IST · ein Portfolio konstruieren, ... kurve erwartet sind und gleichzeitig ... bestimmten Währung...

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IST Management von Obligationenportfolios {lU} Duration und Risikomanagement in der Praxis Im ersten Teil unserer Serie über das Verwalten von Obligatio- nenportfolios wurde gezeigt, dass der Dreh- und Angelpunkt eines strukturierten Anlagepro- zesses der Gesamtmarkt ist. Passives Portfoliomanagement versucht den Markt möglichst genau abzubilden, wöhrend aktives Por~oIiomanagement be- wusst vom Markt abweicht, um einen Mehrertrag zu erwirtschaf- ten. ßeiden Ansötzen istgemein- sam, dass die wesentlichen Er- tLags-- uncL Risiko~genschaf~~n des Marktes und des Portfolios bekannt sein müssen. Im zweiten Teil der Serie wurde eine Kennziffer - die Duration respektive die Modified Duration - vorgestellt, welche viele Eigenschaftenvon Obli- gationen gleichzeitig berücksichtigt. Indem pro Lokalwährung die «Modi- fied Duration» (MD) des Portfolios mit derjenigen des Referenzindexesdivi- diertwird, lässtsicheine Kennzifferfür das Zinsrisiko (ZR) konstruieren. Be- trägt das ZR 1, so bedeutet dies, dass das Zinsrisiko des Portfolios jenem des Marktes entspricht. Esreagiert im selben Ausmass auf Zinsbewegun- gen wie der Markt, dargestellt durch einen Referenzindex wie z. B. dem J. P. Morgan. Falls das ZR grösser (kleiner) als 1 ist, so reagiert das Portfolio stärker (schwächer) auf Zins- bewegungen als das Marktportfolio. Zinsrisiken Ein aktiver Manager bildet Erwartun- gen über den Verlauf der Zinsen. Erwartet er sinkende Zinsen, wird er ein Portfolio konstruieren, das stärker auf Zinsbewegungen reagiert als der Markt, beispielsweise mit der Kenn- ziffer 1,2. Diese Zahl ist so zu inter- pretieren, dass das Zinsrisiko 20% über demjenigen des Marktes liegt. Wieso istder Portfoliomanager in der Auswahl der Laufzeit nicht noch ag- gressiver und bildet ein Portfolio mit einem ZRvon über 1,5? Liegter mit seinerAnnahme sinkenderZinsen rich- tig, dann würde das neue Portfolio 50% stärkerals das Marktportfolio auf Zinsbewegungen reagieren. Ob er sich so verhalten darf und soll, hängt davon ab, wie guter Zinsbewegungen voraussagenkann undwie risikobereit respektive risikofähig die Kapitalge- ber sind. Auch in diesem Zusammen- hang dürfte die (konservative)1rKennf nis gelten, dass sich der Mensch irren kann. Liegt der Por~oIiomanager auf der falschen Seite der Zinserwartung (d. h. die Zinsen steigen unerwartet), dann wird das obige Portfolio viel grössere Kapitalverluste erleiden als das Markportfolio. Risiko im Vergleich mit dem Marktindex Im IST-Aktuell vom Oktober haben wir gezeigt, dass sich die MD eines Port- tolios aus der kapitalisierungsgewich- tetenSummeder MD' seinzelnerAnlei- hen zusammensetzt. Hat der Anleger keine Meinung zum zukünftigen Ver- lauf der Zinsen, so bestehtdie rationa- le Strategie darin, die Por~oIiodura- tion derjenigen des Marktes gleich- zusetzen. Es resultiert ein ZR von 1. Weist das Marktportfolio beispiels- weise eine MD von 4 aus, so muss das Portfolio so konstruiert werden, dass die Gesamt-MD ebenfalls 4 beträgt. Die letzte Hürde bei der Kontrolle des Zinsrisikos besteht dar- in, dass die MD eines Portfolios auf verschiedenste Arten erreicht werden kann, eine Ziel-MD von 4 Jahren beispielsweise durch die Kombina- tion von kurzen und langen Laufzeiten oder durch den Erwerb einer Obliga- tion mit MD=4. Eine grosse Kombi- nationsvielfalt ist normalerweise er- wünscht, stellt uns aber vor zusätz- liche Probleme. \ Angenommen, die kurzfristigen Zinsl, sätzereduzierensichbeträchtlich,weil\ die Zentralbank die Geldschleuse öff-\ net, während die Sätze für Anleihen \ mit langer Laufzeit (d. h. am langen \ Ende der Zinskurve)stabil bleiben. In \ diesem Fall nützt es wenig, am lan- \ gen Endeder Zinskurveinvestiertzu \ sein, um von Zinsreduktionen respek- tive Kapitalgewinnen zu profitieren. Egrdie Bewirtschaftungeinespblig~a~ tionenpor~oIiosgenügtes demnach / nicht, nur die Gesamt-MD zu kontrol- lieren. Auch die Verteilung der MD auf der Zinskurvemussim Auge behal- ten werden. Wiederum gilt: Fallskei- ne bestimmtenVerformungender Zins- kurve erwartet sind und gleichzeitig der Gesamtertrag des Reterenzinde- xes egalisiert werden soll, so muss das ZR des Kurvensegmentsdem ZR des Indexesentsprechen. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Das Kapital eines Portfolios in einer bestimmten Währung ist zu 15% in Obligationen mit der Laufzeit von 5 bis 7 Jahren investiert. Die gewichtete MD dieser Laufzeitklassebetrage 4,3 Jahre. DasMarktportfolio enthält 10% der Kapitalisierung der entsprechen- den Währung in diesem Laufzeiten- bereich, und die MD betrage 4,0. Die Laufzeiten-MD und die Gewich- tung des Portfoliosweichen also vom Index ab. Wiederum lässt sich ein Zinsrisikomass (ZRK)berechnen, das wie üblich grösser, gleich oder klei- ner als 1 ist. Die Berechnungsweise lautet: Gewichtung des Porttolios in- nerhalb eines Laufzeitenbereichsmul- tipliziert mit der MD dieser Laufzeit- klasse, dividiert durch die Gewich-

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ISTManagement von Obligationenportfolios {lU}

Duration und Risikomanagementin der Praxis

Im ersten Teil unserer Serie über

das Verwalten von Obligatio-nenportfolios wurde gezeigt,dass der Dreh- und Angelpunkteines strukturierten Anlagepro-zesses der Gesamtmarkt ist.

Passives Portfoliomanagementversucht den Markt möglichstgenau abzubilden, wöhrendaktives Por~oIiomanagement be-wusst vom Markt abweicht, um

einen Mehrertrag zu erwirtschaf-ten. ßeiden Ansötzen istgemein-sam, dass die wesentlichen Er-

tLags-- uncL Risiko~genschaf~~ndes Marktes und des Portfoliosbekannt sein müssen.

Im zweiten Teil der Serie wurde eineKennziffer - die Duration respektivedie Modified Duration - vorgestellt,welche viele Eigenschaftenvon Obli-gationen gleichzeitig berücksichtigt.Indem pro Lokalwährung die «Modi-fied Duration» (MD) des Portfoliosmitderjenigen des Referenzindexesdivi-diertwird, lässtsicheine Kennzifferfürdas Zinsrisiko (ZR) konstruieren. Be-trägt das ZR 1, so bedeutet dies, dassdas Zinsrisiko des Portfolios jenemdes Marktes entspricht. Esreagiert imselben Ausmass auf Zinsbewegun-gen wie der Markt, dargestellt durcheinen Referenzindex wie z. B. dem

J.P. Morgan. Falls das ZR grösser(kleiner) als 1 ist, so reagiert dasPortfolio stärker (schwächer) auf Zins-bewegungen als das Marktportfolio.

Zinsrisiken

Ein aktiver Manager bildet Erwartun-gen über den Verlauf der Zinsen.Erwartet er sinkende Zinsen, wird erein Portfolio konstruieren,das stärker

auf Zinsbewegungen reagiert als derMarkt, beispielsweise mit der Kenn-ziffer 1,2. Diese Zahl ist so zu inter-pretieren, dass das Zinsrisiko 20%über demjenigen des Marktes liegt.

Wieso istder Portfoliomanager in derAuswahl der Laufzeit nicht noch ag-gressiver und bildet ein Portfolio miteinem ZRvon über 1,5? Liegter mitseinerAnnahme sinkenderZinsenrich-

tig, dann würde das neue Portfolio50% stärkeralsdas Marktportfolio aufZinsbewegungen reagieren. Ob ersich so verhalten darf und soll, hängtdavon ab, wie guter Zinsbewegungenvoraussagenkannundwie risikobereitrespektive risikofähig die Kapitalge-ber sind. Auch in diesem Zusammen-hang dürftedie (konservative)1rKennfnisgelten, dass sich der Mensch irrenkann. Liegtder Por~oIiomanager aufder falschen Seite der Zinserwartung(d.h. die Zinsen steigen unerwartet),dann wird das obige Portfolio vielgrössere Kapitalverluste erleiden alsdas Markportfolio.

Risiko im Vergleichmit dem Marktindex

Im IST-Aktuellvom Oktober haben wir

gezeigt, dass sich die MD eines Port-tolios ausder kapitalisierungsgewich-tetenSummederMD' seinzelnerAnlei-hen zusammensetzt.Hat der Anlegerkeine Meinung zum zukünftigen Ver-laufder Zinsen, so bestehtdie rationa-le Strategie darin, die Por~oIiodura-tion derjenigen des Marktes gleich-zusetzen. Es resultiert ein ZR von 1.Weist das Marktportfolio beispiels-weise eine MD von 4 aus, so mussdas Portfolio so konstruiert werden,dass die Gesamt-MD ebenfalls 4

beträgt. Die letzte Hürde bei derKontrolle des Zinsrisikos besteht dar-in, dass die MD eines Portfolios aufverschiedensteArten erreicht werdenkann, eine Ziel-MD von 4 Jahren

beispielsweise durch die Kombina-tion von kurzenund langen Laufzeitenoder durch den Erwerb einer Obliga-tion mit MD=4. Eine grosse Kombi-nationsvielfalt ist normalerweise er-wünscht, stellt uns aber vor zusätz-liche Probleme.

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Angenommen, die kurzfristigen Zinsl,sätzereduzierensichbeträchtlich,weil\die Zentralbank die Geldschleuse öff-\net, während die Sätze für Anleihen \mit langer Laufzeit (d. h. am langen \Ende der Zinskurve)stabil bleiben. In \diesem Fall nützt es wenig, am lan- \gen Endeder Zinskurveinvestiertzu \

sein, um von Zinsreduktionen respek-tive Kapitalgewinnen zu profitieren.Egrdie Bewirtschaftungeinespblig~a~tionenpor~oIiosgenügt es demnach/

nicht, nur die Gesamt-MD zu kontrol-lieren. Auch die Verteilung der MDauf der ZinskurvemussimAuge behal-ten werden. Wiederum gilt: Fallskei-nebestimmtenVerformungender Zins-kurve erwartet sind und gleichzeitigder Gesamtertrag des Reterenzinde-xes egalisiert werden soll, so mussdas ZR des Kurvensegmentsdem ZRdes Indexesentsprechen. EinBeispielsoll dies verdeutlichen:

Das Kapital eines Portfolios in einerbestimmten Währung ist zu 15% inObligationen mit der Laufzeit von 5bis 7 Jahren investiert.Die gewichteteMD dieser Laufzeitklassebetrage 4,3Jahre. DasMarktportfolio enthält 10%der Kapitalisierung der entsprechen-den Währung in diesem Laufzeiten-bereich, und die MD betrage 4,0.Die Laufzeiten-MD und die Gewich-

tung des Portfoliosweichen also vomIndex ab. Wiederum lässt sich einZinsrisikomass (ZRK)berechnen, daswie üblich grösser, gleich oder klei-ner als 1 ist. Die Berechnungsweiselautet: Gewichtung des Porttolios in-nerhalb eines Laufzeitenbereichsmul-

tipliziert mit der MD dieser Laufzeit-klasse, dividiert durch die Gewich-

tung des Indexes innerhalb der Lauf-zeitklasse und der entsprechendenWährung, multipliziert mit der Index-MD. Mit den Zahlen unseres Bei-

spiels:(0, 15x4,3)/(O, 1Ox4,O)=1,6.Diese Kennzifferwird analog zum ZRinterpretiert: UnserfiktivesBeispiel hatim Laufzeitensegment 5 bis 7 Jahreein um 60% grösseres l.insrisiko alsder Markt. Eine solche Ubergewich-tung ist dann erwünscht, wenn dieZinsen in diesem Laufzeitsegmentsin-ken.

Währungsrisiken

einem Index betrachtet. Fürdie Inter-

pretation solcherZahlen spieltes über-haupt keine Rolle,welcher Index ver-wendet wird.

Differenzierte Betrachtung

Die Risikostrukturdieses MOPs kamentweder zufällig zustande (passive

Ein Mehrwährungsobligationenport- Erwartung), oder der InvestorhcJtsei-- -falteTifvIßPlcmtBTltegt nebe1TLfem ne Erwartungen In -eine Anlogestra-

absoluten Zinsrisiko ZR und dem tegie übersetzt(aktiveErwartung).ObKurvenzinsrisiko ZRK auch einem diese Entscheidebewusstgefällt wur-Währungsrisiko. Wiederum lässtsich den oder zufällig zustandekamen, isteine RisikokennzifferWR berechnen. für die Interpretation der Zahlen undEin WR von 1 bedeutet, dass der damit für die Reaktion des Portfolios

Investormit einem stabilen Wechsel- auf Zins-undWährungsbewegungenkursrechnet. WR kleiner als 1 bedeu- nicht relevant. Da für die Währung 1tet: Die fragliche Währung wird gilt, WR grösser als 1, erwartet derschwächer tendieren und sollte im Investor, dass sich die Währung 1

Por~oIi() untergewichtet werden. Ein gegenüber d.en andern W.?hr.ungenWR grosser als 1 bedeutet: Die frag- aufwerten wird. Das Verhaltnls 1,3liche Währung ist im Aufwind und deutetan, dass sich der Investorziem-wird übergewichtet. Die Berechnung lich sicher über die Aufwertung derdieser Kennziffer ist einfach: betreffenden Währung ist.Gleichzei-

tig ist das ZR kleiner als 1; diesbedeutet, dass unserInvestorsteigen-de Zinsen und damit Kapitalverlusteauf Obligationen der Währung 1erwartet. Da die Abweichung nur0, 1beträgt, mussgefolgert werden, dassdie Erwartung.steigender Zinsen nichtsehrstarkist.Ahnlich wird das Kurven-ZRder verschiedenen Laufzeitklasseninterpretiert. Der Investorerwartet sin-kende Zinsen im Bereich bis 5 Jahre,leicht steigende Sätze zwischen 5und 10 Jahren sowie stärker steigen-de Sätze bei Obligationen mit Lauf-zeiten über 10 Jahre. Die Strukturie-rung des Portfoliosin dieser Währunglässtauf einen Investorschliessen,der

ProzentualerAnteil der Währung imPortfoliodividiert durch den Sollanteil

im Index. Sind wir beispielsweise zu40% im Dollar engagiert und zu 60%in anderen Währungen und beträgtder Sollanteildes Dollarsam WeItport-folio respektive Index 50%, so ergibtsich ein WR von 40%:50%=0,80.Das heisst, unser Portfolio hat 80%des Währungsrisikos des Indexes.

Anhand derTabellewerden die vorge-stellten Risikomassean einem fiktivenMOP präsentiert. Das MOP bestehtaus 3 verschiedenen Währungen;die Risikenwerden im Vergleich zu

ausgesprochen differenzierte Erwar-tungenbezüglich Währungs- undZins-bewegungen gebildet hat. Das Teil-vermögen in der Währung 2 weist füralle Risikomasse1,0 aus. Diesbedeu-tet,dassversuchtwird, die Risikostrukturdes Marktes abzubilden. Einesolche

Strukturierungist dann sinnvoll, wennmansich überWährungs- undZinsbe-wegungen unsicher ist bzw. keineErwartungen bilden will. Die Strukturir1derVVahrung- Twelst rriiTeTnem -WR kleiner als 1 eine Abwertungs-erwartung aus und mit ZR > 1 eineSpekulation auf sinkende Zinsen vorallem am langen Laufzeitenende.

Perfektionierungdes Anlageprozesses

Damit möchten wir die IST-Serieüberdie Strukturierungvon Obligationen-anlagen abschliessen. Die Risikenderfestverzinslichen Vermögen der ISTwerden mitden beschriebenen Ansät-zen kontrolliert. Esmusserwähnt wer-den, dass Risiken vorhanden sind,egal ob sie quantifiziert oder einfachnurhingenommen werden. Nurwennsie quantitativ erfasstwerden, isteinekontrollierbare Anlagestrategie mög-lich. Dazu gehört auch, dass dieQuelle möglicher Entscheidungsfehlereines Porttoliomanagers eruiert wer-den kann. Wird diese Fehleranalyseüber die Zeit systematischbetrieben,so lässtsich der Anlageprozess immerweiter verbessern. Damit kann relativzu einem unstrukturiertenAnsatz das

Risikogesenkt und der Ertrag verbes-sert werden.

WR ZR ZRK ZRK ZRK

0-5 Jahre5-10 Jahre 10+

Währung 1 1.3 0.9 1.3 0.9 0.7

Währung 2 1.0 1.0 1.0 1.0 1.0

Währung 3 0.7 1.5 1.0 1.3 1.5