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Die Garde der FRANZÖSISCHE VORSTEHHUNDE Épagneuls oder Braques – die französischen Hühnerhunde blicken auf eine königliche Historie zurück. Gabriele Metz hat elf Jagdhelfer unserer Nachbarn porträtiert. Fotos: Julia Kauer, Gabriele Metz Épagneul Picard (l.) und Épagneul Bleu Picard 32 wildundhund.de Jagdhunde WILD UND HUND | 14/2016

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Die Garde der KönigeFRANZÖSISCHE VORSTEHHUNDE

Épagneuls oder Braques – die französischen Hühnerhunde blicken auf eine königliche Historie zurück. Gabriele Metz hat elf Jagdhelfer unserer Nachbarn porträtiert.

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Die Garde der KönigeRASSE PORTRÄT

Nur das Feinste vom Feinsten soll der Son-nenkönig Ludwig XIV. seinen Vorstehhunden im 17. Jahrhundert zukommen gelassen haben: Bis-quit und Kuchen vom Pastetenbäcker des Hofes. Bevor die Hühnerhunde zum Luxusgut des fran-zösischen Adels wurden, waren sie bis ins 16. Jahrhundert der Jagdhund der Bauern. Diese führten die Vierläufer hauptsächlich zur Jagd auf Enten, Rebhühner und Schnepfen. Mehrere Erlas-se in den Jahren 1578 bis 1607 führten zu einem Verbot der bäuerlichen Jagd mit dem Vorsteh-hund, weil man eine Übernutzung der Nieder-wildbesätze befürchtete.

Die ersten Vorstehhunde sollen aus Spanien nach Frankreich gekommen sein. Das spiegelt sich im Namensbestandteil „Épagneul“ einiger Rassen wider. Aus „espagnols“ wurden „spagneuls“ und schließlich „épagneuls“. Entstanden sind sie aus mehreren Züchtungen, die zunächst zwei Urstäm-me hervorbrachten: die langhaarige Form, aus der schließlich die franzö sischen „Épagneuls“ hervor-gingen, sowie eine eine kurzhaarige, den „Bra-que“. In diesem Namen findet sich das Wort Bra-cke und deutet vermutlich darauf hin, dass bereits während des ersten Kreuzzuges 1096 bis 1099 Meute- oder Laufhunde aus dem Osten eingezüch-tet wurden.

Erst mit der Französischen Revolution 1789 wurden die Vorrechte des Adels aufgehoben. Die streng gehüteten Jagdhunde kamen nun in jeder-manns Hände. Einzelne Rassen wurden erneut gekreuzt. Neue Rassen und Schläge entstanden. Offiziell vorgestellt und in drei Klassen eingeteilt wurden die Vierläufer erstmals auf der ersten fran-zösischen Hundeausstellung 1863 in Paris. Darun-ter auch der Braque Saint Germain, der noch heu-te gezüchtet wird.

In Deutschland werden die zwölf Rassen vom „Verein für Französiche Vorstehhunde“ (VBBFL) betreut. Für den Braque Dupuy sowie den Griffon Boulet gibt es allerdings keine FCI-anerkannte Zucht mehr. Der Épagneul Breton, landläufig Bre-tone genannt, wird züchterisch vom Club für Bre-tonische Vorstehhunde betreut.

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Barbet

Braque d’Auvergne

Viele bekannte Rassen, wie der Deutsch-Drahthaar, der Pudelpointer, der Griffon, aber auch der Irish Water Spaniel, gehen aus Kreuzungen mit dem Barbet hervor. Er bringt hervor-ragende jagdliche Eigenschaften mit, gilt als ausgeglichen, führerbezogen, gesellig und sehr wasserfreudig. Sei-ne Lernbereitschaft begeistert eben-

falls. Der Welthundeverband FCI hat den vielseitigen Vorstehhund aber in die Sektion „Wasserhunde“ versetzt. Damit wurde der Barbet zu einem Spezialisten deklariert.

Um zur Zucht zugelassen zu wer-den, müssen Barbets jedoch die An-lagenprüfung bestehen, die sich aus Suche, Vorstehen, Schussfestigkeit

an Land sowie im Wasser, Schleppe und Schweißarbeit zusammensetzt. Der Barbet ist ein Hund von mittle-rer Größe. Ein besonderes Merkmal der Rasse ist ihr dickes, wolliges Haar. Die 52 bis 65 Zentimeter gro-ßen Hunde gibt es in den Farben Weiß, Braun, Cremefarben, Schwarz, Grau, einfarbig oder gefleckt.

Der schwarz-weiße, kurzhaari-ge Vorstehhund stammt aus dem Zentralmassiv der Auverg-ne. Der Ursprung dieser Rasse geht auf die Mitte des 17. Jahr-hunderts zurück. Neben der Sprenkelung hat der bis zu 70 Zentimeter große Hund oft noch schwarze Platten oder Tüpfel. Der Kopf und die Be-hänge sollen laut FCI-Standard schwarz sein.

Der Braque d‘ Auvergne wird in seiner Heimat gerne auf Niederwild eingesetzt. Er arbeitet ruhig unter der Flinte und gilt als äußerst führerbe-zogen. Vor allem in Frankreich, aber auch in Italien, den Nie-derlanden, der Schweiz und in den USA ist er sehr beliebt.

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Braque Français Diese Rasse gilt als Ahne aller kurzhaarigen Vorstehhun-de. Ihr Ursprung geht auf das Mittelalter zurück. Heute gibt es zwei Schläge, den Braque Français Typ Gascogne und den Typ Pyrénées. Hunde vom „Pyrenäentyp“ wer-den bis zu 58 Zentimeter groß, die des Schlages „Gasco-gne“ bei gleichen Proportionen und Merkmalen bis zu 69 Zentimeter.

Rassetypische Farben sind Weiß mit braunen Platten, braune Schimmelung – ohne und mit Platten – sowie einfarbig Braun. Gerne wird er auch mit dem Deutsch-Kurzhaar verwechselt.

Ein guter Charakter, ein hervorragender Fährten- und Spursinn, eine ausgeprägte Bringfreude und viel Jagd-passion sollen den Braque Français neben Leichtführig-keit und Freude am Lernen auszeichnen. Sein Einsatzge-biet erstreckt sich auf die Arbeit eines Vollgebrauchs-hundes vor und nach dem Schuss.

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Braque de l’AriègeDie bis zu 67 Zentimeter großen Hunde sind die größten Vorstehhunde vom Typ „Braque“. Diese Rasse wäre jedoch beina-he ausgestorben. Es ist dem Engagement französischer Jagdhundefreunde zu ver-danken, dass der Braque de l’Ariège bis heute erhalten blieb. Die bis zu 67 Zentime-ter großen Hunde haben eine weiße Grundfarbe mit hellbraunen Platten oder Tüpfeln. Das Haarkleid ist kurz und fein.

Für die aus dem Departement Ariège im Südwesten Frankreichs stammende Rasse gibt es zurzeit keinen deutschen Züchter.

Braque du Bourbonnais Als typische Farbe des Braque du Bour-bonnais gilt eine weiße Grundfarbe mit rötlichbraunen, kleinen Flecken und Tupfen. Mit einem Stockmaß zwischen 54 und 58 Zentimetern ist der Bour-bonnais ein mittelgroßer Vorstehhund.

Im 17. Jahrhundert schätzte man die Rasse besonders am französischen Kö-nigshof, was später im Zuge der Franzö-sischen Revolution fast für ihre Ausrot-tung sorgte. Doch sie überlebte und be-geistert heute mit ihrem kräftigen Kör-perbau und ihrer Ausdauer. Als rassety-pisch gilt die Suche mit hoher Nase, und auch das feste Vorstehen gehört zu ih-ren Qualitäten. Ebenso wie ein freundli-ches Wesen und eine bestechende Sanftheit.

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Épagneul Pont Audemer

Braque St. GermainDer Braque St. Germain wird auch als „Hund der Könige, König der Hunde“ bezeichnet. Sein Ur-sprung geht auf das 19. Jahrhundert und direkt auf Hunde zurück, die zuvor unter dem französi-schen König Louis XV. (1710 bis 1774) ihre Blüte-zeit erlebten und mit Pointern verpaart wurden. Fast jeder Edelmann wünschte sich einen Hund dieser Rasse. Der Erfolg setzte sich fort. Bis 1860 sollen immer wieder Pointer eingekreuzt worden sein, wobei dazu jedoch nur weiß-orange-farbige Vertreter der englischen Vorstehhunde benutzt worden sein sollen. Die Rasse wurde um 1830 in den königlichen Hundezwingern zunächst in Compiègne, danach in Saint-Germain-en-Laye weiter entwickelt.

1863 auf der ersten Pariser Hundeausstellung war sie die am stärksten vertretene Vorstehhund-rasse. Heute gibt es auch in Deutschland Züchter der bis zu 62 Zentimeter großen Rasse, deren Haarkleid weiß mit organgefarbenen Platten ist.

Der Hund, der aussieht als hätte er eine Perücke auf dem Kopf, gilt bei Ken-nern als der beste Wasserhund der Welt. Die Fellfarbe des bis zu 58 Zentime-ter hohen Vierläufers erinnert entfernt an den Deutschen Wachtelhund. Un-tersetzter, kräftiger Körperbau, kastanienbraunes oder braungraues Haarkleid, gekräuselt, leicht rau und extrem dicht – das sind einige typische Rassemerkmale. Der Épagneul Pont Audemer soll ausgesprochen robust und ausdauernd sein und genießt den Ruf eines unermüdlich stöbernden und apportierenden Jagdhundes. In sumpfigem Gelände läuft der aus der Nor-mandie stammende Franzose zu Hochtouren auf.

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Der Épagneul Breton ist mit einer maxima-len Schulterhöhe von 51 Zentimetern der kleinste Vorstehhund. In seiner Heimat ist er heutzutage die am häufigsten geführte Vor-stehhundrasse.

Der Bretone gilt als vielseitig einsetzbarer Jagdhelfer. Insbesondere ihre Feinnasigkeit, die konzentrierte und weiträumige Feldsu-che sowie nicht minder das spontane und feste Vorstehen zeichnen diese Rasse aus.

Wahrscheinlich ist dieser Hund einer der ältesten Vertreter der Vorstehhunde vom Typ „Spaniel“. Er wurde seit Beginn des 20. Jahr-hunderts durch Zuchtauslese und verschie-dene Kreuzungen veredelt. Ein erster Stan-dardentwurf wurde im Jahre 1907 in Nantes erstellt und 1908 in Loudéac (früher Depar-tement Côtes du Nord, heute Côtes d‘Armor) anlässlich der ersten Generalversammlung des Klubs vorgestellt und genehmigt.

Épagneul Français

Braque St. Germain

Auf den ersten Blick hält man den Épagneul Français für einen Kleinen Münsterländer oder einen Deutsch-Lang-haar. Die Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen.

Im Mittelalter war er für seine Leistungen bei der Netzjagd berühmt. Im 17. Jahrhundert setzte man ihn in Versailles vorzugsweise für die Fasanen- und Rebhuhn-jagd ein. Die Französische Revolution dezimierte die Rasse erheblich, doch Mitte des 19. Jahrhunderts be-gann ihr Comeback. Ein französischer Priester schuf

eine neue Zuchtbasis und legte den Grundstein für die Rasse.

Der Épagneul Français ist ein Vorstehhund vom Typ Spaniel, der bis zu 63 Zentimeter groß werden kann. Das lange Haarkleid wird von vielen als elegant und attraktiv empfunden. Eine feine Nase, sicheres Finden, Vor- und Durchstehen bei Suche und Buschieren sind Merkmale der Rasse, deren Fellfärbung aus weißem Grund und braunen Platten besteht.

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Épagneul Bleu Picard

Épagneul Picard

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Auch er war ein Günstling des französischen Königsho-fes. Der Épagneul Picard stammt aus der Picardie, in der Feld, Wasser, Wald und Sumpf dominieren. Ein Ge-lände, das einen robusten, arbeitsfreudigen Hund er-fordert – einen wie den Épagneul Picard.

Ähnlichkeiten zum Deutsch-Langhaar und dem Gro-ßen Münsterländer sind – wie beim Bleu Picard – nicht von der Hand zu weisen. Er ist mit 62 Zentimetern Stock-maß der kräftigste der französischen Langhaarrassen

und wurde 1908 als eigenständige Rasse anerkannt. In Deutschland schätzen Jäger die Hunde aufgrund ihres Jagdverstands, ihrer Ruhe und Passion. Hinzu kommen die Zuverlässigkeit bei Nachsuchen, eine enorme Was-serpassion sowie eine kurze, ruhige Suche unter der Flin-te – kurzum: die Fähigkeiten eines Vollgebrauchshundes.

Die Grundfarbe ist immer braun, durchsetzt mit grau-en Sprenkeln und Platten. Dazu kommen die lohfarbenen Abzeichen.

Der Bleu Picard stammt aus dem Nor-den Frankreichs und ist eine Farbmuta-tion des Épagneul Picard. Der „blaue“ Picard ist mit maximal 60 Zentimetern meist etwas kleiner als sein brauner Bruder. Erste Erwähnungen gehen auf das 16. Jahrhundert zurück. Die Rasse ist – trotz der Farbbezeichnung Bleu (Blau) – schwarz. Eine Farbe, die es in Frankreichs Jagdhundegeschichte nie gab. Da sie dennoch fortbestand, muss die Rasse durch herausragende jagdli-che Leistungen überzeugt haben. Es gibt sogar zwei Linien: eine nordfran-zösische, die von der Statur her dem Picard gleicht, und eine südfranzösi-sche, die feingliedriger ist.

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Weitere Infos: Verein für Französische Vorstehhunde e. V. (VBBFL)Max O. Weindler, Telefon: 09643 3742, Homepage: vbbfl.de

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