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  • WundISSN 1864-1121 74528

    Sonderdruck

    J. Dissemond, A. Bltemann, V. Gerber, B. Jger, K. Krger, C. Mnter

    Standards des ICW e. V. fr die Diagnostik und Therapie chronischer Wunden(WundManagement 2017; 2: 8186)

    Management

    Offizielles Mitteilungsorgan Initiative Chronische Wunden e. V. (ICW e. V.)sterreichische Gesellschaft fr Wundbehandlung (AWA)Schweizerische Gesellschaft fr Wundbehandlung (SAfW)Wundnetz Kiel e. V.Wundverbund Sdwest e. V.Wundzentrum Hamburg e. V.Wundzentrum Nord e. V.

  • Wund Management 2017; 11 (2) 81

    StandardS in der WundverSorgung

    ZUSAMMENFASSUNGDie Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronischen Wunden ist eine enorme Herausforderung in den verschiedenen medizinischen Bereichen. In diese sehr komplexen Prozesse sind Experten ver-schiedener medizinischer Berufsgruppen mit unterschiedlichen Ausbildungen invol-viert. Eine obligat notwendige Grundlage fr die Kommunikation und Dokumentation ist eine einheitliche Nomenklatur. Daher hat der Vorstand des Initiative Chronische Wunde (ICW) e. V. aktuell damit begonnen verschiedene Begrifflichkeiten und Vorge-hensweisen zu definieren, damit hier ein einheitlicher Standard verwendet werden kann.

    Fr die strukturierte Diagnostik chroni-scher Wunden wurde ein einfach zu merken-der Algorithmus in Form der ABCDE-Regel entwickelt. Die Grundlage der erfolgreichen Therapie chronischer Wunden basiert dann auf einer mglichst kausal ansetzenden Behandlung der zugrundeliegenden, patho-physiologisch relevanten Erkrankungen. Mit dem M.O.I.S.T.-Konzept wurde ein Akronym vorgestellt, dass Therapeuten eine Hilfestel-lung bei der systematischen Planung der Lo-kaltherapie bei Patienten mit chronischen Wunden entsprechend der neusten Erkennt-nissen bieten soll.Durch die Verwendung von einheitlichen Definitionen und Standards in der Wundbe-handlung, knnen aktuelle Diagnostik- und Behandlungsstrategien optimiert und bes-ser nachvollziehbar werden.

    Standards des ICW e. V. fr die Diagnostik und Therapie chronischer WundenStandards of ICW e. V. for diagnostics and treatment of chronic wounds

    J. Dissemond, A. Bltemann, V. Gerber, B. Jger, K. Krger, C. Mnter

    Prof. Dr. med. Joachim DissemondUniversittsklinikum EssenKlinik und Poliklinik fr Dermatologie, Venerologie und AllergologieHufelandstrae 55, 45122 EssenE-Mail: [email protected]

    SCHLSSELWRTERChronische Wunden, ABCDE-Regel, Essener Kreisel, Levine-Technik, M.O.I.S.T.-Konzept

    SUMMARYThe diagnostics and treatment of patients with chronic wounds is an enormous chal-lenge in the various medical fields. In the very complex processes, experts from dif-ferent medical professional groups with different training courses are involved. An essential requirement for communication and documentation is a uniform nomencla-ture. Therefore, the executive committee members of the Initiative Chronische Wunde (ICW) e.V. and Wund-D.A.CH. are currently beginning to define different concepts and procedures, so that a uniform standard can be used.

    For the structured diagnostics of chronic wounds an easy-to-remember algorithm was developed in form of the ABCDE-rule. Consecutively the basis for the successful therapy of chronic wounds is based on the most appropriate causal treatment of the underlying pathophysiological relevant diseases. The new M.O.I.S.T.-concept pre-sents an acronym that should help thera-pists in the systematic planning of a local therapy of chronic wounds according to the currently best practice.

    Through the use of uniform definitions and standards in wound treatment, current diagnostic and treatment strategies can be optimized and better comprehensible.

    KEYWORDSChronic wounds, ABCDE-rule, Essen rotary, Levine technique, M.O.I.S.T.-concept

    | EinleitungPatienten mit chronischen Wunden stellen in den verschiedenen Bereichen der Medi-zin eine enorme Herausforderung dar. In die sehr komplexen Prozesse der Diagnos-tik und Behandlungen dieser Patienten sind Experten verschiedener medizinischer Be-rufsgruppen mit unterschiedlichen Ausbil-dungen involviert. Eine obligat notwendige Grundlage fr die Kommunikation und Do-kumentation ist eine einheitliche Nomen-klatur. Daher haben die Vorstnde des Ini-tiative Chronische Wunde (ICW) e. V. und Wund-D.A.CH. aktuell damit begonnen, verschiedene Begrifflichkeiten und Vorge-hensweisen fr die Diagnostik und Thera-pie zu definieren, damit hier ein einheitli-cher Standard verwendet werden kann.

    | Definitionen des ICW e. V. fr die Wundbehandlung

    Es werden im Folgenden aktuelle Defini-tionen von Begriffen vorgestellt, die im Rahmen der Wunddiagnostik und -thera-pie angewendet werden [4, 6].

    Wunde

    Als Wunde wird der Barriereverlust zwi-schen dem Krper und der Umgebung durch Zerstrung von Gewebe an ueren oder inneren Krperoberflchen bezeichnet.

    Chronische Wunde

    Eine Wunde, die nach 8 Wochen nicht ab-geheilt ist, wird als chronisch bezeichnet. Unabhngig von dieser zeitlich orientier-ten Definition, gibt es Wunden, die von Be-ginn an als chronisch anzusehen sind, da Ihre Behandlung eine Therapie der wei-terhin bestehenden Ursache erfordert. Hierzu gehren beispielsweise das diabe-tische Fuulkus, Wunden bei pAVK, Ulcus cruris venosum oder Dekubitus.

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    StandardS in der WundverSorgung

    Akute WundeJede Wunde, die nicht chronisch ist, wird als akut bezeichnet.

    Erosion

    Als Erosion/Schrfwunde wird eine ober-flchliche Wunde bezeichnet, die aus-schlielich die Epidermis/Oberhaut be-trifft.

    Ulkus

    Als Ulkus/Geschwr wird eine tiefe Wun-de bezeichnet, die mindestens bis in die Dermis/Unterhaut reicht.

    Wundrand

    Als Wundrand wird die Grenze zwischen Wunde und intaktem Epithel bezeichnet.Wundumgebung - Als Wundumgebung wird der Bereich bezeichnet, der an den Wundrand grenzt und die Wunde umgibt.

    Nekrose

    Als Nekrose wird abgestorbenes, zuvor vi-tales Gewebe bezeichnet.

    Gangrn

    Als Gangrn werden abgestorbene Kr-perteile bezeichnet. Bei der Beschreibung von abgestorbenem Gewebe in Wunden sprechen wir daher von Nekrose und nicht von Gangrn.

    Wundexsudat

    Als Wundexsudat werden alle Flssigkei-ten bezeichnet, die von einer Wunde frei-gesetzt werden. In Abhngigkeit des Wundzustandes kann diese Lymphe, Blut, Proteine, Keime, Zellen und Zellreste be-inhalten.

    Rezidiv

    Bei dem Wiederauftreten nach Behand-lung wird zwischen Krankheits- und Sym-ptomrezidiv unterschieden.

    Rezidiv einer Krankheit

    Ein Rezidiv einer Krankheit beschreibt das Wiederauftreten dieser Erkrankung nach Behandlung, die zeitweilig erfolgreich war, oder nach spontaner Heilung. Beispiel: Tu-morrezidiv.

    Anmerkung: Bei chronischen Erkrankun-gen, z. B. Diabetes mellitus oder chroni-scher venser Insuffizienz (CVI) ist eine Heilung nicht mglich. Daher gibt es hier kein Rezidiv.

    Rezidiv eines SymptomsEin Rezidiv eines Symptoms beschreibt das Wiederauftreten dieses Krankheits-symptoms nach Behandlung, die zeitwei-lig erfolgreich war, oder nach Heilung des Symptoms.Dabei wird unterschieden: Lokalrezidiv: Rezidiv, das erneut an ei-

    nem anatomischen Ort auftritt. Symptomrezidiv: Rezidiv, das an einem

    anderen anatomischen Ort auftritt.Beispiel: Ulcus cruris venosum ist das Symptom der Grunderkrankung CVI und kann whrend des Krankheitsverlaufs wie-derholt an unterschiedlichen Stellen auf-treten.

    Compliance

    Das nicht hinterfragte Befolgen der An-weisungen des Therapeuten durch den Pa-tienten.

    Anmerkung: Der Patient soll unabhngig davon, ob er die Sinnhaftigkeit der Anwei-sung versteht, diese mglichst vollstndig und korrekt umsetzen.

    Adhrenz

    Der Patient integriert auf Basis seines ei-genen Krankheitsverstndnisses die ge-meinsam mit dem Therapeuten beschlos-sene Therapie in seinen Lebensalltag.

    Anmerkung: Der Patient soll aktiv in die Entscheidungsfindung eingebunden wer-den. Hierfr muss, in Abhngigkeit von den Vorkenntnissen des Patienten, eine in-dividuelle Patientenedukation erfolgen.

    Mazeration

    Mazeration bezeichnet die Quellung oder Aufweichung von Gewebe durch lngeren Kontakt mit Flssigkeit.

    Anmerkung: In der Wundbehandlung ist die Mazeration der Epidermis am Wund-rand und in der Wundumgebung oft ein Zeichen fr unzureichendes Exsudatma-nagement.

    | Schreibweisen des ICW e. V. fr die Wundbehandlung

    Da es teils sehr unterschiedliche Schreib-weisen fr Begrifflichkeiten gibt, wollte der Vorstand des ICW e. V., gemeinsam mit dem Beirat, auch hier Unklarheiten be-seitigen. Es wurde daher ein Konsens ber die im Folgenden beschriebenen Schreib-

    weisen getroffen, die zuknftig in Doku-menten, die ber die ICW herausgebracht werden verwendet werden sollte.

    Ulcus/Ulkus

    Es existieren jeweils zwei akzeptierte Schreibweisen: Ulcus/Ulkus = singular Ulcera/Ulzera = plural

    Ulcus cruris

    Es werden folgende Schreibweisen festge-legt: Ulcus cruris: Eine Ulzeration an einem

    Unterschenkel Ulcera cruris: Mehrere Ulzerationen an

    einem Unterschenkel Ulcera crurum: Mehrere Ulzerationen

    an beiden UnterschenkelnBeispiel: Ulcus cruris venosum Ulcus cruris venosum Ulcera cruris venosa Ulcera crurum venosa

    Anmerkung: Die Teile des Beines mssen hinsichtlich der Manifestation von Wun-den strikt voneinander differenziert wer-den. Das obere Sprunggelenk trennt ana-tomisch den Unterschenkel vom Fu; das Kniegelenk trennt anatomisch den Unter-schenkel vom Oberschenkel.

    Beispiel: Ein diabetisches Fuulkus/diabetisches Fusyndrom gibt es nicht am Unterschenkel. Hier wird eine Wunde als Ulcus cruris diabeticorum bezeichnet. So-mit gibt es auch kein Ulcus cruris, z. B. mixtum, am Fu.

    Dekubitus

    Hier ist die Definition wesentlich schwie-riger, da es keine eindeutige Zuordnung zu einer lateinischen Deklination gibt. E