Investoren wollen PTC umkrempeln - Fish Experts · LZ23 8.Juni2018 FRISCHWARE LebensmittelZeitung...

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LZ 23 8. Juni 2018 Lebensmittel Zeitung 17 FRISCHWARE Bei PTC Germany bleibt kaum ein Stein auf dem anderen: Um den in finanzielle Schieflage geratenen Fischgroßhändler und -verarbeiter zurück in die Spur zu bekommen, wollen die Investoren der Firma „ein neues inhaltliches Konzept“ verpassen. Gegenüber der LZ kündigt der neue Mehrheitseigner Christian Helms weitreichende Änderungen in der Logistik und im Produktportfolio an. Auch wird der Name PTC aufgege- ben. „Ich bin über- zeugt davon, dass das Unternehmen gute Entwicklungschancen bietet“, sagt Helms. „Die Fisch-Expertise ist erstklassig – und die Themen, bei denen es hakt, kann ich adressieren. Mein Plan ist, die Firma in zwei, drei Monaten auf Kurs zu kriegen.“ Altlasten sind mit der Ende vergan- gener Woche besiegelten, übertragen- den Sanierung nicht zu schultern: Auf die neuen Gesellschaften TSE (The Supply Chain Experts), die als Holding fungiert, und TFE (The Fish Experts) gehen zwar Aktiva von PTC wie die Werke Bremerhaven und Serbien über, nicht aber Schulden und strafrechtliche Ermittlungen. Hinter den zwei Neu- gründungen steht außer Helms noch Leo Grünstein, der einen Minderheits- anteil hält. Beide sind hier nach eige- nen Angaben privat investiert. Ersterer hat sich mit der Sanierung von Rungis Express und dem Verkauf des Gastro- Zustellers als Teil der Cool Chain Group an die Metro ei- nen Namen gemacht. Letzterer ist als Finan- zier bei IT-Start-ups en- gagiert. Während Grünstein aus dem Hintergrund IT- Expertise beisteuern soll, leitet Helms als CEO im neuen Kon- strukt die Ressorts Finanzen, Personal und Logistik. Thomas Schemmel, der mit Helms schon bei Rungis arbeitete, soll den Ein- und Verkauf verantworten. Nicht mehr an Bord ist die alte PTC- Chefetage. „Wir haben die ehemaligen Geschäftsführer nicht übernommen“, so Helms. „Sollten am Anfang aber Fra- gen auftauchen, werden wir sie sicher beratend hinzuziehen.“ Als entscheidenden Hebel, um die Firma wieder profitabel zu machen, sieht der Unternehmer eine Verbesse- rung der Logistik und Warenkontrolle. Geplant ist dort die Einführung eines modernen IT-Systems, was bisher laut Helms fehlte – und dazu geführt habe, dass Ware teils nicht mehr auffindbar war. Auch soll das Lagernetz, das dem neuen Inhaber zufolge aus 20 zumeist angemieteten Depots bestand, verklei- nert werden. Um Komplexität und Kosten herauszunehmen, soll die Ange- botspalette reduziert werden. „Wir wol- len uns auf die Kernkompetenzen be- schränken“, sagt Helms. Thunfisch und Zuchtfisch aus dem Mittelmeerraum gehörten dazu, Lachs nicht unbedingt. Zudem gelte künftig: „Bevor wir Fisch kaufen, muss klar sein, dass wir mög- lichst alle Teile des Tieres vermarkten können.“ Das sei in der Vergangenheit nicht immer so gewesen, wodurch ton- nenweise Lebensmittel ungenutzt in Hallen deponiert gewesen seien. Auch eine Diversifizierung ist ange- dacht. Neben dem deutschen LEH, den Helms ein „wichtiges Standbein“ nennt, will man stärker Gastronomie und Großverbraucher als Kunden anvi- sieren. Des Weiteren soll das Auslands- geschäft ausgebaut werden. Während PTC unter alter Führung einen Blick auf die USA geworfen hatte, sieht Helms eher Chancen in Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark. Trotz der Änderungen: Dass auch unter neuer Regie der Preis wichtig bleibt, um Ge- schäft zu gewinnen, steht für Helms au- ßer Frage. Aber: „Wir werden keine Trades mehr machen, die der Firma schaden.“ Und: „Wir werden keine Ab- striche bei der Qualität zulassen.“ Hinsichtlich der Umsatzziele gibt sich der Manager zurückhaltend: „Ob wir 50 oder 80 Mio. Euro erzielen, ist nebensächlich. Wenn wir eine Hand- voll guter Kunden haben, sind wir zu- frieden.“ Das Ziel sei, „ein verlässli- cher Partner“ zu werden, so Helms. Man hoffe zudem, bereits das aktuelle Geschäftsjahr mit einer Rückkehr in die Gewinnzone abzuschließen. Per- spektivisch sei derweil angedacht, un- ter der TSE Holding weitere Bereiche anzusiedeln. Möglich ist laut Helms etwa der Einstieg in den Gemüse- oder Fleischhandel. wet/lz 23-18 Investoren wollen PTC umkrempeln Neuer Name für Fischanbieter – Änderungen in der Logistik und bei Produktportfolio – Turnaround im aktuellen Geschäftsjahr anvisiert Bremerhaven. Aus PTC wird TFE: Nach der Übernahme durch ein Investoren-Duo stehen bei Pro- duct Trade Centre Germany (PTC) weitreichende Änderungen an. Nicht nur beim Namen, sondern auch beim Geschäftsmodell. Umzug: Die Verwaltung wird von Kempen (Bild) nach Bremerhaven verlagert. „Der Fisch stinkt vom Kopf her“ Christian Helms, Chef von TSE/ TFE, zur Entscheidung, mit neuer Führung an den Start zu gehen Zuversichtlich: Christian Helms FOTOS: PTC/GRUND FOTOGRAFIE Tönnies liefert nach Mexiko Rheda-Wiedenbrück. Die Tönnies Unternehmensgruppe liefert seit dieser Woche in das mittelamerika- nische Land Mexiko. Die Marktzu- lassung liegt seit einigen Wochen vor, nun ist auch die erste Lieferung von 27 t Schweinefleisch auf dem Weg. „Wir freuen uns über den er- folgreichen Markteintritt in Mexiko. Das Land ist eines der Zukunftslän- der für unseren Export“, sagt Jaque- line Nowack, Leiterin Export in der Tönnies Gruppe. Aufgrund seiner wachsenden Bevölkerungsstruktur und der Nachfrage nach Schweine- fleisch gelte Mexiko als Wachstums- markt in der Fleischbranche. Unter- dessen hat Mexiko 20 Prozent Ein- fuhrzoll auf US-Schweinefleisch eingeführt. lz 23-18 Rewe kommt mit Tierschutz-Milch Köln. Rewe bietet ab September un- ter der Eigenmarke „Beste Wahl“ Milch mit dem Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes an. Die Frischmilch in der 0,5 l-Pa- ckung ist vom Start an nahezu bun- desweit verfügbar, mit Ausnahme von Hessen, Rheinhessen und Nordbayern. Die Weidemilch ist in Nordrhein-Westfalen sowie in Tei- len von Niedersachsen und Rhein- land-Pfalz erhältlich. Neben dem Label „Für Mehr Tierschutz“ trägt die Weidemilch zusätzlich das „Pro Weideland“-Siegel. Weitere Milch- produkte mit verbesserten Tier- wohlkriterien sollen folgen. lz 23-18

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LZ 23 8. Juni 2018 Lebensmittel Zeitung 17F R I S C HWA R E

Bei PTC Germany bleibt kaum ein Steinauf dem anderen: Um den in finanzielleSchieflage geratenen Fischgroßhändlerund ­verarbeiter zurück in die Spur zubekommen, wollen die Investoren derFirma „ein neues inhaltliches Konzept“verpassen. Gegenüber der LZ kündigtder neue Mehrheitseigner ChristianHelms weitreichende Änderungen inder Logistik und im Produktportfolioan. Auch wird der Name PTC aufgege­ben. „Ich bin über­zeugt davon, dass dasUnternehmen guteEntwicklungschancenbietet“, sagt Helms.„Die Fisch­Expertiseist erstklassig – und dieThemen, bei denen eshakt, kann ich adressieren. Mein Planist, die Firma in zwei, drei Monaten aufKurs zu kriegen.“

Altlasten sind mit der Ende vergan­gener Woche besiegelten, übertragen­den Sanierung nicht zu schultern: Aufdie neuen Gesellschaften TSE (TheSupply Chain Experts), die als Holdingfungiert, und TFE (The Fish Experts)gehen zwar Aktiva von PTC wie dieWerke Bremerhaven und Serbien über,nicht aber Schulden und strafrechtlicheErmittlungen. Hinter den zwei Neu­

gründungen steht außer Helms nochLeo Grünstein, der einen Minderheits­anteil hält. Beide sind hier nach eige­nen Angaben privat investiert. Erstererhat sich mit der Sanierung von RungisExpress und dem Verkauf des Gastro­Zustellers als Teil der Cool Chain

Group an die Metro ei­nen Namen gemacht.Letzterer ist als Finan­zier bei IT­Start­ups en­gagiert.

Während Grünsteinaus dem Hintergrund IT­Expertise beisteuern soll,

leitet Helms als CEO im neuen Kon­strukt die Ressorts Finanzen, Personalund Logistik. Thomas Schemmel, dermit Helms schon bei Rungis arbeitete,soll den Ein­ und Verkauf verantworten.Nicht mehr an Bord ist die alte PTC­Chefetage. „Wir haben die ehemaligenGeschäftsführer nicht übernommen“,so Helms. „Sollten am Anfang aber Fra­gen auftauchen, werden wir sie sicherberatend hinzuziehen.“

Als entscheidenden Hebel, um dieFirma wieder profitabel zu machen,

sieht der Unternehmer eine Verbesse­rung der Logistik und Warenkontrolle.Geplant ist dort die Einführung einesmodernen IT­Systems, was bisher lautHelms fehlte – und dazu geführt habe,dass Ware teils nicht mehr auffindbarwar. Auch soll das Lagernetz, das demneuen Inhaber zufolge aus 20 zumeistangemieteten Depots bestand, verklei­nert werden. Um Komplexität undKosten herauszunehmen, soll die Ange­botspalette reduziert werden. „Wir wol­len uns auf die Kernkompetenzen be­schränken“, sagt Helms. Thunfisch undZuchtfisch aus dem Mittelmeerraumgehörten dazu, Lachs nicht unbedingt.Zudem gelte künftig: „Bevor wir Fischkaufen, muss klar sein, dass wir mög­lichst alle Teile des Tieres vermarktenkönnen.“ Das sei in der Vergangenheitnicht immer so gewesen, wodurch ton­nenweise Lebensmittel ungenutzt inHallen deponiert gewesen seien.

Auch eine Diversifizierung ist ange­dacht. Neben dem deutschen LEH, denHelms ein „wichtiges Standbein“nennt, will man stärker Gastronomieund Großverbraucher als Kunden anvi­

sieren. Des Weiteren soll das Auslands­geschäft ausgebaut werden. WährendPTC unter alter Führung einen Blick aufdie USA geworfen hatte, sieht Helmseher Chancen in Großbritannien, denNiederlanden und Dänemark. Trotz derÄnderungen: Dass auch unter neuerRegie der Preis wichtig bleibt, um Ge­schäft zu gewinnen, steht für Helms au­ßer Frage. Aber: „Wir werden keineTrades mehr machen, die der Firmaschaden.“ Und: „Wir werden keine Ab­striche bei der Qualität zulassen.“

Hinsichtlich der Umsatzziele gibtsich der Manager zurückhaltend: „Obwir 50 oder 80 Mio. Euro erzielen, istnebensächlich. Wenn wir eine Hand­voll guter Kunden haben, sind wir zu­frieden.“ Das Ziel sei, „ein verlässli­cher Partner“ zu werden, so Helms.Man hoffe zudem, bereits das aktuelleGeschäftsjahr mit einer Rückkehr indie Gewinnzone abzuschließen. Per­spektivisch sei derweil angedacht, un­ter der TSE Holding weitere Bereicheanzusiedeln. Möglich ist laut Helmsetwa der Einstieg in den Gemüse­oder Fleischhandel. wet/lz 23­18

Investoren wollen PTC umkrempelnNeuer Name für Fischanbieter – Änderungen in der Logistik und bei Produktportfolio – Turnaround im aktuellen Geschäftsjahr anvisiert

Bremerhaven. Aus PTC wird TFE:Nach der Übernahme durch einInvestoren­Duo stehen bei Pro­duct Trade Centre Germany (PTC)weitreichende Änderungen an.Nicht nur beim Namen, sondernauch beim Geschäftsmodell.

Umzug: Die Verwaltung wird von Kempen (Bild) nach Bremerhaven verlagert.

„Der Fisch stinktvom Kopf her“

Christian Helms, Chef von TSE/TFE, zur Entscheidung, mit neuerFührung an den Start zu gehen

Zuversichtlich:Christian Helms

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Tönnies liefertnach MexikoRheda­Wiedenbrück. Die TönniesUnternehmensgruppe liefert seitdieser Woche in das mittelamerika­nische Land Mexiko. Die Marktzu­lassung liegt seit einigen Wochenvor, nun ist auch die erste Lieferungvon 27 t Schweinefleisch auf demWeg. „Wir freuen uns über den er­folgreichen Markteintritt in Mexiko.Das Land ist eines der Zukunftslän­der für unseren Export“, sagt Jaque­line Nowack, Leiterin Export in derTönnies Gruppe. Aufgrund seinerwachsenden Bevölkerungsstrukturund der Nachfrage nach Schweine­fleisch gelte Mexiko als Wachstums­markt in der Fleischbranche. Unter­dessen hat Mexiko 20 Prozent Ein­fuhrzoll auf US­Schweinefleischeingeführt. lz 23­18

Rewe kommt mitTierschutz­MilchKöln. Rewe bietet ab September un­ter der Eigenmarke „Beste Wahl“Milch mit dem Tierschutzlabel desDeutschen Tierschutzbundes an.Die Frischmilch in der 0,5 l­Pa­ckung ist vom Start an nahezu bun­desweit verfügbar, mit Ausnahmevon Hessen, Rheinhessen undNordbayern. Die Weidemilch ist inNordrhein­Westfalen sowie in Tei­len von Niedersachsen und Rhein­land­Pfalz erhältlich. Neben demLabel „Für Mehr Tierschutz“ trägtdie Weidemilch zusätzlich das „ProWeideland“­Siegel. Weitere Milch­produkte mit verbesserten Tier­wohlkriterien sollen folgen. lz 23­18