rung nach Berlin fliegt, steuert wo möglich eine Pilotin das Flugzeug. Im Bundeskanzleramt trifft er auf eine Frau. Und sollte ihm beim Besuch in Berlin unwohl werden, könnte es sein, dass er von einer Ärztin behandelt wird. Nur seinen eigenen Job, den traut Kardinal Marx einer Frau offenbar nicht zu.

PROTEST ALS LIEBESBEWEISDie Anweisung aus Rom ist eindeutig: Frauen dürfen nicht geweiht werden. Sie dürfen kein Priesteramt ausüben. Basta. Wer dies anders sieht, riskiere eine Spaltung der Weltkirche, so lautet das Argument hierzulande. Der Spre-

cher der Deutschen Bischofskonferenz betont, ein deutscher Sonderweg sei nicht möglich.Im Mai 2019 streikten katholische Frauen der Initiative «Maria 2.0». Wa-rum protestieren bundesweit so viele fromme Katholikinnen vor den Kir-chen, verzichten auf ihre Teilnahme an der Heiligen Messe und lassen ihre Eh-renämter ruhen? Ist ihnen die katholi-sche Kirche egal? Wollen sie Streit und Spaltung?

MITGESTALTEN – UND ZWAR AUF ALLEN EBENENIm Gegenteil: Die Frauen von «Maria 2.0» lieben ihre Kirche und möchten sie mitgestalten – und zwar auf allen Ebe-nen. Sie wollen das Diakonat und das Priesteramt auch für Frauen. Die Bischö-fe sagen: Dienen dürft ihr der Kirche, liebe Frauen, aber mitentscheiden nicht. Das dürfen nur die geweihten Männer – Männer wie Kardinal Marx, wie die Bi-schöfe und Priester in den Gemeinden. Doch damit geben sich diese Frauen nicht mehr zufrieden. Und ihr Kirchen-streik ist womöglich erst der Anfang.

gust 1590 starb, liess man buchstäblich die Druckerpressen anhalten und stampfte die wenigen fertiggestellten Exemplare ein. Unter den beiden Nachfolgern wurden die Arbeiten ko-ordiniert zu Ende geführt. Das Ergeb-nis war die bis ins 20. Jahrhundert in der katholischen Kirche verbindliche lateinische Übersetzung, die Sixto-Clementina.

DIE INTEGRATIVE KRAFT DES BEGINNSLuthers Bibelübersetzung führte auch in der katholischen Kirche zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift, ihrer Textgestalt, Auslegung und Funktion. Konservati-ve Stimmen, die in volkssprachigen Übersetzungen eine Gefahr für den Glauben sahen und diese grundsätz-lich verbieten wollten, setzten sich nicht durch. Anders als in den protes-tantischen Kirchen wurde die private Lektüre der Heiligen Schrift lange Zeit dennoch kein Kennzeichen des Katholischen.Erst das Zweite Vatikanische Konzil machte sich dieses Anliegen Luthers, das aus einer spätmittelalterlichen Le-sefrömmigkeit hervorgegangen war, ganz zu eigen. Katholiken sind heute ebenso wie Protestanten zu intensiver, regelmässiger Lektüre der Heiligen Schrift aufgefordert. Die von Luther angestossenen Debatten über Textkri-tik, Authentizität und Übersetzung haben aber auch die Bedeutung des Schrifttextes für die Einheit der Kir-che verdeutlicht. Der Luther-Überset-zung wohnt diese integrative Kraft des Beginns nach wie vor inne.Im deutschsprachigen katholischen Bereich hat erst die Einheitsüberset-zung von 1980 Ähnliches bewirkt. Mit der überarbeiteten Fassung von 2017 wurde diese behutsam und reflektiert verbessert. Die evangelische Seite hat-te sich allerdings 2005 aus dem ge-meinsamen Projekt zurückgezogen, mit Gründen, die an die Debatten des 16. Jahrhunderts erinnern. Es ging, verkürzt gesagt, um Urtext contra Tradition. Als hätte man aus der Ge-schichte nichts gelernt.

Je länger, je mehr lassen sich auch kirchentreue Frauen die mangelnde Gleichberechtigung in der katholischen Kirche nicht mehr gefallen: Demo der Initiative Maria 2.0 in Freiburg im Breisgau.

Page 14: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

14

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Fachgebiet

Die Proteste sind ein schrilles Alarm-signal für die Führungsebene der ka-tholischen Kirche. Proteste von Frau-en, die der Kirche seit vielen Jahren dienen, meist ehrenamtlich. Werden diese frommen und fleissigen Frauen Gehör finden bei den mächtigen Män-nern in der katholischen Kirche? Falls nicht, steht nun eine grosse Drohung im Raum: Die stellvertretende Vorsit-zende der Katholischen Frauengemein-schaft Deutschlands (kfd), Agnes Wu-ckelt, sagt voraus, dass Frauen die katholische Kirche scharenweise ver-lassen werden, wenn die derzeitigen Proteste keine Wirkung zeigen. Diese Prognose ist sehr ernst zu nehmen – schliesslich kommt sie aus einem Ver-band, der bislang nicht durch kirchen-kritische Töne aufgefallen ist.

DIE KATHOLISCHE KIRCHE BRAUCHT DIE FRAUENDie katholische Kirche braucht die Frauen dringender als die Frauen die katholische Kirche. Das haben Wür-denträger wie der Magdeburger Bischof Gerhard Feige verstanden. Er glaubt, dass die Priesterweihe von Frauen kommen wird. Denn die Gleichberech-tigung von Männern und Frauen ist keine vorübergehende Modeerschei-nung, die von der katholischen Kirche mit ihrer jahrtausendealten Tradition geflissentlich ignoriert werden kann.Frauen gleichberechtigt an der Macht zu beteiligen, heisst vielmehr, die ka-tholische Kirche fit für die Zukunft zu machen. Das ist eigentlich eine Selbst-verständlichkeit in einer Gesellschaft, die den Biss, die Kompetenz und die Leidenschaft von Frauen in Führung immer mehr zu schätzen lernt.Die Bischöfe schliessen einen deutschen Sonderweg in der Frage der Priester-weihe für Frauen derzeit noch aus. Soll-ten die Würdenträger darauf beharren, könnte es sein, dass sich in letzter Kon-sequenz die Frauen stattdessen auf den Weg raus aus der katholischen Kirche machen.

Quelletagesschau.de (17.05.2019); Autorin: Anja Würzberg

DER LEHRPLAN 21 UND DIE ROLLE DER KIRCHEN

Der Lehrplan 21 sieht in Gestalt von Ethik–Religion–Gemeinschaft (ERG) vor, dass in der Volksschule religiöse Fragestellungen thema­tisiert und entsprechende Kompe­tenzen aufgebaut werden. Wird damit das Engagement der Kir­chen in der Volksschule überflüs­sig? Wie liesse sich die Präsenz der Kirchen an der Volksschule unter diesen Umständen noch rechtfer­tigen?

Viele empfinden zwischen Religion und Bildung eine Spannung. Bildung wird gleichgesetzt mit Autonomie und Rationalität. Religion wird demgegen-über Naivität, Aberglaube, Abhängig-keit und Unmündigkeit zugeschrieben. Dieses Klischee wird vor allem dann aktiviert, wenn Religion mit kirchli-chen Institutionen in Verbindung ge-bracht wird. Diese Haltung könnte verkürzend als «Religion ja, Kirche nein» charakterisiert werden. So gibt es breite Kreise, welche die Aktivitä-ten der Kirchen aus der öffentlichen Schule verbannen möchten. Kirchlich gebundene Religiosität gilt ihnen als

Privatsache, und Kirchen stehen für sie stets im Verdacht zu missionieren. Was ist davon zu halten?

BILDUNG UND WISSENDie Schule ist zweifellos ein Ort, an welchem Bildung vermittelt werden soll. Darüber sind sich alle einig. Doch was meinen wir überhaupt mit «Bil-dung»? Zur Bildung gehört zweifelsfrei ein gewisses Grundwissen. Wer nichts weiss, kann kaum als gebildet gelten. Doch Wissen allein ist keine Bildung, nicht einmal Klugheit. Die meisten von uns kennen Lexikon-Menschen, die ungeheuer viel wissen, mit denen sich zu unterhalten aber nicht wirklich erbaulich ist, weil es dabei höchstens zu einem Austausch von Informatio-nen kommt. Demgegenüber versteht der Kluge das, was er weiss; d.h. er kann die verschiedenen Aspekte und Facetten seines Wissens miteinander in Beziehung setzen und so die einzel-nen Elemente wechselseitig begründen.Sich mit Klugen zu unterhalten, ist interessant und anregend. Doch gebil-det muss der Kluge nicht sein. Der Ge-bildete versteht sein Wissen nicht nur,

Mit «Ethik–Religion–Gemeinschaft» sollen Schüler und Schülerinnen in Wissen über und Verstehen von Religionen unterricht werden.

Page 15: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

15

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet

QuelleNiederer, Filippo: Lehrplan 21 und die Rolle der Kirchen, in: reli.ch (2017), unter: www.reli.ch/lehrplan-21-und-die-rolle-der-kirchen, Abruf am 29.11.2019.

wie es der Kluge tut, er hat es darüber hinaus in eine Beziehung zu seiner Persönlichkeit gesetzt; er hat sich da-ran gerieben und es hat ihn verändert. Sein Wissen und Können haben seine Erwartungen, Wünsche, sein Wollen und Handeln verändert und geprägt. Er versteht nicht nur die Welt und die Menschen, er ist sich auch selbst transparenter geworden. Und sein Le-ben gestaltet er seinen Überzeugun-gen und seiner Persönlichkeit entspre-chend. Sich mit Gebildeten zu unterhalten, ist deshalb auch nicht nur anregend, sondern bereichernd, da er sich und anderen nichts mehr vor-spiegeln muss.

RELIGIÖSE BILDUNGDas alles gilt auch für die religiöse Bil-dung. Der Mensch wächst in einer Froschperspektive in eine Religion hi-nein. Er nimmt erst – oft staunend – wahr und hält für wahr, was er wahr-nimmt. In der Begegnung mit anderem und anderen relativiert sich ihm dies dann – bis hin zur Ablehnung des Er-worbenen. Seine Religion und sein Verständnis von ihr versteht er nun als eines, das auch anders hätte sein können. Wenn er diesen Punkt erreicht hat, kann der anstrengende Prozess der persönlichen Aneignung, der Erarbei-tung einer eigenen religiösen Position beginnen: die bewusste Entscheidung für eine religiöse Position – und das kann selbstredend auch die Ablehnung jeglicher Religion sein –, durch die der Mensch ein anderer wird.

RELIGIÖSE BILDUNG IM RAHMEN DES LEHRPLANS 21Der Lehrplan 21, der in den meisten Kantonen der Deutschschweiz nun eingeführt wird, sieht mit ERG (Ethik–Religion–Gemeinschaft) eine Form von religiöser Bildung vor. Der Intention nach handelt es sich bezüg-lich der religiösen Dimension dabei um Religionskunde, um Wissen über und Verstehen von Religionen. Es ist sehr zu begrüssen, dass damit die religiö-sen Aspekte menschlicher Kultur Ein-gang finden in den Bildungskanon der Volksschule. In verschiedenen Kantonen werden die

Kirchen auch im Rahmen des neuen Lehrplans noch eine aktive Rolle in der Schule spielen. Auch das ist sehr zu begrüssen. Denn die Kirchen verfü-gen über kompetentes Personal, wel-ches im Verlaufe der Ausbildung zur Religionslehrperson mit der histori-schen Entwicklung und damit der Re-lativität des christlichen Glaubens konfrontiert wurde. Viele werden im Rahmen dieser Aus-bildung auch dementsprechend durch-geschüttelt. Doch sie bleiben nicht bei der kritischen Reflexion stehen, son-dern eignen sich ihre Religion aus ei-ner erweiterten Perspektive neu an. Aus dieser Erfahrung heraus verste-hen sie es, den Prozess der kritischen Auseinandersetzung mit Religion an-zustossen. Dass sie sich in einer (kon-fessionellen) Tradition verstehen, ist hier kein Manko, sondern eine Not-wendigkeit. Die so gebildeten Religi-onslehrpersonen haben damit die wichtigste Voraussetzung, Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur religiö-sen Bildung zu begleiten – denn wer würde von Ungebildeten erwarten, an-dere zu bilden?Da zum Prozess der Bildung die kriti-sche Auseinandersetzung gehört, sind kirchliche Lehrpersonen auch viel eher in der Lage, religiöse Bildungs-prozesse zu initiieren und zu begleiten. Weil sie sich selbst mit der eigenen Tradition auseinandergesetzt haben und sich dann den Glauben neu zu ei-gen machten, können sie glaubhaft schwierige Seiten dieser Tradition an-sprechen. Für Klassenlehrpersonen ist diese kri-

tische Auseinandersetzung mit Religi-onen demgegenüber schwieriger, sind sie doch zu einer wohlwollenden, tole-ranten Einstellung religiöser Traditi-onen (auch dem Christentum) gegen-über verpflichtet. Dies lässt eine kritische Auseinandersetzung schnel-ler als rein destruktiv erscheinen. Freilich bin ich mir bewusst, dass dies alles nicht im vollen Umfange auf alle Religionslehrpersonen zutrifft, aber eben doch auf die Mehrheit.

DER UNERSETZBARE BEITRAG DER KIRCHENReligiöses Wissen ist gut und Voraus-setzung für religiöse Bildung. Doch das volle sinnstiftende Potenzial der Religion entfaltet sich erst im Rahmen der kritischen Auseinandersetzung mit und der persönlichen Aneignung von Religion. Unsere pluralistische Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass Menschen um die «Zufälligkeit» ihrer religiösen Sozialisation wissen, sich in persönlicher Auseinanderset-zung einen Standpunkt bezüglich der Religion zu eigen machen (das kann auch eine klare und bewusste Absage an Religion sein) – und anderen in Re-spekt und Toleranz begegnen. Deshalb ist der Beitrag der Kirchen an eine umfassende Volksschulbildung nicht nur wichtig, sondern auch nicht durch andere in ähnlicher Weise leistbar.

Der klassische Religionsunterricht als Religionsunterweisung wird in Schweizer Schulen zuneh-mend durch Religionskunde abgelöst.

Page 16: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

16

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Fachgebiet

RELIGION GEHT DURCH DEN MAGEN

Essen dient den Menschen nicht nur zur Nahrungsaufnahme, son­dern wird auch mit symbolischen Deutungen versehen. Die Regeln und Tabus, Bedeutungen und Ver­wendungsweisen von Essen in re­ligiösen Kontexten sind vielfältig.

Essen gehört zu den Universalien des Menschseins. Ohne Essen stirbt der Mensch. Welche Relevanz Essen über diese biologische Notwendigkeit hin-aus hat, wird uns bewusst, wenn wir uns einmal vorstellen, was Essen als Tätigkeit genau bedeutet.

EINE SINNLICHE ANGELEGENHEITDa ist etwas, das zunächst ausserhalb unseres Körpers existiert. Wir können es sehen, riechen und befühlen. Wenn dieses Ding zur Nahrung wird, dann bleibt es nicht ausserhalb unseres Kör-pers, vielmehr «verleiben» wir es uns ein. Es wird Teil unseres Körpers, wir können es, sofern uns das Ding nicht im Hals stecken geblieben ist, nicht mehr als eigenständigen Gegenstand wahrnehmen. Essen ist nicht nur wie der Schlaf un-

verzichtbar, sondern es ist auch eine unmittelbar sinnliche Angelegenheit. Pistazie, Käse oder Fisch – alles hat einen bestimmten Geschmack, eine bestimmte Konsistenz, die wir körper-lich mit unserem Gaumen und unserer Zunge erfahren.Der Zusammenhang zwischen Essen und Leben, zwischen Nichtessen und Schwachwerden, zwischen Das-Fal-sche-Essen und Übelkeit oder gar Ver-giftung ist für alle Menschen eindeutig erkennbar. Damit gewinnt Essen eine besondere Bedeutung und kann beson-ders naheliegend mit weiteren symbo-lischen Bedeutungen versehen wer-den. Es gibt konkrete Beispiele dafür, wie sehr Essen ein «Einverleiben» be-deutet, das weit über die Funktion der Nahrungsaufnahme hinausgehen kann.So gibt es in der christlichen, jüdi-schen und muslimischen Volksmedizin z.B. Praktiken, bei denen Patienten und Patientinnen Papier essen, auf dem als heilig geltende Texte geschrie-ben stehen: Mit dem Essen soll auch der Inhalt der Texte in sich aufgenom-men werden. Etwas über den Mund aufzunehmen, kann allerdings auch

zur Gefahr werden. Die heute noch üb-liche Sitte in der Schweiz, sich beim Gähnen die Hand vor den Mund zu halten, war früher keine Frage des An-standes, sondern der Versuch, sich vor Dämonen zu schützen, die sonst in den offenen Mund fliegen könnten.Eine ähnliche Vorstellung gibt es im Zoroastrismus. Während der Bestat-tungsrituale gibt es einen Zeitpunkt, an welchem der aufgebahrte Leichnam gewendet wird. Die Anwesenden wen-den sich in diesem Moment ab, mit fol-gender Begründung: Die Leichendä-monin, die mit der Bewegung der Leiche ebenfalls in Bewegung kommt, könnte sonst durch Mund oder Nase in die Lebenden fahren.

GRÜNDE UND FUNKTIONEN VON SPEISEREGELNDie Haltungen gegenüber Essen und Trinken in den verschiedenen Religio-nen, die Variationen von Essensregeln und Tabus, die Bedeutungen oder auch Anwendungsweisen von Essen in reli-giösen Kontexten sind sehr vielfältig.Ordnung der Welt: Kulturen und Reli-gionen ordnen die Welt – und das tun sie auch über das Essen. So teilt der Zoroastrismus alles, was existiert, in eine positive und eine negative Seite auf. Kriechende Tiere werden zum Bei-spiel der negativen Kraft zugeordnet und sollten daher nicht gegessen wer-den. In einigen Kulturen werden über das Essen auch soziale Unterschiede oder die Unterscheidung von Frauen und Männern dargestellt. Regeln, wer was zubereiten oder essen darf, zeigen, zu welcher Kategorie Mensch jemand gehört.Ökonomische Konsequenzen und Ge-sundheitsvorsorge: In Malaysia gibt es eine Gruppe von nah beieinander woh-nenden Stämmen, die über Nahrungs-tabus sicherstellen, dass das Angebot an Tieren und Pflanzen untereinander aufgeteilt wird und man sich hier nicht gegenseitig in die Quere kommt. Eben-so können bestimmte Tabus für be-grenzte Zeiträume dafür sorgen, dass ein See nicht überfischt wird. In ande-ren Fällen sorgen Nahrungstabus da-für, dass auf bestimmte, leicht ver-derbliche Nahrungsmittel verzichtet wird.

Essen und Trinken spielen in vielen Religionen eine wichtige Rolle.

Page 17: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

17

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet

Soziale Gründe: Essen verbindet und Essen trennt: Vor zwei Jahren war ich Gast bei einem 80. Geburtstag, der mit Familie und Freunden im «Blauen Gamsbock», einer oberbayrischen Wirt-schaft, gefeiert wurde. Stellen Sie sich eine Festgesellschaft auf dem Land vor, ein Familienfest, in einer alten Wirts-hausstube, mit karierten Vorhängen an den Fenstern und Rehgeweihen an der Wand. Man sitzt beieinander, es gibt Tafelspitz, Semmelknödel, Braten und bayrische Creme zum Nachtisch. Vier Kinder mit Schwiegerkindern, 17 En-kel, eine Urenkelin. Die einzige Vegetarierin lässt einfach das Fleisch weg, ansonsten essen alle dasselbe – bis auf eine Enkelin, die be-kommt eine Extraportion, ein veganes Menü. Das fällt auf, führt zur einen oder anderen verständnislosen Anmer-kung von Onkel Otto und Tante Anna, aber es geht dann im grossen Ganzen unter. Was nicht untergeht, ist der Ehemann der veganen Enkelin – der isst zwar auch, aber nicht im selben Raum, sondern draussen, vor der Tür, trotz oberbayrischer Kälte im frühen April. Warum? Weil er sich weigert, in einem Raum zu essen, in dem nicht-vegane Speisen verzehrt werden.Vor einem Jahr gab es wieder ein Fa-milienfest, diesmal kam der junge Mann gar nicht erst mit. Inzwischen weigert er sich nämlich überhaupt, Es-sen aus Küchen zu essen, in denen auch nicht-vegan gekocht wird. Viel-leicht folgt seine vegan lebende zwei-jährige Tochter ihm später in dieser

Quellefacultativ – Theologisches und Religionswis-senschaftliches aus Zürich, Magazinbeilage zu bref Magazin, Juli 2019, S. 3-4. Autorin: Dorothea Lüddeckens

Konsequenz, dann wird dieses Speise-tabu die beiden miteinander verbin-den, während sie sich damit zugleich in sehr expliziter Weise von anderen distanzieren.Mit wenigen Themen kann man sich oder andere so schnell ausgrenzen wie mit dem Essen. Auch religiöse Ge-meinschaften grenzen sich über Spei-seregeln voneinander ab, und gleich-zeitig schaffen diese Regeln auch Identität und Gemeinschaft. Gemein-sam essen verbindet, und gemeinsam anders zu essen als andere, verbindet umso mehr. Dies trifft ganz besonders dann zu, wenn Speiseregeln religiös und/oder ethisch begründet werden. Und auch, wenn sie eine spezifische Aufmerksamkeit erfordern, die einen besonders achtsamen und reflektier-ten Umgang mit Nahrung mit sich bringt.

VERBINDUNG VON LEBENDEN UND TOTEN Essen kann nicht nur Lebende unter-einander verbinden. Ein jährlich durchgeführtes zoroastrisches Todes-ritual kann hier als besonderes Bei-spiel für die soziale Funktion von Spei-sen in einem religiösen Kontext dienen: Mit dem betreffenden Ritual ist der Glaube verbunden, dass ein un-sterblicher Aspekt der Verstorbenen, die sogenannten Fravashis, für eine bestimmte Zeit im Jahr auf die Erde zu ihren Familien zurückkehren. Dort hoffen die Fravashis entsprechend empfangen zu werden.

In einem alten avestischen Gesang, dem Fravardin Yasht, heisst es: Wir beten die guten, heroischen (und) wohltätigen Fravashis der Rechtschaf-fenen an. Die, die anlässlich des Ha-maspathmaedem (Bezeichnung der betreffenden Festtage) auf die Strasse kommen und sich zehn Nächte lang auf die Hilfsbedürftigen zu bewegen. Nun sprechen eben diese Fravashis: Wer wird (uns) loben? (...) Und wer wird die Liebe (für uns) bewahren? Wer wird begrüssen, mit einer Hand, die Nahrung enthält, mit Kleidung und einem Gebet (...)? (Farvardin Yasht, 13, 49–50: KA, 442).Tatsächlich werden von vielen Nach-kommen für die Verstorbenen an die-sen Tagen Tische vorbereitet, auf de-nen frisch zubereitete Speisen stehen – idealerweise die Lieblingsspeisen der Verstorbenen.Sehr eindrücklich schilderte mir dies ein junger Student: «Jedes Jahr macht sie (die Fravashi) Urlaub, sie kommt, sie riecht die Früchte, und sie merkt: Dieser Mensch ist gekommen und hat sich an mich erinnert! Wenn ich einen entsprechenden Tisch vorbereite, dann wird der Geist meines Vaters und Grossvaters herunterkommen und be-ginnen zu suchen. Und, Dorothea, du erinnerst dich, dass einige Menschen in den Himmel kommen. Aber die Menschen, die in der Hölle sein müs-sen und diese zehn Tage Urlaub be-kommen, um auf die Erde zu kom-men ...! Stell dir den Schmerz vor, den dieser Geist durchmacht, den er be-reits in der Hölle hat. Er kann nichts dagegen tun, weil er während seines Lebens keine guten Taten vollbracht hat. Und wenn er dann nicht mal sei-nen Urlaub geniessen kann …! Daher gibt es dieses Ritual, Stum, wo wir Es-sen anbieten – wenigstens dann ist die Seele zufrieden, glücklich ...»Essen verbindet also nicht nur lebende Menschen untereinander, Lebende können sich auch mit Verstorbenen über Mahlzeiten verbunden fühlen.

Religiöse Gemeinschaften grenzen sich über Speiseregeln voneinander ab, und gleichzeitig schaffen diese Regeln auch Identität und Gemeinschaft: koscheres Essen im Judentum.

Page 18: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

18 Fachgebiet

BEISPIELE AUS LEHRE UND FORSCHUNG AN SCHWEIZER HOCHSCHULEN

Nachfolgend finden Sie einige The­men von Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekten an Schwei­zer Universitäten.

THEOLOGIE

Hiob – eine biblische Gestalt und ihre Erscheinungsformen in der ModerneHeinrich Heine nannte das biblische Buch Hiob begeistert das «Hohelied der Skepsis» und erklärte: «Dieses Gift durfte nicht fehlen in der Bibel, in der grossen Hausapotheke der Mensch-heit.» Tatsächlich ist es wenig erstaun-lich, dass die Moderne, die den Gottes-begriff in der Regel allenfalls noch aus agnostischer Distanz benützt, sich an der Gestalt des Mannes, der für das klassische Leiden entgegen einer Vor-stellung von göttlichem Einwirken auf die Welt und entsprechend für das Ha-dern mit Gott steht, in Hiob eine theo-logisch-antitheologische Identifikati-onsfigur gefunden hat. Literarisch ist dabei vor allem Joseph Roths Roman «Hiob» berühmt gewor-den, doch auch und gerade im Kontext der Holocaust-Theologie ist Hiob zu einer zentralen Referenzfigur gewor-den. Im Kurs werden entsprechend die Verbindungs- und Bruchlinien zwi-schen der theo logischen, literarischen und künstlerischen Verwendung des Hiob-Motivs behandelt.Seminar an der Universität Basel

Dogmatik/Theologie der Spiritualität. Die Engel im Gefüge von Schöpfung, Erlösung und VollendungWir bekennen Gott den Schöpfer «des Himmels und der Erde», «der sichtba-ren und der unsichtbaren Welt». Die «unsichtbare Welt», zu der wesentlich die Engel gehören, bleibt nicht selten auch in der Dogmatik «unsichtbar». Das biblische Zeugnis über das Wirken der Engel ist jedoch reichhaltig, sie verbinden die Religionen miteinander

und finden derzeit in Kunst und Kul-tur neue Aufmerksamkeit. Die Vorle-sung geht der zentralen Rolle der En-gel im Heilsgeschehen nach. Dabei stossen wir auf die Grösse der Beru-fung des Menschen, der durch die Fleischwerdung Gottes in Jesus Chris-tus über die Engel erhöht ist: «Zu wel-chem Engel hat er jemals gesagt: ‹Set-ze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füsse?› Sind sie nicht alle nur dienen-de Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?» (Hebr 1,13-14).Vorlesung an der Universität Freiburg

Neutestamentliche Wissenschaften: Jugend und Alter im Neuen Testament2018/19 stand aus kirchlicher Sicht im Zeichen der Jugendsynode. Was hat der Text des Neuen Testaments über das Jungsein zu sagen? Wie unter-scheidet es sich vom späteren Alter? Und unterscheidet es sich von den Konzepten seiner Umgebung? Das Thema ist wenig erforscht – eine Ent-deckungsreise in die Welt des Neuen Testaments.Seminar an der Theologischen Hochschule Chur

Hermeneutik des Vertrauens am Lebensende – imaginatives Erleben und symbolische Kommunikation in TodesnäheSymbolisch verdichtete Äusserungen von Menschen am Lebensende zu ver-stehen und auf diese angemessen ein-zugehen, gehört zu den anspruchsvol-len Aufgaben von Seelsorge und Spiritual Care. Dass Menschen in To-desnähe oft von ungewöhnlichem, ima-ginativem Erleben berichten oder sich in einer symbolischen Sprache mittei-len, bedeutet für ihre seelsorgliche und spirituelle Begleitung zugleich eine Herausforderung und eine Chance. Das Verhältnis zwischen Vertrauen und symbolischer Kommunikation ist in diesem Zusammenhang bisher kaum erforscht. Das Projekt möchte diese Lücke schliessen.Forschungsprojekt an der Universität Zürich

Urbane Diakonie«Urbane Diakonie» meint das helfende Handeln von kirchlichen und diakoni-schen Einrichtungen, Kirchgemeinden und Pfarreien im Kontext der plural sich in verschiedene Kulturen und un-terschiedliche Religionen und Weltan-

Obwohl Teil der «unsichtbaren Welt», ist das Wirken der Engel in der Bibel reich beschrieben.

Page 19: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

19Fachgebiet

QuellenWebsites der theologischen Fakultäten und religionswissenschaftlichen Institute der Schweizer Universitäten

schauungen ausbildenden, städtischen Bevölkerung.Unter dem Aspekt der Urbanität kommt die religiös, kulturell und in Bezug auf ihren Lebensstil immer mehr sich differenzierende und in un-terschiedliche Milieus divergierende Gesellschaft in den Blick: In den Bal-lungszentren, in Quartieren und Stadtteilen entwickeln sich neue For-men des Zusammenlebens. Diese aus-serordentlich rasant fortschreitende Entwicklung im urbanen Feld zeigt ein grosses Potenzial an neuen Formen helfenden Handelns.Forschungsprojekt an der Universität Bern

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Religionswissenschaftliche Textanalyse und ­interpretationReligiöse Kommunikation und Kom-munikation über Religion geschieht oft über Texte: religiöse Texte, die «Innen-sichten einer religiösen Tradition, ei-ner Gemeinschaft oder eines Individu-ums wiedergeben wollen, polemische Schriften von Gegnern, Rechtstexte, historiographische oder journalisti-sche Texte u.v.a.m. Texte sind, wenn nicht die einzigen, so doch unerlässli-che Quellen für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Religion. In dieser Lehrveranstaltung werden grundle-gende Methoden der Textanalyse und -interpretation eingeübt – in Anleh-

nung an Verfahren, wie sie in Philolo-gien, Literatur- und Medienwissen-schaften angewendet werden, aber zugespitzt auf religionswissenschaftli-che Erkenntnisinteressen.Vorlesung an der Universität Zürich

Rückbesinnung und Inszenierung: Religiöse FesteFeste sind untrennbarer Bestandteil einer jeden Religion. Ein religiöses Fest führt die Familie, die Gruppe, das Dorf oder Volk zusammen, stiftet Zu-sammenhalt und Gemeinschaft. Feste lassen sich nach biografischen und ka-lendarischen Festen unterscheiden, gemeinsam ist ihnen die Strukturie-rung von Zeit und Themen der Rück-besinnung. Angesichts der grossen Anzahl von Festen und Feieranlässen, die allein eine Religion umfasst und die sich mit der Summe der vielen Religionen potenziert, kann das Pro-seminar lediglich eine Auswahl von religiösen Festen behandeln. Im Vor-dergrund werden kalendarische Feste stehen, die in Rückbesinnung und Inszenierung religiös-historische An-lässe und heilsgeschichtliche Interpre-tationen in den Vordergrund stellen. Religionsgeschichtliche Hintergründe und religiöse Inhalte sollen kennen-gelernt werden und daraufhin befragt werden, was ein Fest für die reli giöse Gemeinschaft und die Beteiligten leistet.Proseminar an der Universität Luzern

Der religiöse Wandel der Jenischen von Ausgrenzungen zur Neuorientierung: Netzwerke, Identität und rituelle PraxisDie Jenischen waren – ähnlich wie die Roma – als «Fahrende» oder «Heimat-lose» in der Vergangenheit von der religiösen Praxis der katholischen und protestantischen Pfarrgemeinden weit-gehend ausgegrenzt. Mitte des 20. Jahrhunderts begann jedoch mit der in Frankreich begründeten Pfingstge-meinde «vie et lumière» die Mission der Roma und seit ca. 30 Jahren auch der Jenischen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Die katholische Seel-sorge reagierte erst jüngst auf diese Entwicklung mit eigenen Angeboten an die Jenischen.Die religiöse Pluralisierung und Neu-orientierung stellt eine Herausforde-rung für die Identität der jenischen Gemeinschaft dar, die bisher vor allem auf den engen Verwandtschaftsbezie-hungen beruhte. Das Forschungspro-jekt will vordringlich die sozialen Dy-namiken dieses rezenten religiösen Wandels unter den Jenischen beider Konfessionen in der Schweiz und imgrenznahen Süddeutschland und Ost-frankreich erfassen und soziale Kon-fliktfelder identifizieren. Es gliedert sich in einen zeitgeschichtlichen und einen gegenwartsorientierten Zugang. Es ist als qualitativ-empirische Studie unter einer religionswissenschaftli-chen und sozialanthropologischen Per-spektive konzipiert und basiert metho-disch auf narratologischen Ansätzen der Biografieforschung, die mit Netz-werkanalysen verbunden werden, um die sozialen Dynamiken in den Bezie-hungen der Jenischen nach innen und aussen erfassen zu können. Forschungsprojekt an der Universität Freiburg

Feste wie das jüdische Chanukkah-Fest werden in einem Proseminar der Universität Luzern vorge-stellt und daraufhin befragt, was sie für die religiöse Gemeinschaft und die Beteiligten leisten.

Page 20: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

2020202020

STUDIUM

21 THEOLOGIE ODER RELIGIONSWISSENSCHAFT STUDIEREN25 STUDIENMÖGLICHKEITEN IN THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT33 VERWANDTE STUDIENFÄCHER UND ALTERNATIVEN ZUR HOCHSCHULE34 KLEINES ABC DES STUDIERENS38 PORTRÄTS VON STUDIERENDEN

Page 21: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

21Studium 2121

nisse vorausgesetzt oder müssen parallel zum Studium erwor-ben werden. Wer die nötigen Sprachkenntnisse bereits im Gymnasium erworben hat, kann sie sich je nach Universität und Sprache anrechnen lassen. Für Theologiestudierende im Nebenfach sind die Auflagen in den alten Sprachen geringer.

FächerkombinationTraditionellerweise wird Theologie als sogenanntes Vollstudi-um (auch Monofach genannt) studiert, d.h. also nicht in Kom-bination mit einem anderen Fach. Die Studierenden schliessen dann mit einem Bachelor bzw. Master in Theology (BTh/MTh) ab. An vielen Hochschulen ist es aber mittlerweile auch mög-lich, Theologie in Kombination mit einem oder mehreren Ne-benfächern zu studieren. Die Studierenden schliessen dann je nach Universität mit einem Bachelor bzw. Master of Arts (BA/MA) oder ebenfalls mit einem Bachelor bzw. Master in Theo-logy (BTh/MTh) ab. Wichtig: Die Weiterbildung zur Pfarrerin/zum Pfarrer ver-langt in jedem Fall ein Vollstudium mit einem Masterab-schluss in Theologie.An den meisten Universitäten kann Theologie auch als Neben-fach belegt werden.

Besondere ZulassungsmöglichkeitenAn gewissen Universitäten ist es unter bestimmten Bedingun-gen möglich, ohne gymnasiale Maturität zum Bachelorstudi-um zugelassen zu werden. Dabei kommen besondere Aufnah-meverfahren zur Anwendung, die von Universität zu Uni versität unterschiedlich sind. Informationen dazu finden Sie auf www.swissuniversities.ch > Themen > Studium > Zu-lassung zu universitären Hochschulen ohne Maturitätszeug-nis.

THEOLOGIE ODER RELIGIONSWISSENSCHAFT STUDIEREN

Theologie ist ein sehr vielseitiges Studienfach, das – immer mit einem Auge auf die Geschichte und mit einem auf die Gegenwart – grundlegende Fragestellungen unseres Lebens und Zusammenlebens aufgreift und somit ganz aktuelle und moderne Ansätze verfolgt. Auch das Studienfach Religionswissenschaft ist breit angelegt und bietet eine grosse Palette an Vertiefungsmöglichkeiten.

Während das Studienfach Theologie nebst Geschichtsbetrach-tungen und Quellenstudium in alten Sprachen auch grundle-gende Fragestellungen unseres gesellschaftlichen Lebens und religiösen Zusammenlebens aufgreift und somit ganz aktuelle und moderne Ansätze verfolgt, beobachten, analysieren und systematisieren Studierende der Religionswissenschaft als objektiv Betrachtende verschiedene Religionen oder religiöse Phänomene auf der ganzen Welt. Sie erforschen ihre Geschich-te, untersuchen Zusammenhänge zwischen Religionen, Gesell-schaft und Staat und interpretieren religiöse Quellen in ver-schiedenen Sprachen.

THEOLOGIEWer Theologie studiert, liest viel, analysiert historische und biblische Quellen, beschäftigt sich mit den alten Sprachen La-tein, Hebräisch und Griechisch, setzt sich mit Fragestellungen rund um den christlichen Glauben und zur Interaktion des Christentums mit anderen Religionen, zu Kirche und Gesell-schaft auseinander. Im Bachelorstudium eignen sich die Stu-dierenden die wissenschaftlichen theologischen Grundlagen an. Zu diesen Grundlagen gehören die folgenden Disziplinen:– Bibelwissenschaften (Altes und Neues Testament) – Historische Theologie (Kirchengeschichte, Theologiege-

schichte)– Systematische Theologie (Ethik, Dogmatik, Philosophie)– Praktische Theologie (Liturgik, Religionspädagogik,

Pastoralpsychologie)– Religionswissenschaft– Alte Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch)– Bezugswissenschaften (Soziologie, Psychologie, Sprach-

und Literaturwissenschaften, Geschichte, Medien-wissenschaften usw.)

Je nach Studienort gehören auch Themen aus den Bereichen Judaistik, Ökumene- und Missionswissenschaft, Gender Stu-dies u.a. zu den Studieninhalten, bzw. es besteht die Möglich-keit, sich in einem dieser Bereiche zu vertiefen.

SprachkenntnisseAn den meisten Universitäten ist der Spracherwerb in den alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch integraler Bestandteil des Theologiestudiums. An manchen werden La-teinkenntnisse oder sogar Griechisch- und Hebräischkennt-

KLEINES ABC DES STUDIERENS

Was sind ECTS-Punkte? Wie sind die Studien an den Hoch-schulen strukturiert? Was muss ich bezüglich Zulassung und Anmeldung beachten? Was kostet ein Studium?Im Kapitel «Kleines ABC des Studierens» ab Seite 34 sind die wichtigsten Grundinformationen zu einem Studium zusam-mengestellt.

Page 22: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

THEOLOGIE

evangelisch­reformiert römisch­katholisch christkatholisch

Universität BaselStaatsunabhängige Theologische Hoch-schule Basel*Universität BernUniversität GenfUniversität LausanneUniversität Zürich

Theologische Hochschule Chur*Universität FreiburgFacoltà di teologia di Lugano*Universität Luzern

Universität Bern

* Private, von der Schweizerischen Universitätskommission SUK anerkannte Hochschulen

STUDIENORTE

22 Studium22

Theologiestudium ohne MaturitätWer zwischen 20 und 40 Jahre alt ist und evangelisch-reformierte Theologie an den Universitäten Basel oder Bern studieren möchte, jedoch über keine gymnasiale Maturität, dafür aber über eine abgeschlossene berufliche Grund-bildung verfügt oder eine weiterführen-de Schule abgeschlossen hat, kann an der Kirchlich-Theologischen Schule KTS in Bern einen zweijährigen Lehrgang besuchen, in dem die Zulassung zum Theologiestudium in Basel oder Bern er-worben werden kann: www.ktsbern.ch.

QuereinstiegsprogrammeZudem gibt es zwei Quereinstiegs- Programme, die keine eigenständigen Studienprogramme sind, sondern ein Zusatzstudium für Hochschulabsolven-tinnen und -absolventen, die sich für den Pfarrberuf interessieren:QUEST ist das Zusatzstudium der bei-den theologischen Fakultäten Basel und Zürich in Absprache mit dem Ausbil-dungskonkordat der evangelisch-refor-mierten Kirchen (Deutschschweiz und Tessin, ohne Bern-Jura-Solothurn). Es umfasst 165 ECTS-Punkte und dauert in der Regel drei (Vollzeit) bis vier Jahre (Teilzeit). Voraussetzung, um mit dem Studium dieses Curriculums in den wei-teren Ausbildungsweg der Kirchen (Vi-kariat) übernommen zu werden, sind ein abgeschlossenes Masterstudium (Uni, ab 2021 auch FH) in einem anderen Fach als der Theologie sowie ein vorgän-giges Auswahlverfahren, das die Kir-chen durchführen. Weitere Informatio-nen: www.theologiestudium.ch/quest. ITHAKA wird von den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn zusam-men mit der Theologischen Fakultät der Universität Bern durchgeführt. Es rich-

tet sich an Interessentinnen und Inter-essenten mit einem universitären Mas-terabschluss. Masterabschlüsse von PH und FH werden auf ihre Äquivalenz hin überprüft. Das Studium umfasst 180 ECTS-Punkte und dauert drei bis vier Jahre. Weitere Informationen: www.kopta.unibe.ch/ithaka.

Römisch-katholische Theologie in Freiburg, Chur und LuzernWeitere Studienmöglichkeiten in Rö-misch-katholischer Theologie bieten die Universität Freiburg, die Theologische Hochschule Chur und die Universität Luzern mit dem sogenannten «Kirchli-chen Diplom» oder dem «Theologischen

Texte, religiöse und literarische, sowie die Diskussion darüber spielen im Theologiestudium eine wichtige Rolle.

Page 23: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

23

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium

QuelleWebsites der Hochschulen

Abschlusszeugnis» an. Inhaltlich orien-tieren sich diese Studienprogramme mit einigen Abweichungen an den regulären Bachelor- und Masterstudiengängen, sie sind aber vorwiegend pastoral ausge-richtet. Es handelt sich dabei um nicht-akademische Abschlüsse, die von der Kirche anerkannt werden und den Zu-gang (mit entsprechender Weiterbil-dung) in den kirchlichen Dienst als Priester, Diakon oder Pastoralassistent oder -assistentin ermöglichen. Detail-lierte Informationen sind zu finden un-ter: www.unifr.ch/theo, www.thchur.ch, www.unilu.ch/tf.

Persönliche VoraussetzungenWer Theologie studieren möchte, sollte ein vertieftes Interesse an grundlegen-den Fragen des Glaubens, der Religion, der Philosophie und der Ethik mitbrin-gen. Ebenso wichtig sind ein grosses Interesse für religiöse und literarische Texte, vor allem natürlich für die Bibel, sowie die Bereitschaft, diese auch in den alten Sprachen (Latein, Griechisch und Hebräisch) lesen zu lernen. Theologie-Studierende müssen grundsätzlich viel lesen und sich Literatur strukturiert erarbeiten.Theologie ist ein interdisziplinäres Stu-dienfach mit Anknüpfungspunkten zu verschiedenen anderen Wissenschaften. Die Studierenden müssen daher inter-disziplinär interessiert und bereit sein, andere Sichtweisen einzunehmen und zu akzeptieren

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Im Bachelorstudium beschäftigen sich die Studierenden mit den religionswis-senschaftlichen Grundlagen. Zu diesen Grundlagen gehören die folgenden Mo-dule:– Einführung in die Religions-

wissenschaft– Religionsgeschichte– Religionssystematik– Religiöse Gegenwartskulturen– Sprach- und Lektürekurse– Antike und aussereuropäische

Religionen– Christentum– Judentum– Islam und vorderorientalische

Religionen

SprachkenntnisseFür das Studium der Religionswissen-schaft sind Lateinkenntnisse an den Schweizer Universitäten keine Voraus-setzung. Um Religionen zu verstehen, werden Quellen wie archäologische Fundstücke, Bilder, Texte, Interviews und Filme wissenschaftlich untersucht. An den Universitäten werden sprachli-che Quellen am häufigsten bearbeitet. Um diese Quellen nicht nur oberfläch-lich zu verstehen, werden Texte so oft es geht in der Originalsprache gelesen. Religionswissenschaftlerinnen und -wis senschaftler benötigen daher gute Grundkenntnisse einer oder mehrerer Quellensprachen. Nur so ist es möglich, Bedeutungsunterschiede zu erfassen oder die Zuverlässigkeit einer Überset-zung zu beurteilen. An den meisten Uni-versitäten ist deshalb das Erlernen von mindestens einer Quellensprache vorge-schrieben.Mögliche Quellensprachen sind zum Beispiel: Akkadisch, Altägyptisch, Alt-griechisch, Althebräisch, Altnordisch, Arabisch, Aramäisch/Syrisch, Chine-sisch (klassisch oder modern), Hindi, Yvrit, Japanisch, Koptisch, Latein, Mon-golisch, Nepali, Pali, Persisch (Farsi), Russisch, Sanskrit, Tamil, Tibetisch, Türkisch, Urdu u.a.

FächerkombinationReligionswissenschaft wird an den meisten Universitäten als Haupt- oder Nebenfach in Kombination mit anderen

Fächern studiert. Dabei lässt es sich so-wohl mit geistes- als auch mit naturwis-senschaftlichen Fächern kombinieren. Religionswissenschaft kann an den fol-genden Universitäten studiert werden:

RELIGIONSWISSENSCHAFT

BaselBernFreiburgGenfLausanneLuzernZürich

An vielen Wegrändern in Japan zu finden: Jizo, der Beschützer der Kinder und Reisenden im Zen-Buddhismus.

STUDIENORTE

Voraussetzungen für das Studium Offenheit und Neugier, sich mit ver-schiedenen Menschen, die religiöse Tra-ditionen praktizieren, und mit ihren Kulturen zu befassen, sind wichtige Vor aussetzungen für das Studium der Religionswissenschaft. Ebenso wichtig ist ein grosses Interesse an religiösen und literarischen Texten. Häufig ist Fachliteratur fremdsprachig, und auch das Quellenstudium wird meist in der Originalsprache betrieben. Daher ist ein Flair für Sprachen von Vorteil. Wie für jedes Studium sind auch für die Religions wissenschaft vernetz-tes Denken und die Fähigkeit, sich ei-nen Überblick über das Ganze zu ver-schaffen, sehr wichtig.

Page 24: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

24

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium

FREQUENTLY ASKED QUESTIONS

Muss ich gläubig sein, um Theologie zu studieren?Die Frage ist berechtigt: Theologie ist eng mit dem christlichen Glauben ver-bunden und der Versuch, diesen von innen heraus auszulegen, zu verstehen und sich auch kritisch damit auseinan-derzusetzen. Studierende sollten also bereit sein, sich versuchsweise in die Position eines Gläubigen zu versetzen. Sonst wird es kaum zu einem fruchtba-ren und befriedigenden Studium kom-men. Aber ein persönliches Bekenntnis ist weder formale Voraussetzung für ein Theologiestudium noch sein expli-zites oder verstecktes Ziel.

Religionen interessieren mich sehr – wie hälts die Theologie mit den anderen Religionen?Die Theologie beschäftigt sich zuerst einmal mit dem christlichen Glauben und der christlichen Tradition. Dazu gehört auch die Klärung der Beziehung zu anderen Religionen, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Ist der christliche Glaube selbst eine Religion? Was kön-nen wir also von der Religionswissen-schaft über die Religion «Christentum» in Erfahrung bringen? Der Ver gleich mit anderen Religionen, aber auch Er-kenntnisse aus der Religionspsycholo-gie, der Religionssoziologie und der Religionsgeschichte helfen uns dabei.

Ist der christliche Glaube die «wahre» Religion? In der Religionstheologie klärt der christliche Glaube die Fragen, die sich aus der Existenz anderer Religionen ergeben, die auch einen Wahrheitsan-spruch erheben. Wenn jemand v.a. dar-an interessiert ist, Religionen von aus-sen zu betrachten, so ist das Fach Religionswissenschaft zu empfeh. Wenn jemand allerdings mehr Grund-satzfragen nach dem Wesen von Religi-on hat, ihn «das Religiöse» fasziniert, so ist vielleicht Theologie das Richtige.

Wie gehören Kirche und Theo logie zusammen?So eng oder so locker, wie man es selber will. Einerseits kann das Theologiestu-dium zum Pfarrberuf führen. Anderer-seits hat man ein vollwertiges Studium, dem man eine Dissertation oder ein Nachdiplomstudium anhängen kann und das von allen Arbeitgebern akzep-tiert wird, die einen Hochschulab-schluss voraussetzen.

Theologie scheint mir etwas veraltet und nicht wirklich aktuell. Stimmt das?Theologie setzt sich effektiv mit einer Sprachwelt auseinander, die den meis-ten von uns fremd ist. Begriffe wie «Sünde», «Apokalypse» oder «Trinität» sind uns in ihrem theologischen Sinn nicht mehr geläufig. Die Denker der Vergangenheit haben aber damit tief-sinnige und auch heute noch wirkungs-mächtige Vorstellungen und Einsichten über den Menschen und sein Leben verbunden. Für viele sind diese weiter-hin von hohem Interesse. Die Aktualität der Theologie erwächst auch aus der Möglichkeit zur Distanz-nahme, den Umweg über ein hochdiffe-renziertes Glaubens- und Denksystem, das zugleich ins Zentrum vieler aktuel-ler Fragen der Gegenwart vorzudrin-

gen erlaubt. Diese Rückkoppelung an aktuelle Fragen erfolgt in unterschied-lichster Form im Studium selbst. Ein paar Beispiele? In der Vorbereitung zur Spitalseelsorge muss der Umgang mit Krankheiten wie AIDS, mit dem Tod im Allgemeinen oder auch mit den von der Medizinaltechnik geweckten Hoff-nungen thematisiert werden; ein mit der juristischen Fakultät gemeinsam abgehaltenes Seminar kann den Be-griff der Schuld im Strafgesetzbuch zu klären suchen; in einer missionstheolo-gischen Vorlesung untersucht man die Bedeutung von Gemeinschaften für die effiziente Entwicklungshilfe usw.

Ist die Theologie überhaupt wissenschaftlich? Was macht die Theologie an der Universität?Theologie ist eine Wissenschaft wie die anderen Geisteswissenschaften auch. Die Untersuchung der biblischen Texte und der Kirchengeschichte erfolgt mit geschichtswissenschaftlichen Metho-den. Die Auslegung der Texte basiert auf denselben Theorien, die auch in den Literaturwissenschaften zur An-wendung gelangen. Die Praktische Theo logie basiert auf psychologischen, soziologischen und kommunikations-theoretischen Kenntnissen und Metho-den. Und die Systematische Theologie unterscheidet sich – was die Methoden anbelangt – nicht von der Philosophie.

Die vielen alten Sprachen schre­cken mich ab – muss das sein?Sich drei alte Sprachen anzueignen, ist keine ganz mühelose Geschichte. La-tein, Griechisch und Hebräisch sind i.d.R. Bedingungen für das Studium der Theologie, sofern man ein Vollstu-dium mit dem Master abschliessen will. Alle drei Sprachen können allerdings während des Bachelorstudiums an den Universitäten erlernt werden. Und die Sprachkurse sind auf die Bedürfnisse angehender Theologen und Theologin-nen zugeschnitten. Zudem kann das Lernen fremder Schriftzeichen und Sprachwelten grossen Spass machen, und sie sind das Tor zum Verständnis vergangener (Gedanken-)Welten.

Quellewww.theologiestudium.ch

Um alte Sprachen wie z.B. Griechisch kommt man im Theologiestudium nicht herum.

Page 25: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

25

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium

formationen zu den Studienmöglich-keiten in Theologie oder Religions- wissenschaft finden Sie auf www.be-rufsberatung.ch oder auf den Internet-seiten der Universitäten und Institute. Aktuelle Einblicke ins Studium erhal-ten Sie ebenfalls an den Informations-veranstaltungen der einzelnen Univer-sitäten.

Die folgenden Tabellen zeigen auf, wo in der Schweiz Theologie und Religi-onswissenschaft studiert werden kön-nen. Es werden zuerst alle Bachelor-studienprogramme und konsekutiven Masterstudiengänge vorgestellt, an-schliessend die interdisziplinären Stu-dienprogramme. Ebenfalls wird auf die Besonderheiten der einzelnen Stu-

STUDIENMÖGLICHKEITENIN THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT

Studiengang Vertiefungsrichtungen

THEOLOGIE

Universität Basel: www.theologie.unibas.ch

Theologie BTh ev.-ref. Theologie

Theologie BA ev.-ref. Theologie

Universität Bern: www.theol.unibe.ch

Theologie BTh, ev.-ref. Theologie, christkath. Theologie

– Evangelische Theologie– Christkatholische Theologie

Universität Freiburg: www.unifr.ch/theo

Theologie BThröm.-kath. Theologie

Theologische Studien BAröm.-kath. Theologie

Universitäten Genf und Lausanne: www.unige.ch/collegetheologie

Théologie BTh ev.-ref. Theologie (auch als Fernstudium möglich)

Universität Lausanne: www.unil.ch/ftsr

Etudes théologiques BAev.-ref. Theologie

– Ancien Testament – Nouveau Testament– Histoire du christianisme– Théologie systématique– Ethique– Théologie pratique– Histoire et sciences des religions

BACHELORSTUDIEN AN UNIVERSITÄTEN

BTh = Bachelor of Theology, BA = Bachelor of Arts

dienorte und die Alternativen zur Hochschule eingegangen.Die Studienangebote an den Schweizer Universitäten sind in stetem Wandel. Insbesondere Vertiefungsrichtungen und Masterangebote werden laufend dem aktuellen Forschungsstand und neuen Bedürfnissen angepasst. Lau-fend aktualisierte und detaillierte In-

berufsberatung.ch/religionberufsberatung.ch/evangelisch berufsberatung.ch/katholisch

Page 26: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

26

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium

Studiengang Vertiefungsrichtungen

Universität Luzern: www.unilu.ch/tf

Theologie BTh röm.-kath. Theologie (auch als Fernstudium und/oder in einer Haupt- und Nebenfachkombination möglich)

Universität Zürich: www.theologie.uzh.ch

Theologie BTh ev.-ref. Theologie (auch als Hauptfach in Kombination mit einem Nebenfach studierbar)

Facoltà die teologia di Lugano*: www.teologialugano.ch

Theologie BTh röm.-kath. Theologie

- Indirizzo teologico- Indirizzo teologico-filosofico

Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel*: www.sthbasel.ch

Theologie BTh ev.-ref. Theologie

Theologische Hochschule Chur*: www.thchur.ch

Theologie BTh röm.-kath. Theologie

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Universität Basel: www.religionswissenschaft.unibas.ch

Religionswissenschaft BA

Universität Bern: www.relwi.unibe.ch

Religionswissenschaft BA Die Studierenden wählen im Wahlpflichtbereich einen empirischen Schwerpunkt aus den Gebieten Buddhismus, Islamwissenschaft, Ethno-logie/Sozialanthropologie, Klassische Philologie, Archäologie/Altorien-talistik, Christliche Religionen, Europäische Religionsgeschichte u.a.

Universität Freiburg: www.unifr.ch/sr

Religionswissenschaft BA

Universität Genf: www.unige.ch/lettres/antic

Histoire et anthropologie des religions BA – Polythéismes antiques– Anthropologie religieuse– Religions d’Israël ancien– Judaïsme– Christianismes– Islam– Religions de l’Extrême-Orient

Universität Lausanne: www.unil.ch/ftsr oder www.unil.ch/lettres

Sciences des religions BA – Les religions d'Asie du Sud– L'histoire du judaïsme ancien et moderne– Les religions polythéistes des mondes antiques : Grèce-Rome-Levant-

Egypte– L'histoire du christianisme ancien et moderne– La socio-anthropologie et histoire des islams– Les traditions religieuses transversales et marginalisées– La pluralité religieuse et spirituelle dans les sociétés contemporaines

Histoire et sciences des religions BA – Les religions d'Asie du Sud– L'histoire du judaïsme ancien et moderne– Les religions polythéistes des mondes antiques : Grèce-Rome-Levant-

Egypte– L'histoire du christianisme ancien et moderne– La socio-anthropologie et histoire des islams– Les traditions religieuses transversales et marginalisées– La pluralité religieuse et spirituelle dans les sociétés contemporaines

Universität Luzern: www.unilu.ch/ksf

Religionswissenschaft BA

Universität Zürich: www.religionswissenschaft.uzh.ch

Religionswissenschaft BA

* Private, aber von der Schweizerischen Universitätskommission SUK anerkannte Hochschulen. Der Masterabschluss der STH Basel wird zwar vom Konkordat der Landeskirchen als grundsätzlich äquivalent zu den universitären Masterabschlüssen betrachtet, dennoch müssen Absolvierende der STH zusätzliche Studienleistungen an den Universitäten Basel oder Zürich erbringen, um ins Lernvikariat aufgenommen zu werden.

Page 27: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

27

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium

MASTERSTUDIEN AN UNIVERSITÄTEN

Bei einem Studium an einer universitä-ren Hochschule geht man vom Master als Regelabschluss aus, obwohl auch ein erfolgreicher Abschluss eines Bachelor-studiums bei einigen Studien den Ein-stieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Mit dem Master wird üblicherweise auch ein Spezialgebiet gewählt, das dann im Berufsleben weiterverfolgt und mit entsprechenden Weiterbildungen vertieft werden kann.

Es gibt folgende Master:Konsekutive Masterstudiengänge bauen auf einem Bachelorstudiengang auf und

vertiefen das fachliche Wissen. Mit ei-nem Bachelorabschluss einer schweize-rischen Hochschule wird man zu einem konsekutiven Masterstudium in dersel-ben Studienrichtung, auch an einer an-deren Hochschule, zugelassen. Es ist möglich, dass bestimmte Studienleis-tungen während des Masterstudiums nachgeholt werden müssen.Spezialisierte Master sind meist inter-disziplinäre Studiengänge mit speziali-siertem Schwerpunkt. Sie sind mit Ba-chelorabschlüssen aus verschiedenen Studienrichtungen zugänglich. Interes-sierte müssen sich für einen Studien-

platz bewerben; es besteht keine Garan-tie, einen solchen zu erhalten. Joint Master sind spezialisierte Master, die in Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen angeboten werden und teilweise ebenfalls nach Bachelorab-schlüssen verschiedener Studienrich-tungen gewählt werden können.In der folgenden Tabelle sind einige Bei-spiele für Masterstudiengänge zu fin-den, die sich nach einem Studium der Theologie oder der Religionswissen-schaft anbieten. Über Details zu diesen Masterstudiengängen gibt die betref-fende Hochschule gerne Auskunft.

Studiengang Vertiefungsrichtungen

THEOLOGIE

Universität Basel: www.theologie.unibas.ch

Theologie MTh ev.-ref. Theologie

– Theology– Semitic Philology– Christianity

Theologie MA ev.-ref. Theologie

Universität Bern: www.theol.unibe.ch

Theologie MTh ev.-ref. Theologie

– Evangelische Theologie– Christkatholische Theologie

Universität Freiburg: www.unifr.ch/theo

Theologie MTh röm.-kath. Theologie

– Die hebräische Bibel und ihr kultureller Kontext (Altes Testament)– Das Neue Testament in seiner kulturgeschichtlichen Umwelt– Patristik/Alte Kirchengeschichte– Christlicher Orient– Moderne und zeitgenössische Kirchen- und Theologiegeschichte– Glaubenswissenschaften und Philosophie– Philosophie «La vie humaine» (nur auf Französisch)– Dogmatik– Theologie der Ökumene– Interreligiöser Dialog– Théologie morale et éthique (nur auf Französisch)– Theologische Ethik (nur auf Deutsch)– Praktische Theologie– Liturgiewissenschaft– Fundamentaltheologie– Orthodoxie et études interchrétiennes (nur auf Französisch)– Kirchenrecht

Theologische Studien MA röm.-kath. Theologie

Die Studierenden können einen Master mit oder ohne Spezialisierung absolvieren. Die Spezialisierungen sind dieselben wie für das Studium im Monofach (MTh).

Universitäten Genf und Lausanne: www.unige.ch/collegetheologie

Théologie MTh ev.-ref. Theologie(auch als Fernstudium möglich)

– Ancien Testament/Bible hébraïque– Nouveau Testament– Histoire du christianisme– Théologie systématique– Ethique– Théologie pratique– Sciences des religions

MTh = Master of Theology, MA = Master of Arts

Page 28: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

28

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium

Studiengang Vertiefungsrichtungen

Universität Luzern: www.unilu.ch/tf

Theologie MTh röm.-kath. Theologie(auch als Hauptfach in Kombination mit einem Nebenfach studierbar)

Universität Zürich: www.theologie.uzh.ch

Theologie MTh ev.-ref. Theologie(auch als Hauptfach in Kombination mit einem Nebenfach studierbar)

Facoltà di teologia di Lugano*: www.teologialugano.ch

Teologia MTh röm.-kath. Theologie

Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel*: www.sthbasel.ch

Theologie MTh ev.-ref. Theologie

Theologische Hochschule Chur*: www.thchur.ch

Theologie MTh röm.-kath. Theologie

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Universität Basel: www.religionswissenschaft.unibas.ch

Religionswissenschaft MA – Religion, Narration und Medien– Alternative Religionsgeschichte– Religion, Ökonomie und Recht– Religionskomparatistik

Universität Bern: www.relwi.unibe.ch

Religionswissenschaft MA Die Studierenden setzen den auf der Bachelorstufe gewählten empiri-schen Schwerpunkt fort.

Universität Freiburg: www.unifr.ch/sr

Kultur, Politik und Religion in der pluralistischen Gesellschaft MA – Soziale und kulturelle Dynamiken– Politische und normative (Un)ordnungen– Religion und Gesellschaft

Universität Genf: www.unige.ch/lettres/antic

Histoire et anthropologie des religions MA – Polythéismes antiques– Anthropologie religieuse– Religions d’Israël ancien– Judaïsme– Christianismes– Islam– Religions de l’Extrême-Orient

Sciences de l’Antiquité avec spécialisation en histoire des religions MA - Grec- Latin- Histoire ancienne- Archéologie classique- Egyptologie et copte- Etudes mésopotamiennes

Universität Lausanne: www.unil.ch/ftsr oder www.unil.ch/lettres

Sciences des religions MA – Religions de l’Asie du Sud– Religions polythéistes des mondes antiques: Grèce-Rome-Levant – L'histoire du judaïsme ancien et moderne– L'histoire du christianisme ancien et moderne– Islam– Traditions religieuses transversales et marginalisées– Pluralité religieuse et spirituelle dans les sociétés contemporaines

Histoire et sciences des religions MA – Religions de l’Asie du Sud– Religions polythéistes des mondes antiques: Grèce-Rome-Levant – L'histoire du judaïsme ancien et moderne– L'histoire du christianisme ancien et moderne– Islam– Traditions religieuses transversales et marginalisées– Pluralité religieuse et spirituelle dans les sociétés contemporaines

* Private, aber von der Schweizerischen Universitätskommission SUK anerkannte Hochschulen. Der Masterabschluss der STH Basel wird zwar vom Konkordat der Landeskirchen als grundsätzlich äquivalent zu den universitären Masterabschlüssen betrachtet, dennoch müssen Absolvierende der STH zusätzliche Studienleistungen an den Universitäten Basel oder Zürich erbringen, um ins Lernvikariat aufgenommen zu werden.

Page 29: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

29

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium

Studiengang Vertiefungsrichtungen

Universität Luzern: www.unilu.ch/ksf

Religionswissenschaft MA

Universität Zürich: www.religionswissenschaft.uzh.ch

Religionswissenschaft MA – Historische und vergleichende Religionswissenschaft– Sozialwissenschaftliche Religionswissenschaft– Systematisch-theoretische Religionswissenschaft

INTERDISZIPLINÄRE STUDIENGÄNGE UND SPEZIALMASTER

Studiengang Inhalte

Universitäten Basel, Strassburg, Heidelberg, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg: www.theologie.unibas.ch

Interreligious Studies MA Das Studienprogramm wird von der Theologischen Fakultät der Universität Basel in Kooperation mit den Partnerfakultäten der Universitäten Strassburg und Heidelberg sowie in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg angeboten. Die Studierenden nehmen die religiöse Pluralität als europäisches Phänomen in den Blick und besuchen Kurse zur jüdischen, christlichen und islamischen Theologie sowie zur Religionswissenschaft in der Schweiz, Frankreich und Deutsch-land.

Universitäten Basel, Luzern, Zürich: www.zrwp.ch/lehre

Religion, Wirtschaft, Politik MA Der Joint Degree Masterstudiengang Religion-Wirtschaft-Politik analysiert die Nahtstellen zwischen Religion, Wirtschaft und Politik transdisziplinär und greift drängende gesellschaftliche Fragen rund um Religion auf lokaler, internationaler und globaler Ebene auf.

Universität Bern: www.theol.unibe.ch, www.cgs.unibe.ch und www.relwi.unibe.ch

Interreligiöse Studien BA/MA(Interreligious Studies)

Der Studienbereich «Interreligiöse Studien» ist zwischen Theologie und Religionswissenschaft ange-siedelt und ist in die folgenden drei Bereiche gegliedert:– Christentum in seinen verschiedenen historischen und aktuellen Ausprägungen– Judentum, Islam, Religionen Indiens und Buddhismus– Religionstheoretische, interreligiöse und interkulturelle Fragestellungen

Religion in globaler Gegenwart MA Das Programm vermittelt theoretische, methodologische und soziohistorische Kenntnisse und Kom-petenzen, um den Beitrag religiöser Traditionen und Akteure in gegenwärtigen Prozessen der Globa-lisierung und Lokalisierung zu erforschen. Während das Studienprogramm Religionswissenschaft in Bern die philologische Erforschung schriftlicher Primarquellen, insbesondere asiatischer Religionen, betont, konzentriert sich das interdisziplinäre RGG-Studienprogramm auf die Erforschung religiöser Gegenwartskulturen mit den Methoden der empirischen Sozialforschung.

Zentralasiatische Kulturwissenschaft BA/MA Die Studienprogramme legen den inhaltlichen Schwerpunkt auf das buddhistische Zentralasien.

Universitäten Bern und Zürich: www.theol.unibe.ch oder www.theologie.uzh.ch

Antikes Judentum MA Der spezialisierte Masterstudiengang setzt den Schwerpunkt auf die wissenschaftliche Beschäfti-gung mit dem Judentum der persischen, hellenistischen, römischen und frühmittelalterlichen Zeit.

Universität Freiburg: www.unifr.ch/theo

Interreligiöse Studien BA/MA Der Bereich «Interreligiöse Studien» verbindet theologische Zugänge mit einer religionswissen-schaftlichen Perspektive. Besondere Berücksichtigung erfahren das Christentum, der interreligiöse und interkulturelle Dialog sowie die Selbstreflexionen anderer Religionen, insbesondere des Islam.

Universität Genf: www.unige.ch/lettres/antic

Etudes classiques BA/MA Les études classiques, cursus pluridisciplinaire, regroupent les cinq disciplines du Département des sciences de l'Antiquité qui se consacrent entièrement ou partiellement à l'étude du monde grec et du monde romain:– langue et littérature grecques– langue et littérature latines– histoire ancienne– archéologie classique– histoire et anthropologie des religions.

BA = Bachelor of ArtsBTh = Bachelor of Theology

MA = Master of ArtsMTh = Master of Theology

Page 30: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

30

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium

Studiengang Inhalte

Universität Luzern: www.unilu.ch/tf

Liturgical Music MTh Die Theologische Fakultät der Universität Luzern ermöglicht mit diesem Masterangebot in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern die Kombination von theologischen und musikalischen Fächern. Besonderen Stellenwert hat dabei die Gregorianik.

Kulturwissenschaften BA/MA Kulturwissenschaften beschäftigen sich mit sämtlichen Bereichen des menschlichen Lebens: Politik, Wirtschaft, Medien, Kunst, Literatur, Wissen-schaft, Technik usw. Der integrierte Studiengang Kulturwissenschaften bietet ein interdisziplinäres Studium, das einen individuellen Schwerpunkt in einer der folgenden Disziplinen erlaubt:– Ethnologie– Geschichte– Judaistik– Politikwissenschaft– Religionswissenschaft – Soziologie

Religionspädagogik BA Der Bachelor Religionspädagogik ist ein berufsqualifizierender Abschluss für die Tätigkeit in den religionspädagogischen Berufsfeldern Schulischer Religionsunterricht, Gemeindekatechese und Kirchliche Jugendarbeit.

Religionslehre MA Dieser Studiengang bereitet auf den Unterricht des Fachs Religionslehre an gymnasialen Mittelschulen vor und beinhaltet das Lehrdiplom für Maturitätsschulen.

Universität Zürich: www.theologie.uzh.ch

Christentum in der Gesellschaft MA Dieses Masterstudienprogramm dient einer wissenschaftlich differenzier-ten Reflexion des Christentums unter Berücksichtigung seiner biblischen Grundlagen und seiner Geschichte und fokussiert auf Interaktion zwi-schen Christentum und Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart.

Religion and Culture in Contemporary Societies MA Das Studienprogramm befähigt zur sozialwissenschaftlichen Erforschung der Einflüsse und Konsequenzen von Religionen innerhalb gesellschaftli-cher, politischer und kultureller Kontexte weltweit.

Facoltà di teologia di Lugano*: www.teologialugano.ch

Diritto canonico ed ecclesiastico comparato MA Questo master offre due indirizzi diversi:- Diritto canonico comparato- Diritto comparato delle religioni

Scienza, filosofia e teologia delle religioni MA Il dialogo interreligioso nella realtà contemporanea è un'urgenza, oggi più che mai, per la società e il mondo in cui viviamo, ma anche per la vita stes-sa della Chiesa e dei credenti. In questa situazione è necessario anzitutto conoscere le diverse religioni e favorire una corretta indagine scientifica sulle differenti modalità in cui si esprime l'uomo religioso. È necessario inoltre mettere in relazione queste conoscenze con le ricerche elaborate dalla filosofia, nel corso della sua storia, e con il patrimonio che contrad-distingue la dottrina cristiana.

* Private, aber von der Schweizerischen Universitätskommission SUK anerkannte Hochschule

Page 31: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

31

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium

Universität BaselDie Theologische Fakultät der Universi-tät Basel bietet die beiden Studienberei-che Theologie und Religionswissen-schaft an und zeichnet sich durch eine vielfältige interdisziplinäre und interfa-kultäre Zusammenarbeit aus. Besondere Schwerpunkte ergeben sich durch inter-disziplinäre Zusammenarbeit mit Jüdi-schen Studien, der Religionswissen-schaft, der Altertumswissenschaften, Gender Studies und African Studies.Theologie wird an der Universität Basel in einer betont interreligiösen Perspek-tive betrieben. Neu bietet die Theologische Fakultät daher auch einen Master in Interreli-gious Studies an.

Universität BernDas Theologiestudium in Bern kann mit oder ohne praktisches Semester studiert werden. Das praktische Semes-ter bietet die Möglichkeit, schon wäh-rend des Studiums Einblicke in den kirchlichen Berufsalltag zu erhalten. Für Studierende mit dem Berufsziel Pfarramt ist es obligatorisch. Evangelisch-reformierte und christka-tholische Theologie werden in einem gemeinsamen Studiengang als Vertie-fungsrichtungen angeboten. Die Theologische Fakultät beherbergt ebenfalls das Kompetenzzentrum Litur-gik, welches Forschung und Lehre in den Bereichen Liturgik, Homiletik, Hymno-logie und Kirchenästhetik fördert.

Universität FreiburgDie Theologische Fakultät Freiburg, die grösste theologische Fakultät der Schweiz, bietet deutsch-, französisch- und zweisprachige Studienprogramme an. Kompetenzfelder in der Forschung sind: Monumente und Dokumente der Bibel, Theologie der Ökumene im Dialog mit der Orthodoxie und den reformatori-schen Gemeinschaften, Theologie in der Tradition des Predigerordens und In-terreligiöser Dialog.Die Universität Freiburg bietet zusätz-lich zum regulären Studium ein nicht-akademisches Studium in Theologie an,

BESONDERHEITEN AN EINZELNEN STUDIENORTENTHEOLOGIE

das nach fünf Jahren mit einem Kirch-lichen Diplom abschliesst. Dieses ist von der Schweizer Bischofskonferenz aner-kannt und bereitet auf den kirchlichen Dienst vor.

Universitäten Genf und LausanneDie Theologischen Fakultäten der Uni-versitäten Genf und Lausanne bilden gemeinsam das «Collège de théologie protestante» und bieten ein Bachelor- und ein Masterprogramm in Theologie an. Die Studierenden besuchen je nach Wahl der Vertiefungen Veranstaltun-gen in Genf und/oder Lausanne. Sowohl der Bachelor als auch der Master kön-nen im Fernstudium absolviert werden. Die Universität Lausanne bietet zusätz-lich das Studienprogramm Etudes théologiques auf der Bachelorstufe an, welches mit anderen Fächern der philo-sophisch-historischen Fakultät kombi-niert wird.

Universität LuzernSchwerpunkte der Theologischen Fa-kultät der Universität Luzern liegen in den Gebieten Ökumenischer und inter-religiöser Dialog, Judaistik, Islamische Theologie, Ethik, Religionspädagogik und Gender Studies. Das Bachelorstudium in Theologie kann auch im Fernstudium absolviert wer-den.Das an der Fakultät angesiedelte Reli-gionspädagogische Institut RPI bietet verschiedene religionspädagogische Ausbildungen an. Speziell an der Universität Luzern ist auch das Studienprogramm Liturgical Music, welches theologische und musi-kalische Inhalte kombiniert.

Universität ZürichDie Theologische Fakultät der Univer-sität Zürich setzt die Schwerpunkte ihrer Forschung bei der Literatur- und Religionsgeschichte der Bibel in ihren historischen Kontexten sowie bei der Theologischen Ethik. Weitere Schwer-punkte sind unter anderem Hermeneu-tik, Religionsphilosophie und Schweize-rische Reformationsgeschichte.

An der Universität Zürich ist das Ethik-Zentrum angesiedelt. Es koordiniert Lehre und interdisziplinäre Forschung der verschiedenen Ethik-Institute in Theologie, Medizin und Philosophie.Neben dem Vollstudium in Evangelisch-reformierter Theologie kann in Zürich Theologie auch mit einem Nebenfach kombiniert werden. Ebenfalls sind ver-schiedene theologische Teildisziplinen (z.B. Ethik und Gesellschaft, Antike Religionsgeschichte, Bibelwissenschaft, Christentumsgeschichte, Hermeneutik, Systematische-Praktische Theologie) als Nebenfächer in Kombination mit einem anderen Hauptfach belegbar.

Facoltà di teologia di LuganoDie private Hochschule Facoltà di teolo-gia di Lugano ist von der Schweizerischen Universitätskonferenz SUK akkreditiert. Sie bietet neben dem Theologiestudium auch Studienmöglichkeiten in Philoso-phie und in Kirchenrecht an.

Staatsunabhängige Theologische Hochschule BaselDie evangelikal geprägte private Hoch-schule ist seit 2014 von der Schweizeri-schen Universitätskonferenz akkredi-tiert. Der Masterabschluss der STH wird vom Konkordat der Landeskirchen als grundsätzlich äquivalent zu den universitären Masterabschlüssen be-trachtet, dennoch müssen Absolven-tinnen und Absolventen der STH zusätz liche Studienleistungen an den Universitäten Basel oder Zürich erbrin-gen, um ins Lernvikariat aufgenommen zu werden.

Theologische Hochschule ChurDie private Theologische Hochschule Chur ist von der Schweizerischen Uni-versitätskonferenz SUK akkreditiert. Zusätzlich zum regulären Bachelor- und Masterstudiengang bietet sie ein Studium ohne akademischen Abschluss an, das sogenannte Theologische Ab-schlusszeugnis, welches wie das regulä-re Bachelor- und Masterstudium den Eintritt in den kirchlichen Dienst er-möglicht.

Page 32: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

32 Überschrift

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium

Universität BaselDie Religionswissenschaft in Basel setzt sowohl in der Lehre als auch in der Forschung die folgenden Schwerpunkte: Europäische Religionsgeschichte, Kul-turwissenschaftliche Religionstheorie, Religiöse Zeitgeschichte und Religions-ökonomie.Gemeinsam mit den Universitäten Zü-rich und Luzern bietet die Universität Basel den Joint Master Religion, Wirt-schaft, Politik an, der die Schnittstellen zwischen diesen drei Themenbereichen beleuchtet.

Universität BernDie Schwerpunkte an der Universität Bern liegen auf dem Buddhismus (ins-besondere Tibet und Mongolei), auf der Zentralasiatischen Kulturwissenschaft und auf den Religionen Südasiens. Die Forschung ist kulturwissenschaftlich orientiert und umfasst unter anderem Bereiche wie Bioethik und Religion, Ka-nonisierung, Religion und Globalisie-rung oder Konversion. Neben dem zwischen Theologie und Re-ligionswissenschaft angesiedelten Ba-chelor- und Masterstudiengang bietet die Universität Bern auch Nebenfach-studien in Gender and Religion und in Geschichte und Theologie des Altkatho-lizismus an.

Universität FreiburgSchwerpunkte in der Forschung und Lehre der Freiburger Religionswissen-schaft sind neben allgemeinen religi-onssoziologischen Fragestellungen der Bereich Religion, Politik, Recht und

Theologie kann an den Universitäten Basel, Bern, Freiburg, Lausanne und Luzern als Zweit- oder Nebenfach stu-diert werden. In Zürich können einzelne Teilbereiche der Theologie als Neben-fach belegt werden.

RELIGIONSWISSENSCHAFT

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT ALS NEBENFACH

Bildung, der Islam in der Schweiz, Neue religiöse und weltanschauliche Bewe-gungen und Gemeinschaften (New Age, Bhagwan-Bewegung, Scientology usw.) und das Verhältnis von Religion und Medien. Das Studium kann in Deutsch, Franzö-sisch oder zweisprachig absolviert wer-den.

Universitäten Genf und LausanneDie Universitäten Genf und Lausanne legen in der Religionswissenschaft den Akzent auf die Religionsgeschichte und -anthropologie und setzen hier Schwer-punkte, u.a. im Bereich der Polytheisti-schen Religionen der Antike, des Anti-ken Judentums oder des Christentums sowie in den Bereichen Geschichte des Christentums, des Judentums und des Islams, Religionen Südasiens, Religiöse und spirituelle Pluralität u.a. Die beiden Universitäten arbeiten im Bereich der Religionswissenschaften eng zusammen. Je nach Studienpro-gramm besuchen die Studierenden Ver-anstaltungen in Genf oder Lausanne.

Universität LuzernIm Mittelpunkt der Lehre und For-schung des Religionswissenschaftlichen Seminars der Universität Luzern ste-hen gegenwärtige Islam-Debatten, Re-ligion, Migration und Integration, Religion in fremdreligiösem Kontext, Religionen in modernen Medien, Lokale Religionsgeschichte, Methoden der Re-ligionsforschung, Buddhistische Tradi-tionen im Westen, Hindu-Traditionen ausserhalb Indiens u.a.

Religionswissenschaft kann an den Universitäten Basel, Bern, Freiburg, Genf, Lausanne und Zürich als Zweit- bzw. Nebenfach studiert werden.

Die Universität bietet zusätzlich zu den Studiengängen in Religionswissenschaft und Kulturwissenschaften Studiengän-ge in Religionspädagogik an.

Universität ZürichZu den Besonderheiten der Zürcher Re-ligionswissenschaft gehören die enge Verbindung von historisch quellenbezo-genen und empirisch gegenwartsbezo-genen Zugängen und die Ergänzung textbezogener Fragestellungen durch nicht-sprachliche Quellen und Befunde. Besondere Vertiefungsmöglichkeiten bestehen in den Bereichen Alter Orient und Antike, Judentum, Christentum, Islam, Europäische Religionsgeschich-te, Indische und ostasiatische Religio-nen, Religiöse Gegenwartskulturen und Methoden der qualitativ empirischen Religionsforschung.Der spezialisierte Masterstudiengang Religion and Culture in Contemporary Societies richtet sich an Studierende, die keinen Bachelor in Religionswissen-schaft haben und kann in deutscher oder englischer Sprache studiert werden.

Page 33: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

33

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium

VERWANDTE STUDIENFÄCHER

«PERSPEKTIVEN»-HEFTE

Altertumswissenschaften

Asienwissenschaften und Orientalistik

Ethnologie und Kulturanthropologie

Geschichte

Philosophie

Psychologie

Soziologie, Politikwissenschaft, Gender Studies

Sprach- und Literaturwissenschaften (Germanistik, Romanistik, Anglistik, Slavistik, Nordistik usw.)

Ausbildungen

Berater/in im psychosozialen Bereich (HFP)

Erwachsenenbildner/in HF

Institutionsleiter/in im sozialen/sozial-medizinischen Bereich (HFP)

Katechet/in bzw. Religionspädagoge/-pädagogin

Migrationsfachmann/-fachfrau (BP)

Ordensmann/-frau

Sozialbegleiter/in (BP)

Sozialdiakon/-diakonin

Sozialpädagoge/-pädagogin HF

Sterbebegleiter/in

Folgende Studienfächer befassen sich teilweise mit ähnlichen Themen und Fragestellungen wie Theologie und Religionswissenschaft. Verwandte Stu-dienfächer bieten vor allem universitä-re Hochschulen an, weniger Fachhoch-

ALTERNATIVEN ZUR HOCHSCHULE

Vielleicht sind Sie nicht sicher, ob Sie überhaupt studieren wollen. Zu den meisten Fachgebieten der Hochschulen gibt es auch alternative Ausbildungs-wege. Zum Beispiel kann eine (ver-kürzte) berufliche Grundbildung mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis EFZ als Einstieg in ein Berufsfeld dienen.Nach einer EFZ-Ausbildung bzw. eini-gen Jahren Berufspraxis stehen ver-schiedene Weiterbildungen in der hö-heren Berufsbildung offen: höhere Fachschulen HF, Berufsprüfungen (BP), höhere Fachprüfungen (HFP). Über berufliche Grundbildungen sowie

Weiterbildungen in der höheren Be-rufsbildung informieren die Berufsin-formationsfaltblätter und die Heft-reihe «Chancen: Weiterbildung und Laufbahn» des SDBB Verlags.

Alle diese Medien sind in den Berufs-informationszentren BIZ ausleihbar oder erhältlich beim SDBB: www.shop.sdbb.ch.

schulen. Informationen zu den auf - geführten Studienrichtungen finden Sie in den entsprechenden «Perspek-tiven»-Heften: www.perspektiven.sdbb.ch.

Page 34: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

34 Studium

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

KLEINES ABC DES STUDIERENS

Die folgenden Informationen gelten grundsätzlich für alle Studien­fächer an allen Hochschulen in der Schweiz. Spezielle Hinweise zu den Fachgebieten finden Sie weiter vorne im Heft bei der Beschrei­bung des jeweiligen Studiums.

Weitere Informationen

www.berufsberatung.ch swissuniversities.ch

ren Sie sich direkt bei den Fachhoch-schulen.

Pädagogische HochschulenBei den meisten Pädagogischen Hoch-schulen ist eine Anmeldung bis zum 30. April für das Herbstsemester mög - lich. Bitte informieren Sie sich auf den jeweiligen Websites.

– AUSLÄNDISCHER VORBILDUNGS-AUSWEIS > s. Zulassung zum Bachelor

– AUSLANDSEMESTER > s. Mobilität

ANMELDUNG ZUM STUDIUM

Universitäre HochschulenDie Anmeldefrist endet an den universitä-ren Hochschulen jeweils am 30. April für das Herbstsemester. An einigen Universitä-ten ist eine verspätete Anmeldung mit ei-ner Zusatz gebühr möglich. Bitte informie-ren Sie sich direkt bei der jeweiligen Uni - versität. Ein Studienbeginn im Frühjahrsse-mester ist nur teilweise möglich und wird nicht empfohlen, da viele Veranstaltungen und Kurse für Erstsemestrige im Herbstse-mester stattfinden.

Das Portal www.swissuniversities.ch wartet mit einer Vielzahl von Informationen auf zu Anerkennung, Zulassung, Stipendien usw. Informationen zum Ablauf des Anmel de- und Immatrikula tionsverfahrens jedoch sind auf der Homepage der jeweiligen Universität zu finden.

FachhochschulenBei den Fachhochschulen sind die Anmel- defristen und -verfahren unterschiedlich, je nachdem, ob obligatorische Informa-tionsabende, Aufnahmeprüfungen und/oder Eignungstests stattfinden. Informie-

34

Page 35: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

35Studium

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

TYPISCH UNIVERSITÄT TYPISCH FACHHOCHSCHULE

In der Regel Zugang mit der gymnasialen Maturität

In der Regel Zugang mit Berufs- maturität

Wissenschaftlich ausgerichtetes Studium: Grundlagenforschung und Erwerb von Fach- und Methodenkenntnissen

Angewandte Forschung und hoher Praxisbezug, enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und öffentlichen Institutionen

Meist keine spezifische Berufsaus bildung, sondern Erwerb einer allgemeinen Berufsbefähigung auf akademischem Niveau

Oft Ausbildung zu konkreten Berufen inkl. Arbeitserfahrungen (Praktika) in verschiedenen Institutionen

Studium in der Regel gemäss vor- gegebenen Richtlinien, individuell organisiert

Mehr oder weniger vorgegebene Studienstruktur mit wenig Wahlmög- lichkeiten

Studium in wechselnden Gruppen Studium oft in fixen Gruppen

Oft Möglichkeit, Neben- und Zusatz- fächer zu belegen

Studiengänge als Monostudiengänge konzipiert, Wahl von Schwerpunkten möglich

Master als Regelabschluss Bachelor als Regelabschluss (Ausnahmen: Kunst, Musik, Theater, Psychologie und Unterricht Sekundarstufe)

Lernkontrollen am Semesterende Lernkontrollen laufend während des Semesters

Studium als Vollzeitstudium konzipiert Studiengänge oft als Teilzeitstudium oder berufsbegleitend möglich

BACHELOR UND MASTERAn den Hochschulen ist das Studium auf-geteilt in ein Bachelor- und ein Masterstu-dium. Das Bachelorstudium dauert drei Jahre, das Masterstudium in der Regel eineinhalb bis zwei Jahre (90 bis 120 ECTS). Voraussetzung für die Zulassung zu einem Masterstudium ist ein Bachelorabschluss in derselben Studienrichtung.An den Universitäten gilt der Master als Regelabschluss. An den Fachhochschulen ist der Bachelor der Regel abschluss. Es werden aber auch an Fachhochschulen in vielen Studienrichtungen Masterstudien-gänge angeboten. Hier gelten jedoch teil-weise spezielle Aufnahmekriterien.

BERUFSBEGLEITENDES STUDIUM > s. Teilzeitstudium

DARLEHEN> s. Finanzierung des Studiums

ECTS

> s. Studienleistungen bis zum Abschluss

FINANZIERUNG DES STUDIUMSDie Semestergebühren der Hochschulen liegen zwischen 500 und 1000 Franken. Ausnahmen sind 2000 Franken an der Uni-versità della Svizzera italiana bzw. mehrere 1000 Franken an privaten Fachhochschu-len. Für ausländische Studierende und be-rufsbegleitende Ausbildungsgänge gelten teilweise höhere Gebühren.

Gesamtkosten eines StudiumsWer bei den Eltern wohnt, muss mit 800 bis 1200 Franken pro Monat rechnen (auswär-tiges Essen nicht eingerechnet); bei aus-wärtigem Wohnen können sich die Kosten fast verdoppeln.

Folgende Posten sollten in einem Budget berücksichtigt werden:– Studienkosten (Studiengebühren,

Lehrmittel)– Feste Verpflichtungen (Krankenkasse,

AHV/IV, Fahrkosten, evtl. Steuern)– Persönliche Auslagen (Kleider/Wäsche/

Schuhe, Coiffeur/Körperpflege, Taschengeld, Smartphone)

– Rückstellungen (Franchise, Zahnarzt/Optiker, Ferien, Sparen)

– Auswärtige Verpflegung (Mensa)

Zusätzlich für auswärtiges Wohnen:– Miete/Wohnanteil– Wohn-Nebenkosten (Elektrizität,

Telefon/Radio/TV, Hausrat-/Privathaft-pflichtversicherung)

– Nahrung und Getränke– Haushalt-Nebenkosten (Wasch- und

Putzmittel, allg. Toilettenartikel, Entsorgungsgebühren)

Beitrag der ElternGesetzlich sind die Eltern verpflichtet, die Ausbildung ihrer Kinder (Ausbildungs- und Lebenshaltungskosten) bis zu einem ersten Berufsabschluss zu bezahlen. Für Gymnasiasten und Gymnasiastinnen be-deutet das bis zum Abschluss auf Hoch-schulstufe.

Stipendien und DarlehenDas Stipendienwesen ist kantonal geregelt. Kontaktieren Sie deshalb frühzeitig die Fachstelle für Stipendien Ihres Wohnkan-tons. Stipendien sind einmalige oder wie-

35

derkehrende finanzielle Leistungen ohne Rückzahlungspflicht. Sie decken die Ausbil-dungskosten sowie die mit der Ausbildung verbundenen Lebenshaltungskosten in der Regel nur teilweise. Als Ersatz und/oder als Ergänzung zu Stipendien können Darlehen ausbezahlt werden. Dies sind während des Studiums zinsfreie Beträge, die nach Studi-enabschluss in der Regel verzinst werden und in Raten zurückzuzahlen sind. Die finanzielle Situation der Eltern ist aus-schlaggebend dafür, ob man stipendien- oder darlehensberechtigt ist.

HAUPTFACH, NEBENFACH > s. Struktur des Studiums

HOCHSCHULTYPENDie Schweiz kennt drei verschiedene Hoch-schultypen: Universitäre Hochschulen (UH) mit den kantonalen Universitäten und den Eidgenössischen Technischen Hochschu-len (ETH), Fachhochschulen (FH) und Päda-gogische Hochschulen (PH). Die PH sind für die Lehrer/innenausbildungen zuständig und werden in den meisten Kantonen den FH angegliedert.

Page 36: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

36

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium36

MASTER OF ADVANCED STUDIES (MAS)

sind nicht zu verwechseln mit konseku-tiven und spezialisierten Masterstudi-engängen. Es handelt sich hierbei um Weiterbildungsmaster, die sich an berufs-tätige Personen mit Studienabschluss richten (siehe Kapitel «Weiterbildung», Seite 46). Sie werden im Umfang von mindestens 60 ECTS angeboten.

KREDITPUNKTE > s. Studienleistungen bis zum Abschluss

MASTERÜbergang Bachelor–Master innerhalb desselben HochschultypsMit einem Bachelorabschluss einer schwei-zerischen Hochschule wird man zu einem konsekutiven Masterstudium in derselben Studienrichtung auch an einer anderen Hochschule zugelassen. Es ist möglich, dass man bestimmte Studienleistungen wäh-rend des Masterstudiums nachholen muss. Konsekutive Masterstudiengänge bauen auf einem Bachelorstudiengang auf und vertiefen das fachliche Wissen. Teilweise werden auch verschiedene konsekutive Master in Teildisziplinen einer Fachrichtung angeboten.Spezialisierte Master sind meist inter- disziplinäre Studiengänge mit spezialisier-tem Schwerpunkt. Sie sind mit Bachelorab-schlüssen aus verschiedenen Studienrich-tungen zugänglich. Interessierte müssen sich für einen Studienplatz bewerben.Joint Master sind spezialisierte Master, die in Zusammenarbeit mit anderen Hoch-schulen angeboten werden und teilweise ebenfalls nach Bachelorabschlüssen ver- schiedener Studienrichtungen gewählt werden können.

Wechsel des HochschultypsWer mit einem Fachhochschulbachelor an eine universitäre Hochschule wechseln will oder umgekehrt, kann zu fachverwandten Studienrichtungen zugelassen werden. Es müssen je nach Fachrichtung Zusatzleis-tungen im Umfang von 20 bis 60 ECTS er-bracht werden. Erkundigen Sie sich am besten direkt bei der Hochschule, an die Sie wechseln möchten.

MOBILITÄTJe nach individuellen Interessen können Module oder Veranstaltungen an Instituten anderer Hochschulen besucht werden. Sol-che Module können aber nur nach vorheri-ger Absprache mit den Instituten an das Studium angerechnet werden. Sehr zu empfehlen für Studierende ab dem vierten Semester des Bachelorstudiums ist ein ein- oder zweisemestriger Studien-aufenthalt im Ausland. Das Erasmus-Pro-gramm bietet dazu gute Möglichkeiten innerhalb Europas. Zusätzlich hat fast jedes Hochschulinstitut bilaterale Abkommen mit ausgewählten Hochschulen ausserhalb Europas. Weitere Informationen zur Mobilität erhal-ten Sie bei der Mobilitätsstelle Ihrer Hoch-schule.

MAJOR, MINOR, MONOFACH> s. Struktur des Studiums

PASSERELLE > s. Zulassung zum Bachelor

STIPENDIEN > s. Finanzierung des Studiums

STRUKTUR DES STUDIUMSDas Bachelorstudium an einer universitären Hochschule besteht entweder aus einem Hauptfach (Major), kombiniert mit einem oder mehreren Nebenfächern (Minor), zwei Hauptfächern oder einem Monofach, wie es z.B. in vielen Naturwissenschaften und technischen Wissenschaften der Fall ist. Je nach Universität können diese Modelle leicht variieren.

Auch das Masterstudium kann in Haupt- und Nebenfächer unterteilt sein. Ein Ver-gleich von Studienangeboten an unter-schiedlichen Hochschulen kann sich lohnen. Die Studiengänge an den Fachhochschu-len sind als Monostudiengänge organi-siert. Häufig stehen – vor allem in den letzten Studiensemestern – bestimmte Vertiefungsrichtungen zur Wahl.Ergänzungsfächer bestehen aus weiterfüh-renden Lehrveranstaltungen ausserhalb der gewählten Vertiefung. Mit Wahlfächern kann das Ausbildungs-profil den eigenen Interessen angepasst werden; sie können in der Regel aus dem gesamten Angebot einer Hochschule aus-gewählt werden.

STUDIENFINANZIERUNG > s. Finanzierung des Studiums

STUDIENLEISTUNGEN (ECTS) BIS ZUM ABSCHLUSSAlle Studienleistungen (Vorlesungen, Ar-beiten, Prüfungen usw.) werden in Kredit-punkten (ECTS) ausgewiesen. Ein Kredit-punkt entspricht einem Arbeitsaufwand von 25 bis 30 Stunden. Bei einem Vollzeitstudium erwirbt man 60 ECTS Punkte pro Jahr. Die ECTS-Punkte erhält man, wenn ein Leistungsnachweis wie z.B. eine Prüfung oder ein Referat erfolg-reich absolviert wurde. Für einen Bache-lorabschluss braucht es 180 ECTS, für einen Masterabschluss weitere 90–120 ECTS.

STUDIEREN IM AUSLAND > s. Mobilität

Page 37: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

37

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium 37

TEILZEITSTUDIUM(berufsbegleitendes Studium)Ein Bachelorabschluss (180 ECTS) dauert in der Regel drei Jahre, ein Masterabschluss (90 bis 120 ECTS) eineinhalb bis zwei Jahre. Je nach individueller Situation kann das Studium länger dauern. Wenn Sie aus fi-nanziellen oder familiären Gründen von einer längeren Studienzeit ausgehen, er-kundigen Sie sich rechtzeitig über Möglich-keiten zur Studienzeitverlängerung an Ih-rer Hochschule.

UniversitätenAn den Universitäten sind die Studien-programme als Vollzeitstudien konzipiert. Je nach Studienrichtung ist es aber durch-aus möglich, neben dem Studium zu arbeiten. Statistisch gesehen wirkt sich eine Arbeit bis 20 Stellenprozent positiv auf den Studienerfolg aus. Der Kontakt zum Arbeitsmarkt und der Erwerb von beruf- lichen Qualifikationen erleichtern den Berufseinstieg. Es gilt also, eine sinn- volle Balance von Studium und Nebenjob während des Semesters oder in den Ferien zu finden.

FachhochschulenZusätzlich zu einem Vollzeitstudiengang bieten viele Fachhochschulen ihre Stu-diengänge als viereinhalbjähriges Teil - zeit studium (Berufstätigkeit möglich) bzw. als berufsbegleitendes Studium an (fach-bezogene Berufstätigkeit wird voraus- gesetzt).

Pädagogische HochschulenViele Pädagogische Hochschulen bieten an, das Studium in Teilzeit bzw. berufs- begleitend zu absolvieren. Das Studium bis zum Bachelor dauert dann in der Regel viereinhalb Jahre. Fragen Sie an den Infoveranstaltungen der Hochschulen nach Angeboten.

FernhochschulenEine weitere Möglichkeit, Studium und (Fa-milien-)Arbeit zu kombinieren, ist ein Fern-studium. Dieses erfordert aber grosse Selbstständigkeit, Selbstdisziplin und Aus-dauer.

ZULASSUNG ZUM BACHELOR Universitäre HochschulenBedingung für die Zulassung zum Bachelor an einer universitären Hochschule ist eine eidgenössisch anerkannte gymnasiale Maturität oder ein gleichwertiger Aus -weis sowie die Beherrschung der Studien-sprache. Eine Berufsmaturität mit Passerelle (spe- zielle Aufnahmeprüfung für BMS- und FMS-Absolventen/innen mit Fachmaturi-tät) gilt als gleichwertig zur gymnasialen Maturität. Für die Studiengänge in Medizin sowie Sportwissenschaften gibt es speziel-le Eignungsverfahren.An den Universitäten Freiburg, Genf, Lau-sanne, Luzern, Neuenburg und der italieni-schen Schweiz ist es möglich, auch ohne gymnasiales Maturitätszeugnis zu studieren. Dabei kommen besondere Aufnahmever-fahren zur Anwendung, die von Universität zu Universität, von Fakultät zu Fakultät ver-schieden sind. Unter anderem wird ein bestimmtes Mindest alter vorausgesetzt (30 in Freiburg, 25 in Genf, Neuenburg und Tessin).

FachhochschulenWer sich an einer Schweizer Fachhochschu-le einschreiben will, benötigt eine abge-schlossene berufliche Grundbildung meist in einem mit der Studienrichtung verwand-ten Beruf plus Berufsmaturität oder eine entsprechende Fachmaturität. In den meisten Studiengängen wird man mit einer gymnasialen Maturität aufge-nommen, wenn man zusätzlich ein in der Regel einjähriges Berufspraktikum absol-viert hat.

Ebenfalls ein in der Regel einjähriges Prak-tikum muss absolvieren, wer eine berufli-che Grundbildung in einem fachfremden Beruf absolviert hat. In einigen Studienrichtungen werden Auf-nahmeprüfungen durchgeführt. In den Fachbereichen Gesundheit, Soziale Arbeit, Kunst, Musik, Theater, Ange wandte Lingu-istik und Angewandte Psychologie werden ergänzend Eignungsprüfungen durchge-führt.

Pädagogische HochschulenDie Zulassungsvoraussetzung für die Päd-agogischen Hochschulen ist in der Regel die gymnasiale Maturität. Je nach Vorbil-dung gibt es besondere Aufnahmeverfah-ren bzw. Regelungen. Erkundigen Sie sich direkt bei der entsprechenden Hochschule.

Studieninteressierte mit ausländi-schem VorbildungsausweisDie Zulassungsstellen der einzelnen schwei-zerischen Hochschulen bestimmen auto-nom und im Einzelfall, unter welchen Voraussetzungen Studierende mit auslän-dischem Vorbildungsausweis zum Studium zugelassen werden. ZULASSUNG ZUM MASTER> s. Master

Page 38: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PORTRÄTS VON STUDIERENDEN

In den folgenden Porträts berichten Studentinnen und Studenten, wie sie ihr Studium erleben.

SALOME HENGARTNERBachelor in Evangelisch-reformier-ter Theologie, 5. SemesterUniversität Zürich

DÉSIRÉ NGWENE MOUSSAMaster in Römisch-katholischer Theologie, 3. SemesterUniversität Freiburg

STEFANIE ARNOLDMaster in Christkatholischer Theologie, 5. SemesterUniversität Bern

NURIA SINGENBERGERBachelor in Religionswissenschaft, 5. SemesterUniversität Basel

Im Kapitel Beruf finden Sie zusätz-lich ein Porträt eines Doktoranden.

Studium

«SEI MUTIG UND ENTSCHLOSSEN!»Der Glaube hat in Salome Hengartners (20) Leben schon immer eine Rolle gespielt. Dass sie aber irgendwann einmal Theologie studieren würde, hätte sie sich nicht träumen lassen. Heute ist sie mit ihrer Studienwahl sehr zufrieden und hat auch neben dem Studium beruf­lich mit Religion und Theologie zu tun. Sie studiert Evangelische Theologie als Hauptfach und Geschichte der Neuzeit als Nebenfach an der Universität Zürich im 5. Semester.

Salome Hengartner, Bachelor in Evangelisch-reformierter Theologie, 5. Semester,

Universität Zürich

Mit kaum 20 schon im 5. Semester, und das nach einem Zwischenjahr nach der Maturität … Ohne Zweifel: Die junge Appenzellerin Salome Hen-gartner hats drauf und hat trotz ihrer

jungen Jahre schon einiges an Lebens-erfahrung sammeln können. «In meinem Leben hatte ich die Mög-lichkeit, auf Reisen und Ausland-aufenthalten viele andere Kulturen

PERSPEKTIVEN

38

Page 39: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Studium

kennenzulernen», beginnt Salome Hengartner ihre Antwort auf die Fra-ge, wie sie denn auf das Studienfach Theologie gekommen sei. «Beispiels-weise wohnte ich mit meiner Familie während meiner Kindheit für zwei Jahre in Australien. Ich habe dort den Kindergarten und die Vorschulklasse besucht. Da die Einschulung in Aust-ralien früher erfolgt als in der Schweiz, war ich dann in der Schweiz schulisch gesehen immer ein bisschen früher dran als andere. Nach der Maturität arbeitete ich in meinem Zwischenjahr sieben Monate als Freiwillige in einem kleinen christlichen Projekt mit ver-schiedenen Bildungseinrichtungen für notbedürftige Familien und Gefäng-niskinder in Bolivien. Bedingt durch diese Erfahrung in der Entwicklungs-arbeit, begannen mich vermehrt die existenziellen Fragen des Lebens zu beschäftigen. Besonders interessierte mich letztlich auch die Tatsache, dass das Christentum auf der Welt un-glaublich verschieden gelebt und aus-gestaltet wird, und ich verspürte im-mer mehr den Wunsch, diese Thematik genauer zu erforschen.» Ein weiterer Grund für Salome Hen-gartners Studienwahl war sicher auch ihre Maturitätsarbeit, die sie zum Thema der Stellung der Frau im Ju-dentum, Christentum und Islam ge-schrieben hat. «Damals habe ich be-gonnen, mich mit den heiligen Schriften zu beschäftigen», erklärt die angehende Theologin. «Ich habe Inter-views mit einer orthodoxen Jüdin, ei-ner reformierten Pfarrerin, einer Non-ne und einer Muslima geführt und mich viel mit Religion und Glaubens-vorstellungen beschäftigt. Das hat mich fasziniert, auch wenn ich damals noch nicht dachte, dass ich dann Theo-logie studieren würde.» Mit dieser Ar-beit gewann die Maturandin schliess-lich einen Preis der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg für die beste Maturitätsarbeit.

STUDIUM IN FAMILIÄRER ATMOSPHÄREVon der Richtigkeit ihrer Studienwahl ist Salome Hengartner nach wie vor überzeugt. Von Anfang an gefiel ihr die familiäre Atmosphäre an der Theo-

logischen Fakultät. «Ich hatte eigent-lich erwartet, dass es anonymer zu- und hergeht», räumt die Studentin ein. «Doch durch die kleine Anzahl von Studierenden in einer Vorlesung kommt man sehr schnell in Kontakt zu anderen. Durchschnittlich sitzen mit mir etwa 20 bis 30 Studenten im Vor-lesungssaal. Kein Vergleich also zu anderen Studienrichtungen wie Psy-chologie oder Jus. Ich kann mich erin-nern, dass wir bei einer Prüfung im letzten Semester weniger als zehn Per-sonen waren und der Dozent mitten-drin gefragt hat, ob er jemandem einen Kaffee zur Stärkung bringen solle.»«Zudem gibt es verschiedene Angebote der Theologischen Fakultät ausser-halb des Studienalltags. Beispielswei-se findet im Januar immer ein Block-seminar in Wildhaus statt, in

«Besonders interessierte mich letztlich auch die Tatsache, dass das Christentum auf der Welt unglaublich ver-schieden gelebt und ausge-staltet wird, und ich verspür-te immer mehr den Wunsch, diese Thematik genauer zu erforschen.»

dem wir morgens im Lagerhaus eine Vorlesung haben und anschliessend zusammen Skifahren gehen. Am Abend lernt man bei einem Filmabend, einem Jassturnier oder in persönli-chen Gesprächen bei einem Glas Wein die Mitstudierenden und Dozenten an-ders kennen als im Unialltag. Auch mit den Dozierenden hat man persön-lichen Kontakt, wenn man das möchte, und darf viele von ihnen duzen.»

SPANNUNGSFELD VON PERSÖNLI-CHEM GLAUBEN UND WISSENSCHAFTAm Theologiestudium schätzt Salome Hengartner vor allem die wissen-schaftliche Herangehensweise an das Christentum und an den Glauben selbst. «Es liegt in der Natur der Sa-che, dass eine nüchterne Analyse des Glaubens und des Christentums Dis-kussionspotenzial und auch Zündstoff birgt», erklärt sie. «Da treffen teilweise

auch ganz gegensätzliche Weltan-schauungen aufeinander, was manch-mal spannende Auseinandersetzungen zur Folge hat. Auch hier sieht man eben, wie unterschiedlich man ‹glau-ben› und Christin oder Christ sein kann.» Von den theologischen Teildisziplinen interessiert sich Salome Hengartner vor allem für die Dogmatik, die Ethik und die Praktische Theologie, aber auch für die Kirchengeschichte. «Ich habe aber grundsätzlich alle Fächer gerne, da sie so verschieden sind», re-lativiert die Studentin.Im Zusammenstellen ihres Stunden-plans ist Salome Hengartner relativ frei. «Grundsätzlich spielt es keine Rolle, in welchem Semester ich welche Vorlesungen leiste», erklärt sie. «Viele Theologiestudierende brauchen für den Bachelor mehr als sechs Semester, wegen den Sprachen, die man erlernen muss.» Am Gymnasium schloss Salo-me Hengartner bereits das Latinum ab, sodass sie an der Uni «nur» noch Griechisch und Hebräisch lernen muss. «Diese Sprachen sind sehr zeit-aufwändig, ermöglichen jedoch einen völlig neuen Blickwinkel auf die Über-setzung der Bibel und die Exegese, die Textauslegung. Zudem gelten sie als Grundlage für das Theologiestudium.»

STUDIUM UND PRAXIS UNTER EINEM HUTMomentan besucht Salome Hengart-ner etwa neun Vorlesungen à je 90 Mi-nuten pro Woche. Dann kommen noch einmal zwischen zehn und 15 Stunden für die Vor- und Nachbereitung, das Schreiben von Arbeiten und natürlich für das Lernen hinzu. Die zeitliche Be-lastung erscheint Salome Hengartner als durchschnittlich. «Natürlich könn-te man mehr machen, und es gibt auch ganz sicher Studierende, die mehr Zeit für das Studium aufwenden», erklärt sie. Doch wer nun glaubt, Salome Hengart-ner geniesse in der restlichen «freien» Zeit einfach mal das Leben, der wird eines Besseren belehrt: Die Appenzel-lerin arbeitet neben dem Studium als Religionslehrerin in zwei Primar-schulklassen und einer Sekundar-schulklasse, setzt sich in ihrem Wohn-

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Page 40: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

40

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium

Porträt Martin Bollhalder

ort in der Generationenkommission ein und arbeitet zeitweise in einem Café. Wegen diesen Nebenbeschäfti-gungen pendelt Salome Hengartner jeden Tag vom Appenzellerland nach Zürich.«Für mich ist es ein riesiges Privileg, neben dem Studium bereits als Religi-onslehrerin arbeiten zu können. Hier kann ich das Gelernte von der Uni di-rekt praktisch anwenden. Zudem ge-fällt mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr. Zurzeit bin ich Ju-gendbotschafterin von Mission 21», fügt Salome Hengartner an. «Das ist ein internationales Missionswerk mit Sitz in Basel, das sich für Bildung, Frieden, Gesundheit, Frauenrechte und Armutsbekämpfung einsetzt.»

DER WEG IST DAS ZIELDie vielbeschäftigte Studentin, die ei-nen Ausgleich vor allem beim Volley-ballspielen, bei gemeinsamen Ausflü-gen mit ihrer Familie aufs Maiensäss an der Rheinschlucht oder im Reisen findet, weiss noch nicht genau, wo ihr Studium sie hinführen wird. Das Pfarramt ist für sie im Moment keine Option, auch wenn die meisten ihrer

Mitstudentinnen und -studenten Pfarr-personen werden. «Mein nächster Schritt nach dem Ba-chelorabschluss wird vermutlich der neue Masterstudiengang Interreli-gious Studies sein, der gemeinsam von

«Für mich ist es ein riesiges Privileg, neben dem Studium bereits als Religionslehrerin arbeiten zu können. Hier kann ich das Gelernte von der Uni direkt praktisch anwenden.»

den Universitäten Basel, Strassburg und Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Jüdische Stu-dien Heidelberg angeboten wird. Die Nachfrage nach Kenntnissen über an-dere Religionen und vor allem nach Strategien im Umgang miteinander wächst stetig. Interreligiöse Kompe-tenz wird insbesondere auch durch Migrationsbewegungen und Radikali-sierungserscheinungen immer wichti-ger. Wohin es mich danach verschlägt, ist noch offen», erzählt Salome Hen-gartner.

«Ich empfehle allen angehenden Theo-logiestudierenden oder Theologieinte-ressierten: Setzt euch vorher unbe-dingt mal ungeniert in eine Vorlesung rein. Man kann so die Atmosphäre und den ‹Groove› besser wahrnehmen und merkt schnell, ob das etwas für einen ist oder nicht. Ich habe das auch ge-macht, und meine Faszination für das Studienfach hat sich dadurch nur noch bestätigt», sagt sie. «Ausserdem besuch-te ich nach der Maturität den Campus Kappel (www.campuskappel.ch). Dort finden regelmässig Veranstaltungen statt für junge Menschen, die sich für das Theologiestudium interessieren. Man lernt dabei andere Theologieinte-ressierte kennen, diskutiert viel und erhält einen tollen Einblick in die Wis-senschaft und die Fachbereiche der Theologie.»Angehenden Theologie-Studierenden möchte Salome Hengartner folgenden Bibelspruch mit auf den Weg geben: «Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und entschlossen? Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist.» (Josua 1, 9)

Auch an der grossen Universität Zürich gibt es Bereiche mit familiärer Atmosphäre, wie bspw. die Theologische Fakultät.

Page 41: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

41

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium

VON DER MATERIALWISSENSCHAFT ZUR THEOLOGIE«Wer Theologie studiert, hat sehr viele Freiheiten und kann aus dem Vollen schöpfen», ist Désiré Ngwene Moussa (28) überzeugt. Diese Freiheit und Vielfalt sind aber Segen und Fluch zugleich, denn sie verlangen auch einiges an Disziplin und Selbstorganisation.

Désiré Ngwene Moussa, Master in Römisch-katholischer Theologie, 3. Semester,

Universität Freiburg

Désiré Ngwene zog es nach der Matu-rität an die EPF Lausanne, wo er zwei Semester lang Materialwissenschaf-ten studierte, ein Studienfach, das vorwiegend auf Mathematik, Physik und Chemie basiert. «Obwohl mir das

Studium eigentlich sehr gefallen hat, habe ich im Laufe dieses Jahres reali-siert, dass mir dabei die Reflexion über das Menschsein fehlte und ich mehr über die christlich-theologische Pers-pektive wissen wollte», erklärt der

28-Jährige. So wechselte Désiré Ng-wene an die Universität Freiburg, wo er nun Theologie im 3. Semester des Masterzyklus studiert.

STUDIEREN AN DER SPRACHGRENZEAn den ersten Tag an der Uni Freiburg erinnert er sich noch ganz genau: «Al-les war so gross und vor allem unbe-kannt.» Auch die Zweisprachigkeit war und ist für ihn eine Besonderheit, passt aber sehr gut zu Désiré Ngwene. Als 9-Jähriger flüchtete er aus der De-mokratischen Republik Kongo in die Deutschschweiz, wo er aufwuchs. Mit Französisch als Muttersprache und der Zweitsprache Deutsch fühlt sich Désiré Ngwene im zweisprachigen Freiburg sehr wohl. Im Moment besucht er drei Vorlesun-gen pro Woche, hat also ca. 6 Stunden Präsenzzeit. Zusätzlich wendet er aber nochmals etwa 30 bis 35 Stunden für das Selbststudium zu Hause oder in

«Das Studium an einer Universität ist schon etwas ganz anderes als das schuli-sche Umfeld am Gymnasi-um, besonders was die Selbstdisziplin und die Eigenverantwortung angeht.»

der Bibliothek auf. Nebenbei arbeitet der Theologiestudent noch einen Tag als Verkaufsberater, ist Unterassistent an der Universität und boxt in seiner Freizeit.Von der Mittelschule fühlt sich Désiré Ngwene nicht sonderlich gut auf das Studium vorbereitet. «Das Studium an einer Universität ist schon etwas ganz anderes als das schulische Umfeld am Gymnasium», meint er. «Besonders was die Selbstdisziplin und die Eigen-verantwortung angeht. An der Univer-sität sagt dir niemand, was du genau machen musst. Und Ferien sind eben keine richtigen Ferien, weil man ent-weder lernen oder Arbeiten schreiben muss.» Der Student kennt aber kein Patentre-zept, wie ihn die Mittelschule besser darauf hätte vorbereiten sollen. «Ich war froh, dass ich die Erfahrung be-

Page 42: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

42

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium

ZURÜCK AN DIE UNI«Nach einer längeren Zeit der Erwerbstätigkeit empfinde ich es als grosses Privileg, mich voll und ganz auf mein Studium konzentrieren zu dürfen», sagt Stefanie Arnold. Die 43­Jährige studiert Christkatho­lische Theologie im Master an der Universität Bern. Es ist ihr zweites Studium.

Stefanie Arnold, Master in Christkatholischer Theologie, 5. Semester, Universität Bern

Nach der Maturität und einem Zwi-schenjahr, das unter anderem einem Praktikum bei der Lokalredaktion einer Zeitung gewidmet war, studierte Stefa-nie Arnold von 1997 bis 2004 Reli-gionswissenschaft, Allgemeine Sprach-wissenschaft und Evangelisch- refor-

mierte Theologie an der Universität Bern. Im Anschluss an das Studium absolvierte sie ein Auslandpraktikum beim Festival International du Film Francophone im belgischen Namur. Später war sie unter anderem bei der Caritas Schweiz, bei der Informations-

reits an der EPF Lausanne gemacht hatte. So war für mich der Einstieg hier in Freiburg einfacher, wo das Stu-dium aufgrund der weniger starren Studienstruktur noch viel selbststän-diger, aber dadurch auch freier gestal-tet werden kann und muss.»

THEMENVIELFALT IM FAMILIÄREN UMFELDAm Theologiestudium gefällt Désiré Ngwene vor allem die Vielseitigkeit des Studienfachs: «Die Vielfalt ist enorm. Ich kann mich mit geschichtli-chen, rechtlichen, systematischen, praktischen, soziologischen, philoso-phischen und sprachlich-literarischen Themen auseinandersetzen und dabei meinen eigenen Glauben reflektieren.» Auch die familiäre Atmosphäre an der eher kleinen Theologischen Fakultät der Universität Freiburg sagt ihm sehr zu. «Der Kontakt zu den Dozierenden ist freundlich und sehr angenehm. Sie sind sehr zuvorkommend, offen und gesprächsbereit.» Über seine berufliche Zukunft hat sich der angehende Theologe noch keine grossen Gedanken gemacht. Von der Richtigkeit seiner Studienwahl ist er jedoch vollkommen überzeugt. Ange-henden Studierenden empfiehlt er: «Eigne dir von Anfang an Lernmetho-den und Disziplin an. Schiebe die Ar-beiten nicht vor dir her, sondern versu-che, sie so zügig wie möglich zu Ende zu bringen.»

Porträt Martin Bollhalder

Page 43: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

43

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Studium 43

stelle für das Sozialwesen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen-schaften ZHAW und schliesslich als Geschäftsführerin der Berner Bran-chenorganisation «Bern für den Film» tätig. Ebenfalls war sie einige Monate Verlagsleiterin der Filmzeitschrift «Filmbulletin». Doch nach all diesen spannenden be-ruflichen Erfahrungen verspürte Ste-fanie Arnold den Wunsch nach einer persönlichen beruflichen Umorientie-rung und nach einer vertieften persön-lichen Auseinandersetzung mit der christlichen Tradition. Und so zog es die damals 41-Jährige zurück an die Uni, wo sie nun seit einigen Jahren Christkatholische Theologie studiert. FAMILIÄR UND ÜBERSCHAUBARDoch wie war es denn, nach all den Jahren beruflichen Wirkens plötzlich wieder die Schulbank zu drücken? «Ich war positiv überrascht, dass ich nicht die einzige ‹alte Tante› im Vorlesungs-raum war», erzählt Stefanie Arnold. «Die positive Stimmung unter den Stu-dierenden hat mich sehr beeindruckt. Ich fand sofort Anschluss und wurde gleich in tiefsinnige, persönliche und witzige Gespräche verwickelt.»Insgesamt sind gemeinsam mit Stefa-nie Arnold rund 90 Bachelor- und Mas-terstudierende an der Theologischen Fakultät der Universität Bern, über alle Jahrgänge und die drei Studien-richtungen Evangelisch-reformierte Theologie, Christkatholische Theolo-gie und Interreligious Studies verteilt. «Das ist eine überschaubare Zahl, und die Atmosphäre ist entsprechend ziem-lich familiär», meint die Innerschwei-zerin, die mittlerweile im 5. Semester des Masterstudiums ist. «Das Betreu-ungsverhältnis in der Theologie ist ausgezeichnet, und ich empfinde die Dozierenden insgesamt als wohlwol-lend, hilfsbereit und engagiert. Bei Fragen und Anliegen erhält man in der Regel schnell eine Antwort oder einen Terminvorschlag.»

STUDIENFACH MIT BREITE UND TIEFENWIRKUNGAm Studium gefällt Stefanie Arnold vor allem die grosse inhaltliche Breite: «Theologie ist ein Studium für Genera-

listen und Generalistinnen. Die Kurse reichen von Philosophie über Ge-schichte, Rhetorik, Psychologie, Lite-raturwissenschaften und Altertums-wissenschaften bis zu Sprachkursen.» Auch die persönlichen Herausforde-rungen, die sich durch die Befassung mit Gott und Religion immer wieder ergeben, faszinieren die 43-Jährige: «Ich muss immer wieder aufs Neue aus meiner Komfortzone rauskommen und meine Vorstellungen über ‹Gott und

«Theologie ist ein Studium für Generalisten und Gene-ralistinnen. Die Kurse reichen von Philosophie über Geschichte, Rhetorik, Psychologie, Literaturwissen-schaften und Altertumswis-senschaften bis zu Sprach-kursen.»

die Welt› in Frage stellen. Das ist un-glaublich spannend und schult die Fle-xibilität des Denkens und der Betrach-tungsweisen. Mir gefällt auch, dass es heutzutage etwas Sperriges hat, Theo-logie zu studieren. Viele Menschen ste-hen ja Religion, Glauben und insbeson-dere den Kirchen skeptisch gegenüber. Das kann ich gut nachvollziehen, und zugleich gefällt es mir gerade, hier be-stehende (Vor-)Urteile in Frage zu stel-len.»Weniger schön findet Stefanie Arnold die zunehmende Verschulung des Stu-dienbetriebs, die immer weniger Raum für das offene, von persönlichen Inter-essen geleitete Studium lässt. «Gerade im Bachelorstudium ist recht viel vor-gegeben, insbesondere mit den Sprach-kursen, den Grundkursen und Pro-seminaren», findet die Studentin. «Im Master ist man zwar etwas freier bei der Auswahl der Seminare und bei Wahlpflichtkursen, aber eben: Wer den Studienbetrieb vor der Bologna-Re-form kennt, vermisst dann und wann die Freiheit und individuelle Gestal-tungsmöglichkeit des ‹alten› Systems.»

VOLLZEITSTUDIUM ALS PRIVILEGDas Studium füllt Stefanie Arnolds Alltag ganz aus. Zu den rund 16 bis 18

Stunden Vorlesungen gesellen sich noch einmal rund 25 Stunden für das Selbststudium: die Vor- und Nachbe-reitung von Vorlesungen, Seminaren und anderen Lehrveranstaltungen, das Verfassen von schriftlichen Arbei-ten, die Vorbereitung von Referaten, das Lernen für Prüfungen usw. «Die-ses Semester ist es etwas ausserge-wöhnlich», räumt die Studentin ein. «Ich absolviere gerade das Praktische Semester, ein 14-wöchiges Kirchge-meindepraktikum, das für das spätere Lernvikariat und die Weihe zur Pries-terin vorausgesetzt wird. Ich habe da-her nur an zwei Tagen die Woche Uni, drei Tage bin ich in einer Praktikums-gemeinde.»Stefanie Arnold, die in ihrer Freizeit gerne wandert und sich in einem inter-religiösen Filmclub und für die Fach-schaft engagiert, empfindet das Voll-zeitstudium nicht als Belastung. «Ich bin in der privilegierten Position, dass ich finanziell von meiner Partnerin unterstützt werde und daher nicht da-rauf angewiesen bin, neben dem Stu-dium berufstätig zu sein. Das erlaubt mir, fokussiert und intensiv zu studie-ren, was ich sehr geniesse. Mit 43 weiss ich das mehr zu schätzen als damals mit 20.»

NÄCHSTE STATION: PFARRAMT?Wohin sie das Studium später einmal führen wird, ist für Stefanie Arnold noch nicht ganz klar: «Das Pfarramt ist eine Möglichkeit, aber definitiv habe ich mich noch nicht entschieden.» Angehenden Studierenden rät sie: «Studiere, was dir Freude macht, und lass dich von dem Leistungsdruck und den verschulten Studiengängen nicht aus der Ruhe bringen.»

Porträt Martin Bollhalder

Page 44: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Studium44

VORURTEILSLOS ÜBER RELIGIONEN DISKUTIERENDen Entscheid, Religionswissenschaft an der Universität Basel zu studieren, fällte Nuria Singenberger (21) aus dem Bauch heraus. Bereut hat sie ihn nie, denn die vielseitigen Studieninhalte sorgen für Ab­wechslung und lassen keine Langeweile aufkommen.

Nuria Singenberger, Bachelor in Religionswissenschaft, 5. Semester, Universität Basel

«Ursprünglich wollte ich Englisch und Nordistik studieren, aber am Infotag habe ich mich spontan für Religions-wissenschaft entschieden», erzählt Nuria Singenberger. Interessiert ha-ben sie vor allem die Mythologie und

wie religiöse Geschichten erzählt wer-den. «Ich wollte mehr über meine ei-gene Religiosität lernen und mich weiterbilden, damit ich auch privat vorurteilslos über Religionen disku-tieren kann.» Heute studiert sie im

fünften Semester Religionswissen-schaft und Nordistik an der Universi-tät Basel.Ein Theologiestudium wäre für Nuria Singenberger nicht in Frage gekom-men. «Die Religionswissenschaft be-trachtet Religionen nicht aus einem christlichen Blickwinkel, sondern ver-sucht, alle wissenschaftlich gleich zu behandeln. Ich glaube, dass die Reli-gionswissenschaft mir die Werkzeuge gibt, Religionen möglichst unvorein-genommen zu analysieren.»

FAMILIÄRES STUDIERENNuria Singenberger ist überzeugt, das richtige Studium gewählt zu ha-ben. Die Vielfalt sagt ihr zu, denn ge-rade im Bachelorstudium werden di-verse Religionen angeschaut. Am meisten gefallen der Studentin dieje-nigen Inhalte, die in der Gesellschaft wenig bekannt sind und auf viele be-fremdlich wirken. Toll findet sie auch, wie sie gelernt hat, ihre eigenen und gesellschaftliche Vorurteile in Frage zu stellen und Erzählungen kritisch zu betrachten.Ihr Interesse an Religionen hat Nuria Singenberger am Anfang des Studi-ums sehr geholfen. Am Gymnasium hatte sie nur wenig darüber gelernt. So war sie froh, ihr Studium beginnen

«Ich wollte mehr über meine eigene Religiosität lernen und mich weiterbilden, damit ich auch privat vor-urteilslos über Religionen diskutieren kann.»

zu können. «Ich war vor allem positiv aufgeregt», erinnert sie sich an ihren ersten Tag an der Universität. «Ich glaube, am Montag hatte ich noch kei-ne Veranstaltung der Religionswis-senschaft, nur einen kleinen Apéro, bei dem sich die Dozierenden vorge-stellt haben.»Mittlerweile beschreibt die Studentin den Kontakt mit den Dozierenden als sehr familiär. «Man ist per Du, sie helfen gerne und sind alle sehr nett», sagt sie. Auch die Atmosphäre unter den Studierenden empfindet sie als

Page 45: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

45Studium

familiär, obwohl der Zusammenhalt aufgrund unterschiedlicher Interes-sen eher gering ist. Sie schätzt, dass etwa 60 bis 70 Personen an der Uni-versität Basel Religionswissenschaft studieren, davon ungefähr sieben in ihrem Semester.

FLEXIBLE ZEITEINTEILUNGDas Religionswissenschaftsstudium lässt sich gut selbst strukturieren. Gewisse Einführungskurse sowie ein paar Arbeiten sind Pflicht. Bei vielen weiteren Modulen können die Studie-renden selbst entscheiden, welche sie belegen möchten. Auch das Erlernen einer Sprache ist freiwillig. So vari-iert die zeitliche Belastung von Se-mester zu Semester stark. Ab dem zweiten Semester verbrachte Nuria Singenberger 21 Stunden pro Woche oder mehr in Veranstaltungen der Universität. Dazu kamen nochmals fast gleich viele Stunden für das Selbststudium. Aktuell besucht sie nur noch Übungen im Umfang von acht Stunden und ar-beitet etwa gleich viel zu Hause an

ihren Arbeiten. «Ich habe in den letz-ten Semestern extrem viele Kredit-punkte gemacht. Jetzt habe ich aus-ser Seminararbeiten und der Ba - chelorprüfung praktisch nichts mehr für die Uni zu tun», erklärt sie. Umso mehr Zeit bleibt deshalb für die Erwerbsarbeit. Nuria Singenberger betreut eine ältere Frau, arbeitet spo-radisch bei Pro Natura, korrigiert und übersetzt Texte. Ebenfalls findet sie Zeit für künstlerische Betätigun-gen wie Zeichnen, Schreiben oder Mu-sik, und sie lernt Irisch-Gälisch und Niederländisch. Darüber hinaus trifft sie sich mit Freunden, ist in einem Studienverein und bei der Fachgrup-pe der Nordistik aktiv.

BERUFLICHE ZUKUNFTÜber ihren weiteren Weg hat sich Nu-ria Singenberger bereits konkrete Ge-danken gemacht: «Ich würde unglaub-lich gerne einmal in die Forschung gehen und plane einen Master in Wes-tern Esotericism. Dieser Studiengang in Amsterdam behandelt die religions-wissenschaftliche Erforschung esote-

rischer und okkulter Strömungen im europäischen Raum. Daneben oder als Alternative wäre ich gerne künst-lerisch tätig.»

Porträt Michelle Anderegg

Religiös konnotierte Symbole (v.l.n.r. und v.o.n.u.): Christentum, Judentum, Hinduismus, Islam, Bud-dhismus, Shintō, Sikhismus, Bahaitum, Jainismus.

Page 46: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

4646

Nach rund 15 Jahren Bildung in Volksschule, berufli­cher Grundbildung oder Mittelschule und dem Ab­schluss eines Studiums liegt für viele Studienabgänger und Studienabgängerinnen der Gedanke an Weiterbil­dung fern – sie möchten nun zuerst einmal Berufspraxis erlangen oder die Berufstätigkeit intensivieren und Geld verdienen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf mög­liche Weiterbildungen und Spezialisierungen; für gewis­se Berufe und Funktionen nach einem Studium sind solche geradezu unerlässlich.

Direkt nach Studienabschluss ist es meist angezeigt, mit Be-rufserfahrung die eigenen Qualifikationen zu verbessern. Aus-genommen sind Studienrichtungen, die üblicherweise mit einer Dissertation abschliessen (z.B. Naturwissenschaften) oder in stark reglementierte Berufsbereiche führen (z.B. Medizin). Weiterbildungen sind dann sinnvoll, wenn sie für die Übernah-me von bestimmten Aufgaben oder Funktionen qualifizieren. Wo viele Weiterbildungen zur Wahl stehen, empfiehlt es sich herauszufinden, welche Angebote im angestrebten Tätigkeits-feld bekannt und bewährt sind.

FORSCHUNGSORIENTIERTE WEITERBILDUNG Wer eine wissenschaftliche Laufbahn plant, muss eine Dok-torarbeit (Dissertation) schreiben. Voraussetzung dafür ist der Abschluss eines Masterstudiums mit guten Noten. In einer Dissertation geht es um die vertiefte Auseinanderset-

zung mit einem Thema bzw. einer Fragestellung; daraus ent-steht eine umfangreiche, selbstständige Forschungsarbeit. Ein Doktoratsstudium dauert in der Regel zwei bis vier Jahre. Viele kombinieren das Schreiben einer Dissertation mit einer Teilzeitbeschäftigung, oft im Rahmen einer Assistenz an einer Universität, zu der auch Lehraufgaben gehören. Das Dokto-ratsstudium kann auch an einer anderen Hochschule als das Bachelor- oder Masterstudium – auch im Ausland – absolviert werden. Die offizielle Bezeichnung für den Doktortitel lautet PhD (philosophiae doctor). Auf die Dissertation kann eine weitere Forschungsarbeit fol-gen: die Habilitation. Sie ist die Voraussetzung dafür, um an einer Universität bzw. ETH zum Professor bzw. zur Professorin gewählt zu werden.

BERUFSORIENTIERTE WEITERBILDUNGBei den Weiterbildungen auf Hochschulstufe sind die CAS (Cer-tificate of Advanced Studies) die kürzeste Variante. Diese be-rufsbegleitenden Nachdiplomstudiengänge erfordern Studien-leistungen im Umfang von mindestens 10 ECTS-Punkten. Oftmals können CAS kombiniert und allenfalls je nach Ange-bot zu einem MAS weitergeführt werden.Mit Diploma of Advanced Studies DAS werden berufsbeglei-tende Nachdiplomstudiengänge bezeichnet, für welche mindes-tens 30 ECTS-Punkte erreicht werden müssen.Die längste Weiterbildungsvariante sind die Master of Advan-ced Studies MAS. Sie umfassen mindestens 60 ECTS-Punkte.

46

WEITERBILDUNG

Page 47: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

47Weiterbildung 47

Diese Nachdiplomstudiengänge rich-ten sich an Personen mit einem Studi-enabschluss, die bereits in der Berufs-praxis stehen.Nach einem fachwissenschaftlichen Studium kann eine pädagogische, di-daktische und unterrichtspraktische Ausbildung (Lehrdiplom-Ausbildung) im Umfang von 60 ECTS absolviert werden. Mit diesem Abschluss wird das Lehrdiplom für Maturitätsschulen erworben (Titel: «dipl. Lehrerin/Lehrer für Maturitätsschulen [EDK]»). Diese rund einjährige Ausbildung zur Lehre-rin, zum Lehrer kann im Anschluss an das fachwissenschaftliche Masterstu-dium absolviert werden oder sie kann ganz oder teilweise in dieses integriert sein. Das gilt grundsätzlich für alle

Unterrichtsfächer, unabhängig davon, ob der fachliche Studienabschluss an einer Universität oder an einer Fach-hochschule (Musik, Bildnerisches Ge-stalten) erworben wird.Traineeprogramme, Praktika, Stages, Volontariate u.a. sind eine besondere Form der berufsorientierten Weiterbil-dung. Sie ermöglichen, sich in einem bestimmten Gebiet «on the job» zu qua-lifizieren. Je nach Tätigkeitsfeld und Programm existieren sehr unterschiedliche Be-dingungen punkto Entlöhnung, Ar-beitszeiten usw. Im Vordergrund steht der rasche Erwerb berufspraktischer Erfahrungen, was die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich verbes-sert.

KOSTEN UND ZULASSUNGDa die Angebote im Weiterbildungsbe-reich in der Regel nicht subventioniert werden, sind die Kosten um einiges höher als diejenigen bei einem regulä-ren Hochschulstudium. Sie können sich pro Semester auf mehrere tausend Franken belaufen. Gewisse Arbeitge-ber beteiligen sich an den Kosten einer Weiterbildung.Auch die Zulassungsbedingungen sind unterschiedlich. Während einige Wei-terbildungsangebote nach einem Hoch-schulabschluss frei zugänglich sind, wird bei anderen mehrjährige und ein-schlägige Praxiserfahrung verlangt. Die meisten Weiterbildungen werden nur berufsbegleitend angeboten.

WEITERBILDUNGEN NACH EINEM STUDIUM IN THEOLOGIE ODER RELIGIONSWISSENSCHAFT

KIRCHLICHER DIENSTFür den Einstieg in den kirchlichen Dienst bieten die Hochschulen in Zusammenarbeit mit den Kirchen praxisorientierte Weiterbildungen an:

RÖMISCH-KATHOLISCHE KIRCHERömisch-katholische Theologinnen und Theologen, die im kirchlichen Dienst als Pfarrer oder Pastoral-assistent/in tätig sein bzw. zum Diakon und später zum Priester geweiht werden möchten, müssen nach abgeschlossenem Studium entweder ein Pastoraljahr am bistumseigenen Priesterseminar oder das zweijährige Nachdiplomstudium «Berufseinführung» an der Universi-tät Luzern absolvieren. – www.chance-kirchenberufe.ch >

Ausbildung > Priesterseminare– www.unilu.ch > Weiterbildung >

Theologische Fakultät > Nach-diplomstudium Berufseinführung

Wer in Römisch-katholischer Theolo-gie doktorieren möchte, muss zuerst das so genannte Kanonische Lizenziat erwerben. Dieses wird an der Univer-sität Freiburg, der Hochschule Chur oder an der Facoltà di teologia in Lu-gano angeboten.

EVANGELISCH-REFORMIERTE KIRCHEEvangelisch-reformierte Theologin-nen und Theologen mit dem Berufs-ziel Pfarrerin bzw. Pfarrer absolvie-ren im Anschluss an das Theologie - studium ein einjähriges Lernvikariat. Die Ausbildung ist kantonsüber-greifend in verschiedenen Regionen geregelt:– Konkordat der evangelisch-refor-

mierten Landeskirchen der Deutschschweiz (ohne BE, JU und SO): www.bildungkirche.ch

– Koordinationsstelle für Praktikum-bezogene Theologische Ausbildung KOPTA (Reformierte Kirchen Bern, Jura und Solothurn): www.kopta.unibe.ch

– Office protestant de la formation (OPF) für die Romandie: www.protestant-formation.ch

CHRISTKATHOLISCHE KIRCHEChristkatholische Theologinnen und Theologen, die in den kirchlichen Dienst eintreten wollen, haben ebenfalls ein einjähriges Lernvikariat zu absolvieren.www.theol.unibe.ch > Weiterbildung > Lernvikariat (christkath.)

BEISPIELE ANDERER WEITER-BILDUNGEN Clinical Pastoral Training cpt (CAS)Universität Bernwww.theol.unibe.ch > Weiterbildung > Clinical Pastoral Training

Angewandte Ethik (CAS/DAS/MAS)Universität Zürichwww.asae.uzh.ch > Weiterbildungs-studiengänge

Konfliktmanagement und Mediation (CAS)Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAWwww.zhaw.ch/de/weiterbildung/

Lehrdiplom für Maturitätsschulenwww.berufsberatung.ch/sek2

Page 48: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

4848

BERUF

49 BERUFSFELDER UND ARBEITSMARKT52 BERUFSPORTRÄTS

Page 49: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

49Beruf

– Arbeitslosigkeit– City-Kirche– Bahnhof/Flughafen

Andere kirchliche TätigkeitenTheologinnen und Theologen stehen auch andere Tätigkeits-felder innerhalb der Kirche offen. So arbeiten sie z.B. in Kirchgemeinden, Kantonal- bzw. Landeskirchen, Missions- und Hilfswerken und sind u.a. in folgenden Bereichen tätig:– Medien- und Öffentlichkeitsarbeit– Erwachsenenbildung– Katechese– Telefon-/Internetseelsorge– Migrationswesen– Ehe-, Familien- und Erziehungsberatung– Jugendfragen– Sozialarbeit/Sozialpädagogik– Hilfswerke im In- und Ausland– Coaching, Supervision

Ausserhalb der KircheTheologisches Wissen und Arbeiten sind auch ausserhalb der Kirche gefragt.

Lehre und ForschungAn den theologischen Fakultäten der Universitäten sind Theologinnen und Theologen in Forschung und Lehre tätig als:– Assistent/innen (z.B. während eines Doktorats)– Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen– Dozent/innen– Professor/innen

UnterrichtDer Religionsunterricht an den Volks- und Mittelschulen ist kantonal unterschiedlich geregelt. Generell ist aber ein Rück-zug kirchlicher Bildung in den Schulen zu beobachten und es wird ein bekenntnisunabhängiger Unterricht favorisiert. Das Lehramt für die Sekundarstufe II in Religionslehre kann nach einem Studienabschluss in Religionswissenschaft oder Theologie erworben werden. Mittelschullehrer und -lehrerin-

Ein Studium der Theologie oder der Religionswissenschaft vermittelt wissenschaftliche Arbeitsweisen und Methoden und fördert – genau wie alle geisteswissenschaftlichen Stu-dien – auch universelle Fähigkeiten, wie z.B.:– Recherchieren– Analytisches, logisches und kritisches Denken– Argumentation– Kommunikationsfähigkeit– Komplexe Sachverhalte sinnvoll reduzieren und sprach-

lich verständlich formulieren– Selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten und Denken– Arbeiten mit sprach- und literaturwissenschaftlichen,

historischen und sozialwissenschaftlichen MethodenReligionswissenschaftlerinnen und Theologen setzen sich kritisch mit Religionen und Kulturen auseinander, hinter-fragen Gottes- und Menschenbilder und entwickeln daraus Lösungsansätze für anstehende gesellschaftliche Probleme. Zusammen mit dem Fachwissen und den grundlegenden wissenschaftlichen Kompetenzen machen diese Skills Stu-dierende der Theologie oder der Religionswissenschaft viel-seitig einsetzbar und eröffnen ihnen eine Vielzahl berufli-cher Möglichkeiten.

THEOLOGIE

Innerhalb der KirchePfarramtIm kirchlichen Bereich ist für Theologinnen und Theologen vor allem der Pfarrdienst interessant. Das in der Bevölke-rung am meisten bekannte Pfarramt ist das Gemeindepfarr-amt. Doch neben diesem klassischen Bereich gibt es eine Vielzahl von Spezialpfarrämtern, welche Theologinnen und Theologen offenstehen. Spezialpfarrämter sind u.a. in folgen-den Bereichen möglich:– Spital– Jugend– Industrie und Wirtschaft– Migration– Behinderung/Beeinträchtigung– Senioren– Mittelschulen, Universitäten und Fachhochschulen

BERUFSFELDER UND ARBEITSMARKT

Während mehr als die Hälfte der Theologinnen und Theologen nach dem Studium eine Tätigkeit innerhalb der Kirche wählen, lässt sich bei den Religionswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern nicht ein typisches Berufsfeld definieren. Die beruflichen Möglichkeiten sind jedoch sowohl nach einem Studium der Religionswissenschaft als auch der Theologie sehr vielfältig.

Page 50: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

50 Beruf

Medien- und Verlagswesen– Journalismus– Redaktion– Moderation– Lektorat/Korrektorat

Bildungswesen– Erwachsenenbildung– Spezielle Lehrtätigkeiten (z.B.

Philosophie, Ethik usw.)– Informationsmanagement– Bibliothek– Dokumentation– Archiv– Öffentlichkeitsarbeit

Internationale Organisationen– Non-Profit-Organisationen– Hilfswerke

ArbeitsmarktDie Beschäftigungssituation für Theo-loginnen und Theologen sieht nach wie vor sehr gut aus, besser als für die meisten anderen Studienabgänger und -abgängerinnen. Die Nachfrage nach Theologinnen und Theologen im kirch-lichen Dienst ist ungebrochen gross. Nur selten treffen Studienabgängerin-nen und -abgänger daher auf Probleme

beim Übergang vom Studium in den Beruf. Rund 70 Prozent der Absolven-tinnen und Absolventen üben eine be-rufliche Tätigkeit aus, die ausdrück-lich einen Abschluss in Theologie voraussetzt. Die wichtigsten Beschäftigungsberei-che für Theologinnen und Theologen sind der kirchliche Dienst (ca. 60 Pro-zent), Lehre und Forschung an Hoch-schulen (ca. 18 Prozent) und der Bereich private Dienstleistungen (ca. 6 Pro-zent). Für mehr als zwei Drittel der Theologinnen und Theologen ist die Ausbildung mit dem Masterabschluss an der Universität nicht abgeschlos-sen. Über 70 Prozent streben einen weiteren Ausbildungsabschluss an, vorwiegend das Pfarramt oder ein Doktorat. Das durchschnittliche jährliche Brut-toeinkommen von Theologinnen und Theologen, ein Jahr nach Studienab-schluss, beträgt zurzeit etwa 76 000 Franken. Rund zwei Drittel der Theo-loginnen und Theologen sind jedoch nur teilzeitlich beschäftigt. Das tat-sächliche durchschnittliche Jahresein-kommen liegt somit bei ca. 54 000 Franken.

nen erteilen Religionslehre an gymna-sialen Mittelschulen. Gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern set-zen sie sich mit religiösen Themen, Glaubens- und Sinnfragen, ethischen Grundfragen oder aktuellen Problemen auseinander.

Andere BereicheTheologinnen und Theologen sind ebenso tätig als Redaktorinnen oder Journalis-ten im theologischen Fachjournalismus, als Fachleute im Verlagswesen (z.B. theo-logische Literatur) oder im Überset-zungswesen (z.B. Bibelübersetzungen).

Nicht theologische Arbeitsfelder Bedingt durch ihre breit angelegte Aus-bildung, finden Theologinnen und Theologen auch Anstellungen ausser-halb von Theologie und Kirche. Häufig ist dafür allerdings eine Zusatzausbil-dung notwendig. Es eröffnen sich ihnen u.a. folgende Arbeitsfelder: Sozialwesen– Sozialarbeit/Sozialpädagogik– Jugendarbeit/Animation– Flüchtlingsarbeit– Strafvollzug– Beratung und Coaching

Pfarrer und Pfarrerinnen nehmen heute vielfältige Aufgaben wahr. Josef Kohler, Pfarrer der Gemeinde Glarus Süd, spricht hier den Segen, anlässlich der Einsegnung der Staumauer Muttsee des Pumpspeicherwerks Limmern.

Page 51: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

51

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Beruf

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Obwohl die individuelle Religionsaus-übung in den traditionellen Kirchen stetig an Popularität verliert, ist das Thema Religion in unserer Gesell-schaft präsenter denn je. Der Anteil von Migrantinnen und Migranten nicht-christlicher Religionen steigt ständig, Austritte aus den Landeskir-chen werden häufiger, religiöse Sekten werben aktiv um Mitglieder. Fachleute mit fundierten Kenntnissen anderer Religionen und Kulturen sind daher vielerorts gefragt.

Wichtige Arbeitsbereiche von Religionswissenschaftler/innen

Lehre und ForschungAn den religionswissenschaftlichen Instituten der Universitäten gibt es Stellen als Assistentinnen oder Assis-tenten, zum Beispiel während eines Dok torats, als wissenschaftliche Mit-arbeiter/innen, Dozentinnen oder Pro-fessoren. Die Konkurrenz für die Be-setzung ist meist gross.

UnterrichtDas Lehrdiplom für Maturitätsschu-len ermöglicht eine Unterrichtstätig-keit an Gymnasien, öffentlichen Mit-tel-, Berufs- oder Privatschulen, in der Weiterbildung oder der Erwachsenen-bildung.

Medien und VerlagswesenDer Medienbereich und das Verlags-wesen sind wichtige Arbeitsfelder, in welchen Religionswissenschaftlerin-nen und -wissenschaftler als Journa-listen, Redaktorinnen, Moderatoren oder Lektorinnen arbeiten.

InformationsmanagementAls wissenschaftliche Bibliothekarin-nen und Bibliothekare, Dokumenta-tions- und Archivmitarbeitende sind Religionswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an Universitäts- und Fachbibliotheken oder in Dokumenta-tionsstellen und Archiven der privaten Wirtschaft oder der öffentlichen Ver-waltung tätig. Als Informationsspezia listinnen und -spezialisten leiten sie die Informati-

onsflüsse in einer Institution und sind für die Recherche, die Selektion und die Aufbereitung von gedruckten und elektronischen Informationen verant-wortlich.

Internationale OrganisationenIhre Kenntnisse über kulturelle und religiöse Mentalitäten können Reli-gionswissenschaftlerinnen und Religi-onswissenschaftler in Berufsbereiche einbringen, in denen verschiedene Kulturen zusammentreffen, wie zum Beispiel in humanitären Organisatio-nen, Nichtregierungsorganisationen (NGO), bei Hilfswerken oder den Ver-einten Nationen (UNO). Gute Fremd-sprachenkenntnisse, Auslanderfah-rung und Belastbarkeit sind für eine Tätigkeit in internationalen Organisa-tionen unabdingbar.

TourismusDie Arbeit als Reiseleiterin oder Rei-seleiter ist ein mögliches Tätigkeitsfeld für Religionswissenschaftlerinnen und Religionswissenschaftler. Durch ihr Studium sind sie in der Lage, ver-tiefte Einblicke in fremde Kulturen zu vermitteln. In Kombination mit fun-diertem Fachwissen, etwa aus Ge-schichte, Archäologie oder der jeweili-gen Landessprache, sind die beruf - lichen Möglichkeiten noch etwas viel-fältiger.

KultureinrichtungenIn Museen gestalten Religionswissen-schaftlerinnen und Religionswissen-schaftler Ausstellungen zu verschiede-nen Themen, oder sie sind als Kurator oder Kuratorin für die Sammlung ei-nes Museums oder einer Museumsab-teilung verantwortlich.

BeratungIhr Wissen über verschiedene Religio-nen und Kulturen bringen Religions-wissenschaftlerinnen und Religions-wissenschaftler in ihre Arbeit bei Beratungsstellen für religiöse Fragen, kulturell bedingte Konflikte und die Integration von Migranten ein. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Politik-beratung im diplomatischen Dienst oder die Mitarbeit in Consultingfir-men.

SozialarbeitIn der Sozialarbeit arbeiten Religions-wissenschaftlerinnen und Religions-wissenschaftler beispielsweise mit Flüchtlingen oder anderen Angehöri-gen fremder Kulturen.

ArbeitsmarktViele Religionswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeiten nach dem Studium in Bereichen, die nichts – oder nur sehr wenig – mit ihrem Stu-dium zu tun haben, beispielsweise in informationsvermittelnden oder kom-munikativen Funktionen. Um solche Arbeitsplätze konkurrieren Religions-wissenschaftlerinnen und Religions-wissenschaftler mit Bewerbenden, die ein Studium in Philosophie, Völker-kunde, Ethnologie, Soziologie, Ge-schichte oder anderen geistes- oder kulturwissenschaftlichen Fächern ab-solviert haben. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt gestaltet sich daher nicht immer sehr einfach.Nach dem Abschluss des Studiums braucht es also eine grosse Portion Entschlossenheit und Eigeninitiative, um als Religionswissenschaftlerin oder Religionswissenschaftler im Traumberuf arbeiten zu können. Es ist wichtig, sich nicht entmutigen zu las-sen und offen zu sein für allfällige un-konventionelle Lösungen oder Umwe-ge.Die Ausrichtung des Studiums, wie beispielsweise die Spezialisierung, die Fächerkombination und der Erwerb zusätzlicher Kenntnisse, kann für die späteren Berufsmöglichkeiten ent-scheidend sein. Ebenfalls können in diversen Studentenjobs gesammelte Erfahrungen die Laufbahn beeinflus-sen bzw. die Chancen auf dem Arbeits-markt erhöhen. Hilfreich als Sprungbrett für die Be-rufsfindung sind auch studienbeglei-tende Praktika oder Weiterbildungen. Während des Studiums kann bei-spielsweise für eine Zeitung geschrie-ben, für eine Hilfsorganisation gear-beitet oder an einer Schule unterrichtet werden. Daneben ist es von Vorteil, Zusatzqualifikationen wie Sprach-kenntnisse zu erwerben. Sehr gewinn-bringend ist auch ein Auslandaufent-halt.

Page 52: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

52

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Beruf

BERUFSPORTRÄTS

Die folgenden Porträts geben Einblicke in die Laufbahnen und den Berufsalltag von Theologinnen und Theologen sowie Religionswissenschaftlern und ­wissenschaftlerinnen.

ANDREA ANKERPfarrerin (ev.-ref.) und Polizei seelsorgerinTeufen AR

ANNABEL GRAF-MENETPastoralassistentin (röm.-kath.)St.Gallen

DARIO COLOMBODoktorand (röm.-kath. Theologie)Universität Freiburg

MICHAEL UEBERSAXHead of Learning & Development Central & Eastern Europe bei Swissport International Ltd.Zürich Flughafen

DAVID LEUTWYLERGeschäftsführer Haus der ReligionenBern

OLIVIA RÖLLINRedaktorin und Moderatorin bei SRFBasel

Die wichtigsten Informationen zu den kirchlichen Berufen, die ein Theologiestudium voraussetzen.

Evangelisch­reformierte KirchePfarrer/PfarrerinPfarrer/innen nehmen vielfältige Auf-gaben in ev.-ref. Kirchgemeinden wahr. Sie gestalten Gottesdienste, sind in der Seelsorge tätig, leiten soziale Aktivitä-ten, betreuen Mitarbeitende und ertei-len Religionsunterricht. Pfarrer/innen übernehmen auch Leitungsaufgaben innerhalb der Kirchgemeinde, sind mit-verantwortlich für die strategische Ausrichtung einer Gemeinde, für Pro-jekte, Personalfragen und Finanzen. Vikarin/VikarVikarinnen und Vikare sind in der ev.-ref. Kirche an gehende Pfarrerinnen und Pfarrer im Lernvikariat, der be-rufspraktischen Ausbildung nach dem Theologiestudium.

Römisch­katholische KircheOrdination: Diakon–Priester–BischofDie Weihe zum Diakon, Priester oder Bischof ist in der röm.-kath. Kirche nach wie vor den Männern vorbehalten. Die Diakonenweihe ist die unterste der drei Weihstufen der katholischen Kir-che. Diakone sind mehrheitlich in der allgemeinen Seelsorge von röm.-kath. Pfarreien tätig. Sie planen und leiten besondere soziale Aktivitäten, gestal-ten Gottesdienste und spenden die Sa-kramente der Taufe und der Ehe. Priester (zweite Weihstufe) gestalten als Geistliche Gottesdienste, spenden Sakramente (Beichte, Versöhnung, Taufe, Ehe), sind in der Seelsorge tätig und übernehmen soziale oder organisa-torische Aufgaben. Priester verpflich-ten sich zum lebenslangen Zölibat. Schon verheiratete Diakone können nicht zum Priester geweiht werden.Der Bischof (dritte Weihstufe) wird als unmittelbarer Nachfolger der Apostel definiert und ist der erste Spender der Sakramente. Ihm allein obliegt die

Spendung des Weihesakraments (Bi-schofsweihe, Priesterweihe und Diako-nenweihe) und die Firmung.PfarrerEin Pfarrer ist ein Priester, der einer Pfarrei vorsteht. Er betreibt Seelsorge, gestaltet Gottesdienste, begleitet Men-schen, betreut seine Mitarbeitenden und übernimmt administrative Arbei-ten in der Pfarrei. VikarVikare oder Kaplane sind in der katho-lischen Kirche Priester, die als Mitar-beiter eines Pfarrers in einer Pfarrei tätig sind. Das Aufgabenspektrum ist sehr ähnlich wie jenes der Pfarrer.Pastoralassistentin/PastoralassistentPastoralassist/innen sind in der allge-meinen Seelsorge von Kirchgemeinden tätig. Sie übernehmen Aufgaben in der Spezialseelsorge, planen soziale Aktivi-täten und gestalten Gottesdienste. Da sie nicht geweiht sind, dürfen sie grund-sätzlich keine Sakramente spenden. Gemeindeleiter/in, Pfarrbeauftragte/rGemeindeleiterinnen bzw. Pfarrbeauf-tragte leiten eine Kirchgemeinde. Sie führen die Mitarbeitenden und koordi-nieren deren Tätigkeit, führen das Pfarrbüro und das Sekretariatswesen und sind für die Verwaltung und die Sicherheit der Pfarrarchive zuständig.

Christkatholische KircheIn der christkatholischen Kirche trifft man grundsätzlich dieselben Berufe und Funktionen an wie in der röm.-kath. Kirche (Diakon/in, Priester/in, Bischof/Bischöfin). Im Unterschied zu Letzterer können aber auch Frauen or-diniert wer den und es besteht kein ob-ligatorisches Zölibat für Geweihte.

Selbstverständlich bietet die Kirche eine Vielzahl beruflicher Möglichkeiten in verschiedenen Funktionen. Detail-lierte Informationen finden Sie auf:www.chance-kirchenberufe.ch www.bildungkirche.ch www.berufsberatung.ch

KURZ ERKLÄRTKIRCHLICHE BERUFE

Page 53: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Beruf 53

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Andrea Anker (42) ist evangelisch­reformierte Pfarrerin in Teufen, Appenzell Ausserrhoden, und zusätzlich Polizeiseelsorgerin beim Ausserrhoder Polizeikorps. Die Theologie hat sie schon als Jugendli­che fasziniert, und ihr heutiger Berufsalltag ist äusserst abwechs­lungsreich. Wie es dazu gekommen ist und wie sie ihre Tätigkeit heute

Andrea Anker, Pfarrerin (ev.-ref.) und Polizeiseelsorgerin, Teufen AR

NAH AN DEN GESCHICHTEN, DIE DAS LEBEN SCHREIBT

Page 54: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

54 Beruf

erlebt, schildert die zweifache Mutter und Berufsfrau in diesem Porträt.

«Ich habe mich schon in meiner Jugend für theologische, ethische und psycho-logische Fragen und auch für Spra-chen interessiert und viel gelesen», erzählt Andrea Anker. «Ich diskutierte sehr gerne, besonders wenn es kontro-vers wurde.» Mitentscheidend für ihre Studienwahl war ein Besuch am Theo-logischen Seminar der Universität Zü-rich. «Ein Kollege hat mich damals mitgenommen und ich war fasziniert von der Atmosphäre im alten Chorher-renstift, der tollen Lage gleich beim Grossmünster mitten in der Altstadt, den guten Betreuungsverhältnissen, der Kollegialität unter den Studieren-den und der Möglichkeit, das Studium frei zu gestalten.»

VOM STUDIUM IN DEN BERUFAndrea Anker absolvierte ihr Studium an der Universität Zürich, mit einem einjährigen Abstecher an die Univer-sität Cambridge in England, und nahm anschliessend das einjährige pfarramtliche Praktikum (Vikariat) in Angriff. Nach der Ordination zur Pfar-rerin führte Andrea Ankers Weg noch einmal zurück an die Universität, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistentin arbeitete und eine Dissertation begann. Zusätzlich war sie in der Lehre und in der kirchlichen Erwachsenenbildung tätig. Schliesslich übernahm die mitt-lerweile zweifache Mutter vor einigen Jahren ihr erstes Pfarramt im aus-serrhodischen Teufen, wo sie gleichzei-tig auch Polizeiseelsorgerin des appen-zellischen Polizeikorps ist.

BERUF MIT 1 000 FACETTENIn ihrer 60-Prozent-Anstellung über-nimmt die 42-jährige Pfarrerin zum einen die pfarramtlichen «Grundauf-gaben». Dazu gehören die Vorbereitung und Durchführung verschiedener Got-tesdienste, die Seelsorge, die Gestal-tung von so genannten Kasualien – also Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen – sowie die Übernahme von Amtswo-chen, in welchen in der entsprechen-den Woche jeweils eine Pfarrperson

für Beerdigungen sowie für Notfall-Einsätze oder Besuche bei Sterbenden zuständig ist.Zu Andrea Ankers besonderen Schwer-punkten gehören zusätzlich der Kon-firmandenunterricht, die fachliche Unterstützung des Religionsunter-richtsteams, der Aufbau und die Durchführung von Angeboten für Kin-der und Familien, wie z.B. Familien-Gottesdienste, sowie die kirchliche Erwachsenenbildung in Form von Bi-belkaffee, Theologiekursen, Weiterbil-dungskursen für Katechetinnen und einzelne Referate. Doch das ist noch längst nicht alles. «Nicht zu vergessen sind auch die vie-len Sitzungen und Telefonate mit der Kirchenvorsteherschaft, dem Pfarr-konvent der Appenzeller Kirche, der

«Begegnungen mit Menschen aller Art geben Einblicke in spannende und berührende, manchmal auch beklemmen-de Lebensgeschichten – ein besonderes Privileg der pfarramtlichen Arbeit.»

Pfarrkollegin, der Sekretärin und der Jugendarbeiterin», ergänzt Andrea Anker. «Planungstreffen und Abspra-chen nehmen einen grossen Teil der Zeit in Anspruch. Ausserdem mache ich pro Jahr etwa 30 Geburtstagsbesu-che bei Senioren. Jede Taufe, Hochzeit und Beerdigung sowie jede Konfirma-tion ist mit mindestens einem Ge-spräch, in der Regel bei den Leuten zu Hause, verbunden. Die Begegnungen mit Menschen aller Art, die einem Ein-blicke in viele spannende, berührende, manchmal auch beklemmende Lebens-geschichten geben, empfinde ich als besonderes Privileg meiner Arbeit als Pfarrerin.»Als Polizeiseelsorgerin betreut Andrea Anker zusätzlich mit einem katholi-schen Kollegen das Ausserrhoder Poli-zeikorps. «Wir stehen den Polizistin-nen und Polizisten zur Verfügung, falls aufgrund eines persönlichen, psy-chischen, beruflichen Problems ein Gespräch gewünscht wird. Mehrmals pro Jahr besuchen wir die verschiede-

nen Polizeiposten und gestalten einzel-ne Einheiten im Rahmen von Weiter-bildungen.»

ARBEITSTAGE MIT SCHMACKESAndrea Ankers Arbeitswochen sind sehr unterschiedlich, und kein Ar-beitstag gleicht dem anderen. Manch-mal arbeitet sie ganze Tage, häufig aber auch nur vormittags, bisweilen abends und oft von zu Hause aus. «Ich nutze die Zeit am Vormittag, wenn die Kinder in der Schule sind, oder am Abend, wenn sie im Bett sind», erklärt Andrea Anker. «Ein Arbeitstag könnte z.B. so ausse-hen, dass ich mich zwischen 9 Uhr und 10.30 Uhr mit dem ‹Familienteam› in einer Planungssitzung zur Vorberei-tung des nächsten Familien-Gottes-dienstes treffe. Anschliessend mache ich einen Besuch bei der Witwe eines kürzlich verstorbenen Gemeindemit-glieds. Nach dem Mittagessen erledige ich während einer Stunde Büroarbeit. Danach besuche ich einen Jubilar im Altersheim. Zwischen 15.30 Uhr und 17.00 Uhr bereite ich gemeinsam mit der Jugendarbeiterin den Konfirmati-onsunterricht für den Abend vor. Spä-ter mache ich ein Brainstorming für die Predigt am Sonntag und schicke den Ablauf des Gottesdienstes an alle Beteiligten.»

«MAN KÖNNTE IMMER NOCH VIEL MEHR TUN ...»Solch prall gefüllte Arbeitstage spre-chen für einen sehr vielseitigen, aber auch anstrengenden Beruf. Andrea Anker bestätigt: «Der Pfarrberuf ist in vielerlei Hinsicht ‹grenzenlos›. Zum einen ist er sehr abwechslungsreich und bietet eine riesige Fülle von unter-schiedlichsten Tätigkeiten, die kom-munikatives Geschick, Einfühlungs-vermögen und auch Kreativität er - fordern. Zum anderen ist er aber auch insofern grenzenlos, als man immer viel mehr tun könnte, als man tut. Da ist es wichtig – und heilsam –, sich im-mer wieder daran zu erinnern, dass es Gott ist, der Glauben schenkt und Kir-che ermöglicht und wir im besten Fall ‹Mitgestalterinnen› sind.» Herausfordernd empfindet Andrea An-ker oft auch das Sicheinstellen auf im-

Page 55: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

55

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Beruf

Porträt Martin Bollhalder

mer wieder ganz unterschiedliche Si-tuationen: «Zum Beispiel von einem Seelsorgegespräch zur ‹Konf›-Vorbe-reitung; vom Predigt-Schreiben zum Seniorennachmittag, vom Taufge-spräch zur Kirchenvorstands-Sitzung.

«Das Modewort ‹abgrenzen› passt nur beschränkt zu meiner Art, den Pfarrberuf zu leben: Er ist nicht nur ein Job, sondern etwas wie ein way of life.»

Man muss darauf bedacht sein, sich die Zeit zu nehmen, sich auch mal hin-zusetzen und selbst wieder mal ein Buch zu lesen. Die sogenannte Selbst-sorge ist also auch sehr wichtig.»

PFARRERIN OHNE WENN UND ABERDanach gefragt, ob denn ihre Arbeit nicht eigentlich ein Fulltime-Job sei und wie es ihr gelänge, sich auch ein Stück weit abzugrenzen, meint Andrea Anker: «Das Mode-Wort ‹abgrenzen› passt nur beschränkt zu meiner Art,

den Pfarrberuf zu leben: Für mich ist das nicht nur ein Job, sondern so etwas wie ein way of life. Weder schalte ich zu Hause das Handy oder den Laptop aus, noch schreibe ich im Büro aus-schliesslich Mails, die die Arbeit be-treffen. Trau- oder Taufgespräche fin-den manchmal auch am Freitagabend oder Samstag bei uns zu Hause statt, und meine Kinder sitzen dann halt mit am Tisch. Umgekehrt begleitet mich meine Familie am Sonntag oft in den Gottesdienst. Ein Full-time-Job wird das Pfarramt nur dadurch nicht, dass ich an manchen Tagen wegen Kindern, Haushalt und social life gar keine Zeit habe, acht Stunden fürs Pfarramt zu arbeiten. Wenn diese anderen Aktivi-täten wegfallen würden, würde ich wohl automatisch mehr machen.» Andrea Anker liebt ihren Beruf, denn das Pfarramt bietet ihr viele Freiräu-me. So ist sie in der Organisation ihrer Arbeit relativ flexibel, kann Familie und Beruf in der Regel gut unter einen Hut bringen, hat viel Eigenverantwor-tung und Selbstbestimmung. «Ausser-dem», fügt sie schmunzelnd hinzu, «gewinnt man als Pfarrerin mit jedem

Jahr mehr Menschenkenntnis, was einem in allen Lebenslagen zugute-kommt. Und das Schöne ist, dass man – auch deshalb – mit zunehmendem Alter attraktiver wird für den Arbeits-markt. Wo gibt es das sonst noch!?»

Gottesdienste für Jung und Alt, auch einmal im Freien, gehören zu den vielfältigen Aufgaben von Andrea Anker.

Page 56: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

56

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Beruf

Neben Belastbarkeit und Teamfähigkeit ist Authentizität die wichtigs­te Anforderung, die man in der Seelsorge erfüllen sollte. Davon ist Annabel Graf­Menet (28), Pastoralassistentin und Seelsorgerin in St.Gallen, überzeugt. Wie die junge Theologin zu ihrem Beruf in der römisch­katholischen Kirche gekommen ist und was sie in ihrem

Annabel Graf-Menet, Pastoralassistentin (röm.-kath.), St.Gallen

«WICHTIG IST ES, SICH SELBST ZU BLEIBEN!»

Page 57: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

57

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Beruf

Alltag bewegt, erzählt sie in diesem Porträt.

Der erste Impuls für das Theologiestu-dium kam bei Annabel Graf-Menet zuerst von aussen. «Theologie wurde mir von meinem Umfeld immer als möglicher Studiengang vorgeschla-gen», erzählt die St.Gallerin und lacht: «Ich selber lehnte das immer klar ab, da ich glaubte, nur Nonnen und Mön-che oder ‹oberfromme› Leute würden Theologie studieren.» Schliesslich war es dann der Zufall, der Annabel Graf-Menet doch noch zur Theologie führte. Die damals 19-jähri-ge Maturandin interessierte sich für Psychologie oder Rechtswissenschaft. Bei ihren Recherchen zu diesen Stu-dienrichtungen im Internet stiess sie ganz zufällig auf einen Link zum In-formationstag über Theologie an der Universität Luzern. «Ich klickte aus Neugier darauf, und wenig später mel-dete ich mich für diese Infoveranstal-tung an», berichtet die Theologin.«Dann ging ich schliesslich dorthin, und das ganze Klima, der Kontakt mit anderen Studenten und die Breite der Ausbildung, die von Philosophie über Bibelwissenschaft, Geschichte, Kir-chenrecht, Ethik bis hin zu den alten Sprachen reicht, sprach mich sehr an.» So studierte Annabel Graf-Menet schliesslich Römisch-katholische Theologie an der Universität Luzern und schloss ihr Studium 2015 mit ei-nem Master in Theology ab.

VOM SPRUNG INS KALTE WASSERIm Anschluss ans Studium absolvierte die frisch gebackene Theologin die zweijährige Berufseinführung des Bis-tums St.Gallen und begann gleich-zeitig, als Seelsorgerin in der Pfarrei St. Maria Neudorf in St.Gallen zu ar-beiten. Der Übergang von der Univer-sität in den Beruf, von der Theorie zur Praxis, war herausfordernd. «Beson-ders anspruchsvoll war, dass man als Seelsorgerin in den schwierigsten Mo-menten des Lebens mit den Menschen in Kontakt tritt, z.B. im Moment des Sterbens, nach dem Tod oder bei Krankheit», sagt Annabel Graf-Menet. «Oft wusste ich anfangs nicht, was ich in diesen Situationen sagen oder wie

ich mich verhalten sollte. Das an der Uni erworbene Fachwissen war dabei nur teilweise von Nutzen.» «An einem Trauergespräch bringt es nicht viel, fachliche Infos zu geben», fährt sie fort. «Tröstende Worte sind gefragt. Jede Situation ist einzigartig, so wie die Menschen einzigartig sind, die sich darin befinden. Das ist einer-seits sehr spannend, aber auch heraus-fordernd. Ich persönlich schickte mich einfach in diese Momente hinein. Ich liess die Situation auf mich zukommen

«Besonders anspruchsvoll war, dass man als Seelsorge-rin in den schwierigsten Momenten des Lebens mit den Menschen in Kontakt tritt, z.B. im Moment des Sterbens, nach dem Tod oder bei Krankheit.»

und reagierte spontan. Oft half es, ein-fach da zu sein und den Menschen bei-zustehen. Man braucht nicht immer Worte dafür.»Die Berufseinführung versucht, die Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schliessen und unterstützt die Einglie-derung in den Beruf: «Jeweils für acht Wochen im Jahr war ich mit allen Neu-einsteigern (Priestern, Theologinnen, Religionspädagoginnen und -pädago-gen) aus dem ganzen Bistum zusam-men und konnte während dieser Wo-chen Erfahrungen austauschen und von erfahrenen Referenten wertvolle Tipps erhalten, die mir den Berufsein-stieg erleichterten.»

VON DER TAUFE BIS ANS GRAB – MIT LEIB UND SEELESeither arbeitet Annabel Graf-Menet als Seelsorgerin in der Pfarrei. Sie be-gleitet Menschen in allen Lebenslagen. «Ich darf den Menschen Gottes Nähe und Fürsorge zusprechen», erklärt die Theologin. «Ich bin im Einsatz bei To-desfällen, in Gottesdiensten, in der Schule im Religions- und ERG-Unter-richt, bei Anlässen für Familien und Kinder, bei Taufen, Eheschliessungen und Segnungsfeiern. Ich betreue Ver-eine, bereite Kinder auf die Erst-

kommunion vor, organisiere Weiter-bildungsanlässe zur Bibel, führe Seelsorge-Gespräche, unterstütze be-dürftige Menschen und vieles mehr.»Annabel Graf-Menets Arbeit ist sehr abwechslungsreich und vielfältig. «Je-der Tag ist anders», meint sie. «Ent-scheidend ist, dass man gut im Team arbeiten kann und lernt, die Schwä-chen und Stärken der Kolleginnen und Kollegen zu schätzen und zu akzeptie-ren. Es ist wichtig, offen und klar zu kommunizieren innerhalb des Teams, aber auch gegen aussen zu den Pfarrei-Angehörigen. Und es gilt, Team-Ent-scheidungen mitzutragen. Zudem darf man bei all dem nicht vergessen, die eigene Spiritualität und Religiosität stets weiterzuentwickeln und einen reifen Glauben zu haben. Ich kann schliesslich nichts verkünden oder vor-leben, was ich selber nicht auch im ei-genen Leben umsetze.»

PRAKTISCH KOMPETENT DANK BREITEM WISSENIn ihrem Berufsalltag kann Annabel Graf-Menet das im Studium Gelernte sehr gut einsetzen. So sind gerade für das Verfassen von Predigten fundierte Bibelkenntnisse notwendig. «Manch-mal lohnt sich auch ein Blick in den Urtext, also in die griechische oder hebräische Fassung», ergänzt die Pas-toralassistentin. «Ich bin daher un-glaublich froh um dieses Wissen, das mir das Studium vermittelt hat. Auch in den Gesprächen mit Menschen bin ich auf Wissen und Fähigkeiten aus dem Studium angewiesen. Dort kom-men oftmals viele Fragen auf, die ich gerne beantworten möchte.» Auch in anderen Feldern, wie bei der Erstkommunion oder im Religionsun-terricht, könne sie ihr gelerntes Wis-sen anwenden. «Wenn ich zum Beispiel mit Jugendlichen über ein bestimmtes Thema diskutiere und philosophiere, ist es sehr hilfreich zu wissen, worauf es bei einer solchen Diskussion an-kommt, welche Punkte wichtig sind und wie man beim Sammeln der Argu-mente vorgeht.»

DEN MENSCHEN NAHE SEIN …Doch was gefällt Annabel Graf-Menet am besten an ihrem Beruf? «Die Mo-

Page 58: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

58

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Beruf

mente, wenn ich merke, dass ich in den Menschen etwas bewegen konnte, dass ich sie zum Nachdenken angeregt oder sie in einer bestimmten Lebensphase unterstützt habe. Da erfahre ich viel Wertschätzung und Dankbarkeit. Das macht mir grosse Freude.» Auch die Vielfalt der Tätigkeiten schätzt die 28-Jährige sehr: «Es wird einem nie langweilig, weil jeder Tag seine eige-nen Überraschungen mit sich bringt. Man weiss nie, was kommt, und das ist für mich spannend und gut so.»Eigentliche Schattenseiten sieht sie in ihrem Beruf keine und sagt: «Man hat viel Freiraum punkto Arbeitszeiten, aber auch in den einzelnen Tätigkei-ten. Ich kann zu einem grossen Teil selbst entscheiden, wie viel Zeit ich in welche Arbeit investiere und was ich noch alles zusätzlich mache. Dabei er-achte ich es als wichtig, eine gute Work-Life-Balance zu erhalten.» Um die Auslastung im Auge zu behal-ten verwendet Annabel Graf-Menet daher ein Arbeitszeiterfassungs-Tool. Dort sieht sie, für welche Tätigkeit sie wie viel Zeit investiert und wie viele Überstunden sie geleistet hat. «Natür-lich muss man zeitlich sehr flexibel sein und zwischendurch auch Abend-

und Wochenend-Termine in Kauf neh-men», fügt sie an.

… UND SICH SELBSTIn ihrem Beruf ist für Annabel Graf-Menet nicht nur das Zeitmanagement ein Thema, sondern auch der Umgang

«Glauben und Religion sind sehr emotionale Felder. Die Menschen bringen ganz unterschiedliche Erwartun-gen und Ansichten mit, wenn sie zu uns kommen. Sie möchten emotional berührt und aufgefangen werden. Es ist nicht leicht, allen Erwar-tungen gerecht zu werden.»

mit der psychischen Belastung. «Als Seelsorgerin erfahre ich von den Men-schen manchmal schlimme Dinge, die mich persönlich belasten könnten», erklärt sie. «Jede und jeder muss für sich einen Weg finden, sich abzugren-zen und diese Themen nicht nach Hau-se zu tragen.» Einen Ausgleich zu ihrem Berufsalltag findet Annabel Graf-Menet vor allem

Porträt Martin Bollhalder

zu Hause mit ihrem Mann, bei ihren Schwestern und Freunden. «In meiner Freizeit lebe ich eher zurückgezogen, weil ich durch meine Arbeit sehr viele Leute kenne und ich nicht noch in mei-ner Freizeit Seelsorge-Gespräche füh-ren möchte», begründet sie. «Deshalb fahre ich mit meinem Mann an freien Tagen oft weg, um den Kopf zu lüften und den nötigen Abstand zu bekom-men.»«Wichtig ist auch, sich selbst zu bleiben in dem, was man tut», fügt sie hinzu. «Glauben und Religion sind sehr emo-tionale Felder. Die Menschen bringen ganz unterschiedliche Erwartungen und Ansichten mit, wenn sie zu uns kommen. Sie möchten emotional be-rührt und aufgefangen werden. Es ist nicht leicht, allen Erwartungen ge-recht zu werden. Anfangs wollte ich es vielen recht machen. Mittlerweile habe ich gelernt, dass man nicht immer al-len gefallen kann und das auch nicht muss. Wenn man merkt, dass die Che-mie zwischen einigen Menschen und einem selber nicht stimmt, kann man das auch ansprechen oder sie zu einem Kollegen oder einer Kollegin weiter verweisen. Von sich selber in dieser Angelegenheit den Druck zu nehmen, ist wichtig. Man kann und muss es nicht allen recht machen! Die Men-schen haben ja die Auswahl, in welche Kirche oder zu wem sie ins Gespräch gehen.»

Den Menschen Gottes Nähe und Fürsorge zusprechen: Annabel Graf-Menet begleitet Menschen in allen Lebenslagen.

Page 59: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

59

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Beruf

Eigentlich wollte Dario Colombo (30) niemals Theologie studieren. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der gelernte Informatiker studierte Theologie an der Universität Freiburg,

Dario Colombo, Doktorand (röm.-kath. Theologie), Universität Freiburg

FASZINATION FÜR DIE THEOLOGIE, FÜR GOTT UND DIE WELT, FÜR DAS LEBEN

Page 60: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

60 Beruf

wo er nun auch doktoriert. Wie es dazu kam und wie sein Arbeits­ und Studienalltag an der Univer­sität aussieht, erzählt Dario Colombo in diesem Porträt.

«Manchmal geschehen im Leben Dinge, die uns zum Nachdenken bringen», be-ginnt Dario Colombo. «Und so war es auch bei mir. In einer Zeit, in der mich so einige Fragen quälten, habe ich mit Freunden diskutiert und spasseshalber gesagt, ich könne doch Theologie stu-dieren. Es handelte sich um einen christlichen Freundeskreis, weshalb die Idee, Theologie zu studieren, nicht ganz abwegig war. Zu meinem Erstau-nen fanden dies alle eine gute Idee.» Allerdings hatte der damals 24-jährige Dario Colombo, der ursprünglich eine Berufslehre als Informatiker absolviert und danach einige Jahre in seinem Be-ruf gearbeitet hatte, keine Maturität, die ihm den Weg an die Universität er-öffnet hätte. Doch der gewiefte Berner wusste sich zu helfen: «Ich wusste, dass es an der Uni Freiburg die Möglichkeit gibt, sich ohne Maturität ins sogenann-te Kirchliche Diplom einzuschreiben. Wer in diesem Studiengang eine Zwi-schennote von 5,5 erreicht, kann ins Bachelorstudium überwechseln.» Und so machte es Dario Colombo schliess lich auch. Ein anderes Studien-fach wäre für ihn nicht in Frage gekom-men. «Meine Fragen betrafen Gott und die Welt», meint er und fügt lachend hinzu: «Welches Studium hätte sich da besser geeignet als Theologie?»

VORWÄRTSMACHENNach dem Bachelor absolvierte Dario Colombo dann den Master. «Mein Ziel war eigentlich, Pfarrer zu werden», er-zählt er. «Dann kam eines Tages etwas überraschend meine Professorin auf mich zu und meinte, ich solle ‹etwas vorwärtsmachen›, damit ich dann lang-sam mit dem Doktorat beginnen könne. Erst diese Aufforderung brachte mich auf die Idee, dass das Doktorat auch ein Weg für mich sein könnte. Während des Studiums war mir klargeworden, dass eine meiner grössten Leidenschaften zwei Aspekte hat: Theologie lernen und Theologie lehren, sich also ganz in et-was vertiefen und es dann aber so zu

vereinfachen und aufzubereiten, dass man es anderen weitergeben kann.»Formale Voraussetzung für ein Dokto-rat ist ein Masterabschluss mit Min-destnote 5. Das war für Dario Colombo kein Problem. «Vor allem braucht es eine Faszination für die Theologie, für Gott und die Welt, für das Leben. Und: viel Freude, vor allem am Lesen; und Durchhaltewillen.»

DIE ROLLE VON MARIA IN DER THEOLOGIEMittlerweile steckt Dario Colombo mit-ten in seiner Dissertation und arbeitet als Diplomassistent am Lehrstuhl für Dogmatik der Universität Freiburg. Seine Doktorarbeit schreibt er zum Thema «Mariologie», die Lehre von Maria. Colombo ist zwar in einer Frei-kirche aufgewachsen, wo die Marien-verehrung eine marginale Rolle spielt, und gehört auch heute noch zu dieser Freikirche, hat aber katholische Theo-logie studiert. Zur Wahl seines Dissertationsthemas meint er: «Mir ist besonders aufgefal-len, dass in der Person Mariens grosse Divergenzen bestehen. Meine Disserta-tion hat die Grundintuition, dass Maria für jede Theologie wichtig ist. Pointiert formuliert: Wenn Gott wirklich Mensch wurde, dann ist Maria wichtig. Sie ist zumindest Mutter des Mensch gewor-denen Gottes, Mutter von Jesus Chris-tus. Darüber hinaus ist schwer zu er-klären, dass Maria nur eine passive Rolle gehabt haben soll. Sie wird durch die Anfrage des Engels ‹irgendwie› in dieses Heilsgeschehen einbezogen. Und doch: Sie war Mutter. Und alle Mütter, die ich kenne, würden vehement vernei-nen, dass das Mutter-Werden oder -Sein etwas Passives sei. Die Frage ist jedoch, wie dies im Hinblick auf Maria zu deuten und wie eine Mariologie zu formulieren ist. Deshalb lautet der pro-vokante Arbeitstitel meiner Disserta-tion «Mir geschehe nach deinem Wort – von der Unverzichtbarkeit der Mario-logie in der Theologie».

ORA ET LABORAAuf Schwierigkeiten und Hindernisse stösst Dario Colombo immer wieder: «In einem Doktorat muss man zuerst ein-mal freilegen, was überhaupt zu tun ist.

Ich stehe noch ziemlich am Anfang mei-ner Dissertation und erstelle vor allem einmal eine Auslegeordnung: Was gibt es? Was sollte man lesen? Was darf ich ignorieren? Da es eine unermessliche Fülle an Literatur gibt, fühlt sich das manchmal etwas überfordernd an.» Die grösste Herausforderung sieht er aber darin zu wissen, was jetzt gerade «dran» ist und nichts Wichtiges zu übersehen. «Man müsste eigentlich al-les lesen. Aber da das nicht geht, muss man dauernd Entscheidungen treffen und evaluieren, was es für die Disser-tation braucht und was nicht. Aber oft weiss man das ja auch noch nicht so genau. Es gilt also, diese Spannung auszuhalten. Das kann schon sehr an-strengend sein.»Einen Ausgleich zur kopflastigen Ar-beit an der Dissertation findet Dario Colombo auf verschiedenen Ebenen. Als leidenschaftlicher Musiker und Gitar-rist hat er bereits mehrere Musikpro-jekte im Rock-Metal-Bereich erfolg-reich auf die Beine gestellt. Gleichzeitig findet er zu sich selber in der persönli-chen Besinnung und im Gebet: «Ich pflege verschiedene Gebetstraditionen: Psalmengebet, Stundengebet, Fürbitte, Bibellektüre, Lectio Divina, Stille und diverse andere Formen. Ich will mich da auch gar nicht festlegen, sondern die Schätze aller Traditionen bergen und sie pflegen.» Ansonsten geniesst Dario Colombo die Zeit mit seiner Frau und mit Freunden: «Die Gemeinschaft ist ein sehr wichti-ger, wenn nicht der wichtigste Teil mei-nes Lebens. Ich versuche, aus der Ge-meinschaft heraus zu leben. Für mich ist es die Gemeinschaft, in die man verwurzelt ist, die einen trägt, in guten und in schlechten Zeiten.»

Porträt Martin Bollhalder

Page 61: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

61

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Beruf

«Das Theologiestudium kann zum Pfarrberuf führen, es befähigt dich jedoch für ganz viele zentrale Bereiche, die auch anderswo sehr gefragt sind», sagt Michael Uebersax (41). Das zeigen seine Jobs bei einer Bank, einer Versicherung, im Health Case Management bei der SWISS und schliesslich aktuell seine Aufgabe als Head of Learning &

Michael Uebersax, Head of Learning & Development Central & Eastern Europe bei Swissport International Ltd.,

Zürich Flughafen

«WEIL ES UM DEN MENSCHEN GEHT»

Page 62: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

62

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Beruf

Development der Region Zentral­ und Osteuropa bei Swissport International Ltd.

Obwohl sein heutiger Beruf vorder-gründig nicht mehr viel mit Theologie zu tun hat, würde der 41-jährige HR-Profi jederzeit wieder dieses Studium wählen und ist froh um das Wissen und das Know-how, das ihm die Uni-versität vermittelt hat. «Im Theologie-studium habe ich gelernt, genau zu denken und komplexe Sachverhalte zu analysieren. Das hilft mir enorm im Umgang mit schwierigen Situationen von Mitarbeitenden. Ebenso hat mich das Studium gelehrt, Sachverhalte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven oder ‹gegen den Strich› zu denken, Din-ge anders zu sehen. So ergeben sich oftmals neue Ansätze für Lösungen. Auch das in der Seelsorge-Ausbildung gelernte beraterische Rüstzeug und die Empathie kommen mir in meinen Beratungsgesprächen mit Vorgesetz-ten und Mitarbeitenden sehr zugute.»

VON DER BIOLOGIE ZUR THEOLOGIEMichael Uebersax war im Abschluss-jahr der Rudolf Steiner Schule in Basel und eigentlich ganz sicher, dass er nach der Maturität Biologie studieren würde. So schrieb der damals 18-Jäh-rige seine Abschlussarbeit zum Thema HIV und AIDS und absolvierte ein Praktikum im Basler Lighthouse, ei-nem Wohnheim für HIV-Infizierte.Hier kam er in Kontakt mit dem Aids-pfarramt Basel. «Ich war erstaunt, dass die Kirche solche Dienste anbie-tet und hatte mehrfach Gelegenheit, mit dem Pfarrer des Aidspfarramtes zu sprechen. Dabei merkte ich, dass für mich Fragen wie: ‹Ab wann ist man eigentlich krank?› ‹Wie geht man mit Krankheit um?› ‹Welche Ausgrenzun-gen und Vorurteile erleben Menschen mit HIV und AIDS?› ‹Kann Krankheit auch eine Chance sein?› viel spannen-der waren als die Frage danach, wie das Virus die körpereigene Immunab-wehr überlistet. Und weil mich religi-öse Geschichten und Fragestellungen immer schon interessiert hatten, ent-schloss ich mich, Theologie zu studie-ren, um eines Tages selbst Seelsorger zu werden.»

UNTERSCHIEDLICHE BERUFSWELTEN IN KURZER ZEITIm Anschluss an das Studium an der Universität Zürich absolvierte Michael Uebersax eine Weiterbildung zum Spe-zialseelsorger (Clinical Pastoral Trai-ning) und anschliessend das einjähri-ge Lernvikariat. Mit 27 Jahren wurde er zum evangelisch-reformierten Pfar-rer ordiniert. «Mich haben immer schon die Seelsorge, die Kriseninter-vention und die Begleitung von Men-schen in schwierigen Situationen inte-ressiert», erklärt Uebersax, der wäh - rend des Studiums lange Zeit als

«Das Studium hat mich gelehrt, Sachverhalte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven oder ‹gegen den Strich› zu denken, Dinge anders zu sehen. So ergeben sich oftmals neue Ansätze für Lösungen.»

Pflegeassistent im Spital und späterals Dozent für Berufsethik an der Schule für Berufe im Gesundheitswe-sen in Aarau gearbeitet hat. Nach der Ordination zum Pfarrer schlug Uebersax jedoch andere Wege ein und nahm eine Stelle im betriebli-chen Gesundheitsmanagement der UBS an. Parallel zu seiner Anstellung bei der Bank vertrat Michael Uebersax während sechs Monaten die Polizei -see l sorgerin in Zürich, unterrichtete das Fach Ethik an der Polizeischule und übernahm während mehrerer Mo-nate eine Pfarrvertretung im Aids-pfarramt Zürich. Als 2009 die Abtei-lung für das betriebliche Gesund - heits management bei der UBS abge-baut wurde, wechselte Uebersax zur ÖKK Kranken- und Unfallversiche-rung, wo er als Case Manager er-krankte oder verunfallte Menschen bei ihrer beruflichen Reintegration unterstützte. Parallel dazu absolvierte er eine weitere Nachdiplomausbildung in Pastoral Care & Counselling an der Universität Bern.Ein Jahr später erhielt er schliesslich die Stelle eines Case Managers bei der SWISS mit dem Auftrag, ein betriebli-

ches Case Management aufzubauen. Parallel dazu absolvierte er den be-rufsbegleitenden Nachdiplomstudien-gang MAS Managed Health Care an der ZHAW, um sich auch betriebswirt-schaftliche Kenntnisse anzueignen. Michael Uebersax betreute dann meh-rere Jahre lang gemeinsam mit einer Mitarbeiterin und zwei lernenden Kaufleuten erkrankte oder verunfallte Mitarbeitende, begleitete sie auf ihrem Weg zurück ins Berufsleben und über-nahm die Koordination mit den invol-vierten Sozialversicherungen. Ge-meinsam mit einem Kollegen ent- wickelte er das betriebliche Gesund-heitsmanagement der SWISS weiter.

VOM HEALTH MANAGER ZUM HR-PROFIDas Themendreieck «Mensch–Arbeit–Gesundheit» zieht sich wie ein roter Faden durch Michael Uebersax' beruf-liche Biografie. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass er nach sieben Jah-ren Verantwortung für das betriebli-che Gesundheitsmanagement der SWISS eine neue berufliche Heraus-forderung in der Personal- und Orga-nisationsentwicklung der Swissport International Ltd., des weltweit gröss-ten Ground Handlers (Bodenabferti-gung im Luftverkehr) für Airlines, annahm. «Bereits bei SWISS durfte ich mich einerseits in der Ausbildung von Lernenden engagieren und somit dazu beitragen, eine neue Generation für den Arbeitsmarkt zu befähigen», erklärt er. «Andererseits konnte ich zum Beispiel auch Inputs zu gesund-heitsorientierter Führung in der Lea-dership-Ausbildung bei SWISS an neue Führungskräfte vermitteln. Da-her war der Schritt in die Personalent-wicklung nicht mehr weit. Gleichzeitig finde ich es auch einfach unglaublich toll, weiterhin in der faszinierenden Welt der Aviatik tätig zu sein!» Michael Uebersax ist heute Head of Learning & Development Central & Eastern Europe bei Swissport. Er verantwortet die Themen Personal-entwicklung, Führungskräfteentwick-lung, Training, Lernende, Organisa-tions- und Kulturentwicklung sowie das Gesundheitsmanagement für die Region Zentral- und Osteuropa. «Dazu

Page 63: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

63

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

gehören die Schweiz, Deutschland, Ös-terreich, Frankreich, Belgien und Bul-garien und insgesamt über 9 000 Mit-arbeitende», erläutert er. GESPRÄCHE UND TREFFEN MIT MENSCHENEin typischer Arbeitstag könnte bei ihm zum Beispiel so aussehen: «Als Erstes bespreche ich mit meiner Team-kollegin das weitere Vorgehen, um aus den Ergebnissen einer Mitarbeiterum-frage konkrete Massnahmen abzulei-ten und diese zu implementieren. Spä-ter definiere ich gemeinsam mit einem Stationsverantwortlichen die weiteren Schritte, um auf dem Lehrstellen-markt auch in Zukunft attraktive Lehrplätze anbieten zu können. Dafür hole ich mir Feedback von den Berufs-bildnern und entwickle Szenarien, wie sich einzelne Berufslehren weiter ent-wickeln werden.» «Nach dem Mittagessen widme ich mich der Weiterentwicklung der Füh-rungskräfte im Unternehmen im nächsten Jahr. Ich plane und überprü-fe die Verfügbarkeit von Trainern, Räumen und Teilnehmenden. Mit mei-nem Trainingskollegen überprüfen wir auch regelmässig die Inhalte der einzelnen Trainings und passen diese nötigenfalls an. Schliesslich gleiche ich mich beim Teammeeting mit meinen Mitarbeitenden ab und wir bespre-chen, wer welche anstehenden Aufga-ben übernimmt.» Das Tätigkeitsspektrum seiner Funk-tion ist sehr breit, und viele Gespräche und Treffen mit Menschen prägen Mi-chael Uebersax' Berufsalltag. «Es ist ein sehr kommunikativer Beruf, der gerade aufgrund des vielen Zusam-menarbeitens auf unterschiedlichen Ebenen und der unzähligen Begeg-nungen nie langweilig wird», meint er. Dann und wann ist Michael Uebersax auch an den einzelnen Standorten von Swissport in ganz Europa unterwegs, was seinen Arbeitsalltag zusätzlich bereichert.

ZUKUNFTSGESTALTUNG FÜR UNTER-NEHMEN UND MITARBEITENDEMichael Uebersax gefällt vor allem die Vielseitigkeit seiner Aufgaben und die Zukunftsorientierung der Themen, die

sie betreffen: «Mein Team und ich tra-gen dazu bei, sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeitenden bereit für die Zukunft zu machen, indem wir z.B.

«Es ist ein sehr kommuni-kativer Beruf, der gerade aufgrund des vielen Zusam-menarbeitens auf unter-schiedlichen Ebenen und der unzähligen Begegnungen nie langweilig wird.»

dafür sorgen, dass Führungskräfte gut und in genügender Anzahl ausge-bildet werden oder Mitarbeitende sich Kompetenzen aneignen, um künftige Aufgaben bewältigen zu können.» Viel-leicht bilden gerade diese Sorge um den Menschen und die Bestrebung, die Menschen zu begleiten, ihnen Wege zu weisen und sie weiterzubringen, eine Parallele zum Pfarrberuf. Einen Ausgleich zu seinem Beruf fin-det Michael Uebersax vor allem beim Sport. Der leidenschaftliche Taucher und Laufsportler vertieft sich gerne auch beim Reisen in fremde Kulturen, geniesst gutes Essen mit Freunden

Porträt Martin Bollhalder

oder ein gutes Buch. «Ausgleich finde ich auch – zumal die Religion in mei-nem Arbeitsalltag keine Rolle spielt – in der Möglichkeit, regelmässig als Pfarrer Gottesdienstvertretungen wahr-nehmen zu können. Ich empfinde es als grosses Privileg, mehrmals jährlich einen Gottesdienst feiern zu dürfen!»

Beruf

Die Swissport International Ltd. mit Sitz in Opfikon ist die weltgrösste Servicegesellschaft für Flug-gesellschaften und Flughäfen und beschäftigt weltweit rund 66'000 Mitarbeitende.

Page 64: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

64

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Beruf

Vor fünf Jahren wurde in Bern das Haus der Religionen eröffnet. Das «Jubiläum» wurde nicht im grossen Stil gefeiert. Business as usual war angesagt. Für einen aber wurde es der letzte Arbeitstag: David Leutwyler (40), der erste Geschäftsführer am Europaplatz, verliess das Pionierprojekt und wird neuer Beauftragter für kirchliche und

David Leutwyler, Geschäftsführer Haus der Religionen, Bern

EIN PIONIER VERLÄSST DAS HAUS DER RELIGIONEN

Page 65: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

65

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Beruf

religiöse Angelegenheiten beim Kanton Bern.

Jetzt könne er noch recht gelassen an diesen Abschied denken, sagte David Leutwyler kurz vor seinem Abschied bei einem Kaffee im morgendlichen Trubel des Hauses, noch sei so viel zu tun: «Aber die Emotionen kommen be-stimmt noch.» Es werde hart sein, sich vom Team zu verabschieden und den Schlüssel abzugeben. Obwohl, so Leutwyler, «für mich stimmt der Zeit-punkt». Er habe immer lieber gesät als geerntet. Und schiebt dann selbstkri-tisch nach: «Pionierarbeit ist ja auch einfacher. Man kann ausprobieren, sich Fehler erlauben. Die Arbeit dann verbindlich zu strukturieren, sie län-gerfristig zu verankern: Das ist an-spruchsvoll und wohl weniger mein Ding.»Und dann zählt er auf, was er alles an-gepackt und angeschoben hat, nach seiner ersten Stelle als Lehrer vor 20 Jahren: Zivildienst an der EXPO 02, Jugendarbeit in einer Kirchgemeinde, Radiojournalismus, Koordinator an der Euro 08, Autor eines Roman- und Theaterprojekts, «das al lerdings nie über die ersten Seiten hinauskam», wie er lachend zugibt.Und irgendwann in diesen Jahren zwi-schen 20 und 30 auch Heirat, Kinder und vorher noch: der Entscheid zu stu-dieren. Theologie. Zur grossen Ver-wunderung seiner WG-Mitbewohner. Er habe wohl ein bisschen provozieren wollen, meint er rückblickend. Es ist nichts daraus geworden. Denn drei Wochen nach Studienbeginn sattelte er um auf das damals ganz neue Stu-dienfach «Religious Studies». Und ob-wohl er damals noch nicht so genau wusste, wohin ihn dieses Studium füh-ren könnte, wusste er ziemlich genau, warum es dieses Fach sein sollte: «Ich habe mir gesagt, wenn ich mich beruf-lich mit den existenziellen Fragen be-schäftigen kann, dann habe ich in der Freizeit etwas mehr Zeit fürs Fuss-ballschauen.»

CHAOSRESISTENT ODER CHAOTISCH?Diese lockere Offenheit, diese unver-krampfte Sicht auf sich und die Dinge bei gleichzeitiger Ernsthaftigkeit, sie

zeichnen David Leutwyler aus. «Er ist einer, der sich nie verstellt, er begegnet jedem genau gleich, dem Dalai-Lama genauso wie dem Gärtner oder dem Handwerker», formuliert es ein Team-mitglied. Und ein anderer meint: «Er kann zuhören, zupacken und auch mal Pflöcke einschlagen.» Und eine junge Mitarbeiterin nennt ihn kurz und bündig «chaosresistent». Leutwyler schmunzelt. Das sei wohl einfach eine nettere Umschreibung von «chaotisch».Doch nein: Seine Vielseitigkeit, seine natürliche Autorität gepaart mit viel

«Ich habe mir gesagt, wenn ich mich beruflich mit den existenziellen Fragen be-schäftigen kann, dann habe ich in der Freizeit etwas mehr Zeit fürs Fussball-schauen.»

Wissen und Erfahrung und einem grossen Mass an Flexibilität und Of-fenheit, das zeichnet ihn aus. Leutwyler kann es nicht abstreiten. Und doch, auch er gibt zu, dass seine Chaosresistenz am Arbeitsplatz Fol-gen hat fürs Privatleben. «Ich bin abends oft komplett leer.» Die Ausein-andersetzungen mit den vielen ver-schiedenen Parteien, die stete Präsenz und die totale Identifikation mit dem Projekt: Sie haben ihm auch zugesetzt. «Aber», sagt er, «es war eine Superzeit. Und ich sage mir, was ich bisher nicht geschafft habe, würde ich wohl auch in Zukunft nicht schaffen.»

PIONIERARBEITFünf Jahre Europaplatz, davor vier Jahre engagiert im Projekt. David Leutwyler kam als Zivildienstleisten-der ins Provisorium Haus der Religio-nen an der Laubeggstrasse. Nicht, weil er einen Master in Religious Studies vorweisen konnte, sondern weil er den damaligen Projektleiter, Hartmut Haas, beeindruckte mit seinem Neben-job: Er war Hauswart in einem Ausser-holliger Mehrfamilienhaus. «Das hat Hartmut offenbar überzeugt», wun-dert sich David Leutwyler heute noch ein wenig, «aber eigentlich ists logisch,

das Projekt steckte noch in den Kin-derschuhen, man musste überall anpa-cken». Als dann die erste grosse Spende ein-traf, das Projekt etwas konkreter wur-de, konnte der Zivi zum Bildungsbe-auftragten mit 60-Prozent-Pensum befördert werden. Und zwei Jahre und ein Nachdiplom später wurde er zum Geschäftsleiter gewählt. Es folgte die ganz anstrengende Bauzeit am Euro-paplatz und schliesslich die Eröffnung des Pionier- und Vorzeigeprojekts.

AUFBAUZEITUnd seither haben über eine halbe Mil-lion Menschen das Haus am Europa-platz besucht. Medienleute aus halb Europa haben darüber berichtet, und etliche Politiker und religiöse Würden-träger wurden empfangen. Wo man hinhört, gibt es nur gute Rückmeldun-gen zum Betrieb und dem Zusammen-leben von fünf Religionen unter einem Dach. Aber das Projekt ist nicht nur ein Vor-zeigehaus, es ist auch ein «Lernblätz» für alle, die dort arbeiten. Nach seiner ganz persönlichen Erkenntnis nach neuneinhalb Jahren Einsatz für mul-tireligiöse Zusammenarbeit gefragt, denkt David Leutwyler lange nach. Dann formuliert er es folgendermas-sen: Der Ausbruch aus dem eigenen religiösen und kulturellen Koordina-tensystem sei hier zwingend. Das sei unheimlich herausfordernd. Als weis-ser, hier aufgewachsener, der Mehr-heitsreligion angehörender Mann er-lebe er die Welt so anders als bei - spielsweise eine hinduistische Frau.Er müsse sich beim Suchen von Lösun-gen immer wieder zwingen, seine Per spektive zu verlassen und zu ver-suchen, die Optik der anderen einzu-nehmen. Und was rät er uns, der Gesellschaft, die nicht so nah dran ist, wenn es ums Verstehen der andern geht? Langes Nachdenken wiederum. Dann kommt es ganz klar: Alle müssten sich klar werden, dass wir jede Menge Klischees in den Köpfen haben, die einfach nicht der ganzen Realität entsprechen. Ein Beispiel: Musliminnen. Viele hätten Bilder im Kopf von ungebildeten oder unterdrückten Frauen und würden oft

Page 66: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

66

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Beruf

nicht sehen, dass viele junge Migran-tinnen heute bei uns Zahnärztinnen, Juristinnen, Lehrerinnen sind und sich masslos ärgern über derartige Klischees.

NEUE HERAUSFORDERUNGENUnd nun also geht der Mann mit dem grossen Rucksack, den tausend Erfah-rungen, der angeborenen Offenheit und der ruhigen Entschlossenheit zum Kanton, auf ein Amt. Dieses Amt hat zwar mit dem neuen Landeskirchenge-setz eine andere (erweiterte) Bezeich-nung und andere Aufgaben erhalten, aber es ist eben doch ein Verwaltungs-job, der da auf David Leutwyler war-tet. Und er hat mit seinem Entschluss, ihn anzunehmen, für einige Verwun-derung gesorgt. Wohl wie damals, als er beschloss, Theologie zu studieren. Leutwyler trägt es mit Fassung. Er

werde sicher keine ruhige Kugel schie-ben beim Kanton, das sei gar nicht seine Art und wäre an dieser Stelle wohl auch nicht möglich. Aber viel-leicht werde er etwas fokussierter ar-beiten können. Seine Familie werde dies bestimmt zu spüren bekommen, sagt er und man merkt, dass sein Rie-senengagement im Haus der Religio-nen oft auch eine Herausforderung für den dreifachen Familienvater war.

DIE ROLLE DES STAATESWo sieht er die Schwerpunkte in sei-nem neuen Job? Wo will er seine Er-fahrungen einbringen? Leutwyler sagt es so: «Es geht ums Grundsätzliche: Der Staat muss sich Gedanken ma-chen, wo er Aufgaben auf dem Gebiet der Religionen hat. Er muss sich dar-um kümmern, wie die Leute zusam-menleben, was Menschen eint und was

Quelle Rita Jost, www.journal-b.ch

sie trennt.» Gleichzeitig müsse der Staat anerkennen, was die Landeskir-chen bisher auf den unterschiedlichs-ten Gebieten geleistet haben. Man könne jetzt nicht einfach sagen, die Kirchen müssen selber schauen, wie sie zu ihren Finanzen kommen. Im Be-reich Sozialarbeit, Integration, Alters-arbeit, Gefangenenbetreuung, gesell-schaftlicher Zusammenhalt haben die Landeskirchen wichtige Arbeit geleis-tet, die nicht so einfach zu verstaatli-chen ist.Wer was zu welchen Bedingungen in Zukunft machen werde, das sei eine grosse Frage für den Staat. Und da helfe er gerne mitdiskutieren und nach Lösungen suchen. Ein grosses Anlie-gen ist ihm die Anerkennung und Ab-geltung der Arbeit der nicht-christli-chen Religionen. «All diese Menschen sind gleichberechtigte Staatsbürger. In der Praxis sind sie es aber nicht.» Als Beispiel nennt er den Hindu-Tem-pel im Haus der Religionen. Die Hin-dus, die eine viel kleinere Gemeinde sind als die Christen, müssen eine un-gleich grössere Summe ohne Steuer-gelder vom Staat aufbringen, um ihr Gemeindeleben zu finanzieren: «Da sind wir noch sehr weit weg von Gleich-berechtigung.»

DIE NACHFOLGEZurück zum Haus, das er nun verlas-sen will. Was müssen sein Nachfolger, seine Nachfolgerin mitbringen? David Leutwyler, der Fussballfan, der sein Team auf allen Positionen verstärkt hat, glaubt, dass er weder Stürmer noch Verteidiger und schon gar nicht Torhüter war, sondern vor allem Mannschaftstrainer. Und das wünscht er sich auch für die Zukunft? «Auf diesem Posten erträgt es keine Diva. Niemanden, der einfach befiehlt, sondern jemanden, der zuhö-ren, koordinieren und Raum geben kann. Das Team kann sehr viel sehr gut selber machen. Es braucht bloss jemanden, der das Team zusammen-hält.»

Zusammenleben von fünf Religionen unter einem Dach: das Haus der Religionen in Bern.

Page 67: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

67

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Beruf

Sie diskutiert mit einem Soziologen über Sinn und Zweck von Reli­gion, spricht mit der ersten Bischöfin der evangelischen Kirche über Familienbilder oder geht gemeinsam mit einem Religionswissen­schaftler der Frage nach dem Zauber der Magie in unserem Alltag oder in literarischen Werken wie Harry Potter oder Herr der Ringe

Olivia Röllin, Redaktorin und Moderatorin bei SRF, Basel

STERNSTUNDEN FÜR RELIGIONEN UND RELIGIÖSES

Page 68: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

68

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Beruf

nach. Seit gut einem Jahr mode­riert Olivia Röllin die «Stern­stunde Religion» beim Schweizer Fernsehen. Wie die 29­jährige Religionswissenschaftlerin aus dem Kanton Zug zu ihrem heuti­gen Beruf kam, was ihn aus­macht und wie ihr Arbeitsalltag aussieht, erzählt sie in diesem Porträt.

Obwohl Olivia Röllins Interessen grundsätzlich sehr breit waren, stellte sie die Studienwahl im Gymnasium nicht vor allzu grosse Probleme. Einer-seits war sie inspiriert durch das Er-gänzungsfach Religion und Philoso-phie, das sie belegte. Andererseits liebäugelte sie mit einem Schauspiel-studium an der Hochschule der Küns-te. Auch Germanistik oder Psychologie hätten sie gereizt. Schliesslich ent-schied sie sich dann doch für Reli-gionswissenschaft und Philosophie und nahm sich vor, das Schauspielstu-dium dann allenfalls nach dem Bache-lor in Angriff zu nehmen.

VON DER UNI ZUM FERNSEHENDoch es kam dann doch nicht so. Nach erfolgreich abgeschlossenem Bachelor-studium konnte Olivia Röllin ein Praktikum bei DAS MAGAZIN und in der Redaktion des Sendeformats «Sternstunde» des SRF absolvieren. Ein Glücksfall, sagt sie heute. «Das hat so gut funktioniert, dass ich dort noch einige Monate Teilzeit angestellt war und schliesslich während meines Mas-terstudiums, das ich an der Universi-tät Wien absolvierte, auch Artikel für ‹Kultur online› schreiben und Recher-chen für die ‹Sternstunden› machen konnte», erzählt die Fernsehfrau. «Irgendwann habe ich dann erfahren, dass Norbert Bischofberger in seiner Position als Moderator kürzertreten wollte, woraufhin mich Leute aus dem Team motivierten, mich zu bewer - ben. In diesem Bewerbungsverfahren musste ich dann auch ein Pilotge-spräch vor laufender Kamera und ‹Jury› führen, d.h. im Vorfeld auch Konzept und Pressetext schreiben und einen Gast einladen. Scheinbar habe ich überzeugt, und ich habe die Stelle bekommen.» Und so ist Olivia Röllin

nun seit etwas mehr als einem Jahr als Moderatorin und Redaktorin für die Sendung «Sternstunde Religion» des SRF tätig. Der Übergang vom Studium in den Beruf war – wie für viele Studierende – auch für Olivia Röllin eine Heraus-forderung: «Einerseits geniessen Stu -dierende eine Freiheit, die mir persön-lich unheimlich teuer war und die ich wohl bei jedem Gang an die Uni von Neuem gefeiert habe. Etwa das Ende der um 07.30 startenden Schulstunden im Gymnasium. Man kann an Semi-naren besuchen wann und was man möchte. Es lässt sich letztlich leben, wo es einem taugt, und es ergeben sich bestenfalls Begegnungen mit vielen interessanten, intelligenten und von Vitalität sprühenden Menschen. In meinem jetzigen Alltag gibt es sicher-lich mehr Regulation, und ich bin auch in meiner geographischen Flexibilität eingeschränkt.

«Die Form der Texte, die man schreibt, oder die Weise, wie man argumentiert und sich ausdrückt, unterscheidet sich im Journalismus schon sehr von der Akademie.»

Andererseits gibt es diverse Elemente innerhalb des Berufsalltags, die einem niemand erklärt, in denen man sich durchsetzen oder in denen man über-zeugen muss und keine Vorlagen dafür hat. Damit meine ich auch ganz profa-ne Dinge wie: Wie weiss ich, was man verdienen soll? Welche Schwierigkei-ten teile ich mit wem? Wie funktioniert ein Mitarbeitergespräch? Welche In-halte gehören da rein?»

VOM SCHREIBTISCH VOR DIE KAMERADas 50-Prozent-Pensum beim SRF ist reich befrachtet. Wer nun aber glaubt, die Moderatorin sitze vor allem in der Maske und danach vor der Kamera, irrt. Olivia Röllins Arbeitsinhalte be-stehen zu einem grossen Teil aus Re-cherchen und Lektüre: «Ich bin darum besorgt, à jour zu bleiben, was auf der Welt im breiten Feld des Religiösen und der Religionen geschieht. Ich re-

cherchiere viel, überlege, welche The-men für die Sendung momentan rele-vant oder spannend sind, worüber unser Format grundsätzlich informie-ren sollte und welche Gäste einzuladen sind. Dann geht es konkret darum, Sendungen zu bestimmen und vorzu-bereiten, also Bücher und Dossiers zu lesen und Vorgespräche zu führen. Bei thematischen Sendungen ist der gröss-te Aufwand die Gäste-Recherche. Schliesslich gilt es dann, einen Presse-text zu verfassen, Titel zu entwerfen und ein Konzept zu schreiben, das man in Rücksprache mit dem Produ-zenten finalisiert, bevor man ins Stu-dio geht und die Sendung aufzeichnet. Ansonsten schreibe ich Artikel, führe Interviews oder werde selbst angefragt für Interviews.»Einen typischen Arbeitsalltag gibt es daher bei Olivia Röllin nicht. «An manchen Tagen finden mehrere Sit-zungen hintereinander statt, an ande-ren Tagen beantworte ich viele Mails, organisiere oder schreibe an einem Konzept», schildert sie ihren Alltag,.Als Ausgleich zu ihrem Beruf singt sie gerne, joggt, schwimmt, schaut sich Tier- und Naturdokus an und liest. «Die Konzeptarbeit mache ich primär zu Hause, weil ich dafür Ruhe brauche und wir in einem Grossraumbüro sind, wo es jeweils relativ unruhig ist. In einer regulären Woche bin ich zweimal im Büro in Basel, mindestens einen Tag arbeite ich zu Hause. Die Auf-zeichnungen finden jeweils in den SRF-Studios in Zürich statt.»

SPRACHE, DISTANZ, EMPATHIE UND RÜCKGRATOlivia Röllin fühlt sich grundsätzlich von der Universität sehr gut auf ihre heutige Tätigkeit vorbereitet. «Das kri-tische Denken, die exakte Arbeit und die methodische Offenheit, nebst dem ganzen inhaltlichen Grundgerüst, sind mir in meiner Tätigkeit sicher eine grosse Hilfe», meint sie, räumt aber ein: «Die Form der Texte, die man schreibt, oder die Weise, wie man ar-gumentiert und sich ausdrückt, unter-scheidet sich im Journalismus schon sehr von der Akademie.»Neben dem sprachlichen und schreibe-rischen Flair brauche es vor allem eine

Page 69: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

69

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Beruf

Personen kennenlernen und mit ihnen über ihr Fachgebiet diskutieren kann.»

GELUNGENE STUDIENWAHLAuch von ihrer Studienwahl ist sie nach wie vor überzeugt: «Die Fächer und die Kombination sind und waren für mich grossartig. Zentral waren aber allem voran auch das Auslandse-mester in München und mein Wechsel nach Wien für den Master. Es ist nicht zu unterschätzen, wie stark der Stu-dienort sich auf das Studium und die Persönlichkeit auswirkt. Zu Beginn des Studiums war mir gar nicht be-wusst, welche Prägung und Tradition ein Institut haben kann. Umso zentra-ler scheint mir ein Tapetenwechsel, um aus diesem Rahmen auch mal aus-brechen zu können.»Über ihre weitere berufliche Zukunft macht sich Olivia Röllin im Moment keine grossen Gedanken. Sie würde gerne parallel zur Moderation ein Dis-sertationsprojekt angehen, um ihre philosophischen und religionswissen-schaftlichen Interessen weiterzuver-folgen und zu vertiefen. «Ich bin aber

grosse Offenheit gegenüber dem The-menfeld Religion und eine kritische Distanz, die es erlaube, unterschiedli-che Standpunkte zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. «Als Modera-torin benötigt man meines Erachtens Empathie und eine grosse Adaptions-fähigkeit mit einem klaren Rückgrat», erklärt Olivia Röllin. «Man trifft auf die verschiedensten Meinungen, Per-sönlichkeiten und Geschichten. Dar-auf muss man sich einlassen können, ein Gespür dafür entwickeln, individu-ell reagieren, ohne sich aber gängeln zu lassen.»

EIN TRAUMBERUF Olivia Röllin ist sehr froh, dass sie eine berufliche Tätigkeit ausüben darf, die thematisch so eng mit ihrem Studien-fach verbunden ist: «Ich bin mit sehr vielem sehr zufrieden. Es macht mir grosse Freude, dass ich mich auf diese Weise weiterhin mit Themen beschäf-tigen kann, die mich interessieren und von denen ich glaube, dass sie auch für die Gesellschaft relevant sind. Dass ich intelligente und beeindruckende

Porträt Martin Bollhalder

Für die Konzeption und Vorbereitung einer Sendung ist sehr viel Recherche und Lektüre notwendig.

gerade mal ein Jahr als Moderatorin tätig», sagt sie. «Für mich ist es vorerst wichtig, ganz in dieser Rolle anzukom-men, die Möglichkeiten dieses Formats auszuloten und herauszufinden, wo noch Potenzial liegt, um die ‹Stern-stunden› insgesamt auch breiter be-kannt zu machen.»

Page 70: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

:

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

7070

ADRESSEN, TIPPS UND WEITERE INFORMATIONEN

SERVICE

STUDIERENwww.berufsberatung.chDas Internetangebot des SDBB (Schweizerisches Dienstleistungs-zentrum Berufsbildung, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung) ist das Portal für Berufswahl, Studium und Laufbahnfragen. Eine umfangreiche Dokumentation sämtlicher Studienrichtungen an Schweizer Hochschulen, Informationen zu Weiterbildungsange-boten und zu den Berufsmöglichkeiten nach einem Studium.

www.swissuniversities.chDas Internet-Portal von swissuniversities, der Rektorenkonferenz der Schweizer Hochschulen (Universitäre Hochschulen, Fach-hochschulen und Pädagogische Hochschulen). Allgemeine Informationen zum Studium in der Schweiz und zu Anerken-nungs- und Mobilitätsfragen sowie die Konkordanzliste zur Durchlässigkeit der Hochschultypen.www.studyprogrammes.chBachelor- und Masterstudienprogramme aller Hochschulen. www.swissuniversities.ch/de/services/studieren-im-ausland Allgemeine Informationen zu einem Auslandsemester, einem Studium oder Praktikum im Ausland mit umfangreicher Linkliste zu Ländern auf der ganzen Welt.

Studium in Sicht – Studienrichtungen und Berufsperspektiven, SDBB Verlag, 2018

Universitäre Hochschulenwww.epfl.ch: Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne www.ethz.ch: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich www.unibas.ch: Universität Baselwww.unibe.ch: Universität Bernwww.unifr.ch: Universität Freiburgwww.unige.ch: Universität Genfwww.usi.ch: Universität der italienischen Schweiz www.unil.ch: Universität Lausannewww.unilu.ch: Universität Luzernwww.unine.ch: Universität Neuenburgwww.unisg.ch: Universität St. Gallenwww.uzh.ch: Universität Zürichwww.fernuni.ch: Universitäre Fernstudien der Schweiz

Fachhochschulenwww.bfh.ch: Berner Fachhochschule BFHwww.fhgr.ch: Fachhochschule Graubünden FH GR www.fhnw.ch: Fachhochschule Nordwestschweiz FHNWwww.supsi.ch: Fachhochschule Südschweiz SUPSIwww.hes-so.ch: Fachhochschule Westschweiz HES-SOwww.hslu.ch: Hochschule Luzern HSLUwww.fho.ch: Ostschweizer Fachhochschule OST (bis 1.9.2020: Fachhochschule Ostschweiz FHO)www.zfh.ch: Zürcher Fachhochschule ZFH www.fernfachhochschule.ch: Fernfachhochschule Schweizwww.kalaidos-fh.ch: Fachhochschule Kalaidos FH Zürich

Pädagogische HochschulenEine vollständige Liste aller Pädagogischen Hochschulen sowie weiterer Ausbildungsinstitutionen im Bereich Unterricht und Pädagogische Berufe ist zu finden auf: www.berufsberatung.ch/ph oder www.swissuniversities.ch

Links zu allen Hochschulen und Studienfächern aufwww.berufsberatung.ch/studium

Weiterbildungsangebote nach dem Studiumwww.swissuni.chwww.berufsberatung.ch/weiterbildung

Page 71: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

:

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Service 71

Informationsveranstaltungen zum StudiumDie Schweizer Hochschulen bieten jedes Jahr Informations- veranstaltungen für Studieninteressierte an. Dabei erfahren Sie Genaueres über Anmeldung, Zulassung und Studienaufbau. Ebenso lernen Sie einzelne Dozentinnen und Dozenten (man-cherorts auch Studentinnen und Studenten) sowie die Örtlich-keiten kennen. Die aktuellen Daten finden sich auf den Websites der Hochschulen und Fachhochschulen bzw. unter www.swissuniversities.ch.

Vorlesungsverzeichnisse, Wegleitungen, VorlesungsbesucheDie Ausbildungsinstitutionen bieten selbst eine Vielzahl von Informationen an. Schauen Sie sich ein kommentiertes Vorlesungsverzeichnis (auf den meisten Internetseiten der einzelnen Institute zugänglich) des gewünschten Fachbereichs an, konsultieren Sie Wegleitungen und Studienpläne oder besuchen Sie doch einfach mal eine Vorlesung, um ein wenig Uniluft zu schnuppern.

Noch Fragen?Bei Unsicherheiten in Bezug auf Studieninhalte oder Studien-organisation fragen Sie am besten direkt bei der Studienfach-beratung der jeweiligen Universität nach. Vereinbaren Sie einen Besprechungstermin oder stellen Sie Ihre Fragen per E-Mail. Dies ist auch schon vor Aufnahme des Studiums möglich. Die verantwortliche Person beantwortet Unklarheiten, die im Zusammenhang mit dem Studium auftreten können. Für Studienanfängerinnen und Studienanfänger führen viele Universitäten Erstsemestrigentage durch. Bei dieser Gelegenheit können Sie Ihr Studienfach sowie Ihr Institut kennenlernen.

Berufs­, Studien­ und LaufbahnberatungDie Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Ihrer Region berät Sie in allen Fragen rund um Ihre Studien- und Berufswahl bzw. zu Ihren Laufbahnmöglichkeiten. Die Adresse der für Sie zuständi-gen Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungsstelle finden Sie auf folgender Internet-Seite: www.adressen.sdbb.ch.

Antworten finden – Fragen stellenAuf www.berufsberatung.ch/forum sind viele Antworten zur Studienwahl zu finden. Es können dort auch Fragen gestellt werden.

FACHGEBIET

Fachportale

www.theologiestudium.ch/www.bildungkirche.ch Die wichtigsten Informationen zum Studium der Evangelisch-reformierten Theologie und den Berufsmöglichkeiten

www.chance-kirchenberufe.ch Akademische und nicht-akademische Berufe in der römisch-katholischen Kirche

www.christkatholisch.ch Portal der Christkatholischen Kirche der Schweiz

Zeitschrift facultativ: Theologisches und Religionswissenschaftliches aus Zürich www.theologie.uzh.ch > Dienstleistungen > Öffentlichkeitsarbeit > facultativ

Literatur zu Studium und Beruf

Von Stosch Klaus, Einführung in die Systematische Theologie. utb, 2017.

Mommer Peter … [et al.]: Module der Theologie: Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie, Praktische Theologie. Gütersloher Verlagshaus, 2020.

Löffler Winfried: Einführung in die Religionsphilosophie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Stuttgart, 2019.

Wrogemann Henning: Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2020.

Page 72: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

72 Überschrift

Die Heftreihe «Perspektiven» vermittelt einen vertieften Einblick in die verschiedenen Studienmöglichkeiten an Schweizer Universitäten und Fachhochschulen. Die Hefte können zum Preis von 20 Franken unter www.shop.sdbb.ch bezogen werden oder liegen in jedem BIZ sowie weiteren Studien- und Laufbahnberatungsinstitutionen auf. Weiterführende, vertiefte Informationen finden Sie auch unter www.berufsberatung.ch/studium.

2016 | Informatik, Wirtschaftsinformatik

2020 | Theologie, Religionswissenschaft

2019 | Kunst

2019 | Pharmazeutische Wissenschaften

2019 | Internationale Studien

2019 | Germanistik, Nordistik

2018 | Geschichte

2019 | Physik

2019 | Sport, Bewegung, Gesundheit

2019 | Philosophie

2016 | Soziale Arbeit

2016 | Medien und Information

2016 | Biologie2019 | Asienwissenschaf-ten und Orientalistik

2018 | Geowissen-schaften

2017 | Altertumswissen-schaften

2017 | Pflege, Geburtshilfe

2018 | Musik und Musikwissenschaft

2020 | Medizinische Beratung und Therapie

2016 | Heil- und Sonderpädagogik

2017 | Chemie, Biochemie

2018 | Architektur, Landschaftsarchitektur

2018 | Agrarwissenschaften LebensmittelwissenschaftenWaldwissenschaften

2017 | Interdisziplinäre Naturwissenschaften

2018 | Bau und Planung

2016 | Umweltwissen-schaften

2016 | Tourismus, Hotel Mana gement, Facility Management

2017 | Medizin

2017 | Anglistik

PERSPEKTIVENEDITIONSPROGRAMM

2017 | Soziologie, Politik - wissenschaft, Gender Studies

2017 | Sprachwissenschaft, Vergleichende Literatur- wissenschaft, Angewandte Linguistik

2017 | Theater, Film, Tanz

72

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

Page 73: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

73Überschrift

IMPRESSUM© 2020, SDBB, Bern. 3., vollständig überarbeitete Auflage.Alle Rechte vorbehalten.

HerausgeberSchweizerisches Dienstleistungszentrum BerufsbildungBerufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB, Bern, www.sdbb.chDas SDBB ist eine Institution der EDK.

Projektleitung und RedaktionHeinz Staufer, René Tellenbach, SDBB

FachredaktionMartin Bollhalder, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung St.Gallen; Mitarbeit: Michelle Anderegg, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung St.Gallen

FachlektoratBeatrice Keller, Studien- und Laufbahninformationen, Aarau

Porträtbilder von Studierenden und BerufsleutenDominique Meienberg, Zürich

Bildquellen:Titelbild: shutterstock.com/jspS. 6: shutterstock.com/Mircea Moira; S. 8: Keystone/Steffen Schmidt; S. 10: flickr.com/Marco Verch; S.12: wikipedia.org; S. 13: wikimedia.org; S. 14: Keystone/Gaetan Bally; S. 15: visual.keystone/Martina Räderlin; S. 16: pixabay.com/congerdesign; S. 17: shutterstock.com/LilitGray; S. 18: shutterstock.com/jorisvo; S. 19: shutterstock.com/Fevziie; S. 20: shutterstock.com/Vytautas Kielaitis; S. 22: canstockphoto.com/RyanJLane; S. 23: Käthi Staufer Zahner; S. 24: istockphoto.com/Stratos Giannikos; S. 45: wikipedia.org; S. 46: shutterstock.com/bango; S. 48: Keystone/Christian Beutler; S. Keystone/Gian Ehrenzeller; S. 55: z.V.g.; S. 58: shutterstock.com/corners; S. 63: Keystone/Gaetan Bally; S. 66: keystone/Peter Klaunzer; S. 69: shutterstock.com/smolaw

GestaltungskonzeptCynthia Furrer, Zürich

Umsetzung Viviane Wälchli, Zürich

Lithos, DruckKROMER PRINT AG, Lenzburg

Inseratecreativeservice ag, Im Alten Riet 153, 9494 SchaanTelefon +41 44 515 23 11, [email protected]

BestellinformationenDie Heftreihe «Perspektiven» ist erhältlich bei:SDBB Vertrieb, Industriestrasse 1, 3052 Zollikofen, Telefon 0848 999 [email protected], www.shop.sdbb.ch

ArtikelnummerPE1-1010

PreiseEinzelheft CHF 20.– Ab 5 Hefte pro Ausgabe CHF 17.– / HeftAb 10 Hefte pro Ausgabe CHF 16.– / HeftAb 25 Hefte pro Ausgabe CHF 15.– / Heft

Abonnemente1er-Abo (12 Ausgaben pro Jahr)1 Heft pro Ausgabe CHF 17.– / HeftMehrfachabo (ab 5 Heften pro Ausgabe, 12 Hefte pro Jahr) CHF 15.– / Heft

Mit Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI.

2016 | Elektrotechnik undInformationstechnologie

2019 | Rechtswissen-schaft, Kriminalwissen-schaften

2019 | Kunstgeschichte

2019 | Ethnologie, Kulturanthropologie

2018 | Romanistik

2018 | Maschinenbau, Maschineningenieur-wissenschaften

2018 | Slavistik, Osteuropa-Studien

2018 | Unterricht Volksschule

2017 | Psychologie

2017 | Erziehungs-wissenschaft

2017 | Mathematik, Rechnergestützte Wissenschaften

2018 | Design

2016 | Materialwissen-schaft, Nanowissen-schaften, Mikrotechnik

2018 | Veterinärmedizin

«Perspektiven»­HeftreiheDie «Perspektiven»-Heftreihe, produziert ab 2012, erscheint seit dem Jahr 2020 in der 3. Auflage.

Im Jahr 2020 werden folgende Titel neu aufgelegt:Medizinische Beratung und TherapieTheologie, ReligionswissenschaftPsychologieSoziale ArbeitUmweltwissenschaftenMaterialwissenschaft, Nanowissenschaften, MikrotechnikTourismus, Hotelmanagement, Facility ManagementHeil- und SonderpädagogikElektrotechnik und InformationstechnologieBiologieInformatik, WirtschaftsinformatikMedien und Information

73Service

2016 | Unterricht Mittel- und Berufsfachschulen

2017 | Wirtschafts-wissenschaften

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

Page 74: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

PERSPEKTIVEN | Theologie, Religionswissenschaft

74 Inserate

Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung | Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBBSDBB Verlag | Haus der Kantone | Speichergasse 6 | 3011 Bern | Telefon 031 320 29 00 | [email protected] SDBB Vertrieb | Industriestrasse 1 | 3052 Zollikofen | Telefon 0848 999 001 | Fax 031 320 29 38 | [email protected]

www.sdbb.ch

Die umfassendste Datenbank für alle Weiterbildungsangebote in der Schweiz mit über

33 000 Kursen und Lehrgängen.

WEITERBILDUNG

www.berufsberatung.ch/weiterbildung

vorwärts kommen

Inserat_WAB_185x132_DE.indd 1 21.05.14 14:25

RPI: Inserat «Perspektivenheft Theologie & Religionswissenschaft» 05.02.2020 10:08

Theologische Fakultät Religionspädagogisches Institut RPI www.unilu.ch/rpi

Religionspädagogin / Religionspädagoge werden Interessierst du dich für die viel-seitigen Tätigkeiten in den religions-pädagogischen Teilgebieten Religionsunterricht, Katechese, Kirchliche Jugendarbeit?

Mehr Infos zu den Studiengängen Bachelor Religionspädagogik Diplom Religionspädagogik erfahren Sie auf www.religionspaedagogik.info

Page 75: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Theologie, Religionswissenschaft | PERSPEKTIVEN

75Inserat

Vielseitig. Nah am Leben. Wissenschaftlich. Persönlich. Intensiv. Zweifeln. Forschen. Vergleichen. Lernen. Fragen. Suchen. Finden. Im Fluss. Verwurzelt. Offen. Interessiert. Im Dialog. Mittendrin. Am Puls der Zeit. Mensch und Gott. Heilige Schrift. Ethik. Philosophie. Sprachen. Geschichte. Religionen. Gestern. Heute. Morgen. W W W . T H E O L O G I E S T U D I U M . C H / S C H N U P P E R N

Page 76: INTERNATIONALE STUDIENTHEOLOGIE, …€¦ · Das Wort Theologie ist griechischen Ursprungs ( θεολογία theo-logía) und bedeutet wortwörtlich etwa so viel wie «Lehre Got-tes».

Studiere Theologie in BaselDu interessierst Dich für Sinn- und Glaubensfragen, für die Geschichte des weltweiten Christentums, seine Sprachen, Kulturen und interreligiösen Beziehungen? In förderndem Umfeld studierst Du bei uns auf Bachelorstufe Theologie im Voll- oder Hauptfachstudium und wirst dabei von unseren Lehrenden kompetent betreut. Auf Masterstufe bieten wir Dir auch in Kooperation mit anderen Universitäten verschiedene Lehrgänge an (Theolo-gie, ZRWP, interreligiöse Studien u.a.), die Dir viele spannende Berufsfelder eröffnen. Der interdisziplinäre Austausch ist uns auf allen Stufen wichtig. Wir pfl egen insbesondere die Zusammenarbeit mit der Religionswissenschaft, den Jüdischen Studien, den Alter-tumswissenschaften und den African Studies.

theologie.unibas.ch